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Weltweite Strategien zur Anpassung an den Klimawandel - ForeStClim

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Schwimmende Häuser und Moskitonetze:<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong><strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delNationale <strong>Strategien</strong> und ProjektbeispieleNovember 2009


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:HerausgeberIFOK GmbHBerliner Ring 89D-64625 BensheimTelefon +49.6251.8416-0Fax +49.6251.8416-16E-Mail info@ifok.deWEB www.ifok.deMeister Consult<strong>an</strong>ts Group, Inc.98 N. Washington St.Boston, MA 02114TeleFon +1 (617) 934-4847E-Mail info@mc-group.comWEB www.mc-group.comDie IFOK GmbHIFOK ist ein international tätiges Unternehmen mit Sitz in Bensheim. Es berät seine Kun<strong>den</strong> aus Wirtschaft, Politik undGesellschaft, wie sie W<strong>an</strong>del mit Beteiligung erfolgreich gestalten. Die Leistungen von IFOK reichen von Strategieberatungüber Ch<strong>an</strong>ge- und Netzwerkm<strong>an</strong>agement bis zu allen Aspekten der Kommunikation. Beratungsschwerpunkte sind dabeiunter <strong>an</strong>derem Umwelt, Mobilität, Energie, Sicherheit, Beschäftigung, BildungMeister Consult<strong>an</strong>ts GroupDie Meister Consult<strong>an</strong>ts Group ist das amerik<strong>an</strong>ische Tochterunternehmen von IFOK. Schwerpunkte der Beratung in <strong>den</strong>USA sind erneuerbare Energien, Nachhaltigkeit, Internationaler Dialog und Corporate Responsibility.Autoren UDr. H<strong>an</strong>s-Peter MeisterInga KrögerMartina RichwienWilson RickersonChad Laurentunter Mitarbeit vonJeff Snellelisa BurchertFlori<strong>an</strong> LuxIFOK und Meister Consult<strong>an</strong>ts Group d<strong>an</strong>ken E.ON Kraftwerke für die Unterstützungbei der Erstellung dieses Berichts.2 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delGruSSwort Prof. Dr. Mojib LatifStudie IFOK: Klima<strong>an</strong>passung – ein neues Politikfeld entstehtLiebe Leserinnen und Leser,die ersten Folgen des globalen Klimaw<strong>an</strong>dels sind bereits heute spürbar. Die Erhöhung der Durchschnittstemperatur der Erde,der Rückg<strong>an</strong>g der Schnee- und Eisdecke, der Anstieg des Meeresspiegels, Veränderungen des Wasserhaushalts und der Verlust<strong>an</strong> biologischer Vielfalt sind Auswirkungen der klimatischen Veränderung, die die Zukunft des Pl<strong>an</strong>eten in zunehmendem Maßebeeinflussen wer<strong>den</strong>. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen von Extremwetterereignissen wie Hitzewellen, Dürreperio<strong>den</strong>,Starkregen, Stürmen und Überschwemmungen können heute nur geschätzt wer<strong>den</strong>. Naturkatastrophen wie die Elbeflut 2002oder der Hurrik<strong>an</strong> Katrina 2005 geben uns jedoch einen Eindruck davon, wie dramatisch die Auswirkungen der Klimaänderungsein können, wenn sich derartige Ereignisse häufen sollten.Es ist Konsens, dass die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels schon aus sozio-ökonomischen Grün<strong>den</strong> so gering wie möglich gehalten wer<strong>den</strong>müssen. Um eine gefährliche Klimaänderung zu vermei<strong>den</strong>, darf die Temperatur um nicht mehr als 2 °C im weltweiten Durchschnittbis zum Ende des Jahrhunderts gegenüber der vorindustriellen Zeit <strong>an</strong>steigen. Nur durch entschie<strong>den</strong>e Maßnahmen allerBeteiligten k<strong>an</strong>n dieses Ziel noch erreicht wer<strong>den</strong>. Hierzu müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft wer<strong>den</strong>, national wie international.Gleichzeitig ist es heute allein wegen der Trägheit des Klimas schon absehbar, dass die Klimaänderung fortschreitet und eine<strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del unumgänglich ist. Der Anstieg des Meeresspiegels und regionale Veränderungen im Wasserhaushaltwer<strong>den</strong> insbesondere für die Entwicklungsländer Folgen haben, die das Leben der Menschen dramatisch verändern.Ein Ergebnis dieser Belastungen wird die Zunahme von Klimaflüchtlingen sein: Millionen Menschen wer<strong>den</strong> durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delihre Lebensgrundlage verlieren. Für die Länder des Sü<strong>den</strong>s ist der Klimaw<strong>an</strong>del heute schon eine Frage der globalen Gerechtigkeit.Die Erhaltung von Entwicklungsch<strong>an</strong>cen für zukünftige Generationen, die Vermeidung von Ressourcenkonfliktenund der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen sind zentrale Herausforderungen der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Nurwenn es gelingt, dass Klimaschutz und Klima<strong>an</strong>passung H<strong>an</strong>d in H<strong>an</strong>d gehen, wird eine gerechte Entwicklung möglich sein, dieallen Ländern Ch<strong>an</strong>cen auf eine nachhaltige Entwicklung bietet.Diese Studie führt Beispiele für Klima<strong>an</strong>passungsstrategien und -maßnahmen aus der g<strong>an</strong>zen Welt zusammen und zeigt, wieKlima<strong>an</strong>passungspolitik erfolgreich gestaltet wer<strong>den</strong> k<strong>an</strong>n. Die Vielfalt <strong>an</strong> Beispielen und die für die politische Praxis definiertenErfolgsfaktoren, sind interess<strong>an</strong>te Arbeitshilfen für alle, die im Klimabereich aktiv sind. Ich wünsche Ihnen eine interess<strong>an</strong>teLektüre und viele Anregungen für Ihre Arbeit.© Leibniz-Institut für Meereswissenschaften(IFM-GEOMAR)Prof. Dr. Mojib LatifKlimaforscher am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften <strong>an</strong> der Universität Kiel| 3


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:INhaltGRUsswort 3INHALT 4EINLEITUNG 8Was ist <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del und warum ist sie wichtig?Wie können wir uns auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vorbereiten?Klimaschutz und <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del – Synergien und ZielkonflikteImmer mehr Länder wollen sich auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vorbereiten, Kritiker verstummen89910Ansatz und Ziele der Studie 12Zentrale ErkenntnisseErfolgsfaktoren für ein komplexes PolitikfeldWie bereiten sich die <strong>an</strong>alysierten Länder auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vor?141418Die Industrieländer 22Deutschl<strong>an</strong>d: eine breit <strong>an</strong>gelegte nationale <strong>Anpassung</strong>sstrategieZusammenfassungLänderprofilStrategie und AkteureInformationsst<strong>an</strong>dKommunikation und AufklärungFinnl<strong>an</strong>d: Risiken und Ch<strong>an</strong>cen durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delZusammenfassungLänderprofilStrategie und AkteureInformationsst<strong>an</strong>dKommunikation und AufklärungFr<strong>an</strong>kreich: Hitzewellen, Unwetter und ÜberschwemmungenZusammenfassungLänderprofilStrategie und AkteureInformationsst<strong>an</strong>d, Kommunikation und AufklärungGroßbrit<strong>an</strong>nien: institutionelle Ver<strong>an</strong>kerung und „Mainstreaming“ZusammenfassungLänderprofilStrategie und Akteure2626262628282929293030313232323333353535364 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delInformationsst<strong>an</strong>dKommunikation und AufklärungNiederl<strong>an</strong>de: Küstenschutz, Wasserm<strong>an</strong>agement und Raumpl<strong>an</strong>ungZusammenfassungLänderprofilStrategie und AkteureInformationsst<strong>an</strong>dKommunikation und AufklärungSchweiz: <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen im KatastrophenschutzZusammenfassungLänderprofilStrategie, Akteure und Informationsst<strong>an</strong>dKommunikation und AufklärungSp<strong>an</strong>ien: <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Wasserm<strong>an</strong>gelZusammenfassungLänderprofilStrategie und AkteureInformationsst<strong>an</strong>dKommunikation und AufklärungK<strong>an</strong>ada: Ch<strong>an</strong>cen und Risiken des Klimaw<strong>an</strong>delsZusammenfassungLänderprofilStrategie und AkteureInformationsst<strong>an</strong>dKommunikation und AufklärungUSA: <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen der BundesstaatenZusammenfassungLänderprofilStrategie und AkteureInformationsst<strong>an</strong>dKommunikation und AufklärungAustralien: Kampf gegen Trockenheit und Verlust <strong>an</strong> BiodiversitätZusammenfassungLänderprofilStrategie und AkteureInformationsst<strong>an</strong>dKommunikation und Aufklärung38383939394041414343434445464646464848494949505151525252535656575757585960| 5


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:DIE ENTWICKLUNGS- UND SCHWELLENLÄNDER 61Südafrika: Wasserm<strong>an</strong>gel und Bedrohung der einmaligen BiodiversitätZusammenfassungLänderprofilStrategie und AkteureInformationsst<strong>an</strong>dKommunikation und AufklärungT<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia: <strong>Anpassung</strong> unter schwierigen BedingungenZusammenfassungLänderprofilStrategie und AkteureInformationsst<strong>an</strong>dKommunikation und AufklärungB<strong>an</strong>gladesch: Katastrophenschutz mit begrenzten MittelnZusammenfassungLänderprofilStrategie und AkteureInformationsst<strong>an</strong>dKommunikation und AufklärungIndien: Herausforderung WasserZusammenfassungLänderprofilStrategie und AkteureInformationsst<strong>an</strong>dKommunikation und AufklärungChina: <strong>Anpassung</strong> von Wasser- und L<strong>an</strong>dwirtschaftZusammenfassungLänderprofilStrategie und AkteureInformationsst<strong>an</strong>dKommunikation und AufklärungBrasilien: das Amazonasgebiet im Klimaw<strong>an</strong>delZusammenfassungLänderprofilStrategie und AkteureInformationsst<strong>an</strong>d und Kommunikation63636364656667676768697071717171737374747475767677777777797980808081826 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delPROJEKTSAMMLUNG 83Deutschl<strong>an</strong>d: Projektbeispiele 88Finnl<strong>an</strong>d: Projektbeispiele 90Fr<strong>an</strong>kreich: Projektbeispiele 92Großbrit<strong>an</strong>nien::Projektbeispiele 94Niederl<strong>an</strong>de: Projektbeispiele 96Schweiz: Projektbeispiele 98Sp<strong>an</strong>ien: Projektbeispiele 101K<strong>an</strong>ada: Projektbeispiele 103USA: Projektbeispiele 106Australien: Projektbeispiele 109Südafrika: Projektbeispiele 111T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia: Projektbeispiele 113B<strong>an</strong>gladesch: Projektbeispiele 115Indien: Projektbeispiele 117China: Projektbeispiele 119Brasilien: Projektbeispiele 121Quellen 124| 7


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:EINLEITUNGWas ist <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delund warum ist sie wichtig?Der Klimaw<strong>an</strong>del ist bereits heute kein Zukunftsszenariomehr, er findet tagtäglich statt. Diese Erkenntnis hat sichspätestens seit dem 4. Sachst<strong>an</strong>dsbericht des IntergovernmentalP<strong>an</strong>el on Climate Ch<strong>an</strong>ge (IPCC) aus dem Jahr 2007durchgesetzt. Der Bericht wurde als derart bedeutsam undzukunftsweisend gewichtet, dass seine Autoren zusammenmit Al Gore noch im selben Jahr mit dem Frie<strong>den</strong>snobelpreisausgezeichnet wur<strong>den</strong>. Er fasst weltweit die wissenschaftlichenErkenntnisse zum Klimaw<strong>an</strong>del zusammen. So wirdbeispielsweise diagnostiziert, dass bis zum Jahre 2080 vieleMillionen Menschen mehr als bisher wegen des Anstiegsdes Meeresspiegels von Überschwemmungen betroffensein wer<strong>den</strong>, die meisten von ihnen in <strong>den</strong> Mega-Deltas dergroßen Flüsse in Asien und Afrika. Allein in Afrika wer<strong>den</strong>schon bis 2020 zwischen 75 und 250 Millionen Menschenwegen des Klimaw<strong>an</strong>dels größeren Gefahren durch Überflutungenund Dürren ausgesetzt sein. 1 Weltweit verstärkt derKlimaw<strong>an</strong>del die Knappheit natürlicher Ressourcen undverschärft damit oft bereits existierende Probleme (wie zumBeispiel Bo<strong>den</strong>erosion oder Wüstenbildung).Klimaschutz ist und bleibt die zentrale Aufgabe in der Klimapolitik.Doch selbst wenn der Ausstoß von Treibhausgasenmit sofortiger Wirkung radikal reduziert würde, sindviele Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels inzwischen unvermeidlich.Schon aufgrund der Emissionen in der Verg<strong>an</strong>genheit wird dieTemperatur voraussichtlich in <strong>den</strong> nächsten 30 bis 40 Jahrensteigen, der Meeresspiegel sogar über die nächsten 100Jahre. Deshalb müssen parallel zum Klimaschutz auch Maßnahmen<strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> bestehende und zu erwartendeAuswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels ergriffen wer<strong>den</strong>. Der Klimaw<strong>an</strong>delbetrifft auf der g<strong>an</strong>zen Welt viele grundlegendeBereiche: Wasserversorgung, L<strong>an</strong>dwirtschaft, Gesundheit,Ökosysteme oder Infrastruktur, um nur einige zu nennen.Der Klimaw<strong>an</strong>del ist ein globales Phänomen. Allerdingssind die verschie<strong>den</strong>en gesellschaftlichen Bereiche und Regionenvon <strong>den</strong> Auswirkungen des globalen Klimaw<strong>an</strong>delsin unterschiedlicher Art und Weise und in unterschiedlicherIntensität betroffen. In welchem Umf<strong>an</strong>g die Menschen einerRegion von <strong>den</strong> Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels berührt seinwer<strong>den</strong>, hängt zum einen von der naturräumlichen Verwundbarkeitgegenüber Klimaänderungen und Wetterextremenab. Zum <strong>an</strong>deren ist die vorh<strong>an</strong><strong>den</strong>e <strong>Anpassung</strong>skapazitätmaßgeblich für die Intensität der Auswirkungen. Aufgrundder geografischen Lage und der begrenzten Möglichkeiten <strong>zur</strong><strong>Anpassung</strong> stellt der Klimaw<strong>an</strong>del insbesondere für Entwicklungsländereine existenzielle Herausforderung dar. Aberauch die Industrieländer stellen die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delsvor erhebliche Herausforderungen, in vielen Bereichenwer<strong>den</strong> sie ihre Pl<strong>an</strong>ungen entsprechend <strong>an</strong>passen müssen.Zusätzlich zu <strong>den</strong> notwendigen Maßnahmen im eigenen L<strong>an</strong>dsteigt auch der internationale Druck auf die Industrieländer,sich <strong>an</strong> der Fin<strong>an</strong>zierung der <strong>Anpassung</strong> in <strong>den</strong> Entwicklungsländernzu beteiligen. Besonders Vertreter von Entwicklungsländernsowie Einrichtungen der Entwicklungszusammenarbeitargumentieren daher, dass die Industrieländer – als dieDefinition von <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong>Klimaw<strong>an</strong>delDas Intergovernmental P<strong>an</strong>el on Climate Ch<strong>an</strong>ge (IPCC)definiert <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del wie folgt: “Adaptation:<strong>an</strong>y adjustment in natural or hum<strong>an</strong> systems in responseto actual or expected climatic stimuli or their effects, whichmoderates harm or exploits beneficial opportunities.” 2Diese Definition klingt zwar eindeutig, in der Praxis gibtes allerdings oft Abgrenzungsschwierigkeiten: Was ist <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del und was sind Maßnahmen,die ohnehin umgesetzt wer<strong>den</strong> müssten? Beispielsweisewer<strong>den</strong> in Entwicklungsländern viele Maßnahmen durchgeführt,die auf einen nachhaltigen Umg<strong>an</strong>g mit natürlichenRessourcen wie Wasser oder Bö<strong>den</strong> abzielen. Solche Maßnahmenwären auch ohne die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delsnotwendig. Allerdings wird der Klimaw<strong>an</strong>del in vielen Gegen<strong>den</strong>der Welt die Knappheit der natürlichen Ressourcennoch erhöhen, so dass Maßnahmen zum nachhaltigen Ressourcenm<strong>an</strong>agementauch <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delbeitragen. Es ist daher nicht immer möglich, die <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del von allgemeinen Maßnahmenin einem Bereich komplett zu unterschei<strong>den</strong>.8 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delHauptver<strong>an</strong>twortlichen des Klimaw<strong>an</strong>dels – in der Pflicht stehen,hier umfassende Hilfe zu leisten. Die Frage nach der Fin<strong>an</strong>zierungvon <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen wird ein zentrales Themader Konferenz von Kopenhagen im Dezember 2009 sein.Wie können wir uns auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vorbereiten?<strong>Anpassung</strong> ist also notwendig. Was genau zu tun ist, k<strong>an</strong>n sichallerdings von L<strong>an</strong>d zu L<strong>an</strong>d stark unterschei<strong>den</strong>. Besondersbetroffene Bereiche sind generell Wasser (Umg<strong>an</strong>g mit Trockenheitund Hochwasserschutz), Bö<strong>den</strong> (Desertifikation undErosion), Bauwesen, Stadt- und Raumpl<strong>an</strong>ung, Infrastrukturund Tr<strong>an</strong>sport, Energie, L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft, Gesundheit,Versicherungen und Fin<strong>an</strong>zen, Katastrophenschutz, Biodiversitätsowie Tourismus. Die Grafik stellt Beispiele für mögliche<strong>Anpassung</strong>smaßnahmen dar.Klimaschutz und <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del –Synergien und ZielkonflikteDer Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen Klima<strong>an</strong>passung und Klimaw<strong>an</strong>dellässt sich in einem Satz zusammenfassen: Wir müssenvermei<strong>den</strong>, was sich nicht bewältigen lässt, und bewältigen,was sich nicht vermei<strong>den</strong> lässt. Dies lässt sich unter <strong>an</strong>derem<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der geschätzten Kosten für die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong>Klimaw<strong>an</strong>del verdeutlichen, auch wenn diese noch mit sehrgroßen Unsicherheiten behaftet sind: Der britische Stern-Berichtvon 2006 <strong>an</strong>alysierte erstmals die Kosten der weltweiten<strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Würde nichts gegen <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delunternommen, entstün<strong>den</strong> global jährlich Kostenvon 5 bis 20 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. 3 Umuntragbare Kosten für Menschen und Wirtschaft zu vermei<strong>den</strong>,muss die Emissionsreduktion daher immer höchste Prioritäthaben. Gleichzeitig ist es aber auch notwendig, Menschen undSektoren, in <strong>den</strong>en <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del notwendig istSektorenBauwesen, StadtundRaumpl<strong>an</strong>ungWasserwirtschaft(Hochwasserschutz)Wasserwirtschaft(Trockenheit)Bö<strong>den</strong>Infrastruktur undTr<strong>an</strong>sportEnergieL<strong>an</strong>d- undForstwirtschaftGesundheitVersicherungen undFin<strong>an</strong>zenKatastrophenschutzBiodiversitätTourismusBeispiele für <strong>Anpassung</strong>sbedarf<strong>Anpassung</strong> von Stadtpl<strong>an</strong>ung und Gebäu<strong>den</strong> <strong>an</strong> die geänderten Temperaturen sowie <strong>an</strong> zunehmendeExtremwetterereignisse (z. B. Schaffung von städtischen Grünflächen <strong>zur</strong> Reduktion der Erwärmung)Schutz vor dem Anstieg des Meeresspiegels und Umg<strong>an</strong>g mit veränderten Niederschlagsmustern(z. B. Ausweitung des Hochwasserschutzes)M<strong>an</strong>agement der abnehmen<strong>den</strong> Wasserressourcen(z. B. Maßnahmen zum Einsparen von Wasser, Bewässerungssysteme, Regenwasserspeicherung)Maßnahmen zum Schutz der Bö<strong>den</strong> vor negativen Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels(z. B. Bekämpfung der Wüstenbildung, Maßnahmen zum Schutz vor Erosion)Vorbereitung von Infrastruktur- und Tr<strong>an</strong>sportsektor (z. B. Berücksichtigung von sich ändern<strong>den</strong> Wasserstän<strong>den</strong>beim Brückenbau, Verbesserung der Widerst<strong>an</strong>dsfähigkeit gegenüber Wetterextremen)<strong>Anpassung</strong> der Energieversorgung (z. B. Vorbereitung des Stromnetzes auf zunehmende extremeWetterereignisse, Berücksichtigung des sich ändern<strong>den</strong> Potenzials für Wasserkraft)<strong>Anpassung</strong> des Anbaus <strong>an</strong> sich w<strong>an</strong>delnde Temperaturen und Niederschläge(z. B. Einsatz neuer, trockenheitsresistenter Sorten)Vorbereitung auf Veränderungen bei Gesundheitsrisiken(z. B. Umg<strong>an</strong>g mit der Ausbreitung von Malaria, Wärmebelastungen)Umg<strong>an</strong>g mit steigen<strong>den</strong> Klimarisiken wie Überschwemmungen, Stürmen, Dürren etc.(z. B. Entwicklung von innovativen Mikroversicherungen)Vorbereitung auf zunehmende extreme Wetterereignisse (z. B. Verbesserung der Frühwarnsysteme)Schutz der Biodiversität, die durch sich w<strong>an</strong>delnde klimatische Bedingungen bedroht ist(z. B. Schutz endemischer Arten, Ausweisung von Schutzgebieten)<strong>Anpassung</strong> der Tourismuskonzepte (z. B. Verlegung von Wintersportgebieten)| 9


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Natur vor <strong>den</strong> unvermeidlichen Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels zuschützen. Klimaschutz und <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delsollten daher immer gemeinsam gedacht wer<strong>den</strong>.Dabei gibt es Maßnahmen, die sowohl dem Klimaschutz alsauch der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del nützen (Win-win-Maßnahmen), aber auch Zielkonflikte zwischen bei<strong>den</strong>.Ein Beispiel für eine Win-win-Maßnahme ist die Aufforstung.Aufforstung, vor allem in vielen Entwicklungs- undSchwellenländern, k<strong>an</strong>n als <strong>Anpassung</strong>smaßnahme Schutzgegen die Folgen von Extremwetterereignissen bieten, diedurch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del zunehmen wer<strong>den</strong>. Bö<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>beispielsweise bei Sturm und Starkregen nicht so leicht weggeschwemmt,wenn in gefährdeten Gebieten gezielt aufgeforstetwird. Gleichzeitig dient die Aufforstung dem Klimaschutz,indem neue Pfl<strong>an</strong>zen mehr CO 2absorbieren.Klima<strong>an</strong>passung und Klimaschutz:Win-win-MaßnahmenEs gibt eine Reihe von <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen, die sowohldem Klimaschutz als auch der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> dieFolgen des Klimaw<strong>an</strong>dels dienen. Ein Beispiel sind Aufforstungund die Schaffung von Grünflächen. Zum einenwird dadurch CO 2absorbiert, <strong>an</strong>dererseits gibt es verschie<strong>den</strong>epositive Effekte für die Klima<strong>an</strong>passung.In vielen Städten verstärkt der Klimaw<strong>an</strong>del <strong>den</strong> sogen<strong>an</strong>nten„Hitzeinsel“-Effekt: Wegen der engen Bebauungist es in großen Städte oft deutlich wärmer als im Uml<strong>an</strong>d.Sie sind also besonders stark von <strong>den</strong> zunehmen<strong>den</strong> Hitzewellenbetroffen. Städtische Aufforstung und die Schaffungvon Grünflächen können diesen Effekt abschwächen.Ein Beispiel für Zielkonflikte ist die verstärkte Nutzung vonKlima<strong>an</strong>lagen <strong>an</strong>gesichts der steigen<strong>den</strong> Temperaturen. DieseMaßnahme verbraucht Energie und schadet damit dem Klima,zumindest d<strong>an</strong>n, wenn der Bedarf nicht durch erneuerbare Energiengedeckt wird. Ein weiteres Beispiel sind die <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenfür Skigebiete. In vielen Skigebieten, in <strong>den</strong>enwegen des Klimaw<strong>an</strong>dels immer weniger Schnee fällt, wird mitt -lerweile durch Schneek<strong>an</strong>onen Kunstschnee erzeugt. Auch diesist eine <strong>Anpassung</strong>smaßnahme, die allerdings zusätzliche Energieverbraucht und dadurch dem Klimaschutz entgegenwirkt.Immer mehr Länder wollen sich auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delvorbereiten, Kritiker verstummenDie vorliegende Studie zeigt, dass das Thema <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong><strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del auf der politischen Agenda zunehmend <strong>an</strong>Bedeutung gewinnt. International steht vor allem die Debatteum die Fin<strong>an</strong>zierung der notwendigen <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenin <strong>den</strong> Entwicklungsländern im Vordergrund. Auf demKlimagipfel in Kopenhagen Ende 2009 <strong>zur</strong> Ausgestaltung derNach-Kyoto-Phase wird dies ein wichtiger Best<strong>an</strong>dteil derVerh<strong>an</strong>dlungen sein. Bereits auf der UN-Klimakonferenz vonBali im Dezember 2007 war <strong>Anpassung</strong> ein wichtiges Thema.Auf nationaler Ebene entwickeln immer mehr Länder eigene<strong>Anpassung</strong>sstrategien und setzen sich mit notwendigenMaßnahmen ausein<strong>an</strong>der. Dies ist für Industrieländer ebensozu beobachten wie für Entwicklungs- und Schwellenländer.Die meisten Länder stehen in diesem Prozess aber noch amAnf<strong>an</strong>g. Auch einzelne Regionen, Städte und Gemein<strong>den</strong> beginnen,sich auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vorzubereiten. ProminenteIn vielen Gebieten führt der Klimaw<strong>an</strong>del zu Wasserm<strong>an</strong>gelund Erosion – Aufforstung k<strong>an</strong>n diesen Trendsentgegenwirken. Wasser wird im Bo<strong>den</strong> gebun<strong>den</strong>, undder Bo<strong>den</strong> stabilisiert sich. Im tropischen Regenwald trägtdie Bewaldung beispielsweise <strong>zur</strong> Entwicklung von Niederschlagbei, ohne die Bäume regnet es seltener. Zudemsind Wälder wichtige Regulatoren im lokalen Wasserkreis -lauf: Eine Zunahme der Bewaldung wirkt sich positiv aufdie Niederschlagsbil<strong>an</strong>z und das regionale Klima aus.M<strong>an</strong>grovenwälder bieten einen natürlichen Schutz gegenÜberflutungen und können daher ein wichtiges Elementdes Hochwasserschutzes im Zusammenh<strong>an</strong>g mit einemsteigen<strong>den</strong> Meeresspiegel sein. In vielen Ländern wur<strong>den</strong>die M<strong>an</strong>groven in <strong>den</strong> letzten Jahren allerdings zerstört. EineAufforstung der M<strong>an</strong>grovenwälder ist also ebenfalls eineWin-win-Maßnahme für Klimaschutz und Klima<strong>an</strong>passung.Ein weiterer Win-win-Bereich ist die innovative Gebäudetechnologie.Wegen des Temperatur<strong>an</strong>stiegs steigt derBedarf <strong>an</strong> Kühlung und Klimatisierung. Innovative Gebäudetechnologieund Architektur können helfen, diese Kühlungmit möglichst geringem Energiebedarf zu realisierenund regenerative Energien zu nutzen.Beispiele sind London und New York, die derzeit umfassende<strong>Anpassung</strong>spläne entwickeln.Angesichts der weltweiten, massiven Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>delsscheint es überraschend, dass viele Länder erst10 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delImmer mehr Wissenschaftler, Medien und Entscheidungsträger erkennen die Bedeutungder <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del„<strong>Anpassung</strong> ist entschei<strong>den</strong>d, um mit <strong>den</strong> unvermeidlichen Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels umzugehen.“Stern Review, Großbrit<strong>an</strong>nien 2006„Over the next decades, it is predicted that billions of people, particularly those in developing countries, face shortages ofwater <strong>an</strong>d food <strong>an</strong>d greater risks to health <strong>an</strong>d life as a result of climate ch<strong>an</strong>ge. Concerted global action is needed to enabledeveloping countries to adapt to the effects of climate ch<strong>an</strong>ge that are happening now <strong>an</strong>d will worsen in the future.“United Nations Framework Convention on Climate Ch<strong>an</strong>ge (UNFCCC), 2008„Bisher wurde nur über Maßnahmen zu CO2-Vermeidung geredet. Erst allmählich begreifen Politiker, dass der Klimaw<strong>an</strong>delunabwendbar ist. Die <strong>Anpassung</strong>sforschung soll uns vor Sturm, Flut und Dürrekatastrophen schützen.”Die Zeit, Deutschl<strong>an</strong>d, 2008„… I call on the leaders of the rich world to bring adaptation to climate ch<strong>an</strong>ge to the heart of the international poverty agenda –<strong>an</strong>d to do it now, before it is too late.“ Bischof Desmond Tutu, Südafrika, 2007„Adapting California’s water m<strong>an</strong>agement systems to climate ch<strong>an</strong>ge presents one of the most signific<strong>an</strong>t challenges for the21st century.“ Department of Water Resources, Kalifornien 2008„Das Ausmaß des Klimaw<strong>an</strong>dels wird von Jahr zu Jahr größer und beunruhigender. Wir müssen uns <strong>an</strong>strengen, um die CO 2-Emissionen zu reduzieren, aber selbst wenn wir die Emissionen so weit eindämmen, wie wir uns vorgenommen haben, ist eingewisser Grad <strong>an</strong> Klimaw<strong>an</strong>del unabwendbar. Deshalb müssen wir jetzt mit <strong>den</strong> Regierungen, <strong>den</strong> Unternehmen und <strong>den</strong> Gemein<strong>den</strong><strong>an</strong> einer umfassen<strong>den</strong> <strong>Anpassung</strong>sstrategie für die EU arbeiten und dafür sorgen, dass die <strong>Anpassung</strong> in die wichtigstenEU-Politiken einbezogen wird.” EU-Umweltkommissar Stavros Dimas, 2009seit Kurzem ernsthaft mit der Vorbereitung auf dessen Folgenbeginnen. Ein Grund dafür ist, dass es l<strong>an</strong>ge umstritten war,ob <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del überhaupt möglich undsinn voll ist. Das prominenteste Beispiel für derart grundsätzlicheKritik war die Position des Klimaschützers und NobelpreisträgersAl Gore. Gore hielt es für vermessen zu glauben, dasssich die Menschheit auf so fundamentale Veränderungen wie<strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vorbereiten könne. Außerdem befürchteteer, dass die Diskussion über <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen vom notwendigenKlimaschutz ablenken könnte. Ähnlich argumentiertenauch <strong>an</strong>dere Kritiker der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del:Wenn wir glauben, uns <strong>an</strong> die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels <strong>an</strong>passenzu können, kümmern wir uns nicht mehr um <strong>den</strong> Schutzdes Klimas, so die Argumentation. Angesichts der massivenFolgen, die schon heute unvermeidbar sind, hat Gore seinePosition allerdings revidiert und fordert nun, dass die Industrieländerdie Entwicklungsländer aktiv bei der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong><strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del unterstützen. Generell wird die grundsätzlicheKritik immer leiser, es entsteht ein Konsens, dass sowohl<strong>Anpassung</strong> als auch Klimaschutz unverzichtbar sind.Al Gore, vom Kritiker zum Unterstützer der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delAl Gore 1992: „<strong>Anpassung</strong> ist eine Art Faulheit, ein vermessener Glaube in unsere Fähigkeit, noch rechtzeitig reagieren zukönnen, um unsere eigene Haut zu retten.“Al Gore 2007: “We really have to focus on prevention.”Al Gore 2008: “I used to think adaptation subtracted from our efforts on prevention. But I’ve ch<strong>an</strong>ged my mind… Poor countriesare vulnerable <strong>an</strong>d need our help.”| 11


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Ansatz und Ziele der StudieDie vorliegende Studie bietet erstmals einen Überblick überdie <strong>Anpassung</strong>sstrategien und -maßnahmen von Industrie-,Schwellen- und Entwicklungsländern auf der Basis nationalerFallstudien. Leitfrage der Studie ist, wie sich die <strong>an</strong>alysiertenLänder auf die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels vorbereiten. DieStudie umfasst insgesamt 16 Länder. Im Mittelpunkt stehendabei die nationalen <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del.Je nach Struktur des jeweiligen L<strong>an</strong>des wer<strong>den</strong>aber auch die regionale und lokale Ebene kurz beh<strong>an</strong>delt. Ausdieser Analyse leitet die Studie Erfolgsfaktoren für die Entwicklungund Umsetzung von <strong>Anpassung</strong>sstrategien ab, diein dem noch neuen Politikfeld eine erste Orientierung bietensollen.Die Studie ist damit insgesamt eher praxisorientiert und erhebtkeinen wissenschaftlichen Anspruch. Vielmehr soll erauch Praktikern einen Zug<strong>an</strong>g zum Thema <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong>Klimaw<strong>an</strong>del ermöglichen. Daher bietet die Studie zusätzlichzu <strong>den</strong> Länderfallstudien im Anh<strong>an</strong>g eine Sammlungkonkreter <strong>Anpassung</strong>sprojekte, um zu zeigen, wie die <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del konkret aussehen k<strong>an</strong>n. 4FokusDie Studie befasst sich ausschließlich mit <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen,da dieser Aspekt, im Gegensatz zum Klimaschutz,bisher weniger <strong>an</strong>alysiert wurde, obwohl die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> dieunausweichlichen Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels eine entschei<strong>den</strong>deHerausforderung der Zukunft ist. Dies impliziert in keiner Weise,dass <strong>Anpassung</strong> wichtiger wäre als Klimaschutz. Im Gegenteil,ohne massive Anstrengungen im Klimaschutz ist die <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels nicht zu bewältigen.InhalteDie Studie konzentriert sich auf die Analyse nationaler <strong>Anpassung</strong>sstrategien.Grund ist die Annahme, dass Klima<strong>an</strong>passungeine politische Herausforderung ist und für die Bewältigungder Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels ein koordiniertes Vorgehenerforderlich ist. Je nach Struktur eines L<strong>an</strong>des und dem St<strong>an</strong>dder nationalen Politik wer<strong>den</strong> aber auch regionale und lokale<strong>Strategien</strong> kurz skizziert. In <strong>den</strong> USA liegt beispielsweise einstärkeres Gewicht auf <strong>den</strong> <strong>Strategien</strong> der Bundesstaaten, da esdort noch keine nationale Strategie gibt, einzelne Bundesstaatenaber bereits <strong>an</strong> <strong>Strategien</strong> arbeiten. In Ländern, die bereitseine nationale Strategie vorzuweisen haben, wird die nationaleEbene dagegen detaillierter beh<strong>an</strong>delt.Die Projektsammlung im Anh<strong>an</strong>g bietet einen Überblicküber die Vielfalt der konkreten Maßnahmen <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong>,die bereits initiiert oder umgesetzt wer<strong>den</strong>. Der Schwerpunktliegt dabei auf lokalen und regionalen Projekten, da diekonkreten <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vorOrt erfolgen müssen. Die Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>delskönnen regional und lokal stark variieren, so dass jede Stadtoder Gemeinde ihre individuelle Pl<strong>an</strong>ung durchführen muss.Die Projektsammlung erhebt nicht <strong>den</strong> Anspruch, die weltweitbesten Projekte zu präsentieren. Vielmehr sollen möglicheMaßnahmen in ihrer gesamten B<strong>an</strong>dbreite illustriert undvielversprechende Ideen und Ansätze aufgezeigt wer<strong>den</strong>.Datengrundlage der Studie sind Literatur- und Internetrecherchensowie Interviews mit Experten aus Wissenschaft,Politik und Zivilgesellschaft.LänderauswahlDie Studie umfasst sowohl Industrie- als auch Entwicklungs-und Schwellenländer. Die Entwicklungs- und Schwel -lenländer wer<strong>den</strong> am stärksten unter <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delslei<strong>den</strong>. Sie sind besonders verwundbar, da Bevölkerungund Wirtschaft sehr stark von natürlichen Ressourcenabhängig sind (zum Beispiel von der L<strong>an</strong>dwirtschaft). Gleichzeitigverfügen sie über eine deutlich geringere <strong>Anpassung</strong>skapazität.Aber auch für die Industrieländer stellen die Folgendes Klimaw<strong>an</strong>dels eine große Herausforderung dar. DerTemperatur<strong>an</strong>stieg liegt in <strong>den</strong> mittleren Breiten, in <strong>den</strong>enviele Industrieländer liegen, voraussichtlich sogar über demweltweiten Durchschnitt. Darüber hinaus können diese Länderwegen ihrer höheren technischen, wirtschaftlichen undinstitutionellen Kapazität wichtige Impulse für die <strong>Anpassung</strong>spolitikinsgesamt liefern.Bei der Auswahl der Länder wur<strong>den</strong> zwei Kriterien <strong>an</strong>gelegt:• Einerseits sollte es in <strong>den</strong> Ländern bereits nationale oderregionale Bemühungen <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> die Folgen desKlimaw<strong>an</strong>dels geben.• Andererseits sollen die ausgewählten Länder, die verschie<strong>den</strong>enbetroffenen gesellschaftlichen Bereiche und Regionen,mit ihren klimatischen Unterschie<strong>den</strong> abbil<strong>den</strong>. Aufdiese Weise k<strong>an</strong>n die Studie die gesamte B<strong>an</strong>dbreite dernotwendigen <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen ver<strong>an</strong>schaulichen.Wegen ihrer Bedeutung in der internationalen Klimadebatte12 |


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Zentrale ErkenntnisseErfolgsfaktoren für ein komplexes PolitikfeldDie <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels ist für alleLänder weltweit eine sektorübergreifende, l<strong>an</strong>gfristige Herausforderung.Darin ähnelt die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delder notwendigen Gestaltung des demografischenW<strong>an</strong>dels in vielen Industrieländern: In bei<strong>den</strong> Fällen wur<strong>den</strong>die notwendigen <strong>Anpassung</strong>sbemühungen zunächst unterschätzt.Allerdings ist der Klimaw<strong>an</strong>del im Gegensatz zumdemografischen W<strong>an</strong>del ein globales Phänomen. Aus derAnalyse der weltweiten Länderfallstudien ergeben sich fünfzentrale Merkmale der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del.1. QuerschnittsthemaDie <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ist ein Querschnittsthema,das eine große B<strong>an</strong>dbreite <strong>an</strong> Politikfeldern betrifft,vom Hochwasserschutz bis <strong>zur</strong> Gesundheitsvorsorge. WelcheBereiche besonders wichtig sind, hängt von <strong>den</strong> klimatischenBedingungen und der wirtschaftlichen und sozialen Situationdes jeweiligen L<strong>an</strong>des ab (zum Beispiel Trockenheit undSchutz der Biodiversität in Südafrika und Australien oderUmg<strong>an</strong>g mit dem Auftauen von Permafrostbö<strong>den</strong> in K<strong>an</strong>adaund in der Schweiz). Übergreifende nationale <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong><strong>Anpassung</strong> gibt es erst seit einigen Jahren. Allerdings existierenin einzelnen Sektoren oft schon eigene <strong>Strategien</strong> und Pl<strong>an</strong>ungen(zum Beispiel Hochwasserschutz in <strong>den</strong> Niederl<strong>an</strong><strong>den</strong>oder Katastrophenschutz in B<strong>an</strong>gladesch), die teilweise frühzeitigdie Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels mit einbezogen haben.2. AkteursvielfaltDie <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ist eine Herausforderung,deren Lösung eine Vielzahl gesellschaftlicher Akteure einbeziehenmuss. Das Thema betrifft fast alle Ressorts, vom Gesundheits-bis zum Außenministerium. Es geht Politik und Verwaltungauf allen Ebenen <strong>an</strong>, von der internationalen bis <strong>zur</strong>lokalen Ebene. Die Fin<strong>an</strong>zierung der <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenin <strong>den</strong> Entwicklungsländern ist Gegenst<strong>an</strong>d der internationalenKlimaverh<strong>an</strong>dlungen, die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> steigende Temperaturenim Städtebau muss dagegen direkt vor Ort erfolgen.Außerdem müssen auch Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaftsowie die breite Öffentlichkeit in die Vorbereitungauf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del eingebun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Die Wissenschaftmuss die Informationsgrundlagen liefern, Wirtschaft und Zivil-Merkmale des Politikfelds12345QuerschnittsthemaAkteursvielfaltL<strong>an</strong>gfristigkeitH<strong>an</strong>deln unter UnsicherheitLokale Umsetzung im globalen Kontextgesellschaft müssen innovative Lösungen für die <strong>an</strong>stehen<strong>den</strong>Herausforderungen entwickeln, die Öffentlichkeit muss informiertwer<strong>den</strong>, um sie zu notwendigen Verhaltensänderungenzu motivieren oder vor <strong>an</strong>stehen<strong>den</strong> Gefahren zu warnen.Bei dieser Vielfalt sind Interessenkonflikte und unterschiedlicheErwartungen vorprogrammiert, und die Koordination undEinbindung aller Akteure ist eine entschei<strong>den</strong>de Aufgabe.3. L<strong>an</strong>gfristigkeitDie <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ist ein noch l<strong>an</strong>gfristigeresThema als der demografische W<strong>an</strong>del. Dies stellt eine immenseHerausforderung für die politische Pl<strong>an</strong>ung dar. Dennselbst wenn alle Treibhausgasemissionen sofort auf null gesenktwür<strong>den</strong> – würde die Temperatur für die nächsten 30 bis40 Jahre (aufgrund des Gedächtnisses der Atmosphäre) steigen,der Meeresspiegel sogar für die nächsten 100 Jahre. Esgilt, hier ausreichend politische und öffentliche Aufmerksamkeitzu schaffen, um das Thema trotz des l<strong>an</strong>gen Pl<strong>an</strong>ungshorizontsmit der nötigen Priorität zu beh<strong>an</strong>deln. Die späteReaktion auf <strong>den</strong> demografischen W<strong>an</strong>del hat gezeigt, dass14 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delsonst unnötig hohe <strong>Anpassung</strong>skosten entstehen.4. H<strong>an</strong>deln unter UnsicherheitAnalyse und Information sind zentrale Aspekte der <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Benötigt wer<strong>den</strong> sowohl wissenschaftlicheKlimaszenarien als auch Informations<strong>an</strong>gebote für betroffeneEntscheidungsträger und die Bevölkerung. Ohne eine gute Informationsgrundlagelassen sich keine l<strong>an</strong>gfristigen <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenpl<strong>an</strong>en. Doch trotz zunehmender Fortschritte inder wissenschaftlichen Analyse wird die <strong>Anpassung</strong>spolitik dauerhaftmit Unsicherheiten umgehen müssen. So sind beispielsweisedie Projektionen <strong>zur</strong> Entwicklung der regionalen Niederschlägemit großen Unsicherheiten behaftet. Angesichts derKomplexität und Dynamik des Klimasystems ist es auch wahrscheinlich,dass es noch eine Reihe unerwarteter Veränderungengeben wird, die wir heute nicht voraussehen können. Daher istder Umg<strong>an</strong>g mit Unsicherheit ein weiteres wichtiges Merkmalder notwendigen <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Zusätzlich<strong>zur</strong> Analyse von Daten und Fakten ist daher ein Denken in Szenarienund Vari<strong>an</strong>zen für die strategische Pl<strong>an</strong>ung notwendig.5. Lokale Umsetzung im globalen KontextWährend beim Klimaschutz lokale Maßnahmen globale Auswirkungenhaben, ist es bei <strong>den</strong> Wirkungen des Klimaw<strong>an</strong>delsgewissermaßen umgekehrt: Globale Prozesse habenAuswirkungen vor Ort, die von L<strong>an</strong>d zu L<strong>an</strong>d und Region zuRegion sehr unterschiedlich sind. Vor allem nationale Politiksowie regionale und lokale Entscheidungsträger sind daher gefordert.Ein globales Thema ist dagegen die Fin<strong>an</strong>zierung undtechnische Unterstützung der <strong>Anpassung</strong>, besonders in <strong>den</strong> amwenigsten entwickelten Ländern.Aus diesen fünf Merkmalen lassen sich 10 Erfolgsfaktorenfür die Entwicklung von <strong>Anpassung</strong>sstrategien ableiten:10 Erfolgsfaktoren für <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delMerkmaleErfolgsfaktorenQuerschnittsthemaAkteursvielfaltL<strong>an</strong>gfristigkeit12345„Mainstreaming“: Integration der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del in alle relev<strong>an</strong>tenPl<strong>an</strong>ungsprozesse und EntwicklungsstrategienAufbau ressort-, sektor- und ebenenübergreifender Govern<strong>an</strong>ce-Strukturen undVernetzung unterschiedlicher AkteureVerknüpfung mit bestehen<strong>den</strong> <strong>Strategien</strong>, Strukturen und Zielen(z. B. Nachhaltigkeit, Armutsbekämpfung)Systematische Einbeziehung der relev<strong>an</strong>ten StakeholderKontinuität in der Pl<strong>an</strong>ung und Umsetzung und regelmäßige Zielüberprüfungder <strong>Strategien</strong> und MaßnahmenpläneH<strong>an</strong>deln unterUnsicherheit678Schaffung einer guten Informationsgrundlage für die strategische Pl<strong>an</strong>ungAustausch und Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis,um die Informationsgrundlage praxiswirksam zu machenFokus auf „No Regret“- oder „Low Regret“-MaßnahmenLokale Umsetzungim globalen Kontext910Unterstützung der lokalen Ebene, da viele Maßnahmen hier umgesetzt wer<strong>den</strong>müssenBerücksichtigung der internationalen Dimension der <strong>Anpassung</strong>spolitik(Fin<strong>an</strong>zierung, Erfahrungsaustausch)| 15


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Was m<strong>an</strong> vom Umg<strong>an</strong>g mit dem demografischenW<strong>an</strong>del lernen k<strong>an</strong>nDer Umg<strong>an</strong>g mit dem demografischen W<strong>an</strong>del in vielenIndustrieländern hat gezeigt, dass eine späte Reaktion,zum Beispiel im Bereich der Infrastrukturpl<strong>an</strong>ung, zu massivenFehlinvestitionen führen k<strong>an</strong>n. Viele Städte undKommunen hatten die absehbare Schrumpfung ihrer Bevölkerungzu l<strong>an</strong>ge nicht in ihrer Pl<strong>an</strong>ung berücksichtigt.Sie haben daher häufig in teure Infrastruktur fin<strong>an</strong>ziert,beispielsweise in Straßen, K<strong>an</strong>alisation oder Stromnetze,die sie nun in dieser Form gar nicht mehr benötigen. Auchbeim Klimaw<strong>an</strong>del besteht die Gefahr, dass das Thema alsl<strong>an</strong>gfristiges Querschnittsthema zu spät <strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen wird.Allerdings wer<strong>den</strong> die Folgen, vor allem in <strong>den</strong> Entwicklungsländern,d<strong>an</strong>n voraussichtlich noch dramatischer sein.1. „Mainstreaming“: Die projizierten Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delssowie notwendige <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen solltenin alle relev<strong>an</strong>ten Pl<strong>an</strong>ungsprozesse und Entwicklungsstrategiensystematisch einbezogen wer<strong>den</strong>. Somüssen <strong>Anpassung</strong>sbedarfe genauso bei der Raumpl<strong>an</strong>ung(zum Beispiel Brückenbau) mitgedacht wer<strong>den</strong>wie bei Pl<strong>an</strong>ungen im Gesundheitssystem (zum BeispielHitzewellen). Entschei<strong>den</strong>d ist, dass hier die richtigenPrioritäten gesetzt und keine wichtigen Bereiche außerAcht gelassen wer<strong>den</strong>. Ansätze zum Mainstreaming gibtes beispielsweise in Großbrit<strong>an</strong>nien. Hier wird geprüft,inwieweit die Regeln für Folgeabschätzungen (von Gesetzenund Regulierungen) <strong>an</strong>gepasst wer<strong>den</strong> müssen,um die Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels in der politischenPl<strong>an</strong>ung <strong>an</strong>gemessen zu berücksichtigen. Auch inFinnl<strong>an</strong>d soll der Klimaw<strong>an</strong>del systematisch in die strategischePl<strong>an</strong>ung einbezogen wer<strong>den</strong>.2. Es müssen ressort-, sektor- und ebenenübergreifendeGovern<strong>an</strong>ce-Strukturen aufgebaut wer<strong>den</strong>, um dieübergreifen<strong>den</strong> Herausforderungen koordiniert <strong>an</strong>zugehen.Politik und Verwaltung müssen ressortübergreifendund über alle Ebenen hinweg zusammenarbeiten. Ebenfallseinbezogen wer<strong>den</strong> muss aber auch eine Vielzahlvon Akteuren aus Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft.Der institutionelle Rahmen, sowohl auf nationalerals auch auf regionaler und lokaler Ebene, ist daher einwichtiges Erfolgskriterium. Großbrit<strong>an</strong>nien ist hier ebenfallsVorreiter. Die britische Regierung hat einen Rahmengeschaffen, der eine große B<strong>an</strong>dbreite <strong>an</strong> Ministerien undInstitutionen einbindet, um das Thema <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong>Klimaw<strong>an</strong>del koordiniert <strong>an</strong>zugehen.3. <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del sollte mit bestehen<strong>den</strong><strong>Strategien</strong>, Strukturen und Zielen (zum BeispielNachhaltigkeit, Armutsbekämpfung) verknüpft wer<strong>den</strong>,um Parallelstrukturen zu vermei<strong>den</strong>. Welche dies sind,k<strong>an</strong>n von L<strong>an</strong>d zu L<strong>an</strong>d sehr unterschiedlich sein. Wennein L<strong>an</strong>d beispielsweise über einen gut funktionieren<strong>den</strong>Nachhaltigkeitsprozess oder eine erfolgreiche Umsetzungder Biodiversitätsstrategie verfügt, sollte die<strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del mit diesen Prozessenoder <strong>Strategien</strong> verknüpft wer<strong>den</strong>. Wenn in einem L<strong>an</strong>ddagegen eine bestimmte Herausforderung klar dominiert,wie beispielsweise der Hochwasserschutz in <strong>den</strong>Niederl<strong>an</strong><strong>den</strong> oder B<strong>an</strong>gladesch, d<strong>an</strong>n ist es sinnvoll, die<strong>Anpassung</strong>sstrategie eng <strong>an</strong> die Pl<strong>an</strong>ungsprozesse in diesemBereich <strong>an</strong>zugliedern.4. Neben der Koordination der politischen Akteure solltenauch die relev<strong>an</strong>ten Stakeholder systematisch einbezogenwer<strong>den</strong>, um eine breite Ver<strong>an</strong>kerung der <strong>Anpassung</strong>smaßnahmensicherzustellen. Viele Länder habenihre <strong>Strategien</strong> gemeinsam mit <strong>den</strong> Stakeholdern aus derWissenschaft entwickelt. In <strong>den</strong> Entwicklungsländernwur<strong>den</strong> dagegen oft direkt betroffene Gruppen (wie zumBeispiel Fischer oder L<strong>an</strong>dwirte) einbezogen. Hintergrundist, dass es für viele Entwicklungsländer, vor allem in Afrika,kaum verlässliche Daten gibt, so dass m<strong>an</strong> für diePriorisierung von Maßnahmen auf die Beobachtung derbereits stattfin<strong>den</strong><strong>den</strong> Veränderungen <strong>an</strong>gewiesen ist.Zusätzlich sollte aber generell möglichst auch die breiteBevölkerung eingebun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. So gibt es in B<strong>an</strong>gladeschbeispielsweise erfolgreiche Ansätze im partizipativenKatastrophenschutz: Die Menschen vor Ort wer<strong>den</strong>aktiv in die Frühwarnsysteme einbezogen. In <strong>den</strong> Niederl<strong>an</strong><strong>den</strong>wird die Öffentlichkeit im Rahmen der KampagneRoom for the River über die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels informiert.5. Außerdem sind für eine erfolgreiche <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong>Klimaw<strong>an</strong>del Kontinuität in der Pl<strong>an</strong>ung und Umsetzungsowie regelmäßige Zielüberprüfung der <strong>Strategien</strong> undMaßnahmenpläne notwendig. Während die Kontinuitätin <strong>den</strong> <strong>Anpassung</strong>sbemühungen der Länder derzeit nochnicht zu beurteilen ist, haben einige Länder die regelmäßigeAktualisierung ihrer <strong>Anpassung</strong>sstrategien bereits16 |


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Wie bereiten sich die <strong>an</strong>alysierten Länder auf <strong>den</strong>Klimaw<strong>an</strong>del vor?Immer mehr Länder beginnen, sich mit dem Klimaw<strong>an</strong>del ausein<strong>an</strong>derzusetzen. Viele haben mittlerweile nationale <strong>Strategien</strong>verabschiedet, die Detaillierung und Umsetzung dieser <strong>Strategien</strong> steht aber noch am Anf<strong>an</strong>g. In einigen Ländern wer<strong>den</strong>allerdings durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del l<strong>an</strong>g <strong>an</strong>haltende Probleme und Herausforderungen verschärft, so dass diese Länder im jeweiligenPolitikbereich teilweise bereits umfassende <strong>Strategien</strong> und Maßnahmenpakete haben. Beispiele sind hier der Hochwasserschutzin <strong>den</strong> Niederl<strong>an</strong><strong>den</strong> oder der Umg<strong>an</strong>g mit Naturkatastrophen in B<strong>an</strong>gladesch.Eine besondere Gruppe sind die Least Developed Countries (LDC), die im Rahmen der National Adaptation Programmes ofAction (NAPAs) der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) bei der Entwicklung nationaler <strong>Anpassung</strong>sstrategien unterstütztwer<strong>den</strong>. 42 der 49 am wenigsten entwickelten Staaten besitzen daher mittlerweile eine nationale Strategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong><strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del, 6 was aber natürlich nicht bedeutet, dass diese Länder gut auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vorbereitet sind: Die NAPAskonzentrieren sich zunächst nur auf die kurzfristig notwendigen Maßnahmen, und die Mittel <strong>zur</strong> Umsetzung sind meist sehrbeschränkt. In der vorliegen<strong>den</strong> Studie wer<strong>den</strong> T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia und B<strong>an</strong>gladesch exemplarisch für die Probleme der Least DevelopedCountries beh<strong>an</strong>delt, da diese bei<strong>den</strong> Länder interess<strong>an</strong>te Ansatzpunkte bieten.Außerdem gibt es auch Länder, die auf nationaler Ebene noch kaum aktiv sind, in <strong>den</strong>en es aber Regionen gibt, die sich schonvorbereiten. Ein Beispiel sind hier die USA, wo sich einige Bundesstaaten bereits mit notwendigen <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenausein<strong>an</strong>dersetzen, die Bundesebene dagegen bisher wenig unternimmt.Die Situation in <strong>den</strong> <strong>an</strong>alysierten Ländern lässt sich folgendermaßen zusammenfassen:L<strong>an</strong>dDeutschl<strong>an</strong>dFinnl<strong>an</strong>dZusammenfassungIm Dezember 2008 hat die Bundesregierung die Deutsche <strong>Anpassung</strong>sstrategie <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del(DAS) verabschiedet. Sie versteht sich als Rahmen für <strong>Anpassung</strong>saktivitäten auf der Bundes-, LänderundKommunalebene sowie für <strong>Anpassung</strong> im nicht staatlichen Bereich durch Unternehmen, Verbändeund Bürger. Die Strategie soll schrittweise gemeinschaftlich umgesetzt wer<strong>den</strong>. Als wesentliche nächsteSchritte sollen die Wissensbasis weiter verbessert, ein breiter Dialog- und Kommunikationsprozess<strong>an</strong>gestoßen und bis März 2011 ein konkreter Aktionspl<strong>an</strong> erarbeitet wer<strong>den</strong>. In der DAS sind dreizehnH<strong>an</strong>dlungsbereiche beschrieben. Die Themen Raum- und Regionalpl<strong>an</strong>ung sowie Bevölkerungshilfe undKatastrophenschutz wur<strong>den</strong> als Querschnittsthemen ben<strong>an</strong>nt. Auch die Bundesländer beginnen, sich auf<strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vorzubereiten und haben teilweise eigene <strong>Strategien</strong> und Pläne entwickelt.Während der Klimaw<strong>an</strong>del für viele Länder in erster Linie eine Bedrohung darstellt, ist in Finnl<strong>an</strong>dmit Veränderungen zu rechnen, die sowohl Risiken als auch Ch<strong>an</strong>cen mit sich bringen. BetroffeneWirtschaftssektoren sind beispielsweise Tr<strong>an</strong>sport, Tourismus, L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft sowie Energie.Finnl<strong>an</strong>d hat als eines der ersten Länder weltweit bereits 2005 eine Strategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delverabschiedet. Die Koordination übernahm das Ministerium für L<strong>an</strong>d- und Forst-wirtschaft. Fünfweitere Ministerien sind im Rahmen einer Arbeitsgruppe in die Pl<strong>an</strong>ung eingebun<strong>den</strong>. Da die kurzfristigenAuswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels für Finnl<strong>an</strong>d keine Bedrohung darstellen, besteht derzeit allerdings nochin vergleichsweise wenigen Bereichen direkter H<strong>an</strong>dlungsbedarf. Die Aktivitäten konzentrieren sich daherbisher vor allem auf Forschung und Analyse und haben das Ziel, ein besseres Verständ nis von Ch<strong>an</strong>cen undRisiken in <strong>den</strong> relev<strong>an</strong>ten Sektoren zu erhalten. In einzelnen Bereichen, vor allem im Hochwasserschutz,wur<strong>den</strong> aber auch schon konkrete Maßnahmen umgesetzt.18 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delFr<strong>an</strong>kreichGroßbrit<strong>an</strong>nienNiederl<strong>an</strong>deSchweizSp<strong>an</strong>ienMit der Zunahme und Intensivierung extremer Wetterereignisse hat das Thema <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delin Fr<strong>an</strong>kreich in <strong>den</strong> verg<strong>an</strong>genen Jahren <strong>an</strong> Aufmerksamkeit gewonnen. Besonders die negativenFolgen der Hitzewelle 2003 und der l<strong>an</strong>g <strong>an</strong>halten<strong>den</strong> Dürreperio<strong>den</strong> im Sü<strong>den</strong> des L<strong>an</strong>des habenzu der Einsicht geführt, dass sich Fr<strong>an</strong>kreich stärker auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vorbereiten muss. Ende 2006wurde in Fr<strong>an</strong>kreich eine nationale <strong>Anpassung</strong>sstrategie verabschiedet. Derzeit wird darüber hinaus dieErarbeitung eines detaillierten Pl<strong>an</strong>s <strong>zur</strong> Vorbereitung auf die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels diskutiert. DieFederführung für die Strategie liegt bei der Forschungseinrichtung ONERC. Schwerpunkte der nationalen<strong>Anpassung</strong>sstrategie sind Risikoabschätzung und Analyse der möglichen Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels.Es gibt zahlreiche Forschungsprogramme und -projekte, die die Grundlage für die wei tere strategischePl<strong>an</strong>ung liefern sollen. In Fr<strong>an</strong>kreich wer<strong>den</strong> dabei besonders auch wirtschaftliche und soziale Aspekteberücksichtigt. Konkrete Maßnahmen wer<strong>den</strong> dagegen bisher nur vereinzelt umgesetzt, beispielsweisein Paris <strong>zur</strong> besseren Vorbereitung auf Hitzewellen.Großbrit<strong>an</strong>nien ist weltweit ein Vorreiter bei der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Das L<strong>an</strong>d verfolgt einenkoordinierten Ansatz, der die zentralen Akteure – vom Umwelt- bis hin zum Verteidigungsministerium– einbindet und fast alle Politikbereiche einbezieht. Die <strong>Anpassung</strong>sstrategie konzentriert sich darauf,<strong>den</strong> Umg<strong>an</strong>g mit <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels in <strong>den</strong> politischen Prozess insgesamt einzubin<strong>den</strong>, zumBeispiel durch die Berücksichtigung bei Investitionen oder die Integration in die Bewertung der Arbeitvon Kommunen. Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die britische <strong>Anpassung</strong>spolitik ist die frühe Einrichtungeiner Informations- und Koordinationsstelle, die zwischen Wissenschaft und Praxis vermittelt. So wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Kommunen und Unternehmen beispielsweise Analyse- und Bewertungsins trumente <strong>zur</strong> Verfügunggestellt, die ihnen bei der Abschätzung von Klimarisiken und der Pl<strong>an</strong>ung von <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenhelfen. Auch in der Kommunikation der notwendigen <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ist Großbrit<strong>an</strong>nienaktiver als viele <strong>an</strong>dere Länder. Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels in Großbrit<strong>an</strong>nien sind beispielsweise Überflutungenund Erosionen <strong>an</strong> <strong>den</strong> Küsten und in <strong>den</strong> Flussgebieten.Ein großer Teil der Niederl<strong>an</strong>de liegt unter dem Meeresspiegel. Um Katastrophen wie die Sturmflut von1953 zu vermei<strong>den</strong>, wird der Hochwasserschutz daher seit Generationen als eine Frage der natio nalenSicherheit gesehen und mit entsprechender Priorität beh<strong>an</strong>delt. Durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del wird die Gefahrvon Überschwemmungen in Zukunft <strong>an</strong>steigen. Die notwendige <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delist daher schon seit Jahren auf der politischen Agenda, vor allem in <strong>den</strong> Bereichen Wasserm<strong>an</strong>agement,Küstenschutz und Raumpl<strong>an</strong>ung. Angesichts des Anstiegs des Meeresspiegels findet seit einigen Jahrenein Um<strong>den</strong>ken im Hochwasserschutz statt: vom Kampf gegen das Wasser zum Leben mit dem Wasser.2007 haben die Niederl<strong>an</strong>de eine Strategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ver abschiedet. Außerdemwurde zum Thema Hochwasserschutz <strong>an</strong>gesichts des Klimaw<strong>an</strong>dels die „Delta-Kommission“ eingesetzt,die Ende 2008 ihre Empfehlungen vorgestellt hat. Auch ein neues Gesetz <strong>zur</strong> Vorbereitung desHochwasserschutzes auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ist in Arbeit.Wie in <strong>an</strong>deren Ländern auch führt der Klimaw<strong>an</strong>del in der Schweiz zu Extremwetterereignissen, aberauch zu <strong>an</strong>deren Veränderungen, die die Lebens- und Wirtschaftsbedingungen grundsätzlich verändern.Beim Umg<strong>an</strong>g mit Extremwetterereignissen ist die Schweiz Vorreiter, verstärkt der Klimaw<strong>an</strong>del dochein Phänomen, mit dem die Schweiz aufgrund ihrer alpinen Geografie von jeher zu leben gelernt hat. In<strong>den</strong> letzten Jahren hat sich in der Schweiz der Schwerpunkt von der Katastrophenbewältigung zunehmendin Richtung Präventionsmaßnahmen verlagert. Die Schweiz steht bei der Entwicklung einer Gesamtstrategie<strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del allerdings erst am Anf<strong>an</strong>g.Der Klimaw<strong>an</strong>del wird in Sp<strong>an</strong>ien voraussichtlich zu Wasserm<strong>an</strong>gel und steigen<strong>den</strong> Temperaturen führen.Zur <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del wurde 2006 unter Federführung des Umweltministeriums ein natio-| 19


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delEnergiewirtschaft. Zwar hat T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia einen nationalen <strong>Anpassung</strong>spl<strong>an</strong> entwickelt, die bisherigen Maß -nahmen wer<strong>den</strong> <strong>den</strong> Herausforderungen des Klimaw<strong>an</strong>dels jedoch nicht gerecht, da der Pl<strong>an</strong> sichzunächst nur auf die dringlichsten kurzfristigen Maßnahmen konzentriert und mit der Umsetzung geradeerst begonnen wird. Diese Situation ist charakteristisch für viele Entwicklungsländer.B<strong>an</strong>gladeschIndienChinaBrasilienB<strong>an</strong>gladesch gilt als eines der Länder weltweit, die am stärksten vom Klimaw<strong>an</strong>del betroffen sind. Esist wie kaum ein <strong>an</strong>deres großes Flächenl<strong>an</strong>d der Erde durch <strong>den</strong> steigen<strong>den</strong> Meeresspiegel existenziellbedroht. Zwei Drittel des L<strong>an</strong>des liegen weniger als fünf Meter über dem Meeresspiegel. Schon in derVerg<strong>an</strong>genheit wurde B<strong>an</strong>gladesch sehr häufig von Naturkatastrophen heimgesucht. Wegen des Klimaw<strong>an</strong>delswer<strong>den</strong> diese in Zukunft wahrscheinlich noch häufiger auftreten. Das L<strong>an</strong>d versucht, sichmit <strong>den</strong> verfügbaren Mitteln so gut wie möglich auf diese enormen Probleme vorzubereiten, um dieZahl der Opfer und die wirtschaftlichen Schä<strong>den</strong> so gering wie möglich zu halten. Hier hat B<strong>an</strong>gladescheinige erfolgreiche Ansätze vorzuweisen. So wird die Bevölkerung bei drohen<strong>den</strong> Überschwemmungenbeispielsweise von Freiwilligen vor Ort über Megafone und über das Radio gewarnt, um sich in Sicherheitbringen zu können. Angesichts der massiven Bedrohung des L<strong>an</strong>des und m<strong>an</strong>gelnder fin<strong>an</strong>zieller Ressourcenist die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del eine existenzielle Herausforderung, die B<strong>an</strong>gladesch nurin Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft bewältigen k<strong>an</strong>n.Die indische Bevölkerung ist trotz der ras<strong>an</strong>ten wirtschaftlichen Entwicklung des L<strong>an</strong>des weiterhin starkvon der L<strong>an</strong>dwirtschaft abhängig und damit höchst <strong>an</strong>fällig für Klimaveränderungen. Der Klimaw<strong>an</strong>delwird <strong>den</strong> Druck auf die natürlichen Ressourcen weiter verschärfen, besonders die Wasserversorgung istgefährdet. Die indische Regierung hat sich <strong>an</strong>gesichts dieser Situation schon früh mit möglichen Folgendes Klimaw<strong>an</strong>dels und notwendigen <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen <strong>an</strong> die erwarteten Veränderungen befasstund zahlreiche Forschungsprojekte <strong>an</strong>gestoßen. <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen wer<strong>den</strong> auch zunehmend in dieübergeordnete Pl<strong>an</strong>ung einbezogen. Im Juni 2008 verabschiedete der Klimarat des Premierministers <strong>den</strong>National Action Pl<strong>an</strong> on Climate Ch<strong>an</strong>ge (NAPCC), der die Hauptgefahren des Klimaw<strong>an</strong>dels für Indienaufzeigt, mögliche <strong>Anpassung</strong>sstrategien diskutiert und Maßnahmen zu deren Umsetzung vorschlägt. Diebetroffenen Fachministerien wur<strong>den</strong> mit der Detaillierung beauftragt.Der Klimaw<strong>an</strong>del wird in China voraussichtlich gravierende Auswirkungen auf die Wasserversorgung unddie L<strong>an</strong>dwirtschaft haben. Die Wasserressourcen wer<strong>den</strong> sich in vielen Teilen des L<strong>an</strong>des wahrscheinlichverknappen und so die l<strong>an</strong>dwirtschaftliche Produktion gefähr<strong>den</strong>. Außerdem sind die Küsten Chinas,<strong>an</strong> <strong>den</strong>en sich die großen Städte und Wirtschaftszentren konzentrieren, vom steigen<strong>den</strong> Meeresspiegelbedroht. In seinem neuen nationalen Klimaprogramm von 2007 geht das L<strong>an</strong>d daher auch auf die notwendigen<strong>Anpassung</strong>smaßnahmen ein. Im Oktober 2008 wurde zusätzlich ein Weißbuch zum Klimaw<strong>an</strong>delverabschiedet, das einige konkrete Ziele für <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen bis 2010 nennt. Nebengroßen Infrastrukturprojekten vor allem im Wassersektor wird auch die Verstärkung von Umweltschutz<strong>an</strong>strengungen<strong>an</strong>gekündigt. Diese Entwicklungen zeigen, dass die Vorbereitung auf die Folgen desKlima w<strong>an</strong>dels in China in letzter Zeit <strong>an</strong> Bedeutung gewinnt.Der Regenwald Brasiliens ist ein weltweit einmaliges Ökosystem, das durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del besonders gefährdetist. Im Extremfall drohen große Teile des Amazonasgebiets sich in ein Sav<strong>an</strong>nengebiet zu verw<strong>an</strong>deln,mit drastischen Folgen sowohl für das weltweite Klima als auch für die Bevölkerung vor Ort, deren Lebensgrundlagevom Regenwald abhängt. Bisher hatte sich Brasilien, wie viele <strong>an</strong>dere Länder in Latein amerika, nochwenig mit der notwendigen <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ausein<strong>an</strong>dergesetzt. Dies ändert sich allerdingsallmählich. So befasst sich der im Dezember 2008 veröffentlichte neue brasili<strong>an</strong>ische Pl<strong>an</strong> zum Klimaw<strong>an</strong>delauch mit der notwendigen <strong>Anpassung</strong>. Auf der Grundlage genauerer regionaler Klimamodelle, die für 2009erwartet wer<strong>den</strong>, soll die Pl<strong>an</strong>ung von <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen detailliert wer<strong>den</strong>.| 21


