PDF herunterladen - DB Schenker Rail
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Das KuNDeNmagaziN voN <strong>DB</strong> scheNKeR <strong>Rail</strong><br />
Operation am<br />
offenen Herzen<br />
Wie der Chemiekonzern Dow die Abschaltung<br />
seines Crackers in Böhlen logistisch meisterte.<br />
Seite 08<br />
Special<br />
175<br />
Jahre<br />
Schienengüterverkehr<br />
Z<br />
Die Bahn bekommt<br />
Konkurrenz<br />
Das Monopol der Schiene für den Landtransport geht<br />
zwischen den beiden Weltkriegen zu Ende.<br />
Die Reichsbahn reagierte darauf 1931 mit dem geheim<br />
gehaltenen Kauf der Spedition <strong>Schenker</strong>.<br />
wischen 1890 und 1925 verdreirenten der Eisenbahn machten. Zwischen ab 1924 spürbare Einnahmeeinbußen zu.<br />
fachte sich die Transportleistung 1925 und 32 wuchs der Lkw-Bestand im Die neuen Lastwagen fuhren von Haus zu<br />
der Eisenbahn in Deutschland Deutschen Reich um das Achtfache. Haus und setzten der Reichsbahn insbeson-<br />
von 22,2 auf 70 Milliarden Tonnenkilo- Die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft dere im lukrativen Stückgutverkehr zu, mit<br />
meter (zum Vergleich: 2008 leistete <strong>DB</strong> (DRG) erwirtschaftete damals über zwei dem die DRG den Transport von Massengü-<br />
<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> 91,2 Mrd. TKM). Allerdings Drittel ihrer Umsätze mit dem Gütervertern wie Kohle, für die staatlich festgesetzte<br />
neigte sich nach dem 1. Weltkrieg das beikehr. Sie war noch, wie der Historiker Peter Niedrigtarife galten, quersubventionierte.<br />
nahe hundertjährige Monopol der Schiene Borscheid anmerkt, „unumstritten der Als sich die Situation in der Weltwirtschafts-<br />
für Überlandtransporte von Gütern dem Verkehrsträger überhaupt, Symbol der krise nach 1929 dramatisch verschärfte,<br />
Ende zu. Der Erfi ndung des Lastwagens Industrialisierung, kapitalstark mit einer forderte die Reichsbahn von der Regierung<br />
folgten seinerzeit zahlreiche technische Monopolstellung, ein Koloss unter staatli- Maßnahmen, den Lkw-Verkehr zugunsten<br />
Weiterentwicklungen – wie beispielschem Schutz, neben dem sich die einzelnen der Eisenbahn einzuschränken – zunächst<br />
weise der Dieselmotor 1923 -, die den Stra- Fuhrunternehmer winzig und bedeutungs- ohne Erfolg. Daraufhin handelte die unterßengüterverkehr<br />
schneller und billiger los ausmachten.“Doch die neue Konkurrenz nehmerisch eigenständige Reichsbahn auf<br />
und damit zu einem ernsthaften Konkur- auf der Straße fügte der Reichsbahn schon eigene Faust und schloss im Februar 1931<br />
vom LKW<br />
einen geheimen Kooperationsvertrag mit Als dieser Teil des <strong>Schenker</strong>-Vertrags kurze Zeit darauf später im Einverneh-<br />
Deutschlands größter Spedition <strong>Schenker</strong>. kurze Zeit später doch publik war, schlug men mit der Reichsbahn erlassene<br />
Dieser sogenannte „<strong>Schenker</strong>-Vertrag“ si- er in Berlin hohe Wellen. Das Reichska- Reichskraftwagentarif galt übrigens bis<br />
cherte der Spedition das exklusive Recht zu, binett warf dem staatseigenen Konzern vor 20 Jahren.<br />
überall im Deutschen Reich Güter von und eigenmächtiges Handeln vor und erließ Der zweite Teil des <strong>Schenker</strong>-Vertrags<br />
zu den Bahnhöfen zu befördern – oder durch als Kompromiss zwischen Reichsbahn von 1931 konnte noch 1937/38 geheim ge-<br />
Subunternehmer befördern zu lassen. Alle und Speditionsgewerbe schließlich die halten werden: Er beinhaltete nicht nur<br />
Spediteure, die an diesem Geschäft partizi- „Verordnung über den Überlandverkehr die Kooperation mit <strong>Schenker</strong>, sondern<br />
pieren wollten, mussten sich im Gegenzug mit Kraftfahrzeugen“, die im Oktober auch den Kauf der Spedition durch die<br />
dazu verpfl ichten, auf eigenen Lkw-Fernver- 1931 in Kraft trat. Sie machte den ge- Reichsbahn für 24,9 Millionen Reichskehr<br />
über 50 Kilometer zu verzichten. Die werbsmäßigen Transport von Gütern mark. Dass die Reichsbahn einen viel zu<br />
DRG sah damit ihre Ziele erreicht, nämlich über Entfernungen von mehr als 50 Ki- hohen Preis bezahlt hatte, kam auch erst<br />
erstens die unliebsame Konkurrenz der Stralometern genehmigungspflichtig und Jahre später ans Licht: Denn <strong>Schenker</strong> &<br />
ße auf Langstrecken einzudämmen und setzte Beförderungspreise einheitlich für Co. war zum Zeitpunkt der Übernahme<br />
zweitens die Rollgebühren zu senken. das gesamte Deutsche Reich fest. Der praktisch bankrott.<br />
38 railways railways<br />
39<br />
175 JAHRE EISENBAHN<br />
Schrittmacher der<br />
Industrialisierung<br />
Seite 31<br />
FLUGHAFENBAU<br />
Herkulesaufgabe<br />
am Airport BBI<br />
Seite 16<br />
HOLLÄNDISCHE GÜTERBAHN<br />
Rotterdam: Mehr Güter<br />
sollen auf die Schiene<br />
Seite 56<br />
NR. 05 | 10
Fokus<br />
175 Jahre SchienengüTerverkehr<br />
Lang, lang ist , s her<br />
– nämlich genau 50 Jahre, dass in einem Schuppen des Hamburger Hafens Bananen auf diese Weise auf die Bahn verladen wurden.<br />
In einem 16-seitigen Special ab Seite 31 blickt railways noch weiter zurück – auf 175 Jahre Schienengüterverkehr.<br />
02 | <strong>Rail</strong>ways
Titelfoto: Science Photo Library / SPL / Agentur Focus Foto: <strong>DB</strong> AG, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
Wieder auf achse<br />
Am Ende eines schwierigen Jahres können wir aufatmen und eine gute Bilanz<br />
ziehen: Nach der gravierenden Talfahrt in der Weltwirtschaftskrise hat sich<br />
unser Geschäft 2010 bemerkenswert schnell erholt. Im ersten Halbjahr konnten<br />
wir unsere Verkehrsleistung um knapp 19 Prozent auf 52,6 Milliarden Tonnenkilometer<br />
steigern. Die meisten Güterwagen, die wir vor einem Jahr vorübergehend aufs Abstellgleis<br />
schieben mussten, sind heute wieder auf Achse.<br />
Der Schienengüterverkehr der <strong>DB</strong> ist dank Ihrer Aufträge wieder zurück auf der<br />
Erfolgsspur. Wir profitieren dabei natürlich unmittelbar von der exportorientierten<br />
deutschen Wirtschaft, die in den zurückliegenden Monaten einen enorm gewachsenen<br />
Transportbedarf angemeldet hat. Andererseits haben wir bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> aktiv<br />
gearbeitet, um unsere Leistung und die Qualität des Angebots zu verbessern.<br />
In dieser buchstäblich „dicken“ Ausgabe von railways finden Sie zahlreiche Beispiele<br />
und Berichte über das große Potenzial von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. In der Heftmitte schauen<br />
wir aus gegebenem Anlass ausnahmsweise nicht nach vorn, sondern zurück: Unser<br />
Special beleuchtet 175 Jahre Schienengüterverkehr in Deutschland. Und warum wir<br />
heute „<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>“ heißen.<br />
Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre, frohe Weihnachten und ein gutes Jahr 2011!<br />
Mit herzlichen Grüßen, Ihr<br />
Karsten Sachsenröder<br />
Member of the Management Board<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
03
Inhalt<br />
08<br />
Chemietransporte<br />
Wenn die Dow Olefinverbund GmbH turnusmäßig ihre zentrale Produktionseinheit<br />
wartet, müssen viele Räder in Bewegung gesetzt werden.<br />
06<br />
News<br />
70<br />
Impressum<br />
71<br />
On the Move<br />
04 | <strong>Rail</strong>ways<br />
Customers & Projects<br />
16 Herkulesaufgabe<br />
Kies und Sand für Berlin Brandenburg<br />
International<br />
20 Sonderabfälle<br />
Deponiesanierung international<br />
22 Neue Eco Plus-Kunden<br />
Hermes und EUROPIPE<br />
24 Naturstein<br />
Euro Stone setzt auf die Bahn<br />
26 Stadionbau in Polen<br />
Beton von Max Bögl<br />
27 Polen<br />
Kalksteintransporte für Omya<br />
28 Schweden<br />
Neuer Vertrag mit SSAB<br />
30 Barilla<br />
Schwedischer Knäckebrot-Shuttle<br />
47 Dänemark<br />
Getränkezüge für Carlsberg<br />
48 Türkei<br />
Weiße Ware durch sechs Länder<br />
50 Tramtransporte<br />
Von der Schweiz nach Südosteuropa<br />
51 Energie<br />
Kohlezüge für Mark-E<br />
52 Mobile Einsatzteams<br />
Wagenreparatur beim Kunden<br />
Markets & Innovation<br />
54 Niederlande<br />
Bedeutung der Bahn nimmt zu<br />
56 Hafenkonferenzen<br />
Wachstum und Volatilität<br />
58 Erste Hybridflotte<br />
Neue Dieselloks für MEG<br />
Company & People<br />
60 Nürnberger Container-Depot<br />
Umzug in den Hafen<br />
61 Ostseehäfen<br />
Investitionen in Stettin und Swinemünde<br />
62 Linienzug Schlesien<br />
Erfolgsgeschichte<br />
64 Schwedenstahl<br />
Neues Sammelladungskonzept<br />
66 Investitionen<br />
410 Millionen Euro für neue Fahrzeuge<br />
67 News in Kürze<br />
Fotos: Pablo Castagnola, Umbrecht/<strong>DB</strong> AG
Chemietransporte 08<br />
Ab Seite 31<br />
175<br />
Jahre<br />
Schienengüterverkehr<br />
Neue Eco Plus-Kunden 22<br />
<strong>Rail</strong>ways | 05
News<br />
06 | <strong>Rail</strong>ways<br />
„Das Schienengeschäft funktioniert anders als die Logistik, wo wir<br />
nur das Frachtvolumen eines Flugzeugs oder Schiffs mieten, diese<br />
uns aber nicht gehören. Anders ist es auf der Schiene: Da besitzen<br />
wir 113.000 Güterwaggons und Tausende Lokomotiven.<br />
Das bindet viel Kapital, und Sie brauchen Zeit, um alles wieder zum<br />
Laufen zu bringen. Während der Krise haben wir ja eine Menge<br />
Geräte einfach abgestellt. Viele müssen jetzt erst in die Werkstatt<br />
und im wahrsten Sinne des Wortes wieder flottgemacht werden.“<br />
<strong>DB</strong>-Konzernchef Dr. Rüdiger Grube im ZEIT-Interview<br />
Mainz / DeutschlanD<br />
andreas schulz neuer Bereichsleiter intermodal<br />
Der 42-Jährige übernahm diese Aufgabe im Oktober, nachdem er<br />
bereits in den vergangenen Jahren in unterschiedlichen Führungspositionen<br />
bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> tätig war, zuletzt als Vertriebsleiter im<br />
Bereich Intermodal. Schulz folgt dem Vertriebschef von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
<strong>Rail</strong>, Karsten Sachsenröder, der von Januar bis Oktober 2010 in<br />
Personalunion auch Bereichsleiter Intermodal war. Mit Schulz, sagt<br />
Sachsenröder, sei es gelungen, einen erfahrenen Manager aus den<br />
eigenen Reihen zu gewinnen, der eine hervorragende Expertise mitbringe.<br />
Der Bereich Intermodal ist innerhalb von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />
auf den Kombinierten Verkehr spezialisiert.<br />
DuisBurg / DeutschlanD<br />
Mehr umschlagskapazität für importkohle<br />
Die Deutsche Bahn wird bis zum Jahr 2014 rund 19 Millionen Euro in die Erweiterung<br />
und Modernisierung der Umschlags- und Lagerkapazitäten auf der Kohleninsel<br />
Duisburg investieren. Bislang können an dem strategisch besonders günstig gelegenen<br />
Standort im Duisburger Hafen jährlich 2,5 Millionen Tonnen Schüttgüter umgeschlagen<br />
werden, bis 2014 ist ein Ausbau auf 4,5 Millionen Tonnen vorgesehen. Bis dahin sollen<br />
auch die Kapazitäten für den Import per Binnenschiff aus dem Hafen Rotterdam, für<br />
den Umschlag, die Lagerung sowie die Belieferung der Kohlekraftwerke in Nordrhein-<br />
Westfalen nahezu verdoppelt werden. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> und ihre Tochter RBH Logistics<br />
leisten damit angesichts der steigenden Nachfrage nach Importkohle einen wichtigen<br />
Beitrag zur langfristig stabilen Versorgungssicherheit der Kraftwerke.
Fotos: <strong>DB</strong> AG/Marc Darchinger, <strong>DB</strong> AG , RBH/Wolfgang Schilling, Kai Bublitz, <strong>DB</strong> AG/European Business School<br />
Duisburg<br />
Mainz<br />
Mainz / DeutschlanD<br />
Bernd-r. Pahnke ist neuer<br />
hafenbeauftragter nord<br />
Dr. Bernd-R. Pahnke (57) ist seit dem 1. Juni 2010 neuer Hafenbeauftragter<br />
Nord von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. Er ist damit zentraler Ansprechpartner<br />
des <strong>DB</strong>-Güterverkehrs für die Verantwortlichen der deutschen Nord- und<br />
Ostseehäfen sowie Verbände und Institutionen. Er tritt die Nachfolge<br />
von Eberhard Koch an, der in den Ruhestand wechselt.<br />
Pahnke leitet in Personalunion weiterhin den Bereich Geschäftsentwicklung<br />
im Ressort Transport und Logistik der <strong>DB</strong> Mobility Logistics AG.<br />
st. Petersburg<br />
st. PetersBurg / russlanD<br />
richard germain übernimmt<br />
logistik-lehrstuhl<br />
Der kanadische Logistik-Experte Richard Germain, Ph.D.,<br />
übernimmt die Leitung des Lehrstuhls für Internationale<br />
Logistik und Supply Chain Management an der Graduate<br />
School of Management (GSOM) der Universität St. Petersburg.<br />
Stifter des Logistik-Kompetenzzentrums sind die<br />
Deutsche Bahn (<strong>DB</strong>) und die Russischen Eisenbahnen<br />
(RZD). Die Institution widmet sich in enger Kooperation<br />
mit den <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Labs vor allem der anwendungsnahen<br />
Forschung und der akademischen Ausbildung.<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
07
Coverstory<br />
Operation<br />
am offenen Herzen<br />
Wenn die Dow Olefinverbund GmbH turnusmäßig ihre zentrale<br />
Produktions einheit, den Cracker, wartet, müssen viele Räder in Bewegung<br />
gesetzt werden. Denn der Kreislauf von Vor- und Zwischenprodukten<br />
darf nicht zum Erliegen kommen.<br />
08 | <strong>Rail</strong>ways
<strong>Rail</strong>ways |<br />
09
Coverstory<br />
Zuverlässigkeit unter<br />
allen Umständen<br />
So funktioniert das Versorgungskonzept<br />
während des Cracker-Shutdowns<br />
Planmäßige Transporte für Dow: Sluiskil, Gent, Antwerpen,<br />
Roosendaal, Arnheim, Bad Bentheim, Osnabrück,<br />
Hannover, Lehrte, Braunschweig, Magdeburg, Halle,<br />
Werk Schkopau<br />
Planmäßiger Zug in der Cracker-Shutdown-Phase:<br />
Sluiskil, Gent, Antwerpen, Roosendaal, Arnheim, Bad<br />
Bentheim, Osnabrück, Hannover, Lehrte, Wolfsburg,<br />
Magdeburg, Halle, Leipzig, Böhlen (bei Leipzig)<br />
Zusätzliche Sonderzüge (Route wechselnd je nach<br />
Verfügbarkeit freier Trassen): Sluiskil, Gent, Montzen,<br />
Aachen, Duisburg, Paderborn, Kassel, Nordheim, Halle,<br />
Schkopau/Böhlen<br />
Terneuzen (Sluiskil): Die beiden Cracker<br />
in Terneuzen übernehmen während des<br />
Shutdowns in Böhlen die Versorgung der<br />
ostdeutschen Standorte.<br />
B-Cargo, Belgien: überwacht die<br />
Transporte auf dem belgischen<br />
Streckenabschnitt.<br />
10 | <strong>Rail</strong>ways<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Nederland: ist für die<br />
Transporte auf den niederländischen<br />
Streckenabschnitten verantwortlich.<br />
KundenServiceZentrum, Duisburg:<br />
ist zentraler Ansprechpartner für den<br />
Kunden und Koordinator für Notfallmaßnahmen<br />
im Falle von Verspätungen.<br />
Cargo-Leitzentrale, Frankfurt:<br />
überwacht die Transporte<br />
in Deutschland.
