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Keramiktransporte über See

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<strong>Keramiktransporte</strong> <strong>über</strong> <strong>See</strong>Untersuchungen an Hafenplätzen und in Wrackfundenvor der Küste von Mecklenburg-VorpommernTHOMAS FÖRSTERZusammenfassungKeramikfunde von Hafenplätzen und Schiffswracks geben wichtige Auskünfte zum Handel mit Keramik und zu ihrerVerbreitung entlang der <strong>See</strong>handelswege. Schiffswracks als geschlossene Fundkomplexe bieten günstige Voraussetzungen füreine genaue Datierung des keramischen Materials. Anhand von verschiedenen Fundplätzen vor der Küste von Mecklenburg-Vorpommernlässt sich der Keramiktransport auf der Ostsee vom 13. bis zum 19. Jahrhundert nachweisen.AbstractCeramics from harbours and shipwrecks provide important information about trade and distribution along the sea traderoutes. Shipwrecks, as sealed deposit complexes, offer opportune conditions for an exact dating of the ceramic materials. Withthe aid of various sites off the coast of Mecklenburg-Vorpommern, the transport of ceramics from the 13 th to the 19 th centuriescan be verified.Translation Jamie McIntoshEinführungIn der Archäologie des Mittelalters und der frühenNeuzeit nimmt die Untersuchung von Keramikeinen bedeutenden Stellenwert ein. Geradebei Grabungen in den Altstädten wurdedabei sehr umfangreiches Material gefunden,das wichtige Auskünfte zur Fertigung und zumVertrieb von Töpferwaren gibt. Allerdings erlaubendie untersuchten Fundkomplexe meistnur allgemeine Aussagen zu den Routen undden Transportmitteln, die zum Handel mit denkeramischen Produkten genutzt wurden. Meistsind es nur wenige Details, wie Gefäße mitMünzen, Inschriften mit Herstellungsdatumoder Marken sowie Hinweise <strong>über</strong> historischeQuellen, die eine genaue Datierung der Gefäßeermöglichen.Keramik, die sowohl in Schiffswracks als auchauf Hafenplätzen gefunden wird, liefert wichtigeBelege für die Art des Transports, die Handelsroutensowie den Warenumschlag in denHäfen. Da gesunkene Schiffe meist einen geschlossenenFundkomplex bilden, der mit demUntergang „eingefroren“ wurde, bieten sie günstigeVoraussetzungen für eine genaue Datie-rung des Materials. Wichtig ist dabei ein Vergleichzwischen allen datierenden Elementendes Fundes. Hinweise zur Einordnung könnendurch die dendrochronologische Analyse derAbb. 1: Kartierung der im Text erwähnten Funde. 1 Hafenplatz von Wismar, 2 Hafenplatzvon Stralsund, 3 Wrack um/nach 1712, 4 Wrack um/nach 1840, 5 Wrack 13. Jh., 6 DarsserKogge um/nach 1303, 7 Wrack um/nach 1333, 8 Gellenwrack um/nach 1378, 9 Wrack um/nach 1476, 10 Wrack um/nach 1591, 11 Schmack REGENT DOOR ZEE von 1783, 12 BriggDISPATCH von 1805, 13 Galeaß um 1860, 14 Gaffelschoner AMAZONE von 1939.83


NAU 11/12 2005Abb. 2: Vorratstopf mitgrüner Glasur, Höhe: 42 cm,Durchmesser: 40 cm (alleZeichnungen A. Karsten).Abb. 3: Vorratstopf mit braunerGlasur, Höhe: 33 cm, Durchmesser:24 cm.84Schiffskonstruktion sowie von Hölzern kommen,die als Brennmaterial oder Fässer kurz vordem Untergang auf das Schiff gelangten. Ebenfallsgestatten Fundstücke, wie Münzen oderMetallgefäße mit Meister- oder Stadtmarkeneine genaue zeitliche Bestimmung des Schiffsunterganges.Unter günstigen Umständen lässtsich <strong>über</strong> historische