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"Die Kirche und das liebe Geld" (Stand. Dezember 2013)

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<strong>und</strong> Strukturen entwickelt haben, sie zu überwinden. Viele dieser Strukturensind heute noch modell- <strong>und</strong> beispielhaft. Überdies fließen wesentlicheTeile unserer <strong>Kirche</strong>nsteuer zusätzlich in diese Arbeitsfelder <strong>und</strong> entlastendamit die öffentlichen Kassen in erheblichem Umfang.Als evangelische <strong>Kirche</strong> übernehmen wir in der Region Verantwortungfür eine menschliche Gesellschaft – <strong>das</strong> ist gut so <strong>und</strong> soll auch so bleiben.Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre.Reinhard BarthaSuperintendentEvangelischer <strong>Kirche</strong>nkreisAn Sieg <strong>und</strong> RheinDr. Eberhard KenntnerSuperintendentEvangelischer <strong>Kirche</strong>nkreisBad Godesberg-VoreifelEckart WüsterSuperintendentEvangelischer<strong>Kirche</strong>nkreis Bonn5


1WER FINANZIERTDIE SOZIALENANGEBOTEDER KIRCHEN ?


In Deutschland gilt <strong>das</strong> Subsidiaritätsprinzip. Nach gültigem Recht soll derStaat hoheitliche Aufgaben selbst erledigen <strong>und</strong> vor allem soziale Aufgabennach Möglichkeit Individuen, Gruppen <strong>und</strong> nichtstaatlichen Organisationenübertragen. Dahinter steht <strong>das</strong> Ziel einer vielseitigen, demokratischenGesellschaft, deren Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger in vielerlei Hinsicht Wahlfreiheitgenießen.Das bedeutet in der Praxis: Der Staat sucht zunächst nach freien Trägern,die zum Beispiel eine Kindertagesstätte übernehmen könnten. Solche freienTräger sind nicht nur die <strong>Kirche</strong>n – selbst wenn sie in einigen Arbeitsfelderndie größten Träger sind –, sondern beispielsweise auch Wohlfahrtsverbändeoder Elterninitiativen. Wenn einer dieser Träger eine Kindertagesstättebetreibt, übernimmt er damit eine Aufgabe, die eigentlich der Staat auszuführenhätte <strong>und</strong> erhält dafür Zuschüsse. Auf diese Weise wird der freieTräger nicht belohnt, sondern er bekommt die notwendigen Mittel für die zuleistende Arbeit. <strong>Die</strong>se Zuschüsse sind weder Privilegien noch Subventionen.Abgesehen davon, <strong>das</strong>s durch diese Aufteilung die Pluralität der Gesellschaftgewährleistet wird, ist dieses Vorgehen in der Regel für die öffentlicheHand auch kostengünstiger, als diese Aufgaben selbst zu erledigen. <strong>Die</strong>Träger haben meist geringere Verwaltungskosten, tragen diese teilweiseselbst <strong>und</strong> bringen zusätzlich ehrenamtliche Arbeit ein, die <strong>das</strong> Angebotaufwertet.Wenn <strong>das</strong> Subsidiaritätsprinzip sich nicht bewährt haben sollte, muss dieFrage gestattet sein: Warum übernimmt der Staat die entsprechenden Einrichtungender freien Träger nicht einfach selbst? <strong>Die</strong> Antwort ist: <strong>Die</strong> Vielfaltginge verloren <strong>und</strong> die Arbeitsgebiete würden für <strong>das</strong> Gemeinwesenteurer. Vermutlich würde es bei einer solchen Übernahme zu einer Art»Sozialsteuer« kommen, da die Mehrkosten von der Allgemeinheit, alsovom Steuerzahler, aufgebracht werden müssten <strong>und</strong> nicht beispielsweisevom <strong>Kirche</strong>nsteuerzahler.7


HINTERGRUNDWarum bekommt die <strong>Kirche</strong> ›Staatsleistungen‹ ?<strong>Die</strong> so genannten ›Staatsleistungen‹ geistern – zusammen mit vielenfalschen Vorwürfen – immer wieder durch die politische Debatte:Gemeint sind damit diejenigen Gelder, mit denen der Staat den <strong>Kirche</strong>nErsatz leistet für frühere Enteignungen, wie sie in großem Umfang vorallem zur Zeit Napoleons Anfang des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts geschehen sind.Damals wurden massenhaft <strong>Kirche</strong>n, Klöster <strong>und</strong> kirchliche Güterenteignet. <strong>Die</strong> Ersatzleistungen sind verfassungsrechtlich im Gr<strong>und</strong>gesetzverbürgt. Staatsverträge zwischen den B<strong>und</strong>esländern <strong>und</strong>den <strong>Kirche</strong>n regeln die Höhe. <strong>Die</strong> vergleichsweise große rheinischeLandeskirche erhält <strong>2013</strong> r<strong>und</strong> 9,6 Millionen Euro Staatsleistungen.Das sind etwa zwei Prozent der landeskirchlichen Einnahmen indiesem Jahr. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong>n sind übrigens bereit, die Zahlungen staatlicherseitsdurch Einmalzahlungen ablösen zu lassen. Verhandlungenmüssten zeigen, wie hoch die entsprechenden Ausgleichszahlungendann ausfallen. <strong>Die</strong> finanziell klammen B<strong>und</strong>esländer sehen sich dazuderzeit aber kaum in der Lage. Daher erscheint der Wille dazu aufpolitischer Seite eher gering.Lange TraditionIn der aktuellen politischen Diskussion sollte daran erinnert werden,<strong>das</strong>s Diakonie <strong>und</strong> kirchliche Bildungsarbeit aus einer reichen Traditionschöpfen: Das Bildungswesen des Abendlandes ist in den Klösternentstanden <strong>und</strong> wurde seit der Reformation im evangelischen Schulwesen(Philipp Melanchthon, August Hermann Francke, Johann AmosComenius) inhaltlich <strong>und</strong> organisatorisch weiterentwickelt, unter anderemfür sozial benachteiligte Schichten (Sonntagsschulen in derangelsächsischen Welt).8


