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Reportage - Christoffel-Blindenmission

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GLOBAL VISION<br />

I N T E R N A T I O N A L E O P H T H A L M O L O G I E<br />

1/2012<br />

Fortbildung in Afrika


Foto: Prof. Dr. O. Ehrt Foto: privat<br />

Dr. Hannsjürgen Trojan<br />

Augenarzt und Tropenmediziner in Marburg.<br />

1969 bis 1974 Leiter der Univ.-Augenklinik<br />

Lomé/Togo. Danach jährlich ein- bis dreimonatige<br />

Auslandseinsätze in Asien und Afrika.<br />

Inhalt<br />

Bericht:<br />

Neue Augenklinik in Nepal<br />

<strong>Reportage</strong>:<br />

Summer School in Kamerun<br />

Interview:<br />

Dr. Ute Wiehler<br />

<strong>Reportage</strong>:<br />

Dr. Markus Schulze Schwering<br />

Nachrichten und Termine<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Christoffel</strong>-Blinden mission<br />

Deutschland e.V.<br />

Nibelungenstraße 124<br />

64625 Bensheim<br />

Tel.: (0 62 51) 131-131<br />

E-Mail: info@cbm.de<br />

Spendenkonto 2020<br />

Bank für Sozialwirtschaft<br />

BLZ 370 205 00<br />

2 Global Vision 1/2012<br />

Deutsches Komitee<br />

zur Verhütung von Blindheit<br />

Lotharstraße 116<br />

47035 Duisburg<br />

Tel.: (02 03) 376225<br />

E-Mail: tigges@blindenhilfswerk.de<br />

Spendenkonto: 69 22 223<br />

Commerzbank Würzburg<br />

BLZ 790 400 47<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Ausbildung und Weiterbildung<br />

