Schulter - Rehazentrum Erlangen
Schulter - Rehazentrum Erlangen
Schulter - Rehazentrum Erlangen
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Im Fokus: <strong>Schulter</strong> 3. Ausgabe<br />
Ärztliche Expertenmeinung zum Thema<br />
Subakromialsyndrom - Dr. Schramm<br />
Muskuläre Dysbalance - die Hauptursache<br />
für den <strong>Schulter</strong>schmerz?<br />
Physiotherapeutische Nachbehandlung -<br />
der typische <strong>Schulter</strong>schmerz<br />
Nordic Walking – Dipl. Sportwissenschaftler<br />
Jürgen Steffens<br />
Patienteninterview<br />
Aktuelles aus der Gesundheitspolitik<br />
Dr. Schramm<br />
Orthopäde<br />
Jürgen Steffens<br />
Dipl. Sportwissenschaftler<br />
Terje Lehne<br />
Physiotherapeut<br />
Claudia Starke-Lehne<br />
Physiotherapeutin
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Wer kennt es nicht!? Seit Jahren übt man eine<br />
Sportart aus und hat dabei nie nennenswerte<br />
Schmerzen verspürt. Es zwickt und zwackt zwar<br />
manchmal, aber es geht wieder weg! Dann kommt<br />
der Punkt an dem es länger und länger dauert, eh<br />
die <strong>Schulter</strong> wieder schmerzfrei ist. Man sucht den<br />
Arzt auf, da der Schmerz nun ständig spürbar ist<br />
und selbst in Ruhephasen den Alltag erschwert. Es<br />
gibt aber auch Situationen, in denen der Schmerz<br />
spontan und heftig auftritt. Beim Sport etwa, oder<br />
beim anheben von schweren Gegenständen,<br />
auch da bleibt ein Arztbesuch meist nicht aus. Die<br />
Diagnosen sind sehr vielfältig. Häufig schließt sich<br />
ein Therapieprogramm in der Physiotherapie an.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass die Nachbehandlung<br />
an der <strong>Schulter</strong> langwierig sein kann, da auch<br />
meist eine längere Entstehungsgeschichte voraus<br />
gegangen ist.<br />
Diese Ausgabe widmet sich der<br />
<strong>Schulter</strong>problematik, auch in der Hoffnung, dass<br />
mehr Wissen schnelleres Handeln zur Folge hat.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim lesen und<br />
freuen uns wenn Interessantes für Sie dabei ist..<br />
Inhalt Ausgabe 3<br />
Seite 3<br />
Expertenseite<br />
Hier haben Sie die Möglichkeit einem<br />
Experten Fragen zu stellen<br />
Seite 4-7<br />
Die schmerzhafte <strong>Schulter</strong> - das Subakromialsyndrom<br />
Dr. Schramm<br />
Seite 8-9<br />
Die muskuläre Dysfunktion, Hauptursache für den<br />
<strong>Schulter</strong>schmerz?<br />
Seite 10-1<br />
Physiotherapie bei <strong>Schulter</strong>gelenkserkrankungen<br />
Terje Lehne und Claudia Starke-Lehne<br />
Seite 13-14<br />
Nordic Walking - nur ein Trend?<br />
Jürgen Steffens<br />
Seite 15-17<br />
Eckpunkte der Gesundheitsreform 006<br />
Seite 18- 0<br />
Patienteninterview zum Thema <strong>Schulter</strong><br />
Seite 1<br />
Unser Team - Bildergalerie
Jürgen Steffens<br />
Dr. Michael Schramm (li) Orthopäde<br />
und<br />
Dipl. Sportwissenschaftler Jürgen<br />
Steffens (re)<br />
....... sind die Experten in dieser Ausgabe.<br />
In ihren Artikeln berichten sie über<br />
Erfahrungen und Behandlungsmethoden bei<br />
<strong>Schulter</strong>verletzungen und Nordic Walking.<br />
Unter info@rehazentrum-erlangen.de können<br />
Sie uns Ihre Fragen aus den Fachbereichen<br />
Orthopädie/Chirurgie, Krankenkassenleistungen,<br />
oder physiotherapeutische<br />
Behandlungsmöglichkeiten mailen. Bitte<br />
teilen Sie uns auch mit wem Sie Ihre Fragen<br />
stellen möchten. In der darauf folgenden<br />
Ausgabe werden fünf der am häufigsten<br />
gestellten Fragen veröffentlicht.<br />
(Dipl. Sportwissenschaftler)<br />
Expertenseite<br />
Michael Wild<br />
(Teamleiter Siemensbetriebskrankenkasse)<br />
Dr. Axel Goldmann<br />
Dr. Franz Roßmeißl<br />
Herr Thomas Friedmann<br />
Terje Lehne<br />
Dr. Matthias Kuhr<br />
(Orthopäde) (Orthopäde)<br />
Herr Stephan Putzmann<br />
(Orthopäde) (Orthopäde)<br />
Dr. Günther Bundgaard<br />
(Orthopäde) (Chirurg)<br />
(Physiotherapeut)<br />
Claudia Starke-Lehne<br />
(Physiotherapeutin)<br />
3
Die schmerzhafte <strong>Schulter</strong><br />
- das Subakromialsyndrom<br />
Autor: Dr. Michael Schramm<br />
<strong>Schulter</strong>schmerzen wurden noch vor wenigen Jahren<br />
oft als schicksalhaft hingenommen. Dies ist in<br />
der heutigen Zeit mit hohen Funktionserwartungen bis<br />
in das fortgeschrittene Alter undenkbar.<br />
Zwischenzeitlich kann man sehr viele klas-<br />
sische <strong>Schulter</strong>probleme in der Orthopädie<br />
gezielt therapieren. Dies verdanken wir dem<br />
besseren Verständnis der Biomechanik,<br />
das durch den Vergleich von klinischen<br />
Symptomen zu kernspintomographischen<br />
und arthroskopischen Bildern der Schmerz-<br />
Region entwickelt wurde. Um ursächlich<br />
behandeln zu können, ist es nötig, den<br />
„<strong>Schulter</strong>schmerz“ diagnostisch genau zuzuordnen. Als<br />
erstes Symptom bemerkt der Patient bei nahezu allen<br />
<strong>Schulter</strong>erkrankungen die gestörte Beweglichkeit für das<br />
aktive Abspreizen aus eigener Kraft und das Drehen des<br />
Armes. Das Anziehen der Jacke wird zur Qual, Heben<br />
über Kopf z.B. bei dem Kämmen gelingt nicht mehr, am<br />
Ende schmerzt das Liegen auf der betroffenen Seite.<br />
Welche Sehnen und Strukturen genau betroffen sind, kann<br />
ihr Orthopäde durch subtile Funktionstests der <strong>Schulter</strong><br />
herausfinden.<br />
Die <strong>Schulter</strong> ist ein kompliziert aufgebautes, muskulär geführtes<br />
Kugelgelenk. Von allen Gelenken des Körpers hat<br />
die gesunde <strong>Schulter</strong> den größten Bewegungsumfang und<br />
4<br />
Dr. Michael Schramm,<br />
Orthopäde<br />
Michael- Vogel- Str. 1-C,<br />
9105 <strong>Erlangen</strong><br />
Um ursächlich behandeln<br />
zu können,<br />
ist es nötig, den<br />
„<strong>Schulter</strong>schmerz“<br />
diagnostisch genau<br />
zuzuordnen.<br />
damit leider auch eine hohe Anfälligkeit für Verletzungen.<br />
Häufigste Ursache der Schmerzen: Ein<br />
mechanischer Engpass zwischen <strong>Schulter</strong>dach<br />
(Akromion) und Kopf des Oberarmknochens. Die Sehnen<br />
der so genannten Rotatorenmanschette setzen am großen<br />
Rollhügel (Tuberkulum majus) am Oberarm an. Hier liegen<br />
oft schmerzhafte Sehnenansatzreizungen und –ausdünnungen<br />
(Ansatztendinopathien) vor. Hält der Zustand<br />
länger an, kann sich auch Kalk auf und in die Sehnen ablagern.<br />
Zwischen Sehnen und Knochen befindet sich ein<br />
polsternder Schleimbeutel (Bursa), dieser kann sich durch<br />
Druckreiz entzünden und anschwellen. Abnutzungsbedingte<br />
Veränderungen der Sehnen bilden den Nährboden<br />
für einen Riss in der Rotatorenmanschette. Der kritische<br />
Punkt liegt etwa ein Zentimeter entfernt<br />
vom Sehnenansatz am Oberarmknochen.<br />
Dort kann der fortlaufende Verschleiß – zu<br />
dem es im Laufe der Jahre fast zwangsläufig<br />
kommt – zu einem Sehnenriss (Rotatorenmanschettenruptur)<br />
führen, nicht selten<br />
nach einem geringfügigen Unfall oder einer<br />
größeren Belastung. Fast immer ist die<br />
Supraspinatussehne betroffen. Bedingt<br />
durch Alter und Verschleiß können sich zudem knöcherne<br />
Zacken, so genannte Anbauten (Osteophyten) an den umliegenden<br />
Knochen, besonders am <strong>Schulter</strong>eckgelenk bilden.<br />
All diese Veränderungen verstärken sich unbehandelt<br />
gegenseitig und führen zu dem schmerzhaften Problem,<br />
das die Orthopäden als Engpass unter dem <strong>Schulter</strong>dach<br />
oder Subakromialsyndrom (Impingement) bezeichnen. Im<br />
Verlauf von klassischen Muskelketten führt jeder Strukturschaden<br />
der <strong>Schulter</strong> zu einer funktionellen Verspannung,<br />
den so genannten Muskel Triggerpunkten. Diese betreffen<br />
die Rotatorenmanschette, den <strong>Schulter</strong>blattheber, den Kapuzenmuskel<br />
am Nacken und häufig auch die Hals- und<br />
Brustwirbelsäule.
