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Allmähliche Sehverschlechterung - Biochemie-Nachhilfe.de

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3. <strong>Allmähliche</strong> <strong>Sehverschlechterung</strong> – Katarakt (Grauer Star)<br />

Katarakt / Grauer Star / Linsentrübung<br />

Definition: Trübung <strong>de</strong>r Augenlinse<br />

Be<strong>de</strong>utung: weltweit und hier häufigste Erblindungsursache,<br />

aber therapierbar, damit häufigster Operationsverfahren.<br />

Ätiologie: Alterungsprozesse <strong>de</strong>r Linse, Trauma,<br />

Kortison<br />

Symptome: allmähliche <strong>Sehverschlechterung</strong>, Grauschleier,<br />

Blendungsgefühl, Myopisierung, meist<br />

beidseitig, wenn auch oft nicht parallel.<br />

Therapie / Verlauf: meist allmähliche Zunahme,<br />

Operation wenn dadurch Beeinträchtigung in wichtigen<br />

Lebensbereichen, meist bei Visus um 0,3. Phakoemulsifikation<br />

<strong>de</strong>r Linse und Ersatz durch eine<br />

Kunstlinse in Lokalanästhesie, dadurch oft hervorragen<strong>de</strong><br />

Ergebnisse. Komplikationen: Nachstar (therapierbar)<br />

in bis zu 20%, Netzhautablösung (selten).<br />

Hauptsymptom ist die allmähliche <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

meist über Monate, oft als Grauschleier empfun<strong>de</strong>n,<br />

Patientenalter meist >60 Jahre. Da auch sehr<br />

scharf umschriebene Linsentrübungen nur unscharf auf<br />

<strong>de</strong>r Netzhaut abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>uten entsprechend<br />

umschriebene Schatten nicht auf eine Katarakt o<strong>de</strong>r Erkrankung<br />

<strong>de</strong>s vor<strong>de</strong>ren Augenabschnittes hin.<br />

Weitere Symptome: Teilweise Blendungsempfin<strong>de</strong>n<br />

(vor allem bei Trübungen <strong>de</strong>r hinteren Linse), monokulare<br />

Doppelbil<strong>de</strong>r (Kern bricht stärker als Rin<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Linse),<br />

Myopisierung (Zunahme <strong>de</strong>r Linsenbrechkraft, evtl.<br />

vorübergehend Lesen ohne Brille möglich).<br />

Die Katarakt tritt in <strong>de</strong>r Regel beidseits auf, wenn auch<br />

nicht unbedingt seitengleich. Vor allem bei Einseitigkeit<br />

o<strong>de</strong>r Alter


Frage. Da bei<strong>de</strong> Erkrankungen nicht selten gemeinsam<br />

auftreten kann es evtl. schwierig sein präoperativ festzustellen,<br />

welche Erkrankung das Sehvermögen bestimmt.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r großen Sicherheit <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen<br />

Kataraktoperation kann auch im Zweifelsfall eine Kataraktoperation<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Gleichzeitig ist die<br />

altersabhängige Makula<strong>de</strong>generation mit Abstand die<br />

häufigste Ursache wenn postoperativ kein befriedigen<strong>de</strong>s<br />

Sehvermögen erreicht wird. Weitere wichtige Ursache<br />

einer allmählichen <strong>Sehverschlechterung</strong> ist die diabetische<br />

Retinopathie (meist wegen <strong>de</strong>s Makulaö<strong>de</strong>ms),<br />

auch sie kommt relativ häufig kombiniert mit einer<br />

Linsentrübung vor.<br />

4. <strong>Allmähliche</strong> <strong>Sehverschlechterung</strong> - Altersabhängige Makula<strong>de</strong>generation<br />

Altersabhängige Makula<strong>de</strong>generation / feuchte/trockene<br />

senile Makulopathie<br />

Definition: <strong>Sehverschlechterung</strong> durch altersassoziierte<br />

Verän<strong>de</strong>rungen im Bereich <strong>de</strong>s retinalen Pigmentepithels<br />

Be<strong>de</strong>utung: häufigste irreversible Erblindungsursache<br />

im Alter<br />

Ätiologie / Pathologie: Einlagerungen (Drusen) und <strong>de</strong>generative<br />

Verän<strong>de</strong>rungen im Bereich <strong>de</strong>s Pigmentepithels,<br />

in fortgeschrittenen Formen mit Degeneration<br />

von Pigmentepithel und Rezeptorzellen, in einem Teil<br />

Durchbrechung <strong>de</strong>r Basalmembran <strong>de</strong>s Pigmentepihtels<br />

und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Pigmentepithels durch neugebil<strong>de</strong>te<br />

Gefäße <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rhaut<br />

Symptome:<br />

Therapie / Verlauf:<br />

Symptomatik: die altersabhängige Makula<strong>de</strong>generation<br />

(AMD) ist die häufigste Ursache für eine irreversible<br />

Sehschärfenmin<strong>de</strong>rung im Alter. Die Sehschärfenmin<strong>de</strong>rung<br />

tritt meist allmählich und häufig beidseitig,<br />

wenn auch durchaus asymmetrisch, auf. In fortgeschrittenen<br />

Stadien geht oft die Lesefähigkeit verloren.<br />

Die AMD ist von <strong>de</strong>r Symptomatik oft nicht o<strong>de</strong>r nur<br />

schwer von <strong>de</strong>r Katarakt zu differenzieren, bei<strong>de</strong> treten<br />

meist beidseitig und vor allem im höheren Alter auf und<br />

liegen aufgrund ihrer hohen Prävalenz bei älteren Menschen<br />

nicht selten gleichzeitig vor. Wenn ein grauer<br />

o<strong>de</strong>r dunkler Fleck in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Gesichtsfel<strong>de</strong>s<br />

(relatives Zentralskotom durch Degeneration <strong>de</strong>r<br />

Photorezeptoren) o<strong>de</strong>r Verzerrtsehen (Metamorphopsie<br />

durch unregelmäßige Anordnung <strong>de</strong>r Photorezeptoren)<br />

angegeben wer<strong>de</strong>n ist das differentialdiagnostisch<br />

ein <strong>de</strong>utlicher Hinweis für eine AMD.<br />

Die AMD kann sich aber auch als akute Makulablutung<br />

o<strong>de</strong>r frische subretinale Neovaskularisation mit akuter<br />

<strong>Sehverschlechterung</strong> manifestieren. Dann wird oft ein<br />

Zentralskotom angegeben; das damit vergesellschaftete<br />

Makulaö<strong>de</strong>m durch die lecken<strong>de</strong>n neugebil<strong>de</strong>ten<br />

Gefäße empfin<strong>de</strong>n die Patienten häufig Verzerrtsehen,<br />

dies wird oft nur bei Nachfrage angegeben und kann<br />

auch bei an<strong>de</strong>ren Unregelmäßigkeiten <strong>de</strong>r Makula auftreten<br />

(z.B: bei venösen Gefäßverschlüssen o<strong>de</strong>r bei<br />

diabetischer Retinopathie), differentialdiagnostisch nicht<br />

jedoch nicht bei arteriellen Gefäßverschlüssen (DD<br />

akute <strong>Sehverschlechterung</strong>). Immer erhalten bleibt bei<br />

<strong>de</strong>r AMD das periphere Gesichtsfeld (oft im Gegensatz<br />

zu arteriellen Gefäßverschlüssen).<br />

Die Ursache <strong>de</strong>r AMD ist nicht geklärt. Auch große epi<strong>de</strong>miologische<br />

Studien konnten keine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Risikofaktoren verifizieren. Die Prävalenz <strong>de</strong>r Erkrankung<br />

zeigt eine exponentiellen Anstieg ab <strong>de</strong>m 60. Le-<br />

bensjahr. Sie wird in <strong>de</strong>r Altersgruppen 65-74 Jahre mit<br />

etwa 20% und in <strong>de</strong>r Altersgruppe 75 bis 84 Jahre mit<br />

etwa 35% angegeben. Die AMD ist auch in alterskorrigierten<br />

Statistiken <strong>de</strong>utlich steigend (Euch wird es noch<br />

mehr betreffen). Histopathologisch kommt es zu vermehrten<br />

Ablagerungen extrazellulären Materials (Drusen)<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Basalmembran <strong>de</strong>s retinalen Pigmentepithels<br />

(Bruchsche Membran). Diese Ablagerungen<br />

können zu einer Schädigung <strong>de</strong>s Pigmentepithels<br />

mit Hypo- und Hyperpigmentation <strong>de</strong>r Makula (sogenannte<br />

trockene AMD, etwa 90% <strong>de</strong>r Fälle) führen. Die<br />

damit einher gehen<strong>de</strong>n Unregelmäßigkeiten <strong>de</strong>r Zytoarchitektur<br />

<strong>de</strong>r Fovea sind mit einer leicht bis mäßig reduzierte<br />

Sehschärfe und evtl. Verzerrtsehen verbun<strong>de</strong>n. In<br />

ausgeprägten Fällen kommt es zur flächigen Degeneration<br />

<strong>de</strong>s zentralen Pigmentepithel und <strong>de</strong>r Rezeptorzellen<br />

mit stark vermin<strong>de</strong>rter Sehschärfe (areoläre Form<br />

<strong>de</strong>r AMD,


<strong>de</strong>n seltenen Fällen, in <strong>de</strong>nen die Foveola durch die<br />

subretinale Neovaskularisation nicht erreicht wird kann<br />

die Neovaskularisation evtl. erfolgreich gelasert o<strong>de</strong>r<br />

auch operativ entfernt wer<strong>de</strong>n. Rezidive sind jedoch<br />

häufig (50% innerhalb von 2-5 Jahren). Ist die Foveola<br />

mitbetroffen, entsteht durch eine Laserung o<strong>de</strong>r operative<br />

Entfernung eine entsprechen<strong>de</strong> zentrale Narbe mit<br />

Visusverlust, eine Therapie ist <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>r Regel<br />

wenig sinnvoll. Sehr aufwendige operative Verfahren<br />

(Makularotation) bringen bisher nur in Einzelfällen gewisse<br />

Erfolge. Mit <strong>de</strong>r photodynamische Therapie können<br />

neuerdings auch zentrale subretinale Neovaskularisationen<br />

nach Injektion eines Farbstoffes (Verteporfin)<br />

selektiv gelasert und ein Verschluß erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Lei<strong>de</strong>r wird in <strong>de</strong>n meisten Fällen dadurch die Ver-<br />

schlechterung nur verzögert, vor allem <strong>de</strong>shalb, da es<br />

innerhalb weniger Monate zu einem erneuten Rezidiv<br />

kommt, auch wenn dieses erneut behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Außer<strong>de</strong>m ist die Behandlung teuer (mehr als<br />

3000,- DM pro Sitzung). Die präventive Laserbehandlung<br />

von ausgeprägten frühen Verän<strong>de</strong>rungen (Drusen)<br />

wird wissenschaftlich untersucht. In vielen Fällen von<br />

AMD bleiben <strong>de</strong>n Patienten nur vergrößern<strong>de</strong> Sehhilfen<br />

wie beleuchtete Lupen o<strong>de</strong>r aufwendigere Systeme.<br />

Subretinale Neovaskularisationen können auch als<br />

Komplikation an<strong>de</strong>rer Erkrankungen auftreten (hohe<br />

Myopie, intraokulare Entzündungen, Trauma), das Bild<br />

ist sehr ähnlich wie bei <strong>de</strong>r AMD, häufiger als bei <strong>de</strong>r<br />

AMD kommt es jedoch dabei zu einem spontanen Stillstand<br />

<strong>de</strong>s Prozesses.<br />

5. Diabetische Retinopathie (allmähliche / akute <strong>Sehverschlechterung</strong>, Prävention)<br />

Aufbau Einzelerkrankungen<br />

Definition:<br />

Be<strong>de</strong>utung:<br />

Ätiologie / Pathologie:<br />

Symptome:<br />

Therapie / Verlauf:<br />

Augensymptome:<br />

- oft über mehrere Jahre keine Symptome, regelmäßige<br />

Untersuchungen erfor<strong>de</strong>rlich (Prävention);<br />

- In fortgeschrittenen Stadien meist allmähliche <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

(Wochen bis Monate) vor allem<br />

durch ein diabetisches Makulaö<strong>de</strong>m, gehäuft beidseitig.<br />

Das häufig damit einhergehen<strong>de</strong> Verzerrtsehen<br />

(Metamorphopsie) wird oft erst auf Nachfrage angegeben;<br />

allmähliche <strong>Sehverschlechterung</strong> auch durch<br />

die diabetisch begünstigte Katarakt möglich;<br />

- Manchmal in fortgeschrittenen Stadien akute <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

meist einseitig bei frischer Glaskörperblutung<br />

(subjektiv oft als Rußregen o<strong>de</strong>r Wolke,<br />

schwappen<strong>de</strong>r Schatten);<br />

- Seltener auch an<strong>de</strong>re Symptome wie wechseln<strong>de</strong><br />

Sehschärfe (vor allem bei BZ-Schwankungen) o<strong>de</strong>r in<br />

Spätstadien <strong>Sehverschlechterung</strong> und Augenschmerzen<br />

durch sehr hohen Augendruck; Doppelbil<strong>de</strong>r<br />

durch Augenmuskellähmungen.<br />

Der Diabetes mellitus (DM) ist eine ‚Volkskrankheit‘ mit<br />

steigen<strong>de</strong>r Prävalenz (ca. 4% <strong>de</strong>r Bevölkerung bekannter<br />

DM, gleiche Prozentzahl wahrscheinlich unerkannt).<br />

Die diabetische Retinopathie (DR) ist die häufigste<br />

Erblindungsursache im berufsfähigen Alter, und<br />

2% aller Diabetiker sind blind. . Eine stadiengerechte<br />

Therapie erfor<strong>de</strong>rt regelmäßige und aufwendige augenärztliche<br />

Kontrollen mit Beginn <strong>de</strong>r Diagnosestellung<br />

und dann zumin<strong>de</strong>st jährlich, da rechtzeitige Eingriffe<br />

(Laserkoagulation, Vitrektomie) <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r<br />

DR in vielen Fällen günstig beeinflussen.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>n vor allem <strong>de</strong>r retinalen Gefäße<br />

entstehen stadienabhängige retinale Verän<strong>de</strong>rungen.<br />

Diese lassen sich ophthalmoskopisch erfassen und die<br />

Gefahr eines Fortschreitens <strong>de</strong>r DR mit drohen<strong>de</strong>m<br />

Sehverlust statistisch voraussagen. Die <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

wird in ¾ <strong>de</strong>r Fälle durch ein diabeti-<br />

sches Makulaö<strong>de</strong>m bedingt, das zu je<strong>de</strong>m Zeitpunkt <strong>de</strong>r<br />

Erkrankung auftreten kann, auch wenn die Prävalenz<br />

<strong>de</strong>s Makulaö<strong>de</strong>ms mit <strong>de</strong>r Diabetesdauer korreliert. Vor<br />

allem bei Typ 1 Diabetes kann als Spätfolge eine proliferative<br />

DR entstehen, bei <strong>de</strong>r ein hohes Risiko für eine<br />

Glaskörperblutung o<strong>de</strong>r Netzhautablösung mit entsprechen<strong>de</strong>r<br />

akuter <strong>Sehverschlechterung</strong> besteht. Die<br />

Katarakt tritt bei Diabetes ebenfalls früher und häufiger<br />

auf, lässt sich aber wie die Alterskatarakt erfolgreich<br />

operieren. Bei diabetischer Optikusneuropathie als Manifestation<br />

einer schweren Mikroangiopathie besteht<br />

keine Therapiemöglichkeit. Die Gefäßneubildung <strong>de</strong>r<br />

Iris und im Kammerwinkel stellt ein Spätstadium vor allem<br />

<strong>de</strong>r unbehan<strong>de</strong>lten o<strong>de</strong>r unzureichend behan<strong>de</strong>lten<br />

DR dar, die zu einem nur schwer beherrschbaren<br />

neovaskulären Sekundärglaukom (Verlegung <strong>de</strong>s<br />

Kammerwasserabflusses durch die Gefäßproliferationen)<br />

führen können.<br />

Verlauf <strong>de</strong>s DM und <strong>de</strong>r DR wer<strong>de</strong>n vor allem durch<br />

folgen<strong>de</strong> Faktoren beeinflusst: Lebensalter und Diabetestyp,<br />

Diabetesdauer, Blutzuckerregulation, Blutdruck,<br />

Lipidstoffwechsel, Niereninsuffizienz, Schwangerschaft,<br />

Rauchen. Vor allem mit <strong>de</strong>r verbesserten<br />

Möglichkeit <strong>de</strong>r BZ-Regulation wird <strong>de</strong>utlich, dass durch<br />

eine optimale BZ-Regulation die Komplikationen und<br />

damit die Lebensqualität und Lebenserwartung durch<br />

<strong>de</strong>n DM ganz wesentlich beeinflusst wer<strong>de</strong>n können.<br />

So lässt sich bei Typ-1 Diabetes die Verschlechterung<br />

<strong>de</strong>r DR unter intensivierter Insulintherapie auf 25% gegenüber<br />

konventionell eingestellten Diabetikern senken,<br />

das Makulaö<strong>de</strong>m immerhin noch auf 75%; ähnliches gilt<br />

für an<strong>de</strong>re Komplikationen und <strong>de</strong>n Typ-2 Diabetes.<br />

Auch wenn heute die Prophylaxe und Behandlung <strong>de</strong>r<br />

DR eine enorme Be<strong>de</strong>utung hat darf nicht vergessen<br />

wer<strong>de</strong>n, dass es sich dabei um eine Erkrankung han<strong>de</strong>lt<br />

die mit fortschreiten<strong>de</strong>n und später schweren Gefäßschä<strong>de</strong>n<br />

verbun<strong>de</strong>n ist, <strong>de</strong>ren Folgen wir im Bereich<br />

<strong>de</strong>s Auges zwar teilweise behan<strong>de</strong>ln können, die aber<br />

langfristig doch häufig mit einem erheblichen Funktionverlust<br />

vor allem durch ein chronisches/ischämisches<br />

Makulaö<strong>de</strong>m o<strong>de</strong>r eine Optikusneuropathie bedingt<br />

sind. Da uns hierfür bisher keine erfolgreiche Therapiemöglichkeit<br />

zur Verfügung steht kommt <strong>de</strong>r Optimierung<br />

<strong>de</strong>s BZ und <strong>de</strong>s Blutdruckes eine ganz entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Be<strong>de</strong>utung zu, da dadurch die Manifestation<br />

3


dieser Schä<strong>de</strong>n zumin<strong>de</strong>st hinausgezögert wer<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

Diabetische Augenhintergrundverän<strong>de</strong>rungen:<br />

Die sichtbaren diabetischen Verän<strong>de</strong>rungen spielen<br />

sich vor allem in <strong>de</strong>r unmittelbaren Umgebung <strong>de</strong>r Gefäße<br />

<strong>de</strong>r retinalen Nervenfaserschicht ab.<br />

- Mikroaneurysmen: hypoxisch bedingte Aussackungen<br />

<strong>de</strong>r Gefäßwän<strong>de</strong>, erste sichtbare Verän<strong>de</strong>rung;<br />

- Lidpi<strong>de</strong>xsudate: Reste nicht resorbierter Plasma- und<br />

Blutbestandteile; sie weisen auf erhöhte Durchlässigkeit<br />

<strong>de</strong>r sonst ‚dichten‘ retinalen Gefäße (Blut-Retina-<br />

Schranke) hin;<br />

- Fleckblutungen: Zeichen fortgeschrittener Gefäßschä<strong>de</strong>n;<br />

- Cotton-Wool-Spots: aufgestaute Axoplasmabestandteile<br />

als Zeichen von Mikroinfarkten <strong>de</strong>r Nervenfaserschicht<br />

bei fortgeschrittenen Gefäßschä<strong>de</strong>n;<br />

- <strong>de</strong>utlich verdickte Venen und venöse Kaliberschwankungen<br />

als Zeichen schwerer hypoxischer Verän<strong>de</strong>rungen;<br />

- intraretinale mikrovaskuläre Anomalien (IRMAs): erweiterte<br />

Gefäße, Gefäßnetze und Gefäßshunts innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Retina bei fortgeschrittenen Verän<strong>de</strong>rungen;<br />

