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Mein Traum war es, in einer ... - Jagen Weltweit

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Irgendwann e<strong>in</strong>mal habe ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Buchüber die Wipfeljagd <strong>in</strong> Nordschwedengel<strong>es</strong>en. Mit Schi und Büchse wurde demAuerhahn und Birkhahn nachg<strong>es</strong>tellt.Das <strong>war</strong> für mich die optimale Komb<strong>in</strong>ation:Zum Anpassen an die überlebensfe<strong>in</strong>dlicheW<strong>in</strong>terwildnis kam der Inst<strong>in</strong>kt d<strong>es</strong> Jägersh<strong>in</strong>zu. <strong>Me<strong>in</strong></strong> <strong>Traum</strong> <strong>war</strong> <strong>es</strong>, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>terzauberlandschaftnach erfolgreicher Jagdme<strong>in</strong>e Jagdbeute am Lagerfeuer zu braten.In der Natur von der Natur lebenExtrem oder


Wipfeljagd <strong>in</strong> SchwedenkomfortabelFotos: Dr. Alexander von Ni<strong>es</strong>sen (o) / Sven-Gunnar Bergström


JAGEN IN SCHWEDENkomb<strong>in</strong>ieren wollte: Entsetzt<strong>es</strong> Schweigenam anderen Ende der Telefonleitung. AlsKompromiss akzeptierten me<strong>in</strong> FreundMarkus und ich die Übernachtung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erHütte. Weitere Aktivitäten könnten wir aufe<strong>in</strong>er zweiten Reise unternehmen, nachdemwir di<strong>es</strong>e Jagdart b<strong>es</strong>ser kennen gelernt hatten.Im w<strong>in</strong>terlichen Nordschweden angekommen,<strong>war</strong>en wir erfreut von der schönenHütte mit Sauna (wenn schon e<strong>in</strong>e Hütte,dann wenigstens e<strong>in</strong>e schöne!) und entsetztvon dem physischen Zustand unser<strong>es</strong> Jagdführers.Gleich am ersten Pirschgang aufSchi belehrte er mich, dass man bei Temperaturenum die m<strong>in</strong>us 30 Grad sehr vorsichtigse<strong>in</strong> muss und ich langsam gehen sollte.Dabei g<strong>in</strong>gen wir die ganze Zeit auf e<strong>in</strong>emebenen Holzrückeweg! <strong>Me<strong>in</strong></strong> Freund undich <strong>war</strong>en sehr verärgert. Unsere Anforderungenan e<strong>in</strong>e sportliche und herausforderndeJagd konnte di<strong>es</strong>er Mann sichernicht erfüllen. Wegen bloßem „Beute machen“<strong>war</strong>en wir nicht gekommen.Zu unserem großen Glück lernten wirEmil kennen: jung, fit und sehr nett. Er <strong>war</strong><strong>in</strong> der Verzweiflung d<strong>es</strong> ursprünglichen Outfittersals Aushilfsjagdführer engagiert worden.Mit Emil Niklasson teilten wir sofort all<strong>es</strong>,was für uns die Jagd ausmacht. E<strong>in</strong> richtigerNaturbursche. <strong>Me<strong>in</strong></strong> Freund und ichDr. Alexandervon Ni<strong>es</strong>senSCHWEDISCH LAPPLAND IM WINTER:MORGENRÖTE ALS VORBOTE EINESWETTERUMSCHWUNGS UND KALTETAGE MIT KALTEM, BL AUEM L ICHT.Die erste W<strong>in</strong>terjagdreise führtemich zur Studienzeit zusammenmit zwei Freunden nach Norwegen.Aus Kostengründen jagten wir auf eigeneFaust ohne Jagdführer von unseremZeltlager aus mit der Fl<strong>in</strong>te auf Schneehühner.Um <strong>es</strong> vorwegzunehmen: Die mühsamim Rucksack durch den Tiefschnee transportierte„Tütennahrung“ blieb unsere e<strong>in</strong>zigeVerpflegung. Das Naturerlebnis <strong>war</strong> herrlich– das <strong>Jagen</strong> erfolglos. Die Schneehühnerließen uns niemals auf Schussentfernungheran oder blieben im Schnee verborgen.Sehnsüchtig schauten wir unserem davonfliegenden Abend<strong>es</strong>sen h<strong>in</strong>terher.Der Erkenntnisgew<strong>in</strong>n: Auf e<strong>in</strong> Zeltwürden wir bei der kommenden Reise ausGewichtsgründen verzichten. Auch wollteich beim nächsten Mal me<strong>in</strong>e morgens steifgefrorenen Lederschischuhe nicht mehr mite<strong>in</strong>em Teelicht auftauen müssen. Beimnächsten Mal würde ich Schischuhe mit Innenschuhb<strong>es</strong>itzen, die ich im Schlafsack angezogenlassen werde. Vor allem aber musstebei der nächsten Tour e<strong>in</strong> Jagdführer her!<strong>Me<strong>in</strong></strong> erster BirkhahnLeider <strong>war</strong> <strong>es</strong> sehr schwierig, e<strong>in</strong>en verrücktenJagdführer zu f<strong>in</strong>den, der Wipfeljagd mit„W<strong>in</strong>tercamp<strong>in</strong>g“ als richtige Wildnisjagdb<strong>es</strong>chlossen, uns e<strong>in</strong>fach abzuwechseln. JedenTag fuhren wir abwechselnd mit demSchneemobil mit Emil zur Jagd. So kam ichzu me<strong>in</strong>em ersten Birkhahn.Früh morgens stieg ich h<strong>in</strong>ter Emil aufden Anhängerschlitten d<strong>es</strong> Schneemobils.Ich hasse di<strong>es</strong>e D<strong>in</strong>ger, bei denen der Beifahrerimmer alle Äste, die der Fahrer elegantdurch den W<strong>in</strong>dschutz d<strong>es</strong> Schneemobilsableitet, <strong>in</strong> das G<strong>es</strong>icht bekommt. Ganzzu schweigen von den Baumstämmen, dieirgendwie im dichten Wald immer den Wegzu me<strong>in</strong>em Knie f<strong>in</strong>den. Das Fahren <strong>war</strong>schwierig. Der meterhohe Pulverschnee verdeckteden Untergrund. Immer wieder kipp-20 Fotos: Dr. Alexander von Ni<strong>es</strong>sen JAGEN WELTWEIT 5/2005


