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100 Jahre Zukunft – ein rückblick nach vorn - nesseler grünzig gruppe

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<strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> <strong>gruppe</strong> 1910|2010


Gründer<strong>Jahre</strong> Vorwort<br />

▪ ???<br />

2<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>ein</strong> <strong>rückblick</strong> <strong>nach</strong> <strong>vorn</strong><br />

„Am 4. März 1910 wurde vor dem Königlich Preußischen Notar<br />

Eduard Vogel mit dem Amtssitz zu Stolberg (Rhld.) <strong>ein</strong> Vertrag<br />

unterzeichnet, durch den Herr Baumeister Robert Grünzig<br />

persönlich haftender Gesellschafter <strong>ein</strong>er Bauunternehmung<br />

wurde, in der er bis dahin als Prokurist tätig war. Das Jahr<br />

1910 wurde somit das erste Geschäftsjahr unserer Firma, die<br />

im weiteren Verlauf als Einzelfirma Robert Grünzig geführt<br />

wurde ...“<br />

So steht es in den Annalen, und wir setzen fort: „... und heute<br />

noch unter dem Namen robert <strong>grünzig</strong> gmbh & co. kg als<br />

Holding der Unternehmens<strong>gruppe</strong> firmiert.“<br />

Die <strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> <strong>gruppe</strong> ist in diesem Jahr <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> alt.<br />

Aus der ursprünglichen Bauunternehmung, in der schon immer<br />

über den Tellerrand der r<strong>ein</strong>en Bauausführung hinausgeschaut<br />

wurde, ist bis heute <strong>ein</strong>e moderne Bau­ und Immobilien<strong>gruppe</strong><br />

geworden. Sie erbringt Leistungen von der Projektentwicklung<br />

über die Planung von Bauwerken und die komplette Bauausführung<br />

bis hin zum Betrieb von Bauwerken und basiert dabei<br />

auf eigener Wertschöpfung in Rohbau und Betonfertigteilproduktion.<br />

Die Unternehmens<strong>gruppe</strong> errichtet Neubauten, modernisiert<br />

und saniert Bestandsimmobilien. Sie realisiert <strong>ein</strong>erseits im<br />

Projektgeschäft das vom Bauherrn mit s<strong>ein</strong>en Planern entwickelte<br />

Individualbauwerk und entwickelt, plant und baut andererseits<br />

im Produktgeschäft innovative Gebäudetypen selbst.<br />

Die Firmenzentrale Indeweg 2009<br />

Die <strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> <strong>gruppe</strong> ist seit <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n im Familienbesitz.<br />

Sie ist in der dritten Familiengeneration inhabergeführt.<br />

In allen drei Generationen waren neben den Inhabern<br />

angestellte Geschäftsführer und viele weitere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter maßgeblich am Aufbau, an der Bestandssicherung<br />

und am Erfolg der Unternehmen beteiligt. Durch loyale,<br />

engagierte und kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

gewann <strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> das Vertrauen und die Partnerschaft<br />

von Kunden, Lieferanten und anderen Geschäftspartnern, so<br />

dass sich Geschäftsbeziehungen über Jahrzehnte positiv entwickeln<br />

konnten.<br />

Diese Jubiläumsschrift möchte unseren Geschäftspartnern<br />

und Mitarbeitern zeigen, wer wir sind und woher wir kommen.<br />

Alter an sich ist k<strong>ein</strong> Verdienst. Wir wollen aber darlegen, dass<br />

es Bestätigung s<strong>ein</strong> kann für <strong>ein</strong>e gelebte und auch in kritischen<br />

Phasen durchgehaltene Unternehmensphilosophie und<br />

zugleich Beleg für Krisenerprobtheit, Verlässlichkeit, Stabilität<br />

und Partnerschaft.<br />

Unseren heutigen und früheren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

wollen wir mit dieser Dokumentation für ihre Leistungen<br />

danken. Die Darstellung von realisierten Bauwerken sowie<br />

besonderen Ereignissen aus den <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n Unternehmensgeschichte<br />

soll die Erinnerung an prägende Erlebnisse wachhalten.<br />

Darüber hinaus möchten wir insbesondere für die Gesellschafterfamilien<br />

die manchmal schon verblassende Erinnerung an die<br />

erste und zweite Unternehmergeneration aufhellen und die Geschichte<br />

unseres Unternehmens für die <strong>nach</strong>folgenden Familiengenerationen<br />

festhalten.<br />

Spannende Zeiten liegen vor uns. Mit den gesammelten Erfahrungen,<br />

dem erarbeiteten Know­how, der gelebten Philosophie<br />

und der wachen Neugier auf künftige Innovationen wollen wir<br />

sie anpacken, wie bisher ­ <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Zukunft</strong>.<br />

Dank sagen wir allen, die uns geholfen haben, diese Broschüre<br />

zu erstellen: den Zeitzeugen, die uns mit ihren Erinnerungen<br />

und mit wertvollen Dokumenten unterstützt haben; den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern, die viel Arbeit in das Zusammenführen<br />

der Informationen gesteckt und besonders den Herren<br />

Dr. Marc Engels und Alexander Faridi, beide Industriehistoriker,<br />

die unser Archivmaterial gesichtet, kenntnisreich und quellensicher<br />

ergänzt und bewertet haben und mit viel persönlichem<br />

Einsatz die Geschichte unseres Unternehmens verfasst haben.<br />

Joachim Neßeler<br />

3


hiStoriScher üBerBlick<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> Zeitgeschehen<br />

und Bauwirtschaft<br />

Die Gründerjahre des Bauunternehmens Robert Grünzig<br />

fallen in <strong>ein</strong>e Phase des Aufschwungs, die der erste Weltkrieg<br />

jäh beendete. Vor allem der Wohnungsbau kam zwischen 1914<br />

und 1919 vollständig zum Erliegen.<br />

Die „Goldenen Zwanziger“ bedeuteten wirtschaftlich<br />

betrachtet nur <strong>ein</strong>e relativ kurze Phase der Prosperität. Die<br />

Baubranche erlebte in dieser Zeit <strong>ein</strong>en regelrechten Boom,<br />

von dem vor allem auch kl<strong>ein</strong>e und mittlere Unternehmen<br />

profitierten.<br />

Das Ende des Aufschwungs deutete sich im Herbst 1929 an,<br />

als Anzeichen der her<strong>ein</strong>brechenden Krise sichtbar wurden.<br />

Vier lange <strong>Jahre</strong> hielt die weltwirtschaftskrise die deutsche<br />

Volkswirtschaft fest im Griff. Der Bausektor wurde besonders<br />

schwer getroffen: Die Zahl der Beschäftigten schrumpfte auf<br />

dem Höhepunkt der Krise auf 40%, die Produktion sogar auf<br />

30% des Niveaus von 1929 zusammen.<br />

Obwohl <strong>ein</strong>e Erholung bereits Ende 1932 erkennbar war,<br />

gelang es der nationalsozialistischen Propaganda den Aufschwung<br />

als Verdienst nationalsozialistischer Krisenpolitik auszuschlachten.<br />

Die nS-konjunktur der 1930er <strong>Jahre</strong> war <strong>ein</strong>e<br />

künstliche, die sich mehr und mehr aus der Kriegsvorbereitung<br />

speiste. Als wichtiger Bestandteil der kriegswirtschaft setzte<br />

die Bauindustrie umfangreiche Bauvorhaben in Deutschland<br />

und den besetzten Gebieten um.<br />

Der durch den wiederaufbau entfachte Nachkriegsboom<br />

führte zum so genannten wirtschaftswunder, das auch der<br />

Bauindustrie <strong>ein</strong>en lange andauernden Aufschwung bescherte.<br />

Erst die Rezession 1966/1967 beendete <strong>ein</strong>e fast zwanzigjährige<br />

Wachstumsphase.<br />

Die Baubranche durchlebte ab Mitte der 1970er <strong>Jahre</strong> <strong>ein</strong>e tief<br />

greifende Strukturanpassungskrise. Die erste Ölkrise 1973<br />

traf die Branche mit ganzer Härte, die Zahl der Beschäftigten<br />

sank innerhalb weniger <strong>Jahre</strong> um 20%. Die zweite Ölkrise<br />

1979 leitete <strong>ein</strong>e erneute Baurezession <strong>ein</strong>. Erstmalig wurde in<br />

Zusammenhang mit der Baubranche von <strong>ein</strong>er Krisenbranche<br />

gesprochen. Für viele Unternehmen war der Weg aus der krise<br />

mit <strong>ein</strong>er grundlegenden neupositionierung verbunden. Der<br />

Zwang zur Produktivitätssteigerung durch Rationalisierung<br />

führte zu <strong>ein</strong>em neuen Trend: das industrialisierte Bauen.<br />

Die Wiederver<strong>ein</strong>igung der beiden deutschen Staaten bescherte<br />

der Baubranche <strong>ein</strong>e Blütezeit. Schon seit Mitte der 1980er<br />

<strong>Jahre</strong> hatte die Bauwirtschaft begonnen, von der konjunkturellen<br />

Erholung zu profitieren. Der hohe Bau- und Modernisierungsbedarf<br />

in Ostdeutschland entfachte <strong>ein</strong>en explosionsartigen<br />

wiederver<strong>ein</strong>igungsboom, der allerdings Mitte der<br />

1990er <strong>Jahre</strong> <strong>ein</strong> abruptes Ende fand. Die in kürzester Zeit<br />

aufgebauten Kapazitäten lagen brach. Erneut war <strong>ein</strong> tief<br />

greifender Anpassungsprozeß erforderlich, der zwischen 1995<br />

und 2009 zum Verlust von mehr als 50% der Arbeitsplätze im<br />

Bauhauptgewerbe führte.<br />

Die enormen finanziellen Belastungen der Wiederver<strong>ein</strong>igung<br />

führten zu knappen öffentlichen kassen und schufen damit<br />

auch in der Baubranche ganz neue Rahmenbedingungen. Die<br />

Aufgaben der „öffentlichen Hand“ wurden mehr und mehr auf<br />

private Investoren übertragen: ÖPP (öffentlich­private Partnerschaft)<br />

ist das Gebot der Stunde in der Bauwirtschaft.<br />

Darüber hinaus rückten steigende Energiepreise, das Wissen<br />

um die Endlichkeit unserer Energieressourcen und <strong>ein</strong> wachsendes<br />