Die schmerzhafte <strong>Schulter</strong> - das Subakromialsyndrom<br />
<strong>Schulter</strong>anatomie und klassische<br />
Schmerzursachen<br />
Rotatorenmanschette<br />
Kapsel<br />
Bizepssehne<br />
<strong>Schulter</strong>eckgelenk<br />
Bursa<br />
Schlüsselbein<br />
<strong>Schulter</strong>blatt<br />
Subscapularismuskulatur<br />
Therapie:<br />
Injektionen<br />
Die klassische Erstbehandlung besteht typischerweise in<br />
der lokalen Injektion von schmerz- und entzündungshemmenden<br />
Medikamenten unter das <strong>Schulter</strong>dach. Cortisonzusatz<br />
erbringt sehr schnelle Linderung, allerdings oft nur<br />
für kurze Zeit. Da Cortison das Gewebe ungünstig beeinflusst<br />
und die Sehnen schwächt, sollten solche Spritzen<br />
nicht zu häufig oder zu engmaschig eingesetzt werden.<br />
Krankengymnastik und eigenständige<br />
Übungsbehandlung<br />
Ziel ist eine aktive Mobilisierung, Dysfunktionen zu beheben,<br />
Fehlhaltungen auszugleichen und Versteifungen<br />
entgegenzuwirken.<br />
Gezielte Krankengymnastik kann dazu beitragen, Verspannungen,<br />
falsche Körperhaltungen und Bewegungen<br />
so zu beeinflussen, dass das Gelenk nicht mehr überlastet<br />
wird und die Schmerzen nachlassen. Oft sind anfangs nur<br />
Pendelübungen mit Gewicht in der Hand am hängenden<br />
Arm möglich. Langfristig will man immer eine Balance der<br />
einzelnen Muskelgruppen erreichen. Die Muskeln, die<br />
den Oberarm nach unten ziehen, weg vom <strong>Schulter</strong>dach,<br />
müssen gekräftigt werden. Hierzu gehören: Der große<br />
Rückenmuskel (M. latissimus), der Sägezahnmuskel (M.<br />
serratus) und die Aussendreher (Mm.infraspinatus und<br />
M. teres minor). Training ist erfolgreich, wenn es konstant<br />
über mehr als 6 Wochen konsequent durchgeführt wird.<br />
Kälte- und physikalische Therapie<br />
Wenn der Schleimbeutel entzündet ist, hilft der Einsatz<br />
von Kälte (Kryotherapie). Stehen verspannte Muskeln mit<br />
schmerzhaften Triggerpunkten im Vordergrund hilft oft<br />
gezieltes Einspritzen durch Neuraltherapie und Wärme auf<br />
den Muskel. Akupunktur hilft gut, wenn z.B. Nackenverspannung<br />
einen wesentlichen Zusatzschmerz verursacht.<br />
Elektrische Behandlungen, Kurzwelle oder auch Röntgen-<br />
Reiz-Bestrahlung helfen im Einzelfall.<br />
Stoßwellentherapie<br />
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die Stoßwellentherapie<br />
(ESWT) zur Beseitigung von Kalkeinlagerungen<br />
und nach moderner Auffassung auch zum Ausschalten von<br />
schmerzhaften „Triggerpunkten“ im und um das <strong>Schulter</strong>gelenk.<br />
Triggerpunkte sind verhärtete Muskelbezirke, die<br />
bei Tastuntersuchung reproduzierbar eine oft ausstrah-<br />
5
Die<br />
schmerzhafte <strong>Schulter</strong> - das Subakromialsyndrom<br />
lende Schmerzsensation auslösen. Kalkeinlagerungen<br />
werden Idealerweise mit hochenergetischen fokussierten<br />
Stoßwellen über 3- 5 Sitzungen mit niedriger Frequenz<br />
behandelt. Radiale Triggerpunktstoßwelle hingegen wird<br />
mit hohen Frequenzen von etwa 15 Hz durchgeführt. Ziel<br />
ist eine energetische Beeinflussung und eine Stimulation<br />
des Muskels nahezu mit seiner Eigenfrequenz. Dies löst<br />
schmerzhafte Verspannungen und regt die natürliche<br />
Selbstheilung an. Triggerpunkt ESWT ist nicht schmerzhaft,<br />
nach der aktuellen Studienlage ist eine Wirksamkeit<br />
in bis zu drei Vierteln der Patienten anzunehmen. Wichtig<br />
ist, dass ESWT ohne gleichzeitige lokale Anästhesie zur<br />
Anwendung kommt, da sie einen wesentlichen Teil ihrer<br />
Wirkung über Gewebs- und Neuro- Mediatoren wie Substanz<br />
P und über Schmerzleitende Nervenfasern entfaltet.<br />
Meist werden zunächst 3 Behandlungen im Abstand von<br />
jeweils 1- Wochen durchgeführt, teilweise sind aber auch<br />
5-8 Sitzungen nötig. Gesetzliche Krankenkassen sehen<br />
eine Erstattung der Behandlungskosten grundsätzlich<br />
nicht vor. Sehr häufig kann aber gerade durch diese Therapie<br />
in Verbindung mit intensiver, richtig durchgeführter<br />
Physiotherapie eine Operation vermieden werden.<br />
ESWT am <strong>Schulter</strong>gelenk<br />
6<br />
Endoskopische Operation<br />
Der nächste Schritt der Behandlung ist die minimal<br />
invasive „Schlüssellochoperation“ (Arthroskopie). Wenn<br />
alle bisher genannten Therapien nicht helfen, können<br />
knöcherne Anbauten und Kalkansammlungen operativ<br />
beseitigt werden. Dafür muss heute in der Regel kein<br />
großer Hautschnitt mehr vorgenommen werden. Eine<br />
spezielle Optik mit angeschlossener Kamera (Arthroskop)<br />
und auch die Arbeitsgeräte gelangen über je eine, etwa<br />
einen Zentimeter lange, Inzision ins Gelenk. Durch diese<br />
Stiche werden die notwendigen Arbeitsschritte präzise mit<br />
Mikroinstrumenten durchgeführt – unter ständiger optischer<br />
Kontrolle am Monitor.<br />
Zunächst erfolgt eine genaue Ansicht des Gelenkraumes<br />
mit Beurteilung der Gelenklippe und der einstrahlenden<br />
Sehnen.<br />
<strong>Schulter</strong>arthroskopie<br />
Abgedeckter Kopf<br />
<strong>Schulter</strong><br />
Arthroskop<br />
Später wechselt das Arthroskop in den Raum direkt unter<br />
der <strong>Schulter</strong>höhe oberhalb der Rotatorenmanschette.<br />
Hier wird der schmerzhaft vergrößerte Schleimbeutel weg<br />
geschliffen und abgesaugt (Bursektomie), er regeneriert<br />
sich im gesunden Ausmaß später von selbst. Zusätzlich<br />
wird der Raum unter dem <strong>Schulter</strong>dach knöchern erweitert<br />
(Subakromiale Dekompression) und die <strong>Schulter</strong> mobili-
Die<br />
schmerzhafte <strong>Schulter</strong> - das Subakromialsyndrom<br />
siert. Der Eingriff wird unter kurzer Narkose schmerzfrei<br />
meist ambulant durchgeführt und bringt circa zwei Dritteln<br />
der Patienten eine dauerhafte Besserung. Eine Bandage<br />
zur Ruhigstellung ist nur stundenweise nach dem Eingriff<br />
notwendig.<br />
Arthroskopischer Blick<br />
auf Gelenk und Muskelmanschette<br />
Rotatorenmanschette<br />
Bizepssehne<br />
Oberarmkopf<br />
Der gleichermaßen entscheidende zweite Teil für den<br />
Operationserfolg ist die konsequente krankengymnastische<br />
Nachbehandlung bereits ab dem ersten Tag nach<br />
der Operation. Hauptziel hier ist es, vor allem die Motivation<br />
des Patienten zu wecken, gut mitzuarbeiten und<br />
später überwiegend eigenständig aber unter Kontrolle an<br />
Geräten weiter zu üben (Medizinische Trainingstherapie).<br />
