Tiefentempcraturen, wenigstens m unseremKlimagebiet, auch während desWinters, also nach Ablauf der HerbstTemperaturgleiche, sich auf einer dasg<strong>an</strong>ze Jahr gleichbleibenden Höhe vonetwas über 4 ° C halten. In unseren meromiktischenSeen h<strong>an</strong>delt es sich umkonst<strong>an</strong>te Tiefentemperaturen zwischen4,2 und 5, 1 °. Bei den holomiktischenaber können wir sicher sein, mindestenszur Zeit der Herbst- und Frühjahrstemperaturgleiche einmal Wasser von genau4 ° C über dem Seegrund <strong>an</strong>zutreffen.»Die Symptome, die I n g o F i n d e n e g g<strong>an</strong>gibt, deuten also bei Thuner- und Brienzerseeeindeutig auf meromiktisches Verhalten.Den Lug<strong>an</strong>ersee, dessen Tiefentemperaturoffenbar auch nie unter 5,2 ° Csinkt, schließen wir von der Diskussion aus.Er gehört dem insubrischen Klimagebiet <strong>an</strong>,zeigt im Winter keine inverse Schichtungund k<strong>an</strong>n, wie ja auch die meisten oberitalienischenSeen, als subtropisches Gewässergelten. (Siehe hierüber R u t t n e r [ 55].)Ich glaube aber, daß die Formulierung vonF i n d e n e g g doch zu eng gefaßt ist, unddaß sowohl Thuner-wie Brienzersee alsholomiktisch bezeichnet werden müssen.Die beiden Seen sind wahrscheinlich imVerhältnis zu ihrer Oberfläche, durch welcheja der Wärmeaustausch vor allem vorsich geht, zu tief, als daß die Zeit der winterlichenAbkühlung ausreichen würde, umHomothermie bei 4 ° C zust<strong>an</strong>de zu bringen.Liegt doch ihre Oberflächentemperaturwährend des g<strong>an</strong>zen Winters über 4 ° C.Der Wärmevorrat ist so groß, daß abgekühlteund deshalb absinkende Wasserteilchenfortwährend durch auf steigende über4 ° warme ersetzt werden können. ThunerundBrienzersee müssen also nach ihremthermischen Verhalten ebenfalls als «subtropisch»bezeichnet werden. Und F i n -d e n e g g s Kennzeichen für Meromixiewürden nur für Seen, deren Oberflächenwährend des Winters auf mindestens 4 2abgekühlt werden, Gültigkeit haben. Daßdie beiden gen<strong>an</strong>nten Seen nicht meromiktischsein können, ergibt sich" aus dem sehrhohen Sauerstoffgehalt ihrer Tiefen. (SieheTab. 17 und 18.)Als typisch temperierte Seen (im Winter inverseSchichtung) sind in unserer UntersuchungsreiheMurten- und Bielersee <strong>an</strong>zusprechen.4. U eher die thermische Schichtung von WassermassenDie verfeinerte Methode der Temperaturmessungmit elektrischen Meßinstrumenten zeigtg<strong>an</strong>z allgemein einen sehr unruhigen Verlaufder Temperaturkurven. (Siehe Abb. 28 bis 35. )Kurven, wie diejenige des Rootsees (Abb. 30und 34) bilden die Ausnahme, und wir vermuten,daß sich bei noch feineren Messuno-enauch hier die sogen<strong>an</strong>nte Sprungschicht 0 inmehrere thermische Mikroschichten auflösenwürde. Diesbezügliche <strong>Untersuchungen</strong> sindim G<strong>an</strong>ge. Wir finden also im Sommer einef eingeschich tete Wassermasse mit nach obenzunehmender Temperatur, die das sogen<strong>an</strong>ntehomotherme Hypolimnion überlagert. Ein homothermesEpilimnion von einiger Mächtigkeitstellt sich im allgemeinen erst bei Beginnder herbstlichen Abkühluno- ein und zeio-t also• • t:> 0bereits den Begmn des Abbaus, des Zerfalls derthermischen Schichtung <strong>an</strong>. Je flacher nun