Allmähliche Sehverschlechterung - Biochemie-Nachhilfe.de
Allmähliche Sehverschlechterung - Biochemie-Nachhilfe.de
Allmähliche Sehverschlechterung - Biochemie-Nachhilfe.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3. <strong>Allmähliche</strong> <strong>Sehverschlechterung</strong> – Katarakt (Grauer Star)<br />
Katarakt / Grauer Star / Linsentrübung<br />
Definition: Trübung <strong>de</strong>r Augenlinse<br />
Be<strong>de</strong>utung: weltweit und hier häufigste Erblindungsursache,<br />
aber therapierbar, damit häufigster Operationsverfahren.<br />
Ätiologie: Alterungsprozesse <strong>de</strong>r Linse, Trauma,<br />
Kortison<br />
Symptome: allmähliche <strong>Sehverschlechterung</strong>, Grauschleier,<br />
Blendungsgefühl, Myopisierung, meist<br />
beidseitig, wenn auch oft nicht parallel.<br />
Therapie / Verlauf: meist allmähliche Zunahme,<br />
Operation wenn dadurch Beeinträchtigung in wichtigen<br />
Lebensbereichen, meist bei Visus um 0,3. Phakoemulsifikation<br />
<strong>de</strong>r Linse und Ersatz durch eine<br />
Kunstlinse in Lokalanästhesie, dadurch oft hervorragen<strong>de</strong><br />
Ergebnisse. Komplikationen: Nachstar (therapierbar)<br />
in bis zu 20%, Netzhautablösung (selten).<br />
Hauptsymptom ist die allmähliche <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
meist über Monate, oft als Grauschleier empfun<strong>de</strong>n,<br />
Patientenalter meist >60 Jahre. Da auch sehr<br />
scharf umschriebene Linsentrübungen nur unscharf auf<br />
<strong>de</strong>r Netzhaut abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>uten entsprechend<br />
umschriebene Schatten nicht auf eine Katarakt o<strong>de</strong>r Erkrankung<br />
<strong>de</strong>s vor<strong>de</strong>ren Augenabschnittes hin.<br />
Weitere Symptome: Teilweise Blendungsempfin<strong>de</strong>n<br />
(vor allem bei Trübungen <strong>de</strong>r hinteren Linse), monokulare<br />
Doppelbil<strong>de</strong>r (Kern bricht stärker als Rin<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Linse),<br />
Myopisierung (Zunahme <strong>de</strong>r Linsenbrechkraft, evtl.<br />
vorübergehend Lesen ohne Brille möglich).<br />
Die Katarakt tritt in <strong>de</strong>r Regel beidseits auf, wenn auch<br />
nicht unbedingt seitengleich. Vor allem bei Einseitigkeit<br />
o<strong>de</strong>r Alter
Frage. Da bei<strong>de</strong> Erkrankungen nicht selten gemeinsam<br />
auftreten kann es evtl. schwierig sein präoperativ festzustellen,<br />
welche Erkrankung das Sehvermögen bestimmt.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r großen Sicherheit <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen<br />
Kataraktoperation kann auch im Zweifelsfall eine Kataraktoperation<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Gleichzeitig ist die<br />
altersabhängige Makula<strong>de</strong>generation mit Abstand die<br />
häufigste Ursache wenn postoperativ kein befriedigen<strong>de</strong>s<br />
Sehvermögen erreicht wird. Weitere wichtige Ursache<br />
einer allmählichen <strong>Sehverschlechterung</strong> ist die diabetische<br />
Retinopathie (meist wegen <strong>de</strong>s Makulaö<strong>de</strong>ms),<br />
auch sie kommt relativ häufig kombiniert mit einer<br />
Linsentrübung vor.<br />
4. <strong>Allmähliche</strong> <strong>Sehverschlechterung</strong> - Altersabhängige Makula<strong>de</strong>generation<br />
Altersabhängige Makula<strong>de</strong>generation / feuchte/trockene<br />
senile Makulopathie<br />
Definition: <strong>Sehverschlechterung</strong> durch altersassoziierte<br />
Verän<strong>de</strong>rungen im Bereich <strong>de</strong>s retinalen Pigmentepithels<br />
Be<strong>de</strong>utung: häufigste irreversible Erblindungsursache<br />
im Alter<br />
Ätiologie / Pathologie: Einlagerungen (Drusen) und <strong>de</strong>generative<br />
Verän<strong>de</strong>rungen im Bereich <strong>de</strong>s Pigmentepithels,<br />
in fortgeschrittenen Formen mit Degeneration<br />
von Pigmentepithel und Rezeptorzellen, in einem Teil<br />
Durchbrechung <strong>de</strong>r Basalmembran <strong>de</strong>s Pigmentepihtels<br />
und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Pigmentepithels durch neugebil<strong>de</strong>te<br />
Gefäße <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rhaut<br />
Symptome:<br />
Therapie / Verlauf:<br />
Symptomatik: die altersabhängige Makula<strong>de</strong>generation<br />
(AMD) ist die häufigste Ursache für eine irreversible<br />
Sehschärfenmin<strong>de</strong>rung im Alter. Die Sehschärfenmin<strong>de</strong>rung<br />
tritt meist allmählich und häufig beidseitig,<br />
wenn auch durchaus asymmetrisch, auf. In fortgeschrittenen<br />
Stadien geht oft die Lesefähigkeit verloren.<br />
Die AMD ist von <strong>de</strong>r Symptomatik oft nicht o<strong>de</strong>r nur<br />
schwer von <strong>de</strong>r Katarakt zu differenzieren, bei<strong>de</strong> treten<br />
meist beidseitig und vor allem im höheren Alter auf und<br />
liegen aufgrund ihrer hohen Prävalenz bei älteren Menschen<br />
nicht selten gleichzeitig vor. Wenn ein grauer<br />
o<strong>de</strong>r dunkler Fleck in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Gesichtsfel<strong>de</strong>s<br />
(relatives Zentralskotom durch Degeneration <strong>de</strong>r<br />
Photorezeptoren) o<strong>de</strong>r Verzerrtsehen (Metamorphopsie<br />
durch unregelmäßige Anordnung <strong>de</strong>r Photorezeptoren)<br />
angegeben wer<strong>de</strong>n ist das differentialdiagnostisch<br />
ein <strong>de</strong>utlicher Hinweis für eine AMD.<br />
Die AMD kann sich aber auch als akute Makulablutung<br />
o<strong>de</strong>r frische subretinale Neovaskularisation mit akuter<br />
<strong>Sehverschlechterung</strong> manifestieren. Dann wird oft ein<br />
Zentralskotom angegeben; das damit vergesellschaftete<br />
Makulaö<strong>de</strong>m durch die lecken<strong>de</strong>n neugebil<strong>de</strong>ten<br />
Gefäße empfin<strong>de</strong>n die Patienten häufig Verzerrtsehen,<br />
dies wird oft nur bei Nachfrage angegeben und kann<br />
auch bei an<strong>de</strong>ren Unregelmäßigkeiten <strong>de</strong>r Makula auftreten<br />
(z.B: bei venösen Gefäßverschlüssen o<strong>de</strong>r bei<br />
diabetischer Retinopathie), differentialdiagnostisch nicht<br />
jedoch nicht bei arteriellen Gefäßverschlüssen (DD<br />
akute <strong>Sehverschlechterung</strong>). Immer erhalten bleibt bei<br />
<strong>de</strong>r AMD das periphere Gesichtsfeld (oft im Gegensatz<br />
zu arteriellen Gefäßverschlüssen).<br />
Die Ursache <strong>de</strong>r AMD ist nicht geklärt. Auch große epi<strong>de</strong>miologische<br />
Studien konnten keine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Risikofaktoren verifizieren. Die Prävalenz <strong>de</strong>r Erkrankung<br />
zeigt eine exponentiellen Anstieg ab <strong>de</strong>m 60. Le-<br />
bensjahr. Sie wird in <strong>de</strong>r Altersgruppen 65-74 Jahre mit<br />
etwa 20% und in <strong>de</strong>r Altersgruppe 75 bis 84 Jahre mit<br />
etwa 35% angegeben. Die AMD ist auch in alterskorrigierten<br />
Statistiken <strong>de</strong>utlich steigend (Euch wird es noch<br />
mehr betreffen). Histopathologisch kommt es zu vermehrten<br />
Ablagerungen extrazellulären Materials (Drusen)<br />
im Bereich <strong>de</strong>r Basalmembran <strong>de</strong>s retinalen Pigmentepithels<br />
(Bruchsche Membran). Diese Ablagerungen<br />
können zu einer Schädigung <strong>de</strong>s Pigmentepithels<br />
mit Hypo- und Hyperpigmentation <strong>de</strong>r Makula (sogenannte<br />
trockene AMD, etwa 90% <strong>de</strong>r Fälle) führen. Die<br />
damit einher gehen<strong>de</strong>n Unregelmäßigkeiten <strong>de</strong>r Zytoarchitektur<br />
<strong>de</strong>r Fovea sind mit einer leicht bis mäßig reduzierte<br />
Sehschärfe und evtl. Verzerrtsehen verbun<strong>de</strong>n. In<br />
ausgeprägten Fällen kommt es zur flächigen Degeneration<br />
<strong>de</strong>s zentralen Pigmentepithel und <strong>de</strong>r Rezeptorzellen<br />
mit stark vermin<strong>de</strong>rter Sehschärfe (areoläre Form<br />
<strong>de</strong>r AMD,
<strong>de</strong>n seltenen Fällen, in <strong>de</strong>nen die Foveola durch die<br />
subretinale Neovaskularisation nicht erreicht wird kann<br />
die Neovaskularisation evtl. erfolgreich gelasert o<strong>de</strong>r<br />
auch operativ entfernt wer<strong>de</strong>n. Rezidive sind jedoch<br />
häufig (50% innerhalb von 2-5 Jahren). Ist die Foveola<br />
mitbetroffen, entsteht durch eine Laserung o<strong>de</strong>r operative<br />
Entfernung eine entsprechen<strong>de</strong> zentrale Narbe mit<br />
Visusverlust, eine Therapie ist <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>r Regel<br />
wenig sinnvoll. Sehr aufwendige operative Verfahren<br />
(Makularotation) bringen bisher nur in Einzelfällen gewisse<br />
Erfolge. Mit <strong>de</strong>r photodynamische Therapie können<br />
neuerdings auch zentrale subretinale Neovaskularisationen<br />
nach Injektion eines Farbstoffes (Verteporfin)<br />
selektiv gelasert und ein Verschluß erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />
Lei<strong>de</strong>r wird in <strong>de</strong>n meisten Fällen dadurch die Ver-<br />
schlechterung nur verzögert, vor allem <strong>de</strong>shalb, da es<br />
innerhalb weniger Monate zu einem erneuten Rezidiv<br />
kommt, auch wenn dieses erneut behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Außer<strong>de</strong>m ist die Behandlung teuer (mehr als<br />
3000,- DM pro Sitzung). Die präventive Laserbehandlung<br />
von ausgeprägten frühen Verän<strong>de</strong>rungen (Drusen)<br />
wird wissenschaftlich untersucht. In vielen Fällen von<br />
AMD bleiben <strong>de</strong>n Patienten nur vergrößern<strong>de</strong> Sehhilfen<br />
wie beleuchtete Lupen o<strong>de</strong>r aufwendigere Systeme.<br />
Subretinale Neovaskularisationen können auch als<br />
Komplikation an<strong>de</strong>rer Erkrankungen auftreten (hohe<br />
Myopie, intraokulare Entzündungen, Trauma), das Bild<br />
ist sehr ähnlich wie bei <strong>de</strong>r AMD, häufiger als bei <strong>de</strong>r<br />
AMD kommt es jedoch dabei zu einem spontanen Stillstand<br />
<strong>de</strong>s Prozesses.<br />
5. Diabetische Retinopathie (allmähliche / akute <strong>Sehverschlechterung</strong>, Prävention)<br />
Aufbau Einzelerkrankungen<br />
Definition:<br />
Be<strong>de</strong>utung:<br />
Ätiologie / Pathologie:<br />
Symptome:<br />
Therapie / Verlauf:<br />
Augensymptome:<br />
- oft über mehrere Jahre keine Symptome, regelmäßige<br />
Untersuchungen erfor<strong>de</strong>rlich (Prävention);<br />
- In fortgeschrittenen Stadien meist allmähliche <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
(Wochen bis Monate) vor allem<br />
durch ein diabetisches Makulaö<strong>de</strong>m, gehäuft beidseitig.<br />
Das häufig damit einhergehen<strong>de</strong> Verzerrtsehen<br />
(Metamorphopsie) wird oft erst auf Nachfrage angegeben;<br />
allmähliche <strong>Sehverschlechterung</strong> auch durch<br />
die diabetisch begünstigte Katarakt möglich;<br />
- Manchmal in fortgeschrittenen Stadien akute <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
meist einseitig bei frischer Glaskörperblutung<br />
(subjektiv oft als Rußregen o<strong>de</strong>r Wolke,<br />
schwappen<strong>de</strong>r Schatten);<br />
- Seltener auch an<strong>de</strong>re Symptome wie wechseln<strong>de</strong><br />
Sehschärfe (vor allem bei BZ-Schwankungen) o<strong>de</strong>r in<br />
Spätstadien <strong>Sehverschlechterung</strong> und Augenschmerzen<br />
durch sehr hohen Augendruck; Doppelbil<strong>de</strong>r<br />
durch Augenmuskellähmungen.<br />
Der Diabetes mellitus (DM) ist eine ‚Volkskrankheit‘ mit<br />
steigen<strong>de</strong>r Prävalenz (ca. 4% <strong>de</strong>r Bevölkerung bekannter<br />
DM, gleiche Prozentzahl wahrscheinlich unerkannt).<br />
Die diabetische Retinopathie (DR) ist die häufigste<br />
Erblindungsursache im berufsfähigen Alter, und<br />
2% aller Diabetiker sind blind. . Eine stadiengerechte<br />
Therapie erfor<strong>de</strong>rt regelmäßige und aufwendige augenärztliche<br />
Kontrollen mit Beginn <strong>de</strong>r Diagnosestellung<br />
und dann zumin<strong>de</strong>st jährlich, da rechtzeitige Eingriffe<br />
(Laserkoagulation, Vitrektomie) <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r<br />
DR in vielen Fällen günstig beeinflussen.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>n vor allem <strong>de</strong>r retinalen Gefäße<br />
entstehen stadienabhängige retinale Verän<strong>de</strong>rungen.<br />
Diese lassen sich ophthalmoskopisch erfassen und die<br />
Gefahr eines Fortschreitens <strong>de</strong>r DR mit drohen<strong>de</strong>m<br />
Sehverlust statistisch voraussagen. Die <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
wird in ¾ <strong>de</strong>r Fälle durch ein diabeti-<br />
sches Makulaö<strong>de</strong>m bedingt, das zu je<strong>de</strong>m Zeitpunkt <strong>de</strong>r<br />
Erkrankung auftreten kann, auch wenn die Prävalenz<br />
<strong>de</strong>s Makulaö<strong>de</strong>ms mit <strong>de</strong>r Diabetesdauer korreliert. Vor<br />
allem bei Typ 1 Diabetes kann als Spätfolge eine proliferative<br />
DR entstehen, bei <strong>de</strong>r ein hohes Risiko für eine<br />
Glaskörperblutung o<strong>de</strong>r Netzhautablösung mit entsprechen<strong>de</strong>r<br />
akuter <strong>Sehverschlechterung</strong> besteht. Die<br />
Katarakt tritt bei Diabetes ebenfalls früher und häufiger<br />
auf, lässt sich aber wie die Alterskatarakt erfolgreich<br />
operieren. Bei diabetischer Optikusneuropathie als Manifestation<br />
einer schweren Mikroangiopathie besteht<br />
keine Therapiemöglichkeit. Die Gefäßneubildung <strong>de</strong>r<br />
Iris und im Kammerwinkel stellt ein Spätstadium vor allem<br />
<strong>de</strong>r unbehan<strong>de</strong>lten o<strong>de</strong>r unzureichend behan<strong>de</strong>lten<br />
DR dar, die zu einem nur schwer beherrschbaren<br />
neovaskulären Sekundärglaukom (Verlegung <strong>de</strong>s<br />
Kammerwasserabflusses durch die Gefäßproliferationen)<br />
führen können.<br />
Verlauf <strong>de</strong>s DM und <strong>de</strong>r DR wer<strong>de</strong>n vor allem durch<br />
folgen<strong>de</strong> Faktoren beeinflusst: Lebensalter und Diabetestyp,<br />
Diabetesdauer, Blutzuckerregulation, Blutdruck,<br />
Lipidstoffwechsel, Niereninsuffizienz, Schwangerschaft,<br />
Rauchen. Vor allem mit <strong>de</strong>r verbesserten<br />
Möglichkeit <strong>de</strong>r BZ-Regulation wird <strong>de</strong>utlich, dass durch<br />
eine optimale BZ-Regulation die Komplikationen und<br />
damit die Lebensqualität und Lebenserwartung durch<br />
<strong>de</strong>n DM ganz wesentlich beeinflusst wer<strong>de</strong>n können.<br />
So lässt sich bei Typ-1 Diabetes die Verschlechterung<br />
<strong>de</strong>r DR unter intensivierter Insulintherapie auf 25% gegenüber<br />
konventionell eingestellten Diabetikern senken,<br />
das Makulaö<strong>de</strong>m immerhin noch auf 75%; ähnliches gilt<br />
für an<strong>de</strong>re Komplikationen und <strong>de</strong>n Typ-2 Diabetes.<br />
Auch wenn heute die Prophylaxe und Behandlung <strong>de</strong>r<br />
DR eine enorme Be<strong>de</strong>utung hat darf nicht vergessen<br />
wer<strong>de</strong>n, dass es sich dabei um eine Erkrankung han<strong>de</strong>lt<br />
die mit fortschreiten<strong>de</strong>n und später schweren Gefäßschä<strong>de</strong>n<br />
verbun<strong>de</strong>n ist, <strong>de</strong>ren Folgen wir im Bereich<br />
<strong>de</strong>s Auges zwar teilweise behan<strong>de</strong>ln können, die aber<br />
langfristig doch häufig mit einem erheblichen Funktionverlust<br />
vor allem durch ein chronisches/ischämisches<br />
Makulaö<strong>de</strong>m o<strong>de</strong>r eine Optikusneuropathie bedingt<br />
sind. Da uns hierfür bisher keine erfolgreiche Therapiemöglichkeit<br />
zur Verfügung steht kommt <strong>de</strong>r Optimierung<br />
<strong>de</strong>s BZ und <strong>de</strong>s Blutdruckes eine ganz entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Be<strong>de</strong>utung zu, da dadurch die Manifestation<br />
3
dieser Schä<strong>de</strong>n zumin<strong>de</strong>st hinausgezögert wer<strong>de</strong>n<br />
kann.<br />
Diabetische Augenhintergrundverän<strong>de</strong>rungen:<br />
Die sichtbaren diabetischen Verän<strong>de</strong>rungen spielen<br />
sich vor allem in <strong>de</strong>r unmittelbaren Umgebung <strong>de</strong>r Gefäße<br />
<strong>de</strong>r retinalen Nervenfaserschicht ab.<br />
- Mikroaneurysmen: hypoxisch bedingte Aussackungen<br />
<strong>de</strong>r Gefäßwän<strong>de</strong>, erste sichtbare Verän<strong>de</strong>rung;<br />
- Lidpi<strong>de</strong>xsudate: Reste nicht resorbierter Plasma- und<br />
Blutbestandteile; sie weisen auf erhöhte Durchlässigkeit<br />
<strong>de</strong>r sonst ‚dichten‘ retinalen Gefäße (Blut-Retina-<br />
Schranke) hin;<br />
- Fleckblutungen: Zeichen fortgeschrittener Gefäßschä<strong>de</strong>n;<br />
- Cotton-Wool-Spots: aufgestaute Axoplasmabestandteile<br />
als Zeichen von Mikroinfarkten <strong>de</strong>r Nervenfaserschicht<br />
bei fortgeschrittenen Gefäßschä<strong>de</strong>n;<br />
- <strong>de</strong>utlich verdickte Venen und venöse Kaliberschwankungen<br />
als Zeichen schwerer hypoxischer Verän<strong>de</strong>rungen;<br />
- intraretinale mikrovaskuläre Anomalien (IRMAs): erweiterte<br />
