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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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umgesetzt, was in anderen B<strong>und</strong>esländern bislang nur in Form <strong>von</strong> Begegnungssprachen,<br />

Modellversuchen oder Arbeitsgemeinschaften möglich ist. Als einen Motivationsstrang der<br />

B<strong>und</strong>esländer für die Aufnahme <strong>von</strong> Fremdsprachenunterricht in der Gr<strong>und</strong>schule führt die<br />

KMK „die veränderte Lebenswirklichkeit“ an, worunter sie an erster Stelle das Zusammenleben<br />

<strong>mit</strong> Zuwanderern nennt 1 . Weiterhin wird in diesem Kontext auch häufig auf die europäische<br />

Dimension der Bedeutung eines erweiterten Fremdsprachenzugangs hingewiesen. Abgesehen<br />

<strong>von</strong> <strong>mit</strong>tlerweile in mehreren Ländern entstandenen bilingualen Klassen unterscheidet<br />

sich das Sprachenangebot im Pflichtunterricht der Gr<strong>und</strong>schulen zumeist aber nicht vom traditionellen<br />

Fremdsprachenkanon der Sek<strong>und</strong>arstufe: Die Herkunftssprachen der mehrheitlich<br />

hier lebenden Migranten sind gegenüber Englisch <strong>und</strong> Französisch deutlich unterrepräsentiert.<br />

Daneben gibt es erweiterte Angebote, z.B. in Sachsen (Tschechisch, Sorbisch, Spanisch,<br />

Polnisch, Russisch), Thüringen (Russisch, Italienisch, Litauisch), Brandenburg (Russisch,<br />

Sorbisch/Wendisch, zukünftig evt. auch Polnisch) <strong>und</strong> Bayern (Italienisch).<br />

Hatten sich bis gegen Ende des letzten Jahrzehnts viele B<strong>und</strong>esländer unter der <strong>Förderung</strong><br />

des Deutschen als Zweitsprache auch die <strong>Förderung</strong> der Herkunftssprache <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> aus<br />

zugewanderten Familien zum Ziel gesetzt, so zeichnet sich in einer Reihe <strong>von</strong> Ländern seit<br />

kurzem ein Kurswechsel ab.<br />

So begründete das B<strong>und</strong>esland Hessen seine Neukonzeption des Unterrichts in der Herkunftssprache,<br />

der bis 1999 dort verpflichtend war, da<strong>mit</strong>, dass „sich viele in Hessen lebende<br />

ausländische Mitbürgerinnen <strong>und</strong> Mitbürger entschlossen haben, <strong>mit</strong> ihren Familien auf Dauer<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zu bleiben“ <strong>und</strong> deshalb eine Reform in diesem Bereich<br />

notwendig sei. Offenbar wird die <strong>Förderung</strong> der individuellen oder gesellschaftlichen<br />

Mehrsprachigkeit dort nicht länger als Ziel verfolgt, denn seither wird der Unterricht in der<br />

Herkunftssprachen sukzessive in die Verantwortung der Herkunftsstaaten übergeben. Da<strong>mit</strong><br />

fällt die Möglichkeit zur Koordination <strong>mit</strong> dem übrigen Unterricht weitgehend weg <strong>und</strong> für<br />

Kinder deutscher Nationalität, aber anderer Sprache wird kein Angebot zur <strong>Förderung</strong> ihrer<br />

Zweisprachigkeit mehr gemacht. Eine zweite Konsequenz dieser Abschaffung des Herkunftssprachenunterrichts<br />

in deutscher Verantwortung ist es, dass Minderheitensprachen der Herkunftsländer<br />

(z.B. Kurdisch) oder die Sprachen <strong>von</strong> politisch Verfolgten (z.B. Dari/Farsi)<br />

nicht (mehr) gelernt werden können. Hingegen wird der „Staatliche Muttersprachliche Unterricht“<br />

in Nordrhein-Westfalen in 19 Sprachen erteilt; er dient heute ausdrücklich „der Mehrsprachigkeit<br />

<strong>und</strong> ist ein ausgezeichneter Beitrag zum Spracherwerb in Deutsch“ (Nordrhein-<br />

Westfalen 2001). Andere B<strong>und</strong>esländer, wie z.B. Bayern <strong>und</strong> Rheinland-Pfalz, halten an der<br />

ursprünglichen Zielsetzung des muttersprachlichen Ergänzungsunterrichts konzeptionell fest,<br />

allerdings unter Erweiterung der Zielsetzung auf die sozialisatorische Funktion des Unterrichts.<br />

Entsprechend den unterschiedlichen Zielsetzungen <strong>und</strong> der Einbindung des herkunftssprachlichen<br />

Unterrichts in den verschiedenen B<strong>und</strong>esländern ist die Entwicklung seiner Curricula<br />

<strong>und</strong> Lehrmaterialien höchst unterschiedlich. Während im Konsulatsunterricht Materialien <strong>und</strong><br />

Richtlinien der Herkunftsländer eingesetzt werden, sind an verschiedenen Orten Rahmenpläne<br />

<strong>und</strong> Lehrmaterialien entstanden, z.T. in eigenen Verlagen. In jüngerer Zeit hat die Curriculumentwicklung<br />

für den herkunftssprachlichen Unterricht vor allem auf Gr<strong>und</strong> folgender<br />

Einflussgrößen Fortschritte gemacht: Mit der Einführung <strong>von</strong> Lehramtsstudiengängen für den<br />

Türkischunterricht (Universitäten Essen <strong>und</strong> Hamburg) wurde die wissenschaftliche Auseinandersetzung<br />

<strong>mit</strong> Methodik <strong>und</strong> Didaktik dieses Fachs etabliert <strong>und</strong> seine Entwicklung ge-<br />

1 Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, Bericht<br />

„Fremdsprachen in der Gr<strong>und</strong>schule – Sachstand <strong>und</strong> Konzeptionen“, Beschluss der Kultusministerkonferenz<br />

vom 1. 3. 2002, S.2<br />

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