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KMU RUNDSCHAU

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AUSGABE 02 /2015<br />

Nicht in die Falle gehen<br />

Die Zukunft der beruflichen Vorsorge<br />

INNOVATION & MARKETING<br />

| INDUSTRIE 4.0 | BIG DATA IM FOKUS | CONNECTED CAR


«Eine unkomplizierte Bank, die das<br />

Wachstum von <strong>KMU</strong> unterstützt.»<br />

Bettina Walser-Meier und Erwin Meier-Honegger,<br />

Ernst Meier AG<br />

Film anschauen auf www.zkb.ch/firmen<br />

Für das Garten-Center Ernst Meier AG ist die Zürcher<br />

Kantonalbank eine Partnerin, die gute Geschäftsideen<br />

zum Blühen bringt. Mit regionalem Know-how,<br />

Kundennähe und Blick fürs Wesentliche unterstützen<br />

wir die langfristigen Wachstumspläne.


Liebe Leserin, Lieber Leser<br />

Früher war nicht alles besser, aber vieles anders. So verlief das<br />

Leben von Bankern in geruhsameren Bahnen. Sie waren konservativ<br />

und geregelt. Das Bild vom Banker, der sich für drei<br />

Prozent Geld leiht, dann für weitere drei Prozent weiterverleiht<br />

und um drei Uhr nachmittags auf dem Golfplatz zu finden ist,<br />

war weit verbreitet.<br />

Heute ist das Bild ein völlig anderes. Es ist aus einem langen<br />

Prozess entstanden. Mit dem Ende des festen Systems von<br />

Bretton-Woods Mitte der Siebzigerjahre des letzten Jahrhunderts<br />

bekam die Finanzbranche mehr Geld, mehr Instrumente<br />

und mehr Einfluss. Die Petro-Dollars mussten eingespeist<br />

werden, und es wurde immer mehr in Eurogeldmärkte und<br />

weniger in Unternehmen investiert. Die Finanzbranche drehte<br />

an immer grösseren Rädern, erfand immer neue Produkte und<br />

kam von ihrem hohen Ross nicht mehr herunter. Die Folge<br />

waren und sind fortlaufende Skandale, die als Einzelfälle abgetan<br />

werden, das lange Festhalten an Schwarzgeldstrategien,<br />

eine «Too big to fail» – Problematik und, und, und. Die Liste der<br />

negativen Meldungen sprengt ein Editorial.<br />

Die Reputation von Banken und Bankern ist heute am Boden.<br />

Im aktuellen Bestseller von Martin Suter «Montecristo» wird<br />

der Spruch «Die Bank gewinnt immer» in einen Wirtschaftskrimi<br />

verpackt. Der Hauptprotagonist entdeckt, dass auf<br />

zwei 100-Franken-Scheinen die identischen Seriennummern<br />

stehen. Er denkt natürlich sofort an Falschgeld, irrt sich aber<br />

und deckt einen gigantischen Komplott auf. Eine Grossbank<br />

lässt mithilfe von staatlichen Komplizen Geld drucken. Das ist<br />

keine verschwörungstheoretische Fantasie. Suter bekam Inspirationen<br />

von Peter Siegenthaler, der den Posten als Direktor der<br />

Eidgenössischen Finanzverwaltung innehat.<br />

Dabei braucht es gerade heute Banker und Banken, die ihr<br />

Geschäft verstehen und uns an der Hand nehmen und durch<br />

turbulente Zeiten leiten. In der vorliegenden Ausgabe haben wir<br />

wieder einige versammelt. Sie können uns strategische Tipps<br />

geben. Inzwischen haben wir im siebten Jahr ein Aktienhoch, nur<br />

von technischen Korrekturen durchbrochen. Wie geht es damit<br />

weiter? Früher waren Staatsanleihen eine mündelsichere Anlage.<br />

Doch auch hier kann man sich nicht festhalten. Die Staatsanleihen<br />

sind in Turbulenzen geraten und erlebten in den letzten<br />

Wochen eine Ausverkaufswelle. Das betrifft nicht nur Griechenland,<br />

sondern auch deutsche oder US-Treasuries. Bei einigen<br />

klassischen Anlagemöglichkeiten drohen negative Zinsen.<br />

Genau den letzten Punkt treffen auch institutionelle Anleger<br />

von Pensionskassen. Sie müssen heute Fantasie entwickeln,<br />

um Anlagemöglichkeiten zu finden. Unter andern ging es<br />

darum auch bei einer Diskussionsrunde zum Thema der<br />

beruflichen Vorsorge, die wir im Baur au Lac in Zürich veranstalteten.<br />

Wir brachten hier Kompetenz und unterschiedliche<br />

Positionen zusammen. Auf den folgenden Seiten können Sie<br />

eine spannende Diskussion verfolgen.<br />

Georg Lutz<br />

Chefredaktor kmu <strong>RUNDSCHAU</strong><br />

lutz@rundschaumedien.ch<br />

www.kmurundschau.ch<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 1


06<br />

Die berufliche Vorsorge in der Debatte<br />

Das Drei-Säulen-Modell der Schweiz kommt aus verschiedenen<br />

Gründen unter Druck. Wir brachten im Baur au Lac in<br />

Zürich die unterschiedlichen Kompetenzen und Positionen<br />

der Schweiz zusammen. Es entwickelte sich eine spannende<br />

Diskussion. Teilnehmer waren: Joe Bättig, Dr. jur. Doris Bianchi,<br />

Marco Baur, Ronald Biehler, Prof. Dr. Olaf Meyer und Reto<br />

Tarreghetta. Moderation: Bernhard Bauhofer und Georg Lutz.<br />

Innovationsmarketing bringt Vorsprung<br />

40<br />

Innovative Produkte und Dienstleistungen in immer kürzeren<br />

Zeitabständen hervorzubringen ist für viele Unternehmen zur<br />

Realität geworden. Dagegen wird bei der Vermarktung von<br />

Innovationen längst noch nicht das Potenzial ausgeschöpft,<br />

das Unternehmen dabei zur Verfügung steht. Wir fächern in<br />

einem Einleitungstext das Thema auf und konkretisieren es an<br />

einem Fallbeispiel.<br />

60<br />

Industrie 4.0<br />

Industrie 4.0 und D!conomy sind die neuen Trendstichworte,<br />

wenn es um die Zukunft der Produktion in unseren Unternehmen<br />

geht. Was verbirgt sich hinter der vierten industriellen<br />

Revolution, die wie ihre Vorgängerinnen nicht nur ganze<br />

Branchen, sondern auch Gesellschaften ummodeln wird?<br />

Wir geben erste Einblicke.<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 2


Mythos und Wahrheit von Big Data<br />

Big Data – alle sprechen davon, aber die wenigsten wissen,<br />

was sich hinter dem Terminus verbirgt. Für die meisten Unternehmen<br />

ist Big Data immer noch ein nebulöses Feld mit vielen<br />

Unsicherheiten – vieles von dem, was Unternehmen über Big<br />

Data annehmen, ist falsch. Das führt zu falschen Entscheidungen.<br />

Zeit für eine Richtigstellung.<br />

68<br />

86<br />

Bedrohungen aus dem Cyberspace<br />

Die <strong>KMU</strong>-Landschaft in der Schweiz ist extrem vielfältig. In<br />

den verschiedensten Wirtschaftsbranchen leisten <strong>KMU</strong> hervorragende<br />

und innovative Arbeit. Genau dieser Umstand<br />

macht sie anfällig für Angriffsszenarien unterschiedlicher Art.<br />

Wir sind vor Ort<br />

Unter anderem sind wir in den nächsten Monaten an folgenden<br />

Messen und Veranstaltungen vor Ort. Gerne können Sie<br />

im Vorfeld mit uns Termine vereinbaren. Auf Wunsch schauen<br />

wir in Ihrem Unternehmen auch persönlich vorbei.<br />

Rubriken<br />

Editorial01<br />

Kommentar04<br />

Highlight06<br />

Unternehmen unterwegs 22<br />

Menschen in Unternehmen 28<br />

Marcom40<br />

Global & Lokal 52<br />

Software & Hardware 60<br />

IT-Sicherheit86<br />

SKO Leader Circle, www.sko.ch<br />

Business Frühstück FFHS, ww.ffhs.ch<br />

automation & electronics, www.easyfairs.com<br />

TopSoft/Suisse EMEX, www.topsoft.ch, www.suisse-emex.ch<br />

Swiss CRM Forum, www.swisscrmforum.com<br />

Im Web<br />

Wir halten Sie zwischen den Ausgaben mit aktuellen News,<br />

Fotostrecken, Kolumnen und Analysebeiträgen auf dem Laufenden.<br />

Sie sind gerne eingeladen, sich crossmedial zu beteiligen.<br />

Zum Beispiel mit News: 1 000 Zeichen, Bild und URL.<br />

Besuchen Sie www.kmurundschau.ch<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 3


Kommentar<br />

Für Datensicherheit einstehen –<br />

seit jeher und weltweit<br />

von Marco Schmid<br />

Lokale Schweizer Cloud-Anbieter argumentieren gerne, dass<br />

nur im eigenen Land die Daten sicher seien. Was einleuchtend<br />

klingen mag, hat wenig mit der Realität zu tun. Denn Datensicherheit<br />

ist nicht vom Ort, sondern von der Art und Weise,<br />

wie Daten abgespeichert und gehandhabt werden, abhängig –<br />

und somit von der Kompetenz des Cloud-Anbieters.<br />

Wer einen Cloud-Anbieter anhand des Standortes seines<br />

Rechenzentrums auswählt, fällt seine Entscheidung auf der<br />

Basis eines falschen Kriteriums. Informationssicherheit ist<br />

grundsätzlich standortunabhängig, zumal landes- oder industriespezifische<br />

regulatorische Anforderungen bezüglich Datensicherheit<br />

und Umgang mit sensitiven Daten für alle Anbieter<br />

gelten. Dementsprechend gilt: Nicht der Ort, wo die Daten<br />

gelagert werden, ist massgebend, sondern der professionelle<br />

Umgang mit ihnen.<br />

Bevor eine Entscheidung für einen Cloud-Anbieter getroffen<br />

wird, ist eine umfassende Analyse der eigenen Bedürfnisse und<br />

der verschiedenen Möglichkeiten unabdingbar. Unabhängig<br />

davon, ob das Unternehmen zu expandieren plant oder bereits<br />

global tätig ist, braucht es einen Cloud-Partner, mit dem<br />

es wachsen kann. Dies ist insofern von Bedeutung, als dass<br />

im Sinne einer nahtlosen Customer Experience die Applikationen<br />

und Daten dort zu speichern sind, wo sich die Kundschaft<br />

des Unternehmens befindet. Denn Verzögerungen und lange<br />

Ladezeiten aufgrund einer irrtümlich auserwählten Infrastruktur<br />

kann sich heute kein Unternehmen mehr erlauben. Sind<br />

diese Punkte geklärt, befasst man sich mit der Kernfrage: Welcher<br />

Partner erfüllt all diese Punkte unter Einhaltung höchster<br />

Sicherheitsstandards?<br />

Ist der Partner gefunden, gilt es gemeinsam zu entscheiden,<br />

welche Variante der Cloud sich am besten eignet. Gerade für<br />

ein <strong>KMU</strong> mit begrenzten personellen Ressourcen empfiehlt<br />

sich eine Managed Cloud: Das Unternehmen kann sich nicht<br />

nur auf seine Kernkompetenzen konzentrieren, sondern profitiert<br />

auch von der Erfahrung des Cloud-Partners im Security-<br />

Bereich. Von zentraler Bedeutung ist, dass der Cloud-Anbieter<br />

die Sicherheitsmassnahmen immer im Sinne des Kunden<br />

umsetzt und diesen umfassend berät. Beispielsweise zu<br />

Themen wie der Verschlüsselung. Nur eine echte Ende-to-End-<br />

Verschlüsselung – häufig auch als «clientseitige Verschlüsselung»<br />

bezeichnet – stellt sicher, dass ausser dem Sender und<br />

Empfänger auch tatsächlich kein Unbefugter Einblick in die<br />

sensiblen Daten erhält.<br />

Die Enthüllungen von Edward Snowden rund um die Aktivitäten<br />

der NSA haben nicht zuletzt zu einer zwingend notwendigen<br />

Sensibilisierung eines grösseren Bewusstseins der Gesellschaft<br />

bezüglich der Datensicherheit geführt. Zwar haben<br />

lokale Anbieter einen psychologischen Vorteil, doch der Kunde<br />

ist gut beraten, in Kompetenzen und nicht in Lokalitäten zu<br />

denken. Denn Datensicherheit und -verfügbarkeit müssen<br />

global und nicht nur lokal gewährleistet werden. Auch die teilweise<br />

bewusst von lokalen Anbietern geschürte Angst, der<br />

Kunde würde bei einem internationalen Cloud-Anbieter die<br />

Oberhoheit über seine Daten verlieren, ist unbegründet. Vertrauenswürdige<br />

und kompetente Provider wie Rackspace<br />

informieren den Kunden über den exakten Standort, an dem<br />

die Daten abgespeichert sind. Wichtig ist deshalb, nicht nur<br />

mit einem Anbieter, sondern einem echten Partner zusammenzuspannen.<br />

Marco Schmid<br />

ist Country Manager DACH bei Rackspace.<br />

www.rackspace.com/de<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 4


Kommentar<br />

Wir leben die Schweizer<br />

Cloud – seit jeher<br />

von Gabriel Gabriel<br />

IT-Giganten und US-Cloud-Anbieter wie Amazon, Google,<br />

Oracle und Salesforce überbieten sich aktuell gegenseitig mit<br />

Ankündigungen, in Europa neue Rechenzentren zu eröffnen.<br />

Was ist davon zu halten?<br />

Die von Edward Snowden angestossenen Enthüllungen haben<br />

nur bestätigt, was Fachleute schon lange vermuteten:<br />

Ausländische Geheimdienste – und nicht nur die – versuchen<br />

mit allen Mitteln, Datensicherheits-Technologie zu knacken<br />

und Datenschutzstandards zu brechen. Das geht umso leichter,<br />

je niedriger die gesetzlichen Hürden sind. Deshalb ist bei<br />

IT-Profis und Bürgern nun eine neue Sensibilität für das weltweite<br />

Verschieben von Daten in der Cloud entstanden. Fragen<br />

nach der Sicherheit der Daten und ihrem Speicherort fordern<br />

eine Antwort – und das zu Recht. Die Kunden von Brainloop<br />

waren immer besser geschützt. Weil wir seit jeher davon überzeugt<br />

sind, dass es durchaus einen Unterschied macht, in<br />

welchem Land die Daten gespeichert sind.<br />

Der Traum von der virtuellen Wolke, in der Nutzer zwangsläufig<br />

nicht mehr wissen, wo ihre Daten liegen, ist ausgeträumt. Der<br />

Markt kommt deshalb in Bewegung: Amazon, Google, Oracle<br />

und Salesforce haben lautstark angekündigt, Rechenzentren<br />

in Europa zu eröffnen. Bisher sollten die Daten des Nutzers<br />

unbemerkt und ungehindert Giga-, Tera- oder Petabyteweise<br />

rund um den Globus und von einem Wolkenmeer in<br />

das nächste fliessen. Wie sich herausstellte, war dies kein<br />

guter, sondern ein gefährlicher Traum.<br />

Es war vielmehr eine Idee von Administratoren und Speicherexperten,<br />

denen Effizienz und Verwaltbarkeit ‹ihrer Cloud›<br />

über alles gingen. Dabei haben sie einen wesentlichen Aspekt<br />

übersehen: Trotz Globalisierung und Welthandelsabkommen<br />

sind die meisten Gesetze und Vorschriften über Datenschutz<br />

und Datensicherheit lokale Gesetze. Dazu kommt, dass sich<br />

die Länder auch in ihrer Kultur beim Umgang mit Daten unterscheiden.<br />

Kein Wunder also, dass – im Kontext der Datenspeicherung<br />

– das Vertrauen ins eigene Land am höchsten ist.<br />

Zugegeben: Niemand ist zu 100 Prozent vor Kriminellen sicher,<br />

und nichts kann zu 100 Prozent vor Spionen geschützt<br />

werden. Aber in einigen Ländern gelten strengere Gesetze<br />

als in anderen, und schon das sorgt für ein deutliches Plus<br />

an Sicherheit, die Cloud-Provider anbieten müssen. Nicht<br />

umsonst verlagern die grossen US-Anbieter ihre Rechenzentren<br />

nach Europa. Wir von Brainloop waren hingegen schon<br />

immer in dem Land, wo unsere Kunden sind.<br />

Und nicht zuletzt deshalb können wir unseren Kunden bieten,<br />

was keine Dropbox vermag: eine Auskunft darüber, wo<br />

die Daten liegen. Unsere Kunden wissen, wo ihre Daten<br />

gespeichert sind. Wer seine Informationen lieber in der Private<br />

Cloud der eigenen IT-Infrastruktur weiss, bekommt von Brainloop<br />

auch dafür die passende Lösung. Mit dem Brainloop<br />

Secure Dataroom bieten wir zum Beispiel eine webbasierte<br />

Lösung, die mit ihrer Logik die revisionssichere Einhaltung<br />

von gesetzlichen Vorgaben sowie Compliance-Richtlinien<br />

unterstützt. Dadurch sind die Informationsprozesse in Gremien,<br />

Projekten, Personalabteilungen sowie im Finanz- und<br />

Vertragsmanagement sicher und gleichzeitig effektiv und<br />

flexibel zu bearbeiten.<br />

Von diesem Ansatz waren wir schon immer überzeugt. Zu<br />

Recht, wie sich jetzt zeigt.<br />

ist Geschäftsführer der Brainloop Switzerland AG.<br />

www.brainloop.com<br />

Gabriel Gabriel<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 5


Highlight<br />

Reto Tarreghetta (Novarca AG), Ronald Biehler (BIEHLER Stiftungsberatungen), Prof. Dr. Olaf Meyer (Profond), Dr. jur. Doris Bianchi (SGB), Dr. Sabina R. Korfmann-<br />

Bodenmann (KCCC), Marina Merino (KCCC), Bernhard Bauhofer (Sparring Partners), Georg Lutz (kmu<strong>RUNDSCHAU</strong>), Joe Bättig (AgaNola) und Marco Baur (IAF), v.l.n. r.<br />

Handlungsbedarf ist da<br />

Die berufliche Vorsorge in der Debatte<br />

Diskussion mit Joe Bättig, Dr. jur. Doris Bianchi, Marco Baur, Ronald Biehler, Prof. Dr. Olaf Meyer und Reto Tarreghetta<br />

Moderation Bernhard Bauhofer und Georg Lutz<br />

Das Drei-Säulen-Modell der Schweiz kommt aus verschiedenen Gründen unter Druck. Wir brachten im Baur au Lac<br />

in Zürich die unterschiedlichen Kompetenzen und Positionen der Schweiz zusammen. Es entwickelte sich eine spannende<br />

Diskussion.<br />

Lutz: Das Drei-Säulen-Modell der Vorsorge<br />

in der Schweiz wird meist über<br />

den grünen Klee gelobt. Bernhard<br />

Bauhofer hat uns dazu eine mediale<br />

Vorlage mitgebracht.<br />

Bauhofer: Ja, ich will den üblichen<br />

optimistischen Prognosen wie dem<br />

BILANZ-Talk zum Thema, die zwar von<br />

Herausforderungen reden, aber insgesamt<br />

ein positives Bild zeichnen, etwas<br />

entgegensetzen. Die Financial Times<br />

vom 20. April 2015 wählt ein sehr negatives<br />

Bild. Dort ist die Rede davon, dass<br />

das Schweizer Vorsorgesystem in zehn<br />

Jahren zusammenbrechen könnte. Demografie,<br />

die weltweite Zinssituation<br />

und der Negativzinsentscheid der SNB<br />

sind hier die zentralen Stichworte. Wo<br />

liegt nun die Wahrheit?<br />

Lutz: Vielleicht gibt es ja auch unterschiedliche<br />

Wahrheiten?<br />

Bättig: Wenn ich die Wahrheit über die<br />

Situation in zehn Jahren prognostizieren<br />

könnte, dann wäre ich ein sehr reicher<br />

Mann. Das kann ich nicht. Aber einige<br />

Hinweise kann man schon geben. Mit den<br />

heutigen wichtigen Parametern wie dem<br />

Umwandlungssatz, dem Mindestzinssatz<br />

und den Zinswelten, wie wir sie kennen,<br />

kann man das, was man heute von politischer<br />

Seite verspricht, nicht mehr einhalten.<br />

Wenn die Menschen älter werden und<br />

man immer noch mit den alten Modellen<br />

rechnet, genügt ein Dreisatz, um hier Handlungsbedarf<br />

anzumelden. Wenn Parameter<br />

durch politische Entscheidungen anstatt<br />

durch Markt wie Mindestzinssatz festgelegt<br />

werden, dann stimmt etwas nicht.<br />

Ich glaube aber an Optimierungen im<br />

System. Wenn man mit den gleichen Rahmenbedingungen<br />

weiterfährt, ist man in<br />

zehn Jahren nicht bankrott. Später vielleicht<br />

… Aber bankrott heisst nicht, dass<br />

das System bankrott ist, sondern man<br />

kann gewisse Verpflichtungen nicht einhalten.<br />

Das Worst-Case-Szenario wäre<br />

eine Kürzung der Renten. Wir müssen im<br />

Übrigen auf allen drei Säulen optimieren<br />

und nicht nur auf der zweiten Säule aktiv<br />

werden.<br />

Lutz: Man muss gut rechnen können,<br />

die Parameter im Auge haben und<br />

dann optimieren?<br />

Tarreghetta: Zunächst ist es wichtig zu<br />

verstehen, welche Parameter wir verändern<br />

können und welche nicht. Den de-<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 6


Highlight<br />

mografischen Wandel können wir weder<br />

kurz- noch mittelfristig beeinflussen. Einerseits<br />

werden die Leute älter und auch<br />

die Alterspyramide sieht heute anders<br />

aus als 1985, als das BVG in Kraft gesetzt<br />

wurde. Was wir diskutieren können,<br />

ist das Leistungsniveau und die Finanzierungseite.<br />

Das Zinsniveau zum Beispiel<br />

hat sich seit der Finanzmarktkrise immer<br />

weiter nach unten bewegt. Damit ist die<br />

Herausforderung auf der Finanzierungseite<br />

nicht einfacher geworden.<br />

Bianchi: Lassen Sie mich nochmals auf<br />

den Beitrag in der Financial Times zurückkommen.<br />

Da musste ich etwas schmunzeln.<br />

In den Neunzigerjahren wurden wir<br />

mit Horrorbildern konfrontiert, die den<br />

Zusammenbruch der AHV beinhalteten.<br />

Jetzt verlagert sich die Diskussion auf die<br />

zweite Säule. Sie galt ja als der unsinkbare<br />

Tanker. Jetzt sind die AHV-Themen<br />

auch in der Pensionskassenwelt angekommen.<br />

Das erstaunt mich schon sehr.<br />

Man will den Leuten Angst einjagen.<br />

Bauhofer: Betreibt hier die Financial<br />

Times Swiss Bashing?<br />

Bianchi: Nein. Die Herausforderungen<br />

liegen heute eher im Bereich der zweiten<br />

Säule als bei der AHV. Es läuft nicht so<br />

geschmiert, wie man es bei der zweiten<br />

Säule immer prognostiziert hatte. Bei den<br />

Parametern darf man nicht vergessen,<br />

dass wir im Rahmen einer Sozialversicherung<br />

agieren. Es geht bei der zweiten<br />

Säule nicht um reines Ansparen, je<br />

nach Marktlage. Man muss gewisse<br />

Leistungsniveaus einhalten. Schon das<br />

heutige Leistungsniveau ist für Geringverdiener<br />

nicht berauschend.<br />

Lutz: Nochmals nachgefragt: Geht es<br />

letztendlich um einen Systemwechsel<br />

oder nur das Verändern von Stellschrauben?<br />

Meyer: Es ist ein gutes System, da es<br />

diversifiziert. Die Alterspyramide ist die<br />

Herausforderung der AHV. Die zweite<br />

Säule hat andere Probleme, aktuell die<br />

der geringen Zinsen. Doch stimme ich<br />

zu: Man muss optimieren. Ich frage<br />

mich, ob der Wille da ist zum Agieren<br />

und ob unternehmerisch in der zweiten<br />

Säule gearbeitet werden darf. Bei<br />

den Optimierungen kann man heftig diskutieren,<br />

und da geht es nicht nur um<br />

kleine Veränderungen. Es geht nicht nur<br />

um den Umwandlungssatz, sondern um<br />

«Wir haben hier in der Schweiz ein anderes politisches System».<br />

die zweite Säule, die im Gegensatz zu<br />

einer Sozialversicherung eine unternehmerische<br />

Aufgabe darstellt. Die Unternehmen<br />

der zweiten Säule haben die<br />

Aufgabe, bestmöglichste Leistungen bei<br />

vertretbarem Risiko zur Verfügung zu<br />

stellen und sich nicht auf ein Minimum<br />

zu fixieren.<br />

Lutz: Was muss sich jetzt wirklich ändern?<br />

Biehler: Das BVG-System ist 25 Jahre<br />

alt. Auch eine Strasse braucht nach diesem<br />

Zeitraum einen neuen Belag oder<br />

eine zusätzliche Spur. Unser Säulensystem<br />

ist grundsätzlich gut. Allerdings<br />

lehnen wir uns gerne zurück und klopfen<br />

uns auf die Schulter. Das ist fatal.<br />

Schauen wir doch über unseren Tellerrand.<br />

Wir reden hier von der Reform der<br />

Altersvorsorge 2020 mittels einer Reform<br />

des Renteneintritts von Frauen von 64<br />

auf 65 Jahre. In Europa passt man das<br />

Rentenalter verschiedentlich von 65 auf<br />

67 Jahre an. In Spanien ist das beispielsweise<br />

bereits durchgezogen worden.<br />

Der zuständige Minister hat sich an<br />

die Bevölkerung gewandt und Klartext<br />

geredet: Bürger, ihr werdet fast alle über<br />

80, ja 90 Jahre alt, ich habe aber nur<br />

noch für zehn Jahre Geld in der Rentenkasse.<br />

Man kann dann noch zehn Jahre<br />

weitermachen und dann die Rentenzahlungen<br />

einstellen oder wir müssen<br />

das Rentenalter höher ansetzen. Wenn<br />

wir über unseren Inselstaat Schweiz<br />

hinausschauen, relativieren sich einige<br />

Situationen.<br />

Bianchi: Moment. Wir haben hier in der<br />

Schweiz ein anderes politisches System.<br />

In keinem europäischen Land<br />

würde eine Abstimmung zur Erhöhung<br />

des Rentenalters erfolgreich verlaufen.<br />

Wir können also unsere Reformen nur<br />

sehr umsichtig umsetzen.<br />

Baur: Ich würde den Blick von der Systemfrage<br />

abwenden. Es geht um das<br />

Thema der Vorsorge und damit letztlich<br />

um uns selber. Ich gebe Ihnen in<br />

einem Punkt recht: Wenn wir heute in<br />

der Schweiz die Bürgerinnen und Bürger<br />

fragen, wer bereit ist, länger zu arbeiten<br />

oder weniger Rente zu haben, wird die<br />

Zustimmung homöopathisch ausfallen.<br />

«Ich glaube an Optimierungen im System».<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 7


Highlight<br />

Lutz: Warum eigentlich?<br />

Baur: Der Wille und die Bereitschaft der<br />

Politik, hier aufzuklären ist gering, da<br />

die Themen Arbeitszeit und Rentenreduktion<br />

sehr unpopulär sind. Wenn ich<br />

es aber von der Beratungsseite beim<br />

Kunden anschaue, sieht das Bild ganz<br />

anders aus. Im privaten Umfeld erleben<br />

wir es ja. Mit 65 ist es nicht ungewöhnlich,<br />

noch drei Jahrzehnte zu leben. Im<br />

Bereich der privaten Vorsorge haben wir<br />

die Herausforderung darum verstanden.<br />

30 Jahre nach Pension – das ist ein halbes<br />

Erwerbsleben und das kostet Geld.<br />

Bei der AHV haben bei ihrer Einführung<br />

acht Erwerbstätige die ersten Säule<br />

finanziert. In zehn bis 15 Jahren sind<br />

das noch gut zwei arbeitende Personen.<br />

Man muss der Situation klar in die<br />

Augen schauen und die Frage stellen,<br />

wer das finanziert. Wir als Individuen<br />

müssen mehr sparen, womit die Bedeutung<br />

der dritten Säule höher sein wird. In<br />

der zweiten Säule geht es um nüchterne<br />

mathematische Formeln. Wenn Menschen<br />

älter werden, gibt es entweder<br />

tiefere Renten oder höhere Beiträge. Wer<br />

bezahlt das? Entweder die Erwerbstätigen<br />

oder der Steuerzahler. Man muss<br />

darum die Frage stellen, was wir eigentlich<br />

wollen. Es geht somit letztlich nicht<br />

nur um die Auswirkungen in den einzelnen<br />

Säulen, sondern um eine volkswirtschaftliche<br />

Debatte, die wichtig ist.<br />

Lutz: Von der gewerkschaftlichen<br />

Seite sieht man dies vermutlich etwas<br />

anders. Dort gibt es nicht nur Alt und<br />

Jung, sondern unterschiedliche gesellschaftliche<br />

Gruppen mit unterschiedlichem<br />

Einkommen und Interessen.<br />

Bianchi: Was nützen mir acht Arbeitslose,<br />

die nicht in die AHV einzahlen? Da<br />

bin ich mit zwei Angestellten, die gut verdienen<br />

und gut einbezahlen, doch besser<br />

aufgestellt. Für die Entwicklung der<br />

AHV ist die Beschäftigungssituation viel<br />

wichtiger als die Bevölkerungssituation.<br />

Hier müssen wir die Situation im Griff behalten.<br />

Der Ruf nach mehr Kindern bringt<br />

uns singulär betrachtet nicht weiter.<br />

Auch der Punkt mit dem Rentenalter<br />

wird mir zu einseitig aufgegriffen. Der<br />

Entscheid, wann ich zu arbeiten aufhöre,<br />

wird aufgrund der Rentenhöhe gefällt<br />

werden. Wenn die Rente zu tief ist oder<br />

sogar abgesenkt wird, muss ich länger<br />

arbeiten, sofern der Arbeitsmarkt dies<br />

überhaupt zulässt. Aber das ist der<br />

Knackpunkt. Wir sind doch weit entfernt<br />

von einer Situation, in der Menschen,<br />

die über 60 Jahre sind, gute Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

finden. Ich erlebe<br />

in erster Linie Frauen, die auf ihre kümmerliche<br />

Rente aus der Pensionskasse<br />

verweisen und länger arbeiten wollen,<br />

aber vor den verschlossenen Toren des<br />

Arbeitsmarktes stehen: «Mich nimmt<br />

keiner mehr» lautet eine oft gehörte frustrierte<br />

Aussage.<br />

«Wenn Menschen<br />

älter werden,<br />

gibt es entweder<br />

tiefere Renten<br />

oder höhere<br />

Beiträge. »<br />

Bauhofer: Aber da liegt ja ein sozialpolitischer<br />

Sprengstoff vor unseren<br />

Füssen. Es betrifft die Menschen<br />

mit einem tiefen Gehalt und Teilzeitbeschäftigte.<br />

Eigentlich geht es ja<br />

um einen Generationenvertrag, der<br />

solidarisch aufgestellt ist. Er ist eigentlich<br />

in Stein gemeisselt – nun<br />

aber infrage gestellt. Bei einer Swiss-<br />

Re-Veranstaltung wurde gar vom Madoff-<br />

Prinzip und Rentenklau gesprochen.<br />

Die Babyboomer beklauen demnach<br />

die jüngeren Generationen. Und das<br />

stellt das System und damit das Vertrauen<br />

in die Altersvorsorge infrage.<br />

«Der Generationenkampf<br />

wird gerne von<br />

den Medien<br />

hochgespielt.»<br />

Bianchi: Was ist denn die Alternative?<br />

Junge Menschen zahlen nicht mehr in<br />

die AHV und kümmern sich individuell,<br />

wie sie ihre Eltern im Alter über die Runden<br />

bringen. Ist das für Sie der bessere<br />

Weg?<br />

Bauhofer: Es ist vielleicht ein ehrlicheres<br />

und realistischeres Szenario …<br />

Bianchi: Die klassische Familie erodiert<br />

doch immer mehr. Gerade die zunehmenden<br />

Pachtwork-Realitäten erfordern<br />

einen solidarischen Ausgleich. Jeder<br />

vernünftige junge Mensch ist froh über<br />

die AHV, da er weiss, dass er bei der<br />

Vorsorge für seine Eltern entlastet wird.<br />

Zudem garantiert es mir Ansprüche in<br />

einem soliden System. Der Generationenkampf<br />

wird gerne von den Medien<br />

hochgespielt. Ich erlebe in den Betrieben<br />

keinen Aufstand der jungen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter gegen ihre<br />

älteren Kollegen. Ich erlebe vielmehr,<br />

dass sich die Jungen überhaupt nicht<br />

interessieren für die zweite Säule. Das<br />

Interesse beginnt mit Mitte fünfzig und<br />

schlägt dann schnell in Panik um. Dort,<br />

wo es etwas bringen würde, im Alter zwischen<br />

dreissig und vierzig Jahren, ist<br />

das kein Thema. Ich kenne niemanden,<br />

der dreissig ist und bei der Einstellung<br />

frägt, wie die Situation in der Pensionskasse<br />

aussieht.<br />

Bauhofer: Hat das mit mangelndem<br />

Vertrauen zu tun? Vielleicht denkt<br />

man inzwischen insgeheim, ich bekomme<br />

so oder so nicht alle Gelder.<br />

Baur: Nein, es ist genau umgekehrt. Das<br />

Vertrauen in unsere Vorsorgesysteme ist<br />

riesig. Der einzelne Bürger glaubt, dass<br />

die Vorsorgewerke halten.<br />

Lutz: Jetzt kommt doch noch eine politische<br />

Debatte auf.<br />

Bättig: Ich stelle einen Unterschied zwischen<br />

heute und der Situation von vor<br />

zehn Jahren fest. Heutige Teilnehmer<br />

von Informationsveranstaltungen zur Altersvorsorge<br />

sind viel jünger. Wenn Sie<br />

den Leuten die Informationen geben,<br />

dann fällt oft der Groschen. Von alleine<br />

kommt niemand. Da gebe ich Ihnen recht,<br />

Frau Bianchi. Folglich müssen wir mehr<br />

aufklären. Und schon sind wir bei den<br />

Parteien, Politikern und Verbänden angelangt.<br />

Wenn wir es schaffen würden –<br />

das ist allerdings pure Theorie – uns ein<br />

rein sachpolitisches Bild zu machen,<br />

würden vermutlich die Meinungen, auch<br />

hier, viel näher sein. Dann kommt man<br />

auch sehr schnell auf das Leistungsniveau<br />

zu sprechen. In der Folge braucht<br />

es flankierende Massnahmen für einige<br />

Gruppen. In Spanien, das war das<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 8


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Highlight<br />

«Heute muss man auch die Liquidität als Anlageklasse managen».<br />

vorherige Fallbeispiel, hat man über das<br />

Leistungsniveau gesprochen. Und wenn<br />

man dies nicht hier auch macht, öffnet<br />

sich auch der Arbeitsmarkt nicht. Das<br />

ganze Tableau der Säulen muss auf den<br />

Tisch. Nur so bekommen wir eine belastbare<br />

Grundlage.<br />

Meyer: Wir sind immer noch zu sehr in dem<br />

heutigen System verhaftet. Weiten wir<br />

doch einfach den Zeitrahmen aus. Sprechen<br />

wir doch nicht über die nächsten<br />

zehn, sondern 50 Jahre. Die meisten<br />

Menschen werden dann gar kein Arbeitseinkommen<br />

mehr erwirtschaften.<br />

Das sagen jedenfalls die Futurologen<br />

und Trendforscher. Was machen wir<br />

dann mit der Vorsorge, wenn sie gar<br />

nicht mehr mit Arbeitseinkommen zu<br />

finanzieren ist? Wir sind aus meiner Sicht<br />

in einer Übergangssituation, die uns zu<br />

ganz neuen Lösungen führen wird.<br />

Lutz: Lassen Sie uns zur anderen<br />

Seite, der Anlegerseite kommen. Da<br />

sind wir ja in einer sehr volatilen Situation.<br />

Das Zinsniveau ist sehr tief,<br />

und die Aktien steigen seit Jahren. Es<br />

besteht aber die reale Gefahr der Korrekturen.<br />

Sie sind Verantwortliche für<br />

grosse Anlagesummen. Wie gehen Sie<br />

mit dieser Gefahr um?<br />

Biehler: Die Finanzmärkte sind gerade<br />

eine grosse Herausforderung. Ich habe<br />

auf dem 2. Vorsorgeforum in Interlaken<br />

gefragt, wer schon negative Zinsen bezahlt?<br />

Noch ist das nicht der Fall.<br />

Japan kennt diese Situation bereits<br />

lange Jahre. Wir müssen uns damit auseinandersetzen<br />

und selbstverständlich<br />

auch nach Alternativen umschauen. Ich<br />

benötige für eine stabile Pensionskasse<br />

und um ein realistisches Leistungsversprechen<br />

garantieren zu können, eine<br />

Performance von vier Prozent.<br />

«Wir sind immer<br />

noch zu<br />

sehr in dem<br />

heutigen System<br />

verhaftet.»<br />

Lutz: Gibt es strategische Tipps, wie<br />

man die Situation in Griff bekommen<br />

kann?<br />

Tarreghetta: Ausgelöst durch die Finanzmarktkrise<br />

haben wir es heute mit einer<br />

Geldschwemme und einem Tiefzinsumfeld<br />

zu tun. Die aktuell viel diskutierten<br />

Negativzinsen sind auch nur ein weiterer<br />

Tropfen auf diesem heissen Stein.<br />

Heute muss man auch die Liquidität als<br />

Anlageklasse managen. Eine Pensionskasse<br />

kann sich jedoch, auch wenn sie<br />

unternehmerisch ist, nur im gegebenen<br />

regulatorischen Rahmen bewegen. Dieser<br />

kann sicherlich optimiert werden.<br />

Bei der Suche nach Rendite respektive<br />

neuen Anlageklassen darf man jedoch<br />

die damit einhergehenden Risiken<br />

nicht vernachlässigen. Das heisst, man<br />

braucht auch die entsprechenden Spezialisten.<br />

Die Vermögensanlage ist im<br />

heutigen Umfeld klar anspruchsvoller.<br />

Die Renditeerwartungen sind für die<br />

kommenden Jahre sicherlich tiefer anzusetzen.<br />

Biehler: Pensionskassen reden ja schon<br />

von einem Anlagenotstand. Man muss<br />

aus meiner Sicht aber schlicht innovativer<br />

werden. Wir haben grosse Herausforderungen<br />

in dieser Gesellschaft zu<br />

bewältigen. Eine ist das Wohnen im<br />

Alter. Wenn man 65 Jahre alt wird, bekommt<br />

man von seinen Kolleginnen und<br />

Kollegen einen Kasten Bier, vom Chef<br />

vielleicht einen Whisky und ein Schulterklopfen<br />

und von seiner Bank das Schreiben<br />

mit der Kündigung der Hypothek.<br />

Das ist ein Problem. Die derzeitigen<br />

Tragbarkeitsrechnungen, für jemanden<br />

der eine garantierte Leistung bekommt,<br />

sprich AHV- und Pensionskassenrente,<br />

mit fünf Prozent hochzurechnen, wenn<br />

er eine Festhypothek mit einem Prozent<br />

auf zehn Jahre hat, ist schlicht ein Witz.<br />

Viele ältere Personen müssen Notverkäufe<br />

realisieren, da sie die Tragbarkeitsrechnungen<br />

nicht mehr erfüllen können.<br />

Hier arbeiten wir an einem Projekt, um<br />

die geschilderte Situation über die Pensionskassen<br />

aufzufangen. Wir sind ja in<br />

einem Anlagenotstand. Wieso sollen wir<br />

nicht das Wohnen im Alter über die Pensionskassen<br />

finanzieren, mittels eines<br />

Anlagefonds, der hier tätig wird.<br />

Ein weiterer innovativer Punkt betrifft<br />

eine Langzeitpflegeversicherung für<br />

Vorsorgenehmer. Ab Alter 80 haben wir<br />

es oft mit einem Langzeitpflegefall zu<br />

tun. Das ist der Albtraum einer jeden<br />

Krankenkasse. Wir müssen innovativer<br />

werden mittels der Möglichkeit, für<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 10


die Vorsorgenehmer im Rahmen seiner<br />

Pensionskasse einer Pflegeversicherung<br />

beizutreten.<br />

Meyer: Sie haben mir aus dem Herzen<br />

gesprochen. Es fehlen die unternehmerischen<br />

Innovationen. Lassen Sie uns<br />

zu neuen Ufern aufbrechen! Pensionskassen<br />

haben früher um die 150 oder<br />

200 Millionen Franken verwaltet. Mein<br />

Haus, die Profond, steht heute bei knapp<br />

sechs Milliarden. Warum sollen wir immer<br />

noch mit der gleichen Strategie arbeiten?<br />

Man muss mit eigenen Teams<br />

Neues wagen.<br />

Lutz: Wo finden wir das?<br />

Meyer: Wir sollten uns an neue Anlageklassen<br />

herantrauen. Die Akzeptanz in<br />

der Bevölkerung ist doch nur da, wenn<br />

klar ist, dass wir handeln. Wenn ich nur<br />

über die Situation jammere und dann<br />

die Leistung runterfahre, bin ich unglaubwürdig.<br />

Man muss zeigen, was<br />

man macht, dann akzeptieren die Leute<br />

auch schwierige Entscheidungen. Bisher<br />

gibt es aber hier wenig Druck und<br />

Wettbewerb im Vorsorgebereich. Wenn<br />

in einem Unternehmen weniger Kunden<br />

kämen, müsste ich sofort reagieren. In<br />

Pensionskassen sind wir oft abgeschottet.<br />

Marktdruck auf Pensionskassen ist<br />

die wahre Lösung. Wir reden hier primär<br />

von einem Effizienz- und erst dann von<br />

einem Verteilungsproblem.<br />

Bättig: Wenn man den Markt transparenter<br />

und mobiler machen würde,<br />

der Mitarbeiter nicht immer wechseln<br />

müsste, wenn er zu einem neuen Arbeitgeber<br />

geht, Pooling-Lösungen möglich<br />

wären, dann würden wir schon weiterkommen.<br />

Regulierung, die die Sicherung<br />

der Vorsorge sicherstellt, muss gewährleistet<br />

sein. Aber gleichzeitig braucht<br />

es neue Lösungen. Wir schrumpfen ja<br />

zusammen. Im Jahr 2002 hat es in der<br />

Schweiz 6 400 Pensionskassen gegeben,<br />

heute gibt es noch 2 800. In fünf<br />

Jahren gibt es noch 800, so meine Prognose.<br />

Es braucht spezialisierte Anbieter,<br />

die in ihrem Bereich die Vorsorgewerke<br />

unterstützen können. Sammelstiftungen<br />

haben schon solche Pooling-Instrumente<br />

…<br />

Highlight<br />

Meyer: Ja, das sind die treibenden Akteure.<br />

Lutz: Was sagt man von Gewerkschaftsseite<br />

zur Anlageseite? Es gibt<br />

ja auch Pensionskassen, die Ihnen nahestehen.<br />

Bianchi: Die Renditen sind doch bisher<br />

gut. Wir reden von acht, neun Prozent.<br />

Da fällt es schwer, auf den ersten Blick<br />

an die düsteren Szenarien zu glauben.<br />

Die Tiefzinsphase eröffnet auch Chancen.<br />

Wir müssen innovativer werden.<br />

Das betrifft auch die Kostenseite. Da<br />

hat sich in den letzten Jahren doch einiges<br />

bewegt. Wenn die Renditen nicht<br />

mehr so sprudeln, achtet man, dass man<br />

auf dem Weg dorthin nicht viel verliert.<br />

Baur: Wo sind welche Entscheidungsgremien<br />

für welche Zinssätze? Der Bundesrat<br />

legt den Mindestzins im BVG fest.<br />

In der dritten Säule entscheidet die<br />

Finma, welche die Mindestzinssätze für<br />

private Lebensversicherungen festlegt,<br />

und eine Nationalbank legt Leitzinsen<br />

fest, «spielt» also auch noch mit. Auch<br />

da müsste man sich die Frage stellen,<br />

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Highlight<br />

ob hier alles am richtigen Ort aufgehoben<br />

ist, oder ob es nicht ein Kompetenzzentrum/Entscheidungträger<br />

für alle<br />

diese Fragen geben müsste.<br />

Bättig: Eine freie und transparente Wahl<br />

ist für mich der wichtigste Punkt.<br />

Bianchi: Die freie Pensionskassenwahl<br />

bringt uns aber in Teufels Küche. Dann<br />

müssten die Pensionskassen verpflichtet<br />

sein, alle aufzunehmen. Sonst geht<br />

es ja immer nur um knallharte Risikoselektion.<br />

Bättig: Das ist versicherungstechnisch<br />

lösbar. Man muss es nur wollen.<br />

Biehler: Wenn Sie heute als Arbeitgeber<br />

die Pensionskasse oder Sammelstiftung<br />

wechseln wollen, dann haben<br />

wir das Problem, was mit den bestehenden<br />

Rentnern passiert. Keiner will die<br />

aufnehmen. Es gibt in der Schweiz kein<br />

bestehendes Modell für ein Auffangbecken<br />

einer Rentnerkasse. Das ist eine<br />

weitere Herausforderung.<br />

Bättig: Sie sprechen genau die Punkte<br />

an, die es zu lösen gilt. Braucht es eine<br />

andere Organisation für die Rentner?<br />

Und dabei muss man auf die veränderte<br />

Verrentungsquote achten. Früher waren<br />

rund 60 Prozent auf das Kapital bezogen,<br />

heute liegen wir bei 40 Prozent. Ich<br />

bin ein ehemaliger Versicherer. Und jetzt<br />

muss ich Nestbeschmutzung betreiben,<br />

da hier zu wenig Transparenz und zu<br />

hohe Kosten die Regel sind. Da haben<br />

die Verantwortlichen einen schlechten<br />

Job gemacht …<br />

«<strong>KMU</strong> fallen oft in die Hände von Brokern, die letztendlich nicht ihre Interessen vertreten».<br />

Lutz: Und wo haben Sie einen guten<br />

Job gemacht?<br />

Sie haben die <strong>KMU</strong> in eine Vollkasko-<br />

Mentalität geführt. Aber auch das muss<br />

heute auf den Prüfstand.<br />

Biehler: Einspruch. Das Vollkasko-Angebot<br />

der Versicherungen ist eine Mogelpackung,<br />

denn das Bundesgericht<br />

hat in einem Streitfall zugunsten einer<br />

Versicherungsgesellschaft entschieden,<br />

dass im Falle finanzieller Schwierigkeiten<br />

– sprich Unterdeckung – Sanierungsbeiträge<br />

erhoben werden dürfen.<br />

Wo ist hier die Vollkasko?<br />

Lutz: Kommen wir am Schluss noch<br />

auf die praktische Ebene. Gibt es strategische<br />

Tipps, wie <strong>KMU</strong>ler, die ja ihr<br />

Kernbusiness im Auge haben wollen,<br />

mit dieser doch komplexen Situation<br />

klarkommen?<br />

Meyer: Es fehlt etwas in der Schweiz.<br />

Wenn ich mich als <strong>KMU</strong>-Verantwortlicher<br />

entscheiden will, welcher Versicherung<br />

oder Sammelstiftung ich mich anschliessen<br />

will, falle ich oft in die Hände<br />

von Brokern, die letztendlich nicht meine<br />

Interessen vertreten.<br />

Es gibt wenig Neigung und kaum reales<br />

Bemühen, praktikable und unabhängige<br />

Vergleichsmöglichkeiten für <strong>KMU</strong> und<br />

die Versicherten zu schaffen. Die Konstrukte<br />

der Stiftungen und Versicherungen<br />

sind ja oft sehr unterschiedlich. Bisher<br />

hat das auch noch niemand finanziert.<br />

Das ist sehr bedauerlich, da es erst<br />

dann zu einem wirklichen Markt käme.<br />

Es werden auch dann nicht alle zum<br />

gleichen Anbieter rennen. Es gibt noch<br />

genügend Unterschiede zwischen Vorsorgeeinrichtungen.<br />

Die eine will etwas<br />

risikoreicher, die andere konservativer<br />

aufgestellt sein. In diesem Universum<br />

der Möglichkeiten muss es doch möglich<br />

sein zu erkennen, wer zu mir passt.<br />

Es gibt nur wenige qualifizierte Beratungsprozesse<br />

und keine Transparenz.<br />

Hier hat die Politik aus meiner Sicht eine<br />

wichtige Aufgabe zu lösen.<br />

Baur: Wir müssen auch von der Ausbildungsseite<br />

noch einige Hausaufgaben<br />

machen. Ich will hier eine Lanze für<br />

Gesetzesdiskussionen brechen, die im<br />

Moment laufen, zum Beispiel für das<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 12


Highlight<br />

FIDLEG. Hier werden Ausbildungsanforderungen<br />

für finanzberatende Personen<br />

endlich klar benannt. Parallel dazu<br />

hat die Versicherungsbranche ein Projekt<br />

mit dem Namen Cicero angestossen.<br />

Auch dort geht es um klare Qualifikationsmerkmale<br />

in der Vorsorge- oder<br />

Finanzberatung. Dieser Berufsstand<br />

kann durch diese Gesetzesvorlagen<br />

endlich bezüglich Expertise und Vertrauen<br />

einiges aufholen,<br />

Meyer: Das ist bei den Stiftungsräten<br />

auch so. Ich bin ja selbst einer. Oft sitzen<br />

Personen in diesen Gremien, die kaum<br />

auf diese Aufgabe vorbereitet sind, aber<br />

die Macht besitzen mit Milliardensummen<br />

zu agieren. Die Professionalisierung<br />

auf allen Ebenen ist wichtig. Dabei<br />

müsste endlich die heilige Kuh des Milizsystems<br />

in der Vorsorge vom Sockel<br />

gestossen werden. Die Trennung von<br />

Verkauf und Beratung muss vorangetrieben<br />

werden. Da gehe ich noch einen<br />

Schritt weiter als Herr Baur.<br />

«Das Vollkasko-<br />

Angebot der<br />

Versicherungen<br />

ist eine<br />

Mogelpackung,»<br />

Bianchi: Die fehlende Transparenz im<br />

System gilt es nochmals, klar zu benennen.<br />

Das ganze Feld der beruflichen Vorsorge,<br />

wir sprechen hier von 800 Milliarden,<br />

interessiert kaum jemanden in der<br />

Forschung.<br />

Meyer: Das ist leider richtig. Auch an den<br />

Universitäten wird dazu kaum geforscht.<br />

Lutz: Jetzt haben wir nochmals einen<br />

klaren Handlungsbedarf festgestellt.<br />

Danke für die spannende Diskussion.<br />

Marco Baur<br />

ist Präsident des Vorstands der Interessengemeinschaft<br />

Ausbildung im Finanzbereich<br />

(IAF)<br />

www.iaf.ch<br />

Joe Bättig<br />

ist Chairman der AgaNola.<br />

www.AgaNola.com<br />

Bernhard Bauhofer<br />

ist Gründer und CEO von Sparring<br />

Partners.<br />

www.sparringpartners.ch<br />

Dr. Doris Bianchi<br />

ist Geschäftsführende Sekretärin Ressort<br />

Sozialversicherungen beim Schweizerischen<br />

Gewerkschaftsbund (SGB).<br />

www.sgb.ch<br />

Ronald Biehler<br />

ist Geschäftsführer bei BIEHLER Stiftungsberatungen<br />

und Management und<br />

Stiftungsratspräsident der BVG-Sammelstiftung<br />

Jungfrau.<br />

www.biehler-stiftungen.ch<br />

www.bvg-jungfrau.ch<br />

Dr. Sabina Korfmann<br />

ist CEO bei KCCC<br />

Georg Lutz<br />

ist Chefredaktor von kmu<strong>RUNDSCHAU</strong>.<br />

www.kmurundschau.ch<br />

Marina Merino<br />

ist Consultant bei KCCC.<br />

Professor Dr. Olaf Meyer<br />

ist Stiftungspräsident der Profond<br />

Vorsorgeeinrichtung.<br />

www.profond.ch<br />

Reto Tarreghetta<br />

ist CEO und Managing Partner<br />

der Novarca AG.<br />

www.novarca.ch<br />

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Vorausschauen<br />

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Highlight<br />

Es besteht Handlungsbedarf<br />

Leasing für Unternehmen<br />

Optimierungspotenzial durch Beratung nutzen.<br />

von Michel Carminati<br />

Das Angebot an Finanzierungslösungen hat zugenommen. Entsprechend ist der Bedarf an Beratung gestiegen, denn<br />

die Wahl der richtigen Finanzierungsform einerseits und die Ausgestaltung der Konditionen andererseits sichern die<br />

Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens und im Besonderen die Stärke zu Innovation.<br />

