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Richard Rost Das Projekt «Bergsturzoper» Die Präsenz des ... - SBKV

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Hannes SteigerLiebe MitgliederPROLOGSeit sieben Jahren ziehen sichdie ursprünglich vom <strong>SBKV</strong>an geregten Verhandlungen mitdem Schweizerischen Bühnenverband(SBV) um eine Erneuerungder beiden nationalen Gesamtarbeitsverträgedahin; es geht umden Gesamtarbeitsvertrag für daskünstlerische Solopersonal (GAVSolo) und um den Gesamtarbeitsvertragfür das Chor- und Ballettgruppenpersonal(GAV Chor undBallett).<strong>Die</strong> Verhandlungen kamen langsamvoran. Und öfters mal ver irrtensie sich auf Nebenschauplätze. AbNovember 2010 standen sie einJahr lang still. <strong>Die</strong> Arbeitgeberseitehat im Juni 2011 beide Gesamtarbeitsverträgeauf Ende Juli 2013gar gekündigt. Auf Betreiben <strong>des</strong><strong>SBKV</strong> sind im November 2011 zwarwieder Verhandlungen zustandegekommen, aber sie schlepptensich weiterhin sehr zäh dahin. Der<strong>SBKV</strong> hat wiederholt klargestellt,dass es einen engen Zusammenhanggebe zwischen öffentlichenTheatersubventionen und der Bereitschaftder Arbeitgeberseite zueinem angemessenen kollektivvertraglichenSchutz darstellenderKünstlerinnen und Künstler.Ab Oktober 2012 verbessertesich die Verhandlungsbereitschaftmerklich. Es sind verschiedeneArbeitsgruppen entstanden, nunendlich kamen die Verhandlungenvoran.Aber nun fehlte auf einmal dieZeit, denn Ende Juli 2013 liefendie beiden nationalen Gesamtarbeitsverträgeaus. Ab 1. Augustgalt ein sogenannter vertragsloserZustand.Im <strong>SBKV</strong> hatte man sich daraufvorbereitet. Man hatte sich aberauch stets zu einer guten Sozialpartnerschaftbekannt und harrte<strong>des</strong>halb erst einmal der Dinge, dieda kommen sollten.Sie kamen: Mit Brief vom 12.August 2013 erklärte sich dieArbeitgeberseite bereit, zur Überbrückung<strong>des</strong> vertragslosen Zustan<strong>des</strong>«die normativen und dieindirekt vertragsrechtlichen Bestimmungender GAV Solo undGruppen bis zum 31. Dezember2013 einzuhalten». Man erwarte,so hiess es weiter, dass der <strong>SBKV</strong>dasselbe tue und seine Mitgliederentsprechend anweise.Nun, im Unterschied zur Arbeitgeberseitehat der <strong>SBKV</strong> nie Gesamtarbeitsverträgegekündigt.Er erachtet die Hinweise <strong>des</strong> SBV<strong>des</strong>halb als Signale zum Besseren,erklärt sich einverstanden mit demSchreiben <strong>des</strong> Bühnenverban<strong>des</strong>und ist sich sicher, dass die Mitgliederdas genauso sehen.A n g e m e s s e n e Gesamtarbeitsverträgesind tatsächlichdie beste Methode, um die Solidaritätder öffentlichen Hand undmithin aller, die Steuern zahlen,mit unseren Theatern auch in Zukunftzu sichern.Herzliche GrüsseHannes SteigerGeschäftsführerFLUSTERKASTEN…BaselStück Labor Basel, das Förderprogrammfür Schweizer Gegenwartsdramatik,hat auch in derSaison 2013/14 drei neue Hausautorenschaftenan SchweizerTheater vermittelt. <strong>Die</strong> schweizerisch-ungarischeAutorin und PerformerinMelinda Nadj Abonjiist Hausautorin am Theater Basel,Martina Clavadetscher am LuzernerTheater und der DramatikerPhilipp Löhle am KonzertTheater Bern. <strong>Die</strong> Uraufführungenihrer Stücke finden im Februar,März und Mai statt.…Bern<strong>Die</strong> 45 Millionen teure Sanierung<strong>des</strong> Stadttheaters Bern, getragenvon Kanton, Stadt und Regionsgemeinden,zu realisieren, istschwieriger als gedacht. Zuersteinmal sprachen bisher einige derRegionsgemeinden keinen odereinen geringeren Beitrag als vorgesehenan die Sanierung; fast 5Millionen Franken sollten von denRegionsgemeinden getragen werden,nun sind es im besten Fallenoch 3,5 Millionen Franken. Auchdem Ja <strong>des</strong> Stadtparlaments zum19,05-Millionen-Franken-Beitraggingen Diskussionen voraus, dader zuständigen Kommission fürSoziales, Bildung und Kultur einBericht <strong>des</strong> Ingenieurbüros Emchund Berger vorenthalten wordenwar, der auf Mängel bezüglichTitelbild: Chorszene aus Dmitri Schostakowitsch’ «Lady Macbeth von Mzensk», Opernhaus Zürich 2012/13,© Foto: Monika Rittershaus2 Ensemble Nr. 82


…Graubünden<strong>Das</strong> Bündner Origen Festival Culturalwird auch 2014 weiterbestehen.Sein Gründer und LeiterGiovanni Netzer, der 2012 denBündner Kulturpreis für sein Schaffenerhielt, äusserte sich zuversichtlich,die benötigten Mittel von dreiMillionen Franken zusammenzubringen.<strong>Das</strong> Festival, das sich «zurPiazza Grande, © Foto: Festival del film Locarnokulturellen Kraft einer dreisprachigenRegion, die vom Austauschlebt», bekennt und vor allem derFörderung und Produktion vonneuem, professionellem Musiktheaterwidmet, besitzt mit der BurgRiom einen eigenen Theatersaal,spielt aber auch an anderen Ortenin Graubünden, beispielsweisefand 2013 die Produktion «Noah»am Staudamm von Marmoreraim bündnerischen Oberhalbsteinstatt. <strong>Das</strong> Festival wird in seinerzehnten Spielzeit fünf Produktionenüber Karl den Grossen präsentieren,<strong>des</strong>sen To<strong>des</strong>tag sich am28. Januar zum 1200. Mal jährt. Esist die bisher grösste und teuersteAusgabe <strong>des</strong> Festivals.Premio Cinema Ticino, ging an diebeiden Tessiner ProduktionsfirmenAmka Films und Ventura Film.Der alle zwei Jahre vergebene Preiswurde diesmal am 14. August2013 auf der Piazza Grande in Locarnoverliehen.