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IOEW SR 071 Oekonomisch-oekologische Bewertung Saa..., Seiten

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Jürgen Meyerhoff, Ulrich Petschow, Dieter Behrendt<br />

Ökonomisch-ökologische<br />

<strong>Bewertung</strong> des <strong>Saa</strong>leausbaus<br />

Schriftenreihe des IÖW 71/94


Ökonomisch - ökologische<br />

<strong>Bewertung</strong> des <strong>Saa</strong>leausbaus<br />

Gutachten im Auftrag<br />

der Umweltstiftung WWF - Deutschland<br />

vertreten durch das Auen-Institut, Raststatt<br />

vorgelegt vom<br />

Institut für ökologische Wirtschaftsforschung<br />

Bearbeiter:<br />

Jürgen Meyerhoff, Ulrich Petschow, Dieter Behrendt<br />

Berlin, März 1994


Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Aufgabe des Gutachtens war es, die im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans 92 vorgesehenen<br />

Ausbaumaßnahmen an der <strong>Saa</strong>le auf ihre Wirtschaftlichkeit hin zu untersuchen. Das Ergebnis zeigt, daß<br />

unter ökonomischen Gesichtspunkten die geplanten Ausbaumaßnahmen an der <strong>Saa</strong>le gemäß der Kriterien<br />

des BVWP in Frage zu stellen sind. Das den Nutzen-Kosten-Analysen zugrundegelegte<br />

Verkehrsaufkommen wird als eindeutig zu hoch angesehen. Dies ist insbesondere auf das Vorgehen bei<br />

der Güterverkehrsprognose 2010 von Kessel + Partner zurückzuführen. In dieser Prognose wird versucht,<br />

über ein globales Verkehrsaufkommensmodell das Güterverkehrsaufkommen für eine Region<br />

abzuschätzen. Wie problematisch dies ist, zeigt sich für den Raum Halle. Da sich in diesem Raum die<br />

wirtschaftlichen Strukturen grundlegend geändert haben, erscheint auch die von PLANCO<br />

vorgenommene Revision der Aufkommenswerte als unzureichend, da lediglich die Aufkommenswerte für<br />

Transportrelationen mit gebrochenen Verkehren aus dem gesamten Aufkommen genommen wurden. Eine<br />

darüberhinausgehende Analyse der tatsächlichen Bedingungen für die Binnenschiffahrt auf der <strong>Saa</strong>le<br />

kommt zu noch einmal deutlich reduzierten Aufkommenswerten. Da die Aufkommenswerte aber ein<br />

wichtiger Bestimmungsfaktor für das Nutzen-Kosten-Verhältnis sind, reduziert sich dieses Verhältnis<br />

entsprechend stark.<br />

Zu den tatsächlichen Bedingungen der Binnenschiffahrt auf der <strong>Saa</strong>le gehören auch die<br />

Schiffahrtsbedingungen auf der Elbe. Nur wenn die Elbe ausreichende Tauchtiefen bietet, können die<br />

durch den Ausbau der <strong>Saa</strong>le erwarteten Nutzen realisiert werden. Es erscheint aber fraglich, ob die an der<br />

Elbe vorgesehenen Strombaumaßnahmen hierfür ausreichend sind. Wären dagegen weitere Maßnahmen<br />

wie z.B. der Bau von Staustufen in der Elbe hierfür Voraussetzung, dann werden die Ausbauten<br />

insgesamt - auch die an der <strong>Saa</strong>le - unwirtschaftlich.<br />

Weitergehende Untersuchungen zeigten, daß sich für einen Kanal zwischen Schönebeck und Calbe<br />

sowie für einen Stichkanal nach Leipzig ebenfalls keine Wirtschaftlichkeit erkennen ließ. Der Stichkanal<br />

spielt nicht einmal in den Planungen der regionalen Akteure eine Rolle, d.h. ein Güterverkehrszentrum<br />

wird ohne Anschluß an eine Wasserstraße geplant, im Einzugsbereich des Kanals sind keine<br />

Gewerbegebiete ausgewiesen bzw. geplant, etc.<br />

Die ökologischen Folgekosten sind in der im Rahmen der Bundesverkehrswegeplanung durchgeführten<br />

Nutzen-Kosten-Analyse völlig unzureichend erfaßt. Ihr Einbezug, selbst in dem Umfang, der<br />

monetarisierbar ist, dürfte auch im Fall der <strong>Saa</strong>le von erheblicher Bedeutung sein, da die ökologischen<br />

Gefahrdungspotentiale hoch sind. Die Nutzen-Kosten-Verhältnisse für die untersuchten<br />

Ausbaumaßnahmen würden sich entsprechend verringern bzw. unwirtschaftlich werden.


Kurzfassung<br />

Ausbauplanungen und ökologische Gefahrdungen<br />

0. Aufgabe des Gutachtens war es, die im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans 92 vorgesehenen<br />

Ausbaumaßnahmen an der <strong>Saa</strong>le auf ihre Wirtschaftlichkeit hin zu untersuchen. Dabei standen<br />

insbesondere die Nutzen-Kosten-Analysen über die Ausbaumaßnahmen an Wasserstraßen in den neuen<br />

Bundesländern, die von PLANCO für das Bundesverkehrsministerium erstellt wurden, im Mittelpunkt der<br />

Untersuchung. Weiterhin waren die Abhängigkeit der <strong>Saa</strong>leausbauten von der Schiffbarkeit der Elbe, ein<br />

Kanal von Schönebeck bis Calbe als mögliche Alternative zu den Baumaßnahmen an der <strong>Saa</strong>le sowie die<br />

Planungen für die Vollendung eines Stichkanals nach Leipzig Gegenstand der Begutachtung.<br />

1. Im Rahmen der Bundesverkehrswegeplanung ist vorgesehen, die Bedingungen für die Schiffahrt auf<br />

der <strong>Saa</strong>le zu verbessern. Sie soll für ein Regelschiff mit den Abmessungen 90m * 9,50 und einer<br />

Tauchtiefe bis zu 2,50m ausgebaut werden. Dazu ist u.a. vorgesehen, durch Sohlenvertiefungen die<br />

Fahrrinne auf 2,80m zu vertiefen und einen Durchstich sowie mehrere Bogenabflachungen vorzunehmen.<br />

Notwendig sind ferner Brückenanhebungen auf 4,50m. Ferner ist in einer der beiden untersuchten<br />

Ausbauvarianten der Bau einer Staustufe bei Klein Rosenburg vorgesehen.<br />

2. Die geplante Staustufe bei Klein Rosenburg hat unmittelbar Auswirkungen auf das Gebiet, in dem<br />

die <strong>Saa</strong>le in die Elbe mündet. Es handelt sich hierbei um die Zone II des Biosphärenreservates Mittlere<br />

Elbe. Die Bedeutung des Reservates wird bestimmt von einer naturnahen, grundwasser- und<br />

überflutungsbestimmten Auenlandschaft mit der ursprünglichen Elbebiber- und einer sehr artenreichen<br />

Vogelpopulation, wertvollen Auenwäldern, grundwasserabhängigen <strong>Saa</strong>lealtarmen und weitflächigen<br />

Grünland- und Röhrichtbeständen.<br />

3. Mögliche Konsequenzen des Baus dieser Staustufe sind direkte und indirekte großflächige<br />

Gefahrdungen der auf Bundesebene stark gefährdeten auentypischen Standorte und die Beseitigung der<br />

Auen-Grundwasser-Hochflutdynamik als Voraussetzung für die Existenz der Auenlebensgemeinschaft.<br />

Binnenschiffahrt als Verkehrsträger<br />

4. Als typische Vorteile der Binnenschiffahrt werden vor allem immer wieder die folgenden Punkte<br />

vorgebracht:<br />

- geringe Transportkosten,<br />

- geringer Energieverbrauch und hohe Umweltfreundlichkeit,


II<br />

weitgehende Nutzung natürlicher Verkehrswege und<br />

vorhandene Kapazitätsreserven.<br />

Diese Vorteile der Binnenschiffahrt stellen sich auf dem Verkehrsmarkt allerdings nur als potentielle<br />

Vorteile dar, die sehr differenziert betrachtet werden müssen: Geringe Transportkosten sind vor allem<br />

dann ein wichtiges Kriterium, wenn der Wert der transportierten Güter gering ist. Damit ist die<br />

Binnenschiffahrt dann für den Transport prädestiniert, wenn es sich um transportpreissensible Güter<br />

handelt und andere Eigenschaften wie Schnelligkeit und Netzleistungsfahigkeit nicht gefragt sind. Die<br />

Umweltfreundlichkeit der Binnenschiffahrt resultiert aus ihren geringeren Emissionen je tkm.<br />

Ausbaumaßnahmen zugunsten der Binnenschiffahrt sind dagegen in der Regel als sehr problematisch<br />

anzusehen. Von der Nutzung natürlicher Verkehrswege kann nur dann gesprochen werden, wenn keine<br />

Anpassungen des Flusses an die Schiffe erforderlich werden.<br />

5. Die Bedeutung der Binnenschiffahrt in der Bundesrepublik, gemessen an der von ihr erbrachten<br />

Verkehrsleistung, wird wesentlich durch den Rhein bestimmt. Auf ihm erbringt sie mehr als 80 % ihrer<br />

gesamten Verkehrsleistung. Aufgrund der regional sehr unterschiedlichen natürlichen Verhältnisse stellt<br />

der Anteil der Binnenschiffahrt am gesamten Güterverkehr in der Bundesrepublik keine auf einzelne<br />

Regionen übertragbare Größe dar. Es ist vielmehr davon auszugehen, daß der Anteil der Binnenschiffahrt<br />

am Güterverkehr in Ostdeutschland deutlich geringer sein wird als dies in Westdeutschland der Fall ist.<br />

Entwicklungen im Güterverkehr und die Verkehrspolitik<br />

6. In Ostdeutschland ist der Transportmarkt noch immer durch den wirtschaftlichen Strukturbruch<br />

gekennzeichnet. So haben Bahn und Binnenschiffahrt erhebliche Verluste hinnehmen müssen, der Lkw<br />

hingegen konnte seinen Marktanteil erheblich ausweiten. Erst seit dem letzten Jahr zeichnet sich eine<br />

Stabilisierung bei Bahn und Binnenschiffahrt ab. Bei der Binnenschiffahrt findet diese Stabilisierung<br />

allerdings auf sehr niedrigem Niveau statt.<br />

7. Die Aufkommensrückgänge bei Bahn und Binnenschiff müssen auch vor dem Hintergrund langfristiger<br />

Trends gesehen werden. Infolge des Strukturwandels der Wirtschaft haben sich die Transportmärkte<br />

stark verändert: Der Trend geht immer stärker in Richtung auf leichtgewichtige, höherwertige Güter.<br />

8. Kessel + Partner sagen in der Güterverkehrsprognose 2010 voraus, daß Preisnachlässe bei Binnenschiffstransporten<br />

- z.B. aufgrund des Ausbaus der Wasserstraßen - entsprechende Preisreaktionen der<br />

Konkurrenten hervorrufen werden. Damit würden die relativen Preise zwischen Bahn-, Schiff- und Lkw-<br />

Transporten stabil bleiben. Ausbaumaßnahmen, die eine Kostensenkung bei Schiffstransporten bewirken,


würden somit zu keiner wesentlichen Veränderung in der Arbeitsteilung zwischen den Güterverkehrsträgern,<br />

dem sog. Modal Split, führen.<br />

9. Für den Straßengüterfernverkehr wird erwartet, daß infolge der EG-Verkehrspolitik im Güterverkehr<br />

(Auswirkungen sind u.a. die Aufhebung des innerdeutschen Tarifbindungssystems, schrittweise Aufhebung<br />

sämtlicher Kabotagevorbehalte) das Tarifniveau mittelfristig um 20 bis 30% sinkt. Für die Binnenschiffahrt<br />

wird sogar ein Preisrückgang von bis zu 60% erwartet. Die Verkehrspolitik trägt somit in<br />

zweifacherweise zu einer Senkung der Transportpreise bei: zum einen durch den Ausbau der Infrastruktur<br />

und zum anderen durch die Deregulierung der Verkehrsmärkte. Aus umweltpolitischer Sicht ist aber<br />

genau das Gegenteil erforderlich: eine Verteuerung von Gütertransporten.<br />

10. Eine Verkehrspolitik, die zu einer Minderung der aus dem (Güter-) Verkehr resultierenden Umweltbelastung<br />

maßgeblich beitragen wollte, dürfte ihre Schwerpunkte nicht in der Erweiterung und dem<br />

Ausbau des heutigen Streckennetzes sehen. Um eine Verlagerung vom Lkw auf andere Verkehrsträger<br />

und vor allem eine Reduktion der heutigen Verkehrsmengen bzw. überhaupt erst einmal einen Stopp beim<br />

Wachstum zu erreichen, sind vielmehr Maßnahmen zur Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen<br />

wie preispolitische Eingriffe (Internalisierung externer Kosten) und die Entwicklung einer Raum-Zeit-<br />

Strategie, die ein Leben und Wirtschaften in den regionalen Lebensräumen mit kürzeren Distanzen<br />

ermöglicht, viel entscheidender.<br />

Regionale Wirtschaft<br />

11. Für die wirtschaftliche Entwicklung in Sachsen Anhalt waren, wie in den anderen neuen Bundesländern<br />

auch, folgende Ausgangsbedingungen typisch: Die Zentralverwaltungswirtschaft der DDR war zu<br />

Ende der achtziger Jahre geprägt durch veraltete Industriestrukturen mit geringer Innovations- und<br />

Konkurrenzfähigkeit, einer regionalen und sektoralen Konzentration der Industrie und einer hohen Spezialisierung<br />

infolge der Arbeitsteilung innerhalb der damaligen COMECON Staaten. Die abrupte Öffnung<br />

des ostdeutschen Marktes, der Zusammenbruch der Arbeitsteilung zwischen den Ländern Osteuropas und<br />

das Fehlen einer zukunftsorientierten wirtschaftspolitischen Strategie führten dann nach 1989 zu einem<br />

radikalen Bruch der Wirtschaftsstrukturen mit der Konsequenz massiver Deindustrialisierung.<br />

12. Sachsen Anhalt ist vom Bruch der Wirtschaftsstrukturen besonders betroffen. Die wirtschaftliche<br />

Basis der Region war und ist - zwar in vermindertem Umfang- vor allem durch die grundstofflastige<br />

Chemieindustrie und die Braunkohlewirtschaft geprägt. Die Umstrukturierungen in diesem Bereich sind<br />

noch nicht abgeschlossen und eine Beurteilung der Perspektiven dieser Industriezweige ist nur schwer<br />

möglich. Deutlich wird dies insbesondere an den aktuellen Diskussionen um die BUNA AG. Aber gerade


IV<br />

die Entwicklung dieser Industriebereiche ist mitentscheidend für das Güteraufkommen, das grundsätzlich<br />

binnenschiffsgeeignet wäre.<br />

Anbindung der Region Halle<br />

13. Die Region Halle-Leipzig hegt im südlichen Teil der Neuen Bundesländer und ist verkehrsmäßig<br />

gut erschlossen. Bahn- und Straßenverbindungen sind in alle Richtungen vorhanden bzw. werden über die<br />

"Verkehrsprojekte Deutsche Einheit" in Kürze geschaffen. Im Bereich Güterverkehr - insbesondere des<br />

Kombinierten Verkehrs (KLV) - ist im Norden Leipzigs die Errichtung eines Güterverkehrszentrum (GVZ<br />

Leipzig-Wahren) geplant. Mit dem Binnenschiff ist die Region ausschließlich über die <strong>Saa</strong>le zu erreichen,<br />

wobei Leipzig und damit auch ganz Westsachsen keinen Anschluß besitzen.<br />

14. Der Ausbau der <strong>Saa</strong>le hat nur eine regionale Bedeutung. Damit unterscheidet sich die <strong>Saa</strong>le deutlich<br />

von der Havel und der Elbe, bei denen auch die Interessen des Transitverkehrs eine Rolle spielen. Im<br />

Falle der <strong>Saa</strong>le ist allein entscheidend, welche wirtschaftlichen Verflechtungen der Region existieren.<br />

15. Transportengpässe bei der Bahn sind in den neuen Bundesländern mittelfristig nicht zu erwarten, da<br />

der wirtschaftliche Strukturbruch in den neuen Ländern zu einer erheblichen Veränderung der Güterverkehrsträgerstruktur<br />

und der transportierten Güter gefuhrt hat. Die Öffnung der Güterverkehrsmärkte führte<br />

zu einer deutlichen Verlagerung der Transporte von der Bahn und auch vom Binnenschiff auf den Lkw.<br />

Dies hat zur Konsequenz, daß auf dem Gebiet der neuen Bundesländer erhebliche Transportkapazitäten<br />

existieren, die gegenwärtig nicht genutzt werden. Nach Angaben der Bahn sind umfangreiche Verlagerungen<br />

von Gütertransporten auf die Bahn möglich, Kapazitätsprobleme weder in Nord/Süd- noch in<br />

Ost/West-Richtung gegeben. Entlang der <strong>Saa</strong>le existieren zwei Bahnstrecken, auf denen zur Zeit sämtliche,<br />

für den Einzugsbereich der <strong>Saa</strong>le prognostizierten Transportmengen übernommen werden könnten.<br />

Ein Verkehrsengpaß ist insofern für die Region nicht zu erwarten.<br />

17. Nach einer deutlichen Reduktionen hat der Güterumschlag in den Häfen der neuen Bundesländer<br />

wieder leicht zugenommen. Im Hafen Magdeburg sind sogar deutliche Zugewinne zu verzeichnen. Dieser<br />

Hafenstandort erfüllt allerdings optimale Bedingungen, da er der zentrale Binnenhafen in den neuen<br />

Bundesländern ist. Ein Blick in die Statistik des Bundes verdeutlicht, daß auf der <strong>Saa</strong>le Binnenschiffsverkehr<br />

nur in sehr geringem Umfang stattgefunden hat. Im Jahr 1991 wurden auf der <strong>Saa</strong>le 1.100 t im<br />

Empfang und 5.4001 im Versand befördert und 1992 8.7001 im Versand. Für den Empfang wurden 1992<br />

keine Güter verzeichnet.


Die Nutzen-Kosten-Analyse<br />

18. Mit dem Instrument der Nutzen-Kosten-Analyse sollen die positiven und negativen Auswirkungen<br />

staatlicher Investitionsmaßnahmen ermittelt und den damit verbundenen Kosten gegenübergestellt werden,<br />

um so ihre Auswirkungen auf die gesellschaftliche Wohlfahrt zu überprüfen. Bei einer <strong>Bewertung</strong><br />

von Projekten mit Hilfe der Nutzen-Kosten-Analyse werden nur diejenigen Auswirkungen berücksichtigt,<br />

die sich monetarisieren lassen. Aus den ermittelten Nutzen und Kosten wird das Nutzen-Kosten-Verhältnis<br />

errechnet - es gibt an, wieviel Nutzen pro Kosteneinheit erreicht wird.<br />

19. Für die Nutzen-Kosten-Analysen im Rahmen der Bundesverkehrswegeplanung sind folgende Rahmendaten<br />

von Bedeutung: Die Nutzen und Kosten werden einheitlich mit einer Diskontrate von 3%<br />

abdiskontiert, d.h. die zu unterschiedlichen Zeiten anfallenden Nutzen und Kosten werden dadurch auf<br />

einen gemeinsamen Zeitpunkt bezogen. Ausbaumaßnahmen, die ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 3 oder<br />

höher aufweisen, werden im BVWP als vordringlicher Bedarf eingestuft. Der Zeitraum, in dem ein<br />

Nutzenertrag aus den Baumaßnahmen erwartet wird, beträgt für die Wasserstraßenprojekte ca. 85 Jahre.<br />

Mit den indisponiblen Ersatzanteilen werden Investitionen bezeichnet, die auch im Vergleichsfall zur<br />

Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit der Wasserstraßen bzw. Bauwerke erforderlich sind.<br />

20. Die Ausbauvariante für die <strong>Saa</strong>le, die vom Bundesverkehrsministerium präferiert wird, sieht zum<br />

einen den Streckenausbau und zum anderen den Bau einer Staustufe bei Klein Rosenburg vor. Dadurch<br />

soll die Abladetiefe auf konstant 2,5m verbessert werden. Als Bauzeit werden für diese Variante vier<br />

Jahre genannt. Die Investitionskosten sollen nach PLANCO 218 Mio. DM betragen; wovon 82 Mio. DM<br />

als indisponible Ersatzanteile bezeichnet werden. Da die indisponiblen Ersatzanteile, die als notwendig<br />

bezeichnet werden, um den jetzigen Zustand der Wasserstraße bzw. ihre Leistungsfähigkeit auch ohne<br />

weiteren Ausbau zu erhalten, von den Investitionskosten abgezogen werden, erhöht sich das Nutzen-<br />

Kosten-Veihältnis entsprechend. Es ist aber fraglich, inwieweit dies gerechtfertigt ist, da auf der <strong>Saa</strong>le zur<br />

Zeit so gut wie kein Schiffverkehr stattfindet.<br />

21. Zur Erstellung der Güterverkehrsprognose werden Annahmen darüber getroffen, wie sich das<br />

Güteraufkommen generell entwickelt, welche Gutarten transportiert werden und welche Verkehrsverknüpfungen<br />

zwischen den 161 Verkehrsregionen existieren. Diese Überlegungen werden auf einem hohen<br />

Abstraktionsniveau durchgeführt und können Anhaltspunkte für die Entwicklung in einem Gesamtraum,<br />

z.B. der Bundesrepublik, geben. Sie ermöglichen einen groben Überblick über mögliche Verkehrsströme<br />

in der Bundesrepublik. Je konkreter aber die Untersuchungen in bestimmte Regionen hineingehen, desto<br />

unschärfer werden die Aussagen zu den Verkehrsströmen. Dies gilt insbesondere für solche Regionen wie<br />

in den neuen Bundesländer, wo der wirtschaftliche Strukturbruch bis heute andauert und die zukünftigen<br />

Konturen sich erst langsam entwickeln.


VI<br />

Schematische Darstellung des Ablaufs der<br />

Untersuchungen für den BVWP<br />

Prognosen über die regionale Bevölkerungsentwicklung und die<br />

regionale und sektorale Beschäftigtenstruktur<br />

Strukturdatenprognose<br />

Güteraufkommensprognose<br />

Ermittlung des modal split<br />

Regionalisierung der Daten über<br />

das Verkehrsaufkommen<br />

Eingang dieser Daten in Nutzen-Kosten—Analyse<br />

für Verkehrswegebauten<br />

22. Für die Nutzen-Kosten-Analysen wurde eine Reduktion der prognostizierten Werte des Verkehrsaufkommens<br />

um 50% vorgenommem, um eine einigermaßen plausible Annäherung an die realen Gegebenheiten<br />

zu erreichen. Die Korrekturen sind nicht, wie die Bundesregierung auf eine kleine Anfrage von<br />

Bündnis 90 /Grünen feststellt, durchgeführt worden, um ein stabiles Ergebnis zu erreichen, sondern weil<br />

die prognostizierten Daten auch mit den damaligen Realitäten nur begrenzt in Übereinstimmung zu<br />

bringen waren. Indirekt kritisiert wird dieses Vorgehen auch von der Landesregierung in Sachsen Anhalt,<br />

die feststellt, daß Verkehrsprognosen für die Jahre 2000 bis 2010 ..für das Land Sachsen -Anhalt nicht<br />

vorhegen. Derzeit wird mit den Untersuchungsergebnissen des Bundesverkehrswegeplanes 1992 gearbeitet.<br />

23. Im Rahmen dieses Gutachtens wurde eine Revision der Güteraufkommenswerte aus den Binnenschiffahrtsmatrizen<br />

des DIW anhand folgender Überlegungen vorgenommen:<br />

• Unter Berücksichtigung der Kostenstrukturen wurden mittels Plausibilitätsüberlegungen diejenigen<br />

Relationen herausgenommen, auf denen für die Binnenschiffahrt gebrochene Verkehre bzw. sehr<br />

große Umwege notwendig wären.<br />

• Ferner wurden die Aufkommenswerte für die Gütergruppen Investitionsgüter und Verbrauchsgüter<br />

herausgenommen, da keine Affinität bei diesen Gütergruppen zur Binnenschiffahrt auf der <strong>Saa</strong>le gesehen<br />

wird, denn die Region Halle ist insgesamt sehr gut durch Bahn und Straße erschlossen.<br />

• Schließlich wurden noch die Werte, die ausschließlich innerhalb der Region 92 (Halle) verlaufen, aus<br />

den Aufkommenswerten herausgenommen.


24. Anschließend wurde den besonderen Bedingungen der Region und den Fahrverhältnissen auf der<br />

Elbe und deren Auswirkungen auf die Gütertransportmengen Rechnung getragen. Bei dieser Anpassung<br />

wurde nur noch die Gesamtmenge der zu transportierenden Güter berücksichtigt, ohne nach Gütergruppen<br />

zu differenzieren. Folgende Annahmen wurden zugrundegelegt:<br />

• Die regionalen Wirtschaftsstrukturen haben sich massiv verändert seit Erstellung dieser Binnenschiffahrtsmatrizen.<br />

Sie reflektieren insofern nur begrenzt die gegebenen Veränderung und berücksichtigen<br />

insbesondere nicht die Planungen der regionalen Akteure. Diese haben aber wesentliche<br />

Teile ihrer Planung nicht auf die Binnenwasserstraßen ausgerichtet.<br />

• Die Tauchtiefen sind vor allem im Bereich der Massengüter bestimmend für die Angebotsverhäitnisse<br />

der Binnenschiffahrt. Eine verringerte Tauchtiefe bedeutet auch höhere Kosten. Dies ist in diesem Zusammenhang<br />

mit den begrenzten Tauchtiefen auf der Elbe wichtig, die über lange Zeit des Jahres auch<br />

für die <strong>Saa</strong>le bestimmend sein werden.<br />

25. Auch nach dem Ausbau der <strong>Saa</strong>le wird es der Binnenschiffahrt maximal gelingen, etwa die Hälfte<br />

der mit Hilfe der korrigierten Matrizen ermittelten Aufkommenswerte auch zu realisieren. Hierfür sind<br />

vor allem die unter Punkt 23 und 24 genannten Faktoren wesentlich. Damit würde sich das Aufkommen<br />

zwischen 1,7 bis 1,9 Mio t bewegen. Auch diese Gütermenge wäre noch eine außerordentliche Steigerung<br />

gegenüber dem gegenwärtigen Verkehrsaufkommen, die die Binnenschiffahrt überhaupt erst unter<br />

Konkurrenzbedingungen für sich gewinnen müßte. Werden die korrigierten Werte (1,8 Mio t.im Jahr) in<br />

die Nutzen-Kosten-Analyse eingegeben und wird zusätzlich davon ausgegangen, daß sich die Baukosten<br />

um 20% auf 163,2 Mio. DM erhöhen werden, dann ergibt sich ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,88.<br />

Die Ausbauvariante mit Staustufe wäre nach diesem Ergebnis nicht in den vordringlichen Bedarf im<br />

Rahmen der Bundesverkehrswegeplanung aufzunehmen. Dabei muß berücksichtigt werden, daß in diesen<br />

Nutzen-Kosten-Analysen nicht die ökologischen Folgekosten des Ausbaus enthalten sind. Von ihrer<br />

Berücksichtigung wird noch einmal eine deutliche Verringerung des Ergebnisse erwartet.<br />

26. Stichkanal Leipzig und der Kanal Schönebeck - Calbe<br />

Die Analysen sowohl für den Stichkanal als auch für einen Kanal zwischen Schönebeck und Calbe<br />

zeigen, daß beide Maßnahmen nach den Vorgaben des Bundesverkehrswegeplans nicht in den vordringlichen<br />

Bedarf einzustufen wären. In beiden Fällen sind zudem die Nutzen-Kosten-Verhältnisse wenig<br />

belastbar, da etliche Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit beiden Baumaßnahmen existieren. Vorbehaltlich<br />

weitergehender Untersuchungen liegt das Nutzen-Kosten-Verhältnis im Falle eines Kanals zwischen<br />

Schönebeck und Calbe selbst bei Anlehnung an die von PLANCO für die <strong>Saa</strong>le angenommenen<br />

Transportvolumina nur bei 1,8. Der Stichkanal nach Leipzig erreicht in der Berechnung von PLANCO<br />

nur ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,2. Schon geringfügige Verringerungen der Transportmengen oder<br />

Erhöhungen der Investitionskosten würden die Projekte unwirtschaftlich werden lassen.


