3 FORUM 4 Briefe an die Redaktion MAGAZIN - BUND für Umwelt ...
3 FORUM 4 Briefe an die Redaktion MAGAZIN - BUND für Umwelt ...
3 FORUM 4 Briefe an die Redaktion MAGAZIN - BUND für Umwelt ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
»Gut leben« heißt das Titelthema <strong>die</strong>ser<br />
Ausgabe. Zehn Seiten widmen wir ausgewählten<br />
<strong>Umwelt</strong>- und Gesundheitsthemen.<br />
Zum Auftakt betont <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>-Vorsitzende<br />
Angelika Zahrnt den engen Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
von <strong>Umwelt</strong> und Gesundheit, und wie sehr<br />
wir es heute selbst in der H<strong>an</strong>d haben, unsere<br />
<strong>Umwelt</strong> positiv zu gestalten. Dass <strong>die</strong>s<br />
nicht immer leicht fällt, zeigt <strong>die</strong> unverändert<br />
schwache Nachfrage nach umwelt- und<br />
sozialverträglich hergestellten Lebensmitteln<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d – hier ziehen wir eine (selbst-)<br />
kritische Bil<strong>an</strong>z. D<strong>an</strong>eben greifen wir Themen<br />
wie Lärm und Mobilfunk, Kindergesundheit<br />
und <strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit auf.<br />
Alles interess<strong>an</strong>te Themen, ohne Frage.<br />
Doch wo bleibt der Rest der Welt? Was tut<br />
der <strong>BUND</strong>, während im Irak und <strong>an</strong> vielen<br />
<strong>an</strong>deren Orten <strong>die</strong>ser Erde das Elend nicht<br />
weniger wird? Sorgt er sich nicht um das<br />
Wohl einer Gesellschaft, <strong>die</strong>, in ihrer Mehrheit,<br />
nun wirklich nicht zu klagen hat? Ist es<br />
nicht etwas fragwürdig, »gut leben statt viel<br />
haben« zu propagieren, während <strong>an</strong>dernorts<br />
das Nötigste zum Leben fehlt?<br />
Wohl nicht. Denn noch immer haben wir<br />
viel, weil <strong>an</strong>dere wenig haben. Unverändert<br />
profitieren wir von Niedriglöhnen, vom Raubbau<br />
<strong>an</strong> den natürlichen Ressourcen und von<br />
g<strong>an</strong>z schwachen <strong>Umwelt</strong>gesetzen <strong>an</strong>derswo.<br />
Wenn der <strong>BUND</strong> <strong>für</strong> ein »gutes« Leben, eine<br />
»zukunftsfähige Lebensweise« wirbt, so bedeutet<br />
das immer auch, Ver<strong>an</strong>twortung zu<br />
tragen – <strong>für</strong> <strong>die</strong> Lebensgrundlagen hier und<br />
überall auf der Welt.<br />
Mit Fragen der globalen Gerechtigkeit beschäftigen<br />
sich in <strong>die</strong>ser Ausgabe auch unser<br />
Gastkommentar zum Irak, das Interview mit<br />
Roberto S<strong>an</strong>chez und <strong>die</strong> Ankündigung eines<br />
<strong>BUND</strong>-Kongresses über »<strong>Umwelt</strong> und Globalisierung«<br />
Ende Juni in Berlin, zu dem Sie<br />
herzlich eingeladen sind.<br />
Gerade weil globale Ereignisse ihre Schatten<br />
mehr und mehr auch auf uns werfen, sollen<br />
<strong>die</strong> schönen Seiten unserer nächsten Umgebung<br />
nicht zu kurz kommen: Am 14. Juni ist<br />
der Tag der Artenvielfalt. Beteiligen Sie sich<br />
<strong>an</strong> unserer Aktion: Suchen Sie mit! Viel Spaß<br />
dabei – und bei <strong>die</strong>ser Ausgabe – wünscht Ihr<br />
Severin Zillich<br />
<strong>FORUM</strong><br />
4 <strong>Briefe</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Redaktion</strong><br />
<strong>MAGAZIN</strong><br />
6 Nachrichten und Informationen<br />
GASTKOMMENTAR<br />
10 Krieg gegen das Weltklima<br />
von Herm<strong>an</strong>n Scheer<br />
TITELTHEMA<br />
12 Gut leben<br />
13 Vom pfleglichen Umg<strong>an</strong>g mit<br />
sich und der Welt<br />
von Angelika Zahrnt<br />
16 Renitente Konsumenten<br />
von Heike Moldenhauer<br />
18 Ruhe bitte<br />
von Joy Hensel<br />
19 Mobilfunk und Elektrosmog <strong>für</strong> alle!<br />
von Dietrich Jörn Weder<br />
21 Jung und machtlos<br />
von Thomas Hartm<strong>an</strong>n<br />
20 Arm und umweltgeschädigt<br />
von Werner Maschewski<br />
ZUR ZEIT<br />
22 Raubbau am Gipskarst<br />
von Ursula Schäfer/Steph<strong>an</strong> Röhl<br />
24 Suchen Sie mit!<br />
<strong>BUND</strong>-Aktion<br />
26 <strong>Umwelt</strong> in der Globalisierungsfalle<br />
von J<strong>an</strong> Kowalzig<br />
27 Großer Luxus<br />
Interview mit H<strong>an</strong>na Pötter<br />
28 Mensch und Strom<br />
von Robert Exner<br />
29 Kinderreich, aber ressourcenarm?<br />
von Stef<strong>an</strong>ie Ettelt<br />
AKTIV<br />
30 Arbeitskreis <strong>Umwelt</strong>chemikalien<br />
31 Neues aus dem Verb<strong>an</strong>d<br />
REISEN, RARITÄTEN, REZENSIONEN<br />
38 Moor, Meer und Dünen<br />
von Albert Caspari<br />
40 Ein Winzling, der <strong>die</strong> Wärme liebt<br />
von Gerhard Kneitz<br />
44 Me<strong>die</strong>n<br />
MARKTPLATZ<br />
41 Klein<strong>an</strong>zeigen<br />
PERSÖNLICH<br />
46 Roberto S<strong>an</strong>chez<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 3<br />
INHALT<br />
Gut leben<br />
Unser Themenschwerpunkt<br />
versammelt Beiträge aus dem<br />
Bereich »<strong>Umwelt</strong> und Gesundheit«.<br />
Lesen Sie S.12 –20.<br />
Bedrohte Natur<br />
Der Gipskarst in der Mitte<br />
Deutschl<strong>an</strong>ds ist ein einzigartiger<br />
und artenreicher<br />
Lebensraum. Der <strong>BUND</strong><br />
kämpft <strong>für</strong> seinen Schutz.<br />
Reiseziel Lettl<strong>an</strong>d<br />
Lettl<strong>an</strong>d ist <strong>für</strong> seine prachtvolle<br />
Hauptstadt Riga bek<strong>an</strong>nt.<br />
Ebenso sehenswert: <strong>die</strong> Natur!
<strong>FORUM</strong><br />
Titel der<br />
Ausgabe 1/2003<br />
IMPRESSUM<br />
Warnung vor Altholzverbrennung<br />
Der Ausbau erneuerbarer Energien<br />
ist zu begrüßen. Allerdings darf m<strong>an</strong><br />
nicht <strong>die</strong> Augen vor ihren Belastungen<br />
verschließen. Fördergelder sollten<br />
nicht dazu führen, dass <strong>die</strong> Industrie<br />
billige Anlagen <strong>an</strong> ungeeigneten<br />
Orten und in zu großer Zahl<br />
errichtet. Ich denke hier besonders<br />
<strong>an</strong> Altholz-Verbrennungs<strong>an</strong>lagen,<br />
euphemistisch als »Biomasse-Kraftwerk«<br />
bezeichnet. Tatsächlich sind<br />
sie Müllverbrennungs<strong>an</strong>lagen im<br />
Blümchenkleid. Ihr Wirkungsgrad<br />
ist gering. Wärmenutzung wird gern<br />
vermieden, weil sie unökonomisch<br />
ist. Die vorgesehenen Rauchgasfilter<br />
sind wesentlich simpler als solche<br />
moderner MVA. Große Mengen<br />
schwer belasteten Altholzes – etwa<br />
Eisenbahnschwellen – sind als<br />
Brennmaterial zu erwarten, da<br />
keine wirksame Eing<strong>an</strong>gskontrolle<br />
der Holzschnitzel möglich ist und<br />
Das <strong>BUND</strong>magazin ist <strong>die</strong> Mitgliederzeitschrift<br />
des <strong>BUND</strong> und erscheint viermal im Jahr.<br />
Herausgeber: Bund <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong> und Naturschutz<br />
Deutschl<strong>an</strong>d e.V. (<strong>BUND</strong>) – Friends of the Earth<br />
Germ<strong>an</strong>y<br />
<strong>Redaktion</strong>: Dr. Norbert Fr<strong>an</strong>ck (V.i.S.d.P.), Severin<br />
Zillich (C.v.D.). Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin,<br />
� 0 30/2 75 86-4 57, Fax -4 40, E-Mail: redaktion<br />
@bund.net, www.bund.net. Unverl<strong>an</strong>gt einges<strong>an</strong>dte<br />
M<strong>an</strong>uskripte und Fotos werden sorgfältig<br />
beh<strong>an</strong>delt; eine Haftung wird nicht übernommen.<br />
Gestaltung, Produktion: Claudia Gunkel (Produktionsleitung),<br />
Marc Venner (Grafik/Layout),<br />
Rudolfus Gorbach (Grundlayout).<br />
4 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
<strong>die</strong> Betreiber auf <strong>die</strong> Ver<strong>an</strong>twortung<br />
der Liefer<strong>an</strong>ten verweisen.<br />
Wenn zu <strong>die</strong>sen Nachteilen wie<br />
im Kreis Stormarn <strong>die</strong> Vorbelastung<br />
durch eine vorh<strong>an</strong>dene MVA (mit<br />
bereits genehmigter Erweiterung)<br />
kommt, wehrt sich <strong>die</strong> Bevölkerung.<br />
So gel<strong>an</strong>g es, eine von E.on gepl<strong>an</strong>te<br />
Altholzverbrennungs<strong>an</strong>lage neben<br />
der MVA und so das größte Abfallzentrum<br />
N’Europas zu verhindern.<br />
Mittelfristig muss eine solche Anhäufung<br />
belastender Anlagen durch<br />
Gesetz eingeschränkt werden. Auch<br />
beste Grenzwerte können sich zur<br />
Unverträglichkeit summieren.<br />
Maria Adamczewski, Stormarn<br />
Einsparpotenzial<br />
Den Beitrag »Erneuerbare Energien<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d – Einmaliger Aufschwung«<br />
finde ich sehr gut. Nur<br />
das Energie-Einsparpotenzial<br />
kommt etwas zu kurz. Wie groß <strong>die</strong>ses<br />
ist, habe ich versucht im Solarbrief<br />
3/00 des Solarenergie-Fördervereins<br />
zu demonstrieren.<br />
Dr. Herm<strong>an</strong>n Knüfer, Jülich-Barmen<br />
Offshoreparks förderungswürdig?<br />
Der Artikel von Dr. Traube »Erneuerbare<br />
Energien contra Naturschutz«<br />
appelliert <strong>an</strong> <strong>die</strong> Kompromissbereitschaft<br />
beim Ausbau der regenerativen<br />
Energie. Am R<strong>an</strong>de wurde<br />
erwähnt, dass sich <strong>BUND</strong> und Nabu<br />
gegen den Offshore-Windpark<br />
Buten<strong>die</strong>k aussprechen. Ich nehme<br />
<strong>an</strong>, nach reiflicher Abwägung gab es<br />
da<strong>für</strong> gute Gründe. Für mich kam<br />
<strong>die</strong>se Information allerdings zu<br />
spät. Gutgläubig bin ich mit einem<br />
Fin<strong>an</strong>zierungs<strong>an</strong>teil in <strong>die</strong>sen Wind-<br />
Titelbild: M<strong>an</strong>n am Meer (f1online)<br />
Adressenänderungen: � 01 80/3 32 63 26, per Fax<br />
0 30/2 75 86-4 40 oder schriftlich <strong>an</strong> den Verlag.<br />
Verlag: Natur & <strong>Umwelt</strong> Verlags-GmbH, Am Köllnischen<br />
Park 1, 10179 Berlin.<br />
Bezugspreis: <strong>für</strong> Mitglieder im Beitrag enthalten;<br />
<strong>für</strong> Nichtmitglieder 15 Euro im Jahr. Bestellungen<br />
nur schriftlich per Post oder Fax.<br />
Anzeigenverwaltung: Petra Wedel und Alice-<br />
Kalina Otte, Zweiplus Me<strong>die</strong>nagentur, Pallaswiesenstr.<br />
109, 64293 Darmstadt, � 06151/81270,<br />
Fax: 89 30 98. Es gilt der Anzeigentarif Nr. 10.<br />
Druck: Brühl Druck + Pressehaus, Gießen.<br />
Papier: 100 % Recycling – »100 RC gestrichen«<br />
Spenden: Der <strong>BUND</strong> braucht <strong>für</strong> seine Arbeit<br />
Geld, das nur teilweise über Mitgliedsbeiträge<br />
park eingestiegen. Aus den Prospekten<br />
der Projektpl<strong>an</strong>er sind <strong>die</strong><br />
Knackpunkte natürlich nicht zu<br />
erkennen.<br />
Derzeit laufen etwa 20 Offshore-<br />
Pl<strong>an</strong>ungen. Warum nicht <strong>die</strong> Liste<br />
aller Projekte veröffentlichen, mit<br />
den Top-Ten, <strong>die</strong> der <strong>BUND</strong> be<strong>für</strong>wortet?<br />
So ließe sich verhindern,<br />
dass <strong>BUND</strong>-Mitglieder Projekte vor<strong>an</strong>treiben,<br />
<strong>die</strong> der <strong>BUND</strong> ablehnt.<br />
Und es wäre ein guter und hilfreicher<br />
Service <strong>für</strong> alle, <strong>die</strong> umweltverträglich<br />
investieren wollen.<br />
Oliver Stens, Ingelheim<br />
Eh-off<br />
Auch ich bin »eh-off« und schon<br />
l<strong>an</strong>ge umgestiegen. Wenn Ihr noch<br />
mal so eine Umsteiger-Seite bringt,<br />
sollte m. E. auch mein Stromliefer<strong>an</strong>t<br />
draufstehen: <strong>die</strong> EWS = Elektrizitätswerke<br />
Schönau, auch »Stromrebellen«<br />
gen<strong>an</strong>nt, <strong>die</strong> seit Tschernobyl<br />
<strong>für</strong> eine atomfreie Zukunft<br />
kämpfen. Ver<strong>BUND</strong>ene Grüße!<br />
Ursula v. Aaken, Taunusstein<br />
Im Rahmen unseres Aufrufs zum<br />
Wechsel des Stromversorgers haben<br />
wir alle Anbieter gen<strong>an</strong>nt, <strong>die</strong> das<br />
goldene »Grüner-Strom-Label« tragen.<br />
Die Elektrizitätswerke Schönau<br />
haben sich bisl<strong>an</strong>g leider nicht zertifizieren<br />
lassen.<br />
Pro Windkraft<br />
Als <strong>BUND</strong>-Mitglied und Be<strong>für</strong>worter<br />
der Windkraftnutzung begrüße<br />
ich sehr, dass Sie den erneuerbaren<br />
Energien so breiten Platz eingeräumt<br />
haben. Bedauerlich finde ich, dass<br />
m<strong>an</strong> auch in <strong>BUND</strong>-Kreisen immer<br />
hereinkommt. Ihre Spende ist erwünscht und<br />
steuerlich absetzbar. Bitte überweisen Sie Ihre<br />
Spende auf das Konto Nr. 232 der Sparkasse<br />
Bonn, BLZ 380 500 00. D<strong>an</strong>ke!<br />
Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sind<br />
urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder sonstige<br />
Verwertung nur mit schriftlicher Einwilligung<br />
des Verlages.<br />
Beilagen: Dieses <strong>BUND</strong>magazin enthält Beilagen<br />
von Gruner + Jahr und von der UDI <strong>Umwelt</strong>Direkt-<br />
Invest-Beratungs-GmbH.<br />
Das <strong>BUND</strong>magazin 3/03 erscheint am 16. August<br />
mit dem Schwerpunkt »Lebendige Städte«.<br />
<strong>Redaktion</strong>sschluss ist der 30. Juni 2003.
wieder den Argumenten »Versch<strong>an</strong>delung<br />
der L<strong>an</strong>dschaft«, »Lärmbelästigung«<br />
und »Gefahr <strong>für</strong> Vögel«<br />
begegnet.<br />
Eigenartig, dass riesige Kraftwerksblöcke<br />
mit fast 300 Meter<br />
hohen Schornsteinen und das Netz<br />
von Hochsp<strong>an</strong>nungsleitungen, das<br />
unser L<strong>an</strong>d überzieht, nicht als<br />
L<strong>an</strong>dschaftsbeeinträchtigung empfunden<br />
werden. Ebenso ist das<br />
Geräusch – Lärm k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> es nicht<br />
nennen – von Windrädern vernachlässigbar<br />
gegenüber dem Verkehrslärm.<br />
Und ich habe noch nie von<br />
toten Vögeln in der Nähe von Windkraft<strong>an</strong>lagen<br />
gehört.<br />
Es wäre wünschenswert, wenn<br />
Sie sich in Ihrem Magazin einmal<br />
sachlich mit <strong>die</strong>sen Argumenten<br />
ausein<strong>an</strong>dersetzen würden.<br />
Martin Maurer, Heilbronn<br />
Bodensee und Müritz<br />
Ich wundere mich sehr über den<br />
Leserbrief von H<strong>an</strong>nelore Reinhold<br />
im <strong>BUND</strong>magazin 1/03. Demnach<br />
soll der größte See Deutschl<strong>an</strong>ds<br />
nicht der Bodensee sein, sondern<br />
<strong>die</strong> Müritz? Der Bodensee besitzt<br />
eine Fläche von 571,5 km 2, wovon<br />
auf Deutschl<strong>an</strong>d ein See<strong>an</strong>teil von<br />
305 km 2 fällt (Österreich 60 km 2,<br />
Schweiz 173 km 2). Die Fläche der<br />
Müritz beträgt dagegen nur 115 km 2.<br />
Und der Bodensee soll der größte<br />
See Mitteleuropas sein? Der Genfer<br />
See z.B. hat eine Fläche von 580 km 2<br />
(davon 345 km 2 in der Schweiz, der<br />
Rest Fr<strong>an</strong>kreich). Aber gut, bzgl. der<br />
Schönheit der Müritz gebe ich der<br />
Autorin recht! (Daten: Brockhaus)<br />
Lutz Essers, Berlin<br />
Nein zum Irak-Krieg<br />
Leider habe ich im letzten <strong>BUND</strong>-<br />
Magazin kein Wort über den drohenden<br />
Angriff auf den Irak lesen<br />
können. Hat es Ihrer Meinung nach<br />
nichts mit <strong>Umwelt</strong>- und Naturschutz<br />
zu tun, wenn wieder einmal<br />
ur<strong>an</strong>ium<strong>an</strong>gereicherte Geschosse<br />
zur Sicherung unserer verschwenderischen<br />
Lebensweise verschossen<br />
werden? Der <strong>BUND</strong> leistet wertvolle<br />
Arbeit auf kommunaler, regionaler<br />
und nationaler Ebene. Diese unterstütze<br />
ich seit vielen Jahren. Dass<br />
allerdings der Truppenaufmarsch<br />
am Golf von Ihnen noch nicht ein-<br />
mal erwähnt wird, enttäuscht mich.<br />
Über Ihr klares Nein zu einem Krieg<br />
gegen den Irak würde ich mich<br />
freuen!<br />
Matthias Maurer, Oberursel<br />
Der <strong>BUND</strong> und Friends of the Earth<br />
International unterstützen seit<br />
Februar <strong>die</strong> Bewegung <strong>für</strong> Frieden<br />
und <strong>die</strong> Aktion »Deutschl<strong>an</strong>d sagt<br />
NEIN« zu einem Krieg im Irak. Mehr<br />
dazu unter www.bund.net. Siehe<br />
auch unseren aktuellen Kommentar<br />
zu den Ereignissen im Irak auf S.10.<br />
Zum Weinen<br />
Dem Leserbrief von Frau Fery (»Verfehlte<br />
<strong>Umwelt</strong>pädagogik«) k<strong>an</strong>n ich<br />
nur zustimmen. Es treibt einem <strong>die</strong><br />
Tränen in <strong>die</strong> Augen, wenn m<strong>an</strong><br />
sich mit der Sache länger beschäftigt.<br />
Der Begriff »<strong>Umwelt</strong>pädagogik«<br />
ist ungeschützt, jede/r k<strong>an</strong>n »<strong>Umwelt</strong>bildung«<br />
machen. Dazu braucht<br />
es keinerlei ökologische Kenntnisse,<br />
sondern »nur« guten Willen. Diese<br />
»<strong>Umwelt</strong>pädagogen« sind oft selber<br />
nicht in der Lage, eine Hasel von<br />
einer Ulme zu unterscheiden, oder<br />
lehnen es ab, Fledermauskästen zu<br />
bauen, weil sie das Ungeziefer nicht<br />
<strong>an</strong>locken wollen.<br />
Es ist (besonders hier im Osten)<br />
Tatsache, dass Tausende ökologisch<br />
vollkommen naiver Erzieherinnen,<br />
Ingenieurinnen oder Physikerinnen<br />
in <strong>die</strong> Schulen und Kindergärten<br />
strömen und dort nach alter DDR-<br />
M<strong>an</strong>ier mit – von Erzieherinnen<br />
ausgewählten, nicht etwa freiwillig<br />
kommenden – Kindern nach Anleitung<br />
alle haargenau <strong>die</strong>selben<br />
Männchen aus Klorollen und<br />
Kronenkorken basteln. M<strong>an</strong> erzählt<br />
ihnen d<strong>an</strong>n, <strong>die</strong>s sei Recycling oder<br />
<strong>Umwelt</strong>schutz … Selbst bei Exkursionen<br />
in den Wald steht immer<br />
mindestens eine Erzieherin d<strong>an</strong>eben,<br />
<strong>die</strong> ununterbrochen <strong>die</strong> Kinder<br />
stört und ermahnt. Stille ist genauso<br />
wenig möglich wie eine Änderung<br />
des den Schulleitern <strong>an</strong>gekündigten<br />
»Programms« entsprechend der<br />
Stimmung in der Gruppe.<br />
Aufgezwungen werden <strong>die</strong>se Arbeitskräfte<br />
den <strong>Umwelt</strong>verbänden<br />
meist durch <strong>die</strong> Tatsache, dass wir<br />
nahezu vollkommen von Förderungen<br />
über ABM und SAM abhängig<br />
sind. Da muss m<strong>an</strong> nehmen, was<br />
das Arbeitsamt in den Akten hat.<br />
Glücksgriffe sind selten dabei, und<br />
wenn, ist es nahezu unmöglich, sie<br />
zu halten (Geldm<strong>an</strong>gel, Förderung<br />
läuft aus etc.). Zu allem Überfluss<br />
machen <strong>die</strong>se hoch subventionierten<br />
»<strong>Umwelt</strong>pädagogen« engagierten<br />
Ökologen und <strong>an</strong>deren, <strong>die</strong> sich<br />
selbstständig machen wollen, durch<br />
lachhafte Preise den Markt kaputt.<br />
Bleibt zu hoffen, dass <strong>die</strong>se Art der<br />
Förderung – derzeit steht »<strong>Umwelt</strong>bildung«<br />
hoch im Kurs – bald endet.<br />
Aber was d<strong>an</strong>n? Keine mir bek<strong>an</strong>nte<br />
Stiftung übernimmt Honorarmittel<br />
in auch nur <strong>an</strong>nähernd<br />
nötiger Höhe. Es ist zum Weinen …<br />
Dr. Svenja Tidow, Wackerow,<br />
Bildungsreferentin der <strong>BUND</strong>jugend<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 5<br />
Die <strong>Redaktion</strong><br />
freut sich über<br />
jeden Leserbrief,<br />
muss sich aber<br />
Kürzungen vorbehalten.
<strong>MAGAZIN</strong><br />
Billigflieger<br />
Hintergrundinfos<br />
zu Billig-Airlines<br />
und eine Grundsatzposition<br />
zum<br />
Luftverkehr gibt es<br />
unter www.bund.<br />
net?verkehr.html<br />
oder im <strong>BUND</strong>-<br />
Verkehrsreferat,<br />
Am Köllnischen<br />
Park 1, 10179 B,<br />
Tel. 030/27586-<br />
482, gerrit.schrammen@bund.net<br />
Aktionstag am 15. Juni<br />
Mobil ohne Auto<br />
Anf<strong>an</strong>g der 80er Jahre war Premiere,<br />
am 15. Juni ist es wieder<br />
soweit: Bundesweit findet der<br />
Aktionstag »Mobil ohne Auto« statt,<br />
wie immer am dritten Sonntag im<br />
Juni. L<strong>an</strong>dauf, l<strong>an</strong>dab werben bunte<br />
Aktionen <strong>für</strong> eine menschen- und<br />
umweltverträgliche Verkehrspolitik.<br />
Am 17. Juni werden sich <strong>die</strong> Universitäten<br />
mit einem »Autofreien Hochschultag«<br />
<strong>die</strong>ser Aktion <strong>an</strong>schließen.<br />
Zur aktiven Teilnahme ruft der<br />
<strong>BUND</strong> gemeinsam mit vielen <strong>an</strong>deren<br />
<strong>Umwelt</strong>initiativen auf.<br />
Umkehr e.V., Exerzierstr. 20, 13357 B,<br />
Tel. 030/492-7473, Fax: -7972, info@<br />
umkehr.de, www.mobilohneauto.de<br />
Wer sich innerhalb Europas<br />
weiter mit Bahn, Bus und Schiff<br />
bewegen will, findet nützliche<br />
Informationen in der Broschüre<br />
»Zügig durch Europa«, <strong>die</strong> es<br />
gegen Einsendung eines 5-Euro-<br />
Scheines beim VCD gibt: Postfach<br />
170160, 53027 Bonn, Tel. 02 28/<br />
9 8585-10, vers<strong>an</strong>d@vcd.org<br />
6 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
<strong>BUND</strong>-Archiv<br />
Billigflieger<br />
Hoher Preis <strong>für</strong> Klima und Anwohner<br />
Für 50 Euro nach Mallorca, <strong>für</strong> 29<br />
Euro nach London, <strong>für</strong> 19 Euro<br />
von Köln nach Berlin – was <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs<br />
wie ein bizarrer und kurzfristiger<br />
Werbe-Gag wirkte, hat sich zu einer<br />
ernsthaften Gefahr <strong>für</strong> das Klima<br />
entwickelt: Flugreisen zum Preis<br />
einer Taxifahrt. Immer neue Fluggesellschaften<br />
unterbieten sich mit<br />
Schnäppchen-Angeboten, <strong>die</strong> noch<br />
vor einem Jahr undenkbar gewesen<br />
wären. Kein Wunder, dass immer<br />
mehr Menschen immer kürzere<br />
Flugreisen zu konkurrenzlosen Preisen<br />
buchen. Doch der Preis <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
neue Bewegungsfreiheit ist hoch:<br />
»Wer von der Bahn auf das Flugzeug<br />
umsteigt, trägt mit seiner Reise etwa<br />
10 bis 20 Mal stärker zur Klimaerwärmung<br />
bei. Wenn Billig<strong>an</strong>bieter<br />
zum Umsteigen auffordern, erweisen<br />
sie dem Klimaschutz einen<br />
Bären<strong>die</strong>nst«, so <strong>BUND</strong>-Bundesgeschäftsführer<br />
Gerhard Timm.<br />
Wichtig ist deshalb, den Flugverkehr<br />
ab sofort nicht mehr zu subventionieren.<br />
Nur <strong>die</strong> steuerliche<br />
Bevorzugung des Fliegens macht es<br />
möglich, Flüge billiger als Bahn-<br />
Tag der Regionen<br />
Mitmachen!<br />
Über 1400 Aktionen warben seit<br />
1999 am »Tag der Regionen«<br />
<strong>für</strong> heimische Produkte und Dienstleistungen.<br />
Die vielseitigen ökologischen,<br />
wirtschaftlichen und kulturellen<br />
Stärken der Region werden <strong>an</strong><br />
<strong>die</strong>sem Tag kreativ und ph<strong>an</strong>tasievoll<br />
erlebbar. Seit 2002 findet der Tag<br />
der Regionen bundesweit statt: Mit<br />
etwa 600000 BesucherInnen auf 550<br />
Ver<strong>an</strong>staltungen zwischen Ostsee<br />
und Bodensee, Eifel und Lausitz war<br />
er ein voller Erfolg. Auch <strong>BUND</strong>-<br />
Aktive waren vielfach präsent, der<br />
<strong>BUND</strong> ist zudem Partner des<br />
Aktionsbündnisses. Wer sich <strong>die</strong>ses<br />
Jahr beteiligen will, sollte schon<br />
jetzt zu pl<strong>an</strong>en beginnen: Nächster<br />
Tag der Regionen ist der 5. Oktober.<br />
Machen Sie mit! Nutzen Sie den<br />
Aktionstag, um auf regionale Produkte<br />
oder eine Initiative aufmerk-<br />
tickets <strong>an</strong>zubieten. Durch höhere<br />
Stickoxid- und Kohlendioxid-Emissionen<br />
sowie Wolkenbildung auf<br />
Grund von Kondensstreifen entwickelt<br />
sich der Flugverkehr mehr und<br />
mehr zum »Klimakiller Nr. 1«. Geht<br />
der Trend weiter, werden Flugzeuge<br />
das Klima bald stärker schädigen als<br />
der gesamte Straßenverkehr.<br />
Um dem entgegenzuwirken, sind<br />
dem Flugverkehr <strong>die</strong> Kosten <strong>für</strong> seine<br />
<strong>Umwelt</strong>schäden voll <strong>an</strong>zulasten.<br />
Eine EU-weite Emissionsabgabe<br />
und <strong>die</strong> Besteuerung von Kerosin<br />
sollten rasch eingeführt werden.<br />
Der <strong>BUND</strong>-Verkehrsexperte Gerrit<br />
Schrammen hat einen weiteren<br />
Wunsch: »Bei internationalen Flügen<br />
gibt es keine Mehrwertsteuer<br />
auf Flugtickets. Deshalb begrüßen<br />
wir <strong>die</strong> Absicht der Bundesregierung,<br />
zumindest auf Flügen innerhalb der<br />
EU <strong>die</strong>se Steuer zu erheben.«<br />
Mit dem boomenden Flugverkehr<br />
steigt auch <strong>die</strong> Belastung der Flughafen-Anwohner<br />
durch Lärm und<br />
Schadstoffe. Hier könnte ein schärferes<br />
Fluglärmgesetz Abhilfe verschaffen.<br />
sam zu machen. Und tun Sie sich<br />
zusammen: Eine gemeinsame Pl<strong>an</strong>ung<br />
aller, <strong>die</strong> sich vor Ort mit der<br />
Region und ihren Stärken identifizieren,<br />
ist sehr sinnvoll. Die Themenpalette<br />
bisheriger Aktionen reicht<br />
von Verbraucherschutz, H<strong>an</strong>dwerk,<br />
Nahversorgung, Lebensqualität,<br />
Eine Welt, Müll- und Verkehrsvermeidung<br />
bis zu Öko-Tourismus und<br />
umweltgerechter L<strong>an</strong>dwirtschaft.<br />
Anregungen und Hilfe bei der Pl<strong>an</strong>ung<br />
bieten <strong>die</strong> Koordinationsbüros<br />
Nord (Brigitte Hilcher, Zur Specke 4,<br />
34434 Borgentreich, Tel. 05643/948-<br />
537, Fax: -803, tagderregionen@freenet.de)<br />
und Süd (Gisela Endt, Spitalstraße<br />
5, 91555 Feuchtw<strong>an</strong>gen, Tel.<br />
09852/1381, Fax: /4895, tag-derregionen@web.de)<br />
sowie <strong>die</strong> Homepage<br />
www.tag-der-regionen.de.
