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Theaterzeitung Dezember 2013 - Theater Hagen

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Interview„Gutes Kabarett ist Kunst, keine Zotenreißerei“Richard Rogler im Gesprächtheaterhagen: Herr Rogler, was macht für Siegutes Kabarett aus? Richard Rogler: Gutes Kabarettmuss genau recherchiert sein. Dann besteht die großeKunst darin, daraus eine unterhaltsame Pointe zudrechseln. Denn es muss ernst und gleichzeitig heitersein. Wenn es dann noch gut dargestellt wird, kannman vielleicht von Kunst sprechen. Gutes Kabarett istKunst und kein Journalismus oder Zotenreißerei.Sie haben einmal gesagt, dass man „immermit dem Geist der Machtlosen gegen die Machtder Geistlosen“ angehen muss. Heißt das, einKabarettist muss den Willen haben, die Welt zuverändern? Das wäre doch völlig vermessen! Gut,ich hatte auch mal so eine Phase des Sturm undDrang: Da meinte ich, ich müsste den Welthunger,die Schlechtigkeit der Menschen und die Kriegezum hunderttausendsten Mal artikulieren. Aber dasgeht nicht, das ist albern. Man muss ernste Themenhernehmen, klar, und man muss daraus auch scharfePointen machen. Und dann kann man sich nurdarauf verlassen, dass beim Zuschauer vielleichtein ähnliches Denken vorhanden ist und dass so einKabarettabend Auswirkungen auf das Verhalten deseinzelnen Menschen hat.Ihr neues Programm heißt „Das müssten Siemal sagen, Herr Rogler“. Worum geht es da?Das ist eine aktuelle Bestandsaufnahme der jetzigenpolitischen und gesellschaftlichen Situation. Esgibt eine kleine Rahmenhandlung, da sitzt einbuntes Völkchen in einer Gaststätte beisammen: dersogenannte einfache, aber ehrliche Mensch. Jeder hatdann immer was zu sagen und, ich kenne das ja, dasendet damit, dass einer sagt, „Herr Rogler, Sie gehendoch auf die Bühne, das müssten Sie mal sagen.“Werden Sie tatsächlich oft von Fremden oderauch Bekannten angesprochen? Ständig!Nach dem Motto: „Das müssten Sie malsagen“… Andauernd. Auf der Straße, im Supermarkt,in der Kneipe, im Zug. Überall. Den Leuten läuftsozusagen der Mund über, aber da sie sich selbernicht in der Öffentlichkeit artikulieren können, bin ichder Stellvertreter. Ich bediene das auch gerne. Wennes was Vernünftiges ist! Da ist auch viel Mist dabei.Haben sie dadurch ein Gespür dafür, was dieLeute aktuell beschäftigt? Die Leute sind jaschlau, die sind ja auch intelligent, selbst wennsie es manchmal nicht so ausdrücken können. DieLeute stehen mitten im Leben. Die machen sich auchständig Gedanken und die muss man ernst nehmen.Wenn ich dann höre, dass die Wahlbeteiligung leidernicht so hoch sei: Ja, warum ist das denn so? Weildie Leute in ihrer Hilflosigkeit manchmal nicht mehreinsehen, immer das Gleiche zu wählen. Denn dannkommt hinterher, wie auch jetzt bei der großenKoalition, irgendein Mischmasch raus, auf das siesowieso keinen Einfluss haben. Das heißt aber nicht,dass sie nicht an der Politik interessiert sind.Sie haben nach Ihrem Studium, Französischund Sport auf Lehramt, jahrelang <strong>Theater</strong> fürKinder und Jugendliche gemacht. Vermissen Siedas manchmal? Ja, das vermisse ich manchmaltatsächlich. Das war eine sehr schöne Zeit. Damals,in den 1970er Jahren, hatte ich wirklich einerichtige, sinnvolle Aufgabe: nämlich den Kinderneine Stimme zu geben. Das war ja immer noch soeine Art Märchenzeit im Kinder- und Jugendtheaterund es gab nicht wirklich neue Stücke. Wir habenes damals geschafft, etwas zu verändern. Dass dieKinder einfach ernst genommen werden, hatte einedirektere Auswirkung, als wenn Sie heute Kabarettfür Erwachsene machen. Das war im Grunde meingrößter Erfolg, nur das weiß so Recht keiner, dennmit Kindertheater können Sie nichts ernten. Dafürinteressiert sich auch die Presse wenig – eigentlichnur die Kinder.Seit 2000 haben Sie an der Universität derKünste in Berlin die deutschlandweit ersteProfessur für Kabarett inne. Was lernen dieStudenten in Ihrem Seminar als Erstes? Dasssie, wenn sie auf die Bühne kommen, wirklich präsentsein müssen. Im Grunde ist das eine Mischung ausCharakterbildung und dem Studium von Kurzszenen.Insgesamt bin ich dort nicht nur künstlerischer Beratersondern auch Psychologe und Lebensberater. Weilich nämlich viele davor warne, diesen gefährlichenBeruf zu ergreifen (lacht)!Das Gespräch führte Adaora GeigerRichard RoglerDas müssten Sie mal sagen, Herr Rogler!5. <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> · 19.30 UhrGroßes Haustheaterpädagogisches Programm<strong>2013</strong>|2014Das theaterpädagogische Programm<strong>2013</strong>|2014 ist da!Auf 30 Seiten gibt es jede Menge Aktivitätenvor und hinter der Bühne zu entdecken. Selbst<strong>Theater</strong> spielen oder mit Profis darüber sprechen?Hautnah auf der Bühne dabei sein oder doch lieberim Ballettsaal? Für Erwachsene, Kinder, Schüler,Pädagogen, Familien, Senioren,kurz: für alle ist etwas dabei.Was es gibt, wann es stattfindet, und wieviel eskostet (meistens nichts!): Das theaterpädagogischeProgramm liegt im <strong>Theater</strong> aus bzw. kann bei<strong>Theater</strong>pädagogin Miriam Walter auch kostenfreibestellt werden: miriam.walter@stadt-hagen.de.2theaterzeitung<strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>

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