Inhalt<br />

1. Der <strong>Saa</strong>leausbau und ökologische Problemlagen 1<br />

2 Binnenschiffahrt im Güterverkehr 3<br />

2.1 Verkehrswertigkeit der Binnenschiffahrt 3<br />

2.2 Binnenschiffahrt in Ostdeutschland 4<br />

2.3 Langfristige Trends 7<br />

2.4 Regionale Verteilung 12<br />

2.5 Zur aktuellen Diskussion über die Bedeutung der Binnenschiffahrt 13<br />

2.6 Das Problem des Verkehrswachstums 23<br />

3. Prognosen in Zeiten des Umbruchs 26<br />

3.1 Prognosen für die neuen Bundesländer 26<br />

3.2 Strukturdatenprognosen: Grundlage der Güterverkehrsprognose 2010 27<br />

3.3 Das Prognos Gutachten (Brandenburg) - aktuelle Szenarien zur wirtschaftlichen<br />

Entwicklung in den neuen Bundesländern 33<br />

4. Regionalwirtschaftliche Analyse der <strong>Saa</strong>le-Region 41<br />

4.1 Entwicklung und Situation in Sachsen-Anhalt 41<br />

4.2. Abgrenzung und Kurzcharakterisierung der <strong>Saa</strong>le-Region 44<br />

4.3 Die Wirtschaftstruktur der <strong>Saa</strong>le-Region 49<br />

4.4 Kurzcharakteristika der wirtschaftlichen Struktur und Entwicklung der Landkreise 53<br />

4.5 Schlußfolgerungen für die Binnenschiffahrt 65<br />

5 Die Nutzen-Kosten-Analyse 68<br />

5.1 Die Nutzen-Kosten-Analyse zur <strong>Bewertung</strong> von Verkehrswegeinvestitionen 68<br />

5.2 Kriterienraster der Nutzen-Kosten-Analysen für den BVWP 71<br />

5.3 Umweltbelange in der Nutzen-Kosten-Analyse für den Bundesverkehrswegeplan 73<br />

5.4 Naturschutz-Ökonomie 75<br />

5.5 Die Nutzen-Kosten-Berechnung zum Ausbau der <strong>Saa</strong>le 79<br />

5.6 Anmerkungen zu den Nutzen-Kosten-Analysen von PLANCO 82<br />

5.7 Zusammenhang zwischen dem Ausbau der <strong>Saa</strong>le und dem der Elbe 85


6. Wirtschaftlichkeit der Ausbaumaßnahme -Prognosen des Güteraufkommens<br />

auf der <strong>Saa</strong>le 90<br />

7.1 Der Stichkanal nach Leipzig 98<br />

7.2 <strong>Seiten</strong>kanal zwischen Schönebeck und der Schleuse Calbe 101<br />

Schluß 103<br />

Literatur 104


1. Der <strong>Saa</strong>leausbau und ökologische Problemlagen 1<br />

Im Rahmen des <strong>Saa</strong>leausbaus gemäß der Bundesverkehrswegeplanung sind folgende Maßnahmen vorgesehen:<br />

- Ausbau fur ein Regelschiff 90m * 9,50m,<br />

- Fahrrinnentiefe 2,80m, Abladetiefe 2,50m,<br />

- Sohlenbaggerungen mit Schwerpunkt Schleusenvorhäfen und Ende der Stauhaltungen,<br />

- Durchstich Trabitzer Schleie zur Verbesserung der Tauchtiefen um ca. 20 cm mit Angleich an die Ist-<br />

Tiefen der Elbe,<br />

- mehrere Bogenabflachungen,<br />

- Umbau der Schleusen,<br />

- Brückenanhebungen auf 4,50 m HSW,<br />

- Staustufe Klein Rosenberg, bei der gegenwärtig 7 unterschiedliche Varianten vorgestellt wurden.<br />

Die geplante Staustufe tangiert unmittelbar die Zone II des Biosphärenreservates. Dabei geht es vor<br />

allen Dingen um den Mündungsbereich der <strong>Saa</strong>le in die Elbe, der Teil des Biosphärenreservates Mittlere<br />

Elbe ist. Die Bedeutung des Reservates wird bestimmt von einer naturnahen, grundwasser- und überflutungsbestimmten<br />

Auenlandschaft mit einer sehr artenreichen Elbebiber- und Vogelpopulation, außerdem<br />

Auerestwäldern, grundwasserabhängigen <strong>Saa</strong>lealtarmen und weitflächigen Grünland- und Röhrichtbeständen.<br />

Als mögliche Konsequenzen des Ausbaus, insbesondere des Baus einer Staustufe bei Klein Rosenberg,<br />

werden in dem genannten Papier beschrieben:<br />

- Im Bereich der Staustufe eine vollständige Vernichtung oder Umwandlung der auf Bundesebene stark<br />

gefährdeten auentypischen Standorte, der Auenwälder sowie Auenwiesen und - weiden.<br />

- Austrocknung des Bodens nach anfanglich zu hohen Dauerwasserständen als Folge binnenseitiger<br />

Entwässerungsmaßnahmen und einer Abdichtung der Betten ehemaliger Auengewässer.<br />

- Beseitigung der Auen-Grundwasser-Hochflutdynamik als Voraussetzung für die Existenz der Auenlebensgemeinschaft.<br />

- Vernichtung der Auenwälder durch entweder zu hohen Dauerstau oder nachfolgende Austrocknung der<br />

Auengewässer und Auengrünlandflächen mit den entsprechenden Tier- und Pflanzengemeinschaften.<br />

Gegenwärtig ist die Umweltverträglichkeitsprüfung noch nicht abgeschlossen, sodaß noch eine Reihe<br />

von Untersuchungen zum Elbe-<strong>Saa</strong>le-Winkel ausstehen, die weitere Aussagen zu den möglichen Auswirkungen<br />

erlauben werden.<br />

1 Die folgende Darstellung bezieht sich in den wesentlichenTeilen auf ein Papier der Biosphärenreservatsverwaltung (ohne<br />

Datum, ohne Ort)<br />

1


2<br />

Dies bedeutet, daß mit den geplanten Maßnahmen und insbesondere dem Staustufenausbau erhebliche<br />

Gefahrdungen der Naturraumpotentiale des Biosphärenreservates bestehen.<br />

In diesem Gutachten kann keine Stellungnahme zu den möglichen ökologischen Auswirkungen des<br />

Staustufenbaus abgegeben werden, vielmehr bilden die beschriebenen erheblichen Gefahrdungspotentialen<br />

den gegebenen Hintergrund. Ziel dieses Gutachtens ist es, die Validität der Daten, die die Wirtschaftlichkeit<br />

dieser Maßnahmen begründen sollen, zu überprüfen. Es geht darum, die Ergebnisse der Nutzen-<br />

Kosten-Analyse von PLANCO zu überprüfen und mit unseren Abschätzungen zu vergleichen. Die ökologischen<br />

Auswirkungen werden dabei nicht miteinbezogen, da diese Bereiche nicht in die Nutzen-Kosten-Analyse<br />

mit einfließen und insofern an der Wirtschaftlichkeit des Vorhabens nichts verändern<br />

können: sie werden in die Systematik der NKA gegenwärtig nicht miteinbezogen.


2 Binnenschiffahrt im Güterverkehr<br />

In diesem Abschnitt werden zunächst einige wesentliche Grundzüge der Binnenschiffahrt aufgezeigt.<br />

Dazu gehört eine kurze Skizzieung ihrer Verkehrswertigkeit und die Beschreibung ihrer Bedeutung im<br />

Güterverkehr der Bundesrepublik. Es werden sowohl einige langfristige Trends angesprochen als auch<br />

aktuelle Daten über Transportaufkommen und Transportleistung genannt. Daran anschließend soll dann<br />

auf wesentliche Stichpunkte, wie sie in der heutigen Diskussion um die Vor- und Nachteile der Binnenschiffahrt<br />

immer wieder vorgebracht werden, eingegangen werden. Grund hierfür ist die Annahme, daß in<br />

diesen Diskusssionen immer wieder dieselben Argumente ausgetauscht werden, ohne daß dabei Fortschritte<br />

zu verzeichnen sind.<br />

2.1 Verkehrswertigkeit der Binnenschiffahrt<br />

Die Verkehrsträger Straße, Bahn und Schiff zeichnen sich durch ein ganz spezifisches Leistungsprofil -<br />

die sogenannte Verkehrswertigkeit - aus, das sie jeweils für unterschiedliche Transportaufgaben prädestiniert.<br />

Wesentliche Kriterien für ein solches Leistungsprofil sind: Transportkosten, Transportdauer,<br />

Transportberechenbarkeit, Transportsicherheit, Disponierbarkeit, Mengen- und Flächenleistungsfahigkeit.<br />

2 Die Binnenschiffahrt zeichnet sich im wesentlichen durch ihre Massenleistungsfahigkeit, durch<br />

niedrigere spezifische Transportkosten, durch eine geringe Transportgeschwindigkeit und durch eine<br />

geringe Netzdichte ihrer Verkehrswege aus. "Geringe Transportgeschwindigkeiten verbunden mit zumeist<br />

langer Bereitstellungsdauer, zeitweiliger Unterbrechung des Betriebs und die Bindung an einen nicht<br />

flächendeckenden Verkehrsweg sind die wesentlichen Nachteile der Binnenschiffahrt. Ihr größter Vorteil<br />

sind niedrige Frachtkosten im ungebrochenen Verkehr". 3 Entsprechend ihres Leistungsprofils hat die<br />

Binnenschiffahrt ihr hauptsächliches Transportaufkommen im Bereich der Massengüter. Diese sind auf<br />

geringe Transportkosten angewiesen, sind nicht zeitsensibel und können meist im direkten Transport vom<br />

Verlader zum Empfänger gebracht werden. "Die wichtigsten Verlader und Empfanger haben ihren<br />

Standort durchwegs am Fluß; Umladungen auf andere Verkehrsmittel verzögern und verteuern den<br />

Transport erheblich". 4<br />

Das Transportaufkommen der Binnenschiffehrt ist wesentlich vom Umfang einiger Industrien und<br />

Branchen abhängig. Geht deren Produktion zurück, dann hat dies auch unmittelbar Auswirkungen auf das<br />

2 vgl. Claussen 1979<br />

3 Puweinl992, S. 600<br />

4 Puwein 1992, S. 598<br />

3


4<br />

Transportvolumen der Binnenschiffahrt. Die Daten zur Verkehrskonjunktur 1993 des ifo Instituts belegen<br />

dies deutlich: "Für Eisenbahn und Binnenschiffahrt wirkte sich neben der allgemeinen konjunkturellen<br />

Abschwächung vor allem der Einbruch im Montanbereich außerordentlich negativ auf die aufkommensstarken<br />

Güterbereiche Kohle, Erze und Schrott sowie Eisen, Stahl und NE-Metalle aus". 5<br />

Ist gebrochener Verkehr notwendig, d.h. es gibt einen Vor- und/oder Nachlauf zum Transport mit dem<br />

Binnenschiff, dann erhöht dies die Transportkosten. Sind im ungünstigsten Fall Vor- und Nachlauf<br />

notwendig, dann verringern sich die Vorteile des Binnenschifftransports für den Verlader erheblich, denn<br />

jeder Umschlag erhöht die Transportkosten beträchtlich. Abhängig vom Ausbaustand der Wasserstraßen<br />

werden in der Binnenschiffahrt Frachtraten zwischen 0,04 und 0,07 DM pro Tonnenkilometer angesetzt.<br />

Bei der Eisenbahn liegen die Frachtraten zwischen 0,08 und 0,16 DM pro Tonnenkilometer. Für den Fall,<br />

daß die Fracht zwischen Bahn und Binnenschiff auf einer Relation umgeschlagen werden muß, erhöhen<br />

sich die Kosten um 8,- DM pro Tonne. 6 Damit können die notwendigen Umschlagskosten die Transportkostenvorteile<br />

der Binnenschiffahrt recht schnell überkompensieren. Aufgrund der geringen Netzdichte<br />

des Wasserstraßennetzes im Vergleich zu Bahn und Straße ist die Anzahl der Relationen begrenzt, auf<br />

denen sie günstige Transportkonditionen bieten kann. Durch die Einrichtung entsprechender Umschlagsstellen<br />

(Güterverkehrszentren) können die Umschlagskosten reduziert werden. Doch läßt sich dadurch<br />

dieser prinzipielle Nachteil nur mildern, nicht ausräumen.<br />

2.2 Binnenschiffahrt in Ostdeutschland<br />

Die folgende Tabelle zeigt die Daten für die Transportmengen und die Verkehrsleistung der Binnenschiffahrt<br />

in den Jahren 1991 bis 1993 sowie die Veränderungen zu den Vorjahren in Prozenten an. Die<br />

Binnenschiffahrt in den neuen Bundesländern hatte demnach sowohl bei den Transportmengen als auch<br />

bei der Transportleistung Zuwächse zu verzeichnen, diese vollziehen sich allerdings auf einer absolut<br />

gesehen niedrigen Ausgangsbasis.<br />

in Mio t<br />

West-D.<br />

Ost-D.<br />

Gesamt<br />

5 Arnold-Rothmaier u.a. 1993, S. A23<br />

6 PLANCO 1992, S. 2.3<br />

Güterverkehr der Binnenschiffahrt<br />

1991 1992 1993<br />

225,6 219,7 208,7<br />

10,8 11,1 11,4<br />

232,5 226,9 216,2<br />

1992/91<br />

-2,6<br />

2,0<br />

-2,4<br />

1993/92<br />

-5,0<br />

3,4<br />

-4,7


in Mrd tkm 1991 1992 1993<br />

West-D.<br />

Ost-D.<br />

Gesamt<br />

55,3 54,5 52,5<br />

2,3 2,5 2,6<br />

56,8 56,1 54,2<br />

1992/91 1993/92<br />

Quelle: Arnold-Rothmaier, u.a. 1993b: Verkehrskonjunktur 1993: Personenverkehr im Aufwind - Güterverkehr in<br />

der Rezession, ifo Wirtschaftskonjunktur 9/93<br />

Die Zahlen aus der Zusammenstellung Verkehr in Zahlen, die jedes Jahr vom Deutschen Institut für<br />

Wirtschaftsforschung im Auftrag des Bundesverkehreministeriums zusammengestellt werden, ergeben<br />

sich bezüglich der Werte für das Transportaufkommen vollkommen andere Werte: Das DIW gibt für das<br />

Jahr 1992 ein Transportaufkommen der Binnenschiffahrt in den neuen Bundesländern über alle Gütergruppen<br />

von 5,9 Mio t. an. Dies ist etwas mehr als die Hälfte des Werts, der vom ifo Institut angegeben<br />

wird. Die sehr stark auseinanderfallenden Werte geben Anlaß zu der Annahme, daß zur Zeit nicht einmal<br />

klar ist, welche Bedeutung die Binnenschiffahrt in den neuen Bundesländern tatsächlich hat. Dies sind<br />

aber wesentliche Daten, um den Stellenwert der Binnenschiffahrt im Bereich Güterverkehr einschätzen zu<br />

können. Auf die Diskrepanz zwischen den Angaben wird auch vom Bundesverband der deutschen<br />

Binnenschiffahrt hingewiesen, ohne allerdings selbst etwas zu einer Klärung beitragen zu können.<br />

Im folgenden werden einige wesentliche charakteristische Daten zur Binnenschiffahrt in den neuen<br />

Bundesländern aufgeführt. Sie sind dem Heft ifo Wirtschaftskonjunktur Nr. 9 entnommen, indem die<br />

Daten für die Verkehrskonjunktur 1993 dargestellt sind.<br />

- Im Gegensatz zu Westdeutschland entfallen in Ostdeutschland fast zwei Drittel aller Transporte auf<br />

nur zwei Güterabteilungen: Kohle sowie Steine, Erden und Baumaterialien. In Westdeutschland hegt<br />

dieser Anteil bei 40%.<br />

- Von untergeordneter Bedeutung ist die Beförderung von Mineralölprodukten (ca. 5%) sowie von<br />

Erzen und Schrott (ca. 6%). Beide Produktgruppen erreichen in Westdeutschland einen Anteil von<br />

jeweils 20%.<br />

- Auf den grenzüberschreitenden Verkehr entfallen im Westen 70%, im Osten dagegen lediglich 35%<br />

des Gesamtaufkommens. Dies läßt sich auf die hohe Bedeutung des Rheins, der an ihm gelegenen Industriezentren<br />

und den an seiner Mündung gelegenen Seehäfen zurückführen.<br />

-1,4<br />

8,0<br />

-1,2<br />

-3,7<br />

5,0<br />

-3,3<br />

- In Ostdeutschland dominiert der Transitverkehr mit zwei Dritteln (10% in Westdeutschland).<br />

- Etwa 35% des Gesamtaufkommens in Ostdeutschland entfallen auf den Wechselverkehr zwischen den<br />

neuen und alten Bundesländern (Westdeutschland 6%). Es überwiegen mit einem Anteil von ca. 85%<br />

die Lieferungen von Ost nach West, in erster Linie Steine, Erden und Baumaterialien.<br />

- Wie schon 1992 waren auch 1993 die Braunkohletransporte aufgrund reduzierter Fördermengen<br />

weiter rückläufig.<br />

5


6<br />

- Die Transporte im Bereich Erze und Metallabfalle steigen wieder an. Dabei wird in erster Linie<br />

Schrott transportiert, da in den Stahlwerken Ostdeutschlands kein Eisenerz eingesetzt wird. Positiv<br />

entwickelten sich auch die Transporte von Mineralölprodukten.<br />

- Weiterhin expansiv verläuft der Durchgangsverkehr mit Schiffen aus der Tschechischen Republik und<br />

Polen, durch den vor allem Steine, Erden und Baumaterialien, Steinkohle sowie Eisen und Stahl nach<br />

Westdeutschland geliefert werden.<br />

- Für die Binnenschiffahrt in der Bundesrepublik Deutschland sind die Transporte in Ostdeutschland<br />

nur von untergeordneter Bedeutung. Auf sie entfallen einschließlich des Wechselverkehrs lediglich<br />

5% des Gesamtaufkommens.<br />

Werden Transportmegen und Verkehrsleistung aller Verkehrsträger betrachtet, dann ergibt sich folgendes<br />

Bild. Die Bahn hat auch 1993 gegenüber dem Vorjahr Verluste zu verzeichnen, wenngleich sich diese<br />

gegenüber der Entwicklung zwischen 1992/91 deutlich abgeschwächt haben. Beim Straßengüterfernverkehr<br />

hat sich das Wachstum zwischen 1992 und 1993 deutlich abgeschwächt gegenüber der Vorperiode.<br />

Allerdings steht er damit 1993 im Femverkehr an erster Stelle; damit hat sich die für andere Bereiche so<br />

oft zitierte Angleichungshypothese zumindest im Güterverkehr eingestellt. Die Entwicklung der Binnenschiffahrt<br />

kann trotz Wachstumsraten eher als Konsolidierung auf niedrigem Niveau beschrieben werden.<br />

Der Straßengüternahverkehr hat 1993 noch einmal gegenüber dem Vorjahr kräftig zugelegt.<br />

in Mio t<br />

Bahn<br />

Schiff<br />

Straße (Fern)<br />

Straße (Nah)<br />

in Mrd tkm<br />

Bahn<br />

Schiff<br />

Straße (Fern)<br />

Straße (Nah)<br />

Güterverkehr in Ostdeutschland<br />

1991 1992 1993<br />

111,8 85,7 79,1<br />

10,8 11,1 11,4<br />

51,1 80,3 87,2<br />

360,0 510,0 620,0<br />

1991<br />

17,1<br />

2,3<br />

13,8<br />

7,0<br />

Quelle: Arnold-Rothmaier u.a. 1993b<br />

1992 1993<br />

13,2 12,2<br />

2,5 2,6<br />

21,2 22,9<br />

10,0 12,2<br />

1992/91<br />

-23,3<br />

2,0<br />

57,1<br />

41,7<br />

1992/91<br />

-23<br />

8,0<br />

53,3<br />

42,9<br />

Veränderungen in %<br />

1993/92<br />

-7,7<br />

3,4<br />

8,6<br />

21,6<br />

1993/92<br />

-7,6<br />

5,0<br />

8,2<br />

22,0


2.3 Langfristige Trends<br />

Die aufgezeigte Entwicklung ist zum einen durch konjunkturelle Einflüsse gekennzeichnet. Doch steht<br />

dahinter auch eine Entwicklung im Bereich des Güterverkehrs, die unabhängig von konjunkturellen<br />

Einflüssen abläuft: sie zeichnet sich durch einen stetig wachsenden Anteil des Straßengüterfernverkehrs<br />

und durch einen Rückgang von Bahn und Binnenschiff aus. Auch bei einer Wiederbelebung der Konjunktur<br />

werden nicht in allen Bereichen wieder die Aufkommenswerte wie von der Rezession erreicht. Als<br />

Beispiel hierfür sei die Einschätzung von G. Schuh, Vorstandsvorsitzender der Stinnes Reederei AG<br />

Duisburg, angeführt. Seines Erachtens sind die Strukturprobleme viel entscheidender als die konjunkturellen<br />

Einflüsse: Als Beispiel nennt er die Stahlbranche, die selbst bei einem günstigeren wirtschaftlichen<br />

Umfeld nicht mehr die Transportmengen früherer Jahre erreicht. Gründe dafür sind veränderte Produktionsgewohnheiten<br />

und Standorte. 7<br />

Daher können auch die Aufkommensrückgänge bei Bahn und Binnenschiff nicht nur mit der derzeitigen<br />

konjunkturellen Situation erklärt werden, sondern müssen auch vor dem Hintergrund des langfristigen<br />

Trends gesehen werden. "Die qualitativen Anforderungen an die Transportsysteme haben sich aufgrund<br />

der steigenden Wertigkeit und Differenziertheit der Güter grundlegend verändert. Zunehmende Spezialisierung<br />

der Transportgefaße und Verkürzung der Dispositionszeiten sind Ausdruck dieser Entwicklung.<br />

Die hohe Individualität des Einsatzes des Lkw's hat zu einer totalen Veränderung des Modal Split gefuhrt".<br />

8 Die folgende Grafik verdeutlich diesen Trend. ^<br />

' Lutz Lauenroth: Stinnes Reederei setzt auf flexible Kostenstruktur. In: DVZ Nr. 3,. Januar 1993<br />

8 Stabenau 1993, S. 170<br />

9 Die Grafik enthält aus Gründen der Vergleichbarkeit der Anteilszahlen auch die Werte für den Straßengütemahverkehr.<br />

7


8<br />

Entwicklung von Transportleistung<br />

und Modal Split<br />

56%<br />

1950<br />

10%<br />

24% 10%<br />

I Eisenbahn ^Binnenschiffahrt<br />

¡¡¡Straßenverkehr (Fern) ^Straßenverkehr (Nah)<br />

Quelle: erstellt nach Der Bundesminister für Verkehr 1991 und 1993<br />

1992<br />

16%<br />

Der Umfang der Kreise verdeutlicht das Wachstum der Transportleistung (in tkm). Es hat im Zeitraum<br />

zwischen 1950 und 1992 von 70,4 Mrd. tkm auf 346,4 Mrd. tkm zugenommen. Deutlich zu sehen ist, wie<br />

der Straßengüterfernverkehr seinen Anteil an der Transportleistung ausbauen konnte. Er hat seinen Anteil<br />

bei einem starken absoluten Wachstum der Verkehrsleistung insgesamt fast verfünffacht, während die<br />

Bahn, aber auch die Binnenschiffahrt, in Relation dazu deutliche Verluste erlitten haben.<br />

Die Massengüter, die den größten Teil des Transportaufkommens der Binnenschiffehrt ausmachen,<br />

haben in den letzten Jahrzehnten ständig an Bedeutung verloren. Infolge des Strukturwandels der Wirtschaft<br />

haben sich die Transportmärkte stark verändert: Der Trend geht immer mehr in Richtung auf<br />

leichtgewichtige, höherwertige Güter. Bezeichnet wird diese Entwicklung mit dem Begriff des Güterstruktureffekts.<br />

"Der Güterstrukturwandel beschreibt die derzeitige Situation auf den Gütermärkten, bei<br />

der der Anteil der Massengüter am Transportaufkommen geringer wird. Diese Entwicklung ist eine Folge<br />

des Strukturwandels in der Produktion". 10 Die Entwicklung zeigt, daß bei den Massengütern vor allem<br />

die Gütergruppen Kohle, Erze und Metallabfalle sowie Steine und Erden starke Anteilsverluste am Verkehrsaufkommen<br />

zu verzeichnen hatten. Dagegen hatten die Gütergruppen Fahrzeuge, Maschinen, Halb-<br />

10 Wittenbring 1992, S. 22


und Fertigwaren und die Chemischen Erzeugnisse einen Bedeutungsgewinn zu verzeichnen. Betrachtet<br />

man einmal das Aufkommen je Gütergruppe in Mio. t. und die Aufteilung der Gütergruppen auf die<br />

einzelnen Verkehrsträger, dann ergibt sich für das Jahr 1992 das in der folgenden Tabelle dargestellte<br />

Bild.<br />

Die fett markierten Zahlen geben an, welcher Verkehrsträger den höchsten Transportanteil an der jeweiligen<br />

Gütergruppe hatte. Die zum Teil recht deutliche Konzentration einer Gütergruppe auf einen<br />

Verkehrsträger zeigt, daß zwischen einigen Gütergruppen und einem Verkehrsträger eine hohe Affinität<br />

besteht. Die Binnenschiffahrt weist eine solche Affinität zu den Gütergruppen auf, deren Anteil am<br />

Transportaufkommen zurückgegangen ist (Erze und Metallabfälle) oder stagnieren<br />

(Mineralölerzeugnisse). In der Gütergruppe, die infolge des strukturellen Wandels der Wirtschaft am<br />

stärksten an Bedeutung gewonnen hat (Fahrzeuge, Maschinen, Halb- und Fertigfabrikate), ist der Transportanteil<br />

der Binnenschiffahrt unbedeutend.<br />

Verteilung der Gütergruppen auf die einzelnen Verkehrsträger in v.H.<br />

Gütergrappe Mio. t Schiene Straße Binnenschiff<br />

(in%)<br />

1. Land- und forstwirt- 52,2 20,1 65,5 14,4<br />

schaftliche Erzeugnisse<br />

2. Nahrungs- und Futtermittel 98,5 6,0 81,0 13,0<br />

3. Kohle 101,7 73,0 3,8 23,2<br />

4. Rohes Erdöl 65,9 ~ - -1<br />

5. Mineralölerzeugnisse 93,1 24,0 22,3 43,3<br />

6. Erze und Metallabfalle 82,1 43,1 5,8 51,1<br />

7. Eisen, Stahl und NE-Metalle 97,7 57,6 28,8 13,6<br />

8. Steine und Erden 156,8 16,8 42,0 41,2<br />

9. Düngemittel 17,1 41,5 15,8 42,7<br />

10. Chemische Erzeugnisse 80,0 25,0 54,9 20,1<br />

11. Fahrz./Masch./Halb- u. Fertigfa. 202,4 21,8 76,2 2,0<br />

Quelle: berechnet nach Der Bundesminister für Verkehr 1991, 352ff.<br />

Anmerkung: 1) Rohes Erdöl wird, bis auf ein geringes Aufkommen der Eisenbahn von 1,4 Mio t, mittels Rohrfernleitungen<br />

transportiert<br />

Die Veränderung des Anteils der jeweiligen Gütergruppen und die Veränderung des Transportaufkommens<br />

der Binnenschiffahrt faßt die zweite Tabelle zusammen. Sie zeigt deutlich die z.T. gegenläufige<br />

Entwicklung: In Gütergruppen, die insgesamt an Bedeutung verloren haben, konnte die Binnenschiffahrt<br />

ihren Anteil am Transportaufkommen halten bzw. ausbauen (z.B. Düngemittel). Bei Gütergruppen, deren<br />

9


10<br />

Anteil am Verkehrsmarkt zugenommen hat, hat sie - wenn auch nur leichte - Anteilsverluste hinnehmen<br />

müssen.<br />

Entwicklung der Marktanteile der Hauptgütergruppen und des Anteils der Binnenschiffahrt<br />

Haupgütergrappe Anteil am Verkehrsmarkt in % Anteil der Binnen-<br />

1960 / 1990 schiffahrt je Gütergruppe in %<br />

1960/1990<br />

1. Land- und forstwirt 7,7 / 5,0 20,3 / 14,4<br />

schaftliche Erzeugnisse<br />

2. Nahrungs- und Futtermittel 4,9 / 9,4 18,2 / 13,1<br />

3. Kohle 22,2 / 9,7 27,8 / 23,0<br />

4. Rohöl 6,2 / 6,3 26,3 / 00,0<br />

5. Mineralölerzeugnisse 5,7 / 8,9 53,7 / 43,3<br />

6. Erze und Metallabfalle 13,2 / 7,9 41,6 / 51,0<br />

7. Eisen, Stahl, NE Metalle 8,1 / 9,3 18,7 / 13,6<br />

8. Steine und Erden 17,1 /15,0 45,8 / 41,2<br />

9. Düngemittel 3,3 / 1,6 28,1 / 42,7<br />

10. Chemische Erzeugnisse 3,5 / 7,6 22,4 / 20,1<br />

11. Fahrz./Masch./Halb- u. Fertigfa. 8,1 /19,3 3,1 / 2,0<br />

Quelle: Allemeyer 1993, Seite 272<br />

Die Angaben des ifo Instituts für das Güteraufkommen in Westdeutschland nach Güterabteilungen<br />

zeigen, daß sich der Güterstruktureffekt weiter fortsetzt. Zwar sind auch diese Daten mit durch die<br />

konjunkturellen Einflüsse geprägt, doch deuten die Veränderungen ebenfalls auf die langfristigen Veränderungen<br />

hin. Die Gütergruppen, die für die Binnenschiffahrt von Bedeutung sind, verlieren aufgrund des<br />

Güterstrukturwandels am stärksten an Bedeutung.


