Mein Liebe-Lern-Prozess
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<strong>Liebe</strong>/Praxis<br />
sätze wie dieser beeindrucken mich:<br />
«<strong>Liebe</strong>, und du handelst immer richtig.»<br />
Klingt gut, aber wie macht man<br />
das?<br />
Während ich meine Bücher neu ordne,<br />
fällt mir ein Taschenbuch auf, das schon<br />
manchen Umzug mitgemacht hat, aber<br />
nie gelesen wurde. Als ich es nun lese,<br />
finde ich es richtig spannend. Eine Missionarin,<br />
anfangs des letzten Jahrhunderts,<br />
muss mit einer anderen Missionarin<br />
zusammenarbeiten, die ihr das Leben<br />
schwer macht. Sie beginnt, ein Jahr lang<br />
30 ethos 2 I 2009<br />
<strong>Mein</strong> <strong>Liebe</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Prozess</strong><br />
<strong>Liebe</strong>n – wie geht das? Persönliche Gedanken auf dem<br />
Weg zu einem liebevollen Lebensstil.<br />
jeden Tag 1. Korinther 13, das Kapitel<br />
über die <strong>Liebe</strong>, zu lesen. Ihre neu gefundene<br />
Haltung hilft ihr, mit der schwierigen<br />
Mitarbeiterin auszukommen, und<br />
prägt sie für ihr ganzes Leben.<br />
«Das mache ich auch», denke ich und<br />
lese mir den Text in 1. Korinther 13 immer<br />
wieder durch. Ich weiss, Gottes Wort<br />
ist lebendig und kann mein Leben verändern.<br />
Zunächst staune ich über die Vergleiche,<br />
die der Apostel Paulus macht:<br />
Berge versetzen nützt nichts, wenn es<br />
nicht aus <strong>Liebe</strong> geschieht. Allen Besitz<br />
hergeben – auch das ist sinnlos ohne die<br />
<strong>Liebe</strong>. Den Körper verbrennen lassen, alles<br />
nichts ohne <strong>Liebe</strong>.<br />
Ich bin dankbar für die Stunden, in<br />
denen ich mein Leben überprüfen kann:<br />
Was treibt mich an, die <strong>Liebe</strong> oder mein<br />
Ehrgeiz, etwas Grosses zu leisten? Will ich<br />
gefallen oder auch im Verborgenen etwas<br />
aus <strong>Liebe</strong> tun? Bin ich wirklich bereit zu<br />
lieben, unter allen Umständen?<br />
Ich lese die Verse mit offenem und<br />
sehnsüchtigem Herzen. Die <strong>Liebe</strong>, die hier<br />
beschrieben wird, das ist Gottes <strong>Liebe</strong>.
Vielleicht tun wir etwas Gutes,<br />
nur um Anerkennung zu<br />
bekommen und gelobt zu werden?<br />
Unsere menschliche <strong>Liebe</strong> verblasst dagegen,<br />
und während ich der <strong>Liebe</strong> auf der<br />
Spur bin, kommt mir immer wieder der<br />
Gedanke: Ich kann das nicht, ich bin unfähig,<br />
so zu lieben.<br />
«Ohne mich könnt ihr nichts tun ...»<br />
Es ist, als würde der Herr direkt zu mir<br />
sprechen. Ohne ihn kann ich nicht lieben.<br />
Ich darf streben nach dieser <strong>Liebe</strong>, mein<br />
Herz für sie öffnen, doch mit <strong>Liebe</strong> füllen<br />
kann sie nur Gott. Gott verwandelt mein<br />
Herz, damit es liebesfähig wird.<br />
Ich beschreibe rote Kärtchen: «Die<br />
<strong>Liebe</strong> ist langmütig», «Die <strong>Liebe</strong> ist<br />
freundlich ...» Ein solches Kärtchen kann<br />
mich durch den Tag begleiten. Es liegt neben<br />
dem Bügelbrett, während ich die Wäsche<br />
mache, oder neben dem Küchentisch<br />
beim Gemüseschneiden und kommt in<br />
der Handtasche mit, wenn ich zum Arzt<br />
muss. So sind meine Gedanken mit der<br />
<strong>Liebe</strong> beschäftigt.<br />
Manchmal ist mein schlechtes Gewissen<br />
und nicht die <strong>Liebe</strong> der Antrieb,<br />
einen Besuch zu machen oder mir Zeit<br />
• Zeigen Sie aufrichtiges Interesse an<br />