– beide Begriffe ranken sich um die Bildung.<br />

Sie gehören zusammen und bilden<br />

eine Einheit. Man kann wohl eine<br />

Ausbildung allein als solche durchführen.<br />

Aber wie lange bleibt das Erlernte bei<br />

den Absolventen nachhaltig abrufbar?<br />

Die Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

in München hat nun sehr<br />

eindrucksvoll demonstriert, wie man in<br />

Kenia die Ausbildung zum Augenarzt<br />

über mehrere Jahrzehnte hinweg erfolgreich<br />

durchführen kann. München hat<br />

aber auch erkannt, dass es mit der Ausbildung<br />

allein nicht getan ist. Es bedarf<br />

vielmehr einer stetigen Weiterbildung.<br />

So wurde die „Summer School“ ge schaffen,<br />

wo ehemalige Absolventen auf den<br />

neuesten Stand der medizinischen Technik<br />

gebracht werden – in Diagnostik und<br />

Therapie gleichermaßen. Nicht nur in<br />

Kenia, sondern auch in anderen afrikanischen<br />

Ländern. Dr. Martin Nentwich,<br />

Assistent an der Münchener Augenklinik,<br />

berichtet darüber.<br />

Weiterhin informieren wir in diesem<br />

Heft über ein Stipendium der Fresenius-<br />

Stiftung, die es ermöglicht, in Malawi<br />

Au gen ärzte auszubilden.<br />

Sektion<br />

Interna tionale<br />

Ophthalmologie<br />

der DOG<br />

Huntumerskamp 26<br />

59227 Ahlen/Westf.<br />

Tel.: (02382) 37 81<br />

Dr. Markus Schulze Schwering ist am<br />

1. September 2011 dorthin ausgereist.<br />

Er wird einen Lehrauftrag an der Universität<br />

Blantyre wahrnehmen. Global<br />

Vision wird regelmäßig über die Fortschritte<br />

dieser Initiative berichten.<br />

Im November wurde in Nepal eine neue<br />

Augenklinik eröffnet. Der Staatspräsident<br />

von Nepal, Dr. Ram Baran Yadav,<br />

ließ es sich nicht nehmen, die feierliche<br />

Eröffnung selbst vorzunehmen. Er würdigte<br />

in seiner Ansprache die Verdiens -<br />

te von Dr. Albrecht Hennig, der mit der<br />

CBM den Bau dieser Klinik initiiert hat.<br />

Die CBM hält für die Leser von Global<br />

Vision außerdem ein besonderes Angebot<br />

bereit: Für die Auslage im Wartezimmer<br />

Ihrer Praxis können Sie kostenlos<br />

Broschüren für Ihre kleinen und<br />

großen Patienten bestellen. Füllen Sie<br />

einfach den Bestellcoupon aus und faxen<br />

oder schicken Sie ihn an die CBM in<br />

Bensheim.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Ihr<br />

Hannsjürgen Trojan<br />

Redaktion:<br />

CBM,<br />

Dr. R. Balmes,<br />

Prof. Dr. V. Klauß,<br />

Dr. M. Schulze Schwering,<br />

Dr. H. Trojan,<br />

Layout/Grafik: F. Zimmermann<br />

Bildnachweis: CBM, Trojan<br />

Redaktionsleitung:<br />

Dr. Hannsjürgen Trojan (HT)<br />

An der Schülerhecke 24<br />

35037 Marburg<br />

Tel.: (0 64 21) 34990<br />

Fax: (0 64 21) 36 06 03<br />

E-Mail: htrojan@web.de<br />

Die Herausgeber von „Global Vision“ be danken sich für die freundliche<br />

Unter stützung von Dr. Reinhard Kaden und dem Kaden Verlag.


Foto: Fischer<br />

Bericht<br />

Neue Augenklinik in Nepal feierlich eröffnet<br />

Wo vor rund drei Jahren noch ein<br />

Sumpfgebiet war, steht heute eine<br />

der modernsten Augenkliniken der<br />

Welt: Das Biratnagar Augenhospital<br />

in Nepal. Im November 2011<br />

wurde es vom nepalesischen Präsidenten<br />

Dr. Ram Baran Yadav feierlich<br />

eröffnet. Im Verbund mit dem<br />

Mutterkrankenhaus im 120 Kilometer<br />

entfernten Lahan zählt das Hos -<br />

pital zu den drei größten Augen -<br />

hospitälern der Welt.<br />

In seiner Eröffnungsrede würdigte der<br />

Präsident die Lebensleistung von Au genarzt<br />

Dr. Albrecht Hennig, der seit 30 Jahren<br />

für die <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

(CBM) in Nepal arbeitet. Bekannt wurde<br />

Dr. Hennig, der im Juni 2012 in den Ruhestand<br />

geht, durch die Erfindung der<br />

Fishhook-Technik: einer weltweit praktizierten<br />

Operationsmethode beim Grauen<br />

Star. CBM-Direktor Reinhold Behr<br />

lobte in seiner Rede die jahrzehntelange<br />

gute Kooperation mit dem Partner Nepal<br />

Netra Jyoti Sangh.<br />

850.000 Katarakt-Operationen<br />

Mit der neuen Klinik geht ein Wunsch<br />

in Erfüllung, denn Biratnagar, die zweitgrößte<br />

Stadt Nepals, ist besser zu erreichen<br />

als Lahan und liegt direkt an der<br />

Foto: CBM<br />

Nepals Präsident Dr. Ram Baran Jadav (links) begrüßt CBM-Direktor Reinhold<br />

Behr. In der Mitte Dr. Albrecht Hennig, langjähriger CBM-Augenarzt in Nepal.<br />

Grenze zu Indien – von dort kommen<br />

die meisten Patienten. Seit der Gründung<br />

wurden in Lahan und Biratnagar<br />

rund 850.000 Katarakt-Operationen<br />

vorgenommen.<br />

1.500 Patienten am Tag<br />

In den letzten Jahren wurden in einem<br />

ehemaligen Hotel in Biratnagar immer<br />

Bild links: Dr. Hennig berichtet über die Anfänge seiner Augenarbeit in Nepal.<br />

Bild rechts: Klinikdirektor Dr. Sanjay Kumar Singh untersucht einen Patienten.<br />