»Kindergarten« ist in deninternationalen SprachschatzeingegangenKirchliche Privatschulen entlasten <strong>das</strong> öffentliche Schulsystem<strong>und</strong> können durch ihre freiere Organisationsform neue pädagogischeModelle <strong>und</strong> Formen entwickeln. Auch Kinder- <strong>und</strong> Jugendheimegehen auf kirchliche Wurzeln zurück.<strong>Die</strong> Entwicklung von Kindergärten wurde wesentlich mitgeprägtdurch den Pfarrerssohn Friedrich Fröbel. Sein Wort »Kindergarten« istin den internationalen Sprachschatz eingegangen.Ähnliche historische Entwicklungen stehen hinter dem Krankenhaus-,Behinderten- <strong>und</strong> Altenheimwesen. Bereits im Mittelalter griffenweltliche <strong>und</strong> kirchliche Fürsorge für Alte <strong>und</strong> Kranke ineinander.Aus ihrem Glauben heraus engagierten sich auch viele einzelneFrauen <strong>und</strong> Männer in diesem Bereich. <strong>Die</strong> Hospizbewegung oder ehrenamtlicheBesuchsdienstkreise (»Grüne Damen« ) haben ihren Ursprungin der <strong>Kirche</strong>. <strong>Die</strong> stationäre Betreuung von Menschen mit Behinderungwurde selbst in der DDR fast vollständig den <strong>Kirche</strong>n überlassen.1WERFINANZIERTDIE SOZIALENANGEBOTEDER KIRCHEN?Besondere, aktuelle Arbeitsschwerpunkte bilden moderne Hilfs<strong>und</strong>Beratungsformen wie Bahnhofsmission, Telefonseelsorge <strong>und</strong>die verschiedenen Beratungseinrichtungen (Familien-, Schuldner-,Flüchtlings-, Eheberatung) oder solche in sozialen Brennpunkten. <strong>Die</strong>strategische Umsetzung von Maßnahmen zur Inklusion ist ebenfallsein wichtiges Anliegen. <strong>Die</strong> Verbindung von wertegestützter Lebensberatung,Seelsorge <strong>und</strong> praktischen Hilfsangeboten kommt in alldiesen Arbeitsbereichen besonders zum Tragen <strong>und</strong> ist hochgeschätzt.9


2WIE VIELEIGENE MITTELINVESTIERTDIE KIRCHEFÜR SOZIALEAUFGABEN ?


Manchmal wird in Diskussionen der Eindruck erweckt, als hätte eine<strong>Kirche</strong>ngemeinde deshalb mehr Geld zur Verfügung, weil sie Zuschüssezum Beispiel für eine Kindertagesstätte bekommt. Umgekehrt wird einSchuh daraus: Einer Gemeinde stünde mehr Geld zur Verfügung, wenn siedie Trägerschaft der Kindertagesstätte nicht innehätte. Denn die Zuschüssefür die konkrete Arbeit sind in aller Regel nicht kostendeckend.Bei den Kindertagesstätten beispielsweise beträgt der Trägeranteilderzeit circa zwölf Prozent, die Verwaltungskosten werden nur minimalbezuschusst; sie müssen nahezu in voller Höhe von der <strong>Kirche</strong>ngemeindegetragen werden. Nur teilweise berücksichtigt werden die Kosten für Neubaumaßnahmen.<strong>Die</strong> Evangelische <strong>Kirche</strong> im Rheinland investiert in ihreKindertagesstätten jährlich r<strong>und</strong> 60 Millionen Euro aus <strong>Kirche</strong>nsteuermitteln.Aufgr<strong>und</strong> zurückgehender Einnahmen sind viele Gemeinden gezwungen,darüber nachzudenken, ob <strong>und</strong> wie sie in Zukunft den Eigenanteil dafür aufbringenkönnen.Entgegen anders lautenden Gerüchten steckt also in kirchlichen Kindertagesstätten,Schulen <strong>und</strong> Offenen Türen – jedenfalls in NRW – auchkirchliches Geld. Das gilt auch für viele Beratungsdienste <strong>und</strong> Stadtteilbüros.<strong>Die</strong> evanglische <strong>Kirche</strong> in Bonn<strong>und</strong> dem Rhein-Sieg-Kreiswendet gut 7,5 Millionen Eurofür soziale Aufgaben auseigenen Mitteln auf.11