Quellen das Wrack identifizierenund somit präzise sein Untergangsdatumangeben.Bei den Schiffsfunden lässt sich unterscheiden,ob die Keramik als reine Ladung mitgeführtwurde, oder ob die Gefäße als Verpackung vonFlüssigkeiten oder anderen Ladungsgüterndienten. Keramik wurde auch als Ausstattungdes Schiffes mitgeführt. Dabei diente sie zumTransport und zur Aufbewahrung des Proviantssowie zur Zubereitung und zum Servieren derNahrung. Beachtet werden sollte, dass bestimmteKeramiken bei den <strong>See</strong>leuten sehr beliebtwaren und als Mitbringsel in ihren HeimatregionenVerbreitung fanden. Keramikgefäßedienten ebenso zur Aufbewahrung vonMaterialien für die Instandhaltung des Schiffes,wie beispielsweise Pech.Im 12. und 13. Jahrhundert setzte mit derStadtentstehung entlang der Ostseeküste eingroßer Bedarf an keramischen Gefäßen ein. Siekamen sowohl als Vorratsbehälter und alsTischgeschirr zum Einsatz. Die Nachfrage wurdeentweder <strong>über</strong> einheimische Töpferein gedecktoder als Massenware aus den bestehendenProduktionsstätten in Westeuropa eingeführt.Die Importe stammten zu dieser Zeit meist ausdem Rhein-Maas-Gebiet, wo das hochwertigeSteinzeug gefertigt wurde. Das Umfeld vonKöln stellte dabei das produktionsstärkste Gebietdar. Kaufleute bezogen die Keramik in großerStückzahl <strong>über</strong> das Verlagswesen. Warenmengenmit einer Anzahl von 7000 Töpfen bildetendabei keine Seltenheit. Der Transport dermeist großvolumigen aber auch empfindlichenWare erfolgte auf dem Wasserweg. Über Maas,Rhein und Weser gelangte die Keramik in dieKüstenstädte der Nordseeregion, wo das Handelsgutauf seetüchtige Schiffe verladen und<strong>über</strong> die Nord- und Ostsee weiterverhandeltwurde (SCHÄFER 1992; ders. 2005). Währendsich die Verwendung der Keramikimporte inden mittelalterlichen Städten durch Landgrabungengut nachweisen lässt, liegen durchSchriftquellen und Funde nur wenige Informationenzur Organisation des Handels mit diesemMassengut vor. In einer ersten Analyse beschäftigtesich D. R. M. Gaimster mit den submarinenKüstenfundstellen im Bereich derOstsee und hier speziell mit den 32 000 Gefäßenund Keramikfragmenten, die aus dem Hafenvon Kalmar geborgen wurden sowie mitFundstellen von Keramik vor der finnischenKüste (GAIMSTER 2000).Keramikfunde von HafenplätzenSowohl Grabungen als auch umfangreiche Prospektionenvor den spätmittelalterlich–frühneuzeitlichenHafenplätzen von Wismar undStralsund ermöglichen einige wichtige Aussagenzur Einfuhr von Keramik. Die Häfen beiderStädte lassen sich in einen inneren Binnenhafenmit Kai- bzw. Steganlagen und in einenAußenhafen mit Reedeplätzen untergliedern.Die strenge Reglementierung der Abfallentsorgungund der kontinuierliche Ausbau der Binnenhäfenführten dazu, dass in diesem Bereichkaum archäologisches Fundmaterial vorhandenist. Auf den Reedeplätzen lagen die Schiffe inWarteposition zum Einlaufen in den Binnenhafenbzw. wurden bereits hier von kleinerenSchiffen, den sogenannten Leichtern, entladen.Im Falle von Keramikladungen bot es sich an,auf dem Ankerplatz beschädigte Gefäße zu entsorgenoder sie fielen beim Warenumschlag versehentlichins Wasser. Im Rahmen einer Grabungund nachfolgender Prospektionen aufdem Wismarer Reedeplatz, konnte ein großesSpektrum verschiedenartiger Keramik geborgenwerden, die sich in die Zeit vom 13. biszum 18. Jahrhundert datieren lässt. Für das 13.bis 16. Jahrhundert fällt dabei der große Anteilan Steinzeug aus dem Rheingebiet auf. Es handeltsich dabei vorwiegend um Krüge. Ebenfalls