mehr Augenkranke behandelt – bis zu<br />

850 Patienten am Tag. In der neuen Klinik<br />

können nun bis zu 1.500 Patienten<br />

täglich behandelt werden.<br />

Finanziert wurde der Bau der Klinik<br />

durch Spenden von CBM-Freunden,<br />

durch die Europäische Union, die Standard<br />

Chartered Bank und aus Eigenmitteln<br />

der Klinik in Lahan.<br />

Helfen Sie mit!<br />

Eine Operation am Grauen<br />

Star kostet bei einem Kind<br />

wegen der Vollnarkose<br />

125 Euro.<br />

Bei Erwachsenen<br />

kostet sie 30 Euro.<br />

<strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

Konto 2020, BLZ 370 205 00<br />

Bank für Sozialwirtschaft<br />

Kennwort: Grauer Star<br />

Global Vision 1/2012 3<br />

Foto: Fischer


Fotos (3): Prof. Dr. O. Ehrt<br />

Die Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München ist seit<br />

über 32 Jahren partnerschaftlich<br />

mit der Universitätsaugenklinik in<br />

Nairobi verbunden. Anfänglich galt<br />

es, durch diese Kooperation die<br />

Augenklinik in Nairobi aufzubauen<br />

und dort ein Facharztweiterbildungs<br />

programm für Augenärzte zu<br />

etablieren.<br />

Mittlerweile hat sich die Universitäts -<br />

augenklinik in Nairobi als ein Zentrum<br />

der Augenheilkunde in Ostafrika fest<br />

etabliert. Mehr als 160 Augenärzte haben<br />

ihre Facharztweiterbildung an dieser<br />

Klinik erfolgreich abgeschlossen.<br />

Die Kooperation München-Nairobi<br />

setzt in den letzten Jahren den Schwerpunkt<br />

ihrer Arbeit auf die Betreuung<br />

der Alumni aus Nairobi. Denn die Zahl<br />

der Absolventen ist groß und die<br />

<strong>Reportage</strong><br />

Afro-German-Eye-NeT (AGENT)<br />

Summer School in Kamerun<br />

Ein Bericht von Dr. Martin Nentwich,<br />

Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

Augenklinik in Nairobi selbst wird nun<br />

erfolgreich von afrikanischen Kollegen<br />

als eine große Universitätsklinik mit<br />

mehreren Subspezialisierungen geleitet.<br />

Geringe Augenarztdichte in Afrika<br />

In Afrika ist die Abwanderung von<br />

hoch spezialisierten Arbeitskräften ein<br />

großes Problem. Um einen derartigen<br />

„brain drain“ zu verhindern, ist es notwendig,<br />

für diese Spezialisten ein Umfeld<br />

zu schaffen, das es ihnen ermöglicht,<br />

ihre Tätigkeit in ihren jeweiligen<br />

Heimatländern unter zufriedenstellenden<br />

Arbeitsbedingungen auszuüben.<br />

Erfreulicherweise sind bisher so gut wie<br />

alle in Nairobi ausgebildeten Fachärzte<br />

in afrikanischen Ländern tätig und haben<br />

wesentliche Positionen in der augenärztlichen<br />

Versorgung ihrer Länder inne.<br />

Oftmals sind sie als einziger Augen-<br />

arzt in ländlichen Regionen für die ophthalmologische<br />

Versorgung der Menschen<br />

zuständig. Eine Möglichkeit zu<br />

einem gegenseitigen Gedankenaustausch<br />

mit anderen Fachkollegen oder<br />

die Teilnahme an Fach tagungen ist ihnen<br />

allerdings meist nicht gegeben. Die<br />

Augenarztdichte in Afrika ist sehr gering.<br />

Nicht selten steht für eine Million<br />

Einwohner kaum ein Ophthalmologe<br />

zur Verfügung. Daher wäre hier selbst<br />

der Verlust eines einzelnen, gut ausgebildeten<br />

Augenarztes ein großer Rückschlag<br />

für die augenärztliche Versorgung<br />

im Land.<br />

Förderung der Alumni<br />

Unter anderem aus diesem Grund und<br />

um eine Netzwerkbildung der Alumni<br />

aus Nairobi zu fördern, wurde im Jahr<br />

2006 mit Unterstützung des Deutschen<br />

Teilnehmer der AGENT Summer School in Yaoundé/Kamerun mit dem Gesundheitsminister in der Mitte.<br />

