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3 FORUM 4 Briefe an die Redaktion MAGAZIN - BUND für Umwelt ...

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Liebe Leserinnen und Leser,<br />

»Gut leben« heißt das Titelthema <strong>die</strong>ser<br />

Ausgabe. Zehn Seiten widmen wir ausgewählten<br />

<strong>Umwelt</strong>- und Gesundheitsthemen.<br />

Zum Auftakt betont <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>-Vorsitzende<br />

Angelika Zahrnt den engen Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

von <strong>Umwelt</strong> und Gesundheit, und wie sehr<br />

wir es heute selbst in der H<strong>an</strong>d haben, unsere<br />

<strong>Umwelt</strong> positiv zu gestalten. Dass <strong>die</strong>s<br />

nicht immer leicht fällt, zeigt <strong>die</strong> unverändert<br />

schwache Nachfrage nach umwelt- und<br />

sozialverträglich hergestellten Lebensmitteln<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d – hier ziehen wir eine (selbst-)<br />

kritische Bil<strong>an</strong>z. D<strong>an</strong>eben greifen wir Themen<br />

wie Lärm und Mobilfunk, Kindergesundheit<br />

und <strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit auf.<br />

Alles interess<strong>an</strong>te Themen, ohne Frage.<br />

Doch wo bleibt der Rest der Welt? Was tut<br />

der <strong>BUND</strong>, während im Irak und <strong>an</strong> vielen<br />

<strong>an</strong>deren Orten <strong>die</strong>ser Erde das Elend nicht<br />

weniger wird? Sorgt er sich nicht um das<br />

Wohl einer Gesellschaft, <strong>die</strong>, in ihrer Mehrheit,<br />

nun wirklich nicht zu klagen hat? Ist es<br />

nicht etwas fragwürdig, »gut leben statt viel<br />

haben« zu propagieren, während <strong>an</strong>dernorts<br />

das Nötigste zum Leben fehlt?<br />

Wohl nicht. Denn noch immer haben wir<br />

viel, weil <strong>an</strong>dere wenig haben. Unverändert<br />

profitieren wir von Niedriglöhnen, vom Raubbau<br />

<strong>an</strong> den natürlichen Ressourcen und von<br />

g<strong>an</strong>z schwachen <strong>Umwelt</strong>gesetzen <strong>an</strong>derswo.<br />

Wenn der <strong>BUND</strong> <strong>für</strong> ein »gutes« Leben, eine<br />

»zukunftsfähige Lebensweise« wirbt, so bedeutet<br />

das immer auch, Ver<strong>an</strong>twortung zu<br />

tragen – <strong>für</strong> <strong>die</strong> Lebensgrundlagen hier und<br />

überall auf der Welt.<br />

Mit Fragen der globalen Gerechtigkeit beschäftigen<br />

sich in <strong>die</strong>ser Ausgabe auch unser<br />

Gastkommentar zum Irak, das Interview mit<br />

Roberto S<strong>an</strong>chez und <strong>die</strong> Ankündigung eines<br />

<strong>BUND</strong>-Kongresses über »<strong>Umwelt</strong> und Globalisierung«<br />

Ende Juni in Berlin, zu dem Sie<br />

herzlich eingeladen sind.<br />

Gerade weil globale Ereignisse ihre Schatten<br />

mehr und mehr auch auf uns werfen, sollen<br />

<strong>die</strong> schönen Seiten unserer nächsten Umgebung<br />

nicht zu kurz kommen: Am 14. Juni ist<br />

der Tag der Artenvielfalt. Beteiligen Sie sich<br />

<strong>an</strong> unserer Aktion: Suchen Sie mit! Viel Spaß<br />

dabei – und bei <strong>die</strong>ser Ausgabe – wünscht Ihr<br />

Severin Zillich<br />

<strong>FORUM</strong><br />

4 <strong>Briefe</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Redaktion</strong><br />

<strong>MAGAZIN</strong><br />

6 Nachrichten und Informationen<br />

GASTKOMMENTAR<br />

10 Krieg gegen das Weltklima<br />

von Herm<strong>an</strong>n Scheer<br />

TITELTHEMA<br />

12 Gut leben<br />

13 Vom pfleglichen Umg<strong>an</strong>g mit<br />

sich und der Welt<br />

von Angelika Zahrnt<br />

16 Renitente Konsumenten<br />

von Heike Moldenhauer<br />

18 Ruhe bitte<br />

von Joy Hensel<br />

19 Mobilfunk und Elektrosmog <strong>für</strong> alle!<br />

von Dietrich Jörn Weder<br />

21 Jung und machtlos<br />

von Thomas Hartm<strong>an</strong>n<br />

20 Arm und umweltgeschädigt<br />

von Werner Maschewski<br />

ZUR ZEIT<br />

22 Raubbau am Gipskarst<br />

von Ursula Schäfer/Steph<strong>an</strong> Röhl<br />

24 Suchen Sie mit!<br />

<strong>BUND</strong>-Aktion<br />

26 <strong>Umwelt</strong> in der Globalisierungsfalle<br />

von J<strong>an</strong> Kowalzig<br />

27 Großer Luxus<br />

Interview mit H<strong>an</strong>na Pötter<br />

28 Mensch und Strom<br />

von Robert Exner<br />

29 Kinderreich, aber ressourcenarm?<br />

von Stef<strong>an</strong>ie Ettelt<br />

AKTIV<br />

30 Arbeitskreis <strong>Umwelt</strong>chemikalien<br />

31 Neues aus dem Verb<strong>an</strong>d<br />

REISEN, RARITÄTEN, REZENSIONEN<br />

38 Moor, Meer und Dünen<br />

von Albert Caspari<br />

40 Ein Winzling, der <strong>die</strong> Wärme liebt<br />

von Gerhard Kneitz<br />

44 Me<strong>die</strong>n<br />

MARKTPLATZ<br />

41 Klein<strong>an</strong>zeigen<br />

PERSÖNLICH<br />

46 Roberto S<strong>an</strong>chez<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 3<br />

INHALT<br />

Gut leben<br />

Unser Themenschwerpunkt<br />

versammelt Beiträge aus dem<br />

Bereich »<strong>Umwelt</strong> und Gesundheit«.<br />

Lesen Sie S.12 –20.<br />

Bedrohte Natur<br />

Der Gipskarst in der Mitte<br />

Deutschl<strong>an</strong>ds ist ein einzigartiger<br />

und artenreicher<br />

Lebensraum. Der <strong>BUND</strong><br />

kämpft <strong>für</strong> seinen Schutz.<br />

Reiseziel Lettl<strong>an</strong>d<br />

Lettl<strong>an</strong>d ist <strong>für</strong> seine prachtvolle<br />

Hauptstadt Riga bek<strong>an</strong>nt.<br />

Ebenso sehenswert: <strong>die</strong> Natur!


<strong>FORUM</strong><br />

Titel der<br />

Ausgabe 1/2003<br />

IMPRESSUM<br />

Warnung vor Altholzverbrennung<br />

Der Ausbau erneuerbarer Energien<br />

ist zu begrüßen. Allerdings darf m<strong>an</strong><br />

nicht <strong>die</strong> Augen vor ihren Belastungen<br />

verschließen. Fördergelder sollten<br />

nicht dazu führen, dass <strong>die</strong> Industrie<br />

billige Anlagen <strong>an</strong> ungeeigneten<br />

Orten und in zu großer Zahl<br />

errichtet. Ich denke hier besonders<br />

<strong>an</strong> Altholz-Verbrennungs<strong>an</strong>lagen,<br />

euphemistisch als »Biomasse-Kraftwerk«<br />

bezeichnet. Tatsächlich sind<br />

sie Müllverbrennungs<strong>an</strong>lagen im<br />

Blümchenkleid. Ihr Wirkungsgrad<br />

ist gering. Wärmenutzung wird gern<br />

vermieden, weil sie unökonomisch<br />

ist. Die vorgesehenen Rauchgasfilter<br />

sind wesentlich simpler als solche<br />

moderner MVA. Große Mengen<br />

schwer belasteten Altholzes – etwa<br />

Eisenbahnschwellen – sind als<br />

Brennmaterial zu erwarten, da<br />

keine wirksame Eing<strong>an</strong>gskontrolle<br />

der Holzschnitzel möglich ist und<br />

Das <strong>BUND</strong>magazin ist <strong>die</strong> Mitgliederzeitschrift<br />

des <strong>BUND</strong> und erscheint viermal im Jahr.<br />

Herausgeber: Bund <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong> und Naturschutz<br />

Deutschl<strong>an</strong>d e.V. (<strong>BUND</strong>) – Friends of the Earth<br />

Germ<strong>an</strong>y<br />

<strong>Redaktion</strong>: Dr. Norbert Fr<strong>an</strong>ck (V.i.S.d.P.), Severin<br />

Zillich (C.v.D.). Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin,<br />

� 0 30/2 75 86-4 57, Fax -4 40, E-Mail: redaktion<br />

@bund.net, www.bund.net. Unverl<strong>an</strong>gt einges<strong>an</strong>dte<br />

M<strong>an</strong>uskripte und Fotos werden sorgfältig<br />

beh<strong>an</strong>delt; eine Haftung wird nicht übernommen.<br />

Gestaltung, Produktion: Claudia Gunkel (Produktionsleitung),<br />

Marc Venner (Grafik/Layout),<br />

Rudolfus Gorbach (Grundlayout).<br />

4 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

<strong>die</strong> Betreiber auf <strong>die</strong> Ver<strong>an</strong>twortung<br />

der Liefer<strong>an</strong>ten verweisen.<br />

Wenn zu <strong>die</strong>sen Nachteilen wie<br />

im Kreis Stormarn <strong>die</strong> Vorbelastung<br />

durch eine vorh<strong>an</strong>dene MVA (mit<br />

bereits genehmigter Erweiterung)<br />

kommt, wehrt sich <strong>die</strong> Bevölkerung.<br />

So gel<strong>an</strong>g es, eine von E.on gepl<strong>an</strong>te<br />

Altholzverbrennungs<strong>an</strong>lage neben<br />

der MVA und so das größte Abfallzentrum<br />

N’Europas zu verhindern.<br />

Mittelfristig muss eine solche Anhäufung<br />

belastender Anlagen durch<br />

Gesetz eingeschränkt werden. Auch<br />

beste Grenzwerte können sich zur<br />

Unverträglichkeit summieren.<br />

Maria Adamczewski, Stormarn<br />

Einsparpotenzial<br />

Den Beitrag »Erneuerbare Energien<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d – Einmaliger Aufschwung«<br />

finde ich sehr gut. Nur<br />

das Energie-Einsparpotenzial<br />

kommt etwas zu kurz. Wie groß <strong>die</strong>ses<br />

ist, habe ich versucht im Solarbrief<br />

3/00 des Solarenergie-Fördervereins<br />

zu demonstrieren.<br />

Dr. Herm<strong>an</strong>n Knüfer, Jülich-Barmen<br />

Offshoreparks förderungswürdig?<br />

Der Artikel von Dr. Traube »Erneuerbare<br />

Energien contra Naturschutz«<br />

appelliert <strong>an</strong> <strong>die</strong> Kompromissbereitschaft<br />

beim Ausbau der regenerativen<br />

Energie. Am R<strong>an</strong>de wurde<br />

erwähnt, dass sich <strong>BUND</strong> und Nabu<br />

gegen den Offshore-Windpark<br />

Buten<strong>die</strong>k aussprechen. Ich nehme<br />

<strong>an</strong>, nach reiflicher Abwägung gab es<br />

da<strong>für</strong> gute Gründe. Für mich kam<br />

<strong>die</strong>se Information allerdings zu<br />

spät. Gutgläubig bin ich mit einem<br />

Fin<strong>an</strong>zierungs<strong>an</strong>teil in <strong>die</strong>sen Wind-<br />

Titelbild: M<strong>an</strong>n am Meer (f1online)<br />

Adressenänderungen: � 01 80/3 32 63 26, per Fax<br />

0 30/2 75 86-4 40 oder schriftlich <strong>an</strong> den Verlag.<br />

Verlag: Natur & <strong>Umwelt</strong> Verlags-GmbH, Am Köllnischen<br />

Park 1, 10179 Berlin.<br />

Bezugspreis: <strong>für</strong> Mitglieder im Beitrag enthalten;<br />

<strong>für</strong> Nichtmitglieder 15 Euro im Jahr. Bestellungen<br />

nur schriftlich per Post oder Fax.<br />

Anzeigenverwaltung: Petra Wedel und Alice-<br />

Kalina Otte, Zweiplus Me<strong>die</strong>nagentur, Pallaswiesenstr.<br />

109, 64293 Darmstadt, � 06151/81270,<br />

Fax: 89 30 98. Es gilt der Anzeigentarif Nr. 10.<br />

Druck: Brühl Druck + Pressehaus, Gießen.<br />

Papier: 100 % Recycling – »100 RC gestrichen«<br />

Spenden: Der <strong>BUND</strong> braucht <strong>für</strong> seine Arbeit<br />

Geld, das nur teilweise über Mitgliedsbeiträge<br />

park eingestiegen. Aus den Prospekten<br />

der Projektpl<strong>an</strong>er sind <strong>die</strong><br />

Knackpunkte natürlich nicht zu<br />

erkennen.<br />

Derzeit laufen etwa 20 Offshore-<br />

Pl<strong>an</strong>ungen. Warum nicht <strong>die</strong> Liste<br />

aller Projekte veröffentlichen, mit<br />

den Top-Ten, <strong>die</strong> der <strong>BUND</strong> be<strong>für</strong>wortet?<br />

So ließe sich verhindern,<br />

dass <strong>BUND</strong>-Mitglieder Projekte vor<strong>an</strong>treiben,<br />

<strong>die</strong> der <strong>BUND</strong> ablehnt.<br />

Und es wäre ein guter und hilfreicher<br />

Service <strong>für</strong> alle, <strong>die</strong> umweltverträglich<br />

investieren wollen.<br />

Oliver Stens, Ingelheim<br />

Eh-off<br />

Auch ich bin »eh-off« und schon<br />

l<strong>an</strong>ge umgestiegen. Wenn Ihr noch<br />

mal so eine Umsteiger-Seite bringt,<br />

sollte m. E. auch mein Stromliefer<strong>an</strong>t<br />

draufstehen: <strong>die</strong> EWS = Elektrizitätswerke<br />

Schönau, auch »Stromrebellen«<br />

gen<strong>an</strong>nt, <strong>die</strong> seit Tschernobyl<br />

<strong>für</strong> eine atomfreie Zukunft<br />

kämpfen. Ver<strong>BUND</strong>ene Grüße!<br />

Ursula v. Aaken, Taunusstein<br />

Im Rahmen unseres Aufrufs zum<br />

Wechsel des Stromversorgers haben<br />

wir alle Anbieter gen<strong>an</strong>nt, <strong>die</strong> das<br />

goldene »Grüner-Strom-Label« tragen.<br />

Die Elektrizitätswerke Schönau<br />

haben sich bisl<strong>an</strong>g leider nicht zertifizieren<br />

lassen.<br />

Pro Windkraft<br />

Als <strong>BUND</strong>-Mitglied und Be<strong>für</strong>worter<br />

der Windkraftnutzung begrüße<br />

ich sehr, dass Sie den erneuerbaren<br />

Energien so breiten Platz eingeräumt<br />

haben. Bedauerlich finde ich, dass<br />

m<strong>an</strong> auch in <strong>BUND</strong>-Kreisen immer<br />

hereinkommt. Ihre Spende ist erwünscht und<br />

steuerlich absetzbar. Bitte überweisen Sie Ihre<br />

Spende auf das Konto Nr. 232 der Sparkasse<br />

Bonn, BLZ 380 500 00. D<strong>an</strong>ke!<br />

Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder sonstige<br />

Verwertung nur mit schriftlicher Einwilligung<br />

des Verlages.<br />

Beilagen: Dieses <strong>BUND</strong>magazin enthält Beilagen<br />

von Gruner + Jahr und von der UDI <strong>Umwelt</strong>Direkt-<br />

Invest-Beratungs-GmbH.<br />

Das <strong>BUND</strong>magazin 3/03 erscheint am 16. August<br />

mit dem Schwerpunkt »Lebendige Städte«.<br />

<strong>Redaktion</strong>sschluss ist der 30. Juni 2003.


wieder den Argumenten »Versch<strong>an</strong>delung<br />

der L<strong>an</strong>dschaft«, »Lärmbelästigung«<br />

und »Gefahr <strong>für</strong> Vögel«<br />

begegnet.<br />

Eigenartig, dass riesige Kraftwerksblöcke<br />

mit fast 300 Meter<br />

hohen Schornsteinen und das Netz<br />

von Hochsp<strong>an</strong>nungsleitungen, das<br />

unser L<strong>an</strong>d überzieht, nicht als<br />

L<strong>an</strong>dschaftsbeeinträchtigung empfunden<br />

werden. Ebenso ist das<br />

Geräusch – Lärm k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> es nicht<br />

nennen – von Windrädern vernachlässigbar<br />

gegenüber dem Verkehrslärm.<br />

Und ich habe noch nie von<br />

toten Vögeln in der Nähe von Windkraft<strong>an</strong>lagen<br />

gehört.<br />

Es wäre wünschenswert, wenn<br />

Sie sich in Ihrem Magazin einmal<br />

sachlich mit <strong>die</strong>sen Argumenten<br />

ausein<strong>an</strong>dersetzen würden.<br />

Martin Maurer, Heilbronn<br />

Bodensee und Müritz<br />

Ich wundere mich sehr über den<br />

Leserbrief von H<strong>an</strong>nelore Reinhold<br />

im <strong>BUND</strong>magazin 1/03. Demnach<br />

soll der größte See Deutschl<strong>an</strong>ds<br />

nicht der Bodensee sein, sondern<br />

<strong>die</strong> Müritz? Der Bodensee besitzt<br />

eine Fläche von 571,5 km 2, wovon<br />

auf Deutschl<strong>an</strong>d ein See<strong>an</strong>teil von<br />

305 km 2 fällt (Österreich 60 km 2,<br />

Schweiz 173 km 2). Die Fläche der<br />

Müritz beträgt dagegen nur 115 km 2.<br />

Und der Bodensee soll der größte<br />

See Mitteleuropas sein? Der Genfer<br />

See z.B. hat eine Fläche von 580 km 2<br />

(davon 345 km 2 in der Schweiz, der<br />

Rest Fr<strong>an</strong>kreich). Aber gut, bzgl. der<br />

Schönheit der Müritz gebe ich der<br />

Autorin recht! (Daten: Brockhaus)<br />

Lutz Essers, Berlin<br />

Nein zum Irak-Krieg<br />

Leider habe ich im letzten <strong>BUND</strong>-<br />

Magazin kein Wort über den drohenden<br />

Angriff auf den Irak lesen<br />

können. Hat es Ihrer Meinung nach<br />

nichts mit <strong>Umwelt</strong>- und Naturschutz<br />

zu tun, wenn wieder einmal<br />

ur<strong>an</strong>ium<strong>an</strong>gereicherte Geschosse<br />

zur Sicherung unserer verschwenderischen<br />

Lebensweise verschossen<br />

werden? Der <strong>BUND</strong> leistet wertvolle<br />

Arbeit auf kommunaler, regionaler<br />

und nationaler Ebene. Diese unterstütze<br />

ich seit vielen Jahren. Dass<br />

allerdings der Truppenaufmarsch<br />

am Golf von Ihnen noch nicht ein-<br />

mal erwähnt wird, enttäuscht mich.<br />

Über Ihr klares Nein zu einem Krieg<br />

gegen den Irak würde ich mich<br />

freuen!<br />

Matthias Maurer, Oberursel<br />

Der <strong>BUND</strong> und Friends of the Earth<br />

International unterstützen seit<br />

Februar <strong>die</strong> Bewegung <strong>für</strong> Frieden<br />

und <strong>die</strong> Aktion »Deutschl<strong>an</strong>d sagt<br />

NEIN« zu einem Krieg im Irak. Mehr<br />

dazu unter www.bund.net. Siehe<br />

auch unseren aktuellen Kommentar<br />

zu den Ereignissen im Irak auf S.10.<br />

Zum Weinen<br />

Dem Leserbrief von Frau Fery (»Verfehlte<br />

<strong>Umwelt</strong>pädagogik«) k<strong>an</strong>n ich<br />

nur zustimmen. Es treibt einem <strong>die</strong><br />

Tränen in <strong>die</strong> Augen, wenn m<strong>an</strong><br />

sich mit der Sache länger beschäftigt.<br />

Der Begriff »<strong>Umwelt</strong>pädagogik«<br />

ist ungeschützt, jede/r k<strong>an</strong>n »<strong>Umwelt</strong>bildung«<br />

machen. Dazu braucht<br />

es keinerlei ökologische Kenntnisse,<br />

sondern »nur« guten Willen. Diese<br />

»<strong>Umwelt</strong>pädagogen« sind oft selber<br />

nicht in der Lage, eine Hasel von<br />

einer Ulme zu unterscheiden, oder<br />

lehnen es ab, Fledermauskästen zu<br />

bauen, weil sie das Ungeziefer nicht<br />

<strong>an</strong>locken wollen.<br />

Es ist (besonders hier im Osten)<br />

Tatsache, dass Tausende ökologisch<br />

vollkommen naiver Erzieherinnen,<br />

Ingenieurinnen oder Physikerinnen<br />

in <strong>die</strong> Schulen und Kindergärten<br />

strömen und dort nach alter DDR-<br />

M<strong>an</strong>ier mit – von Erzieherinnen<br />

ausgewählten, nicht etwa freiwillig<br />

kommenden – Kindern nach Anleitung<br />

alle haargenau <strong>die</strong>selben<br />

Männchen aus Klorollen und<br />

Kronenkorken basteln. M<strong>an</strong> erzählt<br />

ihnen d<strong>an</strong>n, <strong>die</strong>s sei Recycling oder<br />

<strong>Umwelt</strong>schutz … Selbst bei Exkursionen<br />

in den Wald steht immer<br />

mindestens eine Erzieherin d<strong>an</strong>eben,<br />

<strong>die</strong> ununterbrochen <strong>die</strong> Kinder<br />

stört und ermahnt. Stille ist genauso<br />

wenig möglich wie eine Änderung<br />

des den Schulleitern <strong>an</strong>gekündigten<br />

»Programms« entsprechend der<br />

Stimmung in der Gruppe.<br />

Aufgezwungen werden <strong>die</strong>se Arbeitskräfte<br />

den <strong>Umwelt</strong>verbänden<br />

meist durch <strong>die</strong> Tatsache, dass wir<br />

nahezu vollkommen von Förderungen<br />

über ABM und SAM abhängig<br />

sind. Da muss m<strong>an</strong> nehmen, was<br />

das Arbeitsamt in den Akten hat.<br />

Glücksgriffe sind selten dabei, und<br />

wenn, ist es nahezu unmöglich, sie<br />

zu halten (Geldm<strong>an</strong>gel, Förderung<br />

läuft aus etc.). Zu allem Überfluss<br />

machen <strong>die</strong>se hoch subventionierten<br />

»<strong>Umwelt</strong>pädagogen« engagierten<br />

Ökologen und <strong>an</strong>deren, <strong>die</strong> sich<br />

selbstständig machen wollen, durch<br />

lachhafte Preise den Markt kaputt.<br />

Bleibt zu hoffen, dass <strong>die</strong>se Art der<br />

Förderung – derzeit steht »<strong>Umwelt</strong>bildung«<br />

hoch im Kurs – bald endet.<br />

Aber was d<strong>an</strong>n? Keine mir bek<strong>an</strong>nte<br />

Stiftung übernimmt Honorarmittel<br />

in auch nur <strong>an</strong>nähernd<br />

nötiger Höhe. Es ist zum Weinen …<br />

Dr. Svenja Tidow, Wackerow,<br />

Bildungsreferentin der <strong>BUND</strong>jugend<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 5<br />

Die <strong>Redaktion</strong><br />

freut sich über<br />

jeden Leserbrief,<br />

muss sich aber<br />

Kürzungen vorbehalten.


<strong>MAGAZIN</strong><br />

Billigflieger<br />

Hintergrundinfos<br />

zu Billig-Airlines<br />

und eine Grundsatzposition<br />

zum<br />

Luftverkehr gibt es<br />

unter www.bund.<br />

net?verkehr.html<br />

oder im <strong>BUND</strong>-<br />

Verkehrsreferat,<br />

Am Köllnischen<br />

Park 1, 10179 B,<br />

Tel. 030/27586-<br />

482, gerrit.schrammen@bund.net<br />

Aktionstag am 15. Juni<br />

Mobil ohne Auto<br />

Anf<strong>an</strong>g der 80er Jahre war Premiere,<br />

am 15. Juni ist es wieder<br />

soweit: Bundesweit findet der<br />

Aktionstag »Mobil ohne Auto« statt,<br />

wie immer am dritten Sonntag im<br />

Juni. L<strong>an</strong>dauf, l<strong>an</strong>dab werben bunte<br />

Aktionen <strong>für</strong> eine menschen- und<br />

umweltverträgliche Verkehrspolitik.<br />

Am 17. Juni werden sich <strong>die</strong> Universitäten<br />

mit einem »Autofreien Hochschultag«<br />

<strong>die</strong>ser Aktion <strong>an</strong>schließen.<br />

Zur aktiven Teilnahme ruft der<br />

<strong>BUND</strong> gemeinsam mit vielen <strong>an</strong>deren<br />

<strong>Umwelt</strong>initiativen auf.<br />

Umkehr e.V., Exerzierstr. 20, 13357 B,<br />

Tel. 030/492-7473, Fax: -7972, info@<br />

umkehr.de, www.mobilohneauto.de<br />

Wer sich innerhalb Europas<br />

weiter mit Bahn, Bus und Schiff<br />

bewegen will, findet nützliche<br />

Informationen in der Broschüre<br />

»Zügig durch Europa«, <strong>die</strong> es<br />

gegen Einsendung eines 5-Euro-<br />

Scheines beim VCD gibt: Postfach<br />

170160, 53027 Bonn, Tel. 02 28/<br />

9 8585-10, vers<strong>an</strong>d@vcd.org<br />

6 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

<strong>BUND</strong>-Archiv<br />

Billigflieger<br />

Hoher Preis <strong>für</strong> Klima und Anwohner<br />

Für 50 Euro nach Mallorca, <strong>für</strong> 29<br />

Euro nach London, <strong>für</strong> 19 Euro<br />

von Köln nach Berlin – was <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs<br />

wie ein bizarrer und kurzfristiger<br />

Werbe-Gag wirkte, hat sich zu einer<br />

ernsthaften Gefahr <strong>für</strong> das Klima<br />

entwickelt: Flugreisen zum Preis<br />

einer Taxifahrt. Immer neue Fluggesellschaften<br />

unterbieten sich mit<br />

Schnäppchen-Angeboten, <strong>die</strong> noch<br />

vor einem Jahr undenkbar gewesen<br />

wären. Kein Wunder, dass immer<br />

mehr Menschen immer kürzere<br />

Flugreisen zu konkurrenzlosen Preisen<br />

buchen. Doch der Preis <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

neue Bewegungsfreiheit ist hoch:<br />

»Wer von der Bahn auf das Flugzeug<br />

umsteigt, trägt mit seiner Reise etwa<br />

10 bis 20 Mal stärker zur Klimaerwärmung<br />

bei. Wenn Billig<strong>an</strong>bieter<br />

zum Umsteigen auffordern, erweisen<br />

sie dem Klimaschutz einen<br />

Bären<strong>die</strong>nst«, so <strong>BUND</strong>-Bundesgeschäftsführer<br />

Gerhard Timm.<br />

Wichtig ist deshalb, den Flugverkehr<br />

ab sofort nicht mehr zu subventionieren.<br />

Nur <strong>die</strong> steuerliche<br />

Bevorzugung des Fliegens macht es<br />

möglich, Flüge billiger als Bahn-<br />

Tag der Regionen<br />

Mitmachen!<br />

Über 1400 Aktionen warben seit<br />

1999 am »Tag der Regionen«<br />

<strong>für</strong> heimische Produkte und Dienstleistungen.<br />

Die vielseitigen ökologischen,<br />

wirtschaftlichen und kulturellen<br />

Stärken der Region werden <strong>an</strong><br />

<strong>die</strong>sem Tag kreativ und ph<strong>an</strong>tasievoll<br />

erlebbar. Seit 2002 findet der Tag<br />

der Regionen bundesweit statt: Mit<br />

etwa 600000 BesucherInnen auf 550<br />

Ver<strong>an</strong>staltungen zwischen Ostsee<br />

und Bodensee, Eifel und Lausitz war<br />

er ein voller Erfolg. Auch <strong>BUND</strong>-<br />

Aktive waren vielfach präsent, der<br />

<strong>BUND</strong> ist zudem Partner des<br />

Aktionsbündnisses. Wer sich <strong>die</strong>ses<br />

Jahr beteiligen will, sollte schon<br />

jetzt zu pl<strong>an</strong>en beginnen: Nächster<br />

Tag der Regionen ist der 5. Oktober.<br />

Machen Sie mit! Nutzen Sie den<br />

Aktionstag, um auf regionale Produkte<br />

oder eine Initiative aufmerk-<br />

tickets <strong>an</strong>zubieten. Durch höhere<br />

Stickoxid- und Kohlendioxid-Emissionen<br />

sowie Wolkenbildung auf<br />

Grund von Kondensstreifen entwickelt<br />

sich der Flugverkehr mehr und<br />

mehr zum »Klimakiller Nr. 1«. Geht<br />

der Trend weiter, werden Flugzeuge<br />

das Klima bald stärker schädigen als<br />

der gesamte Straßenverkehr.<br />

Um dem entgegenzuwirken, sind<br />

dem Flugverkehr <strong>die</strong> Kosten <strong>für</strong> seine<br />

<strong>Umwelt</strong>schäden voll <strong>an</strong>zulasten.<br />

Eine EU-weite Emissionsabgabe<br />

und <strong>die</strong> Besteuerung von Kerosin<br />

sollten rasch eingeführt werden.<br />

Der <strong>BUND</strong>-Verkehrsexperte Gerrit<br />

Schrammen hat einen weiteren<br />

Wunsch: »Bei internationalen Flügen<br />

gibt es keine Mehrwertsteuer<br />

auf Flugtickets. Deshalb begrüßen<br />

wir <strong>die</strong> Absicht der Bundesregierung,<br />

zumindest auf Flügen innerhalb der<br />

EU <strong>die</strong>se Steuer zu erheben.«<br />

Mit dem boomenden Flugverkehr<br />

steigt auch <strong>die</strong> Belastung der Flughafen-Anwohner<br />

durch Lärm und<br />

Schadstoffe. Hier könnte ein schärferes<br />

Fluglärmgesetz Abhilfe verschaffen.<br />

sam zu machen. Und tun Sie sich<br />

zusammen: Eine gemeinsame Pl<strong>an</strong>ung<br />

aller, <strong>die</strong> sich vor Ort mit der<br />

Region und ihren Stärken identifizieren,<br />

ist sehr sinnvoll. Die Themenpalette<br />

bisheriger Aktionen reicht<br />

von Verbraucherschutz, H<strong>an</strong>dwerk,<br />

Nahversorgung, Lebensqualität,<br />

Eine Welt, Müll- und Verkehrsvermeidung<br />

bis zu Öko-Tourismus und<br />

umweltgerechter L<strong>an</strong>dwirtschaft.<br />

Anregungen und Hilfe bei der Pl<strong>an</strong>ung<br />

bieten <strong>die</strong> Koordinationsbüros<br />

Nord (Brigitte Hilcher, Zur Specke 4,<br />

34434 Borgentreich, Tel. 05643/948-<br />

537, Fax: -803, tagderregionen@freenet.de)<br />

und Süd (Gisela Endt, Spitalstraße<br />

5, 91555 Feuchtw<strong>an</strong>gen, Tel.<br />

09852/1381, Fax: /4895, tag-derregionen@web.de)<br />

sowie <strong>die</strong> Homepage<br />

www.tag-der-regionen.de.


