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Helmut LehnerUmgang mit DisziplinkonflikenLeistungs- und Konkurrenzdruck stärken vor allem die Ich-Orientierungder Schüler gegenüber der Aufgaben-Orientierung (NICHOLLS 1990, S.37 f.). Entweder ist der einzelne überlegen oder er ist unterlegen.Konkurrenzkämpfe werden selten fair oder regelkonform ausgetragen –das gilt nicht nur für die Schule. Insbesondere zur Misserfolgsvermeidungwählen Schüler oft Strategien, die als Disziplinverstöße eingestuftwerden, wie Mogeln, den Unterricht schwänzen, Unwilligkeit zur Mitarbeit,Schulunlust, ständige Unaufmerksamkeit, Tagträumen usw. (zusammenfassenddazu COVINGTON 1984, S. 82 ff.).Wenn Erzieher auf dieses Verhalten nicht helfend, sondern kontrollierendoder ermahnend reagieren ("Wenn du dich nicht beteiligst, wirstdu dich nie verbessern und nächstes Mal wieder nur eine Vier oder Fünfschreiben"), verstärkt er damit beim Schüler den Eindruck derBedrohung seines Selbstwerts. Es ist nicht zu erwarten, dass dadurch dieArbeitsdisziplin des Schülers verbessert wird. Schließlich wird ihm jadeutlich gemacht, dass er eben nicht zu den Erfolgreichen gehört, dass erdeshalb auf Anerkennung verzichten muss und mit ständigen Kontrollen,Korrekturen und negativen Bewertungen zu rechnen hat, die seineWürde und seinen Selbstwert noch mehr untergraben. Es ist nichtverwunderlich, wenn ein solcher Schüler "schwierig" ist und gegen dieDisziplinregeln verstößt, die ihm ohnehin nichts einbringen, sonderneher sein Unglück verursacht zu haben scheinen.Ein Unterricht, der die Unterstützung und Förderung des einzelnen zumZiel hat, kann nicht den Lehrplan, an dessen Erfüllung die Fähigkeitendes einzelnen gemessen werden, in den Mittelpunkt stellen. Es kommtvielmehr auf eine stärkere Berücksichtigung individueller Interessen undNeigungen an. Denn wie sollte man den einzelnen fördern, wenn manihn nicht in den ihm eigenen Eigenschaften, Befähigungen, Ideen undTugenden unterstützt und anregt, sondern ihn nach schematischen Vorstellungen"zurechthämmern" möchte. Die Anpassung des Schülers anein Prokrustesbett führt nicht nur zu Konflikten mit dem Erzieher, siebringt auch nur zweit- oder drittrangige Leistungen hervor. Die Konkurrenzum die beste Normanpassung ist nicht sehr produktiv. Sie unterminiertaußerdem die intrinsische Motivation (DECI/ RYAN 1985) unddie Kreativität (AMABILE 1979) der Schüler, also zentrale Voraussetzungenihrer Leistungsfähigkeit.16

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