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"Vertrauen und Risiko in einer digitalen Welt" (1 MB) - DIVSI

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<strong>DIVSI</strong>_<strong>Vertrauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Risiko</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>digitalen</strong> Welt 130619_- 19.06.13 13:20 Seite 6Was veranlasst uns dazu, trotz dieser Risiken täglich das Internet zu nutzen? Nicht nur Vorteile wiebeispielsweise die E<strong>in</strong>sparung von Zeit <strong>und</strong> Geld oder e<strong>in</strong>e hohe Flexibilität stellen e<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong> fürdie vielfache Nutzung des Internets dar – auch unser <strong>Vertrauen</strong> darauf, dass uns nichts Negativesim Internet widerfahren wird, bee<strong>in</strong>flusst unser Nutzungsverhalten.Das vorliegende Diskussionspapier thematisiert das Zusammenspiel von <strong>Vertrauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Risiko</strong> imInternet vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> aktueller Umfrage- <strong>und</strong> Forschungsergebnisse. Die Bedeutung des<strong>Vertrauen</strong>sbegriffes für das Internet sowie die Herausforderungen der Entstehung <strong>und</strong> Messung von<strong>Vertrauen</strong> <strong>in</strong> der Internet-Umgebung werden <strong>in</strong> Abschnitt 2 e<strong>in</strong>führend erläutert. Abschnitt 3 beschäftigtsich mit Risiken <strong>und</strong> Gefahren des Internets <strong>und</strong> führt die aktuelle Datenlage zu wahrgenommenenGefahren auf sowie Statistiken, die als Indizien für die tatsächliche <strong>Risiko</strong>-Lage herangezogen werdenkönnen. Anhand typischer <strong>und</strong> häufig genutzter Internet-Anwendungen wie E-Commerce (Abschnitt 4),der Recherche nach Onl<strong>in</strong>e-Informationen (Abschnitt 5) <strong>und</strong> der Nutzung des Internets <strong>in</strong> der beruflichenZusammenarbeit (Abschnitt 6) wird <strong>in</strong> den darauf folgenden Abschnitten veranschaulicht, wiesich das wahrgenommene <strong>Vertrauen</strong> <strong>und</strong> das tatsächliche <strong>Vertrauen</strong>sverhalten unterscheiden können.2. Kontrolle ist gut, <strong>Vertrauen</strong> ist besser – Warum das Internetunser <strong>Vertrauen</strong> brauchtDie <strong>Vertrauen</strong>sforschung ist sich trotz der Existenz zahlreicher unterschiedlicher <strong>Vertrauen</strong>sdef<strong>in</strong>itionenzunehmend e<strong>in</strong>ig, dass die meisten Def<strong>in</strong>itionen zwei Schlüsselkomponenten enthalten: Die Bereitschaft,e<strong>in</strong> <strong>Risiko</strong> e<strong>in</strong>zugehen, <strong>und</strong> die positive Erwartung gegenüber den Absichten <strong>und</strong> dem Verhaltendes <strong>Vertrauen</strong>sobjektes (Lewicki, Toml<strong>in</strong>son & Gillespie, 2006; Rousseau, Sitk<strong>in</strong>, Burt &Camerer, 1998). Auf das Internet bezogen spricht man von <strong>Vertrauen</strong>, wenn e<strong>in</strong>e Person bereit ist,das Internet zu nutzen, ohne dabei alle Risiken kontrollieren zu können. In diesem S<strong>in</strong>ne kannOnl<strong>in</strong>e-<strong>Vertrauen</strong> folgendermaßen def<strong>in</strong>iert werden (Corritore, Kracher & Wiedenbeck, 2003, S. 740):„Onl<strong>in</strong>e-<strong>Vertrauen</strong> ist die zuversichtliche Erwartung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Onl<strong>in</strong>e-<strong>Risiko</strong>-Situation, dassdie eigene Verletzbarkeit nicht ausgenutzt wird.“<strong>Vertrauen</strong> im Internet ist demnach für se<strong>in</strong>e Nutzer wichtig, weil es unmöglich ist, alle potenziellenRisiken des Internets abzuwägen <strong>und</strong> die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit des E<strong>in</strong>tretens dieser Risiken zubestimmen. Will man dennoch die Vorteile des Internets nutzen, muss darauf vertraut werden, dassder persönliche Nutzen des Internets für e<strong>in</strong>en größer ist als die Gefahr, die von ihm ausgeht. Ohnee<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum an <strong>Vertrauen</strong> wäre es also gar nicht möglich, sich im Internet trotz bestehender Sicherheitslückenzu bewegen.2.1 <strong>Vertrauen</strong> mit dem ersten Klick? – Über die Bildung von <strong>Vertrauen</strong> imInternetTheorien über die Entstehung von <strong>Vertrauen</strong> nehmen an, dass sich das <strong>Vertrauen</strong> graduell über dieZeit h<strong>in</strong>weg entwickelt (Lewicki, Toml<strong>in</strong>son, & Gillespie, 2006). Beim ersten Kennenlernen e<strong>in</strong>erPerson steht zunächst die Frage im Raum, ob es sich lohnt zu vertrauen oder ob e<strong>in</strong>e weitergehendeInteraktion zu hohe Risiken birgt. Diese Frage