SOZIALE AUFGABEN(für Bonn <strong>und</strong> den Rhein-Sieg-Kreis)2012 eingesetztekirchliche Eigenmittel(in Euro)Kindertageseinrichtungen 1.776.000Arbeit Diakonischer Werke• Sozialberatung• Schuldnerberatung• Schwangerenberatung• Alten- <strong>und</strong> Seniorenarbeit• Ambulante Suchthilfe <strong>und</strong> -prävention• Flüchtlingsberatung, Migrationsarbeit• …2.246.000Offene Türen /Jugendarbeit(ohne KiTa)2.736.000Krankenhaus- <strong>und</strong> Notfallseelsorge(inkl. Telefon- <strong>und</strong> Gehörlosenseelsorge)479.000Weitere kirchliche Angebote• EMFA – Evangelische Migrations- <strong>und</strong>Flüchtlingsberatung des <strong>Kirche</strong>nkreises Bonn• Pfarrstelle für Behindertenarbeit des<strong>Kirche</strong>nkreises An Sieg <strong>und</strong> Rhein• Evangelische Beratungsstelle für Erziehungs-,Jugend-, Ehe- <strong>und</strong> Lebensfragen323.000Summe7.560.000+ Ehrenamt


HINTERGRUNDKrankenhausseelsorgeWir möchten, <strong>das</strong>s in jedem Krankenhaus in Bonn jeder Mensch,der danach fragt, sei er Patient, Pfleger oder Arzt, eine Pfarrerinoder einen Pfarrer für Gespräche <strong>und</strong> Seelsorge findet. Ein großerAnspruch in Bonn: <strong>Die</strong> Anzahl der Krankenhausbetten im Verhältniszur Einwohnerzahl liegt weit über dem b<strong>und</strong>esdeutschen Durchschnitt.Hier hat die evangelische <strong>Kirche</strong> mit Hilfe der Krankenhäuser <strong>und</strong>erheblichen Eigenmitteln ein nahezu flächendeckendes Netz vonKrankenhausseelsorge aufgebaut.Eine maßgebliche Rolle im Sozialwesen spielt die diakonische Arbeitinnerhalb der <strong>Kirche</strong>ngemeinden. Es gibt sie vor Ort, unmittelbar da, woHilfe vonnöten ist, in unterschiedlichen Formen. Sie reicht von klassischerSozialberatung über Altenpflege bis zur Arbeit mit Menschen mitBehinderung.<strong>Kirche</strong>nkreis BonnBEISPIELEWöchentlich füllt die »Lebeka« in verschiedenen <strong>Kirche</strong>nräumen inBornheim, Hersel <strong>und</strong> Alfter bedürftigen Menschen die mitgebrachtenEinkaufstaschen. <strong>Die</strong> Waren sind gespendet von Supermärkten,Bäckereien <strong>und</strong> Landwirten der Region <strong>und</strong> werden von einem ganzenPool ehrenamtlich Mitarbeitender eingesammelt <strong>und</strong> zur Verteilung13


2WIE VIELEIGENE MITTELINVESTIERTDIE KIRCHEFÜR SOZIALEAUFGABEN?aufbereitet. Das Projekt startete vor fast zehn Jahren in der evangelischen<strong>Kirche</strong>, seit 2006 läuft es ökumenisch. Unter dem Kurznamen »Lebeka«hat die »Lebensmittelausgabe der evangelischen <strong>und</strong> katholischen<strong>Kirche</strong>ngemeinden in Bornheim« längst ihren festen Platz gef<strong>und</strong>en.<strong>Kirche</strong>nkreis Bad Godesberg-Voreifel<strong>Die</strong> Gemeindeschwester der Thomas - <strong>Kirche</strong>ngemeinde BadGodesberg berät Senioren bei alterstypischen Beschwerden, kenntRollator-Technik <strong>und</strong> weiß, wie <strong>das</strong> gesetzliche Betreuungsverfahrenfunktioniert. Tina Müller ist mit zwanzig Wochenst<strong>und</strong>en in der<strong>Kirche</strong>ngemeinde unterwegs. Einen besonderen Schwerpunkt hatTina Müller in der Demenzbegleitung <strong>und</strong> -beratung. Bei Gemeindeveranstaltungen,in Pflegeeinrichtungen <strong>und</strong> mit Geburtstagsbesuchensucht sie den Kontakt zu älteren Menschen, um ihnen dieSchwellenangst bei der Suche nach Hilfe zu nehmen.<strong>Kirche</strong>nkreis An Sieg <strong>und</strong> RheinMit 10.000 Euro jährlich unterstützt die Evangelische FriedenskirchengemeindeTroisdorf den Bereich Suchthilfe der DiakonieAn Sieg <strong>und</strong> Rhein, ebenfalls in Troisdorf ansässig. <strong>Die</strong> Kooperationist vorerst auf zehn Jahre ausgelegt. Ziel ist es, die Versorgung vonTroisdorfer Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern mit ambulanten Suchthilfe- <strong>und</strong>Präventionsangeboten zu verbessern.Zusätzlich wird die Friedenskirchengemeinde demnächst einehalbe Sozialarbeiterstelle schaffen <strong>und</strong> aus kircheneigenen Mittelnfinanzieren, um Sozialberatung wohnortnah anbieten zu können.14


<strong>Die</strong> Evangelische <strong>Kirche</strong> imRheinland investiert jährlich11,5 Millionen Euro Eigenmittelin ihre zehn landeskirchlichenSchulen. Davon liegenzwei in unserer Region:<strong>das</strong> Amos-Gymnasiumin Bad Godesberg <strong>und</strong> <strong>das</strong>Bodelschwingh-Gymnasiummit Internat in Herchenan der Sieg.15