Ein großes Ereignis wirft seine Schatten voraus: der<br />
Cracker-Shutdown. Alle fünf Jahre legt die Dow Olefinverbund<br />
GmbH, Tochter des weltweit zweitgrößten<br />
Chemiekonzerns The Dow Chemical Company, ihre Anlage zur<br />
Spaltung von Kohlenwasserstoffen für drei Monate still, um<br />
Wartungsarbeiten durchzuführen. Eine Herausforderung für die<br />
Logistikplanung: Denn der Cracker in Böhlen ist das Herzstück<br />
des integrierten Chemiestandorts von Dow in Mitteldeutschland.<br />
Er produziert unverzichtbare Grundstoffe für die Werke in<br />
Schkopau, Böhlen und Leuna. Damit die Herstellung von Vorprodukten<br />
für Kunststoffe, Klebstoffe, Farben und Körperpflegeprodukte<br />
nicht stockt, beginnt bereits lange vor Abschalten<br />
des Crackers die Planung der Ersatzverkehre, die die Belieferung<br />
von anderen Standorten sicherstellen. „Ein Cracker-Shutdown,<br />
bei uns auch Turnaround genannt, ähnelt einer Operation am<br />
offenen Herzen“, erklärt Peter Heinke, Logistics Manager <strong>Rail</strong><br />
Europe bei der Dow Olefinverbund GmbH. „Die zentrale Versorgungseinheit<br />
wird vorübergehend ausgeschaltet; währenddessen<br />
muss der Kreislauf auf anderen Wegen aufrechterhalten werden.“<br />
Dow beschäftigt in Europa rund 12.000 Mitarbeiter, etwa die<br />
Hälfte davon in Deutschland, dem wichtigsten Produktionsstandort<br />
des amerikanischen Konzerns außerhalb der USA. Die mitteldeutschen<br />
Dow-Werke gehören zu den modernsten und<br />
Schkopau: Die Ersatztransporte<br />
aus den Niederlanden kommen in<br />
Schkopau an.<br />
Böhlen: Der Cracker am Dow-Standort<br />
Böhlen wurde von März bis Mai 2010<br />
abgeschaltet.<br />
sichersten Chemiefabriken der Welt. Und sie bilden eine Einheit:<br />
Die Produktion an dem einen Standort ist von Vorprodukten des<br />
anderen abhängig. Eine 430 Kilometer lange Rohstoffpipeline<br />
verbindet den Komplex mit dem Hafen Rostock und schließt ihn<br />
so an die internationalen Stoffströme an. Doch nicht nur innerhalb<br />
Deutschlands tauschen die Dow-Standorte Chemikalien aus.<br />
Wichtig für die Produktion in Mitteldeutschland ist auch die<br />
Belieferung mit Produkten aus dem Dow-Werk im niederländischen<br />
Terneuzen.<br />
Deshalb ist genaue Taktung für Dow unverzichtbar – nicht<br />
nur bei der Produktion, sondern auch bei der Logistik. Die Bahn<br />
spielt dabei eine Schlüsselrolle. Bereits seit vielen Jahren arbeitet<br />
der Konzern mit <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> eng zusammen, heute führt<br />
die größte Güterbahn Europas 95 Prozent der Schienentransporte<br />
für Dow auf dem Kontinent durch. Dazu gehören die Dow-internen<br />
Züge von Sluiskil nahe des Dow-Werks Terneuzen zum Werk<br />
Schkopau. Die Züge transportieren jeweils bis zu 1.400 Tonnen<br />
Rohstoffe und verkehren fünfmal pro Woche in beide Richtungen.<br />
Die MEG, eine Tochter von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>, transportiert die<br />
Chemikalien in Pendelzügen regelmäßig zwischen den Werken<br />
Schkopau und Böhlen.<br />
Langfristige Planung<br />
Doch während des Cracker-Shutdowns reichten diese Kapazitäten<br />
bei Weitem nicht aus. Während der Wartungsarbeiten in<br />
Böhlen, als die beiden Cracker-Anlagen in Terneuzen den Großteil<br />
der benötigten Produkte liefern mussten, rollten viele Sonderzüge<br />
mit zusätzlichen Kesselwagen nach Sachsen. Dabei waren<br />
besondere Anforderungen zu erfüllen – vor allem in puncto<br />
Zuverlässigkeit. Denn eine Verspätung von mehr als sechs<br />
Stunden hätte zur Folge gehabt, dass Produktionen gestoppt und<br />
Anlagen heruntergefahren werden müssten. Der Zeitverlust und<br />
der finanzielle Schaden wären beträchtlich gewesen.<br />
Zugleich musste das System ein hohes Maß an Flexibilität<br />
bieten. Jeden Mittwoch gab Dow seine Bedarfsplanung für die<br />
kommenden sieben Tage ab. Für die Transporte waren bei <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> und den Partnern in den Niederlanden und Belgien<br />
ausreichende Kapazitäten in Form von Trassen, Lokomotiven<br />
und Personal bereitzuhalten. Im Bedarfsfall mussten aber auch<br />
kurzfristig – das heißt innerhalb von 48 Stunden – zusätzliche<br />
Züge eingesetzt werden können.<br />
Darum begann man im Marktbereich Chemie bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
<strong>Rail</strong> in Mainz gemeinsam mit den Partnern bereits im Herbst<br />
2008 mit der Planung – eineinhalb Jahre vor dem eigentlichen<br />
Beginn des Shutdowns im März dieses Jahres. Denn verschiedene<br />
Lösungsvarianten mussten im Hinblick auf Risiken betrachtet<br />
und bewertet werden. „Bei der Planung gleichen wir Faktoren<br />
wie den Transportzeitraum, die Mengen und mögliche zusätzliche<br />
Leistungen mit den Kapazitäten der verschiedenen Strecken ab“,<br />
so Jan Elfenhorst, Leiter des Teams Chemie im Marktbereich<br />
Chemie/Mineralöl/Düngemittel bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. „Dabei berücksichtigen<br />
wir zum Beispiel auch für den Transportzeitraum<br />
geplante Großbaustellen.“ Zusätzlich war bei den verschiedenen<br />
Routen auf die mögliche Höchstlast, die maximal mögliche<br />
Zuglänge und auf die Trassenverfügbarkeit in allen drei betei-<br />
ligten Ländern zu achten. Am Ende schlug <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> dem<br />
Kunden drei Varianten vor und benannte deren spezifische Vor-<br />
und Nachteile.<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
11
Coverstory<br />
Für alle Eventualitäten gerüstet<br />
Mitte 2009 fiel dann die Entscheidung für die Streckenführung<br />
von Sluiskil in Südholland über Gent, Roosendaal und Osnabrück<br />
nach Böhlen; die Strecke über Aachen wurde als Back-up vorgesehen,<br />
falls zusätzliche Kapazitäten gebraucht würden. „Dieses<br />
Routing stellte am besten sicher, dass die Kesselwagen für Dow<br />
zuverlässig und pünktlich ihr Ziel erreichten“, sagt Jan Elfenhorst.<br />
„Allerdings mussten wir noch eine ganze Reihe von Vorarbeiten<br />
leisten, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein.“ Mit dem<br />
Duisburger KundenServiceZentrum von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> und<br />
der Cargo-Leitzentrale in Frankfurt wurde vereinbart, dass<br />
die Dow-Züge mit höchster Priorität eingestuft wurden. Bei Stre-<br />
ckenkonflikten erhielten sie damit Vorfahrt vor anderen Zügen<br />
und wurden bei planmäßigem oder außerplanmäßigem Loko-<br />
motiven- oder Personalwechsel vorrangig mit Ersatz versorgt.<br />
Für den Fall geplanter Streckensperrungen wurden Alternativrouten<br />
fest gelegt, die notfalls eine rechtzeitige Belieferung gewährleisten<br />
konnten.<br />
Eine lückenlose Überwachung und klare Informations- und<br />
Entscheidungsprozesse stellten sicher, dass bei Störungen schnell<br />
die nötigen Maßnahmen eingeleitet wurden. Beim Servicebereich<br />
Chemie/Mineralöl/Düngemittel im KundenServiceZentrum von<br />
12 | <strong>Rail</strong>ways<br />
Der Cracker in Böhlen ist das Herzstück des Chemiestandorts.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> war ein „Rotes Telefon“ rund um die Uhr besetzt;<br />
die Bereitschaft hatte Zugang zu allen fachlichen Ansprechpartnern<br />
und Entscheidungsträgern, um im Eskalationsfall<br />
schnelle Entscheidungen herbeiführen zu können. Da die Strecke<br />
außer in Deutschland auch Abschnitte in den Niederlanden und<br />
in Belgien umfasste, waren auch die Bahnen dieser Länder in die<br />
Prozessplanung einbezogen. Während die Cargo-Leitzentrale von<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> und das KundenServiceZentrum die Transporte<br />
in Deutschland überwachte, übernahm das deutsch-belgische<br />
Gemeinschaftsunternehmen Cobra diese Aufgabe für die Strecke<br />
von Gent bis zur deutschen Grenze. Regelmäßige Telefonkonferenzen<br />
sorgten für eine enge Abstimmung zwischen allen Beteiligten,<br />
Federführung und Gesamtverantwortung für das Projekt<br />
aber lagen zu jedem Zeitpunkt bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>.<br />
Dank minutiöser Planung, klarer Prozesse und professioneller<br />
Abwicklung ist die komplexe Operation gelungen. Im ersten<br />
Halbjahr erreichten 8307 Kesselwagen ihr Ziel pünktlich oder<br />
innerhalb tolerierbarer Zeitfenster. Verspätungen, die einen<br />
Anlagenausfall zur Folge gehabt hätten, gab es nicht. Jetzt laufen<br />
die Transporte für Dow wieder im Normalbetrieb – bis zum nächs-<br />
ten Cracker-Shutdown in fünf Jahren.
„Hohe Qualitätsanforderungen“<br />
Dow verlängert seine Rahmenvereinbarung<br />
mit <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT.<br />
Die Beziehungen zwischen Dow, dem zweitgrößten Chemiekonzern<br />
der Welt, und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT sind über<br />
die Jahre immer intensiver geworden. Nachdem erstmals<br />
im Jahr 2000 eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet worden<br />
war, hat sich die Dow Europe GmbH 2009 entschieden, die erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit mit dem Kesselwagenspezialisten<br />
von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> für weitere drei Jahre fortzusetzen.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT transportiert jährlich rund 1,7 Millionen<br />
Tonnen Rohstoffe und Fertigprodukte für Dow. Dow ist damit<br />
der wichtigste Kunde von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> im Chemiebereich.<br />
Rund 55.000 Wagen verkehren in Ganzzügen und als Einzel-<br />
wagentransporte auf den verschiedensten Relationen in Europa.<br />
Das KundenServiceZentrum von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> bearbeitet<br />
täglich bis zu 150 Aufträge der verschiedenen Dow-Standorte.<br />
„Für uns ist die Transportqualität das entscheidende Kriterium,<br />
weil jede Verspätung die Produktionsprozesse stören kann“,<br />
erklärt Peter Heinke, Mode Leader <strong>Rail</strong> Operations Europe bei<br />
Dow. „Wir setzen die Zusammenarbeit mit <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT fort,<br />
weil wir davon überzeugt sind, dass der Spezialist auch in Zukunft<br />
unsere hohen Qualitätsanforderungen erfüllen kann.“<br />
Marike van der Plas, Sourcing Manager/Logistic<br />
Purchasing bei Dow Europe und Dr. Jörg Hilker,<br />
Geschäftsführer <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT, bei der<br />
Vertragsunterzeichnung.<br />
1,7 Millionen<br />
150 Aufträge<br />
Tonnen<br />
55.000 Güterwagen<br />
täglich<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
13
Coverstory<br />
Am Sicherheitstraining nahmen Mitarbeiter von<br />
Dow, Partner- und Transportunternehmen sowie<br />
zehn freiwillige Feuerwehren teil.<br />
14 | <strong>Rail</strong>ways
Fotos: dpa/picture-alliancePolylooks, Pablo Castagnola (3); Illustration: Illuteam 43<br />
Aktion zur Notfallabwehr<br />
Bei den <strong>Rail</strong> Safety Days 2010 probten Mitarbeiter von Dow, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />
und freiwilligen Feuerwehren den Umgang mit Gefahrgütern.<br />
Der Transport auf der Schiene ist statistisch gesehen 40mal<br />
sicherer als auf der Straße. Um diese Sicherheit<br />
weiterhin zu gewährleisten und Möglichkeiten zu weiteren<br />
Verbesserungen zu nutzen, organisieren der Chemiehersteller<br />
Dow und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> seit vielen Jahren<br />
gemeinsam Sicherheitstrainings und Notfallworkshops an<br />
verschiedenen Standorten in Europa.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> transportiert jährlich knapp 200 Millionen<br />
Tonnen Güter – bei jeder sechsten Tonne handelt es sich um<br />
Gefahrgut. Für Dow liegt das Transportvolumen bei rund<br />
1,6 Millionen Tonnen pro Jahr – rund 35.000 Kesselwagen<br />
mit Chemieprodukten verlassen jährlich die mitteldeutschen<br />
Standorte Schkopau und Böhlen. Würde man sie zu einem<br />
einzigen Zug zusammenkoppeln, würde er von Duisburg bis<br />
nach Leipzig reichen.<br />
Trotz dieses riesigen Volumens kommt es kaum einmal zu<br />
Zwischenfällen. „In den letzten acht Jahren hatten wir keinen<br />
nennenswerten Unfall mit Schäden für Mensch und Umwelt zu<br />
verzeichnen. Im Jahr 2009 haben alle Partner sogar gänzlich<br />
unfallfrei gearbeitet. Dies ist Ausdruck der konsequenten Umsetzung<br />
der Sicherheitsphilosophie von Dow und allen beteiligten<br />
Partnern auch im Schienentransport“, erklärt Peter Heinke,<br />
Logistic Manager <strong>Rail</strong> Dow Europe. „Die Kommunikationswege<br />
und das Notfall-Management zwischen Dow und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
<strong>Rail</strong> sowie die gemeinsamen regelmäßigen Sicherheitstrainings<br />
sind klar strukturiert und haben sich in den vergangenen Jahren<br />
sehr bewährt“, so Heinke weiter.<br />
Realitätsnahe Simulation<br />
In diesem Jahr fand das zweitägige Sicherheitstraining am<br />
27. und 28. August bei der Dow Olefinverbund GmbH in<br />
Schkopau statt. Mehr als 200 Personen nutzten das Angebot,<br />
an einem von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> und der <strong>DB</strong> Netz AG bereitgestellten<br />
Trainingszug das richtige Verhalten im Ernstfall zu<br />
trainieren. Dafür wurde der Austritt von Gefahrgut realitätsnah<br />
simuliert. Die Teilnehmer kamen von der Dow Olefinverbund<br />
GmbH, der Dow-Werks feuerwehr und von Partner- und Transportunternehmen<br />
an den Standorten. Auch rund 90 Mitglieder<br />
von 10 freiwilligen Feuerwehren aus dem Saalekreis nahmen<br />
an dem Sicherheitstraining teil. Denn gerade für das Zusammenspiel<br />
der Einsatzkräfte aus den Kommunen und dem Unternehmen<br />
sind die Übungen sehr wichtig. Sie sehen die <strong>Rail</strong><br />
Safety Days als Koordinationsübung und wertvolle Gelegenheit<br />
zum Erfahrungsaustausch.<br />
Im Rahmen einer Vortragsveranstaltung betonte Harald Beer,<br />
Geschäftsführer und Responsible Care Leader der Dow Olefinverbund<br />
GmbH, dass der Schienentransport für Dow auch in<br />
Zukunft als der sicherste Transportweg angesehen wird. „Wir<br />
nutzen ganz bewusst die Schiene als sicheren Verkehrsweg, und<br />
an unseren Standorten in Schkopau und Böhlen haben wir dafür<br />
die besten Voraussetzungen“, hob Beer hervor.<br />
Neben einem Netz von rund 250 Spezialfachkräften, die im<br />
Notfall in kürzester Zeit jeden Ort Deutschlands zur Unterstützung<br />
der Feuerwehren erreichen können, verfügt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
<strong>Rail</strong> über ein zentrales Kommunikationssystem. Dieses versorgt<br />
Notfallstäbe, Kunden und Öffentlichkeit schnellstmöglich mit<br />
allen relevanten Daten und Fakten. Für Dr. Jörg Hilker, Leiter<br />
Marktbereich Chemie bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> und Geschäftsführer<br />
von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT, ist die Sicherheit ein wichtiges Verkaufs-<br />
argument: „Ich bin überzeugt, dass wir mit unserem Notfallmanagement<br />
und unseren präventiven Aktionen zur Notfallabwehr<br />
unsere Kunden in der Chemie- und Mineralölindustrie überzeugen.<br />
Wichtig ist uns, dass wir auch in Zukunft gemeinsam mit<br />
den Kunden solche Aktionen durchführen, da im Notfall viele<br />
Hände professionell ineinander greifen müssen.“<br />
Kontakt | Rolf Finis<br />
Telefon: +49 (0)211 3680-2194 | rolf.finis@dbschenker.eu<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
15
Customers & Projects<br />
3.000<br />
100.000 Lkw-Transporte vermieden<br />
1.800 Ganzzüge<br />
Herkulesaufgabe<br />
Für den neuen Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg International<br />
werden mehrere Millionen Tonnen Baustoffe benötigt. Sie erreichen<br />
Europas größte Flughafenbaustelle mit der Bahn.<br />
Es ist ein Projekt der Superlative: Bis zu 27 Millionen Passagiere<br />
jährlich werden ab 2012 vom neuen Flughafen<br />
Berlin-Brandenburg International (BBI) starten oder auf<br />
ihm landen – mehr als die beiden heutigen Berliner Flughäfen<br />
bislang zusammen abfertigen. Der neue Hauptstadtflughafen<br />
umfasst Teile des bisherigen Flughafens Schönefeld und weitere<br />
16<br />
| <strong>Rail</strong>ways<br />
neu erschlossene Flächen – insgesamt ein Areal, das der Größe<br />
von 2.000 Fußballplätzen entspricht. Wenn Mitte 2012 der<br />
Flughafen Tegel endgültig geschlossen wird, werden vom BBI<br />
stündlich bis zu 6.500 Menschen starten beziehungweise dort<br />
landen. Dafür sorgen die beiden Start- und Landebahnen, die mit<br />
einem Abstand von fast zwei Kilometern unabhängig von-
.000 Tonnen Sand, Kies und Splitt<br />
In Spitzenzeiten rollen täglich bis zu 42 Züge<br />
mit je 30 Wagen in die Baustelle: schnelle<br />
Entladung der Schüttgutkippwagen<br />
<strong>Rail</strong>ways | 17
Customers & Projects<br />
einander betrieben werden können. Die alte südliche Piste des<br />
Flughafens Schönefeld wird auf 3.600 Meter verlängert, die<br />
zweite, neu angelegte hat eine Länge von 4.000 Metern – lang<br />
genug für jede Art von Langstreckenflugzeug einschließlich des<br />
gigantischen Airbus A380. Ein flexibles Rollwegesystem, 25 Fluggastbrücken<br />
und mehr als 85 Flugzeug-Abstellpositionen sorgen<br />
zukünftig für eine schnelle Abfertigung.<br />
In dem sechsgeschossigen Terminalgebäude werden Geschäftsreisende<br />
und Touristen eine hochmoderne Infrastruktur<br />
vorfinden: Neben 104 Check-in-Schaltern werden rund 200 Automaten<br />
für den Ausdruck von E-Tickets zur Verfügung stehen.<br />
Entsprechend den neuen EU-Sicherheitsbestimmungen werden<br />
sieben Passagierströme (incoming, outgoing, transfer, EU, Non-<br />
EU, Schengen, Non-Schengen) strikt voneinander getrennt.<br />
Dieses komplexe Verfahren sorgt für ein Höchstmaß an Sicherheit<br />
und wird auf dem Hauptstadtflughafen so umgesetzt, dass es<br />
reibungslos funktioniert und im Fall neuer Bestimmungen Zeit-<br />
18 | <strong>Rail</strong>ways<br />
Bis zu 27Millionen Passagiere jährlich<br />
verluste minimiert werden. Innerhalb wie außerhalb des Sicherheitsbereichs<br />
wird ein umfangreiches Angebot an Shops und<br />
Restaurants den Aufenthalt angenehm machen.<br />
Auch für die optimale Anbindung des BBI an das Umland wird<br />
gesorgt. Schon heute verbindet der Airport Express den bestehenden<br />
Flughafen Schönefeld mit dem Berliner Stadtzentrum.<br />
Mit einem neuen Schnellzug, dem Airport Shuttle, ist die Innenstadt<br />
zukünftig nur noch 20 Minuten entfernt. Auch mit dem<br />
Auto wird der BBI problemlos erreichbar sein: Die Bundesstraße<br />
97a nach Potsdam wird vierspurig ausgebaut, und mit einer<br />
eigenen Abfahrt wird der Flughafen an den äußeren Autobahnring<br />
angeschlossen. Die Autobahn A 113 wird dafür verlegt und<br />
auf sechs Spuren verbreitert. Und nicht zuletzt wird die Deutsche<br />
Bahn den BBI in ihr Streckennetz aufnehmen und mit ICE-<br />
fähigen Trassen national und international anbinden. Direkt<br />
unter dem Terminal entsteht ein sechsgleisiger unterirdischer<br />
Bahnhof für den Regional- und Fernverkehr.
