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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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sich nach der Wanderung an neue soziale Zusammenhänge anpassen, trifft so nicht zu. „Hier“<br />

<strong>und</strong> „dort“ zu leben wird vielmehr zur dauerhaften sozialen Wirklichkeit für die Gewanderten.<br />

„Integration“ <strong>und</strong> „Mobilität“ sind für diese Menschen keine Widersprüche, sondern die beiden<br />

komplementären Seiten ihrer Lebenswirklichkeit.<br />

Die sozialen Verflechtungszusammenhänge der Transmigranten überschreiten nationale Grenzen.<br />

Es entstehen „transnationale soziale Netzwerke“, die nicht nur vorübergehende Orientierungshilfe<br />

im Migrationsprozess darstellen, sondern eine dauerhafte Referenzstruktur. Internationale<br />

Mobilität bleibt auf diese Weise als allgegenwärtige Option erhalten, ohne dass da<strong>mit</strong> ein<br />

Verlassen des Sozialraums verb<strong>und</strong>en wäre. Beispiele für diese Entwicklungen sind Einrichtungen<br />

der „ethnischen Communities“ in den Zielländern, die Verbindungen <strong>mit</strong> den Herkunftsländern<br />

unterhalten <strong>und</strong> auf diese Weise „transnationale soziale Räume“ auf verschiedenen gesellschaftlichen<br />

Ebenen etablieren bzw. institutionalisieren.<br />

Man kann zwar nicht feststellen, dass alle Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten dauerhaft in „transnationale<br />

soziale Räume“ eingeb<strong>und</strong>en sind. Die Form der Migration, dass ein Lebensraum verlassen<br />

wird <strong>und</strong> ein neuer Raum den einzigen Lebens<strong>mit</strong>telpunkt darstellt, gibt es nach wie vor, ebenso<br />

wie sehr viel „flüssigere“ Formen <strong>von</strong> Migration wie etwa die vorübergehende Arbeitsaufnahme<br />

im anderen Land (z.B. Saisonarbeit). „Transmigration“ ist vielmehr eine Ergänzung <strong>von</strong> Migrationsperspektiven,<br />

die quantitativ stark an Bedeutung gewinnt. „Transmigranten“ unterscheiden<br />

sich durch die Offenheit ihrer Migrationsprojekte <strong>von</strong> klassischen Aus- oder Einwanderern<br />

ebenso wie <strong>von</strong> denjenigen, die sich endgültig für eine Rückkehr in das Herkunftsland entscheiden.<br />

Welche Bedeutung „Transmigration“ für Deutschland hat, beginnt gerade erst untersucht zu<br />

werden (vgl. Pries 2000; Haug/Pichler 1999; siehe auch Ausführungen im 6. Familienbericht der<br />

B<strong>und</strong>esregierung, Deutscher B<strong>und</strong>estag 2000: 126f). Es lassen sich jedoch bereits Annahmen<br />

über die Relevanz formulieren, die diese Form der Migration für verschiedene Zuwanderergruppen<br />

hat. Von Einfluss sind hier insbesondere die politisch-legalen Rahmenbedingungen, die<br />

mehrfache Migration sowie soziale Zugehörigkeit <strong>und</strong> Teilhabe in mehr als einem Staat für<br />

einige Zuwanderergruppen beschränken, für andere aber ermöglichen oder gar herausfordern.<br />

Zu Letzteren gehören insbesondere die Angehörigen <strong>von</strong> EU-Mitgliedstaaten. Innerhalb der<br />

Europäischen Union existieren staatenübergreifende Regelungen, die die Lebenswirklichkeit <strong>von</strong><br />

Transmigranten in besonderer Weise begünstigen. Da<strong>von</strong> profitieren zum Beispiel die transnationalen<br />

Netzwerke derjenigen Arbeitsmigranten, die in den 1960er <strong>und</strong> 1970er Jahren nach<br />

Deutschland kamen <strong>und</strong> deren Herkunftsländer inzwischen zur Europäischen Union gehören<br />

(Griechenland, Italien, Portugal, Spanien). Demgegenüber stellt sich die Situation der so genannten<br />

Spätaussiedler, vornehmlich aus den GUS-Staaten <strong>und</strong> Polen, ganz anders dar. Für diese<br />

Gruppe, die die deutsche Staatsangehörigkeit aufgr<strong>und</strong> ihrer erklärten Identifikation <strong>mit</strong> der<br />

deutschen Herkunft erhielt, ist die Migration in stärkerem Maße <strong>mit</strong> einer eindeutigen Orientierung<br />

an einer Zukunft in Deutschland verb<strong>und</strong>en.<br />

Für den Kontext eines Innovationsprogramms ist besonders bedeutsam, dass <strong>mit</strong> dem Konzept<br />

der „Transmigration“ die Sozialisationsbedingungen <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> erfasst<br />

werden, deren Lebenswirklichkeit durch unabgeschlossene Migrationsprojekte geprägt ist. Für<br />

sie ist Sesshaftigkeit nicht der Normalfall. Sie erfahren Mobilität innerhalb ihrer sozialen - oft<br />

auch verwandtschaftlichen – Netzwerke als bleibende Option. Bei kürzeren oder längeren<br />

Aufenthalten in den Herkunftsregionen machen sie außerdem eigene Erfahrungen <strong>mit</strong> dem Leben<br />

im Herkunftsland. Wie es scheint, beeinflusst dies ihre Lebensplanung <strong>und</strong> die Entwicklung <strong>von</strong><br />

Zukunftsplänen stark; dies lässt sich an ersten Untersuchungen zugewanderter Jugendlicher unter<br />

dieser Perspektive feststellen (vgl. Fürstenau 2003; Hyla-Brüschke 1999; siehe auch Einzelfall-<br />

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