Wir haben knapp 400 Entscheidungsträger<br />

von Unternehmen<br />

in einer repräsentativen Studie<br />

befragt: Rund jeder dritte Unternehmer<br />

sieht deutliches Optimierungspotenzial<br />

im Bereich der eigenen Finanzierung und<br />

ist gleichzeitig nicht zufrieden mit seiner<br />

Bankberatung. Unternehmer wünschen<br />

sich in erster Linie mehr Flexibilität und<br />

eine aktivere Beratung von ihrer Bank.<br />

Seit Jahrzehnten berate ich Unternehmen<br />

für grössere Finanzierungsvorhaben.<br />

Noch heute stelle ich fest, dass industrielle<br />

Leasinglösungen nicht oder zu<br />

spät in Betracht gezogen werden. Viele<br />

Unternehmer und deren Unternehmen<br />

vergeben sich zum Teil aus mangelndem<br />

Wissen günstigere Finanzierungslösungen,<br />

belasten unnötigerweise ihre Bilanz<br />

und engen die eigene Liquidität ein.<br />

Mit Leasing zum modernen Fuhrpark<br />

Vor einigen Jahren traf ich den Geschäftsführer<br />

eines Transportunternehmens, der<br />

mit einer Flotte von acht Lastwagen arbeitete.<br />

Es entging ihm nicht, dass die<br />

Instandhaltungskosten der in die Jahre<br />

gekommenen Fahrzeuge kontinuierlich<br />

zunahmen. Ich habe mit dem Geschäftsführer<br />

zusammen die Situation ausgelegt,<br />

und wir sind zum Schluss gekommen,<br />

dass die Instandhaltungskosten<br />

zusammen mit den nach alter Euro-Norm<br />

berechneten Schwerverkehrsabgaben<br />

(LSVA) etwa den Leasingkosten eines<br />

neuen Lastwagens entsprechen.<br />

Das Transportunternehmen hat sich entschieden,<br />

einen neuen Lastwagen mit<br />

Leasing zu finanzieren. Dadurch konnte<br />

das Unternehmen seine Produktivität<br />

steigern, ohne weitere Instandhaltungskosten<br />

zu verursachen. Gleichzeitig spart<br />

das Unternehmen auf den reduzierten<br />

LSVA-Abgaben und dem reduzierten Dieselverbrauch<br />

Betriebskosten gegenüber<br />

den alten Lastwagen.<br />

In den letzten zwei Jahren hat der Geschäftsführer<br />

den grossen Teil der Lastwagen<br />

ersetzt und über Leasing finanziert.<br />

Mit seinem neuen Fuhrpark ist das<br />

Unternehmen gewachsen und geniesst<br />

heute das Image eines modernen und<br />

effizienten Transportunternehmens.<br />

Mit Leasing zu einer neuen Maschine<br />

Entscheide über die Anschaffung von<br />

neuen Maschinen sind typisch für Industrieunternehmen.<br />

Gerade für <strong>KMU</strong> ist es<br />

dabei überlebenswichtig, den richtigen<br />

Zeitpunkt und die richtige Finanzierung<br />

zu wählen. Einerseits soll die Liquidität<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 14


Highlight<br />

und damit die Flexibilität erhalten bleiben,<br />

andererseits muss ein Unternehmen<br />

fortlaufend investieren, um konkurrenzfähig<br />

Dank dieser Leasingfinanzierung blieb<br />

das Unternehmen liquide und konnte<br />

seine Verbindlichkeiten stets problemlos<br />

den Mittel für Investitionen freigehalten,<br />

welche nicht geleast werden können.<br />

Leasing-Investitionen werden von der<br />

zu bleiben.<br />

bedienen und dennoch über eine neue Bank zu 100 Prozent fremdfinanziert<br />

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Ausgabe 2_2015 // Seite 15


Highlight<br />

Den richtigen Kurs finden<br />

Vermögensverwaltung in turbulentem Umfeld<br />

Mit Mischfonds die das richtige Mischverhältnis abbilden erfolgreich am Anlegermarkt agieren.<br />

Interview mit Dr. Manfred Schlumberger von Georg Lutz<br />

Anleger und Banken haben nicht gerade einfache Zeiten hinter und auch vor sich. Die Finanzkrise wirkt immer<br />

noch nach. Aktuell verdirbt die Niedrigzinspolitik die Einkünfte aus klassischen Anlageprodukten. Dagegen haben<br />

die Börsen seit Jahren Aufwind. Es drohen aber Korrekturen und Rückschläge. Da ergeben sich einige Fragen. Wir<br />

sprachen mit Dr. Manfred Schlumberger, Sprecher der Geschäftsleitung des BFH Trust Management.<br />

Was verstehen Sie grundsätzlich unter<br />

dem Thema Fonds und für welche<br />

Anleger ist er gedacht?<br />

Es geht um eine Kapitalanlage, die es<br />

Anlegern mit sehr unterschiedlichem<br />

Vermögen erlaubt zu partizipieren. Oft<br />

haben wir nur institutionelle Anleger im<br />

Hinterkopf, die mit Millionenbeträgen<br />

beteiligt sind. Aber da darf sich niemand<br />

abschrecken lassen. Die Mitarbeiter<br />

einer Bank bieten heute Fonds auch im<br />

Rahmen von vermögenswirksamen Leistungen<br />

an. Das fängt bei einem Einzahlplan<br />

mit CHF 100 im Monat an. Ich bekomme<br />

hier eine Vermögensverwaltung<br />

im Packet angeboten.<br />

Und Fonds sind in der heutigen volatilen<br />

Situation ein geeignetes Anlagegefäss?<br />

Ja, das ist in der heutigen Situation das<br />

Richtige. Voraussetzung ist, dass sie<br />

professionell geführt werden und die Mischungen<br />

der Anlageklassen im Fonds<br />

immer wieder optimiert werden. Ertrag<br />

und Risiko sollten zum Kunden passen.<br />

Die Ausgangssituation für kleinere Anleger<br />

ist aber heute nicht gerade rosig.<br />

Sie sind durch die niedrigen Zinsen,<br />

die eine Geldschwemme ausgelöst<br />

haben, fast schon enteignet worden –<br />

auf Sparkonten bekommt niemand<br />

mehr eine Rendite. Gleichzeitig haben<br />

wir seit sechs Jahren steigende Aktienmärkte<br />

– immer wieder mit Rückschlägen<br />

– aber trotzdem mit einer<br />

steigenden Tendenz. Man ist aber beispielsweise<br />

seit der Finanzkrise ein<br />

gebranntes Kind und hat den Einstieg<br />

nicht wieder geschafft. Die alte Sparsituation<br />

ist unrentabel und vor den<br />

Aktienmärkten hat man nach wie vor<br />

Angst. Das ist aus meiner Sicht die<br />

Laiensituation. Wie gehen Sie als Profi<br />

damit um?<br />

Die mentale Herausforderung ist, dass<br />

wir innerhalb einer Generation mehrere<br />

Einbrüche an den Börsen erlebt haben.<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 16


Die Dotcom-Blase ist erst vor 15 Jahren<br />

geplatzt, und die Finanzkrise hat uns<br />

2007 / 08 gewaltig durchgeschüttelt. Das<br />

waren zwei Megaeinbrüche, die in der<br />

über 200 Jahre alten Börsengeschichte<br />

normalerweise nur einmal in 25 Jahren<br />

stattfinden. Umso wichtiger ist es, den<br />

aktuellen Zeitpunkt an den Märkten zu<br />

bewerten. Stehen wir wieder kurz vor<br />

dem Kollaps? Früher hat man gesagt,<br />

wenn das Dienstmädchen oder der Taxifahrer<br />

mit dir Börsentipps austauschen,<br />

wird es Zeit, die Aktien im Anlegerportfolio<br />

kräftig abschmelzen zu lassen. Soweit<br />

ist es derzeit aber noch lange nicht.<br />

Zwar gibt es immer wieder Verwerfungen<br />

an den Börsen, aber solange die Zinsen<br />

niedrig bleiben, ist der längerfristige<br />

Aufwärtstrend intakt. Es wäre also verfehlt,<br />

auf einen Bärenmarkt für den Wiedereinstieg<br />

zu warten.<br />

Pädagogisch ist da wenig zu machen.<br />

Aber Sie können von der Angebotsseite<br />

darauf reagieren. Ihr Team entwickelt<br />

Angebote, im Rahmen Ihrer<br />

Fonds, welche Risiken minimiert und<br />

«Wenn ich mich<br />

dann für ein<br />

richtiges<br />

Mischprodukt<br />

entschieden<br />

habe, dann habe<br />

ich mir eine Vermögensverwaltung<br />

gekauft.»<br />

Potenziale abschöpft, bei denen es<br />

noch Luft nach oben gibt. Dazu brauchen<br />

Sie aber fast ein wissenschaftliches<br />

Team, welches unterschiedliche<br />

Faktoren auf dem Schirm hat, die Veränderungen<br />

bei den Kursen bewirken<br />

können.<br />

Highlight<br />

Es macht keinen Sinn zu sagen: «Jetzt<br />

kauf schnell Aktien.» Das ist profan und<br />

geht schief. Ich brauche Manager, die<br />

mir die Risiken nicht abnehmen, aber<br />

dennoch minimieren können. Zuerst<br />

geht es um die Aufteilung des Vermögens<br />

auf Aktien, Renten und Cash. Das<br />

ist ein erster Schritt für den Laien, denn<br />

viele Anleger trauen sich nicht an den<br />

Aktienmarkt, obwohl sie wissen, dass<br />

Aktien im Vermögen sehr gut laufen<br />

können. Dann kann ich in einem zweiten<br />

Schritt einen Fonds suchen, der für<br />

mich das richtige Mischungsverhältnis<br />

der Anlageklassen zusammenstellt.<br />

Dabei hilft ein Blick auf seine Performance.<br />

Wenn er in den letzten Jahren<br />

ganz gut sich im Markt bewegt hat, habe<br />

ich eine gute Chance, dass ihm dies<br />

auch in den nächsten Jahren gelingt.<br />

Wenn ich mich dann für das passende<br />

Mischprodukt entschieden habe, verfüge<br />

ich über eine Vermögensverwaltung<br />

im Fondsmantel und kann ruhiger<br />

schlafen. Falls ich dann morgens höre,<br />

der Aktienkurs ist um zehn Prozent<br />

Die Post macht vieles<br />

einfacher. Auch anspruchsvolle<br />

Logistik.<br />

Als grösste Logistikerin der Schweiz bietet die Post sämtliche Dienstleistungen an:<br />

vom Paketversand über den schnellen Kurierdienst bis hin zum Transport und zur<br />

Lagerung von Waren. Dabei erarbeiten wir für Sie spezifische Lösungen oder übernehmen<br />

Ihre gesamte Logistik.<br />

Das für Sie passende Angebot finden Sie unter www.post.ch/logistik<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 17


Highlight<br />

Die BHF-BANK<br />

Die Muttergesellschaft der<br />

BHF-BANK (Schweiz) AG, die<br />

BHF-BANK in Frankfurt am Main,<br />

ist eine der führenden Privatbanken<br />

im deutschsprachigen<br />

Raum. Die BHF-BANK ist die<br />

moderne Privatbank für international<br />

engagierte mittelständische<br />

Unternehmerfamilien. Ihre<br />

Tätigkeitsfelder Vermögensverwaltung<br />

und Corporate Advisory<br />

sind eng miteinander verknüpft<br />

und ganz auf die Bedürfnisse<br />

ihrer anspruchsvollen Kunden<br />

ausgerichtet. Die Muttergesellschaft<br />

der BHF-BANK (Schweiz)<br />

AG, die BHF-BANK in Frankfurt<br />

am Main, ist eine der führenden<br />

Privatbanken im deutschsprachigen<br />

Raum. Die BHF-BANK ist die<br />

moderne Privatbank für international<br />

engagierte mittelständische<br />

Unternehmerfamilien. Ihre Tätigkeitsfelder<br />

Vermögensverwaltung<br />

und Corporate Advisory sind eng<br />

miteinander verknüpft und ganz auf<br />

die Bedürfnisse ihrer anspruchsvollen<br />

Kunden ausgerichtet.<br />

FRANKFURT-TRUST<br />

Der 1969 gegründete FRANK-<br />

FURT-TRUST ist eine 100-prozentige<br />

Tochter der BHF-BANK,<br />

einer der führenden Privatbanken<br />

Deutschlands. FRANKFURT-<br />

TRUST ist ein aktiver Fondsmanager<br />

mit disziplinierten, transparenten<br />

Investmentprozessen.<br />

Besondere Stärken bestehen in<br />

der konsequenten Risikosteuerung<br />

eines Gesamtportfolios<br />

durch hoch flexible Vermögensverwaltungslösungen.<br />

Des Weiteren<br />

hat sich FRANKFURT-TRUST<br />

darauf spezialisiert, nachhaltig<br />

ertragreiche Investment-Ideen<br />

und langfristige Trends an den<br />

Kapitalmärkten zu identifizieren<br />

und seinen Anlegern mit innovativen<br />

Produkten auf intelligente Art<br />

und Weise zu erschliessen.<br />

Aktuell managt FRANKFURT-<br />

TRUST ein Volumen von 16.2 Mrd.<br />

Euro in Publikumsfonds, Spezialfonds<br />

und Beratungsmandaten.<br />

BHF in der Schweiz<br />

Die BHF-BANK (Schweiz) AG ist<br />

eine hundertprozentige Tochtergesellschaft<br />

der BHF-BANK<br />

Aktiengesellschaft in Frankfurt<br />

am Main. Die Gesellschaft wurde<br />

1974 gegründet und hat ihren Sitz<br />

in Zürich. Sie widmet ihre besondere<br />

Aufmerksamkeit der Vermögensberatung<br />

und -verwaltung<br />

sowie der Finanzplanung für eine<br />

anspruchsvolle, internationale<br />

Privatkundschaft. Daneben zählen<br />

die Beratung und Steuerung von<br />

Finanzanlagen im Unternehmensbereich<br />

und das Emissionsgeschäft<br />

am Schweizer Kapitalmarkt<br />

zu ihren Aufgabenbereichen.<br />

eingebrochen, weiss ich, dass sich ein<br />

professioneller Manager darum kümmert<br />

und meine Verluste begrenzt. Und<br />

wenn es nach oben geht, weiss ich,<br />

dass ich mit dabei bin.<br />

Da würde ich gerne nachhaken. Wie<br />

beurteilen Sie konkret die Situation<br />

der Aktie bei dem volatilen Rahmen<br />

der Volkswirtschaften – immer aus<br />

Sicht der Anleger?<br />

Generell gilt, dass sich die Kursanstiege<br />

der letzten Monate wesentlich dynamischer<br />

entwickelt haben als die Erhöhung<br />

der Unternehmensgewinne. Die gestiegene<br />

Bewertung macht den Aktienmarkt<br />

anfälliger für negative Überraschungen.<br />

Denkbare Risiken wären unerwartete<br />

Währungsturbulenzen, starke Gewinneinbrüche<br />

bei US-Unternehmen infolge<br />

der Dollar- und Ölpreisentwicklung oder<br />

gar ein heftiges Aufflackern der Zinserhöhungsdiskussion<br />

in den USA. Die<br />

aktuelle US-Berichtssaison, das sich<br />

abschwächende US-Wachstum und<br />

die niedrige Inflation liefern allerdings<br />

momentan wenig Hinweise auf solche<br />

Risiken. Trotz zwischenzeitlich zunehmend<br />

optimistischer werdender Marktprognosen<br />

spricht der Umstand, dass<br />

grosse Asset Manager und Investoren<br />

ihr Aktienexposure mittels Gewinnmitnahmen<br />

schon deutlich reduziert haben,<br />

gegen kräftige Korrekturen. Grundsätzlich<br />

sollte die Aktienmarktentwicklung in<br />

den nächsten Monaten wesentlich holpriger<br />

verlaufen, wodurch der Stressfaktor<br />

beziehungsweise die Volatilität deutlich<br />

zunehmen dürfte.<br />

Und was heisst das praktisch für die<br />

Strategie Ihres Hauses?<br />

Wir werden versuchen, grösseren Kursrückschlägen<br />

mit Absicherungsmassnahmen<br />

zu begegnen und Kaufgelegenheiten<br />

mutig zu nutzen.<br />

Lassen Sie uns einen volkswirtschaftlichen<br />

Dauerbrenner vertiefen. Viele<br />

sagen, die Phase der niedrigen Zinssätze<br />

ist vorbei, da die US-amerikanische<br />

Zentralbank FED die Zinssätze<br />

wieder steigen lassen wird und es<br />

dann zu Verwerfungen kommt. Wie<br />

analysieren Sie die Situation?<br />

Der zentrale Punkt ist das schwache<br />

Wachstum in den USA. Vor der Finanzkrise<br />

haben die USA zwischen dreieinhalb<br />

und fünf Prozent Wachstum. Jetzt<br />

haben sie noch zwischen eineinhalb<br />

und zweieinhalb Prozent Wachstum.<br />

Auch von der Inflationsseite insbesondere<br />

den wichtigen Importpreisen wie<br />

Öl haben die Verantwortlichen in den<br />

USA keinen Druck, an der Zinsschaube<br />

zu drehen. Im Gegenteil, es wird auch<br />

dort versucht, weiter einen Aufschwung<br />

zu befördern.<br />

Und es droht auch keine Deflation?<br />

Wer so die Situation analysiert, zeichnet<br />

ein völlig falsches Bild. Es gibt Faktoren,<br />

wie die Einführung von neuen Technologien,<br />

die preismindernd wirken. In einer<br />

klassischen Deflation entwickelt sich die<br />

Situation aber in Richtung einer tiefen<br />

Wirtschaftskrise. Sehen Sie dafür Anzeichen?<br />

Die Leute konsumieren doch,<br />

da ich kaum mehr Zinsen auf mein Sparbuch<br />

bekomme. Ich kaufe jetzt meinen<br />

Fernseher und mein Auto. Das ist das<br />

genaue Gegenteil von Deflation. Zudem<br />

wird der Arbeitsmarkt immer enger. Wir<br />

laufen in eine demografische Falle hinein,<br />

deren Auswirkungen wir noch nicht<br />

realisiert haben und die sich auch über<br />

Zuwanderung nur teilweise lösen lassen<br />

wird. Daher werden die Löhne in den<br />

nächsten 20 Jahren steigen. Qualifizierte<br />

Leute werden teurer.<br />

Was interessiert Ihr Haus am Schweizer<br />

Markt? Die Branche ist im Umbruch.<br />

Es verschwinden hier eher<br />

Banken vom Markt, als dass neue dazukommen.<br />

Haben Sie die richtige<br />

Bootsgrösse?<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 18


Highlight<br />

Es gibt einen grossen Unterschied zwischen<br />

Deutschland und der Schweiz in<br />

der Struktur des Bankensektors. Hier in<br />

der Schweiz haben Sie noch die grossen<br />

Oligopole und einige kleine Player. In<br />

Deutschland gibt es nur noch die Deutsche<br />

Bank, und die kämpft mit ihrem<br />

Selbstverständnis. Die anderen grossen<br />

Player haben sich verhoben. Freie<br />

Vermögensverwalter und kleine Privatbanken<br />

haben es in diesen Situationen<br />

einfacher. Dazu kommen der Trend des<br />

Online-Banking und die Direktbankentwicklung.<br />

Grosse Player auf dem Markt<br />

sind hier aus meiner Sicht nicht flexibel<br />

genug. Ihre grosse Angebotspalette,<br />

aus der ich modular etwas rausziehen<br />

kann wie beispielsweise den besten<br />

amerikanischen oder europäischen<br />

Fonds ist zu unbeweglich. Es wird wenig<br />

verändert und kaum agiert. Flexibilität<br />

ist nicht die Stärke von alten und<br />

grossen Playern, und daher versprechen<br />

wir uns, da wir diese Stärke haben, einiges<br />

bewegen zu können. Wir suchen die<br />

Nischen, die grosse Marktteilnehmer<br />

nicht optimal abdecken können. Und die<br />

gibt es. Ohne Frage, Oligopole können<br />

den Markt besser abschirmen, aber<br />

heutige Generationen wollen Transparenz<br />

und sie wollen vergleichen. Da wird<br />

hier einiges aufbrechen und wir nutzen<br />

dies im positiven Sinne für den Kunden<br />

aus.<br />

Dr. Manfred<br />

Schlumberger<br />

ist seit 2001 bei der BHF Trust Management<br />

Gesellschaft für Vermögensverwaltung<br />

mbH und dort Sprecher der<br />

Geschäftsführung sowie Leiter der klassischen<br />

und individuellen Vermögensverwaltung.<br />

Dr. Schlumberger managt<br />

für FRANK-FURT-TRUST den 660 Mio.<br />

Euro grossen vermögensverwaltenden<br />

BHF Flexible Allocation FT (ISIN:<br />

LU0319572730).<br />

Unterwegs mit dem ÖV statt<br />

Stillstand im Stau.<br />

Die Schweiz ist das ÖV-Land schlechthin. Wer hierzulande<br />

effizient unterwegs sein und pünktlich ankommen<br />

will, reist mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das ist<br />

für Unternehmen interessant und vor allem lukrativ.<br />

Unterwegs arbeiten, vorbereitet<br />

ankommen.<br />

Immer mehr Menschen pendeln<br />

immer weiter zur Arbeit. Wer<br />

auf seinem Arbeitsweg vor<br />

dem Notebook statt hinter dem<br />

Steuer sitzt, kann seine Reisezeit<br />

optimal nutzen. Die wichtigsten<br />

E-Mails sind schon beantwortet,<br />

die Präsentation wird noch<br />

etwas geschliffen. Kurz: Man<br />

kommt bestens vorbereitet an.<br />

Viermal günstiger als mit dem<br />

Auto reisen.<br />

Wer eine Firmenflotte unterhält,<br />

weiss: Autofahren ist teuer.<br />

Bei 25 000 Kilometern pro Jahr<br />

kostet ein Auto pro Kilometer<br />

etwa 65 Rappen.* Und da sind<br />

die Parkplatzkosten noch nicht<br />

einmal eingerechnet. Reist<br />

man die gleiche Strecke mit<br />

einem 2.-Klass-GA, kostet das<br />

15 Rappen, und selbst mit einem<br />

1.-Klass-GA kommt man nur<br />

auf 24 Rappen pro Kilometer. Mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln ist<br />

man also drei- bis viermal günstiger<br />

unterwegs als mit dem Auto.<br />

Mehr erfahren über die Vorteile<br />

von SBB Businesstravel.<br />

Mit SBB Businesstravel, dem<br />

Online-Portal für Geschäftskunden,<br />

kaufen Mitarbeitende<br />

ÖV-Abos und -Billette bequem<br />

online oder unterwegs mit der<br />

Smartphone-App. Die Käufe<br />

werden direkt auf der hinterlegten<br />

Kostenstelle verbucht. So gehört<br />

das Verwalten von einzelnen<br />

Belegen und Spesenzetteln<br />

der Vergangenheit an. Zudem<br />

profitieren Geschäftskunden von<br />

attraktiven Rabatten. Melden<br />

Sie Ihr Unternehmen bis am<br />

31. Juli 2015 an, und sichern Sie<br />

sich 30 Franken Startguthaben:<br />

sbb.ch/businesstravel.<br />

* Beispiel für ein Fahrzeug mit Neupreis<br />

47 000 Franken. Quelle: tcs.ch.<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 19


Highlight<br />

Export als vitale Existenzgefährdung<br />

Strategische Überlegungen nach dem Währungsentscheid<br />

von Andreas D. Baumann<br />

Der Entscheid der Schweizer Nationalbank (SNB) zeigt weiter Wirkung. Bei vielen sitzt der Schock immer noch tief.<br />

Erfolgreiche Unternehmenslenker der exportorientierten Branchen überzeugen jetzt mit cleveren Entscheiden. Sie<br />

sichern damit das Unternehmen und dessen Arbeitsplätze.<br />

Seit dem 15. Januar 2015 sitzt der<br />

Schock tief bei den exportierenden<br />

Schweizer <strong>KMU</strong>. Die Branche<br />

des Maschinenbaus ist nur ein Beispiel.<br />

Der lange garantierte Mindestkurs von<br />

CHF 1.20 ist Geschichte. Doch nicht<br />

genug der schlimmen Meldungen: Der<br />

im März durch die EZB begonnene<br />

Staatsanleihen-Grosseinkauf schwächt<br />

den EUR zusätzlich. Für die insgesamt<br />

60 Prozent der Schweizer Exporte in die<br />

Eurozone wird die Zukunft dadurch ungewisser<br />

denn je. Auch Szenarien mit<br />

einem EUR-Wert unter einem Franken<br />

müssen jetzt ernsthaft diskutiert werden.<br />

Die aktuellen Symptome lassen sich<br />

wie folgt beschreiben: Über Nacht sank<br />

die Marge um 15 bis 20 Prozent. Kunden<br />

aus dem EU-Raum stornieren bereits<br />

fix geglaubte Aufträge und Bestellungen<br />

oder wollen mindestens über<br />

den Preis neu verhandeln. Je weniger<br />

strategische und effizienzsteigernde<br />

Fitnessprogramme ein <strong>KMU</strong> in den letzten<br />

Jahren durchlaufen hatte, desto<br />

schmerzhafter die Massnahmen, die nun<br />

notwendig werden. Verwaltungsrat und<br />

Geschäftsleitung tun gut daran, die<br />

Komfortzone jetzt schnell zu verlassen:<br />

Überleben beginnt im Kopf, umso<br />

mehr als bereits ca. 4 000 Arbeitsplätze<br />

in der Schweiz verloren gegangen sind.<br />

Die Frage nach den Handlungsoptionen<br />

Für viele Unternehmensverantwortliche<br />

ähnelt die Lösungssuche einer Gleichung<br />

mit drei Unbekannten. Unser Fitnessrad<br />

in Abbildung 1 zeigt die anstehenden<br />

Herausforderungen auf einen<br />

Blick: Ein RTSC (Real Time Strategic<br />

Change) ist notwendig, um Umsätze,<br />

Margen und auch Liquidität zu sichern<br />

oder zumindest zu stabilisieren.<br />

Aktuell werden die folgenden Massnahmen<br />

diskutiert: Arbeitsproduktivität<br />

steigern, Lohnanpassungen, Automatisierungen,<br />

Erhöhung Produktionsanteil<br />

Ausland (16 Prozent der Schweizer Firmen<br />

denken darüber nach), Standortverlagerungen<br />

und Ersatz von Schweizer<br />

Lieferanten durch ausländische. Mittelfristig<br />

werden diejenigen Unternehmen<br />

überleben, die sich radikal auf ihre komparativen<br />

Kernkompetenzen im Wettbewerb<br />

konzentrieren und Mut zu Produkt-/<br />

Dienstleistungs- und Verfahrensinnovationen<br />

zeigen. Günstige Finanzierungsbedingungen<br />

erlauben die Akquisition von<br />

(ausländischen) Partnern, die die eigene<br />

Wertschöpfungskette ideal ergänzen.<br />

Die Wertschöpfungskette ist im<br />

schlimmsten Fall komplett neu zu erfinden!<br />

«Alles aus einer Hand» wird sich<br />

in Zukunft weder rechnen noch Abnehmer<br />

finden. Insgesamt werden die Geschäftsmodelle<br />

integral neu zu definieren<br />

sein – haben sie doch den grössten<br />

positiven Einfluss auf die Wettbewerbssicherung!<br />

Aus unserer Praxis<br />

Kurzfristig bleiben nur Effizienzverbesserungen,<br />

Produktivitätssteigerungen<br />

und clevere Kostensparprogramme.<br />

Eine kürzlich mittels unserer Methodik<br />

APOA © durchgeführte Overhead-Analyse<br />

hat folgende Verbesserungen gebracht:<br />

> Nicht wertschöpfende Aktivitäten:<br />

Reduziert um 34 Prozent<br />

(3 600 Arbeitstage/Jahr)<br />

> Fremdkosten: CHF 2 Mio. über<br />

zehn Jahre nachhaltig eingespart<br />

> Produktionsplanung: Neu eine<br />

Person mit Stellvertreter anstelle<br />

von 14 Personen<br />

> Kernprozessmodell: Analysiert,<br />

optimiert und umgesetzt<br />

(Schnittstellen geklärt)<br />

> Alle Kostentreiber: Überprüft<br />

und reduziert<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 20


Highlight<br />

> Überdotierte Führungsfunktionen:<br />

Reduziert zugunsten «produktiver»<br />

Arbeiten<br />

> Zwei Service Level Agreements:<br />

Optimiert und massiv verbilligt<br />

> Branchen-IT-Lösung: Ausgebaut<br />

mit intelligenten Schnittstellen.<br />

© Consultingworld AG<br />

Danach war der Unternehmens-«BMI»<br />

wieder im grünen Bereich. Jedes Kilogramm<br />

weniger erhöht die Lebenserwartung.<br />

Je länger man mit dem Fitnesscheck<br />

zuwartet, desto teurer und langwieriger<br />

wird der Genesungsprozess. Das können<br />

sich viele exportorientierte <strong>KMU</strong> nicht<br />

mehr leisten. Clevere Führungskräfte handeln,<br />

bevor der Leidensdruck chronisch<br />

wird, und sichern damit ihre eigene Führungsposition.<br />

Latente Krankheitsverläufe<br />

in Unternehmen, ergänzt durch die Auswirkungen<br />

des 15. Januar 2015 sind heute<br />

leider oftmals irreversibel. Unsere Methodik<br />

APOA © zeigte mittels «Ultraschallbild»,<br />

wo sich im oben genannten Unternehmen<br />

ungesunde Fettpolster angesetzt hatten.<br />

Fokussierung notwendig<br />

Überleben werden nur diejenigen <strong>KMU</strong>,<br />

die extrem fokussierte und spezialisierte<br />

Produkte oder Dienstleistungen produzieren<br />

und exportieren. Dies bedeutet<br />

eine Konzentration und/oder Reduktion<br />

der Wertschöpfungskette auf Nischen-<br />

und Innovationsprodukte, die<br />

mit einzigartigem Humankapital hergestellt<br />

werden. Der Kampf um austauschbare<br />

Produkte wird an der Preisfront<br />

entschieden – genau dort also, wo die<br />

Schweiz zunehmend verliert.<br />

Das Sensitivitätsmodell von Frederic<br />

Vester kann in der aktuell schwierigen<br />

Lage mithelfen, die Massnahmen-Prioritäten<br />

korrekt zu setzen. Das Modell –<br />

auch Papiercomputer genannt – beurteilt<br />

die Wirkungen der Massnahmen<br />

auf- und untereinander. Es klassiert die<br />

einzelnen Handlungsoptionen in vier Felder.<br />

In Abbildung 2 ist das Augenmerk<br />

vor allem auf die beiden Felder «kritisch»<br />

und «aktiv» zu richten. Die dort erwähnten<br />

Massnahmen gelten als Erfolgsfaktoren<br />

für die Überlebenssicherung der<br />

exportorientierten Betriebe.<br />

Der limitierende Faktor<br />

Exogene Faktoren wie den CHF-/EUR-<br />

Kurs können die Schweizer Unternehmen<br />

nicht beeinflussen. Er trifft alle genau<br />

gleich hart. Einzig die Führungsperformance<br />

entscheidet zwischen Überleben<br />

© Consultingworld AG<br />

oder Redimensionieren unter erschwerten<br />

Bedingungen.<br />

Beeinflussbar bleibt vor allem die eigene<br />

Unternehmensfitness! Hier entscheidet<br />

sich der Kampf um die Zukunft: Clevere<br />

Führungskräfte trimmen ihre Betriebe<br />

auf Vordermann. Die Schweizer Wirtschaft<br />

hat schon des Öfteren gezeigt,<br />

dass sie mit neuen, abrupt auftretenden<br />

Bedrohungen durchaus umgehen<br />

kann und gestärkt aus Krisen hervorgeht!<br />

Voraussetzung dazu ist ein «sich<br />

neu erfinden».<br />

Unternehmen sind – wie alle sozialen<br />

Systeme – auf Bewahrung angelegt.<br />

Veränderung ist daher meistens eine<br />

Funktion von Dringlichkeit, weniger von<br />

Einsicht. Unternehmerische Katastrophen<br />

sind immer Folgen von Schmerzvermeidung.<br />

Der limitierende Faktor dabei<br />

ist der Geschäftsführer respektive<br />

der Eigentümer. Warum? Ein <strong>KMU</strong> kann<br />

maximal so schnell wachsen, wie sich<br />

der Geschäftsführer selbst verändern<br />

kann.<br />

Dies ist ein überarbeiteter Beitrag aus:<br />

Lebensmittel-Industrie Nr. 3/4 2015<br />

Andreas D. Baumann<br />

ist Geschäftsführer der<br />

Consultingworld AG in Zug.<br />

www.consultingworld.ch<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 21


Unternehmen unterwegs<br />

Integrierte Lösung<br />

braucht mehr Kooperation<br />

Die zweite Generation der Connected Cars<br />

Der Kampf um die digitale Vorherrschaft im Automobil hat begonnen.<br />

von Matthias Loebich<br />

Waren früher Motorleistung und Hubraum die ausschlaggebenden Kriterien für den PKW-Kauf, so gewinnen Online-<br />

Dienste in den letzten Jahren kontinuierlich an Bedeutung. Infotainment- und Informationsdienste der ersten Connected-Car-Generation<br />

sind heute schon fast selbstverständlich. Jetzt geht es in die nächste Runde<br />

Angebote wie «Realtime-Verkehrsinformationen»<br />

und eine «Warnung<br />

bei überhöhter Geschwindigkeit»<br />

spielen für 87 Prozent beziehungsweise<br />

67 Prozent der Kunden<br />

bereits heute eine wesentliche Rolle<br />

bei der Kaufentscheidung. Damit sind<br />

Connected-Car-Dienstleistungen wesentliche<br />

Markttreiber der Automobilindustrie.<br />

Laut der Studie «Connected<br />

Car in Europe» werden Connected-<br />

Car-Services mit 80 Prozent vernetzter<br />

Neuwagen bereits im Jahr 2020 zum<br />

Standard gehören.<br />

Mit der kommenden zweiten Connected-<br />

Car-Generation verschiebt sich der<br />

technische Fokus der Unternehmen von<br />

der Konnektivität innerhalb des Autos<br />

in Richtung einer «Car to X»-Konnektivität,<br />

also zu der Anbindung von Fahrzeugen<br />

an externe Informationsquellen<br />

und Dienstleistungen. Durch den daraus<br />

folgenden ständigen Informationsaustausch<br />

zu Verkehrsfluss, Witterung und<br />

vorausfahrenden Fahrzeugen können<br />

neuartige Kundenerlebnisse geschaffen<br />

werden. So passt das intelligente<br />

Auto beispielsweise Geschwindigkeit<br />

und Route so an, dass es auf einer nahezu<br />

immergrünen Welle durch die Stadt<br />

schwimmt. Dies führt zu weniger Staus<br />

und Unfällen und damit zu mehr Zeit und<br />

weniger Stress beim Fahrer.<br />

Integratives Denken<br />

Somit wird das Fahrzeug Teil einer digitalen<br />

Welt, in der neue Regeln wie eine<br />

kurze «time to market», «always on» und<br />

«social business» gelten. Haben sich Automobilhersteller<br />

bisher vor allem auf die<br />

technische Machbarkeit bei der Vernetzung<br />

einzelner Fahrzeuge konzentriert,<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 22


ist es nun notwendig, integrativ zu denken<br />

und das komplexe «Connected-Car-<br />

Ökosystem» gemeinsam mit Partnern<br />

sinnvoll zu gestalten. Aktuell im Fokus<br />

sind hierbei unter anderem Sicherheitslösungen<br />

und Fahrerassistenzsysteme.<br />

Zunehmend werden auch Dienste für<br />

das After-Sales-Geschäft entwickelt,<br />

welche Effizienzsteigerungen in der<br />

übergreifenden Wertschöpfungskette<br />

versprechen. Hierbei sind die ganzheitliche<br />

Betrachtung der Customer Journey<br />

sowie der digitale Marktplatz aktuell von<br />

besonderem Interesse für Entscheider<br />

der Automobilbranche.<br />

Die Customer Journey rückt den Kunden<br />

in den Mittelpunkt aller Aktivitäten. Ziel<br />

ist es, das wahrgenommene Servicelevel<br />

durch eine nahtlose Durchgängigkeit<br />

der Daten aus Kundensicht deutlich zu<br />

erhöhen und alle Kundenkontaktpunkte<br />

zu einem stimmigen Gesamterlebnis<br />

zu verbinden. Eng damit verbunden<br />

ist der Wunsch, die Connected-<br />

Car-Dienstleistungen im Rahmen eines<br />

digitalen Marktplatzes anzubieten und<br />

auch abzurechnen.<br />

Standards und neue Wettbewerber<br />

Um diese Ziele zu erreichen, müssen<br />

Automobilhersteller und ihre Partnerunternehmen<br />

aus unterschiedlichen<br />

Branchen einer Vielzahl von Herausforderungen<br />

begegnen. Neben fehlenden<br />

Standards – beispielsweise bei der<br />

Fahrzeugkommunikation und tragfähigen<br />

Geschäftsmodellen – sind es vor<br />

allem neue Wettbewerber, die den etablierten<br />

Anbietern zu schaffen machen.<br />

So ist in den Fahrzeugen von Tesla die<br />

bei Computern bereits übliche Ferndiagnose<br />

oder das regelmässige Update<br />

der Software über das Internet bereits<br />

umgesetzt.<br />

Unternehmen wie Google oder Apple<br />

haben das Potenzial der von Connected<br />

Car erhobenen Daten erkannt und versuchen,<br />

die Schicht zwischen Fahrzeug<br />

und Kunde aktiv mit eigenen Lösungen<br />

zu belegen. So kann ein Smartphone<br />

oder Tablet das traditionelle Armaturenbrett<br />

im Autoraum von morgen ersetzen.<br />

Anfang 2014 hat Google die<br />

sogenannte Open Automotive Alliance<br />

(OAA) ins Leben gerufen. Dabei handelt<br />

es sich um eine technologische Verbindung<br />

von führenden Automobil- und<br />

Technologieherstellern wie Audi, GM,<br />

Hyundai, Honda und Nvidia (Chiphersteller),<br />

die auf der Android-Plattform<br />

aufbauen. Auch Apple hat vor einem<br />

guten Jahr unter dem Namen CarPlay<br />

ein neues System vorgestellt, welches<br />

eine Verbindung zwischen dem iPhone<br />

und dem Infotainment-System des Fahrzeugs<br />

schafft.<br />

Doch genau bei den Kundendaten liegt<br />

auch die grösste Herausforderung für<br />

die Kundenakzeptanz. Schon im Vorfeld<br />

gab es Gerüchte über «gläserne» Autofahrer,<br />

welche Kunden gerade in Europa<br />

zunehmend verunsichern. Kundendaten<br />

wecken Begehrlichkeiten bei zahlreichen<br />

Interessenten, angefangen bei Versicherungen,<br />

die vom Fahrverhalten abhängige<br />

Policen anbieten wollen, über Städteplaner,<br />

die Verkehrsströme intelligent<br />

steuern wollen, bis hin zu Automobilherstellern<br />

und Autohäusern, die ihre<br />

Kunden rechtzeitig in die eigene Werkstatt<br />

leiten wollen. Unternehmen aus unterschiedlichen<br />

Branchen versprechen<br />

sich hier neue, auf Kundendaten basierende<br />

Geschäftsmodelle. Daneben<br />

streben auch staatliche Organisationen<br />

nach dem Zugriff auf Daten, beispielsweise<br />

für die Aufklärung von Straftaten.<br />

Datenschutz und Privatsphäre stehen<br />

dabei geschäftlichen Interessen gegenüber<br />

und müssen gegeneinander abgewogen<br />

werden. Die eindeutige Regelung<br />

des Zugangs zu Kundendaten ist – auch<br />

vor dem Hintergrund von unerlaubten<br />

Zugriffen – eine der zentralen Aufgaben,<br />

die die Automobilindustrie lösen muss,<br />

um der Idee des vernetzten Fahrens zum<br />

Durchbruch zu verhelfen.<br />

Damit sich das Auto nicht analog dem<br />

Smartphone zu einer reinen Plattform<br />

entwickelt, auf der die grossen Software-<br />

Konzerne das Geschäft dominieren, ist<br />

es für Automobilhersteller und Zulieferer<br />

wichtig, sich der aktuellen Situation<br />

bewusst zu werden und nachhaltige<br />

Schritte einzuleiten.<br />

Unternehmen unterwegs<br />

Gemeinsame Plattform<br />

Automobilhersteller und ihre Partner<br />

müssen Hand in Hand bedarfsgerechte<br />

Servicepakete schnüren und diese für<br />

ein nahtloses Kundenerlebnis im Fahrzeug<br />

bereitstellen. Hierzu ist es notwendig,<br />

eine gemeinsame Plattform zu<br />

etablieren, welche die Basis für einen<br />

digitalen Marktplatz im Mobilitäts-Ökosystem<br />

stellt. Eine solche Plattform sollte<br />

nahtlos die Dienstleistungen verschiedener<br />

Partner wie Medien-, Telekommunikations-,<br />

Versicherungs- und Automobilunternehmen<br />

bündeln und zugleich<br />

die unterschiedlichen Zahlungsströme<br />

und Geschäftsmodelle berücksichtigen.<br />

Wettbewerbsentscheidend ist, dass der<br />

Zugriff und das Handling aus Endkundensicht<br />

möglichst einfach und problemlos<br />

ermöglicht werden.<br />

Schon jetzt stellen Apple und Google<br />

die entscheidenden Smartphone-Plattformen.<br />

Diese Player drängen mit Macht<br />

in die digitalen Nervenzentren im Auto.<br />

Durch Kooperationen mit Automobilherstellern<br />

erhalten auch sie den Zugang<br />

zu Kundendaten. Der Kampf um<br />

die digitale Vorherrschaft im Automobil<br />

ist somit längst entbrannt. Daher ist es<br />

für die Positionierung bei der Schicht<br />

zwischen Fahrzeug und Kunde wichtig,<br />

diese Anbieter zu integrieren, ohne die<br />

eigene Identität und die Datenhoheit aufzugeben.<br />

Für die Kundenakzeptanz dieser Massnahmen<br />

und des Connected Car insgesamt<br />

ist es neben den Mehrwerten<br />

der einzelnen Dienste wichtig, dass der<br />

Kunde Transparenz darüber hat, welche<br />

Daten erhoben und wofür diese genutzt<br />

werden.<br />

Wer die Vorherrschaft über Daten hat, erreicht<br />

– wie in anderen Branchen auch –<br />

den Zugang zum Kunden. Nicht alle Beteiligten<br />

werden sich diesen Zugang<br />

sichern können – es bleibt daher spannend<br />

auf dem Weg zum Connected Car.<br />

ist globaler Leiter Discrete Industries<br />

bei BearingPoint.<br />

www.bearingpoint.com<br />

Matthias Loebich<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 23


Kommentar<br />

Ein herausforderndes Jahr<br />

für die Flottenbetreiber<br />

von Patrick Bünzli<br />

Durch den Entscheid der Schweizerischen Nationalbank<br />

(SNB) vom 15. Januar 2015, die Untergrenze des Eurokurses<br />

aufzuheben, wurden die Flottenbetreiber vor eine neue,<br />

herausfordernde Situation gestellt. Von einem Tag auf den<br />

anderen wurde ein Wertverlust der eigenen Fahrzeugflotte<br />

mit bis zu 20 Prozent prognostiziert. Mit dieser Situation<br />

umgehen zu können ist ein schwieriges Unterfangen. Erschwerend<br />

kommt dazu, dass die letzte Wertberichtigung<br />

vor fünf Jahren noch heute bei einigen Flottenbesitzern am<br />

Nachhallen ist.<br />

Was dieses Mal auffallend war, ist die Tatsache, wie schnell<br />

die Fahrzeugimporteure mit einer neuerlichen Preissenkung<br />

auf Schweizer Fahrzeuge reagiert hatten. Bei der letzten<br />

Ankündigung haben sie sich gegenseitig beäugt, was die<br />

Konkurrenz macht. Heuer haben die meisten schnell und<br />

effizient reagiert und neuerlich Euro-Rabatte in ihre Preisgestaltung<br />

aufgenommen. Gemäss der Statistik von Auto<br />

Schweiz ist dieses Unterfangen gelungen. Per Ende März<br />

2015 ist ein Neuwagenzuwachs von 5.7 Prozent gegenüber<br />

der gleichen Periode im Vorjahr zu verzeichnen.<br />

Doch wie sollen sich die Flottenbetreiber verhalten? Investieren<br />

oder abwarten? Diese Frage ist ein zentraler Punkt<br />

der Mitglieder im Schweizerischen Fahrzeugflottenbesitzer-<br />

Verband, kurz sffv. Eine These wäre natürlich, man nützt die<br />

neuerliche Preissenkung und investiert in die eigene Flotte.<br />

Um dies umsetzen zu können, ist eine gewisse Finanzkraft<br />

vonnöten. Man muss bereit sein, eine Einbusse auf die<br />

bestehende Fahrzeugflotte in Kauf zu nehmen. Eine andere<br />

Möglichkeit wäre, man analysiert die eigene Flotte und vergleicht<br />

die bestehenden Fahrzeuge mit dem Absatzmarkt<br />

in der Schweiz. Dieser Vergleich zeigt einem schnell auf,<br />

welche Fahrzeuge man austauschen könnte und welche man<br />

weiter in der Flotte behalten sollte. Dies ist natürlich locker<br />

auf dem Papier umzusetzen, aber in der Realität mit einem<br />

erheblichen Aufwand verbunden. Erschwerend kommt noch<br />

dazu, dass die meisten Flottenfahrzeuge, ob im Leasing oder<br />

nicht, eine Laufzeit von 24 bis 48 Monaten aufweisen. Diesem<br />

Modus ist auch die Abschreibung unterlegen. Eine weitere<br />

Möglichkeit wäre, man verlängert die Laufzeit, damit sich<br />

die Abschreibung der Wertberichtigung annähert. Gemäss<br />

Rückmeldungen der Verbandsmitglieder war dies bei der<br />

letzten Einbusse ein gängiges Erfolgsmodell. Was auch nicht<br />

zu vergessen ist, ist die Tatsache, dass sich auch ein grosser<br />

Teil der Firmenfahrzeuge in einem Leasingverhältnis befinden.<br />

Hier ist die Situation fast am klarsten, weil der Restwert<br />

vertraglich vereinbart worden ist. Hier möchten wir positiv<br />

anmerken, dass die Leasingprovider sich sehr kundenorientiert<br />

auf die neue Situation einstellen und Lösungen anbieten.<br />

Das kann zum Beispiel eine neuerliche Laufzeitverlängerung<br />

sein. Zum Schluss stellt sich natürlich die Frage: Welches ist<br />

die richtige Entscheidung für meine Flotte? Ein Patentrezept<br />

gibt es nicht. Es gibt allerdings einen grossen Erfahrungsschatz<br />

aus der letzten Wertberichtigung. Der moderne Flottenmanager<br />

tauscht sich aus und teilt seine Erfahrung mit<br />

seinen Kollegen. Mit diesem Wissen ist es möglich, die richtige<br />

Entscheidung für den eigenen Fuhrpark zu erarbeiten.<br />

Dieser Herausforderung stellen sich die Flottenbetreiber und<br />

werden auch diese neuerliche Krise meistern.<br />

ist Präsident des Schweizerischen Fahrzeugflottenbesitzer-<br />

Verbandes.<br />

www.sffv.ch<br />

Patrick Bünzli<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 24


DER NEUE DOBLÒ CARGO.<br />

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Richtig reagieren<br />

Flottenmanagement auf der Höhe der Zeit<br />

Bei einem Ducato gibt es inzwischen um die 10’000 Bestellversionen.<br />

Interview mit Arthur Schnyder von Georg Lutz<br />

Der Markt für Flottenmanagement ist gleichzeitig attraktiv, aber auch hart. Zwar gibt es immer mehr Unternehmensverantwortliche,<br />

die sich für Flottenmanagement entscheiden, der SNB-Entscheid ist aber ein Grund, warum der<br />

Kampf um Marktanteile härter wird. Welche strategischen Entscheidungen sind heute zentral?<br />

Das Flottengeschäft ist im Kommen –<br />

auch in der Schweiz. Ist das eine richtige<br />

Aussage?<br />

Ja, das ist definitiv ein wachsender<br />

Markt.<br />

Was wächst da genau, und warum<br />

sind die Zahlen am Steigen?<br />

Es gibt die Tendenz, Firmen- mit Privatfahrzeugen<br />

zu koppeln. Da bietet sich<br />

Flottenmanagement besonders an. Im<br />

Nutzfahrzeugbereich haben kleinere<br />

Modelle (bis dreieinhalb Tonnen) in den<br />

letzten Jahren Oberwasser bekommen.<br />

Insbesondere sehen wir dort erfreulich<br />

steigende Zahlen, was das Flottenmanagement<br />

betrifft. Die Hersteller investieren<br />

stark in das Flottenmanagement, da<br />

dieses eine immer grössere Bedeutung<br />

erlangt. Das spricht sich ja auch herum.<br />

Grundsätzlich hat sich bei den kleineren<br />

Nutzfahrzeugen das Modellangebot<br />

enorm verbreitert. Wurde früher bei<br />

den kleineren Fahrzeugen ein Radstand<br />

angeboten, so findet man heute minde-<br />

stens zwei oder drei Radstände in jedem<br />

wichtigen Segment. Das gilt auch für<br />

die Dachhöhen – bald jeder Kundenanspruch<br />

wird individuell bedient.<br />

Warum ist die Zahl von kleineren Nutzfahrzeugen<br />

gestiegen?<br />

Einer der Einflussfaktoren ist sicherlich<br />

die grosse Flexibilität dieser Fahrzeuge<br />

und natürlich auch, dass man<br />

heute vieles von zu Hause aus erledigt,<br />

welches früher ausserhalb der eigenen<br />

vier Wände geschah. Wir bestellen<br />

alle immer mehr über das Internet. Die<br />

Internetwirtschaft verzeichnet eine immer<br />

grössere Nachfrage. Logistik und<br />

Transportketten müssen sich darauf<br />

einrichten.<br />

Ich sage nur Päckchen, Päckchen und<br />

Päckchen …<br />

Grosse Nutzfahrzeuge sind auch durch<br />

Nachtfahrverbot und Abgaben vom Gesetzgeber<br />

ausgebremst worden. Zudem<br />

sinkt die gesellschaftliche Akzeptanz<br />

von immer grösseren Nutzfahrzeugen.<br />

Das alles spricht für die kleineren Modelle.<br />

Flottenmanagement bezieht sich nicht<br />

nur auf einzelne Fahrzeuge, sondern<br />

umfasst sehr viele Dienstleistungen.<br />

Welche sind die zentralen Services<br />

aus Ihrer Sicht?<br />

Der zentrale Punkt ist ein gutes Leistungspaket,<br />

welches einen attraktiven<br />

Preis hat. Der Kunde sucht und kauft<br />

eine umfassende Lösung für seine Aufgabenstellung,<br />

verbunden mit einer<br />

langfristigen Kostensicherheit. Das ist<br />

schon von der Seite der Buchhaltung<br />

des Kunden einfacher zu handhaben.<br />

Viele Kunden wünschen eine monatliche<br />

Rate, die ihnen keine negativen Überraschungen<br />

bietet. Es geht bei uns nicht<br />

um ein Fahrzeug, sondern ein Paket<br />

(Service, Unterhalt, Leasing oder Versicherung),<br />

welches Kostensicherheit<br />

garantiert.<br />

Inwieweit helfen da neue Technologien?<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 26