…OltenAm 1. Juni gingen die 26. OltnerKabarett-Tage mit einem Besucherrekordzu Ende. Rund 7'000Besucherinnen und Besucherzählten die Organisatoren. <strong>Das</strong>entspricht einer Auslastung von90 Prozent. Sieger <strong>des</strong> Newcomer-Wettbewerbs«Sprungfeder»wurde der Deutsche MichaelFeindler.…Thun<strong>Die</strong> Thunerseespiele konnten mitihrer diesjährigen Produktion, derMusicalversion von Dürrenmattstragischer Komödie «Der Besuchder alten Dame» nicht an den Erfolgvon «Titanic – das Musical»anknüpfen. Schon im Vorverkauflag die Zahl der verkauften Ticketsunter denen der letztjährigen Produktion,und zur Halbzeit verzeichnetendie Thunerseespiele 10 bis15 Prozent weniger Besucherinnenund Besucher als erwartet. <strong>Die</strong>seZahlen änderte sich auch bis zurDernière nicht mehr. «Wir konntendie budgetierte Auslastung von 80Prozent nicht erreichen, sondernliegen 15 Prozent darunter», so dieMedienverantwortliche Silvia Rivola.<strong>Das</strong> entstandene Defizit kannaus den Reserven gedeckt werden.…WinterthurVom 22. bis 31. Mai 2014 findendie ersten Schweizer Theatertageim Theater Winterthur statt.<strong>Die</strong> Initiative dazu ging vom SchweizerischenBühnenverband aus, in…Locarno<strong>Die</strong> 2009 vom Tessiner Regierungsratund dem Filmfestival in Locarnolancierte Auszeichnung,der mit 30'000 Franken dotierte«Der Besuch der alten Dame – das Musical», © Foto: Thunerseespiele AG4 Ensemble Nr. 82


PERSÖNLICHESDer Regisseur Fabian Alder erhielteinen der mit je 25'000Franken dotierten Förderbeiträge<strong>des</strong> Kantons Thurgau, die für diepersönliche künstlerische Weiterbildungund Weiterentwicklungbestimmt sind. 1981 geborenund in Weinfelden aufgewachsen,absolvierte er ein Studium ander Hochschule für Schauspielkunst«Ernst Busch» in Berlin. Danachwar er als Regieassistent amSchauspiel Essen und am SchauspielhausZürich tätig. Seit 2005arbeitet er als Regisseur; zurzeitist er Hausregisseur am TheaterAugsburg.Der Schweizer Tänzerin und ChoreografinAndrea Boll, seit Mai2011 Leiterin <strong>des</strong> TanzhausesZürich, wurde auf Ende der Saison2013/14 gekündigt. Begründetwird der Entscheid in einerMedienmitteilung <strong>des</strong> Trägervereins<strong>des</strong> Tanzhauses mit divergierendenMeinungen überden Umgang mit den Folgen <strong>des</strong>Bran<strong>des</strong> im Tanzhaus im Oktober2012. Andrea Boll ihrerseitszeigte sich enttäuscht über dasKommunikations- und Krisenmanagement<strong>des</strong> Trägervereins undkündigte an, das Tanzhaus bereitsEnde Januar 2014 zu verlassen.<strong>Die</strong> beiden Co-Leiterinnen <strong>des</strong>Kleintheaters Luzern, BarbaraAnderhub und Pia Fassbind, diedas Haus im Sommer 2014 nachzehn Jahren verlassen, erhielteneinen der mit 10'000 Frankendotierten Anerkennungspreise2013 der Stadt Luzern. <strong>Die</strong> Preisübergabefindet am 17. November2013 im Luzerner Theaterstatt.<strong>Die</strong> 1991 geborene SchweizerAutorin Katja Brunner wurde inder Kritikerumfrage der Fachzeitschrift«Theater heute» für ihr10 Jahre lang Co-Leiterinnen <strong>des</strong> Kleintheaters Luzern:Barbara Anderhub (links) und Pia Fassbind, © Foto: zvgStück «Von den Beinen zu kurz»zur «Nachwuchsdramatikerin <strong>des</strong>Jahres» gewählt. Ihr Stück, dasKindsmissbrauch thematisiert,wurde im Mai bereits mit demMülheimer Dramatikerpreis 2013ausgezeichnet.Der schweizerisch-deutsche Regisseur,Produzent und DrehbuchautorMarc Forster präsidiertneu die Jury <strong>des</strong> Zurich Film Festival(ZFF). Forster freute sich überdie Berufung und äusserte sichgegenüber der Presse folgendermassen:«Ich habe die Erfolgsgeschichte<strong>des</strong> Zurich Film Festivalaus der Ferne mitverfolgt und binsicher, dass mir eine spannendeArbeit bevorsteht.»Der 31-jährige in Kiew geboreneund in Bern aufgewachseneDmitrij Gawrisch erhielt am 15.Juni für sein Stückkonzept mitdem Titel «Mal was Afrika» denJurypreis <strong>des</strong> 2. Autorenwettbewerbsder Theater Konstanzund St. Gallen. Der Preis, dermit 10'000 Franken dotiert ist,impliziert auch ein Aufenthaltsstipendiumim Wert von 10'000Franken am Theater St. Gallen,um das Stück dort fertig stellenzu können. <strong>Die</strong> Uraufführungfindet im Frühjahr 2014 in derLokremise in St. Gallen statt; imMai ist die Inszenierung dann inKonstanz zu sehen. Rebecca C.Schnyder gewann mit ihremStückkonzept «<strong>Das</strong> was bleibt»den mit 2'000 Franken dotiertenPublikumspreis.Der 57-jährige Leopold Hubererhielt im August den Kulturpreis2013 <strong>des</strong> Kantons Thurgau, dermit 20'000 Franken dotiert ist.Der langjährige Leiter <strong>des</strong> See-Burgtheaters in Kreuzlingen habedas Theater zu einem wichtigenKulturereignis im Thurgau entwickelt,so im Communiqué, undhabe sich als Autor von Büchern,Hörspielen und Drehbüchern,insbesondere aber als Regisseurund Produzent in den SpartenSchauspiel, Musiktheater undFilm sowohl im Thurgau als auchim grenznahen Raum profiliert.Huber, der am Max-Reinhardt-Seminar in Wien seine Regie- und6 Ensemble Nr. 82