EIN OBJEKT UNSERER BEGIERDE:BIRKWILD. DIE ROTEN BALZROSENSIND ABER ERST IM FRÜHJAHRAUSGEPRÄGT. ZU DEN JAGDZEITEN DERWIPFELJAGD IM SPÄTHERBST UNDWINTER SIND SIE EHER UNSCHEINBAR.LINKS DAS GELÄUF VON BIRKWILD.te das Schneemobil um, und wir fielen lachendim hohen Bogen <strong>in</strong> den Schnee. E<strong>in</strong>malwieder wühlten wir uns nach e<strong>in</strong>em„Schneemobilsturz“ aus dem Schnee empor.Der Anblick d<strong>es</strong> schräg stehenden Schneemobilsließ mir den Atem stocken. Warumkippte <strong>es</strong> nicht ganz um? Zu me<strong>in</strong>em Entsetzensah ich, dass das Schneemobil nurvon me<strong>in</strong>em Gewehrschaft gehalten wurde,der sich an e<strong>in</strong>e Kiefer drückte. Mit demLauf steckte die Waffe am Sitz d<strong>es</strong> Schneemobilsund hielt das Schneemobil <strong>in</strong>Schräglage. Mit e<strong>in</strong>em Holzschaft wäre dieJagd wohl beendet gew<strong>es</strong>en.Nach e<strong>in</strong>er weiteren Höllenfahrt kamenwir am Anfangspunkt unser<strong>es</strong> heutigen21Fotos: Michael Migos / Hansgeorg Arndt / Jürgen Schiersmann


JAGEN IN SCHWEDENSEHR NIEDRIG STEHT DIE WINTER-SONNE ÜBER DEN BÄUMEN.AUF SCHI GLEITEN WIR DURCH DEN„MÄRCHENWALD“Pirschgang<strong>es</strong> an. Wir schnallten unsere Schian und los g<strong>in</strong>g <strong>es</strong>. Hügelauf und hügelabglitten wir durch den W<strong>in</strong>terwald.Die Auerhähne sitzen im Januar morgensund abends auf den Wipfeln der Kiefern.Vorausg<strong>es</strong>etzt <strong>es</strong> ist nicht zu kalt. Temperaturenvon m<strong>in</strong>us 15 bis 20 Grad s<strong>in</strong>d optimal,und <strong>es</strong> sollte viel Schnee auf denÄsten der Bäume liegen. Ist di<strong>es</strong> nicht derFall, sitzt der Urhahn wie die Henne auchlieber <strong>in</strong> der Mitte der Bäume im Geäst oder<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Schneehöhle unter der Schneedeckeund ist so gut wie gar nicht zu entdecken.Der Birkhahn sitzt am liebsten <strong>in</strong> denersten beiden Morgenstunden zum Äsen <strong>in</strong>den Wipfeln der Birken. Optimal s<strong>in</strong>dSumpfflächen. Hier hat man weite Sicht unde<strong>in</strong> gut<strong>es</strong> Schussfeld. Näher als 100 Meterkommt man aber selten an die Raufußhühnerheran. In me<strong>in</strong>er Waffe führe ich das Kaliber.308 W<strong>in</strong> mit Vollmantelmunition. Ideals<strong>in</strong>d .222 Rem<strong>in</strong>gton mit Vollmantelg<strong>es</strong>chossenoder, falls auch nebenbei aufElchkälber gejagt werden soll, die 6,5x55, fürdie <strong>es</strong> auch e<strong>in</strong>e spezielle „Topjakt“-Vollmantellaborierunggibt.Topjakt ist der schwedische Begriff fürdie Wipfeljagd, bei der man ausschließlichden <strong>in</strong> den Wipfeln der Bäume sitzendenAuer- und Birkhahn mit der Kugel bejagt.Der Schuss mit der Kugel <strong>in</strong> den Himmelkostet den deutschen Jäger anfangs e<strong>in</strong>ig<strong>es</strong>an Überw<strong>in</strong>dung. Für den schwedischen Jägerist di<strong>es</strong>e Jagdart e<strong>in</strong>e Tradition und <strong>in</strong>der menschleeren Wildnis auch völlig unproblematisch.Es <strong>war</strong> kaum zu glauben: JagdführerEmil stieg mit se<strong>in</strong>en Holzschi sche<strong>in</strong>barmühelos die Hügel und kle<strong>in</strong>en Berge h<strong>in</strong>auf.Zuvor hatte ich mich über di<strong>es</strong>e Holzlattenlustig gemacht. In den Alpen dienendi<strong>es</strong>e Schi nur noch als Wandverzierung fürdie Almhütte! <strong>Me<strong>in</strong></strong>e alp<strong>in</strong>en Telemarkschimachten <strong>es</strong> mir sehr schwer. Die Steigfälleklebten nach zweimaligem Auf- und Abziehennicht mehr. Und wachsen mit Steigwachsversagt bei di<strong>es</strong>en Temperaturen undPulverschnee völlig. Während Emil lockerstapfend die Höhen erstieg, quälte ich michim „Fischgrätschritt“ h<strong>in</strong>terher. Immer wiederverf<strong>in</strong>gen sich me<strong>in</strong>e Schi während d<strong>es</strong>Hochsteigens rechts und l<strong>in</strong>ks im Geäst.Vorsichtig näherten wir uns dem Gipfel.Wir knieten uns nieder und glasten dieBaumwipfel der Umgebung ab. Leiderkonnten wir aber ke<strong>in</strong>en Hahn erblicken.Egal, dachte ich mir und schaute begeistertauf den Tiefschneehang unter mir. In engenTelemarkschwüngen fuhr ich durch dentraumhaften Pulverschnee hangabwärts anEmil vorbei. Jetzt rächen sich di<strong>es</strong>e Holz-Museum-Schi dachte ich und genoss die Abfahrt.Herrlich: <strong>Jagen</strong> und Tiefschneefahren!Im Tal angekommen, drehte ich mich um.Wo <strong>war</strong> Emil? Den habe ich wohl mit se<strong>in</strong>enMuseumslatten abgehängt, dachte ich mir.Weit h<strong>in</strong>ter mir stand er auf e<strong>in</strong>em Hügelund w<strong>in</strong>kte. Ich hätte auf halben Wegrechts abbiegen müssen! Fluchend stieg ichwieder im Fischgrätschritt auf und verabschiedetemich von me<strong>in</strong>em <strong>Traum</strong> d<strong>es</strong> alp<strong>in</strong>enSchifahrens und <strong>Jagen</strong>s.Weiter g<strong>in</strong>g <strong>es</strong> durch den Zauberwald.22 Fotos: Dr. Alexander von Ni<strong>es</strong>sen JAGEN WELTWEIT 5/2005