Gefäße, Gefäßnetze und Gefäßshunts innerhalb<br />
<strong>de</strong>r Retina bei fortgeschrittenen Verän<strong>de</strong>rungen;<br />
- weiße eingeschei<strong>de</strong>te o<strong>de</strong>r obliterierte Gefäße bei<br />
schwerer Angiopathie;<br />
- fibrovaskuläre Proliferationen aus <strong>de</strong>r Nervenfaserschicht<br />
heraus in <strong>de</strong>n Glaskörperraum in Bereichen<br />
ausgeprägter Ischämie und auf <strong>de</strong>r Papille als Zeichen<br />
generalisierter hypoxischer Schä<strong>de</strong>n. Durch Zug<br />
<strong>de</strong>s Glasköpers an diesen Proliferationen können<br />
größere präretinale und Glaskörperblutungen sowie<br />
Netzhautablösungen entstehen;<br />
- Das Makulaö<strong>de</strong>m lässt sich ophthalmoskopisch erkennen<br />
(allerdings schwierig) und kann mit allen hier<br />
genannten Verän<strong>de</strong>rungen einher gehen;<br />
Einteilung <strong>de</strong>r DR:<br />
Nichtproliferative DR<br />
- mild: Mikroaneurysmen;<br />
- mäßig: Mikroaneurysmen, zusätzlich Lipi<strong>de</strong>xsudate,<br />
einzelne Fleckblutungen evtl. einzelne Cotton-wool-<br />
Her<strong>de</strong>, keine o<strong>de</strong>r nur geringe Venenverän<strong>de</strong>rungen;<br />
- schwer: ausgeprägte Fleckblutungen, Cotton-wool<br />
Her<strong>de</strong>, venöse Kaliberschwankungen, IRMAs.<br />
Proliferative DR: fibrovaskuläre Proliferationen in <strong>de</strong>n<br />
Glaskörper, in schweren Fällen ausgeprägt (Hochrisikoform),<br />
ggf. mit präretinalen Blutungen, Glaskörperblutung<br />
und Netzhautablösung.<br />
Das Makulaö<strong>de</strong>m kann in allen Stadien auftreten und<br />
spielt oft die funktionell entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle.<br />
Vorkommen nach 15 Jahren Diabetesdauer:<br />
Typ-1 DM: 98% haben irgen<strong>de</strong>ine DR, davon 50% eine<br />
proliferative, 18% ein Makulaö<strong>de</strong>m.<br />
Typ-2 DM: 2/3 haben irgen<strong>de</strong>ine DR, 10% eine proliferative.<br />
Das Makulaö<strong>de</strong>m tritt bei 12%-20% auf.<br />
Therapie:<br />
Gefäßneubildungen (fibrovaskuläre Proliferationen),<br />
die aus <strong>de</strong>r Retina heraus in <strong>de</strong>n Glaskörper wachsen<br />
lassen sich häufig durch eine panretinale Laserkoagulation<br />
(Ausschaltung/Vernarbung von sauerstoffverbrauchen<strong>de</strong>r<br />
Retina einschließlich Pigmentepithel unter<br />
Aussparung <strong>de</strong>r Makula) zum Stillstand o<strong>de</strong>r zur Rückbildung<br />
bringen. Dadurch kann eine <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
durch eine Glaskörperblutung o<strong>de</strong>r Netzhautablösung<br />
in <strong>de</strong>n meisten Fällen verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Die panretinale<br />
Laserkoagulation erfolgt <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>r Regel<br />
sowie Proliferation zu erkennen sind, bei unsicherer<br />
Compliance auch schon bei ausgeprägten nicht proliferativen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen. Die Glaskörper- und Netzhautoperation<br />
(Pars plana Vitrektomie) bleibt vor allem<br />
schlecht versorgter o<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs schwerer Retinopathie<br />
(häufiger bei früher Diabetesmanifestation) vorbehalten.<br />
Das diabetische Makulaö<strong>de</strong>m kann als fokales Ö<strong>de</strong>m<br />
o<strong>de</strong>r als flächiges Ö<strong>de</strong>m auftreten. Das fokale Ö<strong>de</strong>m<br />
wird meist durch lecken<strong>de</strong> Mikroaneurysmen verursacht,<br />
die durch eine fokale Laserkoagulation oft zur<br />
Rückbildung gebracht wer<strong>de</strong>n können, so dass sich das<br />
Ö<strong>de</strong>m resorbiert und die Sehschärfe evtl. erhalten o<strong>de</strong>r<br />
manchmal sogar wie<strong>de</strong>r verbessert wer<strong>de</strong>n kann. Das<br />
diffuse Ö<strong>de</strong>m <strong>de</strong>utet auf einen allgemeinen zentralen<br />
Gefäßscha<strong>de</strong>n hin und kann bei nicht zu schwerer<br />
Ischämie evtl. durch eine zarte disseminierte Laserkoagulation<br />
<strong>de</strong>r Makula günstig beeinflusst wer<strong>de</strong>n, so<br />
dass in einem Teil <strong>de</strong>r Fälle die <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
aufgehalten o<strong>de</strong>r verzögert wer<strong>de</strong>n kann. Visusverbesserungen<br />
sind hier aber nicht zu erwarten und ein wesentlicher<br />
Anteil <strong>de</strong>r Patienten erfährt hierdurch keinen<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Vorteil. Schwerste ischämische Schä<strong>de</strong>n<br />
(Makulaö<strong>de</strong>m, Optikusatrophie) lassen sich durch<br />
die Lasertherapie o<strong>de</strong>r die Operation nicht beeinflussen.<br />
Auch medikamentöse Ansätze (z.B. Aspirin) haben<br />
keinen positiven Effekt gezeigt.<br />
Untersuchungsrichtlinien: Vor <strong>de</strong>r Pubertät tritt praktisch<br />
keine DR auf. Mit dieser Ausnahme gilt, dass je<strong>de</strong>r<br />
Diabetiker schon bei Diagnosestellung augenärztlich<br />
untersucht wer<strong>de</strong>n soll, da <strong>de</strong>r DM evtl. schon länger<br />
bestand und zu Schä<strong>de</strong>n geführt hat. Die augenärztlichen<br />
Untersuchungen sollten bei keiner o<strong>de</strong>r sehr mil<strong>de</strong>r<br />
Retinopathie min<strong>de</strong>stens jährlich stattfin<strong>de</strong>n, bei<br />
fortgeschrittenerer Retinopathie drei- bis sechsmonatlich,<br />
bei subjektiver Verschlechterung umgehend. Eine<br />
jährliche Funduskontrolle fin<strong>de</strong>t bisher jedoch nur bei<br />
rund 20% <strong>de</strong>r Diabetiker statt. Verschlechterungen treten<br />
gehäuft während <strong>de</strong>r Schwangerschaft o<strong>de</strong>r nach<br />
Umstellung auf eine intensivierte o<strong>de</strong>r verbesserte BZ-<br />
Einstellung auf. Da <strong>de</strong>r Vorteil <strong>de</strong>r guten Stoffwechseleinstellung<br />
für <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r DR so be<strong>de</strong>utend ist,<br />
haben selbst die Patienten einen Vorteil, die eine initiale<br />
Verschlechterung durch ein optimale BZ-Einstellung<br />
erfahren. Neben <strong>de</strong>r BZ-Einstellung sollte vor allem auf<br />
eine gute Blutdruckeinstellung (vor allem niedrige diastolische<br />
Werte), körperliche Bewegung und ggf. Behandlung<br />
von Fettstoffwechselstörungen und kardiovaskulären<br />
Risikofaktoren geachtet wer<strong>de</strong>n. Gegenüber<br />
einer Hämodialyse hat die Peritonealdialyse auch bezüglich<br />
<strong>de</strong>r DR entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Vorteile.<br />
4
6. Schlagartige <strong>Sehverschlechterung</strong>: arterielle Gefäßverschlüsse<br />
Aufbau Einzelerkrankungen<br />
Definition:<br />
Be<strong>de</strong>utung:<br />
Ätiologie / Pathologie:<br />
Symptome:<br />
Therapie / Verlauf:<br />
Die arteriellen Gefäßverschlüsse <strong>de</strong>r Retina und Papille<br />
treten meist als schlagartige <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
auf, nicht selten wer<strong>de</strong>n sie jedoch morgens beim Aufwachen<br />
bemerkt. Die <strong>Sehverschlechterung</strong> ist einseitig<br />
und häufig ziemlich vollständig (z.B. nur noch Wahrnehmung<br />
von Schatten) auf <strong>de</strong>m betroffenen Auge.<br />
Entsprechend fin<strong>de</strong>t sich fast immer ein <strong>de</strong>utlicher afferenter<br />
Pupillen<strong>de</strong>fekt. Wenn nur Teile <strong>de</strong>r Papille o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Versorgungsgebietes <strong>de</strong>r Zentralarterie betroffen<br />
sind wer<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong> relativ scharf begrenzte<br />
Ausfälle <strong>de</strong>s korrespondieren<strong>de</strong>n monokularen Gesichtsfel<strong>de</strong>s<br />
empfun<strong>de</strong>n. Umgehend sollte eine Arteriitis<br />
temporalis erkannt bzw. ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n<br />
(Kopfschmerz, Muskelschmerz, Allgemeinsymptome,<br />
BSG/CRP, s.u.), da sie akutes Han<strong>de</strong>ln (Cortison) erfor<strong>de</strong>rt.<br />
Ähnlich akut wird sonst eigentlich nur noch die<br />
<strong>Sehverschlechterung</strong> bei zentralen Durchblutungsstörungen<br />
(korrespondieren<strong>de</strong> Gesichtsfeldausfälle an<br />
bei<strong>de</strong>n Augen) und bei Netzhautablösung angegeben.<br />
Die Ablösung <strong>de</strong>r zentralen Netzhaut kann auch als<br />
sehr plötzliche <strong>Sehverschlechterung</strong> empfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Häufig bemerken diese Patienten jedoch auch<br />
Blitze o<strong>de</strong>r kleinere und größere Schatten und eine<br />
schrittweise Zunahme eines grauen Vorhanges o<strong>de</strong>r<br />
Wand bis zur Sehachse.<br />
Schwierigkeiten bereitet manchmal die Differenzierung<br />
älterer Ereignisse, die <strong>de</strong>r Patient rein zufällig bemerkt,<br />
weil z.B. das gute Auge abge<strong>de</strong>ckt wird o<strong>de</strong>r sich verschlechtert.<br />
Die arteriellen Gefäßverschlüsse betreffen entwe<strong>de</strong>r die<br />
Papille durch Verschluss einer <strong>de</strong>r versorgen<strong>de</strong>n Ziliararterien<br />
(Apoplexia papillae o<strong>de</strong>r anteriore ischämische<br />
Optikusneuropathie [AION]) o<strong>de</strong>r die Zentralarterie bzw.<br />
einer ihrer Äste. Bei 20% <strong>de</strong>r Bevölkerung wird ein Teil<br />
<strong>de</strong>r Makula durch einen Ast <strong>de</strong>r Ziliararterie versorgt<br />
(zilioretinales Gefäß), diese Verschlüsse verhalten sich<br />
bzgl. <strong>de</strong>r Klinik wie die Verschlüsse eines Zentralarterienastes.<br />
Bei <strong>de</strong>r Arteriitis temporalis han<strong>de</strong>lt sich um eine granulomatösen<br />
Entzündung mit Verdickung <strong>de</strong>r Gefäßwand<br />
vor allem <strong>de</strong>r Kopfarterien. Sie tritt fast ausschließlich<br />
im höheren Lebensalter auf (Inzi<strong>de</strong>nz bei<br />
über 50jährigen etwa 20/100.000/Jahr), vermehrt bei<br />
Frauen. Typisch geht sie mit Kopfschmerzen (bevorzugt<br />
Temporalregion) und Allgemeinsymptomen (Abgeschlagenheit,<br />
Krankheitsgefühl, leichtes Fieber, Muskelschmerz<br />
vor allem <strong>de</strong>r stammnahen Muskulatur,<br />
Nachtschweiß) einher. Nicht so häufig aber sehr hinweisend<br />
sind Schmerzen und Rötung im Bereich <strong>de</strong>r<br />
oberflächlichen Temporalarterie und Schmerzen bei<br />
längerem Kauen o<strong>de</strong>r Sprechen (Claudicatio <strong>de</strong>r Kaumuskulatur).<br />
Das Auge ist häufigster Manifestationsort<br />
<strong>de</strong>r Gefäßverschlüsse, meist sind es die Ziliararterien<br />
mit Papillenischämie, seltener die Zentralarterie o<strong>de</strong>r<br />
auch an<strong>de</strong>re Arterien im Bereich <strong>de</strong>s Auges. Meist besteht<br />
eine <strong>de</strong>utliche bis extreme Erhöhung <strong>de</strong>r Blutsenkungsgeschwindigkeit<br />
(BSG, z.B. 70/100) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Creaktiven<br />
Proteins (CRP), an<strong>de</strong>re Laborparameter sind<br />
weniger spezifisch und mehr im Sinne einer chronischen<br />
Erkrankung verän<strong>de</strong>rt (Anämie etc.). Die Diagnose<br />
lässt sich durch eine Biopsie eines Astes <strong>de</strong>r Temporalarterie<br />
relativ einfach sichern aber bei negativer<br />
Histologie nicht sicher ausschließen (<strong>de</strong>r entnommene<br />
Ast kann nicht befallen sein). Die Therapie besteht in<br />
hochdosierter Cortisontherapie (Initial 100 bis 1000<br />
mg Prednisolon pro Tag) und allmählicher Reduktion<br />
unter Kontrolle <strong>de</strong>r Klinik und Laborparameter (CRP,<br />
BSG) und langfristiger Erhaltungsdosis meist um 10 mg<br />
pro Tag (min<strong>de</strong>stens 1 Jahr). Eine Besserung einer<br />
eingetretenen <strong>Sehverschlechterung</strong> lässt sich nicht erreichen,<br />
in <strong>de</strong>n meisten Fällen aber ein Erhalt <strong>de</strong>r<br />
Funktion <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Auges (ohne Therapie Befall<br />
auch <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Auges um 50%) und bisher nicht betroffener<br />
Organgebiete. Die Symptomatik bessert sich<br />
unter Cortison in <strong>de</strong>r Regel beeindruckend, was die<br />
Diagnose in Zweifelsfällen stützen kann.<br />
Differentialdiagnose: nicht arteriitische Durchblutungsstörungen<br />
<strong>de</strong>s Auges (s.o.), Kopfschmerzen und<br />
Myalgien an<strong>de</strong>rer Genese (oft schwierig), chronische<br />
konsumieren<strong>de</strong> Erkrankungen (Tumoren, an<strong>de</strong>re Kollagenosen).<br />
Wichtig aber schwierig ist die Herausfilterung<br />
dieser Patienten noch bevor eine <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
o<strong>de</strong>r ein an<strong>de</strong>rer Gefäßverschluss auftritt aus <strong>de</strong>m großen<br />
Krankengut unspezifischer Kopf- und Muskelschmerzen<br />
für <strong>de</strong>n Allgemeinarzt o<strong>de</strong>r Neurologen. Hilfreiche<br />
Merkmale sind dabei höheres Lebensalter, Symptomatik<br />
erst seit einigen Tagen o<strong>de</strong>r Wochen, hohe<br />
BSG/CRP, sehr hinweisend, falls vorhan<strong>de</strong>n, Entzündungszeichen<br />
im Bereich <strong>de</strong>r Temporalarterie o<strong>de</strong>r<br />
Kauschmerzen.<br />
Etwa fünf mal häufiger aber therapeutisch wenig be<strong>de</strong>utsam<br />
sind nicht-arteriitische Verschlüsse <strong>de</strong>r Papille,<br />
Zentralarterie o<strong>de</strong>r Äste <strong>de</strong>r Zentralarterie. Sie<br />
treten charakteristischerweise ohne Allgemeinsymptome<br />
auf, meist bestehen jedoch Anzeichen für eine generalisierte<br />
kardiovaskuläre Erkrankung wie Bluthochdruck,<br />
Diabetes mellitus, Carotisstenosen (Dopplersonographie),<br />
Herzrythmusstörungen (Thromben, Herzecho),<br />
die entsprechend berücksichtigt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Die lokalisierte Lyse eines Thrombus <strong>de</strong>r Zentralarterie<br />
ist in Einzelfällen erfolgreich, aber in <strong>de</strong>r Regel<br />
(Alter <strong>de</strong>s Verschlusses, Problematik <strong>de</strong>s invasiven<br />
Eingriffes) nicht sinnvoll, auch vielfach angewandte<br />
Maßnahmen mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r Perfusion/Reperfusion<br />
sind wahrscheinlich nicht wirksam<br />
o<strong>de</strong>r kommen zu spät. Eine spontane Besserung innerhalb<br />
<strong>de</strong>r ersten Stun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Verschlusses <strong>de</strong>r Zentralarterie<br />
ist nicht selten und meist durch eine Verlagerung<br />
<strong>de</strong>s Thrombus in ein weiter peripher gelegenes Versorgungsgebiet<br />
zu erklären.<br />
Diagnose: <strong>Sehverschlechterung</strong>, afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt,<br />
bei Teilverschlüssen scharf begrenzte Gesichtsfeldausfälle;<br />
am Fundus: bei Apolexia papillae<br />
5
Papillenschwellung und –blässe, oft kleine papilläre<br />
Blutungen; bei Zentralarterienverschluss: kirschroter<br />
Fleck . Dieser kommt dadurch zustan<strong>de</strong>, das durch die<br />
Ischämie die von <strong>de</strong>r Zentralarterie versorgte Schicht<br />
<strong>de</strong>r Ganglienzellen und Bipolarzellen ihre Transparenz<br />
verliert und <strong>de</strong>n Rotreflex <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rhaut nicht mehr gut<br />
durchscheinen lässt, hingegen die von <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rhaut<br />
versorgte Rezeptorschicht transparent bleibt und in <strong>de</strong>r<br />
7. Akute <strong>Sehverschlechterung</strong>: venöse Gefäßverschlüsse<br />
Aufbau Einzelerkrankungen<br />
Definition:<br />
Be<strong>de</strong>utung:<br />
Ätiologie / Pathologie:<br />
Symptome:<br />
Therapie / Verlauf:<br />
Der Zentralvenenverschluss o<strong>de</strong>r Venenastverschluss<br />
ist häufiger als arterielle Verschlüsse <strong>de</strong>s Auges. Die<br />
<strong>Sehverschlechterung</strong> entwickelt sich meist über mehrere<br />
Stun<strong>de</strong>n, oft Tage im Sinne von zunehmen<strong>de</strong>m<br />
Verschwommensehen, die gemessene Sehschärfe ist<br />
sehr unterschiedlich, meist zwischen 0,1 und 1,0, je<br />
nach Ausmaß die Foveabeteiligung. Auch wenn bevorzugt<br />
ältere Patienten und solche mit kardiovaskulären<br />
Risikofaktoren (Hypertonus, Diabetes mellitus, Arteriosklerose,<br />
Hyperviskosität, Thromboseneigung) betroffen<br />
sind treten Zentralvenenverschlüsse vereinzelt auch bei<br />
jüngeren Patienten ohne entsprechen<strong>de</strong> Risikofaktoren<br />
auf. Wichtig für <strong>de</strong>n Verlauf und die Prognose ist auch<br />
noch die Unterscheidung in Formen mit schwerer<br />
Ischämie (schlechterer Visus, <strong>de</strong>utliche Fundusverän<strong>de</strong>rungen,<br />
afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt, Kapillarverschlussgebiete<br />
in <strong>de</strong>r Angiographie) von solchen ohne <strong>de</strong>utliche<br />
Ischämiezeichen (s.u.).<br />
8. Akute <strong>Sehverschlechterung</strong>: Netzhautablösung<br />
Aufbau Einzelerkrankungen<br />
Definition:<br />
Be<strong>de</strong>utung:<br />
Ätiologie / Pathologie:<br />
Symptome:<br />
Therapie / Verlauf:<br />
Die Netzhautablösung wird meist als akute <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
bemerkt vor allem in <strong>de</strong>m Moment in<br />
