11.09.2012 Aufrufe

Intelligent Design - Factum Magazin

Intelligent Design - Factum Magazin

Intelligent Design - Factum Magazin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

› BIOLOGIE<br />

Die Frage nach dem Urheber<br />

Hat Gott die Welt geschaffen oder ist sie durch ungelenkte Prozesse evolutionär entstanden?<br />

Ein Begriff entfacht die Diskussion neu: «<strong>Intelligent</strong> <strong>Design</strong>».<br />

Phillip Johnson,<br />

prominenter<br />

Vertreter der<br />

«<strong>Intelligent</strong><br />

<strong>Design</strong>»-<br />

Bewegung in<br />

den USA.<br />

Der Biochemiker<br />

Michael Behe.<br />

Behe lehnt<br />

ebenso wie<br />

manche andere<br />

ID-Vertreter<br />

Makroevolution<br />

nicht grundsätzlich<br />

ab, bestreitet<br />

aber, dass<br />

sie durch ungelenkteMechanismen<br />

erfolgte.<br />

28<br />

Reinhard Junker<br />

Die öffentliche Auseinandersetzung um die<br />

Ursprungsfrage in der Biologie wurde diesen<br />

Sommer ungewöhnlich heftig geführt. Auch in<br />

den Medien hierzulande erfuhr das Thema ungeahnte<br />

Aktualität. Hat Gott die Welt geschaffen<br />

oder ist sie durch ungelenkte Prozesse evolutionär<br />

entstanden? Das neue Reizwort in der<br />

Kontroverse heisst «<strong>Intelligent</strong> <strong>Design</strong>» – für viele<br />

Biologen ein rotes Tuch.<br />

Die auflagenstarke «Süddeutsche Zeitung» befasste<br />

sich im Juni und Juli in einer Artikelserie<br />

mit dem «Streitfall Evolution». Im April war «<strong>Intelligent</strong><br />

<strong>Design</strong>» sogar das Titelthema der renommierten<br />

Wissenschaftszeitschrift «Nature».<br />

Am 7. Juli 2005 publizierte die «New York<br />

Times» einen Aufsatz des Wiener Kardinals Christoph<br />

Schönborn mit dem Titel: «Finding <strong>Design</strong> in<br />

Nature». Schönborn schrieb darin: «Evolution im<br />

Sinne einer gemeinsamen Abstammung kann<br />

wahr sein, aber Evolution im neodarwinistischen<br />

Sinne – als ungeleiteter, ungeplanter Prozess zufälliger<br />

Variation und natürlicher Selektion – ist<br />

es nicht. Jedes Gedankengebäude, welches die<br />

überwältigenden Hinweise für <strong>Design</strong> in der Biologie<br />

leugnet und wegzuerklären versucht, ist<br />

Ideologie und keine Wissenschaft.»<br />

Schönborns Aussage provozierte einen Aufschrei<br />

in Presse und Rundfunk. Die Reaktionen<br />

reichten von Unverständnis bis zu schweren Beleidigungen.<br />

Man beachte: Der Kardinal hatte das<br />

Evolutionsgebäude gar nicht in Frage gestellt,<br />

sondern im Wesentlichen nur bestritten, dass<br />

Evolution ungelenkt ihre Produkte hervorgebracht<br />

habe.<br />

Doch bereits dieser Einspruch ist für viele Zeitgenossen<br />

in der wissenschaftlichen Welt und für<br />

deren Presseleute offenbar unerträglich. Die Heftigkeit<br />

der Reaktionen und die damit verbundenen<br />

persönlichen Angriffe zeigten, dass der Kardinal<br />

einen empfindlichen Nerv getroffen hatte.<br />

Worum geht es beim «<strong>Intelligent</strong> <strong>Design</strong>»?<br />

DER GRUNDGEDANKE HINTER ID<br />

Der Begriff «<strong>Design</strong>» muss in diesem Zusammenhang<br />

umfassend verstanden werden. Gemeint ist<br />

vor allem eine zweckvolle Anordnung von Teilen,<br />

die geeignet ist, eine ausgeklügelte Funktion auszuüben,<br />

so dass eine Zielorientierung erkennbar<br />

ist.<br />

Zum <strong>Design</strong> können auch spielerische Elemente<br />

und andere Komponenten gehören. Nach<br />

menschlicher Erfahrung wird dafür ein intelligenter<br />

Urheber (<strong>Design</strong>er, Konstrukteur, Schöp-<br />

Gedankengebäude,<br />

welches die überwältigen-<br />

‘‘Jedes<br />

den Hinweise für <strong>Design</strong><br />

in der Biologie leugnet<br />

und wegzuerklären versucht, ist<br />

Ideologie und keine Wissenschaft.<br />

’’<br />

Christoph Schönborn<br />

Titelgeschichte im US-<strong>Magazin</strong> «Time»:<br />

Hat Gott in der Wissenschaft einen Platz?<br />

› factum 7 I 2005


fer) benötigt. Die Frage ist: Trifft dies auch auf die<br />

Lebewesen und die unbelebte Welt zu?<br />

Die Bibel gibt uns eine eindeutige Antwort:<br />

«Denn was man von Gott erkennen kann, das ist<br />

unter ihnen wohlbekannt; Gott selbst hat es ihnen<br />

ja kundgetan. Sein unsichtbares Wesen lässt sich<br />

ja doch seit Erschaffung der Welt an seinen Werken<br />

mit dem geistigen Auge deutlich ersehen,<br />

nämlich seine ewige Macht und göttliche Grösse»<br />

(Römer 1,19–20; nach Menge).<br />

Diese Sätze aus dem Neuen Testament beschreiben<br />

auf anschauliche Weise den Grundgedanken<br />

des «<strong>Intelligent</strong> <strong>Design</strong>»-Konzepts. Die<br />

Wendung «mit dem geistigen Auge» («noumena»)<br />

kann auch mit «denkend» übersetzt werden. Gemeint<br />

ist also, dass ein aufmerksames Beobachten<br />

der Schöpfung unter Einsatz des Verstandes<br />

auf einen Urheber schliessen lässt, ja sogar, dass<br />

man auf diesem Wege etwas über sein Wesen erkennen<br />

kann. 1<br />

Etwas nüchterner formuliert: Die Hauptaussage<br />

des «<strong>Intelligent</strong> <strong>Design</strong>» (ID)-Konzepts besagt,<br />