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Die IndustrieländerAustraliENB<strong>an</strong>glK<strong>an</strong>adaChinFr<strong>an</strong>KREICHDGrOSSBritaNNIeDERLANDESÜDSCHWEIZT<strong>an</strong>S22 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>deladesChBraSilIENaFiNnl<strong>an</strong>dEUTSCHLANDNiEnIndiENAfriKaSPANIEN<strong>an</strong>iaUSA| 23


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Die IndustrieländerUngleiche Verteilung von <strong>Anpassung</strong>slastenund -fähigkeitenDie Industrieländer sind durch ihre Treibhausgasemissionenin einem sehr viel höheren Maße für <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ver<strong>an</strong>twortlich,als es die Entwicklungsländer sind. Den Großteilder Folgelast müssen jedoch die Entwicklungsländer tragen:Sie sind sowohl in stärkerem Maße betroffen, teilweise existenziellbedroht, verfügen aber gleichzeitig nur über sehrbe schränkte Mittel, um mit <strong>den</strong> Auswirkungen umzugehen.Aber auch für die Industrienationen wird die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong><strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del in <strong>den</strong> nächsten Jahrzehnten eine kontinuierlicheHerausforderung sein.Die Kosten der notwendigen <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen sindnoch sehr schwer abzusehen: Ersten Schätzungen zufolgekönnten beispielsweise die Kosten allein für die <strong>Anpassung</strong>der Infrastruktur in <strong>den</strong> OECD-Ländern zwischen 15 und 150Milliar<strong>den</strong> US-Dollar pro Jahr liegen, 7 also zwischen 0,05 und0,5 Prozent des Bruttoinl<strong>an</strong>dsprodukts.Ausprägung und Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels sind dabeiregional sehr unterschiedlich. Durch die niedrig liegen<strong>den</strong>Küstengebiete sind die Niederl<strong>an</strong>de beispielsweise stark vonÜberschwemmungen betroffen. Vermehrt auftretende Stark -niederschläge und der Anstieg des Meeresspiegels machen<strong>Anpassung</strong>smaßnahmen beim Hochwasserschutz und in derRaumpl<strong>an</strong>ung notwendig. Australien hat dagegen mit zunehmenderTrockenheit zu kämpfen, bis 2030 sollen Dürremonateum circa 20 Prozent häufiger vorkommen. Das L<strong>an</strong>darbeitet daher <strong>an</strong> Maßnahmen, um die schwin<strong>den</strong><strong>den</strong> Wasserressourceneffizienter zu nutzen.Während für die Mehrzahl der Industrieländer die mit demKlimaw<strong>an</strong>del verbun<strong>den</strong>en Risiken im Vordergrund stehen,entstehen für einige Länder wie Finnl<strong>an</strong>d oder K<strong>an</strong>ada auchCh<strong>an</strong>cen. Finnl<strong>an</strong>d beispielsweise k<strong>an</strong>n in <strong>den</strong> Sektoren Tr<strong>an</strong>sport,Tourismus, Forstwirtschaft und Energie mit regionalenVerbesserungen rechnen. In K<strong>an</strong>ada könnten sich durch dieÖffnung neuer, bisher vereister Seewege und <strong>den</strong> besserenZug<strong>an</strong>g zu Rohstoffquellen wirtschaftliche Vorteile ergeben.<strong>Anpassung</strong>spolitikInsgesamt hat sich das Wissen der Industrieländer über dieAuswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels in <strong>den</strong> verg<strong>an</strong>genen Jahrenbeachtlich verbessert und konkretisiert, auch wenn weiterhinviel Forschungsbedarf besteht. Es ist davon auszugehen,dass diese Länder aufgrund ihrer technischen und fin<strong>an</strong>ziellenRessourcen besser auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del reagieren können alsdie Entwicklungsländer. Auch wenn die dabei entwickeltenLösungs<strong>an</strong>sätze in <strong>den</strong> seltensten Fällen direkt auf die Entwicklungsländerübertragbar sein wer<strong>den</strong>, wird das dabeientstehende Know-how auch für die Entwicklungsländer relev<strong>an</strong>tsein.Zwar befin<strong>den</strong> sich auch die Industrieländer noch in einerfrühen Phase der <strong>Anpassung</strong>, aber es gibt mittlerweile invielen Ländern eine nationale <strong>Anpassung</strong>sstrategie zum Klimaw<strong>an</strong>delund/oder in bestimmten, besonders betroffenenBereichen konkrete <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen. So ist Großbrit<strong>an</strong>nienbesonders weit bei der Entwicklung einer umfassen<strong>den</strong>Strategie, und die Niederl<strong>an</strong>de sind ein Beispiel fürein L<strong>an</strong>d, das sich in einem zentralen Politikbereich – demHochwasserschutz – bereits seit Jahren intensiv auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delvorbereitet. Finnl<strong>an</strong>d hat als eines der ersten Länderweltweit bereits 2005 eine nationale <strong>Anpassung</strong>sstrategieverabschiedet. Fr<strong>an</strong>kreich hat zahlreiche Studien zumZusammenh<strong>an</strong>g von Hitze und Gesundheit vorgelegt und2006 eine nationale <strong>Anpassung</strong>sstrategie veröffentlicht. In<strong>den</strong> USA befassen sich Kalifornien und Alaska beispielsweiseschon intensiv mit der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del.<strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del auf EU-EbeneAuch die EU-Kommission setzt sich mit der notwendigen<strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ausein<strong>an</strong>der: Die Kommissionhat im April 2009 ein Weißbuch <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong>Klimaw<strong>an</strong>del vorgestellt. Das Weißbuch enthält Maßnahmen<strong>zur</strong> besseren Vorbereitung auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Zwarwirkt sich der Klimaw<strong>an</strong>del regional sehr unterschiedlich aus,so dass die meisten konkreten Maßnahmen von <strong>den</strong> einzelnenMitgliedstaaten und Regionen umgesetzt wer<strong>den</strong> müssen,die EU will aber bei der Koordination und Vernetzungunterstützen. Dies gilt besonders für grenzübergreifendeAufgaben sowie Politikbereiche, die auf EU-Ebene geregeltwer<strong>den</strong>. Außerdem soll die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delauch in der EU-Außenpolitik berücksichtigt wer<strong>den</strong>, um dieam stärksten betroffenen Länder bei der <strong>Anpassung</strong> zu unterstützen.Die erste Phase der EU-Strategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delläuft bis 2012 und soll die Grundlage für eine24 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delumfassende <strong>Anpassung</strong>sstrategie legen. Die EU-Kommissionwird eine Lenkungsgruppe <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delaus Vertretern der EU-Mitgliedstaaten einrichten, diemit nationalen und regionalen <strong>Anpassung</strong>sprogrammen befasstsind. Auch Vertreter aus Zivilgesellschaft und Wissenschaftsollen eingebun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Außerdem wird die EU-Kommission bis 2011 einen Vermittlungsmech<strong>an</strong>ismus zumInformationsaustausch über die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels in<strong>den</strong> einzelnen Mitgliedstaaten einrichten, um so <strong>den</strong> Wissenstr<strong>an</strong>sferinsbesondere zwischen <strong>den</strong> Mitgliedstaaten zufördern.Zusätzlich zum Weißbuch hat die Kommission drei Diskussionspapiereerarbeitet, die sich intensiver mit der notwendigen<strong>Anpassung</strong> in <strong>den</strong> Bereichen Wasser, Küsten- undMeeresgebiete, L<strong>an</strong>dwirtschaft sowie Gesundheit befassen.Zudem fördert die EU verschie<strong>den</strong>e Forschungsprojekte, umWissenslücken im Bereich Klimafolgen und <strong>Anpassung</strong> zuschließen. 8| 25


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Deutschl<strong>an</strong>d: eine breit <strong>an</strong>gelegtenationale <strong>Anpassung</strong>sstrategieZusammenfassungIm Dezember 2008 hat die Bundesregierung die Deutsche <strong>Anpassung</strong>sstrategie<strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del (DAS) verabschiedet. Sie versteht sich alsRahmen für <strong>Anpassung</strong>saktivitäten auf der Bundes-, Länder- und Kommunalebenesowie für <strong>Anpassung</strong> im nicht staatlichen Bereich durch Unternehmen,Verbände und Bürger. Die Strategie soll schrittweise gemeinschaftlichumgesetzt wer<strong>den</strong>. Als wesentliche nächste Schritte sollen dieWissensbasis weiter verbessert, ein breiter Dialog- und Kommunikationsprozess<strong>an</strong>gestoßen und bis März 2011 ein konkreter Aktionspl<strong>an</strong> erarbeitetwer<strong>den</strong>. In der DAS sind dreizehn H<strong>an</strong>dlungsbereiche beschrieben.Die Themen Raum- und Regionalpl<strong>an</strong>ung sowie Bevölkerungshilfe undKatastrophenschutz wur<strong>den</strong> als Querschnittsthemen ben<strong>an</strong>nt. Auch dieBundesländer beginnen, sich auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vorzubereiten und habenteilweise eigene <strong>Strategien</strong> und Pläne entwickelt.LänderprofilIn Deutschl<strong>an</strong>d wird die Temperatur voraussichtlich weiter<strong>an</strong>steigen, allerdings regional unterschiedlich zwischen 1,5und 3,5 °C (für <strong>den</strong> Zeitraum 2071 bis 2100 verglichen mitdem Zeitraum 1961 bis 1990). Es wer<strong>den</strong> weniger Frosttageund mehr extrem heiße Tage erwartet. Häufigkeit und Intensitätvon Hitzewellen wer<strong>den</strong> voraussichtlich zunehmen, wasd<strong>an</strong>n vor allem in <strong>den</strong> Ballungsräumen zu Gesundheitsrisikenfür die Bevölkerung führen würde.Niederschläge im Sommer wer<strong>den</strong> bis Ende des Jahrhundertsvoraussichtlich um durchschnittlich 30 Prozent abnehmen.Die projizierte Abnahme der Sommerniederschläge weistjedoch eine große Vari<strong>an</strong>z und unterschiedliche regionaleVerteilung auf. Zusätzlich wird sich durch <strong>den</strong> Anstieg derTemperaturen im Sommer auch die Verdunstung erhöhen.Am stärksten von Wasserknappheiten betroffen wer<strong>den</strong> Süd,Südwestdeutschl<strong>an</strong>d sowie der Nordosten sein. Als weitereAuswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels in Deutschl<strong>an</strong>d wird eineZunahme von Extremwetterereignissen erwartet, mit entsprechen<strong>den</strong>Gefahren für Bevölkerung und Wirtschaft. 9Die konkreten Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels unterschei<strong>den</strong>sich regional. Nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA)sind vor allem Südwestdeutschl<strong>an</strong>d (Oberrheingraben), zentralgelegene Teile Ostdeutschl<strong>an</strong>ds sowie die Alpen am <strong>an</strong>fälligstengegenüber <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels. 10 Im Oberrheingrabenmacht sich voraussichtlich vor allem der Temperatur<strong>an</strong>stiegbemerkbar, es wird deutlich mehr Hitzeperio<strong>den</strong> geben, waszu Herausforderungen für das Gesundheitssystem führen wird.Im nordostdeutschen Tiefl<strong>an</strong>d wird der Niederschlag voraussichtlichstark <strong>zur</strong>ückgehen, und in <strong>den</strong> Alpen wer<strong>den</strong> Gletscherschmelzen und die Schneebedeckung wird abnehmen.An <strong>den</strong> Küsten ist vor allem der Anstieg des Meeresspiegelsproblematisch, der durchschnittlich um 30 cm <strong>an</strong>steigenkönnte. Wegen erheblicher Unsicherheiten ist aber auch eindeutlich höherer Meeresspiegel<strong>an</strong>stieg nicht auszuschließen.Dabei wird der absolute Anstieg <strong>an</strong> Teilen der Küsten verstärktdurch eine Gezeitenvergrößerung. Auch die Flussläufesind verstärkt von Hochwasser bedroht. Mit Problemen istg<strong>an</strong>z besonders <strong>an</strong> Flussunterläufen zu rechnen.Diese Veränderungen bringen Risiken sowohl für die Bevölkerungals auch für die Volkswirtschaft mit sich. So gab es im Hitzesommer2003 über 7.000 zusätzliche Todesfälle in Deutschl<strong>an</strong>d,verglichen mit durchschnittlichen Sommern. Beim Elbe-Hochwasser2002 betrug der gesamtwirtschaftliche Scha<strong>den</strong> circa9,4 Milliar<strong>den</strong> Euro. Auch Extremwetterereignisse, wie beispielsweiseStürme, bergen ein hohes Scha<strong>den</strong>spotenzial. 11Strategie und AkteureIm Jahr 2005 beschloss die Bundesregierung im Rahmenihres Klimaschutzprogramms, ein umfassendes Konzept fürdie <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del in Deutschl<strong>an</strong>d zu entwickeln.Im Dezember 2008 hat die Bundesregierung eine26 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delnationale Strategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del verabschiedet.Vorausgeg<strong>an</strong>gen war ein Konsultationsprozess,in <strong>den</strong> zahlreiche Wissenschaftler, Ländervertreter sowiegesellschaftliche Gruppen eingebun<strong>den</strong> waren. Die deutsche<strong>Anpassung</strong>sstrategie soll nun schrittweise gemeinsam mitLändern, Kommunen und weiteren gesellschaftlichen Akteurenweiterentwickelt und umgesetzt wer<strong>den</strong>. Auch dieWirtschaft soll in die Umsetzung einbezogen wer<strong>den</strong>. DieFederführung für die <strong>Anpassung</strong>sstrategie hat das Bundesumweltministerium,das Umweltbundesamt mit dem Kompetenzzentrumfür Klimafolgen und <strong>Anpassung</strong> (KomPass)unterstützt die Entwicklung der deutschen <strong>Anpassung</strong>sstrategiefachlich und übernimmt zahlreiche operative Aufgaben.Die vorliegende <strong>Anpassung</strong>sstrategie schafft einen Rahmen<strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del in Deutschl<strong>an</strong>d und solleinen mittelfristigen Prozess <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong>stoßen. Zieleder Strategie sind:• Gefahren und Risiken benennen und vermitteln• Bewusstsein schaffen und Akteure sensibilisieren• Entscheidungsgrundlagen für die betroffenen Akteurebereitstellen• H<strong>an</strong>dlungsmöglichkeiten aufzeigen, Ver<strong>an</strong>twortlichkeitenabstimmen beziehungsweise festlegen sowie Maßnahmenformulieren und umsetzenDie Strategie beh<strong>an</strong>delt die Bereiche L<strong>an</strong>dwirtschaft, Forstwirtschaft,Fischerei, biologische Vielfalt, Bauwesen, Gesundheit,Verkehr und Verkehrsinfrastruktur, Wasserhaushalt/Wasserwirtschaft/Meeresschutz, Bo<strong>den</strong>, Tourismus, Industrieund Gewerbe, Energiewirtschaft sowie Fin<strong>an</strong>zwirtschaft.Als Querschnittsthemen sind die H<strong>an</strong>dlungsbereiche derRaumpl<strong>an</strong>ung und Regionalentwicklung sowie des Bevölkerungsschutzesund der Katastrophenhilfe ben<strong>an</strong>nt.Als wesentliche nächste Schritte sollen nun die Wissensbasisweiter verbessert, ein breiter Dialog- und Kommunikationsprozess<strong>an</strong>gestoßen und ein konkreter Aktionspl<strong>an</strong> erarbeitetwer<strong>den</strong>. Dieser soll bis März 2011 dem Bundestag sowie Bun -desrat vorgelegt wer<strong>den</strong>. Er wird konkrete Maßnahmen desBundes und <strong>an</strong>derer Akteure benennen sowie Aussagen <strong>zur</strong>Fin<strong>an</strong>zie rung und Erfolgskontrolle vorlegen. 12 Die Erarbeitungdes Aktionspl<strong>an</strong>s erfolgt durch eine interministerielle Arbeitsgruppe,in der alle Bundesressorts vertreten sind, sowie inZusammenarbeit und Abstimmung mit <strong>den</strong> Bundesländern.Der Dialog- und Beteiligungsprozess fl<strong>an</strong>kiert die Arbeiten amAktionspl<strong>an</strong>.Arbeit der BundesministerienAuf Bundesebene sind verschie<strong>den</strong>e Ressorts bereits mit demThema <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del befasst. Das Bundesministeriumfür Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung initiierte 2007beispielsweise die Initiative Zukunft gestalten im Zeichen des Klimaw<strong>an</strong>dels– Schifffahrt und Wasserstraßen in Deutschl<strong>an</strong>d. ImRahmen der Initiative wur<strong>den</strong> die möglichen Auswirkungen desKlimaw<strong>an</strong>del für die Wasserstraßen und die See- und Binnenschifffahrtausgewertet. Das Bundesministerium für Ernährung,L<strong>an</strong>dwirtschaft und Verbraucherschutz befasst sich mit <strong>den</strong>möglichen Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels für Züchtung, Pfl<strong>an</strong>zenbau,Tierhaltung, Agrarökonomie und Waldbau. Das Bundesministeriumfür wirtschaftliche Zusammenarbeit entwickelt einen systematischen„Klimacheck“. So soll gewährleistet wer<strong>den</strong>, dassProjekte der Entwicklungs zusammenarbeit die <strong>Anpassung</strong>sfähigkeitder Entwicklungs länder stärken. 13Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördertForschung <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Bei dem Programmklimazwei geht es beispielsweise um die Entwicklungpraxisorientierter H<strong>an</strong>dlungsstrategien in unterschiedlichenbetroffenen Bereichen, beispielsweise L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft,Wasserwirtschaft, Wirtschaft, Tourismus oder imBau- und Siedlungsbereich. Außerdem sollen Frühwarnsystemeentwickelt und regionale Netzwerke aufgebaut wer<strong>den</strong>.Das Projekt KLIMZUG soll sieben Modellregionen dazu befähigen,<strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del zukunftsfähig zu gestalten. Zielesind die Integration der zu erwarten<strong>den</strong> Klimaänderungen indie regionalen Pl<strong>an</strong>ungsprozesse sowie die Entwicklung undNutzung neuer Technologien <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong>. Im Rahmendes Projekts Glowa (Globaler W<strong>an</strong>del des Wasserkreislaufes)wer<strong>den</strong> Entscheidungsgrundlagen für ein nachhaltiges Wasserm<strong>an</strong>agement<strong>an</strong>gesichts des Klimaw<strong>an</strong>dels erarbeitet.Die BundesländerAuch die Bundesländer beginnen, sich auf die Folgen desKlimaw<strong>an</strong>dels vorzubereiten. Es gibt zahlreiche Studien undAnalysen zu <strong>den</strong> Auswirkungen in <strong>den</strong> jeweiligen Bundesländernsowie erste <strong>Anpassung</strong>spläne für die unterschiedlichenbetroffenen Sektoren. So wurde für Bayern im Rahmendes Klimaprogramms Bayern 2020 eine Studie zumThema Klimaw<strong>an</strong>del in Bayern erstellt, die Auswirkungen aufdas Bundesl<strong>an</strong>d <strong>an</strong>alysiert und für verschie<strong>den</strong>e Bereiche<strong>Anpassung</strong>sstrategien vorschlägt. Außerdem wurde einneuer Forschungsverbund aufgelegt (BayFORKAST), der dieWirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels auf die Ökosysteme <strong>an</strong>alysiertund <strong>Anpassung</strong>sstrategien entwickelt. Geografischer Schwer -| 27


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:punkt sind der Alpenraum, die Täler großer Flüsse und dienordostbayerischen Mittelgebirge. 14 Die nordrhein-westfälischeL<strong>an</strong>desregierung hat eine eigene <strong>Anpassung</strong>sstrategieentwickelt, die im April 2009 vorgestellt wurde. 15 Schwerpunktesind Hochwasserschutz, Biodiversität sowie L<strong>an</strong>d- undForstwirtschaft. 16 Ein wichtiges Thema im dicht besiedeltenNordrhein-Westfalen sind auch die steigen<strong>den</strong> Temperaturenund der Wärmeinseleffekt, der besonders die Städte vor neueHerausforderungen stellen wird. Das Umweltministeriumpl<strong>an</strong>t daher die Entwicklung eines „H<strong>an</strong>d buchs Stadtklima“mit konkreten <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen, die in <strong>den</strong> ModellstädtenBottrop und Dortmund exemplarisch umgesetztwer<strong>den</strong> sollen. 17 Außerdem hat die L<strong>an</strong>desregierung einenWettbewerb für Kommunen initiiert (Aktion Klima Plus –NRW-Klimakommune der Zukunft), der unter <strong>an</strong>derem zumZiel hat, <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen auf kommunaler Ebenevor<strong>an</strong>zubringen. 18 Auch der 2007 von der hessischen L<strong>an</strong>desregierungverabschiedete Aktionspl<strong>an</strong> Klimaschutz umfasst<strong>Anpassung</strong>smaßnahmen. In Sachsen wurde im Juni 2008der Aktionspl<strong>an</strong> Klima und Energie vorgelegt, der in allenrelev<strong>an</strong>ten H<strong>an</strong>dlungsfeldern <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen undh<strong>an</strong>delnde Akteure definiert. In Sachsen-Anhalt wurde imJuni 2007 eine ressort- und fachübergreifende Arbeitsgruppeeingerichtet, die Vorhaben beziehungsweise Vorhabensideen<strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del koordiniert. In Br<strong>an</strong><strong>den</strong>burgstehen die Auswirkungen auf die L<strong>an</strong>dwirtschaft imMittelpunkt, hier wird vor allem wegen der Zunahme vonExtremwetterlagen mit Problemen gerechnet. 19 Länderübergreifendbereiten sich die Küstenländer vor allem im Rahmendes Integrierten Küstenzonenm<strong>an</strong>agements auf die Folgendes Klimaw<strong>an</strong>dels vor. Beteiligt sind Schleswig-Holstein,Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Bayern, Ba<strong>den</strong>-Württembergund Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz haben ein Programmzum Wasserm<strong>an</strong>agement (KLIWA) initiiert.Informationsst<strong>an</strong>dUm die Entwicklung und Umsetzung der nationalen <strong>Anpassung</strong>sstrategiewissenschaftlich zu begleiten und praxisorientierteInformationen bereitzustellen, wurde 2006 beimUmweltbundesamt (UBA) das Kompetenzzentrum Klimafolgenund <strong>Anpassung</strong> (KomPass) eingerichtet. KomPassberät das Bundesumweltministerium bei der Erarbeitungder deutschen <strong>Anpassung</strong>sstrategie, stellt praxisorien tierteInformationen bereit, vernetzt die relev<strong>an</strong>ten Akteure unddient als Geschäftsstelle für die Umsetzung der <strong>Anpassung</strong>sstrategie.Der Schwerpunkt liegt, ähnlich wie beimbritischen UK Climate Impacts Programme (UKCIP), aufpraxisorientiertem Informationsaustausch und der Beratungvon Entscheidungsträgern. Außerdem wurde im Juli 2009durch das Bundesministerium für Bildung und Forschungdas Climate Service Center (CSC) eingerichtet, um die Lückezwischen Grundlagenforschung und praxisorientierten Informationenzu überbrücken. Durch die Bündelung und bedarfsorientierteAufbereitung von Informationen soll erreichtwer<strong>den</strong>, dass Klimadaten in <strong>den</strong> Pl<strong>an</strong>ungsprozessen von Politikund Wirtschaft stärker berücksichtigt wer<strong>den</strong>.Weiterer Forschungsbedarf besteht vor allem hinsichtlich derregionalen Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels. In Deutschl<strong>an</strong>dhaben verschie<strong>den</strong>e Forschungsgruppen regionale Klimamodelleentwickelt (REMO, WETTREG, CLM und STAR 2.0).Diese Modelle bieten Projektionen der künftigen klimatischenEntwicklung verschie<strong>den</strong>er Regionen bis in das Jahr2100. 20 In verschie<strong>den</strong>en l<strong>an</strong>desweiten Projekten wer<strong>den</strong>diese Regionalmodelle <strong>an</strong>gewendet, weiterentwickelt undbeispielsweise mit Modellen gekoppelt, die die Auswirkungendes Klimaw<strong>an</strong>dels auf L<strong>an</strong>dnutzung, Vegetationszusammensetzungoder <strong>den</strong> regionalen Wasserhaushalt abbil<strong>den</strong> sollen.Andere Modelle gehen in der Szenarienentwicklung weiterund schließen Nutzerverhalten in die Modellierung ein (wieim Rahmen des Projekts GLOWA-D<strong>an</strong>ube). Es muss jedoch<strong>an</strong>gemerkt wer<strong>den</strong>, dass sowohl bei der Entwicklung gekoppelterModelle als auch bei der Regionalisierung der Klimamodellenoch großer Forschungsbedarf besteht (insbesondereregionalisierte Aussagen zum Niederschlagsgeschehensind noch mit großen Unsicherheiten behaftet).Kommunikation und AufklärungIm Zuge der nationalen Strategieentwicklung fin<strong>den</strong> bereitszahlreiche Informationsver<strong>an</strong>staltungen und Workshops <strong>zur</strong>Vernetzung von Wissenschaft und Entscheidungsträgernstatt. Gepl<strong>an</strong>t ist eine Erweiterung dieses Dialogs durchelektronische Diskussionsforen, sektorspezifische und querschnittsorientierteDialoge sowie durch die Initiierung strategischerAlli<strong>an</strong>zen. Neben dem federführen<strong>den</strong> Bundesumweltministeriumbieten auch die <strong>an</strong>deren RessortsVer <strong>an</strong>staltungen und Fachgespräche in ihren Ver<strong>an</strong>twortungsbereichen<strong>an</strong>.Zur Umsetzung der notwendigen <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delwird die Bundesregierung einen „Instrumentenkasten“erarbeiten, <strong>den</strong> die unterschiedlichen Akteure nutzenkönnen, um die notwendigen <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen zubewerten und zu pl<strong>an</strong>en.28 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delFINNLAND: Risiken und Ch<strong>an</strong>cendurch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delZusammenfassungWährend der Klimaw<strong>an</strong>del für viele Länder in erster Linie eine Bedrohungdarstellt, ist in Finnl<strong>an</strong>d mit Veränderungen zu rechnen, die sowohl Risikenals auch Ch<strong>an</strong>cen mit sich bringen. Betroffene Wirtschaftssektoren sindbeispielsweise Tr<strong>an</strong>sport, Tourismus, L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft sowie Energie.Finnl<strong>an</strong>d hat als eines der ersten Länder weltweit bereits 2005 eineStrategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del verabschiedet. Die Koordinationübernahm das Ministerium für L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft. Fünf weitereMinisterien sind im Rahmen einer Arbeitsgruppe in die Pl<strong>an</strong>ung eingebun<strong>den</strong>.Da die kurzfristigen Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels für Finnl<strong>an</strong>d keineBedrohung darstellen, besteht derzeit allerdings noch in vergleichsweisewenigen Bereichen direkter H<strong>an</strong>dlungsbedarf. Die Aktivitäten konzentrierensich daher bisher vor allem auf Forschung und Analyse und haben dasZiel, ein besseres Verständnis von Ch<strong>an</strong>cen und Risiken in <strong>den</strong> relev<strong>an</strong>tenSektoren zu erhalten. In einzelnen Bereichen, vor allem im Hochwasserschutz,wur<strong>den</strong> aber auch schon konkrete Maßnahmen umgesetzt.LänderprofilDer Klimaw<strong>an</strong>del wird sich in Finnl<strong>an</strong>d aller Voraussicht nachin einer Reduzierung der Schneedecke und der Frosteindringtiefe,in verstärkten Niederschlägen und einer allgemeinenErhöhung der Temperaturen zeigen. Hinzu kommt die höhereWahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen. BetroffeneSektoren sind beispielsweise L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft, Tourismussowie Tr<strong>an</strong>sport und Energie. In diesen Bereichen ergebensich durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del sowohl Ch<strong>an</strong>cen als auchRisiken.Die Forstwirtschaft hat einen wichtigen Stellenwert in Finnl<strong>an</strong>d,da etwa drei Viertel der L<strong>an</strong>desfläche von Wäldern bedecktsind. Forstwirtschaft und holzverarbeitende Industriesind ein wichtiger Wirtschaftssektor. 21 Der Klimaw<strong>an</strong>del führtauf der einen Seite schon heute zu einer höheren Produktivitätder Forstwirtschaft, <strong>den</strong>n die erhöhte CO 2- Konzentration unddie gestiegenen Jahresmitteltemperaturen stärken das Waldwachstum.Auf der <strong>an</strong>deren Seite stehen produktivitätsminderndeEffekte wie die geringere Bo<strong>den</strong>stabilität (hervorgerufendurch verringerte Schneedecken und auftauende Bö<strong>den</strong>)sowie das verstärkte Auftreten von Waldschädlingen.Auch die L<strong>an</strong>dwirtschaft weist bereits heute eine höhereProduktivität auf. Für die Ernteertragspotenziale (insbesonderebei Weizen und Kartoffeln) wird ein weiterer Anstieg erwartet,auch aufgrund der Zunahme l<strong>an</strong>dwirtschaftlich nutzbarerGebiete. Es wird damit gerechnet, dass sich pro Temperatur<strong>an</strong>stiegvon einem °C die l<strong>an</strong>dwirtschaftlich nutzbaren Zonen um120 bis 150 Kilometer nach Nor<strong>den</strong> ausdehnen.Die Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels auf <strong>den</strong> Tourismus sindsaisonal und regional unterschiedlich. Während der Wintertourismusaufgrund reduzierter Schneedecken mit Problemenrechnen muss, könnten Regionen im Sü<strong>den</strong>, <strong>an</strong> <strong>den</strong> Küsten undBinnenseen dagegen von <strong>den</strong> wärmeren Temperaturen profitierenund auf Steigerungen im Sommertourismus hoffen.Positiv ist im Bereich Energie der wahrscheinlich sinkendeEnergieverbrauch durch die abnehmende Heizleistung. Außerdemsteigt das Potenzial für die Wasserkraft voraussichtlich,da sich der Zufluss von Wasser wegen der geringeren Vereisungim Winter wahrscheinlich verstetigen wird. Auch für dieErzeugung regenerativer Energien aus Biomasse wird ebenfallsein höheres Potenzial erwartet.Auch im Bereich Tr<strong>an</strong>sport birgt der Klimaw<strong>an</strong>del Ch<strong>an</strong>cen:Der Tr<strong>an</strong>sport per Schiff ist vor allem für <strong>den</strong> finnischenAußenh<strong>an</strong>del von großer Bedeutung. Der Klimaw<strong>an</strong>del wirdhier durch eine abnehmende Vereisung voraussichtlich zu einerSteigerung der Kapazitäten der Häfen führen. Die zunehmendeGefährdung von Tr<strong>an</strong>sport- und Verkehrssystemen| 29


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delals auch sektorspezifische Studien. 2006 wurde ein Fünf-Jahres-Forschungsprogramm zum Thema <strong>Anpassung</strong> aufgesetzt(Finnish Climate Ch<strong>an</strong>ge Adaptation Research Programme,ISTO), koordiniert vom Ministerium für L<strong>an</strong>d- undForstwirtschaft. Ziele des Programms sind vor allem praxisrelev<strong>an</strong>teErkenntnisse zu konkreten <strong>Anpassung</strong>smaßnahmensowie die bessere Zusammenarbeit der relev<strong>an</strong>ten Akteure.Kommunikation und AufklärungDie finnische <strong>Anpassung</strong>sstrategie betont die Bedeutung derKommunikation für die Verbesserung der <strong>Anpassung</strong>sfähigkeit.So wurde die Strategie beispielsweise im Rahmen einesöffentlichen Seminars vorgestellt. Wichtige Zielgruppen sindlokale Regierungen und Unternehmen.Die Forschungsprojekte <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delwer<strong>den</strong> ebenfalls von Ver<strong>an</strong>staltungen für die betroffenenStakeholder begleitet, und es gibt auch spezielle Angebotefür Journalisten.Öffentliche Aufmerksamkeit erhielt das Thema Klimaw<strong>an</strong>delund dessen Folgen für Finnl<strong>an</strong>d vor allem durch Extremwetterereignissewie <strong>den</strong> Wintersturm von 2005. Anlässlichdes Sturms wur<strong>den</strong> die möglichen Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delsim eigenen L<strong>an</strong>d in <strong>den</strong> finnischen Medien und in derÖffentlichkeit intensiv diskutiert. 26| 31


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Fr<strong>an</strong>kreich: Hitzewellen, Unwetterund ÜberschwemmungenZusammenfassungMit der Zunahme und Intensivierung extremer Wetterereignisse hat dasThema <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del in Fr<strong>an</strong>kreich in <strong>den</strong> verg<strong>an</strong>genenJahren <strong>an</strong> Aufmerksamkeit gewonnen. Besonders die negativen Folgen derHitzewelle 2003 und der l<strong>an</strong>g <strong>an</strong>halten<strong>den</strong> Dürreperio<strong>den</strong> im Sü<strong>den</strong> desL<strong>an</strong>des haben zu der Einsicht geführt, dass sich Fr<strong>an</strong>kreich stärker auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delvorbereiten muss. Ende 2006 wurde in Fr<strong>an</strong>kreich eine nationale<strong>Anpassung</strong>sstrategie verabschiedet. Derzeit wird darüber hinaus die Erarbeitungeines detaillierten Pl<strong>an</strong>s <strong>zur</strong> Vorbereitung auf die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delsdiskutiert. Die Federführung für die Strategie liegt bei der ForschungseinrichtungONERC. Schwerpunkte der nationalen <strong>Anpassung</strong>sstrategie sindRisikoabschätzung und Analyse der möglichen Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels.Es gibt zahlreiche Forschungsprogramme und -projekte, die die Grundlagefür die weitere strategische Pl<strong>an</strong>ung liefern sollen. In Fr<strong>an</strong>kreich wer<strong>den</strong>dabei besonders auch wirtschaftliche und soziale Aspekte berücksichtigt.Konkrete Maßnahmen wer<strong>den</strong> dagegen bisher nur vereinzelt umgesetzt,beispielsweise in Paris <strong>zur</strong> besseren Vorbereitung auf Hitzewellen.LänderprofilBefunde fr<strong>an</strong>zösischer Klimastudien belegen, dass die inFr<strong>an</strong>kreich seit 1950 verzeichnete Erwärmung <strong>den</strong> Anstiegder globalen mittleren Temperatur noch übertrifft. 27 DasObservatoire National sur les Effets du Réchauffement Climatique(ONERC) erwartet, dass eine Erhöhung der globalenmittleren Temperatur um 2 °C voraussichtlich einen Anstiegum 3 °C in Fr<strong>an</strong>kreich bewirken würde. Außerdem wer<strong>den</strong>Extremwetterereignisse, wie Unwetter und Hitzewellen,häufiger als bisher vorkommen und starke Schä<strong>den</strong> für Bevölkerungund Infrastrukturen verursachen. 28 Während unter<strong>an</strong>derem die im Nor<strong>den</strong> gelegenen Gebiete von Stürmenund Hochwassern betroffen sein wer<strong>den</strong>, wird es im Sü<strong>den</strong>voraussichtlich auch vermehrt zu Wasserknappheit kommen.Die Klimaveränderungen in <strong>den</strong> fr<strong>an</strong>zösischen Pyrenäenwer<strong>den</strong> beispielsweise stärker als in der Alpenregion <strong>den</strong>Wasserhaushalt beeinflussen, mit entsprechen<strong>den</strong> Konsequenzenfür die Wasserversorgung und <strong>den</strong> Wintertourismus.Während erhöhte Temperaturen in der L<strong>an</strong>dwirtschaft teilweisezu Produktivitätssteigerungen um 10 bis 30 Prozentführen könnten (beispielsweise für Weizen- und Mais<strong>an</strong>bau),wird die geringe Verfügbarkeit von Wasser vor allem in <strong>den</strong>südlichen Regionen Probleme hervorrufen. Auch Stürmeund Hagelschlag sind Risiken für die L<strong>an</strong>dwirtschaft. EineVeränderung des Erntekalenders ist beim Wein<strong>an</strong>bau bereitsheute zu verzeichnen. Die Ernte hat sich innerhalb der letztenfünfzig Jahre um drei Wochen nach vorne verschoben. Auchfür die Forstwirtschaft wird die Verfügbarkeit von Wasservoraussichtlich problematisch wer<strong>den</strong>, weitere Risiken sindExtremwetterereignisse und Waldbrände. 29Durch geringe Sommerniederschläge und höhere Verdunstungwird es voraussichtlich im Wassersektor zu Versorgungsproblemenkommen. Gleichzeitig wird sich die Wasserwirtschaftvoraussichtlich auch auf häufigere Extremniederschläge einstellenmüssen. Es ist mit einer früheren Schneeschmelzeund einer Verschiebung des maximalen Wasserabflusses vomFrühling in <strong>den</strong> Winter zu rechnen. Ein zusätzliches Problemist die Wasserqualität, die durch die Erwärmung und <strong>den</strong>Anstieg des Meeresspiegels (Versalzung) gemindert wird.Auch die Energiewirtschaft sieht sich durch die Auswirkungendes Klimaw<strong>an</strong>dels vor Herausforderungen. Zum einenwird die Versorgung mit Wasser <strong>zur</strong> Kühlung von Kraftwerkenin Zukunft weniger sicher sein. Besonders in heißenund trockenen Sommern können dadurch die Kapazitätennicht voll genutzt wer<strong>den</strong>. Durch Wasserniedrigstände wirdzudem die Stromerzeugung in Wasserkraftwerken voraus-32 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delsichtlich be einträchtigt wer<strong>den</strong>. Gleichzeitig würde es bei einemTemperatur<strong>an</strong>stieg zu einer Erhöhung der Energienachfrageim Sommer kommen, da Unternehmen und Haushaltezunehmend Kühltechnik verwen<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. 31 Das häufigereAuftreten von Unwettern k<strong>an</strong>n zudem die Energie-Infrastruktur(wie beispielsweise Stromleitungen) beschädigen.Im Gegensatz zum Sommertourismus, der sich voraussichtlichzeitlich weiter ausdehnen wird, muss beim Wintertourismusmit Einbußen gerechnet wer<strong>den</strong>. Dies betrifft vor allemdie Regionen Savoie, Hautes Alpes und Alpes de HauteProvence, wo die Anzahl von Skigebieten bei einem Temperatur<strong>an</strong>stiegum 2 °C um 20 Prozent sinken würde. 31Der Klimaw<strong>an</strong>del wird auch die heimischen Pfl<strong>an</strong>zen- undTierarten verändern. Es wird vermutet, dass in Kontinentalfr<strong>an</strong>kreich19 Prozent der Wirbeltiere aufgrund des Klimaw<strong>an</strong>delsaussterben könnten. 32Die mit dem Klimaw<strong>an</strong>del verbun<strong>den</strong>en Herausforderungenfür das fr<strong>an</strong>zösische Gesundheits- und Sozialsystem sindeindringlich durch die Krisensituation während der extremenWärmebelastung 2003 ver<strong>an</strong>schaulicht wor<strong>den</strong>. 33 Aufgrundl<strong>an</strong>g <strong>an</strong>haltender hoher Temperaturen waren rund 14.800zu sätzliche Sterbefälle zu beklagen. Betroffen waren zumeistältere, sozial isolierte oder geschwächte Personen in städtischenGebieten, in <strong>den</strong>en sich Wärmeinseln bildeten und nächtlicheAbkühlung ausblieb. Studien deuten darauf hin, dassHitzewellen ab 2050 zum Normalzust<strong>an</strong>d wer<strong>den</strong> könnten. 34Strategie und AkteureDie katastrophalen Folgen der Hitzewelle 2003 haben <strong>den</strong>Druck auf die fr<strong>an</strong>zösische Regierung erhöht, das L<strong>an</strong>d aufdie zukünftigen Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels vorzubereiten undeine <strong>Anpassung</strong>sstrategie zu entwickeln. Im November 2006wurde die Stratégie Nationale d’Adaptation au Ch<strong>an</strong>gementClimatique (SNACC) vorgelegt. Ziel der SNACC ist es, die Folgendes Klimaw<strong>an</strong>dels im Sinne des Vorsorgeprinzips (principede précaution) in der strategischen Pl<strong>an</strong>ung zu berücksichtigen.Ein konkreter Pl<strong>an</strong> mit H<strong>an</strong>dlungsempfehlungensoll bis 2010/2011 entwickelt wer<strong>den</strong>.Die <strong>Anpassung</strong>sstrategie i<strong>den</strong>tifiziert vier Haupth<strong>an</strong>dlungsfelder:1. Sicherheit und öffentliche Gesundheit2. Vermeidung von sozialen und wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten3. Kostenminimierung4. Schutz der biologischen VielfaltDie Betonung des Gerechtigkeitsaspekts verdeutlicht, dassFr<strong>an</strong>kreich bemüht ist, auch die sozialen Aspekte der <strong>Anpassung</strong>zu berücksichtigen. Bei der Erarbeitung der Strategiewurde besonders auf Interdisziplinarität geachtet. Expertenaus Ministerien, Forschungszentren, Vereinen und Unternehmenwaren <strong>an</strong> der Ausarbeitung beteiligt. 35Die Koordination von Klimaschutz und <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong>Klimaw<strong>an</strong>del wird innerhalb des Umwelt- und Nachhaltigkeitsministeriums(MEDD Ministère de l’Ecologie et du DéveloppementDurable) getrennt geregelt. Im Bereich der <strong>Anpassung</strong>ist ONERC federführend und damit beauftragt, einenstrategischen Rahmen und Empfehlungen für mögliche <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenzu entwerfen. Die 2001 vom Parlamentins Leben gerufene Institution wird von einer Gruppeaus 26 politischen Entscheidungsträgern, Wissenschaftlernund Vertretern der fr<strong>an</strong>zösischen Gebietskörperschaften, dersogen<strong>an</strong>nten collectivités territoriales, geleitet.Wichtige Akteure sind außerdem die fr<strong>an</strong>zösische UmweltundEnergiebehörde ADEME (Agence de l’Environnementet de la Maitrise de l’Energie) und die Ministerien für Tourismus,L<strong>an</strong>dwirtschaft und Gesundheit. So entwickelt dasL<strong>an</strong>dwirtschaftsministerium eine sektorspezifische <strong>Anpassung</strong>sstrategie.Das Gesundheitsministerium hat 2008 einenationale Strategie zum Umg<strong>an</strong>g mit Hitzewellen entwickelt(Le Pl<strong>an</strong> Nationale C<strong>an</strong>icule).Regionale und lokale EbeneAuch die Regionen und Kommunen beginnen, sich mit <strong>Anpassung</strong>smöglichkeitenund Risikom<strong>an</strong>agement zu beschäfti gen.Beispiele sind die Regionen Aquitaine, Loire und Rhône-Alpessowie die Städte Paris, Lyon und N<strong>an</strong>tes. Je nachdem, welcheSektoren besonders betroffen sind, beschäftigen sich dieStädte und Regionen mit Themen wie Wasserm<strong>an</strong>gel, Isolierungvon Gebäu<strong>den</strong> oder Wiederaufforstung.Informationsst<strong>an</strong>d, Kommunikation und AufklärungONERC ist damit beauftragt, Informationen zu <strong>den</strong> Klimafolgenin Fr<strong>an</strong>kreich zu sammeln und <strong>an</strong> relev<strong>an</strong>te Stakeholdersowie die Öffentlichkeit zu vermitteln. Der 2006 veröffent -lichte Bericht Réchauffement climatique: Quelles conséquencespour la Fr<strong>an</strong>ce? 36 lieferte eine wichtige Grundlage für dieEntwicklung der nationalen <strong>Anpassung</strong>sstrategie. Mittels| 33


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Konferenzen, Publikationen und W<strong>an</strong>derausstellungen trägtONERC zum Informationsaustausch und <strong>zur</strong> Sensibilisierungder Bevölkerung bei. Das Institut berät außerdem Kommunenbei der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del, so beispielsweisein Le Ferré und Romagné.Informationsbroschüren wie der 2004 erschienene Collectivitéslocales & ch<strong>an</strong>gements climatiques: Êtes-vous prêt? 37klären Bürger und Gemein<strong>den</strong> vor allem über die vermutetenKonsequenzen und einige mögliche <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenauf.Wichtige Forschungs- und Informationseinrichtungen sindder fr<strong>an</strong>zösische Wetterdienst Météo-Fr<strong>an</strong>ce sowie das Institutdu Développement Durable et des Relations Internationales(IDDRI), das Institut fr<strong>an</strong>çais de la biodiversité (IFB) unddas Institut fr<strong>an</strong>çais de l’environnement (Ifen). Ifen ver<strong>an</strong>staltetebeispielsweise 2008 ein Kolloquium <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> derL<strong>an</strong>dwirtschaft und Ökosysteme <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. DasForschungszentrum Mission Climat der fr<strong>an</strong>zösischen staatlichenB<strong>an</strong>k Caisse des Dépôts hat 2008 ein internationalesForschungsprogramm zum Thema <strong>Anpassung</strong> und Infrastrukturengestartet.34 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delGroSSbrit<strong>an</strong>nien: institutionelleVer<strong>an</strong>kerung und „Mainstreaming“ZusammenfassungGroßbrit<strong>an</strong>nien ist weltweit ein Vorreiter bei der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del.Das L<strong>an</strong>d verfolgt einen koordinierten Ansatz, der die zentralenAkteure – vom Umwelt- bis hin zum Verteidigungsministerium – einbindetund fast alle Politikbereiche einbezieht. Die <strong>Anpassung</strong>sstrategie konzentriertsich darauf, <strong>den</strong> Umg<strong>an</strong>g mit <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels in <strong>den</strong>politischen Prozess insgesamt einzubin<strong>den</strong>, zum Beispiel durch die Berücksichtigungbei Investitionen oder die Integration in die Bewertung derArbeit von Kommunen. Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die britische <strong>Anpassung</strong>spolitikist die frühe Einrichtung einer Informations- und Koordinationsstelle,die zwischen Wissenschaft und Praxis vermittelt. So wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Kommunen und Unternehmen beispielsweise Analyse- und Bewertungsinstrumente<strong>zur</strong> Verfügung gestellt, die ihnen bei der Abschätzungvon Klimarisiken und der Pl<strong>an</strong>ung von <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen helfen.Auch in der Kommunikation der notwendigen <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delist Großbrit<strong>an</strong>nien aktiver als viele <strong>an</strong>dere Länder. Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delsin Großbrit<strong>an</strong>nien sind beispielsweise Überflutungen und Erosionen<strong>an</strong> <strong>den</strong> Küsten und in <strong>den</strong> Flussgebieten.LänderprofilDass der Klimaw<strong>an</strong>del als globales Phänomen auch Großbrit<strong>an</strong>nienbeeinflusst, zeigt sich <strong>an</strong> der zunehmen<strong>den</strong> Häufigkeitund Intensivierung von extremen Wetterereignissen.Beispiele sind die Hitzewelle von 2003, die Dürreperiode 2004bis 2006 sowie die Überschwemmungen im Sommer 2007.So könnte die Jahresdurchschnittstemperatur in Großbrit<strong>an</strong>nienbis 2080 um bis zu 5 °C steigen. 38 Dies würde in der Folgevermehrt zu gesundheitsgefähr<strong>den</strong><strong>den</strong> Hitzephasen imSommer, erhöhten Niederschlagsmengen im Winter und zuverstärkter Erosion führen. Das Risiko von Hochwassern könntesich bis 2080 verfünffachen. Außerdem wer<strong>den</strong> mehr Menschenvon Wasserknappheit betroffen sein. Bereits jetzt verfügeneinige Haushalte in Sü<strong>den</strong>gl<strong>an</strong>d pro Kopf über wenigerWasser als die Einwohner der meisten Mittelmeerländer. 39Das steigende Risiko von Überflutung ist besonders für die imOsten und Sü<strong>den</strong> gelegenen Regionen eine Herausforde rung.Der Anstieg des Meeresspiegels gefährdet beispielsweise inYorkshire und Humber niedrig gelegene Küstenabschnitteund die Mündungsbereiche der Flüsse. So waren die StädteYork und Sheffield von <strong>den</strong> Überflutungen 2007 stark betroffen.40 In <strong>an</strong>deren Teilen Großbrit<strong>an</strong>niens, wie Nordirl<strong>an</strong>d undSüdwestengl<strong>an</strong>d, muss mit einer erhöhten Bedrohung durchSturmfluten gerechnet wer<strong>den</strong> – mit entsprechen<strong>den</strong> Risikenfür die küstennahe Infrastruktur und Wirtschaft.Der Klimaw<strong>an</strong>del verstärkt auch die Küstenerosion, dieschon heute ein Problem in Großbrit<strong>an</strong>nien darstellt. Siebe droht beispielsweise die international bek<strong>an</strong>nten Kreidefelsen von Dover. Besonders heikel ist der Umg<strong>an</strong>g mitentgegengesetzten Interessen, wenn von Erosion bedrohteKüstengebiete wirtschaftlich ausgebaut und durch Wohn<strong>an</strong>lagenneu belebt wer<strong>den</strong> sollen.Saisonale Wasserknappheit stellt für Regionen wie Wales,Sü<strong>den</strong>gl<strong>an</strong>d und die Midl<strong>an</strong>ds eine zunehmende Gefährdungdar. In Wales wird davon ausgeg<strong>an</strong>gen, dass im Verlauf dernächsten 25 Jahre beinahe die Hälfte der Wasserversorgungszentrenin trockenen Sommern mit Wasserm<strong>an</strong>gel konfrontiertsein wird. Gleichzeitig erhöht sich durch die steigen<strong>den</strong>Temperaturen aber der Wasserbedarf für Bewässerungs- undKühl<strong>an</strong>lagen. 41 Für die Energieversorgungsunternehmen ergebensich Probleme hinsichtlich der Verfügbarkeit von Kühlwasserfür Kraftwerke. In Flüssen und Seen wird durch diegeringen Niederschläge außerdem die Konzentration vonSchadstoffen zunehmen.| 35


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Durch die Erwärmung kommt es auch <strong>zur</strong> Verschiebung vonVegetationszonen. Der Klimaw<strong>an</strong>del gefährdet dadurch dieeinheimische Biodiversität. Für die L<strong>an</strong>dwirtschaft könntensich dagegen positive Effekte ergeben. Durch die milderenWinter könnten in einigen Agrarregionen neue Kulturpfl<strong>an</strong>zen<strong>an</strong>gebaut wer<strong>den</strong>. Allerdings steigt mit <strong>den</strong> Temperaturenauch das Risiko durch Schädlinge.Das vermehrte Auftreten von extremen Wetterereignissenerhöht außerdem das Risiko, dass im Binnenl<strong>an</strong>d Flüsse überdie Ufer treten. Der stärkere Wechsel von Trocken- und Regenphasenk<strong>an</strong>n auch zu einem verstärkten Auftreten vonBo<strong>den</strong>senkungen führen, mit Schä<strong>den</strong> für Bebauung und Infrastruktur.Für die britische Wirtschaft ergeben sich durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delneue Ch<strong>an</strong>cen, aber auch Bedrohungen. Währenddurch die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> Extremwetterereignisse und <strong>den</strong>Schutz der Ökosysteme hohe Kosten entstehen, k<strong>an</strong>n vorallem der Tourismus profitieren. Mildere Winter und ausgedehntetrockenere Sommer könnten mehr Touristen <strong>an</strong>ziehen.Für die britische Wirtschaft und vor allem für <strong>den</strong> St<strong>an</strong>dortLondon sind auch die Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>delsauf <strong>den</strong> Versicherungs- und Fin<strong>an</strong>zsektor wichtig.Strategie und AkteureGroßbrit<strong>an</strong>nien ist weltweit ein Vorreiter bei der <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del, da das L<strong>an</strong>d über einen umfassen<strong>den</strong>Ansatz zum Umg<strong>an</strong>g mit dem Klimaw<strong>an</strong>del verfügt, der zahlreicheMinisterien und Akteure auf nationaler, regionaler undlokaler Ebene sowie aus verschie<strong>den</strong>en Sektoren einbezieht.Großbrit<strong>an</strong>nien hat sich früher als viele <strong>an</strong>dere Länder mit<strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels ausein<strong>an</strong>dergesetzt. Bereits2000 wurde die Notwendigkeit der <strong>Anpassung</strong> erk<strong>an</strong>nt undim UK Climate Ch<strong>an</strong>ge Programme ver<strong>an</strong>kert.Ein wichtiger Schritt <strong>zur</strong> Erarbeitung der britischen <strong>Anpassung</strong>spolitikwar das Adaptation Policy Framework (APF), das2005 unter Federführung des Department for Environment,Food <strong>an</strong>d Rural Affairs (Defra) initiiert und unter Beteiligungder relev<strong>an</strong>ten Stakeholder ausgearbeitet wurde. Das APFerarbeitete strategische Leitlinien für die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong>Klimaw<strong>an</strong>del. 42 Als H<strong>an</strong>dlungsschwerpunkte wur<strong>den</strong> dasM<strong>an</strong>agement von Wasserressourcen, Überflutungsschutz,Schutz von Gebäu<strong>den</strong> und Infrastruktur, Tier- und Pfl<strong>an</strong>zenwelt,L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft sowie koordinierte Pl<strong>an</strong>ungs<strong>an</strong>sätzeherausgearbeitet.Darauf aufbauend koordiniert das Umweltministerium imRahmen des Programms Adapting to Climate Ch<strong>an</strong>ge (ACC)die konkreten Aufklärungs- und Umsetzungsmaßnahmen.Die erste Phase läuft von 2008 bis 2011, ab 2012 startet d<strong>an</strong>ndie zweite Phase, in der die Vorgaben des gerade verabschiedetenGesetzes zum Klimaw<strong>an</strong>del umgesetzt wer<strong>den</strong> sollen(siehe Abschnitt Climate Ch<strong>an</strong>ge Bill). 43 Eingebun<strong>den</strong> sindalle relev<strong>an</strong>ten Regierungseinrichtungen, vom Kabinettsbüroüber das Ministerium für Kinder, Schule und Familie bis hinzum Verteidigungsministerium. <strong>Anpassung</strong> wird dabei alsQuerschnittsthema beh<strong>an</strong>delt, das in der politischen Pl<strong>an</strong>unginsgesamt berücksichtigt wer<strong>den</strong> muss.Zentrale Vorhaben sind:• Politische Pl<strong>an</strong>ung: Es wird geprüft, inwieweit die Regelnfür Folgeabschätzungen (von Gesetzen und Regulierungen)<strong>an</strong>gepasst wer<strong>den</strong> müssen, um die Auswirkungendes Klimaw<strong>an</strong>dels in der politischen Pl<strong>an</strong>ung <strong>an</strong>gemessenzu berücksichtigen. <strong>Anpassung</strong> soll außerdem systematischin bereits existierende politische <strong>Strategien</strong>integriert wer<strong>den</strong>. Hohe Priorität hat beispielsweise dieVerknüpfung mit der Biodiversitätsstrategie.• Ausgaben und Investitionen: Auch in der Wirtschaftlichkeitsprüfungvon Ausgaben und Investitionen soll derKlimaw<strong>an</strong>del berücksichtigt wer<strong>den</strong>. Eine Arbeitsgruppeuntersucht derzeit, ob Leitlinien <strong>zur</strong> Berücksichtigungder Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels in das Green Book, einezentrale Ausgabenleitlinie, aufgenommen wer<strong>den</strong> sollen.• Beschaffungswesen und Liegenschaften: Die Folgendes Klimaw<strong>an</strong>dels sollen auch beim öffentlichen Einkaufsowie bei der Nutzung öffentlicher Liegenschaftenberücksichtigt wer<strong>den</strong>.• Erfolgsmessung: Bis Ende 2009 soll ein Indikatoren-Setentwickelt wer<strong>den</strong>, um <strong>den</strong> Fortschritt in der <strong>Anpassung</strong>zu messen. Bewertet wer<strong>den</strong> sollen die <strong>Anpassung</strong>sfähigkeitin Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, Bewusstseinsbildungsowie konkrete Politikergebnisse.• Verbindung zum Thema Nachhaltigkeit: <strong>Anpassung</strong>wird in Großbrit<strong>an</strong>nien im Kontext der bisherigen Arbeit<strong>zur</strong> nachhaltigen Entwicklung gesehen. Alle britischenMinisterien und ihre nachgeordneten Behör<strong>den</strong> sindverpflichtet, einen Sustainable Development Action Pl<strong>an</strong>zu erstellen und regelmäßig zu aktualisieren. Über ihrenFortschritt berichten sie der Sustainable DevelopmentCommission. Die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del soll indiesen Prozess integriert wer<strong>den</strong>.36 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delEnde November 2008 wurde in Großbrit<strong>an</strong>nien ein neuesKlimagesetz (Climate Ch<strong>an</strong>ge Bill) verabschiedet, das nebenwichtigen neuen Vorgaben zum Klimaschutz auch fürdie <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del eine neue rechtlicheGrundlage schafft. Das Gesetz sieht vor, dass die britischeRegierung alle fünf Jahre eine l<strong>an</strong>desweite Risikobewertungdurchführen muss. Außerdem muss sie ein nationales <strong>Anpassung</strong>sprogrammzum Umg<strong>an</strong>g mit <strong>den</strong> dringendsten <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenentwickeln und ebenfalls alle fünf Jahreüberprüfen. 44 Das Gesetz verleiht der Regierung außerdemdas M<strong>an</strong>dat, von öffentlichen Einrichtungen sowie von Wasser-und Energieversorgern einen Bericht einzufordern, wiediese die Risiken des Klimaw<strong>an</strong>dels für ihre Arbeit bewertenund welche Maßnahmen sie ergreifen. Die Regierung wirdhierzu eine Strategie veröffentlichen, die auch klärt, welcheOrg<strong>an</strong>isationen und Einrichtungen hauptsächlich betroffensein wer<strong>den</strong>. Das Klimagesetz führt außerdem ein unabhängigesClimate Ch<strong>an</strong>ge Committee (CCC) ein. Ziel dieses Komiteesist es, die Regierung bei ihrer Arbeit zum Klimaw<strong>an</strong>delzu beraten und zu kontrollieren. Innerhalb des CCC wird sicheine eigene Gruppe mit dem Thema <strong>Anpassung</strong> befassen unddie Umsetzung des nationalen <strong>Anpassung</strong>sprogramms beratendbegleiten.Die relev<strong>an</strong>ten Ministerien bewerten <strong>zur</strong>zeit die Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels für ihre jeweiligen Bereiche oderführen teilweise auch schon <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen durch.Hier einige Beispiele:• Das Ministerium für Umwelt, Ernährung und ländlicheAngelegenheiten (Defra) entwickelt die Strategie MakingSpace for Water für das M<strong>an</strong>agement von Flutereignissenund Küstenerosion.• Das Ministerium für Wirtschaft, Unternehmen und Regulierung(BERR) hat im Juni 2008 in Kooperation mit <strong>an</strong>derenMinisterien eine gemeinsame Strategie von Politikund Wirtschaft für nachhaltiges Bauen entwickelt, dieauch die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels berücksichtigt.• Das Fin<strong>an</strong>zministerium soll zusammen mit <strong>an</strong>deren Ministerienerarbeiten, wie die Investitionen im Bereich <strong>Anpassung</strong>so kosteneffektiv wie möglich gestaltet wer<strong>den</strong>können. Eine weitere Priorität hat die Zusammenarbeitmit Versicherungen bezüglich der durch Wetterextremeverursachten Schä<strong>den</strong>.• Das Verteidigungsministerium veröffentlichte Ende 2008eine aktualisierte Strategie zum Klimaw<strong>an</strong>del. Darinwer <strong>den</strong> mögliche Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels aufdie Verteidigungspolitik beschrieben und <strong>Anpassung</strong>soptionenaufgezeigt. Ziel ist es, Verteidigungspl<strong>an</strong>ung,Kapazitäten, Ausrüstung und Instrumentarien auf die zuerwarten<strong>den</strong> Klimafolgen abzustimmen.• Zusammen mit Vertretern der Bahnindustrie hat dasVerkehrsministerium ein Forum etabliert, um die Herausforderungendes Klimaw<strong>an</strong>dels für <strong>den</strong> Betrieb sowie fürgefährdete Teile des Schienennetzes zu i<strong>den</strong>tifizieren.• Das Gesundheitsministerium hat <strong>an</strong>gesichts der zunehmen<strong>den</strong>saisonalen Wärmebelastung einen Hitzewellenpl<strong>an</strong>entwickelt, um in Zukunft die Zahl der Hitzetoten <strong>zur</strong>eduzieren.Schottl<strong>an</strong>d, Wales und Nordirl<strong>an</strong>dSchottl<strong>an</strong>d, Wales und Nordirl<strong>an</strong>d sind selbst für ihre <strong>Anpassung</strong>spolitikver<strong>an</strong>twortlich und derzeit damit beschäftigt, eigenePläne und <strong>Strategien</strong> zu entwickeln. 45 Um <strong>den</strong>noch einel<strong>an</strong>desweite Kohärenz der <strong>Anpassung</strong>sbemühungen zu erreichen,wurde die Arbeitsgruppe Adapting to Climate Ch<strong>an</strong>geUK eingerichtet. Besonders für Grenzregionen wer<strong>den</strong> die<strong>Anpassung</strong>saktivitäten hier koordiniert.Die lokale EbeneFür die lokale Ebene hat die britische Regierung 2008 einenLeistungsindikator eingeführt, der die <strong>Anpassung</strong>sbemühungender Städte und Gemein<strong>den</strong> bewerten soll. Es gibtvier Leistungslevel, die von der I<strong>den</strong>tifizierung der Prioritätenbis <strong>zur</strong> Entwicklung und kontinuierlichen Aktualisierungeines <strong>Anpassung</strong>saktionspl<strong>an</strong>s reichen. Diese Bewertung sollsicher stellen, dass sich die Kommunen ausreichend auf <strong>den</strong>Klimaw<strong>an</strong>del vorbereiten. In Zukunft wer<strong>den</strong> alle Kommunenverpflichtet, zum Fortschritt in diesem Bereich Bericht zu erstatten.Zur Unterstützung der Städte und Kommunen bietenzahlreiche Einrichtungen Informationen, Leitfä<strong>den</strong> undWerkzeuge <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Beispielehierzu sind die Nottingham Declaration Partnership oder dieTown <strong>an</strong>d Country Pl<strong>an</strong>ning Association. Die Nottingham DeclarationPartnership ist ein Zusammenschluss von Städtenund Kommunen, die sich im Bereich Klimaschutz und <strong>Anpassung</strong>engagieren. Die Erklärung wurde bereits von mehr als300 Lokalverwaltungen unterzeichnet, die sich damit verpflichten,sich aktiv mit <strong>den</strong> Ursachen und Wirkungen des Klimaw<strong>an</strong>delszu beschäftigen. Um die <strong>Anpassung</strong>smaßnahmender Städte und Kommunen zu unterstützten, wurde 2006das Nottingham Declaration Action Pack (NDAP) entwickelt.| 37