3WAS LEISTEN DIEKIRCHEN DURCHEHRENAMTLICHEARBEIT ?16


Das ehrenamtliche Engagement ist von jeher eine Säule kirchlicherArbeit. Das gilt für die evangelische wie für die katholische <strong>Kirche</strong>. <strong>Die</strong>serEinsatz muss mitbedacht werden. Denken Sie nur an die Menschen,die regelmäßig Kranke in Kliniken besuchen, Pflegebedürftigen zuhausehelfen, mit Kindern in der Kita musizieren oder mit Kindern <strong>und</strong> Jugendlichenin die Ferien fahren.Das Institut für Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft hat die Entlastung fürStaat <strong>und</strong> Gesellschaft durch diese Arbeit auf 11 Milliarden Euro jährlichbeziffert. Selbst wenn eine solche Zahl nur eine Annäherung an den eigentlichenWert der Arbeit ist, muss dieser Aspekt Teil der Debatte sein: <strong>Die</strong><strong>Kirche</strong>n mobilisieren in großem Umfang unentgeltliches Tun als freiwilligesbürgerschaftliches Engagement zum Wohle der Menschen.Das Institut für Wirtschaft<strong>und</strong> Gesellschaft hatdie Entlastung für Staat<strong>und</strong> Gesellschaft durchehrenamtliche Arbeitauf 11 Milliarden Eurojährlich beziffert.17


BEISPIELEBahnhofsmission BonnIn der ökumenischen Bahnhofsmission Bonn von Diakonie <strong>und</strong>Caritas arbeiten mehr als 30 Ehrenamtliche unter Leitung einesHauptamtlichen. Ohne diese Ehrenamtlichen wäre die Arbeit derBahnhofsmission unmöglich.Nachbarschaftszentrum Brüser Berg2WAS LEISTENDIE KIRCHENDURCHEHRENAMTLICHEARBEIT ?Im Nachbarschaftszentrum Brüser Berg in Trägerschaft desDiakonischen Werkes Bonn <strong>und</strong> Region arbeiten zahlreiche Anwohnerdes Stadtviertels ehrenamtlich. Sie setzen ihre Zeit <strong>und</strong> ihre Begabungenein <strong>und</strong> geben der Einrichtung so ein Gesicht. Ohne dieseengagierten Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger wäre <strong>das</strong> Nachbarschaftszentrumnicht, was es ist: ein Ort der Begegnung <strong>und</strong> des Austauschs.Projekt Paten für Ausbildung (PfAu)Das Projekt Paten für Ausbildung (PfAu) der Freiwilligen-Agenturder Diakonie An Sieg <strong>und</strong> Rhein unterstützt junge Menschen beimÜbergang von der Schule in den Beruf. Über fünfzig berufserfahreneehrenamtliche Patinnen <strong>und</strong> Paten begleiten die Schülerinnen <strong>und</strong>Schüler bei der Suche nach einer Lehrstelle, helfen beim Zusammenstellender Bewerbungsmappen <strong>und</strong> stehen den jungen Menschenzur Seite, wenn nach Absagen der Mut sinkt.19


4WIE WIRD DIEKIRCHENSTEUERERHOBEN ?


Der Begriff Steuer ist missverständlich. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer ist nichtsanderes als der Mitgliedsbeitrag. Und <strong>das</strong> sollte doch eigentlich klar sein:Wer Mitglied in einem Verein ist, beteiligt sich an der Finanzierung derAufgaben dieses Vereins durch einen Beitrag. <strong>Die</strong>ser Beitrag für <strong>Kirche</strong>nmitgliederist keine feste Größe, sondern richtet sich durch die Kopplungan die Lohn- <strong>und</strong> Einkommensteuer nach der persönlichen Leistungsfähigkeitjedes einzelnen. In NRW beträgt die <strong>Kirche</strong>nsteuer neun Prozentder Lohn- <strong>und</strong> Einkommensteuer. Sie kann selbst wieder bei der Steuererklärungentlastend geltend gemacht werden.Dass der Staat <strong>Kirche</strong>nsteuer einzieht, ist eine reine <strong>Die</strong>nstleistung, dieer sich gut bezahlen lässt, mit drei bis vier Prozent der Einnahmen durch die<strong>Kirche</strong>nsteuer. Würden die <strong>Kirche</strong>n den Einzug selbst organisieren, wäre esteurer. Das sollte wissen, wer die Praxis der <strong>Kirche</strong>nsteuer infrage stellt.Übrigens: R<strong>und</strong> zwei Drittel der <strong>Kirche</strong>nmitglieder zahlen gar keine <strong>Kirche</strong>nsteuer,weil sie kein steuerpflichtiges Einkommen erzielen. Durch diedemographische Entwicklung geht der Anteil der zahlenden Mitgliederstetig zurück. Dennoch bleibt die <strong>Kirche</strong>nsteuer – als Gabe der Gemeindemitglieder– die wichtigste planbare <strong>und</strong> verlässliche Finanzierungssäuleder <strong>Kirche</strong>. Sie ist damit eine Voraussetzung dafür, <strong>das</strong>s die <strong>Kirche</strong>n miteigenen Mitteln so viele soziale Aufgaben in unserer Gesellschaft übernehmenkönnen. Hinzu kommen weitere Einnahmen wie Spenden <strong>und</strong>Vermächtnisse, ohne die viele Projekte nicht verwirklicht werden könnten.In Einzelfällen wird statt der <strong>Kirche</strong>nsteuer <strong>das</strong> so genannte »besondereKirchgeld« bezahlt. Es beträgt etwa ein Drittel der <strong>Kirche</strong>nsteuer <strong>und</strong> betrifftEhepaare, von denen nur ein Partner <strong>Kirche</strong>nmitglied ist, <strong>und</strong> zwar der, derweniger oder gar kein Einkommen hat – immer vorausgesetzt, <strong>das</strong>s dieEhepartner von einer gemeinsamen Steuerveranlagung profitieren. Das besondereKirchgeld ist also keine Steuer für Ausgetretene, sondern ein Beitragzur Steuergerechtigkeit, denn die <strong>Kirche</strong> ist eine Solidargemeinschaft.21


