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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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6.1. BLK-Initiative „Steigerung der Effizienz des naturwissenschaftlichen Unterrichts“<br />

Mit Rekurs auf das schlechte Abschneiden der deutschen Schulen in der „Third International<br />

Mathematics and Science-Studie (TIMSS)“ wurde im Jahr 1998 das Innovationsprogramm<br />

<strong>mit</strong> der Zielsetzung der „Steigerung der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Unterrichts“ aufgelegt, das soeben <strong>mit</strong> einer abschließenden Konferenz beendet wurde. Auch<br />

in der TIMS-Studie hatte sich, wenn auch aufgr<strong>und</strong> der Datenerhebung noch weniger differenziert<br />

als später in PISA (vgl. Schwippert/Schnabel 2000: 282f), ein Leistungsrückstand der<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> gegenüber den autochthonen herausgestellt.<br />

Es wäre daher naheliegend, dass im Rahmen dieses Programms explizit oder implizit<br />

Maßnahmen ergriffen wurden, die für die <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong><br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> besondere Anhaltspunkte liefern.<br />

In der Tat sind die allgemeinen lern- <strong>und</strong> bildungstheoretischen Gr<strong>und</strong>annahmen, die im Gutachten<br />

zur Vorbereitung dieses Programms dargelegt werden, auch im Kontext der <strong>Förderung</strong><br />

<strong>von</strong> Schülern <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> relevant. Sie richten sich auf die kognitive Dimension<br />

mathematisch-naturwissenschaftlichen Lernens. Zugr<strong>und</strong>egelegt wird ein dynamisches<br />

Modell der Entwicklung <strong>von</strong> Wissen <strong>und</strong> Bildung, nach dem auf der Gr<strong>und</strong>lage eines einmal<br />

erworbenen F<strong>und</strong>aments kontinuierlich – auch durch das Erwachsenenleben hindurch – neue<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten angeeignet werden müssen. Die gr<strong>und</strong>legenden Bildungsprozesse,<br />

die im vorschulischen <strong>und</strong> allgemeinbildenden Bereich absolviert werden, dürften also<br />

nicht primär an der Ansammlung <strong>von</strong> direkt verwertbaren Kenntnisbeständen orientiert sein.<br />

Ihre Qualität erweise sich vielmehr in der Anschlussfähigkeit, die sie für nachfolgende Lern<strong>und</strong><br />

Bildungsprozesse bieten. Allgemeinbildung, in der Expertise synonym gebraucht <strong>mit</strong><br />

Gr<strong>und</strong>bildung, habe in diesem Verständnis die Aufgabe, „jene Basisqualifikationen zu ver<strong>mit</strong>teln,<br />

die für eine verständige <strong>und</strong> reflektierbare [sic] Teilhabe am gesellschaftlichen <strong>und</strong><br />

öffentlichen Leben angesichts <strong>von</strong> Normendissens <strong>und</strong> vielfältigen Traditionen <strong>und</strong> Kulturen<br />

unentbehrlich ist <strong>und</strong> das Wissensf<strong>und</strong>ament zu legen, <strong>von</strong> dem Weiterlernen <strong>mit</strong> einiger<br />

Aussicht auf Erfolg ausgehen kann“ (Materialien zur Bildungsplanung <strong>und</strong> Forschungsförderung,<br />

Heft 60: 11).<br />

An diesem Verständnis kann im Kontext <strong>von</strong> Maßnahmen zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> ohne weiteres angeknüpft werden. Allerdings sind<br />

da<strong>mit</strong> weitergehende konkrete Implikationen verb<strong>und</strong>en, als sie in der angeführten Expertise<br />

ausformuliert <strong>und</strong> im auf sie gestützten Programm bearbeitet wurden. Differenzierungen sind<br />

insbesondere im Hinblick auf das Problem der individuellen <strong>und</strong> sozialen Bildungsvoraussetzungen<br />

angebracht, die bedacht werden müssen, um fruchtbare Lernarrangements im Sinne<br />

einer solchen Zielperspektive gestalten zu können. In der Expertise heißt es: „Kein Schüler<br />

beginnt den Unterricht voraussetzungslos“ (a.a.O.: 26). Über die Frage aber, wie die je spezifischen<br />

Lern- <strong>und</strong> Bildungsvoraussetzungen er<strong>mit</strong>telt <strong>und</strong> das dabei erzielte Wissen in die<br />

Gestaltung des Unterrichts einbezogen werden können, werden nur sehr allgemeine Ausführungen<br />

gemacht. Diese betreffen insbesondere das Interesse der Lernenden <strong>und</strong> ihre Motivation<br />

zum Lernerfolg sowie Erwägungen darüber, in welcher Weise der Unterricht zur Entwicklung<br />

individueller Interessenprofile bzw. zur Steigerung des Interesses bei nicht <strong>von</strong> sich<br />

aus motivierten Schülergruppen beitragen kann.<br />

Diese sehr allgemeinen Erwägungen bedürfen <strong>mit</strong> Blick auf die <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> der Konkretisierung, insbesondere unter dem Gesichtspunkt<br />

der <strong>von</strong> ihnen in den Unterricht <strong>mit</strong>gebrachten kulturellen <strong>und</strong> sprachlichen Erfahrungen.<br />

Zwar wird in der angeführten Expertise der subjektive Anteil, den die einzelne<br />

Schülerin oder der einzelne Schüler an der Gestaltung des Lernprozesses <strong>und</strong> der „Lernwirk-<br />

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