Entwicklung des . Güteraufkommens in Westdeutschland<br />

nach Gütergruppen 1992/92 und 1993/92<br />

Land- u. fortw. Erz.<br />

Nahrung/Futtermittel<br />

Kohle<br />

Rohöl<br />

Mineraölerz.<br />

Erze, Schrott<br />

Eisen,Stahl,NE-Metalle<br />

Steine, Erden, Baumat.<br />

Düngemittel<br />

ehem. Erzeug,<br />

gewerbl. Fertigw.<br />

-15 -10 -5 0 5<br />

Quelle: erstellt nach Amold-Rothmaier u.a. 1993b<br />

Veränderungen in %<br />

^1992/91<br />

BS 1993/92<br />

Neben dem Güterstruktureffekt ist der Güterwerteffekt ein weiterer Indikator, mit dem die Veränderungen<br />

auf den Transportmärkten beschrieben werden können. Er beschreibt das Ansteigen des Wertes je<br />

transportierter Tonne bzw. Volumeneinheit. Hierdurch sinkt die gesamtwirtschaftliche<br />

Transportkostenrelevanz des Güterverkehrs, da die expandierenden Gütergruppen als weniger transportkostenempfindlich<br />

gelten. Infolge von Veränderungen in der Produktion, der Substitution schwerer durch<br />

leichtere Materialien und des Trend zu technologieintensiven Produkten nimmt das Gütergewicht ab.<br />

Entsprechend nimmt auch der Anteil der Transportkosten an den Gesamtkosten der Güterproduktion und -<br />

Verteilung ab. Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW)** liegt der Anteil<br />

der Transportkosten am Wert des Endprodukts im Durchschnitt unter fünf Prozent; dies auch bei<br />

Berücksichtigung der in den Vorprodukten enthaltenen Transportanteile. Damit wird der Vorteil von<br />

Bahn und Binnenschiff, aufgrund großer Transportmengen eine Kostendegression zu erreichen, stark<br />

relativiert.<br />

11 DIW-Wocheribericht 40/1992, S. 500<br />

11


12<br />

2.4 Regionale Verteilung<br />

Ein weiteres wichtiges Kriteriinn zur Beurteilung der Binnenschiffahrt ist die Verteilung der von ihr<br />

erbrachten Transportleistung auf die einzelnen Wasserstraßen. Die entsprechenden Daten zeigen sehr<br />

deutlich, daß der Rhein die mit Abstand bedeutendste Wasserstraße in der Bundesrepublik ist. Die Binnenschiffahrt<br />

erbrachte ihren Anteil von 18,3% am Modal Split zum allergrößten Teil auf dem Rhein: auf<br />

ihn entfallen über 80% ihrer gesamten Verkehrsleistung 12. Die unterschiedliche Bedeutung der Wasserstraßen<br />

wird in der folgenden Grafik deutlich, die die Anteile der einzelnen Binnenwasserstraßen an der<br />

Verkehrsleistung zeigt.<br />

Geleistete Tonnenkilometer auf<br />

Binnenwasserstraßen des Bundesgebietes 1990<br />

ElbegebietlX<br />

Wesergebiet Vj<br />

Mittellandkanal N\<br />

Westdt. Kanalgebiet<br />

Rheingebiet<br />

Donaugebiet<br />

Wasserstr. Berlin(W)<br />

Quelle: erstellt nach Binnenschiffahrt in Zahlen 1991<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Die Daten geben Grund zu der Annahme, daß der Rhein aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften für<br />

die Binnenschiffahrt eine Wasserstraße darstellt, die ihr sehr günstige Produktionsvoraussetzungen bietet,<br />

und dies nicht in erster Linie dadurch, daß er zu einer leistungsfähigen Wasserstraße ausgebaut wurde,<br />

sondern weil er schon von vornherein die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Binnenschiffsverkehr<br />

hatte. Umgekehrt heißt dies, daß die Binnenschiffahrt ihre spezifischen Vorteile nur auf wenigen<br />

Wasserstraßen umsetzen kann: "Ein betriebs- und volkswirtschaftlicher Kostenvorteil besteht am ehesten<br />

12 Hieran ändert auch die Binnenschiffahrt in den neuen Bundesländern nichts; sie hat in den letzten beiden Jahren eine<br />

Transportleistung von 1 Mrd. tkm erbracht. Dies bedeutet einen Anteil von unter 2% an der gesamten Transportleitung.


dann, wenn die Relationen in voller Länge im Bereich natürlicher Wasserstraßen, die ohne großen Zusatzaufwand<br />

schiffbar sind, liegen".Dies gilt es insbesondere bei Überlegungen zum Ausbau des<br />

Wasserstraßennetzes zu berücksichtigen; die auf dem Rhein gegebenen Einsatzmöglichkeiten sind in der<br />

Form - außer vielleicht auf der Donau - auf keinem anderen europäischen Fluß gegeben und lassen sich<br />

schon gar nicht durch Ausbaumaßnahmen an Wasserstraßen schaffen.<br />

Auch bei den in der Binnenschiffahrt vorhandenen Kapazitätsreserven liegt der Rhein deutlich an der<br />

Spitze. Von den auf den Wasserstraßen ausgemachten freien Kapazitäten entfallen über 50% auf den<br />

gesamten Rhein. 14 Ein weiterer Punkt, der die Bedeutung des Rheins für die Binnenschiffahrt herausstellt,<br />

ist, daß die wesentlichen Innovationen der Binnenschiffehrt auf dem Rhein stattfanden bzw. hier<br />

ihre Hauptmärkte haben: der RoRo-Verkehr und der Container-Verkehr. Hierauf wird später noch näher<br />

eingegangen.<br />

2.5 Zur aktuellen Diskussion über die Bedeutung der Binnenschiffahrt<br />

Die Diskussionen um das Für und Wider der Binnenschiffehrt werden schon seit etlichen Jahren geführt,<br />

ohne daß die Qualität der vorgebrachten Argumente große Fortschritte gemacht hat. Vor- und<br />

Nachteile der Binnenschiffahrt werden nach wie vor mit denselben Argumenten belegt und der Eindruck<br />

wird immer offenkundiger, daß zum Großteil aneinander vorbei geredet wird. So werden als "klassische"<br />

Vorteile der Binnenschiffahrt immer wieder - wie auch im aktuellen Jahresbericht Binnenschiffahrt und<br />

Binnenwasserstraßendes Bundesministers für Verkehr - die folgenden Punkte genannt:<br />

- geringe Transportkosten,<br />

- geringer Energieverbrauch und hohe Umweltfreundlichkeit,<br />

- weitgehende Nutzung natürlicher Verkehrswege und<br />

- vorhandene Kapazitätsreserven.<br />

Mit diesen Kriterien wird die Binnenschiffahrt als ein ökonomisch und vor allem ökologisch zu bevorzugender<br />

Verkehrsträger - insbesondere für Massengüter - dargestellt, der nach Meinung der Befürworter<br />

in den letzten Jahren zu sehr in Vergessenheit geraten sei. Darüberhinaus wird auf einen wachsenden<br />

Containerverkehr sowie Entwicklungen im sogenannten RoRo-Verkehr hingewiesen. Für diese beiden<br />

13 Seufert/Schneider 1991, S. 779<br />

14 vgl. Zünkler 1992, S. 9<br />

15 Der Bundesminister für Verkehr: Binnenschiffahrt und Bundeswasserstraßen. Jahresbericht 1992. Bonn<br />

13


14<br />

letzten Punkte werden dann Beispiele wie der Transport von Containern für Neckermann oder der Einsatz<br />

von RoRo-Schiffen durch Ford Köln genannt.<br />

Hier müßte jedoch ins Detail gegangen werden. Gerade bei der Binnenschiffahrt mit ihren qualitativ<br />

sehr unterschiedlichen Einsatzgebieten ist es dringend geboten, nicht mit Pauschalaussagen die sehr<br />

unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten und Entwicklungschancen gleich zu setzen. Es ist unzureichend,<br />

die Binnenschiffahrt mit den oben genannten Eigenschaften zu beschreiben und darauf zu verweisen, daß<br />

das Netz der Binnenwasserstraßen 7.700 km - davon 2.700 in den neuen Bundesländern - lang ist und die<br />

meisten Groß- und Hafenstädte der Bundesrepublik per Binnenschiff erreicht werden können. Dieses<br />

Wasserstraßennetz bestimmt mit seinen unterschiedlichen Qualitäten sehr wesentlich die jeweiligen<br />

Angebotseigenschaften der Binnenschiffehrt.<br />

Der Blick in eine Statistik über die Transportleistungen nach verschiedenen Fahrgebieten zeigt sehr<br />

schnell die in diesen Debatten immer wieder übergangene Dominanz des Rhein. Hier wird der deutlich<br />

überwiegende Anteil der Transporte erbracht und hier laufen auch die Entwicklungen im Containerverkehr<br />

und bei den RoRo-Verkehren. Die Binnenschiffahrt hier - wie auch auf einigen anderen Flüssen - als<br />

einen ökologisch und ökonomisch sinnvollen Verkehrsträger zu bezeichnen, der auch noch über Kapazitätsreserven<br />

verfügt, dürfte relativ unstrittig sein. Unstrittig ist diese Einschätzung aber dann nicht mehr,<br />

wenn sie auf das übrige Wasserstraßennetz übertragen wird. Die Diskussionen um Ausbauvorhaben wie<br />

den Rhein-Main-Donau-Kanal und in jüngster Zeit um die Ausbauvorhaben im Rahmen der deutschen<br />

Vereinigung 16 haben gezeigt, daß die Binnenschiffahrt dann keineswegs per se der ökonomisch und vor<br />

allem ökologisch überlegenere Verkehrsträger ist.<br />

hn folgenden sollen unter Einbezug der oben genannten Eigenschaften der Binnenschiffahrt einige der<br />

Punkte herausgegriffen werden, deren Klärung geboten scheint, um ein genaueres Bild über die Vor- und<br />

Nachteile der Binnenschiffahrt zu gewinnen. Anhand eines solchen Bildes über die Vor- und Nachteile<br />

ließe sich der Stellenwert, den die Binnenschiffahrt im zukünftigen Güterverkehr der Bundesrepublik<br />

einnehmen kann, deutlicher bestimmen.<br />

Bedeutung der Transportkosten<br />

Eine wesentliche Frage ist, inwieweit die Marktchancen der Binnenschiffahrt tatsächlich von der<br />

Schiffsgrößenklasse abhängen, wie dies immer wieder von Befürwortern der Ausbaumaßnahmen behauptet<br />

wird. Auf der einen Seite ist es richtig, daß ein wesentlicher Vorteil der Binnenschiffahrt der Transport<br />

von Massengütern in großen Transportgefaßen ist (bis hin zum Koppel- und Schubverband). In diesem<br />

1 6 vgl. u.a. Petschow, Meyerhoff 1992 und 1993


Fall kann sie, insbesondere wenn kein gebrochener Verkehr notwendig ist, kostengünstiger sein als andere<br />

Verkehrsträger. Vorausetzung für die Kostenvorteile ist der Einsatz entsprechend großer Schiffseinheiten.<br />

Können diese nicht eingesetzt werden, dann verliert die Binnenschiffahrt einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil.<br />

Somit scheint dies eine wesentliche Voraussetzung für die Konkurrenzfähigkeit der Binnenschiffahrt<br />

zu sein.<br />

Auf der anderen Seite zeigt der Verweis auf den "unzureichenden" Ausbauzustand der Wasserstraßen<br />

aber auf die falschen Ursachen. Denn erstens lassen sich die Wasserstraßen nicht soweit ausbauen, daß<br />

dem Rhein vergleichbare Verhältnisse geschaffen werden können. Binnenschiffahrt auf den anderen<br />

Wasserstraßen wird immer unter anderen Bedingungen stattfinden müssen als auf dem Rhein und damit<br />

auch restriktiveren Begrenzungen ausgesetzt sein. Zweitens, und für die notwendige Diskussion viel<br />

wichtiger ist, daß auch der Wille zu einer Verkehrspolitik gegeben sein muß, die die Verlagerung auf die<br />

Binnenschiffahrt begünstigt und fordert. Der alleinige Ausbau der Wasserstraßen verschärft zunächst nur<br />

die Härte des Wettbewerbs, in dessen Folge es zu einer generellen Senkung der Transportpreise kommen<br />

dürfte. Diese Aussage wurde schon von Kessel + Partner in der für das Bundesverkehrsministerium<br />

erstellten Güterverkehrsprognose 2010 gemacht. "In den Modal-Split-Rechnungen wird aber davon<br />

ausgegangen, daß aufgrund der Liberalisierung und der Aufhebung der Tarifbindung ein reger Preiswettbewerb<br />

zwischen den Verkehrsträgern stattfinden wird, der je nach Marktlage auch regional unterschiedlich<br />

sein kann. Insofern ist davon auszugehen, daß Preisnachlässe bei Binnenschiffstransporten entsprechende<br />

Preisreaktionen der Konkurrenten hervorrufen, sodaß die relativen Preisverhältnisse zwischen<br />

Bahn-, Schiffs- und Lkw-Transporten stabil bleiben. Insofern werden Ausbaumaßnahmen, die eine<br />

Kosteneinsparung der Schiffstransporte bewirken, zu keiner Veränderung der relativen Kosten und damit<br />

zu keinen nennenswerten modalen Effekten führen". 17<br />

Erst wenn die Attraktivität des Straßengüterfernverkehrs durch die Verkehrspolitik deutlich eingeschränkt<br />

wird (Erhöhung der Transportpreise, genauere Überwachung der Lenkzeiten der Fahrer,<br />

Geschwindigkeitskontrollen etc.), sind Voraussetzungen für eine stärkere Verlagerung auf die Bahn und<br />

auch auf die Binnenschiffahrt gegeben. Die gegenwärtige Entwicklung auf den Güterverkehrsmärkten<br />

läuft aber genau in die entgegengesetzte Richtung: Im Bereich des Straßengüterfernverkehrs wird erwartet,<br />

daß sich das Tarifniveau infolge der Aufhebung des innerdeutschen Tarifbindungssystems und der<br />

vom EG-Ministerrat beschlossenen schrittweisen Aufhebung sämtlicher Kabotagevorbehalte mittelfristig<br />

um 20 bis 30% sinkt. Für die Binnenschiffahrt wird sogar ein Preisrückgang von bis zu 60% erwartet. 18<br />

Somit würde die Verkehrspolitik in zweifacherweise zu einer Senkung der Transportpreise beitragen: zum<br />

1 7 Kessel + Partner 1991, S. 64<br />

1 8 vgl. DIW-Wochenbericht 3/94, S. 39<br />

15


16<br />

einen durch den Ausbau der Infiastruktur und zum anderen durch die Deregulierung 19 der Verkehrsmärkte.<br />

Diese Entwicklungen fuhren nicht zu einer Verbesserung der Wettbewerbsposition der Binnenschifffahrt,<br />

sondern zu einer drastischen Verschlechterung. Die von der Binnenschiffahrt dann noch realisierbaren<br />

Transportpreise dürften kaum noch kostendeckend sein - und dies, obwohl die großen Reedereien<br />

vermehrt Schiffe an ihre eigenen Mitarbeiter verkaufen, die darin als Partikuliere weiter im Auftrag der<br />

Reeder fahren. Dies hat für die Reeder den Vorteil, daß sämtliche Regelungen wie feste Arbeitszeit,<br />

Sozialleistungen etc. für sie nicht mehr relevant sind und so erheblich Kosten entfallen. Ohne die Partikuliere,<br />

die als Selbständige oft bis an die Grenzen ihrer ökonomischen Leistungsfähigkeit gehen<br />

(Transportpreise, Arbeitszeit etc.), wäre die Wettbewerbsfähigkeit der Binnenschiffehrt unter den bisherigen<br />

Rahmenbedingungen noch geringer. Das "Ausflaggen" der Schiffe durch die Reedereien kann hierfür<br />

als Beleg angesehen werden.<br />

Drohender Verkehrsinfarkt?<br />

Aufgrund der vorhandenen Kapazitätsreserven der Binnenschiffehrt wird ihr eine maßgebliche Bedeutung<br />

bei der Vermeidimg des sogenannten Verkehrsinfarktes zugeschrieben. Mit dem Verweis auf endlose<br />

Lastwagenkolonnen wird unterstellt, daß es für Verlader in zunehmendem Maße interessant wird, auf die<br />

Wasserstraßen auszuweichen. Dabei wird aber nicht mit in die Überlegungen einbezogen, daß die übrigen<br />

Güterverkehrsträger auch auf diese Situation entsprechend reagieren bzw. reagieren können.<br />

Die Ausblendung dieser Reaktionsmöglichkeiten ist aber eine zu stark vereinfachte Annahme: Es ist im<br />

Gegenteil davon auszugehen, daß sowohl Bahn als auch Straßengüterverkehr noch über erhebliche<br />

Rationalisierungsreserven verfugen, um auf diesen prophezeiten Verkehrsinfarkt zu reagieren. Für den<br />

Straßengüterverkehr sind hier u.a. freiwerdende Kapazitäten durch die Deregulierung des Werkverkehrs<br />

und der Einsatz logistischer Konzepte zu nennen. Es muß berücksichtigt werden, daß alle auf den Güterverkehrsmärkten<br />

auftretenden Unternehmen ein ökonomisches Interesse daran haben, auf diesen Märkten<br />

weiterhin bestehen zu können und von daher auch entsprechende Innovationen tätigen werden. So<br />

könnten Entwicklungen im Bereich der Logistik sogar dazu führen, daß der Straßengüterverkehr seine<br />

Stellung noch weiter ausbauen wird: "Die Logistik kann im Bereich des Verkehrs eingesetzt werden, um<br />

eine höhere und gleichmäßigere Auslastung der Transportmittel, eine optimale Auslastung der Verkehrswege,<br />

höhere durchschnittliche (System-) Geschwindigkeiten sowie raschere Übergänge zwischen den<br />

verschiedenen Verkehrssystemen zu erreichen. Hier entwickelt der Straßengüterverkehr seine Potentiale<br />

Damit soll nicht für eine Regulierung plädiert werden. Für und Wider von Regulierung und Deregulierung können hier<br />

nicht diskutiert werden, Deregulierung wird somit nur als eine Ursache für den Rückgang der Transportpreise gesehen.


wesentlich schneller als Bahn und Binnenschiff. Der 'Logistikeffekt' wird auch dazu beitragen, daß die<br />

vielerorts vorhandene Befürchtung, die Straße stehe vor einem 'Infarkt' und könne nennenswerte Verkehrszuwächse<br />

nicht aufnehmen, obsolet wird". 20<br />

Zum anderen muß sich auch die Bahn bemühen, ihr Angebot auf den Güterverkehrsmärkten deutlich zu<br />

verbessern. Die zum Anfang des Jahres auf den Weg gebrachte Bahnreform kann als ein Schritt angesehen<br />

werden, durch den die Bahn sowohl die Möglichkeiten erhält als auch gezwungen wird, sich mehr auf<br />

die Bedürfnisse der Verlader einzustellen. Dabei ist unklar, ob es zukünftig zu einer Abgabe von Massenguttransporten<br />

kommen wird, wie dies von <strong>Seiten</strong> der Binnenschiffehrt erwartet wird. Grund hierfür ist<br />

ihrer Meinung nach, daß die Bahn sich nicht mehr die bis dato praktizierte Quersubventionierung leisten<br />

könne. Durch den Zwang zu einer höheren Wirtschaftlichkeit könne sie im Preiswettbewerb nicht mehr<br />

im bisherigen Maße mit der Binnenschiffahrt bestehen. Dies wird von der Bahn selbst allerdings völlig<br />

anders dargestellt. Nach ihrer Meinung kann sie den Massengutbansport ebenso wirtschaftlich durchführen<br />

wie die Binnenschiffehrt. Auch gebe es keine Kapazitätsprobleme, die zu einer Abgabe von Transporten<br />

an die Binnenschiffahrt selbst bei wachsenden Verkehrsmengen zwingen würden. Die Deutsche Bahn<br />

AG geht davon aus, daß sie 1995 voraussichtlich rund 365 Mio t transportieren wird. Davon würden ca.<br />

30 Mio. t im Wettbewerb zur Binnenschiffahrt stehen. 21 Es wäre auf jeden Fall zu einfach, davon auszugehen,<br />

daß die Binnenschiffahrt wesentliche Massengutverkehre von der Bahn bekommen würde, denn<br />

durch die Bahnreform ist die Bahn auch in der Preisgestaltung freier geworden.<br />

Die jeweiligen Rationalisierungspotentiale zu erschließen, die einem etwaigen Verkehrsinfarkt entgegenwirken<br />

würden, entspricht genau dem Anpassungsverhalten von Marktteilnehmern an veränderte<br />

Rahmenbedingungen: gerade dieses Verhalten wird immer wieder als Indikator für die Überlegenheit<br />

marktwirtschaftlich organisierter Wirtschaftssysteme angeführt. Damit ist aber der alleinige Verweis auf<br />

einen Verkehrsinfarkt als Argument nicht ausreichend, um der Binnenschiffahrt eine prosperierende<br />

Zukunft zu verheißen. Im Gegenteil: er scheint eher den Blick auf die relevanten Entwicklungen zu<br />

verstellen.<br />

20<br />

21<br />

Hopf u.a. 1990, S. 131<br />

Positionspapier zu den Wettbewerbsnachteilen der Deutschen Bahn AG, Frankfurt/M 1993<br />

17


18<br />

Ökologische Folgekosten im Güterverkehr<br />

Die Umweltwirkungen des Verkehrs lassen sich generell in drei Bereiche unterteilen 22:<br />

1. die Herstellung der Verkehrsmittel und -einrichtungen (gesamte Infrastruktur),<br />

2. die Nutzung der Verkehrsmittel und<br />

3. die Beseitigung der ausgedienten Verkehrsmittel und -einrichtungen.<br />

Im Mittelpunkt der Diskussion um die Umweltbelastungen durch den Verkehr stehen aber fast ausschließlich<br />

die aus der Nutzung, d.h. die aus dem Fahrbetrieb entstehenden Umweltwirkungen. Der<br />

Bereich der Fahrzeug- und In&astrukturerstellung sowie die Entsorgung der Fahrzeuge und Einrichtungen<br />

wird noch weitgehend ausgeblendet. 2^ Zu nennen sind u.a. die bei der Fahrzeugproduktion verbrauchten<br />

Energiemengen und die erzeugten Emissionen, Abwässer und Abfalle oder die Auswirkungen durch den<br />

Bau von Verkehrswegen. Für den Bereich der Entsorgung sei beispielhaft auf die Frage nach dem Recycling<br />

von Altautos oder auf den beim Bau von Verkehrsinfrastrukturen anfallenden Bauschutt hingewiesen.<br />

Zur "vollständigen" Abschätzung der vom (Güter-) Verkehr verursachten Umweltschäden bedarf es<br />

somit einer umfassenderen Betrachtung als der Fokussierung auf die aus dem Fahrbetrieb resultierenden<br />

Emissionen. Während die ökologischen Folgen des Wasserstraßenausbaus im Rahmen des Projektes 17<br />

schon weiter oben beschrieben wurden, sollen im folgenden Umweltwirkungen aus dem Fahrzeugbetrieb<br />

und ihre ökonomische Behandlung im Mittelpunkt stehen.<br />

Für die Binnenschiffahrt wird ihre - angeblich - hohe Umweltverträglichkeit als ein gewichtiges Argument<br />

angeführt. Vor allem Umweltschützer müßten, so die Vertreter der Binnenschiffahrt, sich aus<br />

diesem Grund für den verstärkten Einsatz der Binnenschiffahrt verwenden. Als umfassendere Untersuchung<br />

über die ökologischen Folgekosten der einzelnen Verkehrsträger wird im wesentlichen auf eine<br />

Studie von PLANCO 24 zurückgegriffen. In der Studie wurden die externen Kosten des Verkehrs für die<br />

Bereiche Luftverschmutzung, Boden- und Wasserbelastung, Belastungen durch Lärm, Unfälle, Trennwirkungen<br />

und Flächenverbrauch ermittelt. Da die infolge von Unfällen und Trennwirkungen verursachten<br />

externen Kosten nicht als ökologische Folgekosten anzusehen sind 2^, werden sie hier aus den ermittelten<br />

2 2 vgl. Rothengatter 1991, 32<br />

2 3 Die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages "Schutz des Menschen und der Umwelt" hat dieses Thema jüngst<br />

zum Gegenstand einer Expertenanhörung gemacht und damit erstmals diesen Bereich umfassend erläutert. Ergebnis der<br />

Anhörung war u.a., daß unser heutiges Verkehrssystem um ein Vielfaches zu materialintensiv ist.<br />

2 4 PLANCO Consulting GmbH 1990: Externe Kosten des Verkehrs. Schiene, Straße, Binnenschiff.<br />

2 5 Die externen Kosten der Unfälle wurden anhand der Produktionsausfälle infolge vorübergehender oder dauerhafter Arbeitsunfähigkeit<br />

Verunglückter ermittelt. Die Trennwirkungen wurden anhand von Zeitverlusten von Anwohnern bewertet,<br />

die durch Warten an stark befahrenen Straßen bestehen.