5WIE BEZAHLTDIE KIRCHE IHREMITARBEITENDEN ?GIBT ES OUTSOURCING,ZEIT- ODER LEIHARBEIT?22


Kirchliche Arbeitgeber zahlen relativ gut. <strong>Die</strong> Entgelte in <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong>Diakonie liegen im Rahmen dessen, was auch anderweitig in sozialenBerufen gezahlt wird. <strong>Die</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinden ebenso wiedie beiden Diakonische Werke in Bonn <strong>und</strong> der Region bezahlen ihreMitarbeitenden nach dem so genannten BAT-KF, dem Tarif der Evangelischen<strong>Kirche</strong> im Rheinland, der sehr eng angelehnt ist an denTVöD, den Tarif der Kommunen <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>es. <strong>Die</strong> Tarifbindung liegtin Deutschland insgesamt bei unter 60 %. Diakonische Einrichtungen erzieleneine überdurchschnittliche Tarifbindung von knapp 90 %. Darüberhinaus gilt in vieler Hinsicht staatliches Recht.So haben kirchliche Mitarbeitende beispielsweise auch den gesetzlichenKündigungsschutz. Und wie bei anderen Arbeitgebern auch werden für sieBeiträge zur Rentenversicherung, Krankenversicherung <strong>und</strong> Arbeitslosenversicherunggezahlt. Zusätzlich gibt es eine kirchliche Altersversorgung,vergleichbar mit der des öffentlichen <strong>Die</strong>nstes. Auch Mitarbeitende in 450-bzw. 400-Euro-Jobs werden in den <strong>Kirche</strong>nkreisen <strong>und</strong> Diakonien imRhein-Sieg-Kreis gemäß BAT-KF tariflich angemessen eingruppiert <strong>und</strong>bezahlt.Mindestlöhne, Outsourcing, Zeitarbeit<strong>Die</strong> Forderung nach branchenübergreifenden Mindestlöhnen ist ausunserer Sicht absolut berechtigt. Es muss in diesem reichen Land möglichsein, von eigener Arbeit zu leben <strong>und</strong> am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.Sonst ist bzw. wird der Reichtum falsch verteilt. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> diesesAnspruchs verdienen die Mitarbeitenden nach kirchlichem Tarif inklusiveWeihnachtsgeld auch in den unteren Gehaltsgruppen mehr als 8,50 Euroin der St<strong>und</strong>e. Und oft mehr als Mitarbeitende, die in anderen Branchennach gewerkschaftlich ausgehandelten Tarifen bezahlt werden. Das hatnatürlich auch etwas mit den Kräfteverhältnissen in diesen Branchen zu tun.In der <strong>Kirche</strong> sind die arbeitsrechtlichen Kommissionen paritätisch besetzt,<strong>und</strong> <strong>das</strong> führt zu relativ guten Gehältern (siehe auch »Dritter Weg«, S. 27).23


5WIE BEZAHLTDIE KIRCHEIHRE MIT-ARBEITENDEN?GIBT ESOUTSOURCING,ZEIT- ODERLEIHARBEIT?Outsourcing <strong>und</strong> Zeitarbeit sind keine guten Lösungen, um Kosten zusenken, weil sie den Tarif unterlaufen. <strong>Die</strong> Diakonischen Werke in Bonn<strong>und</strong> der Region halten sich an den Tarif <strong>und</strong> beschäftigen Zeitarbeiter nurin Engpass-Situationen. Bei knapp 500 Mitarbeitenden haben sie zeitweiligein bis fünf Zeitarbeiterinnen beschäftigt, derzeit keine.Allerdings gibt es manchmal sachliche Gründe, <strong>Die</strong>nstleistungen vonDritten zu beziehen. Ein Beispiel: Als Träger von offenen Ganztagsschulenkocht die Bonner Diakonie <strong>das</strong> Mittagessen dort nicht selbst, sondernbezieht es von Firmen, die <strong>das</strong> können. Würde der Verband selber kochen,wäre es teurer. Bezahlt wird <strong>das</strong> Essen von den Eltern. <strong>Die</strong> wählen diejeweiligen Caterer selbst aus, so <strong>das</strong>s unterschiedliche Anbieter für denTräger tätig sind.<strong>Die</strong> Diakonie achtet bei der Wahl darauf, <strong>das</strong>s externe <strong>Die</strong>nstleister zumZuge kommen, die tarifgemäß bezahlen. Das gilt auch für den Reinigungsbereich.Hier beauftragen <strong>Kirche</strong>nkreise <strong>und</strong> Diakonie in Bonn <strong>und</strong> demRhein-Sieg-Kreis nur Firmen, die sich an den Tarif dieser Branche halten.Sollte ein <strong>Die</strong>nstleister auf ein anderes Geschäftsgebaren umstellen,würde sich der jeweilige Auftraggeber von ihm trennen.In der Regel sind Mitarbeitende der Diakonischen Werke in Bonn <strong>und</strong>der Region voll- oder teilzeitangestellt (darin eingeschlossen auch geringfügigBeschäftigte). Darüber hinaus gibt es bestimmte Angebote imBereich der individuellen Betreuung von Menschen mit Behinderung <strong>und</strong>von Menschen im Alter oder in der Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit, die nurrealisiert werden können, weil Schüler oder Studierende sich st<strong>und</strong>enweiseeinbringen. Deren Aufwand wird im Rahmen des Übungsleiterfreibetragsgemäß EStG §3 / 26 entschädigt. <strong>Die</strong> öffentliche Hand hat diese Möglichkeitder Aufwandsentschädigung geschaffen, um soziales Engagement zustärken.24


