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Neue Medien in der Lehrerausbildung

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<strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lehrerausbildung</strong><br />

Grundlegende Empfehlungen und Vorschläge<br />

zur Umsetzung <strong>in</strong> verschiedenen Fächern<br />

und Schulformen<br />

Konzepte, Empfehlungen und Erfahrungen<br />

aus dem Projekt „<strong>Medien</strong> und Module“ im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Landes<strong>in</strong>itiative Schule@Zukunft<br />

Hessisches Kultusm<strong>in</strong>isterium · Amt für Lehrerbildung


Inhalt<br />

Auf dem Weg zur fachdidaktisch orientierten <strong>Medien</strong>bildung <strong>in</strong> Hessen –<br />

Sachstand und Empfehlungen aus <strong>der</strong> Arbeit des Projekts „<strong>Medien</strong> und Module<br />

Manfred König 4<br />

Woh<strong>in</strong> wird die Reise gehen?<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er zukunftsorientierten Schule an e<strong>in</strong>e nachhaltige<br />

<strong>Medien</strong>bildung als Teil <strong>der</strong> <strong>Lehrerausbildung</strong> von heute<br />

Prof. Horst Niesyto 6<br />

<strong>Medien</strong>kompetenz als Aufgabe von Lehrerbildung<br />

Prof. Stefan Aufenanger 12<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrerbildung am Beispiel des Faches Deutsch<br />

Prof. Volker Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g 26<br />

Chancen und Möglichkeiten aktiver <strong>Medien</strong>arbeit <strong>in</strong> Fachmodulen und Unterricht<br />

Lilo Haffke und Maren Molkenth<strong>in</strong> 30<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> im Geschichtsunterricht –<br />

e<strong>in</strong> Sachstandsbericht für den gymnasialen Bildungsgang<br />

Oliver An<strong>der</strong>sen 42<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> modularisierten <strong>Lehrerausbildung</strong><br />

Geschichte im Gymnasium · Überlegungen/Erwartungen/For<strong>der</strong>ungen abgeleitet<br />

aus den Erfahrungen im Studiensem<strong>in</strong>ar Offenbach<br />

Franz Coy 49<br />

Lernen mit dem Internet im Geschichtsunterricht<br />

Franz Coy · Erik Grundmann · Stephanie Sorhage 52<br />

Digitale <strong>Medien</strong> im Kunstunterricht <strong>der</strong> Grund-, Haupt- Real- und För<strong>der</strong>schule –<br />

Bestandsaufnahme und Erfahrungsbericht<br />

Eva Möller-Westman · Georg Alfter · Holger Höhl 56<br />

Stellungnahme zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den<br />

Fachmodulen Sport für den Vorbereitungsdienst<br />

<strong>in</strong> den Lehrämtern für die Haupt- und Realschulen<br />

Christian Bosso 71<br />

Blended learn<strong>in</strong>g zur Unterstützung <strong>in</strong>dividualisierten Lernens <strong>in</strong> Schule<br />

und Lehrer(aus)bildung, angeregt durch erste Erfahrungen im Studiensem<strong>in</strong>ar<br />

Heidi Hagelüken · Elke-Elisabeth Wagner 76<br />

Blended Learn<strong>in</strong>g im Rahmen e<strong>in</strong>er verän<strong>der</strong>ten Lernkultur zur Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Individualisierung von Lernprozessen<br />

Dietmar Johlen, He<strong>in</strong>z-Dieter Hirth 83<br />

Daten des Projekts · Impressum 88<br />

3


Auf dem Weg zur fachdidaktisch orientierten<br />

<strong>Medien</strong>bildung <strong>in</strong> Hessen –<br />

Sachstand und Empfehlungen aus <strong>der</strong><br />

Arbeit des Projekts „<strong>Medien</strong> und Module“<br />

Manfred König<br />

Das Projekt „<strong>Medien</strong> und Module“ wird seit dem Jahr<br />

2006 im Rahmen <strong>der</strong> Landes<strong>in</strong>itiative „Schule@Zukunft“<br />

durchgeführt. Beteiligt s<strong>in</strong>d 15 Studiensem<strong>in</strong>are aller<br />

Schulformen, sowie Expert<strong>in</strong>nen und Experten aus verschiedenen<br />

Fachbereichen. Im Verlauf <strong>der</strong> ersten zwei<br />

Jahre wurden Empfehlungen für die Integration <strong>der</strong> digitalen<br />

<strong>Medien</strong> <strong>in</strong> die modularisierte <strong>Lehrerausbildung</strong> <strong>der</strong><br />

nachfolgend aufgeführten Fächer erarbeitet und erprobt:<br />

Mathematik · Biologie · Chemie · Physik · Deutsch<br />

Fremdsprachen<br />

Zusätzlich wurden schulformspezifische Beiträge erstellt.<br />

Die jeweiligen Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> zwei E<strong>in</strong>zelheften veröffentlicht<br />

worden und wurden auf Fachtagungen <strong>der</strong><br />

<strong>Lehrerausbildung</strong> vorgestellt und diskutiert. Schwerpunkte<br />

<strong>der</strong> Arbeit im dritten Jahr waren die Erarbeitung<br />

von Empfehlungen für die Fächer Geschichte, Sport und<br />

Kunst, sowie die Zusammenstellung von erziehungswissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen und Begründungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Bedeutung neuer <strong>Medien</strong> für Schule, Unterricht<br />

und <strong>Lehrerausbildung</strong>. Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem jetzt hier<br />

vorliegenden Heft enthalten.<br />

Horst Niesyto, Erziehungswissenschaftler aus Ludwigsburg,<br />

beschreibt die gesellschaftliche Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>bildung<br />

im Kontext e<strong>in</strong>er zukunftsorientierten Schule die<br />

sich an den medialen Lebenswelten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />

Jugendlichen orientieren muss. Stefan Aufenanger, Hochschullehrer<br />

an <strong>der</strong> Universität Ma<strong>in</strong>z, setzt sich mit <strong>der</strong><br />

Frage <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>kompetenz als Aufgabe von Lehrerbildung<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und benennt Dimensionen von medienerzieherischer<br />

und medienpädagogischer Kompetenz.<br />

Volker Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g von <strong>der</strong> Universität Erlangen-Nürnberg<br />

beschreibt am Beispiel des Fachs Deutsch sehr überzeugend<br />

die E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten digitaler <strong>Medien</strong> im Fachunterricht.<br />

Die Beiträge aus <strong>der</strong> Wissenschaft werden ergänzt<br />

durch Fachartikel zur <strong>Lehrerausbildung</strong> von Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen<br />

und Ausbil<strong>der</strong>n aus hessischen Studiensem<strong>in</strong>aren.<br />

Die modularisierte <strong>Lehrerausbildung</strong> <strong>in</strong> Hessen bef<strong>in</strong>det<br />

sich zur Zeit <strong>in</strong> Überarbeitung. Mit Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> Form<br />

von Kürzungen ist zu rechnen. Das <strong>der</strong>zeit (Oktober 2008)<br />

noch praktizierte Modell sieht im E<strong>in</strong>führungssemester<br />

des Vorbereitungsdienstes e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Thematik e<strong>in</strong>führendes<br />

und Vorkenntnisse <strong>der</strong> LiV kompensierendes, sem<strong>in</strong>ar<strong>in</strong>ternes<br />

Modul „<strong>Medien</strong> und Methoden e<strong>in</strong>setzen“ für<br />

alle Schulformen vor. Im 1. Hauptsemester wird für den<br />

4<br />

Gymnasialbereich e<strong>in</strong> landesweit verpflichtendes<br />

<strong>Medien</strong>modul ausgewiesen, <strong>in</strong> welchem überwiegend<br />

mediendidaktische Grundlagen, fächerübergreifend o<strong>der</strong><br />

fachbereichsbezogen vermittelt werden. In den Studiensem<strong>in</strong>aren<br />

für die Grund-, Haupt- Real- und För<strong>der</strong>schulen<br />

f<strong>in</strong>den sich im 1. Hauptsemester drei landesweite<br />

Wahlpflichtmodule zum Thema „<strong>Medien</strong> und Methoden<br />

e<strong>in</strong>setzen“:<br />

a) Situationsangemessener E<strong>in</strong>satz von <strong>Medien</strong> und<br />

Methoden<br />

b) Kommunikation unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />

von Präsentationen<br />

c) Lernen lernen<br />

In <strong>der</strong> (alten) Prüfungsverordnung nach APVO wurde <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Staatsexamensprüfung noch <strong>der</strong> Nachweis von<br />

„<strong>Medien</strong>- und Methodenkompetenz“ verlangt, die aktuelle<br />

UVO sieht dies nicht mehr vor.<br />

Vertreter verschiedener Institutionen und Gruppen weisen<br />

zunehmend auf die <strong>in</strong>haltliche Fülle <strong>der</strong> <strong>Lehrerausbildung</strong><br />

und die Komplexität <strong>der</strong> Modularisierung h<strong>in</strong>. Es ist<br />

daher damit zu rechnen, dass bei <strong>der</strong> Überarbeitung und<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> <strong>Lehrerausbildung</strong> <strong>in</strong> Hessen <strong>in</strong>haltliche<br />

Kürzungen vorgenommen werden müssen, e<strong>in</strong>zelne<br />

Module sogar komplett gestrichen werden. Das neue<br />

Modell wird, nach den bisherigen Plänen, auch e<strong>in</strong>en Teil<br />

<strong>der</strong> landesweit z. Zt. noch verb<strong>in</strong>dlichen <strong>Medien</strong>module<br />

nicht mehr be<strong>in</strong>halten. Geplant ist e<strong>in</strong>e Verlagerung <strong>der</strong><br />

<strong>Medien</strong><strong>in</strong>halte <strong>in</strong> die auf Unterricht bezogenen Module<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Fächer und damit e<strong>in</strong>e stärkere Ausrichtung<br />

auf fachdidaktische Fragestellungen. E<strong>in</strong>e Hilfestellung<br />

können dabei die Empfehlungen se<strong>in</strong>, die im Rahmen des<br />

Projekts „<strong>Medien</strong> und Module“ bereits für e<strong>in</strong>ige Fächer<br />

entwickelt wurden. Diese wurden allerd<strong>in</strong>gs noch unter<br />

<strong>der</strong> Voraussetzung erarbeitet, dass e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong><br />

<strong>Medien</strong><strong>in</strong>halte <strong>in</strong> den landesweit verb<strong>in</strong>dlichen Modulen<br />

„<strong>Medien</strong> und Methoden e<strong>in</strong>setzen“ vermittelt wird.<br />

Sollten diese <strong>in</strong> Zukunft gestrichen und e<strong>in</strong>e stärkere Verlagerung<br />

<strong>in</strong> die Fächer angestrebt werden, müssen die<br />

vorliegenden Empfehlungen entsprechend weiterentwikkelt<br />

und aktualisiert werden. Dies gilt beson<strong>der</strong>s bei e<strong>in</strong>er<br />

Streichung <strong>der</strong> drei Wahlpflichtmodule im GHRF-Bereich,<br />

würde aber auch den Bereich <strong>der</strong> gymnasialen und beruflichen<br />

<strong>Lehrerausbildung</strong> betreffen.<br />

S<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>t zudem die Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>didaktik<br />

mit aktuellen didaktischen Fragestellungen wie


Kompetenzorientierung o<strong>der</strong> selbständigem Lernen als<br />

Bestandteil <strong>der</strong> <strong>Lehrerausbildung</strong>. Nach wie vor nimmt<br />

die Nutzung des Internet und die Kommunikation mit<br />

Hilfe digitaler <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> nahezu allen Bereichen unserer<br />

Gesellschaft weiter zu. K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche setzen<br />

dabei zunehmend auf neue Kommunikationsformen wie<br />

sms, chats, blogs o<strong>der</strong> benutzerorientierte Plattformen<br />

wie StudiVZ u. a. E<strong>in</strong>en Großteil <strong>der</strong> Zeit verbr<strong>in</strong>gen sie<br />

dabei alle<strong>in</strong> vor dem Bildschirm und beschäftigen sich<br />

dabei mit Inhalten, die eigentlich analysiert und reflektiert<br />

werden müssen. Eltern und Lehrern ist diese Welt oftmals<br />

kaum bekannt. Dies stellt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die im hessischen<br />

Lehrplan <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Bildungsaufgaben verankerte<br />

<strong>Medien</strong>erziehung vor neue Aufgaben.<br />

Die technologische Entwicklung und daraus entstehende<br />

didaktische Nutzungsmöglichkeiten schreiten weiter voran.<br />

Zukünftige Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer sollten sich bereits<br />

heute mit den erweiterten Möglichkeiten des Web 2.0<br />

(Vom Konsument zum Gestalter) , <strong>der</strong> Nutzung von Podcasts<br />

und Webquests für den Unterricht , dem Angebot<br />

von YouTube o<strong>der</strong> z. B. den Nutzungsmöglichkeiten von<br />

google-earth für e<strong>in</strong>en aktuellen und zeitgemäßen Geografieunterricht<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen. Sie werden sonst mit<br />

Ihren Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Informationsnutzung<br />

kaum noch Schritt halten können.<br />

Es werden ständig neue digitale <strong>Medien</strong> entwickelt. Die<br />

s<strong>in</strong>nvolle Nutzung dieser Geräte unter pädagogischen<br />

Gesichtspunkten muss erst noch entwickelt werden. Die<br />

<strong>Lehrerausbildung</strong> <strong>in</strong> vielen Studiensem<strong>in</strong>aren steht hier<br />

erst am Anfang. Das Aufzeigen und die Integration des<br />

didaktischen Potentials neuer medialer Möglichkeiten für<br />

Schule und Unterricht ist e<strong>in</strong>e große Herausfor<strong>der</strong>ung an<br />

die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Didaktik <strong>in</strong> den jeweiligen<br />

Fächern und an e<strong>in</strong>e zeitgemäße <strong>Lehrerausbildung</strong> <strong>in</strong><br />

Hessen. Verständlicherweise wird die Diskussion <strong>in</strong> den<br />

Fachmodulen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie von den Fach<strong>in</strong>halten und<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Fachdidaktik geprägt. Es ist daher unbed<strong>in</strong>gt<br />

erfor<strong>der</strong>lich, dass bei <strong>der</strong> gewünschten Integration<br />

digitaler <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> die Fachausbildung nicht nur aus <strong>der</strong><br />

Sicht <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>didaktik, son<strong>der</strong>n vor allen D<strong>in</strong>gen aus<br />

<strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> jeweiligen Fachdidaktiken argumentiert<br />

wird. Durch die fachbezogene Begründung gel<strong>in</strong>gt es<br />

eher, die Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen über S<strong>in</strong>nhaftigkeit<br />

<strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lehrerausbildung</strong><br />

zu überzeugen.<br />

Hilfreich wäre dabei e<strong>in</strong> fester Zeitanteil für die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

<strong>der</strong> digitalen <strong>Medien</strong>. Die aktuelle Fachliteratur<br />

zeigt oftmals bereits s<strong>in</strong>nvolle Anwendungsmöglichkeiten<br />

auf. Die Nutzung digitaler <strong>Medien</strong> muss <strong>in</strong> den Modulbeschreibungen<br />

verankert werden, die <strong>Medien</strong>kompetenz<br />

<strong>der</strong> LiV sollte <strong>in</strong> Unterrichtsbesuchen überprüft werden.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> Fächer besteht die Gefahr von<br />

Dopplungen bzw. dem Auslassen wesentlicher Inhalte.<br />

Dies kann nur durch <strong>in</strong>tensive Absprache und Koord<strong>in</strong>ation<br />

<strong>der</strong> Beteiligten vermieden werden. Erfor<strong>der</strong>lich ist<br />

m. E. weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e verstärkte Fortbildung <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong><br />

im <strong>Medien</strong>bereich. Im Projekt „I-Module“ wird bereits<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von Fortbildungsmaßnahmen für unterschiedliche<br />

Fächer angeboten. Diese werden bisher allerd<strong>in</strong>gs<br />

noch nicht von allen Fachleitern wahrgenommen. An dieser<br />

Stelle wird mehr Werbung, vielleicht auch e<strong>in</strong>e verstärkte<br />

Auffor<strong>der</strong>ung zur Teilnahme von Seiten <strong>der</strong> Sem<strong>in</strong>arleitungen<br />

erfor<strong>der</strong>lich se<strong>in</strong>.<br />

Die bildungspolitische Vorgabe, die <strong>Medien</strong>kompetenz<br />

verstärkt <strong>in</strong> die Fächer zu <strong>in</strong>tegrieren, wird von den IT-<br />

Beauftragten <strong>der</strong> Studiensem<strong>in</strong>are alle<strong>in</strong> nicht zu leisten<br />

se<strong>in</strong>. Sie erfor<strong>der</strong>t zusätzlich <strong>Medien</strong>(fach)didaktiker aus<br />

den verschiedenen Fächern und Schulformen, die das<br />

Thema fachlich fundiert, offensiv und glaubhaft <strong>in</strong> ihrem<br />

Fachbereich vertreten können. Für e<strong>in</strong>ige Fächer dürfte es<br />

nicht leicht se<strong>in</strong>, dafür Personal <strong>in</strong> ausreichen<strong>der</strong> Anzahl<br />

zur Verfügung zu stellen. Unbed<strong>in</strong>gt verbessert werden<br />

muss die Abstimmung <strong>der</strong> (<strong>Medien</strong>)-Ausbildung zwischen<br />

<strong>der</strong> universitären Phase und dem Vorbereitungsdienst.<br />

Gerade angesichts knapper Zeitressourcen kann es sich<br />

die <strong>Lehrerausbildung</strong> nicht mehr länger leisten, auf e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>haltlich abgestimmtes Konzept <strong>in</strong> diesem Bereich zu<br />

verzichten.<br />

Nach Aussage mehrerer Hochschullehrer (Aufenanger,<br />

Ses<strong>in</strong>k u. a.) wird <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> universitären Ausbildung<br />

dabei die Vermittlung von Grundlagenwissen se<strong>in</strong>,<br />

während die zweite Phase sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf die Fragen<br />

<strong>der</strong> Umsetzung <strong>in</strong> Schule und Unterricht konzentrieren<br />

sollte.<br />

Im Rahmen des Projekts „Lehr@amt“ wurden an <strong>der</strong> Universität<br />

Frankfurt e<strong>in</strong>zelne Unterrichtsprojekte zur Nutzung<br />

digitaler <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> unterschiedlichen Fächern entwickelt.<br />

Die Integration <strong>in</strong> die hessischen Studiensem<strong>in</strong>are<br />

ist aber bisher nur teilweise gelungen. An dieser Stelle<br />

wird weitere Arbeit zu leisten se<strong>in</strong>. Während <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren bereits e<strong>in</strong>e Reihe von guten E<strong>in</strong>zelprojekten<br />

entstanden s<strong>in</strong>d, fehlt es bisher an Konzepten, <strong>in</strong> denen<br />

die Inhalte <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>bildung auf die e<strong>in</strong>zelnen Phasen<br />

und Fächer s<strong>in</strong>nvoll verteilt werden. In Zukunft wird daher<br />

verstärkt auf Konzeptentwicklung und Abstimmung<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Inhalte zu achten se<strong>in</strong>. Die Ausbildung <strong>der</strong><br />

zukünftigen Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer sollte sich dabei<br />

auch im <strong>Medien</strong>bereich konkret an den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

des späteren Arbeitsplatzes Schule und den Pr<strong>in</strong>zipien<br />

e<strong>in</strong>es guten Unterrichts orientieren.<br />

Die zukunftsorientierte Ausbildung von Lehrer<strong>in</strong>nen und<br />

Lehrern, gerade auch <strong>in</strong> den Fragen <strong>der</strong> didaktisch s<strong>in</strong>nvollen<br />

Nutzung digitaler <strong>Medien</strong>, ist e<strong>in</strong> Auftrag an die<br />

Studiensem<strong>in</strong>are. Sie dürfen mit dieser Aufgabe jedoch<br />

nicht alle<strong>in</strong> gelassen werden. Angesichts <strong>der</strong> rasanten<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> digitalen Welten, <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> betroffenen<br />

Fächer und des noch nicht an allen Sem<strong>in</strong>aren<br />

vorhandenen qualifizierten Fachpersonals benötigen die<br />

Sem<strong>in</strong>are an dieser Stelle Unterstützung und zusätzliche<br />

Ressourcen für die Umsetzung im Arbeitsprogramm.<br />

5


Woh<strong>in</strong> wird die Reise gehen?<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er zukunftsorientierten<br />

Schule an e<strong>in</strong>e nachhaltige <strong>Medien</strong>bildung<br />

als Teil <strong>der</strong> <strong>Lehrerausbildung</strong> von heute<br />

Horst Niesyto<br />

In den letzten Jahren hat die <strong>Medien</strong>nutzung bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Bereich digitaler <strong>Medien</strong><br />

erheblich zugenommen und verdrängt bei e<strong>in</strong>zelnen<br />

Gruppen bereits das bisherige Leitmedium Fernsehen.<br />

1 K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche eignen sich selbständig<br />

<strong>Medien</strong>angebote an, werden Mitglied <strong>in</strong> verschiedenen<br />

<strong>Medien</strong>-Communities, bilden eigene Vorlieben aus und<br />

demonstrieren so ihre Zugehörigkeit zu bestimmten<br />

Szenen. Die massenhafte Nutzung von E-Mails, Chatrooms,<br />

virtuellen Plattformen verän<strong>der</strong>t Kommunikationsstrukturen<br />

und bietet neue Möglichkeit für Informationsbeschaffung,<br />

Lernen, Orientierung, Selbstausdruck<br />

und Kommunikation. Sie birgt aber auch Risiken, die von<br />

problematischen <strong>Medien</strong>angeboten über soziale Benachteiligung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>nutzung bis h<strong>in</strong> zu fahrlässigen<br />

Formen des Umgangs mit <strong>Medien</strong> reichen. 2 Gerade <strong>der</strong><br />

Umgang mit persönlichen Daten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Internetkommunikation<br />

offenbarte hier <strong>in</strong> letzter Zeit gravierende Fehlentwicklungen.<br />

Menschliche Kommunikation ist untrennbar<br />

mit <strong>Medien</strong> verbunden. Alle zentralen Fragen unserer<br />

Zeit werden über <strong>Medien</strong> kommuniziert. Die <strong>Medien</strong>pädagogik<br />

geht davon aus, dass <strong>Medien</strong> als Teil <strong>der</strong><br />

Lebenswelt <strong>der</strong> heranwachsenden Generationen positive<br />

Ressourcen zur Verfügung stellen, <strong>der</strong>en Nutzung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

heutigen Gesellschaft für alle Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />

notwendig ist, die am Leben <strong>der</strong> Gesellschaft teilhaben<br />

wollen. E<strong>in</strong>fache Erklärungsmodelle zur <strong>Medien</strong>wirkung,<br />

e<strong>in</strong>e pauschale <strong>Medien</strong>schelte o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Versuch, <strong>Medien</strong><br />

aus dem Alltag von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen zu verbannen,<br />

helfen nicht weiter. S<strong>in</strong>nvoll und notwendig ist e<strong>in</strong>e<br />

deutliche Verstärkung von medienpädagogischen Aktivitäten,<br />

um K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Jugendlichen und Eltern bei e<strong>in</strong>em<br />

verantwortungsvollen Umgang mit <strong>Medien</strong> zu helfen.<br />

1. Wozu <strong>Medien</strong>bildung?<br />

Problem <strong>der</strong> Optionenvielfalt und <strong>der</strong> sozial verantwortlichen<br />

Auswahl<br />

Die Digitalisierung führte zu e<strong>in</strong>er Potenzierung von<br />

Informationen und <strong>Medien</strong>angeboten. Die klassische<br />

Funktion <strong>der</strong> Massenmedien, gesellschaftliche Komplexität<br />

zu reduzieren, damit verstehbar zu machen, hat heute<br />

angesichts vielfältiger konkurrieren<strong>der</strong> Angebote an<br />

Bedeutung verloren. Das Internet gew<strong>in</strong>nt immer größere<br />

Bedeutung für Information, Kommunikation und die<br />

Beschaffung verschiedenster Angebote. Neben den damit<br />

Alle Fußnoten am Schluß des Artikels auf Seite 10/11<br />

6<br />

verbundenen Chancen und Bildungspotenzialen s<strong>in</strong>d<br />

aber die Risiken nicht zu unterschätzen. So s<strong>in</strong>d im<br />

Internet trotz diverser Filter- und Schutzsysteme viele<br />

entwicklungsbee<strong>in</strong>trächtigende und jugendgefährdende<br />

Angebote frei zugänglich. E<strong>in</strong> restriktiver K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />

Jugendmedienschutz kann dieses Problem aber nur begrenzt<br />

lösen. Für e<strong>in</strong>e freie und demokratische Gesellschaft<br />

gibt es vor allem e<strong>in</strong>en Weg: auf Information, Bildung,<br />

Aufklärung <strong>der</strong> jungen Menschen zu setzen und sie<br />

durch <strong>Medien</strong>bildung zu befähigen, selbständig und sozial<br />

verantwortlich aus <strong>der</strong> Optionenvielfalt auszuwählen<br />

und <strong>Medien</strong> konstruktiv für die eigene Lebensgestaltung<br />

zu nutzen.<br />

<strong>Medien</strong> im Spannungsfeld von Markt und öffentlichem<br />

Kulturgut<br />

<strong>Medien</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong> wichtiger Wirtschaftsfaktor, sie<br />

s<strong>in</strong>d aber auch e<strong>in</strong> öffentliches Kulturgut. Es kann nicht<br />

darum gehen, nur um <strong>der</strong> Quote und <strong>der</strong> Rendite willen<br />

alles auf den Markt zu br<strong>in</strong>gen. Der Verlust an Programmqualität<br />

und e<strong>in</strong>e schleichende Verletzung von<br />

Menschenwürde <strong>in</strong> diversen Formaten s<strong>in</strong>d bedenkliche<br />

Entwicklungen, die nicht zu akzeptieren s<strong>in</strong>d. Im Interesse<br />

e<strong>in</strong>er humanen <strong>Medien</strong>gesellschaft ist es wichtig,<br />

hier Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Ohne das im<br />

Grundgesetz verbriefte Recht zur freien Me<strong>in</strong>ungsäußerung<br />

und das Recht auf künstlerische Ausdrucksfreiheit<br />

anzutasten, ist sicherzustellen, dass die bestehenden<br />

Regelungen im K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendmedienschutz konsequent<br />

angewandt werden. Die <strong>Medien</strong>schaffenden s<strong>in</strong>d<br />

verstärkt <strong>in</strong> die Verantwortung zu nehmen. Der öffentliche<br />

Diskurs über Programmqualität ist zu verstärken.<br />

Qualitätsbezogene <strong>Medien</strong>angebote brauchen <strong>Medien</strong>nutzer,<br />

die Programm- und <strong>Medien</strong>qualität erkennen<br />

können. Die För<strong>der</strong>ung von <strong>Medien</strong>kompetenz und<br />

<strong>Medien</strong>bildung ist deshalb für e<strong>in</strong>e demokratische Gesellschaft<br />

unverzichtbar.<br />

<strong>Medien</strong>erziehung <strong>in</strong> Familie, K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten, Schule und im<br />

außerschulischen Bereich.<br />

Es ist Aufgabe <strong>der</strong> Eltern, ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> auch im <strong>Medien</strong>umgang<br />

verantwortungsvoll zu erziehen und ihre Entwicklung<br />

<strong>in</strong> sozial verantwortlicher Weise zu för<strong>der</strong>n. Viele<br />

Eltern s<strong>in</strong>d heute angesichts <strong>der</strong> rasanten <strong>Medien</strong>entwicklung<br />

verunsichert und überfor<strong>der</strong>t. Auch gibt es<br />

nicht wenige Familien, <strong>in</strong> denen kaum <strong>Medien</strong>erziehung


stattf<strong>in</strong>det und Eltern <strong>in</strong> ihrem eigenen <strong>Medien</strong>verhalten<br />

ke<strong>in</strong>e guten Vorbil<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d. Dies ist beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> bildungsbenachteiligten<br />

Sozialmilieus e<strong>in</strong> Problem. In K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

spielt bis jetzt <strong>Medien</strong>erziehung so gut wie ke<strong>in</strong>e<br />

Rolle, obwohl viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> bereits im vorschulischen<br />

Alter umfangreiche <strong>Medien</strong>erfahrungen haben. In <strong>der</strong><br />

Schule s<strong>in</strong>d zwar <strong>in</strong> den Bildungsplänen Ansatzpunkte für<br />

<strong>Medien</strong>erziehung und <strong>Medien</strong>bildung genannt. Es fehlt<br />

aber an <strong>der</strong> Konkretisierung für Fach- und Schulcurricula<br />

und es fehlt e<strong>in</strong>e für alle Lehramtsstudierende verb<strong>in</strong>dliche<br />

medienpädagogische Grundbildung. Im außerschulischen<br />

Bereich gibt es zwar e<strong>in</strong>e Reihe von Tätigkeiten,<br />

auch im Bereich <strong>der</strong> aktiven <strong>Medien</strong>arbeit. Die Mehrzahl<br />

<strong>der</strong> Aktivitäten ist aber von punktuellen Projektgel<strong>der</strong>n<br />

abhängig – es mangelt an strukturellen F<strong>in</strong>anzierungsmodellen,<br />

an kont<strong>in</strong>uierlichen Fort- und Weiterbildungsangeboten<br />

und an e<strong>in</strong>er auf Langfristigkeit angelegten<br />

Kooperation mit schulischer Bildung. Schule hat die Möglichkeit,<br />

e<strong>in</strong>en verantwortlichen <strong>Medien</strong>umgang aufzuzeigen<br />

und alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu erreichen. Sie hat <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

die Chance, K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche aus bildungsbenachteiligten<br />

Sozialmilieus zu för<strong>der</strong>n. Die entsprechenden<br />

Lernarrangements sollten sich nicht e<strong>in</strong>seitig auf die<br />

Behebung von Defiziten konzentrieren, son<strong>der</strong>n auf die<br />

Stärkung von Selbstwirksamkeitserfahrungen abzielen.<br />

Schule ist gut beraten, ihren Bildungsauftrag <strong>in</strong> umfassendem<br />

S<strong>in</strong>n als Lern- und Lebensort für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />

Jugendlichen zu begreifen. Es geht also nicht nur um<br />

Wissensaneignung für berufliche Perspektiven, es geht<br />

stets auch um persönlichkeitsbezogene Bildungsprozesse,<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche dar<strong>in</strong> unterstützen, altersspezifische<br />

Orientierungs- und Entwicklungsaufgaben zu<br />

bewältigen. Gerade im Jugendalter nehmen Orientierungs-<br />

und Identitätsbildungsprozesse e<strong>in</strong>e große Bedeutung<br />

e<strong>in</strong>. Die kritische und reflexive Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit <strong>Medien</strong>vorbil<strong>der</strong>n ist dabei e<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe.<br />

2. Zum Stand <strong>der</strong> Qualifikation von Lehrkräften<br />

Erklärungen und Empfehlungen <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz<br />

<strong>in</strong> den 1990er Jahren, die Aufnahme e<strong>in</strong>zelner medienbezogener<br />

Inhaltsbereiche <strong>in</strong> Bildungspläne und<br />

diverse bundesweite und regionale Kampagnen zur besseren<br />

Verankerung von <strong>Medien</strong>bildung an Schulen brachten<br />

<strong>in</strong> den vergangenen 10 bis 15 Jahren durchaus Fortschritte.<br />

Dennoch besteht Handlungsbedarf. In <strong>der</strong> Breite<br />

gesehen ist <strong>Medien</strong>bildung an sehr vielen Schulen noch<br />

nicht angekommen. 3 Es besteht e<strong>in</strong>e Kluft zwischen allgeme<strong>in</strong>en<br />

bildungspolitischen Proklamationen („<strong>Medien</strong>kompetenz<br />

ist e<strong>in</strong>e zentrale Schlüsselqualifikation“) und<br />

<strong>der</strong> konkreten Alltagspraxis. Mit Blick auf die Gesamtheit<br />

<strong>der</strong> Schulen s<strong>in</strong>d Anstrengungen, medienpädagogische<br />

Inhalte <strong>in</strong> schul<strong>in</strong>ternen Curricula fest zu verankern, eher<br />

Leuchtturmprojekten vorbehalten. Hier könnten von <strong>der</strong><br />

aktuellen Diskussion zur Schulreform (Stichwort Ganztagsschulen)<br />

neue Impulse ausgehen. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er<br />

Bedarf besteht an Grundschulen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe<br />

I. In <strong>der</strong> <strong>Lehrerausbildung</strong> (1. Phase) gibt es zwar an<br />

e<strong>in</strong>zelnen Hochschulen und Bundeslän<strong>der</strong>n Anstren-<br />

gungen, <strong>Medien</strong>pädagogik besser <strong>in</strong> den Prüfungs- und<br />

Studienordnungen zu verorten. Die verb<strong>in</strong>dliche Verankerung<br />

e<strong>in</strong>er medienpädagogischen Grundbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lehrerbildung ist aber nach wie vor noch e<strong>in</strong>e entscheidende<br />

Zukunftsaufgabe. Es mangelt an <strong>der</strong> Realisierung<br />

fächerübergreifen<strong>der</strong> Konzepte und auch an <strong>der</strong> Bereitschaft<br />

<strong>der</strong> Schulpädagogik, den Lehramtsstudierenden<br />

über e<strong>in</strong>zelne mediendidaktische Ansätze h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e<br />

grundlegende <strong>Medien</strong>bildung zu ermöglichen. Die<br />

Trennung von <strong>Medien</strong>didaktik und <strong>Medien</strong>erziehung,<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitige Orientierung auf E-Learn<strong>in</strong>g-Initiativen<br />

und e<strong>in</strong>e nach wie vor unterentwickelte Praxis- und Projektorientierung<br />

s<strong>in</strong>d vielerorts hemmende Faktoren.<br />

<strong>Medien</strong>bildung an Schulen ist <strong>in</strong> hohem Maße abhängig<br />

von den <strong>Medien</strong>kompetenzen <strong>der</strong> Lehrkräfte. Mehrere<br />

Studien wie etwa vom <strong>Medien</strong>pädagogischen Forschungsverbund<br />

Südwest zur Computernutzung und –kenntnisse<br />

von Lehrern/<strong>in</strong>nen 4 o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> bilanzieren<strong>der</strong> Bericht <strong>der</strong><br />

Universität Pa<strong>der</strong>born zum Programm Schulen ans Netz 5<br />

verdeutlichen, dass es an praktischen <strong>Medien</strong>kompetenzen<br />

bei Lehrkräften häufig mangelt. Auch fehlen <strong>in</strong> diesem<br />

Bereich Evaluationsstudien und Programme zur<br />

Qualitätssicherung. Im E<strong>in</strong>zelnen s<strong>in</strong>d folgende Bereiche<br />

zu nennen, <strong>in</strong> denen Lehramtsstudierende bislang ke<strong>in</strong>e<br />

verb<strong>in</strong>dliche medienpädagogische Grundbildung erwerben:<br />

• Kenntnisse über die <strong>Medien</strong>nutzung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen und Qualifikationen für e<strong>in</strong>en differenzierte<br />

Analyse und Bewertung von Chancen und Risiken <strong>der</strong><br />

gesellschaftlichen <strong>Medien</strong>entwicklung;<br />

• Kenntnisse und Qualifikationen für e<strong>in</strong>e pädagogisch<br />

s<strong>in</strong>nvolle <strong>Medien</strong>kritik;<br />

• Kenntnisse und Qualifikationen für e<strong>in</strong>en didaktisch<br />

s<strong>in</strong>nvollen E<strong>in</strong>satz von (digitalen) <strong>Medien</strong> und Formen<br />

aktiver <strong>Medien</strong>arbeit / <strong>Medien</strong>gestaltung (<strong>in</strong>cl. dafür notwendiger<br />

medientechnischer und medienästhetischer<br />

Kenntnisse);<br />

• Kenntnisse und Qualifikationen, um <strong>Medien</strong>bildung<br />

strukturell <strong>in</strong> Schulcurricula durch Kooperationen <strong>in</strong>nerhalb<br />

und außerhalb <strong>der</strong> Schule zu verankern.<br />

Wie lässt sich e<strong>in</strong>e Qualifizierung <strong>in</strong> diesen Themenbereichen<br />

realisieren? Zunächst geht es darum, dass Lehramtsstudierende<br />

sich (selbst)reflexiv mit <strong>der</strong> eigenen<br />

<strong>Medien</strong>nutzung und <strong>Medien</strong>biographie ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen,<br />

eigene mediale Präferenzen, Nutzungsbedürfnisse<br />

und Praktiken h<strong>in</strong>terfragen und die entsprechenden Präferenzen,<br />

Nutzungsbedürfnisse und Praktiken <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendlichen kennen lernen. Gerade unter dem<br />

Aspekt sozialer und bildungsmäßiger Benachteiligung ist<br />

pädagogisch e<strong>in</strong>e oberflächlich-kritische Abwehrhaltung 6<br />

gegenüber <strong>Medien</strong> fatal, weil sie K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

nicht dar<strong>in</strong> unterstützt, <strong>Medien</strong> für die eigene Persönlichkeitsbildung<br />

aktiv und differenziert zu nutzen. Gefragt ist<br />

e<strong>in</strong>e pädagogische Begleitung, die K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

Wege aufzeigt, mediale Aussagen bezüglich Aufmachung,<br />

Inhalt und damit verbundenen Werten und<br />

Normen zu h<strong>in</strong>terfragen. E<strong>in</strong>e Voraussetzung hierfür ist<br />

es, dass die angehenden Lehrkräfte die <strong>Medien</strong>praxis <strong>der</strong><br />

7


K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen kennen – und eben nicht vorschnell<br />

Urteile abgeben. Es ist notwendig, an den<br />

<strong>Medien</strong>erfahrungen <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler anzuknüpfen<br />

und altersspezifische Formen <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>kritik<br />

zu entwickeln.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Punkt betrifft das Verhältnis von Grundlagenvermittlung<br />

und fächer<strong>in</strong>tegrativer <strong>Medien</strong>bildung.<br />

Konzepte zur fächer<strong>in</strong>tegrativen <strong>Medien</strong>bildung wurden<br />

seit den 1980er Jahren immer wie<strong>der</strong> entwickelt und<br />

erprobt. Es ist richtig, an fachbezogenen Themenstellungen<br />

anzusetzen und e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>nvollen <strong>Medien</strong>e<strong>in</strong>satz<br />

und Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>erziehung und <strong>Medien</strong>bildung<br />

hier<strong>in</strong> zu verorten. Gerade e<strong>in</strong> Fach wie Deutsch bietet<br />

hier zahlreiche Anknüpfungspunkte und hat auf <strong>der</strong> theoretisch-konzeptionellen<br />

Grundlage e<strong>in</strong>es erweiterten<br />

Textbegriffs <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>ige Fortschritte erzielt.<br />

Dennoch bleibt festzuhalten, dass die große Mehrzahl<br />

von Lehramtsstudierenden heute die Hochschule<br />

verlässt, ohne e<strong>in</strong>e medienpädagogische Grundbildung<br />

im Rahmen <strong>der</strong> studierten Fächer erhalten zu haben.<br />

Viel hängt von dem jeweiligen Fach- und Hochschulprofil<br />

ab, <strong>in</strong>wieweit medienerzieherische, mediendidaktische<br />

und mediengestalterische Aspekte Bestandteil <strong>der</strong> Ausbildung<br />

s<strong>in</strong>d. Nach me<strong>in</strong>en Beobachtungen und Erfahrungen<br />

bedarf es e<strong>in</strong>er medienpädagogischen Grundbildung,<br />

die im Zusammenwirken von Grundlagenfächern<br />

(wie Erziehungswissenschaft) und den e<strong>in</strong>zelnen Fachdidaktiken<br />

zu realisieren ist. Aufgabe <strong>der</strong> Grundlagenfächer<br />

ist es vor allem, Kenntnisse und Qualifikationen <strong>in</strong><br />

den Bereichen <strong>Medien</strong>nutzung und <strong>Medien</strong>sozialisation<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen, gesellschaftliche <strong>Medien</strong>entwicklung<br />

(Chancen und Risiken), Entwicklung von<br />

medienkritischen und medienethischen Kriterien für die<br />

Beurteilung von <strong>Medien</strong>angeboten und eigenem <strong>Medien</strong>handeln<br />

sowie Grundlagen zu <strong>Medien</strong>didaktik und<br />

<strong>Medien</strong>gestaltung zu vermitteln. Die Fächer sollten<br />

mediendidaktische, mediengestalterische und medienerzieherische<br />

Bezüge auf dem H<strong>in</strong>tergrund fachspezifischer<br />

Themenzugänge herstellen und vor allem <strong>in</strong> projektbezogenen<br />

Arbeitsformen <strong>Medien</strong>wissen <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Bereichen vertiefen. Damit dies möglich ist,<br />

benötigen die Studierenden e<strong>in</strong> medienbezogenes Grundwissen,<br />

das über fachspezifische Themenzugänge h<strong>in</strong>ausreicht.<br />

Das Dilemma <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>bildung besteht <strong>in</strong>stitutionell<br />

dar<strong>in</strong>, ke<strong>in</strong> eigenes Schulfach zu se<strong>in</strong>, gleichzeitig aber<br />

<strong>Medien</strong>kompetenzen im S<strong>in</strong>ne von „Schlüsselqualifikationen“<br />

zu vermitteln. Da die bisherige Erfahrung zeigt,<br />

dass <strong>Medien</strong>kompetenzen <strong>in</strong> den meisten Fächern rudimentär<br />

vermittelt werden, bedarf es neuer Konzepte, die<br />

im Zusammenwirken verschiedener Fächer e<strong>in</strong>e medienpädagogische<br />

Grundqualifikation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehramtsausbildung<br />

gewährleisten. E<strong>in</strong> dritter wichtiger Punkt ist das<br />

Verhältnis von 1. und 2. Phase <strong>der</strong> Lehrerbildung. In <strong>der</strong><br />

1. Phase <strong>der</strong> Lehrerbildung sollten wissenschaftliche<br />

Grundlagen zur <strong>Medien</strong>bildung, die bildungstheoretische<br />

8<br />

Begründung und Verortung von <strong>Medien</strong>bildung, E<strong>in</strong>blicke<br />

<strong>in</strong> wichtige <strong>Medien</strong>studien, die selbstreflexive<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> eigenen <strong>Medien</strong>nutzung, das<br />

Kennenlernen mediendidaktischer und medienerzieherischer<br />

Konzepte, die exemplarische Entwicklung und<br />

Erprobung medienpädagogischer Unterrichtse<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong><br />

Schulpraktika, die Befähigung zur Entwicklung von Schulcurricula<br />

unter Berücksichtigung von <strong>Medien</strong>bildung und<br />

<strong>der</strong> Erwerb von Qualifikationen zur Selbstevaluation<br />

medienpädagogischer Praxis. Begleitend s<strong>in</strong>d medientechnische<br />

und medienästhetische Sem<strong>in</strong>are und Kurse<br />

anzubieten, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Grundlagen im Arbeiten<br />

mit digitalen <strong>Medien</strong> vermitteln. In <strong>der</strong> 2. Phase <strong>der</strong><br />

Lehrerbildung sollte es vor allem darum gehen, das erworbene<br />

medienpädagogische Grundlagenwissen <strong>in</strong><br />

fächerübergreifenden Sem<strong>in</strong>aren zu vertiefen, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Unterrichtsplanung den fachbezogenen <strong>Medien</strong>e<strong>in</strong>satz<br />

und Aspekte <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>bildung zum regelmäßigen<br />

Bestandteil von didaktisch-pädagogischen Überlegungen<br />

zu machen und Sicherheit im praktischen Umgang mit<br />

<strong>Medien</strong> zu gew<strong>in</strong>nen. Hierfür könnten die aktuellen<br />

Diskussionen zu Bildungsstandards <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>bildung<br />

hilfreich se<strong>in</strong>, wenn sie alters- und entwicklungsbezogen<br />

M<strong>in</strong>imalstandards für Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler def<strong>in</strong>ieren.<br />

Erste Überlegungen hierzu liegen vor, die h<strong>in</strong>sichtlich<br />

theoretisch-konzeptioneller Begründung, Komplexitätsgrad<br />

und Praktikabilität weiter zu diskutieren s<strong>in</strong>d. 7<br />

Dabei wird nicht nur die Frage se<strong>in</strong>, ob Standards zur<br />

<strong>Medien</strong>bildung mehr nach <strong>Medien</strong>arten, Aufgabenbereichen<br />

bzw. <strong>Medien</strong>kompetenz-Dimensionen zu strukturieren<br />

s<strong>in</strong>d. Übergeordnet ist die Frage, welche grundlegenden<br />

Ziele <strong>Medien</strong>bildung verfolgt und <strong>in</strong> welchem Verständnis<br />

von Bildung und Lernen sich <strong>Medien</strong>bildung verortet.<br />

Sach-, Methoden-, Sozial- und <strong>Medien</strong>kompetenzen<br />

können nicht unabhängig von schulischen Leitbil<strong>der</strong>n<br />

entwickelt werden. E<strong>in</strong>e Schule, die Lern- und Lebensort<br />

für Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler se<strong>in</strong> möchte, muss sich für<br />

die Lebens- und <strong>Medien</strong>welten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen<br />

öffnen, ihre Bedürfnisse und Themen ernst nehmen<br />

und konsequent an vorhandenen Kompetenzen und<br />

Stärken anknüpfen. Nicht nur für die Primarstufe und<br />

die Sekundarstufe I gilt: Stärkere Integration anschaulicher,<br />

präsentativ-symbolischer Ausdrucks- und Kommunikationsformen,<br />

För<strong>der</strong>ung von Schriftspracherwerb und<br />

media literacy, För<strong>der</strong>ung von kognitivem und sozialemotionalem<br />

Lernen. Formen <strong>der</strong> aktiven <strong>Medien</strong>arbeit/<br />

<strong>Medien</strong>gestaltung bieten hierfür sehr gute Möglichkeiten.<br />

Die eigene Artikulation mit unterschiedlichen <strong>Medien</strong><br />

wird <strong>in</strong> Zeiten von Internet und Web 2.0 immer wichtiger.<br />

LehrerInnen sollten SchülerInnen motivieren,<br />

<strong>Medien</strong> aktiv und kreativ für Bildungs- und Lernprozesse,<br />

für Selbstausdruck und Kommunikation zu nutzen.<br />

Gerade für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche aus sog. bildungsfernen<br />

Milieus liegen hier<strong>in</strong> Chancen für mehr Partizipation.


3. <strong>Medien</strong>, Bildungsbenachteiligung und Chancen<br />

aktiver <strong>Medien</strong>arbeit<br />

Die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem Themenfeld „<strong>Medien</strong><br />

und soziale Benachteiligung“ verweist aus medienpädagogischer<br />

Perspektive auf vielschichtige Problemstellungen.<br />

Als Kernpunkte lassen sich folgende Überlegungen<br />

festhalten:<br />

• Bezüglich des Zugangs zu digitalen <strong>Medien</strong> zeichnet<br />

sich <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e enorme Veralltäglichung<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Jugendlichen ab. Dennoch ist nicht zu<br />

übersehen, dass im Sozialisationsfeld Schule nach wie vor<br />

schulartenspezifische Unterschiede bestehen z.B. e<strong>in</strong>e<br />

schlechtere Ausstattung und Zugänge an Grundschulen<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe I. 8<br />

• Die Formen und Funktionen <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>aneignung s<strong>in</strong>d<br />

unterschiedlich und lassen Bezüge zu sozialen und bildungsbezogenen<br />

Kontexten erkennen. Dies betrifft vor<br />

allem Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nutzung von mehr wissensbzw.<br />

mehr unterhaltungsorientierten Angeboten 9 sowie<br />

Unterschiede bezüglich vorhandener Lese- und Schreibkompetenzen<br />

10 (auch im H<strong>in</strong>blick auf Nutzungsmotivationen<br />

und Navigationspraxen im Internet 11).<br />

• Im Bereich <strong>der</strong> schulischen <strong>Medien</strong>bildung reicht es<br />

nicht aus, Lehrkräfte technisch und methodisch zu qualifizieren.<br />

Angesichts e<strong>in</strong>er Kluft <strong>in</strong> den medialen Habitusformen<br />

zwischen vielen Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen<br />

e<strong>in</strong>erseits und vielen Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler an<strong>der</strong>erseits<br />

gilt es, „nicht nur die <strong>Medien</strong>kompetenz <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler und Auszubildenden, son<strong>der</strong>n auch<br />

die medienpädagogische Kompetenz <strong>der</strong> Lehrkräfte zu<br />

stärken“, um Blockaden <strong>in</strong> pädagogischen Prozessen zu<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. 12<br />

• Entgegen medienfixierten Konzepten bewahrheitet sich<br />

<strong>der</strong> alte Grundsatz, von den Lebenswelten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendlichen, ihren sozialen und kommunikativen<br />

Kontexten, ihren handlungsleitenden Themen auszugehen.<br />

Subjekt- und Lebensweltorientierung bedeutet<br />

auch, die vorhandenen Formen <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>aneignung zu<br />

kennen und zu respektieren und die <strong>in</strong> professionellpädagogischen<br />

Kontexten entwickelten Kompetenzkriterien<br />

nicht zu verabsolutieren.<br />

• Die zuletzt genannten Punkte legen die Schlussfolgerung<br />

nahe, stärker an zielgruppenspezifischen Konzepten<br />

<strong>der</strong> <strong>Medien</strong>bildung zu arbeiten, um die vorhandenen Potenziale<br />

und Ressourcen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

aus benachteiligten Milieus besser för<strong>der</strong>n zu können.<br />

• Im Bereich <strong>der</strong> medienpädagogischen Forschung mangelt<br />

es nicht zuletzt an Studien <strong>in</strong>Hauptschul- und Migrationsmilieus.<br />

13 Dies betrifft sowohl Fragen <strong>der</strong> (prozessbezogenen)<br />

<strong>Medien</strong>aneignung und <strong>Medien</strong>sozialisation als<br />

auch die Untersuchung des vorhandenen <strong>Medien</strong>e<strong>in</strong>satzes<br />

und <strong>der</strong> medienbildnerischer Aktivitäten <strong>in</strong> den<br />

entsprechenden pädagogischen E<strong>in</strong>richtungen. An Hochschulen<br />

gibt es nur wenige empirische Studien zur<br />

Entwicklung von <strong>Medien</strong>kompetenzen und medienpädagogischen<br />

Kompetenzen im Studienverlauf (Lehramtsstudium;<br />

an<strong>der</strong>e pädagogische Studiengänge).<br />

In <strong>der</strong> Zusammenschau dieser Punkte wird deutlich, dass<br />

die Frage „<strong>Medien</strong> und soziale Benachteiligung“ primär<br />

ke<strong>in</strong> <strong>Medien</strong>problem ist. <strong>Medien</strong> transportieren e<strong>in</strong>erseits<br />

Chancen und Potenziale für mehr selbstgesteuerte Aneignungs-<br />

und Bildungsprozesse. In Verb<strong>in</strong>dung mit unterschiedlichen<br />

Ressourcen – zu denen wesentlich familiäre<br />

und schulische Erfahrungsfel<strong>der</strong> gehören – können sie<br />

aber auch vorhandene Unterschiede im S<strong>in</strong>ne von Bildungsbenachteiligung<br />

verfestigen. <strong>Medien</strong>bezogene<br />

Grundhaltungen und pädagogische Konzepte von Lehrkräften,<br />

die sich zu wenig den Lebens- und <strong>Medien</strong>welten<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen öffnen und ke<strong>in</strong>e zielgruppenspezifischen<br />

Lernarrangements bieten, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang e<strong>in</strong> benachteiligen<strong>der</strong> Faktor.<br />

<strong>Medien</strong>bildung ist gefor<strong>der</strong>t, Gegengewichte zu Prozessen<br />

gesellschaftlicher Ausgrenzung zu setzen – z. B. um K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen aus Hauptschul- und Migrationsmilieus<br />

Erfahrungen <strong>der</strong> Selbstwirksamkeit durch handlungsorientierte<br />

Formen <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>gestaltung zu ermöglichen.<br />

Vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> praktischen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit <strong>Medien</strong> kann es gel<strong>in</strong>gen, Fähigkeiten zur reflexiven<br />

Distanz gegenüber medialen Inszenierungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

unterschiedlicher Komponenten auszubilden,<br />

wobei an Formen alltäglicher <strong>Medien</strong>kritik angeknüpft<br />

werden kann. Gleichzeitig sollte <strong>Medien</strong>bildung darauf<br />

achten, nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Mo<strong>der</strong>nisierungsfalle zu tappen, die<br />

e<strong>in</strong>seitig kognitive, auf Wissenserwerb orientierte Konzepte<br />

favorisiert und die sozial-kommunikativen und<br />

sozial-ästhetischen Dimensionen von Kompetenzbildung<br />

unterschätzt. Dies bedeutet, dass <strong>Medien</strong>pädagogen<br />

genau h<strong>in</strong>schauen sollten, wie K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

aus benachteiligenden Verhältnissen mit traditionellen<br />

und neuen <strong>Medien</strong> umgehen, welche Form des Zugangs,<br />

<strong>der</strong> Aneignung und des Ausdrucks sie bevorzugen und<br />

entwickeln.<br />

Auf dem H<strong>in</strong>tergrund vieljähriger Berufspraxis und verschiedener<br />

Studien möchte ich folgende Punkte hervorheben:<br />

• Erfahrungs- und Lebensweltorientierung: Anknüpfen an<br />

den vorhandenen Stärken und an den vorhandenen<br />

Themen, die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche haben und die für<br />

sie zentral und handlungsleitend s<strong>in</strong>d.<br />

• Bil<strong>der</strong>, Musik, Körpersprache stärker <strong>in</strong>tegrieren. Dies<br />

ist beson<strong>der</strong>s für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche wichtig, die<br />

Schwierigkeiten mit <strong>der</strong> Wort- und Schriftsprache haben.<br />

Aus den Studien über Bildungsbenachteiligung die<br />

Schlussfolgerung zu ziehen, K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

aus benachteiligenden Verhältnissen verstärkt schriftsprachliche<br />

Kompetenzen zu vermitteln, reicht nicht aus.<br />

Notwendig ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegriertes Konzept, das wort- und<br />

schriftsprachliche mit bildhaften und multimedialen<br />

Ausdrucks- und Kommunikationsformen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Balance<br />

br<strong>in</strong>gt.<br />

• Ästhetische Reflexivität för<strong>der</strong>n: Mit <strong>der</strong> Integration<br />

medialer Kompetenzen verb<strong>in</strong>den sich auch Formen<br />

e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Reflexivität. Dies bedeutet z. B. im Bereich<br />

9


audiovisueller und multimedialer Produktion, von den<br />

selbst erstellten Aufnahmen auszugehen, diese geme<strong>in</strong>sam<br />

anzusehen, zu vergleichen und sich gegenseitig Verbesserungsh<strong>in</strong>weise<br />

zu geben. Ausgangspunkt und<br />

Gegenstand von Reflexionen s<strong>in</strong>d die (audio)visuellen<br />

Materialien und die damit verbunden Ausdrucks<strong>in</strong>tentionen;<br />

s<strong>in</strong>nliche Wahrnehmung und reflexive Verarbeitung<br />

s<strong>in</strong>d als Symbolverstehen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verknüpft.<br />

• <strong>Medien</strong>ästhetisch-kulturelle Kompetenzen s<strong>in</strong>d auch für<br />

die Arbeitswelt wichtig: Jugendliche haben erst e<strong>in</strong>mal<br />

das Bedürfnis, für eigene <strong>Medien</strong>produktionen Themen<br />

aufzugreifen, die sie <strong>in</strong>sgesamt beschäftigen. Die dabei<br />

erworbenen Kompetenzen s<strong>in</strong>d aber auch für die Arbeitswelt<br />

wichtig: sozial-kommunikative, ästhetische, technische,<br />

methodische Kompetenzen. Diese Verknüpfungsmöglichkeiten<br />

von „ästhetisch-kulturell“ und „arbeitsweltbezogen“<br />

sollte man konzeptionell viel stärker im<br />

Auge haben – anstatt e<strong>in</strong>seitig auf technisch-<strong>in</strong>strumentelle<br />

<strong>Medien</strong>kurse zu setzen.<br />

• Spielerische und non-l<strong>in</strong>eare Arbeitsweisen för<strong>der</strong>n:<br />

Heute leben wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> wir mit e<strong>in</strong>er enormen<br />

Fülle verschiedenartiger Informationen konfrontiert<br />

s<strong>in</strong>d. Daraus ergibt sich die For<strong>der</strong>ung, eigene Kriterien<br />

für die Auswahl zu entwickeln und gleichzeitig für unterschiedliche<br />

Perspektiven offen zu se<strong>in</strong>, um eigene Horizonte<br />

zu erweitern. In pädagogischen Kontexten hat sich<br />

hierfür e<strong>in</strong> Mix aus spielerischen Arbeitsformen, e<strong>in</strong>em<br />

Rahmen und situationsspezifischen Inputs bewährt.<br />

„Rahmen“ me<strong>in</strong>t, e<strong>in</strong>e gewisse Struktur bieten, aber<br />

auch genügend Zeit und Flexibilität, die e<strong>in</strong>e Beweglichkeit<br />

im S<strong>in</strong>ne von Experimentieren ermöglicht. Hierzu<br />

gehören auch kle<strong>in</strong>schrittige Übungsaufgaben und<br />

Produktionsmöglichkeiten, die we<strong>der</strong> unter- noch überfor<strong>der</strong>n.<br />

• Präsentation und Kommunikation lernen: Dies s<strong>in</strong>d<br />

sog. Schlüsselkompetenzen, die immer wichtiger werden:<br />

nicht nur zu produzieren, son<strong>der</strong>n das selbst Gestaltete<br />

an<strong>der</strong>en zu zeigen und vorzustellen, Feedbacks zu erhalten,<br />

zuzuhören, auf an<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>zugehen. Das Präsentieren<br />

befähigt, zu dem eigenen Produkt zu stehen, Kritik auszuhalten,<br />

auf Kritik e<strong>in</strong>zugehen. Dies ist e<strong>in</strong> Erfahrungswert<br />

aus vielen Projekten: durch das Präsentieren selbst<br />

erstellter <strong>Medien</strong>produktionen Selbstbewusstse<strong>in</strong> gew<strong>in</strong>nen<br />

und ermutigt werden, die eigene Arbeit fortzusetzen.<br />

4. Zusammenfassung: Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>e<br />

nachhaltige <strong>Medien</strong>bildung<br />

Die Herausfor<strong>der</strong>ung besteht dar<strong>in</strong>, von e<strong>in</strong>er Phase <strong>der</strong><br />

Modellprojekte und verschiedenen E<strong>in</strong>zelprojekten auf<br />

lokaler und regionaler Ebene zu e<strong>in</strong>er Phase struktureller<br />

Verän<strong>der</strong>ungen überzugehen. E<strong>in</strong>zelne Modellprojekte<br />

und För<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d wichtig, reichen aber nicht aus. Es<br />

ist e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> krasser Missstand, dass es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Breite<br />

gesehen ke<strong>in</strong>e <strong>Medien</strong>bildung an Schulen und Hochschulen<br />

gibt. Man hat über viele Jahre h<strong>in</strong>weg den E<strong>in</strong>fluss<br />

<strong>der</strong> <strong>Medien</strong> e<strong>in</strong>fach unterschätzt – und zwar <strong>in</strong> alle Richtungen<br />

– kognitiv, emotional, die Sprache, die Bil<strong>der</strong>, die<br />

10<br />

Phantasie betreffend. Anstatt ‚<strong>Medien</strong>verwahrlosung’ zu<br />

beklagen und Gesetze zur Verschärfung des Jugendmedienschutzes<br />

zu for<strong>der</strong>n gilt es, die <strong>Medien</strong>bildung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gesellschaft zu verstärken! <strong>Medien</strong>pädagogik muss dauerhaft<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Bildungsbereichen verankert werden.<br />

Für e<strong>in</strong>e <strong>Medien</strong>bildung mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

benötigen wir Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen, die über<br />

e<strong>in</strong>e Bandbreite von <strong>Medien</strong>kompetenzen, von Wissen<br />

über den Sozialisationsh<strong>in</strong>tergrund sowie über geeignete<br />

gruppenpädagogische und methodischdidaktische Qualifikationen<br />

verfügen. Wir brauchen <strong>in</strong> allen pädagogischen<br />

Berufen e<strong>in</strong>e medienpädagogische Grundbildung –<br />

von <strong>der</strong> frühen Bildung über die Lehrerbildung bis zur<br />

Erwachsenen- und Seniorenbildung, um e<strong>in</strong> Grundverständnis<br />

für Fragen <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>sozialisation und <strong>der</strong> Möglichkeiten<br />

von <strong>Medien</strong>bildung zu schaffen. <strong>Medien</strong>bildung<br />

muss zu e<strong>in</strong>em verb<strong>in</strong>dlichen Bestandteil <strong>der</strong><br />

Lehrerbildung <strong>in</strong> allen Phasen werden. Dabei gilt es,<br />

mehr Kohärenz zwischen <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>bildung <strong>in</strong> den<br />

Fächern (Bildungsstandards; curriculare Umsetzung) und<br />

zwischen den verschiedenen Phasen <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />

(wissenschaftliche Grundlagen und praxisrelevante Fragestellungen<br />

und Konzepte) zu schaffen. Hierzu gehört<br />

auch e<strong>in</strong> Wissen, wie im Kontext von lokalen und regionalen<br />

Netzwerken Personen und Ressourcen gezielt für<br />

bestimmte Vorhaben zu aktivieren s<strong>in</strong>d, die man aus<br />

eigenen Kräften nicht realisieren kann. Es gibt <strong>in</strong>zwischen<br />

e<strong>in</strong>e Reihe regionaler und bundesweiter Onl<strong>in</strong>e-<br />

Plattformen, verschiedene Modellprojekte und e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

an medienpädagogischer Literatur. Woran es vor<br />

allem fehlt, ist die verb<strong>in</strong>dliche Verankerung medienpädagogischer<br />

Inhalte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung von pädagogischen<br />

Fachkräften sowie schulnahe Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten.<br />

Nach wie vor s<strong>in</strong>d viele Lehrkräfte noch<br />

zu sehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Symbolsozialisation befangen, die auf<br />

dem Diskursiven, auf dem Wort- und Schriftsprachlichen<br />

beruht. Oft haben sie Angst, sich auf bestimmte Gesten,<br />

Ausdrücke, körperliche Ausdrucksformen e<strong>in</strong>zulassen,<br />

gehen zu thematisch und pädagogisch-funktional vor,<br />

anstatt erst e<strong>in</strong>mal soziale Beziehungen herzu stellen.<br />

Das ist e<strong>in</strong> Punkt, <strong>der</strong> gerade für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

aus benachteiligenden Verhältnissen sehr wichtig ist.<br />

Ihnen das Gefühl zu geben: sie werden akzeptiert, mit all<br />

dem, wie sie s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>en Raum zu haben, dies auszuleben<br />

– und ihnen zugleich Möglichkeiten zu geben, neue<br />

Kompetenzen zu erwerben, neue Erfahrungen zu<br />

machen auf e<strong>in</strong>er Grundlage, die gegenseitige persönliche<br />

Wertschätzung mit sozial-emotionalen, ästhetischen<br />

und <strong>in</strong>haltlichen Lernprozessen verb<strong>in</strong>det.