<strong>de</strong>m die Makula betroffen ist. Die vorausgehen<strong>de</strong> Lochbildung<br />
geht häufig einher mit einer symptomatischen<br />
Glasköperabhebung wie Lichterscheinungen (Blitzen)<br />
auf <strong>de</strong>m Auge und evtl. neuen o<strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rte Schatten<br />
(Fliegen, Spinnweben, Rußregen), die sich<br />
schwappend (ein<strong>de</strong>utiger Hinweis auf die Lokalisation<br />
im Glaskörper) bei Augenbewegungen mitbewegen.<br />
Deshalb bei symptomatische GK-Abhebung gründliche<br />
Fundusuntersuchung bei weiter Pupille. Meist hebt sich<br />
die Netzhaut erst peripher oben ab und <strong>de</strong>r Patient bemerkt<br />
entsprechend einen Schatten <strong>de</strong>r sich von außen<br />
o<strong>de</strong>r unten (Vorhang, aufsteigen<strong>de</strong> Wand) zum Zentrum<br />
vorschiebt, die Sehschärfe bleibt weitgehend erhalten<br />
solange die Fovea nicht mit abgehoben ist. Viele<br />
Patienten suchen <strong>de</strong>n Augenarzt erst dann auf, wenn<br />
Region fehlen<strong>de</strong>r innerer Netzhautschichten (Fovea!)<br />
das Fundusrot unverän<strong>de</strong>rt bleibt. Die Funduszeichen<br />
<strong>de</strong>r arteriellen Verschlüsse bil<strong>de</strong>n sich durch Atrophie<br />
bzw. spätere Reperfusion (Funktion meist erloschen)<br />
zurück, meist entsteht dann eine Optikusatrophie, es<br />
verbleiben auch die häufigen unspezifischen Zeichen<br />
allgemeiner Gefäßschä<strong>de</strong>n wie enge Arterien.<br />
Zeichen: <strong>Sehverschlechterung</strong>, vor allem bei ischämischen<br />
Formen afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt, Metamorphopsie<br />
bei Makulaö<strong>de</strong>m; Fundus: gestaute und geschlängelte<br />
Venen, Fleckblutungen, teilweise sehr ausgeprägt,<br />
im Bereich um die Papille streifenförmig angeordnet,<br />
Cotton-Wool-Spots, Papillenschwellung, evtl.<br />
zystoi<strong>de</strong>s Makulaö<strong>de</strong>m mit Blutspiegeln.<br />
Therapie: Vor allem bei ausgeprägter Ischämie kommt<br />
es gehäuft nach rund 100 Tagen zu Gefäßneubildungen<br />
auf <strong>de</strong>r Iris, die zu einer Abflussstörung im Bereich<br />
<strong>de</strong>s Kammerwinkels mit Augeninnendruckerhöhung<br />
(neovaskuläres Sekundärglaukom, 100-Tage-Glaukom)<br />
führen kann. Diese Komplikation kann durch eine panretinale<br />
Laserkoagulation <strong>de</strong>utlich vermin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die <strong>Sehverschlechterung</strong> ist vor allem durch das Makulaö<strong>de</strong>m<br />
bedingt, hierfür gibt es keine allgemein etablierte<br />
Therapie, in kontrollierten Studien konnte durch<br />
die isovolämische Hämodilution die Perfusion in diesem<br />
Bereich verbessert und <strong>de</strong>r Visusverlauf günstig beeinflusst<br />
wer<strong>de</strong>n. Da es sich meist jedoch um ein generalisiertes<br />
kardiovaskuläres Problem (zweites Auge in 5%<br />
innerhalb von 5 Jahren betroffen) han<strong>de</strong>lt sollte sich<br />
das Augenmerk auch auf die assoziierten an<strong>de</strong>ren<br />
Faktoren richten.<br />
die Fovea mitbetroffen ist. Die Netzhautablösung hat<br />
zwar eine relativ geringe Inzi<strong>de</strong>nz (1/10.000/Jahr), die<br />
Be<strong>de</strong>utung liegt darin, dass <strong>de</strong>r funktionelle Operationserfolg<br />
von <strong>de</strong>r frühzeitigen Therapie abhängt.<br />
Pathomechanismus<br />
Entwicklungsgeschichtlich entsteht die Retina aus einer<br />
Einstülpung <strong>de</strong>s Augenbechers. Der eingestülpte vor<strong>de</strong>re,<br />
dann innenliegen<strong>de</strong> Teil wird zur neurosensorischen<br />
Retina, <strong>de</strong>r äußere ursprünglich hintere Anteil zum retinalen<br />
Pigmentepithel (RPE). Der Raum zwischen diesen<br />
bei<strong>de</strong>n Schichten verschließt sich nur funktionell<br />
durch einen permanenten Flüssigkeitsentzug (Pumpfunktion<br />
<strong>de</strong>s RPE), fest verbun<strong>de</strong>n ist die Retina mit Ihrer<br />
Unterlage nur an <strong>de</strong>r Papille und ganz peripher vor<br />
<strong>de</strong>m Äquator im Bereich <strong>de</strong>r Pars plana. Damit eine<br />
Netzhautablösung entsteht sind drei Faktoren entschei<strong>de</strong>nd:<br />
1. es muss ein Loch entstehen, damit Flüssigkeit<br />
hinter die Netzhaut zwischen Nerzhaut und RPE treten<br />
kann; 2. <strong>de</strong>r Glaskörper muss partiell verflüssigt sein,<br />
um durch das Loch zu gelangen; 3. es muss ein Zug<br />
auf die Netzhaut wirken, <strong>de</strong>r die Adhäsionskräfte <strong>de</strong>s<br />
Pumpmechanismus übersteigt. Diese Bedingungen erfüllen<br />
sich mit zunehmen<strong>de</strong>n Alter: <strong>de</strong>r Glaskörper ver-<br />
6
flüssigt sich zunehmend und löst sich von <strong>de</strong>r Retina.<br />
Dabei kann es an Stellen festerer Verbindungen mit <strong>de</strong>r<br />
Netzhaut (fast immer im Äquatorbereich, also peripher)<br />
zu Lochbildungen in <strong>de</strong>r Retina kommen. Löst sich<br />
durch die Lochbildung die Traktion auf die Retina, bleibt<br />
die Netzhaut anliegend, verbleiben noch Zugkräfte an<br />
<strong>de</strong>n Lochrän<strong>de</strong>rn ist die Gefahr <strong>de</strong>r Netzhautablösung<br />
hoch. Diese Glaskörperabhebungen, Traktionen und<br />
Lochbildungen können mit entsprechen<strong>de</strong>n Symptomen<br />
(Lichtblitze durch unphysiologische Reizung <strong>de</strong>r Rezeptoren,<br />
neue Schatten durch Abhebung <strong>de</strong>s Glaskörpers<br />
o<strong>de</strong>r Blutungen aus durch <strong>de</strong>n Lochbereich verlaufen<strong>de</strong><br />
intraretinale Gefäße) einher gehen. Die Inzi<strong>de</strong>nz<br />
<strong>de</strong>r Netzhautablösung nimmt <strong>de</strong>utlich zu mit Stärke<br />
<strong>de</strong>r Myopie (größeres Auge mit stärkerer Glaskörperbewegung,<br />
vermehrte Lochbildung <strong>de</strong>r ‚dünnen‘<br />
Netzhaut), ist erhöht nach Kataraktoperation (vermehrte<br />
Glaskörperbewegung durch fehlen<strong>de</strong>/verkleinerte Linse)<br />
beson<strong>de</strong>rs bei Defekten <strong>de</strong>r hinteren Linsenkapsel<br />
(Operationskomplikation, Nachstarbehandlung), und<br />
nach Trauma (Netzhaut<strong>de</strong>fekte, Glaskörperverflüssigung).<br />
Da die Netzhautablösung meist in Stadien solcher<br />
Glaskörperablösungen entsteht ist die For<strong>de</strong>rung<br />
logisch, alle Patienten mit entsprechen<strong>de</strong>n Symptomen<br />
gründlich beson<strong>de</strong>rs im Bereich <strong>de</strong>r peripheren Retina<br />
zu untersuchen, ggf. wie<strong>de</strong>rholt bis keine Symptome<br />
mehr bestehen.<br />
Zur eigenen Beruhigung: relativ konstante kleine Fussel<br />
o<strong>de</strong>r Mücken (Mouches volantes) als Zeichen von zarten<br />
Glaskörpertrübungen sind physiologisch und harmlos<br />
und lassen sich bei entsprechen<strong>de</strong>n Lichtverhältnissen<br />
bei je<strong>de</strong>m von uns beobachten.<br />
Zeichen <strong>de</strong>r Netzhautablösung: meist plötzliche <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
bei Makulabeteiligung, evtl. afferenter<br />
Pupillen<strong>de</strong>fekt, relativer Gesichtsfeld<strong>de</strong>fekt im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Ablösung, ophthalmoskopisch abgelöste prominente<br />
Netzhaut mit entsprechen<strong>de</strong>m Loch (helles Rot<br />
auf opaquer Umgebung), ggf. Glaskörperblutung, Faltenbildung.<br />
Bei fehlen<strong>de</strong>m Funduseinblick Ultraschalluntersuchung.<br />
Vermehrtes Auftreten bei: höherem Alter<br />
(zunehmen<strong>de</strong> Glaskörper<strong>de</strong>struktion), Kurzsichtigkeit<br />
vor allem über –5 Dptr., Augenoperationen wie Katarakt-OP,<br />
Trauma, Netzhaut<strong>de</strong>generationen und Ablatio<br />
am Partnerauge.<br />
Therapie: die Ablatio sollte möglichst operiert wer<strong>de</strong>n<br />
bevor die Fovea sich mit abhebt, da abhängig auch von<br />
<strong>de</strong>r Dauer <strong>de</strong>r zentralen Abhebung dann meist keine<br />
richtige Lesefähigkeit mehr erreicht wer<strong>de</strong>n kann (irreversible<br />
strukturelle Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r zentralen Netzhaut),<br />
<strong>de</strong>shalb ggf. notfallmäßige ein<strong>de</strong>llen<strong>de</strong> Netzhautoperation<br />
durch Aufnähen eines Silikoschwämmchens<br />
(Plombe) o<strong>de</strong>r eines Ban<strong>de</strong>s (Cerclage) auf die Sklera<br />
von außen im Bereich <strong>de</strong>r Löcher <strong>de</strong>r Netzhaut (Äquator)<br />
verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Induktion einer Vernarbung von<br />
Pigmentepithel und Netzhaut (Kryokoagulation) im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Lochrän<strong>de</strong>r, so dass kein verflüssigter Glaskörper<br />
mehr zwischen Netzhaut und Pigmentepithel<br />
gelangen kann. Häufig wird intraoperativ die subretinale<br />
Flüssigkeit durch eine kleine Öffnung in Sklera, A<strong>de</strong>rhaut<br />
und Pigmentepithel nach außen abgelassen. In<br />
schwierigen Situation o<strong>de</strong>r wenn Traktionen <strong>de</strong>s Glaskörpers<br />
und von Proliferationen entschei<strong>de</strong>nd sind hat<br />
sich die Glaskörperausschneidung (Pars plana Vitrek-<br />
tomie) in <strong>de</strong>n letzten Jahren zunehmend etabliert. Hierbei<br />
kann nicht nur <strong>de</strong>r Glaskörper entfernt wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />
es bestehen eine Fülle weiterer Optionserweiterungen<br />
wie Narbeninduktion durch Laser- o<strong>de</strong>r Kryokoagulation,<br />
Entfernung subretinaler Flüssigkeit, Blut<br />
o<strong>de</strong>r ähnlichem, Tamponierung <strong>de</strong>r Löcher von innen<br />
durch Gas o<strong>de</strong>r Silikon, Befreiung <strong>de</strong>r Retina von Narben,<br />
ggf. auch in Kombination mit an<strong>de</strong>ren Verfahren,<br />
wie Cerclage, Linsenoperation. Nicht immer gelingt die<br />
anatomische Anlage <strong>de</strong>r Netzhaut, die funktionellen Ergebnisse<br />
sind vor allem bei älterer Ablösung meist unbefriedigend,<br />
weiterhin haben diese Augen und die<br />
Partneraugen eine <strong>de</strong>utlich erhöhtes Risiko einer Ablatio<br />
und erfor<strong>de</strong>rn entsprechen<strong>de</strong> Kontrollen vor allem<br />
bei Symptomen.<br />
Prophylaktische Laserkoagulation: bei etwa 10% aller<br />
Menschen lassen sich ein o<strong>de</strong>r mehrere Löcher in<br />
<strong>de</strong>r Retina nachweisen, nur ein extrem geringer Prozentsatz<br />
davon erfährt eine Netzhautablösung, meist im<br />
Rahmen eines frischen Loches bei frischer Glaskörperabhebung.<br />
Der Vorstellung, mit <strong>de</strong>m Laser relativ<br />
einfach eine Verklebung zwischen neuronaler Retina<br />
und RPE zu erzeugen ist sehr verführerisch, es hat sich<br />
jedoch gezeigt, dass die erzeugten Narben eine Netzhautablösung<br />
nicht sicher vermei<strong>de</strong>n können, dass die<br />
meisten Ablösungen aus frischen Löchern in zuvor evtl.<br />
wenig auffälligen Netzhautregionen resultieren, und<br />
dass die prophylaktische Laserkoagulation auch nicht<br />
komplikationslos ist (frische Löcher und Zug auf die<br />
Makula durch ‚Narbenbildung‘). Daher wer<strong>de</strong>n meist nur<br />
noch Löcher im Rahmen einer symptomatischen Glaskörperabhebung<br />
o<strong>de</strong>r bei beson<strong>de</strong>ren Risikokonstellationen<br />
prophylaktisch behan<strong>de</strong>lt.<br />
Erkrankungen <strong>de</strong>r Glaskörpergrenzfläche: beson<strong>de</strong>rs<br />
nach Netzhautablösung, Laserkoagulation, Traumen,<br />
aber auch als altersabhängige Verän<strong>de</strong>rung kann<br />
es zu einer Verdickung und Kontraktion <strong>de</strong>r Grenzschicht<br />
zwischen Glaskörper und Netzhaut kommen<br />
(epiretinale Membran). Dies kann zu Verziehungen <strong>de</strong>r<br />
angrenzen<strong>de</strong>n Netzhaut und damit zu <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
durch Verzerrtsehen führen. Bei wesentlicher Behin<strong>de</strong>rung<br />
erreicht eine Pars plana Vitrektomie mit Abziehen<br />
<strong>de</strong>r Grenzfläche eine gewisse Visusverbesserung.<br />
Als unerwünschter Effekt tritt postoperativ bei bis<br />
zu 10% <strong>de</strong>r Patienten eine Netzhautablösung auf da<br />
diese Grenzschicht auch an <strong>de</strong>r peripheren Netzhaut<br />
haftet und bei <strong>de</strong>r Entfernung Netzhautlöcher entstehen<br />
o<strong>de</strong>r begünstigt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Makulaforamen: Eine Son<strong>de</strong>rform <strong>de</strong>r Grenzschichtverän<strong>de</strong>rung<br />
stellt das Makulaforamen dar, bei <strong>de</strong>m es<br />
in <strong>de</strong>r Foveola durch tangentiale Zugkräfte <strong>de</strong>r Grenzfläche<br />
zu einem Auseinan<strong>de</strong>rweichen <strong>de</strong>r Rezeptorzellen<br />
kommt und damit ein zentrales Loch ohne Gewebeverlust<br />
entsteht. Der Visus bewegt sich häufig um 0,1,<br />
die Patienten geben nur eine <strong>Sehverschlechterung</strong> und<br />
Verzerrtsehen ohne Skotom an, da die Rezeptoren ja<br />
nur verlagert sind und nicht fehlen. Aus diesen Löchern<br />
entsteht praktisch nie eine Netzhautablösung, auch<br />
wenn die Lochrän<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Regel leicht angehoben<br />
sind. Eine Entfernung <strong>de</strong>r Grenzschicht im Rahmen einer<br />
Pars plana Vitrektomie und damit Beseitigung <strong>de</strong>r<br />
tangentialen Zugkräfte kann zu einem postoperativen<br />
7
Verschluß <strong>de</strong>r zentralen Gewebelücke und einem Visusanstieg<br />
in einigen Fällen bis 100% führen.<br />
Seröse Ablatio: in Einzelfällen kann eine Netzhautablösung<br />
auch durch ein Exsudat o<strong>de</strong>r Transudat unter die<br />
Netzhaut entstehen, vor allem bei entzündlichen o<strong>de</strong>r<br />
tumorösen Prozessen <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rhaut. Das maligne Melanom<br />
<strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rhaut ist <strong>de</strong>r mit Abstand häufigste intraokulare<br />
Tumor, aber trotz<strong>de</strong>m relativ selten (Inzi<strong>de</strong>nz<br />
7/1Mio/Jahr). Es geht von <strong>de</strong>n Melanozyten <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rhaut<br />
aus und bleibt in mehr als 50% auf das Augenin-<br />
9. Chronisches Glaukom<br />
Aufbau Einzelerkrankungen<br />
Definition:<br />
Be<strong>de</strong>utung:<br />
Ätiologie / Pathologie:<br />
Symptome:<br />
Therapie / Verlauf:<br />
Zusammenfassung: Augeninnendruckassoziierte Optikusneuropathie<br />
mit langsam fortschreiten<strong>de</strong>n parazentralen<br />
Gesichtsfeldausfällen, die lange symptomlos<br />
bleiben. Behandlung durch lokale medikamentöse Augeninnendrucksenkung<br />
, ggf. chirurgisch. Die zuverlässige<br />
Diagnose und erfolgreiche Behandlung ist auch<br />
heute nicht befriedigend gelöst.<br />
Glaucoma chronicum simplex ist gemeint, wenn man<br />
unpräzise von „Glaukom“ o<strong>de</strong>r Grünem Star spricht. Es<br />
stellt nach <strong>de</strong>r Katarakt, <strong>de</strong>r altersabhängigen Makula<strong>de</strong>generation<br />
und <strong>de</strong>r diabetischen Retinopathie auch in<br />
<strong>de</strong>n industrialisierten Län<strong>de</strong>rn die häufigste Erblindungsursache<br />
dar (Prävalenz 1-2% bei über<br />
50jährigen). Es tritt erst nach <strong>de</strong>m 45. bis 50. LJ auf, ist<br />
beidseitig und lange symptomlos. Durch einen relativ<br />
erhöhten Augeninnendruck (Orientierungswert über 22<br />
mm Hg) kommt es zum Verlust von Sehnervenfasern<br />
(in fortgeschrittenen Stadien relativ charakteristische<br />
Papillenexkavation) <strong>de</strong>r mit einem vorwiegend parazentralen<br />
und daher lange unbemerkten Gesichtsfeldausfall<br />
(Perimetrie) einhergeht. Deshalb gilt ähnlich wie<br />
bei <strong>de</strong>r arteriellen Hypertension, dass das chronische<br />
Glaukom lange symptomlos ist. Der präventiven Untersuchung<br />
kommt eine entsprechen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung zu.<br />
Eine relativ häufige Son<strong>de</strong>rform <strong>de</strong>s chronischen Weitwinkelglaukoms<br />
ist das Pseudoexfoliationsglaukom,<br />
bei <strong>de</strong>m es durch Ausscheidung von Pseudoexfoliationsmaterial<br />
(fibrillenähnliche Produkte) durch die Augenepithelien<br />
zu einer Verlegung <strong>de</strong>s Kammerwasserabflusses<br />
kommt. Diese Form kann auch über einen<br />
längeren Zeitraum einseitig verlaufen und geht häufiger<br />
mit beson<strong>de</strong>rs hohen Augeninnendrucken und dann<br />
eher schnell fortschreiten<strong>de</strong>m Glaukom einher, verhält<br />
sich aber sonst sehr ähnlich zum Glaucoma chronicum<br />
simplex.<br />
Warum <strong>de</strong>r erhöhte Augeninnendruck zu einem Verlust<br />
von Sehnervenfasern führt ist bisher nicht ein<strong>de</strong>utig geklärt.<br />
Auch ist die Unterscheidung gegenüber vaskulären<br />
Sehnervenfaserverlusten nicht immer möglich. Das<br />
klinische Spektrum reicht von typischen Glaukomen mit<br />
hohen Augeninnendrucken (unbehan<strong>de</strong>lt über 30 mm<br />
Hg) bis zu Formen mit typischen glaukomatösen Papil-<br />
nere beschränkt. Die Diagnose läßt sich ophthalmoskopisch<br />
oft sicher stellen und erfolgt <strong>de</strong>shalb meist zufällig<br />