Tr<strong>an</strong>sfair<br />

Fair einkaufen – na logo<br />

Vieles, was in den Regalen unserer<br />

Supermärkte steht, wird<br />

fernab von Deutschl<strong>an</strong>d hergestellt.<br />

Und das unter Bedingungen,<br />

<strong>die</strong> den Kunden meist<br />

verschwiegen werden.<br />

Denn <strong>die</strong> Wahrheit ist<br />

unbequem: D<strong>an</strong>k unserer<br />

Sonder<strong>an</strong>gebote werden<br />

Menschen <strong>an</strong>dernorts<br />

miserabel bezahlt, wird<br />

ihre <strong>Umwelt</strong> systematisch<br />

ausgebeutet.<br />

Doch es geht auch <strong>an</strong>ders. Der<br />

Verein Tr<strong>an</strong>sFair hat kürzlich das<br />

erste internationale Gütesiegel <strong>für</strong><br />

»fair« geh<strong>an</strong>delte Produkte vorgestellt.<br />

Diese wurden den Erzeugern<br />

zu einem <strong>an</strong>gemessenen Preis abge-<br />

25 Jahre Blauer Engel<br />

Blau <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong><br />

Wer kennt ihn nicht? Der blaue<br />

Engel ziert Produkte und<br />

Dienstleistungen, <strong>die</strong> besonders<br />

umweltfreundlich sind und zugleich<br />

hohe Ansprüche <strong>an</strong> den Gesundheits-<br />

und Arbeitsschutz sowie <strong>die</strong><br />

Gebrauchstauglichkeit erfüllen. Weil<br />

er <strong>die</strong>s schon seit 1978 tut, gilt er<br />

heute als ältestes <strong>Umwelt</strong>zeichen der<br />

Welt. Rund 3700 Angebote aus über<br />

80 Produktbereichen sind derzeit<br />

ausgezeichnet, darunter seit neuestem<br />

auch H<strong>an</strong>dys (s. aber S.19!).<br />

Das 25-jährige Jubiläum des<br />

Blauen Engels begleitet in <strong>die</strong>sem<br />

kauft und nicht von Kindern hergestellt;<br />

zudem stammen sie aus umweltgerechtem<br />

Anbau. Tr<strong>an</strong>sFair, zu<br />

dessen Mitgliedern auch<br />

der <strong>BUND</strong> zählt, vergibt<br />

das Siegel in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

Dass das Logo hält, was es<br />

verspricht, kontrolliert <strong>die</strong><br />

internationale Dachorg<strong>an</strong>isation<br />

FLO. In zwölf<br />

europäischen Ländern<br />

und Jap<strong>an</strong> wird das neue<br />

Label künftig <strong>für</strong> mehr<br />

Tr<strong>an</strong>sparenz beim Einkauf sorgen.<br />

Tr<strong>an</strong>sFair e.V., Tel. 0221/942040-0,<br />

Fax: -40, info@tr<strong>an</strong>sfair.org, www.<br />

tr<strong>an</strong>sfair.org, www.fairtrade.net<br />

Jahr eine Marketingkampagne.<br />

Ihr<br />

Ziel ist es, »breitere Teile der Bevölkerung<br />

<strong>für</strong> das Thema umweltbewussten<br />

Konsum zu gewinnen«.<br />

Dazu erhält der Blaue Engel ein<br />

modernes Design. Der Tag der <strong>Umwelt</strong><br />

am 5. Juni steht g<strong>an</strong>z unter dem<br />

Motto des Jubiläums. Und bundesweit<br />

sollen Aktionen in Kooperation<br />

auch mit dem <strong>BUND</strong> stattfinden.<br />

Jury <strong>Umwelt</strong>zeichen, Tel. 0228/4036-<br />

162, katrin.krause@nabu.de,<br />

www.blauer-engel.de<br />

Datenb<strong>an</strong>k verschafft Überblick über Produktkennzeichen<br />

Wer bewusst einkaufen will, ist auf glaubwürdige Informationen <strong>an</strong>gewiesen.<br />

Produktlabel können eine Hilfestellung beim Einkauf bieten.<br />

Aber <strong>die</strong> unüberschaubare Fülle der Label trägt eher zur Verunsicherung<br />

als zur Tr<strong>an</strong>sparenz bei. Licht in den Dschungel der Produktkennzeichnung<br />

bringt jetzt <strong>die</strong> Verbraucher-Initiative. Unter www.label-online.de<br />

informiert sie über <strong>die</strong> verschiedenen Gütesiegel. Die Internet-Datenb<strong>an</strong>k<br />

hilft eine sachgerechte und individuelle Kaufentscheidung zu treffen.<br />

Zu jedem Zeichen bietet sie Name und Logo, Vergabekriterien und<br />

-verfahren, Bewertung und Urteil aus Verbrauchersicht, Adresse des Zeichengebers<br />

und ein Link zu der Website des Labels.<br />

Verbraucher-Initiative, Elsenstraße 106, 12435 Berlin, Tel. 0 30/53 60 73-3,<br />

Fax –45, presse@verbraucher.org, Internet: www.verbraucher.org<br />

Anzeige<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 7


<strong>MAGAZIN</strong><br />

Elb-Zerstörung<br />

Das Elbufer Griboer<br />

Schweiz bei<br />

Wörlitz steht<br />

gleich unter doppelteminternationalen<br />

Schutz:<br />

als UNESCO-Welterbe<br />

(Dessau-<br />

Wörlitzer Gartenreich)<br />

und Biosphärenreservat<br />

(Flussl<strong>an</strong>dschaft<br />

Elbe). Die Schotterung<br />

geschah<br />

ohne jede Prüfung<br />

der <strong>Umwelt</strong>-<br />

verträglichkeit. W<br />

Elbe<br />

Dr. Ernst Paul<br />

Dörfler, <strong>BUND</strong>-<br />

Elbeprojekt, Tel.<br />

0171/1832194<br />

oder 039244/290<br />

Aktiv-Urlaub<br />

Adressen und Infos<br />

unter www.<br />

wwoof.de<br />

Zukunft der Elbe<br />

Des Trauerspiels nächster Akt?<br />

Haben sich <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong>verbände<br />

zu früh gefreut? Nachdem Rot-<br />

Grün im Koalitionsvertrag eindeutig<br />

<strong>für</strong> ein Ende des Elbe-Ausbaus<br />

votiert und <strong>die</strong> EU-Kommission <strong>die</strong><br />

Rechtswidrigkeit der Bauarbeiten<br />

bestätigt hatte, war <strong>die</strong> Erleichterung<br />

auf Seiten der Flussfreunde<br />

groß. Doch Ende Februar kündigte<br />

Verkehrsminister Stolpe <strong>an</strong>, den<br />

Baustopp <strong>an</strong> der Elbe wieder aufzuheben,<br />

mit sattsam bek<strong>an</strong>nter Rhetorik:<br />

Kein Ausbau sei gepl<strong>an</strong>t, sondern<br />

nur <strong>die</strong> weitere »Inst<strong>an</strong>dsetzung«.<br />

Für das naturnahe Elbufer<br />

und seine seltenen Tiere und Pfl<strong>an</strong>zen<br />

sind solche Spitzfindigkeiten<br />

gleichgültig. Unter Bergen von<br />

Schotter blüht keine Zukunft mehr.<br />

Aktiv-Urlaub auf dem Bauernhof<br />

Erfahrungen sammeln<br />

Wer wenig Geld hat, aber ökologisch<br />

reisen möchte, k<strong>an</strong>n<br />

mit der Initiative »world-wide<br />

opportunities on org<strong>an</strong>ic farms«<br />

(wwoof) Ökohöfe in vielen Ländern<br />

besuchen. Das Prinzip: Mitarbeiten<br />

auf ökologischen Höfen im L<strong>an</strong>d<br />

der Wünsche und da<strong>für</strong> freie Unterkunft<br />

und Verpflegung genießen.<br />

Die Regeln sind einfach: »wwoof«<br />

stellt <strong>für</strong> das Wunschl<strong>an</strong>d <strong>die</strong> Adressen<br />

der Höfe gegen eine Gebühr<br />

bereit und gibt auf der Website und<br />

in Büchern Tipps <strong>für</strong> das Mitein<strong>an</strong>der<br />

von Farmern und »Wwoofern«.<br />

8 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

Der <strong>BUND</strong> reagierte schnell. In<br />

einem offenen Brief <strong>an</strong> Stolpe warnten<br />

<strong>die</strong> Vorsitzende Angelika Zahrnt<br />

und Bundesgeschäftsführer Gerhard<br />

Timm vor einem ernsthaften<br />

Rückfall in alte Zeiten, als ohne<br />

Gesamtkonzept und Prüfung auf <strong>die</strong><br />

<strong>Umwelt</strong>verträglichkeit, ohne Nachweis<br />

der Wirtschaftlichkeit und<br />

Beteiligung der Öffentlichkeit drauf-<br />

los gebaut wurde: »Die Elbe ist ein<br />

zu kostbarer Fluss, eine zu unbedeutende<br />

Wasserstraße, als dass<br />

nach altem Muster weiter Schotter<br />

in den Fluss gekippt werden darf.«<br />

Der <strong>BUND</strong> wird genau beobachten,<br />

wie es <strong>an</strong> der Elbe weitergeht.<br />

Gegen neue Rechtsverstöße werden<br />

alle verfügbaren Mittel eingesetzt.<br />

Reiseweg und zeitliche Absprachen<br />

mit den Farmen org<strong>an</strong>isieren <strong>die</strong><br />

Helfer selbst. Meist helfen <strong>die</strong> Gäste<br />

rund sechs Stunden täglich auf den<br />

Höfen mit. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich auch auf<br />

mehreren Höfen nachein<strong>an</strong>der<br />

<strong>an</strong>melden. So lassen sich Reisen<br />

und verschiedene Erfahrungen im<br />

Ökol<strong>an</strong>dbau optimal verbinden.<br />

Für 18 Euro im Jahr versendet<br />

der Verein der Freiwilligen Helfer<br />

auf ökologischen Höfen e.V. eine<br />

Liste deutscher und deutschsprachiger<br />

Ökohöfe in Europa, <strong>die</strong><br />

wwoof-Gäste aufnehmen.<br />

E. P. Dörfler<br />

<strong>Umwelt</strong>stu<strong>die</strong> über <strong>BUND</strong><br />

Glaubwürdig<br />

Eine üppig besetzte PR-Abteilung<br />

und viel Geld <strong>für</strong> bunte Anzeigen<br />

allein zaubern keinen guten Ruf<br />

herbei. Diese Erkenntnis liefert eine<br />

repräsentative Umfrage des Allensbach-Institutes.<br />

Die Statistiker wollten<br />

wissen, welche Verbände und<br />

Institutionen in Deutschl<strong>an</strong>d beim<br />

Thema <strong>Umwelt</strong>schutz öffentliches<br />

Vertrauen genießen. Hinter den Verbraucherverbänden<br />

kam der <strong>BUND</strong><br />

auf Platz 3 der glaubwürdigsten Akteure.<br />

Während 57 Prozent aller Befragten<br />

den <strong>BUND</strong> grundsätzlich <strong>für</strong><br />

vertrauenswürdig hielten, l<strong>an</strong>deten<br />

der Deutsche Bauernverb<strong>an</strong>d (25%),<br />

<strong>die</strong> Großunternehmen (7%) und<br />

Parteien (6%) am Ende der Skala.<br />

Aktiv <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong><br />

Ökojobs im<br />

Internet<br />

er Arbeit, ein Praktikum,<br />

eine Zivil<strong>die</strong>nst- oder FÖJ-<br />

Stelle im Bereich <strong>Umwelt</strong>schutz<br />

sucht, sollte »www.oekojobs.de«<br />

kennen. Die Seite bietet neben einem<br />

allgemeinen Überblick eine<br />

Datenb<strong>an</strong>k mit Einsatzstellen in<br />

g<strong>an</strong>z Europa. Wer über ein Freiwilliges<br />

Ökologisches Jahr (FÖJ) nachdenkt,<br />

findet unter »www. foej.de«<br />

eine große Vielfalt von Alternativen.<br />

Auch <strong>die</strong> Homepage der Baltic<br />

Youth Cooperation ist interess<strong>an</strong>t:<br />

Dieses Netzwerk von (Jugend-)<strong>Umwelt</strong>-Initiativen<br />

rund um <strong>die</strong> Ostsee<br />

gehört zum Europäischen Freiwilligen<strong>die</strong>nst<br />

(EFD), der neben einem<br />

Taschengeld auch Unterkunft, Verpflegung<br />

und Versicherung bietet:<br />

siehe »www.byco. info«. Wer sich im<br />

Ausl<strong>an</strong>d <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong> engagieren<br />

will, wird auch unter »www.idealist.<br />

org« oder »www.avso.org« fündig.<br />

Infos und Bücher wie »Unterwegs <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong> – Ökojobs in Europa«<br />

(10 Euro) oder »Jobben <strong>für</strong> Natur und<br />

<strong>Umwelt</strong>« (15,90 Euro) gibt es in der<br />

Öko-Job-Börse, Turmstr. 14a, 23843<br />

Bad Oldesloe, Tel. 04531/4512, Fax:<br />

/7116, jup@oekojobs.de


Profiteur eBay<br />

Illegaler H<strong>an</strong>del mit geschützten Tieren<br />

Kaum eine Hoffnung auf Gewinne<br />

im Internet hat sich in den<br />

letzten zwei Jahren nicht gründlich<br />

zerschlagen. Erfolgsgeschichten wie<br />

<strong>die</strong> des Internet-Auktionshauses<br />

eBay sind rar. Innerhalb kürzester<br />

Zeit hat sich <strong>die</strong> Seite zum weltweit<br />

größten Online-Marktplatz entwickelt.<br />

Doch nun fällt ein Schatten<br />

auf das Angebot. Nach Recherchen<br />

des »Komitees gegen den Vogelmord«<br />

werden unter www.ebay.de<br />

jedes Jahr mehr als 10000 bedrohte<br />

Tiere vermarktet – v.a. ausgestopfte<br />

Greifvögel und Eulen, Wildkatzenfelle,<br />

Kaviar und Elfenbeinprodukte,<br />

deren H<strong>an</strong>del in Deutschl<strong>an</strong>d streng<br />

verboten ist. Im Auftrag des Komitees<br />

hatten Biologen 30 Tage l<strong>an</strong>g<br />

alle eBay-Angebote von Produkten<br />

streng geschützter Tierarten erfasst.<br />

Ein Großteil stammte von professionellen<br />

Händlern und Sammlern.<br />

»Es ist unglaublich, wie dreist<br />

m<strong>an</strong>che eBay-Händler gegen Artenschutzgesetze<br />

verstoßen«, so Axel<br />

Hirschfeld, Sprecher des Komitees.<br />

»Wir schätzen, dass über eBay täglich<br />

mehrere Dutzend Straftaten im<br />

Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes<br />

beg<strong>an</strong>gen werden.« Besonders<br />

ärgert <strong>die</strong> Naturschützer, dass sich<br />

das Auktionshaus zwar offiziell verpflichtet<br />

hat, verbotene Artikel zu<br />

entfernen, de facto aber nichts tut,<br />

um den H<strong>an</strong>del mit geschützten<br />

Arten zu unterbinden. »eBay stellt<br />

Tierschmugglern und Wilderern <strong>die</strong><br />

Anonymität zur Verfügung, <strong>die</strong> sie<br />

<strong>für</strong> den H<strong>an</strong>del mit ihrer illegalen<br />

Ware benötigen«, so Hirschfeld weiter.<br />

Er hat deshalb Anzeige erstattet.<br />

Was l<strong>an</strong>ge währt …<br />

Nationalpark Kellerwald in Sichtweite<br />

Deutschl<strong>an</strong>d bekommt einen neuen<br />

Nationalpark! Ende März entschied <strong>die</strong><br />

hessische L<strong>an</strong>desregierung, im L<strong>an</strong>dkreis Waldeck-Fr<strong>an</strong>kenberg<br />

einen kleinen, aber feinen<br />

Nationalpark Kellerwald zu gründen. Immer-<br />

Knorrige Altbuche im Kellerwald.<br />

M<strong>an</strong>fred Delpho<br />

hin 17 Jahre ist es her, dass der <strong>BUND</strong> Hessen<br />

hier erstmals einen Buchenwald-Nationalpark<br />

gefordert hatte. <strong>BUND</strong>-Vorst<strong>an</strong>dmitglied<br />

Jörg Nitsch, der zu den Initiatoren der Nationalparkidee<br />

in Hessen gehört, lobt <strong>die</strong> Entscheidung:<br />

»Endlich kommt der l<strong>an</strong>g erhoffte<br />

Durchbruch. Wir freuen uns darauf, <strong>die</strong>ses<br />

großartige Projekt mitgestalten zu können.«<br />

Die Eignung des Kellerwald zum Nationalpark<br />

ist international seit vielen Jahren <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt.<br />

Nirgendwo sonst auf der Welt k<strong>an</strong>n das<br />

Ökosystem des bodensauren Buchenwalds<br />

besser geschützt werden als hier, südlich des<br />

Edersees. 4000 Hektar Buchenwald, darunter<br />

über 140 Jahre alte Bestände, prägen den<br />

künftig 5000 Hektar großen Nationalpark.<br />

Das Schutzgebiet wird nicht von Straßen<br />

zerschnitten und ist frei von Siedlungen.<br />

Großvögel wie Schwarzstorch, Uhu und Kolkrabe<br />

brüten hier in mehreren Paaren. Und:<br />

Zwei Brutvögel, <strong>die</strong> ihren weltweiten Verbreitungsschwerpunkt<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d haben,<br />

brüten gleich zu Hunderten im Gebiet: das<br />

Sommergoldhähnchen mit ca. 220 und der<br />

Gartenbaumläufer mit ca. 350 Paaren.<br />

Thomas Norgall, Naturschutzreferent des<br />

<strong>BUND</strong> Hessen, Tel. 069/677376-14, Fax: -20,<br />

thomas.norgall@bund.net, www.bund-hessen.de<br />

Komitee gegen den Vogelmord e.V.,<br />

Axel Hirschfeld, Tel. 0228/665-521,<br />

Fax: -280, axel.hirschfeld@<br />

komitee.de<br />

Anzeige<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 9<br />

Luchs-Präparat,<br />

beschlagnahmt<br />

vom Zoll.<br />

Axel Hirschfeld


STKOMMENTAR<br />

Der Autor<br />

Dr. Herm<strong>an</strong>n<br />

Scheer ist Präsident<br />

von »Eurosolar«,Vorsitzender<br />

des Weltrates<br />

<strong>für</strong> Erneuerbare<br />

Energien und<br />

Bundestagsabgeordneter<br />

der SPD.<br />

1999 erhielt er den<br />

Alternativen<br />

Nobelpreis.<br />

Krieg gegen das Weltklima<br />

Es gibt bisher so wenig Informationen über <strong>die</strong> tatsächlichen<br />

Auswirkungen des Krieges im Irak, dass<br />

es schwer fällt, das Ausmaß der unmittelbaren Folgen<br />

auf <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong> zu beurteilen. Natürlich müssen wir<br />

froh sein, dass es – von Ausnahmen abgesehen – nicht<br />

zum Anzünden der Ölförderstellen gekommen ist.<br />

Doch eines ist sicher: Der Ausfall der Wasserversorgung<br />

vor allem in Bagdad setzt unzählige Menschen einer<br />

Seuchengefahr aus. Alle wussten, dass <strong>die</strong> Wasserversorgung<br />

der Großstädte abhängig ist von ihrer Stromversorgung.<br />

Gezielte militärische Attacken gegen Kraftwerke<br />

haben schon deshalb eine verheerende Wirkung.<br />

Dieses mutwillig sogar in Bagdad mit seinen fünf Millionen<br />

Einwohnern zu betreiben, unter Klimabedingungen<br />

von bis zu 40 Grad im Schatten, hat mörderische<br />

Wirkung. Viele Menschen haben in dringendster Not<br />

Abwasser getrunken, ohne (wiederum wegen des<br />

Stromausfalls) <strong>die</strong> Möglichkeit zu haben, <strong>die</strong>ses wenigstens<br />

aufzukochen… Die Zerstörung ziviler Ziele ist<br />

von der Genfer Konvention ausdrücklich verboten und<br />

damit ein Kriegsverbrechen.<br />

Die öffentliche Diskussion war und ist viel zu einseitig<br />

auf <strong>die</strong> Frage konzentriert, unter welchen Bedingungen<br />

ein Krieg mit dem Völkerrecht vereinbar ist,<br />

10 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

Der Krieg im Irak hat schwer wiegende Folgen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Lebensgrundlagen<br />

der Zivilbevölkerung. Die Kriegsführung der Alliierten verstieß<br />

gleich mehrfach gegen <strong>die</strong> Genfer Konvention. Die Motive <strong>für</strong> den<br />

Krieg gefährden den globalen Klimaschutz.<br />

Büro Dr. H. Scheer<br />

wer also das Recht zu einem Krieg hat. Viel zu wenig<br />

wurde und wird auf <strong>die</strong> hum<strong>an</strong>itär bestimmten Grenzen<br />

der Kriegführung geachtet. Dazu gehört auch das<br />

<strong>Umwelt</strong>kriegsverbot, das erst 1977 Best<strong>an</strong>dteil des Völkerrechts<br />

wurde, nachdem »Agent Or<strong>an</strong>ge« in Vietnam<br />

den Urwald entlaubt hatte. Laut Artikel 1 des <strong>Umwelt</strong>kriegsverbots<br />

ist jeder Staat verpflichtet, »umweltverändernde<br />

Techniken, <strong>die</strong> weiträumige, l<strong>an</strong>g <strong>an</strong>dauernde<br />

und schwer wiegende Auswirkungen haben, nicht<br />

zu militärischen Zwecken oder in sonstiger feindseliger<br />

Absicht als Mittel zur Zerstörung, Schädigung oder Verletzung<br />

eines <strong>an</strong>deren Vertragsstaats zu nutzen«.<br />

Dies wurde schon im Kosovo-Krieg schmählich<br />

missachtet, als Elektrizitätswerke, Wasserwerke, Ölraffinerien<br />

(<strong>die</strong> d<strong>an</strong>n <strong>die</strong> Donau verseuchten) und Futtermittelfabriken<br />

auch weitab vom Kosovo zerstört wurden.<br />

Natürlich gehört auch der Einsatz von Bomben<br />

und Gr<strong>an</strong>aten mit »abgereichertem« Ur<strong>an</strong> zu den verbotenen<br />

Mitteln, ebenso der Einsatz von Streubomben.<br />

Auch <strong>die</strong>s ist im Irak-Krieg wieder passiert. Wieviel<br />

verheerende <strong>Umwelt</strong>effekte tatsächlich eingetreten<br />

sind, wird wohl erst im Laufe der nächsten Monate<br />

bek<strong>an</strong>nt. Es ist kaum <strong>an</strong>zunehmen, dass <strong>die</strong> amerik<strong>an</strong>ische<br />

Militärregierung im Irak hier besonders auskunftsfreudig<br />

sein wird.<br />

Abhängigkeit vom Öl überwinden<br />

Unabhängig davon ist <strong>die</strong> hinter dem Krieg stehende<br />

Absicht selbst folgenreich <strong>für</strong> <strong>die</strong> globale <strong>Umwelt</strong>.<br />

Neben einer erdrückenden Fülle von Belegen (<strong>die</strong><br />

m<strong>an</strong>che immer noch nicht zur Kenntnis nehmen wollen)<br />

ist <strong>die</strong> Tatsache, dass nach der Einnahme von Bagdad<br />

amerik<strong>an</strong>ische Truppen tagel<strong>an</strong>g als einzige Einrichtung<br />

das Ölministerium beschützten, der symbolische<br />

Beleg da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong>ser Krieg um Öl geführt<br />

wurde: Irak hat <strong>die</strong> zweitgrößten Ölreserven der Welt,<br />

und der Zugriff darauf soll den Bedarf <strong>an</strong> möglichst billigen<br />

Öllieferungen sichern. Die Ölquellen sollen wieder<br />

zum Sprudeln gebracht werden, um das Preiskartell<br />

der OPEC-Länder (und <strong>die</strong> damit verbundene<br />

Begrenzung der Fördermengen) zu unterlaufen. Das<br />

bedeutet: Die viel zu schwachen Bremsen am weltweiten<br />

Ölverbrauch sollen weiter gelockert werden – zur<br />

ungeschmälerten Fortsetzung <strong>die</strong>ses Weltkriegs gegen<br />

das Weltklima. Wenn es eine Lehre aus dem Irak-Krieg<br />

und den eigentlichen Motiven da<strong>für</strong> gibt, d<strong>an</strong>n liegt sie<br />

in der zwingenden Notwendigkeit, <strong>die</strong> Ölabhängigkeit<br />

zu überwinden – nicht nur durch einen effizienteren<br />

Energieeinsatz, sondern auch durch <strong>die</strong> massive Mobilisierung<br />

erneuerbarer Energien.


TITELTHEMA<br />

Gut leben<br />

Schöner<br />

Ein erfülltes<br />

Leben besteht<br />

natürlich nicht<br />

nur aus Müßigg<strong>an</strong>g<br />

– doch<br />

Momente des<br />

»Nichtstuns«<br />

machen das<br />

Leben schöner.<br />

Gut leben – wer wollte das nicht? Gut leben, gesund bleiben, Kraft aus<br />

einer intakten <strong>Umwelt</strong> ziehen, <strong>die</strong> es schonend zu beh<strong>an</strong>deln gilt –<br />

darüber lässt sich kaum streiten. Doch leichter gesagt als get<strong>an</strong>. Alltagsgewohnheiten<br />

und vermeintliche Zwänge können mächtig sein:<br />

Das zeigt das magere Interesse <strong>an</strong> regionalen, natur- und sozialverträglich<br />

hergestellten Lebensmitteln. Ein <strong>an</strong>deres Beispiel: Wer will<br />

schon neben einem strahlenden Sendemasten wohnen? Doch wehe,<br />

eins der 60 Millionen deutschen Mobiltelefone hat einmal keinen<br />

Empf<strong>an</strong>g mehr. Opfer wie Täter sind wir auch beim Thema Lärm –<br />

und wer sehnte sich nicht nach mehr Ruhe im Alltag? Einen Überblick<br />

über <strong>die</strong>se und weitere Aspekte des Themas »<strong>Umwelt</strong> und Gesundheit«<br />

erhalten Sie auf den folgenden Seiten.<br />

12 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]


Gut und gesund leben<br />

Vom pfleglichen Umg<strong>an</strong>g mit<br />

sich und der Welt<br />

Wie geht es Ihnen? Keine leicht zu be<strong>an</strong>twortende Frage. Wer bringt darauf schon ein überzeugtes<br />

»Gut, wirklich gut!« heraus? Schwingen nicht leise Zweifel mit? Weil wieder soviel Arbeit zu<br />

bewältigen ist? Weil <strong>die</strong> Termine sich türmen und m<strong>an</strong> nicht zur Ruhe kommt? Weil m<strong>an</strong> gern<br />

mal wieder länger <strong>an</strong> der frischen Luft wäre? Oder weil m<strong>an</strong>, bei einer zufälligen Begegnung mit<br />

Freunden, lieber stehen bliebe und erzählte, statt mit flüchtigem Gruß weiterzueilen?<br />

Geht es uns gut? Der internationale Vergleich sagt<br />

eindeutig: Ja, es geht uns gut. Es geht uns sehr viel<br />

besser als der großen Mehrheit der Menschen auf <strong>die</strong>ser<br />

Erde. Wir werden erheblich älter als <strong>die</strong> Bewohnerinnen<br />

und Bewohner armer südlicher Regionen. 20<br />

Jahre mehr Lebenszeit haben wir im Durchschnitt zur<br />

Verfügung. Aber wir spüren auf vielfältige Weise, dass<br />

Statistiken allein wenig über unser Wohlbefinden aussagen.<br />

Gesund: Das bedeutet körperliches und seelisches<br />

Wohlbefinden. Ein Zust<strong>an</strong>d also, der sich nur teilweise<br />

messen lässt – <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Blutwerten, Sehschärfe<br />

oder Gewicht. Ein Zust<strong>an</strong>d, der auch stark auf der persönlichen<br />

Wahrnehmung gründet und beeinflusst wird<br />

von dem, was vielleicht dem einen besonders fehlt,<br />

während <strong>die</strong> <strong>an</strong>dere den M<strong>an</strong>gel gar nicht spürt.<br />

Das ist bei <strong>Umwelt</strong> und Gesundheit ähnlich. Ihre<br />

Belastung lässt sich messen, ihr Verlust auch. Aber <strong>die</strong><br />

wahren Konsequenzen des Verlustes sind vor allem zu<br />

spüren. »Der stumme Frühling« hieß das Buch von<br />

Rachel Carson, mit dem alles beg<strong>an</strong>n. Ein emotionaler<br />

Titel, der <strong>die</strong> Menschen dar<strong>an</strong> erinnerte, dass Vögel<br />

nicht nur Teil der Ökosysteme sind, sondern früh morgens<br />

tschilpen, zwitschern, so <strong>die</strong> wärmeren Tage <strong>an</strong>sagen<br />

und in uns Frühlingsgefühle wecken.<br />

<strong>Umwelt</strong> und Gesundheit haben gemeinsam, dass<br />

m<strong>an</strong> sie l<strong>an</strong>ge belasten k<strong>an</strong>n, dass sie erstaunlich regenerationsfähig<br />

sind, bevor der Punkt kommt, <strong>an</strong> dem<br />

<strong>die</strong> Systeme zusammenbrechen. Wenn, zum Beispiel,<br />

Seen umkippen oder das Immunsystem nicht mehr<br />

funktioniert. Bei seiner <strong>Umwelt</strong> wie bei seiner Gesundheit<br />

muss der Mensch lernen, Warnzeichen ernst zu<br />

nehmen, Gefahren vorsorglich zu begegnen und nicht<br />

abzuwarten, bis <strong>die</strong> Grenzen der Belastbarkeit überschritten<br />

sind.<br />

Sehr häufig ist <strong>die</strong> Belastung der <strong>Umwelt</strong> unmittelbar<br />

mit Gesundheitsgefahren verbunden. Aus <strong>die</strong>ser<br />

Sorge erwuchs in den 70er Jahren der Widerst<strong>an</strong>d gegen<br />

Atomkraftwerke und Müllverbrennungs<strong>an</strong>lagen. Daraus<br />

entwickelten sich <strong>die</strong> Ausein<strong>an</strong>dersetzungen um<br />

Schadstoffe in Holzschutzmitteln und Lebensmitteln.<br />

Das Engagement <strong>für</strong> eine <strong>an</strong>dere Verkehrspolitik warb<br />

<strong>für</strong> bessere Luft und weniger Lärm, mehr Sicherheit <strong>für</strong><br />

Fußgänger, Radfahrer und vor allem Kinder. Aus Sorge<br />

um <strong>die</strong> eigene Gesundheit und <strong>die</strong> der Kinder, aus eige-<br />

ner Betroffenheit entst<strong>an</strong>den Selbsthilfegruppen – wie<br />

»allergiekr<strong>an</strong>kes Kind« oder »Interessengemeinschaft<br />

der Holzschutzmittelgeschädigten« –, Bürgerinitiativen<br />

und <strong>Umwelt</strong>gruppen.<br />

Aus privater Sorge erwuchs politisches Engagement.<br />

Dieses Motiv ist eine der starken Wurzeln der <strong>Umwelt</strong>bewegung,<br />

wie <strong>die</strong> aktuellen heftigen Ausein<strong>an</strong>dersetzungen<br />

um <strong>die</strong> Gefahren des Mobilfunks zeigen. Die<br />

Erfahrung, wie sehr unser Körper von Außeneinflüssen<br />

bestimmt wird, zeigt unsere begrenzten Möglichkeiten<br />

rein individueller Gesundheits<strong>für</strong>sorge. Wellness ersetzt<br />

keine Gesundheitspolitik.<br />

»Wir haben keine Körper, wir sind Körper«, erinnerte<br />

der Begründer der Gestalttherapie Fritz Perls vor<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 13<br />

plainpicture/B. Klotz<br />

Besser<br />

Unvergleichlich<br />

lecker sind frisch<br />

gepflückte Erdbeeren.<br />

Da lässt<br />

es sich im Winter<br />

leichten Herzens<br />

auf teure Importe<br />

verzichten.