dass man an Strukturen der Lebewesen<br />

(oder auch der unbelebten Welt) Eigenschaften<br />

(«Signale») erkennen kann, die auf das Wirken eines<br />

intelligenten, willensbegabten Urhebers (<strong>Design</strong>er,<br />

Schöpfer) hinweisen und andere Möglichkeiten<br />

ihrer Herkunft unwahrscheinlich machen<br />

oder sogar ausschliessen.<br />

Das ID-Konzept rechnet mit der Möglichkeit,<br />

dass es allgemein in der Natur und insbesondere<br />

in der Organismenwelt Planung gibt, und geht<br />

der Frage nach, ob dafür Hinweise durch empirische<br />

Forschung gefunden werden können.<br />

Solche Hinweise werden als «<strong>Design</strong>-Signale»<br />

bezeichnet.<br />

Der ID-Ansatz versteht sich nicht als Lückenbüsser<br />

für Unerklärtes aufgrund offener Fragen,<br />

sondern beansprucht, anhand nachweisbarer Indizien<br />

positive Belege für seine Position vorbringen<br />

zu können. Phillip Johnson, bekannt durch<br />

das Buch «Darwin on Trial», schreibt: «<strong>Intelligent</strong>e<br />

Ursachen können bewirken, was nicht intelligente<br />

Ursachen nicht können, und eine naturwissenschaftliche<br />

Untersuchung kann diesen<br />

Unterschied aufzeigen» (Johnson 1999).<br />

Wie aber wird erkannt, ob Phänomene in der<br />

Natur auf intelligente Ursachen zurückgehen?<br />

Aus der oben zitierten Passage aus dem Römerbrief<br />

geht schliesslich keine Anleitung für eine<br />

wissenschaftliche Vorgehensweise hervor. Woran<br />

werden <strong>Design</strong>-Signale, also die Hinweise auf einen<br />

Urheber, festgemacht, welche Kriterien kann<br />

man dafür einsetzen?<br />

Abb. 2: Zufällig geformte Gesteinsbrocken oder<br />

Werkzeuge? Kenner von Steinwerkzeugen können<br />

an bestimmten Formen von Abschlägen erkennen,<br />

ob ausschliesslich natürliche Prozesse für die Form<br />

verantwortlich gemacht werden können, oder ob<br />

ein Urheber am Werke war, der das Objekt gezielt<br />

bearbeitet hat. Hier handelt es sich um einfache<br />

Geröllgeräte aus der Olduwan-Kultur. Wichtig ist,<br />

dass auf einen Urheber geschlossen werden kann,<br />

auch wenn weder seine Identität noch seine<br />

Vorgehensweise bekannt sind.<br />

HINWEISE AUF ID: «DESIGN-SIGNALE»<br />

Für die Gestalt von Naturgegenständen kommen<br />

grundsätzlich drei Faktoren in Frage: Zufall, Naturgesetze<br />

und Wille (Planung, <strong>Design</strong>). Um nachzuweisen,<br />

dass ein <strong>Design</strong>er am Werke war, können<br />

zwei Wege beschritten werden:<br />

1. Negatives Argument: Zufall und Naturgesetze,<br />

bzw. allgemein ungelenkte Prozesse oder natürliche<br />

Vorgänge, werden als hinreichende Ursachen<br />

ausgeschlossen (Abb. 1 und 2).<br />

2. Positives Argument: Es werden Hinweise auf die<br />

Tätigkeit eines intelligenten Urhebers gefunden.<br />

Der erste Weg ist insofern problematisch, als<br />

nie garantiert werden kann, dass alle denkbaren<br />

natürlichen, ungelenkten Mechanismen entdeckt<br />

und auf ihre Leistungsfähigkeit hin getestet<br />

wurden. Man kann allenfalls sagen, dass auf der<br />

BIOLOGIE ‹<br />

Abb. 1: Rippelmarken<br />

am<br />

Sandstrand:<br />

schön geformt,<br />

aber ohne<br />

<strong>Design</strong>er durch<br />

Naturgesetze<br />

erklärbar.<br />

Der ID-<br />

Ansatz<br />

versteht<br />

sich nicht<br />

als Lückenbüsser<br />

für<br />

Unerklärtes,<br />

sondern<br />

beansprucht,<br />

positive<br />

Belege für<br />

seine<br />

Position<br />

vorbringen<br />

zu können.<br />

factum 7 I 2005 ‹ 29


› BIOLOGIE<br />

> DIE LOGIK DER<br />

MAUSEFALLE<br />

➀ Einfaches Holzbrett<br />

dient als Basis.<br />

➁ Der Metallbügel, um<br />

die Maus zu töten.<br />

➂ Die Feder mit den<br />

verlängerten Enden<br />

presst den Bügel auf<br />

das Brettchen.<br />

➃ Der Halter für den<br />

Köder gibt bei<br />

leichtem Druck den<br />

Haltedraht frei.<br />

➄ Der<br />

Haltedraht<br />

hält den<br />

Bügel<br />

zurück.<br />

Eine Mausefalle. Sie besteht aus<br />

fünf verschiedenen Teilen, von denen<br />

keines fehlen darf, sonst kann man<br />

mit der Falle keine Mäuse fangen. Jedes<br />

der Teile muss zudem sinnvoll zum Ganzen<br />

passen. Die Falle ist somit ein nicht reduzierbar<br />

komplexes System. Ein solches System kann nicht<br />

zufällig entstehen.<br />

30<br />

Basis bekannter Daten ein natürlicher Weg bislang<br />

unbekannt ist. Dennoch: Je häufiger sich<br />

Fehlschläge bei den Bemühungen um ausschliesslich<br />

natürliche Erklärungen einstellen, desto unplausibler<br />

wird ein solcher Weg.<br />

Im Folgenden soll daher der zweite Weg verfolgt<br />

werden. Hinweise auf einen intelligenten<br />

Urheber werden als «<strong>Design</strong>-Signale» bezeichnet.<br />

Drei Sorten von <strong>Design</strong>-Signalen sollen kurz<br />

erläutert werden (es gibt noch mehr; vgl. Kasten<br />

sowie Abb. 5 und 6).<br />

• Irreduzible Komplexität<br />

Als Hinweise für ID gelten vor allem komplexe,<br />

synorganisierte Strukturen. Solche Strukturen<br />

besitzen verschachtelte Wechselbeziehungen<br />

zwischen ihren Bestandteilen. Das heisst: Es wirken<br />

viele Komponenten zusammen, um eine<br />

oder mehrere Aufgaben zu erfüllen. Mindestens<br />

ein Teil dieser Systeme scheint unverzichtbar für<br />

die Funktion zu sein; er ist irreduzibel, d. h. er<br />

kann nicht mehr ohne kompletten Funktionsverlust<br />

verkleinert werden. Ein System ist irreduzibel<br />

komplex, wenn es notwendigerweise aus mehreren<br />

fein aufeinander abgestimmten, interagierenden<br />

Teilen besteht, die für eine bestimmte<br />

Funktion benötigt werden. Die Entfernung eines<br />

beliebigen Teils zerstört die Funktion restlos. 2<br />

Das Konzept der irreduziblen Komplexität wurde<br />

durch das viel beachtete Buch «Darwin’s Black<br />

Box» des Biochemikers Michael Behe bekannt<br />

(Abb. 4).<br />

• Spielerische Komplexität<br />

Ein weiteres <strong>Design</strong>-Signal sind Konstruktionsmerkmale<br />

von Lebewesen, die ausgefallener erscheinen,<br />

als die Funktion der Struktur erwarten<br />

lässt. Man könnte hier von «Luxusstrukturen»<br />

oder von «spielerischer Komplexität» sprechen.<br />

Beispielsweise erfüllen einfach gebaute Blüten<br />

den Zweck der Anlockung von Bestäubern genauso<br />

gut wie komplizierte; weshalb gibt es also<br />

Abb. 4: Auch von der<br />

Fachpresse stark<br />

beachtet und vielfach<br />

kritisiert: «Darwin’s<br />

Black Box» von<br />

Michael Behe.<br />

so überaus ausgefallene Einrichtungen? (siehe<br />

Beispiel im Kasten «<strong>Design</strong>-Signale: Sahnespritze<br />

im Schiffchen».) Es gibt Strukturen dieser Art in<br />

Hülle und Fülle; man studiere dazu nur Werke<br />

über Blütenbiologie.<br />

• Potentielle Komplexität<br />

Eine dritte Sorte von <strong>Design</strong>-Signalen sind Fähigkeiten<br />

von Lebewesen, die bei Bedarf in Erscheinung<br />

treten können und die durch aktuelle Selektionsbedingungen<br />

(oder auch durch Selektionsbedingungen<br />

ihrer mutmasslichen Vorfahren)<br />

nicht erklärt werden können. Man könnte von<br />

Variationsprogrammen sprechen, die den Lebewesen<br />

schöpfungsgemäss mitgegeben wurden,<br />

eine Art Rucksack mit Vorrat für die Zukunft. Beispielsweise<br />

ist bekannt, dass Bakterien unter<br />

Stressbedingungen die Mutationsrate erhöhen<br />

können, um sich schneller anpassen zu können,<br />

und die Mutationen sind in Bereichen konzentriert,<br />

wo sie am ehesten zu nützlichen Veränderungen<br />

führen. Man hat den Eindruck, als seien<br />

Wege der «Anpassung bei Bedarf» bereits angelegt,<br />

also vorgeplant, und damit ein Hinweis auf<br />

<strong>Design</strong> (Hunter 2004, 204). Streng naturalistische<br />

Ansätze können dagegen nur streng gegenwartsorientiert<br />

sein, da sie keine vorausschauende Instanz<br />

kennen.<br />

HINWEISE AUF EINEN DESIGNER?<br />

Die Suche nach Spuren eines Urhebers wird in<br />

der Forschung häufig praktiziert, z. B. in der Archäologie,<br />

wenn Artefakte von Naturprodukten<br />

unterschieden werden (vgl. Abb. 2), oder in der<br />

sog. SETI-Forschung (SETI = Search for Extra-Terrestrial<br />

Intelligence), wenn im Weltall nach Spuren<br />

intelligenter Wesen gesucht wird. Der dort<br />

übliche Schluss von <strong>Design</strong>er-Spuren (also <strong>Design</strong>-Signalen)<br />