o<strong>de</strong>r wenn <strong>de</strong>r Tumor o<strong>de</strong>r die seröse Ablatio zu einer<br />
zentralen <strong>Sehverschlechterung</strong> führen. Es existieren<br />
mehrere augenerhalten<strong>de</strong> Therapieverfahren z.B. durch<br />
einen auf die Sklera genähten Strahlenträger (Rutheniumapplikator).<br />
Die 15-Jahre Überlebensrate liegt zwischen<br />
50 und 80%, eine sinnvolle Therapie für die Metastasen<br />
ist bisher nicht bekannt.<br />
len- und Gesichtsfeldverän<strong>de</strong>rungen, bei <strong>de</strong>nen nie erhöhte<br />
Augeninnendrucke festgestellt wer<strong>de</strong>n, sogenanntes<br />
Normaldruckglaukom. Vor allem beim<br />
Normaldruckglaukom wird eine wesentliche vaskuläre<br />
Komponente vermutet, dafür sprechen gelegentliche<br />
Papillenrandblutungen, die diagnostisch sehr hinweisend<br />
sind und die späteren Gesichtsfeldausfällen entsprechen.<br />
Auch das Normaldruckglaukom erfährt einen<br />
gewissen Vorteil durch eine medikamentöse o<strong>de</strong>r chirurgische<br />
Senkung <strong>de</strong>s Augeninnendruckes.<br />
Und dann gibt es noch die Grauzone <strong>de</strong>r okulären Hypertension,<br />
bei <strong>de</strong>r unsicher ist, ob eine Behandlung<br />
sinnvoll ist o<strong>de</strong>r nicht: eine nennenswerte Zahl vor allem<br />
älterer Menschen weist auch bei wie<strong>de</strong>rholter Messung<br />
einen Augeninnendruck auf <strong>de</strong>r über <strong>de</strong>r 95%-<br />
Grenze liegt, also z.B. zwischen 25 und 30 mm Hg, ohne<br />
dass Gesichtsfeld- o<strong>de</strong>r Papillenschä<strong>de</strong>n nachweisbar<br />
sind, evtl. lassen sich auch nach Jahren keine<br />
Glaukomschä<strong>de</strong>n nachweisen (etwa 4% <strong>de</strong>r über<br />
50jährigen). Das Risiko Glaukomschä<strong>de</strong>n zu entwickeln<br />
ist bei einem Augeninnendruck von 23 mm Hg etwa<br />
10%, bei 27 mm Hg immerhin 50%. Diese ganze Problematik<br />
erschwert die Früherkennung und Behandlung<br />
<strong>de</strong>s Glaukoms, da die Augeninnendruckmessung zwar<br />
relativ einfach und zuverlässig durchführbar ist, aber die<br />
Spezifität und Selektivität nicht sehr hoch sind, Papillenbeurteilung<br />
und Gesichtsfelduntersuchungen hingegen<br />
sind wesentlich aufwendiger und erfor<strong>de</strong>rn mehr<br />
fachliches Wissen vom Anwen<strong>de</strong>r, und die Grenze zwischen<br />
normal und pathologisch lässt sich auch bei erfahrenen<br />
Beurteilern oft nicht ein<strong>de</strong>utig ziehen.<br />
Therapie: Die medikamentöse o<strong>de</strong>r chirurgische Augeninnendrucksenkung<br />
ist die Therapie <strong>de</strong>r Wahl, lei<strong>de</strong>r<br />
lässt sich aber vor allem bei <strong>de</strong>n Formen mit relativ<br />
niedrigem Augeninnendruck o<strong>de</strong>r fortgeschrittenen<br />
Schä<strong>de</strong>n ein Fortschreiten oft nicht vollständig aufhalten.<br />
Medikamentöse Therapie: die Compliance ist beim<br />
chronischen Glaukom oft problematisch, da die Erkrankung<br />
lange symptomlos ist, die Therapie 'lebenslang' 1-<br />
4x tgl. lokal angewandt wer<strong>de</strong>n muss und für viele Patienten<br />
mehr o<strong>de</strong>r weniger unangenehm ist (zumin<strong>de</strong>st<br />
leichtes Brennen). Wichtigster Faktor für eine gute<br />
Compliance ist die patientengerechte wie<strong>de</strong>rholte Aufklärung<br />
über die Erkrankung und Folgen <strong>de</strong>r Behandlung<br />
bzw. Nichtbehandlung.<br />
[Lee, 2000 #1611]<br />
Glaukommedikamente:<br />
8
1. Wahl: ß-Blocker (als Tropfen 1-2x tgl., Timolol, Betaxolol<br />
u.a., auch systemisch angewandte ß-Blocker<br />
führen zur Augeninnendrucksenkung) hemmen die<br />
Kammerwassersekretion, sie haben keine wesentlichen<br />
lokalen unerwünschten Nebenwirkungen, wegen <strong>de</strong>r<br />
Gefahr schwerer Nebenwirkungen auf keinen Fall bei<br />
Asthmatikern o<strong>de</strong>r Patienten mit obstruktiver Lungenerkrankung<br />
anwen<strong>de</strong>n; durch die negativ chronotrope und<br />
inotrope Wirkung auch entsprechen<strong>de</strong> Kontraindikation<br />
/ Vorsicht bei entsprechen<strong>de</strong>n Herzrythmusstörungen<br />
und schwerer Herzinsuffizienz, selten ZNS-Depression.<br />
2. Wahl: Carboanhydrasehemmer (lokal 2-3x tgl.,<br />
Dorzolamid (Trusopt R , Azopt R ), systemisch Acetazolamid<br />
(Diamox R ); hemmen die Kammerwassersekretion;<br />
<strong>de</strong>utliches Brennen beim Tropfen, Metallgeschmack.<br />
Systemisch: 4. Wahl; 1-4x tgl. 125-250 mg. Unerwünschte<br />
Effekte: Parästhesien, Acidose, Diurese, Hypokaliämie,<br />
Nierensteine, nicht bei Sulfonamidallergie.<br />
2. Wahl: Sympathikomimetika (AT Clonidin, Apraclonidin<br />
(Isoglaucon R ), Brimonidin (Alphagan R ), Adrenalin<strong>de</strong>rivate),<br />
Hemmen Kammerwassersekretion und erhöhen<br />
die Abflussleichtigkeit, 2-3x tgl., Clonidin kann als<br />
Augentropfen zu einer arteriellen Blutdrucksenkung führen,<br />
bei Apraclonidin und Brimonidin treten nach längerer<br />
Anwendung häufig Allergien auf. Adrenalin wird fast<br />
nicht mehr angewandt.<br />
2. Wahl Prostaglandinanaloga (Latanoprost<br />
Xalathan R ). För<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n uveoskleralen Abfluss und ist<br />
sehr effektiv. Es kann zu einer minimalen intraokularen<br />
Reizerscheinung führen, bei längerer Anwendung treten<br />
gehäuft Pigmentierungen <strong>de</strong>r Iris auf, die wahrscheinlich<br />
gutartig aber irreversibel sind, keine systemischen<br />
Nebenwirkungen.<br />
3. Wahl Parasympathikomimetika (Pilocarpin, Carbachol),<br />
4x tgl., wer<strong>de</strong>n wegen <strong>de</strong>r Miose vor allem bei<br />
Katarakt und wegen <strong>de</strong>r induzierten Myopie bei unter<br />
60jährigen schlecht toleriert.<br />
Anwendung: So wichtig wie die Wahl <strong>de</strong>s Medikamentes<br />
ist auch die Aufklärung (Compliance) und Instruktion<br />
<strong>de</strong>s Patienten. Der Tropfen soll frei in <strong>de</strong>n unteren Bin<strong>de</strong>hautsack<br />
fallen, das Unterlid wird dabei etwas abgezogen,<br />
am besten gelingt dies im Liegen o<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>m<br />
Spiegel. Alle o.g. Medikamente können kombiniert angewandt<br />
wer<strong>de</strong>n und wirken additiv. Bei Kombinationen<br />
von Augentropfen soll in min<strong>de</strong>stens fünfminütigem Abstand<br />
getropft wer<strong>de</strong>n, damit <strong>de</strong>r zuerst verabreichte<br />
Tropfen nicht durch <strong>de</strong>n Folgetropfen ausgespült wird<br />
und wirkungslos bleibt. Dorzolamid, Apraclonidin, Brimonidin<br />
und Latanoprost sind erst seit wenigen Jahren<br />
zugelassen und sind bezüglich langfristiger unerwünschter<br />
Wirkungen weniger sicher und relativ teuer.<br />
Da eine alleinige Augeninnendrucksenkung in vielen<br />
Fällen ein gewisses Fortschreiten <strong>de</strong>s Glaukomscha<strong>de</strong>ns<br />
nicht verhin<strong>de</strong>rn kann, wird heutzutage ein neuroprotektiver<br />
Effekt angeprießen, für <strong>de</strong>n es bisher jedoch<br />
bei keinem Präparat einen klinischen Wirksamkeitsnachweis<br />
gibt.<br />
Der Hinweis bei cholinerg wirken<strong>de</strong>n Pharmaka, dass<br />
sie zu Augeninnendruckerhöhungen o<strong>de</strong>r einem Glaukomanfall<br />
führen können hat etwa die gleiche Be<strong>de</strong>utung<br />
wie mein Hinweis, dass die Verdunkelung eines<br />
Raumes die gleiche Folge haben kann und kann ohne<br />
praktische Konsequenz bleiben.<br />
Chirurgie <strong>de</strong>s Glaukoms<br />
Die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wahl ist die Trabekelektomie. Durch<br />
ein ge<strong>de</strong>cktes Sklerafenster im Bereich <strong>de</strong>s Kammerwinkels<br />
kann das Kammerwasser dann unter die Bin<strong>de</strong>haut<br />
in die episkleralen Gefäße abfließen. Die Operation<br />
bewirkt langfristig nur in etwa 50% <strong>de</strong>r Fälle eine<br />
gute Augeninnendruckregulation mit Funktionserhalt<br />
<strong>de</strong>s N. opticus, ein Teil <strong>de</strong>r Patienten benötigt auch<br />
weiterhin (weniger) Glaukommedikamente, etwa 10-<br />
20% sind mittelfristige Versager durch Vernarbung <strong>de</strong>s<br />
operativ erzeugten Kammerwasserabflusses. Ein Teil<br />
<strong>de</strong>r Patienten hat fortschreiten<strong>de</strong> Gesichtsfeldausfälle<br />
trotz guter o<strong>de</strong>r mäßiger Druckregulation. Hautkomplikation<br />
neben <strong>de</strong>r unzureichen<strong>de</strong>n Druckregulation ist<br />
die beschleunigte Kataraktentwicklung, unmittelbar<br />
postoperativ kann eine Hypotonie Probleme bereiten.<br />
Wegen <strong>de</strong>r unerwünschten Wirkungen und <strong>de</strong>r nicht so<br />
zuverlässigen drucksenken<strong>de</strong>n Wirkung wird die Trabekelektomie<br />
meist nur bei unzureichen<strong>de</strong>r medikamentöser<br />
Drucksenkung angewandt. Modifikationen durch<br />
Antimetaboliten o<strong>de</strong>r Silikonimplantate o<strong>de</strong>r auch<br />
neuere Techniken <strong>de</strong>r Filtrationserhöhung, Laserverfahren<br />
und die Ziliarkörperkoagulation haben das Problem<br />
bisher auch nicht grundsätzlich lösen können, wer<strong>de</strong>n<br />
jedoch in bestimmten Fällen angewandt.<br />
Weniger häufige Glaukomformen:<br />
Der Glaukomanfall wird auch beim Roten Auge besprochen,<br />
er hat eine prinzipiell an<strong>de</strong>re Ätiologie. In <strong>de</strong>r<br />
Regel han<strong>de</strong>lt es sich um kurze hyperope Augen (vergrößern<strong>de</strong><br />
Brillengläser). Durch das zunehmen<strong>de</strong> Linsendickenwachstum<br />
mit <strong>de</strong>m Lebensalter kann es bei<br />
diesen Augen zu einer plötzlichen (meist Beginn in <strong>de</strong>n<br />
Abendstun<strong>de</strong>n bei mittelweiter Pupille) weitgehend<br />
kompletten Verlegung <strong>de</strong>s hier sehr engen Kammerwinkels<br />
kommen. Der Augeninnendruck steigt einseitig<br />
plötzlich stark an (vergleichen<strong>de</strong> Palpation), was die<br />
teilweise sehr ausgeprägte Schmerzsymptomatik und<br />
teilweise vegetative Allgemeinsymptomatik mit Übelkeit<br />
und Erbrechen hervorruft. Die Pupille bleibt mittelweit,<br />
<strong>de</strong>r erhöhte Druck führt zum vermehrten Wassereinstrom<br />
in die Hornhaut (Hornhauttrübung mit <strong>Sehverschlechterung</strong>,<br />
evtl. bunte Farbringe). Hier ist akutes<br />
Han<strong>de</strong>ln erfor<strong>de</strong>rlich (intensive medikamentöse o<strong>de</strong>r<br />
chirurgische Therapie, Iri<strong>de</strong>ktomie), da es innerhalb von<br />
Stun<strong>de</strong>n zu irreversiblen Schä<strong>de</strong>n kommen kann.<br />
Neovaskuläres Glaukom (hämorrhagisches Sekundärglaukom)<br />
bei chronischen okulären Perfusionsstörungen,<br />
vor allem proliferativer diabetischer Retinopathie<br />
o<strong>de</strong>r Zentralvenenverschlüssen. Die Ischämie induziert<br />
fibrovaskulären Proliferationen im Kammerwinkelbereich<br />
und dadurch eine Abflussstörung. Eine<br />
rechtzeitige panretinale Laserkoagulation kann die<br />
Neovaskularisation vermei<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r unterdrücken.<br />
Kindliches Glaukom (Buphthalmus) ist sehr selten.<br />
Hier fällt zuerst die vergrößerte Hornhaut auf, da die<br />
Sklera und Hornhaut <strong>de</strong>s Kleinkin<strong>de</strong>s <strong>de</strong>m erhöhten<br />
Augeninnendruck nachgeben. Ggf. ist das Auge auch<br />
gerötet und durch die Hornhautproblematik können<br />
Lichtscheu und Tränen hervorgerufen wer<strong>de</strong>n. Therapie:<br />
chirurgisch<br />
9
10. <strong>Sehverschlechterung</strong> durch Fehlsichtigkeiten<br />
Aufbau Einzelerkrankungen<br />
Definition:<br />
Be<strong>de</strong>utung:<br />
Ätiologie / Pathologie:<br />
Symptome:<br />
Therapie / Verlauf:<br />
Myopie (Kurzsichtigkeit)<br />
Prävalenz: etwa 30% geringgradige, 7% mittelgradige<br />
(2-6 Dioptrien) und 2,5% höhere Myopie. Auftreten<br />
meist um die Pupertät, <strong>de</strong>r Fernpunkt <strong>de</strong>r Brechung<br />
liegt im endlichen durch relativ zu langen Augapfel.<br />
Ätiologie: ungünstiger Einfluss exzessiver Naharbeit,<br />
Lebensbedingungen <strong>de</strong>r Industrielän<strong>de</strong>r.<br />
Symptom: allmähliche <strong>Sehverschlechterung</strong> in <strong>de</strong>r Ferne,<br />
z.B. abfallen<strong>de</strong> Schulleistung wegen schlechtem<br />
Tafelvisus, Kneistern (Schlitzblen<strong>de</strong>nerzeugung),<br />
spätes Erkennen von Verkehrsschil<strong>de</strong>rn.<br />
Therapie: Minusgläser als Brille (verkleinern<strong>de</strong>s Brillenglas),<br />
Kontaktlinsen. Chirurgische und laserchirurgische<br />
Maßnahmen (fast alle an <strong>de</strong>r Hornhaut) sind noch<br />
problembehaftet (Narben, Blendung, Instabilität, Wundheilungsprobleme)<br />
und wer<strong>de</strong>n vom Autor abgelehnt,<br />
stellen aber eine günstige Einkommensquelle entsprechen<strong>de</strong>r<br />
Augenarztzentren dar.<br />
Kontaktlinsen: beson<strong>de</strong>rs sogenannte weiche Kontaktlinsen<br />
o<strong>de</strong>r solche mit verlängerter Tragezeit können<br />
vor allem bei unsachgemäßer Handhabung zu<br />
schweren bakteriellen Hornhautgeschwüren führen.<br />
Deshalb hygienischer Umgang, regelrechte Reinigung<br />
und Verwendung entsprechen<strong>de</strong>r Pflegemittel. Sofortige<br />
Entfernung <strong>de</strong>r Kontaktlinse bei Beschwer<strong>de</strong>n, umgehen<strong>de</strong><br />
augenärztliche Vorstellung bei anhalten<strong>de</strong>n<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlichen Beschwer<strong>de</strong>n.<br />
Weitsichtigkeit (Hyperopie)<br />
Nicht ganz so häufig wie die Myopie. Das Auge ist relativ<br />
zu kurz, es muss auch in <strong>de</strong>r Ferne akkomodiert<br />
wer<strong>de</strong>n um scharf zu sehen. In <strong>de</strong>r Kindheit kann die<br />
Weitsichtigkeit zu einem Schielen (akkomodativer Strabismus)<br />
führen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Einwärtsschielwinkel vergrößern,<br />
da die Akkomodation an eine Konvergenzreaktion<br />
(Einwärtsausrichtung <strong>de</strong>r Sehachsen) gekoppelt ist. Mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>m Alter können Probleme bei längerer<br />
Naharbeit auftreten, verfrühte Presbyopiesymptome<br />
(normal um 45. LJ).<br />
Therapie: Plusgläser als Brille o<strong>de</strong>r Kontaktlinse, chirurgische<br />
und laserchirurgische Maßnahmen sind hier<br />
noch problematischer als bei <strong>de</strong>r Myopie.<br />
Altersweitsichtigkeit (Presbyopie):<br />
Nachlassen <strong>de</strong>r Akkomodationsfähigkeit mit <strong>de</strong>r Alter,<br />
zwischen <strong>de</strong>m 40. und 50. Lebensjahr verlagert sich <strong>de</strong>r<br />
Nahpunkt jenseits <strong>de</strong>s Bereiches, in <strong>de</strong>m bequem gelesen<br />
wer<strong>de</strong>n kann (etwa 40 cm).<br />
Therapie: Lesebrille zwischen 1 und 3 Dptr., Myope um<br />
3 Dptr. können dann bequem ohne ihre Fernkorrektur<br />
lesen.<br />
Hornhautverkrümmung (Astigmatismus):<br />
Meist angeboren; irregulär als Folge von Verän<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Hornhautoberfläche (Keratokonus, chirurgische<br />
Eingriffe an <strong>de</strong>r Hornhaut, vor allem Keratoplastik, Narben).<br />
Therapie: Zylin<strong>de</strong>rgläser, formstabile Kontaktlinsen,<br />
chirurgische Eingriffe problematisch.<br />
Anisometropie:<br />
ungleiche Brechkraft von rechtem und linken Auge, oft<br />
mit Amblyopie <strong>de</strong>s weitsichtigeren Auges o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Auges<br />
mit <strong>de</strong>m stärkeren Zylin<strong>de</strong>rglas assoziiert, z.B. Mikrostrabismus.<br />
Deshalb frühes Erkennen und Refraktionsausgleich<br />
ggf. mit Abkleben erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
10
11. Ambylopie, Begleitschielen, Kin<strong>de</strong>rophthalmologie<br />
Aufbau Einzelerkrankungen<br />
Definition:<br />
Be<strong>de</strong>utung:<br />
Ätiologie / Pathologie:<br />
Symptome:<br />
Therapie / Verlauf:<br />
Die Kin<strong>de</strong>rophthalmologie beinhaltet Krankheitsbil<strong>de</strong>r,<br />
die sich von <strong>de</strong>r Erwachsenenophthalmologie wesentlich<br />
unterschei<strong>de</strong>n (Amblyopie, Begleitschielen, Tränenwegsstenose,<br />
Retinopathia prämaturorum). Vor allem<br />
müssen aufgrund <strong>de</strong>r Amblyopiegefahr an<strong>de</strong>re Gesichtspunkte<br />
berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, so dass diese Patientengruppe<br />
geson<strong>de</strong>rt besprochen wird.<br />
Amblyopie die Behandlung erst z.B. nach <strong>de</strong>m vierten<br />
Lebensjahr begonnen, ist die Therapie traumatischer,<br />
langwieriger und nicht so erfolgreich.<br />
Frühkindliche Schielsyndrom (FSS)<br />
o<strong>de</strong>r frühkindliche Einwärtsschielen (Strabismus convergens)<br />
ist das klassische kindliche Schielen, das je<strong>de</strong>r<br />
schon einmal beobachten konnte. Es tritt bei etwa<br />
1% <strong>de</strong>r Bevölkerung auf.<br />
Charakteristika:<br />
Amblyopie<br />
Bei vielen Augenerkrankungen im Kin<strong>de</strong>salter ist die<br />
Amblyopie (Schwachsichtigkeit) ein zentrales Problem.<br />
Sie tritt auf, wenn während <strong>de</strong>r Entwicklungszeit (etwa<br />
bis 6.-10. Lebensjahr) auf <strong>de</strong>r Netzhaut keine scharfe<br />