4 Global Vision 1/2012


Augenarzt Dr. Martin Nentwich<br />

Akademischen Austauschdienstes das<br />

AGENT-Programm (Afro-German-Eye-<br />

Net-Programme) etabliert. Seitdem<br />

konnten zum Teil mehrmals im Jahr<br />

Weiterbildungsveranstaltungen in München<br />

sowie in verschiedenen afrikanischen<br />

Ländern organisiert werden, die<br />

es den Alumni ermöglichen, sich mit den<br />

aktuellen Entwicklungen der Augenheilkunde<br />

und den Neuerungen seit ih-<br />

<strong>Reportage</strong><br />

rem Abschluss in Nairobi vertraut zu<br />

machen. Zudem dienen diese Fortbildungsveranstaltungen<br />

als Forum für einen<br />

gegenseitigen Ideenaustausch und<br />

fördern den Kontakt und die Vernetzung<br />

der Alumni.<br />

Weiterbildung und Netzwerke<br />

Die bisher letzte AGENT Summer School<br />

fand im November 2010 in Yaoundé,<br />

der Hauptstadt Kameruns, statt. Hier<br />

entstand in Zusammenarbeit mit den<br />

Kollegen der Universitätsaugenklinik<br />

von Yaoundé und deutschen Dozenten<br />

ein zweiwöchiger Kurs. Dort wurden<br />

die verschiedenen Bereiche der Augenheilkunde<br />

zusammen mit den Teilnehmern<br />

aus acht afrikanischen Ländern –<br />

Alumni des Programms in Nairobi und<br />

aktuelle Weiterbildungsassistenten aus<br />

Yaoundé – interaktiv behandelt. Die<br />

Themen reichten von der Infektiologie<br />

und der Hornhaut über das Glaukom<br />

und die Katarakt bis zu entzündlichen<br />

Augenerkrankungen und Retinologie.<br />

Als Dozenten von deutscher Seite haben<br />

unter anderem Herr Professor Klauß<br />

(München), der Initiator der Kooperation<br />

Einige Teilnehmer während eines Vortrags der Summer School.<br />

München-Nairobi, Herr Professor Ehrt<br />

(München), Herr Professor Wilhelm<br />

(Schwe rin), Herr Professor Zierhut (Tübingen),<br />

Herr Dr. Schulze Schwering<br />

(Ahlen) und Herr Dr. Nentwich (München)<br />

mitgewirkt.<br />

Neben den bereits genannten Aspekten<br />

der Wissensvermittlung und des gegenseitigen<br />

Austausches der Alumni und<br />

Teilnehmer ist bei diesem Kurs aufgefallen,<br />

dass die Weiterbildungsassistenten<br />

in Kamerun zwar eine umfassende<br />

konservative Ausbildung erhalten, aber<br />

in der chirurgischen Versorgung der<br />

Patienten nur sehr wenig Erfahrung<br />

sammeln können. Die Wichtigkeit einer<br />

chirurgischen Ausbildung der Augenärzte<br />

auch in Westafrika wurde daher<br />

im Rahmen des Kurses betont und in<br />

Gesprächen mit Entscheidungsträgern<br />

auf universitärer und politischer Ebene<br />

im Gesundheitsministerium thematisiert.<br />

Die AGENT Summer School 2010 hat<br />

die augenärztlichen Kollegen aus Ostund<br />

Westafrika einander nähergebracht<br />

und den ersten Anstoß für die<br />

Etablierung einer Partnerschaft der<br />

beteiligten Länder gegeben.<br />

Global Vision 1/2012 5


GLOBAL VISION: Was sind die häufigsten<br />

Augenkrankheiten, die Ihnen<br />

bei Ihrer Arbeit in Entwicklungsländern<br />

begegnen?<br />

Dr. Ute Wiehler: Die Top 5 sind<br />

Grauer Star, Glaukom, Entzündungen,<br />

Augentumore und Verletzungen.<br />

GLOBAL VISION: Was ist für Sie der<br />

größte Unterschied zwischen der<br />

Arbeit in Asien und Afrika?<br />

Dr. Ute Wiehler: In Nepal suchten die<br />

Patienten von allein Hilfe. Sie wussten,<br />

dass der Graue Star operiert werden<br />

kann. In Afrika muss man die Patienten<br />

eher zu Hause aufsuchen bzw. abholen<br />

und dafür sorgen, dass die Betroffenen<br />

den Weg zur Klinik finden. In Nepal zeigen<br />

die Patienten nur sehr selten ihre<br />

Gefühle. Auch über Schmerzen wurde<br />

nie geklagt. Das ist hier anders. Die afrikanischen<br />

Patienten sind viel mitteilsamer<br />

und auch sehr interessiert daran,<br />

zu erfahren, was mit ihnen während<br />

der Behandlung geschieht.<br />

GLOBAL VISION: Was ist der größte<br />

Unterschied zwischen der Arbeit als<br />

Augenarzt in Deutschland und in<br />

einem Entwicklungsland?<br />

Dr. Ute Wiehler: Wir haben hier oft<br />

viel spannendere, weit fortgeschrittene<br />

Fälle, die man in Deutschland in einer<br />

Augenarztpraxis gar nicht zu Gesicht<br />

bekäme. Oder man würde sie gleich an<br />

eine Fachklinik überweisen. Hier sieht<br />

man oft noch die volle Ausprägung von<br />

6 Global Vision 1/2012<br />

<strong>Reportage</strong><br />

Interview mit Dr. Ute Wiehler<br />

„Die Menschen sind hier<br />

sehr direkt und offen!”<br />

Dr. Ute Wiehler arbeitet für die <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