auf das Wirken eines <strong>Design</strong>ers<br />

findet exakt nach dem ID-Konzept Anwendung<br />

auf die Lebewesen.<br />

Dabei wird ein Analogieschluss wie folgt gezogen<br />

(vgl. Abb. 5 und Tab. 1): Lebewesen zeichnen<br />

sich durch den Besitz synorganisierter, irreduzibel<br />

komplexer, zweckvoller Strukturen aus (seien<br />

es Organe oder Stoffwechselwege u. a.). Wir wissen<br />

bei technischen Geräten oder bei Werkzeugen,<br />

dass nur eine planende, bewusst agierende<br />

Person solche Strukturen herstellen kann. Aufgrund<br />

sehr ähnlicher Konstellationen bei den Le-<br />

› factum 7 I 2005


ewesen wird geschlossen, dass auch bei diesen<br />

ein Urheber angenommen werden muss.<br />

Man kann also sagen: Der Gedanke an Planung<br />

in der Natur drängt sich aufgrund von Vergleichen<br />

mit technischen Systemen auf. ID ist also<br />

nahe liegend.<br />

Die Schlussfolgerung von «<strong>Design</strong>» auf einen<br />

«<strong>Design</strong>er» wird im täglichen Leben ständig und<br />

zu Recht gezogen und ist dort völlig unproblematisch.<br />

Damit ist auch klar: Die Beweislast liegt<br />

nicht bei denjenigen, die ID behaupten, sondern<br />

bei denen, die das offenkundige intelligente <strong>Design</strong><br />

als scheinbar entlarven wollen (vgl. dazu den<br />

Abschnitt über Kritik am ID-Konzept).<br />

Es gibt noch eine weitere – bislang eher theoretische<br />

– Möglichkeit, das Wirken eines <strong>Design</strong>ers<br />

plausibel zu machen. Man könnte versuchen,<br />

Abb. 5: Veranschaulichung der Analogie zwischen<br />

lebendiger und technischer Konstruktion. Links ist<br />

die grundsätzliche Konstruktion eines Motors dargestellt,<br />

rechts der Nanomotor eines E. coli-Bakteriums.<br />

Beide Strukturen sind zweckgerichtet, viele<br />

Komponenten sind offenkundig auf ein Ziel hin<br />

organisiert. (Nach Nachtigall 2002, S. 126)<br />

> MEDIENTIPPS: FUNDIERTE LITERATUR<br />

(CV) Pb., 96 Seiten, CHF 16.80,<br />

e 9.90, Best.-Nr. 273308<br />

R. Junker/R. Wiskin<br />

Der Natur<br />

auf der Spur<br />

im Frühlingswald<br />

Das «Frühlingswald»-Buch präsentiert die<br />

wichtigsten <strong>Intelligent</strong>-<strong>Design</strong>-Argumente<br />

in leicht verständlicher, sehr anschaulicher<br />

Form anhand der heimischen Laubwaldflora.<br />

Mit vielen praktischen Hinweisen zum<br />

Selberentdecken!<br />

Abb. 6: Schemazeichnung einer Bakterienzelle mit<br />

Rotationsmotor und Geissel. Das Feld am «Vorderende»<br />

des Bakteriums bezeichnet einen Bereich der<br />

Cytoplasmamembran, welcher dicht mit Chemosensoren<br />

besetzt ist. Man hat dieses Chemosensorenfeld<br />

auch die «Nase» des Bakteriums genannt. Von<br />

dort werden Steuersignale (Pfeile) an die Motoren<br />

übertragen, die ihrerseits die Flagellen in Rotation<br />

versetzen. Flagellen erzeugen durch Rotation den<br />

Vortrieb. (Aus: Junker & Scherer 2001)<br />

den Entstehungsvorgang experimentell nachzuvollziehen.<br />

Tatsächlich ist es z. B. möglich, komplexe,<br />

funktionelle Moleküle im Labor zu erzeugen,<br />

doch gelingt dies nur unter Einsatz von<br />

Know-how. Wenn man so will: Die Entstehung<br />

von <strong>Design</strong>-Strukturen kann im Labor nachgestellt<br />

werden, und es zeigt sich bislang, dass dies<br />

nur gelingt, wenn <strong>Design</strong>er (in diesem Fall Biochemiker)<br />

planend und steuernd agieren.<br />

Alle beschriebenen Hinweise auf einen Urheber<br />

sind natürlich abhängig vom Kenntnisstand;<br />

doch das gilt für Wissenschaft immer. Weitere<br />

Kenntnisse könnten diese Hinweise<br />

schwächen, sie könnten sie aber auch stärken.<br />

Dass es Hinweise auf einen intelligenten Urheber<br />

gibt, wird auch von vielen Biologen bestätigt,<br />

die nicht an dessen Existenz glauben. So<br />

beschreibt Richard Dawkins (Autor des Bestsellers<br />

«Der blinde Uhrmacher») die Biologie als<br />

«das Studium komplizierter Dinge, die so aussehen,<br />

als seien sie zu einem Zweck entworfen worden»<br />

(Dawkins 1987, 13). Oder in den Worten des<br />

Evolutionsbiologen Francisco Ayala: «Das funktionelle<br />

<strong>Design</strong> von Organismen und ihre Eigenschaften<br />

scheinen für die Existenz eines <strong>Design</strong>ers<br />

zu sprechen» (Ayala 1994, 4). Und über das<br />

Maskottchen der ID-Bewegung, den Bakterien-<br />

R. Junker/R. Wiskin<br />

Die ersten<br />

Gipfelstürmer<br />

(HV) geb., 64 Seiten,<br />

CHF 22.–, e 12.95,<br />

Best.-Nr. 392468<br />

Das im Artikel nur kurz erwähnte<br />

Konzept der «potentiellen<br />

Komplexität» wird beispielhaft in<br />

diesem Buch der Sache nach dargestellt:<br />

Grundtypen mit Variationsprogrammen sind in<br />

der Lage, verschiedene, sich wandelnde Lebensräume<br />

zu erobern. Eine kurzweilige und<br />

zugleich lehrreiche Lektüre!<br />

BIOLOGIE ‹<br />

Als Hinweise<br />

für<br />

ID gelten<br />

komplexe,<br />

synorganisierte<br />

Strukturen.<br />

Phillip E. Johnson<br />

Darwin im<br />

Kreuzverhör<br />

(CLV) Pb., 224 Seiten,<br />

CHF 15.10, e 8.90,<br />

Best.-Nr. 255952<br />

Dieses Buch sorgt für<br />

Aufsehen. Ein renommierter<br />

Rechtsgelehrter zeigt mit juristischem<br />

Gespür für das Detail auf, dass es die<br />

«Unmenge empirischer Daten» zur Erhärtung<br />

der Evolutions-Theorie nicht gibt.<br />

Schwengeler Bestellkarte auf S. 51. www.schwengeler.ch, Tel. (0041) (0)71 727 21 27<br />