Spätestens sechs Wochen nach der Operation ist der<br />
volle Bewegungsradius im operierten Arm erlaubt. Nach<br />
drei Monaten kann der Betroffene wieder Sport treiben.<br />
Überkopfsportarten sind ein halbes Jahr lang zu unterlassen.<br />
Liegen bereits Defekte im Bereich der Rotatorenmanschette<br />
vor, so können diese teilweise bereits bei diesem<br />
arthroskopischen Eingriff mit versorgt werden.<br />
Um den Versicherten eine optimale Versorgungsqualität<br />
zu gewähren, haben einige Krankenkassen (BKK Siemens<br />
u. a.) so genannte „integrierte Versorgungsverträge“<br />
abgeschlossen. Ein fester Verbund von Ärzten (z.B.<br />
Anästhesisten und Operateure des ambulanten Polymed<br />
OP-Zentrums in <strong>Erlangen</strong>) sichern eine ambulante OP und<br />
OP- Nachsorge auf hohem Qualitätsniveau.<br />
Dr. med. Michael Schramm, Orthopäde, Spezielle Orthopädische<br />
Chirurgie, Chirotherapie, Sportmedizin,<br />
Orthop. GP, Michael- Vogel- Str. 1-C, 9105 <strong>Erlangen</strong>,<br />
09131 6008, info@ortho-docs.de<br />
7
Die muskuläre Dysfunktion,<br />
Hauptursache für den <strong>Schulter</strong>schmerz ?<br />
Autor: Terje Lehne<br />
Die <strong>Schulter</strong> ist ein äußerst komplexes Gelenk, welches<br />
nicht nur aus einem, sondern aus mehreren Gelenken<br />
und Muskelgruppen besteht. Ein optimales Zusammenspiel<br />
dieser genannten Strukturen ermöglicht eine gute<br />
<strong>Schulter</strong>funktion. Eine korrekte Diagnose des jeweiligen<br />
zentralen Problems, welches zur Fehlbelastung der<br />
<strong>Schulter</strong> führt, und auch die korrekte Rehabilitation bzw.<br />
Physiotherapie sind demzufolge schwierig. Sie erfordert<br />
vom Therapeuten eingehende Fachkenntnisse und sehr<br />
viel Erfahrung.<br />
Die enorme Beweglichkeit der <strong>Schulter</strong> ist nur möglich,<br />
weil das <strong>Schulter</strong>gelenk ein hauptsächlich muskel- und<br />
sehnengeführtes Gelenk ist. Der große Kopf des Oberarmknochens<br />
(Humeruskopf - siehe Bild), wird dabei von<br />
der sog. Rotatorenmanschette aus drei Richtungen in<br />
der dafür relativ kleinen Gelenkschale gehalten. Um die<br />
Funktion der <strong>Schulter</strong> immer zu gewährleisten und den<br />
Oberarmkopf bei tagtäglichen Bewegungen immer in der<br />
Mitte der Gelenkschale zu halten, müssen alle drei dafür<br />
zuständigen Muskelgruppen möglichst gleich stark sein.<br />
Die betroffenen Muskeln sind:<br />
• Der große Brustmuskel (M. Pectoralis major), vorne an<br />
der <strong>Schulter</strong> und Brustbereich<br />
• Der kleine Brustmuskel (M. Pectoralis minor), oberhalb<br />
des großen Brustmuskels<br />
8<br />
• Der Delta-Muskel (M. Deltoideus), seitlich auf der<br />
<strong>Schulter</strong><br />
• Die Aussenrotatoren (M. Infraspinatus und M. Teres<br />
minor), an der Hinterseite der <strong>Schulter</strong><br />
Sind nicht alle etwa gleich stark, beginnen die jeweils<br />
Stärkeren, den Oberarmknochen zu sich hin zu ziehen<br />
(so wie es der Deltamuskel macht, wenn er den Oberarmknochen<br />
gegen das <strong>Schulter</strong>dach zieht, was man dann<br />
„Impingement“ nennt!) Es entsteht eine muskuläre Dysfunktion.<br />
Impingement<br />
Die muskuläre Dysfunktion, Hauptursache für den<br />
<strong>Schulter</strong>schmerz?<br />
Muskuläre Dysfunktion bedeutet bei der <strong>Schulter</strong> eine ungleich<br />
kräftige Muskulatur der Rotatorenmanschette. Dies<br />
bewirkt, dass der Oberarmknochen nicht mehr mittig in<br />
seinem Gegenstück, der Gelenkschale, gehalten werden<br />
kann.<br />
Wie entsteht diese muskuläre Dysfunktion:<br />
So unglaublich die Bewegungsfähigkeit unserer <strong>Schulter</strong><br />
auch ist, es gibt auch Grenzen. Diese Bewegungsgrenze<br />
ist häufig Ursache für die muskuläre Dysfunktion.<br />
Die Anatomie des Menschen lässt leider nur zu, dass wir
Muskuläre<br />
Dysfunktion, Hauptursache für den <strong>Schulter</strong>schmerz?<br />
vor und über unserem Körper Tätigkeiten ausführen können.<br />
Alle Tätigkeiten die wir vor unserem Körper ausführen,<br />
führen kontinuierlich zu einer Kräftigung der vorderen<br />
Muskeln der Rotatorenmanschette. Alle Tätigkeiten die<br />
wir nach oben hin und über unserem Körper ausführen,<br />
führen zu einer Kräftigung der oberen Muskeln der Rotatorenmanschette.<br />
Aber hinter unserem Körper – dort wo sich<br />
die hinteren Muskeln der Rotatorenmanschette befinden -<br />
können wir naturgemäß weniger tun. So kommt es, wie es<br />
kommen muss, diese Muskeln werden immer schwächer.<br />
Sie verlieren ihre Spannung und können ihre Aufgabe, den<br />
Abstand zwischen Oberarmkopf und <strong>Schulter</strong>dach zu<br />
halten, nicht mehr erfüllen.<br />
Die Verantwortlichen -> M. Infraspinatus und M. Teres<br />
Minor:<br />
Diese sind die hinteren Muskeln der Rotatorenmanschette.<br />
Der große Infraspinatus und der (nur ein drittel so große)<br />
Teres Minor (siehe Bild). Sie verlaufen vom Oberarmkopf<br />
direkt über das <strong>Schulter</strong>blatt hinweg, und sitzen dort an.<br />
Sie werden im Lauf der Jahre zunehmend schwächer und<br />
verlieren damit die Grundspannung, die nötig ist, um den<br />
Abstand zum <strong>Schulter</strong>dach zu halten. Hierdurch entsteht<br />
eine massive Dysfunktion der Rotatorenmanschette.<br />
Sehr häufig stellt dies die Grundlage für einen beginnenden<br />
<strong>Schulter</strong>schmerz dar.<br />
Folgen einer Muskuläre Dysfunktion, bzw. häufig<br />
gestellte Diagnosen:<br />
• Bursitis (Schleimbeutelentzündung)<br />
• Impingement (Raumverengung)<br />
• <strong>Schulter</strong>steife als Folge von chronische Schmerzen<br />
• <strong>Schulter</strong>instabilität<br />
• Risse der Sehnenmanschette<br />
• Arthrose (Abnutzungserscheinungen am Gelenk)<br />
Der Abstand des Oberarmknochens zum knöchernen<br />
<strong>Schulter</strong>dach kann so gering werden ,dass der Schleimbeutel<br />
– eine Art Schutzpolster zwischen <strong>Schulter</strong>dach<br />
und Oberarmkopf – dauerhaft komprimiert wird, und sich<br />
daraufhin entzündet (Bursitis). Dieser Zustand kann sehr<br />
schnell chronisch werden. Das – meist schon längst<br />
vorhandene - Impingement fängt nun an, als intensiver<br />
<strong>Schulter</strong>schmerz spürbar zu werden!<br />
<strong>Schulter</strong>dach<br />
M. Supraspinatus<br />
Humeruskopf<br />
M. Infraspinatus M.Subscapularis<br />
M. Teres minor<br />