Fotos: Manuel Euer, Björn Rolle<br />
Minutengenaue Planung<br />
Zwar ist das Megaprojekt bereits weit fortgeschritten, doch<br />
zurzeit ist der BBI noch die größte Flughafenbaustelle Europas –<br />
und eine Herkulesaufgabe auch in logistischer Hinsicht. Die gewaltigen<br />
Mengen an Material, die für den Bau benötigt werden,<br />
erreichen ihr Ziel zu großen Teilen mit der Bahn. So wurden seit<br />
Baubeginn im Juli 2008 bereits drei Millionen Tonnen Sand, Kies<br />
und Splitt herangeschafft, die für das Terminal, die Start- und<br />
Landebahnen und weitere Flächenbefestigungen verwendet<br />
werden. Geliefert wurden die Baustoffe in bisher mehr als<br />
1.800 Ganzzügen aus einem Umkreis von 200 Kilometern. Ein<br />
Gewinn für die Umwelt: Denn die Bahntransporte haben mindes-<br />
tens 100.000 Lkw-Transporte und ebenso viele Leerfahrten verhindert,<br />
die ansonsten Anwohner und Umwelt belastet hätten.<br />
„Die pünktliche Lieferung solcher Mengen in so kurzer Zeit<br />
ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die bislang vor allem deshalb so<br />
erfolgreich verlaufen ist, weil <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> mit der <strong>DB</strong> Netz<br />
So groß wie 2.000 Fußballplätze:<br />
der neue Hauptstadtflughafen<br />
Berlin Brandenburg International<br />
AG, den Lieferanten und der Firma becker bau GmbH & Co. KG,<br />
die auf dem Flughafengelände Europas modernstes Betonwerk<br />
betreibt, einen intensiven persönlichen Austausch pflegt“, fasst<br />
der zuständige Key Account Manager im Marktbereich Baustoffe,<br />
Industrie- und Konsumgüter Gerhard Weiß zusammen. Denn<br />
alle Transporte laufen durch das Nadelöhr Berlin-Grünau, wo nur<br />
ein Gleis für die Güterzüge zur Verfügung steht. Zusätzlich zu<br />
den Zügen für die Baustelle passieren täglich noch drei weitere<br />
Ganzzüge mit Zement und Flugbenzin die Strecke zwischen<br />
Grünau und dem Flughafen.<br />
Derzeit ist die Bautätigkeit am BBI auf ihrem Höhepunkt. Um<br />
den 24-Stunden-Baubetrieb an sieben Tagen in der Woche aufrechtzuerhalten,<br />
werden durchschnittlich 25 bis 30 und in<br />
Spitzenzeiten bis zu 42 Ganzzüge benötigt. Die Tagesleistung<br />
beträgt bis zu 10.000 Tonnen Sand, Kies und Splitt. Jeder Ganzzug<br />
besteht aus 30 Waggons, die innerhalb von 90 Minuten durch<br />
Mitarbeiter von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> entladen werden. Angesichts<br />
der kurzfristigen Bedarfsermittlung müssen Zulieferer und Transporteur<br />
ausgesprochen flexibel disponieren. Um den Baufortschritt<br />
nicht zu gefährden, kommt es auf eine minutengenaue<br />
Planung und Abwicklung an. Ein monatlicher Runder Tisch stellt<br />
die notwendige Koordination sicher; an ihm sitzen <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
<strong>Rail</strong>, die beteiligten Baufirmen und Lieferanten.<br />
Auch weiterhin wird das Gremium tagen und den Transport<br />
von großen Mengen an Kies, Sand und Splitt koordinieren. Aus<br />
ihnen werden Gebäude, Rollfelder, Straßen und Tunnelröhren<br />
entstehen – bis Anfang Juni 2012 die ersten regulären Maschinen<br />
vom neuen Hauptstadtflughafen abheben werden.<br />
Kontakt | Gerhard Weiß<br />
Telefon: +49 (0)761 2121-049 | gerhard.weiss@dbschenker.eu
Customers & Projects<br />
Sichere Entsorgung<br />
Im Rahmen einer Deponiesanierung in der Schweiz transportiert<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> international 150.000 Tonnen Gefahrgut.<br />
20 | <strong>Rail</strong>ways
Foto: Patrick Straub, PR<br />
1.4<br />
B<br />
1<br />
Der Umgang mit Abfällen aus Sondermülldeponien erfordert<br />
besondere Sicherheitsvorkehrungen. Im Rahmen<br />
einer Deponiesanierung in der Schweiz hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
<strong>Rail</strong> den Zuschlag für den Transport von 150.000 Tonnen Sonderabfall<br />
(einschließlich Zuschlagstoffen) bekommen. Zwischen<br />
April 2010 und voraussichtlich Dezember 2015 wird das Gefahrgut<br />
aus Bonfol im Schweizerischen Kanton Jura in Sonderabfallverbrennungsanlagen<br />
gebracht. Drei dieser Anlagen befinden<br />
sich in Deutschland und eine in Belgien.<br />
Zuvor wurde über der Deponie eine 150 Meter lange und<br />
123 Meter breite Halle errichtet, die permanent unter Unterdruck<br />
steht, damit keine Schadstoffe entweichen können. In der Halle<br />
wird das Material mithilfe ferngesteuerter Aushubkräne abgetragen<br />
und in Container verladen. Das Container-Equipment, das<br />
speziell für diese Verkehre entwickelt wurde, ermöglicht eine<br />
durchgehende Überwachung der Transporte per Satellit. Alle<br />
30 für diese Transporte vorgesehenen Wagen wurden mit GPS-<br />
Geräten ausgestattet. Damit wird diese Technik europaweit erstmals<br />
bei Abfalltransporten auf der Schiene angewendet.<br />
Das Projekt ist ein Erfolgsbeispiel für die gute Zusammen-<br />
arbeit verschiedener Unternehmen: Als Hauptverantwortliche<br />
für die Deponiesanierung fungiert die Basler Chemische Industrie<br />
Betriebs AG (bci), die wiederum das hessische Entsorgungsunternehmen<br />
HIM mit der Durchführung der Entsorgung einschließlich<br />
Transport beauftragt hat. Die AWILOG-Transport<br />
GmbH, ein Spezialist für intermodale Verkehre, erhielt den Zuschlag<br />
für die Logistikleistungen und beauftragte <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
<strong>Rail</strong> mit dem Transport. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> ist federführend für<br />
die Produktionsplanung und die Leistungserstellung auf der<br />
Schiene verantwortlich. Für die Transporte in der Schweiz und<br />
in Belgien wurden Kooperationen mit der Chemins de fer du<br />
Jura und der BLS Cargo vereinbart.<br />
In der Schweiz wurden zahlreiche weitere Altlastenflächen<br />
identifiziert und für eine baldige Sanierung vorgesehen. <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> plant, sich gemeinsam mit Partnern um weitere<br />
solcher Aufträge zu bewerben. „Mit diesem grenzüberschreitenden<br />
Leistungsangebot aus einer Hand können wir unseren<br />
2<br />
5.2<br />
LQ<br />
Kunden und weiteren Interessenten nun auch Lösungen im<br />
Segment Sonderabfall bieten“, erklärt Marc van der Las, Leiter<br />
des Branchenteams Entsorgung/Projektgeschäft im Markt-<br />
bereich Baustoffe, Industrie- und Konsumgüter.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> verfügt über ein umfangreiches Leis-<br />
tungsportfolio im Bereich der Entsorgung von Hausmüll und<br />
Klärschlamm, der Logistiklösungen für Reststoffe aus der Alt-<br />
papierverwertung und der Deponiesanierung. Dieses Leis-<br />
tungsspektrum präsentierte das Unternehmen zwischen dem<br />
13. und 17. September 2010 mit eigener Standpräsenz auf der IFAT<br />
Entsorga, der Fachmesse für Innovationen, Neuheiten und<br />
Dienstleistungen in den Bereichen Wasser-, Abwasser-, Abfall-<br />
und Rohstoffwirtschaft in München.<br />
Kontakt | Angela Westfahl<br />
Telefon: +49 (0)5371 9403-67 | angela.westfahl@dbschenker.eu<br />
Sonderabfall-Verladung: Die Container wurden für die Transporte<br />
aus der Schweiz entwickelt.<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
21
Customers & Projects<br />
Gutes Zeugnis<br />
Das Industrieunternehmen EUROPIPE und der Logistiker Hermes<br />
führen mit Eco Plus Transporte CO 2-frei durch.<br />
Die EUROPIPE GmbH in Mülheim an der Ruhr stellt einen<br />
Großteil der Rohre für die neue Ostseepipeline her, die ab<br />
2012 russisches Erdgas nach Deutschland leiten soll. Für<br />
den Transport der bis zu 13 Tonnen schweren Rohrstücke von<br />
Mülheim nach Sassnitz-Mukran auf Rügen, Bremen-Grolland und<br />
Brake in Niedersachsen ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> verantwortlich.<br />
Für den ersten Strang der Pipeline hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> bereits<br />
82.000 Rohre geliefert; am 13. Juli begann der Transport von insgesamt<br />
über 70.000 Stück für den zweiten Strang. Für einen Teil<br />
dieser Menge hat sich EUROPIPE entschlossen, das Produkt „Eco<br />
Plus“ von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> zu nutzen. „Seit dem 16. August führen<br />
wir die Transporte von Mülheim nach Brake unter Nutzung<br />
von regenerativen Energiequellen durch“, sagt Jens Häselhoff,<br />
Senior Manager Logistics, EUROPIPE . „Das gesamte Volumen,<br />
das CO 2-frei befördert wird, soll sich bis zum Abschluss des Auftrags<br />
auf rund 90.000 Tonnen belaufen.“<br />
Geplant sind bis zu drei Ganzzüge je Werktag, jeder Zug mit 27<br />
Wagen, beladen mit 108 Rohren und einer Nettozuglast von rund<br />
1.050 Tonnen. In Brake übergibt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> die Züge an den<br />
Betreiber des neu entstandenen Terminals Brake (Hafen) Niedersachsenkai<br />
zur Umladung auf Küstenmotorschiffe, die die<br />
Rohre Nach Kotka in Finnland bringen. Die Leerwagen kehren<br />
nach Mülheim zurück, um dort zeitnah wiederbeladen zu werden.<br />
„Wir bestellen den für die Transporte benötigten Strom bei <strong>DB</strong><br />
Energie, die die entsprechende Menge an regenerativer Energie in<br />
das Bahnstromnetz einspeist“, erklärt Thomas Weidner, Key Account<br />
Manager bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. „Dann errechnen wir anhand<br />
der eingesetzten Strommenge die eingesparte Menge CO 2 und bescheinigen<br />
sie dem Kunden jedes Vierteljahr.“ Ein Zeugnis, das<br />
sich sehen lassen kann: Insgesamt wird für die gesamten geplanten<br />
Transporte eine Einsparung von 300 Tonnen CO 2 gegenüber dem<br />
normalen Schienentransport erwartet. Im Vergleich zum Transport<br />
mit dem Lkw werden über 2.000 Tonnen Treibhausgas vermieden.<br />
Footprint reduzieren<br />
Seit Oktober 2010 nutzt auch die Hermes Transport Logistics<br />
GmbH Eco Plus von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. Als erster Kunde im Kombinierten<br />
Verkehr nutzt der Logistikdienstleister das CO 2-freie<br />
Angebot für die Beförderung von rund 1.400 Standardcontainern<br />
pro Jahr auf den Relationen Hamburg-Kornwestheim und Hamburg-Bamberg.<br />
Die Transporte werden von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> in<br />
Zusammenarbeit mit der Operateurstochter TFG Transfracht Internationale<br />
Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr durch-<br />
22 | <strong>Rail</strong>ways<br />
geführt. Mit der Umstellung der Verkehre auf Eco Plus verringert<br />
Hermes seinen CO 2-Ausstoß im Vergleich zum regulären Schienentransport<br />
um rund 112 Tonnen CO 2 pro Jahr. Gegenüber dem<br />
Transport mit dem Lkw werden rund 500 Tonnen CO 2 im Jahr<br />
vermieden. „Auch für unser Unternehmen wird es immer wichtiger,<br />
den Footprint zu reduzieren. Mit der Nutzung von Eco Plus<br />
setzen wir einen weiteren Meilenstein in unserer Umweltstrategie<br />
um“, erklärt Eckhardt Fechtner, Geschäftsführer See- und Luftfracht<br />
der Hermes Transport Logistics GmbH.<br />
Dr. Eric Pfaffmann, Leiter Maritime Verkehre im Marktbereich<br />
Intermodal, betont: „Das Interesse der Kunden im Kombinierten<br />
Verkehr nach CO 2-freien Produkten ist sehr groß; wir sind hierzu mit<br />
vielen Kunden in Gesprächen. Dabei kommt uns entgegen, dass wir<br />
das Produkt Eco Plus auch für den Transport einzelner Ladeeinheiten<br />
in offenen Zügen anbieten können.“ „Wir freuen uns, dass sich mit<br />
Europipe und Hermes zwei weitere Unternehmen für den CO 2freien<br />
Transport auf der Schiene entschieden haben. Das zeigt, dass<br />
das umweltfreundliche Angebot auch branchenübergreifend im<br />
Markt angekommen ist“, so Dr. Karl-Friedrich Rausch, Vorstand<br />
Transport und Logistik der <strong>DB</strong> Mobility Logistics AG.<br />
Kontakt | Thomas Weidner<br />
Telefon: +49 (0)203 3017-3114 | thomas.th.weidner@dbschenker.eu<br />
Köhler<br />
d-foto/Jens iStockphoto,<br />
Kontakt | Dr. Eric Pfaffmann,<br />
Telefon: +49 (0)6131 15-67180, eric.pfaffmann@deutschebahn.com Foto:
Der Pipeline-Hersteller EUROPIPE<br />
produziert Röhren für die Ostsee-Pipeline<br />
Nord Stream und hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> mit<br />
dem CO 2-freien Transport von Mülheim zum<br />
niedersächsischen Hafen Brake beauftragt.<br />
Mit Eco Plus erspart EUROPIPE der<br />
Atmosphäre 300 Tonnen Kohlendioxid.<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
23
Customers & Projects<br />
24 | <strong>Rail</strong>ways<br />
30<br />
Tonnen Gewicht<br />
30<br />
Container pro Zug<br />
Foto: PR
Jeder Zugpendel ersetzt über 60<br />
Lkw-Transporte<br />
Kraftpaket: Ein Reach-Stacker<br />
hebt einen mit 30 Tonnen Naturstein<br />
beladenen Container.<br />
Schwere<br />
Ladung<br />
Euro Stone setzt bei der Versorgung mit<br />
Natursteinen auf die Schiene.<br />
Naturstein ist als Baustoff seit Jahrtausenden in Gebrauch.<br />
Auch heute wird er für Mauern, Verkleidungen, Böden<br />
oder Befestigungen verwendet – sei es in Form von<br />
Bruchstein, Platten, Fliesen oder Klinker. Doch im 21. Jahrhundert<br />
wird in Europa verwendeter Naturstein nur noch zum<br />
geringeren Teil aus heimischen Steinbrüchen gewonnen. Der<br />
größere Teil stammt aus Asien, Südamerika und Nordafrika.<br />
Die Firma Euro Stone Naturstein Distribution im westfälischen<br />
Rheda-Wiedenbrück beliefert als Handelsunternehmen<br />
Baumärkte in ganz Europa mit Natursteinen. Zu den Abnehmern<br />
gehören sowohl die Häuser der Konzernmutter Happe-Gruppe<br />
als auch bekannte nationale und internationale Ketten.<br />
Für den Transport von Steinen, die aus Übersee kommend im<br />
Hamburger Hafen angeliefert werden, nutzt Eurostone seit Ende<br />
Juni dieses Jahres die Bahn. Zweimal wöchentlich – montags und<br />
donnerstags – fährt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> einen Ganzzug von Hamburg<br />
nach Rheda-Wiedenbrück. „Die Züge bestehen aus 15 Wagen<br />
und tragen 30 Container“, erklärt Carsten Wiemer, Fachreferent<br />
Regionalvertrieb West bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. „Das Gesamtgewicht<br />
ist enorm, weil jeder der mit Steinen beladenen Behälter ein<br />
Gewicht von circa 30 Tonnen hat.“ Mit Reach-Stackern werden<br />
die Waggons ent- und wieder beladen, mit leeren Containern<br />
kehren sie dann nach Hamburg zurück.<br />
Ein großer Profiteur dieses Transports ist die Umwelt: Denn<br />
jeder Eurostone-Zug-Pendel ersetzt über 60 Lkw-Transporte.<br />
Doch um das neue Konzept zur Umsetzung zu bringen, mussten<br />
einige Vorarbeiten geleistet werden. So richtete Eurostone auf<br />
dem Gelände einer ehemaligen Spanplattenfabrik ihr neues La-<br />
ger ein. Dafür wurden vom Eigentümer, der Firma Landwehr,<br />
Hallen angemietet. Einige der Hallen dienen der Lagerung der<br />
Steine, andere wurden abgerissen, um Freiflächen für die Container<br />
zu schaffen.<br />
Landwehr reaktivierte den seit 20 Jahren stillgelegten Gleisanschluss<br />
und ließ die Gleise herrichten. Eurostone investierte<br />
in Reach-Stacker und Stapler und stellt diese Geräte auch anderen<br />
Firmen, die den Gleisanschluss nutzen, zur Verfügung.<br />
„Wir haben eine umweltfreundliche und zuverlässige Alternative<br />
zu Lkw-Transporten realisiert – dafür haben wir die notwendigen<br />
Investitionen gerne in Kauf genommen“, sagt<br />
Eurostone-Geschäftsführer Johannes Strunz-Happe. „Jetzt<br />
prüfen wir, ob wir nicht auch Auslieferungen über die Schiene<br />
abwickeln können.“<br />
Kontakt | Carsten Wiemer<br />
Telefon: +49 (0)2331 934-1611 | carsten.wiemer@dbschenker.eu<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
25
Customers & Projects<br />
Für das neue EM-Stadion<br />
in Wrocław liefert Max Bögl<br />
72 Betonträger von bis zu<br />
37 Metern Länge.<br />
26 | <strong>Rail</strong>ways<br />
Kolosse für<br />
Polen<br />
In Bayern fertigt Max Bögl Betonelemente<br />
für das neue Stadion in Wrocław, über die<br />
Schiene erreichen die bis zu 100 Tonnen<br />
schweren Teile ihren Bestimmungsort.<br />
Damit Megaevents reibungslos ablaufen, sind im Vorfeld<br />
gewaltige Anstrengungen nötig. So auch für die Fußball-Europameisterschaft<br />
2012. Das Turnier findet in<br />
Polen und der Ukraine statt; in jedem Land sind jeweils vier<br />
Austragungsorte vorgesehen. Im polnischen Wrocław (Breslau)<br />
sollen drei Vorrundenspiele stattfinden. Doch das dortige Stadion<br />
mit Platz für 43.000 Zuschauer muss erst noch gebaut<br />
werden. Generalunternehmer für die Errichtung der Arena ist<br />
die Max Bögl Bauunternehmung GmbH & Co. KG aus Neumarkt<br />
in der Oberpfalz.<br />
Das Stadion wird teilweise aus Betonelementen errichtet,<br />
die Max Bögl in Neumarkt fertigt. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> hat den<br />
Auftrag, 72 Zahnbalkenträger mit jeweils bis zu 37 Metern<br />
Länge und einem Gewicht von bis zu 100 Tonnen nach Polen<br />
zu transportieren.<br />
Die dafür notwendige Transportlogistik wurde unter der<br />
Federführung des Projektteams <strong>Rail</strong>ports and <strong>Rail</strong> Projects entwickelt.<br />
„Im Rahmen der Durchführung dieser anspruchsvollen<br />
grenzüberschreitenden Transporte findet ein ständiger enger<br />
Austausch zwischen den Beteiligten statt, um den hohen Qualitätsanforderungen<br />
des Kunden Rechnung zu tragen“, sagt<br />
Rüdiger Voß als verantwortlicher Logistikberater.<br />
Für den Transport der insgesamt 6.600 Tonnen schweren<br />
Ladung setzt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> sechs Ganzzüge ein. Die Verladung<br />
erfolgt in Neumarkt durch Spezialkräne, bei Zgorzelec<br />
(Görlitz) passieren die Züge die polnische Grenze und erreichen<br />
mit <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska schließlich Wrocław Kuźniki. Die<br />
letzten Kilometer werden in der Nacht per Lkw bewältigt. Der<br />
erste Zug startete am 20. August, der letzte war für Ende Oktober<br />
2010 vorgesehen.<br />
„Ein perfekt abgestimmtes internationales Netzwerk bildet<br />
die Grundlage für diesen außergewöhnlichen grenzüberschreitenden<br />
Transport“, so Walter Obermeyer, zuständiger Kundenberater<br />
im Marktbereich Baustoffe, Industrie- und Konsumgüter.<br />
„Extreme Abmessungen und Gewichte bedeuten für uns immer<br />
eine Herausforderung. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Deutschland und <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska arbeiten dabei eng zusammen, um unserem<br />
Kunden Max Bögl hohe Qualität und flexible Lösungen aus einer<br />
Hand zu bieten.“<br />
Kontakt | Walter Obermeyer<br />
Telefon: +49 (0)89 1308-3644 | walter.obermeyer@dbschenker.eu<br />