NAU 11/12 2005Abb. 8: Teller mit Pfauenmotiv,Durchmesser: 29 cm.86Vorratsgefäße (Abb. 2) sowie braunglasierteTöpfe in drei Größen (Abb. 3–5) vorhanden.Ferner konnten mit ebenfalls brauner monochromerGlasur Schüsseln (Abb. 6) und Tiegel(Abb. 7) geborgen werden. Polychrome Tellerweisen auf einem weißen Untergrund ein Dekoraus Tier- (Abb. 8) und Pflanzenmotiven auf(Abb. 9–10). Aufgrund der unterschiedlichenGefäßformen, Glasuren und Zusammensetzungder Scherben muss eine Herkunft von verschiedenenTöpferein vermutet werden. Aufschlusskonnte dabei die Analyse des Materials<strong>über</strong> mikroskopisch untersuchte Dünnschliffeerbringen. Als Vergleichsmaterial dienten Keramikprobenvon verschiedenen archäologischuntersuchten Töpferein aus der vorpommerschenKüstenregion. Die Bestimmung erbrachte,dass die braun glasierten Vorratsgefäße ausroter Irdenware (Abb. 2–4) mit großer Wahrscheinlichkeitin einer Greifswalder Töpfereigefertigt wurden (SCHÄFER 1999). Die Provenienzder anderen Gefäße ließ sich mangels weitererVergleichsproben durch die Materialanalysenicht genauer bestimmen. Jedoch kannaufgrund des Dekors vermutet werden, dass dieTeller aus einer Töpferei im Odergebiet stammen.Ein weiteres Wrack mit einer Keramikladungkonnte nördlich der Insel Rügen gefunden werden.Das Fahrzeug hatte eine ursprünglicheLänge von etwa 35 m und eine Breite von 8 m.Die Fracht besteht zum einen aus Tafelgeschirr,bei dem es sich um englisches Steingut handelt.Neben Tellern sind Schalen, Schüsseln, Terrinen,Platten und Kellen enthalten, die auf demweißen Untergrund ein grünes Dekor aus floralenMotiven zeigen. Eine Besonderheit der englischenWare dieser Zeit war es, dass diese Motivedurch ein Umdruckverfahren aufgebrachtwurden, so dass dieses Geschirr in großer Zahlproduziert werden konnte. Häufig kopierteman dabei Motive von teurem chinesischemPorzellan (RUDOLPH 1983). So befindet sich aufder Unterseite der Gefäße die Handelsmarke„ASIATIC PLANTS“, die auch gleichzeitig dasDekor bezeichnet. Dieses Muster war in derZeit zwischen 1835 und 1845 sehr beliebt.Häufig befand sich auf der Unterseite auch dieBezeichnung der Manufaktur, die allerdings beidem geborgenen Geschirr fehlt, so konnte dieHerkunft der Keramik noch nicht genau ermitteltwerden.Um Verpackung, sogenannte Emballage, handeltes sich bei einer großen Anzahl an Steinzeugflaschen,die zum Transport von Mineralwasserim Westerwald gefertigt wurden. DieFlaschen kommen in zwei Größen mit einemInhalt von 0,5 und 1 Liter vor. Sie tragen Prägungender Brunnenstempel wie „FACHIN-GEN“, „ROISDORF bei COELN – RheinPreussen“, „EMSER KRAENCHES WASSER– H(erzogtum) N(assau)“, SELTERS – HER-ZOGTHUM NASSAU“ und „EMSER KES-SELWASSER – H(erzogtum) N(assau)“. Aufeinigen Flaschen bezeichnen einzelne eingeritzteBuchstaben- und Zahlenkombinationen dieTöpferein. Aufgrund dieser Herstellermarkenlässt sich feststellen, dass die Flaschen aus denOrten Baumbach, Ransbach und Hilscheid imWesterwald stammen (BRINKMANN 1982). Etwa10000 Flaschen entstanden pro Brand. Produktionszahlenbelegen, dass 1846 1619 200 ganzeund 951000 halbe Flaschen in den Töpfereindes Westerwaldes