TITELTHEMA<br />

Weniger<br />

Zwei kleine Frösche<br />

auf der H<strong>an</strong>d<br />

– eine Erfahrung,<br />

einprägsamer als<br />

viele »Events«<br />

der Spaßkultur.<br />

Beispielhaft: Bad Boll<br />

Jahrzehnten schon <strong>an</strong> eine B<strong>an</strong>alität, <strong>die</strong> wir in unserer<br />

Überheblichkeit leicht vergessen. Ähnlich überheblich<br />

– aber unumkehrbar eingebürgert – ist es eigentlich,<br />

wenn wir von »Um-Welt« sprechen. Wir suggerieren<br />

damit, der Mensch sei autonom. Doch Menschen sind<br />

nur ein Teil ihrer »Mit-Welt«. Wir sind Teil des steten<br />

Wechselspiels von Gestalten und Geprägt-werden.<br />

Alles, was wir tun, wirkt in <strong>die</strong>se Mitwelt hinein und auf<br />

uns zurück.<br />

»Heute bedroht eher der Überfluss <strong>an</strong> Optionen<br />

unsere Orientierungsfähigkeit und unsere Unabhängigkeit.<br />

Die Begrenzung ist <strong>die</strong> Ch<strong>an</strong>ce«, meint H<strong>an</strong>s<br />

Glauber, Vorsitzender des Südtiroler Öko-Instituts und<br />

Initiator der »Toblacher Gespräche«. Dort suchte m<strong>an</strong><br />

schon 1992 eine Zukunftsvision des »l<strong>an</strong>gsamer, weniger,<br />

besser, schöner« zu fassen.<br />

»Zeitwohlst<strong>an</strong>d statt Güterwohlst<strong>an</strong>d« propagierte<br />

1996 <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> »Zukunftsfähiges Deutschl<strong>an</strong>d« von<br />

<strong>BUND</strong> und Misereor. »Gut leben statt viel haben«<br />

wurde zum <strong>BUND</strong>-Motto. Doch der Weg zu <strong>die</strong>sem<br />

entschleunigten Lebensstil, zur Eleg<strong>an</strong>z der Einfachheit,<br />

zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft mit nachhaltigen<br />

Lebensweise ist beschwerlich. Denn er verl<strong>an</strong>gt,<br />

dass wir in großem Umf<strong>an</strong>g das Private ändern,<br />

um das Politische zu beeinflussen. »Das Private ist poli-<br />

Die meisten Deutschen sind ratlos, wenn<br />

auf »Nachhaltigkeit« <strong>die</strong> Rede kommt.<br />

Zu abstrakt, zu konturenlos ist der Begriff.<br />

Was bedeutet es, etwas »nachhaltig« oder<br />

»zukunftsfähig« zu tun?<br />

Gut, wenn sich jem<strong>an</strong>d bemüht, hier konkreter<br />

zu werden. Die Ev<strong>an</strong>gelische Akademie<br />

Bad Boll hat es get<strong>an</strong>. Auf <strong>an</strong>schauliche<br />

Weise hat sie demonstriert, was es<br />

heißt, eine kleine Nische des Alltags sinnvoll<br />

umzugestalten. Sie hat sich da<strong>für</strong> ihre<br />

eigene K<strong>an</strong>tine vorgeknöpft.<br />

25 000 Gäste und Mitarbeiter werden in<br />

der Tagungsstätte alljährlich verköstigt.<br />

14 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

plainpicture/S. Kuttig<br />

Woher kommt das Essen eigentlich? – so<br />

fragte m<strong>an</strong> sich eines Tages. Die Recherche<br />

ergab: Ein Durchschnittsmenü hatte mindestens<br />

650 Kilometer Tr<strong>an</strong>sportweg hinter<br />

sich – der Braten kam aus der Fleischfabrik,<br />

150 km entfernt, <strong>die</strong> Knödel hatten<br />

200 km auf dem Buckel, das Dessert war<br />

120 km <strong>an</strong>gereist, der Salat 50 km usw.; <strong>die</strong><br />

Herkunft vieler Zutaten war erst gar nicht<br />

bek<strong>an</strong>nt. Das sollte sich ändern.<br />

Frischer und regionaler sollte das Angebot<br />

werden, und damit gesünder, umwelt- und<br />

sozialverträglicher. Das Ergebnis k<strong>an</strong>n sich<br />

sehen lassen: Zwei Drittel der Liefer<strong>an</strong>ten<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Boller Küche stammen heute aus<br />

einem Umkreis von 10 km. Der Tr<strong>an</strong>sport-<br />

tisch.« Dieser Spruch aus den 68er Zeiten bleibt gültig.<br />

Doch so direkt <strong>die</strong> Verbindung vom Privaten zum<br />

Politischen in vielen Biografien von <strong>Umwelt</strong>aktiven ist,<br />

so wichtig ist es, immer wieder innezuhalten, zu überlegen<br />

und nachzuspüren, ob <strong>die</strong> Inhalte und Ziele des<br />

eigenen politischen Engagements sich auch in der<br />

eigenen Lebensweise widerspiegeln. Hier geht es zum<br />

Einen um unsere persönliche Gesundheit und Ausgeglichenheit,<br />

aber auch um <strong>die</strong> Auswirkungen auf Markt<br />

und Politik, <strong>die</strong> unser eigenes Alltagsh<strong>an</strong>deln haben<br />

k<strong>an</strong>n.<br />

Würden alle fünf Millionen Mitglieder des Deutschen<br />

Naturschutzrings sich mit Bio-Lebensmitteln<br />

versorgen, welche Marktmacht entstünde? Würden<br />

sich mehr Menschen zu ökologisch und sozial ver<strong>an</strong>twortlichen<br />

Geld<strong>an</strong>lagen entschließen, welche Lenkungsfunktion<br />

hätte <strong>die</strong>s?<br />

Diese Ansprüche – zu kaufen, was ökologisch und<br />

sozial gerecht hergestellt wurde, zu reparieren, was<br />

nicht gleich ersetzt werden muss, zu verzichten auf<br />

das, was gar nicht notwendig ist – empfinden viele als<br />

Überforderung. Zurück bleibt oft ein Gefühl der Hilflosigkeit<br />

und damit Grund genug, nichts zu ändern.<br />

Dabei lohnte es sich, über Veränderungen des Lebensstils,<br />

über <strong>die</strong> eigenen Wünsche (über den Konsum<br />

hinaus) nicht nur nachzudenken, sondern umzudenken<br />

und zu h<strong>an</strong>deln, weil es unserer Gesundheit und<br />

<strong>Umwelt</strong> gleichermaßen gut bekommen würde.<br />

Es lohnte sich, einmal mehr Heinrich Bölls Geschichte<br />

von dem Fischer zu lesen, der nach seinem<br />

erfolgreichen F<strong>an</strong>g am Str<strong>an</strong>d sitzt und auf <strong>die</strong> Wellen<br />

schaut. Auf <strong>die</strong> Frage des Touristen, warum er denn<br />

nicht noch einmal hinausfahre, um mehr Geld zu<br />

machen, sich ein größeres Boot zu kaufen und irgendw<strong>an</strong>n<br />

soviel Geld zu haben, dass er den g<strong>an</strong>zen Tag am<br />

Str<strong>an</strong>d sitzen könne, fragt er verständnislos: »Aber das<br />

tue ich doch gerade, oder?«<br />

Es lohnte sich. Denn unser Arbeitsstress, der daraus<br />

folgende Freizeitstress, gepaart mit dem ständigen<br />

M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Zeit, hinterlässt auch eine gestresste Natur.<br />

Oder mit den Worten von Beate Seitz-Weinzierl:<br />

»Glückliche Menschen machen weniger kaputt.«<br />

weg pro Menü s<strong>an</strong>k auf ein Zehntel, nämlich<br />

66,5 km. Der Berg <strong>an</strong> Verpackungsmüll<br />

schw<strong>an</strong>d um 80 %. Für deutlich höherwertige,<br />

schmackhaftere und gesündere Produkte,<br />

viele davon aus biologisch-org<strong>an</strong>ischem<br />

Anbau, zahlt <strong>die</strong> Akademie heute<br />

einen nur leichten Aufpreis. Sie ist damit<br />

zu einem beispielhaften Motor der Regionalentwicklung<br />

geworden.<br />

Noch Fragen? Jobst Kraus, Ev<strong>an</strong>gelische Akademie<br />

Bad Boll, Akademieweg 11, 73087 Bad<br />

Boll, Tel. 071 64/79-0, Fax: -4 40, jobst.kraus<br />

@ev-akademie-boll.de, www.ev-akademieboll.de


Was lässt sich daraus <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Arbeit des <strong>BUND</strong> insgesamt<br />

und <strong>für</strong> <strong>die</strong> individuelle Arbeit<br />

seiner aktiven Mitglieder ableiten?<br />

Verbraucherfragen und<br />

Lebensstil, Gesundheit und<br />

<strong>Umwelt</strong> sind wichtige Facetten<br />

unserer Themen auf Bundesebene,<br />

eng verknüpft mit unseren<br />

politischen Zielen.<br />

Die Arbeit der Orts- und<br />

Kreisgruppen und <strong>die</strong> Lokale<br />

Agenda in Städten und<br />

Gemeinden ist – da mag sie<br />

noch so zäh sein – ein wichtiger<br />

Schritt in <strong>die</strong> richtige Richtung.<br />

Angebote zu entwickeln, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> Sehnsüchte der Menschen<br />

nach Ruhe, nach Natur aufgreifen,<br />

schulen deren Blick <strong>für</strong> das<br />

naheliegende Schöne, <strong>für</strong><br />

wiederkehrende, natürliche<br />

Rhythmen. Kinder, <strong>die</strong> Natur<br />

kennen- und schätzen lernen,<br />

<strong>die</strong> mit dem Fahrrad zum Training oder zur Musikschule<br />

fahren, <strong>die</strong> zu Fuß in <strong>die</strong> Schule gehen, auf deren<br />

Dach eine Solar<strong>an</strong>lage installiert ist, werden von <strong>die</strong>sen<br />

Erfahrungen ihr Leben l<strong>an</strong>g begleitet werden.<br />

Anzeige<br />

Verbraucherinfos wie der<br />

Münchner Agenda-Internet<strong>die</strong>nstwww.lifeguide-muenchen.de<br />

und Initiativen wie das<br />

Berliner ökumenische Projekt<br />

»Aufbruch – <strong>an</strong>ders besser<br />

leben« unterstützen <strong>die</strong> Suche<br />

nach einem Weg aus den<br />

Mech<strong>an</strong>ismen unserer Wachstums-<br />

und Konsumgesellschaft<br />

in eine nachhaltige Zukunft.<br />

Mag sein, dass <strong>die</strong> alten<br />

Wachstums-Rezepte noch<br />

l<strong>an</strong>ge in den politischen Kochbüchern<br />

g<strong>an</strong>z vorn zu finden<br />

sind. Doch wer sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verl<strong>an</strong>gsamung<br />

und <strong>für</strong> den Zeitwohlst<strong>an</strong>d<br />

engagiert, pflegt<br />

sich, hilft <strong>an</strong>deren und arbeitet<br />

<strong>an</strong> einer zentralen Herausforderung:<br />

Eine Lebensart zu entwickeln,<br />

<strong>die</strong> unserer Ver<strong>an</strong>twortung<br />

gegenüber der Mehrheit<br />

der Menschen heute und<br />

zukünftigen Generationen gerecht wird. Lassen wir es<br />

uns und <strong>an</strong>deren – und der <strong>Umwelt</strong> – gut gehen. Wirklich<br />

gut gehen.<br />

Angelika Zahrnt<br />

Marcus Gloger/JOKER<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 15<br />

L<strong>an</strong>gsamer<br />

Wer viel mit dem<br />

Fahrrad fährt<br />

oder zu Fuß läuft,<br />

verliert im Alltag<br />

vielleicht <strong>die</strong> ein<br />

oder <strong>an</strong>dere<br />

Minute, aber<br />

da<strong>für</strong> weniger<br />

Nerven im Stau.<br />

Die Autorin<br />

Dr. Angelika<br />

Zahrnt ist <strong>die</strong><br />

Bundesvorsitzende<br />

des <strong>BUND</strong>.


TITELTHEMA<br />

Schnäppchen<br />

Große Begeisterung<br />

herrschte<br />

zum Jahresende<br />

2002, als Discounter<br />

vor der Einführung<br />

des<br />

neuen Pf<strong>an</strong>ds<br />

ihre Bierdosen zu<br />

Spottpreisen<br />

verscherbelten.<br />

Zentraler Akteur der Agrarwende sollten sie sein.<br />

Sollten dazu beitragen, durch den Kauf umweltund<br />

tiergerecht produzierter Lebensmittel den Anteil<br />

ökologisch bewirtschafteter Fläche in Deutschl<strong>an</strong>d bis<br />

2010 auf 20 Prozent zu steigern: <strong>die</strong> Verbraucher.<br />

Doch was tun sie? Sie rennen mehrheitlich zum Discounter<br />

und verschaffen Aldi und Co im verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahr einen Anstieg ihres Markt<strong>an</strong>teils von 33,6 auf 37,8<br />

Prozent. Dagegen dümpelt der Öko<strong>an</strong>teil am deutschen<br />

Lebensmittelmarkt nach bescheidenen Zuwächsen<br />

im verg<strong>an</strong>genen Jahr bei 2 bis 3 Prozent dahin.<br />

Wie der Verbraucher derzeit Politik mit dem Einkaufskorb<br />

macht, da<strong>für</strong> findet Gourmet-Papst Wolfram<br />

Siebeck in der »Zeit« drastische Worte: »Wie ein Abhängiger<br />

bettelt er um Rabatt auf zusammengeleimten<br />

Schinken. Die Tomaten können ihm nicht wässerig<br />

genug sein, wenn sie nur zehn Cent billiger sind als<br />

gestern. Und was das Schnitzel enthält, das er <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Lieben daheim hastig in den Einkaufswagen wirft – was<br />

zum Teufel geht es ihn <strong>an</strong>. Hauptsache, es ist billig!«<br />

Dass <strong>die</strong> sprichwörtliche »<strong>Umwelt</strong>sau« nicht allein der<br />

Bauer ist, der Tiere in Agrarfabriken quält und Pestizide<br />

und Gülle in <strong>die</strong> Natur kippt, sondern auch der Verbraucher,<br />

der <strong>die</strong>se Form der L<strong>an</strong>dwirtschaft Tag <strong>für</strong><br />

16 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

Agrarwende adé?<br />

Renitente Konsumenten<br />

Scheitert <strong>die</strong> Agrarwende <strong>an</strong> der fehlenden Nachfrage von<br />

ökologisch produzierten Lebensmitteln?<br />

Tag mit seinen Kaufentscheidungen unterstützt – das<br />

ist <strong>die</strong> un<strong>an</strong>genehme Erkenntnis, mit der sich Renate<br />

Künast im dritten Jahr ihrer Amtszeit herumschlagen<br />

muss. Hatte sie doch <strong>die</strong> durch BSE zutiefst verunsicherten<br />

und über den »Supergau der industriellen<br />

L<strong>an</strong>dwirtschaft« (so Ex-Ministerin Andrea Fischer)<br />

empörten Verbraucher zunächst als natürliche Verbündete<br />

betrachtet. Hatte sie doch gehofft, dass <strong>die</strong>se lieber<br />

»bio« statt billig kaufen und damit ihre auf <strong>Umwelt</strong>-,<br />

Tier- und Verbraucherschutz ausgerichtete Agrarpolitik<br />

unterstützen. Aber jetzt stellt sich heraus: Besonders in<br />

wirtschaftlich schwierigen Zeiten gilt Geiz offenbar<br />

auch beim Lebensmittelkauf als geil.<br />

Agrarwende – bis auf Weiteres – adé? Hoffentlich<br />

nicht, denn <strong>die</strong> Billig<strong>an</strong>gebote der Discounter fordern<br />

einen volkswirtschaftlich hohen Preis: Die bei den Billigketten<br />

konzentrierte Marktmacht hat im Lebensmittelh<strong>an</strong>del<br />

und in der Ernährungsindustrie zu Verlusten,<br />

Pleiten und einem teilweise massiven Abbau<br />

von Arbeitsplätzen geführt. Allein im Backgewerbe gingen<br />

letztes Jahr 6,5 Prozent der Jobs verloren, in der<br />

Fleischverarbeitung waren es 5,2 Prozent. Der fortwährende<br />

Druck auf <strong>die</strong> Einkaufspreise wirkt sich auch<br />

direkt auf <strong>die</strong> Qualitäts- und Produktionsst<strong>an</strong>dards der


l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Erzeugung aus: Indem <strong>die</strong> Bauern<br />

versuchen, <strong>die</strong> schlechten Erzeugerpreise durch<br />

Massenproduktion auszugleichen, stellen sie Tier- und<br />

<strong>Umwelt</strong>schutz noch weiter hint<strong>an</strong> und zementieren<br />

damit das Prinzip »Masse statt Klasse«.<br />

Was also tun? Renate Künast kündigte auf der Grünen<br />

Woche <strong>an</strong>, gegen das Dumping im Lebensmittelh<strong>an</strong>del<br />

gesetzlich vorzugehen und so der Abwärtsspirale<br />

bei den Preisen <strong>für</strong> Agrarprodukte einen Riegel<br />

vorzuschieben. Ist das ein Ausweg aus dem Dilemma?<br />

Für den Präsidenten des Deutschen Bauernverb<strong>an</strong>des<br />

ja, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Mehrheit der Deutschen offenbar nicht.<br />

»Nach Dosen-Jürgen nun Teuer-Renate«, brachte eine<br />

große Berliner Boulevard-Zeitung Volkes Stimmung<br />

auf den Punkt: Der Preis habe sich über den Markt zu<br />

regeln, und eine grüne (!) L<strong>an</strong>dwirtschaftsministerin<br />

dem Verbraucher gefälligst seine Schnäppchen nicht<br />

zu verhageln. Anders sah es allerdings der Bundesgerichtshof:<br />

Er bestätigte unlängst in einem Urteil, dass<br />

das Bundeskartellamt den Großh<strong>an</strong>delsketten verbieten<br />

k<strong>an</strong>n, Einkaufspreise unter <strong>die</strong> Produktionskosten<br />

zu drücken, und stützte so ausdrücklich den Vorstoß<br />

der Ministerin.<br />

Geht <strong>die</strong> von Künast versuchte Annäherung <strong>an</strong> <strong>die</strong><br />

Bauern auf Kosten ihres Verhältnisses zur Mehrheit der<br />

Konsumenten – da <strong>die</strong>se notorisch zu Billiglebensmitteln<br />

greifen und sich Argumenten wie Genuss und<br />

moralischem Mehrwert von umwelt- und tiergerecht<br />

erzeugten Produkten verschließen? Nicht zw<strong>an</strong>gsläufig.<br />

Denn Konsumenten sind gleichzeitig auch Steuerzahler.<br />

Und hier bietet <strong>die</strong> <strong>an</strong>stehende Reform der EU-<br />

Agrarpolitik eine Ch<strong>an</strong>ce, <strong>die</strong> rund 47 Milliarden Euro<br />

jährlicher europäischer Agrarsubventionen <strong>an</strong> ökologische,<br />

tierethische und soziale Kriterien zu knüpfen.<br />

Der von der Politik – in Person von Renate Künast und<br />

ihren Agrarministerkollegen – zu gestaltende H<strong>an</strong>del<br />

zwischen Gesellschaft und L<strong>an</strong>dwirtschaft ist so einfach<br />

wie logisch: Nur wenn <strong>die</strong> Bauern bestimmte<br />

St<strong>an</strong>dards erfüllen, erhalten sie weiterhin das vom<br />

Steuerzahler aufgebrachte Geld <strong>für</strong> ihre Produkte.<br />

Heike Moldenhauer<br />

… ist <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>-Fachfrau <strong>für</strong> EU-Agrarpolitik in der<br />

Bundesgeschäftsstelle.<br />

Anzeige<br />

Wegweiser zum zukunftsfähigen Konsum<br />

Wer hat nicht schon darüber nachgedacht, mit dem<br />

täglichen Einkauf einen Beitrag zu leisten <strong>für</strong> Natur,<br />

<strong>Umwelt</strong> und soziale Arbeitsbedingungen? D<strong>an</strong>n kommen<br />

<strong>die</strong> Eier von glücklichen Hühnern und nicht aus<br />

der Legebatterie. Das Gemüse stammt aus der Region<br />

und muss nicht eingeflogen werden. Der Tee ist fair<br />

geh<strong>an</strong>delt, damit <strong>die</strong> Teepflückerinnen im Himalaja<br />

einen <strong>an</strong>gemessenen Lohn erhalten.<br />

Doch ein gut überlegter Einkauf reicht weit über Essen<br />

und Trinken hinaus. Dies zeigt ein neuer Wegweiser<br />

des Nachhaltigkeitsrats. Er nimmt <strong>die</strong> Erfahrungen<br />

von 67 Familien auf, <strong>die</strong> vier Wochen l<strong>an</strong>g einen<br />

»Nachhaltigen Warenkorb« ausprobiert haben. Entst<strong>an</strong>den<br />

ist eine Broschüre mit 40 Seiten voller Tipps,<br />

Anregungen und Infoquellen sowie Erläuterungen der<br />

vielen Gütesiegel <strong>für</strong> soziale und ökologische St<strong>an</strong>dards.<br />

Neben dem täglich Brot beleuchtet sie <strong>die</strong><br />

Bereiche Wohnen, Mobilität,<br />

Tourismus, Fin<strong>an</strong>z<strong>die</strong>nstleistungen<br />

und Textilien. Mit ihren<br />

Empfehlungen ist <strong>die</strong>se Broschüre<br />

mehr als eine Einkaufshilfe:<br />

Sie will auch zum Nachdenken<br />

und Dialog <strong>an</strong>regen.<br />

(Bezug kostenlos über info@<br />

nachhaltigkeitsrat.de)<br />

Übrigens: Bei <strong>die</strong>ser Broschüre<br />

soll es nicht bleiben. Der Nachhaltigkeitsrat<br />

empfiehlt der<br />

Bundesregierung unter <strong>an</strong>derem,<br />

den Einkaufsführer künftig<br />

auch <strong>für</strong> den Schulunterricht<br />

aufzubereiten und bestehende<br />

Projekte und Kampagnen<br />

<strong>für</strong> einen »zukunftsfähigen<br />

Konsum« gezielt zu fördern. Der <strong>BUND</strong> erwartet,<br />

dass Rot-Grün <strong>die</strong>sem Rat auch folgt.<br />

Weitere Informationen: Christine Wenzl, <strong>BUND</strong>-Bundesgeschäftsstelle,<br />

Tel. 030/2 75 86-462, christine.wenzl@<br />

bund.net, www.bund.net (Rubrik Nachhaltigkeit)<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 17


TITELTHEMA<br />

Ruhe<br />

Wer sehnt sich<br />

im Alltag nicht<br />

nach Phasen der<br />

Ruhe, nach einem<br />

Ort abseits der<br />

Hektik und des<br />

Lärms?<br />

Lärm als <strong>Umwelt</strong>problem<br />

Ruhe bitte<br />

Vor allem weil der Verkehr von Jahr zu Jahr<br />

<strong>an</strong>schwillt, werden Zeiten der Ruhe immer<br />

kürzer, Orte der Ruhe immer seltener. Doch Lärm<br />

macht kr<strong>an</strong>k. Wie k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich wirksam vor<br />

ihm schützen, und wie lassen sich <strong>die</strong> Refugien<br />

der Ruhe sichern? Eine neue EU-Richtlinie gibt<br />

Anlass zur Hoffnung.<br />

Lärm ist Abfall. Akustischer Abfall. Als Schall überbringt<br />

er eine negative Botschaft, <strong>die</strong> als störend<br />

empfunden wird. Ruhe dagegen ist ein Zust<strong>an</strong>d, in<br />

dem lästiger Schall fehlt. Ruhe bedeutet nicht, »nichts«<br />

zu hören. Das Rauschen des Meeres etwa muss das<br />

Ruheempfinden nicht stören. Ruhe ist also nicht gleich<br />

Stille, (<strong>die</strong> oft beängstigend wirkt). Der Begriff Ruhe beschreibt<br />

einen Zust<strong>an</strong>d, der Erholung ermöglicht.<br />

Anders als im Bereich der klassischen Abfallbekämpfung<br />

hat es bei der Lärmbekämpfung in den letzten<br />

Jahrzehnten kaum Fortschritte gegeben. Die gescheiterte<br />

Novellierung des Fluglärmgesetzes in der<br />

letzten Legislaturperiode ist nur ein Beispiel. Millionen<br />

Menschen leiden unter dem Lärm des Straßen- und<br />

Schienenverkehrs. Umfragen des <strong>Umwelt</strong>bundesamtes<br />

zeigen, dass sich 20% der Bevölkerung durch den Lärm<br />

des Straßenverkehrs erheblich belästigt fühlen, und<br />

15% durch Fluglärm.<br />

Bek<strong>an</strong>ntlich schädigt Lärm das Gehör. Lärm führt<br />

aber auch zu Erkr<strong>an</strong>kungen des Herz-Kreislaufsystems<br />

und insbesondere zu Bluthochdruck, der ein Risikofaktor<br />

<strong>für</strong> Herzinfarkt ist. Jüngste Untersuchungen zeigen,<br />

dass bei nächtlichem Straßenlärm ein signifik<strong>an</strong>t<br />

18 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

höheres Risiko <strong>für</strong> Bluthochdruck<br />

besteht. Die nächtliche Lärmbelastung<br />

spielt offenbar eine besondere<br />

Rolle bei der Entstehung von<br />

Erkr<strong>an</strong>kungen. Trotz <strong>die</strong>ser Erkenntnisse<br />

geschieht wenig.<br />

Dies liegt zum einen <strong>an</strong> den Kosten<br />

<strong>für</strong> Lärmschutzmaßnahmen;<br />

aber auch <strong>an</strong> einem m<strong>an</strong>gelhaft<br />

ausgeprägten öffentlichen Bewusstsein<br />

<strong>für</strong> das Gut »Ruhe« als Merkmal<br />

von Lebensqualität. Lärm wird vielfach<br />

sozial akzeptiert. Wer gegen<br />

Lärm ist, gilt schnell als intoler<strong>an</strong>t<br />

oder spießig. Besonders <strong>die</strong> Kommunen<br />

erleben <strong>die</strong> vielfältigen Konflikte<br />

um den Lärm hautnah. Um <strong>die</strong><br />

Anliegen der Ruhe suchenden Bürgerinnen<br />

und Bürger zu unterstützen,<br />

hat <strong>die</strong> Stadt Hattersheim am<br />

Main <strong>die</strong> bundesweit erste Ruhebeauftragte<br />

berufen. Andere Städte –<br />

Beispiel Köln – werben mit Plakatkampagnen<br />

wie »Lärm vermeiden –<br />

Ruhe bitte« <strong>für</strong> mehr Rücksicht unterein<strong>an</strong>der.<br />

Die gegenwärtigen Regelungen zum Umg<strong>an</strong>g mit<br />

Lärm beschleunigen den Verlust ruhiger Gebiete und<br />

den Verlust von Zeiten, <strong>die</strong> frei sind von Lärm. Für <strong>die</strong><br />

Mittagsruhe, <strong>die</strong> Sonn- und Feiertagsruhe und auch<br />

<strong>die</strong> Nachtruhe gelten je nach Lärmart <strong>die</strong> unterschiedlichsten<br />

Tages- und Nachtzeiten. Weiter beschönigen<br />

<strong>die</strong> verschiedenen Verfahren zur Erfassung und Bewertung<br />

der einzelnen Lärmarten <strong>die</strong> tatsächlich empfundene<br />

Belastung. Mittelungsverfahren, Maximalpegel<br />

und pauschale Boni <strong>für</strong> bestimmte Lärmarten sagen<br />

nur wenig aus über echte Ruhepausen. Ein erster dringend<br />

gebotener Schritt ist es, einheitliche Ruhezeiten<br />

festzulegen, besonders <strong>für</strong> <strong>die</strong> Dauer der Nachtruhe.<br />

Ein weiterer M<strong>an</strong>gel ist der fehlende Schutz der<br />

Außenbereiche vor Lärm. Gerade <strong>die</strong> Natur muss frei<br />

gehalten werden von unerwünschtem Schall, um der<br />

Erholung <strong>die</strong>nen zu können. Eine Bewertung von Flächen<br />

unter dem Aspekt, ob sie auch Ruhe bieten, findet<br />

nicht statt. Darum setzt sich der <strong>BUND</strong> als <strong>Umwelt</strong>verb<strong>an</strong>d<br />

<strong>für</strong> den Schutz der Ruhe ein. Fakt ist, dass ein Verb<strong>an</strong>d<br />

bisher kein Klagerecht hat, wenn etwa Naturschutzgebiete<br />

oder sonstige wertvolle Flächen verlärmt<br />

werden. Auch <strong>die</strong>s ist aber ein Eingriff in Natur<br />

und L<strong>an</strong>dschaft. Deshalb ist ein Konzept <strong>für</strong> den Erhalt<br />

und <strong>die</strong> Schaffung von Ruhezonen notwendig.<br />

Eine Richtlinie der EU zum Umgebungslärm sieht<br />

vor, dass <strong>die</strong> Mitgliedsstaaten nunmehr auch Ruhegebiete<br />

ausweisen und Maßnahmen zu ihrem Schutz<br />

treffen müssen. Das ist im deutschen Recht neu und<br />

ein viel versprechender Ansatz.<br />

Joy Hensel<br />

plainpicture/A. Göring<br />

… ist Ruhebeauftragte der Stadt Hattersheim am Main<br />

und Mitarbeiterin des <strong>BUND</strong>-AK Rechtsfragen;<br />

Kontakt: ruhebeauftragte@hattersheim.de.


