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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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zunehmend um die Sprachförderung <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> kümmern; dies wird nicht nur den zugewanderten<br />

helfen, sondern allen, die in eher bildungsfernen Verhältnissen aufwachsen. Da<strong>mit</strong> kann<br />

eine bessere Startposition ver<strong>mit</strong>telt werden. Aber an der Notwendigkeit einer kontinuierlichen,<br />

die Schülerkarriere begleitenden sprachlichen <strong>Förderung</strong> ändert das nichts. Ein Innovationsprogramm<br />

der BLK sollte sich also nicht auf einen bestimmten Abschnitt des Bildungsweges<br />

konzentrieren, sondern vielmehr darauf gerichtet sein, dass adäquate Wege der Sprachförderung<br />

gef<strong>und</strong>en werden, die eine Bildungsbiografie kontinuierlich begleiten. Die Entwicklung <strong>von</strong><br />

flexiblen Modellen der Aufnahme herkunftssprachlichen Unterrichts in den regulären Sprachenkanon<br />

sowie <strong>von</strong> methodischen Konzepten jenseits des üblichen regelmäßigen Präsenzunterrichts<br />

sollte Bestandteil des Innovationsprogramms sein.<br />

3.3. Besondere Lebenslage: Aufwachsen im Kontext <strong>von</strong> „Transmigration“<br />

Zu den weiteren besonderen Bedingungen des Aufwachsens <strong>und</strong> der Sozialisation <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> gehört, dass ein beträchtlicher Teil <strong>von</strong> ihnen in<br />

einem Milieu mobiler Lebensweisen heranwächst <strong>und</strong> hieraus seine Lebensperspektiven <strong>und</strong><br />

Zukunftsvorstellungen gewinnt. Im Kapitel 2 wurde das Phänomen der Transmigration bereits<br />

angesprochen; angesichts seiner hohen Bedeutsamkeit für den Bildungszusammenhang wird es<br />

nachfolgend noch einmal ausführlicher vorgestellt.<br />

Seit den 1990er Jahren werden in der Migrationsforschung verstärkt qualitative <strong>und</strong> quantitative<br />

Veränderungen in den weltweiten Wanderungsbewegungen beobachtet, die im Gesamtzusammenhang<br />

so genannter Globalisierungsprozesse stehen (vgl. Pries 1997). Eine auffällige Veränderung<br />

gegenüber früheren Wanderungsbewegungen ist die weltweite Zunahme <strong>von</strong> Migrationen,<br />

die zeitlich nicht begrenzt sind, sondern als dauerhafte soziale Realität betrachtet werden<br />

müssen. Ihre Folge sind gesellschaftliche Veränderungen, die sich nicht zuletzt auf die existierenden<br />

Sozial- <strong>und</strong> Bildungssysteme auswirken, die auf den Normalfall der „Sesshaftigkeit“<br />

ausgerichtet sind. Neuere Ansätze zur Beschreibung dieser Entwicklungen bezeichnen sie als<br />

„transnationale Migration“ oder „Transmigration“. Die Forschung über die da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>enen<br />

Phänomene verfolgt den Anspruch, der Bedeutung internationaler Mobilität für die Lebenswelten<br />

<strong>von</strong> Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten gerecht zu werden.<br />

Faktum ist, dass eine zunehmende Zahl <strong>von</strong> Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten dauerhaft zwischen<br />

Herkunfts- <strong>und</strong> Ankunftsregionen pendelt. Im Zusammenhang <strong>mit</strong> internationaler Migration<br />

herrscht zwar meist die Vorstellung vor, dass „Sesshaftigkeit“ der Normalfall sei, der durch<br />

Migration nur kurzzeitig unterbrochen werde. Die Analyse „transnationaler Migration“ aber<br />

ergibt für eine große Zahl aktueller Wanderungen ein ganz anderes Bild: nämlich dauerhaft <strong>von</strong><br />

Mobilität geprägte Lebensweisen. Die Entwicklung neuer Transport- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien<br />

ermöglicht nicht nur eine weltweite Zunahme internationaler Wanderungsbewegungen,<br />

sondern auch, den Wanderungsprozess unabgeschlossen zu halten. Durch diese Phänomene<br />

werden theoretische Klassifikationen der Migrationssoziologie in Frage gestellt: Klare Unterscheidungen<br />

zwischen temporärer <strong>und</strong> definitiver Wanderung oder zwischen Migration aus<br />

wirtschaftlichen <strong>und</strong> aus anderen Gründen lassen sich immer weniger treffen. Die erleichterte<br />

Überwindung <strong>von</strong> Entfernungen erlaubt es einer zunehmenden Anzahl <strong>von</strong> Migranten, sich<br />

Lebensperspektiven sowohl im Herkunfts- als auch im Einwanderungsland offen zu halten <strong>und</strong><br />

familiäre Kontakte dauerhaft <strong>und</strong> intensiv über die Grenzen hinweg zu pflegen.<br />

In diesen Fällen ist Migration nicht nur eine kurzfristige Unterbrechung <strong>von</strong> Sesshaftigkeit. Die<br />

Vorstellung, Migranten würden ihren ursprünglichen sozialen Kontext für immer verlassen <strong>und</strong><br />

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