produziert wurden (NIEN-HAUS 1983). In den Flaschen befindliche Korkenweisen auf der Oberseite einen Stern aufund Tragen auf der Unterseite nochmals dieBezeichnung der Wassersorte. Zahlreiche Blättchenaus Kolophonium deuten auf den sorgfältigenVerschluss der Flaschen hin, die nach demVerkorken mit einem Stück Ziegenleder <strong>über</strong>zogenwurden, welches man anschließenddurch Eintauchen in das heiße Kolophoniumversiegelte. Im Bereich des Wracks ist auch erkennbar,dass die Flaschen zwischen Stroh inKörben verpackt wurden.Keramikgefäße aus der Schiffsausrüstungund der persönlichen Habe der BesatzungAuch einzelne Gefäße aus Wrackfunden könnenAufschluss zur Verbreitung und Datierungvon Keramik geben. Sie gehörten zur Ausstattungder Schiffsküche oder zum persönlichenBesitz einzelner Besatzungsmitglieder.Vor der Insel Hiddensee konnte im Jahr 2000ein Wrack mit einer Kalksteinladung lokalisiertwerden. An der Fundstelle wurden die Bruchstückeeines Kugeltopfes aus grauer Irdenwareund die Fragmente eines Gefäßes aus gemagertemSteinzeug Siegburger Art gefunden, diesich ins ausgehende 13. Jahrhundert datierenlassen.Allerdings bevorzugte man anscheinend aufden spätmittelalterlichen Schiffen Geschirr ausHolz oder Metall. Auf der um 1303 gebautenund nach 1345 gesunkenen Darsser Kogge dominiertmit fünf Bronzegrapen, einer Feldflascheund einer Hansekanne aus Zinn das Metallgeschirr(FÖRSTER 2002a). Keramik ließ sich


<strong>Keramiktransporte</strong> <strong>über</strong> <strong>See</strong>in dem umfassend erhaltenen Inventar nichtnachweisen. Ebenso verhält es sich bei einem inder Nähe vor Prerow befindlichen Wrack, dessenErbauungszeit auf 1333 datiert. Neben dreiBronzegrapen und einer Hansekanne aus Zinnkonnten in dem Wrack lediglich einzelneScherben gefunden werden, die darauf hindeuten,dass sich vermutlich nur drei Gefäße ausSteinzeug sowie roter und grauer Irdenware anBord befanden.Auf dem um 1378 gebauten und nach 1394gescheiterten Gellenwrack konnten Scherbenvon mindestens acht Keramikgefäßen geborgenwerden. Sie bestanden aus gemagertem SteinzeugSiegburger Art sowie grauer, weißgelberund roter Irdenware. Um die Herkunft der Keramikaus dem Wrackfund vor der Insel Hiddenseezu bestimmen, wurden auch hier Dünnschliffeder Scherben mikroskopisch untersucht.Die Analyse ergab, dass die Gefäße inunterschiedlichen Werkstätten entstanden. DerMineralbestand bei sechs der untersuchtenScherben deutet auf ein enger begrenztes Gebiet.Bei dem gemagerten Steinzeug SiegburgerArt lässt sich feststellen, dass die Mineralzusammensetzungfür den norddeutschen Raumuntypisch ist. Eine sichere Zuordnung zu einerbestimmten Töpferei kann künftig nur durchdie Erweiterung des Datenbestandes erreichtwerden. Die größere Zahl an Keramikgefäßenauf diesem Wrack mag damit zusammenhängen,dass dieses Fahrzeug größer war und deshalbfür mehr Besatzungsmitglieder Proviantund Ausstattung mitführen musste (FÖRSTER2004).Die geringe Anzahl von Keramikgefäßenscheint sich auch im ausgehenden 15. Jahrhundertnicht geändert zu haben. Auf dem Wrackeines um 1476 erbauten mittleren Frachtschiffesaus dem Wismarer Hafen deuten Scherbendarauf hin, dass auch hier nicht mehr als sechsGefäße mitgeführt wurden, von denen fünf ausroter, gelbroter und grauer Irdenware und einGefäß aus Steinzeug bestanden (FÖRSTER2002a).Auf