Intelligent Design - Factum Magazin
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Intelligent Design - Factum Magazin
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› BIOLOGIE<br />
Die Frage nach dem Urheber<br />
Hat Gott die Welt geschaffen oder ist sie durch ungelenkte Prozesse evolutionär entstanden?<br />
Ein Begriff entfacht die Diskussion neu: «<strong>Intelligent</strong> <strong>Design</strong>».<br />
Phillip Johnson,<br />
prominenter<br />
Vertreter der<br />
«<strong>Intelligent</strong><br />
<strong>Design</strong>»-<br />
Bewegung in<br />
den USA.<br />
Der Biochemiker<br />
Michael Behe.<br />
Behe lehnt<br />
ebenso wie<br />
manche andere<br />
ID-Vertreter<br />
Makroevolution<br />
nicht grundsätzlich<br />
ab, bestreitet<br />
aber, dass<br />
sie durch ungelenkteMechanismen<br />
erfolgte.<br />
28<br />
Reinhard Junker<br />
Die öffentliche Auseinandersetzung um die<br />
Ursprungsfrage in der Biologie wurde diesen<br />
Sommer ungewöhnlich heftig geführt. Auch in<br />
den Medien hierzulande erfuhr das Thema ungeahnte<br />
Aktualität. Hat Gott die Welt geschaffen<br />
oder ist sie durch ungelenkte Prozesse evolutionär<br />
entstanden? Das neue Reizwort in der<br />
Kontroverse heisst «<strong>Intelligent</strong> <strong>Design</strong>» – für viele<br />
Biologen ein rotes Tuch.<br />
Die auflagenstarke «Süddeutsche Zeitung» befasste<br />
sich im Juni und Juli in einer Artikelserie<br />
mit dem «Streitfall Evolution». Im April war «<strong>Intelligent</strong><br />
<strong>Design</strong>» sogar das Titelthema der renommierten<br />
Wissenschaftszeitschrift «Nature».<br />
Am 7. Juli 2005 publizierte die «New York<br />
Times» einen Aufsatz des Wiener Kardinals Christoph<br />
Schönborn mit dem Titel: «Finding <strong>Design</strong> in<br />
Nature». Schönborn schrieb darin: «Evolution im<br />
Sinne einer gemeinsamen Abstammung kann<br />
wahr sein, aber Evolution im neodarwinistischen<br />
Sinne – als ungeleiteter, ungeplanter Prozess zufälliger<br />
Variation und natürlicher Selektion – ist<br />
es nicht. Jedes Gedankengebäude, welches die<br />
überwältigenden Hinweise für <strong>Design</strong> in der Biologie<br />
leugnet und wegzuerklären versucht, ist<br />
Ideologie und keine Wissenschaft.»<br />
Schönborns Aussage provozierte einen Aufschrei<br />
in Presse und Rundfunk. Die Reaktionen<br />
reichten von Unverständnis bis zu schweren Beleidigungen.<br />
Man beachte: Der Kardinal hatte das<br />
Evolutionsgebäude gar nicht in Frage gestellt,<br />
sondern im Wesentlichen nur bestritten, dass<br />
Evolution ungelenkt ihre Produkte hervorgebracht<br />
habe.<br />
Doch bereits dieser Einspruch ist für viele Zeitgenossen<br />
in der wissenschaftlichen Welt und für<br />
deren Presseleute offenbar unerträglich. Die Heftigkeit<br />
der Reaktionen und die damit verbundenen<br />
persönlichen Angriffe zeigten, dass der Kardinal<br />
einen empfindlichen Nerv getroffen hatte.<br />
Worum geht es beim «<strong>Intelligent</strong> <strong>Design</strong>»?<br />
DER GRUNDGEDANKE HINTER ID<br />
Der Begriff «<strong>Design</strong>» muss in diesem Zusammenhang<br />
umfassend verstanden werden. Gemeint ist<br />
vor allem eine zweckvolle Anordnung von Teilen,<br />
die geeignet ist, eine ausgeklügelte Funktion auszuüben,<br />
so dass eine Zielorientierung erkennbar<br />
ist.<br />
Zum <strong>Design</strong> können auch spielerische Elemente<br />
und andere Komponenten gehören. Nach<br />
menschlicher Erfahrung wird dafür ein intelligenter<br />
Urheber (<strong>Design</strong>er, Konstrukteur, Schöp-<br />
Gedankengebäude,<br />
welches die überwältigen-<br />
‘‘Jedes<br />
den Hinweise für <strong>Design</strong><br />
in der Biologie leugnet<br />
und wegzuerklären versucht, ist<br />
Ideologie und keine Wissenschaft.<br />
’’<br />
Christoph Schönborn<br />
Titelgeschichte im US-<strong>Magazin</strong> «Time»:<br />
Hat Gott in der Wissenschaft einen Platz?<br />
› factum 7 I 2005
fer) benötigt. Die Frage ist: Trifft dies auch auf die<br />
Lebewesen und die unbelebte Welt zu?<br />
Die Bibel gibt uns eine eindeutige Antwort:<br />
«Denn was man von Gott erkennen kann, das ist<br />
unter ihnen wohlbekannt; Gott selbst hat es ihnen<br />
ja kundgetan. Sein unsichtbares Wesen lässt sich<br />
ja doch seit Erschaffung der Welt an seinen Werken<br />
mit dem geistigen Auge deutlich ersehen,<br />
nämlich seine ewige Macht und göttliche Grösse»<br />
(Römer 1,19–20; nach Menge).<br />
Diese Sätze aus dem Neuen Testament beschreiben<br />
auf anschauliche Weise den Grundgedanken<br />
des «<strong>Intelligent</strong> <strong>Design</strong>»-Konzepts. Die<br />
Wendung «mit dem geistigen Auge» («noumena»)<br />
kann auch mit «denkend» übersetzt werden. Gemeint<br />
ist also, dass ein aufmerksames Beobachten<br />
der Schöpfung unter Einsatz des Verstandes<br />
auf einen Urheber schliessen lässt, ja sogar, dass<br />
man auf diesem Wege etwas über sein Wesen erkennen<br />
kann. 1<br />
Etwas nüchterner formuliert: Die Hauptaussage<br />
des «<strong>Intelligent</strong> <strong>Design</strong>» (ID)-Konzepts besagt,<br />
dass man an Strukturen der Lebewesen<br />
(oder auch der unbelebten Welt) Eigenschaften<br />
(«Signale») erkennen kann, die auf das Wirken eines<br />
intelligenten, willensbegabten Urhebers (<strong>Design</strong>er,<br />
Schöpfer) hinweisen und andere Möglichkeiten<br />
ihrer Herkunft unwahrscheinlich machen<br />
oder sogar ausschliessen.<br />
Das ID-Konzept rechnet mit der Möglichkeit,<br />
dass es allgemein in der Natur und insbesondere<br />
in der Organismenwelt Planung gibt, und geht<br />
der Frage nach, ob dafür Hinweise durch empirische<br />
Forschung gefunden werden können.<br />
Solche Hinweise werden als «<strong>Design</strong>-Signale»<br />
bezeichnet.<br />
Der ID-Ansatz versteht sich nicht als Lückenbüsser<br />
für Unerklärtes aufgrund offener Fragen,<br />
sondern beansprucht, anhand nachweisbarer Indizien<br />
positive Belege für seine Position vorbringen<br />
zu können. Phillip Johnson, bekannt durch<br />
das Buch «Darwin on Trial», schreibt: «<strong>Intelligent</strong>e<br />
Ursachen können bewirken, was nicht intelligente<br />
Ursachen nicht können, und eine naturwissenschaftliche<br />
Untersuchung kann diesen<br />
Unterschied aufzeigen» (Johnson 1999).<br />
Wie aber wird erkannt, ob Phänomene in der<br />
Natur auf intelligente Ursachen zurückgehen?<br />
Aus der oben zitierten Passage aus dem Römerbrief<br />
geht schliesslich keine Anleitung für eine<br />
wissenschaftliche Vorgehensweise hervor. Woran<br />
werden <strong>Design</strong>-Signale, also die Hinweise auf einen<br />
