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Das KuNDeNmagaziN voN <strong>DB</strong> scheNKeR <strong>Rail</strong><br />

Operation am<br />

offenen Herzen<br />

Wie der Chemiekonzern Dow die Abschaltung<br />

seines Crackers in Böhlen logistisch meisterte.<br />

Seite 08<br />

Special<br />

175<br />

Jahre<br />

Schienengüterverkehr<br />

Z<br />

Die Bahn bekommt<br />

Konkurrenz<br />

Das Monopol der Schiene für den Landtransport geht<br />

zwischen den beiden Weltkriegen zu Ende.<br />

Die Reichsbahn reagierte darauf 1931 mit dem geheim<br />

gehaltenen Kauf der Spedition <strong>Schenker</strong>.<br />

wischen 1890 und 1925 verdreirenten der Eisenbahn machten. Zwischen ab 1924 spürbare Einnahmeeinbußen zu.<br />

fachte sich die Transportleistung 1925 und 32 wuchs der Lkw-Bestand im Die neuen Lastwagen fuhren von Haus zu<br />

der Eisenbahn in Deutschland Deutschen Reich um das Achtfache. Haus und setzten der Reichsbahn insbeson-<br />

von 22,2 auf 70 Milliarden Tonnenkilo- Die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft dere im lukrativen Stückgutverkehr zu, mit<br />

meter (zum Vergleich: 2008 leistete <strong>DB</strong> (DRG) erwirtschaftete damals über zwei dem die DRG den Transport von Massengü-<br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> 91,2 Mrd. TKM). Allerdings Drittel ihrer Umsätze mit dem Gütervertern wie Kohle, für die staatlich festgesetzte<br />

neigte sich nach dem 1. Weltkrieg das beikehr. Sie war noch, wie der Historiker Peter Niedrigtarife galten, quersubventionierte.<br />

nahe hundertjährige Monopol der Schiene Borscheid anmerkt, „unumstritten der Als sich die Situation in der Weltwirtschafts-<br />

für Überlandtransporte von Gütern dem Verkehrsträger überhaupt, Symbol der krise nach 1929 dramatisch verschärfte,<br />

Ende zu. Der Erfi ndung des Lastwagens Industrialisierung, kapitalstark mit einer forderte die Reichsbahn von der Regierung<br />

folgten seinerzeit zahlreiche technische Monopolstellung, ein Koloss unter staatli- Maßnahmen, den Lkw-Verkehr zugunsten<br />

Weiterentwicklungen – wie beispielschem Schutz, neben dem sich die einzelnen der Eisenbahn einzuschränken – zunächst<br />

weise der Dieselmotor 1923 -, die den Stra- Fuhrunternehmer winzig und bedeutungs- ohne Erfolg. Daraufhin handelte die unterßengüterverkehr<br />

schneller und billiger los ausmachten.“Doch die neue Konkurrenz nehmerisch eigenständige Reichsbahn auf<br />

und damit zu einem ernsthaften Konkur- auf der Straße fügte der Reichsbahn schon eigene Faust und schloss im Februar 1931<br />

vom LKW<br />

einen geheimen Kooperationsvertrag mit Als dieser Teil des <strong>Schenker</strong>-Vertrags kurze Zeit darauf später im Einverneh-<br />

Deutschlands größter Spedition <strong>Schenker</strong>. kurze Zeit später doch publik war, schlug men mit der Reichsbahn erlassene<br />

Dieser sogenannte „<strong>Schenker</strong>-Vertrag“ si- er in Berlin hohe Wellen. Das Reichska- Reichskraftwagentarif galt übrigens bis<br />

cherte der Spedition das exklusive Recht zu, binett warf dem staatseigenen Konzern vor 20 Jahren.<br />

überall im Deutschen Reich Güter von und eigenmächtiges Handeln vor und erließ Der zweite Teil des <strong>Schenker</strong>-Vertrags<br />

zu den Bahnhöfen zu befördern – oder durch als Kompromiss zwischen Reichsbahn von 1931 konnte noch 1937/38 geheim ge-<br />

Subunternehmer befördern zu lassen. Alle und Speditionsgewerbe schließlich die halten werden: Er beinhaltete nicht nur<br />

Spediteure, die an diesem Geschäft partizi- „Verordnung über den Überlandverkehr die Kooperation mit <strong>Schenker</strong>, sondern<br />

pieren wollten, mussten sich im Gegenzug mit Kraftfahrzeugen“, die im Oktober auch den Kauf der Spedition durch die<br />

dazu verpfl ichten, auf eigenen Lkw-Fernver- 1931 in Kraft trat. Sie machte den ge- Reichsbahn für 24,9 Millionen Reichskehr<br />

über 50 Kilometer zu verzichten. Die werbsmäßigen Transport von Gütern mark. Dass die Reichsbahn einen viel zu<br />

DRG sah damit ihre Ziele erreicht, nämlich über Entfernungen von mehr als 50 Ki- hohen Preis bezahlt hatte, kam auch erst<br />

erstens die unliebsame Konkurrenz der Stralometern genehmigungspflichtig und Jahre später ans Licht: Denn <strong>Schenker</strong> &<br />

ße auf Langstrecken einzudämmen und setzte Beförderungspreise einheitlich für Co. war zum Zeitpunkt der Übernahme<br />

zweitens die Rollgebühren zu senken. das gesamte Deutsche Reich fest. Der praktisch bankrott.<br />

38 railways railways<br />

39<br />

175 JAHRE EISENBAHN<br />

Schrittmacher der<br />

Industrialisierung<br />

Seite 31<br />

FLUGHAFENBAU<br />

Herkulesaufgabe<br />

am Airport BBI<br />

Seite 16<br />

HOLLÄNDISCHE GÜTERBAHN<br />

Rotterdam: Mehr Güter<br />

sollen auf die Schiene<br />

Seite 56<br />

NR. 05 | 10


Fokus<br />

175 Jahre SchienengüTerverkehr<br />

Lang, lang ist , s her<br />

– nämlich genau 50 Jahre, dass in einem Schuppen des Hamburger Hafens Bananen auf diese Weise auf die Bahn verladen wurden.<br />

In einem 16-seitigen Special ab Seite 31 blickt railways noch weiter zurück – auf 175 Jahre Schienengüterverkehr.<br />

02 | <strong>Rail</strong>ways


Titelfoto: Science Photo Library / SPL / Agentur Focus Foto: <strong>DB</strong> AG, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Wieder auf achse<br />

Am Ende eines schwierigen Jahres können wir aufatmen und eine gute Bilanz<br />

ziehen: Nach der gravierenden Talfahrt in der Weltwirtschaftskrise hat sich<br />

unser Geschäft 2010 bemerkenswert schnell erholt. Im ersten Halbjahr konnten<br />

wir unsere Verkehrsleistung um knapp 19 Prozent auf 52,6 Milliarden Tonnenkilometer<br />

steigern. Die meisten Güterwagen, die wir vor einem Jahr vorübergehend aufs Abstellgleis<br />

schieben mussten, sind heute wieder auf Achse.<br />

Der Schienengüterverkehr der <strong>DB</strong> ist dank Ihrer Aufträge wieder zurück auf der<br />

Erfolgsspur. Wir profitieren dabei natürlich unmittelbar von der exportorientierten<br />

deutschen Wirtschaft, die in den zurückliegenden Monaten einen enorm gewachsenen<br />

Transportbedarf angemeldet hat. Andererseits haben wir bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> aktiv<br />

gearbeitet, um unsere Leistung und die Qualität des Angebots zu verbessern.<br />

In dieser buchstäblich „dicken“ Ausgabe von railways finden Sie zahlreiche Beispiele<br />

und Berichte über das große Potenzial von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. In der Heftmitte schauen<br />

wir aus gegebenem Anlass ausnahmsweise nicht nach vorn, sondern zurück: Unser<br />

Special beleuchtet 175 Jahre Schienengüterverkehr in Deutschland. Und warum wir<br />

heute „<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>“ heißen.<br />

Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre, frohe Weihnachten und ein gutes Jahr 2011!<br />

Mit herzlichen Grüßen, Ihr<br />

Karsten Sachsenröder<br />

Member of the Management Board<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

03


Inhalt<br />

08<br />

Chemietransporte<br />

Wenn die Dow Olefinverbund GmbH turnusmäßig ihre zentrale Produktionseinheit<br />

wartet, müssen viele Räder in Bewegung gesetzt werden.<br />

06<br />

News<br />

70<br />

Impressum<br />

71<br />

On the Move<br />

04 | <strong>Rail</strong>ways<br />

Customers & Projects<br />

16 Herkulesaufgabe<br />

Kies und Sand für Berlin Brandenburg<br />

International<br />

20 Sonderabfälle<br />

Deponiesanierung international<br />

22 Neue Eco Plus-Kunden<br />

Hermes und EUROPIPE<br />

24 Naturstein<br />

Euro Stone setzt auf die Bahn<br />

26 Stadionbau in Polen<br />

Beton von Max Bögl<br />

27 Polen<br />

Kalksteintransporte für Omya<br />

28 Schweden<br />

Neuer Vertrag mit SSAB<br />

30 Barilla<br />

Schwedischer Knäckebrot-Shuttle<br />

47 Dänemark<br />

Getränkezüge für Carlsberg<br />

48 Türkei<br />

Weiße Ware durch sechs Länder<br />

50 Tramtransporte<br />

Von der Schweiz nach Südosteuropa<br />

51 Energie<br />

Kohlezüge für Mark-E<br />

52 Mobile Einsatzteams<br />

Wagenreparatur beim Kunden<br />

Markets & Innovation<br />

54 Niederlande<br />

Bedeutung der Bahn nimmt zu<br />

56 Hafenkonferenzen<br />

Wachstum und Volatilität<br />

58 Erste Hybridflotte<br />

Neue Dieselloks für MEG<br />

Company & People<br />

60 Nürnberger Container-Depot<br />

Umzug in den Hafen<br />

61 Ostseehäfen<br />

Investitionen in Stettin und Swinemünde<br />

62 Linienzug Schlesien<br />

Erfolgsgeschichte<br />

64 Schwedenstahl<br />

Neues Sammelladungskonzept<br />

66 Investitionen<br />

410 Millionen Euro für neue Fahrzeuge<br />

67 News in Kürze<br />

Fotos: Pablo Castagnola, Umbrecht/<strong>DB</strong> AG


Chemietransporte 08<br />

Ab Seite 31<br />

175<br />

Jahre<br />

Schienengüterverkehr<br />

Neue Eco Plus-Kunden 22<br />

<strong>Rail</strong>ways | 05


News<br />

06 | <strong>Rail</strong>ways<br />

„Das Schienengeschäft funktioniert anders als die Logistik, wo wir<br />

nur das Frachtvolumen eines Flugzeugs oder Schiffs mieten, diese<br />

uns aber nicht gehören. Anders ist es auf der Schiene: Da besitzen<br />

wir 113.000 Güterwaggons und Tausende Lokomotiven.<br />

Das bindet viel Kapital, und Sie brauchen Zeit, um alles wieder zum<br />

Laufen zu bringen. Während der Krise haben wir ja eine Menge<br />

Geräte einfach abgestellt. Viele müssen jetzt erst in die Werkstatt<br />

und im wahrsten Sinne des Wortes wieder flottgemacht werden.“<br />

<strong>DB</strong>-Konzernchef Dr. Rüdiger Grube im ZEIT-Interview<br />

Mainz / DeutschlanD<br />

andreas schulz neuer Bereichsleiter intermodal<br />

Der 42-Jährige übernahm diese Aufgabe im Oktober, nachdem er<br />

bereits in den vergangenen Jahren in unterschiedlichen Führungspositionen<br />

bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> tätig war, zuletzt als Vertriebsleiter im<br />

Bereich Intermodal. Schulz folgt dem Vertriebschef von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong>, Karsten Sachsenröder, der von Januar bis Oktober 2010 in<br />

Personalunion auch Bereichsleiter Intermodal war. Mit Schulz, sagt<br />

Sachsenröder, sei es gelungen, einen erfahrenen Manager aus den<br />

eigenen Reihen zu gewinnen, der eine hervorragende Expertise mitbringe.<br />

Der Bereich Intermodal ist innerhalb von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

auf den Kombinierten Verkehr spezialisiert.<br />

DuisBurg / DeutschlanD<br />

Mehr umschlagskapazität für importkohle<br />

Die Deutsche Bahn wird bis zum Jahr 2014 rund 19 Millionen Euro in die Erweiterung<br />

und Modernisierung der Umschlags- und Lagerkapazitäten auf der Kohleninsel<br />

Duisburg investieren. Bislang können an dem strategisch besonders günstig gelegenen<br />

Standort im Duisburger Hafen jährlich 2,5 Millionen Tonnen Schüttgüter umgeschlagen<br />

werden, bis 2014 ist ein Ausbau auf 4,5 Millionen Tonnen vorgesehen. Bis dahin sollen<br />

auch die Kapazitäten für den Import per Binnenschiff aus dem Hafen Rotterdam, für<br />

den Umschlag, die Lagerung sowie die Belieferung der Kohlekraftwerke in Nordrhein-<br />

Westfalen nahezu verdoppelt werden. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> und ihre Tochter RBH Logistics<br />

leisten damit angesichts der steigenden Nachfrage nach Importkohle einen wichtigen<br />

Beitrag zur langfristig stabilen Versorgungssicherheit der Kraftwerke.


Fotos: <strong>DB</strong> AG/Marc Darchinger, <strong>DB</strong> AG , RBH/Wolfgang Schilling, Kai Bublitz, <strong>DB</strong> AG/European Business School<br />

Duisburg<br />

Mainz<br />

Mainz / DeutschlanD<br />

Bernd-r. Pahnke ist neuer<br />

hafenbeauftragter nord<br />

Dr. Bernd-R. Pahnke (57) ist seit dem 1. Juni 2010 neuer Hafenbeauftragter<br />

Nord von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. Er ist damit zentraler Ansprechpartner<br />

des <strong>DB</strong>-Güterverkehrs für die Verantwortlichen der deutschen Nord- und<br />

Ostseehäfen sowie Verbände und Institutionen. Er tritt die Nachfolge<br />

von Eberhard Koch an, der in den Ruhestand wechselt.<br />

Pahnke leitet in Personalunion weiterhin den Bereich Geschäftsentwicklung<br />

im Ressort Transport und Logistik der <strong>DB</strong> Mobility Logistics AG.<br />

st. Petersburg<br />

st. PetersBurg / russlanD<br />

richard germain übernimmt<br />

logistik-lehrstuhl<br />

Der kanadische Logistik-Experte Richard Germain, Ph.D.,<br />

übernimmt die Leitung des Lehrstuhls für Internationale<br />

Logistik und Supply Chain Management an der Graduate<br />

School of Management (GSOM) der Universität St. Petersburg.<br />

Stifter des Logistik-Kompetenzzentrums sind die<br />

Deutsche Bahn (<strong>DB</strong>) und die Russischen Eisenbahnen<br />

(RZD). Die Institution widmet sich in enger Kooperation<br />

mit den <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Labs vor allem der anwendungsnahen<br />

Forschung und der akademischen Ausbildung.<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

07


Coverstory<br />

Operation<br />

am offenen Herzen<br />

Wenn die Dow Olefinverbund GmbH turnusmäßig ihre zentrale<br />

Produktions einheit, den Cracker, wartet, müssen viele Räder in Bewegung<br />

gesetzt werden. Denn der Kreislauf von Vor- und Zwischenprodukten<br />

darf nicht zum Erliegen kommen.<br />

08 | <strong>Rail</strong>ways


<strong>Rail</strong>ways |<br />

09


Coverstory<br />

Zuverlässigkeit unter<br />

allen Umständen<br />

So funktioniert das Versorgungskonzept<br />

während des Cracker-Shutdowns<br />

Planmäßige Transporte für Dow: Sluiskil, Gent, Antwerpen,<br />

Roosendaal, Arnheim, Bad Bentheim, Osnabrück,<br />

Hannover, Lehrte, Braunschweig, Magdeburg, Halle,<br />

Werk Schkopau<br />

Planmäßiger Zug in der Cracker-Shutdown-Phase:<br />

Sluiskil, Gent, Antwerpen, Roosendaal, Arnheim, Bad<br />

Bentheim, Osnabrück, Hannover, Lehrte, Wolfsburg,<br />

Magdeburg, Halle, Leipzig, Böhlen (bei Leipzig)<br />

Zusätzliche Sonderzüge (Route wechselnd je nach<br />

Verfügbarkeit freier Trassen): Sluiskil, Gent, Montzen,<br />

Aachen, Duisburg, Paderborn, Kassel, Nordheim, Halle,<br />

Schkopau/Böhlen<br />

Terneuzen (Sluiskil): Die beiden Cracker<br />

in Terneuzen übernehmen während des<br />

Shutdowns in Böhlen die Versorgung der<br />

ostdeutschen Standorte.<br />

B-Cargo, Belgien: überwacht die<br />

Transporte auf dem belgischen<br />

Streckenabschnitt.<br />

10 | <strong>Rail</strong>ways<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Nederland: ist für die<br />

Transporte auf den niederländischen<br />

Streckenabschnitten verantwortlich.<br />

KundenServiceZentrum, Duisburg:<br />

ist zentraler Ansprechpartner für den<br />

Kunden und Koordinator für Notfallmaßnahmen<br />

im Falle von Verspätungen.<br />

Cargo-Leitzentrale, Frankfurt:<br />

überwacht die Transporte<br />

in Deutschland.


Ein großes Ereignis wirft seine Schatten voraus: der<br />

Cracker-Shutdown. Alle fünf Jahre legt die Dow Olefinverbund<br />

GmbH, Tochter des weltweit zweitgrößten<br />

Chemiekonzerns The Dow Chemical Company, ihre Anlage zur<br />

Spaltung von Kohlenwasserstoffen für drei Monate still, um<br />

Wartungsarbeiten durchzuführen. Eine Herausforderung für die<br />

Logistikplanung: Denn der Cracker in Böhlen ist das Herzstück<br />

des integrierten Chemiestandorts von Dow in Mitteldeutschland.<br />

Er produziert unverzichtbare Grundstoffe für die Werke in<br />

Schkopau, Böhlen und Leuna. Damit die Herstellung von Vorprodukten<br />

für Kunststoffe, Klebstoffe, Farben und Körperpflegeprodukte<br />

nicht stockt, beginnt bereits lange vor Abschalten<br />

des Crackers die Planung der Ersatzverkehre, die die Belieferung<br />

von anderen Standorten sicherstellen. „Ein Cracker-Shutdown,<br />

bei uns auch Turnaround genannt, ähnelt einer Operation am<br />

offenen Herzen“, erklärt Peter Heinke, Logistics Manager <strong>Rail</strong><br />

Europe bei der Dow Olefinverbund GmbH. „Die zentrale Versorgungseinheit<br />

wird vorübergehend ausgeschaltet; währenddessen<br />

muss der Kreislauf auf anderen Wegen aufrechterhalten werden.“<br />

Dow beschäftigt in Europa rund 12.000 Mitarbeiter, etwa die<br />

Hälfte davon in Deutschland, dem wichtigsten Produktionsstandort<br />

des amerikanischen Konzerns außerhalb der USA. Die mitteldeutschen<br />

Dow-Werke gehören zu den modernsten und<br />

Schkopau: Die Ersatztransporte<br />

aus den Niederlanden kommen in<br />

Schkopau an.<br />

Böhlen: Der Cracker am Dow-Standort<br />

Böhlen wurde von März bis Mai 2010<br />

abgeschaltet.<br />

sichersten Chemiefabriken der Welt. Und sie bilden eine Einheit:<br />

Die Produktion an dem einen Standort ist von Vorprodukten des<br />

anderen abhängig. Eine 430 Kilometer lange Rohstoffpipeline<br />

verbindet den Komplex mit dem Hafen Rostock und schließt ihn<br />

so an die internationalen Stoffströme an. Doch nicht nur innerhalb<br />

Deutschlands tauschen die Dow-Standorte Chemikalien aus.<br />

Wichtig für die Produktion in Mitteldeutschland ist auch die<br />

Belieferung mit Produkten aus dem Dow-Werk im niederländischen<br />

Terneuzen.<br />

Deshalb ist genaue Taktung für Dow unverzichtbar – nicht<br />

nur bei der Produktion, sondern auch bei der Logistik. Die Bahn<br />

spielt dabei eine Schlüsselrolle. Bereits seit vielen Jahren arbeitet<br />

der Konzern mit <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> eng zusammen, heute führt<br />

die größte Güterbahn Europas 95 Prozent der Schienentransporte<br />

für Dow auf dem Kontinent durch. Dazu gehören die Dow-internen<br />

Züge von Sluiskil nahe des Dow-Werks Terneuzen zum Werk<br />

Schkopau. Die Züge transportieren jeweils bis zu 1.400 Tonnen<br />

Rohstoffe und verkehren fünfmal pro Woche in beide Richtungen.<br />

Die MEG, eine Tochter von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>, transportiert die<br />

Chemikalien in Pendelzügen regelmäßig zwischen den Werken<br />

Schkopau und Böhlen.<br />

Langfristige Planung<br />

Doch während des Cracker-Shutdowns reichten diese Kapazitäten<br />

bei Weitem nicht aus. Während der Wartungsarbeiten in<br />

Böhlen, als die beiden Cracker-Anlagen in Terneuzen den Großteil<br />

der benötigten Produkte liefern mussten, rollten viele Sonderzüge<br />

mit zusätzlichen Kesselwagen nach Sachsen. Dabei waren<br />

besondere Anforderungen zu erfüllen – vor allem in puncto<br />

Zuverlässigkeit. Denn eine Verspätung von mehr als sechs<br />

Stunden hätte zur Folge gehabt, dass Produktionen gestoppt und<br />

Anlagen heruntergefahren werden müssten. Der Zeitverlust und<br />

der finanzielle Schaden wären beträchtlich gewesen.<br />

Zugleich musste das System ein hohes Maß an Flexibilität<br />

bieten. Jeden Mittwoch gab Dow seine Bedarfsplanung für die<br />

kommenden sieben Tage ab. Für die Transporte waren bei <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> und den Partnern in den Niederlanden und Belgien<br />

ausreichende Kapazitäten in Form von Trassen, Lokomotiven<br />

und Personal bereitzuhalten. Im Bedarfsfall mussten aber auch<br />

kurzfristig – das heißt innerhalb von 48 Stunden – zusätzliche<br />

Züge eingesetzt werden können.<br />

Darum begann man im Marktbereich Chemie bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong> in Mainz gemeinsam mit den Partnern bereits im Herbst<br />