Fußnoten:<br />

1) <strong>Medien</strong>pädagogischer Forschungsverbund Südwest<br />

(Hg.) (2007): JIM-Studie 2007 Jugend, Information<br />

(Multi-) Media.<br />

Stuttgart: Landesanstalt für Kommunikation.<br />

2) Niesyto, Horst (2007): <strong>Medien</strong>sozialisation, gesellschaftliche<br />

<strong>Medien</strong>entwicklung und <strong>Medien</strong>kritik.<br />

In: Schnell, Ralf (Hg.): <strong>Medien</strong>: Nutzung – <strong>Medien</strong>wirkung<br />

– <strong>Medien</strong>regulierung. Themenheft <strong>der</strong> Zeitschrift<br />

für Literaturwissenschaft und L<strong>in</strong>guistik, Nr. 146, S. 23-<br />

46.<br />

3) Tulodziecki, Gerhard (2006): Schulische <strong>Medien</strong>pädagogik<br />

– von den 1950er Jahren bis heute.<br />

In: medien + erziehung, 50. Jahrgang, Nr. 5,<br />

Oktober 2006, S. 49-56.<br />

4) <strong>Medien</strong>pädagogischer Forschungsverbund Südwest<br />

(2003): Lehrer/-<strong>in</strong>nen und <strong>Medien</strong> 2003. Nutzung,<br />

E<strong>in</strong>stellungen, Perspektiven. Baden-Baden.<br />

5) Herzig, Bardo/ Graf, Silke (2007): Digitale <strong>Medien</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Schule. Standortbestimmung und<br />

Handlungsempfehlungen für die Zukunft. Studie zur<br />

Nutzung digitaler <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong> bildenden<br />

Schulen <strong>in</strong> Deutschland. Universität Pa<strong>der</strong>born.<br />

6) Vgl. hierzu: Kommer, Sven (2006): Zum medialen<br />

Habitus von Lehramtsstudierenden. O<strong>der</strong>: Warum <strong>der</strong><br />

<strong>Medien</strong>e<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule e<strong>in</strong>e so ‘schwere Geburt’<br />

ist. In: Treibel, Annette/Maier, Maja S./Kommer,<br />

Sven/Welzel, Manuela (Hg.): Gen<strong>der</strong> medienkompetent.<br />

<strong>Medien</strong>bildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er heterogenen<br />

Gesellschaft. Wiesbaden: VS-Verlag, 165-177.<br />

7) Vgl. die Beiträge von Gerhard Tulodziecki und He<strong>in</strong>z<br />

Moser über „Standards <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>bildung“ <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schriftenreihe des Pa<strong>der</strong>borner <strong>Lehrerausbildung</strong>szentrums,<br />

Heft 16/2007.<br />

8) <strong>Medien</strong>pädagogischer Forschungsverbund Südwest<br />

(Hg.) (2005): JIM-Studie 2005 Jugend, Information<br />

(Multi-) Media.<br />

Stuttgart: Landesanstalt für Kommunikation.<br />

9) Wagner, Ulrike/Theunert, Helga (Hg.) (2006): <strong>Neue</strong><br />

Wege durch die konvergente <strong>Medien</strong>welt. BLM-<br />

Schriftenreihe, Bd. 85. München: Fischer-Verlag.<br />

10) Groeben, Norbert/Hurrelmann, Bett<strong>in</strong>a (Hg.)<br />

(2002): Lesekompetenz. Bed<strong>in</strong>gungen, Dimensionen,<br />

Funktionen. We<strong>in</strong>heim und München: Juventa.<br />

11) Iske, Stefan/Kle<strong>in</strong>, Alexandra/Kutscher, Nadia<br />

(2004): Digitale Ungleichheit und formaler Bildungsh<strong>in</strong>tergrund<br />

– Ergebnisse e<strong>in</strong>er empirischen Untersuchung<br />

über Nutzungsdifferenzen von Jugendlichen<br />

im Internet. URL: www.kibbielefeld.<br />

de/externel<strong>in</strong>ks2005/digitaleungleichheit.pdf (Zugriff:<br />

27.07.2008)<br />

12) Treibel, Annette/Maier, Maja S. (2006): Gen<strong>der</strong><br />

medienkompetent? E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>leitung. In: Treibel,<br />

Annette/Maier, Maja S./Kommer, Sven/Welzel, Manuela<br />

(Hg.): Gen<strong>der</strong> medienkompetent. <strong>Medien</strong>bildung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er heterogenen Gesellschaft. Wiesbaden: VS-Verlag<br />

13) Erfreulicherweise startete 2006 e<strong>in</strong> Forschungsprojekt<br />

zum Thema „Bildungsbenachteiligung und<br />

multifunktionale <strong>Medien</strong>“, das vom JFF-Institut für<br />

<strong>Medien</strong>pädagogik (München) mit För<strong>der</strong>ung des<br />

Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) bis Ende August 2008 durchgeführt wird.<br />

Hauptzielgruppe s<strong>in</strong>d Hauptschüler/<strong>in</strong>nen.<br />

H<strong>in</strong>weis zum Autor<br />

Horst NIESYTO, Dr. rer. soc., Diplompädagoge, Professor<br />

für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt <strong>Medien</strong>pädagogik<br />

an <strong>der</strong> Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.<br />

Schwerpunkte <strong>in</strong> Forschung und Lehre: Ästhetisch-symbolische<br />

Fragen <strong>in</strong> Bildungsprozessen, Grundfragen und Konzepte<br />

<strong>der</strong> <strong>Medien</strong>pädagogik, <strong>in</strong>terkulturelle <strong>Medien</strong>bildung,<br />

<strong>Medien</strong>pädagogik und soziokulturelle Unterschiede, Filmbildung,<br />

medienpädagogische Praxisforschung, visuelle<br />

Forschungsmethoden. Funktionen: Leiter <strong>der</strong> Abteilung<br />

<strong>Medien</strong>pädagogik, Sprecher <strong>der</strong> Kommission <strong>Medien</strong>pädagogik<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft<br />

(DGfE), stellv. Mitglied <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommission<br />

Jugendmedienschutz (KJM), Mitglied <strong>in</strong> verschiedenen Fachbeiräten.<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr. Horst Niesyto,<br />

Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, Institut für<br />

Erziehungswissenschaft, Abteilung <strong>Medien</strong>pädagogik,<br />

Reuteallee 46, 71634 Ludwigsburg,<br />

Tel: +49 (0) 7141-140-221<br />

niesyto@ph-ludwigsburg.de<br />

www.ph-ludwigsburg.de/5380.html<br />

11


E<strong>in</strong>leitung<br />

Die Lehrerbildung muss für die Innovation e<strong>in</strong>er Gesellschaft<br />

als zentraler Antrieb gesehen werden, denn wenn<br />

Schule sich nicht auf die Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Zukunft<br />

e<strong>in</strong>richtet, dann kann e<strong>in</strong>e Gesellschaft auf diese auch<br />

nicht angemessen reagieren. Lehrpersonen stellen dabei<br />

jene entscheidenden Multiplikatoren dar, die gerüstet<br />

s<strong>in</strong>d, den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern und damit den zukünftigen<br />

Verantwortlichen e<strong>in</strong>er Gesellschaft jene Kompetenzen<br />

zu vermitteln, die für e<strong>in</strong> selbstbestimmtes, qualifiziertes<br />

und sozial verantwortliches Handeln notwendig<br />

s<strong>in</strong>d. Nun muss man davon ausgehen, dass die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Zukunft viel auch mit <strong>Medien</strong> zu tun<br />

haben, da schon unsere heutige Gesellschaft schon medial<br />

geprägt ist und <strong>in</strong> Zukunft dies noch stärker <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong><br />

wird. Um die Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer dafür angemessen<br />

zu qualifizieren, ist es notwendig, <strong>in</strong> die Lehrerbildung zu<br />

<strong>in</strong>vestieren. E<strong>in</strong>e bedeutsame Rolle dabei spielt die<br />

<strong>Medien</strong>kompetenz als jene Fähigkeit, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er durch<br />

<strong>Medien</strong>geprägten Welt kompetent und autonom handeln<br />

zu können. Der folgende Beitrag möchte diese For<strong>der</strong>ung<br />

begründen und aufzeigen, welche Aspekte <strong>Medien</strong>kompetenz<br />

umfasst, wie sie gestaltet se<strong>in</strong> sollte und welche Rolle<br />

sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrerbildung ausfüllen müsste. Dazu ersche<strong>in</strong>t<br />

es notwendig, die schon beschriebenen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft näher zu kennzeichnen, um dann anschließend<br />

sich dem Begriff <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>kompetenz zu<br />

widmen.<br />

Wissensgesellschaft<br />

Wenn wir heute von <strong>der</strong> zukünftigen Gesellschaft sprechen,<br />

dann fällt sehr häufig <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Wissensgesellschaft,<br />

manchmal auch noch <strong>der</strong> <strong>der</strong> Informations- o<strong>der</strong><br />

<strong>Medien</strong>gesellschaft. Verschiedene Kriterien lassen e<strong>in</strong>en<br />

dazu führen, diese Begriffe zu verwenden. Am deutlichsten<br />

wird es, wenn man die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erwerbstätigkeit<br />

<strong>der</strong> Menschen <strong>in</strong> den westlichen Gesellschaften<br />

<strong>der</strong> letzten hun<strong>der</strong>t Jahren verfolgt. Danach<br />

waren Ende vorletzten Jahrhun<strong>der</strong>ts (19. Jahrhun<strong>der</strong>t)<br />

etwa 50 % <strong>der</strong> Erwerbstätigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft tätig<br />

und nur ca. 10 % im Informationssektor (Lehmann 2005)<br />

(z. B. Lehrer, Schriftsteller). Ende des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

haben sich diese Werte dramatisch verän<strong>der</strong>t: nur noch<br />

ca. 7 % <strong>der</strong> arbeitenden Bevölkerung verdienen ihr Geld<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft, aber schon ca. 50 % im Informationsbereich.<br />

Auch auf <strong>der</strong> politischen Ebene wird die<br />

Informations- bzw. Wissensgesellschaft als Leitbild für das<br />

21. Jahrhun<strong>der</strong>t immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Anspruch genommen,<br />

12<br />

<strong>Medien</strong>kompetenz als Aufgabe<br />

von Lehrerbildung<br />

Stefan Aufenanger<br />

um deutlich zu machen, dass die Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> globalen Gesellschaften nur durch die neuen Informations-<br />

und Kommunikationstechniken bewältigt werden<br />

können. Im Alltag lassen sich ebenfalls entsprechende<br />

Verän<strong>der</strong>ungen immer wie<strong>der</strong> erfahren, wenn wir<br />

etwa den Bankautomaten bedienen, im Internet surfen<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Handy benutzen. Lebenslanges Lernen ersche<strong>in</strong>t<br />

als Schlagwort, um <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissensgesellschaft überleben<br />

zu können. Die Anfor<strong>der</strong>ungen des Beschäftigungssystems<br />

sche<strong>in</strong>en immer höher zu werden, so dass die Notwendigkeit,<br />

sich <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Lebensphase qualifizieren zu müssen<br />

schon fast als sozialer Druck auf alle Menschen wirkt. Was<br />

s<strong>in</strong>d nun Kennzeichen e<strong>in</strong>er Wissensgesellschaft? Sicher<br />

lassen sich außer den genannten viele an<strong>der</strong>e noch aufzählen.<br />

Ich will im Folgenden auf e<strong>in</strong>ige e<strong>in</strong>gehen, die<br />

pädagogisch relevant se<strong>in</strong> könnten. Nicholas Negroponte,<br />

Direktor des MediaLab am MIT <strong>in</strong> den USA, hat die E<strong>in</strong>führung<br />

von Wissen als Produktionsfaktor als e<strong>in</strong> zentrales<br />

Merkmal <strong>der</strong> Wissensgesellschaft herausgestellt. Während<br />

im Industriezeitalter D<strong>in</strong>ge, also Atome produziert wurden,<br />

geht es heute um Bits bzw. Bytes. Auf diese Entwicklung<br />

hatte auch schon <strong>der</strong> amerikanische Soziologe Daniel<br />

Bell aufmerksam gemacht. Bell analysierte die westlichen<br />

Industriegesellschaften, um von <strong>der</strong>en Entwicklung den<br />

Übergang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e nach<strong>in</strong>dustrielle Gesellschaft zu prognostizieren.<br />

Diese ist durch das Aufkommen e<strong>in</strong>er „<strong>in</strong>tellektuellen<br />

Technologie“ geprägt. Unter dieser Technologie<br />

versteht Daniel Bell die Ersetzung <strong>in</strong>tuitiver Urteile durch<br />

die algorithmische Struktur von Computerprogrammen (d.<br />

h. <strong>der</strong> Vorgabe von Regeln zur Lösung von Problemen).<br />

Neben dieser technologischen Komponente ist die nach<strong>in</strong>dustrielle<br />

Gesellschaft aber auch noch durch an<strong>der</strong>e Merkmale<br />

bestimmt: im wirtschaftlichen Sektor durch den<br />

Übergang von e<strong>in</strong>er güterproduzierenden zu e<strong>in</strong>er Dienstleistungswirtschaft;<br />

es f<strong>in</strong>den sich vorrangig professionalisierte<br />

und technisch qualifizierte Berufe; im Zentrum dieser<br />

Gesellschaft steht theoretisches Wissen als Quelle von<br />

Erneuerungen und als Ausgangspunkt <strong>der</strong> gesellschaftlichpolitischen<br />

Programmatik; und es ist e<strong>in</strong>e Orientierung an<br />

<strong>der</strong> Zukunft durch technischen Fortschritt und <strong>der</strong> Bewertung<br />

<strong>der</strong> Technologie auszumachen. E<strong>in</strong> weiteres Merkmal<br />

ist die Wissensvermittlung durch mediale Kommunikation,<br />

die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissensgesellschaft e<strong>in</strong>e zunehmende<br />

Bedeutung gew<strong>in</strong>nt. ‚Schulen ans Netz’ ist nur e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Ansatzpunkt dazu; die Verän<strong>der</strong>ungen pädagogischer<br />

Institutionen durch <strong>Medien</strong> wird viel stärker um sich greifen,<br />

als wir uns dies heute vorstellen können. Dazu f<strong>in</strong>den<br />

wir auch an Hochschulen, an denen mit ‚distance education’<br />

o<strong>der</strong> Onl<strong>in</strong>e-Lernen e<strong>in</strong> neues Feld geschaffen wird,


schon die ersten Ansatzpunkte. Die Wissensvermittlung<br />

bzw. -aneignung im S<strong>in</strong>ne von‚ teleteach<strong>in</strong>g’ und ‚telelearn<strong>in</strong>g’<br />

ermöglicht allen bildungs<strong>in</strong>teressierten Menschen<br />

sich dann weiterbilden zu können, wann sie es wollen<br />

und benötigen. Damit e<strong>in</strong>her geht die Auflösung von<br />

Raum und Zeit als Determ<strong>in</strong>anten von Lernen und<br />

Erfahrung: ich b<strong>in</strong> nicht mehr an bestimmte Orte des<br />

Lernens gebunden als auch nicht mehr an festgelegte<br />

Zeiten. Das Privileg pädagogischer Institutionen auf<br />

Wissensvermittlung weicht zugunsten e<strong>in</strong>er Demokratisierung<br />

des Lernens auf. Pr<strong>in</strong>zipiell kann jede Person auf<br />

jeden Punkt <strong>der</strong> Welt zu je<strong>der</strong>zeit alles Lernen, was an<br />

Wissen o<strong>der</strong> genauer: Informationen zur Verfügung steht.<br />

Es ist das Komplementär zu Comenius’ Anspruch „Alle<br />

alles zu Lehren“ <strong>in</strong> dem die Lernenden im Vor<strong>der</strong>grund<br />

stehen und nicht mehr die Didaktik. Die neuen <strong>Medien</strong><br />

ermöglichen auch die Schaffung von neuen Erfahrungsräumen,<br />

die vorher nicht möglich gewesen waren. Alle<br />

<strong>Medien</strong> haben dies immer schon getan: das Buch hat die<br />

Menschen erlöst von dem Interpretationsmonopol <strong>der</strong><br />

Kleriker, die Zeitung hat ihnen politische Informationen<br />

unabhängig von <strong>der</strong> Mund-zu-Mund-Propaganda zur<br />

Verfügung gestellt; das Telefon, das Radio und das Fernsehen<br />

haben ihnen E<strong>in</strong>blick und Erfahrungen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Welten, Kulturen und Gesellschaft gegeben, die sie durch<br />

direkte Erfahrungen nie hätten erwerben können; das<br />

Internet und die virtuellen Realitäten – besser: erweiterte<br />

Realitäten – werden diesen Horizont noch weiter h<strong>in</strong>ausschieben<br />

und bisher nie gekannte Erfahrungsräume eröffnen.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Merkmal <strong>der</strong> Wissensgesellschaft, nämlich<br />

die Aneignung von Wissen als lebenslange Aufgabe,<br />

ist zwar schon e<strong>in</strong>e alte For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erwachsenenbildung,<br />

aber sie gew<strong>in</strong>nt gerade im Zeitalter <strong>der</strong> neuen<br />

Informations- und Kommunikationstechniken sowie <strong>der</strong><br />

Auflösung des Berufs als identitätsbildendes biografisches<br />

Ereignis an beson<strong>der</strong>e Bedeutung. Auch wenn die Schule<br />

immer schon den Anspruch erhoben hat, dass die Schüler<br />

und Schüler<strong>in</strong>nen für das Leben lernen würden, war dieses<br />

Leben doch als sehr vorbestimmt gesehen worden.<br />

Die neuen Ansprüche des Wirtschaftssystems <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Wissensgesellschaft verlangen aber aufgrund <strong>der</strong> sich<br />

andauernd verän<strong>der</strong>nden Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>en regelmäßigen<br />

Anpassungsprozess an neue Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Nicht mehr die Inhalte werden entscheidend se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n<br />

das Lernen zu lernen steht im Vor<strong>der</strong>grund. Als letzten<br />

Aspekt <strong>der</strong> Wissensgesellschaft möchte ich die Globalisierung<br />

von Wissen herausstellen, die an das anknüpft,<br />

was ich bisher schon aufgezeigt habe. Die neuen <strong>Medien</strong><br />

werden das Privileg <strong>der</strong> Wissensvermittlung von lokalen<br />

Gegebenheiten – ob dies die Eltern, die Lehrer o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Personen gewesen s<strong>in</strong>d – aufbrechen und den Lernenden<br />

ermöglichen, ihren Horizont auf das auszuweiten,<br />

was <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt alles an Wissen zur Verfügung steht. Der<br />

Trend zur Globalisierung geht aber gleichzeitig e<strong>in</strong>her mit<br />

e<strong>in</strong>er Betonung des Lokalen und Kulturellen. Nicht die<br />

von vielen gefor<strong>der</strong>te Weltgesellschaft sollte dabei das<br />

Ziel se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Respekt und die Toleranz des<br />

jeweilig An<strong>der</strong>en und Fremden. Nicht zu letzt muss gese-<br />

hen werden, dass für all die genannten Aspekte von<br />

Wissensgesellschaft es notwendig ist, sich im Umgang mit<br />

<strong>Medien</strong> auszukennen und diese auch zu beherrschen. Wir<br />

bezeichnen diese Fähigkeit als <strong>Medien</strong>kompetenz. Sie gilt<br />

als e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Schlüsselqualifikationen, um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er durch<br />

<strong>Medien</strong> geprägten Welt autonom, kompetent als auch<br />

sozial-verantwortlich handeln zu können. In diesem S<strong>in</strong>ne<br />

soll im Weiteren geklärt werden, was darunter zu verstehen<br />

ist.<br />

<strong>Medien</strong>kompetenz und medienpädagogische<br />

Kompetenz<br />

Ich gehe bei dem Entwurf zu <strong>Medien</strong>kompetenz von <strong>der</strong><br />

für mich wichtigen Unterscheidung zwischen <strong>Medien</strong>kompetenz<br />

und medienpädagogischer Kompetenz aus. Während<br />

sich die <strong>Medien</strong>kompetenz auf den direkten Umgang<br />

mit <strong>Medien</strong> bezieht, thematisiert die medienpädagogische<br />

Kompetenz erzieherische und didaktische<br />

Konzepte im Umgang mit diesen.<br />

Kommen wir aber zuerst zu dem Begriff <strong>Medien</strong>kompetenz.<br />

Im Gegensatz zu vielen an<strong>der</strong>en Konzeptionen dieses<br />

Begriffs (vgl. Grapski 2000) versuche ich, etwas systematischer<br />

darauf e<strong>in</strong>zugehen und diesen Begriff <strong>in</strong> den<br />

Kontext kommunikativer Verständigung e<strong>in</strong>zuordnen. Im<br />

Anschluss an dieses Konzept von Habermas ersche<strong>in</strong>en<br />

kognitive, moralische und affektive Aspekte e<strong>in</strong>e notwendige<br />

Voraussetzung zum kommunikativen Handeln zu<br />

se<strong>in</strong>. Ich habe <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Konzeption von <strong>Medien</strong>kompetenz<br />

die moralische Komponente von Habermas differenziert<br />

nach e<strong>in</strong>er sozialen und e<strong>in</strong>er ethischen Dimension;<br />

beides umfasst auch Moral. In den Diskussionen um den<br />

Kompetenzbegriff <strong>in</strong> den Sozialwissenschaften wird<br />

außerdem e<strong>in</strong>e ästhetische Dimension h<strong>in</strong>zugefügt, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

es um die Beurteilung des Schönen geht. Da <strong>Medien</strong> auch<br />

zu Gestaltung dienen, halte ich diese Dimension ebenfalls<br />

für wichtig:<br />

• E<strong>in</strong>e Handlungsdimension, die für den kompetenten<br />

und qualifizierten Umgang mit allen Arten von <strong>Medien</strong><br />

befähigt.<br />

• E<strong>in</strong>e kognitive Dimension, die sich u. a. auf das Wissen<br />

über und mit <strong>Medien</strong> sowie auf das Verstehen von<br />

<strong>Medien</strong> und ihrer Codierungen und Symbolik bezieht.<br />

• E<strong>in</strong>e soziale Dimension, die u. a. Themen <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen<br />

sozialer Interaktion und Kommunikation durch<br />

und mit <strong>Medien</strong> sowie die politischen Aspekte von<br />

<strong>Medien</strong>systeme aufgreift.<br />

• E<strong>in</strong>e moralische Dimension, die u. a. die Aspekte des<br />

verantwortungsvollen Umgangs mit <strong>Medien</strong>, Fragen e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Medien</strong>ethik sowie medienanthropologische Aspekte thematisiert.<br />

• E<strong>in</strong>e affektive Dimension, die u. a. den Erlebnisaspekt<br />

von und mit <strong>Medien</strong> als e<strong>in</strong>e bisher vernachlässigte<br />

Komponente <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>erziehung herausstellt.<br />

• E<strong>in</strong>e ästhetische Dimension, die u. a. den Wahrnehmungs-<br />

sowie kommunikationskulturellen Aspekte <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Medien</strong>pädagogik betont.<br />

13


Neben <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>kompetenz sollte wie schon erwähnt<br />

auch von e<strong>in</strong>er medienpädagogischen Kompetenz gesprochen<br />

werden, die sich auf die Fähigkeit bezieht, <strong>Medien</strong>kompetenz<br />

unter pädagogischen Aspekten angemessen<br />

vermitteln zu können. Fast alle im medienpädagogischen<br />

Bereich Tätigen müssen nämlich nicht nur selbst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

gewissen Umfang medienkompetent se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n auch<br />

die Qualifikation haben, ihr Klientel – dies können K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

Jugendliche o<strong>der</strong> Erwachsene als auch spezifische<br />

Zielgruppen wie Erzieher<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Lehrpersonen se<strong>in</strong> –<br />

medienkompetent zu machen. Hierbei s<strong>in</strong>d Kenntnisse<br />

von <strong>Medien</strong>didaktik, von Didaktik allgeme<strong>in</strong> und im<br />

beson<strong>der</strong>en sowie auch hochschuldidaktische Kenntnisse<br />

von Nöten, um medienpädagogische Konzepte vermitteln<br />

zu können. Und natürlich s<strong>in</strong>d Kenntnisse über letztere<br />

e<strong>in</strong>e unabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzung, um medienpädagogische<br />

Kompetenz zu haben. <strong>Medien</strong>pädagogische Kompetenz<br />

ist im übrigen e<strong>in</strong> Aspekt, <strong>der</strong> bisher auch von<br />

<strong>Medien</strong>pädagogik stark vernachlässigt worden ist. Wir<br />

reden sehr häufig darüber, was unsere Klientel alles können<br />

müsste – also über <strong>Medien</strong>kompetenz –, aber sehr<br />

wenig darüber, wie unsere Fähigkeiten dazu aussehen,<br />

diese angemessen vermitteln zu können. In diesem S<strong>in</strong>ne<br />

stellt die medienpädagogische Kompetenz e<strong>in</strong>e unabd<strong>in</strong>gbare<br />

Ergänzung zur <strong>Medien</strong>kompetenz dar, denn ohne sie<br />

lassen sich die meisten Ziele nicht erreichen. Auch unter<br />

dem Aspekt <strong>der</strong> Professionalisierung medienpädagogischen<br />

Handelns wird es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft darauf ankommen,<br />

unsere pädagogischen und didaktischen Kompetenzen<br />

<strong>in</strong> Bezug auf <strong>Medien</strong>kompetenz stärker herauszustellen.<br />

Für den Erwerb von medienpädagogischer Kompetenz<br />

halte ich die folgenden Aspekte für beson<strong>der</strong>s notwendig,<br />

wobei ich mich auf die Grundlagen von Professionalisierungstheorien<br />

beziehen möchte, nach denen das Wissen<br />

und das Können zentrale Bed<strong>in</strong>gungen professionalisierten<br />

Handelns s<strong>in</strong>d. Sie enthält verschiedene Komponenten,<br />

die deutlich machen sollen, dass medienpädagogischer<br />

Kompetenz nicht nur den Aspekt des (medien)pädagogisch<br />

angemessenen E<strong>in</strong>satzes von <strong>Medien</strong> bedeutet,<br />

son<strong>der</strong>n auch an<strong>der</strong>e wichtige Aspekte umfasst, die sich<br />

auf die ganze Schule als auch auf die Schüler und Schüler<strong>in</strong>nen<br />

beziehen. Was lässt sich nun alles zur medienpädagogischen<br />

Kompetenz zählen? Ich beziehe mich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />

Vorschlag auf die systematischen Überlegungen von<br />

Sigrid Blömeke (2000), modifiziere und ergänze diese aber<br />

um e<strong>in</strong>ige Aspekte. Danach halte ich folgende Themenbereiche<br />

für beson<strong>der</strong>s wichtig:<br />

• <strong>Medien</strong>erzieherische Kompetenz<br />

Diese Kompetenz umfasst allgeme<strong>in</strong>es Wissen um medienpädagogische<br />

Konzepte, allgeme<strong>in</strong>es Wissen über <strong>Medien</strong><br />

sowie ihren Stärken und Schwächen sowie um das<br />

Wechselverhältnis zwischen Mensch und <strong>Medien</strong>.<br />

• Kompetenz zur Gestaltung von Lernumgebungen<br />

Fähigkeit, <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> pädagogische Kontexte unter Berück-<br />

14<br />

sichtigung ihrer Struktur und den Lernbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong><br />

Teilnehmer für selbstgesteuertes Lernen e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Dazu zählt die Fähigkeit, multimediale Lernangebote analysieren<br />

und selbst entwerfen zu können sowie die notwendige<br />

pädagogische Infrastruktur zu gestalten. Kenntnisse<br />

über lernpsychologische Bed<strong>in</strong>gungen des Lernens<br />

mit neuen <strong>Medien</strong> zählen ebenfalls hierzu.<br />

• Sozialisationsbezogene Kompetenz<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten, sozialisationsrelevante<br />

Bed<strong>in</strong>gungen für den Umgang mit <strong>Medien</strong> sowie den<br />

E<strong>in</strong>fluss von <strong>Medien</strong> angemessen beurteilen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

medienpädagogische Diagnostik e<strong>in</strong>beziehen zu können.<br />

Hierbei geht es vor allem um Kenntnisse über die<br />

mediengeprägten Lebenswelten von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen,<br />

über Rezeptionsprozesse, über Bedeutung und<br />

Funktion von <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen sowie um das Erkennen von handlungsleitenden<br />

Themen im Prozess <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>nutzung.<br />

• Schulentwicklungskompetenz<br />

Fähigkeit, an <strong>der</strong> Gestaltung von Schule mit <strong>Medien</strong> im<br />

S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er lernende Organisation konstruktiv zu wirken.<br />

• <strong>Medien</strong>kompetenz <strong>der</strong> Lehrenden<br />

Sie enthält all jene Dimension, die oben schon beschrieben<br />

worden s<strong>in</strong>d.<br />

Für e<strong>in</strong>e curriculare Umsetzung wird von mir nun noch<br />

vorgeschlagen, die genannten Dimensionen <strong>in</strong> Grundwissen,<br />

Angewandtes Wissen bzw. Können sowie Expertenwissen<br />

bzw. Vertiefung bzw. Spezifizierung zu differenzieren.<br />

Damit soll dem Rechnung getragen werden, dass<br />

nicht alle Lehrpersonen das gleiche Wissen haben müssen.<br />

Unter Wissen werden hier jene Informationen verstanden,<br />

die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em s<strong>in</strong>nhaften Zusammen ang mit<br />

pädagogischen Kontexten gestellt werden bzw. es handelt<br />

sich um <strong>in</strong>haltliches und methodisches Wissen. Angewandtes<br />

Wissen bzw. Können me<strong>in</strong>t die Fähigkeit zur<br />

Umsetzung des erworbenen Wissens <strong>in</strong> konkrete Kontexte,<br />

wobei diese nicht real se<strong>in</strong> müssen, son<strong>der</strong>n auch<br />

simuliert se<strong>in</strong> können.<br />

Das Grundwissen soll grundlegendes Wissen vermitteln<br />

und richtet sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie an Anfänger. Es gibt erste<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> medienpädagogische Konzepte und Fragestellung<br />

und verhilft zu e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das (medien-)<br />

pädagogische Arbeiten mit <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong>.<br />

Angewandtes Wissen/Können berücksichtigt die <strong>in</strong><br />

Professionalisierungstheorien betonte Verb<strong>in</strong>dung von<br />

Wissen und Können und repräsentiert Letzteres. Hierbei<br />

geht es darum, das erworben Grundwissen angemessen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Praxis umsetzen zu können.<br />

Expertenwissen/Vertiefung/Spezifizierung stellt quasi e<strong>in</strong>e<br />

Vertiefung des Grundwissens und e<strong>in</strong>e Erweiterung des<br />

Angewandten Wissens dar und richtet sich vor allem an


Fortgeschrittene. Expertenwissen sollte auf verschiedene<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Praxis differenziert werden, um <strong>der</strong> Komplexität<br />

<strong>der</strong> Aufgaben beim medienpädagogischen Handeln<br />

gerecht zu werden. Die Vertiefung bezieht sich auf<br />

explizite Kenntnisbereich des Theoretischen o<strong>der</strong> Methodischen.<br />

Spezifizierung zielt auf die Anwendung medienpädagogischer<br />

Konzepte (Bereich ‚medienerzieherische<br />

Kompetenz; ‚Kompetenz zur Gestaltung von Lernumgebungen’)<br />

<strong>in</strong> fachdidaktischer Perspektive.<br />

Damit soll e<strong>in</strong>e Differenzierung ermöglicht werden, die<br />

zum e<strong>in</strong>en die unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten<br />

berücksichtigt, zum an<strong>der</strong>en aber auch den verschiedenen<br />

Ansprüche von Lehrpersonen gerecht wird.<br />

Denn die e<strong>in</strong>en Lehrpersonen wollen nur e<strong>in</strong> Grundwissen<br />

erwerben bzw. Anwendungsmöglichkeiten kennen lernen,<br />

an<strong>der</strong>e dagegen ihr erworbenes Wissen auf fachdidaktische<br />

Fragestellungen beziehen können. Die <strong>Lehrerausbildung</strong><br />

– egal <strong>in</strong> welcher Phase – hätte nun die Aufgabe,<br />

diese Komponenten zu vermitteln. E<strong>in</strong> entsprechendes<br />

Angebot könnte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Portfolios aufgebaut se<strong>in</strong>,<br />

welches die verschiedenen Komponenten mit den diffe-<br />

renzierten Dimensionen komb<strong>in</strong>iert und <strong>in</strong> den drei<br />

Phasen <strong>der</strong> Lehrerbildung – Hochschule, Referendariat<br />

und Lehrerweiterbildung – als Angebot ausweitet. So<br />

könnte etwa die Hochschulen die Aufgabe bekommen,<br />

Grundwissen zu vermitteln, während <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Phase<br />

anwendungsorientiertes Wissen <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund<br />

gestellt wird. Die Lehrerfortbildung könnte sich auf das<br />

Expertenwissen bzw. auf fachdidaktische Aspekte konzentrieren.<br />

Damit wäre also e<strong>in</strong>e Lehrperson über Jahre h<strong>in</strong>weg<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, sich das notwendige Wissen und Können<br />

anzueignen, um medienpädagogisch kompetent <strong>Medien</strong><br />

im Unterricht als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule e<strong>in</strong>zusetzen sowie<br />

<strong>Medien</strong>kompetenz zu vermitteln. Für e<strong>in</strong> Curriculum <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Lehrerbildung muss natürlich die medienpädagogische<br />

Kompetenz im Vor<strong>der</strong>grund stehen, die den Lehrpersonen<br />

jenes Wissen und jene Handlungsfähigkeit vermitteln<br />

soll, die sie befähigen, <strong>Medien</strong> angemessen und<br />

pädagogisch s<strong>in</strong>nvoll <strong>in</strong> Lehr- und Lernprozesse e<strong>in</strong>setzen<br />

zu können. Die folgende Tabelle gibt e<strong>in</strong>e Gesamtschau<br />

des Modells von medienpädagogischer und <strong>Medien</strong> ompetenz<br />

wie<strong>der</strong>, die mit den verschiedenen Ausprägungen<br />

versehen s<strong>in</strong>d.<br />

Dimensionen von <strong>Medien</strong>kompetenz sowie medienpädagogischer Kompetenz für Lehramtsstudierende,<br />

Referendare und Lehrpersonen<br />

Dimension Grundwissen Angewandtes Expertenwissen/<br />

Wissen/Können Vertiefung/<br />

Spezifizierung<br />

______________________________________________________________________________________________<br />

<strong>Medien</strong>erzieherische Kompetenz<br />

______________________________________________________________________________________________<br />

Kompetenz zur Gestaltung von<br />

Lernumgebungen<br />

______________________________________________________________________________________________<br />

Sozialisationsbezogene<br />

Kompetenz<br />

______________________________________________________________________________________________<br />

Schulentwicklungskompetenz<br />

______________________________________________________________________________________________<br />

<strong>Medien</strong>kompetenz <strong>der</strong> Lehrenden<br />

______________________________________________________________________________________________<br />

- Handlungsdimension<br />

- kognitive Dimension<br />

______________________________________________________________________________________________<br />

- soziale Dimension<br />

______________________________________________________________________________________________<br />

- ethische Dimension<br />

______________________________________________________________________________________________<br />

- ästhetische Dimension<br />

______________________________________________________________________________________________<br />

- affektive Dimension<br />

Mit dieser Übersicht ist e<strong>in</strong> Grundstock dafür gelegt, was<br />

e<strong>in</strong>e medienpädagogische und e<strong>in</strong>e <strong>Medien</strong>kompetenz<br />

umfassen sollte. Die aufgezeigten Bereiche können e<strong>in</strong>e<br />

zweifache Funktion haben:<br />

• Die Bereiche medienpädagogischer Kompetenz können<br />

deutlich machen, wo <strong>in</strong> Bereichen <strong>der</strong> Aus- und Fortbildung<br />

von Lehrpersonen noch Lücken vorhanden s<strong>in</strong>d und<br />

wie diese durch die beteiligten Institutionen (Hochschulen,<br />

Studiensem<strong>in</strong>are und Institutionen <strong>der</strong> Lehrerweiterbildung)<br />

kompensiert werden können.<br />

• Die Strukturdimensionen medienpädagogischer Kompetenz<br />

können zur Grundlage e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Curri-<br />

culums genommen werden, welches durch die drei<br />

erwähnten Institutionen geme<strong>in</strong>sam angeboten und auch<br />

geme<strong>in</strong>sam zertifiziert wird. Es wird damit die Möglichkeit<br />

bieten, e<strong>in</strong>en verb<strong>in</strong>dlichen Themenkatalog für das<br />

Lehren und Lernen mit <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lehrerausbildung</strong><br />

zu etablieren.<br />

Perspektiven<br />

Zielstellung des vorliegenden Entwurfs ist es, zum e<strong>in</strong>en<br />

die bisherigen Angebote an medienpädagogischen Themen<br />

von Seiten <strong>der</strong> Hochschulen, <strong>der</strong> Studiensem<strong>in</strong>are<br />

15


und <strong>der</strong> Institutionen <strong>der</strong> Lehrerweiterbildung zu koord<strong>in</strong>ieren<br />

bzw. aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abzustimmen, zum an<strong>der</strong>en aber<br />

auch e<strong>in</strong>e Art übergreifendes Curriculum anzubieten,<br />

durch das sicher gestellt werden kann, dass angehende<br />

und praktizierende Lehrpersonen für das Arbeiten, Lehren<br />

und Lernen mit neuen <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule gut vorbereitet<br />

werden.<br />

Wie soll nun diese Struktur umgesetzt werden? Zum e<strong>in</strong>en<br />

können die Themen <strong>in</strong> normaler akademischer Form angeboten<br />

werden, dies heißt <strong>in</strong> Vorlesungen, Sem<strong>in</strong>are,<br />

Kolloquien, Projekte als auch <strong>in</strong> Workshops. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

ist aber auch daran zu denken, gerade für die beiden<br />

Wissensteile (Grundwissen und Expertenwissen) multimediale<br />

Selbstlernmaterialien zu entwickeln. Letzteres wäre<br />

e<strong>in</strong> Angebot, welches über die drei beteiligten Institutionen<br />

– Hochschulen, Studiensem<strong>in</strong>ar und Institutionen <strong>der</strong><br />

Lehrerweiterbildung – angeboten würde, während die<br />

Präsenzveranstaltungen zwischen diesen aufgeteilt werden<br />

kann. Dabei sollten zum e<strong>in</strong>en die Stärken <strong>der</strong> Institutionen<br />

berücksichtigt werden, zum an<strong>der</strong>en aber auch<br />

die Adressaten. So könnte das Grundwissen als auch e<strong>in</strong><br />

Teil des Angewandten Wissens mit Hilfe von Selbstlernmaterialien<br />

als auch an <strong>der</strong> Universität vermittelt werden,<br />

während die beiden an<strong>der</strong>en genannten Institutionen sich<br />

auf die Vermittlung von ebenfalls Angewandtes Wissen<br />

und dem Expertenwissen konzentriert. S<strong>in</strong>nvoll wären<br />

aber auch geme<strong>in</strong>same Veranstaltungen.<br />

Die Zertifizierung sollte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Portfolios erfolgen.<br />

Dies bedeutet, dass man e<strong>in</strong>e gewisse Anzahl von Themen<br />

aus dem curricularen Entwurf abgedeckt haben muss, um<br />

e<strong>in</strong> Zertifikat zu erhalten. Angebracht wäre entsprechend<br />

den drei Bereichen auch hier e<strong>in</strong>e kumulative Zertifizie -<br />

rung, d. h. man muss zuerst e<strong>in</strong> Zertifikat für das Grundwissen,<br />

dann für das Angewandte Wissen und zuletzt für<br />

das Expertenwissen erlangen.<br />

16<br />

<strong>Medien</strong>kompetenz als Aufgabe von Lehrerbildung<br />

Es sollte deutlich geworden se<strong>in</strong>, dass für die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Wissensgesellschaft <strong>Medien</strong>kompetenz e<strong>in</strong>e<br />

bedeutsame Fähigkeit darstellt, <strong>in</strong> ihr angemessen handeln<br />

zu können. Schüler und Schüler<strong>in</strong>nen müssen befähigt<br />

werden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissensgesellschaft kompetent und<br />

selbstbestimmt sowie sozial verantwortlich handeln zu<br />

können. Die Schule bekommt damit e<strong>in</strong>e zentrale Aufgabe,<br />

die sie neben vielen an<strong>der</strong>en erfüllen muss, um ihr<br />

Klientel als zukünftige Gesellschaftsmitglie<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

durch <strong>Medien</strong> geprägten Welt handlungsfähig zu machen.<br />

Dies setzt jedoch voraus, dass die Vermittlung von<br />

<strong>Medien</strong>kompetenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule gel<strong>in</strong>gt. Die dazu notwendigen<br />

Voraussetzungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrerbildung zu<br />

sehen. Dies verlangt aber, dass die Struktur von <strong>Medien</strong>kompetenz<br />

klar bestimmt ist und dass die Vermittlungsprozesse<br />

<strong>der</strong>selben bekannt s<strong>in</strong>d. Dieser Aspekt wird<br />

unter dem Begriff <strong>der</strong> medienpädagogischen Kompetenz<br />

gefasst. Lehrerbildung über alle Phasen h<strong>in</strong>weg muss deshalb<br />

beide Aspekte aufgreifen und Lehrpersonen dazu<br />

befähigen, medienkompetent Handeln und <strong>Medien</strong>kompetenz<br />

vermitteln zu können. An dieser Aufgabe wird ke<strong>in</strong>e<br />

Lehrerbildung, die Verantwortung für die Zukunft<br />

unserer K<strong>in</strong><strong>der</strong> übernimmt, vorbeikommen.<br />

Literatur<br />

Blömeke, Sigrid (2000): <strong>Medien</strong>pädagogische Kompetenz.<br />

Theoretische und empirische Fundierung e<strong>in</strong>es zentralen<br />

Elements <strong>der</strong> <strong>Lehrerausbildung</strong>. München<br />

Grapski, Harald (2000): ): <strong>Medien</strong>kompetenz.<br />

E<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme und Vorüberlegungen zu e<strong>in</strong>em<br />

systemtheoretischen Rahmenkonzept. Wiesbaden.<br />

Lehmann, Kai (2005): Der lange Weg zur Wissensgesellschaft.<br />

In: Kai Lehmann/Michael Schetsche (Hrsg.):<br />

Die Google-Gesellschaft. Vom digitalen Wandel des<br />

Wissens. Bielefeld, S. 33-39.


<strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />

am Beispiel des Faches Deutsch<br />

Volker Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g<br />

Warum <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrerbildung? Warum gerade<br />

im Fach Deutsch? Warum Literatur und Literaturunterricht<br />

am bzw. im Computer – und nicht nur mit dem Buch? Ich<br />

möchte mich <strong>der</strong> Beantwortung dieser Fragen vermittels<br />

e<strong>in</strong>er medientheoretischen und medienhistorischen Verortung<br />

annähern. Diese nimmt den medialen Wandel als<br />

Phänomen <strong>in</strong> den Blick. Beson<strong>der</strong>e Beachtung werden dabei<br />

medienskeptische Positionen f<strong>in</strong>den – denn diese sollen<br />

<strong>in</strong> den Lehrerzimmern unserer Tage immer noch recht verbreitet<br />

se<strong>in</strong>. Auf dieser Grundlage sollen im Fortgang des<br />

Artikels Inhalte und Vermittlungsmöglichkeiten mediendidaktischer<br />

Kompetenzen im Fach Deutsch vorgestellt und<br />

erläutert werden.<br />

1. Theoretische Grundlagen<br />

Der mediale Paradigmenwechsel und <strong>der</strong> Diskurs um se<strong>in</strong>e<br />

Gefahren<br />

Beg<strong>in</strong>nen wir grundsätzlich – mit e<strong>in</strong>em Zitat des <strong>Medien</strong>philosophen<br />

Vilem Flusser: „Irgend etwas ist dabei, sich<br />

ziemlich grundsätzlich zu än<strong>der</strong>n. Wenn wir dies etwas<br />

eleganter ausdrücken wollten, könnten wir sagen, daß wir<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Paradigmenwechsel stehen. Was sich än<strong>der</strong>t, ist<br />

zwar überall fühlbar, aber deshalb nicht unbed<strong>in</strong>gt greifbar.“<br />

(Flusser 1991, S. 190)<br />

Mit diesen Worten leitete Flusser e<strong>in</strong>en 1991 entstandenen<br />

Artikel über die durch die digitalen <strong>Medien</strong> bed<strong>in</strong>gten<br />

grundlegenden Verän<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>. An <strong>der</strong> Richtigkeit<br />

se<strong>in</strong>er Diagnose hat sich auch siebzehn Jahre später, im<br />

digitalen Zeitalter e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Ewigkeit, nichts geän<strong>der</strong>t.<br />

Im Gegenteil – die These vom medialen Paradigmenwechsel<br />

ist <strong>in</strong>s allgeme<strong>in</strong>ere Bewusstse<strong>in</strong> gedrungen. Se<strong>in</strong><br />

augenfälligster Indikator ist die Vielzahl technischer<br />

Innovationen. Dennoch erschließt sich damit lediglich die<br />

Oberflächenstruktur <strong>der</strong> gegenwärtigen medialen Revolution.<br />

Aufschlussreicher s<strong>in</strong>d die Tiefenschichten – vor<br />

allem die Reaktionen <strong>der</strong>jenigen, die diesen revolutionären<br />

Prozess unmittelbar erleben bzw. von ihm betroffen<br />

s<strong>in</strong>d. Die wissenschaftshistorisch gebrauchten Begriffe<br />

Paradigma bzw. Paradigmenwechsel, auf die Flusser <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Statement rekurriert, stammen bekanntlich von<br />

Thomas Kuhn. Folgende Def<strong>in</strong>itionen s<strong>in</strong>d damit verbunden:<br />

„Der Ausdruck ‚Paradigma‘ [...] steht für die ganze<br />

Konstellation von Me<strong>in</strong>ungen, Werten, Methoden usw.,<br />

die von den Mitglie<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>er gegebenen Geme<strong>in</strong>schaft<br />

geteilt werden.“ (Kuhn 1962, S. 123) Dabei gehört Wi<strong>der</strong>stand<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Phase des Paradigmenwechsels zum Wesen<br />

des Paradigmas, wie Kuhn verdeutlicht. „Die Übertragung<br />

<strong>der</strong> B<strong>in</strong>dung von e<strong>in</strong>em Paradigma auf e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es ist<br />

e<strong>in</strong>e Konversion, die nicht erzwungen werden kann.<br />

Lebenslanger Wi<strong>der</strong>stand, beson<strong>der</strong>s von solchen, <strong>der</strong>en<br />

produktive Laufbahn sie e<strong>in</strong>er älteren Tradition […] verpflichtet<br />

hat, ist ke<strong>in</strong>e Verletzung wissenschaftlicher<br />

Normen, son<strong>der</strong>n […] unvermeidlich und legitim.“ (Kuhn<br />

1969, S. 187)<br />

Wi<strong>der</strong>stände <strong>in</strong> Zeiten e<strong>in</strong>es Paradigmenwechsels zeigen<br />

sich auch und gerade im Zusammenhang mit den so genannten<br />

neuen <strong>Medien</strong>. Computer und Internet treffen<br />

auf e<strong>in</strong>e breite Vorurteilsstruktur. Warnungen vor dem<br />

Computer f<strong>in</strong>den sich allerorten. Körperliche Schäden stehen<br />

ganz oben auf <strong>der</strong> Gefahrenliste. Da wird vor den<br />

Folgen von Mausarmen, Haltungsschäden und Muskelerkrankungen<br />

gewarnt, die durch die neuen Digitalmedien<br />

entstehen. Und was e<strong>in</strong>st hoffnungsvoll im Evolutionsprozess<br />

begann, sche<strong>in</strong>t mit dem Computer se<strong>in</strong> jähes<br />

Ende zu f<strong>in</strong>den, wie die Karikatur <strong>in</strong>s Bild setzt (vgl. Abb. 1).<br />

Conclusio: Computer s<strong>in</strong>d gefährlich, gerade für unsere<br />

Heranwachsenden!<br />

Im historischen Rückblick entlarven sich diese und an<strong>der</strong>e<br />

Warnungen zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Teilen als kulturgeschichtlich<br />

sich wie<strong>der</strong>holen<strong>der</strong> Reflex gegen jede neue Technik und<br />

gegen jedes neue Medium. Interessanterweise lässt sich<br />

das auch und gerade an e<strong>in</strong>em Bereich exemplifizieren,<br />

<strong>der</strong> viele pr<strong>in</strong>tverzückte Kritiker erstaunen wird – an <strong>der</strong><br />

Geschichte des Lesens. Denn Warnungen vor den körperlichen<br />

Gefahren des Lesens waren vor fast 200 Jahren<br />

durchaus verbreitet und trieben son<strong>der</strong>bare Blüten: So<br />

mahnte beispielsweise Karl Georg Bauer 1791 <strong>in</strong> aller<br />

Deutlichkeit: „Die erzwungene Lage und <strong>der</strong> Mangel aller<br />

körperlichen Bewegung beym Lesen, <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

<strong>der</strong> so gewaltsamen Abwechslung von Vorstellungen und<br />

Empf<strong>in</strong>dungen [erzeugt] Schlaffheit, Verschleimung,<br />

Blähungen und Verstopfung <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>geweiden, mit<br />

e<strong>in</strong>em Wort Hypochondrie, die bekanntermaaßen bey<br />

beydem, namentlich bey dem weiblichen Geschlecht,<br />

recht eigentlich auf die Geschlechtstheile wirkt, Stockungen<br />

und Ver<strong>der</strong>bniß im Bluthe, reitzende Schärfen und<br />

Abspannung im Nervensysteme, Siechheit und Weich-<br />

17


lichkeit im ganzen Körper.“ (Bauer 1791,<br />

S. 190) Kommen wir zu e<strong>in</strong>em weiteren<br />

Problemfeld – dem Suchtproblem. Computer<br />

stehen im Verdacht, <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er<br />

Weise süchtig zu machen. Computersucht<br />

ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den <strong>Medien</strong> breiter diskutiertes<br />

Problem. Im historischen Rückblick entlarven<br />

sich jedoch auch diese Warnungen<br />

zum<strong>in</strong>dest teilweise als tief verwurzelter<br />

Reflex. Vor 200 Jahren jedenfalls gab es<br />

Gefahrenwarnungen vor dem Lesen allerorten.<br />

Diese betrafen männliche und<br />

weibliche Formen von Bücherwürmern<br />

(vgl. Abb. 2 und 3). Beson<strong>der</strong>s verdächtig<br />

waren die Frauen. Man sprach vom<br />

Bovary-Syndrom – selbstvergessenes,<br />

ekstatisch-verzücktes Lesen. Doch nicht<br />

nur lesende Frauen wurden zur Risikogruppe.<br />

He<strong>in</strong>rich Zschokke schrieb 1821<br />

<strong>in</strong> christlich-moralisch ambitioniertem<br />

Gestus für beide Geschlechter: „Die Lesesucht<br />

ist e<strong>in</strong>e unmäßige Begierde, se<strong>in</strong>en eigenen, unthätigen<br />

Geist mit den E<strong>in</strong>bildungen und Vorstellungen<br />

An<strong>der</strong>er aus <strong>der</strong>en Schriften vorübergehend zu vergnügen.<br />

Man lieset, nicht um sich mit Kenntnissen zu bereichern,<br />

son<strong>der</strong>n um zu lesen; man lieset das Wahre und<br />

das Falsche prüfungslos durch e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, ohne Wißbegier,<br />

son<strong>der</strong>n mit Neugier.“ (Zschokke 1821, S. 133)<br />

Wir kommen zu e<strong>in</strong>em dritten Gefahrenpotential: Wirklichkeitsverlust<br />

durch den Computer. Was Sherry Turkle<br />

(1995, S. 300) als selbstironischen Slogan <strong>der</strong> Computerszene<br />

zitiert –„Weiß jemand, wie man <strong>in</strong> #real.life e<strong>in</strong>loggt?“<br />

–, wäre realiter e<strong>in</strong> Problem, würde sich dah<strong>in</strong>ter<br />

e<strong>in</strong> verbreitetes Wahrnehmungsmuster verbergen. Dann<br />

hätte Hartmut von Hentig (2002) spätestens Recht mit se<strong>in</strong>em<br />

„Nachdenken über die neuen <strong>Medien</strong> und das gar<br />

nicht mehr allmähliche Verschw<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Wirklichkeit“.<br />

Zwar ist die Wirklichkeitsfrage durchaus ernst zu nehmen<br />

im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Etablierung e<strong>in</strong>er zweiten<br />

Wirklichkeitsebene, wie Sibylle Krämer (1998) gezeigt hat.<br />

Dennoch ist auch e<strong>in</strong> Teil des befürchteten Wirklichkeitsverlustes<br />

e<strong>in</strong> mediengeschichtlich wie<strong>der</strong>kehrendes Warnszenarium,<br />

das sich ebenfalls bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte des<br />

Lesens f<strong>in</strong>det. Als Beispiel kann wie<strong>der</strong>um He<strong>in</strong>rich<br />

Zschokke (1821, S. 133) fungieren: „Man lieset und vergißt.<br />

Man gefällt sich <strong>in</strong> diesem behaglichen, geschäftigen<br />

Geistesmüßiggang, wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em träumenden Zustande.“<br />

Ziehen wir vor diesem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>e Zwischenbilanz:<br />

Medialer Wandel geht seit se<strong>in</strong>en Anfängen mit Verlusthypothesen<br />

und Gefährdungsszenarien e<strong>in</strong>her. Die Konsequenz<br />

kann deshalb nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> rückwärtsgewandten<br />

Verdammung, son<strong>der</strong>n nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> zukunftsorientierten<br />

verantwortungsvollen Nutzung und s<strong>in</strong>nvollen Integration<br />

<strong>der</strong> damit verbundenen neuen Möglichkeiten liegen. Aus<br />

fachspezifischer mediendidaktischer Sicht gilt eben nicht,<br />

was Cliffard Stoll, nicht gerade als Pädagoge bekannt,<br />

18<br />

medienwirksam <strong>in</strong> Szene setzte: „LogOut. Warum Computer<br />

nichts im Klassenzimmer zu suchen haben. (1999).<br />

Aus deutschdidaktischer Perspektive muss Stoll vielmehr<br />

e<strong>in</strong> überzeugtes „LogIn“ (Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g/Kepser/Rath 2008)<br />

entgegengehalten werden. Soweit die These. Wie lässt sie<br />

sich begründen?<br />

Begründungszusammenhänge für den E<strong>in</strong>satz von<br />

Computer und Internet im Deutschunterricht<br />

Für die fachspezifische Nutzung von Computer und<br />

Internet gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl an Argumenten. Ich skizziere<br />

vier Begründungszusammenhänge.<br />

1. Zum e<strong>in</strong>en ist hier <strong>der</strong> mediale Wandel <strong>der</strong> fachlichen<br />

Gegenstände bzw. <strong>der</strong> kulturellen Schlüsselkompetenzen<br />

zu nennen, die <strong>der</strong> Deutschunterricht zu vermitteln hat.<br />

Das Lesen e<strong>in</strong>es Buches, seit Gutenbergs epochaler Erf<strong>in</strong>dung<br />

das Leitmedium, stellt nur noch e<strong>in</strong>e unter vielen<br />

Formen lesen<strong>der</strong> Welterschließung dar. Wir lesen nicht<br />

mehr nur Bücher, son<strong>der</strong>n auch digitale Formen von Texten<br />

als E-Mails, im Chat, als SMS, auf CD-Rom, im Internet.<br />

Gleiches gilt für Schreibprozesse. Lesen und Schreiben<br />

s<strong>in</strong>d mit an<strong>der</strong>en Worten zu multimedial konstituierten<br />

Modi <strong>der</strong> Weltaneignung und -verarbeitung geworden.<br />

Wenn aber Heranwachsende <strong>in</strong> ihren medialisierten privaten<br />

Lebens- und Erfahrungswelten Lesen und Schreiben<br />

<strong>in</strong> multimedialen Formen kennen lernen und praktizieren,<br />

ist e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Buchorientierung bei <strong>der</strong> schulischen<br />

Lektürepraxis e<strong>in</strong> Anachronismus. Gleiches gilt für die<br />

Beschränkung auf handschriftliche Schreibprozesse. Der<br />

zeitgemäße Literatur- und Sprachunterricht sollte deshalb<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage vielfältiger <strong>Medien</strong> erfolgen.<br />

2. H<strong>in</strong>zu kommen motivationale Begründungszusammenhänge.<br />

Spätestens seit PISA wissen wir um die Bedeutung<br />

motivationaler Faktoren im Fach Deutsch – und darüber


h<strong>in</strong>aus. Im Rahmen von PISA besitzt die Leselust e<strong>in</strong>e<br />

exponierte Bedeutung im Kontext des Lesekompetenzmodells,<br />

<strong>in</strong>sofern sie e<strong>in</strong>er von vier Prädiktoren, d. h. zentralen<br />

E<strong>in</strong>flussfaktorten <strong>der</strong> Lesekompetenz darstellt. Angesichts<br />

dieser Schlüsselstellung <strong>der</strong> Lesemotivation ist es<br />

natürlich um so bedeutsamer, dass deutsche Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler hier <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s eklatanter Weise Schwächen<br />

gezeigt haben. In kaum e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Land lesen<br />

15-Jährige weniger gern. Der viertletzte Platz ist e<strong>in</strong>deutig,<br />

wobei Deutschland e<strong>in</strong>e Son<strong>der</strong>stellung e<strong>in</strong>nimmt,<br />

weil es das Land ist, bei dem <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen<br />

mangeln<strong>der</strong> Leselust und mangeln<strong>der</strong> Lesekompetenz<br />

<strong>in</strong>ternational am ausgeprägtesten ist (Artelt/Stanat/<br />

Schnei<strong>der</strong>/Schiefele 2001, S. 114).<br />

Die geschlechtsspezifischen Differenzen <strong>der</strong> Lesemotivation<br />

enthüllen aber fast noch dramatischere Zusammenhänge<br />

(vgl. Abb. 4; Stanat/Kunter 2001, S. 263). Schon im<br />

OECD-Durchschnitt gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Leselust (Heller Balken). 45,4 % <strong>der</strong> Mädchen<br />

geben an, Lesen sei e<strong>in</strong>es ihrer liebsten Hobbys, bei<br />

den Jungen s<strong>in</strong>d dies nur noch 25,2 %. In Deutschland verschärft<br />

sich die Schieflage noch e<strong>in</strong>mal dramatisch (dunkler<br />

Balken). 41,0 % <strong>der</strong> Mädchen stehen hier 17,1 % <strong>der</strong><br />

Jungen gegenüber. Dieser Befund ist alarmierend. Männliche<br />

deutsche Jugendliche sche<strong>in</strong>en nur <strong>in</strong> sehr ger<strong>in</strong>gem<br />

Maße Lese<strong>in</strong>teresse zu entwickeln, Lesen sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong><br />

Deutschland re<strong>in</strong>e „Mädchensache“ zu se<strong>in</strong>. Angesichts<br />

dieser Problemlage muss die För<strong>der</strong>ung des Lese<strong>in</strong>teresses<br />

gerade an den weiterführenden Schulen e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Aufgabe des Deutschunterrichts se<strong>in</strong>. Denn IGLU hat gezeigt,<br />

dass im Grundschulbereich Jungen wie Mädchen<br />

<strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong> recht ausgeprägtes Lese<strong>in</strong>teresses<br />

aufweisen und sich im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich im<br />

oberen Drittel platzieren (vgl. Bos/Lankes/Schwippert/<br />

Valt<strong>in</strong>/Voss/Badel/Plaßmeier). Dabei sollte den Jungen<br />

beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit zuteil werden, weil sie deutlich<br />

als Problemgruppe <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung getreten s<strong>in</strong>d. Die<br />

E<strong>in</strong>beziehung neuer <strong>Medien</strong> ist hier e<strong>in</strong> naheliegen<strong>der</strong><br />

Ansatzpunkt. Denn männliche K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

zeigen zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> ihrem Freizeitverhalten e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es<br />

Interesse an Computer und Internet, wie e<strong>in</strong>e Grafik<br />

aus <strong>der</strong> JIM-Studie des Jahres<br />

2006 verdeutlicht (Abb. 5; vgl.<br />

Feierabend/ Rathgeb 2006b, S.<br />

32). 76 % <strong>der</strong> Mädchen und 88 %<br />

<strong>der</strong> Jungen geben an, den Computer<br />

täglich bzw. mehrmals<br />

wöchentlich zu nutzen. Da<br />

Computer und Internet aber <strong>in</strong><br />

wesentlichen Teilen schriftbasierte<br />

<strong>Medien</strong> s<strong>in</strong>d, sollte <strong>der</strong><br />

Deutschunterricht diese spezifischen<br />

Interessenlagen nutzen.<br />

Die zeitgemäße För<strong>der</strong>ung von<br />

Lese- und Schreibmotivation sollte<br />

deshalb die E<strong>in</strong>beziehung neuer<br />

Digitalmedien e<strong>in</strong>schließen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die Jungen könnten<br />

auf diese Weise <strong>in</strong> stärkerem<br />

Maße für dieWelt des Lesens und<br />

Schreibens motiviert werden.<br />

Dies gilt für den Deutschunterricht<br />

wie für alle schriftbasierten<br />

Fächer.<br />

3. E<strong>in</strong> dritter Begründungszusammenhang ergibt sich aus<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Anschlussfähigkeit. Entgegen dem<br />

eigenen Selbstverständnis und <strong>der</strong> öffentlichen Me<strong>in</strong>ung<br />

gehört Deutschland, drückt man es überspitzt aus, im<br />

H<strong>in</strong>blick auf die Verfügbarkeit und Nutzung von Computer<br />

und Internet zu den „digitalen Entwicklungslän<strong>der</strong>n“.<br />

In Bezug auf die Verfügbarkeit von Computern im schuli-<br />

19


schen Bereich belegt Deutschland h<strong>in</strong>ter Russland und vor<br />

Brasilien den vorletzten Platz (vgl. OECD 2002, S. 331ff.;<br />

Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g 2005a, S. 132). Während beispielsweise <strong>in</strong><br />

Dänemark 93 % <strong>der</strong> Schüler/-<strong>in</strong>nen angeben, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule<br />

auf e<strong>in</strong>en Computer zurückgreifen zu können (täglich,<br />

mehrmals pro Woche bis e<strong>in</strong>mal pro Woche bzw. Monat),<br />

s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong> Australien 92 %, <strong>in</strong> Liechtenste<strong>in</strong> 90 %, <strong>in</strong> Schottland<br />

90 %, <strong>in</strong> Kanada 88 %, <strong>in</strong> Ungarn 88 %, <strong>in</strong> Schweden<br />

85 %, <strong>in</strong> Neuseeland 83 % und <strong>in</strong> den USA 79 %. Deutschland<br />

liegt hier mit 49 % weit abgeschlagen und wird sogar<br />

von Mexiko und Russland mit 55 % bzw. 63 % noch abgehängt.<br />

Entsprechend e<strong>in</strong>geschränkt s<strong>in</strong>d auch die schulischen<br />

Nutzungszahlen (Abb. 6; vgl. Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g 2005a, S. 133).<br />

43 % <strong>der</strong> Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Deutschland erleben e<strong>in</strong>e<br />

regelmäßige Nutzung des Computers im schulischen Bereich<br />

(täglich, mehrmals pro Woche bis e<strong>in</strong>mal pro Woche<br />

bzw. Monat), demgegenüber s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong> Dänemark 85 %, <strong>in</strong><br />

Ungarn 84 %, <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland 77 %, <strong>in</strong> Schottland 75 %, <strong>in</strong><br />

Australien 74 %, <strong>in</strong> Schweden 72 %, <strong>in</strong> Luxemburg 70 %<br />

und <strong>in</strong> Lettland mit 67 %. Diametral an<strong>der</strong>s dagegen sieht<br />

es im privaten Bereich aus. Hier liegt Deutschland im oberen<br />

Drittel. Die Diskrepanz zwischen schulischer und privater<br />

<strong>Medien</strong>nutzung ist also extrem – wahrsche<strong>in</strong>lich, so<br />

lässt sich schlussfolgern – mit entsprechenden Konsequenzen<br />

für die fachspezifische Motivation gerade bei den<br />

männlichen Jugendlichen. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ergibt<br />

sich e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiger Befund: „Angesichts dieser extremen<br />

Unterschiede zwischen schulischer und privater <strong>Medien</strong>verfügbarkeit<br />

und -nutzung kann den deutschen Jugendlichen<br />

Schule kaum als Ort ersche<strong>in</strong>en, an dem sie auf die<br />

Bewältigung <strong>der</strong> technischen Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lebens- und Berufswelt e<strong>in</strong>er globalisierten Industriegesellschaft<br />

vorbereitet werden.“ (Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g/ Kepser/Rath<br />

2008, S. 9)<br />

In <strong>der</strong> PISA-Studie 2003, wo Deutschland im H<strong>in</strong>blick auf<br />

die schulische Computernutzung sogar auf dem letzten<br />

Platz gelandet ist, heißt es deshalb unmissverständlich:<br />

„In den Schulen müßten [sich] den Jugendlichen […] <strong>in</strong><br />

sehr viel stärkerem Umfang als bisher s<strong>in</strong>nvolle Nutzungsmöglichkeiten<br />

neuer <strong>Medien</strong> nahe gebracht und die entsprechenden<br />

computerbezogenen Kenntnisse und Lernstrategien<br />

vermittelt werden.“ (Senkbeil/Drechsel 2004,<br />

S. 189)<br />

Dies gilt auch und gerade für den Deutschunterricht. In<br />

e<strong>in</strong>er Forsa-Umfrage aus dem Jahre 2007 wurde ermittelt,<br />

dass nur 14 % <strong>der</strong> deutschen Schüler/-<strong>in</strong>nen angeben,<br />

eher häufig mit dem Computer im Deutschunterricht zu<br />

arbeiten, während 79 % konstatieren, dies eher selten<br />

o<strong>der</strong> gar nicht zu tun.<br />

4. Auch aus den Bildungsstandards für das Fach Deutsch<br />

ergibt sich die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er verstärkten Berücksichtigung<br />

des Computers als Lernmedium und Lerngegenstand.<br />

Explizit for<strong>der</strong>n die Bildungsstandards im Kom-<br />

20<br />

petenzbereich „Lesen - mit Texten und <strong>Medien</strong> umgehen“<br />

zur Entwicklung bzw. För<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>es kompetenten Umgangs<br />

mit <strong>Medien</strong> auf. Dieser bezieht sich auf <strong>Medien</strong>reflexion<br />

wie auf <strong>Medien</strong>nutzung. Schüler/-<strong>in</strong>nen sollten<br />

„Texte und <strong>Medien</strong> verstehen und nutzen“ (KMK 2003,<br />

S. 11) können. Konkret s<strong>in</strong>d damit folgende Teilkompetenzen<br />

verbunden:<br />

• Informations- und Unterhaltungsfunktion unterscheiden<br />

• medienspezifische Formen kennen: z. B. Pr<strong>in</strong>t- und<br />

Onl<strong>in</strong>e-Zeitungen, Infota<strong>in</strong>ment, Hypertexte,<br />

Werbekommunikation, Film<br />

• Intentionen und Wirkungen erkennen und bewerten<br />

• wesentliche Darstellungsmittel kennen und <strong>der</strong>en<br />

Wirkungen e<strong>in</strong>schätzen<br />

• zwischen eigentlicher Wirklichkeit und virtuellen Welten<br />

<strong>in</strong> <strong>Medien</strong> unterscheiden: z. B. Fernsehserien,<br />

Computerspiele<br />

• Informationsmöglichkeiten nutzen: z. B. Informationen<br />

zu e<strong>in</strong>em Thema/Problem <strong>in</strong> unterschiedlichen <strong>Medien</strong><br />

suchen, vergleichen, auswählen und bewerten<br />

(Suchstrategien)<br />

• <strong>Medien</strong> zur Präsentation und ästhetischen Produktion<br />

nutzen. (KMK 2003, S.19)<br />

Auch wenn diese Standardformulierungen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />

Urteil zu vage geblieben s<strong>in</strong>d und die weiter reichenden<br />

Potentiale <strong>der</strong> neuen <strong>Medien</strong> nur unzureichend Berücksichtigung<br />

gefunden haben, ist doch evident, dass <strong>der</strong><br />

Deutschunterricht die neuen Digitalmedien auch auf <strong>der</strong><br />

Grundlage <strong>der</strong> Bildungsstandards <strong>in</strong>tegrieren und Schüler/<br />

<strong>in</strong>nen beim Aufbau entsprechen<strong>der</strong> Kompetenzen helfen<br />

muss.<br />

Konsequenzen für Deutschdidaktik und Lehrer<strong>in</strong>nen- und<br />

<strong>Lehrerausbildung</strong><br />

Soweit vier Begründungszusammenhänge für die fachspezifische<br />

Nutzung des Computers. Diese haben für die Ausbildung<br />

angehen<strong>der</strong> Deutschlehrer<strong>in</strong>nen und Deutschlehrer<br />

weitreichende Konsequenzen. Sowohl die erste als<br />

auch die zweite Ausbildungsphase müssen sich m. E. <strong>in</strong><br />

beson<strong>der</strong>er Verantwortung sehen, angehende Deutschlehrer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit den neuen Digitalmedien und ihren<br />

diaktisch-methodischen Potentialen vertraut zu machen.<br />

Hier aber bestehen unverän<strong>der</strong>t erhebliche Defizite.<br />

We<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Computer bislang <strong>in</strong> <strong>der</strong> schulischen Wirklichkeit<br />

des Faches Deutsch <strong>in</strong> h<strong>in</strong>reichen<strong>der</strong> Weise angekommen,<br />

noch werden se<strong>in</strong>e Nutzungsoptionen angehenden<br />

Deutschlehrer/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> ausreichendem Maße vermittelt.<br />

Der Deutschunterricht <strong>der</strong> Gegenwart ist weit<br />

davon entfernt, die Potentiale <strong>der</strong> neuen <strong>Medien</strong> auch<br />

nur annähernd <strong>in</strong> fachspezifischer Perspektive ausgeschöpft<br />

zu haben. Es gilt unverän<strong>der</strong>t: „Computer im<br />

Deutschunterricht – das ist die Geschichte e<strong>in</strong>er bislang<br />

noch nicht wirklich bzw. umfassend e<strong>in</strong>gelösten didaktischen<br />

Option“ (Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g/Kepser/Rath 2008, S. 7). Für die<br />

Deutschlehrer/-<strong>in</strong>nen-Ausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> 1. und 2. Phase<br />

s<strong>in</strong>d damit neue Herausfor<strong>der</strong>ungen verbunden: Nach<br />

me<strong>in</strong>er Überzeugung steht außer Frage: In Studium, Refe-


endariat und Weiterbildung müssen den Lehrer/-<strong>in</strong>nen<br />

des Faches Deutsch (und aller an<strong>der</strong>en Fächer) <strong>in</strong> sehr viel<br />

stärkerem Umfang als bisher s<strong>in</strong>nvolle Nutzungsmöglichkeiten<br />

neuer <strong>Medien</strong> im S<strong>in</strong>ne medien<strong>in</strong>tegrativer bzw.<br />

symmedialer Ansätze nahe gebracht und die entsprechenden<br />

computerbezogenen Kenntnisse und Lernstrategien<br />

vermittelt werden (vgl. Wermke 1997; Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g 2003;<br />

Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g/Kepser/Rath 2008). Denn nur auf dieser<br />

Grundlage werden sie selbst neue <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> ihrem Unterricht<br />

anwenden und ihren Schüler(<strong>in</strong>ne)n entsprechende<br />

mediengestützte Lern- bzw. Bildungserfahrungen ermöglichen.<br />

Was aber heißt das konkret? Dieser Frage soll im<br />

nachfolgenden Kapitel nachgegangen werden.<br />

2. <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> im Deutschunterricht –<br />

Lehr<strong>in</strong>halte und Lehrformen<br />

Was müssen angehende Deutschlehrer und -lehrer<strong>in</strong>nen<br />

wissen und können im Zusammenhang mit neuen<br />

<strong>Medien</strong>? Welche Kompetenzen müssen ihnen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

1. und 2. Phase vermittelt werden? Drei Grundoptionen<br />

möchte ich nachfolgend skizzieren.<br />

Auditive und audiovisuelle Ästhetik im<br />

Symmedium Computer<br />

Den Anfang machen Formen „symmedialer“ Literaturrezeption<br />

mit neuen <strong>Medien</strong>, d. h. Rezeptionsformen,<br />

bei denen das Lesen e<strong>in</strong>es Pr<strong>in</strong>ttextes mit piktoralen,<br />

auditiven o<strong>der</strong>/und audiovisuellen medialen Optionen<br />

verbunden wird (vgl. Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g 2003, S. 45). Der Computer<br />

bietet sich dazu <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise an, weil er<br />

e<strong>in</strong> Uni- bzw. Symmedium ist, das alle medialen Formen<br />

– Text, Bild, Ton, Film etc. – <strong>in</strong> sich vere<strong>in</strong>t (vgl. Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g<br />

2006, S. 207).<br />

Ich beg<strong>in</strong>ne mit <strong>der</strong> hörästhetischen Dimension und hier<br />

mit <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dung von Text und Ton. Dass e<strong>in</strong>e auditive<br />

Textaneignung e<strong>in</strong>en Interpretationsakt darstellt, <strong>der</strong><br />

Tiefenschichten des Verstehens beim Rezipienten auslöst,<br />

die beim alle<strong>in</strong>igen stillen Lesen nicht zugänglich wären,<br />

möchte ich am Beispiel von Ra<strong>in</strong>er Maria Rilkes Gedicht<br />

‚Der Tod <strong>der</strong> Geliebten’ demonstrieren. Dabei lassen sich<br />

zwei Grundtypen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>beziehung von Hörtexten unterscheiden.<br />

E<strong>in</strong>e Möglichkeit besteht dar<strong>in</strong>, zunächst den Text im<br />

Unterricht zu behandeln. Analytische Zugriffe könnten<br />

sich <strong>der</strong> Form o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Motiven des Gedichtes<br />

(Liebe, Tod) und ihrem Vergleich (z. B. zu an<strong>der</strong>en Liebesgedichten<br />

Rilkes, zu Liebesgedichten se<strong>in</strong>er Zeit o<strong>der</strong> des<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>ts etc.) zuwenden. Produktiv-handelnde<br />

Verfahren wie e<strong>in</strong> Zeilenpuzzle o<strong>der</strong> personale Zugriffe<br />

wie e<strong>in</strong> Schreibgespräch nach <strong>der</strong> ersten Textbegegnung<br />

stellen Alternativen bzw. Ergänzungen dar. Daran könnten<br />

sich sprach- bzw. hörästhetische Zugänge anschließen –<br />

zunächst das stimmliche Erkunden des Textes <strong>in</strong> <strong>der</strong> bis<br />

<strong>in</strong>s Mittelalter h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> kulturprägenden Tradition des alta<br />

voce (vgl. Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g 2003, S. 41). Dieses Lesen mit lauter<br />

Stimme sollte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule wie<strong>der</strong> vermehrt zum E<strong>in</strong>satz<br />

kommen, um <strong>der</strong> primär kognitiven Texterschließung im<br />

schweigend-stillen Leseakt e<strong>in</strong>e erlebnis<strong>in</strong>tensivere und<br />

genussvollere Alternative im S<strong>in</strong>ne von Hans Robert Jaußs<br />

Theorie <strong>der</strong> ästhetischen Erfahrung (1982) vorzuschalten.<br />

Mit <strong>der</strong> gleichen Zielsetzung könnten im Anschluss<br />

Gedichtlesungen bzw. Vertonungen angehört werden.<br />

Hier bietet <strong>der</strong> Computer als Symmedium Lehrenden<br />

erhebliche Vorteile, <strong>in</strong>sofern er die Integration und<br />

Kontrastierung von Text und Tondokumenten auf e<strong>in</strong>er<br />

Präsentations- und Handlungsebene ermöglicht. Neben<br />

dem Text können <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne drei auditive Interpretationen<br />

per L<strong>in</strong>k dem Gedichttext zugeordnet werden:<br />

die Lesungen von Oskar Werner (2000) und Ra<strong>in</strong>er Unglaub<br />

(1999) und die musikalische Interpretation von Christiane<br />

Paul im so genannten ‚Rilke-Projekt’ (2001) (vgl. Abb. 7).<br />

Statt didaktisch den Weg vom Text zur Vertonung zu beschreiten<br />

bietet es sich aber auch an, umgekehrt vorzugehen<br />

und erst die Hörtexte zugänglich zu machen und erst<br />

im Anschluss den Text h<strong>in</strong>zuzuziehen. Bei dieser Abfolge<br />

rückt die hörästhetische Dimension <strong>in</strong> stärkerem Maße <strong>in</strong><br />

den Fokus <strong>der</strong> Aufmerksamkeit. Überdies ist <strong>der</strong> emotionale<br />

Grad <strong>der</strong> Begegnung sicherlich erhöht. In beiden<br />

Begegnungsformen ermöglicht <strong>der</strong> symmediale Verbund<br />

von Text und Hörtext – beispielsweise im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

PowerPo<strong>in</strong>t-Präsentation arrangiert – dem Lehrenden<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Form <strong>der</strong> Präsentation und den Lernenden<br />

e<strong>in</strong>e ungestörte Rezeption <strong>der</strong> medialen Formen. Denn<br />

ke<strong>in</strong> Wechseln von CDs und ke<strong>in</strong> Suchen <strong>der</strong> richtigen<br />