DIE FÄHRTE EINES AUERHAHNS: DIESCHWINGENSPITZEN SCHLEIFEN IMSCHNEE.HAT MAN SICH DEM WILD SO WEITGENÄHERT, IST DIE BEUTE IMWIPFEL EIGENTLICH SICHER (O).EIN AUERHAHN AM BODEN. DIE BALZ-STIFTE VERHINDERN, DASS ER IMSCHNEE EINSINKT. DIE STIFTFÖRMIGENHORNLAMELLEN STEHEN IN KEINEMZUSAMMENHANG MIT DER BALZ.Plötzlich sahen wir l<strong>in</strong>ks von uns Birkwild <strong>in</strong>den Wipfeln. „Schieß schnell! Ganz l<strong>in</strong>ks istder Hahn!“ Ich nahm me<strong>in</strong>en Rucksack vonden Schultern und ließ mich <strong>in</strong> den Schneefallen. Noch e<strong>in</strong> kurzer Blick über das Zielfernrohr.150 Meter? Ich g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Anschlag.Das Fadenkreuz erfasste den l<strong>in</strong>ken Hahn.Zu spät! Die Vögel strichen ab. Ohne jeglicheDeckung unsererseits hatten uns dieRaufußhühner eräugt.Stundenlang g<strong>in</strong>g <strong>es</strong> auf und ab. Dermetertiefe Pulverschnee schluckte jed<strong>es</strong>Geräusch. Man hörte nur bei jedem Schrittdas leise Knirschen d<strong>es</strong> Schne<strong>es</strong>. Die tiefstehende Sonne erreicht im Januar nur zurMittagszeit die Höhe der Baumkronen.Trotzdem tauchte sie den W<strong>in</strong>terwald bei23Fotos: Michael Breuer / Dr. Alexander von Ni<strong>es</strong>sen / Michael Migos


JAGEN IN SCHWEDENGUT GETARNT IN SCHUSSPOSITION.wolkenlosem Himmel <strong>in</strong> e<strong>in</strong> strahlend<strong>es</strong>Glitzermeer.Da erblickten wir durch e<strong>in</strong>e Lücke imBewuchs Birkwild. „Der erste Vogel im vorderenWipfel ist e<strong>in</strong> Hahn.“ Vorsichtigschnallte ich die Schi ab. Sofort versank ichbis zu den Oberschenkeln im Pulverschnee.Mühsam arbeitete ich mich näher <strong>in</strong> Richtungder Lücke im Geäst vor. Nur noch e<strong>in</strong>paar Meter, dann <strong>war</strong> ich an der kle<strong>in</strong>en Bodenerhebung...Von di<strong>es</strong>er Position konnte ich nichtschießen. Der Kle<strong>in</strong>e Hahn <strong>war</strong> vielleichtnoch 150 Meter von mir entfernt. <strong>Me<strong>in</strong></strong> Herzraste. Wie e<strong>in</strong> Maulwurf wühlte ich michdurch den Schnee. Hätte ich doch die Schiangelassen! Nur noch e<strong>in</strong> paar Meter zu derkle<strong>in</strong>en Höhe. In Zeitlupe schob ich mitgrößter Anstrengung me<strong>in</strong>en weiß getarntenRucksack als Gewehrauflage auf den kle<strong>in</strong>enHügel. Immer wieder rutschte ich zurück, dame<strong>in</strong>e Füße ke<strong>in</strong>en Halt im Schnee fanden.Endlich <strong>war</strong> <strong>es</strong> g<strong>es</strong>chafft. Das Absehentanzte. Die Auflage <strong>war</strong> perfekt, e<strong>in</strong> 150-Meter-Schusske<strong>in</strong> Problem, aber me<strong>in</strong> Pulsschlug durch das Waten im oberschenkeltiefenSchnee derart, dass me<strong>in</strong> Herzschlag jedenSchuss unmöglich machte. Nervös rechneteich jeden Moment mit dem Abstreichenoder Überstellen der Raufußhühner.Schnell boxte ich mir <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Brustgegende<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Mulde <strong>in</strong> den Schnee. Jetztg<strong>in</strong>g <strong>es</strong>. Das Absehen hüpfte nicht mehr beijedem Herzschlag. Ich visierte den tödlichenFleck d<strong>es</strong> Kle<strong>in</strong>en Hahns an. Auch mit der.308 W<strong>in</strong>ch<strong>es</strong>ter muss man mit Vollmantelmunitionsauber treffen. Den todkrank abstreichendenHahn würde man <strong>in</strong> di<strong>es</strong>emSchnee niemals wiederf<strong>in</strong>den. Der Schussbrach mit e<strong>in</strong>em durch den Pulverschneedumpfen, leisen Knall, und der Birkhahnfiel wie e<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> senkrecht vom Baum herunter.Überglücklich wühlte ich mich zurück zume<strong>in</strong>en Schi. Schnell <strong>war</strong>en sie wieder ang<strong>es</strong>chnalltund wir glitten zum Anschuss.Zielstrebig behielt ich den Wipfel der Birkeim Auge, von dem der Hahn gefallen <strong>war</strong>.Wir zwängten uns durch das Geäst e<strong>in</strong>erFichte und standen plötzlich vor e<strong>in</strong>emES IST BEUTE GEMACHT. IN SCHWEDENGILT DAS WILDBRET VOM AUERWILDALS VOLKSNAHRUNGSMITTEL.ES GIBT SOGAR AUERWILDPIZZA.reißenden, vereisten und überschneitenFluss. Emil hatte gehofft, dass der Hahn vordem Fluss zu Boden gegangen <strong>war</strong>. Etwasskeptisch schaute ich auf das reißende Wasser,dass zwischen e<strong>in</strong>zelnen Löchern etwa1,50 Meter gurgelnd unter der Schneedeckevorbeischoss. Egal! Vorsichtig glitten wir ohneProbleme an das andere Ufer. Glücklichhielt ich me<strong>in</strong>en ersten Kle<strong>in</strong>en Hahn <strong>in</strong> denHänden.W<strong>in</strong>terjagd extremAm Ende di<strong>es</strong>er Reise <strong>war</strong> <strong>es</strong> klar. In Emilhatte ich den perfekten Jagdführer für me<strong>in</strong>enW<strong>in</strong>terjagdtraum gefunden. Der Gedankean das Übernachten im Freien konnte ihn24 Fotos: Dr. Alexander von Ni<strong>es</strong>sen JAGEN WELTWEIT 5/2005