Urheber, festgemacht, welche Kriterien kann<br />
man dafür einsetzen?<br />
Abb. 2: Zufällig geformte Gesteinsbrocken oder<br />
Werkzeuge? Kenner von Steinwerkzeugen können<br />
an bestimmten Formen von Abschlägen erkennen,<br />
ob ausschliesslich natürliche Prozesse für die Form<br />
verantwortlich gemacht werden können, oder ob<br />
ein Urheber am Werke war, der das Objekt gezielt<br />
bearbeitet hat. Hier handelt es sich um einfache<br />
Geröllgeräte aus der Olduwan-Kultur. Wichtig ist,<br />
dass auf einen Urheber geschlossen werden kann,<br />
auch wenn weder seine Identität noch seine<br />
Vorgehensweise bekannt sind.<br />
HINWEISE AUF ID: «DESIGN-SIGNALE»<br />
Für die Gestalt von Naturgegenständen kommen<br />
grundsätzlich drei Faktoren in Frage: Zufall, Naturgesetze<br />
und Wille (Planung, <strong>Design</strong>). Um nachzuweisen,<br />
dass ein <strong>Design</strong>er am Werke war, können<br />
zwei Wege beschritten werden:<br />
1. Negatives Argument: Zufall und Naturgesetze,<br />
bzw. allgemein ungelenkte Prozesse oder natürliche<br />
Vorgänge, werden als hinreichende Ursachen<br />
ausgeschlossen (Abb. 1 und 2).<br />
2. Positives Argument: Es werden Hinweise auf die<br />
Tätigkeit eines intelligenten Urhebers gefunden.<br />
Der erste Weg ist insofern problematisch, als<br />
nie garantiert werden kann, dass alle denkbaren<br />
natürlichen, ungelenkten Mechanismen entdeckt<br />
und auf ihre Leistungsfähigkeit hin getestet<br />
wurden. Man kann allenfalls sagen, dass auf der<br />
BIOLOGIE ‹<br />
Abb. 1: Rippelmarken<br />
am<br />
Sandstrand:<br />
schön geformt,<br />
aber ohne<br />
<strong>Design</strong>er durch<br />
Naturgesetze<br />
erklärbar.<br />
Der ID-<br />
Ansatz<br />
versteht<br />
sich nicht<br />
als Lückenbüsser<br />
für<br />
Unerklärtes,<br />
sondern<br />
beansprucht,<br />
positive<br />
Belege für<br />
seine<br />
Position<br />
vorbringen<br />
zu können.<br />
factum 7 I 2005 ‹ 29
› BIOLOGIE<br />
> DIE LOGIK DER<br />
MAUSEFALLE<br />
➀ Einfaches Holzbrett<br />
dient als Basis.<br />
➁ Der Metallbügel, um<br />
die Maus zu töten.<br />
➂ Die Feder mit den<br />
verlängerten Enden<br />
presst den Bügel auf<br />
das Brettchen.<br />
➃ Der Halter für den<br />
Köder gibt bei<br />
leichtem Druck den<br />
Haltedraht frei.<br />
➄ Der<br />
Haltedraht<br />
hält den<br />
Bügel<br />
zurück.<br />
Eine Mausefalle. Sie besteht aus<br />
fünf verschiedenen Teilen, von denen<br />
keines fehlen darf, sonst kann man<br />
mit der Falle keine Mäuse fangen. Jedes<br />
der Teile muss zudem sinnvoll zum Ganzen<br />
passen. Die Falle ist somit ein nicht reduzierbar<br />
komplexes System. Ein solches System kann nicht<br />
zufällig entstehen.<br />
30<br />
Basis bekannter Daten ein natürlicher Weg bislang<br />
unbekannt ist. Dennoch: Je häufiger sich<br />
Fehlschläge bei den Bemühungen um ausschliesslich<br />
natürliche Erklärungen einstellen, desto unplausibler<br />
wird ein solcher Weg.<br />
Im Folgenden soll daher der zweite Weg verfolgt<br />
werden. Hinweise auf einen intelligenten<br />
Urheber werden als «<strong>Design</strong>-Signale» bezeichnet.<br />
Drei Sorten von <strong>Design</strong>-Signalen sollen kurz<br />
erläutert werden (es gibt noch mehr; vgl. Kasten<br />
sowie Abb. 5 und 6).<br />
• Irreduzible Komplexität<br />
Als Hinweise für ID gelten vor allem komplexe,<br />
synorganisierte Strukturen. Solche Strukturen<br />
besitzen verschachtelte Wechselbeziehungen<br />
zwischen ihren Bestandteilen. Das heisst: Es wirken<br />
viele Komponenten zusammen, um eine<br />
oder mehrere Aufgaben zu erfüllen. Mindestens<br />
ein Teil dieser Systeme scheint unverzichtbar für<br />
die Funktion zu sein; er ist irreduzibel, d. h. er<br />
kann nicht mehr ohne kompletten Funktionsverlust<br />
verkleinert werden. Ein System ist irreduzibel<br />
komplex, wenn es notwendigerweise aus mehreren<br />
fein aufeinander abgestimmten, interagierenden<br />
Teilen besteht, die für eine bestimmte<br />
Funktion benötigt werden. Die Entfernung eines<br />
beliebigen Teils zerstört die Funktion restlos. 2<br />
Das Konzept der irreduziblen Komplexität wurde<br />
durch das viel beachtete Buch «Darwin’s Black<br />
Box» des Biochemikers Michael Behe bekannt<br />
(Abb. 4).<br />
• Spielerische Komplexität<br />
Ein weiteres <strong>Design</strong>-Signal sind Konstruktionsmerkmale<br />
von Lebewesen, die ausgefallener erscheinen,<br />
als die Funktion der Struktur erwarten<br />
lässt. Man könnte hier von «Luxusstrukturen»<br />
oder von «spielerischer Komplexität» sprechen.<br />
Beispielsweise erfüllen einfach gebaute Blüten<br />
den Zweck der Anlockung von Bestäubern genauso<br />
gut wie komplizierte; weshalb gibt es also<br />
Abb. 4: Auch von der<br />
Fachpresse stark<br />
beachtet und vielfach<br />
kritisiert: «Darwin’s<br />
Black Box» von<br />
Michael Behe.<br />
so überaus ausgefallene Einrichtungen? (siehe<br />
Beispiel im Kasten «<strong>Design</strong>-Signale: Sahnespritze<br />
im Schiffchen».) Es gibt Strukturen dieser Art in<br />
Hülle und Fülle; man studiere dazu nur Werke<br />
über Blütenbiologie.<br />
• Potentielle Komplexität<br />
Eine dritte Sorte von <strong>Design</strong>-Signalen sind Fähigkeiten<br />
von Lebewesen, die bei Bedarf in Erscheinung<br />
treten können und die durch aktuelle Selektionsbedingungen<br />
(oder auch durch Selektionsbedingungen<br />
ihrer mutmasslichen Vorfahren)<br />
nicht erklärt werden können. Man könnte von<br />
Variationsprogrammen sprechen, die den Lebewesen<br />
schöpfungsgemäss mitgegeben wurden,<br />
eine Art Rucksack mit Vorrat für die Zukunft. Beispielsweise<br />
ist bekannt, dass Bakterien unter<br />
Stressbedingungen die Mutationsrate erhöhen<br />
können, um sich schneller anpassen zu können,<br />
und die Mutationen sind in Bereichen konzentriert,<br />
wo sie am ehesten zu nützlichen Veränderungen<br />
führen. Man hat den Eindruck, als seien<br />
Wege der «Anpassung bei Bedarf» bereits angelegt,<br />
also vorgeplant, und damit ein Hinweis auf<br />
<strong>Design</strong> (Hunter 2004, 204). Streng naturalistische<br />
Ansätze können dagegen nur streng gegenwartsorientiert<br />
sein, da sie keine vorausschauende Instanz<br />
kennen.<br />
HINWEISE AUF EINEN DESIGNER?<br />
Die Suche nach Spuren eines Urhebers wird in<br />
der Forschung häufig praktiziert, z. B. in der Archäologie,<br />
wenn Artefakte von Naturprodukten<br />
unterschieden werden (vgl. Abb. 2), oder in der<br />
sog. SETI-Forschung (SETI = Search for Extra-Terrestrial<br />
Intelligence), wenn im Weltall nach Spuren<br />
intelligenter Wesen gesucht wird. Der dort<br />
übliche Schluss von <strong>Design</strong>er-Spuren (also <strong>Design</strong>-Signalen)<br />