2008 mit der Planung – eineinhalb Jahre vor dem eigentlichen<br />

Beginn des Shutdowns im März dieses Jahres. Denn verschiedene<br />

Lösungsvarianten mussten im Hinblick auf Risiken betrachtet<br />

und bewertet werden. „Bei der Planung gleichen wir Faktoren<br />

wie den Transportzeitraum, die Mengen und mögliche zusätzliche<br />

Leistungen mit den Kapazitäten der verschiedenen Strecken ab“,<br />

so Jan Elfenhorst, Leiter des Teams Chemie im Marktbereich<br />

Chemie/Mineralöl/Düngemittel bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. „Dabei berücksichtigen<br />

wir zum Beispiel auch für den Transportzeitraum<br />

geplante Großbaustellen.“ Zusätzlich war bei den verschiedenen<br />

Routen auf die mögliche Höchstlast, die maximal mögliche<br />

Zuglänge und auf die Trassenverfügbarkeit in allen drei betei-<br />

ligten Ländern zu achten. Am Ende schlug <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> dem<br />

Kunden drei Varianten vor und benannte deren spezifische Vor-<br />

und Nachteile.<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

11


Coverstory<br />

Für alle Eventualitäten gerüstet<br />

Mitte 2009 fiel dann die Entscheidung für die Streckenführung<br />

von Sluiskil in Südholland über Gent, Roosendaal und Osnabrück<br />

nach Böhlen; die Strecke über Aachen wurde als Back-up vorgesehen,<br />

falls zusätzliche Kapazitäten gebraucht würden. „Dieses<br />

Routing stellte am besten sicher, dass die Kesselwagen für Dow<br />

zuverlässig und pünktlich ihr Ziel erreichten“, sagt Jan Elfenhorst.<br />

„Allerdings mussten wir noch eine ganze Reihe von Vorarbeiten<br />

leisten, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein.“ Mit dem<br />

Duisburger KundenServiceZentrum von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> und<br />

der Cargo-Leitzentrale in Frankfurt wurde vereinbart, dass<br />

die Dow-Züge mit höchster Priorität eingestuft wurden. Bei Stre-<br />

ckenkonflikten erhielten sie damit Vorfahrt vor anderen Zügen<br />

und wurden bei planmäßigem oder außerplanmäßigem Loko-<br />

motiven- oder Personalwechsel vorrangig mit Ersatz versorgt.<br />

Für den Fall geplanter Streckensperrungen wurden Alternativrouten<br />

fest gelegt, die notfalls eine rechtzeitige Belieferung gewährleisten<br />

konnten.<br />

Eine lückenlose Überwachung und klare Informations- und<br />

Entscheidungsprozesse stellten sicher, dass bei Störungen schnell<br />

die nötigen Maßnahmen eingeleitet wurden. Beim Servicebereich<br />

Chemie/Mineralöl/Düngemittel im KundenServiceZentrum von<br />

12 | <strong>Rail</strong>ways<br />

Der Cracker in Böhlen ist das Herzstück des Chemiestandorts.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> war ein „Rotes Telefon“ rund um die Uhr besetzt;<br />

die Bereitschaft hatte Zugang zu allen fachlichen Ansprechpartnern<br />

und Entscheidungsträgern, um im Eskalationsfall<br />

schnelle Entscheidungen herbeiführen zu können. Da die Strecke<br />

außer in Deutschland auch Abschnitte in den Niederlanden und<br />

in Belgien umfasste, waren auch die Bahnen dieser Länder in die<br />

Prozessplanung einbezogen. Während die Cargo-Leitzentrale von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> und das KundenServiceZentrum die Transporte<br />

in Deutschland überwachte, übernahm das deutsch-belgische<br />

Gemeinschaftsunternehmen Cobra diese Aufgabe für die Strecke<br />

von Gent bis zur deutschen Grenze. Regelmäßige Telefonkonferenzen<br />

sorgten für eine enge Abstimmung zwischen allen Beteiligten,<br />

Federführung und Gesamtverantwortung für das Projekt<br />

aber lagen zu jedem Zeitpunkt bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>.<br />

Dank minutiöser Planung, klarer Prozesse und professioneller<br />

Abwicklung ist die komplexe Operation gelungen. Im ersten<br />

Halbjahr erreichten 8307 Kesselwagen ihr Ziel pünktlich oder<br />

innerhalb tolerierbarer Zeitfenster. Verspätungen, die einen<br />

Anlagenausfall zur Folge gehabt hätten, gab es nicht. Jetzt laufen<br />

die Transporte für Dow wieder im Normalbetrieb – bis zum nächs-<br />

ten Cracker-Shutdown in fünf Jahren.


„Hohe Qualitätsanforderungen“<br />

Dow verlängert seine Rahmenvereinbarung<br />

mit <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT.<br />

Die Beziehungen zwischen Dow, dem zweitgrößten Chemiekonzern<br />

der Welt, und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT sind über<br />

die Jahre immer intensiver geworden. Nachdem erstmals<br />

im Jahr 2000 eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet worden<br />

war, hat sich die Dow Europe GmbH 2009 entschieden, die erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit mit dem Kesselwagenspezialisten<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> für weitere drei Jahre fortzusetzen.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT transportiert jährlich rund 1,7 Millionen<br />

Tonnen Rohstoffe und Fertigprodukte für Dow. Dow ist damit<br />

der wichtigste Kunde von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> im Chemiebereich.<br />

Rund 55.000 Wagen verkehren in Ganzzügen und als Einzel-<br />

wagentransporte auf den verschiedensten Relationen in Europa.<br />

Das KundenServiceZentrum von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> bearbeitet<br />

täglich bis zu 150 Aufträge der verschiedenen Dow-Standorte.<br />

„Für uns ist die Transportqualität das entscheidende Kriterium,<br />

weil jede Verspätung die Produktionsprozesse stören kann“,<br />

erklärt Peter Heinke, Mode Leader <strong>Rail</strong> Operations Europe bei<br />

Dow. „Wir setzen die Zusammenarbeit mit <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT fort,<br />

weil wir davon überzeugt sind, dass der Spezialist auch in Zukunft<br />

unsere hohen Qualitätsanforderungen erfüllen kann.“<br />

Marike van der Plas, Sourcing Manager/Logistic<br />

Purchasing bei Dow Europe und Dr. Jörg Hilker,<br />

Geschäftsführer <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT, bei der<br />

Vertragsunterzeichnung.<br />

1,7 Millionen<br />

150 Aufträge<br />

Tonnen<br />

55.000 Güterwagen<br />

täglich<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

13


Coverstory<br />

Am Sicherheitstraining nahmen Mitarbeiter von<br />

Dow, Partner- und Transportunternehmen sowie<br />

zehn freiwillige Feuerwehren teil.<br />

14 | <strong>Rail</strong>ways


Fotos: dpa/picture-alliancePolylooks, Pablo Castagnola (3); Illustration: Illuteam 43<br />

Aktion zur Notfallabwehr<br />

Bei den <strong>Rail</strong> Safety Days 2010 probten Mitarbeiter von Dow, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

und freiwilligen Feuerwehren den Umgang mit Gefahrgütern.<br />

Der Transport auf der Schiene ist statistisch gesehen 40mal<br />

sicherer als auf der Straße. Um diese Sicherheit<br />

weiterhin zu gewährleisten und Möglichkeiten zu weiteren<br />

Verbesserungen zu nutzen, organisieren der Chemiehersteller<br />

Dow und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> seit vielen Jahren<br />

gemeinsam Sicherheitstrainings und Notfallworkshops an<br />

verschiedenen Standorten in Europa.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> transportiert jährlich knapp 200 Millionen<br />

Tonnen Güter – bei jeder sechsten Tonne handelt es sich um<br />

Gefahrgut. Für Dow liegt das Transportvolumen bei rund<br />

1,6 Millionen Tonnen pro Jahr – rund 35.000 Kesselwagen<br />

mit Chemieprodukten verlassen jährlich die mitteldeutschen<br />

Standorte Schkopau und Böhlen. Würde man sie zu einem<br />

einzigen Zug zusammenkoppeln, würde er von Duisburg bis<br />

nach Leipzig reichen.<br />

Trotz dieses riesigen Volumens kommt es kaum einmal zu<br />

Zwischenfällen. „In den letzten acht Jahren hatten wir keinen<br />

nennenswerten Unfall mit Schäden für Mensch und Umwelt zu<br />

verzeichnen. Im Jahr 2009 haben alle Partner sogar gänzlich<br />

unfallfrei gearbeitet. Dies ist Ausdruck der konsequenten Umsetzung<br />

der Sicherheitsphilosophie von Dow und allen beteiligten<br />

Partnern auch im Schienentransport“, erklärt Peter Heinke,<br />

Logistic Manager <strong>Rail</strong> Dow Europe. „Die Kommunikationswege<br />

und das Notfall-Management zwischen Dow und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong> sowie die gemeinsamen regelmäßigen Sicherheitstrainings<br />

sind klar strukturiert und haben sich in den vergangenen Jahren<br />

sehr bewährt“, so Heinke weiter.<br />

Realitätsnahe Simulation<br />

In diesem Jahr fand das zweitägige Sicherheitstraining am<br />

27. und 28. August bei der Dow Olefinverbund GmbH in<br />

Schkopau statt. Mehr als 200 Personen nutzten das Angebot,<br />

an einem von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> und der <strong>DB</strong> Netz AG bereitgestellten<br />

Trainingszug das richtige Verhalten im Ernstfall zu<br />

trainieren. Dafür wurde der Austritt von Gefahrgut realitätsnah<br />

simuliert. Die Teilnehmer kamen von der Dow Olefinverbund<br />

GmbH, der Dow-Werks feuerwehr und von Partner- und Transportunternehmen<br />

an den Standorten. Auch rund 90 Mitglieder<br />

von 10 freiwilligen Feuerwehren aus dem Saalekreis nahmen<br />

an dem Sicherheitstraining teil. Denn gerade für das Zusammenspiel<br />

der Einsatzkräfte aus den Kommunen und dem Unternehmen<br />

sind die Übungen sehr wichtig. Sie sehen die <strong>Rail</strong><br />

Safety Days als Koordinationsübung und wertvolle Gelegenheit<br />

zum Erfahrungsaustausch.<br />

Im Rahmen einer Vortragsveranstaltung betonte Harald Beer,<br />

Geschäftsführer und Responsible Care Leader der Dow Olefinverbund<br />

GmbH, dass der Schienentransport für Dow auch in<br />

Zukunft als der sicherste Transportweg angesehen wird. „Wir<br />

nutzen ganz bewusst die Schiene als sicheren Verkehrsweg, und<br />

an unseren Standorten in Schkopau und Böhlen haben wir dafür<br />

die besten Voraussetzungen“, hob Beer hervor.<br />

Neben einem Netz von rund 250 Spezialfachkräften, die im<br />

Notfall in kürzester Zeit jeden Ort Deutschlands zur Unterstützung<br />

der Feuerwehren erreichen können, verfügt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong> über ein zentrales Kommunikationssystem. Dieses versorgt<br />

Notfallstäbe, Kunden und Öffentlichkeit schnellstmöglich mit<br />

allen relevanten Daten und Fakten. Für Dr. Jörg Hilker, Leiter<br />

Marktbereich Chemie bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> und Geschäftsführer<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT, ist die Sicherheit ein wichtiges Verkaufs-<br />

argument: „Ich bin überzeugt, dass wir mit unserem Notfallmanagement<br />

und unseren präventiven Aktionen zur Notfallabwehr<br />

unsere Kunden in der Chemie- und Mineralölindustrie überzeugen.<br />

Wichtig ist uns, dass wir auch in Zukunft gemeinsam mit<br />

den Kunden solche Aktionen durchführen, da im Notfall viele<br />

Hände professionell ineinander greifen müssen.“<br />

Kontakt | Rolf Finis<br />

Telefon: +49 (0)211 3680-2194 | rolf.finis@dbschenker.eu<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

15


Customers & Projects<br />

3.000<br />

100.000 Lkw-Transporte vermieden<br />

1.800 Ganzzüge<br />

Herkulesaufgabe<br />

Für den neuen Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg International<br />

werden mehrere Millionen Tonnen Baustoffe benötigt. Sie erreichen<br />

Europas größte Flughafenbaustelle mit der Bahn.<br />

Es ist ein Projekt der Superlative: Bis zu 27 Millionen Passagiere<br />

jährlich werden ab 2012 vom neuen Flughafen<br />

Berlin-Brandenburg International (BBI) starten oder auf<br />

ihm landen – mehr als die beiden heutigen Berliner Flughäfen<br />

bislang zusammen abfertigen. Der neue Hauptstadtflughafen<br />

umfasst Teile des bisherigen Flughafens Schönefeld und weitere<br />

16<br />

| <strong>Rail</strong>ways<br />

neu erschlossene Flächen – insgesamt ein Areal, das der Größe<br />

von 2.000 Fußballplätzen entspricht. Wenn Mitte 2012 der<br />

Flughafen Tegel endgültig geschlossen wird, werden vom BBI<br />

stündlich bis zu 6.500 Menschen starten beziehungweise dort<br />

landen. Dafür sorgen die beiden Start- und Landebahnen, die mit<br />

einem Abstand von fast zwei Kilometern unabhängig von-


.000 Tonnen Sand, Kies und Splitt<br />

In Spitzenzeiten rollen täglich bis zu 42 Züge<br />

mit je 30 Wagen in die Baustelle: schnelle<br />

Entladung der Schüttgutkippwagen<br />

<strong>Rail</strong>ways | 17


Customers & Projects<br />

einander betrieben werden können. Die alte südliche Piste des<br />

Flughafens Schönefeld wird auf 3.600 Meter verlängert, die<br />

zweite, neu angelegte hat eine Länge von 4.000 Metern – lang<br />

genug für jede Art von Langstreckenflugzeug einschließlich des<br />

gigantischen Airbus A380. Ein flexibles Rollwegesystem, 25 Fluggastbrücken<br />

und mehr als 85 Flugzeug-Abstellpositionen sorgen<br />

zukünftig für eine schnelle Abfertigung.<br />

In dem sechsgeschossigen Terminalgebäude werden Geschäftsreisende<br />

und Touristen eine hochmoderne Infrastruktur<br />

vorfinden: Neben 104 Check-in-Schaltern werden rund 200 Automaten<br />

für den Ausdruck von E-Tickets zur Verfügung stehen.<br />

Entsprechend den neuen EU-Sicherheitsbestimmungen werden<br />

sieben Passagierströme (incoming, outgoing, transfer, EU, Non-<br />

EU, Schengen, Non-Schengen) strikt voneinander getrennt.<br />

Dieses komplexe Verfahren sorgt für ein Höchstmaß an Sicherheit<br />

und wird auf dem Hauptstadtflughafen so umgesetzt, dass es<br />

reibungslos funktioniert und im Fall neuer Bestimmungen Zeit-<br />

18 | <strong>Rail</strong>ways<br />

Bis zu 27Millionen Passagiere jährlich<br />

verluste minimiert werden. Innerhalb wie außerhalb des Sicherheitsbereichs<br />

wird ein umfangreiches Angebot an Shops und<br />

Restaurants den Aufenthalt angenehm machen.<br />

Auch für die optimale Anbindung des BBI an das Umland wird<br />

gesorgt. Schon heute verbindet der Airport Express den bestehenden<br />

Flughafen Schönefeld mit dem Berliner Stadtzentrum.<br />

Mit einem neuen Schnellzug, dem Airport Shuttle, ist die Innenstadt<br />

zukünftig nur noch 20 Minuten entfernt. Auch mit dem<br />

Auto wird der BBI problemlos erreichbar sein: Die Bundesstraße<br />

97a nach Potsdam wird vierspurig ausgebaut, und mit einer<br />

eigenen Abfahrt wird der Flughafen an den äußeren Autobahnring<br />

angeschlossen. Die Autobahn A 113 wird dafür verlegt und<br />

auf sechs Spuren verbreitert. Und nicht zuletzt wird die Deutsche<br />

Bahn den BBI in ihr Streckennetz aufnehmen und mit ICE-<br />

fähigen Trassen national und international anbinden. Direkt<br />

unter dem Terminal entsteht ein sechsgleisiger unterirdischer<br />

Bahnhof für den Regional- und Fernverkehr.


Fotos: Manuel Euer, Björn Rolle<br />

Minutengenaue Planung<br />

Zwar ist das Megaprojekt bereits weit fortgeschritten, doch<br />

zurzeit ist der BBI noch die größte Flughafenbaustelle Europas –<br />

und eine Herkulesaufgabe auch in logistischer Hinsicht. Die gewaltigen<br />

Mengen an Material, die für den Bau benötigt werden,<br />

erreichen ihr Ziel zu großen Teilen mit der Bahn. So wurden seit<br />

Baubeginn im Juli 2008 bereits drei Millionen Tonnen Sand, Kies<br />

und Splitt herangeschafft, die für das Terminal, die Start- und<br />

Landebahnen und weitere Flächenbefestigungen verwendet<br />

werden. Geliefert wurden die Baustoffe in bisher mehr als<br />

1.800 Ganzzügen aus einem Umkreis von 200 Kilometern. Ein<br />

Gewinn für die Umwelt: Denn die Bahntransporte haben mindes-<br />

tens 100.000 Lkw-Transporte und ebenso viele Leerfahrten verhindert,<br />

die ansonsten Anwohner und Umwelt belastet hätten.<br />

„Die pünktliche Lieferung solcher Mengen in so kurzer Zeit<br />

ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die bislang vor allem deshalb so<br />

erfolgreich verlaufen ist, weil <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> mit der <strong>DB</strong> Netz<br />

So groß wie 2.000 Fußballplätze:<br />

der neue Hauptstadtflughafen<br />

Berlin Brandenburg International<br />

AG, den Lieferanten und der Firma becker bau GmbH & Co. KG,<br />

die auf dem Flughafengelände Europas modernstes Betonwerk<br />

betreibt, einen intensiven persönlichen Austausch pflegt“, fasst<br />

der zuständige Key Account Manager im Marktbereich Baustoffe,<br />

Industrie- und Konsumgüter Gerhard Weiß zusammen. Denn<br />

alle Transporte laufen durch das Nadelöhr Berlin-Grünau, wo nur<br />

ein Gleis für die Güterzüge zur Verfügung steht. Zusätzlich zu<br />

den Zügen für die Baustelle passieren täglich noch drei weitere<br />

Ganzzüge mit Zement und Flugbenzin die Strecke zwischen<br />

Grünau und dem Flughafen.<br />

Derzeit ist die Bautätigkeit am BBI auf ihrem Höhepunkt. Um<br />

den 24-Stunden-Baubetrieb an sieben Tagen in der Woche aufrechtzuerhalten,<br />

werden durchschnittlich 25 bis 30 und in<br />

Spitzenzeiten bis zu 42 Ganzzüge benötigt. Die Tagesleistung<br />

beträgt bis zu 10.000 Tonnen Sand, Kies und Splitt. Jeder Ganzzug<br />

besteht aus 30 Waggons, die innerhalb von 90 Minuten durch<br />

Mitarbeiter von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> entladen werden. Angesichts<br />

der kurzfristigen Bedarfsermittlung müssen Zulieferer und Transporteur<br />

ausgesprochen flexibel disponieren. Um den Baufortschritt<br />

nicht zu gefährden, kommt es auf eine minutengenaue<br />

Planung und Abwicklung an. Ein monatlicher Runder Tisch stellt<br />

die notwendige Koordination sicher; an ihm sitzen <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong>, die beteiligten Baufirmen und Lieferanten.<br />

Auch weiterhin wird das Gremium tagen und den Transport<br />

von großen Mengen an Kies, Sand und Splitt koordinieren. Aus<br />

ihnen werden Gebäude, Rollfelder, Straßen und Tunnelröhren<br />

entstehen – bis Anfang Juni 2012 die ersten regulären Maschinen<br />

vom neuen Hauptstadtflughafen abheben werden.<br />

Kontakt | Gerhard Weiß<br />

Telefon: +49 (0)761 2121-049 | gerhard.weiss@dbschenker.eu


Customers & Projects<br />

Sichere Entsorgung<br />

Im Rahmen einer Deponiesanierung in der Schweiz transportiert<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> international 150.000 Tonnen Gefahrgut.<br />

20 | <strong>Rail</strong>ways


Foto: Patrick Straub, PR<br />

1.4<br />

B<br />

1<br />

Der Umgang mit Abfällen aus Sondermülldeponien erfordert<br />

besondere Sicherheitsvorkehrungen. Im Rahmen<br />

einer Deponiesanierung in der Schweiz hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong> den Zuschlag für den Transport von 150.000 Tonnen Sonderabfall<br />