Oberarm<br />
Terje Lehne<br />
<strong>Rehazentrum</strong> <strong>Erlangen</strong><br />
Nägelsbachstr. 49b<br />
9105 <strong>Erlangen</strong><br />
www. rehazentrum-erlangen.de<br />
info@rehazentrum-erlangen.de<br />
9
Autoren: Claudia Starke-Lehne und Terje Lehne<br />
Behandlungsmöglichkeiten bei Erkrankungen des<br />
<strong>Schulter</strong>gelenkes<br />
<strong>Schulter</strong>schmerz ist meist ein Weichteilschmerz, bei dem<br />
vor allem Sehnen, Gelenkkapsel und die Synovia (Gelenkschmiere)<br />
beteiligt sind. Am <strong>Schulter</strong>gürtel sind insgesamt<br />
acht Gelenke funktionell beteiligt. Dementsprechend<br />
können bei <strong>Schulter</strong>schmerzen Beeinträchtigungen unterschiedlicher<br />
Strukturen eine Rolle spielen. Als Ursache<br />
der <strong>Schulter</strong>schmerzen kommen funktionelle, degenerative,<br />
traumatische und entzündliche Veränderungen, oder<br />
Gelenkprobleme in Frage.<br />
Die häufigst gestellten Diagnosen der <strong>Schulter</strong> sind:<br />
• Impingement Syndrom (Enge zwischen <strong>Schulter</strong>dach<br />
und Oberarm-Kopf)<br />
• Risse der Rotatorenmanschette<br />
• <strong>Schulter</strong>instabilität<br />
10<br />
Physiotherapie bei<br />
<strong>Schulter</strong>gelenkeserkrankungen<br />
• Arthrose des <strong>Schulter</strong>gelenkes (Verschleißerscheinung)<br />
• <strong>Schulter</strong>steife (Oft als PHS - Periarthritis-humeroskapularis<br />
umschrieben)<br />
Konservative Maßnahmen sind die wichtigsten Therapieschritte,<br />
um den Schmerzkreislauf bei <strong>Schulter</strong>beschwerden<br />
zu durchbrechen.<br />
Das Ausstellen eines Rezeptes aufgrund der HMV (Heilmittelverordnung),<br />
ist in der Regel der erste Weg zur<br />
Physiotherapie. Sind diese Verordnungen ausgeschöpft,<br />
oder das Krankheitsbild stellt sich sehr komplex dar, kann<br />
eine ambulante Rehabilitation verordnet werden. Diese ist<br />
vom therapeutischen und zeitlichen Umfang her wesentlich<br />
intensiver. Sind weitere Verordnungen nicht möglich,<br />
hat der Patient die Möglichkeit, als Selbstzahler, an einen<br />
WOR (Weiterbehandeln ohne Rezept) - Konzept teilzunehmen.<br />
Geht es um die Sicherung des Behandlungsergebnisses<br />
oder Präventive (vorbeugende) Maßnahmen,<br />
hat ein Patient im Gesundheitssportverein <strong>Rehazentrum</strong><br />
<strong>Erlangen</strong> e.V. (www.gesundheitssportverein-erlangen.de)<br />
die Möglichkeit, dies unter bekannter fachlicher Betreuung<br />
weiterzuführen.<br />
Ziel der Therapie ist eine aktive Mobilisierung, Dysfunktionen<br />
beheben, Fehlhaltungen ausgleichen und Versteifungen<br />
entgegenzuwirken.<br />
Dabei nimmt der Patient aktiv an einem systematisch auf<br />
sein Krankheitsbild zugeschnittenen Lernprogramm teil.
Physiotherapie bei <strong>Schulter</strong>gelenkserkrankungen<br />
Dies soll ihn befähigen, seine körperliche Leistungsfähigkeit<br />
zu steigern bzw. zu stabilisieren, die individuelle<br />
Handlungskompetenz zu vergrößern, bzw. irreversible<br />
Schäden und Beeinträchtigungen zu kompensieren.<br />
Alarm/Warnsignale der <strong>Schulter</strong>!<br />
Erste Anzeichen von <strong>Schulter</strong>schmerzen sind wichtige<br />
Alarmsignale, die man nicht ignorieren dürfe! Der erste<br />
nadelstichartige, - später dann schon messerstichähnliche<br />
<strong>Schulter</strong>schmerz, kann bis in den Oberarmbereich ausstrahlen.<br />
Durch lapidare Tätigkeiten, wie ein<br />
Griff nach vorn zum Lenkrad, das Anheben<br />
des Armes nach oben, das Bewegen der<br />
Computermaus, das Kämmen der Haare,<br />
oder des Hineinstecken des Hemdes in die<br />
Hose, kann diesen Schmerz erzeugt werden.<br />
Diese zu Beginn verhältnismäßig harmlosen<br />
Schmerzsignale werden erzeugt, wenn<br />
bereits eine beginnende Enge im <strong>Schulter</strong>dach<br />
vorliegt. Durch ganz bestimmte Armbewegungen,<br />
- wie schon beschrieben -geraten Sehnen/Nerven unter<br />
zusätzlichen Druck. Würde man diese Warnsignale nicht<br />
ignorieren und sofort die Ursache beseitigen, könnten<br />
viele langwierige Spätschäden verhindert werden.<br />
Konservative Maßnahmen sind unerlässlich um die<br />
Schmerzen bei <strong>Schulter</strong>beschwerden zu durchbrechen.<br />
Erste <strong>Schulter</strong>schmerz-Anzeichen<br />
sind<br />
wichtige Alarmsignale....<br />
Folgende Verfahren kommen zum Einsatz:<br />
• Aktive/passive Gelenkmobilisationen<br />
• Weichteiltechniken<br />
• Heimübungen<br />
• Belastungs- und Ausdauertraining<br />
• Muskelkräftigung. Gelenkschutztraining und Beratung<br />
• Sensibilitätsförderung<br />
• Fein-/und grobmotorische Koordinationsschulung<br />
• Arbeitsplatzberatung<br />
Ziele der Nachbehandlung:<br />
1. Aufklärung! – Zuerst sollte der Patient<br />
die wichtigsten Zusammenhänge seiner<br />
Pathologie (Erkrankung) verstehen, um sein<br />
Verhaltensmuster spezifisch zu adaptieren<br />
(anzupassen). Er muss wissen, welche Aktivitäten<br />
sein Problem irritieren, respektiv positiv<br />
beeinflussen, wie z.B. alle Überkopfbewegungen<br />
oder alle sportlichen Aktivitäten wo<br />
die <strong>Schulter</strong> eingesetzt wird zu meiden, um die gereizten<br />
Strukturen nicht weiter zu belasten.<br />
. Schmerzlinderung! – Beendigung der belastenden Aktivitäten.<br />
Je nach Dauer der Beschwerden Wärme-, Kälte-,<br />
Elektrotherapie. Physiotherapeutische Techniken wie<br />
beispielsweise manueller Zug (Traktion) am Arm (siehe<br />
viertes und fünftes Bild unten links), Dehnübungen, die ein<br />
11
wegziehen des <strong>Schulter</strong>kopfes vom <strong>Schulter</strong>dach bewirken.<br />
Viele unterschiedliche Techniken aus der Manuellen<br />
Therapie kommen zum Einsatz (siehe zweites und siebtes<br />
Bild unten links). Man erreicht dadurch eine Normalisierung<br />
des Abstandes zwischen <strong>Schulter</strong>kopf - Pfanne - und<br />
<strong>Schulter</strong>dach. Variationen gibt es auch bei Dehnungen der<br />
verkürzten Muskulatur.<br />
3. Bewegungseinschränkungen eliminieren! – Der wichtigste<br />
Aspekt um Rezidive (Rückfälle) zu vermeiden.<br />
Auch Resteinschränkungen an sog. austherapierten<br />
<strong>Schulter</strong>n müssen behandelt werden. Die Grundvoraussetzung<br />
um schmerzfrei zu bleiben, ist ein in allen Bewegungsrichtungen<br />
freies Gelenk.<br />
4. Kräftigung! – Um die Funktion der <strong>Schulter</strong> zu gewährleisten<br />
und damit den Oberarmkopf bei täglichen<br />
