05.12.2012 Aufrufe

III. BILDENDE KUNST - J.A. Stargardt

III. BILDENDE KUNST - J.A. Stargardt

III. BILDENDE KUNST - J.A. Stargardt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

„Solche Arbeiten sind die Pforte“<br />

501* FEININGER, Lyonel, 1871 – 1956. E. Br. m. U. Zehlendorf-Mitte 31.I.1918. 2 1 ⁄3 S. gr.-8 o .<br />

Rautiertes Papier. (4.000.—)<br />

Prachtvoller, inhaltsreicher Brief an (die Kunstsammlerin Elisabeth Mayer), der er eine Sendung mit seinen<br />

Arbeiten ankündigt. Elisabeth Mayer und ihr Mann Wilhelm waren auch mit Erich Heckel und dessen<br />

Frau Sidi befreundet.<br />

„... Daraus ist eine Masse Blätter geworden, und ich habe dabei noch viele weglassen müssen, von denen,<br />

die ich Ihnen zeigen wollte: nämlich die Naturzeichnungen und Bilderzeichnungen aus früheren Jahren.<br />

Zur ‘Brücke I’ habe ich die ursprüngliche Naturnotiz und die Kompositionsskizze nach dieser Notiz, hervorgesucht<br />

und beigelegt. Dann die Kohlenkomposition zu ‘Brücke <strong>III</strong>’. Ferner: 2 Kohlen-Federkompositionen<br />

nach dem gleichen Motif (‘Oberweimar II’ und ‘IV’), die jedoch einstweilen unverkäuflich bleiben<br />

müssen, da ich sie noch brauche.<br />

Die ‘9 Kinderzeichnungen’ sind für – Kinder gestaltet. Ich weiss nicht, warum man nicht für Kinder auch<br />

Bilder machen sollte; ich befasse mich seit über 20 Jahren mit solchen Versuchen; immer wieder kommen<br />

diese Gestaltungen, in meinem Schaffen, periodenweise zum Vorschein! Ich habe sogar Gemälde in dieser<br />

Art gemalt. Diese Neigung werden Sie gewiss verstehen? Solche Arbeiten sind die Pforte, durch die ich<br />

in die goldene Kindheit hindurchschlüpfe. Gewisse Sehnsüchte lassen sich nur so ausdrücken.<br />

Die ‘6 farbigen Zeichnungen’ der Liste stellen eine Verbindung zwischen ‘Kindheit’ und ‘Kubistisch-<br />

Expressionistischer Ausdrucksweise’ dar. Sie sind formal gedacht, sonst aber im Ausdruck kindlich fröhlich.<br />

‘Fröhlich’ kann man, in diesen Jahren, nur sein, wenn man es für die Kinder wird ...“<br />

Beiliegend die erwähnte eigenhändige „Liste“ Feiningers (2 S. gr.-8 o ) mit seinen Arbeiten und ihren Preisen<br />

zwischen 50 und 150 Mark; auf der Rückseite ein Vermerk der Adressatin: „Behalten: / Der Teich ...<br />

/ Naturzeichnung aus / Braunlage ‘Waldweg’ ... / 2 Kinderblätter / Schlangenjagd ... / Mondnacht ... /<br />

Naturskizze zu Brücke I / Oberweimar ... / Arbeitskomposition zu ‘Brücke I.’ ...“<br />

„die einzige Rettung aus allem Elend“<br />

502* — E. Br. m. U. Zehlendorf-Mitte 31.<strong>III</strong>./12.IV.1918. 2 S. gr.-4 o . Winzige Randläsuren.<br />

(4.000.—)<br />

Wohl an dieselbe Adressatin, ausführlich über die schwierige Lebenslage unter den Bedingungen des<br />

Ersten Weltkrieges.<br />

„... Wirklich, es ist sehr schade, dass Sie Ihre geplante Reise aufgeben mussten; und uns Allen eine grosse<br />

Enttäuschung: wir hatten uns so darauf gefreut, Sie Beide kennen zu lernen; und ich habe in diesen<br />

letzten Tagen mir recht oft den ‘Buxtehude’ vorgenommen! Aber, wenn wir bedenken, wie schwierig, jetzt,<br />

(ja, fast unmöglich!) die Reiseverhältnisse sich zuspitzen, können wir uns gut vorstellen, dass Sie ... doch<br />

lieber auf bessere Zeiten mit Ihrer Reise warten ... Uns allen ist es nicht sehr gut gegangen. Meine Frau<br />

ist auch sehr herunter ... Die Anstrengungen sind für Hausmütter ganz schrecklich; das bischen tägliche<br />

Leben! die Sorgen um zureichende Ernährung für die Lieben! ...<br />

Frau Sidi H e c k e l hatte uns von Ihnen Bilder zu zeigen versprochen, aber hat sie, als sie uns besuchte,<br />

zu Hause liegen lassen und nun will sie nach Tübingen fahren; wir werden sie wohl nicht so bald zu<br />

sehen bekommen. Es war sehr lieb, von Ihnen erzählen zu hören und von Ihrem schönen, anregenden<br />

Leben. In Gedanken, sind wir oft bei Ihnen zu Gast.<br />

Ich glaube gewiss, dass Tübingen uns gefallen würde! Wir kennen, von kleineren Städten, nur We imar;<br />

dort haben wir wiederholt eine Reihe von Monaten verbracht, und es giebt keine Stadt die wir so lieb hätten.<br />

Wir möchten am liebsten ganz von Berlin fort; überhaupt fern von der Grossstadt sein und mitten<br />

auf dem Lande, von Hügeln und Dörfern umgeben; wie’s so schön in Weimar ist. Unsere Jungens sind<br />

auch richtige Landkinder, so fein und zart sie auch organisiert sind. Sind grosse und eifrige Naturforscher!<br />

Sammeln Schmetterlinge, Raupen, Käfer – wollen sich jetzt mit der höheren Zoologie befassen und<br />

276

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!