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Fachwerk 2015

Das Magazin der Denkmalpflege des Kantons Bern

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44AKTUELL | ACTUEL06ried gelangt das Bauerngut in die FamilieWinzenried. Mit dem Bau einesweiteren Bauernhauses (Herzwilstr.193) erreicht das Gut 1821 seinegrösste Ausdehnung. Im Abtretungsvertragvon 1830 vermacht ElisabethSpycher ihren Kindern nebst ausgedehntenlandwirtschaftlichen Grundstückendrei Wohnhäuser, einen Spycher,ein Ofenhaus, ein Stöckli undmehrere weitere Nebengebäude. ImVertrag ist ebenfalls ein Schleiss (Altersrentein Form von Nahrung undWohnrecht) vereinbart. Dazu gehörtenetwa das «beliebige Wohnungsrechtin dem obern Hause, mit einerMagd, in der vordern Stube gegenAbend» sowie jährlich «genugsamObst, Kirschen, Erdaepfel und Gemüse,5 Mütt Korn, 25 lb Anken, 30Eyer, […] und gemeinsam mit demBesizer des untern Gutes ein fettesSchwein […]».1897 verkauft die Familie Winzenrieddie beiden älteren Bauernhäuser anNiklaus Spycher von Herzwil. Durcheine weitere Teilung seines Besitzesim Jahr 1920 unter drei seiner Söhnewird das Bauernhaus an der Schwendistrasse86 wieder ein eigenständigesGut.Ein Haus für zwei Schwestern, Argel/DärstettenAus der Inschrift am «Argel»-Haus von1759 in Därstetten ist zu lesen, dasssich die Schwestern Magdalena undSalome Mani als noch unverheirateteTöchter aus reichem Hause diesenherausragenden Bau von ZimmermeisterHans Messerli errichten liessen.Das Werk stellt den Höhepunktund zugleich den Abschluss der reichbemalten Simmentaler Fassaden darund gehört mit seiner einzigartig kulissenhaftenStubenmalerei zu denwertvollsten Bauten des Kantons. DieBemalung spiegelt wohl den Zweckder Stube als Wohn-, Arbeits-, GästeundSchlafstube: Dargestellt ist dieHausherrin, die einen Gast bewirtet,im Hintergrund wird zur Ruhe für denSchlafenden im heute fehlenden Bettgemahnt.Die bemalte Stube der blinden Separatistin?Eine neue These stellt der Historikerund Genealoge Paul-Anthon Nielsonauf. Er geht davon aus, dass die Stubevon pietistisch geprägten Gläubigenals Versammlungsort für Veranstaltungenin Ergänzung zum offiziellenGottesdienst genutzt wurde. Seit ungefähr1723 bestand eine Gemeinschaftvon Inspirierten in Aeschi. IhrMittelpunkt bildete die blinde ChristinaKratzer. Das «blinde Stineli» –auch als das «12. Prophetische Werkzeug»bekannt – predigte u. a. gegendie Obrigkeit, weshalb sie in Frutigenund später auf dem Thorberg gefangengehalten wurde. Im Februar 1731erlässt die Regierung ein Mandat gegenden sogenannten Separatismus.Am 3. Februar 1746 hält Pfarrer GabrielFröhlich († 1767) im TotenrodelDärstetten fest, dass «Christina,sonst von äschj, eine Separatistin»begraben wurde. Der Pfarrer liessden Platz für den Familiennamen derVerstorbenen unerklärlicherweise frei.Es handelt sich um die mutmasslicheBegräbniseintragung des «prophetischenWerkzeugs» Christina Kratzer,denn die vom Pfarrer geschriebenenWörter können sich kaum auf eine anderePerson beziehen.Paul Nielson stellt sich folgende historischeKonstellation vor: ChristinaKratzer kommt nach Därstetten –wann und wieso ist unbekannt. Dortwird sie von pietistisch geprägtenGlaubensgenossen – darunter die Fa-

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