Umweltbewussts<strong>ein</strong> auch in der Baubranche den Grundsatz<br />

der <strong>nach</strong>haltigkeit in den Vordergrund und machten ihn<br />

zu <strong>ein</strong>er Leitlinie energetisch effizienten Bauens.<br />

4 9


1910 BiS 1954<br />

William Prym Werke in Stolberg 1906<br />

robert Grünzig <strong>–</strong><br />

die Gründerjahre und<br />

die Goldenen Zwanziger<br />

Robert Grünzig hat in den mehr als 40 <strong>Jahre</strong>n s<strong>ein</strong>es unter­<br />

nehmerischen Wirkens <strong>ein</strong> leistungsfähiges und vielseitiges<br />

Unternehmen aufgebaut, das auch größte Bauprojekte eigenständig<br />

realisieren konnte. Spezialisiert auf den Industrie­ und<br />

Wohnungsbau beschäftigte Robert Grünzig zwischenzeitlich<br />

fast 3.000 Mitarbeiter und verfügte über eigene Ziegeleien,<br />

<strong>ein</strong>e Schr<strong>ein</strong>erei, <strong>ein</strong> Marmorwerk und seit 1933 über <strong>ein</strong>e Niederlassung<br />

in Düsseldorf. Als der Gründer 1954 starb, blickte<br />

das Unternehmen auf <strong>ein</strong>e wechselvolle Geschichte zurück, die<br />

zwei Weltkriege, die Weltwirtschaftskrise und die ersten <strong>Jahre</strong><br />

des Wiederaufbaus umspannt.<br />

Der Sohn <strong>ein</strong>es sächsischen Bauunternehmers wurde 1880 in<br />

Schönau bei Leipzig geboren und erlernte an der Königlichen<br />

Baugewerbeschule in Leipzig den Beruf des Baumeisters.<br />

Bereits 1906 kam Robert Grünzig im Alter von 26 <strong>Jahre</strong>n als<br />

Bauführer und späterer Prokurist der Leipziger Bauunternehmung<br />

Castner & Hennig <strong>nach</strong> Stolberg. Schon damals gehörten<br />

die William Prym Werke zum Kreis der Kunden in dem für das<br />

Unternehmen auch in späteren <strong>Jahre</strong>n so ungem<strong>ein</strong> wichtigen<br />

Industriegeschäft.<br />

Neben Fabrikanlagen und dem Verwaltungsgebäude der Firma<br />

Prym, bei dem Robert Grünzig selbst die Bauleitung innehatte,<br />

Villa Waldfriede in Stolberg 1910 Robert Grünzig, Gemälde 1952<br />

Haus Nuellens in den 1930er <strong>Jahre</strong>n<br />

Robert Grünzig 1915 (3. v. rechts)<br />

baute Castner & Hennig auch die Villa Waldfriede der Familie<br />

Prym <strong>nach</strong> Entwürfen des damaligen Münchner Stararchitekten<br />

Gabriel von Seidl.<br />

Die heute <strong>100</strong>jährige Geschichte des Unternehmens beginnt<br />

mit dem 4. März 1910. Nach Ausscheiden des Teilhabers Castner<br />

wurde Robert Grünzig persönlich haftender Gesellschafter.<br />

Das Bauunternehmen firmierte fortan unter dem Namen<br />

Hennig & Grünzig. In dieser Zeit entstanden wichtige Projekte<br />

der rh<strong>ein</strong>ischen Industrie wie z.B. die Zinkhütte Nievenheim,<br />

das Verwaltungsgebäude der Waggonfabrik J.P. Goossens,<br />

Lochner & Co. in Aachen­Brand und die Brikettfabrik <strong>Zukunft</strong> in<br />

Weisweiler.<br />

1918 zog sich schließlich auch Hennig aus dem Baugeschäft<br />

zurück. Robert Grünzig wurde zum All<strong>ein</strong>inhaber und führte<br />

das nun eigene Baugeschäft unter dem Namen Robert Grünzig<br />

mit Firmensitz in der Zweifaller Straße in Stolberg weiter.<br />

Mietvertrag Zweifaller Straße 1918<br />

In den folgenden <strong>Jahre</strong>n wuchs das Unternehmen rasch zu<br />

<strong>ein</strong>er beachtlichen Größe an. Neben bedeutenden Industriebauten<br />

wie dem Verwaltungsgebäude der Firma Talbot und<br />

dem Aachener Werk des belgischen Reifenhersteller Englebertl<br />

realisierte Robert Grünzig 1923 mit dem „Haus der Studentenschaft“<br />

in der Aachener Turmstrasse erstmals auch <strong>ein</strong> Projekt<br />

für die Technische Hochschule. Zusätzlich trieb Robert Grünzig<br />

mit dem Wohnungsbau <strong>ein</strong> weiteres Geschäftsfeld erfolgreich<br />

voran. Ab 1927 entstanden umfangreiche Siedlungsbauten für<br />

den Eschweiler Bergwerksver<strong>ein</strong>s und für die Gewerkschaft<br />

Carolus Magnus in Palenberg.<br />

Im Jahr 1928 beschäftigte Robert Grünzig etwa 1.200 Mitarbeiter.<br />

Damit hatte sich das Unternehmen zu <strong>ein</strong>em ausgesprochenen<br />

Großbetrieb entwickelt und zählte zu den führenden<br />

Bauunternehmungen des Rh<strong>ein</strong>landes.<br />

10 Robert Grünzig<br />

11


1910 BiS 1954<br />

die 1930er <strong>Jahre</strong> -<br />

Societé des charbonnages de faulquemont<br />

Die Errichtung <strong>ein</strong>es St<strong>ein</strong>kohlenbergwerks im lothringischen<br />

Faulquemont war für Robert Grünzig das größte und wichtigste<br />

Bauprojekt der 1930er <strong>Jahre</strong>. Als die alliierten Siegermächte<br />

am 28. Juni 1919 den Versailler Vertrag unterzeichneten,<br />

beendete dies formell den Ersten Weltkrieg. Artikel 231 des<br />

Vertragwerks <strong>–</strong> der so genannte Kriegsschuldartikel <strong>–</strong> wies<br />

dem Deutschen Reich und s<strong>ein</strong>en Verbündeten die all<strong>ein</strong>ige<br />

Verantwortung für den Krieg zu. Deutschland wurde zu umfangreichen<br />

Gebietsabtretungen und massiven Reparationszahlungen<br />

an die Siegermächte verpflichtet.<br />

Unter Federführung des Euskirchener Zentrumspolitikers und<br />

Reichstagsvizepräsidenten Thomas Esser war es 1929 gelungen,<br />

<strong>ein</strong>en großen Reparationsauftrag in die Aachener Region<br />

zu holen. Das Projekt umfasste die vollständige Ausrüstung<br />

und bauliche Fertigstellung <strong>ein</strong>es St<strong>ein</strong>kohlenbergwerks für die<br />

Societé des Charbonnages de Faulquemont in Lothringen und<br />

verfügte über das außergewöhnlich große Volumen von fast<br />

50 Millionen Reichsmark. Vorsichtig geschätzt entspricht diese<br />

Summe <strong>nach</strong> heutigen Maßstäben <strong>ein</strong>em Investitionsvolumen<br />

von etwa 450 Millionen Euro.<br />

Für die Durchführung dieses Projekts wurde eigens die Westmark<br />

Industrie GmbH in Aachen gegründet. Robert Grünzig<br />

war <strong>ein</strong>er von drei Gesellschaftern und übernahm die umfangreichen<br />

Hochbauarbeiten für das lothringische St<strong>ein</strong>kohlenbergwerk.<br />

Der Auftrag umfasste die Errichtung der Werksanlagen,<br />

der Verwaltungsgebäude und den Bau der Wohnsiedlung<br />

für die Arbeiter und Angestellten. Zudem war Robert Grünzig<br />

auch für die Erstellung der gesamten Gleisanlagen zuständig.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Auftragsvolumen von 15 Millionen Reichsmark war<br />

das Unternehmen neben der Thyssen AG und der Mannheimer<br />

BBC der größte Auftragnehmer in diesem Bauvorhaben.<br />

Die Bautätigkeiten nahmen insgesamt acht <strong>Jahre</strong> in Anspruch;<br />

all<strong>ein</strong> Robert Grünzig beschäftigte zwischenzeitlich fast 1.000<br />

Arbeiter auf der Baustelle in Lothringen. Die letzten Arbeiter<br />

verließen Faulquemont erst im Jahr 1939. Die Unterbringung<br />

<strong>ein</strong>er derart großen Belegschaft und der Transport der erforderlichen<br />

Ausrüstungen und Baugeräte stellten <strong>ein</strong>e enorme<br />

logistische Herausforderung dar.<br />

Faulquemont half Robert Grünzig nicht nur die Weltwirtschaftskrise<br />

unbeschadet zu überstehen, sondern bescherte dem Unternehmen<br />

in diesen schwierigen <strong>Jahre</strong>n sogar <strong>ein</strong>e Phase des<br />