- weiße eingeschei<strong>de</strong>te o<strong>de</strong>r obliterierte Gefäße bei<br />

schwerer Angiopathie;<br />

- fibrovaskuläre Proliferationen aus <strong>de</strong>r Nervenfaserschicht<br />

heraus in <strong>de</strong>n Glaskörperraum in Bereichen<br />

ausgeprägter Ischämie und auf <strong>de</strong>r Papille als Zeichen<br />

generalisierter hypoxischer Schä<strong>de</strong>n. Durch Zug<br />

<strong>de</strong>s Glasköpers an diesen Proliferationen können<br />

größere präretinale und Glaskörperblutungen sowie<br />

Netzhautablösungen entstehen;<br />

- Das Makulaö<strong>de</strong>m lässt sich ophthalmoskopisch erkennen<br />

(allerdings schwierig) und kann mit allen hier<br />

genannten Verän<strong>de</strong>rungen einher gehen;<br />

Einteilung <strong>de</strong>r DR:<br />

Nichtproliferative DR<br />

- mild: Mikroaneurysmen;<br />

- mäßig: Mikroaneurysmen, zusätzlich Lipi<strong>de</strong>xsudate,<br />

einzelne Fleckblutungen evtl. einzelne Cotton-wool-<br />

Her<strong>de</strong>, keine o<strong>de</strong>r nur geringe Venenverän<strong>de</strong>rungen;<br />

- schwer: ausgeprägte Fleckblutungen, Cotton-wool<br />

Her<strong>de</strong>, venöse Kaliberschwankungen, IRMAs.<br />

Proliferative DR: fibrovaskuläre Proliferationen in <strong>de</strong>n<br />

Glaskörper, in schweren Fällen ausgeprägt (Hochrisikoform),<br />

ggf. mit präretinalen Blutungen, Glaskörperblutung<br />

und Netzhautablösung.<br />

Das Makulaö<strong>de</strong>m kann in allen Stadien auftreten und<br />

spielt oft die funktionell entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle.<br />

Vorkommen nach 15 Jahren Diabetesdauer:<br />

Typ-1 DM: 98% haben irgen<strong>de</strong>ine DR, davon 50% eine<br />

proliferative, 18% ein Makulaö<strong>de</strong>m.<br />

Typ-2 DM: 2/3 haben irgen<strong>de</strong>ine DR, 10% eine proliferative.<br />

Das Makulaö<strong>de</strong>m tritt bei 12%-20% auf.<br />

Therapie:<br />

Gefäßneubildungen (fibrovaskuläre Proliferationen),<br />

die aus <strong>de</strong>r Retina heraus in <strong>de</strong>n Glaskörper wachsen<br />

lassen sich häufig durch eine panretinale Laserkoagulation<br />

(Ausschaltung/Vernarbung von sauerstoffverbrauchen<strong>de</strong>r<br />

Retina einschließlich Pigmentepithel unter<br />

Aussparung <strong>de</strong>r Makula) zum Stillstand o<strong>de</strong>r zur Rückbildung<br />

bringen. Dadurch kann eine <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

durch eine Glaskörperblutung o<strong>de</strong>r Netzhautablösung<br />

in <strong>de</strong>n meisten Fällen verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Die panretinale<br />

Laserkoagulation erfolgt <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>r Regel<br />

sowie Proliferation zu erkennen sind, bei unsicherer<br />

Compliance auch schon bei ausgeprägten nicht proliferativen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen. Die Glaskörper- und Netzhautoperation<br />

(Pars plana Vitrektomie) bleibt vor allem<br />

schlecht versorgter o<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs schwerer Retinopathie<br />

(häufiger bei früher Diabetesmanifestation) vorbehalten.<br />

Das diabetische Makulaö<strong>de</strong>m kann als fokales Ö<strong>de</strong>m<br />

o<strong>de</strong>r als flächiges Ö<strong>de</strong>m auftreten. Das fokale Ö<strong>de</strong>m<br />

wird meist durch lecken<strong>de</strong> Mikroaneurysmen verursacht,<br />

die durch eine fokale Laserkoagulation oft zur<br />

Rückbildung gebracht wer<strong>de</strong>n können, so dass sich das<br />

Ö<strong>de</strong>m resorbiert und die Sehschärfe evtl. erhalten o<strong>de</strong>r<br />

manchmal sogar wie<strong>de</strong>r verbessert wer<strong>de</strong>n kann. Das<br />

diffuse Ö<strong>de</strong>m <strong>de</strong>utet auf einen allgemeinen zentralen<br />

Gefäßscha<strong>de</strong>n hin und kann bei nicht zu schwerer<br />

Ischämie evtl. durch eine zarte disseminierte Laserkoagulation<br />

<strong>de</strong>r Makula günstig beeinflusst wer<strong>de</strong>n, so<br />

dass in einem Teil <strong>de</strong>r Fälle die <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

aufgehalten o<strong>de</strong>r verzögert wer<strong>de</strong>n kann. Visusverbesserungen<br />

sind hier aber nicht zu erwarten und ein wesentlicher<br />

Anteil <strong>de</strong>r Patienten erfährt hierdurch keinen<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Vorteil. Schwerste ischämische Schä<strong>de</strong>n<br />

(Makulaö<strong>de</strong>m, Optikusatrophie) lassen sich durch<br />

die Lasertherapie o<strong>de</strong>r die Operation nicht beeinflussen.<br />

Auch medikamentöse Ansätze (z.B. Aspirin) haben<br />

keinen positiven Effekt gezeigt.<br />

Untersuchungsrichtlinien: Vor <strong>de</strong>r Pubertät tritt praktisch<br />

keine DR auf. Mit dieser Ausnahme gilt, dass je<strong>de</strong>r<br />

Diabetiker schon bei Diagnosestellung augenärztlich<br />

untersucht wer<strong>de</strong>n soll, da <strong>de</strong>r DM evtl. schon länger<br />

bestand und zu Schä<strong>de</strong>n geführt hat. Die augenärztlichen<br />

Untersuchungen sollten bei keiner o<strong>de</strong>r sehr mil<strong>de</strong>r<br />

Retinopathie min<strong>de</strong>stens jährlich stattfin<strong>de</strong>n, bei<br />

fortgeschrittenerer Retinopathie drei- bis sechsmonatlich,<br />

bei subjektiver Verschlechterung umgehend. Eine<br />

jährliche Funduskontrolle fin<strong>de</strong>t bisher jedoch nur bei<br />

rund 20% <strong>de</strong>r Diabetiker statt. Verschlechterungen treten<br />

gehäuft während <strong>de</strong>r Schwangerschaft o<strong>de</strong>r nach<br />

Umstellung auf eine intensivierte o<strong>de</strong>r verbesserte BZ-<br />

Einstellung auf. Da <strong>de</strong>r Vorteil <strong>de</strong>r guten Stoffwechseleinstellung<br />

für <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r DR so be<strong>de</strong>utend ist,<br />

haben selbst die Patienten einen Vorteil, die eine initiale<br />

Verschlechterung durch ein optimale BZ-Einstellung<br />

erfahren. Neben <strong>de</strong>r BZ-Einstellung sollte vor allem auf<br />

eine gute Blutdruckeinstellung (vor allem niedrige diastolische<br />

Werte), körperliche Bewegung und ggf. Behandlung<br />

von Fettstoffwechselstörungen und kardiovaskulären<br />

Risikofaktoren geachtet wer<strong>de</strong>n. Gegenüber<br />

einer Hämodialyse hat die Peritonealdialyse auch bezüglich<br />

<strong>de</strong>r DR entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Vorteile.<br />

4


6. Schlagartige <strong>Sehverschlechterung</strong>: arterielle Gefäßverschlüsse<br />

Aufbau Einzelerkrankungen<br />

Definition:<br />

Be<strong>de</strong>utung:<br />

Ätiologie / Pathologie:<br />

Symptome:<br />

Therapie / Verlauf:<br />

Die arteriellen Gefäßverschlüsse <strong>de</strong>r Retina und Papille<br />

treten meist als schlagartige <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

auf, nicht selten wer<strong>de</strong>n sie jedoch morgens beim Aufwachen<br />

bemerkt. Die <strong>Sehverschlechterung</strong> ist einseitig<br />

und häufig ziemlich vollständig (z.B. nur noch Wahrnehmung<br />

von Schatten) auf <strong>de</strong>m betroffenen Auge.<br />

Entsprechend fin<strong>de</strong>t sich fast immer ein <strong>de</strong>utlicher afferenter<br />

Pupillen<strong>de</strong>fekt. Wenn nur Teile <strong>de</strong>r Papille o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Versorgungsgebietes <strong>de</strong>r Zentralarterie betroffen<br />

sind wer<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong> relativ scharf begrenzte<br />

Ausfälle <strong>de</strong>s korrespondieren<strong>de</strong>n monokularen Gesichtsfel<strong>de</strong>s<br />

empfun<strong>de</strong>n. Umgehend sollte eine Arteriitis<br />

temporalis erkannt bzw. ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n<br />

(Kopfschmerz, Muskelschmerz, Allgemeinsymptome,<br />

BSG/CRP, s.u.), da sie akutes Han<strong>de</strong>ln (Cortison) erfor<strong>de</strong>rt.<br />

Ähnlich akut wird sonst eigentlich nur noch die<br />

<strong>Sehverschlechterung</strong> bei zentralen Durchblutungsstörungen<br />

(korrespondieren<strong>de</strong> Gesichtsfeldausfälle an<br />

bei<strong>de</strong>n Augen) und bei Netzhautablösung angegeben.<br />

Die Ablösung <strong>de</strong>r zentralen Netzhaut kann auch als<br />

sehr plötzliche <strong>Sehverschlechterung</strong> empfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Häufig bemerken diese Patienten jedoch auch<br />

Blitze o<strong>de</strong>r kleinere und größere Schatten und eine<br />

schrittweise Zunahme eines grauen Vorhanges o<strong>de</strong>r<br />

Wand bis zur Sehachse.<br />

Schwierigkeiten bereitet manchmal die Differenzierung<br />

älterer Ereignisse, die <strong>de</strong>r Patient rein zufällig bemerkt,<br />

weil z.B. das gute Auge abge<strong>de</strong>ckt wird o<strong>de</strong>r sich verschlechtert.<br />

Die arteriellen Gefäßverschlüsse betreffen entwe<strong>de</strong>r die<br />

Papille durch Verschluss einer <strong>de</strong>r versorgen<strong>de</strong>n Ziliararterien<br />

(Apoplexia papillae o<strong>de</strong>r anteriore ischämische<br />

Optikusneuropathie [AION]) o<strong>de</strong>r die Zentralarterie bzw.<br />

einer ihrer Äste. Bei 20% <strong>de</strong>r Bevölkerung wird ein Teil<br />

<strong>de</strong>r Makula durch einen Ast <strong>de</strong>r Ziliararterie versorgt<br />

(zilioretinales Gefäß), diese Verschlüsse verhalten sich<br />

bzgl. <strong>de</strong>r Klinik wie die Verschlüsse eines Zentralarterienastes.<br />

Bei <strong>de</strong>r Arteriitis temporalis han<strong>de</strong>lt sich um eine granulomatösen<br />

Entzündung mit Verdickung <strong>de</strong>r Gefäßwand<br />

vor allem <strong>de</strong>r Kopfarterien. Sie tritt fast ausschließlich<br />

im höheren Lebensalter auf (Inzi<strong>de</strong>nz bei<br />

über 50jährigen etwa 20/100.000/Jahr), vermehrt bei<br />

Frauen. Typisch geht sie mit Kopfschmerzen (bevorzugt<br />

Temporalregion) und Allgemeinsymptomen (Abgeschlagenheit,<br />

Krankheitsgefühl, leichtes Fieber, Muskelschmerz<br />

vor allem <strong>de</strong>r stammnahen Muskulatur,<br />

Nachtschweiß) einher. Nicht so häufig aber sehr hinweisend<br />

sind Schmerzen und Rötung im Bereich <strong>de</strong>r<br />

oberflächlichen Temporalarterie und Schmerzen bei<br />

längerem Kauen o<strong>de</strong>r Sprechen (Claudicatio <strong>de</strong>r Kaumuskulatur).<br />

Das Auge ist häufigster Manifestationsort<br />

<strong>de</strong>r Gefäßverschlüsse, meist sind es die Ziliararterien<br />

mit Papillenischämie, seltener die Zentralarterie o<strong>de</strong>r<br />

auch an<strong>de</strong>re Arterien im Bereich <strong>de</strong>s Auges. Meist besteht<br />

eine <strong>de</strong>utliche bis extreme Erhöhung <strong>de</strong>r Blutsenkungsgeschwindigkeit<br />

(BSG, z.B. 70/100) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Creaktiven<br />

Proteins (CRP), an<strong>de</strong>re Laborparameter sind<br />

weniger spezifisch und mehr im Sinne einer chronischen<br />

Erkrankung verän<strong>de</strong>rt (Anämie etc.). Die Diagnose<br />

lässt sich durch eine Biopsie eines Astes <strong>de</strong>r Temporalarterie<br />

relativ einfach sichern aber bei negativer<br />

Histologie nicht sicher ausschließen (<strong>de</strong>r entnommene<br />

Ast kann nicht befallen sein). Die Therapie besteht in<br />

hochdosierter Cortisontherapie (Initial 100 bis 1000<br />

mg Prednisolon pro Tag) und allmählicher Reduktion<br />

unter Kontrolle <strong>de</strong>r Klinik und Laborparameter (CRP,<br />

BSG) und langfristiger Erhaltungsdosis meist um 10 mg<br />

pro Tag (min<strong>de</strong>stens 1 Jahr). Eine Besserung einer<br />

eingetretenen <strong>Sehverschlechterung</strong> lässt sich nicht erreichen,<br />

in <strong>de</strong>n meisten Fällen aber ein Erhalt <strong>de</strong>r<br />

Funktion <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Auges (ohne Therapie Befall<br />

auch <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Auges um 50%) und bisher nicht betroffener<br />

Organgebiete. Die Symptomatik bessert sich<br />

unter Cortison in <strong>de</strong>r Regel beeindruckend, was die<br />

Diagnose in Zweifelsfällen stützen kann.<br />

Differentialdiagnose: nicht arteriitische Durchblutungsstörungen<br />

<strong>de</strong>s Auges (s.o.), Kopfschmerzen und<br />

Myalgien an<strong>de</strong>rer Genese (oft schwierig), chronische<br />

konsumieren<strong>de</strong> Erkrankungen (Tumoren, an<strong>de</strong>re Kollagenosen).<br />

Wichtig aber schwierig ist die Herausfilterung<br />

dieser Patienten noch bevor eine <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

o<strong>de</strong>r ein an<strong>de</strong>rer Gefäßverschluss auftritt aus <strong>de</strong>m großen<br />

Krankengut unspezifischer Kopf- und Muskelschmerzen<br />

für <strong>de</strong>n Allgemeinarzt o<strong>de</strong>r Neurologen. Hilfreiche<br />

Merkmale sind dabei höheres Lebensalter, Symptomatik<br />

erst seit einigen Tagen o<strong>de</strong>r Wochen, hohe<br />

BSG/CRP, sehr hinweisend, falls vorhan<strong>de</strong>n, Entzündungszeichen<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Temporalarterie o<strong>de</strong>r<br />

Kauschmerzen.<br />

Etwa fünf mal häufiger aber therapeutisch wenig be<strong>de</strong>utsam<br />

sind nicht-arteriitische Verschlüsse <strong>de</strong>r Papille,<br />

Zentralarterie o<strong>de</strong>r Äste <strong>de</strong>r Zentralarterie. Sie<br />

treten charakteristischerweise ohne Allgemeinsymptome<br />

auf, meist bestehen jedoch Anzeichen für eine generalisierte<br />

kardiovaskuläre Erkrankung wie Bluthochdruck,<br />

Diabetes mellitus, Carotisstenosen (Dopplersonographie),<br />

Herzrythmusstörungen (Thromben, Herzecho),<br />

die entsprechend berücksichtigt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Die lokalisierte Lyse eines Thrombus <strong>de</strong>r Zentralarterie<br />

ist in Einzelfällen erfolgreich, aber in <strong>de</strong>r Regel<br />

(Alter <strong>de</strong>s Verschlusses, Problematik <strong>de</strong>s invasiven<br />

Eingriffes) nicht sinnvoll, auch vielfach angewandte<br />

Maßnahmen mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r Perfusion/Reperfusion<br />

sind wahrscheinlich nicht wirksam<br />

o<strong>de</strong>r kommen zu spät. Eine spontane Besserung innerhalb<br />

<strong>de</strong>r ersten Stun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Verschlusses <strong>de</strong>r Zentralarterie<br />

ist nicht selten und meist durch eine Verlagerung<br />

<strong>de</strong>s Thrombus in ein weiter peripher gelegenes Versorgungsgebiet<br />

zu erklären.<br />

Diagnose: <strong>Sehverschlechterung</strong>, afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt,<br />

bei Teilverschlüssen scharf begrenzte Gesichtsfeldausfälle;<br />

am Fundus: bei Apolexia papillae<br />

5


Papillenschwellung und –blässe, oft kleine papilläre<br />

Blutungen; bei Zentralarterienverschluss: kirschroter<br />

Fleck . Dieser kommt dadurch zustan<strong>de</strong>, das durch die<br />

Ischämie die von <strong>de</strong>r Zentralarterie versorgte Schicht<br />

<strong>de</strong>r Ganglienzellen und Bipolarzellen ihre Transparenz<br />

verliert und <strong>de</strong>n Rotreflex <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rhaut nicht mehr gut<br />

durchscheinen lässt, hingegen die von <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rhaut<br />

versorgte Rezeptorschicht transparent bleibt und in <strong>de</strong>r<br />

7. Akute <strong>Sehverschlechterung</strong>: venöse Gefäßverschlüsse<br />

Aufbau Einzelerkrankungen<br />

Definition:<br />

Be<strong>de</strong>utung:<br />

Ätiologie / Pathologie:<br />

Symptome:<br />

Therapie / Verlauf:<br />

Der Zentralvenenverschluss o<strong>de</strong>r Venenastverschluss<br />

ist häufiger als arterielle Verschlüsse <strong>de</strong>s Auges. Die<br />

<strong>Sehverschlechterung</strong> entwickelt sich meist über mehrere<br />

Stun<strong>de</strong>n, oft Tage im Sinne von zunehmen<strong>de</strong>m<br />

Verschwommensehen, die gemessene Sehschärfe ist<br />

sehr unterschiedlich, meist zwischen 0,1 und 1,0, je<br />

nach Ausmaß die Foveabeteiligung. Auch wenn bevorzugt<br />

ältere Patienten und solche mit kardiovaskulären<br />

Risikofaktoren (Hypertonus, Diabetes mellitus, Arteriosklerose,<br />

Hyperviskosität, Thromboseneigung) betroffen<br />

sind treten Zentralvenenverschlüsse vereinzelt auch bei<br />

jüngeren Patienten ohne entsprechen<strong>de</strong> Risikofaktoren<br />

auf. Wichtig für <strong>de</strong>n Verlauf und die Prognose ist auch<br />

noch die Unterscheidung in Formen mit schwerer<br />

Ischämie (schlechterer Visus, <strong>de</strong>utliche Fundusverän<strong>de</strong>rungen,<br />

afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt, Kapillarverschlussgebiete<br />

in <strong>de</strong>r Angiographie) von solchen ohne <strong>de</strong>utliche<br />

Ischämiezeichen (s.u.).<br />

8. Akute <strong>Sehverschlechterung</strong>: Netzhautablösung<br />

Aufbau Einzelerkrankungen<br />

Definition:<br />

Be<strong>de</strong>utung:<br />

Ätiologie / Pathologie:<br />

Symptome:<br />

Therapie / Verlauf:<br />

Die Netzhautablösung wird meist als akute <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

bemerkt vor allem in <strong>de</strong>m Moment in<br />

<strong>de</strong>m die Makula betroffen ist. Die vorausgehen<strong>de</strong> Lochbildung<br />

geht häufig einher mit einer symptomatischen<br />

Glasköperabhebung wie Lichterscheinungen (Blitzen)<br />

auf <strong>de</strong>m Auge und evtl. neuen o<strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rte Schatten<br />