Strahlende Zukunft<br />

Mobilfunk und Elektrosmog <strong>für</strong> alle!<br />

Wasch’ mir den Pelz, aber mach’ mich nicht nass! Das ist <strong>die</strong> vorherrschende Einstellung der<br />

Deutschen zum Thema Mobilfunk und Elektrosmog. 60 Millionen H<strong>an</strong>dy-Nutzer möchten fast<br />

alle immer und überall telefonieren können. Doch fast niem<strong>an</strong>d möchte einen Mobilfunksender<br />

in seiner Nähe haben. Leider ist das eine nicht ohne das <strong>an</strong>dere zu haben.<br />

Je weniger Sender es gibt und je weiter sie von uns<br />

abrücken, desto stärker müssen sie strahlen, wenn<br />

sie den H<strong>an</strong>dy-Besitzer wirklich überall erreichen sollen.<br />

Des einen Freud ist da des <strong>an</strong>deren Leid. Was sich<br />

<strong>die</strong> Nachbarn einer verhinderten Sende<strong>an</strong>tenne <strong>an</strong><br />

Strahlenbelastung ersparen, bezahlt <strong>die</strong> Masse der<br />

Bürger in der Regel mit einer höheren Dosis. Die nahe<br />

Antenne k<strong>an</strong>n »flüstern«, <strong>die</strong> ferne muss »brüllen«.<br />

Doch das rechtfertigt noch l<strong>an</strong>ge keine Basis-Stationen,<br />

<strong>die</strong> wie Storchennester dicht auf dem First unserer<br />

Wohnhäuser sitzen und aus geringer Höhe in unsere<br />

Schlafzimmer und Höfe schauen. Denn Abst<strong>an</strong>d ist das<br />

A und O der Vorsorge gegen den Strahlensmog. Es beruhigt<br />

immerhin zu wissen, dass sich – grob gesprochen<br />

– <strong>die</strong> einstrahlende elektromagnetische Feldstärke<br />

mit doppeltem Abst<strong>an</strong>d zum Sender halbiert. Doch<br />

wären mit 20 Metern Dist<strong>an</strong>z zu Personen im Freien,<br />

wie sie <strong>die</strong> vorsichtigen Schweizer Gesetze vorschreiben,<br />

<strong>die</strong> Sender im sicheren grünen Bereich?<br />

Im dichtesten Strahlenfeld befindet sich auf jeden<br />

Fall der H<strong>an</strong>dy-Nutzer selbst, der seinen Mini-Sender-<br />

Empfänger <strong>an</strong>s Ohr hält. Sehr viel zum vorbeugenden<br />

Selbstschutz k<strong>an</strong>n er tun, wenn er nicht mit voller Sendestärke<br />

aus der Tiefe seines Hauses telefoniert oder<br />

aber ein Head-Set benutzt. Zuerst <strong>an</strong> <strong>die</strong> eigene Brust<br />

sollten sich all <strong>die</strong> schlagen, <strong>die</strong> einen Elektrowecker<br />

auf ihren Nachttisch stellen oder im Haus schnurlos<br />

telefonieren, also einen kleinen Mobilfunkturm in den<br />

eigenen vier Wänden stehen haben.<br />

Mobiltelefone, <strong>die</strong> wenig strahlen und dennoch leistungsstark<br />

sind, hat <strong>die</strong> Stiftung Warentest bisher nicht<br />

gefunden, denn <strong>die</strong>s ist prinzipiell ein Widerspruch. So<br />

hat sich bisher denn auch kein H<strong>an</strong>dy-Hersteller mit<br />

dem blauen Engel schmücken können oder wollen.<br />

Ohne laut darüber zu reden, arbeiten <strong>die</strong> Hersteller<br />

aber <strong>an</strong> empfindlicheren H<strong>an</strong>dys und Sendern. Das<br />

könnte <strong>die</strong> Belastungssituation entschärfen.<br />

Würden <strong>die</strong> Mobilfunkwellen nichts <strong>an</strong>deres tun, als<br />

sich unter der Haut in Wärme umzuw<strong>an</strong>deln, wären<br />

viele <strong>Umwelt</strong>schützer wahrscheinlich nicht sonderlich<br />

besorgt. Denn es gibt viele Wärmequellen, <strong>die</strong> das<br />

Gewebe des H<strong>an</strong>dy-Nutzers mit weit mehr als den<br />

dabei zulässigen zwei Watt pro Kilogramm Körpergewicht<br />

belasten. Es ist besonders der Impulscharakter<br />

der Mobilfunkwellen, ihr von 217 »Funkblitzen« pro<br />

Sekunde bestimmter Takt, der bedenklich stimmt. Wird<br />

nicht auch <strong>die</strong> Kommunikation in unserem Org<strong>an</strong>ismus<br />

von schwachen elektrischen Signalen und von<br />

Botenstoffen in allerkleinster Konzentration geleitet?<br />

Funkwellen mögen <strong>die</strong> Gehirnströme und den<br />

Schlaf stören oder im ungünstigsten Fall bösartige Zellwucherungen<br />

auslösen. Doch das ist weder eindeutig<br />

bewiesen noch eindeutig widerlegt. Ohne nach unserer<br />

Zustimmung gefragt worden zu sein, nehmen wir so<br />

alle, mit ungewissem Ausg<strong>an</strong>g, <strong>an</strong> einem Großversuch<br />

mit unserer Gesundheit teil.<br />

Die uns umspülenden Funkwellen übertreffen jedenfalls<br />

um mehrere Größenordnungen <strong>die</strong> Stärke des<br />

natürlichen Magnet- und Schönwetterfelds der Erde,<br />

<strong>an</strong> <strong>die</strong> sich Mensch und Natur seit l<strong>an</strong>gem <strong>an</strong>gepasst<br />

haben. Wie aber k<strong>an</strong>n <strong>für</strong> den Menschen g<strong>an</strong>z<br />

unschädlich sein, was über erhebliche Entfernungen<br />

hinweg auf technischen Apparaturen Töne und Bilder<br />

von großer Fülle hervorruft? Ist der Mensch nicht am<br />

Ende selbst der allerempfindlichste Empfänger?<br />

Dietrich Jörn Weder<br />

UMTS: Teuer erkaufter Fortschritt<br />

Mit der bevorstehenden Einführung der neuen<br />

Mobilfunk-Generation UMTS wird sich <strong>die</strong> mittlere<br />

Strahlenbelastung der Bevölkerung durch H<strong>an</strong>dy-Sender<br />

wahrscheinlich verdoppeln oder gar verdreifachen.<br />

Die Betreiber der neuen Netze werden 50 000 bis<br />

80 000 Funkstationen zusätzlich aufstellen, um alle<br />

dichter besiedelten L<strong>an</strong>desbereiche abzudecken. Jede<br />

neue Station wird rund um <strong>die</strong> Uhr so viel Strom wie<br />

zw<strong>an</strong>zig 100 Watt-Glühbirnen verbrauchen, doppelt so<br />

viel wie <strong>die</strong> bisherigen – noch nicht internet-tauglichen<br />

– GMS-Sender. Bis 2010 steigt so der jährliche<br />

Stromverbrauch <strong>für</strong> den Mobilfunk von einer auf<br />

geschätzte vier Milliarden Kilowattstunden (<strong>die</strong><br />

Leistung von 1 000 großen Windrädern der jüngsten<br />

Generation!). Vielleicht ist das der eigentliche Preis<br />

da<strong>für</strong>, auch unterwegs mit der g<strong>an</strong>zen Welt in Verbindung<br />

zu stehen.<br />

Da<strong>für</strong> zaubert <strong>die</strong> neue Technik auf das H<strong>an</strong>dy des<br />

glücklichen Empfängers, wo immer <strong>die</strong>ser geht oder<br />

steht, in nur 0,3 Sekunden ein Bild, und das auf einem<br />

Wege, der <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong> auch zwei freundliche Seiten<br />

hat. So wird das UMTS-H<strong>an</strong>dy vom Start <strong>an</strong> mit<br />

100 bis 200 Milliwatt auskommen, also einem Zehntel<br />

der Sendeleistung der Telefone des alten St<strong>an</strong>dards.<br />

Auch nehmen <strong>die</strong> Botschaften ohne den – <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Gesundheit wohl bedenklichen – pulsierenden Takt<br />

ihren Weg.<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 19<br />

Lesenswert<br />

• <strong>BUND</strong>-Position<br />

»Elektrosmog«,<br />

<strong>BUND</strong>-Vers<strong>an</strong>d,<br />

Tel. 030/27586-<br />

441, bundladen@<br />

bund.net<br />

• Ratgeber »Elektrosmog«<br />

der Verbraucherzentrale<br />

Nds., 2002 (Basis-<br />

Aufklärung und<br />

Alltagshilfe)<br />

• Katalyse-Institut<br />

Köln: »Elektrosmog«,<br />

2002<br />

(detailliert und<br />

<strong>an</strong>spruchsvoll)<br />

Der Autor<br />

Dietrich Jörn<br />

Weder ist <strong>Umwelt</strong>journalist,<br />

Buchautor<br />

(»Noahs Arche<br />

heute – Öko-Realismus«)<br />

und Träger<br />

des <strong>Umwelt</strong>me<strong>die</strong>npreises.


TITELTHEMA<br />

Kinder reagieren<br />

besonders<br />

sensibel auf<br />

ihre <strong>Umwelt</strong>.<br />

Der Autor<br />

Prof.Dr.Thomas<br />

Hartm<strong>an</strong>n ist<br />

Hochschullehrer<br />

im Stu<strong>die</strong>ng<strong>an</strong>g<br />

Gesundheitsförderung<br />

und -m<strong>an</strong>agement<br />

<strong>an</strong> der FH<br />

Magdeburg,<br />

Bereich <strong>Umwelt</strong><br />

und Gesundheit.<br />

Kinder und ihre <strong>Umwelt</strong><br />

Jung und<br />

machtlos<br />

»Keine Luft <strong>für</strong> Kinder« war 1985 ein Sternartikel<br />

überschrieben. Darin hieß es: »Kinder sind wehrlose<br />

Opfer einer <strong>Umwelt</strong>, <strong>die</strong> kr<strong>an</strong>k macht. Die<br />

Luft, <strong>die</strong> sie atmen, ist Gift <strong>für</strong> ihre empfindlichen<br />

Atemwege. Die Folgen: Asthma, spastische Bronchitis,<br />

Lungenentzündung und Pseudo-Krupp.«<br />

Hat sich dar<strong>an</strong> etwas geändert? Zumindest in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d: ja. Doch Kinder sind noch immer<br />

besonders bedroht.<br />

Einerseits haben me<strong>die</strong>ngestützte Kampagnen <strong>für</strong><br />

eine bessere Luft viel bewirkt. Die gesundheitliche<br />

Gefährdung von Kindern ist bis heute ein hartes Argument<br />

geblieben, um <strong>Umwelt</strong>belastungen zu verringern.<br />

Bis auf eng begrenzte Regionen und <strong>die</strong> Abgase<br />

des Verkehrs – hier v.a. der ungefilterte Dieselruß! – ist<br />

<strong>die</strong> traditionelle Luftverschmutzung in Mitteleuropa<br />

Kontakt<br />

� Die Bundesvereinigung <strong>für</strong> Gesundheit e.V. unterstützt<br />

Folgever<strong>an</strong>staltungen des <strong>die</strong>sjährigen Weltgesundheitstags<br />

zu Themen wie Allergien, Autoabgase,<br />

Elektrosmog, Ernährung, Kinderfreundliche Stadtpl<strong>an</strong>ung,<br />

Lärm, Tabakrauch oder UV-Strahlung: Michaela<br />

Goecke, Tel. 02 28/9 87 27 18, mg@bvgesundheit.de,<br />

www.who-tag.de/2003/index.html<br />

� Netzwerk Kindergesundheit und <strong>Umwelt</strong>, Tel. 04 21/<br />

4 98 42 51, oekologischer.aerztebund@t-online.de,<br />

www.netzwerk-kindergesundheit.de/<br />

20 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

<strong>BUND</strong>-Archiv<br />

relativ bedeutungslos geworden. Darüber hinaus<br />

würde der wissenschaftliche Erkenntniszuwachs keinen<br />

so plakativen Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen Pseudo-<br />

Krupp und Luftverschmutzung mehr zulassen.<br />

Andererseits hat sich im gleichen Zeitraum der<br />

durchschnittliche Alltag unserer Kinder einschneidend<br />

verändert. Kinder halten sich heute zumeist bewegungsarm<br />

in Innenräumen auf. Dies mindert nicht nur<br />

ihre motorischen Fähigkeiten und führt u.a. zu vielen<br />

Unfällen. Immer häufiger registrieren wir auch Folgeerkr<strong>an</strong>kungen<br />

durch Übergewicht.<br />

Eins von vier Kindern in Deutschl<strong>an</strong>d ist heute allergisch.<br />

Inwieweit veränderte Lebensgewohnheiten dazu<br />

beitragen, lässt sich nur schwer abschätzen. Offenbar<br />

spielt <strong>die</strong> Innenraumluft eine wichtige Rolle. So<br />

belastet Tabakrauch Kinder stärker als alle <strong>an</strong>deren<br />

<strong>Umwelt</strong>schadstoffe. Die Zahl asthmakr<strong>an</strong>ker Kinder<br />

wäre um ein knappes Viertel geringer, wenn sie nicht<br />

passiv rauchen müssten; <strong>die</strong> Zahl der Asthma<strong>an</strong>fälle<br />

ließe sich gar fast halbieren! Da ungefähr <strong>die</strong> Hälfte der<br />

deutschen Kinder in Raucherhaushalten aufwächst,<br />

besteht hier dringender H<strong>an</strong>dlungsbedarf. Forderten<br />

<strong>Umwelt</strong>schützer früher zurecht Rauchgasfilter <strong>für</strong><br />

Kraftwerke, so müssten sich <strong>Umwelt</strong>verbände heute<br />

<strong>für</strong> eine wirksame Tabakkontrollpolitik aussprechen.<br />

Weltweite Ver<strong>an</strong>twortung<br />

Und außerhalb der Industriestaaten Mitteleuropas?<br />

Mehr als fünf Millionen Kinder unter 14 Jahren sterben<br />

jedes Jahr <strong>an</strong> Kr<strong>an</strong>kheiten, Infektionen und Unfällen.<br />

Hauptsächlich betroffen sind Kinder in den Entwicklungsländern<br />

– durch Atemwegserkr<strong>an</strong>kungen (2 Mio.),<br />

Durchfall (1,3 Mio.) und Malaria (1 Mio.). Diese dramatischen<br />

Zahlen gab <strong>die</strong> Generalsekretärin der WHO,<br />

Gro Harlem-Brundtl<strong>an</strong>d, kürzlich bek<strong>an</strong>nt. Obwohl<br />

Kinder unter fünf Jahren nur 10 Prozent der Weltbevölkerung<br />

stellen, tragen sie zu 40 Prozent <strong>die</strong> Last der<br />

weltweiten Kr<strong>an</strong>kheiten. Dabei ließen sich viele Risiken<br />

mit einfachsten Mitteln beseitigen: durch besseres<br />

Heizmaterial, durch sauberes Trinkwasser und durch<br />

mehr Hygiene.<br />

Kinder leiden also noch immer am meisten unter<br />

der globalen <strong>Umwelt</strong>belastung – der Stern von 1985 ist<br />

deshalb unverändert aktuell.<br />

Ausblick<br />

Im Juni 2004 findet in Budapest <strong>die</strong> vierte Regierungskonferenz<br />

zum »Aktionsprogramm <strong>Umwelt</strong> und<br />

Gesundheit« statt. Hier soll ein Aktionspl<strong>an</strong> <strong>für</strong> Kindergesundheit<br />

verabschiedet werden. Die Teilnehmer<br />

stammen aus den 51 Staaten des WHO-Regionalbüros<br />

Europa – darunter auch <strong>die</strong> asiatischen Staaten der<br />

ehemaligen Sowjetunion. Deren Lebensbedingungen<br />

ähneln den Ländern, <strong>für</strong> deren Kinderumwelt wir<br />

bereits mit einfachsten Mitteln viel erreichen könnten.<br />

Das Netzwerk »Kindergesundheit und <strong>Umwelt</strong>« wird<br />

sich als ein Zusammenschluss von 25 deutschen<br />

Nichtregierungsorg<strong>an</strong>isationen dar<strong>an</strong> beteiligen – mit<br />

dabei: der <strong>BUND</strong>. Mischen wir uns also ein!<br />

Thomas Hartm<strong>an</strong>n


<strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit<br />

Arm und umweltgeschädigt<br />

Wie verteilen sich <strong>Umwelt</strong>belastungen auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und Regionen?<br />

Sind sozial Benachteiligte stärkeren Belastungen ausgesetzt? Wenn ja, warum? Welche – etwa<br />

gesundheitlichen – Folgen hat <strong>die</strong>s, und was k<strong>an</strong>n dagegen get<strong>an</strong> werden? Wird <strong>Umwelt</strong>schutz<br />

vom Staat als ein Recht <strong>für</strong> alle oder eher als Privileg <strong>für</strong> wenige geh<strong>an</strong>dhabt?<br />

Diese und <strong>an</strong>dere Fragen stehen<br />

im Mittelpunkt des Konzeptes<br />

von »<strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit«. Ausg<strong>an</strong>gspunkt<br />

waren Stu<strong>die</strong>n aus den<br />

USA, zum Beispiel über <strong>die</strong> Konzentration<br />

von Fabriken, Raffinerien<br />

und Müllverbrennungs<strong>an</strong>lagen in<br />

schwarzen »neighbourhoods«, <strong>die</strong><br />

hohe Luftbelastung in Latino-<br />

Gemeinden, <strong>die</strong> Häufung von Plutoniumfabriken<br />

und Waffentestgeländen<br />

in – und in direkter Nähe<br />

von – Indi<strong>an</strong>erreservaten oder <strong>die</strong><br />

zögerliche und unzureichende <strong>Umwelt</strong>s<strong>an</strong>ierung<br />

in Armenvierteln.<br />

»<strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit« gehört zur<br />

<strong>Umwelt</strong>-, Sozial- und Gesundheitspolitik<br />

gleichermaßen und wird in<br />

den USA seit etwa 20 Jahren diskutiert.<br />

Präsident Clinton erließ 1994<br />

eine Regierungserklärung, <strong>die</strong> verschiedene<br />

Ministerien und Behörden<br />

– u.a. <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>schutz und<br />

Gesundheit – <strong>an</strong>wies, <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit<br />

zu fördern.<br />

Ziel der <strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit ist<br />

es, <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong>belastungen sozial<br />

gerecht zu verteilen (»fair share«), <strong>die</strong> Betroffenen <strong>an</strong><br />

der Pl<strong>an</strong>ung und Entscheidung zu beteiligen (»fair<br />

deal«) und <strong>Umwelt</strong>belastungen insgesamt zu minimieren<br />

(»sustainability«). Thematisiert wird nicht das allgemeine<br />

Risiko durch <strong>Umwelt</strong>belastungen (als ein »altes<br />

<strong>Umwelt</strong>problem«). Im Mittelpunkt steht vielmehr<br />

<strong>die</strong> besondere Betroffenheit spezieller Personengruppen<br />

von <strong>die</strong>sen Risiken (als »neues <strong>Umwelt</strong>problem«).<br />

In der BRD wird <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit bisl<strong>an</strong>g<br />

kaum <strong>an</strong>gesprochen, obwohl es auch hier Probleme<br />

gibt, <strong>die</strong> St<strong>an</strong>dortkonflikte heraufbeschwören könnten.<br />

So etwa dort, wo »Sozialsiedlungen« <strong>an</strong> Autobahnen<br />

und Industriegebieten oder auf alten Deponien errichtet<br />

werden. Beliebt ist es auch, Müllverbrennungs<strong>an</strong>lagen<br />

in strukturschwache Regionen zu setzen, wo wenig<br />

Widerst<strong>an</strong>d zu erwartet ist. Und Flugkorridore werden<br />

oft so geführt, dass »wohlsituierte« Wohnviertel verschont<br />

bleiben.<br />

Ein Grund da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit bei<br />

uns bisl<strong>an</strong>g nicht besonders beachtet wird, ist <strong>die</strong><br />

geringe Flächengröße Deutschl<strong>an</strong>ds. So besteht relativ<br />

wenig Spielraum da<strong>für</strong>, <strong>Umwelt</strong>belastungen stark<br />

ungleich zu verteilen. Zudem ist <strong>die</strong> Produktion von<br />

Problemstoffen hierzul<strong>an</strong>de bisher verhältnismäßig<br />

gering. Und <strong>die</strong> soziale Angleichung von Lebensqualität<br />

ist als politisches Ziel so weit allgemein <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt,<br />

dass <strong>die</strong> Entwicklung »amerik<strong>an</strong>ischer Verhältnisse«<br />

weitestgehend vermieden wurde.<br />

<strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit wird aber weltweit zunehmend<br />

als Problem entdeckt. Diese Entwicklung wird<br />

auch <strong>an</strong> uns nicht vorbeigehen. Dem sollte sich ein<br />

<strong>Umwelt</strong>verb<strong>an</strong>d wie der <strong>BUND</strong> »pro-aktiv« stellen.<br />

Begrifflich lässt sich dabei <strong>an</strong> <strong>die</strong> Sozial-, <strong>Umwelt</strong>- und<br />

Gesundheitsverträglichkeit <strong>an</strong>knüpfen, politisch <strong>an</strong><br />

Programme wie »Gesunde Städte«, »Lokale Agenda 21«<br />

und »Soziale Stadt«.<br />

Werner Maschewsky<br />

Links zum Thema <strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit:<br />

www.– • umweltgerechtigkeit.de • envirolink.org<br />

• econet.apc.org/envjustice/ • ejrc.cau.edu • rachel.org<br />

• ejnet.org • halycon.com<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 21<br />

Schöner wohnen?<br />

Wer es sich leisten<br />

k<strong>an</strong>n, zieht<br />

weg: Ort unter der<br />

Brennerautobahn<br />

in Südtirol.<br />

Der Autor<br />

Prof.Dr.Werner<br />

Maschewsky ist<br />

<strong>BUND</strong>-Mitglied<br />

und Buchautor:<br />

»<strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit,<br />

Public Health<br />

und soziale Stadt«<br />

(VAS Verlag, Ff./<br />

Main, 2001).<br />

Ges. <strong>für</strong> ökologische Forschung/Oswald Baumeister


ZUR ZEIT<br />

Vorher – nachher<br />

Der »Sachsenstein«<br />

unweit<br />

von Bad Sachsa<br />

in Niedersachsen,<br />

eine natürliche<br />

Gipssteilw<strong>an</strong>d;<br />

und (unten) der<br />

Gipssteinbruch<br />

am Kohnstein bei<br />

Nordhausen in<br />

Thüringen.<br />

Bedrohte Natur<br />

Raubbau am Gipskarst<br />

Im südlichen Harzvorl<strong>an</strong>d liegt ein weithin unbek<strong>an</strong>nter und geologisch einzigartiger Naturraum von<br />

herausragender Schönheit und internationaler Bedeutung: <strong>die</strong> Gipskarstl<strong>an</strong>dschaft Südharz.<br />

Bei uns geht <strong>die</strong> Erde unter...«, rief Frau Schneider,<br />

um ihre Nachbarn zu warnen. Im März 1984 tut<br />

sich in der Ortschaft Uftrungen in Sachsen-Anhalt ein<br />

Loch im Boden auf. Mehrere Gartenzäune, eine Garage<br />

und ein Hühnerstall versinken darin. Menschen kommen<br />

glücklicherweise nicht zu Schaden.<br />

Der Einbruch unterirdischer Hohlräume ist in Karstl<strong>an</strong>dschaften<br />

keine Seltenheit. Karst entsteht überall<br />

dort, wo lösungsfähige Gesteine wie Kalk, Dolomit und<br />

Gips <strong>an</strong> <strong>die</strong> Oberfläche dringen und der Kraft des Wassers<br />

ausgesetzt sind. Durch Risse und Klüfte dringt das<br />

Wasser in den Gesteinskörper ein und höhlt ihn aus. Im<br />

Unterschied zur Schwäbischen und Fränkischen Alb<br />

22 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

Steph<strong>an</strong> Röhl (4)<br />

herrscht im Südharz nicht Kalk oder Dolomitgestein<br />

vor, sondern Gipsgestein. Da Gips etwa einhundert mal<br />

leichter löslich ist als Kalk, laufen geologische Prozesse<br />

in Gipsl<strong>an</strong>dschaften besonders rasch ab.<br />

Die Schmelzwässer der letzten Eiszeit haben der<br />

Gipskarstl<strong>an</strong>dschaft Südharz ihr einzigartiges Gepräge<br />

gegeben. Heute verändert vor allem das Wasser der vielen<br />

Bäche aus dem Harz <strong>die</strong> Gipsl<strong>an</strong>dschaft. Bäche verschwinden<br />

unvermittelt zwischen Felsklüften, fließen<br />

unterirdisch weiter, um als Karstquelle <strong>an</strong> <strong>an</strong>derer Stelle<br />

wieder hervorzutreten. G<strong>an</strong>ze Seen können plötzlich<br />

trockenfallen, große Felspartien rutschen mitsamt<br />

Bäumen in <strong>die</strong> Tiefe. Durch den Einbruch unterirdischer<br />

Höhlen und Kluftsysteme entsteht <strong>an</strong> der Erdoberfläche<br />

ein stark bewegtes Relief aus Erdfällen, Dolinen,<br />

Karsttälern, Steilhängen und Felsen.<br />

Durch <strong>die</strong> Vielfalt der Karstphänomene ist das<br />

Gelände oft unwegsam, was dem Wirtschaften des<br />

Menschen seit Jahrhunderten enge Grenzen setzt. Wälder<br />

und Wiesen konnten nur extensiv genutzt werden,<br />

<strong>die</strong> L<strong>an</strong>dschaft prägten naturnahe Buchenwälder. Teilweise<br />

sind – als Reste mittelalterlicher Waldnutzung –<br />

noch Nieder- und Mittelwälder erhalten. Durch <strong>die</strong><br />

Jahrhunderte l<strong>an</strong>ge Beweidung mit Schafen und Ziegen<br />

entst<strong>an</strong>den auf den Gips-Kuppen und -Buckeln<br />

artenreiche Magerrasen. Der Karst ist bis heute ein<br />

Mosaik unterschiedlichster Lebensräume.<br />

Die Gipskarstl<strong>an</strong>dschaft Südharz erstreckt sich als<br />

schmaler Gürtel von 100 Kilometern Länge von Osterode<br />

in Niedersachsen über Nordthüringen bis nach


Pölsfeld in Sachsen-Anhalt. Ein Gipskarst <strong>die</strong>ser Ausdehnung<br />

und unter den speziellen Klimabedingungen<br />

– zwischen atl<strong>an</strong>tisch-feucht und kontinental-trocken –<br />

ist einzigartig. Allein in den Magerrasen des thüringischen<br />

Karstes wachsen 419 verschiedene Pfl<strong>an</strong>zen, 106<br />

Arten gelten als gefährdet. Auf dem Hopfenberg, einem<br />

großen Magerrasen in der Rüdigsdorfer Schweiz bei<br />

Nordhausen, kommen über 400 verschiedene Großschmetterlinge<br />

vor!<br />

Im Südharz treffen <strong>die</strong> Verbreitungsgebiete kontinentaler<br />

Steppenpfl<strong>an</strong>zen (wie Dänischer Trag<strong>an</strong>t und<br />

Grauscheidiges Federgras) mit mediterr<strong>an</strong>en Arten<br />

(wie Nadelröschen, Berg-Gam<strong>an</strong>der) und eurasiatischsubatl<strong>an</strong>tischen<br />

Pfl<strong>an</strong>zen (Hirschzunge, Dorniger<br />

Schildfarn) aufein<strong>an</strong>der. Dazu gesellen sich »Eiszeitrelikte«,<br />

also Pfl<strong>an</strong>zen, <strong>die</strong> im Zuge der nacheiszeitlichen<br />

Erwärmung nur <strong>an</strong> kühlen, nordexponierten<br />

Felswänden überleben konnten, wie Glattes Brillenschötchen<br />

und Kriechendes Gipskraut.<br />

Am Grund der zahlreichen Erdfälle und Dolinen<br />

herrscht das g<strong>an</strong>ze Jahr über ein kühles, schattiges und<br />

feuchtes Kleinklima. Hier gedeihen auf dem nackten<br />

Gipsgestein üppige Moospolster, Flechten und seltene<br />

Farne. Wassergefüllte Erdfälle, Bachauenwälder, Erlenbrüche<br />

und Quellsümpfe sind wichtige Lebensräume<br />

<strong>für</strong> Amphibien. Im Südharz kommen Uhu, Kolkrabe,<br />

Schwarzstorch, Waldschnepfe und sogar <strong>die</strong> Wildkatze<br />

vor. Zahlreiche bedrohte Fledermausarten haben hier<br />

ihr Sommer- und Winterquartier.<br />

Das touristische Marketing vieler Südharzgemeinden<br />

ist entweder auf den »eigentlichen« Harz ausgerichtet<br />

oder noch gar nicht vorh<strong>an</strong>den. Der s<strong>an</strong>fte Tourismus<br />

aber ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> Region ein enormes Potenzial,<br />

zumal ein länderübergreifendes Unesco-Biosphärenreservat<br />

seit über zehn Jahren in der Diskussion ist.<br />

Doch statt den Schutz oder <strong>die</strong> s<strong>an</strong>fte Nutzung des<br />

Gipskarstes vor<strong>an</strong>zutreiben, begehen <strong>die</strong> Länder<br />

Niedersachsen und Thüringen seit Jahrzehnten Raubbau<br />

<strong>an</strong> dem weltweit einmaligen Naturerbe. In Niedersachsen<br />

ist bereits <strong>die</strong> Hälfte <strong>die</strong>ser L<strong>an</strong>dschaft zerstört.<br />

Der Abbau g<strong>an</strong>zer Gipsberge schreitet ungehemmt<br />

vor<strong>an</strong>, nicht zuletzt d<strong>an</strong>k des massiven Einflusses<br />

der Gipsindustrie auf allen Ebenen von Politik und<br />

Verwaltung. Als einziges Bundesl<strong>an</strong>d pl<strong>an</strong>t Sachsen-<br />

Anhalt ein Biosphärenreservat und hat 5000 Hektar<br />

Naturschutzgebiete und 12000 Hektar FFH-Gebiete im<br />

Gipskarst ausgewiesen. In Niedersachsen sind nur<br />

1000 Hektar Karst geschützt.<br />

Dabei ist der Naturgipsabbau volkswirtschaftlich<br />

unnötig. Der Baustoff Naturgips könnte vollständig<br />

durch REA-Gipse aus der Entschwefelung der Kraftwerke<br />

ersetzt werden. Millionen Tonnen hochreiner<br />

REA-Gipse liegen bereits auf Halde und werden z.T.<br />

sogar kostenlos abgegeben. Der Untertage-Abbau so<br />

gen<strong>an</strong>nter Muschelkalkgipse wird ebenfalls bereits<br />

praktiziert. Während der aber oft teurer ist als der oberirdische<br />

Gipsabbau, scheitert <strong>die</strong> Umstellung auf REA-<br />

Gipse <strong>an</strong> fehlender Innovationsbereitschaft der Firmen<br />

und <strong>an</strong> Flächenspekulationen beim Naturgipsabbau.<br />

Trotz der stark rückläufigen Baukonjunktur und<br />

dem Verlust fast aller kleinen und mittelständischen<br />

Gipsfirmen im Südharz be<strong>an</strong>tragen multinationale<br />

Konzerne unentwegt neue Abbaugebiete. So wollen<br />

»Börgardts-BPB« und »Heidelberger Zement« in der Rüdigsdorfer<br />

Schweiz 100 Hektar Natur zerstören, obwohl<br />

beide Firmen bereits genehmigte Abbauflächen kaufen<br />

könnten, <strong>die</strong> <strong>für</strong> über 100 Jahre Gipsvorräte bieten.<br />

Ursula Schäfer/Steph<strong>an</strong> Röhl<br />

Ursula Schäfer und Steph<strong>an</strong> Röhl sind Biologen und<br />

engagieren sich seit Jahren verb<strong>an</strong>dsübergreifend <strong>für</strong><br />

den Erhalt der Gipskarstl<strong>an</strong>dschaft.<br />

Hilfe tut not<br />

Vor Ort leistet der <strong>BUND</strong> zusammen mit <strong>an</strong>deren Naturschutzverbänden,<br />

dem »Arbeitskreis Gipskarst« und vielen Kommunen starken Widerst<strong>an</strong>d.<br />

Mit Protestbriefen, Menschenketten, Pressever<strong>an</strong>staltungen und Gesprächen<br />

in den Gremien der L<strong>an</strong>despolitik versuchen wir gegen den Raubbau<br />

<strong>an</strong>zugehen. Unterstützen Sie uns bei Aktionen zum Erhalt <strong>die</strong>ser in Europa<br />

einmaligen L<strong>an</strong>dschaft, ob durch eine Spende, Protestbriefe oder<br />

Unterschriftensammlungen.<br />

Kontakt: <strong>BUND</strong> Thüringen, Tel. 03 61/5 55 03-10, www.naturschatz.org/gips,<br />

www.natur-<strong>an</strong>sichten.de, www.karstw<strong>an</strong>derweg.de; <strong>BUND</strong>-Spendenkonto:<br />

Sparkasse Erfurt, Stichwort »Gipskarst«, Konto 366 370 88, BLZ 820 542 22.<br />

Infos erteilt auch der <strong>BUND</strong> Niedersachsen, Tel. 05 11/9 65 69-0.<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 23<br />

Feuersalam<strong>an</strong>der<br />

finden in dem<br />

Gipskarst ideale<br />

Lebensbedingungen.<br />

Bild unten:<br />

Flechten (hier<br />

Peltigera spec.)<br />

am Grunde eines<br />

tiefen Erdfalles.