Bewegungen immer möglichst mittig in der Gelenkpfanne<br />
zu stabilisieren, müssen alle dafür zuständigen Muskelgruppen<br />
möglichst gleich stark sein. Ist dies nicht der Fall,<br />
beginnen die jeweils Stärkeren, den Oberarmkopf zu sich<br />
hin zu ziehen. (So wie es der Deltamuskel macht, wenn er<br />
den Oberarmknochen gegen das <strong>Schulter</strong>dach zieht, was<br />
man „Impingement“ nennt!). Es entsteht eine muskuläre<br />
Dysbalance. Der Muskelaufbau zielt vor allem auf die<br />
Kräftigung der Rotatorenmanschette. Diese Muskelgruppe<br />
ist für das Fixieren und Halten des Oberarmes verantwortlich.<br />
Dabei muss jedoch beachtet werden, dass man<br />
zunächst nur jene Muskeln auftrainiert, die den Abstand<br />
zwischen dem Oberarmkopf und der Acromionunterseite<br />
(<strong>Schulter</strong>dach) wieder vergrößern bzw. Normalisieren würden.<br />
Aus diesem Grund wird anfänglich auf das Trainieren<br />
des Deltamuskels verzichtet.<br />
Entscheidend für den Therapieerfolg ist auch die Behandlungsfrequenz.<br />
Während die Erfahrung zeigt, das<br />
1<br />
Physiotherapie bei <strong>Schulter</strong>gelenkserkrankungen<br />
postoperative <strong>Schulter</strong>n bei einer 4-5 maliger wöchentliche<br />
Therapie sehr schnell zu Reizungen neigen, empfiehlt es<br />
sich bei chronischen <strong>Schulter</strong>beschwerden (vor allem mit<br />
großen Kapsulären Einschränkungen) eine wöchentliche<br />
Frequenz von 4-5 Einheiten.<br />
Auch die Intensität der Therapieinhalte ist gerade bei chronischen<br />
Beschwerden von großer Bedeutung.<br />
Ein Therapeut muss in der Lage sein Schmerzen während<br />
der Therapie einstufen zu können um zu wissen, ob er<br />
den Schmerz akzeptieren kann oder er gegebenenfalls<br />
doch die Behandlung umstellen muss. Geschieht dies<br />
nicht, entsteht sehr schnell ein „drumrum“- behandeln<br />
und die Effektivität bleibt auf der Strecke. Dies führt zu<br />
Motivationsproblemen seitens der Therapeuten und eine<br />
mangelnden Compliance (Mitarbeit) des Patienten.<br />
In Kooperation mit Hr. Dr. Kuhr haben wir eine <strong>Schulter</strong>broschüre<br />
zusammengestellt. Diese ist kostenlos im<br />
<strong>Rehazentrum</strong> erhältlich.
Nordic Walking - nur ein<br />
Autor: Jürgen Steffens<br />
Jürgen Steffens<br />
Dipl. Sportwissenschaftler<br />
<strong>Rehazentrum</strong> <strong>Erlangen</strong><br />
Nägelsbachstr. 49b<br />
9105 <strong>Erlangen</strong><br />
Nordic Walking ist in vielen präventiven und rehabilitativen<br />
Einrichtungen, wie auch in der Sportindustrie kaum mehr<br />
wegzudenken. Bereits 199 wurde in der amerikanischen<br />
Fachliteratur das Pole Walking vorgestellt. Pole Walking<br />
unterstützt die Walking Armbewegung mit Skistöcken.<br />
In Finnland wurde 1997 Nordic Walking als Sommertrainingsmethode<br />
für Spitzenathleten aus den Bereichen<br />
Langlauf, Biathlon und Nordische Kombination eingeführt.<br />
Hierfür wurden spezielle Stöcke entwickelt. Seit der Gründung<br />
der International Nordic Walking Association 001<br />
werden für das Nordic Walking Standards für eine korrekte<br />
Anwendung der Technik vermittelt. Seit einigen Jahren<br />
erfreut sich Nordic Walking auch in Deutschland sehr<br />
großer Beliebtheit. Wie kaum eine andere Sportart hat<br />
Nordic Walking sehr viele Menschen in Bewegung versetzt<br />
und fasziniert.<br />
Aus gesundheitlicher Sicht wird Nordic Walking über die<br />
Maßen gelobt. Als Vorteile von Nordic Walking gegenüber<br />
normalen Walking, gelten bei gleicher Belastung.<br />
• ein um 0% erhöhter Sauerstoffverbrauch,<br />
• ein um 0% erhöhter Kalorienverbrauch,<br />
• eine um 6% erhöhte Herzfrequenz (Church et al., 00 )<br />
• und um ca. 0% erniedrigte Lactatwerte<br />
Hinzu kommt eine niedrigere individuelle Belastungsempfindung<br />
- nach Borg (RPE)- bei gleicher Geschwindigkeit<br />
Trend?<br />
im Vergleich zum Walking. Im Vergleich zur Fahrradergometrie<br />
steigt der Blutdruck beim Nordic Walking bei gleicher<br />
Herzfrequenz signifikant weniger an. (Ärzte Zeitung,<br />
005) Daher ist Nordic Walking besonders geeignet für<br />
Herz-Kreislauf Patienten. Selbst bei Patienten mit koronarer<br />
Herzkrankheit lies sich ein Energiemehrverbrauch<br />
um 1% messen und es traten keine signifikanten ST-<br />
Strecken Veränderungen oder Herzrhythmusstörungen im<br />
Vergleich zum Walking auf. (Walter et al., 1996)<br />
Sind die positiven Auswirkungen auf das Herz Kreislauf<br />
System durch den<br />
Mehreinsatz der Rumpf<br />
und Armmuskulatur relativ<br />
unumstritten, so wird<br />
die Belastung auf den<br />
passiven Bewegungsapparat<br />
sehr unterschiedlich<br />
diskutiert. In den Medien,<br />
in der Industrie, im<br />
Fachhandel und in Nordic<br />
Walking Schulen, werden<br />
Reduzierungen der<br />
Belastung des Bewegungsapparates beim Nordic Walking<br />
von 30-50%versprochen. In der seriösen wissenschaftlichen<br />
Literatur liest man allerdings nur von 4% Reduktion<br />
der vertikal einwirkenden Kniekräfte. (Willson et al., 001)<br />
Weiterhin wird in Studien gezeigt, dass die Bremskräfte<br />
beim Auftreffen der Ferse - beim Nordic Walking - in etwa<br />
der Kraft beim Walken entsprechen bzw. leicht höher sind.<br />
In der Abstoßphase sind die Gelenkkräfte jedoch deutlich<br />
reduziert. Bei genauer Betrachtung der Daten zeigt sich<br />
zudem, dass die internen Gelenkkräfte -absolut betrachtet-<br />
während der Abstoßphase höher sind als die Bremskräfte.<br />
Daher kann man von einer Gelenkentlastung beim<br />
Nordic Walking ausgehen. (Rist et al., 004) Weiterhin<br />
reduzieren sich beim Bergabgehen mit Doppelstockein-<br />
13
14<br />
Nordic Walking - nur ein Trend?<br />
satz die Gelenkbelastungen um 10-16%. (Schwameder<br />
et al., 1999) Die Vorteile im Bereich der Mobilisation von<br />
Gelenken und das Lösen von Verspannungen lassen sich<br />
bei richtig angewandter Technik, der richtigen Stocklänge<br />
und der angepassten Geschwindigkeit nicht wegdiskutieren.<br />
Da zu diesem Thema noch sehr wenig seriöse wissenschaftliche<br />
Studien vorliegen, wird hier auch in Zukunft<br />
weiter Diskussionsbedarf bestehen.<br />
Wenn man allerdings die angesprochenen Vorteile betrachtet<br />
und in unserer heutigen durch Bewegungsmangel<br />
geprägten Zeit sieht, dass Nordic Walking gerade diejenigen<br />
Menschen anspricht, die sich sonst gegenüber Bewegung<br />