Tr<strong>an</strong>sfair<br />
Fair einkaufen – na logo<br />
Vieles, was in den Regalen unserer<br />
Supermärkte steht, wird<br />
fernab von Deutschl<strong>an</strong>d hergestellt.<br />
Und das unter Bedingungen,<br />
<strong>die</strong> den Kunden meist<br />
verschwiegen werden.<br />
Denn <strong>die</strong> Wahrheit ist<br />
unbequem: D<strong>an</strong>k unserer<br />
Sonder<strong>an</strong>gebote werden<br />
Menschen <strong>an</strong>dernorts<br />
miserabel bezahlt, wird<br />
ihre <strong>Umwelt</strong> systematisch<br />
ausgebeutet.<br />
Doch es geht auch <strong>an</strong>ders. Der<br />
Verein Tr<strong>an</strong>sFair hat kürzlich das<br />
erste internationale Gütesiegel <strong>für</strong><br />
»fair« geh<strong>an</strong>delte Produkte vorgestellt.<br />
Diese wurden den Erzeugern<br />
zu einem <strong>an</strong>gemessenen Preis abge-<br />
25 Jahre Blauer Engel<br />
Blau <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong><br />
Wer kennt ihn nicht? Der blaue<br />
Engel ziert Produkte und<br />
Dienstleistungen, <strong>die</strong> besonders<br />
umweltfreundlich sind und zugleich<br />
hohe Ansprüche <strong>an</strong> den Gesundheits-<br />
und Arbeitsschutz sowie <strong>die</strong><br />
Gebrauchstauglichkeit erfüllen. Weil<br />
er <strong>die</strong>s schon seit 1978 tut, gilt er<br />
heute als ältestes <strong>Umwelt</strong>zeichen der<br />
Welt. Rund 3700 Angebote aus über<br />
80 Produktbereichen sind derzeit<br />
ausgezeichnet, darunter seit neuestem<br />
auch H<strong>an</strong>dys (s. aber S.19!).<br />
Das 25-jährige Jubiläum des<br />
Blauen Engels begleitet in <strong>die</strong>sem<br />
kauft und nicht von Kindern hergestellt;<br />
zudem stammen sie aus umweltgerechtem<br />
Anbau. Tr<strong>an</strong>sFair, zu<br />
dessen Mitgliedern auch<br />
der <strong>BUND</strong> zählt, vergibt<br />
das Siegel in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />
Dass das Logo hält, was es<br />
verspricht, kontrolliert <strong>die</strong><br />
internationale Dachorg<strong>an</strong>isation<br />
FLO. In zwölf<br />
europäischen Ländern<br />
und Jap<strong>an</strong> wird das neue<br />
Label künftig <strong>für</strong> mehr<br />
Tr<strong>an</strong>sparenz beim Einkauf sorgen.<br />
Tr<strong>an</strong>sFair e.V., Tel. 0221/942040-0,<br />
Fax: -40, info@tr<strong>an</strong>sfair.org, www.<br />
tr<strong>an</strong>sfair.org, www.fairtrade.net<br />
Jahr eine Marketingkampagne.<br />
Ihr<br />
Ziel ist es, »breitere Teile der Bevölkerung<br />
<strong>für</strong> das Thema umweltbewussten<br />
Konsum zu gewinnen«.<br />
Dazu erhält der Blaue Engel ein<br />
modernes Design. Der Tag der <strong>Umwelt</strong><br />
am 5. Juni steht g<strong>an</strong>z unter dem<br />
Motto des Jubiläums. Und bundesweit<br />
sollen Aktionen in Kooperation<br />
auch mit dem <strong>BUND</strong> stattfinden.<br />
Jury <strong>Umwelt</strong>zeichen, Tel. 0228/4036-<br />
162, katrin.krause@nabu.de,<br />
www.blauer-engel.de<br />
Datenb<strong>an</strong>k verschafft Überblick über Produktkennzeichen<br />
Wer bewusst einkaufen will, ist auf glaubwürdige Informationen <strong>an</strong>gewiesen.<br />
Produktlabel können eine Hilfestellung beim Einkauf bieten.<br />
Aber <strong>die</strong> unüberschaubare Fülle der Label trägt eher zur Verunsicherung<br />
als zur Tr<strong>an</strong>sparenz bei. Licht in den Dschungel der Produktkennzeichnung<br />
bringt jetzt <strong>die</strong> Verbraucher-Initiative. Unter www.label-online.de<br />
informiert sie über <strong>die</strong> verschiedenen Gütesiegel. Die Internet-Datenb<strong>an</strong>k<br />
hilft eine sachgerechte und individuelle Kaufentscheidung zu treffen.<br />
Zu jedem Zeichen bietet sie Name und Logo, Vergabekriterien und<br />
-verfahren, Bewertung und Urteil aus Verbrauchersicht, Adresse des Zeichengebers<br />
und ein Link zu der Website des Labels.<br />
Verbraucher-Initiative, Elsenstraße 106, 12435 Berlin, Tel. 0 30/53 60 73-3,<br />
Fax –45, presse@verbraucher.org, Internet: www.verbraucher.org<br />
Anzeige<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 7
<strong>MAGAZIN</strong><br />
Elb-Zerstörung<br />
Das Elbufer Griboer<br />
Schweiz bei<br />
Wörlitz steht<br />
gleich unter doppelteminternationalen<br />
Schutz:<br />
als UNESCO-Welterbe<br />
(Dessau-<br />
Wörlitzer Gartenreich)<br />
und Biosphärenreservat<br />
(Flussl<strong>an</strong>dschaft<br />
Elbe). Die Schotterung<br />
geschah<br />
ohne jede Prüfung<br />
der <strong>Umwelt</strong>-<br />
verträglichkeit. W<br />
Elbe<br />
Dr. Ernst Paul<br />
Dörfler, <strong>BUND</strong>-<br />
Elbeprojekt, Tel.<br />
0171/1832194<br />
oder 039244/290<br />
Aktiv-Urlaub<br />
Adressen und Infos<br />
unter www.<br />
wwoof.de<br />
Zukunft der Elbe<br />
Des Trauerspiels nächster Akt?<br />
Haben sich <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong>verbände<br />
zu früh gefreut? Nachdem Rot-<br />
Grün im Koalitionsvertrag eindeutig<br />
<strong>für</strong> ein Ende des Elbe-Ausbaus<br />
votiert und <strong>die</strong> EU-Kommission <strong>die</strong><br />
Rechtswidrigkeit der Bauarbeiten<br />
bestätigt hatte, war <strong>die</strong> Erleichterung<br />
auf Seiten der Flussfreunde<br />
groß. Doch Ende Februar kündigte<br />
Verkehrsminister Stolpe <strong>an</strong>, den<br />
Baustopp <strong>an</strong> der Elbe wieder aufzuheben,<br />
mit sattsam bek<strong>an</strong>nter Rhetorik:<br />
Kein Ausbau sei gepl<strong>an</strong>t, sondern<br />
nur <strong>die</strong> weitere »Inst<strong>an</strong>dsetzung«.<br />
Für das naturnahe Elbufer<br />
und seine seltenen Tiere und Pfl<strong>an</strong>zen<br />
sind solche Spitzfindigkeiten<br />
gleichgültig. Unter Bergen von<br />
Schotter blüht keine Zukunft mehr.<br />
Aktiv-Urlaub auf dem Bauernhof<br />
Erfahrungen sammeln<br />
Wer wenig Geld hat, aber ökologisch<br />
reisen möchte, k<strong>an</strong>n<br />
mit der Initiative »world-wide<br />
opportunities on org<strong>an</strong>ic farms«<br />
(wwoof) Ökohöfe in vielen Ländern<br />
besuchen. Das Prinzip: Mitarbeiten<br />
auf ökologischen Höfen im L<strong>an</strong>d<br />
der Wünsche und da<strong>für</strong> freie Unterkunft<br />
und Verpflegung genießen.<br />
Die Regeln sind einfach: »wwoof«<br />
stellt <strong>für</strong> das Wunschl<strong>an</strong>d <strong>die</strong> Adressen<br />
der Höfe gegen eine Gebühr<br />
bereit und gibt auf der Website und<br />
in Büchern Tipps <strong>für</strong> das Mitein<strong>an</strong>der<br />
von Farmern und »Wwoofern«.<br />
8 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
Der <strong>BUND</strong> reagierte schnell. In<br />
einem offenen Brief <strong>an</strong> Stolpe warnten<br />
<strong>die</strong> Vorsitzende Angelika Zahrnt<br />
und Bundesgeschäftsführer Gerhard<br />
Timm vor einem ernsthaften<br />
Rückfall in alte Zeiten, als ohne<br />
Gesamtkonzept und Prüfung auf <strong>die</strong><br />
<strong>Umwelt</strong>verträglichkeit, ohne Nachweis<br />
der Wirtschaftlichkeit und<br />
Beteiligung der Öffentlichkeit drauf-<br />
los gebaut wurde: »Die Elbe ist ein<br />
zu kostbarer Fluss, eine zu unbedeutende<br />
Wasserstraße, als dass<br />
nach altem Muster weiter Schotter<br />
in den Fluss gekippt werden darf.«<br />
Der <strong>BUND</strong> wird genau beobachten,<br />
wie es <strong>an</strong> der Elbe weitergeht.<br />
Gegen neue Rechtsverstöße werden<br />
alle verfügbaren Mittel eingesetzt.<br />
Reiseweg und zeitliche Absprachen<br />
mit den Farmen org<strong>an</strong>isieren <strong>die</strong><br />
Helfer selbst. Meist helfen <strong>die</strong> Gäste<br />
rund sechs Stunden täglich auf den<br />
Höfen mit. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich auch auf<br />
mehreren Höfen nachein<strong>an</strong>der<br />
<strong>an</strong>melden. So lassen sich Reisen<br />
und verschiedene Erfahrungen im<br />
Ökol<strong>an</strong>dbau optimal verbinden.<br />
Für 18 Euro im Jahr versendet<br />
der Verein der Freiwilligen Helfer<br />
auf ökologischen Höfen e.V. eine<br />
Liste deutscher und deutschsprachiger<br />
Ökohöfe in Europa, <strong>die</strong><br />
wwoof-Gäste aufnehmen.<br />
E. P. Dörfler<br />
<strong>Umwelt</strong>stu<strong>die</strong> über <strong>BUND</strong><br />
Glaubwürdig<br />
Eine üppig besetzte PR-Abteilung<br />
und viel Geld <strong>für</strong> bunte Anzeigen<br />
allein zaubern keinen guten Ruf<br />
herbei. Diese Erkenntnis liefert eine<br />
repräsentative Umfrage des Allensbach-Institutes.<br />
Die Statistiker wollten<br />
wissen, welche Verbände und<br />
Institutionen in Deutschl<strong>an</strong>d beim<br />
Thema <strong>Umwelt</strong>schutz öffentliches<br />
Vertrauen genießen. Hinter den Verbraucherverbänden<br />
kam der <strong>BUND</strong><br />
auf Platz 3 der glaubwürdigsten Akteure.<br />
Während 57 Prozent aller Befragten<br />
den <strong>BUND</strong> grundsätzlich <strong>für</strong><br />
vertrauenswürdig hielten, l<strong>an</strong>deten<br />
der Deutsche Bauernverb<strong>an</strong>d (25%),<br />
<strong>die</strong> Großunternehmen (7%) und<br />
Parteien (6%) am Ende der Skala.<br />
Aktiv <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong><br />
Ökojobs im<br />
Internet<br />
er Arbeit, ein Praktikum,<br />
eine Zivil<strong>die</strong>nst- oder FÖJ-<br />
Stelle im Bereich <strong>Umwelt</strong>schutz<br />
sucht, sollte »www.oekojobs.de«<br />
kennen. Die Seite bietet neben einem<br />
allgemeinen Überblick eine<br />
Datenb<strong>an</strong>k mit Einsatzstellen in<br />
g<strong>an</strong>z Europa. Wer über ein Freiwilliges<br />
Ökologisches Jahr (FÖJ) nachdenkt,<br />
findet unter »www. foej.de«<br />
eine große Vielfalt von Alternativen.<br />
Auch <strong>die</strong> Homepage der Baltic<br />
Youth Cooperation ist interess<strong>an</strong>t:<br />
Dieses Netzwerk von (Jugend-)<strong>Umwelt</strong>-Initiativen<br />
rund um <strong>die</strong> Ostsee<br />
gehört zum Europäischen Freiwilligen<strong>die</strong>nst<br />
(EFD), der neben einem<br />
Taschengeld auch Unterkunft, Verpflegung<br />
und Versicherung bietet:<br />
siehe »www.byco. info«. Wer sich im<br />
Ausl<strong>an</strong>d <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong> engagieren<br />
will, wird auch unter »www.idealist.<br />
org« oder »www.avso.org« fündig.<br />
Infos und Bücher wie »Unterwegs <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong> – Ökojobs in Europa«<br />
(10 Euro) oder »Jobben <strong>für</strong> Natur und<br />
<strong>Umwelt</strong>« (15,90 Euro) gibt es in der<br />
Öko-Job-Börse, Turmstr. 14a, 23843<br />
Bad Oldesloe, Tel. 04531/4512, Fax:<br />
/7116, jup@oekojobs.de
Profiteur eBay<br />
Illegaler H<strong>an</strong>del mit geschützten Tieren<br />
Kaum eine Hoffnung auf Gewinne<br />
im Internet hat sich in den<br />
letzten zwei Jahren nicht gründlich<br />
zerschlagen. Erfolgsgeschichten wie<br />
<strong>die</strong> des Internet-Auktionshauses<br />
eBay sind rar. Innerhalb kürzester<br />
Zeit hat sich <strong>die</strong> Seite zum weltweit<br />
größten Online-Marktplatz entwickelt.<br />
Doch nun fällt ein Schatten<br />
auf das Angebot. Nach Recherchen<br />
des »Komitees gegen den Vogelmord«<br />
werden unter www.ebay.de<br />
jedes Jahr mehr als 10000 bedrohte<br />
Tiere vermarktet – v.a. ausgestopfte<br />
Greifvögel und Eulen, Wildkatzenfelle,<br />
Kaviar und Elfenbeinprodukte,<br />
deren H<strong>an</strong>del in Deutschl<strong>an</strong>d streng<br />
verboten ist. Im Auftrag des Komitees<br />
hatten Biologen 30 Tage l<strong>an</strong>g<br />
alle eBay-Angebote von Produkten<br />
streng geschützter Tierarten erfasst.<br />
Ein Großteil stammte von professionellen<br />
Händlern und Sammlern.<br />
»Es ist unglaublich, wie dreist<br />
m<strong>an</strong>che eBay-Händler gegen Artenschutzgesetze<br />
verstoßen«, so Axel<br />
Hirschfeld, Sprecher des Komitees.<br />
»Wir schätzen, dass über eBay täglich<br />
mehrere Dutzend Straftaten im<br />
Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes<br />
beg<strong>an</strong>gen werden.« Besonders<br />
ärgert <strong>die</strong> Naturschützer, dass sich<br />
das Auktionshaus zwar offiziell verpflichtet<br />
hat, verbotene Artikel zu<br />
entfernen, de facto aber nichts tut,<br />
um den H<strong>an</strong>del mit geschützten<br />
Arten zu unterbinden. »eBay stellt<br />
Tierschmugglern und Wilderern <strong>die</strong><br />
Anonymität zur Verfügung, <strong>die</strong> sie<br />
<strong>für</strong> den H<strong>an</strong>del mit ihrer illegalen<br />
Ware benötigen«, so Hirschfeld weiter.<br />
Er hat deshalb Anzeige erstattet.<br />
Was l<strong>an</strong>ge währt …<br />
Nationalpark Kellerwald in Sichtweite<br />
Deutschl<strong>an</strong>d bekommt einen neuen<br />
Nationalpark! Ende März entschied <strong>die</strong><br />
hessische L<strong>an</strong>desregierung, im L<strong>an</strong>dkreis Waldeck-Fr<strong>an</strong>kenberg<br />
einen kleinen, aber feinen<br />
Nationalpark Kellerwald zu gründen. Immer-<br />
Knorrige Altbuche im Kellerwald.<br />
M<strong>an</strong>fred Delpho<br />
hin 17 Jahre ist es her, dass der <strong>BUND</strong> Hessen<br />
hier erstmals einen Buchenwald-Nationalpark<br />
gefordert hatte. <strong>BUND</strong>-Vorst<strong>an</strong>dmitglied<br />
Jörg Nitsch, der zu den Initiatoren der Nationalparkidee<br />
in Hessen gehört, lobt <strong>die</strong> Entscheidung:<br />
»Endlich kommt der l<strong>an</strong>g erhoffte<br />
Durchbruch. Wir freuen uns darauf, <strong>die</strong>ses<br />
großartige Projekt mitgestalten zu können.«<br />
Die Eignung des Kellerwald zum Nationalpark<br />
ist international seit vielen Jahren <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt.<br />
Nirgendwo sonst auf der Welt k<strong>an</strong>n das<br />
Ökosystem des bodensauren Buchenwalds<br />
besser geschützt werden als hier, südlich des<br />
Edersees. 4000 Hektar Buchenwald, darunter<br />
über 140 Jahre alte Bestände, prägen den<br />
künftig 5000 Hektar großen Nationalpark.<br />
Das Schutzgebiet wird nicht von Straßen<br />
zerschnitten und ist frei von Siedlungen.<br />
Großvögel wie Schwarzstorch, Uhu und Kolkrabe<br />
brüten hier in mehreren Paaren. Und:<br />
Zwei Brutvögel, <strong>die</strong> ihren weltweiten Verbreitungsschwerpunkt<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d haben,<br />
brüten gleich zu Hunderten im Gebiet: das<br />
Sommergoldhähnchen mit ca. 220 und der<br />
Gartenbaumläufer mit ca. 350 Paaren.<br />
Thomas Norgall, Naturschutzreferent des<br />
<strong>BUND</strong> Hessen, Tel. 069/677376-14, Fax: -20,<br />
thomas.norgall@bund.net, www.bund-hessen.de<br />
Komitee gegen den Vogelmord e.V.,<br />
Axel Hirschfeld, Tel. 0228/665-521,<br />
Fax: -280, axel.hirschfeld@<br />
komitee.de<br />
Anzeige<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 9<br />
Luchs-Präparat,<br />
beschlagnahmt<br />
vom Zoll.<br />
Axel Hirschfeld
STKOMMENTAR<br />
Der Autor<br />
Dr. Herm<strong>an</strong>n<br />
Scheer ist Präsident<br />
von »Eurosolar«,Vorsitzender<br />
des Weltrates<br />
<strong>für</strong> Erneuerbare<br />
Energien und<br />
Bundestagsabgeordneter<br />
der SPD.<br />
1999 erhielt er den<br />
Alternativen<br />
Nobelpreis.<br />
Krieg gegen das Weltklima<br />
Es gibt bisher so wenig Informationen über <strong>die</strong> tatsächlichen<br />
Auswirkungen des Krieges im Irak, dass<br />
es schwer fällt, das Ausmaß der unmittelbaren Folgen<br />
auf <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong> zu beurteilen. Natürlich müssen wir<br />
froh sein, dass es – von Ausnahmen abgesehen – nicht<br />
zum Anzünden der Ölförderstellen gekommen ist.<br />
Doch eines ist sicher: Der Ausfall der Wasserversorgung<br />
vor allem in Bagdad setzt unzählige Menschen einer<br />
Seuchengefahr aus. Alle wussten, dass <strong>die</strong> Wasserversorgung<br />
der Großstädte abhängig ist von ihrer Stromversorgung.<br />
Gezielte militärische Attacken gegen Kraftwerke<br />
haben schon deshalb eine verheerende Wirkung.<br />
Dieses mutwillig sogar in Bagdad mit seinen fünf Millionen<br />
Einwohnern zu betreiben, unter Klimabedingungen<br />
von bis zu 40 Grad im Schatten, hat mörderische<br />
Wirkung. Viele Menschen haben in dringendster Not<br />
Abwasser getrunken, ohne (wiederum wegen des<br />
Stromausfalls) <strong>die</strong> Möglichkeit zu haben, <strong>die</strong>ses wenigstens<br />
aufzukochen… Die Zerstörung ziviler Ziele ist<br />
von der Genfer Konvention ausdrücklich verboten und<br />
damit ein Kriegsverbrechen.<br />
Die öffentliche Diskussion war und ist viel zu einseitig<br />
auf <strong>die</strong> Frage konzentriert, unter welchen Bedingungen<br />
ein Krieg mit dem Völkerrecht vereinbar ist,<br />
10 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
Der Krieg im Irak hat schwer wiegende Folgen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Lebensgrundlagen<br />
der Zivilbevölkerung. Die Kriegsführung der Alliierten verstieß<br />
gleich mehrfach gegen <strong>die</strong> Genfer Konvention. Die Motive <strong>für</strong> den<br />
Krieg gefährden den globalen Klimaschutz.<br />
Büro Dr. H. Scheer<br />
wer also das Recht zu einem Krieg hat. Viel zu wenig<br />
wurde und wird auf <strong>die</strong> hum<strong>an</strong>itär bestimmten Grenzen<br />
der Kriegführung geachtet. Dazu gehört auch das<br />
<strong>Umwelt</strong>kriegsverbot, das erst 1977 Best<strong>an</strong>dteil des Völkerrechts<br />
wurde, nachdem »Agent Or<strong>an</strong>ge« in Vietnam<br />
den Urwald entlaubt hatte. Laut Artikel 1 des <strong>Umwelt</strong>kriegsverbots<br />
ist jeder Staat verpflichtet, »umweltverändernde<br />
Techniken, <strong>die</strong> weiträumige, l<strong>an</strong>g <strong>an</strong>dauernde<br />
und schwer wiegende Auswirkungen haben, nicht<br />
zu militärischen Zwecken oder in sonstiger feindseliger<br />
Absicht als Mittel zur Zerstörung, Schädigung oder Verletzung<br />
eines <strong>an</strong>deren Vertragsstaats zu nutzen«.<br />
Dies wurde schon im Kosovo-Krieg schmählich<br />
missachtet, als Elektrizitätswerke, Wasserwerke, Ölraffinerien<br />
(<strong>die</strong> d<strong>an</strong>n <strong>die</strong> Donau verseuchten) und Futtermittelfabriken<br />
auch weitab vom Kosovo zerstört wurden.<br />
Natürlich gehört auch der Einsatz von Bomben<br />
und Gr<strong>an</strong>aten mit »abgereichertem« Ur<strong>an</strong> zu den verbotenen<br />
Mitteln, ebenso der Einsatz von Streubomben.<br />
Auch <strong>die</strong>s ist im Irak-Krieg wieder passiert. Wieviel<br />
verheerende <strong>Umwelt</strong>effekte tatsächlich eingetreten<br />
sind, wird wohl erst im Laufe der nächsten Monate<br />
bek<strong>an</strong>nt. Es ist kaum <strong>an</strong>zunehmen, dass <strong>die</strong> amerik<strong>an</strong>ische<br />
Militärregierung im Irak hier besonders auskunftsfreudig<br />
sein wird.<br />
Abhängigkeit vom Öl überwinden<br />
Unabhängig davon ist <strong>die</strong> hinter dem Krieg stehende<br />
Absicht selbst folgenreich <strong>für</strong> <strong>die</strong> globale <strong>Umwelt</strong>.<br />
Neben einer erdrückenden Fülle von Belegen (<strong>die</strong><br />
m<strong>an</strong>che immer noch nicht zur Kenntnis nehmen wollen)<br />
ist <strong>die</strong> Tatsache, dass nach der Einnahme von Bagdad<br />
amerik<strong>an</strong>ische Truppen tagel<strong>an</strong>g als einzige Einrichtung<br />
das Ölministerium beschützten, der symbolische<br />
Beleg da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong>ser Krieg um Öl geführt<br />
wurde: Irak hat <strong>die</strong> zweitgrößten Ölreserven der Welt,<br />
und der Zugriff darauf soll den Bedarf <strong>an</strong> möglichst billigen<br />
Öllieferungen sichern. Die Ölquellen sollen wieder<br />
zum Sprudeln gebracht werden, um das Preiskartell<br />
der OPEC-Länder (und <strong>die</strong> damit verbundene<br />
Begrenzung der Fördermengen) zu unterlaufen. Das<br />
bedeutet: Die viel zu schwachen Bremsen am weltweiten<br />
Ölverbrauch sollen weiter gelockert werden – zur<br />
ungeschmälerten Fortsetzung <strong>die</strong>ses Weltkriegs gegen<br />
das Weltklima. Wenn es eine Lehre aus dem Irak-Krieg<br />
und den eigentlichen Motiven da<strong>für</strong> gibt, d<strong>an</strong>n liegt sie<br />
in der zwingenden Notwendigkeit, <strong>die</strong> Ölabhängigkeit<br />
zu überwinden – nicht nur durch einen effizienteren<br />
Energieeinsatz, sondern auch durch <strong>die</strong> massive Mobilisierung<br />
erneuerbarer Energien.
TITELTHEMA<br />
Gut leben<br />
Schöner<br />
Ein erfülltes<br />
Leben besteht<br />
natürlich nicht<br />
nur aus Müßigg<strong>an</strong>g<br />
– doch<br />
Momente des<br />
»Nichtstuns«<br />
machen das<br />
Leben schöner.<br />
Gut leben – wer wollte das nicht? Gut leben, gesund bleiben, Kraft aus<br />
einer intakten <strong>Umwelt</strong> ziehen, <strong>die</strong> es schonend zu beh<strong>an</strong>deln gilt –<br />
darüber lässt sich kaum streiten. Doch leichter gesagt als get<strong>an</strong>. Alltagsgewohnheiten<br />
und vermeintliche Zwänge können mächtig sein:<br />
Das zeigt das magere Interesse <strong>an</strong> regionalen, natur- und sozialverträglich<br />
hergestellten Lebensmitteln. Ein <strong>an</strong>deres Beispiel: Wer will<br />
schon neben einem strahlenden Sendemasten wohnen? Doch wehe,<br />
eins der 60 Millionen deutschen Mobiltelefone hat einmal keinen<br />
Empf<strong>an</strong>g mehr. Opfer wie Täter sind wir auch beim Thema Lärm –<br />
und wer sehnte sich nicht nach mehr Ruhe im Alltag? Einen Überblick<br />
über <strong>die</strong>se und weitere Aspekte des Themas »<strong>Umwelt</strong> und Gesundheit«<br />
erhalten Sie auf den folgenden Seiten.<br />
12 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]
Gut und gesund leben<br />
Vom pfleglichen Umg<strong>an</strong>g mit<br />
sich und der Welt<br />
Wie geht es Ihnen? Keine leicht zu be<strong>an</strong>twortende Frage. Wer bringt darauf schon ein überzeugtes<br />
»Gut, wirklich gut!« heraus? Schwingen nicht leise Zweifel mit? Weil wieder soviel Arbeit zu<br />
bewältigen ist? Weil <strong>die</strong> Termine sich türmen und m<strong>an</strong> nicht zur Ruhe kommt? Weil m<strong>an</strong> gern<br />
mal wieder länger <strong>an</strong> der frischen Luft wäre? Oder weil m<strong>an</strong>, bei einer zufälligen Begegnung mit<br />
Freunden, lieber stehen bliebe und erzählte, statt mit flüchtigem Gruß weiterzueilen?<br />
Geht es uns gut? Der internationale Vergleich sagt<br />
eindeutig: Ja, es geht uns gut. Es geht uns sehr viel<br />
besser als der großen Mehrheit der Menschen auf <strong>die</strong>ser<br />
Erde. Wir werden erheblich älter als <strong>die</strong> Bewohnerinnen<br />
und Bewohner armer südlicher Regionen. 20<br />
Jahre mehr Lebenszeit haben wir im Durchschnitt zur<br />
Verfügung. Aber wir spüren auf vielfältige Weise, dass<br />
Statistiken allein wenig über unser Wohlbefinden aussagen.<br />
Gesund: Das bedeutet körperliches und seelisches<br />
Wohlbefinden. Ein Zust<strong>an</strong>d also, der sich nur teilweise<br />
messen lässt – <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Blutwerten, Sehschärfe<br />
oder Gewicht. Ein Zust<strong>an</strong>d, der auch stark auf der persönlichen<br />
Wahrnehmung gründet und beeinflusst wird<br />
von dem, was vielleicht dem einen besonders fehlt,<br />
während <strong>die</strong> <strong>an</strong>dere den M<strong>an</strong>gel gar nicht spürt.<br />
Das ist bei <strong>Umwelt</strong> und Gesundheit ähnlich. Ihre<br />
Belastung lässt sich messen, ihr Verlust auch. Aber <strong>die</strong><br />
wahren Konsequenzen des Verlustes sind vor allem zu<br />
spüren. »Der stumme Frühling« hieß das Buch von<br />
Rachel Carson, mit dem alles beg<strong>an</strong>n. Ein emotionaler<br />
Titel, der <strong>die</strong> Menschen dar<strong>an</strong> erinnerte, dass Vögel<br />
nicht nur Teil der Ökosysteme sind, sondern früh morgens<br />
tschilpen, zwitschern, so <strong>die</strong> wärmeren Tage <strong>an</strong>sagen<br />
und in uns Frühlingsgefühle wecken.<br />
<strong>Umwelt</strong> und Gesundheit haben gemeinsam, dass<br />
m<strong>an</strong> sie l<strong>an</strong>ge belasten k<strong>an</strong>n, dass sie erstaunlich regenerationsfähig<br />
sind, bevor der Punkt kommt, <strong>an</strong> dem<br />
<strong>die</strong> Systeme zusammenbrechen. Wenn, zum Beispiel,<br />
Seen umkippen oder das Immunsystem nicht mehr<br />
funktioniert. Bei seiner <strong>Umwelt</strong> wie bei seiner Gesundheit<br />
muss der Mensch lernen, Warnzeichen ernst zu<br />
nehmen, Gefahren vorsorglich zu begegnen und nicht<br />
abzuwarten, bis <strong>die</strong> Grenzen der Belastbarkeit überschritten<br />
sind.<br />
Sehr häufig ist <strong>die</strong> Belastung der <strong>Umwelt</strong> unmittelbar<br />
mit Gesundheitsgefahren verbunden. Aus <strong>die</strong>ser<br />
Sorge erwuchs in den 70er Jahren der Widerst<strong>an</strong>d gegen<br />
Atomkraftwerke und Müllverbrennungs<strong>an</strong>lagen. Daraus<br />
entwickelten sich <strong>die</strong> Ausein<strong>an</strong>dersetzungen um<br />
Schadstoffe in Holzschutzmitteln und Lebensmitteln.<br />
Das Engagement <strong>für</strong> eine <strong>an</strong>dere Verkehrspolitik warb<br />
<strong>für</strong> bessere Luft und weniger Lärm, mehr Sicherheit <strong>für</strong><br />
Fußgänger, Radfahrer und vor allem Kinder. Aus Sorge<br />
um <strong>die</strong> eigene Gesundheit und <strong>die</strong> der Kinder, aus eige-<br />
ner Betroffenheit entst<strong>an</strong>den Selbsthilfegruppen – wie<br />
»allergiekr<strong>an</strong>kes Kind« oder »Interessengemeinschaft<br />
der Holzschutzmittelgeschädigten« –, Bürgerinitiativen<br />
und <strong>Umwelt</strong>gruppen.<br />
Aus privater Sorge erwuchs politisches Engagement.<br />
Dieses Motiv ist eine der starken Wurzeln der <strong>Umwelt</strong>bewegung,<br />
wie <strong>die</strong> aktuellen heftigen Ausein<strong>an</strong>dersetzungen<br />
um <strong>die</strong> Gefahren des Mobilfunks zeigen. Die<br />
Erfahrung, wie sehr unser Körper von Außeneinflüssen<br />
bestimmt wird, zeigt unsere begrenzten Möglichkeiten<br />
rein individueller Gesundheits<strong>für</strong>sorge. Wellness ersetzt<br />
keine Gesundheitspolitik.<br />
»Wir haben keine Körper, wir sind Körper«, erinnerte<br />
der Begründer der Gestalttherapie Fritz Perls vor<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 13<br />
plainpicture/B. Klotz<br />
Besser<br />
Unvergleichlich<br />
lecker sind frisch<br />
gepflückte Erdbeeren.<br />
Da lässt<br />
es sich im Winter<br />
leichten Herzens<br />
auf teure Importe<br />
verzichten.