Stellen unterbrechen den Hörvorgang. Überdies können<br />

auf e<strong>in</strong>er Ebene Text und Hörtexte rezipiert werden. Die<br />

eigene Vertonung des Gedichtes durch die Schüler<br />

(<strong>in</strong>nen) als handelnd-produktiver Form <strong>der</strong> Textaneignung<br />

könnte den s<strong>in</strong>nvollen Abschluss <strong>der</strong> Sequenz bilden –<br />

natürlich ebenfalls mit Hilfe des Computers und entsprechen<strong>der</strong><br />

Software.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Nutzungsform <strong>der</strong> neuen Digitalmedien, die<br />

Studierende <strong>in</strong> Theorie und Praxis kennen sollten, s<strong>in</strong>d<br />

21


die filmästhetischen Optionen von Computer und Internet.<br />

Auch hier ergeben sich neue didaktische Chancen,<br />

weil sich zur Präsentation und Rezeption auf e<strong>in</strong>er Bildschirmseite<br />

im Computer Text und Film gegenüber stellen<br />

lassen und beide <strong>Medien</strong>formate damit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en unmittelbaren<br />

<strong>in</strong>termedialen Bezug gelangen. Auch hierfür e<strong>in</strong><br />

Beispiel: Wird im Rahmen e<strong>in</strong>er digitalen Präsentation<br />

(z. B. im Rahmen von PowerPo<strong>in</strong>t o. ä.) e<strong>in</strong> Auszug aus<br />

He<strong>in</strong>rich Manns ‚Der Untertan’ (1914, S. 465ff.) mit <strong>der</strong><br />

entsprechenden Passage aus <strong>der</strong> Verfilmung von Staudte<br />

aus dem Jahre 1951 kontrastiert (vgl. Abb. 8), wird erkennbar,<br />

dass <strong>der</strong> Film nicht nur an<strong>der</strong>e Rezeptionsmodi aktiviert,<br />

son<strong>der</strong>n gleichzeitig e<strong>in</strong> Dokument <strong>der</strong> Rezeptionsund<br />

Deutungsgeschichte ist, das medienspezifisch eigene<br />

Wege geht. Dabei treten Geme<strong>in</strong>samkeiten und medienspezifische<br />

Beson<strong>der</strong>heiten <strong>in</strong>s Blickfeld. E<strong>in</strong>e detailliertere<br />

Erarbeitung kann Schüler/-<strong>in</strong>nen für die von Mann<br />

ebenso fe<strong>in</strong>s<strong>in</strong>nig wie kunstvoll gestaltete literale Exposition<br />

des Stoffes sensibilisieren und auf diese Weise zusätzliche<br />

Lesemotivation und vertiefte Verstehensprozesse<br />

ermöglichen. Aber auch die Dignität des Mediums Film<br />

tritt offen zutage und lädt zur analytischen Durchdr<strong>in</strong>gung<br />

e<strong>in</strong> – o<strong>der</strong> zur produktiven Nutzung im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>er filmischen Dokumentation von Standbil<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

szenischen Erschließungen <strong>der</strong> Textpassage.<br />

He<strong>in</strong>rich Mann<br />

Der Untertan<br />

»Eure Exzellenzen! Höchste, hohe und geehrte Herren!<br />

Hun<strong>der</strong>t Jahre s<strong>in</strong>d es, dass <strong>der</strong> große Kaiser, dessen<br />

Denkmal <strong>der</strong> Enthüllung harrt durch den Vertreter Se<strong>in</strong>er<br />

Majestät, uns und dem Vaterlande geschenkt ward; gleichzeitig<br />

aber, das macht diese Stunde noch bedeutsamer, ist<br />

fast e<strong>in</strong> Jahrzehnt vergangen, seit se<strong>in</strong> großer Enkel den<br />

Thron bestiegen hat! Wie sollten wir da nicht vor allem auf<br />

die große Zeit, die wir selbst<br />

miterleben durften, e<strong>in</strong>en stolzen<br />

und dankbaren Rückblick<br />

werfen.« Die<strong>der</strong>ich warf ihn.<br />

Er feierte abwechselnd den<br />

beispiellosen Aufschwung <strong>der</strong><br />

Wirtschaft und des nationalen<br />

Gedankens. Längere Zeit verweilte<br />

er beim Ozean. »Der<br />

Ozean ist unentbehrlich für<br />

Deutschlands Größe. Der Ozean beweist uns, dass auf ihm<br />

und jenseits von ihm ohne Deutschland und ohne den<br />

Deutschen Kaiser ke<strong>in</strong>e Entscheidung mehr fallen darf,<br />

denn das Weltgeschäft ist heute das Hauptgeschäft!« Aber<br />

nicht nur vom geschäftlichen Standpunkt, noch mehr geistig<br />

und sittlich war <strong>der</strong> Aufschwung e<strong>in</strong> beispielloser zu nennen.<br />

Wie sah es denn früher aus mit uns?<br />

Fachspezifisches Interesse vermag auch <strong>der</strong> Vergleich<br />

mehrerer Literaturverfilmungen zu wecken. Als Beispiel<br />

wähle ich Erich Kästners ‚Emil und die Detektive’. Hier<br />

gibt es drei Verfilmungen aus den Jahren 1931, 1954 und<br />

2001, die sich grundlegend unterscheiden und deshalb<br />

22<br />

<strong>in</strong>teressante Vergleichsmöglichkeiten bieten. So könnten –<br />

wie im Rahmen e<strong>in</strong>es Projekts mit Studierenden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

vierten Klasse <strong>der</strong> Grundschule erprobt – Schüler(<strong>in</strong>ne)n<br />

an vier Stationen auf vier Laptops PowerPo<strong>in</strong>t-Präsentationen<br />

zugänglich gemacht werden, <strong>in</strong> denen vier verschiedene<br />

Kapitel des Buches und entsprechende Ausschnitte<br />

aus den drei Verfilmungen kollagiert s<strong>in</strong>d (Abb.<br />

9). Dabei treten Text-, Ton- und Bildwelten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten<br />

<strong>in</strong>termedialen Bezug und regen zum vertieften<br />

Nachdenken an. Auf bereitliegenden Protokollbögen können<br />

Beobachtungen festgehalten und anschließend<br />

geme<strong>in</strong>sam diskutiert werden (vgl. dazu Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g 2006,<br />

S. 217ff.).<br />

Das Internet als Informations- und<br />

Kommunikationsmedium<br />

E<strong>in</strong>e zweite Nutzungsoption <strong>der</strong> neuen <strong>Medien</strong> im Fach<br />

Deutsch, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten und zweiten Phase <strong>der</strong> <strong>Lehrerausbildung</strong><br />

vermittelt werden sollte, ist das Internet als<br />

Informations- und Kommunikationsmedium. E<strong>in</strong>e naheliegende<br />

fachspezifische Möglichkeit ist die Recherche<br />

nach Autor/-<strong>in</strong>nen bzw. Werken. Nehmen wir erneut das<br />

Beispiel Erich Kästner. Wer z.B. ‚Emil und die Detektive’<br />

im Unterricht behandeln will o<strong>der</strong> behandelt hat, kann<br />

se<strong>in</strong>e Schüler/-<strong>in</strong>nen auffor<strong>der</strong>n, im Internet nach dem<br />

Autor und se<strong>in</strong>em Werk zu forschen. Unter Nutzung e<strong>in</strong>er<br />

<strong>der</strong> bekannten Suchmasch<strong>in</strong>en (Google, Yahoo etc.) gelangen<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen rasch auf die Seiten des Erich-Kästner-<br />

Museums (http://www.erich-kaestnermuseum. de/), wo<br />

neben zahlreichen biografischen und werkgeschichtlichen<br />

Informationen auch e<strong>in</strong> L<strong>in</strong>k zu ‚Emil und die Detektive’<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es multimedialen Hypertextes führt. Dieser<br />

wie<strong>der</strong>um enthält Verl<strong>in</strong>kungen zu historischen und<br />

aktuellen Bil<strong>der</strong>n von Orig<strong>in</strong>alschauplätzen (Abb. 10).<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen könnten von dieser Seite ausgehend eigene<br />

virtuelle Erkundungen zu Kästners Klassiker starten<br />

o<strong>der</strong> zur Gestaltung e<strong>in</strong>er eigenen Hypertextfassung e<strong>in</strong>es<br />

Kapitels aus dem Buch aufgefor<strong>der</strong>t werden. Beide Varianten<br />

stellen zum e<strong>in</strong>en medienspezifische Formen e<strong>in</strong>er<br />

vertiefenden Literaturbegegnung dar. Gleichzeitig motivieren<br />

sie auf je eigene Weise zu Lese- und Schreibprozessen.<br />

E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Grundoption des Internets, die ebenfalls<br />

e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en Beitrag zur Lese- und Schreibför<strong>der</strong>ung<br />

leisten kann und deshalb den angehenden Deutschlehrer/


-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Phase <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />

vermittelt werden sollte, s<strong>in</strong>d computergestützte<br />

Kommunikationen und Kooperationen. Als Beispiel verweise<br />

ich auf e<strong>in</strong> Projekt zwischen zwei achten Klassen <strong>in</strong><br />

Nord- und Süddeutschland zum Thema ‚Umgang mit dem<br />

Fremden <strong>in</strong> Sprache und Literatur (vgl. Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g/<br />

Berghoff/Krommer 2000). Hier wurden zum E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong><br />

beiden Lerngruppen zunächst unabhängig vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

durch e<strong>in</strong> Cluster und kreative Schreibarrangements Annäherungen<br />

an das Thema vollzogen. In dieser Form für<br />

das Thema ‚Umgang mit dem Fremden’ sensibilisiert begegneten<br />

sich die beiden e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> fremdenKlassen <strong>in</strong><br />

Kle<strong>in</strong>gruppen <strong>in</strong> abgeschlossenen, nur ihnen zugänglichen<br />

Chat-Räumen im Rahmen e<strong>in</strong>es eigens für schulische<br />

und universitäre Kontexte entwickelten so genannten<br />

‚Didaktischen Chat-Raumes’ (DCR; http://www.<br />

deutschdidaktik.ewf.unierlangen. de/home/<strong>in</strong>dex,id,<br />

547,selid,1322,type,VAL_MEMO.html ). In e<strong>in</strong>em virtuellen<br />

Arbeitsbereich, dem BSCW (<strong>der</strong> Schulen und Hochschulen<br />

kostenlos zur Verfügung steht, ebenso wie z. B. LoNet),<br />

konnten die Chat-Protokolle im Netz abgelegt und<br />

den beiden Lerngruppen aus Süd- und Norddeutschland<br />

zugänglich gemacht werden – zusammen<br />

mit den digitalisierten Ergebnissen <strong>der</strong> Annäherungsphase<br />

(Cluster/Texte etc.) (Abb. 11;<br />

http://public.bscw.de/bscw/bscw.cgi).<br />

Zum gegenseitigen Kennenlernen ergänzten die<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler Selbstvorstellungen und<br />

traten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dreiwöchigen Kooperationsphase <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tensiven Austausch über Kurzgeschichten,<br />

Sachtexte, Selbstgeschriebenes etc. zum Thema<br />

‚Fremdheit’ (vgl. Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g/Berghoff/Krommer<br />

2000). Dabei bestätigte sich, was viele Skeptiker des<br />

neuen Mediums noch immer übersehen: Computer<br />

und Internet s<strong>in</strong>d im Wesentlichen schriftbasierte<br />

<strong>Medien</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e ihre kommunikativen und<br />

kooperativen Optionen eröffnen ganz neue Berei-<br />

che schriftsprachlichen Selbstausdrucks<br />

bzw. schriftbasierter Interaktion. Auch<br />

hierfür s<strong>in</strong>d Lesen und Schreiben<br />

Schlüsselqualifikationen. Lese- und<br />

Schreiblust entstehen dabei durch das<br />

Thema selbst und über das Interesse<br />

am virtuellen Gegenüber, am Interaktionspartner.<br />

Von <strong>der</strong> Rezeption zur Produktion.<br />

Der Computer als kreatives Gestaltungsmedium<br />

Computer und Internet können aber<br />

auch als Medium literarischer Geselligkeit<br />

bzw. als kreatives Gestaltungsmedium<br />

genutzt werden. Auch diese<br />

Möglichkeiten sollten Studierende wie<br />

Lehramtsanwärte/-(<strong>in</strong>nen im Laufe ihrer<br />

Ausbildung kennen lernen, um es später<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Unterrichtspraxis vermitteln<br />

zu können.Dass es s<strong>in</strong>nvoll ist, Formen literarischer<br />

Geselligkeit <strong>in</strong> den Deutschunterricht zu <strong>in</strong>tegrieren,<br />

ist <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Deutschdidaktik bereits Ende <strong>der</strong> siebziger<br />

Jahre überzeugend aufgezeigt worden (vgl. Mattenklott<br />

1979). Diese Ansätze lassen sich medienspezifisch <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>teressanter Weise durch Netzliteratur bzw. Hyperfiction<br />

erweitern. Dabei handelt es sich um virtuelle literarische<br />

Zirkel, <strong>in</strong> denen nicht selten die Grenzen zwischen Autor<br />

und Rezipient, Produktion und Rezeption verschwimmen.<br />

Denn hier wird partiell die traditionelle Autorschaft durch<br />

kollektive Onl<strong>in</strong>e-Schreibprozesse aufgehoben, <strong>in</strong>sofern<br />

die Leser(<strong>in</strong>nen) von Texten im Netz zum Weiterschreiben<br />

und anschließenden Onl<strong>in</strong>e-Publizieren <strong>der</strong>selben angeregt<br />

werden (Heibach 2000; 2002; Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g 2005b). Hier<br />

werden Formen e<strong>in</strong>er virtuellen literarischen Rezeptionsund<br />

Produktionsgeme<strong>in</strong>schaft erkennbar, die ebenso lesewie<br />

schreibför<strong>der</strong>nd wirken können und sich zur Bereicherung<br />

des Deutschunterrichts nutzen lassen.<br />

E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e kreativ-ästhetische Nutzungsmöglichkeit com-


puterbasierter Kommunikation ergibt sich durch so<br />

genannte virtuelle Theatralik. Damit werden virtuelle<br />

Rollenspiele <strong>in</strong> geschlossenen Chat-Räumen bezeichnet,<br />

die im Vergleich zu klassischen Rollenspielen medienspezifische<br />

Beson<strong>der</strong>heiten besitzen. Während nämlich die<br />

Rolle des Schauspielers im traditionellen Theater von <strong>der</strong><br />

griechischen Antike bis zu Less<strong>in</strong>g neben dem körperlichen<br />

Ausdruck von den gesprochenen Worten bestimmt<br />

war, die durch die Persona, die Gesichtsmaske, h<strong>in</strong>durchtönte,<br />

konstruieren virtuelle Rollenspieler im Chat ihre<br />

Rolle re<strong>in</strong> schriftsprachlich. Dabei wird aus <strong>der</strong> oralen Persona,<br />

<strong>der</strong> Gesichtsmaske des körperlich und wortsprachlich<br />

agierenden Schauspielers, das Personascript, die<br />

Textmaske des virtuell und schriftsprachlich handelnden<br />

Rollenspielers. Diese ist konzeptionell mündlich und<br />

medial schriftlich geprägt. Mit Koch/Österreicher (1994)<br />

spricht man von Oraliteralität. Welche Chancen damit verbunden<br />

se<strong>in</strong> können, zeigt e<strong>in</strong> Unterrichtskonzept zu<br />

e<strong>in</strong>er historischen Gestalt, Angelo Soliman, <strong>der</strong> als hochfürstlicher<br />

Mohr im Wien des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu Ruhm<br />

und Ansehen <strong>in</strong> den höchsten gesellschaftlichen Kreisen<br />

gelangte (vgl. Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g/Krommer 2003). Schüler/-<strong>in</strong>nen<br />

können historische Dokumente über Soliman zugänglich<br />

gemacht werden. Von zentraler Bedeutung ist dabei das<br />

Ehedokument, aus dem hervorgeht, dass Soliman 1768<br />

die Witwe Magdalena Christiano geheiratet hat.<br />

Auf dieser Grundlage kann <strong>der</strong> Übergang vom historischen<br />

H<strong>in</strong>tergrund zur fiktionalen theatralen Verarbeitung<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es virtuellen Rollenspiels angebahnt wer-<br />

24<br />

den. Alle Schüler/-<strong>in</strong>nen erhalten Rollenkarten zu Angelo<br />

Soliman bzw. Magdalena Christiano (Abb. 12). Auf dieser<br />

Grundlage bereiten sie sich auf die szenische Interpretation<br />

<strong>der</strong> Ausgangssituation im Rahmen schriftbasierter<br />

Onl<strong>in</strong>e-Interaktion mit e<strong>in</strong>em/r virtuellen Partner(<strong>in</strong>) vor.<br />

Im Chat begegnen die Spielpartner/-<strong>in</strong>nen dann ihrem<br />

virtuellen Gegenüber. E<strong>in</strong> fiktiver Dialog zwischen Angelo<br />

und Magdalena entsteht (Abb. 13). Dieses <strong>in</strong>teraktiv<br />

erspielte schriftsprachliche oraliterale Textdokument liest<br />

sich im Ausdruck wie die Vorlage e<strong>in</strong>es Dramentextes.<br />

Dieser <strong>in</strong>teraktiv erschriebene bzw. erspielte Text kann<br />

ausgedruckt und <strong>in</strong> realer physischer Interaktion als faceto-face-Rollenspiel<br />

erprobt werden. Im Anschluss könnten<br />

Passagen, die sich argumentativ o<strong>der</strong> sprachlich als nicht<br />

optimal erwiesen haben, überarbeitet werden, <strong>in</strong>dem das<br />

Rollenspiel, sofern es im DCR durchgeführt wird (siehe 2.2<br />

dieses Artikels), abgespeichert, kopiert und <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Textverarbeitungsprogramm<br />

(z. B. Word) e<strong>in</strong>gefügt und dort<br />

modifiziert wird. Das ist e<strong>in</strong> erheblicher medienspezifischer<br />

Vorteil gegenüber klassischen face-to-face-Rollenspielen,<br />

weil auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite die Flüchtigkeit des<br />

Augenblicks im schriftsprachlichen Text aufgehoben wird<br />

und gleichzeitig das Ergebnis <strong>der</strong> szenischen Darstellung<br />

beliebig oft bearbeitet und verän<strong>der</strong>t werden kann. Auf<br />

dieser Basis kann e<strong>in</strong>e erneute szenische Erprobung versucht<br />

werden – z. B. zum Fortgang <strong>der</strong> Beziehung zwischen<br />

den beiden Ehepartner(<strong>in</strong>ne)n nach <strong>der</strong> Eheschließung.


Mit dieser mehrstufigen poetischen Aneignung und Verarbeitung<br />

<strong>der</strong> historischen Vorlage s<strong>in</strong>d die Schüler/-<strong>in</strong>nen<br />

h<strong>in</strong>reichend sensibilisiert für die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit<br />

<strong>der</strong> Dramatisierung des Soliman-Stoffes durch den österreichischen<br />

Gegenwartsdramatiker Ludwig Fels (1990).<br />

Diese kann ihnen <strong>in</strong> Ausschnitten o<strong>der</strong> <strong>in</strong> toto zugänglich<br />

gemacht werden. Neben den <strong>in</strong>teressanten <strong>in</strong>haltlichen<br />

Vergleichspunkten zwischen den theatralen Aneignungen<br />

des historischen Stoffes durch die Schüler/-<strong>in</strong>nen und<br />

den professionellen Autor sollten dabei natürlich<br />

auch medienspezifische Aspekte <strong>in</strong>s Blickfeld genommen<br />

werden. Schließlich stellt das Fels-Drama e<strong>in</strong><br />

klassisches, pr<strong>in</strong>tmedial im Kopf e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigen<br />

Autors entstandenes Theaterstück dar, während die<br />

von den Schüler/-<strong>in</strong>nen im Rahmen virtueller Theatralik<br />

verfassten Texte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interaktion zwischen<br />

zwei Partner/-<strong>in</strong>nen schreibend erspielt wurden.<br />

E<strong>in</strong>e letzte exemplarisch angeführte Möglichkeit s<strong>in</strong>d<br />

symmediale ästhetische Handlungsoptionen, die<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> Höchstmaß an Interaktivität und<br />

Selbsttätigkeit ermöglichen. Auch diese sollten angehende<br />

Deutschlehrer/-<strong>in</strong>nen kennen, weil hier <strong>der</strong><br />

medienspezifische Mehrwert des Computers <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

ausgeprägter Weise erkennbar wird. Grundlage<br />

ist e<strong>in</strong> so genannter symmedialer Kreativ- bzw. Erfahrungs-<br />

und Handlungsraum (Berghoff/Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g 2002;<br />

Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g 2007), <strong>der</strong> <strong>in</strong> Kooperation mit e<strong>in</strong>er Software-<br />

Firma, <strong>der</strong> AMMMa AG <strong>in</strong> Bielefeld <strong>in</strong> public private partnership<br />

am Nürnberger Lehrstuhl für ‚Didaktik <strong>der</strong> deutschen<br />

Sprache und Literatur’ mit entwickelt wurde und<br />

Lehrer/-<strong>in</strong>nen wie Schüler/-<strong>in</strong>ne)n zunächst kostenlos zur<br />

Verfügung gestellt wird. Hier können Rezeptions- und<br />

Produktionsprozesse <strong>in</strong> spezifischer Weise mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

verbunden werden. Tatsächlich ist im symmedialen<br />

Kreativraum endlich e<strong>in</strong>e Filmanalyse möglich, die ihren<br />

Namen verdient. Zum e<strong>in</strong>en nämlich lassen sich die<br />

Rezeptionsprozesse <strong>in</strong>dividualisieren. Statt<br />

<strong>in</strong> kollektiven Rezeptionsprozessen vor<br />

e<strong>in</strong>em Fernseher o<strong>der</strong> über e<strong>in</strong>en Beamer<br />

den Film allen Schüler/<br />

-<strong>in</strong>nen gleichzeitig vorzuspielen – ohne<br />

Möglichkeit des <strong>in</strong>dividuellen Innehaltens,<br />

Zurückspulens etc. – kann hier jede(r)<br />

Schüler(<strong>in</strong>) mit e<strong>in</strong>em Filmauszug so umgehen<br />

wie mit e<strong>in</strong>em Textauszug – diesen<br />

nach den eigenen Bedürfnissen so oft rezipieren,<br />

wie es den <strong>in</strong>dividuellen Interessen<br />

entspricht bzw. zum adäquaten Verständnis<br />

notwendig ersche<strong>in</strong>t. Gleichzeitig ist es<br />

möglich, Beobachtungen unmittelbar<br />

schriftlich festzuhalten – wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Buch, direkt neben dem Text, genauer<br />

dem Filmtext. Am Beispiel <strong>der</strong> bereits e<strong>in</strong>gangs<br />

angeführten vergleichenden Rezeption<br />

von Interpretationen e<strong>in</strong>es Kapitels<br />

aus Kästners ‚Emil und die Detektive’ <strong>in</strong><br />

den drei Verfilmungen aus den Jahren 1931, 1954 und<br />

2001 zeigen sich die beson<strong>der</strong>en Vorzüge dieses symmedialen<br />

Erfahrungs- und Handlungsraumes (Abb. 14). Mussten<br />

die Schüler/-<strong>in</strong>nen sich bei dem e<strong>in</strong>gangs skizzierten<br />

Arrangement ihre Notizen auf beiliegenden Zetteln<br />

machen und damit die mediale Ebene wechseln, bleiben<br />

sie im digitalen Kreativraum auf e<strong>in</strong>er Ebene. Rezeption<br />

und schriftliche Verarbeitung f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

lokaler Nähe zu den Filmtexten statt.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus eröffnen die Kommentierungs-, Verän<strong>der</strong>ungs-<br />

und Erweiterungsmöglichkeiten auch Raum für<br />

weitergehende eigenaktiv-kreative Nutzungen. So könnten<br />

unmittelbar neben e<strong>in</strong>er geöffneten Filmbox handelnd-produktive<br />

Anschlusshandlungen <strong>in</strong> schriftlicher<br />

Form angeregt werden – <strong>der</strong> <strong>in</strong>nere Monolog e<strong>in</strong>es Protagonisten,<br />

<strong>der</strong> im Film nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Außenperspektive präsentiert<br />

wird, e<strong>in</strong>e Gedankenblase, e<strong>in</strong> Drehbuchtext, e<strong>in</strong>e<br />

Vor- o<strong>der</strong> Nachgeschichte etc.<br />

25


3. Praktische Konsequenzen II:<br />

Zu vermittelnde Lehrkompetenz<br />

Soweit e<strong>in</strong>ige Möglichkeiten <strong>der</strong> fachspezifischen Computernutzung,<br />

die <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Urteil <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten und zweiten<br />

Phase <strong>der</strong> Ausbildung angehenden Deutschlehrer/<br />

-<strong>in</strong>nen vermittelt werden sollten. Doch wie lernen Studierende<br />

bzw. Referendare und Referendar<strong>in</strong>nen diese<br />

Optionen kennen? Neben pr<strong>in</strong>tmedialen E<strong>in</strong>führungen <strong>in</strong><br />

die <strong>Medien</strong>didaktik Deutsch (vgl. Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g/Krommer/<br />

Maiwald 2008) s<strong>in</strong>d auch Lehr-Lern-Szenarien im neuen<br />

Medium selbst notwendig, um Berührungsängste abzubauen.<br />

Dies ist <strong>der</strong> Begründungszusammenhang für e<strong>in</strong><br />

Projekt, das mit Mitteln des Landes Bayern geför<strong>der</strong>t wurde<br />

und als dessen Ergebnis e<strong>in</strong>e virtuelle Lernumgebung<br />

entstanden ist: ‚<strong>Medien</strong>didaktik Deutsch. E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong><br />

die sprachliche, literarische und mediale Bildung im<br />

medialen Wandel’ (vgl. Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g/Krommer 2006; ). Das<br />

virtuelle Sem<strong>in</strong>ar basiert auf e<strong>in</strong>er von <strong>der</strong> Virtuellen<br />

Hochschule Bayern (VHB) auf <strong>der</strong> Grundlage e<strong>in</strong>er öffentlichen<br />

Ausschreibung mit 75.000,- EUR geför<strong>der</strong>ten virtuellen<br />

Lernumgebung, die unter me<strong>in</strong>er Leitung von den<br />

deutschdidaktischen Lehrstühlen Erlangen- Nürnberg<br />

(Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g, Berghoff, Krommer), Bamberg (Beisbart, Maiwald)<br />

und Würzburg (Abraham) 2002-2004 entwickelt wurde.<br />

Das Sem<strong>in</strong>ar wird seit 2004 im Rahmen <strong>der</strong> Virtuellen<br />

Hochschule Bayern angeboten und kann von Lehramtsstudierenden<br />

des Faches Deutsch an allen bayerischen<br />

Universitäten (und im ganzen Bundesgebiet) belegt bzw.<br />

‚besucht’ werden.<br />

Das Sem<strong>in</strong>arkonzept ist preisgekrönt, <strong>in</strong>sofern es mit ranghohen<br />

Bildungsmedienpreisen ausgezeichnet wurde: dem<br />

DIGITA 2007, dem COMENIUS-Siegel 2007 und dem DIGITA<br />

2008.<br />

Technische Grundlage ist e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> gegenwärtig wohl<br />

<strong>in</strong>novativsten Softwarekonzepte im Bildungsbereich – das<br />

Learn::Web <strong>der</strong> Akademie für <strong>Medien</strong>pädagogik, <strong>Medien</strong>forschung<br />

und Multimedia (AMMMa), an dessen Entwicklung<br />

und Evaluation <strong>der</strong> deutschdidaktische Lehrstuhl <strong>in</strong><br />

Nürnberg ebenfalls beteiligt war. Der Weiterentwicklung<br />

unseres E-Sem<strong>in</strong>ars ‚<strong>Medien</strong>didaktik Deutsch’, die mit privaten<br />

Mitteln f<strong>in</strong>anziert wurde, liegt die zweite Generation<br />

des Learn::Webs (2.0) zugrunde. Dieses stellt e<strong>in</strong>e<br />

bemerkenswerte mediendidaktische <strong>Neue</strong>rung dar, weil<br />

nunmehr Handlungsoptionen, die schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Offl<strong>in</strong>e-<br />

Version des E-Sem<strong>in</strong>ars sehr <strong>in</strong>novativ und ungewöhnlich<br />

waren, komplett onl<strong>in</strong>e zur Verfügung stehen. Zielgruppe<br />

<strong>der</strong> Lernumgebung s<strong>in</strong>d Lehramtsstudierende des Faches<br />

Deutsch im Bereich von Grundschule, Hauptschule, Realschule<br />

und Gymnasium, die im Rahmen von 8 nach ECTS-<br />

Standard testierbaren Lernmodulen mit zeitgemäßen<br />

Formen fachspezifischer <strong>Medien</strong>nutzung vertraut gemacht<br />

werden. Die nach Pr<strong>in</strong>zipien des situierten Lernens gestalteten<br />

Arrangements ermöglichen den Aufbau mediendidaktischer<br />

Handlungs- und Planungskompetenz und befähigen<br />

die angehenden Deutschlehrer/-<strong>in</strong>nen, E-Learn<strong>in</strong>g<br />

26<br />

bzw. E-Teach<strong>in</strong>g <strong>in</strong> fruchtbarer Weise <strong>in</strong> ihre spätere<br />

unterrichtliche Praxis zu <strong>in</strong>tegrieren. Folgende Ziele s<strong>in</strong>d<br />

damit verbunden:<br />

• E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Lehren und Lernen mit neuen <strong>Medien</strong><br />

im Fach Deutsch;<br />

• <strong>Medien</strong>adäquater Zugang zur Theorie und Praxis<br />

fachspezifischer <strong>Medien</strong>didaktik;<br />

• Bewusstwerdung <strong>der</strong> medialen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

fachlichen Gegenstände und <strong>der</strong><br />

Lernvoraussetzungen <strong>der</strong> Schüler/-<strong>in</strong>nen;<br />

• Erwerb und Erprobung medientheoretischer Kenntnisse<br />

und mediendidaktischer Kompetenzen.<br />

Das thematische Spektrum <strong>der</strong> ‚<strong>Medien</strong>didaktik Deutsch’<br />

wird den Studierenden im Rahmen von 8 Modulen<br />

zugänglich gemacht.<br />

A. Grundlagen<br />

1. <strong>Medien</strong>, Mediatisierung, <strong>Medien</strong><strong>in</strong>tegration (Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g)<br />

2. Textur(en):<br />

Lesesozialisation/<strong>Medien</strong>sozialisation (Abraham)<br />

B. Didaktische Aufgabenfel<strong>der</strong>/E<strong>in</strong>zelaspekte<br />

3. Ora(litera)le Texturen I:<br />

Oralität und Literalität (Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g)<br />

4. Ora(litera)le Texturen II:<br />

Oraliteralität (Krommer/Berghoff)<br />

5. Audiovisuelle Texturen I:<br />

Film und Fernsehen (Abraham)<br />

6. Audiovisuelle Texturen II:<br />

Werbung und Videoclips (Maiwald)<br />

7. Hypermediale Texturen I: Netzliteratur (Maiwald)<br />

8. Hypermediale Texturen II: Informationstexte (Beisbart)<br />

Die acht Teilmodule glie<strong>der</strong>n sich jeweils <strong>in</strong> zwei Lernsequenzen:<br />

In <strong>der</strong> ersten Sequenz e<strong>in</strong>es jeden Moduls wird<br />

den Nutzer/-<strong>in</strong>neºn die Möglichkeit gegeben, an eigene<br />

Vorerfahrungen bzw. Wissensbestände anzuknüpfen und<br />

sich auf dieser Grundlage den thematischen Spezifika des<br />

jeweiligen Moduls anzunähern. E<strong>in</strong> für den jeweiligen<br />

Themenkomplex zentrales ‚Problem’ (Abb. 15 zeigt e<strong>in</strong>e<br />

multimediale Aufbereitung des Enzensberger Gedichtes<br />

‚Altes Medium’) bzw. e<strong>in</strong> eigens gestalteter Erfahrungs-


aum bilden den Ausgangs- und Bezugspunkt. Die zweite<br />

Sequenz eröffnet vor diesem H<strong>in</strong>tergrund vielfältige Möglichkeiten<br />

zur eigenaktiven und selbstbestimmten Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit modulspezifischen Teilaspekten <strong>der</strong><br />

<strong>Medien</strong>didaktik Deutsch. Der Aufbau themenadäquater<br />

Formen deklarativen, prozeduralen und konditionalen<br />

Strategiewissens erfolgt <strong>in</strong> jedem Modul <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oszillation<br />

zwischen zwei Kernbereichen: Der Handlungs- und <strong>der</strong><br />

Informationsebene. Die Handlungsebene enthält m<strong>in</strong>destens<br />

drei und maximal sechs Problemstellungen, die die<br />

Lernenden modellhaft mit Grundfragen des jeweiligen<br />

Modulthemas konfrontieren und zur eigenständigen<br />

Lösung herausfor<strong>der</strong>n (Abb.16 zeigt die Auffor<strong>der</strong>ung zur<br />

Gestaltung e<strong>in</strong>es fiktiven Gespräches zwischen Sokrates<br />

und Walter Ong).<br />

Die dazu notwendigen Informationen, Anregungen, Theorien,<br />

Konzepte etc. stehen ihnen auf <strong>der</strong> Informationsebene<br />

zur Verfügung. Die Lernenden können aber auch<br />

den umgekehrten Lernweg e<strong>in</strong>schlagen und zunächst auf<br />

<strong>der</strong> Informationsebene Wissensbestände zu den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Themenkomplexen aufbauen und diese anschließend im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Problemstellungen auf <strong>der</strong> Handlungsebene<br />

modellhaft <strong>in</strong> ihren Anwendungsbezügen erproben und<br />

vertiefen. Dabei s<strong>in</strong>d sowohl Handlungs- als auch Informationsebene<br />

<strong>in</strong>haltlich <strong>in</strong> drei Problemdimensionen unterteilt<br />

und über e<strong>in</strong> Cluster zugänglich: ‚<strong>Medien</strong>theoretische<br />

Analyse’, ‚Didaktische Theorie’ und ‚Unterrichtliche<br />

Praxis’ (Abb.17). Auf diese Weise sollen Lernende fachund<br />

medienspezifisches Grundlagenwissen, basales didaktisches<br />

Theoriewissen und unterrichtsmethodisches<br />

Praxiswissen <strong>in</strong> ihrem wechselseitigen Bed<strong>in</strong>gungsverhältnis<br />

erkennen, als vernetzte Information aneignen und als<br />

Handlungskompetenz anwenden können.<br />

Soweit e<strong>in</strong> knapper erster E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die von uns entwikkelte<br />

virtuelle Lernumgebung ‚<strong>Medien</strong>didaktik Deutsch’.<br />

Diese zielt auf die Verwirklichung fachspezifischer und<br />

berufspropädeutischer Ko<strong>in</strong>zidenz von Lehr<strong>in</strong>halt, Lehrform<br />

und zu vermitteln<strong>der</strong> Lehrkompetenz. Wir wollen<br />

damit e<strong>in</strong>en Beitrag leisten, um angehende Deutschlehrer/-<strong>in</strong>nen<br />

zu ebenso begeisterten wie kompetenten<br />

Vermittlern fachspezifischer <strong>Medien</strong>kompetenz auszubilden.<br />

(Dabei steht das Angebot auch <strong>der</strong> zweiten Phase <strong>der</strong><br />

Lehrerbildung offen. Modalitäten müssten mit mir als<br />

Leiter des Projekts und <strong>der</strong> VHB geklärt werden<br />

(vrfre<strong>der</strong>@ewf.uni-erlangen.de )).<br />

Literaturverzeichnis Frankfurt<br />

Artelt, Cordula/ Stanat, Petra/ Schnei<strong>der</strong>, Wolfgang/ Schiefele,<br />

Ulrich (2001): Lesekompetenz: Testkonzeption und Ergebnisse.<br />

In: Baumert, Jürgen/ Klieme, Eckhard/ Neubrand, Michael/<br />

Prenzel, Manfred/ Schiefele, Ulrich/ Schnei<strong>der</strong>, Wolfgang/ Stanat,<br />

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Bos, Wilfried/ Lankes, Eva-Maria/ Schwippert, Knut/ Valt<strong>in</strong>,<br />

Renate/ Voss, Andreas/ Badel, Isolde/ Plaßmeier, Nike (2003):<br />

Lesekompetenzen deutscher Grundschüler<strong>in</strong>nen und Grundschüler<br />

am Ende <strong>der</strong> vierten Jahrgangsstufe im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich. In: Bos, Wilfried/ Lankes, Eva-Maria/ Prenzel, Manfred/Schwippert,<br />

Knut/ Walther, Gerd/ Valt<strong>in</strong>, Renate (Hrsg.):<br />

Erste Ergebnisse aus IGLU. Schülerleistungen am Ende <strong>der</strong> vierten<br />

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Berghoff, Matthias/ Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g, Volker (2002): Multimediale<br />

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Germanistentags 2001. Band 2. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2002.<br />

S. 807-816.<br />

27


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K<strong>in</strong><strong>der</strong> und <strong>Medien</strong>, Computer und Internet. Basisuntersuchung<br />

zum <strong>Medien</strong>umgang 6- bis 13-Jähriger <strong>in</strong> Deutschland. Hrsg.<br />

vom <strong>Medien</strong>pädagogischen Forschungsverbund Südwest.<br />

Stuttgart.<br />

Feierabend, Sab<strong>in</strong>e/ Rathgeb, Thomas (2006b): JIM 2006. Jugend,<br />

Information, (Multi-) Media. Basisstudie zum <strong>Medien</strong>umgang 12bis<br />

19-Jähriger <strong>in</strong> Deutschland. Hrsg. vom <strong>Medien</strong>pädagogischen<br />

Forschungsverbund Südwest. Stuttgart.<br />

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1990. FORSA (2007): Computere<strong>in</strong>satz im Unterricht. In:<br />

http://www.it-fitness.de/lehrerstudie/pm_it-fitnessschuelerstudie.<br />

pdf (Letzte Prüfung: 10. 7. 2008).<br />

Flusser, Vilém (1991): Paradigmenwechsel. In: Flusser, Vilém:<br />

<strong>Medien</strong>kultur. Hrsg. von Stefan Bollmann.<br />

Frankfurt a.M.: Fischer TB 2002. S.190-201.<br />

Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g, Volker/ Berghoff, Matthias/ Krommer, Axel (2000):<br />

Virtueller Deutschunterricht. ‚Umgang mit dem Fremden’ – e<strong>in</strong>e<br />

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Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g, Volker (2003): Lesen und Leseför<strong>der</strong>ung im medialen<br />

Wandel. Symmedialer Deutschunterricht nach PISA. In: Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g,<br />

Volker (Hrsg.): Lesen und Symbolverstehen. Jahrbuch<br />

<strong>Medien</strong> im Deutschunterricht 2003. München: KoPäd 2004.<br />

S. 37-66. Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g, Volker/ Krommer, Axel: (2003) Von <strong>der</strong><br />

Persona zum Personascript. Virtuelle Theatralik im multimedialen<br />

Deutschunterricht am Beispiel von Ludwig Fels’ „Soliman“.<br />

In: Deutschunterricht 4 (2003) 56. S. 34-43.<br />

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nach PISA. E<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme nebst e<strong>in</strong>igen hochschul-<br />

und bildungspolitischen Anmerkungen. In: Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g,<br />

Volker/Heller, Helmut/Scheunpflug, Annette (Hrsg.) (2005): Nach<br />

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112-142.<br />

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2005. S. 119-128.<br />

Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g, Volker (2006): Symmedialität und Synästhetik.<br />

Begriffliche Schneisen im medialen Paradigmenwechsel und<br />

ihre filmdidaktischen Implikationen am Beispiel von Erich<br />

Kästners ‚Emil und die Detektive’. In: Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g, Volker (Hrsg.):<br />

Filmdidaktik - Filmästhetik Jahrbuch <strong>Medien</strong> im Deutschunterricht<br />

2005. Band 4. München: KoPäd 2006, S.204-229.<br />

Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g, Volker/Krommer, Axel (2006): Das VHB-Projekt<br />

‚<strong>Medien</strong>didaktik Deutsch’. E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> literarische, sprachliche<br />

und ästhetische Bildung im medialen Wandel. In: Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g,<br />

Volker (Hrsg.): Filmdidaktik und Filmästhetik. Jahrbuch <strong>Medien</strong><br />

im Deutschunterricht 2005. Band 4. München: KoPäd 2006. S.<br />

246-256.<br />

Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g, Volker (2007): Lyrikunterricht symmedial und digital.<br />

(Syn)Ästhetische Bildung mit ‚neuen <strong>Medien</strong>’ am Beispiel von<br />

28<br />

Goethes Ballade ‚Der Zauberlehrl<strong>in</strong>g’. In: Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g, Volker/<br />

Kepser, Matthis/ Rath, Matthias (Hrsg.) (2008): LOG IN! Kreativer<br />

Deutschunterricht und neue <strong>Medien</strong>. München: KoPäd 2008.<br />

S. 157-184.<br />

Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g, Volker/Kepser, Matthis / Rath, Matthias (2008):<br />

Vorwort: <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> im Deutschunterricht. In: Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g,<br />

Volker/ Kepser, Matthis/ Rath, Matthias (Hrsg.): LOG IN! Kreativer<br />

Deutschunterricht und neue <strong>Medien</strong>. München: KoPäd 2008.<br />

S. 7-16.<br />

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Jauß, Hans Robert (1982): Ästhetische Erfahrung und literarische<br />

Hermeneutik, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1997.<br />

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Luchterhand.<br />

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Realität. Sieben Thesen über die Weltbildimplikationen symbolischer<br />

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Klassenzimmer zu suchen haben’. Frankfurt a.M.: Fischer 2001.<br />

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Zschokke, He<strong>in</strong>rich (1821): Die Lesesucht. In: Stunden <strong>der</strong><br />

Andacht zur Beför<strong>der</strong>ung wahren Christenthums und<br />

häuslicher Gottesverehrung. 1821.<br />

Abbildungen<br />

Abb. 1 Evolution und Computer<br />

(http://cyberp<strong>in</strong>gui.free.fr/humour/evolution-white.jpg )<br />

Abb. 2 Carl Spitzweg (1850): Der Bücherwurm. In: Alfred<br />

Bellebaum/Ludwig Muth (Hrsg.): Leseglück. E<strong>in</strong>e vergessene<br />

Erfahrung? Opladen: Westdeutscher Verlag 1996 (Titelbild))<br />

Abb. 3 Ramón Casas y Carbo (1895): Après le bal. Quelle: Bollmann,<br />

Stefan (2005): Frauen, die lesen, s<strong>in</strong>d gefährlich. Mit e<strong>in</strong>em<br />

Nachwort von Elke Heidenreich. München: Sandmann. S. 87<br />

Abb. 4 Volker Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g (2003): Geschlechtsspezifische Aspekte<br />

von Leselust (Sreenshot)<br />

Abb. 5 Sab<strong>in</strong>e Feierabend/Thomas Rathgeb (2006b): JIM 2006.<br />

Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisstudie zum <strong>Medien</strong>umgang<br />

12- bis 19-Jähriger <strong>in</strong> Deutschland. Hrsg. vom <strong>Medien</strong>pädagogischen<br />

Forschungsverbund Südwest. Stuttgart. S. 32<br />

(Grafik))<br />

Abb. 6 Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g, Volker (2005a): Deutschdidaktik und Deutschunterricht<br />

nach PISA. E<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme nebst e<strong>in</strong>igen<br />

hochschul- und bildungspolitischen Anmerkungen. In:<br />

Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g, Volker / Heller, Helmut/ Scheunpflug, Annette (Hrsg.)<br />

(2005): Nach PISA. Konsequenzen für Schule und Lehrerbildung<br />

nach zwei Studien. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften<br />

2005. S. S. 133 (Grafik)<br />

Abb. 7 Volker Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g (2002): Symmediales Arrangement zu<br />

Ra<strong>in</strong>er Maria Rilke: Der Tod <strong>der</strong> Geliebten (1907) (Sreenshot)<br />

Abb. 8 Volker Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g (2000): Symmediales Arrangement zu<br />

He<strong>in</strong>rich Mann: Der Untertan (1914) (Sreenshot)<br />

Abb. 9 Volker Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g (2002): Symmediales Arrangement zu<br />

Erich Kästner: Emil und die Detektive (1929) (Sreenshot)<br />

Abb. 10 Volker Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g (2006): Auszug aus dem Netz-Auftritt<br />

des Erich-Kästner-Museum (http://www.erich-kaestnermuseum.de/)<br />

(Sreenshot)<br />

Abb. 11 Volker Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g (2000): Auszug aus dem BSCW-<br />

Arbeitsbereich ‚Umgang mit dem Fremden’<br />

(Sreenshot)<br />

Abb. 12 Volker Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g (2000): Arbeitsauftrag zu ‚Angelo<br />

Soliman’ (Sreenshot)<br />

Abb. 13 Volker Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g (2000): Auszug aus dem DCR-Chat<br />

‚Umgang mit dem Fremden’ (Sreenshot)<br />

Abb. 14 Volker Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g (2005): Symmediales Arrangement zu<br />

Erich Kästner : Emil und die Detektive (1929) <strong>in</strong> <strong>der</strong> CD-Rom<br />

‚Texte.<strong>Medien</strong>’ (Sreenshot)<br />

Abb. 15 Volker Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g (2006): Symmediales Arrangement zu<br />

Hans Magnus Enzensberger: Altes Medium’ <strong>in</strong> <strong>der</strong> VHB-Umgebung<br />

‚<strong>Medien</strong>didaktik Deutsch (Sreenshot)<br />

Abb. 16 Volker Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g (2006): Symmediales Arrangement zur<br />

Gestaltung e<strong>in</strong>es fiktiven Gespräches zwischen Sokrates und<br />

Walter Ong <strong>in</strong> <strong>der</strong> VHB-Umgebung ‚<strong>Medien</strong>didaktik Deutsch<br />

(Sreenshot)<br />

Abb. 17 Volker Fre<strong>der</strong>k<strong>in</strong>g (2006): Cluster zur Handlungsebene<br />

von Modul 3 <strong>in</strong> <strong>der</strong> VHB-Umgebung ‚<strong>Medien</strong>didaktik Deutsch<br />

(Sreenshot)<br />

Ton<br />

Paul, Christiane (2001): Bis an alle Sterne. Das Rilke Projekt.<br />

ARIS US @ 316(8002)<br />

Unglaub, Ra<strong>in</strong>er (1999): Wenn die Uhren so nah. 40 Gedichte<br />

gesprochen von Ra<strong>in</strong>er Unglaub. 1 CD (Audio CD). Marburg:<br />

Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen 1999.<br />

Werner, Oskar (2000): Oskar Werner spricht Ra<strong>in</strong>er Maria Rilke.<br />

2 CDs [Audiobook] (Audio CD) Verlag: BMG Wort (März 2000)<br />

Film<br />

Der Untertan (1951). Nach dem Buch von He<strong>in</strong>rich Mann. Regie:<br />

Wolfgang Staudte und Fritz Staudte. Drehbuch: Wolfgang<br />

Staudte. Package Design und Vertrieb: ICESTORM Enterta<strong>in</strong>ment<br />

GmbH. Lizenzgeber: © 1998 PROGRESS Film-Verleih GmbH,<br />

Berl<strong>in</strong>. (DVD)<br />

Emil und die Detektive (1931): Nach dem Buch von Erich<br />

Kästner. Regie: Gerhard Lamprecht. Drehbuch: Billie<br />

Wil<strong>der</strong>/Erich Kästner. Berl<strong>in</strong>: UFA. (DVD)<br />

Emil und die Detektive (1954): Nach dem Buch von Erich<br />

Kästner. Regie und Drehbuch: Robert A. Stemmle. München<br />

(DVD)<br />

Emil und die Detektive (2001): Nach dem Buch von Erich<br />

Kästner. Regie und Drehbuch: Franziska Buch.<br />

München: Constant<strong>in</strong> Video (DVD)<br />

Internet-Adressen<br />

BSCW:<br />

http://public.bscw.de/bscw/bscw.cgi<br />

Erich-Kästner-Museum:<br />

http://www.erich-kaestner-museum.de/<strong>in</strong>dex_a.html<br />

‚Didaktischer Chat-Raum’ (DCR):<br />

http://www.deutschdidaktik.ewf.uni-erlangen.de/<br />

home/<strong>in</strong>dex,id,547,selid,1322,type,VAL_MEMO.html<br />

<strong>Medien</strong>didaktik Deutsch:<br />

http://www.deutschdidaktik.ewf.uni-erlangen.de/<br />

home/<strong>in</strong>dex,id,460.html<br />

29


1. Mediale Lebenswelten – Bedeutung und Potential<br />

für die pädagogische Arbeit?!<br />

Die Lebenswelten von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

beson<strong>der</strong>em Maße medial geprägt. Vor dieser Tatsache<br />

können Eltern, Pädagogen und Bildungspolitiker die<br />

Augen nicht mehr verschließen. Die Kim- und Jim-Studien<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre belegen dies e<strong>in</strong>drucksvoll. 15 <strong>Medien</strong>bildung<br />

ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> grundlegenden Aufgaben von Schule<br />

und Lehrer<strong>in</strong>nen- und <strong>Lehrerausbildung</strong>. 16 E<strong>in</strong>e zukunftsorientierte<br />

Schulentwicklung ist dementsprechend ohne<br />

systematische Integration von <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> Lehr- und<br />

Lernprozesse nicht denkbar. Und doch zeigt die Schulbzw.<br />

Modul-Wirklichkeit e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Bild. Die E<strong>in</strong>beziehung<br />

<strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> die Modularbeit und den Fachunterricht<br />

fristet noch immer e<strong>in</strong> Nischendase<strong>in</strong>, die Potentiale<br />

werden nicht voll ausgeschöpft, <strong>der</strong> Mehrwert wird nicht<br />

durchgängig erkannt und die Kompetenzen <strong>der</strong> Lehrpersonen<br />

s<strong>in</strong>d immer noch nicht adäquat ausgebildet.<br />

In diesem Artikel sollen Chancen und Möglichkeiten aktiver<br />

<strong>Medien</strong>arbeit <strong>in</strong> den Fächern dargestellt und eröffnet<br />

werden. E<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller E<strong>in</strong>satz mit Mehrwert für die Fachund<br />

<strong>Medien</strong>bildung unter E<strong>in</strong>bezug von Ressourcen, die<br />

je<strong>der</strong> Lehrkraft zur Verfügung stehen, wird exemplarisch<br />

an ausgewählten und erprobten Beispielen vorgestellt.<br />

Grundlage bildet dabei zunächst die Beschreibung <strong>der</strong><br />

Chancen, Möglichkeiten und Dimensionen <strong>der</strong> aktiven<br />

<strong>Medien</strong>arbeit als Methode des handlungs- und produktionsorientierten<br />

Unterrichts. Im zweiten Teil werden konkrete<br />

digitale Werkzeuge und damit verbundene Unterrichts-<br />

und Projektvorhaben vorgestellt, die im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>er doppelten Vermittlungspraxis <strong>in</strong> den Modulen und<br />

damit auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule genutzt werden können.<br />

2. Aktive <strong>Medien</strong>arbeit<br />

Mediale Angebote s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel komplex gestaltet.<br />

E<strong>in</strong>e kritisch-reflexive Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung kann nur gel<strong>in</strong>gen,<br />

wenn ausreichende Kenntnisse über die Grundlagen<br />

<strong>der</strong> medialen Gestaltungs- und Darstellungsformen vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d und die Inhalte kompetent auf ihre Bezüge<br />

zur Realität h<strong>in</strong> überprüft und relativiert werden können.<br />

Aktive <strong>Medien</strong>arbeit me<strong>in</strong>t die „Be- und Erarbeitung von<br />

Gegenstandsbereichen sozialer Realität mit Hilfe von<br />

<strong>Medien</strong> wie Druck, Foto, Video, Computer, Multimedia<br />

und Internet.“ 17 In <strong>der</strong> Mehrzahl werden <strong>in</strong> den Schulen<br />

eher technische Kompetenzen vermittelt: Wie erstelle ich<br />

30<br />

Chancen und Möglichkeiten aktiver<br />

<strong>Medien</strong>arbeit <strong>in</strong> Fachmodulen<br />

und Unterricht<br />

Lilo Haffke und Maren Molkenth<strong>in</strong><br />

Alle Fußnoten am Schluß des Artikels auf Seite 40/41<br />

e<strong>in</strong>e Powerpo<strong>in</strong>t-Präsentation? Wie f<strong>in</strong>de ich Informationen<br />

im Internet? Wie erstelle ich e<strong>in</strong>e Tabelle? Wie arbeite<br />

ich mit e<strong>in</strong>em Lernsoftware-Programm? Wie schließe ich<br />

e<strong>in</strong>en Beamer an den Computer an? Unter Umständen<br />

werden noch rechtliche Aspekte diskutiert und vielleicht<br />

auch auf bestimmte Gefahrenpotentiale h<strong>in</strong>gewiesen. Beson<strong>der</strong>s<br />

die zuletzt erwähnten Bereiche werden verbal<br />

o<strong>der</strong> via Arbeitsblatt kommuniziert, d. h. die Vermittlung<br />

erfolgt verkopft und nicht direkt nachvollziehbar und tatsächlich<br />

nachhaltig. Die didaktischen Grundpr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong><br />

Fächer werden im Umgang mit den <strong>Medien</strong> selbst tatsächlich<br />

nicht o<strong>der</strong> zu wenig beachtet.<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Handlungs- und Produktionsorientierung<br />

verb<strong>in</strong>det Theorie und Praxis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>drucksvoller Weise im<br />

Lernen selbst. Die tätige Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit e<strong>in</strong>em<br />

Thema o<strong>der</strong> Gegenstandsbereich führt zu tiefgreifendem<br />

Verständnis und e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Reflexion <strong>der</strong> ihm <strong>in</strong>newohnenden<br />

Dimensionen. Aktive <strong>Medien</strong>arbeit unterstützt<br />

<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Maße den pädagogischen Ansatz <strong>der</strong><br />

Handlungs- und Produktionsorientierung. Sie <strong>in</strong> die<br />

Modul- und Unterrichtstätigkeit zu <strong>in</strong>tegrieren bedeutet<br />

Fach- und <strong>Medien</strong>bildung auf gleicher Ebene zu verzahnen<br />

und dabei „e<strong>in</strong>e herausragende Form, Visionen und<br />

Erfahrungen zu teilen, Lernräume als Erfahrungs- und<br />

Handlungsräume zu bilden, um sich mit bedeutsamen<br />

Fragen und Problemen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen, dialogischen,<br />

konzeptionellen, ganzheitlichen Arbeitsprozess e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen<br />

und durch das Herstellen e<strong>in</strong>es <strong>Medien</strong>produkts<br />

e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Ziel zu erreichen: e<strong>in</strong>en Videofilm,<br />

e<strong>in</strong> Theaterstück, e<strong>in</strong>e Musikproduktion, e<strong>in</strong>e Homepage.“<br />

18 Das Ziel muss jedoch nicht gleich <strong>in</strong> überdimensional<br />

große Projekte münden, die vielleicht e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Projektwoche realisiert werden können. Auch o<strong>der</strong><br />

gerade kle<strong>in</strong>ere Vorhaben – diese aber regelmäßig durchgeführt<br />

– führen zu nachhaltigen Ergebnissen, zum<br />

Beispiel:<br />

- mit e<strong>in</strong>er 3. Klasse e<strong>in</strong>en Audioguide für e<strong>in</strong>en<br />

Bauernhof produzieren<br />

- mit e<strong>in</strong>er 4. Klasse e<strong>in</strong> Hörbuch mit selbst geschriebenen<br />

Geschichten gestalten<br />

- mit e<strong>in</strong>er 5. Klasse e<strong>in</strong>en Vokabeltra<strong>in</strong>er <strong>in</strong> mp3-Format<br />

erstellen<br />

- mit e<strong>in</strong>er 6. Klasse Werbeclips erstellen und eigene<br />

J<strong>in</strong>gles produzieren<br />

- mit e<strong>in</strong>er 7. Klasse Balladen multimedial bearbeiten<br />

und präsentieren<br />

- mit e<strong>in</strong>er 8. Klasse e<strong>in</strong>en kurzen Info-Film zum Thema


„Gesunde Ernährung“drehen<br />

- mit e<strong>in</strong>er 9. Klasse e<strong>in</strong>en Handyclip zum<br />

Thema „Handy“ drehen<br />

- mit e<strong>in</strong>er 10. Klasse e<strong>in</strong>e Radio-Reportage zum Thema<br />

„Alltag unterm Hakenkreuz“erstellen.<br />

Interviews, Kurzkrimis, kurze Reportagen zu gerade<br />

anstehenden Unterrichtsthemen o<strong>der</strong> Audiorundgänge<br />

durch die Geme<strong>in</strong>de o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Museum lassen sich selbst<br />

her stellen und mo<strong>der</strong>ieren. Diese und viele an<strong>der</strong>e Möglichkeiten<br />

können <strong>in</strong> den Modulen aller Fächer vorgedacht<br />

und ausprobiert werden. Neben <strong>der</strong> fachlich-<strong>in</strong>haltlichen<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit e<strong>in</strong>em Thema eröffnen<br />

sich durch das ‚Selbermachen‘ E<strong>in</strong>sichten und Kenntnisse<br />

<strong>in</strong> die Funktionsweisen <strong>der</strong> <strong>Medien</strong> selbst und helfen<br />

mediale Manipulations- und Konstruktionsmechanismen<br />

aufzudecken. Parallel dazu werden die schöpferische<br />

Eigentätigkeit und das kreativästhetische Potential <strong>der</strong><br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler maßgeblich geför<strong>der</strong>t. „Praktische<br />

<strong>Medien</strong>arbeit…begeistert die Schüler und setzt bei<br />

ihnen ungeahnte Kräfte und Fähigkeiten frei.“ 19 Aktive<br />

<strong>Medien</strong>arbeit <strong>in</strong> Modulen und Unterricht ist nur im Team<br />

möglich. Themen, Zielsetzungen und Vorgehensweisen<br />

müssen ausgehandelt und geplant werden. Damit s<strong>in</strong>d<br />

ebenso grundlegende Voraussetzungen für Prozesse des<br />

sozialen Lernens gegeben.<br />

3. Beispiele zur Verortung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den<br />

Lehrplänen und Ausbildungsmodulen<br />

Der hessische Lehrplan für den Deutschunterricht <strong>der</strong><br />

Haupt- und Realschulen eröffnet <strong>in</strong> Bezug auf den Umgang<br />

mit <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> konkrete Möglichkeiten und for<strong>der</strong>t<br />

<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule. 20 Jahrgangsstufen übergreifend<br />

enthält <strong>der</strong> Arbeitsbereich „Umgang mit Texten“<br />

und dessen eigenständiger Unterpunkt „Umgang mit<br />

<strong>Medien</strong>“ e<strong>in</strong>deutige For<strong>der</strong>ungen. 21 „Das heutige <strong>Medien</strong>angebot<br />

eröffnet vielfältige Möglichkeiten <strong>der</strong> Information,<br />

des Lernens, <strong>der</strong> Kommunikation und <strong>der</strong> Unterhaltung.<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche nutzen diese Möglichkeiten<br />

<strong>in</strong>tensiv und extensiv. […] Die tätig-produktive<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung muss gleichberechtigt neben Information<br />

und Analyse stehen. E<strong>in</strong> handlungs- und produktionsorientierter<br />

Umgang mit <strong>Medien</strong> eröffnet wichtige<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> Produktionsvorgänge und Strukturen und<br />

macht die Fasz<strong>in</strong>ation und bewusstse<strong>in</strong>sbildende Wirkung<br />

von <strong>Medien</strong> begreifbar.“ 22 So formuliert z. B. <strong>der</strong> Arbeitsbereich<br />

7.2. die For<strong>der</strong>ung, die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

mit audiovisuellen <strong>Medien</strong> und darüber h<strong>in</strong>aus auch<br />

generell mit neuen Kommunikationsmedien zu konfrontieren.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten Arbeitsmethoden wird<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> zusätzlich konkretisiert. So sollen<br />

die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler „[…] fachübergreifende<br />

Untersuchungen und eigene Produktionsversuche, z. B.<br />

[…] Reportagen, Hörspiel, Schulfunksendung, Kurzfilm<br />

und den Computer zum Überarbeiten und Gestalten von<br />

Texten nutzen.“ Alle <strong>in</strong> diesem Artikel beschriebenen<br />

Beispiele eignen sich hervorragend für die Umsetzung <strong>der</strong><br />

curricularen For<strong>der</strong>ungen, wie bspw. die Produktion von<br />

(Video-) Podcasts o<strong>der</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Software Audacity<br />

(siehe weiterführend auch unsere Ausführungen zu multimedialen<br />

Projekten <strong>in</strong> 4).<br />

In allen Jahrgangsstufen <strong>der</strong> Sekundarstufe I – bed<strong>in</strong>gt<br />

bereits auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundschule 23 – ist es natürlich je<strong>der</strong>zeit<br />

möglich, die Wirkungsweise von medialen Beiträgen<br />

und den Umgang mit Multimedia-Werkzeugen und <strong>in</strong> das<br />

Unterrichtsgeschehen e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den. Weiterführend wäre<br />

es außerdem denkbar, über den Regelunterricht h<strong>in</strong>aus<br />

<strong>Medien</strong>-AGs zu gründen, die dann z. B. e<strong>in</strong>e Nachrichtenserie<br />

zum Schulalltag produzieren könnten.<br />

Alle<strong>in</strong> diese Ausführungen machen bereits deutlich, wie<br />

wichtig und notwendig e<strong>in</strong>e Integration und aktive<br />

Nutzung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den Modulen ist. Dabei<br />

spielen die Fachmodule sicherlich e<strong>in</strong>e zentrale Rolle.<br />

Doch auch <strong>der</strong> Bereich „<strong>Medien</strong> und Methoden“ muss<br />

ganz grundlegend se<strong>in</strong>er Verantwortung Rechnung tragen<br />

und Nutzungsmöglichkeiten, eigenes Ausprobieren und<br />

Experimentieren ermöglichen und Erfahrungsräume eröffnen.<br />

So werden aus LiV (Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst)<br />

kompetente <strong>Medien</strong>nutzer<strong>in</strong>nen und -nutzer. Dies<br />

ist gerade vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> doppelten Vermittlungspraxis<br />

unerlässlich und verdeutlicht <strong>in</strong> hohem Maße<br />

den Stellenwert und die Notwendigkeit dieses Modulbereiches.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus zeichnet sich ab, dass Themen<br />

<strong>der</strong> Module „Erziehen, Beraten und Betreuen“ sowie<br />

„Planung und Gestaltung von Lernprozessen“ als <strong>in</strong>haltliche<br />

Schnittstellen ebenso Berücksichtigung f<strong>in</strong>den müssen.<br />

Hier können die jungen Lehrkräfte entsprechend sensibilisiert<br />

werden und sich <strong>Medien</strong>kompetenz aneignen.<br />

4. Digitale Werkzeuge und ihre Nutzung <strong>in</strong> Modul<br />

und Unterricht<br />

Das hört sich ja alles ganz gut an, ist auch nachvollziehbar,<br />

aber haben wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule dafür überhaupt genügend<br />

Zeit und die nötige Technik? Und – wie funktioniert<br />

das eigentlich? Können wir das denn auch? Die im<br />

Folgenden dargestellten Beispiele sollen die Ängste und<br />

Vorbehalte gegenüber aktiver <strong>Medien</strong>arbeit nehmen und<br />

deutlich machen, dass man auch mit ger<strong>in</strong>gen Mitteln<br />

und bereits mit Grundkenntnissen s<strong>in</strong>nvoll den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong><br />

die medienpädagogische Arbeit <strong>in</strong> den Fächern wagen<br />

kann. 24<br />

4.1 Audacity und Movie Maker:<br />

multifunktionale Werkzeuge, vielseitig e<strong>in</strong>setzbar<br />

4.1.1 Audacity 1.2.6 E<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>s vielseitigen E<strong>in</strong>satz<br />

<strong>in</strong> Modulen und Unterricht ermöglicht das Freeware-Programm<br />

‚Audacity’, mit dem man Audio-Dateien aufnehmen,<br />

abspielen und bearbeiten kann. Es ist leicht zu<br />

handhaben, sodass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz auch schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundschule<br />

möglich ist. Mit Audacity kann man z. B. Hörbücher,<br />

Hörspiele, Audioguides, Radioreportagen, Vokabeltra<strong>in</strong>er<br />

o<strong>der</strong> musikalische Adventskalen<strong>der</strong> erstellen.<br />

31


Die Lesefähigkeit von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern diagnostizieren<br />

o<strong>der</strong> Ausspracheübungen im Fremdsprachenunterricht<br />

durchführen s<strong>in</strong>d weitere Anwendungsmöglichkeiten.<br />

Zudem eignet sich Audacity als Grundlagen-Programm<br />

für die Produktion von Podcasts (siehe auch 4.2).<br />

Im Internet f<strong>in</strong>den sich zahlreiche weitere Anwendungsbeispiele,<br />

die z. T. sehr kle<strong>in</strong>schrittig und nachvollziehbar<br />

erklärt werden, sodass sich die Umsetzung e<strong>in</strong>fach gestaltet.<br />

Audacity ist auf zwei Wegen erhältlich:<br />

Die kostenlose Informations-DVD <strong>der</strong> Hessischen <strong>Medien</strong>zentren<br />

be<strong>in</strong>haltet das Programm. Die Downloadquelle<br />

im Internet lautet http://audacity.sourceforge.net. Um die<br />

produzierte Audiodatei im gängigen mp3-Format abspeichern<br />

zu können, benötigt man noch den sogenannten<br />

Lame-Enco<strong>der</strong> (lame_enc.dll). Dieser bef<strong>in</strong>det sich ebenfalls<br />

auf <strong>der</strong> DVD <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>zentren o<strong>der</strong> aber im Internet<br />

unter http://audacity.sourceforge.net/<strong>in</strong>dex.php. Zuerst<br />

sollte man Audacity selbst <strong>in</strong>stallieren, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten<br />

Schritt dann den Lame-Enco<strong>der</strong>. Wenn man zum<br />

ersten Mal e<strong>in</strong>e bearbeitete Audio-Datei als mp3 exportieren<br />

möchte, fragt das Programm nach dem Speicherort<br />

des Lame. E<strong>in</strong>mal angegeben, merkt sich Audacity für weitere<br />

Export-Vorgänge die Quelle. Audacity funktioniert<br />

eigentlich <strong>in</strong> den Grundfunktionen wie e<strong>in</strong> Kassettenrekor<strong>der</strong>.<br />

Im Unterschied zur Aufnahme per Rekor<strong>der</strong> bietet<br />

Audacity jedoch die Möglichkeit, das Aufgezeichnete<br />

stets visuell nachvollziehen und überblicken zu können.<br />

Per Mausklick kann e<strong>in</strong>e bestimmt Stelle <strong>der</strong> Aufzeichnung<br />

gezielt angewählt und bearbeitet werden. Lästiges<br />

H<strong>in</strong>- und Herspulen entfällt, Än<strong>der</strong>ungen und Bearbeitungen<br />

s<strong>in</strong>d technisch ohne großen Zeitaufwand zu realisieren,<br />

bleiben nachvollziehbar und s<strong>in</strong>d gegebenenfalls<br />

rückgängig zu machen.<br />

Programmfenster von Audacity mit importierten Tonspuren<br />

Über die re<strong>in</strong>e Aufnahme- und Wie<strong>der</strong>gabefunktion h<strong>in</strong>aus<br />

kann man<br />

- Audiodateien an<strong>der</strong>er Quellen importieren und<br />

bearbeiten<br />

- unterschiedliche Audiodateien auf mehreren Spuren<br />

schneiden und mischen<br />

- die Toneigenschaften verän<strong>der</strong>n<br />

- verschiedenste Effekte e<strong>in</strong>setzen.<br />

32<br />

Ausführliche Anleitungen s<strong>in</strong>d im Internet <strong>in</strong> großer Zahl<br />

auff<strong>in</strong>dbar, e<strong>in</strong>ige Web-Adressen seien hier genannt:<br />

http://www.lehrerfortbildungbw.de/faecher/franzoesisch/<br />

gym/download/h<strong>in</strong>weise_audacity.pdf<br />

http://www.lehrerfortbildungbw.de/werkstatt/sound/audacity/<br />

http://www.i-radio-school.eu/home_subpages/pics_<br />

subpages/AudacityKurzdoku.pdf<br />

http://www.aleato.de/publikdownload/kurs-audacity.pdf<br />

4.1.2 Movie Maker<br />

Der W<strong>in</strong>dows Movie Maker ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e Software<br />

zur Bearbeitung von Video-Dateien. Mit Fotos und digitalisierten<br />

Bil<strong>der</strong>n können auch e<strong>in</strong>fache Diashows o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>ere<br />

Trickfilme erstellt werden. Im Betriebssystem von<br />

W<strong>in</strong>dows ist <strong>der</strong> Movie Maker enthalten, sodass ke<strong>in</strong>e<br />

Notwendigkeit <strong>der</strong> Installation besteht und ke<strong>in</strong>e zusätzlichen<br />

Kosten anfallen. E<strong>in</strong>e ausführliche Hilfe ist im<br />

Programm <strong>in</strong>tegriert. Darüber h<strong>in</strong>aus bietet die Web-Seite<br />

http://lehrerfortbildungbw.de/werkstatt/video/wmmtut/<br />

e<strong>in</strong> ausführliches Tutorial an.<br />

S<strong>in</strong>d die Videodateien importiert, steht e<strong>in</strong>er Bearbeitung<br />

nichts mehr im Wege. Auf <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Seite des Programmfensters<br />

werden die Aufgaben für e<strong>in</strong> Filmprojekt <strong>in</strong> ihrer<br />