Werten herausgerechnet. Danach ergeben sich für den Güterverkehr in der ehemaligen Bundesrepublik<br />

Deutschland folgende ökologische Folgekosten.<br />

Externe Kosten des Güterverkehrs in DPf/tkm Mitte der 80er Jahre<br />

Luftver- Boden- und Lärm Flächenschmutzung<br />

Wasserbelastung verbrauch<br />

Schätzversion I na IIb<br />

Lkw 1,37 1,93 2,36 0,40 0,35 0,06<br />

Bahn 0,19 0,27 0,33 — 0,68 0,02<br />

Schiff 0,20 0,28 0,34 — — —<br />

Quelle: PLANCO 1990, Seite 9<br />

Nach dieser Untersuchung sind die ökologischen Folgekosten pro Tonnenkilometer bei der Binnenschiffahrt<br />

in der Tat am geringsten. Zur Aussagekraft dieser Angaben sind aber verschiedene Punkte zu<br />

berücksichtigen:<br />

Erstens beziehen sich diese Folgekosten nur auf die aus dem Fahrzeugbetrieb entstehenden Folgekosten.<br />

Schädigungen, die aus dem Ausbau bzw. Neubau von Wasserstraßen entstehen, sind hierin nicht<br />

enthalten. Gerade in diesem Bereich sind aber die eigentlichen ökologischen Folgekosten (Verlust von<br />

Auenlandschaften, Bedrohimg von Tier- und Pflanzenarten, etc.) zu erwarten. Bisher gibt es zu diesem<br />

Bereich ökologischer Folgekosten noch keine Untersuchungen. Die auch in der Bundesrepublik mittlerweile<br />

stärker vertretene Naturschutzökonomie bietet zur Ermittlung dieser Folgekosten Ansätze, denen<br />

nachzugehen ist, um hier einen genaueres Bild zu bekommen. Hierauf wird im Abschnitt über die Nutzen-Kosten-<br />

Analyse noch näher eingegangen.<br />

Zweitens ist die Angabe der Folgekosten nur auf eine Leistungseinheit (tkm) bezogen, wird also spezifisch<br />

angegeben. Aus Sicht der Umweltbelastung sind aber die absoluten Belastungen, die durch einen<br />

Transportvorgang entstehen, von Interesse. Hierzu müßte im Grunde jeweils eine Transportrelation<br />

betrachtet werden und für verschiedene Verkehrsmittel ermittelt werden, wie hoch die jeweiligen Umweltbelastungen<br />

sind. So ist es durchaus denkbar, daß ein Transport mit der Bahn, die aufgrund ihrer<br />

höheren Netzdichte eine geringere Kilometerzahl für eine bestimmte Relation fahren müßte, zu geringeren<br />

Umweltbelastungen führt als das Binnenschiff, das etliche Umwegkilometer fahren muß.<br />

Drittens ist die Abhängigkeit des Energieverbrauchs von der Geschwindigkeit zu berücksichtigen. Aufgrund<br />

der niedrigeren durchschnittlichen Transportgeschwindigkeit liegt der Energieverbrauch, der mit zu<br />

den wesentlichen Umweltfaktoren im Verkehrsbereich gehört, bei der Binnenschiffahrt deutlich niedriger<br />

als bei Bahn und Lkw. "Das Verhältnis des Primärenergieverbrauchs je Tonnenkilometer beträgt zwischen<br />

Binnenschiffahrt, Bahn und Lkw 1 : 1,5 : 4,6 (...). Hier sind allerdings die unterschiedlichen Transportge-<br />

19


20<br />

schwindigkeiten nicht berücksichtigt. Mit der in der Binnenschiffahrt üblichen Geschwindigkeit von 10<br />

km/h bis 20 km/h würden auch Bahn und Lkw wesentlich weniger Energie verbrauchen". 26 Es muß beim<br />

Vergleich der jeweiligen Umweltbelastung darauf geachtet werden, das auch Gleiches miteinander verglichen<br />

wird. Die Frage ist ja, ob die Binnenschiffahrt diese niedrigen Geschwindigkeiten mit dem günstigen<br />

Energieverbrauch auch fahren würde, wenn ihr technisch eine deutlich höhere Geschwindigkeit möglich<br />

und diese auch ökonomisch für sie rentabel wäre.<br />

Die PLANCO-Studie kann also nicht als ein ökologischer Freibrief für die Binnenschiffahrt angesehen<br />

werden. Vielmehr ist es notwendig, jeweils die spezifischen Umstände zu berücksichtigen, um eine<br />

Aussage über die geringere Umweltschädlichkeit eines Verkehrsträgers zu machen. Allein die spezifischen<br />

Folgekosten pro tkm sind keine hinreichende Angabe.<br />

Angepaßte Schiffe statt angepaßter Flüsse?<br />

Ein weiterer strittiger Punkt ist, ob nicht umgekehrt eine Anpassung der Schiffe an die jeweiligen Wasserstraßen<br />

bzw. Fahrgebiete eine bessere Lösung ist als der Ausbau der Wasserstraßen. Dieses Argument<br />

ist insbesondere im Zusammenhang mit den Überlegungen zum Ausbau der Elbe stärker aufgekommen.<br />

Auf der Elbe wurden schon zu Zeiten der DDR spezielle, flachgehende Schiffe eingesetzt, um so trotz<br />

geringer Tauchtiefen einen Binnenschiffsverkehr aufrechterhalten zu können.<br />

Ein häufiges Argument gegen den Einsatz solcher Schiffe ist, daß sie auf anderen Wasserstraßen nicht<br />

konkurrenzfähig seien. Für die Binnenschiffer sei es aber notwendig, gegebenenfalls die Fahrgebiete bei<br />

schwankendem Frachtangebot zu wechseln. Dieses Argument ist aber nur begrenzt schlüssig. So haben<br />

z.B. die Erfahrungen auf dem Rhein gezeigt, daß sich der Transport von Containern erst dann richtig<br />

durchsetzen konnte, als hier Linienverkehre angeboten wurden. Bei Einrichtung solcher Linienverkehre<br />

z.B. auf der Elbe mit entsprechend angepaßten Schiffen würde keine Notwendigkeit eines Fahrgebietwechsels<br />

auftreten. Als ein Beispiel hierfür kann der im November 1992 auf der Elbe begonnene Containerdienst<br />

zwischen Hamburg und Dresden angesehen werden. Der Transport der Container wird von der<br />

Tschechoslowakischen Elbereederei (CSPL) übernommen, die hierfür u.a. mit der Firma Sächsische<br />

Binnenhäfen "Oberelbe" kooperiert. Nach Angaben der CSPL könnte diese vom höchsten schiffbaren<br />

Wasserstand bis hinunter zu 0,95 m ganzjährig Container transportieren. Pro Schubeinheit könnten 120<br />

Container ä 20' oder 60 Container ä 40' übernommen werden 27.<br />

2 6 Puwein 1992, S. 601<br />

2 7 Knoll 1993: Containerverkehr auf der Elbe zwischen Dresden und Hamburg. In: Zeitschrift für Binnenschiffahrt, Nr. 1/2


Binnenschiffahrt und Kombinierter Verkehr<br />

Als Beleg für die Zukunftsfahigkeit der Binnenschiffehrt werden immer wieder die Beispiele Containerverkehr<br />

und RoRo-Verkehr angeführt. Tatsache ist, daß der Binnenschiffahrt hier bisher bedeutende<br />

Zugewinne gelungen sind. Die Anzahl der transportierten Container auf dem Rhein hat sich in den letzten<br />

Jahren enorm gesteigert. Doch steht der Nachweis noch aus, daß diese Erfolge auch jenseits von Rhein<br />

und Donau möglich sind. Bisher bestehen in diesem Marktsegment nur hier die Bedingungen dafür, daß<br />

die Binnenschiffahrt wettbewerbsfähig ist. Sie kann aufgrund entsprechender Größenverhältnisse günstigere<br />

Preise anbieten und so einen Teil der Transporte für sich gewinnen.<br />

In einem Artikel von Schuh 28 über die Binnenschiffahrt als Helfer im Kampf gegen den drohenden<br />

Verkehrsinfarkt sind in einer Grafik die Anteile der Verkehrsträger am Hinterlandverkehr bei den ARA-<br />

Häfen im Containerverkehr aufgezeigt. Danach hatte der LKW an diesen Verkehren 1991 einen Anteil<br />

von 70%, Bahn und Binnenschiffahrt von jeweils 15%. Für das Jahr 2000 wird prognostiziert, daß der<br />

Anteil des LKW auf 55% zurückgeht, der der Binnenschiffahrt auf 30% steigt und die Bahn ihre 15%<br />

halten kann. Diese Zahlen zeigen deutlich, daß die Binnenschiffahrt selbst bei äußerst günstigen Bedingungen,<br />

wie sie auf dem Rhein gegeben sind, nur einen geringeren Anteil am Transport der Container für<br />

sich gewinnen konnte. Auch die Steigerung auf 30 Prozent Anteil im Jahr 2000 ist für sich genommen<br />

eine große Steigerung, doch liegt ihr gesamter Anteil gerade bei einem Drittel.<br />

Die jüngst gegründete Wasserstraßenkombi-Projekt GmbH, die sich explizit der Förderung des kombinierten<br />

Verkehrs zwischen Binnenschiff und Straße verschrieben hat, will sich zunächst auf die Rheinschiene<br />

beschränken: Zwischen Rotterdam und acht Umschlagplätzen entlang des Rheins sollen tägliche<br />

Verlademöglichkeiten geboten werden. Die Kanalgebiete sollen nach Aussage der Wasserstraßenkombi<br />

erst später in die Aktivitäten einbezogen werden. Leider war keine Aussage darüber zu bekommen,<br />

welche Chancen dem Kombiverkehr auf übrigen Wasserstraßen eingeräumt werden. Die Anzeichen<br />

deuten darauf hin, daß sich die Einsatzmöglichkeiten der Binnenschiffahrt im kombinierten Verkehr im<br />

wesentlichen auf die Rheinschiene begrenzen werden.<br />

Weiterhin ist in den letzten Jahren immer deutlicher geworden, daß sich die Angebote der<br />

Binnenschiffahrt gegenüber den Verladern qualitativ deutlich verbessern müssen. Es reicht nicht mehr<br />

aus, lediglich den Transport von Gütern zwischen den Punkten A und B anzubieten. Gerade die Erfolge<br />

im Containerverkehr auf dem Rhein zeigen, daß erst nach Einrichtung von Linienverkehren und dem<br />

Angebot logistischer Dienstleistungen mehr Transporte für die Binnenschiffahrt gewonnen werden<br />

konnten. "Daß sich die Binnenschiffahrt jenseits der klassischen Massengutverkehre mit zunehmendem<br />

Erfolg neue Märkte im Rahmen moderner Transportkettenlogistik erobern konnte, zeigt die positive<br />

2 8 Schuh 1993, S. 11<br />

21


22<br />

Entwicklung im Containerverkehr. Der Erfolg der Binnenschiffahrt in diesem Marktsegment scheiterte so<br />

lange, als sich das Binnenschiffahrtsangebot allein auf die Transportfunktion vom Seehafen zum Binnenhafen<br />

beschränkte". 29 Um den Wettbewerb mit den Verkehrsträgern Straße und Schiene erfolgreicher als<br />

bisher aufnehmen zu können, sind solche Änderungen im Angebot der Binnenschiffahrt unabdingbar.<br />

D.h., daß auch von <strong>Seiten</strong> der Binnenschiffahrt noch erhebliche Schritte gemacht werden müssen, um für<br />

die Verlader interessanter zu werden.<br />

Verkehrsmittelwahl durch die Verlader<br />

Letztlich bleibt die Frage, wie es zum Einsatz des gesamtwirtschaftlich sinnvolleren Verkehrsträgers<br />

kommt. Trotz vielfaltiger Regulierungen, von denen etliche im Rahmen der Harmonisierung der Wettbewerbsbedingungen<br />

in der EU gerade abgebaut werden, ist das Transportwesen marktwirtschaftlich<br />

organisiert, d.h. der Verlader kann das Transportmittel frei wählen. Wenn vom Einsatz des sinnvolleren<br />

Verkehrsmittels die Rede ist, dann ist damit gemeint, daß jedes Verkehrsmittel entsprechend seinen<br />

spezifischen Stärken eingesetzt werden sollte. Bahn und Binnenschiffahrt wird der Transport über längere<br />

Distanzen zugesprochen, dem Lkw die Verteilung in der Fläche. Hieraus würde sich als Kooperationsmöglichkeit<br />

der Aufbau von Transportketten ergeben.<br />

Es kann zunächst davon ausgegangen werden, daß für den Verlader das Transportmittel an sich nur von<br />

sekundärer Bedeutung ist. Für ihn stehen vielmehr bestimmte Qualitätsanforderungen im Vordergrund,<br />

die er an den Transportvorgang stellt: hierzu gehören vor allem der Preis, Schnelligkeit, Flexibilität und<br />

Zuverlässigkeit 30. Es gibt etliche Transportvorgänge, bei denen mittels einer Transportkette mit verschiedenen<br />

Verkehrsträgern die Erfüllung der Anforderungen optimiert werden kann. Dies darf aber auf der<br />

anderen Seite nicht darüber hinwegtäuschen, daß die verschiedenen Transportmittel sehr wohl in Konkurrenz<br />

zueinander stehen.<br />

Im Auftrag des Deutschen Verkehrsforums und der Kombiverkehr wurde an der Universität Münster<br />

eine Studie 31 erstellt, die die gesamtwirtschaftliche Effizienz multimodaler Transportketten untersuchte.<br />

Da dem multimodalen Transport eine herausragende Stellung bei den Möglichkeiten der Verlagerung von<br />

Straßentransporten auf andere Verkehrsträger zukommt, sollte eine <strong>Bewertung</strong> unter volkswirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten vorgenommen werden. Daher winde anhand ausgewählter Fallstudien für den kombi-<br />

2 9 Schuh 1993, S. 10<br />

3 0 vgl. Wittenbring 1993, S. 27 ff.<br />

Ewers/Fonger 1993: Gesamtwirtschaftliche Effizienz multimodaler Transportketten. Vergleichende Analyse anhand von<br />

fünf Fallstudien. Münster


nierten Verkehr Schiene/Straße 32 das volkswirtschaftliche Nutzen-Kosten-Verhältnis unter Berücksichtigung<br />

externer Effekte wie Umwelt- und Unfallkosten untersucht. Als Vergleichsfall wurde der unimodale<br />

Transport durch den Straßengüterfernverkehr und InterCargoVerkehr angenommen. Zwei wesentliche Ergebnisse<br />

sind:<br />

-> In den zum Vergleich herangezogenen Relationen ist der hochwertige konventionelle Schienenverkehr<br />

der Bahn sowohl hinsichtlich der internen Kostenkomponenten als auch der gesamtgesellschaftlichen<br />

Kosten die kostengünstigste Alternative.<br />

-> Bezüglich des Vergleichs von unimodalem Straßengüterfernverkehr und dem multimodalen Verkehr<br />

Schiene/Straße ist keine generelle Aussage über gesamtwirtschaftliche Kostenvorteile möglich. Die<br />

gesamtwirtschaftlich günstigere Transportlösung hängt vielmehr von den spezifischen Bedingungen<br />

der Transportkette wie z.B. der Entfernung ab.<br />

Ein Ausbau der Verkehrsinfrastruktur (hier vor allem Wasserstraßen) kann auf der einen Seite sicher<br />

bessere Voraussetzungen für die Kooperation der Verkehrsträger schaffen. Auf der anderen Seite muß<br />

aber auch gesehen werden, daß dadurch der Wettbewerb zwischen ihnen verschärft werden kann. Es<br />

müßte also geklärt werden, unter welchen Bedingungen für Verlader mit ihren Anforderungen an die<br />

Transportvorgänge ein multimodaler Einsatz unter Einschluß der Binnenschiffahrt interessanter wird als<br />

der Einsatz eines einzigen Transportmittels (LKW oder Bahn) und der Einsatz von Schiene/Straße im<br />

multimodalen Verkehr. Hierzu sollten im Sinne der oben angesprochenen Studie über die Effizienz multimodaler<br />

Transportketten Untersuchungen durchgeführt werden, die den Einsatz der Binnenschiffahrt in<br />

solchen Ketten berücksichtigen. Eine solche Studie könnte wesentliche Informationen bieten über die<br />

Entwicklungschancen der Binnenschiffahrt im multimodalen Verkehr.<br />

2.6 Das Problem des Verkehrswachstums<br />

Noch wesentlicher als die Frage nach dem Einsatz bestimmter Verkehrsträger ist für die Umweltbelastungen<br />

aus dem Verkehrssektor das Problem des Verkehrswachstums. Die durch die Bundesregierung<br />

verfolgte Verkehrspolitik geht immer noch davon aus, daß dem Verkehrswachstum die richtige Verkehrsinfrastruktur<br />

zur Verfügung gestellt werden muß. Folgendes Zitat mag dafür beispielhaft stehen: "...muß<br />

die Verkehrspolitik die Voraussetzung dafür schaffen, daß der Verkehr weiterhin Wirtschaftswachstum<br />

und Mobilität ermöglicht". Sowie: "Im Hinblick auf den EG-Binnenmarkt ist es Aufgabe der deutschen<br />

32 "Die bei weitem wichtigste Variante des multimodalen Transportes in der Bundesrepublik stellt - wohl auch auf längere<br />

Sicht - der kombinierte Verkehr Schiene/Straße dar" (Ewers, Fonger 1993, S. 1).<br />

23


24<br />

Verkehrspolitik, zu verhindern, daß Verkehrsengpässe zu Wachstumsbremsen der nationalen und europäischen<br />

Wirtschaftsentwicklung werden". 33<br />

Sieht man sich dagegen die Ergebnisse der Enquete-Kommission zum Schutz der Erdatmosphäre an,<br />

dann werden die Konsequenzen einer solchen Verkehrspolitik deutlich. Die dort genannten Reduktionsziele<br />

für C02"Emissionen lassen sich mit der bisherigen Verikehrspolitik nicht erreichen. Und sie lassen<br />

sich auch nicht mit einer partiellen Ökologisierung erreichen. Selbst wenn die Binnenschiffahrt noch<br />

große Kapazitätsreserven hat und wesentlich geringere Folgekosten verursacht, so wird sie nur einen<br />

verschwindend geringen Beitrag zur Lösung der anstehenden ökologischen Probleme leisten. Eine Verkehrspolitik,<br />

die meint, auf der einen Seite Verkehrswachstum ermöglichen zu müssen, auf der anderen<br />

Seite aber den Güterverkehr durch Verlagerungen auf Bahn und Binnenschiff sowie Senkung spezifischer<br />

Emissionen und Verbrauche umweltverträglich gestalten zu können, verkennt die Dimension der Probleme.<br />

34<br />

Prognos kommt in der Studie "Die Bundesrepublik Deutschland 2000-2005-2010" 35 zu dem Ergebnis,<br />

daß die CC>2-Emissionen des Verkehrs zwischen 1987 und 2005 gemäß BVWP-Szenario H um 37,9%<br />

zunehmen werden. Auf der Grundlage einer eigenen Prognose kommen die Autoren zu einer Zunahme der<br />

C02-Emissionen um 32%. "Festzuhalten bleibt, daß der Verkehr zur politischen Zielsetzung einer 25 bis<br />

30%-igen CC>2-Reduktion bis 2005 bei den in den BVWP-Prognosen bzw. unseren eigenen Prognosen<br />

unterstellten verkehrspolitischen Rahmenbedingungen nichts beiträgt, im Gegenteil, er erschwert bzw.<br />

verunmöglicht die Realisierung der global gesetzten Einsparbemühungen". 36<br />

Verkehrspolitik, die zu einer Minderung der aus dem (Güter-) Verkehr resultierenden Umweltbelastung<br />

maßgeblich beitragen will, muß sich vorrangig um andere Fragen als um die Erweiterung und den Ausbau<br />

des heutigen Streckennetzes kümmern. Um eine Verlagerung vom LKW auf andere Verkehrsträger und<br />

vor allem eine Reduktion der heutigen Verkehrsmengen bzw. überhaupt erst einmal einen Stopp beim<br />

Wachstum zu erreichen, sind vielmehr Maßnahmen zur Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen<br />

wie preispolitische Eingriffe (Internalisierung externer Kosten) und die Entwicklung einer Raum-Zeit-<br />

Strategie37 5 die wieder stärker ein Leben und Wirtschaften in den regionalen Lebensräumen mit kürzeren<br />

Distanzen ermöglicht, viel entscheidender.<br />

s 5 Der Bundesminister für Verkehr 1992, 9<br />

Zur grundsätzlich notwendigen Neuorientierung im Verkehrsbereich vergleiche: Hesse 1993: Verkehrswende. Ökologisch-ökonomische<br />

Perspektiven für Stadt und Region. Marburg<br />

3 5 Detlef Franzen, Peter Hofer u.a. 1993: Die Bundesrepublik Deutschland 2000-2005-2010. Die Entwicklung von Wirtschaft<br />

und Gesellschaft in der Bundesrepublik und den Bundesländern bis 2010. Basel<br />

3 6 Detief Franzen, Peter Hofer u.a. 1993, S. 127,<br />

3 7 Kutter 1993: Fährt die Verkehrspolitik in eine Sackgasse? In: DIW-Wocheribericht Nr. 32/92


Daß hier kurzfristig vor allem Preiserhöhungen im Güterverkehr eine bedeutende Rolle zukommt, hat<br />

das DIW in einer Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes gezeigt. 38 Dadurch kann vor allem die<br />

Konkurrenzsituation zwischen den Verkehrsträgern zugunsten von Bahn und Binnenschiffahrt verbessert<br />

werden. Auch Ewers und Fonger ziehen aus ihrer schon genannten Studie ein ähnliches Fazit: durch eine<br />

entsprechende Gestaltung der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen könnte noch vorhandenen<br />

Potentialen im multimodalen Verkehr zur Wirkung verholfen werden. Als vordringlich sehen sie dazu die<br />

folgenden verkehrspolitischen Aktivitäten an 3^:<br />

- Zielorientierte, verursachungsgerechte Anlastung der externen Kosten bei allen Verkehrsträgern,<br />

- Vereinheitlichimg der Infrastrukturpolitik, insbesondere der Wegekostenanlastung und der Zugangsmöglichkeiten<br />

zur Verkehrsinfrastruktur,<br />

- Beseitigung der globalen Subventionspolitik im Güterverkehr und<br />

Sicherstellung der gleichmäßigen Einhaltung gesetzlicher Vorschriften im Straßengüterverkehr.<br />

Gorißen und Schmitz, die sich mit den Verkehrsprognosen für den Bundesverkehrswegeplan auseinandersetzen,<br />

kommen in Bezug auf die Umweltauswirkungen zu deutlich negativen Einschätzungen. Auch<br />

sie sehen in der Verkehrspolitik bisher überhaupt keine Anzeichen dafür, daß diese sich der Problematik<br />

in einer angemessenen Weise stellt. "Um dem befürchteten Verkehrswachstum gezielt entgegenzuwirken,<br />

wäre ein Bündel von ordnungspolitischen und preispolitischen Maßnahmen notwendig. Jedoch sind<br />

augenblicklich keine durchgreifenden Schritte in dieser Richtung zu erkennen. So ist auch der geplante<br />

weitere Ausbau der Veikehrsinfrastruktur Ausdruck der Tatsache, daß die geforderte 'grundsätzliche<br />

Trendänderung' der Verkehrspolitik noch nicht eingeleitet ist und damit der Weg zur erforderlichen<br />

'sustainable mobility', zum dauerhaft umweltverträglichen Verkehr, noch nicht eingeschlagen wurde". 40<br />

Die Thematik Verkehr und Umwelt stellt insgesamt ein viel komplexeres Problem dar, als es von der<br />

derzeitigen Verkehrspolitik wahrgenommen wird. Mit dem Ausbau der Wasserstraßen in Ostdeutschland,<br />

insbesondere dem der <strong>Saa</strong>le, bewegt sich die Verkehrspolitik vollkommen auf Nebengleisen. Bevor<br />

Binnenwasserstraßen unter der Vorgabe umweltpolitischer Erwägungen ausgebaut werden, deren Wirtschaftlichkeit<br />

zweifelhaft ist und die bei der Bevölkerung eher auf Ablehnung stoßen 41, sollte sich die<br />

Verkehrspolitik tatsächlicher Problemfelder zuwenden. Die wachsenden Umweltbelastungen aus dem<br />

Verkehrsbereich lassen sich mit den bisher vorgesehenen Maßnahmen nicht vermindern.<br />

vgl. DIW-Wochenbericht 3/94: Preiserhöhungen im Güterverkehr sind notwendig und möglich.<br />

3 9 Ewers, Fonger 1993, S. 105<br />

4 0 Gorißen, Schmitz 1992, S. 206<br />

vgl. hierzu Abschnitt über Naturschutzökonomie<br />

25


26<br />

3. Prognosen in Zeiten des Umbruchs<br />

3.1 Prognosen für die neuen Bundesländer<br />

Die Basis der Verkehrsprognose des BVWP für die neuen Bundesländer<br />

Ein zentraler Punkt der vorliegenden Güterverkehrsprognosen und insbesondere auch für den Ausbau<br />

der <strong>Saa</strong>le sind die Annahmen hinsichtlich der Perspektiven der wirtschaftlichen Entwicklung in den neuen<br />

Bundesländern und insbesondere für Sachsen-Anhalt. Da sie aufgrund des wirtschaftlichen Strukturbruchs<br />

in den neuen Bundesländern keine bzw. nur eine sehr geringe Aussagefahigkeit haben, sind Langfristprognosen<br />

extrem unsicher.<br />

Für Sachsen-Anhalt gilt dies in besonderem Maße, da die wirtschaftliche Basis dieser Region insbesondere<br />

die grandstofflastige Chemieindustrie und der Energieträger Braunkohle war und in vermindertem<br />

Umfang auch noch ist. Die Umstrukturierungen in diesem Bereich sind noch nicht abgeschlossen und<br />

es ist auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt schwierig, eine Beurteilung der Perspektive dieser Industriezweige<br />

zu machen. Deutlich wird dies insbesondere an den aktuellen Diskussionen hinsichtlich der<br />

Entwicklung der BUNA AG 42. Gerade aber die Entwicklung dieser Industriebereiche ist entscheidend für<br />

das zu transportierende Güteraufkommen, das grundsätzlich binnenschiffgeeignet wäre; dies zunächst<br />

unabhängig von den jeweiligen Standorten der Unternehmen.<br />

Die Prognoseschwierigkeiten werden auch in den vom Bundesminister für Verkehr in Auftrag gegebenen<br />

Gutachten zur Verkehrsentwicklung betont. Zugleich werden aber Grundannahmen getroffen, die<br />

insgesamt von sehr positiven wirtschaftlichen Entwicklungen ausgehen, d.h. die Analysen beruhen in der<br />

Regel auf best case Annahmen mit der Konsequenz, daß sich daraus die entsprechenden hohen Güterverkehrsmengen<br />

ergeben.<br />

Die wirtschaftlichen Konsequenzen, die der Umbruch in den neuen Ländern hatte, wurden bereits in<br />

den Kurzfristprognosen regelmäßig völlig unterschätzt. Mithin kann die Aussage gestützt werden, daß<br />

insbesondere die langfristigen Prognoseprobleme immens sind und als Grundlage für eine dementsprechende<br />

Inftastrukturentwicklung in Frage zu stellen sind. Die Basis für die verkehrsinfrastrukturelle<br />

Entwicklung ist insofern auch weniger in fundierten Prognosen zu der wirtschaftlichen Entwicklung als<br />

vielmehr Ziele, die politisch vorgegeben werden, zu sehen.<br />

42 Handelsblatt 16/2/94 'Sanierung bleibt umstritten'


Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung in den neuen Bundesländern<br />

Im folgenden werden die Prognosen bzw. Szenarien für die wirtschaftliche Entwicklung in den neuen<br />

Bundesländern und speziell von Sachsen Anhalt kurz dargestellt und auf mögliche Problembereiche hin<br />

untersucht.<br />

Es werden in der Folge drei verschiedene Prognosen dargestellt: die Grundlagen des Kessel+Partner<br />

Gutachtens, also die Strukturdatenprognose für die Bundesveikehrswegeplanung, die Prognos-Szenarien<br />

hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung in den neuen Bundesländern und speziell im Raum Berlin-<br />

Brandenburg und schließlich die Prognos Studie für Deutschland.<br />

Die Strukturdatenprognose basiert für die neuen Länder auf dem Postulat des TSTicht Mezzogiomo', also<br />

darauf, daß letztlich die wirtschaftlichen Entwicklungen eintreten, die die Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse<br />

ermöglichen. Dabei muß darauf hingewiesen werden, daß die Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse<br />

ein relativer Begriff ist, auch in den alten Bundesländern existieren z.T. erhebliche Unterschiede<br />

im wirtschaftlichen Leistungsvermögen der verschiedenen Regionen, und diese Spannen werden künftig<br />

zwischen Ost und West ebenso existieren.<br />

Die Prognos Studie (Brandenburg) hingegen entwickelt Szenarien zu der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

bei unterschiedlichen Grundannahmen und kommt damit zu veränderten Wirtschaftsdaten für die neuen<br />

Bundesländer im Jahre 2010, also letztlich auch zu anderen Verkehrsentwicklungsdaten.<br />

Ein zentraler Punkt für dieses Gutachten ist, darauf hinzuweisen, daß es sich bei der Begründung der<br />

Basis für die Güterverkehrsprognose von Kessel+Partner um ein politisch gesetztes Ziel handelt, das der<br />

Staat durch seine Handlungen zu erreichen sucht. Dies ist durchaus legitim, setzt aber letztlich die Annahme<br />

voraus, daß der Staat in der Lage ist, gesetzte Ziele auch zu erreichen, in diesem also Fall vergleichbare<br />

Verhältnisse in den neuen Bundesländern zu schaffen. Ohne diese Grundannahme ist die<br />

Prognose der Güterverkehrsströme der Kessel+Partner Studie so nicht möglich. Damit eröffnet sich<br />

natürlich zugleich die Möglichkeit, andere Szenarien zu entwickeln, die sich ebenfalls an politisch gesetzten<br />

Zielen orientieren, dies könnte z.B. auch die Reduktion von Güterverkehren sein.<br />

3.2 Strukturdatenprognosen: Grundlage der Güterverkehrsprognose 2010<br />

Grundlage für die Güterverkehrsprognose sind die Strukturdatenprognosen für die alten und neuen<br />