kann als e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Kosten-Nutzen-Abwägung verstandenwerden <strong>und</strong> wird entsprechend auch als kalkulatives <strong>Vertrauen</strong> bezeichnet (Lewicki & Bunker,1995; 1996). Hat man bereits eigene Erfahrungen mit dem <strong>Vertrauen</strong>sgegenstand machen könnenoder von Dritten Wissen darüber e<strong>in</strong>geholt, wird die <strong>Vertrauen</strong>swürdigkeit e<strong>in</strong>er Person anhand dreierwesentlicher Faktoren beurteilt: die wahrgenommene Kompetenz, Integrität sowie das Wohlwollen(Mayer, Davis & Schoorman, 1995). Besteht bereits längerfristiger Kontakt zu e<strong>in</strong>er Person bzw. e<strong>in</strong>erInstitution, beruht das <strong>Vertrauen</strong> zusätzlich auf der Identifikation mit der anderen Person. Diesesemotional basierte <strong>Vertrauen</strong> drückt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er von gegenseitiger Fürsorge geprägten <strong>und</strong> wohlwollendenBeziehung aus (McAllister, 1995).Auch im Internet kann die Bildung von <strong>Vertrauen</strong> auf kalkulativen, wissensbasierten oder emotionalenFaktoren beruhen. In der Internet-Umgebung ist die Entwicklung des <strong>Vertrauen</strong>s im Vergleich zupersönlichen face-to-face-Treffen jedoch mit zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert. E<strong>in</strong>eHerausforderung kann die Unklarheit darüber se<strong>in</strong>, wem eigentlich vertraut oder misstraut wird.Oftmals s<strong>in</strong>d beispielsweise Herausgeber von Internet-Seiten, Onl<strong>in</strong>e-Shops oder die Leserschafte<strong>in</strong>es Internet-Forums nicht e<strong>in</strong>deutig identifizierbar (Flanag<strong>in</strong> & Metzger, 2007). Zudem s<strong>in</strong>d vieleBegegnungen <strong>und</strong> Interaktionen im Internet flüchtig <strong>und</strong> schnelllebig (Corritore, Kracher & Wiedenbeck,2003). Beispielsweise entscheidet der Nutzer mit dem Anklicken e<strong>in</strong>er Website oder beimE<strong>in</strong>loggen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Chatroom, ob er vertraut <strong>und</strong> entsprechend die Onl<strong>in</strong>e-Dienste weiter nutzen willoder ob er andere Seiten bevorzugt. Weiterh<strong>in</strong> ist im Netz e<strong>in</strong>e Kontrolle des Gegenübers über dieDistanz h<strong>in</strong>weg nur schwer möglich (Jarvenpaa, Knoll & Leidner, 1998). Internet-Nutzer kooperierenmit Personen, die sie nie zuvor gesehen oder gesprochen haben, ohne überprüfen zu können, werdiese Personen <strong>in</strong> Wirklichkeit s<strong>in</strong>d oder was sie tatsächlich gerade tun.Trotz dieser Herausforderungen kann sich <strong>Vertrauen</strong> im Netz schnell <strong>und</strong> auf Gr<strong>und</strong>lage wenigerH<strong>in</strong>weisreize entwickeln (McKnight, Cumm<strong>in</strong>gs & Chervany, 1998; Meyerson, Weick & Kramer, 1996).Dieses anfängliche, flüchtige <strong>Vertrauen</strong> wird auf Gr<strong>und</strong> von Erfahrungswissen Dritter <strong>und</strong> erstenheuristischen E<strong>in</strong>drücken gebildet. Nutzer vertrauen Websites, Onl<strong>in</strong>e-Informationen oder anonymenPersonen im Netz, weil beispielsweise Fre<strong>und</strong>e von positiven Erfahrungen berichten, weil sie zubestimmten Marken positive Assoziationen haben oder weil sie sich darauf verlassen, dass diegesetzlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen dafür sorgen, dass e<strong>in</strong>em nichts Schädliches widerfährt. E<strong>in</strong> Nutzerzieht demnach zur anfänglichen Beurteilung der <strong>Vertrauen</strong>swürdigkeit im Internet H<strong>in</strong>weisreize wiebeispielsweise Design-Elemente oder Informationen über Sicherheitszertifikate heran. Dieses<strong>Vertrauen</strong> wird als flüchtig beschrieben, da es mit zunehmender Erfahrung mit e<strong>in</strong> <strong>und</strong> demselbenInternet-Angebot entweder verstärkt wird oder aber bei negativen Ereignissen schnell <strong>in</strong> Misstrauenumschlagen kann.2.2 <strong>Vertrauen</strong> ausgedrückt <strong>in</strong> Zahlen – Wie man <strong>Vertrauen</strong> messen kannKennt man die Besonderheiten, unter denen <strong>Vertrauen</strong> im Internet entsteht, stellt sich die Frage,woran man erkennen kann, ob Menschen dem Internet vertrauen. E<strong>in</strong>e Möglichkeit zur Messung des<strong>Vertrauen</strong>s besteht dar<strong>in</strong>, Internet-Nutzer mittels Fragebogen-Verfahren direkt nach ihrem wahrgenommenen<strong>Vertrauen</strong> zu fragen. Beispielsweise kann gefragt werden, wie sehr sie e<strong>in</strong>er spezifischenanderen Person vertrauen oder wie sehr aus ihrer Sicht e<strong>in</strong>e Institution ihre Verpflichtungen67

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