Aufschwungs. Während die Krise die deutsche Bauwirtschaft<br />

mit besonderer Härte traf und insgesamt zu Beschäftigungs<strong>ein</strong>brüchen<br />

von über 70% führte, konnte Robert Grünzig expandieren.<br />

Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise verfügte<br />

Robert Grünzig mit fast 1.500 Mitarbeitern über <strong>ein</strong>e deutlich<br />

größere Belegschaft als noch in der Vorkrisenzeit.<br />

Beschäftigte von robert Grünzig<br />

in faulquemont 1930 - 1939<br />

12 Gesamtansicht<br />

13<br />

150<br />

974<br />

1930 1931<br />

901<br />

1932<br />

591<br />

1933<br />

296<br />

1934<br />

305<br />

1935<br />

132<br />

1936<br />

94<br />

1937<br />

86<br />

1938<br />

12<br />

1939


1910 BiS 1954<br />

Landhaus Reiffenberg in Düsseldorf­Meererbusch 1935<br />

Messestand 1937 Gesellschaft für Elektrometallurgie Böhlen/Leipzig 1939 ­ 1944<br />

nationalsozialismus,<br />

krieg und wiederaufbau<br />

Trotz der vielen positiven Effekte, die Faulquemont für Robert<br />

Grünzig hatte, entpuppte sich der Reparationsauftrag als<br />

schwere Belastungsprobe für das Unternehmen. Die Reparationen<br />

wurden von den Nationalsozialisten heftig bekämpft, die<br />

Beteiligung an ihrer Umsetzung als „Verrat“ diffamiert. Dem<br />

Reichtagsvizepräsidenten Thomas Esser unterstellte die Zeitung<br />

der Aachener NSDAP, das Westdeutsche Grenzblatt, 1931,<br />

Schmiergelder bei der Vermittlung des Auftrages angenommen<br />

zu haben. Gegen die drei Gesellschafter der Westmark AG,<br />

darunter auch Robert Grünzig, die sich in dem anschließenden<br />

Gerichtsverfahren durch eidesstattliche Erklärungen für<br />

Thomas Esser <strong>ein</strong>gesetzt hatten, wurde <strong>nach</strong> der Machtergreifung<br />

<strong>ein</strong> Verfahren wegen M<strong>ein</strong>eids <strong>ein</strong>geleitet. Die NS­Presse<br />

titelte: „Thomas Esser m<strong>ein</strong>eidig? Er und s<strong>ein</strong>e Komplizen<br />

unter dem Verdacht schuldhafter Eidesverletzung“. Alle Vorwürfe<br />

erwiesen sich als haltlos. Sämtliche Verfahren wurden<br />

<strong>ein</strong>gestellt.<br />

Das Baugeschäft entwickelte sich für Robert Grünzig ab 1933<br />

entgegen dem allgem<strong>ein</strong>en Branchentrend: Faulquemont<br />

schien sich langfristig <strong>nach</strong>teilig auf die Auftragslage des<br />

Unternehmens auszuwirken. Obwohl Robert Grünzig noch im<br />

Sommer 1931 grundsätzlich ausgeschlossen hatte, sich „in<br />

irgend<strong>ein</strong>er Weise parteipolitisch zu betätigen“, trat auch er<br />

Westdeutscher Beobachter 1936<br />

1934 in die NSDAP <strong>ein</strong>: Nicht aus politischer Überzeugung,<br />

sondern um weiteren Schaden vom Unternehmen und nicht zuletzt<br />

von s<strong>ein</strong>er Person abzuwenden. In der Hochphase der Arisierungen<br />

in Aachen erwarb Robert Grünzig 1938 gem<strong>ein</strong>sam<br />

mit s<strong>ein</strong>em Schwiegersohn Ludwig Charlier das renommierte<br />

Aachener Textilunternehmen Marx & Auerbach, das später<br />

unter dem Namen Grünzig & Charlier firmierte und <strong>nach</strong> dem<br />

Ausscheiden von Charlier schließlich Grünzig & Co. hieß. Erna<br />

Neßeler, geb. Grünzig, die jüngste Tochter des Gründers, und<br />

ihr Ehemann Hans Hubertus Neßeler leiteten die Tuchfabrik<br />

<strong>nach</strong> dem Krieg bis zur ihrer Schließung in den 1960er <strong>Jahre</strong>n.<br />

Erna Neßeler hatte im Krieg ihr Textilingenieurstudium abgeschlossen<br />

und war bereits in den 1940er <strong>Jahre</strong>n bis zur staatlich<br />

angeordneten Schließung in der Fabrik tätig. Im Rahmen<br />

der „Wiedergutmachung“ entschädigte Robert Grünzig <strong>nach</strong><br />

dem Krieg die ehemaligen Besitzer.<br />

Mit Kriegsbeginn wurden nahezu alle privaten und zivilen Bauvorhaben<br />

<strong>ein</strong>gestellt. Die Baumaßnahmen im Reichsgebiet konzentrierten<br />

sich auf Rüstungsprojekte, in den von Deutschland<br />

besetzten Gebieten auf den Ausbau der Befestigungsanlagen.<br />

Wie alle anderen deutschen Bauunternehmen wurde auch<br />

Grünzig an der Front und in den besetzten Gebieten quasi zu<br />

<strong>ein</strong>er Unter<strong>ein</strong>heit der <strong>nach</strong> dem Generalbevollmächtigten für<br />

die Bauwirtschaft, Fritz Todt, benannten „Organisation Todt“<br />

(OT) und damit zu <strong>ein</strong>er wichtigen Säule der Kriegswirtschaft.<br />

Beschäftigte bei robert Grünzig 1927-1941<br />

1144<br />

494<br />

1488<br />

945<br />

519<br />

803<br />

2741<br />

964<br />

1927 1929 1931 1933 1935 1937 1939 1941<br />

14 Einstellung des M<strong>ein</strong>eid­Verfahrens 1934<br />

15


1910 BiS 1954<br />

Siedlung Fedderwardergroden 1939<br />

Trümmerbahn auf dem Aachener Markt 1946<br />

Die OT beauftragte in der Regel mehrere Bauunternehmen<br />

in Arbeitsgem<strong>ein</strong>schaften. Diese stellten Bautrupps aus ihren<br />

Stammarbeitern zusammen, denen auf den Baustellen die<br />

technische Durchführung unter Aufsicht der OT oblag. Vor<br />

Ort wurden den Bautrupps Kriegsgefangene, ausländische<br />

Zivil­ und Zwangsarbeiter zugewiesen. Die Grünzig­Bautrupps<br />

wirkten unter anderem beim Bau der Bunkeranlagen in Vlissingen<br />

und Lorient mit und bauten Straßen in Rumänien und<br />

Russland. Innerhalb Deutschlands wurde Grünzig mit umfangreichen<br />

Bauprojekten beauftragt. Das Unternehmen beteiligte<br />

sich am Bau der Kriegsmarinesiedlung Fedderwardergroden in<br />

Wilhelmshaven, der Werkanlagen der Gesellschaft für Elektrometallurgie<br />

in Böhlen/Leipzig, der Dynamit AG in Kaufbeuren­<br />

Neugablonz, der unterirdischen Benzinhydrierungsanlagen<br />

Projekt Schwalbe I in Südwestfalen und errichtete Luftschutzbunker<br />

in Aachen. Die <strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> <strong>gruppe</strong> leistete <strong>ein</strong>en<br />

Beitrag zur Stiftung „Erinnerung <strong>–</strong> Verantwortung <strong>–</strong> <strong>Zukunft</strong>“,<br />

die von 2001 bis 2007 ehemalige Zwangsarbeiter entschädigte.<br />

Bei Kriegsende stand Robert Grünzig im Alter von 65 <strong>Jahre</strong>n<br />

vor der schwierigen Aufgabe des Wiederaufbaus. Neben den<br />

Zerstörungen hatte das Unternehmen den Tod vieler Mitarbeiter<br />

zu beklagen; auch befanden sich etliche noch in Kriegsgefangenschaft,<br />

darunter Hans Grünzig, der Sohn und designierte<br />

Nachfolger des Gründers, der 1945 in russische Kriegsgefangenschaft<br />

geraten war und erst 1949 zurückkehren sollte.<br />

William Prym Werke, Stolberg 1950er<br />

Die Nachkriegsjahre in Deutschland waren vor allem durch den<br />

Wiederaufbau geprägt, der auch die Firma Robert Grünzig bis<br />

weit in die 1950er <strong>Jahre</strong> beschäftigte. In Aachen war das Unternehmen<br />

<strong>nach</strong> der Beseitigung der Trümmer und des Schutts<br />

am Neu­ und Wiederaufbau zahlreicher Wohn­ und Geschäftshäuser,<br />

Verwaltungsgebäude und Kirchen beteiligt. Besonders<br />

hervorzuheben sind hier die originalgetreue Rekonstruktion<br />

des 1943 fast vollständig zerstörten Elisenbrunnens, <strong>ein</strong>em der<br />

Wahrzeichen der Stadt Aachen sowie <strong>–</strong> unmittelbar gegenüber<br />

gelegen ­ der frühe Neubau des ebenfalls zerstörten „Haus<br />

Nuellens“, der heutigen Elisen­Galerie. Dieses Gebäude, in<br />

dem sich auch der Aachener Hauptsitz des Unternehmens<br />

befand, war bereits wiederhergestellt als der Gründer Robert<br />

Grünzig 1954 starb.<br />

16 Tuchfabrik Marx & Auerbach, Eilfschornst<strong>ein</strong>straße<br />

Elisenbrunnen 1953<br />

Tuchfabrik Elisenbrunnen Marx 1953 & Auerbach, Eilfschornst<strong>ein</strong>straße<br />

17


1954 BiS 1983<br />

hans Grünzig <strong>–</strong><br />

<strong>ein</strong> innovativer und<br />

kooperativer unternehmer<br />

Dipl.­Ing. Hans Grünzig war <strong>ein</strong> kooperativ denkender, inno­<br />

vativer Unternehmer. Er leitete die Grünzig­Gruppe von 1954<br />

bis 1983 und machte das Unternehmen zu <strong>ein</strong>em der technisch<br />

innovativsten im westdeutschen Raum. Frühzeitig erkannte er<br />

die wichtigsten Trends der Zeit <strong>–</strong> Rationalisierung und Industrialisierung<br />

des Bauens.<br />

Ausbildung und beruflicher Werdegang bereiteten den 1909<br />

geborenen Hans Grünzig bestens auf die Nachfolge s<strong>ein</strong>es<br />

Vaters vor. Der älteste Sohn des Gründers studierte an der<br />

RWTH Aachen Bauingenieurwesen. 1937 trat Hans Grünzig als<br />

geschäftsführender Gesellschafter in die vier <strong>Jahre</strong> zuvor gegründete<br />