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Dieses Online-Tool soll die lokalen Behör<strong>den</strong> bei der Erstellungund Durchführung von Aktionsplänen im Bereich Klimaschutzund <strong>Anpassung</strong> unterstützen. 46 Die Town <strong>an</strong>d Country Pl<strong>an</strong>ningAssociation (TCPA) hat in Kooperation mit der Commission forArchitecture <strong>an</strong>d the Built Environment ein H<strong>an</strong>dbuch <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del herausgegeben, das Entscheidervor Ort unterstützt (Climate Ch<strong>an</strong>ge Adaptation by Design).Der Fokus liegt auf der baulichen <strong>Anpassung</strong>. Ziel des H<strong>an</strong>dbuchsist es, die Bedeutung von <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen zuverdeutlichen und aufzuzeigen, wie solche Maßnahmen in dieRaumpl<strong>an</strong>ung einbezogen wer<strong>den</strong> könnten. 47Informationsst<strong>an</strong>dEin zentraler Erfolgsfaktor des britischen Programms ist das1997 <strong>an</strong> der Universität Oxford eingerichtete UK ClimateImpacts Programme (UKCIP). UKCIP arbeitet <strong>an</strong> der Schnittstellezwischen Wissenschaft und Praxis, bietet eine Reihevon Informations- und Beratungs<strong>an</strong>geboten und unterstütztStakeholder bei der Entwicklung ihrer jeweiligen <strong>Anpassung</strong>sstrategien.Komplexe wissenschaftliche Informationenwer<strong>den</strong> verständlich aufbereitet und <strong>den</strong> betroffenen Entscheidungsträgern<strong>zur</strong> Verfügung gestellt. UKCIP stellt auchpraxisbezogene Werkzeuge <strong>zur</strong> Verfügung, wie beispielsweise<strong>den</strong> Adaptation Wizard <strong>zur</strong> ersten Analyse der notwendigen<strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del, eine Datenb<strong>an</strong>k mit <strong>Anpassung</strong>sfallstudienaus Großbrit<strong>an</strong>nien und ein Tool fürUnternehmen, das bei der Bewertung der Auswirkungen aufbestimmte Sektoren oder Geschäftsbereiche hilft. UKCIPdiente als Vorbild für ähnliche Institutionen in <strong>an</strong>deren europäischenLändern. 48Das UKCIP koordiniert zudem die Forschung zum Klimaw<strong>an</strong>delund veröffentlicht im Auftrag der Regierung Klimaszenarien.2009 veröffentlichte UKCIP aktualisierte Klimaprojektionen,die auch detailliertere Informationen für die lokaleEbene enthalten. 49 Als zusätzliches Angebot soll eine interaktiveBenutzeroberfläche aufgebaut wer<strong>den</strong>, auf der Entscheidungsträgerund interessierte Bürger Klimaprojektionen fürihre jeweilige Gegend erhalten.In Großbrit<strong>an</strong>nien gibt es des Weiteren eine große B<strong>an</strong>dbreite<strong>an</strong> Informations- und Kommunikationsmaßnahmen zu <strong>den</strong>Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels, besonders von UKCIP. Ein Beispielsind verschie<strong>den</strong>e fachspezifische Informationsbroschüren,die einen direkten Bezug zum praktischen Alltag der Bürgerinnenund Bürger herstellen, wie Your Home in a Ch<strong>an</strong>ging Climateoder Climate Ch<strong>an</strong>ge <strong>an</strong>d Gar<strong>den</strong>ing. Die Website yourclimate your life bietet außerdem lebensnahe Informationenzu <strong>den</strong> zu erwarten<strong>den</strong> Klimaänderungen für Großbrit<strong>an</strong>nien,beispielsweise zum Umg<strong>an</strong>g mit Hitzewellen. Auf derWebsite des Umweltministeriums (Defra) 51 fin<strong>den</strong> sich umf<strong>an</strong>greicheInformationen zu <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels inverschie<strong>den</strong>en Regionen Großbrit<strong>an</strong>niens und zu <strong>den</strong> <strong>Anpassung</strong>smaßnahmender Regierung.Im Bildungsbereich wird das Thema <strong>Anpassung</strong> im Rahmender Nachhaltigkeitsstrategie kommuniziert. 2003 wurdeder Sustainable Development Action Pl<strong>an</strong> for Education <strong>an</strong>dSkills vorgelegt, in dem <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del nebenweiteren Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen auch inSchulen diskutiert wird.Die Risiken des Klimaw<strong>an</strong>dels in Großbrit<strong>an</strong>nien wer<strong>den</strong> vonder Regierung offensiv kommuniziert. So veröffentlicht dieUmweltbehörde (EA) beispielsweise seit 2000 Risikokarten,aus <strong>den</strong>en das Überflutungsrisiko bestimmter Gebiete ersichtlichwird. Darin wer<strong>den</strong> unter <strong>an</strong>derem die möglichenAusmaße einer Jahrhundertflut sowie die Wirkung von Hochwasserschutz<strong>an</strong>lagendargestellt. Ziel des 30 Millionen Pfundteuren Projekts ist es, die Öffentlichkeit und lokale Entscheidungsträgerüber die Wahrscheinlichkeit von Überflutungenund <strong>Anpassung</strong>soptionen zu informieren. Die Veröffentlichungder Risikokarten hatte direkte Auswirkungen auf dieImmobilienpreise und <strong>den</strong> Versicherungssektor.Kommunikation und AufklärungZur Aufmerksamkeit für die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels hat inGroßbrit<strong>an</strong>nien (und international) der viel diskutierte Stern-Report von 2006 maßgeblich beigetragen, der weltweit hoheKosten durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vorhersagt und zu weiterenAnstrengungen beim Klimaschutz, aber auch zu <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenaufruft. 5038 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delNiederl<strong>an</strong>de: Küstenschutz,Wasserm<strong>an</strong>agement und Raumpl<strong>an</strong>ungZusammenfassungEin großer Teil der Niederl<strong>an</strong>de liegt unter dem Meeresspiegel. Um Katastrophenwie die Sturmflut von 1953 zu vermei<strong>den</strong>, wird der Hochwasserschutzdaher seit Generationen als eine Frage der nationalen Sicherheitgesehen und mit entsprechender Priorität beh<strong>an</strong>delt. Durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delwird die Gefahr von Überschwemmungen in Zukunft <strong>an</strong>steigen. Dienotwendige <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ist daher schon seit Jahren aufder politischen Agenda, vor allem in <strong>den</strong> Bereichen Wasserm<strong>an</strong>agement,Küstenschutz und Raumpl<strong>an</strong>ung. Angesichts des Anstiegs des Meeresspiegelsfindet seit einigen Jahren ein Um<strong>den</strong>ken im Hochwasserschutz statt:vom Kampf gegen das Wasser zum Leben mit dem Wasser. 2007 habendie Niederl<strong>an</strong>de eine Strategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del verabschiedet.Außerdem wurde zum Thema Hochwasserschutz <strong>an</strong>gesichtsdes Klimaw<strong>an</strong>dels die „Delta-Kommission“ eingesetzt, die Ende 2008 ihreEmpfehlungen vorgestellt hat. Auch ein neues Gesetz <strong>zur</strong> Vorbereitung desHoch wasserschutzes auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ist in Arbeit.LänderprofilGeografisch k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die Niederl<strong>an</strong>de als ein stark verstädtertesFlussdelta bezeichnen, große Teile des L<strong>an</strong>desliegen unterhalb des Meeresspiegels. Dementsprechend sinddie Niederl<strong>an</strong>de mehr als <strong>an</strong>dere europäische Staaten vor allemdurch <strong>den</strong> steigen<strong>den</strong> Meeresspiegel betroffen. Bereitsin <strong>den</strong> letzten einhundert Jahren ist der Meeresspiegel <strong>an</strong> derniederländischen Küste um rund 20 cm gestiegen. Nach Berechnungendes Royal Netherl<strong>an</strong>ds Meteorological Institute(KNMI) könnte dieser bis zum Jahr 2050 um weitere 35 cm<strong>an</strong>steigen. 52 Für das Jahr 2100 prognostizieren die Forschereinen Anstieg um bis zu 85 cm. Verschärfend kommt hinzu,dass zahlreiche europäische Flüsse, wie der Rhein und dieMaas, <strong>an</strong> der niederländischen Küste in die Nordsee fließen.Zunehmend extremer wer<strong>den</strong>de Niederschlagsmengen las -sen die Flüsse ebenso <strong>an</strong>schwellen wie das durch mildereTemperaturen bedingte Abtauen der Gletscher. Daher drohen<strong>den</strong> Niederl<strong>an</strong><strong>den</strong> somit in <strong>den</strong> nächsten Jahrzehntenmehr Überschwemmungen in Küstengebieten, <strong>den</strong> Einzugsgebietender Flüsse (vor allem Rhein und Maas) und amIjsselmeer.Das Vordringen des Meerwassers ins L<strong>an</strong>desinnere resultiertnicht nur in erhöhter Hochwassergefahr, sondern führt auch<strong>zur</strong> Versalzung des Grundwassers. Nachhaltiges und effizientesWasserm<strong>an</strong>agement gewinnt dadurch <strong>an</strong> Bedeutung.Auch in <strong>den</strong> Städten kommt es aufgrund des <strong>an</strong>steigen<strong>den</strong>Grundwasserspiegels zu bautechnischen Schwierigkeiten.Problematisch ist, dass der größte Teil der niederlän -dischen Bevölkerung, knapp elf Millionen Menschen, in vonÜberschwemmung gefährdeten Gebieten lebt. Die volkswirtschaftlicheGefahr verdeutlicht sich auch beim Blickauf die Wirtschaftszentren des L<strong>an</strong>des: Der FlughafenSchiphol, der Hafen von Rotterdam, Amsterdam und DenHaag liegen allesamt in <strong>den</strong> überflutungsgefährdeten Bereichen.Insge samt wer<strong>den</strong> rund 65 Prozent der niederländischenWirtschafts leistung im tief liegen<strong>den</strong> L<strong>an</strong>desteilerwirtschaftet, teilweise mehrere Meter unterhalb desMeeres spiegels. 53Eine weitere Gefährdung ergibt sich durch <strong>an</strong>steigende Temperaturenund Trockenheit im Sommer. Extreme Hitze machtälteren und geschwächten Menschen in Städten stark zuschaffen und birgt durch lokale Hitzestauungen, sogen<strong>an</strong>ntestädtische Wärmeinseln, erhebliche Gesundheitsrisiken.Die L<strong>an</strong>dwirtschaft der Niederl<strong>an</strong>de könnte dagegen vomKlimaw<strong>an</strong>del profitieren: Höhere Durchschnittstemperaturenbedeuten gleichzeitig längere Anbauzeiten und somithöhere Erträge. Mildere Winter wür<strong>den</strong> die Energiekosten fürdie zahlreichen Treibhäuser reduzieren.| 39


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Mit Blick auf die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf<strong>den</strong> Energiesektor zeichnet sich ein differenziertes Bild ab.Mit einem Rückg<strong>an</strong>g beim Verbrauch von Erdgas und Heizöldurch wärmere Wintermonate ist ebenso zu rechnen wiemit einem erhöhten Stromverbrauch im Sommer, der sichauf <strong>den</strong> vermehrten Einsatz von Klima<strong>an</strong>lagen und <strong>an</strong>derenKühlaggregaten <strong>zur</strong>ückführen lässt. Kritisch könnte sich dieKlimaerwärmung auf die niederländischen Kraftwerke auswirken:Schon heute können mehrere Anlagen, beispielweiseam Amsterdam-Rhein-K<strong>an</strong>al und am Nordsee-K<strong>an</strong>al, in sehrwarmen und trockenen Perio<strong>den</strong> nicht unter voller Lastlaufen, da eine Überhitzung des Flusswassers droht. DiesesProblem würde sich bei zunehmender Durchschnittstem peraturverschärfen.Als Ch<strong>an</strong>ce für die Niederl<strong>an</strong>de wird der technische Vorsprungim Bereich Wasserm<strong>an</strong>agement und Hochwasserschutzwahrgenommen, der globale Exportmöglichkeiten eröffnet.So haben die Niederl<strong>an</strong>de durch <strong>den</strong> Aufbau modernsterDeich- und Wasserm<strong>an</strong>agementsysteme sowie innovativeAnsätze in Architektur und Stadtpl<strong>an</strong>ung (wie beispielsweise„schwimmende“ Häuser) Expertise aufgebaut, die zunehmenddas Interesse <strong>an</strong>derer Länder weckt.Strategie und Akteure<strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del wird in <strong>den</strong> Niederl<strong>an</strong><strong>den</strong> alseine Frage der nationalen Sicherheit begriffen und mit entsprechenderPriorität beh<strong>an</strong>delt.Die Strategieentwicklung beg<strong>an</strong>n bereits 2005 und wurdevom Ministerium für Wohnen, Raumpl<strong>an</strong>ung und Umwelt(VROM) initiiert. Ende 2007 wurde die Strategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del verabschiedet, die die Niederl<strong>an</strong>de„klimafest“ machen soll.Die politische Debatte wurde durch eine Konferenz mit demMinisterpräsi<strong>den</strong>ten zum Thema <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del<strong>an</strong>gestoßen. 2006 wurde eine erste Version derStrategie mit <strong>den</strong> drei Regierungsebenen (national, regional,lokal) entworfen und in über 50 Treffen mit <strong>den</strong> relev<strong>an</strong>tenStakeholdern diskutiert. Ende 2007 wurde das überarbeiteteNational Programme Climate Adaptation <strong>an</strong>d Spatial Pl<strong>an</strong>ningschließlich vom Kabinett verabschiedet (Adaptie Ruimte enKlimaat – ARK). Es beh<strong>an</strong>delt die Sektoren Wasser, Tr<strong>an</strong>sport,Naturschutz, L<strong>an</strong>dwirtschaft, Energie, Gesundheit, Industrieund Freizeit. 54Der Zeithorizont des Programms sind die nächsten 100 Jahre.2009 soll eine nationale <strong>Anpassung</strong>sagenda verabschiedetwer<strong>den</strong>, in der konkrete Maßnahmen für die Umsetzungsphase(2009 bis 2015) definiert wer<strong>den</strong>. 55 Bis 2015 soll die<strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del als „Mainstream“ in allenrelev<strong>an</strong>ten Politikbereichen ver<strong>an</strong>kert sein.Das sektorübergreifende ARK-Programm dient auch derbesseren Koordination und Zusammenarbeit verschie<strong>den</strong>erAkteure bei der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. So sollendie relev<strong>an</strong>ten nationalen Ministerien gemeinsam mitProvinzen, Gemein<strong>den</strong>, Universitäten und Wasserbehör<strong>den</strong>die Entwicklung eines „klimafesten“ Raumpl<strong>an</strong>ungs<strong>an</strong>satzesvor<strong>an</strong>bringen. Die Koordination des Programms liegt beimMinisterium für Wohnen, Raumpl<strong>an</strong>ung und Umwelt (VROM).Weitere Ministerien und Institutionen sind über <strong>den</strong> Steuerungskreisinvolviert:• Ministerium für Verkehr und Wasserwirtschaft• Ministerium für L<strong>an</strong>dwirtschaft und Fischerei• Wirtschaftsministerium• Ministerium für L<strong>an</strong>dwirtschaft, Natur und Lebensmittelqualität• Verb<strong>an</strong>d niederländischer Gemein<strong>den</strong>• Verb<strong>an</strong>d der WasserverbändeEin wichtiger Teil der Umsetzung der Strategie erfolgt auf regionalerbeziehungsweise lokaler Ebene. Die Provinzen undGemein<strong>den</strong> erarbeiten derzeit eigene <strong>Strategien</strong> und Plänezum Umg<strong>an</strong>g mit dem Klimaw<strong>an</strong>del.Die sogen<strong>an</strong>nten Routepl<strong>an</strong>ner-Berichte liefern die Informationsgrundlagefür das Programm und fassen <strong>den</strong> aktuellenForschungsst<strong>an</strong>d zu <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels in<strong>den</strong> Niederl<strong>an</strong><strong>den</strong> zusammen. Im Rahmen dieser Berichtewur<strong>den</strong> potenzielle Klima<strong>an</strong>passungsoptionen nach fünfKriterien bewertet: Wichtigkeit, Dringlichkeit, „No-Regret“(das heißt eine Maßnahme ist auch d<strong>an</strong>n sinnvoll, wenn derKlimaw<strong>an</strong>del <strong>an</strong>ders als erwartet verläuft), sekundäre Effektesowie Synergien mit Klimaschutz. Die 46 Optionen mit derhöchsten Bewertung wer<strong>den</strong> in dem Bericht dargestellt. 37Prozent dieser Optionen stammen aus dem Bereich Wasserm<strong>an</strong>agement,jeweils circa 15 Prozent aus <strong>den</strong> BereichenNatur, L<strong>an</strong>dwirtschaft, Energie und Infrastruktur. GesundheitsbezogeneProjekte machen 2 Prozent aus. 56 Dies ver deut -licht, warum der Schwerpunkt der niederländischen <strong>Anpassung</strong>spolitikbeim Wasserm<strong>an</strong>agement liegt.40 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delUm<strong>den</strong>ken im HochwasserschutzDie Niederl<strong>an</strong>de haben eine l<strong>an</strong>ge Tradition im Wasserm<strong>an</strong>agement,da Hochwasserschutz für das L<strong>an</strong>d seit Generationenexistenziell ist. Für <strong>den</strong> Ansatz im Hochwasserschutzin der Verg<strong>an</strong>genheit war die traumatische Flut in <strong>den</strong> Niederl<strong>an</strong><strong>den</strong>von 1953 prägend: Damals überspülte das Wasserweite Teile des L<strong>an</strong>des; fast 2.000 Menschen kamen bei derFlutkatastrophe ums Leben. Daraufhin entwickelten die Niederl<strong>an</strong>deein weltweit einmaliges Deichsystem, und Hochwasserschutzwurde zu einer Frage der nationalen Sicherheit.Doch <strong>an</strong>gesichts der Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels ist die Niederl<strong>an</strong>dezu einem Um<strong>den</strong>ken gezwungen: In Zukunft k<strong>an</strong>nes nicht mehr allein um das Ankämpfen gegen das Wassergehen, sondern auch um das „Leben mit dem Wasser“.Statt sich ausschließlich auf <strong>den</strong> Ausbau des Deichsystemszu konzentrieren, setzen die Niederl<strong>an</strong>de mittlerweile aufintegrierte Raumpl<strong>an</strong>ung. Es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt,dass m<strong>an</strong> das Wasser nicht mehr komplett beherrschenkönnen wird. Überschwemmungen wer<strong>den</strong> in Zukunft nichtmehr vollständig vermie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Stattdessen geht esdarum, mit verschie<strong>den</strong>en Wasserstän<strong>den</strong> leben zu können,zum Beispiel durch die Ausweisung von Überflutungsflächenund <strong>den</strong> Einsatz überströmbarer Deiche. Dieses Um<strong>den</strong>kenwird beispielsweise im Maßnahmenpaket Room for the Riverdeutlich, das vor allem dem kurzfristigen Hochwasserschutzbis 2015 dient. 57Der Paradigmenwechsel wird auch <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d des im September2008 veröffentlichten Berichts Working with Water desDelta-Komitees deutlich. Das Delta-Komitee war eingerichtetwor<strong>den</strong>, um zu ermitteln, wie die Niederl<strong>an</strong>de in <strong>den</strong>nächsten einhundert Jahren vor Überschwemmungen geschütztwer<strong>den</strong> können. Es hat zwölf kurz- und l<strong>an</strong>gfristigeH<strong>an</strong>dlungsempfehlungen formuliert, die neben der Stärkungvorh<strong>an</strong><strong>den</strong>er Deichsysteme und der Anwendung von Kosten-Nutzen-Analysen auch die Ausweisung von Überflutungsflächenbeinhalten, auf die das Wasser umgeleitet wer<strong>den</strong>k<strong>an</strong>n. In der Einleitung zu <strong>den</strong> Empfehlungen erwähnt dasKomitee explizit auch das erste Delta-Komitee, das nachder großen Überflutung von 1953 eingesetzt wor<strong>den</strong> war,und betont so die Wichtigkeit der Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delsfür <strong>den</strong> niederländischen Hochwasserschutz. Das Komiteeschätzt, dass für die notwendigen Maßnahmen jährlich Mittelvon 1,2 bis 1,6 Milliar<strong>den</strong> Euro bis 2050 benötigt wer<strong>den</strong>,ab 2050 d<strong>an</strong>n 0,9 bis 1,5 Milliar<strong>den</strong> pro Jahr. 58Empfehlungen des Delta-KomiteesDas Delta-Komitee hat insgesamt zwölf kurz- und l<strong>an</strong>gfristigeH<strong>an</strong>dlungsempfehlungen formuliert; dazu zählenunter <strong>an</strong>derem:• Der St<strong>an</strong>dard zum Schutz vor Sturmfluten muss beiallen Deichen verzehnfacht wer<strong>den</strong>; in bestimmtenGebieten müssen neue Konzepte entwickelt wer<strong>den</strong>.• Entscheidungen, in überschwemmungsgefährdetenGebieten zu bauen, sollten zukünftig auf Basis einerKosten-Nutzen-Analyse gefällt wer<strong>den</strong>. Kosten fürSchutzmaßnahmen sollten nicht von der Allgemeinheit,sondern von <strong>den</strong> Bauherren getragen wer<strong>den</strong>.• Neubauten oder <strong>an</strong>dere Maßnahmen, die in L<strong>an</strong>dstrichenhinter <strong>den</strong> Deichen realisiert wer<strong>den</strong> sollen,dürfen die Rückflusskapazität der Flüsse und Seennicht beeinträchtigen.Der niederländische Premierminister kündigte <strong>an</strong>, einenneuen Delta Act vorzulegen, in dem die Empfehlungen desKomitees aufgegriffen wer<strong>den</strong>.Informationsst<strong>an</strong>dEin wichtiges Kennzeichen der niederländischen Strategie istdie enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik.Das 2008 gestartete Programm Knowledge for Climate entwickeltbeispielsweise Vorschläge für <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen.Es basiert auf einer Kooperation verschie<strong>den</strong>er Instituteund politischer Entscheidungsträger. Das Programm konzentriertsich auf bestimmte „Hotspots“, die besonders vomKlimaw<strong>an</strong>del betroffen sein wer<strong>den</strong>, wie beispielsweise derFlughafen Schiphol, die Region Rotterdam sowie Den Haag.Im Kontext der Strategieentwicklung wur<strong>den</strong> zudem mehrereForschungsprogramme aufgesetzt, um die Grundlagen fürdie Strategieentwicklung und Maßnahmenpl<strong>an</strong>ung bereitzustellen.Dazu gehören Programme wie Living with Water,Space for Climate <strong>an</strong>d Climate for Space, Climate ch<strong>an</strong>gesSpatial Pl<strong>an</strong>ning sowie der Routepl<strong>an</strong>ner. Im Rahmen derRoutepl<strong>an</strong>ner-Berichte wer<strong>den</strong> die wichtigsten Erkenntnissefür die Pl<strong>an</strong>ung der <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen gebündelt.Kommunikation und AufklärungDie Debatte zum Thema <strong>Anpassung</strong> wurde in <strong>den</strong> Niederl<strong>an</strong><strong>den</strong>zunächst durch hochr<strong>an</strong>gig besetzte Kongresse <strong>an</strong>gestoßen.Angesichts der weitreichen<strong>den</strong> Veränderungen,die <strong>den</strong> Alltag jedes Einzelnen betreffen wer<strong>den</strong>, ist nun aber| 41


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:eine umfassendere Information der Bevölkerung gepl<strong>an</strong>t. ImFrühjahr 2008 wurde die Kampagne Leben mit dem Wasserinitiiert (Nederl<strong>an</strong>d Leeft met Water). Über Fernsehspots,Zeitungs<strong>an</strong>zeigen und Plakate wird die Bevölkerung über<strong>den</strong> notwendigen W<strong>an</strong>del im Umg<strong>an</strong>g mit dem Wasser informiert.59 Zur Information der Stakeholder und der breitenÖffentlichkeit über <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del (Klimaschutz und <strong>Anpassung</strong>)haben mehrere niederländische Forschungseinrichtungenaußerdem die Internetplattform Platform Communicationon Climate Ch<strong>an</strong>ge eingerichtet. 60Eine Initiative aus der Zivilgesellschaft <strong>zur</strong> Aufklärung überdie notwendige <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del hat dasNetzwerk De NieuwBouw gestartet. De NieuwBouw willbeispielsweise junge Menschen dazu bewegen, Ideen fürklima feste Baukonzepte zu entwickeln. Durch das Zusammenbringenvon Kun<strong>den</strong>, Herstellern und Beratern imBausektor sollen außerdem Prozesse und Abläufe mit Blickauf die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del verbessert wer<strong>den</strong>. 61Ein weite res Beispiel ist das Magazin Klimaatmagazine, dasim Rahmen des Programms Space for Climate gestartetwurde und 2005 zum ersten Mal erschien. Schwerpunkt sindInformationen zu <strong>den</strong> Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels sowieTipps zu Klimaschutz und Klima<strong>an</strong>passung, beispielsweisedurch effektives Wasserm<strong>an</strong>agement. 6242 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delSchweiz: <strong>Anpassung</strong>smaSSnahmenim KatastrophenschutzZusammenfassungWie in <strong>an</strong>deren Ländern auch führt der Klimaw<strong>an</strong>del in der Schweiz zu Extremwetterereignissen,aber auch zu <strong>an</strong>deren Veränderungen, die die LebensundWirtschaftsbedingungen grundsätzlich verändern. Beim Umg<strong>an</strong>g mitExtremwetterereignissen ist die Schweiz Vorreiter, verstärkt der Klimaw<strong>an</strong>deldoch ein Phänomen, mit dem die Schweiz aufgrund ihrer alpinen Geografievon jeher zu leben gelernt hat. In <strong>den</strong> letzten Jahren hat sich in derSchweiz der Schwerpunkt von der Katastrophenbewältigung zunehmendin Richtung Präventionsmaßnahmen verlagert. Die Schweiz steht bei derEntwicklung einer Gesamtstrategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delallerdings erst am Anf<strong>an</strong>g.LänderprofilInsbesondere die Wälder der Schweiz sind vom Klimaw<strong>an</strong>delbetroffen. 63 Steigende Temperaturen fördern das Auftretenneuer und die Ausbreitung bestehender Schädlingssorten.2003 sorgte eine Hitzewelle für einen starken Befall vonBorkenkäfern, und allein zwischen 2000 und 2003 hat sichdie durch Waldbrände zerstörte Fläche von 36 auf 564 Hektarerhöht. Auch starke Stürme stellen eine Gefahr dar. Stürmebedrohen besonders H<strong>an</strong>ggebiete, da die Schutzfunktion desWaldes gegen Lawinen, Erdrutsche und dergleichen verlorengeht.Der Tourismus ist der ökonomische Sektor in der Schweiz,der am stärksten vom Klimaw<strong>an</strong>del betroffen sein wird. Fürviele Bergregionen ist der Wintertourismus die wichtigsteEinnahmequelle. Allerdings ist die Schneesicherheit durch<strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del bedroht. Zudem gefähr<strong>den</strong> Extremwetterereignissewie Lawinen, starke Regenfälle und Steinschläge(aufgrund des Abschmelzens der Gletscher und der Erwärmungder Permafrostbö<strong>den</strong>) die Sicherheit des Tourismus.Der Sommertourismus könnte dagegen profitieren: Bei vermehrtenHitzewellen im Mittelmeerraum erhofft m<strong>an</strong> sich,dass es Touristen zukünftig weniger <strong>an</strong>s Meer als vermehrt inkühlere Bergregionen ziehen wird.Viele Bergregionen haben neben dem Tourismus ein zweitesSt<strong>an</strong>dbein in der L<strong>an</strong>dwirtschaft. Die L<strong>an</strong>dwirtschaft istzunehmend durch Extremwetterereignisse bedroht. Gleichzeitigkönnte sich die Klimaveränderung ten<strong>den</strong>ziell auchpositiv auf die L<strong>an</strong>dwirtschaft auswirken: Aufgrund derlängeren Vegetationsperiode steigt die potenzielle Jahresproduktionder Wiesen. Vom kostengünstigeren inländischenFuttermittel profitiert die Tierhaltung. Der potenzielle Ertragvieler Ackerkulturen steigt, sofern einfache <strong>Anpassung</strong>en realisiertwer<strong>den</strong>. Bei einer starken Klimaänderung von über3 °C dürften allerdings die negativen Effekte überwiegen.Nicht nur die touristische, auch die generelle Infrastrukturin <strong>den</strong> Bergregionen der Schweiz wird durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delmassiv herausgefordert. Straßen, Brücken, Leitungen,Gebäude etc. in <strong>den</strong> Bergen müssen <strong>an</strong> das Auftauen derPermafrostbö<strong>den</strong>, <strong>den</strong> Rückzug von Gletschern und heftigeRegenfälle <strong>an</strong>gepasst wer<strong>den</strong>. Insbesondere in Flusstälerndrohen heftige Überschwemmungen mit großen Schä<strong>den</strong>, daStraßen und Gebäude oft nah am Wasser gebaut sind.Auch der Wasserhaushalt der Schweiz ist vom Klimaw<strong>an</strong>delbetroffen. 60 Prozent des Energiebedarfs in der Schweizwer<strong>den</strong> durch Wasserkraft gedeckt. Da diese Energiequellesehr von Menge, Zeitpunkt, geografischer Verteilung der Niederschlägeund <strong>den</strong> Durchflussmengen in <strong>den</strong> Flüssen abhängt,wird die steigende Volatilität des Wetters <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenerfordern, die regional sehr unterschiedlich ausfallenwer<strong>den</strong>. M<strong>an</strong>che Gemein<strong>den</strong>, Industrien und l<strong>an</strong>dwirtschaftlicheBetriebe, die maßgeblich vom Schmelzwasserder Gletscher abhängen, wer<strong>den</strong> sich auf zunehmende Engpässeeinstellen müssen. Das Gletschervolumen hat sich seit1970 bereits um rund 30 Prozent reduziert. 64 AbnehmendeJahresniederschläge und erhöhte Verdunstung führen zu einerReduktion des Wasserabflusses und damit der Elektrizitätsproduktion.Steigende Wassertemperaturen bergen geringereKühlleistung für Kraftwerke. Im Hitzesommer 2003| 43


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:produzierten die Schweizer Kernkraftwerke während zweierMonate 25 Prozent weniger Strom.Auch der B<strong>an</strong>ken- und Versicherungssektor in der Schweizmuss sich auf die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels einstellen. Szenarienüber zukünftige Schä<strong>den</strong> müssen entwickelt wer<strong>den</strong>,um sehr l<strong>an</strong>gfristig ausgerichtete Produkte wie Versicherungenauf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del einzustellen. B<strong>an</strong>ken müssenihre Strategie bei Projektfin<strong>an</strong>zierungen, Immobilienfin<strong>an</strong>zierung,aber auch ihre generelle Anlagestrategie <strong>an</strong>passen.2007 haben das Bundesamt für Umwelt (BAFU) und dasBundesamt für Energie (BFE) eine Studie in Auftrag gegeben,die eine Abschätzung der volkswirtschaftlichen Kosten desKlimaw<strong>an</strong>dels für die Schweiz vornimmt. Demnach sind dieFolgekosten bis 2050 moderat (0,15 Prozent des Bruttoinl<strong>an</strong>dsproduktspro Jahr), steigen bis 2100 jedoch deutlich <strong>an</strong>(0,48 Prozent des Bruttoinl<strong>an</strong>dsprodukts pro Jahr). 65Für die Gesundheit stellen Hitzewellen und zunehmendeNaturgefahren wie Lawinen, Steinschläge, Fluten und Stür meeine Gefahr dar. Hinzu kommt die Gefahr von neuen Kr<strong>an</strong>kheiten,die durch Wirte oder über das Wasser übertragenwer<strong>den</strong>. Das Auftreten von tropischen Kr<strong>an</strong>kheiten wie Malariaund Dengue-Fieber wird dabei nicht ausgeschlossen. 66Strategie, Akteure und Informationsst<strong>an</strong>dViele Antworten auf die oben beschriebenen Herausforderungendurch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del fallen in der Schweiz unterMaßnahmen des Katastrophenschutzes. Die meisten <strong>Strategien</strong><strong>zur</strong> Begegnung solcher Naturgefahren, wie die Hochwasserschutzstrategie,sind jedoch nicht explizit auf die Klimaänderungausgerichtet. So fehlen im Hochwasserschutz nochverlässliche Grundlagen wie Klimamodelle, um die Auswirkungender Klimaänderung bautechnisch bei der Ermittlungder Dimensionierung für Hochwasserschutzmaßnahmenqu<strong>an</strong>titativ zu berücksichtigen. Auf diese Unsicherheit reagiertm<strong>an</strong> mit Flexibilität: Bauliche Maßnahmen des Katastrophenschutzesmüssen mit geringem Aufw<strong>an</strong>d <strong>an</strong> die sich verändern<strong>den</strong>klimatischen Bedingungen <strong>an</strong>gepasst wer<strong>den</strong> können.Betrachtet m<strong>an</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delals einen Best<strong>an</strong>dteil des Katastrophenschutzes, so wardie Schweiz ein sehr früher Akteur. Schon seit der Häufungvon Extremereignissen in <strong>den</strong> 1980er Jahren gab es in derSchweiz <strong>den</strong> Bedarf, das Scha<strong>den</strong>spotenzial von Naturereignissenneu zu bewerten und <strong>Anpassung</strong>sstrategien zu entwickeln.Die Erderwärmung wurde immer als ein Best<strong>an</strong>dteilunter vielen im Rahmen dieser <strong>Anpassung</strong>sprozesse gesehen.Bereits 1997 hat die Schweizer Regierung die NationalePlattform Naturgefahren (PLANAT) ins Leben gerufen. Zieldieser außerparlamentarischen Kommission ist es, Lückenin der Gesetzgebung zu i<strong>den</strong>tifizieren, Doppelarbeit in derPrävention von Naturgefahren zu vermei<strong>den</strong> und Synergienzu nutzen. Die Mitglieder von PLANAT stammen aus derBundesregierung, <strong>den</strong> K<strong>an</strong>tonen, der Forschungsgemeinde,Verbän<strong>den</strong> sowie dem B<strong>an</strong>ken- und Versicherungssektor.1999 gab der Bundesrat PLANAT <strong>den</strong> Auftrag, eine übergreifendeStrategie für <strong>den</strong> Schutz vor Naturgefahren zu entwickeln.Auf Grundlage der 2003 unter dem Titel Sicherheit vorNaturgefahren – Vision und Strategie veröffentlichten Strategiewurde PLANAT in einer zweiten Phase dazu beauftragt,eine Gesamtübersicht über die für <strong>den</strong> Schutz vor Naturgefahreneingesetzten Mittel und Ressourcen zu erarbeiten. 67Ergebnis dieser zweiten Untersuchung ist der SyntheseberichtStrategie Naturgefahren Schweiz. Auf Grundlage diesesSyntheseberichts hat der Schweizer Bundesrat 2005 diedritte Etappe (Strategie Naturgefahren) eingeleitet, um <strong>den</strong>Aktionspl<strong>an</strong> (2005–2008) von PLANAT umzusetzen. Dabeiwur<strong>den</strong> drei Schwerpunkte gesetzt: Risikokonzept, Risikodialogund Risikocontrolling:• KonzeptDas integrierte Risikom<strong>an</strong>agement erkennt Risiken ausNaturgefahren, beurteilt diese und reduziert die Risikenmit einer optimalen Kombination aus technisch, ökonomisch,gesellschaftlich und ökologisch vertretbarenSchutzmaßnahmen. Praxisorientierte Leitfä<strong>den</strong> und einAus- und Weiterbildungs<strong>an</strong>gebot sollen der Festigungdes integrierten Risikom<strong>an</strong>agements dienen.• DialogEine Kultur des Risikobewusstseins soll mit einem breitgeführten Dialog ver<strong>an</strong>kert wer<strong>den</strong>. Auch die Zuständigkeiten,Org<strong>an</strong>isationsstrukturen und -abläufe beim risikobewusstenUmg<strong>an</strong>g mit Naturgefahren sollen optimiertwer<strong>den</strong>. Bisher nicht geregelte Zuständigkeitenfür bestimmte Naturgefahrenbereiche (beispielsweiseExtremtemperaturen, Sturm) sollen geklärt wer<strong>den</strong>.• ControllingDie Risiken aus Naturgefahren und die investierten Mittelfür Schutzmaßnahmen sollen systematisch erfasst undlaufend beurteilt wer<strong>den</strong>, so dass das Verhältnis zwischenKosten und Wirksamkeit geprüft wer<strong>den</strong> k<strong>an</strong>n. Geradebeim l<strong>an</strong>gsam fortschreiten<strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del wird demMonitoring sehr hohe Beachtung geschenkt.44 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delIn einem 2008 veröffentlichten Bericht von PLANAT <strong>zur</strong> Umsetzungdes Aktionspl<strong>an</strong>s wird insgesamt eine positive Bil<strong>an</strong>zgezogen. Es soll ein Aktionspl<strong>an</strong> 2008+ erarbeitet wer<strong>den</strong>,der weitere Lücken bis 2011 schließen soll. 68Federführend bei der Umsetzung ist dabei das Departementfür Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK),das sich mit <strong>den</strong> <strong>an</strong>deren Bundesbehör<strong>den</strong> entsprechendkoordiniert. Hierbei sind das Departement für Verteidigung,Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), das Departement desInnern (EDI), das Volkswirtschaftsdepartement (EVD) und dasDepartement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) die wichtigstenPartner.Kommunikation und AufklärungLaut Expertenaussagen wird eine Kommunikationsstrategie<strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del gerade erarbeitet.Für <strong>den</strong> Schutz vor Naturgefahren sind primär die K<strong>an</strong>tonezuständig, so dass die Koordination teilweise schwierig ist.Vorsorgliche Informationsmaßnahmen bei <strong>den</strong> neuen, mitdem Klimaw<strong>an</strong>del verbun<strong>den</strong>en Risiken wie Hitze undTrocken heit wur<strong>den</strong> bisher erst punktuell ergriffen. ZumBeispiel stellte das Bundesamt für Gesundheit infolge derHitzewelle 2003 Informationen und Faktenblätter <strong>zur</strong> Verfügung,und MeteoSchweiz leistete erste Vorarbeiten im Hinblickauf ein nationales Hitzefrühwarnsystem.Eine dezidierte nationale Strategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong>Klimaw<strong>an</strong>del, die auch Risiken und Maßnahmen außerhalbdes Katastrophenschutzes beinhaltet, gibt es in der Schweiznoch nicht. Darin ist die Schweiz im Vergleich zum Katastrophenschutzeher ein Nachzügler. Ein wichtiger Akteur hierbeiist das beratende Org<strong>an</strong> für Fragen der Klimaänderung(OcCC). 69 Es hat <strong>den</strong> Auftrag, Empfehlungen zu Fragen desKlimas und der Klimaänderungen für Politik und Verwaltungzu formulieren. Sein Fokus liegt jedoch mehr im BereichKlimaschutz. Wichtig im Bezug auf <strong>Anpassung</strong> ist jedochsein Bericht Klimaänderung und die Schweiz 2050, in demausführ lich auf die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels für die Schweizeingeg<strong>an</strong>gen wird.Die Kommunikation zwischen <strong>den</strong> Alpenstaaten ist institutionalisiert:PLANALP (Plattform Naturgefahren der Alpenkonvention)heißt das Äquivalent von PLANAT auf Ebene derVertragspartner der Alpenkonvention. Ziel dieses Netzwerksist die alpenweite Abstimmung sowohl vorbeugender alsauch reaktiver Maßnahmen.Neue, spezifisch klimabedingte Maßnahmen betreffen dietechnischen Anforderungen <strong>an</strong> Gebäude und Infrastrukturensowie die Berücksichtigung des Klimaw<strong>an</strong>dels in der Siedlungspl<strong>an</strong>ung(Maßnahmen gegen die Bildung von „Hitzeinseln“),in der L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft (<strong>Anpassung</strong> bei derWahl beziehungsweise bei der Züchtung geeigneter Arten),in der Vorsorge vor temperaturabhängigen Kr<strong>an</strong>kheitserregern(Aufbau von Überwachungs- und Meldesystemen) oderin der Regionalpolitik (Überprüfung von Förderkriterien aufgrundklimatischer Gunst-/Ungunstfaktoren). Entsprech endeNormen wer<strong>den</strong> für Architektur, Infrastruktur und Tr<strong>an</strong>sport<strong>an</strong>lagen(Tourismus) erarbeitet. In <strong>den</strong> Bundesgesetzen über<strong>den</strong> Wasserbau (WBG) und <strong>den</strong> Wald (WaG) wer<strong>den</strong> die K<strong>an</strong>toneverpflichtet, Gefahrenkarten für Hochwasser, Lawinen,Rutschungen und Sturzprozesse zu erstellen, die bei Nutzungspl<strong>an</strong>ungenund <strong>an</strong>deren raumwirksamen Tätigkeitenberücksichtigt wer<strong>den</strong> müssen – hier laufen Katastrophenschutzund Maßnahmen <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delvor Ort zusammen.| 45


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Sp<strong>an</strong>IEN:<strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Wasserm<strong>an</strong>gelZusammenfassungDer Klimaw<strong>an</strong>del wird in Sp<strong>an</strong>ien voraussichtlich zu Wasserm<strong>an</strong>gel undsteigen<strong>den</strong> Temperaturen führen. Zur <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delwurde 2006 unter Federführung des Umweltministeriums ein nationaler<strong>Anpassung</strong>spl<strong>an</strong> veröffentlicht, der eine bessere Koordination und Integrationder entsprechen<strong>den</strong> Maßnahmen zum Ziel hat. Neben der nationalenEbene haben verschie<strong>den</strong>e Nichtregierungsorg<strong>an</strong>isationen, Kommunalregierungenund Unternehmen in <strong>den</strong> letzten Jahren Maßnahmen <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del initiiert. Eine besondere Bedeutung hat dabeiin Sp<strong>an</strong>ien die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Wasserm<strong>an</strong>gel, so gibt es beispielsweisebereits ein Maßnahmenprogramm gegen die Wüstenbildung.LänderprofilIn Sp<strong>an</strong>ien wird der Klimaw<strong>an</strong>del vor allem durch zunehmendeTrockenheit und steigende Temperaturen zu Problemenführen. Sp<strong>an</strong>ien gehört zu <strong>den</strong> Ländern in Europa, die vor aussichtlich am stärksten von Trockenheit betroffen sein wer<strong>den</strong>. 70Der Tourismussektor, ein wichtiger Wirtschaftszweig in Sp<strong>an</strong>ien,steht ebenfalls vor Veränderungen. Risiken stellen hierinsbesondere extreme Hitzephasen, Wasserknappheit undder Anstieg des Meeresspiegels mit entsprechen<strong>den</strong> Auswirkungenauf Küsten, Strände und Infrastruktur dar. 75Auch die Temperaturen wer<strong>den</strong> im Vergleich zu <strong>an</strong>deren europäischenLändern stark <strong>an</strong>steigen. 71 So prognostizieren Szenarieneinen Temperatur<strong>an</strong>stieg von bis zu 7 °C im Sommerund 4 °C im Winter bis zum Jahr 2100. 72 Die stärksten Temperatur<strong>an</strong>stiegewer<strong>den</strong> für die Sommermonate erwartet, in<strong>den</strong>en zunehmend mit Hitzewellen gerechnet wer<strong>den</strong> muss.Insgesamt wer<strong>den</strong> abnehmende Niederschläge erwartet, sodass die Trockenheit zunehmen wird. Die Wasserressourcenwer<strong>den</strong> voraussichtlich um bis zu 22 Prozent <strong>zur</strong>ückgehen. 73Auch die Wasserqualität wird sich verschlechtern.Verursacht durch das Zusammenspiel von Temperatur<strong>an</strong>stiegund Wasserm<strong>an</strong>gel wird mit einer zunehmen<strong>den</strong> Wüstenbildungsowie einem Rückg<strong>an</strong>g der biologischen Vielfalt gerechnet.Bereits heute sind beinahe 40 Prozent des Bo<strong>den</strong>svon Desertifikation bedroht, Schätzungen zufolge könnten inZukunft bis zu zwei Drittel der L<strong>an</strong>desfläche gefährdet sein. 74Diese Entwicklungen wer<strong>den</strong> viele Wirtschaftssektoren vorgroße Herausforderungen stellen. So bedrohen Wasserknappheit,Bo<strong>den</strong>erosion und Wüstenbildung die Produktivitätder L<strong>an</strong>dwirtschaft. Wie in <strong>an</strong>deren Ländern auch gefähr<strong>den</strong>Waldbrände, verstärkter Schädlingsbefall und Trockenheitdie Forstwirtschaft.Auch die Nachfrage im Energiesektor wird sich ändern, mitzunehmendem Bedarf nach Kühlung im Sommer und sinkendemHeizbedarf im Winter. Der Bedarf nach Raumkühlung könnte inSp<strong>an</strong>ien bis in die 2080er um bis zu 50 Prozent <strong>an</strong>steigen. 76Der Gesundheitssektor wird durch die stärkere Ausbreitungvon Kr<strong>an</strong>kheiten betroffen sein. Weitere Herausforderungenstellen die Auswirkungen von Hitzewellen und extremenWetterereignissen dar.Strategie und AkteureMit dem Ziel, die Aktivitäten der lokalen und nationalen Verwaltungzu einem sektorübergreifen<strong>den</strong> Gesamtprogrammzusammenzuführen, wurde 2006 der Nationale Pl<strong>an</strong> <strong>zur</strong>Klima<strong>an</strong>passung (Pl<strong>an</strong> Nacional de Adaptación al CambioClimático) verabschiedet und veröffentlicht. Der Pl<strong>an</strong> beschreibtdie Aktionsfelder und Leitlinien für die Maßnahmen<strong>zur</strong> Folgenabschätzung, <strong>zur</strong> Erhebung der Risiken und <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Er wurde von der Regierungskommissionzum Klimaw<strong>an</strong>del erstellt, mit <strong>den</strong> relev<strong>an</strong>tenStakeholdern abgestimmt und als Entwurf öffentlich <strong>zur</strong>Kommentierung ausgelegt. Die Umsetzung des Pl<strong>an</strong>s wirdvom Sp<strong>an</strong>ischen Büro zum Klimaw<strong>an</strong>del (Oficina Españolade Cambio Climático – OECC) koordiniert, das direkt dem46 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delUmweltminister unterstellt ist. Es entwickelt die nationaleKlimapolitik und unterstützt ihre Umsetzung. Die Abteilung<strong>Anpassung</strong> und Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels schlägt Aktivitäten<strong>zur</strong> Klimabeobachtung und Folgenabschätzung vor,koordiniert Aktivitäten <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> und fördert deren Integrationin die relev<strong>an</strong>ten Politikfelder. 77Eine Herausforderung für die <strong>Anpassung</strong>spolitik in Sp<strong>an</strong>ienist die Verteilung der Zuständigkeiten zwischen nationalerund regionaler Administration. Das nationale Umweltministeriumist zwar befugt, allgemeine Rahmenbedingungen und<strong>Strategien</strong> für <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen zu definieren, für dieUmsetzung konkreter Aktivitäten sind aber die 17 Auto -nomen Regionen (Comunidades Autónomas) ver<strong>an</strong>twortlich.Vor diesem Hintergrund wur<strong>den</strong> große Anstrengungen <strong>zur</strong>Koordination der Forschung, der Strategiedefinition, der Priorisierungund der Umsetzung konkreter Maßnahmen <strong>zur</strong>Klima<strong>an</strong>passung unternommen.Aktivitäten, die sich aus dem nationalen Pl<strong>an</strong> ableiten, wer<strong>den</strong>in Arbeitsprogrammen beschrieben. Das erste Arbeits programmumfasst Aktivitäten in <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Bereichen: 78• Erstellung von regionalen Klimaszenarien: Eine öffentlichzugängliche nationale Datenb<strong>an</strong>k für Klimaszenarien solldie Einzelinformationen zusammenführen und als Grund -lage für die Erstellung und Aktualisierung von einheitlichenregionalen Szenarien dienen.• Erhebung der Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels auf dieWasserressourcen: Das Zentrum für hydrografischeStudien (CEDEX) soll eine qualitative und qu<strong>an</strong>titativeModellierung erstellen und die Auswirkungen künstlicherBewässerung auf die L<strong>an</strong>dwirtschaft untersuchen.• Erhebung der Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels auf dieBiodiversität: Im Bereich der Biodiversität soll untersuchtwer<strong>den</strong>, welche Lebensräume und Arten besonders sensibelauf die Klimaänderungen reagieren wer<strong>den</strong>.• Erhebung der Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels in <strong>den</strong>Küstenregionen: Es soll eine Studie über die am meistenbedrohten Gebiete erstellt wer<strong>den</strong>. Ein Bericht über<strong>Strategien</strong> zum Küstenschutz liegt bereits vor. Die Ergebnisseder bereits umgesetzten Arbeitsschritte flossen indie vom Umweltministerium vorgelegte Strategie <strong>zur</strong>Nachhaltigkeit der Küsten ein.Das zweite Arbeitsprogramm wird voraussichtlich primär Maßnahmen<strong>zur</strong> Erhebung der Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong> dels in<strong>den</strong> Bereichen Tourismus, Gesundheit und Wälder beinhalten.In Anbetracht des für Sp<strong>an</strong>ien besonders relev<strong>an</strong>ten Problemsder Wüstenbildung wurde ein nationales Programm<strong>zur</strong> Bekämpfung der Wüstenbildung (Programa de AcciónNacional contra la Desertificación) aufgelegt. Es beschreibtdie besonders betroffenen Zonen, die Einflussfaktoren undkonkrete Maßnahmen <strong>zur</strong> Vermeidung der Wüstenbildung.Zudem enthält das Programm Szenarien für die verschie<strong>den</strong>enÖkosysteme und L<strong>an</strong>dwirtschaftsformen. 79 Das ausder Analyse abgeleitete Maßnahmenprogramm enthältAktivi täten in <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Bereichen:• L<strong>an</strong>dwirtschaft: Integration von Umweltkriterien in dieL<strong>an</strong>dwirtschaftspolitik, Maßnahmen <strong>zur</strong> Vermeidungder Bo<strong>den</strong>degradierung, Aufforstung von ehemalig l<strong>an</strong>dwirtschaftlichgenutzten Flächen.• Forstwirtschaft: Aufforstung, Maßnahmen <strong>zur</strong> Ausweitungder nachhaltigen Forstwirtschaft, Bekämpfung vonWaldbrän<strong>den</strong>.• M<strong>an</strong>agement der Wasserressourcen: Einrichtung einesBeobachtungszentrums für Trockenheit, Maßnahmenzum nachhaltigen M<strong>an</strong>agement des Grundwassers, Integrationvon Umweltkriterien in <strong>den</strong> nationalen Pl<strong>an</strong> zumL<strong>an</strong>dbau mit künstlicher Bewässerung, Entwicklung vonMaßnahmenplänen bei Trockenheit.Beim Thema Wasser setzt Sp<strong>an</strong>ien außerdem zunehmend aufdie Meerwasserentsalzung <strong>zur</strong> Gewinnung von Trinkwasser.Bereits heute sind 700 Anlagen in Betrieb, diese Kapazitätensollen deutlich ausgebaut wer<strong>den</strong>. 80Regionale und lokale EbeneVon <strong>den</strong> Autonomen Regionen wur<strong>den</strong> bisher lediglich vereinzelteMaßnahmen <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>deldurchgeführt. Eine konsequente Umsetzung des NationalenPl<strong>an</strong>s <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ist auf der regionalenEbene noch nicht zu erkennen.Auf lokaler Ebene sind die Aktivitäten derzeit meist auchnoch im Pl<strong>an</strong>ungsstadium, aber es gibt erste Ansätze: Dassp<strong>an</strong>ische Netzwerk der Städte für das Klima (Red Española deCiudades por el clima) 81 ist ein Zusammenschluss von Städtenund Kommunen, der sich <strong>zur</strong> nachhaltigen Entwicklung undzum Klimaschutz verpflichtet hat. Das Netzwerk fördert insbesonderedie Reduktion von CO 2-Emissionen. Derzeit findetsich das Thema der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> die Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>delsnoch nicht explizit in <strong>den</strong> Programmen des Netzwerks.In Kooperation mit dem Büro zum Klimaw<strong>an</strong>del (sieheoben) ist jedoch gepl<strong>an</strong>t, ein entsprechendes Programm zu| 47


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:definieren und die Aktivitäten der Städte und Gemein<strong>den</strong> mitder Nationalen Strategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delzu verbin<strong>den</strong>.Informationsst<strong>an</strong>dEin Forschungsprojekt des sp<strong>an</strong>ischen Büros zum Klimaw<strong>an</strong>delund der Universität Castilla de la M<strong>an</strong>cha zu <strong>den</strong> Auswirkungendes Klimaw<strong>an</strong>dels in Sp<strong>an</strong>ien (Efectos del CambioClimático en España, ECCE) aus <strong>den</strong> Jahren 2003/2004 hattezum Ziel, eine Informationsbasis zu <strong>den</strong> Auswirkungen desKlimaw<strong>an</strong>dels zu schaffen. 82 Die Studie erhöhte in Sp<strong>an</strong>iendas Bewusstsein für <strong>den</strong> Bedarf <strong>an</strong> konkreten Maßnahmen<strong>zur</strong> Klima<strong>an</strong>passung. Sie beschreibt die Auswirkungen desKlimaw<strong>an</strong>dels auf die Ökosysteme, die Wasserressourcen,die Küstengebiete, verschie<strong>den</strong>e Wirtschaftssektoren und dieGesundheit. Zudem enthält die Studie regionale Klimaszenarien.Die Ergebnisse flossen in <strong>den</strong> Nationalen Pl<strong>an</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ein.Kommunikation und AufklärungUm das Bewusstsein und das Wissen der sp<strong>an</strong>ischen Bevölkerungzum Klimaw<strong>an</strong>del zu steigern, führt das Umweltministeriumverschie<strong>den</strong>e Ver<strong>an</strong>staltungen und Programmedurch. Eine systematische Umsetzung der Aktivitäten <strong>zur</strong> Informationund Bewusstseinsbildung, die im Nationalen Pl<strong>an</strong><strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vorgesehen sind, erfolgtallerdings noch nicht. Derzeit fokussieren sich die Programme<strong>zur</strong> Bewusstseinsbildung zum Klimaw<strong>an</strong>del insbesondere aufdas Thema Energiesparen mit dem Ziel der Reduktion vonCO 2-Emissionen.Die wichtigsten Forschungsinstitutionen zum Klimaw<strong>an</strong>delsind das Nationale Meteorologische Institut (Instituto Nacionalde Meteorología, INM), der Obere Rat für wissenschaftlicheForschung (Consejo Superior de Investigaciones Científicas,CSIC) sowie verschie<strong>den</strong>e Universitäten. Außerdembereitet das Forschungsministerium die Einrichtung einesnationalen Zentrums für Klimaforschung vor.48 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delK<strong>an</strong>ada: Ch<strong>an</strong>cen und Risiken des Klimaw<strong>an</strong>delsZusammenfassungFür K<strong>an</strong>ada entstehen durch die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels sowohl Risikenals auch wirtschaftliche Ch<strong>an</strong>cen. Aufgrund der Größe und geografischenVielfalt des L<strong>an</strong>des variieren die Auswirkungen jedoch stark von Regionzu Region. Besonders die arktischen Regionen K<strong>an</strong>adas sind bereits vomKlimaw<strong>an</strong>del betroffen. Die lokale Bevölkerung ist von natürlichen Ressourcenabhängig und ihre Lebensgrundlage daher zunehmend bedroht.Gerade in dieser Region ergeben sich jedoch auch wirtschaftliche Ch<strong>an</strong>cenfür K<strong>an</strong>ada, wie beispielsweise die Öffnung neuer Schiffswege entl<strong>an</strong>g derNordwestpassage und die Erschließung neuer Rohstoffquellen. Die k<strong>an</strong>adischeRegierung setzt sich schon länger mit notwendigen <strong>Anpassung</strong>en<strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ausein<strong>an</strong>der. Die meisten konkreten Maßnahmenwer<strong>den</strong> von <strong>den</strong> Provinzen und Kommunen ver<strong>an</strong>twortet, die teilweiseauch eigene <strong>Strategien</strong> entwickeln.LänderprofilK<strong>an</strong>ada gehört zu <strong>den</strong> Ländern, für die die deutlichstenAnstiege der Jahresmitteltemperatur erwartet wer<strong>den</strong>. Klima -projektionen zufolge könnte die jährliche Durchschnittstemperaturin K<strong>an</strong>ada doppelt so stark <strong>an</strong>steigen wie im weltweitenDurchschnitt. Seit 1948 ist die Temperatur in K<strong>an</strong>adabereits um 1,3 °C <strong>an</strong>gestiegen. 83 Gerade in <strong>den</strong> Polar- undSubpolargebieten des L<strong>an</strong>des sind die größten Klimaänderungenin <strong>den</strong> nächsten Jahrzehnten zu erwarten.Durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del entstehen in K<strong>an</strong>ada sowohl Ch<strong>an</strong>cenals auch Risiken. Einer Studie zu <strong>den</strong> weltweiten Risikendes Klimaw<strong>an</strong>dels zufolge ist K<strong>an</strong>ada das L<strong>an</strong>d, das im internationalenVergleich am wenigsten durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delgefährdet ist, da Risiken h<strong>an</strong>dhabbar seien und auch Ch<strong>an</strong>cenentstün<strong>den</strong>. 84 Jedoch sind Ch<strong>an</strong>cen und Risiken in K<strong>an</strong>ada ungleichverteilt und die ressourcenabhängigen indigenen Bevölkerungsgruppensind besonders betroffen.Zwar besitzt K<strong>an</strong>ada insgesamt sehr große Frischwasservorräte,aber die Gebiete im Sü<strong>den</strong> des L<strong>an</strong>des sind bereitsvon Wasserm<strong>an</strong>gel betroffen. Veränderungen im Abflussdes Schmelzwassers der Gletscher führen zu Überschwemmungenim Winter und Niedrigwasser im Sommer. DieWasserstände der Großen Seen und des St.-Lorenz-Stromsdrohen dauerhaft zu sinken und damit Tr<strong>an</strong>sport, L<strong>an</strong>dwirtschaftund Tourismus zu gefähr<strong>den</strong>. Außerdem besitztK<strong>an</strong>ada eine der längsten Küstenlinien der Welt und ist daherbesonders vom steigen<strong>den</strong> Meeresspiegel bedroht. 85Die L<strong>an</strong>dwirtschaft wird vermutlich von <strong>den</strong> Folgen desKlimaw<strong>an</strong>dels profitieren, zumindest bei einer mäßigenKlimaänderung. Steigende Temperaturen und höhere CO 2-Konzentration führen voraussichtlich zu längeren Vegetationszeitenund höherer Produktivität sowie zu einer Zunahmel<strong>an</strong>dwirtschaftlich nutzbarer Gebiete. Die Folgen desKlimaw<strong>an</strong>dels für K<strong>an</strong>adas riesige Waldgebiete, einem wichtigenWirtschaftssektor, aber auch Naturraum, sind dagegenambivalent. Auch hier könnten höhere Temperaturen undsteigende CO 2-Konzentration zu stärkerem Wachstum führen.Jedoch drohen Trockenheit, Schädlinge und Waldbrändediese positiven Effekte zunichte zu machen.Die indigene Bevölkerung (Inuit) der nördlichen Territorien istdurch ihre traditionelle Lebensweise stark von natürlichenRessourcen abhängig. Die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels stellenin diesen Gebieten (beispielsweise in Nunavut) schon heuteeine große Belastung für die Lebensweise der Inuit dar. Siemachen sich durch einen Rückg<strong>an</strong>g der Eisdecke, Veränderungender Migrationszyklen von Tieren und einen schlechterenZug<strong>an</strong>g zu Fischgrün<strong>den</strong> bemerkbar.In <strong>den</strong> nördlichen Gebieten K<strong>an</strong>adas sind auch die Auswirkungenauf Infrastruktur und Verkehr besonders stark.| 49


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Zum einen sind Eisstraßen in vielen Regionen die einzigeVerkehrs<strong>an</strong>bindung. Bei wärmeren Temperaturen wird dieZeit, in der sie nutzbar sind, merkbar kürzer. Zudem wirddie Tragfähigkeit durch dünnere Eisdecken geringer, so dassdie Tr<strong>an</strong>sportkapazität eingeschränkt wird. Der Anstieg dersaisonalen Tautiefe des Permafrostbo<strong>den</strong>s führt außerdemzu Bo<strong>den</strong>instabilität und verursacht Schä<strong>den</strong> <strong>an</strong> Gebäu<strong>den</strong>und Infrastruktur.Für K<strong>an</strong>ada ergeben sich aus <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delsaber auch ökonomische Ch<strong>an</strong>cen, zum Beispiel durch diesaisonale Öffnung der bisher vereisten Nordwestpassage.Eine eisfreie Nordwestpassage verkürzt <strong>den</strong> Weg von Asiennach Europa gegenüber der Route über <strong>den</strong> P<strong>an</strong>amak<strong>an</strong>al umcirca 7.000 Kilometer. Auch die Bewertung von Infrastrukturprojekten,wie beispielsweise neuen Häfen, verändertsich vor diesem Hintergrund. Es ließen sich beispielsweiseRohstoffabbaustätten besser <strong>an</strong>bin<strong>den</strong>, so dass die Förderungwettbewerbsfähiger wird. Mit diesen Ch<strong>an</strong>cen sind d<strong>an</strong>nallerdings auch wieder Umweltgefahren für die sensible Arktisregionverbun<strong>den</strong>. 86Strategie und AkteureIn K<strong>an</strong>ada befasst m<strong>an</strong> sich bereits seit Längerem auf <strong>den</strong>unterschiedlichen Regierungsebenen mit <strong>den</strong> Folgen desKlimaw<strong>an</strong>dels. Für die konkrete Umsetzung sind meist dieProvinzen und bundesunabhängigen Territorien zuständig,die aufgrund der Größe des L<strong>an</strong>des oft auch in sehr unterschiedlicherWeise vom Klimaw<strong>an</strong>del betroffen sind.Nationale EbeneIm Ministerium für natürliche Ressourcen (Natural ResourcesC<strong>an</strong>ada) gibt es eine Climate Ch<strong>an</strong>ge Impacts <strong>an</strong>d AdaptationDivision, die Forschung zu <strong>den</strong> Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>delsund zu möglichen <strong>Anpassung</strong>sstrategien in einzelnenSektoren, Kapazitätsaufbau, <strong>den</strong> Aufbau von Netzwerkensowie die Entwicklung von <strong>Anpassung</strong>soptionen fördert.2008 veröffentlichte die k<strong>an</strong>adische Regierung unter demTitel From Impacts to Adaptation: C<strong>an</strong>ada in a Ch<strong>an</strong>ging Climate2007 einen umfassen<strong>den</strong> Bericht zu <strong>den</strong> Folgen desKlimaw<strong>an</strong> dels in K<strong>an</strong>ada, in dem die Risiken und Ch<strong>an</strong>cen füralle Regionen K<strong>an</strong>adas dargestellt wer<strong>den</strong>.Im Dezember 2007 hat die k<strong>an</strong>adische Regierung Mittel <strong>zur</strong>Erhöhung von K<strong>an</strong>adas <strong>Anpassung</strong>skapazität bereitgestellt.Über einen Zeitraum von vier Jahren stehen 85,9 MillionenK<strong>an</strong>adische Dollar für einen neuen <strong>Anpassung</strong>spl<strong>an</strong> <strong>zur</strong> Verfügung.87 Folgende Investitionen sind in dem Pl<strong>an</strong> vorgesehen:• 15 Millionen K<strong>an</strong>adische Dollar für die Erstellung exaktererKlimaszenarien• 35 Millionen K<strong>an</strong>adische Dollar für die Entwicklung innovativerRisikom<strong>an</strong>agement-Werkzeuge sowie für dieErarbeitung eines <strong>Anpassung</strong>sprogramms auf regionalerEbene• 14 Millionen K<strong>an</strong>adische Dollar für die UreinwohnerK<strong>an</strong>adas, um deren wichtigste Herausforderungen undCh<strong>an</strong>cen im Zusammenh<strong>an</strong>g mit dem Klimaw<strong>an</strong>del zuuntersuchen• 7 Millionen K<strong>an</strong>adische Dollar, um gesundheitliche <strong>Anpassung</strong>sprogrammefür die Ureinwohner zu fin<strong>an</strong>zieren• 14,9 Millionen K<strong>an</strong>adische Dollar, um gesundheitlicheNotfallprogramme (beispielsweise gegen die Ausbreitungvon Infektionskr<strong>an</strong>kheiten) zu fin<strong>an</strong>zierenDas k<strong>an</strong>adische Umweltministerium (Environment C<strong>an</strong>ada)kooperiert bei der Umsetzung vor allem mit dem Ministeriumfür natürliche Ressourcen (Natural Resources C<strong>an</strong>ada),dem Ministerium für indigene und nördliche Angelegenheiten(Indi<strong>an</strong> <strong>an</strong>d Northern Affairs C<strong>an</strong>ada) und dem Gesundheitsministerium(Health C<strong>an</strong>ada). Weitere Ministerienund Institutionen sind über verschie<strong>den</strong>e themenspezifischeArbeitsgruppen eingebun<strong>den</strong>.In <strong>den</strong> unterschiedlichen Bereichen gibt es außerdem Initiativender jeweiligen Ministerien und Institutionen. DasMinisterium für Infrastruktur berücksichtigt die Klima<strong>an</strong>passungbeispielsweise bei der Bewertung von Bewerbungen umInfrastrukturmittel. Wer sich beispielsweise im Rahmen desC<strong>an</strong>adi<strong>an</strong> Strategic Infrastructure Fund um Mittel bemüht,muss nachweisen, welche Auswirkungen das vorgeschlageneProjekt auf <strong>den</strong> Klimaschutz und die Klima<strong>an</strong>passung hat. 88Die Nationalparkverwaltung Parks C<strong>an</strong>ada entwickelt Szenarienfür die Einflüsse des Klimaw<strong>an</strong>dels auf die k<strong>an</strong>adischenNationalparks und integriert Klimaindikatoren in die Überwachungder ökologischen Stabilität in <strong>den</strong> Parks. 89Regionale EbeneDie k<strong>an</strong>adische Regierung unterstützt die Regionen darin,sich auf die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels vorzubereiten. So hatsie beispielsweise im Rahmen ihres <strong>Anpassung</strong>spl<strong>an</strong>s das ProgrammRegional Adaptation Collaboratives (RACs) ins Lebengerufen. Das Programm wird vom Ministerium für natürlicheRessourcen getragen und soll zielgerichtete Kooperationenzwischen regionalen Regierungen, NGOs und technischen50 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delExperten unterstützen, um so Informationen <strong>zur</strong> effektiven<strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del zu bündeln. Auf diese Weisewer<strong>den</strong> <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen katalysiert und Pl<strong>an</strong>ungsundEntscheidungsprozesse auf regionaler Ebene unterstützt. 90Einige Provinzregierungen haben bereits ihre eigenen <strong>Strategien</strong>und Maßnahmen entwickelt. So hat beispielsweise dieRegierung von British Columbia 2008 einen neuen Klimaaktionspl<strong>an</strong>veröffentlicht. Nach Sektoren gegliedert wer<strong>den</strong>jeweils sowohl Klimaschutz- als auch <strong>Anpassung</strong>smaßnahmendiskutiert. Sektoren, in <strong>den</strong>en <strong>Anpassung</strong> notwendigist, sind beispielsweise Feuer-, Flut- und Dürreschutz, Wasserm<strong>an</strong>agementsowie Schädlingsbekämpfung. 91 Bereits in derUmsetzung befindet sich die Future Forest Ecosystems-Initiative,die das M<strong>an</strong>agementsystem der Wald- und Bergregionen<strong>den</strong> Herausforderungen des Klimaw<strong>an</strong>dels <strong>an</strong>passen soll. 92Eine weitere Initiative ist das 2002 gegründete Our<strong>an</strong>os-Konsortiumin Québec. Es h<strong>an</strong>delt sich dabei um eine Partnerschaftverschie<strong>den</strong>er Ministerien der Provinz Québec mitVertretern der Industrie und Wissenschaft. Im Rahmen dieserKooperation wer<strong>den</strong> nicht nur regionale Klimaszenarien entwickelt,sondern auch Stakeholder-Dialoge durchgeführt,um <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen gemeinsam zu pl<strong>an</strong>en und umzusetzen.93Kommunale EbeneAuch die Gemein<strong>den</strong> beginnen, sich auf die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delsvorzubereiten. So haben beispielsweise Halifax,Hamilton, Ottawa, Toronto und V<strong>an</strong>couver begonnen, die<strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del in ihrer kommunalen Pl<strong>an</strong>ungzu berücksichtigen. Ein weiteres Beispiel ist die StädtepartnerschaftAlli<strong>an</strong>ce for Resilient Cities – ein Netzwerkaus kommunalen Entscheidungsträgern, das lokale Verwaltungenbei der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del unterstützt.Es dient vor allem dem Erfahrungsaustausch und dem Aufbauvon Expertise <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. 94Kommunikation und AufklärungDie Kommunikation <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong>sstrategie läuft maßgeb lichüber das Ministerium für natürliche Ressourcen (NRC<strong>an</strong>), dasein Portal zum Thema eingerichtet hat. Dort wer<strong>den</strong> wissenschaftlicheErgebnisse und Zust<strong>an</strong>dsberichte veröffent licht. 95Zwischen 2001 und 2007 fin<strong>an</strong>zierte NRC<strong>an</strong> das C<strong>an</strong>adi<strong>an</strong> ClimateImpacts <strong>an</strong>d Adaptation Research Network (C-CIARN).Es diente dazu, Wissen zu generieren und zwischen Regionenund Sektoren zu verbreiten. Ein Projekt war beispielsweisedie Erstellung eines „Baukastens“ mit pädagogischem Material(Sammlung von Informationen und Übungen), der aufverständliche Weise <strong>den</strong> Einfluss des Klimaw<strong>an</strong>dels auf dieGroßen Seen im Sü<strong>den</strong> K<strong>an</strong>adas vermittelt. 96Verschie<strong>den</strong>e Initiativen klären betroffene Berufsgruppenüber die Bedeutung des Klimaw<strong>an</strong>dels für deren jeweiligenArbeitsbereich auf. So engagiert sich das Council of ProfessionalEngineers für die Weiterbildung von Ingenieuren zu<strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels für die eigene Arbeit, um so dieBerücksichtigung in der Pl<strong>an</strong>ung von Infrastruktur- und Bauprojektenvor<strong>an</strong>zutreiben.Eine Umfrage der C<strong>an</strong>adi<strong>an</strong> St<strong>an</strong>dards Association zeigt, dass jenach Sektor 70 bis über 80 Prozent der befragten IngenieureK<strong>an</strong>adas davon ausgehen, dass der Klimaw<strong>an</strong>del in naher Zukunfteinen Einfluss auf ihre Arbeit haben wird. Dennoch gibtdie Mehrheit <strong>an</strong>, dass sie die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels in ihrerbisherigen Arbeit gar nicht oder nur m<strong>an</strong>chmal berücksichtigt. 97Kommunikationsmaßnahmen gibt es auch im Gesundheitsbereich.So gibt das Gesundheitsministerium beispielsweise <strong>den</strong>Newsletter Your Health <strong>an</strong>d a Ch<strong>an</strong>ging Climate heraus, der überaktuelle Entwicklungen und Forschungsergebnisse über die Auswirkungendes Klimaw<strong>an</strong>dels auf die Gesundheit aufklärt, um<strong>den</strong> Gesundheitssektor auf die Veränderungen vorzubereiten. 98Informationsst<strong>an</strong>dDie von der k<strong>an</strong>adischen Regierung 2007 herausgegebeneStudie From Impacts to Adaptation setzt sich detailliert mit <strong>den</strong>Auswirkungen und möglichen <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen in <strong>den</strong>unterschiedlichen Regionen K<strong>an</strong>adas ausein<strong>an</strong>der. Die Erstellungdes Berichts erfolgte unter Einbeziehung von Regierung,Wissenschaft, Wirtschaft und indigenen Bevölkerungsgruppen.Ziel ist es, eine Wissensgrundlage für die Entwicklung von<strong>Anpassung</strong>spolitiken <strong>zur</strong> Verfügung zu stellen.| 51