<strong>Die</strong> Diakonischen Werkein Bonn <strong>und</strong> der Regionhalten sich an den Tarif.


6WARUM DÜRFENKIRCHLICHEMITARBEITENDENICHT STREIKEN ?26


Kirchliche Mitarbeitende müssen nicht streiken, um ihre Interessendurchzusetzen, <strong>und</strong> kirchliche Arbeitgeber dürfen sie auch nicht aussperren.Mitarbeitende der evangelischen <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> ihrer Diakonie arbeiten gemeinsamim kirchlichen <strong>Die</strong>nst für die Menschen <strong>und</strong> für die Gesellschaft.Das ist <strong>Die</strong>nst am Nächsten, so wie es Jesus vorgelebt hat. Dazu gehörtein Arbeitsrecht, <strong>das</strong> darauf setzt, Konflikte ohne Streik <strong>und</strong> Aussperrung zulösen. Das ist ein eigener, kirchlicher Weg der Rechtssetzung, der auf demAusgleich verschiedener Interessen beruht, der so genannte »Dritte Weg«.HINTERGRUND»Erster Weg« ist die einseitige, durch den Arbeitgeber erfolgte Festlegungder Arbeitsvertragsgestaltung.»Zweiter Weg« ist der Abschluss von Tarifverträgen zwischen Arbeitgeber<strong>und</strong> Mitarbeitern.Als »Dritter Weg« gilt die einvernehmliche Gestaltung der Arbeitsvertragsrichtlinien<strong>und</strong> der Vergütung in paritätisch besetzten Kommissionen.Der Dritte Weg hat seine Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> Legitimation im verfassungsrechtlichgarantierten Selbstbestimmungsrecht der <strong>Kirche</strong>n(Artikel 140 Gr<strong>und</strong>gesetz in Verbindung mit Artikel 137 Absatz 3Weimarer Reichsverfassung).Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> haben die <strong>Kirche</strong>n <strong>das</strong> Recht, ihre <strong>Die</strong>nstverhältnisseselbst zu gestalten. Aber <strong>das</strong> natürlich nicht im rechtsfreienRaum. Das B<strong>und</strong>esarbeitsgericht hat Ende 2012 bekräftigt, <strong>das</strong>s die <strong>Kirche</strong>ihr eigenes Arbeitsrecht schaffen darf <strong>und</strong> unter welchen Bedingungen sie<strong>das</strong> darf. Wenn die <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> ihre Wohlfahrtsverbände zwei Bedingungenerfüllen, können sie demnach auch in Zukunft diese Angelegenheiten selbst –also im Sinne des Dritten Weges – regeln:27


1. <strong>Die</strong> Gewerkschaften müssen sichan der Rechtssetzung beteiligenkönnen.2. <strong>Die</strong>ses dann festgelegte Rechtmuss eindeutig sein <strong>und</strong>konsequent angewendet werden.6WARUM DÜRFENKIRCHLICHEMITARBEITENDENICHT STREIKEN ?Unter diesen Bedingungen darf bei der <strong>Kirche</strong> nicht gestreikt werden.Ansonsten schon.Verständlich ist, <strong>das</strong>s es Unterstützung geben muss, wo sich Arbeitgebernicht an die Vorgaben des Dritten Weges halten. Doch da, wo er zur Anwendungkommt – <strong>und</strong> <strong>das</strong> soll die Regel sein –, ist der Dritte Weg mit seinenPrinzipien der Parität <strong>und</strong> Gleichberechtigung so angelegt, <strong>das</strong>s alle Parteiengemeinsam über den Weg einer Schlichtung auch eine Lösung fürProbleme finden. Dann ist ein Streik nicht notwendig. Tatsächlich istkirchliches Arbeitsrecht für die Beschäftigten keineswegs schlechter alsanderes, besonders wenn man es vom Ergebnis her beurteilt. <strong>Die</strong> Tariftreueim Bereich der <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> ihrer Diakonie ist ungewöhnlich hoch.Wird also der Dritte Weg praktisch umgesetzt, stellt sich dieses Themanicht. Sollte der kirchliche Arbeitgeber sich nicht an die Gr<strong>und</strong>idee desDritten Weges halten, stärkt <strong>das</strong> Urteil die Situation der Arbeitnehmer.29