Bundesländer sowie die für die jeweiligen benachbarten Staaten. 43 Sie beinhalten ihrerseits Aussagen<br />

43 vgl. IWW 1991<br />

27


28<br />

über die regionale Bevölkerungsentwicklung und die regionale und sektorale Beschäftigtenstruktur, also<br />

Schätzungen über die demographische und wirtschaftliche Entwicklung in den betrachteten Räumen. Für<br />

die neuen Bundesländer wird, wie bereits dargestellt, aufgrund der Unsicherheiten über die Entwicklung<br />

des Umstrukturierungsprozesses von der sog. 'Angleichungshypothese' ausgegangen. 44 Dies trifft<br />

insbesondere auf die wirtschaftlichen Grunddaten zu.<br />

Hinsichtlich der Entwicklung der Güterverkehrsströme wird folgende Vorgehensweise gewählt: "Für<br />

die Güterverkehre, die die alten Bundesländer betreffen, hegt eine Fortschreibungsbasis vor. (...) Für die<br />

neu hinzugekommenen Ströme ist dagegen ein Strukturbruch gegeben (...). Es müssen also hier synthetisch<br />

neue Güterverkehrsströme erzeugt werden". 45<br />

Schematische Darstellung des Ablaufs der<br />

Untersuchungen für den BVWP<br />

Prognosen über die regionale Bevölkerungsentwicklung und die<br />

regionale und sektorale Beschäftigtenstruktur<br />

Strukturdatenprognose<br />

Güteraufkommensprognose<br />

Ermittlung des modal split<br />

Regionalisierung der Daten über<br />

das Verkehrsaufkommen<br />

Eingang dieser Daten in Nutzen—Kosten—Analyse<br />

für Verkehrswegebauten<br />

Das Gutachten von Kessel+Partner geht auf die Probleme ein, die mit den Umwälzungen in den neuen<br />

Bundesländern und Mittel - und Osteuropa verbunden sind und betont, daß eine Beobachtungsbasis<br />

hinsichtlich der Grundstruktur der Verkehrsverflechtungen fehle. 46 Es wird in dem Gutachten entsprechend<br />

betont, daß die von Kessel+Partner vorgelegte Güterverkehrsprognose Szenariocharakter habe.<br />

"Die stattdessen eingesetzten Szenariotechniken beruhen auf einem Gerüst von Annahmen und Modellen,<br />

44 vgl. IWW 1991, S. 2<br />

45 vgl. IWW 1991, S. 3<br />

46 Kessel + Partner 1991, S. 1


die politische Zielvorstellungen und marktbezogene Realisierungen vor dem empirischen Hintergrund der<br />

gegebenen Ausgangslage in den Untersuchungsgebieten und der Entwicklungspfade in vergleichbaren<br />

Räumen konsistent verknüpfen. Für Ostdeutschland wurden die Annahmen so gesetzt, daß sie mit<br />

allgemeinen, politisch akzeptierten Zielsetzungen, (insbesondere: Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse<br />

im geeinten Deutschland) vereinbar sind". 47<br />

Dies bedeutet aber, daß die prognostizierten Entwicklungen mögliche Entwicklungen sind: "...aufgrund<br />

des hohen Unsicherheitsgrades über die Entwicklung von wirtschaftlichen Entwicklungsfaktoren in<br />

Ostdeutschland und seinen östlichen Nachbarn sind andere Zukunftsaussagen gleichfalls denkbar". 48<br />

Damit stellen die in der Güterverkehrsprognose vorgelegten Daten eine von einer Vielzahl anderer möglicher<br />

Entwicklungen dar. Bei den vorgelegten Daten zur Güterverkehrsprognose für den gesamten östlichen<br />

Raum handelt es sich somit um eher weiche Daten, deren Eintreffen lediglich bei sehr hohen<br />

wirtschaftlichen Wachstumsraten zu erreichen ist. Zur Fragwürdigkeit entsprechender Strukturdatenprognosen<br />

in Zeiten großer perspektivischer Unsicherheit äußern sich die Autoren folgendermaßen: "...<br />

versteht man unter Prognosen die Fortschreibung von analytisch erfaßten Vergangenheitstrends, so ist<br />

diese Frage zu verneinen. Versteht man hingegen das Entwerfen von Zukunftsbildern auf der Grundlage<br />

von erforschten Gesetzmäßigkeiten und Entwicklungshypothesen, so ist eine Prognose auch im Falle<br />

starker Strukturbrüche möglich". 49<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung der neuen Bundesländer in den Strukturdatenprognosen<br />

Bei der Güterverkehrsprognose wird davon ausgegangen, daß das Güterverkehrsaufkommen wesentlich<br />

von der Wirtschaftsaktivität und der Bevölkerungsdichte in den verschiedenen Regionen abhängt. Insofern<br />

bilden die regionalen und sektoralen Strukturdatenprognosen - Produktion, Beschäftigung und<br />

Bevölkerung - die wesentliche Bezugsgröße. 50 Zentrale Leitgröße ist allerdings die "Nettoproduktion der<br />

Wirtschaftssektoren", die als Haupterklärungsgröße das Transportaufkommen bestimmt. 51 Damit wird<br />

deutlich, daß die Aussagen über die Verkehre der Zukunft ganz zentral von den Schätzungen zum Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) abhängen, mit der Folge, daß mit unterschiedlichen Entwicklungen des BIP auch<br />

unterschiedliche Verkehrsentwicklungen zu erwarten sind. Von daher sind Annahmen über die weitere<br />

wirtschaftliche Entwicklung grundlegend für das Verkehrsaufkommen, zumindest solange hier nicht<br />

47 IWW 1991, S. 2<br />

48 vgl. IWW 1991, S. 2<br />

49 vgl. IWW 1991, S. 7<br />

50 vgl. Kessel + Partner 1991, S. 35<br />

51 vgl. Kessel + Partner 1991, S. 36<br />

29


30<br />

Entkoppelungstendenzen zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Transportaufkommen festzustellen<br />

sind.<br />

Prognos hat einen Zusammenhang zwischen der realen Wertschöpfung im produzierenden Gewerbe<br />

und dem Güterverkehrsaufkommen beobachtet. Für Westdeutschland konnte festgestellt werden, daß sich<br />

aufgrund des Bedeutungsrückgangs von Bergbau und eisenschaffender Industrie, das Transportaufkommen<br />

je Wertschöpfungsanteil stark reduzierte und seit Mitte der 70 der Jahre eine hohe Stabilität aufweist.<br />

Insofern können bei sonst unveränderten Rahmenbedingungen die Prognosen über die Wertschöpfungsentwicklung<br />

Aussagen über das Güterverkehrsaufkommen hefern.<br />

Diese Korrelation ist allerdings allein für Westdeutschland erhärtet und kann insofern nicht auf die<br />

neuen Bundesländer übertragen werden. Sie würde auch nicht die Problematik der wirtschaftlichen<br />

Prognosen lösen können, die, wie oben ausgeführt, zumindest für den Bereich des produzierenden<br />

Gewerbes für die neuen Bundesländer als zu hoch angesehen werden muß.<br />

Für die neuen Bundesländer wird eine in wirtschaftlicher Hinsicht sehr positive Entwicklung angenommen.<br />

Dabei wird die Grundlage für die Abschätzung für die neuen Bundesländer wie folgt dargelegt:<br />

"Die gedankliche Projektion eines 'Mezzogiorno' Ostdeutschland verbietet sich jedoch aus mehreren<br />

Gründen. Das Grundgesetz schreibt die Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse in den Bundesländern vor.<br />

Auch zeigt sich in allen relevanten politischen Gruppen der ernsthafte Wille, Ostdeutschland nicht zum<br />

Armenhaus verkümmern zu lassen, sondern seinen Entwicklungsstand an den der westdeutschen Länder<br />

heranzufuhren". 52 Auf der Basis dieser Annahmen wird dann ein Szenario entwickelt, mit dem die neuen<br />

Bundesländer die wirtschaftliche Leistungskraft der alten Bundesländer erreichen werden:<br />

1) Die Vorgabe wird gemacht, daß der Rückstand des BIP je Kopf bis zum Jahre 2010 aufgeholt sein<br />

wird. In Ostdeutschland wird bei vollständiger Verifizierung der Angleichungshypothese - ausgehend<br />

vom Stand des geschätzten Bruttoinlandproduktes im Jahre 1990 - bis 2010 ein durchschnittliches<br />

jährliches Wachstum des realen Bruttoinlandsproduktes je Kopf der Bevölkerung von 5,9% notwendig<br />

sein, wenn die gleiche Größe in den alten Bundesländern tun durchschnittlich 2,3% wächst. 53<br />

2) Die sektorale Wirtschaftsstruktur - aggregiert nach den Bereichen Landwirtschaft, Produktion,<br />

Dienstleistungen - wird sich stark an die westdeutsche Struktur annähern. Für die ostdeutsche Wirtschaft<br />

ist also mit einer radikalen Umorientierung der sektoralen Struktur zu rechnen. Dabei kommt es:<br />

zu einem wesentlichen Rückgang des Anteils des Sektors Land- und Forstwirtschaft (von 11% auf 3%<br />

der Gesamtbeschäftigung im Jahre 2010),<br />

52 vgl. IWW, S. llf.<br />

53 vgl. IWW 1991, S. 21


- zu einem Abwärtstrend des Anteils der Produktion (von 47% auf 37% im Jahre 2010),<br />

- zu einer starken Expansion des Anteils des tertiären Sektors (Dienstleistung) von 42% auf 60%.<br />

3) Die Produktionstiefe wird über die Zeit durch zunehmende Spezialisierung und Arbeitsteilung - mit<br />

einem entsprechend wachsenden Vorleistungsaustausch - stark zurückgehen.<br />

4) Die Arbeitsproduktivitäten werden sich nach einer heftigen Phase des wirtschaftlichen Umbruchs<br />

rasch an das westdeutsche Niveau anpassen, so daß auch die Zahlung vergleichbarer Löhne möglich sein<br />

wird. 54<br />

Wie von den Autoren betont wurde, sind allerdings durchaus auch andere Entwicklungen denkbar,<br />

werden aber in den Gutachten nicht weiter erörtert. Vor allem zwei von den alten Bundesländern verschiedene<br />

Entwicklungen wären denkbar:<br />

- Zum einen erscheint es aufgrund des in zentralen Bereichen anhaltenden Umbruchs in der ostdeutschen<br />

Wirtschaft fragwürdig, inwieweit die genannten Wachstumsraten ausreichend sein werden, um<br />

dieses Ziel zu erreichen. Zudem stellt sich die Frage, ob derartige Wachstumsraten über einen solchen<br />

Zeitraum durchhaltbar sein werden, ähnliche Entwicklungen in den alten Bundesländern konnten bislang<br />

nicht beobachtet werden. Allein der massive und in wesentlichen Bereichen noch anhaltende<br />

Rückgang der Produktion und damit die niedrige Basis könnten eine solche Entwicklung ermöglichen,<br />

ohne dann allerdings an das westdeutsche Niveau herankommen zu können.<br />

- Zum anderen stellt sich die Frage, inwieweit sich die Wirtschaftsstrukturen zwischen Ost und West in<br />

der Tat angleichen werden. Der extreme Rückgang der Industrie in den neuen Bundesländern, also die<br />

massiven Deindustrialisierungstendenzen, deuten vielmehr darauf hin, daß sich auch dieses Ziel als<br />

sehr hochgesteckt erweisen wird. Wesentlich für die meisten Bereiche des Güterverkehrs sind insbesondere<br />

die Unternehmenstrukturen und für einige Güterbereiche auch die Bevölkerungszahl. Zu betonen<br />

ist die Bedeutung der Entwicklung der Industrieunternehmen in den neuen Bundesländern für<br />

das erwartete Güteraufkommen.<br />

Auf der Grundlage der Strukturdatenprognosen und der Annahmen über die Entwicklung der Verkehrsströme<br />

in regionaler Hinsicht wird das Verkehrsmittelwahlmodell eingesetzt, welches aus der Sicht<br />

der Transportnachfrager formuliert ist und "das Entscheidungsverhalten der verladenden Wirtschaft in<br />

Abhängigkeit von der Gutart und den relativen Transporteigenschaften von Bahn, Lkw und Binnenschifffahrt<br />

untereinander beschreibt". 55 Von Kessel + Partner wird insbesondere betont, daß die "zusätzlichen<br />

Infrastrukturmaßnahmen den Modal Split der Verkehrsträger nur unwesentlich beeinflussen".<br />

Wie an anderer Stelle erwähnt wird, hat das DIW eine deutlich andere Modal Split Aufteilung vorgenommen<br />

in dem Sinne, daß insbesondere auf die Binnenschiffehrt ein deutlich geringerer Güteranteil<br />

54 vgl. ebenda S. 12<br />

55 vgl Kessel + Partner 1991, S. 3<br />

31


32<br />

entfallt. 56 Der Grund für diese Einschätzung ist, daß sich die wirtschaftlichen StrukturefFekte sehr viel<br />

stärker zugunsten des Lkw entwickeln werden und die Binnenschiffahrt ihre spezifischen Nachteile nicht<br />

kompensieren kann. Die Veränderung des Modal Split hat dann auch Auswirkungen auf die Prognosen<br />

des Güterverkehrsaufkommens für das Binnenschiff und ist neben den Veränderungen der Wirtschaftsstrukturdaten<br />

der zweite Parameter, der reduzierend auf das Verkehrsaufkommen der Binnenschiffahrt<br />

wirkt.<br />

Die infrastrukturelle Basis der Prognosen<br />

Für den Bezugsfall wurde eine unterschiedliche Qualität der Verkehrsnetze auf den Gebieten der alten<br />

und neuen Bundesländer angenommen, da bereits beschlossene BVWP Vorhaben nicht in Frage gestellt<br />

werden sollen. Die in den neuen Bundesländern vorgesehenen Neubaumaßnahmen sollen hingegen mit<br />

ihren Nachfrage-, Ertrags- und Kosteneffekten in die <strong>Bewertung</strong> eingehen. 57 Der Bezugsfall stellt für die<br />

weiteren Arbeiten im Rahmen der Güterverkehrsprognose den Basisfall dar, der alle beschlossenen<br />

Infrastrukturmaßnahmen enthält, die bis zum Jahre 2010 realisiert werden sollen. 58 Damit ist der Ausbau<br />

der <strong>Saa</strong>le bereits Bestandteil der Güterverkehrsprognose. Dies hat dann aber auch direkte Auswirkungen<br />

auf die Güterverkehrsmengen, "...aufgrund der natürlichen Transporteigenschaften auf der Elbe, der <strong>Saa</strong>le<br />

und den weiter nach Osten führenden Wasserstraßen deutlich schlechter als auf den Hauptverbindungen<br />

im Westen, dem Rhein. Die geplanten umfangreichen Ausbaumaßnahmen zielen in erster Linie auf eine<br />

Kapazitätserweiterung in dem Sinne hin, daß die Abladetiefe auf den einzelnen Flüssen und Kanälen<br />

erhöht werden sollen." 59<br />

Die Auswirkungen auf die Preise werden wie folgt eingeschätzt: "Absolut gesehen werden diese Ausbaumaßnahmen<br />

in Form sinkender Transportkosten marktwirksam, da aufgrund der Ausbaumaßnahmen<br />

größere Einheiten gefahren werden können. In den Modal-Split-Rechnungen wird aber davon ausgegangen,<br />

daß aufgrund der Liberalisierung und der Aufhebung der Tarifbindung ein reger Preiswettbewerb<br />

zwischen den Verkehrsträgern stattfinden wird, der je nach Marktlage regional unterschiedlich sein<br />

kann". 60<br />

"Insofern ist davon auszugehen, daß Preisnachlässe bei Binnenschiffstransporten entsprechende Preisreaktionen<br />

der Konkurrenten hervorrufen, sodaß die relativen Preise zwischen Bahn-, Schiff- und Lkw-<br />

Transporten stabil bleiben. Ausbaumaßnahmen, wie bei dem Ausbau der <strong>Saa</strong>le, die eine Kosteneinspa-<br />

56 vgl dazu Petschow/ Meyerhoff aaO.<br />

57 Kessel + Partner 1991, S. 19<br />

58 vgl. Kessel + Partner 1991, S. 34<br />

59 vgl. Kessel + Partner 1991, S. 64<br />

60 vgl. Kessel + Partner 1991, S. 64


ang der Schiffstransporte bewirken, 'fuhren zu keiner Änderung der relativen Kosten und damit zu keinen<br />

nennenswerten modalen Effekten."^ 1<br />

3.3 Das Prognos Gutachten (Brandenburg) - aktuelle Szenarien zur wirtschaftlichen<br />

Entwicklung in den neuen Bundesländern<br />

Der Güterverkehrsprognose von Kessel + Partner liegt allein die Annahme der Angleichung der Lebensverhältnisse<br />

zugrunde und sie unterstellt die dazu notwendigen wirtschaftlichen Wachstumsraten in<br />

den neuen Bundesländern. Das Prognos Gutachten konstruiert Szenarien über die mögliche wirtschaftliche<br />

Entwicklung in den neuen Bundesländern, und zwar ein Aufhol- und ein Rückstandsszenario. Dabei<br />

werden unterschiedliche Annahmen über die wirtschaftliche Entwicklung gemacht und entsprechend<br />

unterschiedliche Ergebnisse dargestellt. Diese dargestellten Szenarien verdeutlichen, daß sehr unterschiedliche<br />

Perspektiven für die neuen Bundesländer vorstellbar sind, und verhindern damit den Eindruck,<br />

daß bestimmte Dinge quasi naturgegeben geschehen.<br />

Dies gilt sowohl für die wirtschaftliche Entwicklung als auch für die induzierten Verkehre und eröffnet<br />

Vorstellungen hinsichtlich der Bandbreiten über perspektivische Entwicklungen. Dies bedeutet für den<br />

Ausbau der <strong>Saa</strong>le, daß die prognostizierten Verkehre bei einem anderen Verlauf der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung deutlich reduziert werden müssen, da einer verminderten wirtschaftlichen Entwicklung<br />

entsprechend ein verminderter Transportbedarf gegenübersteht.<br />

Perspektiven der Bevölkerungsentwicklung<br />

Die Bevölkerungsentwicklung wird in dem Prognos Gutachten unabhängig von der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung gesehen. Demnach nimmt die Bevölkerung um 1,2 Mio. ab. Dies wird nicht nach dem<br />

pessimistischen und optimistischen Szenario differenziert.<br />

Bevölkerung Ostdeutschlands (incl. Berlin) in Mio:<br />

1990 18,15<br />

1995 17,45<br />

2000 16,98<br />

2005 16,78<br />

2010 16,74<br />

Prognos u.a. 1992, Seite 592ff<br />

61 vgl. Kessel + Partner 1991, S. 64<br />

33


34<br />

Die den BVWP Prognosen zugrundeliegenden Daten hingegen gehen von deutlich höheren Bevölkerungszahlen<br />

aus:<br />

1988 18,7 Mio<br />

2000 17,9 Mio<br />

2010 18,2 Mio<br />

ZIVu.a. 1991, Seite 1<br />

Ebenfalls von deutlichen Unterschieden gekennzeichnet sind die Prognosen bezüglich der Erwerbstätigen<br />

in den neuen Bundesländern: Geht die Strukturdatenprognose, also die Basis für die Kessel + Partner<br />

Zahlen, im Jahre 2010 von 7,2 Mio. Beschäftigen aus, so schwankt dieser Wert in dem Prognos Gutachten<br />

zwischen 6,8 Mio. Beschäftigten (Aufholszenario) und 6,1 Mio.im Rückstandszenario. 62<br />

Zentrale Aussagen zu den Entwicklungsperspektiven Ostdeutschlands<br />

Das Aufholszenario<br />

Es entwickelt sich ein selbsttragender Aufschwung ab 1995 bis 2000 mit Wachstumsraten von 13 -<br />

14%, danach bis 2005 ca 7% und schließlich bis 2010 ca. 3,6 %. Ergebnis: Das BIP je Kopf der Bevölkerung<br />

liegt bei 94%, die Arbeitsproduktivität bei 91% des Niveaus der alten Bundesländer. 63<br />

Das Rückstandsszenario<br />

Die Wachstumsraten in den neuen Bundesländern sind geringer, insbesondere die extremen Wachstumsphasen<br />

des ersten Szenarios fallen deutlich geringer aus. Ergebnis: Das BIP je Kopf wird im Vergleich<br />

zu den alten Bundesländern nur rund 80% erreichen, die Beschäftigung wird gegenüber dem<br />

Aufholszenario um 750.000 niedriger hegen. Direkt damit verbunden sind ein deutlich geringerer Industrialisierungsgrad,<br />

insbesondere das Investitionsgütergewerbe bleibt hinter den Erwartungen zurück.<br />

62 vgl. Prognos u.a. 1992, S. 584 und 590<br />

63 vgl. Prognos u.a. 1992, S. 583


Verkehrliche Konsequenzen<br />

In beiden Szenarien bleibt das BIP hinter dem der alten Bundesländer zurück. Somit ergibt sich eine<br />

deutlich andere Aussage als die der Strukturdatenprognose für die wirtschaftliche Entwicklung in den<br />

neuen Bundesländern. Dies bedeutet, daß die Annahmen der Güterverkehrsprognose über die erwarteten<br />

Verkehre so nicht mehr realistisch sind, insbesondere nicht bezüglich der Verkehrsentwicklung in Ostdeutschland.<br />

Auch hier wird deutlich, daß es sich bei der Strukturdatenprognose um eine Zielprognose handelt, die<br />

etwas darüber aussagt, welche Entwicklung gewünscht wird und weniger darüber, welche Entwicklung<br />

realistisch ist. Dabei ist hervorzuheben, daß das Prognos Gutachten (Brandenburg) nicht als zu pessimistische<br />

wirtschaftliche Entwicklung dargestellt werden kann. Es macht vielmehr deutlich, welche Schwierigkeiten<br />

der deutsche Einigungsprozeß noch nach sich ziehen wird.<br />

Dies bedeutet aber auch, daß die Untersuchungen von Kessel + Partner nochmals überprüft werden<br />

müssen, denn es ist fragwürdig, irreversible Infrastrukturausbaumaßnahmen auf zu optimistischen<br />

Annahmen basieren zu lassen. Diese Annahmen führen, wie später gezeigt werden wird, zu deutlichen<br />

Überschätzungen der Nutzen für die Ausbaumaßnahmen.<br />

Prognos Studie Deutschland mit den Daten für Sachsen Anhalt.<br />

In einem weiteren Gutachten der Prognos AG 'Die Bundesrepublik Deutschland 2000-2005-2010^<br />

werden wiederum veränderte Annahmen unterstellt. Im Vergleich zu der Brandenburger Prognose ist es<br />

eher dem Aufholszenario angenähert. Dieses Gutachten wird dennoch herangezogen, weil es zum einen<br />

für den politischen Willensbildungsprozeß von Bedeutung ist, zum anderen, weil hier auch versucht<br />

wurde, für die einzelnen Bundesländer Prognosen zu erstelle.<br />

Im Gegensatz zu dem oben zitierten Gutachten, das für das Land Brandenburg erarbeitet wurde, geht<br />

Prognos in dieser Studie nur von einem Szenario aus, welches für das Wahrscheinlichste gehalten wird.<br />

Dies ist insofern problematisch, weil die unterstellten Annahmen fast durchgängig als zu optimistisch zu<br />

betrachten sind und es bereits jetzt, - weniger als ein Jahr nach der Veröffentlichung -, bereits deutlich<br />

geworden ist, daß einige Grundannahmen zu relativieren sind. Sinnvoller wäre eine Vorgehensweise wie<br />

in dem zitierten Brandenburger Gutachten, um die Korridore der möglichen Entwicklung aufzuzeigen.<br />

32 Prognos AG: Die Bundesrepublik Deutschland 2000-2005-2010 - Die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft in<br />

der Budnesrepublik und in den Bundesländern bis 2010. Basel, Mai 1993<br />

35


36<br />

Einige Grunddaten<br />

Bevölkerungsdaten in Mio<br />

1991 2000 2005 2010<br />

BRD gesamt 80,2 81,8 81,1 80,3<br />

Ostdeutschland 15,8 14,3 13,9 13,7<br />

Sachsen-Anhalt 2,8 2,4 2,3 2,2<br />

Insgesamt wird für die Bundesrepublik eine Zunahme der Bevölkerung bis zum Jahr 2000 erwartet und<br />

danach eine langsame Abnahme bis zum Jahr 2010. Für die neuen Bundesländer ist hingegen mit einer<br />

kontinuierlichen Abnahme der Bevölkerung zu rechnen, die insbesondere das Land Sachsen-Anhalt<br />

betrifft. 65<br />

Wirtschaftliche Kennzahlen<br />

Das BSP soll in konstanten Preisen zwischen 1992 und 2010 um 2,5% jährlich steigen. Die erwarteten<br />

Zuwachsraten für das östliche Deutschland hegen bei 9% im Zeitraum 1992/2000 und bei 4,5%<br />

2000/2010, damit im Durchschnitt des gesamten Zeitraums bei 6,7%. Damit würden die neuen Bundesländer<br />

ca. 82,5% des Westniveaus erreichen. 66 (Die Annäherung sei allerdings stärker aufgrund statistischer<br />

Besonderheiten, wenn in jeweiligen Preisen gerechnet würde, die Differenz würde dann nur noch<br />

8% betragen).<br />

Allerdings sind hier zu den unterstellten Annahmen kritische Bemerkungen zu machen in dem Sinne,<br />

daß diese Entwicklungen als außerordentlich positiv eingeschätzt werden müssen. Die Erwartung eines<br />

Wachstums von 9,2% bis zur Jahrtausendwende erscheint sehr optimistisch. Betrachtet man die Zahlen<br />

des 1993 realisierten Wachstums des BIP in den neuen Ländern, so betrug der Wert 6%, für das Jahr 1994<br />

werden Werte zwischen 5 und 7% erwartet 6^. Um diese geringeren Wachstumsraten bis zum Jahre 2000<br />

ausgleichen zu können, müßten von 1991 bis 2000 Wachstumsraten von 12% erreicht werden. Ein Wert,<br />

der über einen solchen Zeitraum in der westlichen Hemisphäre nicht zu beobachten war. Beachtet man<br />

zudem, daß ein selbsttragender Aufschwung in den neuen Ländern nicht erreicht werden konnte und die<br />

65 Quellen Zahlen aus dem Prognos Bericht<br />

66 ebenda S. 173 (Die Annäherung sei allerdings stärker wenn in jeweiligen Preisen gerechnet würde, aufgrund statistischer<br />

Besonderheiten, die Differenz würde dann nur noch 8% betragen)<br />

67 Gemeinschaftsprognose der Wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute für das Jahr 1994


isherige Entwicklung in starkem Maße von der Staatsnachfiage (vor allem auch dem Verkehrswegebau)<br />

getragen wurde, so erscheinen diese Entwicklungen in höchstem Maße fragwürdig.<br />

Zur wirtschaftsstrukturellen Entwicklung in den neuen Ländern, insbesondere Sachsen-<br />

Anhalts<br />

Die Produktionsstruktur der Wirtschaft in der Bundesrepublik wird sich bis zum Jahre 2010 deutlich<br />

verändern. Wie an anderer Stelle bereits angedeutet, wird sich insbesondere der Anteil der Primärproduktion<br />

(Land- und Forstwirtschaft, Bergbau, Energie- und Wasserversorgung, Verarbeitendes Gewerbe und<br />

Bergbau) deutlich verringern, und zwar durch eine Stagnation in diesem Bereich in Relation zu einem<br />

Wachstum anderer Sektoren. Der Anteil der Primärproduktion sinkt dabei von 41% (1992) auf 34%<br />

(2010). Gewinner sind die dienstleistungsorientierten Sektoren. 68<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Wachstumschancen werden von Prognos den folgenden Branchen eingeräumt, die im internationalen<br />

Wettbewerb am Standort Deutschland Perspektiven haben könnten:<br />

- Kunststoffverarbeitung, ADV-Geräte, Chemie (nicht Grundstoffchemie), Holz-, Papier-, Pappeverarbeitung<br />

etc.<br />

- Branchen mit geringen Impulsen bzw. unterdurchschnittlichen Wachstum<br />

- Eisenschaffende Industrie, Ledererzeugung, Stahlverformung, Maschinenbau und Straßenfahrzeugbau<br />

Baugewerbe<br />

Die Entwicklung dieses Sektors wird günstiger eingeschätzt. Allerdings wird davon ausgegangen, daß<br />

die Impulse nach dem Jahre 2000 nachlassen und Anteilsverluste am BSP festzustellen sind. Dabei sei<br />

noch einmal darauf hingewiesen, daß ein deutlicher Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland<br />

insbesondere im Bereich der Wohnungsbaunachfrage festzustellen ist.<br />

68 ebenda S. 177<br />

37


38<br />

Bergbau<br />

Hier ist in beiden Teilen Deutschlands mit deutlichen Verlusten zu rechnen, was insbesondere durch<br />

die veränderten energiepolitischen Rahmenbedingungen verursacht wird.<br />

Als eindeutige Gewinner der wirtschaftsstrukturelle Veränderungen werden sich dabei der Verkehrssektor<br />

und der Dienstleistungsbereich darstellen (siehe Grafik im Anhang).<br />

Reindustrialisierung?<br />

Für die neuen Bundesländer kommt Prognos zu der Erwartung, daß es nach dem genannten Strukturbruch<br />

zu einer Reindustrialisierung bis zum Jahre 2000 kommen kann. Dies erscheint aber höchst fraglich,<br />

da der Industriebereich fast zur Hälfte stillgelegt wurde und es ein Wachstum von 20% p.a. geben<br />

müßte, damit der Anteil an der Bruttowertschöpfung des Jahres 1991 bis zum Jahr 2000 wieder erreicht<br />

werden kann. Eine Variante, die aus der Sicht des Jahres 1994 nicht erreichbar scheint. Für Sachsen-<br />

Anhalt wird entsprechend erwartet, daß sich die Anteile an der BWS wie folgt entwickeln:<br />

BWS-Anteile (Preise für das Jahr 1991)<br />

1991 2000 2010<br />

Landwirtschaft 1,4 2,9 2,6<br />

Warenproduzierendes Gewerbe 39,5 45,6 44,6<br />

Handel, Verkehr,Nachrichtenübermittl. 16,8 15,1 14,1<br />

Dienstleistungen 19,9 27,2 31,1<br />

Staat etc. 22,4 8,9 7,6<br />

Quelle: Prognos S. 248,Tabellenanhang<br />

Diese Daten erscheinen außerordentlich optimistisch hinsichtlich der Entwicklung in den neuen Bundesländern<br />

und insbesondere auch für Sachsen Anhalt, da damit verbunden wäre, daß es zu Reindustrialisierungstendenzen<br />

in der Region kommen würde. Allein die Entwicklung der vergangenen zwei Jahre<br />

macht deutlich, daß es immer schwieriger erscheint, dieses Ziel, das unter arbeitsmarktpolitischen<br />

Gesichtspunkten sicherlich zu begrüßen wäre, zu erreichen. Dennoch sind auch unter diesen Bedingungen<br />

erhebliche Verschiebungen im Bereich des produzierenden Gewerbes zu erwarten, die sich zu Lasten der<br />

traditionell per Binnenschiff transportierten Güter entwickeln, wie weiter unten noch ausgeführt werden<br />

wird.