hen, dies beruflich tun, ist in derSchweiz nicht sehr verbreitet.Chorsingen gilt in der Schweizeher als Feierabendbeschäftigungund Vereinsbeschäftigung,der man einmal in der Woche amAbend nachgeht. <strong>Die</strong> Anforderungen,die an einen professionellenChorsänger gestellt werden,sind, was Intonation, Rhythmusund chorische Disziplin angehtoft weitaus höher, als es bei Solistenverlangt wird. Solisten bringenihr eigenes Timbre mit undkönnen sich ganz auf ihre eigenePersönlichkeit konzentrieren,während der Chorsänger stetsbemüht sein muss, sich klanglichund farblich dem Gesamtklanganzupassen. Oft wundern sichdie Zuhörer in der Oper «Lohengrin»,wenn nach dem A-capella-Quintett der Solisten im erstenAkt die Intonation abfällt und derChor dann gemeinschaftlich wiederauf einem B einsetzt.Weder das BerufsinformationszentrumBIZ, noch das Lohnbuchder Stadt Zürich kennen den Beruf<strong>des</strong> Opernchorsängers. <strong>Die</strong>Notwendigkeit einer professionellenAusbildung für den Beruf <strong>des</strong>Opernchorsängers hat sich nochnicht überall herumgesprochen.So werden sogar an GAV-TheaternOpern mit Amateurchörenbesetzt. Uns gelang es nun nachjahrelangem Drängen, dass dasOpernhaus Zürich eingewilligthat, einer Arbeitsplatzbewertungzuzustimmen. <strong>Das</strong> Ergebnis dieserStudie eines unabhängigenInstituts wird in Kürze vorgelegtund von allen Chormitgliedernmit Spannung erwartet. Dabeigeht es nicht nur um eine neuefinanzielle Einstufung <strong>des</strong> BerufesOpernchorsänger, sondern auchum das Bewusstmachen <strong>des</strong> Berufsbil<strong>des</strong>in der Öffentlichkeit,denn wer den Beruf nicht kennt,kann schwerlich davon überzeugtwerden, dass der Chorsängeram Nachmittag frei haben muss,wenn er am Abend bis 23 UhrVorstellung hat und am nächstenMorgen wieder um 10 Uhr Probe.Ein weiteres Problemfeld für denOpernchor ist, dass die Ruhezeitennicht eingehalten werden, wie imneuen Arbeitsgesetz vorgeschrieben,das seit nun schon zwölfJahren angewendet werden soll.Chorszene aus <strong>Richard</strong> Wagners «Der fliegende Holländer», Opernhaus Zürich 2012/13© Foto: T+T Fotografie/Toni Suter10 Ensemble Nr. 82


Dabei hat das Theater vor allemmit der Sonntagsarbeit ein grossesProblem, die in der Konsequenzverlangt, dass im Anschluss 47Stunden Ruhezeit gewährt werden.Wir haben immer wieder aufdiese Nichteinhaltung hingewiesenund meine Nachfolger sindauf dem besten Weg, dieses Problemzusammen mit dem SECOund dem Arbeitgeber zu lösen.Es ist uns auch gelungen, die vomArbeitsgesetz geforderte zweiwöchigePlanung der Arbeitszeit amOpernhaus Zürich durchzusetzen.Kurzfristig ausfallende Probendürfen nun nicht mehr als freiehalbe Tage angerechnet werden.Vor allem Alleinerziehenden undFamilien mit Kindern hilft dieseRegelung, da sie eine Planung <strong>des</strong>Nachmittags ermöglicht.Nachdem unser Hausvertrag 2011von der neuen Direktion gekündigtworden war, ist es uns gelungen,eine Zehn-<strong>Die</strong>nste-Woche amOpernhaus Zürich zu etablieren,auch werden jetzt Ankleide- undSchminkzeit sowie Auskleide- undAbschminkzeit als Arbeitszeit anerkannt.16 Kolleginnen und Kollegen <strong>des</strong>Opernchores Zürich leiden unterProblemen mit ihrem Gehör. Nachdemwir in den letzten Jahren dreiKollegen und Kolleginnen wegenakustischen Unfällen auf der Bühnein die IV verloren hatten, wurdeendlich in Zusammenarbeit mitder SUVA ein Monitoring-Systemeingerichtet. Es misst, welchenausser gewöhnlichen Belastungendas Gehör eines Musikers oderSängers während Proben und Vorstellungenausgeliefert ist.<strong>Die</strong> Tatsache, in einem autoritärgeführten, hoch subventioniertenUnternehmen, das ein Opernhausnun einmal ist, auf gesundheitlicheund rechtliche Unzulänglichkeitenhinzuweisen, wird schnellals Bremsertum und als unkünstlerischbezeichnet, wie ich auchfeststellen musste, dass gewerkschaftlicheArbeit bei Arbeitgeberseitein der Akzeptanz noch vielSpielraum nach oben hat.Wo sehen Sie langfristigHandlungsbedarf?Der Beruf <strong>des</strong> Opernchorsängersmuss dringend attraktiver gemachtwerden. <strong>Das</strong>s es im Chor<strong>des</strong> Opernhauses Zürich mit 60Stellen keinen einzigen gebürtigenSchweizer mehr gibt, spricht Bändeund lässt sich mit der Situationin Pflegeberufen oder im Gastgewerbevergleichen. Obwohl in derganzen Schweiz an verschiedenenInstituten jährlich 60 bis 80 Sängerinnenund Sänger ausgebildetwerden, findet keiner den Weg zueinem Vorsingen ans OpernhausZürich.In den letzten 15 Jahren haben 25Chorsänger und Chorsängerinnen<strong>Richard</strong> <strong>Rost</strong>1958 in Leeder in Bayern geboren,absolvierte <strong>Richard</strong> <strong>Rost</strong>nach dem Abitur und dem Zivildienst eindas OHZ nach einer mehr oder wenigerlangen Tätigkeit wieder verlassen.