auf das Wirken eines <strong>Design</strong>ers<br />
findet exakt nach dem ID-Konzept Anwendung<br />
auf die Lebewesen.<br />
Dabei wird ein Analogieschluss wie folgt gezogen<br />
(vgl. Abb. 5 und Tab. 1): Lebewesen zeichnen<br />
sich durch den Besitz synorganisierter, irreduzibel<br />
komplexer, zweckvoller Strukturen aus (seien<br />
es Organe oder Stoffwechselwege u. a.). Wir wissen<br />
bei technischen Geräten oder bei Werkzeugen,<br />
dass nur eine planende, bewusst agierende<br />
Person solche Strukturen herstellen kann. Aufgrund<br />
sehr ähnlicher Konstellationen bei den Le-<br />
› factum 7 I 2005
ewesen wird geschlossen, dass auch bei diesen<br />
ein Urheber angenommen werden muss.<br />
Man kann also sagen: Der Gedanke an Planung<br />
in der Natur drängt sich aufgrund von Vergleichen<br />
mit technischen Systemen auf. ID ist also<br />
nahe liegend.<br />
Die Schlussfolgerung von «<strong>Design</strong>» auf einen<br />
«<strong>Design</strong>er» wird im täglichen Leben ständig und<br />
zu Recht gezogen und ist dort völlig unproblematisch.<br />
Damit ist auch klar: Die Beweislast liegt<br />
nicht bei denjenigen, die ID behaupten, sondern<br />
bei denen, die das offenkundige intelligente <strong>Design</strong><br />
als scheinbar entlarven wollen (vgl. dazu den<br />
Abschnitt über Kritik am ID-Konzept).<br />
Es gibt noch eine weitere – bislang eher theoretische<br />
– Möglichkeit, das Wirken eines <strong>Design</strong>ers<br />
plausibel zu machen. Man könnte versuchen,<br />
Abb. 5: Veranschaulichung der Analogie zwischen<br />
lebendiger und technischer Konstruktion. Links ist<br />
die grundsätzliche Konstruktion eines Motors dargestellt,<br />
rechts der Nanomotor eines E. coli-Bakteriums.<br />
Beide Strukturen sind zweckgerichtet, viele<br />
Komponenten sind offenkundig auf ein Ziel hin<br />
organisiert. (Nach Nachtigall 2002, S. 126)<br />
> MEDIENTIPPS: FUNDIERTE LITERATUR<br />
(CV) Pb., 96 Seiten, CHF 16.80,<br />
e 9.90, Best.-Nr. 273308<br />
R. Junker/R. Wiskin<br />
Der Natur<br />
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in leicht verständlicher, sehr anschaulicher<br />
Form anhand der heimischen Laubwaldflora.<br />
Mit vielen praktischen Hinweisen zum<br />
Selberentdecken!<br />
Abb. 6: Schemazeichnung einer Bakterienzelle mit<br />
Rotationsmotor und Geissel. Das Feld am «Vorderende»<br />
des Bakteriums bezeichnet einen Bereich der<br />
Cytoplasmamembran, welcher dicht mit Chemosensoren<br />
besetzt ist. Man hat dieses Chemosensorenfeld<br />
auch die «Nase» des Bakteriums genannt. Von<br />
dort werden Steuersignale (Pfeile) an die Motoren<br />
übertragen, die ihrerseits die Flagellen in Rotation<br />
versetzen. Flagellen erzeugen durch Rotation den<br />
Vortrieb. (Aus: Junker & Scherer 2001)<br />
den Entstehungsvorgang experimentell nachzuvollziehen.<br />
Tatsächlich ist es z. B. möglich, komplexe,<br />
funktionelle Moleküle im Labor zu erzeugen,<br />
doch gelingt dies nur unter Einsatz von<br />
Know-how. Wenn man so will: Die Entstehung<br />
von <strong>Design</strong>-Strukturen kann im Labor nachgestellt<br />
werden, und es zeigt sich bislang, dass dies<br />
nur gelingt, wenn <strong>Design</strong>er (in diesem Fall Biochemiker)<br />
planend und steuernd agieren.<br />
Alle beschriebenen Hinweise auf einen Urheber<br />
sind natürlich abhängig vom Kenntnisstand;<br />
doch das gilt für Wissenschaft immer. Weitere<br />
Kenntnisse könnten diese Hinweise<br />
schwächen, sie könnten sie aber auch stärken.<br />
Dass es Hinweise auf einen intelligenten Urheber<br />
gibt, wird auch von vielen Biologen bestätigt,<br />
die nicht an dessen Existenz glauben. So<br />
beschreibt Richard Dawkins (Autor des Bestsellers<br />
«Der blinde Uhrmacher») die Biologie als<br />
«das Studium komplizierter Dinge, die so aussehen,<br />
als seien sie zu einem Zweck entworfen worden»<br />
(Dawkins 1987, 13). Oder in den Worten des<br />
Evolutionsbiologen Francisco Ayala: «Das funktionelle<br />
<strong>Design</strong> von Organismen und ihre Eigenschaften<br />
scheinen für die Existenz eines <strong>Design</strong>ers<br />
zu sprechen» (Ayala 1994, 4). Und über das<br />
Maskottchen der ID-Bewegung, den Bakterien-<br />
R. Junker/R. Wiskin<br />
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Das im Artikel nur kurz erwähnte<br />
Konzept der «potentiellen<br />
Komplexität» wird beispielhaft in<br />
diesem Buch der Sache nach dargestellt:<br />
Grundtypen mit Variationsprogrammen sind in<br />
der Lage, verschiedene, sich wandelnde Lebensräume<br />
zu erobern. Eine kurzweilige und<br />
zugleich lehrreiche Lektüre!<br />
BIOLOGIE ‹<br />
Als Hinweise<br />
für<br />
ID gelten<br />
komplexe,<br />
synorganisierte<br />
Strukturen.<br />
Phillip E. Johnson<br />
Darwin im<br />
Kreuzverhör<br />
(CLV) Pb., 224 Seiten,<br />
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«Unmenge empirischer Daten» zur Erhärtung<br />
der Evolutions-Theorie nicht gibt.<br />
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factum 7 I 2005 ‹ 31
› BIOLOGIE<br />
32<br />
> DESIGN-SIGNALE: «SAHNESPRITZE IM SCHIFFCHEN»<br />
Blütenaufbau<br />
und<br />
Bestäubungsmechanismus<br />
beim<br />
Hornklee<br />
und bei<br />
den Lupinen<br />
zeigen zwei<br />
Arten von<br />
<strong>Design</strong>-<br />
Signalen.<br />
Hornklee und Lupinen gehören zur Familie der<br />
Schmetterlingsblütler, genau wie diverse Klee-<br />
Gattungen, Wicken, Besenginster, Lupinen, Bohnen<br />
und Erbsen. Ihren Namen verdankt diese<br />
Familie dem eigenartigen Blütenbau (Abb. 8).<br />
Die zweiseitig symmetrischen Blüten bestehen<br />
aus der Fahne, die als meist grösstes Kronblatt als<br />
Lockorgan für bestäubende Insekten dient, weiter<br />
aus den Flügeln und dem darunter verborgenen<br />
Schiffchen, das aus zwei zusammengewachsenen<br />
Kronblättern besteht. In dessen Innerem sind zehn<br />
verwachsene Staubblätter (manchmal ist<br />
eines davon frei) und der Griffel versteckt. Diese<br />
für die Fortpflanzung wichtigen Organe sind von<br />
aussen nicht zu erkennen. Flügel und Schiffchen<br />
sind oft teilweise verwachsen und bilden den<br />
Landeplatz für die Bestäuber.<br />
Lupinen und die Hornklee-Arten haben in ihren<br />
Blüten einen sonderbaren Pumpenmechanismus<br />
eingebaut, der an eine im Haushalt übliche Sahnespritze<br />
(Abb. 7) erinnert. Das Schiffchen ist vorne<br />
zugespitzt, besitzt aber eine kleine Öffnung. Bereits<br />
im Knospenzustand entleeren die Staubblätter<br />
den Pollen in die Schiffchenspitze hinein. Die<br />
Staubblätter sind besonders lang und an ihrem<br />
Ende knollig verdickt. Diese Verdickungen sorgen<br />