nicht schocken. In se<strong>in</strong>em <strong>in</strong>sg<strong>es</strong>amt 12500Hektar großen Jagdrevier <strong>in</strong> Nordschweden<strong>in</strong> der Nähe von Åsele würden wir sicher e<strong>in</strong><strong>es</strong>ehr sportliche Jagd erleben können. Insofern<strong>war</strong> nun all<strong>es</strong> klar für e<strong>in</strong>e etwas zünftigereWipfeljagd. Im nächsten Januar reisteich di<strong>es</strong>mal alle<strong>in</strong>e und mit kompletter Ausrüstungfür das Übernachten im Freien an.Nach kurzer „E<strong>in</strong>gewöhnungszeit“ brachtenwir unser Gepäck zum Ausgangspunkt unsererTour. Anders als bei me<strong>in</strong>er ersten undselbst organisierten Reise nach Norwegenwürden wir di<strong>es</strong><strong>es</strong> Mal etwas e<strong>in</strong>facher zuunserem Basislager kommen. Wir würdennicht all<strong>es</strong> im Rucksack tragen, sondern dasSchneemobil benutzen.Nach dem üblichen Höllenritt durchWälder und über zugefrorene Sümpfe entdecktenwir nach e<strong>in</strong>iger Fahrt e<strong>in</strong>en dichtenBirkenwald. Mit vere<strong>in</strong>ten Kräften wurdeunser Gefährt samt Ausrüstung <strong>in</strong> demWäldchen verstaut. Schnell <strong>war</strong>en Schaufelund Axt zur Hand, und wir erstellten unsunser Heim für die nächsten Tage.Wir gruben e<strong>in</strong> nicht zu tief<strong>es</strong> Loch <strong>in</strong>den Schnee, bauten e<strong>in</strong> luftig<strong>es</strong> Dach ausÄsten und polsterten mit Zweigen den Bodenaus. Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Gebilde hielt z<strong>war</strong> ke<strong>in</strong>eWärme, aber dafür verwandelte <strong>es</strong> sich auchnicht wie e<strong>in</strong> Iglu <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Tropfste<strong>in</strong>höhleund schützt vor Neuschnee!Der nächste Tag begann mit Feuermachen,Schne<strong>es</strong>chmelzen, Teekochen und e<strong>in</strong>emschnellen Frühstück. Wieder glitten wirdurch den W<strong>in</strong>terzauberwald. Für di<strong>es</strong>e Reisehatte ich mir auch Holzschi ang<strong>es</strong>chafftund konnte nun vergleichsweise mühelosdie Hügel ersteigen.Nach e<strong>in</strong>er Weile sahen wir ganze„Schwärme“ von Auerhähnen <strong>in</strong> den Bäumen.Ich zählte bis zu acht große Vögel <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Baum, die sich dort völlig untypisch,ähnlich dem Birkwild, versammelt hatten.Wir versuchten, uns di<strong>es</strong>en zu nähern, jedochohne Erfolg. Von e<strong>in</strong>er freien Flächeaus hat man häufig ke<strong>in</strong>e Chance. Der Hahneräugt den Jäger sofort. Nur der Hahn, dermit e<strong>in</strong>gezogenem und entspanntem St<strong>in</strong>geldasitzt, hat den Jäger nicht erkannt. Sobaldder Hahn den St<strong>in</strong>gel reckt, hat er etwas entdeckt,was ihn beunruhigt. E<strong>in</strong> solcher Hahnkann <strong>in</strong> jedem Augenblick abreiten.Über e<strong>in</strong>e Sumpffläche h<strong>in</strong>weg sahenwir e<strong>in</strong>e Stunde später Birkwild. Wiedereräugte uns das Wild, bevor wir auf Schussentfernungherangekommen <strong>war</strong>en. Weiterg<strong>in</strong>g <strong>es</strong> auf und ab.Als wir durch e<strong>in</strong> Dickicht pirschten, erkanntenwir e<strong>in</strong>en Auerhahn über e<strong>in</strong>eSumpffläche h<strong>in</strong>weg <strong>in</strong> etwa 200 Meter Entfernung.Langsam glitt ich alle<strong>in</strong>e weiter. Ichwollte näher heran, aber unbed<strong>in</strong>gt imWaldrand <strong>in</strong> Deckung bleiben. Ich hatt<strong>es</strong>chon so viele davonstreichende Hähne g<strong>es</strong>ehen,di<strong>es</strong>en wollte ich haben. Ganz langsamnahm ich im Schutze e<strong>in</strong><strong>es</strong> Baum<strong>es</strong>me<strong>in</strong>en Rucksack von den Schultern undließ mich mit den ang<strong>es</strong>chnallten Schi vorsichtig<strong>in</strong> die liegende Schussposition gleiten.Zu me<strong>in</strong>em Entsetzen sah ich den emporgerecktenSt<strong>in</strong>gel d<strong>es</strong> Hahns. Ne<strong>in</strong>, jetzt


JAGEN IN SCHWEDENnur den Schuss <strong>in</strong> der Hektik nicht verreißen.Wenn <strong>es</strong> nicht di<strong>es</strong>er Hahn wird,dann wird <strong>es</strong> der nächste, sagte ich mir undversuchte, Ruhe zu bewahren. Langsamschaufelte ich mir e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Schneebergals Auflage für me<strong>in</strong>e Ellenbogen zusammen.Die Schussposition ist nicht optimal.Emils Laserentfernungsm<strong>es</strong>ser zeigt 180Meter. Ich will den Schuss wagen. <strong>Me<strong>in</strong></strong>enRepetierer habe ich mit der neuen Vollmantelmunitionund me<strong>in</strong>em Zielfernrohr mitAbsehenschnellverstellung auf der Schießbahnbei me<strong>in</strong>er Ankunft <strong>in</strong> Schweden noche<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>g<strong>es</strong>chossen. Ich weiß genau wieviel Klicks auf 100 bis 300 Meter zu verstellens<strong>in</strong>d, um bei bekannter Entfernung genauzu treffen. <strong>Me<strong>in</strong></strong> Absehen stand ruhig.Ich wagte <strong>es</strong> und sah den Hahn im