Menschen, mit denen Sie zusammenleben<br />
oder denen Sie begegnen. Ein<br />
Mensch, der liebt, hört interessiert und<br />
entspannt zu, nimmt sich selbst zurück<br />
und schenkt dem Gegenüber seine<br />
ganze Aufmerksamkeit.<br />
für einen Mitmenschen zu nehmen. «Das<br />
kann nicht richtig sein, wenn ich nur<br />
mein Gewissen beruhigen will», überlege<br />
ich. Also versuche ich, besser zu prüfen,<br />
was Gott von mir will und wo ich nur<br />
den Wünschen anderer nachgehe. Vielleicht<br />
tun wir etwas Gutes, nur um Anerkennung<br />
zu bekommen und gelobt zu<br />
werden? Sicher lässt sich das nicht immer<br />
vermeiden. Manchmal brauchen wir ja<br />
auch Lob. Es ist gut, die eigenen Motive<br />
zu prüfen.<br />
Will ich lieben, sollte ich beten. Habe<br />
ich Schwierigkeiten mit jemandem, kann<br />
ich mit Jesus darüber reden. Er versteht<br />
mich und den anderen ebenfalls und hilft<br />
mir, die richtige Einstellung zu finden.<br />
Bevor wir versuchen, Konflikte zu lösen,<br />
sollten wir beten. Vielleicht müssen wir<br />
lange beten. Aber es ist der beste Weg und<br />
manche Verletzung würde nicht passieren,<br />
wenn wir uns in der Stille mit Gottes<br />
<strong>Liebe</strong> beschenken liessen.<br />
Auch im Zusammenleben mit den<br />
Menschen, die ich gern habe, kann mir<br />
die <strong>Liebe</strong> «ausgehen». Bei Gott ist die<br />
Quelle, aus der ich immer wieder neu<br />
<strong>Liebe</strong> schöpfen kann.<br />
Zerbrechen wir uns auch mal den Kopf<br />
aus <strong>Liebe</strong>? Als mein Stiefsohn noch klein<br />
war, setzte ich mich manchmal morgens,<br />
wenn er in der Schule war, an seinen kleinen<br />
grünen Schreibtisch und dachte nach,<br />
wie ich ihm mit etwas helfen könnte, das<br />
ihm gut tun würde. Ist Gott nicht auch<br />
Praxistipps<br />
• Bevor Sie versuchen, Konflikte zu lösen,<br />
sollten Sie beten. Manche Verletzung<br />
würde nicht passieren, wenn wir uns in<br />
der Stille mit Gottes <strong>Liebe</strong> beschenken<br />
liessen.<br />
sehr erfinderisch? Er hat immer wieder<br />
gute Ideen, wie er mit seinen Menschen<br />
umgeht.<br />
Vielleicht sind es nur Kleinigkeiten,<br />
wie wir unsere <strong>Liebe</strong> ausdrücken können.<br />
Ein Geschenk für jemanden, der uns<br />
nichts zurückgeben kann. Ist eine Nachbarin<br />
bedrückt, dann kann ich einfach<br />
mal stehen bleiben und zuhören. Es gibt<br />
so viele Möglichkeiten.<br />
Die <strong>Liebe</strong> hat das Wohl des anderen im<br />
Blick und es ist nicht leicht, herauszufinden,<br />
was das ist. Wir brauchen die Führung<br />
von Gottes Geist.<br />
Bei Gott ist die Quelle,<br />
aus der ich immer wieder<br />
neu <strong>Liebe</strong> schöpfen kann.<br />
Die <strong>Liebe</strong> soll mein ganzes Leben prägen.<br />
Denn ohne <strong>Liebe</strong> ist alles nichts.<br />
Wenn wir uns ihm zur Verfügung stellen,<br />
nimmt uns Jesus Christus in seine<br />
Schule, und obwohl auf seinem Lehrplan<br />
jeden Tag nur «<strong>Liebe</strong>» steht, wird der Unterricht<br />
nie langweilig. Wir dürfen lernen<br />
und uns beschenken lassen. ■<br />
I Rosemarie Dingeldey<br />
• Verinnerlichen Sie sich den Text über die<br />
<strong>Liebe</strong> in 1. Korinther 13,1 bis 13. Schreiben<br />
Sie das Wesen der <strong>Liebe</strong> auf verschiedene<br />
Kärtchen, die Sie am Arbeitsplatz<br />
haben, in der Handtasche, an den Badezimmerspiegel<br />
kleben, als Buchzeichen<br />
verwenden usw.<br />
ethos 2 I 2009 31