Reihenfolge mo<strong>der</strong>iert. Zusätzlich ist e<strong>in</strong>e Reihe von Tipps<br />

für die grundlegenden Arbeiten direkt <strong>in</strong>tegriert, sodass<br />

sich auch <strong>der</strong> unerfahrene Nutzer schnell die Funktionsweise<br />

erschließen kann. Auch hier s<strong>in</strong>d die unkomplizierte<br />

Handhabung und die übersichtliche Gestaltung <strong>der</strong><br />

Arbeitsmaske didaktisch als wertvoll e<strong>in</strong>zuschätzen. Die<br />

Anwendungen erklären sich quasi selbst, <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ungscharakter<br />

ist hoch. Die importierten Szenen/Clips<br />

können geteilt, mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> komb<strong>in</strong>iert und zugeschnitten<br />

werden.<br />

Es steht e<strong>in</strong>e<br />

ausreichend<br />

große Anzahl<br />

von Effekten,<br />

Gestaltungsvarianten<br />

für<br />

Übergänge<br />

sowie e<strong>in</strong>e<br />

Funktion zur<br />

Erstellung von<br />

Titel, Intro<br />

und Nachspann<br />

zur Verfügung.<br />

Mit importierten Audio- Dateien schafft man e<strong>in</strong>e<br />

passende Untermalung für das Videoprodukt. E<strong>in</strong> Klick<br />

auf das Mikrofon l<strong>in</strong>ks neben Storyboard und Zeitachse<br />

ermöglicht es, e<strong>in</strong>en Audiokommentar aufzunehmen, <strong>der</strong><br />

mit den Clips o<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>n synchronisiert wird. Die<br />

wesentlichen Tätigkeiten erfolgen per Drag-and-Drop.<br />

Für den Unterricht ist <strong>der</strong> Movie Maker e<strong>in</strong> grundlegendes<br />

Werkzeug für die Produktion z. B. von Nachrichtensendungen<br />

im Fach PoWi, Bild<strong>in</strong>terpretationen im Fach


Programmfenster des W<strong>in</strong>dows Movie Maker<br />

Kunst, Dokumentationen geografischer Problemstellungen<br />

aus den Bereichen Landschaftsformen, Raumnutzung<br />

o<strong>der</strong> Umwelt im Fach Erdkunde u.v.a.m (siehe auch 4.3.1<br />

Nutzung des Movie Maker im Handyclip-Projekt).<br />

4.2 Podcast und Videopodcasts 25<br />

Videoportale wie „YouTube“, „MyVideo“, „MySpace“ etc.<br />

stellen nicht nur für viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche oftmals<br />

e<strong>in</strong> spannendes und häufig angesprochenes, bisweilen<br />

sehr heikles (Diskussions-) Thema dar. Im Kontext<br />

Unterricht wurde (und wird!) unabhängig vom Fach das<br />

Potential <strong>der</strong> dort veröffentlichten Produkte bislang häufig<br />

unterschätzt und als „Ran<strong>der</strong>sche<strong>in</strong>ung“ dem<br />

Freizeitbereich von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern zugeordnet.<br />

Gründe für e<strong>in</strong>e solche Haltung seitens <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

sche<strong>in</strong>t es auf den ersten Blick viele zu geben:<br />

- das Vorhandense<strong>in</strong> zweifelhafter Inhalte<br />

- die Tendenz h<strong>in</strong> zum mo<strong>der</strong>nen Voyeurismus<br />

- das Bloßstellen <strong>der</strong> eigenen Persönlichkeit und<br />

- unzureichende o<strong>der</strong> gar fehlende <strong>in</strong>haltliche Kontrollen.<br />

Diese Aufzählung verdeutlicht, warum solche Portale und<br />

<strong>der</strong>en Inhalte nicht <strong>in</strong> den Mittelpunkt von Schule und<br />

Unterricht gerückt werden. Aber genau an dieser Stelle<br />

liegt unseres Erachtens <strong>der</strong> grundlegende Fehler und zugleich<br />

auch e<strong>in</strong>e verpasste Chance: e<strong>in</strong>erseits die verpasste<br />

Chance, Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern die Nutzungsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Portale s<strong>in</strong>nvoll und gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend zu<br />

eröffnen, an<strong>der</strong>erseits muss angesichts des <strong>Medien</strong>verhaltens<br />

<strong>der</strong> Jugendlichen e<strong>in</strong>e verantwortungsvolle und<br />

bewusste, reflektierte Nutzung auf pädagogischer und<br />

didaktischer Ebene forciert werden.<br />

„Podcasts“ 26 (sowohl Audio- als auch<br />

Videopodcasts), welche unter an<strong>der</strong>em<br />

über die oben genannten Portale<br />

kostenlos publiziert, angesehen,<br />

abonniert und heruntergeladen werden<br />

können, br<strong>in</strong>gen für den E<strong>in</strong>satz<br />

im Unterricht sowohl aus didaktischer<br />

als auch aus <strong>in</strong>haltlicher Sicht<br />

e<strong>in</strong>e Vielzahl von Chancen und Möglichkeiten<br />

mit sich. In diesem Abschnitt<br />

sollen deshalb genau diese<br />

Chancen und Möglichkeiten am Beispiel<br />

e<strong>in</strong>es Videopodcasts im<br />

Deutschunterricht dargestellt und<br />

abschließend im letzten Teil des<br />

Beitrags auch kritisch reflektiert werden.<br />

Die Eigenproduktion von Videopodcasts<br />

wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er siebten Realschulklasse<br />

im Fach Deutsch von <strong>der</strong><br />

Lehrkraft im Vorbereitungsdienst<br />

Christian Dubb geplant, durchgeführt<br />

und geme<strong>in</strong>sam mit den Schüle/r<strong>in</strong>nen<br />

reflektiert. Anschließend wurden<br />

die Unterrichtsarbeit und die<br />

damit verbundenen Ergebnisse <strong>in</strong> diversen Modulen des<br />

Studiensem<strong>in</strong>ars (GHRF Offenbach) vorgestellt. Auf diese<br />

Weise können an<strong>der</strong>e Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst<br />

selbst Nutzungsmöglichkeiten erproben und zur Nachahmung<br />

animiert werden.<br />

Bevor auf die zentralen Elemente <strong>der</strong> Unterrichtse<strong>in</strong>heit<br />

e<strong>in</strong>gegangen wird, erfolgt zunächst e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ordnung des<br />

Podcasts/Podcast<strong>in</strong>gs. Didaktische Ansätze, die mit dieser<br />

Thematik untrennbar verbunden und gerade deshalb für<br />

<strong>der</strong>en Mehrwert (mit-)verantwortlich s<strong>in</strong>d, werden <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em anschließenden Abschnitt umrissen. Die Unterrichtse<strong>in</strong>heit,<br />

welche schließlich den Mittelpunkt dieses<br />

Praxisberichts bildet, wird <strong>in</strong> ihren Grundzügen vorgestellt.<br />

4.2.1 Podcast<strong>in</strong>g – e<strong>in</strong> kurzer Überblick<br />

„E<strong>in</strong> Podcast ist e<strong>in</strong>e <strong>Medien</strong>datei <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Audiodatei<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Videos, die als Teil e<strong>in</strong>er abonnierbaren<br />

Serie automatisch aus dem Internet heruntergeladen werden<br />

kann, um sie zeit- und ortsunabhängig auch ohne<br />

Internetverb<strong>in</strong>dung abzuspielen o<strong>der</strong> zu archivieren.“ 27<br />

Die Welt des Podcast<strong>in</strong>g wird dabei zurzeit (noch) von<br />

Audioprodukten dom<strong>in</strong>iert, da diese im Vergleich zu<br />

Videopodcasts (o<strong>der</strong> Vodcasts) mit e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren<br />

Arbeits- und Technikaufwand produziert werden können. 28<br />

Dennoch liegt <strong>der</strong> Reiz gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktion und<br />

Publikation von kurzen Videosequenzen. 29 Bei beiden<br />

Varianten ist bei <strong>der</strong> medialen Umsetzung (auditiv bzw.<br />

audiovisuell) elementar, dass die En<strong>der</strong>gebnisse nach Produktion<br />

und Schnitt im Internet veröffentlicht und mit<br />

e<strong>in</strong>em so genannten „RSS-Feed“30 verbunden werden<br />

können. Hierfür steht e<strong>in</strong>e Vielzahl von Anbietern zur Ver-<br />

33


fügung (z. B. „netzcheckers.de“, siehe dazu 4.4.1). Sie verhelfen<br />

dazu, selbst produzierte Videosequenzen hochzuladen<br />

und diese <strong>in</strong>nerhalb weniger M<strong>in</strong>uten zu veröffentlichen<br />

– <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel völlig kostenlos. Bei <strong>der</strong> Publikation<br />

über diese Portale wird die Datei automatisch mit dem<br />

o. g. „RSS-Feed“ versehen, <strong>der</strong> es schließlich ermöglicht,<br />

auf Wunsch e<strong>in</strong>e Art unverb<strong>in</strong>dliches „Onl<strong>in</strong>eabonnement“<br />

abzuschließen. „Podcast<strong>in</strong>g entstand aus <strong>der</strong> Erweiterung<br />

des RSS (Really Simple Syndication) Standards um den sog.<br />

enclosure-Tag. Damit wurde es möglich, Dateien im RSS-<br />

Feed zu referenzieren und diese automatisiert im Abonnement<br />

auf e<strong>in</strong>en Client herunterzuladen.“ 31 Wenn die<br />

Datei dann veröffentlicht ist, kann <strong>der</strong> (selbstproduzierte)<br />

Podcast weltweit beispielsweise mit Hilfe e<strong>in</strong>er Schlagwortsuche<br />

<strong>in</strong>nerhalb weniger Sekunden lokalisiert, abonniert<br />

o<strong>der</strong> auf den eigenen Computer heruntergeladen<br />

werden.<br />

Die folgende Grafik verdeutlicht noch e<strong>in</strong>mal die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Schritte im Überblick 32:<br />

4.2.2 Didaktische Begründung und <strong>der</strong> Mehrwert<br />

von Podcasts 33<br />

Der didaktische Ansatz, <strong>der</strong> mit dem Thema „Podcast<strong>in</strong>g“<br />

untrennbar verbunden ist, ist <strong>der</strong> e<strong>in</strong>es handlungs- bzw.<br />

produktionsorientierten Unterrichts. Dabei muss handlungsorientiertes<br />

Lernen zugleich als ganzheitliches und<br />

schüleraktives Lernen angesehen werden, <strong>in</strong> dem die vere<strong>in</strong>barten<br />

Handlungsprodukte – <strong>in</strong> diesem Falle die Podcasts<br />

– den Lernprozess bei<strong>der</strong> Parteien leiten und somit<br />

bestimmen. 34 Podcast<strong>in</strong>g bietet dabei die Möglichkeit,<br />

sowohl e<strong>in</strong>e Handlungs- als auch e<strong>in</strong>e Produktionsorientierung<br />

im Unterricht aufzugreifen, mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

zu br<strong>in</strong>gen und somit zu vertiefen, bspw. durch die<br />

regelmäßige Wie<strong>der</strong>holung solcher Produktionen. Dabei<br />

darf <strong>der</strong> Blick aber nicht ausschließlich auf das Produkt (<strong>in</strong><br />

Form des Lernziels) gelenkt werden, da dies dem S<strong>in</strong>n<br />

e<strong>in</strong>er Handlungsorientierung nicht entsprechen würde. 35<br />

Handlungsorientiertes Lernen wird aus pädagogischer und<br />

didaktischer Perspektive von e<strong>in</strong>er Vielzahl an Merkmalen<br />

bestimmt, <strong>der</strong>en Summe dann für den Mehrwert e<strong>in</strong>es solchen<br />

Unterrichts verantwortlich ist (siehe 5). Hier s<strong>in</strong>d<br />

unter an<strong>der</strong>em folgende Punkte zu nennen, die bei solchen<br />

Unterrichtsansätzen zum Erfolg verhelfen (können) 36:<br />

• Selbstorganisation bzw. Selbstverantwortung<br />

34<br />

• die Ganzheitlichkeit und Aktivierung vieler S<strong>in</strong>ne<br />

• <strong>der</strong> konkrete Bezug zur Lebenswelt und den subjektiven<br />

Interessen <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

• Möglichkeiten fächerübergreifenden Lernens. 37<br />

Wenn den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern dabei ausreichend<br />

Freiraum <strong>in</strong> Bezug auf die Erarbeitung und Umsetzung<br />

gegeben wird, ist es ihnen möglich, sich <strong>in</strong> den Produkten/den<br />

Podcasts selbst auszudrücken und eigene Vorstellungen<br />

<strong>in</strong>dividuell zu realisieren.<br />

Diese „persönliche Note“, von <strong>der</strong> die Ergebnisse letztlich<br />

geprägt und bestimmt werden, ist es, die den didaktischen<br />

Mehrwert von Podcasts für den Unterricht auszeichnet.<br />

Deshalb sollte bei Podcast<strong>in</strong>g im Unterricht vermieden<br />

werden, Produktionsprozesse fest vorzugeben bzw.<br />

bestimmte Handlungsabläufe fremd zu bestimmen.<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler und Lehrkraft sollten zunächst<br />

geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>haltlichen Rahmen festlegen, <strong>in</strong> dem<br />

je<strong>der</strong>zeit ausreichend Freiraum für e<strong>in</strong>e kreative Eigenleistung<br />

und die Individualität <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler gewährleistet wird.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Begründungsansatz<br />

für handlungsorientiertes Lernen<br />

im Unterricht leitet sich aus <strong>der</strong><br />

Lernpsychologie ab. Hier geht man<br />

davon aus, „[...] dass durch Handlungen<br />

begründete Aktivitäten <strong>der</strong><br />

Lernenden den Ausgangspunkt von<br />

Aneignungsprozessen [...]“ 38 bilden.<br />

Die Handlungen bilden die<br />

Basis bzw. die Grundlage dieser<br />

kognitiven Prozesse, „[...] die durch<br />

das Erfassen <strong>der</strong> Ausgangssituation, <strong>der</strong> Bed<strong>in</strong>gungen und<br />

Handlungsalternativen entstehen.“ 39 Die konstruktivistischen<br />

Ansätze des Lehrens und Lernens im Unterricht<br />

orientieren sich dabei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ähnliche Richtung. Das<br />

Lernen soll hier immer mit aktiven Prozessen <strong>der</strong> Lernenden<br />

verbunden se<strong>in</strong>, die dabei aber ke<strong>in</strong>esfalls auf die<br />

Handlung an sich reduziert werden dürfen. „Handeln darf<br />

im handlungsorientieren Lernen nicht zum Selbstzweck<br />

werden. Die Aktivierung <strong>der</strong> Lernenden darf nicht an dem<br />

Ziel enden, `unterhaltsam se<strong>in</strong> zu wollen´“ 40<br />

Das Produkt selbst darf deshalb auch während des Handlungs-<br />

und Produktionsprozesses nie aus den Augen verloren<br />

werden. Erst die Verknüpfung von Handlungs- und<br />

Produktionsorientierung sowie <strong>der</strong>en (kritisch-konstuktive)<br />

Reflexion ergeben deshalb für den Unterricht den größten<br />

Nutzen. 41<br />

4.2.3 Die Unterrichtse<strong>in</strong>heit im Überblick<br />

In Anlehnung an die zuvor aufgeführten didaktischen<br />

Überlegungen wurde von Christian Dubb e<strong>in</strong>e Unterrichtse<strong>in</strong>heit<br />

zum Thema „Nachrichtensendungen“ entwickelt<br />

und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er siebten Realschulklasse an <strong>der</strong> Marienschule/<br />

Offenbach <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis erprobt. Es muss sicherlich nicht


explizit angemerkt werden, dass es sich bei dieser E<strong>in</strong>heit<br />

um e<strong>in</strong>e Möglichkeit handelt, Videopodcast<strong>in</strong>g im Unterricht<br />

e<strong>in</strong>- und umzusetzen. Der Übersicht ist deutlich zu<br />

entnehmen, an wie vielen Stellen sich Chancen ergeben,<br />

Videopodcast<strong>in</strong>g fächerübergreifend anzulegen. Nahezu<br />

alle Fächer können e<strong>in</strong>en Beitrag leisten, wenn man als<br />

Lehrkraft sich bietende Potentiale nutzt, die sich beispielsweise<br />

im Kunst-, Musik- o<strong>der</strong> PoWi-Unterricht ergeben.<br />

Auf die curriculare Zuordnung wurde bereits im Punkt 3<br />

h<strong>in</strong>gewiesen. (s.Tabelle: Überblick über die E<strong>in</strong>heit „Nachrichtensendungen“)<br />

Bauste<strong>in</strong>/ Thema Inhalt Material /<br />

Stunde(n) <strong>Medien</strong><br />

____________________________________________________________________________________________________<br />

E<strong>in</strong>führung Analyse und - Vorstellung zwei verschiedener Laptop,<br />

Vergleich zweier Nachrichtensendungen <strong>in</strong> Form von Beamer,<br />

(2 U-Stunden) Nachrichten- Videopodcasts („Tagesthemen“ vs. Lautsprecher,<br />

sendungen „RTL aktuell“)Vergleich <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen Videopodcasts<br />

Gestaltung und <strong>der</strong> konkreten Umsetzung „Tagesthemen“ und<br />

- subjektiv geprägte Berichterstattung von „RTL-aktuell“<br />

Nachrichten<br />

____________________________________________________________________________________________________<br />

Auswertung Wer s<strong>in</strong>d die - Auswertung des tabellarischen Vergleichs Overhead,<br />

Adressaten? - Wer s<strong>in</strong>d die Adressaten? Vergleichstabelle<br />

(1 U-Stunde) - Was s<strong>in</strong>d (Video-)Podcasts? auf Folie<br />

____________________________________________________________________________________________________<br />

Gruppene<strong>in</strong>- Wir werden zum - Geme<strong>in</strong>same Themensuche (und (farbige) Kärtchen<br />

teilung/ Produzent Abstimmung) unter <strong>der</strong> Überschrift zur Themensuche,<br />

Themenvergabe eigener Nachrichten „Marienschule-aktuell“<br />

(1 U-Stunde) - Aufteilung <strong>in</strong> Arbeitsgruppen á 3 Personen HA: <strong>in</strong>haltliche<br />

- Zuteilung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Themen Recherche zu<br />

den jeweiligen<br />

Themen<br />

____________________________________________________________________________________________________<br />

Gruppenarbeit Rollenverteilung und - die Gruppen vergeben (<strong>in</strong>tern) die zu AB: „Wichtige<br />

(2 U-Stunden) Drehbuchgestaltung besetzenden Rollen (Regisseur, Sprecher<strong>in</strong> Angaben zu den<br />

und Requisiteur) Berichten“<br />

- Erarbeitung e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>sam Konzepts<br />

und Verschriftlichung <strong>der</strong> Beiträge<br />

____________________________________________________________________________________________________<br />

Zwischenstand Wo gibt es Probleme? - die e<strong>in</strong>zelnen Gruppen berichten von farbige Kärtchen<br />

(1 U-Stunde) Welche Tipps ihren bisherigen Arbeitsergebnissen<br />

kann ich den an<strong>der</strong>en - auf farbigen Kärtchen werden jeweils die<br />

Gruppen geben? Probleme, Tipps und Fragen fixiert und im<br />

Plenum besprochen<br />

- technische Voraussetzungen zur<br />

Generalprobe werden geklärt<br />

____________________________________________________________________________________________________<br />

Generalprobe Es wird ernst - - im Klassenraum wird die Beiträge (+Kopie<br />

die Generalprobe Aufzeichnungssituation simuliert für die Lehrkraft),<br />

- die Klasse bekommt Beobachtungsaufträge Requisiten und<br />

(1 U-Stunde) zu Sprache, Körperhaltung, Inhalten etc. Tafelbil<strong>der</strong><br />

- nach jedem Beitrag werden<br />

Beobachtungsaufträge weiter gegeben<br />

____________________________________________________________________________________________________<br />

Aufzeichnung Wir produzieren - Gruppe „Anmo<strong>der</strong>ation“ bereitet den Videokamera,<br />

<strong>der</strong> Beiträge „Marienschule aktuell“ Klassenraum zur Aufzeichnung vor externes Mikrofon<br />

(2 U-Stunden) - Lehrkraft assistiert bzw. kümmert sich (nach (nach Möglichkeit),<br />

Möglichkeit) um die Aufzeichnungstechnik Requisiten und<br />

- Aufzeichnung <strong>der</strong> Beiträge Beiträge<br />

____________________________________________________________________________________________________<br />

Präsentation, Erstausstrahlung - das (geschnittene) Endprodukt wird Fernseher bzw.<br />

Reflektion und und z. B. imFilmsaal vorgeführt Beamer,<br />

Publikation Veröffentlichung - die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler reflektieren Computer mit<br />

(2 U-Stunden) das Gesehene Verb<strong>in</strong>dung zum<br />

- anschließend wird <strong>der</strong> Film als Podcast Internet zwecks<br />

veröffentlicht Veröffentlichung<br />

- das Gesamtprojekt wird rückblickend<br />

bewertet<br />

35


Der Lehrplan sieht für e<strong>in</strong>e solche Unterrichtse<strong>in</strong>heit<br />

e<strong>in</strong>en Zeitrahmen von 10 bis 12 Stunden vor, <strong>der</strong> erfahrungsgemäß<br />

auch ausreicht. Dabei ist es wichtig, dass die<br />

Lehrkraft den geplanten Ablauf und die Struktur <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heit<br />

den Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler bereits vorab bekannt<br />

gibt, sodass sie mit <strong>der</strong> Aufgabe vertraut werden, sich<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Gruppen selbst organisieren und die damit<br />

verbundenen zeitlichen Fristen e<strong>in</strong>halten können.<br />

Es erweist sich als zielführend, den Begriff „Podcast“ und<br />

somit die genaue Zielsetzung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heit ebenfalls <strong>in</strong> den<br />

ersten Stunden explizit zu erläutern. Die Vorfreude mit<br />

Blick auf die Veröffentlichung bzw. Aufzeichnung e<strong>in</strong>es<br />

eigenen Nachrichtenbeitrags überwiegt <strong>in</strong> den meisten<br />

Stunden und sorgt somit für e<strong>in</strong>e hohe Arbeitsmotivation.<br />

Bei Rückfragen koord<strong>in</strong>ieren sich die Arbeitsgruppen zumeist<br />

selbst, sodass am Ende <strong>der</strong> meisten Stunden nur<br />

noch organisatorische D<strong>in</strong>ge zu klären s<strong>in</strong>d.<br />

Tipp(s):<br />

Bei <strong>der</strong> selbstständigen Erarbeitung bzw. Ausarbeitung <strong>der</strong><br />

Beiträge empfiehlt es sich, wenige M<strong>in</strong>uten vor dem Ende<br />

e<strong>in</strong>er jeden Stunde e<strong>in</strong>e Phase <strong>der</strong> Reflexion e<strong>in</strong>zurichten.<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Arbeitsgruppen überprüfen ihren bisher<br />

durchgeführten Arbeitsprozess bzw. ihre (Zwischen-) Ergebnisse.,<br />

damit sie sich für die jeweils folgende Stunde (selbstständig)<br />

neue Arbeitsziele setzen können.<br />

Um e<strong>in</strong>e möglichst realitätsgetreue Umsetzung zu erreichen,<br />

sollten die Beiträge unter Zuhilfenahme „echter“ Nachrichtenbeiträge<br />

gestaltet werden. Durch das Stellen von bspw.<br />

W-Fragen lassen sich die (meisten) Berichte <strong>in</strong> e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches<br />

Schema unterglie<strong>der</strong>n, nach dessen Vorbild eigene Beiträge<br />

erstellt werden können.<br />

Zu den beiden wohl „spannendsten“ Phasen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heit,<br />

nämlich Produktion und Veröffentlichung, konnte e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>teressante Beobachtung gemacht werden: Durch die<br />

deutlich spürbare Anspannung und Aufregung <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Aufnahme, ergab<br />

sich e<strong>in</strong>e ruhige und zugleich professionelle Arbeitsatmosphäre.<br />

Die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler arbeiteten<br />

selbständig an Kamera,, Requisiten, Textvorträgen etc.<br />

Kritisch wurden diverse Sitzpositionen beäugt, undeutliche<br />

Sprache bemängelt und noch viele an<strong>der</strong>e<br />

H<strong>in</strong>weise zur möglichst „perfekten“ Umsetzung gegeben.<br />

Die Lehrkraft war dabei lediglich für die technische Überwachung<br />

zuständig und sorgte für e<strong>in</strong>en reibungslosen<br />

Ablauf.<br />

Der anschließende Videoschnitt wurde zur Zeitersparnis<br />

von <strong>der</strong> Lehrkraft übernommen. Bei e<strong>in</strong>em größeren<br />

Zeitfenster wäre es jedoch s<strong>in</strong>nvoll, den Videoschnitt<br />

geme<strong>in</strong>sam mit den Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler (bspw. <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Computerraum) vorzunehmen, um erste Erfahrungen<br />

im Umgang mit dieser Technik zu ermöglichen. 42<br />

36<br />

Tipp(s):<br />

Bei <strong>der</strong> Aufzeichnung wurde e<strong>in</strong> externes Tischmikrofon<br />

verwendet, wodurch e<strong>in</strong>e erhebliche Verbesserung <strong>der</strong><br />

Sprachqualität (im Vergleich zum <strong>in</strong>tegrierten Kameramikrofon)<br />

erzielt wurde.<br />

Die Videosequenzen wurden mit dem Programm<br />

„W<strong>in</strong>dows Movie Maker“ von Microsoft (siehe unter 4.1.2)<br />

geschnitten und veröffentlicht. Durch den e<strong>in</strong>fachen und<br />

logischen Aufbau ist es auch für Unerfahrene möglich, <strong>in</strong><br />

kürzester Zeit den Umgang mit dieser Software zu erlernen.<br />

In <strong>der</strong> Regel gilt hier die Faustformel: fünf M<strong>in</strong>uten<br />

Arbeit ~ e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>ute Film. Den Höhepunkt <strong>der</strong> gesamten<br />

E<strong>in</strong>heit stellten dann die abschließende Präsentation des<br />

En<strong>der</strong>gebnisses und die daran anschließende Publikation<br />

dar. Die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler waren dabei offensichtlich<br />

über die sehr gute Qualität <strong>der</strong> Ergebnisse erstaunt<br />

und wollten die Ergebnisse schnellstmöglich auf<br />

die eigenen Computer herunterladen.<br />

In weiterführenden Schritten könnte nun beispielsweise<br />

gezielt mit Verfremdungen und Verfälschungen, Verzerrungen<br />

und e<strong>in</strong>seitiger Berichterstattung o<strong>der</strong> Darstellungsweise<br />

gearbeitet werden – falls sich dies nicht bereits<br />

als „Nebenprodukt“ ergeben hat. Auf diese Weise<br />

können alle Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler konkret Effekte<br />

erproben und erfahren. Dies för<strong>der</strong>t exemplarisch die<br />

Kenntnisse über Manipulationsfunktionen o<strong>der</strong> Wirkungsweisen<br />

und somit die Wahrnehmungskompetenz durch<br />

visuelle Aufklärungsarbeit 43.<br />

4.3 Handyclips<br />

Die Zahlen sprechen für sich: 94 % <strong>der</strong> Jugendlichen und<br />

44 % <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> besitzen e<strong>in</strong> Handy (siehe Grafik ). Es ist<br />

def<strong>in</strong>itiv unverzichtbarer Bestandteil des Alltags <strong>der</strong><br />

Heranwachsenden. Die orig<strong>in</strong>äre Funktion des Mobiltelefons<br />

– das Telefonat – steht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Nutzung nicht mehr<br />

auf Platz 1 (siehe auch Grafik). Durch e<strong>in</strong>e sich stetig steigernde<br />

Multifunktionalität wird das Handy zunehmend<br />

zum Computer, Foto- und Filmapparat <strong>in</strong> Taschenformat.<br />

Über die praktischen Handlungsbereiche h<strong>in</strong>aus fungiert<br />

es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Bedeutung zudem als Statussymbol, schafft<br />

soziale Anerkennung und Zugehörigkeit und spiegelt die<br />

Persönlichkeit des Nutzers wie<strong>der</strong>.<br />

Die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten (siehe Grafik) bergen<br />

– wie auch beim „großen Bru<strong>der</strong>“ Computer – e<strong>in</strong><br />

enorm kreativ-produktives Potential, dass von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen weitreichend genutzt wird. Die daraus<br />

entstehenden Probleme werden <strong>der</strong>zeit breit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt<br />

<strong>der</strong> Erwachsenen diskutiert: Kostenfalle, riskante Kontakte,<br />

Happy Slapp<strong>in</strong>g u. v. a. m. Verbote o<strong>der</strong> gesetzliche<br />

Vorschriften alle<strong>in</strong> können allerd<strong>in</strong>gs nicht wirksam den<br />

Gefahren bei <strong>der</strong> Nutzung des Handys gegensteuern und<br />

für e<strong>in</strong>en nachhaltig kompetenten Umgang sensibilisieren.


Die oben beschriebene aktive <strong>Medien</strong>arbeit bietet e<strong>in</strong>e<br />

Möglichkeit kompetenten, selbstbestimmten und kritischen<br />

Umgang mit dem Medium Handy zu unterstützen<br />

und zu för<strong>der</strong>n. Dabei werden nicht zuletzt die LiV (und<br />

damit auch die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler) für rechtliche<br />

Belange und ethische Aspekte sensibilisiert. Die Dr<strong>in</strong>glichkeit,<br />

sich mit <strong>der</strong> Handy-Problematik ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen,<br />

wird auch durch die Vielzahl an Projekten und Wettbewerben<br />

zu diesem Thema verdeutlicht. Verwiesen sei<br />

an dieser Stelle auf das Projekt „Gewaltig daneben?!“ 45<br />

des JFF – Institut für <strong>Medien</strong>pädagogik, das mit Jugendlichen<br />

zum Thema Handy und Gewalt durchgeführt wurde.<br />

„<strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> ja – Gewalt ne<strong>in</strong>! Die Würde des<br />

Menschen ist unantastbar – Hessens Schulen entwickeln<br />

geme<strong>in</strong>sam mit Elternvertretern kreative Alternativen<br />

zum Handyverbot an Schulen“, so heißt <strong>der</strong> landesweite<br />

Wettbewerb, den das hessische Kultusm<strong>in</strong>isterium im Jahr<br />

2008 ausschrieb. Das JFF veranstaltet mit an<strong>der</strong>en Partnern<br />

den jährlich stattf<strong>in</strong>denden Handyclip-Wettbewerb<br />

„Ohrenblick mal!“ 46, bei dem Jugendliche kle<strong>in</strong>e Clips e<strong>in</strong>reichen<br />

können, die ihre Lebenswelt aus <strong>der</strong> eigenen Perspektive<br />

zeigen.<br />

4.3.1 Handyclip-Projekt im Fachmodul<br />

Im Deutschmodul HR „Schreiben“ wurde e<strong>in</strong> Handyclip-<br />

Projekt <strong>in</strong>tegriert, das Möglichkeiten des Umgangs mit <strong>der</strong><br />

Thematik und dessen konkreter Umsetzung im Deutschunterricht<br />

eröffnet. Die Fächer Ethik/Religion, Kunst,<br />

Musik und PoWi bieten sich ebenso dafür an. Die LiV sollten<br />

die digitalen Werkzeuge, die man benötigt, kennen<br />

und nutzen lernen und e<strong>in</strong>en Überblick über das <strong>in</strong>haltliche<br />

Spektrum – -themen wie auch fachbezogen – erhalten.<br />

Gleichzeitig sollte gezeigt werden, dass die technischen<br />

Mittel und das benötigte Knowhow tatsächlich<br />

nie<strong>der</strong>schwellig angelegt s<strong>in</strong>d, um Ängsten bezüglich <strong>der</strong><br />

Durchführbarkeit entgegenzuwirken. Das Projekt wurde<br />

zum ersten Mal mit zwei <strong>Medien</strong>pädagog<strong>in</strong>nen des<br />

LiV produzieren e<strong>in</strong>en Handyclip<br />

<strong>Medien</strong>projektzentrums<br />

Offenbach/Frankfurt durchgeführt.<br />

In e<strong>in</strong>em zweiten Durchgang<br />

verlief die Umsetzung<br />

sem<strong>in</strong>ar<strong>in</strong>tern.<br />

Man benötigt für die Durchführung<br />

pro Gruppe e<strong>in</strong> Handy<br />

mit Film-Funktion und m<strong>in</strong>destens<br />

e<strong>in</strong>en PC o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Laptop. 47 Die gedrehten Szenen<br />

kann man von unterschiedlichen<br />

Gruppen bearbeiten lassen<br />

und die verschiedenen<br />

Ergebnisse dann am Ende vergleichen.<br />

Die erfor<strong>der</strong>liche<br />

Software beschränkt sich auf<br />

den W<strong>in</strong>dows Movie Maker 48<br />

(siehe auch 4.1.2) und e<strong>in</strong><br />

Konvertierungsprogramm. Die Handyclips s<strong>in</strong>d meist <strong>in</strong> den<br />

Formaten 3gp o<strong>der</strong> m4p produziert. Deshalb braucht man<br />

e<strong>in</strong> Konvertierungsprogramm, das den Clip <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Format<br />

umwandelt, das das Schnittprogramm auch verarbeitet<br />

(avi, wmv o<strong>der</strong> mpg). Solche Konvertierungsprogramme<br />

s<strong>in</strong>d als Freeware im Internet zu f<strong>in</strong>den. Als Beispiele<br />

seien hier <strong>der</strong> ‚Mobile Media Converter‘ 49 (e<strong>in</strong>fach zu<br />

handhaben) und Super (kann nahezu alle Formate umwandeln<br />

und lässt auch Fe<strong>in</strong>e<strong>in</strong>stellungen zu) genannt.<br />

Daten zu konvertieren braucht nicht viel Zeit.<br />

Der Movie Maker ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel standardmäßig auf den<br />

Computern <strong>in</strong>stalliert. Ansonsten lässt er sich kostenlos<br />

bei Microsoft herunterladen. Die Bedienung ist ebenso<br />

unkompliziert. Das Filmmaterial wird nach erfolgter Konvertierung<br />

importiert. Jetzt erfolgt die eigentliche Bearbeitung<br />

<strong>der</strong> gedrehten Szenen und die Erstellung des Clips.<br />

Die Szenen schneidet man auf <strong>der</strong> Timel<strong>in</strong>e und kann sie<br />

entsprechend anordnen, mit Überblendungen, Titeln und<br />

Musik versehen. Bei E<strong>in</strong>satz von Musik muss allerd<strong>in</strong>gs das<br />

Urheberrecht beachtet werden. Mit <strong>der</strong> für Schulen kostenlosen<br />

Software Music-Maker-School-Edition besteht die<br />

Möglichkeit, selbst Musik zu produzieren (siehe 4.4.2).<br />

37


Der Ablauf des Handyclipprojektes gestaltete sich wie<br />

folgt (Zeitrahmen 9 – 14 Uhr):<br />

1. E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Thematik<br />

- Kurzreferat „Handyclips und ihre medienpädagogische<br />

Relevanz“<br />

- eigene Erfahrungen im Umgang mit dem Handy<br />

diskutieren<br />

- Beispiele von Handyclips zeigen<br />

2. Thema für den zu drehenden Clip festlegen und<br />

Gruppen bilden<br />

(In dem hier beschriebenen Projekt wurde jeweils das<br />

Handy selbst zum Thema gemacht)<br />

3. Storyboard schreiben; Szenen, Drehorte und Zeit<br />

festlegen; Rollen und Aufgaben verteilen (Die Anzahl<br />

<strong>der</strong> Szenen sollte ger<strong>in</strong>g gehalten werden, da die<br />

anschließende Schnittbearbeitung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel doppelt<br />

so viel Zeit <strong>in</strong> Anspruch nimmt, wie <strong>der</strong> Dreh und die<br />

Konvertierung des Materials.<br />

Empfohlene Cliplänge: 2 – 4 M<strong>in</strong>uten)<br />

4. E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Technik des Handys, das genutzt wird<br />

5. Dreh <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Szenen<br />

6. Übertragung des gedrehten Materials auf den PC<br />

(Bluetooth o<strong>der</strong> mit Kabel)<br />

7. Konvertierung des Filmmaterials<br />

8. E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Schnittprogramm<br />

9. Bearbeitung des Filmmaterials<br />

10. Konvertierung des fertigen Clips <strong>in</strong> das Handyformat<br />

11. Präsentation (Die Präsentation erfolgte über Computer<br />

und Beamer)<br />

4.4 Kl<strong>in</strong>geltöne, Handylogos und J<strong>in</strong>gles selbst<br />

produzieren<br />

Kl<strong>in</strong>geltöne und Logos aus dem Netz herunterzuladen ist<br />

für viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche cool. Die aktuellsten<br />

muss man haben, um dazuzugehören. Doch die Kostenfalle<br />

schnappt schnell zu. Dann beg<strong>in</strong>nt das große Wehklagen.<br />

Nicht immer lernen die so gebrannten K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus<br />

ihrem Verhalten, zumal die Eltern die Rechnung bezahlen.<br />

Gegensteuern ist oft nicht so e<strong>in</strong>fach. Der neuste<br />

Kl<strong>in</strong>gelton des aktuellen Songs e<strong>in</strong>er angesagten Band ist<br />

eben das Nonplusultra, auf das nicht<br />

verzichtet werden kann. Kl<strong>in</strong>geltöne<br />

komponieren und Logos kreieren kann<br />

man aber kostenfrei selbst. Nicht alle<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche werden vollständig<br />

darauf e<strong>in</strong>gehen, zum<strong>in</strong>dest<br />

aber ist es e<strong>in</strong>en Versuch wert, die<br />

Anzahl <strong>der</strong> heruntergeladenen kostenpflichtigen<br />

Angebote aus dem Netz zu<br />

reduzieren. Vielleicht ist es ja plötzlich<br />

cool, wenn man diese selbst produziert<br />

hat und man damit zum Trendsetter<br />

wird?!<br />

4.4.1 www.netzcheckers.de<br />

www.netzcheckers.de ist e<strong>in</strong>e Website,<br />

die neben <strong>der</strong> Eigenproduktion von<br />

Kl<strong>in</strong>geltönen und Handylogos, noch<br />

viele weitere Gelegenheiten anbietet,<br />

38<br />

LiV beim Schnitt des Filmmaterials<br />

⁄sich im Bereich <strong>der</strong> aktiven <strong>Medien</strong>arbeit sicher auszuprobieren.<br />

Sie ist e<strong>in</strong> Portal des Projekts ‚Jugend-onl<strong>in</strong>e’, das<br />

von <strong>der</strong> Fachstelle für <strong>in</strong>ternationale Jugendarbeit <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland betreut wird. „Mit dem<br />

Jugendportal netzcheckers.de stellt Jugend onl<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong>formellen Lernraum bereit, <strong>der</strong> Jugendlichen vielfältige<br />

Gelegenheit bietet, sich multimedial auszuprobieren.<br />

Hier ist Mitmachen und Sich-E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen ausdrücklich<br />

erwünscht: Das Jugendportal netzcheckers.de richtet sich<br />

an junge Menschen zwischen 12 und 16 Jahren und bietet<br />

Interaktion, Information, Kommunikation und Beratung.<br />

Durch die kreative Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Internet und<br />

<strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> erweitern die Jugendlichen spielerisch<br />

soziale Kompetenzen, Wissen und <strong>Medien</strong>kompetenz und<br />

lernen, verantwortungsvoll mit den <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> umzugehen.<br />

Beson<strong>der</strong>e Vorkenntnisse s<strong>in</strong>d für die Nutzung<br />

nicht erfor<strong>der</strong>lich, da das Angebot nie<strong>der</strong>schwellig konzipiert<br />

ist.“ 51<br />

Im Bereich ‚Selbermachen’ des Portals f<strong>in</strong>det man ausführliche<br />

Anleitungen zur Eigenproduktion. Mit dem Handysound-<br />

Designer kann man mit vorgegebenen, aber auch<br />

mit eigenen importierten Sounds selbst Kl<strong>in</strong>geltöne erstellen.<br />

Die Netzcheckers-Redaktion bietet auch vorgefertigte,


kostenlose Töne zum Download an. Re<strong>in</strong>hören lohnt sich!<br />

Ähnlich aufgebaut ist <strong>der</strong> Handylogo-Designer, mit dem<br />

man Logos selbst kreieren kann. Es stehen verschiedene<br />

Werkzeuge zur Verfügung, die <strong>der</strong> Phanatsie ke<strong>in</strong>e Grenzen<br />

setzen: Mit dem Malstift zeichnet man, das Stempelwerkzeug<br />

ermöglicht die Nutzung vorgefertigter Motive,<br />

eigene Bil<strong>der</strong> können als Grundlage verwendet werden.<br />

Text e<strong>in</strong>zufügen ist ke<strong>in</strong> Problem.<br />

Weitere ausführliche Anleitungen zu den Themen Podcast<br />

und Weblog stellt Netzcheckers ebenfalls zur Verfügung.<br />

Diese Seite sollte allen Jugendlichen, aber auch Eltern und<br />

Lehrpersonen bekannt se<strong>in</strong>, bietet sie doch auf vielen<br />

Ebenen rund um Multimedia & Co nützliche Hilfestellung.<br />

4.4.2 Magix Music Maker school edition<br />

E<strong>in</strong>e weitere kreative Möglichkeit bietet das für Schulen<br />

und an<strong>der</strong>e Bildungse<strong>in</strong>richtungen kostenlose Programm<br />

‚Magix Music Maker school edition’. 52 Mit dieser Software<br />

kann man auch mit ger<strong>in</strong>gsten Kenntnissen schnell und<br />

e<strong>in</strong>fach Musik aufnehmen, komponieren, arrangieren und<br />

an<strong>der</strong>es mehr. Das Arrangieren von Bil<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Videos mit<br />

Audio-Dateien ist ebenso durchführbar. Es erfolgt ohne Probleme<br />

im Drag-and-Drop-System. Dem E<strong>in</strong>satz s<strong>in</strong>d auch<br />

hier ke<strong>in</strong>e Grenzen gesetzt. Kostenlose Soundpakete <strong>der</strong><br />

Genres HipHop und Techno/House stehen zum Download<br />

bereit, die dann als Grundlage für die Produktion von<br />

J<strong>in</strong>gles, Kl<strong>in</strong>geltönen o<strong>der</strong> H<strong>in</strong>tergrundmusik für Videofilme<br />

o<strong>der</strong> Podcasts dienen können. Damit löst man zudem die<br />

Probleme des Urheberrechts und <strong>der</strong> anfallenden Gebühren<br />

bei <strong>der</strong> Verwendung von Gema pflichtiger Musik, wenn<br />

die produzierten Dateien veröffentlicht werden sollen.<br />

5. Schlussbetrachtung – Erfahrungen und Ausblick<br />

Rückblickend s<strong>in</strong>d die positiven Aspekte bei <strong>der</strong> Durchführung<br />

<strong>der</strong> unter Punkt 4 vorgestellten Projekte und<br />

beim E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> digitalen Werkzeuge <strong>in</strong> den Modulen<br />

überaus präsent und dom<strong>in</strong>ierend: die positive Gesamtatmosphäre,<br />

die entstandenen Endprodukte und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

die wertvollen und nachhaltigen Erfahrungen<br />

durch die aktive <strong>Medien</strong>arbeit.<br />

Kritikpunkte zum E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Multimedia-Werkzeuge und<br />

-Produkte (wie Audacity und Movie Maker, Videopodcast<strong>in</strong>g,<br />

Handyclips, etc.) können we<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Modulen aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Leiter<strong>in</strong>nen und <strong>der</strong> LiV, noch im Unterricht aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Lehrkraft und <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

genannt werden. Auch <strong>der</strong> zeitliche und technische (Mehr-)<br />

Aufwand – zumeist bed<strong>in</strong>gt durch ke<strong>in</strong>erlei o<strong>der</strong> nur ger<strong>in</strong>ge<br />

Vorkenntnisse seitens <strong>der</strong> Nutzer<strong>in</strong>nen und Nutzer –<br />

wurde gerne <strong>in</strong> Kauf genommen. Das Maß <strong>der</strong> Selbsterkenntnis<br />

und <strong>der</strong> Reflexion des eigenen Handelns – auch<br />

bezogen auf den privaten Lebensbereich – , die Erkenntnisse<br />

über die Funktions- und Wirkungsweisen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten<br />

<strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> war außerordentlich groß. E<strong>in</strong>sichten<br />

<strong>in</strong> Rechtsfragen, wie z. B. „<strong>der</strong> Frage nach dem Recht<br />

am eigenen Bild“, ergaben sich wie von selbst – und das<br />

ohne Arbeitsblatt und erhobenen pädagogischen Zeigef<strong>in</strong>ger.<br />

Durchgängig klar wurde aber durch diesen handlungs-<br />

und produktionsorientierten Ansatz <strong>der</strong> spezifische<br />

Mehrwert für das fachliche Lernen selbst. Die Er-, Be- und<br />

Verarbeitung fachlicher Inhalte und <strong>der</strong>en Darstellung mit<br />

Hilfe digitaler <strong>Medien</strong> unterstützen e<strong>in</strong>en nachhaltigen<br />

Lernprozess. Die hohe Arbeitsmotivation und Freude <strong>der</strong><br />

LiV sowie <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler – sowohl bei <strong>der</strong><br />

Erarbeitung als auch bei <strong>der</strong> Präsentation und Publikation<br />

– s<strong>in</strong>d es, die Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen dazu anregen sollten,<br />

diese <strong>Medien</strong> aktiv <strong>in</strong> die eigene Modularbeit und<br />

Unterrichtspraxis zu <strong>in</strong>tegrieren, auch wenn dies zunächst<br />

mit zeitlichem Mehraufwand verbunden ist.<br />

„Wer im Web 2.0 zuhause ist, <strong>der</strong> ist oft nicht mehr bloßer<br />

Konsument, <strong>der</strong> ist Gestalter. Der lädt nicht nur herunter,<br />

son<strong>der</strong>n viel öfter auch mal hoch. Was? Das entscheiden<br />

die Web-2.0-Nutzer selbst.“ 53 Dieser Leitsatz<br />

be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong> fundamentales Argument für die Nutzung<br />

<strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> Form aktiver <strong>Medien</strong>arbeit im Kontext<br />

Schule und Lehrer<strong>in</strong>nen- und <strong>Lehrerausbildung</strong>. Denn<br />

Konsumenten von Audio- und Videoangeboten, die über<br />

Programmfenster des Magix Music Maker<br />

39


das World-Wide-Web abrufbar s<strong>in</strong>d, gibt es <strong>in</strong> unüberschaubarer<br />

Anzahl. Selbstproduzierte, konstruktive Beiträge<br />

von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern dafür umso weniger.<br />

Im Ausbildungs- und Schulkontext br<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

die Produktion und die Publikation von Multimediaprodukten<br />

großen Lernerfolg und vermitteln Fach- und<br />

<strong>Medien</strong>kompetenz – unabhängig von Schulstufe und<br />

Schulform.<br />

An dieser Stelle wird die Def<strong>in</strong>ition von <strong>Medien</strong>kompetenz<br />

konkret nachvollziehbar. Der Kompetenzbegriff <strong>in</strong>tegriert<br />

die Basiskompetenzen „Wahrnehmungskompetenz“ und<br />

„Handlungskompetenz“, <strong>in</strong>dem die konzeptuellen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

von Rezeption und Produktion gleichsam verfolgt<br />

werden 54. Die Grafik stellt dies dar. Hier wird für die<br />

Modul- und Unterrichtsarbeit deutlich, „…dass Wahrnehmen<br />

und Handeln als grundlegende Formen <strong>der</strong> Aufnahme<br />

und Verarbeitung von Informationen zentrale Dimensionen<br />

von <strong>Medien</strong>kompetenz s<strong>in</strong>d [.]“ 55, aus denen sich<br />

die dargestellten Aufgabenbereiche ergeben. Diese werden<br />

wie<strong>der</strong>um im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>gültigen Unterrichtspr<strong>in</strong>zips<br />

vernetzt 56. Die <strong>in</strong> diesem Artikel vorgestellten<br />

Angebote machen dies <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Maße deutlich<br />

und sprechen für sich.<br />

Aufgabenbereiche des medienzentrierten Deutschunterrichts<br />

Unsere Ausführungen sollen unterstreichen, dass aktive<br />

<strong>Medien</strong>arbeit <strong>in</strong> allen Fächern und Modulen verankert<br />

werden kann und sollte. Dann können die didaktischpädagogischen<br />

Zielsetzungen umfassend umgesetzt und<br />

zu Lehr- zu Lernzielen werden. Mittel- o<strong>der</strong> langfristig lassen<br />

sich zudem sem<strong>in</strong>ar- und schul<strong>in</strong>terne Konzepte zur<br />

Arbeit und zum Umgang mit <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> erarbeiten.<br />

Das Leitziel „<strong>Medien</strong>kompetenz“ kann dann vom geme<strong>in</strong>sam<br />

getragenen Verständnis verfolgt werden.<br />

40<br />

Fußnoten<br />

15) Kim-Studie 2006 und Jim-Studie 2007<br />

16) Haffke, Molkenth<strong>in</strong> (2008, I)<br />

17) Schell (2005), S. 9<br />

18) Nolle (2002), S, 198<br />

19) Spanhel (2006), S. 310<br />

20) Die Ausführungen zur Verortung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong><br />

den Lehrplan s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Teilen e<strong>in</strong>em bisher unveröffentlichten<br />

Manuskript von Christian Dubb aus <strong>der</strong> Modularbeit<br />

„<strong>Medien</strong> und Methoden“ entnommen. In: Dubb (2008, I)<br />

21) Mehr dazu <strong>in</strong> unseren Ausführungen zur Verankerung<br />

<strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den Bildungsstandards für das Fach<br />

Deutsch und <strong>in</strong> den Lehrplänen <strong>der</strong> Haupt- und<br />

Realschule! In: Haffke/Molkenth<strong>in</strong> (2008, I)<br />

22) Lehrplan Deutsch, Bildungsgang Realschule (2008), S.9<br />

23) Nachzulesen <strong>in</strong>: Haffke, Molkenth<strong>in</strong> (2008, I)<br />

24) An dieser Stelle sei darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass technisches<br />

Equipment bei den zuständigen <strong>Medien</strong>zentren und<br />

<strong>Medien</strong>projektzentren ausgeliehen werden kann!<br />

25) Die Ausführungen zu Podcasts und Videopodcasts s<strong>in</strong>d<br />

teilweise e<strong>in</strong>em bisher unveröffentlichten Manuskript von<br />

Christian Dubb aus <strong>der</strong> Modularbeit „<strong>Medien</strong> und<br />

Methoden“ entnommen. In: Dubb (2008, I)<br />

26) Zusammengesetzt aus den Worten iPod (MP3-Spieler<br />

von Apple) und broadcast (engl. für Sendung, senden)<br />

27) podcast.de/was-ist-podcast-de<br />

28) Dubb, Wenzel (2007), S.2<br />

29) Dubb, Wenzel (2008)<br />

30) siehe dazu auch: http://blogs.law.harvard.edu.dave/cv.<br />

31) http://www.podcast.de/faq/#q15<br />

32) Die Grafik steht unter <strong>der</strong> Creative Commons Lizenz<br />

und wurde uns freundlicher Weise von www.podcast.de<br />

(Autoren Fabio Bacigalupo, Matthias Ziehe) zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

33) Die Darstellung <strong>der</strong> Unterrichte<strong>in</strong>heit ist teilweise<br />

e<strong>in</strong>er bisher unveröffentlichten Unterrichtse<strong>in</strong>heit von<br />

Christian Dubb aus dem Deutschmodul entnommen. In:<br />

Dubb (2008, II)<br />

34) Treichel, Mayer (2004), S.23<br />

35) Dubb, Wenzel (2007), S.40<br />

36) Konukiewitz, Meyer (2002), S.512; Dubb, Wenzel<br />

(2007), S.40<br />

37) Dubb, Wenzel (2008)<br />

38) Bremer (2005), S.2 und Babel, Hackel (2004), S.11-35<br />

39) Ebd.<br />

40) Ebd., S.3.<br />

41) Weitere didaktische Überlegungen f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schlussbetrachtung.<br />

42) Wir verweisen <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auf unsere<br />

Erfahrungen aus <strong>der</strong> Arbeit mit dem<br />

<strong>Medien</strong>projektzentrum Offenbach/Frankfurt! In:<br />

Haffke/Molkenth<strong>in</strong> (2008, II)<br />

43) Vach (2005), S. 36ff<br />

44) Kim-Studie 2006, S. 49 und Jim-Studie 2007, S. 55<br />

45) www.gewaltig-daneben.de<br />

46) www.ohrenblick.de<br />

47) E<strong>in</strong> ausführliches Tutorial für eigene Handyclips f<strong>in</strong>det<br />

man <strong>in</strong>klusive Movie Maker Anleitung unter www.netk-


checkers.de.<br />

48) Jede an<strong>der</strong>e Software zur Bearbeitung von Video-<br />

Dateien erfüllt natürlich die gleichen Dienste.<br />

49) Download unter: http://mobile.magnus.de/musik-videoplayer/download/miksoft-mobile-media-converter.html<br />

50) Download unter: http://super.softonic.de<br />

51) http://jugendonl<strong>in</strong>e.typepad.com/jugend_onl<strong>in</strong>e/berjugend-onl<strong>in</strong>e.html<br />

52) Das kostenlose Multimedia-Lernsoftwarepaket kann<br />

mit e<strong>in</strong>em Formular, zu f<strong>in</strong>den über die Internet-Seite<br />

www.magix.com/de/partner/bildungsprogramm/schulsoftware-rabatte,<br />

angefor<strong>der</strong>t werden.<br />

53) Schnei<strong>der</strong> (2007), S.5.<br />

54) Vach (2005), S. 33ff, 56ff<br />

55) Ebd., S 56<br />

56) Mehr über die dimensionale B<strong>in</strong>nendifferenzierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Medien</strong>kompetenz <strong>in</strong>: Vach (2005), S. 47ff<br />

Literatur<br />

Dubb, Christian: „Marienschule aktuell“ – e<strong>in</strong>e Unterrichtse<strong>in</strong>heit<br />

zum E<strong>in</strong>satz von Videopodcasts im Deutschunterricht,<br />

bisher unveröffentlichte Unterrichtse<strong>in</strong>heit<br />

(2008)<br />

Dubb, Christian: <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> im Deutschunterricht –<br />

e<strong>in</strong>e Zusammenschau, bisher unveröffentlichtes<br />

Manuskript (2008)<br />

Dubb, Christian / Wenzel, Frank. <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> im<br />

Religionsunterricht. Podcasts zum Thema Taufe und<br />

Firmung, <strong>in</strong>: Eckhard Nordhofen (Hrsg.): Eulenfisch.<br />

Limburger Magaz<strong>in</strong> für Religion und Bildung, Limburg-<br />

Lahn (2008)<br />

Haffke, Lilo/Molkenth<strong>in</strong>, Maren: <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> im<br />

Deutschunterricht <strong>der</strong> Grund-Haupt- und Realschule – e<strong>in</strong><br />

Sachstandsbericht. In: Hessisches Kultusm<strong>in</strong>isterium/<br />

Amt für Lehrerbildung (Hrsg.): <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Lehrerausbildung</strong>. Deutsch und Fremdsprachen.<br />

Wiesbaden, 2008 (I)<br />

Haffke, Lilo/Molkenth<strong>in</strong>, Maren: <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den<br />

Modulen für den Vorbereitungsdienst <strong>der</strong> Lehrämter –<br />

Möglichkeiten und Wege. In: Hessisches Kultusm<strong>in</strong>isterium/Amt<br />

für Lehrerbildung (Hrsg.): <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Lehrerausbildung</strong>. Deutsch und Fremdsprachen.<br />

Wiesbaden, 2008 (II)<br />

Konukiewitz, Wolfgang; Meyer, Hilbert: Handlungsorientiertes<br />

Lernen und Projektarbeit. In: Bitter, Gottfried u.a.<br />

(Hrsg.): <strong>Neue</strong>s Handbuch religionspädagogischer Grundbegriffe,<br />

München: Kösel-Verlag 2002<br />

<strong>Medien</strong>pädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.):<br />

JIM-Studie 2007, Jugend, Information, (Multi-) Media,<br />

Basisuntersuchung zum <strong>Medien</strong>umgang 12- bis 19-Jähriger<br />

<strong>Medien</strong>pädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.):<br />

KIM-Studie 2006, K<strong>in</strong><strong>der</strong> und <strong>Medien</strong>, Computer und<br />

Internet. Basisuntersuchung zum <strong>Medien</strong>umgang 6- bis<br />

13-Jähriger<br />

Nolle, Re<strong>in</strong>hard: Die <strong>Medien</strong>werkstatt. In: Küster, Ernst-<br />

Uwe (Hrsg.): Soziale Arbeit studieren. Kassel Univ. press<br />

2002<br />

Schell, Fred: Aktive <strong>Medien</strong>arbeit. In: Hüther, J./Schorb, B.<br />

(Hrsg.): Grundbegriffe <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>pädagogik.<br />

München 2005<br />

Spanhel, Dieter: Handbuch <strong>Medien</strong>pädagogik Band 3.<br />

<strong>Medien</strong>erziehung. Klett-Cotta, Stuttgart 2006<br />

Treichel, Dietmar / Mayer, Horst O. (Hrsg.):<br />

Handlungsorientiertes Lernen und eLearn<strong>in</strong>g. München,<br />

Wien 2004<br />

Vach, Kar<strong>in</strong>: <strong>Medien</strong>zentrierter Deutschunterricht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Grundschule – Konzeptualisierung, unterrichtliche<br />

Erprobung und Evaluation, Berl<strong>in</strong> 2005<br />

Verwendete Internetseiten<br />

www.jugendonl<strong>in</strong>e.typepad.com<br />

www.lehrerfortbildung-bw.de<br />

www.netzcheckers.de<br />

www.podcast.de<br />

41


E<strong>in</strong>leitung<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> im Geschichtsunterricht –<br />

e<strong>in</strong> Sachstandsbericht<br />

für den gymnasialen Bildungsgang<br />

Oliver An<strong>der</strong>sen<br />

Der Impuls für den vorliegenden Sachstandsbericht stellt<br />

sicherlich e<strong>in</strong>en Geme<strong>in</strong>platz dar, hat aber angesichts se<strong>in</strong>er<br />

allgegenwärtig wahrnehmbaren Präsenz se<strong>in</strong>e Bedeutung<br />

und Berechtigung: Die zunehmende Verbreitung und<br />

Nutzung <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> vor allem im Kontext <strong>der</strong> populären<br />

Geschichtskultur als Infota<strong>in</strong>ment und historisierende<br />

Computerspiele stellen e<strong>in</strong>e bleibende pädagogische<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung für den Geschichtsunterricht dar.<br />

Die folgenden Ausführungen zeigen auf, <strong>in</strong>wieweit und<br />

<strong>in</strong>wiefern auf den e<strong>in</strong>zelnen Ebenen des Hessischen<br />

Schulwesens diese Herausfor<strong>der</strong>ung im Fach Geschichte<br />

im gymnasialen Bildungsgang angenommen wird. Dabei<br />

werden, soweit dies im vorgegebenen Rahmen möglich<br />

und notwendig ist, zunächst zentrale Aspekte <strong>der</strong> aktuellen<br />

fachdidaktischen Diskussion skizziert. Hier geht es<br />

zum e<strong>in</strong>en darum, den Stellenwert <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> für<br />

das historische Lernen ganz allgeme<strong>in</strong> zu umreißen, und<br />

zum an<strong>der</strong>en, grundlegende Möglichkeiten pädagogischen<br />

Handelns darzulegen. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund werden<br />

die entsprechenden steuernden Vorgaben für das<br />

Fach Geschichte im gymnasialen Bildungsgang (Lehrpläne,<br />

Modulbeschreibungen für den Vorbereitungsdienst) <strong>in</strong> den<br />

Blick genommen, um den Stand <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong><br />

<strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> würdigen zu können und mögliche<br />

Arbeitsperspektiven für den weiteren Steuerungsprozess<br />

sowie die alltägliche Arbeit im Unterricht und den Modulen<br />

zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Überlegungen zum historischen Lernen mit<br />

<strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong><br />

An<strong>der</strong>s als <strong>in</strong> den bereits an dieser Stelle nie<strong>der</strong>geschriebenen<br />

Sachstandsberichten für den Bereich Mathematik/Naturwissenschaften57<br />

und für das Fach Deutsch58 ist für das Fach Geschichte e<strong>in</strong>leitend e<strong>in</strong>e eher komplizierte<br />

und wi<strong>der</strong>sprüchliche Beziehung zu den <strong>Neue</strong>n<br />

<strong>Medien</strong> zu konstatieren. Dieter Lü<strong>der</strong>s, Jürgen Soose und<br />

Hubert Weller legen die Funktion für das Fach Mathematik<br />

sehr e<strong>in</strong>deutig fest. Danach hätten die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong><br />

vor allem die Funktion von fachspezifischen Werkzeugen<br />

für die Bearbeitung von Daten und <strong>der</strong> Visualisierung<br />

mathematischer Inhalte. 59 Ähnlich bestimmt stellen Lilo<br />

Haffke und Maren Molkenth<strong>in</strong> die Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n<br />

<strong>Medien</strong> für die ästhetische Selbst-Inszenierung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen als e<strong>in</strong>e zentrale Problemvorgabe<br />

für e<strong>in</strong>en zeitgemäßen Deutschunterricht heraus. 60<br />

Alle Fußnoten am Schluß des Beitrags auf Seite 47<br />

42<br />

Der aktuellen geschichtsdidaktischen Diskussion zufolge<br />

ist die Aff<strong>in</strong>ität des historischen Lernens zu den <strong>Neue</strong>n<br />

<strong>Medien</strong> problematischer zu sehen. Grundsätzlich herrscht<br />

zwar e<strong>in</strong> konstruktivistischer Optimismus vor, <strong>der</strong> weit reichende<br />

Möglichkeiten für das selbst bestimmte entdekkende<br />

Lernen sieht, dokumentiert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vielzahl chancenreicher<br />

Unterrichtsbeispiele <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>schlägigen fachdidaktischen<br />

Zeitschriften. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wird<br />

aber e<strong>in</strong> grundlegen<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch zwischen den<br />

Produktionsbed<strong>in</strong>gungen multimedialer, hypertextueller<br />

Geschichts-Präsentationen und den Pr<strong>in</strong>zipien historischen<br />

Lernens hervorgehoben. Verkürzt gesprochen: <strong>der</strong>artige<br />

Geschichts-Präsentationen stellten überwiegend Elemente<br />

e<strong>in</strong>er marktgängigen populären Geschichtskultur<br />

dar, die erst e<strong>in</strong>mal ke<strong>in</strong>en unmittelbaren Verwendungszusammenhang<br />

zu e<strong>in</strong>em aufklärerischen und politischen<br />

Geschichtsunterricht haben. Bei <strong>der</strong> Nutzung stehe danach<br />

die Befriedigung von Bedürfnissen nach Unterhaltung<br />

und Identifizierung im Vor<strong>der</strong>grund. Zwischen diesen<br />

beiden Polen des fachdidaktischen Diskurses vollzieht<br />

sich e<strong>in</strong> lebendiges Diskutieren, Praktizieren und Experimentieren,<br />

was zu e<strong>in</strong>em immer differenzierteren Ausloten<br />

<strong>der</strong> Chancen und Probleme <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> für<br />

das historische Lernen führt. Grundsätzlich s<strong>in</strong>d zwei<br />

Stränge erkennbar, die hier kurz dargestellt werden sollen,<br />

um Möglichkeiten <strong>der</strong> bildungspolitischen Steuerung<br />

genauer zu er- und begründen.<br />

In e<strong>in</strong>er pragmatisch orientierten Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit<br />

den <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> werden diese als e<strong>in</strong>e Option (gleichberechtigt<br />

unter an<strong>der</strong>en) <strong>in</strong> bestimmten Fel<strong>der</strong>n des<br />

Geschichtsunterrichts behandelt, um zu e<strong>in</strong>er realistischen<br />

Standortbestimmung zu gelangen, die Aufwand<br />

und Nutzen kritisch <strong>in</strong> den Blick nimmt.61 Es geht hier um<br />

e<strong>in</strong>e kritische Ermittlung des pragmatischen „Mehrwertes“<br />

von neuen <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> konkreten Situationen historischen<br />

Lernens.<br />

Begründet wird diese Annahme e<strong>in</strong>es „Mehrwertes“ mit<br />

den h<strong>in</strong>länglich bekannten und viel zitierten günstigen<br />

lernpsychologischen Voraussetzungen nicht-l<strong>in</strong>earer, multimedialer<br />

und hypertextueller Geschichts-Präsentationen<br />

(Motivation durch die Bedienung von Bedürfnissen wie<br />

Entdeckerdrang und Spielfreude, tiefere mentale Verarbeitung<br />

durch multimedial vermittelte Reize, Impulsgebung<br />

für entdeckendes und selbstgesteuertes Lernen).62<br />

Gleichzeitig wird aber hervorgehoben, dass <strong>der</strong> Modus<br />

e<strong>in</strong>er nicht-l<strong>in</strong>earen und nicht-hierarchischen Informationsvermittlung<br />

e<strong>in</strong>e radikale <strong>Neue</strong>rung darstellt und völ-


lig an<strong>der</strong>sgeartete Formen von Rezeptionsprozessen und<br />

e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung kultureller Lesetechniken bed<strong>in</strong>gt.63<br />

Aus <strong>der</strong> Darstellung und Reflexion entsprechen<strong>der</strong><br />

Unterrichtsbeispiele64 ergibt sich, dass die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong><br />

vor allem e<strong>in</strong>e gesteigerte Bedeutung für das entdeckende<br />

Lernen, Projektarbeit, den Fächer verb<strong>in</strong>denden Unterricht,<br />

den bil<strong>in</strong>gualen Geschichtsunterricht und – eher allgeme<strong>in</strong><br />

gesehen – für die Präsentation von<br />

Arbeitsergebnissen haben. Folgende Aspekte lassen sich<br />

diesen Lernsituationen im E<strong>in</strong>zelnen zuordnen:<br />

• Entdeckendes Lernen: Entwicklung von Strategien problemlösenden<br />

Denkens, Verfolgen e<strong>in</strong>er zielgerichteten<br />

Untersuchungsstrategie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit<br />

e<strong>in</strong>er erheblichen Menge nicht-l<strong>in</strong>ear präsentierter Informationen.<br />

• Projektarbeit: Sicherung und E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen von Lernergebnissen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Kommunikationszusammenhang mit<br />

an<strong>der</strong>en Lernenden und über die Schule h<strong>in</strong>aus durch<br />

entsprechende Präsentationsformen.<br />

• Fächer verb<strong>in</strong>den<strong>der</strong> Unterricht: Nutzen von Foren für<br />

die Kommunikation und Präsentation von Arbeitsergebnissen.<br />

• bil<strong>in</strong>gualer Geschichtsunterricht: Initiierung e<strong>in</strong>es<br />

authentischen Austausches über den Rahmen <strong>der</strong> Sprachgeme<strong>in</strong>schaft<br />

h<strong>in</strong>aus.<br />

Zusammenfassend läuft dieser Zugang zu den <strong>Neue</strong>n<br />

<strong>Medien</strong> <strong>in</strong> Ausbildung und Unterricht auf e<strong>in</strong>e Vermittlung<br />

fachspezifischer <strong>Medien</strong>kompetenz h<strong>in</strong>aus, die sich<br />

vor allem auf e<strong>in</strong>e aufgeklärte und kritische Recherche im<br />

Internet sowie allgeme<strong>in</strong>er auf die Ausbildung e<strong>in</strong>er „literacy“<br />

zur Durchdr<strong>in</strong>gung multimedialer und hypertextueller<br />

Darstellungen von Geschichte bezieht (brows<strong>in</strong>g,<br />

kontrolliertes Navigieren, gezielte Suche). 65<br />

Neben <strong>der</strong> Klassifizierung von Lernsituationen, <strong>in</strong> denen<br />

die Anwendung <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> beson<strong>der</strong>s chancenreich<br />

ersche<strong>in</strong>t, lassen sich aus den pragmatisch orientierten<br />

Untersuchungen aber auch systematische Rückschlüsse<br />

bezüglich des e<strong>in</strong>gangs erwähnten problematischen Verhältnisses<br />

zwischen den Pr<strong>in</strong>zipien des Faches und den<br />

Eigenschaften <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> an sich ziehen.<br />

In fachmethodischer H<strong>in</strong>sicht for<strong>der</strong>t das Potenzial des<br />

Internets, unerschöpfliche Datenmengen zur Verfügung<br />

zu stellen, Handlungsmuster e<strong>in</strong>er „echten“ fachbezogenen<br />

Recherche heraus, was im Unterricht seriös genutzt<br />

werden kann. 66 Zudem besteht die Möglichkeit, vermehrt<br />

auf Materialien <strong>der</strong> deutschen und <strong>in</strong>ternationalen<br />

Geschichte nach 1990 zurückzugreifen, die <strong>in</strong> an<strong>der</strong>er<br />

Form schwerer zugänglich s<strong>in</strong>d. 67 Bezüglich des Hauptanliegens<br />

des Geschichtsunterrichts, <strong>der</strong> Ausbildung e<strong>in</strong>es<br />

reflektierten und kritischen Geschichtsbewusstse<strong>in</strong>s, das<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler u. a. dazu befähigen soll, an<br />

<strong>der</strong> Geschichts- und Er<strong>in</strong>nerungskultur bewusst und aufgeklärt<br />

teilhaben zu können, bieten die virtuellen Räume<br />

<strong>der</strong> durch <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> vermittelten „Geschichten“ die<br />

Möglichkeit e<strong>in</strong>er „Orig<strong>in</strong>albegegnung“. Wie an<strong>der</strong>e Darstellungen<br />

auch s<strong>in</strong>d auf CD-ROMs und im Internet dargebotene<br />

Geschichts-Präsentationen nach e<strong>in</strong>em bestimmten<br />

Deutungsmuster bzw. anhand e<strong>in</strong>es Narrativs strukturiert<br />

und somit Konstrukte. Die Grenzen zwischen realem<br />

und virtuellem Raum verschwimmen auf diese Art und<br />

Weise. Über das Internet besteht die Möglichkeit, <strong>der</strong>artige<br />