Schusssenkrecht vom Wipfel der Kiefer fallen. AmAnschuss angekommen, <strong>war</strong> ich überglücklich.E<strong>in</strong> stattlicher Hahn.W<strong>in</strong>terjagdkomfortabelIm darauf folgenden Jahr machten JagdfreundMarkus und ich zusammen mit Emile<strong>in</strong>e ausgedehnte Kanutour, auf der wir aufBiber jagten und Hechte angelten. Es <strong>war</strong>e<strong>in</strong>e sehr schöne und erfolgreiche Jagdreise,bei der wir die Kanus über weite Streckenüber das Eis ziehen mussten und am Flusssowie <strong>in</strong> ausgedehnten Auwäldern jagten.Abends am Lagerfeuer schmeckte dann derHecht und sogar der Biber sehr gut.Auf di<strong>es</strong>er Jagdreise planten Emil undich unsere nächste W<strong>in</strong>tertour. Das nächsteMal wollten wir länger draußen übernachtenund wiederum auf diverse Ausrüstungsteil<strong>es</strong>owie auf das Schneemobil verzichten. Wirwürden uns e<strong>in</strong>fach nur mit e<strong>in</strong>er Isomattezwischen die Bäume legen. Unsere gutenSchlafsäcke würden uns trotzdem gemütlichschlafen lassen. Da <strong>war</strong>en wir sicher. Es kamaber all<strong>es</strong> ganz anders.Im Flugzeug lerne ich Andi kennen, derkurz entschlossen auch e<strong>in</strong>e Wipfeljagd beiEmil gebucht und tolle Jagdg<strong>es</strong>chichten ausNamibia, Tansania oder Schottland zu erzählenhat. Emil holt uns am FlughafenUmea <strong>in</strong> Nordschweden ab. Am ersten Tagübernachten wir <strong>in</strong> Emils frisch renovierterJagdhütte, die er nun „Camp Lapponia“ getaufthat. Beim Betreten der Jagdhütte b<strong>in</strong>ich begeistert. So e<strong>in</strong>e gemütliche Hütte aushellen roh behauenen Stämmen habe ichDIE JAGD AUF DIE WEISSENSCHNEEHÜHNER IST NICHT EINFACH.ERSTENS SIND SIE HERVORRAGENDGETARNT, ZWEITENS FLÜCHTEN SIE VORDEM JÄGER BERGAUF. UND DANNKOMMT MAN SCHNELL INS SCHWITZEN.noch nicht g<strong>es</strong>ehen. Dr<strong>in</strong>nen lodert <strong>in</strong>gemütlicher Atmosphäre das Feuer, undman kann durch die Panoramascheibe aufden zugefrorenen See schauen. Am Se<strong>es</strong>teht e<strong>in</strong> holzbefeuerter Hotpot, aus demman angeblich bei m<strong>in</strong>us 35 Grad gemütlichbadend das Polarlicht sehen kann.Mir kommen erste Zweifel auf, ob ichwirklich die ganze Zeit mit Emil im Freienbleiben soll. Werde ich jetzt alt? Ich verstehemich selbst nicht mehr. Ich b<strong>es</strong>chließe,die ersten beiden Tage von der Hütte aus zujagen.Am nächsten Tag begeben sich Emil undich nach e<strong>in</strong>er zweistündigen Schiwanderungauf e<strong>in</strong>e Anhöhe, die ich aus me<strong>in</strong>emletzten Urlaub kenne. Auf dem Gipfel angekommen,glasen wir mit e<strong>in</strong>em herrlichenAusblick die Umgebung ab. Auf 300 MeterEntfernung sprechen wir e<strong>in</strong>en Auerhahn <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Wipfel an und b<strong>es</strong>chließen, ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emgroßen Bogen anzugehen. Vorsichtigpirschen wir auf unseren Holzschi durch dendichten Wald. Wir haben e<strong>in</strong>e ungefähreVorstellung von der Position d<strong>es</strong> Hahn<strong>es</strong>und arbeiten uns langsam näher. Dann ergibtsich e<strong>in</strong>e Lücke im Wald: Durch e<strong>in</strong>schmal<strong>es</strong> Loch im Geäst kann man denHahn sehen. Wir bemühen den Laserentfernungsm<strong>es</strong>sererst gar nicht, <strong>es</strong> s<strong>in</strong>d ganzklar 80 Meter und nicht mehr. Umständlichgehe ich halb stehend, halb kniend ang<strong>es</strong>trichenan e<strong>in</strong>er Kiefer <strong>in</strong> Anschlag.Ich schieße, der Hahn zeichnet undbleibt sitzen. Wir können unseren Augennicht trauen, und ich schieße noch mal. Wiedere<strong>in</strong> Treffer mit deutlichem Zeichnen undder Hahn bleibt sitzen. Sehr seltsam. Nachden Schüssen holt Emil den Entfernungsm<strong>es</strong>serheraus. Nun zeigt der Entfernungsm<strong>es</strong>ser160 Meter an! Wie sehr man sichdoch im dichten Kieferng<strong>es</strong>trüpp täuschenkann. Sofort überkommt mich e<strong>in</strong> sehrschlecht<strong>es</strong> Gefühl. Wenn man e<strong>in</strong>en Hahnnicht richtig trifft, dann streicht er sofort ab.26 Foto: Jürgen Schiersmann JAGEN WELTWEIT 5/2005


Emil klettert, für mich mit se<strong>in</strong>en Schischuhenreichlich schmerzhaft, auf me<strong>in</strong>enSchultern auf den Baum und schießt mit se<strong>in</strong>erFl<strong>in</strong>te auf e<strong>in</strong>en Ast. Ke<strong>in</strong> Erfolg. Wirwerfen weitere Stöcke. Ich lege mich auf denRücken und schieße zweimal <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en,den Hahn haltenden Ast. Auch di<strong>es</strong> erbr<strong>in</strong>gtke<strong>in</strong>en Erfolg. Wir wissen unsschließlich nicht b<strong>es</strong>ser zu helfen und Emilschießt den Hahn mit der Fl<strong>in</strong>te aus se<strong>in</strong>erAstgabel heraus. Schade, <strong>es</strong> ist e<strong>in</strong> schöneralter Hahn, aber leider ziemlich zerrupft. Erwird sicherlich <strong>in</strong> Milch e<strong>in</strong>gelegt etwas vonse<strong>in</strong>er Zähigkeit verlieren und gut schmecken.Am Abend <strong>in</strong> der Hütte