13.07.2015 Aufrufe

und Leseprobe (PDF) - Vandenhoeck & Ruprecht

und Leseprobe (PDF) - Vandenhoeck & Ruprecht

und Leseprobe (PDF) - Vandenhoeck & Ruprecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Michael von Aster / Jens Holger Lorenz, Rechenstörungen bei Kindern24 Michael von Asternumber. Die hierunter gefassten Fähigkeiten sind nicht nur bei Menschen (Kindern<strong>und</strong> Erwachsenen), sondern auch bei verschiedenen Tierspezies vorhanden<strong>und</strong> ermöglichen ein Wissen über die elementare Mächtigkeit von Mengen,ihre numerische Größe. Zum einen ist hier die Fähigkeit gemeint, kleineMengen von ein bis drei Objekten simultan <strong>und</strong> unmittelbar zu erfassen <strong>und</strong>voneinander zu unterscheiden (subitizing). Babys unter einem Jahr wählen diejeweils größere Menge (von z. B. essbaren Objekten), wenn die Alternativeneins versus zwei, zwei versus drei oder eins versus drei vorgegeben werden.Dagegen wählen sie zufällig, wenn eine der Alternativen mehr als drei Objekteenthält (Feigenson, Carey u. Spelke 2002).Zum anderen scheint auch die Fähigkeit, größere Mengen voneinander unterscheidenzu können, schon sehr früh vorhanden zu sein. Hierbei geht esjedoch nur um eine ungefähre <strong>und</strong> ungenaue Unterscheidung, die nur danngelingt, wenn der Unterschied zwischen diesen zu vergleichenden Mengengroß genug ist. Babys können zwei größere Mengen von Objekten dann voneinanderunterscheiden, wenn die numerische Distanz zwischen ihnen einekritische Größe übersteigt. Sie können zum Beispiel 8 von 16, aber nicht 8 vonzwölf unterscheiden <strong>und</strong> sie können 16 von 32, aber nicht 16 von 24 unterscheiden(Xu u. Spelke 2000).Hier liegen bereits Größen- <strong>und</strong> Distanzeffekte vor, die für eine kontinuierliche<strong>und</strong> zugleich logarithmisch konfigurierte Größenrepräsentationsprechen. Dieses approximative Core-System scheint bei Menschen wie beiAffen im horizontalen Segment des intraparietalen Sulcus (hIPS) beheimatetzu sein; für das Subitizing-System werden extrastriäre Gebiete vermutet (Sathianet al. 1999).Der Umstand, dass diese Fähigkeiten schon bei Babys <strong>und</strong> im gewissen Umfangauch bei Tieren beobachtbar sind, hat sehr wesentlich zu der Annahmebeigetragen, dass sie eine bereits im Genom verschlüsselte domänenspezifischeFähigkeit darstellen. Gallistel <strong>und</strong> Gelman (1992) haben für ein solches genetischinstalliertes Modul eine Art Akkumulator vorgeschlagen, der gezählteItems als elektrische Impulse aufnimmt <strong>und</strong> dessen Ladung dann der kardinalenGröße der Menge entspricht. Mix <strong>und</strong> Sandhofer (2007) argumentierendagegen durchaus überzeugend, dass diese frühen Fähigkeiten auch einen Extraktfrüher, domänenübergreifender Lernprozesse der Mustererkennung <strong>und</strong>-unterscheidung sowie der Kategorienbildung darstellen können.Wie dem auch sei, unser Modell sagt voraus, dass eine Schädigung dieserfrühen Basissysteme oder Core-Systeme zur Folge hat, dass numerische Sinnbezügefür Zahlensymbole nicht ausreichend hergestellt werden können (wassollen Zahlworte <strong>und</strong> arabische Ziffern symbolisieren?). Damit stoßen auch dasErlernen <strong>und</strong> der Gebrauch von relationalen Begriffen wie »mehr« <strong>und</strong> »weniger«im Zusammenhang mit dem Erlernen der Zahlwörter auf Schwierigkeiten.Dies impliziert eine Störung für die gesamte weitere Entwicklung dieserkognitiven Domäne: für das Verständnis kardinaler Größe, für gr<strong>und</strong>legende© 2013, <strong>Vandenhoeck</strong> & <strong>Ruprecht</strong> GmbH & Co. KG, GöttingenISBN Print: 9783525462584 — ISBN E-Book: 9783647462585

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!