medaillen an Welt-, Europa- und SchweizerMeisterschaften. Erfolgreicher im Kanu war niemand– und 2011 kam noch ein Titel dazu.«Dumm gelaufen», sagt sie und lacht. Sie warals Betreuerin bei Selektionswettkämpfen dabei,fuhr zum Spass das Rennen mit und war Schnellste.Nach einigem Zögern entschied sie, zu starten.Sie lacht erneut. «Dass ich dann im Einzelden EM-Titel gewinne, damit hat niemand gerechnet.»Ihr Blick schweift über die Aare. Nach derMündung von Limmat und Reuss führt diesezwischen 500 und 600 Kubikmeter Wasser in derSekunde, bei Hochwasser dreimal mehr. Eineldorado für kanuten: «Wir finden hier alles:stehende Wellen, Wildwasser, Untiefen. Und dieAuen sind sehr idyllisch. Man fährt in kleine Wasserläufehinein und fühlt sich wie im Urwald»,sagt die Finanzverwalterin. «Und weil sich derWasserstand je nach Wetter um mehrere Meterverändert, sieht auch die Landschaft immer wiederanders aus.» Ab und zu sehe sie einen Biber,manchmal auch einen Eisvogel. «Und wenn ichweder Wildwasser noch Idylle haben möchte,sondern richtig hart Ausdauer trainieren will,dann fahre ich die Aare runter bis zur Beznau.»net sich als «Tor zur Wissenschaft» und erklärt,was die Forschungsthemen des PSI sind.Hinter der nächsten Steigung liegt Böttstein,ebenfalls ein Weinbaudorf mit einem beeindruckendenHerrenhaus. Unter mächtigen Bäumenspeist man im «Schloss Böttstein» wundervollund geniesst gute Weine. Gleich daneben stehtein weiteres Besucherzentrum: das axporama.Wer will, taucht hier spielerisch in die Welt derElektrizität ein, spielt Strommanager, lerntStrom produktionsarten kennen – auch draussenim Garten, wo einige Exponate, die eher an Kunstinstallationenerinnern, verblüffende Experimenteermöglichen. Dahinter steht eine alteSägerei, unter deren Dach mit den uralten Ziegelnsich Ingenieurskunst aus einer Zeit versteckt, alsdie Wasserkraft noch hölzerne Mühlräder antrieb.20 rappen pro literBaumnuSSöl30 Jahre hat der Böttsteiner Ruedi Keller bei <strong>Axpo</strong>gearbeitet. Heute ist er pensioniert und pflegtzusammen mit seiner Frau einen üppigen Gartenvor seinem Haus. «Ich war immer froh, Arbeit zuhaben. Das war mir das Wichtigste», sagt er, undman versteht ihn, wenn man erfährt, dass seinVater Eduard aus dem Urnerland als Verdingbubin die Region gelangt war. Das hinderte diesendann aber nicht, berühmt zu werden. Eduardging nämlich nur barfuss, im Sommer sowieso,aber auch im Winter. Im Schnee würden sie jawenigstens sauber, pflegte er zu sagen, und derPfarrer in der Kirche sei doch über jeden froh,der komme. Der würde nicht noch auf die Füsseschauen, wird Eduard in einem Bildband überOriginale zitiert. Die Sägerei betrieb er, abergleich daneben auch eine ölmühle. Sohn Ruedierinnert sich: «Da haben wir zwei Monate lang imJahr gut verdient: 20 Rappen gab es pro LiterBaumnussöl, und in einer Stunde schafften wir18 Liter. Das war in den Fünfzigern, als der Stundenlohnfür unsereiner einen Franken betrug, einrechter Batzen.» In den frühen Sechzigern zerstörtenSpätfröste die Ernten, und gleichzeitiggelangte industriell gepresstes Öl auf den Markt,so dass die Kellers den Mühlebetrieb einstellten –dem Sohn wars recht. «Ich sage immer, ich seider einzige Schweizer, der nicht Ski fahren kann,weil ich immer dem Vater helfen musste», sagtKeller augenzwinkernd.Dann nimmt er die alte Mühle in Betrieb. Erbedient einen Hebel, der den Wasserkanal überdas alte Schaufelrad zieht. Ächzend setzen sichWein, gämsen und uFoDie einzige nationale Kanuroute der Schweiz verläuftdurch das Wasserschloss und setzt sichauf der Aare fort, die in Stilli von einer hohenBrücke überspannt wird. Bis 1903 gab es hier nurdie Fähre und damit ein Einkommen für die Einheimischen.Dann kam die Industrie ins untereAaretal: <strong>Axpo</strong>, Holcim und Rotho zum Beispiel.Unter einem Förderband, das Kalkstein in einZementwerk transportiert, gelangt man ins DorfVilligen. Ein Schild lädt zur Weindegustation beimWinzer ein. Blickt man nach Westen, reckt sich dervilliger geissberg steil in die Höhe. An seinenHängen wachsen nicht nur Reben; auch eine derbeiden Gämsenkolonien des Aargaus lebt hier.Kurz nach dem Dorfausgang sticht ein seltsamesBauwerk in der Form einer Scheibe ins Auge.Das riesige uFo gehört zum paul Scherrerinstitut, kurz PSI, der grössten nationalen Forschungsstätte.1400 ständige Mitarbeitende und1500 externe Wissenschaftler forschen hier inden Bereichen Energie und Umwelt, Biologie undMedizin. Die Untertasse mit Namen SynchrotronLichtquelle Schweiz (SLS) beschleunigt zum BeispielElektronen auf einer Kreisbahn von 288Metern auf nahezu Lichtgeschwindigkeit. Werwissen will wozu und dies auch ohne Physikstudiumverstehen möchte, kann im Besucherzentrum«psi forum» mehr erfahren. Dieses bezeich-Zusammenflussvon Aare,Reuss undLimmat imWasserschlossbei Vogelsang.6