Fotos: PR, iStockphoto (3)
Reine Steine<br />
Die Omya Gruppe beauftragt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
<strong>Rail</strong> mit Kalksteintransporten.<br />
Calciumcarbonat, Hauptbestandteil von Kreide, Kalkstein<br />
und Marmor, ist ein sehr vielfältig verwendbares Mineral.<br />
Die Schweizer Omya Gruppe, einer der führenden Anbieter<br />
von Industriemineralien, stellt daraus Füllstoffe und<br />
Pigmente her. Abnehmer sind im Wesentlichen Papierfabriken,<br />
Hersteller von Farben und Lacken, Klebstoffen und<br />
Kunststoffen,sowie die Bauindustrie. Aber auch Anbieter von<br />
Umwelttechnik und die Landwirtschaft zählen zu den Kunden<br />
von Omya. An weltweit über 100 Standorten beschäftigt das<br />
Unternehmen mehr als 6.000 Mitarbeiter.<br />
Drei dieser Standorte befinden sich in Polen. Um die Versorgung<br />
des Werks Jasice zu gewährleisten, hat Omya im Frühjahr<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska mit der Durchführung eines Zwischenwerksverkehrs<br />
beauftragt. Damit die benötigten Mengen für die<br />
Produktion zuverlässig angeliefert werden, verkehren die Züge<br />
in einem festen Monatsfahrplan. Jede Woche fahren zwei Ganzzüge<br />
mit Kalkstein vom Werk Romanowo über eine Strecke von<br />
circa 440 Kilometern nach Jasice.<br />
„Ausschlaggebend für die Entscheidung, mit <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />
Polska zusammenzuarbeiten, war ein überzeugendes Transportkonzept,<br />
das eine planbare und kontinuierliche Versorgung des<br />
Werks Jasice sicherstellt“, erläutert Friedrich Katzensteiner, Head<br />
of Logistics Central Europe & East bei Omya.<br />
Eine Besonderheit dieses Transports besteht zudem im Einsatz<br />
spezieller Wagen mit Stahlfußböden. Dadurch wird die<br />
Entladung vereinfacht und eine Verunreinigung des Materials<br />
wird verhindert.<br />
„In Deutschland und den Niederlanden blicken Omya und<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> bereits auf eine langjährige erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit zurück, die nun in den neuen Transporten in<br />
Polen eine Fortsetzung findet“, fasst der zuständige Key Account<br />
Manager Hans Bußmann aus dem Marktbereich Baustoffe,<br />
Industrie- und Konsumgüter zusammen.<br />
Beide Unternehmen planen die Ausweitung der Zusammenarbeit<br />
in Polen. Davon wird nicht zuletzt die Umwelt profitieren:<br />
Allein die bisherigen Transporte für Omya in Polen vermeiden<br />
jährlich 4.000 Lkw-Fahrten und entlasten die Atmosphäre um<br />
circa 2.250 Tonnen CO 2.<br />
Kontakt | Hans Bußmann<br />
Telefon: +49 (0)251 691 1207 | hans.bussmann@dbschenker.eu<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
27
Customers & Projects<br />
Schnelle Schiene für<br />
schwedischen Stahl<br />
Der skandinavische Konzern SSAB liefert große Mengen<br />
Stahl in viele europäische Länder. Sein Partner auch für die<br />
neue Verbindung nach Maastricht ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>.<br />
28 | <strong>Rail</strong>ways
Foto: iStockphoto; Illustration: Illuteam 43<br />
Stahltransporte sind ein internationales, großvolumiges<br />
Geschäft“, sagt Maarten de Ridder, Leiter der Stockholmer<br />
Generalvertretung von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. „Zunehmend<br />
kommt es aber auch auf Flexibilität und Schnelligkeit an, weil<br />
die Bedarfsplanung bei Herstellern und Verarbeitern immer kurzfristiger<br />
wird.“<br />
Aus diesem Grund hat Skandinaviens größter Stahlkonzern,<br />
die SSAB AB, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> an der Durchführung von Transporten<br />
von Schweden via Deutschland in die Niederlande beteiligt.<br />
Die Federführung für die Transporte liegt bei der<br />
schwedischen Bahn Green Cargo, die für den Streckenabschnitt<br />
vom SSAB-Stahlwerk in Domnarvet bis zur Hafenstadt Trelleborg<br />
und die halbe Strecke des Fährtransports auf der Ostsee verantwortlich<br />
ist. Von da an übernimmt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. Die<br />
Landtransporte per Bahn werden in Sassnitz auf Rügen fortgesetzt<br />
und enden am Empfangsterminal des Logistikdienstleisters<br />
Steel Logistics Europe in Maastricht, der für die Transporte eigens<br />
einen Gleisanschluss anlegen ließ.<br />
Die Transporte erfolgen in Wagengruppen in Regelzügen, nur<br />
für die letzte Etappe vom niederländischen Sittard nach<br />
Maastricht wurde eine Sonderbedienung eingerichtet. „Bei den<br />
Transporten für SSAB arbeiten <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Deutschland<br />
und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Nederland eng zusammen“, erklärt<br />
de Ridder. „Für den Kunden und die Partnerbahn ist wichtig,<br />
dass sie mit einem einheitlichen Ansprechpartner auftreten.“<br />
Seit März dieses Jahres fahren im Rahmen des neuen Vertrags<br />
pro Woche 10 bis 15 Wagen auf der beschriebenen Strecke. Bis<br />
August wurden so bereits 30.000 Tonnen Stahl transportiert.<br />
Hinzu kommen 24.000 Tonnen, die im Rahmen eines schon seit<br />
Längerem bestehenden Vertrags nach Rotterdam gebracht wurden.<br />
Bis Jahresende sollen sich die Stahltransporte in die Niederlande<br />
auf 100.000 Tonnen summieren, für 2011 ist eine weitere<br />
Steigerung auf 120.000 Tonnen geplant.<br />
Auch auf anderen Strecken ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> für SSAB<br />
tätig. So werden in Spitzenzeiten bis zu 250.000 Tonnen Stahl<br />
von Domnarvet ins norditalienische Ghedi gebracht, Deutschland<br />
ist Abnehmer von 160.000 Tonnen SSAB-Stahl, und weitere<br />
Transporte gehen unter anderem nach Luxemburg, Österreich,<br />
Tschechien und in die Schweiz.<br />
Kontakt | Katia Janschersky<br />
Telefon: +46 (0)87 9409-70 | katia.janschersky@dbschenker.eu<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
29
Customers & Projects<br />
30 | <strong>Rail</strong>ways<br />
Knäckebrot-<br />
Shuttle<br />
Für die zur Barilla-Gruppe gehörende<br />
Wasabröd AB schickt die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> AB<br />
Züge voll Knäckebrot auf die Reise nach<br />
Deutschland – und zurück.<br />
Die Schweden mögen es knackig: Mit einem Verbrauch<br />
von vier Kilogramm pro Kopf und Jahr sind sie die<br />
größten Knäckebrot-Konsumenten der Welt. Natürlich<br />
kommt auch der weltweit größte Hersteller aus Schweden: Die<br />
Wasabröd AB, seit 1999 Teil der Barilla-Gruppe, vertreibt ihr<br />
Knäckebrot und andere Bäckereiprodukte in 40 Ländern.<br />
Deutschland ist der größte Abnehmer im Ausland; entsprechend<br />
intensiv ist der Austausch zwischen beiden Ländern. Doch der<br />
geht nicht nur in eine Richtung: Auch aus Deutschland werden<br />
knusprige Backwaren ins Mutterland des Knäckebrots geliefert.<br />
Mit Wirkung zum 1. April 2010 hat die Barilla Sverige AB mit<br />
der schwedischen <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> AB einen Zweijahresvertrag über<br />
die Transporte zwischen den Knäckebrot-Fabriken im schwedischen<br />
Filipstad und Celle in Niedersachsen geschlossen. Per<br />
Bahn werden nun jährlich 10.000 Tonnen Knäckebrot, Cracker,<br />
Snacks und Biskuits im Rundlauf zwischen beiden Standorten<br />
transportiert. Pro Jahr entspricht das 32.000 beladenen Paletten<br />
in jeder Richtung.<br />
Für die Transporte wurden neun vierachsige Privatwagen mit<br />
je 205 Kubikmetern Ladevolumen angemietet. Der Kunde übernimmt<br />
Beladung und Ladungssicherung, für den kontinuierlichen<br />
Umlauf und die Transportüberwachung ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
<strong>Rail</strong> verantwortlich. Eine Besonderheit dabei ist die Online-Sendungsverfolgung:<br />
„Über unser Kundenportal RSO kann der Kunde<br />
jederzeit abfragen, wo sich die Waggons gerade befinden und<br />
wann sie voraussichtlich am Ziel eintreffen werden“, erläutert<br />
Hubert Franke, Leiter Regionalvertrieb/Auslastungsmanagement<br />
bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in Hannover.<br />
„Barilla wirtschaftet sehr umweltbewusst und setzt zur Verbesserung<br />
seiner CO 2 -Bilanz auf die Bahn“, sagt Torgny Nilsson<br />
von der <strong>Schenker</strong> AB in Malmö. „Mit den Transporten zwischen<br />
Filipstad und Celle vermeidet das Unternehmen etwa 650 Lkw-<br />
Ladungen pro Jahr und entlastet so die Umwelt um 1.235 Tonnen<br />
Kohlendioxid.“<br />
Kontakt | Torgny Nilsson<br />
Telefon: +46 (0)40 66955-30 | torgny.nilsson@dbschenker.com<br />
Foto: iStockphoto
175<br />
Jah-<br />
re<br />
Schienengüterverkehr in Deutschland
Gottfried <strong>Schenker</strong> –<br />
der Visionär<br />
Er gab der <strong>DB</strong>-Logistik ihren Namen, erfand im 19. Jahrhundert<br />
den Bahnsammelverkehr und war auch als Reeder erfolgreich.<br />
In seiner Jugend erlebt Gottfried<br />
<strong>Schenker</strong>, 1842 als achtes von zwölf<br />
Kindern im schweizerischen Däniken<br />
geboren, das stürmische Wachstum<br />
der Eisenbahn mit. Der talentierte junge<br />
Mann schreibt sich in Heidelberg für ein<br />
Jura-Studium ein, bricht dieses aber nach<br />
wenigen Semestern mit der Einsicht ab:<br />
„Fort mit Juristerei, mit Politisieren und<br />
Zeitungsschreiben, fort auf dein eigenes<br />
Pferd ...“<br />
Er wird stattdessen Tarifexperte bei der<br />
Schweizer Centralbahn und einer Spedi-<br />
tion, ehe er 1872 in Wien mit zwei Partnern<br />
seine eigene Firma gründet. <strong>Schenker</strong><br />
& Co sollte das Speditionsgewerbe innerhalb<br />
kurzer Zeit völlig neu organisieren:<br />
Gottfried <strong>Schenker</strong> erfindet das System<br />
der Bahnsammelverkehre, indem er Stückgut<br />
zu Wagenladungen zusammenfasst<br />
und mit dem Slogan wirbt: „Von Haus zu<br />
Haus in einer Hand“. In der Metropole<br />
des Habsburgerreiches nutzt Gottfried<br />
<strong>Schenker</strong> die Rolle Wiens als Schnittstelle<br />
zwischen Mittel- und Südosteuropa. Als<br />
erster Spediteur bietet er durchgehende<br />
Eisenbahnfrachten von London nach<br />
Istanbul zu festen Tarifen an.<br />
Und der visionäre Unternehmer kombiniert<br />
die Verkehrsmittel Bahn, Schiff<br />
und Pferdefuhrwerk und avanciert mit<br />
diesem modernen Konzept bald zu einer<br />
international expandierenden Firma.<br />
1879 gründet <strong>Schenker</strong> die Adria Dampfschiffahrts-Gesellschaft,<br />
die bald Ungarns<br />
führende Reederei im internationalen<br />
Seehandel wird. Später folgt mit der<br />
Austro-Americana eine zweite Reede-<br />
rei, die vom Hafen Triest aus viele Aus-<br />
wanderer von Österreich-Ungarn nach<br />
New York befördert.<br />
Gottfried <strong>Schenker</strong> ist Patriarch und<br />
Workaholic, der sich auch durch die Abwesenheit<br />
von Handy und E-Mail im<br />
späten 19. Jahrhundert nicht in seinem<br />
täglichen Schaffensdrang bremsen lässt:<br />
„Auch in die Ferien hinein begleitet mit<br />
der Telegraf, damit der Webstuhl nicht des<br />
Fadens mangelt.“ Bei seinem Tod 1901<br />
hat <strong>Schenker</strong> 33 Nieder lassungen in<br />
13 Ländern und betreibt eine Hochsee-<br />
flotte mit 18 Schiffen.<br />
1913 eröffnete <strong>Schenker</strong> seine erste Niederlassung<br />
in den USA. Zeitgleich mit der<br />
Erschließung neuer Verkehrswege nach<br />
Amerika beteiligte sich das Unternehmen<br />
an namhaften Telegraphengesellschaften,<br />
die mit ihren Kommunikationsleitungen<br />
Europa und Amerika erstmals verbanden.<br />
1931 kaufte die Deutsche Reichsbahn die<br />
Spedition, um ihr Güterverkehrsgeschäft<br />
in der Weltwirtschaftskrise zu stabilisieren.<br />
Es blieb auch nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg im Besitz der Bundesbahn, bis<br />
1991 die Stinnes AG die Aktienmehrheit<br />
übernahm. Im Jahr 2002 wurde wiederum<br />
die Stinnes AG von der Deutschen Bahn<br />
AG mehrheitlich übernommen.<br />
Im Zuge ihrer neuen Markenarchitektur<br />
und der weltweiten Aktivitäten<br />
benannte die <strong>DB</strong> ihr gesamtes Logistikgeschäft<br />
nach dem legendären Firmengründer<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>, und die Schienen-<br />
güterverkehrssparte heißt seit 2009 <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>.<br />
32 railways
ailways<br />
Mit Volldampf voraus:<br />
Eine Reichsbahn-Einheitslok<br />
der Baureihe 44 schleppt einen<br />
Güterzug durchs Sauerland.<br />
Die erste Tour des Adlers ist ein<br />
logistischer Albtraum: Deutschlands<br />
Ur-Lokomotive kommt<br />
verstaut in 19 Kisten und braucht für den<br />
Weg von der legendären Schmiede des<br />
englischen Eisenbahnpioniers George<br />
Stephenson in Newcastle nach Nürnberg<br />
fünf lange Wochen. Wie in all den Jahrhunderten<br />
zuvor benutzt man Pferdefuhrwerke<br />
und Maultiere, um den<br />
knapp zehn Tonnen schweren Bausatz<br />
über Land an seinen Bestimmungsort in<br />
Franken zu schaffen. In der Odyssee des<br />
Adlers schwingt noch eine Ahnung von<br />
Mittel alter mit, das die Eisenbahn im<br />
Schrittmacher<br />
der<br />
Industriali sierung<br />
Vor 175 Jahren gab der Adler das Signal für eine Transportrevolution.<br />
Die Eisenbahn katapultierte Deutschland ins Industriezeitalter.<br />
Transportwesen nach 1835 mit einem technologischen<br />
Urknall überwinden und<br />
abschütteln wird.<br />
Doch immerhin: Von Rotterdam bis<br />
Emmerich zieht ein moderner Dampfschlepper<br />
die Fracht, von dort bis Köln<br />
aber werden wegen des niedrigen Wasserstands<br />
Treidelpferde vorgespannt.<br />
In Köln übernehmen acht Pferdefuhrwerke<br />
den Adler und schaffen ihn – mit<br />
Umladen in Offenbach nach Nürnberg.<br />
Auf dem letzten Teilstück ermög-<br />
licht eine gut ausgebaute Chaus-<br />
see Tagesetappen von 46 Kilometern,<br />
auf unbefestigten Wegen beträgt die<br />
33
Tagesleistung im frühen 19. Jahrhundert<br />
nur 30 Kilometer.<br />
In Nürnberg schraubt der Mechaniker<br />
Wilhelm Spaeth den Bausatz zur Mutter<br />
aller deutschen Lokomotiven zusammen.<br />
Die beiden Zylinder des dreiachsigen<br />
Dampfwagens liefern sagenhafte 40 PS<br />
und beschleunigen ihn auf ungeheuerliche<br />
60 km/h. Die Räder haben nach englischer<br />
Auch der Lokführer<br />
wurde aus England<br />
importiert<br />
Vorschrift einen Abstand von 4 Fuß und<br />
8 Zoll, umgerechnet 1,435 Meter. Diese<br />
Spurweite gilt unverändert seit 175 Jahren<br />
in den meisten Ländern und kann damit<br />
um den Titel „ältester Industriestandard<br />
der Welt“ konkurrieren.<br />
Des Adlers große Stunde schlägt am<br />
7. Dezember 1835. Für die grandiose Pre-<br />
miere hat man nicht nur die Lokomotive,<br />
sondern auch den Lokführer aus dem Vereinigten<br />
Königreich importiert. William<br />
Wilson ist sich der Tragweite des Augenblicks<br />
bewusst, er dirigiert mit Zylinder<br />
und weißen Handschuhen sein fauchendes<br />
Ungetüm, das 200 Ehrengäste mit Tempo<br />
40 von Nürnberg nach Fürth chauffiert.<br />
Rechte Seite: Handarbeit:<br />
Im Hauptgüterbahnhof Hannover<br />
sind jede Menge Eisenbahner<br />
damit beschäftigt, Stückgut zu<br />
verladen (1951).<br />
Wasserkraft:<br />
Güterwagen mit Zuckerrüben werden<br />
mithilfe eines kräftigen Wasserstrahls<br />
entladen (1960).<br />
Die erste deutsche Eisenbahnlinie von<br />
Nürnberg nach Fürth war kurz und ließ<br />
sich von einem ausdauernden Fußgänger<br />
in einer guten Stunde abschreiten. Die<br />
sechs Kilometer Gleis – fast schnur-<br />
gerade und ohne Steigungen, Brücken<br />
und Tunnels – müssen in der Rückschau<br />
wohl als etwas gelten, was man heute<br />
„Referenzstrecke“ nennen würde. Denn<br />
überall in Deutschland beobachteten<br />
Unternehmer und Banken das wag-<br />
halsige Experiment in Bayern quasi<br />
mit Adler-Augen.<br />
Warum Deutschlands Ur-Lokomotive<br />
ausgerechnet im Norden Bayerns Fahrt<br />
aufnahm, erklärt Rainer Mertens, Ausstellungsleiter<br />
im <strong>DB</strong> Museum, so: „Nürnbergs<br />
Handelshäuser suchten damals nach<br />
Auswegen aus der desolaten Wirtschaftslage,<br />
unter der sie seit Napoleon litten.<br />
Es ging darum, einen leistungsfähigen<br />
Verkehrsweg<br />
v o m M a i n<br />
zur Donau<br />
zu schaffen,<br />
um Warenströme<br />
in die Stadt zu lenken.“<br />
Die neue Bahnstrecke der „Ludwig-<br />
Eisenbahn-Gesellschaft“ war außeror-<br />
dentlich erfolgreich. Schon im ersten<br />
Betriebsjahr fuhren 475.219 Passagiere mit<br />
und bescherten den Aktionären traum-<br />
hafte Dividenden von 15 bis 20 Prozent pro<br />
Jahr. Damit lieferte der Adler 1835 die<br />
Initialzündung für das Eisenbahnfieber in<br />
weiteren Regionen Deutschlands.<br />
Zunächst erbrachte der Personenverkehr<br />
noch bis in die 1850er-Jahre den<br />
Großteil der Einnahmen für die Eisenbahngesellschaften.<br />
Dies änderte sich, als<br />
die Eisenbahnen die Gütertarife senkten<br />
und sich damit insbesondere der Transport<br />
von Massengut wie Kohle verbilligte.<br />
Zu Beginn des Eisenbahnbaus kostete<br />
Kohlefracht noch 13 Pfennige pro Tonnenkilometer,<br />
einige Jahrzehnte später war<br />
der Preis nach dem Rheinisch-West-<br />
fälischen Normalkohlentarif auf 2,2 Pfennig<br />
ge sunken.<br />
Zudem erwies sich die Tarifsenkung<br />
als eine entscheidende Maßnahme für<br />
den weiteren Industrialisierungsprozess.<br />
Der Eisenbahngüterverkehr erfuhr<br />
„Niemand kam auf die Idee, den<br />
Adler für die Nachwelt zu bewahren“<br />
einen rasanten Zuwachs. Im Kaiser-<br />
reich ist die Welt nicht zuletzt wegen<br />
der Eisenbahn eine andere geworden: Ein<br />
engmaschiges Schienennetz hat Deutschland<br />
in die Moderne katapultiert. 1880<br />
maß das Streckennetz bereits 33.800 Ki-<br />
34 railways
lometer, das bis zum 1. Weltkrieg weiter<br />
wuchs auf 62.000 Kilometer.<br />
An der Ruhr, in Sachsen und in Oberschlesien<br />
entstanden gewaltige Indus-<br />
triegebiete, die ihre Rohstoffe über die<br />
Schiene bezogen und ihre Erzeugnisse<br />
quasi mühelos und in großen Mengen<br />
über weite Entfernungen kostengünstig<br />
ver senden konnten. Erst die Eisenbahn<br />
ermöglicht im Kaiserreich auch die Entstehung<br />
von Metropolen wie Berlin und<br />
Hamburg. Denn die von der Eisenbahn<br />
ausgelöste Industrialisierung ließ die<br />
Großstädte wachsen und eine neue Arbeiterklasse<br />
entstehen. Die Eisenbahn sorgte<br />
dafür, dass die steigenden Entfernungen<br />
zwischen den Erzeugern und Verbrauchern<br />
von Nahrungsmitteln zuverlässig<br />
überbrückt werden konnten. Hungers-<br />
nöte, die durch regionale Missernten ausgelöst<br />
wurden, gibt es seit der Erfindung<br />
