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Unternehmen Luxusindustrie - Lukas Hadorn

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Strukturwandel im China-Geschäft«Beim Übernachtenwird gespart»Kurt Haerri, Präsident der WirtschaftskammerSchweiz–China, über chinesische Touristen unddas Freihandelsabkommen mit China.BILANZ: Kurt Haerri, im SchweizerTourismus hofft man auf mehrWertschöpfung, wenn Chinesenstatt in Gruppen als Individualtouristenanreisen. Ist damit inabsehbarer Zeit zu rechnen?Kurt Haerri: Das wird ganz sicherpassieren, ja. Aber es dürfte nocheinige Zeit dauern. Heute reisenvornehmlich ältere Leute in dieSchweiz, die sich eine Europareiseleisten können. Aber das sind keineIndividualtouristen. InteressantKurt Haerri(48) war von1996 bis 2003für den LiftundRolltreppenherstellerSchindler inChina tätig.wird es, wenn die Jungen zu reisenbeginnen. Die zunehmende Kaufkraftder selbständigen, englischsprechendenChinesen wird diesenStrukturwandel herbeiführen.Warum reisen die jüngerenChinesen nicht schon heute?Viele junge Chinesen investierenzunächst in eine Wohnung oderein Auto. Das sind im Momentnoch dringlichere Bedürfnisse.Inwiefern behindern die bestehendenStrukturen diese Entwicklung?Die Veranstalter profitierenja heute von der Unselbständigkeitihrer Gäste.Die Reiseanbieter haben sicherlichkein grosses Interesse an einemStrukturwandel, aber aufhaltenkönnen sie ihn nicht. Hinzukommt, dass es auch in Zukunftimmer Gruppenreisende gebenwird. China wird sich noch jahrzehntelangin diesem Transformationsprozessbefinden, aus demheraus die neue Mittelklasse entsteht.Und es wird noch langereiseunerfahrene Chinesen geben,die lieber mit einer Gruppe insAusland fahren.Und dafür so wenig wie möglichausgeben. Ist die Kritik an denknauserigen Pauschaltouristenberechtigt?Das ist der typisch chinesischePragmatismus. Ein Chinese sagtemir einmal: «Wenn ich abends dasLicht auslösche, ist es dunkel. Egalwie das Bett aussieht, in dem ichliege.» Beim Übernachten wird gespart,dafür wird beim Shoppingumso mehr Geld ausgegeben.Liegen bald keine Chinesen mehr inSchweizer Betten? Dem angestrebtenFreihandelsabkommen zwischender Schweiz und China sehenTouristiker mit Skepsis entgegen.Das ist verständlich. Man fürchtetsich davor, dass Schweizer Uhrenin China deutlich billiger werden.Aber die Schweiz hätte dannimmer noch den Vorteil, als fälschungsfreiesLand zu gelten. DieChinesen reisen nicht nur zumUhrenshopping in die Schweiz. Eswäre falsch, in der Nutzenanalyseeines Freihandelsabkommens nurden Tourismus zu betrachten.Wie schätzen Sie die Gefahrpolitischer Umwälzungen ein?Damit muss man immer rechnen,das ist ja die Eigenart des China-Geschäfts. Die Vorzeichen könnensich völlig überraschend ändern.Und neue Bestimmungen werdenschnell und rigoros durchgesetzt.Unterschwellig besteht die Gefahrvon Veränderungen immer, ganzegal in welcher Branche.• gehört mit der Place Vendôme in Parisund der Plaza 66 in Shanghai zu den Top 3des weltweiten Uhren- und Schmuckverkaufs.»Perren weiss auch, wem die Stadtdiese Ehre zu verdanken hat: den Chinesen.Spätestens seit dem Beitritt derSchweiz zum Schengen-Raum strömensie in immer grösseren Massen in dieLeuchtenstadt (siehe Grafiken auf Seite45). Obwohl eine Fahrt auf dem See undein Kurztrip zum Titlisgletscher zum festenProgramm einer chinesischen Reisegruppegehören, steht den Besuchern derSinn vor allem nach Uhrenshopping.«Uhrenshopping gehört zum Programm»,weiss Alex Wang, der für LuzernTourismus von Shanghai aus den chinesischenMarkt bearbeitet. «In der Schweizsind die Uhren erstens viel billiger als inChina und zweitens garantiert echt. Undwer sich in der Schweiz eine Markenuhrkaufen kann, demonstriert damit seinensozialen Status.» Um mehr Geld für teureLuxusgüter zu haben, sparen die Chinesenbei Kost und Logis. Laut SchweizTourismus verbringen sie im Schnittknapp eineinhalb Nächte in der Schweiz,und diese vorzugsweise in günstigenHotels an Autobahnen oder an der Grenze.Im Gegenzug geben sie täglich knapp450 Franken fürs Shopping aus und sinddamit nach den Besuchern aus den Golfstaatendie kauffreudigsten Touristen.Leute wie du und ich. Der 28-jährige ZhangZhe ist ein typisches Beispiel. Er ist ineiner 35-köpfigen Gruppe aus dem südlichvon Shanghai gelegenen Hangzhouangereist. «Sechs Länder in zwölf Tagen»,sagt er stolz. Gestern war man noch inParis, morgen stehen Florenz und Romauf dem Programm. In Paris habe mansich bei Louis Vuitton, Chanel und Guccieingedeckt, schwärmt er. In der Schweizwolle man nun frische Luft atmen, einenBerg besteigen und Uhren kaufen. PatekPhilippe hält er für das Nonplusultra.«Die Reise hat nur 10 000 Renminbi gekostet»,verrät eine Frau aus seiner Gruppeund reckt triumphierend den Daumenin die Höhe. Zwölf Tage Europa für unter1500 Franken.«Das ist die neue Mittelklasse», weissIvo Scala, Geschäftsführer des zum Bucherer-Imperiumgehörenden UhrengeschäftsSwiss Lion in Luzern. «In der Schweizdenkt man oft, das seien alles neureicheMultimillionäre. Aber eigentlich sind esLeute wie Sie und ich. Sie haben etwas44 BILANZ 5/2011

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