7DÜRFEN SICHMITARBEITENDEEVANGELISCHEREINRICHTUNGENSCHEIDEN LASSEN ?WIE IST DAS MIT VORSCHRIFTENZUM LEBENSWANDEL?30


Viele aktuell heftig diskutierte Fragen betreffen nur die katholische<strong>Kirche</strong>. Man muss da deutlich differenzieren. In der evangelischen <strong>Kirche</strong>wird keiner Kindergartenleiterin gekündigt, weil sie wieder neu heiratenmöchte. Gleichgeschlechtliche Lebensformen spielen bei Anstellungenkeine Rolle. Allerdings sind die Mitarbeitenden dem Auftrag der evangelischen<strong>Kirche</strong> verpflichtet.Das heißt:Wir stellen Mitarbeitende ein,die einer christlichen <strong>Kirche</strong>angehören. Unabhängig davon,wie nah oder fern die Tätigkeitan der Verkündigung ist.In der <strong>Kirche</strong> ist nicht nur <strong>das</strong> Wort Teil der Verkündigung, sondern auchdie Tat. Es gibt begründete Ausnahmen, wann von dieser Praxis abgewichenwird. So könnte beispielsweise <strong>das</strong> Diakonische Werk für die Beratung ineinem Stadtteilbüro mit einem hohen Anteil muslimischer Migrantinnen<strong>und</strong> Migranten auch muslimische Mitarbeitende einstellen. Demzufolgesteht in den Leitlinien der Bonner Diakonie:»<strong>Die</strong> Mitarbeitenden im Diakonischen Werk machen die Liebe Gotteszu den Menschen erfahrbar. … Um diesen diakonischen Auftrag optimalerfüllen zu können, wählt <strong>das</strong> Diakonische Werk die Mitarbeitenden denErfordernissen des Arbeitsplatzes entsprechend aus.«31


8WEM KOMMENANGEBOTE DEREVANGELISCHENKIRCHE ZUGUTE ?32


Man kann es nicht oft genug sagen: <strong>Die</strong> sozialen Angebote der evangelischen<strong>Kirche</strong> stehen im Gr<strong>und</strong>satz allen Menschen offen, die danachverlangen. Am Krankenbett im Krankenhaus fragt kein Pfarrer: »Sind Sieevangelisch?« Auch nicht in der Ehe- <strong>und</strong> Lebensberatung. Auch nicht dieNotfallseelsorgerin, die zu einem schweren Unfall auf der Autobahn gerufenwurde. <strong>Die</strong> diakonischen Angebote stehen ebenfalls allen Hilfesuchendenoffen. Das ist vollkommen klar bei Angeboten, die wesentlich durch denStaat oder die Krankenkassen oder andere Sozialversicherungsträgerrefinanziert werden.Das gilt aber auch für die Leistungen, die ganz erheblich mit der <strong>Kirche</strong>nsteuerfinanziert werden. Denn <strong>das</strong> ist Diakonie: Hilfe aus dem Geistheraus, <strong>das</strong>s wir in jedem Menschen auch ein Ebenbild Gottes sehen.Hilfe als Nächsten<strong>liebe</strong> <strong>und</strong> mit dem Anspruch, Hilfe zur Selbsthilfe zu sein,da wo sie gebraucht wird, da wo sich Menschen nicht mehr selbst helfenkönnen. Der »barmherzige Samariter« ist <strong>das</strong> biblische Leitbild: Nicht langefragen, wer was bekommt, wer für was zuständig ist <strong>und</strong> wer welchenAnspruch hat, sondern beherzt helfen.Eigentlich sollte solidarische Hilfe für uns <strong>und</strong> die Gesellschaft selbstverständlichsein. Ist sie aber nicht mehr in einer Zeit, in der immer mehrMenschen denken: Wenn jeder an sich denkt, ist am Ende an jeden gedacht.Ein Trugschluss.Allerdings: Auf dem sozialen Markt ist die Lebenshaltung der vorbehaltlosenSolidarität immer schwerer zu praktizieren <strong>und</strong> am Ende auch immerschwerer zu finanzieren. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong>n versuchen dennoch <strong>und</strong> auch gegenWiderstände, den Wert wach zu halten: Unser Leben erfährt erst in dergemeinsam wahrgenommenen Verantwortung seinen Sinn.33


8WEM KOMMENANGEBOTE DEREVANGELISCHENKIRCHE ZUGUTE ?Vorfahrt für Evangelische?Kriterien bei der Platzvergabe in evangelischen KindertagesstättenWer kleine Kinder oder Enkel hat, weiß: <strong>Die</strong> Plätze in Kindertagesstättensind knapp. Oftmals übersteigt die Zahl der Anmeldungen <strong>das</strong> vorhandeneAngebot, zumal evangelische Kindertageseinrichtungen einen guten Rufhaben. Muss man deshalb evangelisch sein, um dort einen Platz zubekommen? Ja <strong>und</strong> nein.Im Bonner Stadtgebiet legen nahezu alle der 18 evangelischen KindergärtenWert auf die evangelische Konfession der Eltern <strong>und</strong> ihre Zugehörigkeitzur <strong>Kirche</strong>ngemeinde. Das Kind selbst muss nahezu überall nichtgetauft sein, auch weil viele Eltern eine Taufe erst später wünschen.Tatsächlich nehmen die Kindergärten evangelischer Träger sehr vieleandere Kinder auf. Das belegen die aktuellen Zahlen. 49,4 % sind entwederohne Konfession (19,8 %), katholisch (15,3 %) oder muslimischen Glaubens(12 %). <strong>Die</strong> Zahl der Evangelischen unter den 915 Kindern beträgt somit50,6 %. 2,3 % gehören – neben den bereits erwähnten – weiteren anderenReligionen an (<strong>Stand</strong>: Kindergartenjahr 2012 /13).Welche Faktoren spielen bei der Platzvergabe also zusätzlich eine Rolle?Ganz oft werden Geschwisterkinder bevorzugt aufgenommen. Wenn dieMutter (oder der Vater) allein erziehend ist, gilt <strong>das</strong> oftmals als Kriterium.Wohnortnähe <strong>und</strong> die konkrete Einzelsituation der Familie können eineRolle spielen. In Mehlem etwa gibt es ein Punktesystem, <strong>das</strong> viele verschiedeneAufnahmekriterien berücksichtigt. In der <strong>Kirche</strong>ngemeindeHersel wiederum geht es konsequent nach dem Alter der Kinder.Als Träger legt jede einzelne <strong>Kirche</strong>ngemeinde die Kriterien für die Aufnahmevon Kindern in ihren Kindertagestätten selbst fest.34