der Eisenbahn zumindest in Friedenszeiten<br />
nicht mehr.<br />
Der Adler, mit dem vor 175 Jahren alles<br />
anfing, erwies sich übrigens als außerordentlich<br />
zuverlässige und langlebige<br />
Maschine. 22 Jahre lang dampfte sie –<br />
wie ihre Schwesterlok Pfeil – zwischen<br />
Nürnberg und Fürth hin und her. „Als sie<br />
ausgemustert wurde, kam niemand auf die<br />
Idee, sie für die Nachwelt aufzubewahren“,<br />
bedauert Rainer Mertens. Nach 1857<br />
railways<br />
lieferte sie als stationäre Dampfmaschine<br />
noch Energie für die Späth’sche Maschinenfabrik<br />
in Nürnberg, die sie dann an<br />
einen Fabrikanten in Augsburg weiterverkaufte.<br />
Seitdem gilt Deutschlands Ur-<br />
Lokomotive als verschollen.<br />
Zum 100. Geburtstag baute die Reichsbahn<br />
den Adler 1935 als fahrtüchtige<br />
Replik nach. Möglich wurde dies durch<br />
umfangreiche Forschungen, die schließlich<br />
auch noch originale Blaupausen aus<br />
der Stephenson-Werkstatt in Newcastle<br />
an den Tag brachten. Ein zweites – nicht<br />
fahrtüchtiges Modell – wurde 1952 von<br />
der Bundesbahn für Messen und Werbezwecke<br />
in Auftrag gegeben, das heute<br />
im Nürnberger <strong>DB</strong> Museum ausgestellt<br />
ist. Das fahrtüchtige Modell von 1935<br />
nahm bei einem Großfeuer 2007 schwe-<br />
ren Schaden, wurde aber inzwischen im<br />
Dampflokwerk der <strong>DB</strong> in Meiningen<br />
wiederhergestellt.<br />
Am 7. Dezember 2010, auf den Tag<br />
genau 175 Jahre nach der ersten Fahrt<br />
des Adlers, erlebt das Jubiläumsjahr<br />
„175 Jahre Eisenbahn in Deutschland“<br />
seinen Höhepunkt und Abschluss zugleich.<br />
Am Festakt in Nürnberg nimmt<br />
auch Bundes kanzlerin Angela Merkel<br />
teil und erweist jener kleinen Lokomotive,<br />
von der so große Impulse ausgingen,<br />
ihre Referenz.<br />
Buch und Ausstellung<br />
zum Jubiläum<br />
Genau zum 175. Geburtstag des Adlers<br />
gibt die Deutsche Bahn in diesen<br />
Wochen den Jubiläumsband „Planet<br />
Eisenbahn – Bilder und Geschichten aus<br />
175 Jahren“ heraus. In zwölf Kapiteln<br />
wird die Entwicklung des Schienenverkehrs<br />
von 1835 bis 2010 aus verschiedenen<br />
Blickwinkeln erzählt. Der<br />
gebundene Jubiläumsband mit 176 Seiten<br />
erscheint im Böhlau-Verlag und ist<br />
für 17,50 Euro im Buchhandel erhältlich.<br />
Im Nürnberger <strong>DB</strong>-Museum ist noch bis<br />
zum 27. Februar 2011 die Jubiläumsausstellung<br />
Planet Eisenbahn – die Geschichte<br />
der mobilen Zukunft“ zu sehen.<br />
Internet:<br />
www.deutschebahn.com/dbmuseum<br />
35
Elefanten-Logistik ist heute kein Thema mehr für die<br />
moderne Güterbahn – aber die alte Reichsbahn kannte<br />
sich damit aus: Ein Dickhäuter des Zirkus Krone besteigt<br />
1938 in München den für ihn reservierten Waggon.<br />
Lebende Tiere – vor allem Vieh – wurden früher in<br />
Güterzügen transportiert. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> befördert,<br />
nicht zuletzt aus Tierschutzgründen, keine Tiere mehr.<br />
36 railways
ailways<br />
Passagier mit<br />
Übergewicht<br />
37
Die Bahn be<br />
Konkurrenz<br />
Das Monopol der Schiene für den Landtransport geht<br />
zwischen den beiden Weltkriegen zu Ende.<br />
Die Reichsbahn reagierte darauf 1931 mit dem geheim<br />
gehaltenen Kauf der Spedition <strong>Schenker</strong>.<br />
Zwischen 1890 und 1925 verdreifachte<br />
sich die Transportleistung<br />
der Eisenbahn in Deutschland<br />
von 22,2 auf 70 Milliarden Tonnenkilo-<br />
meter (zum Vergleich: 2008 leistete <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> 91,2 Mrd. TKM). Allerdings<br />
neigte sich nach dem 1. Weltkrieg das beinahe<br />
hundertjährige Monopol der Schiene<br />
für Überlandtransporte von Gütern dem<br />
Ende zu. Der Erfindung des Lastwagens<br />
folgten seinerzeit zahlreiche technische<br />
Weiterentwicklungen – wie beispiels-<br />
weise der Dieselmotor 1923 -, die den Straßengüterverkehr<br />
schneller und billiger<br />
und damit zu einem ernsthaften Konkur-<br />
renten der Eisenbahn machten. Zwischen<br />
1925 und 32 wuchs der Lkw-Bestand im<br />
Deutschen Reich um das Achtfache.<br />
Die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft<br />
(DRG) erwirtschaftete damals über zwei<br />
Drittel ihrer Umsätze mit dem Güterverkehr.<br />
Sie war noch, wie der Historiker Peter<br />
Borscheid anmerkt, „unumstritten der<br />
Verkehrsträger überhaupt, Symbol der<br />
Industrialisierung, kapitalstark mit einer<br />
Monopolstellung, ein Koloss unter staatlichem<br />
Schutz, neben dem sich die einzelnen<br />
Fuhrunternehmer winzig und bedeutungslos<br />
ausmachten.“Doch die neue Konkurrenz<br />
auf der Straße fügte der Reichsbahn schon<br />
vom<br />
ab 1924 spürbare Einnahmeeinbußen zu.<br />
Die neuen Lastwagen fuhren von Haus zu<br />
Haus und setzten der Reichsbahn insbesondere<br />
im lukrativen Stückgutverkehr zu, mit<br />
dem die DRG den Transport von Massengütern<br />
wie Kohle, für die staatlich festgesetzte<br />
Niedrigtarife galten, quersubventionierte.<br />
Als sich die Situation in der Weltwirtschaftskrise<br />
nach 1929 dramatisch verschärfte,<br />
forderte die Reichsbahn von der Regierung<br />
Maßnahmen, den Lkw-Verkehr zugunsten<br />
der Eisenbahn einzuschränken – zunächst<br />
ohne Erfolg. Daraufhin handelte die unternehmerisch<br />
eigenständige Reichsbahn auf<br />
eigene Faust und schloss im Februar 1931<br />
38 railways
kommt<br />
LKW<br />
einen geheimen Kooperationsvertrag mit<br />
Deutschlands größter Spedition <strong>Schenker</strong>.<br />
Dieser sogenannte „<strong>Schenker</strong>-Vertrag“ sicherte<br />
der Spedition das exklusive Recht zu,<br />
überall im Deutschen Reich Güter von und<br />
zu den Bahnhöfen zu befördern – oder durch<br />
Subunternehmer befördern zu lassen. Alle<br />
Spediteure, die an diesem Geschäft partizipieren<br />
wollten, mussten sich im Gegenzug<br />
dazu verpflichten, auf eigenen Lkw-Fernverkehr<br />
über 50 Kilometer zu verzichten. Die<br />
DRG sah damit ihre Ziele erreicht, nämlich<br />
erstens die unliebsame Konkurrenz der Straße<br />
auf Langstrecken einzudämmen und<br />
zweitens die Rollgebühren zu senken.<br />
railways<br />
Als dieser Teil des <strong>Schenker</strong>-Vertrags<br />
kurze Zeit später doch publik war, schlug<br />
er in Berlin hohe Wellen. Das Reichskabinett<br />
warf dem staatseigenen Konzern<br />
eigenmächtiges Handeln vor und erließ<br />
als Kompromiss zwischen Reichsbahn<br />
und Speditionsgewerbe schließlich die<br />
„Verordnung über den Überlandverkehr<br />
mit Kraftfahrzeugen“, die im Oktober<br />
1931 in Kraft trat. Sie machte den gewerbsmäßigen<br />
Transport von Gütern<br />
über Entfernungen von mehr als 50 Kilometern<br />
genehmigungspflichtig und<br />
setzte Beförderungspreise einheitlich für<br />
das gesamte Deutsche Reich fest. Der<br />
kurze Zeit darauf später im Einvernehmen<br />
mit der Reichsbahn erlassene<br />
Reichskraftwagentarif galt übrigens bis<br />
vor 20 Jahren.<br />
Der zweite Teil des <strong>Schenker</strong>-Vertrags<br />
von 1931 konnte noch 1937/38 geheim gehalten<br />
werden: Er beinhaltete nicht nur<br />
die Kooperation mit <strong>Schenker</strong>, sondern<br />
auch den Kauf der Spedition durch die<br />
Reichsbahn für 24,9 Millionen Reichsmark.<br />
Dass die Reichsbahn einen viel zu<br />
hohen Preis bezahlt hatte, kam auch erst<br />
Jahre später ans Licht: Denn <strong>Schenker</strong> &<br />
Co. war zum Zeitpunkt der Übernahme<br />
praktisch bankrott.<br />
39
Vom Fuhrwerk<br />
zur<br />
Logistik<br />
1835 löste Deutschlands erste Eisenbahn eine Transportrevolution aus.<br />
Ein illustrierter Rückblick auf 175 Jahre Schienengüterverkehr.<br />
40 railways
ailways<br />
Bei der Bundesbahn nannte man sie<br />
„deutsches Krokodil“, bei der DDR-<br />
Reichsbahn wenig galant „Eisenschwein“.<br />
Die legendäre Güterzuglok der Bau-<br />
reihe 194 war zwischen 1940 und 91 vor<br />
allem auf süddeutschen Strecken und<br />
in Österreich unterwegs.<br />
41
1965<br />
wurden die letzten klassischen Bierwagen in<br />
Dienst gestellt, für die Münchner Brauereien<br />
Löwenbräu und Hacker. Bier-Logistik findet<br />
heute überwiegend auf der Straße statt, zu den<br />
Kunden von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> gehört aber<br />
unter anderem die Brauerei Carlsberg.<br />
Sechs Kreuzer<br />
pro Fass zahlte die Lederer-Brauerei für den<br />
ersten Bier-Transport von Nürnberg nach<br />
Fürth 1836 in einem Personenwagen hinter<br />
der ersten deutschen Lokomotive, dem Adler.<br />
Damit gilt der Gerstensaft auch als erste offizielle<br />
Fracht der deutschen Eisenbahnen, die<br />
dieses Geschäft bald kräftig ausbauten.<br />
Eisgekühlt auf<br />
Achse<br />
Im späten 19. Jahrhundert wurde Bier zum<br />
Exportartikel. Die sehr modernen weißen<br />
Bierwaggons konnten geheizt und gekühlt<br />
werden. Im Sommer reichten 30 Zentner<br />
Natur-Eis, um einen Waggon mit 54 Hektolitern<br />
Bier mit einer Temperatur von 4 Grad<br />
Celsius von München nach Paris zu befördern.<br />
42 railways
ailways<br />
Boom der Stahlkiste<br />
In den 60er-Jahren revolutionierte der<br />
Standardcontainer den Welthandel. Die Stahlgefäße,<br />
die sich im Handumdrehen von einem<br />
Verkehrsmittel aufs andere verladen lassen,<br />
gaben auch dem Schienengüterverkehr ein<br />
völlig neues Gesicht.<br />
680.000<br />
Güterwagen betrieb die Deutsche Reichsbahn<br />
Gesellschaft 1925 – und Tausende von ihnen<br />
trugen die Typbezeichnung Dresden. Zum<br />
Vergleich: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> kam 2009 mit<br />
120.000 Güterwagen aus.<br />
Kleine Anfänge<br />
Mit genormten Standardbehältern hatte die Bundesbahn<br />
schon vor dem Durchbruch der 20- und<br />
40-Fußcontainer experimentiert. „Von Haus zu<br />
Haus“ hieß der Service der 50er- und 60er-Jahre.<br />
43
Hemmschuhleger<br />
Schwere Arbeit hatten auf den Rangierbahnhöfen<br />
die Hemmschuhleger zu verrichten. Das<br />
Foto aus dem Jahr 1925 zeigt einen Eisenbahner,<br />
der einen rollenden Güterwagen<br />
durch das geschickte Platzieren eines<br />
Hemmschuhs abbremst.<br />
Schwein und Rind<br />
Der Transport von Tieren gehörte früher zum<br />
Kerngeschäft des Schienengüterverkehrs,<br />
etwa in den Viehtransportwagen der Bundesbahn.<br />
Seit 2001 befördern <strong>DB</strong>-Güterzüge<br />
grundsätzlich keine lebenden Tiere mehr.<br />
Bahnbrechend<br />
Acht Eisenbahner fuhren 1913 durchschnittlich<br />
auf einem Güterzug, die meisten von<br />
ihnen als Bremser. Sie waren über den Zug verteilt<br />
und betätigten dort manuelle Handspindelbremsen.<br />
Im 19. Jahrhundert hatte der<br />
Amerikaner George Westinghouse die Druckluftbremse<br />
(links) erfunden, die die Eisenbahn<br />
revolutionierte. In Deutschland wurde sie ab<br />
1920 als Kunze-Knorr-Bremse bekannt. Mit ihr<br />
kann der Lokführer alle Bremsen an den angehängten<br />
Wagen auf einmal betätigen.<br />
44 railways
Der Älteste<br />
Schon 1829 transportierte dieser Wagen<br />
in einem Bergwerk bei Newcastle Kohle.<br />
Das älteste erhaltene Bahnfahrzeug außer-<br />
halb Großbritanniens steht heute im<br />
Nürnberger <strong>DB</strong>-Museum.<br />
railways<br />
Heavy Metal<br />
Stahlindustrie und Eisenbahn waren von<br />
Anfang an eng miteinander verbunden – und<br />
sind es bis heute: Coils warten im Stahlwerk<br />
auf die Verladung auf Güterwagen.<br />
Jede Menge Kohle<br />
Früher fuhren Dampfloks mit Kohle und sie<br />
zogen als wichtigstes Ladegut – Kohle. 1925<br />
entfielen 35 Prozent der von der Reichsbahn<br />
beförderten Tonnage (in Tonnenkilometern)<br />
auf den damals wichtigsten Energieträger.<br />
Heiße Ware<br />
Auf 1300 Grad köchelte die „Suppe“, die<br />
dieser historische Pfannenwagen einst im<br />
Ruhrgebiet transportierte: flüssiges Roheisen<br />
auf dem Weg vom Hochofen ins Stahlwerk.<br />
45
Auf getrennten<br />
Gleisen<br />
Während der deutschen Teilung blieb die Reichsbahn im Osten<br />
das dominante Transportmittel – ganz im Gegensatz zum Westen.<br />
In der alten Bundesrepublik wie in der<br />
DDR spiegelte der Schienengüterverkehr<br />
die gegensätzlichen Gesellschafts-<br />
und Wirtschaftssysteme wider. Im<br />
Westen sank der Marktanteil der Schiene<br />
am gesamten Güterverkehrsaufkommen<br />
zwischen 1949 und 89 von 56 Prozent auf<br />
22 Prozent. Die Massenmotorisierung<br />
erstreckte sich auch auf den Transportmarkt,<br />
wo der Lkw der Eisenbahn infolge<br />
nachlassender staatlicher Regulierung bei<br />
Konzessionen und Tarifen in vielen Sektoren<br />
den Rang als dominierendes Verkehrsmittel<br />
ablief.<br />
Die Bundesbahn litt zudem darunter,<br />
dass der Energieträger Kohle – das Brot-<br />
und Buttergeschäft des Schienengüterverkehrs<br />
– in Westdeutschland zunehmend<br />
durch Öl abgelöst wurde. Rollten 1960<br />
noch 107 Millionen Tonnen Kohle über<br />
<strong>DB</strong>-Schienen, waren es 1988 nur noch<br />
Lauter Neuwagen: Die doppelstöckigen Autotransporter<br />
der Bundesbahn waren 1955 genauso neu wie die von ihnen<br />
beförderten Volkswagen-Legenden.<br />
76 Millionen Tonnen. Vom Boom des Erdöls<br />
profitierte die Schiene kaum, weil es<br />
überwiegend durch Pipelines floss.<br />
Dagegen regulierte in der DDR der<br />
Staat die Aufgabenverteilung zwischen<br />
Reichsbahn und den volkseigenen Betrieben<br />
für Straßengüterverkehr. Nicht zuletzt<br />
aus energiepolitischen Überlegungen<br />
wurde die zunächst überwiegend mit heimischer<br />
Kohle betriebene Eisenbahn dem<br />
ölabhängigen Lkw vorgezogen – selbst<br />
dort, wo es extrem unwirtschaftlich war.<br />
So sank der Anteil der Reichsbahn am gesamten<br />
Güterverkehrsaufkommen der<br />
DDR zwischen 1960 und 80 nur geringfügig<br />
von 82 auf 71 Prozent. Die Gütertrans-<br />
port- Ver ordnung von 1981 zwang die<br />
DDR-Reichsbahn kurz vor der Wiedervereinigung<br />
dazu, auch Wagenladungsfrachten<br />
für Entfernungen ab zehn Kilometern<br />
zu übernehmen.<br />
46 railways<br />
Foto: dpa Picture-Alliance / Daniel Karmann, Wikipedia, <strong>DB</strong> AG (3), PR, Alfred Gross/ullstein Bild, <strong>DB</strong> AG (2), ddp images/dapd, Alfred Schauhuber/mauritius-images, iStockphoto, TV-Yesterday/INTERFOTO, Gerhard Moll/EK Verlag,<br />
iStockphoto,Friedrich/INTERFOTO, shutterstock, <strong>DB</strong> AG,privat, National <strong>Rail</strong>way Museum/SSPL/INTERFOTO, Manfred Kopka, iStockphoto (2), Rainer Waldkirch/mauritius-images, Unkle/ullstein bild, iStochphoto, <strong>DB</strong> AG (2); Illustration: Illuteam 43
Foto: PR<br />
Ein Ganzzug der Brauerei Carlsberg<br />
vor der Einfahrt in den Tunnel unter<br />
dem großen Belt zwischen den Inseln<br />
Fünen und Seeland.<br />
Nachschub für durstige Dänen<br />
Für den Brauereiriesen Carlsberg ist die Bahn auf dem Heimatmarkt integraler Bestandteil<br />
der Logistikkette.<br />
Carlsberg ist eine internationale Kultmarke, das Bier mit<br />
dem grün-weißen Logo ist weltweit bekannt. Doch die<br />
Carlsberg A/S mit Sitz in Kopenhagen ist Inhaberin<br />
zahlreicher Getränkemarken, die in vielen Ländern der<br />
Welt vertrieben werden. Mit der internationalen Expansion<br />
begann das 1847 gegründete Unternehmen schon in den<br />
1860er-Jahren; heute beschäftigt die Carlsberg Gruppe mehr<br />
als 43.000 Menschen und verkauft täglich 140 Millionen<br />
Flaschen Bier. Das macht das Carlsberg zum viertgrößten Bierkonzern<br />
der Welt.<br />
Auf ihrem Heimatmarkt sind die Dänen mit einem Anteil<br />
von 60 Prozent bei der Produktion und dem Vertrieb von Bier<br />
und alkoholfreien Getränken Marktführer. Hier arbeitet der<br />
Getränkehersteller seit 2003 mit <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Danmark<br />
zusammen. Der Transport mit der Bahn erreichte 2009 eine<br />
neue Dimension, denn im Jahr zuvor war der Produktionsstandort<br />
nahe Kopenhagen geschlossen worden und die Belieferung<br />
von Kunden auf der Insel Seeland übernahm die Brauerei im<br />
210 Kilometer entfernten Fredericia auf Jütland.<br />
Um die Versorgung der Hauptstadtregion sicherzustellen,<br />
fahren nun wöchentlich zehn Ganzzüge mit Bier und Mineralwasser<br />
zum <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Kombiterminal in Høje-Taastrup in<br />
der Nähe von Kopenhagen. Die meisten der 13 Doppeltaschenwagen<br />
werden mit speziell entwickelten Trailern beladen, die<br />
herkömmliche Huckepack-Trailer an Kapazität übertreffen.<br />
In unmittelbarer Nachbarschaft des Terminals liegt das<br />
Lager von Carlsberg, von wo aus die Kunden auf Seeland<br />
beliefert werden. Um einen reibungslosen Austausch zwi-<br />
schen Kombiterminal und Lager zu ermöglichen, wurde<br />
zwischen beiden Geländen eine direkte Verbindung geschaf-<br />
fen. Für den Umschlag der Trailer, die ständig von Carlsberg<br />
angeliefert oder abgeholt werden, ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> ver-<br />
antwortlich. Im Laufe eines Jahres werden hier mehr als<br />
25.000 Trailer umgeschlagen.<br />
„Fahrpläne und Zeitfenster für den Umschlag sind auf die<br />
Produktionsrhythmen in Fredericia und die Termine für<br />
die Weiterverteilung in Seeland abgestimmt“, erklärt Niels<br />
Hansen, Account Manager bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Danmark.<br />
„Termintreue ist hier besonders wichtig, damit die Logistik-<br />
kette nicht aus dem Takt kommt.“<br />
Am Brauereistandort in Fredericia übernimmt Carlsberg<br />
den Umschlag selbst. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> stellt dafür eine Rangierlok<br />
zur Verfügung. Sie wird von Carlsberg-Mitarbeitern<br />
bedient, die von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> ausgebildet werden.<br />
„Bisher haben wir für den Transport zwischen den Regionen<br />
den Lkw benutzt, aber nach der Neustrukturierung unserer<br />
Produktion haben wir für die nun viel größeren Strecken eine<br />
Schienenlösung gesucht“, sagt Steen Deleuran, Transport-<br />
ation & Fleet Manager bei Carlsberg. „<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> hat<br />
für uns ein Transportkonzept entwickelt, das unsere Anforderungen<br />
an Zuverlässigkeit und Flexibilität voll erfüllt.“<br />
Kontakt | Niels Hansen<br />
Telefon: +45 (0)88 3009-33 | niels.l.hansen@dbschenker.com<br />
<strong>Rail</strong>ways | 47
Customers & Projects<br />
Zentrale der BSH Bosch und Siemens<br />
Hausgeräte GmbH in München<br />
48 | <strong>Rail</strong>ways<br />
Im Lager im türkischen Çerkezköy warten BSH-Hausgeräte auf<br />
den Bahntransport Richtung Deutschland.