angekommen,ist <strong>es</strong> urgemütlich und mit Andi, se<strong>in</strong>emJagdführer Jimmy und Emil sehr lustig. Andihatte z<strong>war</strong> viele Raufußhühner <strong>in</strong> Anblick,ist aber bislang leider nicht zu Schussauf das scheue Wild gekommen. Der Abendist so nett, dass ich b<strong>es</strong>chließe noch „Zivilisationstage“dranzuhängen. Andi hält Emilund mich sowi<strong>es</strong>o für komplett „verrückt“,bei di<strong>es</strong>en Temperaturen draußen zu bleiben.Auf di<strong>es</strong>e Weise vergehen weitere schöne,lustige und erfolgreiche Jagdtage, <strong>in</strong> denenauch Andi zwei Urhähne und e<strong>in</strong>enBirkhahn schießt.SchneehuhnjagdAm nächsten Tag fahren wir <strong>in</strong> die Berge zurSchneehuhnjagd. Wir verlassen das bewaldeteHügelland und <strong>es</strong> geht e<strong>in</strong> paar Stundenmit dem Auto Richtung Nordw<strong>es</strong>ten.Unterwegs b<strong>es</strong>orgen wir noch e<strong>in</strong>enGepäckschlitten (Pulka) und kommen <strong>in</strong> derDämmerung an unserem Ziel <strong>in</strong> den Bergenan. Wir bepacken den Schlitten mit unseremGepäck und legen auf dem Weg zu EmilsJagdhütte noch e<strong>in</strong>en guten Kilometer aufSchi zurück.E<strong>in</strong> Verhalten wie di<strong>es</strong><strong>es</strong> gibt <strong>es</strong> eigentlichnicht. Ich wäge ab und entschließe mich,nochmals zu schießen, auch wenn die Trophäeleiden sollte. Ke<strong>in</strong><strong>es</strong>falls möchte ich etwasriskieren und dem Vogel unnötige Leidenbereiten. Ich schieße nochmals und sehewieder di<strong>es</strong><strong>es</strong> seltsame Zeichnen.Jetzt reicht <strong>es</strong> aber! Wir gehen zum Anschuss.Di<strong>es</strong>er Auerhahn sitzt immer nochwie verste<strong>in</strong>ert im Wipfel der Kiefer. „Panzerhahn“,sagt Emil. Der Hahn muss verendetse<strong>in</strong>, da s<strong>in</strong>d wir sicher. Nach e<strong>in</strong>igemSuchen f<strong>in</strong>den wir ihn im Wipfel e<strong>in</strong>er starkenKiefer: Der Kopf d<strong>es</strong> Hahns stützt sichauf e<strong>in</strong>en Ast und erklärt das Verhalten d<strong>es</strong>„schussharten“ Hahn<strong>es</strong>. So positioniert siehter völlig unversehrt aus, ist aber sicherlichschon im ersten Schuss verendet.Wie bekommen wir ihn herunter? Wirwerfen Stöcke und versuchen scherzhaft dendicken Stamm zu schütteln. Nichts hilft. Ichschlage vor, e<strong>in</strong> Seil mit e<strong>in</strong>em Wurfgewichtzu holen und <strong>es</strong> am nächsten Tag damit zuversuchen. Emil ist allerd<strong>in</strong>gs davon überzeugt,dass bis Morgen der Adler oder dieRaben uns zuvorkommen werden.BEI DER JAGD AUF SCHNEEHÜHNERSCHREIBT DAS GESETZ .22 LFB. UND.22WMR VOR. DA MUSS MAN SCHONHERAN AN DAS BEGEHRTE WILD.Fotos: Dr. Alexander von Ni<strong>es</strong>sen27


BEI DER WINTERJAGD IM JANUARKÖNNEN AUCH ELCHKÄLBER BEJAGTWERDEN. DAS MUSS BEI DER WAHLDER WAFFE ABER BERÜCKSICHTIGTWERDEN.Di<strong>es</strong>e Hütte ist trotz Berg- und Seepanoramablicknicht mit der exklusiven Hütteim tieferen Hügelland zu vergleichen, abertraumhaft gelegen. Schnell ist e<strong>in</strong> Feuer imKam<strong>in</strong> angefacht. Nachdem wir e<strong>in</strong> paarLöcher zum Eisangeln <strong>in</strong> das meterdicke Eisgebohrt und die Köder ausgelegt haben, machenwir <strong>es</strong> uns bei e<strong>in</strong>em Grog gemütlich.Wir verlassen am folgenden Tag um fünfUhr unsere Hütte und laufen mit unserenSchi <strong>in</strong> der Dunkelheit über den zugefrorenenSee zum Auto und fahren weiter <strong>in</strong> dieBerge h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Danach steigen wir mit unserenSki zwei Stunden auf e<strong>in</strong>em schmalenPfad im Dämmerlicht dem Berggipfel mitse<strong>in</strong>er hügeligen Hochebene entgegen. Esist ziemlich b<strong>es</strong>chwerlich: Immer wieder rutschendie Schi zurück.Wir verlassen die bewaldete Zone undf<strong>in</strong>den uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er völlig anderen Landschaftwieder. Oben angekommen genießenwir die herrliche Aussicht. Tief unten im Talsehen wir endlose Wälder bis zum Horizont.Nur ab und zu wird der Wald von zugefrorenenSeeflächen unterbrochen, an denenvere<strong>in</strong>zelt Jagd- und Ferienhütten stehen.Sofort sehen wir zahlreiche Schneehühner,die uns eräugt haben und davon streichen.Hier oben gibt <strong>es</strong> zwei verschiedeneArten Schneehühner: Das Alpenschneehuhnund das nordische Schneehuhn. Mitetwas Glück kann man beide Arten erlegen.Von nun an geht <strong>es</strong> bergauf, bergab. DieSchneehühner s<strong>in</strong>d sehr scheu. Wenn mandie Hühner bergab angeht, ergreifen sie sofortabstreichend die Flucht. Man muss siedaher von unten angehen. Dann bleiben siez<strong>war</strong> meist auch nicht auf der Stelle und hoffenauf ihre hervorragende Tarnung, sondernflüchten dann „als Infanteristen“ bergauf.Gejagt wird mit der .22 lfB. Sobald dieHühner bergauf vor dem Jäger flüchten wollen,muss man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Endspurt“ aufSchussdistanz kommen. Leider gel<strong>in</strong>gt di<strong>es</strong>nur sehr schwer. Die Hühner s<strong>in</strong>d