(Fliegen, Spinnweben, Rußregen), die sich<br />

schwappend (ein<strong>de</strong>utiger Hinweis auf die Lokalisation<br />

im Glaskörper) bei Augenbewegungen mitbewegen.<br />

Deshalb bei symptomatische GK-Abhebung gründliche<br />

Fundusuntersuchung bei weiter Pupille. Meist hebt sich<br />

die Netzhaut erst peripher oben ab und <strong>de</strong>r Patient bemerkt<br />

entsprechend einen Schatten <strong>de</strong>r sich von außen<br />

o<strong>de</strong>r unten (Vorhang, aufsteigen<strong>de</strong> Wand) zum Zentrum<br />

vorschiebt, die Sehschärfe bleibt weitgehend erhalten<br />

solange die Fovea nicht mit abgehoben ist. Viele<br />

Patienten suchen <strong>de</strong>n Augenarzt erst dann auf, wenn<br />

Region fehlen<strong>de</strong>r innerer Netzhautschichten (Fovea!)<br />

das Fundusrot unverän<strong>de</strong>rt bleibt. Die Funduszeichen<br />

<strong>de</strong>r arteriellen Verschlüsse bil<strong>de</strong>n sich durch Atrophie<br />

bzw. spätere Reperfusion (Funktion meist erloschen)<br />

zurück, meist entsteht dann eine Optikusatrophie, es<br />

verbleiben auch die häufigen unspezifischen Zeichen<br />

allgemeiner Gefäßschä<strong>de</strong>n wie enge Arterien.<br />

Zeichen: <strong>Sehverschlechterung</strong>, vor allem bei ischämischen<br />

Formen afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt, Metamorphopsie<br />

bei Makulaö<strong>de</strong>m; Fundus: gestaute und geschlängelte<br />

Venen, Fleckblutungen, teilweise sehr ausgeprägt,<br />

im Bereich um die Papille streifenförmig angeordnet,<br />

Cotton-Wool-Spots, Papillenschwellung, evtl.<br />

zystoi<strong>de</strong>s Makulaö<strong>de</strong>m mit Blutspiegeln.<br />

Therapie: Vor allem bei ausgeprägter Ischämie kommt<br />

es gehäuft nach rund 100 Tagen zu Gefäßneubildungen<br />

auf <strong>de</strong>r Iris, die zu einer Abflussstörung im Bereich<br />

<strong>de</strong>s Kammerwinkels mit Augeninnendruckerhöhung<br />

(neovaskuläres Sekundärglaukom, 100-Tage-Glaukom)<br />

führen kann. Diese Komplikation kann durch eine panretinale<br />

Laserkoagulation <strong>de</strong>utlich vermin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die <strong>Sehverschlechterung</strong> ist vor allem durch das Makulaö<strong>de</strong>m<br />

bedingt, hierfür gibt es keine allgemein etablierte<br />

Therapie, in kontrollierten Studien konnte durch<br />

die isovolämische Hämodilution die Perfusion in diesem<br />

Bereich verbessert und <strong>de</strong>r Visusverlauf günstig beeinflusst<br />

wer<strong>de</strong>n. Da es sich meist jedoch um ein generalisiertes<br />

kardiovaskuläres Problem (zweites Auge in 5%<br />

innerhalb von 5 Jahren betroffen) han<strong>de</strong>lt sollte sich<br />

das Augenmerk auch auf die assoziierten an<strong>de</strong>ren<br />

Faktoren richten.<br />

die Fovea mitbetroffen ist. Die Netzhautablösung hat<br />

zwar eine relativ geringe Inzi<strong>de</strong>nz (1/10.000/Jahr), die<br />

Be<strong>de</strong>utung liegt darin, dass <strong>de</strong>r funktionelle Operationserfolg<br />

von <strong>de</strong>r frühzeitigen Therapie abhängt.<br />

Pathomechanismus<br />

Entwicklungsgeschichtlich entsteht die Retina aus einer<br />

Einstülpung <strong>de</strong>s Augenbechers. Der eingestülpte vor<strong>de</strong>re,<br />

dann innenliegen<strong>de</strong> Teil wird zur neurosensorischen<br />

Retina, <strong>de</strong>r äußere ursprünglich hintere Anteil zum retinalen<br />

Pigmentepithel (RPE). Der Raum zwischen diesen<br />

bei<strong>de</strong>n Schichten verschließt sich nur funktionell<br />

durch einen permanenten Flüssigkeitsentzug (Pumpfunktion<br />

<strong>de</strong>s RPE), fest verbun<strong>de</strong>n ist die Retina mit Ihrer<br />

Unterlage nur an <strong>de</strong>r Papille und ganz peripher vor<br />

<strong>de</strong>m Äquator im Bereich <strong>de</strong>r Pars plana. Damit eine<br />

Netzhautablösung entsteht sind drei Faktoren entschei<strong>de</strong>nd:<br />

1. es muss ein Loch entstehen, damit Flüssigkeit<br />

hinter die Netzhaut zwischen Nerzhaut und RPE treten<br />

kann; 2. <strong>de</strong>r Glaskörper muss partiell verflüssigt sein,<br />

um durch das Loch zu gelangen; 3. es muss ein Zug<br />

auf die Netzhaut wirken, <strong>de</strong>r die Adhäsionskräfte <strong>de</strong>s<br />

Pumpmechanismus übersteigt. Diese Bedingungen erfüllen<br />

sich mit zunehmen<strong>de</strong>n Alter: <strong>de</strong>r Glaskörper ver-<br />

6


flüssigt sich zunehmend und löst sich von <strong>de</strong>r Retina.<br />

Dabei kann es an Stellen festerer Verbindungen mit <strong>de</strong>r<br />

Netzhaut (fast immer im Äquatorbereich, also peripher)<br />

zu Lochbildungen in <strong>de</strong>r Retina kommen. Löst sich<br />

durch die Lochbildung die Traktion auf die Retina, bleibt<br />

die Netzhaut anliegend, verbleiben noch Zugkräfte an<br />

<strong>de</strong>n Lochrän<strong>de</strong>rn ist die Gefahr <strong>de</strong>r Netzhautablösung<br />

hoch. Diese Glaskörperabhebungen, Traktionen und<br />

Lochbildungen können mit entsprechen<strong>de</strong>n Symptomen<br />

(Lichtblitze durch unphysiologische Reizung <strong>de</strong>r Rezeptoren,<br />

neue Schatten durch Abhebung <strong>de</strong>s Glaskörpers<br />

o<strong>de</strong>r Blutungen aus durch <strong>de</strong>n Lochbereich verlaufen<strong>de</strong><br />

intraretinale Gefäße) einher gehen. Die Inzi<strong>de</strong>nz<br />

<strong>de</strong>r Netzhautablösung nimmt <strong>de</strong>utlich zu mit Stärke<br />

<strong>de</strong>r Myopie (größeres Auge mit stärkerer Glaskörperbewegung,<br />

vermehrte Lochbildung <strong>de</strong>r ‚dünnen‘<br />

Netzhaut), ist erhöht nach Kataraktoperation (vermehrte<br />

Glaskörperbewegung durch fehlen<strong>de</strong>/verkleinerte Linse)<br />

beson<strong>de</strong>rs bei Defekten <strong>de</strong>r hinteren Linsenkapsel<br />

(Operationskomplikation, Nachstarbehandlung), und<br />

nach Trauma (Netzhaut<strong>de</strong>fekte, Glaskörperverflüssigung).<br />

Da die Netzhautablösung meist in Stadien solcher<br />

Glaskörperablösungen entsteht ist die For<strong>de</strong>rung<br />

logisch, alle Patienten mit entsprechen<strong>de</strong>n Symptomen<br />

gründlich beson<strong>de</strong>rs im Bereich <strong>de</strong>r peripheren Retina<br />

zu untersuchen, ggf. wie<strong>de</strong>rholt bis keine Symptome<br />

mehr bestehen.<br />

Zur eigenen Beruhigung: relativ konstante kleine Fussel<br />

o<strong>de</strong>r Mücken (Mouches volantes) als Zeichen von zarten<br />

Glaskörpertrübungen sind physiologisch und harmlos<br />

und lassen sich bei entsprechen<strong>de</strong>n Lichtverhältnissen<br />

bei je<strong>de</strong>m von uns beobachten.<br />

Zeichen <strong>de</strong>r Netzhautablösung: meist plötzliche <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

bei Makulabeteiligung, evtl. afferenter<br />

Pupillen<strong>de</strong>fekt, relativer Gesichtsfeld<strong>de</strong>fekt im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Ablösung, ophthalmoskopisch abgelöste prominente<br />

Netzhaut mit entsprechen<strong>de</strong>m Loch (helles Rot<br />

auf opaquer Umgebung), ggf. Glaskörperblutung, Faltenbildung.<br />

Bei fehlen<strong>de</strong>m Funduseinblick Ultraschalluntersuchung.<br />

Vermehrtes Auftreten bei: höherem Alter<br />

(zunehmen<strong>de</strong> Glaskörper<strong>de</strong>struktion), Kurzsichtigkeit<br />

vor allem über –5 Dptr., Augenoperationen wie Katarakt-OP,<br />

Trauma, Netzhaut<strong>de</strong>generationen und Ablatio<br />

am Partnerauge.<br />

Therapie: die Ablatio sollte möglichst operiert wer<strong>de</strong>n<br />

bevor die Fovea sich mit abhebt, da abhängig auch von<br />

<strong>de</strong>r Dauer <strong>de</strong>r zentralen Abhebung dann meist keine<br />

richtige Lesefähigkeit mehr erreicht wer<strong>de</strong>n kann (irreversible<br />

strukturelle Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r zentralen Netzhaut),<br />

<strong>de</strong>shalb ggf. notfallmäßige ein<strong>de</strong>llen<strong>de</strong> Netzhautoperation<br />

durch Aufnähen eines Silikoschwämmchens<br />

(Plombe) o<strong>de</strong>r eines Ban<strong>de</strong>s (Cerclage) auf die Sklera<br />

von außen im Bereich <strong>de</strong>r Löcher <strong>de</strong>r Netzhaut (Äquator)<br />

verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Induktion einer Vernarbung von<br />

Pigmentepithel und Netzhaut (Kryokoagulation) im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Lochrän<strong>de</strong>r, so dass kein verflüssigter Glaskörper<br />

mehr zwischen Netzhaut und Pigmentepithel<br />

gelangen kann. Häufig wird intraoperativ die subretinale<br />

Flüssigkeit durch eine kleine Öffnung in Sklera, A<strong>de</strong>rhaut<br />

und Pigmentepithel nach außen abgelassen. In<br />

schwierigen Situation o<strong>de</strong>r wenn Traktionen <strong>de</strong>s Glaskörpers<br />

und von Proliferationen entschei<strong>de</strong>nd sind hat<br />

sich die Glaskörperausschneidung (Pars plana Vitrek-<br />

tomie) in <strong>de</strong>n letzten Jahren zunehmend etabliert. Hierbei<br />

kann nicht nur <strong>de</strong>r Glaskörper entfernt wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />

es bestehen eine Fülle weiterer Optionserweiterungen<br />

wie Narbeninduktion durch Laser- o<strong>de</strong>r Kryokoagulation,<br />

Entfernung subretinaler Flüssigkeit, Blut<br />

o<strong>de</strong>r ähnlichem, Tamponierung <strong>de</strong>r Löcher von innen<br />

durch Gas o<strong>de</strong>r Silikon, Befreiung <strong>de</strong>r Retina von Narben,<br />

ggf. auch in Kombination mit an<strong>de</strong>ren Verfahren,<br />

wie Cerclage, Linsenoperation. Nicht immer gelingt die<br />

anatomische Anlage <strong>de</strong>r Netzhaut, die funktionellen Ergebnisse<br />

sind vor allem bei älterer Ablösung meist unbefriedigend,<br />

weiterhin haben diese Augen und die<br />

Partneraugen eine <strong>de</strong>utlich erhöhtes Risiko einer Ablatio<br />

und erfor<strong>de</strong>rn entsprechen<strong>de</strong> Kontrollen vor allem<br />

bei Symptomen.<br />

Prophylaktische Laserkoagulation: bei etwa 10% aller<br />

Menschen lassen sich ein o<strong>de</strong>r mehrere Löcher in<br />

<strong>de</strong>r Retina nachweisen, nur ein extrem geringer Prozentsatz<br />

davon erfährt eine Netzhautablösung, meist im<br />

Rahmen eines frischen Loches bei frischer Glaskörperabhebung.<br />

Der Vorstellung, mit <strong>de</strong>m Laser relativ<br />

einfach eine Verklebung zwischen neuronaler Retina<br />

und RPE zu erzeugen ist sehr verführerisch, es hat sich<br />

jedoch gezeigt, dass die erzeugten Narben eine Netzhautablösung<br />

nicht sicher vermei<strong>de</strong>n können, dass die<br />

meisten Ablösungen aus frischen Löchern in zuvor evtl.<br />

wenig auffälligen Netzhautregionen resultieren, und<br />

dass die prophylaktische Laserkoagulation auch nicht<br />

komplikationslos ist (frische Löcher und Zug auf die<br />

Makula durch ‚Narbenbildung‘). Daher wer<strong>de</strong>n meist nur<br />

noch Löcher im Rahmen einer symptomatischen Glaskörperabhebung<br />

o<strong>de</strong>r bei beson<strong>de</strong>ren Risikokonstellationen<br />

prophylaktisch behan<strong>de</strong>lt.<br />

Erkrankungen <strong>de</strong>r Glaskörpergrenzfläche: beson<strong>de</strong>rs<br />

nach Netzhautablösung, Laserkoagulation, Traumen,<br />

aber auch als altersabhängige Verän<strong>de</strong>rung kann<br />

es zu einer Verdickung und Kontraktion <strong>de</strong>r Grenzschicht<br />

zwischen Glaskörper und Netzhaut kommen<br />

(epiretinale Membran). Dies kann zu Verziehungen <strong>de</strong>r<br />

angrenzen<strong>de</strong>n Netzhaut und damit zu <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

durch Verzerrtsehen führen. Bei wesentlicher Behin<strong>de</strong>rung<br />

erreicht eine Pars plana Vitrektomie mit Abziehen<br />

<strong>de</strong>r Grenzfläche eine gewisse Visusverbesserung.<br />

Als unerwünschter Effekt tritt postoperativ bei bis<br />

zu 10% <strong>de</strong>r Patienten eine Netzhautablösung auf da<br />

diese Grenzschicht auch an <strong>de</strong>r peripheren Netzhaut<br />

haftet und bei <strong>de</strong>r Entfernung Netzhautlöcher entstehen<br />

o<strong>de</strong>r begünstigt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Makulaforamen: Eine Son<strong>de</strong>rform <strong>de</strong>r Grenzschichtverän<strong>de</strong>rung<br />

stellt das Makulaforamen dar, bei <strong>de</strong>m es<br />

in <strong>de</strong>r Foveola durch tangentiale Zugkräfte <strong>de</strong>r Grenzfläche<br />

zu einem Auseinan<strong>de</strong>rweichen <strong>de</strong>r Rezeptorzellen<br />

kommt und damit ein zentrales Loch ohne Gewebeverlust<br />

entsteht. Der Visus bewegt sich häufig um 0,1,<br />

die Patienten geben nur eine <strong>Sehverschlechterung</strong> und<br />

Verzerrtsehen ohne Skotom an, da die Rezeptoren ja<br />

nur verlagert sind und nicht fehlen. Aus diesen Löchern<br />

entsteht praktisch nie eine Netzhautablösung, auch<br />

wenn die Lochrän<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Regel leicht angehoben<br />

sind. Eine Entfernung <strong>de</strong>r Grenzschicht im Rahmen einer<br />

Pars plana Vitrektomie und damit Beseitigung <strong>de</strong>r<br />

tangentialen Zugkräfte kann zu einem postoperativen<br />

7


Verschluß <strong>de</strong>r zentralen Gewebelücke und einem Visusanstieg<br />

in einigen Fällen bis 100% führen.<br />

Seröse Ablatio: in Einzelfällen kann eine Netzhautablösung<br />

auch durch ein Exsudat o<strong>de</strong>r Transudat unter die<br />

Netzhaut entstehen, vor allem bei entzündlichen o<strong>de</strong>r<br />

tumorösen Prozessen <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rhaut. Das maligne Melanom<br />

<strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rhaut ist <strong>de</strong>r mit Abstand häufigste intraokulare<br />

Tumor, aber trotz<strong>de</strong>m relativ selten (Inzi<strong>de</strong>nz<br />

7/1Mio/Jahr). Es geht von <strong>de</strong>n Melanozyten <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rhaut<br />

aus und bleibt in mehr als 50% auf das Augenin-<br />

9. Chronisches Glaukom<br />

Aufbau Einzelerkrankungen<br />

Definition:<br />

Be<strong>de</strong>utung:<br />

Ätiologie / Pathologie:<br />

Symptome:<br />

Therapie / Verlauf:<br />

Zusammenfassung: Augeninnendruckassoziierte Optikusneuropathie<br />

mit langsam fortschreiten<strong>de</strong>n parazentralen<br />

Gesichtsfeldausfällen, die lange symptomlos<br />

bleiben. Behandlung durch lokale medikamentöse Augeninnendrucksenkung<br />

, ggf. chirurgisch. Die zuverlässige<br />

Diagnose und erfolgreiche Behandlung ist auch<br />

heute nicht befriedigend gelöst.<br />

Glaucoma chronicum simplex ist gemeint, wenn man<br />

unpräzise von „Glaukom“ o<strong>de</strong>r Grünem Star spricht. Es<br />

stellt nach <strong>de</strong>r Katarakt, <strong>de</strong>r altersabhängigen Makula<strong>de</strong>generation<br />

und <strong>de</strong>r diabetischen Retinopathie auch in<br />

<strong>de</strong>n industrialisierten Län<strong>de</strong>rn die häufigste Erblindungsursache<br />

dar (Prävalenz 1-2% bei über<br />

50jährigen). Es tritt erst nach <strong>de</strong>m 45. bis 50. LJ auf, ist<br />

beidseitig und lange symptomlos. Durch einen relativ<br />

erhöhten Augeninnendruck (Orientierungswert über 22<br />

mm Hg) kommt es zum Verlust von Sehnervenfasern<br />

(in fortgeschrittenen Stadien relativ charakteristische<br />

Papillenexkavation) <strong>de</strong>r mit einem vorwiegend parazentralen<br />

und daher lange unbemerkten Gesichtsfeldausfall<br />

(Perimetrie) einhergeht. Deshalb gilt ähnlich wie<br />

bei <strong>de</strong>r arteriellen Hypertension, dass das chronische<br />

Glaukom lange symptomlos ist. Der präventiven Untersuchung<br />

kommt eine entsprechen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung zu.<br />

Eine relativ häufige Son<strong>de</strong>rform <strong>de</strong>s chronischen Weitwinkelglaukoms<br />

ist das Pseudoexfoliationsglaukom,<br />

bei <strong>de</strong>m es durch Ausscheidung von Pseudoexfoliationsmaterial<br />

(fibrillenähnliche Produkte) durch die Augenepithelien<br />

zu einer Verlegung <strong>de</strong>s Kammerwasserabflusses<br />

kommt. Diese Form kann auch über einen<br />

längeren Zeitraum einseitig verlaufen und geht häufiger<br />

mit beson<strong>de</strong>rs hohen Augeninnendrucken und dann<br />

eher schnell fortschreiten<strong>de</strong>m Glaukom einher, verhält<br />

sich aber sonst sehr ähnlich zum Glaucoma chronicum<br />

simplex.<br />

Warum <strong>de</strong>r erhöhte Augeninnendruck zu einem Verlust<br />

von Sehnervenfasern führt ist bisher nicht ein<strong>de</strong>utig geklärt.<br />

Auch ist die Unterscheidung gegenüber vaskulären<br />

Sehnervenfaserverlusten nicht immer möglich. Das<br />

klinische Spektrum reicht von typischen Glaukomen mit<br />

hohen Augeninnendrucken (unbehan<strong>de</strong>lt über 30 mm<br />

Hg) bis zu Formen mit typischen glaukomatösen Papil-<br />

nere beschränkt. Die Diagnose läßt sich ophthalmoskopisch<br />

oft sicher stellen und erfolgt <strong>de</strong>shalb meist zufällig<br />

o<strong>de</strong>r wenn <strong>de</strong>r Tumor o<strong>de</strong>r die seröse Ablatio zu einer<br />

zentralen <strong>Sehverschlechterung</strong> führen. Es existieren<br />

mehrere augenerhalten<strong>de</strong> Therapieverfahren z.B. durch<br />

einen auf die Sklera genähten Strahlenträger (Rutheniumapplikator).<br />

Die 15-Jahre Überlebensrate liegt zwischen<br />

50 und 80%, eine sinnvolle Therapie für die Metastasen<br />

ist bisher nicht bekannt.<br />

len- und Gesichtsfeldverän<strong>de</strong>rungen, bei <strong>de</strong>nen nie erhöhte<br />

Augeninnendrucke festgestellt wer<strong>de</strong>n, sogenanntes<br />

Normaldruckglaukom. Vor allem beim<br />

Normaldruckglaukom wird eine wesentliche vaskuläre<br />

Komponente vermutet, dafür sprechen gelegentliche<br />

Papillenrandblutungen, die diagnostisch sehr hinweisend<br />

sind und die späteren Gesichtsfeldausfällen entsprechen.<br />

Auch das Normaldruckglaukom erfährt einen<br />

gewissen Vorteil durch eine medikamentöse o<strong>de</strong>r chirurgische<br />

Senkung <strong>de</strong>s Augeninnendruckes.<br />

Und dann gibt es noch die Grauzone <strong>de</strong>r okulären Hypertension,<br />

bei <strong>de</strong>r unsicher ist, ob eine Behandlung<br />

sinnvoll ist o<strong>de</strong>r nicht: eine nennenswerte Zahl vor allem<br />

älterer Menschen weist auch bei wie<strong>de</strong>rholter Messung<br />

einen Augeninnendruck auf <strong>de</strong>r über <strong>de</strong>r 95%-<br />