und leitet derzeit das Nkhoma-Augenhospital in Malawi.<br />

Davor war sie für die CBM in Nepal und Ruanda tätig. Sie<br />

studierte in Kiel und Göttingen Medizin und machte ihren<br />

Facharzt an der Heidelberger Universitäts-Augenklinik.<br />

Krankheitsbildern, die in<br />

Deutschland sofort in den<br />

Anfangsstadien behandelt<br />

werden.<br />

Alle Patienten, die wir<br />

hier sehen, haben wirklich<br />

gravie rende Probleme. In<br />

Deutsch land bin ich außerdem eine von<br />

8.000 Augenärzten, hier dagegen gibt<br />

es nur zehn für zehn Millionen Einwohner.<br />

Es macht also wirklich einen Unterschied,<br />

ob man hier arbeitet oder eben<br />

mehr Menschen keine Hilfe bekommen<br />

würden. Für mich macht es außerdem<br />

mehr Sinn, wenn ich überwiegend ärztlich<br />

tätig bin, statt mit Verwaltung beschäftigt<br />

zu sein.<br />

Auch was die Operationspraxis angeht,<br />

kann man in Entwicklungsländern viel<br />

lernen: In Lahan habe ich z.B. in zwei<br />

Jahren aufgrund des großen Bedarfs<br />

circa 6.500 Katarakt-Operationen durchgeführt.<br />

Das wären in Deutschland<br />

wohl deutlich weniger gewesen.<br />

GLOBAL VISION: Warum sind Sie<br />

Augenärztin geworden?<br />

Dr. Ute Wiehler: Mich hat das Auge<br />

von Anfang an fasziniert, weil es so ein<br />

kleines Organ, aber dabei so wichtig<br />

ist. Die Arbeit am Auge ist sehr ästhetisch<br />

und es gefällt mir, dass operative<br />

Eingriffe therapeutisch so viel bewirken<br />

kön nen. Gerade bei einer Katarakt-<br />

Operation hat man den schönen Effekt,<br />

dass man mit geringem Aufwand eine<br />

riesige Wirkung erzielen kann.<br />

Dr. Ute Wiehler nimmt nach einer Augenoperation<br />

bei einem kleinen Patienten den<br />

Ver band ab.<br />

Global Vision: Was ist Ihre größte<br />

Herausforderung im Alltag?<br />

Dr. Ute Wiehler: In Nepal war es, die<br />

Massen an Patienten zu bewältigen<br />

und trotzdem konzentriert und genau<br />

zu arbeiten. In Afrika ist insgesamt weniger<br />

zu tun. Es geht mehr darum,<br />

Geduld zu haben in Bezug auf das Personal,<br />

die Patienten und die Dolmetscher.<br />

Viele Dinge muss man immer<br />

wieder wiederholen.<br />

GLOBAL VISION: Danke für das<br />

Gespräch!<br />

Haben Sie Interesse,<br />

für die CBM zu arbeiten?<br />

Wir suchen immer wieder Augen -<br />

ärzte und andere medizinische<br />

Fachkräfte für die Arbeit im Ausland.<br />

Fließende Englischkenntnisse in Wort<br />

und Schrift sind Voraussetzung. Im<br />

besten Fall haben Sie bereits interkulturelle<br />

Kompetenzen erworben.<br />

Mehr Informationen finden Sie auf<br />

der internationalen Website der CBM<br />

ww.cbm.org unter „Get involved/<br />

Vacancies“ oder mailen Sie an<br />

recruitment@cbm.org<br />

Foto: CBM


<strong>Reportage</strong><br />

Dr. Markus Schulze Schwering in Blantyre<br />

Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung<br />

finanziert in Blantyre/Malawi eine<br />

deutsch-malawische Universitätspart<br />

nerschaft zur Aus- und Weiterbildung<br />

von Fachärzten in Augenheil<br />

kunde. Gleichzeitig trägt die<br />

Stif tung die Kosten für die apparative<br />

Modernisierung des „Queen<br />

Elizabeth“-Lehrhospitals. Seit September<br />

2011 arbeitet Dr. Markus<br />

Schulze Schwering dort.<br />

Dr. Markus Schulze Schwering, FEBO,<br />

wurde als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