Bauunternehmung Grünzig GmbH in Düsseldorf <strong>ein</strong>.<br />

Als Robert Grünzig 1954 starb, moderierte s<strong>ein</strong>e Frau Christel<br />

Grünzig den Generationenwechsel reibungslos. Unter ihrer<br />

aktiven Mitwirkung entstand die Robert Grünzig KG, an der<br />

alle Erben beteiligt waren. Hans Grünzig und s<strong>ein</strong>e Schwester<br />

Barbara Laschet traten als Komplementäre <strong>ein</strong>, berechtigt zur<br />

all<strong>ein</strong>igen Geschäftsführung war Hans Grünzig.<br />

Das Wirtschaftswunder brachte Grünzig <strong>ein</strong>e stabile Auftragslage.<br />

Allerdings waren auch erste Anzeichen <strong>ein</strong>er tiefen strukturellen<br />

Veränderung in der Branche zu erkennen. Für große<br />

Bauprojekte schlossen sich Bauunternehmen immer öfter in<br />

Arbeitsgem<strong>ein</strong>schaften zusammen, der Maschinen<strong>ein</strong>satz nahm<br />

zu und die Arbeitskosten stiegen.<br />

Hans Grünzig erkannte die Chancen, die sich in diesem neuen<br />

Marktumfeld boten. In sowjetischer Kriegsgefangenschaft<br />

hatte er den kostengünstigen und rationellen Betonfertigteil­<br />

Kreiskrankenhaus Würselen 1966<br />

bau kennengelernt. Ein Betonfertigteilwerk sollte das eigene<br />

Baugeschäft zukunftsfähig machen. Am Standort Indeweg<br />

investierte Hans Grünzig 1963, als dort die Tuchfabrik Grünzig<br />

& Co. geschlossen wurde, in <strong>ein</strong> Fertigteilwerk. Der Erfolg<br />

war durchschlagend. Schon drei <strong>Jahre</strong> später wurde <strong>ein</strong>e<br />

noch größere, hochmoderne Anlage an der Sittarder Straße in<br />

Aachen­Forst errichtet. 1970 ging das Werk in die Firma W.F.G.<br />

Westdeutsches Fertigteilwerk Grünzig GmbH über.<br />

Das Betonfertigteilwerk war das erste s<strong>ein</strong>er Art im weiten<br />

Umkreis. Kooperation sollte diese Stellung langfristig sichern.<br />

Namhafte, leistungsfähige Aachener Bauunternehmer und<br />

Baustoffhändler traten 1973 als Teilhaber <strong>ein</strong>, die Gesellschaft<br />

firmierte daraufhin als WFG West-Fertigteilbau GmbH. Schnell<br />

wurde die WFG zum bedeutenden Lieferanten für Betonfertigteile<br />

im Rh<strong>ein</strong>land und 1974 zum zweitgrößten Abnehmer von<br />

Zement in Nordrh<strong>ein</strong>­Westfalen. Die Bau­ und Baustoff­Firmen­<br />

Kooperation endete 1976. Der alte und neue All<strong>ein</strong>eigentümer<br />

Grünzig führte die WFG <strong>ein</strong>ige <strong>Jahre</strong> fort und gliederte das Fertigteilwerk<br />

dann als Betriebsabteilung in die Bauunternehmung<br />

Grünzig GmbH <strong>ein</strong>.<br />

Die Leistungspalette des Unternehmens war in den 1950er<br />

bis 1970er <strong>Jahre</strong>n sehr breit angelegt: Hochbauarbeiten für Industrie,<br />

Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten, sowie Wohnungsbauten<br />

wurden errichtet; daneben übernahm Grünzig<br />

Ingenieurbauten wie Brücken und Kläranlagen. Außerdem<br />

betrieb das Unternehmen Straßen­, Tief­ und Rohrleitungsbau.<br />

In den 1970er <strong>Jahre</strong>n kamen schlüsselfertige Bauten, darunter<br />

teils große Projekte hinzu. Produktinnovationen wie <strong>ein</strong><br />

Fertigteilwerk etwa 1972 Bushof Aachen 1974<br />

standardisiertes Turnhallenprogramm rundeten das Angebot<br />

erfolgreich ab.<br />

Den Gedanken der Kooperation verfolgte Hans Grünzig<br />

konsequent. Sei es in Zusammenarbeit mit dem Bauherrn<br />

oder in Arbeitsgem<strong>ein</strong>schaften, häufig mit bewährten<br />

Partnern. Auch die Partnerschaft mit der Belegschaft war<br />

Hans Grünzig wichtig: Als <strong>ein</strong>es der ersten Unternehmen in<br />

der Region führte Grünzig in den 1950er <strong>Jahre</strong>n <strong>ein</strong>e<br />

betriebliche Alters versorgung <strong>ein</strong>.<br />

Das Logo der zweiten Generation<br />

18 19


1954 BiS 1983<br />

Kreishaus Aachen 1957, ARGE<br />

Typisierte Turnhalle<br />

Staatshochbauamt Kopernikusstraße Aachen 1972<br />

Standardbettenhäuser für 6 Landeskrankenhäuser 1975­1976 Hochschulbau: Klinikum Aachen 1970er <strong>Jahre</strong>, ARGE<br />

ingenieurkunst, arbeitsgem<strong>ein</strong>schaften<br />

und schlüsselfertiges Bauen<br />

Technisch anspruchsvolle und große Projekte im konstruktiven<br />

Hoch­ und Ingenieurbau prägten die Ära Hans Grünzig. Zahlreiche<br />

Industrie­, Gewerbe­ und öffentlichen Bauten dieser Zeit<br />

dokumentieren die damalige Bedeutung des Unternehmens,<br />

wie etwa der Bau des Kreiskrankenhauses Würselen in den<br />

1960er <strong>Jahre</strong>n. Nicht wenige von ihnen bestimmen noch heute<br />

das Stadtbild Aachens, z.B. der Bushof und die City Passage.<br />

Ab Ende der 1960er <strong>Jahre</strong> kamen die technologischen Vorteile<br />

der Verwendung von Betonfertigteilen zum Tragen; typische<br />

Projekte dieser Zeit sind das Staatshochbauamt in der Kopernikusstraße<br />

und Aachener Hochschulbauten wie das be<strong>nach</strong>barte<br />

Verfügungszentrum oder die Fabrikationsanlagen „3 Pagen“<br />

in Hoengen. Große Projekte wurden zudem in Arbeitsgem<strong>ein</strong>schaften<br />

errichtet. Zu nennen sind: der Rohbau des Klinikums<br />

Aachen (Arge MEFA und ASBA GmbH), das Polizeipräsidium<br />

Aachen, der Eurogress und das Karmán­Auditorium. Auch das<br />

schlüsselfertige Bauen, damals noch die Ausnahme, wurde unter<br />

der Führung Hans Grünzigs intensiv praktiziert. Beispielhaft<br />

können die Finanzämter Aachen­Außenstadt und Düsseldorf erwähnt<br />

werden. Die WFG baute Mitte der 1970er <strong>Jahre</strong> <strong>–</strong> damals<br />

Beteiligungsgesellschaft der Grünzig­Gruppe­schlüsselfertige<br />

Bettenhäuser in sechs Landeskliniken des Landschaftsverbandes<br />

Rh<strong>ein</strong>land.<br />

das kreishaus in aachen<br />

Einer der „modernsten deutschen Verwaltungsbauten“ entstand<br />

zwischen 1955 und 1957 in Aachen. Durch die Kriegszerstörungen<br />

war die Verwaltung des Kreises Aachen über<br />

viele Standorte verteilt. Ein Hochhaus mit 12 Etagen sollte die<br />

gesamte Kreisverwaltung, den Kreistag sowie das Gesundheitsamt<br />

aufnehmen.<br />

Grünzig erhielt zusammen mit dem Aachener Bauunternehmen<br />

Derichs & Konertz den Auftrag, die neue Landmarke der Innenstadt<br />

zu errichten. Die besondere technische Herausforderung<br />

bestand in der Gebäudehöhe. Um schnell und kostengünstig<br />

in bis zu 42 Metern Höhe zu betonieren, installierte man <strong>ein</strong><br />

Transportverfahren, das in dieser Dimension bisher in Aachen<br />

nicht zum Einsatz gekommen war: Von <strong>ein</strong>em zentralen Mischplatz<br />

aus pumpte <strong>ein</strong>e Druckluftstation insgesamt 6000 cbm<br />

Beton in die Höhe. Die 60­Wochenfrist für den Rohbau konnte<br />

hierdurch um sechs Wochen unterboten werden.<br />

20 Kongreßzentrum Eurogress Aachen 1977, ARGE<br />

Hochschulbau: Verfügungszentrum Aachen 1971<br />

21


1954 BiS 1983<br />

Auffahrt zum Dachparkplatz Kaufhof Aachen 1955, ARGE<br />

St. Gregorius Aachen 1967<br />

Polizeipräsidium Aachen 1978, ARGE<br />

das wohngebiet driescher hof<br />

Grünzig entwickelte und baute den Driescher Hof <strong>–</strong> <strong>ein</strong> Stadtviertel,<br />

das den großen Bedarf an preisgünstigem Wohnraum<br />

decken sollte. Da Grünzig im Planungsgebiet Aachen­Forst/<br />

Driescher Hof umfangreiche Geländeflächen besaß, schlossen<br />

Stadt und Unternehmen <strong>ein</strong>en Erschließungsvertrag, der<br />

Grunderwerbs­, Bau­, Planungs­ und Erschließungskosten<br />

mit<strong>ein</strong>ander verrechnete.<br />

Zwischen 1967 und 1973 entstanden nicht nur meist schlüsselfertig<br />

errichtete Wohnungen, sondern auch die komplette<br />

Infrastruktur: Straßen, Kanalisation, Heizwerk, Geschäftszentrum,<br />

Kirche, Kinderspielplätze, Kindergärten und <strong>ein</strong>e Schule.<br />

Ende 1972 konnte Grünzig stolz den Abschluss der Gründungsarbeiten<br />

für die <strong>100</strong>0ste Wohnung vermelden.<br />

Das Volumen und der enge Zeitplan des Projekts stellten<br />

Grünzig vor erhebliche logistische Herausforderungen: Um die<br />

straffen Zeitvorgaben <strong>ein</strong>halten zu können, lieferte das nahe<br />

gelegene Fertigteilwerk „just in time“. Darüber hinaus ließ<br />

Grünzig innovative Winterbauhallen errichten, die <strong>ein</strong>e Fortsetzung<br />

der Bauarbeiten auch bei Frost und Schnee ermöglichten.<br />

Kármán­Auditorium Aachen 1977<br />

Grünzig baute bis in die 1980er <strong>Jahre</strong> am Driescher Hof unter<br />

anderem <strong>ein</strong> Behindertenwohnzentrum, zwei Kirchen sowie <strong>ein</strong><br />