Bezüglich der Grundannahmen von Kessel+Partner und Prognos ist auf zwei wesentliche Faktoren<br />

hinzuweisen:<br />

Prognos unterstellt zum Jahre 2010 eine um 2,2 Mio Einwohner höhere Einwohnerzahl der Bundesrepublik,<br />

wobei bereits daraufhingewiesen wurde, daß dies im wesentlichen auf Westdeutschland bezogen<br />

ist. (Dies hat erhebliche Auswirkungen auf den Personen-, aber auch den Güterverkehr.) Zudem ist<br />

festzuhalten, daß beide Prognosen von unterschiedlichen Werten hinsichtlich der Entwicklung der Bruttowertschöpfung<br />

ausgehen. Wird nach dem BVWP von einem Zuwachs von 2,3% p.a. in Westdeutschland<br />

ausgegangen, so geht Prognos von einem Wert von 2,1% p.a. aus. Für Ostdeutschland sind die<br />

Verhältnisse umgekehrt: BVWP Strukturdatenprognose 5,8%, Prognos 6,7%.<br />

Prognos selbst stellt diese Entwicklungen als problematisch dar, da damit erhebliche negative Umweltwirkungen<br />

verbunden sind. Insofern sind die Prognosen eben nicht allein darauf zu orientieren, die<br />

Verkehrsinfrastrukturen so zu entwickeln, daß die Verkehre auch stattfinden können, sondern es müßten<br />

letztlich verkehrsvermindernde Entwicklungen vorangetrieben werden.<br />

Zusammenfassend ist zu den globalen wirtschaftlichen Prognosen und den daraus abgeleiteten Verkehrs-<br />

und insbesondere Güterverkehrsprognosen festzuhalten, daß diese auch weiterhin auf außerordentlich<br />

schwachen Füßen stehen. Damit reihen sich diese Langfristprognosen direkt in die Prognosen nach<br />

der Wende ein, die die Problematik der wirtschaftlichen Situation dauerhaft unterschätzt haben.<br />

In der Folge unterliegt also auch die Güterverkehrsprognose diesen Schwierigkeiten, wobei betont<br />

wird, daß der Verkehrsbereich in der Regel deutlich stärker zugelegt hat, als dies in den verschiedenen<br />

Prognosen vorhergesehen winde. In der Globalität und insbesondere auf den Lkw-Verkehr bezogen mag<br />

diese Aussage zutreffend sein, bezüglich des BinnenschiffVerkehrs und der regionalen Orientierung der<br />

Verkehre läßt sich eine solche Aussage kaum halten.<br />

Die Betrachtung der Güterverkehrsströme auf der <strong>Saa</strong>le kann sich von daher nur begrenzt aus den<br />

globalen Entwicklungstendenzen ableiten, die, wie oben betont, deutlich überschätzt werden, im Hinblick<br />

auf die Binnenschiffahrt. Dies wird auch im Landesentwicklungsbericht 1993 des Landes Sachsen-Anhalt<br />

festgestellt, in dem betont wird: "Verkehrsprognosen für die Jahre 2000 bis 2010 liegen für das Land<br />

Sachsen-Anhalt bislang nicht vor. Derzeit wird mit den Untersuchungsergebnissen des Bundesverkehrswegeplanes<br />

des Jahres 1992 gearbeitet". 69 Insofern wird auf Landesseite mit den globalen Zahlen<br />

gearbeitet, zugleich aber offenbar die Notwendigkeit gesehen, hier zu regional verläßlicheren Zahlen zu<br />

kommen.<br />

69 Ministerium für Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen des Landes Sachsen Anhalt (1993): Landesentwicklungsbericht<br />

Sachsen Anahlt 1993 s. 127<br />

39


40<br />

In der Folge sollen die wirtschaftlichen Entwicklungstendenzen des Raumes Halle-Leipzig untersucht<br />

werden und ein besonderes Augenmerk auf jene Unternehmen gelegt werden, die birmenschiffaffine Güter<br />

produzieren bzw. verarbeiten, um daraus mögliche Konsequenzen im Hinblick auf das Güteraufkommenspotential<br />

für die Binnenschiffahrt zu ziehen. Dabei muß beachtet werden, daß nicht die Mittel zur<br />

Verfügung stehen, um eine umfangreiche Marktanalyse zu erstellen. Es sollen allerdings einige Plausibilitätsanalysen<br />

anhand von grundsätzlichen Entwicklungen erstellt werden.<br />

Zudem ist auf die Probleme von Potentialanalysen hinzuweisen. Diese können im besten Fall aufzeigen,<br />

welche Güterarten binnenschiffgeeignet wären. Sie können aber keine Aussage darüber treffen,<br />

inwieweit diese Potentiale auch erschlossen werden können; sie vermitteln im Gegenteil häufig den<br />

Eindruck, als würden Verlagerungen quasi automatisch passieren und verdeutlichen nicht die vielfaltigen<br />

dynamischen Zusammenhänge.<br />

Die weitere Vorgehensweise ist dementsprechend wie folgt:<br />

Die wirtschaftliche Situation in der Region wird betrachtet und der Versuch unternommen, die wirtschaftlichen<br />

Entwicklungen anhand der amtlichen Statistik darzustellen (was auf dieser niedrigen Aggregrationsstufe<br />

Probleme bereitet). Zudem werden einige binnenschiffafßne Güter weitergehend untersucht,<br />

deren Relevanz für die <strong>Saa</strong>le sowie einige Großunternehmen der Region und deren Transportorientierungen.<br />

Weiterhin werden die Landes- und Regionalplanungen und deren Ausrichtung eben auf den Binnenschiffstransport<br />

unterstellt, hn Abschluß werden die Binnenschiffsmatrizen im Hinblick auf die <strong>Saa</strong>le<br />

ausgewertet, anhand bestimmter Kriterien bewertet und es wird der Versuch einer eigenen Abschätzung<br />

unternommen anhand von Plausibilitätsüberlegungen.


4. Regionalwirtschaftliche Analyse der <strong>Saa</strong>le-Region<br />

Der weitere Ausbau der <strong>Saa</strong>le als Verkehrsweg hat nur eine regionale Bedeutung. Überregionale Transportbeziehungen,<br />

insbesondere der Transitverkehr, spielen keine bzw. nur eine sehr untergeordnete Rolle.<br />

Damit unterscheidet sich die <strong>Saa</strong>le deutlich von der Havel und der Elbe, wo die Interessenlagen auch des<br />

Transitverkehrs eine Rolle spielen. Im Falle der <strong>Saa</strong>le ist es allein entscheidend, welche wirtschaftlichen<br />

Verflechtungen der Region existieren, wohin also Güter geliefert werden bzw. woher Güter bezogen<br />

werden. Aufgrund der Lage des Hafens Halle-Trotha ist festzuhalten, daß dieser, hinsichtlich seiner<br />

Ausstrahlung, im wesentlichen auf die engere Region bezogen bleiben wird. Dies hat nicht zuletzt seine<br />

Ursache darin, daß das Binnenschiff am kostengünstigsten im direkten Verkehr anbieten kann. Jeder<br />

Umschlag bedeutet eine deutliche Kostenerhöhung und macht die Binnenschiffahrt weniger konkurrenzfähig.<br />

Aus diesem Grund wird versucht, ein Bild der wirtschaftlichen Situation dieser Region zu entwerfen,<br />

wobei allerdings auch West-Sachsen miteinbezogen wird, da hier Planungen zum Ausbau des Elster-<br />

<strong>Saa</strong>le-Kanals existieren. Wie in der Folge aufgezeigt wird, spielt dieser Kanal in den regionalen Entwicklungsplänen<br />

keine Rolle mehr, dennoch wird diese Region miteinbezogen, da dieser Kanal in dem Planco<br />

Gutachten mit dargestellt ist. Neben der regionalökonomischen Analyse wird auch eine Sektoralanalyse<br />

für die Bereich durchgeführt, die binnenschiffahrtsrelevant sind.<br />

4.1 Entwicklung und Situation in Sachsen-Anhalt<br />

Die Ausgangspunkte der wirtschaftlichen Entwicklung von Sachsen-Anhalt waren die für die neuen<br />

Bundesländer typischen Kennzeichen:<br />

Wirtschaftliche Problemlagen<br />

Die Zentralverwaltungswirtschaft der ehemaligen DDR war zu Ende der achtziger Jahre geprägt von<br />

veralteten Industriestrukturen mit geringer Innovations- und Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt,<br />

einer regionalen und sektoralen Konzentration der Industrie und der Spezialisierung im Rahmen der<br />

Arbeitsteilung mit den ehemaligen COMECON Staaten.<br />

Die Vorgehensweise bei der deutschen Vereinigung, also die abrupte Öffnung des ostdeutschen Marktes<br />

für die westliche Konkurrenz, der Zusammenbruch der Arbeitsteilung zwischen den Ländern Osteuropas<br />

in Kombination mit einer fehlenden zukunftsorientierten wirtschaftspolitischen Strategie führte zu<br />

41


42<br />

einem radikalen Bruch der Wirtschaftsstrukturen in den neuen Ländern mit der Konsequenz massiver<br />

Deindustrialisierung. Dabei sind die Arbeitsmarktprobleme und damit die negativen Auswirkungen auf<br />

die soziale Lage in den neuen Bundesländern flächendeckend festzustellen, Problemschwerpunkte existieren<br />

in den ehemaligen industriellen Zentren und den ländlichen Räumen.<br />

Für Sachsen-Anhalt waren die Auswirkungen dabei besonders gravierend, da in diesem Bundesland in<br />

besonderem Maße 'alte' Industrien konzentriert waren und noch sind.<br />

Dabei ist die Entwicklung aufgrund der schon vor der Wende regional sehr unterschiedlichen Wirtschaftsstruktur<br />

stark differenziert. Während der nördliche Teil - mit Ausnahme der Region um Magdeburg<br />

- überwiegend mit Anpassungserfordernissen an den EU-Agrarmarkt zu kämpfen hat, besitzt der südliche<br />

Teil ausgeprägte Züge einer monostrukturierten Industrieregion mit im gesamtdeutschen Vergleich<br />

immensen Umweltproblemen. Die Umweltbelastung in der Region sinkt seit der Wende beständig,<br />

bislang im wesentlichen in der Folge von Unternehmenszusammenbrüchen, erst in neuerer Zeit aufgrund<br />

von investiven Maßnahmen insbes. in Kläranlagen und Luftreinhaltungsmaßnahmen.<br />

Eine Kurzcharakterisierung Sachsen-Anhalts zeigt<br />

- zum einen eine sehr niedrige Bevölkerungsdichte von 145 Einwohnern/qkm (ähnlich Bayern und<br />

Niedersachsen), wobei im Norden nur 40 E/qkm mit einer relativ jungen Alterstruktur anzutreffen<br />

sind, im Süden dagegen eine Dichte von 250 E/qkm mit einer relativ alten Bevölkerungsstruktur,<br />

- zum anderen eine herausragende Spezialisierung auf chemische Produkte, Energiewirtschaft und<br />

Bergbau und einer damit einhergehenden starken industriellen Prägung des Südteils.<br />

Die klassischen wirtschaftlichen Stärken Sachsen-Anhalts werden im Landesreport Sachsen-Anhalt wie<br />

folgt dargestellt 70:<br />

- die geographische Lage, die dem Land eine Chance gibt, eine Drehscheibe im Zentralraum Deutschlands<br />

zu werden,<br />

- die guten Voraussetzungen für eine landwirtschaftliche Produktion sowie in der Weiterverarbeitung,<br />

- erhebliche RohstoffVorkommen (Braunkohle, Steinsalz, Steine und Erden),<br />

- hohe Flächenverfügbarkeit bei niedrigen Bodenpreisen, zumindest außerhalb der Städte,<br />

Landschaftsteile mit sehr guter Eignung für Erholungzwecke,<br />

- ein leistungsfähiges Erwerbspersonenpotential (nach erfolgter Weiterbildung und Umschulung) als<br />

besonderer Standortvorteil - allerdings stellt sich hier auch das Problem der (West-)Pendler und der<br />

Abwanderung insbesondere der jüngeren Bevölkerung.<br />

7 0 vgl. Jung (1991) S.56f.


Insgesamt ist anzumerken, daß die aufgeführten Standortvorteile nicht per se positiv sind. Dies gilt<br />

insbesondere für die Umweltauswirkungen dieser Standortvorteile. Besonders wichtig wäre eine Untersuchung<br />

der eher qualitativen Standortfaktoren, die aber bislang noch nicht durchgeführt worden ist. Vor<br />

allem der qualitative Standortfaktor "Image der Region" ist in der Braunkohle- und Chemieregion als eher<br />

negativ anzusehen.<br />

Die bisherige Einbindung der Wirtschaft in den osteuropäischen Wirtschaftsverbund, die Autarkiebestrebungen<br />

der ehemaligen Planwirtschaft sowie die fehlenden Wettbewerbsanreize führten zu einer von<br />

Massenproduktion, veraltetem und überdurchschnittlich verschlissenem Kapitalstock geprägten Industrie,<br />

die insbesondere in der Chemieindustrie von einer technisch-technologischen Rückständigkeit geprägt<br />

war. 71<br />

Diese - zudem stark monostrukturelle - Situation führte infolge der Wiedervereinigung, aufgrund der<br />

wesentlich besseren Wettbewerbsposition der Industrien Westdeutschlands sowie der internationalen<br />

Konkurrenz - insbesondere im Grundstoffsektor - zu einem katastrophalen Zusammenbruch der Produktionskapazitäten<br />

und damit der Beschäftigung in fast allen Bereichen des sekundären Sektors, die nur zum<br />

Teil durch arbeitsmarktpolititische Maßnahmen abgefedert werden konnten. In der Folge stieg die Arbeitslosenquote<br />

landesweit von Juli 1990 von 3 vH auf 17,6 vH im Juli 1993, im Ländervergleich das<br />

Schlußlicht auf dem bundesdeutschen Arbeitsmarkt.<br />

Die Veränderungen in der Produktions- und Wirtschaftsstruktur werden in ihrem Ergebnis entscheidend<br />

für die zu erwartenden Güterströme sein. Nach Lünsdorf 72 können diese Veränderungen als starkes<br />

Schrumpfen der Produktion im Bergbau, in der chemischen Industrie und im Textilgewerbe sowie als<br />

Schrumpfen in der Land- und Forstwirtschaft, in der Metallerzeugung und -bearbeitung, in der Elektrotechnik<br />

sowie im Bekleidungs- und im Ernährungsgewerbe gekennzeichnet werden. Eine Stabilisierung<br />

der Produktion ist in der Energie- und Wasserversorgung, im Fahrzeugbau, in der feinmechanischen und<br />

optischen Industrie sowie in den EBM-Waren zu erwarten. Produktionssteigerungen erwartet Lünsdorf<br />

vor allem für den Bereich Steine und Erden, das Baugewerbe sowie den Gesamtbereich der Dienstleistungen.<br />

Der Trend zur Deindustrialisierung hat sich zwar abgeschwächt, ist aber noch nicht gestoppt. Schon<br />

Mitte des Jahres 1992 lag der Anteil des Industriesektors an allen Beschäftigten unter 24 vH, der Schnitt<br />

des Bundesgebietes bei etwa 30 vH. Allein das Verarbeitende Gewerbe schrumpfte von Anfang 1991 mit<br />

387.000 Beschäftigten auf 96.000 Mitte 1993, also auf ein Viertel des ursprünglichen Wertes.<br />

' 1 vgl. ebenda<br />

7 2 vgl. Lünsdorf (1992) S. 86f.<br />

43


44<br />

Tabelle:Betriebe im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe - Entwicklung seit 1991<br />

Jahr Beschäftigte insgesamt erfaßte Betriebe<br />

1991 355.478 1.164<br />

1992 207.521 1.212<br />

1993 (1) 167.364 1.226<br />

8/1993 158.591 1.248<br />

(1) im Durchschnitt der Monate, gemittelt über 12 Monate<br />

Quelle: Stat.Mh. Sa-An 11/93<br />

Die Chancen Ostdeutschlands auf eine nachholende Anpassung der Strukturen und der Wirtschaftskraft<br />

an den westlichen Teil Deutschlands sollen durch einen massiven Ausbau der Infrastrukturen - im<br />

Rahmen des vorgegebenen Standard des Westens - erhöht werden. Die Verkehrsprojekte "Deutsche<br />

Einheit" als Vorgriff auf den Bundesveikehrswegeplan 1992 (BVWP '92) sollen diese Anpassung beschleunigen.<br />

Die weiter oben angesprochene Bundeswasserstraße <strong>Saa</strong>le soll den südlichen Teil Sachsen-<br />

Anhalts und - bei Ausbau des <strong>Saa</strong>le-Elster-Kanals - auch den westlichen Teil Sachsens (Region Leipzig)<br />

an das Wasserstraßennetz anschließen. Um die Notwendigkeit eines solchen Projektes abschätzen zu<br />

können, müssen die Ergebnisse bzw. Annahmen der Nutzen-Kosten-Untersuchungen zum BVWP '92<br />

anhand der bisherigen und der potentiellen Entwicklung dieser Region überprüft werden.<br />

Nach der Abgrenzung der zu betrachtenden Region, unter Einbeziehung der in den regionalen Entwicklungsplänen<br />

vorhandenen Leitlinien der infrastrukturellen Anpassung an den Weststandard, soll die<br />

Wirtschaftsentwicklung mit besonderer Berücksichtigung binnenschiffaffiner Güterproduktion untersucht<br />

werden. Anschließend werden einige Angaben zur weiteren Entwicklung der Wirtschaftsstruktur, aber<br />

auch des Güterverkehrs gemacht.<br />

4.2. Abgrenzung und Kurzcharakterisierung der <strong>Saa</strong>le-Region<br />

Als <strong>Saa</strong>le-Region werden im folgenden die Teile Sachsen-Anhalts und Sachsens bezeichnet, die durch<br />

den schiffbaren Teil der <strong>Saa</strong>le erreicht werden bzw. erreicht werden könnten, falls ein Ausbau des <strong>Saa</strong>le-<br />

Elster-Kanals zur Anbindung Westsachsens erfolgen sollte (zu den Ergebnissen der NKA siehe Kapitel 5).<br />

Darüber hinaus werden nur die Gebiete in die weitere Analyse einbezogen, die wesentliche Produktionsbereiche<br />

in den Branchen besitzen, die als Vorprodukte Rohstoffe und andere Massengüter benötigen<br />

bzw. als Produkte absetzen. Aus Datengründen muß eine Abgrenzung nach Landkreisen vorgenommen<br />

werden.


Obwohl derzeit keine Wasserstraßenverbindung nach Nordwestsachsen existiert, ist die Betrachtung<br />

dieses Wirtschaftsraumes notwendig, da dieser die industriereichste Region der ehemaligen DDR darstellt.<br />

Diese zu den wirtschaftlich attraktiven und entwicklungsträchtigen Regionen der neuen Bundesländer<br />

gehörende Region beeinflußt im wesentlichen auch die Entwicklung des Raumes Halle. Die Region<br />

Halle-Merseburg kann nicht getrennt von der benachbarten sächsischen Region um Leipzig gesehen<br />

werden, denn hier wie dort konzentrierten sich starke industrielle Tätigkeiten im Massengutbereich und in<br />

der Grundstoffindustrie.<br />

Da der untere <strong>Saa</strong>lelauf keine Hafenanlagen besitzt und auch in den regionalen Entwicklungsplänen der<br />

Regierungsbezirke Dessau und Halle kein Hafenausbau vorgesehen ist, wurden diese Landkreise außen<br />

vor gelassen. Auch der <strong>Saa</strong>le-Elster-Kanal ist in den Entwicklungsprogrammen nicht angeführt, einziger<br />

Hafen in der <strong>Saa</strong>le-Region bleibt demnach der Hafen Halle-Trotha, der ausgebaut werden soll. Eine<br />

direkte Anbindung an die <strong>Saa</strong>le hätten demzufolge nur die Stadt Halle sowie der <strong>Saa</strong>lkreis. Die weiter<br />

südlich gelegenen Kreise Hohenmölsen, Merseburg und Weißenfels sind in die Analyse mit eingegangen,<br />

werden aber mittelfristig nicht von größeren Binnenschiffen erreicht. Auch im vorläufigen Verkehrswegekonzept<br />

des Landes werden dazu keine genauen Angaben gemacht, der vollständige Plan bleibt daher<br />

abzuwarten. Sollte sich dieser an die "Vorgaben" der regionalen Entwicklungspläne halten, so ist allenfalls<br />

der Ausbau der <strong>Saa</strong>le bis zum Hafen Halle-Trotha geplant.<br />

Die hier ausgewählte räumliche Abgrenzung bezieht demnach die vier sächsischen Landkreise Leipzig-<br />

Stadt und Leipzig-Land mit einer stark ausgeprägten Industriestruktur sowie die Kreise Delitzsch und<br />

Borna mit ihrer auf Gewinnung und Verarbeitung von Braunkohle basierenden Produktionsstruktur<br />

Kohle-Energie-Chemie ein. Zudem liegen diese Landkreise in unmittelbarer Nachbarschaft der <strong>Saa</strong>le und<br />

könnten - bei Ausbau des <strong>Saa</strong>le-Elster-Kanals - von der Binnenschiffahrt erreicht werden. Die einbezogenen<br />

sachsen-anhaitinischen Landkreise (Stadt Halle, Hohenmölsen, Merseburg, <strong>Saa</strong>lkreis und Weißenfels)<br />

werden von der <strong>Saa</strong>le durchflössen. Dabei sollen der <strong>Saa</strong>lkreis und die Stadt Halle - laut Regionalen<br />

Entwicklungsplänen - an das Wasserstraßennetz angebunden werden. Eine Verlängerung des Ausbaus<br />

über Halle hinaus, was für die drei weiteren untersuchten sachsen-anhaitinischen Landkreise den Anschluß<br />

ermöglichen würde, sowie der Anschluß Leipzigs über den <strong>Saa</strong>le-Elster-Kanai ist derzeit nicht<br />

geplant, wird aber hier nicht ausgeschlossen.<br />

Erreichbarkeit der Region mit Verkehrsträgern<br />

Die Region Halle-Leipzig liegt im südlichen Teil der Neuen Bundesländer und ist verkehrsmäßig gut<br />

erschlossen. Insbesondere die Bahn- und Straßenverbindungen sind in allen Richtungen vorhanden bzw.<br />

werden über die "Verkehrsprojekte Deutsche Einheit" in Kürze geschaffen. Dabei ist die Erreichbarkeit<br />

insbesondere der südlichen Bundesländer Westdeutschlands, in den Raum Berlin und nach Dresden auf<br />

45


46<br />

der Straße und der Bahn als gut zu bezeichnen. Die westlichen und nördlichen Verbindungen (vor allem<br />

bei den Autobahnen) sind derzeit noch im Ausbau oder Bau bzw. in der Planungsphase. Zur Abwicklung<br />

der Güterverkehre - insbesondere des Kombinierten Verkehrs (KLV) - ist im Norden Leipzigs die Errichtung<br />

eines Güterverkehrszentrums (GVZ Leipzig-Wahren) geplant. Mit dem Binnenschiff ist die Region<br />

ausschließlich über die <strong>Saa</strong>le zu erreichen, wobei Leipzig und damit ganz Westsachsen keinen Anschluß<br />

besitzen.<br />

Sämtliche Gütertransporte aus Hessen, Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, <strong>Saa</strong>rbrücken,<br />

Sachsen und Thüringen sind auf dem Schienen- und Straßenwege wesentlich kürzer als auf dem Wasserweg<br />

abzuwickeln, da diese nur über die Relation Rhein-Mittellandkanal-Elbe erreicht werden können. Ein<br />

Gut zum Beispiel aus der Oberrheinebene (Mannheim) muß per Schiene oder Straße auf dem Weg nach<br />

Halle rund ca. 400 km, auf dem Binnenschiff ca. 950 km zurücklegen. Wird angenommen, daß die<br />

meisten Güter aus den Häfen des Nordseeraumes kommen, so ist nur der Weg aus dem Hamburger Hafen<br />

ungefähr gleich lang; aus den Bremer Häfen ist - nach Fertigstellung der Bahnstrecke Bremen-Salzwedel-<br />

Stendal-Magdeburg-Halle - der Weg des Binnenschiffs um rund 100 km länger (500 statt 400 km). Die<br />

emissionsbedingten Vorteile des Binnenschiffs pro Kilometer würden somit durch die zum großen Teil<br />

wesentlich längeren Strecken zunichte gemacht.<br />

Alternative Transportmöglichkeiten entlang der Elbe<br />

Nordeehäfen-Magdeburg-Halle-Leipzig<br />

Transportengpässe für die Bahn auf dem Gebiet der neuen Bundesländer sind aktuell nicht zu erwarten,<br />

da der wirtschaftliche Strukturbruch in den neuen Ländern zu einer erheblichen Veränderung der Güterverkehrsträgerstruktur<br />

und der transportierten Güter geführt hat. Die Verkehrspolitik der ehemaligen DDR<br />

war sehr stark an der Bahn als zentralem Güterverkehrsträger orientiert. Die Öffnung auch der Güterverkehrsmärkte<br />

führte zu einer deutlichen Verlagerung der Transporte auf den Lkw (Veränderung der<br />

Verkehrsträgerstruktur) und der Strukturwandel der Energieträger (deutliche Reduktionen des Braunkohleeinsatzes<br />

insbesondere auch im Hausbrandbereich) führte zu einer deutlichen Verringerung der durch<br />

die Bahn transportierten Mengen. Dies hat dann zur Konsequenz, daß auf dem Gebiet der neuen Bundesländer<br />

erhebliche Transportkapazitäten existieren, die gegenwärtig nicht genutzt werden. Insofern ist die<br />

globale Aussage der Bahn, daß gegenwärtig umfangreiche Verlagerungen von Gütertransporten auf die<br />

Bahn möglich sind. Dies differiert zwar jeweils nach den unterschiedlichen Relationen, aber gerade für<br />

die Region entlang der <strong>Saa</strong>le wird festgehalten, daß zwei Strecken existieren, so daß von der Bahn<br />

sämtliche erwarteten Transportmengen entlang der <strong>Saa</strong>le übernommen werden könnten, ein Verkehrsengpaß<br />

insofern für diese Region nicht zu erwarten ist.


