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Umwelt 1/02 - swissimpacts

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UMWELT 1/<strong>02</strong>➔27«Wir sitzen auf der Titanic»Interview mit Christoph Ritz,wissenschaftlichem Leiter vonProClim, dem Schweizer Forumfür Klima und globalen WandelHerr Ritz, macht sich die Klimaerwärmungim Berggebiet heute schon bemerkbar?Christoph Ritz: Die Klimaforschunghat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Wirwissen heute, dass die globale Erwärmung in den letzten 50Jahren wahrscheinlich weitgehend vom Menschen verursachtworden ist. In der Schweiz verzeichnen wir einen nochstärkeren Anstieg. Im Mittelland sind es 1,2 Grad, im Berggebietebenfalls mehr als der globale Durchschnitt von 0,6 Gradfür das letzte Jahrhundert. Ausserdem sind die Niederschlägestärker geworden.Womit müssen wir in Zukunft rechnen?Bei allen vorliegenden globalen Szenarien ist die Schlussfolgerungin einem Punkt dieselbe: Der Temperaturanstieg wirdsich weiter beschleunigen. Für die Schweiz ist davon auszugehen,dass der Erwärmungstrend wie in den vergangenen Jahrzehnten stärker sein wird als im globalen Durchschnitt. Diesdürfte auch für das Berggebiet gelten. Wir müssen – besondersim Winter – mit mehr Starkniederschlägen, erhöhter Hochwassergefahrund längeren Trockenzeiten rechnen. Die Gletscherwerden schneller abschmelzen, und die Schneefallgrenzewird ansteigen.Welche Massnahmen sind besonders dringlich?Als wichtigste vorbeugende Massnahme gilt es, die CO 2 -Emissionenzu reduzieren und von der Erdölabhängigkeit wegzukommen.Die Schweiz als von der Klimaerwärmung besondersstark betroffener Staat muss sich auf nationaler, aberauch auf internationaler Ebene dafür engagieren. Gefragt sindauch langfristige Investitionsstrategien zur Anpassung an dieErwärmung. So zeigte sich die volle Wirkung der nach demLawinenwinter von 1951 erstellten Schutzbauwerke erst imschneereichen Februar 1999.Wie viel Zeit bleibt, um die erwartetenAuswirkungen abzuschwächen?Keine! Wegen der Trägheit des Klimasystems sitzen wir gleichsamauf der Titanic und müssen rasch das Tempo drosseln,um bei sichtbarer Gefahr noch reagieren zu können. JeglichesZuwarten wird für Gesellschaft und Wirtschaft bedeutendschmerzhafter werden.Interview: Urs FitzeWissen vernetzenbjo. Seit Anfang Jahr laufen die ersten Projekte des NationalenForschungsprogramms Landschaften und Lebensräume derAlpen (NFP 48). Der Bundesrat hat für die Arbeiten in dennächsten fünf Jahren einen Gesamtbetrag von 15 MillionenFranken bewilligt. Die Forschungsresultate sollenmithelfen, die gesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichenund ökologischen Ziel- und Nutzungskonflikteim Alpenraum sowie in den angrenzenden Gebieteninnovativ zu lösen. Mit einem interdisziplinärenAnsatz will man die Hauptfrage klären, wie sich diealpinen Kulturlandschaften vor allem aus Sicht der hierwirtschaftenden Bevölkerung weiterentwickeln lassen,ohne dass die biologischen Systeme in diesen ökologischempfindlichen Lebensräumen gefährdet werden.Schwerpunkte bilden unter anderem die DynamikLINKwww.snf.chwww.primalp.ethz.chim Alpenraum, kulturelle Prozesse und ihre Bedeutung fürden Landschaftswandel sowie die Wirkung von ökonomischenAntriebskräften auf Gebirgslandschaften. Zudem giltdas Interesse den staatlichen Einflussmöglichkeiten zur Steuerungsolcher Prozesse mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung.Gefragt sind letztlich praxisbezogene Strategienfür die Umsetzung einer gesellschaftlich erwünschten, auchfür kommende Generationen wirtschaftlich sinnvollen undressourcenschonenden Landschaftsentwicklung.Ähnliche Ziele verfolgt das seit 1997 laufende ETH-ForschungsprojektPRIMALP für den Bereich der alpinen Primärproduktion.Anhand von Feldstudien erarbeiten die WissenschaftlerKonzepte für eine möglichst ressourceneffizienteund nachhaltige Land- und Forstwirtschaft im Berggebiet.

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