eineTemperaturkurve im obern, im geschichtetenWasserkörper verläuft, um so rascher muß beigleicher Einstrahlung, die Erwärmung der ~berstenSchichten vor sich gehen, und um so eherwird das Gleichgewicht zwischen Einstrahlungund Ausstrahlung erreicht sein. Dies ist imRootsee z.B. schon im Juli der Fall, und sokönnen wir sagen, daß in diesem See mit diesemZeitpunkt der Abbau der thermischen~chi~htung ~nd damit die Bildung eines Epihmmonsbegmnt. Während des Aufbaus zeigtauch dieser See eine lamellenartige Schichtungder oberen Wassermassen bis unmittelbar zurOberfläche. (Vgl. die Kurven des Rootsees vom8. 6. und 8. 8. 1953 in Abb. 30.) DerBrienzersee verkörpert in unsern <strong>Untersuchungen</strong>das <strong>an</strong>dere Extrem (steile Temperaturkurve,größere Dicke der thermischen Schichtenund dadurch kleinere Temperaturdifferenzenderselben). Weil die Oberflächentemperaturnur l<strong>an</strong>gsam zunimmt, übertrifft die Einstrahlungdie Ausstrahlung verhältnismässigl<strong>an</strong>ge. Der Abbau der thermischen Schichtungund damit die Bildung eines Epilimnions setzendeshalb erst im Oktober, rund drei Monatespäter ein als im Rootsee. (Siehe Abb. 29 und33.) Wie im nächsten Abschnitt ausgeführtwird, könnte sich bei regelmäßiger Einstrahlungund gleichzeitiger regelmäßiger Windwirkung,welche die zugeführte Wärme fortwährendin die Tiefe arbeiten würdesehrwohl schon während der Erwärmungs~eriod eein Epilimnion bilden. Da aber der Wechselvon Schön- und Schlechtwetterperioden denNormalfall bildet, so werden wir im allgemeinenwährend der Erwärmungperiode in denSeen zwei Wasserkörper finden, einen unterenungeschichteten und einen oberen, lamellenartigaufgebauten. Die Dicke des letzteren unddie Dicke der einzelnen Schichten hängt vorallem von der Stärke und der Dauer der einzelnenWindperioden ab.Diese Behauptung stimmt auch mit den Beobachtungen,welche Du s s a r d [ 10] im Genfer-42
see machen konnte, überein. Du s s a r d fragtsich deshalb, und wir halten die Fragestellungfür <strong>an</strong>gebracht, ob eine Zweiteilung der Wassermasse,ähnlich der Zweiteilung in der Oze<strong>an</strong>ographie,dem thermischen Verhalten unsererSeen nicht besser gerecht würde. Die Bezeichnungder obern und untern Wassermasse alsTropo- und Stratosphäre scheint allerdings,wie W ü e s t [ 82 J für die Oze<strong>an</strong>ographie darzulegensucht, nicht sehr glücklich gewählt.Wir sprechen deshalb vorläufig von einer «ungeschichtetem>und einer «geschichteten» Wassermasse.Abb. 36q• 6° 5• 10° 12° t// 0 16° 1a• tg•c"~ ~~;"AJOn·,,· ,... '93'-- Worl/Jersee 111. ß'.------- Oss1or/Jer S. 10. lf.'\ • Klopeiner S. 25.lf.50 •- ·- ·- · ,1/11/slolter S 22 U .70l 1-·-·- Weissensee f.IX.··- _„ _____ Kevlsdlocller S 17.J.r.T emperaturschichtung in Kärntnerseen bei Som-·merstagnation (nach Finden e g g [20] ) .Es war Richter, der 1898 den Begriff der«Sprungschicht» in die Limnologie einführte.Seine thermische Dreiteilung der Wassermasseberuhte auf Beobachtungen am Wörthersee.Wie spätere Temperaturmessungen durchW. S c h m i t t [ 64 J und vor allem durch F i nd e n e g g [ 20 J zeigen, stellen die Kärntnerseentatsächlich einen Sonderfall dar. WieAbb. 