Konstrukte <strong>in</strong> ihrem jeweiligen konkreten Verwendungs-<br />

und Kommunikationszusammenhang <strong>in</strong> das<br />

Klassenzimmer zu holen, sie erfahrbar zu machen und<br />

kritisch zu dekonstruieren. 68<br />

Gerade angesichts dieses letztgenannten Aspektes werden<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Brückenschläge zwischen den Erfor<strong>der</strong>nissen<br />

und Pr<strong>in</strong>zipien e<strong>in</strong>es zeitgemäßen Geschichtsunterrichts<br />

und den Chancen e<strong>in</strong>es Lernens mit <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong><br />

deutlich.<br />

Dies verweist auf das Anliegen, analytischer und Normen<br />

setzen<strong>der</strong> Beiträge <strong>der</strong> fachdidaktischen Diskussion. Sie<br />

begreifen die häufig geäußerte (und berechtigte) Kritik an<br />

<strong>der</strong> Qualität multimedialer Geschichts-Präsentationen als<br />

Impuls, Normen zu setzen und zu fachdidaktischen<br />

Bewertungskriterien zu gelangen, die über die bloße technische<br />

Handhabbarkeit und methodisch-handwerkliche<br />

Verwendungszusammenhänge h<strong>in</strong>ausgehen.<br />

Diesem Ansatz zufolge werden die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> nicht<br />

nur als Unterrichtswerkzeuge begriffen, son<strong>der</strong>n vor<br />

allem als außerschulische Sozialisations<strong>in</strong>stanz im H<strong>in</strong>blick<br />

auf das Geschichtsbewusstse<strong>in</strong>. Auch wenn diesbezüglich<br />

(noch) ke<strong>in</strong>e konzisen empirischen Studien vorliegen,<br />

ist davon auszugehen, dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss auf das kollektive<br />

und <strong>in</strong>dividuelle Geschichtsbewusstse<strong>in</strong> angesichts<br />

<strong>der</strong> weiten Verbreitung populärer Geschichtsmedien nicht<br />

zu unterschätzen ist. Angesichts <strong>der</strong> Marktorientierung<br />

<strong>der</strong> meisten Produkte lauert allenthalben die Gefahr unzulässiger<br />

Trivialisierung komplexer Sachverhalte, wenn<br />

nicht gar politisch bedenklicher Geschichtsfälschung.<br />

Als Ergebnisse liegen Kriterienraster für digitale<br />

Geschichts-Präsentationen vor 69, die für die Dekonstruktion<br />

und Konstruktion herangezogen werden. Es geht also<br />

nicht nur um Kritik, son<strong>der</strong>n auch darum, Normen setzende<br />

Beispiele zu kreieren, die e<strong>in</strong>erseits den Erfor<strong>der</strong>nissen<br />

und Modalitäten historischen Lernens und an<strong>der</strong>erseits<br />

den Bed<strong>in</strong>gungen und Charakteristika <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n<br />

<strong>Medien</strong> gerecht werden.<br />

Als wichtigstes Kriterium ist dabei die Offenlegung des<br />

Konstruktcharakters bei <strong>der</strong> Vermittlung <strong>der</strong> jeweiligen<br />

„Geschichte“ anzusehen, da multimediale Geschichts-<br />

Präsentationen über e<strong>in</strong> großes affektives Suggestionspotenzial<br />

verfügen. Die Gefahr, sich e<strong>in</strong>er trivialen o<strong>der</strong><br />

verfälschenden Darstellung, auszuliefern, ist also sehr<br />

hoch. Das bedeutet, dass dem Nutzer beispielsweise die<br />

Ordnung und Gewichtung <strong>der</strong> verarbeiteten Fakten transparent<br />

se<strong>in</strong> muss und dass es ihm ermöglicht werden soll-<br />

43


te, anhand e<strong>in</strong>er Auswahl aus diversen, unter Umständen<br />

auch kontroversen Materialien, e<strong>in</strong>e eigene, argumentativ<br />

begründbare Deutung vornehmen zu können. 70<br />

Diese angedeuteten didaktischen Herausfor<strong>der</strong>ungen und<br />

Ambivalenzen des historischen Lernens mit <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong><br />

werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachdidaktik zunehmend als Grundlage<br />

genommen, um eigene Präsentationen zu konzipieren<br />

und zu erstellen. Damit sollen Normen gesetzt werden,<br />

um den erwähnten problematischen „Miterziehern“<br />

Konkurrenz zu machen. Um dies im hier vorgegebenen<br />

engen Rahmen zu belegen und zu veranschaulichen, soll<br />

exemplarisch auf e<strong>in</strong> aktuelles Projekt verwiesen werden.<br />

Uwe Danker und Astrid Schwabe haben im Zusammenhang<br />

mit ihrer Arbeit an dem „Virtuellen Museum“ zur<br />

Vermittlung <strong>der</strong> Regionalgeschichte Schleswig Holste<strong>in</strong>s,<br />

Søn<strong>der</strong>jyllandsNordschleswigs und Fünens <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

44<br />

Mo<strong>der</strong>ne71 aus e<strong>in</strong>er Gegenüberstellung fachdidaktischer<br />

Kriterien und den Bed<strong>in</strong>gungen und Charakteristika des<br />

Mediums Internet folgende relevante Aspekte für die<br />

Produzenten-Perspektive herausgestellt: 72<br />

Ohne die aufgeführten Kriterien im E<strong>in</strong>zelnen zu erläutern,<br />

fällt auf, dass die lösbaren Aufgaben und somit die<br />

Chancen überwiegen.<br />

Als vorläufiges und sehr allgeme<strong>in</strong>es Fazit kann festgehalten<br />

werden, dass es ke<strong>in</strong>en pauschalen „Mehrwert“ <strong>der</strong><br />

<strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> für das historische Lernen gibt, son<strong>der</strong>n<br />

die jeweiligen Lernsituationen (pragmatischer Ansatz) und<br />

die Eigenschaften <strong>der</strong> jeweiligen Geschichts-Präsentation<br />

an sich (analytisch-normativer Ansatz) genau <strong>in</strong> den Blick<br />

genommen werden müssen.<br />

HERAUSFORDERUNGEN<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Phänomen Reaktion<br />

Heterogenität Differenzierung <strong>der</strong> Angebote<br />

<strong>der</strong> Nutzergruppen<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Anarchische Nutzung Methodik <strong>der</strong> offenen<br />

des Mediums Vermittlungsformen,<br />

breite Angebotspalette<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

ZIELKONFLIKTE<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Phänomen Standard/For<strong>der</strong>ung Folge Bewertung<br />

Hypertext-Platzbudgets Screen-große Textangebote: Reduzierte Komplexität,<br />

(homepage-<strong>in</strong>tern) gute Überschaubarkeit beliebige Addition von<br />

Angeboten: enzyklopädische<br />

Muster, Verwirrung ohne<br />

Erkenntnis<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

„Verl<strong>in</strong>kung“, Navigation Individuell abschöpfbare, Orientierungsverlust, unlösbar<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

(homepage-extern) nichtl<strong>in</strong>eare, unverknüpfte Aufnahme<br />

endlose Informationsangebote: disparater Angebote<br />

große Freiheit<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

AMBIVALENZEN<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Kennzeichen Potenzial/Chance Hemmnis/Gefahr Bewertung<br />

Lernsituation Autonom, freiwillig, Unstrukturiert, unverb<strong>in</strong>dlich,<br />

entdeckend, forschend verzettelnd lösbar<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Interaktivität handlungsorientiert verspielt lösbar<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Multimedia Komplexe, mehrere Inhaltsarm-illustrierende lösbar<br />

S<strong>in</strong>ne erreichende, Überfrachtung, emotionale<br />

auch affektive Ansprache Überfor<strong>der</strong>ung<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Virtualität Multimediale Inszenierung Mangelnde Authentizität lösbar<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Marktorientierung (neue) Zielgruppen erreichende Trivialisierende,<br />

Popularisierung undifferenzierende Ansprache<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Gleichrangigkeit von Spezifische, för<strong>der</strong>liche Ästhetik Inhaltsverlust lösbar<br />

Inhalt und Form<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Lernfähigkeit Aktuell, korrigierbar Flüchtig, bedeutungslos lösbar<br />

© Uwe Danker, Astrid Schwabe 2007


Verankerung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> im Lehrplan Geschichte<br />

für den gymnasialen Bildungsgang<br />

Für das Fach Geschichte gilt wie für alle an<strong>der</strong>en Fächern<br />

auch die beson<strong>der</strong>e Bildungs- und Erziehungsaufgabe <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>formations- und kommunikationstechnischen Grundbildung<br />

(IKG) gemäß § 6 Abs.4 HSchG. Im Folgenden soll<br />

nun aufgezeigt werden, wie diese Vorgaben im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die dargelegten Tendenzen <strong>der</strong> aktuellen fachdidaktischen<br />

Diskussion im Lehrplan des gymnasialen Bildungsgangs<br />

entsprochen wird.<br />

In den Ausführungen zu den Aufgaben und Zielen des<br />

Faches wird festgelegt, dass die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

„sich bewusst machen [sollen], dass Geschichtsbewusstse<strong>in</strong><br />

nicht nur von wissenschaftlichem Forschen, son<strong>der</strong>n<br />

auch von <strong>Medien</strong>, politischen Interessen und Vore<strong>in</strong>stellungen<br />

geprägt wird.“ 73 Weiter heißt es zu den didaktischmethodischen<br />

Grundlagen, dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen<br />

„aus <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> Informationsmöglichkeiten<br />

… unbewusst je eigene Geschichtsbil<strong>der</strong>“ entwickeln. 74<br />

Unter <strong>der</strong> Überschrift Handlungsorientierung im selben<br />

Kapitel wird bezüglich <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> ausgeführt, dass die<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler den Computer „als Hilfsmittel<br />

zur Gew<strong>in</strong>nung von Informationen, sei es durch den E<strong>in</strong>satz<br />

von Software o<strong>der</strong> durch Internetrecherche (z. B. Nutzung<br />

digitaler Archive), zur Vernetzung und zur Präsentation<br />

von Projekten und Unterrichtsergebnissen“ 75 erfahren<br />

sollen. Damit werden wesentliche pragmatische Möglichkeiten,<br />

wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachdidaktik diskutiert und<br />

dokumentiert s<strong>in</strong>d, bereits an dieser Stelle für den<br />

Geschichtsunterricht als allgeme<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dlich verankert.<br />

Gleichzeitig wird aber auch die normative Dimension berücksichtigt.<br />

So heißt es im unmittelbar anschließenden<br />

Satz: „Der für den Geschichtsunterricht zentralen kritischen<br />

Betrachtung von Informationen und ihrer Gew<strong>in</strong>nung<br />

kommt unter diesem Aspekt beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />

zu.“ Weiter unten wird mit dem Lehrplan Onl<strong>in</strong>e Geschichte<br />

als e<strong>in</strong>e „Hilfestellung für e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle und<br />

diaktisch reflektierte Nutzung des Internet im Geschichtsunterricht“<br />

76 konkreter auf Auswahlmodalitäten verwiesen.<br />

Im Unterrichtspraktischen Teil tauchen H<strong>in</strong>weise zur<br />

„Internetrecherche und zum E<strong>in</strong>satz fachspezifischer CD-<br />

ROMs“ unter den H<strong>in</strong>weisen zu Arbeitsmethoden <strong>der</strong><br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler ab dem Thema 7G2 Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>der</strong> Menschen im Mittelalter als immer<br />

wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>er H<strong>in</strong>weis auf. Lediglich für<br />

das Thema 9 G5 Deutschland und Europa <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weltwirtschaft<br />

des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts wird dieser genauer differenziert<br />

(E<strong>in</strong>satz fachspezifischer CD-ROMs, z. B. zum Thema<br />

„Globalisierung“). 79<br />

Querverweise bezüglich <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>erziehung als Aufgabengebiet<br />

nach § 6 Abs. 4 HSchG gibt es mit e<strong>in</strong>er Ausnahme<br />

nicht (im Zusammenhang mit dem Thema 9 G3<br />

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg wird die Nutzung<br />

digitaler Archive angeregt 80). Hier deutet sich aus<br />

me<strong>in</strong>er Sicht e<strong>in</strong>e Arbeitsperspektive für den Steuerungsprozess<br />

an, die weiter unten ausgeführt werden soll. Im<br />

Anschlussprofil von <strong>der</strong> Sekundarstufe I <strong>in</strong> die gymnasiale<br />

Oberstufe werden Aspekte e<strong>in</strong>er spezifischen <strong>Medien</strong>kompetenz<br />

nicht geson<strong>der</strong>t aufgeführt. Sie gehen im Wesentlichen<br />

<strong>in</strong> den unter Methodische und <strong>in</strong>strumentelle<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten ausgeführten Teilkompetenzen<br />

auf. 81<br />

Im Anhang Informations- und kommunikationstechnische<br />

Grundbildung und <strong>Medien</strong>erziehung im Fach Geschichte<br />

wird „e<strong>in</strong>e erste Hilfestellung für e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle und didaktisch<br />

reflektierte Nutzung des Internet im Geschichtsunterricht“<br />

gegeben. 82 An dieser Stelle werden <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie kommentierte H<strong>in</strong>weise auf weiterführende Internetseiten<br />

gegeben, die überwiegend ke<strong>in</strong>e unmittelbaren<br />

Verwendungsmöglichkeiten für den Unterricht haben.<br />

Integration <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den Fachmodulen<br />

Geschichte<br />

In den Modulbeschreibungen des Vorbereitungsdienstes<br />

für das Fach Geschichte tauchen die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den<br />

Formulierungen <strong>der</strong> Kompetenzen, Standards und Indikatoren<br />

nicht auf. Lediglich <strong>der</strong> zur Kernkompetenz II (Die<br />

Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst unterstützen und för<strong>der</strong>n<br />

das Lernen von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern durch die<br />

transparente Gestaltung von Lernprozessen.) formulierte<br />

Standard 2 (Die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst setzen<br />

verschiedene Methoden und <strong>Medien</strong> funktional e<strong>in</strong>.) im<br />

1. Hauptsemester schließt die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> implizit e<strong>in</strong>.<br />

Bei den verb<strong>in</strong>dlichen Themen und Inhalten werden aber<br />

unter dem Stichwort Methoden-<strong>Medien</strong>-Konzepte<br />

Geschichtsbücher, Text- und Bildquellen <strong>in</strong>kl. Karikaturen<br />

und politischer Plakate sowie Kartenmaterial hervorgehoben.<br />

Als verb<strong>in</strong>dlicher Inhalt werden die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong><br />

erst im 2. Hauptsemester aufgeführt. Me<strong>in</strong>es Erachtens<br />

besteht angesichts dieses Befunds ebenfalls e<strong>in</strong>e Arbeitsperspektive<br />

für den Steuerungsprozess, um die <strong>Neue</strong>n<br />

<strong>Medien</strong> nachhaltiger <strong>in</strong> den gymnasialen Bildungsgang zu<br />

<strong>in</strong>tegrieren.<br />

Arbeitsperspektiven<br />

Wie aus <strong>der</strong> Darlegung von Grundzügen <strong>der</strong> fachdidaktischen<br />

Diskussion deutlich geworden ist, haben die <strong>Neue</strong>n<br />

<strong>Medien</strong> trotz vielfältiger Möglichkeiten sicherlich ke<strong>in</strong>e<br />

grundlegende Schlüsselstellung für das Fach Geschichte.<br />

Insofern spiegeln sowohl <strong>der</strong> Lehrplan Geschichte für den<br />

gymnasialen Bildungsgang als auch die Modulbeschreibungen<br />

für die Fachausbildung im Vorbereitungsdienst<br />

diese relative Bedeutung <strong>in</strong>sgesamt adäquat wie<strong>der</strong>. Trotzdem<br />

sollen an dieser Stelle Perspektiven aufgezeigt werden,<br />

schon auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Steuerung differenziertere<br />

Impulse für die Integration <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den<br />

Geschichtsunterricht zu geben.<br />

45


Auf <strong>der</strong> Ebene des Lehrplans:<br />

• Im H<strong>in</strong>blick auf die zukünftige bzw. im Gang bef<strong>in</strong>dliche<br />

kompetenzorientierte Weiterentwicklung <strong>der</strong> Lehrpläne <strong>in</strong><br />

Hessen sollten die Möglichkeiten <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> für<br />

e<strong>in</strong> kompetenzorientiertes Geschichtslernen noch stärker<br />

<strong>in</strong> den Blick genommen werden. Im zugegeben noch sehr<br />

offenen Diskurs <strong>der</strong> Fachdidaktik, das historische Lernen<br />

<strong>in</strong> Form von Kompetenzmodellen zu beschreiben, zeichnet<br />

sich e<strong>in</strong>e gesteigerte Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong><br />

ab. So formuliert Andreas Körber folgende grundsätzliche<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> im H<strong>in</strong>blick auf kompetenzorientiertes<br />

Geschichtslernen:<br />

- durch das Lernen mit <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> Vorbereitung auf<br />

e<strong>in</strong>e selbstständige Teilhabe an <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Beschäftigung mit Geschichte, die zunehmend im<br />

virtuellen Raum <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> stattf<strong>in</strong>det<br />

- angesichts <strong>der</strong> Wandlung des virtuellen Raums <strong>der</strong><br />

<strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> zum „Realraum“ tatsächlich existieren<strong>der</strong><br />

und unmittelbar wahrnehmbarer Konstrukte von<br />

Geschichte wird e<strong>in</strong> kompetenzorientiertes Lernen<br />

geradezu herausgefor<strong>der</strong>t.<br />

Dementsprechend sollte <strong>Medien</strong>kompetenz im Fach<br />

Geschichte noch akzentuierter und differenzierter als<br />

fachspezifische Teilkompetenz <strong>in</strong> zukünftigen Vorgaben<br />

ausformuliert werden.<br />

• Angesichts <strong>der</strong> Vielzahl chancenreicher Unterrichtsmodelle,<br />

die im Rahmen e<strong>in</strong>er pragmatisch orientierten Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit den <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> im Geschichtsunterricht<br />

publiziert worden s<strong>in</strong>d, ist darüber nachzudenken,<br />

ob die H<strong>in</strong>weise zu den Arbeitsmethoden <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler im Unterrichtspraktischen Teil des<br />

Lehrplans nicht differenzierter ausgeführt werden könnten.<br />

Sicherlich f<strong>in</strong>det man im Lehrplan Onl<strong>in</strong>e Geschichte, auf<br />

dem im Anhang verwiesen wird, vielfältige H<strong>in</strong>weise, nur<br />

haben Möglichkeiten, die an e<strong>in</strong>er herausgehobeneren<br />

Stelle formuliert werden, sicherlich e<strong>in</strong>en höheren Auffor<strong>der</strong>ungscharakter<br />

und werden eher wahrgenommen<br />

als <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>kehrende Verweis auf die Nutzung fachspezifischer<br />

CD-ROMs und Internetrecherche. Es fällt zudem<br />

auf, dass die unterrichtsmethodischen Anregungen viel<br />

konkreter gefasst s<strong>in</strong>d. Konkrete H<strong>in</strong>weise, angebunden<br />

an die jeweiligen Themen, könnten sich – neben den<br />

oben klassifizierten Verwendungszusammenhängen (entdeckendes<br />

Lernen, Projektarbeit, Fächer verb<strong>in</strong>den<strong>der</strong><br />

Unterricht, bil<strong>in</strong>gualer Geschichtsunterricht) – auf folgende<br />

Elemente e<strong>in</strong>er <strong>Medien</strong>erziehung beziehen:<br />

- Analyse und Dekonstruktion von Geschichts-Präsentationen<br />

- Aufzeigen von konkreten Alternativen zu „Google“ und<br />

„Wikipedia“<br />

- Erarbeitung von Qualitätsmaßstäben und Anregung<br />

zur Eigenproduktion<br />

- Demonstration von Geschichtsfälschungen 84<br />

46<br />

Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Fachmodule für den Vorbereitungsdienst:<br />

• In den bereits vorliegenden Sachstandsberichten über<br />

die Integration <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den naturwissenschaftlichen<br />

Fächern, Mathematik und Deutsch wird<br />

bezüglich <strong>der</strong> Ausbildungspraxis folgendes kritisch angemerkt:<br />

- Die vielen Themen und Inhalte erschwerten die Möglichkeit,<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> zum Thema e<strong>in</strong>er Modulsitzung<br />

zu machen. Dies geschähe wenn überhaupt exemplarisch<br />

im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Behandlung an<strong>der</strong>er Themen.<br />

- Die E<strong>in</strong>beziehung <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> sei abhängig von den<br />

Kompetenzen und E<strong>in</strong>stellungen <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und<br />

Ausbil<strong>der</strong>. Dementsprechend würden die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong><br />

oft nur wenig o<strong>der</strong> gar nicht e<strong>in</strong>bezogen.<br />

- Der ger<strong>in</strong>ge Grad <strong>der</strong> technischen, räumlichen und personellen<br />

Ausstattung <strong>der</strong> Studiensem<strong>in</strong>are bee<strong>in</strong>trächtigten<br />

die Ausbildung <strong>in</strong> den Bereichen IKG und <strong>Medien</strong>erziehung.<br />

85<br />

Ob dieser Befund flächendeckend für die Ausbildung im<br />

Fach Geschichte auch zutrifft, wäre empirisch zu überprüfen.<br />

Er deckt sich jedoch mit <strong>der</strong> selektiven Wahrnehmung<br />

angesichts des kollegialen Austauschs auf Modulkonferenzen<br />

und Didaktischen Foren. E<strong>in</strong>e Erhebung diesbezüglich<br />

könnte Aufschluss über konkrete und realistische<br />

Ansatzpunkte für den Steuerungsprozess geben. Solange<br />

<strong>der</strong>artige Daten nicht vorliegen, sche<strong>in</strong>t angesichts<br />

<strong>der</strong> relativen Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> für das historische<br />

Lernen <strong>der</strong> Ansatz e<strong>in</strong>er sem<strong>in</strong>ardidaktischen Integration<br />

<strong>in</strong> das vorliegende Ausbildungskonzept gegenwärtig<br />

<strong>der</strong> gangbarste Weg zu se<strong>in</strong>. Auf folgende Anknüpfungspunkte<br />

soll an dieser Stelle h<strong>in</strong>gewiesen werden:<br />

- Aufgreifen <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> im Kontext <strong>der</strong> erwähnten<br />

klassifizierten Unterrichtssituationen (entdeckendes<br />

Lernen, Projektarbeit, Fächer verb<strong>in</strong>den<strong>der</strong> Unterricht,<br />

bil<strong>in</strong>gualer Geschichtsunterricht)<br />

- im Zusammenhang <strong>der</strong> Behandlung von Kompetenzmodellen<br />

Erörterung von Aspekten e<strong>in</strong>er fachspezifischen<br />

<strong>Medien</strong>kompetenz<br />

- kompetenztheoretisch orientierte didaktische Analyse<br />

digitaler Geschichts-Präsentationen<br />

- bei <strong>der</strong> Thematisierung von Lernvoraussetzungen,<br />

Alltagstheorie und Geschichtsbil<strong>der</strong>n verstärkt Überprüfen<br />

des E<strong>in</strong>flusses <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong><br />

- Anregung zu Pädagogischen Prüfungsarbeiten mit dem<br />

Themenschwerpunkt <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> gerade im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die Überprüfung immer wie<strong>der</strong> geäußerter<br />

Befürchtungen (s. o.).<br />

Dazu wäre es sicherlich för<strong>der</strong>lich, den Austausch unter<br />

den Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und Ausbil<strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> bestehenden<br />

Form (Modulkonferenzen, Didaktische Foren) zu erhalten<br />

und weiterzuentwickeln.<br />

• Sicherlich kann die Fachausbildung alle<strong>in</strong> den Bereich<br />

<strong>der</strong> <strong>Medien</strong>erziehung und -didaktik nicht abdecken, zu-


mal sich an<strong>der</strong>e Sachfächer ähnlich ambivalent zu den<br />

<strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> stellen wie das Fach Geschichte. Von daher<br />

gilt es, den Ausbildungsbereich Methoden und <strong>Medien</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> bestehenden Form zu erhalten und zu stärken.<br />

• Wie <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Publikationen an dieser Stelle bereits<br />

angedeutet, sollten die aktuellen Bestrebungen e<strong>in</strong>er Vernetzung<br />

von Studiensem<strong>in</strong>aren und Schulen im Rahmen<br />

landesweiter Projekte aufrecht erhalten werden. Durch<br />

die Beteiligung an <strong>der</strong>artigen Projekten wird <strong>der</strong> „Mehrwert“<br />

<strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> für die an Ausbildung und<br />

Unterricht direkt beteiligten Personen unmittelbar erfahrbar.<br />

Angesichts <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> momentanen pädagogischen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen für Schule und Ausbildung sche<strong>in</strong>t<br />

e<strong>in</strong>e Vernetzung verbunden mit <strong>der</strong> Profilierung entsprechen<strong>der</strong><br />

Leit-Institutionen für e<strong>in</strong>en bestimmten Bereich<br />

zudem e<strong>in</strong>e realistische Perspektive für die Optimierung<br />

von Ausbildung und Unterricht. 86 Es gilt also, über die<br />

Beibehaltung und den Ausbau landesweiter Projekte die<br />

vorhandenen Ressourcen zu nutzen und den Austausch<br />

weiter voranzutreiben.<br />

Fußnoten<br />

57 - Dieter Lü<strong>der</strong>s u.a., Mehrwert <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> für<br />

das Fach Mathematik, <strong>in</strong>: HKM (Hg.), <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Lehrerausbildung</strong> – Mathematik und Naturwissenschaften,<br />

Frankfurt 2006, S. 9.<br />

58 - Lilo Haffke u. a., <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> im Deutschunterricht<br />

<strong>der</strong> Grund-, Haupt- und Realschule – e<strong>in</strong><br />

Sachstandsbericht, <strong>in</strong>: HKM (Hg.), <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Lehrerausbildung</strong> – Deutsch und Fremdsprachen,<br />

Frankfurt 2007, S. 37 f.<br />

59 - Dieter Lü<strong>der</strong>s u.a., a.a.O.<br />

60 - Lilo Haffke u.a., a.a.O.<br />

61 - Peter Kunze, <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> als Herausfor<strong>der</strong>ung für<br />

guten Unterricht. In: Geschichte lernen 89 (2002), S. 10.<br />

62 - Vadim Oswalt, Multimediale Programme im<br />

Geschichtsunterricht (= Geschichte am Computer Bd. 1).<br />

Schwalbach/Ts. 2002, S. 27 ff.<br />

63 - Vadim Oswalt, ebenda, S. 9.<br />

64 - vgl. hierzu wenn auch z.T. schon überholt das o.g.<br />

Themenheft Geschichte lernen 89 (2002) <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong><br />

65 - Vadim Oswalt, Multimediale Programme im<br />

Geschichtsunterricht …, S 10 ff.<br />

66 - Waldemar Grosch: Das Internet als Raum historischen<br />

Lernens – e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme. In: Uwe Danker und<br />

Astrid Schwabe: (Hg.): Historisches Lernen im Internet …,<br />

S. 31 ff.<br />

67 - Peter Kunze, <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> als Herausfor<strong>der</strong>ung für<br />

guten Unterricht …, S. 11.<br />

68 - Andreas Körber: Kompetenzorientiertes<br />

Geschichtslernen <strong>in</strong> virtuellen Räumen? In: Historisches<br />

Lernen im Internet …, S. 49 ff.<br />

69 - Vadim Oswalt, Multimediale Programme im<br />

Geschichtsunterricht …, S. 33 ff. o<strong>der</strong> Uwe Danker/Astrid<br />

Schwabe, Historisches Lernen im Internet. Zur normativen<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Geschichtsdidaktik. In: GWU 58 (2007), H. 12, S.<br />

7 ff.<br />

70 - Uwe Danker/Astrid Schwabe, Historisches Lernen im<br />

Internet …, S. 9.<br />

71 - www.vimu.<strong>in</strong>fo; des Weiteren sei hier auf das Normen<br />

setzende datenbankgestützte Hypertextnetzwerk www.pastperfect.at<br />

für die Geschichte <strong>der</strong> frühen Neuzeit verwiesen;<br />

vgl. hierzu auch: Jakob Krameritsch/Wofgang Schmale:<br />

Hypertext und Hypertexten im schulischen<br />

Geschichtsunterricht und im Geschichtsstudium. In: GWU 58<br />

(2007), S. 20 – 35.<br />

72 - Uwe Danker/Astrid Schwabe, Normative fachdidaktische<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an virtuelle Geschichtspräsentationen. In:<br />

Dieselben (Hg.): Historisches Lernen im Internet …, S. 72 f.<br />

73 - Hessisches Kultusm<strong>in</strong>isterium, Lehrplan Geschichte –<br />

Gymnasialer Bildungsgang, Wiesbaden 2005, S. 3.<br />

74 - ebd., S. 5.<br />

75 - ebd., S. 6.<br />

76 - ebd.<br />

77 - www.it-lehrplan.geschichte.hessen.de<br />

78 - ebd. S. 7.<br />

79 - ebd., S. 42.<br />

80 - ebd., S. 38.<br />

81 - ebd., S. 43.<br />

82 - ebd., S. 64 f.<br />

83 - Andreas Körber: Kompetenzorientiertes<br />

Geschichtslernen <strong>in</strong> virtuellen Räumen? In: Historisches<br />

Lernen im Internet …, S. 42 ff<br />

84 - Waldemar Grosch: Das Internet als Raum historischen<br />

Lernens – e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme. In: Uwe Danker und<br />

Astrid Schwabe: (Hg.): Historisches Lernen im Internet …,<br />

S. 34.<br />

85 - Dieter Lü<strong>der</strong>s u. a.: Mehrwert <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> für<br />

das Fach Mathematik, <strong>in</strong>: HKM (Hg.), <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Lehrerausbildung</strong> …, S. 11 f. und Lilo Haffke u. a., <strong>Neue</strong><br />

<strong>Medien</strong> im Deutschunterricht <strong>der</strong> Grund-, Haupt- und<br />

Realschule – e<strong>in</strong> Sachstandsbericht, <strong>in</strong>: HKM (Hg.), <strong>Neue</strong><br />

<strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lehrerausbildung</strong> …, S. 42.<br />

86 - Michael F<strong>in</strong>k: In Schulnetzwerken den Unterricht verän<strong>der</strong>n,<br />

<strong>in</strong>: Pädagogik 7/8 2008, S. 12 ff.<br />

Literatur<br />

· Uwe Danker und Astrid Schwabe: E<strong>in</strong>leitung. In: Dieselben<br />

(Hg.): Historisches Lernen im Internet. Geschichtsdidaktik<br />

und <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong>. Schwalbach/Ts. 2008, S. 5 – 12.<br />

· Dieselben: Normative fachdidaktische Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

virtuelle Geschichtspräsentationen. In: Dieselben (Hg.):<br />

Historisches Lernen im Internet. Geschichtsdidaktik und<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong>. Schwalbach/Ts. 2008, S. 60 – 89.<br />

· Dieselben: Historisches Lernen im Internet. Zur normativen<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Geschichtsdidaktik. In: GWU 58 (2007), H.<br />

12, S. 4 – 19.<br />

· Michael F<strong>in</strong>k: In Schulnetzwerken den Unterricht verän<strong>der</strong>n.<br />

In: Pädagogik 7/8 2008, S. 12 – 16.<br />

· Waldemar Grosch: Das Internet als Raum historischen<br />

Lernens – e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme. In: Uwe Danker und<br />

47


Astrid Schwabe: (Hg.): Historisches Lernen im Internet.<br />

Geschichtsdidaktik und <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong>. Schwalbach/Ts.<br />

2008, S. 13 – 35.<br />

· Gerhard Henke-Bockschatz: E<strong>in</strong>führen<strong>der</strong> Kommentar:<br />

Geschichtsdidaktik und <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong>. In: Uwe Danker<br />

und Astrid Schwabe: (Hg.): Historisches Lernen im Internet.<br />

Geschichtsdidaktik und <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong>. Schwalbach/Ts.<br />

2008, S. 36 – 41.<br />

· Jakob Krameritsch/Wofgang Schmale: Hypertext und<br />

Hypertexten im schulischen Geschichtsunterricht und im<br />

Geschichtsstudium. In: GWU 58 (2007), S. 20 – 35.<br />

· Andreas Körber: Kompetenzorientiertes Geschichtslernen<br />

<strong>in</strong> virtuellen Räumen? In: Historisches Lernen im<br />

Internet. Geschichtsdidaktik und <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong>. Schwalbach/Ts.<br />

2008, S. 42 – 59.<br />

· Peter Kunze: <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> als Herausfor<strong>der</strong>ung für<br />

guten Unterricht. In: Geschichte lernen 89 (2002),<br />

S. 10-16.<br />

· Vadim Oswalt: Multimediale Programme im Geschichtsunterricht.<br />

In: Geschichte lernen 89 (2002), S. 17-21.<br />

· Derselbe: Multimediale Programme im Geschichtsunterricht<br />

(= Geschichte am Computer Bd. 1). Schwalbach/Ts.<br />

2002.<br />

· Josef Rave: Computer im Geschichtsunterricht. In: Klaus<br />

Bergmann u.a. (Hg.): Handbuch <strong>der</strong> Geschichtsdidaktik.<br />

Seelze-Velber 1997, 5. überarbeitete Auflage,<br />

S. 451-456.<br />

· Derselbe: Computere<strong>in</strong>satz. In: Hans Jürgen Pandel u. a.<br />

(Hg.): Handbuch <strong>Medien</strong> im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.<br />

20074, S. 591 – 618.<br />

· Michael Sauer: Geschichte unterrichten. Seelze-Velber<br />

20054, S. 229-234.<br />

48


<strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> modularisierten<br />

<strong>Lehrerausbildung</strong><br />

Geschichte im Gymnasium<br />

Überlegungen – Erwartungen – For<strong>der</strong>ungen<br />

abgeleitet aus den Erfahrungen im Studiensem<strong>in</strong>ar Offenbach<br />

Franz Coy<br />

Die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> gew<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den Überlegungen<br />

zum mo<strong>der</strong>nen Geschichtsunterricht an Bedeutung.<br />

Im Zusammenhang <strong>der</strong> Diskussion über standard- und<br />

kompetenzorientierten Geschichtsunterricht wird die<br />

klassische „Methodenkompetenz“ um e<strong>in</strong>e „<strong>Medien</strong>kompetenz“<br />

ergänzt. So spricht <strong>der</strong> „Verband <strong>der</strong><br />

Geschichtslehrer Deutschlands“ <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>flussreichen<br />

Ausarbeitung von Bildungsstandards für die<br />

Mittelstufe des Gymnasiums von „<strong>Medien</strong>-Methoden-<br />

Kompetenz“. Dabei werden die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> als e<strong>in</strong>e<br />

Gattung von Quelle o<strong>der</strong> Darstellung begriffen, die<br />

spezifischer Methoden zu ihrer Deutung und Erschließung<br />

bedarf. Dies entspricht auch den Erwartungen<br />

und Anfor<strong>der</strong>ungen des Lehrplans Geschichte, <strong>der</strong> for<strong>der</strong>t,<br />

dass sich die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler „mit<br />

e<strong>in</strong>em Instrumentarium vertraut (machen), das es<br />

ihnen unter E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> ermöglicht,<br />

fachliche Problemstellungen <strong>in</strong> zunehmen<strong>der</strong><br />

Selbständigkeit zu bearbeiten und ihre Ergebnisse<br />

sachgerecht zu präsentieren“ 87.<br />

Die an e<strong>in</strong>e stärkere E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong><br />

den Geschichtsunterricht (höhere Attraktivität, Schärfung<br />

des Geschichtsbewusstse<strong>in</strong>s ...) gebundenen<br />

Erwartungen bei Didaktikern, <strong>Medien</strong>didaktikern und<br />

Lehrern s<strong>in</strong>d hoch, die Vorstellungen über die Kompetenzen<br />

<strong>der</strong> Schüler und Steigerung <strong>der</strong>en Motivation<br />

eher zu hoch. Denn auch die Attraktivität <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n<br />

<strong>Medien</strong> nutzt sich ab, wenn mit ihnen <strong>in</strong>tensive Arbeit<br />

verbunden ist. So entspricht es nur e<strong>in</strong>er realistischen<br />

E<strong>in</strong>stellung, wenn die renommierte Geschichtsdidaktiker<strong>in</strong><br />

Hilke Günther-Arndt feststellt, dass die Arbeit<br />

mit dem Schulbuch sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachdidaktik als<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> schulischen Realität „zu den Selbstverständlichkeiten<br />

(nicht nur) im Geschichtsunterricht“ 88<br />

gehört und damit den schulischen Alltag bestimmt.<br />

Dies gilt es bei den Überlegungen zu berücksichtigen,<br />

wenn man über die Möglichkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> doch enge<br />

Grenzen setzenden modularisierten <strong>Lehrerausbildung</strong><br />

nachdenkt.<br />

Auch <strong>in</strong> den Modulbeschreibungen wird die Rolle <strong>der</strong><br />

<strong>Medien</strong> für den Geschichtsunterricht so e<strong>in</strong>gestuft.<br />

Hier spiegelt sich die wirkliche Bedeutung <strong>der</strong> verschiedenen<br />

<strong>Medien</strong> für den Unterricht wohl zurecht <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Tatsache, dass ausdrücklich das Geschichtsbuch,<br />

Alle Fußnoten am Schluß des Artikels auf Seite 51<br />

Text- und Bildquelle im Zentrum <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>-Methoden-Konzepte<br />

im Ausbildungsprogramm des Hauptsemesters<br />

1 stehen. Dementsprechend wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz<br />

von <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> im Geschichtsunterricht <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

im Vorbereitungsdienst (LiVs) erst im Hauptsemester<br />

2 ausdrücklich erwähnt. Jetzt allerd<strong>in</strong>gs gehören<br />

die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> im Geschichtsunterricht zu den<br />

verb<strong>in</strong>dlich vorgeschriebenen Themen und Inhalten 89<br />

<strong>der</strong> Ausbildung bzw. wird von den Referendaren erwartet,<br />

dass sie „durch angemessenen E<strong>in</strong>satz von<br />

Filmen und neuen <strong>Medien</strong> historische E<strong>in</strong>sichten bei<br />

den Lernenden“ <strong>in</strong>itiieren 90. Auch bei <strong>der</strong> mit dem<br />

Ziel <strong>der</strong> Verschlankung entwickelten jüngsten Arbeitsfassung<br />

<strong>der</strong> Module bleiben die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> e<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dlich<br />

vorgegebener Aspekt <strong>der</strong> Ausbildung im zweiten<br />

Hauptsemester.<br />

Auf diese komplexen, sche<strong>in</strong>bar wi<strong>der</strong>sprüchlichen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen versucht das Studiensem<strong>in</strong>ar Offenbach<br />

mit e<strong>in</strong>em differenzierten Angebot <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung<br />

<strong>der</strong> LiVs zu reagieren. Dabei war bei <strong>der</strong> Überlegung<br />

ausschlaggebend, bereits vorhandene und<br />

bewährte Ansätze zu <strong>in</strong>tegrieren und weiter zu entwickeln.<br />

Als die APVO 91 galt, wurden im Rahmen von Fachtagen<br />

die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> gezielt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung berücksichtigt.<br />

Dabei kam die Organisationsform diesem<br />

Vorhaben entgegen, da sich im Rahmen von Fachtagen<br />

auch zeitaufwändige Vorhaben durchführen ließen.<br />

Die E<strong>in</strong>bettung solcher Vorhaben <strong>in</strong> die <strong>in</strong>haltlich<br />

freier zu gestaltenden Sem<strong>in</strong>arthemen wurde von<br />

vornhere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geplant. So war es möglich, Filme unter<br />

fachdidaktischen Fragestellungen zu analysieren o<strong>der</strong><br />

unter Nutzung von Rechnern, statistische Informationen<br />

und <strong>der</strong>en Darstellung <strong>in</strong>tensiver zu untersuchen.<br />

Diese Möglichkeiten gilt es wie<strong>der</strong> aufzugreifen und<br />

im Rahmen <strong>der</strong> modularisierten Ausbildung, angepasst<br />

an die <strong>in</strong> den Modulen vorgegebenen Themen,<br />

weiter zu entwickeln. Es zeigt sich bereits jetzt, dass<br />

sich die Konzepte aus <strong>der</strong> früheren Ausbildung nahtlos<br />

übertragen lassen. Allerd<strong>in</strong>gs standen früher – zum<strong>in</strong>dest<br />

im Studiensem<strong>in</strong>ar Offenbach – jedem Fachsem<strong>in</strong>ar<br />

zwei Fachtage zu. In <strong>der</strong> modularisierten Ausbildung<br />

ist letztlich nur e<strong>in</strong>e 4-stdg. Fachsem<strong>in</strong>arsitzung<br />

pro Modul fest e<strong>in</strong>geplant.<br />

49


Ähnliches gilt für die Gestaltung von Fachsitzungen.<br />

Das heißt, dass auf den ersten Blick sich durch die<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ausbildungsverordnung ke<strong>in</strong>e neuen<br />

grundsätzlichen Schwierigkeiten ergeben haben.<br />

An<strong>der</strong>s, <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>facher als früher unter den<br />

Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> APVO, sieht es bei e<strong>in</strong>em zweiten<br />

Aspekt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> die Ausbildung<br />

von Geschichtslehrern aus. Die Verordnung<br />

zur Umsetzung des Hessischen Lehrerbildungsgesetzes<br />

(HLbG-UVO) sieht im § 47 zur schriftlichen Arbeit vor,<br />

dass die LiV u. a. schulpraktische Erfahrungen dokumentieren<br />

und reflektieren sollen. Hier bietet es sich<br />

an, Vorhaben zur Nutzung und E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n<br />

<strong>Medien</strong> gezielt anzuregen und von den LiVs <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

PPA 92 dokumentieren und reflektieren zu lassen. Zu<br />

dieser Überlegung gehört auch, dass, h<strong>in</strong>führend zu<br />

diesem Ziel, LiVs im Vorfeld – gegebenenfalls auch im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>es Unterrichtsbesuchs – die E<strong>in</strong>beziehung<br />

<strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> didaktisch begründen und erproben.<br />

Hierbei ist klar, dass im Ausbildungszusammenhang<br />

weniger die technischen Handhabungen noch<br />

die praktische Umsetzung im Vor<strong>der</strong>grund stehen, hier<br />

kann es sich eigentlich nur um die didaktische E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

und Begründung im Rahmen etwa e<strong>in</strong>er<br />

Unterrichtse<strong>in</strong>heit o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Unterrichtsvorhabens<br />

handeln. Letztlich ist das aber auch nichts <strong>Neue</strong>s.<br />

Hier sei nochmals auf den oben bereits angeführten<br />

Aspekt verwiesen, dass die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> auch im<br />

Ausbildungsbedürfnis und -<strong>in</strong>teresse <strong>der</strong> LiVs mit den<br />

klassischen <strong>Medien</strong> des Geschichtsunterrichts konkurrieren.<br />

In diesem Zusammenhang muss deutlich betont<br />

werden, dass durch die Vielfalt verb<strong>in</strong>dlicher Themen<br />

und Inhalte <strong>in</strong> den Modulbeschreibungen und<br />

<strong>der</strong> dafür zur Verfügung stehenden recht ger<strong>in</strong>gen<br />

Präsenzzeit (20 Std. Präsenzzeit, organisiert z. B. <strong>in</strong> 10<br />

2-stdg. Fachsem<strong>in</strong>arveranstaltungen pro Modul) Ausbil<strong>der</strong><br />

und LiVs <strong>in</strong> e<strong>in</strong> kaum lösbares Dilemma geraten.<br />

Angesichts <strong>der</strong> oben angedeuteten Bedeutung <strong>der</strong><br />

traditionellen <strong>Medien</strong> (Schulbuch o<strong>der</strong> Textquellen) als<br />

Standardgegenstände des Geschichtsunterrichts, ist es<br />

denn nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass hier die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong><br />

eher an den Rand gedrängt werden.<br />

Unglücklicherweise besteht auch noch die Gefahr, dass<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtausbildung gerade die für das Fach spezifischen<br />

Aspekte deutlich zu kurz kommen, da e<strong>in</strong><br />

Teil <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong><br />

Gegenstand <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Module (M10 und (M5) 93<br />

ist. Es ist zum<strong>in</strong>dest fraglich, ob dies zu e<strong>in</strong>em reflektierteren<br />

Umgang mit den <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> gerade im<br />

politischen o<strong>der</strong> historischen Themenfeld führen<br />

kann.<br />

E<strong>in</strong> dritter Weg <strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong><br />

die Ausbildung <strong>der</strong> LiV ist die Nutzung des lo-net2 94<br />

für die sem<strong>in</strong>ar<strong>in</strong>terne Kommunikation. Hierbei sollen<br />

50<br />

auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite die Probleme e<strong>in</strong>es Flächensem<strong>in</strong>ars<br />

mit weniger Austausch- und Informationsmöglichkeiten<br />

(Bibliotheken ...) ausgeglichen werden, auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite soll den LiV e<strong>in</strong>e Möglichkeit gegeben<br />

werden, die Chancen von Lernplattformen als Raum<br />

zur Durchführung eigener Projekte mit ihren Schülern<br />

zu erleben. Dazu haben wir im vergangenen Halbjahr<br />

mit dem Erstsemester <strong>in</strong> drei Bereichen das lo-net2<br />

genutzt. Erstens wurden Teile des bisher im Sem<strong>in</strong>ar<br />

vervielfältigten Rea<strong>der</strong>s (vom Sem<strong>in</strong>ar erstellt) digital<br />

zur Verfügung gestellt. Mit <strong>der</strong> schnelleren Verbreitung<br />

und <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Zugriffsmöglichkeit <strong>der</strong> LiV<br />

ist auch die leichtere ständige Überarbeitung <strong>der</strong> angebotenen<br />

Materialien verbunden. Zum zweiten wurden<br />

Quellen (Texte, Bil<strong>der</strong>) für e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>sam im<br />

Sem<strong>in</strong>ar vorbereitete Unterrichtsstunde im Vorfeld von<br />

den LiVs ausgewählt, im lo-net2 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ordner abgelegt,<br />

damit <strong>der</strong> Fachgruppe zugänglich gemacht und<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Anlage/e<strong>in</strong>em Extrablatt unter didaktischen<br />

Aspekten vorgestellt und diskutiert. Der dritte Bereich<br />

war die Vorstellung und Kommentierung unter fachdidaktischen<br />

Aspekten von Angeboten im Internet, die<br />

die LiVs für ihre eigene Arbeit für <strong>in</strong>teressant hielten<br />

(e<strong>in</strong> ausdrücklicher Wunsch <strong>der</strong> LiVs). Auch hierbei<br />

sollte <strong>der</strong> fachdidaktische Kommentar im Vor<strong>der</strong>grund<br />

stehen.<br />

E<strong>in</strong> Aspekt des Projektes war es, mit unterschiedlichen<br />

„Zugangsrechten“ zu arbeiten: <strong>der</strong> erste Bereich<br />

„Rea<strong>der</strong>“ steht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong>.<br />

Hier sollten die LiVs nur runterladen. Im zweiten Bereich<br />

„Kommentierte Quellen“ arbeiteten die LiVs<br />

quasi unter Aufsicht und Anleitung <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong>. Im<br />

dritten Bereich „Austausch über Internetangebote“ lag<br />

die Initiative und auch <strong>in</strong>haltliche Diskussion stärker<br />

bei den LiVs. Insgesamt prägte <strong>der</strong> fachdidaktische Zugang<br />

den Umgang mit den Materialien. Bei allen<br />

Schwierigkeiten, die e<strong>in</strong> solches Projekt mit sich<br />

br<strong>in</strong>gt, wie fehlen<strong>der</strong> Zugang zum lo-net2 wegen e<strong>in</strong>schränken<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>stellungen an den schulischen PCs<br />

o<strong>der</strong> mangeln<strong>der</strong> Rout<strong>in</strong>e im Umgang mit dem Internet<br />

bei wenigen LiVs zeigte sich aber <strong>der</strong> Erfolg und<br />

die S<strong>in</strong>nhaftigkeit für die Ausbildungssituation im<br />

Flächensem<strong>in</strong>ar unmittelbar. So war es e<strong>in</strong> Vorschlag<br />

<strong>der</strong> LiVs, dass das lo-net2 <strong>in</strong> gleicher Form wie im letzten<br />

Halbjahr jetzt im ersten Hauptsemester mit eigenverantwortlichem<br />

Unterricht genutzt werden solle für<br />

e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Austausch zu Quellen für die Jahrgangsstufe<br />

11, <strong>in</strong> <strong>der</strong> fast alle LiVs e<strong>in</strong>gesetzt s<strong>in</strong>d,<br />

allerd<strong>in</strong>gs unter den im E<strong>in</strong>führungssemester erprobten<br />

e<strong>in</strong>schränkenden Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> fachdidaktischen<br />

Kommentierung. Zugleich wird auch das Fachsem<strong>in</strong>ar<br />

wie<strong>der</strong> über die Möglichkeiten des lo-net2 se<strong>in</strong>e<br />

Inhalte zur Verfügung stellen und vorbereiten.<br />

E<strong>in</strong> erstes Fazit aus den Erfahrungen im Studiensem<strong>in</strong>ar<br />

Offenbach: Die modularisierte Ausbildung<br />

verlangt auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite die E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong>


<strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong>, lässt aber angesichts <strong>der</strong> zahlreichen<br />

Vorgaben im zeitlich engen Rahmen wenig Raum für<br />

e<strong>in</strong>e wirklich <strong>in</strong>tensive Berücksichtigung <strong>in</strong> den<br />

Ausbildungsveranstaltungen. Deshalb gilt es darauf zu<br />

achten, dass die Arbeit im Fachsem<strong>in</strong>ar sich auf die<br />

didaktischen Aspekte konzentriert. Die<br />

Vorerfahrungen <strong>der</strong> LiVs s<strong>in</strong>d überraschen<strong>der</strong>weise<br />

ger<strong>in</strong>ger, die technischen Probleme doch größer als<br />

erwartet, sodass die Diskrepanz zwischen Erwartungen<br />

und <strong>der</strong> realen Ausbildungssituation schnell sehr deutlich<br />

wird. Hier liegt sicher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er besseren Abstimmung<br />

zwischen den allgeme<strong>in</strong>en Modulen (M10 und<br />

(M5)) e<strong>in</strong>erseits und den fachdidaktischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an<strong>der</strong>erseits e<strong>in</strong>e Möglichkeit <strong>der</strong> Verbesserung.<br />

Gerade diese Erfahrung zeigt aber auch, wie wichtig<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den <strong>Neue</strong>n<br />

<strong>Medien</strong> für die LiVs im Rahmen <strong>der</strong> Ausbildung ist,<br />

denn es ersche<strong>in</strong>t mir zw<strong>in</strong>gend notwendig, die<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler auf e<strong>in</strong>en selbstbestimmten<br />

und kritischen Umgang mit den zahlreichen Angeboten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> medialen Vielfalt vorzubereiten. Das Ziel,<br />

dass unsere Schüler mündig an <strong>der</strong> Geschichtskultur<br />

teilhaben können, setzt voraus, dass sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule<br />

lernen, Kriterien zu entwickeln und anzuwenden.<br />

Darauf müssen wir unsere LiVs vorbereiten und dies<br />

muss e<strong>in</strong>e entsprechende Rolle im Rahmen <strong>der</strong> fachdidaktischen<br />

Ausbildung bekommen. Unsere bisherigen<br />

Erfahrungen deuten darauf h<strong>in</strong>, dass hier zunächst<br />

die Kompetenz <strong>der</strong> LiVs entwickelt und gestärkt<br />

werden muss. Dies wie<strong>der</strong>um setzt voraus, dass e<strong>in</strong>e<br />

entsprechende Ausstattung mit Räumen, Geräten und<br />

Software gegeben ist. Zugleich muss die <strong>in</strong> den Modulen<br />

formulierte Anfor<strong>der</strong>ung, die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> als<br />

e<strong>in</strong>en zentralen Gegenstand <strong>in</strong> die Ausbildung künftiger<br />

Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer e<strong>in</strong>zubeziehen, von Seiten<br />

<strong>der</strong> Ausbildung offensiver vertreten werden. Dass dies<br />

ke<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit ist, erkennt man, wenn<br />

man sich klar macht, dass es ke<strong>in</strong>e Konkurrenz mit<br />

dem Ziel <strong>der</strong> Verdrängung zwischen den „klassischen<br />

<strong>Medien</strong>-Methoden Konzepten“ (vor allem <strong>der</strong> <strong>in</strong>tensiven<br />

Quellenarbeit, <strong>der</strong> Arbeit mit Texten und Büchern)<br />

e<strong>in</strong>erseits und den neuen <strong>Medien</strong> an<strong>der</strong>erseits geben<br />

darf.<br />

Fußnoten<br />

87) HKM, Lehrplan Geschichte. Gymnasialer Bildungsgang,<br />

Wiesbaden 2005 S. 8<br />

88) H. Günther-Arndt, Leben und Lernen mit dem<br />

Schulbuch im Geschichtsunterricht <strong>der</strong> Sekundarstufe<br />

I, <strong>in</strong>: GWU, Heft 1 Januar 2008 S. 5<br />

89) HKM, Module für den Vorbereitungsdienst <strong>in</strong> den<br />

Lehrämtern. Lehramt an Gymnasien, Wiesbaden 2005<br />

S. 156<br />

90) a. a. O. S. 155<br />

91) APVO = Ausbildungs- und Prüfungsverordnung;<br />

gültig bis Sommer 2005<br />

92) PPA = Pädagogische Prüfungsarbeit<br />

93) M10 = Modul 10, Titel: Situationsangemessener<br />

E<strong>in</strong>satz von <strong>Medien</strong> und Methoden im Unterricht<br />

(bewertetes Wahlpflichtmodul zum Kompetenzbereich<br />

„Methoden und <strong>Medien</strong> e<strong>in</strong>setzen“)<br />

M5 = Modul 5, Modul <strong>in</strong> sem<strong>in</strong>ar<strong>in</strong>terner<br />

Ausgestaltung wird auch für den Kompetenzbereich<br />

„Methoden und <strong>Medien</strong> e<strong>in</strong>setzen“ genutzt.<br />

94) lo-net2 = Teilangebot von lehrer-onl<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong>er<br />

Service- und Informationsplattform für Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

und Lehrer, hier: E<strong>in</strong>satz digitaler <strong>Medien</strong> im<br />

Unterricht (http://www.lo-net2.de)<br />

Literatur:<br />

Hessisches Kultusm<strong>in</strong>isterium, Lehrplan Geschichte.<br />

Gymnasialer Bildungsgang, Wiesbaden 2005<br />

Hessisches Kultusm<strong>in</strong>isterium, Module für den<br />

Vorbereitungsdienst <strong>in</strong> den Lehrämtern. Lehramt an<br />

Gymnasien, Wiesbaden 2005<br />

Hilke Günther-Arndt, Leben und Lernen mit dem<br />

Schulbuch im Geschichtsunterricht <strong>der</strong> Sekundarstufe I,<br />

<strong>in</strong>: Geschichte <strong>in</strong> Wissenschaft und Unterricht (GWU),<br />

Jahrgang 59 Heft 1 Januar 2008<br />

51


Lernen mit dem Internet im<br />

Geschichtsunterricht<br />

Franz Coy · Erik Grundmann · Stephanie Sorhage<br />

Schlägt man heute e<strong>in</strong> neu erschienenes Geschichtsbuch<br />

auf, so gew<strong>in</strong>nt man den E<strong>in</strong>druck, das Internet sei<br />

selbstverständlicher Teil des Unterrichts, vergleichbar<br />

e<strong>in</strong>er Textquelle, e<strong>in</strong>er Karikatur o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Karte. So<br />

wird im Unterrichtswerk „Das waren Zeiten“ des C. C.<br />

Buchner Verlags bereits im Band 2 „Zwischen Antike und<br />

Renaissance“ (also Jahrgangsstufe 7) als Lerntipp „Internet<br />

für E<strong>in</strong>steiger“ vorgestellt mit H<strong>in</strong>weisen auf Recherchemöglichkeiten<br />

und e<strong>in</strong>em Screenshot mit e<strong>in</strong>em<br />

Google-Suchergebnis zum „Mittelalter“ 95. Vergleichbar,<br />

aber für e<strong>in</strong> Jahr ältere Schüler gedacht, die Methodenseite<br />

„Umgang mit dem Internet“ im Unterrichtswerk<br />

„Horizonte“ vom Westermann Verlag 96. Am Streit um e<strong>in</strong><br />

Denkmal soll die Beurteilung von Internetseiten erlernt<br />

werden. Das gleiche Bild <strong>der</strong> selbstverständlichen Nutzung<br />

wird durch die fachdidaktischen Zeitschriften erzeugt,<br />

die alle ihre regelmäßigen Rubriken zu Internetseiten<br />

und <strong>der</strong>en Nutzung im Unterricht anbieten; e<strong>in</strong><br />

Service, <strong>der</strong> <strong>der</strong> klassischen Buchrezension m<strong>in</strong>destens<br />

gleichgestellt ist. (GWU: Informationen <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong>;<br />

Geschichte lernen: Internettipps; Praxis Geschichte:<br />

Praxis Rubriken. Geschichte im Internet). Ohne e<strong>in</strong>e verlässliche<br />

empirische Basis zu haben, glaube ich allerd<strong>in</strong>gs<br />

die Feststellung treffen zu können, dass zwischen dem<br />

hier erweckten Ansche<strong>in</strong> <strong>der</strong> weit verbreiteten Internetnutzung<br />

und <strong>der</strong> Realität des Geschichtsunterrichts im<br />

hessischen Schulalltag e<strong>in</strong>e große Kluft besteht.<br />

Was heißt das für die Ausbildung? Für die jetzt auszubildenden<br />

Referendare ist die Nutzung des Internet für ihre<br />

eigene Arbeit zweifellos e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit. Die<br />

Schule reagiert darauf aber sichtbar mit zeitlicher Verzögerung,<br />

obwohl für die Schüler die immer wie<strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>te<br />

<strong>Medien</strong>kompetenz e<strong>in</strong>e unbed<strong>in</strong>gte Voraussetzung<br />

zur Teilhabe an <strong>der</strong> Geschichtskultur (wesentliches Ziel<br />

des Geschichtsunterrichts) ist. Die entsprechende Berücksichtigung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> modularisierten Ausbildung (siehe Artikel<br />

„<strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> modularisierten <strong>Lehrerausbildung</strong>“<br />

<strong>in</strong> diesem Heft) lässt aber befürchten, dass hier<br />

dem E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> neuen <strong>Medien</strong>, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dem E<strong>in</strong>satz<br />

des Internet, noch ke<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Bedeutung entsprechen<strong>der</strong><br />

Platz e<strong>in</strong>geräumt wird. Die beiden folgenden<br />

Beispiele sollen ermutigen und zeigen, <strong>in</strong>wieweit sich<br />

Referendare im Rahmen ihrer Ausbildung auf das Internet<br />

als Medium im Geschichtsunterricht e<strong>in</strong>lassen können.<br />

Die beiden Beispiele aus <strong>der</strong> Ausbildungsarbeit am<br />

Studiensem<strong>in</strong>ar für Gymnasien <strong>in</strong> Offenbach zeichnen<br />

Alle Fußnoten am Schluß des Artikels auf Seite 55<br />

52<br />

sich durch nachvollziehbare didaktische Entscheidungen<br />

<strong>der</strong> LiV aus. Sie sehen die Schüler und <strong>in</strong>haltlichen Ziele<br />

als ausschlaggebend an. Das <strong>Neue</strong> Medium wird zielgerichtet<br />

e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Das folgende Beispiel ist die Kurzfassung <strong>der</strong> Überlegungen<br />

zu e<strong>in</strong>er Lernwerkstatt im Rahmen e<strong>in</strong>es UBs zum<br />

Thema Reformation (Jahrgangsstufe 11). E<strong>in</strong>e ausführliche<br />

Bewertung und kritische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung schloss<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Besprechung des Unterrichts an. Die Ergebnisse<br />

werden hier bewusst nicht <strong>in</strong> die Darstellung e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Franz Coy<br />

Das Thema „Reformation“ ist nicht nur für die deutsche<br />

Geschichte bedeutsam, da es mit se<strong>in</strong>en Folgen bis heute<br />

<strong>in</strong> die Lebenswirklichkeit großer Teile <strong>der</strong> Welt nachwirkt.<br />

Zudem bietet es e<strong>in</strong>en guten Ansatzpunkt für die<br />

Arbeit mit den didaktischen Kategorien „Dauer und<br />

Wandel“ und wird so den For<strong>der</strong>ungen des Lehrplans für<br />

die Jahrgangsstufe 11.2 („Wandel und Verän<strong>der</strong>ung traditionaler<br />

Strukturen“) beson<strong>der</strong>s gerecht. 97 Zum e<strong>in</strong>en existiert<br />

die katholische Kirche bis heute, zum an<strong>der</strong>en ist<br />

die evangelische Kirche e<strong>in</strong> Ergebnis des durch die Reformation<br />

bed<strong>in</strong>gten Wandels, welcher ja auch bis heute<br />

Bestand hat und sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebenswelt vieler Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler manifestiert, zum<strong>in</strong>dest bei Konfirmation<br />

o<strong>der</strong> Firmung. Daher muss ihnen deutlich werden,<br />

dass die Existenz zweier großer christlicher Konfessionen<br />

<strong>in</strong> Deutschland das Ergebnis e<strong>in</strong>es historischen<br />

Prozesses ist, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um durch konkrete Ereignisse<br />

und Entwicklungen im Zeitalter <strong>der</strong> Reformation den<br />

wesentlichen Kulm<strong>in</strong>ationspunkt fand.<br />

Zur eigenständigen <strong>in</strong>haltlichen Erarbeitung des Themas<br />

wurde den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern e<strong>in</strong>e Lernwerkstatt<br />

zur Verfügung gestellt. In dieser standen Quellen, Verfassertexte,<br />

Bil<strong>der</strong>, Karikaturen, Schulbuchtexte und verschiedene<br />

Websites auf Laptops bereit. Die Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler erarbeiteten <strong>in</strong> Gruppen Antworten auf vorher<br />

von ihnen gestellte Fragen an das Thema. Hierfür<br />

erhielten sie zur Orientierung e<strong>in</strong>e knappe Anleitung <strong>in</strong><br />

Form e<strong>in</strong>es Arbeitsauftrages und knappen H<strong>in</strong>weisen zu<br />

den Materialien. Der Vorteil <strong>der</strong> Nutzung von Websites<br />

zur <strong>in</strong>haltlichen Erarbeitung e<strong>in</strong>es Themas besteht,<br />

neben dem grundsätzlich motivierenden Charakter des<br />

E<strong>in</strong>satzes mo<strong>der</strong>ner Technik, <strong>in</strong> dem multimedialen<br />

Zugang zu didaktisch bereits aufgearbeitetem Material,<br />

wenn denn solche Inhalte vorher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em aufwendigen<br />

Suchprozess im World Wide Web identifiziert werden


konnten. Dies war <strong>in</strong> diesem Fall, auch dies unterstreicht<br />

die Relevanz des Themas, recht leicht möglich. Nachteile<br />

s<strong>in</strong>d die aufwendige Vorbereitungsarbeit und technische<br />

Unwägbarkeiten, wie die Abhängigkeit von Firewalls und<br />

an<strong>der</strong>en (notwendigen) Sicherheitsmaßnahmen, stabilen<br />

Netzwerkverb<strong>in</strong>dungen, Zugangsdaten usw.<br />

Bemerkenswerte Kritik wurde außerdem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anschließenden<br />

Reflexionsphase von e<strong>in</strong>er Schüler<strong>in</strong> geleistet,<br />

die anführte, dass Internetrecherche im Unterricht zu<br />

zeitaufwendig sei und doch besser zu Hause erledigt werden<br />

sollte, was <strong>in</strong> vielen Fällen durchaus zutreffen könnte.<br />

In <strong>der</strong> beschriebenen Lernwerkstatt nahm das Internet<br />

allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e zentrale Stellung e<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n war<br />

e<strong>in</strong> Medium <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Auswahl verschiedener<br />

<strong>Medien</strong>, sodass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz eher <strong>der</strong> Differenzierung <strong>der</strong><br />

Zugänge zum Thema diente. Das Internet musste nicht<br />

von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern genutzt werden, denen<br />

dies nicht zusagte.<br />

Folgende Websites fanden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lernwerkstatt Verwendung<br />

(alle zuletzt überprüft am 14.08.08):<br />

http://www.historicum.net/themen/reformation/<br />

Das Reformationsportal von historicum.net bietet zahlreiche<br />

Informationen und Quellen rund um die<br />

Reformation auf e<strong>in</strong>em recht hohen Niveau. E<strong>in</strong> Glossar<br />

und e<strong>in</strong>e Zeitleiste ergänzen das Angebot.<br />

http://www.uni-muenster.de/FNZ-<br />

Onl<strong>in</strong>e/politstrukturen/reformation/quellenuebersicht.<br />

htm Quellensammlung <strong>der</strong> Universität Münster zur<br />

Reformation mit Text- und Bildquellen.<br />

http://www.luther.de<br />

Die von e<strong>in</strong>er Wittenberger Datenverarbeitungsfirma<br />

gestaltete Seite ist zwar optisch nicht son<strong>der</strong>lich ansprechend,<br />

aber <strong>in</strong>haltlich recht gut, und v. a. e<strong>in</strong>fach gestaltet.<br />

Inhaltlich werden das Leben Luthers, se<strong>in</strong>e Rolle bei<br />

<strong>der</strong> Reformation und die mit ihm verbundenen Mythen<br />

betrachtet.<br />

http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,06B70F59905<br />

26ECDE0440003BA5E08D7,,,,,,,,,,,,,,,.html<br />

Website zur Reformation mit e<strong>in</strong>igen weiterführenden<br />

Anmerkungen zu Luthers Thesen und zur Reformation im<br />

Allgeme<strong>in</strong>en.<br />

Erik Grundmann<br />

Das zweite Beispiel ist die Projektskizze, auf<br />

<strong>der</strong>en Basis die Überlegungen für e<strong>in</strong>e<br />

Pädagogische Prüfungsarbeit stattfanden.<br />

Vorstellung des Projekts „Das Internet als Lernmedium<br />

zum Thema Zeitenwende 1500 – Gesellschaft im Wandel<br />

– <strong>Neue</strong> Welten – <strong>Neue</strong> Blicke auf den Menschen“<br />

Rahmen:<br />

Das Projekt ist für e<strong>in</strong>e Klasse <strong>der</strong> 8. Jahrgangsstufe im<br />

Rahmen des zweistündigen Geschichtsunterrichts<br />

geplant. Innerhalb <strong>der</strong> Klasse haben ca. 40 % <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, was unter an<strong>der</strong>em dazu<br />

beiträgt, dass die Chatrooms des Internets bisher als<br />

Plattformen des Schülermobb<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Lerngruppe<br />

genutzt werden. Anlass zu diesem Projekt bietet<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Internetrecherche-Hausaufgabe zum Thema<br />

„Die Baukunst <strong>der</strong> Gotik“, bei welcher be<strong>in</strong>ahe 80 % <strong>der</strong><br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler ohne Ergebnis <strong>in</strong> den Unterricht<br />

kamen.<br />

Planung:<br />

Für das Projekt werden 12 Schulstunden festgesetzt, wobei<br />

sechs Unterrichtsstunden zu e<strong>in</strong>em Projekttag zusammengefasst<br />

werden, damit die Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler an ihren Recherchen und Präsentationen ohne<br />

Unterbrechung arbeiten können. Die Eltern werden über<br />

das Vorhaben <strong>in</strong>formiert, <strong>der</strong> häusliche Zugang zum<br />

Internet erfragt und e<strong>in</strong>e Sammelbestellung für USB-<br />

Sticks aufgenommen. Für Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler ohne<br />

heimischen Internetzugang wird e<strong>in</strong>e Zusatz-Recherche-<br />

Stunde im Computerraum <strong>der</strong> Schule angeboten. Die<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler können an Hand e<strong>in</strong>es Bildvergleiches<br />

<strong>in</strong> Power-Po<strong>in</strong>t-Präsentation zunächst feststellen,<br />

dass sich die Mariendarstellung vom Mittelalter zur Frühen<br />

Neuzeit gewandelt hat. Ferner sollten sie Vermutungen<br />

über mögliche Ursachen und Gründe dieses Wandels<br />

anstellen. Aus diesen Vermutungen werden bestimmte<br />

Recherchebegriffe entwickelt, welchen die<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler zunächst als guided WebQuest<br />

(angeleitete Recherche) nachspüren. Da die Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler bei ihrer Untersuchung stets auf die freie<br />

Internetenzyklopädie Wikipedia stoßen, wird <strong>der</strong> Aufbau<br />

und die Zuverlässigkeit <strong>der</strong> Seite mittels e<strong>in</strong>es structured<br />

WebQuest (strukturiert und schrittweise angeleitet) untersucht.<br />

Hierbei soll deutlich werden, dass die Seite zwar<br />

ähnlich wie an<strong>der</strong>e Lexika <strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>tformat gearbeitet ist,<br />

durch den freien Zugriff aller Internetnutzer aber nicht<br />

ganz zuverlässig ist. Wobei auch hier mit e<strong>in</strong>em Experiment<br />

entdeckt werden kann, dass falsche E<strong>in</strong>träge entwe<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>nerhalb von 24 Stunden durch die so genannten<br />

Scouts berichtigt o<strong>der</strong> angemahnt werden.<br />

Die Fragen des structured Webquest s<strong>in</strong>d hierbei so angelegt,<br />

dass die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler auf zehn bedeutende<br />

Persönlichkeiten <strong>der</strong> frühen Neuzeit 98 stoßen, welche<br />

sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weiteren vorbereiteten Präsentation auch<br />

bildlich kennen lernen können. Diesen zehn Personen<br />

können nun Dreiergruppen zugeteilt werden, die gemäß<br />

dem, zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Unterrichtse<strong>in</strong>heit ausgefüllten,<br />

Fragebogen 99 jeweils e<strong>in</strong>en Computer-Experten enthalten.<br />

Die Gruppen bearbeiten beispielsweise folgende<br />

Aufgaben:<br />

I. F<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Partnerarbeit geeignete Internetseiten für die<br />

Euch zugeloste Person.<br />

II. Erstellt e<strong>in</strong>e dreiseitige Power-Po<strong>in</strong>t-Präsentation, die<br />

folgende Aufgaben beantwortet:<br />

1. Erstellt e<strong>in</strong>en Steckbrief über die Person (mit Bild)<br />

als erste Folie <strong>der</strong> Präsentation.<br />

53


2. Beschreibt auf e<strong>in</strong>er zweiten Folie das Bild,<br />

das Ihr im E<strong>in</strong>gangsquiz gesehen habt.<br />

3. Überprüft die Daten des Steckbriefes <strong>in</strong> den für Euch<br />

ausgelegten Nachschlagewerken.<br />

4. Stellt auf e<strong>in</strong>er dritten Folie dar, was Euch an <strong>der</strong><br />

Person bee<strong>in</strong>druckt.<br />

5. Was leistet die Person/Gruppe wann?<br />

6. Welche Bedeutung hat die Entdeckung/Erf<strong>in</strong>dung<br />

für die Menschen? Erläutere.<br />

7. Inwiefern sagt das etwas über die Zeitenwende aus?<br />

Die Vorstellung <strong>der</strong> Präsentationen kann darauf <strong>in</strong> Form<br />

e<strong>in</strong>es Stationenlernens <strong>in</strong>itiiert werden. Jeweils e<strong>in</strong> Experte<br />

aus <strong>der</strong> Dreiergruppe bleibt am Computer als Station<br />

sitzen und stellt den vorbeikommenden Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schülern se<strong>in</strong>e Person <strong>der</strong> Frühen Neuzeit vor und<br />

beantwortet <strong>der</strong>en Fragen. Die Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />

notieren ihre Erkenntnisse auf Laufzetteln, die ihnen<br />

später e<strong>in</strong>en Überblick über Person, Entdeckung und<br />

<strong>der</strong>en Anteil an <strong>der</strong> „Zeitenwende“ verschaffen sollen.<br />