Grenze liegt, also z.B. zwischen 25 und 30 mm Hg, ohne<br />

dass Gesichtsfeld- o<strong>de</strong>r Papillenschä<strong>de</strong>n nachweisbar<br />

sind, evtl. lassen sich auch nach Jahren keine<br />

Glaukomschä<strong>de</strong>n nachweisen (etwa 4% <strong>de</strong>r über<br />

50jährigen). Das Risiko Glaukomschä<strong>de</strong>n zu entwickeln<br />

ist bei einem Augeninnendruck von 23 mm Hg etwa<br />

10%, bei 27 mm Hg immerhin 50%. Diese ganze Problematik<br />

erschwert die Früherkennung und Behandlung<br />

<strong>de</strong>s Glaukoms, da die Augeninnendruckmessung zwar<br />

relativ einfach und zuverlässig durchführbar ist, aber die<br />

Spezifität und Selektivität nicht sehr hoch sind, Papillenbeurteilung<br />

und Gesichtsfelduntersuchungen hingegen<br />

sind wesentlich aufwendiger und erfor<strong>de</strong>rn mehr<br />

fachliches Wissen vom Anwen<strong>de</strong>r, und die Grenze zwischen<br />

normal und pathologisch lässt sich auch bei erfahrenen<br />

Beurteilern oft nicht ein<strong>de</strong>utig ziehen.<br />

Therapie: Die medikamentöse o<strong>de</strong>r chirurgische Augeninnendrucksenkung<br />

ist die Therapie <strong>de</strong>r Wahl, lei<strong>de</strong>r<br />

lässt sich aber vor allem bei <strong>de</strong>n Formen mit relativ<br />

niedrigem Augeninnendruck o<strong>de</strong>r fortgeschrittenen<br />

Schä<strong>de</strong>n ein Fortschreiten oft nicht vollständig aufhalten.<br />

Medikamentöse Therapie: die Compliance ist beim<br />

chronischen Glaukom oft problematisch, da die Erkrankung<br />

lange symptomlos ist, die Therapie 'lebenslang' 1-<br />

4x tgl. lokal angewandt wer<strong>de</strong>n muss und für viele Patienten<br />

mehr o<strong>de</strong>r weniger unangenehm ist (zumin<strong>de</strong>st<br />

leichtes Brennen). Wichtigster Faktor für eine gute<br />

Compliance ist die patientengerechte wie<strong>de</strong>rholte Aufklärung<br />

über die Erkrankung und Folgen <strong>de</strong>r Behandlung<br />

bzw. Nichtbehandlung.<br />

[Lee, 2000 #1611]<br />

Glaukommedikamente:<br />

8


1. Wahl: ß-Blocker (als Tropfen 1-2x tgl., Timolol, Betaxolol<br />

u.a., auch systemisch angewandte ß-Blocker<br />

führen zur Augeninnendrucksenkung) hemmen die<br />

Kammerwassersekretion, sie haben keine wesentlichen<br />

lokalen unerwünschten Nebenwirkungen, wegen <strong>de</strong>r<br />

Gefahr schwerer Nebenwirkungen auf keinen Fall bei<br />

Asthmatikern o<strong>de</strong>r Patienten mit obstruktiver Lungenerkrankung<br />

anwen<strong>de</strong>n; durch die negativ chronotrope und<br />

inotrope Wirkung auch entsprechen<strong>de</strong> Kontraindikation<br />

/ Vorsicht bei entsprechen<strong>de</strong>n Herzrythmusstörungen<br />

und schwerer Herzinsuffizienz, selten ZNS-Depression.<br />

2. Wahl: Carboanhydrasehemmer (lokal 2-3x tgl.,<br />

Dorzolamid (Trusopt R , Azopt R ), systemisch Acetazolamid<br />

(Diamox R ); hemmen die Kammerwassersekretion;<br />

<strong>de</strong>utliches Brennen beim Tropfen, Metallgeschmack.<br />

Systemisch: 4. Wahl; 1-4x tgl. 125-250 mg. Unerwünschte<br />

Effekte: Parästhesien, Acidose, Diurese, Hypokaliämie,<br />

Nierensteine, nicht bei Sulfonamidallergie.<br />

2. Wahl: Sympathikomimetika (AT Clonidin, Apraclonidin<br />

(Isoglaucon R ), Brimonidin (Alphagan R ), Adrenalin<strong>de</strong>rivate),<br />

Hemmen Kammerwassersekretion und erhöhen<br />

die Abflussleichtigkeit, 2-3x tgl., Clonidin kann als<br />

Augentropfen zu einer arteriellen Blutdrucksenkung führen,<br />

bei Apraclonidin und Brimonidin treten nach längerer<br />

Anwendung häufig Allergien auf. Adrenalin wird fast<br />

nicht mehr angewandt.<br />

2. Wahl Prostaglandinanaloga (Latanoprost<br />

Xalathan R ). För<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n uveoskleralen Abfluss und ist<br />

sehr effektiv. Es kann zu einer minimalen intraokularen<br />

Reizerscheinung führen, bei längerer Anwendung treten<br />

gehäuft Pigmentierungen <strong>de</strong>r Iris auf, die wahrscheinlich<br />

gutartig aber irreversibel sind, keine systemischen<br />

Nebenwirkungen.<br />

3. Wahl Parasympathikomimetika (Pilocarpin, Carbachol),<br />

4x tgl., wer<strong>de</strong>n wegen <strong>de</strong>r Miose vor allem bei<br />

Katarakt und wegen <strong>de</strong>r induzierten Myopie bei unter<br />

60jährigen schlecht toleriert.<br />

Anwendung: So wichtig wie die Wahl <strong>de</strong>s Medikamentes<br />

ist auch die Aufklärung (Compliance) und Instruktion<br />

<strong>de</strong>s Patienten. Der Tropfen soll frei in <strong>de</strong>n unteren Bin<strong>de</strong>hautsack<br />

fallen, das Unterlid wird dabei etwas abgezogen,<br />

am besten gelingt dies im Liegen o<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>m<br />

Spiegel. Alle o.g. Medikamente können kombiniert angewandt<br />

wer<strong>de</strong>n und wirken additiv. Bei Kombinationen<br />

von Augentropfen soll in min<strong>de</strong>stens fünfminütigem Abstand<br />

getropft wer<strong>de</strong>n, damit <strong>de</strong>r zuerst verabreichte<br />

Tropfen nicht durch <strong>de</strong>n Folgetropfen ausgespült wird<br />

und wirkungslos bleibt. Dorzolamid, Apraclonidin, Brimonidin<br />

und Latanoprost sind erst seit wenigen Jahren<br />

zugelassen und sind bezüglich langfristiger unerwünschter<br />

Wirkungen weniger sicher und relativ teuer.<br />

Da eine alleinige Augeninnendrucksenkung in vielen<br />

Fällen ein gewisses Fortschreiten <strong>de</strong>s Glaukomscha<strong>de</strong>ns<br />

nicht verhin<strong>de</strong>rn kann, wird heutzutage ein neuroprotektiver<br />

Effekt angeprießen, für <strong>de</strong>n es bisher jedoch<br />

bei keinem Präparat einen klinischen Wirksamkeitsnachweis<br />

gibt.<br />

Der Hinweis bei cholinerg wirken<strong>de</strong>n Pharmaka, dass<br />

sie zu Augeninnendruckerhöhungen o<strong>de</strong>r einem Glaukomanfall<br />

führen können hat etwa die gleiche Be<strong>de</strong>utung<br />

wie mein Hinweis, dass die Verdunkelung eines<br />

Raumes die gleiche Folge haben kann und kann ohne<br />

praktische Konsequenz bleiben.<br />

Chirurgie <strong>de</strong>s Glaukoms<br />

Die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wahl ist die Trabekelektomie. Durch<br />

ein ge<strong>de</strong>cktes Sklerafenster im Bereich <strong>de</strong>s Kammerwinkels<br />

kann das Kammerwasser dann unter die Bin<strong>de</strong>haut<br />

in die episkleralen Gefäße abfließen. Die Operation<br />

bewirkt langfristig nur in etwa 50% <strong>de</strong>r Fälle eine<br />

gute Augeninnendruckregulation mit Funktionserhalt<br />

<strong>de</strong>s N. opticus, ein Teil <strong>de</strong>r Patienten benötigt auch<br />

weiterhin (weniger) Glaukommedikamente, etwa 10-<br />

20% sind mittelfristige Versager durch Vernarbung <strong>de</strong>s<br />

operativ erzeugten Kammerwasserabflusses. Ein Teil<br />

<strong>de</strong>r Patienten hat fortschreiten<strong>de</strong> Gesichtsfeldausfälle<br />

trotz guter o<strong>de</strong>r mäßiger Druckregulation. Hautkomplikation<br />

neben <strong>de</strong>r unzureichen<strong>de</strong>n Druckregulation ist<br />

die beschleunigte Kataraktentwicklung, unmittelbar<br />

postoperativ kann eine Hypotonie Probleme bereiten.<br />

Wegen <strong>de</strong>r unerwünschten Wirkungen und <strong>de</strong>r nicht so<br />

zuverlässigen drucksenken<strong>de</strong>n Wirkung wird die Trabekelektomie<br />

meist nur bei unzureichen<strong>de</strong>r medikamentöser<br />

Drucksenkung angewandt. Modifikationen durch<br />

Antimetaboliten o<strong>de</strong>r Silikonimplantate o<strong>de</strong>r auch<br />

neuere Techniken <strong>de</strong>r Filtrationserhöhung, Laserverfahren<br />

und die Ziliarkörperkoagulation haben das Problem<br />

bisher auch nicht grundsätzlich lösen können, wer<strong>de</strong>n<br />

jedoch in bestimmten Fällen angewandt.<br />

Weniger häufige Glaukomformen:<br />

Der Glaukomanfall wird auch beim Roten Auge besprochen,<br />

er hat eine prinzipiell an<strong>de</strong>re Ätiologie. In <strong>de</strong>r<br />

Regel han<strong>de</strong>lt es sich um kurze hyperope Augen (vergrößern<strong>de</strong><br />

Brillengläser). Durch das zunehmen<strong>de</strong> Linsendickenwachstum<br />

mit <strong>de</strong>m Lebensalter kann es bei<br />

diesen Augen zu einer plötzlichen (meist Beginn in <strong>de</strong>n<br />

Abendstun<strong>de</strong>n bei mittelweiter Pupille) weitgehend<br />

kompletten Verlegung <strong>de</strong>s hier sehr engen Kammerwinkels<br />

kommen. Der Augeninnendruck steigt einseitig<br />

plötzlich stark an (vergleichen<strong>de</strong> Palpation), was die<br />

teilweise sehr ausgeprägte Schmerzsymptomatik und<br />

teilweise vegetative Allgemeinsymptomatik mit Übelkeit<br />

und Erbrechen hervorruft. Die Pupille bleibt mittelweit,<br />

<strong>de</strong>r erhöhte Druck führt zum vermehrten Wassereinstrom<br />

in die Hornhaut (Hornhauttrübung mit <strong>Sehverschlechterung</strong>,<br />

evtl. bunte Farbringe). Hier ist akutes<br />

Han<strong>de</strong>ln erfor<strong>de</strong>rlich (intensive medikamentöse o<strong>de</strong>r<br />

chirurgische Therapie, Iri<strong>de</strong>ktomie), da es innerhalb von<br />

Stun<strong>de</strong>n zu irreversiblen Schä<strong>de</strong>n kommen kann.<br />

Neovaskuläres Glaukom (hämorrhagisches Sekundärglaukom)<br />

bei chronischen okulären Perfusionsstörungen,<br />

vor allem proliferativer diabetischer Retinopathie<br />

o<strong>de</strong>r Zentralvenenverschlüssen. Die Ischämie induziert<br />

fibrovaskulären Proliferationen im Kammerwinkelbereich<br />

und dadurch eine Abflussstörung. Eine<br />

rechtzeitige panretinale Laserkoagulation kann die<br />

Neovaskularisation vermei<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r unterdrücken.<br />

Kindliches Glaukom (Buphthalmus) ist sehr selten.<br />

Hier fällt zuerst die vergrößerte Hornhaut auf, da die<br />

Sklera und Hornhaut <strong>de</strong>s Kleinkin<strong>de</strong>s <strong>de</strong>m erhöhten<br />

Augeninnendruck nachgeben. Ggf. ist das Auge auch<br />

gerötet und durch die Hornhautproblematik können<br />

Lichtscheu und Tränen hervorgerufen wer<strong>de</strong>n. Therapie:<br />

chirurgisch<br />

9


10. <strong>Sehverschlechterung</strong> durch Fehlsichtigkeiten<br />

Aufbau Einzelerkrankungen<br />

Definition:<br />

Be<strong>de</strong>utung:<br />

Ätiologie / Pathologie:<br />

Symptome:<br />

Therapie / Verlauf:<br />

Myopie (Kurzsichtigkeit)<br />

Prävalenz: etwa 30% geringgradige, 7% mittelgradige<br />

(2-6 Dioptrien) und 2,5% höhere Myopie. Auftreten<br />

meist um die Pupertät, <strong>de</strong>r Fernpunkt <strong>de</strong>r Brechung<br />

liegt im endlichen durch relativ zu langen Augapfel.<br />

Ätiologie: ungünstiger Einfluss exzessiver Naharbeit,<br />

Lebensbedingungen <strong>de</strong>r Industrielän<strong>de</strong>r.<br />

Symptom: allmähliche <strong>Sehverschlechterung</strong> in <strong>de</strong>r Ferne,<br />

z.B. abfallen<strong>de</strong> Schulleistung wegen schlechtem<br />

Tafelvisus, Kneistern (Schlitzblen<strong>de</strong>nerzeugung),<br />

spätes Erkennen von Verkehrsschil<strong>de</strong>rn.<br />

Therapie: Minusgläser als Brille (verkleinern<strong>de</strong>s Brillenglas),<br />

Kontaktlinsen. Chirurgische und laserchirurgische<br />

Maßnahmen (fast alle an <strong>de</strong>r Hornhaut) sind noch<br />

problembehaftet (Narben, Blendung, Instabilität, Wundheilungsprobleme)<br />

und wer<strong>de</strong>n vom Autor abgelehnt,<br />

stellen aber eine günstige Einkommensquelle entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Augenarztzentren dar.<br />

Kontaktlinsen: beson<strong>de</strong>rs sogenannte weiche Kontaktlinsen<br />

o<strong>de</strong>r solche mit verlängerter Tragezeit können<br />

vor allem bei unsachgemäßer Handhabung zu<br />

schweren bakteriellen Hornhautgeschwüren führen.<br />

Deshalb hygienischer Umgang, regelrechte Reinigung<br />

und Verwendung entsprechen<strong>de</strong>r Pflegemittel. Sofortige<br />

Entfernung <strong>de</strong>r Kontaktlinse bei Beschwer<strong>de</strong>n, umgehen<strong>de</strong><br />

augenärztliche Vorstellung bei anhalten<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlichen Beschwer<strong>de</strong>n.<br />

Weitsichtigkeit (Hyperopie)<br />

Nicht ganz so häufig wie die Myopie. Das Auge ist relativ<br />

zu kurz, es muss auch in <strong>de</strong>r Ferne akkomodiert<br />

wer<strong>de</strong>n um scharf zu sehen. In <strong>de</strong>r Kindheit kann die<br />

Weitsichtigkeit zu einem Schielen (akkomodativer Strabismus)<br />

führen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Einwärtsschielwinkel vergrößern,<br />

da die Akkomodation an eine Konvergenzreaktion<br />

(Einwärtsausrichtung <strong>de</strong>r Sehachsen) gekoppelt ist. Mit<br />

zunehmen<strong>de</strong>m Alter können Probleme bei längerer<br />

Naharbeit auftreten, verfrühte Presbyopiesymptome<br />

(normal um 45. LJ).<br />

Therapie: Plusgläser als Brille o<strong>de</strong>r Kontaktlinse, chirurgische<br />

und laserchirurgische Maßnahmen sind hier<br />

noch problematischer als bei <strong>de</strong>r Myopie.<br />

Altersweitsichtigkeit (Presbyopie):<br />

Nachlassen <strong>de</strong>r Akkomodationsfähigkeit mit <strong>de</strong>r Alter,<br />

zwischen <strong>de</strong>m 40. und 50. Lebensjahr verlagert sich <strong>de</strong>r<br />

Nahpunkt jenseits <strong>de</strong>s Bereiches, in <strong>de</strong>m bequem gelesen<br />

wer<strong>de</strong>n kann (etwa 40 cm).<br />

Therapie: Lesebrille zwischen 1 und 3 Dptr., Myope um<br />

3 Dptr. können dann bequem ohne ihre Fernkorrektur<br />

lesen.<br />

Hornhautverkrümmung (Astigmatismus):<br />

Meist angeboren; irregulär als Folge von Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Hornhautoberfläche (Keratokonus, chirurgische<br />

Eingriffe an <strong>de</strong>r Hornhaut, vor allem Keratoplastik, Narben).<br />

Therapie: Zylin<strong>de</strong>rgläser, formstabile Kontaktlinsen,<br />

chirurgische Eingriffe problematisch.<br />

Anisometropie:<br />

ungleiche Brechkraft von rechtem und linken Auge, oft<br />

mit Amblyopie <strong>de</strong>s weitsichtigeren Auges o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Auges<br />

mit <strong>de</strong>m stärkeren Zylin<strong>de</strong>rglas assoziiert, z.B. Mikrostrabismus.<br />

Deshalb frühes Erkennen und Refraktionsausgleich<br />

ggf. mit Abkleben erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

10


11. Ambylopie, Begleitschielen, Kin<strong>de</strong>rophthalmologie<br />

Aufbau Einzelerkrankungen<br />

Definition:<br />

Be<strong>de</strong>utung:<br />

Ätiologie / Pathologie:<br />

Symptome:<br />

Therapie / Verlauf:<br />

Die Kin<strong>de</strong>rophthalmologie beinhaltet Krankheitsbil<strong>de</strong>r,<br />

die sich von <strong>de</strong>r Erwachsenenophthalmologie wesentlich<br />

unterschei<strong>de</strong>n (Amblyopie, Begleitschielen, Tränenwegsstenose,<br />

Retinopathia prämaturorum). Vor allem<br />

müssen aufgrund <strong>de</strong>r Amblyopiegefahr an<strong>de</strong>re Gesichtspunkte<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, so dass diese Patientengruppe<br />

geson<strong>de</strong>rt besprochen wird.<br />

Amblyopie die Behandlung erst z.B. nach <strong>de</strong>m vierten<br />

Lebensjahr begonnen, ist die Therapie traumatischer,<br />

langwieriger und nicht so erfolgreich.<br />

Frühkindliche Schielsyndrom (FSS)<br />

o<strong>de</strong>r frühkindliche Einwärtsschielen (Strabismus convergens)<br />

ist das klassische kindliche Schielen, das je<strong>de</strong>r<br />

schon einmal beobachten konnte. Es tritt bei etwa<br />

1% <strong>de</strong>r Bevölkerung auf.<br />

Charakteristika:<br />

Amblyopie<br />

Bei vielen Augenerkrankungen im Kin<strong>de</strong>salter ist die<br />

Amblyopie (Schwachsichtigkeit) ein zentrales Problem.<br />

Sie tritt auf, wenn während <strong>de</strong>r Entwicklungszeit (etwa<br />

bis 6.-10. Lebensjahr) auf <strong>de</strong>r Netzhaut keine scharfe<br />

Abbildung stattfin<strong>de</strong>t (Refraktionsfehler, Medientrübungen,<br />

Ptosis) o<strong>de</strong>r häufiger wenn auf Grund eines<br />

kindlichen Schielens das Bild <strong>de</strong>s schielen<strong>de</strong>n Auges<br />

vom ZNS konstant unterdrückt/ausgeblen<strong>de</strong>t wird.<br />

- auffälliger Einwärtsschielwinkel (meist >10°, leicht<br />

erkennbar, asymmetrische Hornhautreflexe);<br />

- Schielbeginn bis zum 6. Lebensmonat (davor darf<br />

noch zumin<strong>de</strong>st teilweise geschielt wer<strong>de</strong>n, nach <strong>de</strong>m<br />

6. Lebensmonat ist es pathologisch);<br />

- anfangs meist wechselseitige Fixation, z.B. bei<br />

Rechtsblick mit links, bei Linksblick mit rechts (Kreuzfixation),<br />

im Verlauf kommt es in etwa <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>r<br />