Optional haben wir in unseren Fahrzeugen<br />

Schnittstellen eingebaut. Man kann<br />

mit der entsprechenden Software Daten<br />

aus den Fahrzeugen ziehen und analysieren.<br />

Wir haben einige Kunden, die so<br />

besser Einfluss auf ihre Fahrer nehmen<br />

können. Da geht es beispielsweise um<br />

den Verbrauch von Treibstoff. Das kann<br />

man sehr gut mit diesen elektronischen<br />

Hilfsmitteln angehen, um nur eines der<br />

Beispiele zu nennen.<br />

Der SNB-Entscheid hat vermutlich<br />

auch einige Flottenmanagementanbieter<br />

unter Druck gesetzt. Wie sehen<br />

Sie die Situation?<br />

Das ist definitiv so. Die meisten Akteure<br />

haben mit der Einführung eines Eurobonus<br />

rasch auf diese Marktveränderung<br />

reagiert und konnten somit die Zahlen<br />

stabil halten. Die Prognosen sind<br />

aber eher negativ, was das Wirtschaftswachstum<br />

betrifft, und das werden wir im<br />

zweiten Halbjahr merken. Viele Kunden<br />

haben klare Anweisungen, ihre Kosten<br />

stabil zu halten, wenn nicht sogar sie zu<br />

senken. Da geht es dann beispielsweise<br />

um günstigere Fahrzeuge oder längere<br />

Laufzeiten. Der Effekt wird durchschlagen.<br />

Im Moment wächst der Markt für<br />

kleine Nutzfahrzeuge noch um rund fünf<br />

Prozent. Ich gehe aber davon aus, dass<br />

im besten Fall der Markt stabil bleibt.<br />

Der Wettbewerb wird sich verschärfen?<br />

Auch da liegen Sie richtig. Diejenigen<br />

Anbieter, die am schnellsten auf die<br />

Kommunikation der Nationalbank reagiert<br />

haben, sind heute am besten aufgestellt.<br />

Die anderen mussten in härteres<br />

Brot beissen. Dazu kommt, dass<br />

die Volatilität des Marktes fast schon an<br />

das Börsengeschehen erinnert. Kunden<br />

sehen sich heute Eurokurse an und plädieren<br />

dann für Kauf oder Verschieben<br />

einer Anschaffung.<br />

Das ist kein ruhiges Business mehr?<br />

Ruhig war es noch nie. Wir müssen<br />

heute aber eine tägliche Marktanalyse<br />

vornehmen. Das gab es früher nicht. Das<br />

hat man früher monatlich oder quartalsweise<br />

erledigt. Aktuell müssen wir mindestens<br />

wöchentliche und monatliche<br />

Anpassungen vornehmen.<br />

Auch die Angebotsseite im Nutzfahrzeugbereich<br />

hat sich verändert. Es<br />

gibt nicht nur neue Modelle, sondern<br />

eine unglaubliche Flexibilität an verschiedenen<br />

Ausstattungen.<br />

Ja, wir versuchen, möglichst viele Nischen<br />

abzudecken, die früher nur einigen<br />

wenigen Aufbauherstellern vorbehalten<br />

waren. Nehmen Sie nur das<br />

Beispiel der Drei-Seiten-Kipper. Das haben<br />

wir heute üblicherweise schon als<br />

Werklösung angeboten. Die Spezialisierung<br />

wird hier weiter zunehmen. Das<br />

kann über eigene Angebote geschehen<br />

oder in Form von Kooperationsmodellen<br />

erfolgen.<br />

Was bedeutet das für die interne Firmenstruktur<br />

der Händler?<br />

Um die leichten Nutzfahrzeuge vertreiben<br />

und warten zu können, genügt<br />

es heute nicht mehr, eine Markentafel<br />

an der Fassade montiert zu haben,<br />

einige der zweigleisig fahrenden Hersteller<br />

respektive Importeure fahren<br />

deshalb mit einem zweiten Label – bei<br />

Fiat eben «Fiat Professional», bei Volkswagen<br />

«VW Nutzfahrzeuge» – andere,<br />

wie zum Beispiel Ford oder Mercedes,<br />

bestehen zumindest auf zwei unterschiedlichen<br />

Abteilungen, und die Vertreter<br />

haben teilweise zwei verschiedene<br />

Vertriebsverträge, wobei Letzteres<br />

praktisch für alle Markenvertreter gilt,<br />

welche auch Nutzfahrzeuge verkaufen<br />

wollen.<br />

Unternehmen unterwegs<br />

Es geht bei Ihnen nicht nur um Verkäufer,<br />

die Autos oder Nutzfahrzeuge<br />

an den Kunden bringen, sondern um<br />

Berater mit aktuellem Wissensstand.<br />

Das braucht sicher umfassende Weiterbildungsmassnahmen?<br />

Das ist ein grosses Thema innerhalb der<br />

Nutzfahrzeugbranche. Bei einem Ducato<br />

aus unserem Hause gibt es inzwischen<br />

um die 10’000 Bestellversionen. Da muss<br />

der Verkaufsberater sehr gutes Knowhow<br />

haben, damit der Kunde eine gute<br />

Basis für seinen Entscheid hat. Das bedarf<br />

einer ständigen Schulung, nicht nur<br />

um technische Neuigkeiten kennenzulernen,<br />

sondern auch zum Thema Fahrverhalten.<br />

Da müssen wir viel leisten.<br />

Bei Fiat Professional bestehen die speziellen<br />

Nutzfahrzeuge-Standards ausser<br />

in einem grossen Ausstellungsplatz im<br />

Freien hauptsächlich in der permanenten<br />

Lagerverfügbarkeit der angebotenen<br />

Modelle sowie der regelmässigen Teilnahme<br />

an internen Schulungen, was<br />

letztlich fast automatisch in auf Nutzfahrzeuge<br />

spezialisiertes Personal mündet.<br />

Es werden nicht mehr Autoverkäufer<br />

rekrutiert, sondern «Verkaufsberater<br />

Nutzfahrzeuge».<br />

Wir stellen Sie sich mit dem Label Fiat im<br />

Nutzfahrzeugmarkt der Schweiz auf?<br />

Wir haben eine Produktpalette die 96 bis<br />

98 Prozent der Bedürfnisse der kleinen<br />

bis mittleren Nutzfahrzeuge abdeckt.<br />

Wir versuchen immer mehr Nischen<br />

besser abzudecken. Im Camper Bereich<br />

ist uns dies beispielsweise schon<br />

sehr gut gelungen. Wir haben hier eine<br />

starke Position. Drei von vier Camperfahrzeugen<br />

in Europa sind auf Basis von<br />

Fiat Nutzfahrzeugen aufgebaut. Es gilt<br />

immer die Branchen genau zu beobachten,<br />

um hier zu immer besseren Lösungen<br />

zu kommen.<br />

Flottenmanagement abdecken. Das Beispiel hier: Nuovo Doblo<br />

Arthur Schnyder<br />

ist Brand Country Manager bei Fiat Professional.<br />

www.fiatprofessional.ch<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 27


Diskussion im Rahmen des SKO-Leader Circle: Roland Dahinden, Brunner Druck und Medien, Gudela Grote, ETH Zürich, Pascal Ihle, «Handelszeitung»,<br />

Nicole Herzog, Haufe-umantis, Matthias Mölleney, peopleXpert (von links nach rechts).<br />

Es geht auch anders<br />

Mitarbeiterunternehmen in der Praxis<br />

Interview mit Marc Stoffel von Georg Lutz<br />

Beim 34. SKO Leader Circle zum Thema «Mitarbeitende als Mitunternehmer – oder wird die Zitrone noch mehr<br />

ausgepresst?» entstand die Idee zum folgenden Schwerpunkt. Es geht um die Frage, wie es ist, wenn Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter in die Entscheidungen einbezogen werden, die im Normalfall der Geschäftsführung vorbehalten<br />

sind. Ohne das Einverständnis der Mitarbeiter wird niemand Chef bei der Haufe-umantis AG. Beim St. Galler IT-<br />

Unternehmen mit 150 Angestellten wählen die Mitarbeiter die Geschäftsleitung und das mittlere Management. Wir<br />

führten mit dem aktuell Verantwortlichen ein Interview.<br />

Können Sie die Unterschiede von<br />

beiden Modellen, finanzielle Beteiligung<br />

und Demokratie in betrieblichen<br />

Strukturen kurz skizzieren?<br />

Die Anforderungen und Erwartungen<br />

von Mitarbeitenden an Unternehmen haben<br />

sich geändert. Viel Geld verdienen<br />

ist für viele nicht mehr so wichtig. Mitarbeitende<br />

wollen etwas bewegen und<br />

sich einbringen. Unternehmen, die dies<br />

fördern, motivieren ihre Mitarbeitenden<br />

nachhaltig und erzielen dadurch langfristig<br />

mehr Erfolg als jene, die monetär<br />

motivieren.<br />

Wie ist Ihr Unternehmen historisch auf<br />

das Thema Mitarbeitende als Mitunternehmer<br />

gestossen?<br />

Im Jahr 2000 wurde die umantis AG als<br />

Spin-off von HSG und ETH gegründet.<br />

Sie entwickelte damals individualisierte<br />

Software. Sehr bald erkannten Mitarbeitende,<br />

dass bei rasantem Wachstum der<br />

Kundenservice für die individualisierten<br />

Lösungen nicht länger gewährleistet werden<br />

konnte. Daraufhin wurde gemeinsam<br />

beschlossen, auf Standard-Software umzusteigen.<br />

Ein paar Jahre später (2012)<br />

«Streng<br />

hierarchische<br />

Unternehmen<br />

müssen<br />

umdenken.»<br />

stellte der Gründer, Hermann Arnold,<br />

die Belegschaft vor den Entscheid zur<br />

Übernahme durch die deutsche Haufe-<br />

Gruppe. Und seit Sommer 2013 entscheiden<br />

die Mitarbeitenden jährlich über die<br />

Besetzung der Positionen des CEO und<br />

des mittleren Managements. Mitarbeitende<br />

arbeiten heute auch bei der Strategie,<br />

bei der Rekrutierung neuer Kollegen<br />

sowie bei der Projektplanung mit.<br />

Flache Hierarchien sind ja Trend. Das<br />

Silodenken ist, jedenfalls in der Theorie,<br />

vorbei. Aber Mitarbeiter, die bestimmen<br />

– das klingt exotisch und<br />

chaotisch. Ist es das?<br />

Mitarbeitende wissen oftmals schneller<br />

und besser als ihre Vorgesetzten, in<br />

welche Richtung sich das Unternehmen<br />

weiterentwickeln muss, weil sie näher<br />

am Kunden und am Marktgeschehen<br />

sind. Demokratie im Unternehmen führt<br />

also zu schnelleren und besseren Entscheiden.<br />

Welche Anlaufschwierigkeiten gab<br />

es? Haben da alle mitgemacht, oder<br />

gab es auch Widerspruch und «innere<br />

Emigration»?<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 28


Die ganz grosse Mehrheit macht mit.<br />

Aber selbstverständlich gibt es Mitarbeitende,<br />

denen der demokratische<br />

Führungsansatz nicht liegt und die lieber<br />

klassisch geführt werden wollen.<br />

Auch Widersprüche gehören dazu. Wir<br />

sind noch mitten im Demokratisierungsprozess.<br />

Einiges wird heute bereits zusammen<br />

mit der Belegschaft entschieden,<br />

anderes noch nicht. Wir entwickeln<br />

uns immer weiter und binden alle Mitarbeitenden<br />

bestmöglich in diesen Prozess<br />

ein.<br />

Wie lauteten die Vorbehalte, die sicher<br />

auch von einigen Stakeholdern kamen?<br />

Wie sind Sie damit umgegangen?<br />

Wie sehen die Entscheidungsstrukturen<br />

konkret aus?<br />

Es gibt das Management. Es soll ein<br />

Umfeld schaffen, in welchem Mitarbeitende<br />

ihre Aufgaben gut erfüllen und die<br />

gemeinsamen Ziele erreichen können.<br />

Parallel dazu gibt es die Projektteams<br />

mit je einem vom Projektteam gewählten<br />

People Coach und einem Projektverantwortlichen.<br />

Ersterer kümmert sich<br />

um die Anliegen und die Förderung der<br />

Teammitglieder und Letzterer darum,<br />

dass die Projektziele gemeinsam erreicht<br />

werden. Viele Entscheidungen<br />

werden dann von allen Teammitgliedern<br />

gemeinsam getroffen.<br />

Menschen in Unternehmen<br />

Zum anderen sind Mitarbeitende näher<br />

am Kunden und am Marktgeschehen<br />

und erkennen Veränderungen oft<br />

schneller und besser als ihre Vorgesetzten.<br />

Dadurch kann auch das Unternehmen<br />

schneller auf Veränderungen<br />

reagieren, was in der heutigen Zeit mit<br />

dem heutigen Druck ein Wettbewerbsvorteil<br />

ist.<br />

Sind diese auf andere Unternehmen<br />

übertragbar?<br />

Roland Dahinden und sein Haus, die Brunner<br />

Druck und Medien kam über das Thema Nachfolge<br />

zum Modell der organisierten flachen<br />

Hierarchien.<br />

Gudela Grote von der ETH Zürich flankierte die<br />

Debatte von der wissenschaftlichen Seite.<br />

Nicole Herzog von Haufe-umantis berichtete<br />

aus der Praxis.<br />

Der Verwaltungsrat und die Mitarbeitenden<br />

stehen hinter unserer Philosophie<br />

«Mitarbeitende führen Unternehmen».<br />

Schliesslich wurde ja keiner vor<br />

vollendete Tatsachen gestellt. Im Gegenteil:<br />

Die Belegschaft hat viel darüber<br />

diskutiert und schliesslich gemeinsam<br />

entschieden. Natürlich musste auch<br />

Überzeugungsarbeit geleistet werden,<br />

aber letztlich sehen heute alle, dass<br />

wir mit unserer Philosophie erfolgreich<br />

sind.<br />

Gab und gibt es bei der Umsetzung<br />

strategische Schritte?<br />

Jährlich findet ein Strategiemeeting mit<br />

der gesamten Belegschaft statt. Während<br />

zweier Tage arbeiten wir in Teams<br />

an Zielen, Strategie und Massnahmen<br />

und legen diese für das kommende Jahr<br />

fest.<br />

Nehmen wir ein konkretes Beispiel.<br />

Die Bestimmung des Gehalts einer<br />

Führungsperson. Normalerweise ein<br />

sehr diskretes Thema. Wie läuft bei<br />

Ihnen der Entscheidungsprozess?<br />

Die Gehaltsfrage wird heute noch klassisch<br />

gelöst. Sie ist eine von vielen Themen,<br />

über die wir aktuell diskutieren. In<br />

Zukunft wollen wir diesbezüglich transparenter<br />

werden und Mitarbeitende in<br />

den Entscheid miteinbeziehen.<br />

Wo liegen die Gründe für den Erfolg?<br />

Zum einen sind Mitarbeitende, die sich<br />

einbringen können, motivierter und wollen<br />

das Unternehmen, für das sie arbeiten,<br />

weiterbringen. Wer sich einbringt,<br />

teilt auch sein Wissen, und je mehr um<br />

anderen sind Mitarbeitende sich einbringen,<br />

desto mehr Wissen wird generiert.<br />

Mitarbeiter mehr miteinzubeziehen ist<br />

auf jeden Fall auf andere Unternehmen<br />

übertragbar. Ich wage sogar zu behaupten,<br />

dass streng hierarchische Unternehmen<br />

umdenken müssen, wenn sie<br />

auch künftig wettbewerbsfähig bleiben<br />

wollen. Zudem gibt es schon viele Unternehmen,<br />

die Mitarbeitende mitentscheiden<br />

lassen. Beispiele sehr erfolgreicher<br />

internationaler Unternehmen<br />

sind Semco, Gore und AES.<br />

ist basisdemokratisch gewählter Chef<br />

der Haufe-umantis AG.<br />

www.umantis.com<br />

Marc Stoffel<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 29


Kommentar<br />

Unsere Mitarbeiter sind<br />

auch Mitunternehmer<br />

von Roland Dahinden<br />

Das Thema Nachfolgeregelung ist in vielen <strong>KMU</strong> aktuell. In<br />

Betrieben, die von einer Familie oder einem Patron geführt<br />

werden, kann die Suche nach geeigneten Nachfolgern zu einer<br />

grossen Herausforderung werden. Dann nämlich, wenn niemand<br />

aus der Besitzerfamilie den Wunsch hegt, die Dynastie<br />

weiterzuführen.<br />

Genau dieser Fall trat 1983/84 anlässlich der Nachfolgeregelung<br />

der Brunner AG, Druck und Medien in Kriens, ein. Inhaber<br />

und Patron Alex Brunner musste auf eine externe Lösung<br />

setzen, weil seine Nachkommen die Firma nicht übernehmen<br />

wollten. Bereits 1972 hatte er das Unternehmen wohlüberlegt<br />

in eine Aktiengesellschaft überführt, die Aktienmehrheit jedoch<br />

behalten. Als es Ernst galt, entschied sich Alex Brunner dafür,<br />

den Vorschlag des damaligen Geschäftsführers weiterzuverfolgen<br />

und den Betrieb an die Mitarbeitenden zu verkaufen.<br />

Dessen hehre Absicht war, die Arbeitsplätze zu sichern und<br />

die Vision zu verwirklichen, Mitarbeiter enger in wichtige Prozesse<br />

einzubinden.<br />

Alex Brunner wählte eine riskante Lösung, denn Referenzobjekte<br />

bestanden zu jener Zeit keine. Zuerst musste genügend<br />

Kapital aufgetrieben werden. Geschäftsleitung und Mitarbeitende<br />

begeisterten sich für das gewählte Modell und zeichneten<br />

auf freiwilliger Basis innert Jahresfrist genügend Papiere,<br />

um die Mitarbeiter-AG zu verwirklichen. In der Rezessionsphase<br />

1993/94 erklärten sich die Aktionärsmitarbeiter sogar<br />

bereit, das Kapital mittels Investivlohn um 100’000 Franken zu<br />

erhöhen. Gegenwärtig liegt es bei 670’000 Franken.<br />

Damit das Mitarbeiter-AG-Modell ideell und materiell gewinnbringend<br />

gelebt werden kann, sind erweiterte Anforderungen<br />

an die Corporate Governance notwendig. Auch wenn die<br />

Hierarchien flach gehalten werden, sind klare Führungsstrukturen<br />

und Kompetenzregelungen zwingend. Die Mitunternehmer<br />

haben das Anrecht auf eine aktive und offene Kommunikation.<br />

Nur transparent informiert können sie ihrem Anspruch<br />

gerecht werden, mitzudenken und Entscheide mitzuverantworten.<br />

Um Stabilität zu gewährleisten und Ränkespiele zu<br />

verhindern, wurde festgelegt, dass ein Aktionär nicht mehr als<br />

15 Prozent des Aktienkapitals besitzen darf.<br />

Unser Mitarbeiter-AG-Modell ist nach innen und aussen ein<br />

Imageträger und eine Erfolgsgeschichte, weil es zahlreiche<br />

Vorteile bietet und von seinen Protagonisten gelebt wird. Wir<br />

beobachten eine starke Identifikation der Mitarbeitenden mit<br />

«ihrem» Unternehmen. Sie sind motiviert und denken unternehmerisch<br />

mit, um die Brunner AG vorwärtszubringen. Und<br />

weil das Unternehmen seine Aktionäre und deren Interessen<br />

kennt, kann es proaktiv handeln und wird nicht von unvorhergesehenen<br />

Entscheiden überrascht.<br />

Entscheidend für den Erfolg ist natürlich die Bereitschaft der<br />

Mitunternehmer, sich täglich auf die anstehenden Herausforderungen<br />

einzulassen. Für uns als Medien- und Druckereibetrieb<br />

bestehen sie darin, den Bedürfnissen unserer Kunden<br />

zu entsprechen, die sich mit dem Wandel in der Mediennutzung<br />

vervielfältigt haben. Als Unternehmen, das Lösungen im<br />

Print- und Online-Bereich anbietet und diese kundenspezifisch<br />

verknüpft, sind wir mit unserer aktiven und erfahrenen Belegschaft<br />

bestens dafür gerüstet.<br />

ist Geschäftsführer der Brunner AG, Druck und Medien.<br />

www.bag.ch<br />

Roland Dahinden<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 30


Sie möchten Ihr<br />

Lebenswerk erfolgreich<br />

weitergeben?<br />

Die Bank für Unternehmer hilft Ihnen dabei.<br />

Ein Generationenwechsel in der Firmenleitung ist ein komplexer Prozess. Nutzen Sie<br />

unsere langjährige Erfahrung in der Nachfolgeplanung und rufen Sie Ihren persönlichen<br />

Berater oder das Business Center an unter der Gratis-Nummer 0800 88 88 71.<br />

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Kommentar<br />

Vom Wohlbefinden<br />

zum Finden des Wohls<br />

von Mariella de Matteis<br />

Welche Faktoren beeinflussen das Wohlbefinden der Mitarbeitenden<br />

am Arbeitsplatz? Studien über den ganzen Globus<br />

hinweg sind sich scheinbar einig: Die Wahrnehmung der Mitarbeitenden<br />

wird zu über 50 Prozent als das Wohlbefinden in<br />

materiellen oder monetären Aspekten gesehen und erlebt. So<br />

ist es nicht verwunderlich, dass in Grossraumbüros Wasserspender,<br />

Grünpflanzen in den Gängen oder Gratiskaffee/-tee<br />

in der Firmenküche zu finden sind. Zudem entwickeln Personalmanagement-Strategien<br />

Bonusprogramme als Anreiz für<br />

erfolgreiche Geschäftsabschlüsse oder laden Mitarbeitende<br />

für ihre hervorragenden Ergebnisse in luxuriöse Weekends ein.<br />

Ist das ein Big Picture für das Wohlbefinden am Arbeitsplatz?<br />

Meine Praxis zeichnet ein etwas anderes Bild.<br />

Als ich kürzlich einen Teambildungsanlass mit einem zwölfköpfigen<br />

Team eines Unternehmens durchführte – es war der<br />

dritte Tag im Prozess –, ging es um individuelle Erlebnisse am<br />

Arbeitsplatz. Die Teilnehmenden unterhielten sich in Gruppen<br />

zu Erlebnissen, die für sie «IRRITIEREND» (stört mich/<br />

erlebe ich nicht gut), «EGAL» (hat keinen Einfluss auf mich)<br />

und «TOP» (da geht's mir richtig gut) waren. Das Ziel dabei<br />

war, die eigenen und fremden Wohlfühlbereiche zu erkennen<br />

und zu respektieren. Die zentrale Frage war, wie jeder Einzelne<br />

zum Teamwohlbefinden beitragen kann. Schon in der Gruppenarbeit<br />

– das Zusammenführen der individuellen Wahrnehmungen<br />

– entstanden heftige Diskussionen und förderliche<br />

Meinungsverschiedenheiten. Die Pinnwand wurde regelrecht<br />

mit den geschriebenen Karten überfüllt.<br />

Bei der Betrachtung des Resultats zeichneten sich verschiedene<br />

Begebenheiten/Erlebnisse ab, die sich in Bereiche wie<br />

materiell, emotional, kommunikativ oder atmosphärisch zuordnen<br />

liessen. Interessanterweise überwogen die emotionalen<br />

sowie die atmosphärischen Bereiche. Noch interessanter war<br />

die Erkenntnis, dass materielle und monetäre Begebenheiten<br />

oder Anreize zu über 70 Prozent im Bereich «EGAL» lagen.<br />

Im Anschluss schauten wir uns an, welche Erlebnisbeispiele<br />

positive und negative Einflüsse auf das Wohlbefinden hatten.<br />

Die Aussagen der Teilnehmenden fokussierten sich auf die<br />

Kommunikation und die Führung. Sie betonten die Bedeutung<br />

von Jahresgesprächen und erwähnten Alltagssituationen<br />

wie das morgendliche Öffnen von Fenstern. Am Schluss der<br />

Sequenz hatten die Teilnehmenden zum Teil verblüffende<br />

Einsichten, wie unterschiedlich sie alle «tickten» und was sie<br />

selber tun konnten, um einander mit Respekt zu begegnen.<br />

Alles in allem eine gut gelungene Seminarsequenz, welche die<br />

Teilnehmenden mit lachenden, gegenseitig schulterklopfenden<br />

Gesten quittierten.<br />

Im Nachgang gingen mir einige Gedanken durch den Kopf.<br />

Wenn ich mich in einem Gespräch zur Vorbereitung eines<br />

Teambildungsprozesses mit den Auftraggebenden befinde,<br />

erhalte ich normalerweise viele Informationen zur Geschichte<br />

des Teams und was sich im Unternehmen verändert hat. Das<br />

betroffene Team soll von einer externen Fachperson im Prozess<br />

begleitet werden, um so einen neuen Zusammenhalt<br />

finden zu können. So erfahre ich, dass das Management<br />

zusammen mit dem HR schon einiges zum Wohlbefinden<br />

am Arbeitsplatz unternommen hat, allerdings auch mit der<br />

unterschwelligen Ohnmacht, die Mitarbeitenden damit nicht<br />

erreichen zu können.<br />

Wo liegt der Hebel für eine Antwort auf diese Herausforderung?<br />

Eigentlich geht es darum, so viel Sicherheit vermitteln<br />

zu können, dass eine aktive Teilnahme am fortlaufenden Wandel<br />

in und rund um das Unternehmen möglich ist. Welche<br />

Wohlfühlelemente dafür notwendig sind, kann ja nur ein Ergebnis<br />

eines dialogischen Prozesses sein. Denn Wohlbefinden<br />

ist und bleibt eine subjektive Angelegenheit – in welcher Veränderungsphase<br />

wir uns auch immer befinden.<br />

ist Trainerin / Beraterin und Inhaberin von mdm training.<br />

www.mdm-training.com<br />

Mariella de Matteis<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 32


unikat<br />

«Für eine herzhafte,<br />

gesunde Ernährung.»<br />

www.swissfruit.ch


Kommentar<br />

Mitarbeitende als Mitunternehmer –<br />

Mitgefangen, mitgehangen?<br />

von Professor Gudela Grote<br />

In den heutigen Managementkonzepten wird gerne davon gesprochen,<br />

dass Mitarbeitende sich als Unternehmer fühlen und<br />

auch so handeln sollten. Damit ist im Kern vor allem angesprochen,<br />

dass sie Mitverantwortung für den Erfolg des Unternehmens<br />

übernehmen sollen. In der positiven Lesart heisst das,<br />

dass sie durch die grössere Verantwortung anspruchsvollere<br />

Tätigkeiten erhalten, die ihrem Wunsch nach interessanten<br />

und motivierenden Aufgaben entsprechen. So wäre die viel<br />

beschworene «Win-Win-Situation» erreicht, denn das Unternehmen<br />

profitiert natürlich auch von höherer Motivation und<br />

mehr Engagement der Mitarbeitenden. Warum ist es trotzdem<br />

so schwer, diese Idee umzusetzen, und ist das überhaupt so<br />

wünschenswert wie gemeinhin behauptet?<br />

Bei vielen Vorgesetzten sind Widerstände darin begründet,<br />

dass sie ihren Mitarbeitenden diese Verantwortungsübernahme<br />

nicht zutrauen und ihnen bei der Nutzung der damit<br />

einhergehenden Entscheidungsspielräume nicht über den Weg<br />

trauen. Hinzu kommt, dass sie eigene Entscheidungsspielräume<br />

abgeben oder zumindest teilen müssen, was auch nicht<br />

jedermanns Sache ist. Auch die Mitarbeitenden hegen unter<br />

Umständen Misstrauen, da sie sich – bei Weitem nicht immer<br />

zu Unrecht – fragen, ob hier nicht ein Risiko auf sie abgeschoben<br />

werden soll, das von der Unternehmensleitung zu tragen<br />

wäre. Auf Seite der Mitarbeitenden kann die neue Anforderung<br />

auch zu einer Überforderung führen, denn sich im Wettbewerb<br />

am Markt zu behaupten fordert Fähigkeiten, die nicht jeder hat.<br />

Ein wirklich gemeinsames Tragen von Verantwortung, das zu<br />

den gewünschten positiven Effekten für Mitarbeitende und<br />

Unternehmen führt, gelingt nur dann, wenn gegenseitiges<br />

Vertrauen geschaffen werden kann und eine grosse beidseitige<br />

Loyalität besteht. Ausserdem muss ein demokratisches<br />

Führungsverständnis vorhanden sein und die Bereitschaft,<br />

auf die Fähigkeiten, Interessen und Bedürfnisse der Mitarbeitenden<br />

individuell einzugehen, um das richtige Mass an<br />

Mitverantwortung zu bestimmen. Schliesslich heisst es auch,<br />

Kontrolle abgeben zu können, wenn den Mitarbeitenden Entscheidungsbefugnisse<br />

übertragen werden.<br />

Nicht angesprochen wurde hier bisher das finanzielle Verständnis<br />

von Mitunternehmertum im Sinne von Miteigentum,<br />

zum Beispiel durch Verkauf oder Vergabe von Unternehmensaktien<br />

an die Mitarbeitenden. Miteigentum ist denkbar,<br />

ohne dass notwendigerweise die bisher beschriebenen<br />

Randbedingungen gegeben sind. Damit sich die finanzielle<br />

Teilhabe nicht nur auf die Bindung ans Unternehmen, sondern<br />

auch auf das alltägliche Handeln positiv auswirken kann,<br />

müssen die Mitarbeitenden aber in unternehmerische Entscheidungsprozesse<br />

eingebunden sein und ihre eigene Arbeitstätigkeit<br />

mitgestalten können. Das grundlegende unternehmerische<br />

Risiko sollte allerdings in den meisten Fällen<br />

bei denjenigen verbleiben, die für die Übernahme dieser<br />

Verantwortung rechtlich zuständig und nicht selten fürstlich<br />

entlohnt sind.<br />

Gudela Grote ist Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie<br />

am Departement Management, Technologie und<br />

Ökonomie der ETH Zürich.<br />

www.ethz.ch<br />

Gudela Grote<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 34


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Flottenmanagement für<br />

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Jede Flotte, jeder Wagenpark erfordert ein<br />

individuelles Flottenmanagement. Unternehmen haben<br />

unterschiedliche Bedürfnisse, ebenso<br />

wie die Menschen, die täglich beruflich das Auto<br />

nutzen. Wir haben für jedes Bedürfnis die<br />

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WIR DENKEN. SIE LENKEN.


Menschen in Unternehmen<br />

Eine Bewusstseinsveränderung<br />

Die Führungskräfte von morgen<br />

von Barbara Liebermeister<br />

Die Manager von morgen werden «empathische Netzwerker» sein. Das ist die<br />

Kernthese einer Studie des Instituts für Führungskultur im digitalen Zeitalter<br />

(IFIDZ) in Frankfurt (D). Was heisst dies in der Praxis? Im folgenden Beitrag<br />

beantwortet Barbara Liebermeister, die Leiterin des Instituts, diese Frage.<br />

Dabei sollten in allen Bereichen alle Mitarbeiter<br />

am selben Strang ziehen. Diese<br />

These ist aber theoretisches Wunschdenken,<br />

das mit der Praxis wenig zu tun<br />

hat. Faktisch bleibt es eine der grössten<br />

Herausforderungen für Unternehmen:<br />

Wie können wir die Zahl der Schnittstellen<br />

möglichst reduzieren beziehungsweise<br />

aus ihnen sozusagen Nahtstellen<br />

machen, sodass kaum Reibungsverluste<br />

entstehen? Deshalb überraschte es uns<br />

nicht, dass in unserer Studie fast zwei<br />

Drittel der befragten Führungskräfte die<br />

Aussage «voll und ganz» bejahten, vernetztes<br />

Denken und Handeln sei künftig<br />

eine Voraussetzung für erfolgreiche<br />

Führung – zudem bejahten 31 Prozent<br />

diese Aussage teilweise.<br />

Das digitale Zeitalter ist angebrochen,<br />

und auch Führungskräfte<br />

müssen sich neu erfinden. Der<br />

Siegeszug der modernen Informationsund<br />

Kommunikationstechnologie und die<br />

Arbeitsstrukturen und -beziehungen in<br />

den Betrieben haben sich radikal gewandelt.<br />

Aus diesem Grund haben sich auch<br />

die Anforderungen an Führung verändert.<br />

Ein konservativer Stillstand ist in dieser<br />

Situation schlicht das falsche Rezept.<br />

Wir gehen von dem empathischen Netzwerker<br />

als Leitbild aus. Führungskräfte<br />

müssen mit Internet und den sozialen<br />

Medien umgehen können. Information<br />

und Kommunikation bekommen eine<br />

immer wichtigere Bedeutung. Es greift<br />

jedoch zu kurz, wenn man die veränderten<br />

Anforderungen auf die Medienkompetenz<br />

reduziert. Denn dann wird<br />

nur die Oberfläche gestreift. Heute wird<br />

in den meisten Unternehmen die Leistung<br />

weitgehend in bereichsübergreifender<br />

Team- und Projektarbeit erbracht.<br />

Das heisst, die Performance eines Bereichs<br />

hängt auch stark davon ab, wie<br />

gut dieser mit den anderen Bereichen<br />

kooperiert. Also darf das Denken einer<br />

Führungskraft nicht an der Grenze des<br />

eigenen Bereichs enden. Sie muss vielmehr<br />

versuchen, ihren Bereich mit den<br />

anderen so zu vernetzen, dass Top-Leistungen<br />

erbracht werden. Das setzt voraus,<br />

dass die Führungskraft auch die<br />

Mitarbeiter der anderen Bereiche sowie<br />

deren Vorgesetzte für ihre Ziele beziehungsweise<br />

die übergeordneten Ziele inspirieren<br />

kann. Das gelingt ihr nur, wenn<br />

sie bei ihrem Denken und Handeln auch<br />

berücksichtigt: Welche Interessen haben<br />

die anderen Bereiche und deren Mitarbeiter?<br />

Sonst kann sie keine tragfähigen<br />

Bündnisse schmieden.<br />

Das Beispiel der IT-Branche<br />

Springen wir in die Praxis, um die Unterscheide<br />

besser fassen zu können.<br />

Betrachten wir zum Beispiel die Hightech-Unternehmen<br />

– unabhängig davon,<br />

in welcher Branche sie zu Hause sind.<br />

Wie erbringen diese heute ihre Leistung?<br />

Meist im Dialog mit ihren Kunden. Das<br />

heisst: Wie gut ihre Leistung ist, hängt<br />

auch stark davon ab, wie sie die Beziehung<br />

zu ihren Kunden gestalten. Ebenso<br />

verhält es sich auf der Lieferanten- und<br />

Zuliefererebene. Zum Beispiel im IT-Sektor.<br />

Auch hier agieren die Unternehmen,<br />

wenn sie zum Beispiel ein neues Produkt<br />

entwickeln möchten, meist im Verbund.<br />

Das bedeutet, sie engagieren Heerscharen<br />

externer Software-Entwickler und<br />

vergeben Teilaufträge an hoch qualifizierte<br />

Spezialisten, von deren Expertise<br />

sie faktisch oft abhängig sind, wenn das<br />

Endprodukt wirklich Spitze sein soll. Also<br />

müssen die Verantwortlichen dazu fähig<br />

sein, tragfähige Beziehungsnetze zu knüpfen,<br />

die Spitzenleistungen erbringen.<br />

Dabei sollten die Beteiligten auf Augenhöhe<br />

agieren. Früher waren die Zulieferer<br />

meist von ihren Auftraggebern abhängig.<br />

Heute ist dies teilweise umgekehrt. Ohne<br />

deren Spezialwissen und Unterstützung<br />

könnten viele grosse Unternehmen ihre<br />

Leistung gar nicht mehr erbringen – oder<br />

sie würden sich in kurzer Zeit zu Dinosauriern<br />

in ihrem Markt entwickeln und<br />

von diesem verschwinden.<br />

Das Beispiel der Automobilbranche<br />

Wenden wir uns der Automobilproduktion<br />

zu. Hier lässt sich immer schwieriger sagen,<br />

wer in diesem Produktionsverbund<br />

der stärkere Partner ist: die Autoherstel-<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 36


ler, die die Fahrzeuge produzieren, oder<br />

die Elektronikhersteller, die die Autoelektronik<br />

entwickeln? Zuweilen gewinnt man<br />

den Eindruck: Die Elektronikhersteller sitzen<br />

am längeren Hebel, weil aus ihrem<br />

Know-how faktisch die technische Innovation<br />

der Fahrzeuge resultiert, die diese<br />

wiederum für Kunden attraktiv macht.<br />

Daher grassiert das Gerücht, Google beabsichtige,<br />

selbst Autos zu bauen. Die<br />

Argumentationsfigur kommt in der Öffentlichkeit<br />

nur durch, da die Experten,<br />

dies als möglich erachten. Daraus folgt<br />

für die Manager in der Autoindustrie: Sie<br />

müssen ihre Organisation mit anderen<br />

Unternehmen so vernetzen, dass ihr Unternehmen<br />

auch noch in zehn Jahren<br />

marktfähige Autos baut.<br />

Netzwerker und empathisch<br />

An diesem Punkt stellt sich die Frage, wie<br />

zu dem Begriff Netzwerker der Begriff empathisch<br />

dazukommt. Auch hier hilft ein<br />

Beispiel. Ich merke bei meiner Arbeit als<br />

Managementberaterin immer wieder: Für<br />

manche Kunden arbeite ich gern, für andere<br />

weniger gern. Und das hat nichts mit<br />

dem Honorar zu tun, das sie mir zahlen,<br />

sondern damit: Wie ist die Kommunikation<br />

mit ihnen? Fühle ich mich von ihnen,<br />

obwohl ich eine externe Beraterin bin, als<br />

Person wahr- und ernst genommen? Wie<br />

verbindlich sind Absprachen? Und, und,<br />

und … Stimmt die Chemie, dann erbringe<br />

ich für Kunden auch gerne gewisse Mehrleistungen,<br />

weil ich mich mit ihnen und ihren<br />

Zielen identifiziere. Ähnlich verhält es<br />

sich mit den Dienstleistern, die für mich<br />

arbeiten. Habe ich bei ihnen das Gefühl,<br />

dass sie mich und meine Bedürfnisse<br />

verstehen, dann bin auch ich für ihre Bedürfnisse<br />

offener, was sich positiv auf die<br />

Zusammenarbeit und die Ergebnisse auswirkt,<br />

wodurch wiederum unsere Beziehung<br />

stabiler wird. Wenn die Partner die<br />

Bedürfnisse des jeweils anderen wahrnehmen<br />

und respektieren und sich ernsthaft<br />

um die Beziehung bemühen, dann werden<br />

aus den ehemaligen Schnittstellen Nahtstellen,<br />

was letztlich zu Spitzenleistungen<br />

führt. Das setzt jedoch voraus, dass die<br />

Partner keine emotionalen Autisten sind.<br />

«Alpha Intelligence»<br />

Die fachliche Kompetenz der Führungskräfte<br />

muss sich mit ihrer analytischen<br />

und emotionalen Intelligenz paaren, damit<br />

sie die grösste Wirksamkeit haben. Um<br />

dies deutlicher in der Praxis herausstellen<br />

zu können, verwenden wir in unserer Studie<br />

für diese «Symbiose» den Begriff «Alpha<br />

Intelligence», da aus unserer Warte<br />

die Menschen, die künftig die echten Leader<br />

in den Unternehmen sind – also die<br />

Personen, denen andere Menschen bereitwillig<br />

folgen – ein solches Persönlichkeits-<br />

und Kompetenzprofil haben.<br />

Mehr Kommunikationskanäle zur Verfügung<br />

zu haben, bedeutet aber noch<br />

lange nicht automatisch, dass sie empathische<br />

Netzwerker sind. Sie nutzen<br />

zwar häufig die neuen Medien intensiv,<br />

faktisch denken sie aber noch in alten<br />

«top down»-Kategorien.<br />

In unserer Studie verdeutlicht dies die<br />

Diskrepanz im Antwortverhalten der<br />

jüngeren und älteren Führungskräfte.<br />

So erachten es zum Beispiel 85 Prozent<br />

der jüngeren, aber nur 63 Prozent der<br />

Menschen in Unternehmen<br />

älteren Führungskräfte als sehr wichtig,<br />

dass Informationen regelmässig weitergegeben<br />

und nicht als Herrschaftswissen<br />

zurückgehalten werden. Zugleich<br />

erwarten aber nur 36 Prozent<br />

der jüngeren Führungskräfte, dass die<br />

digitale Vernetzung sozusagen automatisch<br />

zu einer transparenteren Mitarbeiterführung<br />

führt, während 60 Prozent<br />

der älteren Führungskräfte hiervon<br />

überzeugt sind.<br />

Ein mentaler Turnaround<br />

Jungen Führungskräften ist stärker bewusst,<br />

dass allein dadurch, dass mehr<br />

Kommunikationskanäle zur Verfügung<br />

stehen, sich qualitativ noch nichts ändert,<br />

so lange kein mentaler Turnaround<br />

in den Köpfen stattfindet. Die Gründe<br />

liegen auf der Hand. Zum einen haben<br />

die jungen Führungskräfte, weil sie mit<br />

den neuen Technologien aufgewachsen<br />

sind, vermutlich ein feineres Gespür dafür,<br />

was deren Möglichkeiten, aber auch<br />

Grenzen sind, wenn es um die zwischenmenschliche<br />

Kommunikation geht. Eine<br />

weitere Ursache dürfte sein: Die jüngeren<br />

Führungskräfte sind in der Unternehmenshierarchie<br />

meist noch tiefer als<br />

ihre älteren Kollegen angesiedelt. Deshalb<br />

sammeln sie im Betriebsalltag häufiger<br />

die Erfahrung: Unsere Chefs setzen<br />

uns zwar immer öfter ins Cc, wenn<br />

sie irgendwelche Entscheidungen treffen<br />

und kommunizieren, sie binden uns<br />

aber nicht stärker in ihre Meinungsbildungs-<br />

und Entscheidungsprozesse ein.<br />

Das heisst: Faktisch haben sie oft noch<br />

das alte Top-down-Denken verinnerlicht,<br />

selbst wenn sie glauben, bereits empathische<br />

Netzwerker zu sein.<br />

Barbara Liebermeister<br />

Top-down-Kommunikation ist von gestern.<br />

leitet das Institut für Führungskultur im<br />

digitalen Zeitalter (IFIDZ), Frankfurt. Interessierte<br />

können kostenlos die Broschüre<br />

anfordern, in der die Studienergebnisse<br />

zusammengefasst sind.<br />

www.ifidz.de<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 37


Menschen in Unternehmen<br />

Schnittstelle Universität und Business<br />

Nachhaltige Ideen wirtschaftlich beraten<br />

von Julia Hunziker<br />

Angefangen als kleines Projekt bestehend aus sechs Personen, hat sich Student Impact innert dreier Jahre zu einer<br />

erfolgreichen 55-köpfigen Unternehmensberatung entwickelt. Doch der Slogan «be the change» lässt erahnen, dass<br />

es sich bei Student Impact nicht um eine Beratungsfirma im klassischen Sinne handelt …<br />

Student Impact ist die studentische<br />

Unternehmensberatung der anderen<br />

Art. Ihr Ziel ist es, sozialen und<br />

ökologischen Impact zu erzielen und so<br />

mehr Nachhaltigkeit in die Wirtschaft<br />

zu integrieren. Consulting ist dabei Mittel<br />

zum Erfolg: Das Team von Student<br />

Impact fördert nachhaltige Geschäftsideen,<br />

indem es sozial oder ökologisch<br />

fokussierte Start-ups und <strong>KMU</strong> zu verschiedenen<br />

wirtschaftlichen Fragestellungen<br />

berät. Student Impact ist eine<br />

Non-Profit-Organisation bestehend aus<br />

Studenten der Universität St. Gallen.<br />

Die Berater arbeiten zwischen 20 und<br />

40 Prozent auf ehrenamtlicher Basis,<br />

weil sie bei Student Impact einen echten<br />

Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten<br />

und bereits während ihrer akademischen<br />

Ausbildung Praxiserfahrung<br />

sammeln können. Dank dieses ehrenamtlichen<br />

Engagements kann Student<br />

Impact den Kunden Beratungsdienstleistungen<br />

zu sehr günstigen Konditionen<br />

anbieten.Beispielsweise kostet ein<br />

dreimonatiges Beratungsprojekt für ein<br />

<strong>KMU</strong> mit fünf Beratern 4 500 Franken.<br />

Der Erfolg des Kunden ist oberstes Ziel<br />

von Student Impact. Um dem Kunden<br />

durch die Projektarbeit einen möglichst<br />

wertvollen Beitrag zum Geschäftserfolg<br />

bieten zu können, setzt Student Impact<br />

auf Qualität, Diversität & Innovation sowie<br />

Interaktion. Die Mitglieder von Student<br />

Impact werden durch verschiedene<br />

Workshops und zahlreiche Coaching-<br />

Sessions professionell ausgebildet.<br />

Durch externe Events mit Mentoren aus<br />

der Beratungsbranche und interne Ausbildungsveranstaltungen<br />

vertiefen die<br />

Student Impact Consultants ihr Wissen<br />

über relevante Ansätze und Tools, um<br />

den Kunden optimal beraten zu können.<br />

Parallel dazu gewährleistet ein internes<br />

Controlling-System top Qualität bei den<br />

Beratungsmandaten. Zudem sieht Student<br />

Impact Out-of-the-box-Denken<br />

als zentrale Voraussetzung für den Geschäftserfolg<br />

eines Unternehmens und<br />

Diversität als entscheidende Grundlage<br />

für innovative Ideen und kreative<br />

Ansätze. Die Student-Impact-Beratungsteams<br />

bestehen deshalb aus<br />

einem bunten Mix von Assessment-<br />

Studierenden bis zu Doktoranden, die<br />

verschiedenste Backgrounds und Erfahrungen<br />

mitbringen. Zuletzt ist aber<br />

vor allem auch die interaktive Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Kunden und<br />

den Consultants unentbehrlich für den<br />

Projekterfolg. Aktive Integration des<br />

Kunden in die Projektarbeit, wöchentlicher<br />

Austausch sowie verschiedene<br />

Workshops sind folglich fester Bestandteil<br />

jedes Beratungsmandats, denn nur<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 38


so kann die Arbeit proaktiv und effizient<br />

vorangetrieben und ein optimales Projektergebnis<br />

erzielt werden.<br />

Student Impact hat es sich zur Aufgabe<br />

gemacht, sowohl neue Geschäftsideen<br />

als auch etablierte Unternehmen in verschiedenen<br />

wirtschaftlichen Themenbereichen<br />

zu unterstützen. Dabei hat<br />

sich das Team im Bereich <strong>KMU</strong> auf<br />

vier Themenfelder spezialisiert: Business-Plan,<br />

strategische Projektbegleitung,<br />

Marketingkonzepte und Prozess-/<br />

Strukturoptimierungen. Innerhalb dieser<br />

Themenbereiche werden sämtliche Projektaufträge<br />

individuell an die jeweilige<br />

Situation und die bestehenden Bedürfnisse<br />

angepasst, um einen möglichst<br />

grossen Mehrwert für den Kunden und<br />

seine Geschäftsidee zu erzielen.<br />

Business-Plan<br />

Beinahe jedes Unternehmen benötigt<br />

einen Business-Plan, sei dies für die<br />

Zusammenarbeit mit Partnern, für eine<br />

Standortbestimmung der aktuellen Geschäftslage<br />

oder für die strategische<br />

Weiterentwicklung des Unternehmens.<br />

Student Impact unterstützt <strong>KMU</strong> bei<br />

der Konzipierung sowie Überarbeitung<br />

von Business-Plänen, indem die Berater<br />

wichtige Themenbereiche kritisch<br />

reflektieren und dort ansetzen, wo vertiefte<br />

Analysen notwendig sind.<br />

Strategische Projektbegleitung<br />

Auch bei etablierten <strong>KMU</strong> treten immer<br />

wieder strategische Fragen auf, deren<br />

Bewältigung die ganze Unternehmung<br />

in Anspruch nimmt. Mit fachlichem<br />

Know-how, innovativen Ideen und Outof-the-box-Ansätzen<br />

unterstützen die<br />

Berater von Student Impact strategische<br />

Projekte von <strong>KMU</strong>. Die Analyse<br />

und Integration neuer Geschäftsfelder,<br />

die Entwicklung eines einheitlichen<br />

Unternehmensauftritts oder die Begleitung<br />

eines Change-Management-<br />

Prozesses sind Beispiele möglicher Ansatzpunkte<br />

von bereits abgeschlossenen<br />

Projekten.<br />

Marketingkonzepte<br />

Nicht immer ist klar, wer die Zielgruppen<br />

eines Produktes oder Services sind<br />

und wie die einzelnen Kundensegmente<br />

adressiert werden können. Student<br />

Impact unterstützt Kunden bei der optimalen<br />

Positionierung im Markt, der<br />

Identifikation ihrer Kundensegmente<br />

und entwickelt individuelle Vermarktungskonzepte,<br />

um die relevanten Kundengruppen<br />

gezielt anzusprechen und<br />

optimal zu erreichen.<br />

Prozess- / Strukturoptimierung<br />

Effiziente Strukturen und darauf abgestimmte<br />

Prozesse sind zentral fürden<br />

Unternehmenserfolg. Die Beraterteams<br />

von Student Impact unterstützen <strong>KMU</strong><br />

bei der Identifikation geeigneter Organisationsstrukturen,<br />

der Entwicklung<br />

effizienter Prozesse und der Erarbeitung<br />

eines einheitlichen Unternehmenssystems<br />

– Aufgaben, für die Unternehmer<br />

im Alltag häufig nicht die nötige Zeit aufbringen<br />

können.<br />

Student Impact hat in den letzten drei<br />

Jahren bereits 43 nachhaltige <strong>KMU</strong><br />

und Start-ups beraten. Darunter waren<br />

Unternehmen wie die Helvetia Versicherung,<br />

Sbrinz Käse GmbH und<br />

EnergieSchweiz. Nina Diethelm, Fachspezialistin<br />

für Digitale Medien bei EnergieSchweiz,<br />

ist von der Arbeit von Student<br />

Impact überzeugt: «Sowohl auf<br />

professioneller wie auch auf persönlicher<br />

Ebene habe ich die Zusammenarbeit<br />

mit Student Impact sehr geschätzt.<br />

Ich kann anderen Organisationen und<br />

Unternehmen diese studentische Unternehmensberatung<br />

der besonderen<br />

Art nur empfehlen».<br />

Julia Hunziker<br />

Julia Hunziker ist für Medien- und Kommunikationsarbeit<br />

bei Student Impact<br />

zuständig.<br />

www.studentimpact.ch<br />

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ABACUS Business<br />

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in Zürich<br />

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Marcom<br />

Die richtigen Zutaten wählen<br />

Innovationsmarketing: Kundenorientiert entwickeln und vermarkten<br />

von Hagen Worch<br />

Innovative Produkte und Dienstleistungen in immer kürzeren Zeitabständen hervorzubringen<br />

ist für viele Unternehmen zur Realität geworden. Dagegen wird bei der Vermarktung<br />

von Innovationen längst noch nicht das Potenzial ausgeschöpft, das Unternehmen<br />

dabei zur Verfügung steht. Gemeinsam mit Partnern aus der Unternehmenspraxis<br />

haben Verantwortlichen der Fernfachhochschule Schweiz (FFHS) einige Ansatzpunkte für<br />

ein erfolgreiches Innovationsmarketing zusammengetragen. Wichtige Impulse stammen von<br />

einem Business Breakfast der FFHS, bei dem das Thema im Zentrum stand.<br />

Zwei der grössten Herausforderungen<br />

für den unternehmerischen<br />

Erfolg sind der Aufbau und die<br />

nachhaltige Bindung einer hinreichenden<br />

Kundenbasis. Dies ist vor allem der<br />

Fall, wenn es sich um innovative Produkte<br />

und Dienstleistungen handelt, für<br />

die es noch keine Erfahrungswerte gibt<br />

und Voraussagen zur Marktentwicklung<br />

schwierig abzuschätzen sind. Insbesondere<br />

<strong>KMU</strong> und junge Unternehmen tun<br />

sich oft schwer mit der Vermarktung von<br />

Innovationen. So belegen auch verschiedene<br />

Studien, dass deutlich weniger als<br />

50 Prozent der neu gegründeten Unternehmen<br />

die ersten Jahre überleben.<br />

Einer der Hauptgründe für das Scheitern<br />

von jungen Unternehmen ist, dass diese<br />

keine geeigneten Absatzmärkte finden<br />

und die Kundengruppe deutlich kleiner<br />

bleibt, als für ein erfolgreiches Geschäft<br />

notwendig wäre.<br />

Auch für etablierte Unternehmen kann<br />

die Vermarktung von Innovationen eine<br />

schwierige Aufgabe sein, da sie beim<br />

Vertrieb oft nur bedingt auf den bestehenden<br />

Kundenstamm zurückgreifen<br />

können. Mangelndes Marketing kann<br />

hier als einer der Hauptgründe für das<br />

Scheitern von Innovationen gesehen<br />

werden.<br />

Aber was genau sind erfolgversprechende<br />

Elemente des Innovationsmarketings?<br />

Wie kann ein <strong>KMU</strong> ein solches<br />

aufbauen? Und wie funktioniert<br />

erfolgreiches Innovationsmarketing in<br />

etablierten Unternehmen, die es immer<br />

wieder schaffen, einem bestehenden<br />

Kundenstamm innovative Produkte und<br />

Dienstleistungen anzubieten?<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 40


Marcom<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 41


Marcom<br />

Diese Fragen standen im Zentrum der<br />

zweiten Ausgabe des FFHS Business<br />

Breakfast. Sven Beichler, CEO und<br />

Gründer von mySwissChocolate AG, und<br />

Caroline Wilke, Mitglied der Direktion und<br />

Leiterin Strategie / Innovation / Produkte<br />

Privatkunden bei Helsana, erlaubten<br />

einen Blick hinter die Kulissen ihrer Firmen<br />

und diskutierten ihre Perspektiven<br />

zum erfolgreichen Marketing innovativer<br />

Produkte und Dienstleistungen.<br />

Suche nach wirkungsvollem<br />

Marketing-Mix<br />

Um für Innovationen die passende Kundengruppe<br />

zu finden, können Unternehmen<br />

aus einer Vielzahl von Marketinginstrumenten<br />

wählen. Die Palette reicht<br />

von konventionellen PR-Aktivitäten<br />

über Messeauftritte, Product Placement<br />

Strategien bis hin zum Einsatz Sozialer<br />

Medien, Blogs, Virales Marketing und<br />

Search Engine Optimization (SEO). Viele<br />

Firmen tun sich jedoch schwer mit der<br />

Auswahl der richtigen Marketinginstrumente<br />

und legen sich zu früh auf ein<br />

bestimmtes Instrument fest. Aus dem<br />

Blickfeld gerät dabei, dass nicht nur die<br />

Identifikation einer geeigneten Kundengruppe<br />

ein Suchprozess ist, sondern der<br />

Wahl des richtigen Marketing-Mix ebenfalls<br />

ein Prozess des Suchens und Testens<br />

vorausgeht. Erfolgreiches Innovationsmarketing<br />

verläuft deshalb häufig als<br />

iterativer Prozess von Kundengruppenidentifikation<br />

und Marketingtoolsuche.<br />

Diese Erfahrung machten auch Sven<br />

Beichler und sein Geschäftspartner<br />

Christian Philippi bei der Gründung von<br />

mySwissChocolate. Die Firma ist ein<br />

Start-up im Lebensmittelsektor, das es<br />

ermöglicht, via mobile App Bild- und<br />

Grussbotschaften auf eine Tafel Schokolade<br />

zu drucken und diese weltweit für<br />

CHF 5.50 verschicken zu lassen. Inzwischen<br />

nimmt das Unternehmen Bestellungen<br />

aus 43 Ländern entgegen.<br />

Die entscheidende Herausforderung war<br />

es, die geeigneten Marketingstrategien<br />

zu finden, um das Start-up mit einer<br />

komplett neuartigen Dienstleistung auf<br />

dem Schweizer Markt und darüber hinaus<br />

bekannt zu machen. Den Gründern<br />

von mySwissChocolate war klar, dass<br />

ihnen eine Reihe an Marketinginstrumenten<br />

zur Verfügung stand. Wie gut<br />

diese für ihr Start-up funktionierten,<br />

konnten sie jedoch nur herausfinden,<br />

indem sie die Tools nacheinander test-<br />

eten und kontinuierlich neue Instrumente<br />

ausprobierten, so Beichler (vergleiche<br />

auch anschliessendes Interview mit<br />

Sven Beichler, die Redaktion).<br />

Neue Marketinginstrumente<br />

sind erforderlich<br />

Eine weitere Herausforderung im Innovationsmarketing<br />

ergibt sich mit dem Wachstum<br />

der Kundengruppe. Hat sich ein<br />

innovatives Produkt in einem Marktsegment<br />

etabliert, verändern sich mitunter<br />

die Anforderungen an das Marketing. Bis<br />

dahin eingesetzte Instrumente verlieren<br />

ihre Wirkung. Die erfolgreiche Vermarktung<br />

erfordert dann die Implementierung<br />

neuer Marketingtools. Für Firmen gilt es,<br />

diese Veränderungen rechtzeitig zu erkennen<br />

und zu managen.<br />

Die Skalierbarkeit von Instrumenten<br />

spielt dabei eine wichtige Rolle. Dies zumindest<br />

ist die Erfahrung der Gründer<br />

von mySwissChocolate. Eine ihrer Lessons<br />

learnt aus dem Start-up-Prozess ist,<br />

dass Marketingtools das Firmenwachstum<br />

für eine gewisse Zeit begleiten<br />

können sollten und nicht zu schnell an<br />

Effektivität verlieren, wenn sich der Absatzmarkt<br />

vergrössert. Je besser sich<br />

ein Tool erfolgreich skalieren lässt, desto<br />

länger lässt sich die mitunter kostenintensive<br />

Implementierung neuer Marketingtools<br />

hinauszögern.<br />

Kundenorientierte Innovationen<br />

Eine ganz andere Bedeutung kommt<br />

dem Innovationsmarketing in Unternehmen<br />

zu, die bereits auf eine bestehende<br />

Kundengruppe zurückgreifen können.<br />

Für solche – meist grössere und etablierte<br />

– Firmen besteht die Herausforderung<br />

darin, innovative Produkte und<br />

Dienstleistungen entsprechend den Ansprüchen<br />

der bestehenden Kunden zu<br />

entwickeln. Bei der Identifizierung der<br />

Kundenbedürfnisse und der Übersetzung<br />

dieser in Produkt- und Dienstleistungsinnovationen<br />

spielt das Innovationsmarketing<br />

eine zentrale Rolle.<br />

Caroline Wilke kennt die Herausforderung,<br />

im «Dschungel» der vielen Versicherungsprodukte<br />

gehört zu werden,<br />

und erläutert, wie die Prozesse bei<br />

Helsana gestaltet sind, um unter diesen<br />

Bedingungen neue Produkte und Dienstleistungen<br />

erfolgreich zu entwickeln und<br />

an den Kunden zu bringen. Die Helsana-<br />

Gruppe ist der führende Schweizer Kranken-<br />

und Unfallversicherer für Private<br />

und Unternehmen. Mit Prämieneinnahmen<br />

von 5.7 Milliarden Franken belegt<br />

Helsana eine Spitzenposition im Schweizer<br />

Versicherungsmarkt und beschäftigt<br />

über 3 000 Mitarbeitende.<br />

Caroline Wilke berichtet, dass es bei<br />

Helsana immer wieder eine zentrale Frage<br />

sei, wie sich Innovationen in einem etablierten<br />

Umfeld finden und auf den Markt<br />

bringen lassen. Dazu würden Lernprozesse<br />

initiiert, bei denen beispielsweise<br />

Mitarbeitende – inklusive des Managements<br />

– in regelmässigen Abständen für<br />

ein gewisse Zeit im Kundenservice tätig<br />

sind. Somit entsteht ein enger Kontakt zu<br />

den Kunden und ermöglicht ein besseres<br />

Verständnis über deren Bedürfnisse. Dies<br />

ist in einem ausdifferenzierten Marktumfeld<br />

umso wichtiger, weil darin oft «der<br />

Kunde nicht weiss, was der Bedarf ist»,<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 42