Durch die Öffnung der Mauer haben sich nun allerdings die Transportrelationen dahingehend verändert,<br />

daß die Ost-West-Verbindungen deutlich an Bedeutung gewinnen. Dies spielt von daher eine wesentliche<br />

Rolle, da nicht allein die direkten regionalen Transporte betrachtet werden dürfen, sondern auch<br />

die Verbindungen, die bis in die Region führen, betrachtet werden müssen. Wären auf den weiträumigen<br />

Transportwegen in diese Region Engpässe festzustellen, so wären damit auch direkt die regionalen<br />

Transporte betroffen. Nicht zuletzt die Verkehrsprojekte "Deutsche Einheit" der Bahn beseitigen aber<br />

gerade entsprechende Engpässe im Übergang zwischen Ost- und Westdeutschland. Insgesamt gesehen<br />

werden mit den geplanten Inftastrukturentwicklungen in deutlichem Umfang Doppelkapazitäten aufgebaut,<br />

insbesondere auch im Berlin-Verkehr.<br />

Demzufolge bestehen in der Region keinerlei Transportengpässe. Aber auch überregional sind keine<br />

Engpässe zu erwarten, die Probleme für die betrachtete Region haben könnten. In Westdeutschland<br />

existieren zwar Engpässe im Netz der Bahn wie z.B. auf der Rheinschiene. Für die Transportrelationen<br />

nach Halle könnten höchstens gewisse Begrenzungen aus Richtung Nürnberg, Hanau/Fulda und Magdeburg/Stendal<br />

und aus Richtung Bremen auftreten, was allerdings insofern nicht von Relevanz ist, als in<br />

allen Fällen umfangreiche Möglichkeiten existieren, diese Engpässe im Netz der Bahn zu umfahren. Um<br />

dies an einem Beispiel zu verdeutlichen: auf der Strecke Hamburg-Prag verfügt die Bahn gegenwärtig<br />

über freie Kapazitäten, um 40-50 zusätzliche Ganzzüge pro Tag in jede Richtung (also zusammen 80-100<br />

Züge) laufen zu lassen (eine Aussage über die damit zu tranportierenden Mengen ist nur möglich, wenn<br />

Aussagen über die Gütergruppen existieren).<br />

Die Planungen der ehemaligen Reichsbahn sehen einen umfangreichen Aus- bzw. Neubau von Strecken<br />

vor, die die derzeitige Kapazität wesentlich erhöhen werden, nicht zuletzt weil eine umfängliche Sanierung<br />

der Signalanlagen vorgenommen werden soll. Sollten Kapazitätsprobleme in der Zukunft trotz allem<br />

auftreten, so muß hier angemerkt werden, daß selbst auf den relativ modernen Strecken der ehemaligen<br />

Deutschen Bundesbahn noch wesentliche Kapazitätssteigerungen möglich sind, würde die derzeitige<br />

Signaltechnik auf der Basis von Blockstellensicherungen auf die sogenannte Linienzugbeeinflussung<br />

umgestellt. In Frankreich zum Beispiel sollen derartige Signalsysteme im Jahr 2000 eine Zugfolge von<br />

drei Minuten ermöglichen.<br />

Komplexe Umschlagstellen für den Kombinierten Verkehr, mit dem das Zusammenspiel der verschiedenen<br />

Verkehrsträger verbessert werden soll, sind als sogenannte Güterverkehrszentren (GVZ) in Magdeburg-Rothensee<br />

und (in Sachsen) in Leipzig-Wahren geplant. Einem Papier der Reichsbahn zufolge soll<br />

der wichtigste Umschlagplatz von Containern zwischen Wasserstraße, Eisenbahn und Straße der Magdeburger<br />

Hafen werden. Um die Veränderung der Güterartenstruktur (Reduzierung der Massengüter,<br />

Zunahme hochwertiger Güter) bewerkstelligen zu können, soll eine neue Netzstruktur der Rangierbahnhöfe,<br />

verbunden mit Fernzugverbindungen (im Nachtsprung) entstehen, die vom Knotenpunkten Magdeburg-Rothensee<br />

und Leipzig-Wahren aus bedient werden sollen. An diesen Punkten werden moderne<br />

47


48<br />

Stückgutanlagen im Rahmen der GVZ geschaffen. Es ist zu überprüfen, inwieweit das Güterverteilzentrum<br />

in Magdeburg-Rothensee nicht eine derart dominante Stellung hat, daß es Priorität gegenüber den<br />

anderen sachsen-anhaltinischen, also insbesondere Halle-Trotha, Häfen erlangt. Dies könnte zur Konsequenz<br />

haben, daß die Güter per Binnenschiff nach Magdeburg transportiert und von dort aus z.B. direkt<br />

per Bahn bzw. Lkw in die Region Halle transportiert werden, um ein nochmaliges kostenintensives<br />

Umschlagen zu vermeiden.<br />

Die Reichsbahn geht davon aus, daß für die Entwicklung des Güterverkehrs, seine Technologie und die<br />

daraus abzuleitenden Baumaßnahmen noch eingehende Untersuchungen in Abhängigkeit von der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung des Landes Sachsen-Anhalt und von dem Güteraustausch mit den übrigen<br />

Bundesländern und dem Ausland erforderlich sind, wobei als vorrangig für ihre Güterverkehrsstrategie<br />

angesehen wird, wie sich die Kohle- und die Chemische Industrie entwickeln werden. Die Bahn teilt<br />

damit die Auffassung über die wirtschaftlichen Entwicklungstrends, wie sie oben dargestellt wurden und<br />

schätzt demnach die Entwicklung des Massengutmarktes als unsicher ein. Dies deutet daruf hin, daß auch<br />

die Bahn das prognostizierte Güteraufkommen des BVWP als überprüfenswert ansieht und in der Folge<br />

eigene Markt- und Verkehrsabschätzungen durchführen wird, bevor entsprechende Maßnahmen unternommen<br />

werden. 7^<br />

Wichtig als Parallelstrecke zur <strong>Saa</strong>le bzw. zur Anbindung der Region Halle-Leipzig sind die im Ausbauplan<br />

vorgesehenen Bahnstrecken:<br />

Ruhrgebiet-Hannover-Magdeburg-Halle-Leipzig-Dresden,<br />

Berlin-Leipzig-Halle-Kassel-Ruhrgebiet,<br />

- Berlin-Halle-Erfurt-Frankfurt/Main bzw. Nürnberg-München,<br />

- Rostock/Hamburg-Wittenberge-Stendal-Magdeburg-Halle-Leipzig,<br />

- Bremen/Bremerhaven-Salzwedel-Stendal-Magdeburg-Halle-Leipzig.<br />

Ersichtlich wird, daß sämtliche Verbindungen zur Anbindung der Region vorhanden bzw. im Ausbauplan<br />

vorgesehen sind. Dabei sind auch die wichtigen Hafenverbindungen nach Hamburg, Bremen/Bremerhaven<br />

gewährleistet.<br />

Dies geht aus einem internen Bericht der Reichsbahndirektion hervor.


4.3 Die Wirtschaftstruktur der <strong>Saa</strong>le-Region<br />

Für den ersten Überblick, und um sektorale und regionale Strukturmuster veranschaulichen zu können,<br />

ist eine Darstellung der Anteile der Berufstätigen je Industriebereich an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen<br />

nach Kreisen sinnvoll. Deutlich wird dabei in folgender Tabelle die ausgeprägte Orientierung der<br />

Region auf die Sektoren Energie und Bergbau, Chemie sowie den Stahl- und Maschinenbau. Damit ist<br />

zugleich die Ausgangslage der Wirtschaft vor Öffnung der Grenze und dem Strukturbruch beschrieben.<br />

Tabelle:Erwerbstätige in den Zweigen des Produzierenden Gewerbes nach Kreisen 1989<br />

(ohne Baugewerbe)<br />

Kreis 1 2 3 4 5 6 7 8 9 insg.<br />

Borna 28.880 7.858 2.125 5.474 2.530 381 47.248<br />

Delitzsch 309 2.219 323 600 2.357 5.808<br />

Leipzig (Stadt) 1.506 2.586 1.635 21.533 421 1.182 9.751 2.404 41.016<br />

Leipzig (Land) 5.182 7.447 2.212 48.676 25.405 3.504 9.809 10.763 112.998<br />

Halle (Stadt) 5.083 3.585 2.787 1.360 24.185 936 87 4.364 9.814 52.201<br />

Hohenmölsen 7.664 179 7.843<br />

Merseburg 6.796 47.985 160 702 4.672 2.196 2.297 64.808<br />

<strong>Saa</strong>lkreis 72 1.147 3.049 3.631 283 273 8.455<br />

Weißenfels 23 101 3.343 8.103 1.492 13.062<br />

1 = Energiev.- und Bergbau (LK Borna und LK Hohenmölsen)<br />

2 = Chemie, Mineralölv., Kunststoffh., Gummiv. (LK Merseburg; ehemalige VEB Leunawerke mit 5 Betrieben<br />

und 30.000 Beschäftigten)<br />

3 = Steine und Erden<br />

4 = Metallerzeugung und -bearbeitung (LK Delitzsch und LK <strong>Saa</strong>lkreis)<br />

5 = Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau (einschließlich EBM-Waren) (LK <strong>Saa</strong>lkreis; LK Leipzig-Land und<br />

Leipzig-Stadt sowie LK Halle und LK Weißenfels)<br />

6 = Elektrotechnik, Feinmech., Optik (LK Leipzig-Stadt)<br />

7 = Textilgewerbe<br />

8 = sonst. Verbrauchsgütergewerbe (LK Weißenfels; ehemalige VEB Kombinat Schuhe mit 36 Betrieben und<br />

45.000 Beschäftigten; LK Leipzig-Land)<br />

9 = Nahrungs- und Genußmittelgewerbe (LK Delitzsch und LK Halle)<br />

Quelle: Gemeinsames Statistisches Amt 1990<br />

Die Landkreise Delitzsch (in obiger Tabelle aus Geheimhaltungsgründen nicht angegeben) und Borna<br />

sind extrem von der Monostruktur des ehemaligen Braunkohletagebaues und der Weiterverarbeitung<br />

dieser Braunkohle geprägt, ebenso der sachsen-anhaltinische LK Hohenmölsen. Die Abbaugruben sowie<br />

die Werke ihrer energiewirtschaftlichen und chemischen Verwertung bestimmen Landschaft und Wirtschaftsstruktur<br />

in hohem Maße.<br />

Besonder stark geprägt von Chemie, Mineralöl- und Gummiverarbeitung sowie der Kunststoffherstellung<br />

ist besonders stark der LK Merseburg, in dem in den ehemaligen VEB Leunawerke rund 30.000<br />

49


50<br />

Menschen beschäftigt waren. Die Branche Steine und Erden sowie die Metallerzeugung und -bearbeitung<br />

sind insgesamt schwach vertreten, regional überwiegen diese in den Städten Halle und Leipzig und den<br />

sie umgebenden Landkreisen. Der Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau dominiert ebenso eindeutig in<br />

Halle, Leipzig und Umgebung (<strong>Saa</strong>lkreis, LK Leipzig-Land). Nahezu ausschließlich in Leipzig vertreten<br />

ist die Elektrotechnik, Feinmechanik und Optik sowie das Textilgewerbe. Im sonstigen Verbrauchsgütergewerbe<br />

sticht neben den Städten der Landkreis Weißenfels ins Auge. Dort war das ehemalige VEB<br />

Kombinat Schuhe mit 36 Betriebsstätten und 45.000 Beschäftigten beheimatet. Im Nahrungs- und Genußmittelgewerbe<br />

sind Schwerpunkte im LK Delitzsch und im LK Halle festzustellen (weiteres dazu in<br />

den Kurzcharakteristika der Landkreise weiter unten).<br />

Sächsische Kreise<br />

Die hier näher betrachteten sächsischen Kreise Delitzsch, Borna, Leipzig-Stadt und Leipzig-Land waren<br />

als Teilregion Gegenstand einer umfangreichen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

(DIW) zu den Entwicklungschancen der Region Westsachsen. Die wesentlichen Ergebnisse und<br />

Entwicklungstrends können - zumindest bei der Betrachtung der Branchen - auch auf das angrenzende<br />

Sachsen-Anhalt übertragen werden. Insbesondere die Grundstoffindustrien werden vermutlich einen<br />

ähnlichen Entwicklungsgang nehmen, da ihre Entwicklung von überregionalen Faktoren abhängt.<br />

Für die bisherige und weitere wirtschaftsstrukturelle Entwicklung kommt das DIW für Westsachsen zu<br />

folgenden Aussagen: "Der Rückgang der Industriebeschäftigten um insgesamt mehr als ein Drittel erfolgte<br />

zwischen den Hauptgruppen der Wirtschaftszweige differenziert. Bergbau und Grundstoff-<br />

/Produktionsgüterindustrie verzeichneten geringfügige Verluste; die Investitionsgüterindustrie lag etwa im<br />

Durchschnitt; in der Verbrauchsgüter-, insbesondere jedoch der Lebensmittelindustrie ging die Beschäftigtenzahl<br />

am stärksten zurück. Diese Entwicklung ist auf verschiedene Ursachen zurückzufuhren. Der<br />

Braunkohlenbergbau und viele Betriebe der Grundstoff- und Produktionsgüterindustrie erhielten bisher<br />

offensichtlich mehr Vergünstigungen als andere Branchen (z.B. großzügigere Handhabung von Kurzarbeit,<br />

verstärkt Privatisierungen und Einleitung von Sanierungsmaßnahmen). Die Dominanz von Großbetrieben<br />

und die räumliche Konzentration der Standorte führten wahrscheinlich auch aus politischen<br />

Gründen zu einem behutsameren Abbau der Beschäftigtenzahlen. Speziell bei den Bergbaubetrieben<br />

kommt noch ein statistischer Effekt hinzu, indem die Zahl der tätigen Personen - im Unterschied zu<br />

anderen Branchen - aus den Sanierungsgesellschaften/Beschäftigungsgesellschaften enthalten ist. Bergbau<br />

und Grundstoff-/Produktionsgüterindustrie sind überproportional hoch vertreten und besitzen im internationalen<br />

Vergleich eine zu geringe Effizienz, so daß in den kommenden Jahren ein massiver Abbau des<br />

Personalbestandes (weit mehr als sich bis Mitte 1991 abzeichnete) eintreten wird."... "Die Verbrauchsgüterindustrie<br />

insgesamt bietet wahrscheinlich noch relativ günstige Voraussetzungen für ein Weiterbeste-


hen und sollte verstärkt Ziel von Privatisierungen, Sanierungsmaßnahmen, Modernisierung und technologischem<br />

Umbau sein." 74<br />

Entwicklungsmöglichkeiten in Westsachsen<br />

Nach dem erwähnten Gutachten des DIW, welches die Region Westsachsen zum Untersuchungsgegenstand<br />

hat, ergeben sich in den meisten Branchen eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten. Die<br />

folgenden Einschätzungen entsprechen dem Entwicklungs- und Informationsstand des Sommers 1991<br />

verglichen mit den Daten von 1988. Es wird zudem daraufhingewiesen, daß die Angaben aus 1991 einen<br />

relativ günstigen Stand kennzeichnen; in vielen Unternehmen und Branchen erfolgten erst danach größere<br />

Entlassungen. Dabei muß berücksichtigt werden, daß viele, die nicht arbeitslos sind, sich in Kurzarbeit,<br />

Fortbildungs- und Umschulungs- sowie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen befinden. Auch in dieser Region<br />

sind die prägenden wirtschaftlichen Tendenzen vergleichbar mit denen der gesamten industrialisierten<br />

Gebiete der neuen Bundesländer.<br />

Für Westsachsen sind vom DIW Daten zur weiteren Entwicklung erhoben worden. Die Branchenergebnisse<br />

zur künftigen Entwicklung können auch für Sachsen-Anhalt übernommen werden, da insbesondere<br />

in der Analyseregion ähnliche Produktionsstrukturen vorhanden sind und die generellen Probleme<br />

mit der Anpassung an die marktwirtschaftlichen Verhältnisse übertragbar sein dürften. Nach Branchen<br />

getrennt kommt die Umfrage des DIW bei den Entwicklungschancen zu folgenden Ergebnissen:<br />

Bergbau: Erhebliche Reduktion sowohl der Beschäftigten als auch der Braunkohleproduktion.<br />

Steine und Erden: Günstige Auftragslage bei Sicherung der Beschäftigung.<br />

- Metallerzeugung/Schmieden: Fast alle Großbetriebe dieser Branche haben Existenzprobleme, da ihre<br />

Produkte nicht mehr absetzbar, Gebäude und technische Anlagen vielfach überaltert und die Altlasten<br />

erheblich sind.<br />

- Gießereien: Lediglich ein Erhalt von Teilkapazitäten ist möglich.<br />

Stahl- und Leichtmetallbau: Sich stabilisierende Auftragslage nach Abbau von großen Teilen der<br />

Beschäftigung.<br />

- Maschinenbau: Sehr differenzierte Entwickhmgsmöglichkeiten je nach Produktionszweig.<br />

- Feinmechanik, Metallwaren, Gerätebau: Sehr heterogene Lage hinsichtlich der Entwicklungschancen;<br />

abhängig von der Spezialisierung des Unternehmens.<br />

Chemische Industrie: Weiterer Beschäftigtenabbau bei relativ unsicherer Gesamtentwicklung.<br />

7 4 vgl. Cornelsen u.a. (1992) S.79<br />

51


52<br />

Eine Erhaltung von Teilkapazitäten findet voraussichtlich in den Branchen Büromaschinenbau, Feinkeramik/Glas,<br />

Holz- und Papierverarbeitung, Lederverarbeitung sowie im Textil- und Bekleidungsgewerbe<br />

statt. 75<br />

Sachsen-anhaltinische Kreise<br />

Im folgenden werden - aus Datengründen - nur noch die Kreise der Untersuchungsregion Sachsen-<br />

Anhalts betrachtet, zumal dort derzeit der einzige Hafenanschluß vorhanden ist (Hafen Halle-Trotha).<br />

Tabelle:Beschäftigte nach Kreisen im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe im Monatsmittel 1991<br />

Kreis Beschäftigte Betriebe Umsatz in Mio.<br />

<strong>Saa</strong>lkreis 5.118<br />

Merseburg 43.800<br />

Weißenfels 5.515<br />

Hohenmölsen<br />

Stadt Halle 22.319<br />

Sachsen-Anhalt 355.478<br />

Quelle: SA-78, 291-292<br />

36 305,6<br />

33 3689,9<br />

76.752 36 217 417,7<br />

(21,6 vH) 11 (18,6 vH) .<br />

101 1828,1<br />

1.164 23287,0<br />

Tabelle:Beschäftigte nach Kreisen im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe im August 1993<br />

Kreis Beschäftigte Betriebe Umsatz in Mio.<br />

<strong>Saa</strong>lkreis 2.153 32 24,1<br />

Merseburg 19.345 45 246,8<br />

Weißenfels 1.756 38.572 27 217 39,8<br />

Hohenmölsen (24,4 vH) 9 (17,4 vH)<br />

Stadt Halle 15.516 104 69,2<br />

Sachsen-Anhalt 158.591 1.248 1795,7<br />

Quelle: Stat. Mh. Sa-An 11/1993, eigene Berechnungen<br />

Die Zahl der Betriebe blieb von 1991 bis 1993 ungefähr gleich, in drei von vier Landkreisen dagegen<br />

verringerte sich die Zahl der Beschäftigten um mehr als die Hälfte. Im Landkreis Merseburg sank die<br />

Beschäftigtenzahl auf 44 vH, im LK Weißenfels auf 31,8 vH, im <strong>Saa</strong>lkreis auf 42 vH sowie in der Stadt<br />

Halle auf 69,5 vH. Im Land Sachsen-Anhalt sank die Beschäftigtenzahl auf 44,6 vH.<br />

7 5 vgl. ebenda S. 91ff.


Aus der Tabelle geht zudem ein Rückgang der großbetrieblichen Struktur - im Vergleich zur Gesamtbetriebsstruktur<br />

Sachsen-Anhalts - hervor. Am deutlichsten wird diese Entwicklung im Landkreis Merseburg,<br />

wo die Zahl der Betriebe (hervorgerufen durch Ausgliederungen aus den Kombinaten) stieg, die<br />

Beschäftigtenzahl sich aber trotzdem halbierte. In abgeschwächter Form ist dies auch an den Landesergebnissen<br />

abzulesen.<br />

Die chemische Industrie war in besondererWeise auf Grundstoffindustrie, chemische Spezialerzeugnisse<br />

und die Erdöl- und Erdgasindustrie sowie auf die Plastikindustrie ausgerichtet. Da in Zukunft anstelle<br />

des Grundstoffs Braunkohle Rohöle eingesetzt werden (die voraussichtlich über die Pipeline von Schwedt<br />

transportiert werden sollen) und die Erdölchemie weniger energieintensiv ist als die auf Kohlebasis<br />

arbeitenden bisherigen Verfahren, werden die Chancen des Braunkohlentagebaues als sehr eingeschränkt<br />

beurteilt. Nach bisherigen Planungen ist ein weiterer Braunkohleabbau auschließlich für zwei Großkraftwerke<br />

vorgesehen. Die bisherige direkte Verarbeitung der Braunkohle in den nahegelegenen chemischen<br />

Fabriken hatte zur Folge, daß keine Hafenanlagen südlich von Halle existieren, obwohl die Chemieindustriegrundstücke<br />

direkt an die <strong>Saa</strong>le heranreichen.<br />

4.4 Kurzcharakteristika der wirtschaftlichen Struktur und Entwicklung der Landkreise<br />

Landkreis Merseburg<br />

Tabelle: Bergbau und Verarbeitendes Gewerbe in der Untersuchungsregion - Kreise Sachsen-<br />

Anhalts nach Anzahl der Betriebe und der tätigen Personen, der geleisteten Arbeitsstunden und<br />

dem Gesamtumsatz in 1991,1992 und August 1993<br />

Betriebe tätige Personen geleistete Arbeits- Gesamtumsatz<br />

Anzahl Anzahl stunden in 1000 in 1000<br />

1991 33 43.800 40.083 3.689.941<br />

1992 41 32.539 33.457 3.887.023<br />

August 1993 45 19.345<br />

Quelle: Statistische Berichte Bergbau und Verarbeitendes Gewerbe für das Jahr 1991, 1992 und den August 1993,<br />

Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt<br />

Der Landkreis Merseburg wird entscheidend von den Großunternehmen der chemischen Industrie<br />

geprägt, die für den gesamten Wirtschaftsraum Halle-Dessau von großer Bedeutung sind. Zudem existieren<br />

enge Verflechtungen mit der Braunkohlenindustrie und dem Maschinen- und Anlagenbau. Insgesamt<br />

ist der Landkreis stark monostrakturell ausgerichtet, im speziellen auf die Chemie und im allgemeinen auf<br />

53


54<br />

den Industriesektor. "In dem extrem starken Industriesektor des Kreises waren 1990 rund 69,7 vH der Gesamtbeschäftigten<br />

tätig - der höchste Anteil der Industriebeschäftigten der sachsen-anhaltinischen Kreise."<br />

In der für die Region enorm wichtigen Chemischen Industrie findet eine völlige Umstellung der ehemaligen<br />

Kohlechemie auf petrochemische Basis statt, eine "Grundvoraussetzung dafür, daß von einem<br />

künftigen Chemiestandort Halle/Leipzig überhaupt noch gesprochen werden kann", so das Urteil eines<br />

Gutachtens des Niedersächsischen Institutes für Wirtschaftsforschung (NIW) 1992 zu den Lösungsansätzen<br />

in der Chemieregion. Für den Raffmeriestandort Leuna wurden 1991 gute Überlebenschancen<br />

prognostiziert, da die Standortverteilung der westdeutschen erdölverarbeitenden Industrie logistische<br />

Probleme für die Versorgung des Südteils der neuen Bundesländer aufwerfe. 76<br />

Leuna<br />

Für den Bau der Raffinerie Leuna wird ein Roll on/Roll off-Hafen (roll auf, roll ab; Ro-Ro) in Salzmünde<br />

angelegt, der etwa 20 km flußabwärts von Halle liegt. Für die Errichtung der Raffinerie, die von<br />

dem deutsch-französischen Firmenkonsortium Thyssen-Lurgi-Technip (TLT) mit Sitz in Frankfurt/Main<br />

für die Thyssen-Elf Aquitain durchgeführt werden soll, werden über diesen Hafen im Zeitraum August<br />

1994 bis September 1996 Großbauteile per Binnenschiff angeliefert. Von Salzmünde sollen diese Bauteile<br />

dann auf dem Landweg nach Leuna verbracht werden. Der vorhandene <strong>Saa</strong>le-Hafen Halle-Trotha konnte<br />

vermutlich aufgrund der Landtransportstrecke nicht genutzt werden, denn die zu transportierenden<br />

Großbauteile besitzen eine Maximalabmessung von 6x7x35 Meter mit einem Einzelgewicht von bis zu<br />

700 Tonnen und machen daher die Überquerung von Brücken oder das Durchfahren von Unterführungen<br />

unmöglich. Der Hafen Aken fiel vermutlich wegen der langen Landtransportstrecke aus. Die Größe der<br />

Bauteile machte vermutlich auch die Verbringung per Schiff bis zum Betriebsgelände von Leuna unmöglich,<br />

da in Halle mehrere Flußbrücken passiert werden müssen. Nach Beendigung der Transporte sollen<br />

die Anlagen des Ro-Ro-Hafens wieder abgebaut werden, d.h. es handelt sich um einen befristet angelegten<br />

Hafen.<br />

Die zukünftige Raffinerie Leuna wird auf petrochemischer Basis arbeiten und bekommt ihr Ausgangsprodukt<br />

Rohöl per Pipeline aus Schwedt. Der Bau einer weiteren Pipeline für die Anlieferung russischen<br />

Erdgases ist angedacht. Die Produkte von Leuna - in erster Linie Kraftstoffe - sollen per Straßentransport<br />

ausgeliefert werden, entsprechende Planungen sind bereits im Gange. 77 Das Binnenschiff oder die Bahn<br />

kommen für die Belieferung der Tankstellen der neuen Bundesländer - sie stellen den einzigen Absatzmarkt<br />

dar - nicht in Betracht.<br />

/ ö vgl Niedersächsisches Institut für Wirtschafstforschung (1991) S. 57f<br />

7 7 vgl. Handelsblatt vom 13/5/93


Auch für den Bau zwei neuer Braunkohlekraftwerke in Buna und Leuna werden die hierfür üblichen<br />

Massentransportmittel Bahn und Binnenschiff nicht benötigt, da die Braunkohle aus den benachbarten<br />

Gruben der MIBRAG angeliefert wird - voraussichtlich über Förderbänder direkt aus den Gruben des<br />

Profener Tagebaus im Raum Hohenmölsen/Zeitz (mit günstigen Lagerstättenverhältnissen, einem großen<br />

Vorrat und der relativen Nähe zu den Abnehmern). Braunkohletagebau und -Verarbeitung im Kreis Merseburg<br />

werden eingestellt.<br />

Alle geplanten bzw. schon fertiggestellten Gewerbegebiete hegen abseits der <strong>Saa</strong>le und sind auf die<br />

Straßenverkehrswege - insbesondere auf die Autobahnen - ausgerichtet. Überwiegend sind diese Gebiete<br />

für die Ansiedlung von großen Handelsstandorten am Schnittpunkt von Verkehrsadern zwischen Leipzig,<br />

Halle und Merseburg entstanden.<br />

Tabellen Bauhauptgewerbe in der Untersuchungsregion - Kreise Sachsen-Anhalts nach Anzahl<br />

der Betriebe und der tätigen Personen, der geleisteten Arbeitsstunden und dem Gesamtumsatz<br />

nach ausgesuchten Monaten 1991,1992 und 1993<br />

Betriebe tätige Personen geleistete Arbeits- Gesamtumsatz<br />

Anzahl Anzahl stunden in 1000 in 1000<br />

Juni 1991 13 3299 364 18542<br />

Dezember 1991 21 3410 470 30591<br />

Juni 1992 24 2578 340 21976<br />

Dezember 1992 35 2128 227 35675<br />

Oktober 1993 52 2729 345 50838<br />

Quelle: Statistische Berichte Bauhaupt- und Baugewerbe für das Jahr 1991, 1992 und den Oktober 1993, Statistisches<br />