Nach Abschluss dieser E<strong>in</strong>heit sollen die Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schülern abermals e<strong>in</strong>en Fragebogen beantworten<br />

und können zu e<strong>in</strong>em weiteren Thema „Autochthone<br />

Kulturen und <strong>der</strong>en Zerstörung <strong>in</strong> Amerika“ e<strong>in</strong>e Powerpo<strong>in</strong>t-Präsentation<br />

nach selbstständig durchgeführter<br />

Internetrecherche erarbeiten.<br />

Stephanie Sorhage<br />

Im Vergleich und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den<br />

Überlegungen <strong>der</strong> LiV wird deutlich, dass die zunächst<br />

dom<strong>in</strong>ierende Möglichkeit, das Internet als zentralen,<br />

sche<strong>in</strong>bar grenzenlosen und unerschöpflichen Informationspool<br />

zu nutzen, sehr gezielt auf e<strong>in</strong>e für den Unterricht<br />

handhabbare Form reduziert wurde. Damit wird das<br />

grundsätzliche Problem <strong>der</strong> Fülle und Vielfalt, wenn<br />

nicht gar Beliebigkeit, des Angebots zugunsten e<strong>in</strong>er klar<br />

vorgegebenen Struktur gelöst. Zugleich verb<strong>in</strong>den beide<br />

LiVs mit ihrem Vorgehen die Hoffnung, die Schüler zu<br />

e<strong>in</strong>em kritischeren Umgang mit dem Internet zu qualifizieren.<br />

Im ersten Beispiel wurde <strong>der</strong> Vergleich mit „klassischen“<br />

<strong>Medien</strong> (Jgst. 11) provoziert, im zweiten Beispiel<br />

sollen die Schüler zur kritischen Nutzung (Jgst. 8) angeleitet<br />

werden. Damit würden <strong>in</strong> beiden Beispielen die<br />

Schüler auf e<strong>in</strong>e selbstbestimmte Wahrnehmung, evtl.<br />

auch Teilhabe an <strong>der</strong> Geschichtskultur <strong>in</strong> ersten Schritten<br />

vorbereitet. Nicht zuletzt wird <strong>in</strong> den Beispielen die<br />

Bandbreite <strong>der</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong> Schüleraktivitäten und<br />

-kommunikation deutlich: von <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelarbeit bis zur<br />

Gruppenarbeit <strong>in</strong> gezielt vorbestimmter Zusammensetzung.<br />

Die Stärke bei beiden Vorhaben liegt auch dar<strong>in</strong>, dass für<br />

die Schüler viele Entfaltungsmöglichkeiten von vornhere<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>geplant s<strong>in</strong>d. Dass die etwas älteren Schüler bereits<br />

sehr viel kritischer mit den <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> umgehen,<br />

zeigte sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stunde, <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Schüler<strong>in</strong><br />

klar formulierte, dass sie jedes Buch dem Internet als<br />

54<br />

Informationsquelle zunächst vorzöge. Möglicherweise ist<br />

dies e<strong>in</strong>e erste Reaktion auf wohl überzogene Erwartungen,<br />

die mit dem E<strong>in</strong>satz <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> verbunden<br />

werden.<br />

Hier und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kritik, die sowohl von den Schülern als<br />

auch von den LiVs geäußert wurde, konkretisiert sich das<br />

Problem, das Peter Lautzas so formuliert: „Die Oberflächlichkeit<br />

nur abgerufener Information – Symptom: kurze<br />

Verweildauer beim Anklicken – , also Quantität statt Qualität,<br />

stellt im H<strong>in</strong>blick auf Lernprozesse e<strong>in</strong> noch nicht<br />

gelöstes Problem dar.“ 100 E<strong>in</strong> Problem, mit dem die LiVs<br />

sehr konstruktiv <strong>in</strong> ihrer Planung und auch Umsetzung<br />

umg<strong>in</strong>gen, das aber trotzdem nicht zu aller Zufriedenheit<br />

gelöst werden konnte.<br />

„Der Computer muss im Geschichtsunterricht zu e<strong>in</strong>em<br />

unspektakulären, alltäglichen Medium werden – man<br />

möchte gar nicht mehr sagen: unter vielen an<strong>der</strong>en<br />

<strong>Medien</strong>, denn er hat das Potential, alle zu <strong>in</strong>tegrieren:<br />

vom Schulbuch bis zum Arbeitsblatt, vom Diaprojektor<br />

bis zur Wandkarte.“ 101 Dieser geradezu euphorischen<br />

Formulierung kann ich, auch angesichts durchaus erfolgreicher<br />

Erfahrungen (s. o.) so ke<strong>in</strong>eswegs zustimmen.<br />

Denn gerade für unsere Schüler, die mit ihr Geschichtsbild<br />

prägenden virtuellen Welten aufwachsen, sche<strong>in</strong>t es<br />

mir wichtig zu se<strong>in</strong>, dass sie spätestens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule lernen,<br />

dass es e<strong>in</strong>e Realität vor dem PC gegeben hat, die<br />

durch an<strong>der</strong>e <strong>Medien</strong> geprägt war und die für uns und<br />

unsere Vorstellungen wesentlich war. Das aber heißt,<br />

dass gerade im Geschichtsunterricht die Alteritätserfahrung<br />

sich auch auf die <strong>Medien</strong> beziehen sollte, dass also<br />

Quellen möglichst auch authentisch vermittelt werden<br />

sollten.<br />

Was bedeuten diese hier angedeuteten Probleme und<br />

Fragen für die Ausbildung? Zweifelsohne wird e<strong>in</strong> Kennzeichen<br />

guten Unterrichts <strong>in</strong> Zukunft auch <strong>der</strong> angemessene<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> se<strong>in</strong>. Aber immer unter dem<br />

unverzichtbaren Vorbehalt, dass er didaktisch legitimiert<br />

ist, und nicht weil es gerade opportun ersche<strong>in</strong>t, etwa<br />

die neu angeschafften <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> zu nutzen. In <strong>der</strong><br />

Ausbildung wird sich <strong>der</strong> Focus darauf richten,<br />

• die Referendare zum E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> zu<br />

ermutigen,<br />

• dem Aspekt <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> e<strong>in</strong>en angemessenen<br />

Raum im Sem<strong>in</strong>ar zu bieten und<br />

• Hilfen durch allgeme<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führungen <strong>in</strong> die neuen<br />

<strong>Medien</strong> zu geben.<br />

Dabei müssen fachdidaktische Überlegungen den Grund<br />

für den E<strong>in</strong>satz liefern. Alle<strong>in</strong> das <strong>Neue</strong>, <strong>der</strong> Anreiz, <strong>der</strong><br />

Belohnungscharakter für Schüler würde sowohl den Reiz<br />

als auch den Wert <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> sehr schnell verspielen.<br />

So darf das Internet nicht nur als leicht handhabbare<br />

Informationsquelle (Google u. ä.) genutzt werden,<br />

zugleich muss <strong>der</strong> kritische Umgang, die Möglichkeit <strong>der</strong><br />

aktiven Mitarbeit und <strong>der</strong> Gestaltung (etwa <strong>in</strong> Projekten)


den Schülern eröffnet werden. Ziel kann eigentlich nur<br />

e<strong>in</strong>e an <strong>der</strong> Didaktik orientierte Entscheidung se<strong>in</strong>, die<br />

die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong>, da sie e<strong>in</strong>e immer größere Rolle im<br />

alltäglichen Leben spielen werden, gleichberechtigt und<br />

nicht als beson<strong>der</strong>en Anreiz versteht. Das aber bedeutet<br />

auch, dass die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> eben nur e<strong>in</strong> Medium neben<br />

den an<strong>der</strong>en se<strong>in</strong> sollten, da gerade im Geschichtsunterricht<br />

die An<strong>der</strong>sartigkeit auch im medialen Bereich<br />

für die Schüler erfahrbar bleiben muss.<br />

Hier liegt e<strong>in</strong>e Aufgabe, <strong>der</strong> sich die Fachsem<strong>in</strong>are stellen<br />

müssen, bei <strong>der</strong> sie selbst mit den LiV Konzepte entwikkeln,<br />

erproben und kritisch bewerten müssen. Peter<br />

Lautzas kam 2007 zu dem Schluss, „dass wir hier (das<br />

Internet als Raum historischen Lernens, E. d. V.) noch e<strong>in</strong><br />

ausgeprägtes Experimentierfeld mit zahlreichen beachtenswerten<br />

Ansätzen vor uns haben, das angesichts <strong>der</strong><br />

schnell voranschreitenden Entwicklung im Bereich <strong>der</strong><br />

<strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Mitgestaltung seitens <strong>der</strong><br />

Fachdidaktik bedarf.“ 102<br />

Fußnoten<br />

95) D. Brückner und H. Focke (Hrsg.), Das waren Zeiten<br />

– Hessen Bd. 2, Bamberg 2007 Vorsatzblatt 3<br />

96) U. Baumgärtner (Hrsg.), Horizonte 8. Geschichte<br />

Gymnasium Hessen, Braunschweig 2007 S. 240f<br />

97) Lehrplan Hessen, Bildungsgang Gymnasium (G9),<br />

Unterrichtsfach Geschichte, S. 46f.<br />

98) Nikolaus Kopernikus, Galileo Galilei, Leonardo da<br />

V<strong>in</strong>ci, Lorenzo di Medici, Jakob Fugger,<br />

Christoph Kolumbus, Vasco da Gama, Fernando<br />

Magellan, Johannes Gutenberg, Mart<strong>in</strong> Luther.<br />

99) Fragebogen zur Erhebung des bisherigen Umgangs<br />

mit dem Internet.<br />

100) Peter Lautzas, Zur Konferenz „Das Internet als Raum<br />

historischen Lernens“ <strong>in</strong>: U. Danker und A. Schwabe<br />

(Hrsg.), Historisches Lernen im Internet. Geschichtsdidaktik<br />

und <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong>, Schwalbach (Wochenschau<br />

Verlag) 2008 S. 253<br />

101) Waldemar Grosch, Das Internet als Raum historischen<br />

Lernens <strong>in</strong>: U. Danker und A. Schwabe (Hrsg.),<br />

Historisches Lernen im Internet. Geschichtsdidaktik und<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong>, Schwalbach (Wochenschau Verlag) 2008 S. 35<br />

102) Peter Lautzas, Zur Konferenz „Das Internet als Raum<br />

historischen Lernens“ <strong>in</strong>: U. Danker und A. Schwabe<br />

(Hrsg.), Historisches Lernen im Internet.<br />

Geschichtsdidaktik und <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong>, Schwalbach<br />

(Wochenschau Verlag) 2008 S. 253<br />

Literatur:<br />

U. Danker und A. Schwabe (Hrsg.), Historisches Lernen im<br />

Internet. Geschichtsdidaktik und <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong>, Schwalbach<br />

(Wochenschau Verlag) 2008<br />

55


Digitale <strong>Medien</strong> im Kunstunterricht <strong>der</strong><br />

Grund-, Haupt- Real und För<strong>der</strong>schule –<br />

Bestandsaufnahme und Erfahrungsbericht<br />

Eva Möller-Westman, Georg Alfter, Holger Höhl<br />

1. „Bildfach“ Kunst<br />

Computer und Internet haben die Kommunikation <strong>in</strong><br />

unserer Gesellschaft während <strong>der</strong> vergangenen Jahre<br />

radikal verän<strong>der</strong>t. „Leben“ und „Wirklichkeit“ werden<br />

zunehmend durch mediale Wahrnehmungsprozesse<br />

konstituiert und durch digital erzeugte Bil<strong>der</strong> vermittelt.<br />

Menschen s<strong>in</strong>d heute e<strong>in</strong>er nie da gewesenen<br />

Flut von nachhaltig konditionierenden und prägenden<br />

Bil<strong>der</strong>n (u. a. über das Internet, Computerspiele,<br />

Videoclips) ausgesetzt; für heutige K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

gilt dies von dem Zeitpunkt an, wo sie ihre Umwelt<br />

wahrnehmen und ihre Erfahrungen mit dieser<br />

machen. Diese Allgegenwart, diese Macht <strong>der</strong> digitalen<br />

Bil<strong>der</strong>, stellt das schulische Lernen, nicht zuletzt auch<br />

den Kunstunterricht, vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Dem Fach Kunst kommt e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />

bei <strong>der</strong> Thematisierung digitaler <strong>Medien</strong> zu, da „Kunst<br />

.… bislang das e<strong>in</strong>zige Fach [ist], das sich explizit mit<br />

<strong>der</strong> Herstellung und Wirkung von Bil<strong>der</strong>n befasst und<br />

zu e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en Bildkompetenz qualifizieren<br />

kann [...] e<strong>in</strong>er Ausprägung anschaulich-ästhetischen<br />

Denkens, die wissenschaftspropädeutische<br />

Lernprozesse mit e<strong>in</strong>schließt.“ 103<br />

1.1 Digitale <strong>Medien</strong> und ihre Stellung <strong>in</strong> Gesellschaft,<br />

Kultur und Kunst<br />

Digitale <strong>Medien</strong> haben <strong>in</strong> den letzten Jahren verstärkt<br />

E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> die Lebenswelt von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

gehalten. So haben mittlerweile nahezu alle<br />

Jugendlichen Zugang zu e<strong>in</strong>em Computer; 67 % besitzen<br />

sogar e<strong>in</strong> eigenes Gerät 104. Bereits 81 % aller<br />

sechs- bis 13-Jährigen verfügen über Erfahrungen und<br />

Kenntnisse mit dem Computer. 105 Er bee<strong>in</strong>flusst das<br />

k<strong>in</strong>dliche Spielverhalten und prägt das Imag<strong>in</strong>ationsund<br />

Vorstellungsvermögen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

Feststellen lässt sich auch, dass sich aufgrund <strong>der</strong><br />

Computertechnik und <strong>der</strong> gestalterischen Möglichkeiten<br />

bestimmter Mal- und Zeichenprogramme die k<strong>in</strong>dliche<br />

Bildsprache grundlegend verän<strong>der</strong>t hat. Mit Hilfe<br />

ausgewählter Tools lassen sich per Mausklick – auch<br />

umkehrbar – ganze Flächen farbig füllen o<strong>der</strong> mit<br />

Mustern gestalten, lassen sich bereits vorgefertigte<br />

Bildobjekte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gestaltung e<strong>in</strong>fügen u. v. m.. 106<br />

Die Rezeption von Videoclips (u. a. Viva, MTV, youtube)<br />

und die <strong>in</strong>teraktive Beschäftigung mit Computer-<br />

Alle Fußnoten am Schluß des Artikels auf Seite 69<br />

56<br />

und Konsolenspielen bestimmen zu weiten Teilen das<br />

Freizeitverhalten von Jugendlichen, vor allem von<br />

Jungen. Die Nutzung des Internet zum Kommunizieren,<br />

Chatten und Sich-Präsentieren <strong>in</strong>nerhalb entsprechen<strong>der</strong><br />

Foren (z. B. SchülerVZ) ist e<strong>in</strong>e von Jugendlichen<br />

regelmäßig ausgeübte <strong>Medien</strong>tätigkeit mit kont<strong>in</strong>uierlich<br />

steigen<strong>der</strong> Frequenz. 107 Ebenso zählt <strong>in</strong><br />

zunehmendem Maße das Fotografieren mit Digitalkameras<br />

und Fotohandys zur ästhetischen Alltagspraxis<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen. Hierbei eröffnen sich<br />

ihnen zudem neue Möglichkeiten <strong>der</strong> Bildkommunikation<br />

durch das Versenden <strong>der</strong> fotografisch festgehaltenen<br />

Ereignisse und Er<strong>in</strong>nerungen per SMS und E-<br />

Mail. 108<br />

Anhand des Genannten wird beispielhaft deutlich,<br />

dass die visuelle Umwelt heutiger K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlicher<br />

weit reichend von Digitalität und digitalen<br />

Bil<strong>der</strong>n geprägt ist. Viele Jugendliche s<strong>in</strong>d heutzutage<br />

aufgrund <strong>der</strong> ihnen zur Verfügung stehenden technischen<br />

Mittel auch mühelos <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, selbst qualitativ<br />

hochwertige digitale Bil<strong>der</strong>/Bil<strong>der</strong>welten herzustellen<br />

(Bearbeitung digitaler Fotos, Bearbeitung von per<br />

Handy-, Foto- o<strong>der</strong> Videokamera aufgenommener<br />

Filmsequenzen > Filmbearbeitung/Filmschnitt), so wie<br />

es früher ausschließlich Profis vorbehalten war.<br />

Digitale <strong>Medien</strong> gew<strong>in</strong>nen auch mit Blick auf Schule<br />

und Unterricht zunehmend an Bedeutung und verän<strong>der</strong>n<br />

schulisches Lernen. Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

benötigen Visualisierungs- und Präsentationskompetenz<br />

– im umfassenden S<strong>in</strong>ne Bildkompetenz – zur<br />

Dokumentation und Veröffentlichung von Arbeitsergebnissen,<br />

zum Ablegen von Präsentationsprüfungen<br />

am Ende <strong>der</strong> Jahrgangsstufen 9/10 o<strong>der</strong> im Rahmen<br />

von Abiturprüfungen. Hieraus ergeben sich beson<strong>der</strong>e<br />

Aufgaben für und Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>en zeitgemäßen<br />

Kunstunterricht. Da die digitalen <strong>Medien</strong> auch<br />

viele kunstnahe Berufsfel<strong>der</strong> revolutioniert haben<br />

(z. B. im Bereich Grafik/Design/Werbung/Fotografie),<br />

kann <strong>der</strong> Kunstunterricht auch hier zu e<strong>in</strong>er Qualifizierung<br />

beitragen.<br />

Nicht zuletzt nutzen auch viele zeitgenössische Künstler<br />

digitale <strong>Medien</strong> und multimediale Techniken<br />

(u. a. Jeff Wall, Bill Viola, Thomas Ruff) zur Erstellung<br />

Bearbeitung ihrer Werke. E<strong>in</strong>e aktuelle Tendenz ist die


so genannte Internetkunst. Internetkunst verstanden<br />

als ‚Kunst im Netz’, als ‚Digitale Netzkunst’, bezeichnet<br />

solche Werke <strong>der</strong> digitalen Kunst, für die Rechnernetze<br />

o<strong>der</strong> Internetdienste o<strong>der</strong> Webseiten als konstitutives<br />

Mittel <strong>der</strong> Bild-, Klang- o<strong>der</strong> Texterzeugung e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden, die also ohne das Netz nicht zu realisieren<br />

wären bzw. <strong>der</strong>en zentrale Aspekte und Aussagen<br />

nur <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em Rechnernetz erfahrbar<br />

werden. Oftmals entstehen <strong>der</strong>artige Werke durch<br />

das <strong>in</strong>teraktive Zusammenwirken telekommunikativ<br />

vernetzter Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer.<br />

1.2 Fachspezifischer E<strong>in</strong>satz digitaler <strong>Medien</strong> im<br />

Kunstunterricht<br />

Die Anlässe, digitale <strong>Medien</strong> zu thematisieren und die<br />

Möglichkeiten, diese e<strong>in</strong>zusetzen, s<strong>in</strong>d im Kunstunterricht<br />

außerordentlich vielfältig. 109 Dennoch ersche<strong>in</strong>t<br />

es im Kunstunterricht nicht s<strong>in</strong>nvoll, ausschließlich auf<br />

das Digitale zu fokussieren und traditionelle, d. h.<br />

analoge ästhetisch-praktische Verfahren durch die<br />

Arbeit mit dem Computer zu ersetzen. Gleichwohl<br />

muss sich zeitgemäßer Kunstunterricht den o. g. Verän<strong>der</strong>ungen<br />

stellen. Es gilt also, den herkömmlichen<br />

Unterricht durch den E<strong>in</strong>satz digitaler <strong>Medien</strong> zu<br />

ergänzen und zu erweitern. 110<br />

Tatsächlich ist die Nutzung von Computern im Kunstunterricht<br />

mittlerweile vielerorts zur Selbstverständlichkeit<br />

geworden. Nach e<strong>in</strong>er Phase, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Computere<strong>in</strong>satz<br />

im Kunstunterricht vehement diskutiert,<br />

h<strong>in</strong>terfragt und bisweilen – vor allem unter Verweis<br />

auf die Unverzichtbarkeit <strong>der</strong> Vermittlung von Erfahrungen<br />

von Orig<strong>in</strong>alität und Materialität <strong>in</strong> Anbetracht<br />

e<strong>in</strong>er zunehmend mediatisierten und ents<strong>in</strong>nlichten<br />

Umwelt – abgelehnt wurde, ist die Bedeutung des<br />

Computers für das Fach Kunst heute unstrittig 111. Der<br />

Computer <strong>in</strong>kl. se<strong>in</strong>er Peripheriegeräte wie Scanner,<br />

digitale Foto- und Filmkamera, Grafiktablett, wird im<br />

schulischen Kontext <strong>der</strong>zeit vor allem für kreative<br />

Gestaltungsprozesse sowie darüber h<strong>in</strong>aus gehend für<br />

die Recherchearbeit genutzt. 112 Durch den E<strong>in</strong>satz von<br />

Computern im Kunstunterricht eröffnen sich Chancen,<br />

an vertraute Verhaltensweisen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen anzuknüpfen und <strong>der</strong>en Interessen und<br />

Vorkenntnisse aufzugreifen. Somit erhält <strong>der</strong> Computer<br />

auch unter motivationalen Gesichtspunkten e<strong>in</strong>e<br />

beson<strong>der</strong>e Relevanz.<br />

Im Folgenden sei auf wesentliche Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Nutzung digitaler <strong>Medien</strong> im Kunstunterricht verwiesen:<br />

• Bildrecherche / Bildgew<strong>in</strong>nung im Internet (Nutzung<br />

diverser Bil<strong>der</strong>suchmasch<strong>in</strong>en wie z. B. picsearch,<br />

Google-Bil<strong>der</strong>, Artcyclopedia)<br />

• Bildrecherche/Bildgew<strong>in</strong>nung mit Hilfe von digitalen<br />

Bil<strong>der</strong>sammlungen auf CD-ROM o<strong>der</strong> DVD-ROM (z. B.<br />

25.000 Meisterwerke/directmedia, Kunstmappenarchiv<br />

auf CD-ROM/Neckar Verlag)<br />

• Kunstbetrachtung/Analyse von Kunstwerken mit<br />

Hilfe von Grafikprogrammen/Präsentationsprogrammen<br />

zur Verdeutlichung z. B. von Bildachsen,<br />

Kontrasten, Farbwirkung, zur Fokussierung auf<br />

Bilddetails etc. (z. B. mit PowerPo<strong>in</strong>t, Adobe<br />

Photoshop Elements) 113<br />

• E<strong>in</strong>satz von Lernsoftware<br />

• Nutzung von Kunstportalen<br />

• Visualisierungen, Präsentationen, Simulationen, multimediale<br />

Präsentationen (z. B. mit PowerPo<strong>in</strong>t,<br />

Mediator) 114<br />

• Website-Gestaltung<br />

• Zeichnen mit dem Computer (mittels Grafiktablett<br />

o<strong>der</strong> mit Hilfe von Zeichenprogrammen). Die so<br />

erzeugten Bil<strong>der</strong> können mit Hilfe weiterer Programme<br />

zu Bil<strong>der</strong>folgen, Animationen, Trickfilmen<br />

weiter verarbeitet werden.<br />

• Bildgenerierung per Scanner, anschließende<br />

Weiterbearbeitung mit Hilfe von Grafikprogrammen<br />

• Digitale Fotografie > z. B. Selbstportrait/Portraitdarstellung<br />

(u. a. Verän<strong>der</strong>ung/Verfremdung mit Hilfe von<br />

Grafikprogrammen, z. B. Adobe Photoshop<br />

Elements) 115<br />

• Bildgestaltung/Bildbearbeitung am Computer, digitale<br />

Collage/Montage (z. B. mit Adobe Photoshop<br />

Elements o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fache Form <strong>der</strong> Bildbearbeitung mit<br />

IrfanView, Freeware)<br />

• Filmen: Videoaufnahme/Videoschnitt/Videobearbeitung<br />

(z. B. mit Ulead VideoStudio) 116<br />

• Crossover/Crossmedia –<strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation analog-konventioneller<br />

und digitaler Verfahren (Beispielsweise<br />

werden grafische Arbeiten <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler e<strong>in</strong>gescannt und mit dem Computer weiter<br />

bearbeitet. E<strong>in</strong>en Überblick über die vielfältigen<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ation analoger und digitaler<br />

Verfahren und die daraus resultierenden, oft unerwarteten<br />

und kreativen Ergebnisse vermittelt „MuSe<br />

Computer“, e<strong>in</strong> Modellvorhaben <strong>der</strong> Bund-Län<strong>der</strong>-<br />

Kommission <strong>in</strong> den Jahren 2000 – 2003.) 117<br />

Bei den oben angeführten E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten digitaler<br />

<strong>Medien</strong> im Kunstunterricht übernimmt <strong>der</strong> Computer<br />

vorwiegend die Funktion e<strong>in</strong>es Werkzeugs, e<strong>in</strong>es<br />

Instruments zur Realisierung von Gestaltungsideen<br />

und zur Erstellung ästhetischer Produkte. Ohne die<br />

57


Bedeutsamkeit e<strong>in</strong>er werkzeug- und damit eher fertigkeitsorientierten<br />

Nutzung digitaler <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> Frage zu<br />

stellen, verweist allerd<strong>in</strong>gs u. a. Georg Peez auf die<br />

Notwendigkeit, im Kunstunterricht mehr und mehr<br />

auch medientheoretische Aspekte <strong>in</strong> den Blick zu nehmen,<br />

d. h. das „digitale Medium als Medium an sich“<br />

mit se<strong>in</strong>er spezifischen Wirkungsweise zu thematisieren.<br />

Es sei e<strong>in</strong>e zentrale Aufgabe des Kunstunterrichts,<br />

die Wirklichkeit nach ihren visuellen Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />

zu befragen und das Wahrnehmungsvermögen<br />

jedes e<strong>in</strong>zelnen auszubilden und anzuregen. „Die<br />

Ausrichtung des Kunstunterrichts nach e<strong>in</strong>em vorwiegend<br />

werkzeugorientierten <strong>Medien</strong>verständnis würde<br />

… Prozesse <strong>der</strong> Beobachtung, Kommunikation und<br />

auch <strong>der</strong> reflexiven Gestaltung bzw. Konstruktion<br />

kaum för<strong>der</strong>n. Den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern würde<br />

ke<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> über die Spezifik bestimmter <strong>Medien</strong><br />

vermittelt.“ 118<br />

2. <strong>Medien</strong>erziehung im Kontext von schulischem<br />

Lernen und von Lehrer<strong>in</strong>nen- und Lehrerbildung<br />

Das Fach Kunst war von jeher e<strong>in</strong> „<strong>Medien</strong>fach“.<br />

Neben natürlichen Materialien kamen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterrichtspraxis<br />

immer auch technische <strong>Medien</strong> wie Foto<br />

und Film zum E<strong>in</strong>satz. Anhand <strong>der</strong> bisher gemachten<br />

Ausführungen wird deutlich, dass <strong>der</strong> Kunstunterricht<br />

zudem e<strong>in</strong>e Vielzahl von Möglichkeiten bietet, digitale<br />

<strong>Medien</strong> zu nutzen und sich mit ihnen und ihren Spezifika<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu setzen. Dem Kunstunterricht<br />

kommt demzufolge e<strong>in</strong>e herausgehobene Bedeutung<br />

mit Blick auf die <strong>Medien</strong>erziehung und die För<strong>der</strong>ung<br />

von <strong>Medien</strong>kompetenz zu. Dies erfor<strong>der</strong>t jedoch entsprechend<br />

ausgebildete Kunstlehrer<strong>in</strong>nen und -lehrer<br />

mit profunden technisch-medialen sowie medienpädagogischen<br />

und medienpsychologischen Kenntnissen.<br />

Im Folgenden soll <strong>der</strong> Versuch unternommen werden,<br />

die pädagogische Ausbildung <strong>der</strong> Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst<br />

(LiV) diesbezüglich umfassend <strong>in</strong> den<br />

Blick zu nehmen. Es soll beleuchtet werden, ob und <strong>in</strong><br />

welchem Maße <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten <strong>Medien</strong>erziehung und<br />

dem Umgang mit digitalen <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den für die<br />

Lehrer<strong>in</strong>nen- und Lehrerbildung relevanten Vorgaben<br />

Rechnung getragen wird. Ausgehend von den <strong>in</strong> den<br />

Standards für die Lehrerbildung aufgeführten grundlegenden<br />

Aussagen zur <strong>Medien</strong>bildung soll <strong>der</strong> Blick<br />

gerichtet werden auf die curricularen Vorgaben des<br />

Bildungs- und Erziehungsplans für K<strong>in</strong><strong>der</strong> von 0-10<br />

Jahren <strong>in</strong> Hessen, des Rahmenplans Grundschule<br />

sowie <strong>der</strong> Lehrpläne für die Haupt- und Realschule<br />

und <strong>der</strong> Schule für Lernhilfe. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Augenmerk<br />

wird dann auf die Module für den Vorbereitungsdienst<br />

<strong>in</strong> den Lehrämtern gelegt; die <strong>in</strong>haltliche<br />

Konzeption <strong>der</strong> im ersten und zweiten Hauptsemester<br />

angesiedelten Fachmodule Kunst sowie <strong>der</strong>en praktische<br />

Ausgestaltung werden <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

e<strong>in</strong>gehend dargestellt. Abschließend erfolgt e<strong>in</strong> Resümee<br />

und es werden Schlussfolgerungen gezogen und<br />

58<br />

konzeptionelle Überlegungen und Empfehlungen für<br />

den Vorbereitungsdienst formuliert.<br />

2.1 <strong>Medien</strong>bildung als <strong>in</strong>haltlicher Schwerpunkt <strong>in</strong> den<br />

Standards für die Lehrerbildung<br />

In den Ende 2004 veröffentlichten Vere<strong>in</strong>barungen zu<br />

den Standards für die Lehrerbildung 119 wird <strong>Medien</strong>bildung<br />

als e<strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlicher Schwerpunkt vor allem <strong>der</strong><br />

Ausbildung, aber auch <strong>der</strong> Fort- und Weiterbildung<br />

von Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern aufgeführt. <strong>Medien</strong>bildung<br />

wird hier gefasst als Umgang mit <strong>Medien</strong> unter<br />

konzeptionellen, didaktischen und praktischen Aspekten.<br />

Im Kompetenzbereich „Unterrichten“ werden<br />

speziell die neuen <strong>Medien</strong> 120 thematisiert. Im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Kompetenz e<strong>in</strong>er fachlich und sachlich<br />

korrekten Unterrichtsplanung und -durchführung<br />

benennt e<strong>in</strong> Ausbildungsstandard, die didaktisch s<strong>in</strong>nvolle<br />

Integration mo<strong>der</strong>ner Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien und die Reflexion des<br />

eigenen <strong>Medien</strong>e<strong>in</strong>satzes. Dies korrespondiert mit<br />

dem theoretischen Standard <strong>der</strong> Kenntnis von<br />

medienpädagogischen und medienpsychologischen<br />

Konzepten sowie den Möglichkeiten und Grenzen<br />

e<strong>in</strong>es anfor<strong>der</strong>ungs- und situationsgerechten E<strong>in</strong>satzes<br />

von <strong>Medien</strong> im Unterricht.<br />

2.2 Verankerung <strong>der</strong> digitalen <strong>Medien</strong> im Bildungsund<br />

Erziehungsplan, im Rahmenplan Grundschule<br />

und <strong>in</strong> den Lehrplänen <strong>der</strong> Haupt- und Realschule<br />

und <strong>der</strong> Schule für Lernhilfe<br />

2.2.1 Bildungs- und Erziehungsplan<br />

Der Bildungs- und Erziehungsplan stellt als Leitgedanken<br />

zur <strong>Medien</strong>erziehung heraus, dass „<strong>Medien</strong>kompetenz<br />

heute unabd<strong>in</strong>gbar [ist], um am politischen,<br />

kulturellen und sozialen Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Informationsgesellschaft<br />

zu partizipieren und es aktiv mitzugestalten.<br />

<strong>Medien</strong>kompetenz bedeutet bewussten, kritischreflexiven,<br />

sachgerechten, selbstbestimmten und verantwortlichen<br />

Umgang mit den <strong>Medien</strong>.“ 121<br />

Als Bildungs- und Erziehungsziele werden formuliert:<br />

„Das K<strong>in</strong>d lernt die <strong>Medien</strong> und Techniken gesellschaftlicher<br />

Kommunikation zu begreifen und zu<br />

handhaben, sie selbstbestimmt und kreativ zu gestalten,<br />

sie als Mittel kommunikativen Handelns zu nutzen<br />

und sie kritisch, <strong>in</strong> sozialer und ethischer<br />

Verantwortung zu reflektieren.“ 122<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> sollen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e befähigt werden:<br />

- <strong>Medien</strong> als <strong>in</strong>formelle Orientierungs-, Wissens- und<br />

Kompetenzquellen zu kennen und zu nutzen,<br />

- über <strong>Medien</strong> Bescheid zu wissen (z. B.<br />

<strong>Medien</strong>technik, <strong>Medien</strong>systeme …),<br />

- <strong>Medien</strong> als Mittel <strong>der</strong> Bildung und <strong>der</strong> kulturellen<br />

Mitgestaltung gezielt als Lernwerkzeuge e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Mit Blick auf die <strong>Medien</strong>bildung im Fach Kunst führt<br />

<strong>der</strong> Bildungs- und Erziehungsplan aus, dass es K<strong>in</strong><strong>der</strong>n


ermöglicht werden soll, <strong>Medien</strong> als Gestaltungs- und<br />

Ausdrucksmittel, z. B. beim Arbeiten mit Kreativprogrammen<br />

zu nutzen, mit <strong>Medien</strong> aktiv z. B. Bil<strong>der</strong>o<strong>der</strong><br />

Fotogeschichten bzw. auch e<strong>in</strong>fache Filme zu<br />

produzieren sowie <strong>Medien</strong>produktionen, wie erste<br />

Produktionsschnitte und Bildbearbeitung am Computer<br />

umzusetzen. 123<br />

2.2.2 Rahmenplan Grundschule<br />

Als e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> grundlegenden Aufgaben und Ziele des<br />

Kunstunterrichts beschreibt <strong>der</strong> Rahmenplan Grundschule<br />

die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>Medien</strong>. „Die<br />

beson<strong>der</strong>en Arbeitsformen des Kunstunterrichts enthalten<br />

die Chance, die neuen <strong>Medien</strong> als Mittel <strong>der</strong><br />

selbstbestimmten Gestaltung zu begreifen. Eigene<br />

<strong>Medien</strong>praxis ermöglicht E<strong>in</strong>sichten <strong>in</strong> Gestaltungsabsichten<br />

und Wirkungszusammenhänge, entwickelt<br />

Genußfähigkeit wie kritische Distanz. Zur Dokumentation<br />

und Veröffentlichung <strong>der</strong> eigenen Lernprozesse<br />

s<strong>in</strong>d die technischen <strong>Medien</strong> für den gesamten Grundschulunterricht<br />

unverzichtbar.“ 124 Es gelte, den<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern vielfältige Techniken und<br />

Verfahren für zunehmende Gestaltungsansprüche an<br />

die Hand zu geben und Vertrauen <strong>in</strong> ihre Fähigkeiten<br />

zu setzen. Dezidiert wird dabei darauf verwiesen, dass<br />

unter diesen verschiedenen fachspezifischen Zugriffsweisen<br />

neben den Darstellungsformen <strong>der</strong> traditionellen<br />

Kunstgattungen auch neue künstlerische Arbeitsformen<br />

und technische <strong>Medien</strong> verstanden werden. 125<br />

Mit Blick auf das Ersche<strong>in</strong>ungsdatum des Rahmenplanes<br />

Grundschule (1995) ist nachvollziehbar, dass<br />

hier – an<strong>der</strong>s als <strong>in</strong> den Lehrplänen für die Sekundarstufe<br />

– unter den verb<strong>in</strong>dlichen fachlichen Qualifikationen<br />

für den Kunstunterricht <strong>der</strong> Umgang mit digitalen<br />

<strong>Medien</strong> noch nicht ausgewiesen wird. <strong>Medien</strong> bzw.<br />

die mediale Umwelt <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> werden lediglich als<br />

<strong>in</strong>haltlich zu bearbeiten<strong>der</strong> Themenbereich aufgeführt.<br />

Der Computer als Gestaltungsmittel spielt <strong>in</strong><br />

diesem Zusammenhang noch ke<strong>in</strong>e Rolle. Als ästhetisch-praktische<br />

Zugriffsweisen werden exemplarisch<br />

das Fotografieren (u.a. Erstellung von Fotogeschichten,<br />

Diaserien…) sowie das Planen und Drehen e<strong>in</strong>es<br />

Videofilms genannt. 126<br />

Die <strong>der</strong>zeit als Entwurf konzipierten Bildungsstandards<br />

im Fach Kunst <strong>der</strong> Grundschule 127 beschreiben<br />

h<strong>in</strong>gegen das Arbeiten mit digitalen <strong>Medien</strong> als e<strong>in</strong>e<br />

Form ästhetischen Handelns, die es K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ermöglicht,<br />

an ihren alltagsästhetischen Erfahrungen anzuknüpfen.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Anwendung bildnerischer<br />

Techniken und Verfahren sollen K<strong>in</strong><strong>der</strong> die Kompetenz<br />

entwickeln, digitale <strong>Medien</strong> zur Gestaltung zu<br />

nutzen.<br />

2.2.3 Lehrpläne für die Bildungsgänge Hauptschule und<br />

Realschule<br />

In den Lehrplänen wird darauf verwiesen, dass „die<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> den Umgang mit Computern im Rahmen<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>formationstechnischen und kommunikationstechnischen<br />

Grundbildung […] bis zum Ende <strong>der</strong><br />

Jahrgangsstufe 6 abzuschließen [ist], um e<strong>in</strong>e unterrichtsbezogene<br />

Anwendung <strong>in</strong> allen Fächern zu ermöglichen.“<br />

128 Die <strong>Medien</strong>erziehung wird <strong>in</strong> allen<br />

Fachlehrplänen <strong>der</strong> Haupt- und Realschule beson<strong>der</strong>s<br />

berücksichtigt. Die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler sollen<br />

dar<strong>in</strong> geför<strong>der</strong>t werden, e<strong>in</strong>en kompetenten, s<strong>in</strong>nvollen<br />

und kritischen Umgang mit den <strong>Medien</strong> zu entwickeln,<br />

<strong>in</strong>dem sie selbstbestimmt und kreativ<br />

Gebrauch davon machen.<br />

Im Lehrplan Kunst für die Bildungsgänge Haupt- und<br />

Realschule werden die digitalen <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den grundlegenden<br />

Aufgaben- und Zielbeschreibungen des<br />

Faches verankert. Folgerichtig wird als e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> fachlichen<br />

Qualifikationen digitale Bildgenerierung/Bildgestaltung/Bildbearbeitung/Internetarbeit<br />

ausgewiesen.<br />

„Digitale Bildgenerierung muss zukünftig als Methode<br />

selbständiger Erkundung im Rahmen computergestützter<br />

ästhetischer Praxis e<strong>in</strong>gesetzt werden.“ 129<br />

Aktuelle Bildbearbeitungsprogramme, Bildverwandlungen<br />

als e<strong>in</strong> Element <strong>der</strong> Bildanalyse sowie <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz<br />

aktueller Software, die auf elektronische Weise<br />

Varianten von Maltechniken, Verformungen, Montagen,<br />

Retuschen und auch Filmbearbeitung ermöglicht,<br />

sollen im Kunstunterricht genutzt werden. Unter <strong>der</strong><br />

fachlichen Qualifikation Foto/Film/Video stellt <strong>der</strong><br />

Lehrplan für das Unterrichtsfach Kunst heraus, dass<br />

„den traditionellen visuellen Massenmedien […] enorme<br />

Bedeutung [zukommt], da sie im Verbund mit den<br />

digitalen Bearbeitungsmöglichkeiten e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Sehgewohnheiten und das Freizeitverhalten<br />

<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler haben.“ 130<br />

Es gilt, sowohl den sachgerechten Umgang mit <strong>der</strong><br />

Technik zu schulen, als auch aufzuzeigen, wie bewusst<br />

gestalterisch E<strong>in</strong>fluss auf (bewegte) Bildsprache genommen<br />

werden kann. Dabei sollen sich die Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler die verschiedenen technischen<br />

Möglichkeiten durch subjektive E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> Technik,<br />

Bildwahl, -gestaltung und -präsentation zu Nutze<br />

machen, um die abgebildete Realität zu verän<strong>der</strong>n.<br />

2.2.4 Lehrplan Kunst <strong>der</strong> Schule für Lernhilfe<br />

Analog zu den o. g. Lehrplänen <strong>der</strong> Haupt- und Realschule<br />

stellt auch <strong>der</strong> Lehrplan Kunst <strong>der</strong> Schule für<br />

Lernhilfe die große Bedeutung digitaler <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lebenswelt heutiger K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlicher heraus<br />

und unterstreicht die sich hieraus ergebende Bildungsaufgabe<br />

des Faches Kunst. Es wird e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong><br />

diesem Lehrplan beson<strong>der</strong>s deutlich auf den Bedarf<br />

unmittelbaren Tuns und elementaren, s<strong>in</strong>nlichen<br />

Erlebens <strong>der</strong> Lerner dieser Schulform verwiesen, <strong>der</strong><br />

gerade durch mediengeprägte Lebensumstände und<br />

Freizeitverhalten erwächst. Zum An<strong>der</strong>en wird betont,<br />

dass „kreative und kritische <strong>Medien</strong>erziehung als<br />

wichtiger Faktor e<strong>in</strong>er umfassenden<br />

59


Persönlichkeitserziehung […] den Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schülern [hilft], <strong>der</strong> anwachsenden Bil<strong>der</strong>flut unserer<br />

Multimedia-Gesellschaft mit wachsen<strong>der</strong> Kompetenz<br />

zu begegnen.“ 131 Als ästhetische Ausdrucks- und Darstellungsformen<br />

sowie fachliche Qualifikationen weist<br />

<strong>der</strong> Lehrplan Kunst <strong>der</strong> Schule für Lernhilfe unter an<strong>der</strong>em<br />

`Technische <strong>Medien</strong> und neue Technologien´<br />

aus. Durch den Gebrauch <strong>der</strong> Produktionsmittel Foto,<br />

Video und Computer im Rahmen des Kunstunterrichts<br />

sollen Fähigkeiten im technischen Umgang erworben<br />

werden sowie vor allem auch ästhetische Gestaltungsmöglichkeiten<br />

erprobt werden (z. B. im Bereich Film,<br />

Bildgenerierung, Bildbearbeitung und -verarbeitung,<br />

Präsentation und Layout). Darüber h<strong>in</strong>aus wird auf die<br />

Vielzahl an Möglichkeiten <strong>der</strong> Internetnutzung im<br />

Kunstunterricht verwiesen (z. B. den Zugang zu Kunstwerken,<br />

Künstlern, Museen). 132<br />

2.2.5 Fächerverb<strong>in</strong>dendes und fachübergreifendes<br />

Lernen am Aufgabengebiet „Informations- u. kommunikationstechnische<br />

Grundbildung und <strong>Medien</strong>erziehung“<br />

Das Hessische Schulgesetz legitimiert gemäß § 6 Abs. 4<br />

neben an<strong>der</strong>en Aufgabengebieten die Informationsund<br />

kommunikationstechnische Grundbildung und<br />

<strong>Medien</strong>erziehung und betont, dass Aufgabengebiete<br />

fächerübergreifend unterrichtet werden. 133 Der<br />

Rahmenplan Grundschule führt dazu aus: „Ziele und<br />

Inhalte <strong>der</strong> Aufgabengebiete werden aus den Fächern/<br />

Lernbereichen herausgenommen und unter dem zentralen<br />

Anliegen des jeweiligen Aufgabengebietes<br />

mehrperspektivisch, fächerverb<strong>in</strong>dend und fächerüberschreitend<br />

zusammengeführt.“ 134 Aufgaben und<br />

Ziele <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>erziehung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundschule werden<br />

wie folgt beschrieben: „Die Fähigkeit, <strong>Medien</strong> selbst<br />

aktiv für eigene Zwecke zu nutzen, setzt das Verständnis<br />

über die Machart, Wirkungsweisen und Aussagen<br />

<strong>der</strong> <strong>Medien</strong> voraus. Durch die Herstellung eigener<br />

<strong>Medien</strong> lassen sich <strong>der</strong>en Möglichkeiten erproben,<br />

durchschauen und gezielt e<strong>in</strong>setzen. Durch Eigenproduktionen<br />

und Gestaltungskonzepte f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Erweiterung<br />

kreativer Handlungsspielräume statt.“ 135 Dabei<br />

sollen die Aktivitäten und ästhetisch gestalteten Produkte<br />

im Bereich <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>erziehung immer thematisch-<strong>in</strong>haltlich<br />

angebunden se<strong>in</strong> und stehen daher im<br />

engen Zusammenhang mit an<strong>der</strong>en Fächern und Lernbereichen.<br />

Als <strong>in</strong>haltliche Schwerpunkte werden beispielhaft<br />

zum Aspekt „<strong>Medien</strong> selbst herstellen“ u. a.<br />

genannt: Fotodokumentationen, Foto- und Diaserie<br />

unter thematischer Anb<strong>in</strong>dung erstellen, Comics herstellen;<br />

zum Aspekt „Mit <strong>Medien</strong> umgehen“: Computer<br />

als Werkzeug benutzen, e<strong>in</strong>e Videokamera handhaben;<br />

sowie zum Aspekt „Über <strong>Medien</strong> reflektieren“:<br />

Verschiedene <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> ihren Möglichkeiten kennen<br />

lernen und vergleichen.<br />

Themenorientiertes fächerverb<strong>in</strong>dendes und fachübergreifendes<br />

Lernen wird im Rahmen <strong>der</strong> Grundsätze für<br />

die Unterrichtsarbeit entsprechend auch <strong>in</strong> den<br />

60<br />

Lehrplänen für die Haupt- und Realschule ausgewiesen.<br />

Alle Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler sollen pro Schuljahr<br />

und Jahrgangstufe m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> fächerverb<strong>in</strong>dendes<br />

bzw. fachübergreifendes Lernangebot o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

entsprechendes Projekt durchführen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptschule<br />

nicht zuletzt mit Blick auf die Projektprüfung<br />

als Teil <strong>der</strong> Abschlussprüfung. Die Lehrpläne konstatieren:<br />

„Fachübergreifen<strong>der</strong> Unterricht ist Teil e<strong>in</strong>es<br />

jeden Fachunterrichts“. 137<br />

An <strong>der</strong> Schule für Lernhilfe ist fächerverb<strong>in</strong>dendes und<br />

fachübergreifendes Lernen e<strong>in</strong> wichtiges Pr<strong>in</strong>zip. Konkret<br />

wird im Abschnitt Kunst des Lehrplanes unterstrichen,<br />

dass „Computertechnik […] heute für den Bereich<br />

Kunst […] neue fasz<strong>in</strong>ierende Gestaltungsmöglichkeiten<br />

[schafft] und […] e<strong>in</strong>e Vielzahl an Möglichkeiten<br />

für <strong>in</strong>dividuelles und fächerübergreifendes<br />

Lernen […] [bietet].“ 138<br />

3. Digitale <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den Fachmodulen Kunst<br />

Während des Vorbereitungsdienstes f<strong>in</strong>det die Ausbildung<br />

im Fach Kunst auf <strong>der</strong> Grundlage zweier bewerteter<br />

Pflichtmodule zum Kompetenzbereich Unterrichten<br />

statt, 139 die im ersten und zweiten Hauptsemester<br />

angesiedelt s<strong>in</strong>d. Während das Modul<br />

HR 12a 140 eher grundlegende fachdidaktische und<br />

fachmethodische Aspekte <strong>in</strong> den Blick nimmt (z. B.<br />

Unterrichtskonzepte > Kunstunterricht als<br />

Lehrgang/Kunstunterricht als Werkstatt), thematisiert<br />

das Modul HR 12b 141 die Bedeutung und die<br />

Möglichkeiten des Umgangs mit Kunstwerken <strong>in</strong><br />

Schule und Museum. An<strong>der</strong>s als <strong>in</strong> den Fächern<br />

Deutsch und Mathematik gibt es darüber h<strong>in</strong>aus ke<strong>in</strong><br />

eigens für das Lehramt an Grundschulen ausgerichtetes<br />

Fachmodul Kunst. LiV mit dem Lehramt an Hauptund<br />

Realschulen und LiV mit dem Lehramt an<br />

Grundschulen und dem Lehramt an För<strong>der</strong>schulen mit<br />

dem Wahlfach Kunst belegen beide Module; LiV mit<br />

dem Lehramt an Grundschulen mit Kunst als sogenanntem<br />

Didaktikfach und LiV mit dem Lehramt an<br />

För<strong>der</strong>schulen mit Kunst als nicht studiertem Fach<br />

belegen <strong>der</strong>zeit lediglich e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> beiden Module. Im<br />

Folgenden wird die Verortung <strong>der</strong> digitalen <strong>Medien</strong> <strong>in</strong><br />

den fachspezifischen Modulbeschreibungen dargestellt<br />

und die medienbezogene praktische Arbeit <strong>in</strong> den<br />

Modulen kurz beleuchtet.<br />

Richtet man den Blick auf die Kompetenzen und<br />

Standards und auf die ausgewiesenen Inhalte <strong>in</strong> den<br />

Modulbeschreibungen, so ist festzustellen, dass die<br />

digitalen <strong>Medien</strong> im Modul „Ästhetisches Lernen –<br />

Fachspezifische Arbeits- und Interaktionsformen“<br />

nicht explizit erwähnt werden. Allerd<strong>in</strong>gs bietet sich<br />

mit Blick auf e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> aufgelisteten Inhalte dieses<br />

Moduls die Möglichkeit, den E<strong>in</strong>satz digitaler <strong>Medien</strong><br />

<strong>in</strong> fachdidaktischer und fachmethodischer H<strong>in</strong>sicht zu<br />

thematisieren (z. B. Offene Unterrichtsformen: Kunst-


Werkstatt 142, exemplarische Erprobung von Materialien,<br />

Techniken und Verfahren bei <strong>der</strong> Realisierung<br />

eigener Gestaltungsabsichten). Aufgrund <strong>der</strong> eher weit<br />

gefassten Formulierungen bleibt dies jedoch grundsätzlich<br />

dem Ermessen <strong>der</strong> jeweiligen Modulleiter<strong>in</strong>nen<br />

und Modulleitern überlassen. Im Kreis <strong>der</strong> hessischen<br />

Kunstausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und -ausbil<strong>der</strong> konnte<br />

allerd<strong>in</strong>gs dah<strong>in</strong>gehend Übere<strong>in</strong>kunft erzielt werden,<br />

dass zur praktischen Erprobung des Werkstattkonzepts<br />

durch die LiV <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> Sett<strong>in</strong>gs neben an<strong>der</strong>en<br />

Materialien auch digitale <strong>Medien</strong> (Notebooks/Computer<br />

mit Internetzugang, Scanner, Digitalkamera) zur<br />

themenbezogenen Recherche, Dokumentation und<br />

Gestaltung zur Verfügung gestellt werden sollen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

zeigt die Erfahrung, dass die LiV im Rahmen dieses<br />

Werkstatttages aus dem Material- und <strong>Medien</strong>angebot<br />

vorzugweise konkrete Materialien auswählten<br />

und analoge Verfahren zur Realisierung eigener<br />

Gestaltungsideen favoritisierten. Digitale <strong>Medien</strong> –<br />

den Pr<strong>in</strong>zipien des Werkstattunterrichts folgend – als<br />

frei wählbares Angebot bereitgestellt, bieten nicht die<br />

Gewähr, dass alle LiV im Zuge ihrer Ausbildung e<strong>in</strong>gehende<br />

unterrichtsbezogene Erfahrungen mit digitalen<br />

<strong>Medien</strong> sammeln können.<br />

Als beispielhaft für e<strong>in</strong>e gelungene <strong>Medien</strong><strong>in</strong>tegration<br />

kann e<strong>in</strong>e Modulveranstaltung im vergangenen<br />

Sommersemester angesehen werden, als Kolleg<strong>in</strong>nen<br />

des Studiensem<strong>in</strong>ars Rüsselsheim im Rahmen ihres<br />

selbst gewählten Arbeitsschwerpunktes E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong><br />

das Modellvorhaben „MuSe Computer“ vermittelten<br />

und e<strong>in</strong>e multimediale Werkstattarbeit <strong>in</strong>itiierten.<br />

Hier gelang es, alle Modulteilnehmer<strong>in</strong>nen zur praktischen<br />

Erprobung digitaler und analoger Verfahren<br />

anzuregen und Chancen und Grenzen des E<strong>in</strong>satzes<br />

digitaler <strong>Medien</strong> im Kunstunterricht zu reflektieren. 143<br />

Abb. 1. Digitale Arbeitsstation - E<strong>in</strong>scannen von<br />

Bildmaterial zur Weiterbearbeitung am Rechner<br />

In <strong>der</strong> Beschreibung des Moduls „Umgang mit Kunstwerken/Ästhetischen<br />

Objekten“ ist die <strong>Medien</strong>kompetenz<br />

bzw. <strong>der</strong> Umgang mit digitalen <strong>Medien</strong> explizit<br />

verortet. E<strong>in</strong> Ausbildungsstandard sieht die Integration<br />

digitaler <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den Unterricht zum Umgang mit<br />

Kunstwerken vor. Ebenso f<strong>in</strong>den die digitalen <strong>Medien</strong><br />

Erwähnung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Auflistung <strong>der</strong> zu bearbeitenden<br />

Themen und Inhalte; hier wird darauf verwiesen, dass<br />

Methoden des produktiven Umgangs mit Kunstwerken<br />

praktisch erprobt und <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

neben „klassischen“ auch digitale o<strong>der</strong> medienkomb<strong>in</strong>ierende<br />

Verfahren („crossover“) angewandt werden<br />

sollen. In <strong>der</strong> Ausbildungspraxis verbleibt nach e<strong>in</strong>er<br />

Exkursion <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Kunstmuseum und <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit museumspädagogischen Aspekten sowie<br />

<strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit didaktischen und methodischen<br />

Implikationen des Umgangs mit<br />

Abb. 2. Komb<strong>in</strong>ation analoger und digitaler ästhetischer<br />

Praxis – Zeichnung und Objekt wurden e<strong>in</strong>gescannt<br />

und mit Photoshop weiter gestaltet.<br />

Abb. 3 Situationen/Szenen mit Wollfäden gelegt und<br />

fotografiert – E<strong>in</strong>zelbil<strong>der</strong> für e<strong>in</strong>en Trickfilm entstehen<br />

61


Abb. 4 Animation/Trickfilm (Dog eats fish)<br />

Kunstwerken im Kontext schulischen Lernens e<strong>in</strong> recht<br />

knappes Zeitfenster zur Thematisierung und Erprobung<br />

digitaler <strong>Medien</strong>. Die Kürze <strong>der</strong> verbleibenden<br />

Zeit ermöglicht es den Modulteilnehmer<strong>in</strong>nen und<br />

-teilnehmern unter Nutzung unterschiedlicher Programme<br />

(z. B. PowerPo<strong>in</strong>t, Adobe Photoshop Elements)<br />

digitale Hilfsmittel zur ersten Annäherung an<br />

Kunstwerke <strong>in</strong> Ansätzen zu erstellen (z. B. sukzessives<br />

Sichtbarmachen von Bilddetails > „Dalli-Klick“ o<strong>der</strong><br />

sukzessiver Aufbau e<strong>in</strong>es Bildes durch Animation 144<br />

von zuvor ausgeschnittenen Bilddetails). Des Weiteren<br />

können beispielsweise so genannte „Foto-Romane“ 145<br />

zu ausgewählten Bil<strong>der</strong>n entstehen, wobei zum Bild<strong>in</strong>halt<br />

passende o<strong>der</strong> das dargestellte Geschehen<br />

weiterführende Szenen gespielt, mit <strong>der</strong> Digitalkamera<br />

fotografiert und anschließend als Bil<strong>der</strong>folge präsentiert<br />

werden.<br />

62<br />

Abb. 5 Bildbetrachtung digital – Vorbereitung e<strong>in</strong>er<br />

Vorlage zum sukzessiven Aufdecken e<strong>in</strong>es Kunstwerks


Abb. 6 Bildbetrachtung digital (G. Arcimboldo/<br />

„Der Herbst“) – Beispiel e<strong>in</strong>er Vorlage<br />

Abb. 7 Fotoroman (G. Klimt „Weibliche List“) – e<strong>in</strong>e<br />

theatrale Inszenierung fotografiert und mit PowerPo<strong>in</strong>t<br />

weiterbearbeitet<br />

Mit Blick auf e<strong>in</strong>e Verankerung digitaler <strong>Medien</strong> <strong>in</strong><br />

den Fachmodulen Kunst ist grundsätzlich festzustellen,<br />

dass sowohl Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und Ausbil<strong>der</strong> wie<br />

auch die LiV <strong>in</strong> zunehmendem Maße digitale <strong>Medien</strong><br />

zur Vorbereitung und zur Gestaltung <strong>der</strong> Modularbeit<br />

e<strong>in</strong>setzen. Die LiV nutzen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Internet<br />

und entsprechende Software zur Bildrecherche und<br />

zur Informationsbeschaffung, sie ergänzen und unterstützen<br />

ihre Modulbeiträge mit PowerPo<strong>in</strong>t-Präsentationen<br />

und nutzen darüber h<strong>in</strong>aus die geschlossenen<br />

Arbeitsbereiche <strong>der</strong> Fachmodule Kunst zur<br />

Kommunikation sowie zum Up- und Download von<br />

Literatur o<strong>der</strong> Arbeitsergebnissen.<br />

4. Fazit und Schlussfolgerungen<br />

Angesichts <strong>der</strong> zuvor genannten äußerst vielfältigen<br />

E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten digitaler <strong>Medien</strong> im Kunstunterricht<br />

und <strong>der</strong> umfassenden Verortung von <strong>Medien</strong>erziehung<br />

und <strong>Medien</strong>praxis <strong>in</strong> den ausbildungsrelevan-<br />

ten Vorgaben (Standards für die Lehrerbildung, Erziehungsplan,<br />

Rahmen- und Lehrpläne) ist festzustellen,<br />

dass die Digitalen <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den Beschreibungen bei<strong>der</strong><br />

Fachmodule Kunst und auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> ausbildungspraktischen<br />

Umsetzung unterrepräsentiert s<strong>in</strong>d. Dies<br />

lässt sich zu wesentlichen Teilen mit dem <strong>in</strong>sgesamt<br />

deutlich zu knappen Zeitkont<strong>in</strong>gent, das für die didaktische<br />

und methodische Ausbildung im Fach Kunst<br />

zur Verfügung steht, erklären. Bei <strong>der</strong> Konzeption <strong>der</strong><br />

Fachmodule Kunst galt es daher vor allem sicher zu<br />

stellen, dass für die Ausbildung grundlegende Inhalte<br />

(z. B. kunstdidaktische Konzepte, Methoden im Kunstunterricht,<br />

Planung von Unterrichtse<strong>in</strong>heit im Fach<br />

Kunst, Umgang mit Kunst im Kontext schulischen Lernens)<br />

E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die Module f<strong>in</strong>den. Dies führte<br />

jedoch zu e<strong>in</strong>er<br />

kaum zu bewältigendenThemenund<br />

Inhaltsfülle.<br />

Zusätzlich prekär<br />

erschien <strong>in</strong> diesemZusammenhang<br />

die Situation<br />

<strong>der</strong> LiV mit<br />

dem Lehramt an<br />

Grundschulen mit<br />

Kunst als zweitem<br />

o<strong>der</strong> drittem Studienfach,<br />

die im<br />

Laufe ihrer Ausbildungszeit<br />

lediglich e<strong>in</strong><br />

Fachmodul Kunst<br />

absolvieren, sodass den digitalen <strong>Medien</strong> <strong>in</strong>sgesamt<br />

e<strong>in</strong>e eher randständige Position zugewiesen wurde.<br />

Auch wenn es sich mittlerweile an den meisten Studiensem<strong>in</strong>aren<br />

durchgesetzt hat, die Fachausbildung<br />

durch e<strong>in</strong> sem<strong>in</strong>ar<strong>in</strong>ternes E<strong>in</strong>führungsmodul, angesiedelt<br />

bereits im ersten Semester, zu stärken, so ersche<strong>in</strong>t<br />

e<strong>in</strong>e zusätzliche Ausweitung <strong>der</strong> Fachmodule<br />

unabd<strong>in</strong>gbar. Zwar nutzen – wie bereits erwähnt –<br />

Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und Ausbil<strong>der</strong> sowie die LiV digitale<br />

<strong>Medien</strong> zur Vorbereitung und Durchführung ihrer<br />

Modul-/Ausbildungsarbeit, zwar gel<strong>in</strong>gt es, den fachbezogenen<br />

Umgang mit digitalen <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den Fachmodulen<br />

Kunst <strong>in</strong> Ansätzen zu thematisieren. Um<br />

jedoch medienpädagogische und medienpsychologische<br />

Aspekte e<strong>in</strong>gehend zu bearbeiten und unterschiedliche<br />

E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten digitaler <strong>Medien</strong><br />

praktisch zu erproben und mit Blick auf die unterrichtspraktische<br />

Arbeit im Fach Kunst zu reflektieren,<br />

bedarf es deutlich mehr als e<strong>in</strong>er Modulpräsenzzeit<br />

von 20 Stunden, aufgeteilt auf entwe<strong>der</strong> vier o<strong>der</strong><br />

fünf Sett<strong>in</strong>gs.<br />

In Anbetracht <strong>der</strong> Fülle an E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten digitaler<br />

<strong>Medien</strong> im Fach Kunst ersche<strong>in</strong>t es u. E. durch-<br />

63


aus auch s<strong>in</strong>nvoll, über die Thematisierung medialer<br />

Aspekte im Rahmen <strong>der</strong> Fachmodule Kunst h<strong>in</strong>aus<br />

gehend weitere ergänzende bzw. vertiefende fachgebundene<br />

bzw. fächerübergreifende Angebote zur<br />

medienpädagogischen und medienpraktischen Arbeit<br />

vorzusehen, die von den LiV entsprechend ihren Interessen<br />

und Voraussetzungen gewählt werden können.<br />

Möglichkeiten hierzu bieten die sem<strong>in</strong>ar<strong>in</strong>ternen<br />

Module (Si-Module). Im nachfolgenden Artikel wird e<strong>in</strong><br />

Beispiel solcher sem<strong>in</strong>ar<strong>in</strong>terner Modularbeit vorgestellt.<br />

Diese Modulveranstaltungen wurden zunächst<br />

als Ergänzungsangebot beson<strong>der</strong>s für LiV mit den<br />

Fächern Kunst und Sport am Studiensem<strong>in</strong>ar Rüsselsheim<br />

entwickelt und werden nunmehr seit mittlerweile<br />

zwei Semestern studiensem<strong>in</strong>arübergreifend mit<br />

dem Studiensem<strong>in</strong>ar Frankfurt durchgeführt.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs bietet e<strong>in</strong>e Ausweitung des Zeitkont<strong>in</strong>gents<br />

für die fachdidaktische Ausbildung im Fach Kunst<br />

alle<strong>in</strong> noch nicht die Gewähr dafür, dass medienerzieherische<br />

und medienpraktische Anteile fundiert <strong>in</strong> die<br />

Modularbeit e<strong>in</strong>gebracht werden (können). Hierzu s<strong>in</strong>d<br />

entsprechende Kenntnisse und Fertigkeiten auf Seiten<br />

<strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und Ausbil<strong>der</strong> die Voraussetzung.<br />

Auch wenn die hessischen Kunstausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und –<br />

ausbil<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>e nunmehr mehrjährige Fortbildungspraxis<br />

im Bereich „Digitale <strong>Medien</strong> und Kunst“ zurück<br />

blicken können (Projekt I-Module: <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Fachdidaktik Kunst), ersche<strong>in</strong>en dennoch weitere<br />

regelmäßige Fortbildungen erfor<strong>der</strong>lich. 146 Auch die<br />

Ausstattung <strong>der</strong> Studiensem<strong>in</strong>are mit entsprechen<strong>der</strong><br />

Hard- und Software (z. B. Videokameras, Grafiktabletts,<br />

leistungsstarke Notebooks) bleibt e<strong>in</strong>e Aufgabe.<br />

5. „Bewegungsästhetik/Darstellendes Spiel“ – „Ästhetische<br />

Prozesse digital gestalten“ als fächerübergreifende<br />

Wahlangebote für die Bereiche Kunst und Sport<br />

Um nachhaltiges Lernen zu gewährleisten, sollte <strong>der</strong><br />

Umgang mit digitalen <strong>Medien</strong> e<strong>in</strong>gebettet se<strong>in</strong> <strong>in</strong> s<strong>in</strong>nfällige,<br />

motivierende, die Lerner eng e<strong>in</strong>beziehende<br />

Aufgaben. Zugleich sollten dem Anspruch des Faches<br />

Kunst entsprechend ästhetisch-gestalterische E<strong>in</strong>flussnahmen<br />

möglich werden. Im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> „Doppeldeckerfunktion“,<br />

d. h. im eigenen Erleben auf den<br />

Unterricht übertragbare Situationen erproben, schien<br />

das sem<strong>in</strong>ar<strong>in</strong>tern entwickelte Modul „Bewegungsästhetik/Darstellendes<br />

Spiel“ für LiV <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise<br />

geeignet. Dieses „analoge“ Ausgangsmodul thematisiert<br />

vielfältige bewegungsästhetische Gestaltungsprozesse.<br />

Alles, was mit dem eigenen Körper <strong>in</strong> kreativen,<br />

bewegten „Bil<strong>der</strong>n“ entsteht, ist flüchtig. Ke<strong>in</strong>e Le<strong>in</strong>wand,<br />

ke<strong>in</strong>e Skulptur, nicht e<strong>in</strong>mal die Fotografie vermag<br />

bewegte Kunst festzuhalten. Das e<strong>in</strong>zige s<strong>in</strong>nfällige<br />

Medium hierfür ist <strong>der</strong> Film. Bei allen Formen des<br />

Darstellenden Spiels ebenso wie <strong>in</strong> den bewegungsästhetisch<br />

geprägten Sportformen wie z. B. Tanz o<strong>der</strong><br />

Akrobatik spielen die Prozesse bis h<strong>in</strong> zur Aufführung<br />

64<br />

e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle. Dies alles zu bannen und<br />

mit Hilfe digitaler Möglichkeiten zu e<strong>in</strong>em ästhetisch<br />

gestalteten „Gesamtwerk“ werden zu lassen, war die<br />

Ausgangsidee des im Folgenden näher beschriebenen<br />

Projekts.<br />

Am Studiensem<strong>in</strong>ar Rüsselsheim wurden – wie bereits<br />

erwähnt – <strong>in</strong> Kooperation mit dem Studiensem<strong>in</strong>ar<br />

Frankfurt zwei Si-Module entwickelt, um den LiV die<br />

Möglichkeit zu geben, sich vertiefend mit digitalen<br />

<strong>Medien</strong> ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen. Zielsetzung für die Konzeption<br />

des Moduls „Bewegungsästhetik-Darstellendes<br />

Spiel: Ästhetische Prozesse digital gestalten“ mit se<strong>in</strong>em<br />

fächerübergreifenden Ansatz war es, wie es im<br />

Modultitel bereits ankl<strong>in</strong>gt, mit digitalen <strong>Medien</strong> kreativ<br />

zu arbeiten. Als Weiterführung des Moduls „Bewegungsästhetik/Darstellendes<br />

Spiel“, dessen Schwerpunkt<br />

es ist, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gruppendynamischen Prozess<br />

e<strong>in</strong>zelne Aufführungen zu beiden Themenbereichen<br />

zu entwickeln und sowohl den Prozess als auch die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Ergebnisse zu filmen, geht es nunmehr um<br />

die Gestaltung und die Produktion e<strong>in</strong>er didaktischen<br />

DVD. Videobearbeitung, Videogestaltung und das Anlegen<br />

e<strong>in</strong>er Menüstruktur s<strong>in</strong>d hier Etappen auf dem<br />

Weg zur fertigen DVD, die die LiV entwickeln und die<br />

somit auch im eigenen Kollegium im S<strong>in</strong>ne von Fortbildung<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden kann. Wichtig ist uns hier<br />

die Videoaufzeichnung zur Dokumentation und die<br />

Aufbereitung des selbst erfahrenen Entwicklungsprozesses<br />

von <strong>der</strong> ersten Idee bis h<strong>in</strong> zu fertigen Aufführung.<br />

Die fertige DVD ermöglicht es dann, sich je<br />

nach Interesse e<strong>in</strong>zelne Sequenzen zu betrachten und<br />

somit Anregungen für die eigene Unterrichtsarbeit zu<br />

erhalten.<br />

Um sich <strong>in</strong> das Modul mit digitalem Schwerpunkt e<strong>in</strong>wählen<br />

zu können, ist es Bed<strong>in</strong>gung, auch das vorgeschaltete<br />

„analoge“ Modul belegt zu haben. Die dort<br />

angelegte Verb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Fächer Kunst und Sport ist<br />

beson<strong>der</strong>s geeignet, weil die ästhetische Gestaltung<br />

und die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Bewegung <strong>in</strong> beiden<br />

Bereichen e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert haben. Da <strong>in</strong> den<br />

vorhergehenden Abschnitten die Bedeutung <strong>der</strong> digitalen<br />

<strong>Medien</strong> im Fach Kunst ausführlich dargestellt<br />

wurde und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Artikel dieser Veröffentlichung<br />

die Bedeutung <strong>der</strong> digitalen <strong>Medien</strong> im Fach<br />