Fälle zum einseitigen Schielen, dann ist eine Amblyopietherapie<br />

erfor<strong>de</strong>rlich;<br />

- häufig assoziierte Störungen, z.B. bei Seitblick Höherstand<br />

<strong>de</strong>s Auge, das zur Nase blickt (die Koppelung<br />

bei<strong>de</strong>r Augen über das beidäugige Sehen ist gestört)<br />

Definition: Amblyopie ist eine bei rechtzeitiger Erkennung<br />

und Behandlung reversible Schwachsichtigkeit,<br />

die unter <strong>de</strong>n anatomisch-funktionellen Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Auges und ZNS zurückbleibt.<br />

Die Be<strong>de</strong>utung besteht einerseits in <strong>de</strong>r Häufigkeit <strong>de</strong>s<br />

Vorkommens (Prävalenz 1 bis 5% <strong>de</strong>r Bevölkerung,<br />

abhängig auch von <strong>de</strong>n Kriterien <strong>de</strong>r Amblyopie), <strong>de</strong>r<br />

Bisher ist beim FSS kein normales beidäugiges Sehen<br />

erreichbar. Am wichtigsten ist die Amblyopieprophylaxe-/therapie<br />

häufig mit Okklusion und Brillenverordnung.<br />

Durch eine spätere Schieloperation lässt sich eine<br />

ansprechen<strong>de</strong> Augenstellung erreichen (Schiel-OP<br />

vor <strong>de</strong>r Einschulung).<br />

Untersuchungen durch <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten/Kin<strong>de</strong>rarzt:<br />

möglichen erfolgreichen Behandlung und <strong>de</strong>r sich dar- - Sehschärfe wenn möglich, sonst Prüfung seitengleiaus<br />

ergeben<strong>de</strong>n Notwendigkeit <strong>de</strong>r Früherkennung. chen Abwehrverhaltens bei Ab<strong>de</strong>cken eines Auges<br />

Zwei Dinge müssen beachtet wer<strong>de</strong>n:<br />

durch die Hand <strong>de</strong>r Mutter o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Untersuchers<br />

- Es kommt darauf an, eine scharfe Abbildung auf <strong>de</strong>r<br />

Netzhaut zu ermöglichen. Vor allem bei Brechkraftunterschie<strong>de</strong>n<br />

zwischen bei<strong>de</strong>n Augen (Anisometropie)<br />

fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Regel am weitsichtigeren Auge (hier<br />

wäre eine einseitige zusätzliche Akkomodationsanstrengung<br />

erfor<strong>de</strong>rlich) keine scharfe retinale Abbil-<br />

- Symmetrie <strong>de</strong>r Hornhautreflexe (evtl. Fotoanamnese)<br />

- einseitiger Ab<strong>de</strong>cktest<br />

- Augenbeweglichkeitsprüfung<br />

- beidäugige Zusammenarbeit, Brechkraftbestimmung<br />

und Augenhintergrunduntersuchung mit Überprüfung<br />

<strong>de</strong>r Fixation und Medien durch <strong>de</strong>n Augenarzt<br />

dung statt. Amblyope Augen haben viel häufiger Fehl- Differentialdiagnostisch muss vor allem an <strong>de</strong>n häufigen<br />

sichtigkeiten (primär? sekundär?) als normale Augen Pseudostrabismus durch <strong>de</strong>n breiten kindlichen Na-<br />

o<strong>de</strong>r das Partnerauge, wahrscheinlich durch Fortfall senrücken (Epikanthus) gedacht wer<strong>de</strong>n (Symmetrie<br />

von Regulationsmechanismen, die über die scharfe <strong>de</strong>r Hornhautreflexe, unauffälliger Ab<strong>de</strong>cktest, positiver<br />

Abbildung auf <strong>de</strong>r Netzhaut das Bulbuswachstum Lang-Stereo-Test).<br />

steuern. Wegen <strong>de</strong>r relativ hohen Rate an Fehlsichtigkeiten<br />

ist bei Amblyopie und Schielen häufig eine<br />

Brillenkorrektur erfor<strong>de</strong>rlich. Medientrübungen (selten,<br />

z.B. Linsentrübung) sind umgehend zu beseitigen.<br />

Ausgesprochen schwierig ist das Erkennen <strong>de</strong>s kleinwinkligen<br />

Schielens, <strong>de</strong>s Mikrostrabismus: Hier liegt<br />

ein kleiner kosmetisch unauffälliger Schielwinkel unter<br />

5° vor. Das Schielen ist einseitig und nach innen, im<br />

Ab<strong>de</strong>cktest sind die Einstellbewegungen nur schwer<br />

- Vor allem bei Schielamplyopie ist eine Okklusi- o<strong>de</strong>r evtl. überhaupt nicht zu erkennen. Zur Vermeidung<br />

onstherapie <strong>de</strong>s besseren Auges durch Pflasterab- von Diplopie kommt es auch hier zu einer konstanten<br />

klebung o<strong>de</strong>r ggf. auch Vernebelungsfolien erfor<strong>de</strong>r- Bildunterdrückung <strong>de</strong>r Fovea <strong>de</strong>s schielen<strong>de</strong>n Auges,<br />

lich um das sehschwächere Auge zu schulen. Der die Sehschärfe ist in <strong>de</strong>r Regel schwer bis leicht redu-<br />

Therapieerfolg ist um so schneller, einfacher und vollziert. Eine stabile Zusammenarbeit bei<strong>de</strong>r Augen ist<br />

ständiger zu erreichen, je früher und konsequenter die durch eine feste funktionelle Verschaltung bei<strong>de</strong>r Augen<br />

Okklusion begonnen und fortgeführt wird. In entspre- (anomale Korrespon<strong>de</strong>nz) gegeben, diese ist aber um<br />

chen<strong>de</strong>n Fällen ist unbedingt auch schon im ersten wenige Grad versetzt. Deshalb wer<strong>de</strong>n anspruchsvolle<br />

Lebensjahr zu beginnen. Wird dagegen bei schwerer Stereosehteste nicht erkannt. Der einfache und gut akzeptierte<br />

Lang-Stereo-Test ist daher eine ganz ent-<br />

Skript Kin<strong>de</strong>r DD Visus 10.07.02 11


schei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Hilfe zur Auf<strong>de</strong>ckung eines Mikrostrabismus.<br />

Vorkommen bis 1% <strong>de</strong>r Bevölkerung. Therapie:<br />

Refraktionsausgleich <strong>de</strong>r häufigen Anisometropie (Brille),<br />

Amblyopietherapie, keine Operation erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

‚Gutartiger‘ ist das meist nur zeitweilig auftreten<strong>de</strong><br />

Auswärtsschielen (Strabismus divergens intermittens),<br />

häufig ist es mit keiner o<strong>de</strong>r keiner <strong>de</strong>utlichen Amblyopie<br />

verbun<strong>de</strong>n und es besteht in nicht schielen<strong>de</strong>n Momenten<br />

oft gutes beidäugiges Sehen (Stereosehen).<br />

Bei häufigem und auffälligem Schielen kann <strong>de</strong>r<br />

Schielwinkel operativ korrigiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Tränennasengangsstenose<br />

Die Vereinigung von proximalem und distalem Tränennasengang<br />

ist bei Geburt oft noch nicht vollständig,<br />

meist verbleibt eine membranöse Struktur (Hasnersche<br />

Klappe), die sich meist in <strong>de</strong>n ersten Lebensmonaten<br />

spontan öffnet.<br />

Zeichen: eitriges Sekret vor allem am nasalen Lidwinkel,<br />

vor allem morgens verklebte Li<strong>de</strong>r, sonst symptomund<br />

reizloses Auge.<br />

Die TNG-Stenose ist ausgesprochen gutartig, es kommt<br />

praktisch nie zu Bin<strong>de</strong>haut- o<strong>de</strong>r Li<strong>de</strong>ntzündungen auch<br />

wenn es teilweise ‚gefährlich‘ aussieht. Meist Spontanheilung,<br />

ggf. kann dies durch Massage <strong>de</strong>s nasalen<br />

Lidwinkels nach unten unterstützt wer<strong>de</strong>n. Antibiotische<br />

Salben bringen nur vorübergehend Lin<strong>de</strong>rung. Der Kanal<br />

kann etwa bis zum 6. Lebensmonat ohne Allgemeinnarkose<br />

durch Spülung o<strong>de</strong>r mit einer stumpfen<br />

Son<strong>de</strong> geöffnet wer<strong>de</strong>n, bei älteren Kin<strong>de</strong>rn muß die<br />

Sondierung ggf. in Allgemeinnarkose erfolgen.<br />

Leukokorie:<br />

Die weiße Pupille (Leukokorie) ist ein sehr seltenes<br />

aber sehr ernstes Zeichen, da sie auf gravieren<strong>de</strong> Störungen<br />

mit wichtigen Konsequenzen hinweist. Sie fällt<br />

beson<strong>de</strong>rs bei weiter Pupille und regredientem Licht<br />

(z.B. bei Rote-Augen-Effekt schlechter Blitzfotos) auf.<br />

Wichtige Ursachen:<br />

Frühkindliche Katarakt: beson<strong>de</strong>rs bei einseitiger<br />

dichter Katarakt nur gute visuelle Funktion erreichbar,<br />

wenn sie in <strong>de</strong>n ersten Lebenswochen operiert wird.<br />

Retinoblastom: wichtiger kindlicher Tumor, teilweise<br />

familiär (Gen<strong>de</strong>fekt, dann oft beidseitig), <strong>de</strong>r sich bei<br />

frühzeitiger Ent<strong>de</strong>ckung relativ gut behan<strong>de</strong>ln lässt (lo-<br />

12. Differentialdiagnose <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

Die <strong>Sehverschlechterung</strong> ist ein häufiges und wichtiges<br />

Symptom/Zeichen. Viele Erkrankungen <strong>de</strong>s Auges und<br />

seiner Anhangsgebil<strong>de</strong> können zur <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

führen (siehe auch Tabelle am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Skriptes).<br />

Für eine sinnvolle Differentialdiagnose sind <strong>de</strong>shalb vor<br />

allem folgen<strong>de</strong> Faktoren zu berücksichtigen:<br />

- Patientenalter<br />

- Zeitliche Entwicklung <strong>de</strong>r <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

- Ausmaß <strong>de</strong>r <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

- Einseitigkeit / Beidseitigkeit<br />

- Assoziierte Symptome und Zeichen: afferente Pupillenreaktion,<br />

Rotes Auge, Schmerzen, Gesichtsfeld,<br />

Doppelbil<strong>de</strong>r, Exophthalmus, Lidfehlstellungen, Trauma<br />

usw.<br />

kale Bestrahlung durch Strahlenträger und/o<strong>de</strong>r Chemotherapie).<br />

Retinopathia prämaturorum<br />

Bei Frühgeborenen unter 1500g sind wesentliche Anteile<br />

<strong>de</strong>r peripheren Netzhaut noch nicht vollständig<br />

vaskularisiert. Im Rahmen <strong>de</strong>r fortschreiten<strong>de</strong>n Vaskularisation<br />

kann es zu einem fehlgeleiteten Einwachsen<br />

dieser Gefäße in <strong>de</strong>n Glasköperraum mit schweren<br />

Komplikationen bis zur beidseitigen Erblindung kommen.<br />

Die Gefahr ist um so größer, je unreifer das Neugeborene<br />

war und je gravieren<strong>de</strong>r die allgemeine Hypoxie<br />

(z.B. Ausmaß <strong>de</strong>r Sauerstoffbeatmung). Diese<br />

Problematik ist erst ab <strong>de</strong>r 6. Lebenswoche o<strong>de</strong>r 31.<br />

Gestationswoche von therapeutischer Be<strong>de</strong>utung. Deshalb<br />

sind bei allen Kin<strong>de</strong>rn unter 1500g Geburtsgewicht<br />

entsprechen<strong>de</strong> augenärztliche Kontrollen erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

da sich die Erkrankung ggf. durch eine Laserkoagulation<br />

<strong>de</strong>r Netzhaut günstig beeinflussen lässt.<br />

Neugeborenenkonjunktivitis<br />

Selten. Die über Erreger <strong>de</strong>s Geburtskanals hervorgerufene<br />

Bin<strong>de</strong>hautentzündung Neugeborener kann von erheblicher<br />

klinischer Be<strong>de</strong>utung sein:<br />

Gonokokken-Konjunktivitis (Gonoblenorrhoe): extrem seltene,<br />

aber schwere eitrige Konjunctivitis <strong>de</strong>r ersten Lebenstage mit<br />

Gefahr <strong>de</strong>r Hornhauteinschmelzung innerhalb einiger Stun<strong>de</strong>n.<br />

Prophylaxe durch einmaliges Tropfen von Silbernitrat-<br />

Lösung bei Geburt (Credésche Prophylaxe) o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Mittel.<br />

Chemische Konjunktivitis: das Silbernitrat bei <strong>de</strong>r Credéschen<br />

Prophylaxe kann zu einer Reizung mit Rötung <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>haut<br />

führen<br />

Chlamydien-Konjunktivitis: sie tritt erst nach einigen Tagen bis<br />

Wochen auf und ist weniger <strong>de</strong>utlich, ggf. systemische Therapie<br />

durch <strong>de</strong>n Pädiater, da die Erreger auch eine Pneumonie<br />

auslösen können<br />

Herpes-Blepharo-Kerato-Konjunctivitis: Lidverän<strong>de</strong>rungen mit<br />

Bläschen und Krusten, rotes Auge, Hornhautbeteiligung. Neben<br />

<strong>de</strong>r Gefahr von Hornhautnarben besteht vor allem eine<br />

hohe Gefahr <strong>de</strong>s Virämie mit Überwindung <strong>de</strong>r unreifen Blut-<br />

Hirn-Schranke und schwersten ZNS-Schä<strong>de</strong>n. Systemische<br />

Virostase durch Kin<strong>de</strong>rklinik.<br />

Die kindliche TNG-Stenose manifestiert sich immer erst nach<br />

einigen Wochen, da anfangs kaum Tränen produziert wer<strong>de</strong>n<br />

und die Besiedlung mit Keimen einige Zeit in Anspruch nimmt.<br />

Die Bin<strong>de</strong>haut ist dabei nicht gerötet.<br />

Patientenalter:<br />

höheres Alter (> 60J)<br />

Viele <strong>de</strong>r häufigeren Erkrankungen mit <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

kommen typischerweise jenseits <strong>de</strong>s 60. Lebensjahres<br />

und nur vereinzelt früher vor.<br />

Die ganze erste Gruppe mit <strong>de</strong>n häufigsten Erkrankungen<br />

geht ohne Rotes Auge o<strong>de</strong>r Schmerzen einher:<br />

- Katarakt: allmählich, bds. aber nicht unbedingt seitengleich,<br />

Grauschleier, manchmal Blendungsgefühl,<br />

kein afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt, evtl. vorübergehend<br />

Lesen ohne Nahbrille möglich, Sehschärfe meist besser<br />

als 0,1, Linsenbeurteilung in Mydriasis an <strong>de</strong>r<br />

Spaltlampe o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Rotreflex;<br />

Skript Kin<strong>de</strong>r DD Visus 10.07.02 12


- Altersabhängige Makula<strong>de</strong>generation: allmählich,<br />

oft bds., meist nicht seitengleich, meist >70 Jahre,<br />

ggf. mit kurzfristiger Verschlechterung bei subretinaler<br />

Neovaskularisation, beson<strong>de</strong>rs dann oft Verzerrtsehen<br />

o<strong>de</strong>r dunkler zentraler Fleck; alle Visusstufen<br />

möglich, häufig Leseschwierigkeiten, äußeres Gesichtsfeld<br />

auch subjektiv normal;<br />

- diabetische Retinopathie kommt in dieser Altersgruppe<br />

als Ursache häufig in Frage (meist bekannter<br />

Diabetes mellitus), Auftreten plötzlich (schwappen<strong>de</strong><br />

Schatten <strong>de</strong>r Glaskörperblutung) bis allmählich (Makulaö<strong>de</strong>m),<br />

einseitig o<strong>de</strong>r beidseitig, evtl. Verzerrtsehen;<br />

charakteristische Fundusverän<strong>de</strong>rungen, meist<br />

kein afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlicher Gesichtsfeldausfall,<br />

alle Sehschärfen möglich.<br />

- arterielle Verschlüsse: schlagartig, ggf. beim Aufstehen<br />

bemerkt, einseitig, oft weitgehen<strong>de</strong>r Funktionsverlust<br />

im betroffenen Gebiet bis fehlen<strong>de</strong> Lichtwahrnehmung<br />

wenn die Zentralarterie o<strong>de</strong>r ganze Papille<br />

betroffen ist. Arteriitis temporalis ausschließen (Kopfschmerzen,<br />

BSG/CRP, Allgemeinsymptome, Muskelschmerz<br />

usw.) bzw. sofort therapieren (hochdosiert<br />

Cortison). Häufig kardiovaskuläre Risikofaktoren.<br />

Deutlicher afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt zumin<strong>de</strong>st bei<br />

größeren Verschlüssen, Gesichtsfeldausfälle meist in<br />

<strong>de</strong>m Bereich vollständig; Fundus: blasse Papillenschwellung<br />

o<strong>de</strong>r retinales Ö<strong>de</strong>m mit unterbrochenem<br />

Blutstrom im Akutstadium, später Optikusatrophie<br />

(blasse Papille);<br />

- Venenverschlüsse: nicht ganz so plötzlich, eher über<br />

einige Tage, meist noch Visus um 0,1 o<strong>de</strong>r besser,<br />

einseitig, oft Verzerrtsehen, charakteristisches Fundusbild,<br />

evtl. afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt, Gesichtsfeld<br />

eher <strong>de</strong>zente Einschränkungen; häufig kardiovaskuläre<br />

Risikofaktoren;<br />

- Glaucoma chronicum simplex: erst in <strong>de</strong>n fortgeschrittenen<br />

Stadien wird eine <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

bemerkt, manchmal auch plötzlich, dann bestehen<br />

meist ausgeprägte Gesichtsfeldausfälle; afferenter<br />

Pupillen<strong>de</strong>fekt möglich; Glaukompapille; Glaukom oft<br />

bekannt, ggf. Tropfen zeigen lassen;<br />

- Netzhautablösung: häufig im Zusammenhang mit<br />

symptomatischer Glasköperabhebung (Blitzen,<br />

schwappen<strong>de</strong> Schatten, einseitig) o<strong>de</strong>r symptomatischen<br />

Lochbildung (oft zusätzlich Rußregen o<strong>de</strong>r<br />

Wolke durch GK-Blutung), die Netzhautablösung wird<br />

meist als Vorhang o<strong>de</strong>r Wand von peripher, meist<br />

unten, kommend empfun<strong>de</strong>n, Verlust <strong>de</strong>r zentralen<br />

Sehschärfe auf Werte um 0,1 bei zentraler Ablösung,<br />

afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt möglich; häufig Myopie o<strong>de</strong>r<br />

Augenoperationen o<strong>de</strong>r Trauma; möglichst umgehen<strong>de</strong><br />

Behandlung (OP, ggf. Laserprophylaxe).<br />

- Glaukomanfall: meist ältere Patienten mit weitsichtigen<br />

Augen (vergrößern<strong>de</strong> Brille), mittelweite reaktionslose<br />

Pupille, alle Visusstufen möglich, entwickelt<br />

sich meist über Stun<strong>de</strong>n bevorzugt am Abend,<br />

Schmerzen, rotes Auge, evtl. subjektiv Farbringe und<br />

Transparenzmin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Hornhaut durch Hornhautepithelö<strong>de</strong>m,<br />

evtl. vegetative Begleitsymptomatik,<br />

Bulbus palpatorisch verhärtet.<br />

Alter <strong>de</strong>r Berufstätigkeit:<br />

In dieser Altersgruppe ist das Spektrum viel größer, eine<br />

<strong>de</strong>utliche <strong>Sehverschlechterung</strong> tritt wesentlich seltener<br />

auf (ausgenommen Refraktionsstörungen). In Einzelfällen<br />

können die o.g. Erkrankungen als Frühmanifestation<br />

auftreten. Eine <strong>Sehverschlechterung</strong> in dieser<br />

Gruppe wird man großzügig umgehend einem Augenarzt<br />

zuweisen.<br />

- diabetische Retinopathie: häufigste Ursache in dieser<br />

Altersgruppe, Manifestation s.o.<br />

- Kurzsichtigkeit (Myopie): meist in <strong>de</strong>r Pubertät bis<br />

ins Erwachsenenalter zunehmend, manchmal fortschreitend,<br />

<strong>de</strong>utlich bessere Sehschärfe in <strong>de</strong>r Nähe<br />

bis extremen Nähe, keine weiteren Symptome, beidseitig.<br />

Vorsicht: erhöhtes Ablatiorisiko.<br />

- Altersweitsichtigkeit (Presbyopie): zunehmen<strong>de</strong><br />

Schwierigkeiten nur in <strong>de</strong>r Nähe vor allem bei<br />

schlechter Beleuchtung, Manifestationsalter 40-50<br />

Jahre, bei Hyperopie evtl. auch früher, immer beidseitig.<br />

- Katarakt: in dieser Altersgruppe relativ selten, dann<br />

gehäuft als Komplikation von Trauma, Cortison, Diabetes<br />

mellitus, intraokulare Entzündungen.<br />

- Retinitis centralis serosa: meist mäßige <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

mit Mikro- o<strong>de</strong>r Makropsie über einige<br />

Tage, vor allem Männer, ggf. Rezidive, hohe spontane<br />

Besserungsrate, Fundusverän<strong>de</strong>rungen meist nur für<br />

geübte zu erkennen;<br />

- Neuritis nervi optici: nicht häufig, <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