Wohn­ und Geschäftshaus. Zudem erstellte die Robert Grünzig<br />

KG 1980/81 als Bauträger 65 schlüsselfertige Eigentumswohnungen<br />

und 1984 die über <strong>ein</strong>em SB­Markt angeordnete<br />

Zentralverwaltung, die die Unternehmens<strong>gruppe</strong> nahezu<br />

20 <strong>Jahre</strong> beherbergen sollte.<br />

22 Synagoge Düsseldorf 1950er <strong>Jahre</strong><br />

Wohngebiet Driescher Hof Aachen 1960er bis 1980er <strong>Jahre</strong><br />

23


MenSchen iM unternehMen<br />

ingenieure, organisatoren, Persönlichkeiten <strong>–</strong><br />

die Menschen im unternehmen<br />

Die vielen treuen und hochmotivierten Mitarbeiter haben die <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> Geschichte der <strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> <strong>gruppe</strong> erst möglich<br />

gemacht. Sie haben durch ihre Loyalität, ihren engagierten Einsatz und ihr fachliches Können den guten Ruf des Unternehmens<br />

geschaffen und s<strong>ein</strong> Bestehen gesichert. Stellvertretend für sie alle werden <strong>ein</strong>ige wenige von ihnen hier vorgestellt.<br />

Peter Bildst<strong>ein</strong>, Aloys Harperscheidt und H<strong>ein</strong>rich Gresse waren leitende Mitarbeiter von Robert Grünzig. Willi Hohl und Herbert<br />

Weichert waren die Geschäftsführer in der Ära Hans Grünzig. Hans­Willi Simons begleitet bis heute die dritte Generation und Karl­<br />

Peter Arnolds ist seit 2008 Geschäftsführer für Bauen und Planung.<br />

H<strong>ein</strong>rich Gresse um 1970<br />

Peter Bildst<strong>ein</strong> <strong>–</strong> die Seele des innendienstes<br />

Peter Bildst<strong>ein</strong> war <strong>ein</strong>er der ersten Wegbegleiter<br />

Robert Grünzigs. Der spätere Prokurist trat bereits<br />

1913 in das Unternehmen <strong>ein</strong>. Als gelernter Kaufmann<br />

sorgte er für den wirtschaftlichen Einsatz<br />

von Geräten, Fahrzeugen und Material, für <strong>ein</strong>en<br />

sparsamen Betrieb und effektiven Personal<strong>ein</strong>satz.<br />

Peter Bildst<strong>ein</strong> war fast 50 <strong>Jahre</strong> für das Unternehmen<br />

tätig.<br />

h<strong>ein</strong>rich Gresse <strong>–</strong> der akquisiteur und chefkalkulator<br />

H<strong>ein</strong>rich Gresse trat am 1. Mai 1928 in das Unternehmen <strong>ein</strong> und war viele <strong>Jahre</strong> als<br />

Prokurist für Robert Grünzig tätig. Er war für s<strong>ein</strong> besonderes Verhandlungsgeschick<br />

bekannt und galt als Dreh­ und Angelpunkt in Kalkulation und Einkauf. H<strong>ein</strong>rich Gresse<br />

arbeitete mehr als 42 <strong>Jahre</strong> im Unternehmen.<br />

aloys harperscheid <strong>–</strong> der finanz- und Steuerexperte<br />

Aloys Harperscheidt gehörte zu dem kl<strong>ein</strong>en Kreis der leitenden<br />

Angestellten, die das Unternehmen mit Robert Grünzig durch die<br />

schwierigen Kriegs­ und ersten Nachkriegsjahre führten. Der Kaufmann<br />

Harperscheidt kam 1928 zu Robert Grünzig und blieb dem Unternehmen<br />

44 <strong>Jahre</strong> lang treu. Dem kaufmännischen Leiter und Spezialisten<br />

für das Finanz­, Rechnungs­ und Steuerwesen wurde 1954 Gesamtprokura<br />

erteilt. Auch für Hans Grünzig war er <strong>ein</strong> Garant gesicherter<br />

Finanzen und aussagekräftiger Zahlen.<br />

Aloys Harperscheidt<br />

um 1970<br />

Peter Bildst<strong>ein</strong> 1953<br />

Tätigkeitsbericht Mai 1945<br />

Personalkarte<br />

Karl Ganser in s<strong>ein</strong>em Dienstwagen, in den 1920er <strong>Jahre</strong>n<br />

willi hohl <strong>–</strong> vom kaufmännischen lehrling zum technischen Geschäftsführer<br />

Nach 39 <strong>Jahre</strong>n engagierter Arbeit in verschiedensten Funktionen wurde Willi Hohl<br />

1974 technischer Geschäftsführer mit Verantwortung für Akquisition, Beschaffung<br />

und Produktion. Im Alter von nur 14 <strong>Jahre</strong>n kam er 1935 als kaufmännischer Lehrling<br />

zu Robert Grünzig. Nach Kriegsende war er <strong>ein</strong>er der ersten Mitarbeiter, die wieder<br />

an ihren Arbeitsplatz in Stolberg zurückkehrten. Der für s<strong>ein</strong>e Verhandlungsstärke<br />

bekannte Willi Hohl erhielt 1965 die Prokura der Niederlassung in Düsseldorf und 1969<br />

die Prokura der Robert Grünzig KG in Aachen. Er leitete den Einkauf und die in diesen<br />

<strong>Jahre</strong>n sehr entscheidende Arge­Abteilung sowie später auch die Kalkulation. 1974<br />

wurde Willi Hohl zum Geschäftsführer der Bauunternehmung Grünzig bestellt. 1976<br />

übernahm er diese Funktion auch in der WFG West­Fertigteilbau GmbH. Bis zu s<strong>ein</strong>em<br />

plötzlichen Tod 1981 lenkte er maßgeblich und erfolgreich das operative Geschäft der<br />

Unternehmens<strong>gruppe</strong>. Zusammen mit Herbert Weichert war Willi Hohl <strong>ein</strong>e der prägenden<br />

Persönlichkeiten der Ära Hans Grünzig.<br />

karl Ganser <strong>–</strong> der fahrer des chefs<br />

Bereits im Jahr 1920 fuhr Karl Ganser für<br />

Robert Grünzig Baust<strong>ein</strong>e zur Baustelle<br />

„Verwaltungsgebäude Talbot“. S<strong>ein</strong> LKW der<br />

Marke Sauer mit Handkurbel und Kulissenschaltung<br />

wurde noch von Hand be­ und<br />

entladen. Zudem reparierte Karl Ganser die<br />

Fahrzeuge der Bauführer und des Chefs.<br />

Wenig später wurde Karl Ganser zum persönlichen<br />

Fahrer Robert Grünzigs.<br />

Willi Hohl um 1980<br />

24 25


MenSchen iM unternehMen<br />

Herbert Weichert um 1979<br />

herbert weichert - klare führung,<br />

konsequenter organisator und edV-Spezialist.<br />

Der ausgebildete Kaufmann Herbert Weichert war <strong>ein</strong> großfirmenerprobter und erfahrener Mann<br />

der Baubranche, als er im April 1972 in das Unternehmen <strong>ein</strong>trat. Mit besonderen EDV­Kenntnissen<br />

ausgestattet und geprägt durch die kaufmännische Leitung <strong>ein</strong>er großen Arge­Abteilung<br />

begann s<strong>ein</strong>e Tätigkeit in der mittelständischen Grünzig­Gruppe. Hier stellte er zunächst das<br />

Rechnungs­ und Personalwesen auf fortschrittliche IT­Systeme um, organisierte den kaufmännischen<br />

Apparat der Gruppe neu und schaffte sich selbst Freiraum für die wichtigen Führungsaufgaben<br />

jener <strong>Jahre</strong>. 1974 wurde der Prokurist kaufmännischer Geschäftsführer der Bauunternehmung<br />

Grünzig, zwei <strong>Jahre</strong> später übernahm er zusätzlich die kaufmännische Geschäftsführung der WFG<br />

West­Fertigteilbau GmbH. In der Phase der Aufteilung der Unternehmens<strong>gruppe</strong> zwischen den<br />

Stämmen Grünzig und Neßeler wirkte er maßgeblich und mit dem vollen Vertrauen beider Gesellschafter<strong>gruppe</strong>n<br />

an den Bewertungsvorgängen und Entscheidungsprozessen mit.<br />

hans-willi Simons <strong>–</strong> der Steuermann<br />

Hans­Willi Simons trat im April 1987 in das Unternehmen <strong>ein</strong>. Bis zu s<strong>ein</strong>em Ausscheiden im Jahr<br />

1998 war der gelernte Kaufmann zunächst als kaufmännischer Leiter, Prokurist und schließlich als<br />

all<strong>ein</strong>vertretungsberechtigter Geschäftsführer aller Grünzig Firmen tätig. Neben s<strong>ein</strong>en kaufmännischen<br />

Aufgaben übernahm Hans­ Willi Simons ab 1996 auch die technische Führung der Sparte<br />