AKTION<br />

Suchen Sie mit!<br />

Bald ist es nun soweit:<br />

Am 14. Juni werden Experten,<br />

versierte Laien und einfach<br />

Naturbegeisterte überall im<br />

L<strong>an</strong>d <strong>die</strong> Stiefel schnüren.<br />

Binnen 24 Stunden gilt es möglichst<br />

viele Tier- und Pfl<strong>an</strong>zenarten<br />

zu entdecken. Den Rahmen<br />

bildet der GEO-Tag der Artenvielfalt,<br />

<strong>die</strong>ses Jahr mit dem <strong>BUND</strong> als Partner.<br />

Im Mittelpunkt des Interesses:<br />

das Grüne B<strong>an</strong>d. Doch <strong>BUND</strong>-Gruppen<br />

können bundesweit aktiv werden.<br />

Bereits am Abend vorher werden<br />

<strong>die</strong> Ersten aufbrechen, um nachtaktive<br />

Fledermäuse oder Nachtfalter zu<br />

finden. Gleich nach Sonnenaufg<strong>an</strong>g<br />

laufen d<strong>an</strong>n Vogelkundler und <strong>an</strong>dere<br />

Spezialisten los. Bis zur Abend-<br />

Dassower See<br />

Vogelschutzgebiet internationaler Bedeutung.<br />

Dieser nördlichste Abschnitt<br />

des Grünen B<strong>an</strong>des umfasst Naturschutzgebiete<br />

mit Röhrichten, Niederwäldern<br />

und Auwaldresten sowie Wirtschaftsgrünl<strong>an</strong>d<br />

und Trockenrasen.<br />

Salzwedel<br />

Hier hat <strong>die</strong> »L<strong>an</strong>dgraben-Dumme-Niederung«<br />

in Sachsen-Anhalt Kontakt zu<br />

mehreren Naturschutzgebieten auf<br />

niedersächsischer Seite – ein wertvoller<br />

Lebensraum stark bedrohter Vögel,<br />

Kleinsäuger und Amphibien.<br />

24 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

dämmerung wird <strong>die</strong> gezielte Suche<br />

dauern, nach allem, was da kreucht<br />

und fleucht. Ob auf Inseln, <strong>die</strong> erst<br />

nach dem letzten Mulde-Hochwasser<br />

entst<strong>an</strong>den sind, oder direkt vor<br />

der Haustür, gemeinsam mit einer<br />

Kindergruppe – der Tag der Artenvielfalt<br />

k<strong>an</strong>n <strong>an</strong> vielen Orten und auf<br />

viele Art gefeiert werden: Mit Exkursionen<br />

in <strong>die</strong> Natur, mit der Demonstration<br />

ausgefallener F<strong>an</strong>gmethoden<br />

oder <strong>an</strong>derem mehr. Alle Aktiven<br />

und Gruppen des <strong>BUND</strong> können sich<br />

am 14. Juni direkt beteiligen. Informationen<br />

und Tipps gibt es unter<br />

www.geo.de/ artenvielfalt und bei<br />

Tom Müller, Tel. 0 40/ 37 03-27 32.<br />

Auch am Grünen B<strong>an</strong>d selbst können<br />

Sie sich engagieren: Ob im Rahmen<br />

der Hauptaktion in den Nationalparken<br />

Harz und Hochharz, in den<br />

Großes Bruch<br />

Teil einer einst ausgedehnten Niedermoorl<strong>an</strong>dschaft(Sachsen-Anhalt/Niedersachsen).<br />

Extensiv genutzte Wiesen,<br />

Feuchtgrünl<strong>an</strong>d, Flachmoore und<br />

Erlenbruchwälder bilden ein Refugium<br />

<strong>für</strong> gefährdete Pfl<strong>an</strong>zen und Tiere.<br />

vom <strong>BUND</strong> betreuten fünf Satelliten-<br />

Gebieten oder <strong>an</strong>dernorts am<br />

Grünen B<strong>an</strong>d.<br />

Für <strong>die</strong> Org<strong>an</strong>isation vor Ort sind<br />

Helfer überall sehr willkommen!<br />

Anmelden können Sie sich beim<br />

Projektbüro Grünes B<strong>an</strong>d, Dr. Li<strong>an</strong>a<br />

Geidezis, Tel. 09 11/8 18 78-17, Fax:<br />

/86 95 68, l.geidezis@lfg.bund-naturschutz.de,<br />

www.dasgrueneb<strong>an</strong>d.info<br />

Henneberg bis Schlechtsarter Schweiz<br />

Das trocken-warme Grabfeld (Thüringen/Bayern) zeigt eine Reihe von Magerrasen<br />

auf meist kalk- und basenreichen Böden. Die Gewässer säumen Feuchtgebiete,<br />

Röhrichte, Hochstaudenfluren und stellenweise Mittelwälder.<br />

Unteres Eichsfeld<br />

Von Weilrode bis Freienhagen (Thüringen/Niedersachsen)<br />

ist das Grüne<br />

B<strong>an</strong>d ein bedeutendes Entwicklungsgebiet<br />

mit naturnahen Lebensräumen.<br />

Hier hat auch <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>-Kunstaktion<br />

»WestÖstliches Tor« ihren Platz.


Die ökologische Kfz-Versicherung exklusiv <strong>für</strong> <strong>BUND</strong>mitglieder<br />

<strong>Umwelt</strong>bewusst<br />

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auf Ihr Auto verzichten. InhaberInnen einer Jahreskarte <strong>für</strong> den öffentlichen<br />

Personennahverkehr erhalten zusätzliche Nachlässe. Darüber hinaus<br />

werden auch Rabatte wie z.B. <strong>für</strong> Garagenfahrzeuge oder Wenigfahrer<br />

gewährt. Im Schadenfall überzeugt <strong>die</strong> RheinL<strong>an</strong>d Versicherung durch<br />

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Am Köllnischen Park 1<br />

10179 Berlin


ZUR ZEIT<br />

Rio meets Seattle: »McPl<strong>an</strong>et.com«<br />

<strong>Umwelt</strong> in der Globalisierungsfalle<br />

Ein Kongress von <strong>BUND</strong>, Attac und Greenpeace, in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung und<br />

dem Wuppertal-Institut <strong>für</strong> Klima, <strong>Umwelt</strong>, Energie, 27. – 29. Juni, in der Technischen Universität Berlin.<br />

Mehr Infos unter<br />

www.mcpl<strong>an</strong>et.<br />

com; kostenlose<br />

Faltblätter zum<br />

Weiterverteilen<br />

und Plakate zum<br />

Aufhängen gibt<br />

es in der <strong>BUND</strong>-<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

bei J<strong>an</strong><br />

Kowalzig.<br />

Der Autor<br />

… ist <strong>BUND</strong>-Referent<br />

<strong>für</strong> Internationale<strong>Umwelt</strong>politik,<br />

Tel. 030/<br />

27586-468, j<strong>an</strong>.kowalzig@bund.net.<br />

Wird unser Pl<strong>an</strong>et zum Wegwerfprodukt? Oder:<br />

Wieviel muss der Norden abspecken, damit der<br />

Süden zulegen k<strong>an</strong>n, ohne dass der Pl<strong>an</strong>et aus allen<br />

Nähten platzt? Brauchen wir ökologische St<strong>an</strong>dards <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Rettung des Pl<strong>an</strong>eten, oder schützen sie nur unsere<br />

Märkte und unseren Wohlst<strong>an</strong>d? Wer soll <strong>die</strong> Macht<br />

über Wasser, Energie und genetische Ressourcen<br />

haben? Globale Multis in freiwilliger Selbstregulation?<br />

Internationale Institutionen mit global verbindlichen<br />

Regeln? Oder doch <strong>die</strong> lokale Bevölkerung? Ist Nach-<br />

haltigkeit in Deutschl<strong>an</strong>d ein frommer Wunsch, wenn<br />

bei uns <strong>die</strong> Flüsse sauberer und <strong>die</strong> Wälder grüner werden,<br />

der wachsende Ressourcenhunger der reichen Länder<br />

aber in den Entwicklungsländern zu immer stärkerer<br />

Zerstörung von Natur und <strong>Umwelt</strong> führt?<br />

Fragen genug <strong>für</strong> »McPl<strong>an</strong>et.com«, den Kongress zu<br />

allem, was <strong>an</strong> der Schnittstelle von <strong>Umwelt</strong> und Globalisierung<br />

relev<strong>an</strong>t und sp<strong>an</strong>nend ist. McPl<strong>an</strong>et.com ist<br />

ein Kongress <strong>für</strong> Aktivisten und kritische Geister aus<br />

beiden Bewegungen: <strong>Umwelt</strong>schutz und Globalisierungskritik.<br />

Für den <strong>BUND</strong> sind <strong>die</strong> negativen Folgen<br />

26 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

der Globalisierung, ökologische wie soziale, seit Jahren<br />

ein Thema. »McPl<strong>an</strong>et.com«, vom <strong>BUND</strong> initiiert und<br />

jetzt zusammen mit Attac und Greenpeace org<strong>an</strong>isiert,<br />

ist der konsequente nächste Schritt, um das Thema<br />

verstärkt in <strong>die</strong> öffentliche Diskussion zu bringen.<br />

Der Kongress soll beleuchten, wie wir globale Gerechtigkeit<br />

erreichen können, auf einem begrenzten<br />

Pl<strong>an</strong>eten, der unter Ressourcenraubbau und <strong>Umwelt</strong>zerstörung<br />

leidet – während <strong>die</strong> Unterschiede zwischen<br />

Arm und Reich wachsen statt schrumpfen, sowohl<br />

zwischen als auch innerhalb der Gesellschaften.<br />

Bedeutet Gerechtigkeit, dass <strong>die</strong> Menschen des Südens<br />

ihr Konsumverhalten <strong>an</strong> das des ressourcenhungrigen<br />

Nordens <strong>an</strong>passen, sich also nach einem Entwicklungsmodell<br />

richten, welches zerstörerisch und ungerecht<br />

zugleich ist? Denn der Norden ignoriert <strong>die</strong> ökologischen<br />

Grenzen unseres Pl<strong>an</strong>eten, und nur ein Bruchteil<br />

der Weltbevölkerung profitiert von <strong>die</strong>sem Weg. Der<br />

Kongress soll auch <strong>die</strong> Ungerechtigkeiten des Welth<strong>an</strong>delssystems<br />

bloßstellen, dessen Freih<strong>an</strong>del nicht frei ist<br />

und noch weniger fair. Denn im Sinne der reichen Länder<br />

heißt Freih<strong>an</strong>del: <strong>die</strong> H<strong>an</strong>delsbarrieren der <strong>an</strong>deren<br />

einreißen, aber <strong>die</strong> eigenen Märkte vor billigeren<br />

Importen schützen und <strong>die</strong> eigenen Exporte subventionieren.<br />

Der Kongress will schließlich auch <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />

von Regeln <strong>für</strong> multinationale Konzerne<br />

diskutieren. »Global, verbindlich, einklagbar« – das fordern<br />

<strong>Umwelt</strong>-, Entwicklungs- und Menschenrechtsorg<strong>an</strong>isationen.<br />

Und dagegen kämpfen <strong>die</strong> Unternehmen,<br />

denen bisher keine demokratisch legitimierte<br />

Kontrollinst<strong>an</strong>z gegenübersteht.<br />

Auf sechs großen P<strong>an</strong>els diskutieren wir mit prominenten,<br />

internationalen Gästen. Mehr als ein Dutzend<br />

Foren bieten <strong>die</strong> Möglichkeit, Fragen zur WTO, zum<br />

globalen Kampf um Ressourcen, zur Privatisierung der<br />

»common goods«, zu Lebensstilen und mehr zu vertiefen,<br />

sich auszutauschen und vonein<strong>an</strong>der zu lernen.<br />

Workshops, Seminare und Streitgespräche sowie ein<br />

Markt der Möglichkeiten runden das Programm ab.<br />

Zu McPl<strong>an</strong>et.com erwarten wir mehr als 1000 Besucherinnen<br />

und Besucher. Der Kongress will Kontroversen<br />

aufgreifen, provozieren und, so kurz vor der WTO-<br />

Konferenz in Mexiko, auch mobilisieren. Er ist damit<br />

eine zentrale Ver<strong>an</strong>staltung im Sp<strong>an</strong>nungsfeld von Globalisierung,<br />

Welth<strong>an</strong>del und <strong>Umwelt</strong> – und gerade deswegen<br />

auch besonders interess<strong>an</strong>t <strong>für</strong> <strong>BUND</strong>mitglieder.<br />

Sie sind herzlich eingeladen, <strong>an</strong> <strong>die</strong>sem Großereignis<br />

teilzunehmen. Die Kongressgebühr beträgt 30 bzw.<br />

20 Euro. Anmelden können Sie sich bis zum 16. Juni im<br />

Internet unter: www.mcpl<strong>an</strong>et.com.<br />

J<strong>an</strong> Kowalzig


Interview<br />

Großer Luxus<br />

H<strong>an</strong>na Pötter ist <strong>die</strong> neue Sprecherin der <strong>BUND</strong>jugend<br />

im Vorst<strong>an</strong>d des <strong>BUND</strong>. Die 24-jährige<br />

Berlinerin stu<strong>die</strong>rt <strong>Umwelt</strong>- und Ressourcenm<strong>an</strong>agement.<br />

Mit ihr sprach Severin Zillich.<br />

H<strong>an</strong>na, wie bist Du zur <strong>BUND</strong>jugend gekommen?<br />

Mit 16 wollte ich in der Schülerzeitung etwas über<br />

Dosen schreiben. Der <strong>BUND</strong> konnte mir dazu gutes<br />

Infomaterial schicken, und so bin ich Mitglied geworden.<br />

Später bin ich einmal zu einer Versammlung der<br />

Berliner <strong>BUND</strong>jugend geg<strong>an</strong>gen, um auch praktisch<br />

etwas zu tun. Weil damals gerade Leute gesucht wurden,<br />

kam ich gleich in <strong>die</strong> L<strong>an</strong>desjugendleitung. Und<br />

dort habe ich d<strong>an</strong>n richtig nette Leute kennengelernt.<br />

An wen richtet sich <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>jugend eigentlich?<br />

Mitmachen k<strong>an</strong>n jeder bis 25. Unsere Aktionen leben<br />

davon, dass Jugendliche zusammen Pläne zur Weltverbesserung<br />

aushecken und öffentlich machen. Damit<br />

sprechen wir aber alle Altersgruppen <strong>an</strong>. Gerade war<br />

z.B. eine Aktion zu GATS*, <strong>die</strong> g<strong>an</strong>z allgemein auf eine<br />

– in unseren Augen – problematische Entwicklung aufmerksam<br />

machen wollte. D<strong>an</strong>eben richten sich viele<br />

Aktionen der <strong>BUND</strong>jugend traditionell <strong>an</strong> Kinder.<br />

Wie k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> bei Euch mitmachen?<br />

Vor allem über <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>jugend im jeweiligen Bundesl<strong>an</strong>d.<br />

In Berlin gibt es z.B. den »Juckreiz«, eine <strong>Umwelt</strong>zeitung,<br />

<strong>an</strong> der jeder mitschreiben k<strong>an</strong>n. Dazu kommen<br />

bundesweit Arbeitskreise, <strong>die</strong> inhaltlich diskutieren<br />

und Aktionen machen. Auf Bundesebene gibt es eine<br />

Projektgruppe zum »ökologischen Fußabdruck« und<br />

eine zur Vorbereitung der Jugendumwelttage, <strong>die</strong> sich<br />

<strong>die</strong>ses Jahr um <strong>die</strong> Gentechnik drehen. Bei beiden<br />

<strong>BUND</strong><br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> mitorg<strong>an</strong>isieren und inhaltlich arbeiten. Ein<br />

gutes Angebot ist auch unser <strong>Umwelt</strong>portal »www.econautix.de«,<br />

wo sich Jugendliche über <strong>Umwelt</strong>schutz<br />

informieren, aber auch selbst Texte schreiben können.<br />

Was bedeutet das Amt einer Sprecherin der <strong>BUND</strong>jugend?<br />

Die Bundesjugendleitung besteht aus acht Leuten –<br />

übrigens ein sehr gutes Team gerade –, <strong>die</strong> alle <strong>für</strong> zwei<br />

Jahre Sprecher sind. Wir entscheiden, welche Projekte<br />

wir in nächster Zeit machen wollen und wie sich <strong>die</strong><br />

<strong>BUND</strong>jugend weiterentwickeln soll. Wir alle stecken<br />

auch aktiv in den Projekten drin und gestalten sie mit.<br />

Dabei haben wir eine Super-Unterstützung durch unsere<br />

Bundesgeschäftsstelle in Berlin.<br />

Gibt es etwas, das Dir als Sprecherin der <strong>BUND</strong>jugend<br />

besonders am Herzen liegt?<br />

Ja. G<strong>an</strong>z wichtig ist mir der Kontakt zur <strong>BUND</strong>jugend<br />

vor Ort. Zum Glück haben wir seit 2002 einen Freiwilligen-Koordinator,<br />

der bundesweit unsere Aktivitäten<br />

vernetzt und guckt, was in den Ländern so passiert und<br />

wie wir den Jugendlichen vor Ort helfen können.<br />

Inhaltlich interessiert mich vor allem <strong>die</strong> Gentechnik,<br />

<strong>die</strong> L<strong>an</strong>dwirtschaft, das Klima und moment<strong>an</strong><br />

besonders der Mobilfunk – ein echtes Jugendthema:<br />

Jeder hat heute ein H<strong>an</strong>dy, und gerade weil jeder eines<br />

hat, glaubt m<strong>an</strong> kaum mehr, dass es vielleicht gesundheitsschädlich<br />

ist. Ich finde es wichtig, dass alle wissen,<br />

was sie da in der H<strong>an</strong>d haben und verständliche Infos<br />

bekommen können. Seit kurzem bieten wir deshalb<br />

ein Video** über »Mobilfunk« <strong>an</strong>.<br />

Wie hast Du Deine erste Vorst<strong>an</strong>dssitzung empfunden?<br />

Glaubst Du, im <strong>BUND</strong> etwas bewegen zu können?<br />

Vorher warnten mich alle, dass es schrecklich <strong>an</strong>strengend<br />

würde. Aber ich bin g<strong>an</strong>z optimistisch hingeg<strong>an</strong>gen<br />

– und nicht enttäuscht worden. Ich finde <strong>die</strong> Vorst<strong>an</strong>dsarbeit<br />

konstruktiv und gut vorbereitet – und<br />

überraschend friedlich! Moment<strong>an</strong> lerne ich noch viel,<br />

wie bestimmte Dinge ablaufen, und stelle Fragen. Aber<br />

ich habe schon das Gefühl, ernst genommen zu werden.<br />

Sind Jugendliche heute schwieriger <strong>für</strong> den <strong>Umwelt</strong>schutz<br />

zu gewinnen?<br />

Ich glaube, <strong>die</strong> Entwicklung verläuft in Wellen. Zur Zeit<br />

mögen <strong>an</strong>dere Themen im Vordergrund stehen. Doch<br />

spüren wir ein deutliches Interesse etwa <strong>für</strong> Fragen zu<br />

Wirtschaft, Globalisierung und Friedenspolitik. Wir wollen<br />

es Jugendlichen leicht machen, bei uns einzusteigen<br />

und sich – auch nur kurzfristig – zu engagieren. Sie können<br />

hier ihre Ideen umsetzen. Wir helfen ihnen dabei.<br />

Ich finde es auch nicht sinnvoll, immer alle <strong>an</strong>sprechen<br />

zu wollen. Die <strong>BUND</strong>jugend sollte vor allem denen<br />

was bieten, <strong>die</strong> Interesse haben und sich engagieren<br />

wollen. Jugendliche mit Ideen finden bei uns wirklich<br />

gute Voraussetzungen: Viele unserer Projekte – darunter<br />

auch econautix – sind als Steckenpferde Einzelner<br />

entst<strong>an</strong>den. Eigene Ideen mit <strong>an</strong>deren auszutüfteln<br />

und umzusetzen, das ist echt toll. Das habe ich in<br />

der <strong>BUND</strong>jugend immer als großen Luxus empfunden.<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 27<br />

* GATS<br />

Abkommen der<br />

Welth<strong>an</strong>delsorg<strong>an</strong>isation<br />

WTO zur<br />

Liberalisierung des<br />

Dienstleistungssektors<br />

(siehe S.36).<br />

** Video<br />

Als Video und DVD<br />

<strong>für</strong> jeweils 5 Euro<br />

zzgl. Porto erhältlich<br />

bei der <strong>BUND</strong>jugend,<br />

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10179 B, Tel. 030/<br />

27586-50, Fax -55


ZUR ZEIT<br />

Burg Lenzen<br />

Die malerische<br />

Barock<strong>an</strong>lage<br />

thront auf einem<br />

slawischen Burgwall,<br />

umgeben<br />

von der naturnahen<br />

Elbtalaue.<br />

<strong>BUND</strong>-Burg Lenzen <strong>an</strong> der Elbe<br />

Mensch und Strom<br />

Die Br<strong>an</strong>denburger Elbtalaue ist derzeit – da <strong>die</strong> Vögel zu brüten<br />

begonnen haben – ein besonders reizvolles Ausflugsziel. Doch<br />

lohnt ein Besuch der Burg Lenzen ab sofort zu jeder Jahreszeit:<br />

Eine neue Ausstellung zeigt <strong>die</strong> Natur- und Kulturgeschichte<br />

einer sp<strong>an</strong>nungsvollen Region.<br />

Wildgänse und nordische Schwäne rasten hier<br />

während des Frühlings und Herbstes in Scharen.<br />

Fisch- und Seeadler kreisen über der Elbtalaue,<br />

und <strong>an</strong> schönen Sommerabenden singen im Park von<br />

Burg Lenzen <strong>die</strong> Nachtigallen. Eine Reise <strong>an</strong> <strong>die</strong> Elbe, in<br />

das Herz der br<strong>an</strong>denburgischen Elbtalaue, lohnt sich<br />

zu jeder Jahreszeit. Seit <strong>die</strong>sem Frühjahr ist <strong>die</strong>se<br />

beliebte Urlaubsregion um eine Attraktion reicher:<br />

Anf<strong>an</strong>g Mai eröffnete <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>-Burg in Lenzen ihre<br />

Pforten mit der Elbe-Ausstellung »Mensch und Strom«.<br />

28 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

<strong>BUND</strong> (2)<br />

Bevor Besucher im 28 Meter hohen mittelalterlichen<br />

Wehrturm durch <strong>die</strong> Ausstellung Schritt <strong>für</strong> Schritt bis<br />

in <strong>die</strong> luftige Kuppel gel<strong>an</strong>gen, erwartet sie im renovierten<br />

Lenzener Heimatmuseum eine Zeitreise in <strong>die</strong><br />

bewegte Verg<strong>an</strong>genheit des Grenzortes <strong>an</strong> der Elbe.<br />

Die Ausstellung »Mensch und Strom« präsentiert <strong>die</strong><br />

vielfältigen Aspekte der regionalen Natur- und Kulturgeschichte.<br />

Sie dokumentiert <strong>die</strong> Entwicklung der Lenzener<br />

Elbtalaue seit der Slawenzeit und gibt einen Ausblick<br />

auf ihre künftige Gestalt. Alle Sinne sind hier<br />

<strong>an</strong>gesprochen: Luftbilder und historische Karten vermitteln<br />

<strong>die</strong> Dynamik des l<strong>an</strong>dschaftsprägenden Elementes<br />

Wasser – vor und nach dem Eingriff des Menschen.<br />

An einem wasserdurchfluteten Modell können<br />

<strong>die</strong> L<strong>an</strong>dschaftsveränderungen plastisch nachempfunden<br />

werden. Und ein »Blaues B<strong>an</strong>d« aus berührungsempfindlichen<br />

Monitoren illustriert im Themenschwerpunkt<br />

Biosphärenreservat <strong>die</strong> Aufgaben und<br />

Ziele des Schutzgebietes. Dem Jahrhunderthochwasser<br />

vom August 2002 ist ein eigener Ausstellungsbereich<br />

gewidmet. Eine besondere Attraktion – nicht nur <strong>für</strong><br />

Kinder – ist der multimediale »Flug auf dem Reiher« in<br />

der Turmkuppel: Auf einem holzmodellierten Reiher<br />

erleben <strong>die</strong> Besucher <strong>die</strong> Elbtalaue zu verschiedenen<br />

Jahreszeiten aus der Vogelperspektive.<br />

Wer beim Blick vom Turm Lust bekommen hat, Lenzen<br />

und Umgebung zu erkunden, k<strong>an</strong>n <strong>die</strong>s besonders<br />

gut mit dem Fahrrad tun. Flussaufwärts auf dem Elbdeich<br />

bis nach Lütkenwisch führt ein l<strong>an</strong>dschaftlich<br />

reizvoller Radweg, vorbei <strong>an</strong> einem Vogelbeobachtungsturm<br />

der Naturwacht und dem »Bösen Ort«. An<br />

<strong>die</strong>ser bei Binnenschiffern berüchtigten Stelle macht<br />

<strong>die</strong> Elbe einen scharfen, fast rechtwinkligen Bogen. Die<br />

Fluten des letzten Hochwassers prallten hier mit voller<br />

Wucht auf den Deich.<br />

Ein Naturschutzgroßprojekt wird <strong>die</strong>sen kritischen<br />

Deichabschnitt nun endlich entschärfen und neuen<br />

Überflutungsraum schaffen. Mehr als 400 Hektar Auwald<br />

und <strong>an</strong>dere Lebensräume, <strong>die</strong> früher <strong>die</strong> natürlichen<br />

Flussauen prägten, sollen hier mit Unterstützung<br />

des <strong>BUND</strong> wiederentstehen. Nicht nur Biber,<br />

Fischotter, Wachtelkönig und Wasserralle profitieren<br />

davon. Auch interessierte Besucher können <strong>die</strong> Entwicklung<br />

»zurück zur Natur« miterleben. Ein gepl<strong>an</strong>ter<br />

Lehrpfad soll <strong>die</strong> besondere Bedeutung der europaweit<br />

bedrohten Auwälder zeigen. So bleiben Burg Lenzen<br />

und <strong>die</strong> Elbtalauen mit Sicherheit auch in Zukunft ein<br />

lohnenswertes Ziel.<br />

Robert Exner<br />

…betreut <strong>die</strong> Öffentlichkeitsarbeit des <strong>BUND</strong> Niedersachsen.<br />

Kombinierte Informationen zu <strong>Umwelt</strong> und Tourismus<br />

gibt es – in Kooperation mit der Naturwacht Br<strong>an</strong>denburg<br />

– im Foyer des Burgmuseums. Geöffnet ist es täglich<br />

von 10 bis 18 Uhr. Angeboten werden auch naturkundliche<br />

Exkursionen sowie Kunst- und Kulturver<strong>an</strong>staltungen.<br />

Kontakt: Burg Lenzen, Tel. 038792/1221, Fax:<br />

/80673, burg-lenzen@t-online.de


Weltbevölkerung – quo vadis?<br />

Kinderreich, aber ressourcenarm?<br />

»Keines der auf dem Erdgipfel 1992 diskutierten Probleme wäre wirklich schwerwiegend, wenn auf der Welt<br />

nur 500 Millionen Menschen mit Nahrung, Kleidung und einem Zuhause versorgt werden müssten.«<br />

Dieser Hinweis von Ernst-Ulrich von Weizsäcker hat<br />

einen realen Hintergrund: Nie zuvor lebten so<br />

viele Menschen auf dem Pl<strong>an</strong>eten, nie zuvor war der<br />

Verbrauch <strong>an</strong> Wasser, Rohstoffen und Energie so hoch<br />

wie heute. In den letzten 40 Jahren hat sich <strong>die</strong> Weltbevölkerung<br />

verdoppelt, auf heute 6,3 Mrd. Menschen.<br />

Die UN gehen davon aus, dass <strong>die</strong> Menschheit bis 2050<br />

auf rund 9 Mrd. wachsen wird. Jedes Jahr kommen 77<br />

Mio. hinzu, etwa <strong>die</strong> Einwohnerzahl Deutschl<strong>an</strong>ds.<br />

Insgesamt zeichnet sich zwar eine allmähliche Verl<strong>an</strong>gsamung<br />

des globalen Wachstums ab. Doch ist der<br />

Zuwachs gerade in den ärmsten Ländern immer noch<br />

sehr hoch. In Äthiopien etwa, wo schon heute zumindest<br />

zeitweise Wasser und Nahrung fehlen, wird sich <strong>die</strong> Bevölkerung<br />

in den nächsten 50 Jahren fast verdreifachen.<br />

Immer mehr Menschen brauchen immer mehr Nahrung,<br />

Wasser, Brennholz und Energie. Die Frage, wie<br />

viele Menschen der Pl<strong>an</strong>et verkraftet, ist bis heute nicht<br />

be<strong>an</strong>twortet. Zu groß ist das Potenzial, das entstünde,<br />

wenn mit begrenzten Ressourcen nachhaltig verfahren<br />

würde. Doch k<strong>an</strong>n eine hum<strong>an</strong>itäre Verl<strong>an</strong>gsamung des<br />

Bevölkerungswachstums gerade armen Ländern Zeit<br />

geben, gravierende <strong>Umwelt</strong>- und Versorgungsprobleme<br />

zu lösen, <strong>die</strong> das Wachstum sonst noch verschärfte.<br />

Das Beispiel Wasser zeigt, wie stark sich der demographische<br />

Faktor auf <strong>die</strong> Verfügbarkeit einer Ressource<br />

auswirkt, <strong>die</strong> zwar als erneuerbar gilt, aber begrenzt<br />

und sensibel ist. Und es macht deutlich, dass das Bevölkerungswachstum<br />

keine singuläre Ursache <strong>für</strong> das Ressourcenproblem<br />

ist, sondern ein Faktor von mehreren.<br />

Schon heute ist <strong>für</strong> fast eine halbe Mrd. Menschen<br />

Wasser chronisch oder zumindest zeitweise knapp. Um<br />

Anzeige<br />

2050 könnten bis zu 7 Mrd. Menschen in 60 Ländern<br />

unter Wasserm<strong>an</strong>gel leiden, so eine UN-Stu<strong>die</strong>. Da<strong>für</strong><br />

seien drei Faktoren hauptver<strong>an</strong>twortlich: Bevölkerungswachstum,<br />

Verschmutzung und Klimaw<strong>an</strong>del.<br />

Wasserarmen Entwicklungsländern fällt es besonders<br />

schwer, mit Technik dem M<strong>an</strong>gel zu begegnen.<br />

Dies betrifft vor allem <strong>die</strong> Verschmutzung von Wasser –<br />

speziell in städtischen Ballungsgebieten Afrikas, Asiens<br />

und Lateinamerikas, wo <strong>die</strong> Versorgung mit sauberem<br />

Trinkwasser und s<strong>an</strong>itären Einrichtungen oft katastrophal<br />

ist. Wie sich der Klimaw<strong>an</strong>del auf <strong>die</strong> Wassersituation<br />

<strong>die</strong>ser Länder auswirken wird, lässt sich nur ahnen.<br />

Mit einer Verl<strong>an</strong>gsamung des Bevölkerungswachstums<br />

könnten <strong>die</strong>se Länder Zeit gewinnen, um ihre<br />

<strong>Umwelt</strong>- und Ressourcenprobleme zu lösen. Öffentliche<br />

Mittel, <strong>die</strong> sonst <strong>für</strong> <strong>die</strong> Versorgung von immer<br />

mehr Menschen mit Bildung, Gesundheits<strong>die</strong>nsten<br />

und Nahrung aufgebracht werden müssten, könnten<br />

so in <strong>die</strong> Armutsbekämpfung, <strong>die</strong> Verbesserung der<br />

Infrastruktur oder Wasserversorgung investiert werden.<br />

Es geht dabei nicht um Quotenerfüllung oder Geburtenkontrolle.<br />

Auf der Weltbevölkerungskonferenz 1994<br />

in Kairo hat <strong>die</strong> internationale Gemeinschaft <strong>die</strong> Freiwilligkeit<br />

bei der Familienpl<strong>an</strong>ung und das Recht auf<br />

sexuelle Selbstbestimmung in den Mittelpunkt der<br />

Bevölkerungspolitik gerückt. In vielen Ländern aber<br />

gibt es zu wenig Verhütungsmittel. Etwa 350 Mio. Paare<br />

wollen verhüten, können es aber nicht – rund 80 Mio.<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaften pro Jahr kommen ungewollt oder<br />

ungepl<strong>an</strong>t zust<strong>an</strong>de. Allein <strong>die</strong>sen Bedarf zu decken,<br />

würde viel Leid verhindern und zugleich positiv auf <strong>die</strong><br />

Bevölkerungsentwicklung wirken. Stef<strong>an</strong>ie Ettelt<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 29<br />

Die Autorin<br />

Stef<strong>an</strong>ie Ettelt ist<br />

Mitarbeiterin der<br />

Deutschen StiftungWeltbevölkerung<br />

und Co-Autorin<br />

der <strong>BUND</strong>-<br />

Publikation<br />

»Wegweiser <strong>für</strong> ein<br />

zukunftsfähiges<br />

Deutschl<strong>an</strong>d«.