<strong>Die</strong> Verantwortlichen befinden sich im intensivenAustausch untereinander, um bestmöglicheVoraussetzungen für die Familien zu schaffen<strong>und</strong> zufriedenstellende Lösungen zu finden.Am besten, man fragt vor Ort nach, wie derWunschkindergarten die Platzvergabe handhabt.35


9WIE WIRD SICHDIE FINANZIERUNGDER PFLEGE/SOZIALEN ARBEITENTWICKELN ?36


Der Spielraum ist erschöpft. <strong>Die</strong> Sozialbranche ist unterfinanziert. In derPflege zum Beispiel zahlen die Kassen zu wenig <strong>und</strong> die Angebote könnennur aufrechterhalten werden, indem die Träger die Leistungen wesentlichbezuschussen <strong>und</strong> schlimmstenfalls defizitär arbeiten. Allerdings ist diedauerhafte Erbringung von <strong>Die</strong>nstleistungen zu Kosten, die nicht refinanziertwerden, ein Weg in die Insolvenz <strong>und</strong> insofern verantwortungs- <strong>und</strong>perspektivlos. Gemeinsam mit anderen Sozialverbänden kämpften dieevangelische <strong>Kirche</strong> in der Region <strong>und</strong> ihre Diakonie für bessere Bedingungen.In anderen Feldern ist die öffentliche Hand für die Übernahme der Kostenverantwortlich, beispielsweise bei den offenen Ganztagsschulen (OGS).Immer wieder fordern die freien Träger hier – leider oft vergeblich – eineErhöhung der Zuschüsse zur Deckung der tariflichen Gehaltssteigerungen.In 2012 / <strong>2013</strong> sind die kirchlichen Gehälter wie im öffentlichen <strong>Die</strong>nst umetwa 6,3 % gestiegen. Das ist gut so, denn in den Jahren davor haben dieMitarbeitenden oft noch nicht mal den Inflationsausgleich bekommen.37


Für die städtischen OGSen werden die erhöhten Gehaltskosten von derStadt bezahlt, für die freien Träger nicht. <strong>Die</strong>se Ungleichbehandlung stürztdie Träger in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. So wird die gute Nachrichtder Gehaltserhöhung zur Hiobsbotschaft! Wer qualifizierte Betreuungder Kinder in der OGS möchte, muss auch qualifizierte Mitarbeitendewollen <strong>und</strong> für eine angemessene Bezahlung sorgen. Das setzt eineentsprechende Finanzierung voraus.Sollte es nicht machbar sein, Gehälter nach den kirchlichen Arbeitsrechtsregelungenzu zahlen, wird auch <strong>Kirche</strong> notwendige soziale Angeboteeinstellen müssen. Ohne solide Finanzierung der sozialen Angebote sinddiese auf Dauer nicht lebensfähig. Doch diese Vorstellung widerstrebt allentheologisch-diakonischen Vorstellungen.Eins gehört auch zumdiakonischen Auftrag:Wir finden uns mitMissständen nicht ab!38


<strong>Die</strong> evangelische <strong>Kirche</strong> wirdsich in Zukunft noch deutlicherfür bessere politische Rahmenbedingungeneinsetzen müssen.Sie sieht sich als <strong>Kirche</strong> JesuChristi auch weiterhin in derMitte der Gesellschaft, nah beiden Menschen – ihren Ängsten,Nöten <strong>und</strong> ihren Hoffnungen.9WIE WIRDSICH DIEFINANZIERUNGDER PFLEGE/SOZIALENARBEITENTWICKELN ?39


IMPRESSUMHerausgeberEvangelischer <strong>Kirche</strong>nkreis An Sieg <strong>und</strong> RheinEvangelischer <strong>Kirche</strong>nkreis Bad Godesberg-VoreifelEvangelischer <strong>Kirche</strong>nkreis BonnDiakonisches Werk An Sieg <strong>und</strong> RheinDiakonisches Werk Bonn <strong>und</strong> Region – gemeinnützige GmbHRedaktionDr. Uta GarbischJoachim GerhardtUlrich HamacherAndrea HillebrandJutta Huberti-PostFotosS. 02, Klinikseelsorge, Meike BöschemeyerS. 05, <strong>Kirche</strong>nkreiseS. 18, Bahnhofsmission Diakonie RWLS. 25, Ingram PublishingS. 28, FotoliaS. 35, FotoliaS. 37, <strong>Kirche</strong>nkreis Bonn<strong>Stand</strong><strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>gastdesign.deEvangelischer <strong>Kirche</strong>nkreisBad Godesberg-VoreifelDiakonisches Werk Bonn <strong>und</strong> Region –gemeinnützige GmbH

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