<strong>Die</strong> Verantwortlichen solltensich dringend über die Gründedieser Fluktuation Gedanken machen.Regisseure und Dirigentenfordern und erwarten immer mehrvom künstlerischen Personal, vorallem von den Chorsängerinnenund Chorsängern. <strong>Die</strong> Verantwortlichenmüssten sich ebenfallsdie Frage stellen lassen, warumkaum jemand bei einem Vorsingenengagiert wird,<strong>Richard</strong> <strong>Rost</strong>, © Foto: zvgStudium am Leopold-Mozart-Konservatorium in Augsburg, das er1984 mit dem Konzert- und Operndiplom als Tenor und dem Musiklehrerdiplomabschloss. Nach einer Spielzeit am internationalenOpernstudio Zürich erhielt er einen Solovertrag am Opernhaus Zürich,sang eine Saison an der Opera Factory Zürich und war von 1987bis 1990 wiederum am Opernhaus Zürich verpflichtet, diesmal miteinem Chorvertrag. Daraufhin war er freiberuflich tätig, gab Konzerteunter anderem unter den Dirigenten Ferdinand Leitner undRalf Weikert, ging auf Tourneen (unter anderem von 1990 bis 1993als Freddy in «My Fair Lady»), gab Gastspiele im In- und Auslandund absolvierte von 1988 bis 2000 weiterführende Gesangstudienbei Gösta Winbergh, Josef Metternich und Nicolai Jossifov. Von1990 bis 2011 war er zudem auf diversen Kreuzfahrtschiffen derReedereien Deilmann und Cunard Lines als Conferencier und klassischerSänger engagiert, von 1985 bis 2005 war er als Mitgliedim Bayreuther Festspielchor verpflichtet und amtete dort 1990 bis2003 als Chorvorstand. Von 2005 bis 2012/13 war er festes Chormitgliedim Chor <strong>des</strong> Opernhauses Zürich, seit September 2013 ister dort als Gast engagiert, 2008 bis 2013 war er dort zudem alsChorvorstand und als Obmann der Ortsgruppe <strong>des</strong> Opernhausestätig, seit 2008 ist er im Vorstand <strong>des</strong> <strong>SBKV</strong>. 2005 gründete er undleitet seither das musikalische Trio «Tenorsfirst». Er wurde mehrfachausgezeichnet, unter anderem erhielt er 1987 den Kulturpreis derStadt Landsberg am Lech.Ensemble Nr. 82 11


sondern die allermeisten nicht genügen.Soziale Nachteile, die Wochenend-und Feiertags arbeit mitsich bringen, sollten durch eineFünftagewoche, wie sie in den allermeistenBerufen der Schweiz üblichist, ausgeglichen werden.Wie vom Arbeitsgesetz vorgesehen,sollten den Vorständen Mitspracherechteund Mitwirkungsrechtebei Planung von Proben und Vorstellungengewährt werden. In anderenBerufen hat es sich längstherumgesprochen, dass es einenZusammenhang gibt zwischen aktiverMitgestaltung im Betrieb undzufriedenen, motivierten Mitarbeitern.Es stellt sich auch die Frage, obes nicht sinnvoll wäre, bestimmteBereiche <strong>des</strong> Opernchores, wie beiden Orchestern längst üblich, untereine Art Selbstverwaltung zu stellen.Ein aufgeblähter Spielplan, mit biszu 10 Premieren für den Opernchor,der keinerlei Rücksicht nimmt aufdie stimmliche und akustische Belastungder einzelnen Mitglieder,sollte endgültig der Vergangenheitangehören und einer verantwortungsvollenPlanung weichen, wiees unter der neuen Intendanz Homokibereits geschehen ist. ZufriedeneMitarbeiter sind motiviert undzu Höchstleistungen fähig. Frustrationund Desinteresse sind keinemUnternehmen dienlich, vor allemnicht der Oper, die von den Mitwirkendenauf der Bühne Emotion,Herz und Einsatz fordert. <strong>Das</strong> sindwir dem Publikum schuldig, daswiederum unsere Arbeitsplätze sichert.Was sind Ihre Wünschefür die Zukunft?Regisseure und Intendanten sollteneinen guten Weg finden, um dasan der Oper zu bewahren, was siebisher über Jahrhunderte hat überlebenlassen, nämlich durch daskongeniale Zusammenspiel vonMusik und Szene die Menschenim Innersten zu berühren. <strong>Die</strong> aufder Bühne stehenden Künstler habenimmer einer besonderen Behandlungbedurft und hatten esvon jeher schwer, sich in der Gesellschaftzu etablieren, ja warensogar Aussenseiter. Da die eigenePräsentation auf einer Bühne, seies mit Gesang, Sprache oder Tanznur dank besonderer Talente undFähigkeiten möglich ist und denKünstler verletzlich macht, solltedieser besonderen Schutz geniessen.Sängerinnen und Sängermüssen ein diszipliniertes und entbehrungsreichesLeben führen, umim entscheidenden Moment mitaller Energie zur Verfügung zu stehenund zu überzeugen. Ihr Auftrittbeginnt, wenn andere ihre Arbeitbeendet haben, am Abend, zudemsingen sie am Wochenende und anFeiertagen. Gesetzgeber, Arbeitgeberund Vorgesetzte sollten das nievergessen und in ihren Entscheidungenauf diese speziellen Bedürfnissenach ihren MöglichkeitenRücksicht nehmen.RECHT IM ALLTAG<strong>Projekt</strong> <strong>«Bergsturzoper»</strong>:<strong>Das</strong> Bun<strong>des</strong>gerichthat entschiedenWenn Künstlerinnen und Künstler in der freien Szene ihre Gageneinklagen müssen, weil die Produktion nicht den erwünschtenfinanziellen Erfolg hatte und mit einem Defizit abschloss,brauchen sie manchmal einen langen Atem und unter Umständenauch finanzielle Mittel. Beim <strong>Projekt</strong> <strong>«Bergsturzoper»</strong>, einerProduktion <strong>des</strong> Trägervereins «Freunde der Bergsturzoper» von2006, ging es durch alle Instanzen. Vom Bezirksgericht Schwyzüber das Kantonsgericht Schwyz bis vors Bun<strong>des</strong>gericht, dasin diesem Fall 2013 zugunsten <strong>des</strong> beklagten Vereinsvorstan<strong>des</strong>entschied. Als Erfolg kann trotzdem gewertet werden, dassVereinsvorstände in Zukunft ihre Verantwortung nicht mehr soselbstverständlich an einen Trägerverein abschieben können. Siemüssen unter Umständen damit rechnen, auch persönlich für ihrVerhalten zur