ANZEIGE<br />

factum 7 I 2005 ‹ 31


› BIOLOGIE<br />

32<br />

> DESIGN-SIGNALE: «SAHNESPRITZE IM SCHIFFCHEN»<br />

Blütenaufbau<br />

und<br />

Bestäubungsmechanismus<br />

beim<br />

Hornklee<br />

und bei<br />

den Lupinen<br />

zeigen zwei<br />

Arten von<br />

<strong>Design</strong>-<br />

Signalen.<br />

Hornklee und Lupinen gehören zur Familie der<br />

Schmetterlingsblütler, genau wie diverse Klee-<br />

Gattungen, Wicken, Besenginster, Lupinen, Bohnen<br />

und Erbsen. Ihren Namen verdankt diese<br />

Familie dem eigenartigen Blütenbau (Abb. 8).<br />

Die zweiseitig symmetrischen Blüten bestehen<br />

aus der Fahne, die als meist grösstes Kronblatt als<br />

Lockorgan für bestäubende Insekten dient, weiter<br />

aus den Flügeln und dem darunter verborgenen<br />

Schiffchen, das aus zwei zusammengewachsenen<br />

Kronblättern besteht. In dessen Innerem sind zehn<br />

verwachsene Staubblätter (manchmal ist<br />

eines davon frei) und der Griffel versteckt. Diese<br />

für die Fortpflanzung wichtigen Organe sind von<br />

aussen nicht zu erkennen. Flügel und Schiffchen<br />

sind oft teilweise verwachsen und bilden den<br />

Landeplatz für die Bestäuber.<br />

Lupinen und die Hornklee-Arten haben in ihren<br />

Blüten einen sonderbaren Pumpenmechanismus<br />

eingebaut, der an eine im Haushalt übliche Sahnespritze<br />

(Abb. 7) erinnert. Das Schiffchen ist vorne<br />

zugespitzt, besitzt aber eine kleine Öffnung. Bereits<br />

im Knospenzustand entleeren die Staubblätter<br />

den Pollen in die Schiffchenspitze hinein. Die<br />

Staubblätter sind besonders lang und an ihrem<br />

Ende knollig verdickt. Diese Verdickungen sorgen<br />

zunächst dafür, dass der Pollen in der Schiffchenspitze<br />

festgehalten wird.<br />

Landet ein Insekt auf der Blüte, drückt es die<br />

«Flügel-Schiffchen-Einheit» nach unten. Jetzt wir-<br />

Abb. 7: Pumpenmechanismus bei der Lupine (Lupinus polyphyllus).<br />

Das Insektengewicht drückt beim Blütenbesuch das Schiffchen nach<br />

unten (Pfeil). Dadurch pressen die oben verdickten starren Staubblätter<br />

den zuvor in die Schiffchenspitze entlassenen Pollen aus<br />

einer kleinen Öffnung an der Spitze des Schiffchens heraus auf<br />

den Unterleib des Insektes. Links: Schiffchenspitze mit austretendem<br />

Pollen. Rechts unten: Sehr schön zu sehen: Die Verdickungen<br />

oben an den Staubblättern des Hornklees (Lotus corniculatus).<br />

› factum 7 I 2005


ken die steifen, verdickten Staubblätter wie ein<br />

Kolben im Zylinder. Sie pressen den Blütenstaub<br />

vor sich her und dadurch aus der Spitze des<br />

Schiffchens heraus auf den Unterleib des Insekts.<br />

Ist nach mehrmaligem Pressen der Pollen abgegeben,<br />

stösst an seiner Stelle die Narbe aus<br />

der Schiffchenspitze heraus. Sie kann nun den<br />

Pollen aufnehmen, den ein anderes Insekt mitbringt.<br />

Offenkundig funktioniert die Apparatur nur,<br />

wenn alle Bauteile komplett ausgebildet sind:<br />

Wir sehen hier das <strong>Design</strong>-Signal der irreduziblen<br />

Komplexität.<br />

Nicht alle Schmetterlingsblütler besitzen diesen<br />

ungewöhnlichen Pumpenmechanismus.<br />

Beim verbreiteten Wiesenklee und anderen Klee-<br />

Arten fehlt er; beim Blütenbesuch klappen die<br />

Staubblätter einfach oben aus dem Schiffchen<br />

heraus. Diese Pflanzen existieren und gedeihen<br />

trotzdem gut; sie sind sogar sehr weit verbreitet.<br />

Hier stellt sich die Frage: Warum so kompliziert,<br />

wenn’s auch einfacher geht? Es drängt sich<br />

der Eindruck auf, dass wir es mit «spielerischer<br />

Komplexität» zu tun haben – ein zweites <strong>Design</strong>-<br />

Merkmal. Es handelt sich – wenn man so will –<br />

um eine Luxusstruktur, die wunderbar funktioniert,<br />

aber nicht nur durch ihre Zweckmässigkeit<br />

allein erklärbar erscheint, sondern darüber hinaus<br />

auf spielerische Phantasie hinweist. (rj.)<br />

Fahne<br />

Flügel<br />

Schiffchen<br />

Abb. 8: Blütenbau eines Schmetterlingsblütlers<br />

am Beispiel des Besenginsters (Sarothamnus).<br />

Die hier herausgesprungenen Staubblätter und<br />

Griffel sind normalerweise im Innern des Schiffchens<br />

verborgen.<br />

motor (vgl. Abb. 5 und 6), schreibt De Rosier in<br />

der renommierten Zeitschrift «Cell» (Jg. 93, S. 17):<br />

«Mehr als andere Motoren ähnelt die Bakteriengeissel<br />

einer vom Menschen konstruierten<br />

Maschine.»<br />

Besonders beeindruckend ist schliesslich das<br />

folgende Zitat von Michael Ruse: «Wir untersuchen<br />

Organismen – mindestens ihre Teile – als<br />

wären sie erschaffen, als wären sie entworfen<br />

worden («designed»), und dann versuchen wir<br />

ihre Funktionen herauszufinden. Zielorientiertes<br />

– teleologisches – Denken ist in der Biologie angebracht,<br />

weil, und nur weil Organismen so aussehen,<br />

als wären sie konstruiert, als wären sie von<br />

einer Intelligenz erschaffen worden» (Ruse 2003,<br />

268).<br />

KRITIK AN ID<br />

Viele factum-Leser werden den Schluss von <strong>Design</strong><br />

auf einen <strong>Design</strong>er für geradezu selbstverständlich<br />

halten. Christen, die vom Schöpfungsglauben<br />

geprägt sind, tun sich häufig schwer, zu<br />

verstehen, weshalb dieser so nahe liegende<br />

Schluss von den meisten Biologen heutzutage<br />

nicht gezogen wird.<br />

In der Tat betrachten die Kritiker des ID-Ansatzes<br />

den beschriebenen Schluss auf einen <strong>Design</strong>er<br />

in der Natur als Trugschluss. Es wird darauf<br />

verwiesen, dass man doch seit Darwin grundsätzlich<br />

gezeigt habe, wie <strong>Design</strong> bei den Lebewesen<br />

durch natürliche, ungelenkte Mechanismen<br />

entsteht (durch Mutation, Selektion und je nach<br />

Vorliebe verschiedene weitere Faktoren). Doch<br />

davon kann nicht die Rede sein. Die bekannten<br />

Evolutionsmechanismen vermögen wohl vorhandene<br />

Strukturen zu variieren, an veränderliche<br />

Umweltbedingungen anzupassen und zu<br />

spezialisieren, nicht aber neue Apparate zu kreieren.<br />

3 Dies nachzuweisen, ist eines der Ziele der<br />

ID-Forscher. Das Ausloten der Leistungsfähigkeit<br />

der Evolutionsmechanismen soll zeigen, dass<br />

Planung erforderlich ist, um zu neuen biologischen<br />

Apparaten oder Stoffwechselwegen zu gelangen<br />

(vgl. das negative Argument im Abschnitt<br />

«Hinweise auf ID»).<br />

Es gilt festzuhalten, dass ID nicht als Ersatz für<br />

natürliche Mechanismen zu verstehen ist, sondern<br />

als Zusatz. Im Rahmen von ID werden<br />

natürliche Mechanismen nicht geleugnet, sondern<br />

als unzureichend betrachtet, um die Entstehung<br />

von <strong>Design</strong>-Strukturen zu verstehen.<br />

Abgesehen von diesem grundlegenden Einwand<br />

werden in der kritischen Diskussion des<br />

ID-Ansatzes eine Reihe weiterer Kritikpunkte genannt<br />

(siehe Kasten «<strong>Intelligent</strong> <strong>Design</strong>»: Einwände<br />