Bau. Mit s<strong>ein</strong>er Menschenkenntnis, Tatkraft und Entscheidungsbereitschaft leistete er Entscheidendes<br />

in der Umstrukturierungsphase der 1980er <strong>Jahre</strong> und bei der Entwicklung der Unternehmens<strong>gruppe</strong><br />

zu ihrer derzeitigen Position. Als Vertrauter und Freund war er jederzeit wichtiger Partner<br />

in der Firmenführung für Joachim und Hubertus Neßeler. Bis heute ist Hans­Willi Simons als Generalbevollmächtigter<br />

mit Sonderaufgaben für die Unternehmens<strong>gruppe</strong> tätig und Mitglied des 2008<br />

installierten 3-köpfigen Firmenbeirats.<br />

Klaus Nikolaus um 1970<br />

Ewald Nikolaus<br />

Hans­Willi Simons<br />

die familie nikolaus <strong>–</strong><br />

drei Generationen in <strong>ein</strong>em unternehmen<br />

Im Jahr 2003 blickte mit dem Polier Ewald Nikolaus die dritte Generation<br />

der Familie Nikolaus auf <strong>ein</strong>e 30jährige Firmenzugehörigkeit zurück: Zuvor<br />

waren schon Großvater Ewald als Maurervorarbeiter, Vater Klaus ­ der<br />

„dubbele Klöss“ ­ als Polier und dessen Bruder Günther als Werkpoliere für<br />

das Unternehmen tätig gewesen.<br />

Edith Dunkel um 1980<br />

Anna und Rolf Peter 1992<br />

edith dunkel <strong>–</strong> chefsekretärin<br />

Über 40 <strong>Jahre</strong> arbeitete Edith Dunkel<br />

für Grünzig. Sie kam 1940 zum Unternehmen.<br />

In den Kriegsjahren hielt sie<br />

gem<strong>ein</strong>sam mit Robert Grünzig und<br />

Leonie Führen die Stolberger Firmenzentrale<br />

aufrecht. Edith Dunkel war<br />

viele <strong>Jahre</strong> persönliche Sekretärin des<br />

geschäftsführenden Gesellschafters<br />

Hans Grünzig.<br />

anna und rolf Peter <strong>–</strong> lernten sich am arbeitsplatz kennen<br />

Anna Peter kam 1950 als Stöpferin und Kammstrickerin zur Tuchfabrik<br />

Grünzig & Co. Hier lernte sie auch ihren spätern Ehemann Rolf Peter kennen.<br />

Der gebürtige Chilene, der zum Studium <strong>nach</strong> Deutschland gekommen<br />

war, trat 1955 als Textiltechniker in das Unternehmen <strong>ein</strong>. Nach der Schließung<br />

der Tuchfabrik im Jahr 1963 wurden die Eheleute von der Bauunternehmung<br />

Grünzig übernommen. Anna Peter war fortan für Schreibarbeiten<br />

und Telefondienste, Rolf Peter für den Fuhrpark und Geräte<strong>ein</strong>satz zuständig.<br />

Viele <strong>Jahre</strong> trainierte Rolf Peter zudem die hauseigene Fußballmannschaft.<br />

Anna Peter war 45 <strong>Jahre</strong>, Rolf Peter über 37 <strong>Jahre</strong> für die <strong>nesseler</strong><br />

<strong>grünzig</strong> <strong>gruppe</strong> tätig.<br />

karl-Peter arnolds <strong>–</strong> führungspersönlichkeit und technischer Motor<br />

Karl­Peter Arnolds startete am 1.11.1999 als Oberbauleiter und übernahm im Jahr 2000 die Leitung<br />

des Geschäftsfelds Zweckbauten. Aufgrund s<strong>ein</strong>er Ausbildung sowohl als Maurer und Naturst<strong>ein</strong>maurer<br />

wie auch als Diplom­Bauingenieur mit Abschluss an der RWTH Aachen beschäftigte<br />

er sich von Beginn s<strong>ein</strong>er Tätigkeit an intensiv mit der technischen Ausrichtung des Unternehmens.<br />

Ein Schwerpunkt hierbei waren die gewerblichen Mitarbeiter sowie die Weiterentwicklung<br />

von Rohbau und Bauhof. Zur Vorbereitung auf s<strong>ein</strong>e Geschäftsführungstätigkeit absolvierte er <strong>ein</strong><br />

Studium an der St<strong>ein</strong>beis Hochschule in Berlin, das er mit dem Titel Master of Business Administration<br />

erfolgreich abschloss. S<strong>ein</strong>e Master Thesis schrieb er zum Thema: Die komplette Immobilie<br />

aus <strong>ein</strong>er Hand. Im August 2008 wurde er zum Geschäftsführer der <strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> bau, <strong>nesseler</strong><br />

<strong>grünzig</strong> plan und <strong>nesseler</strong> bauwerk bestellt. Karl­Peter Arnolds ist <strong>ein</strong>e Führungspersönlichkeit<br />

mit Motivationskraft. Er ist integer und kämpft mit Leidenschaft für den Erfolg der Unternehmen.<br />

Und er ist <strong>ein</strong> hochkompetenter Baufachmann mit qualifizierter praktischer und theoretischer<br />

Ausbildung, der auf fundierte Erfahrung in der erfolgreichen Abwicklung anspruchsvoller Projekte<br />

zu<strong>rückblick</strong>en kann.<br />

Karl­Peter Arnolds<br />

26 27


1983 - heute<br />

Joachim & hubertus neßeler<br />

- die dritte Generation auf<br />

neuen wegen<br />

Mit Joachim Neßeler, <strong>ein</strong>em Enkel des Gründers, trat 1982<br />

die dritte Generation der Familie in die Geschäftsführung des<br />

Unternehmens <strong>ein</strong>. Der Übergang in der Führung fiel in <strong>ein</strong>e<br />

schwierige Phase der Grünzig Gruppe. Der Rückbau der WFG<br />

1976, die Auszahlung des Gesellschafterstamms Laschet 1977<br />

und schließlich die Teilung des Unternehmens in der Aus<strong>ein</strong>andersetzung<br />

mit dem Gesellschafterstamm Grünzig 1983<br />

schmälerten die Substanz des „Rest­Unternehmens“ massiv.<br />

Die bislang schwerste Baurezession in der Geschichte der Bundesrepublik<br />

kam hinzu und zwang auch GRÜNZIG, Kapazitäten<br />

zu reduzieren und Arbeitsplätze abzubauen.<br />

Gezielt setzte Joachim Neßeler Impulse zur Neustrukturierung<br />

und Neupositionierung des Unternehmens. Prozesse und<br />

Kosten wurden optimiert. Das 1984 neu gebaute Bürogebäude<br />

in Aachen­Forst zentralisierte die Standorte der Verwaltung,<br />

des Fertigteilwerks und des Bauhofs. Die Organisation wurde<br />

gestrafft. Ein frühzeitig in den 1990er <strong>Jahre</strong>n entwickeltes modernes<br />

Kommunikationssystem in <strong>ein</strong>em firmenweiten IT-Netz<br />

verschlankte und beschleunigte Prozesse. Die so genannte<br />

„elektronische Projektakte“ band jede Baustelle in das Firmennetzwerk<br />

<strong>ein</strong>. Unter Einbeziehung der Belegschaft formulierte<br />

Joachim Neßeler <strong>ein</strong> Unternehmensleitbild, das zur Richtschnur<br />

der anstehenden Reformen wurde. Unter den Gesichtspunkten<br />

Team­ und Kundenorientierung wurden wegweisende Verbesserungs­<br />

und Qualitätssicherungsprozesse in Gang gesetzt. Die<br />

Grünzig Bau GmbH erreichte als <strong>ein</strong>es der ersten deutschen<br />

Bauunternehmen 1994 die Zertifizierung ihres Qualitätssystems<br />

<strong>nach</strong> DIN EN ISO 9001.<br />

Büroimmobilien Pascalstraße in Aachen<br />

Auch auf der Marktseite konzentrierte sich die Unternehmens<strong>gruppe</strong>.<br />

Tief­ und Kabelbauarbeiten wurden aufgegeben, der<br />

wenig ertragbringende öffentliche Submissionswettbewerb, der<br />

zur Partnerschafts­ und Know­how­Philosophie des Unternehmens<br />

nicht passte, nicht mehr weiter verfolgt.<br />

Die zentralen Kompetenzfelder Schlüsselfertigbau mit Betonfertigteilen<br />

aus dem eigenen Werk wurden forciert. Für Kunden<br />

aus Industrie, Handel und Gewerbe sowie Projektentwickler<br />

und die professionelle Wohnungswirtschaft errichtete die Gruppe<br />

Bürogebäude, Geschäftshäuser, Fachmarktzentren, Fabrikund<br />

Hallenbauten sowie Wohnanlagen nun fast ausschließlich<br />

schlüsselfertig.<br />

Im Jahr 1992 gründete Joachim Neßeler gem<strong>ein</strong>sam mit<br />

s<strong>ein</strong>em Bruder Hubertus Neßeler, der nun in den Firmenkreis<br />

<strong>ein</strong>trat, die neßeler projektidee gmbh. Unter Hubertus<br />

Neßelers Leitung als geschäftsführender Gesellschafter<br />

wurden Projektentwicklung und Bauträgerschaft neben das<br />

schlüsselfertige Bauen gesetzt und systematisch ausgebaut.<br />

Das seit 2002 als <strong>nesseler</strong> projektidee gmbh firmierende Unternehmen<br />

entwickelt inzwischen Wohn­, Büro­, Gewerbe­ und<br />

Handelsprojekte und ist, vor allem als Bauträger, heute <strong>ein</strong><br />

wichtiger, umsatzstarker Unternehmensteil.<br />

1996 kam die Planung von Bauwerken, später in der<br />

<strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> plan gmbh angesiedelt, hinzu. Man wollte<br />

Schlüsselfertigbauten nicht nur im Prozess, sondern auch<br />

konzeptionell beherrschen. Zu diesem Zweck wurde <strong>ein</strong> Profitcenter<br />

für Architektur­ und Generalplanung aufgebaut.<br />

Physikersiedlung Köln­Porz Anna­Park­Center Alsdorf<br />

Seit dieser Zeit umfasst das Leistungsportfolio die Prozesskette<br />

entwickeln > planen > bauen. Auf der Grundlage dieser<br />

Kompetenzen setzte die <strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> <strong>gruppe</strong> neben das<br />