Einfach.<br />

Besser.<br />

Organisiert.<br />

so Caroline Wilke. Diesen Bedarf zu identifizieren<br />

und Innovationen für den<br />

Kunden zu entwickeln ist eine wichtige<br />

Aufgabe des Innovationsprozesses. Dagegen<br />

ist es bei der Entwicklung von Innovationen<br />

für institutionelle Partner wie<br />

Spitäler bedeutend, Key-Partner in gewissem<br />

Umfang direkt in den Prozess<br />

einzubinden. Insgesamt spiele das Branding<br />

als Marketinginstrument im Versicherungsbereich<br />

aber eine zentrale Rolle,<br />

unterstreicht Caroline Wilke.<br />

Unternehmensspezifische Wahl<br />

Was allerdings gut für einige – insbesondere<br />

grosse – Unternehmen ist, funktioniert<br />

oft in anderen – vor allem jungen –<br />

Firmen trotz scheinbar ähnlicher Kontexte<br />

nicht. So sind wichtige Marketinginstrumente,<br />

die sich beispielsweise zum<br />

Branding eignen, mitunter weniger<br />

hilfreich für kleinere Unternehmen. my-<br />

SwissChocolate hat diese Erfahrung<br />

gemacht: «Was hilft es, wenn ich heute<br />

meine Marke stärke, aber nichts verkaufe?»,<br />

fragt Sven Beichler. Damit macht<br />

er deutlich, wie wichtig der spezifische<br />

Kontext eines Unternehmens und seiner<br />

Produkte und Dienstleistungen für die<br />

richtige Wahl geeigneter Instrumente des<br />

Innovationsmarketings ist. Das heisse<br />

aber nicht, dass diese Instrumente generell<br />

in der Start-up-Phase nicht funktionieren<br />

würden. «Manche Instrumente<br />

funktionieren sehr gut – aber nicht für<br />

uns», sagt Beichler und verdeutlicht damit<br />

die Wichtigkeit des Suchprozesses<br />

für einen geeigneten firmenspezifischen<br />

Marketing-Mix.<br />

Innovationsmarketing ist auch in etablierten<br />

Unternehmen noch kein Selbst-<br />

Einfach ECM<br />

Dokumenten-Management<br />

Archivierung<br />

Workflow<br />

www.elo.ch


Marcom<br />

Nächstes Business Breakfast<br />

Das 3. FFHS Business Breakfast<br />

findet am 18. Juni 2015,<br />

8.00 – 10.00 Uhr, im Imagine,<br />

HB Zürich, statt. Thema ist:<br />

«Neue Arbeitswelten: Arbeitsmodelle<br />

und Unternehmenskultur»<br />

Skalierbarkeit der Marketingtools ist ein wichtiger Punkt.<br />

Wir stehen heute vor einer paradoxen<br />

Situation. Im Zeitalter der<br />

Digitalisierung und Wissensarbeit<br />

werden Wertschöpfung und<br />

Innovation immer wichtiger.<br />

Von Mitarbeitenden werden immer<br />

anspruchsvollere Leistungen und<br />

immer mehr Engagement erwartet.<br />

Doch unterstützt die Arbeitswelt<br />

diese Ansprüche?<br />

Es gibt nur wenige Unternehmen,<br />

die sich auf den Weg der New<br />

Work – neue Arbeitswelt –<br />

machen. Unflexible Arbeitsmodelle<br />

und starre hierarchische Strukturen,<br />

in denen sich Mitarbeiter<br />

eingeengt fühlen, gehören zum<br />

Alltag. Diese klassischen Arbeitsmodelle<br />

können in offene und<br />

kreative Systeme umgewandelt<br />

werden. Nur so kann Kontrolle<br />

durch Vertrauen ersetzt werden.<br />

Die FFHS schaut zwei Unternehmen<br />

hinter die Kulissen und<br />

erfährt, wie deren neuen Arbeitswelten<br />

aussehen: ICT-Gigant<br />

Microsoft als Vorreiter, was<br />

innovative Arbeitswelten anbelangt<br />

und das Traditionsunternehme<br />

Rivella, das wohl das<br />

bekannteste Schweizer Getränk<br />

produziert. Zwei Unternehmen,<br />

die beim Umgestalten ihrer<br />

Arbeitswelten diversen Herausforderungen<br />

gegenüberstanden.<br />

läufer. Deshalb wird das für viele <strong>KMU</strong><br />

relevante Thema vermehrt im Master-<br />

Studiengang MSc in Business Administration<br />

mit Schwerpunkt Innovationsmanagement<br />

der Fernfachhochschule<br />

Schweiz (FFHS) aufgegriffen.<br />

«Wir haben die wachsende Bedeutung<br />

des Innovationsmarketings für die Unternehmenspraxis<br />

erkannt und integrieren<br />

den Themenbereich in unseren Aus- und<br />

Weiterbildungsprogrammen», sagt Ute<br />

Eisenkolb, Studiengangsleiterin für das<br />

Masterprogramm der FFHS. Dies äussert<br />

sich beispielsweise darin, dass sich<br />

verschiedene Forschungs- und Masterarbeiten<br />

mit der Vermarktung von Innovationen<br />

beschäftigen.<br />

Lessons learnt<br />

Sowohl in jungen Start-ups als auch in<br />

etablierten Unternehmen bleibt der Prozess<br />

des Suchens nach einem geeigneten<br />

Marketing-Mix zentral für eine erfolgreiche<br />

Vermarktung von Innovationen. Dabei<br />

ist die Identifizierung des geeigneten<br />

Mix das Ergebnis eines Suchprozesses<br />

und oft nicht einfach vorherbestimmbar.<br />

Die Anforderungen und Prozesse für die<br />

Vermarktung von Innovationen verändern<br />

sich über den Produktlebenszyklus<br />

hinweg. Durch Unternehmens- und<br />

Kundenwachstum werden bestehende<br />

Marketinginstrumente ineffektiv, und<br />

es besteht die Notwendigkeit – und die<br />

Herausforderung – neue Instrumente zu<br />

finden und zu implementieren.<br />

Der Firmenkontext spielt für das Innovationsmarketing<br />

ebenfalls eine wichtige<br />

Rolle. So sehen sich etablierte Unternehmen<br />

weniger mit der Frage konfrontiert,<br />

neue Kunden zu gewinnen. Vielmehr zielt<br />

ihr Innovationsmarketing darauf ab, für<br />

bestehende Kundengruppen neue Lösungen<br />

zu entwickeln, die den Bedarf<br />

des bestehenden Kundenstamms abdecken<br />

und somit zur Stärkung der eigenen<br />

Wettbewerbsposition beitragen.<br />

Dr. Hagen Worch<br />

ist Wissenschaftlicher Projektleiter am<br />

Institut für Management & Innovation<br />

(IMI) der Fernfachhochschule Schweiz<br />

(FFHS) und doziert im Master-Studiengang<br />

Innovation Management. Seine<br />

Forschungsschwerpunkte sind in den<br />

Bereichen Innovationsmanagement, Innovationsökonomik,<br />

Firmenwachstum<br />

und Management von Kompetenzen in<br />

Firmen.<br />

www.helsana.ch<br />

www.myswisschocolate.ch<br />

www.ffhs.ch<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 44


FÜR SIE BRÜTEN WIR IDEEN AUS<br />

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bei uns goldrichtig sind auf<br />

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Marcom<br />

im Kopf, wir hätten das Ei des Kolumbus<br />

gefunden. Dann war es doch ein Flop.<br />

Fünf Jahre Zeit mit dem Verlust von Zeit,<br />

Geld und Nerven können lang sein und<br />

graue Haare erzeugen.<br />

Ist das positive Resultat das Ergebnis<br />

eines strukturierten Suchprozesses<br />

oder eines Gedankenblitzes?<br />

Ich glaube nicht an Ideen oder Geistesblitze,<br />

auf die man hinarbeiten kann. Ich<br />

glaube an einen Prozess, in dessen Rahmen<br />

man Ideen hat, der sich mit der Zeit<br />

über Fehler und kleine Erfolge klarer fassen<br />

lässt. Da gibt es auch viel Scheitern,<br />

und dann hat man vielleicht ein brauchbares<br />

Ergebnis.<br />

Was für Komponenten hat es bei my-<br />

SwissChocolate gebraucht? Zentrale<br />

Punkte aus meiner Sicht sind die pfiffige<br />

Idee, technische Umsetzung via<br />

App, individuelle Möglichkeiten, ein<br />

einfaches Handling und Swissness.<br />

Der Vierklang<br />

Marketing, IT, Swissness und Schokolade<br />

Hier sprechen Marketing, Schokolade<br />

und IT auf gleicher Augenhöhe.<br />

Interview mit Sven Beichler von Georg Lutz<br />

Wer als Unternehmen neu auf den Markt kommt, braucht Innovationen. In<br />

der Theorie hört sich das schön an, in der Praxis ist das meist ein schwieriger<br />

Hürdenlauf. Wir sprachen mit dem CEO von mySwissChocolate, die<br />

Schokolade mit IT und Marketing verschmelzen und so eine bahnbrechende<br />

Geschäftsidee entwickelt haben.<br />

Innovation ist in der Theorie ein schönes<br />

Wort. In der Praxis folgt fast immer<br />

die Ernüchterung. In Unternehmen<br />

sind neun von zehn Innovationen auf<br />

dem Holzweg. Wie viele Anläufe haben<br />

Sie gebraucht, um zu Ihrem jetzigen<br />

Erfolgsmodell zu kommen?<br />

Wir haben mehr als zehn Anläufe gebraucht.<br />

Und da sind wir in guter Gesellschaft.<br />

Das ist völlig normal. Viele<br />

Ergebnisse fühlen sich auch innovativ<br />

an, ob sie sich dann später auf dem<br />

Markt durchsetzen werden, ist eine ganz<br />

andere Frage. Eine Sache, die wirklich<br />

einschlägt, braucht im Durchschnitt eher<br />

hundert Anläufe.<br />

Danke, dass Sie uns auf den Boden<br />

der Realität zurückgeholt haben.<br />

Es gibt auch Menschen, die Ihr ganzes<br />

Leben nach einer innovativen Idee suchen<br />

und sie nicht finden.<br />

Das ist Frust pur. Setzen Sie uns Ihr<br />

positives Beispiel dagegen.<br />

Bei uns hat es über fünf Jahre gedauert,<br />

und wir hatten mehrfach die Vorstellung<br />

Die mySwissChocolate AG ist das Mutterhaus.<br />

Das tragende innovative Produkt,<br />

um das es hier geht, heisst Chocogreets.<br />

Dabei geht es um mehrere<br />

zentrale Punkte. Swissness ist bei der<br />

Schweizer Schokolade naheliegend. Das<br />

Zweite betrifft die IT-Kompetenz, damit<br />

wir in unserer Kostenstruktur überhaupt<br />

arbeiten können. Wir bieten die Verschickung<br />

von Schoko-Greets in ganz Euro pa<br />

für CHF 5.50 an.<br />

Das hört sich für schweizerische Verhältnisse<br />

sehr preiswert an.<br />

Das ist es aber auch für die europäischen<br />

Nachbarn.<br />

Jetzt lassen wir die Katze aus dem<br />

Sack. Worum geht es genau?<br />

Es geht um eine personalisierte Schokolade,<br />

handgegossen mit Bild und<br />

Grusstext. Frisch muss die Schokolade<br />

zudem sein. Zudem sind wir extrem preisaggressiv.<br />

Und wie schaffen Sie das?<br />

Es geht um zwei Dinge. Neben der erwähnten<br />

IT-Kompetenz braucht es<br />

eine sehr moderne und passende Logistikkompetenz.<br />

Da geht es beispielsweise<br />

um die Herausforderung Verzollung.<br />

Da haben wir einige schmerzhafte<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 46


Erfahrungen machen müssen, damit<br />

wir zu dem richtigen Ergebnis gekommen<br />

sind.<br />

Wir haben zwar eine Schokoladenmanufaktur,<br />

sind aber, wenn ich in unsere<br />

Bilanz schaue, eine IT-Firma.<br />

Das passt ja zu unserem Schwerpunkt<br />

in diesem Magazin, wo wir die<br />

Verschmelzung von ICT-Lösungen<br />

im Unternehmen mit dem Produktionsprozess<br />

darstellen.<br />

Gab es da Vorbilder? Ich kenne aus<br />

dem Foodbereich my muesli.com. aus<br />

Deutschland, die mit einem individualisierten<br />

Angebot über das Netz sehr<br />

erfolgreich waren und, glaube ich,<br />

noch sind.<br />

«Keiner wirft<br />

Schokolade weg.»<br />

Da gibt es Überschneidungen, was<br />

die individuelle Zusammenstellung betrifft.<br />

Es gibt aber auch Unterschiede.<br />

Bei Chocogreets kann der Kunde aus<br />

Taiwan per App einen schokoladenen<br />

Gruss nach Zürich verschicken, und<br />

einen Tag später bekommt der Empfänger<br />

eine Grusspostkarte aus Schweizer<br />

Schokolade mit essbarem Bild und<br />

Grusstext.<br />

Das kann dann im Marketing eingesetzt<br />

werden?<br />

Ja, das ist richtig. Wir bewegen uns<br />

heute in dem Dreieck Schokolade, IT<br />

und Marketing. Und genauso werden wir<br />

auch wahrgenommen. Das ist neu. Wer<br />

heute über Marketing spricht, hat Google<br />

Adwords oder Performance Marketing<br />

und andere technische Lösungen im<br />

Kopf. Bei uns kommen neben der Technik<br />

die Emotion und der Genuss mit an<br />

Bord. Wir haben bei den Conversion<br />

Rates einen Erfolg von über zehn Prozent.<br />

Die Werbewelt ist heute laut und<br />

aufdringlich. Wir erreichen den Kunden<br />

via Schokolade trotzdem. Keiner wirft<br />

Schokolade weg.<br />

Da gibt es jetzt bei diesem Erfolg sicher<br />

einige Akteure auf dem Markt,<br />

die auf den Zug aufspringen?<br />

Es gibt tatsächlich einige Nachahmer.<br />

Das sind meist grosse Player. Aber sie<br />

kommen trotzdem nicht an die Idee eines<br />

personalisierten Schokoladengrusses<br />

heran, welcher als Marketingtool einsetzbar<br />

ist. Das gibt es in der Schweiz<br />

schlicht noch nicht. Grosse Firmen können<br />

meist die Kostenstruktur nicht so<br />

herunterbrechen.<br />

Jedes Jahr werden beispielsweise auf<br />

Marketingmessen wieder neue Marketingtools<br />

angepriesen. Als Unternehmer<br />

verliere ich da schnell den<br />

Überblick. Gibt es verallgemeinerbare<br />

strategische Schritte, wie ich zu einer<br />

passenden Lösung komme?<br />

Alle sollen Chocogreets verwenden …<br />

Klar, dass dies aus Ihrem Munde kommt.<br />

Wir haben tatsächlich selbst schon viel<br />

probiert. Vom Guerilla-Marketing über<br />

Online bis Fernsehwerbung die Marketingtools<br />

abgegrast. Mit einem Flashmob<br />

im Zürcher Oberland haben wir in Uster<br />

Marcom<br />

Der Rohstoff Schokolade kann mit personalisierten<br />

Botschaften versehen werden.<br />

schon einen Busbahnhof lahmgelegt.<br />

Es gibt keine Patentrezepte. Die eigne<br />

Philosophie und die authentischen Inhalte<br />

sollten aber erkennbar sein. Es<br />

darf nicht künstlich oder aufgesetzt<br />

wirken.<br />

Sven Beichler<br />

ist CEO der mySwissChocolate AG.<br />

www.chocogreets.com<br />

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Marcom<br />

Die zehn Gebote<br />

Nachhaltigen Kundenservice<br />

von Christian Weiten<br />

Ein nachhaltiger Kundenservice steigert das Vertrauen in die Marke sowie Weiterempfehlungen und führt zu schnellerem<br />

Zahlungseingang. Im folgenden Beitrag stellt Christian Weiten, Geschäftsführer von Xucker, seine zehn Gebote<br />

für eine erfolgreiche Kundenservice-Philosophie vor.<br />

mit Kritik im Unternehmen definiert ist –<br />

wie zum Beispiel in der Kommunikation<br />

zum Kunden bei einem Shitstorm.<br />

4. Flexibilität<br />

Nachhaltigkeit in Bezug auf den Kundenservice<br />

heisst nicht, in Umfragen herauszufinden,<br />

was die Kunden möchten und<br />

lediglich seine Werbung darauf auszurichten.<br />

Viel wichtiger ist es, flexibel zu<br />

bleiben: Reflektieren, infrage stellen und<br />

eventuell neu justieren. Soll die Identität<br />

des Unternehmens wirklich an Glaubensbekenntnissen<br />

und Marken hängen?<br />

Viel nachhaltiger ist es doch, sich<br />

darauf einzulassen, dass ein ständiger<br />

Wandel stattfindet, den Kunden und Unternehmen<br />

gemeinsam vollziehen.<br />

Zufriedene Kunden bleiben ihren<br />

Marken treu, empfehlen diese häufiger<br />

weiter und zahlen ihre Rechnungen<br />

wesentlich schneller. Sie identifizieren<br />

sich mit dem Unternehmen, den<br />

Produkten und sorgen somit für Erfolg.<br />

In meinen zehn Geboten für nachhaltigen<br />

Kundenservice skizziere ich die<br />

wichtigsten Punkte:<br />

1. Ganzheitliche Qualität<br />

Der Anspruch an eine besonders hohe<br />

Qualität umfasst nicht nur das Produkt.<br />

Zu ganzheitlicher Kundenorientierung<br />

gehören eine schnelle Bestellabwicklung,<br />

angemessenes Kulanzverhalten, hohe<br />

Erreichbarkeit und Interaktion mit dem<br />

Kunden auf verschiedenen Kanälen. Mittlerweile<br />

nimmt jeder Siebte über Social-<br />

Media-Kanäle Kontakt zum Kundenservice<br />

auf. Unternehmen sollten sich daher<br />

Gedanken über ihre Dialogkanäle machen,<br />

wobei diese natürlich auch bedient<br />

werden müssen. Ein nicht unbedeutender<br />

Teil der Zeit muss darauf verwendet werden,<br />

Kundenanfragen zu beantworten:<br />

Mit gutem Service beim Kunden punkten.<br />

sei es bei Facebook, in E-Mails oder auch<br />

längeren Telefongesprächen.<br />

2. Ehrlichkeit<br />

Zusätzlich zu vollständigen Produktinformationen<br />

gehören auch besondere<br />

Bestellbedingungen oder Ähnliches,<br />

auf die ein Kunde hingewiesen werden<br />

muss. So kann er selbst vorab entscheiden,<br />

ob das Produkt für ihn geeignet<br />

ist oder nicht, und es kommt nicht zu<br />

schlechten Bewertungen aufgrund von<br />

nicht erfüllten Erwartungen.<br />

3. Kritikfähigkeit<br />

Die Kunden geben wichtige Anregungen,<br />

stellen kritische Fragen und bestehen<br />

zum Beispiel auf den Verzicht von<br />

Zusatzstoffen, die nur optischen Verbesserungen<br />

und nicht dem Geschmack<br />

dienen, also auch weggelassen werden<br />

könnten. So werden mithilfe der Kunden<br />

die Produkte noch ehrlicher, reiner und<br />

am Ende auch in Bezug auf die Umwelt<br />

nachhaltiger. Kritikfähigkeit impliziert<br />

aber auch, dass ein konkreter Umgang<br />

5. Motivation im<br />

Unternehmen/der Mitarbeiter<br />

Motivierte Mitarbeiter haben eine Strahlwirkung<br />

auf den Kunden. Wenn das gesamte<br />

Unternehmen gemeinsame Ziele<br />

verfolgt, dann können diese auch viel<br />

besser nach aussen transportiert werden.<br />

Dies ist ein Marketing-Kanal, der<br />

sich verselbstständigen wird und komplett<br />

gratis ist. Schon beim Lächeln im<br />

Kundentelefonat spürt das Gegenüber<br />

die positive Energie.<br />

6. Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

Das Preis-Leistungs-Verhältnis der Produkte<br />

muss ausgewogen sein. Sobald<br />

Kunden das Verhältnis von Geben und<br />

Nehmen als unausgewogen empfinden,<br />

werden sie enttäuscht sein. Warum ist<br />

das nachhaltig? So wie in den Kreisläufen<br />

der Natur, ist es für Hersteller und<br />

Händler riskant, mehr zu nehmen als zu<br />

geben. Ist der Kunde jedoch zufrieden,<br />

dann wird er das Unternehmen auch<br />

weiterempfehlen.<br />

7. Bedürfnisse kennen<br />

Den Bedarf des Kunden erfüllen beziehungsweise<br />

mit den verkauften Produkten<br />

den gewünschten Nutzen bringen,<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 48


sollte schon bei der Unternehmensgründung<br />

oberste Priorität besitzen. Dazu<br />

gehört es natürlich, den Kunden bestmöglich<br />

zu kennen: seine Gewohnheiten,<br />

seine Ängste, seine Freuden.<br />

8. Transparenz<br />

Wenn der Kunde das Gefühl hat, Teil des<br />

Unternehmens zu sein und Arbeitsprozesse<br />

für ihn verständlich sind, dann fühlt<br />

er sich gleichwertig. Warum sollte der<br />

Kunde nicht zum Beispiel mal eine Führung<br />

durch das Unternehmen machen<br />

dürfen? Es gibt nichts zu verheimlichen.<br />

Es ist ausserdem bekannt, dass Kunden<br />

höhere Preise für Produkte bei transparenten<br />

Prozessen eher annehmen, da sie<br />

so leichter nachvollziehbar sind.<br />

9. Risikobereitschaft<br />

Es ist durchaus sinnvoll, auch mal kostenlose<br />

Proben zu versenden oder den<br />

Kunden anderweitig die Möglichkeit zu<br />

geben, ein Produkt zu testen. Die Ausgaben<br />

erhöhen sich dadurch zwar kurzzeitig,<br />

aber bei einem guten Produkt<br />

kommt der Kunde sicher zurück. Weiterhin<br />

lohnt sich eine gewisse Risikobereitschaft<br />

auch in Bezug auf neue<br />

Produkte oder Marketingaktionen –<br />

wer auffällt, erreicht mehr potenzielle<br />

Kunden.<br />

10. Authentizität<br />

So abgedroschen der Begriff klingt,<br />

so wahr bleibt er. Sowohl in Sachen<br />

Leadership als auch im Kundenservice<br />

ist Authentizität ein klarer<br />

Erfolgsfaktor. Wer komplett hinter<br />

dem steht, was er tut, wird ernster<br />

genommen und bekommt mehr<br />

Vertrauen entgegengebracht. Und<br />

Vertrauen ist es, worum es letztlich<br />

bei nachhaltigem Kundenservice<br />

geht.<br />

Unternehmensporträt<br />

Marcom<br />

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den Worten Xylit und Zucker –<br />

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ist CEO & Founder, Autodidakt und Ernährungsexperte<br />

von Xucker.<br />

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Christian Weiten


Marcom<br />

Auf die Plätze, fertig, los!<br />

Präsentationen im Handumdrehen planen<br />

von Dr. Gudrun Fey<br />

Kurzfristig eine Präsentation planen und halten – vor dieser Herausforderung stehen auch Führungskräfte immer<br />

wieder – meist auch noch unerwartet. Im folgenden Beitrag gibt eine Expertin Tipps, wie Sie im Handumdrehen eine<br />

überzeugende Präsentation konzipieren und beim Präsentieren Ihr Ziel erreichen.<br />

Unternehmensverantwortliche stehen<br />

oft vor der Situation, eine Präsentation<br />

vorzubereiten und zu<br />

halten. Fällt Ihnen das leicht? Wenn nein,<br />

dann helfen Ihnen folgende Tipps.<br />

Schritt 1: Das Ziel definieren<br />

Angenommen die Kollegen der Geschäftsleitung<br />

bitten Sie morgens früh<br />

um 8 Uhr, einem Kunden zwei Stunden<br />

später, also um 10 Uhr, einen zehnminütigen<br />

Bericht über den Stand Ihres<br />

Projekts zu geben. Dann sollten Sie sich<br />

zunächst fragen: Was ist mein Anliegen<br />

beziehungsweise Ziel bei der Präsentation?<br />

Zum Beispiel mehr Ressourcen<br />

bekommen? Oder dem Kunden vermitteln<br />

«Alles läuft wie geschmiert»?<br />

Schritt 2: Einen Zwecksatz formulieren<br />

Wenn Sie das Ziel kennen, sollten Sie<br />

dieses in einem «Zwecksatz» formulieren<br />

– zum Beispiel: «Ich möchte erreichen,<br />

dass …» Hierfür benötigen Sie<br />

vielleicht fünf Minuten.<br />

Der Zwecksatz hilft Ihnen, das für<br />

die Präsentation Wichtige zu erkennen.<br />

Das reduziert die Gefahr, dass<br />

Sie sich beim Präsentieren verzetteln<br />

und «vom Hundertstel ins Tausendstel»<br />

kommen. Und weil Sie wissen, was<br />

Sie wollen, können Sie Ihre Präsentation<br />

auch so aufbauen und gestalten,<br />

dass sie überzeugend ist. Das erhöht<br />

die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Ihr Ziel<br />

erreichen.<br />

Angenommen Ihr Projekt «läuft wie geschmiert».<br />

Dann kann es Ihr Anliegen<br />

sein, genau darauf hinzuweisen – mit<br />

dem Ziel, dass Ihr Ansehen bei dem<br />

Kunden steigt. Oder dass dieser die Zügel<br />

lockerer lässt und Sie seltener zum<br />

Rapport bittet. Dann könnte Ihr Zwecksatz<br />

lauten: «Ich möchte Ihnen vermitteln,<br />

dass das Projekt termingerecht<br />

fertig wird und wir den Kostenrahmen<br />

voraussichtlich um zehn Prozent unterschreiten,<br />

weshalb sie …»<br />

Doch Projekte verlaufen selten wie geplant.<br />

Also kann Ihr Zwecksatz auch<br />

lauten: «Ich möchte dem Kunden vermitteln,<br />

dass wir aus den Gründen a,<br />

b und c, um den geplanten Termin zu<br />

halten, noch eine Arbeitskraft benötigen,<br />

und erreichen, dass diese bewilligt<br />

wird.»<br />

Schritt 3: Daten, Fakten<br />

und Argumente sammeln<br />

Wenn der Zwecksatz formuliert ist, beginnt<br />

die Stoffsammlung. Nun tragen<br />

Sie alle für Ihr Anliegen relevanten Daten,<br />

Fakten und Argumente zusammen<br />

und schreiben diese jeweils auf ein<br />

DIN-A7-Kärtchen – noch unsortiert. Das<br />

dürfte zirka 15 Minuten dauern.<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 50


Hinweis<br />

Am 15. Juli 2015 führt<br />

study & train in Stuttgart ein<br />

von Dr. Gudrun Fey geleitetes<br />

«Intensiv-Präsentationstraining»<br />

durch. Zudem findet am 10./11.<br />

Juni ein Seminar «Rhetorik mit<br />

Power – Überzeugend auftreten<br />

und reden» mit ihr statt. Dort<br />

wird das Thema «Über-zeugend<br />

präsentieren» ebenfalls erörtert.<br />

Schritt 4: Die Präsentation<br />

zielführend aufbauen<br />

Nach der Stoffsammlung beginnt das<br />

Planen des Aufbaus Ihrer Präsentation.<br />

Das ist sehr einfach. Sie müssen hierfür<br />

nur die Kärtchen in eine Reihenfolge<br />

bringen, die aus Ihrer Warte logisch, psychologisch<br />

geschickt und zielführend ist.<br />

Und was zum Erreichen des Ziels überflüssig<br />

ist? Das lassen Sie einfach weg.<br />

Bewährt hat sich beim Planen des Aufbaus<br />

einer Präsentation die «Problemlösungsformel»:<br />

1. Was ist die aktuelle Situation?<br />

2. Wie sollte die Situation sein?<br />

3. Wie können wir das erreichen?<br />

4. Vorteile und Nutzen der vorgeschlagenen<br />

Lösung<br />

5. Auffordernder Schlusssatz<br />

(zum Beispiel: «Ich halte den<br />

Termin sicher, wenn Sie<br />

uns eine Hilfskraft gewähren.<br />

Deshalb bitte ich Sie ...»)<br />

Für das Ordnen Ihrer Kärtchen gemäss<br />

dieser Gliederung benötigen Sie etwa<br />

zehn bis 15 Minuten.<br />

Schritt 5: Die Präsentation laut üben<br />

Danach sollten Sie Ihre Präsentation anhand<br />

der sortierten Kärtchen laut üben.<br />

Das ist wichtig! Denn beim lauten Sprechen<br />

merken Sie, wo Ihre Präsentation<br />

noch «holpert» und Sie zum Beispiel<br />

noch ein Argument oder einen Übergangssatz<br />

brauchen.<br />

Kalkulieren Sie für das Üben und Überarbeiten<br />

einzelner Passagen Ihrer Präsentation<br />

nochmals zirka 20 Minuten. Erst<br />

danach sollten Sie überlegen: «Brauche<br />

ich zur Visualisierung Powerpoint-Charts,<br />

oder wirkt es überzeugender, wenn ich<br />

mein Anliegen mit Kärtchen, die ich als<br />

Marcom<br />

Spickzettel nutze, frei vortrage – und den<br />

Zuhörern dabei in die Augen schaue?»<br />

Schritt 6: Entspannt einen Tee<br />

oder Kaffee trinken<br />

Wenn Sie für die Präsentation tatsächlich<br />

zwei, drei Charts benötigen, haben<br />

Sie für deren Gestaltung noch ausreichend<br />

Zeit. Denn seit Ihnen die Kollegen<br />

der Geschäftsleitung den Präsentationsauftrag<br />

erteilt haben, ist maximal eine<br />

Stunde vergangen. Also können Sie vor<br />

der Präsentation auch noch relaxt eine<br />

Tasse Tee oder Kaffee trinken.<br />

ist Geschäftsführende Gesellschafterin<br />

des Trainings- und Beratungsunternehmens<br />

study & train, Stuttgart (D).<br />

www.study-train.de<br />

Dr. Gudrun Fey<br />

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Die Fabasoft Cloud ist durch höchste<br />

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Global & Lokal<br />

Pacific Alliance Agreement<br />

Von Handelsabkommen profitieren<br />

von Maria Mülli<br />

<strong>KMU</strong>, die in einen ausländischen Markt vorstossen wollen, sind mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Nicht<br />

zuletzt wenn es darum geht, die Vorteile von bilateralen Vereinbarungen oder Freihandelsabkommen (FHA) zu verstehen.<br />

Noch spannender ist es abzuschätzen, wie regionale Abkommen zwischen Staaten ausserhalb der Schweiz<br />

den Verkauf und Vertrieb der Produkte von Schweizer <strong>KMU</strong> in diesen Ländern positiv beeinflussen können. Wir<br />

beleuchten ein Fallbeispiel.<br />

Der folgende Beitrag verdeutlicht<br />

anhand möglicher, praktischer<br />

Beispiele, welche neuen Chancen<br />

sich aus dem Pacific Alliance Agreement<br />

(PA) für Unternehmen, unter anderem<br />

während eines Internationalisierungsprozesses,<br />

ergeben können. Ziel<br />

des Artikels ist es, neue Einblicke zu<br />

geben, um das Interesse an der stark<br />

wachsenden Region Lateinamerika (wieder)<br />

zu wecken und in eine Internationalisierungsstrategie<br />

von Unternehmensverantwortlichen<br />

aufzunehmen.<br />

Freihandelsabkommen<br />

als Herausforderung<br />

<strong>KMU</strong>, die ihre Marktentwicklungsstrategien<br />

analysieren, denken nicht notwendigerweise<br />

zuerst an die Chancen von<br />

FHAs. Nicht selten wird überhaupt nicht<br />

an die damit verbundenen Möglichkeiten<br />

gedacht, obwohl deren Berücksichtigung<br />

den Markteintritt vereinfachen kann. So<br />

können unter anderem die Kosten gesenkt<br />

und damit die Produkte mit einem wettbewerbsfähigeren<br />

Preis im internationalen<br />

Markt positioniert werden. Im ersten<br />

Schritt müssen die für die gewünschten<br />

Produkte und Zielmärkte massgebenden<br />

Abkommen identifiziert werden. Danach<br />

gilt es, die entsprechenden Randbedingungen<br />

und Voraussetzungen zu<br />

verstehen. Die Herausforderung einer<br />

sauberen Anwendung eines FHA besteht<br />

darin, die Balance zwischen den Zusatzanforderungen<br />

zur Erfüllung der Vorgaben<br />

aus den Abkommen einerseits und<br />

den realen Vorteilen sowie möglichen<br />

Einsparungen mit einem FHA andererseits<br />

zu halten respektive zugunsten der<br />

Produkte auszutarieren.<br />

Die internationale Rolle der Schweiz<br />

Das Schweizer Aussendepartement arbeitet<br />

ständig an der Implementierung<br />

weiterer Freihandelsabkommen. 2014<br />

wurden nicht nur zwei weitere FHAs<br />

abgeschlossen (Schweiz – China und<br />

EFTA – Zentralamerika mit Costa Rica,<br />

Guatemala und Panama), sondern die<br />

Schweiz hat sich auch als Beobachterin<br />

des Pacific Alliance Agreement in Position<br />

gebracht. Der Besuch von Bundesrat<br />

Schneider-Ammann in einigen der<br />

teilnehmenden Staaten Lateinamerikas<br />

vor zwei Jahren hat wiederholt gezeigt,<br />

dass die Schweiz sich der Chancen und<br />

Vorteile des Handels mit diesen Staaten<br />

sehr wohl bewusst ist.<br />

Chancen für Schweizer <strong>KMU</strong><br />

Es stellt sich natürlich die Frage, warum<br />

gerade kleine Schweizer Unternehmen<br />

sich auch auf lateinamerikanische<br />

Staaten ausrichten sollten. Wie kann ein<br />

Schweizer <strong>KMU</strong> von einem regionalen<br />

Abkommen wie dem Pacific Alliance Agreement<br />

(PA) profitieren? Wie können die<br />

Verantwortlichen diese Vereinbarung in<br />

ihre Internationalisierungsstrategie implementieren?<br />

Der folgende Informationskasten zeigt<br />

zusammenfassend die wichtigsten Fakten<br />

zum PA und verdeutlicht einige wichtige<br />

Punkte, warum es sich lohnt, mehr<br />

als einen Blick auf diese Märkte zu<br />

werfen.<br />

Nachfolgende Beispiele zeigen, wie<br />

Schweizer <strong>KMU</strong> vom PA profitieren kön-<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 52


Global & Lokal<br />

Übersicht zur Pacific Alliance<br />

> Mitgliedstaaten: Chile,<br />

Kolumbien, Mexiko und Peru<br />

(Mitgliedkandidaten sind<br />

Costa Rica und Panama)<br />

> Unterzeichnet am 28. April 2011,<br />

in Kraft seit Mai 2013.<br />

> Die Pacific Alliance umfasst<br />

den achtgrössten Wirtschaftsraum<br />

und repräsentiert die siebtgrösste<br />

Exporteinheit weltweit.<br />

> In den vier bisherigen<br />

Mitglied staaten leben rund 212<br />

Millionen Menschen mit einem<br />

durchschnittlichen GDP von<br />

USD 10’000. Die Bevölkerung ist<br />

mehrheitlich jung und verfügt über<br />

gut ausgebildete Arbeits kräfte.<br />

Zusätzlich ist es ein sehr attraktiver<br />

Markt mit stetig wachsender<br />

Kaufkraft.<br />

> Als Produzenten haben<br />

die Pacific-Alliance-Mitglieder<br />

wettbewerbsfähige Vorteile in<br />

den folgenden Industrien: Bergbau,<br />

Waldwirtschaft, Energiesektor,<br />

Landwirtschaft, Autobau,<br />

Fischindustrie und industrielle<br />

Produktion im Allgemeinen.<br />

> Die Hauptabsichten des<br />

Abkommens umfassen<br />

wirtschaftliche Integration,<br />

schrittweise Ermöglichung des<br />

freien Güterverkehrs sowie von<br />

Dienstleistungen, Kapital und<br />

nicht zuletzt Arbeitskräften.<br />

> Die Vereinbarung strebt<br />

danach, das Wachstum, die Entwicklung<br />

und die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der teilnehmenden Staaten<br />

zu fördern, um eine Wirtschaftsund<br />

Handelspartnerschaft zu<br />

generieren, die international einen<br />

starken Marktteilnehmer darstellt<br />

und insbesondere in der Asien-<br />

Pazifik-Region zu bestehen vermag.<br />

> Euromonitor International hat<br />

die PA-Mitglieder unter den 20<br />

Non-BRIC-(Brasilien, Russland,<br />

Indien und China)-Entwicklungsmärkten<br />

was Konsumgüter betrifft<br />

hervorgehoben. Mexico City und<br />

Santiago übertreffen sogar São<br />

Paulo, Shanghai und Mumbai bezüglich<br />

Haushaltseinkommen und Anteil<br />

an Haushalten mit einem jährlichen<br />

Einkommen über USD 10’000.<br />

nen, ohne dass die Schweiz selbst Mitglied<br />

ist. Wir empfehlen allen Firmen,<br />

die sich mit der Internationalisierung ihres<br />

Unternehmens auseinandersetzen,<br />

diese allfälligen Vorteile zu berücksichtigen.<br />

Gleiches gilt natürlich für Firmen,<br />

die bereits mit einem der Mitgliedstaaten<br />

geschäftlich verbunden sind.<br />

Bereiche, in denen auch kleine Unternehmen<br />

profitieren können:<br />

1 Marktzugang<br />

Zwischen den vier Ländern sind gemäss<br />

entsprechendem Vertrag 92 Prozent der<br />

Produkte mit Präferenzzollsatz mit Inkraftsetzung<br />

dieses Abkommens zollbefreit.<br />

Die restlichen Zollsätze werden mit wenigen<br />

Ausnahmen in den nächsten Jahren<br />

schrittweise ebenfalls verschwinden.<br />

Beispiel 1: Nehmen wir eine Schweizer<br />

Firma, die in Mexiko Kaffeemaschinen<br />

herstellt. Diese strategische Position erlaubt<br />

es der Unternehmung, mit den Vorteilen<br />

des NAFTA-Abkommens in den<br />

Markt der USA einzudringen. Mit dem<br />

PA können diese Produkte nun auch<br />

ohne Zollabgaben in Chile, Peru oder<br />

Kolumbien kommerzialisiert werden.<br />

Beispiel 2: Sie sind eine Schweizer Firma,<br />

die Federn für die grosse, mexikanische<br />

Automobilindustrie exportiert. Ihre Produkte<br />

werden aber auch in Kolumbien<br />

in der Zulieferung nachgefragt. Ihre<br />

kürzlich durchgeführte Analyse zeigte,<br />

dass der Aufwand, um den kolumbianischen<br />

Markt zu bedienen, in Gegenüberstellung<br />

zum möglichen Profit in<br />

einem schlechten Verhältnis steht. Ihre<br />

Firmenstrategie sieht aber vor, den lokalen<br />

Umsatz zu steigern. Das PA erlaubt<br />

nun, über den Erstexport nach Mexiko<br />

auch die anderen Mitgliedstaaten auf<br />

Basis des PA zu bedienen. Dies ermöglicht<br />

auf einfachste Weise, den Marktzugang<br />

in den Mitgliedstaaten zu erhöhen<br />

und damit den entsprechenden Umsatz<br />

zu steigern.<br />

2 Ursprungskumulierung und<br />

gemeinsame Ursprungsregeln<br />

Präferenzzölle können nur mit einem<br />

offiziellen Ursprungszertifikat erwartet<br />

werden. Das PA erlaubt innerhalb der<br />

Unterzeichnungsstaaten die Verwendung<br />

von Produkteanteilen aus den verschiedenen<br />

Staaten zur Erfüllung der<br />

Ursprungsregeln. Damit erhöhen sich<br />

die Anzahl möglicher Lieferanten und<br />

damit auch der Wettbewerb zwischen<br />

diesen. Das bedeutet, dass aus den vier<br />

Mitgliedstaaten stammendes Rohmaterial<br />

kumuliert werden darf, um ein regionales<br />

Ursprungszertfikat zu erhalten.<br />

Balance zwischen Anforderungen einerseits und den realen Vorteilen eines Freihandelsabkommens<br />

andererseits halten. Hier im Hafen von Valparaiso (Chile).<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 53


Global & Lokal<br />

Weiter wird die Einführung einer gemeinsamen,<br />

allgemeinen Ursprungsbezeichnung<br />

«Certificado de Origen-Alianza<br />

del Pacífico» angestrebt. Diese soll als<br />

COE (basierend auf den spanischen Initialbuchstaben)<br />

auch elektronisch zur<br />

Verfügung stehen. Das Gesamte soll<br />

ähnlich des EFTA-Systems in Europa<br />

sein und helfen, die Prozesse zu vereinfachen<br />

und damit Kosten zu sparen.<br />

Beispiel 1: Zur Herstellung der Kaffeemaschinen<br />

in Mexiko kauft Ihre Firma<br />

zurzeit Kunststoffdeckel in Chile und Bestandteile<br />

aus Aluminium in Peru ein.<br />

Das Produkt kann nun ein regionales<br />

Ursprungszertifikat erhalten.<br />

Beispiel 2: Eine Schweizer Firma produziert<br />

in Peru und Chile. Um die entsprechenden<br />

Ursprungszertifikate zu erhalten,<br />

muss das Unternehmen mit zwei<br />

unterschiedlichen Stellen verhandeln. Sie<br />

braucht für beide Prozesse lokale Unterstützung,<br />

um möglichst rasch die Dokumente<br />

zu erhalten. Zukünftig kann eine<br />

Stelle mit einem Formular die Ursprungszertifikate<br />

elektronisch übermitteln.<br />

Im Allgemeinen strebt das Abkommen<br />

die Vereinfachung des Handels über Kooperation<br />

der lokalen Zollbehörden an.<br />

Zurzeit ist eine Serie von Vereinbarungen<br />

zur Effizienz- und Effektivitätssteigerung<br />

von Zollprozessen am Laufen.<br />

Dies führt beispielsweise zu folgenden<br />

Resultaten: grössere Agilität beim Versand<br />

von Gütern, erhöhte Automatisierung<br />

von Prozessen, bessere Verfügbarkeit<br />

von Informationen in Datenbanken,<br />

fortschreitende Reduktion von Papierdokumenten<br />

und Erweiterung der Interoperabilität<br />

von One-Stop-Zentren.<br />

Ein grosses Projekt ist die Schaffung<br />

von VUCE, der spanischen Abkürzung<br />

für «Ventanilla Unica de Comercio Exterior».<br />

VUCE wird ein One-Stop-Shop-<br />

Tool sein, welches dem Zusammenspiel<br />

zwischen den einzelnen Ländern bezüglich<br />

gegenseitiger, abkommenskonformer<br />

Anerkennung offizieller Dokumente<br />

dienen wird. Zu detaillierten Inhalten besteht<br />

bereits Einigkeit. Diese sind sehr<br />

genau im offiziellen Dokument «Protocolo<br />

Adicional al acuerdo de la Alianza<br />

del Pacífico» niedergeschrieben.<br />

Trotzdem wurde noch nicht zu allen Ideen<br />

und Vorschlägen Einigkeit gefunden, oder<br />

sie wurden noch nicht eingeführt. In der<br />

Folge kann nicht ausgeschlossen werden,<br />

dass die konkrete Umsetzung der bis anhin<br />

beschriebenen Beispiele noch nicht<br />

vollständig möglich sein könnte.<br />

Ein Ausblick<br />

Der Blick auf den Handel mit Asien ist<br />

der Hauptmotivator des PA. Im Vergleich<br />

zu anderen Handelsabkommen ist das<br />

PA eine noch junge Vereinbarung, die in<br />

Zukunft noch weitere, starke Staaten integrieren<br />

möchte. Der allfällige Zusammenschluss<br />

mit dem Trans-Pacific-Partnership-Abkommen,<br />

kurz TPP, in welchem<br />

Chile, Peru und Kolumbien zusammen<br />

mit den USA, Kanada, Australien, Neuseeland,<br />

Brunei, Malaysia, Singapur und<br />

Vietnam vereint sind, könnte zu einem<br />

grossen Zusammenschluss und zu einem<br />

Pazifik-Freihandelsabkommen führen.<br />

Während der ersten beiden Jahre seit<br />

der Unterzeichnung des PA konnte das<br />

Abkommen 32 Beobachter-Staaten anziehen,<br />

darunter auch die Schweiz. Die<br />

Möglichkeit, dass sich weitere Staaten<br />

wie Panama dem Abkommen anschliessen,<br />

erhöht die Möglichkeiten des Handels<br />

in der Region. Der strategische Nutzen<br />

der Colon-Free-Trade-Zone oder<br />

der Eröffnung der Panamakanal-Erweiterung<br />

2016, welche deutlich grösseren<br />

Schiffen den Transit erlauben wird, kann<br />

nicht hoch genug gewertet werden.<br />

Maria Mülli<br />

schlägt Business-Brücken zwischen<br />

Mexico, Mittel- und Südamerika und der<br />

Schweiz und ist Inhaberin und General<br />

Manager von Latam Business Network.<br />

www.latambusinessnetwork.ch<br />

www.alianzapacifico.net<br />

Produkte können nun auch ohne Hürden wie Zollabgaben in Chile, Peru oder Kolumbien und Mexiko vertrieben werden.<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 54


Marcom<br />

Emerging Markets<br />

Chance und Herausforderung für Schweizer <strong>KMU</strong><br />

von Patrick Jäger<br />

Gesättigte Märkte und Frankenstärke – exportorientierte Schweizer <strong>KMU</strong> müssen sich in letzter Zeit zunehmend<br />

nach neuen Absatzmärkten umsehen. Die Emerging Markets bieten in dieser Hinsicht viel Potenzial. Daher sind sie<br />

auch Themen von wichtigen Events wie dem letzten Aussenwirtschaftsforum der Schweiz. Um allerdings erfolgreich<br />

in einem fremden Markt Fuss zu fassen, sind viel spezialisiertes Know-how und Erfahrung gefragt. Es lohnt sich<br />

deshalb, beim Import von und Export nach Schwellenländern auf einen starken Logistikpartner zu setzen, der sich<br />

mit den Zollbestimmungen im Zielland auskennt und dort auch gut aufgestellt ist.<br />

Viele traditionelle Exportmärkte<br />

sind heute grösstenteils gesättigt<br />

und weisen nur noch geringe<br />

Wachstumsraten auf. Das schränkt auch<br />

die Wachstumsmöglichkeiten von exportorientierten<br />

Schweizer <strong>KMU</strong> ein.<br />

Erschwerend hinzu kommt die zunehmende<br />

Frankenstärke – dieser Trend<br />

hat sich seit der Aufhebung der Wechselkursuntergrenze<br />

zum Euro im Januar<br />

2015 noch akzentuiert. Schweizer Unternehmen,<br />

die vom Export leben, sind<br />

deshalb dringend auf neue Absatzmärkte<br />

angewiesen.<br />

Ein Trend kommt den Unternehmen<br />

dabei entgegen: In vielen Emerging<br />

Markets – und das gilt nicht nur für die<br />

sogenannten BRICS-Staaten Brasilien,<br />

Russland, Indien, China und Südafrika –<br />

hat sich in den vergangenen Jahren eine<br />

konsumfreudige Mittelschicht entwickelt.<br />

Vielfach kann dabei die eigene Industrie<br />

die Bedürfnisse dieser neuen Mittelschicht<br />

noch nicht abdecken. Das ist<br />

auch eine Chance für exportorientierte<br />

Schweizer <strong>KMU</strong>. Dabei gilt es zwischen<br />

den verschiedenen Schwellenländern zu<br />

differenzieren und jene Märkte zu identifizieren,<br />

die aus Sicht des jeweiligen<br />

Unternehmens am vielversprechendsten<br />

sind. Denn oft sind es gerade nicht<br />

die offensichtlichen Schwellenländer, die<br />

aus wirtschaftlicher Perspektive am attraktivsten<br />

sind.<br />

Angeschlagenes Russland<br />

So ist etwa Russland zwar ein riesiger<br />

Markt, der zudem in vielen Bereichen einen<br />

erheblichen Aufholbedarf aufweist.<br />

Insofern wäre das Land eigentlich prädestiniert<br />

als attraktiver Exportmarkt.<br />

Aufgrund der Ukraine-Krise müssen Unternehmen<br />

bei Exporten nach Russland<br />

derzeit allerdings die gegen das Land<br />

verhängten Sanktionen berücksichtigen.<br />

Verboten ist unter anderem die Ausfuhr<br />

von sogenannten Dual-Use-Gütern, Waren<br />

also, die sowohl zu militärischen wie<br />

auch zu friedlichen Zwecken verwendet<br />

werden können. Was sich zunächst einfach<br />

anhört, entpuppt sich bei näherer<br />

Betrachtung als komplexe Aufgabe. Ist<br />

eine Röntgenröhre ein Dual-Use-Gegenstand?<br />

Ein Maschinenbauteil? Ein pharmazeutisches<br />

Produkt?<br />

Viele Unternehmen schrecken vor solchen<br />

Schwierigkeiten zurück und vermeiden<br />

Geschäfte mit entsprechenden<br />

Ländern – zu Recht, denn die<br />

Konsequenzen einer Nichtbeachtung<br />

von Sanktionen oder Vorschriften sind<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 56


Global & Lokal<br />

Indien ist ein spannender Markt,<br />

aber mit immer noch vielen Hürden.<br />

Über den Agility<br />

Emerging Markets Index<br />

Der Agility Emerging Markets<br />

Index ist eine jährlich erscheinende<br />

schnell Studie, mit die hohen anhand Kosten von öffentlich verbunden.<br />

Aber zugänglichen nicht nur Wirtschafts- Unternehmen, und die nach<br />

Russland Handelsdaten, exportieren, sozialen leiden Indikatoren unter<br />

den und Handelsbeschränkungen. weiteren Informationen Für das<br />

Land 45 Schwellenländer selber sind die westlichen in einem Sanktionen<br />

Ranking im auflistet. Zusammenhang Dabei werden mit der Ukraine-Krise<br />

Regionen, Länder nicht minder und Branchen schmerzhaft:<br />

Gemäss auf Wachstumschancen dem Agility Emerging und Markets Risiko<br />

Index, geprüft. einer Die jährlich Studie erscheinenden stützt sich Studie<br />

dabei zur auf Entwicklung Daten des der IMF, Schwellenländer<br />

im Weltbank Bereich sowie der Logistik, diverser sind weiterer mehr als<br />

75 nationaler Prozent der und weltweit multinationaler befragten Logistikdienstleister<br />