ARBEITSKREIS<br />

Die neue Chemikalienverordnung<br />

der EU soll gefährliche<br />

Stoffe<br />

künftig besser in<br />

den Griff kriegen.<br />

Die Autoren<br />

Prof. Dr. Uwe<br />

Schneidewind ist<br />

der Sprecher des<br />

AK UTox; Patricia<br />

Cameron betreut<br />

<strong>für</strong> den <strong>BUND</strong> das<br />

Projekt »Sichere<br />

Chemikalien –<br />

eine Kampagne<br />

zur Reform der<br />

EU-Chemikalienpolitik«.<br />

Der <strong>BUND</strong>-Arbeitskreis <strong>Umwelt</strong>chemikalien/Toxikologie<br />

Für eine bessere Vorsorge<br />

Das fachpolitische Herz des <strong>BUND</strong> schlägt in seinen Arbeitskreisen. Wer aktiv <strong>an</strong> der Meinungsbildung<br />

des <strong>BUND</strong> mitwirken will, findet hier <strong>für</strong> jedes Interesse eine fachliche Heimat. Der Arbeitskreis<br />

»<strong>Umwelt</strong>chemikalien/Toxikologie« (UTox) entwickelt Strategien <strong>für</strong> einen effektiven Schutz von <strong>Umwelt</strong><br />

und Gesundheit vor gefährlichen Chemikalien und beteiligt sich <strong>an</strong> der Gestaltung von Gesetzen.<br />

Er steht im Dialog mit der Industrie und trägt chemiepolitische Debatten in <strong>die</strong> Öffentlichkeit.<br />

Vom »Schadstoff des Monats« zur Produktkette<br />

PBC, Dioxin, Bhopal, Seveso – <strong>die</strong>se Begriffe haben <strong>die</strong><br />

chemiepolitische Debatte bis in <strong>die</strong> 80er Jahre geprägt.<br />

Trotz neuer Gesetze und eines besseren <strong>Umwelt</strong>m<strong>an</strong>agements<br />

in der Industrie: Die Gefahr durch Chemikalien<br />

ist nicht geb<strong>an</strong>nt, sondern heute nur weniger sichtbar:<br />

Schadstoffe gel<strong>an</strong>gen noch immer in großen Mengen<br />

in <strong>die</strong> Ökosysteme, besonders über ihre weit verbreitete<br />

Verwendung in Konsumprodukten. Viele rei-<br />

chern sich in Org<strong>an</strong>ismen <strong>an</strong> – mit diversen schädlichen<br />

Auswirkungen, <strong>die</strong> wegen der Komplexität des Systems<br />

wissenschaftlich häufig nicht mehr zu erfassen sind.<br />

Wer effektive Lösungen finden will, muss sich heute<br />

mit der gesamten Produktkette ausein<strong>an</strong>dersetzen.<br />

Gesetzgebung mitgestalten …<br />

Gesetze werden heute zunehmend auf europäischer<br />

Ebene gemacht. Der Arbeitskreis »UTox« beteiligt sich<br />

mit fachlichen Stellungnahmen und trägt <strong>die</strong> Diskussion<br />

in <strong>die</strong> Öffentlichkeit – in enger Kooperation mit<br />

dem Koordinationsbüro der europäischen <strong>Umwelt</strong>verbände<br />

(EEB) in Brüssel und unseren »Friends-of-the-<br />

Earth«-Partnern in <strong>an</strong>deren Ländern. Für einzelne<br />

Bereiche, wie den Kunststoff- oder Textil-Sektor, erarbeiten<br />

wir auch eigenständige Positionen. Die Diskussion<br />

um <strong>die</strong> Chlorchemie in den 90er Jahren gestaltete<br />

der Arbeitskreis entscheidend mit. Und mehrere AK-<br />

Mitglieder haben <strong>an</strong> der stoffpolitischen Enquete-<br />

Kommission des deutschen Bundestages mitgewirkt.<br />

30 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

UNEP<br />

… und <strong>die</strong> Industrie einbeziehen<br />

Der Staat alleine k<strong>an</strong>n keinen effektiven Schutz vor<br />

gefährlichen Chemikalien gewährleisten: Stoffströme<br />

sind global und komplex, <strong>die</strong> Gesetzgebung stößt<br />

schnell <strong>an</strong> ihre Grenzen und dauert zu l<strong>an</strong>ge, Vollzugsbehörden<br />

sind überfordert. Daher arbeitet der Arbeitskreis<br />

eng mit innovativen Weiterverarbeitern von Chemikalien<br />

zusammen, um direkt auf <strong>die</strong> internationalen<br />

Wertschöpfungsketten einzuwirken. Federführend umgesetzt<br />

wurde <strong>die</strong>s in den letzten Jahren <strong>für</strong> Textilien.<br />

Interdisziplinäre Experten<br />

Für seine Aufgaben k<strong>an</strong>n der Arbeitskreis auf ein breites<br />

Netzwerk von Experten zurückgreifen. Dazu zählen<br />

Chemiker, Biologen, Toxikologen, Betriebswirte, Ingenieure,<br />

Juristen und Journalisten sowie engagierte<br />

<strong>BUND</strong>-Mitglieder, <strong>die</strong> sich beispielsweise als Ehrenamtliche<br />

im Rahmen von Genehmigungsverfahren ein<br />

umfassendes Wissen <strong>an</strong>geeignet haben. Durch ihre<br />

Tätigkeit in Universitäten, Behörden und Unternehmen<br />

können zahlreiche Informationen und Kontakte<br />

einbezogen werden. So haben etwa Henning Friege,<br />

Karl-Otto Henseling und Fr<strong>an</strong>k Claus <strong>die</strong> chemiepolitische<br />

Debatte in Deutschl<strong>an</strong>d seit 1980 entscheidend<br />

mitgeprägt.<br />

Vorsorge und internationale Vernetzung<br />

Zur Zeit wird <strong>an</strong> einer neuen, vorsorgenden EU-Chemikalienverordnung<br />

gearbeitet, mit der alle Subst<strong>an</strong>zen<br />

vor ihrer Markteinführung registriert und bewertet<br />

werden sollen. Gefährliche Chemikalien sind d<strong>an</strong>n nur<br />

noch <strong>für</strong> eingeschränkte Anwendungen zugelassen.<br />

2003 und 2004 wird der AK UTox in einem vom<br />

Bundesumweltministerium geförderten Projekt – und<br />

zusammen mit <strong>an</strong>deren <strong>Umwelt</strong>-, Verbraucher- und<br />

Tierschutzverbänden – <strong>die</strong>se Reform aktiv vor<strong>an</strong>treiben.<br />

Wir werden <strong>die</strong> Ausarbeitung des Gesetzestextes, den<br />

Dialog mit der Industrie und <strong>die</strong> Information der<br />

Öffentlichkeit intensiv begleitet.<br />

Um <strong>die</strong> Vernetzung, auch international, auf noch bessere<br />

Beine zu stellen, wird der Arbeitskreis ab Sommer<br />

2003 eine interaktive Internetplattform betreiben.<br />

Über <strong>die</strong>se können d<strong>an</strong>n Dokumente, Positionen und<br />

Wissen ausgetauscht, gemeinsame Positionen entwickelt<br />

und <strong>die</strong> Zusammenarbeit noch effektiver gestaltet<br />

werden.<br />

Uwe Schneidewind,<br />

Patricia Cameron


Klage erhoben<br />

Windpark bedroht Meere<br />

Die beiden großen deutschen<br />

<strong>Umwelt</strong>verbände, <strong>BUND</strong> und<br />

Nabu, haben Klage gegen den gepl<strong>an</strong>ten<br />

Offshore-Windpark Buten<strong>die</strong>k<br />

erhoben. 30 Kilometer westlich<br />

von Sylt soll auf offenem Meer eine<br />

Anlage mit 80 Windrädern entstehen.<br />

Die Windräder haben eine<br />

Nabenhöhe von 80 Metern und eine<br />

Leistung von je 3 Megawatt. Der<br />

Windpark wird – einschließlich der<br />

unmittelbaren Einflusszone – etwa<br />

42 Quadratkilometer bedecken.<br />

Grundsätzlich begrüßt der <strong>BUND</strong><br />

den Ausbau der Windenergie. Gerade<br />

»offshore«, also fernab der Küsten,<br />

schlummert ein gewaltiges<br />

Potenzial <strong>für</strong> <strong>die</strong> Nutzung der Windkraft.<br />

Doch Buten<strong>die</strong>k ist der falsche<br />

St<strong>an</strong>dort: Der künftige Windpark<br />

läge inmitten eines wichtigen Vogelschutzgebietes.<br />

Hier überwintert<br />

alljährlich eine große Anzahl von<br />

Pracht- und Sterntauchern aus dem<br />

Norden, und hier ziehen Schweinswale<br />

ihre Jungen auf. Das Bundesamt<br />

<strong>für</strong> Naturschutz hat deshalb<br />

vorgeschlagen, einen Großteil der<br />

Region als Schutzfläche gemäß der<br />

Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie auszuweisen.<br />

Doch Bundesumweltminister<br />

Trittin hat frühzeitig »grünes Licht«<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Pläne gegeben. Das ist umso<br />

unverständlicher, als Buten<strong>die</strong>k ein<br />

Pilotprojekt ist, das Pate stehen wird<br />

bei der Projektierung weiterer zehn<br />

Offshore-Windparks. Wer hier von<br />

Beginn <strong>an</strong> den Naturschutz ignoriert,<br />

riskiert berechtigte Proteste<br />

und schadet der »Sache« – nämlich<br />

der Förderung erneuerbarer Energien.<br />

Der <strong>BUND</strong> ist zuversichtlich,<br />

dass seine Argumente gegen Buten<strong>die</strong>k<br />

auch <strong>die</strong> Gerichte überzeugen<br />

werden.<br />

Bundesverkehrswegepl<strong>an</strong><br />

Nachbesserung dringend nötig<br />

Unvereinbar mit den Anforderungen<br />

einer ökologischen Verkehrspolitik<br />

ist der von Bundesverkehrsminister<br />

Stolpe vorgelegte Entwurf<br />

des neuen Bundesverkehrswegepl<strong>an</strong>es.<br />

Dieser sieht bis zum<br />

Jahr 2015 Investitionen von knapp<br />

150 Mrd. Euro <strong>für</strong> den Erhalt sowie<br />

den Neu- und Ausbau von etwa 800<br />

Straßen, 47 Schienenstrecken und<br />

24 Wasserstraßen vor. Besonders der<br />

gepl<strong>an</strong>te Anstieg der Straßenbauinvestitionen<br />

auf ein neues Rekordniveau<br />

von über 5,2 Mrd. Euro pro<br />

Jahr konterkariert <strong>die</strong> Ansätze einer<br />

nachhaltigen Mobilitätspolitik.<br />

Positiv ist dagegen <strong>die</strong> Erhöhung<br />

der Investitionen <strong>für</strong> <strong>die</strong> jahrzehntel<strong>an</strong>g<br />

vernachlässigte S<strong>an</strong>ierung<br />

bestehender Verkehrswege.<br />

Davon profitiert vor allem das<br />

Schienennetz, das <strong>für</strong> jährlich 2,5<br />

Mrd. Euro s<strong>an</strong>iert werden soll. Um<br />

<strong>die</strong> Schiene zum Rückgrat eines<br />

umweltgerechten Mobilitätssystems<br />

auszubauen, reichen jedoch <strong>die</strong><br />

gepl<strong>an</strong>ten Mittel nicht aus. Im Wasserstraßenbereich<br />

fehlt dem Verkehrsminister<br />

noch ein Konzept <strong>für</strong><br />

den naturschonenden Umg<strong>an</strong>g mit<br />

Flüssen. Trotz gekürzter Ausgaben<br />

hält das Verkehrsministerium weiter<br />

<strong>an</strong> unsinnigen und naturzerstörenden<br />

Flussbauprojekten fest. Der<br />

<strong>BUND</strong> fordert daher, den Pl<strong>an</strong> bis<br />

zum Beschluss der Bundesregierung<br />

im Juni/Juli deutlich nachzubessern.<br />

Stellungnahmen und Infos des <strong>BUND</strong><br />

zum Bundesverkehrswegepl<strong>an</strong> finden<br />

Sie unter www. bvwp.de. Dort<br />

können <strong>Umwelt</strong>gruppen und Bürgerinitiativen<br />

zudem <strong>die</strong> gepl<strong>an</strong>ten<br />

Verkehrsprojekte bewerten.<br />

Leserumfrage<br />

D<strong>an</strong>keschön!<br />

Der Zuspruch zum neuen Layout<br />

des <strong>BUND</strong>magazins war einhellig.<br />

Doch schon <strong>die</strong> Vorlieben <strong>für</strong><br />

bestimmte Rubriken gingen weit<br />

ausein<strong>an</strong>der. Aber so ist das wohl:<br />

Wer viele fragt, bekommt auch viele<br />

Antworten… Und da<strong>für</strong> sagen wir<br />

erst einmal ein herzliches D<strong>an</strong>keschön!<br />

Fast 3000 Leserinnen und<br />

Leser haben bis 31. März unseren<br />

Fragebogen ausgefüllt und zurückgesendet.<br />

Bei zehn von Ihnen konnten<br />

wir uns – stellvertretend <strong>für</strong> alle<br />

Einsender – mit je zwei Flaschen<br />

Öko-Wein direkt bed<strong>an</strong>ken. In den<br />

nächsten Wochen werden wir <strong>die</strong><br />

Fragebögen genau auswerten. Wir<br />

sind gesp<strong>an</strong>nt darauf zu erfahren,<br />

wie Sie, <strong>die</strong> Mitglieder des <strong>BUND</strong>,<br />

sich ihre Verb<strong>an</strong>dszeitschrift wünschen.<br />

Über <strong>die</strong> Ergebnisse werden<br />

wir im nächsten <strong>BUND</strong>magazin<br />

ausführlich berichten.<br />

Hilfe <strong>für</strong> das Grüne B<strong>an</strong>d<br />

Erd-Menschen<br />

Erd-Menschen heißen <strong>die</strong> neuen<br />

Skulpturen des Dortmunder<br />

Bildhauers Bernd Moenikes. Nach<br />

den<br />

»Fliehenden Bäumen« und den<br />

»Vogelmenschen«, <strong>die</strong> insgesamt<br />

über 20000 Euro <strong>für</strong> den <strong>BUND</strong> einbrachten,<br />

ist <strong>die</strong> neue Skulptur dem<br />

<strong>BUND</strong>projekt »Das Grüne B<strong>an</strong>d«<br />

gewidmet. Moenikes hat <strong>die</strong> Skulpturen<br />

aus Eichenstämmen gearbeitet.<br />

Sie sind etwa einen Meter hoch<br />

und können draußen wie drinnen<br />

aufgestellt werden. Ein »Erd-<br />

Mensch« kostet 300 Euro (+ Vers<strong>an</strong>d),<br />

150 davon gehen <strong>an</strong> das<br />

Grüne B<strong>an</strong>d.<br />

B. Moenikes<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 31<br />

AKTIV<br />

Buten<strong>die</strong>k<br />

<strong>BUND</strong> Schleswig-<br />

Holstein, Tel.<br />

0431/66060-0,<br />

Fax: -33, bund-sh<br />

@bund.net, www.<br />

bund-sh.de<br />

Erd-Menschen<br />

Bezug: Bernd Moenikes,<br />

Ulmenstr. 9,<br />

44289 Dortmund,<br />

Tel. 02304/43548,<br />

Fax: /957388,<br />

bernd.moenikes@<br />

t-online.de, www.<br />

bernd-moenikes.de


AKTIV<br />

Legate<br />

Auskunft über<br />

Legate <strong>für</strong> den<br />

<strong>BUND</strong> bei Matthias<br />

Jach, Bundesgeschäftsstelle,<br />

Tel.<br />

030/27586-474,<br />

matthias.jach@<br />

bund.net<br />

Programme zu<br />

den <strong>BUND</strong>-Reisen<br />

2003: www.bundreisen.de,<br />

info@<br />

bund-reisen.de<br />

oder Tel. 09123/<br />

99957-10<br />

Mitgliederbefragung<br />

Was uns bewegt<br />

Der <strong>BUND</strong> möchte Service und<br />

Betreuung <strong>für</strong> seine Mitglieder<br />

und Spender in den kommenden<br />

Jahren stetig verbessern. Natürlich<br />

nicht, ohne vorher nach<br />

Ihren Wünschen und Bedürfnissen,<br />

nach Ihrer Kritik und Ihren<br />

Anregungen zu fragen. Ein von<br />

uns beauftragtes Institut wird<br />

sich schriftlich und d<strong>an</strong>n telefonisch<br />

mit einer Stichprobe von<br />

Mitgliedern und Spendern in<br />

Verbindung setzen. Sie werden<br />

ausführlich informiert und –<br />

falls Sie einverst<strong>an</strong>den sind –<br />

zu einem persönlichen Gespräch<br />

in Ihrer Nähe eingeladen.<br />

Für Ihr Interesse, Ihre Zeit und<br />

Ihre Bereitschaft, <strong>an</strong> der Befragung<br />

teilzunehmen, bed<strong>an</strong>ken<br />

wir uns vorab sehr herzlich –<br />

und zusätzlich mit einem<br />

D<strong>an</strong>keschön-Geschenk sowie<br />

einer Aufw<strong>an</strong>dsentschädigung.<br />

Antje Welp, Tel. 0 30/2 75 86-4 93,<br />

<strong>an</strong>tje.welp@bund.net<br />

Was, w<strong>an</strong>n, wo?<br />

Unsere Terminübersicht finden Sie wöchentlich aktualisiert<br />

unter »www.bund.net?aktuell.htm«. Hier<br />

können Sie sich ausführlich über wichtige Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

aus <strong>Umwelt</strong>- und Naturschutz informieren.<br />

Bitte melden Sie Ihre Termine <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>-Internet-<br />

<strong>Redaktion</strong>, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Fax:<br />

0 30/2 75 86-4 40, friederike. otto@bund.net<br />

Anzeige<br />

Best.-Nr. 10.408<br />

Viele Tipps zum kleinen Preis von 2,20 e<br />

pro Heft zu bestellen beim <strong>BUND</strong>laden.<br />

Einfach <strong>an</strong>rufen oder mailen.<br />

32 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

Legate<br />

Die Schwabstedter Eichen<br />

Der <strong>BUND</strong> pfl<strong>an</strong>zt <strong>für</strong> jeden Erblasser<br />

drei Bäume. So entst<strong>an</strong>d<br />

auf einem Geestrücken in Schwabstedt<br />

(Nordfriesl<strong>an</strong>d) jüngst eine<br />

Reihe von 16 ökologisch gezogenen,<br />

etwa sechs Meter hohen Eichen.<br />

Diese wurzeln oberhalb der Treene,<br />

einem naturbelassenen Flüsschen,<br />

das noch in Mä<strong>an</strong>dern fließt und<br />

dem Fischotter eine Heimat bietet.<br />

In <strong>die</strong>ser Idylle stehen <strong>die</strong> Eichen<br />

nun in Erinnerung <strong>an</strong> <strong>die</strong>jenigen,<br />

<strong>die</strong> noch zu Lebzeiten beschlossen,<br />

ihr Vermögen oder einen Teil davon<br />

dem <strong>BUND</strong> zu vererben.<br />

Bäume sind im Christentum<br />

Symbole <strong>für</strong> das Leben. Sie stehen<br />

<strong>BUND</strong>-Reisen im Trend<br />

2003 gut gebucht<br />

Das <strong>BUND</strong>-Reise<strong>an</strong>gebot ist 2003<br />

– entgegen dem allgemeinen<br />

Trend in der Br<strong>an</strong>che – sehr gefragt.<br />

Schon Ende März lagen 25% mehr<br />

Buchungen <strong>für</strong> Reisen in europäische<br />

und asiatische Nationalparke<br />

vor als im gesamten Vorjahr.<br />

Neben Entdeckungsreisen <strong>an</strong> <strong>die</strong><br />

Donau, nach Berchtesgaden, Rügen<br />

oder in <strong>die</strong> Sächsische Schweiz stehen<br />

Fahrten mit der Tr<strong>an</strong>ssibirischen<br />

Eisenbahn zum Baikalsee sowie<br />

nach Rumänien ins Donaudelta.<br />

Die <strong>BUND</strong>-Klassiker – neu aufgelegt.<br />

Best.-Nr. 10.407 Best.-Nr. 10.405<br />

Best.-Nr. 10.404 Best.-Nr. 10.401<br />

_ Bestelltelefon<br />

(0 30) 2 75 86-480<br />

bundladen@bund.net · Mit Ihrer Bestellung unterstützen Sie <strong>die</strong> Arbeit des <strong>BUND</strong>.<br />

Best.-Nr. 10.406<br />

<strong>für</strong> Kraft und Stolz, Harmonie und<br />

Natürlichkeit. Und sie bleiben als<br />

Erinnerung <strong>für</strong> eine l<strong>an</strong>ge Zeit,<br />

indem sie den einzelnen Menschen<br />

über viele Generationen überdauern.<br />

Die Eichen von Schwabstedt<br />

sind weithin sichtbar, ein Gar<strong>an</strong>t <strong>für</strong><br />

den Fortbest<strong>an</strong>d des Lebens auch<br />

über den Tod hinaus. Oberhalb liegt<br />

ein Steingrab aus alten Zeiten. In<br />

seiner Verlängerung ist <strong>die</strong> Eichenreihe<br />

ausgerichtet auf den Glockenturm<br />

der Schwabstedter Kirche, ein<br />

Symbol des Lebens und der Hoffnung<br />

auf eine zukunftsfähige Welt<br />

von morgen.<br />

Reinhard v. Gehren<br />

Erstmals im<br />

Angebot:<br />

eine russische<br />

Erlebnistour<br />

über St.Petersburg<br />

zum Ladogasee<br />

nahe der finnischen Grenze.<br />

Neu sind auch <strong>die</strong> ökologischen<br />

Klassenfahrten. Besonders gefragt<br />

sind hier Wattenmeer, Bayerischer<br />

Wald und Hohe Tatra. In Kooperation<br />

mit der Bahn erfolgen An- und<br />

Abreise mit dem Zug.<br />

Best.-Nr. 10.403<br />

Best.-Nr. 10.402<br />

Best.-Nr. 10.409


Naturschutz in der Goitzsche<br />

Jagdruhe in der Wildnis aus zweiter H<strong>an</strong>d<br />

Neues von der Goitzsche: Inzwischen<br />

haben <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>-L<strong>an</strong>desverbände<br />

Sachsen und Sachsen-<br />

Anhalt etwa 700 ha in der Bergbaufolgel<strong>an</strong>dschaft<br />

bei Bitterfeld erworben.<br />

Das Hellriegel-Institut der<br />

Hochschule Anhalt wird beobachten,<br />

wie sich <strong>die</strong> artenreiche Natur<br />

der Goitzsche entwickelt, gefördert<br />

von der Deutschen Bundesstiftung<br />

<strong>Umwelt</strong>. Die Wissenschaftler untersuchen<br />

<strong>die</strong> vielfältigen Wechselwirkungen<br />

der »Wildnisflächen« mit<br />

der sie umgebenden Kulturl<strong>an</strong>dschaft.<br />

Sie stimmen <strong>die</strong> Nutzungsinteressen<br />

ab und erarbeiten daraus<br />

ein H<strong>an</strong>dlungskonzept.<br />

Eine der ersten Früchte <strong>die</strong>ser<br />

Arbeit ist ein Konsens mit der Jägerschaft.<br />

Bei einem Workshop mit Vertretern<br />

von Bergbauunternehmen,<br />

Jagdbehörden, örtlichen Jägern und<br />

dem Institut <strong>für</strong> Wildbiologie und<br />

Jagdkunde der Universität Göttingen<br />

wurde eine Vereinbarung zur<br />

Jagdruhe getroffen. Alle Beteiligten<br />

akzeptierten eine Jagdruhe auf den<br />

wertvollen Kernflächen des <strong>BUND</strong><br />

in der Goitzsche. Da <strong>die</strong> Entwicklung<br />

des Wildbest<strong>an</strong>des kaum vorhersagbar<br />

ist, stellt das Vorhaben<br />

ein Experiment dar. Künftig gilt es<br />

also den Wildbest<strong>an</strong>d intensiv zu<br />

beobachten, um im Notfall jagdlich<br />

gegensteuern zu können.<br />

Insgesamt wurde wieder einmal<br />

deutlich, wie wichtig es <strong>für</strong> den Naturschutz<br />

ist, <strong>die</strong> Nutzer und Entscheidungsträger<br />

vor Ort frühzeitig<br />

und intensiv einzubinden.<br />

Heidrun Heidecke<br />

Frühling in der<br />

Goitzsche.<br />

Goitzsche<br />

<strong>BUND</strong>-Koordinationsbüro,<br />

Tel.<br />

03493/604108,<br />

bundgoitzsche@<br />

aol.com<br />

F. Heidecke


AKTIV<br />

90 Jahre BN<br />

Bezug der Natur+<br />

<strong>Umwelt</strong>-Sonderausgabe<br />

zu<br />

»90 Jahre BN«:<br />

BN-Service-GmbH,<br />

Tel.09123/99957-<br />

0, Fax: -99, info<br />

@bund-naturschutz.de<br />

Beton-Orgie<br />

Verkehrsknoten<br />

Gersthofen Nord<br />

bei Augsburg, im<br />

Volksmund »Los-<br />

Angeles-Ring«,<br />

eröffnet Juli 2002.<br />

Flächenfraß<br />

Mehr Infos zur<br />

Aktion: BN-L<strong>an</strong>desfachgeschäftsstelle,Bauernfeindstr,<br />

23, 90471<br />

Nürnberg, Tel.<br />

0911/81878-25,<br />

lfg@bund-naturschutz.de<br />

Gratulation<br />

Der Bund Naturschutz wird 90<br />

Das Jahr 2003 ist <strong>für</strong> den Bund<br />

Naturschutz ein besonderes<br />

Jahr: Der bayerische L<strong>an</strong>desverb<strong>an</strong>d<br />

des <strong>BUND</strong> feiert seinen 90. Geburtstag!<br />

Dazu muss m<strong>an</strong> wissen: Der<br />

Bund Naturschutz ist nicht nur der<br />

mit Abst<strong>an</strong>d größte L<strong>an</strong>desverb<strong>an</strong>d<br />

des <strong>BUND</strong>, er ist auch der älteste.<br />

Die Gründung des <strong>BUND</strong> 1975 verd<strong>an</strong>kt<br />

sich g<strong>an</strong>z wesentlich süddeutscher<br />

Initiative. Die jahrzehntel<strong>an</strong>gen<br />

Erfahrungen des Bund<br />

Naturschutz halfen entscheidend<br />

beim Aufbau des schlagkräftigen<br />

bundesweiten <strong>Umwelt</strong>verb<strong>an</strong>des,<br />

als der sich der <strong>BUND</strong> heute präsentiert.<br />

Da lag es auf der H<strong>an</strong>d,<br />

dass der Bayer Hubert Weinzierl,<br />

heute <strong>BUND</strong>-Ehrenvorsitzender<br />

und Präsident des Deutschen Naturschutzrings,<br />

bis 1998 nicht nur<br />

Große BN-Aktion<br />

Stoppt den Flächenfraß<br />

Der gravierende L<strong>an</strong>dverbrauch<br />

ist eines der größten <strong>Umwelt</strong>probleme<br />

Deutschl<strong>an</strong>ds. Bayern ist<br />

bei der Ausweisung von Wohn-, Gewerbe-<br />

und Verkehrsflächen trauriger<br />

Spitzenreiter unter den Bundesländern:<br />

28 Hektar – gleich 50 Fußballfelder<br />

– werden täglich verbaut.<br />

Im Jahr entspricht das einer Fläche<br />

größer als der Chiemsee. Dieser<br />

Raubbau ist eine wichtige Ursache<br />

der inzwischen fast jährlich wiederkehrenden<br />

Jahrhunderthochwässer.<br />

Gleichzeitig verliert Bayern durch<br />

<strong>die</strong> Flächen-Versiegelung sein<br />

natürliches Gesicht und mit der Zerstörung<br />

seiner l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen<br />

Flächen ein Potenzial <strong>für</strong> nachhaltig<br />

umweltverträgliche Entwicklung.<br />

34 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

Leidorf<br />

den L<strong>an</strong>des-, sondern auch den<br />

Bundesvorsitz des <strong>BUND</strong> übernahm.<br />

Der <strong>BUND</strong> gratuliert dem Bund<br />

Naturschutz zu 90 Jahren engagiertem<br />

Einsatz <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bewahrung von<br />

Natur und <strong>Umwelt</strong>. Die Früchte <strong>die</strong>ser<br />

Arbeit dokumentiert ein Sonderheft,<br />

das der BN parallel zu <strong>die</strong>sem<br />

<strong>BUND</strong>magazin veröffentlicht. Und<br />

natürlich ist der runde Geburtstag<br />

ein Anlass, um kräftig zu feiern. Die<br />

Festver<strong>an</strong>staltungen beginnen am<br />

26. Juni, dem Gründungstag des BN,<br />

mit einer Pressekonferenz in München<br />

und einer Lindenpfl<strong>an</strong>zaktion<br />

– <strong>die</strong> Linde ist das Symbol des Bund<br />

Naturschutz.<br />

Am Samstag, dem 28. Juni, findet<br />

ein Festakt im «Künstlerhaus« am<br />

Lenbachplatz in München statt. Der<br />

Festredner wird Hartmut Vogtm<strong>an</strong>n<br />

Mit einer auf mehrere Jahre <strong>an</strong>gelegten<br />

Aktion unter dem Motto<br />

»Bayerns Schönheit bewahren –<br />

Flächenverbrauch und Zersiedelung<br />

vermeiden« will der Bund Naturschutz<br />

– der <strong>BUND</strong> in Bayern –<br />

gegensteuern und Alternativen <strong>für</strong><br />

eine nachhaltige Stadt- und Dorfentwicklung<br />

aufzeigen. Die Aktion<br />

soll den Flächenverbrauch <strong>für</strong> Siedlungen<br />

und Gewerbe bis 2010 auf<br />

Null reduzieren und <strong>die</strong> Bevölkerung<br />

und Entscheidungsträger auf<br />

allen Ebenen auf das Problem aufmerksam<br />

machen. Der BN will seinen<br />

Einfluss auf <strong>die</strong> Verkehrspl<strong>an</strong>er<br />

verstärken, damit keine neuen überörtlichen<br />

Straßen mehr <strong>die</strong> L<strong>an</strong>dschaft<br />

zerschneiden.<br />

Außerdem wird der BN <strong>für</strong> positive<br />

kommunale Beispiele werben,<br />

<strong>die</strong> zeigen, dass es auch <strong>an</strong>ders<br />

geht. Spektakuläre Aktionen und ein<br />

Forderungskatalog zur bayerischen<br />

L<strong>an</strong>dtagswahl im Herbst 2003 werden<br />

das Engagement begleiten.<br />

Auch bundesweit wird der <strong>BUND</strong><br />

Aktionen gegen den Flächenverbrauch<br />

org<strong>an</strong>isieren.<br />

sein, Präsident des Bundesamtes <strong>für</strong><br />

Naturschutz. Bayernweit sind viele<br />

weitere Ver<strong>an</strong>staltungen gepl<strong>an</strong>t. So<br />

org<strong>an</strong>isiert der Bund Naturschutz<br />

am 20. und 21. Juli gemeinsam mit<br />

dem österreichischen und schweizerischen<br />

Naturschutzverb<strong>an</strong>d –<br />

beide ebenfalls 90 Jahre alt – eine<br />

internationale Alpenschutzkonferenz<br />

in Berchtesgaden.<br />

Wegweiser <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft<br />

Prämiert<br />

Die Robert-Jungk-Bibliothek <strong>für</strong><br />

Zukunftsfragen in Salzburg<br />

sammelt und bewertet kontinuierlich<br />

Neuerscheinungen, <strong>die</strong> sich mit<br />

den Zukunftsfragen der Menschheit<br />

beschäftigen. Aus über 200 Titeln<br />

des Jahres 2002 hat sie eine »Top<br />

Ten der Zukunftsliteratur« veröffentlicht.<br />

Zu den »zehn wichtigsten<br />

Neuerscheinungen« des letzten Jahres<br />

zählt demnach auch <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>-<br />

