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Gesundheit von Kindern und Familien - Katholische ...

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Wir müssen mal<br />

miteinander reden ...<br />

Gewagte Elterngespräche<br />

URSULA DEUPMANN<br />

Diplom-Heilpädagogin, Kinder- <strong>und</strong> Jugendlichenpsychotherapeutin,<br />

Supervisorin (DGSv)<br />

� Der kleine Lukas fällt den Erzieherinnen<br />

in der Kita auf, dass er seit Wochen<br />

kaum Interesse am Gruppengeschehen<br />

zeigt, sich immer still zurück zieht <strong>und</strong><br />

völlig unbeteiligt wirkt. Die Kita sorgt sich,<br />

ob in der Familie irgendwas vorgefallen<br />

ist, was ihn bedrückt.<br />

� Die 4-jährige Simone kann in der Kita<br />

in vielen Bereichen nicht mithalten. Beim<br />

Turnen fallen ihr einfachste motorische<br />

Übungen schwer, beim Anziehen wirkt sie<br />

trotz häufi gen Übens mit der Erzieherin<br />

nach wie vor sehr unkoordiniert, ihr fallen<br />

oft Dinge, die sie festhalten will, aus der<br />

Hand. Die Erzieherinnen machen sich<br />

Sorgen, dass Simone da starke Entwicklungsstörungen<br />

aufweist.<br />

� Die Eltern <strong>von</strong> Miriam kamen neulich<br />

erbost in die Kita. Ihre Tochter sei wohl<br />

gestern <strong>von</strong> einem Jungen geschlagen<br />

worden <strong>und</strong> die Erzieherinnen hätten nur<br />

zugeguckt. Wenn das die Pädagogik sei,<br />

würden sie das mal an den Träger weiter<br />

tragen oder am besten mal an die Presse.<br />

Die Gruppenleiterin sieht sich Vorwürfen<br />

ausgesetzt, abgesehen da<strong>von</strong>, dass das vor<br />

den <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> anderen Eltern passiert.<br />

Wie reagiert man am besten?<br />

1. Gr<strong>und</strong>voraussetzungen für<br />

Elterngespräche<br />

Eltern sind Auftraggeber, K<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Partner. Als solche müssen wir Ihnen begegnen.<br />