Foto: BSH Bosch und Siemens PR, PR<br />
Weiße Ware<br />
durch sechs Länder<br />
Die BSH produziert Haushaltsgeräte weltweit. Für den Austausch zwischen den deutschen<br />
und türkischen Werken wird wöchentlich ein Ganzzug auf den Weg gebracht.<br />
Bosch und Siemens – zwei Marken der BSH Bosch und<br />
Siemens Hausgeräte GmbH, die seit Generationen aus<br />
deutschen Haushalten nicht wegzudenken sind. Bereits<br />
1967 haben die Konzerne Siemens AG und Robert Bosch GmbH<br />
das Joint Venture gegründet, an dem sie bis heute jeweils die<br />
Hälfte der Anteile halten.<br />
Die BSH hat sich im Lauf der Jahre zu einer weltweit tätigen<br />
Unternehmensgruppe entwickelt, die in 40 Ländern nahezu<br />
40.000 Mitarbeiter beschäftigt. In 41 Fabriken in Europa, den<br />
USA, Lateinamerika und Asien stellt das Unternehmen Produkte<br />
her, die sowohl regional als auch global vertrieben werden. Neben<br />
den Hauptmarken Bosch und Siemens gehören auch Spezialmarken<br />
wie zum Beispiel Gaggenau, Neff und Constructa sowie mehrere<br />
Regionalmarken zum Markenportfolio der BSH. Mit einem<br />
Umsatz von 8,4 Milliarden Euro im Jahr 2009 ist die BSH der<br />
größte Hausgerätehersteller in Deutschland und Westeuropa und<br />
gehört weltweit zu den führenden Unternehmen der Branche.<br />
Umweltfreundliche Alternative gesucht<br />
Seit 1995 ist auch die Türkei auf der BSH-Weltkarte zu finden.<br />
Die Tochter BSH Ev Aletleri ist der zweitgrößte Hausgerätehersteller<br />
in der Türkei und produziert jährlich mehr als 3,5 Millionen<br />
Einheiten. Ein großer Teil davon geht in den Export, nicht wenig<br />
davon nach Deutschland. Doch der rege Austausch zwischen<br />
Deutschland und der BSH-Fabrik in Çerkezköy in der Nähe von<br />
Istanbul geht nicht nur in eine Richtung: Aus deutschen Werken<br />
werden neben Fertigprodukten auch Vorprodukte zur Weiterverarbeitung<br />
in die Türkei geliefert.<br />
Im vergangenen Jahr machte sich die BSH auf die Suche nach<br />
einer umweltfreundlichen und verlässlichen Alternative zu den<br />
bisherigen Lkw- und Seefracht-Transporten. Voraussetzung<br />
dabei: In puncto Zuverlässigkeit und Sicherheit durften keine<br />
Abstriche gemacht werden. Die Gefahr von Verzögerungen oder<br />
Diebstählen im Transit musste unbedingt vermieden werden.<br />
Aufgrund ihrer umfangreichen Erfahrung mit Türkei-Transporten<br />
gelang es <strong>Schenker</strong> Deutschland AG, <strong>Rail</strong> Logistics and Forwarding<br />
in enger Zusammenarbeit mit <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>, <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> Arkas und dem Bereich Logistics-Traffic Management<br />
der BSH, kurzfristig eine Schienenlösung zu entwickeln, die alle<br />
Anforderungen erfüllt.<br />
Das Konzept sieht vor, dass für die Transporte von der Türkei<br />
nach Deutschland Ganzzüge nach Sopron an der ungarisch-<br />
österreichischen Grenze fahren. Von dort werden die Sendungen<br />
in Waggongruppen zu den verschiedenen BSH-Standorten, zumeist<br />
nach Herbrechtingen-Vohenstein, gebracht. Über dieselbe<br />
Laufstrecke erfolgen die Transporte in umgekehrter Richtung.<br />
Seit Anfang dieses Jahres wird jede Woche ein Ganzzug in<br />
Çerkezköy auf den Weg gebracht. Die zolltechnische Abwicklung<br />
wird direkt im dortigen Zollbüro abgewickelt. Damit der Transport<br />
ressourcenschonend erfolgen kann, müssen am Gleisanschluss<br />
des türkischen BSH-Standorts 30 <strong>DB</strong>-Waggons in kurzer<br />
Zeit gebündelt werden – eine organisatorische Meisterleistung.<br />
Das Ergebnis ist ein umweltfreundlicher, diebstahlsicherer Transport<br />
mit zuverlässigen Laufzeiten.<br />
Kontakt | Rainer Bergmann<br />
Telefon: +49 (0)2389 7801-42 | rainer.bergmann@dbschenker.com<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
49
Customers & Projects<br />
Neues Leben für alte Trams<br />
Zürich: Eine spezielle Holzkonstruktion und zusätzliche<br />
Gurte sichern die 20 Meter langen Bahnen.<br />
Bern: Enge Straßen und scharfe Kuven machten<br />
den Transport zu einer Herausforderung.<br />
50 | <strong>Rail</strong>ways<br />
Fertrans bringt 28 Straßenbahnzüge nach<br />
Rumänien und in die Ukraine.<br />
Eine Sachspende für Osteuropa hat aufwändige logistische<br />
Planungen und Prozesse in Gang gesetzt. Im Jahr 2008<br />
beschloss die Berner Verkehrsgesellschaft Bernmobil,<br />
zehn ältere Straßenbahnzüge auszumustern. Anfang 2009 forderte<br />
dann das eidgenössische Staatssekretariat für Wirtschaft<br />
(SECO) von Fertrans, dem Schweizer Bahnlogistiker von <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong>, eine Machbarkeitsstudie und einen Kostenvoranschlag<br />
für den Transport der Trams nach Rumänien an. Nachdem<br />
Anfang 2010 die Schenkung an die rumänische Stadt Iaşi beschlossen<br />
und Ende April der Zuschlag für die Durchführung an<br />
Fertrans erteilt worden war, begannen knapp sechs Wochen<br />
später die Transporte.<br />
„Eine große Herausforderung war der Straßentransport ab<br />
dem Depot der Bernmobil zum Gütertransport“, erzählt Robert<br />
Jerg von Fertrans. Die über 26 Meter langen und 34 Tonnen<br />
schweren Züge mussten zuerst mit Seilwinden auf den mit Schienen<br />
ausgerüsteten Spezialtieflader gezogen und gesichert werden.<br />
Dann ging es in Polizeibegleitung über die Autobahn und<br />
über einige enge Straßen und durch scharfe Kurven zum Bahnhof,<br />
wo die Straßenbahnen mit zwei Kranen auf je zwei kurzgekuppelte<br />
Flachwagen gehievt wurden. „Die von der Behörde<br />
verordneten Sperrzeiten ließen nur vier Überführungen pro Tag<br />
zu“, so Jerg. Vom Berner Güterbahnhof ging es dann zügig über<br />
Buchs, Sopron an der österreichisch-ungarischen Grenze und<br />
Biharkeresztes in Osten Ungarns nach Iaşi, wo die Straßenbahnen<br />
vier Tage später ihren neuen Einsatzort erreichten.<br />
Damit hatte sich Fertrans für das nächste, nicht weniger umfangreichere<br />
Großprojekt empfohlen. Diesmal ging es um 18<br />
gebrauchte Straßenbahnen der Verkehrsbetriebe Zürich – Ziel:<br />
Vinnica in der Ukraine. „Eine Machbarkeitsstudie wurde diesmal<br />
nicht von uns verlangt, weil wir unsere Kompetenz schon im<br />
Frühling bei einem gleichen Transport unter Beweis gestellt<br />
hatten“, berichtet Jerg. „Nach sehr kurzer Planung konnten wir<br />
Ende Juni mit der Verladung beginnen.“ Die Züricher Bahnen<br />
waren gut 20 Meter lang und 26 Tonnen schwer – mit einer Hebebockanlage<br />
wurden sie im Anschlussgleis der Verkehrsbetriebe<br />
Zürich angehoben, so dass der Flachwagen untergeschoben<br />
werden konnte. Wie schon in Bern sorgten eine spezielle Holzkonstruktion<br />
und zusätzliche Gurte für die Sicherung. Nach<br />
Abnahme durch einen Beauftragten der Schweizerischen Bundesbahnen<br />
ging die Fahrt über Buchs und Marchegg in Niederösterreich<br />
nach Cop an der ukrainischen Grenze. Bedingt durch<br />
den Spurwechsel mussten dort die Straßenbahnen auf die Wagen<br />
der ukrainischen Bahn umgeladen werden. Nach dieser aufwändigen<br />
Prozedur rollten sie weiter nach Vinnica, wo sie Mitte<br />
Juli bereitgestellt wurden.<br />
Kontakt | Robert Jerg<br />
Telefon: +41 (0)81 7506-17 | robert.jerg@fertrans.net
Foto: PR (2), Mark-E Aktiengesellschaft<br />
Ingenieure steuern das Kraftwerk,<br />
den Rohstoff Kohle liefert die <strong>DB</strong>.<br />
Die Wärmekraftwerke in Werdohl-Elverlingsen mit zwei<br />
Steinkohle-Blöcken und zwei Gas- und Dampfturbinenanlagen<br />
produzieren jährlich über zwei Milliarden Kilowattstunden<br />
Strom. Für ihre Versorgung benötigt der<br />
nordrhein-westfälische Energieversorger Mark-E – ein Unternehmen<br />
der ENERVIE Gruppe – pro Jahr zwischen 500.000 und<br />
700.000 Tonnen Steinkohle.<br />
Kurz vor Auslaufen des bestehenden Transportvertrages mit<br />
einem anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen hat Mark-E<br />
entschieden, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> den Zuschlag für die Kohletransporte<br />
zur Kraftwerksversorgung zu geben. Von Januar 2010 bis<br />
Ende 2012 wird <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Steinkohle von den Seehäfen<br />
Rotterdam und Amsterdam sowie von verschiedenen deutschen<br />
Kohlezechen und Binnenhäfen nach Elverlingsen transportieren.<br />
Den Ausschlag gab die hohe Flexibilität, die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />
garantieren kann. So stellen fünf kostengünstige Plantrains ab<br />
Rotterdam und Amsterdam die regelmäßige Grundversorgung<br />
sicher, flexible Züge verkehren darüber hinaus zwischen den Zechen<br />
und Binnenhäfen und dem Kraftwerk. Ein weiterer Pluspunkt<br />
waren die hydraulischen Fal-Wagen, die ein schnelles und<br />
effizientes Entladen garantieren.<br />
Für die Durchführung der Verkehre in den Niederlanden zeichnet<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Nederland, für die Transporte innerhalb<br />
Deutschlands das Tochterunternehmen RBH Logistics verantwortlich.<br />
Mitarbeiter von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> unterstützen Mark-<br />
E bei der Entladung der Kohlezüge beim Kraftwerk.<br />
Kontakt | Katrin Friemann<br />
Telefon: +49 (0)6131 15-61152 | katrin.friemann@dbschenker.eu<br />
Flexible<br />
Kohlezüge<br />
Dreijahresvertrag mit Mark-E<br />
über Kohletransporte<br />
<strong>Rail</strong>ways | 51
Customers & Projects<br />
Mobile Einsatzteams<br />
Wenn Güterwagen vor Ort beim Kunden repariert werden, können die Ausfallzeiten deutlich<br />
reduziert werden.<br />
Güterwagen, die für Stahlverkehre genutzt werden, sind<br />
besonders hohen Belastungen ausgesetzt. Beschädigte<br />
Wagen müssen professionell wieder instand gesetzt<br />
werden; doch die Beförderung in eine Werkstatt und – nach<br />
erfolgter Reparatur – die Rückführung zum Kunden kosten Zeit.<br />
Um die Ausfallzeiten möglichst gering zu halten, bietet <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> bundesweit den Mobilen Wagenservice (MWS)<br />
an. Dabei nehmen Schlosser der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Deutschland<br />
AG Reparaturen, für die ein Transport des Wagens in die Werkstatt<br />
nicht nötig ist, vor Ort beim Kunden vor.<br />
Seit mehr als zehn Jahren sind die MWS-Teams bei Arcelor-<br />
Mittal Eisenhüttenstadt GmbH (AMEH) im Einsatz. Auf dem<br />
Gelände der ehemaligen EKO Stahl GmbH nahe der polnischen<br />
Grenze werden vor allem Wagen für den Transport von Stahlcoils,<br />
Brammen und Erz repariert. Die Wagen werden vom Bahnbetrieb<br />
der AMEH zu zwei dafür vorgesehenen Gleisen gebracht und<br />
später wieder abgeholt. Je nach Bedarf findet ein- bis zweimal<br />
täglich ein Wagenaustausch statt. Die Wagenmeister der <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Deutschland AG stimmen sich dabei mit dem Bahnbetrieb<br />
des Kunden vor Ort ab.<br />
Ambulante Behandlung: Der Mobile<br />
Wagenservice von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />
kommt für die Reparatur zum Kunden.<br />
52 | <strong>Rail</strong>ways<br />
Die Reparaturen werden von Mitarbeitern der Servicestelle<br />
Frankfurt (Oder) in Zweierteams ausgeführt. Insgesamt stehen<br />
sechs Mitarbeiter für die Arbeiten zur Verfügung. „Ohne den<br />
Mobilen Wagenservice müssten alle beschädigten Wagen in die<br />
Servicestelle nach Seddin oder zur Servicestelle Frankfurt Oder<br />
gebracht werden“, erklärt Heike Hebner, Sales Managerin für den<br />
Kunden AMEH im Marktbereich Montan. „Indem wir nach<br />
Möglichkeit vor Ort reparieren, können wir die Ausfallzeiten<br />
wesentlich verkürzen und die Wagen dem Kunden schnell wieder<br />
zur Verfügung stellen.“ In Hochbedarfsphasen können außerdem<br />
Schwerpunkte gesetzt werden, um bestimmte Wagengattungen<br />
vorrangig zu behandeln.<br />
Bei ArcelorMittal Eisenhüttenstadt dürften sich die so eingesparten<br />
Ausfallzeiten bereits auf mehrere Jahre summieren:<br />
Dort reparierte der Mobile Wagenservice von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />
Deutschland AG seit Ende 1999 rund 25.000 Güterwagen.<br />
Kontakt | Christoph Tews<br />
Telefon: +49 (0)30 297-57660 | christoph.tews@dbschenker.eu<br />
Foto: ddp images/dapd, Christian Hager/dpa Picture-Alliance
Multimodal nach Portugal<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> bietet integrierte Door-to-Door-Lösungen<br />
für Kautschuktransporte nach Portugal an.<br />
Rund 2.300 Kilometer ist die neue multimodale Transportkette lang, die <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> im Auftrag von Dow bis nach Portugal knüpft. Zweimal pro<br />
Woche rollen Einzelwagen mit synthetischem Kautschuk aus Sachsen-Anhalt<br />
zunächst nach Saarbrücken/Einsiedlerhof, wo sie in den Atlantik-Shuttle, der nonstop<br />
quer durch Frankreich mit Euro Cargo<strong>Rail</strong> befördert wird, eingereiht werden. 36 Stunden<br />
später und 1.000 Kilometer weiter südwestlich wechselt die Fracht im <strong>Rail</strong>port Irun<br />
von der Schiene auf die Straße, denn in Spanien gibt es keinen Einzelwagenverkehr<br />
mehr. Zielort ist ein Reifenhersteller im portugiesischen Vila Nova de Famalicão,<br />
780 Kilometer entfernt. Die Zustellung in Portugal erfolgt „just in time“.<br />
Die Fäden der Informationskette laufen im KundenServiceZentrum in Duisburg<br />
zusammen. Hier wird der Lauf der Güter überwacht und aus einer Hand koordiniert.<br />
Die Umladung in Irun und den Lkw-Nachlauf durch Spanien organisiert der <strong>Rail</strong>port-<br />
Dienstleister in Absprache mit dem Empfänger.<br />
Mit den <strong>Rail</strong>ports werden Kunden angesprochen, die schienenbasierte Door-to-Door-<br />
Logistiklösungen nachfragen. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> greift bereits auf 38 <strong>Rail</strong>ports in<br />
12 Ländern zurück. Dieses Netzwerk wird weiter ausgebaut.<br />
Kontakt | Wilhelm Duesmann<br />
Telefon: +49 (0)6131 15-67804 | wilhelm.duesmann@dbschenker.eu<br />
Techniker des Chemiekonzerns Dow<br />
besprechen die Produktion, den<br />
Transport des Naturkautschuks von<br />
Sachsen-Anhalt nach Portugal besorgt<br />
die <strong>DB</strong> per Zug und Lkw.<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
53
Markets & Innovation<br />
Künstliche Inseln und<br />
schnelle Schienenwege<br />
Der Schienengüterverkehr in den Niederlanden ist ein äußerst dynamischer Markt.<br />
Zunehmender Seehafen-Hinterlandverkehr und bedeutende Ausbauvorhaben sorgen<br />
für Wachstum.<br />
Mit Holland verbindet<br />
man „Klompen“,<br />
Grachten oder Edamer –<br />
doch das Land verfügt<br />
auch über eine hochmoderneVerkehrsinfrastruktur<br />
und will<br />
in den kommenden<br />
Jahren mehr Güterverkehr<br />
auf die Schiene<br />
bringen.<br />
54 | <strong>Rail</strong>ways
Foto: iStochphoto<br />
Von jeher spielen Verkehr und Transport eine dominierende<br />
Rolle in den Niederlanden. Als Handelsnation und<br />
ehemalige koloniale Großmacht stand das Königreich im<br />
Nordwesten Europas schon immer in engem wirtschaftlichem<br />
Austausch mit seinen Nachbarn, dem Rest Europas und Übersee.<br />
Die am Bruttoinlandsprodukt gemessen sechstgrößte Volkswirtschaft<br />
der Europäischen Union exportierte im vergangenen Jahr<br />
Güter im Wert von mehr als 300 Milliarden Euro, das Import-<br />
volumen belief sich auf über 275 Milliarden. Doch auch als Transitland<br />
spielen die Niederlande eine wichtige Rolle. Ein Grund<br />
dafür sind die zahlreichen Seehäfen und vor allem der Hafen<br />
Rotterdam, der mit einem Umschlagvolumen von rund 400 Millionen<br />
Tonnen pro Jahr einer der größten Seehäfen der Welt ist.<br />
Unter den elf Häfen der sogenannten Hamburg-Le Havre-Range<br />
ist Rotterdam mit über 35 Prozent des Umschlagvolumens bei<br />
Weitem Marktführer, zusammen repräsentieren die niederländischen<br />
Häfen Rotterdam, Amsterdam und die Seelandhäfen<br />
Terneuzen und Vlissingen 46 Prozent.<br />
Das dichtestbesiedelte Land Europas verfügt über eine der<br />
besten Verkehrsinfrastrukturen der Welt. Knapp 3.000 Kilo-<br />
meter Bahnschienen durchziehen das Land, das Schienennetz<br />
ist das meistbefahrene Europas. Doch der Anteil der Bahn am<br />
gesamten Güterverkehr ist verhältnismäßig gering, denn sie<br />
konkurriert mit einem gut ausgebauten Straßennetz und zahlreichen<br />
Wasserwegen.<br />
Doch die Bahn ist ein wichtiger Faktor im niederländischen<br />
Güterverkehr: 5,9 Milliarden Tonnenkilometer wurden im vergangenen<br />
Jahr über die Schiene abgewickelt. Auch wenn die absolute<br />
Transportleistung infolge der Wirtschaftskrise gegenüber<br />
2008 abgenommen hat, stehen die Zeichen für die kommenden<br />
Jahre auf Wachstum. Dabei kommt dem Seehafen-Hinterlandverkehr<br />
eine überragende Bedeutung zu: Drei Viertel des Bahnverkehrs<br />
gehen zu oder kommen von den Häfen. 80 Prozent sind<br />
internationale Verkehre, wobei der Austausch mit Deutschland<br />
die dominierende Rolle spielt: Die Hälfte aller Schienengütertransporte<br />
in den Niederlanden gehen nach oder kommen aus<br />
dem Nachbarland, zwei Drittel passieren die deutsch-niederländische<br />
Grenze.<br />
Starker Wettbewerb<br />
Die Niederlande haben früh und konsequent für einen wettbewerbsorientierten<br />
Schienenverkehr gesorgt. 2003 wurde das<br />
Schienennetz von der staatlichen Eisenbahngesellschaft Nederlandse<br />
Spoorwegen (NS) getrennt, seitdem wird es von der<br />
Gesellschaft Pro<strong>Rail</strong> betrieben. Bereits im Jahr 2000 erwarb die<br />
Deutsche Bahn den Güterverkehrsbereich der NS, die sich seit-<br />
dem auf den Personenverkehr beschränkt. Mit einem Marktanteil<br />
– gemessen am Transportvolumen – von 63 Prozent ist die<br />
heutige <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Nederland die Nummer eins im niederländischen<br />
Schienengüterverkehr, steht jedoch in einem starken<br />
Wettbewerb mit 13 weiteren Unternehmen. Auch wenn der<br />
Marktanteil in den letzten Jahren zurückging, stieg die absolute<br />
Verkehrsleistung von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Nederland bis 2008<br />
stetig: Im vorletzten Jahr belief sie sich auf 4,8 Milliarden Tonnenkilometer<br />
und sank 2009 – konjunkturbedingt – auf 3,4 Milliarden.<br />
Mit rund 770 Mitarbeitern und eigenem rollendem<br />
Material bedient die Gesellschaft tägliche Verbindungen zu<br />
den Seehäfen Amsterdam, Rotterdam, Vlissingen, Moerdijk,<br />
Terneuzen und Delfzijl. Auch im Hinterland sind fast alle großen<br />
Unternehmen und Industriegebiete angebunden.<br />
In Zukunft dürfte der Schienengüterverkehr in den Niederlanden<br />
weiter zunehmen. Einer Studie des Forschungsinstituts<br />
TNO zufolge soll die Menge der in den Niederlanden transportierten<br />
Güter – je nach Szenario – von circa 45 Millionen Tonnen<br />
im Jahr 2007 bis 2020 auf 65 bis knapp 100 und bis 2040 auf 80<br />
bis über 160 Millionen Tonnen steigen.<br />
Dazu soll ein Masterplan der niederländischen Regierung<br />
maßgeblich beitragen, der vorsieht, mit zusätzlichen Investitionen<br />
von 4,5 Milliarden Euro das Verkehrsaufkommen auf der<br />
Schiene deutlich zu stärken. Die Mittel fließen unter anderem in<br />
den Ausbau der internationalen Korridore von Rotterdam nach<br />
Genua, Warschau und Lyon.<br />
Weitere Vorhaben werden zur Stärkung des Seehafen-Hinterlandverkehrs<br />
beitragen. Darunter das Projekt Maasvlakte 2: Die<br />
Vergrößerung der künstlichen Insel wird die Kapazitäten des<br />
Hafens Rotterdam deutlich erweitern; vor allem wird das<br />
Containeraufkommen signifikant steigen. Die Bahn wird dabei<br />
eine entscheidende Rolle spielen, denn die Planungen sehen vor,<br />
dass der Bahnanteil am Hinterlandverkehr langfristig von derzeit<br />
11 auf 30 Prozent steigt.<br />
Der Erfolg dieses Projekts wird entscheidend von der Qualität<br />
und der Kapazität der Hinterland-Anbindungen abhängen. Der<br />
Hafen Rotterdam und die Deutsche Bahn haben deshalb beschlossen,<br />
gemeinsam an der Zukunft zu arbeiten. 2008 unterzeichneten<br />
beide Unternehmen einen Letter of Intent, in dem<br />
gemeinsame Ziele abgesteckt wurden. So sollen die Bahnprozesse<br />
im Hafen und die Datenströme zwischen beiden Unternehmen<br />
optimiert werden.<br />
Kontakt | Jelle Rebbers<br />
Telefon: +31 (0)30 23583-47 | jelle.rebbers@dbschenker.com<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
55
Markets & Innovation<br />
Impulse für den<br />
Hinterlandverkehr<br />
In Rotterdam und Hamburg tauschten sich Vertreter der maritimen Transportwirtschaft<br />
zu Konjunktur, Prozessen und Zukunftsaussichten aus.<br />
Damit der Seehafen-Hinterlandverkehr effizient funktioniert,<br />
müssen Seeverkehrsbranche und Schienengüterverkehr<br />
eng zusammenarbeiten. Zu diesem Zweck hat<br />
der Marktbereich Intermodal von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> mit den<br />
jährlichen West- und Nordhafenkonferenzen zwei einzigartige<br />
Plattformen für die am Containertransport beteiligten Unternehmen<br />
und Institutionen geschaffen.<br />
Die diesjährige Westhafenkonferenz fand Ende September in<br />
Rotterdam statt. Hochrangige Vertreter insbesondere von<br />
Reedereien, Speditionen, Hafenbehörden, intermodalen Operateuren<br />
und seeverladenden Unternehmen trafen sich, um mit<br />
wissenschaftlicher Unterstützung von Professor Notteboom von<br />
der Universität Antwerpen und Professor Tavasszy vom niederländischen<br />
Forschungsinstitut TNO zu diskutieren, wie die<br />
Transportmengen von und zu den niederländischen und belgischen<br />
Seehäfen verstärkt auf die Schiene verlagert werden<br />
können. Hintergrund: Auf lange Sicht rechnen die Seehäfen mit<br />
einem stark steigenden Gesamtumschlag. „Um dieses Wachstum<br />
effizient, schnell und umweltschonend zu bewältigen, ist eine<br />
gute Hinterlandanbindung unerlässlich“, sagte Hans Smits, Vor-<br />
56 | <strong>Rail</strong>ways<br />
standsvorsitzender der Rotterdamer Hafengesellschaft. „Dazu<br />
brauchen wir einen leistungsstarken und wettbewerbsfähigen<br />
Schienengüterverkehr.“<br />
Hierauf konzentriert auch <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> seine Kräfte und<br />
gab auf der Westhafenkonferenz den Projektstart zum Aufbau<br />
einer europäischen Produktions- und Transportsteuerung<br />
bekannt. Bislang wurden Produktionssteuerung, Transportüberwachung<br />
und begleitende Kundeninformationen bei Europas<br />
größtem Schienengüterverkehrsunternehmen von den<br />
einzelnen Landesgesellschaften verantwortet, künftig kommen<br />
diese Leistungen grenzüberschreitend aus einer Hand. „Damit<br />
ebnen wir den Weg für eine einheitliche europaweite Betreuung<br />
der schienengebundenen Logistik unserer Kunden”, so Karsten<br />
Sachsenröder, Vorstand Vertrieb von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>.<br />
Zudem vereinbarten die Konferenzteilnehmer abschließend<br />
eine gemeinsame „<strong>Rail</strong> Agenda for Growth“. Diese sieht vor, dass<br />
die Beteiligten weiterhin mit neutraler wissenschaftlicher Unterstützung<br />
den Abgleich von aggregierten und anonymisierten<br />
Mengenplanungen im Rahmen der Arbeitsgruppe „Prognose“<br />
optimieren. Dadurch kann die Branche besser auf schwankende
Foto: Miquel Gonzalez/laif, PR (2)Marc Darchinger/darchinger.com<br />
Transportvolumina und sich abzeichnende Kapazitätseng-<br />
pässe reagieren. Darüber hinaus engagieren sich die Teilneh-<br />
mer in weiteren ganzjährigen Arbeitsgruppen zu den Themen<br />
„Verlagerungsziele zugunsten des Schienengüterverkehrs in<br />
den Westhäfen“ und „Grüne Logistik“. Die entsprechenden<br />
Fortschritte werden dann 2011 auf der nächsten Westhafenkonferenz<br />
vorgestellt.<br />
Umgang mit Volatilität<br />
Auch die Nordhafenkonferenz, zu der Sachsenröder die deutsche<br />
maritime Transportwirtschaft in den Hamburger Hafenklub<br />
geladen hatte, beschäftigte sich mit der Optimierung des schnittstellenreichen<br />
Seehafenhinterlandverkehrs.<br />
Professor Frank Straube, Leiter des Fachgebiets Logistik<br />
an der Technischen Universität Berlin, führte die Teilnehmer<br />
durch die Konferenz. Auch hier berichteten verschiedene Ar-<br />
beitsgruppen über ihre Aktivitäten im vergangenen Jahr; so<br />
beispielsweise Professor Ralf Elbert, Leiter des Fachgebiets Lo-<br />
gistikdienstleistungen und Transport an der TU Berlin, dessen<br />
Arbeitsgruppe „Prognose“ ihre Branchenbefragungen nun in<br />