(einschließlich Zuschlagstoffen) bekommen. Zwischen<br />

April 2010 und voraussichtlich Dezember 2015 wird das Gefahrgut<br />

aus Bonfol im Schweizerischen Kanton Jura in Sonderabfallverbrennungsanlagen<br />

gebracht. Drei dieser Anlagen befinden<br />

sich in Deutschland und eine in Belgien.<br />

Zuvor wurde über der Deponie eine 150 Meter lange und<br />

123 Meter breite Halle errichtet, die permanent unter Unterdruck<br />

steht, damit keine Schadstoffe entweichen können. In der Halle<br />

wird das Material mithilfe ferngesteuerter Aushubkräne abgetragen<br />

und in Container verladen. Das Container-Equipment, das<br />

speziell für diese Verkehre entwickelt wurde, ermöglicht eine<br />

durchgehende Überwachung der Transporte per Satellit. Alle<br />

30 für diese Transporte vorgesehenen Wagen wurden mit GPS-<br />

Geräten ausgestattet. Damit wird diese Technik europaweit erstmals<br />

bei Abfalltransporten auf der Schiene angewendet.<br />

Das Projekt ist ein Erfolgsbeispiel für die gute Zusammen-<br />

arbeit verschiedener Unternehmen: Als Hauptverantwortliche<br />

für die Deponiesanierung fungiert die Basler Chemische Industrie<br />

Betriebs AG (bci), die wiederum das hessische Entsorgungsunternehmen<br />

HIM mit der Durchführung der Entsorgung einschließlich<br />

Transport beauftragt hat. Die AWILOG-Transport<br />

GmbH, ein Spezialist für intermodale Verkehre, erhielt den Zuschlag<br />

für die Logistikleistungen und beauftragte <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong> mit dem Transport. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> ist federführend für<br />

die Produktionsplanung und die Leistungserstellung auf der<br />

Schiene verantwortlich. Für die Transporte in der Schweiz und<br />

in Belgien wurden Kooperationen mit der Chemins de fer du<br />

Jura und der BLS Cargo vereinbart.<br />

In der Schweiz wurden zahlreiche weitere Altlastenflächen<br />

identifiziert und für eine baldige Sanierung vorgesehen. <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> plant, sich gemeinsam mit Partnern um weitere<br />

solcher Aufträge zu bewerben. „Mit diesem grenzüberschreitenden<br />

Leistungsangebot aus einer Hand können wir unseren<br />

2<br />

5.2<br />

LQ<br />

Kunden und weiteren Interessenten nun auch Lösungen im<br />

Segment Sonderabfall bieten“, erklärt Marc van der Las, Leiter<br />

des Branchenteams Entsorgung/Projektgeschäft im Markt-<br />

bereich Baustoffe, Industrie- und Konsumgüter.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> verfügt über ein umfangreiches Leis-<br />

tungsportfolio im Bereich der Entsorgung von Hausmüll und<br />

Klärschlamm, der Logistiklösungen für Reststoffe aus der Alt-<br />

papierverwertung und der Deponiesanierung. Dieses Leis-<br />

tungsspektrum präsentierte das Unternehmen zwischen dem<br />

13. und 17. September 2010 mit eigener Standpräsenz auf der IFAT<br />

Entsorga, der Fachmesse für Innovationen, Neuheiten und<br />

Dienstleistungen in den Bereichen Wasser-, Abwasser-, Abfall-<br />

und Rohstoffwirtschaft in München.<br />

Kontakt | Angela Westfahl<br />

Telefon: +49 (0)5371 9403-67 | angela.westfahl@dbschenker.eu<br />

Sonderabfall-Verladung: Die Container wurden für die Transporte<br />

aus der Schweiz entwickelt.<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

21


Customers & Projects<br />

Gutes Zeugnis<br />

Das Industrieunternehmen EUROPIPE und der Logistiker Hermes<br />

führen mit Eco Plus Transporte CO 2-frei durch.<br />

Die EUROPIPE GmbH in Mülheim an der Ruhr stellt einen<br />

Großteil der Rohre für die neue Ostseepipeline her, die ab<br />

2012 russisches Erdgas nach Deutschland leiten soll. Für<br />

den Transport der bis zu 13 Tonnen schweren Rohrstücke von<br />

Mülheim nach Sassnitz-Mukran auf Rügen, Bremen-Grolland und<br />

Brake in Niedersachsen ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> verantwortlich.<br />

Für den ersten Strang der Pipeline hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> bereits<br />

82.000 Rohre geliefert; am 13. Juli begann der Transport von insgesamt<br />

über 70.000 Stück für den zweiten Strang. Für einen Teil<br />

dieser Menge hat sich EUROPIPE entschlossen, das Produkt „Eco<br />

Plus“ von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> zu nutzen. „Seit dem 16. August führen<br />

wir die Transporte von Mülheim nach Brake unter Nutzung<br />

von regenerativen Energiequellen durch“, sagt Jens Häselhoff,<br />

Senior Manager Logistics, EUROPIPE . „Das gesamte Volumen,<br />

das CO 2-frei befördert wird, soll sich bis zum Abschluss des Auftrags<br />

auf rund 90.000 Tonnen belaufen.“<br />

Geplant sind bis zu drei Ganzzüge je Werktag, jeder Zug mit 27<br />

Wagen, beladen mit 108 Rohren und einer Nettozuglast von rund<br />

1.050 Tonnen. In Brake übergibt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> die Züge an den<br />

Betreiber des neu entstandenen Terminals Brake (Hafen) Niedersachsenkai<br />

zur Umladung auf Küstenmotorschiffe, die die<br />

Rohre Nach Kotka in Finnland bringen. Die Leerwagen kehren<br />

nach Mülheim zurück, um dort zeitnah wiederbeladen zu werden.<br />

„Wir bestellen den für die Transporte benötigten Strom bei <strong>DB</strong><br />

Energie, die die entsprechende Menge an regenerativer Energie in<br />

das Bahnstromnetz einspeist“, erklärt Thomas Weidner, Key Account<br />

Manager bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. „Dann errechnen wir anhand<br />

der eingesetzten Strommenge die eingesparte Menge CO 2 und bescheinigen<br />

sie dem Kunden jedes Vierteljahr.“ Ein Zeugnis, das<br />

sich sehen lassen kann: Insgesamt wird für die gesamten geplanten<br />

Transporte eine Einsparung von 300 Tonnen CO 2 gegenüber dem<br />

normalen Schienentransport erwartet. Im Vergleich zum Transport<br />

mit dem Lkw werden über 2.000 Tonnen Treibhausgas vermieden.<br />

Footprint reduzieren<br />

Seit Oktober 2010 nutzt auch die Hermes Transport Logistics<br />

GmbH Eco Plus von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. Als erster Kunde im Kombinierten<br />

Verkehr nutzt der Logistikdienstleister das CO 2-freie<br />

Angebot für die Beförderung von rund 1.400 Standardcontainern<br />

pro Jahr auf den Relationen Hamburg-Kornwestheim und Hamburg-Bamberg.<br />

Die Transporte werden von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> in<br />

Zusammenarbeit mit der Operateurstochter TFG Transfracht Internationale<br />

Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr durch-<br />

22 | <strong>Rail</strong>ways<br />

geführt. Mit der Umstellung der Verkehre auf Eco Plus verringert<br />

Hermes seinen CO 2-Ausstoß im Vergleich zum regulären Schienentransport<br />

um rund 112 Tonnen CO 2 pro Jahr. Gegenüber dem<br />

Transport mit dem Lkw werden rund 500 Tonnen CO 2 im Jahr<br />

vermieden. „Auch für unser Unternehmen wird es immer wichtiger,<br />

den Footprint zu reduzieren. Mit der Nutzung von Eco Plus<br />

setzen wir einen weiteren Meilenstein in unserer Umweltstrategie<br />

um“, erklärt Eckhardt Fechtner, Geschäftsführer See- und Luftfracht<br />

der Hermes Transport Logistics GmbH.<br />

Dr. Eric Pfaffmann, Leiter Maritime Verkehre im Marktbereich<br />

Intermodal, betont: „Das Interesse der Kunden im Kombinierten<br />

Verkehr nach CO 2-freien Produkten ist sehr groß; wir sind hierzu mit<br />

vielen Kunden in Gesprächen. Dabei kommt uns entgegen, dass wir<br />

das Produkt Eco Plus auch für den Transport einzelner Ladeeinheiten<br />

in offenen Zügen anbieten können.“ „Wir freuen uns, dass sich mit<br />

Europipe und Hermes zwei weitere Unternehmen für den CO 2freien<br />

Transport auf der Schiene entschieden haben. Das zeigt, dass<br />

das umweltfreundliche Angebot auch branchenübergreifend im<br />

Markt angekommen ist“, so Dr. Karl-Friedrich Rausch, Vorstand<br />

Transport und Logistik der <strong>DB</strong> Mobility Logistics AG.<br />

Kontakt | Thomas Weidner<br />

Telefon: +49 (0)203 3017-3114 | thomas.th.weidner@dbschenker.eu<br />

Köhler<br />

d-foto/Jens iStockphoto,<br />

Kontakt | Dr. Eric Pfaffmann,<br />

Telefon: +49 (0)6131 15-67180, eric.pfaffmann@deutschebahn.com Foto:


Der Pipeline-Hersteller EUROPIPE<br />

produziert Röhren für die Ostsee-Pipeline<br />

Nord Stream und hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> mit<br />

dem CO 2-freien Transport von Mülheim zum<br />

niedersächsischen Hafen Brake beauftragt.<br />

Mit Eco Plus erspart EUROPIPE der<br />

Atmosphäre 300 Tonnen Kohlendioxid.<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

23


Customers & Projects<br />

24 | <strong>Rail</strong>ways<br />

30<br />

Tonnen Gewicht<br />

30<br />

Container pro Zug<br />

Foto: PR


Jeder Zugpendel ersetzt über 60<br />

Lkw-Transporte<br />

Kraftpaket: Ein Reach-Stacker<br />

hebt einen mit 30 Tonnen Naturstein<br />

beladenen Container.<br />

Schwere<br />

Ladung<br />

Euro Stone setzt bei der Versorgung mit<br />

Natursteinen auf die Schiene.<br />

Naturstein ist als Baustoff seit Jahrtausenden in Gebrauch.<br />

Auch heute wird er für Mauern, Verkleidungen, Böden<br />

oder Befestigungen verwendet – sei es in Form von<br />

Bruchstein, Platten, Fliesen oder Klinker. Doch im 21. Jahrhundert<br />

wird in Europa verwendeter Naturstein nur noch zum<br />

geringeren Teil aus heimischen Steinbrüchen gewonnen. Der<br />

größere Teil stammt aus Asien, Südamerika und Nordafrika.<br />

Die Firma Euro Stone Naturstein Distribution im westfälischen<br />

Rheda-Wiedenbrück beliefert als Handelsunternehmen<br />

Baumärkte in ganz Europa mit Natursteinen. Zu den Abnehmern<br />

gehören sowohl die Häuser der Konzernmutter Happe-Gruppe<br />

als auch bekannte nationale und internationale Ketten.<br />

Für den Transport von Steinen, die aus Übersee kommend im<br />

Hamburger Hafen angeliefert werden, nutzt Eurostone seit Ende<br />

Juni dieses Jahres die Bahn. Zweimal wöchentlich – montags und<br />

donnerstags – fährt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> einen Ganzzug von Hamburg<br />

nach Rheda-Wiedenbrück. „Die Züge bestehen aus 15 Wagen<br />

und tragen 30 Container“, erklärt Carsten Wiemer, Fachreferent<br />

Regionalvertrieb West bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. „Das Gesamtgewicht<br />

ist enorm, weil jeder der mit Steinen beladenen Behälter ein<br />

Gewicht von circa 30 Tonnen hat.“ Mit Reach-Stackern werden<br />

die Waggons ent- und wieder beladen, mit leeren Containern<br />

kehren sie dann nach Hamburg zurück.<br />

Ein großer Profiteur dieses Transports ist die Umwelt: Denn<br />

jeder Eurostone-Zug-Pendel ersetzt über 60 Lkw-Transporte.<br />

Doch um das neue Konzept zur Umsetzung zu bringen, mussten<br />

einige Vorarbeiten geleistet werden. So richtete Eurostone auf<br />

dem Gelände einer ehemaligen Spanplattenfabrik ihr neues La-<br />

ger ein. Dafür wurden vom Eigentümer, der Firma Landwehr,<br />

Hallen angemietet. Einige der Hallen dienen der Lagerung der<br />

Steine, andere wurden abgerissen, um Freiflächen für die Container<br />

zu schaffen.<br />

Landwehr reaktivierte den seit 20 Jahren stillgelegten Gleisanschluss<br />

und ließ die Gleise herrichten. Eurostone investierte<br />

in Reach-Stacker und Stapler und stellt diese Geräte auch anderen<br />

Firmen, die den Gleisanschluss nutzen, zur Verfügung.<br />

„Wir haben eine umweltfreundliche und zuverlässige Alternative<br />

zu Lkw-Transporten realisiert – dafür haben wir die notwendigen<br />

Investitionen gerne in Kauf genommen“, sagt<br />

Eurostone-Geschäftsführer Johannes Strunz-Happe. „Jetzt<br />

prüfen wir, ob wir nicht auch Auslieferungen über die Schiene<br />

abwickeln können.“<br />

Kontakt | Carsten Wiemer<br />

Telefon: +49 (0)2331 934-1611 | carsten.wiemer@dbschenker.eu<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

25


Customers & Projects<br />

Für das neue EM-Stadion<br />

in Wrocław liefert Max Bögl<br />

72 Betonträger von bis zu<br />

37 Metern Länge.<br />

26 | <strong>Rail</strong>ways<br />

Kolosse für<br />

Polen<br />

In Bayern fertigt Max Bögl Betonelemente<br />

für das neue Stadion in Wrocław, über die<br />

Schiene erreichen die bis zu 100 Tonnen<br />

schweren Teile ihren Bestimmungsort.<br />

Damit Megaevents reibungslos ablaufen, sind im Vorfeld<br />

gewaltige Anstrengungen nötig. So auch für die Fußball-Europameisterschaft<br />

2012. Das Turnier findet in<br />

Polen und der Ukraine statt; in jedem Land sind jeweils vier<br />

Austragungsorte vorgesehen. Im polnischen Wrocław (Breslau)<br />

sollen drei Vorrundenspiele stattfinden. Doch das dortige Stadion<br />

mit Platz für 43.000 Zuschauer muss erst noch gebaut<br />

werden. Generalunternehmer für die Errichtung der Arena ist<br />

die Max Bögl Bauunternehmung GmbH & Co. KG aus Neumarkt<br />

in der Oberpfalz.<br />

Das Stadion wird teilweise aus Betonelementen errichtet,<br />

die Max Bögl in Neumarkt fertigt. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> hat den<br />

Auftrag, 72 Zahnbalkenträger mit jeweils bis zu 37 Metern<br />

Länge und einem Gewicht von bis zu 100 Tonnen nach Polen<br />

zu transportieren.<br />

Die dafür notwendige Transportlogistik wurde unter der<br />

Federführung des Projektteams <strong>Rail</strong>ports and <strong>Rail</strong> Projects entwickelt.<br />

„Im Rahmen der Durchführung dieser anspruchsvollen<br />

grenzüberschreitenden Transporte findet ein ständiger enger<br />

Austausch zwischen den Beteiligten statt, um den hohen Qualitätsanforderungen<br />

des Kunden Rechnung zu tragen“, sagt<br />

Rüdiger Voß als verantwortlicher Logistikberater.<br />

Für den Transport der insgesamt 6.600 Tonnen schweren<br />

Ladung setzt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> sechs Ganzzüge ein. Die Verladung<br />

erfolgt in Neumarkt durch Spezialkräne, bei Zgorzelec<br />

(Görlitz) passieren die Züge die polnische Grenze und erreichen<br />

mit <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska schließlich Wrocław Kuźniki. Die<br />

letzten Kilometer werden in der Nacht per Lkw bewältigt. Der<br />

erste Zug startete am 20. August, der letzte war für Ende Oktober<br />

2010 vorgesehen.<br />

„Ein perfekt abgestimmtes internationales Netzwerk bildet<br />

die Grundlage für diesen außergewöhnlichen grenzüberschreitenden<br />

Transport“, so Walter Obermeyer, zuständiger Kundenberater<br />

im Marktbereich Baustoffe, Industrie- und Konsumgüter.<br />

„Extreme Abmessungen und Gewichte bedeuten für uns immer<br />

eine Herausforderung. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Deutschland und <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska arbeiten dabei eng zusammen, um unserem<br />

Kunden Max Bögl hohe Qualität und flexible Lösungen aus einer<br />

Hand zu bieten.“<br />

Kontakt | Walter Obermeyer<br />

Telefon: +49 (0)89 1308-3644 | walter.obermeyer@dbschenker.eu<br />

Fotos: PR, iStockphoto (3)


Reine Steine<br />

Die Omya Gruppe beauftragt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong> mit Kalksteintransporten.<br />

Calciumcarbonat, Hauptbestandteil von Kreide, Kalkstein<br />

und Marmor, ist ein sehr vielfältig verwendbares Mineral.<br />

Die Schweizer Omya Gruppe, einer der führenden Anbieter<br />

von Industriemineralien, stellt daraus Füllstoffe und<br />

Pigmente her. Abnehmer sind im Wesentlichen Papierfabriken,<br />

Hersteller von Farben und Lacken, Klebstoffen und<br />

Kunststoffen,sowie die Bauindustrie. Aber auch Anbieter von<br />

Umwelttechnik und die Landwirtschaft zählen zu den Kunden<br />

von Omya. An weltweit über 100 Standorten beschäftigt das<br />

Unternehmen mehr als 6.000 Mitarbeiter.<br />

Drei dieser Standorte befinden sich in Polen. Um die Versorgung<br />

des Werks Jasice zu gewährleisten, hat Omya im Frühjahr<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska mit der Durchführung eines Zwischenwerksverkehrs<br />

beauftragt. Damit die benötigten Mengen für die<br />

Produktion zuverlässig angeliefert werden, verkehren die Züge<br />

in einem festen Monatsfahrplan. Jede Woche fahren zwei Ganzzüge<br />

mit Kalkstein vom Werk Romanowo über eine Strecke von<br />

circa 440 Kilometern nach Jasice.<br />

„Ausschlaggebend für die Entscheidung, mit <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

Polska zusammenzuarbeiten, war ein überzeugendes Transportkonzept,<br />

das eine planbare und kontinuierliche Versorgung des<br />

Werks Jasice sicherstellt“, erläutert Friedrich Katzensteiner, Head<br />

of Logistics Central Europe & East bei Omya.<br />

Eine Besonderheit dieses Transports besteht zudem im Einsatz<br />

spezieller Wagen mit Stahlfußböden. Dadurch wird die<br />

Entladung vereinfacht und eine Verunreinigung des Materials<br />

wird verhindert.<br />

„In Deutschland und den Niederlanden blicken Omya und<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> bereits auf eine langjährige erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit zurück, die nun in den neuen Transporten in<br />

Polen eine Fortsetzung findet“, fasst der zuständige Key Account<br />

Manager Hans Bußmann aus dem Marktbereich Baustoffe,<br />

Industrie- und Konsumgüter zusammen.<br />

Beide Unternehmen planen die Ausweitung der Zusammenarbeit<br />

in Polen. Davon wird nicht zuletzt die Umwelt profitieren:<br />

Allein die bisherigen Transporte für Omya in Polen vermeiden<br />

jährlich 4.000 Lkw-Fahrten und entlasten die Atmosphäre um<br />

circa 2.250 Tonnen CO 2.<br />

Kontakt | Hans Bußmann<br />

Telefon: +49 (0)251 691 1207 | hans.bussmann@dbschenker.eu<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

27


Customers & Projects<br />

Schnelle Schiene für<br />

schwedischen Stahl<br />

Der skandinavische Konzern SSAB liefert große Mengen<br />

Stahl in viele europäische Länder. Sein Partner auch für die<br />

neue Verbindung nach Maastricht ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>.<br />

28 | <strong>Rail</strong>ways


Foto: iStockphoto; Illustration: Illuteam 43<br />

Stahltransporte sind ein internationales, großvolumiges<br />

Geschäft“, sagt Maarten de Ridder, Leiter der Stockholmer<br />

Generalvertretung von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. „Zunehmend<br />

kommt es aber auch auf Flexibilität und Schnelligkeit an, weil<br />

die Bedarfsplanung bei Herstellern und Verarbeitern immer kurzfristiger<br />

wird.“<br />

Aus diesem Grund hat Skandinaviens größter Stahlkonzern,<br />

die SSAB AB, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> an der Durchführung von Transporten<br />

von Schweden via Deutschland in die Niederlande beteiligt.<br />

Die Federführung für die Transporte liegt bei der<br />

schwedischen Bahn Green Cargo, die für den Streckenabschnitt<br />

vom SSAB-Stahlwerk in Domnarvet bis zur Hafenstadt Trelleborg<br />

und die halbe Strecke des Fährtransports auf der Ostsee verantwortlich<br />

ist. Von da an übernimmt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. Die<br />

Landtransporte per Bahn werden in Sassnitz auf Rügen fortgesetzt<br />

und enden am Empfangsterminal des Logistikdienstleisters<br />

Steel Logistics Europe in Maastricht, der für die Transporte eigens<br />

einen Gleisanschluss anlegen ließ.<br />

Die Transporte erfolgen in Wagengruppen in Regelzügen, nur<br />

für die letzte Etappe vom niederländischen Sittard nach<br />

Maastricht wurde eine Sonderbedienung eingerichtet. „Bei den<br />

Transporten für SSAB arbeiten <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Deutschland<br />

und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Nederland eng zusammen“, erklärt<br />

de Ridder. „Für den Kunden und die Partnerbahn ist wichtig,<br />

dass sie mit einem einheitlichen Ansprechpartner auftreten.“<br />

Seit März dieses Jahres fahren im Rahmen des neuen Vertrags<br />

pro Woche 10 bis 15 Wagen auf der beschriebenen Strecke. Bis<br />

August wurden so bereits 30.000 Tonnen Stahl transportiert.<br />

Hinzu kommen 24.000 Tonnen, die im Rahmen eines schon seit<br />

Längerem bestehenden Vertrags nach Rotterdam gebracht wurden.<br />

Bis Jahresende sollen sich die Stahltransporte in die Niederlande<br />

auf 100.000 Tonnen summieren, für 2011 ist eine weitere<br />

Steigerung auf 120.000 Tonnen geplant.<br />

Auch auf anderen Strecken ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> für SSAB<br />

tätig. So werden in Spitzenzeiten bis zu 250.000 Tonnen Stahl<br />

von Domnarvet ins norditalienische Ghedi gebracht, Deutschland<br />

ist Abnehmer von 160.000 Tonnen SSAB-Stahl, und weitere<br />

Transporte gehen unter anderem nach Luxemburg, Österreich,<br />

Tschechien und in die Schweiz.<br />

Kontakt | Katia Janschersky<br />

Telefon: +46 (0)87 9409-70 | katia.janschersky@dbschenker.eu<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