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:USA:<strong>Anpassung</strong>smaSSnahmen der BundesstaatenZusammenfassungIn <strong>den</strong> USA gibt es noch keine nationale Strategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong><strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Allerdings spielt die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delim Zuge des derzeit debattierten Gesetzentwurfes zum Klimaschutzeine Rolle. Einige Bundesstaaten sind schon weiter. Vorreiter sind hierbeispielsweise Alaska und Kalifornien. Kalifornien entwickelt derzeit eineumfassende <strong>Anpassung</strong>sstrategie und hat vor allem im Wassersektor bereits<strong>Anpassung</strong>smaßnahmen durchgeführt. Auch Alaska setzt sich bereitsmit <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels ausein<strong>an</strong>der und erarbeitet eineStrategie.LänderprofilWesten – Wasserm<strong>an</strong>gel und WaldbrändeDas Gebiet westlich der Rocky Mountains wird durch <strong>den</strong>Klimaw<strong>an</strong>del voraussichtlich verstärkt von Wasserknappheitbetroffen sein. Verminderter Schneefall und höhere Temperaturenführen zum Rückg<strong>an</strong>g des Schmelzwassers aus <strong>den</strong>Bergen. Das führt zu sinken<strong>den</strong> Pegelstän<strong>den</strong> in <strong>den</strong> regionalenWasserreservoirs, die für die Energie- und Trinkwassergewinnungder Region eine zentrale Rolle spielen. Bereitsheute ist beispielsweise der Lake Mead, der größte künst licheStausee der USA, nach l<strong>an</strong>g <strong>an</strong>haltender Trockenheit nurnoch etwa <strong>zur</strong> Hälfte gefüllt. 99 Zusätzlich wird sich durch dieTrockenheit die Gefahr von Waldbrän<strong>den</strong> verstärken. 100Golfküste – Unwetter und ÜberflutungenSpätestens seit Hurrik<strong>an</strong> Katrina ist klar, wie stark die tiefliegen<strong>den</strong> Küstengebiete der USA durch Extremwetterereignisseund Überflutungen bedroht sind. 101 Die Vulnerabilitätder Region wird durch die dichte Besiedlung weiter verschärft.Klimaprojektionen zufolge sind weite Teile Floridasund der Küstenzone bis Texas von Überflutungen bedroht. 102Die potenziellen Auswirkungen für die Wirtschaft sind beträchtlich,beispielsweise für die vor <strong>den</strong> Küsten gelegenenBohrinseln, die durch Hurrik<strong>an</strong>e und Flutwellen stark beschädigtwer<strong>den</strong> könnten. 103Mittlerer Westen – HitzewellenDer mittlere Westen wird voraussichtlich verstärkt vonHitzewellen betroffen sein. 104 Die extremen Wärmebelastungenwirken sich negativ auf Gesundheit, Luftqualität undAuswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels nach Regionenin <strong>den</strong> USA 107AuswirkungenÜberflutungen <strong>an</strong><strong>den</strong> Küsten, ErosionZunahme vonHurrik<strong>an</strong>enAnstieg desMeeresspiegelsÜberflutungen,StarkniederschlägeRückg<strong>an</strong>g des Niederschlagsund desWasserabflussesTrockenheitWaldbrändeZunahme vonHitzewellenRegion/StaatSüd, Südost, Nordosten(Mittel-Atl<strong>an</strong>tik), Nordwesten,AlaskaKüstengebiete am Atl<strong>an</strong>tikund am Golf von MexikoKüstengebiete am Atl<strong>an</strong>tikund am Golf von Mexiko,S<strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>cisco Bay/Sacramento Delta Region,Puget Sound, AlaskaAlle Regionen, zunehmendin nördlichen BreitenSüdwestenSüdwesten,Teile des SüdostensWestliche USA,Alaska, FloridaAlle Regionen52 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>dellokale Ökosysteme aus. Betroffen sind vor allem Menschenin Großstädten wie St. Louis, Chicago und Cincinnati. Es wirdauch ein wachsender Energiebedarf für Raumkühlung erwartet.105Küstenzonen im Nordosten –Überflutungen und KüstenerosionÄhnlich wie die Golfküste wird auch die Nordostküste verstärktvon Überflutungen betroffen sein. Dies stellt vor allemfür Boston und New York eine erhebliche Bedrohung dar. Sokönnten extreme Überschwemmungsereignisse in New Yorkstatt einmal im Jahrhundert rund alle zehn Jahre auftreten, inBoston sogar alle zwei bis vier Jahre, mit entsprechen<strong>den</strong> Folgenfür Bevölkerung, Wirtschaft und Infrastruktur. WichtigeTourismusgegen<strong>den</strong> wie Cape Cod und Long Isl<strong>an</strong>d sind vonschwerer Küstenerosion betroffen. 106Nor<strong>den</strong> – SchmelzprozesseDurch die Nähe <strong>zur</strong> Arktis, wo die Temperaturen doppeltso schnell <strong>an</strong>steigen wie in <strong>an</strong>deren Breitengra<strong>den</strong>, sinddie Folgen der Erwärmung in Alaska sehr deutlich spürbar.Die Erwärmung des Permafrostbo<strong>den</strong>s verringert die Stabilitätvieler Gebäude. Schmelzendes Eis <strong>an</strong> der Küste bedrohtvor allem die indigenen Bevölkerungsgruppen, die sichdurch Küsten erosion und steigen<strong>den</strong> Meeresspiegel weiterins L<strong>an</strong>desinnere <strong>zur</strong>ückziehen müssen. Die gestiegenenTemperaturen können aber durchaus auch positive Folgenhaben, etwa durch die Erschließung neuer H<strong>an</strong>delswegedurch saisonal eisfreie Schiffspassagen und Häfen oder durchbesseren Zug<strong>an</strong>g zu Rohstoffen.Strategie und AkteureBei der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ist in <strong>den</strong> USA, zumindestauf Bundesebene, bisher wenig geschehen. Bisl<strong>an</strong>ggibt es keine nationale <strong>Anpassung</strong>sstrategie. Einige Bundesstaatensind dagegen schon weiter: Sie entwickeln derzeit<strong>Anpassung</strong>sstrategien und haben teilweise auch schon <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenumgesetzt. Beispiele sind hier Kalifornienund Alaska. 108Nationale EbeneBisl<strong>an</strong>g gibt es keine nationale <strong>Anpassung</strong>sstrategie oderPolitik der Bundesregierung. Die Bundesregierung hat sichvor allem auf Forschungsprojekte <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delkonzentriert, mit begrenzten Mitteln für <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenauf der regionalen und lokalen Ebene. 109Auf der gesetzgeberischen Ebene wur<strong>den</strong> während der 110.Legislaturperiode des Kongresses mindestens 26 Gesetzentwürfeberaten, die sich mit der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delausein<strong>an</strong>dersetzten, aber keiner wurde verabschiedet. 110Durch <strong>den</strong> Regierungswechsel Anf<strong>an</strong>g 2009 ist die amerik<strong>an</strong>ischeKlimapolitik derzeit in einer Phase des W<strong>an</strong>dels.Auf nationaler Ebene wird der Gesetzentwurf <strong>zur</strong> Einführungeines Cap-<strong>an</strong>d-Trade-Systems verh<strong>an</strong>delt. Der Americ<strong>an</strong>Cle<strong>an</strong> Energy <strong>an</strong>d Security Act of 2009 (ACES) wurde im Juni2009 vom Repräsent<strong>an</strong>tenhaus verabschiedet. Der Cle<strong>an</strong> EnergyJobs <strong>an</strong>d Americ<strong>an</strong> Power Act (CEJAPA) wird derzeit imSenat verh<strong>an</strong>delt. Egal, welche Version am Ende verabschiedetwird, sie wird sehr wahrscheinlich auch wichtige Regelungen<strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del enthalten. DerEntwurf des Repräsent<strong>an</strong>tenhauses fordert von nationalenMinisterien und Institutionen die Entwicklung spezifischer<strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Das Gesundheitsministeriumsoll beispielsweise untersuchen, wie dieglobale Erwärmung die öffentliche Gesundheit in <strong>den</strong> USAbetrifft. Besonders herausgehoben wird auch die Bedeutungder <strong>Anpassung</strong> der natürlichen Ressourcen. Im Ministeriumfür Entwicklungshilfe soll ein spezielles Programm <strong>zur</strong> Unterstützungarmer Länder bei der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>deleingerichtet wer<strong>den</strong>. 111 Auch die Bundesstaaten müsstenPläne <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del entwickeln, sofernsie für die Umsetzung von <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen Geldervon der nationalen Regierung <strong>an</strong>fordern. 112 Außerdem soll einneuer National Climate Service geschaffen wer<strong>den</strong>. 113 DessenAufgabe wäre es, Bundesstaaten und lokalen RegierungenInformationen und Unterstützung <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del<strong>an</strong>zubieten. Zur Fin<strong>an</strong>zierung der <strong>Anpassung</strong> sollein spezieller Fonds eingerichtet wer<strong>den</strong>. Ein Teil der Einnahmenaus dem Cap-<strong>an</strong>d-Trade-System soll für die <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del verwendet wer<strong>den</strong>. Es gilt allerdings alsunwahrscheinlich, dass ein neues Klimagesetz vor 2010 verabschiedetwird.Angesichts des Fehlens einer nationalen <strong>Anpassung</strong>sstrategiespielt der NGO-Sektor eine koordinierende Rolle bei der<strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Die Aktivitäten der NGOs,Bundesstaaten und Gemein<strong>den</strong> wur<strong>den</strong> aber teilweise vonbundesstaatlichen Einrichtungen, wie der National Oce<strong>an</strong>ic<strong>an</strong>d Atmospheric Administration (NOAA), fin<strong>an</strong>ziell gefördert.Auf nationaler Ebene zählen NGOs zu <strong>den</strong> wichtigsten Akteuren,wie beispielsweise:• Local Governments for Sustainability (ICLEI). ICLEI hat ein| 53


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:2008 initiierte die California Resources Agency einen Prozess<strong>zur</strong> Entwicklung einer <strong>Anpassung</strong>sstrategie (Climate AdaptationStrategy – CAS), der einen sektoralen Ansatz verfolgt.Ein Entwurf der Strategie wurde im August 2009 vorgestellt.Anschließend hatten die Stakeholder bis September Zeit, umihre Kommentare ein<strong>zur</strong>eichen. Für die Sektoren Gesundheit,Biodiversität, Küstengebiete, Wasser, L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaftsowie Tr<strong>an</strong>sport und Energie-Infrastruktur wur<strong>den</strong>kurz- und l<strong>an</strong>gfristige H<strong>an</strong>dlungsoptionen erarbeitet. 125Die lokale EbeneAuch auf der lokalen Ebene gibt es bereits <strong>Anpassung</strong>sprogramme.So haben sich einige Städte und Kommunen bereitsintensiv mit dem Thema befasst und eigene Maßnahmeneingeleitet. Führend sind hier beispielsweise New York oderdas King County in Washington. Allerdings stehen auch dieseProgramme bisher erst am Anf<strong>an</strong>g (siehe Projektbeispiele).Informationsst<strong>an</strong>dAuf nationaler Ebene liegt der Fokus bisher auf Forschungund Informationsgewinnung. Eine der wichtigen Forschungseinrichtungenist das 2002 gegründete Climate Ch<strong>an</strong>ge ScienceProgram (CCSP), das wissenschaftliche Analysen zuklimarelev<strong>an</strong>ten Themen erstellt und H<strong>an</strong>dlungsempfehlungenformuliert. Als Informationsgrundlage für politische Entscheidungsträgerund Stakeholder hat das CCSP bisher zehnLageberichte über Klimafolgen erstellt. 126 Weitere Berich tesollen bis 2010 folgen. Eine aktuelle Studie befasst sichbeispielsweise mit <strong>Anpassung</strong>soptionen in Wäldern, Nationalparksund Naturreservaten. Die Projektionen zu regionalenFolgen des Klimaw<strong>an</strong>dels wer<strong>den</strong> von der Wetter- undOze <strong>an</strong>ografiebehörde (NOAA) erstellt.Al Gore: vom Kritiker zum Unterstützer von<strong>Anpassung</strong>smaßnahmenBis vor Kurzem gab es in <strong>den</strong> USA einen prominenten Kritikerder <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Der ehemaligeVizepräsi<strong>den</strong>t und Nobelpreisträger Al Gore bezeichnetedie <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del als eine „Art Faulheit“.Er befürchtete, dass durch <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delvon weiteren Anstrengungen zum Klimaschutzabgelenkt wer<strong>den</strong> solle. Mittlerweile hat er seine Positionaber grundlegend revidiert und setzt sich jetzt aktiv für<strong>Anpassung</strong>smaßnahmen in Entwicklungsländern ein.Zitate• Al Gore 1992: <strong>Anpassung</strong> ist „a kind of laziness, <strong>an</strong>arrog<strong>an</strong>t faith in our ability to react in time to saveour skins.“• Al Gore 2007: „We really have to focus on prevention.“• Al Gore 2008: „I used to think adaptation subtractedfrom our efforts on prevention. But I’ve ch<strong>an</strong>ged mymind … Poor countries are vulnerable <strong>an</strong>d need ourhelp.“Quellen• The Economist (2007), Adapt or Die, The EconomistNewspaper Limited, September.• James Ford (2008), Emerging Trends in ClimateCh<strong>an</strong>ge Policy: The Role of Adaptation, Departmentof Geography, McGill University, C<strong>an</strong>ada.Kommunikation und AufklärungEs gibt bereits eine große Vielfalt <strong>an</strong> Informations- und Bildungsmaterialienzu <strong>den</strong> Risiken des Klimaw<strong>an</strong>dels für dieUSA. Die Debatte zum Thema <strong>Anpassung</strong> wird in <strong>den</strong> USA vorallem durch gemeinnützige Einrichtungen und Interessenverbändevor<strong>an</strong>getrieben. Wichtige Akteure sind beispielsweisedas Heinz Center oder das PEW Center on Global ClimateCh<strong>an</strong>ge. Das PEW Center erstellt unter <strong>an</strong>derem Analysenzum St<strong>an</strong>d der <strong>Anpassung</strong>spolitik in <strong>den</strong> Bundesstaaten oder<strong>zur</strong> Bedeutung der Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels für Unternehmen.Auf der Bundesebene unterhält die United States EnvironmentalProtection Agency eine Internetseite mit Informationenüber <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del, mit einem Abschnitt, der sichspeziell mit Klima<strong>an</strong>passung befasst.56 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delAustralien: Kampf gegen Trockenheit undVerlust <strong>an</strong> BiodiversitätZusammenfassungEine der wesentlichen Herausforderungen für Australien stellt die zunehmendeTrockenheit dar, die Auswirkungen auf die L<strong>an</strong>dwirtschaft sowieauf die einzigartige Biodiversität des L<strong>an</strong>des haben wird. Die starke Dürreder Jahre 2002 und 2003, von der große Teile des L<strong>an</strong>des betroffen waren,hat Australien seine Verwundbarkeit gegenüber Klimaveränderungendrastisch vor Augen geführt. Als Reaktion auf die klimatischen Veränderungenverabschiedete die australische Regierung 2007 das NationalClimate Ch<strong>an</strong>ge Adaptation Framework, das eine Reihe von Maßnahmenvorschlägen<strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del enthält. Dazu zählenunter <strong>an</strong>derem Weiterbildungsmaßnahmen für die vom Klimaw<strong>an</strong>delbesonders betroffenen Berufsgruppen. Die australischen Bundesstaatenhaben ebenfalls damit begonnen, sich auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vorzubereiten.LänderprofilSchon heute sind die Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels inAustralien spürbar: Die Durchschnittstemperatur ist in <strong>den</strong>letzten fünfzig Jahren bereits um 0,9 °C gestiegen. 127 Bis zumJahr 2030 erwartet die australische Regierung eine weitereErwärmung zwischen 0,4 und 2 °C, bis 2070 hält sie bis zu6,0 °C für möglich. Ebenfalls steigen wird die Anzahl heißerTage mit Temperaturen von über 35 °C.bis 2050 eine Abnahme des durchschnittlichen Wasserflussesvon 7 bis 35 Prozent erwartet; für das Murray-Darling-Bassin, das größte Flussbassin Australiens, wird ein Rückg<strong>an</strong>gum 10 bis 25 Prozent prognostiziert. 129 Zwar sagen die Expertenfür <strong>den</strong> Nor<strong>den</strong> des L<strong>an</strong>des eine Zunahme der Niederschlägevoraus, auf das gesamte L<strong>an</strong>d bezogen wird die Zahlder Dürremonate bis 2030 aber voraussichtlich um bis zu 20Prozent steigen.Darüber hinaus ist voraussichtlich vermehrt mit extremenWetterereignissen zu rechnen. Die Verstärkung des sogen<strong>an</strong>ntenEl Niño Southern Oscillation-Phänomens könnte <strong>zur</strong>Zunahme von Dürreperio<strong>den</strong> und Starkniederschlägen führen. 128Der weltweit steigende Meeresspiegel wird wie in <strong>an</strong>derenLändern auch in Australien zu Problemen vor allem in <strong>den</strong>Küstengebieten führen. Besonders für <strong>den</strong> fünften Kontinentist jedoch, dass etwa 80 Prozent der Australier in einem Abst<strong>an</strong>dvon 50 Kilometern oder weniger von der Küste entferntleben, so dass mit einem besonderes hohen <strong>Anpassung</strong>sbedarfin der Siedlungsstruktur und im Infrastruktursektor <strong>zur</strong>echnen ist.Als ein L<strong>an</strong>d, das schon heute mit Wasserknappheit zukämpfen hat, ist Australien für die zunehmende Trockenheitbesonders <strong>an</strong>fällig. Für die meisten Gebiete wird mit abnehmendemNiederschlag gerechnet, und in einigen Gegen<strong>den</strong>sind die Projektionen dramatisch. So wird für MelbourneDie Dürre von 2002/2003 war das erste extreme Wetterereignis,das von australischen Wissenschaftlern direkt mitdem vom Menschen verursachten Klimaw<strong>an</strong>del in Verbindunggebracht wurde. 130 Ende 2002 waren fast zwei vondrei Australiern vom Regenm<strong>an</strong>gel betroffen; die Kosten fürdie australische Wirtschaft wer<strong>den</strong> auf 6,6 Milliar<strong>den</strong> AustralischeDollar geschätzt. 131Eine Herausforderung stellt nicht nur die Zunahme von Dürrenaufgrund abnehmender Niederschlagsmengen und steigenderVerdunstung dar, sondern auch die Verschlechterungder Wasserqualität. Verschärft wird das Problem zusätzlichdurch die gleichzeitig steigende Nachfrage nach Wasser undeine bereits heute festzustellende Übernutzung der Ressourcenin einigen Regionen.Der Wasserm<strong>an</strong>gel wirkt sich unter <strong>an</strong>derem negativ auf dieL<strong>an</strong>dwirtschaft aus, die in Australien circa 3 Prozent zumBruttoinl<strong>an</strong>dsprodukt beiträgt. Während der Dürre von| 57


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:2002/2003 fiel der Wert der l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Produktionum fast ein Fünftel. 132Durch die zunehmende Hitze und Trockenheit steigt voraussichtlichauch die Gefahr von Wald- und Buschbrän<strong>den</strong>.Einzelereignisse wie die katastrophalen Feuer von Anf<strong>an</strong>g2009, bei <strong>den</strong>en mehr als 200 Menschen starben und mehrals 7.000 Menschen ihre Häuser verloren, lassen sich zwarnur schwer direkt mit dem Klimaw<strong>an</strong>del in Verbindung bringen.Fest steht aber, dass <strong>den</strong> Brän<strong>den</strong> sehr extreme Wetterbedingungenmit außergewöhnlich hohen Temperaturen vorausgeg<strong>an</strong>genwaren, die durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del in Zukunfthäufiger auftreten wer<strong>den</strong>. 133Auch die einzigartige Biodiversität Australiens ist vom Klimaw<strong>an</strong>delbetroffen. Circa 85 Prozent der Pfl<strong>an</strong>zenarten und83 Prozent der Säugetiere Australiens fin<strong>den</strong> sich nirgendwo<strong>an</strong>ders auf der Welt. Wie stark diese einmalige Natur durchdie Klimaveränderungen bedroht ist, lässt sich am Great BarrierReef beobachten. 134 Die steigen<strong>den</strong> Wassertemperaturenführen zu häufigerer und intensiverer Korallenbleiche und gefähr<strong>den</strong>damit das 1981 von der UNESCO zum Weltnaturerbeerklärte Riff, das zu <strong>den</strong> nationalen Wahrzeichen Australienszählt. 135Strategie und AkteureDie australische Regierung legte bereits 2004 das NationalClimate Ch<strong>an</strong>ge Adaptation Programme auf, das zum Zielhatte, australische Regierungsbehör<strong>den</strong> und besonders <strong>an</strong>fälligeIndustriesektoren auf die Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>delsvorzubereiten. 136 2005 veröffentlichte die Regierung imRahmen dieses Programms <strong>den</strong> Climate Ch<strong>an</strong>ge Risk <strong>an</strong>dVulnerability-Report, der die generelle Richtung bei derAdaption von Klima<strong>an</strong>passungsmaßnahmen in Australienvorgeben sollte. Der Report zeigte auf, wie eine frühzeitigeUmstellung beziehungsweise <strong>Anpassung</strong> sowohl dem industriellenSektor als auch der Gesellschaft insgesamt konkretenNutzen bringen könnte. 137Vor dem Hintergrund neuer Erkenntnisse zu <strong>den</strong> Folgen desKlimaw<strong>an</strong>dels beschloss das Council of Australi<strong>an</strong> Governments(COAG) im April 2007 das National Climate Ch<strong>an</strong>geAdaptation Framework als nationales Rahmenprogramm <strong>zur</strong><strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Das COAG ist das wichtigsteForum des föderativen Staates, dem unter <strong>an</strong>derem derPremierminister und die Premierminister der Bundesstaaten<strong>an</strong>gehören. 138 Ende 2007 wurde ein eigenes Klimaw<strong>an</strong>del-Ministerium gegründet (Department of Climate Ch<strong>an</strong>ge),das die Koordination des nationalen Rahmenprogramms <strong>zur</strong><strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del übernommen hat.Die Entwicklung dieses Rahmenprogramms basierte aufverschie<strong>den</strong>en Analysen und Studien, die unter Beteiligungzahlreicher Stakeholder aus der Wissenschaft sowie betroffenerEntscheidungsträger erarbeitet wur<strong>den</strong>. 139 Es ist dieGrundlage für alle zukünftigen <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen derRegierung in <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> fünf bis sieben Jahren. DasRahmenprogramm enthält bereits mögliche <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen,allerdings noch keine verbindlichen Vorgabenoder Zeitpläne. Diese sollen im Rahmen eines Implementierungspl<strong>an</strong>skonkretisiert wer<strong>den</strong>. Für das Rahmenprogrammsind regelmäßig Umsetzungsberichte zu erstellen, eine kompletteRevision ist in vier Jahren gepl<strong>an</strong>t.Es wur<strong>den</strong> zwei Schwerpunkte hervorgehoben, in <strong>den</strong>en <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenunternommen wer<strong>den</strong> sollen:1 . Verbesserung des Wissens über <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del undAufbau von <strong>Anpassung</strong>skapazität. Eine wichtige Maßnahmeist die Gründung des Australi<strong>an</strong> Centre for ClimateCh<strong>an</strong>ge Adaptation, das die Informationsbasis fürdie zukünftige Arbeit liefern soll (siehe Abschnitt Informationsst<strong>an</strong>d).2. Verringerung der Vulnerabilität in wichtigen Sektorenund Regionen. Wichtige Sektoren, die vor <strong>den</strong> Folgendes Klimaw<strong>an</strong>dels geschützt wer<strong>den</strong> sollen, sind Wasser,Biodiversität, Küsten, L<strong>an</strong>dwirtschaft, Fischerei, Forstwirtschaft,Gesundheit, Tourismus, Siedlungswesen undInfrastruktur.Vor allem in <strong>den</strong> Bereichen L<strong>an</strong>dwirtschaft und Umweltwer<strong>den</strong> bereits einige Maßnahmen umgesetzt beziehungsweisesektorspezifische Pläne entwickelt:• Im Rahmen der Initiative Australia’s Farming Future desMinisteriums für L<strong>an</strong>dwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaftwer<strong>den</strong> Mittel für Forschung und Entwicklungsowie Weiterbildung und Vernetzung der betroffenen Akteurebereitgestellt. Außerdem wer<strong>den</strong> <strong>den</strong> L<strong>an</strong>dwirtenDarlehen für notwendige <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen <strong>zur</strong>Verfügung gestellt.• Das Ministerium für L<strong>an</strong>dwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschafterarbeitet <strong>zur</strong>zeit <strong>den</strong> Climate Ch<strong>an</strong>ge <strong>an</strong>dForestry Adaptation Pl<strong>an</strong>, in Kooperation mit der Industrieund <strong>den</strong> Bundesstaaten und regionalen Regierungen.58 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del• Im Rahmen der Initiative Water for the Future investiertdie Regierung über 10 Jahre circa 13 Milliar<strong>den</strong>Australische Dollar in die Verbesserung des Wasserm<strong>an</strong>agements.Einen besonderen Schwerpunkt bildete hierbisher das Murray-Darling-Bassin, das besonders starkvon <strong>den</strong> Klimaveränderungen betroffen ist. Hier wur<strong>den</strong>beispielsweise neue Regelungen <strong>zur</strong> Wasserentnahmeentwickelt.• Im Rahmen des Reef Rescue-Programms setzt das Umweltministeriumzahlreiche Maßnahmen <strong>zur</strong> Verbesserungder Wasserqualität am Great Barrier Reef um. Aufdiese Weise soll das weltberühmte Korallenriff unter<strong>an</strong>derem auf die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels vorbereitetwer<strong>den</strong>. 140Angepasst wer<strong>den</strong> soll auch die National Drought Policy deraustralischen Regierung. Mehrere für unterschiedliche Bereichein Auftrag gegebene Untersuchungen zielen daraufab, Fehlentwicklungen aufzudecken und eine entsprechendeGegenstrategie zu formulieren. Erste Ergebnisse zeigen, dassdie Bemühungen <strong>zur</strong> Überwindung von Dürreperio<strong>den</strong> iml<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Bereich oft dar<strong>an</strong> gescheitert sind, dasssie sich zu wenig auf die h<strong>an</strong>deln<strong>den</strong> Akteure konzentrierthaben. Weitere Schwachstellen sind eine m<strong>an</strong>gelnde Koordinationder Beteiligten sowie die Überschneidung bestimmterUnterstützungs<strong>an</strong>gebote bei gleichzeitiger Unterversorgungin <strong>an</strong>deren Bereichen. 141Die regionale EbeneAufgrund der föderalen Struktur des L<strong>an</strong>des fallen zahlreichevom Klimaw<strong>an</strong>del betroffene Bereiche in die Zuständigkeitder Bundesstaaten. Demzufolge beginnen auch diese, sichmit notwendigen Maßnahmen <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delausein<strong>an</strong>derzusetzen.So hat beispielsweise die Regierung von New South Walesihrem Klimapl<strong>an</strong> eine <strong>Anpassung</strong>skomponente hinzugefügt.Es wur<strong>den</strong> Programme <strong>zur</strong> Erforschung der Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delsin der Region, zum Umweltmonitoring und zumAufbau von <strong>Anpassung</strong>skapazität initiiert. Zum Schutz derBiodiversität im Zeichen des Klimaw<strong>an</strong>dels wurde das Biodiversity<strong>an</strong>d Climate Ch<strong>an</strong>ge Adaptation Framework verabschiedet.142Queensl<strong>an</strong>d wiederum hat <strong>den</strong> Aktionspl<strong>an</strong> ClimateSmartAdaptation 2007–2012 entwickelt, der sich auf die SektorenWasser, L<strong>an</strong>dwirtschaft, Siedlungen, Natur, Notfallpl<strong>an</strong>ungund Gesundheit, Tourismus, Wirtschaft und Industrie sowieFin<strong>an</strong>zen und Versicherungen konzentriert. 143Das in Victoria initiierte Climate Ch<strong>an</strong>ge Adaptation-Programmläuft bereits seit 2006 und hat zum Ziel, wissenschaftlicheErkenntnisse zu generieren und entsprechendestechnisches Know-how aufzubauen. 144Die lokale EbeneDie australische Regierung unterstützt auch die lokale Ebenebei der Umsetzung von <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen. Der BerichtClimate Ch<strong>an</strong>ge Adaptation Actions for Local Governmentbietet H<strong>an</strong>dlungs<strong>an</strong>sätze für die lokalen Entscheidungsträger.Ziel des Berichts ist es, sinnvolle <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen füraustralische Gemein<strong>den</strong> zu i<strong>den</strong>tifizieren. Das Local AdaptationPathways Programme bietet fin<strong>an</strong>zielle Mittel, damitlokale Regierungen ihre <strong>Anpassung</strong>skapazitäten weiterentwickelnkönnen. Durch Risikobewertungen und die Entwicklungvon Aktionsplänen sollen sich lokale Regierungen besserauf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vorbereiten können und die notwendige<strong>Anpassung</strong> in ihre Entscheidungsfindungsprozesse integrieren.145Informationsst<strong>an</strong>dDie Verbesserung und Koordination der australischen Forschungund Informationsvermittlung ist ein wichtiger Best<strong>an</strong>dteildes Rahmenprogramms <strong>zur</strong> Klima<strong>an</strong>passung. DieCommonwealth Scientific <strong>an</strong>d Industrial Research Org<strong>an</strong>isation(CSIRO) spielt bei der Analyse der Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delsin Australien eine zentrale Rolle. Sie erstellt Klimaprojektionenund erarbeitet Analysen <strong>zur</strong> Vulnerabilität und zu<strong>Anpassung</strong>soptionen. Im Zusammenh<strong>an</strong>g mit der Verabschie -dung des Rahmenprogramms hat die Org<strong>an</strong>isation zusätzlicheMittel für sogen<strong>an</strong>nte National Research Flagships<strong>zur</strong> Klima<strong>an</strong>passung erhalten. Dies sind praxisorientierteForschungs programme zu unterschiedlichen Themenkomplexen:1461. Wege <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong>: Australien auf <strong>den</strong> effektiven Umg<strong>an</strong>gmit dem Klimaw<strong>an</strong>del vorbereiten2. Nachhaltige Städte und Küsten3. Biodiversität und Ökosysteme4. <strong>Anpassung</strong> der Unternehmen und KommunenIm Zusammenh<strong>an</strong>g mit dem Rahmenprogramm <strong>zur</strong> Klima<strong>an</strong>passungwurde außerdem <strong>an</strong>gekündigt, dass die Regierung in<strong>den</strong> nächsten fünf Jahren insgesamt 126 Millionen Dollar <strong>zur</strong>Verfügung stellt, um ein neues Forschungs- und Informations-| 59


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:zentrum <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del aufzubauen. ImRahmenprogramm wird bemängelt, dass die bisherige Forschungzu Klimafolgen und <strong>Anpassung</strong> in Australien zu fragmentiertsei. Das neue Australi<strong>an</strong> Centre for Climate Ch<strong>an</strong>geAdaptation soll hier Abhilfe schaffen. Aufgabe des Zentrumsist es, <strong>den</strong> Dialog zu koordinieren und für Regierung, Unternehmenund Gemein<strong>den</strong> Informationen zu Klimarisikenund möglichen <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen bereitzustellen. DasZentrum soll strategische Prioritäten in der Forschungdefinieren und existierende Initiativen über Sektoren undDisziplinen hinweg verknüpfen. Konkrete Beispiele sind dieErarbeitung von Küstenschutzmaßnahmen oder die Pl<strong>an</strong>ungeines Frühwarnsystems für Hitzewellen.Kommunikation und AufklärungFür die Aufklärung von Entscheidungsträgern und Öffentlichkeitüber die notwendige <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delwird das gepl<strong>an</strong>te Australi<strong>an</strong> Centre for Climate Ch<strong>an</strong>geAdap tation in Zukunft voraussichtlich ebenfalls eine wichtigeRolle spielen.Zusätzlich soll die nachhaltige Ver<strong>an</strong>kerung des notwendigenFachwissens auch auf <strong>an</strong>deren Wegen sichergestellt wer<strong>den</strong>:So wird die Weiterbildung „klima<strong>an</strong>passungsrelev<strong>an</strong>ter“Berufsgruppen explizit als Maßnahme im National ClimateCh<strong>an</strong>ge Adaptation Framework gen<strong>an</strong>nt. Das ClimateCh<strong>an</strong>ge Adaptation Skills for Professionals Programme, einvom Australi<strong>an</strong> Institute of L<strong>an</strong>dscape Architects initiiertesProjekt, soll die Weiterbildungsmaßnahmen für Ingenieure,Architekten und <strong>an</strong>dere Berufsgruppen fördern. Diese sollenbefähigt wer<strong>den</strong>, notwendige <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delin ihrer Arbeit zu berücksichtigen. Erklärtes Ziel ist es, imRahmen eines dreistufigen Verfahrens bis 2011 entsprechendeSt<strong>an</strong>dards in <strong>den</strong> unterschiedlichen Ausbildungsbereicheneinzuführen. 14760 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delDie Entwicklungs- und SchwellenländerDie besondere Betroffenheit der EntwicklungsundSchwellenländerDie Entwicklungs- und Schwellenländer sind schon heutebesonders stark von <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels betroffenund stehen in Zukunft teilweise vor existenziellen Herausforderungen.Die trifft besonders auf die am wenigsten entwickeltenLänder zu (Least Developed Countries, LDCs), obwohldiese nur minimal zum weltweiten Klimaw<strong>an</strong>del beigetragenhaben. Bestehende Probleme wie Armut und Ressourcenknappheitwer<strong>den</strong> sich durch die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delsin Zukunft weiter verschärfen. Gleichzeitig haben die Länderoft nur sehr begrenzte Kapazitäten, um mit <strong>den</strong> Folgen desKlimaw<strong>an</strong>dels umzugehen.VulnerabilitätDie Wirtschaft der meisten Entwicklungsländer ist starkvon der L<strong>an</strong>dwirtschaft abhängig und damit für Klimaänderungenbesonders <strong>an</strong>fällig. In vielen Ländern kommt eszu veränderten Niederschlagsmustern, Dürren und d<strong>an</strong>nplötz lichen Überflutungen. In einigen Ländern Afrikas k<strong>an</strong>nes laut IPCC beispielsweise bis 2020 zu einer Reduktion derl<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Produktivität um bis zu 50 Prozentkommen, bis 2100 sogar um bis zu 90 Prozent. Ein beängstigendesSzenario, vor allem für die Kleinbauern. 148 BestehendeProbleme wie Wasserknappheit, Wüstenbildung, der Verlustl<strong>an</strong>dwirtschaftlicher Nutzfläche, Überschwemmungen, Abholzung,Umweltschädigungen oder der Ausbruch von Epidemienwer<strong>den</strong> sich durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del verstärken. Zudemgibt es in <strong>den</strong> Entwicklungs- und Schwellenländern vielewichtige Ökosysteme, deren ökologisches Gleichgewichtbedroht ist. Das Amazonasgebiet, die Himalajagletscher oderdas M<strong>an</strong>grovengebiet Sundarb<strong>an</strong>s zwischen Indien und B<strong>an</strong>gladeschsind einige prominente Beispiele.Fehlende <strong>Anpassung</strong>skapazitäten undfin<strong>an</strong>zielle RessourcenMeist fehlen in <strong>den</strong> Entwicklungsländern die technischenund wirtschaftlichen Ressourcen, um sich auf die Folgen desKlimaw<strong>an</strong>dels einzustellen, beispielsweise durch bessereWasserm<strong>an</strong>agementsysteme oder Innovationen in der L<strong>an</strong>dwirtschaft.Ein weiteres Problem ist die schwache regionaleKooperation und institutionelle Kapazität. Speziell für tr<strong>an</strong>snationaleWasserressourcen ist gerade die Kooperation derverschie<strong>den</strong>en Anrainer eine Voraussetzung für nachhaltigesRessourcenm<strong>an</strong>agement.Die notwendige <strong>Anpassung</strong> wird hohe Kosten verursachen,Schätzungen gehen allerdings weit ausein<strong>an</strong>der, da unsicherist, wie die Folgen vor Ort genau aussehen wer<strong>den</strong>. Außerdemist umstritten, welche Kosten explizit zu <strong>den</strong> <strong>Anpassung</strong>skostengezählt wer<strong>den</strong> sollen. Die Weltb<strong>an</strong>k geht ineiner aktuellen Studie von einem Fin<strong>an</strong>zbedarf <strong>zur</strong> Klima<strong>an</strong>passungin <strong>den</strong> Entwicklungsländern von jährlich zwischen 75und 100 Milliar<strong>den</strong> US-Dollar für <strong>den</strong> Zeitraum von 2010 bis2050 aus. 149Diese Kosten können aufgrund der m<strong>an</strong>geln<strong>den</strong> fin<strong>an</strong>ziellenRessourcen nicht von <strong>den</strong> Entwicklungsländern allein getragenwer<strong>den</strong>. Spätestens seit der Balikonferenz von 2007 istklar, dass das Engagement der Industrieländer gefordert ist– nicht zuletzt, weil die Industrieländer für <strong>den</strong> Großteil derverg<strong>an</strong>genen und aktuellen CO 2-Emissionen ver<strong>an</strong>twortlichsind, auch wenn der Anteil der Schwellenländer steigt.Die Diskussion um die Fin<strong>an</strong>zierung der <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenist daher ein zentrales Thema in <strong>den</strong> Verh<strong>an</strong>dlungen umein Post-Kyoto-Abkommen auf der Konferenz von Kopenhagenim Dezember 2009. Seitens der Entwicklungsländer wirdgefordert, dass Gelder für <strong>Anpassung</strong> zusätzlich <strong>zur</strong> bisherigenEntwicklungshilfe bereitgestellt wer<strong>den</strong>.Es wur<strong>den</strong> drei spezielle Fonds eingerichtet, die auf verschie<strong>den</strong>eArten die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del unterstützen:der Special Climate Ch<strong>an</strong>ge Fund (SCCF) <strong>zur</strong> Fin<strong>an</strong>zierungder Aktivitäten im Bereich <strong>Anpassung</strong>, Technologietr<strong>an</strong>sferund Kapazitätsbildung, der Least Developed Countries Fund(LDCF) <strong>zur</strong> Unterstützung der Gruppe der 49 am wenigstenentwickelten Länder sowie der Adaptation Fund (AF), der Entwicklungsländer,die das Kyoto-Protokoll ratifiziert haben,bei der Umsetzung ihrer <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen unterstützensoll. 150| 61


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Bisher ist aber nur ein Bruchteil des geschätzten Fin<strong>an</strong>zierungsbedarfsdurch fin<strong>an</strong>zielle Zusagen der Industrieländerabgedeckt. Es gilt als unwahrscheinlich, dass konkrete Zusagenvor der Konferenz von Kopenhagen im Dezember 2009erfolgen. Subst<strong>an</strong>zielle Fin<strong>an</strong>zhilfen seitens der Industrieländerfür die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del in <strong>den</strong> Entwicklungsländernsowie für <strong>den</strong> Tr<strong>an</strong>sfer „grüner“ Technologiengelten als Bedingung dafür, dass auch die Entwicklungs- undSchwellenländer Ziele für die Reduktion von Treibhausgasenakzeptieren.<strong>Anpassung</strong>spolitikIn <strong>den</strong> meisten Entwicklungs- und Schwellenländern wer<strong>den</strong>bisher nur die notwendigsten <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen umgesetzt.L<strong>an</strong>gfristige <strong>Strategien</strong> fehlen meist, auch weil es oftkaum verlässliche Daten zu <strong>den</strong> genauen, regionalen Auswirkungendes Klimaw<strong>an</strong>dels gibt. Vor allem in großen TeilenAfrikas ist die Informationslage desolat. So hat sich die Datenlagefür Afrika in <strong>den</strong> letzten Jahren sogar verschlechtert, und esm<strong>an</strong>gelt <strong>an</strong> zuverlässigen Klimamodellen und Projektionen. 151Mit <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen wird daher gezwungenermaßenbisher, wenn überhaupt, vor allem kurzfristig auf solche Veränderungenreagiert, die vor Ort schon spürbar sind. Es gibt aberauch Ausnahmen. Einige Länder, wie Südafrika oder Indien, habenschon eine vergleichsweise gute Informationsbasis.Bereits auf der siebten Konferenz der Klimakonvention 2001in Marrakesch wur<strong>den</strong> die speziellen Auswirkungen desKlimaw<strong>an</strong> dels auf die Entwicklungsländer diskutiert. Die amwenigsten entwickelten Länder, von <strong>den</strong>en die große Mehrzahlin Afrika liegt, wur<strong>den</strong> aufgefordert, ein National AdaptationProgramm of Action (NAPA) zu erarbeiten, das die dringlichsten<strong>Anpassung</strong>smaßnahmen im jeweiligen L<strong>an</strong>d i<strong>den</strong>tifiziertund priorisiert. UNFCCC entwickelte Richtlinien für die Erarbeitungdieser NAPAs. Grundged<strong>an</strong>ke ist, die betroffenenStakeholder in die Programmentwicklung einzubin<strong>den</strong>, um soInformationen über Klimaveränderungen vor Ort zu sammelnund ihnen zu ermöglichen, gegenseitig von ihren Erfahrungenzu profitieren. Ferner wurde eine Expertengruppe eingerichtet,die <strong>den</strong> Prozess begleitet und die Länder dabei unterstützt,konkrete <strong>Anpassung</strong>spl<strong>an</strong>ungen umzusetzen. 152 Zwar habenmittlerweile die meisten LDCs einen nationalen Aktionspl<strong>an</strong>verabschiedet, viele davon aber erst kürzlich. Es ist daher imMoment noch schwierig, die Umsetzung der vorgeschlagenenProjekte zu beurteilen. Generell gelten die NAPAs aber nur alserster Schritt <strong>zur</strong> Vorbereitung auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del, dem vieleweitere Anstrengungen folgen müssen.62 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delSüdafrika: Wasserm<strong>an</strong>gel und Bedrohungder einmaligen BiodiversitätZusammenfassungSüdafrika wird durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vor große Herausforderungengestellt. Wasserknappheit ist bereits heute ein Problem, dem das L<strong>an</strong>dgroße Aufmerksamkeit widmet. Der Klimaw<strong>an</strong>del wird dies voraussichtlichnoch verschärfen. Weitere wichtige Herausforderungen sind Gesundheitund Biodiversität, ein einzigartiger Schatz des L<strong>an</strong>des und wichtige Ressourcefür <strong>den</strong> Tourismus.Südafrika ist im Vergleich zu vielen <strong>an</strong>deren Staaten Afrikas besser auf<strong>den</strong> Umg<strong>an</strong>g mit dem Klimaw<strong>an</strong>del vorbereitet. Dies liegt auch dar<strong>an</strong>, dasses in Südafrika sehr gute Klimaforschungseinrichtungen gibt und das L<strong>an</strong>ddaher über deutlich bessere Projektionen verfügt als <strong>an</strong>dere afrik<strong>an</strong>ischeStaaten. Seit 2004 gibt es eine nationale Klimastrategie, die sich auch mit<strong>den</strong> notwendigen <strong>Anpassung</strong>en <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del befasst. Eine detailliertere<strong>Anpassung</strong>spolitik wird derzeit vorbereitet und soll voraussichtlich2010 verabschiedet wer<strong>den</strong>. Außerdem verfügt Südafrika über ein differenziertesWasserm<strong>an</strong>agement.LänderprofilSüdafrika gilt trotz aller Probleme seit Ende der Apartheid1994 als eine politisch und wirtschaftlich starke Demokratiemit Ausstrahlung auf die Region beziehungsweise <strong>den</strong> g<strong>an</strong>zenKontinent. Das südafrik<strong>an</strong>ische Bruttoinl<strong>an</strong>dsprodukt ist dasgrößte aller afrik<strong>an</strong>ischen Staaten. Den Haupt<strong>an</strong>teil dar<strong>an</strong>erwirtschaftet das L<strong>an</strong>d durch Rohstoffförderung. Insbesonderefür die Beschäftigung sind aber auch L<strong>an</strong>dwirtschaftund Tourismus zentrale Wirtschaftssektoren. Das Erbe derApartheid stellt Südafrika allerdings nicht nur vor großewirtschafts- und sozialpolitische Herausforderungen, sondernerschwert auch die Umsetzung einer im g<strong>an</strong>zen L<strong>an</strong>dwirken<strong>den</strong> Strategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. DieGefahr ist, dass sich nur die wirtschaftlich besser gestelltenProvinzen vor Gefährdungen schützen, während die ärmeren<strong>zur</strong>ückbleiben.Die klimatischen Bedingungen Südafrikas sind äußerst heterogen.In <strong>den</strong> Küstenregionen des Süd- und Nordostensherrscht vorwiegend subtropisches Klima, im Westen dominierenWüstenbedingungen (Kalahari, Namib). Die durchschnittlichenTemperaturwerte des L<strong>an</strong>des liegen g<strong>an</strong>zjährigzwischen 25 und 35 °C. Die Hälfte des südafrik<strong>an</strong>ischen Territoriumsbesteht aus Trocken- oder Halbtrockengebieten, wasdie L<strong>an</strong>dwirtschaft <strong>an</strong>fällig gegenüber einer Verringerung derNiederschlagsmengen macht.Sektoren, die voraussichtlich besonders vom Klimaw<strong>an</strong>delbetroffen sind, sind der Gesundheitssektor, L<strong>an</strong>dwirtschaft(besonders die Maisproduktion), Weidel<strong>an</strong>d, Wasser und Biodiversität.153Der Klimaw<strong>an</strong>del könnte in Südafrika zu einer Zunahmevon Infektionskr<strong>an</strong>kheiten, wie Malaria, führen, da sich dievon Malaria betroffenen Gebiete voraussichtlich vergrößernwer<strong>den</strong>. Auch der Wasserm<strong>an</strong>gel bedroht die Gesundheit derBevölkerung. Die Vulnerabilität Südafrikas wird hier durch diebestehende Belastung durch HIV/Aids weiter verstärkt. 154In der südafrik<strong>an</strong>ischen L<strong>an</strong>dwirtschaft wer<strong>den</strong> sich die Folgendes Klimaw<strong>an</strong>dels voraussichtlich deutlich bemerkbar machen.70 Prozent des Getreide<strong>an</strong>baus in Südafrika konzentriert sichauf Mais, dessen Anbauvolumen bei einem generell heißerenund trockeneren Klima um 20 Prozent sinken könnte. 155 Auchdie wirtschaftlich bedeutsame Tierfutterproduktion sowie derObst- und Wein<strong>an</strong>bau wer<strong>den</strong> betroffen sein. Dürren und dieZunahme von Flächenbrän<strong>den</strong> könnten außerdem die Viehzuchtbeeinträchtigen. Dies wird noch verstärkt durch <strong>den</strong>möglichen Anstieg der Ausbreitung von Kr<strong>an</strong>kheitserregern,beispielsweise der Maul- und Klauenseuche. 156Die Veränderung der Niederschläge und die regionalzunehmende Trockenheit ist ein weiteres Problem des Kli-| 63


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:maw<strong>an</strong>dels für Südafrika, da es sowohl die Lebensgrundlagender Menschen in der L<strong>an</strong>dwirtschaft und Trinkwasserversorgungals auch die einzigartige Biodiversität des L<strong>an</strong>desgefährdet.strategischen Ansatzes <strong>zur</strong> Eindämmung und Bewältigungdes Klimaw<strong>an</strong>dels wurde 1997 im Prozess der Ratifizierungder UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) festgestellt.Die 1994 gegründete Beratungsinstitution National Committeeon Climate Ch<strong>an</strong>ge (NCCC) wurde mit der Koordinationder Ausarbeitung eines White Papers zum Klimaw<strong>an</strong>del fürdie Regierung betraut. Im Verlauf der Konsultationen mitStakeholdern wurde d<strong>an</strong>n jedoch die Notwendigkeit einerintegrierten nationalen Strategie zum Klimaw<strong>an</strong>del deutlich.Anstelle eines White Papers wurde daher schließlich im September2004 die National Climate Ch<strong>an</strong>ge Response Strategyverabschiedet. Die Strategie befasst sich sowohl mit dem Klimaschutzals auch mit der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del.Zentrale Themen der Strategie bei der <strong>Anpassung</strong> sind Gesundheit,L<strong>an</strong>dwirtschaft, Biodiversität, Wasser und Weidel<strong>an</strong>d.Die Klimastrategie sieht <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen auchim Kontext der übergeordneten Ziele der Armutsbekämpfungund der Schaffung von Arbeitsplätzen. 162Die durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del gefährdete Biodiversität istfür Südafrika über <strong>den</strong> Umweltschutzged<strong>an</strong>ken hinaus einewertvolle Ressource. Sowohl die Küsten rund um das Kap derGuten Hoffnung als auch das dichte Netz südafrik<strong>an</strong>ischerNationalparks im Inl<strong>an</strong>d beherbergen eine immense Biodiversität.157 Im Kruger National Park beispielsweise gibt es336 Baum-, 114 Reptilien-, 507 Vogel- und 147 Säugetierarten.158 Dieser Artenreichtum ist auch wirtschaftlich vongroßer Bedeutung für Südafrika. 60 Prozent der Touristengeben <strong>an</strong>, sich wegen der Natur für eine Reise nach Südafrikaentschie<strong>den</strong> zu haben. 159 Vor allem Temperatur<strong>an</strong>stiegund zunehmende Trockenheit bedrohen diese Biodiversität.So könnte sich beispielsweise die Fläche der Lebensräumefür Wildtiere in Südafrika in <strong>den</strong> nächsten 50 Jahren um 55Prozent verringern. 160 Bei einem <strong>an</strong>genommenen mittlerenTemperatur<strong>an</strong>stieg von 2,5 bis 3 °C über <strong>den</strong> St<strong>an</strong>d von 1990hinaus wür<strong>den</strong> im Kruger National Park Schätzungen zufolgeetwa 66 Prozent der Tierarten aussterben. 161Strategie und AkteureSüdafrika ist bei der Entwicklung einer Strategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del weiter fortgeschritten als die<strong>an</strong>deren afrik<strong>an</strong>ischen Staaten. Die Notwendigkeit einesBei der Umsetzung der Strategie ist das Ministerium für Umweltund Tourismus (DEAT) federführend. Außerdem spieltdas Ministerium für Rohstoffe und Energie eine wichtigeRolle in der Bearbeitung einzelner Projekte. Sechs weitereMinisterien sind über das National Committee on ClimateCh<strong>an</strong>ge eingebun<strong>den</strong> (Außenministerium, H<strong>an</strong>del und Industrie,Wasser- und Forstwirtschaft, Wohnungsbau, Tr<strong>an</strong>sport,Kultur und Wissenschaft), in dem auch lokale Regierungen,Wirtschaft, Gewerkschaften und NGOs vertreten sind. 163 DasKomitee berät das Umweltministerium in Fragen des Klimaw<strong>an</strong>dels.Die National Climate Ch<strong>an</strong>ge Response Strategy stellt die<strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del in <strong>den</strong> Kontext der nachhaltigenEntwicklung Südafrikas und betont, dass viele <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen,beispielsweise im Gesundheitsschutz,auch unabhängig von <strong>den</strong> exakten Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delssinnvoll sind. Als übergreifendes Ziel im Bereich <strong>Anpassung</strong>definiert die Strategie <strong>den</strong> Ausgleich der Vulnerabilität Südafrikasgegenüber dem Klimaw<strong>an</strong>del. Anschließend wer<strong>den</strong>notwendige Maßnahmenbereiche und <strong>Anpassung</strong>soptionendefiniert.Im Bereich Gesundheit wird die Ausweitung des Gesundheitsschutzesund der Gesundheitsförderung als Maßnahmenbereichgen<strong>an</strong>nt. Es wird argumentiert, dass der Klimaw<strong>an</strong>delbisherige Fortschritte im Gesundheitsbereich,beispielsweise bei der Sicherung des Zug<strong>an</strong>gs zu sauberem64 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delTrinkwasser <strong>zur</strong> Eindämmung von Infektionskr<strong>an</strong>kheiten,zunichte machen könnte, so dass zusätzliche Anstrengungennötig wer<strong>den</strong>. Eine weitere Maßnahme ist die Ausweitung derÜberwachungssysteme zum Ausbruch von Epidemien sowiezum Monitoring von Malaria- und Bilharziose-Gebieten.Außerdem sei eine Ausweitung bisheriger Programme <strong>zur</strong>Versorgung der Haushalte mit Material <strong>zur</strong> Ansteckungsverhütung,wie beispielsweise Moskitonetzen, notwendig.Für <strong>den</strong> Wassersektor wer<strong>den</strong> Wasserressourcenm<strong>an</strong>agementsowie Notfallpl<strong>an</strong>ung als notwendige <strong>Anpassung</strong>smaßnahmengen<strong>an</strong>nt. Wasser wird in Zukunft eine zentraleHerausforderung sein, auch wenn Südafrika bereits heuteüber ein gut funktionierendes Wasserm<strong>an</strong>agementsystemverfügt. Eine wichtige Grundlage ist der bereits 1998 verabschiedeteNational Water Act. Das Gesetz definiert Wasserals öffentliches Eigentum und enthält klare Regelungen fürdie Wasserentnahme durch unterschiedliche Nutzergruppen.164 Südafrika verfügt damit über deutlich bessere Kapazitätenbeim effektiven Umg<strong>an</strong>g mit Wasser als <strong>an</strong>dere Staatenin Afrika, weitere <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen wer<strong>den</strong> abernotwendig sein. 165Die Strategie nennt als <strong>Anpassung</strong>soptionen die Verbesserungder Monitoringsysteme, strategisches Ressourcenm<strong>an</strong>agement,flexible Zuteilung von Wassernutzungsrechten,Nachfragem<strong>an</strong>agement, Wassersparmaßnahmen, Notfallpl<strong>an</strong>ungfür Extremwetter-ereignisse sowie die Verbesserungder Infrastruktur.Als <strong>Anpassung</strong>soptionen bei der Nutzung von Weidel<strong>an</strong>dwird beispielsweise die Verbesserung der Vorhersagesystemefür Feuer und Dürren sowie die Seuchenprävention gen<strong>an</strong>nt.Bei der <strong>Anpassung</strong> der L<strong>an</strong>dwirtschaft wird herausgestellt,dass Bewässerung in einigen Gebieten <strong>an</strong>gesichts zunehmenderTrockenheit zu teuer wer<strong>den</strong> könnte, so dass sich dieAnbaugebiete verlagern müssen. Außerdem sollten verstärktdürreresistente Sorten <strong>an</strong>gebaut wer<strong>den</strong>, um die Versorgungmit Nahrungsmitteln sicherzustellen.Ein weiteres wichtiges Thema ist der Schutz der Biodiversität.Hier wird der Schutz der Pfl<strong>an</strong>zen- und Tierwelt sowieder Meere gen<strong>an</strong>nt. Zu <strong>den</strong> <strong>Anpassung</strong>soptionen zählen derAufbau von Netzwerken <strong>zur</strong> Beobachtung der Gefährdungvon Tier- und Pfl<strong>an</strong>zenarten durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del oderder Aufbau von Saatgutb<strong>an</strong>ken für bedrohte Pfl<strong>an</strong>zenarten.Außerdem wird es als notwendig erachtet, Mech<strong>an</strong>ismen<strong>zur</strong> Priorisierung und Bewertung von Arten zu entwickeln,da nicht alle Arten gerettet wer<strong>den</strong> können. Im Bereich Biodiversitätwurde bisher besonders in die Überwachung vonTier- und Pfl<strong>an</strong>zenbestän<strong>den</strong> und <strong>den</strong> Erhalt von Pfl<strong>an</strong>zenerbgutinvestiert.Vor Kurzem hat die südafrik<strong>an</strong>ische Regierung einen Prozessgestartet, um eine detaillierte National Climate Ch<strong>an</strong>geResponse Policy zu entwickeln. Ein erster Entwurf wurde imRahmen einer Konferenz im März 2009 präsentiert. An derKonferenz nahmen neben <strong>den</strong> zentralen Ministerien auchWirtschaftsvertreter, Gewerkschaften, NGOs und <strong>an</strong>dereStakeholder teil. Auch hier spielt die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>deleine entschei<strong>den</strong>de Rolle. Bis 2010 soll durch einenpartizipativen Prozess ein Policy White Paper erarbeitetwer<strong>den</strong>. 166Die lokale EbeneAuch einige Provinzen und Städte haben eigene <strong>Anpassung</strong>sstrategienentwickelt oder sich zumindest mit <strong>den</strong> Auswirkungendes Klimaw<strong>an</strong>dels vor Ort ausein<strong>an</strong>dergesetzt.Beispiele sind hier die Provinz Westkap und Kapstadt, dieProvinz Kwazulu-Natal und Durb<strong>an</strong> sowie Joh<strong>an</strong>nesburg. Aufder lokalen Ebene gibt es also bereits mehrere Ansätze undInitiativen; die Zusammenarbeit von lokaler und nationalerEbene wird aber als verbesserungsbedürftig eingeschätzt.Informationsst<strong>an</strong>dDie Informationslage zum Klimaw<strong>an</strong>del ist in Südafrika besserals in <strong>an</strong>deren afrik<strong>an</strong>ischen Ländern. Die Climate SystemAnalysis Group der Universität Kapstadt verfügt beispielsweiseüber ein p<strong>an</strong>afrik<strong>an</strong>isches Netzwerk meteorologischerStationen und k<strong>an</strong>n daher regional differenzierte Modelleentwickeln. Internationale Akteure wie IPCC oder <strong>an</strong>dereafrik<strong>an</strong>ische Staaten greifen auf diese Klimainformationen<strong>zur</strong>ück. Die Climate System Analysis Group bietet außerdemeine Online-Plattform mit regionalen Klimadaten (Data DisseminationProgramme). 167Wichtige Forschungseinrichtungen zum Thema sind nebender Universität Kapstadt auch die Universität Pretoria, dieUniversität Stellenbosch, das South Afric<strong>an</strong> Bot<strong>an</strong>ical Institute(SANBI), die South Afric<strong>an</strong> Weather Services sowie dasCouncil for Scientific <strong>an</strong>d Industrial Research (CSIR), eine vomParlament gegründete Org<strong>an</strong>isation <strong>zur</strong> Vermittlung zwischenWissenschaft, Wirtschaft und Politik.| 65