und Entgegnungen).<br />

DIE EMOTIONALE SEITE<br />

Presseberichte und Internetaufsätze zum Thema<br />

verraten, dass die Auseinandersetzung um ID oft<br />

sehr emotional und auch beleidigend geführt<br />

wird. In einer Besprechung eines 800-Seiten-<br />

Sammelbandes über ID schreibt der ID-Skeptiker<br />

Del Ratzsch (2002): «Mindestens in den USA führt<br />

BIOLOGIE ‹<br />

Die<br />

bekannten<br />

Evolutionsmechanismenvermögen<br />

wohl vorhandene<br />

Strukturen<br />

zu variieren,<br />

an veränderlicheUmweltbedingungen<br />

anzupassen<br />

und zu spezialisieren,<br />

nicht aber<br />

neue<br />

Apparate zu<br />

kreieren.<br />

Dies nachzuweisen,<br />

ist eines der<br />

Ziele der ID-<br />

Forscher.<br />

factum 7 I 2005 ‹ 33


› BIOLOGIE<br />

34<br />

jede Diskussion über Evolution, <strong>Design</strong> usw. innerhalb<br />

von Minuten in theologisches Gebiet.<br />

Daraufhin gehen schnell die Wogen hoch, es wird<br />

am Verstand gezweifelt, Extremisten bezichtigen<br />

die anderen als Extremisten, und die volle Wucht<br />

von ad-hominem-Argumenten wird eingesetzt.» 7<br />

(Unter ad-hominem-Argumenten werden solche<br />

Argumente verstanden, die nicht sachlich, sondern<br />

an der Person orientiert sind, indem zum<br />

Beispiel auf die Unglaubwürdigkeit eines Kontra-<br />

> «INTELLIGENT DESIGN»: EINWÄNDE UND ENTGEGNUNGEN<br />

1. Einwand: Das ID-Argument lebt vom<br />

Nichtwissen (sog. «argumentum ad<br />

ignorantiam»). Die wohl am häufigsten<br />

geäusserte Kritik gegen den ID-Ansatz<br />

lautet: ID beruht auf Kenntnislücken<br />

bei den Evolutionsmechanismen.<br />

Weitere Forschung wird diese Lücken<br />

verkleinern und irgendwann ganz<br />

schliessen.<br />

Entgegnung: Ein Hinweis voraus:<br />

Hinter diesem Einwand steht das Eingeständnis,<br />

dass die Entstehungsweise<br />

von <strong>Design</strong>-Strukturen durch ungelenkte<br />

Prozesse derzeit ungeklärt ist. 4<br />

Der Einwand selbst trifft nur einen Teil<br />

des ID-Arguments (das negative Argument<br />

im Abschnitt «Hinweise auf ID»).<br />

Im Kern aber ist der Einwand nicht berechtigt:<br />

Denn das ID-Argument beruht<br />

auf Wissen, nämlich auf dem Nachweis<br />

von <strong>Design</strong>-Signalen und auf dem Wissen,<br />

wie <strong>Design</strong>-Signale nach aller bisheriger<br />

Erfahrung ausnahmslos entstehen<br />

(vgl. das positive Argument im Abschnitt<br />

«Hinweise auf ID»).<br />

Ausserdem hat sich gezeigt, dass<br />

Tab. 1: Gegenüberstellung von Artefakten und Organismen:<br />

Ist angesichts der vergleichbaren Eigenschaften ein Analogieschluss<br />

auf die Entstehungsweise der Organismen gerechtfertigt<br />

oder machen die Unterschiede dies unmöglich?<br />

Die nachfolgenden Anmerkungen machen deutlich, dass<br />

die Unterschiede nicht grundsätzlicher Art sind.<br />

(1) In der SETI-Forschung («Search for Extra-Terrestrial Intelligence»)<br />

ist die Handlungsweise der Urheber unbekannt;<br />

streng genommen ist das auch bei Faustkeilherstellern der<br />

Fall, denn ein Nachmachen durch experimentelle Archäologie<br />

zeigt nur, wie es funktionieren könnte.<br />

(2) Analog zur experimentellen Archäologie versucht man<br />

auch eine experimentelle Biogenese-Forschung zu betreiben.<br />

Wenn es nicht einmal unter Einsatz von <strong>Design</strong> gelingen<br />

sollte, Leben zu erzeugen, weshalb sollte es dann ohne <strong>Design</strong><br />

