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SFT 12/84 - Science Fiction Times

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4DietrichWachler<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong>Das Experimentmit demMenschenFrank Herbert ist einer der exemplarischenSchriftsteller unserer Zeit,obgleich er in den USA, in Europa,Deutschland und anderswo wahrscheinlich„nur“ als <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>-Autor bekanntist. Das Exemplarische an diesemSchriftsteller und seinem Werk bestehtvor allem darin, daß ‚beide nur vor demHintergrund ihrer Epoche zu verstehensind, ohne direkt auf sie zu verweisen.Die Bezüge dieses umfangreichen undbedeutsamen Œvres weisen vielmehrebenso weit zurück in die Vergangenheitwie nach vorne in die Zukunft derMenschheit.In der „Propyläen ,Geschichte der Literatur“,in der – was sonst in neuerenHandbüchern selten oder nie vorkommt– der <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> eine eigene Rubrikeingeräumt wurde, wird neben denDUNE-Bänden von Frank Herbert nurder Roman SOUL CATCHER (1972)erwähnt, der im Kalifornien der Gegenwartspielt und „an sich“ mit <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong> nichts zu tun hat 1 . Die Intentiondieses Romans (in dem es umden typisch amerikanischen Konfliktzwischen Indianern und Weißen geht),„andere Welten oder Kulturen zugänglich,verständlich zu machen, mit der ·Perspektive der wörtlich zu nehmendenDistanz zur ‚eigenen‘ Welt, deren Fragwürdigkeitschärfer herauszutreiben“ 2 ,ist im Grunde die Intention aller WerkeHerberts, die unter dem Markenzeichen<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> bekannt geworden sind,vor allem seines Hauptwerks, den schongenannten DUNE-Bänden. Die Frageder Zuordnung und Klassifikation desGesamtwerks, die durch die Darstellungseiner Grundintention anhand eines Romans‚ aufgeworfen wurde, der geradenicht typisch nur die <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> undbei uns infolgedessen so gut wie unbekanntgeblieben ist, möge hier zunächstdahingestellt bleiben. Dies um so mehr,als die Gültigkeit dieses Werks, wie anBeispielen zu zeigen sein wird, eine solcheZuordnung oder Klassifikation imgenre spezifischen Sinne möglicherweiseüberflüssig machen wird.Frank Herbert, geboren 1920 in Tacoma,Washington – ein genauer Generationsgenossevon Isaac Asimov, Ray Bradburyund Stanislaw Lem, deren Ruhm ihnheute noch überstrahlt -, studierte an derUniversity of Washington Journalismusund arbeitete, bevor er seinen ersten <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong>-Roman veröffentlichte, alsReporter für die Tagespresse,TV-Kameramann,Rundfunksprecher, gelegentlichauch als Gastdozent und Austerntaucher.Sein Leben sieht bis zur Veröffentlichungseines ersten Romans THE DRAGONIN THE SEA (1955) wie eine unruhigeSuche nach ‚ einem bestimmten beruflichenZiel, wie ein Experiment mit höchstungewissem Ausgang aus. Daß Herberteiner der erfolgreichsten amerikanischenSchriftsteller in · der zweiten Hälfte des20. Jahrhunderts werden sollte, ahntedamals vermutlich kaum jemand, amallerwenigsten wohl er selbst. Seine ersten,in Magazinen und Anthologien veröffentlichtenErzählungen wurden kaumbeachtet, und auch sein erster Roman,der die Mission eines amerikanischenUnterseeboots im Krieg gegen die Sowjetunionbehandelt und 1967 unter demTitel ATOM-U-BOOT S 1881 ins Deutscheübersetzt wurde, war nur ein mäßigerErfolg, der den Autor rasch wieder inVergessenheit geraten ließ.Das änderte sich mit dem Erscheinenvon DUNE (dt. DER WÜSTENPLA-NET). Das gewaltige Werk, dessen erste‚ Hälfte zunächst ‚1963 in „Analog“erschienen war, bis es 1965 als Buch inseiner endgültigen Fassung vorlag, begeistrteLeser und Kritiker und brachteHerbert den „Hugo“ und „Nebula Award“– die begehrtesten amerikanischen Literaturpreisefür <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> – ein.Was an DUNE vor allem verblüffte, warder in diesem Maße bisher unbekannteDetailreichtum, mit dem eine scheinbarexotische Welt geschildert wurde.SCHEINBAREXOTISCHE WELTArthur C. Clarke, einer der bedeutendsten<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>-Autoren der älterenGeneration und Verfasser der ODYSSEE2001, verglich DUNE mit Tolkiens THELORD OF THE RINGS (dt. DER HERRDER RINGE), ohne dabei einige allerdingsgravierende Strukturunterschiedezu beachten. Diese Unterschiede habeich bereits an anderer Stelle hervorgehoben3 . Sie bestehen nicht nur in derinneren und äußeren Lokalisierung derdargestellten Ereignisse und sind nichtnur werkimmanenter oder nomenklatorischerNatur. Während der Sprachwissenschaftlerund Beowulf-Forscher Tolkienseinen Mythos von MITTELERDEmit Hobbits, Zwergen, Riesen, Elfen,Zauberern, Orks, Drachen, Riesenspinnenund anderen Lebewesen eines magischenZeitalters im geozentrischenKosmos sagenhafter Vergangenheit ansiedelt,berichtet der amerikanische TV-Kameramann und Reporter Herbert mitwissenschaftlicher Exaktheit und journalistischerTreffsicherheit über die „ökologischeUmwälzung“ des WüstenplanetenArrakis im System des Canopus: eineFabel außerhalb des Sonnensystems,heliozentrisch und geozentrisch in galaktischerDimension, die den Mythos

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