29


Customers & Projects<br />

30 | <strong>Rail</strong>ways<br />

Knäckebrot-<br />

Shuttle<br />

Für die zur Barilla-Gruppe gehörende<br />

Wasabröd AB schickt die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> AB<br />

Züge voll Knäckebrot auf die Reise nach<br />

Deutschland – und zurück.<br />

Die Schweden mögen es knackig: Mit einem Verbrauch<br />

von vier Kilogramm pro Kopf und Jahr sind sie die<br />

größten Knäckebrot-Konsumenten der Welt. Natürlich<br />

kommt auch der weltweit größte Hersteller aus Schweden: Die<br />

Wasabröd AB, seit 1999 Teil der Barilla-Gruppe, vertreibt ihr<br />

Knäckebrot und andere Bäckereiprodukte in 40 Ländern.<br />

Deutschland ist der größte Abnehmer im Ausland; entsprechend<br />

intensiv ist der Austausch zwischen beiden Ländern. Doch der<br />

geht nicht nur in eine Richtung: Auch aus Deutschland werden<br />

knusprige Backwaren ins Mutterland des Knäckebrots geliefert.<br />

Mit Wirkung zum 1. April 2010 hat die Barilla Sverige AB mit<br />

der schwedischen <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> AB einen Zweijahresvertrag über<br />

die Transporte zwischen den Knäckebrot-Fabriken im schwedischen<br />

Filipstad und Celle in Niedersachsen geschlossen. Per<br />

Bahn werden nun jährlich 10.000 Tonnen Knäckebrot, Cracker,<br />

Snacks und Biskuits im Rundlauf zwischen beiden Standorten<br />

transportiert. Pro Jahr entspricht das 32.000 beladenen Paletten<br />

in jeder Richtung.<br />

Für die Transporte wurden neun vierachsige Privatwagen mit<br />

je 205 Kubikmetern Ladevolumen angemietet. Der Kunde übernimmt<br />

Beladung und Ladungssicherung, für den kontinuierlichen<br />

Umlauf und die Transportüberwachung ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong> verantwortlich. Eine Besonderheit dabei ist die Online-Sendungsverfolgung:<br />

„Über unser Kundenportal RSO kann der Kunde<br />

jederzeit abfragen, wo sich die Waggons gerade befinden und<br />

wann sie voraussichtlich am Ziel eintreffen werden“, erläutert<br />

Hubert Franke, Leiter Regionalvertrieb/Auslastungsmanagement<br />

bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in Hannover.<br />

„Barilla wirtschaftet sehr umweltbewusst und setzt zur Verbesserung<br />

seiner CO 2 -Bilanz auf die Bahn“, sagt Torgny Nilsson<br />

von der <strong>Schenker</strong> AB in Malmö. „Mit den Transporten zwischen<br />

Filipstad und Celle vermeidet das Unternehmen etwa 650 Lkw-<br />

Ladungen pro Jahr und entlastet so die Umwelt um 1.235 Tonnen<br />

Kohlendioxid.“<br />

Kontakt | Torgny Nilsson<br />

Telefon: +46 (0)40 66955-30 | torgny.nilsson@dbschenker.com<br />

Foto: iStockphoto


175<br />

Jah-<br />

re<br />

Schienengüterverkehr in Deutschland


Gottfried <strong>Schenker</strong> –<br />

der Visionär<br />

Er gab der <strong>DB</strong>-Logistik ihren Namen, erfand im 19. Jahrhundert<br />

den Bahnsammelverkehr und war auch als Reeder erfolgreich.<br />

In seiner Jugend erlebt Gottfried<br />

<strong>Schenker</strong>, 1842 als achtes von zwölf<br />

Kindern im schweizerischen Däniken<br />

geboren, das stürmische Wachstum<br />

der Eisenbahn mit. Der talentierte junge<br />

Mann schreibt sich in Heidelberg für ein<br />

Jura-Studium ein, bricht dieses aber nach<br />

wenigen Semestern mit der Einsicht ab:<br />

„Fort mit Juristerei, mit Politisieren und<br />

Zeitungsschreiben, fort auf dein eigenes<br />

Pferd ...“<br />

Er wird stattdessen Tarifexperte bei der<br />

Schweizer Centralbahn und einer Spedi-<br />

tion, ehe er 1872 in Wien mit zwei Partnern<br />

seine eigene Firma gründet. <strong>Schenker</strong><br />

& Co sollte das Speditionsgewerbe innerhalb<br />

kurzer Zeit völlig neu organisieren:<br />

Gottfried <strong>Schenker</strong> erfindet das System<br />

der Bahnsammelverkehre, indem er Stückgut<br />

zu Wagenladungen zusammenfasst<br />

und mit dem Slogan wirbt: „Von Haus zu<br />

Haus in einer Hand“. In der Metropole<br />

des Habsburgerreiches nutzt Gottfried<br />

<strong>Schenker</strong> die Rolle Wiens als Schnittstelle<br />

zwischen Mittel- und Südosteuropa. Als<br />

erster Spediteur bietet er durchgehende<br />

Eisenbahnfrachten von London nach<br />

Istanbul zu festen Tarifen an.<br />

Und der visionäre Unternehmer kombiniert<br />

die Verkehrsmittel Bahn, Schiff<br />

und Pferdefuhrwerk und avanciert mit<br />

diesem modernen Konzept bald zu einer<br />

international expandierenden Firma.<br />

1879 gründet <strong>Schenker</strong> die Adria Dampfschiffahrts-Gesellschaft,<br />

die bald Ungarns<br />

führende Reederei im internationalen<br />

Seehandel wird. Später folgt mit der<br />

Austro-Americana eine zweite Reede-<br />

rei, die vom Hafen Triest aus viele Aus-<br />

wanderer von Österreich-Ungarn nach<br />

New York befördert.<br />

Gottfried <strong>Schenker</strong> ist Patriarch und<br />

Workaholic, der sich auch durch die Abwesenheit<br />

von Handy und E-Mail im<br />

späten 19. Jahrhundert nicht in seinem<br />

täglichen Schaffensdrang bremsen lässt:<br />

„Auch in die Ferien hinein begleitet mit<br />

der Telegraf, damit der Webstuhl nicht des<br />

Fadens mangelt.“ Bei seinem Tod 1901<br />

hat <strong>Schenker</strong> 33 Nieder lassungen in<br />

13 Ländern und betreibt eine Hochsee-<br />

flotte mit 18 Schiffen.<br />

1913 eröffnete <strong>Schenker</strong> seine erste Niederlassung<br />

in den USA. Zeitgleich mit der<br />

Erschließung neuer Verkehrswege nach<br />

Amerika beteiligte sich das Unternehmen<br />

an namhaften Telegraphengesellschaften,<br />

die mit ihren Kommunikationsleitungen<br />

Europa und Amerika erstmals verbanden.<br />

1931 kaufte die Deutsche Reichsbahn die<br />

Spedition, um ihr Güterverkehrsgeschäft<br />

in der Weltwirtschaftskrise zu stabilisieren.<br />

Es blieb auch nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg im Besitz der Bundesbahn, bis<br />

1991 die Stinnes AG die Aktienmehrheit<br />

übernahm. Im Jahr 2002 wurde wiederum<br />

die Stinnes AG von der Deutschen Bahn<br />

AG mehrheitlich übernommen.<br />

Im Zuge ihrer neuen Markenarchitektur<br />

und der weltweiten Aktivitäten<br />

benannte die <strong>DB</strong> ihr gesamtes Logistikgeschäft<br />

nach dem legendären Firmengründer<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>, und die Schienen-<br />

güterverkehrssparte heißt seit 2009 <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>.<br />

32 railways


ailways<br />

Mit Volldampf voraus:<br />

Eine Reichsbahn-Einheitslok<br />

der Baureihe 44 schleppt einen<br />

Güterzug durchs Sauerland.<br />

Die erste Tour des Adlers ist ein<br />

logistischer Albtraum: Deutschlands<br />

Ur-Lokomotive kommt<br />

verstaut in 19 Kisten und braucht für den<br />

Weg von der legendären Schmiede des<br />

englischen Eisenbahnpioniers George<br />

Stephenson in Newcastle nach Nürnberg<br />

fünf lange Wochen. Wie in all den Jahrhunderten<br />

zuvor benutzt man Pferdefuhrwerke<br />

und Maultiere, um den<br />

knapp zehn Tonnen schweren Bausatz<br />

über Land an seinen Bestimmungsort in<br />

Franken zu schaffen. In der Odyssee des<br />

Adlers schwingt noch eine Ahnung von<br />

Mittel alter mit, das die Eisenbahn im<br />

Schrittmacher<br />

der<br />

Industriali sierung<br />

Vor 175 Jahren gab der Adler das Signal für eine Transportrevolution.<br />

Die Eisenbahn katapultierte Deutschland ins Industriezeitalter.<br />

Transportwesen nach 1835 mit einem technologischen<br />

Urknall überwinden und<br />

abschütteln wird.<br />

Doch immerhin: Von Rotterdam bis<br />

Emmerich zieht ein moderner Dampfschlepper<br />

die Fracht, von dort bis Köln<br />

aber werden wegen des niedrigen Wasserstands<br />

Treidelpferde vorgespannt.<br />

In Köln übernehmen acht Pferdefuhrwerke<br />

den Adler und schaffen ihn – mit<br />

Umladen in Offenbach nach Nürnberg.<br />

Auf dem letzten Teilstück ermög-<br />

licht eine gut ausgebaute Chaus-<br />

see Tagesetappen von 46 Kilometern,<br />

auf unbefestigten Wegen beträgt die<br />

33


Tagesleistung im frühen 19. Jahrhundert<br />

nur 30 Kilometer.<br />

In Nürnberg schraubt der Mechaniker<br />

Wilhelm Spaeth den Bausatz zur Mutter<br />

aller deutschen Lokomotiven zusammen.<br />

Die beiden Zylinder des dreiachsigen<br />

Dampfwagens liefern sagenhafte 40 PS<br />

und beschleunigen ihn auf ungeheuerliche<br />

60 km/h. Die Räder haben nach englischer<br />

Auch der Lokführer<br />

wurde aus England<br />

importiert<br />

Vorschrift einen Abstand von 4 Fuß und<br />

8 Zoll, umgerechnet 1,435 Meter. Diese<br />

Spurweite gilt unverändert seit 175 Jahren<br />

in den meisten Ländern und kann damit<br />

um den Titel „ältester Industriestandard<br />

der Welt“ konkurrieren.<br />

Des Adlers große Stunde schlägt am<br />

7. Dezember 1835. Für die grandiose Pre-<br />

miere hat man nicht nur die Lokomotive,<br />

sondern auch den Lokführer aus dem Vereinigten<br />

Königreich importiert. William<br />

Wilson ist sich der Tragweite des Augenblicks<br />

bewusst, er dirigiert mit Zylinder<br />

und weißen Handschuhen sein fauchendes<br />

Ungetüm, das 200 Ehrengäste mit Tempo<br />

40 von Nürnberg nach Fürth chauffiert.<br />

Rechte Seite: Handarbeit:<br />

Im Hauptgüterbahnhof Hannover<br />

sind jede Menge Eisenbahner<br />

damit beschäftigt, Stückgut zu<br />

verladen (1951).<br />

Wasserkraft:<br />

Güterwagen mit Zuckerrüben werden<br />

mithilfe eines kräftigen Wasserstrahls<br />

entladen (1960).<br />

Die erste deutsche Eisenbahnlinie von<br />

Nürnberg nach Fürth war kurz und ließ<br />

sich von einem ausdauernden Fußgänger<br />

in einer guten Stunde abschreiten. Die<br />

sechs Kilometer Gleis – fast schnur-<br />

gerade und ohne Steigungen, Brücken<br />

und Tunnels – müssen in der Rückschau<br />

wohl als etwas gelten, was man heute<br />

„Referenzstrecke“ nennen würde. Denn<br />

überall in Deutschland beobachteten<br />

Unternehmer und Banken das wag-<br />

halsige Experiment in Bayern quasi<br />

mit Adler-Augen.<br />

Warum Deutschlands Ur-Lokomotive<br />

ausgerechnet im Norden Bayerns Fahrt<br />

aufnahm, erklärt Rainer Mertens, Ausstellungsleiter<br />

im <strong>DB</strong> Museum, so: „Nürnbergs<br />

Handelshäuser suchten damals nach<br />

Auswegen aus der desolaten Wirtschaftslage,<br />

unter der sie seit Napoleon litten.<br />

Es ging darum, einen leistungsfähigen<br />

Verkehrsweg<br />

v o m M a i n<br />

zur Donau<br />

zu schaffen,<br />

um Warenströme<br />

in die Stadt zu lenken.“<br />

Die neue Bahnstrecke der „Ludwig-<br />

Eisenbahn-Gesellschaft“ war außeror-<br />

dentlich erfolgreich. Schon im ersten<br />

Betriebsjahr fuhren 475.219 Passagiere mit<br />

und bescherten den Aktionären traum-<br />

hafte Dividenden von 15 bis 20 Prozent pro<br />

Jahr. Damit lieferte der Adler 1835 die<br />

Initialzündung für das Eisenbahnfieber in<br />

weiteren Regionen Deutschlands.<br />

Zunächst erbrachte der Personenverkehr<br />

noch bis in die 1850er-Jahre den<br />

Großteil der Einnahmen für die Eisenbahngesellschaften.<br />

Dies änderte sich, als<br />

die Eisenbahnen die Gütertarife senkten<br />

und sich damit insbesondere der Transport<br />

von Massengut wie Kohle verbilligte.<br />

Zu Beginn des Eisenbahnbaus kostete<br />

Kohlefracht noch 13 Pfennige pro Tonnenkilometer,<br />

einige Jahrzehnte später war<br />

der Preis nach dem Rheinisch-West-<br />

fälischen Normalkohlentarif auf 2,2 Pfennig<br />

ge sunken.<br />

Zudem erwies sich die Tarifsenkung<br />

als eine entscheidende Maßnahme für<br />

den weiteren Industrialisierungsprozess.<br />

Der Eisenbahngüterverkehr erfuhr<br />

„Niemand kam auf die Idee, den<br />

Adler für die Nachwelt zu bewahren“<br />

einen rasanten Zuwachs. Im Kaiser-<br />

reich ist die Welt nicht zuletzt wegen<br />

der Eisenbahn eine andere geworden: Ein<br />

engmaschiges Schienennetz hat Deutschland<br />

in die Moderne katapultiert. 1880<br />

maß das Streckennetz bereits 33.800 Ki-<br />

34 railways


lometer, das bis zum 1. Weltkrieg weiter<br />

wuchs auf 62.000 Kilometer.<br />

An der Ruhr, in Sachsen und in Oberschlesien<br />

entstanden gewaltige Indus-<br />

triegebiete, die ihre Rohstoffe über die<br />

Schiene bezogen und ihre Erzeugnisse<br />

quasi mühelos und in großen Mengen<br />

über weite Entfernungen kostengünstig<br />

ver senden konnten. Erst die Eisenbahn<br />

ermöglicht im Kaiserreich auch die Entstehung<br />

von Metropolen wie Berlin und<br />

Hamburg. Denn die von der Eisenbahn<br />

ausgelöste Industrialisierung ließ die<br />

Großstädte wachsen und eine neue Arbeiterklasse<br />

entstehen. Die Eisenbahn sorgte<br />

dafür, dass die steigenden Entfernungen<br />

zwischen den Erzeugern und Verbrauchern<br />

von Nahrungsmitteln zuverlässig<br />

überbrückt werden konnten. Hungers-<br />

nöte, die durch regionale Missernten ausgelöst<br />

wurden, gibt es seit der Erfindung<br />

der Eisenbahn zumindest in Friedenszeiten<br />

nicht mehr.<br />

Der Adler, mit dem vor 175 Jahren alles<br />

anfing, erwies sich übrigens als außerordentlich<br />

zuverlässige und langlebige<br />

Maschine. 22 Jahre lang dampfte sie –<br />

wie ihre Schwesterlok Pfeil – zwischen<br />

Nürnberg und Fürth hin und her. „Als sie<br />

ausgemustert wurde, kam niemand auf die<br />

Idee, sie für die Nachwelt aufzubewahren“,<br />

bedauert Rainer Mertens. Nach 1857<br />

railways<br />

lieferte sie als stationäre Dampfmaschine<br />

noch Energie für die Späth’sche Maschinenfabrik<br />

in Nürnberg, die sie dann an<br />

einen Fabrikanten in Augsburg weiterverkaufte.<br />

Seitdem gilt Deutschlands Ur-<br />

Lokomotive als verschollen.<br />

Zum 100. Geburtstag baute die Reichsbahn<br />

den Adler 1935 als fahrtüchtige<br />

Replik nach. Möglich wurde dies durch<br />

umfangreiche Forschungen, die schließlich<br />

auch noch originale Blaupausen aus<br />

der Stephenson-Werkstatt in Newcastle<br />

an den Tag brachten. Ein zweites – nicht<br />

fahrtüchtiges Modell – wurde 1952 von<br />

der Bundesbahn für Messen und Werbezwecke<br />

in Auftrag gegeben, das heute<br />

im Nürnberger <strong>DB</strong> Museum ausgestellt<br />

ist. Das fahrtüchtige Modell von 1935<br />

nahm bei einem Großfeuer 2007 schwe-<br />

ren Schaden, wurde aber inzwischen im<br />

Dampflokwerk der <strong>DB</strong> in Meiningen<br />

wiederhergestellt.<br />

Am 7. Dezember 2010, auf den Tag<br />

genau 175 Jahre nach der ersten Fahrt<br />

des Adlers, erlebt das Jubiläumsjahr<br />

„175 Jahre Eisenbahn in Deutschland“<br />

seinen Höhepunkt und Abschluss zugleich.<br />

Am Festakt in Nürnberg nimmt<br />

auch Bundes kanzlerin Angela Merkel<br />

teil und erweist jener kleinen Lokomotive,<br />

von der so große Impulse ausgingen,<br />

ihre Referenz.<br />

Buch und Ausstellung<br />

zum Jubiläum<br />

Genau zum 175. Geburtstag des Adlers<br />

gibt die Deutsche Bahn in diesen<br />

Wochen den Jubiläumsband „Planet<br />

Eisenbahn – Bilder und Geschichten aus<br />

175 Jahren“ heraus. In zwölf Kapiteln<br />

wird die Entwicklung des Schienenverkehrs<br />

von 1835 bis 2010 aus verschiedenen<br />

Blickwinkeln erzählt. Der<br />

gebundene Jubiläumsband mit 176 Seiten<br />

erscheint im Böhlau-Verlag und ist<br />

für 17,50 Euro im Buchhandel erhältlich.<br />

Im Nürnberger <strong>DB</strong>-Museum ist noch bis<br />

zum 27. Februar 2011 die Jubiläumsausstellung<br />

Planet Eisenbahn – die Geschichte<br />

der mobilen Zukunft“ zu sehen.<br />

Internet:<br />

www.deutschebahn.com/dbmuseum<br />

35


Elefanten-Logistik ist heute kein Thema mehr für die<br />

moderne Güterbahn – aber die alte Reichsbahn kannte<br />

sich damit aus: Ein Dickhäuter des Zirkus Krone besteigt<br />

1938 in München den für ihn reservierten Waggon.<br />

Lebende Tiere – vor allem Vieh – wurden früher in<br />

Güterzügen transportiert. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> befördert,<br />

nicht zuletzt aus Tierschutzgründen, keine Tiere mehr.<br />

36 railways


ailways<br />

Passagier mit<br />

Übergewicht<br />

37


Die Bahn be<br />

Konkurrenz<br />

Das Monopol der Schiene für den Landtransport geht<br />

zwischen den beiden Weltkriegen zu Ende.<br />

Die Reichsbahn reagierte darauf 1931 mit dem geheim<br />

gehaltenen Kauf der Spedition <strong>Schenker</strong>.<br />

Zwischen 1890 und 1925 verdreifachte<br />

sich die Transportleistung<br />

der Eisenbahn in Deutschland<br />

von 22,2 auf 70 Milliarden Tonnenkilo-<br />

meter (zum Vergleich: 2008 leistete <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> 91,2 Mrd. TKM). Allerdings<br />