und gegenüber dem aktiven Sport (Wettkampf, bzw.<br />
Leistungssport) verschließen, sollte man sie nicht durch<br />
Spekulationen und noch nicht fundierten Aussagen, bzw.<br />
Vermutungen verunsichern. Nordic Walking ist alleine<br />
aufgrund der angesprochenen physiologischen Vorteile<br />
- vor allem im Herz-Kreislauf Bereich - besonders für<br />
übergewichtige Personen und Menschen mit Herz Kreislauf<br />
und Stoffwechselerkrankungen geeignet. Personen<br />
mit vorbestehenden Schäden an Gelenken und Sehnen<br />
sollten sich besonders im Hinblick auf die Technik, mit<br />
einem Therapeuten beraten und die für ihr Schadensbild<br />
entsprechenden Empfehlungen berücksichtigen.<br />
Um die Technik des Nordic Walkings richtig zu erlernen<br />
und somit<br />
einen optimalen<br />
Erfolg zu<br />
erzielen, ist die<br />
Teilnahme an<br />
einem Nordic<br />
Walking Kurs<br />
unter Anleitung<br />
eines<br />
erfahrenen Trainers sinnvoll. Besonders im Bereich der<br />
Rehabilitation (bei Hüft- Knieprothesen, Lumboischialgien,<br />
Bandscheibenoperationen, Knieoperationen und<br />
<strong>Schulter</strong>verletzungen) sollte ein Kurs mit einem Sporttherapeuten<br />
und erfahrenen Rehatrainer besucht werden<br />
um die Technik des NoWa , dem Krankheitsbild und dem<br />
Patienten entsprechend anzupassen..<br />
Literatur<br />
DNV Skript, Kleindienst FI., Michel KJ., Schwarz J., Krabbe B., ( 006).<br />
Vergleich von kinematischen und kinetischen Parametern zwischen den<br />
Bewegungsformen Nordic Walking, Walking und Laufen. Sportverletzung-<br />
Sportschaden.1. 5-30, Liedtke G., Lagerstrom D. ( 004).Nordic Walking<br />
- Megatrend, Gesundheitssport oder natürliche Bewegungsweise?. Bewe-<br />
gungstherapie und Gesundheitssport, 5. 178-183; Medical Nordic Walking<br />
Skript; Rist H.J., Kälin X., Hofer A. ( 004). Nordic Walking - ein sportmedi-<br />
zinisches Konzept in Prävention und Rehabilitation. Sportorthopädie-Sport-<br />
traumatologie, 0. 1-5; Schwameder H., Roithner R., Müller E., Niessen W.,<br />
Raschner C. (1999). Kneejoint forces during downhill walking with hiking<br />
p oles. J. Sports Sc., 17. 969-978; Walter PR., Porcari JP., Brice G., Terry<br />
L., (1996). Acute response to using walking poles in patients with coronary<br />
artery disease. J Cardiopulm. Rehabil., 16(4). 45- 50; Willson J., Torry MR.,<br />
Decker MJ., Kernozek T., Steadman JR., ( 001). Effects of walking poles on<br />
lower extremity gait mechanics. Med. Sci. Sports Exercise, 33(1). 14 -147.
Eckpunkte der<br />
Gesundheitsreform 006<br />
Der Inhalt dieses Berichtes besteht aus Auszügen der<br />
Homepage der Bundesregierung. Für die Richtigkeit des<br />
Inhalts sind wir nicht verantwortlich.<br />
I. Ausgangslage<br />
Im internationalen Vergleich ist das deutsche Gesundheitswesen<br />
wettbewerbsfähig, und die Qualität der<br />
Gesundheitsversorgung wird hierzulande als hoch eingeschätzt.<br />
Allerdings belegen nationale Studien und internationale<br />
Vergleiche auch, dass die Mittel zur Gesundheitsversorgung<br />
nicht überall effizient eingesetzt werden, so dass es<br />
auch zu Über- und Unterversorgung kommt, die Qualität<br />
der Versorgung erheblich variiert und Ressourcen nicht<br />
nur an den Schnittstellen nicht optimal eingesetzt werden.<br />
Angesichts der Höhe und des Anstiegs der Gesundheitsausgaben<br />
müssen die Leistungen der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung ständig auf ihre medizinische<br />
Notwendigkeit, ihre Qualität und ihre Wirtschaftlichkeit<br />
überprüft werden.<br />
Mit der Umgestaltung der heutigen gesetzlichen Krankenversicherung<br />
erreichen wir, dass alle Menschen unabhängig<br />
von ihrer finanziellen Situation einen Versicherungsschutz<br />
haben, die Leistungen des Gesundheitswesens in<br />
gesicherter Qualität erbracht werden und Unwirtschaftlichkeit<br />
und Verschwendung abgebaut werden.<br />
II. Strukturreform<br />
Was sind die wesentlichen Inhalte der Reform?<br />
Die Strukturen des deutschen Gesundheitswesens<br />
werden modernisiert und neu geordnet. Die Beziehungen<br />
zwischen Patienten und Ärzten, Versicherten und Kassen,<br />
und Leistungserbringern werden transparenter, flexibler<br />
und stärker wettbewerblich ausgestaltet. Dies erreichen<br />
wir u. a. durch erweiterte Wahlmöglichkeiten, größere<br />
Vertragsfreiheiten der Kassen, ein neues ärztliches Honorierungswesen,<br />
die Kosten- Nutzen-Analyse von neuen<br />
Arzneimitteln, eine bessere Verzahnung des ambulanten<br />
und des stationären Sektors, den Ausbau der Integrierten<br />
Versorgung und die Straffung der Verbandsstrukturen.<br />
Leistung und Qualität werden besser und verlässlicher<br />
entlohnt. Mit der Einrichtung eines neuen Gesundheitsfonds<br />
schaffen wir die Voraussetzungen dafür, dass mit<br />
weniger Bürokratie die Anreize für die wirtschaftliche<br />
Verwendung der Einnahmen erhöht und mehr innovative<br />
Angebote gemacht werden.<br />
Werden Leistungen aus dem Katalog der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung gestrichen?<br />
Nein. Diese Reform wird die erste seit Jahren sein, bei der<br />
keine Leistungen eingeschränkt oder Zuzahlungen erhöht<br />
werden. Im Gegenteil: Leistungen werden da, wo es<br />
notwendig ist, sogar ausgeweitet, z.B. bei der Rehabilitation<br />
älterer Menschen oder bei der Versorgung sterbender<br />
Menschen. Die Rehabilitation für ältere Menschen (geriatrische<br />
Rehabilitation) wird zu einer Pflichtleistung der<br />
gesetzlichen Krankenkassen.<br />
Wird Bürokratie abgebaut?<br />
Die Krankenversicherung hat in den letzten Jahrzehnten<br />
„Speck“ angesetzt. Die überkommenen Strukturen der<br />
Krankenkassen und ihrer Verbände bedürfen der Anpassung<br />
an die sich verändernde Wirklichkeit. Überflüssige<br />
und zunehmende Bürokratie ist auch Ausdruck eines in<br />
die Jahre gekommenen Gesundheitssystems. Das bekommen<br />
alle Beteiligten zu spüren. Der überbordende Verwaltungsaufwand<br />
hemmt eine moderne und zielgerichtete<br />
Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger.<br />
Daher wird nun im gesamten System Bürokratie abgebaut.<br />
So wird etwa das ärztliche Vergütungssystem insgesamt<br />
15
Eckpunkte der Gesundheitsreform 006<br />
transparenter und übersichtlicher gestaltet und notwendige<br />
Prüfmechanismen werden vereinfacht.<br />
Was passiert bei den Ärztehonoraren?<br />
Die Vergütung der ambulant tätigen Ärzte durch die gesetzliche<br />