funktionieren?<br />

(3) Im Text wird erläutert, dass und weshalb dieser Unterschied<br />

keine Rolle spielt. Der entscheidende Punkt ist der Nachweis<br />

von irreduzibler Komplexität. Diese muss definitionsgemäss in<br />

einer einzigen Generation entstehen.<br />

Wissenszuwachs verstärkt für einen<br />

intelligenten Urheber spricht. Es tun<br />

sich zunehmend grössere Erklärungsprobleme<br />

auf. Charles Darwin schrieb<br />

1859: «Wenn gezeigt werden könnte,<br />

dass irgendein komplexes Organ existiert,<br />

das nicht durch zahlreiche, aufeinander<br />

folgende, geringfügige Veränderungen<br />

gebildet worden sein kann,<br />

würde meine Theorie absolut zusammenbrechen»,<br />

meinte aber, er könne<br />

keinen solchen Fall finden. 5 Diese Situation<br />

hat sich mittlerweile gründlich<br />

geändert.<br />

Für Darwin waren viele Vorgänge in<br />

den Lebewesen «Black Boxes», also<br />

grosse Unbekannte. Diese Prozesse<br />

sind mittlerweile teilweise entschlüsselt<br />

und haben sich als viel komplizierter<br />

erwiesen, als man früher dachte.<br />

Michael Behe schreibt dazu: «Vor 50<br />

Jahren schien die Zelle viel einfacher zu<br />

sein und in unserer Unkenntnis war es<br />

damals einfacher, Darwinsche Prozesse<br />

dafür verantwortlich zu machen. Aber<br />

mit dem Fortschritt der Biologie ver-<br />

henten verwiesen wird, um der sachlichen Auseinandersetzung<br />

entgehen zu können.)<br />

Ratzsch (2002) beklagt sich weiter: «Meine<br />

hauptsächliche Beschwerde betrifft den verachtenden<br />

Ton, den Spott und die persönlichen Angriffe,<br />

die einige Artikel dieses Buches durchziehen.<br />

... Eine signifikante Anzahl von Anti-ID-Artikeln<br />

ist gespickt mit beleidigenden Ausdrücken.<br />

... Obwohl die überwältigende Mehrheit der adhominem-Formulierungen<br />

von den ID-Kritikern<br />

schwand die Vorstellung von Einfachheit<br />

und die Idee des <strong>Design</strong> wurde immer<br />

zwingender» (Behe 2004, 367).<br />

Und der bekannte Lehrbuchautor<br />

Bruce Alberts (der ID ablehnt) stellt<br />

fest: «Die Zellen sind immer wieder<br />

unterschätzt worden; dies trifft zweifellos<br />

auch für die heutige Zeit zu» (zit.<br />

nach Behe 2004, 360).<br />

Schliesslich können teilweise ID-<br />

Strukturen nachgemacht werden, so<br />

dass mögliche Entstehungswege aufgeklärt<br />

werden können. So wird in der experimentellen<br />

Archäologie die Herstellungsweise<br />

eines Faustkeils durch<br />

Nachmachen erforscht. Ähnlich könnte<br />

man durch die Herstellung von Strukturen<br />

der Lebewesen im Labor zeigen,<br />

dass der Weg zum Leben nur mit durchdacht<br />

konstruierten Apparaturen und<br />

kontrolliertem Timing möglich ist (vgl.<br />

dazu auch den 6. Einwand).<br />

2. Einwand: Wir wissen noch zu wenig<br />

über die Evolutionsfähigkeiten der Lebewesen.<br />

Dieser Einwand hängt mit<br />

(4) Heutige Lebewesen entstehen (soweit empirisch nachweisbar)<br />

durch Information von innen. Doch dies ist für den<br />

Vergleich «Artefakte-Organismen» irrelevant, da es um die<br />

erstmalige Entstehung geht, ausgehend von einer Situation,<br />

in der die Information von «innen» noch nicht vorhanden war.<br />

(5) Auf diese Gemeinsamkeit kommt es im Analogieschluss<br />

an.<br />

› factum 7 I 2005


kommt, gibt es auch einige auf seiten der ID-Vertreter.»<br />

Warum diese Emotionalität?<br />

Eine biblische Orientierung zu dieser Frage gibt<br />

die eingangs zitierte Passage aus dem 1. Kapitel<br />

des Römerbriefs. An den Satz «(...) sein unsichtbares<br />

Wesen lässt sich ja doch seit Erschaffung der<br />

Welt an seinen Werken mit dem geistigen Auge<br />

deutlich ersehen, nämlich seine ewige Macht und<br />

göttliche Grösse» (...) schliesst sich eine bedeutsame<br />

Schlussfolgerung an: «(...) daher gibt es<br />

dem 1. Einwand zusammen. Er drückt<br />

die Hoffnung aus, dass weitere Kenntnisse<br />

eine natürliche Erklärung ermöglichen<br />

werden.<br />

Entgegnung: Weitere Forschung<br />

könnte die Argumentation mit ID durchaus<br />

schwächen. Es liegt im Wesen der<br />

Wissenschaft begründet, dass ihre Aussagen<br />

durch neue Befunde sich bewähren<br />

oder eben auch unplausibel<br />

werden können. Dieser Einwand bestätigt<br />

indirekt also, dass ID seinen<br />

Platz zu Recht auf wissenschaftlichem<br />

Terrain hat, denn das Konzept ist, wenn<br />

es konkretisiert wird, widerlegbar.<br />

Doch es gibt auch den umgekehrten<br />

Fall: Mehr Wissen könnte das Argument<br />

für <strong>Design</strong> auch verstärken. Es ist keineswegs<br />

ausgemacht, dass Wissenszuwachs<br />

die Ursprungsfrage einer naturalistischen<br />

Antwort näher bringt – im<br />

Gegenteil: In der Vergangenheit war das<br />

gerade nicht der Fall.<br />

3. Einwand: Lebewesen sind Viele-<br />

Generationen-Systeme, sie können sich<br />

selber fortpflanzen und sich Schritt für<br />

Schritt ändern. Dieser Einwand zielt<br />

darauf ab, dass eine synorganisierte<br />

lebendige Konstruktion, die den Anschein<br />

von ID erweckt, in vielen aufeinander<br />

aufbauenden Generationen sukzessive<br />

auf natürliche Weise entstanden<br />

sein könnte.<br />

Entgegnung: Bei irreduzibel komplexen<br />

Systemen greift dieser Einwand<br />

nicht, da der Erwerb einer solchen<br />

Struktur definitionsgemäss in einer einzigen<br />

Generation erfolgen muss und<br />

eben nicht schrittweise entstehen kann.<br />

Denn Zwischenstadien würden der Selektion<br />

restlos zum Opfer fallen. Selektion<br />

kann nämlich erst ins Spiel kommen,<br />

wenn eine Funktion ausgeübt wird.<br />

Kritiker müssten also zeigen, wie<br />

irreduzibel komplexe Strukturen schrittweise<br />

durch ungelenkte Prozesse entstehen<br />

können, so dass in jeder Generation<br />

keine Entschuldigung für sie, weil sie Gott zwar<br />

kannten, ihm aber doch nicht als Gott Verehrung<br />

und Dank dargebracht haben, sondern in ihren<br />

Gedanken auf nichtige Dinge verfallen sind und<br />

ihr unverständiges Herz in Verfinsterung haben<br />

geraten lassen. (...)»<br />

«<strong>Intelligent</strong> <strong>Design</strong>» hat nicht nur eine sachliche<br />