zunächst dafür, dass der Pollen in der Schiffchenspitze<br />
festgehalten wird.<br />
Landet ein Insekt auf der Blüte, drückt es die<br />
«Flügel-Schiffchen-Einheit» nach unten. Jetzt wir-<br />
Abb. 7: Pumpenmechanismus bei der Lupine (Lupinus polyphyllus).<br />
Das Insektengewicht drückt beim Blütenbesuch das Schiffchen nach<br />
unten (Pfeil). Dadurch pressen die oben verdickten starren Staubblätter<br />
den zuvor in die Schiffchenspitze entlassenen Pollen aus<br />
einer kleinen Öffnung an der Spitze des Schiffchens heraus auf<br />
den Unterleib des Insektes. Links: Schiffchenspitze mit austretendem<br />
Pollen. Rechts unten: Sehr schön zu sehen: Die Verdickungen<br />
oben an den Staubblättern des Hornklees (Lotus corniculatus).<br />
› factum 7 I 2005
ken die steifen, verdickten Staubblätter wie ein<br />
Kolben im Zylinder. Sie pressen den Blütenstaub<br />
vor sich her und dadurch aus der Spitze des<br />
Schiffchens heraus auf den Unterleib des Insekts.<br />
Ist nach mehrmaligem Pressen der Pollen abgegeben,<br />
stösst an seiner Stelle die Narbe aus<br />
der Schiffchenspitze heraus. Sie kann nun den<br />
Pollen aufnehmen, den ein anderes Insekt mitbringt.<br />
Offenkundig funktioniert die Apparatur nur,<br />
wenn alle Bauteile komplett ausgebildet sind:<br />
Wir sehen hier das <strong>Design</strong>-Signal der irreduziblen<br />
Komplexität.<br />
Nicht alle Schmetterlingsblütler besitzen diesen<br />
ungewöhnlichen Pumpenmechanismus.<br />
Beim verbreiteten Wiesenklee und anderen Klee-<br />
Arten fehlt er; beim Blütenbesuch klappen die<br />
Staubblätter einfach oben aus dem Schiffchen<br />
heraus. Diese Pflanzen existieren und gedeihen<br />
trotzdem gut; sie sind sogar sehr weit verbreitet.<br />
Hier stellt sich die Frage: Warum so kompliziert,<br />
wenn’s auch einfacher geht? Es drängt sich<br />
der Eindruck auf, dass wir es mit «spielerischer<br />
Komplexität» zu tun haben – ein zweites <strong>Design</strong>-<br />
Merkmal. Es handelt sich – wenn man so will –<br />
um eine Luxusstruktur, die wunderbar funktioniert,<br />
aber nicht nur durch ihre Zweckmässigkeit<br />
allein erklärbar erscheint, sondern darüber hinaus<br />
auf spielerische Phantasie hinweist. (rj.)<br />
Fahne<br />
Flügel<br />
Schiffchen<br />
Abb. 8: Blütenbau eines Schmetterlingsblütlers<br />
am Beispiel des Besenginsters (Sarothamnus).<br />
Die hier herausgesprungenen Staubblätter und<br />
Griffel sind normalerweise im Innern des Schiffchens<br />
verborgen.<br />
motor (vgl. Abb. 5 und 6), schreibt De Rosier in<br />
der renommierten Zeitschrift «Cell» (Jg. 93, S. 17):<br />
«Mehr als andere Motoren ähnelt die Bakteriengeissel<br />
einer vom Menschen konstruierten<br />
Maschine.»<br />
Besonders beeindruckend ist schliesslich das<br />
folgende Zitat von Michael Ruse: «Wir untersuchen<br />
Organismen – mindestens ihre Teile – als<br />
wären sie erschaffen, als wären sie entworfen<br />
worden («designed»), und dann versuchen wir<br />
ihre Funktionen herauszufinden. Zielorientiertes<br />
– teleologisches – Denken ist in der Biologie angebracht,<br />
weil, und nur weil Organismen so aussehen,<br />
als wären sie konstruiert, als wären sie von<br />
einer Intelligenz erschaffen worden» (Ruse 2003,<br />
268).<br />
KRITIK AN ID<br />
Viele factum-Leser werden den Schluss von <strong>Design</strong><br />
auf einen <strong>Design</strong>er für geradezu selbstverständlich<br />
halten. Christen, die vom Schöpfungsglauben<br />
geprägt sind, tun sich häufig schwer, zu<br />
verstehen, weshalb dieser so nahe liegende<br />
Schluss von den meisten Biologen heutzutage<br />
nicht gezogen wird.<br />
In der Tat betrachten die Kritiker des ID-Ansatzes<br />
den beschriebenen Schluss auf einen <strong>Design</strong>er<br />
in der Natur als Trugschluss. Es wird darauf<br />
verwiesen, dass man doch seit Darwin grundsätzlich<br />
gezeigt habe, wie <strong>Design</strong> bei den Lebewesen<br />
durch natürliche, ungelenkte Mechanismen<br />
entsteht (durch Mutation, Selektion und je nach<br />
Vorliebe verschiedene weitere Faktoren). Doch<br />
davon kann nicht die Rede sein. Die bekannten<br />
Evolutionsmechanismen vermögen wohl vorhandene<br />
Strukturen zu variieren, an veränderliche<br />
Umweltbedingungen anzupassen und zu<br />
spezialisieren, nicht aber neue Apparate zu kreieren.<br />
3 Dies nachzuweisen, ist eines der Ziele der<br />
ID-Forscher. Das Ausloten der Leistungsfähigkeit<br />
der Evolutionsmechanismen soll zeigen, dass<br />
Planung erforderlich ist, um zu neuen biologischen<br />
Apparaten oder Stoffwechselwegen zu gelangen<br />
(vgl. das negative Argument im Abschnitt<br />
«Hinweise auf ID»).<br />
Es gilt festzuhalten, dass ID nicht als Ersatz für<br />
natürliche Mechanismen zu verstehen ist, sondern<br />
als Zusatz. Im Rahmen von ID werden<br />
natürliche Mechanismen nicht geleugnet, sondern<br />
als unzureichend betrachtet, um die Entstehung<br />
von <strong>Design</strong>-Strukturen zu verstehen.<br />
Abgesehen von diesem grundlegenden Einwand<br />
werden in der kritischen Diskussion des<br />
ID-Ansatzes eine Reihe weiterer Kritikpunkte genannt<br />
(siehe Kasten «<strong>Intelligent</strong> <strong>Design</strong>»: Einwände<br />
und Entgegnungen).<br />
DIE EMOTIONALE SEITE<br />
Presseberichte und Internetaufsätze zum Thema<br />
verraten, dass die Auseinandersetzung um ID oft<br />
sehr emotional und auch beleidigend geführt<br />
wird. In einer Besprechung eines 800-Seiten-<br />
Sammelbandes über ID schreibt der ID-Skeptiker<br />
Del Ratzsch (2002): «Mindestens in den USA führt<br />
BIOLOGIE ‹<br />
Die<br />
bekannten<br />
Evolutionsmechanismenvermögen<br />
wohl vorhandene<br />
Strukturen<br />
zu variieren,<br />
an veränderlicheUmweltbedingungen<br />
anzupassen<br />
und zu spezialisieren,<br />
nicht aber<br />
neue<br />
Apparate zu<br />
kreieren.<br />
Dies nachzuweisen,<br />
ist eines der<br />
Ziele der ID-<br />
Forscher.<br />
factum 7 I 2005 ‹ 33
› BIOLOGIE<br />
34<br />
jede Diskussion über Evolution, <strong>Design</strong> usw. innerhalb<br />
von Minuten in theologisches Gebiet.<br />
Daraufhin gehen schnell die Wogen hoch, es wird<br />
am Verstand gezweifelt, Extremisten bezichtigen<br />
die anderen als Extremisten, und die volle Wucht<br />
von ad-hominem-Argumenten wird eingesetzt.» 7<br />
(Unter ad-hominem-Argumenten werden solche<br />
Argumente verstanden, die nicht sachlich, sondern<br />
an der Person orientiert sind, indem zum<br />
Beispiel auf die Unglaubwürdigkeit eines Kontra-<br />
> «INTELLIGENT DESIGN»: EINWÄNDE UND ENTGEGNUNGEN<br />
1. Einwand: Das ID-Argument lebt vom<br />
Nichtwissen (sog. «argumentum ad<br />