einem kleinen offenen Boot, dessen Erbauungszeitauf 1591 bestimmt werden konnte,befanden sich ein Ohrentopf und eine Schalemit einem Fischgrätendekor. Beide Gefäßestammen aus Töpfereien des Wesergebietes(BARTELS 1999). Da das Fahrzeug als Leichterdiente, kann durchaus vermutet werden, dassdiese Gefäße beim Entladen eines größerenSchiffes mit Keramikfracht an Bord verblieben(FÖRSTER 2000b).Ebenfalls ihre Herkunft aus dem Wesergebiethaben drei Schüsseln und ein Teller, die auf derSchmack REGENT DOOR ZEE vor Hiddenseegefunden werden konnten. Dieses Fahrzeugstrandete 1783 vor der Insel (FÖRSTER 2002b).Ein umfangreiches Inventar an verschiedenartigerKeramik konnte von der russischen BriggDISPATCH geborgen werden, die 1805 alsTruppentransporter an der Nordwestküste derInsel Rügen scheiterte. Hauptanteil des keramischenFundgutes bildet einfaches Gebrauchsgeschirraus der Kombüse, bei dem essich um rot bis rotgelbe Irdenware mit monochromerGlasur handelt. Einige Gefäßfragmentemit weißer Glasur und einem umlaufendenblauen Dekor lassen sich dem Stettiner Gut zuordnen.Es befand sich auch sehr hochwertigesSteingut an Bord. Fragmente von Tellern undTassen zeigen ein blaues Dekor mit chinesischenMotiven, dem sogenannten „AsiaticPheasent“, das eine große Ähnlichkeit zu englischemSteingut aus Staffordshire besitzt (RU-DOLPH 1983). Ebenfalls aus weißem Steingut,aber ohne jegliches farbliche Dekor sind eineZuckerdose mit aufgelegten Eichenblätternund Bruchstücke von Tellern. Auf dem Bodeneines Tellers ist mit der Inschrift „SVEDEN“das Herkunftsland bezeichnet. Scherben einesKruges aus Rheinischen Steinzeug tragen diamantierteAuflagen auf blauem Untergrund.Im Fundmaterial sind auch Bruchstücke vonMeißner Porzellan enthalten, das aufgrund desDekors und der Marke nach 1740 gefertigtwurde. Bei diesen hochwertigen teuren Stückenhandelt es sich vermutlich um den Besitz einigerranghoher Offiziere, die ebenfalls an Bordwaren. Einige kleinvolumige KeramikgefäßeAbb. 9: Teller mit Blumenmotiv,Durchmesser: 28 cm.Abb. 10: Teller mit Blumenmotiv,Durchmesser: 29 cm.87


NAU 11/12 2005enthielten vermutlich Salben oder andere Medikamenteund können der Ausrüstung desSchiffsarztes zugerechnet werden. Zu einerSonderform der keramischen Erzeugnisse zählendie Bruchstücke von annähernd 200 Tonpfeifen,die vermutlich zur Versorgung derTruppen mitgeführt wurden.Aufgrund der industriellen Fertigung sind abder zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts imFundmaterial von Schiffswracks verstärkt einfachhergestelltes Geschirr aus Steingut undPorzellan vorhanden. Von den <strong>See</strong>leuten als beliebtesMitbringesel geschätzt, erfreute sich dasenglische Steingut verschiedenen Dekors aberauch in Form von Kaminfiguren großer Beliebtheit.Einen Beleg dafür bilden Scherbenvon einer um 1860 vor Hiddensee gestrandetenGaleaß und zwei Teller, die auf dem DreimastgaffelschonerAMAZONE gefunden wurden,der 1939 nördlich der Insel Rügen versank. Einnoch lebendes Besatzungsmitglied teilte imVerlauf der Untersuchungen mit, dass er Keramikfigurenals Souvenir mitgeführt hatte. DieFiguren befanden sich bei der Auffindung desWracks noch im Vorschiff.DanksagungDank gebührt Herrn Dr. Heiko Schäfer vomLandesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommernund Herrn Dipl. Praehist.Gunnar Möller von der Unteren