Sport thematisiert wird, folgen hier nur e<strong>in</strong>ige ergänzende<br />

Informationen zur fachspezifischen Anwendung<br />

des Computers im Sportunterricht.<br />

5.1 Anwendungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Digitalen <strong>Medien</strong><br />

im Sportunterricht<br />

Schulsport ist e<strong>in</strong> bewegungs<strong>in</strong>tensives Fach, bei dem<br />

die Verwendung digitaler <strong>Medien</strong> nicht so sehr auf <strong>der</strong><br />

Hand zu liegen sche<strong>in</strong>t. Da es e<strong>in</strong>e zentrale For<strong>der</strong>ung<br />

des Sportunterrichts ist, mehr Bewegung <strong>in</strong> die Schule<br />

zu br<strong>in</strong>gen, sche<strong>in</strong>t die Verwendung von <strong>Medien</strong> zunächst<br />

fragwürdig. Auch bei Konzepten wie „Bewegte


Schule“ besteht e<strong>in</strong>e wesentliche For<strong>der</strong>ung dar<strong>in</strong>,<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern durch die Vermittlung von<br />

Bewegungsfreude Alternativen zur Beschäftigung mit<br />

audiovisuellen <strong>Medien</strong> zu eröffnen. Rolf Dober spricht<br />

sich für e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Verwendung digitaler <strong>Medien</strong><br />

im Sportunterricht aus und stellt die These auf, dass<br />

„…Computer die Schüler/<strong>in</strong>nen beim Lernen unterstützen<br />

und Lehrer/<strong>in</strong>nen im komplexen Unterrichtsgeschehen<br />

entlasten können“ 149. E<strong>in</strong>e für den Schulsport<br />

praktikable Planung ergänzt se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung<br />

nach traditionelle Lehr- und Lernformen <strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller<br />

Weise. Unterschiedliche E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten bestehen<br />

neben <strong>der</strong> Verwendung des Computers bei <strong>der</strong><br />

Unterrichtsplanung und <strong>der</strong> Verwendung von Hallenaufbauplanern<br />

etc. auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwendung des Notebooks<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Turnhalle. Hier ergeben sich für die<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler Möglichkeiten, sich Bewegungsaufgaben<br />

am Notebook selbst anzuschauen. Auf<br />

diese Weise können animierte Bewegungsabläufe als<br />

Unterstützung für selbstgesteuertes Lernen genutzt<br />

werden.<br />

Die Verwendung von Videos zur Veranschaulichung<br />

und zur Analyse von Bewegungsabläufen ist sicherlich<br />

e<strong>in</strong>e gängige und praktikable Vorgehensweise. Der<br />

E<strong>in</strong>satz von Videos kann direkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sporthalle o<strong>der</strong><br />

unterrichtsergänzend im Computer-, Film- o<strong>der</strong><br />

Klassenraum stattf<strong>in</strong>den. Da im Sportunterricht auch<br />

die Gestaltung von Bewegungsabläufen e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle spielt, eignet sich die Verwendung von digitalen<br />

<strong>Medien</strong> auch für die Aufzeichnung von Choreographien<br />

o<strong>der</strong> Präsentationen von Projektdarbietungen<br />

150. E<strong>in</strong> grundlegendes Ziel des Sportunterrichts<br />

ist die Schulung <strong>der</strong> Ausdrucks- und Wahrnehmungsfähigkeit,<br />

wozu die Bewegungsgestaltung und die<br />

Raum- und Partnerwahrnehmung gehören. 151 Ästhetische<br />

Prozesse s<strong>in</strong>d für die Bereiche Turnen und Sichrhythmisch-Bewegen<br />

und Tanzen wesentlich. So bietet<br />

sich beispielsweise die Umsetzung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zirkus-<br />

Projekt an. Fächerübergreifene Aspekte und Verknüpfungen<br />

mit dem Kunstunterricht liegen nahe.<br />

5.2 E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Planung und Dokumentation <strong>der</strong><br />

Umsetzung des Moduls „Bewegungsästhetik-<br />

Darstellendes Spiel“<br />

Unser Team besteht aus drei Personen, d. h. e<strong>in</strong>er<br />

Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong> des Studiensem<strong>in</strong>ars Frankfurt und zwei<br />

Ausbil<strong>der</strong>n des Studiensem<strong>in</strong>ars Rüsselsheim. Die studiensem<strong>in</strong>arübergreifende<br />

Kooperation ermöglichte<br />

es, <strong>in</strong>dividuelle fachliche Kompetenzen zu nutzen<br />

(Fächer Kunst und Sport, Bereich „Methoden und<br />

<strong>Medien</strong>“/digitale <strong>Medien</strong>) und den erheblichen Bedarf<br />

an Materialien und technischen Geräten zu gewährleisten.<br />

Unsere personelle Aufstellung hat ähnlich fächerübergreifenden<br />

Charakter wie die Konzeption des<br />

Moduls, dessen didaktische Begründung im Rahmenplan<br />

und den Lehrplänen für das Fach Kunst zu f<strong>in</strong>den<br />

ist, sich aber auch aus Teilbereichen des Faches Sport<br />

und aus den fächerübergreifenden Aufgabengebieten<br />

„Kulturelle Praxis/Darstellendes Spiel“, und „<strong>Medien</strong>erziehung“<br />

herleiten lässt.<br />

Abb. 8 Experimente beim „Menschenschattenspiel“<br />

Das erste Si-Modul mit dem Titel „Bewegungsästhetik-<br />

Darstellendes Spiel“ umfasst drei Sett<strong>in</strong>gs, die an drei<br />

Nachmittagen angeboten werden. Die Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />

und Teilnehmer erhalten im ersten Teil e<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> den Themenbereich „Darstellendes<br />

Spiel“ anhand e<strong>in</strong>es mit e<strong>in</strong>er PowerPo<strong>in</strong>t-Präsentation<br />

unterstützten Impulsreferats und anhand zahlreicher<br />

h<strong>in</strong>führen<strong>der</strong> praktischer Übungen. Anschließend<br />

f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wahl <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen zu unterschiedlichen<br />

Schwerpunkten wie „Menschenschattenspiel“ 152<br />

„Figurenschattenspiel“, „Personentheater“,„Papier-<br />

/Kartontheater“, „Schwarzlicht- und Puppentheater“<br />

statt. Der zweite Teil <strong>der</strong> ersten Veranstaltung erfolgt<br />

dann <strong>in</strong> Workshops, <strong>in</strong> denen die Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />

und Teilnehmer <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen an e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

Aufführung <strong>in</strong> <strong>der</strong> von ihnen gewählten Spielform<br />

arbeiten. Dazu liegen zahlreiche Materialien zur<br />

Gestaltung sowie Literatur mit Anregungen bereit.<br />

Abb. 9 Bildgestaltung am OHP<br />

65


Der Entstehungsprozess wird gefilmt und die Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />

und Teilnehmer nutzen e<strong>in</strong>en Beobachtungsbogen,<br />

um ihren eigenen gestalterischen Prozess<br />

festzuhalten. Bereits zu Anfang <strong>der</strong> ersten Veranstaltung<br />

wird auf die Metaebene verwiesen und die LiV<br />

werden für die Reflexion des Entwicklungsprozesses<br />

sensibilisiert. Außerdem wird die Möglichkeit zur E<strong>in</strong>wahl<br />

<strong>in</strong> das Folgemodul vorgestellt. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

erhalten die LiV je nach Interesse und Kenntnisstand<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> den Umgang mit e<strong>in</strong>er Videokamera.<br />

Neben <strong>der</strong> Vorbereitung auf e<strong>in</strong>e Aufführung,<br />

die für die dritte Veranstaltung des ersten Moduls geplant<br />

ist, geht es darum die kreativen Prozesse wahrzunehmen<br />

und stichwortartig festzuhalten, um nach<br />

<strong>der</strong> Aufführung im Rahmen e<strong>in</strong>es Interviews darüber<br />

reflektieren zu können.<br />

Die zweite Veranstaltung des ersten Moduls verläuft<br />

ähnlich; <strong>der</strong> Schwerpunkt dieser Veranstaltung ist<br />

„Bewegungskunst“. Es erfolgt zunächst e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung<br />

mit praktischen Anregungen und Übungen.<br />

Danach können sich die Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer<br />

unterschiedlichen Schwerpunkten wie „Akrobatik“,<br />

„Jongelage“, „Balance“, „Tanz“, „Clownerie“<br />

zuordnen und wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Veranstaltung e<strong>in</strong>e<br />

Aufführung konzipieren und e<strong>in</strong>üben 153. Auch hier<br />

gibt es wie<strong>der</strong> den Beobachtungsbogen mit <strong>der</strong><br />

Aufgabe, den Entwicklungsprozess festzuhalten und es<br />

werden Ausschnitte des Entstehungsprozesses gefilmt.<br />

Vor Ort s<strong>in</strong>d zahlreiche Anregungen <strong>in</strong> Form von<br />

Literatur o<strong>der</strong> Beispielpräsentationen zu f<strong>in</strong>den.<br />

Abb. 10 Modulplattform auf dem Hessischen Bildungsserver<br />

66<br />

Abb. 11 E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> fachliche H<strong>in</strong>tergründe zum Thema<br />

„Bewegungskunst“<br />

Außerdem gibt es auch bezogen auf diese <strong>in</strong>haltlichen<br />

Schwerpunkte die Möglichkeit, von zuhause aus auf<br />

unserer Modulplattform 154 des Bildungsservers Materialien<br />

zu sichten und theoretische Ansätze zu vertiefen.<br />

Dennoch ist es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie unsere Intention,<br />

Möglichkeiten zur Sammlung von konkret-s<strong>in</strong>nlichen<br />

Erfahrungen und <strong>in</strong>tuitive Zugänge zu den unterschiedlichen<br />

Bereichen zu eröffnen. Daher ist <strong>der</strong><br />

zügige E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Praxis sehr wichtig und theoretische<br />

Grundlagen werden <strong>in</strong> den Veranstaltungen selbst<br />

auf die wesentlichen Aspekte reduziert. In <strong>der</strong> dritten<br />

Veranstaltung f<strong>in</strong>det nach zwei „Generalproben“ zu<br />

den Teilbereichen „Darstellendes Spiel“ und „Bewegungskunst“<br />

die Aufführung<br />

aller e<strong>in</strong>geübten Darbietungen<br />

statt. Sowohl Teile<br />

<strong>der</strong> „Generalprobe“ als auch<br />

die gesamte Aufführung werden<br />

gefilmt. Ebenso werden<br />

die Statements <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Gruppen <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Interviews<br />

aufgenommen; die LiV<br />

legen dar, wie sich <strong>der</strong> Prozess<br />

von <strong>der</strong> Ideenf<strong>in</strong>dung<br />

bis h<strong>in</strong> zur Aufführung/Performance<br />

vollzogen hat,<br />

wor<strong>in</strong> die beson<strong>der</strong>en Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

mit Blick auf<br />

die jeweilige Gestaltung<br />

lagen, und sie reflektieren<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Umsetzung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule.<br />

Im Anschluss an die Aufführung<br />

f<strong>in</strong>det die E<strong>in</strong>wahl<br />

<strong>in</strong> das Folgemodul statt. Zur<br />

Anregung werden Auszüge<br />

aus <strong>der</strong> DVD <strong>der</strong> Gruppe des<br />

vorangegangenen Semesters<br />

gezeigt.


Abb. 12 Entstehung e<strong>in</strong>er Tanzperformance im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es Workshopangebotes<br />

Abb. 13 Zwischenergebnis im Rahmen des<br />

Akrobatikworkshops<br />

5.3. E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Planung und Dokumentation <strong>der</strong><br />

Umsetzung des Moduls „Ästhetische Prozesse digital<br />

gestalten“<br />

Im Si- Modul „Bewegungsästhetik/Darstellendes Spiel:<br />

Ästhetische Prozesse digital gestalten“ geht es nun<br />

darum, das gewonnene Filmmaterial zu sichten, zu<br />

bearbeiten und schließlich zu e<strong>in</strong>er DVD zusammenzufügen.<br />

Die erste Veranstaltung beg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung<br />

<strong>in</strong> das zur Verfügung stehende Programm<br />

„Ulead 10/11“. Wir haben uns für die Verwendung dieses<br />

Programms entschieden, weil es <strong>in</strong> kurzer Zeit zu<br />

erlernen ist und sich recht <strong>in</strong>tuitiv bedienen lässt.<br />

Außerdem s<strong>in</strong>d die Anschaffungskosten im Vergleich<br />

zu professioneller Software vergleichsweise ger<strong>in</strong>g.<br />

Nach e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die grundlegenden Anwendungsweisen<br />

des Programms und <strong>der</strong> Erstellung e<strong>in</strong>es<br />

kle<strong>in</strong>en Films aus Demo-Material geht es an das Sichten<br />

<strong>der</strong> aufgenommenen Videosequenzen. Da wir mit<br />

mehreren Videokameras filmen, werden die Filme im<br />

Vorfeld von uns auf e<strong>in</strong>e USB-Festplatte überspielt und<br />

auf dieser dann den Teilnehmern für die Bearbeitung<br />

zur Verfügung gestellt. Bei Camcor<strong>der</strong>n mit <strong>in</strong>tegrierter<br />

Festplatte kann direkt auf die Filmsequenzen zugegriffen<br />

werden bzw. Dateien können e<strong>in</strong>fach auf die<br />

Festplatte des angeschlossenen Computers kopiert<br />

werden. Bei Camcor<strong>der</strong>n mit Bandlaufwerken ist dies<br />

deutlich zeitaufwendiger, und um Zeit zu sparen, sollte<br />

diese Arbeit unbed<strong>in</strong>gt vor <strong>der</strong> ersten Veranstaltungen<br />

erledigt se<strong>in</strong>.<br />

Videomaterial mit guter Qualität erfor<strong>der</strong>t viel Speicherplatz,<br />

und es hat sich bewährt, dass Kle<strong>in</strong>gruppen<br />

nur das Material auf ihre Rechner überspielt bekommen,<br />

mit dem sie auch arbeiten. Wie das Bildmaterial<br />

vom Camcor<strong>der</strong> auf die Festplatte gelangt, wird den<br />

LiV transparent gemacht, damit diese Schritte von den<br />

Teilnehmern bei <strong>der</strong> künftigen Arbeit mit ihren<br />

Schülergruppen selbständig umgesetzt werden können.<br />

Nach <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Sichtung des Materials erfolgt<br />

e<strong>in</strong>e Absprache mit Blick auf die nachfolgende Phase<br />

des Schneidens und <strong>der</strong> Filmbearbeitung/-gestaltung.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> unterschiedlichen thematischen<br />

Schwerpunkten werden Teilgruppen gebildet und das<br />

dazugehörige Filmrohmaterial wird zugeordnet. In <strong>der</strong><br />

gesamten Gruppe werden gestaltungsbezogene Absprachen<br />

getroffen; konzeptionelle Vorüberlegungen<br />

dah<strong>in</strong>gehend, wie viele unterschiedliche Filme entstehen<br />

sollen, werden per M<strong>in</strong>dmap festgehalten. Diese<br />

Informationen können im geschlossenen Arbeitsbereich<br />

des Moduls von den Teilnehmer<strong>in</strong>nen und<br />

Teilnehmern e<strong>in</strong>gesehen werden. LiV, die über e<strong>in</strong><br />

eigenes Notebook mit den entsprechenden Hardwarevoraussetzungen<br />

verfügen, können auch zu Hause<br />

an ihren Teilprojekten weiterarbeiten.<br />

Abb. 14 Menüstruktur <strong>der</strong> DVD<br />

Da die spätere DVD e<strong>in</strong>e Menüstruktur haben wird,<br />

s<strong>in</strong>d im Vorfeld Klärungen wichtig, wie diese aufgebaut<br />

se<strong>in</strong> soll. Bevor die e<strong>in</strong>zelnen Gruppen mit dem<br />

Schneiden und Bearbeiten ihres Materials beg<strong>in</strong>nen,<br />

wird e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames „Storyboard“ erstellt und die<br />

Struktur <strong>der</strong> DVD festgelegt.<br />

Wenn alle Absprachen getroffen s<strong>in</strong>d, beg<strong>in</strong>nen die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Gruppen mit dem Schneiden und Bearbei-<br />

67


ten des Filmmaterials 155. Gestalterische Möglichkeiten<br />

bestehen hier neben <strong>der</strong> Szenenauswahl beispielsweise<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Auswahl von Übergangseffekten, von<br />

Überblendungen, von Musik zur Unterlegung. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus können Sequenzen u. a. <strong>in</strong> ihrem zeitlichen<br />

Ablauf verlangsamt o<strong>der</strong> beschleunigt, mehrfach h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

kopiert, h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Farbwirkung verän<strong>der</strong>t/verfremdet<br />

werden. Weiterh<strong>in</strong> können Tonspuren<br />

zur Dokumentation – ggf. als Nachvertonung<br />

schlecht verständlicher Passagen – angelegt und weitere<br />

erläuternde Texte e<strong>in</strong>gefügt werden. Dies alles s<strong>in</strong>d<br />

Mittel zur Verdeutlichung wesentlicher Aspekte, zur<br />

Erzeugung von Spannung, zur Zuspitzung und Ironisierung<br />

– bedeutsame Mittel im Zuge <strong>der</strong> kreativen<br />

Gestaltung und didaktischen Aufbereitung.<br />

Abb. 15 Überlagerungen e<strong>in</strong>zelner Filmsequenzen<br />

Abb. 16 mehrfaches Zuschneiden e<strong>in</strong>er Sequenz<br />

Bei <strong>der</strong> Gruppenbildung steht im Vor<strong>der</strong>grund, dass<br />

LiV an <strong>der</strong> Darstellung von Prozessen arbeiten, bei<br />

denen sie im vorangegangenen Modul auch selbst mitgewirkt<br />

haben. Somit ist gewährleistet, dass die für die<br />

68<br />

jeweilige Gruppe wesentlichen Aspekte <strong>der</strong> Planung<br />

und Durchführungen des gewählten Schwerpunktes<br />

auch entsprechend zum Tragen kommen bzw. korrekt<br />

dargestellt wird, was „live“ geschehen ist. Die digitale<br />

Aufbereitung wird so zu e<strong>in</strong>er Weiterführung des unmittelbaren<br />

ästhetischen Prozesses.<br />

Abb. 17 Collage für das Titelmenü e<strong>in</strong>er DVD<br />

S<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zelnen Filmsequenzen <strong>der</strong> Gruppen fertig<br />

geschnitten und bearbeitet, werden sie zu e<strong>in</strong>er DVD<br />

zusammengefügt. 156 Hier bedarf es wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>igung<br />

auf das zu verwendende Dateiformat zur Generierung<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelfilme. Passende H<strong>in</strong>tergrundbil<strong>der</strong><br />

werden ausgesucht, das Titelmenü, die Verwendung<br />

von Musik für das Titelmenu, Effekte <strong>der</strong> Menüsteuerung<br />

usw. werden besprochen. Analog zur Aufführung/Präsentation<br />

als Abschluss des ersten Moduls<br />

entsteht nun wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Produkt. Der flüchtige<br />

Moment <strong>der</strong> Aufführung wurde festgehalten, das<br />

Material weiterbearbeitet und die e<strong>in</strong>zelnen Sequenzen<br />

zu e<strong>in</strong>em neuen Produkt unter ästhetischen und<br />

didaktischen Gesichtspunkten digital zusammengefügt.<br />

Durch die Bearbeitung wird <strong>der</strong> Fokus <strong>der</strong> Betrachter<br />

bewusst gelenkt, die Reihenfolge <strong>der</strong> Beiträge<br />

wird möglicherweise verän<strong>der</strong>t und kurze Sequenzen<br />

werden mit technischen Mitteln beson<strong>der</strong>s hervorgehoben.<br />

<strong>Neue</strong> Erfahrungen werden gemacht, Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Medien</strong>gestaltung, die aufzeigen, welche<br />

Aussagekraft bewegte Bil<strong>der</strong> haben (können) und wie<br />

sich diese durch gezieltes Bearbeiten verän<strong>der</strong>n lässt.<br />

Das knappe Zeitkont<strong>in</strong>gent für die „analoge“ ästhetische<br />

Praxis ermöglicht den LiV <strong>in</strong>tensive, wenngleich<br />

nur exemplarische Erfahrungen <strong>in</strong> jeweils e<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />

angebotenen Formen des „Darstellenden Spiels“ und<br />

<strong>der</strong> „Bewegungskunst“. Die fertig gestellte DVD<br />

gewährleistet dagegen, dass alle Teilnehmer<strong>in</strong>nen und<br />

Teilnehmer E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> den Entstehungsprozess jedes


e<strong>in</strong>zelnen Beitrags gew<strong>in</strong>nen können. Das fertige Produkt<br />

kann Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen an den Ausbildungsschulen<br />

<strong>der</strong> LiV als Anregung dienen und als<br />

Fortbildungsmaterial genutzt werden; die Menüstruktur<br />

erlaubt es, gezielt Themen anzuwählen, sich mit<br />

den Vorüberlegungen, dem Entstehungsprozess und<br />

dem Ergebnis e<strong>in</strong>zelner Spiel- und Aktionsformen vertraut<br />

zu machen und so Ideen und Informationen mit<br />

Blick auf eigene Unterrichtsvorhaben zu erhalten. Insgesamt<br />

ersche<strong>in</strong>t die Komb<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> beiden zuvor<br />

beschrieben Module <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Maße geeignet,<br />

sowohl e<strong>in</strong>gehende ästhetische Erfahrungen als auch<br />

<strong>in</strong>tensives <strong>Medien</strong>lernen zu ermöglichen. Digitale<br />

<strong>Medien</strong> werden hier s<strong>in</strong>nvoll <strong>in</strong> ästhetische Lernprozesse<br />

<strong>in</strong>tegriert. Die Konzeption dieser Si-Module mit<br />

ihrer kompakten zeitlichen Abfolge ist für die <strong>in</strong>tensive<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit ästhetischen und medienbezogen<br />

Fragestellungen beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>lich. Rückmeldungen<br />

seitens <strong>der</strong> LiV weisen darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

sich die <strong>in</strong> den Modulen gewonnen Erfahrungen und<br />

erworbenen Fertigkeiten gut <strong>in</strong> den Schulalltag e<strong>in</strong>beziehen<br />

lassen und für eigene Unterrichtsvorhaben<br />

genutzt werden.<br />

Fußnoten<br />

103) Zülch, Mart<strong>in</strong> u. a.: Die Welt <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> - e<strong>in</strong> konstitutiver<br />

Teil <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bildung. Zehn Aussagen<br />

zur Notwendigkeit des Schulfaches Kunst. In: BDK-<br />

Mitteilungen 3/2000, S. 2-3<br />

104) Vgl. <strong>Medien</strong>pädagogischer Forschungsverbund<br />

Südwest (Hrsg.): JIM-Studie 2007 Jugend, Information,<br />

(Multi) Media – Basisuntersuchung zum<br />

<strong>Medien</strong>umgang 12-19 Jähriger<br />

105) Vgl. <strong>Medien</strong>pädagogischer Forschungsverbund<br />

Südwest (Hrsg.): KIM-Studie 2006 K<strong>in</strong><strong>der</strong>+<strong>Medien</strong>,<br />

Computer+Internet, Basisuntersuchung zum<br />

<strong>Medien</strong>umgang 6- bis 13-Jähriger<br />

106) Vgl. Kichner, Constanze: Digitale K<strong>in</strong><strong>der</strong>zeichnung<br />

– Annotationen zum <strong>der</strong>zeitigen Forschungsstand <strong>in</strong>:<br />

Kunst+Unterricht: K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendzeichnung, Heft<br />

246/247, Oktober/November 2000 und: Mohr, Anja:<br />

Digitale K<strong>in</strong><strong>der</strong>zeichnung – Aspekte ästhetischen<br />

Verhaltens von Grundschulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n am Computer,<br />

München 2005<br />

107) Vgl. <strong>Medien</strong>pädagogischer Forschungsverbund<br />

Südwest (Hrsg.): JIM-Studie 2007 Jugend, Information,<br />

(Multi) Media – Basisuntersuchung zum<br />

<strong>Medien</strong>umgang 12-19 Jähriger<br />

108) Vgl. Krautz, Jochen: Digitale Fotografie –<br />

zwischen fotografischem Sehen und malerischer<br />

Konstruktion <strong>in</strong>: Kunst+Unterricht: Digitale<br />

Fotografie, Heft 318/2008, S. 4/5<br />

109) Vgl. Bund deutscher Kunsterzieher e.V. (BDK):<br />

Computer – fachtypische Anwendungen im<br />

Kunstunterricht, http://www.medien.bdk-onl<strong>in</strong>e.<strong>in</strong>fo<br />

(18. 7. 2008)<br />

110) Vgl. Bund deutscher Kunsterzieher e.V. (BDK):<br />

Digitale <strong>Medien</strong> und Kunstunterricht –<br />

Positionspapier, 2001, S. 3<br />

111) Vgl. Kap 2,2ff<br />

112) Vgl. Kirschenmann, Johannes/Peez, Georg (Hrsg.):<br />

Computer im Kunstunterricht – Werkzeuge und<br />

<strong>Medien</strong> – Sekundarstufe, Donauwörth 2004, S. 5<br />

113) Vgl. Jaursch, Markus: Bildbesprechung im<br />

Unterricht mit „Adobe Photoshop“ – Crashkurs <strong>in</strong>:<br />

Kirschenmann, Johannes/Peez, Georg (Hrsg.):<br />

Computer im Kunstunterricht – Werkzeuge und<br />

<strong>Medien</strong> – Sekundarstufe, Donauwörth 2004, S. 129 ff.<br />

114) Vgl. Kunst+Unterricht: Multimediale<br />

Präsentationen, Heft 257, November 2001<br />

115) Vgl. Kunst+Unterricht: Digitale Fotografie, Heft<br />

318, 2008<br />

116) Vgl. Kunst+Unterricht: Filmen, Heft 276, Oktober<br />

2003 sowie:<br />

Kunst+Unterricht: Filmen – Material kompakt, Heft<br />

277, November 2003<br />

117) Peez, Georg / Schacht, Michael: Zusammenfassung<br />

des Abschlussberichts <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> wissenschaftlich<br />

begleiteten Evaluation des Modellprojekts<br />

„Multisensueller Kunstunterricht unter E<strong>in</strong>beziehung<br />

<strong>der</strong> Computertechnologie (Stand: Juli 2003) sowie:<br />

Kunst+Unterricht: Schnittstellen – Computer experimentell,<br />

Heft 262, Mai 2002<br />

118) Peez, Georg: „Alles <strong>Medien</strong>, o<strong>der</strong> was?“ – Überlegungen<br />

zur Beachtung und Beobachtung digitaler<br />

<strong>Medien</strong> im Kunstunterricht <strong>in</strong>: Kirschenmann,<br />

Johannes/Peez, Georg (Hrsg.): Computer im Kunstunterricht<br />

– Werkzeuge und <strong>Medien</strong> – Sekundarstufe,<br />

Donauwörth 2004, S. 21<br />

119) Vgl. Sekretariat <strong>der</strong> Ständigen Konferenz <strong>der</strong><br />

Kultusm<strong>in</strong>ister <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland (Hrsg.): Standards für die Lehrerbildung:<br />

Bildungswissenschaften. Beschluss <strong>der</strong> KMK vom<br />

16. 12. 2004, http://www.kmk.org/doc/beschl/standards_lehrerbildung.pdf<br />

(19. 7. 2008)<br />

120) Vgl. Ebd., S. 7<br />

121) Hess. Sozialm<strong>in</strong>isterium, Hess. Kultusm<strong>in</strong>isterium:<br />

Bildung von Anfang an; Bildungs- u. Erziehungsplan<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> von 0-10 Jahren <strong>in</strong> Hessen, Wiesbaden<br />

2007, S.69<br />

122) Ebd., S.71<br />

123) Vergl. Ebd.<br />

124) Hess. Kultusm<strong>in</strong>isterium: Rahmenplan<br />

Grundschule, Wiesbaden 1995, S. 175<br />

125) Vergl. Ebenda S. 176<br />

126) Vergl. Ebenda S. 194f.<br />

127) Bildungsstandards im Fach Kunst <strong>der</strong> Grundschule/<br />

Entwurf (Stand: April 2007)<br />

128) Hess. Kultusm<strong>in</strong>isterium: Lehrplan Hauptschule,<br />

Wiesbaden 2002, Vorwort S.3 (identisch LP Realschule<br />

S.4),<br />

129) Ebd. S. 6<br />

130) Ebd. S. 6<br />

131) Hess. Kultusm<strong>in</strong>isterium: Lehrplan Kunst, Schule<br />

für Lernhilfe, Entwurf Wiesbaden 13.12.04, S.4<br />

132 Vgl. ebd. S.9<br />

69


133) Hessisches Schulgesetz (Schulgesetz - HSchG -) <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Fassung vom 14. Juni 2005 (GVBl. I S. 442), zuletzt<br />

geän<strong>der</strong>t durch Gesetz vom 5. Juni 2008<br />

134) Hess. Kultusm<strong>in</strong>isterium: Rahmenplan<br />

Grundschule, Wiesbaden 1995, S.265<br />

135) Ebd. S. 270<br />

136) Vergl. Ebd. S. 271<br />

137) Hess. Kultusm<strong>in</strong>isterium: Lehrplan für die<br />

Hauptschule, Wiesbaden 2002, Vorwort S. 6<br />

138) Hess. Kultusm<strong>in</strong>isterium: Lehrplan Kunst, Schule<br />

für Lernhilfe, Wiesbaden, Entwurf 13.12.04, S. 9<br />

139) Hessisches Kultusm<strong>in</strong>isterium: Module für den<br />

Vorbereitungsdienst <strong>in</strong> den Lehrämtern, Wiesbaden<br />

2005<br />

140) Modul HR 12a: „Ästhetisches Lernen –<br />

Fachspezifische Arbeits- und Interaktionsformen“<br />

141) Modul HR 12b: „Umgang mit Kunstwerken/<br />

Ästhetischen Objekten“<br />

142) Vgl.: Peez, Georg/Schacht, Michael: Multimediale<br />

Werkstatt <strong>in</strong>: Kunst+Unterricht: Werkstatt, Heft 260,<br />

März 2002, S. 17 f. und: Fritsche, Marc: E<strong>in</strong> Medium<br />

drängt sich nach vorn – Computer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kunst-<br />

Werkstatt o<strong>der</strong> Kunst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Computer-Werkstatt <strong>in</strong>:<br />

Kirchner, Constanze / Peez, Georg (Hrsg.): Werkstatt:<br />

Kunst – Anregungen zu ästhetischen Erfahrungs- und<br />

Lernprozessen im Werkstattunterricht, Hannover 2001,<br />

S. 144 ff.<br />

70<br />

143) Vgl. Abb. 1-4<br />

144) Vgl. Abb. 5 und Abb. 6<br />

145) Vgl. Abb. 7<br />

146) Im Rahmen dieser Fortbildungsreihe fand auch<br />

bereits e<strong>in</strong>e Tagung statt, <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Verlauf das<br />

Konzept des nachfolgend beschriebenen Si-Moduls<br />

vorgestellt und analog zur Vorgehensweise im Modul<br />

praktisch erprobt wurde. (Fortbildung <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong><br />

durch Ausbil<strong>der</strong> – Leitungsteam: Eva Möller-Westman,<br />

Georg Alfter)<br />

148) Vgl. Artikel von Christian Bosso <strong>in</strong> diesem Heft<br />

149) Vgl. Dober, Rolf.: http://www.sportpaedagogikonl<strong>in</strong>e.de/neuemedienimsportunterricht04.html,e<strong>in</strong>gesehen<br />

am 10. 4. 2008.<br />

150) Vgl. http://s-lohneiss.bnv-bamberg.de/e<strong>in</strong>gesehen<br />

am 10. 4. 2008<br />

151) Hess. Kultusm<strong>in</strong>isterium: Rahmenplan<br />

Grundschule, Wiesbaden 1995, S. 222.<br />

152) Vgl. Abb. 8 und Abb. 9<br />

153) Vgl. Abb. 11 bis Abb. 13<br />

154) Vgl. Abb. 10<br />

155) Vgl. Abb. 16 und Abb. 17<br />

156) Vgl. Abb.17


Stellungnahme zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong><br />

<strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den Fachmodulen<br />

Sport für den Vorbereitungsdienst <strong>in</strong> den<br />

Lehrämtern für die Haupt- und Realschulen<br />

Christian Bosso<br />

1. Begründung zum E<strong>in</strong>satz <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> im<br />

Sportunterricht<br />

Zu den neuen Standards und Kompetenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Lehrerausbildung</strong> – sowohl <strong>in</strong> den universitären E<strong>in</strong>richtungen<br />

als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> 2. Ausbildungsphase – gehört<br />

die <strong>Medien</strong>kompetenz bzw. <strong>Medien</strong>didaktik, verstanden<br />

als Fähigkeit mit „<strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong>“, d. h. digitalen <strong>Medien</strong><br />

(z. B. Internetdatenbanken, Lehr- und Lernsoftware, Analysesoftware)<br />

didaktisch s<strong>in</strong>nvoll und verantwortungsbewusst<br />

umzugehen, sie für den Unterricht nutzen zu können<br />

und Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern e<strong>in</strong>e solche <strong>Medien</strong>kompetenz<br />

vermitteln zu können. Das Bewegungsfach<br />

Sport steht allerd<strong>in</strong>gs nicht an erster Stelle, wenn man an<br />

E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten digitaler <strong>Medien</strong> im Unterricht<br />

denkt. Werden doch gerade die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> oft für die<br />

Bewegungsarmut von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen verantwortlich<br />

gemacht. Es besteht die Befürchtung, Sportunterricht<br />

könnte zu e<strong>in</strong>en „virtuellen“ Unterrichtsfach<br />

mutieren, <strong>in</strong> dem die Bewegungslosigkeit vor dem Computer<br />

E<strong>in</strong>zug hält und die sportmotorische För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler immer weiter an Bedeutung<br />

verliert.<br />

Die folgenden Ausführungen sollen zeigen, dass sich <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>satz <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> durchaus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterrichtspraxis<br />

lohnen kann. Es werden positive Funktionen und Wirkungen<br />

multimedialer <strong>Medien</strong> auf den Sportunterricht<br />

beschrieben, konkrete E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten für das<br />

unterrichtliche Handeln dargelegt aber auch kritische<br />

Aspekte und Alltagsprobleme angesprochen. Die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Thematik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sportlehrerausbildung, mit den<br />

damit verbundenen neuen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Lehrkräfte<br />

im Vorbereitungsdienst, schließen die Ausführungen<br />

ab, wobei e<strong>in</strong> Maßnahmenkatalog zur stärkeren<br />

Verankerung <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> die Sportlehrerausbildung<br />

formuliert wird.<br />

E<strong>in</strong>bettung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> die Lehrpläne<br />

In den hessischen Lehrplänen des Unterrichtsfaches Sport<br />

wird <strong>der</strong> Begriff <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> we<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Aufgaben<br />

und Zielen des Sportunterrichts noch <strong>in</strong> den Ausführungen<br />

<strong>der</strong> didaktisch-methodischen Grundlagen explizit<br />

erwähnt. E<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle und nachvollziehbare Ver-<br />

Alle Fußnoten am Schluß des Artikels auf Seite 75<br />

knüpfung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> lässt sich jedoch zu allen<br />

drei Lern<strong>in</strong>halten des Sportunterrichts exemplarisch herstellen.<br />

Im Bereich „Bewegungsfel<strong>der</strong>“ sollen z. B. die<br />

Unterrichtsvorhaben „Entwerfen und Gestalten e<strong>in</strong>er<br />

Gerätekomb<strong>in</strong>ation bzw. Gerätebahn o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Akrobatik-Aufführung“ und „Gestaltungen im Tanz<br />

und/o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gymnastik“ unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>formations- und kommunikationstechnischen<br />

Grundbildung verwirklicht werden. Im Mittelpunkt des<br />

Bereiches „Fachliche Kenntnisse“ stehen grundlegende<br />

E<strong>in</strong>sichten, um eigenständiges sportliches Handeln im<br />

Rahmen von Leistungs-, Gesundheits- o<strong>der</strong> Freizeitsport<br />

betreiben zu können. Hierzu gehört auch die<br />

Möglichkeit, sich multimedial Kenntnisse anzueignen, z.<br />

B. über<br />

- die den betriebenen Sportarten zu Grunde liegenden<br />

elementaren Regeln unter <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong><br />

jeweiligen Fachbegriffe,<br />

- Möglichkeiten zur Gestaltung und Präsentation<br />

von Bewegungen,<br />

- die Beschreibung sportlicher Bewegungen und das<br />

ansatzweise Aufzeigen von Funktionszusammenhängen,<br />

- die Darstellung des Sports <strong>in</strong> den <strong>Medien</strong> und/o<strong>der</strong> die<br />

medialen Auswirkungen auf den Sport.<br />

Der dritte Lern<strong>in</strong>halt „Methoden und Formen selbstständigen<br />

Arbeitens“ steht im engen Zusammenhang mit den<br />

Kompetenzen, die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst<br />

erwerben sollen (siehe 4). Der Sportunterricht soll zum<br />

selbstständigen Lernen, Denken und Handeln befähigen.<br />

Das erfor<strong>der</strong>t die E<strong>in</strong>führung von Lernstrategien und vielseitiger<br />

Methodenkompetenzen, bei denen Selbstständigkeit<br />

und vor allem Eigenverantwortlichkeit wesentliche<br />

Bestandteile s<strong>in</strong>d. Der E<strong>in</strong>satz/Gebrauch <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong><br />

eignet sich hierzu im beson<strong>der</strong>en Maße bei <strong>der</strong> Übernahme<br />

von Funktionen h<strong>in</strong>sichtlich Planung, Durchführung<br />

und Auswertung e<strong>in</strong>zelner Unterrichtsphasen und/o<strong>der</strong><br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssituationen sowie bei <strong>der</strong> Beschaffung und<br />

Nutzung von Informationen, Materialien und <strong>Medien</strong>.<br />

Der E<strong>in</strong>satz von Lern- und Analysesoftware ermöglicht<br />

den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern ihren Lernprozess selbstständig<br />

zu steuern und zu regulieren.<br />

71


1.2 Funktionen und Wirkungen e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>satzes<br />

<strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> im Unterricht<br />

A) E<strong>in</strong>fluss auf Lehr- und Lernprozesse<br />

Der E<strong>in</strong>satz <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> kann gleichermaßen Lehr- und<br />

Lernprozesse unterstützen und Lernabläufe <strong>in</strong>itiieren. Sowohl<br />

für Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer als auch für Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler hat <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> ke<strong>in</strong>e<br />

Ersatz-, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Ergänzungsfunktion. Sie treten<br />

nicht an die Stelle an<strong>der</strong>er Lehr- und Lernformen, son<strong>der</strong>n<br />

ergänzen und begleiten sie. An den E<strong>in</strong>satz digitaler<br />

<strong>Medien</strong> werden dabei u. a. folgende positive Erwartungen<br />

geknüpft:<br />

- Selbstständigere Steuerung von Lernprozessen<br />

- Individualisierung („Passgenauigkeit“) von<br />

Lernangeboten<br />

- Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrerrolle, vom Instrukteur<br />

zum Berater<br />

- Steigerung <strong>der</strong> Lernmotivation<br />

- Steigerung des Lernerfolgs (Effektivität und Effizienz)<br />

- Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>kompetenz bei Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schülern<br />

B) Unterstützung <strong>in</strong>struktionsorientierten Lehrens<br />

- Die Demonstration <strong>der</strong> Bewegung beim Neulernen<br />

kann ersetzt werden. Der digitale <strong>Medien</strong>e<strong>in</strong>satz dient so<br />

als Hilfsmittel bei <strong>der</strong> Unterrichtsgestaltung und <strong>der</strong><br />

Unterstützung <strong>der</strong> Ausbildung e<strong>in</strong>er Bewegungsvorstellung<br />

bei den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern. Die Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

und Lehrer werden beim E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er CD-ROM/<br />

DVD mit Laptop von e<strong>in</strong>em wie<strong>der</strong>holten Vormachen entlastet,<br />

und die Lernenden können <strong>in</strong>dividuell auf e<strong>in</strong>e<br />

unterschiedlich häufige Visualisierung <strong>der</strong> Zieltechnik<br />

zugreifen. Die Bewegung lässt sich dabei auch lernunterstützend<br />

<strong>in</strong> den zeitlichen und dynamischen Aspekten<br />

darstellen und erfassen.<br />

- E<strong>in</strong>e verlaufsbezogene Rückmeldung zu den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Bewegungsausführungen ist durch Videoe<strong>in</strong>satz (Analysesoftware)<br />

möglich. Die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler können<br />

unmittelbar nach <strong>der</strong> Übung/Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssituation die Bewegungshandlungen<br />

analysieren und eigenständig Korrekturen<br />

vornehmen und erneut üben.<br />

C) För<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>dividueller Lernprozesse<br />

- Das mit den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern vere<strong>in</strong>barte<br />

Unterrichts- bzw. Lernziel und <strong>der</strong> dorth<strong>in</strong> führende<br />

<strong>in</strong>haltlich-methodische Weg werden <strong>in</strong> Teilen von den<br />

Lernenden selbst erarbeitet. Unterrichtliches Lernen wird<br />

hierbei nicht als bloße Vermittlung vorstrukturierter<br />

Inhalte konzipiert, son<strong>der</strong>n als Resultat <strong>der</strong> eigenständigen<br />

Erarbeitung und Konstruktion e<strong>in</strong>er Aufgabenlösung.<br />

Konkrete E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> im<br />

Sportunterricht<br />

Die folgenden, von Rolf Dober erprobten E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten<br />

zeigen auf, wie die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> im Sport-<br />

72<br />

unterricht s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>gesetzt werden und zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>teressanten<br />

und zeitgemäßen Angebot von Bewegung, Spiel<br />

und Sport an Schulen beitragen können.<br />

• Unterrichtsvorbereitung mit dem Computer<br />

Es existiert bereits e<strong>in</strong>e große Anzahl an Lehr- und<br />

Unterrichtsmaterialien, die mit Hilfe des Computers<br />

genutzt werden können. Fach<strong>in</strong>formationen stehen<br />

sowohl im Internet (Sport-Datenbanken) als auch auf digitalen<br />

Speichermedien wie CD-ROM o<strong>der</strong> DVD zur Verfügung.<br />

Diese können von Lehrkräften und Schülern zur<br />

Vorbereitung von Unterrichtssequenzen genutzt werden.<br />

• Mit dem Notebook <strong>in</strong> die Sporthalle –<br />

anschauliches und selbstständiges Lernen<br />

In diesem Teilbereich liegt <strong>der</strong> größte Mehrwert <strong>der</strong><br />

<strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong>. Durch die mittlerweile gestiegene Anzahl<br />

gut gemachter Lehr-, Lern- und Analysesoftware (DVDs,<br />

CD-ROMs, Lernportale im Internet), schülergerechtere<br />

Anwendungsmöglichkeiten und immer ger<strong>in</strong>ger werdendem<br />

Materialaufwand, s<strong>in</strong>d die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> mit vertretbarem<br />

Aufwand <strong>in</strong> die alltägliche Unterrichtspraxis zu<br />

<strong>in</strong>tegrieren. Die oben genannten positiven Funktionen<br />

und Wirkungen kommen somit gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend zur<br />

Geltung.<br />

• Sportunterricht am Computer –<br />

e<strong>in</strong> (planbarer) Son<strong>der</strong>fall<br />

S<strong>in</strong>d Sportanlagen momentan nicht nutzbar o<strong>der</strong> gilt es<br />

e<strong>in</strong>e Vertretungsstunde abzuhalten, kann es S<strong>in</strong>n machen<br />

den Unterricht <strong>in</strong> den Computerraum zu verlagern. Man<br />

kann dann mit den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern geme<strong>in</strong>sam<br />

die kommende Sportstunde vorbereiten o<strong>der</strong><br />

Materialien über Sportarten und Bewegungsabläufe sichten.<br />

S<strong>in</strong>d digitale Aufzeichnungen <strong>der</strong> Schüler vorhanden,<br />

können diese analysiert und ausgewertet werden.<br />

• Interaktive Aneignung von Sportwissen<br />

Für viele Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler ist <strong>der</strong> Computer e<strong>in</strong><br />

Freizeit- und Spielgerät. Lernsoftware nutzt diese Spielmotivation<br />

um Fachwissen zu vermitteln. Die Lernenden<br />

erhalten z. B. Bewegungspuzzles o<strong>der</strong> Fragestellungen,<br />

bei denen das Programm e<strong>in</strong>e sofortige Rückmeldung<br />

über die Richtigkeit <strong>der</strong> Antwort gibt. So kann das erworbene<br />

Wissen im Unterricht o<strong>der</strong> zu Hause getestet werden.<br />

• Projekt-/fächerübergreifen<strong>der</strong> Unterricht<br />

Unter E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> kann recherchiert,<br />

die Unterrichts<strong>in</strong>halte erarbeitet und e<strong>in</strong>e Präsentation<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse (Internetauftritt, Videodokumentation,<br />

PowerPo<strong>in</strong>t-Präsentation) gestaltet werden. Die<br />

Unterrichtsergebnisse s<strong>in</strong>d archivierbar und können auf<br />

Datenträgern mit nach Hause genommen werden. Damit<br />

ist es möglich Ergebnisse aus dem Sportunterricht e<strong>in</strong>em<br />

<strong>in</strong>teressierten Personenkreis außerhalb <strong>der</strong> Sporthalle/<br />

Schule zugänglich zu machen.


• Weitere E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten<br />

Als s<strong>in</strong>nvolle Anwendungsmöglichkeiten s<strong>in</strong>d hier u. a.<br />

noch zu nennen: Auswertung <strong>der</strong> Bundesjugendspielen,<br />

Erstellung von Urkunden und Arbeitsblättern o<strong>der</strong> Verwaltung<br />

von Turniersystemen.<br />

2. Probleme beim E<strong>in</strong>satz <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> im<br />

Schulunterricht<br />

Den eben beschriebenen positiven E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten<br />

und Wirkungsweisen <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> im Sportunterricht<br />

stehen sowohl kritischen Stimmen als auch praktischen<br />

Barrieren entgegen. Dazu gehören u. a.:<br />

- E<strong>in</strong>e mangelhafte Ausstattung <strong>der</strong> Schulen (Soft- und<br />

Hardware).<br />

- Ger<strong>in</strong>ge praktische Erfahrung von Sportlehrkräften bei<br />

<strong>der</strong> Umsetzung mediendidaktischer Konzepte.<br />

- Das Vormachen und Nachmachen steht allgeme<strong>in</strong> an<br />

erster Stelle und wird von <strong>der</strong> Lehrkraft seitens <strong>der</strong><br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler auch erwartet. E<strong>in</strong>e gut aus<br />

geprägte sportpraktische Kompetenz trägt zur<br />

Akzeptanz <strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong> bzw. des Lehrers bei.<br />

- Kritische Grunde<strong>in</strong>stellung zu dieser Unterrichtsmethode<br />

bei sportmotorisch motivierten Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schülern.<br />

- Die Elternschaft steht dem E<strong>in</strong>satz <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> im<br />

Sportunterricht eher skeptisch gegenüber. Die S<strong>in</strong>nhaftigkeit<br />

und <strong>der</strong> Mehrwert für die sportpraktische<br />

Ausbildung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel angezweifelt.<br />

- Die oftmals knapp bemessene Zeit im Schulsport<br />

erschwert den <strong>Medien</strong>e<strong>in</strong>satz.<br />

- Sportunterricht wird vor allem als Bewegungs- und<br />

Kompensationsunterricht (Praxis) angesehen, <strong>in</strong>dem<br />

e<strong>in</strong>e höchstmögliche Bewegungszeit anzustreben ist.<br />

3. Fazit<br />

Trotz <strong>der</strong> praktischen Umsetzungsschwierigkeiten und<br />

den kritischen Gegenstimmen beim E<strong>in</strong>satz <strong>Neue</strong>r<br />

<strong>Medien</strong> im Unterricht, gilt es bei <strong>der</strong> Abwägung <strong>der</strong> Vorund<br />

Nachteile e<strong>in</strong> positives Resümee zu ziehen. Der<br />

Mehrwert liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erleichterung bei <strong>der</strong> Vorbereitung,<br />

Durchführung und Auswertung von Unterricht. Die<br />

<strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> dienen vor allem als wirkungsvolles<br />

Hilfsmittel für den Erwerb von Selbstverantwortungskompetenz<br />

und eigenständigen Handlungsmustern. Sie<br />

unterstützen wirksam die <strong>in</strong>dividualisierten und differenzierten<br />

Lern- und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprozesse <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler. Der E<strong>in</strong>satz <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> ersetzt dabei<br />

nicht die traditionellen Lehr- und Lernformen, son<strong>der</strong>n<br />

hat e<strong>in</strong>e ergänzende und begleitende Funktion. An dieser<br />

Stelle muss hervorgehoben werden, dass vor allem<br />

die Sportlehrkräfte diejenigen s<strong>in</strong>d, die für die Forcierung<br />

des E<strong>in</strong>satzes <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> und für ihre Akzeptanz<br />

bei Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern, <strong>der</strong> Elternschaft und<br />

skeptischen Kollegen verantwortlich s<strong>in</strong>d.<br />

4. Verortung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den Modulen für die<br />

Sportlehrerausbildung und <strong>in</strong>haltliche Anmerkungen<br />

Der Vorbereitungsdienst im Lehramt für Haupt- und<br />

Realschulen im Fach Sport ist <strong>in</strong> zwei bewertete Pflichtmodule<br />

geglie<strong>der</strong>t:<br />

- 18a Grundlagen <strong>der</strong> Unterrichtsplanung im Fach Sport<br />

und<br />

- 18b Methoden und Leistungsmessung im Fach Sport.<br />

Verknüpfungen zu den <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> lassen sich sowohl<br />

<strong>in</strong> dem Modul zur Unterrichtsplanung „Die Lehrkräfte <strong>in</strong><br />

Vorbereitung können bei <strong>der</strong> methodischen Gestaltung<br />

die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> und Unterrichtsmaterialien situationsangemessen<br />

e<strong>in</strong>setzen“ als auch im Modul Methoden<br />

und Leistungsmessung herstellen. Im letzteren Modul sollen<br />

die Lehrkräfte <strong>in</strong> Vorbereitung die Kompetenzen „ …<br />

för<strong>der</strong>n die Fähigkeiten von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />

zum selbstbestimmten Arbeiten“ und „… <strong>in</strong>tegrieren<br />

mo<strong>der</strong>ne Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

didaktisch s<strong>in</strong>nvoll und reflektieren den eigenen<br />

<strong>Medien</strong>e<strong>in</strong>satz“ erwerben.<br />

Die zum Erreichen <strong>der</strong> obigen Fähigkeiten <strong>in</strong>haltliche<br />

Aufarbeitung <strong>der</strong> Thematik und <strong>der</strong> verwendete Zeitumfang<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Modulgestaltung ist von den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

und den <strong>in</strong>dividuellen Absprachen zwischen<br />

Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong> und Modulteilnehmer (Berücksichtigung von<br />

Bedürfnissen und Vorkenntnissen <strong>der</strong> Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst)<br />

abhängig. Im Allgeme<strong>in</strong>en werden die<br />

E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten von Datenbanken im Internet und<br />

<strong>der</strong> Gebrauch von Lehr-, Lern- und Analysesoftware<br />

(Unterrichtssoftware) behandelt.<br />

a) Datenbanken<br />

Datenbanken gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sportpraxis seit Anfang <strong>der</strong><br />

70er Jahre. Sie werden genutzt, um Wissen und Informationen<br />

<strong>in</strong>haltlich strukturiert zu dokumentieren. Es gibt<br />

unterschiedliche Datenbanken, wie z. B. SPOLIT 157,<br />

SPORT 158 und HERACLES 159. Diese Datenbanken enthalten<br />

Informationen zu unterrichtsrelevanten Themengebieten<br />

aus <strong>der</strong> Sportwissenschaft, wie z. B. Sportpädagogik,<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gslehre, Freizeitsport und Schulsport.<br />

b) Unterrichtssoftware<br />

Mit dem Begriff Unterrichtssoftware bezeichnet man<br />

Programme für den Computer/Notebook, mit <strong>der</strong>en Hilfe<br />

Lernende sich eigenständig e<strong>in</strong> bestimmtes Stoffgebiet/<br />

Lernziel erarbeiten können. Die Lehrkraft im Vorbereitungsdienst<br />

muss sich die Frage beantworten können, ob<br />

sich mit <strong>der</strong> Unterrichtssoftware die gewünschten und<br />

gefor<strong>der</strong>ten Lehr- und Lernziele überzeugen<strong>der</strong> als mit<br />

herkömmlichen Mitteln erreichen lassen. Hieraus konkretisieren<br />

sich mögliche Qualitätsmerkmale zur Auswahl<br />

von Unterrichtssoftware. Die Lehrkraft im Vorbereitungsdienst<br />

muss <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>, Unterrichtssoftware auf folgende<br />

Merkmale h<strong>in</strong> zu überprüfen:<br />

73


1 Allgeme<strong>in</strong>e Informationen<br />

Darstellung des Lernnutzens, Zielgruppe, Bearbeitungszeit,<br />

Programmbenutzung usw.<br />

b2 Motivation und Lernstrategien<br />

S<strong>in</strong>d Sprache und Lernweg <strong>der</strong> Zielgruppe angemessen?<br />

Ist das Programm nach mehrmaligen Durchlaufen noch<br />

attraktiv? Werden alternative Lernwege und Lernstrategien<br />

bereitgestellt?<br />

b3 Inhaltliche Überprüfung<br />

Def<strong>in</strong>ition von Lern- und Lehrzielen, Korrektheit <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>haltlichen Darstellung, didaktische Passung von Inhalt<br />

und Zielgruppe.<br />

b4 Benutzerkontrolle<br />

Ist es möglich bestimmte Programmkapitel aufzurufen?<br />

Kann <strong>der</strong> Nutzer den e<strong>in</strong>geschlagenen Lernweg wechseln?<br />

b5 Interaktion<br />

S<strong>in</strong>d Interaktionsformen s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>gebunden? Wie ist<br />

die Variationsbreite <strong>der</strong> Interaktionsformen und <strong>der</strong><br />

Interaktionsgestaltung? Welche Feedbackmöglichkeiten<br />

gibt es?<br />

b6 Aufzeichnungsmöglichkeiten<br />

Wird <strong>der</strong> Lernfortschritt dokumentiert?<br />

b7 Darstellung und Präsentation<br />

Ist das Programm attraktiv gestaltet? Wie ist die Qualität<br />

und Effektivität <strong>der</strong> Grafiken und Animationen? Werden<br />

akustische Effekte verwendet?<br />

b8 Technische Informationen<br />

Gibt es e<strong>in</strong>en Kopierschutz? Gibt es Updates? S<strong>in</strong>d die<br />

Systemvoraussetzungen genau beschrieben?<br />

5. Allgeme<strong>in</strong>er Anfor<strong>der</strong>ungskatalog an die Lehrkräfte<br />

im Vorbereitungsdienst<br />

Um die digitalen <strong>Medien</strong> für die Unterrichtspraxis nutzen<br />

zu können, müssen den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst<br />

nicht nur die allgeme<strong>in</strong>gültigen Grundsätze des<br />

E<strong>in</strong>satzes von <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> im Unterricht bewusst se<strong>in</strong>,<br />

son<strong>der</strong>n auch die beson<strong>der</strong>e Bedeutung und Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong>er Verwendung im Sportunterricht mit den entsprechenden<br />

Wirkungen und E<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gungen. Dazu<br />

müssen die Lehrkräfte selbst e<strong>in</strong> erhöhtes Maß an<br />

medienpädagogischer und mediendidaktischer Kompetenz<br />

verfügen und die möglichen Gefahren die mit dem<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> verbunden s<strong>in</strong>d kennen. Zudem<br />

müssen sie Datenbanken, gängige, für den Unterricht<br />

relevante Lern- und Lehrsoftware und <strong>der</strong>en beson<strong>der</strong>e<br />

Möglichkeiten zur speziellen, <strong>in</strong>dividuellen För<strong>der</strong>ung<br />

ihrer Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler kennen. Die didaktische<br />

S<strong>in</strong>nhaftigkeit <strong>der</strong> Software und die Komplexität <strong>der</strong><br />

Handhabung müssen richtig e<strong>in</strong>geschätzt werden kön-<br />

74<br />

nen. Die pr<strong>in</strong>zipiellen Ansprüche an <strong>in</strong>dividualisierten<br />

und differenzierten Unterricht s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s im Bereich<br />

<strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> zu stellen. Hier müssen die Lehrkräfte die<br />

Lernausgangslagen <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler bezüglich<br />

<strong>in</strong>haltlicher, methodischer, organisatorischer und<br />

v. a. technischer Voraussetzungen, als Grundlage <strong>der</strong><br />

Lernprozess<strong>in</strong>itiierung und Steuerung analysieren können.<br />

6. Umsetzungsschwierigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Modularbeit<br />

In <strong>der</strong> bildungspolitischen und öffentlichen Diskussion<br />

steht <strong>der</strong> Bewegungsmangel <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler mit den daraus resultierenden negativen Folgen<br />

für die Gesundheit im Fokus <strong>der</strong> Aufmerksamkeit. Dieser<br />

H<strong>in</strong>tergrund lässt die Modulteilnehmer den E<strong>in</strong>satz<br />

<strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> mit dem damit verbundenen erhöhten<br />

Zeitaufwand eher skeptisch betrachten. E<strong>in</strong>ige Lehrkräfte<br />

im Vorbereitungsdienst befürchten, dass durch den multimedialen<br />

E<strong>in</strong>satz im Unterricht <strong>der</strong> persönliche Kontakt<br />

zu den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern m<strong>in</strong>imiert wird. Dies<br />

erschwert die Akzeptanz <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> als Modul<strong>in</strong>halt.<br />

Die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst können<br />

kaum Praxisbezüge zur eigenen Schulwirklichkeit bzw.<br />

zu den Unterrichtserfahrungen an den Ausbildungsschulen<br />

herstellen. Der E<strong>in</strong>satz <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> als alltägliches<br />

Unterrichtswerkzeug ist noch nicht etabliert. Die Fülle<br />

<strong>der</strong> verb<strong>in</strong>dlichen Inhalte und die reduzierten Präsenzzeiten<br />

<strong>der</strong> Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst erschweren<br />

e<strong>in</strong>e tiefer gehende Durchdr<strong>in</strong>gung <strong>der</strong> komplexen und<br />

vielfältigen Thematik. Ger<strong>in</strong>ger Materialpool lizenzierte<br />

Unterrichtssoftware als Lehr-, Lern- und Fortbildungsgegenstand.<br />

Die benötigte Hardwareausstattung verteilt<br />

sich auf alle fachdidaktischen Module, dadurch ist die<br />

Verwendung an umfangreiche Absprachen gebunden.<br />

7. Wünschenswerte Maßnahmen zur stärkeren<br />

Verankerung <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> die<br />

Sportlehrerausbildung<br />

Die positiven Wirkungsweisen <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> im Sportunterricht<br />

sollten stärker <strong>in</strong> den Fokus empirischer<br />

Grundlagen- und Unterrichtsforschung gestellt werden.<br />

Wissenschaftliche Studien könnten somit als fachdidaktische<br />

Argumentationshilfen angeführt werden und helfen<br />

die Vorbehalte gegenüber dem digitalen <strong>Medien</strong>e<strong>in</strong>satz<br />

im Sportunterricht auszuräumen. Im Modul Grundlagen<br />

<strong>der</strong> Unterrichtsplanung sollten die Leistungserwartungen<br />

um e<strong>in</strong>e mediendidaktische Analyse e<strong>in</strong>es frei wählbaren<br />

Unterrichtsvorhabens erweitert werden. Die technischen<br />

Voraussetzungen am Studiensem<strong>in</strong>ar sollten verbessert<br />

werden. Wünschenswert ist e<strong>in</strong> vollständig ausgestatteter<br />

<strong>Medien</strong>raum mit ausreichend vorhandenen Arbeitsplätzen<br />

bzw. die Anschaffung von Notebooks <strong>in</strong> ausreichen<strong>der</strong><br />

Anzahl. <strong>Medien</strong>pädagogische und mediendidaktische<br />

Basiskompetenzen müssen zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> zweiten<br />

Phase <strong>der</strong> <strong>Lehrerausbildung</strong> vorausgesetzt werden können.<br />

Um dies zu gewährleisten, sollten <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten


Phase <strong>der</strong> <strong>Lehrerausbildung</strong> Pflichtveranstaltungen<br />

bezüglich dieser Themenfel<strong>der</strong> durchgeführt werden.<br />

E<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> bewerteten Leistungszeiten zu<br />

Gunsten bewertungsfreier „Experimentierzeiten“, könnte<br />

die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> für die Lehrkräfte <strong>in</strong><br />

Vorbereitung neumodischen Thematik <strong>in</strong>tensivieren. Anschaffung<br />

und Bereitstellung gelungener Lehr- und Lernsoftware<br />

mit Schulraumlizenz, damit die Lehrkräfte im<br />

Vorbereitungsdienst diese <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Unterrichtspraxis<br />

erproben können. Anwendungsbezogene Zusatzangebote<br />

als sem<strong>in</strong>ar<strong>in</strong>terne Module sollten als Konkretisierungs-<br />

und Vertiefungsmöglichkeiten für spezielle<br />

Unterrichtssoftware <strong>in</strong>stalliert werden. E<strong>in</strong>e stärkere<br />

Zusammenarbeit von Studiensem<strong>in</strong>ar und Ausbildungsschulen<br />

ist dabei anzustreben.<br />

Fortbildungsangebote sollten <strong>in</strong> kooperativer Zusammenarbeit<br />

über alle drei Phasen <strong>der</strong> <strong>Lehrerausbildung</strong> h<strong>in</strong>weg<br />

angeboten werden. Dabei sollte die Demonstration<br />

gelungener Lehr- und Lernprogramme und E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> unter fachdidaktischen<br />

Aspekten im Mittelpunkt <strong>der</strong> Veranstaltungen stehen.<br />

E<strong>in</strong>e Ausbildung von Experten und Installation e<strong>in</strong>es<br />

Multiplikatorensystems (angelehnt an das Methodentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

nach Klippert) ist anzustreben. An dieser Stelle<br />

ist auch, bei gleichzeitiger zeitlicher Entlastung, über<br />

e<strong>in</strong>e stärkere E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Mentoren nachzudenken.<br />

Den E<strong>in</strong>satz des Computers als Recherche<strong>in</strong>strumentarium<br />

und die Verwendung von Lehr- und Lernsoftware<br />

im Unterricht verpflichtend <strong>in</strong> den Lehr- und Rahmenplänen<br />

für den Sportunterricht verankern. Dadurch ergibt<br />

sich e<strong>in</strong>e noch stärkere Legitimation zur Behandlung<br />

des Themas <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> den Sportmodulen.<br />

Fußnoten<br />

157) Bibliografische Datenbank mit Kurzreferaten zu<br />

sportwissenschaftlicher Literatur, die größtenteils im<br />

deutschsprachigen und angelsächsischen Raum<br />

ersche<strong>in</strong>t.<br />

158) Sehr umfassende Literaturdatenbank, die e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl von sportwissenschaftlichen Teildiszipl<strong>in</strong>en (z. B.<br />

Sportmediz<strong>in</strong>, Psychologie, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g bzw. Coach<strong>in</strong>g,<br />

Sportgeschichte, Praxis <strong>der</strong> Sportarten) enthält. Der<br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeiten liegt im angloamerikanischen<br />

Sprachraum.<br />

159) Französische Literaturdatenbank, die neben<br />

Zeitschriftenaufsätzen, Monografien und Dissertationen<br />

auch audiovisuelle <strong>Medien</strong> nachweist.<br />

Literaturangaben:<br />

Baumgärtner, T. (2002): Lehren und Lernen mit <strong>Neue</strong>n<br />

<strong>Medien</strong> (Multimedia) <strong>in</strong> <strong>der</strong> universitären Ausbildung –<br />

Entwicklung und Evaluation e<strong>in</strong>es multimedialen Tauch-<br />

Lern-Systems. http://digbib.ubka.uni-karlsruhe.de/<br />

volltexte/1000005835 (25.04.2008)<br />

Dober, R. (2004): <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> im Sportunterricht.<br />

In: Sport Praxis, 45 (3), S. 18-21.<br />

Dober, R. (2004): <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> im Sportunterricht.<br />

http://www.lehrer-onl<strong>in</strong>e.de/neue-medien-im-sportunterricht.php<br />

(17.06.2008)<br />

Dober, R. (2006): Mit dem Notebook <strong>in</strong> die Turnhalle.<br />

In: L.A. Multimedia, 6 (1), S18/19.<br />

Hessisches Kultusm<strong>in</strong>isterium (2006): Lehrplan Sport<br />

(Realschule). http://lernarchiv.bildung.hessen.de/<br />

lehrplaene/realschule/sport/<strong>in</strong>dex.html (20.07.2008)<br />

Hessisches Kultusm<strong>in</strong>isterium (2006): Lehrplan Sport<br />

(Hauptschule). http://lernarchiv.bildung.hessen.de/<br />

lehrplaene/hauptschule/sport/<strong>in</strong>dex.html<br />

(20. 07. 2008)<br />

Lü<strong>der</strong>s, B. (2007): <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> als Bestandteil <strong>der</strong> Ausbildung<br />

von För<strong>der</strong>schullehrer<strong>in</strong>nen und För<strong>der</strong>schullehrern.<br />

In: Amt für Lehrerbildung (Hrsg.): <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lehrerausbildung</strong>.<br />

Thienes, G./Fischer, U./Bredel, J. (2005): Digitale <strong>Medien</strong><br />

im und für den Sportunterricht. In: Sportunterricht,<br />

54 (1), S. 6-10.<br />

Wurzel, B. (2005): Digitale <strong>Medien</strong>. In: Sportunterricht,<br />

54 (1),<br />

75


Blended learn<strong>in</strong>g zur Unterstützung<br />

<strong>in</strong>dividualisierten Lernens <strong>in</strong> Schule und<br />

Lehrer(aus)bildung – angeregt durch erste<br />

Erfahrungen im Studiensem<strong>in</strong>ar<br />

Heidi Hagelüken · Elke-Elisabeth Wagner<br />

Situation Schule<br />

Die hessische Bildungslandschaft bef<strong>in</strong>det sich im Umbruch.<br />

Der Reformprozess bezieht sich u. a. auf „Freiheit<br />

und Verantwortung als konsequentes Konzept für<br />

Schulen und den gesamten Bildungsbereich“ 160<br />

„Das schulische Handlungsfeld ist gekennzeichnet durch:<br />

- Stärkung und Erweiterung <strong>der</strong> Eigenverantwortung …<br />

als Basis für e<strong>in</strong>e zielgerichtete und effektive<br />

Schulentwicklung,<br />

- Verständnis von Schulen als „lernende Organisationen“,<br />

- Weiterentwicklung von Lehr-Lern-Prozessen, die durch<br />

digitale <strong>Medien</strong> angeregt, unterstützt und gefestigt<br />

werden sowie <strong>der</strong>en <strong>in</strong>dividueller Wirksamkeit,<br />

- <strong>Medien</strong>gestützte curriculare Planungen und<br />

Abstimmungen unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Entwicklung<br />

von Selbstlernkompetenzen <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler,<br />

- Aufbau e<strong>in</strong>er anregenden mediengestützten Lernkultur<br />

mit dem Ziel von Handlungskompetenz zur För<strong>der</strong>ung<br />

von Selbstwirksamkeit,<br />

- erfolgreiches Lernen für alle Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>in</strong>dividueller För<strong>der</strong>ung und<br />

Stärkung des eigenverantwortlichen und selbst<br />

gesteuerten Lernens,<br />

- Schaffung von Ermöglichungsstrukturen, um<br />

Selbstwirksamkeit (über Individualität) erfahrbar<br />

werden zu lassen.“ 161<br />

E<strong>in</strong> praktisches Beispiel:<br />

An <strong>der</strong> Friedrich-List-Schule <strong>in</strong> Kassel wurden zwei Notebook-Klassen<br />

im Beruflichen Gymnasium, berufsbezogene<br />

Fachrichtung „Wirtschaft und Verwaltung“, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Jahrgangstufe 11 e<strong>in</strong>gerichtet. lo-net wird hier von den<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen genutzt, um Aufgaben, vertiefendes<br />

Informationsmaterial usw. zu h<strong>in</strong>terlegen. Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler nutzen die digitale Lernplattform, um<br />

z. B. Arbeitsergebnisse zu dokumentieren, zu diskutieren,<br />

Protokolle usw. für alle Mitschüler<strong>in</strong>nen und Mitschüler<br />

nutzbar zu machen. Sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt als auch<br />

im Privatleben hat die Informationstechnik mittlerweile<br />

nahezu flächendeckend E<strong>in</strong>zug gehalten. Mit VIBOS.de<br />

ist z. B. <strong>der</strong> erste Jahrgang <strong>der</strong> Virtuellen Berufsoberschule<br />

Bayern erfolgreich entlassen worden. Der wesent-<br />

Alle Fußnoten am Schluß des Artikels auf Seite 82<br />

76<br />

liche Unterschied zum herkömmlichen Schulbetrieb<br />

bestand dar<strong>in</strong>, dass die Lern<strong>in</strong>halte mit Hilfe neuer<br />

<strong>Medien</strong> heute über das Internet angeboten und bearbeitet<br />

werden können.<br />

Konsequenzen für die <strong>Lehrerausbildung</strong><br />

Soll die Vorbereitung auf das verän<strong>der</strong>te schulische<br />

Handlungsfeld gel<strong>in</strong>gen, muss sich auch die Lehrer(aus)bildung<br />

verän<strong>der</strong>n! „Der Blick auf das Individuum …“<br />

(Bundespräsident Horst Köhler am 21. 9. 2006) – hier<br />

bezogen auf die Lehrkraft im Vorbereitungsdienst (LiV) –<br />

muss im S<strong>in</strong>ne doppelter Vermittlungspraxis (Lehrkräfte<br />

im Vorbereitungsdienst müssen erfahren, was sie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schule praktizieren sollen) zur Maxime werden.<br />