Krankenversicherung erfolgt momentan anhand<br />
eines sehr komplexen und schwer durchschaubaren<br />
Abrechnungsverfahrens. Der abrechnende Arzt weiß<br />
heute vorher nie genau, wie hoch das von der Kassen-<br />
ärztlichen Vereinigung für die Patientenbehandlungen<br />
überwiesene Honorar ausfallen wird. Daher werden nun<br />
gesetzliche Änderungen herbeigeführt, die das Vergütungssystem<br />
vereinfachen und entbürokratisieren. Die<br />
bisherige Budgetierung wird abgeschafft und durch eine<br />
gerechtere Mengensteuerung ersetzt. Die Ärztinnen und<br />
Ärzte erhalten somit künftig mehr Kalkulationssicherheit.<br />
Durch mehr Verteilungsgerechtigkeit und Bezahlung nach<br />
Qualität rückt die Behandlung der Patienten wieder in den<br />
Mittelpunkt.<br />
Wird es mehr Wettbewerb bei den Kassen geben? Wie?<br />
Bisher steht der Qualitätswettbewerb zwischen den Krankenkassen<br />
noch am Anfang. Grund dafür ist unter anderem<br />
die Unübersichtlichkeit der Kassenlandschaft sowie<br />
fehlende Transparenz für die Versicherten. Der neue<br />
Gesundheitsfonds wird für mehr Wettbewerb sorgen.<br />
Denn aus diesem Fonds erhalten alle Krankenkassen<br />
ihre Finanzmittel, und zwar so organisiert, dass sie eine<br />
vergleichbare Ausgangsbasis haben. Kommen Krankenkassen<br />
nicht mit den Fondsmitteln aus, stehen ihnen viele<br />
Möglichkeiten zur Verfügung, die Versorgung ihrer Versicherten<br />
so kostengünstig wie möglich zu organisieren und<br />
dadurch ihre Fehlbeträge auszugleichen.<br />
Das Fondsmodell zwingt das Management der Kassen,<br />
alle Wirtschaftlichkeitsreserven intensiv zu nutzen, wenn<br />
sie ihre Versicherten nicht verlieren wollen.<br />
16<br />
Was wird aus der Integrierten Versorgung?<br />
Mit der Gesundheitsreform 004 wurde die Integrierte<br />
Versorgung weiterentwickelt und erstmals auch finanziell<br />
gefördert. Integrierte Versorgung bedeutet z. B.: Ärzte und<br />
Krankenhäuser stimmen die jeweiligen Therapieziele untereinander<br />
ab. Die Behandlung folgt definierten Behandlungspfaden.<br />
Dadurch können Mehrfachuntersuchungen<br />
vermieden und Liegezeiten im Krankenhaus verkürzt<br />
werden. Von den bislang über . 00 integrierten Versorgungsangeboten<br />
mit einem Vergütungsvolumen von rund<br />
500 Millionen Euro profitieren vor allem die Patientinnen<br />
und Patienten. Bisher ist es noch nicht ausreichend gelungen,<br />
Integrierte Versorgung flächendeckend für große<br />
Bevölkerungsgruppen anzubieten. Das soll sich ändern:<br />
Integrierte Versorgungsangebote soll es zukünftig verstärkt<br />
für größere Regionen geben.<br />
III. Finanzierungsreform<br />
Was passiert bis zum Start des Gesundheitsfonds? Steigen<br />
die Krankenkassenbeiträge?<br />
Das Jahr 007 ist ein Übergangsjahr bis zur neuen<br />
Finanzierung mit dem Gesundheitsfonds. Die Koalition<br />
aus CDU/CSU und SPD hat eine Vielzahl von Strukturmaßnahmen<br />
verabredet. Dadurch ergeben sich Einsparungen,<br />
die teilweise erst mittelfristig eintreten. Für das<br />
Übergangsjahr 007 wird ein absehbares Defizit der<br />
Krankenkassen aus Einsparungen bei den Arzneimitteln,<br />
durch weitere Einsparungen im System der Gesundheitsversorgung<br />
und, soweit unvermeidbar, aus Beitragssatzanhebungen<br />
ausgeglichen.<br />
Der Gesundheitsfonds Warum brauchen wir einen Fonds?<br />
Der Gesundheitsfonds sorgt für eine wirtschaftliche Verwendung<br />
von Beitrags- und Steuermitteln und verstärkt<br />
den Wettbewerb zwischen den Krankenkassen. Mit dem
Eckpunkte der Gesundheitsreform 006<br />
Fonds wird das Finanzierungssystem auf ein neues Fundament<br />
gestellt. Der Gesundheitsfonds ist ein wichtiger<br />
Beitrag dazu, das Gesundheitssystem für alle durchschaubarer<br />
zu machen, Bürokratie abzubauen und den Wettbewerb<br />
unter den Kassen anzukurbeln.<br />
Welche Vorteile bringt der Fonds?<br />
Das Fondsmodell bringt erhebliche Vereinfachungen für<br />
alle Seiten. Er ist ein Beitrag zum Bürokratieabbau und für<br />
mehr Wirtschaftlichkeit und Wettbewerb im Gesundheitswesen.<br />
Derzeit sind über 50 gesetzliche Krankenkassen<br />
jede für sich mit der Beitragserhebung befasst.<br />
Welche Mittel fließen künftig in den Gesundheitsfonds?<br />
In den Gesundheitsfonds fließen alle Beiträge der Mitglieder<br />
der Krankenkassen, insbesondere die der Arbeitnehmer<br />
und der Arbeitgeber. Außerdem erfolgt die<br />
Finanzierung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung (die beitragsfreie Mitversi-<br />
cherung von Kindern)<br />
künftig teilweise aus<br />
Steuermitteln.<br />
Wie funktioniert der<br />
Fonds?<br />
Die regionalen<br />
Beitragseinzugstellen<br />
erheben die Beiträge<br />
der Mitglieder<br />
der Kassen für den<br />
Fonds. Sie werden<br />
nicht einfach an die<br />
Kassen weiterverteilt,<br />
sondern in eine<br />
Grundpauschale pro<br />
Versicherten umgewandelt.<br />
Das bedeutet: Jede Krankenkasse erhält für jede<br />
Versicherte und jeden Versicherten den gleichen Grundbetrag.<br />
Hinzu kommen jeweils unterschiedliche Beträge.<br />
Kassen mit vielen älteren und kranken Versicherten<br />
erhalten mehr Geld als etwa Kassen mit vielen jungen und<br />
gesunden Versicherten. Der Finanzausgleich zwischen<br />
den Krankenkassen, der Risikostrukturausgleich (RSA),<br />
wird über den Fonds erfolgen. Der RSA wird allerdings<br />
stark vereinfacht. Der Gesundheitsfonds stärkt außerdem<br />
den Wettbewerb unter den Krankenkassen.<br />
Dadurch erhalten die Versicherten klare Informationen<br />
über die Leistungsfähigkeit ihrer Krankenkasse. Die<br />
Versicherten können künftig besser erkennen, ob ihre<br />
Kasse gut wirtschaftet oder schlechter ist als andere<br />
Kassen. Das geschieht so: Krankenkassen, die nicht mit<br />
den Fondsmitteln auskommen, müssen entsprechende<br />
Fehlbeträge ausgleichen.<br />
17
18<br />
Patienteninterview<br />
Georg Ascher<br />
Welche Diagnose wurde bei Ihnen gestellt?<br />
Am 8.Februar 006 stürzte ich beim Skifahren. Wir<br />
fuhren einen Ziehweg entlang und am ende des Weges<br />
stürzte ich bei geringem Tempo auf meine rechte <strong>Schulter</strong>.<br />
Ich stand zwar direkt wieder auf, merkte aber, dass etwas<br />
nicht stimmte. Am Abend nahm ich dann Voltaren ein und<br />
kühlte meine <strong>Schulter</strong>. Nach einem Tag Pause färbte sich<br />
meine <strong>Schulter</strong> blau, ich zog es dann doch vor noch am<br />