über Stun<strong>de</strong>n bis Tage, einseitig, oft retrobulbärer<br />

Bulbusbewegungsschmerz, evtl. Symptome/Anamnese<br />

einer MS, Sehschärfe von 0 bis 100%<br />

alles möglich, typisch relativer afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt,<br />

Farben erscheinen blasser; meist weitgehen<strong>de</strong><br />

spontane Besserung; fast immer einseitig.<br />

- Herpes Keratitis: Rotes Auge, zarter bis <strong>de</strong>utlicher<br />

Hornhautbefund (am besten mit Fluoreszein), vermin<strong>de</strong>rte<br />

Hornhautsensibilität, oft Rezidiv;<br />

- Trauma: beson<strong>de</strong>rs berufliche Exposition beachten<br />

(Schweißen, Metallarbeiter, Hammer und Meisel etc.),<br />

Hornhautverletzung /-fremdkörper (Fluoreszeinfärbung),<br />

bei Contusio <strong>Sehverschlechterung</strong> durch<br />

Hornhautscha<strong>de</strong>n, Linsenscha<strong>de</strong>n, intraokulare Blutung,<br />

Netzhautö<strong>de</strong>m und Orbitafraktur möglich.<br />

- Uveitis: relativ selten. Bei Iritis ciliare Rötung,<br />

Schmerzen vor allem bei hellem Licht, Pupille etwas<br />

enger und evtl. entrun<strong>de</strong>t (Synechie), ggf. Hypopyon,<br />

Fibrin und Endothelbeschläge erkennbar, oft Iritisanamnese;<br />

med. Mydriasis und Cortison. Bei Chorioretinitis<br />

und intermediärer Uveitis keine Rötung, keine<br />

Schmerzen, charakteristischer Fundusbefund. Ätiologie<br />

oft nicht bekannt, häufig Autoimmunkomponente,<br />

teilweise Systemerkrankungen (rheumatoi<strong>de</strong>r Formenkreis,<br />

Sarkoidose, Toxoplasmose, Borrelliose<br />

u.a.)<br />

Kindheit:<br />

Wegen <strong>de</strong>r therapeutischen Konsequenz (Amblyopie)<br />

erfor<strong>de</strong>rt nicht nur eine kindliche <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

son<strong>de</strong>rn je<strong>de</strong>r Verdacht einer nicht vollen Sehschärfe<br />

eine umgehen<strong>de</strong> augenärztliche Abklärung.<br />

Skript Kin<strong>de</strong>r DD Visus 10.07.02 13


- Amblyopie vor allem bei Strabismus (Vorkommen 1-<br />

5%, Anamnese, Hornhautreflexe, Ab<strong>de</strong>cktest, Lang-<br />

Test)<br />

- Refraktionsstörungen (relativ selten, Anisometropie,<br />

Myopie, Hyperopie)<br />

- Selten: Tumor, Katarakt (regredientes Licht), Uveitis,<br />

Ptosis, aber wichtig wegen <strong>de</strong>r Therapie<br />

Wichtige Untersuchungen:<br />

Abschätzung <strong>de</strong>r Sehschärfe (immer einseitig, Vergleich<br />

mit eigener Sehschärfe, Zeitungstext mit Lesebrille<br />

aus 30 cm entspricht Visus >0,3 bis 0,5, aus 1 m<br />

etwa 100%, siehe Visustafel)<br />

Relative afferente Pupillenreaktion (siehe Untersuchungen),<br />

einziger einfacher objektiver Test. Unauffällig<br />

bei vielen wichtigen Problemen (Katarakt, altersabhängige<br />

Makula<strong>de</strong>generation, Amblyopie), hinweisend auf<br />

Prozesse <strong>de</strong>s Sehnerven (Neuritis, Gefäßverschlüsse,<br />

fortgeschrittenes Glaukom, Kompression) o<strong>de</strong>r ausge<strong>de</strong>hnte<br />

retinale Verän<strong>de</strong>rungen (Arterienverschluss,<br />

evtl. bei Venenverschluss und Netzhautablösung positiv).<br />

Konfrontationsgesichtsfeld: vertikale Mittellinienbegrenzung<br />

bei zentralen Störungen, Quadranten-<br />

/Sektorausfall bei Arterienasteverschluss, umschriebene<br />

Einschränkung <strong>de</strong>r Außengrenzen bei Netzhautablösung,<br />

fortgeschrittenem Glaukom<br />

Metamorphopsie: Prüfung am besten mit karriertem<br />

Papier mit aufgemaltem Fixationspunkt, hinweisend auf<br />

Makulaprozess.<br />

Inspektion: spiegeln<strong>de</strong> glatte Hornhaut (ggf. Fluoreszeinfärbung),<br />

Fremdkörper, assoziierte Befun<strong>de</strong> wie<br />

Lidfehlstellung, Exophthalmus, Rötung (conjunctival,<br />

ciliar, gemischt), entrun<strong>de</strong>te, weite o<strong>de</strong>r enge Pupille,<br />

getrübte Linse,<br />

Hinweisen<strong>de</strong> Symptome / Zeichen / Angaben<br />

Schlagartige <strong>Sehverschlechterung</strong> zeigt eine arterielle<br />

Durchblutungsstörung an, Glaskörperblutung und Netzhautablösung<br />

treten schnell bis schlagartig auf, lassen<br />

sich dann jedoch meist anamnestisch abgrenzen<br />

(schwappen<strong>de</strong> Schatten, aufsteigen<strong>de</strong> Wand, keine absoluten<br />

Gesichtsfeldausfälle), eine Makulablutung im<br />

Rahmen einer altersabhängigen Makula<strong>de</strong>generation<br />

kann plötzlich auftreten (Zentralskotom), Traumen sind<br />

meist aufgrund <strong>de</strong>r Anamnese klar.<br />

Stun<strong>de</strong>n bis Tage: venöse Verschlüsse, subretinale<br />

Neovaskularisation bei altersabhängiger Makula<strong>de</strong>generation<br />

(Verzerrtsehen), Neuritis nervi optici, Uveitis/Iritis,<br />

Glaukomanfall, Herpes, Konjunktivitis (macht<br />

eigentlich keine richtige <strong>Sehverschlechterung</strong> son<strong>de</strong>rn<br />

eher Schleiersehen, kommt aber häufig vor und wird<br />

manchmal als <strong>Sehverschlechterung</strong> angegeben).<br />

Allmählich: Katarakt, Altersabhängige Makula<strong>de</strong>generation,<br />

diabetische Retinopathie, Refraktionsstörungen.<br />

13. Rotes Auge, Schmerzen, gereiztes Auge, Trauma<br />

Beidseitigkeit: typisch bei Katarakt, altersabhängige<br />

Makula<strong>de</strong>generation, diabetischer Retinopathie, Refraktionsstörungen,<br />

zentralen Sehstörungen<br />

Verzerrungen (Metamorphopsie) von Linien und Buchstaben<br />

ist stark hinweisend auf ein Makulaprozess.<br />

Schmerzen: vor<strong>de</strong>re Augenabschnitte (insbeson<strong>de</strong>re<br />

Hornhaut und Iris), Ausnahmen: Arteriitis temporalis,<br />

Trigeminusaffektionen (Zoster, Sinus cavernosus u.a.);<br />

bei Neuritis nervi optici und Endokrine Orbitopathie nur<br />

mäßiger retrobulbärer Schmerz und Druckgefühl.<br />

Farbsinnesstörungen im Seitenvergleich sind hinweisend<br />

auf Optikusprozesse, vor allem Neuritis nervi optici<br />

und Kompression z.B. bei Endokriner Orbitopathie,<br />

da angeborenen Farbsinnesstörungen beidseitig sind<br />

und kompensiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Schwappen<strong>de</strong> Schatten beweisend für Glaskörpertrübung<br />

bzw. abgelöste Netzhaut.<br />

Doppelbil<strong>de</strong>r, die auf Ab<strong>de</strong>cken eines Auges verschwin<strong>de</strong>n,<br />

zeigen eine Störung <strong>de</strong>r Augenstellung an,<br />

wenn sie auch einäugig wahrgenommen wer<strong>de</strong>n zeigen<br />

sie Refraktionsstörungen <strong>de</strong>r Hornhaut (Astigmatismus)<br />

o<strong>de</strong>r Linse (z.B. Katarakt) an.<br />

Brillenanamnese: höhere Kurzsichtigkeit (Netzhautablösung),<br />

Weitsichtigkeit (Glaukomanfall), Anisometropie<br />

(Amblyopie).<br />

Augenoperationen: nach Katarakt-OP tritt häufig ein<br />

Nachstar auf <strong>de</strong>r sich meist als allmähliche <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

manifestiert, intraokulare Eingriffe gehen<br />

mit schnellerer Kataraktentwicklung einher, das Ablatiorisiko<br />

ist nach <strong>de</strong>n meisten intraokularen Eingriffen erhöht.<br />

Trauma: Hornhautfremdkörper (Schleifen, Über-Kopf-<br />

Arbeiten), Hornhauterosio (z.B. Palmen, Kin<strong>de</strong>rfinger),<br />

Contusio bulbi (Hornhaut, Blutung, Netzhautö<strong>de</strong>m),<br />

Perforationen (z.B. Hammer-Meisel-Verletzung).<br />

Allgemeinerkrankungen: Diabetes mellitus (Makulaö<strong>de</strong>m,<br />

Glaskörperblutung, Netzhautablösung, Gefäßverschlüsse,<br />

verfrühte Katarakt), arterieller Hypertonus<br />

(Gefäßverschlüsse, hypertensive Retinopathie), Hyperthyreose<br />

(Endokrine Orbitopathie), neurologische<br />

Ausfälle (zentrale Störung, MS, Augenbewegungsstörungen,<br />

Nystagmus), rheumatoi<strong>de</strong>r Formenkreis (Uveitis).<br />

Schielstellung: kann auf eine akute Bewegungsstörung<br />

hinweisen (Paresen, Endokrine Orbitopathie, Orbitafraktur),<br />

Zeichen eines kindlichen Strabismus sein<br />

o<strong>de</strong>r auf eine schwere Visuseinschränkung <strong>de</strong>s schielen<strong>de</strong>n<br />

Auges hinweisen (sekundärer Strabismus).<br />

Die mit Abstand häufigsten Ursachen sind äußerlicher Um wichtige ernste Ursachen nicht zu übersehen sollte<br />

und relativ harmloser Natur wie konjunktivale Reizun- immer ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n:<br />

gen (Wind, UV-Strahlen, Allergien, Virusinfektionen),<br />

Lidprobleme (Blepharitis, Lidfehlstellungen) o.ä.<br />

Sehschärfenmin<strong>de</strong>rung (Iritis, Glaukomanfall, Hornhautprozesse)<br />

Skript Kin<strong>de</strong>r DD Visus 10.07.02 14


Schmerzen (Glaukomanfall, Iritis, Hornhautprozesse,<br />

Zoster, Optikusneuritis). Auch bei Konjunktiviti<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

manchmal spontan Schmerzen angegeben, bei<br />

Nachfrage wird dies dann jedoch nicht als eigentlicher<br />

Schmerz son<strong>de</strong>rn eher Reiben o.ä. charakterisiert.<br />

Pupillenbeteiligung afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt bei Optikusprozessen<br />

und Gefäßverschlüsssen; Unregelmäßigkeiten<br />

und Miose bei Iritis, Voroperationen, Pilocarpinmedikation;<br />

Mydriasis bei Glaukomanfall, Atropin<br />

und Okulomotoriusparese.<br />

Hornhautbeteiligung meist durch Inspektion zu erkennen<br />

(die normale Hornhaut ist spiegelblank und lässt<br />

die Iris klar erkennen)<br />

Bin<strong>de</strong>hautreizung:<br />

Die Ursachen können vielfältig sein:<br />

Physikalisch: UV-Strahlung durch Schweißen (Verblitzung),<br />

Sonnenstudio, intensive Sonnenstrahlung. Hinweisend:<br />

Gesichtsrötung, Anamnese, Symptome erst<br />

einige Stun<strong>de</strong>n nach Exposition wie bei Sonnenbrand;<br />

Wind, Staub, Chlorwasser usw., Fremdkörper s. u..<br />

Mikrobiell: primäre bakterielle Bin<strong>de</strong>hautinfektionen sind<br />

nach Ansicht <strong>de</strong>s Autors selten. Virale Infektionen<br />

(u.a. A<strong>de</strong>noviren) treten oft erst einseitig auf, das an<strong>de</strong>re<br />

Augen folgt oft in zwei bis drei Tagen; subjektiv oft<br />

wie Sand im Auge, charakteristisch präaurikuläre und<br />

submandibuläre Lymphdrüsenschwellung, manchmal<br />

an<strong>de</strong>re Zeichen eines viralen Infektes. Übertragung<br />

durch Tröpfcheninfektion. Therapie symptomatisch, Hygiene<br />

(Krankschreibung).<br />

Allergisch: Leitsymptom: Jucken; häufig <strong>de</strong>utliche<br />

Chemose <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>haut und Lidschwellung, fast immer<br />

beidseitig. Bei Augentropfen sind nicht selten die Konservierungsmittel<br />

(u.a. Benzalkoniumchlorid) Ursache<br />

<strong>de</strong>r Allergie. Therapie: Allergenvermeidung, Antihistaminika<br />

und Chromoglycinsäure, Vorsicht mit Cortison<br />

(Glaukom, Katarakt).<br />

Chronische Blepharitis: durch Störung <strong>de</strong>r Talgsekretion<br />

(Verstopfung <strong>de</strong>r Meibom-Drüsen <strong>de</strong>s Tarsus) und<br />

bakterielle Besiedlung <strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rten Lidrän<strong>de</strong>r mit<br />

Staphylokokken entsteht vermehrt im Alter nicht selten<br />

eine chronische, schwer zu beeinflussen<strong>de</strong> Symptomatik<br />

mit Juckreiz, Reiben und Brennen. Die Lidrän<strong>de</strong>r<br />

sind verdickt und gerötet, beson<strong>de</strong>rs an <strong>de</strong>n Wimpern<br />

fin<strong>de</strong>n sich oft Auflagerungen (Krusten). Therapie: Lidrandhygiene<br />

(Entfernung <strong>de</strong>r Auflagerungen 2x tgl.<br />

durch feuchte Watteträger), warme Kompressen, ggf.<br />

Antibiotika lokal.<br />

Trockenes Auge (Keratokonjunktivitis sicca)<br />

Das trockene Auge stellt mit <strong>de</strong>n häufigsten Grund <strong>de</strong>r<br />

Vorstellung beim Augenarzt dar, schätzungsweise je<strong>de</strong>r<br />

dritte bis siebte Patient. Das Krankheitsbild ist schwer<br />

einzugrenzen, oft stehen die Zeichen wenig im Verhältnis<br />

zu <strong>de</strong>n subjektiven Störungen, an<strong>de</strong>rerseits gibt es<br />

nicht selten Patienten mit <strong>de</strong>utlichen Zeichen eines<br />

trockenen Auges ohne entsprechen<strong>de</strong> Beschwer<strong>de</strong>n.<br />

Ursache: qualitative und quantitative Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Tränenfilms, dies kann folgen<strong>de</strong> Strukturen betreffen:<br />

Tränendrüse und akzessorische Tränendrüsen produzieren<br />

die wässrige Phase <strong>de</strong>s Tränenfilms; Untersu-<br />

chung mit Schirmer Teststreifen; sie kann z.B. im Klimakterium<br />

vermin<strong>de</strong>rt sein, Zusammenhang mit Erkrankungen<br />

<strong>de</strong>s rheumatischen Formenkreises.<br />

Lipidphase: siehe auch chronische Blepharitis; durch<br />

die gestörte Lipidschicht (Meibomdrüsen <strong>de</strong>s Tarsus)<br />

auf <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>s Tränenfilms kommt es zu einer<br />

zu schnellen Verdampfung <strong>de</strong>r wässrigen Phase und<br />

damit Austrocknung.<br />

Bei fehlerhafter Mucinschicht (Becherzellen <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>haut)<br />

ist die gleichmäßige Benetzung von Bin<strong>de</strong>haut<br />

und Hornhaut nicht gewährleistet.<br />

An<strong>de</strong>re Ursachen für ein trockenes Auge wie Lidfehlstellungen,<br />

gestörter Lidschluss, Exophthalmus wer<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Regel nicht zur Keratokonjunktivitis sicca gezählt.<br />

Untersuchungen: Schirmer-Test, Betrachtung <strong>de</strong>r Li<strong>de</strong>r,<br />

Bin<strong>de</strong>haut und Hornhaut (ggf. Spaltlampe), Anfärbung<br />

<strong>de</strong>s Tränenfilms mit Fluoreszein und/o<strong>de</strong>r Bengal-Rosa<br />

zur Auf<strong>de</strong>ckung von punktförmigen Epithel<strong>de</strong>fekten und<br />

Bestimmung <strong>de</strong>r Tränenfilmaufrisszeit.<br />

Therapie: hohe Luftfeuchtigkeit, vermehrter Aufenthalt<br />

im Freien, Seitenschutz an <strong>de</strong>r Brille, Tränenersatzmittel<br />

bessern häufig die Symptome, können aber keinen<br />

normalen Tränenfilm aufbauen und sind oft unzureichend<br />

und nur ein Kompromiss; ggf. Korrektur assoziierter<br />

Störungen. In Einzelfällen Verschluss <strong>de</strong>r abführen<strong>de</strong>n<br />

Tränenwege.<br />

Glaukomanfall:<br />

siehe auch unter Glaukom. Relativ seltenes Krankheitsbild<br />

(ca 20/100.000/Jahr). Es han<strong>de</strong>lt sich fast immer<br />

um weitsichtige, kurze Augen (vergrößern<strong>de</strong> Brillengläser)<br />

und Menschen >60 Jahre. Mit zunehmen<strong>de</strong>m<br />

Alter vergrößert sich fortlaufend die Linse, die Vor<strong>de</strong>rkammer<br />

und <strong>de</strong>r Abstand zwischen peripherer Iris<br />

und Hornhautrückfläche wird entsprechend geringer.<br />

Das aus <strong>de</strong>r Hinterkammer in die Vor<strong>de</strong>rkammer strömen<strong>de</strong><br />

Kammerwasser drückt die Irisbasis in Richtung<br />

Trabekelwerk (Kammerwasserabfluss). Bevorzugt in<br />

<strong>de</strong>n Abendstun<strong>de</strong>n (weite Pupille) kommt es dann irgendwann<br />

plötzlich und meist einseitig zu einer Verlegung<br />

<strong>de</strong>s Trabekelwerkes durch die periphere Iris, <strong>de</strong>r<br />

Augeninnendruck steigt plötzlich an (palpatorisch verhärtet,<br />

Schmerzen im Kopf- o<strong>de</strong>r Augenbereich) und<br />

führt evtl. zu vegetativen Begleiterscheinungen (Oberbauchbeschwer<strong>de</strong>n,<br />

Übelkeit, Erbrechen). Durch <strong>de</strong>n<br />

erhöhten Augeninnendruck wird vermehrt Kammerwasser<br />

in die Hornhaut gepresst, es entsteht ein Hornhautepithelö<strong>de</strong>m<br />

(Farbringe wer<strong>de</strong>n wahrgenommen, <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

oft <strong>de</strong>utlich, Irisstruktur verwaschen).<br />

Die Pupille bleibt mittelweit bis weit, das Auge<br />

ist gerötet. Therapie: Krankenhauseinweisung, umgehen<strong>de</strong><br />

medikamentöse, evtl. chirurgische bzw. laserchirurgische<br />

Drucksenkung.<br />

Iritis:<br />

Kein häufiges Krankheitsbild, Ursache oft nicht geklärt,<br />

gehäuft HLA B27 assoziiert (M. Bechterew u.a.). Meist<br />

einseitig. Charakteristisch sind Schmerzen bei Lichteinwirkung,<br />

Lichtscheu (durch die Kontraktion <strong>de</strong>s entzün<strong>de</strong>ten<br />