Organisationen. pessimistisch, Zudem wird was eigens die<br />

Entwicklung für den Index der alljährlich Importe eine und Exporte<br />

angeht. Befragung Erstmals unter ist mehr Russland als im Index<br />

denn 800 Logistikexperten auch unter den 20 Ländern weltweit mit den<br />

schlechtesten durchgeführt. Aussichten für die nähere<br />

Zukunft aufgelistet.<br />

Aufsteiger Pakistan<br />

Auch Brasilien ist nicht mehr das Eldorado,<br />

als das es noch vor Kurzem galt.<br />

Das Land ist geprägt von Stagnation<br />

aufgrund hoher Steuern, weit verbreiteter<br />

Bürokratie, vergleichsweise teurer<br />

Lohnkosten, steigender Inflation und einem<br />

chronischen Mangel bei der Infrastruktur.<br />

Darunter hat zuletzt auch die<br />

politische Stabilität des Landes gelitten,<br />

was sich ebenfalls negativ auf die Wirtschaft<br />

auswirkt.<br />

Es überrascht deshalb kaum, dass<br />

Russland und Brasilien im Index 2014<br />

vergleichsweise schlecht abschnitten.<br />

Weit ungewöhnlicher liest sich dagegen<br />

die Liste jener Länder, die als Aufsteiger<br />

des Jahres aufgeführt werden: Die<br />

Plätze eins bis fünf werden von Pakistan,<br />

Kolumbien, Algerien, Bangladesch<br />

und den Philippinen belegt. Gerade Pakistan<br />

dürfte auch für viele Kenner der<br />

Logistikbranche eine Überraschung<br />

sein, ist das Land bei uns doch vorrangig<br />

wegen Terroranschlägen und anderer<br />

Probleme in den Medien. Grund<br />

für die positive Beurteilung des Landes<br />

sind unter anderem die massive Verbesserung<br />

der Energieversorgung im<br />

vergangenen Jahr sowie eine Stärkung<br />

der verarbeitenden Industrie und des<br />

Dienstleistungssektors seit den letzten<br />

nationalen Wahlen. Damit wird das<br />

Land auch für international tätige Unternehmen<br />

attraktiver – sei es beim Import<br />

oder beim Export. Zum Beispiel für<br />

Schweizer <strong>KMU</strong>, die auf der Suche nach<br />

neuen Absatzmärkten sind.<br />

Starker Partner ist gefragt<br />

Das ist allerdings leichter gesagt als<br />

getan. Denn oft sehen sich Unternehmen<br />

– gerade in Schwellenländern –<br />

mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert.<br />

So verfügt etwa der indische<br />

Markt zwar über ein riesiges Potenzial.<br />

Um sich dieses zu erschliessen, muss<br />

man aber erst einmal Fuss fassen. Hohe<br />

bürokratische Hürden machen dies alles<br />

andere als leicht. Kommt hinzu, dass die<br />

indische Mentalität sehr stark von der<br />

westlichen differiert, was sich ebenfalls<br />

erschwerend auf die Geschäftstätigkeit<br />

mit indischen Partnern auswirkt. Ähnliches<br />

gilt für viele Emerging Markets.<br />

Das heisst keineswegs, dass man einen<br />

Geschäftseintritt in Schwellenländer<br />

abschreiben sollte. Aber Schweizer<br />

<strong>KMU</strong>, die in Emerging Markets exportieren<br />

– oder von solchen Waren beziehen<br />

– möchten, tun gut daran, einen<br />

entsprechenden Schritt sorgfältig vorzubereiten.<br />

Dazu gehört nicht zuletzt<br />

die Wahl des Logistikpartners. Es ist<br />

von Vorteil, wenn dieser sich im Zielland<br />

bestens auskennt und dort zudem<br />

über eine starke Präsenz verfügt. Damit<br />

lässt sich nicht nur die Zollabfertigung<br />

vereinfachen, sondern das Unternehmen<br />

hat auch die Gewissheit, sich stets<br />

an sämtliche Vorschriften und Auflagen<br />

des Gastlandes zu halten. Damit steigen<br />

letztlich auch die Erfolgsaussichten eines<br />

langfristigen geschäftlichen Engagements<br />

in einem Schwellenland.<br />

ist Managing Director von Agility Area<br />

Western Europe.<br />

www.agility.com<br />

Patrick Jäger<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 57


Marcom<br />

Neue Chancen für den alten Player<br />

Die USA als Wachstumsmotor für die Welt?<br />

von Guido Baldi<br />

Oft wurde der US-Wirtschaft schon der Absturz vorhergesagt – zuletzt nach der Finanzkrise im Jahr 2008. Doch<br />

die Vereinigten Staaten schaffen es durch Flexibilität und Innovationen immer wieder, sich rasch von einer Krise zu<br />

erholen. So befindet sich die US-Wirtschaft momentan im Vergleich zu anderen entwickelten Volkswirtschaften in<br />

einem beneidenswerten Zustand.<br />

Auch wenn sich im ersten Halbjahr<br />

2015 eine vorübergehende<br />

Wachstumsverlangsamung abzeichnet,<br />

deutet doch einiges darauf<br />

hin, dass die USA in den kommenden<br />

Jahren zu einem wichtigen Wachstumsmotor<br />

für die Welt werden. Zusammen<br />

mit der Aufwertung des Dollars bietet<br />

die wachsende Investitionsbereitschaft<br />

der US-Unternehmen grosse Chancen<br />

für Schweizer Exportfirmen. Allerdings<br />

hängt die künftige Entwicklung der US-<br />

Wirtschaft stark davon ab, ob im Zuge<br />

der Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt<br />

auch die Einkommen der amerikanischen<br />

Haushalte kräftiger zulegen als<br />

in den vergangenen Jahren.<br />

Die USA sind deutlich besser durch die<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen<br />

als viele Länder in Europa. In den<br />

Vereinigten Staaten hat die Wirtschaft<br />

seit Ende 2008 real um mehr als elf<br />

Prozent zugelegt und dürfte auch 2015<br />

nach einem schwachen Auftaktquartal<br />

mit einer Rate zwischen zwei und<br />

drei Prozent wachsen. Die EU hingegen<br />

wird voraussichtlich erst im laufenden<br />

Jahr wieder ein höheres Bruttoinlandprodukt<br />

als vor der Krise aufweisen. Die<br />

vergleichsweise robuste wirtschaftliche<br />

Entwicklung der Vereinigten Staaten<br />

lässt sich auch daran ablesen, dass Unternehmen<br />

in den USA optimistischer in<br />

die Zukunft blicken und kräftiger investieren<br />

als jene in Europa. Die Investitionen<br />

waren auf der anderen Seite des<br />

Atlantiks im vergangenen Jahr real um<br />

fast 18 Prozent höher als im Jahr 2008,<br />

während sie sowohl in der EU als auch<br />

im Euroraum erst 2014 wieder dasselbe<br />

Niveau wie vor der Finanzkrise erreicht<br />

haben. Bei der Infrastruktur besteht allerdings<br />

in den USA wie in vielen anderen<br />

Ländern ein Nachholbedarf.<br />

Chancen für die Schweiz<br />

Die Schweizer Exportstruktur kommt<br />

dem Bedarf von US-Unternehmen beim<br />

Aufbau und der Modernisierung der Produktionskapazitäten<br />

mit qualitativ hochwertigen<br />

Maschinen und Zulieferteilen<br />

entgegen. Ein kräftiger US-Wachstumsmotor<br />

bietet deshalb grosse Chancen<br />

für die Schweizer Exportwirtschaft – insbesondere<br />

für die Maschinenbranche –<br />

und dürfte vor dem Hintergrund des<br />

schwachen Euro und der wenig dynamischen<br />

Entwicklung in Europa einer der<br />

wichtigsten Exportwachstumstreiber<br />

sein. Die wirtschaftliche Stagnation im<br />

Euroraum war ein wichtiger Grund für<br />

die Europäische Zentralbank, im März<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 58


dieses Jahres ein massives Anleihekaufprogramm<br />

zu starten. Demgegenüber<br />

hat die US-Notenbank ihr eigenes<br />

Kaufprogramm im vergangenen Jahr<br />

auslaufen lassen und bereitet nun die<br />

Finanzmärkte auf eine erste vorsichtige<br />

Erhöhung der Leitzinsen vor. Diese weniger<br />

expansive Geldpolitik verringert die<br />

mittlerweile hohen Gefahren von Blasenbildungen<br />

an den Finanzmärkten und<br />

verdeutlicht die gegenwärtig vergleichsweise<br />

günstige Lage der US-Wirtschaft.<br />

Sind die USA somit in den kommenden<br />

Jahren wie so oft in der Vergangenheit<br />

in der Rolle des globalen Wachstumsmotors?<br />

Einiges deutet darauf hin, vor<br />

allem nachdem wichtige Schwellenländer<br />

wie China oder Brasilien an Dynamik<br />

verloren haben. Allerdings ist auch<br />

Vorsicht geboten.<br />

Luft nach oben bei der Nachfrage<br />

Kopfzerbrechen bereiten insbesondere<br />

der Arbeitsmarkt und die Entwicklung<br />

der verfügbaren Einkommen. Zwar<br />

schaffen die US-Unternehmen trotz<br />

einer wohl vorübergehenden Delle im<br />

Frühjahr des laufenden Jahres viele neue<br />

Stellen; im Jahr 2014 wurde das höchste<br />

Beschäftigungswachstum seit 1999<br />

verzeichnet. Die Arbeitslosenquote hat<br />

sich seit 2009 beinahe halbiert und lag<br />

im April des laufenden Jahres noch<br />

bei 5.4 Prozent. Weiterhin ist aber die<br />

Zahl jener hoch, die sich zumindest<br />

vorübergehend aus dem Arbeitsmarkt<br />

zurückgezogen haben – vielfach weil sie<br />

die Hoffnung auf einen Job aufgegeben<br />

haben. Zudem werden häufig schlecht<br />

bezahlte neue Jobs geschaffen – etwa<br />

in der Gastronomie. So haben die verfügbaren<br />

Einkommen in den vergangenen<br />

Jahren nur leicht zugelegt – pro<br />

Kopf beläuft sich der jährliche reale<br />

Zuwachs lediglich auf rund ein Prozent.<br />

Die Brieftasche der grossen Masse<br />

spürt die Fortschnitte auf dem Arbeitsmarkt<br />

also nur wenig. Für eine nachhaltige<br />

Erholung der US-Wirtschaft braucht<br />

es aber deutlichere Zuwächse bei den<br />

Löhnen, was etwa durch mehr gut bezahlte<br />

Stellen in der Industrie oder in anderen<br />

Sektoren mit hoher Produktivität<br />

erreicht werden kann. Nur so können<br />

Global & Lokal<br />

der private Konsum und die bis anhin<br />

schleppende Erholung des Wohnungsbaus<br />

zulegen, ohne dass sich die Verschuldung<br />

der Haushalte wie vor der<br />

Krise dramatisch ausweitet. Mehr Jobs<br />

mit hoher Produktivität und ein stärkerer<br />

Anstieg der Haushaltseinkommen<br />

sind zentral, damit die US-Wirtschaft<br />

weiter kräftig zulegen und ein Motor für<br />

die Weltwirtschaft – und die Schweizer<br />

Exportbranche – sein kann.<br />

Guido Baldi<br />

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des<br />

Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

(DIW Berlin), wo er die US-Wirtschaft<br />

und die weltweite Entwicklung der<br />

Investitionen analysiert. Zudem forscht<br />

er an der Universität Bern und ist Dozent<br />

an der Fernfachhochschule Schweiz.


Software & Hardware<br />

Eine neue Qualität<br />

Industrie 4.0<br />

von Georg Lutz<br />

Industrie 4.0 und D!conomy sind die neuen Trendstichworte, wenn es um die Zukunft der Produktion in unseren<br />

Unternehmen geht. Was verbirgt sich hinter der vierten industriellen Revolution, die wie ihre Vorgängerinnen nicht<br />

nur ganze Branchen, sondern auch Gesellschaften ummodeln wird? Wir geben erste Einblicke.<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 60


Maschinen lernen von Maschinen.<br />

Maschinen kommunizieren<br />

untereinander. Das ist die<br />

Zukunftsvision, die schon heute in den<br />

Entwicklungsabteilungen ist und langsam<br />

den Weg in die Praxis nimmt. Softund<br />

Hardware sind nicht mehr Unterstützer<br />

der Produktion, sondern in ihr<br />

integriert. Was heisst dies in der Praxis?<br />

Wenn eine Maschine in Saigon einen<br />

Fehler macht, wird die gleiche Maschine<br />

aus der gleichen Serie in Zürich nicht den<br />

gleichen Fehler machen. Das zweite Beispiel<br />

betrifft die automatische Regulierung<br />

in der Produktion. Wenn die Schokoladen-Produktion<br />

hochgefahren wird,<br />

bestellt die Maschine am Ende der Fertigungskette<br />

zusätzliches Verpackungsmaterial.<br />

So sieht das Big Picture der<br />

Industrie 4.0 aus. Es geht um eine neue<br />

Qualität der Vernetzung und noch mehr<br />

Automatisierung. Auch das selbstfahrende<br />

Auto, dessen Prototypen jetzt<br />

durch die Strassen rollen geht in diese<br />

Richtung.<br />

Da die sogenannte «Smart Factory» Fehler<br />

minimiert, Personal spart und Ressourcen<br />

optimal nutzt, ist sie seit ein<br />

paar Jahren das grosse Thema der Industrie<br />

in den Teppichetagen und den<br />

Entwicklungsabteilungen. Der Prozess<br />

könnte eine neue industrielle Revolution<br />

einleiten. Diesmal geht es nicht mehr um<br />

Dampf und Kohle oder um Chemie und<br />

Elektrizität, sondern um die Verschmelzung<br />

der Produktion mit der IT.<br />

Industrie 4.0 ist so die Basis einer digitalisierten<br />

Wirtschaft. Maximale Geschäftsnutzen<br />

erzielen Unternehmen<br />

durch Smart Services. Sie entstehen,<br />

wenn intelligente und vernetzte Produkte<br />

auch nach dem Verkauf Kontakt<br />

zum Hersteller halten können, sodass<br />

die Wertschöpfungskette rund um die<br />

gefertigte Ware nicht am Fabriktor endet.<br />

Die Hersteller können so das Produkt<br />

über seinen gesamten Lebenszyklus begleiten,<br />

indem sie dem Käufer neue Servicedienste<br />

anbieten, beispielsweise zur<br />

vorausschauenden Wartung.<br />

Software & Hardware<br />

Die Digitalisierungswellen werfen ganze<br />

Branchen und deren Geschäftsmodelle<br />

um. Die Musikindustrie hat den Prozess<br />

bereits hinter sich. CD und Schallplatten<br />

sind heute Nischengeschäfte. Andere<br />

Branchen haben die Umbrüche noch<br />

vor sich. Darauf gilt es sich einzustellen.<br />

Zudem sind die Prozesse zu begleiten.<br />

Wie in früheren industriellen Revolutionen<br />

liegen Potenziale und Ängste dicht<br />

nebeneinander.<br />

Auf den folgenden Seiten geben wir<br />

schon einige Eindrücke, wie sich schon<br />

heute die Produktion verändert hat.<br />

Georg Lutz<br />

ist Chefredaktor von kmu <strong>RUNDSCHAU</strong>.<br />

KOSTENLOSE REGISTRIERUNG<br />

www.automation-electronics.ch<br />

Einladungs-Code: 5630<br />

MESSE ZÜRICH<br />

24. – 25. Juni 2015


Agieren statt reagieren<br />

Industrie 4.0 in den Unternehmenswelten<br />

Interview mit Michael Juhas von Georg Lutz<br />

Der Wandel ist spürbar und wird auf vielen Panels beschworen. Industrie 4.0 ist eine Herausforderung. Nur, wie wird<br />

sie in der betrieblichen Praxis umgesetzt? Wir sprachen mit einem Unternehmensverantwortlichen, Michael Juhas,<br />

in dessen Hause genau dies passiert.<br />

Digitalisierung der Industrie steht auf<br />

der Tagesordnung. So verschmelzen<br />

Produktionsprozesse und IT. Sind das<br />

für Sie eher Weiterentwicklungen von<br />

Tendenzen der letzten Jahre oder tatsächlich<br />

Trends, die in Richtung einer erneuten<br />

industriellen Revolution gehen?<br />

Beides. Die Entwicklung hin zur Digitalisierung<br />

gibt es natürlich schon einige<br />

Jahre, insofern ist das nichts Neues.<br />

Neu sind allerdings die nun vorhandenen<br />

Möglichkeiten der Nutzung, die sich<br />

erst dadurch ergeben, dass die Schnelligkeit<br />

der Datenübertragung und der<br />

Speicherfähigkeiten von Daten immens<br />

zugenommen hat. Konzepte gab es in<br />

der Vergangenheit schon, umsetzbar<br />

sind sie erst jetzt, nachdem mithilfe der<br />

IT die entsprechenden Lösungen verwirklicht<br />

werden können.<br />

Welche neuen Qualitäten hat das auf<br />

betriebswirtschaftlicher Ebene?<br />

Vernetzte Systeme vorausschauender<br />

Instandhaltung können sowohl ungeplanten<br />

kostspieligen Stillstand vermeiden<br />

als auch Wartungs- und Instandhaltungskosten<br />

dank besserer Planbarkeit<br />

minimieren. Weiter ermöglicht die laufende<br />

Erfassung aller Betriebsdaten und<br />

Energieverbrauchswerte, die Energieeffizienz<br />

der gesamten Druckluftversorgung<br />

kontinuierlich zu optimieren und<br />

somit die Betriebskosten stetig zu reduzieren.<br />

Diese ständige Optimierung<br />

schlägt sich auf betriebswirtschaftlicher<br />

Ebene somit mit tieferen Betriebskosten<br />

nieder.<br />

Wie sehen Sie diese Herausforderung<br />

in Ihrem Hause?<br />

Kaeser Kompressoren ist von jeher ein<br />

innovatives Unternehmen, das als Technologieführer<br />

im Bereich Drucklufttechnik<br />

schon immer auf konstante Weiterund<br />

Neuentwicklung sowie Optimierung<br />

setzt. Wir sind daher in jeder Hinsicht<br />

sehr gut aufgestellt, treiben die Entwicklung<br />

aktiv voran und haben bereits in<br />

grossem Umfang in die entsprechenden<br />

Bereiche investiert. Auch anstehende<br />

und künftige Herausforderungen werden<br />

wir zuverlässig, effizient und qualitativ<br />

hochwertig meistern – ganz wie es der<br />

Firmenphilosophie entspricht.<br />

Und wie kann ich mir das praktisch<br />

vorstellen?<br />

Industrie 4.0 ist bei uns keine leere theoretische<br />

Hülle und kein Zukunftsprojekt,<br />

sondern es ist bereits mit praktischem<br />

Leben gefüllt. Kaeser bietet schon heute<br />

Produkte, Dienstleistungen und Services<br />

über den gesamten Life-Cycle der<br />

Druckluftversorgung an, die dieses Konzept<br />

zur Grundlage haben. Natürlich gibt<br />

es auch hier noch viel Potenzial, das<br />

sich ausschöpfen lässt. Aber die ersten<br />

Schritte sind bereits umgesetzt.<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 62


Software & Hardware<br />

Gerne würde ich noch zwei Punkte<br />

ansprechen. Der erste betrifft den<br />

Sicherheitsaspekt. Im Consumer-<br />

Bereich kommt das Thema «Internet<br />

der Dinge» auf uns zu. Im Businessbereich<br />

haben wir es schon jetzt mit<br />

einem Wettrüsten zwischen Maleware-Anbietern<br />

und Schutzanbietern<br />

zu tun. Das wird sich mit der neuen<br />

Entwicklung sicher noch verstärken.<br />

Wie schützen Sie Ihre Daten, die<br />

am Weltmarkt sicher von Interesse<br />

sind?<br />

Sicherheit spielt natürlich eine grosse<br />

Rolle. Sowohl für Kunden als auch für<br />

uns als Anbieter und Dienstleister. Um<br />

höchstmögliche Sicherheit der Daten zu<br />

gewährleisten, ist Kaeser auch hier eigene<br />

Wege gegangen und hat ein eigenes,<br />

in sich geschlossenes Netzwerk<br />

entwickelt, das sogenannte Kaeser Network,<br />

das die Druckluftstation in sich<br />

abriegelt und unseren Kunden höchstmögliche<br />

Datensicherheit bietet.<br />

Qualifikation der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter ist das zweite wichtige<br />

Stichwort. Wo sehen Sie hier die<br />

Herausforderungen, und wie sehen<br />

die praktischen Lösungen aus?<br />

Die gesamte Wertschöpfungskette, von der Drucklufterzeugung bis zur Produktion,<br />

ist von Industrie 4.0 betroffen.<br />

Es geht folglich nicht nur um neue<br />

technologische Standards oder Werkzeuge,<br />

sondern die Wertschöpfung<br />

findet immer mehr im Software-Bereich<br />

statt?<br />

Software spielt beim Thema Digitalisierung<br />

zwangsläufig eine Rolle. Erst durch<br />

die Weiterentwicklungen in der IT werden<br />

Konzepte wie Industrie 4.0 überhaupt<br />

erst realisierbar. Auch Kaeser hat<br />

in diesem Bereich stark investiert. Zuerst<br />

müssen aber die Produkte selbst<br />

entsprechend weiterentwickelt werden.<br />

Software alleine reicht nicht aus. Industrie<br />

4.0 ist ein Gesamtkonzept, das Strategie,<br />

Produkte, Software und Services<br />

verknüpft.<br />

Kaeser arbeiten wir bereits damit. Unsere<br />

neuen Serviceangebote im Bereich<br />

der vorausschauenden Wartung, zum<br />

Beispiel Kaeser Sigma Smart Air, greift<br />

unter anderem auf die Fähigkeit der Maschinen<br />

«selbstständig zu lernen» zurück.<br />

Natürlich gibt es auch hier noch<br />

viel Potenzial und viel zu tun. Aber die<br />

Grundlagen sind bereits vorhanden.<br />

«Industrie 4.0<br />

ist ein<br />

Gesamtkonzept.»<br />

Industrie 4.0 funktioniert natürlich nicht<br />

ohne qualifizierte Mitarbeiter. Trotz einem<br />

«Internet der Dinge» bleibt der<br />

Mensch nach wie vor derjenige, der<br />

steuert, entwickelt und letztendlich die<br />

Entwicklung auch nutzt. Genauso wie<br />

die Maschinen «qualifiziert» und vernetzt<br />

werden müssen, müssen auch die Menschen<br />

qualifiziert und vernetzt werden.<br />

Allerdings ist das nichts Neues. Auch in<br />

der Vergangenheit gab es schon Neuund<br />

Weiterentwicklungen, und die Menschen<br />

haben sich darauf ein- und umgestellt<br />

und entsprechend qualifiziert.<br />

Denken Sie nur an das Internet, das die<br />

Kommunikation revolutioniert hat. Vor<br />

25 Jahren wusste keiner etwas damit<br />

anzufangen. Heute surfen schon Sechsjährige<br />

ganz selbstverständlich vom<br />

Handy aus. Wir werden auch die jetzigen<br />

Herausforderungen meistern.<br />

Die nächste Generation von Maschinen<br />

wird selbst lernen können. Das<br />

ist ein neuer qualitativer Schritt, der<br />

in den nächsten Jahren aus der Forschung<br />

in den Markt kommen wird.<br />

Sehen Sie solche neue Tendenzen<br />

schon?<br />

Ja, diese Entwicklung wird nicht erst<br />

kommen, sie ist schon im Gange. Bei<br />

ist CEO der KAESER Kompressoren AG<br />

(Schweiz)<br />

www.kaeser.com<br />

Michael Juhas<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 63


Rubrik<br />

Industrie 4.0<br />

Die vierte industrielle Revolution<br />

Neues Verständnis von Produktionsprozessen realisieren.<br />

Interview mit Silvan Wyser von Georg Lutz<br />

Themen wie «Industrie 4.0», «Internet der Dinge» oder auch «Smart Factory» sind aktuell in aller Munde. Aber was<br />

genau ist damit gemeint? Und wo stehen wir in dieser neuen Entwicklung? Wir sprachen mit Silvan Wyser, dem<br />

Marketingleiter der GIA Informatik AG.<br />

Ist das Stichwort «Industrie 4.0» nur<br />

ein Schlagwort, um einen Verkaufshype<br />

auszulösen, oder steckt dahinter<br />

eine «echte» industrielle Revolution?<br />

Der Begriff «Industrie 4.0» hat seinen<br />

Ursprung in Deutschland und wurde<br />

zunächst im wissenschaftlichen Kontext<br />

geprägt. Kurz zusammengefasst<br />

versteht man darunter die umfassende<br />

Kommunikation in der Produktion. Jeder<br />

«spricht» dabei mit jedem: Maschinen,<br />

Teile, Mitarbeitende, Lieferanten –<br />

ja sogar Kunden. Der Vorteil liegt darin,<br />

dass aufgrund der Vernetzung die<br />

Effizienz gesteigert wird und die Produktion<br />

in Echtzeit umgestellt werden<br />

kann, zum Beispiel bei Sonderwünschen<br />

eines Kunden. Weil sich die einzelnen<br />

Komponenten in einem offenen<br />

«cyber-physischen System» gegenseitig<br />

steuern, wird dabei eine zentrale Steuerung<br />

überflüssig. Aber eine exakte Definition<br />

des Begriffs «Industrie 4.0» existiert<br />

nicht. Ich gehe davon aus, dass<br />

dieser Begriff auch in kurzer Zeit wieder<br />

verschwinden wird, weil die «Smart<br />

Factory» selbstverständlich sein wird.<br />

Somit ist auch schon die zweite Frage<br />

beantwortet. «Industrie 4.0» ist weder<br />

ein Hype noch ein Zukunftsszenario; es<br />

ist einfach ein völlig neues Verständnis<br />

der Produktionsprozesse und der Arbeitsabläufe<br />

in der Industrie. War die<br />

erste industrielle Revolution durch die<br />

Dampfmaschine, die zweite durch die<br />

Elektrizität und die dritte durch die IT geprägt,<br />

so zeichnet sich die vierte industrielle<br />

Revolution durch die Vernetzung<br />

aller am Produktionsprozess beteiligten<br />

Elemente aus.<br />

In der Schweiz ist das Thema aber<br />

noch kaum bekannt. Eine kürzlich<br />

durchgeführte Studie belegt: Nur<br />

jeder Zehnte konnte mit dem Begriff<br />

etwas anfangen.<br />

Ja – ich kenne diese Studie. Und ich<br />

kenne auch die Schweizer Fertigungsindustrie<br />

und weiss deshalb, dass viele<br />

Unternehmen bereits smart produzieren<br />

– ohne dass sie es diesem Thema<br />

unterstellen.<br />

Können Sie uns ein Beispiel verraten?<br />

Die FAES AG in Wollerau eignet sich<br />

dazu. Es ist ein Dienstleister im Maschinenbau.<br />

Dieses Unternehmen kann<br />

seine Produktion mit Stolz als «Smart<br />

Factory» bezeichnen und hat sich hervorragend<br />

in die gesamte Versorgungs-<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 64


kette integriert. Mit diesem Schritt ist<br />

die FAES AG vom austauschbaren Lieferanten<br />

zum intelligenten Wertschöpfs<br />

ungspartner seiner Kunden geworden.<br />

Und genau das muss das Ziel sein. Ich<br />

bin überzeugt, dass die meisten Unternehmen<br />

das Potenzial einer flächendeckenden<br />

IT-Integration in die Produktion<br />

erkannt haben und entsprechende<br />

Investitionen tätigen werden.<br />

Wird durch diese Investitionen die<br />

Produktion nicht einfach teurer?<br />

Im ersten Moment wird sie mit Bestimmtheit<br />

teurer. Aber schliesslich geht es darum,<br />

dass die Kollaborationsproduktivität<br />

zunimmt, also dass der Anteil an<br />

indirekten Aufwänden sinkt. Und wenn<br />

das der Fall ist, wird die Produktion auf<br />

längere Sicht günstiger.<br />

Neben einem Unternehmensbeispiel<br />

gibt es sicher auch ein Produktbeispiel,<br />

welches sich aus Ihrer Sicht als<br />

«smart» bezeichnen darf?<br />

Ein eindrückliches Beispiel findet sich<br />

auf «Plattform Industrie 4.0», einem Gemeinschaftsprojekt<br />

der deutschen Wirtschaftsverbände<br />

BITKOM, VDMA und<br />

ZVEI: Ein Bauteil im Auto ist künftig so<br />

ausgestattet, dass es kontinuierlich Daten<br />

über seinen Zustand sammelt und<br />

diese auch mitteilen kann. Das Produkt<br />

sendet selbstständig eine Mitteilung an<br />

den Hersteller, dass Ersatz gefertigt werden<br />

muss. Die Bestellung enthält neben<br />

genauen Angaben zum Fahrzeugtypen<br />

auch die Information, wohin das Bauteil<br />

anschliessend versandt werden muss.<br />

In der Fabrik wird der Auftrag bearbeitet,<br />

die Maschinen konfigurieren sich selbst,<br />

sodass das passende Teil gefertigt wird,<br />

und schicken es schliesslich auf die Reise<br />

an den richtigen Zielort. Der Termin in der<br />

Werkstatt ist dann bereits vereinbart –<br />

auch darum hat sich das Auto gekümmert.<br />

Dieses Beispiel lässt sich eigentlich<br />

sehr leicht umsetzen, denn die Technologie,<br />

die es dazu braucht, existiert bereits.<br />

Ist die Umstellung auf eine «intelligente»<br />

Fabrik eine Gefahr für den<br />

Arbeiter und Angestellten?<br />

Wenn man die Produktivität erhöht, ist<br />

das schon mal etwas Positives und kann<br />

aktuell auch eine gute Antwort auf die<br />

Frankenstärke sein. Aber natürlich verändert<br />

sich unsere Arbeit – ein Blick in<br />

die Geschichte ist da interessant. Die<br />

Schübe der Veränderungen zogen sich<br />

über Jahre hin, wälzten im Ergebnis aber<br />

ganze Branchen und Arbeitswelten um.<br />

Dabei sind die Fragen für die Unternehmensverantwortlichen<br />

immer die gleichen<br />

geblieben: Welche Mitarbeiter<br />

«Die Aufgabe<br />

besteht darin,<br />

sich vom austauschbaren<br />

Lieferanten zum<br />

intelligenten<br />

Wertschöpfungspartner<br />

der<br />

Kunden<br />

entwickeln».<br />

brauche ich? Welche Ausbildungen und<br />

Qualifikationen sind nötig? Einfache Arbeiten<br />

werden sicher tendenziell durch<br />

die Automatisierung unterstützt oder sogar<br />

ersetzt werden. Sei es durch Roboter,<br />

die als Montageassistenten dienen<br />

oder allgemein durch die Automatisierung<br />

von Prozessen.<br />

Es geht um eine flächendeckende IT-Integration<br />

in die Produktion.<br />

Software & Hardware<br />

Welches sind aus Ihrer Sicht die grossen<br />

Herausforderungen, die es zu<br />

meistern gilt?<br />

Themen, die uns sicher alle weiter beschäftigen<br />

werden, sind Datenhoheit,<br />

Datensicherheit und Datenschutz. Ganz<br />

besonders vor dem Hintergrund der<br />

NSA-Affäre. Wir werden uns gut überlegen<br />

müssen, wem wir unsere Daten<br />

anvertrauen, mit wem wir Informationen<br />

austauschen und an welche Dritte<br />

wir diese weitergeben wollen. Wir müssen<br />

uns darauf verlassen können, dass<br />

mit den Daten, die wir preisgeben, keine<br />

Schindluderei betrieben wird. Dazu wird<br />

man klare Regeln definieren müssen.<br />

Wie können sich Unternehmen auf<br />

«Industrie 4.0» vorbereiten?<br />

Die zentralen Fragen lauten: Was bedeutet<br />

«Industrie 4.0» für mein Unternehmen?<br />

Hat das Thema Relevanz für<br />

uns? Was müssen wir beachten, damit<br />

wir den Zug nicht verpassen? Welche<br />

Chancen bezüglich neuer Geschäftsmodelle<br />

könnten sich durch das Thema<br />

«Industrie 4.0» ergeben? Das Ziel muss<br />

sein, die konkrete Bedeutung und die<br />

Auswirkungen des Themas für das eigene<br />

Unternehmen zu beleuchten sowie<br />

eine grobe Roadmap für die angestrebten<br />

Ziele zu erstellen. Wir bieten<br />

unseren Kunden eintägige Workshops<br />

an, die die Erstellung einer Roadmap<br />

«Auf dem Weg zu Industrie 4.0» zum Ziel<br />

haben.<br />

ist Marketingleiter der GIA Informatik AG.<br />

www.gia.ch<br />

Silvan Wyser<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 65


Rubrik<br />

Moderner Produktionsstandort in Ostrach-Einhart (D).<br />

Mit Esprit im Markt<br />

Heutige Anforderungen für Präzisionswerkzeuge<br />

Interview mit Gökhan Sonuç von Georg Lutz<br />

Schwaben wird ein besonderer Innovations- und Erfindergeist zugesprochen. Ein aktuelles Beispiel ist die Neher<br />

Auto mation, die in der Bodenseeregion tätig ist. Hier geht es nicht nur um Präzisionswerkzeuge, sondern zunehmend<br />

um Systemkomponenten, die sich in den Produktionsprozess einbinden lassen. Das ist eine wichtige Voraussetzung<br />

beim Thema Industrie 4.0. Wir führten mit Gökhan Sonuç, dem Geschäftsführer der Neher Automation ein<br />

Interview.<br />

Wenn Besucher Ihres Hauses im schönen<br />

Ostrach vorbeikommen, fällt zunächst<br />

das Logo auf, welches auf dem<br />

Dach platziert ist. Es ist ein stilisierter<br />

Diamant. Was hat dies für einen historischen<br />

Hintergrund?<br />

Wir haben unseren Markteintritt mit<br />

Diamantwerkzeugen begonnen und<br />

auch unsere ersten Markterfolge erzielt.<br />

Der harte Diamant ist daher eine<br />

naheliegende Wahl für ein Logo und<br />

die damit zusammenhängende Firmenphilosophie.<br />

Er steht aber für uns<br />

nicht nur für Härte und Qualität, sondern<br />

auch für brillante Lösungen. An<br />

diesem Dreiklang wollen wir uns messen<br />

lassen.<br />

Sie haben um 1990 begonnen. Mit welcher<br />

innovativen Idee ist Ihr Haus auf<br />

den Markt gekommen?<br />

Wir haben in Ostrach-Einhart mit einer<br />

Maschine in einer alten Mühle begonnen.<br />

Die Situation war zunächst wie bei einem<br />

Start-up sehr schwer. Es wurden hohe Investitionen<br />

getätigt. Zudem stand der Diamantwerkzeugmarkt<br />

noch in den Anfängen.<br />

Der Markt musste überzeugt werden.<br />

Das ist eine typische Gründersituation.<br />

Da muss die Idee schnell Marktreife<br />

beweisen.<br />

Der Gründer Fritz Neher hatte die Idee,<br />

mit einer spezifischen Geometrie von Dia-<br />

Werkzeuge mit Präzisionsgarantie ermöglichen<br />

die Realisierung unserer Wünsche.<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 66


mantwerkzeugen die mechanische Bearbeitung<br />

von NE-Metallwerkstücken wirtschaftlicher<br />

zu machen. Dies war damals<br />

zwar wissenschaftlich bekannt, allerdings<br />

war sie weit entfernt davon, wirtschaftlich<br />

zu sein. Wir konnten das realisieren.<br />

Einzelne Werkzeuge waren Herrn<br />

Neher allerdings zu wenig. Er wollte<br />

diese Werkzeuge in den Produktionsprozess<br />

einbinden, um Automatisierungsprozesse<br />

und Produktionsabläufe<br />

zu optimieren.<br />

Ja, die Gründerfamilie war schon immer<br />

innovativ und wollte dem Markt<br />

etwas voraus sein. Der Urgrossvater hat<br />

zu Beginn der Automobilgeschichte sein<br />

eigenes Auto entwickelt. Damals gab es<br />

hier noch gar kein Auto. Auf die heutige<br />

Zeit bezogen wollen wir die Effizienzpotenziale<br />

mit neuen Ideen immer weiter<br />

ausreizen.<br />

Sie liefern jetzt nicht mehr einzelne<br />

Produkte, sondern sind ein Systemlieferant?<br />

Wir konnten unser Produktportfolio in<br />

der Zwischenzeit so weit ausbauen,<br />

dass wir nicht nur Lieferant von einzelnen<br />

Werkzeugen, sondern die gesamte<br />

Wertschöpfungskette unseren Kunden<br />

in der mechanischen Bearbeitung anbieten<br />

können. Dabei haben wir bei kleinen<br />

Kunden begonnen. Heute können wir<br />

von A bis Z die Bearbeitung des Bauteils<br />

anbieten. Das geht von den Werkzeugen<br />

über die Spannvorrichtung selbst bis hin<br />

zur Dichtheitsprüfung.<br />

In welchen Branchen kommt dies zur<br />

Anwendung?<br />

Oft geht es um die Automobilbranche,<br />

sprich Teile, die dort verbaut werden.<br />

Einzelkomponenten wie Lenkgehäuse,<br />

Getriebedeckel oder Motorblöcke sind<br />

hier konkrete Beispiele. Aber auch Komplettaggregate<br />

kommen bei der Dichtheitsprüfung<br />

zum Tragen. In der Luft- und<br />

Raumfahrt fassen wir gerade Fuss.<br />

Das heisst, Sie sind im Vorfeld der eigentlichen<br />

Produktion aktiv?<br />

Richtig, bei uns geht es hauptsächlich<br />

um die Fertigung von Komponenten, die<br />

erst später am Fliessband eingesetzt<br />

werden. Wir sind für das Gehäuse, welches<br />

noch kein Innenleben hat, mit verantwortlich<br />

und bieten hier unseren Kunden<br />

innovative Lösungen.<br />

Lassen Sie uns eine neue Produktionslinie,<br />

die unter Ihrer Verantwortung<br />

steht, thematisieren. Es geht um die<br />

Dichtheitsprüfung. Wo liegt der Vorteil?<br />

Wenn ein Produkt in der Montage eingesetzt<br />

wird, ist die Wertschöpfung im<br />

Vorfeld bereits weit fortgeschritten. Es<br />

gilt daher schon im Vorfeld einige Qualitätskontrollen<br />

zu realisieren.<br />

«Heute können<br />

wir von A bis Z<br />

die Bearbeitung<br />

des Bauteils<br />

anbieten.»<br />

Lassen Sie uns doch da in die Praxis<br />

springen. Sie als Unternehmer kaufen auf<br />

dem Weltmarkt ein Produkt, welches Sie<br />

in Ihrer Fertigung einsetzen wollen. Wenn<br />

es Qualitätsmängel hat, haben Sie einige<br />

Probleme am Hals. Diese können Sie<br />

schon im Vorfeld ausräumen und haben<br />

dann weniger Ausschuss. Und Sie haben<br />

auch mit weniger Reklamationen von<br />

Endkunden zu kämpfen. Als Endkunde<br />

wollen Sie ja auch nicht, dass bei Ihnen<br />

in der Garage Öl auf den Boden tropft.<br />

Gibt es weitere Beispiele neben der<br />

Automobilbranche, bei der es um<br />

Dichtungsprüfungen geht?<br />

Wir sind auch in der Elektrowelt sehr aktiv.<br />

Wo viel Elektrik ist, darf kein Wasser<br />

rein. Dafür haben wir Prüfstände, die garantieren,<br />

dass das entsprechende Teil<br />

auch wirklich dicht ist und verbaut werden<br />

kann.<br />

Wie funktioniert die Prüfanlage genau?<br />

Es gibt zum einen die konventionelle<br />

Technologie mit pneumatischen und<br />

hydraulischen Antrieben oder eine Kombination<br />

aus beiden Antriebsformen,<br />

um hier zu Lösungen zu kommen. Dann<br />

wird das Bauteil mit definiertem Druck<br />

beaufschlagt. Wir haben aber auch neue<br />

nachhaltige Lösungen im Angebot.<br />

Pneu matik braucht sehr viel Energie. Wir<br />

Software & Hardware<br />

haben jetzt mit der DX02e ein Produkt<br />

entwickelt, mit dem wir bis zu 60 Prozent<br />

Energieeinsparung im Vergleich zu bisherigen<br />

Produkten erzielen können. Wir<br />

haben den elektrischen Antrieb in die<br />

Prüfung integriert. So kann auf pneumatische<br />

und hydraulische Energie weitestgehend<br />

verzichtet werden.<br />

Da geht es nicht nur um Produktivitätsfortschritte,<br />

sondern auch um<br />

Energie und Effizienz?<br />

Ja, nachhaltige Ziele wollen wir nicht nur<br />

im Blick haben, sondern auch reduzieren.<br />

Das betrifft auch den CO 2-Ausstoss.<br />

Wird eigentlich jedes Teil geprüft?<br />

Das kommt auf das Produkt und den<br />

Kundenwunsch an. Nehmen Sie zum<br />

Beispiel sicherheitsrelevante Teile, die<br />

im Auto verbaut werden. Da gibt es<br />

nicht nur die Einzelkomponenten Dichtheitsprüfung,<br />

sondern in der Montage<br />

selbst wird nochmals geprüft. Bei anderen<br />

Branchen wie der Lebensmittelindustrie<br />

wird nur einmal oder in Stichproben<br />

geprüft. Nehmen Sie zum Beispiel<br />

die Wassertanks von Kaffeeautomaten<br />

oder die Dichtheit von Chips-Tüten. Es<br />

kommt immer auf das Produkt an und<br />

wie sicherheitsrelevant es ist.<br />

Brauchen Sie selbst eine F & E-Abteilung?<br />

Wir haben schon eine F & E-Abteilung<br />

und werden diese auch weiter stetig<br />

ausbauen. Unser Erfolg liegt auch zum<br />

Teil in unserer F & E-Abteilung. Um auf<br />

den Markt schneller reagieren zu können,<br />

gehen wir auch Kooperationen mit<br />

Instituten ein. Hier im Bodenseeraum in<br />

und um Friedrichshafen gibt es Universitäten,<br />

bei denen wir uns einbringen und<br />

profitieren können.<br />

Gökhan Sonuç<br />

Gökhan Sonuç ist Geschäftsführer der<br />

Neher Automation GmbH in Ostrach-<br />

Einhart (D).<br />

www.neher-group.com<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 67


Rubrik<br />

Bestandsaufnahme<br />

Mythos und Wahrheit von Big Data<br />

Es geht um die Analyse der Aufbereitung, der Bereitstellung und des Zugangs zu den Daten.<br />

von Christoph Höinghaus<br />

Big Data – alle sprechen davon, aber die wenigsten wissen, was sich hinter dem Terminus verbirgt. Für die meisten<br />

Unternehmen ist Big Data immer noch ein nebulöses Feld mit vielen Unsicherheiten – vieles von dem, was Unternehmen<br />

über Big Data annehmen, ist falsch. Das führt zu falschen Entscheidungen. Zeit für eine Richtigstellung.<br />

Niemand sagte es schöner als der<br />

CEO von Xing, Stefan Gross-<br />

Selbeck: «Daten sind das Öl<br />

des 21. Jahrhunderts.» So lautet das<br />

Schlagwort der Stunde denn auch: «Big<br />

Data». Doch: Was ist das genau, Big<br />

Data? Der Ursprung des Begriffes wird<br />

in der wunderbaren von Gil Press geschriebenen<br />

«Sehr kurzen Geschichte<br />

von Big Data» einem gewissen John<br />

R. Masey, damals Forschungsleiter von<br />

Silicon Graphics, zugeschrieben. Er<br />

soll den Begriff bereits im April 1998<br />

in seinem Vortrag «Big Data … and<br />

the next Wave of Infrastress» definiert<br />

haben. Und darunter vor allem sehr grosse<br />

Datenmengen verstanden und auf<br />

die Konsequenzen für die IT hingewiesen<br />

haben. In jüngster Zeit wird unter<br />

«Big Data» aber zunehmend auch «Fast<br />

Data» verstanden. Damit sind Daten<br />

gemeint, die sehr schnell erzeugt werden,<br />

wie beispielsweise Informationen<br />

aus Sensoren, die alle Millisekunden<br />

einen Messwert erzeugen, oder Daten<br />

aus dem automatisierten Hochfrequenzhandel<br />

an der Börse. Die Interpretation<br />

dieser Daten muss in bestimmten<br />

Fällen sehr schnell erfolgen, damit beispielsweise<br />

eine Bank eine Risikoposition<br />

rechtzeitig erkennt, bevor sie das<br />

Geld ihrer Kunden verliert. Weiter wird<br />

«Big Data» mit dem Begriff «All Data»<br />

assoziiert. Darunter wird jede Art von<br />

Daten verstanden, ob sie nun strukturiert<br />

oder nicht strukturiert sind.<br />

Der Rohstoff des 21. Jahrhunderts<br />

Wir sehen: Das Schlagwort «Big Data»<br />

wird unterschiedlich ausgelegt. Grundsätzlich<br />

steht der Begriff sowohl für<br />

Daten und deren spezielle Eigenschaften<br />

als auch für die innovativen Technologien<br />

zur Analyse dieser Daten. Um<br />

wieder auf Stefan Gross-Selbeck zurückzukommen:<br />

«Big Data» ist nichts<br />

anderes als das systematische Fördern<br />

des Rohstoffes des 21. Jahrhunderts –<br />

nämlich Daten – mit modernster Technologie.<br />

Die Menge der Daten wächst<br />

sehr stark. Die Studie «Digitales Universum»,<br />

die im letzten Jahr gemeinsam<br />

von EMC und IDC veröffentlicht wurde,<br />

sagt für das Jahr 2015 ein Datenaufkommen<br />

von über acht Zettabytes voraus –<br />

40 Prozent mehr als letztes Jahr. Zwei<br />

Drittel dieser Informationen werden<br />

von Privatpersonen erzeugt, der Rest<br />

durch Unternehmen. Unternehmen<br />

sind bereits heute mit 85 Prozent der<br />

privat erzeugten Daten in irgendeiner<br />

Art und Weise in Kontakt. Der überwältigende<br />

Anteil dieser Daten kommt aus<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 68


Software & Hardware<br />

dem Netz der Sozialen Medien, wird<br />

von Sensoren und anderen Geräten erzeugt<br />

und als Bild, Film, Ton, Office-<br />

Dokumente oder in anderen Formaten<br />

gespeichert. Speziell an diesen Daten<br />

ist, dass sie in immer grösserer Geschwindigkeit<br />

erzeugt werden, in immer<br />

grösserer Vielfalt vorliegen und dass sie<br />

nicht immer zu 100 Prozent verifizierbar<br />

sind, beispielsweise im Falle von<br />

fehlenden, falschen oder doppeldeutigen<br />

Daten. Neue Analyseverfahren sollen<br />

es erlauben, aus dem Datenmeer<br />

Informationen zu gewinnen, die Unternehmen<br />

helfen, den Kunden und den<br />

Markt besser zu verstehen, Produkte<br />

und Services schneller und gezielter zu<br />

platzieren, Kosten zu sparen, Umsätze<br />

zu steigern und Wettbewerbsvorteile<br />

auszubauen – also schlicht und einfach,<br />

die unternehmerischen Ziele rascher zu<br />

erreichen.<br />

Von Big Data zu Data Science<br />

Die schlechte Nachricht zuerst: «Daten<br />

bleiben scheu und grausam. Es ist<br />

schwierig, aus ihnen zu lernen, und noch<br />

schwieriger, das Gelernte umzusetzen»,<br />

sagte der Data-Mining-Pionier Nicolas<br />

Ins_Rundschau_210x148mm_Layout 1 20.11.12 11:20 Seite 1<br />

Bissantz bereits vor zwei Jahren im Wissensmagazin<br />

des Gottlieb-Duttweiler-<br />

Instituts. Konkret bedeutet dies, dass<br />

nicht aus jeder technisch ableitbaren<br />

Wechselbeziehung auch eine wirtschaftlich<br />

relevante Ursache abgeleitet werden<br />

kann. Die Auswertung von Daten ist und<br />

bleibt eine aufwändige Arbeit und erfordert<br />

grosses Fachwissen. Aus diesem<br />

Grund hat sich ein neuer multidisziplinärer<br />

Ansatz für die Aufbereitung, die<br />

Bereitstellung und den Zugang zu Daten,<br />

Analysen und Auswertungen entwickelt,<br />

der sich «Data Science» nennt. Viele<br />

Unternehmen ergänzen bereits heute<br />

ihre Analyseteams mit Data-Science-<br />

Spezialisten, um aus dem Rohstoff<br />

Daten möglichst schnell hochwertige<br />

Informationen zu gewinnen. Grössere<br />

Unternehmen setzen sogar auf ganze<br />

Data-Science-Teams.<br />

Doch es gibt zum Glück auch gute Nachrichten,<br />

selbst wenn die Entwicklung erst<br />

in den Anfängen steckt. Auf den ersten<br />

Blick kann Big Data vor allem eines:<br />

interne mit externen Daten umfassend<br />

und schnell kombinieren. Also beispielsweise<br />

interne Informationen über Kunden<br />

wie Adresse, Alter oder gekaufte<br />

Produkte mit externen Informationen wie<br />

Such- und Navigationsverhalten im Netz<br />

oder momentanen Aufenthalt zusammenführen.<br />

Die individuelle und gut auf<br />

Kundenbedürfnisse abgestimmte Bewerbung<br />

und Platzierung von Angeboten<br />

sind bereits heute die sichtbaren Resultate<br />

einer solchen Kombination. Weitere<br />

Beispiele sind im Bereich Risiko- und<br />

Chancenauswertung zu finden. So können<br />

beispielsweise Portfolio-Risiken und<br />

-Chancen durch das Korrelieren von internen<br />

Bankdaten mit Bewegungen am<br />

externen Aktienmarkt rechtzeitig erkannt<br />

werden. Damit kann eine Bank oder ein<br />

anderer institutioneller Anleger sehr viel<br />

effektiver wirtschaften.<br />

Immenses Potenzial<br />

Kundendaten und Marktdaten sind<br />

bei Weitem nicht die einzige Kombination,<br />

die sich lohnt. So verarbeitet die<br />

Flotten management-Plattform TomTom<br />

WebFleet der Firma TomTom Telematics<br />

bereits heute mehr als 500 Millionen<br />

Nachrichten, die von 400’000 Fahrzeugen,<br />

die mehr als 65 Mio. Kilometer<br />

zurückgelegt haben, erzeugt werden.<br />

IT-Services. Fair und kompetent.<br />

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Software & Hardware<br />

Die sehr schnelle und einfache Kombination<br />

von Statusinformationen, Positionsangaben,<br />

Tachostand und Verbrauchswerte<br />

spart laut TomTom Telematics<br />

Managing Director Thomas Schmidt<br />

Treibstoff für CHF 80 Mio. pro Monat.<br />

Weitere Beispiele von Big-Data-Anwendungen,<br />

die auf einer klugen Kombination<br />

interner und externer Daten beruhen,<br />

existieren für jede Branche.<br />

Eine Vielzahl von Praxisbeispielen und<br />

Studien belegt das Potenzial von Big<br />

Data. Kein Wunder, ist ein Drittel der mittelgrossen<br />

und grossen Schweizer Unternehmen<br />

der Meinung, dass sich eine<br />

Investition in diesen Bereich lohnt. Die<br />

Marktforschungsfirma MSM hat diese<br />

Zahlen bereits Mitte letztes Jahr im Rahmen<br />

einer Umfrage eruiert. Heute dürften<br />

es noch mehr Unternehmen sein, die<br />

sich die neuen Möglichkeiten einer umfassenderen<br />

Datenanalyse und rascheren<br />

Informationsgewinnung nicht entgehen<br />

lassen wollen. Allerdings bedeutet<br />

der sinnvolle Einsatz von Big Data immer<br />

ein Umdenken. Ein Umdenken, welches<br />

das Wissen und die Instrumente umfasst,<br />

die notwendig sind, um die neu<br />

möglichen Anwendungsfälle und deren<br />

Fragestellungen und Geschäftsmodelle<br />

erfolgreich anzuwenden. Es gilt, sorgfältig<br />

abzuklären, ob und wann sich ein<br />

Einsatz lohnt. Eine Vielzahl sich in Entwicklung<br />

befindender Technologien,<br />

Verfahren und Vorgehensweisen erschwert<br />

diese Abklärung. Da ist guter<br />

Rat teuer.<br />

Data Science ist die neue qualitative Stufe.<br />

Im Big-Data-Dschungel zurechtkommen<br />

Aus Daten wertvolle Informationen und<br />

damit Wettbewerbsvorteile gewinnen –<br />

welches Unternehmen möchte das nicht!<br />

Sich gut vorbereiten und umfassend informieren<br />

– das sind die wichtigsten beiden<br />

Voraussetzungen, um das Potenzial<br />

von Big Data zu nutzen. Sich gut vorbereiten<br />

bedeutet, den Unternehmenswert<br />

Information wie jede andere wichtige<br />

Unternehmensressource – ob das<br />

nun Personal, Immobilien oder Finanzen<br />

sind – zu managen. Es beutet also, eine<br />

Strategie, eine Governance-, eine Aufbau-<br />

und eine Ablauforganisation und<br />

eine Infrastruktur etabliert zu haben,<br />

die es erlaubt, Informationen entsprechend<br />

ihrem Wertbeitrag umsichtig zu<br />

verwalten und zu schützen. Im Minimum<br />

ist ein Bewertungssystem einzuführen,<br />

welches die Unterscheidung zwischen<br />

wichtigen und weniger wichtigen Informationen<br />

erlaubt. Ein gut vorbereitetes<br />

Unternehmen weiss genau, wo Potenziale<br />

durch den Einbezug zusätzlicher<br />

Datenquellen entstehen könnten. Und<br />

es hat diese Potenziale auch auf dem<br />

mittel- und langfristigen strategischen<br />

Radar. Die Vielzahl der Angebote und die<br />

rasche Entwicklung der Analyseinstrumente<br />

und datenproduzierenden Geräte<br />

erfordern zudem, dass sich ein Unternehmen<br />

umfassend informiert. Am besten<br />

durch den Einbezug externer Spezialisten<br />

und den Auf- und Ausbau interner<br />

Fachleute oder sogar Teams. Für den<br />

Aufbau des internen Know-how existiert<br />

heute in der Schweiz bereits eine Vielzahl<br />

von Big-Data-, Big-Data-Analyticsoder<br />

Data-Science-Kursen.<br />

Ohne die Bereitschaft, in einer konkreten<br />

Umsetzung Lehrgeld zu bezahlen,<br />

geht es trotz allem nicht. Es gilt, die<br />

Praxistauglichkeit im konkreten Umfeld<br />

zu prüfen. Da ist im Minimum ein Pilotprojekt<br />

mit realen Daten vonnöten. Erst<br />

dann lohnt es sich überhaupt, sich einen<br />

Weg durch den Big-Data-Dschungel zu<br />

bahnen.<br />

ist CEO der IT-Dienstleisterin Trivadis.<br />

www.trivadis.com<br />

Christoph Höinghaus<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 70


Sie können damit surfen,<br />

damit schreiben, damit<br />

arbeiten, damit chatten,<br />

damit fotografieren, damit<br />

emailen, damit spielen,<br />

damit navigieren, damit<br />

kommunizieren ….<br />

…wir können es sichern.<br />

Sophos Mobile Control<br />

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Software & Hardware<br />

Aus der Schockstarre befreien<br />

Die ICT-Branche im Zeichen der Aufhebung des Mindestkurses<br />

Interview mit Jean-Marc Hensch von Georg Lutz<br />

Noch letztes Jahr war die demonstrative Zuversicht der ICT-Branche zu spüren.<br />

Nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses stand der Schock den Verantwortlichen<br />

ins Gesicht geschrieben. Auch der Swico-ICT-Index ist dramatisch<br />

gefallen. Allerdings gilt es zu differenzieren. Wir führten ein Interview<br />

mit dem Geschäftsführer des Dachverbandes Swico.<br />

Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses<br />

Mitte Januar hat auch die ICT-<br />

Branche der Schweiz unter Druck gesetzt.<br />

Ihre letzte Pressemitteilung hat<br />

den Titel «Schweizer ICT-Branche im<br />

Schockzustand». Inwiefern stellen Sie<br />

einen solchen Schockzustand fest?<br />

Die prekäre Lage wird aus der Entwicklung<br />

des ICT-Index ersichtlich. Als wir<br />

die Umfrage im Rahmen des Swico-ICT-<br />

Index kurz nach dem Entscheid der Nationalbank<br />

durchführten, war der Schock<br />

für die Betroffenen offensichtlich gross.<br />

Das damalige Panikgefühl ist allerdings<br />

bereits wieder etwas verflogen.<br />

Bestätigt sich hier das Sprichwort «Es<br />

wird nicht so heiss gegessen, wie es<br />

gekocht wird»?<br />

Ja. Die Nationalbank hat Unternehmer<br />

mit ihrem Entscheid teils überrascht und<br />

manche von ihnen auf dem falschen Fuss<br />

erwischt. Einige Jahresplanungen mussten<br />

revidiert und durch neue ersetzt werden.<br />

Anfangs gab es für Betroffene sicherlich<br />

einige schlaflose Nächte. Je<br />

länger je mehr wird es aber auch in positivem<br />

Sinne als Herausforderung angesehen,<br />

welche es zu bewältigen gilt.<br />

Hinzu kommt, dass Volatilität für die Wirtschaft<br />

nichts Neues ist. Ein freier Markt<br />

bringt nun mal Dynamik mit sich. Nach<br />

dem Entscheid der Nationalbank wurde<br />

mit Vergünstigungen und sogenannten<br />

Eurorabatten versucht, den Markt attraktiv<br />

zu behalten. Sicher ist jedenfalls, dass<br />

sich die Einbussen des ersten Quartals<br />

wieder legen werden.<br />

In welche Richtung gehen die Handlungsoptionen?<br />

Auf der Absatzseite können Preise geschickt<br />

vermarktet werden. Man denke<br />

da an die Autoverkäufer, welche mit<br />

Listenpreisen und verschiedenen Arten<br />

von Rabatten jonglieren, aber im Prinzip<br />

für jeden Wagen ihre Marge sichern<br />

können. Auf der Kostenseite kann das<br />

Aufschieben von grossen Investitionen<br />

eine Überlegung wert sein. Eine weitere<br />

Handlungsoption ist die Beeinflussung<br />

der Lohnkosten oft der grösste Kostenfaktor.<br />

Anpassungen sind im Bonus-Bereich<br />

viel eher möglich als bei Fixlöhnen.<br />

Man muss vermutlich zwischen unterschiedlichen<br />

Segmenten wie Consumer<br />

Electronics und Consulting differenzieren,<br />

um ein realistischeres Bild<br />

zu erhalten?<br />

Sicher, schauen wir deshalb die verschiedenen<br />

Segmente einzeln an:<br />

Da Hardware primär in Dollar gehandelt<br />

wird, hätten die Preise aufgrund der<br />

Kursentwicklung in Schweizer Franken<br />

eher erhöht werden müssen. Dies war<br />

natürlich aus psychologischen Gründen<br />

nach dem 15. Januar nicht mehr<br />

möglich.<br />

Die Heimelektronik ist vergleichsweise<br />

gut aufgestellt. Die Preise sind im europäischen<br />

Raum konkurrenzfähig. Die<br />

Problematik liegt nicht in der Währung,<br />

sondern beim beinharten landesinternen<br />

Wettbewerb. Denn die Preise sind schon<br />

auf einem extrem tiefen Niveau. Hier hat<br />

es definitiv keine Luft mehr nach unten.<br />

Kommen wir zur Software-Produktion.<br />

Kernthema bei der Software-Industrie<br />

ist die Produktion für die Schweiz. Im<br />

Bereich der spezialisierten Software<br />

sieht die Lage gut aus. Grund dafür<br />

sind hohe regulatorische Anforderungen,<br />

welche der Schweizer Software-<br />

Markt abzudecken vermag. Ein ähnlicher<br />

Mechanismus gilt für den Export.<br />

Erfolg haben jene Software-Produzenten,<br />

welche sich durch Spezialisierung<br />

auszeichnen können und nicht zu generalistisch<br />

aufgestellt sind. Die profitable<br />

Nische ist ausschlaggebend. Und<br />

diese Betriebe haben ja auch nicht auf<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 72


Software & Hardware<br />

Es gilt die Herausforderungen anzunehmen.<br />

den Euro-Schock gewartet und schon<br />

früher reagiert, zum Beispiel durch Nearshoring,<br />

indem einige Schweizer Software-Firmen<br />

bereits einen Teil ihrer Produktion<br />

nach Osteuropa ausgelagert<br />

haben. Zusammengefasst: Die Hausaufgaben<br />

wurden hier überwiegend bereits<br />

gemacht.<br />

Die Dienstleistungen aus der Schweiz<br />

sind jetzt aber richtig teurer geworden?<br />

Technologiesprünge führen teilweise zu einer abwartenden Haltung.<br />

Das betrifft die Consultingbranche sowie<br />

IT-Services. Sie stehen ebenfalls im<br />

Wettbewerb mit anderen europäischen<br />

Anbietern und sind spätestens seit Januar<br />

vergleichsweise teurer geworden.<br />

Da liegen Sie richtig. Das Kernproblem<br />

dieser Branche sind aufgrund tieferer<br />

Preisen ins Ausland abwandernde Projekte<br />

internationaler Konzerne. Da diese<br />

Projekte international ausgeschrieben<br />

werden, ist diese Problematik nicht auf<br />

nationaler Ebene beeinflussbar.<br />

Die Digitalisierung verändert die gesamte<br />

Wirtschaft. Die Musikbranche<br />

hat es bereits hinter sich, die Baubranche<br />

noch vor sich. Ist das nicht<br />

eine Chance für die IT-Anbieter der<br />

Schweiz?<br />

Ganz gewiss. Zwar sind gewisse Unternehmen<br />

vorsichtiger geworden, was den<br />

Kauf von neuen IT-Lösungen betrifft. Die<br />

schwierige Situation mit ihrer Dynamik<br />

muss zuerst konsolidiert werden. Gerade<br />

in Zeiten von Technologiesprüngen<br />

ist es für einige Unternehmen teilweise<br />

sicherer abzuwarten, um mögliche Fehlschläge<br />

zu verhindern. Diese Form der<br />

Zurückhaltung spürt zum Beispiel heute<br />

die Cloud-Branche. Viele Firmen haben<br />

Angst, hier vorwärtszumachen, trotz der<br />

grossen Einsparpotenziale.<br />

Andererseits gibt es zahlreiche Unternehmen,<br />

die mit ihrer IT an Grenzen stossen<br />

und ihre Kosten nur in den Griff kriegen,<br />

wenn sie dank IT-Investitionen effizienter<br />

werden. Diese sind nun bereit, Aufträge<br />

vorzuziehen und weiterzugehen als ursprünglich<br />

geplant, da der Leidensdruck<br />

grösser geworden ist. Und diese erteilen<br />

tatsächlich Aufträge an unsere Branche,<br />

die sonst nicht gekommen wären.<br />

«ICT-Produkte<br />

werden in<br />

Zukunft nicht<br />

weniger, sondern<br />

sehr viel stärker<br />

nachgefragt<br />

werden.»<br />

Und wieder andere müssen sich völlig neu<br />

orientieren und neu erfinden, um die Herausforderungen<br />

zu meistern. Das ist wohl<br />

das, was der Philosoph Joseph Schumpeter<br />

mit «schöpferischer Zerstörung»<br />

meinte.<br />

Die Transformation wird dadurch weiter<br />

befeuert, dass Produktionsprozesse und<br />

IT-Funktionen im Zeichen von Industrie<br />

4.0 zunehmend verschmelzen und<br />

untrennbar zusammenwachsen. Dadurch<br />

verändert sich die Branchenstruktur.<br />

Sie haben zu Recht das Beispiel der<br />

Musikindustrie angeführt. Man könnte<br />

auch die Medienbranche hinzufügen.<br />

Hier verändern sich die Businessmodelle<br />

fundamental. All diese Branchen<br />

sind vollkommen auf Lösungen der ICT-<br />

Wirtschaft angewiesen. Per saldo haben<br />

Sie daher recht: ICT-Produkte werden in<br />

Zukunft nicht weniger, sondern sehr viel<br />

stärker nachgefragt werden.<br />

ist Geschäftsführer von Swico.<br />

www.swico.ch<br />

Jean-Marc Hensch<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 73


Software & Hardware<br />

Kreativ in die vierte Dekade<br />

Business-Software aus der Schweiz<br />

Interview mit Claudio Hintermann von Georg Lutz<br />

Der Firmensitz in Wittenbach (St. Gallen) mit dem firmeneigenen Edelrestaurant.<br />

Es begann nach dem Wirtschaftsstudium an der Hochschule St. Gallen. Hier hat Claudio Hintermann gemeinsam<br />

mit seinen Studienfreunden Eliano Ramelli und Thomas Köberl vor 30 Jahren die Softwarefirma ABACUS gegründet.<br />

Heute ist das Unternehmen im Bereich Standardgeschäftslösungen für <strong>KMU</strong> in der Schweiz führend. Ausruhen<br />

ist für die Verantwortlichen aber keine Option. Wir führten mit dem CEO Claudio Hintermann ein Interview über<br />

Erfolg, Freundschaft, Teamwork und den Spirit bei der Arbeit.<br />

Schon der Eingangsbereich verdeutlicht die etwas andere Philosophie.<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 74


30 Jahre Erfolg in der Software sind<br />

eine Ausnahme. Normalerweise verschwinden<br />

viele Anbieter vom Markt<br />

oder werden filetiert, verkauft und unter<br />

neuem Namen anders zusammengesetzt.<br />

Was macht den Unterschied<br />

aus?<br />

Unser Bestreben war und ist es immer,<br />

unseren Mitarbeitenden die Möglichkeit<br />

zu bieten, sich in ihrem Aufgabenbereich<br />

optimal zu entfalten und somit<br />

das Beste aus sich herauszuholen, um<br />

letztlich stolz auf die eigene Arbeit sein<br />

zu können. Unsere Software ist nur mithilfe<br />

vieler Entwickler, Produktmanager<br />

und Supporter zu dem geworden, was<br />

sie heute ist. Mit jeder neuen Version haben<br />

sie die einzelnen Programme nicht<br />

nur funktional erweitert, sondern immer<br />

gleichzeitig auch substanziell verbessert<br />

und perfektioniert.<br />

Das hört sich nach einer guten Philosophie<br />

an. Nur, wie kommen bei ABA-<br />

CUS Theorie und Praxis zusammen?<br />

Gerade weil die IT eine so extrem schnelllebige<br />

Branche und deshalb einem ständigen<br />

Veränderungsprozess unterworfen<br />

ist, lohnt es sich zweifellos, immer<br />

über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen,<br />

um Trends frühzeitig zu erkennen<br />

und zu antizipieren. Bei uns sind<br />

damit mehrere Personen beschäftigt.<br />

Sie tragen die Puzzlesteine aus der<br />

Branche und den gesetzlichen Vorgaben<br />

zusammen und holen zudem die<br />

Wünsche unserer Partner und Anwender<br />

ein. So hatte uns beispielsweise ein Vertriebspartner<br />

auf die Idee gebracht, unser<br />

ERP mit Funktionen zur kompletten<br />

Digitalisierung sämtlicher Geschäftsdokumente<br />

– von der Lieferantenrechnung<br />

bis zur Bilanz mit integrierten PDF-Originaldokumenten<br />

– zu ergänzen und somit<br />

ein produktiveres Arbeiten zu unterstützen.<br />

Die Version war unter dem Namen<br />

«Digital ERP» sehr erfolgreich.<br />

An was arbeiten Sie und Ihre Entwickler<br />

aktuell?<br />

Wir programmieren derzeit Apps für<br />

Smartphones unter iOS und Android.<br />

Diese können nicht nur im Zusammenhang<br />

mit unserer Business-Software<br />

nützlich sein, sondern lassen sich von<br />

allen Besitzern eines intelligenten Handys<br />

unentgeltlich verwenden. Denn zum<br />

Beispiel mit der App AbaClik können<br />

So begann alles: die erste Fibu von ABACUS.<br />

Spesenbelege fotografiert und anschliessend<br />

geordnet werden. Einen Mehrnutzen<br />

lässt sich daraus ziehen, wenn eine<br />

Firma, die ABACUS Software einsetzt,<br />

bei den Spesenerfassungen in der Buchhaltung<br />

auf Papier verzichten will. In diesem<br />

Fall lassen sich solche Belege via<br />

Smartphone automatisch zur Weiterverarbeitung<br />

an die Buchhaltung schicken.<br />

Ist damit Ihre Software mobil geworden?<br />

Das ist sie schon seit geraumer Zeit. Für<br />

das Apple-Tablet iPad bieten wir bereits<br />

seit mehreren Jahren eine eigene Lösung<br />

an. Sie wird von unseren Anwendern<br />

zum Beispiel für die Leistungserfassung<br />

bei Service-Einsätzen oder auf<br />

den Baustellen für die Tagesrapporterfassung<br />

eingesetzt. Zudem haben wir<br />

die Möglichkeit geschaffen, dass sämtliche<br />

Auswertungsfunktionen der ABA-<br />

CUS Software sich auch auf einem Tablet-Rechner<br />

ganz nach dem Motto «you<br />

get what you need», auf Deutsch «Man<br />

bekommt, was man braucht», nutzen<br />

lassen.<br />

Wie geht es in den nächsten Jahren<br />

weiter mit Ihrem Haus?<br />

Wir haben vorletztes Jahr das Aktionariat<br />

unserer Firma auf langjährige Mitarbeitende<br />

ausgeweitet. Das bedeutet<br />

einen ersten Schritt, Verantwortung für<br />

das Unternehmen mit anderen, sprich<br />

erfahrenen Mitarbeitenden, zu teilen. Wir<br />

sind es unseren Anwendern und Vertriebspartnern<br />

schuldig, die zum Teil<br />

seit vielen Jahren auf unsere Software<br />

setzen, alles zu unternehmen, damit die<br />

Erfolgsgeschichte von ABACUS auch<br />

weiter fortgeschrieben wird.<br />

An Herausforderungen dürfte es Ihnen<br />

somit nicht fehlen?<br />

Software & Hardware<br />

Die nächste steht sozusagen bereits vor<br />

der Tür: Der Baubeginn unseres zweiten<br />

Firmengebäudes ist in Sichtweite. Damit<br />

hoffen wir, endlich die von uns dringend<br />

benötigten Arbeitsplätze schaffen<br />

zu können.<br />

Für ABACUS und ihre Produkte spricht,<br />

dass Ihre Partner und Anwender der<br />

ersten Stunde auch nach 30 Jahren immer<br />

noch auf Ihre Lösungen setzen.<br />

Darauf bin ich besonders stolz. Von den<br />

ersten 50 Kunden, die vor 30 Jahren<br />

eine Fibu-Lizenz gekauft haben, setzt<br />

ein Drittel weiterhin die ABACUS Software<br />

ein – selbstredend in aktuellen Programmversionen.<br />

Diese Anwender haben<br />

uns von der allerersten Fibu-Version,<br />

die unter dem Betriebssystem DOS lief,<br />

über die Windows- bis zur heutigen Internet-Version<br />

begleitet und alle Update-<br />

Schritte dazwischen mitgemacht.<br />

Dasselbe gilt auch für die meisten unserer<br />

heutigen Vertriebspartner, die nicht<br />

nur unsere Software ihren Kunden empfehlen<br />

und bei ihnen implementieren,<br />

sondern ebenfalls über all diese Jahre<br />

sämtliche unsere Entwicklungsschritte<br />

mitgemacht und damit stets top aktuell<br />

geblieben sind.<br />

Wie wichtig ist für ABACUS der bisherige<br />

Vertriebskanal mit den Partnerfirmen<br />

noch, jetzt wo man ja direkt<br />

über das Internet die Software<br />

im Abo beziehen und mit ihr online<br />

arbeiten kann?<br />

Ob die Software lokal installiert oder aus<br />

der Cloud via Internet bezogen wird, ist<br />

unerheblich. Denn Buchhaltung bleibt<br />

Buchhaltung. Geschäftsprozesse müssen<br />

mit geeigneten Instrumenten optimal<br />

unterstützt werden, seien diese in der<br />

Produktion, in der HR-Abteilung mit dem<br />

Bewerbermanagement oder dem Employee-Self-Service,<br />

bei der Projektplanung<br />

und -überwachung mit Zeitrapportierung<br />

oder im Bereich des immer wichtiger<br />

werdenden digitalen Dokumentenaustausches<br />

über E-Business-Plattformen.<br />

Dies alles richtig abzubilden und umzusetzen<br />

benötigt ein umfassendes Branchen-<br />

und Prozess-Know-how, wie es<br />

nur unsere Vertriebs- und Implementierungspartner<br />

zu bieten in der Lage sind.<br />

Die beste Software nützt nichts, wenn<br />

ihr Anwender nicht in der Lage ist, sich<br />

ihre Vorteile zunutze zu machen.<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 75


Software & Hardware<br />

Spesenbescheinigung auf dem iPhone mit AbaClik.<br />

ABACUS-Lösung auf dem iPad.<br />

Rückblickend betrachtet können Sie<br />

heutigen Jungunternehmern Tipps<br />

geben, wie auch sie erfolgreich sein<br />

können?<br />

Patentrezepte gibt es nicht. Aber man<br />

sollte bei einer Firmengründung versuchen,<br />

die richtigen Leute, die richtigen<br />

Partner zu finden, die mit ihren Stärken<br />

die eigenen Schwächen kompensieren<br />

und gemeinsam ein starkes Team bilden<br />

können. Auch den Spass an der Arbeit<br />

sollte man nie aus den Augen lassen.<br />

Denn wenn man etwas mit Freude<br />

macht, macht man es besser. Meine<br />

grösste Motivation ist es auch nach<br />

30 Jahren immer noch, die beste Business-Software<br />

zu programmieren. Der<br />

Anspruch, damit auch viel Geld zu verdienen,<br />

war und ist für mich sekundär.<br />

Wenn man sich hohe Ziele steckt – die<br />

durchaus auch etwas «daneben» sein<br />

dürfen – und man dazu auch das nötige<br />

Quäntchen Glück hat, stellt sich der Erfolg<br />

fast von selber ein. Und mit steigendem<br />

Erfolg kommt auch das Geld, das<br />

man für die Weiterentwicklung seiner<br />

Idee braucht.<br />

Nach 30 Jahren erfolgreichen Unternehmertums<br />

hat man doch sicher ein<br />

finanzielles Polster?<br />

Wir sind in erster Linie reich an Erfahrungen<br />

geworden, das bestimmt! Wir<br />

haben stets das, was wir erwirtschaftet<br />

haben, in den weiteren Aufbau unseres<br />

Unternehmens gesteckt. Zugegeben,<br />

wir haben uns hie und da auch das eine<br />

oder andere Extra geleistet, das auf den<br />

ersten Blick als ausgefallen erscheinen<br />

mag. So führen wir etwa in unserem<br />

Firmensitz zwei Restaurants, die nicht<br />

nur für die Öffentlichkeit, sondern auch<br />

für alle Mitarbeitenden von ABACUS<br />

gedacht sind. Das eine ist durchaus der<br />

High-end-Klasse zuzuschreiben, indem<br />

es einen ausgewiesenen Haubenkoch,<br />

eine voll ausgebaute Spitzenküche und<br />

einen gut dotierten Weinkeller vorweisen<br />

kann. Auch der ABACUS-Mensch<br />

lebt schliesslich nicht von Software<br />

allein!<br />

«Zufriedenheit<br />

ist der<br />

Brennstoff für<br />

Leistung<br />

und Motivation.»<br />

Vor einem Firmensitz ein eigenes<br />

Edelrestaurant zu betreiben ist<br />

schon eine ungewöhnliche Sache.<br />

Und auch ich als Redaktor durfte<br />

schon vorbeischauen. Haben Sie im<br />

Arbeitsalltag Zeit, die Annehmlichkeiten<br />

Ihres «Campus» zu geniessen?<br />

In unserem Spitzenrestaurant bin ich<br />

vermutlich der beste Gast. Bei der<br />

Mehrzahl meiner dort eingenommenen<br />

Mahlzeiten handelt es sich jedoch um<br />

Geschäftsessen mit Partnern oder Mitarbeitenden.<br />

Ich bin der Überzeugung,<br />

dass es sich in ungezwungener Atmosphäre,<br />

vor allem wenn dazu einem das<br />

Essen erst noch mundet, vieles einfacher<br />

besprochen werden kann als in<br />

einem sterilen Sitzungssaal.<br />

«Management by Haute Cuisine»? Ist<br />

das Ihr Erfolgsgeheimnis?<br />

Es gehört dazu, das ist sicher. Es geht<br />

mir darum, zusammen mit unseren Leuten<br />

und Partnern jeweils das bestmögliche<br />

Resultat im Dienst unsere gemeinsamen<br />

Kunden zu realisieren. Dazu<br />

braucht es Ideenreichtum, Engagement<br />

auf allen Positionen und Wertschätzung.<br />

Erst durch die Wertschätzung<br />

und auch Anerkennung aller Beteiligten<br />

kann Zufriedenheit geschaffen werden.<br />

Zufriedenheit ist der Brennstoff für<br />

Leistung und Motivation. Fehlt dieser<br />

Brennstoff, kommt der Motor ins Stottern<br />

und schliesslich ins Stocken. Das<br />

Wertvollste, was ich deshalb unseren<br />

Mitarbeitenden bieten kann, um zu optimalen<br />

Resultaten zu kommen, ist es,<br />

ihnen meine Zeit, meine Aufmerksamkeit<br />

und einen Freiraum zu bieten, um<br />

kreativ zu denken und demgemäss auch<br />

zu handeln.<br />

ist CEO der ABACUS Research AG.<br />

www.abacus.ch<br />

Claudio Hintermann<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 76


BE SICHERE THE ONE GESCHÄFTSPROZESSE<br />

WHO<br />

– IHR VERDIENST<br />

Erfolgreiches Business geht auf Nummer sicher!<br />

Unsere Arbeitswelt ist mittlerweile fast komplett vernetzt. Täglich warten neue<br />

digitale Gefahren auf uns, die Ihr Business in massive Schwierigkeiten bringen<br />

kann. Die Sicherung Ihres Geschäftserfolges und somit Ihrer Daten ist unser Ziel.<br />

Kaspersky Security for Business vereint leistungsstarke Anti-Malware- und<br />

Kontrollinstrumente, Verschlüsselung, Mobile und Systems Management in<br />

einer einzigen integrierten Plattform.<br />

Das Ergebnis – eine flexible Arbeitsumgebung ohne Sicherheitsrisiken.<br />

Interesse? Weitere Informationen, informative Leitfäden und überzeugende<br />

Testversionen finden Sie unter www.kaspersky.de/business-security


Kommentar<br />

Bereit für die digitale Transformation?<br />

von Helmar Steinmann<br />

Das Motto der diesjährigen CeBIT Informatikmesse in Deutschland<br />

lautete: «d!conomy». Ein Wortspiel, das aus den beiden<br />

Begriffen «digital» und «economy» zusammengesetzt ist. Ein<br />

Motto, das tatsächlich den Zeitgeist trifft und mir sehr gut<br />

gefällt. Denn heute ändern sich diverse Geschäftsprozesse<br />

mit einer unglaublich hohen Geschwindigkeit dank des Treibers<br />

Digitalisierung. Kein einziges Unternehmen kann es sich<br />

heute mehr leisten, die digitale Transformation einfach ausser<br />

Acht zu lassen.<br />

Die Vernetzung von Wirtschaft und Digitalisierung öffnet täglich<br />

neue Türen für Geschäftsmodelle, Dienstleistungen oder<br />

Strukturen. Ganze Branchen können durch die Digitalisierung<br />

umgewälzt werden – wir haben dies gesehen im Musikbusiness,<br />

erleben es heute gerade bei den Filmen und vielleicht<br />

auch bei den Büchern. Und auch wenn es um Geschäftsdaten<br />

wie Verträge, Korrespondenz oder Rechnungen geht, sehe ich<br />

immer mehr, wie die digitale Transformation greift: Systeme<br />

für digitale Erfassung und Archivierung von Dokumenten sind<br />

immer gefragter – nicht zuletzt, um die rechtskonforme Aufbewahrung<br />

von Archiven zu gewährleisten. Aber auch weil<br />

Routinearbeiten durch definierte Prozesse vereinfacht oder<br />

gar automatisiert werden können. Aus einer einfachen digitalen<br />

Archivierungslösung hat sich heute ein umfassendes<br />

Enterprise-Content-Management-(ECM)-System entwickelt:<br />

Willkommen in der d!conomy.<br />

Etliche Mal werde ich nach dem Patentrezept in Sachen<br />

Digitalisierung gefragt. Doch darauf kann ich nicht antworten.<br />

Denn leider gibt es das beliebte Patentrezept auf die digitale<br />

Transformation nicht. Ein Tipp kann ich jedoch jedem Unternehmen<br />

mit auf den Weg geben: Bei der Digitalisierung der<br />

Unternehmungsdaten geht es in erster Linie darum, individuelle<br />

und schrittweise Anpassungen vorzunehmen. Wer diese<br />

Anpassungen tätigt, profitiert in der Zukunft von effektiverem<br />

Arbeiten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben mehr Zeit<br />

für das Wesentliche und sind stets über das aktuelle Geschehen<br />

im Unternehmen informiert.<br />

Moderne Enterprise-Content-Management-(ECM)-Systeme<br />

sorgen für effizientere Geschäftsabläufe. Das ist heute auch<br />

notwendig, denn Unternehmen haben mit immer mehr geschäftsrelevanten<br />

Daten zu tun – Stichwort: Big Data. Diese<br />

Daten können dank ECM-Systemen übersichtlich abgelegt<br />

und klar strukturiert werden. Die relevanten Informationen sind<br />

somit leichter zugänglich und wiederauffindbar. Durch ein<br />

modernes, digitales Archiviersystem werden Papierarchive<br />

hinfällig, und das lange Suchen nach Dokumenten hat ein<br />

Ende. Sind Sie bereit für die d!conomy?<br />

ist Niederlassungsleiter der ELO Digital Office CH AG.<br />

www.elo.ch<br />

Helmar Steinmann<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 78


Intelligent<br />

Power Pod<br />

Your Business Live 365<br />

Eatons Intelligent Power Pod ist ein integriertes Power Management System<br />

für moderne IT Rechenzentren einschließlich konvergenter Infrastruktur<br />

Lösungen. Es umfasst nicht nur die sichere Unterbringung und den Schutz<br />

ihrer IT Anwendungen, sondern garantiert den Geschäftsbetrieb und die<br />

Datensicherheit über eine komplette Integration von Hypervisoren zur<br />

automatisierten Migration von virtualisiertem Equipment in die Cloud oder<br />

auf ein Backup Device während eines Stromausfalls. Ihre Anwendung ist<br />

intelligent geschützt, verwaltet und arbeitet ohne Unterbrechung 365 Tage<br />

im Jahr.<br />

www.eaton.eu/IntelligentPowerPod


Sicherheit muss nicht kompliziert sein.<br />

Das Stichwort heisst Usability.<br />

Unsere Arbeit ist an unterschiedlichen Orten. Die Frage ist, ob unsere Sicherheit dabei mitkommt.<br />

Business unterwegs<br />

Zehn Merkpunkte für das mobile Arbeiten<br />

von Marcel Burkart<br />

Wir erleben es Tag für Tag im Zug, im Café oder zu Hause: Menschen arbeiten<br />

unterwegs. Unsere mobile Arbeitsweise verdanken wir der hohen Akzeptanz<br />

von Smartphones und Tablets. Dank dieser Smart Devices sind wir nicht<br />

mehr an einen fixen Arbeitsplatz gebunden. Dies birgt Risiken. Wer diese<br />

jedoch kennt, kann mit den richtigen Massnahmen gleichzeitig die Produktivität<br />

der Mitarbeitenden und die Datensicherheit im Unternehmen steigern.<br />

Auch Gratis-Apps haben einen Preis<br />

Viele Apps sind gratis. Doch gratis gibt<br />

es eigentlich nichts. Als Gegenleistung<br />

wollen die Entwickler meist Informationen.<br />

Wie wär’s mit ein paar Adressdaten,<br />

Mails oder Telefonnummern aus der<br />

privaten oder geschäftlichen Ecke? Zur<br />

Erstellung eines «digitalen Profils» des<br />

App-Kunden bedienen sich App-Entwickler<br />

aller Informationen, welche sie<br />

finden können. Meist ist der Anwender<br />

schnell bereit, den Standort oder den<br />

Zugriff auf Kontakte oder Bilder freizuschalten<br />

– oft merkt er dies nicht einmal.<br />

Darum muss eine Mobility-Lösung des<br />

Arbeitgebers sicherstellen, dass die geschäftlichen<br />

Daten und Anwendungen in<br />

einen für alle anderen Apps unsichtbaren<br />

Container gestellt werden.<br />

Der folgende Beitrag listet zehn<br />

Merkpunkte auf, die eine zentrale<br />

Grundlage für erfolgreiche Unternehmen<br />

sind und die Arbeitsplätze in<br />

«mobile Enterprise-Modelle» verwandeln.<br />

Geschäftliches und Privates<br />

vermischt sich<br />

Beinahe vier Millionen Schweizer Smartphones<br />

sind täglich unterwegs. Eine<br />

E-Mail wegwischen, dann ein «I like» setzen<br />

und anschliessend ein Sudoku lösen.<br />

Ein gleichzeitiges Eindringen über offene<br />

Bluetooth und Wireless-Hotspots durch<br />

Fremde hinterlässt dabei oft keine Spuren.<br />

Was alles unter der Glasscheibe von<br />

Smartphones oder Tablets digital verkehrt,<br />

war noch vor gar nicht langer Zeit<br />

auf abgeschotteten Systemen unzugänglich.<br />

Auf unseren persönlichen wie auch<br />

geschäftlichen Geräten sind Privates,<br />

Geschäftliches und der öffentliche Raum<br />

derart nah beieinander, da stellt sich für<br />

die IT und für den Security-Officer die<br />

Frage: Haben wir das noch im Griff? Ein<br />

gefundenes Fressen für Cyberkriminelle,<br />

die durch den Identitätsmissbrauch oder<br />

Datendiebstahl Kasse machen.<br />

Im Schatten der IT:<br />

Das Dropbox-Problem<br />

Ein neues Tablet zum Geburtstag erfreut<br />

zwar den Beschenkten, kann jedoch<br />

zum Ärger in der IT führen. Denn<br />

kaum am Netz, sollen darauf möglichst<br />

rasch und ohne Drumherum die geschäftlichen<br />

Dinge mobil und zu jeder Zeit erledigt<br />

werden. Weigert sich die IT, schreitet<br />

man zu Plan B und baut sich aus Bequemlichkeit<br />

die eigene IT: Geschäftliche<br />

E-Mails landen im privaten Hotmail Account.<br />

Wichtige Dokumente kopiert man<br />

einfach in die Dropbox und zieht sie mit<br />

der passenden App aufs Geburtstagsgeschenk.<br />

Doch der Plan B führt zu einer<br />

Schatten-IT: Diese umgeht alle Hebel der<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 80


sonst aufwendig aufgestellten internen Sicherheitsmassnahmen<br />

einer Firma. Eine<br />

moderne IT hat bereits ausgereifte Mittel<br />

bereit, um Daten mobil und sicher zur Verfügung<br />

zu stellen. Sie gibt dem Anwender<br />

sogar die Möglichkeit, Apps unabhängig<br />

von der IT bequem selbst einzurichten.<br />

In Fundbüros<br />

gibt es keine Smartphones<br />

Verlorene iPhones & Co. sucht man vergebens<br />

im Fundbüro. Mit dem Gerät sind<br />

zwar die Daten nicht verloren, denn diese<br />

lagern hoffentlich in der Cloud oder im<br />

lokalen Backup. Unheil naht, wenn der<br />

neue unrechtmässige Besitzer jedoch<br />

auf Kontakte, Mails oder via Dropbox<br />

auf vertrauliche Daten zugreifen kann.<br />

Die Antwort darauf wäre ein geschützter<br />

Container, also ein spezieller Ort, der alle<br />

Geschäftsdaten und Geschäftsapplikationen<br />

abgetrennt verwaltet. Wünschenswert<br />

ist eine Lösung, die das Smartphone<br />

orten, sperren (Remote Lock) und<br />

notfalls die Geschäftsdaten ferngesteuert<br />

löschen kann (Remote Wipe).<br />

Bei Kündigung wandern die Daten mit<br />

So verlockend und gutklingend ein<br />

Bring-your-own-Device-Konzept (BYOD)<br />

für Smart Devices scheinen mag, die<br />

Verwaltung von zahlreichen unterschiedlichen<br />

Herstellern und Geräten bringt die<br />

IT an den Anschlag. Manchmal lebt ein<br />

BYOD-Gerät länger als ein Arbeitsverhältnis.<br />

Verlässt ein Mitarbeitender die<br />

Firma mit seinem BYOD-Gerät, dann<br />

wird sich die IT-Abteilung sputen müssen,<br />

alle relevanten Geschäftsdaten vom<br />

Gerät zu entfernen. Oder die IT setzt das<br />

ganze Gerät zurück? Sackgasse, die Ferienfotos<br />

bleiben schön drauf und gehen<br />

niemanden etwas an. Und das gilt auch<br />

für die Dropbox.<br />

Wer Sicherheit will, setzt auf Komfort<br />

Mit einer Sensibilisierung von Mitarbeitenden<br />

im Umgang mit mobilen Geräten<br />

kann die Basis gelegt werden. Dazu<br />

gehört zum Beispiel, auf die Wichtigkeit<br />

der Verwendung eines Sperrcodes hinzuweisen.<br />

Über entsprechende technologische<br />

Funktionen kann dies sogar erzwungen<br />

werden. Besser ist, wenn der<br />

Betrieb von Unternehmens-Apps ausschliesslich<br />

in einer geschützten Umgebung<br />

mit einem gesicherten Zugang<br />

zum Unternehmensnetzwerk erfolgt. So<br />

muss sich der Mitarbeitende um Malware<br />

oder Lauschangriffe keine Sorgen<br />

machen. Komfortabel für den Anwender<br />

ist es, wenn dazu nur ein einziger Login<br />

für die Nutzung sämtlicher geschäftlichen<br />

Apps erforderlich ist. Dabei muss<br />

man als Unternehmensverantwortlicher<br />

nicht mit dem pädagogischen Zeigefinger<br />

argumentieren. Sicherheit und Usability<br />

müssen sich nicht immer beissen.<br />

Im besten Fall ergänzen sie sich: Je einfacher<br />

es ist für einen Benutzer, sich an<br />

die Regeln zu halten, desto eher wird er<br />

es tun. Und macht damit die IT sicherer.<br />

Produktiv wird es erst<br />

mit Business-Apps<br />

Die neue Arbeitsweise liegt sozusagen<br />

in der Hand, und die leistungsfähigen<br />

Smart Devices führen zur Mobilisierung<br />

von Geschäftsprozessen. Doch viele<br />

Nutzer stellen fest, dass mit den smarten<br />

Devices und der Unmenge an Apps<br />

zwar einzelne Arbeitsschritte unterwegs<br />

schnell von der Hand gehen, doch schon<br />

vergleichsweise einfache Aufgaben wie<br />

das Empfangen, Bearbeiten und Zurückspeichern<br />

eines Word-Dokuments den<br />

umständlichen Wechsel zwischen mehreren<br />

Apps erfordern. Dies führt zu einer<br />

paradoxen Situation: Einerseits gewinnen<br />

Mitarbeiter Zeit, weil sie bereits<br />

unterwegs reagieren können, andererseits<br />

ist die Durchführung der einzelnen<br />

Arbeitsschritte aber umständlicher. Ein<br />

wirklicher Produktivitätsgewinn für mobile<br />

Benutzer erfordert mehr. Gefragt<br />

sind vielmehr Workflow-orientierte Verzahnungen<br />

einiger weniger, aber dafür<br />

nützlicher Business-Apps. Denn um<br />

auch unterwegs effizient arbeiten zu<br />

können, haben berufliche Nutzer Anforderungen,<br />

die sich von Consumer-Apps<br />

nicht unterscheiden:<br />

> Für den Unternehmenseinsatz<br />

optimierte Apps<br />

> Zusammenspiel der Business-<br />

Apps, wie es der jeweilige<br />

Arbeitsablauf erfordert<br />

> Einheitliches, benutzerfreundliches<br />

Interface<br />

> Möglichkeit, unternehmenseigene<br />

Apps anzubieten.<br />

In Szenarien denken<br />

Ein Mobilitätsprojekt ist immer ein Sicherheitsprojekt.<br />

Aber bevor technische<br />

und organisatorische Massnahmen ergriffen<br />

werden, empfiehlt es sich, die<br />

mobilen Einsatzszenarien genau zu ermitteln.<br />

Nicht jede Lösung deckt die<br />

gleichen Szenarien ab und ist für alle<br />

Anwendungsfälle gleich geeignet. Wer<br />

Software & Hardware<br />

sich damit auseinandersetzt, wer warum<br />

und wie mobil arbeitet, denkt vom<br />

Mensch her und erhöht damit die Akzeptanz<br />

der Lösung.<br />

Die beste Lösung ist die passende<br />

Da Smartphones für Privatanwender entwickelt<br />

wurden, fehlen zuverlässige Verwaltungs-<br />

und Schutzsysteme. Unter dem<br />

Begriff Mobile Device Management (MDM)<br />

entwickeln führende Anbieter wie Citrix,<br />

Mobile Iron, Trend Micro und airwatch Lösungen,<br />

die sowohl für Tablets wie auch<br />

für Smartphones Sicherheit, Management<br />

und Bereitstellung überwachen. Nicht jedes<br />

Anwendungsszenario wird mit jeder<br />

Lösung abgedeckt. Wer nur sicher mit einem<br />

mobilen Gerät Informationen teilen<br />

will, stellt andere Anforderungen an die<br />

Lösung als jemand, der lernen, kommunizieren<br />

und ganze Abläufe steuern will. Bei<br />

der Wahl der passenden Lösung könnte<br />

ferner die Flexibilität, auf neue Trends zu<br />

reagieren, oder die Integration in eine bestehende<br />

Infrastruktur entscheidend sein.<br />

Die moderne IT:<br />

Dein Freund und Helfer<br />

Mit der Technologie einer ausgereiften<br />

und auf die Bedürfnisse abgestimmten<br />

MDM-Lösung kreiert ein Unternehmen<br />

effizientere Prozesse und einen besseren<br />

Kundenservice. So kann zum Beispiel der<br />

Vertrieb unterwegs auf aktuelle Preislisten<br />

zugreifen und schneller auf Kundenanfragen<br />

reagieren. Oder ein Produktmanager<br />

kann unterwegs per Klick im Kalender<br />

eine Videokonferenz zu seinem standortübergreifenden<br />

Team starten. Wirksamkeit<br />

und Anpassungsfähigkeit sind wie nie<br />

zuvor zu entscheidenden Erfolgsfaktoren<br />

der IT geworden. Aber die Lösung muss<br />

für alle einfach und nachvollziehbar sein.<br />

Denn nur wenn der Mensch von dem begeistert<br />

ist, was die Technologie vorgibt,<br />

bleibt das Business mobil.<br />

ist Head Customer Management bei UP-<br />

GREAT. Er berät Kunden bei der Einführung<br />

von Enterprise-Mobility-Lösungen.<br />

www.up-great.ch<br />

Marcel Burkart<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 81


Software & Hardware<br />

Ganzheitliche Steuerung<br />

Workspace-Management gehört die Zukunft<br />

von Oliver Bendig<br />

In der modernen Arbeitswelt verschmelzen zunehmend die Grenzen zwischen Hard- und Software sowie von privaten<br />

und geschäftlichen Inhalten. Die Steuerung und Kontrolle von IT-Arbeitsplätzen werden deshalb für die Unternehmen<br />

zu einer immer grösseren Herausforderung, zumal die Anwender mobiler werden und ein agiles Arbeitsumfeld<br />

einfordern. Wer diese individuelle Multigeräte-Arbeitsumgebung inklusive der dazugehörigen Daten technisch, prozessual<br />

und kostenseitig im Griff behalten möchte, benötigt ein innovatives Workspace-Management.<br />

Wer heute durch die Büros einer<br />

beliebigen Firma geht, wird<br />

dort sicher noch «ganz klassische»<br />

Arbeitsumgebungen finden:<br />

Schreibtische mit Bildschirmen, Tastatur<br />

und Maus, einem PC unter dem Tisch<br />

oder einen Laptop darauf – verbunden<br />

mit dem Unternehmensnetzwerk über<br />

ein Ethernet-Kabel oder WLAN. Es gibt<br />

aber auch Unternehmen, die für ihre Mitarbeiter<br />

bereits überhaupt keine festen<br />

Arbeitsplätze mehr besitzen. Vielmehr<br />

können sich die Mitarbeiter jeden Morgen<br />

zum Arbeiten einen beliebigen Ort in<br />

der Firma aussuchen, das Home Office<br />

nutzen oder unterwegs arbeiten. Arbeit<br />

ist also kein Ort mehr, sondern vielmehr<br />

ein Zustand.<br />

Hinzu kommt, dass sowohl Anzahl und<br />

Art der Endgeräte zunehmen, sich Arbeitsstile<br />

ändern und die Ansprüche<br />

der Nutzer steigen. Eine Art «Mobility-<br />

Tsunami» fegt durch die Unternehmen<br />

und beschert den IT-Profis einen wahren<br />

«Geräte-Zoo», den sie managen müssen.<br />

Das hat signifikante Auswirkungen<br />

auf die Verwaltung von IT-Arbeitsplätzen,<br />

die Management-Werkzeuge und<br />

den Content.<br />

IT-Geräte und Umgebungen im Wandel<br />

Bis jetzt haben IT-Abteilungen mithilfe<br />

des traditionellen Client-Managements<br />

einen Grossteil der Endgeräte in den Unternehmen<br />

sicher und zuverlässig verwalten<br />

können: Sie kennen sich aus,<br />

wenn es darum geht, Software zu verteilen,<br />

und wissen, wie man IT-Servicemanagement<br />

oder den Service-Desk in den<br />

Griff bekommt. Das aber ist Schnee von<br />

gestern – zukünftig müssen komplexere<br />

Situationen gelöst werden, und diese<br />

erfordern einen Perspektivenwechsel.<br />

Traditionelle Management-Werkzeuge<br />

verfolgen einen zentralistischen Ansatz,<br />

bei dem die IT-Abteilung alleine<br />

entscheidet, wer welche Applikationen,<br />

Arbeitsplatzkonfiguration und IT-Services<br />

bekommt. Moderne Workspace-<br />

Management-Lösungen dagegen geben<br />

dem Anwender mehr Eigenverantwortung<br />

und gewähren gleichzeitig der IT<br />

weiterhin die Kontrolle. Ein Beispiel: Der<br />

Anwender war in der IT-Abteilung bei<br />

vielen Unternehmen nicht erwünscht,<br />

denn er gehörte zu dem Personenkreis,<br />

der die IT-Mitarbeiter von der Arbeit<br />

abhielt, indem er Fragen stellte und<br />

Hilfe benötigte. Beim modernen Workspace-Management<br />

wird der Anwender<br />

hingegen wie ein Kunde behandelt.<br />

Er bekommt mehr Kontrolle über seine<br />

Arbeitsumgebung und Gehör bei der IT.<br />

Die Folge: Die IT-Abteilung muss sich<br />

anders aufstellen.<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 82


Einfache Zugriffe<br />

Anwender erwarten heutzutage, dass<br />

sie ihre Geräte und Services genauso<br />

einfach bestellen können und geliefert<br />

bekommen, wie sie es von den Apps<br />

auf ihren Mobilgeräten gewohnt sind –<br />

zum Beispiel bei MyTaxi App. Transparenz<br />

und Einfachheit heissen die Zauberwörter.<br />

So wie mit MyTaxi ein Taxi<br />

transparent, nachvollziehbar und einfach<br />

mittels Übermittlung des Standorts<br />

bestellt und automatisch abgerechnet<br />

werden kann, genauso funktioniert<br />

auch ein cleveres Arbeitsumgebungsmanagement.<br />

Modernes Workspace-<br />

Management ermöglicht den einfachen<br />

Zugriff auf die richtige Applikation, in<br />

der passenden Bereitstellungsform, auf<br />

dem betreffenden Gerät und zum korrekten<br />

Preis – und das am besten über<br />

ein Self-Service-Portal oder Mobilgerät.<br />

Workspace-Management kümmert<br />

Software & Hardware<br />

Lösungen (Software as a Service), aber<br />

auch mobile Apps Einzug, die diesen<br />

Anteil signifikant verkleinern werden;<br />

Windows wird nicht mehr das dominante<br />

Betriebssystem sein.<br />

Die Folge: Die Bereitstellung von SaaSund<br />

Web-Apps ist im Grunde vergleichbar<br />

mit der Bereitstellung von physischen<br />

und virtuellen Apps, die technische Lösung<br />

unterscheidet sich jedoch gänzlich.<br />

Ein modernes Workspace-Management<br />

muss deshalb für die Steuerung von<br />

SaaS-Apps auch über Workflow-Steuerung,<br />

Autorisierungs- und Authentifizierungsfunktionalitäten<br />

via SAML2, OAuth<br />

oder Ähnliches verfügen. War es zudem<br />

früher selbstverständlich, dass alle Geräte<br />

und Prozesse, die in der IT zum Einsatz<br />

kamen, der Firma beziehungsweise<br />

der Unternehmens-IT gehörten, so bringen<br />

heute bereits in vielen Unternehmen<br />

Mitarbeiter ihre eigenen Geräte ins Firmennetzwerk<br />

ein und nutzen dabei auch<br />

eigene Programme und Apps.<br />

Die 4.0-Revolution steht bevor<br />

Wer glaubt, dass der Arbeitsplatz zukünftig<br />

weiterhin auf diese Art und<br />

Weise standardisierbar ist, muss umdenken.<br />

Was der Unternehmens-IT bevorsteht,<br />

bezeichnen Unternehmen wie<br />

Matrix42 als die Workspace-4.0-Revolution:<br />

Der IT-Arbeitsplatz wird zu einer<br />

Multigeräte-Arbeitsumgebung, in der<br />

Rechner, Laptops, mobile Geräte und<br />

sogar Maschinen zum Einsatz kommen.<br />

Der Schlüssel zum Erfolg sind dabei vor<br />

allen die Einfachheit und das Arbeiten<br />

im Anwender-Kontext, denn nur wenn<br />

eine Arbeitsumgebung auch wirklich<br />

einfach zu nutzen ist und den Bedürfnissen<br />

des Anwenders entspricht, wird<br />

sie auf Zuspruch stossen.<br />

IT-Verantwortliche müssen heute komplexe Sachverhalte managen.<br />

sich also nicht nur um die technischen<br />

Aspekte des IT-Arbeitsplatzes, sondern<br />

vor allem auch um die geschäftlichen<br />

und prozessualen Anforderungen, inklusive<br />

Lizenzkosten, Bereitstellungsprozesse,<br />

Integration in den Service Desk<br />

und das IT-Service-Management. Nur<br />

so entsteht ein bestmögliches Service-<br />

Erlebnis für den Anwender.<br />

Die Veränderung der Arbeitsumgebungen<br />

hat in vielen Unternehmen schon<br />

begonnen und wird in den nächsten<br />

Jahren weiter zunehmen. Klassischerweise<br />

wurden Desktops, Laptops und<br />

Notebooks sowie Thin Clients von der<br />

IT verwaltet. Hinzu kommen mobile Geräte,<br />

alsbald neue Endgeräte wie Wearables<br />

und sogar Maschinen, die über das<br />

sogenannte «Internet of Things» (IoT) angesteuert<br />

werden; alles, was ein Display<br />

besitzt, kann in Zukunft eine Erweiterung<br />

der Arbeitsumgebung werden und<br />

muss deshalb eventuell verwaltet werden.<br />

Eingabegeräte wie Tastatur und<br />

Maus werden zwar nicht aus den Firmen<br />

verschwinden, aber Sprach- und<br />

Touch-Steuerung werden einen grösseren<br />

Anteil für sich beanspruchen. Hatten<br />

es die IT-Abteilungen bis vor wenigen<br />

Jahren auf den Desktops meistens nur<br />

mit einem Betriebssystem – in der Regel<br />

Windows – zu tun, so sehen sich IT-<br />

Abteilungen nun mit den unterschiedlichsten<br />

Systemen (Mac OS, Chrome,<br />

Android, Windows Phone, iOS) konfrontiert.<br />

Bei den Anwendungen sieht es<br />

ähnlich aus: Waren bislang 90 Prozent<br />

der eingesetzten Applikationen Windows-Programme,<br />

so halten nun Browser-agnostische<br />

Web-Apps und SaaS-<br />

Beim modernen Workspace-Management<br />

werden nicht mehr die einzelnen<br />

Geräte, Anwendungen oder Inhalte verwaltet,<br />

sondern dem Anwender wird<br />

eine persönliche Cloud bereitgestellt.<br />

Diese setzt sich aus mehreren Geräten,<br />

sehr vielen unterschiedlichen Anwendungstypen<br />

(zum Beispiel mobile,<br />

virtuelle oder physische Apps, SaaS-<br />

Apps), verschiedenen Datencontainern<br />

(zum Beispiel SharePoint, Google Drive<br />

etc.) sowie vielfältigen digitalen Identitäten<br />

(zum Beispiel AD Account, Google<br />

ID, Apple ID oder Ähnliches) und heterogenen<br />

IT-Diensten zusammen. Die<br />

IT-Mannschaft kann diese Cloud von<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 83


Software & Hardware<br />

Einfachheit und das Arbeiten im Anwender-Kontext bringen Erfolg.<br />

einer zentralen Plattform aus verwalten<br />

und betreuen. Für sie besteht dabei<br />

die Herausforderung darin, diese<br />

neue Vielfalt der Geräte zu managen<br />

und dem Nutzer zugleich einen leichten,<br />

richtlinienkonformen und sicheren<br />

Zugriff auf seine persönliche Cloud zu<br />

ermöglichen. In diesem Zusammenhang<br />

ist es ganz entscheidend, dass auch der<br />

Aufwand für die IT so gering wie möglich<br />

gehalten werden kann.<br />

Neue Prinzipien<br />

Die Analysten von Gartner bezeichnen die<br />

Anbieter, die derartige Workspace-4.0-<br />

Lösungen bereits zur Verfügung stellen,<br />

als «Workspace Aggregator». Sie haben<br />

zudem festgestellt, dass im Jahr 2013<br />

diese Lösungen von weniger als einem<br />

Prozent der Unternehmen genutzt wurde.<br />

Spannend hierbei ist, dass der Anteil<br />

der Firmen, der moderne «Workspace-<br />

Aggregator-Lösungen» in seinen Netzen<br />

einsetzt, bis 2017 auf 15 Prozent<br />

ansteigen und einen Multi-Milliarden-<br />

US-Dollar-Markt erzeugen wird.<br />

Für die Verwaltung der Arbeitsplätze bedeutet<br />

das, dass hier ganz neue Prinzipien<br />

im Vergleich zum traditionellen<br />

Client-Management gelten: IT-Fachleute<br />

müssen akzeptieren, dass Heterogenität<br />

der neue Standard ist. Aber auch<br />

wenn Heterogenität grundsätzlich mit<br />

Komplexität gleichgesetzt wird, darf die<br />

Antwort darauf nicht bedeuten, dass<br />

die IT sich nun mit einer höheren Komplexität<br />

in ihren Managementwerkzeugen<br />

konfrontiert sieht. Die Lösung muss<br />

Einfachheit heissen – Einfachheit, die<br />

ein modernes Workspace-Management<br />

bieten kann.<br />

ist als Chief Technology Officer (CTO)<br />

für die Produktstrategie, Roadmap<br />

und Weiterentwicklung des Matrix42-<br />

Produktportfolios verantwortlich. Neben<br />

der Führung des Matrix42-Product-<br />

Managements und -Entwicklungsteams<br />

berät er Kunden im Bereich IT-Service-<br />

Management und Infrastructure-Management<br />

mit einem Schwerpunkt auf<br />

Cloud, Virtualisierung und Business<br />

Mobility.<br />

www.matrix42.ch<br />

Oliver Bendig<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 84


Rubrik<br />

Eindeutig betroffen<br />

<strong>KMU</strong> und die Bedrohungen aus dem Cyberspace<br />

von Max Klaus<br />

Die <strong>KMU</strong>-Landschaft in der Schweiz ist extrem vielfältig. In den verschiedensten Wirtschaftsbranchen leisten <strong>KMU</strong><br />

hervorragende und innovative Arbeit. Genau dieser Umstand macht sie anfällig für Angriffsszenarien unterschiedlicher<br />