Verantwortung gezogen zu werden.Wie wir an dieser Stelle schon früherberichtet haben («Ensemble»Nr. 75/2012), ist 2006 zum 200.Jahrestag <strong>des</strong> Goldauer Bergsturzesdie Oper «Der Bergsturz» <strong>des</strong>Wiener Komponisten Joseph Weigelim MythenForum in Schwyzaufgeführt worden. Daraus ist einDefizit von über 300’000 Frankenentstanden. Der für das <strong>Projekt</strong>verantwortliche Trägerverein bliebden mitwirkenden Künstlerinnenund Künstlern den Lohn schuldig.Um die ausgebliebenen Löhnewenigstens teilweise von der Arbeitslosenversicherungerstattetzu bekommen, mussten die Bühnenschaffendenrechtlich gegenden Trägerverein vorgehen. <strong>Die</strong>Arbeitslosenversicherung konntedaraufhin sogenannte Insolvenzentschädigungenauszahlen.Weil die Betreibungen der Künstlerinnenund Künstler für die12 Ensemble Nr. 82


Honorarforderungen vom Vorstand<strong>des</strong> Vereins «Freunde derBergsturzoper» zuvor systematischmit Rechtsvorschlägen zurückgewiesenworden waren,statt den offensichtlich überschuldetenVerein für zahlungsunfähigzu erklären, musstendie darstellenden Künstlerinnenund Künstler neue Verfahren(Rechts öffnungen, arbeitsrechtlicheSühneverfahren und Prozesse)einleiten, woraus ihnenZusatzkosten von 36'500 Frankenentstanden.Nach verschiedenen Zwischenschrittenhatten sie beim BezirksgerichtSchwyz gestützt aufdas Vereinsrecht eine Verantwortlichkeitsklagegegenüberdem Vereinsvorstand für diese36'500 Franken erhoben. <strong>Das</strong> Gerichthatte die Klage am 17. Januar2011 zunächst gutgeheissen undden Präsidenten <strong>des</strong> Trägervereinssowie drei weitere Vorstandsmitgliederdazu verurteilt, den Künstlerinnenund Künstlern persönlichden Betrag zu ersetzen und einenGrossteil der Gerichts- und Verfahrenskostenzu übernehmen.Dagegen wies das KantonsgerichtSchwyz die Klage der Künstlerinnenund Künstler am 17. April2012 ab, worauf diese ans Bun<strong>des</strong>gerichtgelangt sind.Der <strong>SBKV</strong> gewährt Mitgliedernkostenlos Fachberatung, Rechtshilfeund anwaltlichen Rechtsschutzbei allen mit der Berufsausübungzusammenhängenden Fragen,insbesondere bei arbeitsrechtlichenund sozialversicherungsrechtlichenProblemen. Dazu gehören auchFragen der «Recorded Performance»(d.h. alles rund um Ton- undTonbildträgeraufnahmen, -erstellungund -sendung).<strong>Das</strong> Bun<strong>des</strong>gericht hat die Beschwerdeam 17. Januar 2013 abgewiesen.Es hat – ähnlich wie dasKantonsgericht Schwyz – befunden,die konsequente Erhebungvon Rechtsvorschlägen gegen Gagenforderungenvon Künstlerinnenund Künstlern könne <strong>des</strong>halbnicht als Sorgfaltspflichtverletzunggewertet werden, weil esbei Produktionen wie der <strong>«Bergsturzoper»</strong>normal sei, dass derAufwand in aller Regel nicht allein«Der Bergsturz», © Foto: Herbert Zimmermanndurch den Kartenverkauf gedecktwerden könne. Der Vorstand <strong>des</strong>Trägervereins habe sich zu Rechtauch nachträglich um Sponsorenbeiträgeund Spenden bemüht.<strong>Das</strong> Erheben von Rechtsvorschlägengegen die Lohnforderungenhabe dem VorstandZeit verschaffen sollen, sich umdas Akquirieren von Unterstützungsgeldernzu kümmern. Einsofortiger Konkurs nach Vorliegender Schlussrechnung ohnezusätzliche Geldsuche wärenicht gerechtfertigt gewesen.Man mag die Wertung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gerichtsteilen oder nicht,wesentlich an der gerichtlichenBearbeitung <strong>des</strong> <strong>Projekt</strong>s<strong>«Bergsturzoper»</strong> ist, dass man diepersönliche Verantwortung fürBühnenprojekte nicht einfach aneine kollektive Trägerschaft abschiebenkann. Es kann Folgenhaben, wie sich ein Trägervereinsvorstandverhält. <strong>Das</strong>s sich dashöchste Gericht zuletzt gegen dieBeschwerdeführenden und hinterden beklagten Vereinsvorstandgestellt hat, ändert daran nichts.Hannes SteigerEnsemble Nr. 82 13


BÜCHER IM BLICKDer kontrollierte RauschJeder Theaterbesucherkennt dieses Phänomen,das der Regiealtmeister<strong>Die</strong>ter Dorn sobeschreibt: «Es gibtMenschen auf der Bühne,da schauen Sie hin,und es gibt Menschen,da schauen Sie nichthin.» Was aber genaubezeichnet der Begriffder <strong>Präsenz</strong>? Wie entstehtsie? Welche allgemeinenPrinzipienlassen sich hinter unterschiedlichenTechnikenund Praktikenausmachen? WelcheBedeutung kommtdem Phänomen der<strong>Präsenz</strong> bei der ästhetischenWirkung vonAufführungen zu? Mitdiesen Fragen hat sichVeit Güssow beschäftigt,doch, um Missverständnissengleichvorzubeugen: Nein, er hat keinRatgeberbuch mit Tipps undTricks für eine bessere Bühnenpräsenzvorgelegt, er liefert vielmehrdie erste systematischeUntersuchung zur <strong>Präsenz</strong> <strong>des</strong>Schauspielers auf der Bühne.Und um es ebenfalls vorweg zusagen: <strong>Die</strong>se Überarbeitung seiner2009 vom Fachbereich Philosophieund Geisteswissenschaftder Freien Universität Berlin angenommenenDissertation bieteteine anspruchsvolle und lehrreiche,aber durchaus vergnüglicheund auch für ein Publikumausserhalb <strong>des</strong> Wissenschaftsbereichsattraktive Lektüre, nichtzuletzt wegen der zahlreichen Interviews,die der Autor mit namhaftenTheaterleuten wie MartinWuttke, Thomas Thieme oderSibylle Canonica geführt hat.