neigte sich nach dem 1. Weltkrieg das beinahe<br />

hundertjährige Monopol der Schiene<br />

für Überlandtransporte von Gütern dem<br />

Ende zu. Der Erfindung des Lastwagens<br />

folgten seinerzeit zahlreiche technische<br />

Weiterentwicklungen – wie beispiels-<br />

weise der Dieselmotor 1923 -, die den Straßengüterverkehr<br />

schneller und billiger<br />

und damit zu einem ernsthaften Konkur-<br />

renten der Eisenbahn machten. Zwischen<br />

1925 und 32 wuchs der Lkw-Bestand im<br />

Deutschen Reich um das Achtfache.<br />

Die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft<br />

(DRG) erwirtschaftete damals über zwei<br />

Drittel ihrer Umsätze mit dem Güterverkehr.<br />

Sie war noch, wie der Historiker Peter<br />

Borscheid anmerkt, „unumstritten der<br />

Verkehrsträger überhaupt, Symbol der<br />

Industrialisierung, kapitalstark mit einer<br />

Monopolstellung, ein Koloss unter staatlichem<br />

Schutz, neben dem sich die einzelnen<br />

Fuhrunternehmer winzig und bedeutungslos<br />

ausmachten.“Doch die neue Konkurrenz<br />

auf der Straße fügte der Reichsbahn schon<br />

vom<br />

ab 1924 spürbare Einnahmeeinbußen zu.<br />

Die neuen Lastwagen fuhren von Haus zu<br />

Haus und setzten der Reichsbahn insbesondere<br />

im lukrativen Stückgutverkehr zu, mit<br />

dem die DRG den Transport von Massengütern<br />

wie Kohle, für die staatlich festgesetzte<br />

Niedrigtarife galten, quersubventionierte.<br />

Als sich die Situation in der Weltwirtschaftskrise<br />

nach 1929 dramatisch verschärfte,<br />

forderte die Reichsbahn von der Regierung<br />

Maßnahmen, den Lkw-Verkehr zugunsten<br />

der Eisenbahn einzuschränken – zunächst<br />

ohne Erfolg. Daraufhin handelte die unternehmerisch<br />

eigenständige Reichsbahn auf<br />

eigene Faust und schloss im Februar 1931<br />

38 railways


kommt<br />

LKW<br />

einen geheimen Kooperationsvertrag mit<br />

Deutschlands größter Spedition <strong>Schenker</strong>.<br />

Dieser sogenannte „<strong>Schenker</strong>-Vertrag“ sicherte<br />

der Spedition das exklusive Recht zu,<br />

überall im Deutschen Reich Güter von und<br />

zu den Bahnhöfen zu befördern – oder durch<br />

Subunternehmer befördern zu lassen. Alle<br />

Spediteure, die an diesem Geschäft partizipieren<br />

wollten, mussten sich im Gegenzug<br />

dazu verpflichten, auf eigenen Lkw-Fernverkehr<br />

über 50 Kilometer zu verzichten. Die<br />

DRG sah damit ihre Ziele erreicht, nämlich<br />

erstens die unliebsame Konkurrenz der Straße<br />

auf Langstrecken einzudämmen und<br />

zweitens die Rollgebühren zu senken.<br />

railways<br />

Als dieser Teil des <strong>Schenker</strong>-Vertrags<br />

kurze Zeit später doch publik war, schlug<br />

er in Berlin hohe Wellen. Das Reichskabinett<br />

warf dem staatseigenen Konzern<br />

eigenmächtiges Handeln vor und erließ<br />

als Kompromiss zwischen Reichsbahn<br />

und Speditionsgewerbe schließlich die<br />

„Verordnung über den Überlandverkehr<br />

mit Kraftfahrzeugen“, die im Oktober<br />

1931 in Kraft trat. Sie machte den gewerbsmäßigen<br />

Transport von Gütern<br />

über Entfernungen von mehr als 50 Kilometern<br />

genehmigungspflichtig und<br />

setzte Beförderungspreise einheitlich für<br />

das gesamte Deutsche Reich fest. Der<br />

kurze Zeit darauf später im Einvernehmen<br />

mit der Reichsbahn erlassene<br />

Reichskraftwagentarif galt übrigens bis<br />

vor 20 Jahren.<br />

Der zweite Teil des <strong>Schenker</strong>-Vertrags<br />

von 1931 konnte noch 1937/38 geheim gehalten<br />

werden: Er beinhaltete nicht nur<br />

die Kooperation mit <strong>Schenker</strong>, sondern<br />

auch den Kauf der Spedition durch die<br />

Reichsbahn für 24,9 Millionen Reichsmark.<br />

Dass die Reichsbahn einen viel zu<br />

hohen Preis bezahlt hatte, kam auch erst<br />

Jahre später ans Licht: Denn <strong>Schenker</strong> &<br />

Co. war zum Zeitpunkt der Übernahme<br />

praktisch bankrott.<br />

39


Vom Fuhrwerk<br />

zur<br />

Logistik<br />

1835 löste Deutschlands erste Eisenbahn eine Transportrevolution aus.<br />

Ein illustrierter Rückblick auf 175 Jahre Schienengüterverkehr.<br />

40 railways


ailways<br />

Bei der Bundesbahn nannte man sie<br />

„deutsches Krokodil“, bei der DDR-<br />

Reichsbahn wenig galant „Eisenschwein“.<br />

Die legendäre Güterzuglok der Bau-<br />

reihe 194 war zwischen 1940 und 91 vor<br />

allem auf süddeutschen Strecken und<br />

in Österreich unterwegs.<br />

41


1965<br />

wurden die letzten klassischen Bierwagen in<br />

Dienst gestellt, für die Münchner Brauereien<br />

Löwenbräu und Hacker. Bier-Logistik findet<br />

heute überwiegend auf der Straße statt, zu den<br />

Kunden von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> gehört aber<br />

unter anderem die Brauerei Carlsberg.<br />

Sechs Kreuzer<br />

pro Fass zahlte die Lederer-Brauerei für den<br />

ersten Bier-Transport von Nürnberg nach<br />

Fürth 1836 in einem Personenwagen hinter<br />

der ersten deutschen Lokomotive, dem Adler.<br />

Damit gilt der Gerstensaft auch als erste offizielle<br />

Fracht der deutschen Eisenbahnen, die<br />

dieses Geschäft bald kräftig ausbauten.<br />

Eisgekühlt auf<br />

Achse<br />

Im späten 19. Jahrhundert wurde Bier zum<br />

Exportartikel. Die sehr modernen weißen<br />

Bierwaggons konnten geheizt und gekühlt<br />

werden. Im Sommer reichten 30 Zentner<br />

Natur-Eis, um einen Waggon mit 54 Hektolitern<br />

Bier mit einer Temperatur von 4 Grad<br />

Celsius von München nach Paris zu befördern.<br />

42 railways


ailways<br />

Boom der Stahlkiste<br />

In den 60er-Jahren revolutionierte der<br />

Standardcontainer den Welthandel. Die Stahlgefäße,<br />

die sich im Handumdrehen von einem<br />

Verkehrsmittel aufs andere verladen lassen,<br />

gaben auch dem Schienengüterverkehr ein<br />

völlig neues Gesicht.<br />

680.000<br />

Güterwagen betrieb die Deutsche Reichsbahn<br />

Gesellschaft 1925 – und Tausende von ihnen<br />

trugen die Typbezeichnung Dresden. Zum<br />

Vergleich: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> kam 2009 mit<br />

120.000 Güterwagen aus.<br />

Kleine Anfänge<br />

Mit genormten Standardbehältern hatte die Bundesbahn<br />

schon vor dem Durchbruch der 20- und<br />

40-Fußcontainer experimentiert. „Von Haus zu<br />

Haus“ hieß der Service der 50er- und 60er-Jahre.<br />

43


Hemmschuhleger<br />

Schwere Arbeit hatten auf den Rangierbahnhöfen<br />

die Hemmschuhleger zu verrichten. Das<br />

Foto aus dem Jahr 1925 zeigt einen Eisenbahner,<br />

der einen rollenden Güterwagen<br />

durch das geschickte Platzieren eines<br />

Hemmschuhs abbremst.<br />

Schwein und Rind<br />

Der Transport von Tieren gehörte früher zum<br />

Kerngeschäft des Schienengüterverkehrs,<br />

etwa in den Viehtransportwagen der Bundesbahn.<br />

Seit 2001 befördern <strong>DB</strong>-Güterzüge<br />

grundsätzlich keine lebenden Tiere mehr.<br />

Bahnbrechend<br />

Acht Eisenbahner fuhren 1913 durchschnittlich<br />

auf einem Güterzug, die meisten von<br />

ihnen als Bremser. Sie waren über den Zug verteilt<br />

und betätigten dort manuelle Handspindelbremsen.<br />

Im 19. Jahrhundert hatte der<br />

Amerikaner George Westinghouse die Druckluftbremse<br />

(links) erfunden, die die Eisenbahn<br />

revolutionierte. In Deutschland wurde sie ab<br />

1920 als Kunze-Knorr-Bremse bekannt. Mit ihr<br />

kann der Lokführer alle Bremsen an den angehängten<br />

Wagen auf einmal betätigen.<br />

44 railways


Der Älteste<br />

Schon 1829 transportierte dieser Wagen<br />

in einem Bergwerk bei Newcastle Kohle.<br />

Das älteste erhaltene Bahnfahrzeug außer-<br />

halb Großbritanniens steht heute im<br />

Nürnberger <strong>DB</strong>-Museum.<br />

railways<br />

Heavy Metal<br />

Stahlindustrie und Eisenbahn waren von<br />

Anfang an eng miteinander verbunden – und<br />

sind es bis heute: Coils warten im Stahlwerk<br />

auf die Verladung auf Güterwagen.<br />

Jede Menge Kohle<br />

Früher fuhren Dampfloks mit Kohle und sie<br />

zogen als wichtigstes Ladegut – Kohle. 1925<br />

entfielen 35 Prozent der von der Reichsbahn<br />

beförderten Tonnage (in Tonnenkilometern)<br />

auf den damals wichtigsten Energieträger.<br />

Heiße Ware<br />

Auf 1300 Grad köchelte die „Suppe“, die<br />

dieser historische Pfannenwagen einst im<br />

Ruhrgebiet transportierte: flüssiges Roheisen<br />

auf dem Weg vom Hochofen ins Stahlwerk.<br />

45


Auf getrennten<br />

Gleisen<br />

Während der deutschen Teilung blieb die Reichsbahn im Osten<br />

das dominante Transportmittel – ganz im Gegensatz zum Westen.<br />

In der alten Bundesrepublik wie in der<br />

DDR spiegelte der Schienengüterverkehr<br />

die gegensätzlichen Gesellschafts-<br />

und Wirtschaftssysteme wider. Im<br />

Westen sank der Marktanteil der Schiene<br />

am gesamten Güterverkehrsaufkommen<br />

zwischen 1949 und 89 von 56 Prozent auf<br />

22 Prozent. Die Massenmotorisierung<br />

erstreckte sich auch auf den Transportmarkt,<br />

wo der Lkw der Eisenbahn infolge<br />

nachlassender staatlicher Regulierung bei<br />

Konzessionen und Tarifen in vielen Sektoren<br />

den Rang als dominierendes Verkehrsmittel<br />

ablief.<br />

Die Bundesbahn litt zudem darunter,<br />

dass der Energieträger Kohle – das Brot-<br />

und Buttergeschäft des Schienengüterverkehrs<br />

– in Westdeutschland zunehmend<br />

durch Öl abgelöst wurde. Rollten 1960<br />

noch 107 Millionen Tonnen Kohle über<br />

<strong>DB</strong>-Schienen, waren es 1988 nur noch<br />

Lauter Neuwagen: Die doppelstöckigen Autotransporter<br />

der Bundesbahn waren 1955 genauso neu wie die von ihnen<br />

beförderten Volkswagen-Legenden.<br />

76 Millionen Tonnen. Vom Boom des Erdöls<br />

profitierte die Schiene kaum, weil es<br />

überwiegend durch Pipelines floss.<br />

Dagegen regulierte in der DDR der<br />

Staat die Aufgabenverteilung zwischen<br />

Reichsbahn und den volkseigenen Betrieben<br />

für Straßengüterverkehr. Nicht zuletzt<br />

aus energiepolitischen Überlegungen<br />

wurde die zunächst überwiegend mit heimischer<br />

Kohle betriebene Eisenbahn dem<br />

ölabhängigen Lkw vorgezogen – selbst<br />

dort, wo es extrem unwirtschaftlich war.<br />

So sank der Anteil der Reichsbahn am gesamten<br />

Güterverkehrsaufkommen der<br />

DDR zwischen 1960 und 80 nur geringfügig<br />

von 82 auf 71 Prozent. Die Gütertrans-<br />

port- Ver ordnung von 1981 zwang die<br />

DDR-Reichsbahn kurz vor der Wiedervereinigung<br />

dazu, auch Wagenladungsfrachten<br />

für Entfernungen ab zehn Kilometern<br />

zu übernehmen.<br />

46 railways<br />

Foto: dpa Picture-Alliance / Daniel Karmann, Wikipedia, <strong>DB</strong> AG (3), PR, Alfred Gross/ullstein Bild, <strong>DB</strong> AG (2), ddp images/dapd, Alfred Schauhuber/mauritius-images, iStockphoto, TV-Yesterday/INTERFOTO, Gerhard Moll/EK Verlag,<br />

iStockphoto,Friedrich/INTERFOTO, shutterstock, <strong>DB</strong> AG,privat, National <strong>Rail</strong>way Museum/SSPL/INTERFOTO, Manfred Kopka, iStockphoto (2), Rainer Waldkirch/mauritius-images, Unkle/ullstein bild, iStochphoto, <strong>DB</strong> AG (2); Illustration: Illuteam 43


Foto: PR<br />

Ein Ganzzug der Brauerei Carlsberg<br />

vor der Einfahrt in den Tunnel unter<br />

dem großen Belt zwischen den Inseln<br />

Fünen und Seeland.<br />

Nachschub für durstige Dänen<br />

Für den Brauereiriesen Carlsberg ist die Bahn auf dem Heimatmarkt integraler Bestandteil<br />

der Logistikkette.<br />

Carlsberg ist eine internationale Kultmarke, das Bier mit<br />

dem grün-weißen Logo ist weltweit bekannt. Doch die<br />

Carlsberg A/S mit Sitz in Kopenhagen ist Inhaberin<br />

zahlreicher Getränkemarken, die in vielen Ländern der<br />

Welt vertrieben werden. Mit der internationalen Expansion<br />

begann das 1847 gegründete Unternehmen schon in den<br />

1860er-Jahren; heute beschäftigt die Carlsberg Gruppe mehr<br />

als 43.000 Menschen und verkauft täglich 140 Millionen<br />

Flaschen Bier. Das macht das Carlsberg zum viertgrößten Bierkonzern<br />

der Welt.<br />

Auf ihrem Heimatmarkt sind die Dänen mit einem Anteil<br />

von 60 Prozent bei der Produktion und dem Vertrieb von Bier<br />

und alkoholfreien Getränken Marktführer. Hier arbeitet der<br />

Getränkehersteller seit 2003 mit <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Danmark<br />

zusammen. Der Transport mit der Bahn erreichte 2009 eine<br />

neue Dimension, denn im Jahr zuvor war der Produktionsstandort<br />

nahe Kopenhagen geschlossen worden und die Belieferung<br />

von Kunden auf der Insel Seeland übernahm die Brauerei im<br />

210 Kilometer entfernten Fredericia auf Jütland.<br />

Um die Versorgung der Hauptstadtregion sicherzustellen,<br />

fahren nun wöchentlich zehn Ganzzüge mit Bier und Mineralwasser<br />

zum <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Kombiterminal in Høje-Taastrup in<br />

der Nähe von Kopenhagen. Die meisten der 13 Doppeltaschenwagen<br />

werden mit speziell entwickelten Trailern beladen, die<br />

herkömmliche Huckepack-Trailer an Kapazität übertreffen.<br />

In unmittelbarer Nachbarschaft des Terminals liegt das<br />

Lager von Carlsberg, von wo aus die Kunden auf Seeland<br />

beliefert werden. Um einen reibungslosen Austausch zwi-<br />

schen Kombiterminal und Lager zu ermöglichen, wurde<br />

zwischen beiden Geländen eine direkte Verbindung geschaf-<br />

fen. Für den Umschlag der Trailer, die ständig von Carlsberg<br />

angeliefert oder abgeholt werden, ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> ver-<br />

antwortlich. Im Laufe eines Jahres werden hier mehr als<br />

25.000 Trailer umgeschlagen.<br />

„Fahrpläne und Zeitfenster für den Umschlag sind auf die<br />

Produktionsrhythmen in Fredericia und die Termine für<br />

die Weiterverteilung in Seeland abgestimmt“, erklärt Niels<br />

Hansen, Account Manager bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Danmark.<br />

„Termintreue ist hier besonders wichtig, damit die Logistik-<br />

kette nicht aus dem Takt kommt.“<br />

Am Brauereistandort in Fredericia übernimmt Carlsberg<br />

den Umschlag selbst. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> stellt dafür eine Rangierlok<br />

zur Verfügung. Sie wird von Carlsberg-Mitarbeitern<br />

bedient, die von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> ausgebildet werden.<br />

„Bisher haben wir für den Transport zwischen den Regionen<br />

den Lkw benutzt, aber nach der Neustrukturierung unserer<br />

Produktion haben wir für die nun viel größeren Strecken eine<br />

Schienenlösung gesucht“, sagt Steen Deleuran, Transport-<br />

ation & Fleet Manager bei Carlsberg. „<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> hat<br />

für uns ein Transportkonzept entwickelt, das unsere Anforderungen<br />

an Zuverlässigkeit und Flexibilität voll erfüllt.“<br />

Kontakt | Niels Hansen<br />

Telefon: +45 (0)88 3009-33 | niels.l.hansen@dbschenker.com<br />

<strong>Rail</strong>ways | 47


Customers & Projects<br />

Zentrale der BSH Bosch und Siemens<br />

Hausgeräte GmbH in München<br />

48 | <strong>Rail</strong>ways<br />

Im Lager im türkischen Çerkezköy warten BSH-Hausgeräte auf<br />

den Bahntransport Richtung Deutschland.


Foto: BSH Bosch und Siemens PR, PR<br />

Weiße Ware<br />

durch sechs Länder<br />

Die BSH produziert Haushaltsgeräte weltweit. Für den Austausch zwischen den deutschen<br />

und türkischen Werken wird wöchentlich ein Ganzzug auf den Weg gebracht.<br />

Bosch und Siemens – zwei Marken der BSH Bosch und<br />

Siemens Hausgeräte GmbH, die seit Generationen aus<br />

deutschen Haushalten nicht wegzudenken sind. Bereits<br />

1967 haben die Konzerne Siemens AG und Robert Bosch GmbH<br />

das Joint Venture gegründet, an dem sie bis heute jeweils die<br />

Hälfte der Anteile halten.<br />

Die BSH hat sich im Lauf der Jahre zu einer weltweit tätigen<br />

Unternehmensgruppe entwickelt, die in 40 Ländern nahezu<br />

40.000 Mitarbeiter beschäftigt. In 41 Fabriken in Europa, den<br />

USA, Lateinamerika und Asien stellt das Unternehmen Produkte<br />

her, die sowohl regional als auch global vertrieben werden. Neben<br />

den Hauptmarken Bosch und Siemens gehören auch Spezialmarken<br />

wie zum Beispiel Gaggenau, Neff und Constructa sowie mehrere<br />

Regionalmarken zum Markenportfolio der BSH. Mit einem<br />

Umsatz von 8,4 Milliarden Euro im Jahr 2009 ist die BSH der<br />

größte Hausgerätehersteller in Deutschland und Westeuropa und<br />

gehört weltweit zu den führenden Unternehmen der Branche.<br />

Umweltfreundliche Alternative gesucht<br />

Seit 1995 ist auch die Türkei auf der BSH-Weltkarte zu finden.<br />

Die Tochter BSH Ev Aletleri ist der zweitgrößte Hausgerätehersteller<br />

in der Türkei und produziert jährlich mehr als 3,5 Millionen<br />

Einheiten. Ein großer Teil davon geht in den Export, nicht wenig<br />

davon nach Deutschland. Doch der rege Austausch zwischen<br />

Deutschland und der BSH-Fabrik in Çerkezköy in der Nähe von<br />

Istanbul geht nicht nur in eine Richtung: Aus deutschen Werken<br />

werden neben Fertigprodukten auch Vorprodukte zur Weiterverarbeitung<br />

in die Türkei geliefert.<br />

Im vergangenen Jahr machte sich die BSH auf die Suche nach<br />

einer umweltfreundlichen und verlässlichen Alternative zu den<br />

bisherigen Lkw- und Seefracht-Transporten. Voraussetzung<br />

dabei: In puncto Zuverlässigkeit und Sicherheit durften keine<br />

Abstriche gemacht werden. Die Gefahr von Verzögerungen oder<br />

Diebstählen im Transit musste unbedingt vermieden werden.<br />

Aufgrund ihrer umfangreichen Erfahrung mit Türkei-Transporten<br />

gelang es <strong>Schenker</strong> Deutschland AG, <strong>Rail</strong> Logistics and Forwarding<br />

in enger Zusammenarbeit mit <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>, <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> Arkas und dem Bereich Logistics-Traffic Management<br />

der BSH, kurzfristig eine Schienenlösung zu entwickeln, die alle<br />

Anforderungen erfüllt.<br />

Das Konzept sieht vor, dass für die Transporte von der Türkei<br />

nach Deutschland Ganzzüge nach Sopron an der ungarisch-<br />

österreichischen Grenze fahren. Von dort werden die Sendungen<br />

in Waggongruppen zu den verschiedenen BSH-Standorten, zumeist<br />

nach Herbrechtingen-Vohenstein, gebracht. Über dieselbe<br />

Laufstrecke erfolgen die Transporte in umgekehrter Richtung.<br />

Seit Anfang dieses Jahres wird jede Woche ein Ganzzug in<br />

Çerkezköy auf den Weg gebracht. Die zolltechnische Abwicklung<br />

wird direkt im dortigen Zollbüro abgewickelt. Damit der Transport<br />

ressourcenschonend erfolgen kann, müssen am Gleisanschluss<br />

des türkischen BSH-Standorts 30 <strong>DB</strong>-Waggons in kurzer<br />

Zeit gebündelt werden – eine organisatorische Meisterleistung.<br />

Das Ergebnis ist ein umweltfreundlicher, diebstahlsicherer Transport<br />

mit zuverlässigen Laufzeiten.<br />

Kontakt | Rainer Bergmann<br />

Telefon: +49 (0)2389 7801-42 | rainer.bergmann@dbschenker.com<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