ignorantiam»). Die wohl am häufigsten<br />
geäusserte Kritik gegen den ID-Ansatz<br />
lautet: ID beruht auf Kenntnislücken<br />
bei den Evolutionsmechanismen.<br />
Weitere Forschung wird diese Lücken<br />
verkleinern und irgendwann ganz<br />
schliessen.<br />
Entgegnung: Ein Hinweis voraus:<br />
Hinter diesem Einwand steht das Eingeständnis,<br />
dass die Entstehungsweise<br />
von <strong>Design</strong>-Strukturen durch ungelenkte<br />
Prozesse derzeit ungeklärt ist. 4<br />
Der Einwand selbst trifft nur einen Teil<br />
des ID-Arguments (das negative Argument<br />
im Abschnitt «Hinweise auf ID»).<br />
Im Kern aber ist der Einwand nicht berechtigt:<br />
Denn das ID-Argument beruht<br />
auf Wissen, nämlich auf dem Nachweis<br />
von <strong>Design</strong>-Signalen und auf dem Wissen,<br />
wie <strong>Design</strong>-Signale nach aller bisheriger<br />
Erfahrung ausnahmslos entstehen<br />
(vgl. das positive Argument im Abschnitt<br />
«Hinweise auf ID»).<br />
Ausserdem hat sich gezeigt, dass<br />
Tab. 1: Gegenüberstellung von Artefakten und Organismen:<br />
Ist angesichts der vergleichbaren Eigenschaften ein Analogieschluss<br />
auf die Entstehungsweise der Organismen gerechtfertigt<br />
oder machen die Unterschiede dies unmöglich?<br />
Die nachfolgenden Anmerkungen machen deutlich, dass<br />
die Unterschiede nicht grundsätzlicher Art sind.<br />
(1) In der SETI-Forschung («Search for Extra-Terrestrial Intelligence»)<br />
ist die Handlungsweise der Urheber unbekannt;<br />
streng genommen ist das auch bei Faustkeilherstellern der<br />
Fall, denn ein Nachmachen durch experimentelle Archäologie<br />
zeigt nur, wie es funktionieren könnte.<br />
(2) Analog zur experimentellen Archäologie versucht man<br />
auch eine experimentelle Biogenese-Forschung zu betreiben.<br />
Wenn es nicht einmal unter Einsatz von <strong>Design</strong> gelingen<br />
sollte, Leben zu erzeugen, weshalb sollte es dann ohne <strong>Design</strong><br />
funktionieren?<br />
(3) Im Text wird erläutert, dass und weshalb dieser Unterschied<br />
keine Rolle spielt. Der entscheidende Punkt ist der Nachweis<br />
von irreduzibler Komplexität. Diese muss definitionsgemäss in<br />
einer einzigen Generation entstehen.<br />
Wissenszuwachs verstärkt für einen<br />
intelligenten Urheber spricht. Es tun<br />
sich zunehmend grössere Erklärungsprobleme<br />
auf. Charles Darwin schrieb<br />
1859: «Wenn gezeigt werden könnte,<br />
dass irgendein komplexes Organ existiert,<br />
das nicht durch zahlreiche, aufeinander<br />
folgende, geringfügige Veränderungen<br />
gebildet worden sein kann,<br />
würde meine Theorie absolut zusammenbrechen»,<br />
meinte aber, er könne<br />
keinen solchen Fall finden. 5 Diese Situation<br />
hat sich mittlerweile gründlich<br />
geändert.<br />
Für Darwin waren viele Vorgänge in<br />
den Lebewesen «Black Boxes», also<br />
grosse Unbekannte. Diese Prozesse<br />
sind mittlerweile teilweise entschlüsselt<br />
und haben sich als viel komplizierter<br />
erwiesen, als man früher dachte.<br />
Michael Behe schreibt dazu: «Vor 50<br />
Jahren schien die Zelle viel einfacher zu<br />
sein und in unserer Unkenntnis war es<br />
damals einfacher, Darwinsche Prozesse<br />
dafür verantwortlich zu machen. Aber<br />
mit dem Fortschritt der Biologie ver-<br />
henten verwiesen wird, um der sachlichen Auseinandersetzung<br />
entgehen zu können.)<br />
Ratzsch (2002) beklagt sich weiter: «Meine<br />
hauptsächliche Beschwerde betrifft den verachtenden<br />
Ton, den Spott und die persönlichen Angriffe,<br />
die einige Artikel dieses Buches durchziehen.<br />
... Eine signifikante Anzahl von Anti-ID-Artikeln<br />
ist gespickt mit beleidigenden Ausdrücken.<br />
... Obwohl die überwältigende Mehrheit der adhominem-Formulierungen<br />
von den ID-Kritikern<br />
schwand die Vorstellung von Einfachheit<br />
und die Idee des <strong>Design</strong> wurde immer<br />
zwingender» (Behe 2004, 367).<br />
Und der bekannte Lehrbuchautor<br />
Bruce Alberts (der ID ablehnt) stellt<br />
fest: «Die Zellen sind immer wieder<br />
unterschätzt worden; dies trifft zweifellos<br />
auch für die heutige Zeit zu» (zit.<br />
nach Behe 2004, 360).<br />
Schliesslich können teilweise ID-<br />
Strukturen nachgemacht werden, so<br />
dass mögliche Entstehungswege aufgeklärt<br />
werden können. So wird in der experimentellen<br />
Archäologie die Herstellungsweise<br />
eines Faustkeils durch<br />
Nachmachen erforscht. Ähnlich könnte<br />
man durch die Herstellung von Strukturen<br />
der Lebewesen im Labor zeigen,<br />
dass der Weg zum Leben nur mit durchdacht<br />
konstruierten Apparaturen und<br />
kontrolliertem Timing möglich ist (vgl.<br />
dazu auch den 6. Einwand).<br />
2. Einwand: Wir wissen noch zu wenig<br />
über die Evolutionsfähigkeiten der Lebewesen.<br />
Dieser Einwand hängt mit<br />
(4) Heutige Lebewesen entstehen (soweit empirisch nachweisbar)<br />
durch Information von innen. Doch dies ist für den<br />
Vergleich «Artefakte-Organismen» irrelevant, da es um die<br />
erstmalige Entstehung geht, ausgehend von einer Situation,<br />
in der die Information von «innen» noch nicht vorhanden war.<br />
(5) Auf diese Gemeinsamkeit kommt es im Analogieschluss<br />
an.<br />
› factum 7 I 2005
kommt, gibt es auch einige auf seiten der ID-Vertreter.»<br />
Warum diese Emotionalität?<br />
Eine biblische Orientierung zu dieser Frage gibt<br />
die eingangs zitierte Passage aus dem 1. Kapitel<br />
des Römerbriefs. An den Satz «(...) sein unsichtbares<br />
Wesen lässt sich ja doch seit Erschaffung der<br />
Welt an seinen Werken mit dem geistigen Auge<br />
deutlich ersehen, nämlich seine ewige Macht und<br />
göttliche Grösse» (...) schliesst sich eine bedeutsame<br />
Schlussfolgerung an: «(...) daher gibt es<br />
dem 1. Einwand zusammen. Er drückt<br />
die Hoffnung aus, dass weitere Kenntnisse<br />
eine natürliche Erklärung ermöglichen<br />
werden.<br />
Entgegnung: Weitere Forschung<br />
könnte die Argumentation mit ID durchaus<br />
schwächen. Es liegt im Wesen der<br />
Wissenschaft begründet, dass ihre Aussagen<br />
durch neue Befunde sich bewähren<br />
oder eben auch unplausibel<br />
werden können. Dieser Einwand bestätigt<br />
indirekt also, dass ID seinen<br />
Platz zu Recht auf wissenschaftlichem<br />
Terrain hat, denn das Konzept ist, wenn<br />
es konkretisiert wird, widerlegbar.<br />
Doch es gibt auch den umgekehrten<br />
Fall: Mehr Wissen könnte das Argument<br />
für <strong>Design</strong> auch verstärken. Es ist keineswegs<br />
ausgemacht, dass Wissenszuwachs<br />
die Ursprungsfrage einer naturalistischen<br />
Antwort näher bringt – im<br />
Gegenteil: In der Vergangenheit war das<br />