<strong>Die</strong> meisten von ihnen kennt eraus der Zusammenarbeit, dennder 1977 in München geboreneGüssow hat u.a. bei <strong>Die</strong>terDorn, Keith Johnstone und ThomasOstermeier assistiert, warMitglied unterschiedlicher Improvisationstheatergruppenundals Regisseur u. a. am BayerischenStaatsschauspiel München,am Staatstheater Nürnberg undam Theater St. Gallen tätig, woer 2009 im Rahmen <strong>des</strong> Finalesder 3. St. Galler Autorentage dieszenische Lesung von SimoneKuchers «Silent Song» einrichteteund 2011 Neil LaButes «FettesSchwein» inszenierte. Güssowbetrachtet das Phänomen, daser untersucht, also nicht nur mitdem analytischen Blick <strong>des</strong> Wissenschaftlers,sondern auch mitdem <strong>des</strong> Theaterpraktikers – unddas macht diese Studie, die sichin zwei Schwerpunkten mit MartinWuttkes Darstellung <strong>des</strong> ArturoUi und mit (kanadischem)Theatersport beschäftigt, äusserstlesenswert. Güssow fragtsich, was passieren muss, damites zu einer energetischen Verbindungzwischen Akteur undZuschauern kommt, bei der manspürt, wie die Energie hin- undherfliesst, oder bei der eine konstanteSpannung herrscht undbei der das Publikum «einerGraslandschaft» gleicht, «überdie ein Wind weht, so dass sichalle Halme in dieselbe Richtungneigen».Zunächst beschäftigt sich Güssowmit der begrifflichen Bestimmungund entwickelt einigeThesen über den Charakter vonBühnenpräsenz. <strong>Die</strong>ser sei einMoment von Selbstreferenzialitäteigen, denn durch seineschauspielerische <strong>Präsenz</strong> verweiseder Schauspieler auf seine<strong>Präsenz</strong>. <strong>Präsenz</strong>erfahrungenbezögen sich primär auf denphänomenalen Leib <strong>des</strong> Schauspielers,der dem Zuschauer imProzess der Erzeugung <strong>des</strong> semiotischenKörpers zum Bewusstseingebracht werde. <strong>Das</strong><strong>Präsenz</strong>erleben entstehe innerhalbeiner autopoietischenfeedback-Schleife, über die Zuschauerund Schauspieler miteinanderverbunden seien und sichin konstantem Bezug aufeinanderverändern, wobei der Schauspielerdie Möglichkeit habe, diefeedback-Schleife zu kontrollierenund zu modifizieren. Wasaber ist nun das Geheimnis der<strong>Präsenz</strong>? Laut Güssow eignetsich der präsente Schauspielereinen second instinct an, der ausinkorporierten Techniken seiner14 Ensemble Nr. 82


Schauspielpraxis besteht, undverinnerlicht Texte, Handlungsabläufe,Charakteristiken undMotivationen der Figur «auf eineWeise, in der die gesamte körperlich-geistigeErinnerung an dasjeweilige ‹Gelände› der Inszenierunggebunden ist». <strong>Die</strong>s sei dieelementare Voraussetzung einespräsenten Schauspielers, nämlich«der kontrollierte Rausch»,während dem der präsenteSchauspieler im Moment aufden Moment reagieren müsse.Dafür müssten die Festlegungenin einer Art und Weise gearbeitetsein, dass sie sich als «Rausch»verselbständigen könnten, unddas Bewusstsein <strong>des</strong> Schauspielersdürfe nicht «durch Ängste,Eitelkeiten oder Ähnliches abgelenktwerden». Voraussetzungfür die Erzeugung von <strong>Präsenz</strong>sei aber auch die Ausstrahlungskraft<strong>des</strong> Schauspielers, die dadurchentstehe, dass er in jedemeinzelnen Moment seine Anwesenheitim Raum kontrolliereund seine Aufmerksamkeit aufden selben Moment konzentriere.Seine Aufmerksamkeit müsseimmer auch in der realen Aufführungssituationverankert sein,dadurch werde die Aufmerksamkeit<strong>des</strong> Zuschauers auf dieGegenwärtigkeit <strong>des</strong> Schauspielersgelenkt, was wiederum zurIntensivierung von Atmosphärenund damit zu <strong>Präsenz</strong> führe:«Um <strong>Präsenz</strong> zu erzeugen, mussatmosphärestiften<strong>des</strong> Handelnbetont und exakt ausgeführt sowieüberflüssiges, also nicht inbesonderem Masse atmosphärestiften<strong>des</strong>Handeln weggelassenwerden.» Der Rhythmus derInszenierung müsse in der Aufführungan einem von Zuschauernund Darstellern gemeinsamempfundenem Rhythmus ausgerichtetwerden: «Durch einenbewussten Umgang mit demRhythmus und den Brüchen <strong>des</strong>Rhythmus intensiviert der Schauspielerdie feedback-Schleife underzeugt so <strong>Präsenz</strong>.» Schliesslichbetont Güssow, wie wichtigdie «energieverschwenderischeKörperlichkeit» im Prozess <strong>des</strong>Spielens für die Erzeugung von<strong>Präsenz</strong> sei. Er zeigt weiter, wiedas <strong>Präsenz</strong>erlebnis aus derSpannung und Verschmelzungvon improvisiertem und prämeditiertemHandeln entsteht undbaut damit zudem auch etlicheVorurteile gegenüber dem Improvisationstheaterab – ein Themaim «Ensemble» Nr. 79.Jedem, der sich mit jenem vermeintlichmagischen, süchtigmachenden Glückmoment,wenn «es» spielt, näher beschäftigenmöchte, sei Güssows Buchans Herz gelegt.Veit Güssow:«<strong>Die</strong> <strong>Präsenz</strong> <strong>des</strong> Schauspielers.