Unsere innere <strong>und</strong> äußere Haltung<br />

als Erzieherin den Eltern gegenüber<br />

spielt dabei eine genau so große Rolle wie<br />

Methoden, Zielvereinbarungen <strong>und</strong> deren<br />

Verbindlichkeiten. Die innere Haltung ist,<br />

wenn wir ganz ehrlich mit uns sind, häufi g<br />

40 KOMPAKT Spezial 1/2009<br />

URSULA DEUPMANN<br />

Innere Haltung<br />

� Akzeptanz der potentiellen Fähigkeiten<br />

durch gegenseitiges Ernstnehmen <strong>und</strong><br />

Achten.<br />

� Symmetrie in der Haltung: Beide, Eltern<br />

wie Erzieherinnen sind Experten<br />

in ihren Bereichen.<br />

� Dialogisches Verständnis: Eltern rekonstruieren<br />

<strong>und</strong> verbalisieren im<br />

Dialog ihre Innensicht, nicht nur <strong>von</strong><br />

sich aus, sondern auch auf Gr<strong>und</strong> <strong>von</strong><br />

Fragen, die wir ihnen stellen oder Anregungen,<br />

die wir ihnen geben. Umgekehrt<br />

können Eltern erst im Dialog<br />

mit uns durch Sinngebung <strong>und</strong> Bedeutungsauslegung<br />

Inhalte verstehen, die<br />

wir vermitteln wollen. Hierin wird die<br />

Schwierigkeit deutlich: ohne regelmäßigen<br />

Austausch <strong>und</strong> Versuche der Annäherung<br />

im gegenseitigen Verständnis<br />

kann es rasch zu Unstimmigkeiten <strong>und</strong><br />

Störungen kommen.<br />

� Abwägung zwischen Nähe <strong>und</strong> Distanz:<br />

Eltern vertrauen ihre kleinen Kinder<br />

der Institution an. Da suchen manche<br />

Eltern die vertraute Fre<strong>und</strong>in in der<br />

Erzieherin, die Erzieherin aber hat eine<br />

professionelle Rolle inne. Der Spagat<br />

zwischen Nähe <strong>und</strong> Distanz muss also<br />

ständig ausbalanciert werden.<br />

� Offenheit <strong>und</strong> Sicherheit im Sinne <strong>von</strong><br />

Verlässlichkeit: Als Erzieherin habe ich<br />

Modellfunktion, sowohl für die Kinder<br />

als auch ihre Eltern. Durch mein<br />

Handeln muss erkennbar sein, wie eine<br />

vertrauensvolle Kommunikation aussehen<br />

kann.<br />

da<strong>von</strong> geprägt, dass wir die Einstellung<br />

<strong>von</strong> Eltern ändern möchten. „Die müssen<br />

doch endlich verstehen, dass Ihr Kind nicht<br />

mitkommt <strong>und</strong> entwicklungsverzögert ist.“<br />

„Die sollten sich zuhause mal mehr um<br />

Äußere Haltung<br />

� Klärung, wer mit wem in welchem<br />

Raum zu welcher Zeit das Gespräch<br />

führt.<br />

� Sitzverteilung: optimale Form ist immer<br />

schräg zueinander bei 2 Personen.<br />

Man kann sich anschauen, aber auch<br />

aneinander vorbei. Ein Gefühl <strong>von</strong><br />

Verbindlichkeit <strong>und</strong> Freiheit kann im<br />

Gespräch zugleich entstehen.<br />

� Eigene Körperhaltung, Stimme,<br />

� Themenklärung. Je besser Eltern vorab<br />

wissen, worüber gesprochen werden<br />

soll, um so sicherer kommen sie zum<br />

Gespräch. Unsicherheit „Was wollen<br />

die vom Kindergarten wohl?“ führt<br />

eher zu Blockaden <strong>und</strong> Vorsicht, die<br />

im Gespräch mühsam überw<strong>und</strong>en<br />

werden muss.<br />

� Obligatorische regelmäßige Elterngespräche,<br />

z.B. in Form <strong>von</strong> Elternsprechtagen,<br />

mindern die Hemmschwellen bei<br />

Eltern. Das ist ja für Alle, also fällt gar<br />

nicht auf, wenn es um brisante Themen<br />

oder Schwierigkeiten geht.<br />

� Schriftliche Dokumentation der Themen,<br />

der Vereinbarungen <strong>und</strong> gemeinsame<br />

Unterschrift<br />

Grenzensetzen bemühen.“ Und das spüren<br />

Eltern. Die Folge ist Abwehrverhalten <strong>und</strong><br />

Widerstand statt echte Kooperation. Es genügt<br />

nicht, dass wir sagen, wir wertschätzen<br />

die Eltern. Im Gespräch müssen wir die<br />

Wertschätzung vorleben. Zur inneren Haltung<br />

zählen mehrere Komponenten, die<br />

als Symmetrie <strong>und</strong> Akzeptanz erkennbar<br />

sind, s. auch Kasten „Innere Haltung“.<br />

Unsere äußere Haltung übt mehr Einfl uss,<br />

als wir oft meinen. Verschanzt hinter dem<br />

Schreibtisch wirkt nicht sehr einladend, offen<br />

miteinander ins Gespräch zu kommen.<br />

Schimpftiraden im Flur <strong>und</strong> im Beisein <strong>von</strong><br />

<strong>Kindern</strong> sind kein gutes Vorbild, weder<br />

<strong>von</strong> Eltern noch <strong>von</strong> Erzieherinnen. Einen<br />

abgetrennten Raum aufsuchen oder selbst<br />

das Gespräch stoppen, kurz <strong>und</strong> knapp äußern,<br />

dass Sie so nicht miteinander reden,<br />

<strong>und</strong> sich anschließend abwenden, geben<br />

auch aufgebrachten Eltern Klarheit <strong>und</strong><br />

das notwendige Stoppschild.<br />

Umgekehrt sind „Pacing“ <strong>und</strong> „Leading“<br />

(Begleiten <strong>und</strong> Führen) natürliche Kom-

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