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Kommunikation und AufklärungDie National Response Strategy betont die Bedeutung vonKommunikation und Aufklärung der Bevölkerung über dieFolgen des Klimaw<strong>an</strong>dels und stellt hier gleichzeitig Nachholbedarffest. Südafrika ist aber eines der afrik<strong>an</strong>ischen Ländermit der umf<strong>an</strong>greichsten Kommunikation <strong>zur</strong> Bedeutungdes Klimaw<strong>an</strong>dels und <strong>zur</strong> Notwendigkeit von <strong>Anpassung</strong>.So erarbeitet das Ministerium für Wissenschaft und Technologiebeispielsweise derzeit einen Vulnerabilitäs-Atlas fürSüdafrika (National Climate Ch<strong>an</strong>ge Vulnerability Atlas), derdie regionalen Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels in Südafrikadarstellen und eine Pl<strong>an</strong>ungsgrundlage für die Praxis liefernsoll. 168 Ein weiteres Beispiel ist die University of Stellenbosch,die sich unter <strong>an</strong>derem für die Berichterstattung über dieFolgen des Klimaw<strong>an</strong>dels durch Wissenschaftsjournalistenengagiert.„Globale <strong>Anpassung</strong>s-Apartheid“:Eine südafrik<strong>an</strong>ische PerspektiveAngesichts der sozialen Sp<strong>an</strong>nungen im eigenen L<strong>an</strong>dund des Erbes der Apartheid wird das Thema <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del in Südafrika auch als Gerechtigkeitsthemadiskutiert. So spricht der Erzbischof von Kapstadtund Frie<strong>den</strong>snobelpreisträger Desmond Tutu von derGefahr einer „globalen <strong>Anpassung</strong>s-Apartheid“. Er weistauf die Ungerechtigkeit hin, dass die Einwohner der Entwicklungsländer,wie beispielsweise die Slumbewohnerin Haiti oder die Kleinbauern Malawis, diejenigen sind,die <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels schutzlos ausgeliefertsind, obwohl sie nicht signifik<strong>an</strong>t zum Klimaw<strong>an</strong>delbeigetragen haben. Auf der <strong>an</strong>deren Seite verfügen dieIndustrie länder als Hauptverursacher des Klimaw<strong>an</strong>delsüber ausreichende Mittel, um ihre Bürger zu schützen.Daher spricht er sich dafür aus, dem Thema <strong>Anpassung</strong>einen wichtigen Platz auf der internationalen Agenda derArmutsbekämpfung ein<strong>zur</strong>äumen.Quelle• Hum<strong>an</strong> Development Report (2007/2008)66 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delT<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia: <strong>Anpassung</strong> unterschwierigen BedingungenZusammenfassungAls eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt ist T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>iafür die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels besonders <strong>an</strong>fällig: Mehr als die Hälfteder Bevölkerung lebt von weniger als einem Dollar pro Tag, und über 80Prozent arbeiten in der L<strong>an</strong>dwirtschaft, so dass sie direkt von natürlichenRessourcen abhängig sind. Aufgrund der geografischen Bedingungen sinddie Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels in T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia sehr vielfältig. Betroffensind unter <strong>an</strong>derem L<strong>an</strong>dwirtschaft, Wasser, Gesundheit, Biodiversität undEnergiewirtschaft. Zwar hat T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia einen nationalen <strong>Anpassung</strong>spl<strong>an</strong>entwickelt, die bisherigen Maßnahmen wer<strong>den</strong> <strong>den</strong> Herausforderungendes Klimaw<strong>an</strong>dels jedoch nicht gerecht, da der Pl<strong>an</strong> sich zunächst nur aufdie dringlichsten kurzfristigen Maßnahmen konzentriert und mit der Umsetzunggerade erst begonnen wird. Diese Situation ist charakteristisch fürviele Entwicklungsländer.LänderprofilDas im östlichen Afrika gelegene T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia verfügt über eineaußergewöhnliche Vielfalt <strong>an</strong> Naturräumen: Das L<strong>an</strong>d umfassttropische Klimazonen, Sav<strong>an</strong>nengebiete, Sumpfl<strong>an</strong>d,Hochplateaus sowie <strong>den</strong> Kilim<strong>an</strong>dscharo als höchsten BergAfrikas. Das L<strong>an</strong>d verfügt über wichtige Wasserreservoirs(Viktoria-See, T<strong>an</strong>g<strong>an</strong>jika-See, Malawi-See) und beherbergt<strong>den</strong> Serengeti-Nationalpark, eines der bedeutendsten Naturreservateder Welt. T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia ist daher auf sehr vielfältigeWeise von <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels betroffen.Gleichzeitig verfügt das L<strong>an</strong>d wegen der verbreiteten Armutnur über geringe <strong>Anpassung</strong>skapazitäten. Etwa 58 Prozentder t<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ischen Bevölkerung leben von weniger als einemDollar pro Tag und ist stark von natürlichen Ressourcen abhängig.169 Die Bevölkerung wird daher von <strong>den</strong> Folgen desKlimaw<strong>an</strong>dels existenziell bedroht. Betroffene Sektoren sindvor allem L<strong>an</strong>dwirtschaft, Wasser, Gesundheit und Biodiversitätsowie Energie.Die L<strong>an</strong>dwirtschaft ist mit Abst<strong>an</strong>d der wichtigste Wirtschaftssektorin T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia. Etwa 40 Prozent des Bruttoinl<strong>an</strong>dsproduktsT<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ias entfallen auf die L<strong>an</strong>dwirtschaft,und etwa 80 Prozent der Bevölkerung arbeiten in diesemSektor. 170 Häufigere und stärkere Dürreperio<strong>den</strong> bedrohtenin der jüngeren Verg<strong>an</strong>genheit bereits die Ernährungssicherheitweiter Teile der t<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ischen Bevölkerung. In Zukunftwird sich die L<strong>an</strong>dwirtschaft auf eine stärkere Variabilitätdes Klimas und damit auf Veränderungen der Anbaubedingungeneinstellen müssen. Während die Niederschläge in einigenL<strong>an</strong>desteilen voraussichtlich abnehmen wer<strong>den</strong>, ist in<strong>an</strong>deren mit einer Zunahme zu rechnen. Ernteausfälle durchTrockenheit oder Hochwasser wären die Folge. So geht dieRegierung davon aus, dass die Maisernte l<strong>an</strong>desweit aufgrundvon Temperatur<strong>an</strong>stieg und sich ändern<strong>den</strong> Niederschlagsmusternum durchschnittlich 33 Prozent abnehmen könnte,in <strong>den</strong> zentralen Regionen sogar um bis zu 84 Prozent. Für<strong>den</strong> Kaffe<strong>an</strong>bau wird dagegen mit einer Zunahme von 16bis 18 Prozent gerechnet. 171 Schrumpfen wer<strong>den</strong> als Folgedes Klimaw<strong>an</strong>dels die Weidegebiete für Nutztiere, so dassVersorgungsengpässe wahrscheinlicher wer<strong>den</strong> und sich diebestehen<strong>den</strong> Konflikte um Weidel<strong>an</strong>d verschärfen wer<strong>den</strong>. 172T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia wird von mehreren großen Flüssen wie dem Rufiji,dem P<strong>an</strong>g<strong>an</strong>i und dem Ruvu durchzogen, die eine herausgehobeneBedeutung für die Wasserversorgung haben undzudem für die Energieversorgung genutzt wer<strong>den</strong>. Die Wasserführungdieser Flüsse wird sich durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delverändern, allerdings regional unterschiedlich. Während fürdas Einzugsgebiet des P<strong>an</strong>g<strong>an</strong>i beispielsweise mit einer Abnahmegerechnet wird, wird für <strong>den</strong> Rufiji eine Zunahmeprognostiziert. Diese Schw<strong>an</strong>kungen haben gravierende Folgenfür die Wasserversorgung der Bevölkerung – zwei Drittelder Haushalte sind direkt auf natürliche Wasserressourcen| 67


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:<strong>an</strong>gewiesen – aber auch für die Energieversorgung durchWasserkraft. 173Durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del wird sich die Malaria, die schonheute eine der häufigsten Todesursachen in T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia ist,voraussichtlich weiter ausbreiten. Ihr Vorkommen wirdneuerdings auch in <strong>den</strong> Regionen Kilim<strong>an</strong>dscharo, Arusha undT<strong>an</strong>ga beobachtet, wo diese Kr<strong>an</strong>kheit früher nicht vorkam.Wenn die gegenwärtigen Trends von Temperatur<strong>an</strong>stieg undÄnderungen des Niederschlags <strong>an</strong>halten, wird sich das Infektionsgebietder Malaria weiter ausweiten. Besonders betroffensind Kinder sowie die ärmsten Teile der Bevölkerung. 174Die Küstengebiete T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ias sind durch <strong>den</strong> Anstieg desMeeresspiegels bedroht. Besonders betroffen sind die amMeer liegende Stadt Daressalam – Regierungssitz und größteStadt des L<strong>an</strong>des – sowie die Insel S<strong>an</strong>sibar. Zusätzlich sindwichtige Naturräume gefährdet, wie die artenreichen Korallenriffeund die M<strong>an</strong>grovenwälder. Ihr Verschwin<strong>den</strong> würdeeine weitere Erosion des Küstenbo<strong>den</strong>s und die Erhöhung derGefahr durch Flutwellen bedeuten.T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia verfügt über eine sehr vielfältige Tier- und Pfl<strong>an</strong>zenweltmit vielen Arten, die nur in T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia vorkommen. 19Prozent des Territoriums sind Schutzzonen beziehungsweiseNationalparks. Der Schutz dieser Vielfalt liegt in mehrfacherHinsicht auch im ökonomischen Interesse des L<strong>an</strong>des, vor allemim Hinblick auf dessen Bedeutung für <strong>den</strong> Tourismus. DerKlimaw<strong>an</strong>del gefährdet diese Biodiversität allerdings durch<strong>an</strong>steigende Temperaturen und Schw<strong>an</strong>kungen in <strong>den</strong> Niederschlagsmustern.Auch das Abschmelzen der Eisdecke aufdem Kilim<strong>an</strong>dscharo ist hier relev<strong>an</strong>t: Im Laufe des 20. Jahrhundertsging das Eis bereits um 80 Prozent <strong>zur</strong>ück, zwischen2015 und 2020 wird es voraussichtlich komplett verschwun<strong>den</strong>sein. 175Der Energiebedarf des L<strong>an</strong>des wird zu über 90 Prozent durchBiomasse, vor allem durch Holz, gedeckt. D<strong>an</strong>eben spieltauch die Wasserkraft eine Rolle. Die Regierung schätzt dasPotenzial der Wasserkraft auf etwa 90 Prozent des nationalenBedarfs. Allerdings führten die Veränderungen des Abflussesder Flüsse schon in der Verg<strong>an</strong>genheit <strong>zur</strong> Reduktionder Stromversorgung des L<strong>an</strong>des durch Wasserkraft. DieseSchw<strong>an</strong>kungen wer<strong>den</strong> in Zukunft voraussichtlich zunehmen,was das Ausbaupotenzial der Wasserkraft beschränkt. 176Generell verstärkt der Klimaw<strong>an</strong>del die bereit heute bestehendeKnappheit <strong>an</strong> natürlichen Ressourcen. Viele derl<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Probleme T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ias wie Erosion undDegradation der Bö<strong>den</strong> und Nutzflächen, die Abholzung derWälder oder das Absenken des Grundwasserspiegels sindnicht erst durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del hervorgerufen. Der Klimaw<strong>an</strong>delverschärft diese Probleme aber zusätzlich.Strategie und AkteureAls ein Least Developed Country (LCD) war T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia im Rahmender UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) verpflichtet,einen Nationalen Aktionspl<strong>an</strong> (National AdaptationProgramme of Action – NAPA) <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> die Folgendes Klimaw<strong>an</strong>dels zu entwickeln. 2007 kam T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia dieserVerpflichtung nach. 177 Der NAPA ist das strategische Hauptdokumentder t<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ischen <strong>Anpassung</strong>spolitik.Ziele des NAPADie Hauptziele des NAPA sind:1. I<strong>den</strong>tifizierung der dringendsten Maßnahmen <strong>zur</strong><strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del und die Klimavariabilität2. Schutz des Lebens und der Lebensgrundlage der Bevölkerungsowie Schutz von Infrastruktur, Biodiversitätund Umwelt3. Mainstreaming: Integration von Maßnahmen <strong>zur</strong> Klima<strong>an</strong>passungin nationale und sektorspezifische Politik,<strong>Strategien</strong> und Entwicklungsziele4. Verbesserung des öffentlichen Bewusstseins zu <strong>den</strong>Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels und zu <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenin <strong>den</strong> betroffenen Gemein<strong>den</strong>, derZivilgesellschaft und bei Regierungsbeamten5. Unterstützung der betroffenen Gemein<strong>den</strong> bei dernachhaltigeren Nutzung natürlicher Ressourcen <strong>an</strong>ge -sichts des Klimaw<strong>an</strong>dels6. Ergänzung nationaler und lokaler Entwicklungs<strong>an</strong>strengungen,die durch die negativen Folgen desKlimaw<strong>an</strong>dels behindert wer<strong>den</strong>7. Schaffung von l<strong>an</strong>gfristigen, nachhaltigen Entwicklungs<strong>an</strong>sätzenauf nationalem und lokalem Level <strong>an</strong>gesichtsder bevorstehen<strong>den</strong> klimatischen VeränderungenVer<strong>an</strong>twortlich für die Entwicklung des NAPA war die Umweltabteilungdes Vizepräsi<strong>den</strong>ten, wobei großer Wert aufdie interdisziplinäre Zusammenstellung des Untersuchungsteamssowie die partizipative Her<strong>an</strong>gehensweise bei der68 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delDie dringendsten <strong>Anpassung</strong>sprojektein T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>iaErhebung der Daten zu Vulnerabilität und <strong>Anpassung</strong>smaßnahmengelegt wurde. So wur<strong>den</strong> Stakeholder aus Wissenschaft,Wirtschaft, Politik und lokaler Ebene in die Entwicklungdes NAPA einbezogen. Ein wichtiges Ziel der Einbindungder Stakeholder war die Sammlung von Informationen. Dennwie in vielen <strong>an</strong>deren Entwicklungsländern ist die Datenlagezu <strong>den</strong> erwarteten Klimaveränderungen für T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia sehrlückenhaft. Daher wird für die Pl<strong>an</strong>ung der konkreten Maßnahmenvor allem auf das lokale Wissen über die bereitsbeobachtbaren Veränderungen des Klimas <strong>zur</strong>ückgegriffen.Eine l<strong>an</strong>gfristige Pl<strong>an</strong>ung ist so allerdings schwer möglich.Primäres Ziel des NAPA ist es daher auch, die kurzfristig notwendigstenMaßnahmen zu i<strong>den</strong>tifizieren. Insgesamt wur<strong>den</strong>aus 72 <strong>an</strong>alysierten Projekten 14 für die unmittelbare Umsetzungausgewählt. Die meisten Projekte wur<strong>den</strong> in T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>iafür die Sektoren L<strong>an</strong>d- und Wasserwirtschaft definiert (Bewässerung,Wassereinsparungen, Regenwassersammlung),aber auch Energie und Tourismus spielen eine Rolle. Mit derUmsetzung der dringendsten Projekte wurde aber erst kürzlichbegonnen (siehe Projektbeispiele im Anh<strong>an</strong>g). Der Fokusder <strong>Anpassung</strong>sprojekte im Rahmen des NAPA liegt im technischenBereich, beispielsweise auf der Bewässerungs- undWasserspeicherungs¬infrastruktur oder auf Elektrifizierungsmaßnahmendurch Mikro-Wasserkraft. Dazu kommt das Zieleiner nachhaltigeren Nutzung der knappen natürlichen Ressourcen,zum Beispiel durch dürreresistentes Saatgut.Die Umsetzung der i<strong>den</strong>tifizierten Projekte erfolgt nichtzentral, sondern durch die jeweils zuständigen Ministerien.Ein großer Teil der <strong>Anpassung</strong>sprojekte wird von internationalenOrg<strong>an</strong>isationen fin<strong>an</strong>ziert, wie dem Entwicklungsprogrammder Vereinten Nationen (UNDP) oder der InternationalenB<strong>an</strong>k für Wiederaufbau und Entwicklung.Insgesamt wur<strong>den</strong> aus 72 <strong>an</strong>alysierten Projekten 14 vonder Regierung im Rahmen des NAPA priorisiert:1. Verbesserung der Bewässerungsmetho<strong>den</strong> im Pfl<strong>an</strong>zenbau,um die l<strong>an</strong>dwirtschaftliche Produktion zu erhöhenund gleichzeitig Wasserressourcen einzusparen2. Entwicklung alternativer L<strong>an</strong>dwirtschaftskonzepteund Wasserspeicherungssysteme3. Verbesserung der Wasserspeicherprogramme und-technologien4. Umsetzung lokaler Programme <strong>zur</strong> Erhaltung undzum M<strong>an</strong>agement der Wasserstaumenge5. Investition in saubere Energiequellen wie Wind, Solarenergie,Bio-Diesel, um die Verringerung des Potenzialsfür Wasserkraft zu kompensieren6. Förderung der Anwendung von Kraft-Wärme-Kopplungin der Industrie als Ersatz von Energie aus Wasserkraft7. Durchführung von Programmen <strong>zur</strong> Aufforstung aufdegradierten Bö<strong>den</strong> unter Nutzung von <strong>an</strong>passungsfähigenund schnell wachsen<strong>den</strong> Baumarten8. Entwicklung lokaler Programme und Pläne <strong>zur</strong> Verhinderungvon Waldbrän<strong>den</strong>9. Einführung und Stärkung von lokalen Programmen <strong>zur</strong>Information der Bevölkerung über vermeidbare Gesundheitsrisiken10. Einführung nachhaltiger Tourismus<strong>an</strong>gebote in <strong>den</strong>Küstengebieten; Umsiedlung betroffener Dorfgemeinschaftenin tief liegen<strong>den</strong> Gebieten11. Erweiterung des Naturschutzes und Unterstützunglokaler Gemein<strong>den</strong> im Naturschutzm<strong>an</strong>agement12. Verbesserung der Speicherung von Regenwasser undWasserrückgewinnung13. Bau künstlicher Strukturen <strong>zur</strong> Erosionseindämmung,zum Beispiel Uferdämme, künstliche S<strong>an</strong>d<strong>an</strong>lagerung<strong>an</strong> Strän<strong>den</strong> und Str<strong>an</strong>ddrainage14. Einführung eines sinnvollen Systems <strong>zur</strong> Bo<strong>den</strong>besitzverteilung;Ermöglichung nachhaltiger AnsiedelungenInformationsst<strong>an</strong>dDie systematische Gewinnung und Verbreitung von Informationenzum Klima ist in T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia wie in vielen <strong>an</strong>deren afrik<strong>an</strong>ischenStaaten aufgrund der beschränkten Ressourcen sehrlückenhaft. Die im NAPA <strong>an</strong>gegebenen wissenschaftlichen Infor-| 69


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Kommunikation und AufklärungInformation und Aufklärung zu <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delsfür T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia seitens der Regierung f<strong>an</strong>d bisher vor allem inZuge der Entwicklung des Nationalen Aktionspl<strong>an</strong>s <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del statt. Auch bei der Umsetzungder Projekte wer<strong>den</strong> Information und Kommunikation alswichtige Aufgaben gen<strong>an</strong>nt.mationen speisen sich vor allem aus Studien der ForschungseinrichtungT<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia Meteorological Agency (TMA). In <strong>an</strong>derenFällen wird aus internationalen Studien, vor allem des IPCC,zitiert. Weitere Einrichtungen, die sich mit <strong>den</strong> Auswirkungendes Klimaw<strong>an</strong>dels in T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia befassen, sind die Universität Daressalam,die T<strong>an</strong>z<strong>an</strong>ia Forest Conservation Group (TFCG) sowiedas Food Security Information Team. Außerdem engagieren sichauch NGOs für die Verbesserung der Informationsgrundlage zumKlimaw<strong>an</strong>del in T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia. So hat die NGO SouthSouthNorthbeispielsweise eine Studie zu <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels undmöglichen <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen in T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia erstellt. 17870 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delB<strong>an</strong>gladesCh:Katastrophenschutz mit begrenzten MittelnZusammenfassungB<strong>an</strong>gladesch gilt als eines der Länder weltweit, die am stärksten vom Klimaw<strong>an</strong>delbetroffen sind. Es ist wie kaum ein <strong>an</strong>deres großes Flächenl<strong>an</strong>dder Erde durch <strong>den</strong> steigen<strong>den</strong> Meeresspiegel existenziell bedroht. Zwei Dritteldes L<strong>an</strong>des liegen weniger als fünf Meter über dem Meeresspiegel. Schonin der Verg<strong>an</strong>genheit wurde B<strong>an</strong>gladesch sehr häufig von Naturkatastrophenheimgesucht. Wegen des Klimaw<strong>an</strong>dels wer<strong>den</strong> diese in Zukunft wahrscheinlichnoch häufiger auftreten. Das L<strong>an</strong>d versucht, sich mit <strong>den</strong> verfügbarenMitteln so gut wie möglich auf diese enormen Probleme vorzubereiten, umdie Zahl der Opfer und die wirtschaftlichen Schä<strong>den</strong> so gering wie möglichzu halten. Hier hat B<strong>an</strong>gladesch einige erfolgreiche Ansätze vorzuweisen. Sowird die Bevölkerung bei drohen<strong>den</strong> Überschwemmungen beispielsweisevon Freiwilligen vor Ort über Megafone und über das Radio gewarnt, umsich in Sicherheit bringen zu können. Angesichts der massiven Bedrohungdes L<strong>an</strong>des und m<strong>an</strong>gelnder fin<strong>an</strong>zieller Ressourcen ist die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong><strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del eine existenzielle Herausforderung, die B<strong>an</strong>gladesch nurin Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft bewältigen k<strong>an</strong>n.LänderprofilIn B<strong>an</strong>gladesch liegt eines der größten Flussdeltas der Welt.Es wird hauptsächlich von <strong>den</strong> drei Flüssen G<strong>an</strong>ges, Brahmaputraund Meghna geformt und umfasst ein Netzwerk von230 größeren Flüssen mit ihren Zuflüssen und Nebenarmen.B<strong>an</strong>gladesch ist dadurch ein sehr fruchtbares und mit Wasserressourcenreich ausgestattetes L<strong>an</strong>d. Durch das Delta k<strong>an</strong>njedoch das Meerwasser sehr weit ins L<strong>an</strong>desinnere gel<strong>an</strong>gen,und jede nur minimale Erhöhung des Meeresspiegels hatgravierende Auswirkungen für die im südlichen L<strong>an</strong>desteillebende, meist kleinbäuerliche Bevölkerung. Schätzungen zufolgewürde eine Erhöhung des Meeresspiegels um 1,5 Meter15 Millionen Bewohner des südlichen L<strong>an</strong>desteils direkt betreffen.179 Der geschätzte L<strong>an</strong>dverlust für diesen Fall liegt bei22.000 Quadratkilometern oder 16 Prozent des L<strong>an</strong>des.B<strong>an</strong>gladesch ist eines der am stärksten von Naturkatastrophenbetroffenen Länder der Welt. Neben Hochwasserereignissenkommt es auch häufig zu tropischen Stürmen, Dürren, Erdbebenund erosionsbedingten Erdrutschen. Solche Naturkatastrophenwer<strong>den</strong> sich in Zukunft voraussichtlich noch verstärken.Ein weiterer Grund für die extreme Vulnerabilität des L<strong>an</strong>desist die hohe Bevölkerungsdichte. Auf einer Fläche, die wenigerals halb so groß ist wie die der Bundesrepublik, leben140 Millionen Menschen. Gleichzeitig ist die Bevölkerung zuweiten Teilen sehr arm: 41 Prozent der Bevölkerung müssenvon einem Dollar oder weniger pro Tag leben. 180Etwa ein Viertel des Bruttoinl<strong>an</strong>dsprodukts von B<strong>an</strong>gladeschstammt aus der L<strong>an</strong>dwirtschaft. Das bedeutet, dassder Klimaw<strong>an</strong>del wahrscheinlich starke wirtschaftliche Einbußenfür das L<strong>an</strong>d mit sich bringt und die Existenzgrundlageder kleinbäuerlichen Bevölkerung bedroht. So könnte dieProduktion von Reis durch <strong>den</strong> Verlust l<strong>an</strong>dwirtschaftlicherFläche bis 2050 um 10 Prozent, die von Getreide im selbenZeitraum um bis zu 32 Prozent sinken. 181Strategie und AkteureObwohl B<strong>an</strong>gladesch eines der am wenigsten entwickeltenLänder weltweit ist, gibt es gute Ansätze <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong><strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del, besonders im Bereich des Katastrophenm<strong>an</strong>agements.B<strong>an</strong>gladesch hat traditionell mit Hochwassernund <strong>an</strong>deren Naturkatastrophen zu kämpfen und daherein umfassendes System entwickelt, um trotz beschränkterRessourcen mit diesen Bedrohungen umzugehen. Anders alsbeispielsweise ein L<strong>an</strong>d wie die Niederl<strong>an</strong>de k<strong>an</strong>n B<strong>an</strong>gladeschseine Bevölkerung aber nicht komplett vor <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delsschützen. Es geht vielmehr darum, die Folgen fürMenschen und Wirtschaft so gering wie möglich zu halten.| 71


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Das wichtigste Programm zum Umg<strong>an</strong>g mit Naturkatastrophen<strong>an</strong>gesichts des Klimaw<strong>an</strong>dels ist das Comprehensive DisasterM<strong>an</strong>agement Programme (CDMP), das 2003 von derRegierung verabschiedet wurde. Es ist ein umfassendes Programm<strong>zur</strong> Reduzierung von l<strong>an</strong>gfristigen Risiken und zum Kapazitätsaufbauim Katastrophenschutz. Es betrifft auch vieleder zentralen Problematiken bei der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del.Das Programm wird vom Entwicklungsprogrammder Vereinten Nationen (UNDP) und dem britischen Ministeriumfür Internationale Entwicklung (DFID) unterstützt.Frühwarnsysteme und SchutzbautenNach dem Tod von mehreren Hunderttausend Menschendurch die Auswirkungen eines Zyklons im November1970 sah sich die Regierung von B<strong>an</strong>gladesch zum H<strong>an</strong>delngezwungen, um die Zahl der Opfer bei zukünftigenNaturkatastrophen so gering wie möglich zu halten. Begrenztefin<strong>an</strong>zielle Ressourcen und ein schlecht ausgebautesInfrastruktursystem erforderten dabei ein pragmatischesVorgehen bei der Warnung der Bevölkerungvor Wirbelstürmen und Flutkatastrophen.Die Behör<strong>den</strong> etablierten ein System, das im Wesentlichenauf der Einbindung von freiwilligen Helfern basiert:Mittels Schiffen, Radarstationen und Wettersatellitengesammelte Daten über drohende Stürme und Überflutungenwer<strong>den</strong> in schwer zugänglichen Gebieten perRundfunk verbreitet. Speziell ausgebildete Helfer, ausgestattetmit Megafonen, H<strong>an</strong>dsirenen und Fahrrädern,warnen daraufhin ihre unmittelbare Nachbarschaft vorder drohen<strong>den</strong> Gefahr. So soll sichergestellt wer<strong>den</strong>, dassdie Menschen zu allen Tages- und Nachtzeiten frühzeitigihre Häuser verlassen können, um Zuflucht in speziellenSchutzbauten zu fin<strong>den</strong>.In B<strong>an</strong>gladesch existieren knapp zweitausend solcher Bau -ten, die Schutz für jeweils rund 1.500 Menschen bie ten.Anders als die aus Holz und <strong>an</strong>deren leichten Materialiengefertigten Wohnhäuser trotzen diese Betonbauten auchstarken Stürmen und Überschwemmungen. Die Maßnahmenzeigen Erfolge. Zwar kommen bei Zy klonen in B<strong>an</strong>gladeschimmer noch viele Menschen ums Leben, dochkonnte die Zahl der Opfer bei vergleichbar starken Stürmendurch die vorbeugen<strong>den</strong> Maßnahmen drastisch gesenktwer<strong>den</strong>. 182Für das ebenfalls 2003 gegründete Ministerium fürErnährungssicherheit und Katastrophenm<strong>an</strong>agement(MoFDM) enthält das CDMP die zentralen Leitsätze und<strong>Strategien</strong>. Neben einem Steering Committee, das daszentrale Entscheidungsorg<strong>an</strong> ist, gibt es eine Program, Policy<strong>an</strong>d Partnership Development Unit (PPPDU), die für die Koordinierungder verschie<strong>den</strong>en beteiligten Akteure und für dasMainstreaming von Katastrophenm<strong>an</strong>agement in die Entwicklungspolitikzuständig ist.Ergänzt wird das CDMP durch das Participatory DisasterM<strong>an</strong>agement Programme (PDMP), das ebenfalls von UNDPunterstützt und auch in <strong>an</strong>deren asiatischen Staaten durchgeführtwird. In B<strong>an</strong>gladesch zielt es auf die dringlichstenProbleme mit kurzfristigem Umsetzungshorizont. Es ist eineaktions- und projektbezogene Fl<strong>an</strong>kierung der in der CDMPfestgehaltenen Strategie und konzentriert sich auf einfachepräventive Maßnahmen und auf die Bewältigung der Folgenvon Naturkatastrophen. In Zusammenarbeit mit <strong>den</strong> wichtigstenStakeholdern wer<strong>den</strong> Aktionspläne für Naturkatastrophenentwickelt. Weitere wichtige Maßnahmen sind dieAusbildung von Personal zum Katastrophenm<strong>an</strong>agement, dieUmsetzung von lokalen Konzepten <strong>zur</strong> Risikoreduktion unddie Einrichtung von Frühwarnsystemen.Zusätzlich hat B<strong>an</strong>gladesch 2005 auch ein Nationales Aktionsprogramm<strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> (NAPA) im Rahmen der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) entwickelt. Der Vorbereitungsprozesswurde von einem Komitee aus Vertretern derwichtigsten Ministerien betreut. Federführend ist das Ministeriumfür Umwelt und Wald (MoEF). Im Rahmen der Strategieentwicklungwur<strong>den</strong> Workshops mit <strong>den</strong> betroffenenStakeholdern org<strong>an</strong>isiert und NGOs und Wissenschaftler in<strong>den</strong> Prozess eingebun<strong>den</strong>. Der Pl<strong>an</strong> i<strong>den</strong>tifiziert die wichtigstenVulnerabilitäten und schlägt einen ausführlichen Katalogmit priorisierten Maßnahmen vor. Die 15 wichtigstenMaßnahmen aus dem Katalog wer<strong>den</strong> jeweils von einemProjekt begleitet. Von besonderer Bedeutung ist die Aufforstung<strong>an</strong> <strong>den</strong> Küsten unter Beteiligung der lokalen Bevölkerung.Dieses Projekt ist mit 23 Millionen US-Dollar dotiert.Weitere Maßnahmen sind Information und Sensibilisierungder betroffenen Bevölkerung im Bereich Vorsorgemaßnahmen,die <strong>Anpassung</strong> der L<strong>an</strong>dwirtschaft in von Überschwemmungenbedrohten Gebieten, besonders im Nordosten undim Zentrum B<strong>an</strong>gladeschs, Baumaßnahmen zum Schutz dervon Überschwemmungen betroffenen Bevölkerung sowieUnterstützung bei der Behebung größerer Schä<strong>den</strong>. Weitere72 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delProjekte beziehen sich auf die Org<strong>an</strong>isation der Trinkwasserversorgungder Bevölkerung <strong>an</strong> <strong>den</strong> Küsten, mögliche Versicherungsoptionenund <strong>an</strong>dere Instrumente <strong>zur</strong> Vorsorge.Auch gibt es einige Forschungs- und Bildungsinitiativen. 183Während das Ministerium für Ernährungssicherheit undKatastrophenm<strong>an</strong>agement beim Katastrophenschutz federführendist, ist das Ministerium für Umwelt und Wald (MoEF)für die übrige <strong>Anpassung</strong>spl<strong>an</strong>ung zuständig. Die Umweltabteilungim MoEF ist mit <strong>den</strong> Umsetzungsmaßnahmenbeauftragt. Wichtige Ziele sind das Mainstreaming von Klimafolgenin der Entwicklungspolitik, die Verbesserung derInformationen über <strong>den</strong> Einfluss des Klimaw<strong>an</strong>dels in B<strong>an</strong>gladeschsowie die Vermittlung dieser Informationen <strong>an</strong> diebetroffenen Stakeholder.Wegen der hohen Vulnerabilität des L<strong>an</strong>des engagieren sichviele internationale Akteure in B<strong>an</strong>gladesch. Die VereintenNationen haben beispielsweise ausführliche Studien zumThema <strong>Anpassung</strong> erarbeitet und fin<strong>an</strong>zieren lokale Projekte.Zusätzlich sind viele nationale Regierungen präsent: Soenga giert sich beispielsweise das britische Ministerium fürInternationale Entwicklung (DFID) beim Bau von flutsicherenHäusern. Die Niederl<strong>an</strong>de sind ebenfalls in B<strong>an</strong>gladesch aktiv,vor allem im Küstenschutz.B<strong>an</strong>gladesch ist außerdem auch in der internationalen Debatteum die <strong>Anpassung</strong>spolitik sehr präsent. Das L<strong>an</strong>dfordert immer wieder Unterstützung für die massivenAnstrengungen, die <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delsin B<strong>an</strong>gladesch und <strong>an</strong>deren Entwicklungsländernnotwendig sind. So hat B<strong>an</strong>gladesch beispielsweise dieSchaffung eines Fonds <strong>zur</strong> Bekämpfung des Klimaw<strong>an</strong>dels inSüdasien im Rahmen der South Asi<strong>an</strong> Association for RegionalCooperation (SAARC) vorgeschlagen. 184 Außerdem ist B<strong>an</strong>gla -desch als Least Developed Country (LDC) alternierendes Mitgliedim Rat des Adaptation Fund von UNFCCC, der <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenin Entwicklungsländern fin<strong>an</strong>ziert.Informationsst<strong>an</strong>dB<strong>an</strong>gladesch verfügt im Vergleich zu <strong>an</strong>deren Entwicklungsländernüber relativ gut funktionierende Systeme der Informationsgewinnung.Zwar gibt es noch einen starken Bedarf<strong>an</strong> Forschung zu <strong>den</strong> l<strong>an</strong>gfristigen Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels,jedoch ist insbesondere die Vorhersage und Beobachtungkurzfristiger Entwicklungen schon gut etabliert. Das FloodForecasting <strong>an</strong>d Warning Centre (FFWC) beispielsweise wurdeschon 1972 gegründet. 185 Dies ist ein Netzwerk von Beobachtungsstationen,deren Hauptaufgabe darin besteht, Analysenund Berichte über die Situation in <strong>den</strong> Flussgebieten zuerstellen und zu verbreiten. 186 Außerdem geben die etwa 52Beobachtungsstationen Vorhersagen für 24, 48 und 72 Stun<strong>den</strong>heraus. 187 Das Netzwerk deckt mittlerweile die meistenflutgefährdeten Regionen B<strong>an</strong>gladeschs ab. Im Hinblick aufdie <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del und die sich zuspitzen<strong>den</strong>Probleme im Wassersektor ist das Zentrum von zentraler Bedeutungfür eine mögliche <strong>Anpassung</strong>spl<strong>an</strong>ung. 188 Zusätzlichsind im Bereich der Vorhersage und Beobachtung noch dasCyclone Preparedness Programme und das B<strong>an</strong>gladesh MeteorologicalDepartment aktiv.Kommunikation und AufklärungDie Information der Bevölkerung über bevorstehende Wetterextremeund die Aufklärung über Schutzmaßnahmen istin B<strong>an</strong>gladesch lebensnotwendig, und das L<strong>an</strong>d unternimmthier vielfältige Anstrengungen. Das Disaster M<strong>an</strong>agement InformationCenter (DMIC) ist eine zentrale Plattform <strong>an</strong> derSchnittstelle von Politik und Forschung und für die Informationsstrategiezum Katastrophenm<strong>an</strong>agement zuständig.Hier wer<strong>den</strong> relev<strong>an</strong>te Informationen im Bereich des Katastrophenschutzesgesammelt und <strong>den</strong> relev<strong>an</strong>ten Akteuren<strong>zur</strong> Verfügung gestellt. Das Disaster M<strong>an</strong>agement InformationNetwork (DMIN) soll das DMIC mit Regierung, NGOsund <strong>den</strong> von <strong>den</strong> Risiken betroffenen lokalen Kommunen vernetzen.Auf diese Weise soll eine schnell und stabil funktionierendeInfrastruktur entstehen, die Informationen zu bevorstehen<strong>den</strong>Ereignissen und zum empfohlenen Verhaltenwährend und nach Katastrophen zu <strong>den</strong> Betroffenen und zu<strong>den</strong> Hilfseinrichtungen weiterleitet.Eine weitere wichtige Initiative ist die Climate Ch<strong>an</strong>ge Cell,eine Kooperation von CDMP, UNDP, DFID und der EuropäischenKommission. Ziel ist es, die Bevölkerung über dieKlimarisiken zu informieren und ihr beim Umg<strong>an</strong>g mit diesenGefahren zu helfen. Sie ist im Ministerium für Umwelt undWälder verortet und soll Armutsbekämpfung mit Klima<strong>an</strong>passungverbin<strong>den</strong>. Eine der Initiativen ist beispielsweise dieGrass Root Awareness-Initiative – ein Sensibilisierungsprogramm,dessen Ziel es ist, die betroffenen Kommunen überKlimarisiken zu informieren. Die Initiative soll es <strong>den</strong> Betroffenenermöglichen, Risiken zu erkennen und Präventionsmaßnahmenzu ergreifen. 189| 73


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Indien: herausforderung wasserZusammenfassungDie indische Bevölkerung ist trotz der ras<strong>an</strong>ten wirtschaftlichen Entwicklungdes L<strong>an</strong>des weiterhin stark von der L<strong>an</strong>dwirtschaft abhängig unddamit höchst <strong>an</strong>fällig für Klimaveränderungen. Der Klimaw<strong>an</strong>del wird <strong>den</strong>Druck auf die natürlichen Ressourcen weiter verschärfen, besonders dieWasserversorgung ist gefährdet. Die indische Regierung hat sich <strong>an</strong>gesichtsdieser Situation schon früh mit möglichen Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels undnotwendigen <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen <strong>an</strong> die erwarteten Veränderungenbefasst und zahlreiche Forschungsprojekte <strong>an</strong>gestoßen. <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenwer<strong>den</strong> auch zunehmend in die übergeordnete Pl<strong>an</strong>ung einbezogen.Im Juni 2008 verabschiedete der Klimarat des Premierministers <strong>den</strong>National Action Pl<strong>an</strong> on Climate Ch<strong>an</strong>ge (NAPCC), der die Hauptgefahrendes Klimaw<strong>an</strong>dels für Indien aufzeigt, mögliche <strong>Anpassung</strong>sstrategien diskutiertund Maßnahmen zu deren Umsetzung vorschlägt. Die betroffenenFachministerien wur<strong>den</strong> mit der Detaillierung beauftragt.LänderprofilIn Indien leben derzeit 1,1 Milliar<strong>den</strong> Menschen, also etwa 17Prozent der Weltbevölkerung. Davon leben über 70 Prozentin ländlichen Gebieten. Auch die Armut konzentriert sich auf<strong>den</strong> ländlichen Raum: Etwa drei Viertel der Armen Indiensleben dort. Indien hat insgesamt eine hohe Bevölkerungsdichte,die Bevölkerung ist allerdings sehr ungleichmäßigverteilt und konzentriert sich besonders in <strong>den</strong> fruchtbarenEbenen entl<strong>an</strong>g der Flüsse sowie <strong>an</strong> der Küste. 190 Dies sindgleichzeitig die Gebiete, die vom Klimaw<strong>an</strong>del voraussichtlichbesonders betroffen sein wer<strong>den</strong>.Vor allem für die Wasserversorgung wird der Klimaw<strong>an</strong>delFolgen haben. Der indische Süßwasserbedarf wird zu einemgroßen Teil durch Regenwasser während der Monsunzeitgedeckt. In Teilen Indiens ist der Monsunregen aufgrund derstarken Verschmutzung der Flüsse die einzige saubere Wasserquelle.Schon minimale Abweichungen der Monsunniederschlägehaben für Bevölkerung und Wirtschaft massiveKonsequenzen. In der Trockenzeit ist die Bevölkerung daherauf das gespeicherte Monsunwasser <strong>an</strong>gewiesen, sei es imGrundwasser oder in Wasserspeichern. In <strong>den</strong> letzten Jahrenhat sich der Monsunregen jedoch zunehmend verändert. 191Nordwestindien wurde vermehrt von heftigen Niederschlägengetroffen, während die Niederschlagsmengen in Ostindienrückläufig sind. Insgesamt geht die Niederschlagsmenge<strong>zur</strong>ück. 192 Im November 2007 lieferte der Monsun beispielsweiseweitaus weniger Regen als benötigt wurde. Anschließendgab es derart heftige Regenfälle, dass große TeileIndiens mit starken Überschwemmungen zu kämpfen hatten.Eine weitere zentrale Süßwasserquelle ist das Schmelzwasserder Gletscher des Himalajas, das <strong>den</strong> G<strong>an</strong>ges und <strong>an</strong>dere wichtigeFlüsse Indiens speist. Die Gletscher gehen allerdings Jahr fürJahr <strong>zur</strong>ück. Bis 2035 könnten sie vollständig abgeschmolzensein. 193 Dies hat gravierende Folgen für die Lebensbedingungender Menschen, die direkt <strong>an</strong> <strong>den</strong> Ufern der Flüsse leben, sowie fürdie Versorgung der Einzugsgebiete mit Wasser und Elektrizität. 194Auch Überschwemmungen wer<strong>den</strong> als Folge des Klimaw<strong>an</strong>delsvoraussichtlich zunehmen: Entl<strong>an</strong>g der Küste bedroht dersteigende Meeresspiegel die Bevölkerung. Die Bewohner einigerkleiner Inseln im M<strong>an</strong>grovengebiet Sundarb<strong>an</strong>s im Mündungsdeltades G<strong>an</strong>ges mussten bereits umgesiedelt wer<strong>den</strong>. 195Trotz des teilweise ras<strong>an</strong>ten Wachstums <strong>an</strong>derer Sektorenträgt die L<strong>an</strong>dwirtschaft mit circa 18,5 Prozent des Bruttoinl<strong>an</strong>dsproduktsnoch immer einen großen Teil <strong>zur</strong> Wirtschaftdes L<strong>an</strong>des bei. Fast zwei Drittel der Menschen beziehen ihrenLebensunterhalt aus diesem Sektor. 196 Die Auswirkungen desKlimaw<strong>an</strong>dels auf die L<strong>an</strong>dwirtschaft und die ländliche armeBevölkerung sind daher für Indien eine existenzielle Herausforderung.60 Prozent der l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Flächen Indienswer<strong>den</strong> durch Regenwasser bewässert und sind damit74 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delsehr <strong>an</strong>fällig gegenüber Änderungen des Niederschlagsmusters.Abnehmende Regenfallmengen wer<strong>den</strong> voraussichtlichzu einer Verringerung der Produktion führen und damit dieLebensgrundlage der ländlichen Bevölkerung bedrohen. DasProblem der Wasserknappheit wird noch verschärft durchdie un<strong>zur</strong>eichen<strong>den</strong> Speicherkapazitäten für Regenwasser.Während China beispielsweise 1.000 Kubikmeter Wasser proEinwohner speichern k<strong>an</strong>n und Marokko sogar 5.000, hat Indienderzeit lediglich Kapazitäten für 200 Kubikmeter. 197Der Temperatur<strong>an</strong>stieg wird in Indien auch zu Problemen imGesundheitssektor führen. Neben der Zunahme von Durchfallerkr<strong>an</strong>kungenist auch eine Ausweitung der Malariazonenzu befürchten. Extreme Hitzewellen wer<strong>den</strong> die Zahl der hitzebedingtenTodesfälle gerade unter kr<strong>an</strong>ken und alten Menschenin die Höhe treiben. Hinzu kommt noch die steigendeGefahr durch <strong>an</strong>dere Wetterextreme.Strategie und AkteureInsgesamt hat sich Indien schon früh mit <strong>den</strong> Folgen desKlimaw<strong>an</strong>dels ausein<strong>an</strong>dergesetzt und die notwendige <strong>Anpassung</strong>auch in verschie<strong>den</strong>en internationalen Gremienthematisiert. So wurde beispielsweise im Rahmen der Vertragsstaatenkonferenz<strong>zur</strong> Klimarahmenkonvention in Delhibereits 2002 unter maßgeblichem Mitwirken Indiens eineErklärung verabschiedet, in der die Bedeutung der <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del betont wird. Auch in dem indischenBericht <strong>an</strong> die UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) wirdder Bewertung der Vulnerabilitäten sowie möglicher <strong>Anpassung</strong>smaßnahmeneine hohe Bedeutung beigemessen. 198Im Juni 2008 veröffentlichte Indiens Premierminister <strong>den</strong> NationalAction Pl<strong>an</strong> on Climate Ch<strong>an</strong>ge (NAPCC), der sowohlKlimaschutz als auch <strong>Anpassung</strong> umfasst. 199 Der Pl<strong>an</strong> definiertacht H<strong>an</strong>dlungsschwerpunkte als nationale Aufträge (NationalMissions): Solarenergie, Energieeffizienz, nachhaltiges Wohnen,Wasser, Erhalt der Ökosysteme des Himalajas, Aufforstung,nachhaltige L<strong>an</strong>dwirtschaft sowie Aufbau von Wissenüber <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Die zuständigen Ministerien arbeitenderzeit in Zusammenarbeit mit <strong>den</strong> jeweiligen Stakeholdern<strong>an</strong> detaillierten Implementierungsplänen zu diesen acht Bereichen.200<strong>Anpassung</strong>smaßnahmen sind ein wichtiger Teil dieser integriertenKlimastrategie. Die ersten bei<strong>den</strong> Aufgabengebiete(Solarenergie und Energieeffizienz) fokussieren sich auf <strong>den</strong>Klimaschutz, die <strong>an</strong>deren befassen sich teilweise oder überwiegendmit der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Die Tabellefasst die wichtigsten Aussagen <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> zusammen.Die indische Regierung hat also bereits strategische Prioritäten<strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del definiert. Detailpl<strong>an</strong>ungund Umsetzung stehen aber noch <strong>an</strong> Anf<strong>an</strong>g.Nationaler AuftragNachhaltiges WohnenWasserErhalt der Ökosystemedes HimalajasAufforstung(Grünes Indien)NachhaltigeL<strong>an</strong>dwirtschaftStrategisches Wissenüber <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del<strong>Anpassung</strong>skomponenteZiele sind die Steigerung der Energieeffizienz, die Nutzung wiederverwertbarer Materialienund die Verbesserung der Stadtpl<strong>an</strong>ung. Eine wichtige Komponente ist der Schutz vor Extremwetterereignissendurch Frühwarnsysteme, intelligente Pl<strong>an</strong>ung und Katastrophenschutz.Eine effizientere Wassernutzung soll die Versorgung trotz einer klimabedingten weiterenVerknappung gewährleisten.Um die Ökosysteme des Himalajas zu erhalten, ist ein besserer Schutz der Biodiversität,des Waldbest<strong>an</strong>des und der Gletscher gepl<strong>an</strong>t.Ziel ist die Neu- oder Wiederaufforstung von sechs Millionen Hektar Wald, um die WaldbedeckungIndiens von 22 Prozent auf 33 Prozent <strong>an</strong>zuheben.Ziele sind die Entwicklung klimaresistenterer Nutzpfl<strong>an</strong>zen, eine stärkere Verbreitung vonWetterversicherungen sowie nachhaltigere l<strong>an</strong>dwirtschaftliche Anbaumetho<strong>den</strong>.Der Bereich Wissen zielt auf die Entwicklung eines besseren Verständnisses der Klimaprozesseab. Es sollen genauere Modelle entwickelt und ein verstärkter internationaler Austausch<strong>an</strong>geregt wer<strong>den</strong>. Die Daten sollen besser zugänglich gemacht und auch der Privatsektor sollverstärkt mit einbezogen wer<strong>den</strong>, beispielsweise die Versicherungsbr<strong>an</strong>che.| 75


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Parallel <strong>zur</strong> Veröffentlichung des Aktionspl<strong>an</strong>s im Juni 2008wurde ein Klimarat einberufen, der die nationalen Bemühungenkoordinieren soll. Er setzt sich aus Vertretern vonMi nisterien, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammen.Federführend bei der Umsetzung ist das Ministerium für Umweltund Wälder, das bei <strong>den</strong> unterschiedlichen nationalenAufträgen mit <strong>den</strong> jeweils zuständigen Ministerien zusammenarbeitet.Auch <strong>an</strong>dere Ministerien verfolgen <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen.Im L<strong>an</strong>dwirtschaftsministerium wurde beispielsweiseeine Abteilung gebildet, die Erkenntnisse zu <strong>den</strong>Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels in die l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Politikenund Programme einfließen lassen soll.Indien stellt die notwendigen <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen in <strong>den</strong>Kontext der allgemeinen Entwicklungs<strong>an</strong>strengungen des L<strong>an</strong>des.Regierungsvertreter sehen die Armutsbekämpfung als diebeste Strategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Dies legtzwar eine sehr allgemeine Definition von <strong>Anpassung</strong> zugrunde,wird jedoch der Situation in vielen Entwicklungs- undSchwellenländern gerecht. In diesen hängt die Verbesserungder <strong>Anpassung</strong>sfähigkeit auch g<strong>an</strong>z wesentlich von der allgemeinenVerringerung der Armut und Vulnerabilität der Bevölkerungab. So erklären sich auch die Ausgaben für die <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Nach Angaben des indischen Umwelt-und Forstministeriums gab Indien schon 2006/200711 Prozent des Regierungshaushalts und über 2 Prozent desBruttoinl<strong>an</strong>dsprodukts für <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen aus. Dergrößte Teil der Ausgaben (75 Prozent) liegt im Bereich Armutsbekämpfung,weitere Felder sind Verbesserung der Ernteerträge,Schutz gegen Dürre, Katastrophenschutz, Gesundheitsversorgungund Schutz der Lebensgrundlagen. 201Wesentlich für die Nachhaltigkeit der Armutsbekämpfung istaber, dass die Investitionsmaßnahmen auch zukünftige Unsicherheitendurch klimatische Veränderungen einbeziehen.Indien versucht, dieser großen Herausforderung Rechnungzu tragen. In einigen Bundesstaaten wird die National B<strong>an</strong>kfor Agriculture <strong>an</strong>d Rural Development (NABARD) mit Unterstützungder deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit(GTZ) damit beginnen, die Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>delsexplizit in ihre Entwicklungsprogramme für <strong>den</strong>ländlichen Raum einzubeziehen.Neben der staatlichen Ebene sind auch gesellschaftliche Akteurebei der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del engagiert. Einewichtige Institution ist Winrock International. Der Thinkt<strong>an</strong>k arbeitetunter <strong>an</strong>derem zu <strong>den</strong> Themen Risiko und <strong>Anpassung</strong> beiDürre, Zyklonen und Überschwemmungen und engagiert sichim Katastrophenschutz. 202 Winrock International hat maßgeblich<strong>an</strong> <strong>den</strong> nationalen Berichten <strong>an</strong> die UNFCCC mitgearbeitetund war auch Teil des indischen Teams des BASIC-Projekts, dassich dem Thema <strong>Anpassung</strong> widmete (siehe Projektbeispiele).Ein weiterer wichtiger Akteur ist das Energy <strong>an</strong>d Resources Institute(TERI), das gerade für das Umweltministerium eine Studiezu <strong>den</strong> Folgen und Gefahren des Klimaw<strong>an</strong>dels im NordostenIndiens erstellt. Der Direktor des TERI, Dr. Rajendra KumarPachauri, ist seit 2002 Vorsitzender des Weltklimarates (IPCC),der 2007 mit dem Frie<strong>den</strong>snobelpreis ausgezeichnet wurde.Zusätzlich engagieren sich auch internationale Org<strong>an</strong>isa tionenund ausländische Regierungen. Das britische Minis teriumfür Internationale Entwicklung (DFID) führt beispielsweiseRegionalprogramme <strong>zur</strong> Verbesserung der <strong>Anpassung</strong>sfähigkeitder ländlichen Bevölkerung und zum Katastrophenschutzdurch. 203 Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit(GTZ) realisiert Projekte <strong>zur</strong> Wasserversorgung im ländlichenRaum (siehe Projektbeispiele). Zusätzlich arbeitet die GTZ <strong>an</strong>technischen Lösungen im Bereich Forstwirtschaft und engagiertsich im Bereich Mikroversicherungen.Informationsst<strong>an</strong>dIndien hat schon früh mit der Forschung zu Klimafolgen begonnenund mittlerweile eine vergleichsweise gute Informationsbasisaufgebaut. Viele Forschungsarbeiten wur<strong>den</strong> imRahmen der Anfertigung des ersten nationalen Berichts <strong>an</strong>die UNFCCC im Jahr 2004 durchgeführt. In <strong>den</strong> jeweiligenMinisterien wur<strong>den</strong> zudem sektorspezifische Projekte <strong>zur</strong>Erforschung der Klimafolgen initiiert. Allerdings gibt esnatürlich auch in Indien noch immensen Forschungsbedarf,vor allem zu regionalen und lokalen Klimaprojektionen.Kommunikation und AufklärungDie indische Regierung verfügt über l<strong>an</strong>gjährige Erfahrungenbei der Kommunikation von Umweltthemen und der diesbezüglichenSensibilisierung der Bevölkerung. Bei der Vorbereitungdes ersten nationalen Berichts <strong>an</strong> die UNFCCC wur<strong>den</strong> beispielsweiseim Rahmen von über 20 Workshops und Seminaren sowohlMinisterien, NGOs als auch Forschungsinstitute einbezogen.Diskutiert wurde vor allem über <strong>den</strong> Zusammenh<strong>an</strong>g vonKlimaw<strong>an</strong>del und Entwicklung, also über einen integriertenAnsatz <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong>spolitik. Zusätzlich wurde für diesen Prozesseine Plattform im Internet eingerichtet. 204 Dort wer<strong>den</strong> dieTermine und Ergebnisse der Workshops veröffentlicht sowie dieverschie<strong>den</strong>en Akteure des Prozesses mitein<strong>an</strong>der vernetzt.76 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delChina: <strong>Anpassung</strong> von WasserundL<strong>an</strong>dwirtschaftZusammenfassungDer Klimaw<strong>an</strong>del wird in China voraussichtlich gravierende Auswirkungen aufdie Wasserversorgung und die L<strong>an</strong>dwirtschaft haben. Die Wasserressourcenwer<strong>den</strong> sich in vielen Teilen des L<strong>an</strong>des wahrscheinlich verknappen und so diel<strong>an</strong>dwirtschaftliche Produktion gefähr<strong>den</strong>. Außerdem sind die Küsten Chinas,<strong>an</strong> <strong>den</strong>en sich die großen Städte und Wirtschaftszentren konzentrieren, vomsteigen<strong>den</strong> Meeresspiegel bedroht. In seinem neuen nationalen Klimaprogrammvon 2007 geht das L<strong>an</strong>d daher auch auf die notwendigen <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenein. Im Oktober 2008 wurde zusätzlich ein Weißbuch zumKlimaw<strong>an</strong>del verabschiedet, das einige konkrete Ziele für <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenbis 2010 nennt. Neben großen Infrastrukturprojekten vor allem imWassersektor wird auch die Verstärkung von Umweltschutz<strong>an</strong>strengungen<strong>an</strong>gekündigt. Diese Entwicklungen zeigen, dass die Vorbereitung auf die Folgendes Klimaw<strong>an</strong>dels in China in letzter Zeit <strong>an</strong> Bedeutung gewinnt.LänderprofilDer Klimaw<strong>an</strong>del stellt China vor große Herausforderungenund bedroht die Wasserversorgung und die L<strong>an</strong>dwirtschaft.Der Wasserhaushalt verändert sich regional unterschiedlich:In Nordchina wird der Abfluss der Fließgewässer voraussichtlichabnehmen, in Südchina dagegen zunehmen. Die Häufigkeitsowohl von Hochwasser als auch von Dürren nimmt zuund gefährdet die Stabilität der Wasserversorgung. Vor allemdie sich beschleunigende Gletscherschmelze im Himalajakönnte massive Probleme mit sich bringen. Die Gletscherdes Himalajas haben eine entschei<strong>den</strong>de Funktion für dieWasserversorgung Asiens und speisen in China beispielsweisedie Flüsse Mekong und Y<strong>an</strong>gtse. Allerdings schmelzensie schneller als <strong>an</strong>dere Gletschergebiete der Erde. Wenndie gegenwärtige Geschwindigkeit <strong>an</strong>hält, ist es sehr wahrscheinlich,dass sie bis 2035 komplett verschwun<strong>den</strong> seinwer<strong>den</strong>. Durch <strong>den</strong> Schmelzprozess wird der Wasserabflusszunächst zwar <strong>an</strong>steigen, d<strong>an</strong>n aber durch die Abnahme desEises deutlich <strong>zur</strong>ückgehen. Die Folgen für die chinesischeWasserversorgung wären dramatisch: Die Wasserversorgungvon etwa einer viertel Milliarde Menschen in China hängtvom Schmelzwasser aus dem Himalaja ab. 205In der L<strong>an</strong>dwirtschaft ist die Stabilität der Ernteerträge gefährdetund damit die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung.Bis 2030 ist es möglich, dass die Getreideproduktion um5 bis 10 Prozent sinkt, in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhundertsgar um 37 Prozent (Reis, Mais und Weizen), sollten keine<strong>Anpassung</strong>smaßnahmen getroffen wer<strong>den</strong>. Aufgrund der zunehmen<strong>den</strong> Verdunstung und der in vielen Regionen abnehmen<strong>den</strong>Niederschläge wird der Bedarf <strong>an</strong> künstlicher Bewässerung<strong>an</strong>steigen. In <strong>den</strong> semiari<strong>den</strong> Regionen Chinas wird sichder Prozess der Wüstenbildung voraussichtlich beschleu nigen.Für die Forstwirtschaft könnte der Klimaw<strong>an</strong>del dagegen zumindestkurzfristig eine Produktivitätssteigerung um bis zu 10Prozent bis 2030 bedeuten, vor allem in Nordwestchina. 206Die Küstengebiete sind wegen des Anstiegs des Meeresspiegelsdurch Überschwemmungen bedroht. China ist besonders<strong>an</strong>fällig, da 70 Prozent der großen Städte <strong>an</strong> <strong>den</strong>Küsten liegen und ein großer Teil des Bruttoinl<strong>an</strong>dsproduktshier erwirtschaftet wird. Über 130 Millionen Menschen lebenin China in Küstennähe oder auf niedrig gelegenen Inseln. EinAnstieg des Meeresspiegels von 30 cm würde in China über80.000 Quadratkilometer von niedrig gelegenem Küstengebietüberschwemmen. 207Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels auf die Gesundheit sind,wie in <strong>an</strong>deren Ländern auch, eine erhöhte Mortalitätsratedurch Hitzewellen und die Verbreitung <strong>an</strong>steckenderKr<strong>an</strong>kheiten. Kr<strong>an</strong>kheiten wie Malaria und Dengue-Fieberwer<strong>den</strong> voraussichtlich häufiger auftreten.Strategie und AkteureIm Juni 2007 hat China ein nationales Klimaprogramm verabschiedet,das auch Maßnahmen <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong>| 77


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Klimaw<strong>an</strong>del enthält. 208 Der Schwerpunkt liegt in <strong>den</strong> BereichenL<strong>an</strong>dwirtschaft, Wald und Ökosysteme, Wasserressourcenund Küsten. Für diese Bereiche wer<strong>den</strong> notwendige<strong>Anpassung</strong>smaßnahmen gen<strong>an</strong>nt. Für alle Bereiche wird dieNotwendigkeit der Entwicklung neuer Technologien zumUmg<strong>an</strong>g mit dem Klimaw<strong>an</strong>del betont. Neben großen Infrastrukturprojekten,wie Staudämmen oder Wasserversorgungssystemen,wer<strong>den</strong> auch Maßnahmen zum Naturschutz<strong>an</strong>gekündigt. Hier einige Beispiele aus dem Programm:L<strong>an</strong>dwirtschaft• Verbesserung der l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Infrastruktur, beispielsweise<strong>zur</strong> großflächigen, effektiven Bewässerung• Förderung der <strong>Anpassung</strong> der l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Strukturund Anbausysteme, beispielsweise durch die Optimierungder Auswahl von Anbauregionen und die Diversifizierungder Anbauprodukte• Züchtung von Arten, die resistenter gegenüber <strong>den</strong> durch<strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del verursachten Stressfaktoren (wie Dürre,Staunässe, hohe Temperaturen und Schädlinge) sind• Verhinderung einer Zunahme der Desertifikation derSteppe, beispielsweise durch Kontrolle der Intensität derBeweidung• Verstärkung von Forschung und Entwicklung, beispielsweisein der Biotechnologie, dem Präzisionsackerbauoder der Verhinderung von SeuchenWälder und <strong>an</strong>dere Ökosysteme• Verabschiedung und Umsetzung von Gesetzen, die für die<strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del wichtig sind, beispielsweiseBeschleunigung der Überarbeitung des Waldgesetzes(Forest Law of the People’s Republic of China)sowie Erarbeitung eines Gesetzes zum Naturschutz (Lawof Nature Reserve <strong>an</strong>d Regulations on Wetl<strong>an</strong>d Protectionof the People’s Republic of China)• Verbesserung des Schutzes der Wälder und <strong>an</strong>dererÖkosysteme, beispielsweise strikte Kontrolle der Abholzungsverbotesowie Ausweitung und Verbesserung vonNaturschutzgebieten• Stärkung von Forschung und Entwicklung neuer Technologien,beispielsweise <strong>zur</strong> Bekämpfung von Waldbrän<strong>den</strong>und Schädlingen, zum Schutz der Biodiversität sowieZüchtung widerst<strong>an</strong>dsfähigerer BaumartenWasser• Verbesserung des M<strong>an</strong>agements von Wasserressourcen,Entwicklung eines nationalen Systems zu Wassernutzungsrechtenund Umsetzung von Maßnahmen <strong>zur</strong> Einsparungvon Wasser• Beschleunigung der Pl<strong>an</strong>ung und des Baus der Infrastruktur,beispielsweise des South-to-North Water Diversion-Projekts, des weltweit größten Wasserversorgungsprojekts,das <strong>den</strong> Nor<strong>den</strong> Chinas mit Wasser versorgen soll• Entwicklung und Verbesserung von Technologien <strong>zur</strong>Wasserverteilung, Wassereinsparung und Nutzung vonMeerwasserKüstenzonen und Küstenregionen• Entwicklung beziehungsweise Verbesserung relev<strong>an</strong>terGesetze und Regulierungen, beispielsweise Aufbau vonintegrierten Küstenm<strong>an</strong>agementsystemen• Entwicklung und Verbesserung von Technologien zum Schutzund <strong>zur</strong> Erneuerung maritimer Ökosysteme, vor allem M<strong>an</strong>groven,Korallenriffe und küstennaher Feuchtgebiete• Verbesserung des Umweltmonitorings und der Frühwarnsysteme,beispielsweise durch <strong>den</strong> Ausbau vonBeobachtungsstationen• Stärkung der <strong>Anpassung</strong>sstrategien zum Umg<strong>an</strong>g mitdem steigen<strong>den</strong> Meeresspiegel, beispielsweise beimSchutz vor L<strong>an</strong>dsenkungen, beim Deichbau und bei derVerhinderung von Übernutzung des Grundwassers in <strong>den</strong>KüstenregionenIm Oktober 2008 hat die chinesische Regierung außerdemein Weißbuch zum Umg<strong>an</strong>g mit dem Klimaw<strong>an</strong>delveröffentlicht. Hierin konkretisiert China seine Pläne <strong>zur</strong><strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. 209 Es wer<strong>den</strong> Ziele bis 2010gen<strong>an</strong>nt, beispielsweise:• Fertigstellung einer Reihe von Bauprojekten zum Schutzvor Extremwetterereignissen• S<strong>an</strong>ierung von 52 Millionen Hektar Steppe, die vonDesertifikation betroffen sind• Ausweitung der Naturschutzgebiete auf etwa 16 Prozentder L<strong>an</strong>desfläche Chinas• S<strong>an</strong>ierung von durch Erosion gefährdeten Bö<strong>den</strong> im Umf<strong>an</strong>gvon 250.000 Quadratkilometern• Erreichung wesentlicher Fortschritte bei der effizienterenWassernutzung, der S<strong>an</strong>ierung von M<strong>an</strong>grovengebietenund beim KüstenschutzDiese Pl<strong>an</strong>ungen knüpfen teilweise <strong>an</strong> Maßnahmen <strong>an</strong>, diebereits <strong>an</strong>gestoßen oder umgesetzt wur<strong>den</strong>, wie in <strong>den</strong> Berei -chen Wasserressourcen (beispielsweise Wasserspeicherprojekte<strong>zur</strong> besseren Vorbeugung gegenüber Überschwemmungen),78 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delL<strong>an</strong>dwirtschaft (beispielsweise Auswahl, Kultivierung undVerbreitung widerst<strong>an</strong>dsfähigerer Pfl<strong>an</strong>zen) und Küstenzonen(beispielsweise Einrichtung von Meeres schutzzonen). 210Die Klimapolitik hat in China in <strong>den</strong> letzten Jahren deutlich<strong>an</strong> Bedeutung gewonnen, was sich auch in institutionellenVeränderungen widerspiegelt. 1998 wurde das National CoordinationCommittee on Climate Ch<strong>an</strong>ge gegründet, um diesektorübergreifende Klimapolitik zu koordinieren. Das Komiteewurde 2007 in die National Leading Group to AddressClimate Ch<strong>an</strong>ge umgew<strong>an</strong>delt. Unter dem Vorsitz des chinesischenPremierministers koordiniert die Gruppe die relev<strong>an</strong>ten<strong>Strategien</strong>, Programme und Maßnahmen. Seit 2008ist die Gruppe <strong>an</strong> die National Development <strong>an</strong>d ReformCommission <strong>an</strong>gegliedert. 211 Dies zeigt, dass die Klimapolitikin China in engem Zusammenh<strong>an</strong>g mit der wirtschaftlichenEntwicklung des L<strong>an</strong>des gesehen wird. Der Einfluss von Zivilgesellschaftund Medien ist dagegen aufgrund des politischenSystems Chinas gering. 212Auf lokaler Ebene hat der Zentralstaat allerdings nur bedingtEinfluss. Klima- und Umweltthemen wer<strong>den</strong> häufig aufgrundfehlender Anreize und <strong>an</strong>gesichts des als wichtiger erachtetenWirtschaftswachstums vernachlässigt. Hier findetjedoch allmählich ein Prozess des Um<strong>den</strong>kens statt. Diewirtschaftlich eher besser gestellten Küstenprovinzen habenin der Verg<strong>an</strong>genheit schon unabhängig von der Zentralregierungin <strong>den</strong> Küstenschutz investiert.Informationsst<strong>an</strong>dChina hat in der Verg<strong>an</strong>genheit bereits eine Reihe von Analysenzu <strong>den</strong> Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels im eigenen L<strong>an</strong>derstellt. Die chinesische Regierung hat 2006 beispielsweisenach einem vierjährigen Erarbeitungsprozess <strong>den</strong> NationalAssessment Report on Climate Ch<strong>an</strong>ge veröffentlicht, der vonüber 20 Regierungsinstitutionen erarbeitet wor<strong>den</strong> war. DieAuswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels auf China und die möglichen<strong>Anpassung</strong>smaßnahmen machen einen wichtigen Teil des Berichtsaus und bildeten die Grundlage für die weitere Pl<strong>an</strong>ung.Die Mittel für die Erforschung der Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>delsund die Entwicklung von <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen wur<strong>den</strong>kürzlich erhöht. So sollen Szenarien zu <strong>den</strong> Auswirkungen entwickeltwer<strong>den</strong>, vor allem im Hinblick auf die l<strong>an</strong>dwirtschaftlicheProduktivität. Eine wichtige Rolle spielt hier die ChineseAcademy of Agricultural Sciences (CAAS). Das Agro-MeteorologischeInstitut des CAAS (AMI) forscht zu <strong>den</strong> Themen <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del, Biodiversität und L<strong>an</strong>ddegradation.Es sollen beispielsweise Technologien für <strong>den</strong> Umg<strong>an</strong>g mit Dürrenund <strong>an</strong>deren Extremwetterereignissen entwickelt wer<strong>den</strong>.Kommunikation und AufklärungInsgesamt findet aufgrund des politischen Systems in Chinakeine offene Debatte über Umweltthemen statt. Es gibt aberKommunikationsmaßnahmen, durch die die Regierung die Bevölkerungauf die Risiken aufmerksam macht. Zur Vermittlungder Informationen über Gebiete, die von Hochwasser bedrohtsind, veröffentlicht die Regierung beispielsweise Risikokarten,die für die bevölkerungsreichsten Flussgebiete die Zonen mit hohemÜberschwemmungsrisiko ausweisen. Diese Karten könnenfür die Pl<strong>an</strong>ung der L<strong>an</strong>dnutzung verwendet wer<strong>den</strong> und ent -halten auch Informationen zu Evakuierungsmöglichkeiten. 213| 79