Publikation »Wegweiser <strong>für</strong> ein<br />

zukunftsfähiges Deutschl<strong>an</strong>d«.<br />

Gesellschaftliche Bris<strong>an</strong>z, innovativer<br />

Ansatz, Praxisbezug, Fakten und<br />

Lesefreundlichkeit waren <strong>die</strong> Kriterien,<br />

<strong>die</strong> dem »Wegweiser« zu einem<br />

Platz in der Spitzengruppe der<br />

Zukunftsliteratur verhalfen.<br />

Bezug <strong>für</strong> 18 Euro (+ Vers<strong>an</strong>dkosten)<br />

beim <strong>BUND</strong>-Vers<strong>an</strong>d, Fax: 030/<br />

27586-466, bundladen@bund.net,<br />

www. wegweiser-zukunftsfaehigesdeutschl<strong>an</strong>d.de


Klimaoase<br />

Mehr Grün in unsere Städte!<br />

W as<br />

hat ein Fledermauspavillon im Stadtwald von<br />

H<strong>an</strong>nover mit dem Immenschutz im Berliner<br />

Tiergarten zu tun? Worin liegen <strong>die</strong> Gemeinsamkeiten<br />

von Kölner Grün<strong>an</strong>lagen und dem Garten am Hamburger<br />

Kinder-<strong>Umwelt</strong>haus? G<strong>an</strong>z einfach: Es sind <strong>die</strong><br />

ersten vier Projekte, <strong>die</strong> im Rahmen einer Kooperation<br />

des <strong>BUND</strong> mit der Deutschen Post gefördert werden.<br />

Unter dem Titel »Klimaoase« stellt <strong>die</strong> Post in den kommenden<br />

Monaten 250000 Euro zur Verfügung, damit<br />

mehr naturnahes Grün in deutsche Städte kommt und<br />

bestehende <strong>BUND</strong>-Projekte ergänzt werden können.<br />

»Gemeinsam mit dem <strong>BUND</strong> tragen wir dazu bei, <strong>die</strong><br />

Städte lebens- und liebenswerter zu machen«, sagte<br />

Dr. Monika Wulf-Mathies, Leiterin des Zentralbereichs<br />

Politik und <strong>Umwelt</strong> der Deutschen Post, bei der Auftaktver<strong>an</strong>staltung<br />

zur Klimaoase Anf<strong>an</strong>g April in Berlin.<br />

<strong>BUND</strong>-Geschäftsführer Dr. Gerhard Timm ergänzte:<br />

»Diese Flächen sind wichtig <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erholung der Menschen<br />

und als Oasen <strong>für</strong> Pfl<strong>an</strong>zen und Tiere.« Die Deutsche<br />

Post als einer der bundesweit größten zivilen Fuhrparkbetreiber<br />

macht mit der Kooperation<br />

deutlich, dass ihr das<br />

Thema <strong>Umwelt</strong> am Herzen<br />

liegt.<br />

In H<strong>an</strong>nover etwa wird<br />

so ein Fledermaus-Pavillon<br />

in Europas größtem innerstädtischem<br />

Waldgebiet<br />

möglich. Gepl<strong>an</strong>t wird <strong>die</strong><br />

Herberge <strong>für</strong> verletzte Abendsegler<br />

von der <strong>BUND</strong>-Kreisgruppe.<br />

Besucher können d<strong>an</strong>n bei Fütterungen der geschützten<br />

Tiere zusehen und in der Dämmerung <strong>die</strong> Aktivitäten<br />

der Abendsegler beobachten. <strong>Umwelt</strong>dezernent<br />

H<strong>an</strong>s Mönninghoff freut sich über <strong>die</strong> kompetente Förderung<br />

»seines« Waldes als Klimaoase, ohne <strong>die</strong> Stadtkasse<br />

zu belasten.<br />

Bis Ende Mai können <strong>BUND</strong>-Kreisgruppen, über ihre<br />

L<strong>an</strong>desverbände eine Förderung bis zu 10000 Euro <strong>für</strong><br />

stadtökologische Projekte be<strong>an</strong>tragen. Eine Jury von<br />

Post- und <strong>BUND</strong>-Mitarbeitern trifft d<strong>an</strong>n <strong>die</strong> Auswahl.<br />

Schenk ein Stück Natur<br />

Unter dem Motto »Schenk ein Stück Natur« sensibilisiert<br />

<strong>die</strong> Zusammenarbeit von <strong>BUND</strong> und Deutsche<br />

Post <strong>für</strong> das Thema Lebensqualität in der Stadt und verdeutlicht,<br />

dass Natur ein wertvolles Geschenk ist.<br />

Dazu k<strong>an</strong>n jetzt jeder einen originellen Beitrag leisten<br />

– mit der Mini-Klimaoase: In ihren 3000 größten Filialen<br />

bietet <strong>die</strong> Post ein Grußkarten-Set mit echten Blumensamen<br />

<strong>an</strong> – <strong>für</strong> das private Grün im Blumentopf oder Balkonkasten.<br />

Bis Juni sind <strong>die</strong> Karten komplett mit Umschlägen<br />

und Marken als »PlusBrief« bei der Post erhältlich.<br />

Eine gute Gelegenheit, farbenfrohe Frühlingsgrüße<br />

zu verschicken und bunte Blumenfreude zu schenken.<br />

Robert Exner Anzeige<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 35


<strong>BUND</strong>JUGEND<br />

Anti-GATS-Aktion<br />

in Berlin.<br />

GATS<br />

Mehr Infos zu<br />

GATS und zur Botschafts-Aktion<br />

unter www.ichbin-gats.de<br />

Athletisch und umweltaktiv<br />

Wer wird SV Don Cato?<br />

Junge Sportlerinnen und Sportler<br />

<strong>für</strong> den <strong>Umwelt</strong>schutz <strong>an</strong>zusprechen<br />

– <strong>die</strong>s ist das besondere Ziel<br />

der <strong>BUND</strong>jugend im Rahmen des<br />

Wettbewerbs »Don Cato«. Nachdem<br />

2002 <strong>die</strong> »Don Cato-<strong>Umwelt</strong>meisterschaft«<br />

mit Fußballkids ein voller<br />

Erfolg gewesen ist, setzen <strong>die</strong> beiden<br />

Kooperationspartner Bundesumweltministerium<br />

und <strong>BUND</strong>jugend<br />

nun auf eine Fortsetzung.<br />

In <strong>die</strong>sem Jahr sollen junge<br />

LeichtathletInnen umweltaktiviert<br />

werden. Wieder mit dabei ist natür-<br />

<strong>BUND</strong>jugend aktiv gegen GATS<br />

Schluss mit dem Kuhh<strong>an</strong>del!<br />

Am 13.März öffnete auf dem<br />

Berliner Alex<strong>an</strong>derplatz <strong>die</strong><br />

Botschaft der »Privatisierten Republik<br />

Monet<strong>an</strong>ien.« Monet<strong>an</strong>ien ist<br />

GATS<br />

Das »General Agreement on Trade<br />

in Services« (GATS) ist ein Abkommen<br />

der Welth<strong>an</strong>delsorg<strong>an</strong>isation<br />

WTO über den H<strong>an</strong>del mit Dienstleistungen.<br />

Das GATS existiert seit<br />

1995 und wird gerade neu verh<strong>an</strong>delt.<br />

Die EU-Kommission führt <strong>die</strong>se<br />

Verh<strong>an</strong>dlungen <strong>für</strong> alle EU-Staaten.<br />

36 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

lich der Luchs »Don<br />

Cato«. Die zentralen<br />

Ver<strong>an</strong>staltungen werden<br />

im Bayerischen<br />

Wald stattfinden. In der<br />

Wettbewerbsphase setzen <strong>die</strong><br />

Kinder sich mit einem »<strong>Umwelt</strong>-<br />

Zehnkampf« ausein<strong>an</strong>der. Für <strong>die</strong><br />

»Disziplinen« Ernährung, Naturschutz,<br />

Verkehr, Müll und Energie/Wasser<br />

gilt es jeweils zwei<br />

Lösungen zu finden, eine im praktischen<br />

und eine im theoretischen<br />

Bereich.<br />

eine Erfindung der <strong>BUND</strong>jugend,<br />

<strong>die</strong> sich so mit GlobalisierungskritikerInnen<br />

von Attac, Gewerkschaften<br />

und politischen Jugendorg<strong>an</strong>i-<br />

Sie sind geheim, weder <strong>die</strong> Parlamente<br />

noch <strong>die</strong> Öffentlichkeit sind<br />

dar<strong>an</strong> bisher <strong>an</strong>gemessen beteiligt.<br />

Das GATS wird von Globalisierungskritikern,<br />

Gewerkschaften und <strong>Umwelt</strong>schützern<br />

– darunter <strong>BUND</strong><br />

und <strong>BUND</strong>jugend – kritisiert. Denn<br />

wichtige Bereiche der öffentlichen<br />

Dienste drohen schrittweise privati-<br />

<strong>BUND</strong>jugend<br />

Am 15. Mai wird <strong>die</strong><br />

Bundesjugendleitung<br />

gemeinsam mit dem<br />

Bundesumweltminister<br />

Trittin im Bayerischen<br />

Wald den Startschuss<br />

geben. Auch zum<br />

Abschluss des Wettbewerbs<br />

werden <strong>die</strong> besten<br />

M<strong>an</strong>nschaften <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

bekommen, im Nationalpark den<br />

Luchs und seinen natürlichen Lebensraum<br />

kennenzulernen sowie<br />

mit einem »Promi« zu trainieren.<br />

Die Wettbewerbsunterlagen können<br />

ab Anf<strong>an</strong>g Juni in der Geschäftsstelle<br />

der <strong>BUND</strong>jugend <strong>an</strong>gefordert<br />

werden. Gisela Enders<br />

sationen am europaweiten GATS-<br />

Aktionstag beteiligt hat.<br />

Als Höhepunkt der Aktion wurde<br />

ein »Kuhh<strong>an</strong>del« inszeniert. Ein Vertreter<br />

der EU und der Botschafter<br />

Monet<strong>an</strong>iens tauschten nach kurzen<br />

Verh<strong>an</strong>dlungen zum GATS zwei<br />

Kühe aus. AktivistInnen, <strong>die</strong> mit<br />

Tr<strong>an</strong>sparenten wie »Ich verdumme«<br />

oder »Ich verdurste« gegen den<br />

Kuhh<strong>an</strong>del protestieren wollten,<br />

wurden von Bodyguards dar<strong>an</strong> gehindert,<br />

<strong>die</strong> Botschaft zu betreten.<br />

Der Arbeitkreis »Welth<strong>an</strong>del und<br />

Ökologie« von <strong>BUND</strong>jugend und<br />

Attac hatte <strong>die</strong> Botschaftseröffnung<br />

org<strong>an</strong>isiert, um der Forderung nach<br />

einem Moratorium der GATS-Verh<strong>an</strong>dlungen<br />

Nachdruck zu verleihen.<br />

Weitere Aktionen zu dem<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g von <strong>Umwelt</strong>schutz<br />

und Globalisierung sollen folgen.<br />

Auch Monet<strong>an</strong>ien wird weiterhin<br />

von sich reden machen: Mit einem<br />

gemeinsamen Wagen von <strong>BUND</strong>jugend<br />

und DGB-Jugend beim Berliner<br />

Karneval der Kulturen.<br />

siert und jeglicher demokratischer<br />

Kontrolle entzogen zu werden.<br />

Betroffen sind Bereiche wie Wasserversorgung,»<strong>Umwelt</strong><strong>die</strong>nstleistungen«<br />

und Bildung. Außerdem wird<br />

der Abbau von »H<strong>an</strong>delshemmnissen«<br />

verl<strong>an</strong>gt – in der Logik der<br />

WTO sind das beispielsweise<br />

<strong>Umwelt</strong>- und Sozialst<strong>an</strong>dards.


Friends of the Earth<br />

Gegen den Krieg<br />

Weltweit protestierten <strong>die</strong><br />

internationalen Partnerorg<strong>an</strong>isationen<br />

des <strong>BUND</strong> gegen den<br />

Angriffskrieg der USA im Irak. Der<br />

Krieg war laut FoE der Versuch der<br />

US-Regierung, <strong>die</strong> Welt geopolitisch<br />

um sich herum neu auszurichten.<br />

Die USA wollen so ihren ressourcenhungrigen<br />

und zerstörerischen<br />

Lebensstil l<strong>an</strong>gfristig sichern. In<br />

Australien forderte FoE vor der US-<br />

Botschaft eine Inspektion der amerik<strong>an</strong>ischenMassenvernichtungswaffen,<br />

in Korea erkletterten Aktivisten<br />

eine McDonalds-Filiale, Protest-E-Mails<br />

überfluteten den lettischen<br />

Präsidenten <strong>für</strong> seine proamerik<strong>an</strong>ische<br />

Haltung, und weltweit<br />

riefen FoE-Gruppen ihre Mitglieder<br />

zum Protest auf.<br />

Friends of the Earth Europe (FoEE)<br />

macht mobil gegen <strong>die</strong> steinzeitliche<br />

Atompolitik der EU. Das<br />

Präsidium des »EU-Konvents«, der<br />

zur Zeit eine europäische Verfassung<br />

bastelt, möchte den alten Euratom-<br />

Vertrag in <strong>die</strong> Verfassung integrieren<br />

und damit EU und Mitgliedsstaaten<br />

zur Förderung der Atomenergie verpflichten.<br />

FoEE und über hundert<br />

weitere Org<strong>an</strong>isationen hatten in<br />

einem Appell <strong>die</strong> Beendigung des<br />

Euratom-Vertrages gefordert. Dieser<br />

Geldgier zerstört Lebensgrundlagen<br />

Natur in der Defensive<br />

Insgesamt 22 Fallbeispiele <strong>für</strong><br />

Interessenkonflikte mit großen<br />

Konzernen stellen der <strong>BUND</strong> und<br />

sein Schweizer Partner »Pro Natura«<br />

in einer neuen Broschüre vor. Im<br />

Zentrum steht das rücksichtslose<br />

Verhalten von multinationalen Konzernen<br />

gegenüber Mensch und<br />

Natur: Die unrühmliche Palette<br />

reicht von der Plünderung natürlicher<br />

Ressourcen über <strong>die</strong> Zerstörung<br />

ökonomischer und ökologischer<br />

Lebensgrundlagen der Menschen<br />

in den Ländern des Südens<br />

bis hin zu offenen Menschenrechtsverletzungen.<br />

Global verbindliche<br />

Regeln <strong>für</strong> multinationale Konzernriesen<br />

müssen her, um Konzerne <strong>für</strong><br />

<strong>an</strong>gerichtete Schäden haftbar zu<br />

machen. Aber auch, um Menschen<br />

Europäische Verfassung<br />

Gar<strong>an</strong>t <strong>für</strong> nukleare Dinosaurier?<br />

sieht <strong>die</strong> Förderung der Atomenergie<br />

in Europa vor, obwohl nur noch<br />

wenige EU-Länder <strong>an</strong> der Atomenergie<br />

festhalten. Mark Johnston,<br />

FoEE: »Das Präsidiums versucht zu<br />

verteidigen, was nicht zu verteidigen<br />

ist. Euratom bevorzugt <strong>die</strong> gefährliche<br />

Atomenergie, ist undemokratisch<br />

und von einer <strong>an</strong>deren Zeit.<br />

Dies in eine EU-Verfassung zu übernehmen<br />

ist unver<strong>an</strong>twortlich.«<br />

Mehr dazu unter www.foeeurope.org<br />

das Recht zu geben, fragwürdige<br />

Konzernaktivitäten einzuschränken<br />

oder g<strong>an</strong>z zu verbieten.<br />

Zum Download unter www.bund.<br />

net oder beim <strong>BUND</strong>-Referenten J<strong>an</strong><br />

Kowalzig, j<strong>an</strong>.kowalzig@bund.net<br />

Weltb<strong>an</strong>k fördert Öl<br />

Protest-Pipeline<br />

Mit einer spektakulären Aktion<br />

hat Friends of the Earth Engl<strong>an</strong>d<br />

eine gepl<strong>an</strong>te Ölpipeline vom<br />

Kaspischen Meer zum Mittelmeer<br />

ins Licht der Öffentlichkeit gerückt.<br />

Bauherr und Ölmulti British Petrol<br />

(BP) hat mit Aserbaidsch<strong>an</strong>, Georgien<br />

und der Türkei Vereinbarungen<br />

getroffen, <strong>die</strong> das Projekt vor <strong>Umwelt</strong>st<strong>an</strong>dards<br />

bewahrt, wenn dadurch<br />

der Profit geschmälert wird.<br />

Georgiens Präsident Schewardnadse<br />

zw<strong>an</strong>g seine <strong>Umwelt</strong>ministerin auf<br />

Betreiben des Ölmultis zur Unterschrift<br />

unter eine <strong>Umwelt</strong>verträglichkeitsprüfung,<br />

<strong>die</strong> kaum ihren<br />

Namen ver<strong>die</strong>nt. Die Weltb<strong>an</strong>k soll<br />

einen Großteil der Pipeline fin<strong>an</strong>zieren,<br />

<strong>die</strong> Öl in den Westen leiten<br />

würde – <strong>an</strong> den armen Menschen<br />

der Region vorbei. Weil so mit Steuergeldern<br />

<strong>die</strong> Abhängigkeit von fossilen<br />

Brennstoffen weiter gefestigt<br />

würde, riefen FoE Engl<strong>an</strong>d und kurdische<br />

Menschenrechtsgruppen<br />

zum Bau einer »Pipeline des Protestes«<br />

quer durch London auf.<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 37<br />

FoE Korea (li.) und FoE EWNI (re.)<br />

Protest<br />

Für eine friedliche<br />

Lösung des<br />

Irak-Konfliktes<br />

(links) und gegen<br />

<strong>die</strong> Fin<strong>an</strong>zierung<br />

einer Öl-Pipeline<br />

durch <strong>die</strong> Weltb<strong>an</strong>k<br />

(rechts)<br />

gingen FoE-Aktivisten<br />

in Korea<br />

und London auf<br />

<strong>die</strong> Straße.


REISEN<br />

Natur pur<br />

Die Spitze der<br />

Rigaer Bucht,<br />

gen<strong>an</strong>nt Kolka,<br />

im Nationalpark<br />

Slitere (oben li).<br />

Rast beim K<strong>an</strong>uausflug<br />

im Gauja-<br />

Nationalpark (re).<br />

Rechte Seite: Das<br />

Moorgebiet von<br />

Kemeri – der<br />

schwefelhaltige<br />

Boden hat das<br />

Gras gelb gefärbt.<br />

Reiseziel Lettl<strong>an</strong>d<br />

In Lettl<strong>an</strong>d hat sich neben der Kulturperle Riga ein bemerkenswerter Naturreichtum erhalten.<br />

Der <strong>BUND</strong>-Partner VAK kämpft vor Ort <strong>für</strong> den Schutz der <strong>Umwelt</strong> und der Nationalparks.<br />

Besucht unser L<strong>an</strong>d, sol<strong>an</strong>ge es noch so gut erhaltene<br />

Naturschätze hat!« Valdis Pilâts, Biologe im lettischen<br />

Gauja-Nationalpark, weiß, wovon er spricht.<br />

Bereits 1973 wurde Lettl<strong>an</strong>ds erster Nationalpark im<br />

malerischen Urstromtal des Gauja-Flusses gegründet,<br />

und als einer der jüngeren Parkmitarbeiter erlebte Valdis<br />

<strong>die</strong> politischen und wirtschaftlichen Umbrüche mit.<br />

1918 war Litauen erstmals nach jahrhundertel<strong>an</strong>ger<br />

Herrschaft russischer, schwedischer und deutscher<br />

Oberschichten unabhängig geworden. 1940 besiegelte<br />

der Hitler-Stalin-Pakt das Schicksal Lettl<strong>an</strong>ds, Estl<strong>an</strong>ds<br />

und Litauens <strong>für</strong> <strong>die</strong> nächsten Jahrzehnte.<br />

Eine starke <strong>Umwelt</strong>bewegung bildete in den 80er<br />

Jahren einen der Grundpfeiler <strong>für</strong> neues Selbstbewusstsein<br />

und den Wunsch, das Schicksal wieder selbst<br />

in <strong>die</strong> H<strong>an</strong>d zu nehmen.<br />

Wie haben sich <strong>die</strong> Systemveränderungen auf <strong>die</strong><br />

Natur ausgewirkt? So fragen heute viele der Gäste.<br />

»Durch <strong>die</strong> Vernachlässigung und extensive Bewirt-<br />

Kontakte<br />

� Baltisches Tourismusbüro, Salzm<strong>an</strong>nstr.<br />

152, 48159 Münster, info@gobaltic.de,<br />

www.gobaltic.de<br />

� Infobalt e.V., Helgol<strong>an</strong>der Str. 8, 28217<br />

Bremen, post@infobalt.de, www.infobalt.de<br />

� Netzwerk lettischer <strong>Umwelt</strong>guides:<br />

Lettisches Museum <strong>für</strong> Naturgeschichte,<br />

Kr. Barona iela 4, LV-1712 Riga; vitila@<br />

dabasmuzejs.gov.lv, www.vitila.gov.lv;<br />

38 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

Moor, Meer und Dünen<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Begleitung von Besuchergruppen:<br />

Dr. Ugis Bergm<strong>an</strong>is, bergm<strong>an</strong>is.teici@<br />

apollo.lv, oder Dmitry Telnov,<br />

telnov@parks.lv (beide deutschsprachig)<br />

� Gauja-Nationalpark, deutschsprachige<br />

Besucherbetreuung: Indra Èekstere,<br />

ic@gnp.lv, www.gnp.lv<br />

� Kemeri-Nationalpark, kemeri@vdc.lv<br />

oder nacionalparks@kemeri.gov.lv,<br />

www.kemeri.gov.lv<br />

� Fahrradinfos Baltische Staaten: Fr<strong>an</strong>k<br />

schaftung zur Sowjetzeit haben sich viele abgelegene<br />

Gebiete gut erhalten«, erzählt Pilâts. Als Symbol <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Schutzwürdigkeit vieler lettischer L<strong>an</strong>dschaften sind<br />

<strong>die</strong> Weißstörche noch immer allgegenwärtig, ihre Nester<br />

werden oft und gerne fotografiert.<br />

Die kleine Siedlung Kemeri bot Anf<strong>an</strong>g der 90er Jahre<br />

<strong>die</strong> Ch<strong>an</strong>ce, etwas Neues zu schaffen. Unweit von Lettl<strong>an</strong>ds<br />

bek<strong>an</strong>ntestem Badestr<strong>an</strong>d in Jurmala gelegen,<br />

war Kemeri früher als traditionsreicher Kurort <strong>für</strong> seine<br />

Schwefelquellen bek<strong>an</strong>nt. Die umliegenden Moore<br />

sorgen da<strong>für</strong>, dass sich hier Seeadler, Uhu, Großer<br />

Brachvogel und Schwarzstorch wohlfühlen. Mitglieder<br />

des <strong>BUND</strong> und der Stiftung Euronatur halfen in den<br />

90er Jahren, <strong>für</strong> den im Entstehen begriffenen Kemeri-<br />

Nationalpark erste Vorstu<strong>die</strong>n durchzuführen. Heute<br />

finden Besucher hier ein kleines Infozentrum, idyllisch<br />

im Wald gelegen, und einen Lehrpfad vor.<br />

»Viele haben schon von Riga gehört – aber <strong>die</strong> übrigen<br />

L<strong>an</strong>desteile müssen wir potenziellen Gästen erst<br />

Wurft, fr<strong>an</strong>kas@bicycle.lt, www.bicycle.lt;<br />

+ ADFC-Länderinfos »baltische Staaten«,<br />

www.adfc.de/tourismus/einfos<br />

� Vereinigung Ökotourismus in Lettl<strong>an</strong>d,<br />

Andris Junkurs, junkurs@one.lv oder ecotour@cs.lpu.lv.<br />

Neueste Publikation:<br />

»Naturtourismus in Lettl<strong>an</strong>d«<br />

� Empfehlenswerte Karten: Verlag Jaòa<br />

Seta, kartografi@kartes.lv, www.kartes.<br />

lv/mainjs_en.htm; aktuelle Straßenkarten,<br />

Karte »Schlösser Lettl<strong>an</strong>ds«


VAK – Friends of the Earth Lettl<strong>an</strong>d<br />

Den <strong>Umwelt</strong>verb<strong>an</strong>d VAK (<strong>für</strong> Sprachkundige:<br />

Vides Aizsardzibas Klubs) gibt es seit<br />

1987. Mit 3 400 Mitgliedern und 65 lokalen<br />

Ablegern sind wir Lettl<strong>an</strong>ds größte und<br />

bek<strong>an</strong>nteste <strong>Umwelt</strong>org<strong>an</strong>isation. Die<br />

Mitgliedschaft steht allen Interessierten<br />

offen.<br />

Seit 1995 gehören wir zu »Friends of the<br />

Earth«. Zudem arbeitet VAK mit <strong>an</strong>deren<br />

internationalen Org<strong>an</strong>isationen – wie der<br />

»Coalition Cle<strong>an</strong> Baltic« – eng zusammen.<br />

Unser Ziel ist es, <strong>die</strong> Zerstörung der <strong>Umwelt</strong><br />

mit allen (legalen) Mitteln zu verhindern.<br />

Wir engagieren uns u. a. <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong>bildung,<br />

den Schutz der Ostsee, <strong>die</strong><br />

Förderung lokaler Aktionen, den Ökol<strong>an</strong>dbau,<br />

<strong>Umwelt</strong>politik allgemein und <strong>die</strong> Vertretung<br />

öffentlicher Interessen und kultureller<br />

Anliegen. In letzter Zeit hat VAK <strong>die</strong><br />

Aktivitäten internationaler B<strong>an</strong>ken genauer<br />

unter <strong>die</strong> Lupe genommen. Auch <strong>die</strong><br />

Folgen des bevorstehenden EU-Beitritts<br />

vorstellen«, berichtet Agnese Jakovica vom L<strong>an</strong>dtourismusverb<strong>an</strong>d.<br />

»Für eine positive Entwicklung sind zusätzliche<br />

Einkommensquellen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Einheimischen<br />

sehr wichtig«, ergänzt sie und schwärmt von regionalen<br />

Spezialitäten wie selbst gemachtem Honig, Käse,<br />

Schinken und Brot, Räucherfisch und lettischem Bier.<br />

Die Notwendigkeit von Devisen verdeutlichen <strong>die</strong><br />

Wirtschaftsdaten Lettl<strong>an</strong>d. Noch gibt es große ökonomische<br />

und soziale Gegensätze, und <strong>die</strong> wirtschaftliche<br />

Aufwärtsentwicklung der 90er Jahre kam zunächst<br />

vor allem der lettischen Hauptstadt zugute. Die Altstadt<br />

Rigas wurde herausgeputzt und zum Schmuckkästchen<br />

des L<strong>an</strong>des gemacht. Das Preisniveau <strong>für</strong><br />

Dienstleistungen und Mieten stieg gleichzeitig auf<br />

europäisches Niveau. Riga ist ein trefflicher Ort, um<br />

Kultur, Tradition und Moderne zu präsentieren: 2001<br />

feierte Riga 800. Geburtstag, alle vier Jahre (auch 2003!)<br />

findet ein l<strong>an</strong>desweites Sängerfest mit Zehntausenden<br />

von TeilnehmerInnen statt, und am 24. Mai ist gar der<br />

Gr<strong>an</strong>d Prix d’Eurovision zu Gast. Lettl<strong>an</strong>d wird wieder<br />

wahrgenommen in Europa – und wenn im September<br />

das Volk da<strong>für</strong> stimmt, will m<strong>an</strong> im Mai 2004 gleichzeitig<br />

EU und Nato beitreten.<br />

Der L<strong>an</strong>dtourismusverb<strong>an</strong>d verleiht unterdessen<br />

»Grüne Zertifikate« <strong>an</strong> umweltfreundliche Unterkünfte,<br />

und Bauern haben in Riga einen Ökowochenmarkt<br />

org<strong>an</strong>isiert. Dass Touristen auch mit dem Fahrrad<br />

kommen und vor Ort gern einmal <strong>die</strong> Straßenbahn,<br />

den Bus oder Zug nehmen, ist inzwischen erk<strong>an</strong>nt.<br />

»Was uns aber noch fehlt, sind Informationssysteme,<br />

<strong>die</strong> auch <strong>für</strong> unsere Gäste verständlich sind«, so Olegs<br />

Stolarovs vom Rigaer Fahrradklub Velogrupa. Immerhin:<br />

2002 erschien <strong>die</strong> erste lettische Fahrradkarte.<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong> Lettl<strong>an</strong>ds stehen auf<br />

unserer Agenda.<br />

Im letzten Jahrzehnt lag uns vor allem<br />

der Schutz der Ostsee und ihrer Küste am<br />

Herzen. Seit acht Jahren ver<strong>an</strong>stalten wir<br />

Anf<strong>an</strong>g September eine »Ostsee-Woche«.<br />

Mit Konzerten, Aufräumaktionen <strong>an</strong> der<br />

Küste und Seminaren<br />

versuchen wir <strong>die</strong> Öffentlichkeit <strong>für</strong> den<br />

Schutz der Ostsee zu sensibilisieren.<br />

Noch zu Zeiten der Sowjetunion wurden<br />

vielerorts ungeklärte Abwässer in <strong>die</strong> Ostsee<br />

geleitet. Auch <strong>die</strong> Überdüngung der<br />

Felder machte dem Meer zu schaffen. In<br />

den letzten Jahren haben neue Klär<strong>an</strong>lagen<br />

und der Verzicht auf unnötigen<br />

Dünger den Zust<strong>an</strong>d der Ostsee erfreulich<br />

verbessert. Die Qualität der Badegewässer<br />

wird ständig überwacht und erfüllt heute<br />

in der Regel auch <strong>die</strong> gesetzlichen Anforderungen.<br />

Sorgen macht uns dagegen <strong>die</strong> Ostseeküste.<br />

Der 450 km l<strong>an</strong>ge Küstenstreifen<br />

hat viele Gesichter: Das ruhige Wasser der<br />

Rigaer Bucht wird umrahmt von einer<br />

s<strong>an</strong>ften Dünenl<strong>an</strong>dschaft. Kurl<strong>an</strong>d, ein<br />

Gebiet im »wilden« Westen Lettl<strong>an</strong>ds,<br />

beeindruckt dagegen durch steile Dünen<br />

und hohe Wellen. Kein Wunder, dass <strong>die</strong><br />

Küste vor allem im Sommer viele Besucher<br />

<strong>an</strong>zieht – mit m<strong>an</strong>chmal fatalen Folgen<br />

<strong>für</strong> den empfindlichen Lebensraum.<br />

Immerhin: Baugenehmigungen werden<br />

hier nur noch unter starken Auflagen<br />

erteilt. Trotzdem gibt es immer wieder<br />

schwarze Schafe, <strong>die</strong> sich nicht <strong>an</strong> <strong>die</strong><br />