der Universitätsaugenklinik Tübingen<br />

für zwei Jahre nach Malawi entsandt.<br />

Be reits 2003 schickten ihn Klinikdirektor<br />

Prof. Dr. Bartz-Schmidt, das<br />

Deutsche Ko mi tee zur Verhütung von<br />

Blindheit und die CBM für ein Jahr ins<br />

CCBRT-Krankenhaus nach Tansania.<br />

Schulze Schwering legte 2004 in Tübingen<br />

seine Facharztprüfung ab. Im Mai<br />

2010 be stand er in Paris die Prüfung<br />

zum europäischen Facharzt für Augenheilkunde<br />

vor dem „European Board of<br />

Ophthalmology“ (EBO). Für das Uniklinikum<br />

Tübingen fungiert PD Dr. Martin<br />

Spitzer als Projektleiter Malawi.<br />

Schulze Schwering verfügt über eine<br />

fundierte Tropenerfahrung, erworben<br />

in Indien und Tansania. Besonders enga<br />

giert er sich in der Weiterbildung von<br />

Augenfachärzten. Er wird zunächst zwei<br />

Jahre als Lecturer an der Universität von<br />

Blantyre im Postgraduiertenstudiengang<br />

Fachärzte in Augenheilkunde ausbilden.<br />

Schulze Schwerings Aufenthalt<br />

wird durch ein großzügiges Stipendium<br />

der Else Kröner-Fresenius-Stiftung ermöglicht.<br />

Zusätzlich stellt die Stiftung<br />

75.000 Euro zur Verfügung, um das<br />

Lehrhospital „Queen Elizabeth“ instrumentell<br />

besser auszustatten.<br />

Dr. Schulze Schwering schrieb uns:<br />

„Meine Frau, die Kinder und ich sind<br />

nun seit Ende August in Blantyre. Wir<br />

gewöhnen uns nach<br />

und nach ein. Einmal<br />

mussten wir das Haus<br />

wechseln, weil es<br />

nicht moskitofrei zu<br />

bekommen war. Nun<br />

kehrt mehr Ruhe ein.<br />

Mit den afrikanischen<br />

Gegebenheiten wie<br />

Was sermangel und<br />

Stromausfällen kommen<br />

wir gut zurecht.<br />

Ein größeres Problem<br />

ist der zunehmende<br />

Spritmangel. Seit November<br />

2011 sind die<br />

Preise um mehr als 35 Prozent gestiegen.<br />

Der Präsident weilt derzeit für unbestimmte<br />

Zeit in Australien, hat dorthin<br />

500.000 Dollar mitgenommen. Das<br />

Volk ist empört. Bisher wurden wir erst<br />

einmal von der deutschen Botschaft<br />

angewiesen, zu Hause zu bleiben, weil<br />

eine Großdemons tration erwartet wurde.<br />

Im Straßenbild sieht man mehr und<br />

mehr bewaffnete Polizei. Es ist aber sicher,<br />

solange man große Menschenaufläufe<br />

meidet.<br />

Meine Arbeit begann am 1. September<br />

sofort mit Auswahlgesprächen der<br />

Post graduates. Erstaunlicherweise hat<br />

die Augenheilkunde in diesem Jahr<br />

erstmals die meisten Bewerbungen aller<br />

medizinischen Fächer bekommen.<br />

Wir starten im ersten Jahr mit nur zwei<br />

Kandidaten. Zwei weitere sagten ab,<br />

da es für sie finanziell attraktiver ist, als<br />

Kreisarzt (District Health Officer – DHO)<br />

zu arbeiten. Eine Facharztausbildung<br />

als Postgraduierten-Studium bedeutet<br />

nochmals eine fachliche und finanzielle<br />

Anstrengung. Das bedeutet, dass nun<br />

zwei Postgraduates im ersten Jahr sind,<br />

einer im zweiten Jahr und ein vierter<br />

Kol lege im dritten Jahr beginnt, da er<br />

bereits zwei Jahre in Madagaskar absolviert<br />

hat, dort aber seine Ausbildung<br />

nicht ab schließen konnte. In der<br />

Zwischenzeit versuchen wir, neue Post-<br />

Dr. Markus Schulze Schwering bei seiner Arbeit<br />

graduate-Stipendien bei unseren Un -<br />

ter stützern wie der <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>,<br />