Projekt­Geschäft <strong>–</strong> nämlich vom Kunden mit s<strong>ein</strong>en Planern<br />

entwickelte und beim Bauunternehmer angefragte Individualbauten<br />

<strong>–</strong> das selbst entwickelte Bau­Produkt.<br />

Die Unternehmens<strong>gruppe</strong> entwarf das Bürokonzept „novoline<br />

<strong>–</strong> das raum Gewinn Büro“ sowie das Typen­Einfamilienhaus<br />

ngVplus, <strong>ein</strong> Einfamilienhaussystem. Mit beiden Produkten will<br />

man sorgfältig analysierte Kundenwünsche bei wettbewerbsfähiger<br />

Preis­/Leistungsrelation in attraktive Bauwerke umsetzen.<br />

Bauleistungen/umsätze der<br />

<strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> <strong>gruppe</strong> 1982-2010<br />

Mio.<br />

<strong>100</strong><br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1982 Prog. 2010<br />

28 Hubertus und Joachim Neßeler<br />

29


1983 - heute<br />

NTZ im TechnologiePark Köln<br />

Logistikhalle Bingen<br />

richtungsweisende<br />

Projekte<br />

Physikersiedlung Köln­Porz<br />

Büroimmobilien Pascalstraße<br />

Ein attraktiver Standort für Unternehmen der Hi­Tech­Industrie<br />

entwickelt sich seit Anfang der 1980er <strong>Jahre</strong> im Gewerbe ge biet<br />

Pascalstraße. <strong>nesseler</strong> projektidee entwickelte, vermietete<br />

und verkaufte seit 1996 vier auf <strong>ein</strong>em multifunktionalen Konzept<br />

basierende Büroimmobilien mit 16.000 m² Nutzfläche;<br />

<strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> bau errichtete diese Immobilien und baute<br />

in der Pascalstraße fünf weitere Bürogebäude schlüsselfertig<br />

für dritte Kunden, von denen <strong>ein</strong>s von <strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> plan<br />

entworfen wurde.<br />

lammerting technologiePark köln<br />

Im TechnologiePark Köln realisierte die <strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> <strong>gruppe</strong><br />

zwischen 1998 und 2009 sieben Büroprojekte schlüsselfertig,<br />

z.T. <strong>ein</strong>schließlich Planungsleistungen mit insgesamt rund<br />

60.000 m² Nutzfläche. „Flaggschiff“ ist das 2002/2003<br />

entstandene <strong>100</strong> m lange, 8­geschossige Neue Technologie<br />

Zentrum (NTZ) mit 21.000 m² Nutzfläche und 86.000 m³ umbautem<br />

Raum, das <strong>–</strong> in Vollmontagebauweise aus Betonfertigteilen<br />

errichtet <strong>–</strong> <strong>nach</strong> 10­monatiger Bauzeit dem Hauptmieter<br />

Quartier 4 Essen Pascalstraße Aachen: Flagschiffprojekt<br />

übergeben wurde. Eine weitgespannte Glas­Stahl­Konstruktion,<br />

die den Innenraum zwischen den drei Baukörpern transparent<br />

überdacht, verleiht der Immobilie <strong>ein</strong> mediterranes Flair.<br />

anna-Park-center alsdorf<br />

In der alten Bergbaustadt errichtete <strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> <strong>ein</strong> modernes<br />

Einkaufzentrum, schlüsselfertig. In zwei Planabschnitten<br />

entstanden zwischen 2001 und 2002 mehr als 32.000 m²<br />

Nutzfläche. Das Fertigteilwerk lieferte die Fas sadenelemente<br />

als Bestandteil der architektonisch anspruchsvollen Gestaltung.<br />

In Mall und Verkaufsfläche ist die denkmalgeschützte Turbinenzentrale<br />

der ehemaligen Zeche Anna integriert.<br />

fabrikbauten Brehna<br />

Der Geschäftsbereich Zweckbauten errichtete 2002 und<br />

2007/2008 bei Leipzig zwei Produktionsstätten für Arzneimittel.<br />

In den jeweils zehnmonatigen Bauabschnitten<br />

entstanden R<strong>ein</strong>räume, Laborflächen, Büroflächen, <strong>ein</strong>e<br />

Logistikhalle sowie <strong>ein</strong> Hochregallager.<br />

logistikhalle Bingen<br />

Die Fertigteilhalle entstand 2007/2008 aus Stahlbetonfertigteilen.<br />

Innerhalb von zwei Monaten produzierte, lieferte und montierte<br />

das Fertigteilwerk 876 Fertigteile aus 3.782 m³ Beton.<br />

Quartier 4, essen<br />

Eine gelungene urbane städtebauliche Gestaltung, die preisgekrönt<br />

kriminalpräventive Maßnahmen berücksichtigt, prägt das<br />

zwischen 2007 und 2009 entstandene „Quartier 4“. <strong>nesseler</strong><br />

projektidee entwickelte das Projekt gem<strong>ein</strong>sam mit der Essener<br />

Gesellschaft HOPF IEG. <strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> bau errichtete die<br />

zwei Mehrfamilienhäuser mit 24 Eigentumswohnungen und<br />

Tiefgaragen sowie 59 Einfamilienhäuser, viele davon aus der<br />

Produktreihe ngVplus.<br />

Physikersiedlung köln-Porz<br />

In Köln­Porz wurden bzw. werden vom Geschäftsfeld Wohnbauten<br />

zwischen 2005 und 2010 über 300 Eigentumswohnungen<br />

und Einfamilienhäuser teils neu gebaut, teils saniert. In<br />

mehreren Bauabschnitten, bei denen auch die Planung in der<br />

Hand der <strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> <strong>gruppe</strong> lag, wurde die ehemalige<br />

Siedlung für belgische Militärangehörige kernsaniert und durch<br />

Einfamilienhäuser <strong>–</strong> vor allem aus der Produktreihe ngVplus ­<br />

sowie <strong>ein</strong>e Kindertagesstätte <strong>nach</strong>verdichtet.<br />

30 Fabrikbauten Brehna<br />

31


die <strong>Zukunft</strong><br />

Hochinstalliertes Laborgebäude im BioCampus Cologne<br />

wegweisendes Projekt: AIXTRON Aachen<br />

Blick <strong>nach</strong> <strong>vorn</strong> <strong>–</strong><br />

die <strong>Zukunft</strong> der <strong>nesseler</strong><br />

<strong>grünzig</strong> <strong>gruppe</strong><br />

entwickeln - planen - bauen - betreiben<br />

neubau und Modernisierung<br />

Projekte und Produkte<br />

Der Blick zurück auf die vergangenen <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> zeigt uns<br />

überall radikale Veränderungen: in Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft<br />

und auch in der Bau­ und Immobilienbranche. So wird<br />

es auch zukünftig s<strong>ein</strong>. Als <strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> <strong>gruppe</strong> wollen wir<br />

die zu erwartenden Umbrüche mit Neugier beobachten und<br />

Neuerungen, wie in der Vergangenheit, aktiv gestalten. Wir<br />

wollen <strong>vorn</strong>e s<strong>ein</strong>: routiniert und sicher im Tagesgeschäft und<br />

gleichzeitig kreativ mit neuen Ideen und Konzepten.<br />

Vordergründig betrachtet sch<strong>ein</strong>t die Bau­ und Immobilienbranche<br />

sich in <strong>ein</strong>em strukturellen Abwärtstrend zu befinden.<br />

Die Zahl der Bauhauptgewerbe­Arbeitsplätze sank seit 1995<br />

von rd. 1,45 Millionen auf inzwischen nur noch 680.000. Die<br />

Bauinvestitionen reduzierten sich um rund 20%. Die Zahl der<br />

Wohnungsfertigstellungen betrug auf ihrem Höhepunkt in den<br />

1970er <strong>Jahre</strong>n all<strong>ein</strong> in Westdeutschland 800.000; sie lag in<br />

2009 in Gesamtdeutschland unter 200.000 Neubau­Einheiten.<br />

Im Gegensatz zum Trend, den diese Globaldaten zeichnen, betrachten<br />

wir die Marktentwicklung in unseren Aktivitätsfeldern<br />

als durchaus chancenreich und wachstumsträchtig. Dabei sind<br />

es vor allem zwei gesamtwirtschaftliche Entwicklungslinien, die<br />

uns Absatzpotentiale aufzeigen.<br />

Schnell und drastisch steigende Energiepreise korrespondieren<br />

mit der Erkenntnis endlicher fossiler Ressourcen. Bauwerke<br />

werden heute bereits klimatechnisch gänzlich anders ausge­<br />

PPP­Projekt Neuss:<br />

planen-bauen-finanzieren-betreiben<br />

Karree Kerpen:<br />

entwickeln­planen­bauen<br />

stattet als noch vor 10 <strong>Jahre</strong>n. Bestehende Bauwerke werden<br />

weit vor dem Ende ihrer technischen Lebensdauer unwirtschaftlich<br />

und sind zu modernisieren oder durch neue, effizientere<br />

zu ersetzen. Hier entwickelt sich immenser Baubedarf. Wir<br />

bieten beides: Neubau­ und Modernisierungskompetenz.<br />

Für Gebäude wie für bewegliche Anlage­ und Konsumgüter ist<br />

heute Nachhaltigkeit die Messlatte für Qualität. Diese bemisst<br />

sich aber nicht nur an den Herstellkosten <strong>ein</strong>es Produkts, sondern<br />

ebenso an s<strong>ein</strong>en Betriebs­ und Instandhaltungskosten.<br />

Betrachtungszeitraum wird damit der gesamte Lebenszyklus<br />

des Produkts. Genau darauf richten wir uns aus. Als Projektentwickler,<br />

Planer und Bauausführende.<br />

Als Projektentwickler und Bauträger bringen wir unsere Produkte<br />

und Dienstleistungen an den Endkunden: den Nutzer<br />

und den Investor. Heute liegt unser Schwerpunkt in der Entwicklung<br />

von Wohnanlagen und Bürogebäuden. Geschäftshäuser<br />

und Marktzentren ergänzen in jüngster Zeit und in <strong>Zukunft</strong><br />

unser Portfolio.<br />

Als Planer rücken wir neben der Architektur die moderne Gebäudetechnik<br />

in den Vordergrund. Das Gebäude von morgen<br />

ist technisiert wie <strong>ein</strong>e hochentwickelte Maschine. Dazu gehört<br />