Hafenkonferenz der maritimen Transportwirtschaft in Rotterdam (oben).<br />
höherer Frequenz als bisher und DV-gestützt als Delphi-<br />
Be fragung durchführt.<br />
Anders als auf der Westhafenkonferenz, die drei Monate später<br />
stattfand, war hier der angemessene Umgang mit zukünftigen<br />
Konjunkturschwankungen das Top-Diskussionsthema. Denn<br />
auch wenn nach der Krise die Konjunktur nun schneller als<br />
erwartet wieder anzieht, stellten sich die Konferenzteilnehmer<br />
die Frage, wie nachhaltig dieser Trend ist. Damit die fixkostenintensive<br />
Branche die Herausforderungen der volatilen Wirtschaft<br />
meistert, verständigten sich die Teilnehmer auf<br />
Maßnahmen. Dabei stehen Themen wie Flexibilität und Servicequalität<br />
ganz oben auf der Agenda. Zu den Maßnahmen gehört,<br />
dass die Arbeitsgruppe „Prognose“ die Befragungsfrequenz für<br />
die aggregierten und anonymisierten Mengenszenarien der<br />
Unternehmen weiter anhebt und das Thema Datenflussoptimierung<br />
entlang der Transportkette forcierter bearbeitet wird.<br />
Kontakt | Felicitas Leibfarth<br />
Telefon: +49 (0)30 297-54316 | felicitas.leibfarth@deutschebahn.com<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
57
Markets & Innovation<br />
Gleiche Leistung,<br />
geringerer Verbrauch<br />
Die Mitteldeutsche Eisenbahngesellschaft<br />
baut die erste Hybridlok-Flotte im europäischen<br />
Schienengüterverkehr auf.<br />
Hybridtechnologie kann im Schienengüterverkehr Kraftstoffverbrauch,<br />
Schadstoffemissionen und Lärm deutlich<br />
senken. Die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>-Tochter MEG mietet<br />
deshalb fünf Alstom-Hybridlokomotiven an. Die Lokomotiven<br />
verfügen bei einer Spitzenleistung von 600 kW über einen kleinen<br />
250-kW-Dieselgenerator. Die zusätzliche Leistung beziehen<br />
sie aus großen Batterien, die vom Generator in Phasen mit geringerer<br />
Last wieder aufgeladen werden.<br />
Die innovativen Fahrzeuge werden im Rahmen einer Langzeiterprobung<br />
im Rangierbetrieb bei der Dow Olefinverbund<br />
GmbH in Schkopau und Böhlen eingesetzt. Dort ist ein Prototyp<br />
seit Juli 2010 im Dauertest. Bis Ende 2011 kommen die weiteren<br />
Loks hinzu. Auf den späteren Kauf der zunächst gemieteten Fahrzeuge<br />
hat die MEG eine Option. Mit der Anschaffung legt das<br />
Unternehmen den Grundstein für die erste Hybridflotte im europäischen<br />
Schienengüterverkehr.<br />
„Wir freuen uns, dass unser innovatives Konzept der Hybridlokomotive<br />
in die nächste Phase geht. 2006 haben wir unseren<br />
Prototypen auf der InnoTrans vorgestellt – heute gehen wir gemeinsam<br />
mit der <strong>DB</strong> und der MEG in die nächste Runde“, sagt<br />
Klaus Hiller, Leiter des Geschäftsbereichs Service und Lokomotiven<br />
bei Alstom Transport Deutschland. „Der Prototyp wurde<br />
zur Erprobung vielfach im Tagesgeschäft eingesetzt und zur<br />
Marktreife weiterentwickelt. Weitere modernisierte Fahrzeuge<br />
mit dieser Technologie können ab Ende 2011 aus der Serie heraus<br />
geliefert werden.“<br />
„Wer viel transportiert, hat Verantwortung für die Umwelt“,<br />
so Otto Niederhofer, Vorstand von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. „Wir un-<br />
58 | <strong>Rail</strong>ways<br />
Auf der InnoTrans in Berlin stellte<br />
Hersteller Alstom die erste serienreife<br />
Rangierlok mit Hybridtechnik vor. Die<br />
<strong>DB</strong>-<strong>Schenker</strong>-Tochter MEG wird bis<br />
Ende 2011 fünf dieser Fahrzeuge in<br />
Betrieb nehmen und damit Vorreiter<br />
für umwelt- und klimafreundliche<br />
Rangierdienste.<br />
terstützen die umweltfreundliche Antriebstechnik aktiv, weil wir<br />
im <strong>DB</strong>-Konzern vielfältige Einsatzmöglichkeiten für die verbrauchsarme<br />
Hybrid-Rangierlokomotive sehen.“<br />
Die Hybridtechnologie ist in allen Rangierdienstbereichen<br />
einsetzbar. Während bei konventionellen Lokomotiven der große<br />
Motor ständig, also oft auch im Leerlauf, läuft, ist der Diesel-<br />
generator der neuen Fahrzeuge während weniger als der Hälfte<br />
der Einsatzzeit in Betrieb. Der Motor erfüllt Euro-IV-Anforderungen<br />
und besitzt zusätzlich einen Partikelfilter. Bei einem im<br />
Idealfall bis zu 50 Prozent niedrigeren Kraftstoffverbrauch liegt<br />
er deutlich über den Anforderungen für konventionelle Rangierlokomotiven.<br />
Der Schadstoffausstoß verringert sich um bis zu<br />
70 Prozent gegenüber heutigen Fahrzeugen. Im reinen Batteriebetrieb<br />
ist die Lok besonders geräusch- und vibrationsarm, und<br />
dank des kleinen Motors ist sie auch bei laufendem Generator<br />
deutlich leiser als herkömmliche Rangierloks.<br />
Kontakt | Jürgen Sonntag<br />
Telefon: +49 (0)3461 49-7057 | jsonntag@meg-bahn.de
Fotos: <strong>DB</strong> AG/Ralf Kranert<br />
MEG: erweiterter Aktionsradius<br />
Die Mitteldeutsche Eisenbahn GmbH (MEG)<br />
entstand 1998 durch die Ausgliederung der<br />
früheren Werksbahn von Dow Chemical in<br />
Böhlen und Schkopau. An der MEG sind <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> zu 80 Prozent und die zum VTG-<br />
Konzern gehörige Bahnspedition Transpetrol zu<br />
20 Prozent beteiligt. Die beiden weiteren Standorte<br />
des Unternehmens in Rüdersdorf bei Berlin<br />
und in Rostock widmen sich überwiegend Transporten<br />
für die CEMEX OstZement GmbH. In<br />
Schkopau und Böhlen bedient die MEG außerdem<br />
die Bahnanschlüsse von zwei Kraftwerken.<br />
Das Unternehmen beschäftigt 246 Mitarbeiter,<br />
die 50 eigene Lokomotiven und 600 Güterwagen<br />
in Fahrt halten. Neben dem reinen Werksverkehr<br />
hat sich die MEG mit dem Streckenverkehr<br />
ein zweites Standbein zugelegt, auf das heute<br />
rund 50 Prozent des Geschäfts entfallen. Im<br />
Streckenverkehr bewegte die Mitteldeutsche<br />
Eisenbahn 2009 über 19 Millionen Nettotonnen<br />
und erzielte eine Verkehrsleistung von 686 Millionen<br />
Tonnenkilometern.<br />
www.meg-bahn.de<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
59
Company & People<br />
Container-<br />
Depot zog in<br />
den Hafen um<br />
Neues Depot von <strong>DB</strong> Intermodal Services<br />
am Nürnberger Hafen bietet Platz für rund<br />
6.000 TEU und schafft die Voraussetzungen<br />
für neue Konzepte im Hinterlandverkehr.<br />
Die <strong>DB</strong> Intermodal Services GmbH hat im September am<br />
Nürnberger Hafen ein neues Container-Depot in Betrieb<br />
genommen. Eine Fläche von 53.000 Quadratmetern<br />
bietet Platz für rund 6.000 TEU. Für die Instandsetzung beschädigter<br />
Container steht eine knapp 1.000 Quadratmeter große<br />
Halle zur Verfügung.<br />
Nach der Inbetriebnahme des Umschlagbahnhofes im letzten<br />
Jahr sind nun mit dem neuen Depot die Voraussetzungen<br />
für zukünftiges Wachstum geschaffen. Das Lastlagerangebot<br />
von <strong>DB</strong> Intermodal Services ermöglicht zudem, die neuen Konzepte<br />
für die maritimen Hinterlandtransporte, wie sie von der<br />
Hafen wirtschaft gefordert werden, am Standort Nürnberg<br />
Hafen umzusetzen.<br />
„Damit trägt unser neues modernes Container-Depot bereits<br />
heute den Forderungen der maritimen Verkehrswirtschaft<br />
Rechnung. Durch eine Ergänzung der Umschlagbahnhöfe um<br />
erweiterte Lagerflächen können wir Reedern und Spediteuren<br />
Aufliefer- und Abholdienstleistungen anbieten“, so Karsten<br />
Sachsenröder, Vorstand Vertrieb von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>.<br />
Gerhard Bukowski, Geschäftsführer der <strong>DB</strong> Intermodal,<br />
ergänzt: „Mit der Errichtung von neuen Depots wie in Nürnberg<br />
sowie dem Ausbau und der Modernisierung bestehender Depots<br />
an anderen Standorten leisten wir einen wesentlichen Beitrag<br />
zur Effizienzsteigerung der intermodalen Transportkette sowie<br />
zur Optimierung der Hinterland-Dienstleistungen.“<br />
Durch den Umzug des Depots in den Hafen erfolgte auch<br />
eine Entlastung der Bevölkerung in der Stadt, da der bishe-<br />
rige Depotstandort im Wohngebiet lag und damit Lärm- und<br />
Licht immissionen unvermeidbar waren. <strong>DB</strong> Intermodal<br />
Services GmbH verzeichnet in seinen Depots 500.000 Container-Umschläge<br />
pro Jahr (800.000 TEU) und stellt vor Ort<br />
100.000 Container zu.<br />
Kontakt | Gerhard Bukowski<br />
Telefon: +49 (0)6131 15-3562<br />
gerhard.bukowski@db-intermodal-services.de<br />
V. l. n. r.: Michael Heinemann, Geschäftsführer <strong>DB</strong> Intermodal, Alfred Raithel, Depotleiter Nürnberg der <strong>DB</strong> Intermodal, Heinrich Doll, Präsident<br />
Landesverband Bayerischer Spediteure, Karsten Sachsenröder, Vertriebsvorstand <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>, Harald Leupold, Geschäftsführer Bayernhafen<br />
Nürnberg, Gerhard Bukowski, Geschäftsführer <strong>DB</strong> Intermodal, und Norbert Schuh, Leiter Vertrieb bei <strong>DB</strong> Intermodal.<br />
60 | <strong>Rail</strong>ways<br />
Foto: PR, Christian O. Bruch / VISUM
Mehr Kapazität<br />
für die Ostseehäfen<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska investiert in Hafenanlagen in Stettin und Swinemünde.<br />
Container, Stückgut, Papier und Zellulose, Granit und Stahl:<br />
Solche und unzählige andere Güter kommen täglich am<br />
Hafen von Stettin an. Der <strong>DB</strong> Port Szczecin, an dem die<br />
Deutsche Bahn über ihre polnische Tochter <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />
Polska beteiligt ist, ist der zweitgrößte Hafen Polens. Doch er ist<br />
nicht nur für die polnische Wirtschaft von Bedeutung, sondern<br />
auch für die Nachbarländer. Für fünf europäische Hauptstädte<br />
ist Stettin der nächstgelegene Seehafen.<br />
„Um die Umschlagkapazität zu steigern und am Wachstum<br />
des Warenaustauschs über die Häfen teilzuhaben, investieren wir<br />
bedeutende Summen in den Ausbau unserer Anlagen in den Ostseehäfen<br />
Szczecin und im benachbarten Świnoujście“, sagt<br />
Hans-Georg Werner, CEO der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska. Bis 2018<br />
fließen – im Rahmen von Projekten, die in Kooperation mit der<br />
polnischen Hafenbehörde durchgeführt werden – insgesamt rund<br />
22,5 Millionen Euro in neue Kaianlagen und Kräne.<br />
So wurden in Stettin zwei neue Portalkräne errichtet. Mit<br />
einem Gewicht von 630 Tonnen kann jeder von ihnen pro Stunde<br />
35 Container bewegen und bis zu fünf Container übereinander<br />
stapeln. Weitere Mittel flossen in Straßen und IT-Systeme für das<br />
Hafen Stettin: Neue Investitionen<br />
stärken den Hinterlandverkehr.<br />
neue Container-Terminal von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska, das im<br />
Herbst 2010 den Betrieb aufgenommen haben soll. Mit einer Jahreskapazität<br />
von bis zu 220.000 TEU (20 feet containers) wird es<br />
die Umschlagleistung des <strong>DB</strong> Port Szczecin mehr als verdoppeln.<br />
Im Hafen Świnoujście (Swinemünde) wird ein moderner<br />
Liebherr-Kran errichtet, der pro Tag 10.000 Tonnen bewegen<br />
kann. Ein Vertrag mit dem Bereich Polish Trade Services des<br />
Agrarprodukte- und Lebensmittelproduzenten Bunge International<br />
Group sichert den langfristigen Umschlag. Der Ausbau des<br />
Terminals wird jährlich zusätzliche Kapazitäten im Umfang von<br />
einigen Hunderttausend Tonnen schaffen. Das erste Schiff mit<br />
Import-Produkten soll Mitte 2011 abgefertigt werden.<br />
„Diese Investitionen in unsere Häfen sind Teil einer langfristig<br />
geplanten Verkehrsentwicklung“, sagt Christian Schreyer, Vorstand<br />
Logistics der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska. „Wir versprechen<br />
uns durch den Ausbau der Hafenkapazitäten insbesondere eine<br />
Stärkung der Seehafenhinterlandverkehre auf der Schiene.“<br />
Kontakt | Manfred Michel<br />
Telefon: +48 (0)91 4308-777 | manfred.michel@deutschebahn.com<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
61
Company & People<br />
Polens viertgrößte Stadt Wrocław (Breslau) – hier der<br />
gotische Dom – ist dreimal wöchentlich Ziel des neuen<br />
Linienzugs Schlesien.<br />
Neue Verbindung zwischen<br />
Deutschland und Schlesien<br />
Mit dem Linienzug nach Schlesien hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> eine Erfolgsgeschichte<br />
geschrieben. Um die Nachfrage von Einzelwagentransporten nach Schlesien zu<br />
bedienen, müssen nun Verstärkerzüge eingesetzt werden.<br />
62 | <strong>Rail</strong>ways
Foto: iStockphoto, <strong>DB</strong> AG<br />
Erst seit Anfang dieses Jahres wird er angeboten, und<br />
schon ist er aus der Logistikplanung vieler Unternehmen<br />
nicht mehr wegzudenken: der Linienzug nach<br />
Schlesien. Im Januar hatte <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> mit dem neuen<br />
Angebot die polnischen Industriegebiete in Schlesien an das<br />
deutsche Einzelwagensystem angebunden und eine attraktive<br />
Alternative zum Transport über die Straße geschaffen. Die<br />
Wagenumlaufzeiten in Polen konnten mit dem neuen Angebot<br />
nahezu halbiert werden, die Transportqualität hat sich durch<br />
die umlaufbasierte Zustellung und Abholung verbessert. Die<br />
Kunden profitieren außerdem von der durchgehenden Transportüberwachung,<br />
Zusatzleistungen wie Wageninstandhaltung<br />
oder Kesselwagenreinigung und wettbewerbsfähigen<br />
Preisen. Es besteht eine gute Anbindung an das deutsche Einzelwagennetz<br />
und an <strong>DB</strong> SCHENKERchem-solution, das Transportangebot<br />
für die Chemiebranche. „Damit haben unsere<br />
Kunden in Polen jetzt Zugriff auf das gesamte europäische Netzwerk<br />
von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>“, sagt Hans-Georg Werner, Leiter<br />
Region East bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> und Vorstandsvorsitzender <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska S.A. „Von Polen aus sind jetzt durchgehende<br />
Transporte bis nach Westeuropa möglich – aus einer Hand und<br />
mit einem einzigen Ansprechpartner.“<br />
Das Interesse an der neuen Linie, die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />
Polska gemeinsam mit ihrer Tochter <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Spedkol<br />
und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Deutschland entwickelt hatte, war von Anfang<br />
an groß. Vor allem Unternehmen aus den Bereichen Chemie<br />
und Haushaltsgeräte nutzen sie bislang. Bereits im März hatte der<br />
Linienzug nach Schlesien seine planmäßige Auslastung erreicht.<br />
Im Mai reichten erstmals die zwei Zugpaare, die regulär zwischen<br />
Deutschland und Schlesien pendeln, nicht mehr aus; es mussten<br />
Verstärkerzüge eingesetzt werden. Seit dem 20. September verkehrt<br />
das dritte Zugpaar planmäßig zwischen Senftenberg und<br />
Wrocław Gadów. „Die Verkehre sind eingespielt und laufen zuverlässig“,<br />
so Werner. „Wir stellen uns auf weiter wachsende Nachfrage<br />
ein und schicken bei Bedarf zusätzliche Züge auf den Weg.“<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> fährt die Züge in Polen in Eigenregie – die<br />
entsprechenden Leistungen mussten früher von der polnischen<br />
Staatsbahn eingekauft werden. In Polen akquiriert die polnische<br />
<strong>DB</strong>-Landesgesellschaft auch Kunden für Rückladungen; die bessere<br />
Auslastung des Zuges auf dem Weg nach Deutschland trägt<br />
dazu bei, dass die Transporte wirtschaftlich attraktiv sind.<br />
Alternative zum Angebot der PKP Cargo<br />
Der Einzelwagenverkehr, der in Polen einen Anteil von rund<br />
30 Prozent am Schienengüterverkehr hat, war bislang eine Domäne<br />
der polnischen Staatsbahn. Mit dem Linienzug nach Schlesien<br />
kann <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska nun eine echte Alternative für Kunden<br />
im Einzelwagensystem anbieten. Um ein Angebot aus einer<br />
Hand zu schaffen, arbeiteten die polnische und die deutsche Landesgesellschaft<br />
von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> eng zusammen. Es entstand<br />
ein System von vier Absetzhalten, von dem aus 22 schlesische<br />
Bahnhöfe direkt angefahren werden können. So erreichen die Wagen<br />
oder Wagengruppen wichtige Bahnhöfe in ganz Schlesien,<br />
darunter mit Sławków auch einen, der eine Anbindung an das<br />
Breitspurnetz für Verkehre in die Ukraine und nach Russland bietet.<br />
„Die schlesische Industrie boomt, und der Austausch mit<br />
anderen europäischen Ländern nimmt immer weiter zu“, so<br />
Hans-Georg Werner. „Die Nachfrage von unseren Kunden nach<br />
einer direkten Anbindung an unser europäisches Netzwerk wird<br />
immer größer, und daher stellen wir uns darauf ein, unser Angebot<br />
auf weitere Regionen Polens auszuweiten.“<br />
INterVIew<br />
Ideale ergänzung zum<br />
Ganzzugangebot<br />
Drei Fragen an Andreas Lipka, Leiter Geschäftsentwicklung<br />
Osteuropa und Südosteuropa bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />
Warum ist der Linienzug nach<br />
Schlesien so erfolgreich?<br />
Das Angebot ist stark an den<br />
Bedürfnissen der Kunden ausgerichtet.<br />
Sie schätzen die unkomplizierte<br />
Abwicklung und<br />
die schnellen Transportzeiten.<br />
Unsere deutschen Kunden greifen<br />
einfach auf die bestehenden<br />
Systeme zurück, und auch für<br />
die polnischen Kunden gibt es<br />
schlanke, einfache Prozesse.<br />
Zudem sind die Transportzeiten<br />
in Polen aufgrund der schnelleren<br />
Wagenumlaufzeiten oft<br />
um bis zu 50 Prozent kürzer.<br />
Welche Kunden nutzen<br />
das Angebot?<br />
Der Linienzug richtet sich vor<br />
allem an Kunden mit Wagengruppen<br />
und Einzelwagen.<br />
Damit ist er eine ideale Ergänzung<br />
zu unseren Ganzzugangeboten.<br />
Davon macht<br />
insbesondere die schlesische<br />
Chemieindustrie Gebrauch, aber<br />
auch andere Branchen sind von<br />
Anfang an dabei, zum Beispiel<br />
ein großer Hausgerätehersteller<br />
im Raum Wrocław.<br />
Wird das System in Zukunft<br />
weiterentwickelt?<br />
Unsere Erfahrungen mit dem<br />
Linienzug sind so gut, dass wir<br />
aktuell über die Erweiterung<br />
des Angebots um weitere<br />
Linien züge nachdenken. Dadurch<br />
würde in Polen dann ein<br />
kleines Einzelwagennetzwerk<br />
entstehen, das auch weitere<br />
Landesteile abdeckt. Außerdem<br />
prüfen wir regelmäßig, ob weitere<br />
Bahnhöfe in Schlesien mit<br />
dem ersten Linienzug verknüpft<br />
werden können.<br />
Kontakt | Neukundenservice<br />
Telefon: +49 (0)1805 331050 | neukundenservice@dbschenker.eu<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
63
Company & People<br />
64 | <strong>Rail</strong>ways
Fotos: Manfred Goergens / VISUM, Alamy / mauritius images<br />
Effizientes System<br />
Mit dem Sammelladungssystem der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> AB in Schweden werden internationale<br />
Stahltransporte per Bahn auch bei kleinen Mengen wirtschaftlich.<br />
Die Bahn und die Montanindustrie haben gemeinsame<br />
Wurzeln. Denn im Zuge der Industrialisierung wurden<br />
Bahngesellschaften gegründet, um Erz, Kohle und Stahlprodukte<br />
zu transportieren. Zugleich war die Versorgung mit<br />
Stahl und Kohle Voraussetzung für Bau und Betrieb von Bahnstrecken,<br />
Waggons und Lokomotiven.<br />
Auch im Stahlland Schweden haben sich beide Industrien<br />
gemeinsam entwickelt. Nach wie vor ist die Bahn der Hauptverkehrsträger<br />
bei großen Volumina. Doch in den letzten Jahren ist<br />
das Infrastrukturnetz dünner geworden. Anschlussstellen wurden<br />
geschlossen, manche Betriebe waren nicht mehr direkt per<br />
Bahn erreichbar. In der Folge sind viele Unternehmen dazu übergegangen,<br />
kleinervolumige Transporte auf die Straße zu verlagern.<br />
Innerhalb Schwedens, vor allem aber bei Transporten von<br />
Schweden ins europäische Ausland oder umgekehrt kommen<br />
dabei enorme Kilometerleistungen zusammen.<br />
„Solche Transporte mit dem Lkw zurückzulegen ist weder<br />
wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll“, sagt Jerry Lindestam,<br />
Business Area Manager bei der <strong>Schenker</strong> AB in Malmö. „Mit<br />
unserem Sammelladungskonzept, das wir seit den 80er-Jahren<br />
kontinuierlich weiterentwickelt haben, bieten wir den Unternehmen<br />
eine Alternative, die sowohl ihre ökonomische als auch ihre<br />
CO 2 -Bilanz entlastet – auch bei kleinen Mengen und selbst wenn<br />
Absender oder Empfänger keinen Gleisanschluss haben.“<br />
Und so funktioniert das Sammelladungskonzept: „Wenn ein<br />
Hersteller, der zum Beispiel drei Ladungen, die für sich genom-<br />
In Schweden führt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> AB kleinere Mengen<br />
Stahl zu Sammelladungen auf der Schiene zusammen.<br />
men zu klein für einen unserer Waggons wären, an drei verschiedene<br />
Empfänger schicken muss, kann er diese zusammen in einen<br />
Wagen laden“, erklärt Lindestam. „Wir fahren den Wagen zu<br />
einem unserer Terminals und beliefern die drei Kunden von dort<br />
aus per Lkw.“ Dabei wird die Hauptstrecke kostengünstig und<br />
umweltfreundlich auf der Schiene zurückgelegt, nur für Zu- und<br />
Nachlauf wird gegebenenfalls der Lkw benutzt.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> hat in den letzten Jahren in neue Wagen inves-<br />
tiert, die höhere Volumina fassen und so die Wirtschaftlichkeit<br />
weiter verbessern. Außerdem kann der Kunde umfangreiche<br />
Service- und Beratungsleistungen nutzen, etwa bei der Ladeplanung,<br />
beim Be- und Entladen und bei der Ladungssicherung.<br />
Einige der wichtigsten Stahlkonzerne nutzen das System intensiv,<br />
darunter die schwedische Ovako für ihre Transporte von<br />
Stab- und Spezialstahl von Schweden nach Frankreich, Deutschland,<br />
Österreich, in die Niederlande und die Schweiz. Die Mengen<br />
sind im Laufe der Jahre immer größer geworden, und heute läuft<br />
der größte Teil des Stahls, den <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> für Ovako transportiert,<br />
über das Sammelladungssystem. Auch andere Stahlkonzerne<br />
nutzen das System für ihre Transporte nach Schweden.<br />
Kontakt | Jerry Lindestam<br />
Telefon: +46 (0)40 66955-23 | jerry.lindestam@dbschenker.com<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
65
Company & People<br />
Neue Schüttgutwagen beschafft<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> für den Geschäftsbereich<br />
Montan. Erze und Kohle können durch ein<br />
hydraulisches Klappenverschlusssystem<br />
schlagartig entladen werden.<br />
66 | <strong>Rail</strong>ways<br />
Waggons für die<br />
boomende Industrie<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> modernisiert den Fuhrpark und investiert<br />
410 Millionen Euro in neue Güterwagen und Loks.<br />
Die Konjunktur brummt, in der Transportbranche ebenso wie in der Industrie. Auch<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> hat gut zu tun: Im ersten Halbjahr stieg die Menge der beförderten<br />
Güter gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 58 Millionen auf 203 Millionen Tonnen<br />
– ein Zuwachs um 40,1 Prozent. Die Verkehrsleistung nahm im gleichen Zeitraum um<br />
8,3 Milliarden auf 52,6 Milliarden Tonnenkilometer zu, was einem Plus von 18,8 Prozent<br />
entspricht. Besonders starke Zuwächse gab es beim Transport von Eisen, Erzen und<br />
Schrott. Vor allem in der Montan industrie kam es wegen des schnellen Aufschwungs<br />
nach dem vorangegangenen drastischen Einbruch zu Versorgungseng pässen.<br />
Um die Kapazitäten schnell zu erhöhen, investiert <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> in diesem Jahr<br />
europaweit rund 410 Millionen Euro vor allem in neue Güterwagen und Lokomotiven.<br />
„Das ist eine Rekordsumme, die wir gezielt dort einsetzen, wo die Nachfrage nach Transportleistungen<br />
bei unseren Kunden steigt und modernes Equipment gebraucht wird“,<br />
sagte Dr. Karl-Friedrich Rausch, Vorstand Transport und Logistik der <strong>DB</strong> Mobility<br />
Logistics AG. Eine Modernisierung des Fuhrparks erfolgt derzeit insbesondere bei<br />
Wagen für die Montanbranche, die Chemie- und die Automobilindustrie.<br />
Rund 190 Millionen Euro fließen in die Neuanschaffung und Instandsetzung von Wagen,<br />
weitere 167 Millionen Euro werden in Lokomotiven investiert. Der Rest der Summe<br />
verteilt sich auf unterschiedliche Investitionen in Anlagen oder IT-Equipment. Bis Ende<br />
des Jahres werden für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> 1.472 Wagen und 71 Lokomotiven neu angeschafft,<br />
darunter rund 700 Wagen speziell für Montanverkehre.