Abbildung stattfin<strong>de</strong>t (Refraktionsfehler, Medientrübungen,<br />
Ptosis) o<strong>de</strong>r häufiger wenn auf Grund eines<br />
kindlichen Schielens das Bild <strong>de</strong>s schielen<strong>de</strong>n Auges<br />
vom ZNS konstant unterdrückt/ausgeblen<strong>de</strong>t wird.<br />
- auffälliger Einwärtsschielwinkel (meist >10°, leicht<br />
erkennbar, asymmetrische Hornhautreflexe);<br />
- Schielbeginn bis zum 6. Lebensmonat (davor darf<br />
noch zumin<strong>de</strong>st teilweise geschielt wer<strong>de</strong>n, nach <strong>de</strong>m<br />
6. Lebensmonat ist es pathologisch);<br />
- anfangs meist wechselseitige Fixation, z.B. bei<br />
Rechtsblick mit links, bei Linksblick mit rechts (Kreuzfixation),<br />
im Verlauf kommt es in etwa <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>r<br />
Fälle zum einseitigen Schielen, dann ist eine Amblyopietherapie<br />
erfor<strong>de</strong>rlich;<br />
- häufig assoziierte Störungen, z.B. bei Seitblick Höherstand<br />
<strong>de</strong>s Auge, das zur Nase blickt (die Koppelung<br />
bei<strong>de</strong>r Augen über das beidäugige Sehen ist gestört)<br />
Definition: Amblyopie ist eine bei rechtzeitiger Erkennung<br />
und Behandlung reversible Schwachsichtigkeit,<br />
die unter <strong>de</strong>n anatomisch-funktionellen Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>s Auges und ZNS zurückbleibt.<br />
Die Be<strong>de</strong>utung besteht einerseits in <strong>de</strong>r Häufigkeit <strong>de</strong>s<br />
Vorkommens (Prävalenz 1 bis 5% <strong>de</strong>r Bevölkerung,<br />
abhängig auch von <strong>de</strong>n Kriterien <strong>de</strong>r Amblyopie), <strong>de</strong>r<br />
Bisher ist beim FSS kein normales beidäugiges Sehen<br />
erreichbar. Am wichtigsten ist die Amblyopieprophylaxe-/therapie<br />
häufig mit Okklusion und Brillenverordnung.<br />
Durch eine spätere Schieloperation lässt sich eine<br />
ansprechen<strong>de</strong> Augenstellung erreichen (Schiel-OP<br />
vor <strong>de</strong>r Einschulung).<br />
Untersuchungen durch <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten/Kin<strong>de</strong>rarzt:<br />
möglichen erfolgreichen Behandlung und <strong>de</strong>r sich dar- - Sehschärfe wenn möglich, sonst Prüfung seitengleiaus<br />
ergeben<strong>de</strong>n Notwendigkeit <strong>de</strong>r Früherkennung. chen Abwehrverhaltens bei Ab<strong>de</strong>cken eines Auges<br />
Zwei Dinge müssen beachtet wer<strong>de</strong>n:<br />
durch die Hand <strong>de</strong>r Mutter o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Untersuchers<br />
- Es kommt darauf an, eine scharfe Abbildung auf <strong>de</strong>r<br />
Netzhaut zu ermöglichen. Vor allem bei Brechkraftunterschie<strong>de</strong>n<br />
zwischen bei<strong>de</strong>n Augen (Anisometropie)<br />
fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Regel am weitsichtigeren Auge (hier<br />
wäre eine einseitige zusätzliche Akkomodationsanstrengung<br />
erfor<strong>de</strong>rlich) keine scharfe retinale Abbil-<br />
- Symmetrie <strong>de</strong>r Hornhautreflexe (evtl. Fotoanamnese)<br />
- einseitiger Ab<strong>de</strong>cktest<br />
- Augenbeweglichkeitsprüfung<br />
- beidäugige Zusammenarbeit, Brechkraftbestimmung<br />
und Augenhintergrunduntersuchung mit Überprüfung<br />
<strong>de</strong>r Fixation und Medien durch <strong>de</strong>n Augenarzt<br />
dung statt. Amblyope Augen haben viel häufiger Fehl- Differentialdiagnostisch muss vor allem an <strong>de</strong>n häufigen<br />
sichtigkeiten (primär? sekundär?) als normale Augen Pseudostrabismus durch <strong>de</strong>n breiten kindlichen Na-<br />
o<strong>de</strong>r das Partnerauge, wahrscheinlich durch Fortfall senrücken (Epikanthus) gedacht wer<strong>de</strong>n (Symmetrie<br />
von Regulationsmechanismen, die über die scharfe <strong>de</strong>r Hornhautreflexe, unauffälliger Ab<strong>de</strong>cktest, positiver<br />
Abbildung auf <strong>de</strong>r Netzhaut das Bulbuswachstum Lang-Stereo-Test).<br />
steuern. Wegen <strong>de</strong>r relativ hohen Rate an Fehlsichtigkeiten<br />
ist bei Amblyopie und Schielen häufig eine<br />
Brillenkorrektur erfor<strong>de</strong>rlich. Medientrübungen (selten,<br />
z.B. Linsentrübung) sind umgehend zu beseitigen.<br />
Ausgesprochen schwierig ist das Erkennen <strong>de</strong>s kleinwinkligen<br />
Schielens, <strong>de</strong>s Mikrostrabismus: Hier liegt<br />
ein kleiner kosmetisch unauffälliger Schielwinkel unter<br />
5° vor. Das Schielen ist einseitig und nach innen, im<br />
Ab<strong>de</strong>cktest sind die Einstellbewegungen nur schwer<br />
- Vor allem bei Schielamplyopie ist eine Okklusi- o<strong>de</strong>r evtl. überhaupt nicht zu erkennen. Zur Vermeidung<br />
onstherapie <strong>de</strong>s besseren Auges durch Pflasterab- von Diplopie kommt es auch hier zu einer konstanten<br />
klebung o<strong>de</strong>r ggf. auch Vernebelungsfolien erfor<strong>de</strong>r- Bildunterdrückung <strong>de</strong>r Fovea <strong>de</strong>s schielen<strong>de</strong>n Auges,<br />
lich um das sehschwächere Auge zu schulen. Der die Sehschärfe ist in <strong>de</strong>r Regel schwer bis leicht redu-<br />
Therapieerfolg ist um so schneller, einfacher und vollziert. Eine stabile Zusammenarbeit bei<strong>de</strong>r Augen ist<br />
ständiger zu erreichen, je früher und konsequenter die durch eine feste funktionelle Verschaltung bei<strong>de</strong>r Augen<br />
Okklusion begonnen und fortgeführt wird. In entspre- (anomale Korrespon<strong>de</strong>nz) gegeben, diese ist aber um<br />
chen<strong>de</strong>n Fällen ist unbedingt auch schon im ersten wenige Grad versetzt. Deshalb wer<strong>de</strong>n anspruchsvolle<br />
Lebensjahr zu beginnen. Wird dagegen bei schwerer Stereosehteste nicht erkannt. Der einfache und gut akzeptierte<br />
Lang-Stereo-Test ist daher eine ganz ent-<br />
Skript Kin<strong>de</strong>r DD Visus 10.07.02 11
schei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Hilfe zur Auf<strong>de</strong>ckung eines Mikrostrabismus.<br />
Vorkommen bis 1% <strong>de</strong>r Bevölkerung. Therapie:<br />
Refraktionsausgleich <strong>de</strong>r häufigen Anisometropie (Brille),<br />
Amblyopietherapie, keine Operation erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
‚Gutartiger‘ ist das meist nur zeitweilig auftreten<strong>de</strong><br />
Auswärtsschielen (Strabismus divergens intermittens),<br />
häufig ist es mit keiner o<strong>de</strong>r keiner <strong>de</strong>utlichen Amblyopie<br />
verbun<strong>de</strong>n und es besteht in nicht schielen<strong>de</strong>n Momenten<br />
oft gutes beidäugiges Sehen (Stereosehen).<br />
Bei häufigem und auffälligem Schielen kann <strong>de</strong>r<br />
Schielwinkel operativ korrigiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Tränennasengangsstenose<br />
Die Vereinigung von proximalem und distalem Tränennasengang<br />
ist bei Geburt oft noch nicht vollständig,<br />
meist verbleibt eine membranöse Struktur (Hasnersche<br />
Klappe), die sich meist in <strong>de</strong>n ersten Lebensmonaten<br />
spontan öffnet.<br />
Zeichen: eitriges Sekret vor allem am nasalen Lidwinkel,<br />
vor allem morgens verklebte Li<strong>de</strong>r, sonst symptomund<br />
reizloses Auge.<br />
Die TNG-Stenose ist ausgesprochen gutartig, es kommt<br />
praktisch nie zu Bin<strong>de</strong>haut- o<strong>de</strong>r Li<strong>de</strong>ntzündungen auch<br />
wenn es teilweise ‚gefährlich‘ aussieht. Meist Spontanheilung,<br />
ggf. kann dies durch Massage <strong>de</strong>s nasalen<br />
Lidwinkels nach unten unterstützt wer<strong>de</strong>n. Antibiotische<br />
Salben bringen nur vorübergehend Lin<strong>de</strong>rung. Der Kanal<br />
kann etwa bis zum 6. Lebensmonat ohne Allgemeinnarkose<br />
durch Spülung o<strong>de</strong>r mit einer stumpfen<br />
Son<strong>de</strong> geöffnet wer<strong>de</strong>n, bei älteren Kin<strong>de</strong>rn muß die<br />
Sondierung ggf. in Allgemeinnarkose erfolgen.<br />
Leukokorie:<br />
Die weiße Pupille (Leukokorie) ist ein sehr seltenes<br />
aber sehr ernstes Zeichen, da sie auf gravieren<strong>de</strong> Störungen<br />
mit wichtigen Konsequenzen hinweist. Sie fällt<br />
beson<strong>de</strong>rs bei weiter Pupille und regredientem Licht<br />
(z.B. bei Rote-Augen-Effekt schlechter Blitzfotos) auf.<br />
Wichtige Ursachen:<br />
Frühkindliche Katarakt: beson<strong>de</strong>rs bei einseitiger<br />
dichter Katarakt nur gute visuelle Funktion erreichbar,<br />
wenn sie in <strong>de</strong>n ersten Lebenswochen operiert wird.<br />
Retinoblastom: wichtiger kindlicher Tumor, teilweise<br />
familiär (Gen<strong>de</strong>fekt, dann oft beidseitig), <strong>de</strong>r sich bei<br />
frühzeitiger Ent<strong>de</strong>ckung relativ gut behan<strong>de</strong>ln lässt (lo-<br />
12. Differentialdiagnose <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
Die <strong>Sehverschlechterung</strong> ist ein häufiges und wichtiges<br />
Symptom/Zeichen. Viele Erkrankungen <strong>de</strong>s Auges und<br />
seiner Anhangsgebil<strong>de</strong> können zur <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
führen (siehe auch Tabelle am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Skriptes).<br />
Für eine sinnvolle Differentialdiagnose sind <strong>de</strong>shalb vor<br />
allem folgen<strong>de</strong> Faktoren zu berücksichtigen:<br />
- Patientenalter<br />
- Zeitliche Entwicklung <strong>de</strong>r <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
- Ausmaß <strong>de</strong>r <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
- Einseitigkeit / Beidseitigkeit<br />
- Assoziierte Symptome und Zeichen: afferente Pupillenreaktion,<br />
Rotes Auge, Schmerzen, Gesichtsfeld,<br />
Doppelbil<strong>de</strong>r, Exophthalmus, Lidfehlstellungen, Trauma<br />
usw.<br />
kale Bestrahlung durch Strahlenträger und/o<strong>de</strong>r Chemotherapie).<br />
Retinopathia prämaturorum<br />
Bei Frühgeborenen unter 1500g sind wesentliche Anteile<br />
<strong>de</strong>r peripheren Netzhaut noch nicht vollständig<br />
vaskularisiert. Im Rahmen <strong>de</strong>r fortschreiten<strong>de</strong>n Vaskularisation<br />
kann es zu einem fehlgeleiteten Einwachsen<br />
dieser Gefäße in <strong>de</strong>n Glasköperraum mit schweren<br />
Komplikationen bis zur beidseitigen Erblindung kommen.<br />
Die Gefahr ist um so größer, je unreifer das Neugeborene<br />
war und je gravieren<strong>de</strong>r die allgemeine Hypoxie<br />
(z.B. Ausmaß <strong>de</strong>r Sauerstoffbeatmung). Diese<br />
Problematik ist erst ab <strong>de</strong>r 6. Lebenswoche o<strong>de</strong>r 31.<br />
Gestationswoche von therapeutischer Be<strong>de</strong>utung. Deshalb<br />
sind bei allen Kin<strong>de</strong>rn unter 1500g Geburtsgewicht<br />
entsprechen<strong>de</strong> augenärztliche Kontrollen erfor<strong>de</strong>rlich,<br />
da sich die Erkrankung ggf. durch eine Laserkoagulation<br />
<strong>de</strong>r Netzhaut günstig beeinflussen lässt.<br />
Neugeborenenkonjunktivitis<br />
Selten. Die über Erreger <strong>de</strong>s Geburtskanals hervorgerufene<br />
Bin<strong>de</strong>hautentzündung Neugeborener kann von erheblicher<br />
klinischer Be<strong>de</strong>utung sein:<br />
Gonokokken-Konjunktivitis (Gonoblenorrhoe): extrem seltene,<br />
aber schwere eitrige Konjunctivitis <strong>de</strong>r ersten Lebenstage mit<br />
Gefahr <strong>de</strong>r Hornhauteinschmelzung innerhalb einiger Stun<strong>de</strong>n.<br />
Prophylaxe durch einmaliges Tropfen von Silbernitrat-<br />
Lösung bei Geburt (Credésche Prophylaxe) o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Mittel.<br />
Chemische Konjunktivitis: das Silbernitrat bei <strong>de</strong>r Credéschen<br />
Prophylaxe kann zu einer Reizung mit Rötung <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>haut<br />
führen<br />
Chlamydien-Konjunktivitis: sie tritt erst nach einigen Tagen bis<br />
Wochen auf und ist weniger <strong>de</strong>utlich, ggf. systemische Therapie<br />
durch <strong>de</strong>n Pädiater, da die Erreger auch eine Pneumonie<br />
auslösen können<br />
Herpes-Blepharo-Kerato-Konjunctivitis: Lidverän<strong>de</strong>rungen mit<br />
Bläschen und Krusten, rotes Auge, Hornhautbeteiligung. Neben<br />
<strong>de</strong>r Gefahr von Hornhautnarben besteht vor allem eine<br />
hohe Gefahr <strong>de</strong>s Virämie mit Überwindung <strong>de</strong>r unreifen Blut-<br />
Hirn-Schranke und schwersten ZNS-Schä<strong>de</strong>n. Systemische<br />
Virostase durch Kin<strong>de</strong>rklinik.<br />
Die kindliche TNG-Stenose manifestiert sich immer erst nach<br />
einigen Wochen, da anfangs kaum Tränen produziert wer<strong>de</strong>n<br />
und die Besiedlung mit Keimen einige Zeit in Anspruch nimmt.<br />
Die Bin<strong>de</strong>haut ist dabei nicht gerötet.<br />
Patientenalter:<br />
höheres Alter (> 60J)<br />
Viele <strong>de</strong>r häufigeren Erkrankungen mit <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
kommen typischerweise jenseits <strong>de</strong>s 60. Lebensjahres<br />
und nur vereinzelt früher vor.<br />
Die ganze erste Gruppe mit <strong>de</strong>n häufigsten Erkrankungen<br />
geht ohne Rotes Auge o<strong>de</strong>r Schmerzen einher:<br />
- Katarakt: allmählich, bds. aber nicht unbedingt seitengleich,<br />
Grauschleier, manchmal Blendungsgefühl,<br />
kein afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt, evtl. vorübergehend<br />
Lesen ohne Nahbrille möglich, Sehschärfe meist besser<br />
als 0,1, Linsenbeurteilung in Mydriasis an <strong>de</strong>r<br />
Spaltlampe o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Rotreflex;<br />
Skript Kin<strong>de</strong>r DD Visus 10.07.02 12
- Altersabhängige Makula<strong>de</strong>generation: allmählich,<br />
oft bds., meist nicht seitengleich, meist >70 Jahre,<br />
ggf. mit kurzfristiger Verschlechterung bei subretinaler<br />
Neovaskularisation, beson<strong>de</strong>rs dann oft Verzerrtsehen<br />
o<strong>de</strong>r dunkler zentraler Fleck; alle Visusstufen<br />
möglich, häufig Leseschwierigkeiten, äußeres Gesichtsfeld<br />
auch subjektiv normal;<br />
- diabetische Retinopathie kommt in dieser Altersgruppe<br />
als Ursache häufig in Frage (meist bekannter<br />
Diabetes mellitus), Auftreten plötzlich (schwappen<strong>de</strong><br />
Schatten <strong>de</strong>r Glaskörperblutung) bis allmählich (Makulaö<strong>de</strong>m),<br />
einseitig o<strong>de</strong>r beidseitig, evtl. Verzerrtsehen;<br />
charakteristische Fundusverän<strong>de</strong>rungen, meist<br />
kein afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlicher Gesichtsfeldausfall,<br />
alle Sehschärfen möglich.<br />
- arterielle Verschlüsse: schlagartig, ggf. beim Aufstehen<br />
bemerkt, einseitig, oft weitgehen<strong>de</strong>r Funktionsverlust<br />
im betroffenen Gebiet bis fehlen<strong>de</strong> Lichtwahrnehmung<br />
wenn die Zentralarterie o<strong>de</strong>r ganze Papille<br />
betroffen ist. Arteriitis temporalis ausschließen (Kopfschmerzen,<br />
BSG/CRP, Allgemeinsymptome, Muskelschmerz<br />
usw.) bzw. sofort therapieren (hochdosiert<br />
Cortison). Häufig kardiovaskuläre Risikofaktoren.<br />
Deutlicher afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt zumin<strong>de</strong>st bei<br />
größeren Verschlüssen, Gesichtsfeldausfälle meist in<br />
<strong>de</strong>m Bereich vollständig; Fundus: blasse Papillenschwellung<br />
o<strong>de</strong>r retinales Ö<strong>de</strong>m mit unterbrochenem<br />
Blutstrom im Akutstadium, später Optikusatrophie<br />
(blasse Papille);<br />
- Venenverschlüsse: nicht ganz so plötzlich, eher über<br />
einige Tage, meist noch Visus um 0,1 o<strong>de</strong>r besser,<br />
einseitig, oft Verzerrtsehen, charakteristisches Fundusbild,<br />
evtl. afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt, Gesichtsfeld<br />
eher <strong>de</strong>zente Einschränkungen; häufig kardiovaskuläre<br />
Risikofaktoren;<br />
- Glaucoma chronicum simplex: erst in <strong>de</strong>n fortgeschrittenen<br />
Stadien wird eine <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
bemerkt, manchmal auch plötzlich, dann bestehen<br />
meist ausgeprägte Gesichtsfeldausfälle; afferenter<br />
Pupillen<strong>de</strong>fekt möglich; Glaukompapille; Glaukom oft<br />
bekannt, ggf. Tropfen zeigen lassen;<br />
- Netzhautablösung: häufig im Zusammenhang mit<br />
symptomatischer Glasköperabhebung (Blitzen,<br />
schwappen<strong>de</strong> Schatten, einseitig) o<strong>de</strong>r symptomatischen<br />
Lochbildung (oft zusätzlich Rußregen o<strong>de</strong>r<br />
Wolke durch GK-Blutung), die Netzhautablösung wird<br />
meist als Vorhang o<strong>de</strong>r Wand von peripher, meist<br />
unten, kommend empfun<strong>de</strong>n, Verlust <strong>de</strong>r zentralen<br />
Sehschärfe auf Werte um 0,1 bei zentraler Ablösung,<br />
afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt möglich; häufig Myopie o<strong>de</strong>r<br />
Augenoperationen o<strong>de</strong>r Trauma; möglichst umgehen<strong>de</strong><br />
Behandlung (OP, ggf. Laserprophylaxe).<br />
- Glaukomanfall: meist ältere Patienten mit weitsichtigen<br />
Augen (vergrößern<strong>de</strong> Brille), mittelweite reaktionslose<br />
Pupille, alle Visusstufen möglich, entwickelt<br />
sich meist über Stun<strong>de</strong>n bevorzugt am Abend,<br />
Schmerzen, rotes Auge, evtl. subjektiv Farbringe und<br />
Transparenzmin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Hornhaut durch Hornhautepithelö<strong>de</strong>m,<br />