TITELTHEMA<br />
Weniger<br />
Zwei kleine Frösche<br />
auf der H<strong>an</strong>d<br />
– eine Erfahrung,<br />
einprägsamer als<br />
viele »Events«<br />
der Spaßkultur.<br />
Beispielhaft: Bad Boll<br />
Jahrzehnten schon <strong>an</strong> eine B<strong>an</strong>alität, <strong>die</strong> wir in unserer<br />
Überheblichkeit leicht vergessen. Ähnlich überheblich<br />
– aber unumkehrbar eingebürgert – ist es eigentlich,<br />
wenn wir von »Um-Welt« sprechen. Wir suggerieren<br />
damit, der Mensch sei autonom. Doch Menschen sind<br />
nur ein Teil ihrer »Mit-Welt«. Wir sind Teil des steten<br />
Wechselspiels von Gestalten und Geprägt-werden.<br />
Alles, was wir tun, wirkt in <strong>die</strong>se Mitwelt hinein und auf<br />
uns zurück.<br />
»Heute bedroht eher der Überfluss <strong>an</strong> Optionen<br />
unsere Orientierungsfähigkeit und unsere Unabhängigkeit.<br />
Die Begrenzung ist <strong>die</strong> Ch<strong>an</strong>ce«, meint H<strong>an</strong>s<br />
Glauber, Vorsitzender des Südtiroler Öko-Instituts und<br />
Initiator der »Toblacher Gespräche«. Dort suchte m<strong>an</strong><br />
schon 1992 eine Zukunftsvision des »l<strong>an</strong>gsamer, weniger,<br />
besser, schöner« zu fassen.<br />
»Zeitwohlst<strong>an</strong>d statt Güterwohlst<strong>an</strong>d« propagierte<br />
1996 <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> »Zukunftsfähiges Deutschl<strong>an</strong>d« von<br />
<strong>BUND</strong> und Misereor. »Gut leben statt viel haben«<br />
wurde zum <strong>BUND</strong>-Motto. Doch der Weg zu <strong>die</strong>sem<br />
entschleunigten Lebensstil, zur Eleg<strong>an</strong>z der Einfachheit,<br />
zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft mit nachhaltigen<br />
Lebensweise ist beschwerlich. Denn er verl<strong>an</strong>gt,<br />
dass wir in großem Umf<strong>an</strong>g das Private ändern,<br />
um das Politische zu beeinflussen. »Das Private ist poli-<br />
Die meisten Deutschen sind ratlos, wenn<br />
auf »Nachhaltigkeit« <strong>die</strong> Rede kommt.<br />
Zu abstrakt, zu konturenlos ist der Begriff.<br />
Was bedeutet es, etwas »nachhaltig« oder<br />
»zukunftsfähig« zu tun?<br />
Gut, wenn sich jem<strong>an</strong>d bemüht, hier konkreter<br />
zu werden. Die Ev<strong>an</strong>gelische Akademie<br />
Bad Boll hat es get<strong>an</strong>. Auf <strong>an</strong>schauliche<br />
Weise hat sie demonstriert, was es<br />
heißt, eine kleine Nische des Alltags sinnvoll<br />
umzugestalten. Sie hat sich da<strong>für</strong> ihre<br />
eigene K<strong>an</strong>tine vorgeknöpft.<br />
25 000 Gäste und Mitarbeiter werden in<br />
der Tagungsstätte alljährlich verköstigt.<br />
14 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
plainpicture/S. Kuttig<br />
Woher kommt das Essen eigentlich? – so<br />
fragte m<strong>an</strong> sich eines Tages. Die Recherche<br />
ergab: Ein Durchschnittsmenü hatte mindestens<br />
650 Kilometer Tr<strong>an</strong>sportweg hinter<br />
sich – der Braten kam aus der Fleischfabrik,<br />
150 km entfernt, <strong>die</strong> Knödel hatten<br />
200 km auf dem Buckel, das Dessert war<br />
120 km <strong>an</strong>gereist, der Salat 50 km usw.; <strong>die</strong><br />
Herkunft vieler Zutaten war erst gar nicht<br />
bek<strong>an</strong>nt. Das sollte sich ändern.<br />
Frischer und regionaler sollte das Angebot<br />
werden, und damit gesünder, umwelt- und<br />
sozialverträglicher. Das Ergebnis k<strong>an</strong>n sich<br />
sehen lassen: Zwei Drittel der Liefer<strong>an</strong>ten<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Boller Küche stammen heute aus<br />
einem Umkreis von 10 km. Der Tr<strong>an</strong>sport-<br />
tisch.« Dieser Spruch aus den 68er Zeiten bleibt gültig.<br />
Doch so direkt <strong>die</strong> Verbindung vom Privaten zum<br />
Politischen in vielen Biografien von <strong>Umwelt</strong>aktiven ist,<br />
so wichtig ist es, immer wieder innezuhalten, zu überlegen<br />
und nachzuspüren, ob <strong>die</strong> Inhalte und Ziele des<br />
eigenen politischen Engagements sich auch in der<br />
eigenen Lebensweise widerspiegeln. Hier geht es zum<br />
Einen um unsere persönliche Gesundheit und Ausgeglichenheit,<br />
aber auch um <strong>die</strong> Auswirkungen auf Markt<br />
und Politik, <strong>die</strong> unser eigenes Alltagsh<strong>an</strong>deln haben<br />
k<strong>an</strong>n.<br />
Würden alle fünf Millionen Mitglieder des Deutschen<br />
Naturschutzrings sich mit Bio-Lebensmitteln<br />
versorgen, welche Marktmacht entstünde? Würden<br />
sich mehr Menschen zu ökologisch und sozial ver<strong>an</strong>twortlichen<br />
Geld<strong>an</strong>lagen entschließen, welche Lenkungsfunktion<br />
hätte <strong>die</strong>s?<br />
Diese Ansprüche – zu kaufen, was ökologisch und<br />
sozial gerecht hergestellt wurde, zu reparieren, was<br />
nicht gleich ersetzt werden muss, zu verzichten auf<br />
das, was gar nicht notwendig ist – empfinden viele als<br />
Überforderung. Zurück bleibt oft ein Gefühl der Hilflosigkeit<br />
und damit Grund genug, nichts zu ändern.<br />
Dabei lohnte es sich, über Veränderungen des Lebensstils,<br />
über <strong>die</strong> eigenen Wünsche (über den Konsum<br />
hinaus) nicht nur nachzudenken, sondern umzudenken<br />
und zu h<strong>an</strong>deln, weil es unserer Gesundheit und<br />
<strong>Umwelt</strong> gleichermaßen gut bekommen würde.<br />
Es lohnte sich, einmal mehr Heinrich Bölls Geschichte<br />
von dem Fischer zu lesen, der nach seinem<br />
erfolgreichen F<strong>an</strong>g am Str<strong>an</strong>d sitzt und auf <strong>die</strong> Wellen<br />
schaut. Auf <strong>die</strong> Frage des Touristen, warum er denn<br />
nicht noch einmal hinausfahre, um mehr Geld zu<br />
machen, sich ein größeres Boot zu kaufen und irgendw<strong>an</strong>n<br />
soviel Geld zu haben, dass er den g<strong>an</strong>zen Tag am<br />
Str<strong>an</strong>d sitzen könne, fragt er verständnislos: »Aber das<br />
tue ich doch gerade, oder?«<br />
Es lohnte sich. Denn unser Arbeitsstress, der daraus<br />
folgende Freizeitstress, gepaart mit dem ständigen<br />
M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Zeit, hinterlässt auch eine gestresste Natur.<br />
Oder mit den Worten von Beate Seitz-Weinzierl:<br />
»Glückliche Menschen machen weniger kaputt.«<br />
weg pro Menü s<strong>an</strong>k auf ein Zehntel, nämlich<br />
66,5 km. Der Berg <strong>an</strong> Verpackungsmüll<br />
schw<strong>an</strong>d um 80 %. Für deutlich höherwertige,<br />
schmackhaftere und gesündere Produkte,<br />
viele davon aus biologisch-org<strong>an</strong>ischem<br />
Anbau, zahlt <strong>die</strong> Akademie heute<br />
einen nur leichten Aufpreis. Sie ist damit<br />
zu einem beispielhaften Motor der Regionalentwicklung<br />
geworden.<br />
Noch Fragen? Jobst Kraus, Ev<strong>an</strong>gelische Akademie<br />
Bad Boll, Akademieweg 11, 73087 Bad<br />
Boll, Tel. 071 64/79-0, Fax: -4 40, jobst.kraus<br />
@ev-akademie-boll.de, www.ev-akademieboll.de
Was lässt sich daraus <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Arbeit des <strong>BUND</strong> insgesamt<br />
und <strong>für</strong> <strong>die</strong> individuelle Arbeit<br />
seiner aktiven Mitglieder ableiten?<br />
Verbraucherfragen und<br />
Lebensstil, Gesundheit und<br />
<strong>Umwelt</strong> sind wichtige Facetten<br />
unserer Themen auf Bundesebene,<br />
eng verknüpft mit unseren<br />
politischen Zielen.<br />
Die Arbeit der Orts- und<br />
Kreisgruppen und <strong>die</strong> Lokale<br />
Agenda in Städten und<br />
Gemeinden ist – da mag sie<br />
noch so zäh sein – ein wichtiger<br />
Schritt in <strong>die</strong> richtige Richtung.<br />
Angebote zu entwickeln, <strong>die</strong><br />
<strong>die</strong> Sehnsüchte der Menschen<br />
nach Ruhe, nach Natur aufgreifen,<br />
schulen deren Blick <strong>für</strong> das<br />
naheliegende Schöne, <strong>für</strong><br />
wiederkehrende, natürliche<br />
Rhythmen. Kinder, <strong>die</strong> Natur<br />
kennen- und schätzen lernen,<br />
<strong>die</strong> mit dem Fahrrad zum Training oder zur Musikschule<br />
fahren, <strong>die</strong> zu Fuß in <strong>die</strong> Schule gehen, auf deren<br />
Dach eine Solar<strong>an</strong>lage installiert ist, werden von <strong>die</strong>sen<br />
Erfahrungen ihr Leben l<strong>an</strong>g begleitet werden.<br />
Anzeige<br />
Verbraucherinfos wie der<br />
Münchner Agenda-Internet<strong>die</strong>nstwww.lifeguide-muenchen.de<br />
und Initiativen wie das<br />
Berliner ökumenische Projekt<br />
»Aufbruch – <strong>an</strong>ders besser<br />
leben« unterstützen <strong>die</strong> Suche<br />
nach einem Weg aus den<br />
Mech<strong>an</strong>ismen unserer Wachstums-<br />
und Konsumgesellschaft<br />
in eine nachhaltige Zukunft.<br />
Mag sein, dass <strong>die</strong> alten<br />
Wachstums-Rezepte noch<br />
l<strong>an</strong>ge in den politischen Kochbüchern<br />
g<strong>an</strong>z vorn zu finden<br />
sind. Doch wer sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verl<strong>an</strong>gsamung<br />
und <strong>für</strong> den Zeitwohlst<strong>an</strong>d<br />
engagiert, pflegt<br />
sich, hilft <strong>an</strong>deren und arbeitet<br />
<strong>an</strong> einer zentralen Herausforderung:<br />
Eine Lebensart zu entwickeln,<br />
<strong>die</strong> unserer Ver<strong>an</strong>twortung<br />
gegenüber der Mehrheit<br />
der Menschen heute und<br />
zukünftigen Generationen gerecht wird. Lassen wir es<br />
uns und <strong>an</strong>deren – und der <strong>Umwelt</strong> – gut gehen. Wirklich<br />
gut gehen.<br />
Angelika Zahrnt<br />
Marcus Gloger/JOKER<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 15<br />
L<strong>an</strong>gsamer<br />
Wer viel mit dem<br />
Fahrrad fährt<br />
oder zu Fuß läuft,<br />
verliert im Alltag<br />
vielleicht <strong>die</strong> ein<br />
oder <strong>an</strong>dere<br />
Minute, aber<br />
da<strong>für</strong> weniger<br />
Nerven im Stau.<br />
Die Autorin<br />
Dr. Angelika<br />
Zahrnt ist <strong>die</strong><br />
Bundesvorsitzende<br />
des <strong>BUND</strong>.
TITELTHEMA<br />
Schnäppchen<br />
Große Begeisterung<br />
herrschte<br />
zum Jahresende<br />
2002, als Discounter<br />
vor der Einführung<br />
des<br />
neuen Pf<strong>an</strong>ds<br />
ihre Bierdosen zu<br />
Spottpreisen<br />
verscherbelten.<br />
Zentraler Akteur der Agrarwende sollten sie sein.<br />
Sollten dazu beitragen, durch den Kauf umweltund<br />
tiergerecht produzierter Lebensmittel den Anteil<br />
ökologisch bewirtschafteter Fläche in Deutschl<strong>an</strong>d bis<br />
2010 auf 20 Prozent zu steigern: <strong>die</strong> Verbraucher.<br />
Doch was tun sie? Sie rennen mehrheitlich zum Discounter<br />
und verschaffen Aldi und Co im verg<strong>an</strong>genen<br />
Jahr einen Anstieg ihres Markt<strong>an</strong>teils von 33,6 auf 37,8<br />
Prozent. Dagegen dümpelt der Öko<strong>an</strong>teil am deutschen<br />
Lebensmittelmarkt nach bescheidenen Zuwächsen<br />
im verg<strong>an</strong>genen Jahr bei 2 bis 3 Prozent dahin.<br />
Wie der Verbraucher derzeit Politik mit dem Einkaufskorb<br />
macht, da<strong>für</strong> findet Gourmet-Papst Wolfram<br />
Siebeck in der »Zeit« drastische Worte: »Wie ein Abhängiger<br />
bettelt er um Rabatt auf zusammengeleimten<br />
Schinken. Die Tomaten können ihm nicht wässerig<br />
genug sein, wenn sie nur zehn Cent billiger sind als<br />
gestern. Und was das Schnitzel enthält, das er <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Lieben daheim hastig in den Einkaufswagen wirft – was<br />
zum Teufel geht es ihn <strong>an</strong>. Hauptsache, es ist billig!«<br />
Dass <strong>die</strong> sprichwörtliche »<strong>Umwelt</strong>sau« nicht allein der<br />
Bauer ist, der Tiere in Agrarfabriken quält und Pestizide<br />
und Gülle in <strong>die</strong> Natur kippt, sondern auch der Verbraucher,<br />
der <strong>die</strong>se Form der L<strong>an</strong>dwirtschaft Tag <strong>für</strong><br />
16 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
Agrarwende adé?<br />
Renitente Konsumenten<br />
Scheitert <strong>die</strong> Agrarwende <strong>an</strong> der fehlenden Nachfrage von<br />
ökologisch produzierten Lebensmitteln?<br />
Tag mit seinen Kaufentscheidungen unterstützt – das<br />
ist <strong>die</strong> un<strong>an</strong>genehme Erkenntnis, mit der sich Renate<br />
Künast im dritten Jahr ihrer Amtszeit herumschlagen<br />
muss. Hatte sie doch <strong>die</strong> durch BSE zutiefst verunsicherten<br />
und über den »Supergau der industriellen<br />
L<strong>an</strong>dwirtschaft« (so Ex-Ministerin Andrea Fischer)<br />
empörten Verbraucher zunächst als natürliche Verbündete<br />
betrachtet. Hatte sie doch gehofft, dass <strong>die</strong>se lieber<br />
»bio« statt billig kaufen und damit ihre auf <strong>Umwelt</strong>-,<br />
Tier- und Verbraucherschutz ausgerichtete Agrarpolitik<br />
unterstützen. Aber jetzt stellt sich heraus: Besonders in<br />
wirtschaftlich schwierigen Zeiten gilt Geiz offenbar<br />
auch beim Lebensmittelkauf als geil.<br />
Agrarwende – bis auf Weiteres – adé? Hoffentlich<br />
nicht, denn <strong>die</strong> Billig<strong>an</strong>gebote der Discounter fordern<br />
einen volkswirtschaftlich hohen Preis: Die bei den Billigketten<br />
konzentrierte Marktmacht hat im Lebensmittelh<strong>an</strong>del<br />
und in der Ernährungsindustrie zu Verlusten,<br />
Pleiten und einem teilweise massiven Abbau<br />
von Arbeitsplätzen geführt. Allein im Backgewerbe gingen<br />
letztes Jahr 6,5 Prozent der Jobs verloren, in der<br />
Fleischverarbeitung waren es 5,2 Prozent. Der fortwährende<br />
Druck auf <strong>die</strong> Einkaufspreise wirkt sich auch<br />
direkt auf <strong>die</strong> Qualitäts- und Produktionsst<strong>an</strong>dards der
l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Erzeugung aus: Indem <strong>die</strong> Bauern<br />
versuchen, <strong>die</strong> schlechten Erzeugerpreise durch<br />
Massenproduktion auszugleichen, stellen sie Tier- und<br />
<strong>Umwelt</strong>schutz noch weiter hint<strong>an</strong> und zementieren<br />
damit das Prinzip »Masse statt Klasse«.<br />
Was also tun? Renate Künast kündigte auf der Grünen<br />
Woche <strong>an</strong>, gegen das Dumping im Lebensmittelh<strong>an</strong>del<br />
gesetzlich vorzugehen und so der Abwärtsspirale<br />
bei den Preisen <strong>für</strong> Agrarprodukte einen Riegel<br />
vorzuschieben. Ist das ein Ausweg aus dem Dilemma?<br />
Für den Präsidenten des Deutschen Bauernverb<strong>an</strong>des<br />
ja, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Mehrheit der Deutschen offenbar nicht.<br />
»Nach Dosen-Jürgen nun Teuer-Renate«, brachte eine<br />
große Berliner Boulevard-Zeitung Volkes Stimmung<br />
auf den Punkt: Der Preis habe sich über den Markt zu<br />
regeln, und eine grüne (!) L<strong>an</strong>dwirtschaftsministerin<br />
dem Verbraucher gefälligst seine Schnäppchen nicht<br />
zu verhageln. Anders sah es allerdings der Bundesgerichtshof:<br />
Er bestätigte unlängst in einem Urteil, dass<br />
das Bundeskartellamt den Großh<strong>an</strong>delsketten verbieten<br />
k<strong>an</strong>n, Einkaufspreise unter <strong>die</strong> Produktionskosten<br />
zu drücken, und stützte so ausdrücklich den Vorstoß<br />
der Ministerin.<br />
Geht <strong>die</strong> von Künast versuchte Annäherung <strong>an</strong> <strong>die</strong><br />
Bauern auf Kosten ihres Verhältnisses zur Mehrheit der<br />
Konsumenten – da <strong>die</strong>se notorisch zu Billiglebensmitteln<br />
greifen und sich Argumenten wie Genuss und<br />
moralischem Mehrwert von umwelt- und tiergerecht<br />
erzeugten Produkten verschließen? Nicht zw<strong>an</strong>gsläufig.<br />
Denn Konsumenten sind gleichzeitig auch Steuerzahler.<br />
Und hier bietet <strong>die</strong> <strong>an</strong>stehende Reform der EU-<br />
Agrarpolitik eine Ch<strong>an</strong>ce, <strong>die</strong> rund 47 Milliarden Euro<br />
jährlicher europäischer Agrarsubventionen <strong>an</strong> ökologische,<br />
tierethische und soziale Kriterien zu knüpfen.<br />
Der von der Politik – in Person von Renate Künast und<br />
ihren Agrarministerkollegen – zu gestaltende H<strong>an</strong>del<br />
zwischen Gesellschaft und L<strong>an</strong>dwirtschaft ist so einfach<br />
wie logisch: Nur wenn <strong>die</strong> Bauern bestimmte<br />
St<strong>an</strong>dards erfüllen, erhalten sie weiterhin das vom<br />
Steuerzahler aufgebrachte Geld <strong>für</strong> ihre Produkte.<br />
Heike Moldenhauer<br />
… ist <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>-Fachfrau <strong>für</strong> EU-Agrarpolitik in der<br />
Bundesgeschäftsstelle.<br />
Anzeige<br />
Wegweiser zum zukunftsfähigen Konsum<br />
Wer hat nicht schon darüber nachgedacht, mit dem<br />
täglichen Einkauf einen Beitrag zu leisten <strong>für</strong> Natur,<br />
<strong>Umwelt</strong> und soziale Arbeitsbedingungen? D<strong>an</strong>n kommen<br />
<strong>die</strong> Eier von glücklichen Hühnern und nicht aus<br />
der Legebatterie. Das Gemüse stammt aus der Region<br />
und muss nicht eingeflogen werden. Der Tee ist fair<br />
geh<strong>an</strong>delt, damit <strong>die</strong> Teepflückerinnen im Himalaja<br />
einen <strong>an</strong>gemessenen Lohn erhalten.<br />
Doch ein gut überlegter Einkauf reicht weit über Essen<br />
und Trinken hinaus. Dies zeigt ein neuer Wegweiser<br />
des Nachhaltigkeitsrats. Er nimmt <strong>die</strong> Erfahrungen<br />
von 67 Familien auf, <strong>die</strong> vier Wochen l<strong>an</strong>g einen<br />
»Nachhaltigen Warenkorb« ausprobiert haben. Entst<strong>an</strong>den<br />
ist eine Broschüre mit 40 Seiten voller Tipps,<br />
Anregungen und Infoquellen sowie Erläuterungen der<br />
vielen Gütesiegel <strong>für</strong> soziale und ökologische St<strong>an</strong>dards.<br />
Neben dem täglich Brot beleuchtet sie <strong>die</strong><br />
Bereiche Wohnen, Mobilität,<br />
Tourismus, Fin<strong>an</strong>z<strong>die</strong>nstleistungen<br />
und Textilien. Mit ihren<br />
Empfehlungen ist <strong>die</strong>se Broschüre<br />
mehr als eine Einkaufshilfe:<br />
Sie will auch zum Nachdenken<br />
und Dialog <strong>an</strong>regen.<br />
(Bezug kostenlos über info@<br />
nachhaltigkeitsrat.de)<br />
Übrigens: Bei <strong>die</strong>ser Broschüre<br />
soll es nicht bleiben. Der Nachhaltigkeitsrat<br />
empfiehlt der<br />
Bundesregierung unter <strong>an</strong>derem,<br />
den Einkaufsführer künftig<br />
auch <strong>für</strong> den Schulunterricht<br />
aufzubereiten und bestehende<br />
Projekte und Kampagnen<br />
<strong>für</strong> einen »zukunftsfähigen<br />
Konsum« gezielt zu fördern. Der <strong>BUND</strong> erwartet,<br />
dass Rot-Grün <strong>die</strong>sem Rat auch folgt.<br />
Weitere Informationen: Christine Wenzl, <strong>BUND</strong>-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Tel. 030/2 75 86-462, christine.wenzl@<br />
bund.net, www.bund.net (Rubrik Nachhaltigkeit)<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 17
TITELTHEMA<br />
Ruhe<br />
Wer sehnt sich<br />
im Alltag nicht<br />
nach Phasen der<br />
Ruhe, nach einem<br />
Ort abseits der<br />
Hektik und des<br />
Lärms?<br />
Lärm als <strong>Umwelt</strong>problem<br />
Ruhe bitte<br />
Vor allem weil der Verkehr von Jahr zu Jahr<br />
<strong>an</strong>schwillt, werden Zeiten der Ruhe immer<br />
kürzer, Orte der Ruhe immer seltener. Doch Lärm<br />
macht kr<strong>an</strong>k. Wie k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich wirksam vor<br />
ihm schützen, und wie lassen sich <strong>die</strong> Refugien<br />
der Ruhe sichern? Eine neue EU-Richtlinie gibt<br />
Anlass zur Hoffnung.<br />
Lärm ist Abfall. Akustischer Abfall. Als Schall überbringt<br />
er eine negative Botschaft, <strong>die</strong> als störend<br />
empfunden wird. Ruhe dagegen ist ein Zust<strong>an</strong>d, in<br />
dem lästiger Schall fehlt. Ruhe bedeutet nicht, »nichts«<br />
zu hören. Das Rauschen des Meeres etwa muss das<br />
Ruheempfinden nicht stören. Ruhe ist also nicht gleich<br />
Stille, (<strong>die</strong> oft beängstigend wirkt). Der Begriff Ruhe beschreibt<br />
einen Zust<strong>an</strong>d, der Erholung ermöglicht.<br />
Anders als im Bereich der klassischen Abfallbekämpfung<br />
hat es bei der Lärmbekämpfung in den letzten<br />
Jahrzehnten kaum Fortschritte gegeben. Die gescheiterte<br />
Novellierung des Fluglärmgesetzes in der<br />
letzten Legislaturperiode ist nur ein Beispiel. Millionen<br />
Menschen leiden unter dem Lärm des Straßen- und<br />
Schienenverkehrs. Umfragen des <strong>Umwelt</strong>bundesamtes<br />
zeigen, dass sich 20% der Bevölkerung durch den Lärm<br />
des Straßenverkehrs erheblich belästigt fühlen, und<br />
15% durch Fluglärm.<br />
Bek<strong>an</strong>ntlich schädigt Lärm das Gehör. Lärm führt<br />
aber auch zu Erkr<strong>an</strong>kungen des Herz-Kreislaufsystems<br />
und insbesondere zu Bluthochdruck, der ein Risikofaktor<br />
<strong>für</strong> Herzinfarkt ist. Jüngste Untersuchungen zeigen,<br />
dass bei nächtlichem Straßenlärm ein signifik<strong>an</strong>t<br />
18 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
höheres Risiko <strong>für</strong> Bluthochdruck<br />
besteht. Die nächtliche Lärmbelastung<br />
spielt offenbar eine besondere<br />
Rolle bei der Entstehung von<br />
Erkr<strong>an</strong>kungen. Trotz <strong>die</strong>ser Erkenntnisse<br />
geschieht wenig.<br />
Dies liegt zum einen <strong>an</strong> den Kosten<br />
<strong>für</strong> Lärmschutzmaßnahmen;<br />
aber auch <strong>an</strong> einem m<strong>an</strong>gelhaft<br />
ausgeprägten öffentlichen Bewusstsein<br />
<strong>für</strong> das Gut »Ruhe« als Merkmal<br />
von Lebensqualität. Lärm wird vielfach<br />
sozial akzeptiert. Wer gegen<br />
Lärm ist, gilt schnell als intoler<strong>an</strong>t<br />
oder spießig. Besonders <strong>die</strong> Kommunen<br />
erleben <strong>die</strong> vielfältigen Konflikte<br />
um den Lärm hautnah. Um <strong>die</strong><br />
Anliegen der Ruhe suchenden Bürgerinnen<br />
und Bürger zu unterstützen,<br />
hat <strong>die</strong> Stadt Hattersheim am<br />
Main <strong>die</strong> bundesweit erste Ruhebeauftragte<br />
berufen. Andere Städte –<br />
Beispiel Köln – werben mit Plakatkampagnen<br />
wie »Lärm vermeiden –<br />
Ruhe bitte« <strong>für</strong> mehr Rücksicht unterein<strong>an</strong>der.<br />
Die gegenwärtigen Regelungen zum Umg<strong>an</strong>g mit<br />
Lärm beschleunigen den Verlust ruhiger Gebiete und<br />
den Verlust von Zeiten, <strong>die</strong> frei sind von Lärm. Für <strong>die</strong><br />
Mittagsruhe, <strong>die</strong> Sonn- und Feiertagsruhe und auch<br />
<strong>die</strong> Nachtruhe gelten je nach Lärmart <strong>die</strong> unterschiedlichsten<br />
Tages- und Nachtzeiten. Weiter beschönigen<br />
<strong>die</strong> verschiedenen Verfahren zur Erfassung und Bewertung<br />
der einzelnen Lärmarten <strong>die</strong> tatsächlich empfundene<br />
Belastung. Mittelungsverfahren, Maximalpegel<br />
und pauschale Boni <strong>für</strong> bestimmte Lärmarten sagen<br />
nur wenig aus über echte Ruhepausen. Ein erster dringend<br />
gebotener Schritt ist es, einheitliche Ruhezeiten<br />
festzulegen, besonders <strong>für</strong> <strong>die</strong> Dauer der Nachtruhe.<br />
Ein weiterer M<strong>an</strong>gel ist der fehlende Schutz der<br />
Außenbereiche vor Lärm. Gerade <strong>die</strong> Natur muss frei<br />
gehalten werden von unerwünschtem Schall, um der<br />
Erholung <strong>die</strong>nen zu können. Eine Bewertung von Flächen<br />
unter dem Aspekt, ob sie auch Ruhe bieten, findet<br />
nicht statt. Darum setzt sich der <strong>BUND</strong> als <strong>Umwelt</strong>verb<strong>an</strong>d<br />
<strong>für</strong> den Schutz der Ruhe ein. Fakt ist, dass ein Verb<strong>an</strong>d<br />
bisher kein Klagerecht hat, wenn etwa Naturschutzgebiete<br />
oder sonstige wertvolle Flächen verlärmt<br />
werden. Auch <strong>die</strong>s ist aber ein Eingriff in Natur<br />
und L<strong>an</strong>dschaft. Deshalb ist ein Konzept <strong>für</strong> den Erhalt<br />
und <strong>die</strong> Schaffung von Ruhezonen notwendig.<br />
Eine Richtlinie der EU zum Umgebungslärm sieht<br />
vor, dass <strong>die</strong> Mitgliedsstaaten nunmehr auch Ruhegebiete<br />
ausweisen und Maßnahmen zu ihrem Schutz<br />
treffen müssen. Das ist im deutschen Recht neu und<br />
ein viel versprechender Ansatz.<br />
Joy Hensel<br />
plainpicture/A. Göring<br />
… ist Ruhebeauftragte der Stadt Hattersheim am Main<br />
und Mitarbeiterin des <strong>BUND</strong>-AK Rechtsfragen;<br />
Kontakt: ruhebeauftragte@hattersheim.de.