Art.<br />

Schon aufgrund der Attraktivität von<br />

Firmendaten geraten auch kleinste<br />

Unternehmen immer wieder in den<br />

Fokus von Cyberangriffen. Gelingt es<br />

der Täterschaft beispielsweise, Baupläne<br />

oder Forschungsergebnisse für<br />

ein neues Medikament zu entwenden,<br />

kann dies für das betroffene Unternehmen<br />

verheerende Folgen haben. Es sind<br />

Fälle bekannt, in denen selbst sehr grosse<br />

und renommierte Unternehmen in<br />

den Konkurs gehen mussten, weil ihr<br />

Image nach einem Hackerangriff irreparabel<br />

zerstört war.<br />

Eine im angelsächsischen Raum durchgeführte<br />

Umfrage bei <strong>KMU</strong> brachte zutage,<br />

dass insbesondere Unternehmen<br />

mit einer Mitarbeiterzahl von elf bis hundert<br />

Personen besonders im Fokus von<br />

Angreifern aus dem Cyberspace stehen.<br />

Ein Grund für diese Tatsache mag sein,<br />

dass <strong>KMU</strong> oft nicht über die notwendigen<br />

personellen und finanziellen Ressourcen<br />

verfügen, um ihre am Internet<br />

angeschlossenen Systeme wirksam vor<br />

Angriffen aller Art zu schützen.<br />

Vielfältige Werte für Angreifer<br />

Oft unterliegen <strong>KMU</strong> und Privatpersonen<br />

aber auch einem Irrglauben: Gedanken<br />

wie «Wir haben keine Daten, die für<br />

Hacker interessant sein könnten» sind<br />

definitiv nicht angebracht. Denn selbst<br />

mit Daten, die für Hacker uninteressant<br />

sind, lässt sich Geld verdienen: Sogenannte<br />

Verschlüsselungstrojaner verschlüsseln<br />

alle auf dem Computer (und<br />

allenfalls auch auf angeschlossenen<br />

externen Datenträgern) vorhandenen<br />

Daten. Diese Daten haben unter Umständen<br />

keinen besonderen Wert für<br />

den Angreifer, jedoch mit Sicherheit einen<br />

grossen, vielleicht nur ideellen, Wert<br />

für das betroffene Unternehmen. Sind<br />

die Daten verschlüsselt, können sie so<br />

lange nicht mehr genutzt werden, bis auf<br />

die Erpressungsforderung der Angreifer<br />

eingegangen wird. Doch auch dann<br />

gibt es keine Garantie, dass die Daten<br />

wieder entschlüsselt werden: Denn<br />

mit einer Zahlung signalisiert das betroffene<br />

Unternehmen die Bereitschaft,<br />

auf Forderungen einzugehen. Dies wiederum<br />

könnte die Angreifer veranlassen,<br />

weitere Forderungen zu stellen.<br />

Doch zurück zum E-Banking: Mit gutem<br />

Gewissen lässt sich festhalten, dass<br />

die Schweizer E-Banking-Systeme im<br />

Vergleich mit ausländischen Angeboten<br />

sehr gut geschützt sind. Insbesondere<br />

im angelsächsischen Raum gibt<br />

es heute noch zahlreiche E-Banking-<br />

Lösungen, bei denen für das Login lediglich<br />

ein Benutzername und ein Passwort<br />

verwendet werden muss. Bei sämtlichen<br />

Schweizer E-Banking-Systemen<br />

wird mindestens ein drittes Element wie<br />

zum Beispiel ein Code aus einer Strichliste,<br />

ein per SMS zugeschickter Code<br />

oder Ähnliches verlangt.<br />

Neue Angriffstrends<br />

Es erstaunt deshalb nicht, dass die Angriffe<br />

normalerweise nicht den Banken<br />

direkt, sondern den E-Banking-Kunden<br />

gelten. Die von den Kunden verwendeten<br />

Geräte können von den Banken<br />

nicht kontrolliert werden und bieten daher<br />

eine grössere Angriffsfläche, wenn<br />

sie ungenügend geschützt sind.<br />

Einen neuen Trend von Angriffen auf<br />

E-Banking-Kunden konnte die Meldeund<br />

Analysestelle Informationssicherung<br />

MELANI Anfang Februar 2015 feststellen:<br />

Immer öfter dringen die Angreifer zuerst<br />

in eine Kundendatenbank einer <strong>KMU</strong><br />

ein und entwenden unter anderem die<br />

E-Mail-Adressen der Kunden. In einem<br />

zweiten Schritt versenden die Angreifer<br />

im Namen der <strong>KMU</strong> an alle Kunden<br />

E-Mails mit einem verseuchten Anhang.<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 86


Wird dieser Anhang geöffnet, installiert<br />

sich auf dem Computer des Kunden eine<br />

Schadsoftware. Diese wiederum erlaubt<br />

es dem Angreifer, Geld vom E-Banking-<br />

Konto des Kunden zu entwenden.<br />

Es liegt auf der Hand, dass die Empfänger<br />

dieser E-Mails eine grössere Gefahr<br />

laufen, den Angriff nicht als solchen zu erkennen:<br />

Denn sie erhalten die Mail ja im<br />

Namen einer <strong>KMU</strong>, die ihnen persönlich<br />

bekannt ist und bei der sie schon einmal<br />

eingekauft haben. Deshalb setzen<br />

die Kunden voraus, die E-Mail stamme<br />

tatsächlich von dieser Firma und klicken<br />

vertrauensvoll auf den Anhang. – Das<br />

Unheil nimmt seinen Lauf.<br />

Essenzielle Massnahmen<br />

Trotzdem können Sie das Internet weiterhin<br />

als das nutzen, was es ja eigentlich<br />

sein soll: ein Medium, das Ihnen und<br />

Ihren Mitarbeitenden die Arbeit erleichtert,<br />

das als Informations- oder Absatzquelle<br />

genutzt werden kann. Dafür sind<br />

lediglich ein paar Hinweise zu beachten:<br />

> Stellen Sie sicher, dass Sie regelmässig<br />

ein Backup Ihrer Daten erstellen<br />

(täglich) und an einem sicheren Ort<br />

aufbewahren (offline). Testen Sie die<br />

Funktionsfähigkeit Ihres Backups regelmässig.<br />

> Stellen Sie sicher, dass auf Ihrem<br />

Computer ein aktuelles Virenschutzprogramm<br />

installiert ist.<br />

> Scannen Sie Ihren Computer<br />

regelmässig mit einem aktuellen Virenschutzprogramm<br />

(vollständiger<br />

Systemscan).<br />

> Seien Sie vorsichtig beim Umgang<br />

mit E-Mails, auch wenn diese<br />

von vertrauenswürdigen Absendern<br />

stammen. Im Zweifelsfall fragen Sie<br />

beim Absender der E-Mail telefonisch<br />

nach.<br />

> Sollten Sie beim Login ins E-Banking<br />

nach Eingabe der Anmeldeinformationen<br />

(wie Passwort oder Code) einen<br />

Sperrbildschirm erhalten, zum Beispiel<br />

«Das E-Banking steht derzeit nicht zur<br />

Verfügung», kontaktieren Sie bitte unverzüglich<br />

Ihre Bank.<br />

> Falls beim Login-Prozess aussergewöhnliche<br />

Vorkommnisse auftreten<br />

(zum Beispiel Anzeige von Minuten-<br />

Timer und Ähnliches), sollte die Bank<br />

unverzüglich kontaktiert werden.<br />

IT-Sicherheit<br />

Auf der Internetseite von MELANI<br />

(www.melani.admin.ch) finden<br />

Interessierte neben einer Anleitung<br />

zur Entfernung von Schadsoftware<br />

auch ein Merkblatt für die IT-<br />

Sicherheit in <strong>KMU</strong>. Schliesslich<br />

bietet das <strong>KMU</strong>-Portal der<br />

Bundesverwaltung neben<br />

allgemeinen Informationen zur<br />

IT-Sicherheit ein 10-Punkte-<br />

Programm sowie eine Checkliste<br />

für IT-Sicherheit an.<br />

Max Klaus<br />

ist Stellvertretender Leiter Melde- und<br />

Analysestelle Informationssicherung<br />

MELANI.<br />

www.melani.admin.ch<br />

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Ein weites Feld<br />

Trends und Herausforderungen bei Sicherheitslösungen<br />

Interview mit Stephan Schweizer und Tom Sprenger von Georg Lutz<br />

Aktuell wird medial fast jede Woche ein neues Horrorszenario aufgebaut. Nehmen wir ein Beispiel: Die Kollegen von<br />

Kaspersky Lab haben eine neue Schadsoftware entdeckt. Die Virenforscher sprechen von bislang ungeahnter Komplexität<br />

und Qualität, vom «Todesstern der Malware-Galaxie». Die Stuxnet-Angriffe sollen da vergleichsweise harmlos<br />

sein. Da kommen einige wirkungsmächtige Bilder zusammen, die den Laien frösteln lassen.<br />

Inwieweit betreffen solche Meldungen<br />

durchschnittliche Schweizer <strong>KMU</strong>-<br />

Verantwortliche?<br />

Stephan Schweizer: Es gilt hier sehr nüchtern<br />

zu bleiben und strategische Punkte<br />

zu beachten. Als <strong>KMU</strong>-Verantwortlicher<br />

muss man primär seine Hausaufgaben<br />

richtig machen. So sollte die Informatikinfrastruktur<br />

auf einem aktuellen Stand<br />

gehalten werden. Es gilt die Benutzer<br />

zu instruieren und die gängigen Sicherheitsmechanismen,<br />

die ja heute schon zur<br />

Verfügung stehen, konsequent einzuset-<br />

zen. Dabei muss Geld investiert werden.<br />

Sicherheit aus dem Hobbykeller reicht<br />

schon lange nicht mehr aus. Es sollten<br />

Fachkräfte damit beauftragt werden.<br />

Jetzt könnte man einwenden, ich arbeite<br />

ja nicht in einem iranischen<br />

Atomkraftwerk.<br />

Klar. Aber es gibt viele Schweizer <strong>KMU</strong>,<br />

die sehr interessante Daten für potenzielle<br />

Angreifer haben. Der «Todesstern<br />

der Malware-Galaxie» ist allerdings nun<br />

wirklich die ganz hohe Schule der Malware.<br />

Der Aufwand für den Angreifer ist<br />

beträchtlich. Das lohnt sich nur bei «High-<br />

Value Targets».<br />

Woran machen Sie das fest?<br />

Die Malware ist sehr aufwändig programmiert<br />

und funktioniert zielgerichtet auf<br />

bestimmte Endsysteme. Sie erkennt beispielsweise<br />

selbst, ob sie ein lohnendes<br />

Ziel getroffen hat. Wenn nicht, schaltet sie<br />

sich automatisch ab.<br />

Der erste Schritt in Richtung passen-<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 88


IT-Sicherheit<br />

der Schutz ist vermutlich die strategische<br />

Bewertung meiner Daten?<br />

Tom Sprenger: Ja, dem stimme ich zu.<br />

Allerdings ist ein gewisser Grundschutz<br />

auf der Höhe der Zeit für alle <strong>KMU</strong> notwendig.<br />

Dabei geht es um Dinge wie die<br />

regelmässige Aktualisierung der Software<br />

oder eine saubere Perimetersicherheit. Es<br />

gibt heute zwei Möglichkeiten. Entweder<br />

schafft man selbst den Rahmen auf lokaler<br />

Ebene oder man geht in eine professionelle<br />

Cloud-Lösung.<br />

Wo liegen die Risiken einer klassischen<br />

Sicherheitsarchitektur?<br />

Heute läuft fast die gesamte Malwareproduktion<br />

auf einem sehr hohen<br />

Niveau ab. Schauen Sie sich nur die aktuellen<br />

Zahlen der Mutationen an. Inzwischen<br />

haben wir es mit Hunderten von Millionen<br />

unterschiedlicher Schadsoftware-<br />

Varianten zu tun. Das ist ein gigantisches<br />

Katz- und Maus-Spiel zwischen Angreifern<br />

und Schützern. Wir als Verteidiger<br />

können nur das bekämpfen, was<br />

wir wirklich kennen. Es gibt daher heute<br />

nur einen bedingten Schutz mit einem<br />

Virenscanner. Er reicht für einige aus,<br />

für andere aber nicht. Wenn es um sehr<br />

schützenswerte Daten geht, dann muss<br />

man sich über Themen wie Datenverschlüsselung<br />

und restriktive Datenzugriffsrechte<br />

Gedanken machen.<br />

Dies umso mehr, wenn neben den eigenen<br />

Mitarbeitenden auch externe Personen<br />

wie Kunden und Lieferanten auf die<br />

Kernsysteme des Unternehmens Zugriff<br />

haben.<br />

«Es geht um eine<br />

Awareness der<br />

Mitarbeitenden.»<br />

Es gibt in der Sicherheitsbranche zwei<br />

grundsätzlich unterschiedliche Herangehensweisen.<br />

Zum einen geht es<br />

um den Präventionsansatz, zum anderen<br />

um den Reaktionsansatz. Wann ist<br />

welche Strategie sinnvoller?<br />

Prävention heisst übersetzt, den Fokus<br />

auf vorbeugende Massnahmen zu<br />

legen. Man hat aktualisierte Systeme,<br />

genauer gesagt man lässt sie aktualisieren.<br />

Bei einem Virenscanner muss<br />

man heute fast tagesaktuell sein. Dazu<br />

kommen die Vorkehrungen im Rahmen<br />

der Infrastruktur. Beim reaktiven Ansatz<br />

liegt die Voraussetzung darin, dass Mechanismen<br />

die Detektion ermöglichen.<br />

Zudem braucht es ein Monitoring und<br />

dann am Ende dieser Sicherheitskette<br />

Kompetenzen, damit man die nötigen<br />

Massnahmen einleiten kann.<br />

Das Handeln in Echtzeit erfordert<br />

aber eine Performance auf sehr hohem<br />

Niveau. Wenn ich nur an die<br />

nötige Rechnerleistung denke. Das ist<br />

auf klassischen <strong>KMU</strong>-Servern in der<br />

Besenkammer nicht zu leisten.<br />

Schweizer: Kommt darauf an, was man<br />

in Echtzeit haben will. Wenn man das<br />

Verhalten der Nutzer innerhalb des<br />

Unternehmens analysieren will, um sicherheitsrelevante<br />

Defizite festzustellen,<br />

trifft Ihre These zu.<br />

Können Sie das kurz etwas ausführen?<br />

Es geht zum Beispiel darum, dass der<br />

Ort und die Bewegungen von schützenswerten<br />

Dokumenten lückenlos erfasst<br />

werden. Verlässt ein schützenswertes<br />

Dokument unautorisiert per Mail<br />

das Unternehmen, schrillen die Alarmglocken.<br />

Man muss aber in jedem einzelnen<br />

Fall die Anforderungen genau<br />

anschauen, um zu einer passenden Lösung<br />

zu kommen. Mit massgeschneiderten<br />

Lösungen lassen sich die Performance-Anforderungen<br />

massgeblich<br />

reduzieren.<br />

Die beste technische Sicherheitsstruktur<br />

nützt mir nichts, wenn ein<br />

Mitarbeiter einen USB-Stick auf seinem<br />

Schreibtisch findet und ihn in den<br />

Rechner steckt. Wie kann die Sensibilität<br />

bei solchen Themen wachsen?<br />

Es braucht eine Sicherheitskultur. Um<br />

diese operativ zu implementieren, führen<br />

wir mit Unternehmen Sicherheitsprogramme<br />

durch. Nur die technische<br />

Seite abzudecken ist heute definitiv zu<br />

wenig. Es geht um eine Awareness der<br />

Mitarbeitenden. Es gilt klare Prozesse<br />

zu definieren, bei denen auch Rechte<br />

vergeben und entzogen werden.<br />

Oftmals ist gerade auch in der Finanzbranche<br />

der historisch gewachsene<br />

punktuelle Schutz noch vorherrschend.<br />

Betrug, Identitätsdiebstahl,<br />

Spam und Phishing nehmen in Zeiten<br />

des Onlinebanking zu. Können Sie die<br />

Bedrohungen qualitativ einordnen?<br />

Sprenger: Die Bedrohungssituation in<br />

der Finanzbranche ist sicherlich akuter.<br />

Es geht ja im wahrsten Sinne des Wortes<br />

um mehr Geld. Im internationalen<br />

Vergleich ist der Schweizer Finanzplatz,<br />

was das Thema Sicherheit betrifft, gut<br />

aufgestellt. Wenn wir in die einschlägigen<br />

Foren reinschauen, heisst der Tenor<br />

dort: Lasst uns die Kanonen auf andere<br />

Länder ausrichten, der Aufwand ist hier<br />

viel zu hoch. Das betrifft zum Beispiel<br />

die berühmten fingierten Transaktionsbestätigungen.<br />

Von der zuständigen staatlichen<br />

Stelle, dem MELANI (vergleiche. Einleitungstext<br />

in dieser Rubrik, die Redaktion),<br />

hört man aber doch immer<br />

wieder von Trojanern, die auch die<br />

Finanzbranche betreffen.<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 89


IT-Sicherheit<br />

Manchmal kann der Diebstahl nicht verhindert werden, aber der anschliessende Missbrauch.<br />

Meine Aussage heisst nicht, dass die<br />

Verantwortlichen die Hände in den<br />

Schoss legen können. Es gibt tatsächlich<br />

Trojaner, die gezielt für E-Banking-<br />

Lösungen gebaut und eingesetzt werden.<br />

Das ist effektiv ein Thema. Mit<br />

unseren Lösungen adressieren wir den<br />

Themenkomplex auf verschiedenen<br />

Ebenen. Die grundsätzliche Stossrichtung<br />

ist die, dass wir neben der Perimetersicherheit<br />

auf einem höheren Abstraktionslevel<br />

Anomalie-Erkennung<br />

betreiben. Selbst sehr gut getarnte Trojaner<br />

verhalten sich anders als ein Mitarbeiter.<br />

Das kann man erkennen.<br />

Was heisst das praktisch?<br />

Man analysiert, wie sich der Nutzer innerhalb<br />

der Applikation bewegt. So erhält<br />

man einen Navigationsablauf. Der Benutzer<br />

wählt innerhalb der Applikation einen<br />

üblichen Pfad, weicht er davon ab, gilt<br />

es genauer hinzuschauen. Beim Thema<br />

Identitätsdiebstahl kann man aktuell Lücken<br />

nicht ausschliessen. Da wird gerade<br />

im privaten Bereich doch auf einen Link<br />

geklickt, die Hardware dann aber auch<br />

im Unternehmen eingesetzt.<br />

Das ist die Sicherheitsherausforderung<br />

bei Bring your own Device?<br />

Richtig. Daher lautet der Ansatz hier wie<br />

folgt: Wenn man den Diebstahl schon<br />

nicht verhindern kann, dann wenigstens<br />

den Missbrauch. Dort helfen intelligente<br />

Autorisierungssysteme weiter. Diese erkennen,<br />

dass potenziell eine gestohlene<br />

Identität verwendet wird, und notifizieren<br />

den rechtmässigen Besitzer. Dieser<br />

hat dann die Möglichkeit, einzugreifen,<br />

indem er die verdächtige Verwendung<br />

der Identität (Session) terminiert.<br />

Es geht, um die grundsätzlichen Ansätze<br />

nochmals zusammenzufassen,<br />

nicht nur um präventive und reaktive<br />

Möglichkeiten, sondern man kann<br />

drittens auch nach dem Schadensfall<br />

die Situation bearbeiten?<br />

Ja. Gerade beim Thema Identitätsdiebstahl<br />

kann der Zeithorizont zwischen<br />

dem Diebstahl und dem Auffallen des<br />

Verlustes sehr weit sein. Die Idee ist<br />

hier, dass man den Nutzer schon bei<br />

Verdacht in die Reaktionskette miteinbezieht.<br />

Was wird sich in den Bedrohungsszenarien<br />

in den nächsten Jahren tun?<br />

Wagen Sie eine Prognose?<br />

Die Erfahrungswerte geben leider keinen<br />

Anlass zur Entwarnung. Die Bedrohungen<br />

werden zunehmen. Es gibt<br />

dafür eine ganze Branche, die weltweit<br />

sehr gut aufgestellt ist und Produktion<br />

und Vertrieb professionell betreibt. Die<br />

werden nicht so schnell die Flinte ins<br />

Korn werfen. Heute kann man Malware<br />

für verschiedenste Zwecke und Zielgruppen<br />

problemlos einkaufen.<br />

Schweizer: Die meisten Banken wollen<br />

heute ihre Kunden auf verschiedenen<br />

Kommunikationswegen erreichen. Das<br />

führt zu einer Ausweitung der Sicherheitsbedrohungen.<br />

Insbesondere die<br />

mobilen Kommunikationskanäle werden<br />

davon betroffen sein.<br />

Sprenger: Das mobile Gerät ist ein<br />

High-Level Target. Dort hat der Benutzer<br />

seine gesamte digitale Identität<br />

gespeichert. Wenn man ihn umfassend<br />

schädigen will, dann liegt man<br />

hier richtig.<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 90


Schweizer: Die klassische Perimetersicherheit<br />

erodiert. Durch die zunehmende<br />

Verbreitung von Cloud-Lösungen<br />

und mobilen Geräten ist die klassische<br />

Mauer löchrig geworden. Man braucht<br />

sie in der Zukunft trotzdem, sie reicht<br />

aber nicht aus. Man wird eine neue Ge-<br />

neration von Sicherheitslösungen bauen<br />

müssen. Dabei geht es nicht nur um Abschirmung,<br />

sondern um Beobachtung<br />

von auffälligem Verhalten.<br />

Jetzt kommen Anbieter wie AdNovum<br />

mit einer Managed Security ins Spiel?<br />

IT-Sicherheit<br />

Es gibt bei uns auch Produkte zu kaufen.<br />

Es geht nicht nur um Dienstleitungen.<br />

Aber klar, wir wollen die ganze<br />

Kette abdecken. Das betrifft zum Beispiel<br />

die Sicherung von Webportalen,<br />

die Datenfilterung auf dem Kommunikationskanal,<br />

die Sicherstellung der<br />

Authentifizierung und das Identitätsmanagement.<br />

Diese standardisierten<br />

Lösungen brauchen meist ein kleines<br />

Integrationsprojekt. Alternativ können<br />

sie Teil einer Gesamtlösung sein, bei<br />

der von uns auch Applikationen entwickelt<br />

werden.<br />

Bei Ihnen läuft das unter dem Stichwort<br />

«CIO as a Service». Da kann ich<br />

mir mein passendes Paket zusammenstellen.<br />

Das betrifft auch <strong>KMU</strong>?<br />

Schweizer: Wir können die Bausteine<br />

dieses Ansatzes bei <strong>KMU</strong> implementieren.<br />

Das ist auch für kleine Unternehmen<br />

sehr attraktiv. Sie beziehen das als<br />

Service innerhalb einer Cloud-Lösung.<br />

Da braucht es einen sicheren Cloud-<br />

Provider. Das Auslagern der CIO-Funktion<br />

macht für viele <strong>KMU</strong> Sinn. Daher<br />

auch unser Motto: «CIO as a Service».<br />

Stephan Schweizer<br />

ist Nevis Product Manager bei der Ad-<br />

Novum Informatik AG und in dieser Rolle<br />

auch für strategische Kundenprojekte<br />

verantwortlich.<br />

Dr. Tom Sprenger<br />

Die klassische Perimetersicherheit erodiert.<br />

ist seit 2013 CTO der AdNovum Firmengruppe.<br />

Davor hat er als CIO den Aufbau<br />

der globalen IT-Infrastruktur von AdNovum<br />

vorangetrieben.<br />

www.adnovum.ch<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 91


IT-Sicherheit<br />

In der Poleposition<br />

Cloud Computing bei Industrie 4.0<br />

von Helmut Fallmann<br />

Im Cloud Computing ist umfassende Sicherheit die zentrale Währung für<br />

Erfolge am Markt. Verantwortliche Provider haben in Bezug auf die Vorbehalte<br />

der Wirtschaft, insbesondere kleinerer und mittelständischer Unternehmen,<br />

ihre Lektion gelernt. Heute sind flexible IT-Dienstleistungen aus<br />

der Cloud und die Beherrschung der Komplexität von Security etablierte<br />

zentrale Assets für die Zukunft der IT. Mit diesem traditionell akkumulierten<br />

Know-how ist Cloud Computing gegenwärtig einer der zentralen Treiber von<br />

Industrie 4.0 und die entwickelten Security-Designs eine Art Blaupause, die<br />

für den Aufbau von Smart Factories als sicherer Ausgangshafen dienen kann.<br />

Durch die jahrelange Konzentration<br />

auf Sicherheitsherausforderungen<br />

in der Cloud und die<br />

Fokussierung auf eine verlässliche Umsetzung<br />

technologischer und organisatorischer<br />

Security-Massnahmen befindet<br />

sich Cloud Computing zu Recht in<br />

der Poleposition für die Konzeption von<br />

Sicherheitsarchitekturen, wie sie im Kontext<br />

von Industrie 4.0 erforderlich sind.<br />

Natürlich stellt die Integration von mechanischen<br />

und elektronischen Komponenten<br />

mit IT- und Netzkapazitäten, wie<br />

sie in einer intelligenten industriellen Fertigung<br />

angestrebt wird, zusätzliche neue<br />

Herausforderungen an das IT-Security-<br />

Management. Aber die in einem Working<br />

Paper der Technischen Universität Dortmund<br />

erörterten «Design- Prinzipien für<br />

Industrie 4.0. Szenarios» 1) – Interoperabilität,<br />

Virtualisierung, Dezentralisierung,<br />

Kapazität in Echtzeit, Serviceorientierung<br />

und Modularität – sind Gestaltungsparameter,<br />

die auch im Cloud Computing<br />

gelernt sind und angewendet werden.<br />

Mehr Effizienz in der Produktion<br />

Das Funktionieren der Cloud in der Automatisation<br />

ist eine zentrale Voraussetzung<br />

für die fortschreitende Digitalisierung<br />

der gesamten industriellen<br />

Wertschöpfung. 2) Durch die Verlagerung<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 92


von Daten aus den Produktions- und<br />

den sie begleitenden Business-Prozessen<br />

in die Cloud und die dabei erfolgende<br />

Virtualisierung kommt es zu deutlichen<br />

Effizienzsteigerungen und zu einer<br />

insgesamt besseren Performance in<br />

den Produktionsabläufen. Die mithilfe<br />

von Cloud Computing gesteuerten, miteinander<br />

vernetzten, interagierenden<br />

und sich selbstkonfigurierenden cyberphysikalischen<br />

Systeme führen zu einer<br />

neuen Qualität der Automatisierung in<br />

der industriellen Produktion.<br />

Die industrielle Konzeption, Planung und<br />

Fertigung von Maschinen, Anlagen oder<br />

technischen Komponenten finden heute<br />

oft auf geografisch dispersen Standorten<br />

statt. Auch aus dieser Perspektive ist<br />

Cloud Computing mit seinem verteilten<br />

Zugriff auf IT-Ressourcen das prädestinierte<br />

und hoch flexible On-demand-<br />

Bereitstellungsmodell.<br />

Cloud an Schnittstellen<br />

In der Weiterentwicklung von Industrie<br />

4.0 wird es neben der Vernetzung<br />

eingebetteter Systeme und der digitalen<br />

Veredelung von technischem Produktionsequipment<br />

auch um Business-Prozess-Innovationen<br />

gehen müssen, damit<br />

die Smart Factory wirklich abheben<br />

kann. Dies erfordert vertikal die Anbindung<br />

von Produktionssystemen an betriebswirtschaftliche<br />

Prozesse innerhalb<br />

der Fabriken und horizontal die Einbindung<br />

in verknüpfte Wertschöpfungsnetzwerke.<br />

Auch in dieser Hinsicht kann<br />

Cloud Computing mit Erfahrungen bei<br />

der sicheren Gestaltung von Schnittstellen<br />

sowie mit modernen Datenanalysetechniken<br />

nachgefragte (Vor-)Erfahrungen<br />

einbringen.<br />

Die technologischen Voraussetzungen<br />

für Industrie 4.0 sind mit Cloud-Technologie,<br />

mit intelligenter Lokalisierungstechnik<br />

zum Beispiel auf Basis von<br />

RFID-Chips, mit Sensoren und Aktoren<br />

aus dem «Internet of Things», mit Protokollen<br />

für M2M Communication, mit<br />

dem erweiterten Adressraum von IPv6<br />

und mit Data Analytics im Zuschnitt von<br />

Big Data jedenfalls zur Gänze gegeben.<br />

Und auch die industrielle Basis für eine<br />

weltweite Vorreiterrolle bei Industrie 4.0<br />

ist in Österreich und Deutschland mit der<br />

herausragenden Qualität der Unternehmen<br />

in den Bereichen Automobil-, Maschinen-<br />

und Anlagenbau nicht nur auf<br />

industrieller Ebene, sondern auch bei<br />

kleinen und mittleren Zulieferbetrieben<br />

optimal gegeben.<br />

IT-Sicherheit<br />

<strong>KMU</strong> intensiv beraten<br />

Natürlich müssen wir an der <strong>KMU</strong>-Front<br />

künftig starke Beratungsarbeit leisten,<br />

um diese Unternehmen von den Vorteilen<br />

der Nutzung von Cloud Computing<br />

und der schrittweisen Einführung<br />

von Industrie-4.0-Verfahren zu überzeugen.<br />

Wenn es der IT-Industrie gelingt,<br />

den Klein- und Mittelbetrieben zu demonstrieren,<br />

welches enorme ökonomische<br />

Potenzial in intelligenten, eindeutig<br />

identifizier- und lokalisierbaren Produkten<br />

schlummert, dann kann Industrie 4.0<br />

auch bei <strong>KMU</strong> rasch Fuss fassen. Und<br />

mit dem Erreichen kritischer Massen<br />

wird auch der Standardisierungsdruck<br />

für die zügige Vereinheitlichung technischer<br />

Parameter sorgen, die ihrerseits<br />

Industrie 4.0 in eine neue Dimension pushen<br />

können.<br />

IT-Welten und Produktionswelten<br />

verschmelzen immer mehr.<br />

Anmerkung<br />

1)<br />

Mario Hermann, Tobias Pentek (Business Engineering<br />

Institute St. Gallen), Boris Otto, Design Principles<br />

for Industrie 4.0 Scenarios, A Literature Review,<br />

Working Paper No. 01/2015, Technische Universität<br />

Dortmund, Audi Stiftungslehrstuhl Supply Net, Order<br />

Management.<br />

2)<br />

Prof. Dr. Ing. Dr. h.c. Detlef Zühlke, Die Cloud ist die<br />

Voraussetzung für Industrie 4.0, Wissenschaftlicher<br />

Direktor Innovative Fabriksysteme am DFKI Kaiserslautern,<br />

VDI-Pressegespräch beim Kongress «AU-<br />

TOMATION 2013».<br />

Helmut Fallmann<br />

ist Mitglied des Vorstandes<br />

der Fabasoft AG.<br />

www.fabasoft.com<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 93


IT-Sicherheit<br />

Die Sicherheitsarchitektur mit klaren Grundlagen und Strukturen führt zum Ziel.<br />

Genug ist nicht genug<br />

Ist IT-Sicherheit heutzutage noch relevant?<br />

von Umberto Annino<br />

Die Gefahr der computerbasierten Wirtschaftskriminalität steigt kontinuierlich an, genauso wie die Komplexität der<br />

Angriffe. Trotzdem wiegen sich immer noch viele <strong>KMU</strong> in falscher Sicherheit, dass sie diesbezüglich nicht betroffen<br />

und zu wenig interessant seien. Der kürzlich bekannt gewordene Angriff auf ein Freiburger <strong>KMU</strong>-Betrieb mit seinem<br />

Verlust in Millionenhöhe infolge Hackings der Firmenkonti zeigt leider die Realität sehr schmerzlich auf. Cyber<br />

Security ist heutzutage wichtiger denn je.<br />

Um die Themen IT-Sicherheit, Informationssicherheit,<br />

Cyber-Sicherheit<br />

– rund um den Schutz<br />

der Daten und Infor mationen eines Unternehmens<br />

– ranken sich heute viele<br />

Begriffe, welche nicht so trennscharf<br />

unterschieden werden können und inhaltlich<br />

ineinander übergehen. Insbesondere<br />

beim Präfix «Cyber» beobachte<br />

ich sehr oft, dass den wenigsten wirklich<br />

klar ist, was darin nun enthalten sein soll<br />

und was nicht. Ein weiterer Aspekt, der<br />

im Bereich der «Sicherheit von Informationssystemen»<br />

oft zu hören ist: «Vergesst<br />

die Technik, der Mensch ist oft<br />

das Hauptproblem.» Doch ist die Technik<br />

wirklich vernachlässigbar?<br />

Während «IT-Sicherheit» begrifflich die<br />

«Sicherheit der IT» bezeichnet – technische<br />

Systeme –, bezieht sich «Informationssicherheit»<br />

auf die «Sicherheit der<br />

Information» – unabhängig, ob die Information<br />

mithilfe (technischer) IT-Systeme<br />

bearbeitet wird. Wenn man sich<br />

überlegt, wie viel Information in beziehungsweise<br />

mithilfe von IT-Systemen<br />

(das heisst jede erdenkliche Art eines<br />

technischen Systems) bearbeitet wird,<br />

kann man sehr rasch folgern, dass die<br />

«Sicherheit der IT-Systeme» ein wichtiges<br />

und wesentliches Fundament darstellt.<br />

Weitere moderne Entwicklungen<br />

in Sachen Informationsverarbeitung<br />

wie «Big Data» sowie auch «Internet of<br />

Things» wären ohne technische Systeme<br />

gar nicht möglich. Entsprechend ist<br />

der Stellenwert einer funktionierenden,<br />

wirtschaftlichen und Risiko-basierten<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 94


IT-Sicherheit<br />

technischen IT-Sicherheit auch heute –<br />

und in Zukunft – nicht hoch genug einzuschätzen.<br />

Unbestechliche technische Seite<br />

Ein Vorteil der technischen IT-Sicherheit<br />

ist, dass die Massnahmen weitgehend<br />

«unbestechlich» sind. Im Gegensatz zu<br />

«organisatorischen Sicherheitsmassnahmen»,<br />

die oft auf dem «Faktor Mensch»<br />

beruhen, haben technische Sicherheitsmassnahmen<br />

keine Motivationsprobleme<br />

und kennen kein TGIF – thank god it’s<br />

Friday. Sicherheit beim Menschen zu<br />

etablieren benötigt Voraussetzungen,<br />

die weiteren Aufwand oder Kosten bedeuten.<br />

Sicherheit in Prozesse einzubetten<br />

bewirkt unmittelbar vor allem, dass<br />

der Prozess eher verlangsamt als beschleunigt<br />

wird – betriebswirtschaftlich<br />

kein einfach zu vermittelnder Nutzenfaktor.<br />

Technische Sicherheit wird hingegen<br />

oft als «gegeben» betrachtet und hat<br />

dadurch oftmals eine höhere Akzeptanz.<br />

Oft wird diese auch implizit erwartet –<br />

wobei man im Bereich der IT-Sicherheit<br />

noch immer nicht am Punkt angelangt<br />

ist, wo eine «grundsätzliche Sicherheit»<br />

in technischen bzw. IT-Systemen erwartet<br />

werden kann. Hingegen haben<br />

Sie noch nie ein Auto gekauft, wo die<br />

Bremsen zuerst spezifiziert und explizit<br />

dazugekauft werden mussten und das<br />

Auto (Zweck: vorwärtskommen) ansonsten<br />

ohne Bremsen ausgeliefert wird.<br />

Die Frage nach dem Wieviel<br />

Es gibt ein Mindest-Niveau an Sicherheit,<br />

und dieses wird am besten zuerst<br />

im technischen Bereich aufgebaut,<br />

begründet mit den vorangehenden<br />

Ausführungen bezüglich den Herausforderungen<br />

der «organisatorischen<br />

Sicherheitsmassnahmen». Erinnern<br />

Sie sich noch, als Microsoft Windows<br />

ohne Anti-Malware und ohne Personal<br />

Firewall ausgeliefert wurde? Inzwischen<br />

sind die Funktionen entweder<br />

mit im Betriebssystem eingebaut<br />

oder zumindest kostenlos durch den<br />

Hersteller angeboten. Als Informatik-<br />

Spezialist sollte man nie vergessen, dass<br />

der Nutzer der IT-Leistungen selten ein<br />

entsprechender Fachspezialist ist und<br />

auch nicht sein muss – die wenigsten Autofahrer<br />

können ihr Auto reparieren, wenn<br />

es einen Motorschaden hat. Damit hat der<br />

Nutzer eine implizite Erwartungshaltung,<br />

dass er sich auf die Funktionalität der<br />

technischen IT-Systeme verlassen kann –<br />

mit Sicherheit!<br />

Das Thema Sicherheit beim Menschen zu etablieren benötigt Voraussetzungen.<br />

Bezugnehmend auf die Thematik Auto:<br />

Als ich meins vor zirka acht Jahren wegen<br />

eines mechanischen Defekts zur Werkstatt<br />

brachte, habe ich gestaunt, als der Service-Fachmann<br />

zuerst mal die neue Firmware<br />

implementieren wollte. Heute wird<br />

dies ohne expliziten Kundenwunsch nicht<br />

Swiss Information Security<br />

von InfoGuard<br />

Die InfoGuard AG ist spezialisiert<br />

auf umfassende Informationssicherheits-<br />

und innovative Netzwerklösungen.<br />

Unsere Kunden<br />

profitieren von der langjährigen<br />

Erfahrung, Professionalität und<br />

Zuverlässigkeit hinsichtlich Architektur,<br />

Auditing, Beratung und<br />

Projektleitung sowie im Betrieb und<br />

Support von komplexen Unternehmensnetzwerken.<br />

durchgeführt. Das hat mein Vertrauen in<br />

die Verlässlichkeit eines modernen Autos<br />

nicht etwa bestärkt – heute wird die<br />

Software meines Autos vom Hersteller<br />

«OTA – over the air» auf den aktuellsten<br />

Stand gebracht, und vor einigen Wochen<br />

wurde so ein security-patch installiert, der<br />

eine Lücke gestopft hat, mit der ein Angreifer<br />

das Auto via Funkbefehl spurlos hätte<br />

öffnen und wieder schliessen können.<br />

Faktor Technik versus Faktor Mensch:<br />

Die technische Sicherheit gilt immer<br />

mehr als gegeben und rückt somit aus<br />

dem Fokus – dem Menschen wird zurzeit<br />

in dieser Hinsicht viel Aufmerk samkeit<br />

zuteil. Das eine gegen das andere auszuspielen<br />

wäre aber sehr kontra produktiv.<br />

Mit System zu mehr Sicherheit<br />

Die grosse Herausforderung für ein<br />

<strong>KMU</strong> ist einerseits die Komplexität des<br />

Themas «Informatik, Technik, Internet».<br />

Zwar werden die Angebote für den Benutzer<br />

immer einfacher und bequemer,<br />

aber die Komplexität dahinter nimmt zu,<br />

und «Security by Design» ist bei den<br />

meisten Herstellern und Anbietern nach<br />

wie vor ein Fremdwort. Und auf der anderen<br />

Seite steht auch immer der Kostendruck.<br />

Erfahrungsgemäss ist die Sicherheitsthematik<br />

in kleineren und mittleren<br />

Betrieben rund um die IT-Infrastruktur<br />

noch immer zweitrangig. Ein <strong>KMU</strong> hat<br />

schlicht nicht die notwendigen finanziellen<br />

und Mitarbeiter-Ressourcen, um sich<br />

dezidiert darum zu kümmern – weder um<br />

die IT-Sicherheit noch um die Rolle des<br />

Mitarbeiters bei der Wahrung der Informationssicherheit.<br />

Wie viel Wert aber<br />

die Daten eines Unternehmens haben,<br />

mussten schon viele Schweizer Betriebe<br />

schmerzlich erfahren – gerade <strong>KMU</strong>, welche<br />

auf Portale, Webshops oder Online-<br />

Reservationen setzen, sind besonders <br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 95


IT-Sicherheit<br />

Die Bedrohungsszenarien werden komplexer.<br />

bedroht. Die Folgen sind dann gravierend:<br />

Hätten beispielsweise die Kunden<br />

eines Online-Versandhandels länger keinen<br />

Zugriff auf das Bestellsystem, dann<br />

entstünden dem Unternehmen beträchtliche<br />

finanzielle Einbussen und Imageschaden<br />

inklusive. Ein Schlüsselfaktor<br />

zur Sicherheit besteht darum darin, dass<br />

sich die <strong>KMU</strong> mit dem Wert ihrer Daten<br />

vermehrt auseinandersetzen und die<br />

Risiken gezielt analysieren, um so geeignete<br />

Massnahmen treffen zu können.<br />

Ein systematisches Vorgehen ist also<br />

vonnöten. Der Sicherheitsanbieter Info-<br />

Guard hat sich auf die Beratung von<br />

<strong>KMU</strong> im Bereich Informationssicherheit<br />

spezialisiert und begleitet sie bei einem<br />

systematischen Vorgehen. Dieses beinhaltet<br />

eine Identifikation der Sachwerte<br />

und Bewertung der Information. Was<br />

sind die Kunden- und Entwicklungsund<br />

Produktdaten wert; was würde<br />

nach deren Manipulation oder Entwendung<br />

geschehen? Dann die Ermittlung<br />

des Schutzbedarfs aufgrund des Werts<br />

für das Unternehmen und aufgrund gesetzlicher<br />

Anforderungen. Im Anschluss<br />

erfolgt eine Risikoanalyse, um festzustellen,<br />

gegen welche Bedrohungen<br />

sich das Unternehmen wirklich zur Wehr<br />

setzen muss. Und schliesslich sind die<br />

Planung und Konzeption eines umfassenden<br />

Sicherheitskonzepts und dessen<br />

Umsetzung angezeigt inklusive die<br />

notwendigen personellen und monetären<br />

Ressourcen. Sicherheit – egal ob<br />

wir es nun IT-Sicherheit, Informationssicherheit<br />

oder Cyber-Sicherheit nennen<br />

– muss in der Kultur eines Unternehmens<br />

etabliert werden. Alles andere<br />

ist eine reine Pflästerlipolitik und das<br />

Gegenteil von «sicher».<br />

Umberto Annino ist Senior Security<br />

Consultant der InfoGuard AG.<br />

www.infoguard.ch<br />

Umberto Annino<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 96


IT-Sicherheit<br />

Ein Leitfaden<br />

Sicherheit für WLANs in kleinen Unternehmen<br />

Neuer WLAN-Standard bringt mehr Qualität.<br />

von Sascha Pfeiffer<br />

WLANs sind aus der heutigen Geschäftswelt nicht mehr wegzudenken. Mitarbeiter verlassen sich voll und ganz auf<br />

ihren WLAN-Zugang, um rund um die Uhr Zugriff auf Geschäftsanwendungen zu haben. Kunden erwarten überall<br />

und jederzeit WLAN-Zugang für ihre mobilen Geräte – ob sie nun in einer Werkstatt auf die Reparatur ihres Autos<br />

warten, in einem Secondhandladen stöbern oder in einem Bistro zu Mittag essen. Das birgt aber auch Risiken.<br />

Leider haben unsere Recherchen<br />

ergeben, dass die WLANs kleiner<br />

und mittelständischer Unternehmen<br />

(<strong>KMU</strong>) oft alles andere als sicher<br />

sind. In einer Studie namens Project<br />

Warbike schickte Sophos einen Radfahrer<br />

mit einem Computer, GPS, zwei<br />

Dynamos und einigen Solarpanels auf<br />

die Strassen verschiedener Metropolen<br />

weltweit, um zu ermitteln, wie viele<br />

WLANs ungesichert sind. Von den<br />

knapp 107’000 WLANs, die im Rahmen<br />

der Studie erfasst wurden, waren 27 Prozent<br />

schlecht oder gar nicht gesichert.<br />

Die höchste Dichte schlecht gesicherter<br />

WLANs wurde bezeichnenderweise in<br />

Strassen gemessen, wo besonders viele<br />

Kleinunternehmen ansässig sind.<br />

Die Einrichtung von WLANs in <strong>KMU</strong> erscheint<br />

auf den ersten Blick einfach. So<br />

mancher mag denken, dass die Angelegenheit<br />

mit der Installation eines Access<br />

Points für Privatanwender schnell erledigt<br />

ist – schliesslich haben alle Mitarbeiter<br />

WLAN-Zugang. Wo also liegt das<br />

Problem? WLANs in Unternehmen sind<br />

viel komplizierter als private WLANs.<br />

Unternehmensnetzwerke müssen neben<br />

internen Mitarbeitern auch externen<br />

Mitarbeitern und Besuchern Zugriff<br />

gewähren – und jede dieser Gruppen<br />

benötigt eine andere Zugangsstufe. Zudem<br />

müssen Unternehmen Mitarbeitern<br />

ermöglichen, mit Privatgeräten auf das<br />

Unternehmens-WLAN zuzugreifen. Ohne<br />

geeignete Zugriffskontrollen hat jede<br />

beliebige Person Zugang zum Netzwerk<br />

und kann unter Umständen sensible<br />

Daten gefährden. <strong>KMU</strong> müssen in der<br />

Lage sein, ihre WLANs aktiv zu sichern<br />

und zu verwalten.<br />

Das Problem und die Risiken<br />

Wie im Rahmen von Project Warbike<br />

eindrucksvoll bewiesen, scheitern<br />

die meisten <strong>KMU</strong> selbst an den einfachsten<br />

Sicherheitsvorkehrungen für<br />

WLANs. Eine sichere Verschlüsselung<br />

ist schon lange die Methode der Wahl,<br />

um WLAN-Datenverkehr vor neugierigen<br />

Blicken Unbefugter abzuschirmen.<br />

Von den fast 40 Prozent WLANs mit<br />

schlechter oder unzureichender Verschlüsselung<br />

nutzte die Hälfte die mitt-<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 98


lerweile technisch überholte WEP-Verschlüsselung<br />

– eine Sicherung, die sich<br />

innerhalb von Sekunden knacken lässt.<br />

Die andere Hälfte war überhaupt nicht<br />

verschlüsselt. Auch den öffentlichen<br />

Netzwerk-Standardnamen (oder Service<br />

Set Identifier, SSID) zu ändern, gilt<br />

als bewährte Sicherheitsmethode für<br />

WLANs. Neun Prozent der im Rahmen<br />

von Project Warbike erfassten WLANs<br />

verwendeten jedoch Netzwerk-Standardnamen<br />

ohne jegliches Zufallselement,<br />

zwölf Prozent verwendeten den<br />

Standardnamen mit einem Zufallselement<br />

pro Gerät (zum Beispiel Standard<br />

165496). Von dieser Erfassung ausgenommen<br />

sind Standardnamen offensichtlich<br />

identifizierbarer, bewusst frei<br />

zugänglicher Hotspots (zum Beispiel<br />

von Hotels und Cafés).<br />

Herausforderungen bei der Verwaltung<br />

von WLANs bergen weitere Risiken für<br />

WLANs in <strong>KMU</strong>. Access Points für Privatanwender<br />

sind für Kleinunternehmen<br />

schlicht ungeeignet. Sie müssen<br />

einzeln eingerichtet werden und erfüllen<br />

Unternehmensanforderungen wie VPN<br />

(Virtual Private Network) meist nur im<br />

begrenzten Masse oder gar nicht. Unternehmen<br />

drohen ebenfalls Datenverluste,<br />

wenn sie keine Gastzugänge verwalten.<br />

Lösungen der Enterprise-Klasse<br />

sind wiederum oft zu ressourcenintensiv.<br />

Sie können die Finanzen und das<br />

Personal unnötig belasten. Ausserdem<br />

sind viele IT-Manager in kleineren Unternehmen<br />

Allround-Talente, die nicht<br />

unbedingt erfahren genug sind, um eine<br />

Wireless-Lösung der Enterprise-Klasse<br />

zu verwalten. Darüber hinaus müssen<br />

<strong>KMU</strong>-Verantwortliche stets auf dem<br />

Laufenden sein, was neue technologische<br />

Entwicklungen betrifft.<br />

Der neueste WLAN-Standard wurde<br />

im Januar 2014 zugelassen. 802.11ac<br />

unterstützt Single-Link- und Multi-<br />

Station-Optimierungen. Ein Durchsatz<br />

von mindestens 500 Megabit pro<br />

Sekunde (MBit/s) wird für Single-Link<br />

WLANs und mindestens ein Gigabit<br />

pro Sekunde für Multi-Station-WLANs<br />

er wartet. Durch diese Optimierungen<br />

werden ein gleichzeitiges Streaming<br />

von HD-Video auf mehreren Clients,<br />

eine schnelle Synchronisierung<br />

und ein Backup grosser Datendateien<br />

ermöglicht. 802.11ac-Access-Points<br />

und -Router verfügen zudem über eine<br />

USB-3.0-Schnittstelle.<br />

Fünf Merkpunkte für Sicherheit<br />

Die gute Nachricht ist, dass die Sicherung<br />

von WLANs nicht kompliziert sein<br />

muss. <strong>KMU</strong> können ihre Sicherheit ganz<br />

einfach um ein Vielfaches erhöhen, wenn<br />

sie die folgenden fünf Grundregeln beherzigen:<br />

1. Entscheiden Sie sich für eine<br />

WPA2-Verschlüsselung: Bei der Konfiguration<br />

des WLAN sollten Sie WPA2,<br />

den neuesten Sicherheitsalgorithmus,<br />

auswählen. Um ältere Sicherheitsoptionen<br />

wie WEP auszuhebeln, brauchen<br />

Angreifer lediglich ein Browser-Add-on<br />

oder eine mobile Anwendung.<br />

2. Erstellen Sie längere Passwörter<br />

mit Sonderzeichen: Angreifer können<br />

unsichere Passwörter mit der entsprechenden<br />

Software innerhalb von Sekunden<br />

knacken. Erstellen Sie Passwörter,<br />

die mehr als zehn Zeichen umfassen und<br />

Sonderzeichen, Ziffern sowie eine Kombination<br />

aus Gross- und Kleinbuchstaben<br />

beinhalten.<br />

3. Benennen Sie Standard-SSIDs<br />

um: Weil der SSID bei der WPA2-Verschlüsselung<br />

Teil des Passworts ist, geben<br />

Hacker häufige SSIDs ein, um Passwörter<br />

einfacher knacken zu können.<br />

4. Verwenden Sie im SSID-Namen<br />

keine Informationen über Ihr Unternehmen:<br />

Über SSIDs sollte nicht auf das<br />

Unternehmen oder den Standort geschlossen<br />

werden können. So erhalten<br />

Hacker auch nicht gleich den Eindruck,<br />

dass sie es bei Ihrem Netzwerk mit einem<br />

leichten Ziel zu tun haben.<br />

5. Begrenzen Sie die Funkreichweite:<br />

Moderne Access Points haben mehrere<br />

Antennen, damit Benutzer auch aus<br />

grösserer Distanz Netzwerkzugriff erhalten.<br />

Eine grössere Reichweite birgt<br />

jedoch auch eine erhöhte Gefahr, dass<br />

jemand das Signal abfangen und das<br />

Netzwerk kompromittieren könnte.<br />

IT-Sicherheit<br />

Zugriff mit Werkzeugen<br />

Neben diesen grundlegenden Sicherheitsvorkehrungen<br />

für WLANs müssen<br />

<strong>KMU</strong>-Verantwortliche spezifische Sicherheitsmassnahmen<br />

für Unternehmen<br />

treffen, zum Beispiel die Einrichtung<br />

eines kontrollierten Gastzugriffs.<br />

Häufig erhalten Kunden, externe Mitarbeiter<br />

und Besucher IDs und Passwörter,<br />

mit denen sie dauerhaft Zugriff auf<br />

interne Netzwerke haben. Es gibt immer<br />

wieder Geschichten über externe<br />

Mitarbeiter, deren Passwörter noch wochen-<br />

oder monatelang gültig waren, obwohl<br />

sie längst für eine andere Firma<br />

arbeiteten. Der Zugriff sollte zeitlich und<br />

auf bestimmte Bereiche des Netzwerks<br />

beschränkt werden. <strong>KMU</strong>-Verantwortliche<br />

müssen zudem die Verwaltung<br />

mehrerer Access Points in ihren Hauptniederlassungen<br />

vereinfachen. Die Bereitstellung<br />

und Verwaltung von Wireless<br />

Access Points kann sehr zeitintensiv<br />

sein. Komplizierte Verwaltungsaufgaben<br />

lassen die Personalkosten ansteigen<br />

und erhöhen die Wahrscheinlichkeit für<br />

versehentliche Fehlkonfigurationen, die<br />

Sicherheitslücken verursachen können.<br />

Gleichzeitig müssen die Unternehmen<br />

eine Strategie zur Verwaltung von Access<br />

Points in Aussenstellen erarbeiten.<br />

Remotebüros und Aussenstellen technisch<br />

zu unterstützen kann alles andere<br />

als einfach sein. Ständige Geschäftsreisen<br />

sind selten realisierbar, und es ist<br />

schwierig, das Personal vor Ort entsprechend<br />

anzuweisen, insbesondere wenn<br />

keine speziell geschulten IT-Mitarbeiter<br />

vorhanden sind. Daher benötigen Administratoren<br />

Werkzeuge, mit denen sie<br />

externe Access Points über eine zentrale<br />

Konsole bereitstellen, kontrollieren und<br />

aktualisieren können.<br />

WLAN-Datenverkehr sollte in die Netzwerksicherheits-Infastruktur<br />

eingebunden<br />

werden. Immer mehr Cyberkriminelle<br />

greifen gezielt WLAN-Datenverkehr an,<br />

um auf diesem Weg in Unternehmens-<br />

WLANs zu gelangen. Um zu verhindern,<br />

dass WLAN-Datenverkehr zum Einfallstor<br />

für Bedrohungen wird, sollten die <strong>KMU</strong>-<br />

Verantwortlichen sicherstellen, dass der<br />

drahtlose Datenverkehr die gesamte Network-Security-Struktur<br />

durchläuft und<br />

somit auf Malware gescannt werden<br />

kann. So können auch unbefugte Prozesse<br />

zum Auskundschaften des Netzwerks<br />

und Angriffe erkannt werden.<br />

ist Principal Security Consultant<br />

bei Sophos.<br />

www.sophos.com<br />

Sascha Pfeiffer<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 99


IT-Sicherheit<br />

Daten und Geschäfte kommen in Fahrt<br />

Colocation bringt das Business weiter<br />

Outsourcing hilft neue Geschäftsfelder zu entdecken.<br />

von Peter Moebius<br />

Geschäftsmodelle befinden sich in einem stärkeren Wandel als je: Um laufend profitabler, effizienter, schneller zu<br />

werden, stützen sich Unternehmen auf eine exponentiell wachsende Menge von Daten und deren Analyse. Damit wird<br />

für jedes Unternehmen die Datenverarbeitung zum zentralen Dreh- und Angelpunkt seines Geschäftserfolgs – jedes<br />