evtl. vegetative Begleitsymptomatik,<br />
Bulbus palpatorisch verhärtet.<br />
Alter <strong>de</strong>r Berufstätigkeit:<br />
In dieser Altersgruppe ist das Spektrum viel größer, eine<br />
<strong>de</strong>utliche <strong>Sehverschlechterung</strong> tritt wesentlich seltener<br />
auf (ausgenommen Refraktionsstörungen). In Einzelfällen<br />
können die o.g. Erkrankungen als Frühmanifestation<br />
auftreten. Eine <strong>Sehverschlechterung</strong> in dieser<br />
Gruppe wird man großzügig umgehend einem Augenarzt<br />
zuweisen.<br />
- diabetische Retinopathie: häufigste Ursache in dieser<br />
Altersgruppe, Manifestation s.o.<br />
- Kurzsichtigkeit (Myopie): meist in <strong>de</strong>r Pubertät bis<br />
ins Erwachsenenalter zunehmend, manchmal fortschreitend,<br />
<strong>de</strong>utlich bessere Sehschärfe in <strong>de</strong>r Nähe<br />
bis extremen Nähe, keine weiteren Symptome, beidseitig.<br />
Vorsicht: erhöhtes Ablatiorisiko.<br />
- Altersweitsichtigkeit (Presbyopie): zunehmen<strong>de</strong><br />
Schwierigkeiten nur in <strong>de</strong>r Nähe vor allem bei<br />
schlechter Beleuchtung, Manifestationsalter 40-50<br />
Jahre, bei Hyperopie evtl. auch früher, immer beidseitig.<br />
- Katarakt: in dieser Altersgruppe relativ selten, dann<br />
gehäuft als Komplikation von Trauma, Cortison, Diabetes<br />
mellitus, intraokulare Entzündungen.<br />
- Retinitis centralis serosa: meist mäßige <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
mit Mikro- o<strong>de</strong>r Makropsie über einige<br />
Tage, vor allem Männer, ggf. Rezidive, hohe spontane<br />
Besserungsrate, Fundusverän<strong>de</strong>rungen meist nur für<br />
geübte zu erkennen;<br />
- Neuritis nervi optici: nicht häufig, <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
über Stun<strong>de</strong>n bis Tage, einseitig, oft retrobulbärer<br />
Bulbusbewegungsschmerz, evtl. Symptome/Anamnese<br />
einer MS, Sehschärfe von 0 bis 100%<br />
alles möglich, typisch relativer afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt,<br />
Farben erscheinen blasser; meist weitgehen<strong>de</strong><br />
spontane Besserung; fast immer einseitig.<br />
- Herpes Keratitis: Rotes Auge, zarter bis <strong>de</strong>utlicher<br />
Hornhautbefund (am besten mit Fluoreszein), vermin<strong>de</strong>rte<br />
Hornhautsensibilität, oft Rezidiv;<br />
- Trauma: beson<strong>de</strong>rs berufliche Exposition beachten<br />
(Schweißen, Metallarbeiter, Hammer und Meisel etc.),<br />
Hornhautverletzung /-fremdkörper (Fluoreszeinfärbung),<br />
bei Contusio <strong>Sehverschlechterung</strong> durch<br />
Hornhautscha<strong>de</strong>n, Linsenscha<strong>de</strong>n, intraokulare Blutung,<br />
Netzhautö<strong>de</strong>m und Orbitafraktur möglich.<br />
- Uveitis: relativ selten. Bei Iritis ciliare Rötung,<br />
Schmerzen vor allem bei hellem Licht, Pupille etwas<br />
enger und evtl. entrun<strong>de</strong>t (Synechie), ggf. Hypopyon,<br />
Fibrin und Endothelbeschläge erkennbar, oft Iritisanamnese;<br />
med. Mydriasis und Cortison. Bei Chorioretinitis<br />
und intermediärer Uveitis keine Rötung, keine<br />
Schmerzen, charakteristischer Fundusbefund. Ätiologie<br />
oft nicht bekannt, häufig Autoimmunkomponente,<br />
teilweise Systemerkrankungen (rheumatoi<strong>de</strong>r Formenkreis,<br />
Sarkoidose, Toxoplasmose, Borrelliose<br />
u.a.)<br />
Kindheit:<br />
Wegen <strong>de</strong>r therapeutischen Konsequenz (Amblyopie)<br />
erfor<strong>de</strong>rt nicht nur eine kindliche <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
son<strong>de</strong>rn je<strong>de</strong>r Verdacht einer nicht vollen Sehschärfe<br />
eine umgehen<strong>de</strong> augenärztliche Abklärung.<br />
Skript Kin<strong>de</strong>r DD Visus 10.07.02 13
- Amblyopie vor allem bei Strabismus (Vorkommen 1-<br />
5%, Anamnese, Hornhautreflexe, Ab<strong>de</strong>cktest, Lang-<br />
Test)<br />
- Refraktionsstörungen (relativ selten, Anisometropie,<br />
Myopie, Hyperopie)<br />
- Selten: Tumor, Katarakt (regredientes Licht), Uveitis,<br />
Ptosis, aber wichtig wegen <strong>de</strong>r Therapie<br />
Wichtige Untersuchungen:<br />
Abschätzung <strong>de</strong>r Sehschärfe (immer einseitig, Vergleich<br />
mit eigener Sehschärfe, Zeitungstext mit Lesebrille<br />
aus 30 cm entspricht Visus >0,3 bis 0,5, aus 1 m<br />
etwa 100%, siehe Visustafel)<br />
Relative afferente Pupillenreaktion (siehe Untersuchungen),<br />
einziger einfacher objektiver Test. Unauffällig<br />
bei vielen wichtigen Problemen (Katarakt, altersabhängige<br />
Makula<strong>de</strong>generation, Amblyopie), hinweisend auf<br />
Prozesse <strong>de</strong>s Sehnerven (Neuritis, Gefäßverschlüsse,<br />
fortgeschrittenes Glaukom, Kompression) o<strong>de</strong>r ausge<strong>de</strong>hnte<br />
retinale Verän<strong>de</strong>rungen (Arterienverschluss,<br />
evtl. bei Venenverschluss und Netzhautablösung positiv).<br />
Konfrontationsgesichtsfeld: vertikale Mittellinienbegrenzung<br />
bei zentralen Störungen, Quadranten-<br />
/Sektorausfall bei Arterienasteverschluss, umschriebene<br />
Einschränkung <strong>de</strong>r Außengrenzen bei Netzhautablösung,<br />
fortgeschrittenem Glaukom<br />
Metamorphopsie: Prüfung am besten mit karriertem<br />
Papier mit aufgemaltem Fixationspunkt, hinweisend auf<br />
Makulaprozess.<br />
Inspektion: spiegeln<strong>de</strong> glatte Hornhaut (ggf. Fluoreszeinfärbung),<br />
Fremdkörper, assoziierte Befun<strong>de</strong> wie<br />
Lidfehlstellung, Exophthalmus, Rötung (conjunctival,<br />
ciliar, gemischt), entrun<strong>de</strong>te, weite o<strong>de</strong>r enge Pupille,<br />
getrübte Linse,<br />
Hinweisen<strong>de</strong> Symptome / Zeichen / Angaben<br />
Schlagartige <strong>Sehverschlechterung</strong> zeigt eine arterielle<br />
Durchblutungsstörung an, Glaskörperblutung und Netzhautablösung<br />
treten schnell bis schlagartig auf, lassen<br />
sich dann jedoch meist anamnestisch abgrenzen<br />
(schwappen<strong>de</strong> Schatten, aufsteigen<strong>de</strong> Wand, keine absoluten<br />
Gesichtsfeldausfälle), eine Makulablutung im<br />
Rahmen einer altersabhängigen Makula<strong>de</strong>generation<br />
kann plötzlich auftreten (Zentralskotom), Traumen sind<br />
meist aufgrund <strong>de</strong>r Anamnese klar.<br />
Stun<strong>de</strong>n bis Tage: venöse Verschlüsse, subretinale<br />
Neovaskularisation bei altersabhängiger Makula<strong>de</strong>generation<br />
(Verzerrtsehen), Neuritis nervi optici, Uveitis/Iritis,<br />
Glaukomanfall, Herpes, Konjunktivitis (macht<br />
eigentlich keine richtige <strong>Sehverschlechterung</strong> son<strong>de</strong>rn<br />
eher Schleiersehen, kommt aber häufig vor und wird<br />
manchmal als <strong>Sehverschlechterung</strong> angegeben).<br />
Allmählich: Katarakt, Altersabhängige Makula<strong>de</strong>generation,<br />
diabetische Retinopathie, Refraktionsstörungen.<br />
13. Rotes Auge, Schmerzen, gereiztes Auge, Trauma<br />
Beidseitigkeit: typisch bei Katarakt, altersabhängige<br />
Makula<strong>de</strong>generation, diabetischer Retinopathie, Refraktionsstörungen,<br />
zentralen Sehstörungen<br />
Verzerrungen (Metamorphopsie) von Linien und Buchstaben<br />
ist stark hinweisend auf ein Makulaprozess.<br />
Schmerzen: vor<strong>de</strong>re Augenabschnitte (insbeson<strong>de</strong>re<br />
Hornhaut und Iris), Ausnahmen: Arteriitis temporalis,<br />
Trigeminusaffektionen (Zoster, Sinus cavernosus u.a.);<br />
bei Neuritis nervi optici und Endokrine Orbitopathie nur<br />
mäßiger retrobulbärer Schmerz und Druckgefühl.<br />
Farbsinnesstörungen im Seitenvergleich sind hinweisend<br />
auf Optikusprozesse, vor allem Neuritis nervi optici<br />
und Kompression z.B. bei Endokriner Orbitopathie,<br />
da angeborenen Farbsinnesstörungen beidseitig sind<br />
und kompensiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Schwappen<strong>de</strong> Schatten beweisend für Glaskörpertrübung<br />
bzw. abgelöste Netzhaut.<br />
Doppelbil<strong>de</strong>r, die auf Ab<strong>de</strong>cken eines Auges verschwin<strong>de</strong>n,<br />
zeigen eine Störung <strong>de</strong>r Augenstellung an,<br />
wenn sie auch einäugig wahrgenommen wer<strong>de</strong>n zeigen<br />
sie Refraktionsstörungen <strong>de</strong>r Hornhaut (Astigmatismus)<br />
o<strong>de</strong>r Linse (z.B. Katarakt) an.<br />
Brillenanamnese: höhere Kurzsichtigkeit (Netzhautablösung),<br />
Weitsichtigkeit (Glaukomanfall), Anisometropie<br />
(Amblyopie).<br />
Augenoperationen: nach Katarakt-OP tritt häufig ein<br />
Nachstar auf <strong>de</strong>r sich meist als allmähliche <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
manifestiert, intraokulare Eingriffe gehen<br />
mit schnellerer Kataraktentwicklung einher, das Ablatiorisiko<br />
ist nach <strong>de</strong>n meisten intraokularen Eingriffen erhöht.<br />
Trauma: Hornhautfremdkörper (Schleifen, Über-Kopf-<br />
Arbeiten), Hornhauterosio (z.B. Palmen, Kin<strong>de</strong>rfinger),<br />
Contusio bulbi (Hornhaut, Blutung, Netzhautö<strong>de</strong>m),<br />
Perforationen (z.B. Hammer-Meisel-Verletzung).<br />
Allgemeinerkrankungen: Diabetes mellitus (Makulaö<strong>de</strong>m,<br />
Glaskörperblutung, Netzhautablösung, Gefäßverschlüsse,<br />
verfrühte Katarakt), arterieller Hypertonus<br />
(Gefäßverschlüsse, hypertensive Retinopathie), Hyperthyreose<br />
(Endokrine Orbitopathie), neurologische<br />
Ausfälle (zentrale Störung, MS, Augenbewegungsstörungen,<br />
Nystagmus), rheumatoi<strong>de</strong>r Formenkreis (Uveitis).<br />
Schielstellung: kann auf eine akute Bewegungsstörung<br />
hinweisen (Paresen, Endokrine Orbitopathie, Orbitafraktur),<br />
Zeichen eines kindlichen Strabismus sein<br />
o<strong>de</strong>r auf eine schwere Visuseinschränkung <strong>de</strong>s schielen<strong>de</strong>n<br />
Auges hinweisen (sekundärer Strabismus).<br />
Die mit Abstand häufigsten Ursachen sind äußerlicher Um wichtige ernste Ursachen nicht zu übersehen sollte<br />
und relativ harmloser Natur wie konjunktivale Reizun- immer ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n:<br />
gen (Wind, UV-Strahlen, Allergien, Virusinfektionen),<br />
Lidprobleme (Blepharitis, Lidfehlstellungen) o.ä.<br />
Sehschärfenmin<strong>de</strong>rung (Iritis, Glaukomanfall, Hornhautprozesse)<br />
Skript Kin<strong>de</strong>r DD Visus 10.07.02 14
Schmerzen (Glaukomanfall, Iritis, Hornhautprozesse,<br />
Zoster, Optikusneuritis). Auch bei Konjunktiviti<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
manchmal spontan Schmerzen angegeben, bei<br />
Nachfrage wird dies dann jedoch nicht als eigentlicher<br />
Schmerz son<strong>de</strong>rn eher Reiben o.ä. charakterisiert.<br />
Pupillenbeteiligung afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt bei Optikusprozessen<br />
und Gefäßverschlüsssen; Unregelmäßigkeiten<br />
und Miose bei Iritis, Voroperationen, Pilocarpinmedikation;<br />
Mydriasis bei Glaukomanfall, Atropin<br />
und Okulomotoriusparese.<br />
Hornhautbeteiligung meist durch Inspektion zu erkennen<br />
(die normale Hornhaut ist spiegelblank und lässt<br />
die Iris klar erkennen)<br />
Bin<strong>de</strong>hautreizung:<br />
Die Ursachen können vielfältig sein:<br />
Physikalisch: UV-Strahlung durch Schweißen (Verblitzung),<br />
Sonnenstudio, intensive Sonnenstrahlung. Hinweisend:<br />
Gesichtsrötung, Anamnese, Symptome erst<br />
einige Stun<strong>de</strong>n nach Exposition wie bei Sonnenbrand;<br />
Wind, Staub, Chlorwasser usw., Fremdkörper s. u..<br />
Mikrobiell: primäre bakterielle Bin<strong>de</strong>hautinfektionen sind<br />
nach Ansicht <strong>de</strong>s Autors selten. Virale Infektionen<br />
(u.a. A<strong>de</strong>noviren) treten oft erst einseitig auf, das an<strong>de</strong>re<br />
Augen folgt oft in zwei bis drei Tagen; subjektiv oft<br />
wie Sand im Auge, charakteristisch präaurikuläre und<br />
submandibuläre Lymphdrüsenschwellung, manchmal<br />
an<strong>de</strong>re Zeichen eines viralen Infektes. Übertragung<br />
durch Tröpfcheninfektion. Therapie symptomatisch, Hygiene<br />
(Krankschreibung).<br />
Allergisch: Leitsymptom: Jucken; häufig <strong>de</strong>utliche<br />
Chemose <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>haut und Lidschwellung, fast immer<br />
beidseitig. Bei Augentropfen sind nicht selten die Konservierungsmittel<br />
(u.a. Benzalkoniumchlorid) Ursache<br />
<strong>de</strong>r Allergie. Therapie: Allergenvermeidung, Antihistaminika<br />
und Chromoglycinsäure, Vorsicht mit Cortison<br />
(Glaukom, Katarakt).<br />
Chronische Blepharitis: durch Störung <strong>de</strong>r Talgsekretion<br />
(Verstopfung <strong>de</strong>r Meibom-Drüsen <strong>de</strong>s Tarsus) und<br />
bakterielle Besiedlung <strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rten Lidrän<strong>de</strong>r mit<br />
Staphylokokken entsteht vermehrt im Alter nicht selten<br />
eine chronische, schwer zu beeinflussen<strong>de</strong> Symptomatik<br />
mit Juckreiz, Reiben und Brennen. Die Lidrän<strong>de</strong>r<br />
sind verdickt und gerötet, beson<strong>de</strong>rs an <strong>de</strong>n Wimpern<br />
fin<strong>de</strong>n sich oft Auflagerungen (Krusten). Therapie: Lidrandhygiene<br />
(Entfernung <strong>de</strong>r Auflagerungen 2x tgl.<br />
durch feuchte Watteträger), warme Kompressen, ggf.<br />
Antibiotika lokal.<br />
Trockenes Auge (Keratokonjunktivitis sicca)<br />
Das trockene Auge stellt mit <strong>de</strong>n häufigsten Grund <strong>de</strong>r<br />
Vorstellung beim Augenarzt dar, schätzungsweise je<strong>de</strong>r<br />
dritte bis siebte Patient. Das Krankheitsbild ist schwer<br />
einzugrenzen, oft stehen die Zeichen wenig im Verhältnis<br />
zu <strong>de</strong>n subjektiven Störungen, an<strong>de</strong>rerseits gibt es<br />
nicht selten Patienten mit <strong>de</strong>utlichen Zeichen eines<br />
trockenen Auges ohne entsprechen<strong>de</strong> Beschwer<strong>de</strong>n.<br />
Ursache: qualitative und quantitative Verän<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s Tränenfilms, dies kann folgen<strong>de</strong> Strukturen betreffen:<br />
Tränendrüse und akzessorische Tränendrüsen produzieren<br />
die wässrige Phase <strong>de</strong>s Tränenfilms; Untersu-<br />
chung mit Schirmer Teststreifen; sie kann z.B. im Klimakterium<br />
vermin<strong>de</strong>rt sein, Zusammenhang mit Erkrankungen<br />
<strong>de</strong>s rheumatischen Formenkreises.<br />
Lipidphase: siehe auch chronische Blepharitis; durch<br />
die gestörte Lipidschicht (Meibomdrüsen <strong>de</strong>s Tarsus)<br />
auf <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>s Tränenfilms kommt es zu einer<br />
zu schnellen Verdampfung <strong>de</strong>r wässrigen Phase und<br />
damit Austrocknung.<br />
Bei fehlerhafter Mucinschicht (Becherzellen <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>haut)<br />
ist die gleichmäßige Benetzung von Bin<strong>de</strong>haut<br />
und Hornhaut nicht gewährleistet.<br />
An<strong>de</strong>re Ursachen für ein trockenes Auge wie Lidfehlstellungen,<br />
gestörter Lidschluss, Exophthalmus wer<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>r Regel nicht zur Keratokonjunktivitis sicca gezählt.<br />
Untersuchungen: Schirmer-Test, Betrachtung <strong>de</strong>r Li<strong>de</strong>r,<br />
Bin<strong>de</strong>haut und Hornhaut (ggf. Spaltlampe), Anfärbung<br />
<strong>de</strong>s Tränenfilms mit Fluoreszein und/o<strong>de</strong>r Bengal-Rosa<br />
zur Auf<strong>de</strong>ckung von punktförmigen Epithel<strong>de</strong>fekten und<br />
Bestimmung <strong>de</strong>r Tränenfilmaufrisszeit.<br />
Therapie: hohe Luftfeuchtigkeit, vermehrter Aufenthalt<br />
im Freien, Seitenschutz an <strong>de</strong>r Brille, Tränenersatzmittel<br />
bessern häufig die Symptome, können aber keinen<br />
normalen Tränenfilm aufbauen und sind oft unzureichend<br />
und nur ein Kompromiss; ggf. Korrektur assoziierter<br />
Störungen. In Einzelfällen Verschluss <strong>de</strong>r abführen<strong>de</strong>n<br />
Tränenwege.<br />
Glaukomanfall:<br />
siehe auch unter Glaukom. Relativ seltenes Krankheitsbild<br />
(ca 20/100.000/Jahr). Es han<strong>de</strong>lt sich fast immer<br />
um weitsichtige, kurze Augen (vergrößern<strong>de</strong> Brillengläser)<br />
und Menschen >60 Jahre. Mit zunehmen<strong>de</strong>m<br />
Alter vergrößert sich fortlaufend die Linse, die Vor<strong>de</strong>rkammer<br />
und <strong>de</strong>r Abstand zwischen peripherer Iris<br />
und Hornhautrückfläche wird entsprechend geringer.<br />
Das aus <strong>de</strong>r Hinterkammer in die Vor<strong>de</strong>rkammer strömen<strong>de</strong><br />
Kammerwasser drückt die Irisbasis in Richtung<br />
Trabekelwerk (Kammerwasserabfluss). Bevorzugt in<br />
<strong>de</strong>n Abendstun<strong>de</strong>n (weite Pupille) kommt es dann irgendwann<br />
plötzlich und meist einseitig zu einer Verlegung<br />
<strong>de</strong>s Trabekelwerkes durch die periphere Iris, <strong>de</strong>r<br />
Augeninnendruck steigt plötzlich an (palpatorisch verhärtet,<br />
Schmerzen im Kopf- o<strong>de</strong>r Augenbereich) und<br />
führt evtl. zu vegetativen Begleiterscheinungen (Oberbauchbeschwer<strong>de</strong>n,<br />
Übelkeit, Erbrechen). Durch <strong>de</strong>n<br />
erhöhten Augeninnendruck wird vermehrt Kammerwasser<br />
in die Hornhaut gepresst, es entsteht ein Hornhautepithelö<strong>de</strong>m<br />