Strahlende Zukunft<br />
Mobilfunk und Elektrosmog <strong>für</strong> alle!<br />
Wasch’ mir den Pelz, aber mach’ mich nicht nass! Das ist <strong>die</strong> vorherrschende Einstellung der<br />
Deutschen zum Thema Mobilfunk und Elektrosmog. 60 Millionen H<strong>an</strong>dy-Nutzer möchten fast<br />
alle immer und überall telefonieren können. Doch fast niem<strong>an</strong>d möchte einen Mobilfunksender<br />
in seiner Nähe haben. Leider ist das eine nicht ohne das <strong>an</strong>dere zu haben.<br />
Je weniger Sender es gibt und je weiter sie von uns<br />
abrücken, desto stärker müssen sie strahlen, wenn<br />
sie den H<strong>an</strong>dy-Besitzer wirklich überall erreichen sollen.<br />
Des einen Freud ist da des <strong>an</strong>deren Leid. Was sich<br />
<strong>die</strong> Nachbarn einer verhinderten Sende<strong>an</strong>tenne <strong>an</strong><br />
Strahlenbelastung ersparen, bezahlt <strong>die</strong> Masse der<br />
Bürger in der Regel mit einer höheren Dosis. Die nahe<br />
Antenne k<strong>an</strong>n »flüstern«, <strong>die</strong> ferne muss »brüllen«.<br />
Doch das rechtfertigt noch l<strong>an</strong>ge keine Basis-Stationen,<br />
<strong>die</strong> wie Storchennester dicht auf dem First unserer<br />
Wohnhäuser sitzen und aus geringer Höhe in unsere<br />
Schlafzimmer und Höfe schauen. Denn Abst<strong>an</strong>d ist das<br />
A und O der Vorsorge gegen den Strahlensmog. Es beruhigt<br />
immerhin zu wissen, dass sich – grob gesprochen<br />
– <strong>die</strong> einstrahlende elektromagnetische Feldstärke<br />
mit doppeltem Abst<strong>an</strong>d zum Sender halbiert. Doch<br />
wären mit 20 Metern Dist<strong>an</strong>z zu Personen im Freien,<br />
wie sie <strong>die</strong> vorsichtigen Schweizer Gesetze vorschreiben,<br />
<strong>die</strong> Sender im sicheren grünen Bereich?<br />
Im dichtesten Strahlenfeld befindet sich auf jeden<br />
Fall der H<strong>an</strong>dy-Nutzer selbst, der seinen Mini-Sender-<br />
Empfänger <strong>an</strong>s Ohr hält. Sehr viel zum vorbeugenden<br />
Selbstschutz k<strong>an</strong>n er tun, wenn er nicht mit voller Sendestärke<br />
aus der Tiefe seines Hauses telefoniert oder<br />
aber ein Head-Set benutzt. Zuerst <strong>an</strong> <strong>die</strong> eigene Brust<br />
sollten sich all <strong>die</strong> schlagen, <strong>die</strong> einen Elektrowecker<br />
auf ihren Nachttisch stellen oder im Haus schnurlos<br />
telefonieren, also einen kleinen Mobilfunkturm in den<br />
eigenen vier Wänden stehen haben.<br />
Mobiltelefone, <strong>die</strong> wenig strahlen und dennoch leistungsstark<br />
sind, hat <strong>die</strong> Stiftung Warentest bisher nicht<br />
gefunden, denn <strong>die</strong>s ist prinzipiell ein Widerspruch. So<br />
hat sich bisher denn auch kein H<strong>an</strong>dy-Hersteller mit<br />
dem blauen Engel schmücken können oder wollen.<br />
Ohne laut darüber zu reden, arbeiten <strong>die</strong> Hersteller<br />
aber <strong>an</strong> empfindlicheren H<strong>an</strong>dys und Sendern. Das<br />
könnte <strong>die</strong> Belastungssituation entschärfen.<br />
Würden <strong>die</strong> Mobilfunkwellen nichts <strong>an</strong>deres tun, als<br />
sich unter der Haut in Wärme umzuw<strong>an</strong>deln, wären<br />
viele <strong>Umwelt</strong>schützer wahrscheinlich nicht sonderlich<br />
besorgt. Denn es gibt viele Wärmequellen, <strong>die</strong> das<br />
Gewebe des H<strong>an</strong>dy-Nutzers mit weit mehr als den<br />
dabei zulässigen zwei Watt pro Kilogramm Körpergewicht<br />
belasten. Es ist besonders der Impulscharakter<br />
der Mobilfunkwellen, ihr von 217 »Funkblitzen« pro<br />
Sekunde bestimmter Takt, der bedenklich stimmt. Wird<br />
nicht auch <strong>die</strong> Kommunikation in unserem Org<strong>an</strong>ismus<br />
von schwachen elektrischen Signalen und von<br />
Botenstoffen in allerkleinster Konzentration geleitet?<br />
Funkwellen mögen <strong>die</strong> Gehirnströme und den<br />
Schlaf stören oder im ungünstigsten Fall bösartige Zellwucherungen<br />
auslösen. Doch das ist weder eindeutig<br />
bewiesen noch eindeutig widerlegt. Ohne nach unserer<br />
Zustimmung gefragt worden zu sein, nehmen wir so<br />
alle, mit ungewissem Ausg<strong>an</strong>g, <strong>an</strong> einem Großversuch<br />
mit unserer Gesundheit teil.<br />
Die uns umspülenden Funkwellen übertreffen jedenfalls<br />
um mehrere Größenordnungen <strong>die</strong> Stärke des<br />
natürlichen Magnet- und Schönwetterfelds der Erde,<br />
<strong>an</strong> <strong>die</strong> sich Mensch und Natur seit l<strong>an</strong>gem <strong>an</strong>gepasst<br />
haben. Wie aber k<strong>an</strong>n <strong>für</strong> den Menschen g<strong>an</strong>z<br />
unschädlich sein, was über erhebliche Entfernungen<br />
hinweg auf technischen Apparaturen Töne und Bilder<br />
von großer Fülle hervorruft? Ist der Mensch nicht am<br />
Ende selbst der allerempfindlichste Empfänger?<br />
Dietrich Jörn Weder<br />
UMTS: Teuer erkaufter Fortschritt<br />
Mit der bevorstehenden Einführung der neuen<br />
Mobilfunk-Generation UMTS wird sich <strong>die</strong> mittlere<br />
Strahlenbelastung der Bevölkerung durch H<strong>an</strong>dy-Sender<br />
wahrscheinlich verdoppeln oder gar verdreifachen.<br />
Die Betreiber der neuen Netze werden 50 000 bis<br />
80 000 Funkstationen zusätzlich aufstellen, um alle<br />
dichter besiedelten L<strong>an</strong>desbereiche abzudecken. Jede<br />
neue Station wird rund um <strong>die</strong> Uhr so viel Strom wie<br />
zw<strong>an</strong>zig 100 Watt-Glühbirnen verbrauchen, doppelt so<br />
viel wie <strong>die</strong> bisherigen – noch nicht internet-tauglichen<br />
– GMS-Sender. Bis 2010 steigt so der jährliche<br />
Stromverbrauch <strong>für</strong> den Mobilfunk von einer auf<br />
geschätzte vier Milliarden Kilowattstunden (<strong>die</strong><br />
Leistung von 1 000 großen Windrädern der jüngsten<br />
Generation!). Vielleicht ist das der eigentliche Preis<br />
da<strong>für</strong>, auch unterwegs mit der g<strong>an</strong>zen Welt in Verbindung<br />
zu stehen.<br />
Da<strong>für</strong> zaubert <strong>die</strong> neue Technik auf das H<strong>an</strong>dy des<br />
glücklichen Empfängers, wo immer <strong>die</strong>ser geht oder<br />
steht, in nur 0,3 Sekunden ein Bild, und das auf einem<br />
Wege, der <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong> auch zwei freundliche Seiten<br />
hat. So wird das UMTS-H<strong>an</strong>dy vom Start <strong>an</strong> mit<br />
100 bis 200 Milliwatt auskommen, also einem Zehntel<br />
der Sendeleistung der Telefone des alten St<strong>an</strong>dards.<br />
Auch nehmen <strong>die</strong> Botschaften ohne den – <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Gesundheit wohl bedenklichen – pulsierenden Takt<br />
ihren Weg.<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 19<br />
Lesenswert<br />
• <strong>BUND</strong>-Position<br />
»Elektrosmog«,<br />
<strong>BUND</strong>-Vers<strong>an</strong>d,<br />
Tel. 030/27586-<br />
441, bundladen@<br />
bund.net<br />
• Ratgeber »Elektrosmog«<br />
der Verbraucherzentrale<br />
Nds., 2002 (Basis-<br />
Aufklärung und<br />
Alltagshilfe)<br />
• Katalyse-Institut<br />
Köln: »Elektrosmog«,<br />
2002<br />
(detailliert und<br />
<strong>an</strong>spruchsvoll)<br />
Der Autor<br />
Dietrich Jörn<br />
Weder ist <strong>Umwelt</strong>journalist,<br />
Buchautor<br />
(»Noahs Arche<br />
heute – Öko-Realismus«)<br />
und Träger<br />
des <strong>Umwelt</strong>me<strong>die</strong>npreises.
TITELTHEMA<br />
Kinder reagieren<br />
besonders<br />
sensibel auf<br />
ihre <strong>Umwelt</strong>.<br />
Der Autor<br />
Prof.Dr.Thomas<br />
Hartm<strong>an</strong>n ist<br />
Hochschullehrer<br />
im Stu<strong>die</strong>ng<strong>an</strong>g<br />
Gesundheitsförderung<br />
und -m<strong>an</strong>agement<br />
<strong>an</strong> der FH<br />
Magdeburg,<br />
Bereich <strong>Umwelt</strong><br />
und Gesundheit.<br />
Kinder und ihre <strong>Umwelt</strong><br />
Jung und<br />
machtlos<br />
»Keine Luft <strong>für</strong> Kinder« war 1985 ein Sternartikel<br />
überschrieben. Darin hieß es: »Kinder sind wehrlose<br />
Opfer einer <strong>Umwelt</strong>, <strong>die</strong> kr<strong>an</strong>k macht. Die<br />
Luft, <strong>die</strong> sie atmen, ist Gift <strong>für</strong> ihre empfindlichen<br />
Atemwege. Die Folgen: Asthma, spastische Bronchitis,<br />
Lungenentzündung und Pseudo-Krupp.«<br />
Hat sich dar<strong>an</strong> etwas geändert? Zumindest in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d: ja. Doch Kinder sind noch immer<br />
besonders bedroht.<br />
Einerseits haben me<strong>die</strong>ngestützte Kampagnen <strong>für</strong><br />
eine bessere Luft viel bewirkt. Die gesundheitliche<br />
Gefährdung von Kindern ist bis heute ein hartes Argument<br />
geblieben, um <strong>Umwelt</strong>belastungen zu verringern.<br />
Bis auf eng begrenzte Regionen und <strong>die</strong> Abgase<br />
des Verkehrs – hier v.a. der ungefilterte Dieselruß! – ist<br />
<strong>die</strong> traditionelle Luftverschmutzung in Mitteleuropa<br />
Kontakt<br />
� Die Bundesvereinigung <strong>für</strong> Gesundheit e.V. unterstützt<br />
Folgever<strong>an</strong>staltungen des <strong>die</strong>sjährigen Weltgesundheitstags<br />
zu Themen wie Allergien, Autoabgase,<br />
Elektrosmog, Ernährung, Kinderfreundliche Stadtpl<strong>an</strong>ung,<br />
Lärm, Tabakrauch oder UV-Strahlung: Michaela<br />
Goecke, Tel. 02 28/9 87 27 18, mg@bvgesundheit.de,<br />
www.who-tag.de/2003/index.html<br />
� Netzwerk Kindergesundheit und <strong>Umwelt</strong>, Tel. 04 21/<br />
4 98 42 51, oekologischer.aerztebund@t-online.de,<br />
www.netzwerk-kindergesundheit.de/<br />
20 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
<strong>BUND</strong>-Archiv<br />
relativ bedeutungslos geworden. Darüber hinaus<br />
würde der wissenschaftliche Erkenntniszuwachs keinen<br />
so plakativen Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen Pseudo-<br />
Krupp und Luftverschmutzung mehr zulassen.<br />
Andererseits hat sich im gleichen Zeitraum der<br />
durchschnittliche Alltag unserer Kinder einschneidend<br />
verändert. Kinder halten sich heute zumeist bewegungsarm<br />
in Innenräumen auf. Dies mindert nicht nur<br />
ihre motorischen Fähigkeiten und führt u.a. zu vielen<br />
Unfällen. Immer häufiger registrieren wir auch Folgeerkr<strong>an</strong>kungen<br />
durch Übergewicht.<br />
Eins von vier Kindern in Deutschl<strong>an</strong>d ist heute allergisch.<br />
Inwieweit veränderte Lebensgewohnheiten dazu<br />
beitragen, lässt sich nur schwer abschätzen. Offenbar<br />
spielt <strong>die</strong> Innenraumluft eine wichtige Rolle. So<br />
belastet Tabakrauch Kinder stärker als alle <strong>an</strong>deren<br />
<strong>Umwelt</strong>schadstoffe. Die Zahl asthmakr<strong>an</strong>ker Kinder<br />
wäre um ein knappes Viertel geringer, wenn sie nicht<br />
passiv rauchen müssten; <strong>die</strong> Zahl der Asthma<strong>an</strong>fälle<br />
ließe sich gar fast halbieren! Da ungefähr <strong>die</strong> Hälfte der<br />
deutschen Kinder in Raucherhaushalten aufwächst,<br />
besteht hier dringender H<strong>an</strong>dlungsbedarf. Forderten<br />
<strong>Umwelt</strong>schützer früher zurecht Rauchgasfilter <strong>für</strong><br />
Kraftwerke, so müssten sich <strong>Umwelt</strong>verbände heute<br />
<strong>für</strong> eine wirksame Tabakkontrollpolitik aussprechen.<br />
Weltweite Ver<strong>an</strong>twortung<br />
Und außerhalb der Industriestaaten Mitteleuropas?<br />
Mehr als fünf Millionen Kinder unter 14 Jahren sterben<br />
jedes Jahr <strong>an</strong> Kr<strong>an</strong>kheiten, Infektionen und Unfällen.<br />
Hauptsächlich betroffen sind Kinder in den Entwicklungsländern<br />
– durch Atemwegserkr<strong>an</strong>kungen (2 Mio.),<br />
Durchfall (1,3 Mio.) und Malaria (1 Mio.). Diese dramatischen<br />
Zahlen gab <strong>die</strong> Generalsekretärin der WHO,<br />
Gro Harlem-Brundtl<strong>an</strong>d, kürzlich bek<strong>an</strong>nt. Obwohl<br />
Kinder unter fünf Jahren nur 10 Prozent der Weltbevölkerung<br />
stellen, tragen sie zu 40 Prozent <strong>die</strong> Last der<br />
weltweiten Kr<strong>an</strong>kheiten. Dabei ließen sich viele Risiken<br />
mit einfachsten Mitteln beseitigen: durch besseres<br />
Heizmaterial, durch sauberes Trinkwasser und durch<br />
mehr Hygiene.<br />
Kinder leiden also noch immer am meisten unter<br />
der globalen <strong>Umwelt</strong>belastung – der Stern von 1985 ist<br />
deshalb unverändert aktuell.<br />
Ausblick<br />
Im Juni 2004 findet in Budapest <strong>die</strong> vierte Regierungskonferenz<br />
zum »Aktionsprogramm <strong>Umwelt</strong> und<br />
Gesundheit« statt. Hier soll ein Aktionspl<strong>an</strong> <strong>für</strong> Kindergesundheit<br />
verabschiedet werden. Die Teilnehmer<br />
stammen aus den 51 Staaten des WHO-Regionalbüros<br />
Europa – darunter auch <strong>die</strong> asiatischen Staaten der<br />
ehemaligen Sowjetunion. Deren Lebensbedingungen<br />
ähneln den Ländern, <strong>für</strong> deren Kinderumwelt wir<br />
bereits mit einfachsten Mitteln viel erreichen könnten.<br />
Das Netzwerk »Kindergesundheit und <strong>Umwelt</strong>« wird<br />
sich als ein Zusammenschluss von 25 deutschen<br />
Nichtregierungsorg<strong>an</strong>isationen dar<strong>an</strong> beteiligen – mit<br />
dabei: der <strong>BUND</strong>. Mischen wir uns also ein!<br />
Thomas Hartm<strong>an</strong>n
<strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit<br />
Arm und umweltgeschädigt<br />
Wie verteilen sich <strong>Umwelt</strong>belastungen auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und Regionen?<br />
Sind sozial Benachteiligte stärkeren Belastungen ausgesetzt? Wenn ja, warum? Welche – etwa<br />
gesundheitlichen – Folgen hat <strong>die</strong>s, und was k<strong>an</strong>n dagegen get<strong>an</strong> werden? Wird <strong>Umwelt</strong>schutz<br />
vom Staat als ein Recht <strong>für</strong> alle oder eher als Privileg <strong>für</strong> wenige geh<strong>an</strong>dhabt?<br />
Diese und <strong>an</strong>dere Fragen stehen<br />
im Mittelpunkt des Konzeptes<br />
von »<strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit«. Ausg<strong>an</strong>gspunkt<br />
waren Stu<strong>die</strong>n aus den<br />
USA, zum Beispiel über <strong>die</strong> Konzentration<br />
von Fabriken, Raffinerien<br />
und Müllverbrennungs<strong>an</strong>lagen in<br />
schwarzen »neighbourhoods«, <strong>die</strong><br />
hohe Luftbelastung in Latino-<br />
Gemeinden, <strong>die</strong> Häufung von Plutoniumfabriken<br />
und Waffentestgeländen<br />
in – und in direkter Nähe<br />
von – Indi<strong>an</strong>erreservaten oder <strong>die</strong><br />
zögerliche und unzureichende <strong>Umwelt</strong>s<strong>an</strong>ierung<br />
in Armenvierteln.<br />
»<strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit« gehört zur<br />
<strong>Umwelt</strong>-, Sozial- und Gesundheitspolitik<br />
gleichermaßen und wird in<br />
den USA seit etwa 20 Jahren diskutiert.<br />
Präsident Clinton erließ 1994<br />
eine Regierungserklärung, <strong>die</strong> verschiedene<br />
Ministerien und Behörden<br />
– u.a. <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>schutz und<br />
Gesundheit – <strong>an</strong>wies, <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit<br />
zu fördern.<br />
Ziel der <strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit ist<br />
es, <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong>belastungen sozial<br />
gerecht zu verteilen (»fair share«), <strong>die</strong> Betroffenen <strong>an</strong><br />
der Pl<strong>an</strong>ung und Entscheidung zu beteiligen (»fair<br />
deal«) und <strong>Umwelt</strong>belastungen insgesamt zu minimieren<br />
(»sustainability«). Thematisiert wird nicht das allgemeine<br />
Risiko durch <strong>Umwelt</strong>belastungen (als ein »altes<br />
<strong>Umwelt</strong>problem«). Im Mittelpunkt steht vielmehr<br />
<strong>die</strong> besondere Betroffenheit spezieller Personengruppen<br />
von <strong>die</strong>sen Risiken (als »neues <strong>Umwelt</strong>problem«).<br />
In der BRD wird <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit bisl<strong>an</strong>g<br />
kaum <strong>an</strong>gesprochen, obwohl es auch hier Probleme<br />
gibt, <strong>die</strong> St<strong>an</strong>dortkonflikte heraufbeschwören könnten.<br />
So etwa dort, wo »Sozialsiedlungen« <strong>an</strong> Autobahnen<br />
und Industriegebieten oder auf alten Deponien errichtet<br />
werden. Beliebt ist es auch, Müllverbrennungs<strong>an</strong>lagen<br />
in strukturschwache Regionen zu setzen, wo wenig<br />
Widerst<strong>an</strong>d zu erwartet ist. Und Flugkorridore werden<br />
oft so geführt, dass »wohlsituierte« Wohnviertel verschont<br />
bleiben.<br />
Ein Grund da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit bei<br />
uns bisl<strong>an</strong>g nicht besonders beachtet wird, ist <strong>die</strong><br />
geringe Flächengröße Deutschl<strong>an</strong>ds. So besteht relativ<br />
wenig Spielraum da<strong>für</strong>, <strong>Umwelt</strong>belastungen stark<br />
ungleich zu verteilen. Zudem ist <strong>die</strong> Produktion von<br />
Problemstoffen hierzul<strong>an</strong>de bisher verhältnismäßig<br />
gering. Und <strong>die</strong> soziale Angleichung von Lebensqualität<br />
ist als politisches Ziel so weit allgemein <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt,<br />
dass <strong>die</strong> Entwicklung »amerik<strong>an</strong>ischer Verhältnisse«<br />
weitestgehend vermieden wurde.<br />
<strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit wird aber weltweit zunehmend<br />
als Problem entdeckt. Diese Entwicklung wird<br />
auch <strong>an</strong> uns nicht vorbeigehen. Dem sollte sich ein<br />
<strong>Umwelt</strong>verb<strong>an</strong>d wie der <strong>BUND</strong> »pro-aktiv« stellen.<br />
Begrifflich lässt sich dabei <strong>an</strong> <strong>die</strong> Sozial-, <strong>Umwelt</strong>- und<br />
Gesundheitsverträglichkeit <strong>an</strong>knüpfen, politisch <strong>an</strong><br />
Programme wie »Gesunde Städte«, »Lokale Agenda 21«<br />
und »Soziale Stadt«.<br />
Werner Maschewsky<br />
Links zum Thema <strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit:<br />
www.– • umweltgerechtigkeit.de • envirolink.org<br />
• econet.apc.org/envjustice/ • ejrc.cau.edu • rachel.org<br />
• ejnet.org • halycon.com<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 21<br />
Schöner wohnen?<br />
Wer es sich leisten<br />
k<strong>an</strong>n, zieht<br />
weg: Ort unter der<br />
Brennerautobahn<br />
in Südtirol.<br />
Der Autor<br />
Prof.Dr.Werner<br />
Maschewsky ist<br />
<strong>BUND</strong>-Mitglied<br />
und Buchautor:<br />
»<strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit,<br />
Public Health<br />
und soziale Stadt«<br />
(VAS Verlag, Ff./<br />
Main, 2001).<br />
Ges. <strong>für</strong> ökologische Forschung/Oswald Baumeister
ZUR ZEIT<br />
Vorher – nachher<br />
Der »Sachsenstein«<br />
unweit<br />
von Bad Sachsa<br />
in Niedersachsen,<br />
eine natürliche<br />
Gipssteilw<strong>an</strong>d;<br />
und (unten) der<br />
Gipssteinbruch<br />
am Kohnstein bei<br />
Nordhausen in<br />
Thüringen.<br />
Bedrohte Natur<br />
Raubbau am Gipskarst<br />
Im südlichen Harzvorl<strong>an</strong>d liegt ein weithin unbek<strong>an</strong>nter und geologisch einzigartiger Naturraum von<br />
herausragender Schönheit und internationaler Bedeutung: <strong>die</strong> Gipskarstl<strong>an</strong>dschaft Südharz.<br />
Bei uns geht <strong>die</strong> Erde unter...«, rief Frau Schneider,<br />
um ihre Nachbarn zu warnen. Im März 1984 tut<br />
sich in der Ortschaft Uftrungen in Sachsen-Anhalt ein<br />
Loch im Boden auf. Mehrere Gartenzäune, eine Garage<br />
und ein Hühnerstall versinken darin. Menschen kommen<br />
glücklicherweise nicht zu Schaden.<br />
Der Einbruch unterirdischer Hohlräume ist in Karstl<strong>an</strong>dschaften<br />
keine Seltenheit. Karst entsteht überall<br />
dort, wo lösungsfähige Gesteine wie Kalk, Dolomit und<br />
Gips <strong>an</strong> <strong>die</strong> Oberfläche dringen und der Kraft des Wassers<br />
ausgesetzt sind. Durch Risse und Klüfte dringt das<br />
Wasser in den Gesteinskörper ein und höhlt ihn aus. Im<br />
Unterschied zur Schwäbischen und Fränkischen Alb<br />
22 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
Steph<strong>an</strong> Röhl (4)<br />
herrscht im Südharz nicht Kalk oder Dolomitgestein<br />
vor, sondern Gipsgestein. Da Gips etwa einhundert mal<br />
leichter löslich ist als Kalk, laufen geologische Prozesse<br />
in Gipsl<strong>an</strong>dschaften besonders rasch ab.<br />
Die Schmelzwässer der letzten Eiszeit haben der<br />
Gipskarstl<strong>an</strong>dschaft Südharz ihr einzigartiges Gepräge<br />
gegeben. Heute verändert vor allem das Wasser der vielen<br />
Bäche aus dem Harz <strong>die</strong> Gipsl<strong>an</strong>dschaft. Bäche verschwinden<br />
unvermittelt zwischen Felsklüften, fließen<br />
unterirdisch weiter, um als Karstquelle <strong>an</strong> <strong>an</strong>derer Stelle<br />
wieder hervorzutreten. G<strong>an</strong>ze Seen können plötzlich<br />
trockenfallen, große Felspartien rutschen mitsamt<br />
Bäumen in <strong>die</strong> Tiefe. Durch den Einbruch unterirdischer<br />
Höhlen und Kluftsysteme entsteht <strong>an</strong> der Erdoberfläche<br />
ein stark bewegtes Relief aus Erdfällen, Dolinen,<br />
Karsttälern, Steilhängen und Felsen.<br />
Durch <strong>die</strong> Vielfalt der Karstphänomene ist das<br />
Gelände oft unwegsam, was dem Wirtschaften des<br />
Menschen seit Jahrhunderten enge Grenzen setzt. Wälder<br />
und Wiesen konnten nur extensiv genutzt werden,<br />
<strong>die</strong> L<strong>an</strong>dschaft prägten naturnahe Buchenwälder. Teilweise<br />
sind – als Reste mittelalterlicher Waldnutzung –<br />
noch Nieder- und Mittelwälder erhalten. Durch <strong>die</strong><br />
Jahrhunderte l<strong>an</strong>ge Beweidung mit Schafen und Ziegen<br />
entst<strong>an</strong>den auf den Gips-Kuppen und -Buckeln<br />
artenreiche Magerrasen. Der Karst ist bis heute ein<br />
Mosaik unterschiedlichster Lebensräume.<br />
Die Gipskarstl<strong>an</strong>dschaft Südharz erstreckt sich als<br />
schmaler Gürtel von 100 Kilometern Länge von Osterode<br />
in Niedersachsen über Nordthüringen bis nach
Pölsfeld in Sachsen-Anhalt. Ein Gipskarst <strong>die</strong>ser Ausdehnung<br />
und unter den speziellen Klimabedingungen<br />
– zwischen atl<strong>an</strong>tisch-feucht und kontinental-trocken –<br />
ist einzigartig. Allein in den Magerrasen des thüringischen<br />
Karstes wachsen 419 verschiedene Pfl<strong>an</strong>zen, 106<br />
Arten gelten als gefährdet. Auf dem Hopfenberg, einem<br />
großen Magerrasen in der Rüdigsdorfer Schweiz bei<br />
Nordhausen, kommen über 400 verschiedene Großschmetterlinge<br />
vor!<br />
Im Südharz treffen <strong>die</strong> Verbreitungsgebiete kontinentaler<br />
Steppenpfl<strong>an</strong>zen (wie Dänischer Trag<strong>an</strong>t und<br />
Grauscheidiges Federgras) mit mediterr<strong>an</strong>en Arten<br />
(wie Nadelröschen, Berg-Gam<strong>an</strong>der) und eurasiatischsubatl<strong>an</strong>tischen<br />
Pfl<strong>an</strong>zen (Hirschzunge, Dorniger<br />
Schildfarn) aufein<strong>an</strong>der. Dazu gesellen sich »Eiszeitrelikte«,<br />
also Pfl<strong>an</strong>zen, <strong>die</strong> im Zuge der nacheiszeitlichen<br />
Erwärmung nur <strong>an</strong> kühlen, nordexponierten<br />
Felswänden überleben konnten, wie Glattes Brillenschötchen<br />
und Kriechendes Gipskraut.<br />
Am Grund der zahlreichen Erdfälle und Dolinen<br />
herrscht das g<strong>an</strong>ze Jahr über ein kühles, schattiges und<br />
feuchtes Kleinklima. Hier gedeihen auf dem nackten<br />
Gipsgestein üppige Moospolster, Flechten und seltene<br />
Farne. Wassergefüllte Erdfälle, Bachauenwälder, Erlenbrüche<br />
und Quellsümpfe sind wichtige Lebensräume<br />
<strong>für</strong> Amphibien. Im Südharz kommen Uhu, Kolkrabe,<br />
Schwarzstorch, Waldschnepfe und sogar <strong>die</strong> Wildkatze<br />
vor. Zahlreiche bedrohte Fledermausarten haben hier<br />
ihr Sommer- und Winterquartier.<br />
Das touristische Marketing vieler Südharzgemeinden<br />
ist entweder auf den »eigentlichen« Harz ausgerichtet<br />
oder noch gar nicht vorh<strong>an</strong>den. Der s<strong>an</strong>fte Tourismus<br />
aber ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> Region ein enormes Potenzial,<br />
zumal ein länderübergreifendes Unesco-Biosphärenreservat<br />
seit über zehn Jahren in der Diskussion ist.<br />
Doch statt den Schutz oder <strong>die</strong> s<strong>an</strong>fte Nutzung des<br />
Gipskarstes vor<strong>an</strong>zutreiben, begehen <strong>die</strong> Länder<br />
Niedersachsen und Thüringen seit Jahrzehnten Raubbau<br />
<strong>an</strong> dem weltweit einmaligen Naturerbe. In Niedersachsen<br />
ist bereits <strong>die</strong> Hälfte <strong>die</strong>ser L<strong>an</strong>dschaft zerstört.<br />
Der Abbau g<strong>an</strong>zer Gipsberge schreitet ungehemmt<br />
vor<strong>an</strong>, nicht zuletzt d<strong>an</strong>k des massiven Einflusses<br />
der Gipsindustrie auf allen Ebenen von Politik und<br />
Verwaltung. Als einziges Bundesl<strong>an</strong>d pl<strong>an</strong>t Sachsen-<br />
Anhalt ein Biosphärenreservat und hat 5000 Hektar<br />
Naturschutzgebiete und 12000 Hektar FFH-Gebiete im<br />
Gipskarst ausgewiesen. In Niedersachsen sind nur<br />
1000 Hektar Karst geschützt.<br />
Dabei ist der Naturgipsabbau volkswirtschaftlich<br />
unnötig. Der Baustoff Naturgips könnte vollständig<br />
durch REA-Gipse aus der Entschwefelung der Kraftwerke<br />
ersetzt werden. Millionen Tonnen hochreiner<br />
REA-Gipse liegen bereits auf Halde und werden z.T.<br />
sogar kostenlos abgegeben. Der Untertage-Abbau so<br />
gen<strong>an</strong>nter Muschelkalkgipse wird ebenfalls bereits<br />
praktiziert. Während der aber oft teurer ist als der oberirdische<br />
Gipsabbau, scheitert <strong>die</strong> Umstellung auf REA-<br />
Gipse <strong>an</strong> fehlender Innovationsbereitschaft der Firmen<br />
und <strong>an</strong> Flächenspekulationen beim Naturgipsabbau.<br />
Trotz der stark rückläufigen Baukonjunktur und<br />
dem Verlust fast aller kleinen und mittelständischen<br />
Gipsfirmen im Südharz be<strong>an</strong>tragen multinationale<br />
Konzerne unentwegt neue Abbaugebiete. So wollen<br />
»Börgardts-BPB« und »Heidelberger Zement« in der Rüdigsdorfer<br />
Schweiz 100 Hektar Natur zerstören, obwohl<br />
beide Firmen bereits genehmigte Abbauflächen kaufen<br />
könnten, <strong>die</strong> <strong>für</strong> über 100 Jahre Gipsvorräte bieten.<br />
Ursula Schäfer/Steph<strong>an</strong> Röhl<br />
Ursula Schäfer und Steph<strong>an</strong> Röhl sind Biologen und<br />
engagieren sich seit Jahren verb<strong>an</strong>dsübergreifend <strong>für</strong><br />
den Erhalt der Gipskarstl<strong>an</strong>dschaft.<br />
Hilfe tut not<br />
Vor Ort leistet der <strong>BUND</strong> zusammen mit <strong>an</strong>deren Naturschutzverbänden,<br />
dem »Arbeitskreis Gipskarst« und vielen Kommunen starken Widerst<strong>an</strong>d.<br />
Mit Protestbriefen, Menschenketten, Pressever<strong>an</strong>staltungen und Gesprächen<br />
in den Gremien der L<strong>an</strong>despolitik versuchen wir gegen den Raubbau<br />
<strong>an</strong>zugehen. Unterstützen Sie uns bei Aktionen zum Erhalt <strong>die</strong>ser in Europa<br />
einmaligen L<strong>an</strong>dschaft, ob durch eine Spende, Protestbriefe oder<br />
Unterschriftensammlungen.<br />
Kontakt: <strong>BUND</strong> Thüringen, Tel. 03 61/5 55 03-10, www.naturschatz.org/gips,<br />
www.natur-<strong>an</strong>sichten.de, www.karstw<strong>an</strong>derweg.de; <strong>BUND</strong>-Spendenkonto:<br />
Sparkasse Erfurt, Stichwort »Gipskarst«, Konto 366 370 88, BLZ 820 542 22.<br />
Infos erteilt auch der <strong>BUND</strong> Niedersachsen, Tel. 05 11/9 65 69-0.<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 23<br />
Feuersalam<strong>an</strong>der<br />
finden in dem<br />
Gipskarst ideale<br />
Lebensbedingungen.<br />
Bild unten:<br />
Flechten (hier<br />
Peltigera spec.)<br />
am Grunde eines<br />
tiefen Erdfalles.