Sight Savers International, Lions<br />

Norway und Lions Bavaria einzuwerben.<br />

Die von der Else Kröner-Fresenius-<br />

Stiftung ge sponserten Augenuntersuchungsgeräte:<br />

a) eine neue Haag-Streit-<br />

Video-Spaltlampe, b) zwei gebrauchte<br />

Haag-Streit-Spaltlampen, c) eine vollautomatische<br />

Funduskamera waren per<br />

DHL zu einem Sonderpreis eingeflogen<br />

worden, verblieben dann aber vier Wochen<br />

im Zoll. Warum – bleibt ein Geheimnis<br />

der Zoll autoritäten. Die Geräte<br />

wurden dann von Jens Scharlach, einem<br />

deutschen Techniker, montiert.“<br />

Dr. Schulze Schwering weiter:<br />

„Am 13. Oktober 2011 haben wir nun<br />

das Else Kröner-Fresenius-Teaching-Centre<br />

im Department of Ophthalmology in<br />

Blantyre/Malawi eröffnet. Erfreu licherweise<br />

haben sich Synergieeffekte eingestellt:<br />

Dr. Timm Schubert aus Mem mingen<br />

hat dem Projekt sein wertvolles Leica-Deckenmikroskop<br />

mit Videomoni tor<br />

geschenkt. Die Firma Geuder hat durch<br />

den großen organisatorischen Ein satz<br />

von Dieter Lebherz ein gebrauchtes Phakoemulsifikationsgerät<br />

gespendet.“<br />

Global VISION wird weiterhin über<br />

Dr. Schulze Schwering berichten.<br />

Global Vision 1/2012 7<br />

Foto: privat


Die Jahrestagung 2012 des Deutschen Komitees zur Verhütung<br />

von Blindheit bietet viele Vorträge, in denen Mitglieder<br />

des Komitees über ihre Einsätze in unterschiedlichsten Ländern<br />

berichten. Zudem werden wissenschaftliche Themen dargestellt<br />

und diskutiert. Die Tagung findet am 2. und 3. März<br />

in Eckernförde statt.<br />

8 Global Vision 1/2012<br />

Nachrichten und Termine<br />

Eckernförde – Jahrestagung des Komitees 2012<br />

Daneben gilt es, die idyllische Hafenstadt an der Ostsee zu<br />

erkunden. Mit ihren 23.000 Einwohnern bietet sie ein breites<br />

Spektrum wundervoller Natur, Kunst und guter Erholung.<br />

Stadthotel Eckernförde · Telefon (04351) 72780<br />

E-Mail: info@stadthotel-eckernförde.de<br />

Helfen Sie schon im Wartezimmer!<br />

Machen auch Sie die weltweite Arbeit der <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong> (CBM) bekannt. Bestellen<br />

Sie jetzt kostenlos Materialien für Ihr Wartezimmer. So empfehlen Sie unsere Arbeit ohne<br />

großen Aufwand weiter. Und wir können noch mehr Menschen Augenlicht schenken!<br />

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!<br />

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Auslage in meinem Wartezimmer:<br />

❏ „CHRIS“-Kinderheft – Magazin<br />

mit Comics, Spielen, kindgerechten<br />

Geschichten und Gewinnspiel<br />

(erscheint 4x im Jahr)<br />

❏ Magazin „BlickKontakt“ – unser<br />

Spendermagazin, das aus der weltweiten<br />

Arbeit der CBM berichtet<br />

(erscheint 4x im Jahr)<br />

❏ Flyer „Grauer Star“ mit<br />

Simulationsbrille<br />

❏ Thekenaufsteller aus Acryl<br />

Ihre Bestellung per Fax an: (06251) 131- 2 99,<br />

Meine Angaben:<br />

Praxis/Klinik<br />

Ansprechpartner<br />

Straße, Hausnr.<br />

PLZ, Ort<br />

E-Mail*<br />

per Post an: CBM Deutschland e.V., Annette Keseberg, Nibelungenstraße 124, 64625 Bensheim,<br />

per Telefon: (06251) 131- 2 83 oder E-Mail: annette.keseberg@cbm.de<br />

Telefon* *(Angabe freiwillig)<br />

TIPP: Im Internet können Sie weiteres kostenloses Material anfordern unter www.cbm.de/material

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