Hieraus folgt, dass die (Weiter)entwicklung <strong>der</strong> von LiV<br />

e<strong>in</strong>gebrachten heterogenen Voraussetzungen bezogen<br />

auf den E<strong>in</strong>satz und die Nutzung von Informations- und<br />

Kommunikationstechniken (IKT) für den Unterricht und<br />

für das eigene Lernen und Arbeiten auch im Vorbereitungsdienst<br />

ermöglicht und zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuellen und<br />

persönlichen Angelegenheit erklärt werden muss. Wenn<br />

Selbstlernkompetenz als Voraussetzung für erfolgreiches<br />

lebenslanges Lernen und Arbeiten betrachtet wird, dann<br />

müssen wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrer(aus)bildung die Ausbildungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

so gestalten, dass sich unsere Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

und Lehrer im Vorbereitungsdienst ihrer Kompetenzen<br />

bewusst werden (Selbstreflexion) und diese u. a. mit Hilfe<br />

e<strong>in</strong>er digitalen Lernplattform selbsttätig erweitern. E<strong>in</strong>e<br />

solche „Lern- und Ausbildungskultur“ kann <strong>in</strong> Schule und<br />

Lehrer(aus)bildung auf den folgenden Säulen stehen bzw.<br />

braucht Instrumentarien, wie:<br />

• Layout (Arbeitsplan), um den eigenen Lernprozess zeitlich<br />

zu planen bzw. dies den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />

zu vermitteln und zu empfehlen.<br />

• Kompetenzraster und Checklisten, die Transparenz über<br />

die Kompetenzerwartungen schaffen, Grundlage für<br />

Standortbestimmung, Selbstbild und mögliche Weiterentwicklung<br />

se<strong>in</strong> können, die die Orientierung erleichtern<br />

und die Selbststeuerung ermöglichen. Die Navigation<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lernplattform sollte hierfür beherrscht werden.<br />

• offene Lernaufgaben, die die Lernenden <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sisch<br />

motivieren, sich selbst mit diesen Aufgaben ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>-


setzen zu wollen, die aber auch als Diagnose- und Feedback-Instrumente<br />

dienen. Sie werden auf <strong>der</strong> Lernplattform<br />

bereitgestellt.<br />

• Lern- und Arbeitsportfolio, <strong>in</strong> dem die Lernprozesse und<br />

Lernergebnisse festgehalten werden und das Grundlage<br />

für Bilanz- und Beratungsgespräche se<strong>in</strong> kann. Die<br />

Lernnachweise werden dem Coach onl<strong>in</strong>e zur Verfügung<br />

gestellt, um sich auf Gespräche vorzubereiten.<br />

• Coach<strong>in</strong>ggespräche auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> oben<br />

beschriebenen Instrumente. Die Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer<br />

im Vorbereitungsdienst und die Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>, <strong>der</strong><br />

Ausbil<strong>der</strong> führen Gespräche mit systemischem Ansatz.<br />

Er/Sie beobachtet, berät und begleitet und schafft<br />

Ermöglichungsbed<strong>in</strong>gungen für Selbststeuerung, u. a.<br />

auch durch Nutzung <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Lernplattform.<br />

• Präsenzphasen für Speed<strong>in</strong>puts und Auswertungsphasen.<br />

Unterstützung <strong>in</strong>dividualisierten Lernens durch die<br />

Nutzung von „<strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong>“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrer(aus)bildung<br />

Selbstorganisiertes Lernen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrer(aus)bildung ist<br />

e<strong>in</strong> Lernangebot, das e<strong>in</strong>en realistischen Bezug zum<br />

Leistungsvermögen bzw. zu den Lernfortschritten <strong>der</strong><br />

Lehrkraft im Vorbereitungsdienst erkennen lässt. Digital<br />

bereitgestellte Lernangebote, z. B. Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssituationen<br />

aus dem Schulalltag, werden so verstärkt zum Instrument<br />

<strong>der</strong> Diagnose und des Feedbacks im Prozess selbst gesteuerten<br />

Lernens. 162 Durch digitale Kommunikation ist<br />

e<strong>in</strong> Vergleich zwischen Eigenmodellierung (Entwicklung<br />

eigener Lösungen, Sammeln eigener Erfahrungen) und<br />

Fremdmodellierung (bereits gefundene, bestehende<br />

Lösungen) möglich. 163 Lernangebote (Aufgaben, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssituationen<br />

etc.) s<strong>in</strong>d grundlegende Voraussetzungen<br />

für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividualisierte Lernkultur.<br />

Fazit:<br />

Lernen mit neuen <strong>Medien</strong> begünstigt Selbststeuerung. In<br />

<strong>der</strong> Realität führt jedoch für viele Lehrer<strong>in</strong>nen/Lehrer<br />

sowie Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen/Ausbil<strong>der</strong> die Integration neuer<br />

<strong>Medien</strong> zu neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen. Die Anfor<strong>der</strong>ung<br />

an Lehrer<strong>in</strong>nen/Lehrer sowie Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen/Ausbil<strong>der</strong>,<br />

E-Learn<strong>in</strong>g-Tools <strong>in</strong> Lernarrangements zu <strong>in</strong>tegrieren,<br />

scheitert allzu oft an <strong>der</strong> Unsicherheit des Umgangs mit<br />

neuen <strong>Medien</strong>. Daneben besteht sowohl bei Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

und Lehrern im Vorbereitungsdienst als auch bei Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen<br />

und Ausbil<strong>der</strong>n die Gefahr, das Lernen <strong>der</strong> Lerner<br />

stark vorzustrukturieren, was <strong>der</strong> angestrebten Eigenaktivität<br />

und Selbststeuerung entgegen wirkt. 164 Möglichkeiten<br />

und Grenzen liegen nahe beie<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Aus diesem Grund<br />

wird die Nutzung e<strong>in</strong>er Lernplattform im Rahmen von<br />

„Blended Learn<strong>in</strong>g“ als e<strong>in</strong>e Möglichkeit <strong>der</strong> Unterstützung<br />

des Lernens und Arbeitens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hessischen Lehrerbildung<br />

näher betrachtet, die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Akteure sowie<br />

die praktische Umsetzung werden beschrieben und erste<br />

Erfahrungen aufgezeigt.<br />

Blended Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hessischen Lehrerbildung<br />

Blended Learn<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong>e Mischung aus klassischen und<br />

neuen Organisationsformen, Methoden und <strong>Medien</strong>,<br />

Face-to-Face-Arrangements (wie Sem<strong>in</strong>aren und Konferenzen).<br />

Hier werden asynchrone und synchrone <strong>Medien</strong>arrangements<br />

verknüpft. Das folgende Schaubild zeigt,<br />

wie die unterschiedlichen Tools und <strong>Medien</strong> e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden können. Im virtuellen Raum gibt <strong>der</strong> Lerner bzw.<br />

die Lerner<strong>in</strong> den Ton an; <strong>der</strong> Coach o<strong>der</strong> e-Tutor unterstützt<br />

ihn bzw. sie. Damit kann <strong>in</strong>dividualisiertes Lernen<br />

im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Ermöglichungsdidaktik erreicht werden.<br />

Abbildung 1: E<strong>in</strong>satz von Präsenz- und Selbstlernphasen <strong>in</strong><br />

asynchronen uns synchronen Lernszenarien (Lisa Wagner)<br />

Dem Lernenden stehen dabei unterschiedliche <strong>Medien</strong><br />

zur Verfügung, um selbst gesteuertes Lernen zu unterstützen,<br />

z. B.: CBT und WBT, Audio und Video, Handouts<br />

und Zeitschriftenartikel, Auszüge aus Büchern. Lernangebote<br />

über Lernaufgaben haben ihren gleichberechtigten<br />

Platz. Selbst-Lernphasen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelarbeit und daneben<br />

Tra<strong>in</strong>er-Lerner-, Lerner-Mentor-, Peer-to-Peer- o<strong>der</strong> Team-<br />

Lernsituationen wechseln e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ab, um e<strong>in</strong>en vielseitigen<br />

und motivierenden Lernprozess <strong>in</strong> Gang zu setzen.<br />

165 E<strong>in</strong>er Präsenzveranstaltung folgen Zeiten, <strong>in</strong><br />

denen Aufgaben auf <strong>der</strong> Lernplattform Moodle durch<br />

die Lehrkraft im Vorbereitungsdienst bearbeitet werden.<br />

Präsenzphase<br />

z. B. Coach<strong>in</strong>ggespräch<br />

Abbildung 2: Wechselspiel von Präsenz- und<br />

Selbstlernphasen (Lisa Wagner)<br />

Selbstlernphase<br />

z. B. Bearbeitung von<br />

Aufgaben<br />

Unterstützt durch virtuelle Kommunikation (Netucate)<br />

77


Die Aufgaben können Reproduktions-, Reorganisationsund<br />

Transfer-Charakter haben. Angestrebt werden vor<br />

allem offene und komplexe Aufgaben, die problemlösenden<br />

Charakter haben. 166<br />

KERRES beschreibt die „Magie <strong>der</strong> Präsenz“ zutreffend<br />

wie folgt: „Bei hybriden Lernarrangements s<strong>in</strong>d die<br />

Präsenzelemente neu auszurichten, (...). Nun, da wir uns<br />

nicht mehr life, (d. V.) <strong>in</strong> Veranstaltungsräumen begegnen,<br />

erleben wir – vielleicht viel stärker als bisher – die<br />

„Magie <strong>der</strong> Präsenz“. Das Beson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> persönlichen<br />

Begegnung wird deutlicher erlebbar als zuvor. Dieses<br />

Phänomen stellt sich allerd<strong>in</strong>gs nicht e<strong>in</strong>fach durch das<br />

Zusammenkommen von Menschen e<strong>in</strong>, es ist vielmehr<br />

e<strong>in</strong> Rahmen zu schaffen, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e solche „Magie“ tatsächlich<br />

erlebbar macht. Es ist die Aufgabe <strong>der</strong> Planung<br />

e<strong>in</strong>er Präsenzveranstaltung, die Intensität menschlicher<br />

Begegnung erfahrbar zu machen, und dazu ist diese<br />

an<strong>der</strong>s zu konzipieren als bisher.“ 167<br />

In Präsenzveranstaltungen<br />

sollte ke<strong>in</strong>e Wissensvermittlung<br />

i. S. von Belehrung im<br />

Vor<strong>der</strong>grund stehen, son<strong>der</strong>n<br />

die Orientierung und<br />

Motivierung des/r Lernenden,<br />

um e<strong>in</strong>en Überblick zu<br />

geben und eigene Ziele<br />

(neue Visionen) zu setzen<br />

und eigene Entwicklungswege<br />

zu beschreiben.<br />

Arbeiten mit <strong>der</strong><br />

Lernplattform Moodle<br />

Kompetenzen und Standards im Vorbereitungsdienst <strong>in</strong><br />

Hessen sollten den LiV und den Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und Ausbil<strong>der</strong>n<br />

transparent se<strong>in</strong>, um Selbstreflexion, Selbststeuerung<br />

und <strong>in</strong>dividualisiertes Lernen und Arbeiten zu ermöglichen.<br />

Instrumentarien hierzu können – wie e<strong>in</strong>fangs<br />

erwähnt – Kompetenzraster und Checklisten se<strong>in</strong>.<br />

Abbildung 3: Auszug als Orientierungshilfe für die<br />

Lehrkraft im Vorbereitungsdienst<br />

78<br />

Auf <strong>der</strong> Lernplattform ist z. B das Kompetenzraster abgebildet,<br />

das von Susanne Diegelmann und Dr. Hans-Albert<br />

Lotze (hauptamtliche Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>/hauptamtlicher Ausbil<strong>der</strong>)<br />

für das Studiensem<strong>in</strong>ar für Berufliche Schulen <strong>in</strong><br />

Kassel mit Außenstelle <strong>in</strong> Fulda erstellt wurde.<br />

Beispielhafte Darstellung des Sachverhalts: Um z. B. den<br />

Kompetenzbereich „Lernarrangements gestalten“ auf <strong>der</strong><br />

Niveaustufe A1 „Ich kann für e<strong>in</strong>e Lerngruppe basierend<br />

auf Erfahrungswissen und/o<strong>der</strong> dem Lehrplan die Kompetenzen<br />

formulieren“ zu erreichen, f<strong>in</strong>det die LiV weiterführende<br />

Informationen und Lernaufgaben <strong>in</strong> Form<br />

e<strong>in</strong>es Lernjobs als Hypertext. Mit Hilfe von Checklisten<br />

kann <strong>der</strong> Lernende nun überprüfen, ob er die Kompetenzstufe<br />

erreicht hat.<br />

A1 Ich kann für e<strong>in</strong>e Lerngruppe basierend auf Erfahrungswissen<br />

und/o<strong>der</strong> dem Lehrplan die Kompetenzen<br />

formulieren. Ich kann die Lernenden zu eigenem Denken<br />

anregen, <strong>in</strong>dem ich schriftliche und mündliche Aufgaben<br />

formuliere.<br />

Skalierung: 1 = sehr gut 2 = gut 3 = weniger gut 4 = überhaupt nicht 1 2 3 4<br />

_____________________________________________________________________________<br />

Ich kann Lernsituationen <strong>der</strong> betrieblichen Wirklichkeit aufgreifen<br />

und berufliche Kompetenzen formulieren.<br />

_____________________________________________________________________________<br />

Ich kann Kompetenzen so formulieren, dass unterschiedlich große<br />

Lerngruppen S<strong>in</strong>n, Zielsetzungen und Inhalt von Lernen erkennen können.<br />

_____________________________________________________________________________<br />

Ich kann zu formulierten Kompetenzen aus Lehrplänen<br />

Anknüpfgelegenheiten (z.B. <strong>in</strong> Form von Advance Organizern) schaffen.<br />

_____________________________________________________________________________<br />

Ich kann Lernsituationen und Aufgaben schriftlich und mündlich<br />

so formulieren, dass die Lernenden zu eigenständigem<br />

Denken und Handeln angeregt werden.<br />

Abbildung 4: Checklisten zur Fremd- und<br />

Selbste<strong>in</strong>schätzung<br />

Mit Hilfe von Lernanlässen (Aufgaben bzw. Lernjobs) kann digital<br />

am eigenen Kompetenzprofil gearbeitet werden. Voraussetzung<br />

dafür s<strong>in</strong>d jedoch SMART-formulierte Lernangebote!


Beispiel e<strong>in</strong>er smartformulierten Lernaufgabe:<br />

S steht für spezifisch, also konkret, klar und e<strong>in</strong>deutig.<br />

Beispiel: Der Advance Organizer und die nichtl<strong>in</strong>eare<br />

Didaktik; weitere Infos unter: http://lehrerfortbildungbw.de/unterricht/mlf/organizer/<br />

M steht für messbar<br />

Beispiel: Nehmen Sie Ihren Rahmenlehrplan für Ihr<br />

Unterrichtsfach zu Hand und erstellen Sie Advance<br />

Organizer für Ihre Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler unter<br />

Beachtung <strong>der</strong> Heterogenität!<br />

A ausführbar, machbar und selbstwirksam.<br />

Beispiel: Bilden Sie Lernpartnerschaften, wenn Sie das<br />

gleiche Lernfeld unterrichten.<br />

R steht für realistisch<br />

Beispiel: Was hat das mit mir zu tun? Wie b<strong>in</strong> ich vorgegangen?<br />

Was hat sich als hilfreich im Unterricht gezeigt?<br />

Was kann ich jetzt gut – was kann ich jetzt besser –<br />

woh<strong>in</strong> will ich mich entwickeln?<br />

T steht für term<strong>in</strong>iert, um Verb<strong>in</strong>dlichkeiten zu<br />

schaffen<br />

Beispiel: Nächster Coach<strong>in</strong>g-Term<strong>in</strong> 15. 9. 2008. Gelungene<br />

Lernergebnisse (hier: e<strong>in</strong>e erstellte Lernaufgabe) exportiert<br />

<strong>der</strong> Lernende (hier: die LiV) <strong>in</strong> ihr E-Portfolio. Diese Ergebnisse<br />

können dann Grundlage für Coach<strong>in</strong>ggespräche se<strong>in</strong>.<br />

Mit Hilfe von Moodle können die Lernenden ihr E-Portfolio<br />

scorm-kompatibel exportieren. Arbeits- und Lernportfolio<br />

(zentrale „Mappe“, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Lernergebnisse und Lernprozesse<br />

veröffentlicht werden) können so konventionell o<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> elektronischer Form über die Moodle-Plattform geführt<br />

werden. In diesem virtuellen Kommunikationsraum können<br />

Kompetenzen genutzt, generiert, erweitert und transferiert<br />

werden. Das wird <strong>in</strong> dem folgenden Schaubild deutlich<br />

(<strong>in</strong> Anlehnung an A. Sauter, W. Sauter und H. Ben<strong>der</strong>:<br />

Blended Learn<strong>in</strong>g 2004 S. 38)<br />

Abb. 6: In Anlehnung an „Kreislauf des<br />

Wissensmanagements <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er lernenden Organisation“<br />

Virtueller Kompetenzerwerb<br />

Kompetenzverteilung, Austausch<br />

von Informationen und Erfahrungen<br />

durch fortdauernde Interaktion<br />

und Kommunikation,<br />

Erörterung<br />

Mögliche Arbeitsweisen <strong>in</strong> diesem digitalen Raum könnten<br />

<strong>in</strong> Anlehnung an B. Sieland folgende se<strong>in</strong>:<br />

1. E<strong>in</strong>zelarbeit: vorgegebenes Problem verstehen, offene<br />

Fragen klären und e<strong>in</strong>en persönlichen Lösungsvorschlag<br />

mit Akzeptanz-, Ziel- und Nebenwirkungsanalyse<br />

entwickeln<br />

2. Partnerarbeit: je zwei Teilnehmer<strong>in</strong>nen/Teilnehmer<br />

diskutieren ihre offenen Fragen, Lösungsvorschläge,<br />

<strong>der</strong>en Chancen und Risiken und versuchen, e<strong>in</strong>en<br />

geme<strong>in</strong>samen Vorschlag zu erarbeiten<br />

3. Gruppenarbeit z. B. mit bis zu 5 Teilnehmer<strong>in</strong>nen/<br />

Teilnehmer: die Vorschläge mit ihren Vor- und Nachteilen<br />

werden diskutiert und zu e<strong>in</strong>em Lösungspaket<br />

o<strong>der</strong> zu nützlichen Alternativen zusammengefasst.<br />

Reflexion <strong>der</strong> Akzeptanzbereitschaft <strong>der</strong> Gruppenmitglie<strong>der</strong><br />

über die verschiedenen Lösungsvorschläge.<br />

4. Arbeit im Internet: Sich e<strong>in</strong>loggen und die für hilfreich<br />

empfundenen Vorschläge <strong>in</strong>s Netz stellen und um<br />

E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> Lösungsvorschläge bzw. Feedback<br />

zu bitten<br />

B. Sieland: Das Lehrerforum als virtuelle professionelle<br />

Lerngeme<strong>in</strong>schaft, http://www.bsieland.de/download/<br />

Internetberatung. (php Stand 4. 8. 2008)<br />

Im dem Tra<strong>in</strong>er-Taschenbuch: „101 e-Learn<strong>in</strong>g Sem<strong>in</strong>armethoden“<br />

von Häfele/Häfele werden Methoden und<br />

Strategien für die Onl<strong>in</strong>e- und Blended-Learn<strong>in</strong>g-Sem<strong>in</strong>arpraxis<br />

ausführlich beschrieben.<br />

79


E<strong>in</strong> Moodle-Forum könnte dann so aussehen:<br />

Abbildung 7:<br />

E<strong>in</strong>e Forumsübersicht aus http://lehrerforum-sh.de<br />

Der erste Forumse<strong>in</strong>trag beschreibt das Thema „Englisch<br />

Klausur“ (Autor<strong>in</strong>: Kathr<strong>in</strong>). Auf diesen Trade hat 1<br />

Teilnehmer geantwortet, und <strong>in</strong>sgesamt ist <strong>der</strong> Beitrag<br />

90 mal aufgerufen worden. 169<br />

Weitere Moodle-Tools<br />

Test<br />

Dies ist e<strong>in</strong> klassischer Test mit unterschiedlichen Fragestellungen<br />

zum Ankreuzen (Multiple-Choice), zum Ergänzen<br />

von unvollständigen Sätzen (Lückentest) o<strong>der</strong> zum<br />

E<strong>in</strong>tragen von Wörtern als Antwort.<br />

Workshop<br />

Der Workshop ähnelt <strong>der</strong> Übung. Zusätzlich erhalten die<br />

Teilnehmer/<strong>in</strong>nen Musterlösungen (z. B. aus früheren<br />

Kursen) zur Kommentierung. Ihre Arbeit wird von an<strong>der</strong>en<br />

Teilnehmer<strong>in</strong>nen/Teilnehmern kommentiert. Mit<br />

Hilfe dieser Kommentare können sie ihre Aufgabenlösung<br />

noch e<strong>in</strong>mal kritisch durchsehen, verän<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

Alternativen erproben.<br />

Lektion<br />

In den Lektionen f<strong>in</strong>det man aufbereitete Lern<strong>in</strong>halte <strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>en Abschnitten. Nach jedem Abschnitt kann zur<br />

nächsten E<strong>in</strong>heit gewechselt o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Frage beantwortet<br />

werden. Je nachdem, wie die Frage beantwortet wurde<br />

(z. B. richtige o<strong>der</strong> falsche Antwort), werden die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />

zu e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Lernabschnitt geführt.<br />

Wiki<br />

Im Wiki können die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen geme<strong>in</strong>sam an<br />

Texten schreiben, ohne Dateien auszutauschen. Sie klikken<br />

auf e<strong>in</strong>er Seite des Wiki e<strong>in</strong>fach auf Bearbeiten, ver<br />

80<br />

än<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> ergänzen den Text und speichern ihn ab.<br />

Schon ist er für alle Teilnehmer<strong>in</strong>nen/Teilnehmer zur<br />

weiteren Bearbeitung sichtbar.<br />

Umfrage<br />

In <strong>der</strong> Umfrage geben die Teilnehmer<strong>in</strong>nen/Teilnehmer<br />

ihr Feedback zu Handlungsalternativen.<br />

Glossar<br />

Das Glossar ist e<strong>in</strong> Wörterbuch. Es kann fertig zum Nachschlagen<br />

bereitgestellt werden o<strong>der</strong> wird von den Teilnehmern<br />

geme<strong>in</strong>sam erstellt. Das Wörterbuch wird auch<br />

genutzt, um häufig gestellte Fragen (FAQ= frequently<br />

asked questions) zu beantworten.<br />

Sprechstunde<br />

In <strong>der</strong> Sprechstunde erfolgt die Term<strong>in</strong>vere<strong>in</strong>barung für<br />

persönliche Gespräche mit dem Lerncoach. Der Lernbegleiter<br />

gibt e<strong>in</strong>en Zeitraum für Gespräche vor und die<br />

Nachfrager (die Lernenden) tragen sich für e<strong>in</strong>en freien<br />

Term<strong>in</strong> e<strong>in</strong>. Vgl. http://docs.moodle.org/de/Hauptseite<br />

Stand 11.08.2008<br />

E<strong>in</strong>satz von synchronen Tools zur Besprechung von<br />

Arbeitsergebnissen<br />

E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit <strong>der</strong> Abspache bietet <strong>der</strong> Moodle<br />

Chat. Dort können u. a. Term<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>bart werden, und<br />

man kann sich schriftlich austauschen usw.<br />

Abbildung 8: Chattprotokoll<br />

Im Chat treffen sich die Lernenden und diskutieren zur<br />

selben Zeit (synchron). Meist wird e<strong>in</strong> Zeitpunkt für Chat


vorgeschlagen. Alle Beteiligten, die zu diesem Zeitpunkt<br />

im Diskurs s<strong>in</strong>d, können mit den an<strong>der</strong>en Beteiligten<br />

Gespräche führen und erhalten direkt Antworten,<br />

Anregungen, Denkanstöße.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit <strong>der</strong> Diskussion bietet<br />

e<strong>in</strong>e Audio- bzw. Videokonferenz, die mit Netucate<br />

realisiert werden soll. Die Bearbeitung von<br />

Aufgaben und Materialien geschieht Netz gestützt.<br />

An<strong>der</strong>e Netz gestützte Lernformen, wie z. B. Chatrunden,<br />

z. T. selbstorganisiert, z. T. mit e<strong>in</strong>em<br />

„Experten“, unterstützen den Lernprozess. Wir<br />

sprechen dann von Speed<strong>in</strong>puts. Für E<strong>in</strong>zelgespräche<br />

bzw. Kle<strong>in</strong>gruppengespräche reicht<br />

www.skype.com. Das kostenlose Tool ist ebenfalls<br />

geeignet, sich untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auszutauschen.<br />

Netucate.de hat seit 10 Jahren Erfahrungen mit<br />

dem il<strong>in</strong>c-Konferenzsystem. Es ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bedienung<br />

sehr e<strong>in</strong>fach. Mit il<strong>in</strong>c kommen Events wie<br />

Meet<strong>in</strong>gs, Konferenzen, Sem<strong>in</strong>are und auch <strong>der</strong><br />

Support direkt auf den Schreibtisch <strong>der</strong> Teilnehmer<br />

Netucate verb<strong>in</strong>det lt. eigenen Aussagen je<strong>der</strong>mann,<br />

an jedem Ort, zu je<strong>der</strong> Zeit, um:<br />

- Kosten zu senken<br />

- Produktivität zu steigern<br />

- Kommunikation zu beschleunigen 170<br />

Im Audiokonferenzsystem Netucate können regelmäßig<br />

digitale kollegiale Fallberatungen stattf<strong>in</strong>den. Die Gruppe<br />

von 6 bis 8 Personen trifft sich regelmäßig im virtuellen<br />

Raum, um dort z. B. konkrete Probleme aus <strong>der</strong> schulischen<br />

Praxis zu lösen. Der Falle<strong>in</strong>br<strong>in</strong>ger beschreibt e<strong>in</strong>e<br />

Situation aus dem Schulalltag. In <strong>der</strong> nächsten Phase<br />

können Verständnisfragen gestellt werden. Dann stellen<br />

mögliche Kommunikationspartner Lösungsvorschläge,<br />

Erfahrungen, Anregungen vor. So werden differenzierte<br />

Wahrnehmungen zu kritisch-konstruktivem Nachdenken,<br />

zu experimentellem Handeln, zur Selbstreflexion. Onl<strong>in</strong>e<br />

Konferenzen (Netucate) s<strong>in</strong>d damit auch e<strong>in</strong> Mittel gegen<br />

Vere<strong>in</strong>zelung, gegen Gefühle <strong>der</strong> Überfor<strong>der</strong>ung, Hilflosigkeit,<br />

Angst usw.<br />

Wechselnde Anfor<strong>der</strong>ungen an die bisherigen Akteure<br />

<strong>der</strong> Lehrerbildung – an die zukünftigen „Lerncoaches“<br />

Die aktuelle wissenschaftliche Forschung für Neurowissenschaften<br />

und Lernen for<strong>der</strong>t grundlegende Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> Organisation und Gestaltung von Lernumgebungen <strong>in</strong><br />

Schule und im Vorbereitungsdienst unter dem Primat des<br />

Lernens vor dem Lehren. Damit ist e<strong>in</strong> Rollenwandel <strong>der</strong><br />

Lehrenden zu „Lerncoaches“ erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Die Rolle des Lehrers/<strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong>, des Ausbil<strong>der</strong>s/<strong>der</strong><br />

Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong> als Lerncoach wird hier verstanden als Beobachter,<br />

Gestalter, Berater und Begleiter, als diejenige/<br />

<strong>der</strong>jenige, die/<strong>der</strong> Lernumgebungen subjektorientiert<br />

gestaltet und damit Lernen und Kompetenz(weiter)ent-<br />

wicklung ermöglicht und <strong>der</strong> hierzu auch digitale <strong>Medien</strong><br />

nutzen muss.<br />

Abbildung 9. Unterschiedliche Rollenanfor<strong>der</strong>ungen an den<br />

Lehrenden/die Lehrende (Lisa Wagner)<br />

Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer, Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und Ausbil<strong>der</strong><br />

werden zu Lernprozesshelfern:<br />

Abb. 10: Aufgaben <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und Ausbil<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Unterstützungsleistung (Lisa<br />

Wagner)<br />

Ausblick<br />

Barbara Brauchle (Universität Hamburg) berichtet über<br />

e<strong>in</strong>ige Facetten <strong>der</strong> umfangreichen Erfahrungen bei <strong>der</strong><br />

Begleitung von <strong>in</strong>ternetgestütztem Selbstlernen: Dort<br />

berichteten die Lehrenden, dass sie nicht – wie gewohnt –<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Lernprozesse <strong>der</strong> Lernenden haben und<br />

diesen Kontrollverlust als unangenehm empf<strong>in</strong>den.<br />

Hier zeigt sich, dass Lehrende auch zu Lernenden werden<br />

müssen. 171 Damit bedürfen Reformprozesse Fortbildung<br />

<strong>der</strong>er, die diese Reformen wagen und umsetzen wollen<br />

und sollen. Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer, Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und<br />

81


Ausbil<strong>der</strong> brauchen Aus- und Fortbildung zum so<br />

genannten „Lerncoach“ als Beobachter, Gestalter, Berater<br />

und Begleiter von Lernprozessen ebenso wie zu <strong>der</strong> didaktisch<br />

entsprechenden <strong>Medien</strong>nutzung. Innovationswille<br />

ist verbunden mit persönlichem Nutzen, Innovationsbereitschaft<br />

mit Arbeitserleichterung. Diese Vorteile<br />

zeigen sich <strong>in</strong> erhöhter Selbstwirksamkeit und Arbeitszufriedenheit!<br />

Um diese These zu beweisen, sollte sich<br />

je<strong>der</strong> (denn wir alle lernen!!!) auf den Weg machen! 172<br />

Fußnoten:<br />

160) Bernd Schreier, IQ, <strong>in</strong>: Auf dem Weg zur<br />

Eigenverantwortung <strong>der</strong> Schule, IQ Forum 2, S. 18<br />

161) (HKM/IQ, Referenzrahmen Schulqualität <strong>in</strong> Hessen)<br />

162) (Vgl. D. Wahl, Vom trägen Wissen zum kompetenten<br />

Handeln <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrerbildung, <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Bärbel<br />

Falke/Heide Zschweigert, Die Didaktische Route und<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrerbildung, 1/2008 SEMINAR)<br />

163) (Vgl. Gerdsmeier, G., Diagnose und Feedback <strong>in</strong><br />

Prozessen selbst gesteuerten Lernens – von <strong>der</strong> Planungszur<br />

Aufgabendidaktik, <strong>in</strong> Pädagogik, Belt-Verlag, Heft<br />

3/2008).<br />

164) (Vgl. Schulmeister, R., Didaktisches Design; s. a E-<br />

Learn<strong>in</strong>g Potenzial (www.f-bb.de/uploads/tx_fffbb/Regl<strong>in</strong><br />

_Crystal_eLearn<strong>in</strong>g-Potenziale_05.pdf,Stand: 04.08.2008.)<br />

165) (Vgl. G. Reimann: Blended Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />

– Grundlagen für die Konzeption <strong>in</strong>novativer<br />

Lernumgebungen; Lengerich, 2005, S. 11)<br />

166) (Zur Aufgabendidaktik s. a. Gerdsmeier/Köller,<br />

Modellversuch LunA www.blk-luna.de s.d.a Seufert, S.,<br />

Euler, D. Learn<strong>in</strong>g Design, S.21)<br />

167) (M. Kerres: Multimediale und telemediale<br />

Lernumgebungen: Konzeption und Entwicklung,<br />

Oldenburg, 2001 S. 18)<br />

168) (Vgl. Kerres, 2001, S. 18)<br />

169) (Vgl. B. Sieland, www.lehrerforum-sh.de (<br />

Stand 23. 8. 2008))<br />

170) Vgl.<br />

http://www.netucate.de/loesungen/loesungen.htm<br />

Stand 08.08.2008<br />

171)<br />

(http://www.bwpat.de/ausgabe13/brauchle_bwpat13.sht<br />

ml Stand:04.08.2008)<br />

172) s. h. dazu auch: Johlen, Dietmar; Hirth, He<strong>in</strong>z-<br />

Dieter: Blended Learn<strong>in</strong>g im Rahmen e<strong>in</strong>er verän<strong>der</strong>ten<br />

Lernkultur zur Unterstützung <strong>der</strong> Individualisierung von<br />

Lernprozessen, DeLFI 2008, 6. ELearn<strong>in</strong>g-Fachtagung<br />

Informatik, 07.-10. September 2008<br />

82<br />

Literaturverzeichnis<br />

Baumgartner, P. E<strong>in</strong>e neue Lernkultur entwickeln.<br />

Kompetenzbasierte Ausbildung mit Blogs und ePortfolio,<br />

http://www.educa.ch/dyn/b<strong>in</strong>/131141-131143-1-eportfoliodeutsch.pdf<br />

(Stand: 10.08.2008)<br />

Kerres, M.: Multimediale und telemediale Lernumgebungen:<br />

Konzeption und Entwicklung, Oldenburg, 2001<br />

Gerdsmeier, G., Diagnose und Feedback <strong>in</strong> Prozessen<br />

selbstgesteuerten Lernens – von <strong>der</strong> Planungs- zur Aufgabendidaktik,<br />

<strong>in</strong> Pädagogik, Belt-Verlag, Heft 3/2008<br />

HKM/IQ, Referenzrahmen Schulqualität <strong>in</strong> Hessen<br />

http://www.mesalsfeld.de/aktuell/2007IQSchul<strong>in</strong>spektion/2007-02-<br />

05_IQHRS.pdf (Stand 10.08.2008)<br />

Müller, Andreas, Je<strong>der</strong> Schritt e<strong>in</strong> Fort-Schritt<br />

http://www.learn<strong>in</strong>gfactory.ch/downloads/dateien/artikel_referenzieren.pdf<br />

(Stand 10.08.2008)<br />

Reimann G.: Blended Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrerbildung -<br />

Grundlagen für die Konzeption <strong>in</strong>novativer Lernumgebungen;<br />

Lengerich, 2005<br />

Sauter, A., Sauter W. und Ben<strong>der</strong> H.,: Blended Learn<strong>in</strong>g,<br />

Unterschleißheim/München, 2004<br />

Schreier Bernd, IQ, <strong>in</strong>: Auf dem Weg zur Eigenverantwortung<br />

<strong>der</strong> Schule, IQ Forum 2<br />

Schulmeister, Rolf, Didaktisches Design, http://beat.<br />

doebe.li/bibliothek/t03144.html<br />

(Stand: 10.08.2008)<br />

Seufert, Sab<strong>in</strong>e, Euler, Dieter, Learn<strong>in</strong>g Design: Gestaltung<br />

eLearn<strong>in</strong>g-gestützter Lernumgebungen <strong>in</strong> Hochschulen<br />

und Unternehmen, www.scil.ch/fileadm<strong>in</strong>/<br />

Conta<strong>in</strong>er/Leistungen/Veroeffentlichungen/2005-09-seufert-euler-learn<strong>in</strong>g-design.pdf<br />

(Stand 10.08.2008)<br />

Sieland B., Das Lehrerforum als virtuelle professionelle<br />

Lerngeme<strong>in</strong>schaft, http://www.bsieland.de/<br />

download/Internetberatung.php Stand 04.08.2008)<br />

Wahl D., Vom trägen Wissen zum kompetenten Handeln<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrerbildung, <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Bärbel<br />

Falke/Heide Zschweigert, Die Didaktische Route und<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrerbildung, 1/2008 SEMINAR


Abstract: In diesem Artikel wird am Beispiel <strong>der</strong><br />

Höheren Berufsfachschule für Informationsverarbeitung<br />

vorgestellt, wie die Zielsetzung, Lernprozesse durch<br />

selbstorganisiertes und selbstgesteuertes Lernen zu <strong>in</strong>dividualisieren,<br />

im Unterricht umgesetzt wird. Es wird<br />

diskutiert, wie Blended Learn<strong>in</strong>g und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es<br />

Lernmanagementsystems das vorgestellte Unterrichtskonzept<br />

unterstützt. Insbeson<strong>der</strong>e wird gezeigt, dass die<br />

Individualisierung von Lernprozessen Chancen be<strong>in</strong>haltet,<br />

das soziale Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schüler untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

zu stärken.<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Blended Learn<strong>in</strong>g im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

verän<strong>der</strong>ten Lernkultur<br />

zur Unterstützung <strong>der</strong> Individualisierung<br />

von Lernprozessen<br />

Dietmar Johlen, He<strong>in</strong>z-Dieter Hirth<br />

Die aktuellen Trends im Internet h<strong>in</strong> zu Social Software<br />

und sozialen Netzwerken, die Möglichkeiten von<br />

Foren, Wikis und Blogs und <strong>der</strong> zunehmende E<strong>in</strong>satz<br />

von Lernmanagementsystemen <strong>in</strong> den Schulen erhöht<br />

den Druck auf die Lehrkräfte, sich mit diesen Techniken<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen. Im Rahmen von Fachtagungen<br />

173, die sich u. a. auch an Lehrer richten, werden<br />

diese Themen aufgegriffen. Hierbei steht oft die<br />

Handhabung und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz dieser Techniken im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

E<strong>in</strong> ganzheitlicher Ansatz, <strong>der</strong> methodischdidaktische<br />

Unterrichtskonzepte für e<strong>in</strong>e Schulform <strong>in</strong><br />

Beziehung zu den zuvor genannten Techniken setzt,<br />

wird dort nicht diskutiert. Interessierten Lehrkräften,<br />

die e<strong>in</strong>e Vorreiterrolle e<strong>in</strong>nehmen und die genannten<br />

Innovationen <strong>in</strong> die Schulen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>tragen, stellt sich<br />

das Problem, an<strong>der</strong>e Lehrkräfte <strong>in</strong> ihren Teams von<br />

<strong>der</strong> S<strong>in</strong>nhaftigkeit des E<strong>in</strong>satzes dieser Techniken zu<br />

überzeugen. Aus <strong>der</strong> Erfahrung <strong>der</strong> Autoren gestaltet<br />

sich dieser Prozess als schwierig, wenn nicht im Vorfeld<br />

über die Anpassung bzw. Verän<strong>der</strong>ung des Unterrichtskonzepts<br />

an sich diskutiert wird.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wird die Entwicklung des<br />

Unterrichtskonzepts für die Höhere Berufsfachschule<br />

<strong>der</strong> Fachrichtung Informationsverarbeitung – Technik<br />

[ABl06], die zu dem berufsqualifizierenden Abschluss<br />

„Staatlich geprüfter technischer Assistent für Informationsverarbeitung“<br />

führt, vorgestellt, das erstmalig <strong>in</strong><br />

dem Schuljahr 2008/2009 erprobt wird. Diese Schulform<br />

wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abteilung Informationstechnik<br />

bewusst zuerst ausgewählt, weil sich das Konzept <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Schulform bewähren soll, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

Alle Fußnoten am Schluß des Artikels auf Seite 87<br />

lernschwächere Schüler vertreten s<strong>in</strong>d als <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Schulformen <strong>der</strong> Abteilung. Die vorgestellte Konzeption<br />

wurde im vergangenen Schuljahr bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Berufsfachschule für Elektrotechnik e<strong>in</strong>gesetzt. Hierbei<br />

war die Umsetzung auf den fachpraktischen Unterricht<br />

beschränkt.<br />

Für die Entwicklung des Konzepts waren die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

des Modellprojekts „Selbstverantwortung<br />

Plus“ von beson<strong>der</strong>er Bedeutung. Im Rahmen des<br />

Modellprojekts „Selbstverantwortung Plus“ wird im<br />

Land Hessen seit drei Jahren erprobt, <strong>in</strong> welchem Maß<br />

E<strong>in</strong>zelschulen durch erhöhte Autonomiespielräume<br />

die Qualität und Effizienz <strong>der</strong> schulischen Arbeit steigern<br />

können [MC08]. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Schwerpunkt<br />

liegt hierbei im Handlungsfeld 1 auf <strong>der</strong> Unterrichtsentwicklung,<br />

die dem Schüler Raum gibt für selbstorganisiertes<br />

und selbstgesteuertes Lernen auf dem Weg<br />

zu e<strong>in</strong>er Individualisierung <strong>der</strong> Lernprozesse. In diesem<br />

Zusammenhang wird auch von e<strong>in</strong>er <strong>Neue</strong>n Lernkultur<br />

174 gesprochen. An den beteiligten Schulen wird<br />

das schweizerische Qualitätsmanagementsystem Q2E<br />

(Qualität durch Evaluation und Entwicklung) e<strong>in</strong>geführt,<br />

das auf die spezifischen Anfor<strong>der</strong>ungen von<br />

Schulen zugeschnitten ist und den Lehrkräften die notwendigen<br />

Gestaltungsspielräume zur Formulierung<br />

von Qualität e<strong>in</strong>räumt. Die <strong>in</strong> diesem Aufsatz vorgestellte<br />

Unterrichtsentwicklung bezieht daher das<br />

Qualitätsleitbild <strong>der</strong> Schule explizit mit e<strong>in</strong> und formuliert<br />

konkrete Qualitätsziele. Diese Arbeit beschränkt<br />

sich auf die Folgerungen h<strong>in</strong>sichtlich von Blended<br />

Learn<strong>in</strong>g und den E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es Lernmanagementsystems,<br />

die sich aus den formulierten Qualitätszielen ergeben.<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen an das Qualitätsmanagement<br />

werden im Rahmen dieser Arbeit nicht näher<br />

betrachtet.<br />

Im nächsten Abschnitt werden die Ziele vorgestellt,<br />

die für die Unterrichtsentwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höheren<br />

Berufsfachschule für Informationsverarbeitung formuliert<br />

wurden. Im Abschnitt 3 wird <strong>der</strong> Aufbau <strong>der</strong> Lernlandschaften<br />

diskutiert, <strong>in</strong> denen die Schüler die Kompetenzen<br />

erwerben. Im folgenden Abschnitt 4 wird<br />

e<strong>in</strong>e Taxonomie für die Kategorisierung <strong>der</strong> Kompetenzen<br />

vorgestellt, die die Schüler im Rahmen ihrer<br />

Ausbildung an <strong>der</strong> Schule erwerben können. Im<br />

83


Abschnitt 5 wird auf den Bezug des vorgestellten<br />

Unterrichtskonzepts zu Blended Learn<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Es wird mit Blick auf die Operationalisierbarkeit<br />

<strong>der</strong> Unterrichtsentwicklung e<strong>in</strong> Klassendiagramm vorgestellt,<br />

das die Konzeption <strong>der</strong> Unterrichtsentwicklung<br />

wie<strong>der</strong>gibt. Die Frage, <strong>in</strong>wieweit Elemente von<br />

Lernarrangements wie<strong>der</strong> verwendbar s<strong>in</strong>d und ob<br />

sich hierfür Repostories anlegen lassen, wird aufgeworfen.<br />

Die Bezüge und Unterschiede zu Learn<strong>in</strong>g<br />

Objects (LO) werden diskutiert. Diese Arbeit schließt<br />

mit e<strong>in</strong>er Zusammenfassung und e<strong>in</strong>em Ausblick auf<br />

die weiteren Vorhaben im Rahmen dieses Projekts.<br />

Formulierung von Zielen für den Unterricht<br />

Die Unterrichtsentwicklung setzt mit <strong>der</strong> Formulierung<br />

von Zielen e<strong>in</strong>. Dabei wird das Qualitätsleitbild <strong>der</strong><br />

Schule berücksichtigt. Hier ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Leitsatz<br />

2 von Bedeutung: „Wir for<strong>der</strong>n und för<strong>der</strong>n unter<br />

dem Aspekt lebensbegleitenden Lernens eigenverantwortliches<br />

Lernen und Handeln“. Die <strong>in</strong> Tab. 1 genannten<br />

Ziele konkretisieren Leitsatz 2 und s<strong>in</strong>d hier<br />

genannt, um die Anknüpfungspunkte für die E<strong>in</strong>beziehung<br />

von Blended Learn<strong>in</strong>g darzustellen. Die Ziele<br />

s<strong>in</strong>d bewusst so formuliert, dass sie auch ohne den<br />

E<strong>in</strong>satz von Blended Learn<strong>in</strong>g erreichbar s<strong>in</strong>d. Hierdurch<br />

soll die Akzeptanz bei Lehrkräften erhöht werden,<br />

die technischen <strong>Neue</strong>rungen zurückhaltend<br />

gegenüberstehen. E<strong>in</strong>e wünschenswerte Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>-<br />

Nr. Zielformulierung<br />

1 Die Lehrkräfte unterrichten im berufsbildenden Bereich<br />

(siehe Tab. 2) geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> folgenden<br />

Lernfel<strong>der</strong>n 175.<br />

2 Dem Schüler wird se<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividueller Lernfortschritt<br />

visualisiert.<br />

3 Die Kompetenzen, die e<strong>in</strong> Schüler mitbr<strong>in</strong>gt, werden<br />

e<strong>in</strong>gangs als Kompetenz<strong>in</strong>ventar festgehalten.<br />

4 Der Schüler legt selbst, beraten durch e<strong>in</strong>e Lehrkraft,<br />

die Kompetenzen fest, die er erwerben möchte.<br />

5 Zu je<strong>der</strong> Kompetenz s<strong>in</strong>d Lernjobs ausgearbeitet,<br />

mit denen diese Kompetenz erworben werden kann.<br />

6 Zu je<strong>der</strong> Kompetenz wird e<strong>in</strong>e Checkliste ausgegeben,<br />

die aussagt, was zu tun ist, um die Kompetenz zu erwerben.<br />

7 Je<strong>der</strong> Schüler stellt se<strong>in</strong>e Kompetenzentwicklung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

<strong>in</strong>dividuellen Kompetenzraster dar.<br />

8 Der Schüler fragt selbst Unterrichtse<strong>in</strong>heiten (z. B. e<strong>in</strong>e<br />

nähere Erläuterung zu e<strong>in</strong>em speziellen Aspekt) bei e<strong>in</strong>er<br />

Lehrkraft nach 176.<br />

9 Der Schüler weist <strong>in</strong> formativen und summativen Tests<br />

se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuell erworbenen Kompetenzen nach.<br />

10 Der Schüler dokumentiert se<strong>in</strong>e Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em (e-)Portfolio.<br />

11 Der Schüler führt e<strong>in</strong> Lerntagebuch.<br />

Tabelle 1: Auszug aus <strong>der</strong> Zielformulierung für die Unterrichtsentwicklung.<br />

Die hier genannten Ziele weisen Anknüpfungspunkte<br />

zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Blended Learn<strong>in</strong>g auf.<br />

84<br />

setzung über die Unterrichtsziele aus Tab. 1 wird so<br />

nicht durch e<strong>in</strong>e Diskussion über technische Details<br />

überdeckt. Es hat sich gezeigt, dass beispielsweise die<br />

Nutzung e<strong>in</strong>es Lernmanagementsystems auf Akzeptanz<br />

stößt, wenn zuvor beschlossen wurde, dass je<strong>der</strong><br />

Schüler e<strong>in</strong> Lerntagebuch führt. E<strong>in</strong> weiterer Aspekt<br />

<strong>der</strong> Unterrichtsentwicklung ist die E<strong>in</strong>beziehung von<br />

Faktoren, die e<strong>in</strong>e positive Entwicklung des Menschen<br />

begünstigen: Selbstwirksamkeit, Selbstachtung, Selbstorganisation<br />

und Beistand durch e<strong>in</strong>e Person.<br />

Organisation des Unterrichts<br />

Unterricht, <strong>der</strong> die Zielsetzung verfolgt, Raum für<br />

selbstorganisiertes und selbstgesteuertes Lernen zu<br />

schaffen, muss den Schülern Orientierung über die<br />

Kompetenzen geben, die <strong>in</strong> diesem Unterricht erworben<br />

werden können. In e<strong>in</strong>er Übersicht dieser Kompetenzen<br />

wird zu Beg<strong>in</strong>n des Unterrichts festgehalten,<br />

über welche Kompetenzen e<strong>in</strong> Schüler bereits verfügt<br />

und welche Kompetenzen er <strong>in</strong> diesem Unterricht<br />

anstrebt. Abschließend wird e<strong>in</strong>getragen, mit welchem<br />

Erfolg die angestrebten Kompetenzen erreicht wurden.<br />

Zu je<strong>der</strong> Kompetenz ist e<strong>in</strong>e Checkliste h<strong>in</strong>terlegt, die<br />

die Aktivitäten und Tests benennt, die durchgeführt<br />

werden müssen, um die jeweilige Kompetenz zu erwerben.<br />

Die Tests geben dem Schüler e<strong>in</strong> Feedback<br />

über se<strong>in</strong>en Lernstand. Zu den Aktivitäten zählen<br />

Lernjobs, die vom Schüler bearbeitet werden. Zu<br />

e<strong>in</strong>em Lernjob existiert e<strong>in</strong>e Lernsituation, die den<br />

Lernjob <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Szenario e<strong>in</strong>bettet. Die Lehrkraft berät<br />

den Schüler bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> angestrebten Kompetenzen<br />

und <strong>der</strong> zugehörigen Lernjobs.<br />

Fächer bzw. Lernfel<strong>der</strong> des Stunden<br />

berufsbildenden Bereichs 1. Jahr Wochen<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Mathematik (M) 160 –<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Physik (P) 40 –<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Englisch (E) 80 4<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Konfiguration, Zusammenbau und Inbetriebnahme<br />

von Computersystemen und<br />

<strong>der</strong>en Peripherie (KIC) 120 6<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Dokumentation und Präsentation (DOK) 80 4<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Programmierung zur Anpassung von Anwen<strong>der</strong>programmen<br />

sowie von Betriebssystemen<br />

und Netzwerk-Betriebssystemen (PBS) 160 8<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Projektierung, Installation und Inbetriebnahme<br />

von Netzwerken (PIN) 160 8<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Adm<strong>in</strong>istration und Wartung<br />

von Netzwerken (AWN) 160 8<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Betriebs- und Arbeitsorganisation (BAP) 80 4<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Projektarbeit (PM) 160 –<br />

Tabelle 2: Stundentafel <strong>der</strong> Fächer und Lernfel<strong>der</strong> des<br />

berufsbildenden Bereichs im 1. Jahr <strong>der</strong> Höheren<br />

Berufsfachschule für Informationsverarbeitung. In <strong>der</strong>


Spalte „Wochen“ wird zu e<strong>in</strong>em Fach bzw. Lernfeld die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Wochen ausgegeben, die dieses Fach bzw.<br />

Lernfeld am Stück unterrichtet werden könnte. Hier<br />

wird davon ausgegangen, dass pro Schulwoche 20 Stunden<br />

im berufsbildenden Bereich unterricht werden. Das<br />

Schuljahr umfasst dabei durchschnittlich 40 Wochen.<br />

Die mit „–“ markierten Fächer bzw. Lernfel<strong>der</strong> werden<br />

kont<strong>in</strong>uierlich unterrichtet.<br />

Abbildung 1: Abfolge <strong>der</strong> Lernfel<strong>der</strong> und Fächer des<br />

berufsbildenden Bereichs im ersten Jahr <strong>der</strong> Höheren<br />

Berufsfachschule für Informationsverarbeitung. Die<br />

nach oben abgesetzten Fächer und Lernfel<strong>der</strong> werden<br />

<strong>in</strong>tegrativ unterrichtet. Die Abkürzungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tab. 2<br />

erläutert.<br />

Im weiteren Vorgehen werden zu den Lernfel<strong>der</strong>n 177<br />

KIC, PIN, PBS und AWN aus Tab. 2, die den Stundenschwerpunkt<br />

darstellen, Lernsituationen formuliert, die<br />

mit Lernjobs konkretisiert werden. Die <strong>in</strong> den Lernjobs<br />

vermittelten Kompetenzen werden mit Hilfe e<strong>in</strong>er Taxonomie<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Kompetenzraster e<strong>in</strong>getragen und zu angestrebten<br />

Kompetenzen werden Lernsituationen und<br />

Lernjobs formuliert. Die Taxonomie hilft, mit den Lernjobs<br />

e<strong>in</strong>en Kompetenzbereich möglichst vollständig<br />

abzubilden. Hierauf wird im Abschnitt 4 näher e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Im Unterricht des berufsbildenden Bereichs (s.<br />

Abb. 1 und Tab. 3) ist jedem Lernfeld e<strong>in</strong>e Lehrkraft<br />

zugeordnet, die die thematische Ausgestaltung, d. h.<br />

die Formulierung <strong>der</strong> Lernsituationen und Lernjobs,<br />

übernimmt. Die übrigen Lehrkräfte übernehmen<br />

Coach<strong>in</strong>g-Aufgaben, z. B. Motivation zum Führen des<br />

e-Portfolios und des Lerntagebuchs, Verantwortung für<br />

die Kommunikation <strong>in</strong> den Kursmedien (Wiki, Foren),<br />

Patenschaft für Lernjobs, z. B. Unterstützung <strong>der</strong><br />

Schüler bei <strong>der</strong> Bearbeitung <strong>der</strong> Lernjobs und Bewertung<br />

<strong>der</strong> Lernjobs. Da bei diesem Unterrichtskonzept<br />

die Schüler Lernjobs <strong>in</strong>dividuell auswählen, können ke<strong>in</strong>e<br />

geme<strong>in</strong>samen Klassenarbeiten geschrieben werden.<br />

E<strong>in</strong> Schüler erhält e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuellen Test, <strong>der</strong> die von<br />

ihm bearbeiteten Lernjobs berücksichtigt. Zu diesem<br />

Zweck erstellen die Lernjobpaten zu ihren Lernjobs<br />

Aufgaben, aus denen <strong>der</strong> Test erstellt wird.<br />

Tabelle 3: Struktur des Wochenstundenplans. In <strong>der</strong><br />

7.-10. Stunde arbeitet je e<strong>in</strong>e von 4 Schülergruppen an<br />

IT-Supportaufgaben im Schulnetz<br />

E<strong>in</strong> konkretes Beispiel für e<strong>in</strong>e Lernsituation im Lernfeld<br />

PBS ist: „Typische Aufgaben <strong>der</strong> Benutzerverwaltung<br />

mittels Zugriff auf e<strong>in</strong>en LDAP-Server mit Skripten<br />

automatisieren“. Lernjobs s<strong>in</strong>d: „Sperren Sie die<br />

Benutzerkonten e<strong>in</strong>er abgegangenen Klasse“, „Legen<br />

Sie Benutzerkonten für Personen aus e<strong>in</strong>er Datenbank<br />

an“. Hiermit ist die Kompetenz „Ich kann Informationen<br />

aus e<strong>in</strong>em gegebenen Klassendiagramm lesen“<br />

verknüpft. Als Material liegt das<br />

Klassendiagramm des Verzeichnisdienstes<br />

Active Directory vor<br />

([Jo03], [Jo04]). Dem Schüler stehen<br />

e<strong>in</strong> LDAP- und e<strong>in</strong> Datenbankserver<br />

zur Verfügung, die<br />

entsprechend <strong>der</strong> Lernsituation konfiguriert s<strong>in</strong>d. Der<br />

Schüler verfügt als Voraussetzung bereits über Grundlagen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Skript-Programmierung. Die Lernsituation<br />

könnte auch genutzt werden, um z. B. die Kompetenz<br />

„Ich kann gegebene Skript-Programme nach Kundenwünschen<br />

anpassen und ergänzen“ zu erwerben 178.<br />

Dieser Ansatz führt dazu, dass Lernsituationen und<br />

Arbeitsmaterialien <strong>in</strong> verschiedenen Zusammenhängen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden können. Auf diesen Aspekt wird<br />

im Abschnitt 5 mit Blick auf e<strong>in</strong>e Operationalisierung<br />

<strong>der</strong> Unterrichtsentwicklung e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Taxonomie<br />

Für die Kategorisierung von Lernzielen wurden verschiedene<br />

Taxonomien entwickelt. Die Taxonomie von<br />

Bloom [Bl56] ist wohlbekannt für kognitive Lernziele.<br />

Sie wurde von An<strong>der</strong>son und Krathwohl [AK01] weiterentwickelt.<br />

In dieser Fassung weisen Lernziele die<br />

Dimensionen Wissen und kognitive Prozesse auf. In<br />

<strong>der</strong> Wissensdimension wird unterschieden nach Fakten,<br />

Begriffen, Prozeduren und Metakognition. Die<br />

Dimension <strong>der</strong> kognitiven Prozesse glie<strong>der</strong>t sich <strong>in</strong><br />

Verben wie er<strong>in</strong>nern, verstehen, anwenden, analysieren,<br />

bewerten und erzeugen. E<strong>in</strong>e höhere Stufe e<strong>in</strong>er<br />

Dimension umfasst die untere Stufe. Die <strong>in</strong> dieser<br />

Arbeit vorgestellte Konzeption zur Unterrichtsentwicklung<br />

folgt dieser E<strong>in</strong>teilung nicht streng. Vielmehr dienen<br />

die genannten Taxonomien als <strong>in</strong>struktive Beispiele<br />

zur Kategorisierung von Kompetenzen.<br />

Hier werden die formulierten Kompetenzen, die die<br />

Schüler erwerben sollen, <strong>in</strong> Kompetenzbereiche (<strong>in</strong><br />

Anlehnung an die Dimension Wissen) und Kompetenzstufen<br />

(<strong>in</strong> Anlehnung an die Dimension kognitive Prozesse)<br />

e<strong>in</strong>geteilt. Hieraus entsteht e<strong>in</strong> Kompetenzraster<br />

für e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> mehrere Lernfel<strong>der</strong> 179. Im Rahmen von<br />

selbstorganisiertem und selbstgesteuertem Unterricht<br />

ist das Kompetenzraster <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die Hand<br />

des Schülers gedacht 180. Er nutzt das Kompetenzraster,<br />

um sich zu orientieren. Hier werden vorhandene,<br />

angestrebte und erworbene Kompetenzen festgehalten.<br />

Wie zuvor <strong>in</strong> Abschnitt 3 beschrieben, gelangt <strong>der</strong><br />

Schüler mit dem Kompetenzraster über die Checklisten<br />

zu den Lernsituationen und Lernjobs.<br />

85


Blended Learn<strong>in</strong>g und Operationalisierung <strong>der</strong><br />

Unterrichtsentwicklung<br />

Die vorgestellte Individualisierung <strong>der</strong> Lernprozesse<br />

stellt erhebliche Anfor<strong>der</strong>ungen an das Lehrkräfteteam<br />

bezüglich <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> Lernaktivitäten. Daher<br />

wird zur Unterstützung das Lernmanagementsystem<br />

Moodle e<strong>in</strong>gesetzt. Für e<strong>in</strong> Lernfeld ist e<strong>in</strong> Kursraum<br />

angelegt, <strong>in</strong> dem die Schüler vom Kompetenzraster<br />

über Checklisten zu den zugeordneten Lernsituationen<br />

und Lernjobs gelangen. Das System hält die getroffene<br />

Auswahl fest. Über e<strong>in</strong> Forum haben die Schüler die<br />

Gelegenheit, Unterrichtse<strong>in</strong>heiten bei den Lehrkräften<br />

zu ausgewählten Themen anzufor<strong>der</strong>n. Die Lehrkräfte<br />

koord<strong>in</strong>ieren die Teilnahme an<br />

diesen Angeboten ebenfalls über<br />

das Forum. In Wikis stellen die<br />

Schüler Themen zu dem jeweiligen<br />

Lernfeld dar, die von fachlicher<br />

Bedeutung s<strong>in</strong>d. Das<br />

Forum dient bei Problemen mit<br />

<strong>der</strong> Bearbeitung von Lernjobs<br />

zum Austausch <strong>der</strong> Schüler<br />

untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Die erstellten<br />

Arbeitsergebnisse sammeln die<br />

Schüler <strong>in</strong> ihrem e-Portfolio.<br />

Nach <strong>der</strong> Ausbildung sollen die<br />

Schüler Teile ihres e-Portfolios<br />

nutzen, um ihre fachliche<br />

Eignung e<strong>in</strong>em potenziellen<br />

Arbeitgeber nachzuweisen.<br />

Abbildung 2: Ausschnitt aus <strong>der</strong><br />

Darstellung <strong>der</strong> operationalisierten<br />

Unterrichtsentwicklung wie<br />

sie hier vorgestellt wird <strong>in</strong> Form<br />

e<strong>in</strong>es UML-Klassendiagramms.<br />

In Abb. 2 wird die Konzeption<br />

<strong>der</strong> Unterrichtsentwicklung als<br />

Klassendiagramm dargestellt. In<br />

Anlehnung an das Modell <strong>der</strong> Learn<strong>in</strong>g Objects (z. B.<br />

[BH07]) bildet hier e<strong>in</strong>e Kompetenz (Learn<strong>in</strong>g Target)<br />

zusammen mit e<strong>in</strong>em Lernjob (Educational Scenario)<br />

und e<strong>in</strong>er zugehörigen Infrastruktur (Information<br />

Object) e<strong>in</strong> Lernobjekt. Hier bestimmt die E<strong>in</strong>ordnung<br />

e<strong>in</strong>er Kompetenz <strong>in</strong> die gewählte Taxonomie über die<br />

Gestaltung des Lernjobs und über die bereitzustellende<br />

Infrastruktur. Dadurch ergibt sich e<strong>in</strong> Ansatzpunkt<br />

für e<strong>in</strong>e Operationalisierung <strong>der</strong> Unterrichtsentwicklung.<br />

Diese könnte zusätzlich durch Lernmanagementsysteme<br />

geför<strong>der</strong>t werden, die die Konzeption aus<br />

Abb. 2 unterstützen und Repositories für Lernjobs und<br />

Infrastruktur enthalten. In Moodle 181 ist diese Struktur<br />

nur <strong>in</strong> Ansätzen abbildbar. Dadurch treten bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis noch Schwierigkeiten, z. B. bei<br />

<strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> schülerspezifischen Tests, auf. Diese<br />

müssen von Hand zusammengestellt werden.<br />

86<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Bei <strong>der</strong> Unterrichtsentwicklung von selbstorganisiertem<br />

und selbstgesteuertem Lernen hat es sich als vorteilhaft<br />

erwiesen, im Vorfeld zuerst über die angestrebten Qualitätsziele<br />

zu sprechen. Die Kategorisierung von zu erwerbenden<br />

Kompetenzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em o<strong>der</strong> mehreren Lernfel<strong>der</strong>n<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kompetenzraster, dem Lernsituationen<br />

und Lernjobs zugeordnet s<strong>in</strong>d, bildet die Grundlage<br />

dafür, dass Schüler <strong>in</strong>dividualisierte Lernprozesse durchlaufen<br />

können. Die Abbildung dieser Struktur auf das<br />

Lernmanagementsystem Moodle unterstützt die Lehrkräfte<br />

bei <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ierung <strong>der</strong> Lernaktivitäten und sie ermöglicht<br />

den Schülern, Lernaktivitäten auch außerhalb<br />

<strong>der</strong> Unterrichtszeiten durchzuführen. Lernfeldbezogene<br />

Kompetenzraster, die schulformübergreifend e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden, schaffen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit den h<strong>in</strong>terlegten<br />

Lernlandschaften Standards für den Unterricht. Es muss<br />

sich zeigen, ob sich hieraus Repositories aufbauen lassen,<br />

<strong>in</strong> denen Elemente <strong>der</strong> Lernlandschaften wie<strong>der</strong>verwendet<br />

werden können. In jedem Fall verlangt die vorgestellte<br />

Unterrichtskonzeption e<strong>in</strong> hohes Maß an virtueller<br />

Kommunikationskompetenz. Die Lehrkräfte müssen<br />

regelmäßig die Aktivitäten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lernplattform verfolgen,<br />

zeitnah auf Diskussionsbeiträge <strong>in</strong> Foren reagieren,<br />

regelmäßig Lerntagebücher lesen, Lernjobs bewerten<br />

und dem Schüler als Coach zur Seite stehen. Die Freiräume<br />

hierfür erhalten sie, wenn sie geme<strong>in</strong>sam Lernfel<strong>der</strong><br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgend im Team unterrichten. Blended Learn<strong>in</strong>g<br />

setzt voraus, dass das gesamte Team Blended Learn<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen Art und Weise versteht und nutzt.


Fußnnoten<br />

173) Zum Beispiel MoodleMoot 2008 <strong>in</strong> Heidelberg<br />

(http://moodlemoot.moodle.de/) und EduCamp 2008<br />

<strong>in</strong> Ilmenau (http://educamp2008.mixxt.de/).<br />

174)E<strong>in</strong>e Begriffsbestimmung liegt <strong>in</strong><br />

http://www.neue-lernkultur.de/neuelernkultur.php<br />

vor. Weitere Aufsätze zu dieser Thematik f<strong>in</strong>den sich<br />

unter http://www.learn<strong>in</strong>gfactory.ch/downloads/.<br />

175) 10 Fächer bzw. Lernfel<strong>der</strong> des berufsbildenden<br />

Bereichs, 5 allgeme<strong>in</strong> bildende Fächer, 2-3 Fächer <strong>der</strong><br />

Fachhochschulreife (optional) führen auf bis zu 18 e<strong>in</strong>zelne<br />

Lehrveranstaltungen, denen die Schüler im<br />

Schuljahr parallel folgen müssen. Im neuen Konzept<br />

reduzieren sich die 10 Fächer bzw. Lernfel<strong>der</strong> des<br />

beruflichen Bereichs auf 4, die nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterrichtet<br />

werden.<br />

176) Diese Nachfrage ergibt sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch<br />

die nachmittäglichen Praxisphasen beim Support <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> IT-Infrastruktur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule.<br />

177) E<strong>in</strong>e grundlegende Arbeit zum Unterricht <strong>in</strong><br />

Lernfel<strong>der</strong>n f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> [Sl00].<br />

178) Da sich die Kompetenzraster mit den Checklisten,<br />

Lernsituationen und Lernjobs aus Platzgründen nicht<br />

<strong>in</strong> dieser Arbeit angemessen abbilden lassen, ist daran<br />

gedacht, sie auf <strong>der</strong> Homepage <strong>der</strong> Schule (www.ovmkassel.de)<br />

<strong>in</strong> geeigneter Form bereitzustellen.<br />

179) Im Kompetenzraster des Lernfeldes PBS besteht<br />

z. B. <strong>der</strong> Kompetenzbereich „Modellierung <strong>in</strong> UML“<br />

aus den gestuften Kompetenzen: Ich kann UML-Diagrammtypen<br />

aufzählen, zu e<strong>in</strong>em gegebenen UML-<br />

Diagramm se<strong>in</strong>e Funktion benennen, e<strong>in</strong> gegebenes<br />

Diagramm lesen, mehrere zusammenhängende<br />

Diagramme lesen, gegebene Diagramme um e<strong>in</strong>en<br />

neuen Anwendungsfall ergänzen, gegebene<br />

Diagramme daraufh<strong>in</strong> überprüfen, ob sie e<strong>in</strong>en<br />

Anwendungsfall unterstützen.<br />

180) Alle Kompetenzen beg<strong>in</strong>nen daher mit „Ich kann<br />

…“, um e<strong>in</strong>en höheren Auffor<strong>der</strong>ungscharakter zu<br />

erhalten.<br />

Literaturverzeichnis<br />

[ABl06] Verordnung über die Ausbildung und die<br />

Prüfung an den zweijährigen Höheren Berufsfachschulen<br />

(Assistentenberufe). Amtsblatt des Hessischen<br />

Kultusm<strong>in</strong>isteriums, ABl 02/06, 2006.<br />

[AK01] An<strong>der</strong>son, L. W.; Krathwohl, D. R. (Eds.): A<br />

Taxonomy for Learn<strong>in</strong>g, Teach<strong>in</strong>g, and Assess<strong>in</strong>g: A<br />

Revision of Bloom's Taxonomy of Educational<br />

Objectives (Complete ed.). New York: Addison Wesley<br />

Longman, 2001.<br />

[BH07] Baumgartner, P.; Heyer, S.: The tr<strong>in</strong>ity:<br />

towards a new Model of Learn<strong>in</strong>g Objects<br />

http://www.peter.baumgartner.name/article-en/the-tr<strong>in</strong>ity-towards-a-model-of-learn<strong>in</strong>g-objects<br />

(2008-06-10).<br />

[Bl56] Bloom, B. S.; Engelhart, M. D.; Furst, E. J.; Hill<br />

W. H.; Krathwohl, D. R.: Taxonomy of educational<br />

objectives: Handbook I: Cognitive doma<strong>in</strong>. New York:<br />

David McKay, 1956.<br />

[Jo03] Johlen, D.: Lernfeldübergreifen<strong>der</strong> Zugang zu<br />

Betriebssystemen und zur Netzwerktechnik mit den<br />

Methoden <strong>der</strong> objektorientierten Programmiertechnik<br />

für die IT Berufe. In: 10. GI-Fachtagung „Informatik<br />

und Schule“ - INFOS 2003, vom 17.-19. September<br />

2003 <strong>in</strong> München, S. 285-296, 2003.<br />

[Jo04] Johlen, D.: Arbeitsbuch Anwendungsentwicklung,<br />

Holland + Josenhans, 2004.<br />

[MC08] Mart<strong>in</strong>, C.; Clement, U.: Das Modellprojekt<br />

„Selbstverantwortung Plus“ aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Begleitung. In: Die berufsbildende Schule<br />

(BbSch), 60 (2008), 4.<br />

[Sl00] Sloane, P.F.E.: Lernfel<strong>der</strong> und Unterrichtsgestaltung.<br />

In: Die berufsbildende Schule (BbSch), 52<br />

(2000), 3.<br />

87


Daten des Projekts · Impressum<br />

Durchführende Institution: Amt für Lehrerbildung (AFL)<br />

Stuttgarter Straße 18-24, 60329 Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Leiter des Projekts: Manfred König, Telefon 069-3 89 89-315,<br />

E-Mail: manfred.koenig@afl.hessen.de<br />

Organisation: Ilse Marx, Telefon 069-3 89 89-260, E-Mail: ilse.marx@afl.hessen.de<br />

Technische Koord<strong>in</strong>ation: Matthias Kraus, Telefon 069-3 89 89-260,<br />

E-Mail: matthias.kraus@afl.hessen.de<br />

Layout und Druckvorlage: GDF Studio A. Wiedenmann, gdfstudio@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Titelbild: Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Projektgruppe Kunst<br />

Titelgestaltung: GDF Studio A. Wiedenmann<br />

Druck und Auflage: 500 Stück<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Expertengruppe 2008<br />

Georg Alfter<br />

Oliver An<strong>der</strong>sen<br />

Christian Bosso<br />

Franz Coy<br />

Lilo Haffke<br />

Holger Höhl<br />

Maren Molkenth<strong>in</strong><br />

Eva Möller-Westman<br />

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