AKTION<br />
Suchen Sie mit!<br />
Bald ist es nun soweit:<br />
Am 14. Juni werden Experten,<br />
versierte Laien und einfach<br />
Naturbegeisterte überall im<br />
L<strong>an</strong>d <strong>die</strong> Stiefel schnüren.<br />
Binnen 24 Stunden gilt es möglichst<br />
viele Tier- und Pfl<strong>an</strong>zenarten<br />
zu entdecken. Den Rahmen<br />
bildet der GEO-Tag der Artenvielfalt,<br />
<strong>die</strong>ses Jahr mit dem <strong>BUND</strong> als Partner.<br />
Im Mittelpunkt des Interesses:<br />
das Grüne B<strong>an</strong>d. Doch <strong>BUND</strong>-Gruppen<br />
können bundesweit aktiv werden.<br />
Bereits am Abend vorher werden<br />
<strong>die</strong> Ersten aufbrechen, um nachtaktive<br />
Fledermäuse oder Nachtfalter zu<br />
finden. Gleich nach Sonnenaufg<strong>an</strong>g<br />
laufen d<strong>an</strong>n Vogelkundler und <strong>an</strong>dere<br />
Spezialisten los. Bis zur Abend-<br />
Dassower See<br />
Vogelschutzgebiet internationaler Bedeutung.<br />
Dieser nördlichste Abschnitt<br />
des Grünen B<strong>an</strong>des umfasst Naturschutzgebiete<br />
mit Röhrichten, Niederwäldern<br />
und Auwaldresten sowie Wirtschaftsgrünl<strong>an</strong>d<br />
und Trockenrasen.<br />
Salzwedel<br />
Hier hat <strong>die</strong> »L<strong>an</strong>dgraben-Dumme-Niederung«<br />
in Sachsen-Anhalt Kontakt zu<br />
mehreren Naturschutzgebieten auf<br />
niedersächsischer Seite – ein wertvoller<br />
Lebensraum stark bedrohter Vögel,<br />
Kleinsäuger und Amphibien.<br />
24 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
dämmerung wird <strong>die</strong> gezielte Suche<br />
dauern, nach allem, was da kreucht<br />
und fleucht. Ob auf Inseln, <strong>die</strong> erst<br />
nach dem letzten Mulde-Hochwasser<br />
entst<strong>an</strong>den sind, oder direkt vor<br />
der Haustür, gemeinsam mit einer<br />
Kindergruppe – der Tag der Artenvielfalt<br />
k<strong>an</strong>n <strong>an</strong> vielen Orten und auf<br />
viele Art gefeiert werden: Mit Exkursionen<br />
in <strong>die</strong> Natur, mit der Demonstration<br />
ausgefallener F<strong>an</strong>gmethoden<br />
oder <strong>an</strong>derem mehr. Alle Aktiven<br />
und Gruppen des <strong>BUND</strong> können sich<br />
am 14. Juni direkt beteiligen. Informationen<br />
und Tipps gibt es unter<br />
www.geo.de/ artenvielfalt und bei<br />
Tom Müller, Tel. 0 40/ 37 03-27 32.<br />
Auch am Grünen B<strong>an</strong>d selbst können<br />
Sie sich engagieren: Ob im Rahmen<br />
der Hauptaktion in den Nationalparken<br />
Harz und Hochharz, in den<br />
Großes Bruch<br />
Teil einer einst ausgedehnten Niedermoorl<strong>an</strong>dschaft(Sachsen-Anhalt/Niedersachsen).<br />
Extensiv genutzte Wiesen,<br />
Feuchtgrünl<strong>an</strong>d, Flachmoore und<br />
Erlenbruchwälder bilden ein Refugium<br />
<strong>für</strong> gefährdete Pfl<strong>an</strong>zen und Tiere.<br />
vom <strong>BUND</strong> betreuten fünf Satelliten-<br />
Gebieten oder <strong>an</strong>dernorts am<br />
Grünen B<strong>an</strong>d.<br />
Für <strong>die</strong> Org<strong>an</strong>isation vor Ort sind<br />
Helfer überall sehr willkommen!<br />
Anmelden können Sie sich beim<br />
Projektbüro Grünes B<strong>an</strong>d, Dr. Li<strong>an</strong>a<br />
Geidezis, Tel. 09 11/8 18 78-17, Fax:<br />
/86 95 68, l.geidezis@lfg.bund-naturschutz.de,<br />
www.dasgrueneb<strong>an</strong>d.info<br />
Henneberg bis Schlechtsarter Schweiz<br />
Das trocken-warme Grabfeld (Thüringen/Bayern) zeigt eine Reihe von Magerrasen<br />
auf meist kalk- und basenreichen Böden. Die Gewässer säumen Feuchtgebiete,<br />
Röhrichte, Hochstaudenfluren und stellenweise Mittelwälder.<br />
Unteres Eichsfeld<br />
Von Weilrode bis Freienhagen (Thüringen/Niedersachsen)<br />
ist das Grüne<br />
B<strong>an</strong>d ein bedeutendes Entwicklungsgebiet<br />
mit naturnahen Lebensräumen.<br />
Hier hat auch <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>-Kunstaktion<br />
»WestÖstliches Tor« ihren Platz.
Die ökologische Kfz-Versicherung exklusiv <strong>für</strong> <strong>BUND</strong>mitglieder<br />
<strong>Umwelt</strong>bewusst<br />
fahren und sparen<br />
Bei der RheinL<strong>an</strong>d bekommen Sie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Versicherung Ihres Autos einen<br />
besonders günstigen Preis. Weil Sie als umweltbewusster Mensch umweltfreundlich<br />
und ver<strong>an</strong>twortungsbewusst fahren und so oft wie möglich<br />
auf Ihr Auto verzichten. InhaberInnen einer Jahreskarte <strong>für</strong> den öffentlichen<br />
Personennahverkehr erhalten zusätzliche Nachlässe. Darüber hinaus<br />
werden auch Rabatte wie z.B. <strong>für</strong> Garagenfahrzeuge oder Wenigfahrer<br />
gewährt. Im Schadenfall überzeugt <strong>die</strong> RheinL<strong>an</strong>d Versicherung durch<br />
hervorragenden Service – rund um <strong>die</strong> Uhr. Lassen Sie sich ein unverbindliches<br />
Angebot erstellen – gerne auch zu den <strong>an</strong>deren speziellen Produkten<br />
<strong>für</strong> <strong>BUND</strong>mitglieder – zur <strong>BUND</strong>-Hausrat- (inkl. Fahrrad<strong>die</strong>bstahl),<br />
Privathaftpflicht-, Unfall- und Wohngebäudeversicherung sowie zum<br />
<strong>BUND</strong>um sorglos Schutzbrief.<br />
<strong>BUND</strong>service Natur & <strong>Umwelt</strong> GmbH<br />
Am Köllnischen Park 1 · 10179 Berlin · www.bund.net<br />
Partner des<br />
<strong>BUND</strong>service<br />
Der <strong>BUND</strong>service empfiehlt<br />
<strong>die</strong> RheinL<strong>an</strong>d Versicherungen<br />
besonders, weil sie umweltbewusstes<br />
Verhalten und Fahren<br />
durch günstige Tarife und<br />
Sonderrabatte belohnt.<br />
Abschluss und Beratungs-Service<br />
Tel. 030.27 58 61 44<br />
Fax 030.27 58 61 45<br />
Mo–Fr 9–17.30 Uhr<br />
JA, schicken Sie mir Informationen<br />
zu den günstigen<br />
RheinL<strong>an</strong>d Produkten exklusiv<br />
<strong>für</strong> <strong>BUND</strong>mitglieder:<br />
Name<br />
Vorname<br />
Straße, Hausnummer<br />
PLZ<br />
Wohnort<br />
<strong>BUND</strong>service<br />
Natur & <strong>Umwelt</strong> GmbH<br />
Am Köllnischen Park 1<br />
10179 Berlin
ZUR ZEIT<br />
Rio meets Seattle: »McPl<strong>an</strong>et.com«<br />
<strong>Umwelt</strong> in der Globalisierungsfalle<br />
Ein Kongress von <strong>BUND</strong>, Attac und Greenpeace, in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung und<br />
dem Wuppertal-Institut <strong>für</strong> Klima, <strong>Umwelt</strong>, Energie, 27. – 29. Juni, in der Technischen Universität Berlin.<br />
Mehr Infos unter<br />
www.mcpl<strong>an</strong>et.<br />
com; kostenlose<br />
Faltblätter zum<br />
Weiterverteilen<br />
und Plakate zum<br />
Aufhängen gibt<br />
es in der <strong>BUND</strong>-<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
bei J<strong>an</strong><br />
Kowalzig.<br />
Der Autor<br />
… ist <strong>BUND</strong>-Referent<br />
<strong>für</strong> Internationale<strong>Umwelt</strong>politik,<br />
Tel. 030/<br />
27586-468, j<strong>an</strong>.kowalzig@bund.net.<br />
Wird unser Pl<strong>an</strong>et zum Wegwerfprodukt? Oder:<br />
Wieviel muss der Norden abspecken, damit der<br />
Süden zulegen k<strong>an</strong>n, ohne dass der Pl<strong>an</strong>et aus allen<br />
Nähten platzt? Brauchen wir ökologische St<strong>an</strong>dards <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Rettung des Pl<strong>an</strong>eten, oder schützen sie nur unsere<br />
Märkte und unseren Wohlst<strong>an</strong>d? Wer soll <strong>die</strong> Macht<br />
über Wasser, Energie und genetische Ressourcen<br />
haben? Globale Multis in freiwilliger Selbstregulation?<br />
Internationale Institutionen mit global verbindlichen<br />
Regeln? Oder doch <strong>die</strong> lokale Bevölkerung? Ist Nach-<br />
haltigkeit in Deutschl<strong>an</strong>d ein frommer Wunsch, wenn<br />
bei uns <strong>die</strong> Flüsse sauberer und <strong>die</strong> Wälder grüner werden,<br />
der wachsende Ressourcenhunger der reichen Länder<br />
aber in den Entwicklungsländern zu immer stärkerer<br />
Zerstörung von Natur und <strong>Umwelt</strong> führt?<br />
Fragen genug <strong>für</strong> »McPl<strong>an</strong>et.com«, den Kongress zu<br />
allem, was <strong>an</strong> der Schnittstelle von <strong>Umwelt</strong> und Globalisierung<br />
relev<strong>an</strong>t und sp<strong>an</strong>nend ist. McPl<strong>an</strong>et.com ist<br />
ein Kongress <strong>für</strong> Aktivisten und kritische Geister aus<br />
beiden Bewegungen: <strong>Umwelt</strong>schutz und Globalisierungskritik.<br />
Für den <strong>BUND</strong> sind <strong>die</strong> negativen Folgen<br />
26 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
der Globalisierung, ökologische wie soziale, seit Jahren<br />
ein Thema. »McPl<strong>an</strong>et.com«, vom <strong>BUND</strong> initiiert und<br />
jetzt zusammen mit Attac und Greenpeace org<strong>an</strong>isiert,<br />
ist der konsequente nächste Schritt, um das Thema<br />
verstärkt in <strong>die</strong> öffentliche Diskussion zu bringen.<br />
Der Kongress soll beleuchten, wie wir globale Gerechtigkeit<br />
erreichen können, auf einem begrenzten<br />
Pl<strong>an</strong>eten, der unter Ressourcenraubbau und <strong>Umwelt</strong>zerstörung<br />
leidet – während <strong>die</strong> Unterschiede zwischen<br />
Arm und Reich wachsen statt schrumpfen, sowohl<br />
zwischen als auch innerhalb der Gesellschaften.<br />
Bedeutet Gerechtigkeit, dass <strong>die</strong> Menschen des Südens<br />
ihr Konsumverhalten <strong>an</strong> das des ressourcenhungrigen<br />
Nordens <strong>an</strong>passen, sich also nach einem Entwicklungsmodell<br />
richten, welches zerstörerisch und ungerecht<br />
zugleich ist? Denn der Norden ignoriert <strong>die</strong> ökologischen<br />
Grenzen unseres Pl<strong>an</strong>eten, und nur ein Bruchteil<br />
der Weltbevölkerung profitiert von <strong>die</strong>sem Weg. Der<br />
Kongress soll auch <strong>die</strong> Ungerechtigkeiten des Welth<strong>an</strong>delssystems<br />
bloßstellen, dessen Freih<strong>an</strong>del nicht frei ist<br />
und noch weniger fair. Denn im Sinne der reichen Länder<br />
heißt Freih<strong>an</strong>del: <strong>die</strong> H<strong>an</strong>delsbarrieren der <strong>an</strong>deren<br />
einreißen, aber <strong>die</strong> eigenen Märkte vor billigeren<br />
Importen schützen und <strong>die</strong> eigenen Exporte subventionieren.<br />
Der Kongress will schließlich auch <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />
von Regeln <strong>für</strong> multinationale Konzerne<br />
diskutieren. »Global, verbindlich, einklagbar« – das fordern<br />
<strong>Umwelt</strong>-, Entwicklungs- und Menschenrechtsorg<strong>an</strong>isationen.<br />
Und dagegen kämpfen <strong>die</strong> Unternehmen,<br />
denen bisher keine demokratisch legitimierte<br />
Kontrollinst<strong>an</strong>z gegenübersteht.<br />
Auf sechs großen P<strong>an</strong>els diskutieren wir mit prominenten,<br />
internationalen Gästen. Mehr als ein Dutzend<br />
Foren bieten <strong>die</strong> Möglichkeit, Fragen zur WTO, zum<br />
globalen Kampf um Ressourcen, zur Privatisierung der<br />
»common goods«, zu Lebensstilen und mehr zu vertiefen,<br />
sich auszutauschen und vonein<strong>an</strong>der zu lernen.<br />
Workshops, Seminare und Streitgespräche sowie ein<br />
Markt der Möglichkeiten runden das Programm ab.<br />
Zu McPl<strong>an</strong>et.com erwarten wir mehr als 1000 Besucherinnen<br />
und Besucher. Der Kongress will Kontroversen<br />
aufgreifen, provozieren und, so kurz vor der WTO-<br />
Konferenz in Mexiko, auch mobilisieren. Er ist damit<br />
eine zentrale Ver<strong>an</strong>staltung im Sp<strong>an</strong>nungsfeld von Globalisierung,<br />
Welth<strong>an</strong>del und <strong>Umwelt</strong> – und gerade deswegen<br />
auch besonders interess<strong>an</strong>t <strong>für</strong> <strong>BUND</strong>mitglieder.<br />
Sie sind herzlich eingeladen, <strong>an</strong> <strong>die</strong>sem Großereignis<br />
teilzunehmen. Die Kongressgebühr beträgt 30 bzw.<br />
20 Euro. Anmelden können Sie sich bis zum 16. Juni im<br />
Internet unter: www.mcpl<strong>an</strong>et.com.<br />
J<strong>an</strong> Kowalzig
Interview<br />
Großer Luxus<br />
H<strong>an</strong>na Pötter ist <strong>die</strong> neue Sprecherin der <strong>BUND</strong>jugend<br />
im Vorst<strong>an</strong>d des <strong>BUND</strong>. Die 24-jährige<br />
Berlinerin stu<strong>die</strong>rt <strong>Umwelt</strong>- und Ressourcenm<strong>an</strong>agement.<br />
Mit ihr sprach Severin Zillich.<br />
H<strong>an</strong>na, wie bist Du zur <strong>BUND</strong>jugend gekommen?<br />
Mit 16 wollte ich in der Schülerzeitung etwas über<br />
Dosen schreiben. Der <strong>BUND</strong> konnte mir dazu gutes<br />
Infomaterial schicken, und so bin ich Mitglied geworden.<br />
Später bin ich einmal zu einer Versammlung der<br />
Berliner <strong>BUND</strong>jugend geg<strong>an</strong>gen, um auch praktisch<br />
etwas zu tun. Weil damals gerade Leute gesucht wurden,<br />
kam ich gleich in <strong>die</strong> L<strong>an</strong>desjugendleitung. Und<br />
dort habe ich d<strong>an</strong>n richtig nette Leute kennengelernt.<br />
An wen richtet sich <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>jugend eigentlich?<br />
Mitmachen k<strong>an</strong>n jeder bis 25. Unsere Aktionen leben<br />
davon, dass Jugendliche zusammen Pläne zur Weltverbesserung<br />
aushecken und öffentlich machen. Damit<br />
sprechen wir aber alle Altersgruppen <strong>an</strong>. Gerade war<br />
z.B. eine Aktion zu GATS*, <strong>die</strong> g<strong>an</strong>z allgemein auf eine<br />
– in unseren Augen – problematische Entwicklung aufmerksam<br />
machen wollte. D<strong>an</strong>eben richten sich viele<br />
Aktionen der <strong>BUND</strong>jugend traditionell <strong>an</strong> Kinder.<br />
Wie k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> bei Euch mitmachen?<br />
Vor allem über <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>jugend im jeweiligen Bundesl<strong>an</strong>d.<br />
In Berlin gibt es z.B. den »Juckreiz«, eine <strong>Umwelt</strong>zeitung,<br />
<strong>an</strong> der jeder mitschreiben k<strong>an</strong>n. Dazu kommen<br />
bundesweit Arbeitskreise, <strong>die</strong> inhaltlich diskutieren<br />
und Aktionen machen. Auf Bundesebene gibt es eine<br />
Projektgruppe zum »ökologischen Fußabdruck« und<br />
eine zur Vorbereitung der Jugendumwelttage, <strong>die</strong> sich<br />
<strong>die</strong>ses Jahr um <strong>die</strong> Gentechnik drehen. Bei beiden<br />
<strong>BUND</strong><br />
k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> mitorg<strong>an</strong>isieren und inhaltlich arbeiten. Ein<br />
gutes Angebot ist auch unser <strong>Umwelt</strong>portal »www.econautix.de«,<br />
wo sich Jugendliche über <strong>Umwelt</strong>schutz<br />
informieren, aber auch selbst Texte schreiben können.<br />
Was bedeutet das Amt einer Sprecherin der <strong>BUND</strong>jugend?<br />
Die Bundesjugendleitung besteht aus acht Leuten –<br />
übrigens ein sehr gutes Team gerade –, <strong>die</strong> alle <strong>für</strong> zwei<br />
Jahre Sprecher sind. Wir entscheiden, welche Projekte<br />
wir in nächster Zeit machen wollen und wie sich <strong>die</strong><br />
<strong>BUND</strong>jugend weiterentwickeln soll. Wir alle stecken<br />
auch aktiv in den Projekten drin und gestalten sie mit.<br />
Dabei haben wir eine Super-Unterstützung durch unsere<br />
Bundesgeschäftsstelle in Berlin.<br />
Gibt es etwas, das Dir als Sprecherin der <strong>BUND</strong>jugend<br />
besonders am Herzen liegt?<br />
Ja. G<strong>an</strong>z wichtig ist mir der Kontakt zur <strong>BUND</strong>jugend<br />
vor Ort. Zum Glück haben wir seit 2002 einen Freiwilligen-Koordinator,<br />
der bundesweit unsere Aktivitäten<br />
vernetzt und guckt, was in den Ländern so passiert und<br />
wie wir den Jugendlichen vor Ort helfen können.<br />
Inhaltlich interessiert mich vor allem <strong>die</strong> Gentechnik,<br />
<strong>die</strong> L<strong>an</strong>dwirtschaft, das Klima und moment<strong>an</strong><br />
besonders der Mobilfunk – ein echtes Jugendthema:<br />
Jeder hat heute ein H<strong>an</strong>dy, und gerade weil jeder eines<br />
hat, glaubt m<strong>an</strong> kaum mehr, dass es vielleicht gesundheitsschädlich<br />
ist. Ich finde es wichtig, dass alle wissen,<br />
was sie da in der H<strong>an</strong>d haben und verständliche Infos<br />
bekommen können. Seit kurzem bieten wir deshalb<br />
ein Video** über »Mobilfunk« <strong>an</strong>.<br />
Wie hast Du Deine erste Vorst<strong>an</strong>dssitzung empfunden?<br />
Glaubst Du, im <strong>BUND</strong> etwas bewegen zu können?<br />
Vorher warnten mich alle, dass es schrecklich <strong>an</strong>strengend<br />
würde. Aber ich bin g<strong>an</strong>z optimistisch hingeg<strong>an</strong>gen<br />
– und nicht enttäuscht worden. Ich finde <strong>die</strong> Vorst<strong>an</strong>dsarbeit<br />
konstruktiv und gut vorbereitet – und<br />
überraschend friedlich! Moment<strong>an</strong> lerne ich noch viel,<br />
wie bestimmte Dinge ablaufen, und stelle Fragen. Aber<br />
ich habe schon das Gefühl, ernst genommen zu werden.<br />
Sind Jugendliche heute schwieriger <strong>für</strong> den <strong>Umwelt</strong>schutz<br />
zu gewinnen?<br />
Ich glaube, <strong>die</strong> Entwicklung verläuft in Wellen. Zur Zeit<br />
mögen <strong>an</strong>dere Themen im Vordergrund stehen. Doch<br />
spüren wir ein deutliches Interesse etwa <strong>für</strong> Fragen zu<br />
Wirtschaft, Globalisierung und Friedenspolitik. Wir wollen<br />
es Jugendlichen leicht machen, bei uns einzusteigen<br />
und sich – auch nur kurzfristig – zu engagieren. Sie können<br />
hier ihre Ideen umsetzen. Wir helfen ihnen dabei.<br />
Ich finde es auch nicht sinnvoll, immer alle <strong>an</strong>sprechen<br />
zu wollen. Die <strong>BUND</strong>jugend sollte vor allem denen<br />
was bieten, <strong>die</strong> Interesse haben und sich engagieren<br />
wollen. Jugendliche mit Ideen finden bei uns wirklich<br />
gute Voraussetzungen: Viele unserer Projekte – darunter<br />
auch econautix – sind als Steckenpferde Einzelner<br />
entst<strong>an</strong>den. Eigene Ideen mit <strong>an</strong>deren auszutüfteln<br />
und umzusetzen, das ist echt toll. Das habe ich in<br />
der <strong>BUND</strong>jugend immer als großen Luxus empfunden.<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 27<br />
* GATS<br />
Abkommen der<br />
Welth<strong>an</strong>delsorg<strong>an</strong>isation<br />
WTO zur<br />
Liberalisierung des<br />
Dienstleistungssektors<br />
(siehe S.36).<br />
** Video<br />
Als Video und DVD<br />
<strong>für</strong> jeweils 5 Euro<br />
zzgl. Porto erhältlich<br />
bei der <strong>BUND</strong>jugend,<br />
Am Köllnischen<br />
Park 1a,<br />
10179 B, Tel. 030/<br />
27586-50, Fax -55
ZUR ZEIT<br />
Burg Lenzen<br />
Die malerische<br />
Barock<strong>an</strong>lage<br />
thront auf einem<br />
slawischen Burgwall,<br />
umgeben<br />
von der naturnahen<br />
Elbtalaue.<br />
<strong>BUND</strong>-Burg Lenzen <strong>an</strong> der Elbe<br />
Mensch und Strom<br />
Die Br<strong>an</strong>denburger Elbtalaue ist derzeit – da <strong>die</strong> Vögel zu brüten<br />
begonnen haben – ein besonders reizvolles Ausflugsziel. Doch<br />
lohnt ein Besuch der Burg Lenzen ab sofort zu jeder Jahreszeit:<br />
Eine neue Ausstellung zeigt <strong>die</strong> Natur- und Kulturgeschichte<br />
einer sp<strong>an</strong>nungsvollen Region.<br />
Wildgänse und nordische Schwäne rasten hier<br />
während des Frühlings und Herbstes in Scharen.<br />
Fisch- und Seeadler kreisen über der Elbtalaue,<br />
und <strong>an</strong> schönen Sommerabenden singen im Park von<br />
Burg Lenzen <strong>die</strong> Nachtigallen. Eine Reise <strong>an</strong> <strong>die</strong> Elbe, in<br />
das Herz der br<strong>an</strong>denburgischen Elbtalaue, lohnt sich<br />
zu jeder Jahreszeit. Seit <strong>die</strong>sem Frühjahr ist <strong>die</strong>se<br />
beliebte Urlaubsregion um eine Attraktion reicher:<br />
Anf<strong>an</strong>g Mai eröffnete <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>-Burg in Lenzen ihre<br />
Pforten mit der Elbe-Ausstellung »Mensch und Strom«.<br />
28 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
<strong>BUND</strong> (2)<br />
Bevor Besucher im 28 Meter hohen mittelalterlichen<br />
Wehrturm durch <strong>die</strong> Ausstellung Schritt <strong>für</strong> Schritt bis<br />
in <strong>die</strong> luftige Kuppel gel<strong>an</strong>gen, erwartet sie im renovierten<br />
Lenzener Heimatmuseum eine Zeitreise in <strong>die</strong><br />
bewegte Verg<strong>an</strong>genheit des Grenzortes <strong>an</strong> der Elbe.<br />
Die Ausstellung »Mensch und Strom« präsentiert <strong>die</strong><br />
vielfältigen Aspekte der regionalen Natur- und Kulturgeschichte.<br />
Sie dokumentiert <strong>die</strong> Entwicklung der Lenzener<br />
Elbtalaue seit der Slawenzeit und gibt einen Ausblick<br />
auf ihre künftige Gestalt. Alle Sinne sind hier<br />
<strong>an</strong>gesprochen: Luftbilder und historische Karten vermitteln<br />
<strong>die</strong> Dynamik des l<strong>an</strong>dschaftsprägenden Elementes<br />
Wasser – vor und nach dem Eingriff des Menschen.<br />
An einem wasserdurchfluteten Modell können<br />
<strong>die</strong> L<strong>an</strong>dschaftsveränderungen plastisch nachempfunden<br />
werden. Und ein »Blaues B<strong>an</strong>d« aus berührungsempfindlichen<br />
Monitoren illustriert im Themenschwerpunkt<br />
Biosphärenreservat <strong>die</strong> Aufgaben und<br />
Ziele des Schutzgebietes. Dem Jahrhunderthochwasser<br />
vom August 2002 ist ein eigener Ausstellungsbereich<br />
gewidmet. Eine besondere Attraktion – nicht nur <strong>für</strong><br />
Kinder – ist der multimediale »Flug auf dem Reiher« in<br />
der Turmkuppel: Auf einem holzmodellierten Reiher<br />
erleben <strong>die</strong> Besucher <strong>die</strong> Elbtalaue zu verschiedenen<br />
Jahreszeiten aus der Vogelperspektive.<br />
Wer beim Blick vom Turm Lust bekommen hat, Lenzen<br />
und Umgebung zu erkunden, k<strong>an</strong>n <strong>die</strong>s besonders<br />
gut mit dem Fahrrad tun. Flussaufwärts auf dem Elbdeich<br />
bis nach Lütkenwisch führt ein l<strong>an</strong>dschaftlich<br />
reizvoller Radweg, vorbei <strong>an</strong> einem Vogelbeobachtungsturm<br />
der Naturwacht und dem »Bösen Ort«. An<br />
<strong>die</strong>ser bei Binnenschiffern berüchtigten Stelle macht<br />
<strong>die</strong> Elbe einen scharfen, fast rechtwinkligen Bogen. Die<br />
Fluten des letzten Hochwassers prallten hier mit voller<br />
Wucht auf den Deich.<br />
Ein Naturschutzgroßprojekt wird <strong>die</strong>sen kritischen<br />
Deichabschnitt nun endlich entschärfen und neuen<br />
Überflutungsraum schaffen. Mehr als 400 Hektar Auwald<br />
und <strong>an</strong>dere Lebensräume, <strong>die</strong> früher <strong>die</strong> natürlichen<br />
Flussauen prägten, sollen hier mit Unterstützung<br />
des <strong>BUND</strong> wiederentstehen. Nicht nur Biber,<br />
Fischotter, Wachtelkönig und Wasserralle profitieren<br />
davon. Auch interessierte Besucher können <strong>die</strong> Entwicklung<br />
»zurück zur Natur« miterleben. Ein gepl<strong>an</strong>ter<br />
Lehrpfad soll <strong>die</strong> besondere Bedeutung der europaweit<br />
bedrohten Auwälder zeigen. So bleiben Burg Lenzen<br />
und <strong>die</strong> Elbtalauen mit Sicherheit auch in Zukunft ein<br />
lohnenswertes Ziel.<br />
Robert Exner<br />
…betreut <strong>die</strong> Öffentlichkeitsarbeit des <strong>BUND</strong> Niedersachsen.<br />
Kombinierte Informationen zu <strong>Umwelt</strong> und Tourismus<br />
gibt es – in Kooperation mit der Naturwacht Br<strong>an</strong>denburg<br />
– im Foyer des Burgmuseums. Geöffnet ist es täglich<br />
von 10 bis 18 Uhr. Angeboten werden auch naturkundliche<br />
Exkursionen sowie Kunst- und Kulturver<strong>an</strong>staltungen.<br />
Kontakt: Burg Lenzen, Tel. 038792/1221, Fax:<br />
/80673, burg-lenzen@t-online.de
Weltbevölkerung – quo vadis?<br />
Kinderreich, aber ressourcenarm?<br />
»Keines der auf dem Erdgipfel 1992 diskutierten Probleme wäre wirklich schwerwiegend, wenn auf der Welt<br />
nur 500 Millionen Menschen mit Nahrung, Kleidung und einem Zuhause versorgt werden müssten.«<br />
Dieser Hinweis von Ernst-Ulrich von Weizsäcker hat<br />
einen realen Hintergrund: Nie zuvor lebten so<br />
viele Menschen auf dem Pl<strong>an</strong>eten, nie zuvor war der<br />
Verbrauch <strong>an</strong> Wasser, Rohstoffen und Energie so hoch<br />
wie heute. In den letzten 40 Jahren hat sich <strong>die</strong> Weltbevölkerung<br />
verdoppelt, auf heute 6,3 Mrd. Menschen.<br />
Die UN gehen davon aus, dass <strong>die</strong> Menschheit bis 2050<br />
auf rund 9 Mrd. wachsen wird. Jedes Jahr kommen 77<br />
Mio. hinzu, etwa <strong>die</strong> Einwohnerzahl Deutschl<strong>an</strong>ds.<br />
Insgesamt zeichnet sich zwar eine allmähliche Verl<strong>an</strong>gsamung<br />
des globalen Wachstums ab. Doch ist der<br />
Zuwachs gerade in den ärmsten Ländern immer noch<br />
sehr hoch. In Äthiopien etwa, wo schon heute zumindest<br />
zeitweise Wasser und Nahrung fehlen, wird sich <strong>die</strong> Bevölkerung<br />
in den nächsten 50 Jahren fast verdreifachen.<br />
Immer mehr Menschen brauchen immer mehr Nahrung,<br />
Wasser, Brennholz und Energie. Die Frage, wie<br />
viele Menschen der Pl<strong>an</strong>et verkraftet, ist bis heute nicht<br />
be<strong>an</strong>twortet. Zu groß ist das Potenzial, das entstünde,<br />
wenn mit begrenzten Ressourcen nachhaltig verfahren<br />
würde. Doch k<strong>an</strong>n eine hum<strong>an</strong>itäre Verl<strong>an</strong>gsamung des<br />
Bevölkerungswachstums gerade armen Ländern Zeit<br />
geben, gravierende <strong>Umwelt</strong>- und Versorgungsprobleme<br />
zu lösen, <strong>die</strong> das Wachstum sonst noch verschärfte.<br />
Das Beispiel Wasser zeigt, wie stark sich der demographische<br />
Faktor auf <strong>die</strong> Verfügbarkeit einer Ressource<br />
auswirkt, <strong>die</strong> zwar als erneuerbar gilt, aber begrenzt<br />
und sensibel ist. Und es macht deutlich, dass das Bevölkerungswachstum<br />
keine singuläre Ursache <strong>für</strong> das Ressourcenproblem<br />
ist, sondern ein Faktor von mehreren.<br />
Schon heute ist <strong>für</strong> fast eine halbe Mrd. Menschen<br />
Wasser chronisch oder zumindest zeitweise knapp. Um<br />
Anzeige<br />
2050 könnten bis zu 7 Mrd. Menschen in 60 Ländern<br />
unter Wasserm<strong>an</strong>gel leiden, so eine UN-Stu<strong>die</strong>. Da<strong>für</strong><br />
seien drei Faktoren hauptver<strong>an</strong>twortlich: Bevölkerungswachstum,<br />
Verschmutzung und Klimaw<strong>an</strong>del.<br />
Wasserarmen Entwicklungsländern fällt es besonders<br />
schwer, mit Technik dem M<strong>an</strong>gel zu begegnen.<br />
Dies betrifft vor allem <strong>die</strong> Verschmutzung von Wasser –<br />
speziell in städtischen Ballungsgebieten Afrikas, Asiens<br />
und Lateinamerikas, wo <strong>die</strong> Versorgung mit sauberem<br />
Trinkwasser und s<strong>an</strong>itären Einrichtungen oft katastrophal<br />
ist. Wie sich der Klimaw<strong>an</strong>del auf <strong>die</strong> Wassersituation<br />
<strong>die</strong>ser Länder auswirken wird, lässt sich nur ahnen.<br />
Mit einer Verl<strong>an</strong>gsamung des Bevölkerungswachstums<br />
könnten <strong>die</strong>se Länder Zeit gewinnen, um ihre<br />
<strong>Umwelt</strong>- und Ressourcenprobleme zu lösen. Öffentliche<br />
Mittel, <strong>die</strong> sonst <strong>für</strong> <strong>die</strong> Versorgung von immer<br />
mehr Menschen mit Bildung, Gesundheits<strong>die</strong>nsten<br />
und Nahrung aufgebracht werden müssten, könnten<br />
so in <strong>die</strong> Armutsbekämpfung, <strong>die</strong> Verbesserung der<br />
Infrastruktur oder Wasserversorgung investiert werden.<br />
Es geht dabei nicht um Quotenerfüllung oder Geburtenkontrolle.<br />
Auf der Weltbevölkerungskonferenz 1994<br />
in Kairo hat <strong>die</strong> internationale Gemeinschaft <strong>die</strong> Freiwilligkeit<br />
bei der Familienpl<strong>an</strong>ung und das Recht auf<br />
sexuelle Selbstbestimmung in den Mittelpunkt der<br />
Bevölkerungspolitik gerückt. In vielen Ländern aber<br />
gibt es zu wenig Verhütungsmittel. Etwa 350 Mio. Paare<br />
wollen verhüten, können es aber nicht – rund 80 Mio.<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaften pro Jahr kommen ungewollt oder<br />
ungepl<strong>an</strong>t zust<strong>an</strong>de. Allein <strong>die</strong>sen Bedarf zu decken,<br />
würde viel Leid verhindern und zugleich positiv auf <strong>die</strong><br />
Bevölkerungsentwicklung wirken. Stef<strong>an</strong>ie Ettelt<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 29<br />
Die Autorin<br />
Stef<strong>an</strong>ie Ettelt ist<br />
Mitarbeiterin der<br />
Deutschen StiftungWeltbevölkerung<br />
und Co-Autorin<br />
der <strong>BUND</strong>-<br />
Publikation<br />
»Wegweiser <strong>für</strong> ein<br />
zukunftsfähiges<br />
Deutschl<strong>an</strong>d«.