gerade nicht der Fall.<br />
3. Einwand: Lebewesen sind Viele-<br />
Generationen-Systeme, sie können sich<br />
selber fortpflanzen und sich Schritt für<br />
Schritt ändern. Dieser Einwand zielt<br />
darauf ab, dass eine synorganisierte<br />
lebendige Konstruktion, die den Anschein<br />
von ID erweckt, in vielen aufeinander<br />
aufbauenden Generationen sukzessive<br />
auf natürliche Weise entstanden<br />
sein könnte.<br />
Entgegnung: Bei irreduzibel komplexen<br />
Systemen greift dieser Einwand<br />
nicht, da der Erwerb einer solchen<br />
Struktur definitionsgemäss in einer einzigen<br />
Generation erfolgen muss und<br />
eben nicht schrittweise entstehen kann.<br />
Denn Zwischenstadien würden der Selektion<br />
restlos zum Opfer fallen. Selektion<br />
kann nämlich erst ins Spiel kommen,<br />
wenn eine Funktion ausgeübt wird.<br />
Kritiker müssten also zeigen, wie<br />
irreduzibel komplexe Strukturen schrittweise<br />
durch ungelenkte Prozesse entstehen<br />
können, so dass in jeder Generation<br />
keine Entschuldigung für sie, weil sie Gott zwar<br />
kannten, ihm aber doch nicht als Gott Verehrung<br />
und Dank dargebracht haben, sondern in ihren<br />
Gedanken auf nichtige Dinge verfallen sind und<br />
ihr unverständiges Herz in Verfinsterung haben<br />
geraten lassen. (...)»<br />
«<strong>Intelligent</strong> <strong>Design</strong>» hat nicht nur eine sachliche<br />
Ebene (die zweifellos wichtig ist und ihr<br />
Recht hat). Römer 1,21 macht klar: Gott erwartet,<br />
dass die Menschen den deutlichen Hinweisen,<br />
eine selektierbare Funktion ausgeübt<br />
wird. Das heisst: Es müsste gezeigt werden,<br />
dass es gar keine irreduzibel komplexe<br />
Strukturen gibt. Dieser Nachweis<br />
steht aus. 6 Die Tatsache, dass Lebewesen<br />
Viele-Generationen-Systeme sind,<br />
spielt hier also keine Rolle.<br />
Ob eine Struktur irreduzibel komplex<br />
ist, ist empirisch prüfbar. Man muss<br />
«nur» abwechselnd jedes Bau- oder<br />
Stoffwechselelement eines Systems<br />
entfernen und dann prüfen, ob noch<br />
wenigstens Restfunktionen vorhanden<br />
sind, die selektierbar sind. Wie solche<br />
Strukturen entstehen, könnte dadurch<br />
gezeigt werden, dass man einen realistischen<br />
natürlichen Entstehungsweg<br />
demonstriert. Gelänge dies, wäre das<br />
ID-Argument der irreduziblen Komplexität<br />
erledigt. Ob dieser Nachweis<br />
grundsätzlich nicht geführt werden<br />
kann, muss offen bleiben.<br />
4. Einwand: ID ist nicht falsifizierbar<br />
(widerlegbar). Dieses Standard-Argument<br />
gegen die Wissenschaftlichkeit<br />
von ID besagt, dass man – gleichgültig,<br />
welche Forschungsergebnisse erzielt<br />
werden – immer das Wirken eines<br />
Schöpfers annehmen könnte. Dessen<br />
Wirken könnte also nie widerlegt<br />
werden.<br />
Entgegnung: Diesem Einwand liegt<br />
ein verbreitetes Missverständnis zugrunde.<br />
Es geht nicht um den Nachweis<br />
eines <strong>Design</strong>ers, sondern um den Nachweis<br />
von <strong>Design</strong>-Signalen. Das Wirken<br />
eines Urhebers kann in der Tat nicht<br />
falsifiziert werden. Daher muss der ID-<br />
Ansatz konkretisiert werden, um ihn<br />
prüfbar und widerlegbar zu machen.<br />
Falsifizierbar ist zum Beispiel die Behauptung<br />
von irreduzibler Komplexität<br />
(s. o.). Dies geht nur durch Forschung<br />
und führt damit zu neuen Erkenntnissen.<br />
Es wurde tatsächlich vielfach<br />
(vergeblich) versucht, das Konzept der<br />
irreduziblen Komplexität zu widerlegen<br />
BIOLOGIE ‹<br />
(Behe 2001; 2004). Offenbar sehen<br />
ID-Kritiker also durchaus Ansatzpunkte<br />
für eine Falsifizierung.<br />
Manchmal wird auch behauptet, der<br />
ID-Ansatz sei wertlos, weil mit ihm alles<br />
erklärt werden könne. Eine Theorie, die<br />
alles erkläre, erkläre nichts. Das<br />
stimmt, doch mit dem ID-Ansatz wird<br />
nicht alles erklärt. Erst eine eingehende<br />
Untersuchung des jeweiligen Gegenstandes<br />
kann zeigen, ob die Annahme<br />
von ID überhaupt plausibel ist, und in<br />
vielen Fällen wird diese Möglichkeit<br />
verworfen. Ausserdem ersetzt ID das<br />
Wirken von Mechanismen nicht, sondern<br />
ergänzt sie.<br />
5. Einwand: Der ID-Ansatz bedeutet Erkenntnisverzicht.<br />
Es wird argumentiert,<br />
dass mit der Auffassung, eine bestimmte<br />
Struktur oder das Leben sei erschaffen<br />
worden, sich weitere Forschung<br />
zur Entstehungsweise erübrigen<br />
würde. Durch diesen Forschungsverzicht<br />
würde man sich mögliche weitere<br />
Erkenntnisse verbauen und damit Wissenschaft<br />
blockieren.<br />
Entgegnung: Der ID-Ansatz ist breiter<br />
angelegt als eine Forschung, die übernatürliche<br />
Ursachen nicht als Möglichkeit<br />
ins Auge fasst. Er ist sowohl für Planung<br />
als auch für natürliche mechanismische<br />
Erklärungen offen und schliesst<br />
keine der beiden Möglichkeiten vorschnell<br />
aus. («Mechanismisch» meint:<br />
sich auf einen gesetzmässig beschreibbaren<br />
Mechanismus beziehend.) Damit<br />
ist der ID-Ansatz geeignet, historische<br />
Fragestellungen zu bearbeiten, denn es<br />
kann ja nicht ausgeschlossen werden,<br />
dass in der Vergangenheit ID eine Rolle<br />
gespielt hat.<br />
Nur mit dem ID-Ansatz besteht zudem<br />
überhaupt Motivation, nach <strong>Design</strong>-Signalen<br />
zu suchen. Wichtig ist,<br />
dass nicht vorschnell auf ID geschlossen<br />
wird, sondern erst nach eingehender<br />
Prüfung, die für verschiedene Mög-<br />
factum 7 I 2005 ‹ 35
› BIOLOGIE<br />
36<br />
Es ist<br />
vernünftig,<br />
an einen<br />
Schöpfer zu<br />
glauben.<br />
lichkeiten offen sein muss. Der ID-Ansatz<br />
führt also in die Forschung hinein,<br />
nicht von ihr weg. ID ist zunächst eine<br />
Hypothese, die geprüft werden und die<br />
sich bewähren muss. Wenn die Forschung<br />
gar nicht für die Möglichkeit<br />
von ID offen ist, ist sie ideologisch, weil<br />
sie eine mögliche Wirklichkeit von vornherein<br />
ausblendet.<br />
6. Einwand: Es gibt keinen ID-Mechanismus.<br />
Kritiker bemängeln, dass im<br />
Rahmen des ID-Ansatzes auf mechanismische<br />
Erklärungen verzichtet werde.<br />
So schreibt Waschke (2003): «Es gibt<br />
weder Aufstellungen von allgemeinen<br />
Gesetzesaussagen noch Erklärungen,<br />
wie <strong>Design</strong> mechanismisch funktionieren<br />
soll ...» ID-Vertreter würden auch<br />
gar nicht den Anspruch stellen, mechanismische<br />
oder auch nur kausale Erklärungen<br />
zu liefern.<br />
Entgegnung: Ursprungsforschung<br />
vermag Prozesse, die lange vergangen<br />
sind, nur zu simulieren, nicht aber die<br />
seinerzeit abgelaufenen Mechanismen<br />