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:BraSilIEN: das Amazonasgebiet im Klimaw<strong>an</strong>delZusammenfassungDer Regenwald Brasiliens ist ein weltweit einmaliges Ökosystem, dasdurch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del besonders gefährdet ist. Im Extremfall drohengroße Teile des Amazonasgebiets sich in ein Sav<strong>an</strong>nengebiet zu verw<strong>an</strong>deln,mit drastischen Folgen sowohl für das weltweite Klima als auch fürdie Bevölkerung vor Ort, deren Lebensgrundlage vom Regenwald abhängt.Bisher hatte sich Brasilien, wie viele <strong>an</strong>dere Länder in Lateinamerika, nochwenig mit der notwendigen <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ausein<strong>an</strong>dergesetzt.Dies ändert sich allerdings allmählich. So befasst sich der imDezember 2008 veröffentlichte neue brasili<strong>an</strong>ische Pl<strong>an</strong> zum Klimaw<strong>an</strong>delauch mit der notwendigen <strong>Anpassung</strong>. Auf der Grundlage genauerer regionalerKlimamodelle, die für 2009 erwartet wer<strong>den</strong>, soll die Pl<strong>an</strong>ung von<strong>Anpassung</strong>smaßnahmen detailliert wer<strong>den</strong>.LänderprofilBrasilien wird in vielfacher Weise vom Klimaw<strong>an</strong>del betroffensein, und die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels sind bereits heutespürbar. Es gab während der letzten Jahrzehnte relev<strong>an</strong>te Änderungenim Niederschlag und eine Erhöhung der Temperaturum 0,5 °C. 214Das Amazonasgebiet ist gegenüber Klimaänderungen besonders<strong>an</strong>fällig. Es ist das größte zusammenhängende Regenwaldgebietder Erde und macht 40 Prozent des weltweitverbleiben<strong>den</strong> Regenwalds aus. 215 Etwa 65 Prozent der Flächedes Amazonasgebiets liegen in Brasilien, der Rest ist auf überacht weitere Länder verteilt. Sowohl für das globale als auchfür das lokale Klima hat das Amazonasgebiet eine Schlüsselrolle.Der Regenwald absorbiert durch Wasserverdunstung ingroßem Maß Hitze und ist eine wichtige Süßwasserquelle.Etwa die Hälfte der Niederschläge im Amazonasgebiet wirddurch die lokale Verdunstung generiert, aber auch die Niederschlägein <strong>den</strong> Kerngebieten der brasili<strong>an</strong>ischen exportorientiertenL<strong>an</strong>dwirtschaft wer<strong>den</strong> vom Wasserkreislauf imAmazonasgebiet beeinflusst. Als riesiger CO 2-Speicher hat erdarüber hinaus eine wichtige Rolle für das weltweite Klima.Die Bedrohung des Regenwaldes durch die <strong>an</strong>haltende massiveRodung ist seit L<strong>an</strong>gem bek<strong>an</strong>nt. Weniger offensichtlichist, dass der tropische Regenwald zusätzlich von <strong>den</strong> Folgendes Klimaw<strong>an</strong>dels bedroht wird. 216 Temperaturen und Niederschlägeim Amazonasgebiet wer<strong>den</strong> voraussichtlich in Zu -kunft stärker schw<strong>an</strong>ken. Darüber hinaus k<strong>an</strong>n bei einer globalendurchschnittlichen Erwärmung um 2 °C die lokale Erwärmungbis zu 4 °C betragen. In Verbindung mit zunehmen-Nachhaltiger Umg<strong>an</strong>g mit dem Regenwaldals Win-win-MaßnahmeNachhaltiges Waldm<strong>an</strong>agement ist eine Win-win-Maßnahme,die sowohl dem Klimaschutz als auch der <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels dient. Der tropischeRegenwald ist einerseits von Abholzung bedroht, <strong>an</strong>dererseitsbelasten aber auch die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels dasÖkosystem Regenwald. Maßnahmen, die <strong>den</strong> Wald vorweiterer Abholzung und Degradierung schützen und ihngleichzeitig resistenter gegen <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del machen,unterstützen daher beide Ziele. Bisher wur<strong>den</strong> die Folgendes Klimaw<strong>an</strong>dels beim Umg<strong>an</strong>g mit dem tropischen Waldallerdings zu wenig berücksichtigt. Mögliche Maßnahmen,um die <strong>Anpassung</strong>skapazität des Regenwaldes zu erhöhen,sind beispielsweise: die Verbesserung der Integrität des Ökosystems,nachhaltige Bewirtschaftungsmetho<strong>den</strong> oder derSchutz vor und bessere Bekämpfung von Waldbrän<strong>den</strong>, diebei zunehmender Trockenheit verstärkt auftreten wer<strong>den</strong>.Quelle• Guariguata, Cornelius, Locatelli, Forner, Sánchez-Azofeifa: Mitigation needs adaptation: Tropical forestry<strong>an</strong>d climate ch<strong>an</strong>ge. August 2007.80 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del<strong>den</strong> extremen Wetterereignissen könnte dies die natürliche<strong>Anpassung</strong>sfähigkeit des Regenwaldes überfordern, und Teiledes Regenwaldes könnten sich in Sav<strong>an</strong>ne verw<strong>an</strong>deln. 217Zusätzlich gibt es auch direkte Wechselwirkungen zwischenAbholzung und <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels: Durch Abholzungund Klimaw<strong>an</strong>del könnte der Regenwald insgesamttrockener wer<strong>den</strong>, was die Wahrscheinlichkeit von Waldbrän<strong>den</strong>erhöht. 2005 gab es sogar bereits eine schwere Dürreim Amazonasgebiet, die möglicherweise mit einer erhöhtenOberflächentemperatur im tropischen Nordatl<strong>an</strong>tik zusammenhing.218 Bis dahin galt extreme Trockenheit in dem sonstso niederschlagsreichen Gebiet als kaum vorstellbar.Der Klimaw<strong>an</strong>del bringt auch Risiken für die Gesundheitder brasili<strong>an</strong>ischen Bevölkerung mit sich. Durch die höherenTemperaturen können sich Kr<strong>an</strong>kheitsüberträger besser ausbreiten,so dass Kr<strong>an</strong>kheiten wie Dengue-Fieber und Malariavoraussichtlich häufiger auftreten wer<strong>den</strong>.Für die L<strong>an</strong>dwirtschaft ist die zunehmende Häufigkeit <strong>an</strong>Dürreperio<strong>den</strong> ein Problem. Besonders betroffen ist derohne hin trockene Nordosten des L<strong>an</strong>des, der schon immervon Dürren heimgesucht wurde. 219Auch der Energiesektor in Brasilien wird von <strong>den</strong> Folgen desKlimaw<strong>an</strong>dels betroffen sein, da über zwei Drittel von BrasiliensStrombedarf aus Wasserkraft gedeckt wer<strong>den</strong>. So führ teeine Dürre 2001 in Verbindung mit einem erhöhten Energiebedarfzu starken Rückgängen bei der Produktion von Wasserkraft,was zu massiven wirtschaftlichen Schä<strong>den</strong> führte. 220Auch Extremwetterereignisse haben Brasilien in <strong>den</strong> letztenJahren vermehrt getroffen. Im März 2004 traf ein Hurrik<strong>an</strong>das südöstliche Brasilien, der erste Hurrik<strong>an</strong> im Südatl<strong>an</strong>tiküberhaupt. Er zerstörte über 3.000 Häuser und sorgte fürstarke Überschwemmungen. Forscher des brasili<strong>an</strong>ischenNational Institute for Space Research gehen davon aus, dassdas Entstehen das Hurrik<strong>an</strong>s mit dem Klimaw<strong>an</strong>del zusammenhängt.221Strategie und AkteureL<strong>an</strong>ge wurde der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del in vielenlateinamerik<strong>an</strong>ischen Staaten kaum Aufmerksamkeit geschenkt.Dies beginnt sich aber in <strong>den</strong> letzten Jahren zu ändern.Auch Brasilien fängt <strong>an</strong>, sich intensiver mit <strong>den</strong> Folgendes Klimaw<strong>an</strong>dels im eigenen L<strong>an</strong>d zu befassen. 222Im Dezember 2008 wurde ein neuer nationaler Klimapl<strong>an</strong>vorgelegt, der sich mit Klimaschutz und Klima<strong>an</strong>passung befasst.223 Der Pl<strong>an</strong> wurde unter Mitarbeit von 13 Ministerienund in Kooperation mit dem Brasili<strong>an</strong>ischen Forum zumKlimaw<strong>an</strong>del entwickelt, einer Dachorg<strong>an</strong>isation, die dasBewusstsein für und die Diskussion über <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delfördern soll. Der Pl<strong>an</strong> enthält über 100 Empfehlungen zu Klimaschutzund Klima<strong>an</strong>passung. 224Der AmazonasfondsDie neue Klimastrategie enthält auch ein wichtiges Wiederaufforstungsprogramm,das bereits im Sommer 2008von Präsi<strong>den</strong>t Luiz Inácio Lula da Silva <strong>an</strong>gekündigt wor<strong>den</strong>war. Der Amazonasfonds zum Schutz des Regenwaldessoll bis zum Jahr 2021 bis zu 21 Milliar<strong>den</strong> US-Dollarin <strong>den</strong> Schutz des Regenwaldes investieren. KonkreteZiele sind:• Ausweitung von Schutzgebieten und staatlichem Wald• Umweltmonitoring und Kontrolle• Bekämpfung der illegalen Abholzung• Nachhaltiges Waldm<strong>an</strong>agement• Schutz der Biodiversität• Aufforstung und Wiederherstellung desÖkosystems Wald• Fin<strong>an</strong>zierung von Umweltdienstleistungen• Bis zu 20 Prozent des Fonds sollen für <strong>den</strong> Tr<strong>an</strong>sfervon Wissen und Technologie in <strong>an</strong>dere Länder mittropischem Regenwald genutzt wer<strong>den</strong>. 225Damit könnte der Amazonasfonds sowohl zum Klimaschutzals auch <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delbeitragen. Fin<strong>an</strong>ziert wer<strong>den</strong> soll der von der brasili<strong>an</strong>ischenEntwicklungsb<strong>an</strong>k (BNDES) verwaltete Fondsmit Unterstützung internationaler Geber. Dies stellt einewichtige Wende in der brasili<strong>an</strong>ischen Waldpolitik dar,hatte Brasilien bisher doch darauf best<strong>an</strong><strong>den</strong>, <strong>den</strong> Schutzdes Amazonasgebiets allein zu bewerkstelligen. Norwegenhat sich bereit erklärt, jährlich über fünf Jahre bis zu100 Millionen US-Dollar beizusteuern, je nach Fortschrittbeim Schutz des Regenwaldes. Über die Verwendung derGelder will Brasilien allein entschei<strong>den</strong>, ausländischeGeber erhalten kein Mitspracherecht. Mögliche Projektesollen von NGOs, Wissenschaftlern und <strong>den</strong> Regierungender Bundesstaaten im Amazonasgebiet vorgeschlagenwer<strong>den</strong>. 226| 81


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Zur <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del hält der Pl<strong>an</strong> fest, dass esbisher noch zu wenige Informationen zu <strong>den</strong> regionalen Auswirkungendes Klimaw<strong>an</strong>dels in Brasilien gibt. 2009 sollendaher genauere regionale Szenarien veröffentlicht wer<strong>den</strong>.Die Entwicklung besserer Metho<strong>den</strong> für die regionale Klimamodellierungsowie die Verbesserung der Information überdie Vulnerabilität der verschie<strong>den</strong>en Regionen wird als wichtigeAufgabe gen<strong>an</strong>nt. Auf dieser Grundlage sollen d<strong>an</strong>n diePl<strong>an</strong>ungen für <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen intensiviert wer<strong>den</strong>.Zusätzlich wird betont, dass Armutsbekämpfung und Entwicklunginsgesamt wichtige Maßnahmen <strong>zur</strong> Erhöhung derWiderst<strong>an</strong>dsfähigkeit gegenüber dem Klimaw<strong>an</strong>del sind, dadie arme Bevölkerung besonders <strong>an</strong>fällig ist.Außerdem nennt der Pl<strong>an</strong> Maßnahmen <strong>zur</strong> Klima<strong>an</strong>passung,die Brasilien bereits unternimmt, wie beispielsweise das2004 gestartete Programm <strong>zur</strong> Bekämpfung von Wüstenbildungund <strong>zur</strong> Milderung der Folgen von Dürren, das vomUmweltministerium durchgeführt wird (Programa de AçãoNacional de Combate à Desertificação e Mitigação dos Efeitosda Seca – PAN Brasil). Ein weiteres Beispiel ist die Initiativefür nachhaltiges Wasserm<strong>an</strong>agement in der besondersvom Klimaw<strong>an</strong>del betroffenen Region des Rio de la Plata, diein Kooperation mit Argentinien, Bolivien, Paraguay und Uruguaydurchgeführt wird. Ziel ist unter <strong>an</strong>derem die Verbesserungdes Umweltmonitoring in der Region sowie der bessereInformationsaustausch zwischen <strong>den</strong> Ländern.Informationsst<strong>an</strong>d und KommunikationBrasilien verfügt über bessere Forschungskapazitäten zumKlimaw<strong>an</strong>del als viele <strong>an</strong>dere lateinamerik<strong>an</strong>ische Staaten.Das brasili<strong>an</strong>ische Center of Weather Forecasts <strong>an</strong>d ClimateStudies (CPTEC) des National Institute for Space Research(INEP) gehört zu <strong>den</strong> wenigen lateinamerik<strong>an</strong>ischen Forschungseinrichtungen,die regionale Klimaprojektionen erstellen.227 CPTEC hat beispielsweise die Initiative RegionalClimate Ch<strong>an</strong>ge Scenarios for South America (CREAS) initiiert.228 Ziel des Projekts ist die Bereitstellung von Klimaszenarienfür die drei am dichtesten besiedelten Stromgebietein Südamerika, um Regierungen und politische Entscheiderüber die Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels und die möglichen<strong>Anpassung</strong>smaßnahmen zu informieren. Für die Pl<strong>an</strong>ungkonkreter <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen wird derzeit <strong>an</strong> besserenregionalen Modellen gearbeitet, die 2009 veröffentlichtwer<strong>den</strong> sollen.82 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delProjektsammlungProjektSektorenL<strong>an</strong>dGesundheitInfrastruktur/Tr<strong>an</strong>sportÜberflutungTrockenheitBauwesen/StadtundRaumpl<strong>an</strong>ungTourismusVersicherung/Fin<strong>an</strong>zenBiodiversitätL<strong>an</strong>dwirtschaft/ForstwirtschaftDeutschl<strong>an</strong>dEnergieKatastrophenschutzKLIWA –WasserwirtschaftMünchener Klima-Versicherungs-initiativeXXX X X XAktion Klima Plus NRW X X X X XBehör<strong>den</strong>alli<strong>an</strong>zKatastrophenhilfeXXHitzewarnsystem X X XFinnl<strong>an</strong>dASTRA-Projekt:Städte und RegionenILMASOPU: <strong>Anpassung</strong>der L<strong>an</strong>dwirtschaft<strong>Anpassung</strong>spl<strong>an</strong>TourismusX X X XXXM<strong>an</strong>agementÜberschwemmungsrisikoXXHitzewellenstrategieParisXFr<strong>an</strong>kreichClub ViTeCC:Vernetzung von Städtenund Gemein<strong>den</strong>ClimChAlp: <strong>Strategien</strong>gegen Klimaw<strong>an</strong>del in<strong>den</strong> AlpenX X X XX X X X XGroSSbrit<strong>an</strong>nienKlima<strong>an</strong>passung London X X X X X XWater Saving GroupASCCUE – <strong>Anpassung</strong> imstädtischen RaumThames Estuary- ProjektXXX| 83


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:ProjektSektorenL<strong>an</strong>dGesundheitNIEDERLANDEInfrastruktur/Tr<strong>an</strong>sportÜberflutungSCHWEIZTrockenheitBauwesen/StadtundRaumpl<strong>an</strong>ungTourismusVersicherung/Fin<strong>an</strong>zenBiodiversitätL<strong>an</strong>dwirtschaft/ForstwirtschaftEnergieKatastrophenschutzSchwimmende Häuser X XESPACE: RaumbezogeneWasserpolitikX X XÜberströmbare Deiche X XSensoren-Technologie imHochwasserschutzXXKlimaänderung undWasserkraftnutzungPERMOS-Permafrostbo<strong>den</strong>Stausee:Energiegewinnung undHochwasserschutzGefahrenkarten fürRaumpl<strong>an</strong>ungInitiative zumLawinenschutzX X X XHochwasser-Vorwarnsystem für dieX X XRhein-AnliegerHitzewarnsystem X X XXXXXXXUrb<strong>an</strong>e Notfallpläne beiWasserknappheitXXSPANIENWasserkonsum bei ImmobilienprojektenIberoamerik<strong>an</strong>ischesNetzwerk der Büros zumKlimaw<strong>an</strong>delXXX X X X84 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delProjektSektorenL<strong>an</strong>dGesundheitInfrastruktur/Tr<strong>an</strong>sportÜberflutungTrockenheitKANADABauwesen/StadtundRaumpl<strong>an</strong>ungTourismusVersicherung/Fin<strong>an</strong>zenBiodiversitätL<strong>an</strong>dwirtschaft/ForstwirtschaftEnergieKatastrophenschutzToronto: Umg<strong>an</strong>g mitHitzewellenClimate SMART: integrierteKlimastrategieWater For Life:WasserstrategieIntegriertesWaldm<strong>an</strong>agementX X X XX X X XX XX XUSAL<strong>an</strong>dnutzungsmodell X X X XConfederation Bridge X XWater Utilities ClimateAlli<strong>an</strong>ceNew York – PLANYC2030King County – lokale<strong>Anpassung</strong>Hitzewellenpl<strong>an</strong>PhiladelphiaXXX X X X X XX X X X X XXXDeer Isl<strong>an</strong>dWastewater Pl<strong>an</strong>tXXEntergy Corporation X X XAustralienGreat Barrier Reef X XAus- undWeiterbildungsprojekteSouth East CouncilsClimate Ch<strong>an</strong>ge Alli<strong>an</strong>ceX X X X X X X X X XX X X X X X X X| 85


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:ProjektSektorenL<strong>an</strong>dGesundheitInfrastruktur/Tr<strong>an</strong>sportÜberflutungSüdafrikaTrockenheitBauwesen/StadtundRaumpl<strong>an</strong>ungTourismusVersicherung/Fin<strong>an</strong>zenBiodiversitätL<strong>an</strong>dwirtschaft/ForstwirtschaftEnergieKatastrophenschutz<strong>Anpassung</strong>spl<strong>an</strong> Durb<strong>an</strong> X XT<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia<strong>Anpassung</strong> in derWestkapregionX X XBiodiversität auf derXXKaphalbinsel<strong>Anpassung</strong> des Tee<strong>an</strong>baus X XErnährungssicherheitdurch neueXAnbaustrate gienAufforstungKilim<strong>an</strong>dscharo-RegionXXBrunnenprojekt inKüstenregionen X X X XMini-Hydro-ElektrifizierungXB<strong>an</strong>gladeschBekämpfung von Malaria X XFlutsicheres Wohnen in<strong>den</strong> CharsSchwimmendeL<strong>an</strong>dwirtschaftMikrokredite <strong>zur</strong>Klima<strong>an</strong>passungXXXXX X X X86 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delProjektSektorenL<strong>an</strong>dGesundheitInfrastruktur/Tr<strong>an</strong>sportÜberflutungTrockenheitIndiENBauwesen/StadtundRaumpl<strong>an</strong>ungTourismusVersicherung/Fin<strong>an</strong>zenBiodiversitätL<strong>an</strong>dwirtschaft/ForstwirtschaftEnergieKatastrophenschutzToronto: Umg<strong>an</strong>g mitHitzewellenClimate SMART: integrierteKlimastrategieWater For Life:WasserstrategieIntegriertesWaldm<strong>an</strong>agementX X X XX X X XX XX XChinaL<strong>an</strong>dnutzungsmodell X X X XConfederation Bridge X XSchutz des Ökosystemsin der Provinz Yunn<strong>an</strong>Strategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong><strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del inder L<strong>an</strong>dwirtschaftKlima<strong>an</strong>passungsstrategienauf lokaler EbeneXXX X X X X XX X X X X XPintadas-Pilotprojekt X XBrasilienGesundheitsförderung inder AmazonasregionReifenwände gegenErdrutschX X X X X X X X X XX X X X X X X X| 87


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Deutschl<strong>an</strong>d: ProjektbeispieleKLIWA: Wasserwirtschaftliche <strong>Anpassung</strong>sstrategien in Süddeutschl<strong>an</strong>dUm die Hochwasservorsorge in Süddeutschl<strong>an</strong>d zukunftsfest zu machen, untersuchen Bayern und Ba<strong>den</strong>-Württemberggemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst die Auswirkungen der Klimaveränderungen und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft(KLIWA). Das Bundesl<strong>an</strong>d Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz trat 2007 als vierter Kooperationspartner dem Vorhaben bei.Ziel ist, <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Klima- und Wasserhaushaltsmodellen regional differenzierte H<strong>an</strong>dlungsempfehlungen zu erarbeiten.Auf Basis dieser Modelle können notwendige <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen in die Pl<strong>an</strong>ung wasserwirtschaftlicher Bauwerkeintegriert wer<strong>den</strong>. Wie erste Studien des 1999 gestarteten, fachübergreifen<strong>den</strong> Kooperationsprojekts zeigen, wer<strong>den</strong> die100-jährlichen Hochwasser bis 2050 um rund 15 Prozent zunehmen. Bei kleineren und mittleren Hochwasserereignissenwird mit einer Steigerung von bis zu 80 Prozent gerechnet. Die Wasserwirtschaft steht also vor immensen Herausforderungen,<strong>den</strong>en durch eine Bündelung von Kompetenzen begegnet wer<strong>den</strong> soll. So wer<strong>den</strong> beispielsweise bereits heuteHoch wasserschutz<strong>an</strong>lagen auf einen 15 Prozent höheren Wasserst<strong>an</strong>d dimensioniert oder so gepl<strong>an</strong>t, dass eine Nachrüstungmit überschaubarem Aufw<strong>an</strong>d möglich wäre.Weitere Untersuchungen konzentrieren sich auf die Bereiche Niedrigwasserverhalten, Siedlungsentwässerung und Grundwasserneubildung.Internet-Informationen, Symposien und Broschüren sorgen dafür, dass Bürger, Fachwelt und politischeEntscheidungsträger regelmäßig über die regionalen Klimafolgen und lokalen <strong>Anpassung</strong>soptionen informiert wer<strong>den</strong>.Quelle• Klimaveränderung und Wasserwirtschaft: http://www.kliwa.de/Münchener Klima-Versicherungsinitiative: Gegen Wetterextreme versichernAuch private Firmen in Deutschl<strong>an</strong>d starten Projekte zum Thema <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. So hat beispielsweise dasVersicherungsunternehmen Münchener Rück 2005 die Münchener Klima-Versicherungsinitiative gegründet. Ziel der Initiativeist, innovative Versicherungslösungen für wetterbedingte Extremereignisse zu entwickeln. Der Fokus liegt dabei auf <strong>den</strong> Entwicklungsländern,die am stärksten betroffen sein wer<strong>den</strong>. Es sollen innovative Produkte entwickelt wer<strong>den</strong>, die <strong>den</strong> Entwicklungsländernbeim Umg<strong>an</strong>g mit <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels helfen (beispielsweise neue Formen von Mikroversicherungen).Die Initiative wird von verschie<strong>den</strong>en Firmen, NGOs und Forschungseinrichtungen unterstützt. Zu <strong>den</strong> beteiligten Org<strong>an</strong>isationenzählen unter <strong>an</strong>derem: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Germ<strong>an</strong>watch, Internationales Institutfür <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dte System<strong>an</strong>alyse (IIASA), Münchener Rück und Münchener Rück Stiftung, Energy <strong>an</strong>d Resources Institute(TERI), Tyndall Centre for Climate Ch<strong>an</strong>ge Research, United Nations Framework Convention on Climate Ch<strong>an</strong>ge (UNFCCC),Weltb<strong>an</strong>k und die World Meteorological Org<strong>an</strong>ization (WMO).Quelle• Munich Climate Insur<strong>an</strong>ce Initiative: www.climate-insur<strong>an</strong>ce.orgAktion Klima Plus: Innovative Projektideen aus Nordrhein-WestfalenDas Förderprogramm Aktion Klima Plus – NRW-Klimakommune der Zukunft wurde im Mai 2008 durch eine l<strong>an</strong>desweite Ausschreibungdes nordrhein-westfälischen Umweltministeriums ins Leben gerufen. Im Rahmen eines Wettbewerbs wurde eineModellkommune im ländlichen Raum gesucht, die ein überzeugendes Konzept zum Umg<strong>an</strong>g mit dem Klimaw<strong>an</strong>del besitzt.Dies umfasst sowohl Klimaschutz als auch die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels.88 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delDer Wettbewerb war zweistufig aufgebaut: 54 Städte und Gemein<strong>den</strong> sind dem Bewerbungsaufruf gefolgt und habenfür die erste Stufe ein integriertes Klimakonzept sowie Projektskizzen für konkrete Maßnahmen eingereicht. Fünf Kommunenqualifizierten sich für die zweite Stufe und konkretisierten ihr Vorhaben. Im Frühjahr 2009 kürte die Jury die StadtBocholt und die Gemeinde Saerbeck als Sieger des Wettbewerbs, beide konnten durch ein schlüssiges und umfassendesKonzept überzeugen. Die knapp 74.000 Einwohner starke Stadt Bocholt sieht ihre größten Potenziale <strong>zur</strong> Vermeidung vonCO 2-Emissionen bei der Senkung des Verbrauchs von Wärme in Wohn- und Gewerbegebäu<strong>den</strong> sowie in einem alternativenVerkehrskonzept. Saerbeck hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 eine positive Energiebil<strong>an</strong>z zu erreichen und so sämtlichefossile CO 2-Emissionen der Gemeinde durch regenerative Energien zu kompensieren. Die siegreichen Kommunen erhielten<strong>zur</strong> Umsetzung des Vorhabens zusammen rund drei Millionen Euro über eine vier- bis fünfjährige Förderzeit. Das Geld sollnicht nur für technische Lösungen, wie <strong>den</strong> Einsatz erneuerbarer Energien oder <strong>den</strong> Hochwasserschutz verwendet wer<strong>den</strong>,sondern auch Bürgerbeteiligung und -sensibilisierung fördern. Als Vorbild für weitere Kommunen soll die NRW-Klimakommuneder Zukunft vor allem die Durchführbarkeit eines Klimaschutz und <strong>Anpassung</strong> vereinen<strong>den</strong> H<strong>an</strong>dlungs<strong>an</strong>satzesdemonstrieren und so <strong>zur</strong> Nachahmung <strong>an</strong>regen.Quelle• Ministerium für Umwelt und Naturschutz, L<strong>an</strong>dwirtschaft und Verbraucherschutz des L<strong>an</strong>des Nordrhein-Westfalen:http://www.umwelt.nrw.de/umwelt/pdf/klimakommune/rede_090306.pdfAktion Klima Plus: Innovative Projektideen aus Nordrhein-WestfalenAuf Initiative des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ist im Juni 2007 eine Behör<strong>den</strong>alli<strong>an</strong>z ausUmweltbundesamt, Technischem Hilfswerk, Deutschem Wetterdienst und BBK eingerichtet wor<strong>den</strong>. Schwerpunkt des Kooperationsvorhabensist die strategische Zusammenarbeit bei der Erfassung und Bewertung von Klimaänderungen sowie die Vorbereitungvon Bevölkerung und Hilfsdiensten auf künftige Extremwetter. Im Rahmen von Risikom<strong>an</strong>agement und Katastrophenschutzsoll die Verzahnung von Projekten dazu führen, Vorsorge, Bewältigungsstrategien und Nachsorge effektiver zu gestalten.Quelle• Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: http://www.bbk.bund.de/Hitzewarnsystem des Wetterdienstes: Initiative zu Klima und GesundheitAls Reaktion auf die Hitzewelle im Sommer 2003 hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) ein bundesweites Hitzewarnsystemeingerichtet. Es schlägt Alarm, wenn hohe Temperaturen, intensive Sonnenstrahlung und extreme Luftfeuchtigkeitvor allem für ältere Menschen <strong>zur</strong> Gefahr wer<strong>den</strong>. Die Warnungen wer<strong>den</strong> <strong>an</strong> Gesundheits- und Sozialbehör<strong>den</strong> der Länderweitergeleitet. Zudem besteht die Möglichkeit, sich über eine Website oder per Newsletter über starke und extremeWärme belastungen zu informieren. Einige Bundesländer haben spezielle Notfallpläne konzipiert und die entsprechen<strong>den</strong>Aufklärungs- und Informationsprogramme ausgebaut. Hessen, das als Vorreiter auf diesem Gebiet gilt, hat ein zweistufigesHitzewarnsystem etabliert, welches Pflegediensten und Heimen Verhaltens- und Präventionsmaßnahmen empfiehlt, und ineinem zweiten Schritt Gesundheitsämter, Kr<strong>an</strong>kenhäuser und die Öffentlichkeit informiert.Quellen• Umweltbundesamt:http://www.umweltbundesamt.de/gesundheit-e/ver<strong>an</strong>staltungen/vector-borne-diseases/programme-<strong>an</strong>d-abstracts.pdfhttp://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/hintergrund/klimaw<strong>an</strong>del-und-gesundheit.pdf• Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit: http://www.apug.de/| 89


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Finnl<strong>an</strong>d: ProjektbeispieleRegionen und Städte schließen sich im ASTRA-Projekt zusammenDas ASTRA-Projekt (Developing Policies & Adaptation Strategies to Climate Ch<strong>an</strong>ge in the Baltic Sea Region) widmete sichvon 2005 bis 2007 der Entwicklung von <strong>Anpassung</strong>sstrategien <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del im Ostseeraum. Das Projekt nutzteaktuelle Forschungsergebnisse, um regionale Szenarien zu <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels zu entwickeln und Entscheidervor Ort über notwendige <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen zu informieren. Am Projekt beteiligt waren von finnischer Seite mehrereStädte (Helsinki, Kokkola, Loviisa, Espoo und Raahe), Regionalräte, Umweltzentren, Unternehmen sowie die Vereinigungder finnischen Lokal- und Regionalbehör<strong>den</strong>.Als Ergebnis des Projekts wur<strong>den</strong> beispielsweise in zwei finnischen Städten konkrete Maßnahmen zum Überschwemmungsschutzdurchgeführt. So dürfen in Espoo künftig nur noch Flächen, die sich mindestens 3 Meter über dem Meeresspiegelbefin<strong>den</strong>, bebaut wer<strong>den</strong>. In Kokkola (Westfinnl<strong>an</strong>d) liegt die Grenze bei mindestens 2,5 Meter. Zur Sicherungbereits gefährdeter Häuser wur<strong>den</strong> zusammen mit <strong>den</strong> Eigentümern individuelle Lösungen vereinbart (beispielsweisekünst liche Erhöhung, Dämme etc.).Quelle• ASTRA-Project: www.gsf.fi/projects/astraForschung <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> der L<strong>an</strong>dwirtschaft <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delDer Klimaw<strong>an</strong>del k<strong>an</strong>n für die L<strong>an</strong>dwirtschaft in Finnl<strong>an</strong>d eine Ch<strong>an</strong>ce sein – jedoch nur bei entsprechen<strong>den</strong> Vorbereitungenund <strong>Anpassung</strong>en <strong>an</strong> die Veränderungen. Deswegen wurde in diesem Bereich vom finnischen L<strong>an</strong>dwirtschaftsministeriumim Jahr 2006 das Forschungsprojekt ILMASOPU initiiert. Im Rahmen des bis 2009 laufen<strong>den</strong> Projekts wird <strong>an</strong>alysiert, wiesich der Klimaw<strong>an</strong>del auf die einzelnen Produktionssektoren auswirkt und wie m<strong>an</strong> die L<strong>an</strong>dwirtschaft rechtzeitig <strong>an</strong> dieneuen Gegebenheiten <strong>an</strong>passen k<strong>an</strong>n. Dabei soll auch berücksichtigt wer<strong>den</strong>, wie sich Angebot und Nachfrage nach l<strong>an</strong>dwirtschaftlichenProdukten international durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del verändern.Ziel des Projekts ist es, umfassende regionale Prognosen für l<strong>an</strong>dwirtschaftliche Produktions- und Konkurrenzfähigkeit zuerarbeiten. Diese Prognosen sollen privaten und öffentlichen Entscheidungsträgern dabei helfen, die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delsin ihren strategischen Pl<strong>an</strong>ungen zu berücksichtigen.Quellen• Ministry of Agriculture <strong>an</strong>d Forestry: http://www.mmm.fi• MTT Agrifood Research Finl<strong>an</strong>d / Economics: http://www.vatt.fi/file/lehtonen_20_05_2008.pdfNordfinnl<strong>an</strong>d: <strong>Anpassung</strong> des Tourismus <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delNeben der L<strong>an</strong>dwirtschaft muss sich auch der finnische Tourismussektor auf die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels vorbereiten.Temperaturänderungen bieten vor allem Ch<strong>an</strong>cen für einen Ausbau des Sommertourismus im Sü<strong>den</strong>. Eine Herausforderungstellt hingegen der Erhalt des Winter- und Skitourismus im Nor<strong>den</strong> dar.Nach <strong>den</strong> Plänen der finnischen Städte Rov<strong>an</strong>iemi, Kolari und Kittilä und <strong>den</strong> Wintersportregionen Ylläs und Levi sollendie durch die Erwärmung bedrohten Skigebiete beispielsweise mithilfe von Schneemaschinen künstlich erhalten wer<strong>den</strong>.Zusätzlich sollen aber auch alternative Sport- und Freizeitaktivitäten <strong>an</strong>geboten wer<strong>den</strong>. Außerdem können Skiregionen innördlicheren Gebieten, die von der Schneeschmelze bisher weniger stark betroffen sind, etabliert wer<strong>den</strong>.90 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delQuellen• Finnish Forest Research Institute:www.metla.fi/metinfo/monikaytto/lvvi/esitelmat/2007/klimatfor<strong>an</strong>dringar-tourism-friluftsliv.pdf• Clim-Atic: http://www.clim-atic.org/finl<strong>an</strong>d.htmlSystem zum M<strong>an</strong>agement des ÜberschwemmungsrisikosDas Projekt Flood Information System dient der Erstellung von Überflutungskarten <strong>zur</strong> Vorhersage des Überschwemmungsrisikos.Es nutzt vor allem computergestützte Geoinformationssysteme (GIS) und untersucht exemplarisch die FlüsseKemijoki und Ounasjoki.Ziel des Projekts ist, Pläne zum M<strong>an</strong>agement des Überschwemmungsrisikos zu erstellen und Hinweise für Baust<strong>an</strong>dardsund Raumordnung zu erarbeiten. Zusätzlich wer<strong>den</strong> die Ergebnisse in Form von Seminaren vermittelt und über das Internetund <strong>an</strong>dere Medien <strong>an</strong> die lokale Bevölkerung weitergegeben.Quellen• 7th International Conference on Hydroinformatics: http://www.ymparisto.fi/download.asp?contentid=62697&l<strong>an</strong>=en• Water Information System for Europe: http://ec.europa.eu/environment/water/flood_risk/index.htm| 91


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Fr<strong>an</strong>kreich: ProjektbeispieleDie Hitzewellenstrategie von ParisSommerliche Hitzewellen stellen besonders für ältere Menschen, Menschen mit Lungen- und Herz-Kreislauf-Kr<strong>an</strong>kheitenund Kleinkinder eine Gesundheitsgefahr dar. Unter dem Motto Schutz bei Hitzewellen legte die Stadt Paris 2004 dahereinen eigenen Hitzewellenpl<strong>an</strong> vor, der sich besonders auf ältere und behinderte Menschen in Paris und Umgebung konzentriert.Der neue Pl<strong>an</strong> hat zum Ziel, die hohe Anzahl von Todesfällen, wie beispielsweise im August 2003, zu verhindern.Damals fielen in Fr<strong>an</strong>kreich rund 15.000 vorwiegend ältere Menschen der Hitze zum Opfer.Im Rahmen des Notst<strong>an</strong>dspl<strong>an</strong>s erhöht die Stadt die Hilfe für Altersheime, Spitäler und Hauspflegedienste. Schwerpunkt istneben der verbesserten Wohnungs- und Gebäudeisolierung die Einrichtung von Notfall- und Beratungszentren. Der mehrstufigePl<strong>an</strong> sieht unter <strong>an</strong>derem vor, dass bei extremen Temperaturen betroffene Menschen direkt vom Bürgermeisteramtkontaktiert wer<strong>den</strong>, um so ihren Gesundheitszust<strong>an</strong>d zu überprüfen. Ein eigens dafür eingerichteter Sozialdienst ermöglichtes außerdem, dass im Fall hoher Wärmebelastungen Sozialarbeiter Hausbesuche in allen Teilen der Stadt durchführen.Quelle• Mairie de Paris: http://www.paris.fr/portail/viewPDFileServlet?file_id=4733Club ViTeCC: Initiative <strong>zur</strong> Vernetzung von Städten und Gemein<strong>den</strong>Der Club fr<strong>an</strong>zösischer Entscheidungsträger Club ViTeCC (Club Villes, Territoires et Ch<strong>an</strong>gement Climatique) hat sich zumZiel gesetzt, lokale Entscheidungsträger, Raumpl<strong>an</strong>er, Klimaexperten sowie Unternehmen aus <strong>den</strong> Sektoren Energie, Gebäudetechnik,Wasser, Verkehr und Fin<strong>an</strong>zen zu vernetzen. So soll eine bessere Vorbereitung auf die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>delsermöglicht und der Klimaschutz verbessert wer<strong>den</strong>. Bei der <strong>Anpassung</strong> geht es vor allem um die zu erwarten<strong>den</strong>Beschädigungen der Infrastruktur. Konkrete H<strong>an</strong>dlungsempfehlungen sollen noch im Jahr 2009 formuliert wer<strong>den</strong>.Bei dem Club h<strong>an</strong>delt es sich um eine im J<strong>an</strong>uar 2008 gestartete Initiative, die in Anlehnung <strong>an</strong> ein in Paris stattfin<strong>den</strong>desSymposium zu Klimaw<strong>an</strong>del-<strong>Anpassung</strong> entst<strong>an</strong>d. Initiatoren sind das Forschungszentrum Mission Climat der Caisse desDépôts, das Observatoire national sur les effets du réchauffement climatique (ONERC) und der fr<strong>an</strong>zösische WetterdienstMétéo-Fr<strong>an</strong>ce.Zum besseren Informationsaustausch treffen sich die Teilnehmer vierteljährlich. Themen dieser Treffen sind beispielsweise„Energie und Klimarisiken“, „Überschwemmungen und Sturmfluten“, aber auch „globale Klimaw<strong>an</strong>delherausforderungen“.Quelle• APREC: http://www.aprec.net/uk_adaptation.phpClimChAlp: Die Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels in <strong>den</strong> AlpenDer Klimaw<strong>an</strong>del bringt für das Ökosystem Alpen große Herausforderungen mit sich. Ziel des 2006 gestarteten ProjektsClimChAlp (Climate Ch<strong>an</strong>ge <strong>an</strong>d the Alpine Space) war es daher, Ökosysteme und Menschen dabei zu unterstützen, mitdem Klimaw<strong>an</strong>del und seinen Auswirkungen besser <strong>zur</strong>echtzukommen. Um eine gemeinsame Her<strong>an</strong>gehensweise <strong>an</strong> dieHerausforderungen des Klimaw<strong>an</strong>dels zu fin<strong>den</strong> und Grundlagen für <strong>Anpassung</strong>sstrategien zu formulieren, arbeitetenMinisterien, Behör<strong>den</strong> und Forscher aus sieben Alpenländern zwei Jahre l<strong>an</strong>g eng zusammen. Naturgefahren, der Umg<strong>an</strong>gmit Risiken, Regionalentwicklung und Wirtschaft st<strong>an</strong><strong>den</strong> im Mittelpunkt des Projekts. Außerdem wurde empfohlen, diegrenzüber schreitende Zusammenarbeit im Alpenraum weiter zu intensivieren, Klimaw<strong>an</strong>delprojektionen zu verbessern92 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delund eine internationale Terminologie <strong>zur</strong> Bewertung von Risiken und <strong>zur</strong> Harmonisierung der unterschiedlichen Verfahrenzu erarbeiten.Initiiert wurde das Projekt vom Bayrischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz; in Fr<strong>an</strong>kreichübernahmen das Observatoire national sur les effets du réchauffement climatique (ONERC), die Umwelt- und Energiebehördeder Region Rhône-Alpes sowie die Universität Claude Bernard in Lyon die Koordination für <strong>den</strong> fr<strong>an</strong>zösischenAlpenraum. Anf<strong>an</strong>g 2006 wurde das Projekt im Rahmen der EU-Initiative Interreg III B Alpenraum genehmigt. Es startetemit einem Gesamtbudget von rund 3,5 Millionen Euro.Quelle• Ministère de l’Écologie, de l’Énergie, du Développement durable et de l’Aménagement du territoire:http://www.ecologie.gouv.fr/rubrique.php3?id_rubrique=639| 93


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:GroSSbrit<strong>an</strong>nien: ProjektbeispieleLondon: Eine Stadt rüstet sich für <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delDer Klimaw<strong>an</strong>del stellt die britische Hauptstadt London vor vielfältige Herausforderungen: Aufgrund der hohen städtebaulichenVerdichtung machen sich die steigen<strong>den</strong> Temperaturen in London besonders stark bemerkbar (städtische Wärmeinseln).Hohe Temperaturen sorgen auch für steigen<strong>den</strong> Wasserbedarf, während das verfügbare Wasser gleichzeitig knapperwird. Zudem sieht sich London aufgrund der hohen Bebauungsdichte in Küsten- und Ufernähe einer zunehmen<strong>den</strong>Überflutungsgefahr ausgesetzt. Auch der Fin<strong>an</strong>zplatz London steht vor Herausforderungen: Die in der Stadt <strong>an</strong>sässigenVersicherungsunternehmen haben stärker als ihre Konkurrenten in <strong>an</strong>deren Fin<strong>an</strong>zzentren in das Geschäft mit wetterbezogenenRisiken investiert – weshalb sie von <strong>den</strong> zunehmen<strong>den</strong> Extremwetterereignissen besonders betroffen sein wer<strong>den</strong>.Um London auf diese Herausforderungen vorzubereiten, wurde 2007 die London Climate Ch<strong>an</strong>ge Partnership (LCCP) insLeben gerufen. LCCP ist eine von der Verwaltung von Greater London koordinierte Arbeitsgruppe von Stakeholdern, die sichaus über 30 Org<strong>an</strong>isationen verschie<strong>den</strong>er Sektoren zusammensetzt. Die Ziele der LCCP sind, die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delenger in <strong>den</strong> politischen und administrativen Prozess von Greater London einzubetten, die bauliche und räumlicheEntwicklung Londons <strong>an</strong> die veränderten Bedingungen <strong>an</strong>zupassen sowie über Risiken und Ch<strong>an</strong>cen des Klimaw<strong>an</strong>delsaufzuklären und zu informieren. Beispielprojekte des LCCP sind die Entwicklung eines „klimafesten“ öffentlichen Tr<strong>an</strong>sportkonzeptsoder die Erstellung eines ökonomischen Modells, das ein besseres Verständnis dafür liefert, welche Anreize dieVerbraucher zu einer verstärkten Investition in <strong>an</strong>passungsrelev<strong>an</strong>te Produkte oder Dienstleistungen bewegen könnten.Darüber hinaus hat der neue Londoner Bürgermeister Johnson die Entwicklung einer London Climate Ch<strong>an</strong>ge AdaptationStrategy <strong>an</strong>gestoßen, die noch im Laufe des Jahres 2009 der Öffentlichkeit vorgelegt wer<strong>den</strong> soll. Zu <strong>den</strong> Kernpunktender Strategie gehören unter <strong>an</strong>derem die Aufklärung der Bewohner über die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels, die Ausweitung derGrün<strong>an</strong>lagen, das Wasserm<strong>an</strong>agement und der Hochwasserschutz.Quelle• London’s warming: the impact of climate ch<strong>an</strong>ge on London. Summary report. London Climate Ch<strong>an</strong>ge Partnership.http://www.london.gov.uk/lccp/index.jspWater Saving Group: Initiative für eine effizientere WassernutzungDurch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del wer<strong>den</strong> einige Regionen Großbrit<strong>an</strong>niens von Wasserknappheit betroffen sein. Schon heute verfügteine Reihe von Haushalten in Sü<strong>den</strong>gl<strong>an</strong>d über weniger Wasser pro Kopf als die Einwohner der meisten Mittelmeerstaaten.Die unter Federführung der Regierung 2005 gegründete Arbeitsgruppe Water Saving Group (WSG) wollte sichdieses Problems <strong>an</strong>nehmen. Ziel war es, die Expertise und Erfahrung aller Teilnehmer zu bündeln, um eine effizientere Wassernutzungdurch die Bürger zu fördern und so <strong>den</strong> Pro-Kopf-Verbrauch der britischen Haushalte deutlich zu reduzieren.Dazu sollten eine gemeinsame Datenbasis <strong>zur</strong> Wassereffizienz aufgebaut und Anreize für eine effizientere Wassernutzunggeschaffen wer<strong>den</strong>. Zwar beendete die Gruppe ihre Zusammenarbeit im November 2008 formal, die Beteiligten führenihre Arbeit im Hinblick auf einen schonenderen Umg<strong>an</strong>g mit <strong>den</strong> Wasserressourcen jedoch fort.Der Gruppe gehörten neben dem britischen Ministerium für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten und demMinisterium für Kommunen und Kommunalverwaltung auch die nationale Wasseraufsichtsbehörde sowie private Trägerder Wasserversorgung <strong>an</strong>.Source• Department for Environment, Food <strong>an</strong>d Rural Affairs (Defra): http://www.defra.gov.uk/environment/water/conserve/wsg/94 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delASCCUE-Projekt: <strong>Anpassung</strong> von städtischen RäumenDas ASCCUE-Projekt (Adaption Strategies for Climate Ch<strong>an</strong>ge in the Urb<strong>an</strong> Environment) hatte sich zum Ziel gesetzt, ein besseresVerständnis für die Konsequenzen des Klimaw<strong>an</strong>dels im städtischen Raum zu entwickeln. Auf dieser Basis sollten <strong>Anpassung</strong>sstrategienfür die Stadtpl<strong>an</strong>ung entwickelt wer<strong>den</strong>. Als Modellregionen wur<strong>den</strong> die im südostenglischen Sussex gelegene,kleinstädtisch geprägte Küstenregion Lewes und die mittelenglische Metropolregion Greater M<strong>an</strong>chester ausgewählt. Diesesehr unterschiedlichen Beispiele ermöglichten es, die regionalen Unterschiede der Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels in Großbrit<strong>an</strong>nienbesser abzubil<strong>den</strong>, so etwa <strong>den</strong> Unterschied zwischen Stadt und L<strong>an</strong>d, Binnenl<strong>an</strong>d und Küste sowie Mittel- und Sü<strong>den</strong>gl<strong>an</strong>d.Im Rahmen des Projekts mit einer Laufzeit von 2003 bis 2006 wur<strong>den</strong> folgende Ergebnisse erzielt:• Erarbeiten eines Katalogs <strong>zur</strong> Beurteilung von Klimarisiken und H<strong>an</strong>dlungsoptionen• Evaluation der Folgen eines veränderten Klimas für die Bausubst<strong>an</strong>z, auf die städtischen Grünflächen sowie die Lebensqualitätder Menschen• Bewertung der stadtpl<strong>an</strong>erischen <strong>Anpassung</strong>smöglichkeiten• Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen <strong>den</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del und zum KlimaschutzQuelleCenter for Urb<strong>an</strong> Regional Ecology (CURE), University of M<strong>an</strong>chester:• http://www.sed.m<strong>an</strong>chester.ac.uk/research/cure/research/asccue/Thames Estuary: L<strong>an</strong>gfristige <strong>Anpassung</strong> des HochwasserschutzesDas Projekt Thames Estuary 2100 soll das Uml<strong>an</strong>d der Themsemündung, also auch die Region London, vor Überschwemmungenund Flutschä<strong>den</strong> schützen. Es ist eine gemeinsame Initiative von <strong>an</strong> <strong>den</strong> Unterlauf der Themse <strong>an</strong>grenzen<strong>den</strong> Regionalverbän<strong>den</strong>der Umweltbehörde Environment Agency. Die Laufzeit ist auf acht Jahre festgelegt und soll 2010 en<strong>den</strong>.Das Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, das notwendige Maß <strong>an</strong> Überflutungsschutz für die nächsten hundert Jahre zubestimmen. Dazu wer<strong>den</strong> folgende Schritte unternommen:• Überprüfung der Einrichtungen zum Schutz vor Wellen im Bereich der Themsemündung• Best<strong>an</strong>dsaufnahme und Hochrechnung der Lebensdauer der bestehen<strong>den</strong> Schutzvorrichtungen <strong>an</strong>gesichts der im Projekt<strong>an</strong>genommenen Klimaszenarien• Unterstützung von Partnern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für das Projekt gewinnen und deren Zusammenarbeitfördern• Koordination der verschie<strong>den</strong>en Programme, Studien und Beratungsrun<strong>den</strong> und Zusammenfassung der Ergebnisse in einel<strong>an</strong>gfristig wirksame StrategieKonkretes Ziel ist, einen Pl<strong>an</strong> zu erstellen, welche Flutschutzeinrichtungen im Bereich der Themsemündung notwendigsind, wo diese gebaut wer<strong>den</strong> sollen und ab w<strong>an</strong>n sie fertiggestellt sein müssen. Der Ausführungspl<strong>an</strong> soll gleichzeitig soflexibel ausgerichtet sein, dass er auch <strong>an</strong> extremere Klimamodelle <strong>an</strong>gepasst wer<strong>den</strong> k<strong>an</strong>n, wenn etwa der Meeresspiegelschneller als in <strong>den</strong> derzeitigen Klimamodellen erwartet steigen sollte. Gepl<strong>an</strong>t ist, <strong>den</strong> Prozess von einem Bürgerdialogbegleiten zu lassen. Damit wird sichergestellt, dass die beschlossenen Maßnahmen so viel Schutz wie möglich bieten, gleichzeitigjedoch nicht über das verträgliche Maß hinaus in die Lebenssituation der betroffenen Bürger vor Ort eingreifen. Auch die lokalenÖkosysteme sollen so wenig wie möglich beeinträchtigt wer<strong>den</strong>.Quellen• UK Environmental Agency: http://www.environment-agency.gov.uk/te2100/• Thames Web: http://www.thamesweb.com/page.php?page_id=60&topic_id=9| 95


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Niederl<strong>an</strong>de: ProjektbeispieleSchwimmende Häuser: Architektur der Zukunft in besonders gefährdeten Gebieten?Als eine Strategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> stetig steigen<strong>den</strong> Meeresspiegel entwickeln niederländische Architekten und Pl<strong>an</strong>erKonzepte für Amphibienhäuser. Die Idee der Pl<strong>an</strong>er ist, dass Häuser nicht zw<strong>an</strong>gsläufig auf festem Grund, sondern auch imMeer beziehungsweise Wasser gebaut wer<strong>den</strong> können. Umgesetzt wurde ein solches Projekt nahe der Stadt Maasbommel.Das Unternehmen Dura Vermeer errichtete insgesamt 46 Gebäude, die sich im Grund ver<strong>an</strong>kert mit <strong>den</strong> Gezeiten bewegenkönnen.Neben schwimmen<strong>den</strong> Häusern wird noch <strong>an</strong> weiteren Konzepten für Wasserarchitektur gearbeitet: Gepl<strong>an</strong>t sind sowohlHäuser auf Pfählen als auch versiegelte und wassersichere (waterproof) Häuser, die wie die Amphibienhäuser <strong>an</strong> WasserundStromnetze <strong>an</strong>geschlossen sind.Vor allem seit einer Wettbewerbsausschreibung des Umwelt- und Raumpl<strong>an</strong>ungsministeriums (VROM) im Jahr 2005 hatdas Interesse <strong>an</strong> <strong>den</strong> schwimmen<strong>den</strong> Häusern und Städten als <strong>Anpassung</strong>smaßnahme <strong>an</strong> <strong>den</strong> steigen<strong>den</strong> Meeresspiegelstark zugenommen.Auch international wer<strong>den</strong> solche Häuser getestet, so beispielsweise in London und Hamburg. Diese Städte haben sich mitder südniederländischen Stadt Dordrecht im Rahmen des Urb<strong>an</strong> Flood M<strong>an</strong>agement (UFM)-Projekts zusammengeschlossen,das vom Living with Water Program mitfin<strong>an</strong>ziert wird. Besonderes Anliegen der drei Städte ist der Wissenstr<strong>an</strong>sfer imBereich Risikoabschätzung und -m<strong>an</strong>agement.Quellen• Niederländische Wasserarchitekten: http://www.waterstudio.nl/• Living with Water: http://www.levenmetwater.nl/service/english-summary/ESPACE: Raumbezogene Wasserpolitik in <strong>den</strong> Niederl<strong>an</strong><strong>den</strong>Das Forschungsprojekt „Europe<strong>an</strong> Spatial Pl<strong>an</strong>ning: Adapting to Climate Events“ (ESPACE) untersuchte im Zeitraum von2003 bis 2008 die Möglichkeiten der Klima<strong>an</strong>passung durch Wasserm<strong>an</strong>agement in der Raumpl<strong>an</strong>ung. Da die Niederl<strong>an</strong>dewegen des Anstiegs des Meeresspiegels und lokalen Bo<strong>den</strong>senkungen besonders von <strong>den</strong> Veränderungen betroffensind, erprobte die niederländische Wasserbehörde Rieverl<strong>an</strong>d in 13 Referenzprojekten die Möglichkeit der Wasserspeicherung.Infolgedessen wurde von der Regierung, Provinzen, Kommunen und Wasserbehör<strong>den</strong> eine „Nationale Verwaltungsvereinbarungfür die Wasserwirtschaft“ ausgearbeitet, die der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> Hochwasser und Dürreperio<strong>den</strong> dient. DieVereinbarung definiert einheitliche Kriterien geeigneter Retentionsflächen, in <strong>den</strong>en Wasser bei Bedarf aufgef<strong>an</strong>gen undspäter abgeleitet wer<strong>den</strong> k<strong>an</strong>n. Dabei bezieht die Strategie neben dem vorr<strong>an</strong>gigen Ziel des Hochwasserschutzes auch Auswirkungenauf die Bereiche Ökologie, L<strong>an</strong>dwirtschaft, Verkehr, Tourismus und Kulturgeschichte ein und bestimmt durcheine Kosten-Nutzen-Analyse, welche Überschwemmungshäufigkeit in einzelnen Gebieten tolerierbar ist. Die Vereinbarungunterschiedlicher lokaler Interessen, die Nutzung entstehender Potenziale sowie intensive Öffentlichkeitsarbeit helfen dieAkzept<strong>an</strong>z der Maßnahmen zu steigern.Quellen• Europe<strong>an</strong> Spatial Pl<strong>an</strong>ning: Adapting to Climate Events: www.espace-project.org• Verwaltungsvereinbarung (NBW): http://www.espace-project.org/part1/publications/pdf10gr.pdf96 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delESPACE: Raumbezogene WasserpolitikDas Forschungsprojekt Europe<strong>an</strong> Spatial Pl<strong>an</strong>ning: Adapting to Climate Events (ESPACE) untersuchte im Zeitraum von 2003bis 2008 die Umsetzung von <strong>Anpassung</strong>sstrategien <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del in <strong>den</strong> Bereichen Wasserm<strong>an</strong>agement und Raumpl<strong>an</strong>ung.Das Ergebnis waren Empfehlungen zu <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen in <strong>den</strong> Bereichen Hochwasserschutz, Flüsse undWasserqualität, die sich <strong>an</strong> Entscheidungsträger auf europäischer, nationaler und lokaler Ebene richten.Die von steigendem Meeresspiegel und Bo<strong>den</strong>senkungen betroffenen Niederl<strong>an</strong>de reagierten gleich in mehrerer Hinsichtauf die Anregungen des ESPACE-Projekts: Zum einen unterzeichnete die Regierung zusammen mit Provinzen, Kommunenund Wasserbehör<strong>den</strong> (Waterschappen) eine nationale Verwaltungsvereinbarung für die Wasserwirtschaft (NBW), in derfestgelegt ist, wie sich die niederländische Wasserwirtschaft auf die zu erwarten<strong>den</strong> extremen Überschwemmungen undDürreperio<strong>den</strong> vorbereiten soll. Zum <strong>an</strong>deren wur<strong>den</strong> von der Wasserbehörde Rivierenl<strong>an</strong>d (WSRL) 13 Referenzprojekte<strong>zur</strong> Wasserspeicherung (Guiding Models for Water Storage) entwickelt, die unter <strong>an</strong>derem auch der Einbindung wasserwirtschaftlicherAspekte in raumbezogene Pl<strong>an</strong>ungen dienen. Auf diese Weise sollen widersprüchliche lokale Interessen derRaum- und Flächennutzungspl<strong>an</strong>ung in Einkl<strong>an</strong>g gebracht und die Ressource Wasser effizient genutzt wer<strong>den</strong>.Quellen• Europe<strong>an</strong> Spatial Pl<strong>an</strong>ning: Adapting to Climate Events: www.espace-project.org• Verwaltungsvereinbarung (NBW): http://www.espace-project.org/part1/publications/pdf10gr.pdfÜberströmbare Deiche: Innovativer KüstenschutzIn der gesamten Nordseeregion wächst die Erkenntnis, dass es <strong>an</strong>gesichts des Klimaw<strong>an</strong>dels nicht gelingen wird, Überschwemmungenvollständig zu verhindern. Somit rückt zunehmend die Entwicklung von Deichsystemen in <strong>den</strong> Fokus desInteresses, die nicht auf eine Erhöhung der Deiche setzt. Stattdessen wur<strong>den</strong> <strong>an</strong> einigen St<strong>an</strong>dorten Nordholl<strong>an</strong>ds stabile,überströmbare Deiche errichtet. Diese sehen für <strong>den</strong> Fall einer Sturmflut eine kontrollierte Überflutung des Hauptdeichesin ein dafür eingepl<strong>an</strong>tes Überflutungsgebiet vor. Nach Ende der Sturmflut k<strong>an</strong>n das Wasser d<strong>an</strong>n durch in <strong>den</strong> Deich integriertePumpen in das Meer <strong>zur</strong>ückgeführt wer<strong>den</strong>. Die gepl<strong>an</strong>te Überflutung entlastet <strong>den</strong> Hauptdeich und trägt zu seinerl<strong>an</strong>gfristigen Stabilität bei.Das europäische Projekt betont zudem die Bedeutung einer integrierten Pl<strong>an</strong>ung, die Stakeholder mit unterschiedlichenBlickwinkeln (Tourismus, L<strong>an</strong>dwirtschaft, Naturschutz, Wohnbevölkerung) einbezieht, um die Akzept<strong>an</strong>z der neuen Deichsystemezu steigern und Synergieeffekte zu schaffen.Quelle• ComCoast: http://www.comcoast.org/| 97


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:SChweiz: Projektbeispiele„Klimaänderung und Wasserkraftnutzung“: Wasserkraft braucht Pl<strong>an</strong>ungssicherheitEtwa 60 Prozent des in der Schweiz produzierten Stroms wird durch Wasserkraft gewonnen, das Potenzial für Wasserkraftwird sich durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del jedoch verändern. Um sich auf die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels vorzubereiten, ist die Wasserkraftbr<strong>an</strong>cheauf eine integrierte Prognose aller relev<strong>an</strong>ter Informationen, wie etwa Ressourcenverfügbarkeit, Stör<strong>an</strong>fälligkeitder Infrastruktur, aber auch des Energiebedarfs <strong>an</strong>gewiesen. Nur so lässt sich in ihren Augen die Versorgungssicherheitfür die Schweiz auch in Zukunft gar<strong>an</strong>tieren.Das Projekt Klimaänderung und Wasserkraftnutzung soll dafür die Grundlage liefern: Anf<strong>an</strong>g September 2007 wurde derSchlussbericht einer Vorstudie vorgelegt; die Hauptstudie soll im Herbst 2010 abgeschlossen sein. Die Vorstudie bieteteine umfassende Übersicht über <strong>den</strong> aktuellen Wissensst<strong>an</strong>d zum Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen der Klimaänderung und derWasserkraftnutzung. Im weiteren Projektverlauf sollen die Grundlagen für die künftige Pl<strong>an</strong>ung im Bereich Wasserkraftnutzungin Bezug auf die erwarteten Veränderungen bei der Verfügbarkeit von Wasser gelegt wer<strong>den</strong>. Somit soll gleichzeitigein belastbares Modell für die zukünftigen Ch<strong>an</strong>cen und Risiken der Wasserkraftbr<strong>an</strong>che auch im Zeichen des klimatischenW<strong>an</strong>dels geschaffen wer<strong>den</strong>.Das Projekt wurde von dem schweizerischen Kompetenznetzwerk Wasser im Berggebiet in Zusammenarbeit mit der Gruppefür Hydrologie der Universität Bern, der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und der Eidgenössischen Forschungs<strong>an</strong>staltfür Wald, Schnee und L<strong>an</strong>dschaft initiiert und vom Bundesamt für Energie mitfin<strong>an</strong>ziert.Quellen• NWB Netzwerk Wasser im Berggebiet: http://www.mountain-water-net.ch/PHP/index.php?id=46• Vorstudie des Projekts Klimaveränderung und Wasserkraftnutzung:www.mountain-water-net.ch/FILES/pdf/Projekt_Klimaaenderung_Wasserkraft_Vorstudie_Schlussbericht.pdfKartografische Darstellung des Permafrostbo<strong>den</strong>s in der Schweiz (PERMOS)Steigende Temperaturen bedrohen in der Schweiz die sogen<strong>an</strong>nten Permafrostbö<strong>den</strong>, die heute noch etwa 5 Prozent derSchweiz bedecken. Als Permafrost bezeichnet m<strong>an</strong> stark gefrorenen Bo<strong>den</strong>, der während des g<strong>an</strong>zen Jahres Temperaturenunter 0 °C aufweist. Diese Bö<strong>den</strong>, die vor allem in <strong>den</strong> Alpen in <strong>den</strong> Höhenlagen über der Waldgrenze weit verbreitet sind,reagieren sehr empfindlich auf Veränderungen des Klimas. Taut der Permafrost aufgrund steigender Temperaturen, verlierter <strong>an</strong> Stabilität. Die Folge ist ein größeres Ausmaß <strong>an</strong> Erosion und die zunehmende Gefahr von Felsstürzen, Rutschungenund Murgängen.Um diese Risiken besser zu verstehen, hat die Schweizerische Akademie der Naturwissenschaften (SANW) in Zusammenarbeitmit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU), mehreren Schweizer Universitäten, dem Eidgenössischen Institut fürSchnee- und Lawinenforschung (SLF Davos) sowie <strong>an</strong>deren Org<strong>an</strong>isationen im Jahr 2000 das Projekt Permafrost MonitoringSwitzerl<strong>an</strong>d (PERMOS) initiiert. Mithilfe eines l<strong>an</strong>gfristigen Beobachtungsnetzes soll PERMOS die zukünftige Entwicklungdes Permafrosts systematisch beobachten und dokumentieren.Seit 2003 wer<strong>den</strong> die Ergebnisse von PERMOS alternierend mit dem Bericht über die Veränderungen der Gletscher publiziert.Darüber hinaus flossen die gewonnenen Erkenntnisse auch in <strong>den</strong> Hydrologischen Atlas der Schweiz (HADES) ein.2007 wurde im Rahmen einer breit <strong>an</strong>gelegten Evaluationsstudie bestätigt, dass PERMOS wertvolle Ergebnisse über <strong>den</strong>Prozess des Klimaw<strong>an</strong>dels liefert. Das Projekt k<strong>an</strong>n auch als Grundlage für weitere <strong>Anpassung</strong>sstrategien dienen.98 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delQuellen• UNFCCC Report: http://unfccc.int/resource/docs/natc/swinc4.pdf• Alpen 2007: www.permos.ch/downloads/alpen2007.pdf• PERMOS: http://pages.unibas.ch/vr-forschung/PERMOS/PERMOS_Konzept.pdf• Hydrologischer Atlas der Schweiz: http://hades.unibe.ch/Der Mattmarkstausee bei Saas-Fee: Energiegewinnung und HochwasserschutzZusammen mit dem Kraftwerksbetreiber Mattmark AG wurde 2001 vom K<strong>an</strong>ton Wallis ein Hochwasserschutzprogrammrealisiert, das auf die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Stellen und dem privaten Kraftwerkbetreiber setzt. Das Programmbeinhaltete in geringem Umf<strong>an</strong>g bauliche Maßnahmen, vor allem aber die Einigung darüber, dass der Wasserwerkbetreiberein größeres Freihaltevolumen für <strong>den</strong> Hochwasserschutz bereitstellt. Die dadurch verringerte Kraftwerkleistungwird der Mattmark AG vom K<strong>an</strong>ton erstattet. Für <strong>den</strong> Staat bedeutet dieses Abkommen weit geringere Kosten als flussbaulicheMaßnahmen zum Schutz der Gemein<strong>den</strong> am Unterlauf.Die Stau<strong>an</strong>lage Mattmark nahe Saas-Fee im K<strong>an</strong>ton Wallis wurde 1969 <strong>zur</strong> Energiegewinnung in Betrieb genommen. Trotzdes relativ kleinen natürlichen Einzugsgebiets des Speichers von 37,1 km kommt dem Speicherkraftwerk eine große Bedeutungbeim Hochwasserschutz der Region zu. Das wurde beim „Jahrhunderthochwasser“ 1993 deutlich, als der Stauseebereits zu über 92 Prozent gefüllt war, aber <strong>den</strong>noch genug Wasser <strong>zur</strong>ückhielt, um so die Überschwemmung des ÖrtchensVisp mitsamt der dortigen Chemie<strong>an</strong>lagen und somit eine wirtschaftliche und ökologische Katastrophe zu verhindern.Quellen• UNFCCC Report: http://unfccc.int/resource/docs/natc/swinc4.pdf• S<strong>an</strong>der, Bernhard, und Peter Haefliger: Umbau der Stau<strong>an</strong>lage Mattmark für <strong>den</strong> Hochwasserschutz:www.tec21.ch/pdf/tec21_362002903.pdfGefahrenkarten als Grundlage <strong>zur</strong> Raumpl<strong>an</strong>ungEine wichtige Grundlage für die Vorbereitung der Raumpl<strong>an</strong>ung auf die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels ist die Erstellung vonGefahrenkarten als Beurteilungsgrundlage. Die Karten zeigen, wo in der Schweiz Siedlungen von Hochwasser, Lawinen,Rutschungen oder Felsstürzen bedroht sind. Der Realisierungsst<strong>an</strong>d der Gefahrenkarten ist für individuelle Naturgefahrenund in <strong>den</strong> einzelnen K<strong>an</strong>tonen unterschiedlich. Zu Beginn des Jahres 2006 waren in der Schweiz für Rutschungen 23Prozent, für Fels- und Bergstürze 29 Prozent, für Hochwasser 30 Prozent und für Lawinen 66 Prozent aller Gefahrenkartenvorh<strong>an</strong><strong>den</strong>. In Gebirgsk<strong>an</strong>tonen ist die Kartierung ten<strong>den</strong>ziell weiter fortgeschritten als in Flachl<strong>an</strong>dk<strong>an</strong>tonen. Bis 2011sollen flächendeckend Gefahrenkarten verfügbar sein. Im nächsten Schritt wer<strong>den</strong> diese Karten als Detailkarten präzisiert.Ein Raumpl<strong>an</strong>ungsgesetz auf Bundesebene stellt sicher, dass lokale L<strong>an</strong>dnutzungskonzepte und Raumpl<strong>an</strong>ungen immer aufGrundlage der (integralen) Gefahrenkarten <strong>den</strong> Naturgefahren Rechnung tragen müssen.Quelle• PLANAT Reihe 1/2007: Gefahrenkarten aus dem rechtlichen Blickwinkel. Merkblatt der Nationalen Plattform NaturgefahrenPLANAT.| 99