ARBEITSKREIS<br />
Die neue Chemikalienverordnung<br />
der EU soll gefährliche<br />
Stoffe<br />
künftig besser in<br />
den Griff kriegen.<br />
Die Autoren<br />
Prof. Dr. Uwe<br />
Schneidewind ist<br />
der Sprecher des<br />
AK UTox; Patricia<br />
Cameron betreut<br />
<strong>für</strong> den <strong>BUND</strong> das<br />
Projekt »Sichere<br />
Chemikalien –<br />
eine Kampagne<br />
zur Reform der<br />
EU-Chemikalienpolitik«.<br />
Der <strong>BUND</strong>-Arbeitskreis <strong>Umwelt</strong>chemikalien/Toxikologie<br />
Für eine bessere Vorsorge<br />
Das fachpolitische Herz des <strong>BUND</strong> schlägt in seinen Arbeitskreisen. Wer aktiv <strong>an</strong> der Meinungsbildung<br />
des <strong>BUND</strong> mitwirken will, findet hier <strong>für</strong> jedes Interesse eine fachliche Heimat. Der Arbeitskreis<br />
»<strong>Umwelt</strong>chemikalien/Toxikologie« (UTox) entwickelt Strategien <strong>für</strong> einen effektiven Schutz von <strong>Umwelt</strong><br />
und Gesundheit vor gefährlichen Chemikalien und beteiligt sich <strong>an</strong> der Gestaltung von Gesetzen.<br />
Er steht im Dialog mit der Industrie und trägt chemiepolitische Debatten in <strong>die</strong> Öffentlichkeit.<br />
Vom »Schadstoff des Monats« zur Produktkette<br />
PBC, Dioxin, Bhopal, Seveso – <strong>die</strong>se Begriffe haben <strong>die</strong><br />
chemiepolitische Debatte bis in <strong>die</strong> 80er Jahre geprägt.<br />
Trotz neuer Gesetze und eines besseren <strong>Umwelt</strong>m<strong>an</strong>agements<br />
in der Industrie: Die Gefahr durch Chemikalien<br />
ist nicht geb<strong>an</strong>nt, sondern heute nur weniger sichtbar:<br />
Schadstoffe gel<strong>an</strong>gen noch immer in großen Mengen<br />
in <strong>die</strong> Ökosysteme, besonders über ihre weit verbreitete<br />
Verwendung in Konsumprodukten. Viele rei-<br />
chern sich in Org<strong>an</strong>ismen <strong>an</strong> – mit diversen schädlichen<br />
Auswirkungen, <strong>die</strong> wegen der Komplexität des Systems<br />
wissenschaftlich häufig nicht mehr zu erfassen sind.<br />
Wer effektive Lösungen finden will, muss sich heute<br />
mit der gesamten Produktkette ausein<strong>an</strong>dersetzen.<br />
Gesetzgebung mitgestalten …<br />
Gesetze werden heute zunehmend auf europäischer<br />
Ebene gemacht. Der Arbeitskreis »UTox« beteiligt sich<br />
mit fachlichen Stellungnahmen und trägt <strong>die</strong> Diskussion<br />
in <strong>die</strong> Öffentlichkeit – in enger Kooperation mit<br />
dem Koordinationsbüro der europäischen <strong>Umwelt</strong>verbände<br />
(EEB) in Brüssel und unseren »Friends-of-the-<br />
Earth«-Partnern in <strong>an</strong>deren Ländern. Für einzelne<br />
Bereiche, wie den Kunststoff- oder Textil-Sektor, erarbeiten<br />
wir auch eigenständige Positionen. Die Diskussion<br />
um <strong>die</strong> Chlorchemie in den 90er Jahren gestaltete<br />
der Arbeitskreis entscheidend mit. Und mehrere AK-<br />
Mitglieder haben <strong>an</strong> der stoffpolitischen Enquete-<br />
Kommission des deutschen Bundestages mitgewirkt.<br />
30 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
UNEP<br />
… und <strong>die</strong> Industrie einbeziehen<br />
Der Staat alleine k<strong>an</strong>n keinen effektiven Schutz vor<br />
gefährlichen Chemikalien gewährleisten: Stoffströme<br />
sind global und komplex, <strong>die</strong> Gesetzgebung stößt<br />
schnell <strong>an</strong> ihre Grenzen und dauert zu l<strong>an</strong>ge, Vollzugsbehörden<br />
sind überfordert. Daher arbeitet der Arbeitskreis<br />
eng mit innovativen Weiterverarbeitern von Chemikalien<br />
zusammen, um direkt auf <strong>die</strong> internationalen<br />
Wertschöpfungsketten einzuwirken. Federführend umgesetzt<br />
wurde <strong>die</strong>s in den letzten Jahren <strong>für</strong> Textilien.<br />
Interdisziplinäre Experten<br />
Für seine Aufgaben k<strong>an</strong>n der Arbeitskreis auf ein breites<br />
Netzwerk von Experten zurückgreifen. Dazu zählen<br />
Chemiker, Biologen, Toxikologen, Betriebswirte, Ingenieure,<br />
Juristen und Journalisten sowie engagierte<br />
<strong>BUND</strong>-Mitglieder, <strong>die</strong> sich beispielsweise als Ehrenamtliche<br />
im Rahmen von Genehmigungsverfahren ein<br />
umfassendes Wissen <strong>an</strong>geeignet haben. Durch ihre<br />
Tätigkeit in Universitäten, Behörden und Unternehmen<br />
können zahlreiche Informationen und Kontakte<br />
einbezogen werden. So haben etwa Henning Friege,<br />
Karl-Otto Henseling und Fr<strong>an</strong>k Claus <strong>die</strong> chemiepolitische<br />
Debatte in Deutschl<strong>an</strong>d seit 1980 entscheidend<br />
mitgeprägt.<br />
Vorsorge und internationale Vernetzung<br />
Zur Zeit wird <strong>an</strong> einer neuen, vorsorgenden EU-Chemikalienverordnung<br />
gearbeitet, mit der alle Subst<strong>an</strong>zen<br />
vor ihrer Markteinführung registriert und bewertet<br />
werden sollen. Gefährliche Chemikalien sind d<strong>an</strong>n nur<br />
noch <strong>für</strong> eingeschränkte Anwendungen zugelassen.<br />
2003 und 2004 wird der AK UTox in einem vom<br />
Bundesumweltministerium geförderten Projekt – und<br />
zusammen mit <strong>an</strong>deren <strong>Umwelt</strong>-, Verbraucher- und<br />
Tierschutzverbänden – <strong>die</strong>se Reform aktiv vor<strong>an</strong>treiben.<br />
Wir werden <strong>die</strong> Ausarbeitung des Gesetzestextes, den<br />
Dialog mit der Industrie und <strong>die</strong> Information der<br />
Öffentlichkeit intensiv begleitet.<br />
Um <strong>die</strong> Vernetzung, auch international, auf noch bessere<br />
Beine zu stellen, wird der Arbeitskreis ab Sommer<br />
2003 eine interaktive Internetplattform betreiben.<br />
Über <strong>die</strong>se können d<strong>an</strong>n Dokumente, Positionen und<br />
Wissen ausgetauscht, gemeinsame Positionen entwickelt<br />
und <strong>die</strong> Zusammenarbeit noch effektiver gestaltet<br />
werden.<br />
Uwe Schneidewind,<br />
Patricia Cameron
Klage erhoben<br />
Windpark bedroht Meere<br />
Die beiden großen deutschen<br />
<strong>Umwelt</strong>verbände, <strong>BUND</strong> und<br />
Nabu, haben Klage gegen den gepl<strong>an</strong>ten<br />
Offshore-Windpark Buten<strong>die</strong>k<br />
erhoben. 30 Kilometer westlich<br />
von Sylt soll auf offenem Meer eine<br />
Anlage mit 80 Windrädern entstehen.<br />
Die Windräder haben eine<br />
Nabenhöhe von 80 Metern und eine<br />
Leistung von je 3 Megawatt. Der<br />
Windpark wird – einschließlich der<br />
unmittelbaren Einflusszone – etwa<br />
42 Quadratkilometer bedecken.<br />
Grundsätzlich begrüßt der <strong>BUND</strong><br />
den Ausbau der Windenergie. Gerade<br />
»offshore«, also fernab der Küsten,<br />
schlummert ein gewaltiges<br />
Potenzial <strong>für</strong> <strong>die</strong> Nutzung der Windkraft.<br />
Doch Buten<strong>die</strong>k ist der falsche<br />
St<strong>an</strong>dort: Der künftige Windpark<br />
läge inmitten eines wichtigen Vogelschutzgebietes.<br />
Hier überwintert<br />
alljährlich eine große Anzahl von<br />
Pracht- und Sterntauchern aus dem<br />
Norden, und hier ziehen Schweinswale<br />
ihre Jungen auf. Das Bundesamt<br />
<strong>für</strong> Naturschutz hat deshalb<br />
vorgeschlagen, einen Großteil der<br />
Region als Schutzfläche gemäß der<br />
Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie auszuweisen.<br />
Doch Bundesumweltminister<br />
Trittin hat frühzeitig »grünes Licht«<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Pläne gegeben. Das ist umso<br />
unverständlicher, als Buten<strong>die</strong>k ein<br />
Pilotprojekt ist, das Pate stehen wird<br />
bei der Projektierung weiterer zehn<br />
Offshore-Windparks. Wer hier von<br />
Beginn <strong>an</strong> den Naturschutz ignoriert,<br />
riskiert berechtigte Proteste<br />
und schadet der »Sache« – nämlich<br />
der Förderung erneuerbarer Energien.<br />
Der <strong>BUND</strong> ist zuversichtlich,<br />
dass seine Argumente gegen Buten<strong>die</strong>k<br />
auch <strong>die</strong> Gerichte überzeugen<br />
werden.<br />
Bundesverkehrswegepl<strong>an</strong><br />
Nachbesserung dringend nötig<br />
Unvereinbar mit den Anforderungen<br />
einer ökologischen Verkehrspolitik<br />
ist der von Bundesverkehrsminister<br />
Stolpe vorgelegte Entwurf<br />
des neuen Bundesverkehrswegepl<strong>an</strong>es.<br />
Dieser sieht bis zum<br />
Jahr 2015 Investitionen von knapp<br />
150 Mrd. Euro <strong>für</strong> den Erhalt sowie<br />
den Neu- und Ausbau von etwa 800<br />
Straßen, 47 Schienenstrecken und<br />
24 Wasserstraßen vor. Besonders der<br />
gepl<strong>an</strong>te Anstieg der Straßenbauinvestitionen<br />
auf ein neues Rekordniveau<br />
von über 5,2 Mrd. Euro pro<br />
Jahr konterkariert <strong>die</strong> Ansätze einer<br />
nachhaltigen Mobilitätspolitik.<br />
Positiv ist dagegen <strong>die</strong> Erhöhung<br />
der Investitionen <strong>für</strong> <strong>die</strong> jahrzehntel<strong>an</strong>g<br />
vernachlässigte S<strong>an</strong>ierung<br />
bestehender Verkehrswege.<br />
Davon profitiert vor allem das<br />
Schienennetz, das <strong>für</strong> jährlich 2,5<br />
Mrd. Euro s<strong>an</strong>iert werden soll. Um<br />
<strong>die</strong> Schiene zum Rückgrat eines<br />
umweltgerechten Mobilitätssystems<br />
auszubauen, reichen jedoch <strong>die</strong><br />
gepl<strong>an</strong>ten Mittel nicht aus. Im Wasserstraßenbereich<br />
fehlt dem Verkehrsminister<br />
noch ein Konzept <strong>für</strong><br />
den naturschonenden Umg<strong>an</strong>g mit<br />
Flüssen. Trotz gekürzter Ausgaben<br />
hält das Verkehrsministerium weiter<br />
<strong>an</strong> unsinnigen und naturzerstörenden<br />
Flussbauprojekten fest. Der<br />
<strong>BUND</strong> fordert daher, den Pl<strong>an</strong> bis<br />
zum Beschluss der Bundesregierung<br />
im Juni/Juli deutlich nachzubessern.<br />
Stellungnahmen und Infos des <strong>BUND</strong><br />
zum Bundesverkehrswegepl<strong>an</strong> finden<br />
Sie unter www. bvwp.de. Dort<br />
können <strong>Umwelt</strong>gruppen und Bürgerinitiativen<br />
zudem <strong>die</strong> gepl<strong>an</strong>ten<br />
Verkehrsprojekte bewerten.<br />
Leserumfrage<br />
D<strong>an</strong>keschön!<br />
Der Zuspruch zum neuen Layout<br />
des <strong>BUND</strong>magazins war einhellig.<br />
Doch schon <strong>die</strong> Vorlieben <strong>für</strong><br />
bestimmte Rubriken gingen weit<br />
ausein<strong>an</strong>der. Aber so ist das wohl:<br />
Wer viele fragt, bekommt auch viele<br />
Antworten… Und da<strong>für</strong> sagen wir<br />
erst einmal ein herzliches D<strong>an</strong>keschön!<br />
Fast 3000 Leserinnen und<br />
Leser haben bis 31. März unseren<br />
Fragebogen ausgefüllt und zurückgesendet.<br />
Bei zehn von Ihnen konnten<br />
wir uns – stellvertretend <strong>für</strong> alle<br />
Einsender – mit je zwei Flaschen<br />
Öko-Wein direkt bed<strong>an</strong>ken. In den<br />
nächsten Wochen werden wir <strong>die</strong><br />
Fragebögen genau auswerten. Wir<br />
sind gesp<strong>an</strong>nt darauf zu erfahren,<br />
wie Sie, <strong>die</strong> Mitglieder des <strong>BUND</strong>,<br />
sich ihre Verb<strong>an</strong>dszeitschrift wünschen.<br />
Über <strong>die</strong> Ergebnisse werden<br />
wir im nächsten <strong>BUND</strong>magazin<br />
ausführlich berichten.<br />
Hilfe <strong>für</strong> das Grüne B<strong>an</strong>d<br />
Erd-Menschen<br />
Erd-Menschen heißen <strong>die</strong> neuen<br />
Skulpturen des Dortmunder<br />
Bildhauers Bernd Moenikes. Nach<br />
den<br />
»Fliehenden Bäumen« und den<br />
»Vogelmenschen«, <strong>die</strong> insgesamt<br />
über 20000 Euro <strong>für</strong> den <strong>BUND</strong> einbrachten,<br />
ist <strong>die</strong> neue Skulptur dem<br />
<strong>BUND</strong>projekt »Das Grüne B<strong>an</strong>d«<br />
gewidmet. Moenikes hat <strong>die</strong> Skulpturen<br />
aus Eichenstämmen gearbeitet.<br />
Sie sind etwa einen Meter hoch<br />
und können draußen wie drinnen<br />
aufgestellt werden. Ein »Erd-<br />
Mensch« kostet 300 Euro (+ Vers<strong>an</strong>d),<br />
150 davon gehen <strong>an</strong> das<br />
Grüne B<strong>an</strong>d.<br />
B. Moenikes<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 31<br />
AKTIV<br />
Buten<strong>die</strong>k<br />
<strong>BUND</strong> Schleswig-<br />
Holstein, Tel.<br />
0431/66060-0,<br />
Fax: -33, bund-sh<br />
@bund.net, www.<br />
bund-sh.de<br />
Erd-Menschen<br />
Bezug: Bernd Moenikes,<br />
Ulmenstr. 9,<br />
44289 Dortmund,<br />
Tel. 02304/43548,<br />
Fax: /957388,<br />
bernd.moenikes@<br />
t-online.de, www.<br />
bernd-moenikes.de
AKTIV<br />
Legate<br />
Auskunft über<br />
Legate <strong>für</strong> den<br />
<strong>BUND</strong> bei Matthias<br />
Jach, Bundesgeschäftsstelle,<br />
Tel.<br />
030/27586-474,<br />
matthias.jach@<br />
bund.net<br />
Programme zu<br />
den <strong>BUND</strong>-Reisen<br />
2003: www.bundreisen.de,<br />
info@<br />
bund-reisen.de<br />
oder Tel. 09123/<br />
99957-10<br />
Mitgliederbefragung<br />
Was uns bewegt<br />
Der <strong>BUND</strong> möchte Service und<br />
Betreuung <strong>für</strong> seine Mitglieder<br />
und Spender in den kommenden<br />
Jahren stetig verbessern. Natürlich<br />
nicht, ohne vorher nach<br />
Ihren Wünschen und Bedürfnissen,<br />
nach Ihrer Kritik und Ihren<br />
Anregungen zu fragen. Ein von<br />
uns beauftragtes Institut wird<br />
sich schriftlich und d<strong>an</strong>n telefonisch<br />
mit einer Stichprobe von<br />
Mitgliedern und Spendern in<br />
Verbindung setzen. Sie werden<br />
ausführlich informiert und –<br />
falls Sie einverst<strong>an</strong>den sind –<br />
zu einem persönlichen Gespräch<br />
in Ihrer Nähe eingeladen.<br />
Für Ihr Interesse, Ihre Zeit und<br />
Ihre Bereitschaft, <strong>an</strong> der Befragung<br />
teilzunehmen, bed<strong>an</strong>ken<br />
wir uns vorab sehr herzlich –<br />
und zusätzlich mit einem<br />
D<strong>an</strong>keschön-Geschenk sowie<br />
einer Aufw<strong>an</strong>dsentschädigung.<br />
Antje Welp, Tel. 0 30/2 75 86-4 93,<br />
<strong>an</strong>tje.welp@bund.net<br />
Was, w<strong>an</strong>n, wo?<br />
Unsere Terminübersicht finden Sie wöchentlich aktualisiert<br />
unter »www.bund.net?aktuell.htm«. Hier<br />
können Sie sich ausführlich über wichtige Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
aus <strong>Umwelt</strong>- und Naturschutz informieren.<br />
Bitte melden Sie Ihre Termine <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>-Internet-<br />
<strong>Redaktion</strong>, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Fax:<br />
0 30/2 75 86-4 40, friederike. otto@bund.net<br />
Anzeige<br />
Best.-Nr. 10.408<br />
Viele Tipps zum kleinen Preis von 2,20 e<br />
pro Heft zu bestellen beim <strong>BUND</strong>laden.<br />
Einfach <strong>an</strong>rufen oder mailen.<br />
32 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
Legate<br />
Die Schwabstedter Eichen<br />
Der <strong>BUND</strong> pfl<strong>an</strong>zt <strong>für</strong> jeden Erblasser<br />
drei Bäume. So entst<strong>an</strong>d<br />
auf einem Geestrücken in Schwabstedt<br />
(Nordfriesl<strong>an</strong>d) jüngst eine<br />
Reihe von 16 ökologisch gezogenen,<br />
etwa sechs Meter hohen Eichen.<br />
Diese wurzeln oberhalb der Treene,<br />
einem naturbelassenen Flüsschen,<br />
das noch in Mä<strong>an</strong>dern fließt und<br />
dem Fischotter eine Heimat bietet.<br />
In <strong>die</strong>ser Idylle stehen <strong>die</strong> Eichen<br />
nun in Erinnerung <strong>an</strong> <strong>die</strong>jenigen,<br />
<strong>die</strong> noch zu Lebzeiten beschlossen,<br />
ihr Vermögen oder einen Teil davon<br />
dem <strong>BUND</strong> zu vererben.<br />
Bäume sind im Christentum<br />
Symbole <strong>für</strong> das Leben. Sie stehen<br />
<strong>BUND</strong>-Reisen im Trend<br />
2003 gut gebucht<br />
Das <strong>BUND</strong>-Reise<strong>an</strong>gebot ist 2003<br />
– entgegen dem allgemeinen<br />
Trend in der Br<strong>an</strong>che – sehr gefragt.<br />
Schon Ende März lagen 25% mehr<br />
Buchungen <strong>für</strong> Reisen in europäische<br />
und asiatische Nationalparke<br />
vor als im gesamten Vorjahr.<br />
Neben Entdeckungsreisen <strong>an</strong> <strong>die</strong><br />
Donau, nach Berchtesgaden, Rügen<br />
oder in <strong>die</strong> Sächsische Schweiz stehen<br />
Fahrten mit der Tr<strong>an</strong>ssibirischen<br />
Eisenbahn zum Baikalsee sowie<br />
nach Rumänien ins Donaudelta.<br />
Die <strong>BUND</strong>-Klassiker – neu aufgelegt.<br />
Best.-Nr. 10.407 Best.-Nr. 10.405<br />
Best.-Nr. 10.404 Best.-Nr. 10.401<br />
_ Bestelltelefon<br />
(0 30) 2 75 86-480<br />
bundladen@bund.net · Mit Ihrer Bestellung unterstützen Sie <strong>die</strong> Arbeit des <strong>BUND</strong>.<br />
Best.-Nr. 10.406<br />
<strong>für</strong> Kraft und Stolz, Harmonie und<br />
Natürlichkeit. Und sie bleiben als<br />
Erinnerung <strong>für</strong> eine l<strong>an</strong>ge Zeit,<br />
indem sie den einzelnen Menschen<br />
über viele Generationen überdauern.<br />
Die Eichen von Schwabstedt<br />
sind weithin sichtbar, ein Gar<strong>an</strong>t <strong>für</strong><br />
den Fortbest<strong>an</strong>d des Lebens auch<br />
über den Tod hinaus. Oberhalb liegt<br />
ein Steingrab aus alten Zeiten. In<br />
seiner Verlängerung ist <strong>die</strong> Eichenreihe<br />
ausgerichtet auf den Glockenturm<br />
der Schwabstedter Kirche, ein<br />
Symbol des Lebens und der Hoffnung<br />
auf eine zukunftsfähige Welt<br />
von morgen.<br />
Reinhard v. Gehren<br />
Erstmals im<br />
Angebot:<br />
eine russische<br />
Erlebnistour<br />
über St.Petersburg<br />
zum Ladogasee<br />
nahe der finnischen Grenze.<br />
Neu sind auch <strong>die</strong> ökologischen<br />
Klassenfahrten. Besonders gefragt<br />
sind hier Wattenmeer, Bayerischer<br />
Wald und Hohe Tatra. In Kooperation<br />
mit der Bahn erfolgen An- und<br />
Abreise mit dem Zug.<br />
Best.-Nr. 10.403<br />
Best.-Nr. 10.402<br />
Best.-Nr. 10.409
Naturschutz in der Goitzsche<br />
Jagdruhe in der Wildnis aus zweiter H<strong>an</strong>d<br />
Neues von der Goitzsche: Inzwischen<br />
haben <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>-L<strong>an</strong>desverbände<br />
Sachsen und Sachsen-<br />
Anhalt etwa 700 ha in der Bergbaufolgel<strong>an</strong>dschaft<br />
bei Bitterfeld erworben.<br />
Das Hellriegel-Institut der<br />
Hochschule Anhalt wird beobachten,<br />
wie sich <strong>die</strong> artenreiche Natur<br />
der Goitzsche entwickelt, gefördert<br />
von der Deutschen Bundesstiftung<br />
<strong>Umwelt</strong>. Die Wissenschaftler untersuchen<br />
<strong>die</strong> vielfältigen Wechselwirkungen<br />
der »Wildnisflächen« mit<br />
der sie umgebenden Kulturl<strong>an</strong>dschaft.<br />
Sie stimmen <strong>die</strong> Nutzungsinteressen<br />
ab und erarbeiten daraus<br />
ein H<strong>an</strong>dlungskonzept.<br />
Eine der ersten Früchte <strong>die</strong>ser<br />
Arbeit ist ein Konsens mit der Jägerschaft.<br />
Bei einem Workshop mit Vertretern<br />
von Bergbauunternehmen,<br />
Jagdbehörden, örtlichen Jägern und<br />
dem Institut <strong>für</strong> Wildbiologie und<br />
Jagdkunde der Universität Göttingen<br />
wurde eine Vereinbarung zur<br />
Jagdruhe getroffen. Alle Beteiligten<br />
akzeptierten eine Jagdruhe auf den<br />
wertvollen Kernflächen des <strong>BUND</strong><br />
in der Goitzsche. Da <strong>die</strong> Entwicklung<br />
des Wildbest<strong>an</strong>des kaum vorhersagbar<br />
ist, stellt das Vorhaben<br />
ein Experiment dar. Künftig gilt es<br />
also den Wildbest<strong>an</strong>d intensiv zu<br />
beobachten, um im Notfall jagdlich<br />
gegensteuern zu können.<br />
Insgesamt wurde wieder einmal<br />
deutlich, wie wichtig es <strong>für</strong> den Naturschutz<br />
ist, <strong>die</strong> Nutzer und Entscheidungsträger<br />
vor Ort frühzeitig<br />
und intensiv einzubinden.<br />
Heidrun Heidecke<br />
Frühling in der<br />
Goitzsche.<br />
Goitzsche<br />
<strong>BUND</strong>-Koordinationsbüro,<br />
Tel.<br />
03493/604108,<br />
bundgoitzsche@<br />
aol.com<br />
F. Heidecke
AKTIV<br />
90 Jahre BN<br />
Bezug der Natur+<br />
<strong>Umwelt</strong>-Sonderausgabe<br />
zu<br />
»90 Jahre BN«:<br />
BN-Service-GmbH,<br />
Tel.09123/99957-<br />
0, Fax: -99, info<br />
@bund-naturschutz.de<br />
Beton-Orgie<br />
Verkehrsknoten<br />
Gersthofen Nord<br />
bei Augsburg, im<br />
Volksmund »Los-<br />
Angeles-Ring«,<br />
eröffnet Juli 2002.<br />
Flächenfraß<br />
Mehr Infos zur<br />
Aktion: BN-L<strong>an</strong>desfachgeschäftsstelle,Bauernfeindstr,<br />
23, 90471<br />
Nürnberg, Tel.<br />
0911/81878-25,<br />
lfg@bund-naturschutz.de<br />
Gratulation<br />
Der Bund Naturschutz wird 90<br />
Das Jahr 2003 ist <strong>für</strong> den Bund<br />
Naturschutz ein besonderes<br />
Jahr: Der bayerische L<strong>an</strong>desverb<strong>an</strong>d<br />
des <strong>BUND</strong> feiert seinen 90. Geburtstag!<br />
Dazu muss m<strong>an</strong> wissen: Der<br />
Bund Naturschutz ist nicht nur der<br />
mit Abst<strong>an</strong>d größte L<strong>an</strong>desverb<strong>an</strong>d<br />
des <strong>BUND</strong>, er ist auch der älteste.<br />
Die Gründung des <strong>BUND</strong> 1975 verd<strong>an</strong>kt<br />
sich g<strong>an</strong>z wesentlich süddeutscher<br />
Initiative. Die jahrzehntel<strong>an</strong>gen<br />
Erfahrungen des Bund<br />
Naturschutz halfen entscheidend<br />
beim Aufbau des schlagkräftigen<br />
bundesweiten <strong>Umwelt</strong>verb<strong>an</strong>des,<br />
als der sich der <strong>BUND</strong> heute präsentiert.<br />
Da lag es auf der H<strong>an</strong>d,<br />
dass der Bayer Hubert Weinzierl,<br />
heute <strong>BUND</strong>-Ehrenvorsitzender<br />
und Präsident des Deutschen Naturschutzrings,<br />
bis 1998 nicht nur<br />
Große BN-Aktion<br />
Stoppt den Flächenfraß<br />
Der gravierende L<strong>an</strong>dverbrauch<br />
ist eines der größten <strong>Umwelt</strong>probleme<br />
Deutschl<strong>an</strong>ds. Bayern ist<br />
bei der Ausweisung von Wohn-, Gewerbe-<br />
und Verkehrsflächen trauriger<br />
Spitzenreiter unter den Bundesländern:<br />
28 Hektar – gleich 50 Fußballfelder<br />
– werden täglich verbaut.<br />
Im Jahr entspricht das einer Fläche<br />
größer als der Chiemsee. Dieser<br />
Raubbau ist eine wichtige Ursache<br />
der inzwischen fast jährlich wiederkehrenden<br />
Jahrhunderthochwässer.<br />
Gleichzeitig verliert Bayern durch<br />
<strong>die</strong> Flächen-Versiegelung sein<br />
natürliches Gesicht und mit der Zerstörung<br />
seiner l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen<br />
Flächen ein Potenzial <strong>für</strong> nachhaltig<br />
umweltverträgliche Entwicklung.<br />
34 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
Leidorf<br />
den L<strong>an</strong>des-, sondern auch den<br />
Bundesvorsitz des <strong>BUND</strong> übernahm.<br />
Der <strong>BUND</strong> gratuliert dem Bund<br />
Naturschutz zu 90 Jahren engagiertem<br />
Einsatz <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bewahrung von<br />
Natur und <strong>Umwelt</strong>. Die Früchte <strong>die</strong>ser<br />
Arbeit dokumentiert ein Sonderheft,<br />
das der BN parallel zu <strong>die</strong>sem<br />
<strong>BUND</strong>magazin veröffentlicht. Und<br />
natürlich ist der runde Geburtstag<br />
ein Anlass, um kräftig zu feiern. Die<br />
Festver<strong>an</strong>staltungen beginnen am<br />
26. Juni, dem Gründungstag des BN,<br />
mit einer Pressekonferenz in München<br />
und einer Lindenpfl<strong>an</strong>zaktion<br />
– <strong>die</strong> Linde ist das Symbol des Bund<br />
Naturschutz.<br />
Am Samstag, dem 28. Juni, findet<br />
ein Festakt im «Künstlerhaus« am<br />
Lenbachplatz in München statt. Der<br />
Festredner wird Hartmut Vogtm<strong>an</strong>n<br />
Mit einer auf mehrere Jahre <strong>an</strong>gelegten<br />
Aktion unter dem Motto<br />
»Bayerns Schönheit bewahren –<br />
Flächenverbrauch und Zersiedelung<br />
vermeiden« will der Bund Naturschutz<br />
– der <strong>BUND</strong> in Bayern –<br />
gegensteuern und Alternativen <strong>für</strong><br />
eine nachhaltige Stadt- und Dorfentwicklung<br />
aufzeigen. Die Aktion<br />
soll den Flächenverbrauch <strong>für</strong> Siedlungen<br />
und Gewerbe bis 2010 auf<br />
Null reduzieren und <strong>die</strong> Bevölkerung<br />
und Entscheidungsträger auf<br />
allen Ebenen auf das Problem aufmerksam<br />
machen. Der BN will seinen<br />
Einfluss auf <strong>die</strong> Verkehrspl<strong>an</strong>er<br />
verstärken, damit keine neuen überörtlichen<br />
Straßen mehr <strong>die</strong> L<strong>an</strong>dschaft<br />
zerschneiden.<br />
Außerdem wird der BN <strong>für</strong> positive<br />
kommunale Beispiele werben,<br />
<strong>die</strong> zeigen, dass es auch <strong>an</strong>ders<br />
geht. Spektakuläre Aktionen und ein<br />
Forderungskatalog zur bayerischen<br />
L<strong>an</strong>dtagswahl im Herbst 2003 werden<br />
das Engagement begleiten.<br />
Auch bundesweit wird der <strong>BUND</strong><br />
Aktionen gegen den Flächenverbrauch<br />
org<strong>an</strong>isieren.<br />
sein, Präsident des Bundesamtes <strong>für</strong><br />
Naturschutz. Bayernweit sind viele<br />
weitere Ver<strong>an</strong>staltungen gepl<strong>an</strong>t. So<br />
org<strong>an</strong>isiert der Bund Naturschutz<br />
am 20. und 21. Juli gemeinsam mit<br />
dem österreichischen und schweizerischen<br />
Naturschutzverb<strong>an</strong>d –<br />
beide ebenfalls 90 Jahre alt – eine<br />
internationale Alpenschutzkonferenz<br />
in Berchtesgaden.<br />
Wegweiser <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft<br />
Prämiert<br />
Die Robert-Jungk-Bibliothek <strong>für</strong><br />
Zukunftsfragen in Salzburg<br />
sammelt und bewertet kontinuierlich<br />
Neuerscheinungen, <strong>die</strong> sich mit<br />
den Zukunftsfragen der Menschheit<br />
beschäftigen. Aus über 200 Titeln<br />
des Jahres 2002 hat sie eine »Top<br />
Ten der Zukunftsliteratur« veröffentlicht.<br />
Zu den »zehn wichtigsten<br />
Neuerscheinungen« des letzten Jahres<br />
zählt demnach auch <strong>die</strong> <strong>BUND</strong>-<br />
Publikation »Wegweiser <strong>für</strong> ein<br />
zukunftsfähiges Deutschl<strong>an</strong>d«.<br />
Gesellschaftliche Bris<strong>an</strong>z, innovativer<br />
Ansatz, Praxisbezug, Fakten und<br />
Lesefreundlichkeit waren <strong>die</strong> Kriterien,<br />
<strong>die</strong> dem »Wegweiser« zu einem<br />
Platz in der Spitzengruppe der<br />
Zukunftsliteratur verhalfen.<br />
Bezug <strong>für</strong> 18 Euro (+ Vers<strong>an</strong>dkosten)<br />
beim <strong>BUND</strong>-Vers<strong>an</strong>d, Fax: 030/<br />
27586-466, bundladen@bund.net,<br />
www. wegweiser-zukunftsfaehigesdeutschl<strong>an</strong>d.de
Klimaoase<br />
Mehr Grün in unsere Städte!<br />
W as<br />
hat ein Fledermauspavillon im Stadtwald von<br />
H<strong>an</strong>nover mit dem Immenschutz im Berliner<br />
Tiergarten zu tun? Worin liegen <strong>die</strong> Gemeinsamkeiten<br />
von Kölner Grün<strong>an</strong>lagen und dem Garten am Hamburger<br />
Kinder-<strong>Umwelt</strong>haus? G<strong>an</strong>z einfach: Es sind <strong>die</strong><br />
ersten vier Projekte, <strong>die</strong> im Rahmen einer Kooperation<br />
des <strong>BUND</strong> mit der Deutschen Post gefördert werden.<br />
Unter dem Titel »Klimaoase« stellt <strong>die</strong> Post in den kommenden<br />
Monaten 250000 Euro zur Verfügung, damit<br />
mehr naturnahes Grün in deutsche Städte kommt und<br />
bestehende <strong>BUND</strong>-Projekte ergänzt werden können.<br />
»Gemeinsam mit dem <strong>BUND</strong> tragen wir dazu bei, <strong>die</strong><br />
Städte lebens- und liebenswerter zu machen«, sagte<br />
Dr. Monika Wulf-Mathies, Leiterin des Zentralbereichs<br />
Politik und <strong>Umwelt</strong> der Deutschen Post, bei der Auftaktver<strong>an</strong>staltung<br />
zur Klimaoase Anf<strong>an</strong>g April in Berlin.<br />
<strong>BUND</strong>-Geschäftsführer Dr. Gerhard Timm ergänzte:<br />
»Diese Flächen sind wichtig <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erholung der Menschen<br />
und als Oasen <strong>für</strong> Pfl<strong>an</strong>zen und Tiere.« Die Deutsche<br />
Post als einer der bundesweit größten zivilen Fuhrparkbetreiber<br />
macht mit der Kooperation<br />
deutlich, dass ihr das<br />
Thema <strong>Umwelt</strong> am Herzen<br />
liegt.<br />
In H<strong>an</strong>nover etwa wird<br />
so ein Fledermaus-Pavillon<br />
in Europas größtem innerstädtischem<br />
Waldgebiet<br />
möglich. Gepl<strong>an</strong>t wird <strong>die</strong><br />
Herberge <strong>für</strong> verletzte Abendsegler<br />
von der <strong>BUND</strong>-Kreisgruppe.<br />
Besucher können d<strong>an</strong>n bei Fütterungen der geschützten<br />
Tiere zusehen und in der Dämmerung <strong>die</strong> Aktivitäten<br />
der Abendsegler beobachten. <strong>Umwelt</strong>dezernent<br />
H<strong>an</strong>s Mönninghoff freut sich über <strong>die</strong> kompetente Förderung<br />