direkt zu erforschen. Auch die Evolutionsbiologie<br />
wird grundsätzlich nie demonstrieren<br />
können, durch welche Mechanismen<br />
z. B. erste Lebewesen auf<br />
der hypothetischen frühen Erde entstanden<br />
sind. Vielmehr könnte allenfalls<br />
durch Simulationsexperimente<br />
gezeigt werden, unter welchen Randbedingungen<br />
auf welche Weise Leben<br />
entstehen könnte.<br />
Und nun wird es spannend: Welche<br />
Schlussfolgerungen werden gezogen<br />
werden, wenn sich wiederholt zeigt,<br />
dass Leben oder wenigstens wichtige<br />
Makromoleküle oder Apparate heutiger<br />
Lebewesen nur durch Einsatz von Planung,<br />
durch einen geordneten Versuchsaufbau<br />
und durch ein kontrolliertes<br />
Timing entstehen? Damit hätte man<br />
eine Erklärung gefunden, wie Leben<br />
entstehen kann; man würde einen Vor-<br />
die er in der Schöpfung hinterlassen hat, folgen<br />
und zum Dank ihm gegenüber und zur Anbetung<br />
Gottes gelangen. Das heisst: Die Frage, ob es Hinweise<br />
auf einen intelligenten Urheber gibt, ist zugleich<br />
die Frage, ob es einen Urheber gibt, der<br />
mich selbst erschaffen hat und vor dem ich mich<br />
daher für mein Tun und Lassen verantworten<br />
muss. Wer diese Frage an sich herankommen<br />
lässt, kann nicht mehr distanziert bleiben.<br />
Diese Einschätzung ist rein geistlich begründet,<br />
durch die Offenbarung in der Heiligen<br />
gang kennen, der zu Leben oder wenigstens<br />
von Teilstrukturen von Lebewesen<br />
führt. Man hätte demonstriert, dass<br />
und wie mit «<strong>Design</strong>» Lebensstrukturen<br />
erzeugt werden können.<br />
Natürlich hätte man auch damit nicht<br />
gezeigt, wie Leben auf unserer Erde in<br />
der Vergangenheit tatsächlich entstanden<br />
ist. Aber es wäre demonstriert<br />
worden, wie es möglich gewesen sein<br />
könnte. Mehr kann grundsätzlich nicht<br />
geleistet werden, weil es um ein Ereignis<br />
in der Vergangenheit geht – in dieser<br />
Hinsicht sitzen alle Ursprungsforscher<br />
im selben Boot.<br />
7. Einwand: Ein <strong>Design</strong>er hat in der<br />
Wissenschaft nichts zu suchen. Die wissenschaftliche<br />
Methode der Erkenntnisgewinnung<br />
kann einen Schöpfer und<br />
> DESIGN-FEHLER<br />
Gegen ID wird auch argumentiert, es<br />
gebe viele Beispiele von <strong>Design</strong>-Fehlern,<br />
Unvollkommenheiten und Konstruktionsfehlern,<br />
die einem intelligenten<br />
Urheber nicht unterlaufen würden.<br />
Auch das Aussterben vieler Arten wird<br />
im gleichen Atemzug genannt. Auf dieses<br />
komplexe Thema kann im Rahmen<br />
dieses Beitrags nicht angemessen eingegangen<br />
werden; es sei dazu auf Junker<br />
(2001; 2004) verwiesen. Einige<br />
Hinweise dazu in Stichworten:<br />
• Die Existenz von Mängeln widerlegt<br />
nicht das Auftreten von <strong>Design</strong>-Signalen.<br />
Die Argumente für ID werden dadurch<br />
nicht entkräftet.<br />
• Konstruktionsfehler wurden in der<br />
Vergangenheit schon oft vorschnell<br />
konstatiert und durch weitere Forschung<br />
widerlegt. Da im Rahmen des<br />
ID-Ansatzes echte, auf die Schöpfung<br />
zurückgehende Mängel, in der Tat<br />
Schrift. Logisches Argumentieren kann höchstens<br />
plausibel machen, dass es deutliche Hinweise<br />
auf einen Schöpfer gibt. Es liefert aber keinen<br />
zwingenden Beweis, den jeder anerkennen<br />
muss. Wenn wir mit empirischen Befunden argumentieren,<br />
gibt es Deutungsspielräume.<br />
Der Schlussfolgerung, dass es einen Schöpfer<br />
gibt, lässt sich argumentativ entkommen. Diese<br />
Möglichkeit besteht. Doch <strong>Design</strong>-Signale zeigen,<br />
dass es vernünftig ist, an einen Schöpfer zu<br />
glauben.<br />
schöpferische Eingriffe nicht erfassen.<br />
Entgegnung: Dieser Einwand ist berechtigt,<br />
aber irrelevant. Denn in der ID-<br />
Forschung wird nach klar definierten<br />
«<strong>Design</strong>-Signalen», wie z. B. irreduzibler<br />
Komplexität gesucht, nicht nach<br />
einem <strong>Design</strong>er. Auf das Wirken eines<br />
<strong>Design</strong>ers wird dann geschlossen,<br />
wenn sich die Existenz von <strong>Design</strong>-Signalen<br />
plausibel machen lässt.<br />
Ob man den Urheber kennt, spielt bei<br />
der Untersuchung potentieller <strong>Design</strong>-<br />
Signale keine Rolle. Auch in anderen<br />
Fällen ist es unerheblich, ob man den<br />
Urheber kennt, etwa bei der Untersuchung<br />
von Faustkeilen oder archäologischen<br />
Artefakten. Die ID-Forschung bewegt<br />
sich also auf der empirischen<br />
Ebene, genauso wie jede andere naturwissenschaftliche<br />
Forschung auch.<br />
nicht erwartet werden, bedeutet die<br />
Behauptung, es gäbe solche Mängel,<br />
einen Forschungsanreiz, die Struktur-<br />
Funktions-Beziehungen genauer aufzuklären<br />
und zu zeigen, dass in Wirklichkeit<br />
keine Mängel vorliegen. Ob<br />
dieser Nachweis gelingt, muss die<br />
Forschung im Einzelnen erweisen.<br />
Das ID-Konzept motiviert hier die<br />
Forschung sehr stark.<br />
• In biblischer Perspektive muss bedacht<br />
werden, dass die heutige<br />
Schöpfung nicht der ursprünglichen<br />
entspricht. Römer 8,19–22 zeichnet<br />
eine leidende, seufzende, geknechtete<br />
Schöpfung, verursacht durch<br />
eine «Unterwerfung» der Schöpfung.<br />
Mutmassliche Unvollkommenheiten<br />
könnten also erst sekundär die<br />
Schöpfung kennzeichnen (Junker<br />
2001).<br />
› factum 7 I 2005
CHRISTEN UND INTELLIGENT DESIGN<br />
Römer 1,19 ff. besagt, dass Gott in der Schöpfung<br />
Wegweiser zu ihm selbst hin aufgerichtet hat. Es<br />
ist eine Aufgabe für Christen, diese Wegweiser<br />
kenntlich zu machen. So wie Verkehrsschilder<br />
durch Buschwerk oder Schmutz verdeckt werden<br />
können, so scheinen auch die <strong>Design</strong>-Signale des<br />
Schöpfers durch weltanschaulich begründete Behauptungen<br />
unkenntlich gemacht worden zu<br />
sein. Zum Beispiel durch die Behauptung, alle<br />
Hinweise, die auf einen intelligenten Urheber<br />
deuten, seien Illusionen.<br />
Gerade auch die Behauptung, es sei geklärt,<br />
wie durch ungelenkte evolutionäre Prozesse die<br />
Konstruktionen des Lebens entstanden seien,<br />
verdeckt die <strong>Design</strong>-Signale. Christen sollen die<br />
Unhaltbarkeit dieser Behauptung aufzeigen.<br />
Dazu muss die Evolutionslehre nicht widerlegt<br />
werden. Es genügt zu zeigen, dass viele der Behauptungen<br />
der Evolutionstheorie weder plausibel<br />
noch bewiesen sind.<br />
Umgekehrt braucht es auch keine Beweise für<br />
das Wirken eines Urhebers; es genügt, die <strong>Design</strong>-Signale<br />
als Hinweise sichtbar werden zu lassen.<br />
Auf diesem Wege kann hoffentlich auch bei<br />