49


Customers & Projects<br />

Neues Leben für alte Trams<br />

Zürich: Eine spezielle Holzkonstruktion und zusätzliche<br />

Gurte sichern die 20 Meter langen Bahnen.<br />

Bern: Enge Straßen und scharfe Kuven machten<br />

den Transport zu einer Herausforderung.<br />

50 | <strong>Rail</strong>ways<br />

Fertrans bringt 28 Straßenbahnzüge nach<br />

Rumänien und in die Ukraine.<br />

Eine Sachspende für Osteuropa hat aufwändige logistische<br />

Planungen und Prozesse in Gang gesetzt. Im Jahr 2008<br />

beschloss die Berner Verkehrsgesellschaft Bernmobil,<br />

zehn ältere Straßenbahnzüge auszumustern. Anfang 2009 forderte<br />

dann das eidgenössische Staatssekretariat für Wirtschaft<br />

(SECO) von Fertrans, dem Schweizer Bahnlogistiker von <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong>, eine Machbarkeitsstudie und einen Kostenvoranschlag<br />

für den Transport der Trams nach Rumänien an. Nachdem<br />

Anfang 2010 die Schenkung an die rumänische Stadt Iaşi beschlossen<br />

und Ende April der Zuschlag für die Durchführung an<br />

Fertrans erteilt worden war, begannen knapp sechs Wochen<br />

später die Transporte.<br />

„Eine große Herausforderung war der Straßentransport ab<br />

dem Depot der Bernmobil zum Gütertransport“, erzählt Robert<br />

Jerg von Fertrans. Die über 26 Meter langen und 34 Tonnen<br />

schweren Züge mussten zuerst mit Seilwinden auf den mit Schienen<br />

ausgerüsteten Spezialtieflader gezogen und gesichert werden.<br />

Dann ging es in Polizeibegleitung über die Autobahn und<br />

über einige enge Straßen und durch scharfe Kurven zum Bahnhof,<br />

wo die Straßenbahnen mit zwei Kranen auf je zwei kurzgekuppelte<br />

Flachwagen gehievt wurden. „Die von der Behörde<br />

verordneten Sperrzeiten ließen nur vier Überführungen pro Tag<br />

zu“, so Jerg. Vom Berner Güterbahnhof ging es dann zügig über<br />

Buchs, Sopron an der österreichisch-ungarischen Grenze und<br />

Biharkeresztes in Osten Ungarns nach Iaşi, wo die Straßenbahnen<br />

vier Tage später ihren neuen Einsatzort erreichten.<br />

Damit hatte sich Fertrans für das nächste, nicht weniger umfangreichere<br />

Großprojekt empfohlen. Diesmal ging es um 18<br />

gebrauchte Straßenbahnen der Verkehrsbetriebe Zürich – Ziel:<br />

Vinnica in der Ukraine. „Eine Machbarkeitsstudie wurde diesmal<br />

nicht von uns verlangt, weil wir unsere Kompetenz schon im<br />

Frühling bei einem gleichen Transport unter Beweis gestellt<br />

hatten“, berichtet Jerg. „Nach sehr kurzer Planung konnten wir<br />

Ende Juni mit der Verladung beginnen.“ Die Züricher Bahnen<br />

waren gut 20 Meter lang und 26 Tonnen schwer – mit einer Hebebockanlage<br />

wurden sie im Anschlussgleis der Verkehrsbetriebe<br />

Zürich angehoben, so dass der Flachwagen untergeschoben<br />

werden konnte. Wie schon in Bern sorgten eine spezielle Holzkonstruktion<br />

und zusätzliche Gurte für die Sicherung. Nach<br />

Abnahme durch einen Beauftragten der Schweizerischen Bundesbahnen<br />

ging die Fahrt über Buchs und Marchegg in Niederösterreich<br />

nach Cop an der ukrainischen Grenze. Bedingt durch<br />

den Spurwechsel mussten dort die Straßenbahnen auf die Wagen<br />

der ukrainischen Bahn umgeladen werden. Nach dieser aufwändigen<br />

Prozedur rollten sie weiter nach Vinnica, wo sie Mitte<br />

Juli bereitgestellt wurden.<br />

Kontakt | Robert Jerg<br />

Telefon: +41 (0)81 7506-17 | robert.jerg@fertrans.net


Foto: PR (2), Mark-E Aktiengesellschaft<br />

Ingenieure steuern das Kraftwerk,<br />

den Rohstoff Kohle liefert die <strong>DB</strong>.<br />

Die Wärmekraftwerke in Werdohl-Elverlingsen mit zwei<br />

Steinkohle-Blöcken und zwei Gas- und Dampfturbinenanlagen<br />

produzieren jährlich über zwei Milliarden Kilowattstunden<br />

Strom. Für ihre Versorgung benötigt der<br />

nordrhein-westfälische Energieversorger Mark-E – ein Unternehmen<br />

der ENERVIE Gruppe – pro Jahr zwischen 500.000 und<br />

700.000 Tonnen Steinkohle.<br />

Kurz vor Auslaufen des bestehenden Transportvertrages mit<br />

einem anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen hat Mark-E<br />

entschieden, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> den Zuschlag für die Kohletransporte<br />

zur Kraftwerksversorgung zu geben. Von Januar 2010 bis<br />

Ende 2012 wird <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Steinkohle von den Seehäfen<br />

Rotterdam und Amsterdam sowie von verschiedenen deutschen<br />

Kohlezechen und Binnenhäfen nach Elverlingsen transportieren.<br />

Den Ausschlag gab die hohe Flexibilität, die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

garantieren kann. So stellen fünf kostengünstige Plantrains ab<br />

Rotterdam und Amsterdam die regelmäßige Grundversorgung<br />

sicher, flexible Züge verkehren darüber hinaus zwischen den Zechen<br />

und Binnenhäfen und dem Kraftwerk. Ein weiterer Pluspunkt<br />

waren die hydraulischen Fal-Wagen, die ein schnelles und<br />

effizientes Entladen garantieren.<br />

Für die Durchführung der Verkehre in den Niederlanden zeichnet<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Nederland, für die Transporte innerhalb<br />

Deutschlands das Tochterunternehmen RBH Logistics verantwortlich.<br />

Mitarbeiter von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> unterstützen Mark-<br />

E bei der Entladung der Kohlezüge beim Kraftwerk.<br />

Kontakt | Katrin Friemann<br />

Telefon: +49 (0)6131 15-61152 | katrin.friemann@dbschenker.eu<br />

Flexible<br />

Kohlezüge<br />

Dreijahresvertrag mit Mark-E<br />

über Kohletransporte<br />

<strong>Rail</strong>ways | 51


Customers & Projects<br />

Mobile Einsatzteams<br />

Wenn Güterwagen vor Ort beim Kunden repariert werden, können die Ausfallzeiten deutlich<br />

reduziert werden.<br />

Güterwagen, die für Stahlverkehre genutzt werden, sind<br />

besonders hohen Belastungen ausgesetzt. Beschädigte<br />

Wagen müssen professionell wieder instand gesetzt<br />

werden; doch die Beförderung in eine Werkstatt und – nach<br />

erfolgter Reparatur – die Rückführung zum Kunden kosten Zeit.<br />

Um die Ausfallzeiten möglichst gering zu halten, bietet <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> bundesweit den Mobilen Wagenservice (MWS)<br />

an. Dabei nehmen Schlosser der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Deutschland<br />

AG Reparaturen, für die ein Transport des Wagens in die Werkstatt<br />

nicht nötig ist, vor Ort beim Kunden vor.<br />

Seit mehr als zehn Jahren sind die MWS-Teams bei Arcelor-<br />

Mittal Eisenhüttenstadt GmbH (AMEH) im Einsatz. Auf dem<br />

Gelände der ehemaligen EKO Stahl GmbH nahe der polnischen<br />

Grenze werden vor allem Wagen für den Transport von Stahlcoils,<br />

Brammen und Erz repariert. Die Wagen werden vom Bahnbetrieb<br />

der AMEH zu zwei dafür vorgesehenen Gleisen gebracht und<br />

später wieder abgeholt. Je nach Bedarf findet ein- bis zweimal<br />

täglich ein Wagenaustausch statt. Die Wagenmeister der <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Deutschland AG stimmen sich dabei mit dem Bahnbetrieb<br />

des Kunden vor Ort ab.<br />

Ambulante Behandlung: Der Mobile<br />

Wagenservice von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

kommt für die Reparatur zum Kunden.<br />

52 | <strong>Rail</strong>ways<br />

Die Reparaturen werden von Mitarbeitern der Servicestelle<br />

Frankfurt (Oder) in Zweierteams ausgeführt. Insgesamt stehen<br />

sechs Mitarbeiter für die Arbeiten zur Verfügung. „Ohne den<br />

Mobilen Wagenservice müssten alle beschädigten Wagen in die<br />

Servicestelle nach Seddin oder zur Servicestelle Frankfurt Oder<br />

gebracht werden“, erklärt Heike Hebner, Sales Managerin für den<br />

Kunden AMEH im Marktbereich Montan. „Indem wir nach<br />

Möglichkeit vor Ort reparieren, können wir die Ausfallzeiten<br />

wesentlich verkürzen und die Wagen dem Kunden schnell wieder<br />

zur Verfügung stellen.“ In Hochbedarfsphasen können außerdem<br />

Schwerpunkte gesetzt werden, um bestimmte Wagengattungen<br />

vorrangig zu behandeln.<br />

Bei ArcelorMittal Eisenhüttenstadt dürften sich die so eingesparten<br />

Ausfallzeiten bereits auf mehrere Jahre summieren:<br />

Dort reparierte der Mobile Wagenservice von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

Deutschland AG seit Ende 1999 rund 25.000 Güterwagen.<br />

Kontakt | Christoph Tews<br />

Telefon: +49 (0)30 297-57660 | christoph.tews@dbschenker.eu<br />

Foto: ddp images/dapd, Christian Hager/dpa Picture-Alliance


Multimodal nach Portugal<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> bietet integrierte Door-to-Door-Lösungen<br />

für Kautschuktransporte nach Portugal an.<br />

Rund 2.300 Kilometer ist die neue multimodale Transportkette lang, die <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> im Auftrag von Dow bis nach Portugal knüpft. Zweimal pro<br />

Woche rollen Einzelwagen mit synthetischem Kautschuk aus Sachsen-Anhalt<br />

zunächst nach Saarbrücken/Einsiedlerhof, wo sie in den Atlantik-Shuttle, der nonstop<br />

quer durch Frankreich mit Euro Cargo<strong>Rail</strong> befördert wird, eingereiht werden. 36 Stunden<br />

später und 1.000 Kilometer weiter südwestlich wechselt die Fracht im <strong>Rail</strong>port Irun<br />

von der Schiene auf die Straße, denn in Spanien gibt es keinen Einzelwagenverkehr<br />

mehr. Zielort ist ein Reifenhersteller im portugiesischen Vila Nova de Famalicão,<br />

780 Kilometer entfernt. Die Zustellung in Portugal erfolgt „just in time“.<br />

Die Fäden der Informationskette laufen im KundenServiceZentrum in Duisburg<br />

zusammen. Hier wird der Lauf der Güter überwacht und aus einer Hand koordiniert.<br />

Die Umladung in Irun und den Lkw-Nachlauf durch Spanien organisiert der <strong>Rail</strong>port-<br />

Dienstleister in Absprache mit dem Empfänger.<br />

Mit den <strong>Rail</strong>ports werden Kunden angesprochen, die schienenbasierte Door-to-Door-<br />

Logistiklösungen nachfragen. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> greift bereits auf 38 <strong>Rail</strong>ports in<br />

12 Ländern zurück. Dieses Netzwerk wird weiter ausgebaut.<br />

Kontakt | Wilhelm Duesmann<br />

Telefon: +49 (0)6131 15-67804 | wilhelm.duesmann@dbschenker.eu<br />

Techniker des Chemiekonzerns Dow<br />

besprechen die Produktion, den<br />

Transport des Naturkautschuks von<br />

Sachsen-Anhalt nach Portugal besorgt<br />

die <strong>DB</strong> per Zug und Lkw.<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

53


Markets & Innovation<br />

Künstliche Inseln und<br />

schnelle Schienenwege<br />

Der Schienengüterverkehr in den Niederlanden ist ein äußerst dynamischer Markt.<br />

Zunehmender Seehafen-Hinterlandverkehr und bedeutende Ausbauvorhaben sorgen<br />

für Wachstum.<br />

Mit Holland verbindet<br />

man „Klompen“,<br />

Grachten oder Edamer –<br />

doch das Land verfügt<br />

auch über eine hochmoderneVerkehrsinfrastruktur<br />

und will<br />

in den kommenden<br />

Jahren mehr Güterverkehr<br />

auf die Schiene<br />

bringen.<br />

54 | <strong>Rail</strong>ways


Foto: iStochphoto<br />

Von jeher spielen Verkehr und Transport eine dominierende<br />

Rolle in den Niederlanden. Als Handelsnation und<br />

ehemalige koloniale Großmacht stand das Königreich im<br />

Nordwesten Europas schon immer in engem wirtschaftlichem<br />

Austausch mit seinen Nachbarn, dem Rest Europas und Übersee.<br />

Die am Bruttoinlandsprodukt gemessen sechstgrößte Volkswirtschaft<br />

der Europäischen Union exportierte im vergangenen Jahr<br />

Güter im Wert von mehr als 300 Milliarden Euro, das Import-<br />

volumen belief sich auf über 275 Milliarden. Doch auch als Transitland<br />

spielen die Niederlande eine wichtige Rolle. Ein Grund<br />

dafür sind die zahlreichen Seehäfen und vor allem der Hafen<br />

Rotterdam, der mit einem Umschlagvolumen von rund 400 Millionen<br />

Tonnen pro Jahr einer der größten Seehäfen der Welt ist.<br />

Unter den elf Häfen der sogenannten Hamburg-Le Havre-Range<br />

ist Rotterdam mit über 35 Prozent des Umschlagvolumens bei<br />

Weitem Marktführer, zusammen repräsentieren die niederländischen<br />

Häfen Rotterdam, Amsterdam und die Seelandhäfen<br />

Terneuzen und Vlissingen 46 Prozent.<br />

Das dichtestbesiedelte Land Europas verfügt über eine der<br />

besten Verkehrsinfrastrukturen der Welt. Knapp 3.000 Kilo-<br />

meter Bahnschienen durchziehen das Land, das Schienennetz<br />

ist das meistbefahrene Europas. Doch der Anteil der Bahn am<br />

gesamten Güterverkehr ist verhältnismäßig gering, denn sie<br />

konkurriert mit einem gut ausgebauten Straßennetz und zahlreichen<br />

Wasserwegen.<br />

Doch die Bahn ist ein wichtiger Faktor im niederländischen<br />

Güterverkehr: 5,9 Milliarden Tonnenkilometer wurden im vergangenen<br />

Jahr über die Schiene abgewickelt. Auch wenn die absolute<br />

Transportleistung infolge der Wirtschaftskrise gegenüber<br />

2008 abgenommen hat, stehen die Zeichen für die kommenden<br />

Jahre auf Wachstum. Dabei kommt dem Seehafen-Hinterlandverkehr<br />

eine überragende Bedeutung zu: Drei Viertel des Bahnverkehrs<br />

gehen zu oder kommen von den Häfen. 80 Prozent sind<br />

internationale Verkehre, wobei der Austausch mit Deutschland<br />

die dominierende Rolle spielt: Die Hälfte aller Schienengütertransporte<br />

in den Niederlanden gehen nach oder kommen aus<br />

dem Nachbarland, zwei Drittel passieren die deutsch-niederländische<br />

Grenze.<br />

Starker Wettbewerb<br />

Die Niederlande haben früh und konsequent für einen wettbewerbsorientierten<br />

Schienenverkehr gesorgt. 2003 wurde das<br />

Schienennetz von der staatlichen Eisenbahngesellschaft Nederlandse<br />

Spoorwegen (NS) getrennt, seitdem wird es von der<br />

Gesellschaft Pro<strong>Rail</strong> betrieben. Bereits im Jahr 2000 erwarb die<br />

Deutsche Bahn den Güterverkehrsbereich der NS, die sich seit-<br />

dem auf den Personenverkehr beschränkt. Mit einem Marktanteil<br />

– gemessen am Transportvolumen – von 63 Prozent ist die<br />

heutige <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Nederland die Nummer eins im niederländischen<br />

Schienengüterverkehr, steht jedoch in einem starken<br />

Wettbewerb mit 13 weiteren Unternehmen. Auch wenn der<br />

Marktanteil in den letzten Jahren zurückging, stieg die absolute<br />

Verkehrsleistung von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Nederland bis 2008<br />

stetig: Im vorletzten Jahr belief sie sich auf 4,8 Milliarden Tonnenkilometer<br />

und sank 2009 – konjunkturbedingt – auf 3,4 Milliarden.<br />

Mit rund 770 Mitarbeitern und eigenem rollendem<br />

Material bedient die Gesellschaft tägliche Verbindungen zu<br />

den Seehäfen Amsterdam, Rotterdam, Vlissingen, Moerdijk,<br />

Terneuzen und Delfzijl. Auch im Hinterland sind fast alle großen<br />

Unternehmen und Industriegebiete angebunden.<br />

In Zukunft dürfte der Schienengüterverkehr in den Niederlanden<br />

weiter zunehmen. Einer Studie des Forschungsinstituts<br />

TNO zufolge soll die Menge der in den Niederlanden transportierten<br />

Güter – je nach Szenario – von circa 45 Millionen Tonnen<br />

im Jahr 2007 bis 2020 auf 65 bis knapp 100 und bis 2040 auf 80<br />

bis über 160 Millionen Tonnen steigen.<br />

Dazu soll ein Masterplan der niederländischen Regierung<br />

maßgeblich beitragen, der vorsieht, mit zusätzlichen Investitionen<br />

von 4,5 Milliarden Euro das Verkehrsaufkommen auf der<br />

Schiene deutlich zu stärken. Die Mittel fließen unter anderem in<br />

den Ausbau der internationalen Korridore von Rotterdam nach<br />

Genua, Warschau und Lyon.<br />

Weitere Vorhaben werden zur Stärkung des Seehafen-Hinterlandverkehrs<br />

beitragen. Darunter das Projekt Maasvlakte 2: Die<br />

Vergrößerung der künstlichen Insel wird die Kapazitäten des<br />

Hafens Rotterdam deutlich erweitern; vor allem wird das<br />

Containeraufkommen signifikant steigen. Die Bahn wird dabei<br />

eine entscheidende Rolle spielen, denn die Planungen sehen vor,<br />

dass der Bahnanteil am Hinterlandverkehr langfristig von derzeit<br />

11 auf 30 Prozent steigt.<br />

Der Erfolg dieses Projekts wird entscheidend von der Qualität<br />

und der Kapazität der Hinterland-Anbindungen abhängen. Der<br />

Hafen Rotterdam und die Deutsche Bahn haben deshalb beschlossen,<br />

gemeinsam an der Zukunft zu arbeiten. 2008 unterzeichneten<br />

beide Unternehmen einen Letter of Intent, in dem<br />

gemeinsame Ziele abgesteckt wurden. So sollen die Bahnprozesse<br />

im Hafen und die Datenströme zwischen beiden Unternehmen<br />

optimiert werden.<br />

Kontakt | Jelle Rebbers<br />

Telefon: +31 (0)30 23583-47 | jelle.rebbers@dbschenker.com<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

55


Markets & Innovation<br />

Impulse für den<br />

Hinterlandverkehr<br />

In Rotterdam und Hamburg tauschten sich Vertreter der maritimen Transportwirtschaft<br />

zu Konjunktur, Prozessen und Zukunftsaussichten aus.<br />

Damit der Seehafen-Hinterlandverkehr effizient funktioniert,<br />

müssen Seeverkehrsbranche und Schienengüterverkehr<br />

eng zusammenarbeiten. Zu diesem Zweck hat<br />

der Marktbereich Intermodal von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> mit den<br />

jährlichen West- und Nordhafenkonferenzen zwei einzigartige<br />

Plattformen für die am Containertransport beteiligten Unternehmen<br />

und Institutionen geschaffen.<br />

Die diesjährige Westhafenkonferenz fand Ende September in<br />

Rotterdam statt. Hochrangige Vertreter insbesondere von<br />

Reedereien, Speditionen, Hafenbehörden, intermodalen Operateuren<br />

und seeverladenden Unternehmen trafen sich, um mit<br />

wissenschaftlicher Unterstützung von Professor Notteboom von<br />

der Universität Antwerpen und Professor Tavasszy vom niederländischen<br />

Forschungsinstitut TNO zu diskutieren, wie die<br />

Transportmengen von und zu den niederländischen und belgischen<br />

Seehäfen verstärkt auf die Schiene verlagert werden<br />

können. Hintergrund: Auf lange Sicht rechnen die Seehäfen mit<br />

einem stark steigenden Gesamtumschlag. „Um dieses Wachstum<br />

effizient, schnell und umweltschonend zu bewältigen, ist eine<br />

gute Hinterlandanbindung unerlässlich“, sagte Hans Smits, Vor-<br />

56 | <strong>Rail</strong>ways<br />

standsvorsitzender der Rotterdamer Hafengesellschaft. „Dazu<br />

brauchen wir einen leistungsstarken und wettbewerbsfähigen<br />

Schienengüterverkehr.“<br />

Hierauf konzentriert auch <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> seine Kräfte und<br />

gab auf der Westhafenkonferenz den Projektstart zum Aufbau<br />

einer europäischen Produktions- und Transportsteuerung<br />

bekannt. Bislang wurden Produktionssteuerung, Transportüberwachung<br />

und begleitende Kundeninformationen bei Europas<br />

größtem Schienengüterverkehrsunternehmen von den<br />

einzelnen Landesgesellschaften verantwortet, künftig kommen<br />

diese Leistungen grenzüberschreitend aus einer Hand. „Damit<br />

ebnen wir den Weg für eine einheitliche europaweite Betreuung<br />

der schienengebundenen Logistik unserer Kunden”, so Karsten<br />

Sachsenröder, Vorstand Vertrieb von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>.<br />

Zudem vereinbarten die Konferenzteilnehmer abschließend<br />

eine gemeinsame „<strong>Rail</strong> Agenda for Growth“. Diese sieht vor, dass<br />

die Beteiligten weiterhin mit neutraler wissenschaftlicher Unterstützung<br />

den Abgleich von aggregierten und anonymisierten<br />

Mengenplanungen im Rahmen der Arbeitsgruppe „Prognose“<br />

optimieren. Dadurch kann die Branche besser auf schwankende


Foto: Miquel Gonzalez/laif, PR (2)Marc Darchinger/darchinger.com<br />

Transportvolumina und sich abzeichnende Kapazitätseng-<br />

pässe reagieren. Darüber hinaus engagieren sich die Teilneh-<br />

mer in weiteren ganzjährigen Arbeitsgruppen zu den Themen<br />

„Verlagerungsziele zugunsten des Schienengüterverkehrs in<br />

den Westhäfen“ und „Grüne Logistik“. Die entsprechenden<br />

Fortschritte werden dann 2011 auf der nächsten Westhafenkonferenz<br />

vorgestellt.<br />

Umgang mit Volatilität<br />

Auch die Nordhafenkonferenz, zu der Sachsenröder die deutsche<br />

maritime Transportwirtschaft in den Hamburger Hafenklub<br />

geladen hatte, beschäftigte sich mit der Optimierung des schnittstellenreichen<br />

