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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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Das Verfahren erhebt die Fähigkeiten im Deutschen, genauer der Grammatik <strong>und</strong> einiger eng<br />

geschnittener Bereiche des Wortschatzes. Das zugr<strong>und</strong>e gelegte Verständnis <strong>von</strong> Sprache<br />

orientiert sich an einer zielsprachlichen Norm, die an der Korrektheit des kompetenten Sprechers<br />

ausgerichtet ist. Die Aufgaben umfassen die Benennung <strong>von</strong> Körperteilen (aktiv <strong>und</strong><br />

passiv), Handlungsbeschreibungen, die nach morphologischen <strong>und</strong> syntaktischen Gesichtspunkten<br />

ausgewertet werden, die Benennung <strong>von</strong> Unterschieden sowie Präpositionalgruppen<br />

<strong>mit</strong> lokaler Bedeutung. Als Aufgabenimpulse dienen ein Teddybär, ein Situationsbild sowie<br />

Bildkarten. Das Verfahren ist als Test angelegt, d.h. es gibt standardisierte Aufgaben zu einzelnen<br />

Bereichen, deren Ergebnisse im Form <strong>von</strong> Punktwerten zu einem Gesamtwert aufaddiert<br />

werden. Diese Konstruktion hat es vom Vorläuferinstrument, dem PI-Test, übernommen<br />

(Fliegner/Gogolin/Urbanek 1982).<br />

Kritische Einwände gegen das Verfahren richten sich auf den Mangel an Begründung der<br />

ausgewählten Aufgabenbereiche <strong>und</strong> Bewertungsmaßstäbe (Punktwerte), das an der Erwachsenengrammatik<br />

orientierte Sprachverständnis <strong>und</strong> die da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>ene fehlende Einbeziehung<br />

der Kindersprachforschung <strong>und</strong> der Zweitspracherwerbsforschung. Kritisiert werden<br />

ferner die Nichtberücksichtigung <strong>von</strong> ggf. vorhandenen Kompetenzen in der Erstsprache sowie<br />

mangelnde Validität. Positiv beurteilt wird die motivierende <strong>und</strong> kindgerechte Gestaltung<br />

der Aufgaben (vgl. Boos-Nünning/Gogolin 1988, Gogolin/Neumann/Roth 2002; Reich<br />

2003).<br />

(b) „Screening“, Bayern<br />

Das vom Staatsinstitut für Schulpädagogik <strong>und</strong> Bildungsforschung entwickelte Instrument<br />

„Sprachkenntnisse bei Schulanfängern erfassen“ wird seit kurzem in Bayern eingesetzt. Eine<br />

Handreichung für den Einsatz liegt seit 2002 als Veröffentlichung vor; zuvor war bereits eine<br />

Internetversion verfügbar.<br />

Das Verfahren zielt explizit nicht auf „eine differenzierte Aufschlüsselung <strong>von</strong> Sprachkompetenzen“,<br />

sondern auf die Fähigkeit <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>mit</strong> einer anderen Erstsprache als Deutsch,<br />

sich sprachlich zu verhalten, um auf diese Weise festzustellen, ob ein Schulanfänger die<br />

sprachlichen Voraussetzungen <strong>mit</strong>bringt, in der Regelklasse chancenreich <strong>mit</strong>zuarbeiten, oder<br />

ob zusätzliche Fördermaßnahmen wie Intensiv- oder Förderkurs bzw. die Einschulung in eine<br />

Sprachlern- oder Übergangsklasse nötig sind. Ort <strong>und</strong> Zeitpunkt der Durchführung sind <strong>mit</strong><br />

der Anmeldung in der Gr<strong>und</strong>schule verb<strong>und</strong>en; die Durchführung obliegt dem Personal der<br />

Gr<strong>und</strong>schule. Eine zentrale Leitperspektive der Entwicklung war ein schulnahes Instrument,<br />

das <strong>von</strong> nicht testerfahrenen Lehrkräften in überschaubarem zeitlichem <strong>und</strong> organisatorischem<br />

Rahmen eingesetzt werden kann.<br />

Charakteristikum des Verfahrens ist eine Stufung in vier Abschnitte, nach deren Ende jeweils<br />

eine Entscheidung über die Zuweisung in eine Regelklasse bzw. eine Weiterführung des Verfahrens<br />

<strong>und</strong> dann am Ende über sprachfördernde Maßnahmen entschieden wird. Die Abschnitte<br />

sind das „erweiterte Einschreibeverfahren“, in dessen Rahmen direkt Fragen an das<br />

Kind gestellt werden, ein weiterführendes Gespräch <strong>mit</strong>tels eines vorbereiteten Fragenkatalogs<br />

zu den Themenkreisen Familie <strong>und</strong> Spiel. Auf der dritten Stufe wird das Kind <strong>mit</strong> zwölf<br />

Bildkarten zum Sprechen animiert. Den Abschluss bilden acht zu sprachlicher Aktivität motivierende<br />

Spielstationen in einem gesondert vorbereiten Raum; dabei nehmen ältere Kinder<br />

als begleitende Tutoren teil. Das sprachliche Verhalten des Kindes wird <strong>von</strong> Lehrerinnen<br />

beobachtet <strong>und</strong> für jede Station gesondert auf einem Protokollbogen notiert.<br />

Das Verfahren ist nicht als Test konzipiert, sondern ist ein materialgestütztes Beobachtungsverfahren,<br />

das auf die Erfassung des sprachlichen Verhaltens in kommunikativen Situationen<br />

<strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>mit</strong> anderen Familiensprachen zielt. Von daher ist das zugr<strong>und</strong>e liegende Ver-<br />

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