<strong>ein</strong>e präzise Mess­, Steuer­ und Regeltechnik. Zudem wünschen<br />

unsere Kunden <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>gehende Energieberatung. Hier<br />

besitzen wir Kompetenz und entwickeln <strong>Zukunft</strong>spotential.<br />

Als Bauausführende endet für uns schon heute die Vertragsleistung<br />

nicht bei der Übergabe des fertigen Bauwerks oder<br />

dem Abschluss der Gewährleistungsphase. Wir haben erste<br />

Erfahrungen in ÖPP­Projekten und nehmen den Betrieb und die<br />

Unterhaltung von Immobilien in der Nutzungsphase in unseren<br />

Leistungsrahmen. Öffentlich­Private­Partnerschaft ist <strong>ein</strong> Teil<br />

des Baumarkts von morgen.<br />

Wir entwickeln, planen, bauen und betreiben Immobilien.<br />

Sowohl in der Form des individuell <strong>nach</strong> den Plänen des Bauherrn<br />

realisierten Projekts als auch in der Form des von uns<br />

konzipierten, auf die Wünsche des Nutzers zugeschnittenen<br />

Produkts.<br />

Bauen und immobilien sind unser Metier:<br />

gestern, heute und morgen.<br />

Für begeisterte Kunden. Mit leistungsfähigen Partnern.<br />

Ein starkes Team aus loyalen, <strong>ein</strong>satzbereiten und kompetenten<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.<br />

Eine verantwortungsbewusste Geschäftsführung mit<br />

ambitionierten Zielen.<br />

Ein Familienunternehmen mit <strong>Zukunft</strong>.<br />

Essen Kupferdreh:<br />

auch morgen stärker durch Kooperation<br />

32<br />

Die Geschäftsführung: Klaus Kremer, Karl Arnolds, Joachim<br />

Neßeler, Hubertus Neßeler, Fritz Schupp, Bertram Hörisch<br />

33


die Standorte<br />

Marmorwerk Aachen Eynatter Straße Haus Nuellens 1949<br />

Fertigteilwerk Sittarder Straße etwa 1972<br />

unternehmen und Standorte<br />

<strong>–</strong> vom haus nuellens bis<br />

ins indetal<br />

Zweifaller Straße, Stolberg<br />

Hier befand sich von 1910 bis 1971 die Zentrale des Unternehmens.<br />

Im Vorderhaus des Objekts, das anfänglich noch<br />

gemietet und später erworben wurde, wohnte bis Anfang der<br />

1950er <strong>Jahre</strong> die Gründerfamilie. Da<strong>nach</strong> saß hier bis 1963 die<br />

Verwaltung. Der Hof nahm Fuhrpark, Lager und Werkstätten<br />

und weitere Büros auf.<br />

haus nuellens, friedrich-wilhelm-Platz, aachen<br />

In repräsentativer Lage, gegenüber dem Elisenbrunnen, liegt<br />

das damalige Wohn­ und Geschäftshaus Haus Nuellens, die<br />

heutige Elisengalerie. Anfang der 1930er <strong>Jahre</strong> erwarb Robert<br />

Grünzig Haus und Grundstück für <strong>ein</strong>en Neubau. Nicht nur<br />

mondäne Geschäfte und Cafés bezogen das Haus, sondern<br />

auch die Aachener Niederlassung des Unternehmens. Nach dem<br />

Wiederaufbau im Jahr 1949 diente das Haus Robert Grünzig<br />

und s<strong>ein</strong>er Frau Christine auch als Wohnsitz bis zu deren Tod<br />

im Jahr 1964.<br />

Sittarder Straße, aachen-forst<br />

Der Standort gehört seit 1918 zum Unternehmen. Die dort<br />

produzierende Ziegelei hatte Mitte der 1960er <strong>Jahre</strong> k<strong>ein</strong><br />

wirtschaftlich abbaubares Hinterland mehr. So wurde das Gelände<br />

1967 zum Standort des neuen Fertigteilwerks. Ein neues<br />

Bürogebäude nahm 1984 die Verwaltung der <strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong><br />

<strong>gruppe</strong> auf, so dass an diesem Standort Büros, Fertigteilwerk<br />

und Bauhof zentralisiert waren. Als der technische und kaufmännische<br />

Apparat des Unternehmens sich in den folgenden<br />

20 <strong>Jahre</strong>n verdoppelt hatte, zog die Unternehmenszentrale<br />

2003 zurück in den Neubau am alten Standort Indeweg.<br />

indeweg, aachen-Brand<br />

Das Grundstück kaufte Robert Grünzig Anfang der 1950er <strong>Jahre</strong>.<br />

An der Inde wurde <strong>nach</strong> den Plänen des damaligen Baudezernenten<br />

Fischer <strong>ein</strong> Fabrikneubau für die aus der Aachener<br />

Innenstadt ausgesiedelte Tuchfabrik der Unternehmens<strong>gruppe</strong><br />

errichtet. 1963 entstand auf dem Gelände das erste Fertigteilwerk.<br />

Gleichzeitig zog die Verwaltung hierhin, wenig später<br />

folgte auch die Zentrale. Nach der Inbetriebnahme des neuen<br />

Fertigteilwerks in der Sittarder Straße vermietete Grünzig die<br />

Hallen lange <strong>Jahre</strong> an die Aachener Lebenshilfe­Organisation<br />

für Behinderte. Nach Kernsanierung, Um­ und Erweiterungsbau<br />

befindet sich hier seit 2003 wieder die Unternehmenszentrale.<br />

nordstraße, aachen<br />

An dem 1932 erworbenen Standort wurde bis zum Ende des<br />

Zweiten Weltkriegs <strong>ein</strong>e Ziegelei betrieben. Als die Besatzungsmacht<br />

die Tonabbauflächen requirierte und die Ziegelei<br />

deswegen geschlossen werden musste, wurden die Restflächen<br />

an der Nordstraße mit ihren Gebäuden als Bauhof genutzt. Ab<br />

1949 erfolgte der schrittweise Ausbau mit Büro, Schr<strong>ein</strong>erei,<br />

Sägewerk, Eisenbiegerei, Tankstelle und Fuhrpark. 1983 fiel<br />

das Grundstück im Zuge der Unternehmensteilung dem Familienstamm<br />

Grünzig zu.<br />

Schießstraße, düsseldorf<br />

1933 entstand hier das <strong>ein</strong>zige selbständige Tochterunternehmen<br />

der Ära Robert Grünzig, die Bauunternehmung Grünzig<br />

GmbH. Der neue Standort sollte den Aktionsradius Richtung<br />

Düsseldorf und Ruhrgebiet erweitern. Hans Grünzig verlegte<br />

1970 den Sitz der GmbH <strong>nach</strong> Aachen. Mit der Restrukturierung<br />

der Gruppe wurde der Standort 1986 geschlossen.<br />

eynattener Straße, aachen<br />

Das Grundstück Eynattener Straße war jahrzehntelang Standort<br />

<strong>ein</strong>es Marmorwerks. Nach dem Kauf des Betriebs lieferte<br />

das Marmorwerk seit Anfang der 1930er <strong>Jahre</strong> Naturst<strong>ein</strong>e für<br />

die Grünzig­Bauprojekte. Besonderer Schwerpunkt war die<br />

Restaurierung von Fassaden von Baudenkmälern wie z.B. dem<br />

Aachener Rathaus und vielen Kirchen. Ein ganz besonderes Betätigungsfeld<br />

des Marmorwerks war der Aachener Dom. Jahrzehntelang<br />

wurden spezialisierte Fachleute <strong>ein</strong>gesetzt, um die<br />

Fassaden und Tragwerke dieses Bauwerks des Weltkulturerbes<br />

fachgerecht zu restaurieren und zu erneuern. Ein St<strong>ein</strong>bruch<br />

wurde eigens erworben, um genau den Naturst<strong>ein</strong> zu sichern,<br />

der schon 1.000 <strong>Jahre</strong> vorher hier verbaut worden war. Im<br />

Zuge der Unternehmensteilung ging das Marmorwerk 1983 an<br />

den Familienstamm Grünzig.<br />

in der Mühlenau und Papiermühle, düren<br />

Düren wurde Standort der Unternehmens<strong>gruppe</strong> als 1977<br />

das Bauunternehmen Hermann Bock KG, das auf Tief­ und<br />

Rohrleitungsbau spezialisiert war, von Grünzig übernommen<br />

wurde. Wichtige Auftraggeber waren das RWE, die Post und<br />

die Stadtwerke Düren. Das Grundstück In der Mühlenau wurde<br />

von den Alteigentümern des Unternehmens gepachtet. Nach<br />

Beendigung der Pacht wurde das für die Ausrichtung des Unternehmens<br />

günstigere Grundstück Papiermühle erworben und<br />

der Betrieb dorthin verlagert. Die Bock KG wurde 1984 auf die<br />

Bauunternehmung Grünzig GmbH verschmolzen.<br />

34 Fertigteilwerk Sittarder Straße 2009<br />

Stammhaus Zweifaller Straße, Stolberg Tuchfabrik Indeweg etwa 1955<br />

Verwaltung Sittarder Straße 1984 35


<strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> <strong>gruppe</strong> Indeweg 80 52076 Aachen<br />

Fon+49 (0) 241 / 52 98 ­ 0 info@<strong>nesseler</strong>.de www.<strong>nesseler</strong>.de<br />

Redaktion <strong>nesseler</strong> <strong>grünzig</strong> <strong>gruppe</strong>: Andrea Jonik­Henshen<br />

Konzept, Recherche & Text: Engels & Faridi GbR <strong>–</strong> Unternehmens­ und technikhistorische Beratung Köln Konzept & Realisation: POWER+RADACH werbeagentur gmbh

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