Gesetze halten. Doch VAK hält <strong>die</strong> Augen<br />

auf und kämpft da<strong>für</strong>, noch bestehende<br />

Gesetzeslücken zu schließen.<br />

Alda Ozola<br />

VAK/Friends of the Earth Latvia,<br />

Vecpilsetas Street 13/15, Riga, LV-1966,<br />

Latvia, Tel. 00 37/1/7 22 60 42, Fax: 7 21 36 97,<br />

vak@vak.lv, www.foei.org/groups/<br />

members/latvia.html<br />

Was gilt es sonst noch auf keinen Fall zu verpassen?<br />

Die typisch lettische Sauna vielleicht, ein Ausflug zu<br />

den roten S<strong>an</strong>dsteinhöhlen im Biosphärenreservat <strong>an</strong><br />

der Salaza und das Wildpferdereservat am See Pape,<br />

nahe der Grenze zu Litauen. Natürlich lohnt auch ein<br />

Besuch in den Töpferwerkstätten von Latgale im Osten<br />

Lettl<strong>an</strong>ds und eine K<strong>an</strong>u- oder Floßfahrt auf Gauja,<br />

Daugava oder Abava. Ein Erlebnis sind zuletzt <strong>die</strong> kleinen<br />

Musikfestivals auf dem L<strong>an</strong>de – doch aufgepasst:<br />

Die Menschen singen und spielen hier noch selbst,<br />

und das k<strong>an</strong>n <strong>an</strong>steckend sein!<br />

Albert Caspari<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 39<br />

Zum Autor<br />

Albert Caspari ist<br />

Ökologe und Vorsitzender<br />

des Vereins<br />

Infobalt in<br />

Bremen. Seit 1990<br />

unternahm er<br />

mehrfach ausgedehnte<br />

Reisen<br />

nach Lettl<strong>an</strong>d.<br />

A. Caspari (3)


PORTRÄT<br />

Heimische Raritäten<br />

Ein Winzling, der<br />

<strong>die</strong> Wärme liebt<br />

Warum in <strong>die</strong> Ferne schweifen … Wer nach faszinierenden Tieren<br />

und exotischen Lebensformen sucht, wird auch in heimischen Breiten<br />

fündig. Wir stellen Ihnen auf <strong>die</strong>ser Seite schillernde Vertreter<br />

vor. Heute: <strong>die</strong> Süßwasserqualle.<br />

Der Autor<br />

Gerhard Kneitz ist<br />

Professor <strong>für</strong> Zoologie<br />

und Sprecher<br />

des wissenschaftlichen<br />

Beirats des<br />

<strong>BUND</strong>.<br />

Welchem Str<strong>an</strong>dbesucher sind sie noch nicht aufgefallen,<br />

<strong>die</strong>se aus geleeartiger Masse bestehenden<br />

Gebilde, farblos oder blassblau und -rosa gefärbt,<br />

glocken- oder tellerförmig – <strong>die</strong> Reste toter Quallen im<br />

S<strong>an</strong>d? Mit gleichmäßig pulsierenden Bewegungen<br />

schwimmen <strong>die</strong> kreisrunden Medusen nach dem<br />

Rückstoßprinzip im Meerwasser. In der Ostsee erreichen<br />

sie zuweilen eine Dichte, dass <strong>die</strong> Wasseroberfläche<br />

mit ihnen wie gepflastert erscheint.<br />

Umso größer ist <strong>die</strong> Verwunderung, wenn mitunter<br />

auch im Süßwasser vergleichbare Gebilde von maximal<br />

zwei Zentimetern Größe feenhaft durchs Wasser<br />

schweben. Vorzugsweise warme, stehende Gewässer<br />

wie Badeseen oder Löschteiche, Schottergruben, Altarme<br />

von Flüssen und sogar Gräben besiedelt <strong>die</strong> einzige<br />

mitteleuropäische Süßwassermeduse.<br />

Ihren wissenschaftlichen Namen Microhydra (Craspedacusta)<br />

sowerby bekam sie 1880, als sie in einem<br />

Becken mit Wasserlilien im Londoner Regent’s Park<br />

entdeckt wurde. Die Herkunft der Spezies wird im Ostasiatischen<br />

Raum vermutet – von dort kam sie auf<br />

natürlichem Wege oder aber als »blinder Passagier«<br />

nach Europa.<br />

40 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

Den größten Teil ihres Lebens<br />

verbringt <strong>die</strong> kleine Qualle als winziger<br />

Polyp unscheinbar am Grund<br />

der Gewässer, auf Steinen oder verrotteten<br />

Pfl<strong>an</strong>zen. Die Polypen der<br />

Süßwasserquallen ernähren und<br />

vermehren sich nur <strong>an</strong> wenigen<br />

Hochsommertagen, wenn <strong>die</strong> Wassertemperatur<br />

über 22 bis 24°C<br />

steigt. Da in unseren Breiten offenbar<br />

nur männliche oder (seltener)<br />

weibliche Tiere vorkommen – warum,<br />

weiß m<strong>an</strong> nicht –, erfolgt ihre<br />

Vermehrung asexuell. Durch Knospung<br />

erzeugen sie ungeschlechtlich<br />

weitere Polypen oder winzige Medusen, <strong>die</strong> sich<br />

vom Polypen lösen und acht Tentakeln tragen. Während<br />

sie von einem Millimeter auf zwei Zentimeter<br />

Größe her<strong>an</strong>wachsen, vermehrt sich <strong>die</strong> Zahl ihrer Tentakeln<br />

auf über 600.<br />

Die Farbe der Süßwasserqualle ist weiß, k<strong>an</strong>n aber<br />

durch Einlagerung von Algen auch grünlich werden.<br />

Ihre Nahrung bilden mikroskopisch kleine Lebewesen,<br />

das allgegenwärtige Zoopl<strong>an</strong>kton. Der Lebensraum der<br />

Microhydra liegt in seichtem Wasser zwischen der Wasseroberfläche<br />

und einer Tiefe von etwa sieben Metern.<br />

In der Abenddämmerung begeben sich <strong>die</strong> kleinen<br />

Medusen oft <strong>an</strong> <strong>die</strong> Wasseroberfläche, wohin sie offenbar<br />

dem Zoopl<strong>an</strong>kton folgen.<br />

Die Süßwasserqualle ist <strong>an</strong>scheinend weit verbreitet,<br />

doch eher selten. In m<strong>an</strong>chen Seen sind jedes Jahr eine<br />

große Zahl <strong>an</strong>zutreffen, in <strong>an</strong>deren alle paar Jahre einige<br />

wenige Exemplare. In m<strong>an</strong>chen Gewässern treten<br />

sie einmal und d<strong>an</strong>n nie wieder auf. Es wird vermutet,<br />

dass Microhydra im Winter, wenn sich <strong>die</strong> Polypen<br />

zusammenziehen und in eine Winterstarre fallen, über<br />

das Gefieder von Wasservögeln und entnommene Wasserpfl<strong>an</strong>zen<br />

oder Muscheln verbreitet wird.<br />

Das typische Merkmal der Quallen können wir <strong>an</strong><br />

unserem Objekt allerdings nur unter dem Mikroskop<br />

erkennen: <strong>die</strong> Nesselkapseln. Nesseltiere haben einen<br />

einmaligen Zelltyp entwickelt, eine mikroskopische<br />

Giftwaffe zum Beutef<strong>an</strong>g und Schutz vor Feinden. Im<br />

Inneren von Nesselzellen liegen winzige Harpunen, <strong>die</strong><br />

bei Berührung herausgeschleudert werden und in Beutetiere<br />

oder Feinde eindringen.<br />

Für unsere heimische Süßwasserqualle k<strong>an</strong>n, was<br />

<strong>die</strong>s betrifft, jedoch Entwarnung gegeben werden: Ihre<br />

winzigen Tentakeln sind <strong>für</strong> den Badenden völlig ungefährlich.<br />

Gerhard Kneitz<br />

blickwinkel/C. Blumenstein<br />

Microhydra sowerby<br />

Eine kleine Schönheit ist <strong>die</strong> heimische<br />

Süßwasserqualle. Übrigens: Der Naturforscher<br />

Ernst Haeckel (1834– 1919),<br />

Begründer der Ökologie und großartiger<br />

Zeichner, setzte den Nesseltieren<br />

ein Denkmal: Er verzierte sein Wohnhaus<br />

in Jena nach ihrem Vorbild und<br />

n<strong>an</strong>nte es »Villa Medusa«.


MEDIEN<br />

Interess<strong>an</strong>tes zum Thema »Zukunftsfähige Lebensstile«<br />

empfohlen von Christine Wenzl, <strong>BUND</strong>-Projekt Nachhaltigkeitsstrategie<br />

� <strong>BUND</strong>: Wer will schon im Treibhaus<br />

wohnen? Ein Klimaschutzratgeber<br />

<strong>für</strong> alle Verbraucher; 23 S.;<br />

Einfache Tipps <strong>für</strong> den Kauf sparsamer<br />

Geräte und den cleveren<br />

Umg<strong>an</strong>g mit Strom und Wärme.<br />

Bezug: <strong>BUND</strong>-Fax 030/27586-466<br />

� <strong>BUND</strong>-L<strong>an</strong>desverbände (Hg.):<br />

Das grüne Br<strong>an</strong>chenbuch, 160–224<br />

S.; viele Adressen <strong>für</strong> umweltschonende<br />

Waren und Dienstleistungen.<br />

Aktuell Ausgaben <strong>für</strong> Berlin,<br />

Saar/Lor/Lux, Nds./HB, NRW<br />

und Schleswig-Holstein/HH. Bezug<br />

beim Verlag »Das grüne Br<strong>an</strong>chenbuch«,<br />

Fax: 04532/ 22077, www.<br />

<strong>die</strong>-gruene-suchmaschine.de<br />

� D<strong>an</strong> Jakubowicz (2002): Genuss<br />

und Nachhaltigkeit; H<strong>an</strong>dbuch zur<br />

Veränderung des persönlichen<br />

Lebensstils; Promedia, Wien, 223 S.;<br />

lädt zum Nachdenken über den eigenen<br />

Lebensstil ein (Credo: weniger<br />

konsumieren, besser leben).<br />

� Ecolog Institut/<strong>Umwelt</strong>stiftung<br />

(2002): Aktions- und Kommunikationsh<strong>an</strong>dbuch.<br />

Nachhaltigkeit<br />

kommunizieren – Bürger aktivieren.<br />

Soziale Zielgruppen in der lokalen<br />

Agenda 21-Arbeit, ca. 90 S.; interess<strong>an</strong>te<br />

Darstellung des <strong>Umwelt</strong>verhaltens<br />

verschiedener Milieus. Das<br />

<strong>Umwelt</strong> und Kommunikation<br />

Über <strong>Umwelt</strong>kommunikation wird<br />

viel geschrieben und geredet. Die<br />

Ziele und Schwierigkeiten sind hinreichend<br />

bek<strong>an</strong>nt: Kommunikation<br />

über <strong>Umwelt</strong>themen<br />

und Nachhaltigkeit ist<br />

mehr als <strong>die</strong> Übermittlung<br />

von Informationen. Soll<br />

Wissen zum H<strong>an</strong>deln führen,<br />

müssen Wünsche,<br />

Bedürfnisse und Empfindungen<br />

<strong>an</strong>gesprochen werden.<br />

Verhaltensänderungen<br />

sind ohne konkrete H<strong>an</strong>dlungsimpulse<br />

nicht zu erreichen.<br />

Und <strong>an</strong>gesichts der<br />

gesellschaftlichen Differen-<br />

44 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

Schlusskapitel liefert Ideen <strong>für</strong> zielgruppenspezifischeAktionen/Kampagnen;<br />

<strong>für</strong> Aktive und Fachleute;<br />

<strong>an</strong>nette.voss@ecolog-institut.de<br />

� Fred Luks (2003): Nachhaltigkeit;<br />

Europ. Verlags<strong>an</strong>stalt,<br />

95 S.; sehr übersichtliche<br />

Darstellung verschiedener<br />

Erklärungs<strong>an</strong>sätze, z.B.<br />

der »ökologischen M<strong>an</strong>agementregeln«.<br />

Guter Einstieg<br />

<strong>für</strong> Interessierte, ein<br />

kleines Nachschlagewerk<br />

<strong>für</strong> Fachleute.<br />

� Hofmeister, S./Spitzner, M. (Hg.)<br />

(1999): Zeitl<strong>an</strong>dschaften; Perspektiven<br />

öko-sozialer Zeitpolitik,<br />

S. Hirzel Verlag, 328 S.; öko-soziale<br />

Zeitpolitik als neues Politikfeld; <strong>an</strong>regender<br />

Spazierg<strong>an</strong>g durch unsere<br />

Zeit-L<strong>an</strong>dschaften, Umrisse einer<br />

Zeitpolitik aus feministischer Sicht.<br />

� Micha Hilgers (1997): Ozonloch<br />

und Saumagen. Motivationsfragen<br />

der <strong>Umwelt</strong>politik; S. Hirzel Verlag<br />

Stuttgart/Leipzig, 196 S.; Was bewegt<br />

uns, das persönliche <strong>Umwelt</strong>verhalten<br />

zu verändern? Sehr leserlich<br />

geschrieben.<br />

� Misereor (1999): Mit Gepäck ins<br />

dritte Lebensalter; 40 S.; Wie k<strong>an</strong>n<br />

zierung und der Pluralisierung von<br />

Lebensstilen (vgl. <strong>BUND</strong>magazin<br />

1/2003, S. 44) führen Kommunikationskonzepte<br />

<strong>für</strong> »<strong>die</strong>« Öffentlichkeit<br />

nicht weiter.<br />

Auf der 7. Internationalen Sommerakademie<br />

der Deutschen Bundesstiftung<br />

<strong>Umwelt</strong>, <strong>die</strong> in den letzten<br />

zehn Jahren mehr als 1200 <strong>Umwelt</strong>kommunikationsprojekteförderte,<br />

wurden Beispiele vorgestellt,<br />

wie <strong>Umwelt</strong>kommunikation gemacht<br />

werden und gelingen k<strong>an</strong>n. In<br />

dem B<strong>an</strong>d <strong>Umwelt</strong>kommunikation<br />

sind sie nachzulesen – vom Projekt<br />

»Graslöwen-TV« <strong>für</strong> Kinder über <strong>die</strong><br />

<strong>Umwelt</strong>bildung im Nationalpark<br />

Bayerischer Wald bis zum <strong>Umwelt</strong>schutz<br />

in Unternehmen. Über 40<br />

ein alternativer Lebensstil im Alter<br />

aussehen – hier und im Süden?<br />

Bunte Broschüre voller Erfahrungsberichte,<br />

Ideen und Anregungen.<br />

Bezug: Misereor, Tel. 0241/479860<br />

� Ökumen. Initiative Eine Welt/<br />

<strong>BUND</strong> (2001): Die Erdcharta; 18 S.;<br />

inspirierende Vision grundlegender<br />

ethischer Prinzipien <strong>für</strong> eine<br />

nachhaltige Entwicklung.<br />

Bezug: <strong>BUND</strong>-Fax 030/<br />

27586-466<br />

� UBA (1995): H<strong>an</strong>dbuch <strong>für</strong><br />

den umweltbewussten Haushalt:<br />

<strong>Umwelt</strong>bewusst leben,<br />

378 S.; weiterhin aktueller<br />

Ratgeber voller praktischer Tipps<br />

zu allen Bereichen des Alltags;<br />

Gratisbezug: <strong>Umwelt</strong>bundesamt,<br />

Fax: 030/8903-2912<br />

� UBA (2002): Nachhaltige Entwicklung<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d. Die Zukunft<br />

dauerhaft umweltgerecht<br />

gestalten; E.-Schmidt Verlag, 513 S.;<br />

umf<strong>an</strong>greiche Stu<strong>die</strong>, <strong>die</strong> Zukunftsszenarien<br />

<strong>für</strong> umweltpolitische<br />

H<strong>an</strong>dlungsfelder entwickelt.<br />

Unverzichtbar <strong>für</strong> Fachleute.<br />

� www.lifeguide-muenchen.de<br />

(2002); Gut leben und dabei <strong>die</strong><br />

<strong>Umwelt</strong> schonen – detaillierter<br />

Wegweiser <strong>für</strong> ein nachhaltiges<br />

Leben in München. Auch <strong>für</strong> Bewohner<br />

<strong>an</strong>derer Orte interess<strong>an</strong>t!<br />

Autorinnen und Autoren berichten<br />

über unterschiedliche Wege der<br />

<strong>Umwelt</strong>bildung, über Methoden<br />

und Instrumente der <strong>Umwelt</strong>kommunikation<br />

in und mit verschiedenen<br />

Me<strong>die</strong>n sowie über <strong>Umwelt</strong>kommunikation<br />

in Produktionsund<br />

Dienstleistungsunternehmen.<br />

Der B<strong>an</strong>d ist eine Fundgrube <strong>für</strong><br />

alle, <strong>die</strong> nach Anregungen suchen,<br />

um auch außerhalb von Expert-<br />

Innen-Kreisen und Insider-Zirkeln<br />

gewinnend über Nachhaltigkeit zu<br />

kommunizieren.<br />

nf<br />

Fritz Brickwedde, Ulrike Peters (Hg.):<br />

<strong>Umwelt</strong>kommunikation – vom Wissen<br />

zum H<strong>an</strong>deln. Berlin: Erich Schmidt<br />

Verlag 2002. 439 S., 29,80 Euro


Höhlenlöwe und Höhlenbär<br />

In »Lebendige Eiszeit« entwirft Wighart<br />

von Koenigswald kompetent<br />

und <strong>an</strong>sprechend bebildert ein<br />

impos<strong>an</strong>tes Szenario der Eiszeitalter<br />

in den letzten 130 000 Jahren. Er<br />

schildert Klima- und Faunenwechsel,<br />

wobei sein Hauptinteresse den<br />

Säugetieren gilt. So werden nicht<br />

nur »alte Eiszeit-Bek<strong>an</strong>nte« wie<br />

Mammut, Wollnashorn, Höhlenlöwe,<br />

Höhlenbär oder Riesenhirsch<br />

vorgestellt, sondern auch Flusspferd,<br />

Waldelef<strong>an</strong>t, Wasserbüffel<br />

oder Damhirsch, <strong>die</strong> während der<br />

Warmzeiten auch <strong>an</strong> Rhein, Mosel<br />

oder Elbe lebten.<br />

Vor 40000 Jahren trat der »moderne«<br />

Homo sapiens auf den Pl<strong>an</strong>.<br />

Viele Autoren beschuldigen <strong>die</strong> eiszeitlichen<br />

Jäger, große Pfl<strong>an</strong>zenfresser<br />

wie Mammut oder Wollnashorn<br />

ausgerottet zu haben. Richtig ist,<br />

dass mit dem Abklingen der letzten<br />

Eiszeit vor 10000 Jahren in Eurasien<br />

viele Arten ausstarben. Auch in<br />

Nord- und Südamerika fällt das Verschwinden<br />

vieler Großsäuger mit<br />

der Ankunft der aus Sibirien einw<strong>an</strong>dernden<br />

Menschen zusammen.<br />

Sicher jagten <strong>die</strong> Menschen damals<br />

große Tiere. Doch unklar bleibt, ob<br />

sie allein zahlenmäßig in der Lage<br />

sein konnten, Arten auszurotten.<br />

Selbst in Amerika, wo <strong>die</strong> Menschen<br />

sehr plötzlich auftraten, hatten Beutetiere<br />

bis zu 2000 Jahre Zeit, sich<br />

auf den Superpredator einzustellen.<br />

Zu <strong>die</strong>ser sp<strong>an</strong>nenden Debatte<br />

liefert Koenigswald viel Hintergrundwissen<br />

und zahlreiche Anregungen<br />

<strong>für</strong> ökologisch, zoologisch und naturgeschichtlich<br />

interessierte Leser-<br />

Innen.<br />

Andreas Klotz<br />

Wighart von Koenigswald, Lebendige<br />

Eiszeit – Klima und Tierwelt im W<strong>an</strong>del,<br />

Theiss-Verlag, Darmstadt 2002,<br />

190 S., 39,40 Euro, ISBN 3-8062-1734-3<br />

Natur im Taschenformat<br />

Rundum erneuert präsentieren sich<br />

<strong>die</strong> Naturführer von GU Kompass<br />

zum 25jährigen Jubiläum der Reihe.<br />

Strapazierfähig, <strong>an</strong>sprechend<br />

gestaltet und mit durchweg guten –<br />

wenn auch m<strong>an</strong>chmal arg kleinen –<br />

Fotos sind sie ein praktischer und<br />

preisgünstiger Begleiter <strong>für</strong> Entdeckungstouren<br />

im Grünen. Die acht<br />

neuen Kompasse – z.B. zu Alpenblumen,<br />

Heilpfl<strong>an</strong>zen und Gartenvögeln<br />

– liefern keinen vollständigen<br />

Überblick über <strong>die</strong> heimische<br />

Tier- und Pfl<strong>an</strong>zenwelt, erleichtern<br />

aber den Einstieg in <strong>die</strong> Naturbeobachtung.<br />

Blumen sind nach der Blütenfarbe,<br />

Vögel nach ihrer Größe<br />

geordnet – was geübteren Naturfreunden<br />

<strong>die</strong> Orientierung erschwert,<br />

wird dem interessierten<br />

Laien helfen, <strong>die</strong> häufigsten Arten<br />

rasch zu bestimmen.<br />

sz<br />

Reihe GU Kompass – bestimmen leicht<br />

gemacht, je 128 S., über 200 Farbfotos,<br />

9 × 15,4 cm, Softcover mit Klarsichthülle,<br />

4,90 Euro, Gräfe und Unzer Verlag<br />

Licht und Schatten<br />

Seit über 30 Jahren gibt es bei uns<br />

Rote Listen gefährdeter Pfl<strong>an</strong>zen<br />

und Tiere. Als Instrument und Argumentationshilfe<br />

sind sie <strong>für</strong> den<br />

Naturschutz heute unentbehrlich.<br />

Vögel genießen von jeher besondere<br />

Aufmerksamkeit. So wundert es<br />

nicht, dass <strong>die</strong> allererste Rote Liste<br />

1971 den bedrohten heimischen<br />

Brutvögeln gewidmet wurde.<br />

Kürzlich nun veröffentlichte der<br />

Deutsche Rat <strong>für</strong> Vogelschutz <strong>die</strong><br />

neueste Rote Liste der Brutvögel<br />

Deutschl<strong>an</strong>ds – eine Fundgrube <strong>für</strong><br />

alle am Naturschutz Interessierten!<br />

Ihre Bil<strong>an</strong>z fällt zwiespältig aus.<br />

So fehlt es nicht <strong>an</strong> erfreulichen<br />

Trends: Löffler, Singschw<strong>an</strong> und<br />

Grünlaubsänger konnten sich – seit<br />

der letzten Aktualisierung von 1996<br />

– als neue Brutvögel<br />

etablieren. Mit Würgfalke,<br />

Grünschenkel,<br />

Str<strong>an</strong>dpieper und Zitronenstelze<br />

haben vier<br />

weitere Arten erstmals<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d gebrütet.<br />

Nur eine Art, der<br />

Triel, ist zur gleichen<br />

Zeit als Brutvogel verschwunden.<br />

Besonders<br />

erfreulich: Arten wie<br />

Kr<strong>an</strong>ich, Schwarzstorch,<br />

Seeadler und W<strong>an</strong>derfalke,<br />

Wiesenweihe und<br />

Wachtelkönig haben<br />

sich d<strong>an</strong>k spezieller Schutzbemühungen<br />

erholen können.<br />

Doch leider gibt es auch Verlierer,<br />

und ihre Zahl ist insgesamt größer<br />

geworden. Galten 1996 noch <strong>die</strong><br />

Hälfte aller heimischen Brutvögel<br />

als ungefährdet, so sind es heute<br />

nur noch 44%. Am schlimmsten<br />

steht es um <strong>die</strong> Watvögel: Arten wie<br />

Bekassine und Flussuferläufer, einst<br />

weit verbreitet, sind nach neuester<br />

Erkenntnis vom Aussterben<br />

bedroht. Die Zahl brütender Uferschnepfen,<br />

Kiebitze und Rotschenkel<br />

ist weiter stark gesunken,<br />

obwohl sich zahllose Artenschützer<br />

um ihren Lebensraum bemühen.<br />

Dass <strong>die</strong> Agrarl<strong>an</strong>dschaft immer<br />

mehr verarmt, dokumentiert vor<br />

allem <strong>die</strong> neue Vorwarnliste. Hier<br />

finden sich Allerweltsarten wie<br />

Feldlerche, Feldsperling oder Mehlschwalbe,<br />

in direkter Nachbarschaft<br />

zu den Stadtbewohnern Haussperling<br />

und Mauersegler. Sie alle haben<br />

in den letzten 25 Jahren mehr als<br />

20% ihrer Bestände eingebüßt.<br />

sz<br />

Berichte zum Vogelschutz, B<strong>an</strong>d 39,<br />

Einzelpreis 11,80, im Abo 8,80 Euro;<br />

Bezug: L<strong>an</strong>desbund <strong>für</strong> Vogelschutz,<br />

Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein,<br />

artenschutz@lbv.de<br />

[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 45


PERSÖNLICH<br />

Im Gespräch mit Roberto S<strong>an</strong>chez<br />

Der Sp<strong>an</strong>ier Roberto S<strong>an</strong>chez arbeitet seit 20 Jahren als Redakteur und Reporter beim Südwestrundfunk<br />

(SWR). Eine preisgekrönte Dokumentarfilmerin n<strong>an</strong>nte ihn »einen der letzten Mohik<strong>an</strong>er,<br />

der im deutschen Fernsehen über <strong>die</strong> Hintergründe der Globalisierung aufklärt«.<br />

Roberto S<strong>an</strong>chez,<br />

geboren 1952 im<br />

sp<strong>an</strong>ischen Sevilla,<br />

stu<strong>die</strong>rte Germ<strong>an</strong>istik<br />

und<br />

Rom<strong>an</strong>istik und<br />

leitet <strong>die</strong> Sendereihe»Ausl<strong>an</strong>dsreporter«<br />

(vor 10/<br />

02: »Teleglobus«).<br />

Das Foto zeigt<br />

ihn bei Recherchen<br />

in Guatemala.<br />

Herr S<strong>an</strong>chez, seit vielen Jahren liefern Sie uns politische<br />

Dokumentationen und Hintergrundberichte aus aller<br />

Welt. Wonach wählen Sie Ihre Themen aus?<br />

Zum einen d<strong>an</strong>ach, was in der Luft liegt – aktuelle Themen,<br />

ohne vordergründig tagesaktuell sein zu wollen.<br />

Zum <strong>an</strong>deren kriegt m<strong>an</strong> im Laufe der Jahre eine eigene<br />

Nase da<strong>für</strong>, was zum Thema werden könnte. Ökologische<br />

und soziale Themen sind dabei eng verwoben.<br />

Sind zum Beispiel <strong>die</strong> Lebensgrundlagen bedroht, führt<br />

<strong>die</strong>s fast immer auch zu gesellschaftlichen Änderungen.<br />

Je globalisierter <strong>die</strong> Weltwirtschaft, desto mehr beeinflussen<br />

auch fernab liegende Ereignisse unseren Alltag.<br />

Berichte aus dem Ausl<strong>an</strong>d haben eine wichtige Vermittlungsfunktion.<br />

Ihre Sendung – montags, 21.45 Uhr im<br />

SWR – wirkt nun im Abendprogramm etwas versteckt.<br />

Über <strong>die</strong> Programmpl<strong>an</strong>ung habe natürlich nicht ich<br />

zu entscheiden. Ich wüsste aber gar nicht zu sagen, was<br />

der ideale Sendeplatz ist. Wichtig ist, dass es unsere<br />

Ausl<strong>an</strong>dsreportagen schon seit 1991 gibt, während <strong>an</strong>dere<br />

Sender ähnliche Formate oft gestrichen haben.<br />

Das Fernsehen dominiert unsere Wahrnehmung vom<br />

Ausl<strong>an</strong>d. Wie objektiv sind Ihre Reportagen?<br />

Was ist objektiv? Natürlich bemühen wir uns, bei der<br />

Wahrheit zu bleiben und Recherchefehler zu vermeiden.<br />

Aber es gibt immer verschiedene Sichtweisen. Wir versuchen,<br />

denen eine Stimme zu geben, <strong>die</strong> normalerweise<br />

keine haben, <strong>die</strong> über keine Fernsehk<strong>an</strong>äle oder<br />

Pressekonzerne verfügen. So gehen wir immer wieder<br />

auf Minderheiten zu; und wir berichten regelmäßig aus<br />

Afrika, obwohl Berichte von dort leider meist wenig<br />

46 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />

privat<br />

Publikum finden. Eine gewisse gesellschaftliche Relev<strong>an</strong>z<br />

der Themen muss allerdings immer gegeben sein.<br />

Auch öffentlich-rechtliche Fernsehmacher gucken mehr<br />

und mehr auf Einschaltquoten und attraktive Zielgruppen.<br />

Wird es schwieriger, unbequeme und kritische Beiträge<br />

ins Programm zu schleusen?<br />

Eigentlich nicht. Wir versuchen natürlich, unsere Beiträge<br />

nicht alle ungeheuer schwerlastig zu entwickeln.<br />

Das aber weniger wegen der Quote, als aufgrund unserer<br />

Programmphilosophie. Es wäre nicht gut, wenn eine<br />

politisch engagierte Ausl<strong>an</strong>dssendung nur über Pleiten,<br />

Krisen und Katastrophen berichtete. Zumal <strong>die</strong>s<br />

auch dem Zust<strong>an</strong>d unserer Welt nicht gerecht würde.<br />

Immerhin gibt es ja auch viele positive Initiativen. So<br />

pr<strong>an</strong>gerten wir in einem Film kürzlich <strong>die</strong> Zerstörung<br />

der Urwälder <strong>an</strong> der k<strong>an</strong>adischen Westküste <strong>an</strong>. Gleichzeitig<br />

– als »Prinzip Hoffnung« – haben wir aber <strong>die</strong>jenigen<br />

gezeigt, <strong>die</strong> gegen <strong>die</strong>sen Raubbau kämpfen.<br />

Was nun <strong>die</strong> Quote <strong>an</strong>geht, und g<strong>an</strong>z frei ist davon<br />

niem<strong>an</strong>d, auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen<br />

nicht: Es gibt keinen direkten Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen<br />

leichter Kost und guter Einschaltquote. Ich persönlich<br />

halte <strong>die</strong> g<strong>an</strong>ze Quotenrechnerei und Me<strong>die</strong>nforschung<br />

<strong>für</strong> keine sehr exakte Wissenschaft. Meine<br />

Erfahrung ist: Auch Themen, <strong>die</strong> nicht unbedingt als<br />

leicht gelten, erreichen oft sehr viele Zuschauer.<br />

Geben Sie uns ein Beispiel?<br />

Vor zwei Jahren haben wir unter schwierigen Bedingungen<br />

in (und über) Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> gedreht, sperrige Stücke,<br />

wenn Sie so wollen, <strong>die</strong> wohl niem<strong>an</strong>d sonst gezeigt<br />

hätte. Nach dem 11. September und während des<br />

Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>-Krieges wurden <strong>die</strong>se Filme mehrfach in<br />

der ARD wiederholt. Für uns in der <strong>Redaktion</strong> ist m<strong>an</strong>ches<br />

ein Wagnis, weil auch wir nicht in <strong>die</strong> Zukunft sehen.<br />

Ab und zu aber hat sich unser Riecher schon<br />

bewährt. Ich höre allerdings immer wieder von engagierten<br />

Autoren, <strong>die</strong> große Probleme haben, ihre Filme<br />

bei <strong>an</strong>deren Sendern unterzubringen.<br />

Noch eine persönliche Frage:Was heißt »gut leben« <strong>für</strong> Sie?<br />

Ich sage mal: kein falscher Stress, aber »positiver«<br />

Stress – also: viel zu arbeiten <strong>für</strong> eine Sache, <strong>die</strong> m<strong>an</strong><br />

unterstützt, das finde ich befriedigend. Und außerdem<br />

natürlich gut essen, und Zeit haben <strong>für</strong> soziale Kontakte,<br />

<strong>für</strong> Freunde und <strong>für</strong> das Entdecken der Welt, <strong>die</strong> so<br />

vielfältig ist und so bereichernd.<br />

Vielen D<strong>an</strong>k <strong>für</strong> das Gespräch!

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