Sphincter pupillae). Die Pupille ist etwas enger<br />

als am Partnerauge, durch entzündliche Verwachsungen<br />

evtl. entrun<strong>de</strong>t, vor allem am Hornhautrand<br />

(Limbus) ist eine feine Rötung zu erkennen (ciliare In-<br />

Skript Blockpraktikum Augenheilkun<strong>de</strong> 10.07.02 15


jektion). In schweren Fällen ist <strong>de</strong>r Einblick auf die Iris<br />

verwaschen durch Zellen und Fibrin in <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rkammer,<br />

ggf. Zellansammlung in <strong>de</strong>r unteren Vor<strong>de</strong>rkammer<br />

(Hypopyon), bei genauer Beobachtung lassen sich<br />

evtl. Zellklumpen auf <strong>de</strong>r Hornhautrückfläche erkennen<br />

(Endothelbeschläge). Die <strong>Sehverschlechterung</strong> ist<br />

durch die Medientrübung bedingt und häufig nicht sehr<br />

ausgeprägt. Therapie: durch Augenarzt, Weitstellung<br />

(Atropin), cortisonhaltige Augentropfen.<br />

Verätzung:<br />

am gefährlichsten sind Laugen (Abflussreiniger, Tränengas,<br />

ungelöschter Kalk, Amoniak) da die Gewebe<br />

dadurch aufgelöst und die weitere Penetration erleichtert<br />

wird. Aber ähnlich wirken auch Säuren (Reinigungsmittel,<br />

Batterien) und auch Verbrennungen (heißes<br />

Öl, Metall). Entschei<strong>de</strong>nd ist die sofortige anhalten<strong>de</strong><br />

Spülung am Unfallort mit <strong>de</strong>r am schnellsten erreichbaren<br />

Flüssigkeit (meist Leitungswasser). Unter<br />

die Li<strong>de</strong>r schauen, sind z.B. Kalkpartikel vorhan<strong>de</strong>n,<br />

sollten diese schnell entfernt wer<strong>de</strong>n. Im Zweifelsfall<br />

muss man unsanft mit <strong>de</strong>m Betroffenen umgehen, alle<br />

Hilfsmittel sind erlaubt (z.B. einer spült, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re hält<br />

die Li<strong>de</strong>r auf, <strong>de</strong>r Betroffene soll in wechseln<strong>de</strong> Richtungen<br />

sehen), Hauptsache es geht schnell. Hilfreich<br />

sind ggf. ein Lokalanästhetikum und Tupfer zum Aufhalten<br />

<strong>de</strong>r Li<strong>de</strong>r. Am besten am Unfallort ausgiebig<br />

spülen (in schweren Fällen ca. 30 min) und dann erst<br />

Transport organisieren, da während <strong>de</strong>s Transportes<br />

eine Spülung schwierig ist.<br />

Subtarsaler Fremdkörper:<br />

Häufig, meist durch Staub in <strong>de</strong>r Umgebung o<strong>de</strong>r Wind,<br />

Holzarbeiten. Charakteristisch ist ein Fremdkörpergefühl<br />

vor allem bei Lidbewegungen. Die Entfernung gelingt<br />

leicht durch Umklappen <strong>de</strong>s Oberli<strong>de</strong>s (Ektropionieren)<br />

durch Druck auf <strong>de</strong>n oberen Tarsusrand 10 mm<br />

oberhalb <strong>de</strong>r Lidkante, <strong>de</strong>r Patient blickt dabei nach<br />

unten. Wegwischen <strong>de</strong>s Fremdkörpers auf <strong>de</strong>r tarsalen<br />

Bin<strong>de</strong>haut an <strong>de</strong>r Lidkante.<br />

Hornhautfremdkörper:<br />

Häufig, meist durch Schleifen von Metall o<strong>de</strong>r bei Arbeiten<br />

über Kopf, meist als kleiner dunkler Fleck auf<br />

<strong>de</strong>r Hornhaut bei näherer Betrachtung zu erkennen.<br />

Subjektiv oft <strong>de</strong>utliches Schmerz- o<strong>de</strong>r Fremdkörperempfin<strong>de</strong>n,<br />

aber nicht leicht vom subtarsalen<br />

Fremdkörper zu unterschei<strong>de</strong>n. Da <strong>de</strong>r Fremdkörper oft<br />

eingebrannt ist, muss er mit einem kleinen Metallinstrument<br />

nach Lokalanästhesie abgeschabt wer<strong>de</strong>n und<br />

<strong>de</strong>r Rosthof (schon nach Stun<strong>de</strong>n) mit einem kleinen<br />

Bohrer gesäubert wer<strong>de</strong>n.<br />

genarzt aufsuchen, genaue Beachtung <strong>de</strong>r Hygiene und<br />

Anleitungen im Umgang mit <strong>de</strong>n CL.<br />

Vorsicht: wie<strong>de</strong>rholte Anwendung von Lokalanästhetika<br />

am Auge kann zu schweren Hornhautschä<strong>de</strong>n führen.<br />

Herpeskeratitis:<br />

Nicht selten. Bei Primärinfektion epitheliale Läsion<br />

(Bäumchenfigur = Dendritika), die am besten nach<br />

Fluoreszeinfärbung zu erkennen ist; hinweisend: herabgesetzte<br />

Hornhautsensibilität; ggf. Bläschen an <strong>de</strong>r<br />

Lidhaut. Problematisch sind die Stromanarben vor allem<br />

nach Rezidiven (Virus verbleibt in <strong>de</strong>r Nervenzellen<br />

<strong>de</strong>r Hornhaut), sehr nachteilig die Anwendung von Corticoi<strong>de</strong>n<br />

im Stadium <strong>de</strong>r aktiven viralen Infektion.<br />

Durchseuchung <strong>de</strong>r Bevölkerung 90%, Serologie <strong>de</strong>shalb<br />

nicht hilfreich. Therapie: Virostatika lokal (z.B.<br />

Azyklovir).<br />

Perforieren<strong>de</strong> Verletzung.<br />

Selten. Nicht immer ist die Perforation offensichtlich<br />

(Glas- o<strong>de</strong>r Metallsplitter, Drähte, Stichverletzungen),<br />

hinweisend sind auch Verziehungen <strong>de</strong>r Pupille, Blutungen<br />

unter die Bin<strong>de</strong>haut o<strong>de</strong>r in die Vor<strong>de</strong>rkammer,<br />

Trübungen von Hornhaut o<strong>de</strong>r Linse. Klinikeinweisung<br />

zur chirurgischen Versorgung. Bei Lidverletzungen im<br />

nasalen Bereich sind die Tränenwege häufig mitbetroffen<br />

und erfor<strong>de</strong>rn eine entsprechen<strong>de</strong> chirurgische Versorgung<br />

(Ringintubation).<br />

Subkonjunktivale Blutung (Hypsphagma)<br />

Häufig, meist harmlos und oft ohne erkennbare Ursache,<br />

dann auch keine weitere Symptomatik. Ggf. auch<br />

nach Pressen, Trauma, Blutungsneigungen etc..<br />

Spontanresorption abwarten.<br />

Lidfehlstellungen:<br />

Entropium, Ektropium, Lagophthalmus, Exophthalmus,<br />

gehen ggf. mit einem roten Auge einher; die Ursache ist<br />

in <strong>de</strong>r Regel leicht zu erkennen, entsprechend ist die<br />

Therapie. Vorsicht bei bewusstlosen Patienten, nach<br />

<strong>de</strong>n Vitalfunktionen auch auf <strong>de</strong>n Lidschluss achten,<br />

ggf. Salbe, Verband. Bei Facialisparese (Lagophthalmus)<br />

initial Salbe und Uhrglasverband, später ggf. Lidgewicht<br />

ins Oberlid einnähen.<br />

Orbitafraktur:<br />

Orbitafraktur: Ursache: Gewalteinwirkung auf <strong>de</strong>n Orbitarand<br />

und die Umgebung (oft Rohheits<strong>de</strong>likte), häufig<br />

bricht <strong>de</strong>r Orbitabo<strong>de</strong>n (Dach <strong>de</strong>r Kieferhöhle). Wichtiges<br />

Zeichen ist die Hebungseinschränkung <strong>de</strong>s Bulbus,<br />

ggf. Enophthalmus durch Einklemmung/Verlagerung<br />

<strong>de</strong>s Orbitainhaltes in die Kieferhöhle (Rö: Blutspiegel,<br />

Frakturspalt, hängen<strong>de</strong>r ‚Tropfen‘); Exophthalmus durch<br />

Hornhauterosio:<br />

Blutungen, Sensibilitätsstörung durch Verletzung <strong>de</strong>s N.<br />

Häufig, evtl. als kleiner matter Bezirk auf <strong>de</strong>r Hornhau- infraorbitalis (V/2). Therapie: bei <strong>de</strong>utlichen Verlageruntoberfläche<br />

zu erkennen. Vielfältige Ursachen, z.B. Fingen <strong>de</strong>s Orbitaran<strong>de</strong>s immer relativ akut, eine Orbitagernagelverletzung,<br />

Fremdkörper, Palmenblätter usw. bo<strong>de</strong>nfraktur wird eigentlich nur bei Enophthalmus o<strong>de</strong>r<br />

Meist sehr unangenehm und schmerzhaft, heilt in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlicher Verlagerung <strong>de</strong>r Orbitainhaltes bzw. ausge-<br />

Regel spontan zu, bis zur Verheilung augenärztliche prägter Einklemmung mit Beweglichkeitseinschränkung<br />

Kontrollen. Beson<strong>de</strong>rs gefähr<strong>de</strong>t sind Kontaktlinsenträ- empfohlen und hat einige Tage Zeit.<br />

ger (vor allem ‚weiche‘ Linsen), da es hier zu einem<br />

schnell fortschreiten<strong>de</strong>n mikrobiellen Geschwür kom- Contusio bulbi:<br />

men kann. Deshalb bei Beschwer<strong>de</strong>n immer sofort die Ursachen: Squashball, Sektkorken, Fingerverletzung,<br />

CL entfernen und bei anhalten<strong>de</strong>n Beschwer<strong>de</strong>n Au- kleine stumpfe Geschosse wie Erbsen. Es kann fast je-<br />

Skript Blockpraktikum Augenheilkun<strong>de</strong> 10.07.02 16


<strong>de</strong> Struktur <strong>de</strong>s Auges geschädigt wer<strong>de</strong>n, bei schweren<br />

Fällen fin<strong>de</strong>t man Einblutungen in die Vor<strong>de</strong>rkammer<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Glaskörper, Einrisse an <strong>de</strong>r Iris, Contusionsschä<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Netzhaut, in Einzelfällen mit konsekutiver<br />

Netzhautablösung evtl. nach einem längeren Intervall.<br />

Als Spätfolge kann auch eine Katarakt o<strong>de</strong>r ein<br />

Glaukom entstehen.<br />

14. Lidschwellung / Lidtumoren /Lidfehlstellungen<br />

Basaliom:<br />

Mit Abstand häufigster bösartiger Lidtumor. Es tritt vermehrt<br />

im hohen Lebensalter und nach vermehrter Sonnenexposition<br />

auf und geht von <strong>de</strong>n Epithelien <strong>de</strong>r Lidhaut<br />

aus. Das Basaliom kann begrenzt nodulär und<br />

sklero<strong>de</strong>rmiform infiltrierend wachsen, Metastasen gibt<br />

es keine. Typischerweise hat es eine etwas höckrige<br />

Oberfläche teilweise mit Krusten be<strong>de</strong>ckt, die ein bluten<strong>de</strong>s<br />

Ulkus hinterlassen, wenn sie entfernt wer<strong>de</strong>n,<br />

fehlen<strong>de</strong> Zilien <strong>de</strong>uten ebenfalls auf ein bösartiges Geschehen<br />

hin. Der Tumor wird in <strong>de</strong>r Regel chirurgisch<br />

unter histologischer Kontrolle entfernt, die Deckung<br />

richtet sich nach <strong>de</strong>r Lokalisation und <strong>de</strong>m Defekt und<br />

gelingt in <strong>de</strong>r Regel befriedigend. Das Plattenepithelcarcinom<br />

und Talgdrüsencarcinom verhalten sich<br />

wesentlich bösartiger da sie auch Metastasen bil<strong>de</strong>n<br />

und infiltrieren<strong>de</strong>r wachsen, sind klinisch aber nicht<br />

einfach vom Basaliom abgrenzbar.<br />

Gutartige epitheliale Lidtumoren: Warze (Verruca vulgaris;<br />

stark zerklüftete höckerige Oberfläche ohne Krusten/Blutungen,<br />

oft multiple Tumoren), Papillom, Cornu<br />

cutaneum, Keratoakanthom, Dellwarzen (Molluscum<br />

contagiosum) und an<strong>de</strong>re Tumoren <strong>de</strong>r Haut.<br />

Chalazion, eigentlich Hagelkorn, im Volksmund auch<br />

oft falsch als Gerstenkorn (Hor<strong>de</strong>olum) bezeichnet: es<br />

han<strong>de</strong>lt sich um ein Fremdkörpergranulom <strong>de</strong>r Talgdrüsen<br />

<strong>de</strong>s Tarsus (Meibomsche Drüsen) als Reaktion auf<br />

die Zerfallsprodukte (Fettsäuren) ihres Sekretes ähnlich<br />

wie die pubertären Aknepickel und kommt relativ häufig<br />

in allen Altergruppen vor. Oft akute Schwellung und<br />

Rötung, teilweise schmerzhaft, häufig spontane Rückbildung,<br />

Therapie mit warmen Kompressen, Rotlicht<br />

Prävention: beim Squash Schutzbrille, beim Öffnen<br />

von Sektflaschen Korken mit Handtuch fassen und Flaschenhals<br />

in eine freie Richtung halten. Weitere Präventionen:<br />

Schutzbrille beim Schleifen und Schweißen.<br />

Der Sicherheitsgurt im PKW hat die Gesichts- und Augenverletzungen<br />

bei KFZ-Unfällen dramatisch reduziert<br />

(Gesicht o<strong>de</strong>r Augen schlagen bei Auffahrunfällen unangeschnallt<br />

auf <strong>de</strong>n Rand <strong>de</strong>r zerbrochenen Windschutzscheibe).<br />

o.ä. zur Verflüssigung <strong>de</strong>s Sekretes, ggf. Unterspritzung<br />

mit Cortison o<strong>de</strong>r chirurgische Entfernung. Vermehrt bei<br />

Verstopfung <strong>de</strong>r Talgdrüsenausführungsgänge und entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Hauterkrankungen.<br />

Lidschwellung sind treten häufig auch reaktiv bei Entzündungen<br />

<strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>ren Augenabschnitte auf, ferner<br />

durch Insektenstich, Allergien (Jucken, beidseitig), Eiweismangelö<strong>de</strong>m<br />

(beidseitig), Endokrine Orbitopathie<br />

(ein- o<strong>de</strong>r beidseitig), Hagelkorn, Hämatom, Lid- bzw.<br />

Orbitaphlegmone, postoperativ.<br />

Lidfehlstellungen treten vor allem als Folge <strong>de</strong>r Erschlaffung<br />

<strong>de</strong>r Lidstrukturen mit zunehmen<strong>de</strong>m Alter<br />

auf, können aber auch durch Narbenzug o<strong>de</strong>r nach Lidoperationen<br />

entstehen. Beim Ektropium steht das<br />

Unterlid nach außen gekippt, die auf <strong>de</strong>r Lidinnenfläche<br />

haften<strong>de</strong> Bin<strong>de</strong>haut ist dann exponiert, trocknet aus und<br />

ist gerötet und verdickt. Die Therapie ist chirurgisch.<br />

Auch eine Facialisparese geht in <strong>de</strong>r Regel mit einem<br />

Ektropium <strong>de</strong>s Unterli<strong>de</strong>s einher. Beim Entropium ist<br />

das Lid nach innen gekippt, die Wimpern scheuern auf<br />

<strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>haut und Hornhaut und führen zur Reizung<br />

und Rötung, <strong>de</strong>r dadurch erzeugte Lidschlussreflex<br />

verschlechtert die Situation noch mehr. Vorübergehend<br />

ist durch einen Pflasterzug eine Besserung zu erreichen,<br />

langfristig ist meist eine operative Korrektur erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

Rezidive nicht selten. Bei <strong>de</strong>r altersabhängigen<br />

Ptosis ist die Hebung <strong>de</strong>s Oberli<strong>de</strong>s gelockert, eine<br />

Verkürzung <strong>de</strong>s M. levator palpebrae ergibt in <strong>de</strong>r Regel<br />

ein schönes funktionelles und kosmetisches Ergebnis.<br />

Differentialdiagnostisch muss eine Myasthenie<br />

ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n (Ermüdungszeichen).<br />

15. Doppelbil<strong>de</strong>r, Augenbewegungsstörungen, Neuroophthalmologie<br />

Doppelbil<strong>de</strong>r können durch Fehlstellungen <strong>de</strong>r Augen<br />

(binokulare DB) o<strong>de</strong>r auch Brechungsunregelmäßigkeiten<br />

(monokular, z.B. Kerntrübung <strong>de</strong>r Linse, Hornhautverkrümmung)<br />

entstehen. Die Differenzierung gelingt<br />

leicht, die binokulare Diplopie verschwin<strong>de</strong>t bei<br />

Ab<strong>de</strong>cken eines Auges.<br />

Augenbewegungsstörungen können auf 3 Ebenen entstehen:<br />

muskulär/orbital (z.B. Endokrine Orbitopathie,<br />

Orbitabo<strong>de</strong>nfraktur, Myasthenie), Läsionen <strong>de</strong>r Augenmuskelnerven<br />

(z.B.: Mikroangiopathie, Trauma,<br />

Raumfor<strong>de</strong>rung) o<strong>de</strong>r zentralnervös (z.B. vaskulär,<br />

MS). Mit relativ einfachen Untersuchungen lässt sich<br />

die Störung meist gut lokalisieren, die Klärung <strong>de</strong>r<br />

Ätiologie erfor<strong>de</strong>rt oft aufwendigere Verfahren (vor allem<br />

CT und MRT) sowie eine Gesamtbeurteilung.<br />

Charakteristikum <strong>de</strong>r Augenmuskelparesen ist <strong>de</strong>r<br />

blickrichtungsabhängige Schielwinkel bzw. subjektiv<br />

die blickrichtungsabhängigen Doppelbil<strong>de</strong>r:<br />

- <strong>de</strong>r Schielwinkel nimmt in die Blickrichtung zu, die <strong>de</strong>r<br />

Zugrichtung <strong>de</strong>s betroffenen Muskels entspricht; bei<br />

Läsion <strong>de</strong>s rechten N. abducens also bei Rechtsblick;<br />

- <strong>de</strong>r Schielwinkel ist am kleinsten in <strong>de</strong>r entgegengesetzen<br />

Blickrichtung bei Entspannung <strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Muskels; bei rechtsseitiger Abducensparese<br />

also bei Linksblick;<br />

- durch eine entsprechen<strong>de</strong> Kopfzwangshaltung kann<br />

evtl. doppelbildfreies Sehen erreicht wer<strong>de</strong>n; bei<br />

rechtsseitiger Abducensparese fällt die fehlen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

vermin<strong>de</strong>rte Innervation <strong>de</strong>s rechten M. rectus lateralis<br />

am wenigsten ins Gewicht, wenn nach links ge-<br />

Skript Blockpraktikum Augenheilkun<strong>de</strong> 10.07.02 17


lickt o<strong>de</strong>r entsprechend <strong>de</strong>r Kopf nach rechts gedreht<br />

wird.<br />

Häufig lässt sich die Parese schon durch entsprechen<strong>de</strong><br />

Befragung <strong>de</strong>s Patienten herausfin<strong>de</strong>n: Lokalisation<br />

<strong>de</strong>r Doppelbil<strong>de</strong>r zueinan<strong>de</strong>r (horizontal o<strong>de</strong>r/und vertikal<br />

versetzt, verkippt/verrollt, in welcher Blickrichtung<br />

sind sie am weitesten voneinan<strong>de</strong>r entfernt, ermüdungsabhängig<br />

bei Myasthenie).<br />

Untersuchungen:<br />

- Motilitätsprüfung in 6 Blickrichtungen, ggf. mit Kopfneigetest,<br />

am besten mit Beobachtung <strong>de</strong>r Hornhautreflexe<br />

<strong>de</strong>s Fixierlichtes (entsprechen<strong>de</strong> Kopfdrehung<br />

<strong>de</strong>s Patienten);<br />

- einseitiger Ab<strong>de</strong>cktest auch in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Blickrichtungen (manifester Schielwinkel); vergleichen<strong>de</strong>r<br />

wechselseitiger Ab<strong>de</strong>cktest in verschie<strong>de</strong>ne<br />

Blickrichtungen <strong>de</strong>ckt evtl. auch latente Schielstellungen<br />

auf;<br />

- Untersuchung mit <strong>de</strong>m Dunkelrotglas.<br />

Immer muss auch auf an<strong>de</strong>re Störungen geachtet wer<strong>de</strong>n,<br />

vor allem<br />

- Sensibilität V1/V2 (Sinus cavernosus, Fissura orbitalis<br />

superior)<br />

- Lidstellung (III-Parese, Basedow, Facialis, Horner)<br />

- Sehstörungen / afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt (Optikusbeteiligung)<br />