(Farbringe wer<strong>de</strong>n wahrgenommen, <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
oft <strong>de</strong>utlich, Irisstruktur verwaschen).<br />
Die Pupille bleibt mittelweit bis weit, das Auge<br />
ist gerötet. Therapie: Krankenhauseinweisung, umgehen<strong>de</strong><br />
medikamentöse, evtl. chirurgische bzw. laserchirurgische<br />
Drucksenkung.<br />
Iritis:<br />
Kein häufiges Krankheitsbild, Ursache oft nicht geklärt,<br />
gehäuft HLA B27 assoziiert (M. Bechterew u.a.). Meist<br />
einseitig. Charakteristisch sind Schmerzen bei Lichteinwirkung,<br />
Lichtscheu (durch die Kontraktion <strong>de</strong>s entzün<strong>de</strong>ten<br />
Sphincter pupillae). Die Pupille ist etwas enger<br />
als am Partnerauge, durch entzündliche Verwachsungen<br />
evtl. entrun<strong>de</strong>t, vor allem am Hornhautrand<br />
(Limbus) ist eine feine Rötung zu erkennen (ciliare In-<br />
Skript Blockpraktikum Augenheilkun<strong>de</strong> 10.07.02 15
jektion). In schweren Fällen ist <strong>de</strong>r Einblick auf die Iris<br />
verwaschen durch Zellen und Fibrin in <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rkammer,<br />
ggf. Zellansammlung in <strong>de</strong>r unteren Vor<strong>de</strong>rkammer<br />
(Hypopyon), bei genauer Beobachtung lassen sich<br />
evtl. Zellklumpen auf <strong>de</strong>r Hornhautrückfläche erkennen<br />
(Endothelbeschläge). Die <strong>Sehverschlechterung</strong> ist<br />
durch die Medientrübung bedingt und häufig nicht sehr<br />
ausgeprägt. Therapie: durch Augenarzt, Weitstellung<br />
(Atropin), cortisonhaltige Augentropfen.<br />
Verätzung:<br />
am gefährlichsten sind Laugen (Abflussreiniger, Tränengas,<br />
ungelöschter Kalk, Amoniak) da die Gewebe<br />
dadurch aufgelöst und die weitere Penetration erleichtert<br />
wird. Aber ähnlich wirken auch Säuren (Reinigungsmittel,<br />
Batterien) und auch Verbrennungen (heißes<br />
Öl, Metall). Entschei<strong>de</strong>nd ist die sofortige anhalten<strong>de</strong><br />
Spülung am Unfallort mit <strong>de</strong>r am schnellsten erreichbaren<br />
Flüssigkeit (meist Leitungswasser). Unter<br />
die Li<strong>de</strong>r schauen, sind z.B. Kalkpartikel vorhan<strong>de</strong>n,<br />
sollten diese schnell entfernt wer<strong>de</strong>n. Im Zweifelsfall<br />
muss man unsanft mit <strong>de</strong>m Betroffenen umgehen, alle<br />
Hilfsmittel sind erlaubt (z.B. einer spült, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re hält<br />
die Li<strong>de</strong>r auf, <strong>de</strong>r Betroffene soll in wechseln<strong>de</strong> Richtungen<br />
sehen), Hauptsache es geht schnell. Hilfreich<br />
sind ggf. ein Lokalanästhetikum und Tupfer zum Aufhalten<br />
<strong>de</strong>r Li<strong>de</strong>r. Am besten am Unfallort ausgiebig<br />
spülen (in schweren Fällen ca. 30 min) und dann erst<br />
Transport organisieren, da während <strong>de</strong>s Transportes<br />
eine Spülung schwierig ist.<br />
Subtarsaler Fremdkörper:<br />
Häufig, meist durch Staub in <strong>de</strong>r Umgebung o<strong>de</strong>r Wind,<br />
Holzarbeiten. Charakteristisch ist ein Fremdkörpergefühl<br />
vor allem bei Lidbewegungen. Die Entfernung gelingt<br />
leicht durch Umklappen <strong>de</strong>s Oberli<strong>de</strong>s (Ektropionieren)<br />
durch Druck auf <strong>de</strong>n oberen Tarsusrand 10 mm<br />
oberhalb <strong>de</strong>r Lidkante, <strong>de</strong>r Patient blickt dabei nach<br />
unten. Wegwischen <strong>de</strong>s Fremdkörpers auf <strong>de</strong>r tarsalen<br />
Bin<strong>de</strong>haut an <strong>de</strong>r Lidkante.<br />
Hornhautfremdkörper:<br />
Häufig, meist durch Schleifen von Metall o<strong>de</strong>r bei Arbeiten<br />
über Kopf, meist als kleiner dunkler Fleck auf<br />
<strong>de</strong>r Hornhaut bei näherer Betrachtung zu erkennen.<br />
Subjektiv oft <strong>de</strong>utliches Schmerz- o<strong>de</strong>r Fremdkörperempfin<strong>de</strong>n,<br />
aber nicht leicht vom subtarsalen<br />
Fremdkörper zu unterschei<strong>de</strong>n. Da <strong>de</strong>r Fremdkörper oft<br />
eingebrannt ist, muss er mit einem kleinen Metallinstrument<br />
nach Lokalanästhesie abgeschabt wer<strong>de</strong>n und<br />
<strong>de</strong>r Rosthof (schon nach Stun<strong>de</strong>n) mit einem kleinen<br />
Bohrer gesäubert wer<strong>de</strong>n.<br />
genarzt aufsuchen, genaue Beachtung <strong>de</strong>r Hygiene und<br />
Anleitungen im Umgang mit <strong>de</strong>n CL.<br />
Vorsicht: wie<strong>de</strong>rholte Anwendung von Lokalanästhetika<br />
am Auge kann zu schweren Hornhautschä<strong>de</strong>n führen.<br />
Herpeskeratitis:<br />
Nicht selten. Bei Primärinfektion epitheliale Läsion<br />
(Bäumchenfigur = Dendritika), die am besten nach<br />
Fluoreszeinfärbung zu erkennen ist; hinweisend: herabgesetzte<br />
Hornhautsensibilität; ggf. Bläschen an <strong>de</strong>r<br />
Lidhaut. Problematisch sind die Stromanarben vor allem<br />
nach Rezidiven (Virus verbleibt in <strong>de</strong>r Nervenzellen<br />
<strong>de</strong>r Hornhaut), sehr nachteilig die Anwendung von Corticoi<strong>de</strong>n<br />
im Stadium <strong>de</strong>r aktiven viralen Infektion.<br />
Durchseuchung <strong>de</strong>r Bevölkerung 90%, Serologie <strong>de</strong>shalb<br />
nicht hilfreich. Therapie: Virostatika lokal (z.B.<br />
Azyklovir).<br />
Perforieren<strong>de</strong> Verletzung.<br />
Selten. Nicht immer ist die Perforation offensichtlich<br />
(Glas- o<strong>de</strong>r Metallsplitter, Drähte, Stichverletzungen),<br />
hinweisend sind auch Verziehungen <strong>de</strong>r Pupille, Blutungen<br />
unter die Bin<strong>de</strong>haut o<strong>de</strong>r in die Vor<strong>de</strong>rkammer,<br />
Trübungen von Hornhaut o<strong>de</strong>r Linse. Klinikeinweisung<br />
zur chirurgischen Versorgung. Bei Lidverletzungen im<br />
nasalen Bereich sind die Tränenwege häufig mitbetroffen<br />
und erfor<strong>de</strong>rn eine entsprechen<strong>de</strong> chirurgische Versorgung<br />
(Ringintubation).<br />
Subkonjunktivale Blutung (Hypsphagma)<br />
Häufig, meist harmlos und oft ohne erkennbare Ursache,<br />
dann auch keine weitere Symptomatik. Ggf. auch<br />
nach Pressen, Trauma, Blutungsneigungen etc..<br />
Spontanresorption abwarten.<br />
Lidfehlstellungen:<br />
Entropium, Ektropium, Lagophthalmus, Exophthalmus,<br />
gehen ggf. mit einem roten Auge einher; die Ursache ist<br />
in <strong>de</strong>r Regel leicht zu erkennen, entsprechend ist die<br />
Therapie. Vorsicht bei bewusstlosen Patienten, nach<br />
<strong>de</strong>n Vitalfunktionen auch auf <strong>de</strong>n Lidschluss achten,<br />
ggf. Salbe, Verband. Bei Facialisparese (Lagophthalmus)<br />
initial Salbe und Uhrglasverband, später ggf. Lidgewicht<br />
ins Oberlid einnähen.<br />
Orbitafraktur:<br />
Orbitafraktur: Ursache: Gewalteinwirkung auf <strong>de</strong>n Orbitarand<br />
und die Umgebung (oft Rohheits<strong>de</strong>likte), häufig<br />
bricht <strong>de</strong>r Orbitabo<strong>de</strong>n (Dach <strong>de</strong>r Kieferhöhle). Wichtiges<br />
Zeichen ist die Hebungseinschränkung <strong>de</strong>s Bulbus,<br />
ggf. Enophthalmus durch Einklemmung/Verlagerung<br />
<strong>de</strong>s Orbitainhaltes in die Kieferhöhle (Rö: Blutspiegel,<br />
Frakturspalt, hängen<strong>de</strong>r ‚Tropfen‘); Exophthalmus durch<br />
Hornhauterosio:<br />
Blutungen, Sensibilitätsstörung durch Verletzung <strong>de</strong>s N.<br />
Häufig, evtl. als kleiner matter Bezirk auf <strong>de</strong>r Hornhau- infraorbitalis (V/2). Therapie: bei <strong>de</strong>utlichen Verlageruntoberfläche<br />
zu erkennen. Vielfältige Ursachen, z.B. Fingen <strong>de</strong>s Orbitaran<strong>de</strong>s immer relativ akut, eine Orbitagernagelverletzung,<br />
Fremdkörper, Palmenblätter usw. bo<strong>de</strong>nfraktur wird eigentlich nur bei Enophthalmus o<strong>de</strong>r<br />
Meist sehr unangenehm und schmerzhaft, heilt in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlicher Verlagerung <strong>de</strong>r Orbitainhaltes bzw. ausge-<br />
Regel spontan zu, bis zur Verheilung augenärztliche prägter Einklemmung mit Beweglichkeitseinschränkung<br />
Kontrollen. Beson<strong>de</strong>rs gefähr<strong>de</strong>t sind Kontaktlinsenträ- empfohlen und hat einige Tage Zeit.<br />
ger (vor allem ‚weiche‘ Linsen), da es hier zu einem<br />
schnell fortschreiten<strong>de</strong>n mikrobiellen Geschwür kom- Contusio bulbi:<br />
men kann. Deshalb bei Beschwer<strong>de</strong>n immer sofort die Ursachen: Squashball, Sektkorken, Fingerverletzung,<br />
CL entfernen und bei anhalten<strong>de</strong>n Beschwer<strong>de</strong>n Au- kleine stumpfe Geschosse wie Erbsen. Es kann fast je-<br />
Skript Blockpraktikum Augenheilkun<strong>de</strong> 10.07.02 16
<strong>de</strong> Struktur <strong>de</strong>s Auges geschädigt wer<strong>de</strong>n, bei schweren<br />
Fällen fin<strong>de</strong>t man Einblutungen in die Vor<strong>de</strong>rkammer<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Glaskörper, Einrisse an <strong>de</strong>r Iris, Contusionsschä<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Netzhaut, in Einzelfällen mit konsekutiver<br />
Netzhautablösung evtl. nach einem längeren Intervall.<br />
Als Spätfolge kann auch eine Katarakt o<strong>de</strong>r ein<br />
Glaukom entstehen.<br />
14. Lidschwellung / Lidtumoren /Lidfehlstellungen<br />
Basaliom:<br />
Mit Abstand häufigster bösartiger Lidtumor. Es tritt vermehrt<br />
im hohen Lebensalter und nach vermehrter Sonnenexposition<br />
auf und geht von <strong>de</strong>n Epithelien <strong>de</strong>r Lidhaut<br />
aus. Das Basaliom kann begrenzt nodulär und<br />
sklero<strong>de</strong>rmiform infiltrierend wachsen, Metastasen gibt<br />
es keine. Typischerweise hat es eine etwas höckrige<br />
Oberfläche teilweise mit Krusten be<strong>de</strong>ckt, die ein bluten<strong>de</strong>s<br />
Ulkus hinterlassen, wenn sie entfernt wer<strong>de</strong>n,<br />
fehlen<strong>de</strong> Zilien <strong>de</strong>uten ebenfalls auf ein bösartiges Geschehen<br />
hin. Der Tumor wird in <strong>de</strong>r Regel chirurgisch<br />
unter histologischer Kontrolle entfernt, die Deckung<br />
richtet sich nach <strong>de</strong>r Lokalisation und <strong>de</strong>m Defekt und<br />
gelingt in <strong>de</strong>r Regel befriedigend. Das Plattenepithelcarcinom<br />
und Talgdrüsencarcinom verhalten sich<br />
wesentlich bösartiger da sie auch Metastasen bil<strong>de</strong>n<br />
und infiltrieren<strong>de</strong>r wachsen, sind klinisch aber nicht<br />
einfach vom Basaliom abgrenzbar.<br />
Gutartige epitheliale Lidtumoren: Warze (Verruca vulgaris;<br />
stark zerklüftete höckerige Oberfläche ohne Krusten/Blutungen,<br />
oft multiple Tumoren), Papillom, Cornu<br />
cutaneum, Keratoakanthom, Dellwarzen (Molluscum<br />
contagiosum) und an<strong>de</strong>re Tumoren <strong>de</strong>r Haut.<br />
Chalazion, eigentlich Hagelkorn, im Volksmund auch<br />
oft falsch als Gerstenkorn (Hor<strong>de</strong>olum) bezeichnet: es<br />
han<strong>de</strong>lt sich um ein Fremdkörpergranulom <strong>de</strong>r Talgdrüsen<br />
<strong>de</strong>s Tarsus (Meibomsche Drüsen) als Reaktion auf<br />
die Zerfallsprodukte (Fettsäuren) ihres Sekretes ähnlich<br />
wie die pubertären Aknepickel und kommt relativ häufig<br />
in allen Altergruppen vor. Oft akute Schwellung und<br />
Rötung, teilweise schmerzhaft, häufig spontane Rückbildung,<br />
Therapie mit warmen Kompressen, Rotlicht<br />
Prävention: beim Squash Schutzbrille, beim Öffnen<br />
von Sektflaschen Korken mit Handtuch fassen und Flaschenhals<br />
in eine freie Richtung halten. Weitere Präventionen:<br />
Schutzbrille beim Schleifen und Schweißen.<br />
Der Sicherheitsgurt im PKW hat die Gesichts- und Augenverletzungen<br />
bei KFZ-Unfällen dramatisch reduziert<br />
(Gesicht o<strong>de</strong>r Augen schlagen bei Auffahrunfällen unangeschnallt<br />
auf <strong>de</strong>n Rand <strong>de</strong>r zerbrochenen Windschutzscheibe).<br />
o.ä. zur Verflüssigung <strong>de</strong>s Sekretes, ggf. Unterspritzung<br />
mit Cortison o<strong>de</strong>r chirurgische Entfernung. Vermehrt bei<br />
Verstopfung <strong>de</strong>r Talgdrüsenausführungsgänge und entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Hauterkrankungen.<br />
Lidschwellung sind treten häufig auch reaktiv bei Entzündungen<br />
<strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>ren Augenabschnitte auf, ferner<br />
durch Insektenstich, Allergien (Jucken, beidseitig), Eiweismangelö<strong>de</strong>m<br />
(beidseitig), Endokrine Orbitopathie<br />
(ein- o<strong>de</strong>r beidseitig), Hagelkorn, Hämatom, Lid- bzw.<br />
Orbitaphlegmone, postoperativ.<br />
Lidfehlstellungen treten vor allem als Folge <strong>de</strong>r Erschlaffung<br />
<strong>de</strong>r Lidstrukturen mit zunehmen<strong>de</strong>m Alter<br />
auf, können aber auch durch Narbenzug o<strong>de</strong>r nach Lidoperationen<br />
entstehen. Beim Ektropium steht das<br />
Unterlid nach außen gekippt, die auf <strong>de</strong>r Lidinnenfläche<br />
haften<strong>de</strong> Bin<strong>de</strong>haut ist dann exponiert, trocknet aus und<br />
ist gerötet und verdickt. Die Therapie ist chirurgisch.<br />
Auch eine Facialisparese geht in <strong>de</strong>r Regel mit einem<br />
Ektropium <strong>de</strong>s Unterli<strong>de</strong>s einher. Beim Entropium ist<br />
das Lid nach innen gekippt, die Wimpern scheuern auf<br />
<strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>haut und Hornhaut und führen zur Reizung<br />
und Rötung, <strong>de</strong>r dadurch erzeugte Lidschlussreflex<br />
verschlechtert die Situation noch mehr. Vorübergehend<br />
ist durch einen Pflasterzug eine Besserung zu erreichen,<br />
langfristig ist meist eine operative Korrektur erfor<strong>de</strong>rlich,<br />
Rezidive nicht selten. Bei <strong>de</strong>r altersabhängigen<br />
Ptosis ist die Hebung <strong>de</strong>s Oberli<strong>de</strong>s gelockert, eine<br />
Verkürzung <strong>de</strong>s M. levator palpebrae ergibt in <strong>de</strong>r Regel<br />
ein schönes funktionelles und kosmetisches Ergebnis.<br />
Differentialdiagnostisch muss eine Myasthenie<br />
ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n (Ermüdungszeichen).<br />
15. Doppelbil<strong>de</strong>r, Augenbewegungsstörungen, Neuroophthalmologie<br />
Doppelbil<strong>de</strong>r können durch Fehlstellungen <strong>de</strong>r Augen<br />
(binokulare DB) o<strong>de</strong>r auch Brechungsunregelmäßigkeiten<br />
(monokular, z.B. Kerntrübung <strong>de</strong>r Linse, Hornhautverkrümmung)<br />
entstehen. Die Differenzierung gelingt<br />
leicht, die binokulare Diplopie verschwin<strong>de</strong>t bei<br />
Ab<strong>de</strong>cken eines Auges.<br />
Augenbewegungsstörungen können auf 3 Ebenen entstehen:<br />
muskulär/orbital (z.B. Endokrine Orbitopathie,<br />
Orbitabo<strong>de</strong>nfraktur, Myasthenie), Läsionen <strong>de</strong>r Augenmuskelnerven<br />
(z.B.: Mikroangiopathie, Trauma,<br />
Raumfor<strong>de</strong>rung) o<strong>de</strong>r zentralnervös (z.B. vaskulär,<br />
MS). Mit relativ einfachen Untersuchungen lässt sich<br />
die Störung meist gut lokalisieren, die Klärung <strong>de</strong>r<br />
Ätiologie erfor<strong>de</strong>rt oft aufwendigere Verfahren (vor allem<br />
CT und MRT) sowie eine Gesamtbeurteilung.<br />
Charakteristikum <strong>de</strong>r Augenmuskelparesen ist <strong>de</strong>r<br />
blickrichtungsabhängige Schielwinkel bzw. subjektiv<br />
die blickrichtungsabhängigen Doppelbil<strong>de</strong>r:<br />
- <strong>de</strong>r Schielwinkel nimmt in die Blickrichtung zu, die <strong>de</strong>r<br />
Zugrichtung <strong>de</strong>s betroffenen Muskels entspricht; bei<br />
Läsion <strong>de</strong>s rechten N. abducens also bei Rechtsblick;<br />
- <strong>de</strong>r Schielwinkel ist am kleinsten in <strong>de</strong>r entgegengesetzen<br />
Blickrichtung bei Entspannung <strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Muskels; bei rechtsseitiger Abducensparese<br />
also bei Linksblick;<br />
- durch eine entsprechen<strong>de</strong> Kopfzwangshaltung kann<br />
evtl. doppelbildfreies Sehen erreicht wer<strong>de</strong>n; bei<br />
rechtsseitiger Abducensparese fällt die fehlen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />
vermin<strong>de</strong>rte Innervation <strong>de</strong>s rechten M. rectus lateralis<br />
am wenigsten ins Gewicht, wenn nach links ge-<br />
Skript Blockpraktikum Augenheilkun<strong>de</strong> 10.07.02 17
lickt o<strong>de</strong>r entsprechend <strong>de</strong>r Kopf nach rechts gedreht<br />
wird.<br />
Häufig lässt sich die Parese schon durch entsprechen<strong>de</strong><br />
Befragung <strong>de</strong>s Patienten herausfin<strong>de</strong>n: Lokalisation<br />
<strong>de</strong>r Doppelbil<strong>de</strong>r zueinan<strong>de</strong>r (horizontal o<strong>de</strong>r/und vertikal<br />
versetzt, verkippt/verrollt, in welcher Blickrichtung<br />
sind sie am weitesten voneinan<strong>de</strong>r entfernt, ermüdungsabhängig<br />
bei Myasthenie).<br />
Untersuchungen:<br />
- Motilitätsprüfung in 6 Blickrichtungen, ggf. mit Kopfneigetest,<br />
am besten mit Beobachtung <strong>de</strong>r Hornhautreflexe<br />
<strong>de</strong>s Fixierlichtes (entsprechen<strong>de</strong> Kopfdrehung<br />
<strong>de</strong>s Patienten);<br />
- einseitiger Ab<strong>de</strong>cktest auch in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Blickrichtungen (manifester Schielwinkel); vergleichen<strong>de</strong>r<br />