Über Entstehung,Wirkung und süchtigmachende Glücksmomente»Alexander Verlag, Berlin 2013.304 Seiten.Ca. CHF 38.00 /€ 29.80Aufrecht und konsequent –<strong>Richard</strong> Wagners Schweizer EnkelAnlässlich <strong>des</strong> Wagner-Jahres –man gedenkt 2013 seines 200.Geburtstags – ist eine wahre Flutvon Publikationen erschienen. <strong>Das</strong>Interesse an Werk und Person <strong>des</strong>Komponisten scheint ungebrochen,vielleicht auch, weil die Intrigenund Skandale seiner Familiebis heute den Plot so manchenshakespeareschen Königsdramasoder allemal jeder Daily Soap inden Schatten stellen. Hundertedeutschsprachiger Titel sind erhältlich,angeblich wurden nurüber Jesus Christus und Napoleonmehr Bücher geschrieben als über<strong>Richard</strong> Wagner. Begleitend zu einerin Kooperation mit der StadtBayreuth realisierten Ausstellungim Stadtarchiv Zürich haben nunauch die Kuratorinnen VerenaNaegele und Sibylle Ehrismannein Buch vorgelegt, zu dem NikeWagner – die streitbare Urenkelin<strong>des</strong> Komponisten, profilierte Leiterin<strong>des</strong> Kunstfestes Weimar undAutorin <strong>des</strong> lesenswerten Ban<strong>des</strong>«Wagner Theater» – ein Vorwortbeigesteuert hat. <strong>Die</strong> beidenSchweizer Musikpublizistinnenbeleuchten ein bislang eher unbekanntes,aber hochspannen<strong>des</strong>Kapitel der Geschichte <strong>des</strong> Wagner-Clans,und zwar ein schweizerisches.Auf der Basis bislangunbekannter Dokumente erzählensie vor allem die LebensgeschichteFranz Wilhelm Beidlers,<strong>des</strong> ersten Enkels <strong>Richard</strong> Wagners,«von Angesicht ihm unheimlichähnlich», wie Thomas Mannmeinte, der mit Beidler befreundetwar. Geboren wurde dieser1901 in Colmdorf bei Bayreuthals Sohn <strong>des</strong> aus St. Gallen stammendenDirigenten Franz PhilippBeidler und der Isolde von Bülow,einer nicht legitimierten Tochter<strong>Richard</strong> Wagners – alle drei Kinder<strong>Richard</strong> Wagners, Isolde, Evaund Siegfried, kamen zur Welt, alsCosima noch mit Hans von Bülowverheiratet war. Der Eintrag Siegfriedsins Luzerner Geburtsregistererfolgte jedoch über ein Jahr nachseiner Geburt und erst nachdemseine Eltern geheiratet hatten,so bekam er als erstes illegitimesKind <strong>Richard</strong>s den Namen seinesleiblichen Vaters. Franz PhilippBeidler dirigierte in Bayreuth, undzwar höchst erfolgreich, doch, soEnsemble Nr. 82 15


die Autorinnen, «gebärdetesich der Jungsporn entsprechendeigenwillig und selbstbewusst.<strong>Die</strong>s führte, durch bösartige Intrigenin der Familie Wagner nochgeschürt, 1906 zum Bruch zwischender von Cosima dominiertenWahnfried-Familie und denBeidlers.»Der Sohn Franz Wilhelm Beidler,«aufgewachsen im höfischadligenBayreuther Kreis», litt zusammenmit seiner Mutter unter demBruch mit der Familie. «Er folgteIsolde, die lungenkrank wurde,in ein Schweizer Sanatorium undging dort auch zur Schule. Es wardie erste Begegnung mit seinemHeimatland. Beim Tod seiner Mutterwar er gerade mal achtzehnJahre alt, also noch nicht volljährig.Seine Jugend war überschattetvom Familienzwist, der aufeinen aussichtslosen Vaterschaftsprozessseiner Mutter hinausliefund ihn stark prägte.»Vergeblich unternahm Isolde allemöglichen Anstrengungen, alsrechtmässige Tochter <strong>des</strong> Komponistenanerkannt zu werden. DenProzess, den sie 1914 anstrengte,verlor sie, da ihre Mutter CosimaWagner alles tat, um denkünftigen Herrschaftsanspruchihres Sohnes Siegfriedzu sichern, und vorGericht den biologischenSachverhalt verleugnete.Franz Wilhelm Beidlerübersiedelte 1921 nachBerlin, studierte Jura undMusikwissenschaft undheiratete am 24. November1923 die Jüdin Ellen Gottschalk– ein Affront für dieWahnfried-Gemeinde, diewie bekanntlich schon derKomponist alles andere alsfrei von Antisemitismus war.Als Sekretär <strong>des</strong> einflussreichenMusikpädagogen undKulturpolitikers Leo Kestenbergerlebte der promovierterJurist im Berlin der 1920erJahre den Aufbruch der musikalischenAvantgarde, politischlinks eingestellt die explosiveStimmung der Weimarer Republik.«Mehr Distanz zu Wahnfriedkonnte man nicht an den Taglegen», heisst es dazu in NikeWagners Vorwort. 1934 mussteBeidler als «jüdisch versippter»Sozialdemokrat nach Zürich emigrieren– der Schweizer Bürgersprach freilich von der Rückkehrin seine Heimat. In Zürich, wosein Grossvater 1849 bis 1858 imExil gelebt hatte, fand auch FranzWilhelm Beidler sein Zuhause.Unermüdlich wies der ausgewieseneKenner <strong>des</strong> Werks <strong>Richard</strong>Wagners auf alles hin, was er füreine Verfälschung <strong>des</strong>sen künstlerischenund geistigen Erbes hielt,und wollte der Welt zeigen, dasses wenigstens einen Nachfahrengab, der nicht dem Nationalsozialismusanhing. Am 13. Mai1943 wurde Beidler einstimmigzum neuen Sekretär <strong>des</strong> SchweizerischenSchriftstellervereins gewählt,<strong>des</strong>sen Geschichte er alsgefragter Experte für nationalesund internationales Urheberrechtbis 1971 prägte. Nach dem Krieglegte Franz Wilhelm Beidler einfundiertes, international orientiertesKonzept zur Neuordnungder Bayreuther Festspiele vor, dasaber nicht einmal ernsthaft diskutiertwurde. Und obgleich erselbst als erster Wagner-Enkel,zwar illegitim, aber politisch unbelastet,prä<strong>des</strong>tiniert gewesenwäre, die Rolle <strong>des</strong> «Erbprinzen»zu spielen und die Festspielleitungzu übernehmen, wurden die insNS-Regime verstrickten Enkel ausder Siegfried-Linie, Wieland undWolfgang Wagner, inthronisiert.Ihr Schweizer