Ebene (die zweifellos wichtig ist und ihr<br />

Recht hat). Römer 1,21 macht klar: Gott erwartet,<br />

dass die Menschen den deutlichen Hinweisen,<br />

eine selektierbare Funktion ausgeübt<br />

wird. Das heisst: Es müsste gezeigt werden,<br />

dass es gar keine irreduzibel komplexe<br />

Strukturen gibt. Dieser Nachweis<br />

steht aus. 6 Die Tatsache, dass Lebewesen<br />

Viele-Generationen-Systeme sind,<br />

spielt hier also keine Rolle.<br />

Ob eine Struktur irreduzibel komplex<br />

ist, ist empirisch prüfbar. Man muss<br />

«nur» abwechselnd jedes Bau- oder<br />

Stoffwechselelement eines Systems<br />

entfernen und dann prüfen, ob noch<br />

wenigstens Restfunktionen vorhanden<br />

sind, die selektierbar sind. Wie solche<br />

Strukturen entstehen, könnte dadurch<br />

gezeigt werden, dass man einen realistischen<br />

natürlichen Entstehungsweg<br />

demonstriert. Gelänge dies, wäre das<br />

ID-Argument der irreduziblen Komplexität<br />

erledigt. Ob dieser Nachweis<br />

grundsätzlich nicht geführt werden<br />

kann, muss offen bleiben.<br />

4. Einwand: ID ist nicht falsifizierbar<br />

(widerlegbar). Dieses Standard-Argument<br />

gegen die Wissenschaftlichkeit<br />

von ID besagt, dass man – gleichgültig,<br />

welche Forschungsergebnisse erzielt<br />

werden – immer das Wirken eines<br />

Schöpfers annehmen könnte. Dessen<br />

Wirken könnte also nie widerlegt<br />

werden.<br />

Entgegnung: Diesem Einwand liegt<br />

ein verbreitetes Missverständnis zugrunde.<br />

Es geht nicht um den Nachweis<br />

eines <strong>Design</strong>ers, sondern um den Nachweis<br />

von <strong>Design</strong>-Signalen. Das Wirken<br />

eines Urhebers kann in der Tat nicht<br />

falsifiziert werden. Daher muss der ID-<br />

Ansatz konkretisiert werden, um ihn<br />

prüfbar und widerlegbar zu machen.<br />

Falsifizierbar ist zum Beispiel die Behauptung<br />

von irreduzibler Komplexität<br />

(s. o.). Dies geht nur durch Forschung<br />

und führt damit zu neuen Erkenntnissen.<br />

Es wurde tatsächlich vielfach<br />

(vergeblich) versucht, das Konzept der<br />

irreduziblen Komplexität zu widerlegen<br />

BIOLOGIE ‹<br />

(Behe 2001; 2004). Offenbar sehen<br />

ID-Kritiker also durchaus Ansatzpunkte<br />

für eine Falsifizierung.<br />

Manchmal wird auch behauptet, der<br />

ID-Ansatz sei wertlos, weil mit ihm alles<br />

erklärt werden könne. Eine Theorie, die<br />

alles erkläre, erkläre nichts. Das<br />

stimmt, doch mit dem ID-Ansatz wird<br />

nicht alles erklärt. Erst eine eingehende<br />

Untersuchung des jeweiligen Gegenstandes<br />

kann zeigen, ob die Annahme<br />

von ID überhaupt plausibel ist, und in<br />

vielen Fällen wird diese Möglichkeit<br />

verworfen. Ausserdem ersetzt ID das<br />

Wirken von Mechanismen nicht, sondern<br />

ergänzt sie.<br />

5. Einwand: Der ID-Ansatz bedeutet Erkenntnisverzicht.<br />

Es wird argumentiert,<br />

dass mit der Auffassung, eine bestimmte<br />

Struktur oder das Leben sei erschaffen<br />

worden, sich weitere Forschung<br />

zur Entstehungsweise erübrigen<br />

würde. Durch diesen Forschungsverzicht<br />

würde man sich mögliche weitere<br />

Erkenntnisse verbauen und damit Wissenschaft<br />

blockieren.<br />

Entgegnung: Der ID-Ansatz ist breiter<br />

angelegt als eine Forschung, die übernatürliche<br />

Ursachen nicht als Möglichkeit<br />

ins Auge fasst. Er ist sowohl für Planung<br />

als auch für natürliche mechanismische<br />

Erklärungen offen und schliesst<br />

keine der beiden Möglichkeiten vorschnell<br />

aus. («Mechanismisch» meint:<br />

sich auf einen gesetzmässig beschreibbaren<br />

Mechanismus beziehend.) Damit<br />

ist der ID-Ansatz geeignet, historische<br />

Fragestellungen zu bearbeiten, denn es<br />

kann ja nicht ausgeschlossen werden,<br />

dass in der Vergangenheit ID eine Rolle<br />

gespielt hat.<br />

Nur mit dem ID-Ansatz besteht zudem<br />

überhaupt Motivation, nach <strong>Design</strong>-Signalen<br />

zu suchen. Wichtig ist,<br />

dass nicht vorschnell auf ID geschlossen<br />

wird, sondern erst nach eingehender<br />

Prüfung, die für verschiedene Mög-<br />

factum 7 I 2005 ‹ 35


› BIOLOGIE<br />

36<br />

Es ist<br />

vernünftig,<br />

an einen<br />

Schöpfer zu<br />

glauben.<br />

lichkeiten offen sein muss. Der ID-Ansatz<br />

führt also in die Forschung hinein,<br />

nicht von ihr weg. ID ist zunächst eine<br />

Hypothese, die geprüft werden und die<br />

sich bewähren muss. Wenn die Forschung<br />

gar nicht für die Möglichkeit<br />

von ID offen ist, ist sie ideologisch, weil<br />

sie eine mögliche Wirklichkeit von vornherein<br />

ausblendet.<br />

6. Einwand: Es gibt keinen ID-Mechanismus.<br />

Kritiker bemängeln, dass im<br />

Rahmen des ID-Ansatzes auf mechanismische<br />

Erklärungen verzichtet werde.<br />

So schreibt Waschke (2003): «Es gibt<br />

weder Aufstellungen von allgemeinen<br />

Gesetzesaussagen noch Erklärungen,<br />

wie <strong>Design</strong> mechanismisch funktionieren<br />

soll ...» ID-Vertreter würden auch<br />

gar nicht den Anspruch stellen, mechanismische<br />

oder auch nur kausale Erklärungen<br />

zu liefern.<br />

Entgegnung: Ursprungsforschung<br />

vermag Prozesse, die lange vergangen<br />

sind, nur zu simulieren, nicht aber die<br />

seinerzeit abgelaufenen Mechanismen<br />

direkt zu erforschen. Auch die Evolutionsbiologie<br />

wird grundsätzlich nie demonstrieren<br />

können, durch welche Mechanismen<br />

z. B. erste Lebewesen auf<br />

der hypothetischen frühen Erde entstanden<br />

sind. Vielmehr könnte allenfalls<br />

durch Simulationsexperimente<br />

gezeigt werden, unter welchen Randbedingungen<br />

auf welche Weise Leben<br />

entstehen könnte.<br />

Und nun wird es spannend: Welche<br />

Schlussfolgerungen werden gezogen<br />

werden, wenn sich wiederholt zeigt,<br />

dass Leben oder wenigstens wichtige<br />

Makromoleküle oder Apparate heutiger<br />

Lebewesen nur durch Einsatz von Planung,<br />

durch einen geordneten Versuchsaufbau<br />

und durch ein kontrolliertes<br />

Timing entstehen? Damit hätte man<br />

eine Erklärung gefunden, wie Leben<br />

entstehen kann; man würde einen Vor-<br />

die er in der Schöpfung hinterlassen hat, folgen<br />

und zum Dank ihm gegenüber und zur Anbetung<br />

Gottes gelangen. Das heisst: Die Frage, ob es Hinweise<br />

auf einen intelligenten Urheber gibt, ist zugleich<br />

die Frage, ob es einen Urheber gibt, der<br />

mich selbst erschaffen hat und vor dem ich mich<br />

daher für mein Tun und Lassen verantworten<br />

muss. Wer diese Frage an sich herankommen<br />

lässt, kann nicht mehr distanziert bleiben.<br />

Diese Einschätzung ist rein geistlich begründet,<br />

durch die Offenbarung in der Heiligen<br />

gang kennen, der zu Leben oder wenigstens<br />

von Teilstrukturen von Lebewesen<br />

führt. Man hätte demonstriert, dass<br />

und wie mit «<strong>Design</strong>» Lebensstrukturen<br />

erzeugt werden können.<br />

Natürlich hätte man auch damit nicht<br />

gezeigt, wie Leben auf unserer Erde in<br />

der Vergangenheit tatsächlich entstanden<br />

ist. Aber es wäre demonstriert<br />

worden, wie es möglich gewesen sein<br />

könnte. Mehr kann grundsätzlich nicht<br />

geleistet werden, weil es um ein Ereignis<br />

in der Vergangenheit geht – in dieser<br />

Hinsicht sitzen alle Ursprungsforscher<br />

im selben Boot.<br />

7. Einwand: Ein <strong>Design</strong>er hat in der<br />

Wissenschaft nichts zu suchen. Die wissenschaftliche<br />

Methode der Erkenntnisgewinnung<br />

kann einen Schöpfer und<br />

> DESIGN-FEHLER<br />

Gegen ID wird auch argumentiert, es<br />

gebe viele Beispiele von <strong>Design</strong>-Fehlern,<br />

Unvollkommenheiten und Konstruktionsfehlern,<br />

die einem intelligenten<br />

Urheber nicht unterlaufen würden.<br />

Auch das Aussterben vieler Arten wird<br />

im gleichen Atemzug genannt. Auf dieses<br />

komplexe Thema kann im Rahmen<br />

dieses Beitrags nicht angemessen eingegangen<br />

werden; es sei dazu auf Junker<br />

(2001; 2004) verwiesen. Einige<br />

Hinweise dazu in Stichworten:<br />

• Die Existenz von Mängeln widerlegt<br />

nicht das Auftreten von <strong>Design</strong>-Signalen.<br />

Die Argumente für ID werden dadurch<br />

nicht entkräftet.<br />

• Konstruktionsfehler wurden in der<br />

Vergangenheit schon oft vorschnell<br />

konstatiert und durch weitere Forschung<br />

widerlegt. Da im Rahmen des<br />

ID-Ansatzes echte, auf die Schöpfung<br />

zurückgehende Mängel, in der Tat<br />

Schrift. Logisches Argumentieren kann höchstens<br />

plausibel machen, dass es deutliche Hinweise<br />

auf einen Schöpfer gibt. Es liefert aber keinen<br />

zwingenden Beweis, den jeder anerkennen<br />

muss. Wenn wir mit empirischen Befunden argumentieren,<br />

gibt es Deutungsspielräume.<br />

Der Schlussfolgerung, dass es einen Schöpfer<br />

gibt, lässt sich argumentativ entkommen. Diese<br />

Möglichkeit besteht. Doch <strong>Design</strong>-Signale zeigen,<br />

dass es vernünftig ist, an einen Schöpfer zu<br />

glauben.<br />

schöpferische Eingriffe nicht erfassen.<br />

Entgegnung: Dieser Einwand ist berechtigt,<br />

aber irrelevant. Denn in der ID-<br />

Forschung wird nach klar definierten<br />

«<strong>Design</strong>-Signalen», wie z. B. irreduzibler<br />

Komplexität gesucht, nicht nach<br />

einem <strong>Design</strong>er. Auf das Wirken eines<br />

<strong>Design</strong>ers wird dann geschlossen,<br />