wechselseitiger Ab<strong>de</strong>cktest in verschie<strong>de</strong>ne<br />
Blickrichtungen <strong>de</strong>ckt evtl. auch latente Schielstellungen<br />
auf;<br />
- Untersuchung mit <strong>de</strong>m Dunkelrotglas.<br />
Immer muss auch auf an<strong>de</strong>re Störungen geachtet wer<strong>de</strong>n,<br />
vor allem<br />
- Sensibilität V1/V2 (Sinus cavernosus, Fissura orbitalis<br />
superior)<br />
- Lidstellung (III-Parese, Basedow, Facialis, Horner)<br />
- Sehstörungen / afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt (Optikusbeteiligung)<br />
- Exophthalmus (Endokrine Orbitopathie / Orbitaprozesse),<br />
gestaute Gefäße (Fisteln, Entzündungen)<br />
Wichtige Ursachen für Augenmuskelparesen (nach<br />
Häufigkeit):<br />
Mikroangiopathie (Diabetes, Hypertonus, Arteriosklerose),<br />
idiopathisch (in <strong>de</strong>r Regel von <strong>de</strong>r Mikroangiopathie<br />
nicht abzugrenzen), Trauma, seltener entzündlich,<br />
Aneurysmen, Tumoren.<br />
Leitsymptom horizontale Diplopie<br />
<strong>de</strong>r Pupille (Mydriasis) und <strong>de</strong>s Ziliarmuskels (Akkommodation)<br />
hinzukommen. Die innere Ophthalmoplegie<br />
wird relativ häufig durch Kompressionen, vor allem<br />
Aneurysmen im Bereich <strong>de</strong>s Circulus wilisi, bedingt und<br />
eine weite Pupille bei III-Parese gilt <strong>de</strong>shalb als Alarmzeichen<br />
für ein Aneurysma bzw. bei bewusstlosen Patienten<br />
als Hirndruckzeichen und erfor<strong>de</strong>rt schnelles<br />
Han<strong>de</strong>ln.<br />
Trochlearisparese (IV):<br />
Der N. trochlearis tritt als einziger Hirnnerv dorsal aus und<br />
kann dort durch Schä<strong>de</strong>ltraumata leicht, evtl. bds., geschädigt<br />
wer<strong>de</strong>n, Mikroangiopathien und angeborene sind ebenfalls<br />
häufig. Trochlearisparesen wer<strong>de</strong>n häufig übersehen, da sie<br />
durch eine entsprechen<strong>de</strong> Kopfneigung (Kopf zur paretischen<br />
Seite geneigt, evtl. auch etwas gedreht) gut kompensiert wer<strong>de</strong>n<br />
und <strong>de</strong>r Höherstand <strong>de</strong>s betroffenen Auges erst bei Adduktion<br />
<strong>de</strong>s paretischen Auges o<strong>de</strong>r bei Kopfneigung auf die<br />
betroffene Seite <strong>de</strong>utlich wird.<br />
DD vertikale/schräge Diplopie: Myasthenie (s.u.), Endokrine<br />
Orbitopathie (s.u.), Orbitafrakturen und an<strong>de</strong>re<br />
Orbitaprozesse, zentrale Motilitätsstörungen<br />
Therapie neurogener Paresen: Beson<strong>de</strong>rs vaskuläre<br />
und i<strong>de</strong>opathische Paresen, bei <strong>de</strong>nen die Nervenleitstrukturen<br />
nicht geschädigt sind, haben eine gute<br />
Rückbildungsten<strong>de</strong>nz. Bis zur operativen Korrektur <strong>de</strong>r<br />
Augenmuskeln sollte <strong>de</strong>shalb min<strong>de</strong>stens ein Jahr gewartet<br />
wer<strong>de</strong>n. Durch eine Schieloperation lässt sich<br />
die Augenstellung än<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>r Bereich beidäugigen<br />
Einfachsehens evtl. in das Gebrauchsblickfeld verlagern,<br />
die Erfolgschancen sind abhängig vom Ausmaß<br />
und Art <strong>de</strong>r Parese.<br />
Myasthenie<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Störung <strong>de</strong>r motorischen Endplatte.<br />
Charakteristisches Zeichen ist die Ermüdbarkeit<br />
und Zunahme im Tagesverlauf, in 70% <strong>de</strong>r Fälle fin<strong>de</strong>t<br />
sich die Erstmanifestation am Auge, oft als Ptosis und<br />
häufig erst einseitig. Diagnose: Besserung auf Gabe<br />
von Cholinesterase-Hemmstoffen (Tensilon, Mestinon).<br />
Abducensparese (VI):<br />
Endokrine Orbitopathie (M. Basedow)<br />
Innerviert <strong>de</strong>n M. rectus lateralis. Abduktionseinschränkung,<br />
Kopfzwangshaltung in Zugrichtung <strong>de</strong>s Muskels,<br />
horizontal versetzte Doppelbil<strong>de</strong>r vor allem bei Blick zur<br />
gelähmten Seite, Doppelbil<strong>de</strong>r weiter auseinan<strong>de</strong>r bei<br />
Blick in die Ferne gegenüber <strong>de</strong>r Nähe (Konvergenzstellung).<br />
Aufgrund <strong>de</strong>s langen und geknickten Verlaufes<br />
<strong>de</strong>s Nerven entlang <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>lbasis vielseitige<br />
Mit Schilddrüsenerkrankungen (meist Hyperthyreose,<br />
Immunthyreopathie) assoziierte Augenmuskelschwellung<br />
und Zunahme <strong>de</strong>s Orbitavolumens.<br />
Zeichen:<br />
- Schwellung und Rötung <strong>de</strong>r Li<strong>de</strong>r und Bin<strong>de</strong>haut,<br />
und , Oberlidretraktion, Störungen <strong>de</strong>s Tränenfilms;<br />
Schädigungsursachen.<br />
- Verdickung <strong>de</strong>r äußeren Augenmuskeln<br />
DD horizontale Diplopie: <strong>de</strong>kompensiertes Begleitschielen<br />
(Strabismus divergens), internukleäre Ophthalmoplegie,<br />
Okulomotoriusparese.<br />
(Exophthalmus, Sehnervenkompression) mit Vermin<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Dehnbarkeit und evtl. Augenbewegungsstörungen<br />
(häufig Hebungseinschränkung,<br />
ggf. Kopfzwangshaltung);<br />
Leitsymptom vertikal-/schrägversetzte Diplopie - Exophthalmus (dadurch evtl. Hornhautschä<strong>de</strong>n)<br />
Okulomotoriusparese (III)<br />
durch Muskel- und Fettgewebszunahme; die EO ist<br />
nicht selten einseitig und aufgrund ihres relativ häu-<br />
Innerviert alle äußeren Augenmuskeln bis auf <strong>de</strong>n M. figen Vorkommens die häufigste Ursache auch <strong>de</strong>s<br />
rectus lateralis und M. obliquus superior: das Auge einseitigen Exophthalmus;<br />
steht bei kompletter Parese in Abduktionsstellung und<br />
hat fast völlig aufgehobene Motilität. Weiterhin besteht<br />
eine ausgeprägte Ptosis durch Ausfall <strong>de</strong>s Lidhebers<br />
(M. levator palpebrae). Die externe III-Parese ist nicht<br />
selten auch inkomplett. Hinzu kann noch eine innere<br />
Parese kommen wenn die parasympathischen Fasern<br />
- <strong>Sehverschlechterung</strong> durch Störungen <strong>de</strong>r Li<strong>de</strong>r und<br />
<strong>de</strong>s Tränenfilms, Augenbewegungsstörungen und<br />
am gefährlichsten, Sehnervenkompression (Visus,<br />
Farbsehen, afferente Pupillenreaktion);<br />
Skript Blockpraktikum Augenheilkun<strong>de</strong> 10.07.02 18
Therapie: Schilddrüsenfunktionseinstellung, Kühlung,<br />
ggf. Cortison, Retrobulbärbestrahlung, Lid- Augenmuskelchirurgie<br />
o<strong>de</strong>r chirurgische Erweiterung <strong>de</strong>r Orbita.<br />
Keine optimalen Möglichkeiten. Subklinische Orbitopathien<br />
sind jedoch häufig und erfor<strong>de</strong>rn keine Therapie.<br />
Orbitafraktur<br />
Eingeschränkte Muskel<strong>de</strong>hnbarkeit durch Einklemmung<br />
von Muskeln o<strong>de</strong>r Septen, Hämatom und an<strong>de</strong>re Schädigung<br />
nach Trauma auf <strong>de</strong>n Orbitarand, ggf. Hebungseinschränkung<br />
und Doppelbil<strong>de</strong>r bei Aufblick.<br />
Operation oft nur bei <strong>de</strong>utlichem Volumenverlust in die<br />
Kieferhöhle o<strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utiger Einklemmung erfor<strong>de</strong>rlich,<br />
da sich die Augenbewegungsstörung oft spontan bessert.<br />
Differentialdiagnose <strong>de</strong>r Ptosis (Hängelid)<br />
Senile Ptosis (nicht selten, bds.), Dermatochalasis (relativ<br />
häufig, Hautüberschuss). Lidschwellungen (nicht<br />
selten), congenitale Ptosis (selten), Okulomotoriusparese<br />
(selten, dann auch Motilitätsstörung, Vorsicht bei<br />
weiter Pupille), Myasthenie (selten, Tagesschwankungen,<br />
Ermüdbarkeit), Hornersyndrom (selten, einseitig,<br />
geringe Ptosis, Miose vor allem bei schwacher Beleuchtung).<br />
Ergänzung<br />
Laser in <strong>de</strong>r Augenheilkun<strong>de</strong><br />
Die Laser spielen in <strong>de</strong>r Augenheilkun<strong>de</strong> eine ganz<br />
wichtige Rolle. Bezüglich <strong>de</strong>r gesundheitspolitischen<br />
Kosten <strong>de</strong>r medizinischen Operationsverfahren in <strong>de</strong>n<br />
USA nehmen hinter <strong>de</strong>r Kataraktoperation (1. Stelle) die<br />
Linsenkapseleröffnung bei Nachstar mit <strong>de</strong>m Nd-Yag-<br />
Laser (2. Stelle) und die Laserkoagulation <strong>de</strong>r Netzhaut<br />
(9. Stelle) vor allem bei diabetischer Retinopathie ganz<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Resourcen in Anspruch. Zunehmend an<br />
Differentialdiagnose <strong>de</strong>r Pupillenstörungen<br />
Die Pupillenweite nimmt in <strong>de</strong>r Jugendzeit zu und wird<br />
mit zunehmen<strong>de</strong>m Alter wie<strong>de</strong>r geringer. Ein leichter<br />
Unterschied <strong>de</strong>r Pupillenweite (Anisocorie) ist häufig (ca<br />
20%), <strong>de</strong>shalb ist eine Anisocorie mit intakter Pupillenreaktion<br />
und ohne neurologische Symptome und Zeichen<br />
nicht pathologisch.<br />
Weite Pupille (Mydriasis): kann Hinweis auf eine Schädigung<br />
<strong>de</strong>s N. okulomotorius sein (Motilitätsstörung, cave<br />
Aneurysma), häufiger ist die medikamentös induzierte<br />
weite Pupille (Atropin und verwandte Medikamente,<br />
vor allem nach intraokularen Operationen, teilweise<br />
unbemerkt nach Hantieren mit Atropin o.a. und<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Pflanzen (Trompetenblume)). Glaukomanfall<br />
(Rotes Auge, Schmerzen, Druck).<br />
Enge Pupille (Miose): Häufigste Ursache ist das Alter<br />
(seitengleich), Miotika (Glaukomtherapie), Opiate (keine<br />
Gewöhnung), Verwachsungen nach Iritis o<strong>de</strong>r intraokularen<br />
Operationen, akute Iritis (Rotes Auge). Hornersyndrom<br />
(leichte Ptosis, Anisocorie wird im Dunkeln<br />
<strong>de</strong>utlicher).<br />
Immer beachten: Rotes Auge, Schmerzen <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
(Glaukomanfall, Iritis), Lidstellung (Ptosis<br />
bei Horner, Okulomotoriusparese), Augenstellung/bewegung<br />
(Okulomotoriusparese).<br />
Be<strong>de</strong>utung gewinnen mehr kosmetisch begrün<strong>de</strong>te<br />
Operationsverfahren an <strong>de</strong>r Hornhaut mit <strong>de</strong>m Exzimer-<br />
Laser. Weiterhin haben verschie<strong>de</strong>ne Laseroperationen<br />
im Bereich <strong>de</strong>r Glaukomchirurgie (Argon-Laser, Erbium-<br />
Laser, Nd-Yag-Laser, Dio<strong>de</strong>nlaser u.a.) größere Be<strong>de</strong>utung<br />
und sich verschie<strong>de</strong>ntlich etabliert, allerdings<br />
ohne das Glaukomproblem befriedigend zu lösen.<br />
Skript Blockpraktikum Augenheilkun<strong>de</strong> 10.07.02 19
Tabelle zur Differenzierung <strong>de</strong>r <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
Differenzierung durch mögliche Ursache beson<strong>de</strong>re differentialdiagnostische Charakteristika<br />
Lochblen<strong>de</strong> bessert Myopie scharfer Nahpunkt, Jugendalter<br />
= Refraktionsfehler Astigmatismus Refraktion, Brilleninspektion<br />
Weitsichtigkeit Probleme vor allem in <strong>de</strong>r Nähe, ggf Schielen<br />
Schlagartig Zentralarterienverschluss afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt, Ophthalmoskopie, BSG - Arteriitis<br />
= Arterienverschluss Apoplexia papillae wie Zentralarterienverschluss<br />
DD Ablatio Schwappen<strong>de</strong> Schatten, Blitzen, Ophthalmoskopie<br />
Afferenter Apoplexia Papillae schlagartig, Opthalmoskopie,<br />
Pupillen<strong>de</strong>fekt Arteriitis BSG, Schmerzen<br />
= Optikus/Netzhaut Neuritis n. optici Farbsehen, retrobulbärer Bewegungsschmerz<br />
Optikuskompression Basedow. Tumor, Farbsehen<br />
Verzerrtsehen diab. Makulaö<strong>de</strong>m Diabetesanamnese, Ophthalmoskopie<br />
= Makulaprozess altersabh. Makula-Degen. bds, Ophthalmoskopie<br />
venöser Verschluss Ophthalmoskopie, evtl. afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt<br />
Retinitis centralis serosa jünger, vor allem Männer, Ophthalmoskopie<br />
beidseitig altersabh. Makula-Degen. evtl. Verzerrtsehen, Ophthalmoskopie, evtl. plötzlich<br />
Katarakt allmählich, Grauschleier, Alter, Blendung, Rotreflex<br />
diab. Makulaö<strong>de</strong>m Diabetes, Verzerrtsehen<br />
wichtig: bei diesen Erkrankungen kein Pupillen<strong>de</strong>fekt, keine Rötung, keine Schmerzen<br />
Rotes Auge Glaukomanfall weite Pupille, hartes Auge, hohes Alter, Hyperopie<br />
= vor<strong>de</strong>res Auge Iritis Lichtscheu, Vor<strong>de</strong>rkammerbefund, evtl Miose<br />
Hornhautaffektion Inspektion, Anamnese (Kontaktlinse, Trauma, Herpes)<br />
wichtig: eine <strong>Sehverschlechterung</strong> bei unkomplizierten Lid- o<strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>hautaffektionen<br />
tritt nicht auf o<strong>de</strong>r ist minimal, Hornhaut und Pupille sind unauffällig;<br />
Schmerzen Arteriitis temporalis BSG, Schmerzen, afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt<br />
Glaukomanfall rotes Auge, weite Pupille, hohes Alter, Hyperopie<br />
Iritis Lichtscheu, ciliare Injektion, Vor<strong>de</strong>rkammerbefund, Miose<br />
Neuritis n. optici Bewegungsschmerz, afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt, Farbsehen<br />
Vor<strong>de</strong>rer Augenabschnitt Rötung, Inspektion, Pupille<br />
Trigeminusaffektion weitere U, u.a. Strabismus, Inspektion etc.<br />
Schwappen<strong>de</strong> Glaskörpertrübung Mouches volantes, keine weiteren Symptome - eher harmlos<br />
Schatten symptom. GK-Abhebung Blitzen, Fä<strong>de</strong>n, Myopie – Ophthalmoskopie, DD beg. Ablatio<br />
= Glaskörper Ablatio Wand/Vorhang, Blitzen<br />
Glaskörperblutung Diabetes, Ablatio, Ophthalmoskopie<br />
Gesichtsfeldausfall ZNS vertikale Begrenzung, Hemianopsie, kein Pupillen<strong>de</strong>fekt<br />
- Konfrontations-GF Röhrengesichtsfeld weit fortgeschrittenes Glaukom<br />
Einseitig Gefäßverschluss, Ablatio, Neuritis<br />
DD durch Pupillenreaktion, Ophthalmoskopie u.a.<br />
Z.n. Augenoperation? Nachstar vorausgegangene Katarakt-OP, Rotreflex, sonst unauffällig<br />
Ablatio Schwappen, Vorhang, Wand<br />
Katarakt<br />
Nur binokular Parese HHR, Ab<strong>de</strong>cktest, Motilitätsprüfung, ggf. Ptose, Mydriasis<br />
= Strabismus Basedow Exophthalmus, Rötung, Oberlidretraktion, Motilität<br />
Orbitafraktur Traumaanamnese, Hebungseinschränkung<br />
Monokulare Diplopie Astigmatismus Besserung durch Lockblen<strong>de</strong><br />
= Refraktionsfehler Katarakt Alter, seitengleich, Myopisierung<br />
Skript Blockpraktikum Augenheilkun<strong>de</strong> 10.07.02 20
Tabelle zur Differenzierung <strong>de</strong>s Roten Auges<br />
Am wichtigsten zur Differenzierung ist die Inspektion <strong>de</strong>r Li<strong>de</strong>r und vor<strong>de</strong>ren Augenabschnitte im Zusammenhang<br />
mit einer gezielten Anamnese. Gravieren<strong>de</strong> Ursachen lassen sich häufig ausschließen wenn keine Schmerzen und<br />
keine <strong>Sehverschlechterung</strong> vorliegen und die Pupille und <strong>de</strong>ren Reaktion unauffällig sind. Ein tränen<strong>de</strong>s Auge o<strong>de</strong>r<br />
Sekret kann zu einer leichten <strong>Sehverschlechterung</strong> führen, diese bessert sich jedoch evtl. durch <strong>de</strong>n Lidschlag,<br />
richtige Schmerzen weisen auf ernste Ursachen hin, wird auf Nachfrage mehr ein Reiben o<strong>de</strong>r Brennen angegeben<br />
ist das Problem eher harmlos. Eine Lidschwellung kann Ursache in Frage kommen o<strong>de</strong>r aber auch Folge vor<br />
allem entzündlicher Prozesse <strong>de</strong>s vor<strong>de</strong>ren Auges sein.<br />
Ursache differentialdiagnostische Charakteristika<br />
Glaukomanfall Pupille weit und reaktionslos, Schmerzen, <strong>Sehverschlechterung</strong>, Übelkeit, harter Bulbus, getrübte<br />
Hornhaut, höheres Alter, Fernbrille vergrößern<strong>de</strong>r Effekt<br />
Iritis Lichtscheu, oft Schmerzen, Pupille eher enger, ggf. entrun<strong>de</strong>t, ciliare Injektion, <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
oft nicht ausgeprägt, ggf. Trübungen <strong>de</strong>r Medien durch Zellen in <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rkammer,<br />
Anamnese evtl. hinweisend (Rezidiv, HLA B27)<br />
Hornhautprozess Schmerzen, Hornhautoberfläche hauchig bis getrübt, evtl. Fremdkörper, <strong>Sehverschlechterung</strong><br />
nur bei Beteiligung <strong>de</strong>s Zentrums, Vorsicht bei Kontaktlinsenträgern,<br />
Herpeskeratitis relativ geringe Beschwer<strong>de</strong>n, Sensibilitätsmin<strong>de</strong>rung, Bäumchenfigur, evtl. alte Hornhautnarben,<br />
Anamnese, ggf. Lidbeteiligung<br />
Lidprobleme Fehlstellung, Krusten o<strong>de</strong>r Auflagerungen, Verdickung <strong>de</strong>r Lidrän<strong>de</strong>r,<br />
Trockenes Auge eher wenig Rötung, Reiben, älteres Problem, Besserung auf Tropfen<br />
Hyposphagma nur umschriebene Unterblutung <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>haut, symptomlos, evtl. Trauma<br />
Subtarsaler FK Lidschlagabhängiges Reiben, evtl. Expositionsanamnese, Ektropionieren<br />
Verblitzung UV-Anamnese, beidseits, Gesichtsrötung, Latenzzeit<br />
Allergie Jucken, bds., Anamnese, Bin<strong>de</strong>haut- und Lidschwellung evtl. sehr <strong>de</strong>utlich, fädiges Sekret<br />
Keratokonjunkti- initial oft einseitig, Sandgefühl, Lymphknoten, ggf. Kontaktanamnese, Schwellung nasaler<br />
vitis epi<strong>de</strong>mica Lidwinkel<br />
Katarakt ist eine schwere<br />
Skript Blockpraktikum Augenheilkun<strong>de</strong> 10.07.02 21