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Das Dorf Pontresina schützt sich vor Lawinen und abtauendem PermafrostDie kleine Tourismusgemeinde Pontresina im Schweizer Engadin ist aufgrund ihrer Hochgebirgslage seit jeher von Lawinenabgängenbedroht. Schon früh hat sich die Gemeinde mit <strong>den</strong> möglichen Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels ausein<strong>an</strong>dergesetztund die Gefahr von Lawinen und Erdrutschen durch das Abtauen der Permafrostbö<strong>den</strong> erk<strong>an</strong>nt. Um diesen Risikenvorzubeugen, hat Pontresina im Val Gi<strong>an</strong>dains unterhalb eines abtauen<strong>den</strong> Permafrostvorkommens <strong>den</strong> SchutzdammGi<strong>an</strong>dains errichtet, der effektiver als die traditionellen Lawinenverbauungen ist, sich aber trotzdem verträglich in dasL<strong>an</strong>dschaftsbild integriert.Quelle• Schutzdamm Gi<strong>an</strong>dains Pontresina: www.tosc<strong>an</strong>o.ch/Portals/23/PDF/referenzen/06_Gi<strong>an</strong>dainsdamm.pdf• UNFCCC Report: http://unfccc.int/resource/docs/natc/swinc4.pdfGrenzüberschreitendes Hochwasser-Vorwarnsystem für die Rhein-AnliegerUnregelmäßige Regenfallmengen, verstärkte Bo<strong>den</strong>erosion und das Abtauen von Gletschern und Permafrostbö<strong>den</strong> verschärfengenerell das Risiko von Hochwasserereignissen. Neben baulichen Schutzmaßnahmen sind vor allem rechtzeitigeVorwarnungen ein zentrales Element des Hochwasserschutzes. Mit ausreichender Vorwarnzeit können Menschen, Gebäudeund Infrastruktur geschützt wer<strong>den</strong>.Da der Rhein und seine Zuflüsse durch mehrere Länder und topographisch wie klimatisch unterschiedliche Regionen fließt,stellt der Aufbau eines Vorwarnsystems die Rhein<strong>an</strong>lieger vor besondere Herausforderungen. Das umfassende und grenzübergreifendeHochwasser-Vorwarnsystem Flood Early Warning System Rhine (FEWS Rhine) stellt eine Reaktion auf dieseBedrohung dar. Es wurde vom schweizerischen Bundesamt für Wasser und Geologie (BWG) in Zusammenarbeit mit RIZA,dem wissenschaftlichen Institut des niederländischen Wasserwirtschaftamts (Rijkswaterstaat), entwickelt. Die erweitertenSysteme umfassen das gesamte Einzugsgebiet des Rheins von der Quelle bis <strong>zur</strong> Mündung.Bei kritischen Hochwasserlagen wer<strong>den</strong> die Vorhersagen des BWG rund um die Uhr aktualisiert und die InformationenBetroffenen und Interessierten kostenlos im Internet, telefonisch oder per automatischer Fax-Vorwarnung <strong>zur</strong> Verfügunggestellt. Darüber hinaus fließen die von der Schweiz gesammelten Vorhersagen in die entsprechen<strong>den</strong> Warnsysteme derUnterlieger ein und helfen somit, in <strong>den</strong> <strong>an</strong>deren Rhein<strong>an</strong>liegerstaaten Deutschl<strong>an</strong>d, Fr<strong>an</strong>kreich und <strong>den</strong> Niederl<strong>an</strong><strong>den</strong>potenzielle Flutkatastrophen zu verhindern.Quellen• UNFCCC Report: http://unfccc.int/resource/docs/natc/swinc4.pdf• Bundesamt für Wasser und Geologie: Aquaterra 1/2005: www.bafu.admin.ch/php/modules/shop/files/pdf/phpUJ31xb.pdf100 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delSp<strong>an</strong>ien: ProjektbeispieleH<strong>an</strong>dbuch <strong>zur</strong> Erstellung von urb<strong>an</strong>en Notfallplänen bei WasserknappheitZunehmende Wasserknappheit und l<strong>an</strong>ge Dürreperio<strong>den</strong> stellen ein wachsendes Risiko für die Wasserversorgung sp<strong>an</strong>ischerStädte dar. So schien beispielsweise die Trinkwasserversorgung Barcelonas für das Jahr 2008 nach einem sehr regenarmenWinter nicht sichergestellt; die wichtigsten Stauseen waren bereits zu Beginn des Sommers auf einem minimalenNiveau. Entsprechend wurde ein Notfallpl<strong>an</strong> entwickelt, der die Versorgung der Stadt mit Trinkwasser über T<strong>an</strong>kschiffe undein Rohrsystem von dem Fluss Ebro sichern soll.Mit dem Ziel, für Städte über 20.000 Einwohner einen einheitlichen Bezugsrahmen für die Erstellung solcher Notfallplänebei Wasserknappheit zu schaffen, entwickelte das Umweltministerium in Zusammenarbeit mit der Sp<strong>an</strong>ischen Vereinigungder Wasserversorger (AEAS) daher schon 2007 ein H<strong>an</strong>dbuch, das die wichtigsten Verfahrensabläufe für die Vorbereitungauf Dürreperio<strong>den</strong> beschreibt. Wichtige Schritte sind:• Ermittlung des Wasserbedarfs und der <strong>zur</strong> Verfügung stehen<strong>den</strong> Ressourcen• Evaluierung des Risikos von Wasserknappheit• Definition von Maßnahmen <strong>zur</strong> Risikominderung• Definition von Reduktionszielen für <strong>den</strong> Wasserverbrauch• Org<strong>an</strong>isation des Notfallm<strong>an</strong>agementsDas H<strong>an</strong>dbuch enthält ein einheitliches System <strong>zur</strong> Berechnung der Wasserressourcen und <strong>zur</strong> Einstufung der Stadien derWasserknappheit. Damit bietet es <strong>den</strong> Städten eine H<strong>an</strong>dreichung <strong>zur</strong> Vorbereitung auf Dürreperio<strong>den</strong> und ermöglicht eineverbesserte nationale Koordination der Aktivitäten.Quelle• Guía para la elaboración de Pl<strong>an</strong>es de Emergencia por sequía en sistemas de abastecimiento urb<strong>an</strong>o, AEAS / Ministeriode Medio Ambiente, 2007.Reduktion des Wasserkonsums in neuen ImmobilienprojektenIn <strong>den</strong> letzten Jahrzehnten verzeichnete die sp<strong>an</strong>ische Mittelmeerküste insbesondere für touristisch genutzte Gebäude einenstarken Bauboom. Die Bebauung geht jedoch mit negativen ökologischen Folgen einher, wobei neben der Zerstö rung vonempfindlichen Küstenökosystemen der große Wasserkonsum der neuen Gebäude das vordringlichste Problem darstellt.Um dem zu begegnen, baute die Immobilienfirma B<strong>an</strong>caja Habitat <strong>an</strong> der Mittelmeerküste Kataloniens die in Bezug auf <strong>den</strong>Wasserverbrauch optimierte Siedlung Urb<strong>an</strong>ización P<strong>an</strong>orámica, S<strong>an</strong>t Jordi. Das Projekt liegt in einer Gegend, in der sichstarke Niederschläge mit Trockenperio<strong>den</strong> abwechseln.Die Siedlung wird über einen Brunnen mit Wasser versorgt. Zusätzlich wurde ein System <strong>zur</strong> Nutzung von Regenwasserinstalliert, das die notwendige Fördermenge von Grundwasser wesentlich reduziert. Das ablaufende Oberflächenwasseraus der Siedlung und aus dem <strong>an</strong>liegen<strong>den</strong> Golfplatz wird über eine spezielle Wasseraufbereitungs<strong>an</strong>lage gereinigt und getrenntgespeichert. Zudem wird ein Teil des Brauchwassers aus der Siedlung aufbereitet und wiederverwendet. Mithilfe desSystems können so rund 40 Prozent des Wasserkonsums der Siedlung mit wiederverwendetem Wasser gedeckt wer<strong>den</strong>.Quellen• B<strong>an</strong>caja Habitat: http://www.b<strong>an</strong>cajahabitat.es/• Fundación Entorno, Empresa y Desarrollo Sostenible: Adaptación, 2008.| 101


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Iberoamerik<strong>an</strong>isches Netzwerk der Büros zum Klimaw<strong>an</strong>delNeben nationalen und lokalen Aktivitäten ist der internationale Austausch ein weiterer wichtiger Baustein <strong>zur</strong> Entwicklungvon <strong>Anpassung</strong>sstrategien <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Dies wird auch in der sp<strong>an</strong>ischen <strong>Anpassung</strong>sstrategie betont. Ein Beispielfür eine solche internationale Zusammenarbeit und politische Koordination zum Klimaw<strong>an</strong>del ist das Iberoamerik<strong>an</strong>ischeNetzwerk der Büros zum Klimaw<strong>an</strong>del (Red Iberoameric<strong>an</strong>a de Oficinas de Cambio Climático – RIOCC).Das Netzwerk wurde im Oktober 2004 von <strong>den</strong> Umweltministern mehrerer Länder Lateinamerikas sowie Sp<strong>an</strong>ien ins Lebengerufen. Seitdem nimmt die Sp<strong>an</strong>ische Agentur für Entwicklungszusammenarbeit (AECID) die Rolle des Moderators undFörderers des Netzwerks ein, <strong>an</strong> dem sich insgesamt 21 Länder beteiligen. Das Sp<strong>an</strong>ische Büro zum Klimaw<strong>an</strong>del ist Mitglieddes Netzwerks und leitet die Initiative fachlich. Ihr Ziel ist, die Politik zum Klimaw<strong>an</strong>del zwischen <strong>den</strong> Ländern Latein -amerikas und Sp<strong>an</strong>iens vorzubereiten und zu koordinieren.Die Treffen der Mitglieder fin<strong>den</strong> auf hoher politischer Ebene statt. Zumeist sind die Länder durch die Umweltminister vertreten,und die Ergebnisse wer<strong>den</strong> auf <strong>den</strong> Gipfeltreffen der lateinamerik<strong>an</strong>ischen Präsi<strong>den</strong>ten vorgestellt.Die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels spielt innerhalb des Arbeitsprogramms des RIOCC eine wichtige Rolle. ImJahr 2005 vereinbarten die Mitglieder das Iberoamerik<strong>an</strong>ische Programm <strong>zur</strong> Evaluierung der Auswirkungen, Risikoabschätzungund <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del (Programa Iberoameric<strong>an</strong>o de Evaluación de Impactos, Vulnerabilidad y Adaptaciónal Cambio Climático – PIACC). Das Programm hat zum Ziel, die Entwicklung und Umsetzung von entsprechen<strong>den</strong> <strong>Strategien</strong>in der Region zu beschleunigen. Hierzu fördert es die Koordination von Aktivitäten sowie <strong>den</strong> internationalen InformationsundErfahrungsaustausch. Zu seinen Aktionsfeldern gehören:• Förderung regionaler Initiativen und Institutionen• Förderung der Forschung und der Klimabeobachtung• Generierung und Zusammenführung der relev<strong>an</strong>ten Daten zum Klimaw<strong>an</strong>del, dessen Auswirkungen und <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenin Lateinamerika• Austausch von Erfahrungen und Metho<strong>den</strong> <strong>zur</strong> Risikoabschätzung und <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels• Unterstützung internationaler, partizipativer und sektorübergreifender ProjekteQuelle• Red Iberoameric<strong>an</strong>a de Oficinas de Cambio Climático: Programa Iberoameric<strong>an</strong>o de Evaluación de Impactos, VulnerabilidadyAdaptación al Cambio Climático, 2006.102 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delK<strong>an</strong>ada: ProjektbeispieleToronto: Vorreiter beim Umg<strong>an</strong>g mit HitzewellenGrößere Städte sind stärker als ihr Uml<strong>an</strong>d von steigen<strong>den</strong> Temperaturen betroffen. Durch die dichte Bebauung entstehensogen<strong>an</strong>nte „städtische Wärmeinseln“. Dies gilt auch für Toronto: Die Stadt muss mit im Vergleich zum Uml<strong>an</strong>d bis zu 3° Chöheren Sommertemperaturen rechnen.Als Reaktion auf <strong>den</strong> extremen Sommer von 1999 mit 120 Toten hat die Stadt eine Reihe von Initiativen gestartet, um gegen dieFolgen von Hitzewellen <strong>an</strong>zugehen. Damit nimmt Toronto in K<strong>an</strong>ada eine Vorreiterrolle bei der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del ein.Ein wegweisendes Projekt ist Torontos Hitzenotfallpl<strong>an</strong>. Risikogruppen, die bei hohen Temperaturen einem besonderen Gesundheitsrisikoausgesetzt sind, sollen durch vorsorgende Maßnahmen geschützt wer<strong>den</strong>. Als Risikogruppen gelten alleinlebende Rentner, chronisch Kr<strong>an</strong>ke, Kinder, Menschen mit geringem Einkommen und Obdachlose.Basierend auf lokalen Wetterdaten und medizinischen Daten haben die Gesundheitsbehör<strong>den</strong> ein zweistufiges Alarmsystementwickelt. Im Falle einer Hitzewarnung (1. Stufe) richten die Gesundheitsbehör<strong>den</strong> eine spezielle Notrufzentrale ein,verteilen kostenlos Wasserflaschen und informieren die Medien und besonders betroffene Zielgruppen, wie etwa Kindertagesstätten,Pflegeheime und Kr<strong>an</strong>kenhäuser. Kommt es zu einem Hitzenotfall (2. Stufe), wer<strong>den</strong> weitergehende Maßnahmenumgesetzt: Klimatisierte städtische Gebäude wer<strong>den</strong> <strong>den</strong> Risikogruppen als Zuflucht gegen die Hitze geöffnet undin <strong>den</strong> Straßen kostenlose Fahrscheine für die Anfahrt verteilt.Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen hat auch der Rekordsommer von 2005 wieder zu zahlreichen Todesfällen geführt. Deshalb solldas Programm weiterhin systematisch verbessert und ausgebaut wer<strong>den</strong>. Zur Milderung der Hitze pl<strong>an</strong>t Toronto außerdem imRahmen des Cool Toronto-Programms städtebauliche Lösungen. Das Programm umfasst beispielsweise die Ausweitung vonGrün<strong>an</strong>lagen, das Pfl<strong>an</strong>zen von schattenspen<strong>den</strong><strong>den</strong> Bäumen, die Förderung der Luftzirkulation durch Entlüftungsschneisensowie das Begrünen von Dachflächen. Zusätzlich will die Stadt auch die Verwendung hellerer Materialien in Gebäu<strong>den</strong> und Infrastruktur(zum Beispiel Straßenbeläge, Dachziegel) fördern, da diese die Sonnenhitze stärker reflektieren <strong>an</strong>statt sie zu absorbieren.Quellen• Urb<strong>an</strong> reforestation in Toronto, C<strong>an</strong>ada. UNFCCC, Database on local coping strategies:http://maindb.unfccc.int/public/adaptation/adaptation_casestudy.pl?id_project=149• Natural Resources C<strong>an</strong>ada: http://www.adaptation.rnc<strong>an</strong>.gc.ca/assess/2007/ch6/3_e.php• City of Toronto: http://wx.toronto.ca/inter/it/newsrel.nsf/0/068b796a88bb09c685256df600461170?OpenDocument• City of Toronto: http://www.toronto.ca/health/heatalerts/index.htmClimate SMART: Eine integrierte Klimastrategie auf kommunaler EbeneDie Stadt Halifax, das Zentrum der westk<strong>an</strong>adischen Region Nova Scotia, hatte in <strong>den</strong> verg<strong>an</strong>genen Jahren unter verschie<strong>den</strong>enExtremwetterereignissen, etwa Hurrik<strong>an</strong>s und Blizzards zu lei<strong>den</strong>. Zahlreiche Menschen starben, und die Schä<strong>den</strong> gingenin die Millionen. Um dem erhöhten Risiko durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del gerecht zu wer<strong>den</strong> und um insbesondere auf Extremwetterereignissebesser vorbereitet zu sein, suchte die Gemeinde nach einem Mech<strong>an</strong>ismus, <strong>Anpassung</strong>s- und Klimaschutzstrategiensystematisch zu pl<strong>an</strong>en und umzusetzen. Hierfür wurde 2004 das System Climate SMART (Sustainable Mitigation <strong>an</strong>d AdaptationRisk Toolkit) entwickelt, das Klimaschutz und <strong>Anpassung</strong> systematisch in die lokalen Pl<strong>an</strong>ungs- und Entscheidungsstrukturenintegrieren soll. Das System umfasst:• Gefährdungs- und Nachhaltigkeits<strong>an</strong>alysen• Kosten-Nutzen-Analysen• Emissionsm<strong>an</strong>agement und Reduktionsmech<strong>an</strong>ismen| 103


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:• Einen Pl<strong>an</strong> für <strong>den</strong> Umg<strong>an</strong>g mit Risiken des Klimaw<strong>an</strong>dels• Eine Methodologie für das Emissionsm<strong>an</strong>agement und <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen in jedem Sektor der Gemeinde• Kommunikations- und BeteiligungsinitiativenClimate SMART ist eine Partnerschaft zwischen öffentlichem und privatem Sektor. Am Modellprojekt in Halifax beteiligen sichneben der Stadt auch der k<strong>an</strong>adische Gemeindebund, das k<strong>an</strong>adische Ministerium für natürliche Ressourcen, das k<strong>an</strong>adischeUmweltministerium, das Energieministerium von Nova Scotia, das Umwelt- und Arbeitsministerium von Nova Scotia, derIndustrieverb<strong>an</strong>d der Umweltunternehmen von Nova Scotia sowie verschie<strong>den</strong>e Bürgerinitiativen und lokale Unternehmen.Quellen• Halifax Regional Municipality: http://www.halifax.ca/climate/index.html• Natural Resources C<strong>an</strong>ada: http://www.adaptation.rnc<strong>an</strong>.gc.ca/assess/2007/ch4/3_e.phpWater for Life: Eine Wasserstrategie für die Provinz von AlbertaStarkes Bevölkerungswachstum sowie der Ausbau von L<strong>an</strong>dwirtschaft und Industrie haben die Wassernachfrage in der k<strong>an</strong>adischenProvinz Alberta in <strong>den</strong> letzten Jahren enorm <strong>an</strong>steigen lassen. Demgegenüber führt der Klimaw<strong>an</strong>del, vor allem die Häufungvon Dürren im Sommer, voraussichtlich zu einem zunehmend schw<strong>an</strong>ken<strong>den</strong> und schwer vorhersehbaren Wasser<strong>an</strong>gebot.Um dieser Herausforderung zu begegnen, hat die Provinzregierung eine Wasserstrategie (Water for Life: Alberta’s Strategyfor Sustainability) entwickelt. Ziel von Water for Life ist, Bevölkerung und Gewerbe in Alberta für die Wasserknappheit zusensibilisieren und zu sparsamer Wassernutzung zu motivieren. Bis zum gepl<strong>an</strong>ten Ende des Prozesses im Jahr 2014 sollendie Wasserproduktivität um 30 Prozent gesteigert und so die Trinkwasserreserven nachhaltig gesichert wer<strong>den</strong>.Die Bevölkerung wurde in einem mehrstufigen Verfahren aktiv in <strong>den</strong> Prozess eingebun<strong>den</strong>. Neben der Formulierung vongrundsätzlichen Zielen und Prinzipien wur<strong>den</strong> im ersten Jahr der Initiative das Alberta Water Council sowie lokale Beratungsorg<strong>an</strong>egeschaffen, welche Empfehlungen für die Verbesserung des Wasserm<strong>an</strong>agements formulieren. Des Weiterenwur<strong>den</strong> die Überwachungssysteme verbessert und ein Wasser-Informationszentrum eingerichtet.Quellen• Water for Life: http://www.waterforlife.gov.ab.ca/• Natural Resources C<strong>an</strong>ada: http://www.nrc<strong>an</strong>-rnc<strong>an</strong>.gc.ca/sd-dd/pubs/h2o/3-2_e.html#f26Entwicklung eines integrierten Waldm<strong>an</strong>agements im Yukon-TerritoriumAufgrund der wärmeren Winter und der heißeren Sommer ist es in <strong>den</strong> Wäldern des Yukon, <strong>an</strong> der Grenze zu Alaska imäußersten Nordwesten K<strong>an</strong>adas, bereits zu einer Borkenkäferplage bisher nicht gek<strong>an</strong>nten Ausmaßes gekommen. Folgender Käferplage sind weitreichende Veränderungen im ökologischen Gleichgewicht, Auswirkungen auf Flora und Fauna undeine erhöhte Waldbr<strong>an</strong>dgefahr durch das trockene Holz der sich ausbreiten<strong>den</strong> Todholzflächen.Nicht zuletzt ist jedoch auch die ökonomische Grundlage der Menschen vor Ort bedroht. Dies bezieht sich vor allem auf dienegativen Folgen der Käferplage für die regionale Forstwirtschaft. Ausgehend von dieser Herausforderung wur<strong>den</strong> von derProvinzregierung in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung gemeinsame Anstrengungen unternommen, einen umfassen<strong>den</strong>M<strong>an</strong>agementpl<strong>an</strong> für <strong>den</strong> Wald zu entwickeln, der das Risiko von Waldbrän<strong>den</strong> reduziert, Aufforstung fördert, die TierundPfl<strong>an</strong>zenwelt schützt und die ökonomische Perspek tive sichert. Verschie<strong>den</strong>e Workshops und Forschungsaktivitäten unterstützendie Entwicklung des M<strong>an</strong>agementpl<strong>an</strong>s. Das traditionelle Wissen der Indi<strong>an</strong>erstämme wird dabei aktiv mit einbezogen.104 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delQuellenNatural Resources C<strong>an</strong>ada: http://www.adaptation.rnc<strong>an</strong>.gc.ca/assess/2007/ch3/4_e.phpGovernment of Yukon: http://www.emr.gov.yk.ca/forestry/index.htmlEin L<strong>an</strong>dnutzungsmodell für die Erwärmung des Permafrosts in SalluitDas durch die Erderwärmung bedingte Auftauen der Permafrostbö<strong>den</strong> in <strong>den</strong> arktischen Regionen ist nicht nur Folge desglobalen Klimaw<strong>an</strong>dels, sondern trägt seinerseits durch die Freisetzung von im Bo<strong>den</strong> gebun<strong>den</strong>en Meth<strong>an</strong>gasen zu einerweiteren Klimaerwärmung bei. Aber auch für die Ökosysteme vor Ort und somit für die Lebensgrundlage der Menschenhat die Erwärmung der Bö<strong>den</strong> weitreichende Folgen. Ein Beispiel dafür ist die Inuit-Siedlung Salluit in der Region Nunavikin äußersten Nor<strong>den</strong> von Québec.Eine Erhöhung der Permafrosttemperatur beeinflusst erheblich die Wasserverhältnisse im Bo<strong>den</strong> und <strong>an</strong> der Oberflächeund wirkt sich somit direkt auf Topographie und Vegetation aus. Die Bo<strong>den</strong>stabilität vermindert sich und es kommt vermehrtzu L<strong>an</strong>dsenkungen. Die Folge sind Schä<strong>den</strong> <strong>an</strong> Gebäu<strong>den</strong> und Infrastruktur. Die örtliche Wirtschaft wird zusätzlichdadurch beeinträchtigt, dass die bisher auf dem gefrorenen Bo<strong>den</strong> verlaufen<strong>den</strong> Verkehrswege aufgrund der Erwärmungnur noch eingeschränkt nutzbar sind. Zusätzlich ist Salluit von der Meeresseite auch noch durch Küstenerosion bedroht.Um diesen Problemen zu begegnen, entwickeln die in Québec <strong>an</strong>gesiedelten Forschungsinstitute Centre d’études nordiquesund Our<strong>an</strong>os ein geologisches und geothermisches Modell für Salluit, das alle Faktoren der Bo<strong>den</strong>stabilität erfassen soll.Auf diesem Modell basierend soll eine Karte entstehen, die besonders gefährdete Gebiete i<strong>den</strong>tifiziert und die zukünftigeL<strong>an</strong>dbeschaffenheit sowie die mögliche L<strong>an</strong>dnutzung aufzeigt. Darüber hinaus wer<strong>den</strong> in Salluit verschie<strong>den</strong>e neue Technikenwie reflektierende Oberflächen oder Hitzeableitungen getestet, um die Erwärmung des Bo<strong>den</strong>s zu verl<strong>an</strong>gsamen.Quellen• Centre d’études nordiques (CEN): http://www.cen.ulaval.ca/english/pergelisol.html• Natural Resources C<strong>an</strong>ada: http://ess.nrc<strong>an</strong>.gc.ca/2002_2006/rcvcc/j32/5_e.php• Umweltbundesamt: http://www.umweltbundesamt.de/klimaschutz/veroeffentlichungen/permafrost.pdfDie Confederation BridgeIn die Baupl<strong>an</strong>ungen der Confederation Bridge wur<strong>den</strong> bereits Ende der 1990er Jahre die sich verändern<strong>den</strong> klimatischen Bedingungen<strong>an</strong> der k<strong>an</strong>adischen Atl<strong>an</strong>tikküste mit einbezogen. Die Brücke übersp<strong>an</strong>nt <strong>den</strong> S<strong>an</strong>kt-Lorenz-Golf in Ostk<strong>an</strong>ada undverbindet die Prince Edward Isl<strong>an</strong>d mit dem nordamerik<strong>an</strong>ischen Festl<strong>an</strong>d in New Brunswick. Mit 12,9 Kilometern ist die 1997fertiggestellte und für einen rund 100 Jahre währen<strong>den</strong> Betrieb <strong>an</strong>gelegte Brücke die längste K<strong>an</strong>adas.Eine besondere Herausforderung bei der Konstruktion stellte der Drift von großen Eisplatten unter der Brücke im Winterund Frühling dar. Für <strong>den</strong> Fall eines steigen<strong>den</strong> Meeresspiegels wurde die Durchfahrtshöhe für Schiffe vorsorglich erweitert.Auch bezüglich des Durchflusses von Eisplatten in der Zukunft wur<strong>den</strong> Klimaszenarien bei der Festlegung des Abst<strong>an</strong>dszwischen <strong>den</strong> Brückenpfeilern beachtet.QuellenOECD, “Progress on Adaption to Climate Ch<strong>an</strong>ge in developed Countries”: http://www.oecd.org/dataoecd/49/18/37178873.pdfNatural Resources C<strong>an</strong>ada, “Fixed Link Bridge to Prince Edward Isl<strong>an</strong>d– CCRS Convair CV580 C-B<strong>an</strong>d (HH)SAR Image– March 3, 1996”: http://ccrs.nrc<strong>an</strong>.gc.ca/radar/airborne/cxsar/action/bridge_e.php| 105


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:USA: ProjektbeispieleWater Utilities Climate Alli<strong>an</strong>ce: Klimaalli<strong>an</strong>z amerik<strong>an</strong>ischer Wasserversorger2008 haben sich acht amerik<strong>an</strong>ische Wasserversorger zu einer Klimaalli<strong>an</strong>z zusammengeschlossen (Seattle Public Utilities,Denver Water, Metropolit<strong>an</strong> Water District of Southern California, Portl<strong>an</strong>d Water Bureau, S<strong>an</strong> Diego County Water Authority,S<strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>cisco Public Utilities Commission, New York City Department of Environmental Protection sowie SouthernNevada Water Authority). Die Alli<strong>an</strong>z hat sich das Ziel gesetzt, die Klimafolgenforschung im Bereich Wasserwirtschaft undWasserversorgung gemeinsam vor<strong>an</strong>zutreiben, um auf dieser Grundlage <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del zukonzipieren. Das Unternehmen Seattle Public Utilities (SPU) gilt dabei als Vorreiter: SPU arbeitet bei seinem Wasser- undRisikom<strong>an</strong>agement eng mit Forschungseinrichtungen zusammen und orientiert sich <strong>an</strong> wissenschaftlichen Klimaprojektionen.Das Wasserversorgungsunternehmen erstellt jährlich Prognosen zu Wasser<strong>an</strong>gebot und Wasserbedarf und untersuchtverschie<strong>den</strong>e Niedrig- oder Nullkostenmaßnahmen <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del.Quellen• Seattle Public Utilities: http://www.seattle.gov/util/About_SPU/News/News_Releases/SPU01_003477.asp• Climate Impacts Group: http://www.cses.washington.edu/cig/fpt/casestudyspu.shtmlPLANYC 2030: New York City bereitet sich auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del vorNew York wird in vielfältiger Weise vom Klimaw<strong>an</strong>del betroffen sein. Experten befürchten vor allem vermehrt auftretendeStürme, Überschwemmungen und Hitzewellen mit deutlichen Auswirkungen auf Wasserversorgung, Gesundheit, Infrastrukturund Energiebedarf.Daher hat Bürgermeister Michael Bloomberg im April 2007 einen umf<strong>an</strong>greichen Umweltaktionspl<strong>an</strong> veröffentlicht, <strong>den</strong>PLANYC 2030. Die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels ist darin ein wichtiger Aspekt. Ziele sind der Schutz derInfrastruktur vor extremen Wetterereignissen, der Schutz besonders <strong>an</strong>fälliger Wohngegen<strong>den</strong> und Bevölkerungsgruppensowie die Entwicklung eines übergreifen<strong>den</strong> Pl<strong>an</strong>ungsprozesses <strong>zur</strong> Klima<strong>an</strong>passung. Zum Schutz der Infrastruktur wurdebeispielsweise eine sektorenübergreifende Task-Force eingerichtet, welche die <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen koordinieren soll.Informationskampagnen und eine Reihe verschie<strong>den</strong>er Bürgerforen sollen das Klimabewusstsein erhöhen und die Perspektiveder betroffenen Bevölkerungsgruppen in die <strong>Anpassung</strong>spl<strong>an</strong>ung integrieren. Darüber hinaus richtete Bloombergdas New York City P<strong>an</strong>el on Climate Ch<strong>an</strong>ge (NPCC) ein. In Anlehnung <strong>an</strong> Aufbau und Funktionsweise des Weltklimarates(IPCC) hat das Gremium untersucht, welche Auswirkungen der Klimaw<strong>an</strong>del auf New York City haben wird, um so <strong>Anpassung</strong>smaßnahmeneffektiver vornehmen zu können. Der entsprechende Bericht wurde im Frühjahr 2009 vorgestellt.Quellen• Stadtverwaltung New York City: http://www.nyc.gov/html/pl<strong>an</strong>yc2030/downloads/pdf/report_climate_ch<strong>an</strong>ge.pdf• New York City Department of Environmental Protection (2008), Assessment <strong>an</strong>d action pl<strong>an</strong>: A report based on theongoing work of the DEP Climate Ch<strong>an</strong>ge Task-Force, Report No. 1, New York, NY.• Cimate Risk Information, New York City P<strong>an</strong>el on Climate Ch<strong>an</strong>ge: http://www.nyc.gov/html/om/pdf/2009/NPCC_CRI.pdfKing County: Lokale Vorbereitung auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delDas King County im Bundesstaat Washington gilt auf lokaler Ebene als führend in Fragen der Vorbereitung auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del.Im Jahr 2006 gründete King County eine abteilungsübergreifende <strong>Anpassung</strong>sgruppe, die sich mit <strong>den</strong> für die<strong>Anpassung</strong>spl<strong>an</strong>ung relev<strong>an</strong>ten Untersuchungen, Entscheidungsprozessen und Investitionsplänen befasst. In Zusammenarbeitmit der Climate Impacts Group (CIG) der University of Washington in Seattle hat King County zahlreiche Maßnah-106 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delmen in der Wasserwirtschaft umgesetzt und 2007 einen übergreifen<strong>den</strong> Klimapl<strong>an</strong> vorgelegt. Außerdem hat King Countyzusammen mit CIG und der internationalen Initiative Local Governments for Sustainability (ICLEI) ein H<strong>an</strong>dbuch zu <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenauf bundesstaatlicher, regionaler und lokaler Ebene herausgegeben.Quellen• Climate Impact Groups (2007), Preparing for Climate Ch<strong>an</strong>ge: A Guidebook for Local, Regional <strong>an</strong>d State Governments,Publication: http://www.cses.washington.edu/cig/fpt/guidebook.shtml• PEW Center on Global Climate Ch<strong>an</strong>ge (2008): ttp://www.metrokc.gov/exec/news/2007/pdf/ ClimatePl<strong>an</strong>.pdfHitzewellenpl<strong>an</strong> für PhiladelphiaDie Häufigkeit extremer Hitzewellen wird in Zukunft voraussichtlich weiter zunehmen. Die Stadt Philadelphia hat bereits 1993einen Hitzewellenpl<strong>an</strong> vorgelegt, der eine Reihe von Notfallmaßnahmen vorsieht. Er beinhaltet ein Warnsystem für besonders betroffeneGesellschaftsgruppen (wie etwa alleinstehende Senioren oder Obdachlose), <strong>den</strong> Aufbau eines Nachbarschaftshilfe-Netzwerkssowie Pläne <strong>zur</strong> Freigabe öffentlicher Einrichtungen als klimatisierte Notunterkünfte. Die dafür notwendigen Daten wer<strong>den</strong>vom Heat Health Watch-Warning System geliefert. Strom- und Wasserunternehmen haben sich bereit erklärt, Versorgungsleistungenwährend einer Hitzewelle auch für Kun<strong>den</strong> fortzusetzen, die ihre Rechnungen nicht bezahlt haben. Darüber hinaus hatdie städtische Energy Coordinating Agency (ECA) von 2001 bis 2003 das Cool Homes Program für sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppendurchgeführt. Im Rahmen des Programms wur<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>e Projekte und Aufklärungskampagnen initiiert. EinBeispiel sind die Cool Blocks (kühle Wohnblöcke). Mit der Unterstützung der ECA erhielten die Projektteilnehmer nicht nur kostenfreieBeratung rund um das Thema Innenraumkühlung und Energiesparen, auch die Dächer und Fenster der Wohn<strong>an</strong>lagen wur<strong>den</strong>neu isoliert. Studien zufolge konnten die Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung durch <strong>den</strong> Hitzewellenpl<strong>an</strong> reduziert wer<strong>den</strong>.Quelle• United States Environment Protection Agency: http://www.epa.gov/hiri/a bout/heatresponseprograms.htmlDeer Isl<strong>an</strong>d Wastewater Treatment Pl<strong>an</strong>t: Vorsorgende BaumaßnahmenBereits in <strong>den</strong> 1990er Jahren entschied sich die Wasserbehörde von Massachusetts (Water Resource Authority), die auf einer Inselim Hafen von Boston errichtete Wasseraufbereitungs<strong>an</strong>lage auf erhöhtem Terrain zu bauen. Durch diese Baumaßnahme solltedem zu erwarten<strong>den</strong> Anstieg des Meeresspiegels vorgebeugt und L<strong>an</strong>gzeitkosten vermie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>, die durch <strong>den</strong> Bau einerWasserschutzmauer um die Anlage entst<strong>an</strong><strong>den</strong> wären. Diese Maßnahme gilt als ein sehr frühes Beispiel klimaresistenter Infrastrukturpl<strong>an</strong>ungin <strong>den</strong> USA. Mittlerweile setzt sich Boston auch umfassender mit <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels ausein<strong>an</strong>der. DerBürgermeister hat die Entwicklung eines integrierten <strong>Anpassung</strong>spl<strong>an</strong>s <strong>an</strong>gestoßen, um die Klimarisiken für Boston zu reduzierenund die Umsetzung von <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen durch die verschie<strong>den</strong>en Behör<strong>den</strong> zu koordinieren. So müssen Klimarisikenzukünftig beispielsweise bei allen öffentlichen Neubauten und bei größeren Renovierungsmaßnahmen berücksichtigt wer<strong>den</strong>.Quellen• Massachusetts Water Resources Authority: http://www.mwra.state.ma.us/index.html• Pew Center on Global Climate Ch<strong>an</strong>ge (2004), Coping with Global Climate Ch<strong>an</strong>ge. The Role of Adaptation in the UnitedStates, Report, S. 29.• Kirshen, P., Ruth, M., Anderson, W., Lakshm<strong>an</strong><strong>an</strong>, T. R., Chapra, S., Chudyk, W., et al. (2004). Infrastructure systems, services<strong>an</strong>d climate ch<strong>an</strong>ge: Integrated impacts <strong>an</strong>d response strategies for the Boston Metropolit<strong>an</strong> Area, Boston, MA: Climate’sLong-term impacts on Metro Boston (CLIMB).• Menino, T. M. (2007), An Executive Order Relative to Climate Action in Boston, Boston, MA: City of Boston, Office of the Mayor.| 107


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Entergy Corporation: Business Continuity Pl<strong>an</strong>ningDie Entergy Corporation mit Sitz in New Orle<strong>an</strong>s, Louisi<strong>an</strong>a, ist einer der wichtigsten regionalen Energieliefer<strong>an</strong>ten. Wiedie gesamte Region haben die Hurrik<strong>an</strong>e Katrina und Rita im Jahr 2005 auch die Entergy Corporation hart getroffen. DerScha<strong>den</strong> für das Unternehmen wurde auf rund zwei Milliar<strong>den</strong> US-Dollar geschätzt und hat Entergy nachhaltig für seineAnfälligkeit gegenüber Klimarisiken sensibilisiert. Schon der extrem heiße und trockene Sommer 2000 und die im Winterdarauf einsetzen<strong>den</strong> starken Schneestürme hatten dies verdeutlicht. Als Reaktion hat das Unternehmen Maßnahmen getroffen,um <strong>den</strong> potenziellen Scha<strong>den</strong> des Klimaw<strong>an</strong>dels auf seine Infrastruktur und Vertriebswege zu reduzieren.Zwar hat Entergy am St<strong>an</strong>dort New Orle<strong>an</strong>s als Unternehmenssitz festgehalten, Teile der kritischen Infrastruktur wur<strong>den</strong>aber in weniger gefährdete Regionen verlagert. Außerdem wurde eine firmeninterne Arbeitsgruppe (Business Continuity GroupBCG) eingesetzt, um die Risiken des Klimaw<strong>an</strong>dels und <strong>an</strong>derer potenzieller Gefahren zu untersuchen. Die Arbeitsgruppe hatein Modell von Risiken kurzfristiger (20 Jahre), mittelfristiger (20 bis 50 Jahre) und l<strong>an</strong>gfristiger Natur (bis zum Jahr 2100)erstellt und entsprechende Risikoszenarien für das Unternehmen skizziert. Anh<strong>an</strong>d dieser Szenarien können besonders gefährdeteUnternehmensbereiche i<strong>den</strong>tifiziert wer<strong>den</strong>. Am Ende dieses Prozesses sollen detaillierte H<strong>an</strong>dlungspläne vorliegen.Quellen• Sussm<strong>an</strong>, F., <strong>an</strong>d Freed, J. R. (2008), Adapting to Climate Ch<strong>an</strong>ge: A Business Approach, Report prepared for the PewCenter on Global Climate Ch<strong>an</strong>ge, April 2008.• Entergy news release, September 2006.• Entergy Corporation: http://www.entergy.com/news_room/newsrelease.aspx?NR_ID=887108 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delAUSTRALIEN: ProjektbeispieleEin <strong>Anpassung</strong>spl<strong>an</strong> soll das weltgrößte Riff rettenDas Great Barrier Reef erstreckt sich auf einer Länge von 2.300 Kilometern <strong>an</strong> der Nordostküste Australiens und gilt alsdas größte und spektakulärste Riff der Welt. Das Riff beherbergt eine einzigartigen Flora und Fauna und wurde bereits 1981von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Außerdem hat es eine große wirtschaftliche Bedeutung für die TourismusundFreizeitindustrie. Die Great Barrier Reef Marine Park Authority (GBRMPA) schätzt, dass es jährlich etwa 6,9 Milliar<strong>den</strong>Australische Dollar <strong>zur</strong> Wirtschaft des L<strong>an</strong>des beiträgt.Wie der Bericht des Weltklimarates 2007 herausstellt, ist das Great Barrier Reef aber auch eines der am stärksten vomKlimaw<strong>an</strong>del betroffenen Habitate der Welt. Der steigende Meeresspiegel und vor allem die höhere Wassertemperaturbergen die Gefahr, dass die Korallen ausbleichen und durch die Übersäuerung des Wassers letztlich weitläufig absterben. Esist zu erwarten, dass sich diese Veränderungen signifik<strong>an</strong>t auf die Biodiversität und das Fischerei- und Tourismusgewerbeder Region auswirken wer<strong>den</strong>. Um dies zu verhindern oder zumindest abzumildern, sind weitreichende <strong>Anpassung</strong>smaßnahmennotwendig.Der von der GBRMPA entwickelte Aktionspl<strong>an</strong> Climate Ch<strong>an</strong>ge Action Pl<strong>an</strong> 2007–2012 soll <strong>Strategien</strong> für die <strong>Anpassung</strong>des Riffs <strong>an</strong> die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels entwickeln und testen. Der Pl<strong>an</strong> basiert auf einer umfassen<strong>den</strong> Analyse dermög lichen Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels für das Great Barrier Reef (Climate Ch<strong>an</strong>ge <strong>an</strong>d the Great Barrier Reef: A VulnerabilityAssessment). Er konzentriert sich auf vier Ziele: zielgerichtete Verbesserung des Wissens über die Klimafolgen, Stärkung derWiderst<strong>an</strong>dsfähigkeit des Ökosystems, <strong>Anpassung</strong> der wirtschaftlichen Nutzung und lokalen Gemein<strong>den</strong> sowie Reduzierungdes „Klima-Fußabdrucks“.Quellen• Australi<strong>an</strong> Government, Great Barrier Reef Marine Park Authority, Australi<strong>an</strong> Greenhouse Office, Climate Ch<strong>an</strong>ge ActionPl<strong>an</strong> Great Barrier Reef 2007–2012• Great Barrier Reef Foundation: http://www.barrierreef.org/• Coral Bleeching Response Pl<strong>an</strong>:http://www.gbrmpa.gov.au/__data/assets/pdf_file/0004/23908/coral_bleaching_response_pl<strong>an</strong>2007-08.pdf<strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del in der Aus- und WeiterbildungIm Mai 2008 kündigte Penny Wong, die australische Ministerin für Klimaw<strong>an</strong>del und Wasserversorgung, ein capacity building-Programm <strong>zur</strong> Klima<strong>an</strong>passung <strong>an</strong>, das sich der Ausbildung von Fachkräften widmet. Es soll lokale Regierungen und Experten(wie etwa Ingenieure oder Architekten) dabei unterstützen, das notwendige Fachwissen für die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delaufzubauen.Ein Beispielprojekt ist das Engineering Sustainable Solutions Program, das von dem Thinkt<strong>an</strong>k The Natural Edge Project durchgeführtwird. Ziel des Projekts ist es, das Wissen über die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels von Fachkräften und Studieren<strong>den</strong> imBereich Wasserm<strong>an</strong>agement zu verbessern. Im Mittelpunkt stehen die zu erwarten<strong>den</strong> Änderungen der Wasserverfügbarkeitund der Anstieg des Meeresspiegels. Im Rahmen des Projekts sollen kostenlos verfügbare Online-Lehrmaterialien entwickeltwer<strong>den</strong>, die vermitteln sollen, welche Klimaveränderungen bei der Pl<strong>an</strong>ung von Gebäu<strong>den</strong> und Infrastruktur berücksichtigtwer<strong>den</strong> müssen und welche Technologien für die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del <strong>zur</strong> Verfügung stehen.Ein <strong>an</strong>deres Beispiel für eine Maßnahme im Bereich Bildung und Ausbildung ist die University of the Sunshine Coast inQueensl<strong>an</strong>d, die einen Masterstudieng<strong>an</strong>g in Climate Ch<strong>an</strong>ge Adaption <strong>an</strong>bietet. Der Studieng<strong>an</strong>g vermittelt neben einem| 109


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Verständnis der Gründe und Dynamik der Klimaveränderungen auch Ansätze und Metho<strong>den</strong> zum nachhaltigen Ressourcenm<strong>an</strong>agement<strong>an</strong>gesichts der Klimaw<strong>an</strong>dels.Quellen• University of the Sunshine Coast: http://www.usc.edu.au/Stu<strong>den</strong>ts/H<strong>an</strong>dbook/Postgrad/SC702/SC702.htm#overview• The Natural Edge Project: http://www.naturaledgeproject.net/Sustainable_Water_Solutions_Portfolio.aspx• Australisches Ministerium für Klimaw<strong>an</strong>del und Wasserversorgung:http://www.environment.gov.au/minister/wong/2008/pubs/mr20080506.pdfSouth East Councils Climate Ch<strong>an</strong>ge Alli<strong>an</strong>ceDie South East Councils Climate Ch<strong>an</strong>ge Alli<strong>an</strong>ce (SECCCA) (ehemals: Western Port Greenhouse Alli<strong>an</strong>ce) ist ein Netzwerk ausacht Gemein<strong>den</strong> im Südosten Australiens, die gemeinsam lokale Antworten auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del entwickeln. Die bereits seit2004 bestehende Alli<strong>an</strong>z kümmert sich sowohl um <strong>den</strong> Klimaschutz als auch um die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del.Eines der Projekte der SECCCA soll beispielsweise eine Einschätzung darüber liefern, wie sich der Klimaw<strong>an</strong>del auf die Regionpotenziell auswirken wird und welche <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen sinnvoll wären. Die Ziele des Projekts sind, das generelle Bewusstseinfür die Ursachen und Folgen des Klimas in der Region zu verbessern, die Verwundbarkeit der Region für Klimarisikenzu evaluieren sowie potenzielle <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen zu erörtern. Der durch dieses Projekt entst<strong>an</strong><strong>den</strong>e Bericht soll alsGrundlage für einen Stakeholder-Dialog über die Vorbereitung auf <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del dienen.Quelle• South East Councils Climate Ch<strong>an</strong>ge Alli<strong>an</strong>ce: http://www.wpga.org.au/110 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delSÜDAFRIKA: Projektbeispiele<strong>Anpassung</strong>spl<strong>an</strong> der Stadt Durb<strong>an</strong>Die am Indischen Oze<strong>an</strong> gelegene Küstenstadt Durb<strong>an</strong> ist mit über drei Millionen Einwohnern das Zentrum der südafrik<strong>an</strong>ischenProvinz KwaZulu-Natal. Die Stadt hat wegen ihrer Küstenlage bereits heute häufig mit Überflutungen und Stürmenzu kämpfen, die teilweise beträchtliche Schä<strong>den</strong> <strong>an</strong> der Infrastruktur hinterlassen.Durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del wer<strong>den</strong> sich diese Gefahren voraussichtlich weiter verschärfen. Die regionale Verwaltung setzt sichdaher bereits seit einigen Jahren mit <strong>den</strong> möglichen Auswirkungen des Klimaw<strong>an</strong>dels in Durb<strong>an</strong> ausein<strong>an</strong>der. 2004 gab dieUmweltabteilung eine erste Analyse der möglichen regionalen Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels in Auftrag. Als Herausforderungenwur<strong>den</strong> die zunehmende Häufigkeit von Überschwemmungen und Dürren, die Verstärkung der Küstenerosion, möglicheSchä<strong>den</strong> <strong>an</strong> der Infrastruktur sowie die Abnahme der Wasserressourcen und der Nahrungsmittelsicherheit herausgearbeitet.Diese Analyse wurde 2006 im Rahmen eines Diskussionsprozesses mit <strong>den</strong> relev<strong>an</strong>ten Stakeholdern weiter vertieftund in dem Bericht zusammengefasst.Darauf aufbauend wurde eine übergreifende Strategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del entwickelt (Headline AdaptationStrategy). Die Strategie i<strong>den</strong>tifizierte besonders vom Klimaw<strong>an</strong>del betroffene Sektoren in Durb<strong>an</strong> und erarbeiteteallgemeine Leitlinien <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong>. Um diese Leitlinien weiter zu konkretisieren und die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delin die Pl<strong>an</strong>ungen, Initiativen und Entscheidungen der betroffenen Sektoren zu integrieren, wer<strong>den</strong> derzeit detaillierteresektorspezifische Aktionspläne ausgearbeitet (Municipal Action Pl<strong>an</strong>s). Schwerpunktbereiche sind Wasser und Gesundheit.Quellen• Pl<strong>an</strong>ning climate resilient cities. Early lessons from early adapters, Urb<strong>an</strong> Research Symposium 2009,http://www.urs2009.net/docs/papers/Carmin.pdf• id21: http://www.id21.org/insights/insights71/art05.html• eThekwini Municipality Durb<strong>an</strong>: http://www.durb<strong>an</strong>.gov.za/durb<strong>an</strong>/services/environmentM<strong>an</strong>agement der Klimarisiken in der Westkapregion SüdafrikasDie Westkapregion ist für Südafrika von zentraler Bedeutung: Mit ihrem mediterr<strong>an</strong>en Klima und ihrer reichen Biodiversitätzieht sie nicht nur zahlreiche Touristen <strong>an</strong>, sie ist gleichzeitig ein wichtiges Anbaugebiet für Wein und Früchte. In der Regionwächst die Wassernachfrage der L<strong>an</strong>dwirtschaft und die Urb<strong>an</strong>isierung nimmt zu. Gleichzeitig ist die Region besonders<strong>an</strong>fällig gegenüber Extremwetterereignissen und hat zunehmend mit <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels zu kämpfen. Ein trockeneres und wärmeres Klima mit veränderten Niederschlagsmustern sorgt für Wasserknappheit und begünstigt die Ausbreitungvon Buschfeuern. Laut einer Studie der University of the Free State gab es allein während der Dürre 2004/2005 eineReduktion der l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Produktion um 30 Prozent. Der Wasserbedarf wird bis 2020 schätzungsweise um 45Prozent steigen und zu 20 Prozent nicht gedeckt wer<strong>den</strong> können.Die Regierung der Provinz engagiert sich daher für die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del und hat im Jahr 2005 eine Evaluationder Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels in der Region veröffentlicht. Die Regierung der Provinz, aber auch die Verwaltung derMetropole Kapstadt haben seitdem zahlreiche Initiativen, Workshops und Forschungsprogramme initiiert. Im Jahr 2007beispielsweise wurde eine Studie präsentiert, die Möglichkeiten <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> auf kommunaler Ebene diskutiert. Im gleichenJahr veröffentlichte die Provinz <strong>den</strong> Arbeitsentwurf einer <strong>Anpassung</strong>sstrategie und eines Aktionspl<strong>an</strong>s, die Prioritätenund konkrete H<strong>an</strong>dlungs<strong>an</strong>leitungen benennen.| 111


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Quellen• Studie der University of the Free State im Rahmen des Programms Climate Ch<strong>an</strong>ge Adaptation in Africa:http://www.idrc.ca/ccaa/• Mukheibir, P., & Ziervogel, G. (2007), Developing a Municipal Adaptation Pl<strong>an</strong> (MAP) for climate ch<strong>an</strong>ge: the city ofCape Town, in: Environment & Urb<strong>an</strong>isation. 19 (1), S. 143–158. April 2007.• Status Quo, Vulnerability <strong>an</strong>d Adaptation Assessment of the Physical <strong>an</strong>d Socio-Economic Effects of Climate Ch<strong>an</strong>gein the Western Cape, 2005.• The Provincial Government of the Western Cape, Department of Environmental Affairs <strong>an</strong>d Development Pl<strong>an</strong>ning:http://www.capegateway.gov.za/eng/your_gov/406Schutz der Biodiversität auf der KaphalbinselDie Kaphalbinsel ist eine in <strong>den</strong> Atl<strong>an</strong>tischen Oze<strong>an</strong> ragende L<strong>an</strong>dspitze im äußersten Südwesten Afrikas, die weltweit fürihren Artenreichtum bek<strong>an</strong>nt ist. Das einzigartige Ökosystem steht unter großem Druck – nicht nur aufgrund der Ausweitungdes Großraums Kapstadt, sondern auch durch die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels. Der Status als Naturreservat war daher nichtmehr ausreichend, um die Biodiversität der Kaphalbinsel zu erhalten.Ziel des Projekts Cape Peninsula Biodiversity Conservation war daher die Einrichtung eines Nationalparks. Projektschwerpunktwar die Eindämmung der Verbreitung nicht endemischer Arten, welche als mutmaßliche Begleiterscheinung des Klimaw<strong>an</strong>delsverstärkt auftreten, sowie ein Aktionspl<strong>an</strong> <strong>zur</strong> Soforthilfe gegen Waldbrände und Küstenverschmutzung. Zur nachhaltigenSchaffung von Schutzinstrumenten wurde ein Prozess <strong>zur</strong> strategischen Pl<strong>an</strong>ung des Pfl<strong>an</strong>zenschutzes auf der Kaphalbinselinitiiert. Träger des von 1998 bis 2005 laufen<strong>den</strong> Projekts waren das National Parks Board und der Table Mountain TrustFund, gefördert wurde es von der Weltb<strong>an</strong>k.Quelle• Cape Peninsula Biodiversity Conservation Project:www.ffem.net/jahia/webdav/site/ffem/users/admiffem/public/Plaquettes_projet/Biodiversity_peninsuleCap_eng.pdfTee<strong>an</strong>bau in der nördlichen Kapregion Suid BokkeveldZiel eines von der NGO SouthSouthNorth initiierten Projekts ist die Unterstützung von Kleinbauern der südafrik<strong>an</strong>ischenRegion Suid Bokkeveld bei der <strong>Anpassung</strong> ihrer L<strong>an</strong>dwirtschaft <strong>an</strong> die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels.Konkret soll in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung vor Ort die Möglichkeit getestet wer<strong>den</strong>, auf <strong>den</strong> Anbau von dürreresistentemwildem Rooibostee (<strong>an</strong>stelle von konventionellem Rooibos) umzusteigen. Die Grundlage dafür liefern die Beobachtungsergebnisseaus <strong>den</strong> Dürreperio<strong>den</strong> in Suid Bokkeveld von 2003 bis 2005. Vierteljährlich wer<strong>den</strong> zum Austausch vonInformationen und Erfahrungen Climate Preparedness Workshops durchgeführt. Mittelfristiges Ziel des Projekts ist, einevorausschauende Klima<strong>an</strong>passung und ein nachhaltiges Ressourcenm<strong>an</strong>agement zu erreichen.Quelle• SouthSouthNorth-Project Portfolio:http://www.southsouthnorth.org/default.asp?/investorportal_home.asp?country_id=11112 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delT<strong>an</strong>S<strong>an</strong>ia: ProjektbeispieleErnährungssicherheit durch Anbau dürretoler<strong>an</strong>ter Pfl<strong>an</strong>zenDurch die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels steigt für einige Regionen T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ias die Bedrohung durch <strong>an</strong>haltende Trockenheit undDürre, besonders betroffen sind die Regionen Shiny<strong>an</strong>ga, Dodoma und Singida.Um <strong>den</strong> klimatischen Veränderungen zu begegnen und die Ernährungssituation der Bevölkerung zu verbessern, hat sichein NAPA-Projekt zum Ziel gesetzt, die Bauern in diesen Regionen bei der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del zu unterstützen.So sollen die Anbauflächen für dürre<strong>an</strong>fälligen Mais reduziert und der Anbau von gegenüber Wasserm<strong>an</strong>gel weniger empfindlicherenArten wie Hirse forciert wer<strong>den</strong>. Die Maßnahmen umfassen die Information der Bauern über die Folgen desKlimaw<strong>an</strong>dels, die I<strong>den</strong>tifikation von geeigneten Arten für <strong>den</strong> Anbau bei zunehmender Trockenheit, die Bereitstellung vonSaatgut und die Schulung der Bauern. Das Projekt mit einem Umf<strong>an</strong>g von 8,5 Millionen Dollar wird unter der Federführungdes Ministeriums für L<strong>an</strong>dwirtschaft und Ernährungssicherheit in einem Verbund mit lokalen Institutionen, dem nationalenWetterdienst und mehreren NGOs durchgeführt.Quelle• United Republic of T<strong>an</strong>z<strong>an</strong>ia, National Adaptation Programme of Action (NAPA), Division of Environment.Kilim<strong>an</strong>dscharo-Region: Aufforstung und Sensibilisierung der BevölkerungDer schneebedeckte Gipfel des Kilim<strong>an</strong>dscharo ist der höchstgelegenste Punkt Afrikas und ein Wahrzeichen T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ias. Aberder berühmte Berg ist massiv von <strong>den</strong> Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels betroffen: So schmilzt beispielsweise der Gletscher <strong>an</strong> derSpitze des Kilim<strong>an</strong>dscharo rapide, zwischen 2015 und 2020 wird er voraussichtlich komplett verschwun<strong>den</strong> sein. Wenigeraugenscheinlich ist die Bedrohung des gesamten Ökosystems der Kilim<strong>an</strong>dscharo-Region durch die Veränderung des Wasserhaushalts.Bisher war die Region am Fuß und in <strong>den</strong> niederen Hängen des Kilim<strong>an</strong>dscharo bewaldet. Schmelzwasser, auf dasdie lokale Bevölkerung traditionell ebenso <strong>an</strong>gewiesen ist wie auf das Holz der Bäume, floss in mehreren Flüssen zusammenund speiste das große P<strong>an</strong>g<strong>an</strong>i-Flussbecken.In <strong>den</strong> letzten Jahren führten unregelmäßige Regenmengen und Wasserknappheit in Kombination mit einer zunehmen<strong>den</strong>Bevölkerungszahl zu einem W<strong>an</strong>del der L<strong>an</strong>dnutzung in der Region: Die Bevölkerung musste sich <strong>den</strong> veränderten Klimabedingungen<strong>an</strong>passen, was meist mit Rodung <strong>zur</strong> Gewinnung von l<strong>an</strong>dwirtschaftlicher Fläche einherging. Die Abholzung derWälder verstärkt allerdings noch <strong>den</strong> Kreislauf von Wasserm<strong>an</strong>gel und Erosion der Bö<strong>den</strong> und sorgt für eine weitere Destabilisierungdes ökologischen Gleichgewichts.Um diese Entwicklung aufzuhalten, hat das Ministerium für Tourismus und natürliche Ressourcen in Zusammenarbeit mitdem Ministerium für Energie und Rohstoffe, Forschungseinrichtungen und NGOs ein gemeinsames Projekt mit einem Volumenvon insgesamt 3,3 Millionen Dollar initiiert. In enger Zusammenarbeit mit der Bevölkerung der Kilim<strong>an</strong>dscharo-Regionsollen Aufforstungsprogramme gestartet und Wege alternativer Einkommenssicherung gefun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Generell soll einverstärktes Bewusstsein für Biodiversität und Nachhaltigkeit geschaffen wer<strong>den</strong>.Quelle• United Republic of T<strong>an</strong>z<strong>an</strong>ia, National Adaptation Programme of Action (NAPA), Division of Environment, J<strong>an</strong>uary2007.| 113


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Gefahr für Trinkwasserversorgung: Brunnen in Küstenregionen und auf S<strong>an</strong>sibarBereits heute hat der Anstieg des Meeresspiegels in T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia mess- und spürbare Auswirkungen für die Menschen. So kam esin <strong>den</strong> verg<strong>an</strong>genen Jahren gehäuft <strong>zur</strong> Überflutung von Brunnen und Süßwasserquellen in Küstenregionen, die zu einer dauerhaftenVersalzung lebenswichtiger Wasserquellen führt. Besonders betroffen ist Bagamoyo unweit von Daressalam.In Bagamoyo wer<strong>den</strong> daher im Rahmen eines 3,3 Millionen Dollar umfassen<strong>den</strong> NAPA-Projekts des Ministeriums für Wasserin Zusammenarbeit mit <strong>an</strong>deren Ministerien, lokalen Einrichtungen und NGOs alternative Wasserquellen i<strong>den</strong>tifiziert, neueBrunnen gebaut und die effektivere Nutzung des Wassers gefördert. Im Rahmen des Projekts wer<strong>den</strong> Messungen <strong>zur</strong> Analyseder Wasserqualität durchgeführt, über versalzene Brunnen informiert, vorh<strong>an</strong><strong>den</strong>e Brunnen baulich verstärkt sowie die Bevölkerungzu nachhaltiger Wassernutzung <strong>an</strong>geleitet.Quelle• United Republic of T<strong>an</strong>z<strong>an</strong>ia, National Adaptation Programme of Action (NAPA), Division of Environment.Mini-Hydro-ElektrifizierungUm die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels für die wirtschaftlichen Grundlagen einer Gemeinde grundsätzlich besser abschätzen un<strong>den</strong>tsprechende Gegenstrategien entwickeln zu können, wurde das nordt<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ische Dorf Luguru unweit der keni<strong>an</strong>ischenGrenze beispielhaft untersucht. Traditionell war Holz die Hauptressource und der Energieträger der Gemeinde. Aufgrund desRückg<strong>an</strong>gs der Bo<strong>den</strong>fertilität nahm die Rodung des Waldes <strong>zur</strong> Gewinnung neuer l<strong>an</strong>dwirtschaftlicher Flächen allerdings zu.Dies hatte <strong>zur</strong> Folge, dass Holz als Energieträger zunehmend knapp wurde.Mithilfe eines mit 620.000 Dollar ausgestatteten NAPA-Projekts des Ministeriums für Energie und Rohstoffe in Zusammenarbeitmit <strong>an</strong>deren nationalen und lokalen Stellen sowie NGOs soll <strong>an</strong> einem nahe gelegenen Fluss ein „Mini-Hydro“ errichtetwer<strong>den</strong>, ein kleines auf Lowtech basierendes Wasserkraftwerk. Um eine nachhaltige Nutzung zu gewährleisten, soll die Bevölkerungin die Lage versetzt wer<strong>den</strong>, das M<strong>an</strong>agement des Mini-Kraftwerks selbst zu übernehmen.Quelle• United Republic of T<strong>an</strong>z<strong>an</strong>ia, National Adaptation Programme of Action (NAPA), Division of Environment.Bekämpfung von Malaria in neuerlich von Moskitos befallenen RegionenAls Folge des Klimaw<strong>an</strong>dels wird sich die Malaria, eine oftmals tödlich verlaufende Tropenkr<strong>an</strong>kheit, auch in Gebieten T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>iasausbreiten, in <strong>den</strong>en sie bisher kaum oder gar nicht aufgetreten ist. Dies betrifft besonders die Regionen Kilim<strong>an</strong>dscharo,Arusha, T<strong>an</strong>ga und Kagera.Ein NAPA-Projekt des Ministeriums für Gesundheit und Soziales in Kooperation mit dem Büro des Ministerpräsi<strong>den</strong>ten, <strong>an</strong>derenMinisterien, Medien und NGOs soll das Gefahrenbewusstsein und die Symptomerkennung in <strong>den</strong> neuen Malariagebietenstärken und das lokale medizinische Personal schulen. Als ein weiterer Ansatz soll der Gebrauch traditioneller Heilpfl<strong>an</strong>zenunterstützt wer<strong>den</strong>. Das Budget für das Projekt umfasst rund 650.000 Dollar.Quelle• United Republic of T<strong>an</strong>z<strong>an</strong>ia, National Adaptation Programme of Action (NAPA), Division of Environment.114 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delB<strong>an</strong>gladesCh: ProjektbeispieleFlutsicheres Wohnen in <strong>den</strong> CharsDie sogen<strong>an</strong>nten Chars sind kleine Inseln und L<strong>an</strong>dzungen in Flussdeltas, die wegen ihrer exponierten Lage besondershäufig und stark von Überschwemmung betroffen sind. Obwohl sie ihren Bewohnern somit einen höchst fragilen Lebensraumbieten, siedeln sich in B<strong>an</strong>gladesch aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte und dem M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> L<strong>an</strong>d trotzdem vieleMenschen in diesen Gebieten <strong>an</strong>.Im Rahmen des vom britischen Ministerium für Internationale Entwicklung (DFID) fin<strong>an</strong>zierten Chars Livelihood Programmeswer<strong>den</strong> flutsichere Häuser auf <strong>den</strong> Chars im Flussgebiet des Jamuna, dem Hauptarm des Brahmaputra in B<strong>an</strong>gladesch,fin<strong>an</strong>ziert. Ziel des Projekts ist, 100.000 Häuser um etwa 60 cm auf das Level der besonders starken Flut von 2004 <strong>an</strong>zuheben.Bisher wur<strong>den</strong> über 30.000 Häuser <strong>an</strong>gehoben. Weitere Maßnahmen sind der Bau von Latrinen und der Ausbau derTrinkwasserversorgung.Neben baulichen Maßnahmen und <strong>Anpassung</strong>en bezieht das Projekt auch soziale Komponenten mit ein: Gefördert wer<strong>den</strong>sollen die wirtschaftlichen Aktivitäten der Chars-Bewohner, etwa durch Unterstützung bei der Pachtung von L<strong>an</strong>d oder derViehzucht.Quelle• Chars Livelihoods Programme: http://www.clp-b<strong>an</strong>gladesh.org/Schwimmende L<strong>an</strong>dwirtschaftB<strong>an</strong>gladesch hat die höchste Rate <strong>an</strong> Feuchtgebieten weltweit, konventionelle Anbaumetho<strong>den</strong> sind somit nur schwer zu realisieren.Der Anbau von Nutzpfl<strong>an</strong>zen auf sogen<strong>an</strong>nten Schwimmkörpern („soil-less agriculture“) stellt daher eine möglicheAlternative dar. Vor allem im Hinblick auf die zunehmende und <strong>an</strong>haltende Überschwemmung von Feldern ist diese traditionelleAnbauform erneut in <strong>den</strong> Fokus des Interesses gerückt. Die Anbauweise ist nicht nur äußerst produktiv, sondern nutztgleichzeitig lokal und günstig verfügbare Ressourcen wie die Wasserhyazinthe. Auf diese Weise k<strong>an</strong>n sich die lokale Bevölkerung<strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del <strong>an</strong>passen und knappe Ressourcen besser nutzen.Die eingesetzten Schwimmkörper setzen sich aus zwei Lagen zusammen. Die untere besteht meist aus Wasserhyazinthen, dieobere hingegen aus schnell zerfallen<strong>den</strong> Pfl<strong>an</strong>zen, die d<strong>an</strong>n als Dünger dienen. Auf diese Weise wer<strong>den</strong> hauptsächlich Okra,Kurkuma, Gurken, Tomaten und Kartoffeln <strong>an</strong>gebaut. Die Schwimmkörper können für zwei bis drei Saisons benutzt wer<strong>den</strong>und dienen <strong>an</strong>schließend als Dünger.Einige Pilotprojekte wur<strong>den</strong> im Rahmen des SHOUHARDO-Programms (Strengthening Household Abilities for Responding toDevelopment Opportunities) der Hilfsorg<strong>an</strong>isation CARE B<strong>an</strong>gladesh in drei Gemein<strong>den</strong> durchgeführt. Die Fin<strong>an</strong>zierung wurdedurch die amerik<strong>an</strong>ische Entwicklungshilfeorg<strong>an</strong>isation USAID sichergestellt.Quellen• Hydroponics in B<strong>an</strong>gladesch. UNFCCC, database of local coping strategieshttp://maindb.unfccc.int/public/adaptation/adaptation_casestudy.pl?id_project=8• IUCN: http://www.iucnbd.org/projects/baira.html| 115