Urlaubsort zum Arzt zu gehen. Das Röntgen ergab keine<br />
knöcherne Verletzung und somit auch keine Ruhigstellung<br />
für den Arm. Ich blieb noch bis zum Urlaubende vor Ort<br />
und fuhr weiter Ski. Zu Hause suchte ich meinem Arzt<br />
auf und es wurde ein MR (Kernspinn) durchgeführt. Die<br />
Diagnose lautete Supraspinatusteilruptur mit Ausriss der<br />
Bizeps- und Subscapularissehne.<br />
Welche Möglichkeiten der Therapie wurden<br />
Ihnen aufgezeigt?<br />
Drei Wochen später, am 1.03.06, wurde ich von meinem<br />
Orthopäden an der <strong>Schulter</strong> operiert. Die Bizepssehne<br />
wurde mit einem Titananker fixiert, die anderen Sehnen<br />
mit einer Naht versorgt und am <strong>Schulter</strong>eckgelenk wurde<br />
etwas abgemeißelt. Ich bekam noch den Hinweis, dass<br />
<strong>Schulter</strong>verletzungen längere Geschichten sind und ich<br />
Geduld brauchen würde.<br />
Zu welchem Zeitpunkt nach Diagnosestellung<br />
suchten Sie das <strong>Rehazentrum</strong> auf?<br />
Etwa eine Woche nach der OP ging ich in eine<br />
Physiotherapiepraxis vor Ort. Es wurden Massagen<br />
am <strong>Schulter</strong>gürtel durchgeführt und anschließend<br />
Krankengymnastik an der <strong>Schulter</strong>. Bei den<br />
Krankengymnastischen Behandlungen hatte ich jedoch<br />
das Gefühl, dass nicht direkt an der <strong>Schulter</strong> gearbeitet<br />
wurde. So kam ich nach weiteren Routineuntersuchungen<br />
durch meinen Arzt am 11.05.06 zum ersten Mal in das<br />
<strong>Rehazentrum</strong> <strong>Erlangen</strong>.<br />
Hatten Sie Aufgrund dieser Problematik schon<br />
einmal Physiotherapeutische Behandlungen?<br />
Wie gesagt, hatte ich zuvor ungefähr 16 Behandlungen.<br />
Wie hoch war das Vertrauen nach dem Physiotherapeutischen<br />
Eingangsbefund und der<br />
Erstbehandlung im <strong>Rehazentrum</strong>?<br />
Ich habe mich gleich sehr wohl gefühlt und allein bei<br />
dem Eingangsbefund spürte ich einen reisengroßen<br />
Unterschied zu vorher. Die Therapeuten die ich in der<br />
anderen Praxis hatte waren auch sehr in Ordnung, aber<br />
der therapeutische Ansatz war doch sehr unterschiedlich.<br />
Das Hinfassen war schon ganz anders, selbst in<br />
Endpositionen konnte ich immer noch locker lassen. Ich<br />
hatte das Gefühl der Therapeut hat mich (im wahrsten<br />
Sinne des Wortes) immer im Griff.<br />
Welche Therapieformen bzw. Maßnahmen<br />
wurden für Sie ausgewählt?<br />
Viele passive Mobilisationen mit vorheriger<br />
Wärmebehandlung. Zweimal fünfzehn Minuten wurde ich<br />
mit der <strong>Schulter</strong>schiene behandelt. Sie bewegte meine<br />
<strong>Schulter</strong> in einem vom Therapeuten vorgegebenen<br />
Bewegungsbereich passiv durch. In den Behandlungen
Patienteninterview<br />
wurde jeder Muskel bearbeitet und für die Kapsel setzte<br />
der Therapeut die sog. Manuelle Therapie ein. Das<br />
Programm wurde mit Elektrotherapie (Hochvoltströme)<br />
ergänzt. Ziemlich früh bekam ich Eigenübungen um<br />
das Therapieergebnis zu stabilisieren. Zu Beginn der<br />
Therapie war meine <strong>Schulter</strong> sehr eingesteift. Meinen<br />
Arm konnte ich nicht mal 80 Grad zur Seite anheben und<br />
nachts hatte ich Schmerzen, die mich um meinen Schlaf<br />
gebracht hatten. Nach den ersten Behandlungen hielt der<br />
Therapieschmerz bis zu zwei Stunden an, verbesserte<br />
sich dann aber zügig. Nach einigen Behandlungen<br />
konnte ich nachts wieder viel besser schlafen. Zusätzlich<br />
zu meinen Therapiebehandlungen bewegte ich meine<br />
<strong>Schulter</strong> auch ab und an im Wasser.<br />
Die Alltagsbewegungen wie Brot schneiden, Hemd<br />
zuknöpfen konnte ich rasch wieder einsetzen.<br />
Nach fünf Wochen (19.06.06) arbeitete ich mit dem<br />
Diplom Sportwissenschaftler zusätzlich auch in der<br />
Trainingstherapie. Aber nicht nur Gerätetraining, auch<br />
freie Übungen die für den Alltag wichtig sind trainierte bzw.<br />
trainiere ich.<br />
Wie lange dauerte insgesamt die Behandlung<br />
im <strong>Rehazentrum</strong>?<br />
Zum jetzigen Zeitpunkt (ende Juli) hatte ich ungefähr<br />
0 Behandlungen. Dann mache ich noch 10<br />
Einheiten in der Hoffnung, dass sich die restlichen<br />
Bewegungseinschränkungen nochmals weiter verbessern.<br />
Immerhin kann ich jetzt auch wieder Brustschwimmen.<br />
Wie äußerten sich die Symptome zu Beginn<br />
der Behandlung?<br />
Schon nach den ersten zwei Behandlungen<br />
war eine deutliche Schmerzreduzierung bzw.<br />
Bewegungsverbesserung zu spüren. Auch wenn die<br />
Therapieeinheiten nicht immer schmerzfrei waren, so ging<br />
es doch danach deutlich besser.<br />
Wie veränderten sich die Symptome im Verlauf<br />
der Therapie?<br />
Von mal zu mal änderten sich die Symptome, der<br />
Schmerz wurde immer weniger. Denke ich nicht an die<br />
<strong>Schulter</strong>, ist sie komplett schmerzfrei. Schlafen geht<br />
wunderbar. Man hat sich natürlich Ausweichbewegungen<br />
angewöhnt, die teilweise noch Heute relevant sind. Auch<br />
das Autofahren geht deutlich besser. Das Arbeiten in der<br />
MTT (medizinische Trainingstherapie) hat viel gebracht,<br />
da ich mobilisierend gearbeitet habe und nicht nur reines<br />
Krafttraining betrieben habe. Ich spüre aber auch, dass<br />
das Zusammenspiel insgesamt, also die Koordination<br />
noch nicht so ganz passt. Ich musste ja erstmal das<br />
versäumte Therapieergebnis der ersten Wochen<br />
nachholen, zu diesem Zeitpunkt war die <strong>Schulter</strong> schon<br />
ziemlich steif.<br />
Wurden Ihre Erwartungen hinsichtlich der<br />
Therapie erfüllt?<br />
Ja natürlich, vor allem als ich spürte dass es nach den<br />
ersten Behandlungen besser wurde.<br />
Möchten Sie etwas Persönliches über Ihre<br />
gesamte Maßnahme sagen?<br />
Ich denke dass die gesamte Rehabilitation 3 Säulen<br />
hat. Die ärztliche Versorgung muss stimmen, dann<br />
die physiotherapeutische Rehabilitation bzw. der<br />
Physiotherapeut, er oder sie muss einfach großes Wissen<br />
innehaben. Die letzte Säule ist die Eigenverantwortung um<br />
das Behandlungsniveau zu erhalten und zu verbessern.<br />
Ich werde jedenfalls wieder Ski fahren können,<br />
schwimmen kann ich ja schon wieder. Vielleicht hätte man<br />
das Ganze zeitlich etwas verkürzen können, aber als Laie<br />
kann man schlecht beurteilen wann es sinnvoll ist die<br />
Einrichtung oder den Therapeuten zu wechseln.<br />
19
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