Seehafenhinterlandverkehrs.<br />

Professor Frank Straube, Leiter des Fachgebiets Logistik<br />

an der Technischen Universität Berlin, führte die Teilnehmer<br />

durch die Konferenz. Auch hier berichteten verschiedene Ar-<br />

beitsgruppen über ihre Aktivitäten im vergangenen Jahr; so<br />

beispielsweise Professor Ralf Elbert, Leiter des Fachgebiets Lo-<br />

gistikdienstleistungen und Transport an der TU Berlin, dessen<br />

Arbeitsgruppe „Prognose“ ihre Branchenbefragungen nun in<br />

Hafenkonferenz der maritimen Transportwirtschaft in Rotterdam (oben).<br />

höherer Frequenz als bisher und DV-gestützt als Delphi-<br />

Be fragung durchführt.<br />

Anders als auf der Westhafenkonferenz, die drei Monate später<br />

stattfand, war hier der angemessene Umgang mit zukünftigen<br />

Konjunkturschwankungen das Top-Diskussionsthema. Denn<br />

auch wenn nach der Krise die Konjunktur nun schneller als<br />

erwartet wieder anzieht, stellten sich die Konferenzteilnehmer<br />

die Frage, wie nachhaltig dieser Trend ist. Damit die fixkostenintensive<br />

Branche die Herausforderungen der volatilen Wirtschaft<br />

meistert, verständigten sich die Teilnehmer auf<br />

Maßnahmen. Dabei stehen Themen wie Flexibilität und Servicequalität<br />

ganz oben auf der Agenda. Zu den Maßnahmen gehört,<br />

dass die Arbeitsgruppe „Prognose“ die Befragungsfrequenz für<br />

die aggregierten und anonymisierten Mengenszenarien der<br />

Unternehmen weiter anhebt und das Thema Datenflussoptimierung<br />

entlang der Transportkette forcierter bearbeitet wird.<br />

Kontakt | Felicitas Leibfarth<br />

Telefon: +49 (0)30 297-54316 | felicitas.leibfarth@deutschebahn.com<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

57


Markets & Innovation<br />

Gleiche Leistung,<br />

geringerer Verbrauch<br />

Die Mitteldeutsche Eisenbahngesellschaft<br />

baut die erste Hybridlok-Flotte im europäischen<br />

Schienengüterverkehr auf.<br />

Hybridtechnologie kann im Schienengüterverkehr Kraftstoffverbrauch,<br />

Schadstoffemissionen und Lärm deutlich<br />

senken. Die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>-Tochter MEG mietet<br />

deshalb fünf Alstom-Hybridlokomotiven an. Die Lokomotiven<br />

verfügen bei einer Spitzenleistung von 600 kW über einen kleinen<br />

250-kW-Dieselgenerator. Die zusätzliche Leistung beziehen<br />

sie aus großen Batterien, die vom Generator in Phasen mit geringerer<br />

Last wieder aufgeladen werden.<br />

Die innovativen Fahrzeuge werden im Rahmen einer Langzeiterprobung<br />

im Rangierbetrieb bei der Dow Olefinverbund<br />

GmbH in Schkopau und Böhlen eingesetzt. Dort ist ein Prototyp<br />

seit Juli 2010 im Dauertest. Bis Ende 2011 kommen die weiteren<br />

Loks hinzu. Auf den späteren Kauf der zunächst gemieteten Fahrzeuge<br />

hat die MEG eine Option. Mit der Anschaffung legt das<br />

Unternehmen den Grundstein für die erste Hybridflotte im europäischen<br />

Schienengüterverkehr.<br />

„Wir freuen uns, dass unser innovatives Konzept der Hybridlokomotive<br />

in die nächste Phase geht. 2006 haben wir unseren<br />

Prototypen auf der InnoTrans vorgestellt – heute gehen wir gemeinsam<br />

mit der <strong>DB</strong> und der MEG in die nächste Runde“, sagt<br />

Klaus Hiller, Leiter des Geschäftsbereichs Service und Lokomotiven<br />

bei Alstom Transport Deutschland. „Der Prototyp wurde<br />

zur Erprobung vielfach im Tagesgeschäft eingesetzt und zur<br />

Marktreife weiterentwickelt. Weitere modernisierte Fahrzeuge<br />

mit dieser Technologie können ab Ende 2011 aus der Serie heraus<br />

geliefert werden.“<br />

„Wer viel transportiert, hat Verantwortung für die Umwelt“,<br />

so Otto Niederhofer, Vorstand von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. „Wir un-<br />

58 | <strong>Rail</strong>ways<br />

Auf der InnoTrans in Berlin stellte<br />

Hersteller Alstom die erste serienreife<br />

Rangierlok mit Hybridtechnik vor. Die<br />

<strong>DB</strong>-<strong>Schenker</strong>-Tochter MEG wird bis<br />

Ende 2011 fünf dieser Fahrzeuge in<br />

Betrieb nehmen und damit Vorreiter<br />

für umwelt- und klimafreundliche<br />

Rangierdienste.<br />

terstützen die umweltfreundliche Antriebstechnik aktiv, weil wir<br />

im <strong>DB</strong>-Konzern vielfältige Einsatzmöglichkeiten für die verbrauchsarme<br />

Hybrid-Rangierlokomotive sehen.“<br />

Die Hybridtechnologie ist in allen Rangierdienstbereichen<br />

einsetzbar. Während bei konventionellen Lokomotiven der große<br />

Motor ständig, also oft auch im Leerlauf, läuft, ist der Diesel-<br />

generator der neuen Fahrzeuge während weniger als der Hälfte<br />

der Einsatzzeit in Betrieb. Der Motor erfüllt Euro-IV-Anforderungen<br />

und besitzt zusätzlich einen Partikelfilter. Bei einem im<br />

Idealfall bis zu 50 Prozent niedrigeren Kraftstoffverbrauch liegt<br />

er deutlich über den Anforderungen für konventionelle Rangierlokomotiven.<br />

Der Schadstoffausstoß verringert sich um bis zu<br />

70 Prozent gegenüber heutigen Fahrzeugen. Im reinen Batteriebetrieb<br />

ist die Lok besonders geräusch- und vibrationsarm, und<br />

dank des kleinen Motors ist sie auch bei laufendem Generator<br />

deutlich leiser als herkömmliche Rangierloks.<br />

Kontakt | Jürgen Sonntag<br />

Telefon: +49 (0)3461 49-7057 | jsonntag@meg-bahn.de


Fotos: <strong>DB</strong> AG/Ralf Kranert<br />

MEG: erweiterter Aktionsradius<br />

Die Mitteldeutsche Eisenbahn GmbH (MEG)<br />

entstand 1998 durch die Ausgliederung der<br />

früheren Werksbahn von Dow Chemical in<br />

Böhlen und Schkopau. An der MEG sind <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> zu 80 Prozent und die zum VTG-<br />

Konzern gehörige Bahnspedition Transpetrol zu<br />

20 Prozent beteiligt. Die beiden weiteren Standorte<br />

des Unternehmens in Rüdersdorf bei Berlin<br />

und in Rostock widmen sich überwiegend Transporten<br />

für die CEMEX OstZement GmbH. In<br />

Schkopau und Böhlen bedient die MEG außerdem<br />

die Bahnanschlüsse von zwei Kraftwerken.<br />

Das Unternehmen beschäftigt 246 Mitarbeiter,<br />

die 50 eigene Lokomotiven und 600 Güterwagen<br />

in Fahrt halten. Neben dem reinen Werksverkehr<br />

hat sich die MEG mit dem Streckenverkehr<br />

ein zweites Standbein zugelegt, auf das heute<br />

rund 50 Prozent des Geschäfts entfallen. Im<br />

Streckenverkehr bewegte die Mitteldeutsche<br />

Eisenbahn 2009 über 19 Millionen Nettotonnen<br />

und erzielte eine Verkehrsleistung von 686 Millionen<br />

Tonnenkilometern.<br />

www.meg-bahn.de<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

59


Company & People<br />

Container-<br />

Depot zog in<br />

den Hafen um<br />

Neues Depot von <strong>DB</strong> Intermodal Services<br />

am Nürnberger Hafen bietet Platz für rund<br />

6.000 TEU und schafft die Voraussetzungen<br />

für neue Konzepte im Hinterlandverkehr.<br />

Die <strong>DB</strong> Intermodal Services GmbH hat im September am<br />

Nürnberger Hafen ein neues Container-Depot in Betrieb<br />

genommen. Eine Fläche von 53.000 Quadratmetern<br />

bietet Platz für rund 6.000 TEU. Für die Instandsetzung beschädigter<br />

Container steht eine knapp 1.000 Quadratmeter große<br />

Halle zur Verfügung.<br />

Nach der Inbetriebnahme des Umschlagbahnhofes im letzten<br />

Jahr sind nun mit dem neuen Depot die Voraussetzungen<br />

für zukünftiges Wachstum geschaffen. Das Lastlagerangebot<br />

von <strong>DB</strong> Intermodal Services ermöglicht zudem, die neuen Konzepte<br />

für die maritimen Hinterlandtransporte, wie sie von der<br />

Hafen wirtschaft gefordert werden, am Standort Nürnberg<br />

Hafen umzusetzen.<br />

„Damit trägt unser neues modernes Container-Depot bereits<br />

heute den Forderungen der maritimen Verkehrswirtschaft<br />

Rechnung. Durch eine Ergänzung der Umschlagbahnhöfe um<br />

erweiterte Lagerflächen können wir Reedern und Spediteuren<br />

Aufliefer- und Abholdienstleistungen anbieten“, so Karsten<br />

Sachsenröder, Vorstand Vertrieb von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>.<br />

Gerhard Bukowski, Geschäftsführer der <strong>DB</strong> Intermodal,<br />

ergänzt: „Mit der Errichtung von neuen Depots wie in Nürnberg<br />

sowie dem Ausbau und der Modernisierung bestehender Depots<br />

an anderen Standorten leisten wir einen wesentlichen Beitrag<br />

zur Effizienzsteigerung der intermodalen Transportkette sowie<br />

zur Optimierung der Hinterland-Dienstleistungen.“<br />

Durch den Umzug des Depots in den Hafen erfolgte auch<br />

eine Entlastung der Bevölkerung in der Stadt, da der bishe-<br />

rige Depotstandort im Wohngebiet lag und damit Lärm- und<br />

Licht immissionen unvermeidbar waren. <strong>DB</strong> Intermodal<br />

Services GmbH verzeichnet in seinen Depots 500.000 Container-Umschläge<br />

pro Jahr (800.000 TEU) und stellt vor Ort<br />

100.000 Container zu.<br />

Kontakt | Gerhard Bukowski<br />

Telefon: +49 (0)6131 15-3562<br />

gerhard.bukowski@db-intermodal-services.de<br />

V. l. n. r.: Michael Heinemann, Geschäftsführer <strong>DB</strong> Intermodal, Alfred Raithel, Depotleiter Nürnberg der <strong>DB</strong> Intermodal, Heinrich Doll, Präsident<br />

Landesverband Bayerischer Spediteure, Karsten Sachsenröder, Vertriebsvorstand <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>, Harald Leupold, Geschäftsführer Bayernhafen<br />

Nürnberg, Gerhard Bukowski, Geschäftsführer <strong>DB</strong> Intermodal, und Norbert Schuh, Leiter Vertrieb bei <strong>DB</strong> Intermodal.<br />

60 | <strong>Rail</strong>ways<br />

Foto: PR, Christian O. Bruch / VISUM


Mehr Kapazität<br />

für die Ostseehäfen<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska investiert in Hafenanlagen in Stettin und Swinemünde.<br />

Container, Stückgut, Papier und Zellulose, Granit und Stahl:<br />

Solche und unzählige andere Güter kommen täglich am<br />

Hafen von Stettin an. Der <strong>DB</strong> Port Szczecin, an dem die<br />

Deutsche Bahn über ihre polnische Tochter <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

Polska beteiligt ist, ist der zweitgrößte Hafen Polens. Doch er ist<br />

nicht nur für die polnische Wirtschaft von Bedeutung, sondern<br />

auch für die Nachbarländer. Für fünf europäische Hauptstädte<br />

ist Stettin der nächstgelegene Seehafen.<br />

„Um die Umschlagkapazität zu steigern und am Wachstum<br />

des Warenaustauschs über die Häfen teilzuhaben, investieren wir<br />

bedeutende Summen in den Ausbau unserer Anlagen in den Ostseehäfen<br />

Szczecin und im benachbarten Świnoujście“, sagt<br />

Hans-Georg Werner, CEO der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska. Bis 2018<br />

fließen – im Rahmen von Projekten, die in Kooperation mit der<br />

polnischen Hafenbehörde durchgeführt werden – insgesamt rund<br />

22,5 Millionen Euro in neue Kaianlagen und Kräne.<br />

So wurden in Stettin zwei neue Portalkräne errichtet. Mit<br />

einem Gewicht von 630 Tonnen kann jeder von ihnen pro Stunde<br />

35 Container bewegen und bis zu fünf Container übereinander<br />

stapeln. Weitere Mittel flossen in Straßen und IT-Systeme für das<br />

Hafen Stettin: Neue Investitionen<br />

stärken den Hinterlandverkehr.<br />

neue Container-Terminal von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska, das im<br />

Herbst 2010 den Betrieb aufgenommen haben soll. Mit einer Jahreskapazität<br />

von bis zu 220.000 TEU (20 feet containers) wird es<br />

die Umschlagleistung des <strong>DB</strong> Port Szczecin mehr als verdoppeln.<br />

Im Hafen Świnoujście (Swinemünde) wird ein moderner<br />

Liebherr-Kran errichtet, der pro Tag 10.000 Tonnen bewegen<br />

kann. Ein Vertrag mit dem Bereich Polish Trade Services des<br />

Agrarprodukte- und Lebensmittelproduzenten Bunge International<br />

Group sichert den langfristigen Umschlag. Der Ausbau des<br />

Terminals wird jährlich zusätzliche Kapazitäten im Umfang von<br />

einigen Hunderttausend Tonnen schaffen. Das erste Schiff mit<br />

Import-Produkten soll Mitte 2011 abgefertigt werden.<br />

„Diese Investitionen in unsere Häfen sind Teil einer langfristig<br />

geplanten Verkehrsentwicklung“, sagt Christian Schreyer, Vorstand<br />

Logistics der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska. „Wir versprechen<br />

uns durch den Ausbau der Hafenkapazitäten insbesondere eine<br />

Stärkung der Seehafenhinterlandverkehre auf der Schiene.“<br />

Kontakt | Manfred Michel<br />

Telefon: +48 (0)91 4308-777 | manfred.michel@deutschebahn.com<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

61


Company & People<br />

Polens viertgrößte Stadt Wrocław (Breslau) – hier der<br />

gotische Dom – ist dreimal wöchentlich Ziel des neuen<br />

Linienzugs Schlesien.<br />

Neue Verbindung zwischen<br />

Deutschland und Schlesien<br />

Mit dem Linienzug nach Schlesien hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> eine Erfolgsgeschichte<br />

geschrieben. Um die Nachfrage von Einzelwagentransporten nach Schlesien zu<br />

bedienen, müssen nun Verstärkerzüge eingesetzt werden.<br />

62 | <strong>Rail</strong>ways


Foto: iStockphoto, <strong>DB</strong> AG<br />

Erst seit Anfang dieses Jahres wird er angeboten, und<br />

schon ist er aus der Logistikplanung vieler Unternehmen<br />

nicht mehr wegzudenken: der Linienzug nach<br />

Schlesien. Im Januar hatte <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> mit dem neuen<br />

Angebot die polnischen Industriegebiete in Schlesien an das<br />

deutsche Einzelwagensystem angebunden und eine attraktive<br />

Alternative zum Transport über die Straße geschaffen. Die<br />

Wagenumlaufzeiten in Polen konnten mit dem neuen Angebot<br />

nahezu halbiert werden, die Transportqualität hat sich durch<br />

die umlaufbasierte Zustellung und Abholung verbessert. Die<br />

Kunden profitieren außerdem von der durchgehenden Transportüberwachung,<br />

Zusatzleistungen wie Wageninstandhaltung<br />

oder Kesselwagenreinigung und wettbewerbsfähigen<br />

Preisen. Es besteht eine gute Anbindung an das deutsche Einzelwagennetz<br />

und an <strong>DB</strong> SCHENKERchem-solution, das Transportangebot<br />

für die Chemiebranche. „Damit haben unsere<br />

Kunden in Polen jetzt Zugriff auf das gesamte europäische Netzwerk<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>“, sagt Hans-Georg Werner, Leiter<br />

Region East bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> und Vorstandsvorsitzender <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska S.A. „Von Polen aus sind jetzt durchgehende<br />

Transporte bis nach Westeuropa möglich – aus einer Hand und<br />

mit einem einzigen Ansprechpartner.“<br />

Das Interesse an der neuen Linie, die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

Polska gemeinsam mit ihrer Tochter <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Spedkol<br />

und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Deutschland entwickelt hatte, war von Anfang<br />

an groß. Vor allem Unternehmen aus den Bereichen Chemie<br />

und Haushaltsgeräte nutzen sie bislang. Bereits im März hatte der<br />

Linienzug nach Schlesien seine planmäßige Auslastung erreicht.<br />

Im Mai reichten erstmals die zwei Zugpaare, die regulär zwischen<br />

Deutschland und Schlesien pendeln, nicht mehr aus; es mussten<br />

Verstärkerzüge eingesetzt werden. Seit dem 20. September verkehrt<br />

das dritte Zugpaar planmäßig zwischen Senftenberg und<br />

Wrocław Gadów. „Die Verkehre sind eingespielt und laufen zuverlässig“,<br />

so Werner. „Wir stellen uns auf weiter wachsende Nachfrage<br />

ein und schicken bei Bedarf zusätzliche Züge auf den Weg.“<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> fährt die Züge in Polen in Eigenregie – die<br />

entsprechenden Leistungen mussten früher von der polnischen<br />

Staatsbahn eingekauft werden. In Polen akquiriert die polnische<br />

<strong>DB</strong>-Landesgesellschaft auch Kunden für Rückladungen; die bessere<br />

Auslastung des Zuges auf dem Weg nach Deutschland trägt<br />

dazu bei, dass die Transporte wirtschaftlich attraktiv sind.<br />

Alternative zum Angebot der PKP Cargo<br />

Der Einzelwagenverkehr, der in Polen einen Anteil von rund<br />

30 Prozent am Schienengüterverkehr hat, war bislang eine Domäne<br />

der polnischen Staatsbahn. Mit dem Linienzug nach Schlesien<br />

kann <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska nun eine echte Alternative für Kunden<br />

im Einzelwagensystem anbieten. Um ein Angebot aus einer<br />

Hand zu schaffen, arbeiteten die polnische und die deutsche Landesgesellschaft<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> eng zusammen. Es entstand<br />

ein System von vier Absetzhalten, von dem aus 22 schlesische<br />

Bahnhöfe direkt angefahren werden können. So erreichen die Wagen<br />

oder Wagengruppen wichtige Bahnhöfe in ganz Schlesien,<br />

darunter mit Sławków auch einen, der eine Anbindung an das<br />

Breitspurnetz für Verkehre in die Ukraine und nach Russland bietet.<br />

„Die schlesische Industrie boomt, und der Austausch mit<br />

anderen europäischen Ländern nimmt immer weiter zu“, so<br />

Hans-Georg Werner. „Die Nachfrage von unseren Kunden nach<br />

einer direkten Anbindung an unser europäisches Netzwerk wird<br />

immer größer, und daher stellen wir uns darauf ein, unser Angebot<br />

auf weitere Regionen Polens auszuweiten.“<br />

INterVIew<br />

Ideale ergänzung zum<br />

Ganzzugangebot<br />

Drei Fragen an Andreas Lipka, Leiter Geschäftsentwicklung<br />

Osteuropa und Südosteuropa bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

Warum ist der Linienzug nach<br />

Schlesien so erfolgreich?<br />

Das Angebot ist stark an den<br />

Bedürfnissen der Kunden ausgerichtet.<br />

Sie schätzen die unkomplizierte<br />

Abwicklung und<br />

die schnellen Transportzeiten.<br />

Unsere deutschen Kunden greifen<br />

einfach auf die bestehenden<br />

Systeme zurück, und auch für<br />

die polnischen Kunden gibt es<br />

schlanke, einfache Prozesse.<br />

Zudem sind die Transportzeiten<br />

in Polen aufgrund der schnelleren<br />

Wagenumlaufzeiten oft<br />

um bis zu 50 Prozent kürzer.<br />

Welche Kunden nutzen<br />

das Angebot?<br />

Der Linienzug richtet sich vor<br />

allem an Kunden mit Wagengruppen<br />

und Einzelwagen.<br />

Damit ist er eine ideale Ergänzung<br />

zu unseren Ganzzugangeboten.<br />

Davon macht<br />

insbesondere die schlesische<br />

Chemieindustrie Gebrauch, aber<br />

auch andere Branchen sind von<br />

Anfang an dabei, zum Beispiel<br />

ein großer Hausgerätehersteller<br />

im Raum Wrocław.<br />

Wird das System in Zukunft<br />

weiterentwickelt?<br />

Unsere Erfahrungen mit dem<br />

Linienzug sind so gut, dass wir<br />

aktuell über die Erweiterung<br />

des Angebots um weitere<br />

Linien züge nachdenken. Dadurch<br />

würde in Polen dann ein<br />

kleines Einzelwagennetzwerk<br />

entstehen, das auch weitere<br />

Landesteile abdeckt. Außerdem<br />

prüfen wir regelmäßig, ob weitere<br />

Bahnhöfe in Schlesien mit<br />

dem ersten Linienzug verknüpft<br />

werden können.<br />

Kontakt | Neukundenservice<br />

Telefon: +49 (0)1805 331050 | neukundenservice@dbschenker.eu<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

63


Company & People<br />

64 | <strong>Rail</strong>ways


Fotos: Manfred Goergens / VISUM, Alamy / mauritius images<br />

Effizientes System<br />

Mit dem Sammelladungssystem der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> AB in Schweden werden internationale<br />