schnell. Indem Moment, <strong>in</strong> dem man sich liegend <strong>in</strong>Anschlag begibt, s<strong>in</strong>d die Schneehühnerschon häufig wieder außerhalb der Schussweite.Plötzlich sehe ich vor mir e<strong>in</strong> sichdrückend<strong>es</strong> Schneehuhn. Ansche<strong>in</strong>end vertrautdi<strong>es</strong><strong>es</strong> Exemplar nur auf se<strong>in</strong>e Tarnung!Schnell, bevor <strong>es</strong> auch wieder auf unddavon ist, nehme ich die geliehene .22 lfBBüchse von der Schulter und erlege dasSchneehuhn.Auf ähnliche Weise geht der Tag weiter.Die Schneehühner streichen entwederschon auf weite Entfernung ab oder „rennen“hochflüchtig bergauf vor uns davon.Wir spurten dann auf unseren Schi h<strong>in</strong>terher,lassen uns <strong>in</strong> Schussdistanz fallen undversuchen, bei dem starken W<strong>in</strong>d mit der .22lfB e<strong>in</strong>en Schuss anzubr<strong>in</strong>gen. Nicht e<strong>in</strong>fach.Am Ende d<strong>es</strong> Tag<strong>es</strong> haben wir zu zweitimmerh<strong>in</strong> sechs Schneehühner g<strong>es</strong>treckt.Andi und se<strong>in</strong> Jagdführer Jimmy habenzwei Schneehühner erlegt.Am Tag darauf fahren wir wieder nachÅsele zurück und genießen noch e<strong>in</strong>ige erfolgreicheund schöne Jagdtage im Hügelland.Wieder e<strong>in</strong>mal ist e<strong>in</strong>e unverg<strong>es</strong>slicheJagd zu Ende gegangen. Ich freue mich jetztschon auf das nächste Mal!JAGDZEITENUND JAGDTIPPSWipfeljagd auf Auerhahnund BirkhahnJagdzeit ist vom 16. Novemberbis 20. Dezember und vom 1. bis31. Januar. Voraussetzung für dieWipfeljagd ist e<strong>in</strong>e g<strong>es</strong>chlosseneSchneedecke und verschneiteBäume, die den Auer- oder Birkhahnzum Aufbaumen <strong>in</strong> die Wipfelzw<strong>in</strong>gt. In der ersten Dezemberwocheist die Jagd ideal. Es istnoch nicht zu kalt, und die Hahnenbleiben länger <strong>in</strong> den Wipfeln.Im Januar ist <strong>es</strong> zum Teil so kalt,dass die Hahnen <strong>es</strong> nur kurz <strong>in</strong>den Wipfeln aushalten, was aberbei entsprechender Kondition d<strong>es</strong>Jägers den Jagderfolg nichtschmälert. Bei zu großer Kälteund schlechtem Wetter sitzen derGroße und der Kle<strong>in</strong>e Hahn unterder g<strong>es</strong>chlossenen Schneedecke<strong>in</strong> ihren Schneehöhlen.Nur wenn die Schneedecke <strong>in</strong>solch e<strong>in</strong>er Witterung verharschtist, suchen sie am Fuß e<strong>in</strong><strong>es</strong> Baum<strong>es</strong>Deckung. Aus di<strong>es</strong>em Grundkann <strong>es</strong> auch vorkommen, dassdie Raufußhühner beim sichnähernden Jäger plötzlich ohneVor<strong>war</strong>nung <strong>in</strong> größerer Zahl ause<strong>in</strong>er makellosen Schneeflächeemporschießen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igemAbstand <strong>in</strong> den Wipfeln aufbaumen,von wo aus sie wieder gutzu bejagen s<strong>in</strong>d. Im Januar kanndie Jagd auf Auer-und Birkhahnim Hügelland mit der Schneehuhnjagdim Gebirge sowie mitEisangeln komb<strong>in</strong>iert werden.Die Jagd auf Elchkalb ist imJanuar ebenso möglich, aber aufgrundder großen Flächen undger<strong>in</strong>ger Wilddichte sehr schwierig.Man muss hierzu auf e<strong>in</strong>e frischeFährte von Elchtier und Elchkalbstoßen und di<strong>es</strong>e ausgehen.Herbstjagd auf Auerhahnund Birkhahn und weitereWildartenNeben der W<strong>in</strong>terjagd könnenauch im Herbst vom 15. Oktober28 Foto: Dr. Alexander von Ni<strong>es</strong>senJAGEN WELTWEIT 5/2005


JAGEN IN SCHWEDENbis 15. November Auer-und Birkhahnbejagt werden. Bei derHerbstjagd wird die Sche<strong>in</strong>balzd<strong>es</strong> Birkhahns zum Ansitz an denBalzplätzen genutzt.Der Auerhahn wird vom f<strong>in</strong>nischenSpitz auf dem Baum verbellt,was dem gut getarnten Jägerdie Möglichkeit d<strong>es</strong> Anpirschensbietet. Ebenso könnenmit der Lockpfeife der Haselhahnund mit dem Vorstehhund dasSchneehuhn sowie auf der Geme<strong>in</strong>schaftsjagdder Elch bejagtwerden.KaliberFür die Jagd auf Raufußhühner istdas Kaliber .222 Rem. mit Vollmantelmunitionideal. Ebensoweit verbreitet s<strong>in</strong>d die Kaliber.308 W<strong>in</strong>. und 6,5x55, wobei dieletzten beiden Kaliber mit Teilmantelmunitionauch die Jagd aufElchkalb ermöglichen. G<strong>es</strong>chossenwird auf Entfernungen zwischen100 und 150 Meter, oftauch darüber. Der Jäger muss <strong>in</strong>der Lage se<strong>in</strong>, auf di<strong>es</strong>e Entfernungenden im Durchm<strong>es</strong>ser etwavier Zentimeter großen „tödlichenFleck“ d<strong>es</strong> Auerhahns(Spiegel) oder Birkhahns zu treffen.Da Stürze im Tiefschnee oftnicht zu vermeiden s<strong>in</strong>d, sollte derLauf stets mit Klebeband verschlossense<strong>in</strong>. Der Treffpunkt derWaffe verändert sich hierdurchnicht. Die Büchse sollte robustse<strong>in</strong>. Sehr häufig fällt Schnee aufdas System und wird dann <strong>in</strong> dieWaffe h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>repetiert. In der Folgewird Schnee <strong>in</strong> den Stoßbodend<strong>es</strong> Verschluss<strong>es</strong> gepr<strong>es</strong>st, waszur