Cousin, der 1981 inZürich starb, blieb in Bayreuth zeitseines Lebens ein Aussenseiter.Verena Naegele und Sibylle Ehrismannrücken einiges zurecht, wasbislang einseitig – oft aus der SichtCosimas – und bisweilen sogar diffamierendüber Franz Philipp Beidlergeschrieben wurde. Behaupteteetwa der Cosima-Biograph OliverHilmes, dass Isolde und ihr Ehemannnicht einmal davor zurückgeschrecktsein sollen, Siegfried mitder angedrohten Veröffentlichungdiskreditierender Dokumente überseine homosexuellen Umtriebe zuerpressen, verstanden laut den AutorinnenIsolde und ihr Ehemanndas, was Siegfried als Drohungund Einschüchterung auffasste,nur als wohlmeinende Warnungvor öffentlichem Ungemach. Ihrbei Rüffer & Rub erschienenes, akribischrecherchiertes Buch bieteteine differenzierte neue Sicht aufden Schweizer Zweig <strong>des</strong> Wagner-Clans und würdigt nicht zuletztden aufrechten und konsequentenWeg <strong>des</strong> beinahe schon in Vergessenheitgeratenen Franz WilhelmBeidler.Verena Naegele / Sibylle Ehrismann:«<strong>Die</strong> Beidlers. Im Schatten<strong>des</strong> Wagner-Clans»Verlag Rüffer & Rub, Zürich 2013.336 Seiten,zahlreiche s/w-Abbildungen.Ca. CHF 38.0016 Ensemble Nr. 82


Meat Substitutes Product Name (Purchased from April to July 2014) Boca Original Vegan Veggie Burgers MorningStar Farms Grillers California Turk'y Burger MorningStar Farms Chik'n Nuggets Organic Claim Non-­‐GMO Project Verified Non-­‐GMO Claim $“Natural” Claim Corn and/or Soy Test Results *Amy's All American Veggie Burger ✔ 3 ✔ NON-­‐GMO Bob's Red Mill TVP ✔ 1 ✔ NON-­‐GMO Boca All American Classic Veggie Burgers ✔ NON-­‐GMO Primal Strips Soy Meatless Vegan Jerky Texas BBQ ✔ NON-­‐GMO Wildwood SproutTofu Meatless Meatballs Original ✔ ✔ NON-­‐GMO Soy "Dairy" Pacific All Natural Ultra Soy Original Non-­‐Dairy Beverage ✔ 8 ✔ 1 ✔ NON-­‐GMO Silk Original Soymilk ✔ NON-­‐GMO Soy Dream Butter Pecan Non-­‐Dairy Frozen Dessert ✔ 3 ✔ 4 ✔ NON-­‐GMO Soy Dream Enriched Soymilk Original ✔ NON-­‐GMO Soy Dream Vanilla Frozen Dessert ✔ 3 ✔ 4 ✔ NON-­‐GMO Soy Slender Soymilk Vanilla ✔ 8 ✔ 4 NON-­‐GMO Tofutti Better Than Cream Cheese Plain ✔ 1 NON-­‐GMO Tofutti Cuties Vanilla Frozen Dessert ✔ 5 NON-­‐GMO Trader Joe's Soy Slices Cheese Alternative Cheddar Flavor ✔ NON-­‐GMO Tofu/Tempeh Lightlife Organic Tempeh Original ✔ ✔ NON-­‐GMO Nasoya Organic Extra Firm Tofu ✔ ✔ NON-­‐GMO Nasoya Light Silken Tofu ✔ 3 12 ✔ NON-­‐GMO Soga All Natural Extra Firm Tofu ✔ 4 ✔ NON-­‐GMO Soyboy Organic Smoked Tofu ✔ ✔ NON-­‐GMO Wildwood Organic SprouTofu ✔ ✔ 4 ✔ NON-­‐GMO * The product was considered to be “Non-­‐GMO” if test results show that the corn/soy DNA is not more than 0.9% GMO. The product was considered to be “GMO” if the corn/soy DNA is greater than 0.9% GMO. $ Non-­‐GMO Claims made by company other than Non-­‐GMO Project Verified claim 1 Claim not present on package tested, but claimed on company website 2 Claim not present on the package tested, but manufacturer confirmed that product was in the process of getting Non-­‐GMO Project verified 3 Product has claim that it is made with organic ingredients (>70% organic) 4 Claim not present on package tested, but listed on Non-­‐GMO Project Verified website at time of testing 5 Claim on ingredient list of some packages and on company website. 6 Six packages with different expiration dates were tested (lots) were tested. 4 Lots contained GMO corn and 2 lots contained Non-­‐GMO corn. 7 Company stated that they do not try to source Non-­‐GMO Corn 8 Product contained organic corn or soy beans in the ingredient list 9 While the product we tested had a natural claim on the package, as of publication of this report (October 2014) the claim had been removed 10 While in our tests, the packages of Pirate’s Booty we tested were not Non-­‐GMO, after our testing was completed, we learned GMO GMO GMO 17


INTERNADer neue Vermittlungskatalog2013/2014 erscheintim OktoberDer Vermittlungskatalog für die Saison 2013/2014 wirdvom <strong>SBKV</strong> an alle grossen Film-, Fernseh- und Schauspiel-Castingbüros im In- und Ausland verschickt. Wie unsunsere Mitglieder immer wieder versichern, ist der Katalogsehr erfolgreich und wird von den meisten Produzenten,Castern und Besetzungsbüros regelmässig genutzt.Der Katalog ist auch online abrufbar: Mit der Anmeldungfür den gedruckten Vermittlungskatalog werden alle Datenautomatisch auch in den Online-Katalog aufgenommen.Unter www.sbkv.com findet sich der Grundeintrag; zudemkann man sich in der Online-Version mit einem Kurzporträtvorstellen und zwei weitere Fotos präsentieren. Der Link zureigenen Homepage ist selbstverständlich.Zeitschrift <strong>des</strong> Schweizerischen Bühnenkünstlerverban<strong>des</strong>Erscheinungsweise: vierteljährlichHerausgeber:SchweizerischerBühnenkünstlerverband <strong>SBKV</strong>Kasernenstrasse 158004 ZürichTelefon 044 380 77 77Telefax 044 380 77 78www.sbkv.com; sbkv@sbkv.comRedaktion:Dr. Thomas Blubacher,Dr. Simone Gojan,Hannes SteigerGestaltung, Realisation und Druck:Tanner & Bosshardt AG4003 Basel


Chorsängerinnen in Leoš Janáčeks «Jenufa», Opernhaus Zürich 2012/13, © Foto: Monika Rittershaus

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