»seines« Waldes als Klimaoase, ohne <strong>die</strong> Stadtkasse<br />
zu belasten.<br />
Bis Ende Mai können <strong>BUND</strong>-Kreisgruppen, über ihre<br />
L<strong>an</strong>desverbände eine Förderung bis zu 10000 Euro <strong>für</strong><br />
stadtökologische Projekte be<strong>an</strong>tragen. Eine Jury von<br />
Post- und <strong>BUND</strong>-Mitarbeitern trifft d<strong>an</strong>n <strong>die</strong> Auswahl.<br />
Schenk ein Stück Natur<br />
Unter dem Motto »Schenk ein Stück Natur« sensibilisiert<br />
<strong>die</strong> Zusammenarbeit von <strong>BUND</strong> und Deutsche<br />
Post <strong>für</strong> das Thema Lebensqualität in der Stadt und verdeutlicht,<br />
dass Natur ein wertvolles Geschenk ist.<br />
Dazu k<strong>an</strong>n jetzt jeder einen originellen Beitrag leisten<br />
– mit der Mini-Klimaoase: In ihren 3000 größten Filialen<br />
bietet <strong>die</strong> Post ein Grußkarten-Set mit echten Blumensamen<br />
<strong>an</strong> – <strong>für</strong> das private Grün im Blumentopf oder Balkonkasten.<br />
Bis Juni sind <strong>die</strong> Karten komplett mit Umschlägen<br />
und Marken als »PlusBrief« bei der Post erhältlich.<br />
Eine gute Gelegenheit, farbenfrohe Frühlingsgrüße<br />
zu verschicken und bunte Blumenfreude zu schenken.<br />
Robert Exner Anzeige<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 35
<strong>BUND</strong>JUGEND<br />
Anti-GATS-Aktion<br />
in Berlin.<br />
GATS<br />
Mehr Infos zu<br />
GATS und zur Botschafts-Aktion<br />
unter www.ichbin-gats.de<br />
Athletisch und umweltaktiv<br />
Wer wird SV Don Cato?<br />
Junge Sportlerinnen und Sportler<br />
<strong>für</strong> den <strong>Umwelt</strong>schutz <strong>an</strong>zusprechen<br />
– <strong>die</strong>s ist das besondere Ziel<br />
der <strong>BUND</strong>jugend im Rahmen des<br />
Wettbewerbs »Don Cato«. Nachdem<br />
2002 <strong>die</strong> »Don Cato-<strong>Umwelt</strong>meisterschaft«<br />
mit Fußballkids ein voller<br />
Erfolg gewesen ist, setzen <strong>die</strong> beiden<br />
Kooperationspartner Bundesumweltministerium<br />
und <strong>BUND</strong>jugend<br />
nun auf eine Fortsetzung.<br />
In <strong>die</strong>sem Jahr sollen junge<br />
LeichtathletInnen umweltaktiviert<br />
werden. Wieder mit dabei ist natür-<br />
<strong>BUND</strong>jugend aktiv gegen GATS<br />
Schluss mit dem Kuhh<strong>an</strong>del!<br />
Am 13.März öffnete auf dem<br />
Berliner Alex<strong>an</strong>derplatz <strong>die</strong><br />
Botschaft der »Privatisierten Republik<br />
Monet<strong>an</strong>ien.« Monet<strong>an</strong>ien ist<br />
GATS<br />
Das »General Agreement on Trade<br />
in Services« (GATS) ist ein Abkommen<br />
der Welth<strong>an</strong>delsorg<strong>an</strong>isation<br />
WTO über den H<strong>an</strong>del mit Dienstleistungen.<br />
Das GATS existiert seit<br />
1995 und wird gerade neu verh<strong>an</strong>delt.<br />
Die EU-Kommission führt <strong>die</strong>se<br />
Verh<strong>an</strong>dlungen <strong>für</strong> alle EU-Staaten.<br />
36 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
lich der Luchs »Don<br />
Cato«. Die zentralen<br />
Ver<strong>an</strong>staltungen werden<br />
im Bayerischen<br />
Wald stattfinden. In der<br />
Wettbewerbsphase setzen <strong>die</strong><br />
Kinder sich mit einem »<strong>Umwelt</strong>-<br />
Zehnkampf« ausein<strong>an</strong>der. Für <strong>die</strong><br />
»Disziplinen« Ernährung, Naturschutz,<br />
Verkehr, Müll und Energie/Wasser<br />
gilt es jeweils zwei<br />
Lösungen zu finden, eine im praktischen<br />
und eine im theoretischen<br />
Bereich.<br />
eine Erfindung der <strong>BUND</strong>jugend,<br />
<strong>die</strong> sich so mit GlobalisierungskritikerInnen<br />
von Attac, Gewerkschaften<br />
und politischen Jugendorg<strong>an</strong>i-<br />
Sie sind geheim, weder <strong>die</strong> Parlamente<br />
noch <strong>die</strong> Öffentlichkeit sind<br />
dar<strong>an</strong> bisher <strong>an</strong>gemessen beteiligt.<br />
Das GATS wird von Globalisierungskritikern,<br />
Gewerkschaften und <strong>Umwelt</strong>schützern<br />
– darunter <strong>BUND</strong><br />
und <strong>BUND</strong>jugend – kritisiert. Denn<br />
wichtige Bereiche der öffentlichen<br />
Dienste drohen schrittweise privati-<br />
<strong>BUND</strong>jugend<br />
Am 15. Mai wird <strong>die</strong><br />
Bundesjugendleitung<br />
gemeinsam mit dem<br />
Bundesumweltminister<br />
Trittin im Bayerischen<br />
Wald den Startschuss<br />
geben. Auch zum<br />
Abschluss des Wettbewerbs<br />
werden <strong>die</strong> besten<br />
M<strong>an</strong>nschaften <strong>die</strong> Möglichkeit<br />
bekommen, im Nationalpark den<br />
Luchs und seinen natürlichen Lebensraum<br />
kennenzulernen sowie<br />
mit einem »Promi« zu trainieren.<br />
Die Wettbewerbsunterlagen können<br />
ab Anf<strong>an</strong>g Juni in der Geschäftsstelle<br />
der <strong>BUND</strong>jugend <strong>an</strong>gefordert<br />
werden. Gisela Enders<br />
sationen am europaweiten GATS-<br />
Aktionstag beteiligt hat.<br />
Als Höhepunkt der Aktion wurde<br />
ein »Kuhh<strong>an</strong>del« inszeniert. Ein Vertreter<br />
der EU und der Botschafter<br />
Monet<strong>an</strong>iens tauschten nach kurzen<br />
Verh<strong>an</strong>dlungen zum GATS zwei<br />
Kühe aus. AktivistInnen, <strong>die</strong> mit<br />
Tr<strong>an</strong>sparenten wie »Ich verdumme«<br />
oder »Ich verdurste« gegen den<br />
Kuhh<strong>an</strong>del protestieren wollten,<br />
wurden von Bodyguards dar<strong>an</strong> gehindert,<br />
<strong>die</strong> Botschaft zu betreten.<br />
Der Arbeitkreis »Welth<strong>an</strong>del und<br />
Ökologie« von <strong>BUND</strong>jugend und<br />
Attac hatte <strong>die</strong> Botschaftseröffnung<br />
org<strong>an</strong>isiert, um der Forderung nach<br />
einem Moratorium der GATS-Verh<strong>an</strong>dlungen<br />
Nachdruck zu verleihen.<br />
Weitere Aktionen zu dem<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g von <strong>Umwelt</strong>schutz<br />
und Globalisierung sollen folgen.<br />
Auch Monet<strong>an</strong>ien wird weiterhin<br />
von sich reden machen: Mit einem<br />
gemeinsamen Wagen von <strong>BUND</strong>jugend<br />
und DGB-Jugend beim Berliner<br />
Karneval der Kulturen.<br />
siert und jeglicher demokratischer<br />
Kontrolle entzogen zu werden.<br />
Betroffen sind Bereiche wie Wasserversorgung,»<strong>Umwelt</strong><strong>die</strong>nstleistungen«<br />
und Bildung. Außerdem wird<br />
der Abbau von »H<strong>an</strong>delshemmnissen«<br />
verl<strong>an</strong>gt – in der Logik der<br />
WTO sind das beispielsweise<br />
<strong>Umwelt</strong>- und Sozialst<strong>an</strong>dards.
Friends of the Earth<br />
Gegen den Krieg<br />
Weltweit protestierten <strong>die</strong><br />
internationalen Partnerorg<strong>an</strong>isationen<br />
des <strong>BUND</strong> gegen den<br />
Angriffskrieg der USA im Irak. Der<br />
Krieg war laut FoE der Versuch der<br />
US-Regierung, <strong>die</strong> Welt geopolitisch<br />
um sich herum neu auszurichten.<br />
Die USA wollen so ihren ressourcenhungrigen<br />
und zerstörerischen<br />
Lebensstil l<strong>an</strong>gfristig sichern. In<br />
Australien forderte FoE vor der US-<br />
Botschaft eine Inspektion der amerik<strong>an</strong>ischenMassenvernichtungswaffen,<br />
in Korea erkletterten Aktivisten<br />
eine McDonalds-Filiale, Protest-E-Mails<br />
überfluteten den lettischen<br />
Präsidenten <strong>für</strong> seine proamerik<strong>an</strong>ische<br />
Haltung, und weltweit<br />
riefen FoE-Gruppen ihre Mitglieder<br />
zum Protest auf.<br />
Friends of the Earth Europe (FoEE)<br />
macht mobil gegen <strong>die</strong> steinzeitliche<br />
Atompolitik der EU. Das<br />
Präsidium des »EU-Konvents«, der<br />
zur Zeit eine europäische Verfassung<br />
bastelt, möchte den alten Euratom-<br />
Vertrag in <strong>die</strong> Verfassung integrieren<br />
und damit EU und Mitgliedsstaaten<br />
zur Förderung der Atomenergie verpflichten.<br />
FoEE und über hundert<br />
weitere Org<strong>an</strong>isationen hatten in<br />
einem Appell <strong>die</strong> Beendigung des<br />
Euratom-Vertrages gefordert. Dieser<br />
Geldgier zerstört Lebensgrundlagen<br />
Natur in der Defensive<br />
Insgesamt 22 Fallbeispiele <strong>für</strong><br />
Interessenkonflikte mit großen<br />
Konzernen stellen der <strong>BUND</strong> und<br />
sein Schweizer Partner »Pro Natura«<br />
in einer neuen Broschüre vor. Im<br />
Zentrum steht das rücksichtslose<br />
Verhalten von multinationalen Konzernen<br />
gegenüber Mensch und<br />
Natur: Die unrühmliche Palette<br />
reicht von der Plünderung natürlicher<br />
Ressourcen über <strong>die</strong> Zerstörung<br />
ökonomischer und ökologischer<br />
Lebensgrundlagen der Menschen<br />
in den Ländern des Südens<br />
bis hin zu offenen Menschenrechtsverletzungen.<br />
Global verbindliche<br />
Regeln <strong>für</strong> multinationale Konzernriesen<br />
müssen her, um Konzerne <strong>für</strong><br />
<strong>an</strong>gerichtete Schäden haftbar zu<br />
machen. Aber auch, um Menschen<br />
Europäische Verfassung<br />
Gar<strong>an</strong>t <strong>für</strong> nukleare Dinosaurier?<br />
sieht <strong>die</strong> Förderung der Atomenergie<br />
in Europa vor, obwohl nur noch<br />
wenige EU-Länder <strong>an</strong> der Atomenergie<br />
festhalten. Mark Johnston,<br />
FoEE: »Das Präsidiums versucht zu<br />
verteidigen, was nicht zu verteidigen<br />
ist. Euratom bevorzugt <strong>die</strong> gefährliche<br />
Atomenergie, ist undemokratisch<br />
und von einer <strong>an</strong>deren Zeit.<br />
Dies in eine EU-Verfassung zu übernehmen<br />
ist unver<strong>an</strong>twortlich.«<br />
Mehr dazu unter www.foeeurope.org<br />
das Recht zu geben, fragwürdige<br />
Konzernaktivitäten einzuschränken<br />
oder g<strong>an</strong>z zu verbieten.<br />
Zum Download unter www.bund.<br />
net oder beim <strong>BUND</strong>-Referenten J<strong>an</strong><br />
Kowalzig, j<strong>an</strong>.kowalzig@bund.net<br />
Weltb<strong>an</strong>k fördert Öl<br />
Protest-Pipeline<br />
Mit einer spektakulären Aktion<br />
hat Friends of the Earth Engl<strong>an</strong>d<br />
eine gepl<strong>an</strong>te Ölpipeline vom<br />
Kaspischen Meer zum Mittelmeer<br />
ins Licht der Öffentlichkeit gerückt.<br />
Bauherr und Ölmulti British Petrol<br />
(BP) hat mit Aserbaidsch<strong>an</strong>, Georgien<br />
und der Türkei Vereinbarungen<br />
getroffen, <strong>die</strong> das Projekt vor <strong>Umwelt</strong>st<strong>an</strong>dards<br />
bewahrt, wenn dadurch<br />
der Profit geschmälert wird.<br />
Georgiens Präsident Schewardnadse<br />
zw<strong>an</strong>g seine <strong>Umwelt</strong>ministerin auf<br />
Betreiben des Ölmultis zur Unterschrift<br />
unter eine <strong>Umwelt</strong>verträglichkeitsprüfung,<br />
<strong>die</strong> kaum ihren<br />
Namen ver<strong>die</strong>nt. Die Weltb<strong>an</strong>k soll<br />
einen Großteil der Pipeline fin<strong>an</strong>zieren,<br />
<strong>die</strong> Öl in den Westen leiten<br />
würde – <strong>an</strong> den armen Menschen<br />
der Region vorbei. Weil so mit Steuergeldern<br />
<strong>die</strong> Abhängigkeit von fossilen<br />
Brennstoffen weiter gefestigt<br />
würde, riefen FoE Engl<strong>an</strong>d und kurdische<br />
Menschenrechtsgruppen<br />
zum Bau einer »Pipeline des Protestes«<br />
quer durch London auf.<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 37<br />
FoE Korea (li.) und FoE EWNI (re.)<br />
Protest<br />
Für eine friedliche<br />
Lösung des<br />
Irak-Konfliktes<br />
(links) und gegen<br />
<strong>die</strong> Fin<strong>an</strong>zierung<br />
einer Öl-Pipeline<br />
durch <strong>die</strong> Weltb<strong>an</strong>k<br />
(rechts)<br />
gingen FoE-Aktivisten<br />
in Korea<br />
und London auf<br />
<strong>die</strong> Straße.
REISEN<br />
Natur pur<br />
Die Spitze der<br />
Rigaer Bucht,<br />
gen<strong>an</strong>nt Kolka,<br />
im Nationalpark<br />
Slitere (oben li).<br />
Rast beim K<strong>an</strong>uausflug<br />
im Gauja-<br />
Nationalpark (re).<br />
Rechte Seite: Das<br />
Moorgebiet von<br />
Kemeri – der<br />
schwefelhaltige<br />
Boden hat das<br />
Gras gelb gefärbt.<br />
Reiseziel Lettl<strong>an</strong>d<br />
In Lettl<strong>an</strong>d hat sich neben der Kulturperle Riga ein bemerkenswerter Naturreichtum erhalten.<br />
Der <strong>BUND</strong>-Partner VAK kämpft vor Ort <strong>für</strong> den Schutz der <strong>Umwelt</strong> und der Nationalparks.<br />
Besucht unser L<strong>an</strong>d, sol<strong>an</strong>ge es noch so gut erhaltene<br />
Naturschätze hat!« Valdis Pilâts, Biologe im lettischen<br />
Gauja-Nationalpark, weiß, wovon er spricht.<br />
Bereits 1973 wurde Lettl<strong>an</strong>ds erster Nationalpark im<br />
malerischen Urstromtal des Gauja-Flusses gegründet,<br />
und als einer der jüngeren Parkmitarbeiter erlebte Valdis<br />
<strong>die</strong> politischen und wirtschaftlichen Umbrüche mit.<br />
1918 war Litauen erstmals nach jahrhundertel<strong>an</strong>ger<br />
Herrschaft russischer, schwedischer und deutscher<br />
Oberschichten unabhängig geworden. 1940 besiegelte<br />
der Hitler-Stalin-Pakt das Schicksal Lettl<strong>an</strong>ds, Estl<strong>an</strong>ds<br />
und Litauens <strong>für</strong> <strong>die</strong> nächsten Jahrzehnte.<br />
Eine starke <strong>Umwelt</strong>bewegung bildete in den 80er<br />
Jahren einen der Grundpfeiler <strong>für</strong> neues Selbstbewusstsein<br />
und den Wunsch, das Schicksal wieder selbst<br />
in <strong>die</strong> H<strong>an</strong>d zu nehmen.<br />
Wie haben sich <strong>die</strong> Systemveränderungen auf <strong>die</strong><br />
Natur ausgewirkt? So fragen heute viele der Gäste.<br />
»Durch <strong>die</strong> Vernachlässigung und extensive Bewirt-<br />
Kontakte<br />
� Baltisches Tourismusbüro, Salzm<strong>an</strong>nstr.<br />
152, 48159 Münster, info@gobaltic.de,<br />
www.gobaltic.de<br />
� Infobalt e.V., Helgol<strong>an</strong>der Str. 8, 28217<br />
Bremen, post@infobalt.de, www.infobalt.de<br />
� Netzwerk lettischer <strong>Umwelt</strong>guides:<br />
Lettisches Museum <strong>für</strong> Naturgeschichte,<br />
Kr. Barona iela 4, LV-1712 Riga; vitila@<br />
dabasmuzejs.gov.lv, www.vitila.gov.lv;<br />
38 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
Moor, Meer und Dünen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Begleitung von Besuchergruppen:<br />
Dr. Ugis Bergm<strong>an</strong>is, bergm<strong>an</strong>is.teici@<br />
apollo.lv, oder Dmitry Telnov,<br />
telnov@parks.lv (beide deutschsprachig)<br />
� Gauja-Nationalpark, deutschsprachige<br />
Besucherbetreuung: Indra Èekstere,<br />
ic@gnp.lv, www.gnp.lv<br />
� Kemeri-Nationalpark, kemeri@vdc.lv<br />
oder nacionalparks@kemeri.gov.lv,<br />
www.kemeri.gov.lv<br />
� Fahrradinfos Baltische Staaten: Fr<strong>an</strong>k<br />
schaftung zur Sowjetzeit haben sich viele abgelegene<br />
Gebiete gut erhalten«, erzählt Pilâts. Als Symbol <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Schutzwürdigkeit vieler lettischer L<strong>an</strong>dschaften sind<br />
<strong>die</strong> Weißstörche noch immer allgegenwärtig, ihre Nester<br />
werden oft und gerne fotografiert.<br />
Die kleine Siedlung Kemeri bot Anf<strong>an</strong>g der 90er Jahre<br />
<strong>die</strong> Ch<strong>an</strong>ce, etwas Neues zu schaffen. Unweit von Lettl<strong>an</strong>ds<br />
bek<strong>an</strong>ntestem Badestr<strong>an</strong>d in Jurmala gelegen,<br />
war Kemeri früher als traditionsreicher Kurort <strong>für</strong> seine<br />
Schwefelquellen bek<strong>an</strong>nt. Die umliegenden Moore<br />
sorgen da<strong>für</strong>, dass sich hier Seeadler, Uhu, Großer<br />
Brachvogel und Schwarzstorch wohlfühlen. Mitglieder<br />
des <strong>BUND</strong> und der Stiftung Euronatur halfen in den<br />
90er Jahren, <strong>für</strong> den im Entstehen begriffenen Kemeri-<br />
Nationalpark erste Vorstu<strong>die</strong>n durchzuführen. Heute<br />
finden Besucher hier ein kleines Infozentrum, idyllisch<br />
im Wald gelegen, und einen Lehrpfad vor.<br />
»Viele haben schon von Riga gehört – aber <strong>die</strong> übrigen<br />
L<strong>an</strong>desteile müssen wir potenziellen Gästen erst<br />
Wurft, fr<strong>an</strong>kas@bicycle.lt, www.bicycle.lt;<br />
+ ADFC-Länderinfos »baltische Staaten«,<br />
www.adfc.de/tourismus/einfos<br />
� Vereinigung Ökotourismus in Lettl<strong>an</strong>d,<br />
Andris Junkurs, junkurs@one.lv oder ecotour@cs.lpu.lv.<br />
Neueste Publikation:<br />
»Naturtourismus in Lettl<strong>an</strong>d«<br />
� Empfehlenswerte Karten: Verlag Jaòa<br />
Seta, kartografi@kartes.lv, www.kartes.<br />
lv/mainjs_en.htm; aktuelle Straßenkarten,<br />
Karte »Schlösser Lettl<strong>an</strong>ds«
VAK – Friends of the Earth Lettl<strong>an</strong>d<br />
Den <strong>Umwelt</strong>verb<strong>an</strong>d VAK (<strong>für</strong> Sprachkundige:<br />
Vides Aizsardzibas Klubs) gibt es seit<br />
1987. Mit 3 400 Mitgliedern und 65 lokalen<br />
Ablegern sind wir Lettl<strong>an</strong>ds größte und<br />
bek<strong>an</strong>nteste <strong>Umwelt</strong>org<strong>an</strong>isation. Die<br />
Mitgliedschaft steht allen Interessierten<br />
offen.<br />
Seit 1995 gehören wir zu »Friends of the<br />
Earth«. Zudem arbeitet VAK mit <strong>an</strong>deren<br />
internationalen Org<strong>an</strong>isationen – wie der<br />
»Coalition Cle<strong>an</strong> Baltic« – eng zusammen.<br />
Unser Ziel ist es, <strong>die</strong> Zerstörung der <strong>Umwelt</strong><br />
mit allen (legalen) Mitteln zu verhindern.<br />
Wir engagieren uns u. a. <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong>bildung,<br />
den Schutz der Ostsee, <strong>die</strong><br />
Förderung lokaler Aktionen, den Ökol<strong>an</strong>dbau,<br />
<strong>Umwelt</strong>politik allgemein und <strong>die</strong> Vertretung<br />
öffentlicher Interessen und kultureller<br />
Anliegen. In letzter Zeit hat VAK <strong>die</strong><br />
Aktivitäten internationaler B<strong>an</strong>ken genauer<br />
unter <strong>die</strong> Lupe genommen. Auch <strong>die</strong><br />
Folgen des bevorstehenden EU-Beitritts<br />
vorstellen«, berichtet Agnese Jakovica vom L<strong>an</strong>dtourismusverb<strong>an</strong>d.<br />
»Für eine positive Entwicklung sind zusätzliche<br />
Einkommensquellen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Einheimischen<br />
sehr wichtig«, ergänzt sie und schwärmt von regionalen<br />
Spezialitäten wie selbst gemachtem Honig, Käse,<br />
Schinken und Brot, Räucherfisch und lettischem Bier.<br />
Die Notwendigkeit von Devisen verdeutlichen <strong>die</strong><br />
Wirtschaftsdaten Lettl<strong>an</strong>d. Noch gibt es große ökonomische<br />
und soziale Gegensätze, und <strong>die</strong> wirtschaftliche<br />
Aufwärtsentwicklung der 90er Jahre kam zunächst<br />
vor allem der lettischen Hauptstadt zugute. Die Altstadt<br />
Rigas wurde herausgeputzt und zum Schmuckkästchen<br />
des L<strong>an</strong>des gemacht. Das Preisniveau <strong>für</strong><br />
Dienstleistungen und Mieten stieg gleichzeitig auf<br />
europäisches Niveau. Riga ist ein trefflicher Ort, um<br />
Kultur, Tradition und Moderne zu präsentieren: 2001<br />
feierte Riga 800. Geburtstag, alle vier Jahre (auch 2003!)<br />
findet ein l<strong>an</strong>desweites Sängerfest mit Zehntausenden<br />
von TeilnehmerInnen statt, und am 24. Mai ist gar der<br />
Gr<strong>an</strong>d Prix d’Eurovision zu Gast. Lettl<strong>an</strong>d wird wieder<br />
wahrgenommen in Europa – und wenn im September<br />
das Volk da<strong>für</strong> stimmt, will m<strong>an</strong> im Mai 2004 gleichzeitig<br />
EU und Nato beitreten.<br />
Der L<strong>an</strong>dtourismusverb<strong>an</strong>d verleiht unterdessen<br />
»Grüne Zertifikate« <strong>an</strong> umweltfreundliche Unterkünfte,<br />
und Bauern haben in Riga einen Ökowochenmarkt<br />
org<strong>an</strong>isiert. Dass Touristen auch mit dem Fahrrad<br />
kommen und vor Ort gern einmal <strong>die</strong> Straßenbahn,<br />
den Bus oder Zug nehmen, ist inzwischen erk<strong>an</strong>nt.<br />
»Was uns aber noch fehlt, sind Informationssysteme,<br />
<strong>die</strong> auch <strong>für</strong> unsere Gäste verständlich sind«, so Olegs<br />
Stolarovs vom Rigaer Fahrradklub Velogrupa. Immerhin:<br />
2002 erschien <strong>die</strong> erste lettische Fahrradkarte.<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Umwelt</strong> Lettl<strong>an</strong>ds stehen auf<br />
unserer Agenda.<br />
Im letzten Jahrzehnt lag uns vor allem<br />
der Schutz der Ostsee und ihrer Küste am<br />
Herzen. Seit acht Jahren ver<strong>an</strong>stalten wir<br />
Anf<strong>an</strong>g September eine »Ostsee-Woche«.<br />
Mit Konzerten, Aufräumaktionen <strong>an</strong> der<br />
Küste und Seminaren<br />
versuchen wir <strong>die</strong> Öffentlichkeit <strong>für</strong> den<br />
Schutz der Ostsee zu sensibilisieren.<br />
Noch zu Zeiten der Sowjetunion wurden<br />
vielerorts ungeklärte Abwässer in <strong>die</strong> Ostsee<br />
geleitet. Auch <strong>die</strong> Überdüngung der<br />
Felder machte dem Meer zu schaffen. In<br />
den letzten Jahren haben neue Klär<strong>an</strong>lagen<br />
und der Verzicht auf unnötigen<br />
Dünger den Zust<strong>an</strong>d der Ostsee erfreulich<br />
verbessert. Die Qualität der Badegewässer<br />
wird ständig überwacht und erfüllt heute<br />
in der Regel auch <strong>die</strong> gesetzlichen Anforderungen.<br />
Sorgen macht uns dagegen <strong>die</strong> Ostseeküste.<br />
Der 450 km l<strong>an</strong>ge Küstenstreifen<br />
hat viele Gesichter: Das ruhige Wasser der<br />
Rigaer Bucht wird umrahmt von einer<br />
s<strong>an</strong>ften Dünenl<strong>an</strong>dschaft. Kurl<strong>an</strong>d, ein<br />
Gebiet im »wilden« Westen Lettl<strong>an</strong>ds,<br />
beeindruckt dagegen durch steile Dünen<br />
und hohe Wellen. Kein Wunder, dass <strong>die</strong><br />
Küste vor allem im Sommer viele Besucher<br />
<strong>an</strong>zieht – mit m<strong>an</strong>chmal fatalen Folgen<br />
<strong>für</strong> den empfindlichen Lebensraum.<br />
Immerhin: Baugenehmigungen werden<br />
hier nur noch unter starken Auflagen<br />
erteilt. Trotzdem gibt es immer wieder<br />
schwarze Schafe, <strong>die</strong> sich nicht <strong>an</strong> <strong>die</strong><br />
Gesetze halten. Doch VAK hält <strong>die</strong> Augen<br />
auf und kämpft da<strong>für</strong>, noch bestehende<br />
Gesetzeslücken zu schließen.<br />
Alda Ozola<br />
VAK/Friends of the Earth Latvia,<br />
Vecpilsetas Street 13/15, Riga, LV-1966,<br />
Latvia, Tel. 00 37/1/7 22 60 42, Fax: 7 21 36 97,<br />
vak@vak.lv, www.foei.org/groups/<br />
members/latvia.html<br />
Was gilt es sonst noch auf keinen Fall zu verpassen?<br />
Die typisch lettische Sauna vielleicht, ein Ausflug zu<br />
den roten S<strong>an</strong>dsteinhöhlen im Biosphärenreservat <strong>an</strong><br />
der Salaza und das Wildpferdereservat am See Pape,<br />
nahe der Grenze zu Litauen. Natürlich lohnt auch ein<br />
Besuch in den Töpferwerkstätten von Latgale im Osten<br />
Lettl<strong>an</strong>ds und eine K<strong>an</strong>u- oder Floßfahrt auf Gauja,<br />
Daugava oder Abava. Ein Erlebnis sind zuletzt <strong>die</strong> kleinen<br />
Musikfestivals auf dem L<strong>an</strong>de – doch aufgepasst:<br />
Die Menschen singen und spielen hier noch selbst,<br />
und das k<strong>an</strong>n <strong>an</strong>steckend sein!<br />
Albert Caspari<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 39<br />
Zum Autor<br />
Albert Caspari ist<br />
Ökologe und Vorsitzender<br />
des Vereins<br />
Infobalt in<br />
Bremen. Seit 1990<br />
unternahm er<br />
mehrfach ausgedehnte<br />
Reisen<br />
nach Lettl<strong>an</strong>d.<br />
A. Caspari (3)
PORTRÄT<br />
Heimische Raritäten<br />
Ein Winzling, der<br />
<strong>die</strong> Wärme liebt<br />
Warum in <strong>die</strong> Ferne schweifen … Wer nach faszinierenden Tieren<br />
und exotischen Lebensformen sucht, wird auch in heimischen Breiten<br />
fündig. Wir stellen Ihnen auf <strong>die</strong>ser Seite schillernde Vertreter<br />
vor. Heute: <strong>die</strong> Süßwasserqualle.<br />
Der Autor<br />
Gerhard Kneitz ist<br />
Professor <strong>für</strong> Zoologie<br />
und Sprecher<br />
des wissenschaftlichen<br />
Beirats des<br />
<strong>BUND</strong>.<br />
Welchem Str<strong>an</strong>dbesucher sind sie noch nicht aufgefallen,<br />
<strong>die</strong>se aus geleeartiger Masse bestehenden<br />
Gebilde, farblos oder blassblau und -rosa gefärbt,<br />
glocken- oder tellerförmig – <strong>die</strong> Reste toter Quallen im<br />
S<strong>an</strong>d? Mit gleichmäßig pulsierenden Bewegungen<br />
schwimmen <strong>die</strong> kreisrunden Medusen nach dem<br />
Rückstoßprinzip im Meerwasser. In der Ostsee erreichen<br />
sie zuweilen eine Dichte, dass <strong>die</strong> Wasseroberfläche<br />
mit ihnen wie gepflastert erscheint.<br />
Umso größer ist <strong>die</strong> Verwunderung, wenn mitunter<br />
auch im Süßwasser vergleichbare Gebilde von maximal<br />
zwei Zentimetern Größe feenhaft durchs Wasser<br />
schweben. Vorzugsweise warme, stehende Gewässer<br />
wie Badeseen oder Löschteiche, Schottergruben, Altarme<br />
von Flüssen und sogar Gräben besiedelt <strong>die</strong> einzige<br />
mitteleuropäische Süßwassermeduse.<br />
Ihren wissenschaftlichen Namen Microhydra (Craspedacusta)<br />
sowerby bekam sie 1880, als sie in einem<br />
Becken mit Wasserlilien im Londoner Regent’s Park<br />
entdeckt wurde. Die Herkunft der Spezies wird im Ostasiatischen<br />
Raum vermutet – von dort kam sie auf<br />
natürlichem Wege oder aber als »blinder Passagier«<br />
nach Europa.<br />
40 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
Den größten Teil ihres Lebens<br />
verbringt <strong>die</strong> kleine Qualle als winziger<br />
Polyp unscheinbar am Grund<br />
der Gewässer, auf Steinen oder verrotteten<br />
Pfl<strong>an</strong>zen. Die Polypen der<br />
Süßwasserquallen ernähren und<br />
vermehren sich nur <strong>an</strong> wenigen<br />
Hochsommertagen, wenn <strong>die</strong> Wassertemperatur<br />
über 22 bis 24°C<br />
steigt. Da in unseren Breiten offenbar<br />
nur männliche oder (seltener)<br />
weibliche Tiere vorkommen – warum,<br />
weiß m<strong>an</strong> nicht –, erfolgt ihre<br />
Vermehrung asexuell. Durch Knospung<br />
erzeugen sie ungeschlechtlich<br />
weitere Polypen oder winzige Medusen, <strong>die</strong> sich<br />
vom Polypen lösen und acht Tentakeln tragen. Während<br />
sie von einem Millimeter auf zwei Zentimeter<br />
Größe her<strong>an</strong>wachsen, vermehrt sich <strong>die</strong> Zahl ihrer Tentakeln<br />
auf über 600.<br />
Die Farbe der Süßwasserqualle ist weiß, k<strong>an</strong>n aber<br />
durch Einlagerung von Algen auch grünlich werden.<br />
Ihre Nahrung bilden mikroskopisch kleine Lebewesen,<br />
das allgegenwärtige Zoopl<strong>an</strong>kton. Der Lebensraum der<br />
Microhydra liegt in seichtem Wasser zwischen der Wasseroberfläche<br />
und einer Tiefe von etwa sieben Metern.<br />
In der Abenddämmerung begeben sich <strong>die</strong> kleinen<br />
Medusen oft <strong>an</strong> <strong>die</strong> Wasseroberfläche, wohin sie offenbar<br />
dem Zoopl<strong>an</strong>kton folgen.<br />
Die Süßwasserqualle ist <strong>an</strong>scheinend weit verbreitet,<br />
doch eher selten. In m<strong>an</strong>chen Seen sind jedes Jahr eine<br />
große Zahl <strong>an</strong>zutreffen, in <strong>an</strong>deren alle paar Jahre einige<br />
wenige Exemplare. In m<strong>an</strong>chen Gewässern treten<br />
sie einmal und d<strong>an</strong>n nie wieder auf. Es wird vermutet,<br />
dass Microhydra im Winter, wenn sich <strong>die</strong> Polypen<br />
zusammenziehen und in eine Winterstarre fallen, über<br />
das Gefieder von Wasservögeln und entnommene Wasserpfl<strong>an</strong>zen<br />
oder Muscheln verbreitet wird.<br />
Das typische Merkmal der Quallen können wir <strong>an</strong><br />
unserem Objekt allerdings nur unter dem Mikroskop<br />
erkennen: <strong>die</strong> Nesselkapseln. Nesseltiere haben einen<br />
einmaligen Zelltyp entwickelt, eine mikroskopische<br />
Giftwaffe zum Beutef<strong>an</strong>g und Schutz vor Feinden. Im<br />
Inneren von Nesselzellen liegen winzige Harpunen, <strong>die</strong><br />
bei Berührung herausgeschleudert werden und in Beutetiere<br />
oder Feinde eindringen.<br />
Für unsere heimische Süßwasserqualle k<strong>an</strong>n, was<br />
<strong>die</strong>s betrifft, jedoch Entwarnung gegeben werden: Ihre<br />
winzigen Tentakeln sind <strong>für</strong> den Badenden völlig ungefährlich.<br />
Gerhard Kneitz<br />
blickwinkel/C. Blumenstein<br />
Microhydra sowerby<br />
Eine kleine Schönheit ist <strong>die</strong> heimische<br />
Süßwasserqualle. Übrigens: Der Naturforscher<br />
Ernst Haeckel (1834– 1919),<br />
Begründer der Ökologie und großartiger<br />
Zeichner, setzte den Nesseltieren<br />
ein Denkmal: Er verzierte sein Wohnhaus<br />
in Jena nach ihrem Vorbild und<br />
n<strong>an</strong>nte es »Villa Medusa«.
