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Gartengestaltung - Winkler & Richard AG

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Garten am Hang<br />

LEBENSRAUM TR<br />

BEI DER NEUGESTALTUNG DES NATURGARTENS VON<br />

RITA HUNZIKER RÜEGGER SPIELEN TROCKENMAUERN DIE<br />

HAUPTROLLE. SIE TERRASSIEREN DAS GRUNDSTÜCK,<br />

STRUKTURIEREN DIE FLÄCHEN UND FORMEN RÄUME,<br />

WAS DIE GARTENPFLEGE WESENTLICH LEICHTER MACHT.<br />

Schmetterlinge besuchen den Natternkopf<br />

oder den Blutweiderich. Libellen<br />

schwirren über die spiegelnde Wasserfläche<br />

des Schwimmteichs. Ein<br />

Froschpärchen sonnt sich auf einem<br />

Schwimmblatt. Seifenkraut, Schafgarben,<br />

Königskerzen, Glockenblumen,<br />

Wolfsmilch, Salbei und Johanniskraut<br />

blühen um die Wette. Üppig wachsender<br />

Knöterich umgarnt die Pergolen<br />

auf beiden Seiten des Hauses. Auch<br />

Clematis und Glyzine beweisen daran<br />

Schweizer Garten 9/2006


OCKENMAUER<br />

ihre Kletterkünste. Die Grundidee war:<br />

„Natur wächst ins Haus, Haus wächst<br />

in die Natur». Das unkonventionelle<br />

Holzhaus mit viel Glas und Kupferdach<br />

haben Hunzikers vor 20 Jahren<br />

bauen lassen. Von der Zufahrt bis zum<br />

oberen Ende des Grundstücks beträgt<br />

der Höhenunterschied 10 m. Der Architekt<br />

hat für die Gestaltung des Hauses<br />

eine attraktive Lösung gefunden.<br />

Die Stockwerke sind halbgeschossig<br />

versetzt angeordnet und verschiedene<br />

Schweizer Garten 9/2006<br />

Fenster schaffen Verbindungen und<br />

den Durchblick. Wichtig war die Symmetrieachse<br />

vom Treppenaufgang bis<br />

zum Gartenhof und die konsequente<br />

Wahl der Materialien, Holz, Beton,<br />

Glas und Tonplatten für die Böden.<br />

Von Anfang an hatte die Familie Hunziker<br />

das Ziel,einen Naturgarten zu haben.<br />

Rita Hunziker Rüegger: «Mein<br />

Mann war die treibende Feder, weil er<br />

sich sehr für Vögel interessierte. Wir<br />

pflanzten alles einheimische Sträu-<br />

cher. Vor allem im Winter ist es ein Erlebnis,<br />

zu sehen, wer alles zum Fressen<br />

kommt: Distelfink, Dompfaff, Wintergoldhähnchen,<br />

Gartenrotschwanz,<br />

Buntspecht, Amsel oder Wacholderdrossel.An<br />

den steilen Böschungen gab<br />

es früher keine befestigten Wege, sondern<br />

nur Trampelpfade.»<br />

Im Sommer 2003 entschloss sich Rita<br />

Hunziker Rüegger den Garten umzugestalten,<br />

er sollte pflegeleichter<br />

werden.<br />

Trockenmauern<br />

schaffen Lebensräume.<br />

Sie passen<br />

sehr gut in den<br />

Naturgarten.<br />

<strong>Gartengestaltung</strong><br />

47


TROCKENMAUERN ERSTELLEN<br />

Trockenmauern werden ohne Mörtel gebaut.<br />

In Neerach kam Sandstein vom Rorschacherberg<br />

zum Einsatz. Bernhard Wettstein,<br />

Landschaftsgärtner bei <strong>Winkler</strong> und <strong>Richard</strong><br />