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Mikrokredite <strong>zur</strong> Klima<strong>an</strong>passungDie Grameen B<strong>an</strong>k ist durch die Vergabe von Mikrokrediten weltweit bek<strong>an</strong>nt gewor<strong>den</strong>. Ihr Gründer Muhammad Yunuswurde 2006 für seine Pionierarbeit im Mikrofin<strong>an</strong>zbereich mit dem Frie<strong>den</strong>snobelpreis ausgezeichnet. Mikrokredite wer<strong>den</strong>auf wöchentlicher Basis <strong>zur</strong>ückgezahlt und basieren auf einem System gemeinsamer Ver<strong>an</strong>twortung. Familien oder Gemeinschaftenunterstützen sich gegenseitig und erzielen dadurch eine Rückzahlungsrate von nahezu 100 Prozent.Auch bei der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels spielt die Grameen B<strong>an</strong>k eine wichtige Rolle: Bereits seit 1984vergibt die B<strong>an</strong>k Kredite für <strong>den</strong> Hausbau und unterstützt die Bevölkerung bei ihren Präventionsmaßnahmen zum Hochwasserschutz.Die B<strong>an</strong>k fin<strong>an</strong>ziert <strong>den</strong> Bau überschwemmungsresistenter Häuser und stellt begleitend das entsprechendeKnow-how <strong>zur</strong> Verfügung.Vor allem vor dem Hintergrund der Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels in B<strong>an</strong>gladesch gewinnt dieser Ansatz <strong>an</strong> Relev<strong>an</strong>z. Mit <strong>den</strong>Krediten der Grameen B<strong>an</strong>k wur<strong>den</strong> bereits über 600.000 Häuser fin<strong>an</strong>ziert.Quellen• Flood-resist<strong>an</strong>t housing through micro-lo<strong>an</strong>s in B<strong>an</strong>gladesch. UNFCCC, database of local coping strategies:http://maindb.unfccc.int/public/adaptation/adaptation_casestudy.pl?id_project=38• Mainstreaming <strong>an</strong>d Fin<strong>an</strong>cing of Adaptation to Climate Ch<strong>an</strong>ge, Ancha Srinivas<strong>an</strong> <strong>an</strong>d Toshihiro Uchida.• Oxfam: Up in Smoke? Asia <strong>an</strong>d the Pacific. The threat from climate ch<strong>an</strong>ge to hum<strong>an</strong> development <strong>an</strong>d the environment.Oxfam, 2007.116 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delINDIEN: ProjektbeispieleBASIC-ProjectDas BASIC-Projekt (Building <strong>an</strong>d Strengthening Institutional Capacities on Climate Ch<strong>an</strong>ge in Brazil, India, China <strong>an</strong>d SouthAfrica) ist ein <strong>an</strong>wendungsorientiertes Forschungsprojekt, das die institutionellen Strukturen zum Umg<strong>an</strong>g mit dem Klimaw<strong>an</strong>delin vier strategisch wichtigen Schwellenländern stärken sollte. Jedes der vier Teilnehmerländer konzentrierte sichauf einen Aspekt. Das indische Team, das aus verschie<strong>den</strong>en Forschungsinstitutionen, Thinkt<strong>an</strong>ks und NGOs zusammengesetztwar, befasste sich mit der Vulnerabilität und der <strong>Anpassung</strong> sowie mit deren Fin<strong>an</strong>zierung.Im Rahmen des Projekts wur<strong>den</strong> <strong>Anpassung</strong>smetho<strong>den</strong> und -<strong>an</strong>sätze für politische Entscheidungsträger zusammengestellt,um das indische Know-how in diesem Bereich zu nutzen. Dazu wur<strong>den</strong> vier wissenschaftliche Publikationen erstellt und imMai 2006 in Neu-Delhi ein internationaler Workshop abgehalten. Konkret ging es um die Entwicklung und Evaluation vonIndikatoren <strong>zur</strong> Messung von Vulnerabilität. Weitere zentrale inhaltliche Punkte waren der Austausch von Expertise sowiedie Verknüpfung von lokalen und nationalen Bedürfnissen mit der internationalen Politik.Das Projekt wurde von der Europäischen Kommission und dem englischen Department for Environment, Food <strong>an</strong>d RuralAffairs (DEFRA) unterstützt.Quelle• Building <strong>an</strong>d Strengthening Institutional Capacities on Climate Ch<strong>an</strong>ge in Brazil, India, China <strong>an</strong>d South Africa:http://www.basic-project.net/ACCA-InitiativeDie Initiative Adv<strong>an</strong>cing Capacity to Support Climate Ch<strong>an</strong>ge Adaptation (ACCA) widmet sich der Kommunikation und der Sensibilisierungder Bevölkerung in Fragen der <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Sie wurde 2006 vom Climate Ch<strong>an</strong>ge Programmedes United Nations Institute for Training <strong>an</strong>d Research (UNITAR) initiiert und betreibt mittlerweile 19 Pilotprojekte weltweit,unter <strong>an</strong>derem in Indien.Ziel des indischen Pilotprojekts ist, die Bevölkerung über die Folgen des Klimaw<strong>an</strong>dels und über notwendige <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenzu informieren und die Notwendigkeit der Integration von <strong>Anpassung</strong>sstrategien in politische Prozesse und Programmeaufzuzeigen. Es richtet sich <strong>an</strong> ländliche Kommunen und regionale Entscheidungsträger in der Region Bundelkh<strong>an</strong>d,einer armen Region im semiari<strong>den</strong> Zentralindien. Aufgrund der starken Abhängigkeit von der L<strong>an</strong>dwirtschaft sind die ländlichenGemein<strong>den</strong> dort besonders <strong>an</strong>fällig für Klimarisiken. Darüber hinaus hat die Region mit unbeständigen Niederschlägen,Erosion, m<strong>an</strong>gelnder Fruchtbarkeit des Bo<strong>den</strong>s und mit Waldschä<strong>den</strong> zu kämpfen.Das Projekt evaluierte zuerst die Vulnerabilität des l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Sektors und der Wasserversorgung und erstellte verschie<strong>den</strong>eDokumente <strong>zur</strong> Risikokommunikation. Anschließend wur<strong>den</strong> die Zielgruppen durch einen multidisziplinären Stakeholder-Dialog<strong>an</strong>gesprochen und in <strong>den</strong> Prozess integriert. Die Stakeholder sollten helfen, pragmatische <strong>Anpassung</strong>sstrategienzu entwickeln und umzusetzen.Quelle• Adaptation Learning Mech<strong>an</strong>ism: http://www.adaptationlearning.net/profiles/country/country.php?id=INhttp://www.acccaproject.org/evolution/modules/knowledgebox/external2/view.php?id=302&kbid=5| 117


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Integriertes Wasserm<strong>an</strong>agement in MaharashtraDie effiziente Nutzung knapper Wasserressourcen gewinnt durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del zusätzlich <strong>an</strong> Bedeutung. Die Gesellschaftfür Technische Zusammenarbeit (GTZ) betreibt daher eine Reihe von Projekten in Indien, die sich mit dem nachhaltigenM<strong>an</strong>agement der Wasserressourcen ausein<strong>an</strong>dersetzen. Die Projekte verfolgen einen partizipativen Ansatz und setzenauf lokale Technologien.Im Bundesstaat Maharashtra führt die GTZ beispielsweise seit 2006 ein Programm <strong>zur</strong> Förderung des nachhaltigen M<strong>an</strong>agementsvon Wasserressourcen durch. Maharashtra, ein Bundesstaat in Westindien, ist besonders von Dürre und derÜbernutzung der Wasser- und Bo<strong>den</strong>ressourcen betroffen. Öffentliche Programme der Zentralregierung und der L<strong>an</strong>desregierunghatten aufgrund m<strong>an</strong>gelnder Kapazität vor Ort nur begrenzte Wirkung.Das Projekt hat insgesamt über 150.000 Menschen erreicht und mit über 250 NGOs kooperiert. Derzeit wer<strong>den</strong> Möglichkeitender Übertragung und der Ausweitung des Ansatzes evaluiert. Zusätzlich wer<strong>den</strong> vor dem Hintergrund aktueller Bemühungender indischen Regierung <strong>zur</strong> Dezentralisierung der Wasserversorgung Modelle <strong>zur</strong> Einbindung dörflicher Institutionenentwickelt.Quelle• Die GTZ in Indien: http://www.gtz.de/de/weltweit/asien-pazifik/607.htm118 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delChina: ProjektbeispieleSchutz des alpinen Ökosystems im Nordwesten der chinesischen Provinz Yunn<strong>an</strong>Das alpine Ökosystem im Nordwesten der chinesischen Provinz Yunn<strong>an</strong> ist eines der vielfältigsten der Welt. Es ist nichtnur Heimat zahlreicher vom Aussterben bedrohter Tierarten, wie des Schneeleopar<strong>den</strong> oder des Blauschafs, sondern dientNatur und Menschen gleichzeitig in seiner Funktion als natürlicher Wasserspeicher und Weidel<strong>an</strong>d.Um der Zerstörung dieses einmaligen Ökosystems durch <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del und eine übermäßige Nutzung des L<strong>an</strong>des entgegenzuwirken,hat die Naturschutzorg<strong>an</strong>isation The Nature Conserv<strong>an</strong>cy zusammen mit der Non-Profit-Org<strong>an</strong>isationCenter for Biodiversity <strong>an</strong>d Indigenous Knowledge (CBIK) ein Projekt ins Leben gerufen, das sich auf <strong>den</strong> Schutz dieserRegion beziehungsweise die <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> sich verändernde Verhältnisse fokussiert.Erklärtes Ziel des 2003 gestarteten Projekts ist, sowohl die dringlichsten Probleme des alpinen Ökosystems in Yunn<strong>an</strong> zui<strong>den</strong>tifizieren als auch entsprechende Gegenstrategien zu entwickeln, die soziale, kulturelle, politische und ökonomischeFaktoren mit einbeziehen. Dazu wur<strong>den</strong> in Feldstudien entsprechende Daten gesammelt, die unter <strong>an</strong>derem als Grundlagefür ein jährliches Monitoring der Verhältnisse vor Ort dienen.Quelle• Underst<strong>an</strong>ding the Alpine Mosaic: http://www.nature.org/wherewework/asiapacific/china/strategies/art13997.htmlStrategie <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del in der L<strong>an</strong>dwirtschaftMit dem Mainstreaming Climate Ch<strong>an</strong>ge Adaptation in Irrigated Agriculture Project zielt die chinesische Regierung daraufab, zukünftig verstärkt <strong>Anpassung</strong>sstrategien <strong>an</strong> klimatische Veränderungen im Bereich der L<strong>an</strong>dwirtschaft und der l<strong>an</strong>dwirtschaftlichgenutzten Wasserkulturen zu entwickeln. Generell soll l<strong>an</strong>desweit das Bewusstsein für die Notwendigkeit solcher<strong>Anpassung</strong>sstrategien geschärft und die notwendigen Kapazitäten und institutionellen Voraussetzungen geschaffen wer<strong>den</strong>.Konkret soll das Projekt dazu dienen, <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen und -techniken <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del in das nationale ComprehensiveAgricultural Development (CAD) Program, Chinas größtes Investitionsprogramm im Bereich der l<strong>an</strong>dwirtschaftlichenWasserkulturen, zu implementieren. Insgesamt umfasst es drei Teile mit unterschiedlicher Zielrichtung: Der erste Teili<strong>den</strong>tifiziert und priorisiert unterschiedliche <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. In einem zweiten Teil sollen dieseMaßnahmen in ausgewählten Bereichen erprobt und evaluiert wer<strong>den</strong>, um so ihre Umsetzung im Rahmen des Third IrrigatedAgriculture Intensification Project (IAIL3) vor<strong>an</strong>zutreiben. Konkretes Ziel dieses Bausteins ist, die Anfälligkeit des sogen<strong>an</strong>ntenHu<strong>an</strong>g-Huai-Hai-Beckens in Pilotprojekten gegenüber klimatischen Veränderungen und dessen Auswirkungen nachhaltig zustärken.Mit dem dritten und letzten Best<strong>an</strong>dteil des Projekts und der Integration möglicher <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen in das nationaleCAD-Programm zielen die Projektbeteiligten auf eine l<strong>an</strong>desweite Umsetzung notwendiger Schritte. Dieser Schritt beinhaltetsowohl die notwendigen technischen Unterstützungsmaßnahmen, die Bereitstellung des entsprechen<strong>den</strong> Know-hows, Maßnahmen<strong>zur</strong> Sensibilisierung der Öffentlichkeit und die Vorbereitung beziehungsweise konkrete Ausarbeitung eines NationalClimate Ch<strong>an</strong>ge Adaptation Pl<strong>an</strong>s als integraler Best<strong>an</strong>dteil des CAD-Programms.Quelle• Mainstreaming Climate Ch<strong>an</strong>ge Adaptation in Irrigated Agriculture Project:http://web.worldb<strong>an</strong>k.org/external/projects/main?Projectid=P105229&Type=Overview&theSitePK=40941&pagePK=64283627&menuPK=64282134&piPK=64290415| 119


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Klima<strong>an</strong>passungsstrategien auf der lokalen EbeneViele konkrete <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen müssen auf der lokalen Ebene umgesetzt wer<strong>den</strong>. Die Provincial Programmes forClimate Ch<strong>an</strong>ge Mitigation & Adaptation in China zielen daher darauf ab, Chinas National Climate Ch<strong>an</strong>ge Programme aufdie lokale Ebene zu übertragen und in ausgewählten Provinzen vor<strong>an</strong>zutreiben.Insgesamt 14 Provinzen sollen bei der Entwicklung lokaler <strong>Strategien</strong> und konkreter H<strong>an</strong>dlungs<strong>an</strong>sätze <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong>sich verändernde klimatische Bedingungen und <strong>zur</strong> Verringerung ihrer Emissionen unterstützt wer<strong>den</strong>. Das Programm sollvor allem dabei helfen, auf lokaler Ebene neue Implementierungsmech<strong>an</strong>ismen zu entwickeln und zu testen. Schwerpunktbil<strong>den</strong> Provinzen im Westen und Nor<strong>den</strong> Chinas.Auf dem Qinghai-Tibet-Plateau soll das Projekt beispielsweise die lokalen Behör<strong>den</strong> dabei unterstützen, sich auf dasSchmelzen der Gletscher am Himalaja einzustellen. Die Gletscher, die der zweitgrößte Frischwasserspeicher der Welt sind,schmelzen schneller als <strong>an</strong>dere Gletscher. Dies gefährdet die Wasserversorgung von mehr als einhundert Millionen Menschen.Das Mitte 2008 gestartete Programm ist eine Initiative des United Nations Development Programme (UNDP), des NationalDevelopment <strong>an</strong>d Reform Commission (NDRC), des China International Centre for Economic <strong>an</strong>d Technical Exch<strong>an</strong>ges(CICETE), des Wirtschaftsministeriums, der Regierung Norwegens und der Europäischen Union.Quelle• The Provincial Programmes for Climate Ch<strong>an</strong>ge Mitigation & Adaptation in China:http://www.undp.org.cn/modules.php?op=modload&name=News&file=article&catid=14&topic=21&sid=4316&mode=thread&order=0&thold=0120 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delBraSilIEN: ProjektbeispielePintadas-Pilotprojekt: <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen im Nordosten BrasiliensDer Nordosten Brasiliens ist aufgrund geringer Niederschläge sowie verbreiteter Armut der Bevölkerung bereits heute mitvielfältigen Problemen konfrontiert. Klimaszenarien prognostizieren für diese Region einen weiteren Temperatur<strong>an</strong>stiegund eine Ausdehnung der Dürreperio<strong>den</strong>. Vor diesem Hintergrund wächst der Druck, möglichst schnell umf<strong>an</strong>greiche <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenvorzunehmen, um <strong>den</strong> <strong>an</strong>sässigen Kleinbauern ihre Existenzgrundlage zu sichern.Zwischen 2006 und 2008 wurde mittels eines Pilotprojekts in der Gemeinde Pintadas getestet, wie lokale <strong>Anpassung</strong>smaßnahmenvor Ort konkret aussehen könnten. So sollten effektive Bewässerungs<strong>an</strong>lagen es <strong>den</strong> Bauern in Dürreperio<strong>den</strong>ermöglichen, ihre Felder weiter zu nutzen. Deutlich erkennbar wird hierbei die gewünschte Verknüpfung zwischen <strong>Anpassung</strong>s-und Armutsbekämpfungsmaßnahmen – ein wesentlicher Best<strong>an</strong>dteil des Pilotprojekts.In der zweiten Phase des Projekts soll ein im Jahr 2008 als Kooperation zwischen Deutschl<strong>an</strong>d und Brasilien gestartetesProgramm bis 2012 die Ansätze bewerten. Gleichzeitig sollen konkrete Vorschläge erarbeitet und umgesetzt wer<strong>den</strong>, wiesich die in Pintadas gesammelten Erfahrungen auf <strong>an</strong>dere Kommunen übertragen lassen und Erfahrungen aus <strong>an</strong>derenRegionen genutzt wer<strong>den</strong> können.Quelle• Adaptation To Climate Ch<strong>an</strong>ge In Brazil: The Pintadas Pilot Project And Multiplication Of Best Practice ExamplesThrough Dissemination And Communication Networks http://www.rio9.com/programme/Book_of_Proceedings/31_ECB_Obermaier.pdfGesundheitsförderung in der Amazonasregion: Bekämpfung der MalariagefahrDie steigen<strong>den</strong> Temperaturen führen ähnlich wie in <strong>an</strong>deren Ländern auch in Brasilien zu einer wachsen<strong>den</strong> Gefahr der Verbreitungvon Malaria und <strong>an</strong>deren Tropenkr<strong>an</strong>kheiten. Das Projekt Building Capacity on the Health Vulnerabilities to ClimateCh<strong>an</strong>ge in the Amazon Region of Brazil widmet sich daher dem Gesundheitssektor in der Amazonasregion und hilft dortGemein <strong>den</strong>, Kr<strong>an</strong>kheiten wie Malaria und Leishm<strong>an</strong>iose einzudämmen. Die Bevölkerungen der sehr abgelegenen Gebiete(zum Teil 16 Stun<strong>den</strong> mit dem Boot <strong>zur</strong> nächsten größeren Stadt) sollen Kapazitäten aufbauen, um sich besser zu schützen.Das Projekt wurde von SouthSouthNorth initiiert und in Brasilien in Zusammenarbeit mit einer lokalen NGO durchgeführt.SouthSouthNorth ist ein Netzwerk für nachhaltige Entwicklung, welches sich aus verschie<strong>den</strong>en Akteuren des privaten undöffentlichen Sektors zusammensetzt. Es entst<strong>an</strong>d im Rahmen der fünften Konferenz der Klimarahmenkonvention 1999 inBonn und wurde von Forschern und Regierungsvertretern ins Leben gerufen. Es gibt Projekte in <strong>den</strong> Bereichen Klimaschutz und<strong>Anpassung</strong> in Brasilien, B<strong>an</strong>gladesch, Südafrika, T<strong>an</strong>s<strong>an</strong>ia, Mosambik und Indonesien.Quelle• SouthSouthNorth: http://www.southsouthnorth.org/Favelas in Rio de J<strong>an</strong>eiro: Reifenwände gegen ErdrutschDie Armenviertel (Favelas) von Rio de J<strong>an</strong>eiro bestehen zum überwiegen<strong>den</strong> Teil aus provisorisch gebauten Behausungen <strong>an</strong><strong>den</strong> sehr steilen Hängen der Stadt. Die zunehmende Waldrodung und eine übermäßige Bebauung führen, verbun<strong>den</strong> mit einerstarken Bo<strong>den</strong>erosion, zu häufigen Erdrutschen. Die Folgen sind vor allem in der Regenzeit schwere Schä<strong>den</strong>, Verletzte undTote. Bedingt durch Extremwetterereignisse wird diese Gefahr voraussichtlich weiter zunehmen.| 121


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Angesichts dieser Gefahr und der begrenzten fin<strong>an</strong>ziellen Mittel startete ein Forscherteam aus K<strong>an</strong>ada und Brasilien diePl<strong>an</strong>ung von Haltewän<strong>den</strong> aus alten Reifen. Die bis zu sechs Meter hohen Testwände kosten durch das Recycling der Reifenlediglich ein Drittel einer herkömmlichen Betonw<strong>an</strong>d und könnten sogar effektiver sein, wenn es darum geht, schwere Erdrutschezu stoppen.Gleichzeitig lässt sich das Problem der Altreifen in <strong>den</strong> Griff bekommen: Allein in Rio de J<strong>an</strong>eiro wer<strong>den</strong> jedes Jahr über dreiMillionen Reifen entsorgt; viele davon wer<strong>den</strong> illegal abgela<strong>den</strong> oder verbr<strong>an</strong>nt.Das Projekt wird von Mitarbeitern der Universität Ottawa (K<strong>an</strong>ada) und der Katholischen Universität von Rio de J<strong>an</strong>eirounterstützt.Quellen• UNFCC Database on local coping strategies for adaptation,http://maindb.unfccc.int/public/adaptation/adaptation_casestudy.pl?id_project=138• Stopping L<strong>an</strong>dslides in Rio: Recycling Scrap Tires into Retaining Walls:http://www.idrc.ca/en/ev-5145-201-1-DO_TOPIC.html#Dr122 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del| 123


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:Quellen1 Intergovernmental P<strong>an</strong>el on Climate Ch<strong>an</strong>ge IPCC (2007): Impacts, Adaptation <strong>an</strong>d Vulnerability. Contribution ofWorking Group II to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental P<strong>an</strong>el on Climate Ch<strong>an</strong>ge.2 Intergovernmental P<strong>an</strong>el on Climate Ch<strong>an</strong>ge IPCC (2007): Impacts, Adaptation <strong>an</strong>d Vulnerability. Contribution ofWorking Group II to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental P<strong>an</strong>el on Climate Ch<strong>an</strong>ge.3 Stern, Nicholas (2006): The Stern Review. The Economics of Climate Ch<strong>an</strong>ge,URL: http://www.hm-treasury.gov.uk/6520.htm4 Eine umfassendere, wissenschaftliche Analyse von <strong>Anpassung</strong>sstrategien europäischer Staaten wurde kürzlich imRahmen der PEER-Projekts veröffentlicht: Rob Swart, Robbert Biesbroek, Svend Binnerup, Timothy R. Carter, CarolineCow<strong>an</strong>, Thomas Henrichs, Sophie Loquen, H<strong>an</strong>na Mela, Michael Morecroft, Moritz Reese <strong>an</strong>d D<strong>an</strong>iela Rey 2009. EuropeAdapts to Climate Ch<strong>an</strong>ge: Comparing National Adaptation Strategies. PEER Report No 1. Helsinki: Partnership forEurope<strong>an</strong> Environmental Research.5 The Economsit, September 2008. Adapt or die. Climate ch<strong>an</strong>ge <strong>an</strong>d the poor.6 UNFCCC, National Adaptation Programmes of Action (NAPAs),URL: http://unfccc.int/cooperation_support/least_developed_countries_portal/submitted_napas/items/4585.php7 Stern, Nicholas (2006): The Stern Review. The Economics of Climate Ch<strong>an</strong>ge,URL: http://www.hm-treasury.gov.uk/6520.htm8 Kommission der Europäischen Gemeinschaft (2009): Weißbuch, <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del: Ein europäischerAktionsrahmen.9 Umweltbundesamt UBA, Kompetenzzentrum Klimafolgen und <strong>Anpassung</strong> KomPass (2008): Deutschl<strong>an</strong>d im Klimaw<strong>an</strong>del<strong>Anpassung</strong> ist notwendig. URL: http://www.ufz.de/data/Deutschl<strong>an</strong>d_im%20_Klimaw<strong>an</strong>del8973.pdf10 Ebenda.11 Münchner Rück (2003): Jahresrückblick Naturkatastrophen 2002, München.URL: http://www.munichre.com/publications/302-03630_de.pdf12 „Dem Klimaw<strong>an</strong>del begegnen – die deutsche <strong>Anpassung</strong>sstrategie. Kompass Newsletter Februar 2009,URL: http://www.<strong>an</strong>passung.net13 Bundesregierung (2008): Deutsche <strong>Anpassung</strong>sstrategie <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del.14 Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz,URL: http://www.stmugv.bayern.de/aktuell/presse/detail<strong>an</strong>sicht.htm?tid=13265Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (2007): Klimaprogramm Bayern 2020,URL: www.stmugv.bayern.de/umwelt/klimaschutz/klimaprogramm/doc/klimaprogramm2020.pdf15 Ministerium für Umwelt und Naturschutz, L<strong>an</strong>dwirtschaft und Verbraucherschutz des L<strong>an</strong>des Nordrhein-Westfalen(2009): <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del. Eine Strategie für Nordrhein-Westfalen.16 Theben, Michael (2008): Klimaw<strong>an</strong>del in Nordrhein-Westfalen – Wege zu einer <strong>Anpassung</strong>sstrategie, in: Bund der Ingenieurefür Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Kulturbau NRW e. V., Vortragsreihe Jahreskongress 2008,URL: http://www.bwk-nrw.de/aktuelles/downloads/LT_2008_Vortrag_Theben.pdf,Klimaw<strong>an</strong>del in Nordrhein-Westfalen – Wege zu einer <strong>Anpassung</strong>sstrategieMinisterium für Umwelt und Naturschutz, L<strong>an</strong>dwirtschaft und Verbraucherschutz des L<strong>an</strong>des Nordrhein-Westfalen(2007): Klimaw<strong>an</strong>del in Nordrhein-Westfalen – Wege zu einer <strong>Anpassung</strong>sstrategie,URL: www.l<strong>an</strong>uv.nrw.de/klima/pdf/klimaw<strong>an</strong>del_<strong>an</strong>passungsstrategie.pdf17 Pressemitteilung des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, L<strong>an</strong>dwirtschaft und Verbraucherschutz des L<strong>an</strong>desNordrhein-Westfalen „<strong>Strategien</strong> gegen <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del im Ruhrgebiet: Dortmund und Bottrop als Modellstädteausgewählt“, Düsseldorf, 13.01.2009.18 Klimakommune NRW, Umweltminister Uhlenberg kürt Bocholt und Saerbeck <strong>zur</strong> NRW-Klimakommune,URL: http://www.umwelt.nrw.de/umwelt/klimakommune_nrw/index.php19 UBA KomPass: Regionale Studien und Aktivitäten zu Klimafolgen und <strong>Anpassung</strong>.124 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>delURL: http://www.<strong>an</strong>passung.net/cln_110/nn_700470/sid_ABDBB3F48072598AC766B7345D988E9B/nsc_true/DE/Fachinformationen/RegionaleStudien/regionaleStudien__node.html?__nnn=true20 Es muss jedoch <strong>an</strong>gemerkt wer<strong>den</strong>, dass insbesondere regionalisierte Aussagen zum Niederschlagsgeschehen mitgroßen Unsicherheiten behaftet sind.21 Finl<strong>an</strong>d’s Fourth National Communication on Climate Ch<strong>an</strong>ge, URL: http://unfccc.int/resource/docs/natc/finnc4.pdf22 Finl<strong>an</strong>d’s National Strategy for Adaptation to Climate Ch<strong>an</strong>ge: Ministry of Agriculture <strong>an</strong>d Forestry of Finl<strong>an</strong>d, 2005;Adaptation to climate ch<strong>an</strong>ge in Finl<strong>an</strong>d, Tiia Yrjölä, Ministry of Agriculture <strong>an</strong>d Forestry, Climate ch<strong>an</strong>ge <strong>an</strong>d forestry,preparing for the future 29.2.2008,URL: http://www.mm.helsinki.fi/MMEKO/KURSSIT/ME408/Adaptation_TY_29_02_2008.pdf23 Pl<strong>an</strong>ning for Climate Ch<strong>an</strong>ge: The Adaptation Challenge A Nordic Perspective Conference Report, Stockholm, 2007,Lisa V<strong>an</strong> Well, Per Fr<strong>an</strong>cke, Richard L<strong>an</strong>glais, Ole Damsgaard, sowie Hilpert, K., M<strong>an</strong>nke, F., Schmidt-Thomé, P., 2007.Towards Climate Ch<strong>an</strong>ge Adaptation Strategies in the Baltic Sea Region – Developing Policies <strong>an</strong>d Adaptation Strategiesto Climate Ch<strong>an</strong>ge in the Baltic Sea Region, Espoo. URL: www.gsf.fi/projects/astra/0_home.html)24 Finl<strong>an</strong>d’s National Strategy for Adaptation to Climate Ch<strong>an</strong>ge: Ministry of Agriculture <strong>an</strong>d Forestry of Finl<strong>an</strong>d, 2005.25 Finl<strong>an</strong>d’s National Strategy for Adaptation to Climate Ch<strong>an</strong>ge: Seminar “The Coast under Threat” Marseille, 3 February2006 Outi Berghäll, Ministry of the Environment.26 Ha<strong>an</strong>pää, S., Lehtonen, S., Peltonen, L., Talockaite, E. 2006: Impacts of winter storm Gudrun of 7th – 9th J<strong>an</strong>uary 2005<strong>an</strong>d measures taken in Baltic Sea Region. URL: http://www.astraproject.org27 ONERC (2006), Réchauffement Climatique: quelles conséquences pour la Fr<strong>an</strong>ce?, Rapport de l’Observatoire Nationalsur les Effets du Réchauffement Climatique, Paris.28 ONERC (2005), Un climat à la dérive: comment s’adapter?, Rapport de l’ONERC au Premier ministre et au Parlement,La Documentation fr<strong>an</strong>çaise, Paris.29 ONERC (2005), Ch<strong>an</strong>gement climatique: la nature menace en Fr<strong>an</strong>ce? En savoir plus et agir, Coédition RAC-Fr<strong>an</strong>ce,FNE, WWF, LPO, Greenpeace, ONERC, Paris.30 FIL Clarisse und Laurent DUBUS (2004), Winter Climate Regimes over the North Atl<strong>an</strong>tic <strong>an</strong>d Europe<strong>an</strong> Region in Era40Re<strong>an</strong>alysis <strong>an</strong>d Demeter Seasonal Hindcasts, Arbeitspapier, Electricité de Fr<strong>an</strong>ce, Research <strong>an</strong>d Development Division,SPE, Chatou, p. 1.31 ONERC (2006), Réchauffement Climatique: quelles conséquences pour la Fr<strong>an</strong>ce?, Rapport de l’Observatoire Nationalsur les Effets du Réchauffement Climatique, Paris.32 ONERC (2005), Ch<strong>an</strong>gement climatique: la nature menace en Fr<strong>an</strong>ce? En savoir plus et agir, Coédition RAC-Fr<strong>an</strong>ce,FNE, WWF, LPO, Greenpeace, ONERC, Paris.33 Obwohl eine Vielzahl von Faktoren bei der Entstehung der Hitzewelle von 2003 eine Rolle gespielt hat, wird diesezumeist in direkter Verbindung mit dem Klimaw<strong>an</strong>del gesehen. Hierzu: STOTT et al. (2004), Hum<strong>an</strong> Contribution to theEurope<strong>an</strong> Heatwave, in: Nature, Vol. 432, S. 610–613.34 Met Office UK (2005), Annual Report 2004/2005.35 ONERC (2007), Stratégie Nationale d’Adaptation au Ch<strong>an</strong>gement Climatique, Rapport, La documentation fr<strong>an</strong>çaise, S.93–95, Paris.36 Umweltministerium, http://www.ecologie.gouv.fr/Rechauffement-climatique-quelles.html37 ONERC, URL: www.bourgogne.pref.gouv.fr/onlinemedia/bourgogne/dvlpt_durable/guide_adaptation_2e_ed.pdf38 Local Government Association et al. (2008): Be aware, be prepared, take action. How to integrate climate ch<strong>an</strong>ge adaptationstrategies into local government, Report by Environment Agency, UK Climate Impacts Programme und LocalGovernment Association S,URL: http://www.environment-agency.gov.uk/commondata/acrobat/lga_beaware_doc_2055302.pdf39 Ebenda.40 Yorkshire <strong>an</strong>d Humber Assembly, URL: http://www.yhassembly.gov.uk41 National Assembly for Wales (2000): Wales. Ch<strong>an</strong>ging climate. Challenging choices. The impacts of climate ch<strong>an</strong>ge inWales from now to 2080, Summary Report.| 125


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:42 Department for Environment, Food <strong>an</strong>d Rural Affairs DEFRA (2005), Adaptation Policy Framework. A consultation bythe Department for Environment, Food <strong>an</strong>d Rural Affairs, Report, London,URL: http://www.conferenzacambiamenticlimatici2007.it/site/_Files/documentazione/UK_ap-frame.pdf43 HM Government (2008): Adapting to climate ch<strong>an</strong>ge in Engl<strong>an</strong>d. A Framework for Action, Report.URL: http://www.defra.gov.uk/environment/climatech<strong>an</strong>ge/adapt/pdf/adapting-to-climate-ch<strong>an</strong>ge.pdf44 Department for Environment, Food <strong>an</strong>d Rural Affairs DEFRA (2009), How will the Act help adaptation?URL: http://www.defra.gov.uk/environment/climatech<strong>an</strong>ge/adapt/legislation/adaptation.htm.Das <strong>Anpassung</strong>sprogramm bezieht sich nur auf Maßnahmen in Engl<strong>an</strong>d.45 So hat Schottl<strong>an</strong>d im Sommer 2008 im Rahmen von öffentlichen Konsultationsprozessen die Ausarbeitung einer ClimateCh<strong>an</strong>ge Adaptation Strategy vorbereitet. Diese soll Anf<strong>an</strong>g 2009 veröffentlicht wer<strong>den</strong>.46 The Nottingham Declaration on Climate Ch<strong>an</strong>ge,URL: http://www.est.org.uk/housingbuildings/localauthorities/NottinghamDeclarationund die Webseite der Nottingham URL: http://www.nottinghamdeclaration.org.uk47 Shaw, Robert, Michelle Colley und Rich<strong>an</strong>da Connell (2007): Climate ch<strong>an</strong>ge adaptation by design: a guide for sustainablecommunities, TCPA, London. URL: http://www.tcpa.org.uk/downloads/20070523_CCA_lowres.pdf48 <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del: Ansätze und Erfolgsgeschichten auf nationaler und internationaler Ebene, Vortrag imRahmen des Lehrg<strong>an</strong>gs „kommunale/r Klimaschutzexpertin/e“ am 12. Juni 2008.49 UKCIP (2009), ScenariosGateway,URL: http://www.ukcip.org.uk/index.php?option=com_content&task=view&id=156&Itemid=29950 Stern, Nicholas (2006): The Stern Review. The Economics of Climate Ch<strong>an</strong>ge,URL: http://www.hm-treasury.gov.uk/6520.htm51 DEFRA: Adapting to Climate Ch<strong>an</strong>ge, URL: http://www.defra.gov.uk/environment/climatech<strong>an</strong>ge/adapt/index.htm52 Towards a climate-proof Netherl<strong>an</strong>ds; Summary routepl<strong>an</strong>ner.53 Delta Committee: Working with water URL: http://www.deltacommissie.com/doc/pressrelease_080903.pdf54 Ministry of Housing, Spatial Pl<strong>an</strong>ning <strong>an</strong>d the Environment, Ministry of Tr<strong>an</strong>sport, Public Works <strong>an</strong>d Water M<strong>an</strong>agement,Ministry of Agriculture, Nature <strong>an</strong>d Food Quality, Ministry of Economic Affairs (2007) National Programme onClimate Adaptation <strong>an</strong>d Spatial Pl<strong>an</strong>ning.55 National Programme for Spatial Adaptation to Climate Ch<strong>an</strong>ge (2009),URL: http://www.maakruimtevoorklimaat.nl/english-summary.html56 The National Research Programme Climate ch<strong>an</strong>ges Spatial Pl<strong>an</strong>ning, Living with Water, Habiforum <strong>an</strong>d CURNET(2007): Towards a Climate-Proof Netherl<strong>an</strong>ds: Routepl<strong>an</strong>nerURL: http://www.unece.org/env/water/meetings/Water.<strong>an</strong>d.Climate/first.meet/Routepl<strong>an</strong>ner_eng%5B1%5D.pdf57 Ministry of Tr<strong>an</strong>sport, Public Works <strong>an</strong>d Water M<strong>an</strong>agementURL: http://www.ruimtevoorderivier.nl/files/Files/brochures/EMAB%20PBK%20Engels.pdf58 Delta-Kommission, URL: http://www.deltacommissie.com/en59 Nederl<strong>an</strong>d leeft met water, URL: http://www.nederl<strong>an</strong>dleeftmetwater.nl/60 Klimaatportaal, URL: http://www.klimaatportaal.nl/pro1/general/home.asp61 De NieuwBouw, URL: http://www.<strong>den</strong>ieuwbouw.nl/62 Klimaatmagazine, URL: http://www.klimaatmagazine.nl/63 Swiss Agency for the Environment, Forests <strong>an</strong>d L<strong>an</strong>dscape SAEFL (2005): Switzerl<strong>an</strong>d’s Fourth National Communicationunder the UNFCCC, URL: http://unfccc.int/resource/docs/natc/swinc4.pdf; ECOPLAN, Auswirkungen der Klimaänderungauf die Schweizer Volkswirtschaft (nationale Einflüsse), 2007; OcCC, Klimaänderung und die Schweiz 2050.Erwartete Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft, 2007,URL: http://www.occc.ch/products/ch2050/PDF_D/04-Zusammenfassung.pdf64 Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK (2007): Klimabericht. Berichtdes UVEK über die zukünftige Klimapolitik der Schweiz.URL: http://www.uvek.admin.ch/dokumentation/00655/00895/01380/index.html?l<strong>an</strong>g=de126 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del65 Arbeitsgemeinschaft ECOPLAN/Sigmapl<strong>an</strong> (2007): Auswirkungen der Klimaänderung auf die Schweizer Volkswirtschaft(nationale Einflüsse), Report für das Bundesamt für Umwelt BAFU und Bundesamt für Energie BFE66 Swiss Agency for the Environment, Forests <strong>an</strong>d L<strong>an</strong>dscape SAEFL (2005): Switzerl<strong>an</strong>d’s Fourth National Communicationunder the UNFCCC, URL: http://unfccc.int/resource/docs/natc/swinc4.pdf; Org<strong>an</strong>e consultatif sur les ch<strong>an</strong>gementsclimatiques OcCC (2007): Klimaänderung und die Schweiz 2050. Zusammenfassung,URL: http://www.occc.ch/products/ch2050/PDF_D/04-Zusammenfassung.pdf67 Nationale Plattform Naturgefahren PLANAT,URL: http://www.pl<strong>an</strong>at.ch/index.php?userhash=64299690&navID=1030&l=d68 PLANAT Berichterstattung Aktionspl<strong>an</strong> 2005–2008.69 Org<strong>an</strong>e consultatif sur les ch<strong>an</strong>gements climatiques OcCC, URL: http://www.occc.ch/70 Alcamo, J., J. M. Moreno, B. Nováky, M. Bindi, R. Corobov, R. J. N. Devoy, C. Gi<strong>an</strong>nakopoulos, E. Martin, J. E. Olesen, A.Shvi<strong>den</strong>ko, 2007: Europe. Climate Ch<strong>an</strong>ge 2007: Impacts, Adaptation <strong>an</strong>d Vulnerability. Contribution of Working GroupII to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental P<strong>an</strong>el on Climate Ch<strong>an</strong>ge, M. L. Parry, O. F. C<strong>an</strong>zi<strong>an</strong>i, J. P.Palutikof, P. J. v<strong>an</strong> der Lin<strong>den</strong> <strong>an</strong>d C. E. H<strong>an</strong>son, Eds., Cambridge University Press, Cambridge, UK, 541–580.71 MetOffice Hadley Centre (2008): Impact of Climate Ch<strong>an</strong>ge – Spain, October 2008, URL: http://www.metoffice.gov.uk72 Projekt ECCE (Evaluación del Cambio Climático en España).73 Ministerio de Medio Ambiente: Principales Conclusiones de la Evaluación Preliminar de los Impactos en España por elEfecto del Cambio Climático, 2005.74 MetOffice Hadley Centre (2008): Impact of Climate Ch<strong>an</strong>ge – Spain, October 2008, URL: http://www.metoffice.gov.uk75 MetOffice Hadley Centre (2008): Impact of Climate Ch<strong>an</strong>ge – Spain, October 2008, URL: http://www.metoffice.gov.uk76 Alcamo, J., J. M. Moreno, B. Nováky, M. Bindi, R. Corobov, R. J. N. Devoy, C. Gi<strong>an</strong>nakopoulos, E. Martin, J. E. Olesen, A.Shvi<strong>den</strong>ko, 2007: Europe. Climate Ch<strong>an</strong>ge 2007: Impacts, Adaptation <strong>an</strong>d Vulnerability. Contribution of Working GroupII to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental P<strong>an</strong>el on Climate Ch<strong>an</strong>ge, M. L. Parry, O. F. C<strong>an</strong>zi<strong>an</strong>i, J. P.Palutikof, P.J. v<strong>an</strong> der Lin<strong>den</strong> <strong>an</strong>d C. E. H<strong>an</strong>son, Eds., Cambridge University Press, Cambridge, UK, 541–580.77 Umweltministerium, URL: http://www.marm.es78 Ministerio de Medio Ambiente: Pl<strong>an</strong> Nacional de Adaptación al Cambio Climático. Primer Programa de Trabajo.79 Ministerio de Medio Ambiente: Programa de Acción Nacional contra la Desertificación, 2008.80 Europäische Umweltagentur (2009), Wenn die Quellen versiegen – <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del und das Problemmit dem WasserURL: http://www.eea.europa.eu/de/articles/wenn-die-quellen-versiegen-<strong>an</strong>passung-<strong>an</strong>-<strong>den</strong>-klimaw<strong>an</strong>del-und-dasproblem-mit-dem-wasser81 URL: http://www.redciudadesclima.es82 Evaluación Preliminar General de los Impactos en España por Efecto del Cambio Climático, MIMAM 2005.83 Drexhage, John, Deborah Murphy und Jenny Gleeson (2008): A Way Forward: C<strong>an</strong>adi<strong>an</strong> perspectives on post-2012climate policy, URL: http://www.iisd.org/pdf/2007/a_way_forward.pdf84 The Indepen<strong>den</strong>t, Juli 2008, Why C<strong>an</strong>ada is the best haven from climate ch<strong>an</strong>ge,URL: http://www.indepen<strong>den</strong>t.co.uk/environment/climate-ch<strong>an</strong>ge/why-c<strong>an</strong>ada-is-the-best-haven-from-climatech<strong>an</strong>ge-860001.html;Maplecroft, URL: http://www.maplecroft.com/85 From Impacts to Adaptation: C<strong>an</strong>ada in a Ch<strong>an</strong>ging Climate 2007.86 From Impacts to Adaptation: C<strong>an</strong>ada in a Ch<strong>an</strong>ging Climate 2007.87 Government of C<strong>an</strong>ada, Environment C<strong>an</strong>ada,URL: http://www.ec.gc.ca/default.asp?l<strong>an</strong>g=En&xml=91E1F38E-C53C-404B-9512-22EA69C0878788 Ministerium für Infrastruktur,URL: http://www.infrastructure.gc.ca/research-recherche/results-resultats/rs-rr/rs-rr-2006-12_02-eng.html89 Parks C<strong>an</strong>ada, What Is Parks C<strong>an</strong>ada Doing About Climate Ch<strong>an</strong>ge?,URL: http://www.pc.gc.ca/eng/docs/v-g/ie-ei/cc/actions.aspx90 Natural Resources C<strong>an</strong>ada, Regional Adaption Collaboratives, URL: http://adaptation.nrc<strong>an</strong>.gc.ca/collab/abosuj_e.php| 127


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:91 British Columbia (2008): Climate Action Pl<strong>an</strong>. URL: http://www.livesmartbc.ca/attachments/climateaction_pl<strong>an</strong>_web.pdf92 Future Forest Ecosystems Initiative, http://www.for.gov.bc.ca/hts/Future_Forests/93 Our<strong>an</strong>us Consortium on Regional Climatology <strong>an</strong>d Adaption to Climate Ch<strong>an</strong>ge, URL: http://www.our<strong>an</strong>os.ca94 Cle<strong>an</strong> Air Partnership, URL: http://www.cle<strong>an</strong>airpartnership.org/arc.php95 Natural Resources C<strong>an</strong>ada, Climate Ch<strong>an</strong>ge Impacts <strong>an</strong>d Adaption, URL: http://www.adaptation.nrc<strong>an</strong>.gc.ca96 Drexhage, John, Deborah Murphy und Jenny Gleeson (2008): A Way Forward: C<strong>an</strong>adi<strong>an</strong> perspectives on post-2012climate policy, URL: http://www.iisd.org/pdf/2007/a_way_forward.pdf97 C<strong>an</strong>adi<strong>an</strong> St<strong>an</strong>dards Association (2007), National Survey of C<strong>an</strong>ada’s Infrastructure Engineers about Climate Ch<strong>an</strong>ge,URL: http://www.csa.ca/climatech<strong>an</strong>ge/downloads/pdf/Survey_Climate_Ch<strong>an</strong>ge_Infrastructure_Engineers_16_dec_07.pdf98 Your Health <strong>an</strong>d a Ch<strong>an</strong>ging Climate,URL: http://www.hc-sc.gc.ca/ewh-semt/alt_formats/hecs-sesc/pdf/pubs/climat/newsletter-bulletin-6/volume-6-eng.pdf99 New York Times vom 13. Februar 2008.URL: http://www.nytimes.com/2008/02/13/us/13 mead.html?_r=1&oref=slogin (Letzter Zugriff: 15. August 2008).100 Pew Center on Global Climate Ch<strong>an</strong>ge (2007), Regional Impacts of climate ch<strong>an</strong>ge. Four Case Studies in the UnitedStates, Report, Arlington, S. 2.101 Americ<strong>an</strong> Geophysical Union (2006), Hurric<strong>an</strong>es <strong>an</strong>d the U.S. Gulf Coast: Science <strong>an</strong>d Sustainable Rebuilding, Report.Hierzu: URL: http://www.agu.org/report/hurric<strong>an</strong>es/102 U.S. Climate Ch<strong>an</strong>ge Science Program (2008), Coastal Sensitivity to Sea Level Rise: A Focus on the Mid-Atl<strong>an</strong>tic Region,Review Draft, Synthesis <strong>an</strong>d Assessment Product 4.5., Washington DC.103 Energy Information Administration (2007), Short-Term Energy Outlook Supplement: The 2007 Outlook for Hurric<strong>an</strong>Impacts on Gulf of Mexico Crude Oil <strong>an</strong>d Natural Gas Production, Report.Hierzu: URL: http://www.usgcrp.gov/usgcrp/links/hurric<strong>an</strong>es.htm104 Meehl, G. A., und Tebaldi, C. (2004), More intense, more frequent, <strong>an</strong>d longer lasting heat waves in the 21st century, in:Science, 305 (5686), S. 994–997.105 Climate Ch<strong>an</strong>ge Science Program (2008), Effects of climate ch<strong>an</strong>ge on energy production <strong>an</strong>d use in the United States,Review Draft, Synthesis <strong>an</strong>d Assessment Product 4.5, Washington DC.106 Frumhoff, P. et al. (2007), Confronting Climate Ch<strong>an</strong>ge in the U.S. Northeast. Science, Impacts, <strong>an</strong>d Solutions, Report ofthe Northeast Climate Impacts Assessment Synthesis Team.Hierzu: URL: http://ccir.ciesin.columbia.edu/nyc/ ccir-ny_keytopics.html107 Pew Center on Global Climate Ch<strong>an</strong>ge. (2008). Climate ch<strong>an</strong>ge 101: Adaptation. Arlington, VA <strong>an</strong>d Washington, DC:Pew Center on Global Climate Ch<strong>an</strong>ge <strong>an</strong>d Pew Center on the States.108 Eine Übersicht zu verschie<strong>den</strong>en Gesetzesvorlagen mit Bezug auf das Thema <strong>Anpassung</strong> hat das Pew Center on GlobalClimate Ch<strong>an</strong>ge (2008) zusammengestellt.URL: http://www.pewclimate.org/federal/congressional-proposals/110/Adaptation109 USA. (2007, May 7-18). Relev<strong>an</strong>t programmes, activities <strong>an</strong>d views on the issues relating to climate related risks <strong>an</strong>dextreme events. Proceedings of the 26th Session of the United Nations Framework Convention on Climate Ch<strong>an</strong>geSubsidiary Body for Scientific <strong>an</strong>d Technological Advice, Bonn, Germ<strong>an</strong>y110 Pew Center on Global Climate Ch<strong>an</strong>ge. (2008). Proposed bills on: Adaptation. Retrieved August 2, 2008, fromURL: http://www.pewclimate.org/federal/congressional-proposals/110/Adaptation111 US House of Representatives, Discussion Draft Summary, The Americ<strong>an</strong> Cle<strong>an</strong> Energy <strong>an</strong>d Security Act of 2009,URL: http://energycommerce.house.gov/Press_111/20090331/acesa_summary.pdf112 New York Times, April 1, 2009, House bill shifts focus to climate ch<strong>an</strong>ge adaptation.113 Der „National Climate Service“ soll in die „National Oce<strong>an</strong>ic <strong>an</strong>d Atmospheric Administration“ integriert wer<strong>den</strong>.114 ICLEI. (2008). Climate Reslient Communities. Retrieved August 2, 2008, from URL: http://www.iclei.org/index.php?id=6687115 Pew Center on Global Climate Ch<strong>an</strong>ge. (2008). Hot topic: Adaptation. Retrieved August 2, 2008,from URL: http://www.pewclimate.org/hottopics/adaptation116 Pew Center on Global Climate Ch<strong>an</strong>ge. (2008).128 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del117 Pew Center on Global Climate Ch<strong>an</strong>ge (2009): Climate Ch<strong>an</strong>ge 101: Adaptation.118 Alaska Climate Impact Assessment Commission (2008): Final Commission Report, Report, Juneau, AK: Alaska StateLegislature.119 US Army Corps of Engineers. (2006). Alaska Village Erosion Technical Assist<strong>an</strong>ce Program: An examination of erosion issuesin the communities of Bethel, Dillingham, Kaktovik, Kivalina, Newtok, Shishmaref, <strong>an</strong>d Unalakleet. Elmendorf AFB,AK: US Army Corps of Engineers Alaska District.120 Alaska Climate Ch<strong>an</strong>ge Strategy (2008): Recommendations Report to the Governor’s Subcabinet on Climate Ch<strong>an</strong>ge,Final Report from the immediate Action Workgroup, April 17, 2008,URL: http://www.climatech<strong>an</strong>ge.alaska.gov/docs/iaw_rpt_17apr08.pdf121 Immediate Action Workgroup Recommendations to the Governor’s Subcabinet on Climate Ch<strong>an</strong>ge, März 2009,URL: http://climatech<strong>an</strong>ge.alaska.gov/docs/iaw_finalrpt_12mar09.pdf122 Alaska Climate Ch<strong>an</strong>ge Strategy, URL: http://www.climatech<strong>an</strong>ge.alaska.gov/123 Department of Water Resources (2007): Climate Ch<strong>an</strong>ge in California, June 2007.URL: http://www.water.ca.gov/climatech<strong>an</strong>ge/docs/062807factsheet.pdf124 Hum<strong>an</strong> Development Report 2007/2008; Newsweek 2008, Hierzu: URL: http://www.newsweek.com/id/81390125 Californi<strong>an</strong> Climate Ch<strong>an</strong>ge Portal (2009), URL: http://www.climatech<strong>an</strong>ge.ca.gov/adaptation/index.html;2009 California Climate Adaptation Strategy Discussion DraftURL: http://www.energy.ca.gov/2009publications/CNRA-1000-2009-027/CNRA-1000-2009-027-D.PDF126 US Climate Ch<strong>an</strong>ge Science Program, URL: http://www.climatescience.gov/Library/sap/sap-summary.php127 Commonwealth Scientific <strong>an</strong>d Industrial Research Org<strong>an</strong>isation (CSIRO)URL: http://www.climatech<strong>an</strong>geinaustralia.gov.au/resources.php,Homepage des Ministry of Climate Ch<strong>an</strong>ge,URL: http://www.climatech<strong>an</strong>ge.gov.au/impacts/publications/risk-vulnerability.html128 URL: ttp://www.climatech<strong>an</strong>ge.gov.au/impacts/publications/risk-vulnerability.html129 URL: http://www.climatech<strong>an</strong>ge.gov.au/impacts/water.html130 Am<strong>an</strong>da Lynch (2008) Climate Ch<strong>an</strong>ge Adaptation: Mapping the Context. Monash University.131 URL: http://www.climatech<strong>an</strong>ge.gov.au/impacts/water.html132 URL: http://www.climatech<strong>an</strong>ge.gov.au/impacts/agriculture.html133 Alli<strong>an</strong>z (2009), Climate Ch<strong>an</strong>ge: Climate Impacts Australi<strong>an</strong> Bushfires: Ch<strong>an</strong>ging Climate F<strong>an</strong>s The Flames,URL:http://knowledge.alli<strong>an</strong>z.com/en/globalissues/climate_ch<strong>an</strong>ge/climate_impacts/australia_bushfires_climate_ch<strong>an</strong>ge.html134 „Climate Ch<strong>an</strong>ge: Risk <strong>an</strong>d Vulnerability. Promoting <strong>an</strong> Efficient Adaptation Response in Australia“, Allen ConsultingGroup, Im Auftrag des Department of the Environment <strong>an</strong>d Heritage des Australi<strong>an</strong> Greenhouse Office.135 Department of Climate Ch<strong>an</strong>ge, URL: http://www.climatech<strong>an</strong>ge.gov.au/impacts/biodiversity.html136 Department of Climate Ch<strong>an</strong>ge, URL: http://www.climatech<strong>an</strong>ge.gov.au/impacts/nccap/index.html137 Department of Climate Ch<strong>an</strong>ge, URL: http://www.climatech<strong>an</strong>ge.gov.au/impacts/publications/risk-vulnerability.html138 Australi<strong>an</strong> Government, URL: http://www.coag.gov.au/139 Am<strong>an</strong>da Lynch (2008) Climate Ch<strong>an</strong>ge Adaptation: Mapping the Context. Monash University.140 Department of Climate Ch<strong>an</strong>ge, Climate Ch<strong>an</strong>ge Budget Overview 2009-2010,URL: http://www.climatech<strong>an</strong>ge.gov.au/budget/0910/pubs/ccbo_200910.pdf141 URL: http://www.alp.org.au/media/0908/msaffpm110.php142 URL: http://www.environment.nsw.gov.au/threatenedspecies/climatech<strong>an</strong>ge.htm143 Department of Climate Ch<strong>an</strong>ge, URL: http://www.climatech<strong>an</strong>ge.qld.gov.au/response/adaptation_pl<strong>an</strong>.html144 Department of Primary Industries, Victori<strong>an</strong> Climate Ch<strong>an</strong>ge Adaptation Program (VCCAP),URL: http://www.dpi.vic.gov.au/DPI/Vro/vrosite.nsf/pages/climate_vccap145 Department of Climate Ch<strong>an</strong>ge, URL: http://www.climatech<strong>an</strong>ge.gov.au/impacts/about.html#nccap146 URL: http://www.csiro.au/org/ClimateAdaptationFlagshipOverview.html147 URL: http://www.aila.org.au/climate/default.htm| 129


Schwimmende Häuser und Moskitonetze:148 IPCC, Africa, Climate Ch<strong>an</strong>ge 2007: Impacts, Adaptation <strong>an</strong>d Vulnerability. Contribution of Working Group II to theFourth Assessment Report of the Intergovernmental P<strong>an</strong>el on Climate Ch<strong>an</strong>ge.149 World B<strong>an</strong>k (2009): The Costs to Developing Countries of Adapting to Climate Ch<strong>an</strong>ge, New Methods <strong>an</strong>d Estimates,The Global Report of the Economics of Adaptation to Climate Ch<strong>an</strong>ge Study, Consultation Draft,URL: http://siteresources.worldb<strong>an</strong>k.org/INTCC/Resources/EACCReport0928Final.pdf150 Germ<strong>an</strong>watch (2008), Sven Harmeling und Christoph Bals: Adaptation to Climate Ch<strong>an</strong>ge – Where do we go from Bali?151 Department for International Development DFID (2005): Climate Proofing Africa, Climate <strong>an</strong>d Africa’s DevelopmentCh<strong>an</strong>ce, URL: http://www.dfid.gov.uk/pubs/files/climate-proofing-africa.pdfUnited Nations Framework Convention on Climate Ch<strong>an</strong>ge UNFCC (2007): Climate Ch<strong>an</strong>ge: Impacts, vulnerabilities<strong>an</strong>d adaptation in developing countries,URL: http://unfccc.int/files/essential_background/background_publications_htmlpdf/application/txt/pub_07_impacts.pdf152 Ebenda.153 Department of Environmental Affairs <strong>an</strong>d Tourism (2004): A National Climate Ch<strong>an</strong>ge Response Strategy for SouthAfrica, URL: http://unfccc.int/files/meetings/seminar/application/pdf/sem_sup3_south_africa.pdf154 Hum<strong>an</strong> Development Report (2007): Hum<strong>an</strong> Security, Vulnerability <strong>an</strong>d Sustainable Adaptation, Karen O’Brien undRobin Leichenko. Occasional Paper.155 Department of Environmental Affairs <strong>an</strong>d Tourism (2004): A Climate Ch<strong>an</strong>ge Response Strategy for South Africa, Pretoria,S. 5, URL: http://unfccc.int/files/meetings/seminar/application/pdf/sem_sup3_south_africa.pdf156 In der Strategie von 2004 wird auch die Energiewirtschaft im Kontext der Klima<strong>an</strong>passung beh<strong>an</strong>delt. Grund ist diestarke Abhängigkeit Südafrikas von fossilen Energieträgern. Der Anteil fossiler Energieträger <strong>an</strong> der Energieversorgungbeläuft sich auf insgesamt über 95 Prozent, etwa 75 Prozent entfallen auf Kohle. Die Kohle ist auch ein wichtigesExportprodukt. In ihrer Klimastrategie argumentiert die südafrik<strong>an</strong>ische Regierung, dass der Verbrauch von Kohle durchKlimaschutzmaßnahmen in <strong>an</strong>deren Ländern <strong>zur</strong>ückgehen könnte, was zu Problemen für die südafrik<strong>an</strong>ische Wirtschaftführen würde. Eine Umstellung der Energiewirtschaft auf <strong>an</strong>dere, vor allem erneuerbare Energieträger wird somit in <strong>den</strong>politischen Strategiedokumenten ebenfalls als „<strong>Anpassung</strong>“ bezeichnet (statt als Klimaschutz). Dieser Aspekt wird hierallerdings ausgeklammert, da dieses Thema generell eher als Klimaschutz verst<strong>an</strong><strong>den</strong> wird.157 South Africa National Parks. URL: http://www.s<strong>an</strong>parks.org/about/default.php158 South Afric<strong>an</strong> National Parks: Kruger National Parks, URL: http://www.s<strong>an</strong>parks.org/parks/kruger/159 Mulongoy, K. J., <strong>an</strong>d S. B. Gidda (2008): The Value of Nature: Ecological, Economic, Cultural <strong>an</strong>d Social Benefits of ProtectedAreas, Secretariat of the Convention on Biological Diversity, Montreal.160 Department of Environmental Affairs <strong>an</strong>d Tourism (2004): A National Climate Ch<strong>an</strong>ge Response Strategy for SouthAfrica, Pretoria, S. 5, URL: http://unfccc.int/files/meetings/seminar/application/pdf/sem_sup3_south_africa.pdf161 IPCC (2007): Fourth Assessment Report, Kapitel 5: Analysing regional aspects of climate ch<strong>an</strong>ge <strong>an</strong>d water resources,URL: http://www.ipcc.ch/pdf/technical-papers/ccw/chapter5.pdf162 Department of Environmental Affairs <strong>an</strong>d Tourism (2004): A National Climate Ch<strong>an</strong>ge Response Strategy for SouthAfrica, S. 7, URL: http://unfccc.int/files/meetings/seminar/application/pdf/sem_sup3_south_africa.pdf163 Koch, Ingrid C., C. Vogel und Z. Patel (2006): Institutional dynamics <strong>an</strong>d climate ch<strong>an</strong>ge adaptation in South Africa,Springer Science+Business Media B.164 World B<strong>an</strong>k (2009): World Development Report 2010: Development <strong>an</strong>d Climate Ch<strong>an</strong>ge.165 The 2009 Climate Ch<strong>an</strong>ge Response Policy Development Summit: Government’s vision on climate ch<strong>an</strong>ge adaptation –address by Mrs L B Hendricks, Minister of Water Affairs <strong>an</strong>d Forestry, 3 March 2009,URL: http://www.ccsummit2009.co.za/Downloads/Media/Speech_Minister_Lindiwe_Hendricks.pdf166 The National Climate Ch<strong>an</strong>ge Response Policy, Discussion Document for the 2009 National Climate Ch<strong>an</strong>ge ResponsePolicy development Summit, Gallagher Convention Centre, Midr<strong>an</strong>d, 3–6 March 2009, URL: http://www.ccsummit2009.co.za/Downloads/2009-03-01_CLIMATE_CHANGE_POLICY_FRAMEWORK%20_Rev%207_.pdf;Media Statement issued on 06 March 2009, National summit lays foundation for policy white paper on climate ch<strong>an</strong>geby 2010, URL: http://www.ccsummit2009.co.za/Downloads/Media/06.03.09_Media_statement.pdf130 |


<strong>Weltweite</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> Klimaw<strong>an</strong>del167 Climate Systems Analysis Group: Royal Bot<strong>an</strong>ic Gar<strong>den</strong>s, Kew: Millennium Seed B<strong>an</strong>k Project,URL: http://www.kew.org/msbp/index.htm168 The 2009 Climate Ch<strong>an</strong>ge Response Policy Development Summit: Government’s vision on climate ch<strong>an</strong>ge adaptation –address by Mrs L B Hendricks, Minister of Water Affairs <strong>an</strong>d Forestry, 3 March 2009,URL: http://www.ccsummit2009.co.za/Downloads/Media/Speech_Minister_Lindiwe_Hendricks.pdf169 Hum<strong>an</strong> Development Report (2007): Hum<strong>an</strong> Security, Vulnerability <strong>an</strong>d Sustainable Adaptation,URL: http://hdrstats.undp.org/indicators/23.html170 CIA – The World Fact Book, URL: https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/171 United Republic of T<strong>an</strong>z<strong>an</strong>ia, Vice Presi<strong>den</strong>t’s Office (2007): National Adaptation Programme of Action (NAPA),URL: http://unfccc.int/resource/docs/napa/tza01.pdf172 United Republic of T<strong>an</strong>z<strong>an</strong>ia, Vice Presi<strong>den</strong>t’s Office (2007): National Adaptation Programme of Action (NAPA),URL: http://unfccc.int/resource/docs/napa/tza01.pdf173 Disaster M<strong>an</strong>agement Department of the Office of the Prime Minister (2005) Rapid Vulnerability Assessment Reporton Drought Affected Areas in T<strong>an</strong>z<strong>an</strong>ia.174 United Republic of T<strong>an</strong>z<strong>an</strong>ia, Vice Presi<strong>den</strong>t’s Office (2007): National Adaptation Programme of Action (NAPA),URL: http://unfccc.int/resource/docs/napa/tza01.pdf; Y<strong>an</strong>da, P. Z., K<strong>an</strong>galawe, R. Y. M. <strong>an</strong>d Sigalla, R. J, Vulnerability<strong>an</strong>d Adaptation to Climate Ch<strong>an</strong>ge-Induced Malaria <strong>an</strong>d Cholera in the Lake Victoria Region. Paper to be presented atthe “Second AIACC Africa <strong>an</strong>d Indi<strong>an</strong> Oce<strong>an</strong> Isl<strong>an</strong>d Regional Workshop” held in Dakar, Senegal, 2004.175 IPCC, Africa, Climate Ch<strong>an</strong>ge 2007: Impacts, Adaptation <strong>an</strong>d Vulnerability. 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