- Exophthalmus (Endokrine Orbitopathie / Orbitaprozesse),<br />

gestaute Gefäße (Fisteln, Entzündungen)<br />

Wichtige Ursachen für Augenmuskelparesen (nach<br />

Häufigkeit):<br />

Mikroangiopathie (Diabetes, Hypertonus, Arteriosklerose),<br />

idiopathisch (in <strong>de</strong>r Regel von <strong>de</strong>r Mikroangiopathie<br />

nicht abzugrenzen), Trauma, seltener entzündlich,<br />

Aneurysmen, Tumoren.<br />

Leitsymptom horizontale Diplopie<br />

<strong>de</strong>r Pupille (Mydriasis) und <strong>de</strong>s Ziliarmuskels (Akkommodation)<br />

hinzukommen. Die innere Ophthalmoplegie<br />

wird relativ häufig durch Kompressionen, vor allem<br />

Aneurysmen im Bereich <strong>de</strong>s Circulus wilisi, bedingt und<br />

eine weite Pupille bei III-Parese gilt <strong>de</strong>shalb als Alarmzeichen<br />

für ein Aneurysma bzw. bei bewusstlosen Patienten<br />

als Hirndruckzeichen und erfor<strong>de</strong>rt schnelles<br />

Han<strong>de</strong>ln.<br />

Trochlearisparese (IV):<br />

Der N. trochlearis tritt als einziger Hirnnerv dorsal aus und<br />

kann dort durch Schä<strong>de</strong>ltraumata leicht, evtl. bds., geschädigt<br />

wer<strong>de</strong>n, Mikroangiopathien und angeborene sind ebenfalls<br />

häufig. Trochlearisparesen wer<strong>de</strong>n häufig übersehen, da sie<br />

durch eine entsprechen<strong>de</strong> Kopfneigung (Kopf zur paretischen<br />

Seite geneigt, evtl. auch etwas gedreht) gut kompensiert wer<strong>de</strong>n<br />

und <strong>de</strong>r Höherstand <strong>de</strong>s betroffenen Auges erst bei Adduktion<br />

<strong>de</strong>s paretischen Auges o<strong>de</strong>r bei Kopfneigung auf die<br />

betroffene Seite <strong>de</strong>utlich wird.<br />

DD vertikale/schräge Diplopie: Myasthenie (s.u.), Endokrine<br />

Orbitopathie (s.u.), Orbitafrakturen und an<strong>de</strong>re<br />

Orbitaprozesse, zentrale Motilitätsstörungen<br />

Therapie neurogener Paresen: Beson<strong>de</strong>rs vaskuläre<br />

und i<strong>de</strong>opathische Paresen, bei <strong>de</strong>nen die Nervenleitstrukturen<br />

nicht geschädigt sind, haben eine gute<br />

Rückbildungsten<strong>de</strong>nz. Bis zur operativen Korrektur <strong>de</strong>r<br />

Augenmuskeln sollte <strong>de</strong>shalb min<strong>de</strong>stens ein Jahr gewartet<br />

wer<strong>de</strong>n. Durch eine Schieloperation lässt sich<br />

die Augenstellung än<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>r Bereich beidäugigen<br />

Einfachsehens evtl. in das Gebrauchsblickfeld verlagern,<br />

die Erfolgschancen sind abhängig vom Ausmaß<br />

und Art <strong>de</strong>r Parese.<br />

Myasthenie<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Störung <strong>de</strong>r motorischen Endplatte.<br />

Charakteristisches Zeichen ist die Ermüdbarkeit<br />

und Zunahme im Tagesverlauf, in 70% <strong>de</strong>r Fälle fin<strong>de</strong>t<br />

sich die Erstmanifestation am Auge, oft als Ptosis und<br />

häufig erst einseitig. Diagnose: Besserung auf Gabe<br />

von Cholinesterase-Hemmstoffen (Tensilon, Mestinon).<br />

Abducensparese (VI):<br />

Endokrine Orbitopathie (M. Basedow)<br />

Innerviert <strong>de</strong>n M. rectus lateralis. Abduktionseinschränkung,<br />

Kopfzwangshaltung in Zugrichtung <strong>de</strong>s Muskels,<br />

horizontal versetzte Doppelbil<strong>de</strong>r vor allem bei Blick zur<br />

gelähmten Seite, Doppelbil<strong>de</strong>r weiter auseinan<strong>de</strong>r bei<br />

Blick in die Ferne gegenüber <strong>de</strong>r Nähe (Konvergenzstellung).<br />

Aufgrund <strong>de</strong>s langen und geknickten Verlaufes<br />

<strong>de</strong>s Nerven entlang <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>lbasis vielseitige<br />

Mit Schilddrüsenerkrankungen (meist Hyperthyreose,<br />

Immunthyreopathie) assoziierte Augenmuskelschwellung<br />

und Zunahme <strong>de</strong>s Orbitavolumens.<br />

Zeichen:<br />

- Schwellung und Rötung <strong>de</strong>r Li<strong>de</strong>r und Bin<strong>de</strong>haut,<br />

und , Oberlidretraktion, Störungen <strong>de</strong>s Tränenfilms;<br />

Schädigungsursachen.<br />

- Verdickung <strong>de</strong>r äußeren Augenmuskeln<br />

DD horizontale Diplopie: <strong>de</strong>kompensiertes Begleitschielen<br />

(Strabismus divergens), internukleäre Ophthalmoplegie,<br />

Okulomotoriusparese.<br />

(Exophthalmus, Sehnervenkompression) mit Vermin<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Dehnbarkeit und evtl. Augenbewegungsstörungen<br />

(häufig Hebungseinschränkung,<br />

ggf. Kopfzwangshaltung);<br />

Leitsymptom vertikal-/schrägversetzte Diplopie - Exophthalmus (dadurch evtl. Hornhautschä<strong>de</strong>n)<br />

Okulomotoriusparese (III)<br />

durch Muskel- und Fettgewebszunahme; die EO ist<br />

nicht selten einseitig und aufgrund ihres relativ häu-<br />

Innerviert alle äußeren Augenmuskeln bis auf <strong>de</strong>n M. figen Vorkommens die häufigste Ursache auch <strong>de</strong>s<br />

rectus lateralis und M. obliquus superior: das Auge einseitigen Exophthalmus;<br />

steht bei kompletter Parese in Abduktionsstellung und<br />

hat fast völlig aufgehobene Motilität. Weiterhin besteht<br />

eine ausgeprägte Ptosis durch Ausfall <strong>de</strong>s Lidhebers<br />

(M. levator palpebrae). Die externe III-Parese ist nicht<br />

selten auch inkomplett. Hinzu kann noch eine innere<br />

Parese kommen wenn die parasympathischen Fasern<br />

- <strong>Sehverschlechterung</strong> durch Störungen <strong>de</strong>r Li<strong>de</strong>r und<br />

<strong>de</strong>s Tränenfilms, Augenbewegungsstörungen und<br />

am gefährlichsten, Sehnervenkompression (Visus,<br />

Farbsehen, afferente Pupillenreaktion);<br />

Skript Blockpraktikum Augenheilkun<strong>de</strong> 10.07.02 18


Therapie: Schilddrüsenfunktionseinstellung, Kühlung,<br />

ggf. Cortison, Retrobulbärbestrahlung, Lid- Augenmuskelchirurgie<br />

o<strong>de</strong>r chirurgische Erweiterung <strong>de</strong>r Orbita.<br />

Keine optimalen Möglichkeiten. Subklinische Orbitopathien<br />

sind jedoch häufig und erfor<strong>de</strong>rn keine Therapie.<br />

Orbitafraktur<br />

Eingeschränkte Muskel<strong>de</strong>hnbarkeit durch Einklemmung<br />

von Muskeln o<strong>de</strong>r Septen, Hämatom und an<strong>de</strong>re Schädigung<br />

nach Trauma auf <strong>de</strong>n Orbitarand, ggf. Hebungseinschränkung<br />

und Doppelbil<strong>de</strong>r bei Aufblick.<br />

Operation oft nur bei <strong>de</strong>utlichem Volumenverlust in die<br />

Kieferhöhle o<strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utiger Einklemmung erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

da sich die Augenbewegungsstörung oft spontan bessert.<br />

Differentialdiagnose <strong>de</strong>r Ptosis (Hängelid)<br />

Senile Ptosis (nicht selten, bds.), Dermatochalasis (relativ<br />

häufig, Hautüberschuss). Lidschwellungen (nicht<br />

selten), congenitale Ptosis (selten), Okulomotoriusparese<br />

(selten, dann auch Motilitätsstörung, Vorsicht bei<br />

weiter Pupille), Myasthenie (selten, Tagesschwankungen,<br />

Ermüdbarkeit), Hornersyndrom (selten, einseitig,<br />

geringe Ptosis, Miose vor allem bei schwacher Beleuchtung).<br />

Ergänzung<br />

Laser in <strong>de</strong>r Augenheilkun<strong>de</strong><br />

Die Laser spielen in <strong>de</strong>r Augenheilkun<strong>de</strong> eine ganz<br />

wichtige Rolle. Bezüglich <strong>de</strong>r gesundheitspolitischen<br />

Kosten <strong>de</strong>r medizinischen Operationsverfahren in <strong>de</strong>n<br />

USA nehmen hinter <strong>de</strong>r Kataraktoperation (1. Stelle) die<br />

Linsenkapseleröffnung bei Nachstar mit <strong>de</strong>m Nd-Yag-<br />

Laser (2. Stelle) und die Laserkoagulation <strong>de</strong>r Netzhaut<br />

(9. Stelle) vor allem bei diabetischer Retinopathie ganz<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Resourcen in Anspruch. Zunehmend an<br />

Differentialdiagnose <strong>de</strong>r Pupillenstörungen<br />

Die Pupillenweite nimmt in <strong>de</strong>r Jugendzeit zu und wird<br />

mit zunehmen<strong>de</strong>m Alter wie<strong>de</strong>r geringer. Ein leichter<br />

Unterschied <strong>de</strong>r Pupillenweite (Anisocorie) ist häufig (ca<br />

20%), <strong>de</strong>shalb ist eine Anisocorie mit intakter Pupillenreaktion<br />

und ohne neurologische Symptome und Zeichen<br />

nicht pathologisch.<br />

Weite Pupille (Mydriasis): kann Hinweis auf eine Schädigung<br />

<strong>de</strong>s N. okulomotorius sein (Motilitätsstörung, cave<br />

Aneurysma), häufiger ist die medikamentös induzierte<br />

weite Pupille (Atropin und verwandte Medikamente,<br />

vor allem nach intraokularen Operationen, teilweise<br />

unbemerkt nach Hantieren mit Atropin o.a. und<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Pflanzen (Trompetenblume)). Glaukomanfall<br />

(Rotes Auge, Schmerzen, Druck).<br />

Enge Pupille (Miose): Häufigste Ursache ist das Alter<br />

(seitengleich), Miotika (Glaukomtherapie), Opiate (keine<br />

Gewöhnung), Verwachsungen nach Iritis o<strong>de</strong>r intraokularen<br />

Operationen, akute Iritis (Rotes Auge). Hornersyndrom<br />

(leichte Ptosis, Anisocorie wird im Dunkeln<br />

<strong>de</strong>utlicher).<br />

Immer beachten: Rotes Auge, Schmerzen <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

(Glaukomanfall, Iritis), Lidstellung (Ptosis<br />

bei Horner, Okulomotoriusparese), Augenstellung/bewegung<br />

(Okulomotoriusparese).<br />

Be<strong>de</strong>utung gewinnen mehr kosmetisch begrün<strong>de</strong>te<br />

Operationsverfahren an <strong>de</strong>r Hornhaut mit <strong>de</strong>m Exzimer-<br />

Laser. Weiterhin haben verschie<strong>de</strong>ne Laseroperationen<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Glaukomchirurgie (Argon-Laser, Erbium-<br />

Laser, Nd-Yag-Laser, Dio<strong>de</strong>nlaser u.a.) größere Be<strong>de</strong>utung<br />

und sich verschie<strong>de</strong>ntlich etabliert, allerdings<br />

ohne das Glaukomproblem befriedigend zu lösen.<br />

Skript Blockpraktikum Augenheilkun<strong>de</strong> 10.07.02 19


Tabelle zur Differenzierung <strong>de</strong>r <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

Differenzierung durch mögliche Ursache beson<strong>de</strong>re differentialdiagnostische Charakteristika<br />

Lochblen<strong>de</strong> bessert Myopie scharfer Nahpunkt, Jugendalter<br />

= Refraktionsfehler Astigmatismus Refraktion, Brilleninspektion<br />

Weitsichtigkeit Probleme vor allem in <strong>de</strong>r Nähe, ggf Schielen<br />

Schlagartig Zentralarterienverschluss afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt, Ophthalmoskopie, BSG - Arteriitis<br />

= Arterienverschluss Apoplexia papillae wie Zentralarterienverschluss<br />

DD Ablatio Schwappen<strong>de</strong> Schatten, Blitzen, Ophthalmoskopie<br />

Afferenter Apoplexia Papillae schlagartig, Opthalmoskopie,<br />

Pupillen<strong>de</strong>fekt Arteriitis BSG, Schmerzen<br />

= Optikus/Netzhaut Neuritis n. optici Farbsehen, retrobulbärer Bewegungsschmerz<br />

Optikuskompression Basedow. Tumor, Farbsehen<br />

Verzerrtsehen diab. Makulaö<strong>de</strong>m Diabetesanamnese, Ophthalmoskopie<br />

= Makulaprozess altersabh. Makula-Degen. bds, Ophthalmoskopie<br />

venöser Verschluss Ophthalmoskopie, evtl. afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt<br />

Retinitis centralis serosa jünger, vor allem Männer, Ophthalmoskopie<br />

beidseitig altersabh. Makula-Degen. evtl. Verzerrtsehen, Ophthalmoskopie, evtl. plötzlich<br />

Katarakt allmählich, Grauschleier, Alter, Blendung, Rotreflex<br />

diab. Makulaö<strong>de</strong>m Diabetes, Verzerrtsehen<br />

wichtig: bei diesen Erkrankungen kein Pupillen<strong>de</strong>fekt, keine Rötung, keine Schmerzen<br />

Rotes Auge Glaukomanfall weite Pupille, hartes Auge, hohes Alter, Hyperopie<br />

= vor<strong>de</strong>res Auge Iritis Lichtscheu, Vor<strong>de</strong>rkammerbefund, evtl Miose<br />

Hornhautaffektion Inspektion, Anamnese (Kontaktlinse, Trauma, Herpes)<br />

wichtig: eine <strong>Sehverschlechterung</strong> bei unkomplizierten Lid- o<strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>hautaffektionen<br />

tritt nicht auf o<strong>de</strong>r ist minimal, Hornhaut und Pupille sind unauffällig;<br />

Schmerzen Arteriitis temporalis BSG, Schmerzen, afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt<br />

Glaukomanfall rotes Auge, weite Pupille, hohes Alter, Hyperopie<br />

Iritis Lichtscheu, ciliare Injektion, Vor<strong>de</strong>rkammerbefund, Miose<br />

Neuritis n. optici Bewegungsschmerz, afferenter Pupillen<strong>de</strong>fekt, Farbsehen<br />

Vor<strong>de</strong>rer Augenabschnitt Rötung, Inspektion, Pupille<br />

Trigeminusaffektion weitere U, u.a. Strabismus, Inspektion etc.<br />

Schwappen<strong>de</strong> Glaskörpertrübung Mouches volantes, keine weiteren Symptome - eher harmlos<br />

Schatten symptom. GK-Abhebung Blitzen, Fä<strong>de</strong>n, Myopie – Ophthalmoskopie, DD beg. Ablatio<br />

= Glaskörper Ablatio Wand/Vorhang, Blitzen<br />

Glaskörperblutung Diabetes, Ablatio, Ophthalmoskopie<br />

Gesichtsfeldausfall ZNS vertikale Begrenzung, Hemianopsie, kein Pupillen<strong>de</strong>fekt<br />

- Konfrontations-GF Röhrengesichtsfeld weit fortgeschrittenes Glaukom<br />

Einseitig Gefäßverschluss, Ablatio, Neuritis<br />

DD durch Pupillenreaktion, Ophthalmoskopie u.a.<br />

Z.n. Augenoperation? Nachstar vorausgegangene Katarakt-OP, Rotreflex, sonst unauffällig<br />

Ablatio Schwappen, Vorhang, Wand<br />

Katarakt<br />

Nur binokular Parese HHR, Ab<strong>de</strong>cktest, Motilitätsprüfung, ggf. Ptose, Mydriasis<br />

= Strabismus Basedow Exophthalmus, Rötung, Oberlidretraktion, Motilität<br />

Orbitafraktur Traumaanamnese, Hebungseinschränkung<br />

Monokulare Diplopie Astigmatismus Besserung durch Lockblen<strong>de</strong><br />

= Refraktionsfehler Katarakt Alter, seitengleich, Myopisierung<br />

Skript Blockpraktikum Augenheilkun<strong>de</strong> 10.07.02 20


Tabelle zur Differenzierung <strong>de</strong>s Roten Auges<br />

Am wichtigsten zur Differenzierung ist die Inspektion <strong>de</strong>r Li<strong>de</strong>r und vor<strong>de</strong>ren Augenabschnitte im Zusammenhang<br />

mit einer gezielten Anamnese. Gravieren<strong>de</strong> Ursachen lassen sich häufig ausschließen wenn keine Schmerzen und<br />

keine <strong>Sehverschlechterung</strong> vorliegen und die Pupille und <strong>de</strong>ren Reaktion unauffällig sind. Ein tränen<strong>de</strong>s Auge o<strong>de</strong>r<br />

Sekret kann zu einer leichten <strong>Sehverschlechterung</strong> führen, diese bessert sich jedoch evtl. durch <strong>de</strong>n Lidschlag,<br />

richtige Schmerzen weisen auf ernste Ursachen hin, wird auf Nachfrage mehr ein Reiben o<strong>de</strong>r Brennen angegeben<br />

ist das Problem eher harmlos. Eine Lidschwellung kann Ursache in Frage kommen o<strong>de</strong>r aber auch Folge vor<br />

allem entzündlicher Prozesse <strong>de</strong>s vor<strong>de</strong>ren Auges sein.<br />

Ursache differentialdiagnostische Charakteristika<br />

Glaukomanfall Pupille weit und reaktionslos, Schmerzen, <strong>Sehverschlechterung</strong>, Übelkeit, harter Bulbus, getrübte<br />

Hornhaut, höheres Alter, Fernbrille vergrößern<strong>de</strong>r Effekt<br />

Iritis Lichtscheu, oft Schmerzen, Pupille eher enger, ggf. entrun<strong>de</strong>t, ciliare Injektion, <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

oft nicht ausgeprägt, ggf. Trübungen <strong>de</strong>r Medien durch Zellen in <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rkammer,<br />

Anamnese evtl. hinweisend (Rezidiv, HLA B27)<br />

Hornhautprozess Schmerzen, Hornhautoberfläche hauchig bis getrübt, evtl. Fremdkörper, <strong>Sehverschlechterung</strong><br />

nur bei Beteiligung <strong>de</strong>s Zentrums, Vorsicht bei Kontaktlinsenträgern,<br />

Herpeskeratitis relativ geringe Beschwer<strong>de</strong>n, Sensibilitätsmin<strong>de</strong>rung, Bäumchenfigur, evtl. alte Hornhautnarben,<br />

Anamnese, ggf. Lidbeteiligung<br />

Lidprobleme Fehlstellung, Krusten o<strong>de</strong>r Auflagerungen, Verdickung <strong>de</strong>r Lidrän<strong>de</strong>r,<br />

Trockenes Auge eher wenig Rötung, Reiben, älteres Problem, Besserung auf Tropfen<br />

Hyposphagma nur umschriebene Unterblutung <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>haut, symptomlos, evtl. Trauma<br />

Subtarsaler FK Lidschlagabhängiges Reiben, evtl. Expositionsanamnese, Ektropionieren<br />

Verblitzung UV-Anamnese, beidseits, Gesichtsrötung, Latenzzeit<br />

Allergie Jucken, bds., Anamnese, Bin<strong>de</strong>haut- und Lidschwellung evtl. sehr <strong>de</strong>utlich, fädiges Sekret<br />

Keratokonjunkti- initial oft einseitig, Sandgefühl, Lymphknoten, ggf. Kontaktanamnese, Schwellung nasaler<br />

vitis epi<strong>de</strong>mica Lidwinkel<br />

Katarakt ist eine schwere<br />

Skript Blockpraktikum Augenheilkun<strong>de</strong> 10.07.02 21

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