Unternehmen wird praktisch zu einem IT-Unternehmen. Manager können mit der Wahl des IT-Standorts zu diesem<br />

Geschäftserfolg beitragen – dies ist eine der Erkenntnisse einer veröffentlichten Studie von IDG Connect, dem grössten<br />

Technologie-Medienunternehmen der Welt.<br />

Der Wandel in den Unternehmen<br />

geschieht rapide, die globalen<br />

Herausforderungen lassen keine<br />

Atempause zu. Treiber der schnellen<br />

Veränderungen sind neben der Marktkonkurrenz<br />

auch Sicherheitsaspekte<br />

und staatliche Regulative. Social Networking,<br />

der zunehmende Gebrauch von<br />

Mobilgeräten und etwa das «Internet der<br />

Dinge» sorgen im Weiteren dafür, dass<br />

die Spannung nicht abnimmt. In all diesen<br />

Entwicklungen stecken nicht nur<br />

Aufwand und Risiken, sondern auch unzählige<br />

Möglichkeiten für neue Ertragsquellen.<br />

Je besser ein Unternehmen<br />

sein Datenmanagement im Griff hat,<br />

desto stärker wird es von diesen neuen<br />

Geschäftsmöglichkeiten profitieren können.<br />

Und je besser es sich mit anderen<br />

Unternehmen vernetzt, die ihm dabei<br />

helfen, eine Position aufzubauen oder<br />

zu stärken, desto positiver sind seine<br />

Zukunftsaussichten.<br />

Intern versus extern –<br />

eigentlich keine Frage mehr<br />

Wie soll ein Unternehmen angesichts<br />

dieser Aufgaben nun seine IT-Infrastruktur<br />

organisieren? Grundsätzlich<br />

stehen zwei Wege zur Verfügung: eine<br />

interne Lösung oder ein Outsourcing.<br />

Wobei komplett abgekapselte Inhouse-<br />

Lösungen kaum zu realisieren sind, denn<br />

um beispielsweise von effizienten Verkaufstools<br />

oder anderer Software as<br />

a Service profitieren zu können, sind<br />

Unternehmen ohnehin auf externe Provider<br />

und Cloud-Lösungen angewiesen.<br />

Mittelfristig wird also eine geschickte<br />

Kombination externer und interner<br />

Lösungen zur Regel – wir sprechen von<br />

Co-Sourcing- oder Hybrid-Lösungen.<br />

Die IDG-Connect-Umfrage unter IT-<br />

Verantwortlichen zeigt, dass europaweit<br />

im Jahr 2014 bereits rund 45 Prozent<br />

eine solche Hybrid-Lösung eingesetzt<br />

haben. Diese Zahl ist ein klarer Indikator<br />

für einen sich im Wandel befindenden<br />

Markt. Und sie ist auch ein Hinweis auf<br />

«Altlasten». Denn auf Lösungen, die<br />

praktisch vollumfänglich auf die Cloud<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 100


setzen, haben vorerst insbesondere jene<br />

(jungen) Firmen Appetit, die keine umfangreiche<br />

IT-Vergangenheit in Form von<br />

Servern, Anwendungen und Netzwerken<br />

aufweisen. Doch auch Unternehmen, die<br />

jahrelang eigene Infrastrukturen aufgebaut<br />

haben, beginnen sich von der Philosophie<br />

zu lösen, alles selber bewältigen<br />

zu wollen. Und zwar relativ rasch: Schon<br />

2016 werden sich laut Studie nicht nur<br />

knapp die Hälfte aller Unternehmen,<br />

sondern ganze 80 Prozent für den hybriden<br />

Ansatz entscheiden.<br />

Das Beste aus zwei Welten<br />

Die hybride IT, die immerhin noch einiges<br />

an interner Kapazität verlangt, stellt<br />

für die meisten Unternehmen die bevorzugte<br />

Lösung dar. Doch auch dieser Zustand<br />

wird sich wohl ändern. Denn im<br />

Cloud-Zeitalter stellen Unternehmen<br />

immer öfter fest, dass es sich kaum<br />

mehr lohnt, eine eigene Rechenzentrums-Infrastruktur<br />

aufrechtzuerhalten.<br />

Einige Gründe dafür sind offensichtlich:<br />

hoher Kapitalbedarf, Raumknappheit,<br />

steigende Energiekosten (weil veraltete<br />

Infrastruktur in der Regel einen höheren<br />

Energiebedarf hat) sowie spezifische<br />

Zertifizierungen. Viele Unternehmen haben<br />

zudem erkannt, dass ihre internen<br />

Rechenzentren Überkapazitäten aufweisen,<br />

seitdem sie Teile der Unternehmens-IT<br />

in die Cloud ausgelagert haben.<br />

Ein eigenes Rechenzentrum lässt sich<br />

eben – im Gegensatz zur mitbenutzten<br />

Fläche in einem Colocation Data Center –<br />

nicht flexibel verändern. 56 Prozent der<br />

IT-Verantwortlichen reagieren darauf mit<br />

dem Versuch, das eigene Rechenzentrum<br />

zu redimensionieren. Der Rest hat<br />

erkannt, dass es besser ist, eigene Infrastruktur<br />

zu schliessen und auch geschäftskritische<br />

Anwendungen ausser<br />

Haus zu verlegen. Jahr für Jahr entscheiden<br />

sich mehr IT-Verantwortliche, ihre IT<br />

komplett in ein externes Rechenzentrum<br />

auszulagern. Und dort treffen sie, neben<br />

einer grossen Auswahl an breitbandigen<br />

Anschlüssen in die weite Welt, auch auf<br />

einen weiteren Vorteil des Outsourcing:<br />

auf eine Cloud Community, die ihnen<br />

hilft, neue Geschäftsfelder zu entdecken<br />

und zu entwickeln.<br />

Das Colocation<br />

Data Center als Marktplatz<br />

Ein Colocation-Rechenzentrum bietet<br />

Mehrwert, wenn es nicht einfach nur<br />

Infrastruktur zur Verfügung stellt. Ein<br />

modernes Rechenzentrum wird zum echten<br />

Partner der Unternehmen, die sich<br />

dort einmieten – es wird zum «Enabler»,<br />

indem es einen realen Marktplatz für<br />

Unternehmen schafft. Ein Rechenzentrum<br />

bringt Menschen zusammen, die<br />

gemeinsam an einem Strick ziehen (oder<br />

ziehen könnten) – dies aber noch gar<br />

nicht wissen. Wie seit dem mittelalterlichen<br />

Markt rund um den Kirchturm<br />

ist die Kommunikation von Mensch zu<br />

Mensch noch immer die effizienteste<br />

Form, jegliche Art von Business voranzutreiben.<br />

So bietet das Interxion-<br />

IT-Sicherheit<br />

Rechenzentrum in Glattbrugg mit seinem<br />

«Marketplace» eine Plattform, die<br />

nicht nur dem Austausch von Visitenkarten<br />

dient: Hier treffen sich an Branchenmeetings<br />

Entscheidungsträger, die<br />

voneinander profitieren und miteinander<br />

wachsen können. Hier erhalten sie auf<br />

einen Schlag den Zugang zu einer Vielzahl<br />

von Service- und Cloud-Providern,<br />

mit denen sie ihr eigenes Geschäft weiterbringen<br />

können. Und weil sich alle<br />

im selben Zentrum befinden, kann man<br />

sich schnell untereinander verbinden –<br />

via Cross Connects mit tiefen Latenzzeiten,<br />

was einerseits die Geschwindigkeit<br />

erhöht, anderseits die Kosten senkt. So<br />

wird das Colocation-Rechenzentrum zu<br />

einem eigentlichen Business-Turbo.<br />

Die Studie von IDG Connect gibt es als<br />

Download unter:<br />

http://www.interxion.com/ch/branchen/<br />

unternehmen/der-aufstieg-der-hybrid-it/.<br />

Peter Moebius<br />

ist Managing Director der<br />

Interxion Schweiz AG.<br />

www.interxion.com / ch<br />

Den Business-Turbo anwerfen.<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 101


Rubrik<br />

Den richtigen Schirm nutzen<br />

Passende Sicherheitsstrategien<br />

Interview mit Holger Suhl von Georg Lutz<br />

Die digitale Transformation der Wirtschaft ist in vollem Gange. Gleichzeitig erfordern die immer komplexer werdende<br />

Cyberbedrohungslandschaft sowie die zunehmende Vernetzung spezifische und branchenfokussierte IT-<br />

Sicherheitskonzepte und -Lösungen. Kaspersky Lab diskutiert im folgenden Interview und Beitrag die derzeitigen<br />

Herausforderungen, mit denen die Branchen Industrie und Banken konfrontiert werden.<br />

Was sind die grössten sicherheitsrelevanten<br />

Herausforderungen, denen<br />

mittelständische Unternehmen aktuell<br />

ausgesetzt sind?<br />

«Die eingesetzte<br />

Sicherheits-Software<br />

muss zum<br />

Unternehmen<br />

passen.»<br />

Grundsätzlich gilt: Kein Unternehmen<br />

ist zu klein, um nicht von Cyberkriminellen<br />

angegriffen zu werden. Im Gegenteil:<br />

Betrüger werden oft gerade dort<br />

aktiv, wo wenig Widerstand vermutet<br />

wird. Daher gilt es, das geistige Eigentum<br />

einer Firma sowie sensible Kundendaten<br />

adäquat vor Cyberbedrohungen<br />

zu schützen. Laut einer Kaspersky-<br />

Umfrage liegen die durchschnittlichen<br />

Folgekosten einer gezielten Cyberattacke<br />

bei 360’000 Euro für grosse und<br />

41’000 Euro für mittelständische Unternehmen.<br />

Nicht mitgezählt ist hier der<br />

entstandene Imageschaden. Eine weitere<br />

Herausforderung für den Mittelstand:<br />

je kleiner ein Unternehmen, desto<br />

weniger gehört IT-Sicherheit zur Kernkompetenz,<br />

weil sich die Unternehmer<br />

auf originäre Belange ihres Geschäfts<br />

konzentrieren müssen. Vor allem Kleinunternehmer,<br />

die ihren Vertrieb über<br />

das Internet abwickeln, sollten vorsichtig<br />

sein. Cyberkriminelle haben nämlich<br />

grosses Interesse an sensiblen Kundendaten<br />

wie Namen, Adressen oder Kreditkartennummern<br />

sowie an den Bankdaten<br />

des Unternehmens.<br />

Welche Schutzmassnahmen empfehlen<br />

Sie?<br />

Wir empfehlen einen IT-Schutz, der<br />

professionell, aber leicht zu installieren,<br />

konfigurieren und aktualisieren ist. Nur<br />

so können sich Unternehmen auf ihre<br />

eigenen Stärken besinnen und ihr Geschäft<br />

erfolgreich führen. Unsere neue<br />

Version von Kaspersky Small Office<br />

Security 1) ist genau so eine Lösung: Sie<br />

bietet eine Technologie auf Unternehmensniveau,<br />

wurde jedoch auf die speziellen<br />

Anforderungen von kleinen Firmen<br />

zugeschnitten. Neben ausgezeichnetem<br />

Anti-Malware- und Online-Finanzschutz<br />

profitieren Unternehmen von den ein-<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 102


fach und ohne grosse IT-Kenntnisse zu<br />

bedienenden Funktionen wie zentrale<br />

Verwaltung, Verschlüsselung, Backupsowie<br />

Passwort-Management.<br />

Bis zu welcher Unternehmensgrösse<br />

ist diese Lösung einsetzbar?<br />

Unternehmen mit bis zu 25 Mitarbeitern<br />

sind die Kernzielgruppe. Bei grösseren<br />

Unternehmen empfehlen wir unser<br />

Flaggschiffprodukt Kaspersky Endpoint<br />

Security for Business 2) . Hierbei handelt<br />

es sich um eine modular aufgebaute und<br />

für jede Firmengrösse skalierbare IT-<br />

Sicherheitslösung, die neben den oben<br />

aufgeführten Funktionen auch noch beispielsweise<br />

Mobile Device Management<br />

(MDM), Systems Management oder Verschlüsselung<br />

bietet. Allerdings sind hier<br />

schon mehr IT-Kenntnisse gefragt, was<br />

aber auch von einem EDV-Berater geleistet<br />

werden kann.<br />

Können Sie neben dem Einsatz von<br />

IT-Sicherheits-Software dem Mittelstand<br />

weitere Security-Tipps an die<br />

Hand geben?<br />

die Zugangsdaten der Nutzer gestohlen<br />

und öffentlich gemacht. Ein gefundenes<br />

Fressen für Angreifer, die es auf<br />

Unternehmensressourcen abgesehen<br />

haben. Denn die meisten Menschen nutzen<br />

für alle Zugänge nur eine Handvoll<br />

Passwörter. So ist die Chance gross, erfolgreich<br />

in ein Unternehmensnetzwerk<br />

einzudringen. Daher sollte man ein professionelles<br />

Passwortmanagement einführen<br />

– was mittlerweile komplett über<br />

eine Software gelöst werden kann.<br />

Auf was muss man bei Social-Media-<br />

Kanälen wie Facebook oder Twitter in<br />

Sachen IT-Sicherheit Acht geben?<br />

IT-Sicherheit<br />

brauchen. Mittels sogenanntem Spear-<br />

Phishing sollen Mitarbeiter in Firmen<br />

über massgeschneiderte E-Mails dazu<br />

gebracht werden, auf einen infizierten<br />

Link oder Anhang zu klicken. Fällt der<br />

Mitarbeiter auf diesen Trick herein, hat<br />

der Cyberkriminelle direkten Zugang ins<br />

Unternehmensnetz. Jeder Unternehmer<br />

oder Arbeitnehmer sollte genau aufpassen,<br />

welche Informationen er auf Sozialen<br />

Netzwerken veröffentlicht.<br />

Wenn wir uns die aktuelle IT-Bedrohungslage<br />

ansehen: Vor welchen<br />

Gefahren muss sich der Mittelstand<br />

aktuell und in Zukunft einrichten?<br />

Unsere Experten sehen pro Tag 325’000<br />

neue Schädlinge. Zudem steigt die Anzahl<br />

an mobilen Schadprogrammen<br />

stetig. Heisst: Eine Grundabsicherung,<br />

und zwar aller Geräte, ist heutzutage ein<br />

absolutes Muss und gehört zum Basisschutz<br />

einer jeden Firma. Zudem sehen<br />

wir, dass Cyberattacken auf Unternehmen<br />

immer zielgerichteter werden, wovon<br />

auch mittelständische Unternehmen<br />

betroffen sind. In zweierlei Hinsicht:<br />

Kundendaten und geistiges Eigentum<br />

sind für die Konkurrenz – vor allem im<br />

Ausland – interessant. Gleichzeitig hat<br />

sich ein Trend etabliert, bei dem Cyberkriminelle,<br />

die ein grosses Unternehmen<br />

Die eingesetzte Sicherheits-Software<br />

muss zum Unternehmen passen. Kleine<br />

Unternehmen benötigen einen auf ihre<br />

Anforderungen zugeschnittenen Schutz.<br />

Die Software muss grundsätzlich bezahlbar<br />

bleiben, umfassenden Schutz<br />

liefern, aber auch intuitiv bedienbar sein,<br />

damit sie am Ende nicht mehr Probleme<br />

als Lösungen liefert. Man sollte immer<br />

auch an den Schutz der eingesetzten<br />

Server, Macs und mobilen Geräte denken.<br />

Zudem runden Mitarbeiterschulungen<br />

und richtiges Informationsmanagement<br />

die IT-Sicherheitsaktivitäten ab.<br />

Schulungen für alle Mitarbeiter verringern<br />

das Risiko einer Infizierung durch<br />

Schadsoftware sehr stark. Zudem hilft<br />

das korrekte Informationsmanagement<br />

dabei, Daten je nach Grad ihrer Sensibilität<br />

richtig zu speichern und zu verwalten.<br />

Die Einsatzzentrale bei Kaspersky im Echtzeiteinsatz.<br />

Wie sieht es mit im Unternehmen geschützten<br />

Passwörtern aus?<br />

Um kritische Unternehmensdaten zu<br />

schützen, sind sichere, starke Passwörter<br />

ein Muss. Besonders wichtig ist es,<br />

für jeden Zugang ein eigenes Passwort<br />

zu verwenden. Denn regelmässig werden<br />

Online-Plattformen oder Webseiten<br />

von Cyberkriminellen kompromittiert,<br />

Aus IT-Sicherheitsperspektive bieten<br />

Soziale Netzwerke vor allem einen riesigen<br />

Fundus an Informationen über ein<br />

Unternehmen und deren Mitarbeiter. Die<br />

Folge: Cyberkriminelle können die im<br />

Web verfügbaren Daten für zielgerichtete<br />

Angriffe auf Unternehmen miss-<br />

im Visier haben, die Zulieferkette des<br />

anvisierten Unternehmens attackieren;<br />

also im ersten Schritt ein kleines, weniger<br />

gut geschützes Unternehmen mit<br />

einem Schädling zu infiltrieren, um dann<br />

im zweiten Schritt diesen in das Netzwerk<br />

des eigentlichen Zielobjekts platzieren<br />

zu können. Unternehmen, die<br />

einen Online-Shop betreiben, sollten <br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 103


Rubrik<br />

Die Maske des Angriffs hat meist eine sympathische Seite.<br />

sich zudem vor DDoS-Angriffen (Distributed<br />

Denial of Service) in Acht nehmen.<br />

Dabei werden Server mit so vielen unsinnigen<br />

Anfragen konfrontiert, bis diese<br />

zusammenbrechen. So konnte das sogenannte<br />

«Miner-Botnetz» vor einiger Zeit<br />

die Webseiten von Pizza-Lieferdiensten<br />

ausser Gefecht setzen – eine Attacke, die<br />

sich für solche Unternehmen existenzbedrohend<br />

auswirken kann.<br />

Wenn die Angriffe immer zielgerichteter<br />

werdern, wie werden dann die<br />

Sicherheitsmassnahmen aussehen?<br />

Individuelle, auf die Anforderungen von<br />

Kunden und Branchen zugeschnittene<br />

Lösungen sowie Sicherheitsservices ergänzen<br />

das klassische Endpoint-Produktportfolio.<br />

So bieten wir bereits die<br />

folgenden Security Intelligence Services<br />

an: Cybersecurity-Trainings, Cybersecurity-Reports,<br />

Botnetz-Tracking<br />

und individuell erstellte Data Feeds. Für<br />

Unternehmen und Organisationen sind<br />

heute aufgrund der verschärften Bedrohungslage<br />

komplexe Sicherheitskonzepte<br />

erforderlich, die durch die<br />

Services und Lösungen von Kaspersky<br />

Lab gewährleistet werden. IT-Sicherheit<br />

kann sich so als entscheidender Eckpfeiler<br />

des digitalen Wandels, den die<br />

Wirtschaft auch in der Schweiz derzeit<br />

erlebt, etablieren.<br />

Anmerkung<br />

1)<br />

http://www.kaspersky.com/de/small-office-security<br />

2)<br />

http://www.kaspersky.com/de/business-security<br />

Die Zeiten<br />

ändern sich<br />

Cybersecurity in der Praxis<br />

von Holger Suhl<br />

Die digitale Transformation der Wirtschaft<br />

ist in vollem Gange. Gleich zeitig<br />

erfordern die immer komplexer<br />

werdende Cyberbedrohungslandschaft<br />

sowie die zunehmende Vernetzung<br />

spezifische und branchenfokussierte<br />

IT-Sicherheitskonzepte und -Lösungen.<br />

Kaspersky Lab diskutiert im<br />

folgenden Interview und Beitrag die<br />

derzeitigen Herausforderungen, mit<br />

denen die Branchen Industrie und<br />

Banken konfrontiert werden.<br />

Wie zielgerichtet Cyberkriminelle im<br />

Bankenbereich vorgehen, zeigt ein Fall,<br />

bei dem im vergangenen Jahr die Experten<br />

von Kaspersky Lab zu Rate gezogen<br />

wurden, weil eine russische Bank einen<br />

Einbruch in ihr Online-Bezahlsystem zu<br />

beklagen hatte. Der geplante Überfall<br />

hatte System: Cyberkriminelle attackierten<br />

die Buchhaltung über Social-Engineering-Tricks<br />

(also die Überlistung von<br />

Mitarbeitern), installierten ein Schadprogramm<br />

für die anvisierte Banken-Software<br />

und stahlen ein Passwort über ein<br />

Keylogger-Programm. Der Banküberfall<br />

flog jedoch auf, weil der Buchhalter auf<br />

seinem Computer eine Banken-Software<br />

zum Erstellen und Versenden von Zahlungsanweisungen<br />

nutzte und im Aktivitätsprotokoll<br />

dieser Software zwei verdächtige<br />

Überweisungen verzeichnet<br />

waren, die beide an ein und dieselbe Adresse<br />

gingen. Die erste Zahlung in Höhe<br />

von ungefähr 6 000 Euro wurde bereits<br />

erfolgreich durchgeführt, die zweite in<br />

Höhe von mehr als 60’000 Euro weckte<br />

allerdings das Misstrauen der Bankangestellten<br />

1) . Es handelt sich hierbei um<br />

einen klassischen Cyberangriff, der darauf<br />

abzielt, die Schwachstelle Mensch,<br />

also den Mitarbeiter, auszunutzen.<br />

Doch was kann man aus Sicht der Bank<br />

tun, um einen solchen Fall zu vermeiden?<br />

Grundsätzlich müssen alle Mitarbeiter, die<br />

Kenntnis über wichtige Unternehmensdaten<br />

haben und mit Finanzinstitutionen<br />

in Verbindung stehen, über die Grundlagen<br />

der IT-Sicherheit aufgeklärt sein. Im<br />

Unternehmen sollten Sicherheitsregeln<br />

gelten, die das Risiko einer Infektion des<br />

Unternehmensnetzwerks infolge einer<br />

Fahrlässigkeit der Mitarbeiter auf ein Minimum<br />

reduzieren. Im Idealfall sollten die<br />

Computer, die für Finanztransaktionen in<br />

Online-Bezahlsystemen verwendet werden,<br />

im Modus «Default Deny» laufen, und<br />

zwar mit eingeschränktem Internetzugriff<br />

und dem Verbot zum Start von Drittanbieter-Software,<br />

die nicht auf Whitelists<br />

verzeichnet ist.<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 104


IT-Sicherheit<br />

Kaspersky Lab bietet zudem eine spezielle<br />

IT-Sicherheitslösung für Banken,<br />

Finanz- und E-Commerce-Dienstleister<br />

zum sicheren Abwickeln von Finanztransaktionen<br />

an. Mit Kaspersky Fraud<br />

Prevention 2) werden Komponenten der<br />

IT-Sicherheit sowohl innerhalb der IT-<br />

Infrastruktur des Anbieters als auch auf<br />

den Geräten der Kunden installiert – auf<br />

Computern, Laptops, Smartphones oder<br />

Tablets, die mit unterschiedlichen Betriebssystemen<br />

arbeiten. Zudem beinhaltet<br />

die Lösung Werkzeuge, mit denen<br />

sichere, mobile Apps entwickelt werden<br />

können. Ergänzt wird das Ganze mit<br />

Dienstleistungen, bei denen Informationen<br />

über aktuelle Cybergefahren und<br />

Wege, diese zu bekämpfen, kundenspezifisch<br />

aufbereitet werden.<br />

Industrie 4.0: = Hacking 4.0?<br />

Industrie 4.0 und das Internet der Dinge<br />

bieten Unternehmen ungeahnte Möglichkeiten,<br />

aber auch Herausforderungen.<br />

Denn: Sobald ein System mit dem<br />

Internet verbunden ist, müssen IT-<br />

Schwachstellen berücksichtigt werden.<br />

Industriespionage, Datenabfluss sowie<br />

Sabotage von Produktionsanlagen gilt<br />

es zu verhindern. Kaspersky Lab zeigt<br />

potenzielle Gefahrenquellen und Gegenmassnahmen.<br />

APTs und Spear Phishing<br />

Advanced Persistent Threats (APTs) sind<br />

komplexe und zielgerichtete Angriffe auf<br />

kritische IT-Infrastrukturen und vertrauliche<br />

Daten von Unternehmen oder Organisationen.<br />

Bei APTs wird meist die<br />

Schwachstelle Mensch ausgenutzt. Das<br />

Ziel: Ein Mitarbeiter soll dazu gebracht<br />

werden, einen mit Schadcode präparierten<br />

E-Mail-Anhang zu öffnen. Diese Angriffsart<br />

nennt sich Spear Phishing. Da<br />

beim Spear Phishing die Psyche von Mitarbeitern<br />

ausgenutzt werden soll, sind<br />

Mitarbeiterschulungen eine geeignete<br />

Gegenmassnahme. Wichtig dabei: Es<br />

müssen reale Praxisbeispiele und für<br />

den Ernstfall die richtigen Ansprechpartner<br />

aufgezeigt werden. Zudem soll<br />

Mitarbeitern die Angst genommen werden,<br />

solche Fälle zu melden. Im Ernstfall<br />

sollten alle Mitarbeiter wissen, was<br />

zu tun ist.<br />

Mobile Schädlinge<br />

Immer mehr mobile Schadprogramme<br />

zielen auf Android- und gejailbreakte<br />

iOS-Geräte ab. Gleichzeitig verstärken<br />

Trends wie die grundlegende Mobilisierung<br />

der IT sowie Bring-your-own-<br />

Device (BYOD) die Nutzung von Smartphones<br />

und Tablets in Unternehmen.<br />

Die Gefahr, dass Geräte mit darauf<br />

gespeicherten sensiblen Daten verloren<br />

gehen oder gestohlen werden, steigt.<br />

Alle im Unternehmensnetzwerk genutzten<br />

mobilen Komponenten müssen<br />

adäquat geschützt werden – durch IT-<br />

Sicherheitslösungen für mobile Geräte<br />

und Mobile-Device-Management-<br />

Lösungen (MDM) zur einfachen zentralen<br />

Verwaltung für den IT-Administrator.<br />

Wirtschaftsspionage<br />

über Hotel-Netzwerke<br />

Im vergangenen Jahr wurden bei der<br />

Darkhotel-Kampagne Manager über<br />

Hotel-WLANs gezielt ausspioniert 3) .<br />

Die Angreifer schlichen sich über gefälschte<br />

Updates auf die Zielrechner ein.<br />

Der Klassiker: Ein Software-Update wird<br />

angeboten. Anstelle von mehr Sicherheit<br />

durch den Patch wurden die anvisierten<br />

Systeme mit einem Schädling<br />

kompromittiert. Netzwerke ausserhalb<br />

der Firma sollten als nicht vertrauenswürdig<br />

eingestuft werden. Zudem sollte<br />

man keine Updates installieren, bis wieder<br />

ein vertrauenswürdiges Netzwerk in<br />

Reichweite ist.<br />

Exploits<br />

Hier werden Programmschwachstellen<br />

ausgenutzt, um dadurch Schädlinge auf<br />

Rechnern zu platzieren. Dies kann zielgerichtet<br />

oder per Zufall geschehen. Die<br />

Konsequenzen sind real: Laut einer Kaspersky-Umfrage<br />

führen IT-Sicherheitsmängel<br />

wie Software-Schwachstellen<br />

bei jedem fünften Industrieunternehmen<br />

zum Verlust von geistigem Eigentum.<br />

Professionelle Patch-Management-<br />

Lösungen helfen Unternehmen dabei,<br />

mögliche Software-Lücken frühzeitig<br />

und automatisiert zu schliessen.<br />

Attacken auf kritische Infrastruktur<br />

Entsprechend eines BSI-Berichts von<br />

Ende 2014 wurde ein deutsches Stahlwerk<br />

gehackt 4) . Steuerelemente fielen<br />

aus, ein Stahlofen liess sich nicht mehr<br />

herunterfahren. Grundsätzlich können<br />

kritische Systeme gehackt werden – im<br />

industriellen Umfeld der denkbar ungünstigste<br />

Fall. Kritische Infrastruktursysteme<br />

wie Kraftwerke, Produktionsanlagen<br />

oder Verkehrseinrichtungen<br />

erfordern besonderen Schutz. Die Plattform<br />

Kaspersky Security System 5) ist in<br />

das Echtzeitbetriebssystem Pike OS von<br />

Sysgo eingebettet und bietet speziellen<br />

Schutz für Systeme, die erweiterte Sicherheit<br />

erfordern wie beispielsweise<br />

intelligente Stromnetze (Smart Grids),<br />

das Internet der Dinge oder kritische Infrastruktursysteme.<br />

Das Internet der (gefährlichen) Dinge<br />

Die zunehmende Vernetzung von Dingen<br />

ermöglicht eine immer grössere Angriffsfläche<br />

für Cyberkriminelle. Unternehmen<br />

sollten daher immer den Ansatz<br />

«Security by Design» berücksichtigen.<br />

Das heisst: Bei jeder Komponente, die<br />

mit dem Internet verbunden wird, sollte<br />

von Beginn an die IT-Sicherheit gedacht<br />

und entsprechende Vorkehrungen wie<br />

Netzwerksegmentierung vorgenommen<br />

werden.<br />

Anmerkung<br />

1)<br />

http://www.viruslist.com/de/analysis?pubid=200883866<br />

2)<br />

http://www.kaspersky.com/de/business-security/fraudprevention<br />

3)<br />

http://newsroom.kaspersky.eu/de/texte/detail/article/darkhotel-kaspersky-lab-warnt-vor-spionageangriff-auf-geschaeftsreisende/<br />

4)<br />

https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Publikationen/Lageberichte/Lagebericht2014.pdf?__blob=publicationFile<br />

5)<br />

http://www.kaspersky.com/industrial-security-cip<br />

verantwortet seit Mai 2013 als General<br />

Manager DACH bei Kaspersky Lab<br />

die Geschäfte im Heimanwender- und<br />

Unternehmensbereich für Deutschland,<br />

Österreich und die Schweiz.<br />

www.kaspersky.com<br />

Holger Suhl<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 105


IT-Sicherheit<br />

Security-Audit<br />

Sicherheit strategisch aufgleisen<br />

von Andreas Wisler<br />

Fast täglich liest und hört man von Angriffen auf Firmen und Regierungen. Auch der Datendiebstahl bei kleinen<br />

und mittleren Unternehmen nimmt stetig zu. Gemäss aktuellem Report von Symantec sind es bereits 50 Prozent aller<br />

Angriffe, die auf <strong>KMU</strong>-Betriebe zielen. Eine einzige Schwachstelle kann genügen, und die eigenen Daten sind in den<br />

falschen Händen. Es gibt aber Gegenstrategien, dem frühzeitig zu begegnen.<br />

Ein Ausfall oder gar Datenverlust<br />

hat gravierende Folgen für die<br />

gesamte Firma. Maschinen und<br />

Menschen sind auf die ständig verfügbaren<br />

Informationen angewiesen. Daher<br />

gilt es, die IT-Umgebung zu schützen,<br />

sei dies vor Ausfällen, Datenmanipulation<br />

oder Fehlhandlungen.<br />

Ein Security-Audit soll dabei aufzeigen,<br />

wie es um die eigene IT-Sicherheit<br />

steht. Dabei genügt es nicht, nur die<br />

technischen Mittel einer Firma zu prüfen.<br />

Wichtig sind auch die Organisation und<br />

das technische sowie sicherheitsrelevante<br />

Wissen in einer Firma.<br />

Die Anforderungen an ein Security-<br />

Audit umfassen einige Merkpunkte:<br />

Wiederholbarkeit gewährleisten<br />

Ein IT-Security-Audit sollte keine einmalige<br />

Angelegenheit sein. Die IT-<br />

Umgebungen ändern sich heutzutage<br />

fast täglich. Was heute aktuell ist, ist in<br />

einigen Wochen bereits wieder veraltet.<br />

Firmen wachsen, stellen andere Anforderungen<br />

an Hardware und Software.<br />

Ein Security-Audit sollte daher spätestens<br />

nach grösseren Veränderungen<br />

in der Organisation oder der Technik<br />

wiederholt werden. Dabei sollten nicht<br />

nur die veränderten oder neu entstandenen<br />

Bereiche angeschaut werden.<br />

Meistens haben diese Veränderungen<br />

auch Auswirkungen auf andere Bereiche.<br />

Welche Konsequenzen haben diese?<br />

Wurden durch diese Veränderungen neue<br />

Schwachstellen geöffnet? Welche Änderungen<br />

sind an die Organisation gerichtet<br />

(zum Beispiel Notfallplanung, IT-Strategie/<br />

IT-Konzepte)? Dies sind nur einige<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 106


IT-Sicherheit<br />

Fragen, die geklärt werden müssen. Das<br />

Security-Audit sollte dabei so durchgeführt<br />

werden, dass es nachvollziehbar ist.<br />

Objektiv und neutral<br />

Wichtig bei einem Security-Audit ist die<br />

Objektivität. Egal, durch welche Person<br />

eine solche Überprüfung durchgeführt<br />

wird, das Resultat sollte das gleiche<br />

sein. Diese Anforderung kann nur erfüllt<br />

werden, wenn ein standardisiertes<br />

Vorgehen gewählt wird. Der Standard<br />

ISO 27001 mit seinen Ergänzungen liefert<br />

einen idealen Leitfaden. Auch die<br />

Grundschutzkataloge des BSI (Bundesamt<br />

für Sicherheit in der Informationstechnik)<br />

bieten eine umfassende Liste<br />

von Kontrollfragen.<br />

Ablauf eines IT-Security-Audits<br />

Der Ablauf eines Security-Audits gliedert<br />

sich in folgende Punkte auf:<br />

Bedürfnisaufnahme<br />

Die Vorbereitungen auf eine Sicherheitsüberprüfung<br />

ist eins der wichtigsten<br />

Elemente. Wie sieht die Struktur<br />

der zu überprüfenden Firma aus? Welche<br />

Mittel werden eingesetzt? Welche<br />

Prozesse zeichnen das Unternehmen<br />

aus? Sind Verbindungen zu einem externen<br />

Arbeitsplatz oder Aussenstellen<br />

vorhanden? Gibt es eine IT-Strategie?<br />

Welche Anforderungen werden<br />

an die Verfügbarkeit, den Datenschutz<br />

gestellt?<br />

Mit diesen Fragen kann der Grundkatalog<br />

an Fragen und Prüfpunkte vorbereitet<br />

werden. Zu klären sind auch Bedürfnisse<br />

und Wünsche des Unternehmens. In welche<br />

Richtung soll sich das Unternehmen<br />

entwickeln? Welche Schwachstellen und<br />

Probleme sind bereits bekannt und welche<br />

Massnahmen wurden getroffen?<br />

Die Geschäftsleitung hat eine einfache<br />

Liste mit den kritischen Geschäftsprozessen<br />

zu erarbeiten. Die IT-Leitung<br />

erweitert die Liste mit den dazugehörenden<br />

Applikationen und stellt sicher,<br />

dass kritische Systemabhängigkeiten<br />

beschrieben werden.<br />

Dokumentation<br />

Bevor ein Audit durchgeführt werden<br />

kann, müssen durch die bei der Bedürfnisaufnahme<br />

definierten Unterlagen, die<br />

Struktur bzw. die Prozesse einer Firma<br />

bekannt sein.<br />

Folgende Unterlagen werden unter<br />

anderem geprüft:<br />

> IT-Strategie<br />

(evtl. mit Sicherheitskonzept)<br />

> Regelung/Weisungen<br />

> Notfallkonzept<br />

> Technische Unterlagen zu<br />

Hardware, Software, Backup<br />

und Netzwerkaufbau<br />

Mit der Bedürfnisaufnahme und dem Studium<br />

der Dokumentationen können sich<br />

die Auditoren sehr gut auf das Unternehmen<br />

vorbereiten und kennen die Struktur.<br />

Audit<br />

Damit die Firma komplett untersucht<br />

werden kann, empfiehlt sich ein dreiteiliges<br />

Vorgehen.<br />

Fragenkatalog<br />

Der Fragenkatalog wird auf Basis des<br />

Standards ISO 27001, den Grundschutzkatalogen<br />

des BSI und der Erfahrung der<br />

Auditoren erarbeitet. Für jedes Gebiet,<br />

technisch oder organisatorisch, werden<br />

die Massnahmen zusammengestellt, welche<br />

umgesetzt sein müssen, um den gewünschten<br />

Sicherheitsstandard zu erreichen.<br />

Aus diesen Massnahmen werden<br />

die Fragen erarbeitet, über die der Erfüllungstand<br />

einer Massnahme festgestellt<br />

werden kann.<br />

Die Fragen betreffen alle Stufen einer<br />

Firma. Das heisst, es sind Fragen an<br />

die Geschäftsleitung (IT-Strategie, IT-<br />

Sicherheitskonzept sowie Mitarbeiterund<br />

Notfallplanung), die IT-Verantwortlichen<br />

(Hard- und Software, technische<br />

Mittel, Backup etc.) sowie die Mitarbeiter<br />

(Basiswissen, Sicherheitsverständnis)<br />

vorhanden. Die Fragen ergänzen<br />

sich teilweise oder ermöglichen eine<br />

Rückkontrolle. Dies ist zum Beispiel für<br />

Schwächen in der Organisation wichtig.<br />

Die Geschäftsleitung ist der Meinung,<br />

eine Massnahme wurde sauber<br />

umgesetzt, jedoch weiss die IT nichts<br />

davon.<br />

Rundgang<br />

Im Rundgang werden die vorhandenen<br />

Mittel geprüft. Wie sieht der Serverraum<br />

aus? Welche Mittel sind darin<br />

vorhanden? Welche Schutzmassnahmen<br />

(Brandschutz, Früherkennung oder<br />

USV.) sind erhalten? Wie ist der physikalische<br />

Aufbau des Netzwerkes? Wo<br />

werden Backups und Unterlagen aufbewahrt?<br />

Auf dem weiteren Rundgang werden die<br />

Arbeitsplätze sowie weitere IT-bezogene<br />

Räume untersucht.<br />

Technische Kontrolle<br />

Verschiedene Tools schliessen die<br />

Kontrolle der IT ab. Kontrolliert wird, ob<br />

die Dokumentationen auf dem korrekten<br />

Stand sind, ob Abweichungen vorhanden<br />

sind und wie die Konfiguration<br />

der Server aussieht (Benutzer, Rechte,<br />

Patchstand oder bekannte Schwachstellen).<br />

Diese Überprüfungen werden<br />

nicht nur im internen Netz durchgeführt,<br />

sondern auch von extern. Somit<br />

wird auch die Konfiguration der Firewall<br />

und der Internetzugänge (VPN) miteinbezogen.<br />

Ausgabe 2_2015 // Seite 107


IT-Sicherheit<br />

Resultate<br />

Mit den Antworten auf die Fragen werden<br />

Rückschlüsse auf bereits umgesetzte<br />

oder noch nicht angepackte Massnahmen<br />

gezogen. Aus den Massnahmen<br />

leiten sich Gefahren ab. Da oft mehrere<br />

Massnahmen notwendig sind, eine Gefahr<br />

zu beseitigen, ist ein umfangreicher<br />

Fragenkatalog notwendig, um Gefahren<br />

korrekt einschätzen zu können.<br />

Auswertung<br />

Alle Erkenntnisse aus den verschiedenen<br />

Stufen: Dokumentation, externe<br />

Kontrolle (Penetration Test), Fragenkatalog,<br />

technische Kontrollen und Interviews<br />

werden zusammengetragen. Aus<br />

diesen Ergebnissen leiten sich Gefahren<br />

und entsprechende (Gegen-)Massnahmen<br />

ab. Diese werden in einem ausführlichen<br />

Bericht festgehalten. Am Ende<br />

findet der Kunde eine Checkliste, auf<br />

welcher alle Massnahmen nochmals<br />

kurz aufgelistet und eine erste Gefährdungseinstufung<br />

(gering, mittel, hoch)<br />

gemacht wird.<br />

Umsetzung<br />

Als Resultat zeigen sich Massnahmen,<br />

die umgesetzt werden sollten. Nicht<br />

alle Massnahmen sind jedoch kritisch,<br />

andere hingegen sehr. Zum Teil haben<br />

Massnahmen auch Auswirkungen auf<br />

andere Gebiete und Massnahmen. Daher<br />

sollte der Umsetzungsreihenfolge<br />

grosse Beachtung geschenkt werden.<br />

Die Massnahmen sollten nach eigenen<br />

Bedürfnissen priorisiert werden. Je<br />

grösser die Gefahr, die von einer Lücke<br />

ausgeht, umso schneller sollte die Gegenmassnahme<br />

ergriffen werden. Die<br />

Abhängigkeiten sollten ebenso geprüft<br />

und aufgezeichnet werden. Damit eine<br />

Massnahme auch umgesetzt werden<br />

kann, müssen genügend Ressourcen<br />

zur Verfügung stehen. Seien dies finanzielle<br />

Mittel, das Wissen oder diejenigen<br />

Personen, die alles umsetzen. Mit einem<br />

Zeitplan können kritische Lücken schnell<br />

angepackt und umgesetzt werden.<br />

Nutzen<br />

Ein IT-Security-Audit zeigt pragmatisch<br />

und in kurzer Zeit, wie es um die eigene<br />

IT-Sicherheit steht. Allfällig vorhandene<br />

Schwachstellen in der Infrastruktur<br />

können systematisch behoben werden.<br />

Durch den detaillierten Bericht sind auch<br />

Hintergrundinformationen, warum der<br />

Auditor eine Massnahme vorschlägt und<br />

welche Massnahmen zur Lösung ergriffen<br />

werden können, ersichtlich. Wichtig<br />

ist auch, dass der Massnahmenkatalog<br />

so aufgebaut ist, dass die notwendigen<br />

Schritte selbstständig oder mit dem bestehenden<br />

Partner umgesetzt werden<br />

können.<br />

Somit kann das Unternehmen sicher<br />

sein, seine Kontrollfunktion gewissenhaft<br />

wahrgenommen zu haben, und optimiert<br />

damit die Ausrichtung der Infrastruktur<br />

auf die Anforderungen an die<br />

Business-Prozesse.<br />

(CISSP, CISA, ISO 22301 + 27001 Lead-<br />

Auditor) ist Geschäftsführer und Senior-<br />

Security-Auditor bei der goSecurity<br />

GmbH, welche IT-Sicherheitsüberprüfungen<br />

und -beratungen durchführt.<br />

Weiter unterrichtet er unter anderem an<br />

der Fachhochschule Nordwestschweiz<br />

FHNW IT-Sicherheitsthemen.<br />

www.gosecurity.ch<br />

Andreas Wisler<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 108


AUSERLESENE IMMOBILIENUNTERNEHMEN IHRER REGION<br />

WWW.PRESTIGEHOME.CH


IT-Sicherheit<br />

Global aufgestellt und gleichzeitig in lokalen Märketn verankert, das ist Teil der Unternehmensphilosophie von AVG.<br />

Online, Mobil und Cloud<br />

Umfassender Schutz<br />

von Georg Lutz<br />

Der global agierende Sicherheitsanbieter AVG mit Schwerpunkt von Online-<br />

Sicherheitslösungen ist seit Mai 2015 mit seinem Angebot für Business-<br />

Anwender auch in der Schweiz vertreten. Ziel ist es, sich als führender Anbieter<br />

im Bereich Internet Security und Remote Monitoring und Management<br />

(RMM) zu etablieren. Anlässlich des zentralen Medien-Events von AVG in der<br />

Schweiz führten wir mit den Verantwortlichen Hintergrundgespräche.<br />

Heute ist der Schutz vor Maleware<br />

viel mehr als der Kauf eines einzelnen<br />

Produktes wie der eines<br />

Antivirenschutzes. Die Bedürfnisse haben<br />

sich geändert. So arbeiten wir immer<br />

mehr mobil oder im Home Office.<br />

Zudem professionalisieren sich die Betreiber<br />

von Maleware.<br />

In dieser Situation bietet der globale<br />

Anbieter neue Lösungen an. Sie heissen<br />

AVG Business Managed Workplace,<br />

AVG Business CloudCare und AVG Business<br />

SSO und sind jetzt in deutscher<br />

Sprache verfügbar. Alle Daten und Services<br />

werden in einem lokalen Rechenzentrum<br />

von Amazon Web Services in<br />

Frankfurt am Main gehostet.<br />

Neue Aufstellung in der Schweiz<br />

Das neue Angebot wird flankiert von<br />

einem Vertriebsstandort in Basel. Als<br />

Sales Director, DACH & Benelux bei<br />

AVG Business, verantwortet François<br />

Tschachtli ab sofort die Geschäfte der<br />

AVG Business in der DACH-Region,<br />

Belgien, den Niederlanden und Luxemburg.<br />

Gemeinsam mit dem neu aufgestellten<br />

Vertriebsteam treibt er in diesen<br />

Märkten ein proaktives Partnerprogramm<br />

voran, um die Zusammenarbeit<br />

mit Vertriebspartnern und Managed-<br />

Service-Providern zu stärken. Der Startschuss<br />

war Anfang Mai in Zürich. «Unser<br />

Ziel ist es, die Arbeit der IT-Anbieter<br />

einfacher und effizienter zu gestalten.<br />

Das passt natürlich hervorragend zu den<br />

Bedürfnissen unserer Vertriebspartner.<br />

Mit unseren integrierten Anwendungen<br />

für die Bereiche Cloud Security, Remote<br />

Monitoring und Management sowie Mobile<br />

Management können unsere Partner<br />

ihren Kunden jetzt perfekt aufeinander<br />

abgestimmte IT-Dienstleistungen für<br />

deren Geräte, Daten und Anwender anbieten»,<br />

erklärt Tschachtli.<br />

Tschachtli war auch schon Verantwortlicher<br />

bei Norman Safeground. Das Unternehmen<br />

wurde Ende 2014 von AVG<br />

übernommen, und die Angebote werden<br />

weiter unterstützt. Die Frage nach den<br />

Gründen der Übernahme erklärt Mike Foreman,<br />

General Manager AVG Business,<br />

so: «Norman hat etablierte und professionell<br />

aufgestellte Verkaufskanäle. Die Akteure<br />

von Norman boten uns die Schlüsselfaktoren,<br />

um im Schweizer Markt<br />

erfolgreich agieren zu können. Das Wichtigste<br />

ist aber, dass sie die gleiche Unternehmensphilosophie<br />

wie AVG haben.»<br />

Philosophie und komplexe Situationen<br />

Oft drücken transnationale Unternehmen<br />

ihren Stempel auf jeden nationalen Markt<br />

auf. Hier ist das anders. «AVG ist ein global<br />

aufgestelltes Unternehmen. Es schaut<br />

aber gleichzeitig sehr genau, wie die lokalen<br />

Märkte aufgestellt sind, und sucht<br />

sich Partner, die auch die kleinen Akteure<br />

in den lokalen Märkten sehr genau kennen.<br />

Es geht bei uns nicht um eine Enterprise-Lösung,<br />

die von oben nach unten<br />

durchgedrückt wird», betont Foreman.<br />

«Fast jeder Mitarbeiter nutzt heutzutage<br />

mobile Endgeräte. Private-Cloud-<br />

Anwendungen wie Skype und Dropbox<br />

werden für geschäftliche Zwecke<br />

genutzt, der Einfluss des Internets der<br />

Dinge wächst – das alles sind Katalysatoren<br />

für das grenzenlose Unternehmen»,<br />

sagt Mike Foreman. «Für kleinere<br />

Unternehmen besteht in einer komplett<br />

vernetzten Umgebung das Risiko von<br />

Datenschutzverletzungen. AVG Business<br />

SSO macht es jetzt besonders einfach<br />

für Unternehmen ohne grosses Budget<br />

oder eigene IT-Abteilung, vertrauliche<br />

Unternehmensdaten zu sichern und zu<br />

kontrollieren – selbst wenn sie über die<br />

privaten Endgeräte der Mitarbeiter oder<br />

externe Cloud-Dienste laufen.»<br />

kmu<strong>RUNDSCHAU</strong> // Seite 110


IT-Sicherheit<br />

Die wichtigsten Vorteile<br />

Schnellere, einfachere Benutzerführung<br />

und Überwachung –<br />

Die verbesserte, intuitiv zu bedienende<br />

Nutzeroberfläche ermöglicht eine<br />

einfache und schnelle Handhabung.<br />

Die übersichtliche Anzeige von<br />

wichtigen Informationen zu den<br />

Kundensystemen, das elegante Design<br />

und die optimierten Arbeits abläufe<br />

ergänzen die Benutzung. Dadurch<br />

müssen unsere Partner ihre wertvolle<br />

Zeit nicht in endlosen Trainings<br />

verbringen.<br />

Einfacher Rollout von Sicherheitsanwendungen<br />

für Cloud- und<br />

Mobile-Anwendungen –<br />

Ein intuitiver, geführter Prozess<br />

vereinfacht den Einsatz der Anwendungen<br />

und liefert verwertbare Informationen<br />

zur einfachen Verwaltung direkt<br />

an das zentrale Dashboard.<br />

AVG Business Managed Workplace<br />

Die komplett integrierte Remote-Monitoring-<br />

und Management-(RMM)-Plattform<br />

verfügt über ein offenes Ökosystem.<br />

Die Plattform bietet nun auch<br />

Secure Sign-On (SSO) und Backup and<br />

Disaster Recovery (BDR) und ermöglicht<br />

die Integration in Microsoft365<br />

und VMware. Partner können dadurch<br />

mit AVG Business Managed Workplace<br />

noch einfacher Remote-IT-Management-Services<br />

für ihre Kunden erbringen.<br />

Nachdem die Lösung bereits<br />

in weltweit führenden Märkten, etwa in<br />

Australien, Grossbritannien, Kanada,<br />

Neuseeland, Skandinavien und den Vereinigten<br />

Staaten, eingeführt wurde, ist<br />

die deutschsprachige Version nun über<br />

neue, lokale Niederlassungen auch für<br />

Partner in Deutschland, Österreich und<br />

der Schweiz erhältlich.<br />

AVG Business Managed Workplace Version<br />

9.1 bietet eine verbesserte Nutzeroberfläche<br />

im Social-Media-Stil, die Arbeitsabläufe<br />

harmonisiert und somit das<br />

Leben von IT-Anbietern, Managed-Service-Providern<br />

und ihren kleinen und<br />

mittelständischen Kunden vereinfacht.<br />

Die Integration von Remote Mobile<br />

Security durch AVG Secure Sign-On<br />

und Backup- und Disaster-Recovery-<br />

Management-Funktionen ermöglicht die<br />

Integration neuer Kunden in sehr kurzen<br />

Zeitintervallen.<br />

Georg Lutz<br />

ist Chefredaktor von kmu <strong>RUNDSCHAU</strong>.<br />

Secure Sign-On –<br />

Single Sign-On, Cloud Identity,<br />

Identitätsmanagement und eine<br />

Multi-Faktor-Authentifizierung sind in<br />

einem System vereint. Dadurch löst<br />

das System die Herausforderungen<br />

rund um Bring-Your-Own-Device<br />

und Mit arbeitern, die im Alltag eine<br />

Mischung aus persönlichen und<br />

Firmengeräten nutzen, um sowohl<br />

im Büro als auch unterwegs zu<br />

arbeiten. Die Optionen zur Nutzung<br />

von Active Directory und Multi-Faktor-<br />

Authentifizierung machen die Bereitstellung<br />

einfach und sicher.<br />

BDR Service Integration –<br />

Durch das komplett integrierte BDR<br />

können Partner wiederkehrende<br />

Einkommensströme über Premium-<br />

Datenschutz-Dienstleistungen für<br />

Kunden aufbauen. Das umfasst<br />

Server-Backups, Backups für Endgeräte,<br />

Datenarchive, File Sharing und<br />

Disaster Recovery ins eigene Rechenzentrum<br />

oder zum Cloud-Anbieter.<br />

Zusammen stark.<br />

2200<br />

Frauen in Führungspositionen<br />

sind bereits<br />

Mitglied bei uns.<br />

10 000<br />

Männer stehen zum Netzwerken<br />

bereit.<br />

agenturamflughafen.com<br />

67<br />

Weiterbildungs- und<br />

Netzwerkveranstaltungen<br />

pro Jahr.<br />

Bessere Konnektivität mit führenden<br />

Standardanwendungen – Durch<br />

das offene Ökosystem lassen sich<br />

gängige Anwendungen wie Microsoft<br />

Office 365 und VMware sowie führende<br />

Connectivity-Tools wie ScreenConnect,<br />

Teamviewer und LogMeIn Pro nahtlos<br />

in die Verwaltung einbinden.<br />

Die SKO ist mit 2200 aktiven Damen das wohl grösste<br />

Frauennetzwerk und zugleich die bedeutendste Plattform<br />

für Führungskräfte in unserem Land. Falls Sies<br />

nicht schon sind, werden Sie jetzt Mitglied.<br />

www.sko.ch<br />

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AUSGABE 02 /2015<br />