vielen Zeitgenossen der Boden fürs Evangelium<br />
bereitet werden. Denn die Wegweiser in der<br />
Schöpfung sind dazu da, um ihnen zu folgen.<br />
Um mehr über Gott zu erfahren als das, was er<br />
in der Schöpfung über sich geoffenbart hat (=<br />
sein «unsichtbares Wesen, nämlich seine ewige<br />
Macht und göttliche Grösse»), brauchen die<br />
Menschen Gottes Wort, die Bibel, welche ihnen<br />
den Weg zu Jesus Christus weist. ■<br />
Hinweis: Eine ausführliche Darstellung des «<strong>Intelligent</strong><br />
<strong>Design</strong>»-Ansatzes und der daran geübten Kritik findet sich<br />
im Internet auf «Genesisnet» und kann kostenlos heruntergeladen<br />
werden unter www.genesisnet.info/schoe<br />
pfung_evolution/p1622.php<br />
Alexander vom Stein<br />
Creatio<br />
Lehrbuch Schöpfungslehre Sek. I/Sek. II<br />
(Daniel) geb., 192 Seiten, inkl. DVD, CHF 33.90, e 19.95,<br />
Best.-Nr. 304540<br />
«Creatio» ist ein Projekt, das christlichen Schulen und christlichen<br />
Familien ein Hilfsmittel bietet, in der Auseinandersetzung<br />
zwischen Schöpfungs- und Evolutionslehre eine sachliche<br />
Diskussion zu führen. Bewusst ist das Niveau Schülern<br />
ab Klasse 7 angepasst. Dadurch eignet sich «Creatio» als begleitendes Schulbuch.<br />
Ziel: Der Schöpfungsunterricht und die Urgeschichte der Genesis werden vorgestellt.<br />
Dabei kommt die Bibel als inspiriertes Wort Gottes mit dem absoluten Anspruch<br />
auf Wahrheit und Vollkommenheit zu Wort.<br />
Zunächst werden die Aussagen der Bibel untersucht und auf die Befunde der Naturwissenschaften<br />
angewandt. Im Weiteren wird dann die Kontroverse «Schöpfung<br />
oder Evolution» beleuchtet. Für die intensive Auseinandersetzung mit dieser Diskussion<br />
wird eine grosse Menge an Informationen in Form einer DVD mitgeliefert, die<br />
ausführliche Recherchen ermöglicht.<br />
DVD: Die mitgelieferte DVD enthält das Buch und zahlreiche Artikel. Übersichtlich<br />
angeordnet ermöglichen sie das detaillierte Studium einzelner Fragestellungen.<br />
Anmerkungen<br />
1 Mit diesen Worten beschreibt das Theologische Wörterbuch zum<br />
Neuen Testament (hgg. von Gerhard Kittel, Band IV, S. 949) die<br />
Bedeutung des Wortes «noumena».<br />
2 Nach Behe (1996, 39) und Behe (2001, 694).<br />
3 Zur Begründung muss hier auf einschlägige kritische Literatur<br />
verwiesen werden; zum Überblick siehe Junker & Scherer (2001).<br />
4 Behe (2004, 368) zitiert zahlreiche Kritiker seines Buches «Darwin’s<br />
Black Box», die einräumen, dass eine natürliche Entstehung<br />
der von ihm geschilderten Strukturen bislang nicht gelungen sei.<br />
In «Darwin’s Black Box» weist er darauf hin, dass es in der Fachliteratur<br />
kaum Arbeiten gibt, die sich mit den Details der Evolution<br />
von biochemischen IC-Strukturen befassen, und bringt dafür<br />
eine grössere Anzahl von Belegen (vgl. dazu auch Behe 2002).<br />
5 Darwin (1859) im 6. Kapitel seines epochemachenden Buches<br />
«Über den Ursprung der Arten».<br />
6 Eine ausführliche Begründung dazu findet sich in einem Text auf<br />
«Genesisnet»: www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/p1624<br />
.php<br />
7 Das besprochene 800-Seiten-Buch trägt den Titel «<strong>Intelligent</strong><br />
<strong>Design</strong> Creationism and Its Critics» (hgg. von R. Pennock).<br />
Literatur<br />
Ayala F (1994) Darwin’s Revolution. In: Campbell J & Schopf J (eds)<br />
Creative Evolution?! Boston, Mass.<br />
Behe MJ (1996) Darwin’s Black Box: the Biochemical Challenge to<br />
Evolution. New York.<br />
Behe MJ (2001) Reply to my critics: A response to reviews of Darwin’s<br />
Black Box: the Biochemical Challenge to Evolution. Biol. Philos.<br />
16, 685–709.<br />
Behe M (2002) Irreducible Complexity and the Evolutionary Literature.<br />
A Response to Critics. www.trueorigin.org/behe04.asp. Zugriff<br />
am 28. 6. 05.<br />
Behe MJ (2004) Irreducible Complexity. Obstacle to Darwinian Evolution.<br />
In: Dembski WA & Ruse M (eds) Debating <strong>Design</strong>. Friom<br />
Darwin to DNA. Cambridge, pp. 352–370.<br />
Darwin C (1968 [1859]) The origin of Species. Penguin Books, Harmondsworth.<br />
Dawkins R (1987) Der blinde Uhrmacher. München.<br />
Hunter CG (2004) Why evolution fails the test of science. In: Dembski<br />
WA (ed) Uncommon dissent. Intellectuals who find Darwinism<br />
unconvincing. Intercollegiate Studies Institute, S. 195–214.<br />
Johnson PE (1999) The Wedge. Breaking the Modernist Monopoly on<br />
Science. www.touchstonemag. com/docs/issues/12.4docs/12–4<br />
pg18.html, Zugriff am 8. 8. 05<br />
Junker R (2001) Sündenfall und Biologie. Neuhausen-Stuttgart.<br />
Junker R (2004) Argumente gegen <strong>Design</strong>. www.genesisnet.info/<br />
schoepfung_evolution/i1641.php<br />
Junker R & Scherer S (2001) Evolution – ein kritisches Lehrbuch.<br />
Giessen.<br />
Nachtigall W (2002) Bionik. Grundlagen und Beispiele für Ingenieure<br />
und Naturwissenschaftler. Berlin, Heidelberg.<br />
Ratzsch D (2002) <strong>Design</strong> Theory and its critics. Monologues passing<br />
the night. Ars Disputandi 9, www.ArsDisputandi.org/publish/articles/000079/article.pdf<br />
Ruse M (2003) Darwin and <strong>Design</strong>. Does Evolution have a purpose?<br />
Harvard University Press.<br />
Waschke T (2003) <strong>Intelligent</strong> <strong>Design</strong>. Eine Alternative zur naturalistischen<br />
Wissenschaft? Skeptiker 16, 128–136. www.gwup.org/skep<br />
tiker/archiv/2003/4/ intellegentdesigngwup.html. Zugriff am 17.<br />
6. 05.<br />
Reinhard Junker/Siegfried Scherer<br />
Evolution<br />
Ein kritisches Lehrbuch<br />
(Weyel) geb., 425 Abb., farbig, 328 S.,<br />
CHF 35.–, e 20.50, Best.-Nr. 22671<br />
• Kritik an der biologischen<br />
Evolutionstheorie<br />
• Alternativen im Rahmen der<br />
Schöpfungslehre<br />
• Eine Fundgrube zum Thema Evolution/<br />
Schöpfung<br />
BIOLOGIE ‹<br />
Es braucht<br />
keine<br />
Beweise<br />
für das Wirken<br />
eines<br />
Urhebers;<br />
es genügt,<br />
die <strong>Design</strong>-<br />
Signale als<br />
Hinweise<br />
sichtbar<br />
werden zu<br />
lassen. Um<br />
mehr über<br />
Gott zu<br />
erfahren,<br />
brauchen<br />
die Menschen<br />
Gottes<br />
Wort, die<br />
Bibel.<br />
ANZEIGE<br />
Einige Themen:<br />
Reichweite und Grenzen. Molekulare Mechanismen der Mikroevolution.<br />
Entstehung des Lebens. Deutung von Ähnlichkeiten.<br />
Embryologie. Gibt es Übergangsformen? Abstammung<br />
der Menschheit. Schöpfungslehre.<br />
Adressaten:<br />
Schüler, Studenten, Lehrer, an Ursprungsfragen Interessierte.<br />
Schwengeler Bestellkarte auf S. 51. www.schwengeler.ch, Tel. (0041) (0)71 727 21 27