DenkmalschutzbehördeStralsund, die mit vielen wichtigenHinweisen die Arbeit an dieser Thematikunterstützten. Die Dendrodatierungen wurdenin bewährter Weise von Herrn Dr. Heußner,Deutsches Archäologisches Institut Berlin, vorgenommen.Große Hilfe bei der Dokumentationdes Materials gewährte Frau Angela Karsten,Newport MediaShip Museum.Anschrift des VerfassersDr. (des.) THOMAS FÖRSTERLübsche-Strasse 46D-23966 Wismare-mail: t.foerster@imail.deLiteraturBARTELS 1999: M. BARTELS, Steden in Scherven 2,Vondsten uit beerputten in Deventer, Dordrecht, Nijmegenen Tiel (1250–1900) (Ammersfort 1999).BRINKMANN 1982: B. BRINKMANN, Zur Datierung vonMineralwasserflaschen aus Steinzeug. KERAMOS 98,1982, 7–36.FÖRSTER 2000a: TH. FÖRSTER, Neue Wrackfunde zwischenRügen und Darsser Ort. Nachrichtenbl. Arbeitskr.Unterwasserarch. NAU 6, 2000, 50–54.FÖRSTER 2000b: TH. FÖRSTER, Stand der schiffsarchäologischenUntersuchungen in der Wismarbucht. Nachrichtenbl.Arbeitskr. Unterwasserarch. NAU 7, 200046–49.FÖRSTER 2002a: TH. FÖRSTER, Alltagsleben auf spätmittelalterlichenSchiffen – Neue archäologische Untersuchungenan Wrackfunden vor der Küste von Mecklenburg-Vorpommern.In: K. KRÜGER/C. O .CEDERLUND,Maritime Archäologie heute (Rostock 2002) 232–236.FÖRSTER 2002b: TH. FÖRSTER, Das Wrack vom HartenOrt vor der Insel Hiddensee – Ein Plattbodenschiff des18. Jahrhunderts. Nachrichtenbl. Arbeitskr. Unterwasserarch.NAU 9, 2002, 105–110.FÖRSTER 2003: TH. FÖRSTER, Schiffswracks, Hafenanlagen,Sperrwerke – Untersuchungen zur maritimen Kulturlandschaftin der Wismarbucht. In: Bodendenkmalpfl.Mecklenburg-Vorpommern, Jb. 50, 2002, 207–230.FÖRSTER 2004: TH. FÖRSTER, Große Handelsschiffe desSpätmittelalters – Untersuchungen an zwei Wrackfundendes 14. Jahrhunderts vor der Insel Hiddensee undder Insel Poel. Dissertation zur Erlangung des Doktorgradesder Philosophischen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald. 2004 (Publikationvorgesehen in: Beiträge zur Ur- und FrühgeschichteMecklenburg-Vorpommerns).GAIMSTER 2000: D. R. M. GAIMSTER, Hanseatic Tradeand Cultural Exchange in the Baltic circa 1200–1600:Pottery from Wrecks and Harbours. In: IKUWA,Schutz des Kulturerbes unter Wasser [Kongress Sassnitz1999] Beitr. Ur- u. Frühgesch. Mecklenburg-Vorpommerns35 (Lübstorf 2000) 237–247.MÖLLER 2002: G. MÖLLER, Das Stralsunder Töpferamtunter dem Gesichtspunkt der Innovation. Mitt. Arbeitskr.Mittelalterarch. 13, 2002, 22–28.NIENHAUS 1983: H. NIENHAUS, Zur Fertigung der Steinzeugkrügefür den „Brunnenversand“ in vorindustriellerZeit. KERAMOS 101, 1983, 47–102.RUDOLPH 1983: W. RUDOLPH, Maritime Kultur der südlichenOstseeküste (Rostock 1983).SCHÄFER 1992: H. SCHÄFER, Faststeinzeuge und Steinzeugedes 13. bis 16. Jahrhunderts aus der HansestadtRostock. Eine Studie zur Chronologie, Handel, Lebensweiseund Terminologie. Unveröff. Diplomarbeit (Berlin1992).SCHÄFER 1999: H. SCHÄFER, Zur neuzeitlichen Gefäßkeramikin Mecklenburg-Vorpommern. Arch. Ber. Mecklenburg-Vorpommern6, 1999, 217–244.SCHÄFER 2005: H. SCHÄFER, Von „steinernen Kannenund Kruken“ und anderer Importkeramik. In: H. JÖNS/F. LÜTH/H. SCHÄFER, Archäologie unter dem Straßenpflaster– 15 Jahre Stadtkernarchäologie in Mecklenburg-Vorpommern.Beitr. Ur- u. Frühgesch. Mecklenburg-Vorpommerns39 (Schwerin 2005) 103–106.88

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