Stahltransporte per Bahn auch bei kleinen Mengen wirtschaftlich.<br />

Die Bahn und die Montanindustrie haben gemeinsame<br />

Wurzeln. Denn im Zuge der Industrialisierung wurden<br />

Bahngesellschaften gegründet, um Erz, Kohle und Stahlprodukte<br />

zu transportieren. Zugleich war die Versorgung mit<br />

Stahl und Kohle Voraussetzung für Bau und Betrieb von Bahnstrecken,<br />

Waggons und Lokomotiven.<br />

Auch im Stahlland Schweden haben sich beide Industrien<br />

gemeinsam entwickelt. Nach wie vor ist die Bahn der Hauptverkehrsträger<br />

bei großen Volumina. Doch in den letzten Jahren ist<br />

das Infrastrukturnetz dünner geworden. Anschlussstellen wurden<br />

geschlossen, manche Betriebe waren nicht mehr direkt per<br />

Bahn erreichbar. In der Folge sind viele Unternehmen dazu übergegangen,<br />

kleinervolumige Transporte auf die Straße zu verlagern.<br />

Innerhalb Schwedens, vor allem aber bei Transporten von<br />

Schweden ins europäische Ausland oder umgekehrt kommen<br />

dabei enorme Kilometerleistungen zusammen.<br />

„Solche Transporte mit dem Lkw zurückzulegen ist weder<br />

wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll“, sagt Jerry Lindestam,<br />

Business Area Manager bei der <strong>Schenker</strong> AB in Malmö. „Mit<br />

unserem Sammelladungskonzept, das wir seit den 80er-Jahren<br />

kontinuierlich weiterentwickelt haben, bieten wir den Unternehmen<br />

eine Alternative, die sowohl ihre ökonomische als auch ihre<br />

CO 2 -Bilanz entlastet – auch bei kleinen Mengen und selbst wenn<br />

Absender oder Empfänger keinen Gleisanschluss haben.“<br />

Und so funktioniert das Sammelladungskonzept: „Wenn ein<br />

Hersteller, der zum Beispiel drei Ladungen, die für sich genom-<br />

In Schweden führt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> AB kleinere Mengen<br />

Stahl zu Sammelladungen auf der Schiene zusammen.<br />

men zu klein für einen unserer Waggons wären, an drei verschiedene<br />

Empfänger schicken muss, kann er diese zusammen in einen<br />

Wagen laden“, erklärt Lindestam. „Wir fahren den Wagen zu<br />

einem unserer Terminals und beliefern die drei Kunden von dort<br />

aus per Lkw.“ Dabei wird die Hauptstrecke kostengünstig und<br />

umweltfreundlich auf der Schiene zurückgelegt, nur für Zu- und<br />

Nachlauf wird gegebenenfalls der Lkw benutzt.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> hat in den letzten Jahren in neue Wagen inves-<br />

tiert, die höhere Volumina fassen und so die Wirtschaftlichkeit<br />

weiter verbessern. Außerdem kann der Kunde umfangreiche<br />

Service- und Beratungsleistungen nutzen, etwa bei der Ladeplanung,<br />

beim Be- und Entladen und bei der Ladungssicherung.<br />

Einige der wichtigsten Stahlkonzerne nutzen das System intensiv,<br />

darunter die schwedische Ovako für ihre Transporte von<br />

Stab- und Spezialstahl von Schweden nach Frankreich, Deutschland,<br />

Österreich, in die Niederlande und die Schweiz. Die Mengen<br />

sind im Laufe der Jahre immer größer geworden, und heute läuft<br />

der größte Teil des Stahls, den <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> für Ovako transportiert,<br />

über das Sammelladungssystem. Auch andere Stahlkonzerne<br />

nutzen das System für ihre Transporte nach Schweden.<br />

Kontakt | Jerry Lindestam<br />

Telefon: +46 (0)40 66955-23 | jerry.lindestam@dbschenker.com<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

65


Company & People<br />

Neue Schüttgutwagen beschafft<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> für den Geschäftsbereich<br />

Montan. Erze und Kohle können durch ein<br />

hydraulisches Klappenverschlusssystem<br />

schlagartig entladen werden.<br />

66 | <strong>Rail</strong>ways<br />

Waggons für die<br />

boomende Industrie<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> modernisiert den Fuhrpark und investiert<br />

410 Millionen Euro in neue Güterwagen und Loks.<br />

Die Konjunktur brummt, in der Transportbranche ebenso wie in der Industrie. Auch<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> hat gut zu tun: Im ersten Halbjahr stieg die Menge der beförderten<br />

Güter gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 58 Millionen auf 203 Millionen Tonnen<br />

– ein Zuwachs um 40,1 Prozent. Die Verkehrsleistung nahm im gleichen Zeitraum um<br />

8,3 Milliarden auf 52,6 Milliarden Tonnenkilometer zu, was einem Plus von 18,8 Prozent<br />

entspricht. Besonders starke Zuwächse gab es beim Transport von Eisen, Erzen und<br />

Schrott. Vor allem in der Montan industrie kam es wegen des schnellen Aufschwungs<br />

nach dem vorangegangenen drastischen Einbruch zu Versorgungseng pässen.<br />

Um die Kapazitäten schnell zu erhöhen, investiert <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> in diesem Jahr<br />

europaweit rund 410 Millionen Euro vor allem in neue Güterwagen und Lokomotiven.<br />

„Das ist eine Rekordsumme, die wir gezielt dort einsetzen, wo die Nachfrage nach Transportleistungen<br />

bei unseren Kunden steigt und modernes Equipment gebraucht wird“,<br />

sagte Dr. Karl-Friedrich Rausch, Vorstand Transport und Logistik der <strong>DB</strong> Mobility<br />

Logistics AG. Eine Modernisierung des Fuhrparks erfolgt derzeit insbesondere bei<br />

Wagen für die Montanbranche, die Chemie- und die Automobilindustrie.<br />

Rund 190 Millionen Euro fließen in die Neuanschaffung und Instandsetzung von Wagen,<br />

weitere 167 Millionen Euro werden in Lokomotiven investiert. Der Rest der Summe<br />

verteilt sich auf unterschiedliche Investitionen in Anlagen oder IT-Equipment. Bis Ende<br />

des Jahres werden für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> 1.472 Wagen und 71 Lokomotiven neu angeschafft,<br />

darunter rund 700 Wagen speziell für Montanverkehre.


Fotos: <strong>DB</strong> AG/Claus Weber, <strong>DB</strong> AG/Max Lautenschläger, iStockphoto<br />

Mit täglich über 200 Zügen ist die<br />

<strong>DB</strong> in der Automotive-Transportlogistik<br />

Marktführer in Europa.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Automotive:<br />

Aus zwei mach eins<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> hat die bislang eigenständigen Gesellschaften ATG<br />

Autotransportlogistic GmbH (ATG) und <strong>Schenker</strong> Automotive<br />

<strong>Rail</strong>Net GmbH (SAR) zu einer Gesellschaft zusammenge-<br />

führt. Die neue Einheit trägt den Namen <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

Automotive GmbH. „Wir versprechen uns von ihr eine höhere<br />

Effizienz bei der Bedienung unserer Kunden. Und wir reagieren<br />

damit auf die steigende Nachfrage der Branche nach integrierten,<br />

aus einer Hand gesteuerten Netzwerklösungen für Komponenten<br />

wie Fertigfahrzeuge“, sagt Karsten Sachsenröder, Vorstand Vertrieb<br />

bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>.<br />

Auf europäischer Ebene wird die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Automotive<br />

GmbH weiterhin vom Marktbereich Automotive von <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> geführt. Die neue Gesellschaft, deren räumliche<br />

und organisatorische Zusammenlegung für das erste Quartal 2011<br />

vorgesehen ist, umfasst vier Bereiche. Marktbereichsleiter<br />

Axel Marschall ist als Vorsitzender der Geschäftsführung für die<br />

übergreifende Weiterentwicklung sowie für die Koordination der<br />

Zusammenarbeit mit den europäischen Schwestergesellschaften<br />

verantwortlich. Der Bereich Finished Vehicles (ehemals ATG)<br />

wird von Geschäftsführer Peter Büsing geleitet, für den Bereich<br />

Components (ehemals SAR) trägt wie bislang Jens Nöldner<br />

als Geschäftsführer die Verantwortung. Geschäftsführer für<br />

Finanzen und Controlling ist Arthur Meurer. Mit täglich über<br />

200 Zügen ist die Automotive-Transportlogistik von <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Marktführer in Europa.<br />

Doncaster/Großbritannien<br />

Innovative<br />

Obst- und Gemüsetransporte<br />

International Produce, Logistikzweig des<br />

Handelskonzerns Walmart, hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

den Titel „Most Innovative <strong>Rail</strong> Supplier“<br />

verliehen. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> erhielt die Aus-<br />

zeichnung für Lösungen, mit deren Hilfe<br />

International Produce 2009 Obst- und<br />

Gemüsetransporte für die Supermarkt-<br />

kette ASDA von der Straße auf die Schiene<br />

ver lagern konnte.<br />

Paris/Frankreich<br />

Erwartungen<br />

übertroffen<br />

Euro Cargo <strong>Rail</strong> (ECR) hat von Rio Tinto,<br />

einem der weltweit führenden Bergbaukonzerne,<br />

eine Auszeichnung für innovativen<br />

Kundenservice erhalten. ECR führt in<br />

Frankreich Transporte für Rio Tinto durch.<br />

Der Preis wurde für besondere Leistungen<br />

während der Wirtschaftskrise verliehen.<br />

Ben Smail, Commercial Director bei ECR,<br />

sagte: „Wenn man eine Aus zeichnung von<br />

einem Kunden erhält, ist das ein klares<br />

Zeichen, dass man die Erwartungen übertroffen<br />

hat. Das ist das Ergebnis der harten<br />

Arbeit und des Einsatzes unserer Mitarbeiter<br />

für Rio Tinto.“<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

67


Company & People<br />

Luftaufnahme der Baustelle in Nürnberg<br />

Neue Lokwerkstatt in Nürnberg in Bau<br />

Mit der Grundsteinlegung haben am Nürnberger<br />

Rangierbahnhof Mitte November die Bauarbei-<br />

ten an einer neuen Lokwerkstatt begonnen. <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> investiert 22,2 Millionen Euro aus<br />

Eigenmitteln, um die bestehende Anlage durch eine<br />

moderne, effiziente und klimafreundliche „TFZ-<br />

Servicestelle“ zu ersetzen. Die neue Werkstatt wird<br />

weniger als die Hälfte der derzeit notwendigen<br />

Energie benötigen. Damit kann der CO 2 -Ausstoß<br />

drastisch reduziert werden. Bis Ende 2012 entstehen<br />

68 | <strong>Rail</strong>ways<br />

neben der eigentlichen Werkstatthalle ein zweigeschossiger<br />

Hallenanbau für Nebenwerkstätten und<br />

Büroräume und ein Gebäude mit Lagerkapazitäten<br />

sowie Sozialräumen für rund 150 Mitarbeiter. Gebaut<br />

wird auch eine Außenreinigungsanlage für<br />

Triebfahrzeuge mit Abwasserbehandlung. Der Rangierbahnhof<br />

Nürnberg zählt mit jährlich rund<br />

850.000 rangierten Waggons zu den größten Bahnanlagen<br />

in Deutschland. Der Bahnhof ist Drehscheibe<br />

für den Schienengüterverkehr in Süddeutschland.<br />

Fotos: Nürnberg Luftbild, <strong>DB</strong> AG


Bei der Beladung von Güterwagen kommt<br />

es gelegentlich zu Beschädigungen der<br />

Fahrzeuge. Dem will <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> durch<br />

ein neues Programm vorbeugen.<br />

Mit Umsicht verladen,<br />

erspart einen Schaden<br />

Ein Programm zur Vermeidung von Verladeschäden soll Verfügbarkeit<br />

und Qualität von Güterwagen verbessern.<br />

Güterwagen sind hohen Belastungen ausgesetzt. Neben dem normalen Verschleiß kommt<br />

es häufig auch zu Schäden, die durch unsachgemäße Benutzung verursacht werden – meist<br />

bei der Verladung. „Solche Schäden führen dazu, dass für unsere Kunden weniger Wagen<br />

verfügbar sind“, sagt Gerhard Holzmüller, Leiter Marktbereich Montan. „Hinzu kommen<br />

möglicherweise Störungen im Transportablauf, wenn beschädigte Wagen ausgesetzt werden,<br />

die mit einer Sendung unterwegs sind.“<br />

Deshalb hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> das Projekt OPAG (Optimierungsprojekt zur Minimierung<br />

von Verladeschäden) initiiert. Oberstes Ziel des Projekts ist die Vermeidung unnötiger<br />

Schäden. „Dabei bieten wir unseren Kunden Unterstützung und Beratung bei der möglichst<br />

schonenden Be- und Entladung von Güterwagen“, erklärt Hagen Seidel, Projektleiter<br />

OPAG. Darüber hinaus soll eine verursachergerechte Zuordnung von Schäden für Transparenz<br />

und langfristig zu einer zusätzlichen Verringerung des Schadstandes von Güter-<br />

wagen führen.<br />

Alle am Transport beteiligten Bereiche von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> arbeiten eng zusammen, um<br />

den Gesamtprozess konsequent zu optimieren. „Das Projekt hilft, sowohl Wagenverfügbarkeit<br />

als auch Wagenqualität zu verbessern“, fasst Seidel zusammen. „Davon profitieren<br />

auch unsere Kunden.“<br />

Kontakt | Hagen Seidel<br />

Telefon: +49 (6131) 15 68-300 | hagen.seidel@dbschenker.eu<br />

<strong>Rail</strong>ways |<br />

69


Company & People<br />

Die Arche<br />

Unsere diesjährige Weihnachtsaktion unterstützt<br />

das christliche Kinder- und Jugendwerk<br />

1995 gründete Bernd Siggelkow in Berlin-Hellersdorf die erste Arche. Der<br />

Pastor wollte mit seiner Initiative sozial benachteiligte Kinder von der Straße<br />

holen und ihnen das geben, was vielen zu Hause fehlt: eine warme Mahlzeit,<br />

Hilfe bei den Hausaufgaben und Zuwendung. Inzwischen ist die Arche zu<br />

einem bundesweit tätigen christlichen Kinder- und Jugendwerk gewachsen, dessen Mitarbeiter Tag<br />

für Tag weit über 2.000 Kinder betreuen.<br />

In Berlin eröffnete Anfang dieses Jahres im Stadtteil Reinickendorf bereits die vierte Arche – und<br />

auch außerhalb der Hauptstadt sind neue Einrichtungen entstanden oder geplant: Im März eröffnete<br />

der erste Düsseldorfer Standort im Stadtteil Wersten, ab Anfang 2011 wird sich die zweite<br />

Arche in Frankfurt um die Kinder der Großsiedlung Nordweststadt kümmern. „Bildung muss für<br />

arme Kinder kostenlos sein“, fordert der Arche-Gründer Siggelkow, „damit sie in ihrer Entwicklung<br />

nicht benachteiligt werden und ihnen eine echte Chance für die Zukunft geboten wird.“<br />

Papa Bernd, wie Siggelkow von seinen Schützlingen genannt wird (und wie auch der Titel seiner<br />

jüngst erschienenen Biografie lautet), wurde für sein Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz<br />

ausgezeichnet. Seine Arche erhielt 2005 die Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga<br />

für Menschenrechte.<br />

Das christliche Kinder- und Jugendwerk finanziert sich ausschließlich durch Spenden.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> unterstützt daher in diesem Jahr die Arbeit der Arche mit einer Spende von<br />

20.000 Euro. www.kinderprojekt-arche.de<br />

70 | railways<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> GmbH<br />

Marketing<br />

Rheinstraße 2<br />

55116 Mainz<br />

Verantwortlich für den Inhalt<br />

Hendric Fiege<br />

Leiter Marketing<br />

(V.i.S.d.P.)<br />

Annette Struth, Leiterin<br />

Marketing Communications<br />

Projektleitung<br />

Kirsten Häcker<br />

Rheinstraße 2<br />

55116 Mainz<br />

Telefon: +49 (0)6131 15-60137<br />

E-Mail: kirsten.haecker@<br />

dbschenker.eu<br />

Verlag<br />

G+J Corporate Editors GmbH<br />

Stubbenhuk 10<br />

20459 Hamburg<br />

Redaktion<br />

Olaf Krohn, David Verbeek<br />

Gestaltung<br />

Ilga Tick (Ltg.), Adriane Krakowski,<br />

Thorsten Lange<br />

Titelfoto<br />

Kempert/Pop-Eye,<br />

Pablo Castagnola (4),<br />

Sebastian Sahajdak PR<br />

Fotoredaktion<br />

Anja Kneller, Mascha Piening<br />

Druck<br />

Pfitzer GmbH & Co. KG,<br />

Renningen<br />

Ihr Kontakt zur Redaktion<br />

L-railways@dbschenker.eu<br />

ISSN 1867-9668<br />

Der Umwelt zuliebe auf umweltfreundlichem<br />

Papier gedruckt<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> im Internet:<br />

www.dbschenker.com<br />

Neukundeninfo:<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> GmbH<br />

Marketing<br />

Rheinstraße 2<br />

55116 Mainz<br />

E-Mail: neukundenservice@<br />

dbschenker.eu<br />

Service-Nummer Neukundeninfo:<br />

Tel. 0180 5 331050*<br />

*14 ct/Min. aus dem Festnetz, höchstens<br />

42 Cent/Min. aus Mobilfunknetzen<br />

Foto: axentis.de / Lopata, Getty Images, PR


Drei Kilo Rindfleisch<br />

Bei der Gulasch-Olympiade in Slowenien belegte<br />

das <strong>DB</strong>-Team den zweiten Platz.<br />

Überall auf der Welt wird gerne gefeiert, musiziert<br />

und gegessen. Doch Volksfeste in Südosteuropa haben<br />

einen ganz besonderen Reiz. Vor allem auf dem Balkan<br />

sind in den letzten Jahren Veranstaltungen entstanden,<br />

die alte Traditionen aufleben lassen und sich einer<br />

enormen Resonanz in der Bevölkerung erfreuen. Oft<br />

beteiligen sich ganze Familien und Orte – und kommen<br />

dabei ohne jeden Kommerz aus. Zu den bekannteren<br />

Festen dieser Art zählen zum Beispiel das Guča-<br />

Trompete nfestival in Serbien, die wichtigste Veranstaltung<br />

für Freunde des sogenannten Balkan-Beats, oder<br />

auch das „Fest der königlichen Küche“ in dem ungarischen<br />

Dorf Nagyszakácsi.<br />

Liebhabern deftiger Eintöpfe ist die Golažijada – zu<br />

Deutsch: Gulasch-Olympiade – im slowenischen Litija<br />

ein Begriff. Denn Gulasch ist alles andere als simpel: Es<br />

gibt ihn in vielen regionalen Varianten, mit verschiedenen<br />

Fleischsorten, Zutaten und Gewürzen. Und feine<br />

Zungen erkennen sofort, ob ein erfahrener Koch mit<br />

Sorgfalt und Phantasie am Werk war.<br />

Das ungarische Wort Gulyas steht für den Hirten, dessen<br />

Mahlzeiten in der Regel sehr einfach waren und nur selten<br />

Fleisch enthielten. Der weltbekannte Fleischtopf mit<br />

viel Paprika heißt in Ungarn Pörkölt und kam bei den<br />

armen Puszta-Hirten nur zu besonderen Anlässen auf<br />

den Tisch.<br />

Nachdem ich 2009 die Ehre hatte, als Juror bei der<br />

Golažijada dabei zu sein, wollte ich es diesmal wissen<br />

und selber kochen. Dafür brauchte ich starke Unterstützung.<br />

Unserem internationalen Team „Loški kuhari“<br />

Silbermedaille für Jens W. Krumbiegel und<br />

Peter Rutar von der <strong>DB</strong>-Generalvertretung<br />

Südosteuropa<br />

gehörten außer mir noch Peter Rutar von der <strong>DB</strong>-Generalvertretung<br />

in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana<br />

und zwei unserer Freunde und Nachbarn aus der Loška-<br />

Straße in Litija an.<br />

Wochenlang bereiteten wir uns vor, um über die Zubereitung,<br />

die Gewürzmischung, die effektvollste Ausgestaltung<br />

unseres Stands und die zweckmäßigste Gewandung<br />

zu entscheiden. Am 9. Oktober um 8 Uhr begannen wir<br />

und 13 weitere Teams im frühherbstlichen Morgennebel<br />

mit dem Aufbau unserer Arbeitsplätze. Als Kocharena<br />

diente der Parkplatz der 7.000 Einwohner zählenden<br />

Gulaschmetropole Litija. Die Gemeindeverwaltung hatte<br />

Tische und Strom zur Verfügung gestellt, der örtliche<br />

Alpinistik-Verein sorgte für Lautsprecher und Tontechnik.<br />

Um 9 Uhr wurde es ernst: Der Veranstalter rief die<br />

70 Teilnehmer zu sich, erläuterte die Regeln und drohte<br />

für jeden Fall des Verstoßes mit gnadenloser Disqualifizierung.<br />

Dann wurden den Teams je drei Kilo Rindfleisch<br />

und Zwiebeln überreicht, und der Wettbewerb hatte begonnen.<br />

Unter Tränen und Gelächter wurden die Zwiebeln<br />

geschält, und beim Schneiden des Fleisches konnte<br />

man bald Meister von Anfängern unterscheiden.<br />

Vier Stunden später mussten alle den Löffel fallen lassen,<br />

und die Preisrichter schritten zur Verkostung. Nach<br />

nervenzerreißenden 30 Minuten wurden die Sieger bekannt<br />

gegeben, und die Sensation war perfekt: Während<br />

die Goldmedaille an ein Profi-Team ging, schafften wir<br />

Amateure es auf den zweiten Platz! Unsere deutsch-<br />

ungarisch-slowenische Mischung hatte den Geschmack<br />

der Jury getroffen.<br />

On the Move<br />

railways | 71


<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> GmbH<br />

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Service-Nummer Neukundeninfo:<br />

Tel. 0180 5 331050*<br />

*14 Cent/Min. aus dem dt. Festnetz,<br />

höchstens 42 Cent/Min aus Mobilfunknetzen

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