Folge hat, dass ke<strong>in</strong>e Hülsenmehr ausgezogen werden können.Hier gilt <strong>es</strong> bei traditionellenSystemen b<strong>es</strong>onders aufmerksamzu se<strong>in</strong>.Für die Jagd auf Schneehuhnim Gebirge s<strong>in</strong>d aus g<strong>es</strong>etzlichenGründen nur Kaliber wie .22 lfboder maximal .22 WMR zulässig.Der Schrotschuss ist im W<strong>in</strong>ter imGegensatz zur Sommer- undHerbstjagd auf das Schneehuhnnicht optimal, weil die Fluchtdistanzder Schneehühner im W<strong>in</strong>terzumeist über der Schrotschussentfernungliegt.Ausrüstung für Jagdund BiwakDie Wipfeljagd ist körperlich sehrherausfordernd. Ke<strong>in</strong><strong>es</strong>falls darfman sich zu <strong>war</strong>m anziehen undmuss Schwitzen <strong>in</strong> jedem Fall vermeiden.Bewährt haben sich beiTemperaturen bis -25°C daherTelemark Schalenschischuheoder gut sitzende W<strong>in</strong>terstiefel mitherausnehmbaren Innenschuhen(z.B. Marke Kamik oder Baff<strong>in</strong>)sowie Gamaschen, die separatgetrocknet werden können undim Schlafsack über Nacht getragenwerden.Die übrige Kleidung sollte ausmoderner Funktionskleidung undke<strong>in</strong><strong>es</strong>falls aus Baumwolle b<strong>es</strong>tehen:Schiunterwäsche, Fleecew<strong>es</strong>teund direkt darüber leichteGoretexbekleidung ohne Futter.Bei tieferen Temperaturen kannman je nach Bedarf e<strong>in</strong>e weiteremöglichst dünne Schicht anlegen.Am Kopf trage ich immer e<strong>in</strong>ePoly<strong>es</strong>terrollmütze. Geräuschezu vermeiden ist nicht wichtig,weil der Schnee die meisten verschlucktund sowi<strong>es</strong>o die Gleitbewegungder Schi das stärksteGeräusch produziert. Als Handschuhehaben sich ganz normaleweiße und eng anliegende Th<strong>in</strong>sulate-Schihandschuhebewährt,mit denen man auch ohneSchießf<strong>in</strong>ger und Schießf<strong>in</strong>gerschlitzsehr gut schießen kann.D<strong>es</strong>weiteren sollte e<strong>in</strong> Rucksackmit e<strong>in</strong>er Thermojacke mitKunstfaserschlafsackfüllung sowiee<strong>in</strong>e Thermoskanne nebenden Waldläufergegenständen(Kompass, Feuerzeug, Axt, Topfusw.) mitgeführt werden.Bei Daunenbekleidung b<strong>es</strong>tehttrotz kle<strong>in</strong>em Packmaß immerdie Gefahr, dass di<strong>es</strong>e nasswird und nicht mehr wärmt. FürWildnistouren ist Daunenkleidungnicht geeignet. Vorteilhaft, aberke<strong>in</strong> Muss, ist Schneetarnkleidungund e<strong>in</strong> Rucksacküberzug.Für das Übernachten im Freiensollten zur Ausrüstung zusätzliche<strong>in</strong> zweit<strong>es</strong> Paar Innenschuhe,Überhandschuhe, e<strong>in</strong> Schlafsackmit Komfortbereich bis m<strong>in</strong>us 30Grad sowie e<strong>in</strong>e zur Thermojackepassende Thermoüberhose, e<strong>in</strong>eFleec<strong>es</strong>turmhaube und zwei guteIsomatten gehören.Für Übernachtungen im Hügelland,bei denen man immerW<strong>in</strong>dschutz unter den Zweigene<strong>in</strong>er Fichte f<strong>in</strong>den kann, ist di<strong>es</strong>auf jeden Fall ausreichend. E<strong>in</strong>Zelt ist, außer im Gebirge, nichtnotwendig. Zur Not kann man dieThermojacke und –hose auch imSchlafsack anziehen und somitbei Temperaturen bis m<strong>in</strong>us 35Grad schlafen.Für den Jäger, der die Jagdkomfortabler wünscht, steht e<strong>in</strong><strong>es</strong>ehr gut ausg<strong>es</strong>tattete undgemütliche Jagdhütte mit Vollpensionzur Verfügung, von deraus die Jagd ebenfalls erfolgreichdurchgeführt werden kann.Die für die Jagd optimalenHolzschi können vor Ort geliehenwerden. Da mit di<strong>es</strong>er Art derWildnisschi sowi<strong>es</strong>o ke<strong>in</strong>e G<strong>es</strong>chw<strong>in</strong>digkeitsrekordeerzieltwerden können und der tiefe Pulverschneejeden Sturz abbremst,s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Vorkenntnisse im Schifahrennötig.KostenHerbstjagd:Frühe W<strong>in</strong>terjagd:W<strong>in</strong>terjagd:850 EUR850 EUR700 EURIm Preis enthalten s<strong>in</strong>d:E<strong>in</strong> Führer für zwei Jäger, wohnenmit Vollverpflegung, g<strong>es</strong>amterTransport mit Auto und Schneemobil,alle notwendigen Jagdgenehmigungen,E<strong>in</strong>fuhrgenehmigungfür Waffen, das Ausleihenvon Waffen, Versicherung.Im Preis nicht enthalten s<strong>in</strong>d:Flugreise Wohnort – Vilhelm<strong>in</strong>aFlughafen. Die Flugreise nachUmea oder Vilhelm<strong>in</strong>a erfolgt <strong>in</strong>jedem Fall mit e<strong>in</strong>em Zwischenstopp<strong>in</strong> Stockholm, wo dieJagdwaffen zur E<strong>in</strong>reise angemeldetwerden müssen.Der Flug Deutschland-Stockholmund Stockholm-Vilhelm<strong>in</strong>akostet je nach Anbieter zwischen500 und 800 Euro.Komb<strong>in</strong>ation mit Elchjagd:Zusätzlich 200 Euro pro Personund Tag, die Komb<strong>in</strong>ation mitBergschneehuhn-Jagd kostet zusätzlich80 Euro pro Person undTag.Trophäenabgaben:Auerhahn:250 EuroAuerhenne:150 EuroBirkhahn:150 EuroBirkhenne:100 EuroHaselhahn:100 EuroSchneehuhn: 100 EuroDr. Alexander von Ni<strong>es</strong>senFoto: Gerhard Kalden 29

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