wenn sich die Existenz von <strong>Design</strong>-Signalen<br />

plausibel machen lässt.<br />

Ob man den Urheber kennt, spielt bei<br />

der Untersuchung potentieller <strong>Design</strong>-<br />

Signale keine Rolle. Auch in anderen<br />

Fällen ist es unerheblich, ob man den<br />

Urheber kennt, etwa bei der Untersuchung<br />

von Faustkeilen oder archäologischen<br />

Artefakten. Die ID-Forschung bewegt<br />

sich also auf der empirischen<br />

Ebene, genauso wie jede andere naturwissenschaftliche<br />

Forschung auch.<br />

nicht erwartet werden, bedeutet die<br />

Behauptung, es gäbe solche Mängel,<br />

einen Forschungsanreiz, die Struktur-<br />

Funktions-Beziehungen genauer aufzuklären<br />

und zu zeigen, dass in Wirklichkeit<br />

keine Mängel vorliegen. Ob<br />

dieser Nachweis gelingt, muss die<br />

Forschung im Einzelnen erweisen.<br />

Das ID-Konzept motiviert hier die<br />

Forschung sehr stark.<br />

• In biblischer Perspektive muss bedacht<br />

werden, dass die heutige<br />

Schöpfung nicht der ursprünglichen<br />

entspricht. Römer 8,19–22 zeichnet<br />

eine leidende, seufzende, geknechtete<br />

Schöpfung, verursacht durch<br />

eine «Unterwerfung» der Schöpfung.<br />

Mutmassliche Unvollkommenheiten<br />

könnten also erst sekundär die<br />

Schöpfung kennzeichnen (Junker<br />

2001).<br />

› factum 7 I 2005


CHRISTEN UND INTELLIGENT DESIGN<br />

Römer 1,19 ff. besagt, dass Gott in der Schöpfung<br />

Wegweiser zu ihm selbst hin aufgerichtet hat. Es<br />

ist eine Aufgabe für Christen, diese Wegweiser<br />

kenntlich zu machen. So wie Verkehrsschilder<br />

durch Buschwerk oder Schmutz verdeckt werden<br />

können, so scheinen auch die <strong>Design</strong>-Signale des<br />

Schöpfers durch weltanschaulich begründete Behauptungen<br />

unkenntlich gemacht worden zu<br />

sein. Zum Beispiel durch die Behauptung, alle<br />

Hinweise, die auf einen intelligenten Urheber<br />

deuten, seien Illusionen.<br />

Gerade auch die Behauptung, es sei geklärt,<br />

wie durch ungelenkte evolutionäre Prozesse die<br />

Konstruktionen des Lebens entstanden seien,<br />

verdeckt die <strong>Design</strong>-Signale. Christen sollen die<br />

Unhaltbarkeit dieser Behauptung aufzeigen.<br />

Dazu muss die Evolutionslehre nicht widerlegt<br />

werden. Es genügt zu zeigen, dass viele der Behauptungen<br />

der Evolutionstheorie weder plausibel<br />

noch bewiesen sind.<br />

Umgekehrt braucht es auch keine Beweise für<br />

das Wirken eines Urhebers; es genügt, die <strong>Design</strong>-Signale<br />

als Hinweise sichtbar werden zu lassen.<br />

Auf diesem Wege kann hoffentlich auch bei<br />

vielen Zeitgenossen der Boden fürs Evangelium<br />

bereitet werden. Denn die Wegweiser in der<br />

Schöpfung sind dazu da, um ihnen zu folgen.<br />

Um mehr über Gott zu erfahren als das, was er<br />

in der Schöpfung über sich geoffenbart hat (=<br />

sein «unsichtbares Wesen, nämlich seine ewige<br />

Macht und göttliche Grösse»), brauchen die<br />

Menschen Gottes Wort, die Bibel, welche ihnen<br />

den Weg zu Jesus Christus weist. ■<br />

Hinweis: Eine ausführliche Darstellung des «<strong>Intelligent</strong><br />

<strong>Design</strong>»-Ansatzes und der daran geübten Kritik findet sich<br />

im Internet auf «Genesisnet» und kann kostenlos heruntergeladen<br />

werden unter www.genesisnet.info/schoe<br />

pfung_evolution/p1622.php<br />

Alexander vom Stein<br />

Creatio<br />

Lehrbuch Schöpfungslehre Sek. I/Sek. II<br />

(Daniel) geb., 192 Seiten, inkl. DVD, CHF 33.90, e 19.95,<br />

Best.-Nr. 304540<br />

«Creatio» ist ein Projekt, das christlichen Schulen und christlichen<br />

Familien ein Hilfsmittel bietet, in der Auseinandersetzung<br />

zwischen Schöpfungs- und Evolutionslehre eine sachliche<br />

Diskussion zu führen. Bewusst ist das Niveau Schülern<br />

ab Klasse 7 angepasst. Dadurch eignet sich «Creatio» als begleitendes Schulbuch.<br />

Ziel: Der Schöpfungsunterricht und die Urgeschichte der Genesis werden vorgestellt.<br />

Dabei kommt die Bibel als inspiriertes Wort Gottes mit dem absoluten Anspruch<br />

auf Wahrheit und Vollkommenheit zu Wort.<br />

Zunächst werden die Aussagen der Bibel untersucht und auf die Befunde der Naturwissenschaften<br />

angewandt. Im Weiteren wird dann die Kontroverse «Schöpfung<br />

oder Evolution» beleuchtet. Für die intensive Auseinandersetzung mit dieser Diskussion<br />

wird eine grosse Menge an Informationen in Form einer DVD mitgeliefert, die<br />

ausführliche Recherchen ermöglicht.<br />

DVD: Die mitgelieferte DVD enthält das Buch und zahlreiche Artikel. Übersichtlich<br />

angeordnet ermöglichen sie das detaillierte Studium einzelner Fragestellungen.<br />

Anmerkungen<br />

1 Mit diesen Worten beschreibt das Theologische Wörterbuch zum<br />

Neuen Testament (hgg. von Gerhard Kittel, Band IV, S. 949) die<br />

Bedeutung des Wortes «noumena».<br />

2 Nach Behe (1996, 39) und Behe (2001, 694).<br />

3 Zur Begründung muss hier auf einschlägige kritische Literatur<br />

verwiesen werden; zum Überblick siehe Junker & Scherer (2001).<br />

4 Behe (2004, 368) zitiert zahlreiche Kritiker seines Buches «Darwin’s<br />

Black Box», die einräumen, dass eine natürliche Entstehung<br />

der von ihm geschilderten Strukturen bislang nicht gelungen sei.<br />

In «Darwin’s Black Box» weist er darauf hin, dass es in der Fachliteratur<br />

kaum Arbeiten gibt, die sich mit den Details der Evolution<br />

von biochemischen IC-Strukturen befassen, und bringt dafür<br />

eine grössere Anzahl von Belegen (vgl. dazu auch Behe 2002).<br />

5 Darwin (1859) im 6. Kapitel seines epochemachenden Buches<br />

«Über den Ursprung der Arten».<br />

6 Eine ausführliche Begründung dazu findet sich in einem Text auf<br />

«Genesisnet»: www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/p1624<br />

.php<br />

7 Das besprochene 800-Seiten-Buch trägt den Titel «<strong>Intelligent</strong><br />

<strong>Design</strong> Creationism and Its Critics» (hgg. von R. Pennock).<br />

Literatur<br />

Ayala F (1994) Darwin’s Revolution. In: Campbell J & Schopf J (eds)<br />

Creative Evolution?! Boston, Mass.<br />

Behe MJ (1996) Darwin’s Black Box: the Biochemical Challenge to<br />

Evolution. New York.<br />

Behe MJ (2001) Reply to my critics: A response to reviews of Darwin’s<br />

Black Box: the Biochemical Challenge to Evolution. Biol. Philos.<br />

16, 685–709.<br />

Behe M (2002) Irreducible Complexity and the Evolutionary Literature.<br />

A Response to Critics. www.trueorigin.org/behe04.asp. Zugriff<br />

am 28. 6. 05.<br />

Behe MJ (2004) Irreducible Complexity. Obstacle to Darwinian Evolution.<br />

In: Dembski WA & Ruse M (eds) Debating <strong>Design</strong>. Friom<br />

Darwin to DNA. Cambridge, pp. 352–370.<br />

Darwin C (1968 [1859]) The origin of Species. Penguin Books, Harmondsworth.<br />

Dawkins R (1987) Der blinde Uhrmacher. München.<br />

Hunter CG (2004) Why evolution fails the test of science. In: Dembski<br />

WA (ed) Uncommon dissent. Intellectuals who find Darwinism<br />

unconvincing. Intercollegiate Studies Institute, S. 195–214.<br />

Johnson PE (1999) The Wedge. Breaking the Modernist Monopoly on<br />

Science. www.touchstonemag. com/docs/issues/12.4docs/12–4<br />

pg18.html, Zugriff am 8. 8. 05<br />

Junker R (2001) Sündenfall und Biologie. Neuhausen-Stuttgart.<br />

Junker R (2004) Argumente gegen <strong>Design</strong>. www.genesisnet.info/<br />

schoepfung_evolution/i1641.php<br />

Junker R & Scherer S (2001) Evolution – ein kritisches Lehrbuch.<br />

Giessen.<br />

Nachtigall W (2002) Bionik. Grundlagen und Beispiele für Ingenieure<br />

und Naturwissenschaftler. Berlin, Heidelberg.<br />

Ratzsch D (2002) <strong>Design</strong> Theory and its critics. Monologues passing<br />

the night. Ars Disputandi 9, www.ArsDisputandi.org/publish/articles/000079/article.pdf<br />

Ruse M (2003) Darwin and <strong>Design</strong>. Does Evolution have a purpose?<br />

Harvard University Press.<br />

Waschke T (2003) <strong>Intelligent</strong> <strong>Design</strong>. Eine Alternative zur naturalistischen<br />

Wissenschaft? Skeptiker 16, 128–136. www.gwup.org/skep<br />

tiker/archiv/2003/4/ intellegentdesigngwup.html. Zugriff am 17.<br />

6. 05.<br />

Reinhard Junker/Siegfried Scherer<br />

Evolution<br />

Ein kritisches Lehrbuch<br />

(Weyel) geb., 425 Abb., farbig, 328 S.,<br />

CHF 35.–, e 20.50, Best.-Nr. 22671<br />

• Kritik an der biologischen<br />

Evolutionstheorie<br />

• Alternativen im Rahmen der<br />

Schöpfungslehre<br />

• Eine Fundgrube zum Thema Evolution/<br />

Schöpfung<br />

BIOLOGIE ‹<br />

Es braucht<br />

keine<br />

Beweise<br />

für das Wirken<br />

eines<br />

Urhebers;<br />

es genügt,<br />

die <strong>Design</strong>-<br />

Signale als<br />

Hinweise<br />

sichtbar<br />

werden zu<br />

lassen. Um<br />

mehr über<br />

Gott zu<br />

erfahren,<br />

brauchen<br />

die Menschen<br />

Gottes<br />

Wort, die<br />

Bibel.<br />

ANZEIGE<br />

Einige Themen:<br />

Reichweite und Grenzen. Molekulare Mechanismen der Mikroevolution.<br />

Entstehung des Lebens. Deutung von Ähnlichkeiten.<br />

Embryologie. Gibt es Übergangsformen? Abstammung<br />

der Menschheit. Schöpfungslehre.<br />

Adressaten:<br />

Schüler, Studenten, Lehrer, an Ursprungsfragen Interessierte.<br />

Schwengeler Bestellkarte auf S. 51. www.schwengeler.ch, Tel. (0041) (0)71 727 21 27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!