in Wängi, sagt: «Die Mauerbruchsteine<br />

kommen roh gerichtet auf den Bauplatz, eine<br />

Seite ist manchmal gesägt. Beim Aufeinanderschichten<br />

der Steine ist darauf zu achten,<br />

dass nie eine gesägte Seite sichtbar ist.» Eine<br />

Trockenmauer wird als Wechselmauerwerk<br />

erstellt, dabei ist es wichtig, dass keine<br />

Kreuzfugen entstehen. Horizontalfugen<br />

sollen nach mindestens vier Steinen unterbrochen<br />

werden. Die vertikale Verschiebung<br />

geht von eins bis drei, das heisst, neben einen<br />

dicken Stein werden zwei oder drei dünnere<br />

Steine aufgeschichtet. Senkrechte Fugen<br />

sollen möglichst kurz gehalten werden, nur<br />

so hoch wie der stärkste Stein, zirka 30 cm.<br />

Die Stärke einer einhäuptigen Mauer muss<br />

mindestens 40 cm betragen, also zwei Steine<br />

hintereinander. Damit die Mauer in sich<br />

stabil ist, werden Bindersteine (doppelte<br />

Länge) eingebaut. Bei einer doppelhäuptigen<br />

Mauer mit zwei Ansichtsflächen, sind 50 cm<br />

Tiefe üblich.<br />

LEBENSRÄUME SCHAFFEN<br />

Bis 2 cm breite Spalten genügen in der<br />

Grundschicht als Unterschlupf für Kröten,<br />

Blindschleichen und Eidechsen. Für Pflanzen<br />

sind in der Ansichtsfläche keine Lücken<br />

sichtbar, weil diese zu schnell austrocknen<br />

würden. Während des Baus werden Mauersteine<br />

von hinten trapezförmig gerichtet,<br />

damit Wurzelraum entsteht. Die Pflanze<br />

kommt mit dem Wurzelballen in die Aussparung,<br />

sie wächst von hinten nach vorne<br />

zum Licht. Zum Wurzelbereich wird kein<br />

zusätzlicher Humus eingefüllt, sondern nur<br />

kiesiges Feinmaterial. Ein nachträgliches<br />

Bepflanzen der Mauer mit Setzlingen ist<br />

nicht möglich. Ameisen und Wind tragen<br />

später Samen in die Ritzen, aber eine<br />

attraktiv gebaute Trockenmauer soll nicht<br />

von Pflanzen überwuchert werden, die<br />

schöne Konstruktion soll sichtbar bleiben.<br />

Gut geeignet für die Bepflanzung von Trokkenmauern<br />

sind Glockenblume, Lerchensporn,<br />

Sedum, am widerstandfähigsten ist<br />

Zimbelkraut und auf der Schattenseite sind<br />

es Streifenfarne, die sich in Steinspalten<br />

wohl fühlen. Sitzmauern werden mit Steinplatten<br />

abgedeckt, hohe Mauern bleiben<br />

oben offen und können mit Hauswurz<br />

bepflanzt werden.<br />

Attraktiv gebaute Trockenmauern sollen sichtbar<br />

bleiben. Im Gegensatz zu einer Betonmauer<br />

besteht das Fundament nur aus verdichtetem<br />

Frostschutzkies.<br />

Als Hauptwerkzeuge beim Mauern braucht Bernhard<br />

Wettstein, Landschaftsgärtner bei <strong>Winkler</strong><br />

und <strong>Richard</strong> in Wängi, einen Fäustel und den<br />

Sandsteinsetzer.<br />

Eine Trockenmauer wird ohne Mörtel gebaut. 2 cm<br />

breite Spalten genügen, damit Blindschleichen, Eidechsen,<br />

Kröten und Wildbienen Unterschlupf finden.<br />

Einhäuptige Trockenmauer. Bei einer Terrassierung<br />

wird das Hinterhaupt der Stützmauer mit<br />

Steinen zweiter Qualität gebaut und mit Schrobben<br />

hinterfüllt.<br />

Ein Mauerstein wird von hinten trapezförmig gerichtet,<br />

damit Wurzelraum entsteht. Die Pflanze<br />

kommt mit dem Wurzelballen hinein, sie wächst<br />

zum Licht.<br />

Stein um Stein wird vor dem Aufeinanderschichten<br />

bearbeitet. Lehrling Robin schlägt an der Sichtseite<br />

die Kante ab, damit die Mauer organischer aussieht.<br />

Schweizer Garten 9/2006


TROCKENMAUERN<br />

Links und rechts neben der Aufgangstreppe<br />

wurden die steilen Böschungen<br />

durch Trockenmauern ersetzt. Dadurch<br />

konnte die Fläche für einen<br />

Sitzplatz der Einliegerwohnung im<br />

Untergeschoss gewonnen werden.<br />

Eine weitere Trockenmauer mit einer<br />

Tessinertreppe, optisch freischwebend,<br />

schafft die Verbindung zum<br />

oberen Garten. In der Nordostecke, an<br />

der schattigsten und kühlsten Stelle<br />

des Gartens lädt eine Sitzgrube (englischer<br />

Sunkgarden) zum Verweilen<br />

ein. Bei der zweiten <strong>Gartengestaltung</strong><br />

wurde konsequent mit Trockenmauern<br />

gearbeitet.<br />

Die Betonmauer, welche den Sitzplatz<br />

vor dem Wohnzimmer als Innenhof<br />

gestaltete, war früher 80 cm höher.<br />

Durch die Terrassierung des oberen<br />

Gartens konnte sie abgenommen werden.<br />

Zwei Treppen betonen wieder die<br />

Symmetrie und führen zum Pergola-<br />

Sitzplatz bei der Trockenmauer. Oben<br />

grenzt der Garten an den Fussballplatz<br />

des Schulhauses. Die gepflanzten<br />

Sträucher sind jetzt noch jung, sie<br />

werden jedoch bald einen grünen<br />

Gürtel bilden. Rita Hunziker Rüegger<br />

ist mit der neuen Gestaltung von<br />

<strong>Winkler</strong> und <strong>Richard</strong> in Wängi und<br />

mit der Bepflanzung sehr zufrieden.<br />

Vom Frühling bis im Herbst blüht<br />

dauernd etwas. Es gibt immer noch<br />

viel Schnittmaterial, aber mit den<br />

Wegen lässt es sich einfacher abtransportieren.<br />

Der Sommerschnitt der<br />

Wildstauden ist wichtig, sonst ist im<br />

August alles braun. Viele Pflanzen<br />

werden durch den Rückschnitt zu einem<br />

zweiten Flor angeregt. Früher<br />

wurde die Trockenwiese mit der Sense<br />

geschnitten. Als Allergikerin muss<br />

Rita Hunziker Rüegger heute auf<br />

blühende Gräser verzichten und<br />

schneidet die Blumenwiese regelmässig<br />

kurz.<br />

Elsi Wepf (Text und Bilder)<br />

Schweizer Garten 9/2006<br />

<strong>Gartengestaltung</strong><br />

In der Symmetrieachse<br />

wurde in der<br />

obersten Trockenmauer<br />

ein weiterer<br />

Sitzplatz ausgespart.<br />

Die Terrassierung<br />

erleichtert die<br />

Pflege der<br />

Blumenwiese<br />

wesentlich.<br />

49<br />

«Natur wächst ins<br />

Haus, Haus wächst<br />

in die Natur», das<br />

war der Grundgedanke<br />

beim Bau des<br />

Hauses.

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