36 erkennen läßt, besitzen sie alle einein der oberen, geschichteten Wassermasse rechtflach verlaufende Temperaturkurve. Zweifellossind diese ausgeprägten Homothermien in denobersten Schichten durch die Regelmäßigkeitund Gleichzeitigkeit von Einstrahlung und Windarbeitbedingt. Hören wir, was W. Schmidt,[ 64], der «Altmeister der Meteorologie derSeen», darüber sagt:«Laufen die allgemeinen Gänge für LunzerundKlopeinersee ziemlich gleichsinnig, sogibt es da immerhin auch gewaltige Gegensätze.Der Klopeinersee z. B. zeigt bereitswährend der Temperaturzunahme im Sommereine Isothermie, die etwa sechs bis achtMeter tief hinabreicht. Diese entsteht unterMitwirkung der regelmäßigen Winde, diesich insbesondere bei Schönwetter in vollerStärke einstellen. Der Morgen ist verhältnismäßigam ruhigsten, offenbar deswegen,weil nicht bloß der See; sondern das g<strong>an</strong>zeweite Kärntnerbecken unter einer ausgesprochenenInversion der Temperatur begrabenliegt. Schon vor acht Uhr wird einleiser Luftzug von Wellen fühlbar. Meistgegen zwölf Uhr setzt Westwind der Stärkeeins bis zwei ein, nachmittags weht aber bei<strong>an</strong>haltend schönem Wetter meist Ostwind.Wir haben hier also gerade zur Zeit derstärksten Einstrahlung immer eine bestimmteLuftbewegung, die imst<strong>an</strong>de ist,die <strong>an</strong> der Oberfläche gebildete wärmereWasserschicht sofort in die Tiefe zu verarbeiten,ehe es zur Bildung eines austauschhemmendenTemperaturgefälles kommt.»Und Findenegg [21] sagt (S.14):«Es ist somit für die Erwärmung unsererSeen von großer Bedeutung, daß sie nachallen Seiten hin durch die R<strong>an</strong>dgebirge desKärntnerbeckens vor starken Winden abgeschirmtwerden, <strong>an</strong>dererseits aber im Kärntnerbeckenselbst, besonders im Frühjahr, beisonnigem Wetter schwache Lokalwinde auftreten,die gerade den oben geschildertengünstigsten Fall der See-Erwärmung realisieren.Während etwa in den Nrdalpen beisonnigem Wetter oft Windstille herrschtund, abwechselnd damit, <strong>an</strong>haltender, starkerWind weht, schaffen die leichten Schönwetterbrisenim Laufe des Frühjahrs <strong>an</strong> unserenSeen jene etwa 5 m mächtige Warmwasserschichtvon rasch steigender T emperatur, die wir aus dem vorigen Abschnittkennen.»(S. 16): «Zusammenfassend läßt sich alsosagen: Unsere Seen verd<strong>an</strong>ken ihre bedeutendeBadewärme der hohen Sonnenscheindauerund ihrer relativ windgeschütztenLage.»Finden e g g [21 J führt also die den Kärntnerseeneigene, scharf ausgeprägte Temperaturschichtungauf die windgeschützte Lagedes Kärntnerbeckens zurück. Dies würde mitunserer Behauptung (wenig Windwirkung ~ ·flache Kurve ~ hohe Oberflächentemperatur~ früher Beginn des Abbaus der Schichtung =Bildung eines Epilimnions) übereinstimmen.Wie dem auch sei, haben wir es bei den Kärntnerseenmit einem Spezialfall zu tun, unddieser Spezialfall hat zur allgemeinen Annahmeeiner thermischen Dreiteilung der Wassermassein der Limnologie geführt. Die rechtgrobe Temperaturmessung mit Kippthermometerbei willkürlicher Wahl der Meßpunkteläßt der Ph<strong>an</strong>tasie im Verbinden der Punktedurch einen geschlossenen Kurvenzug großenSpielraum, und wir glauben, daß die bisher<strong>an</strong>genommene Dreiteilung in Epi-, Meta- undHypolimnion sehr oft zu falschen Interpretationengeführt hat.43
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