Fotos: <strong>DB</strong> AG/Claus Weber, <strong>DB</strong> AG/Max Lautenschläger, iStockphoto<br />
Mit täglich über 200 Zügen ist die<br />
<strong>DB</strong> in der Automotive-Transportlogistik<br />
Marktführer in Europa.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Automotive:<br />
Aus zwei mach eins<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> hat die bislang eigenständigen Gesellschaften ATG<br />
Autotransportlogistic GmbH (ATG) und <strong>Schenker</strong> Automotive<br />
<strong>Rail</strong>Net GmbH (SAR) zu einer Gesellschaft zusammenge-<br />
führt. Die neue Einheit trägt den Namen <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />
Automotive GmbH. „Wir versprechen uns von ihr eine höhere<br />
Effizienz bei der Bedienung unserer Kunden. Und wir reagieren<br />
damit auf die steigende Nachfrage der Branche nach integrierten,<br />
aus einer Hand gesteuerten Netzwerklösungen für Komponenten<br />
wie Fertigfahrzeuge“, sagt Karsten Sachsenröder, Vorstand Vertrieb<br />
bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>.<br />
Auf europäischer Ebene wird die <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Automotive<br />
GmbH weiterhin vom Marktbereich Automotive von <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> geführt. Die neue Gesellschaft, deren räumliche<br />
und organisatorische Zusammenlegung für das erste Quartal 2011<br />
vorgesehen ist, umfasst vier Bereiche. Marktbereichsleiter<br />
Axel Marschall ist als Vorsitzender der Geschäftsführung für die<br />
übergreifende Weiterentwicklung sowie für die Koordination der<br />
Zusammenarbeit mit den europäischen Schwestergesellschaften<br />
verantwortlich. Der Bereich Finished Vehicles (ehemals ATG)<br />
wird von Geschäftsführer Peter Büsing geleitet, für den Bereich<br />
Components (ehemals SAR) trägt wie bislang Jens Nöldner<br />
als Geschäftsführer die Verantwortung. Geschäftsführer für<br />
Finanzen und Controlling ist Arthur Meurer. Mit täglich über<br />
200 Zügen ist die Automotive-Transportlogistik von <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Marktführer in Europa.<br />
Doncaster/Großbritannien<br />
Innovative<br />
Obst- und Gemüsetransporte<br />
International Produce, Logistikzweig des<br />
Handelskonzerns Walmart, hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
den Titel „Most Innovative <strong>Rail</strong> Supplier“<br />
verliehen. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> erhielt die Aus-<br />
zeichnung für Lösungen, mit deren Hilfe<br />
International Produce 2009 Obst- und<br />
Gemüsetransporte für die Supermarkt-<br />
kette ASDA von der Straße auf die Schiene<br />
ver lagern konnte.<br />
Paris/Frankreich<br />
Erwartungen<br />
übertroffen<br />
Euro Cargo <strong>Rail</strong> (ECR) hat von Rio Tinto,<br />
einem der weltweit führenden Bergbaukonzerne,<br />
eine Auszeichnung für innovativen<br />
Kundenservice erhalten. ECR führt in<br />
Frankreich Transporte für Rio Tinto durch.<br />
Der Preis wurde für besondere Leistungen<br />
während der Wirtschaftskrise verliehen.<br />
Ben Smail, Commercial Director bei ECR,<br />
sagte: „Wenn man eine Aus zeichnung von<br />
einem Kunden erhält, ist das ein klares<br />
Zeichen, dass man die Erwartungen übertroffen<br />
hat. Das ist das Ergebnis der harten<br />
Arbeit und des Einsatzes unserer Mitarbeiter<br />
für Rio Tinto.“<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
67
Company & People<br />
Luftaufnahme der Baustelle in Nürnberg<br />
Neue Lokwerkstatt in Nürnberg in Bau<br />
Mit der Grundsteinlegung haben am Nürnberger<br />
Rangierbahnhof Mitte November die Bauarbei-<br />
ten an einer neuen Lokwerkstatt begonnen. <strong>DB</strong><br />
<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> investiert 22,2 Millionen Euro aus<br />
Eigenmitteln, um die bestehende Anlage durch eine<br />
moderne, effiziente und klimafreundliche „TFZ-<br />
Servicestelle“ zu ersetzen. Die neue Werkstatt wird<br />
weniger als die Hälfte der derzeit notwendigen<br />
Energie benötigen. Damit kann der CO 2 -Ausstoß<br />
drastisch reduziert werden. Bis Ende 2012 entstehen<br />
68 | <strong>Rail</strong>ways<br />
neben der eigentlichen Werkstatthalle ein zweigeschossiger<br />
Hallenanbau für Nebenwerkstätten und<br />
Büroräume und ein Gebäude mit Lagerkapazitäten<br />
sowie Sozialräumen für rund 150 Mitarbeiter. Gebaut<br />
wird auch eine Außenreinigungsanlage für<br />
Triebfahrzeuge mit Abwasserbehandlung. Der Rangierbahnhof<br />
Nürnberg zählt mit jährlich rund<br />
850.000 rangierten Waggons zu den größten Bahnanlagen<br />
in Deutschland. Der Bahnhof ist Drehscheibe<br />
für den Schienengüterverkehr in Süddeutschland.<br />
Fotos: Nürnberg Luftbild, <strong>DB</strong> AG
Bei der Beladung von Güterwagen kommt<br />
es gelegentlich zu Beschädigungen der<br />
Fahrzeuge. Dem will <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> durch<br />
ein neues Programm vorbeugen.<br />
Mit Umsicht verladen,<br />
erspart einen Schaden<br />
Ein Programm zur Vermeidung von Verladeschäden soll Verfügbarkeit<br />
und Qualität von Güterwagen verbessern.<br />
Güterwagen sind hohen Belastungen ausgesetzt. Neben dem normalen Verschleiß kommt<br />
es häufig auch zu Schäden, die durch unsachgemäße Benutzung verursacht werden – meist<br />
bei der Verladung. „Solche Schäden führen dazu, dass für unsere Kunden weniger Wagen<br />
verfügbar sind“, sagt Gerhard Holzmüller, Leiter Marktbereich Montan. „Hinzu kommen<br />
möglicherweise Störungen im Transportablauf, wenn beschädigte Wagen ausgesetzt werden,<br />
die mit einer Sendung unterwegs sind.“<br />
Deshalb hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> das Projekt OPAG (Optimierungsprojekt zur Minimierung<br />
von Verladeschäden) initiiert. Oberstes Ziel des Projekts ist die Vermeidung unnötiger<br />
Schäden. „Dabei bieten wir unseren Kunden Unterstützung und Beratung bei der möglichst<br />
schonenden Be- und Entladung von Güterwagen“, erklärt Hagen Seidel, Projektleiter<br />
OPAG. Darüber hinaus soll eine verursachergerechte Zuordnung von Schäden für Transparenz<br />
und langfristig zu einer zusätzlichen Verringerung des Schadstandes von Güter-<br />
wagen führen.<br />
Alle am Transport beteiligten Bereiche von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> arbeiten eng zusammen, um<br />
den Gesamtprozess konsequent zu optimieren. „Das Projekt hilft, sowohl Wagenverfügbarkeit<br />
als auch Wagenqualität zu verbessern“, fasst Seidel zusammen. „Davon profitieren<br />
auch unsere Kunden.“<br />
Kontakt | Hagen Seidel<br />
Telefon: +49 (6131) 15 68-300 | hagen.seidel@dbschenker.eu<br />
<strong>Rail</strong>ways |<br />
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Company & People<br />
Die Arche<br />
Unsere diesjährige Weihnachtsaktion unterstützt<br />
das christliche Kinder- und Jugendwerk<br />
1995 gründete Bernd Siggelkow in Berlin-Hellersdorf die erste Arche. Der<br />
Pastor wollte mit seiner Initiative sozial benachteiligte Kinder von der Straße<br />
holen und ihnen das geben, was vielen zu Hause fehlt: eine warme Mahlzeit,<br />
Hilfe bei den Hausaufgaben und Zuwendung. Inzwischen ist die Arche zu<br />
einem bundesweit tätigen christlichen Kinder- und Jugendwerk gewachsen, dessen Mitarbeiter Tag<br />
für Tag weit über 2.000 Kinder betreuen.<br />
In Berlin eröffnete Anfang dieses Jahres im Stadtteil Reinickendorf bereits die vierte Arche – und<br />
auch außerhalb der Hauptstadt sind neue Einrichtungen entstanden oder geplant: Im März eröffnete<br />
der erste Düsseldorfer Standort im Stadtteil Wersten, ab Anfang 2011 wird sich die zweite<br />
Arche in Frankfurt um die Kinder der Großsiedlung Nordweststadt kümmern. „Bildung muss für<br />
arme Kinder kostenlos sein“, fordert der Arche-Gründer Siggelkow, „damit sie in ihrer Entwicklung<br />
nicht benachteiligt werden und ihnen eine echte Chance für die Zukunft geboten wird.“<br />
Papa Bernd, wie Siggelkow von seinen Schützlingen genannt wird (und wie auch der Titel seiner<br />
jüngst erschienenen Biografie lautet), wurde für sein Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz<br />
ausgezeichnet. Seine Arche erhielt 2005 die Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga<br />
für Menschenrechte.<br />
Das christliche Kinder- und Jugendwerk finanziert sich ausschließlich durch Spenden.<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> unterstützt daher in diesem Jahr die Arbeit der Arche mit einer Spende von<br />
20.000 Euro. www.kinderprojekt-arche.de<br />
70 | railways<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> GmbH<br />
Marketing<br />
Rheinstraße 2<br />
55116 Mainz<br />
Verantwortlich für den Inhalt<br />
Hendric Fiege<br />
Leiter Marketing<br />
(V.i.S.d.P.)<br />
Annette Struth, Leiterin<br />
Marketing Communications<br />
Projektleitung<br />
Kirsten Häcker<br />
Rheinstraße 2<br />
55116 Mainz<br />
Telefon: +49 (0)6131 15-60137<br />
E-Mail: kirsten.haecker@<br />
dbschenker.eu<br />
Verlag<br />
G+J Corporate Editors GmbH<br />
Stubbenhuk 10<br />
20459 Hamburg<br />
Redaktion<br />
Olaf Krohn, David Verbeek<br />
Gestaltung<br />
Ilga Tick (Ltg.), Adriane Krakowski,<br />
Thorsten Lange<br />
Titelfoto<br />
Kempert/Pop-Eye,<br />
Pablo Castagnola (4),<br />
Sebastian Sahajdak PR<br />
Fotoredaktion<br />
Anja Kneller, Mascha Piening<br />
Druck<br />
Pfitzer GmbH & Co. KG,<br />
Renningen<br />
Ihr Kontakt zur Redaktion<br />
L-railways@dbschenker.eu<br />
ISSN 1867-9668<br />
Der Umwelt zuliebe auf umweltfreundlichem<br />
Papier gedruckt<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> im Internet:<br />
www.dbschenker.com<br />
Neukundeninfo:<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> GmbH<br />
Marketing<br />
Rheinstraße 2<br />
55116 Mainz<br />
E-Mail: neukundenservice@<br />
dbschenker.eu<br />
Service-Nummer Neukundeninfo:<br />
Tel. 0180 5 331050*<br />
*14 ct/Min. aus dem Festnetz, höchstens<br />
42 Cent/Min. aus Mobilfunknetzen<br />
Foto: axentis.de / Lopata, Getty Images, PR
Drei Kilo Rindfleisch<br />
Bei der Gulasch-Olympiade in Slowenien belegte<br />
das <strong>DB</strong>-Team den zweiten Platz.<br />
Überall auf der Welt wird gerne gefeiert, musiziert<br />
und gegessen. Doch Volksfeste in Südosteuropa haben<br />
einen ganz besonderen Reiz. Vor allem auf dem Balkan<br />
sind in den letzten Jahren Veranstaltungen entstanden,<br />
die alte Traditionen aufleben lassen und sich einer<br />
enormen Resonanz in der Bevölkerung erfreuen. Oft<br />
beteiligen sich ganze Familien und Orte – und kommen<br />
dabei ohne jeden Kommerz aus. Zu den bekannteren<br />
Festen dieser Art zählen zum Beispiel das Guča-<br />
Trompete nfestival in Serbien, die wichtigste Veranstaltung<br />
für Freunde des sogenannten Balkan-Beats, oder<br />
auch das „Fest der königlichen Küche“ in dem ungarischen<br />
Dorf Nagyszakácsi.<br />
Liebhabern deftiger Eintöpfe ist die Golažijada – zu<br />
Deutsch: Gulasch-Olympiade – im slowenischen Litija<br />
ein Begriff. Denn Gulasch ist alles andere als simpel: Es<br />
gibt ihn in vielen regionalen Varianten, mit verschiedenen<br />
Fleischsorten, Zutaten und Gewürzen. Und feine<br />
Zungen erkennen sofort, ob ein erfahrener Koch mit<br />
Sorgfalt und Phantasie am Werk war.<br />
Das ungarische Wort Gulyas steht für den Hirten, dessen<br />
Mahlzeiten in der Regel sehr einfach waren und nur selten<br />
Fleisch enthielten. Der weltbekannte Fleischtopf mit<br />
viel Paprika heißt in Ungarn Pörkölt und kam bei den<br />
armen Puszta-Hirten nur zu besonderen Anlässen auf<br />
den Tisch.<br />
Nachdem ich 2009 die Ehre hatte, als Juror bei der<br />
Golažijada dabei zu sein, wollte ich es diesmal wissen<br />
und selber kochen. Dafür brauchte ich starke Unterstützung.<br />
Unserem internationalen Team „Loški kuhari“<br />
Silbermedaille für Jens W. Krumbiegel und<br />
Peter Rutar von der <strong>DB</strong>-Generalvertretung<br />
Südosteuropa<br />
gehörten außer mir noch Peter Rutar von der <strong>DB</strong>-Generalvertretung<br />
in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana<br />
und zwei unserer Freunde und Nachbarn aus der Loška-<br />
Straße in Litija an.<br />
Wochenlang bereiteten wir uns vor, um über die Zubereitung,<br />
die Gewürzmischung, die effektvollste Ausgestaltung<br />
unseres Stands und die zweckmäßigste Gewandung<br />
zu entscheiden. Am 9. Oktober um 8 Uhr begannen wir<br />
und 13 weitere Teams im frühherbstlichen Morgennebel<br />
mit dem Aufbau unserer Arbeitsplätze. Als Kocharena<br />
diente der Parkplatz der 7.000 Einwohner zählenden<br />
Gulaschmetropole Litija. Die Gemeindeverwaltung hatte<br />
Tische und Strom zur Verfügung gestellt, der örtliche<br />
Alpinistik-Verein sorgte für Lautsprecher und Tontechnik.<br />
Um 9 Uhr wurde es ernst: Der Veranstalter rief die<br />
70 Teilnehmer zu sich, erläuterte die Regeln und drohte<br />
für jeden Fall des Verstoßes mit gnadenloser Disqualifizierung.<br />
Dann wurden den Teams je drei Kilo Rindfleisch<br />
und Zwiebeln überreicht, und der Wettbewerb hatte begonnen.<br />
Unter Tränen und Gelächter wurden die Zwiebeln<br />
geschält, und beim Schneiden des Fleisches konnte<br />
man bald Meister von Anfängern unterscheiden.<br />
Vier Stunden später mussten alle den Löffel fallen lassen,<br />
und die Preisrichter schritten zur Verkostung. Nach<br />
nervenzerreißenden 30 Minuten wurden die Sieger bekannt<br />
gegeben, und die Sensation war perfekt: Während<br />
die Goldmedaille an ein Profi-Team ging, schafften wir<br />
Amateure es auf den zweiten Platz! Unsere deutsch-<br />
ungarisch-slowenische Mischung hatte den Geschmack<br />
der Jury getroffen.<br />
On the Move<br />
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<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> GmbH<br />
Marketing<br />
Rheinstraße 2<br />
55116 Mainz<br />
Internet: www.dbschenker.com<br />
E-Mail: neukundenservice@dbschenker.eu<br />
Service-Nummer Neukundeninfo:<br />
Tel. 0180 5 331050*<br />
*14 Cent/Min. aus dem dt. Festnetz,<br />
höchstens 42 Cent/Min aus Mobilfunknetzen