MEDIEN<br />
Interess<strong>an</strong>tes zum Thema »Zukunftsfähige Lebensstile«<br />
empfohlen von Christine Wenzl, <strong>BUND</strong>-Projekt Nachhaltigkeitsstrategie<br />
� <strong>BUND</strong>: Wer will schon im Treibhaus<br />
wohnen? Ein Klimaschutzratgeber<br />
<strong>für</strong> alle Verbraucher; 23 S.;<br />
Einfache Tipps <strong>für</strong> den Kauf sparsamer<br />
Geräte und den cleveren<br />
Umg<strong>an</strong>g mit Strom und Wärme.<br />
Bezug: <strong>BUND</strong>-Fax 030/27586-466<br />
� <strong>BUND</strong>-L<strong>an</strong>desverbände (Hg.):<br />
Das grüne Br<strong>an</strong>chenbuch, 160–224<br />
S.; viele Adressen <strong>für</strong> umweltschonende<br />
Waren und Dienstleistungen.<br />
Aktuell Ausgaben <strong>für</strong> Berlin,<br />
Saar/Lor/Lux, Nds./HB, NRW<br />
und Schleswig-Holstein/HH. Bezug<br />
beim Verlag »Das grüne Br<strong>an</strong>chenbuch«,<br />
Fax: 04532/ 22077, www.<br />
<strong>die</strong>-gruene-suchmaschine.de<br />
� D<strong>an</strong> Jakubowicz (2002): Genuss<br />
und Nachhaltigkeit; H<strong>an</strong>dbuch zur<br />
Veränderung des persönlichen<br />
Lebensstils; Promedia, Wien, 223 S.;<br />
lädt zum Nachdenken über den eigenen<br />
Lebensstil ein (Credo: weniger<br />
konsumieren, besser leben).<br />
� Ecolog Institut/<strong>Umwelt</strong>stiftung<br />
(2002): Aktions- und Kommunikationsh<strong>an</strong>dbuch.<br />
Nachhaltigkeit<br />
kommunizieren – Bürger aktivieren.<br />
Soziale Zielgruppen in der lokalen<br />
Agenda 21-Arbeit, ca. 90 S.; interess<strong>an</strong>te<br />
Darstellung des <strong>Umwelt</strong>verhaltens<br />
verschiedener Milieus. Das<br />
<strong>Umwelt</strong> und Kommunikation<br />
Über <strong>Umwelt</strong>kommunikation wird<br />
viel geschrieben und geredet. Die<br />
Ziele und Schwierigkeiten sind hinreichend<br />
bek<strong>an</strong>nt: Kommunikation<br />
über <strong>Umwelt</strong>themen<br />
und Nachhaltigkeit ist<br />
mehr als <strong>die</strong> Übermittlung<br />
von Informationen. Soll<br />
Wissen zum H<strong>an</strong>deln führen,<br />
müssen Wünsche,<br />
Bedürfnisse und Empfindungen<br />
<strong>an</strong>gesprochen werden.<br />
Verhaltensänderungen<br />
sind ohne konkrete H<strong>an</strong>dlungsimpulse<br />
nicht zu erreichen.<br />
Und <strong>an</strong>gesichts der<br />
gesellschaftlichen Differen-<br />
44 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
Schlusskapitel liefert Ideen <strong>für</strong> zielgruppenspezifischeAktionen/Kampagnen;<br />
<strong>für</strong> Aktive und Fachleute;<br />
<strong>an</strong>nette.voss@ecolog-institut.de<br />
� Fred Luks (2003): Nachhaltigkeit;<br />
Europ. Verlags<strong>an</strong>stalt,<br />
95 S.; sehr übersichtliche<br />
Darstellung verschiedener<br />
Erklärungs<strong>an</strong>sätze, z.B.<br />
der »ökologischen M<strong>an</strong>agementregeln«.<br />
Guter Einstieg<br />
<strong>für</strong> Interessierte, ein<br />
kleines Nachschlagewerk<br />
<strong>für</strong> Fachleute.<br />
� Hofmeister, S./Spitzner, M. (Hg.)<br />
(1999): Zeitl<strong>an</strong>dschaften; Perspektiven<br />
öko-sozialer Zeitpolitik,<br />
S. Hirzel Verlag, 328 S.; öko-soziale<br />
Zeitpolitik als neues Politikfeld; <strong>an</strong>regender<br />
Spazierg<strong>an</strong>g durch unsere<br />
Zeit-L<strong>an</strong>dschaften, Umrisse einer<br />
Zeitpolitik aus feministischer Sicht.<br />
� Micha Hilgers (1997): Ozonloch<br />
und Saumagen. Motivationsfragen<br />
der <strong>Umwelt</strong>politik; S. Hirzel Verlag<br />
Stuttgart/Leipzig, 196 S.; Was bewegt<br />
uns, das persönliche <strong>Umwelt</strong>verhalten<br />
zu verändern? Sehr leserlich<br />
geschrieben.<br />
� Misereor (1999): Mit Gepäck ins<br />
dritte Lebensalter; 40 S.; Wie k<strong>an</strong>n<br />
zierung und der Pluralisierung von<br />
Lebensstilen (vgl. <strong>BUND</strong>magazin<br />
1/2003, S. 44) führen Kommunikationskonzepte<br />
<strong>für</strong> »<strong>die</strong>« Öffentlichkeit<br />
nicht weiter.<br />
Auf der 7. Internationalen Sommerakademie<br />
der Deutschen Bundesstiftung<br />
<strong>Umwelt</strong>, <strong>die</strong> in den letzten<br />
zehn Jahren mehr als 1200 <strong>Umwelt</strong>kommunikationsprojekteförderte,<br />
wurden Beispiele vorgestellt,<br />
wie <strong>Umwelt</strong>kommunikation gemacht<br />
werden und gelingen k<strong>an</strong>n. In<br />
dem B<strong>an</strong>d <strong>Umwelt</strong>kommunikation<br />
sind sie nachzulesen – vom Projekt<br />
»Graslöwen-TV« <strong>für</strong> Kinder über <strong>die</strong><br />
<strong>Umwelt</strong>bildung im Nationalpark<br />
Bayerischer Wald bis zum <strong>Umwelt</strong>schutz<br />
in Unternehmen. Über 40<br />
ein alternativer Lebensstil im Alter<br />
aussehen – hier und im Süden?<br />
Bunte Broschüre voller Erfahrungsberichte,<br />
Ideen und Anregungen.<br />
Bezug: Misereor, Tel. 0241/479860<br />
� Ökumen. Initiative Eine Welt/<br />
<strong>BUND</strong> (2001): Die Erdcharta; 18 S.;<br />
inspirierende Vision grundlegender<br />
ethischer Prinzipien <strong>für</strong> eine<br />
nachhaltige Entwicklung.<br />
Bezug: <strong>BUND</strong>-Fax 030/<br />
27586-466<br />
� UBA (1995): H<strong>an</strong>dbuch <strong>für</strong><br />
den umweltbewussten Haushalt:<br />
<strong>Umwelt</strong>bewusst leben,<br />
378 S.; weiterhin aktueller<br />
Ratgeber voller praktischer Tipps<br />
zu allen Bereichen des Alltags;<br />
Gratisbezug: <strong>Umwelt</strong>bundesamt,<br />
Fax: 030/8903-2912<br />
� UBA (2002): Nachhaltige Entwicklung<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d. Die Zukunft<br />
dauerhaft umweltgerecht<br />
gestalten; E.-Schmidt Verlag, 513 S.;<br />
umf<strong>an</strong>greiche Stu<strong>die</strong>, <strong>die</strong> Zukunftsszenarien<br />
<strong>für</strong> umweltpolitische<br />
H<strong>an</strong>dlungsfelder entwickelt.<br />
Unverzichtbar <strong>für</strong> Fachleute.<br />
� www.lifeguide-muenchen.de<br />
(2002); Gut leben und dabei <strong>die</strong><br />
<strong>Umwelt</strong> schonen – detaillierter<br />
Wegweiser <strong>für</strong> ein nachhaltiges<br />
Leben in München. Auch <strong>für</strong> Bewohner<br />
<strong>an</strong>derer Orte interess<strong>an</strong>t!<br />
Autorinnen und Autoren berichten<br />
über unterschiedliche Wege der<br />
<strong>Umwelt</strong>bildung, über Methoden<br />
und Instrumente der <strong>Umwelt</strong>kommunikation<br />
in und mit verschiedenen<br />
Me<strong>die</strong>n sowie über <strong>Umwelt</strong>kommunikation<br />
in Produktionsund<br />
Dienstleistungsunternehmen.<br />
Der B<strong>an</strong>d ist eine Fundgrube <strong>für</strong><br />
alle, <strong>die</strong> nach Anregungen suchen,<br />
um auch außerhalb von Expert-<br />
Innen-Kreisen und Insider-Zirkeln<br />
gewinnend über Nachhaltigkeit zu<br />
kommunizieren.<br />
nf<br />
Fritz Brickwedde, Ulrike Peters (Hg.):<br />
<strong>Umwelt</strong>kommunikation – vom Wissen<br />
zum H<strong>an</strong>deln. Berlin: Erich Schmidt<br />
Verlag 2002. 439 S., 29,80 Euro
Höhlenlöwe und Höhlenbär<br />
In »Lebendige Eiszeit« entwirft Wighart<br />
von Koenigswald kompetent<br />
und <strong>an</strong>sprechend bebildert ein<br />
impos<strong>an</strong>tes Szenario der Eiszeitalter<br />
in den letzten 130 000 Jahren. Er<br />
schildert Klima- und Faunenwechsel,<br />
wobei sein Hauptinteresse den<br />
Säugetieren gilt. So werden nicht<br />
nur »alte Eiszeit-Bek<strong>an</strong>nte« wie<br />
Mammut, Wollnashorn, Höhlenlöwe,<br />
Höhlenbär oder Riesenhirsch<br />
vorgestellt, sondern auch Flusspferd,<br />
Waldelef<strong>an</strong>t, Wasserbüffel<br />
oder Damhirsch, <strong>die</strong> während der<br />
Warmzeiten auch <strong>an</strong> Rhein, Mosel<br />
oder Elbe lebten.<br />
Vor 40000 Jahren trat der »moderne«<br />
Homo sapiens auf den Pl<strong>an</strong>.<br />
Viele Autoren beschuldigen <strong>die</strong> eiszeitlichen<br />
Jäger, große Pfl<strong>an</strong>zenfresser<br />
wie Mammut oder Wollnashorn<br />
ausgerottet zu haben. Richtig ist,<br />
dass mit dem Abklingen der letzten<br />
Eiszeit vor 10000 Jahren in Eurasien<br />
viele Arten ausstarben. Auch in<br />
Nord- und Südamerika fällt das Verschwinden<br />
vieler Großsäuger mit<br />
der Ankunft der aus Sibirien einw<strong>an</strong>dernden<br />
Menschen zusammen.<br />
Sicher jagten <strong>die</strong> Menschen damals<br />
große Tiere. Doch unklar bleibt, ob<br />
sie allein zahlenmäßig in der Lage<br />
sein konnten, Arten auszurotten.<br />
Selbst in Amerika, wo <strong>die</strong> Menschen<br />
sehr plötzlich auftraten, hatten Beutetiere<br />
bis zu 2000 Jahre Zeit, sich<br />
auf den Superpredator einzustellen.<br />
Zu <strong>die</strong>ser sp<strong>an</strong>nenden Debatte<br />
liefert Koenigswald viel Hintergrundwissen<br />
und zahlreiche Anregungen<br />
<strong>für</strong> ökologisch, zoologisch und naturgeschichtlich<br />
interessierte Leser-<br />
Innen.<br />
Andreas Klotz<br />
Wighart von Koenigswald, Lebendige<br />
Eiszeit – Klima und Tierwelt im W<strong>an</strong>del,<br />
Theiss-Verlag, Darmstadt 2002,<br />
190 S., 39,40 Euro, ISBN 3-8062-1734-3<br />
Natur im Taschenformat<br />
Rundum erneuert präsentieren sich<br />
<strong>die</strong> Naturführer von GU Kompass<br />
zum 25jährigen Jubiläum der Reihe.<br />
Strapazierfähig, <strong>an</strong>sprechend<br />
gestaltet und mit durchweg guten –<br />
wenn auch m<strong>an</strong>chmal arg kleinen –<br />
Fotos sind sie ein praktischer und<br />
preisgünstiger Begleiter <strong>für</strong> Entdeckungstouren<br />
im Grünen. Die acht<br />
neuen Kompasse – z.B. zu Alpenblumen,<br />
Heilpfl<strong>an</strong>zen und Gartenvögeln<br />
– liefern keinen vollständigen<br />
Überblick über <strong>die</strong> heimische<br />
Tier- und Pfl<strong>an</strong>zenwelt, erleichtern<br />
aber den Einstieg in <strong>die</strong> Naturbeobachtung.<br />
Blumen sind nach der Blütenfarbe,<br />
Vögel nach ihrer Größe<br />
geordnet – was geübteren Naturfreunden<br />
<strong>die</strong> Orientierung erschwert,<br />
wird dem interessierten<br />
Laien helfen, <strong>die</strong> häufigsten Arten<br />
rasch zu bestimmen.<br />
sz<br />
Reihe GU Kompass – bestimmen leicht<br />
gemacht, je 128 S., über 200 Farbfotos,<br />
9 × 15,4 cm, Softcover mit Klarsichthülle,<br />
4,90 Euro, Gräfe und Unzer Verlag<br />
Licht und Schatten<br />
Seit über 30 Jahren gibt es bei uns<br />
Rote Listen gefährdeter Pfl<strong>an</strong>zen<br />
und Tiere. Als Instrument und Argumentationshilfe<br />
sind sie <strong>für</strong> den<br />
Naturschutz heute unentbehrlich.<br />
Vögel genießen von jeher besondere<br />
Aufmerksamkeit. So wundert es<br />
nicht, dass <strong>die</strong> allererste Rote Liste<br />
1971 den bedrohten heimischen<br />
Brutvögeln gewidmet wurde.<br />
Kürzlich nun veröffentlichte der<br />
Deutsche Rat <strong>für</strong> Vogelschutz <strong>die</strong><br />
neueste Rote Liste der Brutvögel<br />
Deutschl<strong>an</strong>ds – eine Fundgrube <strong>für</strong><br />
alle am Naturschutz Interessierten!<br />
Ihre Bil<strong>an</strong>z fällt zwiespältig aus.<br />
So fehlt es nicht <strong>an</strong> erfreulichen<br />
Trends: Löffler, Singschw<strong>an</strong> und<br />
Grünlaubsänger konnten sich – seit<br />
der letzten Aktualisierung von 1996<br />
– als neue Brutvögel<br />
etablieren. Mit Würgfalke,<br />
Grünschenkel,<br />
Str<strong>an</strong>dpieper und Zitronenstelze<br />
haben vier<br />
weitere Arten erstmals<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d gebrütet.<br />
Nur eine Art, der<br />
Triel, ist zur gleichen<br />
Zeit als Brutvogel verschwunden.<br />
Besonders<br />
erfreulich: Arten wie<br />
Kr<strong>an</strong>ich, Schwarzstorch,<br />
Seeadler und W<strong>an</strong>derfalke,<br />
Wiesenweihe und<br />
Wachtelkönig haben<br />
sich d<strong>an</strong>k spezieller Schutzbemühungen<br />
erholen können.<br />
Doch leider gibt es auch Verlierer,<br />
und ihre Zahl ist insgesamt größer<br />
geworden. Galten 1996 noch <strong>die</strong><br />
Hälfte aller heimischen Brutvögel<br />
als ungefährdet, so sind es heute<br />
nur noch 44%. Am schlimmsten<br />
steht es um <strong>die</strong> Watvögel: Arten wie<br />
Bekassine und Flussuferläufer, einst<br />
weit verbreitet, sind nach neuester<br />
Erkenntnis vom Aussterben<br />
bedroht. Die Zahl brütender Uferschnepfen,<br />
Kiebitze und Rotschenkel<br />
ist weiter stark gesunken,<br />
obwohl sich zahllose Artenschützer<br />
um ihren Lebensraum bemühen.<br />
Dass <strong>die</strong> Agrarl<strong>an</strong>dschaft immer<br />
mehr verarmt, dokumentiert vor<br />
allem <strong>die</strong> neue Vorwarnliste. Hier<br />
finden sich Allerweltsarten wie<br />
Feldlerche, Feldsperling oder Mehlschwalbe,<br />
in direkter Nachbarschaft<br />
zu den Stadtbewohnern Haussperling<br />
und Mauersegler. Sie alle haben<br />
in den letzten 25 Jahren mehr als<br />
20% ihrer Bestände eingebüßt.<br />
sz<br />
Berichte zum Vogelschutz, B<strong>an</strong>d 39,<br />
Einzelpreis 11,80, im Abo 8,80 Euro;<br />
Bezug: L<strong>an</strong>desbund <strong>für</strong> Vogelschutz,<br />
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein,<br />
artenschutz@lbv.de<br />
[2-03] <strong>BUND</strong>magazin 45
PERSÖNLICH<br />
Im Gespräch mit Roberto S<strong>an</strong>chez<br />
Der Sp<strong>an</strong>ier Roberto S<strong>an</strong>chez arbeitet seit 20 Jahren als Redakteur und Reporter beim Südwestrundfunk<br />
(SWR). Eine preisgekrönte Dokumentarfilmerin n<strong>an</strong>nte ihn »einen der letzten Mohik<strong>an</strong>er,<br />
der im deutschen Fernsehen über <strong>die</strong> Hintergründe der Globalisierung aufklärt«.<br />
Roberto S<strong>an</strong>chez,<br />
geboren 1952 im<br />
sp<strong>an</strong>ischen Sevilla,<br />
stu<strong>die</strong>rte Germ<strong>an</strong>istik<br />
und<br />
Rom<strong>an</strong>istik und<br />
leitet <strong>die</strong> Sendereihe»Ausl<strong>an</strong>dsreporter«<br />
(vor 10/<br />
02: »Teleglobus«).<br />
Das Foto zeigt<br />
ihn bei Recherchen<br />
in Guatemala.<br />
Herr S<strong>an</strong>chez, seit vielen Jahren liefern Sie uns politische<br />
Dokumentationen und Hintergrundberichte aus aller<br />
Welt. Wonach wählen Sie Ihre Themen aus?<br />
Zum einen d<strong>an</strong>ach, was in der Luft liegt – aktuelle Themen,<br />
ohne vordergründig tagesaktuell sein zu wollen.<br />
Zum <strong>an</strong>deren kriegt m<strong>an</strong> im Laufe der Jahre eine eigene<br />
Nase da<strong>für</strong>, was zum Thema werden könnte. Ökologische<br />
und soziale Themen sind dabei eng verwoben.<br />
Sind zum Beispiel <strong>die</strong> Lebensgrundlagen bedroht, führt<br />
<strong>die</strong>s fast immer auch zu gesellschaftlichen Änderungen.<br />
Je globalisierter <strong>die</strong> Weltwirtschaft, desto mehr beeinflussen<br />
auch fernab liegende Ereignisse unseren Alltag.<br />
Berichte aus dem Ausl<strong>an</strong>d haben eine wichtige Vermittlungsfunktion.<br />
Ihre Sendung – montags, 21.45 Uhr im<br />
SWR – wirkt nun im Abendprogramm etwas versteckt.<br />
Über <strong>die</strong> Programmpl<strong>an</strong>ung habe natürlich nicht ich<br />
zu entscheiden. Ich wüsste aber gar nicht zu sagen, was<br />
der ideale Sendeplatz ist. Wichtig ist, dass es unsere<br />
Ausl<strong>an</strong>dsreportagen schon seit 1991 gibt, während <strong>an</strong>dere<br />
Sender ähnliche Formate oft gestrichen haben.<br />
Das Fernsehen dominiert unsere Wahrnehmung vom<br />
Ausl<strong>an</strong>d. Wie objektiv sind Ihre Reportagen?<br />
Was ist objektiv? Natürlich bemühen wir uns, bei der<br />
Wahrheit zu bleiben und Recherchefehler zu vermeiden.<br />
Aber es gibt immer verschiedene Sichtweisen. Wir versuchen,<br />
denen eine Stimme zu geben, <strong>die</strong> normalerweise<br />
keine haben, <strong>die</strong> über keine Fernsehk<strong>an</strong>äle oder<br />
Pressekonzerne verfügen. So gehen wir immer wieder<br />
auf Minderheiten zu; und wir berichten regelmäßig aus<br />
Afrika, obwohl Berichte von dort leider meist wenig<br />
46 <strong>BUND</strong>magazin [2-03]<br />
privat<br />
Publikum finden. Eine gewisse gesellschaftliche Relev<strong>an</strong>z<br />
der Themen muss allerdings immer gegeben sein.<br />
Auch öffentlich-rechtliche Fernsehmacher gucken mehr<br />
und mehr auf Einschaltquoten und attraktive Zielgruppen.<br />
Wird es schwieriger, unbequeme und kritische Beiträge<br />
ins Programm zu schleusen?<br />
Eigentlich nicht. Wir versuchen natürlich, unsere Beiträge<br />
nicht alle ungeheuer schwerlastig zu entwickeln.<br />
Das aber weniger wegen der Quote, als aufgrund unserer<br />
Programmphilosophie. Es wäre nicht gut, wenn eine<br />
politisch engagierte Ausl<strong>an</strong>dssendung nur über Pleiten,<br />
Krisen und Katastrophen berichtete. Zumal <strong>die</strong>s<br />
auch dem Zust<strong>an</strong>d unserer Welt nicht gerecht würde.<br />
Immerhin gibt es ja auch viele positive Initiativen. So<br />
pr<strong>an</strong>gerten wir in einem Film kürzlich <strong>die</strong> Zerstörung<br />
der Urwälder <strong>an</strong> der k<strong>an</strong>adischen Westküste <strong>an</strong>. Gleichzeitig<br />
– als »Prinzip Hoffnung« – haben wir aber <strong>die</strong>jenigen<br />
gezeigt, <strong>die</strong> gegen <strong>die</strong>sen Raubbau kämpfen.<br />
Was nun <strong>die</strong> Quote <strong>an</strong>geht, und g<strong>an</strong>z frei ist davon<br />
niem<strong>an</strong>d, auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen<br />
nicht: Es gibt keinen direkten Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen<br />
leichter Kost und guter Einschaltquote. Ich persönlich<br />
halte <strong>die</strong> g<strong>an</strong>ze Quotenrechnerei und Me<strong>die</strong>nforschung<br />
<strong>für</strong> keine sehr exakte Wissenschaft. Meine<br />
Erfahrung ist: Auch Themen, <strong>die</strong> nicht unbedingt als<br />
leicht gelten, erreichen oft sehr viele Zuschauer.<br />
Geben Sie uns ein Beispiel?<br />
Vor zwei Jahren haben wir unter schwierigen Bedingungen<br />
in (und über) Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> gedreht, sperrige Stücke,<br />
wenn Sie so wollen, <strong>die</strong> wohl niem<strong>an</strong>d sonst gezeigt<br />
hätte. Nach dem 11. September und während des<br />
Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>-Krieges wurden <strong>die</strong>se Filme mehrfach in<br />
der ARD wiederholt. Für uns in der <strong>Redaktion</strong> ist m<strong>an</strong>ches<br />
ein Wagnis, weil auch wir nicht in <strong>die</strong> Zukunft sehen.<br />
Ab und zu aber hat sich unser Riecher schon<br />
bewährt. Ich höre allerdings immer wieder von engagierten<br />
Autoren, <strong>die</strong> große Probleme haben, ihre Filme<br />
bei <strong>an</strong>deren Sendern unterzubringen.<br />
Noch eine persönliche Frage:Was heißt »gut leben« <strong>für</strong> Sie?<br />
Ich sage mal: kein falscher Stress, aber »positiver«<br />
Stress – also: viel zu arbeiten <strong>für</strong> eine Sache, <strong>die</strong> m<strong>an</strong><br />
unterstützt, das finde ich befriedigend. Und außerdem<br />
natürlich gut essen, und Zeit haben <strong>für</strong> soziale Kontakte,<br />
<strong>für</strong> Freunde und <strong>für</strong> das Entdecken der Welt, <strong>die</strong> so<br />
vielfältig ist und so bereichernd.<br />
Vielen D<strong>an</strong>k <strong>für</strong> das Gespräch!