Landesamt Sachsen-Anhalt<br />

Das Bauhauptgewerbe verringerte seine Zahl der Beschäftigten bei gleichzeitig steigender Zahl der<br />

Betriebe - infolge von Ausgliederungen aus der Chemieindustrie zwecks Verringerung der Produktionstiefe.<br />

Aufgrund von Produktivitätssteigerungen stieg der Umsatz stark an.<br />

Landkreis Hohenmölsen<br />

Tabelle: Bergbau und Verarbeitendes Gewerbe in der Untersuchungsregion - Kreise Sachsen-<br />

Anhalts nach Anzahl der Betriebe und der tätigen Personen, der geleisteten Arbeitsstunden und<br />

dem Gesamtumsatz in 1991,1992 und August 1993<br />

Betriebe tätige Personen geleistete Arbeits- Gesamtumsatz<br />

Anzahl Anzahl stunden in 1000 in 1000<br />

1991 11<br />

1992 8<br />

August 1993 9<br />

Quelle: Statistische Berichte Bergbau und Verarbeitendes Gewerbe für das Jahr 1991, 1992 und den August 1993,<br />

Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt<br />

55


56<br />

Die großbetriebliche Struktur durch die dominierende Braunkohle spiegelt sich in der Statistik - aus<br />

Geheimhaltungsgründen - in fehlenden Zahlen wieder. Das ehemalige Braunkohlenwerk (BKW) Deuben,<br />

als eines der vier Werke des Braunkohlenkombinats Bitterfeld ist heute das Treuhandunternehmen MI-<br />

BRAG (Mitteldeutsche Braunkohlenwerke AG).<br />

Im Landkreis Hohenmölsen konzentrierten sich 79 vH aller Industriebeschäftigten auf den Bergbau<br />

(Ende 1990). Trotz eines Abbaus der Hälfte der Beschäftigten in der MIBRAG ist der Bergbau noch<br />

immer der größte Betrieb im Kreisgebiet. Weiterhin strukturbestimmend sind die Branchen Mineralölverarbeitung<br />

und der Stahlbau.<br />

Tabellen: Bauhauptgewerbe in der Untersuchungsregion - Kreise Sachsen-Anhalts nach Anzahl<br />

der Betriebe und der tätigen Personen, der geleisteten Arbeitsstunden und dem Gesamtumsatz<br />

nach ausgesuchten Monaten 1991,1992 und 1993<br />

Betriebe tätige Personen geleistete Arbeits- Gesamtumsatz<br />

Anzahl Anzahl stunden in 1000 in 1000<br />

Juni 1991 2<br />

Dezember 1991 2<br />

Juni 1992 3 231 30 1520<br />

Dezember 1992 8 406 56 6315<br />

Oktober 1993 10 508 61 13606<br />

Quelle: Statistische Berichte Bauhaupt- und Baugewerbe für das Jahr 1991, 1992 und den Oktober 1993, Statistisches<br />

Landesamt Sachsen-Anhalt<br />

Das Bauhauptgewerbe wuchs vom Juni 1991 bis zum Oktober 1993 von zwei auf zehn Betriebe bei<br />

gleichzeitigem Anstieg der Beschäftigtenanzahl, der Arbeitsstunden und des Umsatzes.<br />

Landkreis Weißenfels<br />

Tabelle: Bergbau und Verarbeitendes Gewerbe in der Untersuchungsregion - Kreise Sachsen-<br />

Anhalts nach Anzahl der Betriebe und der tätigen Personen, der geleisteten Arbeitsstunden und<br />

dem Gesamtumsatz in 1991,1992 und August 1993<br />

Betriebe tätige Personen geleistete Arbeits- Gesamtumsatz<br />

Anzahl Anzahl stunden in 1000 in 1000<br />

1991 36 5.515 4.787 417.775<br />

1992 34 2.521 2.918 489.497<br />

August 1993 27 1.756<br />

Quelle: Statistische Berichte Bergbau und Verarbeitendes Gewerbe für das Jahr 1991, 1992 und den August 1993,<br />

Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt


Hier sank die Zahl der Betriebe und die Beschäftigtenzahl im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe<br />

sehr stark ab, gleichzeitig stieg der Gesamtumsatz leicht an. Das Industriespektrum wurde dort hauptsächlich<br />

durch die Schuh- und Lederindustrie (ungefähr die Hälfte aller Industriebeschäftigten) geprägt.<br />

Zusätzlich von Bedeutung waren die Metallindustrie (Stahlverformung und Maschinenbau), die Nahrungs-<br />

und Genußmittelindustrie sowie die Holzverarbeitung und Möbelherstel lung.<br />

hn Kreisgebiet war ein überdurchschnittlicher Beschäftigtenrückgang zu verzeichnen. Der Landkreis<br />

Weißenfels besaß zu Beginn des Jahres 1993 mit 21,3 vH die höchste Arbeitslosenquote in Sachsen-<br />

Anhalt (16,1 vH). "Hauptursachen sind dafür das Zusammenbrechen der traditionellen Lederverarbeitungsindustrie,<br />

des Schuhmaschinenbaus und der Metallindustrie, die Freisetzung von Arbeitskräften in<br />

den benachbarten Chemieunternehmen in Leuna und Schkopau sowie der enorme Arbeitsplatzabbau in<br />

der Landwirtschaft." 78. Ein deutlich positiver Trend ist allein im Ernährungsgewerbe zu vermelden.<br />

Tabellen: Bauhauptgewerbe in der Untersuchungsregion - Kreise Sachsen-Anhalts nach Anzahl<br />

der Betriebe und der tätigen Personen, der geleisteten Arbeitsstunden und dem Gesamtumsatz<br />

nach ausgesuchten Monaten 1991,1992 und 1993<br />

Betriebe tätige Personen geleistete Arbeits- Gesamtumsatz<br />

Anzahl Anzahl stunden in 1000 in 1000<br />

Juni 1991 6 502 55 2022<br />

Dezember 1991 8 590 51 4320<br />

Juni 1992 9 607 68 3333<br />

Dezember 1992 15 1744 195 29974<br />

Oktober 1993 19 1717 211 24738<br />

Quelle: Statistische Berichte Bauhaupt- und Baugewerbe für das Jahr 1991, 1992 und den Oktober 1993, Statistisches<br />

Landesamt Sachsen-Anhalt<br />

Wie in allen anderen Landkreisen war im Bauhauptgewerbe ein starkes Wachstum zu verzeichnen, in<br />

allen angeführten statistischen Kennziffern.<br />

7 8 Institut für Wirtschaftsforschung Halle (1993) S. 329<br />

57


58<br />

Landkreis <strong>Saa</strong>lkreis<br />

Tabelle: Bergbau und Verarbeitendes Gewerbe in der Untersuchungsregion - Kreise Sachsen-<br />

Anhalts nach Anzahl der Betriebe und der tätigen Personen, der geleisteten Arbeitsstunden und<br />

dem Gesamtumsatz in 1991,1992 und August 1993<br />

Betriebe tätige Personen geleistete Arbeits- Gesamtumsatz<br />

Anzahl Anzahl stunden in 1000 in 1000<br />

1991 36 5.118 5.211 305.903<br />

1992 38 3.390 4.<strong>071</strong> 289.167<br />

August 1993 32 2.135<br />

Quelle: Statistische Berichte Bergbau und Verarbeitendes Gewerbe für das Jahr 1991, 1992 und den August 1993,<br />

Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt<br />

Die starke Prägung durch die Landwirtschaft (größtes wirtschaftliches Standbein) und die Industrie<br />

(Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte wie Rüben, Maschinenbau und Metallbearbeitung), die beide<br />

starke Beschäftigtenrückgänge zu verzeichnen hatten, ließ die statistischen Merkmale deutlich schrumpfen.<br />

"Aufgrund der zahlreichen Vorkommen an Baukiesen, Sanden und Gesteinen verfügte der Kreis über<br />

mehrere Gewinnungs- und Abbaubetriebe von Rohstoffen für die Bauindustrie und über Betriebe der<br />

Baumaterialienindustrie, große Bedeutung hatte auch das Drahtseilwerk in Rothenburg."<br />

Gewerbegebiete entstanden und entstehen überwiegend an ehemaligen Industriestandorten und insbesondere<br />

an den Verkehrsadern in Richtung Berlin; Leipzig, Magdeburg und Nordhausen (Peißen, Gröbers,<br />

Döllnitz, Hohenthurm, Morl, Teutschenthal, Zappendorf), die allesamt nicht an der <strong>Saa</strong>le gelegen sind.<br />

Im Bauhauptgewerbe war dagegen ein rasantes Wachstum zu verzeichnen. Hier stieg die Zahl der Betriebe<br />

von sechs auf 38. Als Ursache kann hier die Nähe zu Halle gesehen werden. Da die Stadt eine recht<br />

eng gezogene Stadtgrenze aufweist, wandern bei distanzmäßig kleinen Verlagerungen die Betriebe in den<br />

<strong>Saa</strong>lkreis ab.<br />

Tabellen: Bauhauptgewerbe in der Untersuchungsregion - Kreise Sachsen-Anhalts nach Anzahl<br />

der Betriebe und der tätigen Personen, der geleisteten Arbeitsstunden und dem Gesamtumsatz<br />

nach ausgesuchten Monaten 1991,1992 und 1993<br />

Betriebe tätige Personen geleistete Arbeits- Gesamtumsatz<br />

Anzahl Anzahl stunden in 1000 in 1000<br />

Juni 1991 6 385 41 3595<br />

Dezember 1991 9 522 45 6388<br />

Juni 1992 11 775 97 14733<br />

Dezember 1992 21 1278 133 19022<br />

Oktober 1993 38 2161 294 30046<br />

Quelle: Statistische Berichte Bauhaupt- und Baugewerbe für das Jahr 1991, 1992 und den Oktober 1993, Statistisches<br />

Landesamt Sachsen-Anhalt


Kreisfreie Stadt Halle<br />

Zusammen mit dem Landkreis Merseburg verzeichnete die Stadt Halle eine Zunahme von Betrieben im<br />

Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe. Der Abbau der Beschäftigtenzahlen ist hier im Vergleich zu den<br />

anderen Landkreisen gemäßigt verlaufen.<br />

Tabelle: Bergbau und Verarbeitendes Gewerbe in der Untersuchungsregion - Kreise Sachsen-<br />

Anhalts nach Anzahl der Betriebe und der tätigen Personen, der geleisteten Arbeitsstunden und<br />

dem Gesamtumsatz in 1991,1992 und August 1993<br />

Betriebe tätige Personen geleistete Arbeits- Gesamtumsatz<br />

Anzahl Anzahl stunden in 1000 in 1000<br />

1991 101 22.319 19.975 1.828.065<br />

1992 102 15.795 17.065 2.285.933<br />

August 1993 104 15.516<br />

Quelle: Statistische Berichte Bergbau und Verarbeitendes Gewerbe für das Jahr 1991, 1992 und den August 1993,<br />

Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt<br />

Die Struktur der Stadt Halle wird mitgeprägt von den Großbetrieben des Verarbeitenden Gewerbes:<br />

dem Schienenfahrzeugbau in Ammendorf (Teil der deutschen Waggonbau AG), der Produktion von<br />

Leistungstransformatoren durch die Asea-Brown-Boveri (ABB) im ehemaligen Halleschen Transformatoren-Reparaturwerk<br />

und der Halleschen Metall- und Stahlbau GmbH, die für das VW-Werk Mosel oder<br />

das Zementwerk Bernburg größere Aufrage realisieren. Letzteres Unternehmen sowie der gesamte<br />

Stahlbau werden vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) in ihrer zukünftigen Entwicklung als<br />

positiv eingestuft 79. Die Rolle als Oberzentrum der Region bedingt zudem einen hohen Anteil an<br />

Dienstleistungen.<br />

Für gewerbliche und industrielle Ansiedlungsvorhaben ist die Flächenverfügbarkeit der entscheidende<br />

Engpaßfaktor in der Stadt Halle, da sich die Entscheidungen der Treuhandanstalt und des Bundesvermögensamtes<br />

in die Länge ziehen. Ein weiteres Problem sind die sehr stark gestiegenen Gewerbemieten. Die<br />

im IWH-Gutachten erwähnten geplanten und realisierten Gewerbegebiete der Stadt Halle hegen nicht an<br />

der <strong>Saa</strong>le, wichtiger schienen hier der Straßen- und Schienenanschluß.<br />

7 9 vgl. IWH (1993) S. 313<br />

59


60<br />

Tabellen: Bauhauptgewerbe in der Untersuchungsregion - Kreise Sachsen-Anhalts nach Anzahl<br />

der Betriebe und der tätigen Personen, der geleisteten Arbeitsstunden und dem Gesamtumsatz<br />

nach ausgesuchten Monaten 1991,1992 und 1993<br />

Betriebe tätige Personen geleistete Arbeits- Gesamtumsatz<br />

Anzahl Anzahl stunden in 1000 in 1000<br />

Juni 1991 23 5507 479 47528<br />

Dezember 1991 35 5624 447 69928<br />

Juni 1992 45 6534 746 55821<br />

Dezember 1992 75 7400 656 125258<br />

Oktober 1993 95 8122 883 110024<br />

Quelle: Statistische Berichte Bauhaupt- und Baugewerbe für das Jahr 1991, 1992 und den Oktober 1993, Statistisches<br />

Landesamt Sachsen-Anhalt<br />

Im Bauhauptgewerbe verdreifachte sich die Zahl der Betriebe von Juni 1991 bis Oktober 1993. Im<br />

gleichen Zeitraum stiegen auch die Beschäftigtenzahlen stark, der Gesamtumsatz konnte mehr als verdoppelt<br />

werden.<br />

Produktion ausgewählter Erzeugnisse im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe in Sachsen-Anhalt<br />

Als Ergänzung zu den wirtschaftstrukturellen Daten sind Hinweise auf Wachstum oder Schrumpfung<br />

nach dem Wert der produzierten Erzeugnisse der einzelnen Branchen des Bergbaus und des Verarbeitenden<br />

Gewerbes sinnvoll, da sie die Möglichkeit bieten, die einzelnen Produkte besser in ihrer Entwicklung<br />

nachzuvollziehen - unabhängig von der Beschäftigtenentwicklung.<br />

Da auf Kreisebene zu diesem Statistikbereich keine oder wenig aussagefähige Daten vorliegen - aufgrund<br />

der großbetrieblichen Struktur und den daraus resultierenden Geheimhaltungsgründen -, werden die<br />

Daten der Landesebene verwandt. Für die meisten Erzeugnisse ist die sachsen-anhaltinische Entwicklung<br />

der regionalen Entwicklung ähnlich, da große Teile der erzeugten Güter aus dem stark industriell geprägten<br />

Süden des Landes stammen.


Tabelle: Produktion ausgewählter Erzeugnisse im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe in<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Wert der Absatzproduktion in 1000 DM<br />

Erzeugnis m/Quartal IV/Quartal IV/Quartal n/Quarta<br />

1991 1991 1992<br />

21 Bergbauliche Erzeugnisse 295.042 391.069 281.122 207.702<br />

2113 Braunkohle, -briketts 170.890 128.935<br />

22 Mineralölerzeugnisse 487.384 517.473 454.207 430.955<br />

2211 Rohbenzin (Leichtbenzin) 66.001 62.658 49.791<br />

2213 Kraftstoffe 283.862 269.759 223.627 225.806<br />

2217 Heizöle (ohne Teeröle) 63.415 106.878 102.696 72.333<br />

2271 Paraffine 8.871 7.495 4.507 4.166<br />

2273 Bitumen u. -emulsionen 19.475 22.281 29.919 26.717<br />

2279 sonst. Mineralölerzeugnisse 8.919 10.695 11.547 19.410<br />

25 Steine u. Erden, Asbestw., Schleifmittel 195.434 213.298 343.572 410.605<br />

2511 Natursteine 23.562 19.542 29.096 34.704<br />

2514 Kalk- u. Dolomitgestein 5.857 7.606 9.902 8.681<br />

2516 Sand und Kies 19.588 21.733 30.122 39.790<br />

2531 Bituminöses, geteertes und 33.069 36.026 70.230 90.329<br />

asphaltiertes Mischgut<br />

2536 Zement u. zementähnliche Bindemittel 4.619 8.568 32.217 41.804<br />

2554 Betonerzeugn. für den Hochbau 24.447 19.851 45.445 59.365<br />

2557 Betonerzeugn. für den Tiefbau 33.164 36.094 35.733 46.577<br />

27 Eisen und Stahl 116.176 77.250 100.509 82.821<br />

2715 Walzstahl unlegiert u. legiert<br />

2719 Schrott u. Nebenerzeugn. der Hochofen-, 2.479 1.268<br />

Stahl- u. Warmwalzwerke<br />

40 Chemische Erzeugnisse 698.020 846.267 567.242 598.637<br />

4142 Syntheseammoniak<br />

4146 Oxide, Hydroxide, Peroxide d. Alkali- 21.288 21.532 17.086 13.842<br />

ld Erdalkalimetalle<br />

4159 Sonst. Salze anorg. Säuren 41.059 53.710 38.235 39.143<br />

4232 Acyclische Alkohole u. ihre Derivate 27.532 24.222 20.876 25.398<br />

4276 Verbindg. mit anderen 48.611 61.416 11.503 6.853<br />

Stickstoffunktionen<br />

4311 Einnährstoffdünger<br />

4341 Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfungsmittel<br />

4414 Polymerisationsprodukte 142.541 163.615 103.215 119.190<br />

4755 Arzneiwaren ohne Antibiotika 54.504 70.441 42.594 29.821<br />

4917 Synth. Klebstoffe (ohne<br />

Kautschukklebst.)<br />

4965 Wasch-, Spül- und Reinigungsmittel 21.075 24.037<br />

Quelle: Statistische Berichte E15 2. verschiedener Jahrgänge, Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt<br />

61


62<br />

In der Güterproduktion Sachsen-Anhalts besteht ein eindeutig negativer Produktionstrend in großen<br />

Bereichen des Bergbaus und Verarbeitenden Gewerbes. Die Erzeugnisse Heizöle, Bitumen und -emulsionen,<br />

sonstige Salze anorganischer Säuren sowie Verbindungen mit anderen Stickstofíunktionen nahmen<br />

zum IV. Quartal zu und danach bis zum II. Quartal 1993 ab. Mit Ausnahme der Acyclischen Alkohole<br />

und ihrer Derivate und den sonstigen Mineralölerzeugnissen gab es Zunahmen nur in der Gruppe Steine<br />

und Erden, und zwar in der gesamten Bandbreite. Dabei nahm der Wert der Absatzproduktion des<br />

Erzeugnisses 'Zement und zementähnliche Bindemittel' extrem zu, von 4,6 Millionen auf 41,8 Millionen<br />

DM. Die Erzeugnisse des Bergbaus, Eisen und Stahl nahmen als Gesamtgruppe ab. Auch hier spiegelt<br />

sich eindeutig die gesamte wirtschaftsstrukturelle Entwicklung der Region wieder. Der derzeit klar<br />

wachsende Bereich ist die Bauindustrie sowie einige wenige Erzeugnisse der Chemischen Industrie.<br />

Betrachtung ausgewählter Gütergruppen<br />

Baustoffe<br />

Die Bauindustrie ist einer der wenigen Sektoren, in dem zum einen ein starkes Wachstum herrscht,<br />

zum anderen die Binnenschiffaffinität der benötigten Güter vergleichsweise hoch ist. Wie im Rahmen der<br />

Prognosen hinsichtlich der Wirtschaftszweige bereits deutlich wurde, hat der Baubereich insbesondere<br />

mittelfristig in den neuen Bundesländern eher begrenzte Wachstumschancen, da im Wohnungsbau der<br />

Neubaubedarf aufgrund der zurückgehenden Bevölkerungszahlen nur begrenzt expansive Tendenzen hat<br />

und sich grundsätzlich von den Entwicklungen im Westen Deutschlands unterscheidet. Dies kommt auch<br />

im letzten Konjunkturbericht des Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zum Ausdruck, in dem<br />

erwartet wird, daß die Boomphase im Jahr 1995 beendet sein wird. Zu erwarten ist insofern, daß die<br />

Bauwirtschaft auf hohem Niveau stagnieren wird, mit der Konsequenz, daß der Transportbedarf für<br />

Baustoffe sich entsprechend verhält.<br />

Die Entwicklung seit 1991 ist den Kurzcharakteristika der Kreise (Tabellen) zu entnehmen. Dabei wird<br />

deutlich, daß in allen Landkreisen der Gesamtumsatz des Baugewerbes stark angestiegen ist, teilweise bis<br />

zum zehnfachen des Juniwertes 1991. Die geleisteten Arbeitsstunden (Ausnahme LK Merseburg) und die<br />

Beschäftigtenzahlen stiegen stark. Allein im LK Merseburg sank die Zahl der Baubeschäftigten, obwohl<br />

die Zahl der Betriebe sich stark erhöhte: vermutlich infolge Ausgliederung von Baubetrieben aus den<br />

Leunawerken.<br />

Hinsichtlich der zu transportierenden Gütermengen für den Bausektor der Region ist, wenn die Prognosen<br />

des IWH sich bewahrheiten, bereits ab 1995 mit stagnativen Tendenzen auf hohem Niveau zu rechnen.<br />

Ein neuer Bauboom ist damit nicht zu erwarten, was insbesondere auch mit der Bautätigkeit der<br />

öffentlichen Hände zu tun hat, die unter der angespannten Haushaltslage zu leiden haben. Der Wohnungs-


au wird dabei weniger von Neubauten geprägt sein als vielmehr von der Instandsetzung. Der Mangel an<br />

Wohnraum ist zwar auch in den neuen Ländern feststellbar, der Rückgang der Wohnbevölkerung und der<br />

relativ zu Westdeutschland geringere Fehlbestand an Wohnungen (fehlende Wohnungen WD 2,4 Mio;<br />

OD 0,15 Mio - dies unter der Berücksichtigung der kleineren Wohnfläche). Dies bedeutet, daß die zu<br />

bewältigenden Transportvolumina nicht übermäßig wachsen werden. 80. Auch im Bereich des Wirtschaftsbaus<br />

sind die Verhältnisse sehr differenziert zu betrachten. Hier hängt sehr viel von der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung ab (vgl. dazu die Darstellung der Wirtschaftsprognosen).<br />

Weiterhind ist zu berücksichtigen, daß die derzeit benötigten Baustoffe zu großen Teilen aus der Region<br />

stammen - das geht aus einer Einschätzung der IG Bau,Steine, Erden hervor - und damit der Baustoffanteil<br />

aus überregionalen Herkunftsgebieten nur geringe Anteile an den benötigten Baustoffen ausmacht,<br />

mithin die Baustofftransporte für die Region selbst sich (je nach Angebotsbedingungen) in engen<br />

Grenzen halten können.<br />

Abfallentsorgung, Bauschutt<br />

Wenn über zukünftige Potentiale für die Binnenschiffahrt geschrieben wird, taucht in den letzten Jahren<br />

immer häufiger auch die Diskussion darum auf, daß die Binnenschiffahrt die Entsorgung von Städten und<br />

Regionen durchführen solle (vgl. dazu Aberle Forum Binnenschiffahrt Kurzfassung S.3). Damit könne<br />

sich die Binnenschiffahrt ein Marktpotential erschließen. Abgesehen davon, daß die Abfallentsorgung<br />

bzw. die Abfallbehandlung in wirtschaftlich bedrängten Regionen immer häufiger als der Rettungsanker<br />

darstellen soll, - was sich nicht zuletzt an der Vielzahl von Abfallbehandlungszentren in den neuen Bundesländern<br />

festmachen läßt -, so erscheint sie als Rettungsanker ausgerechnet für die Binnenschiffahrt<br />

außerordentlich fragwürdig. Folgende Gründe sind anzuführen: Zum einen müßte der Markt überhaupt erschlossen<br />

werden, zum anderen gibt es auch Hindernisse im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit eines<br />

solchen Unterfangens. Aufgrund der Kosten, die im gebrochenen Verkehr entstehen, erscheint das<br />

Potential im Bereich Abfallentsorgung nur dann erschließbar, wenn die entsprechenden Deponien sich<br />

auch in der Nähe der entsprechenden Flüsse befinden und somit ein nochmaliges Umladen nicht erforderlich<br />

wird. Die zweite Bedingung besteht darin, daß es eine entsprechende Kontrolle und einen gewissen<br />

Benutzungszwang für diesen Verkehrsträger gibt. Sind diese Bedingungen nicht erfüllt, so erscheint es<br />

sehr zweifelhaft, diesen Bereich für die Binnenschiffahrt zu erschließen.<br />

Bezogen auf die spezielle Situation in Sachsen-Anhalt erscheint es doppelt problematisch. Zum einen<br />

soll allein der Hafen Halle Trotha ausgebaut werden, zum anderen sind Mülldeponien im wesentlichen<br />

nicht an der <strong>Saa</strong>le gelegen, sodaß in Verbindung mit den oben angeführten Kriterien diese Transporte<br />

vgl. Prognos (1993) Die Bundesrepublik Deutschland 2000-2005-2010 S.266<br />

63


64<br />

nicht über den Wasserweg durchgeführt werden können. Nach dem Abfallwirtschaftskonzept des Landes<br />

Sachsen-Anhalt ist vorgesehen, diejenigen Deponien, die von Halle aus die <strong>Saa</strong>le abwärts liegen, in den<br />

nächsten Jahren zu schließen. Diejenige Abfalldeponie, die nach den Vorstellungen des Umweltministeriums<br />

in dieser Region am längsten geöffnet bleiben soll, hegt südlich von Halle, sodaß der vorgesehene<br />

Ausbau der <strong>Saa</strong>le in keiner Weise die Transportmöglichkeiten verbessern würde. Insbesondere wäre also<br />

eine Staustufe in keiner Weise geeignet, dem Transport dieser Gutart Vorteile zu verschaffen. Ein Transport<br />

wäre insofern nur mit den Schiffen möglich, die auch aktuell verkehren können, (vgl. dazu Übersichtskarte<br />

im Anhang)<br />

Energieträger<br />

Auch in diesem Bereich wird ein wesentliches Potential für die Binnenschiffahrt gesehen. Dies gilt<br />

insbesondere für den Energieträger Steinkohle, welcher nach Auslaufen des sog. Jahrhundertvertrages (bei<br />

dem der heimischen Steinkohle trotz erheblicher Kostennachteile gegenüber der Importsteinkohle der<br />

Vorrang bei der Verstromung eingeräumt wird) vermehrt importiert werden soll. Der Energieträger Kohle<br />

stellt ein typisches Massengut dar, bei dem die Binnenschiffahrt ihre klassischen Vorteile ausspielen<br />

kann. Zu beachten ist allerdings immer die Konkurrenzsituation zur Bahn.<br />

Frühere Gutachten, die insbesondere auf die Notwendigkeit des Ausbaus der Elbe hingewiesen haben,<br />

also auch das Gutachten der Hamburg Port Consult, haben immer wieder darauf hingewiesen, daß die<br />

Gutart Steinkohle eine wesentliche Bedeutung für die Binnenschiffahrt in den neuen Bundesländern<br />

bekommen würde. Begründet wurde dies recht pauschal damit, daß die Umweltschäden durch die<br />

Braunkohle so massiv seien, daß in mittlerer Sicht dieser Energieträger nicht mehr genutzt werden wird,<br />

sondern durch den Energieträger Steinkohle ersetzt werden wird. Die neuen Bundesländer waren dabei<br />

von Anfang an von dem Geltungsbereich des sog. Jahrhundertvertrages ausgeschlossen. Aufgrund der extremen<br />

Kostenvorteile der Importsteinkohle war es insofern nahehegend, daß es zu einer Substitution<br />

gekommen wäre, wie sie zumindest teilweise auch realisiert wurde. So werden Steinkohlekraftwerke in<br />

Stendal und Rostock errichtet, die jeweils mit Importsteinkohle betrieben werden.<br />

Allerdings ist zugleich festzustellen, daß nach den gegenwärtig geschlossenen Verträgen die Braunkohle<br />

auch weiterhin einen wesentlichen Stellenwert zumindest im Bereich der Stromerzeugung in den neuen<br />

Bundesländern behalten wird. Dies bedeutet nun nicht, daß dies unter umweltpolitischen Gesichtspunkten<br />

zu begrüßen wäre. Aber daraus folgt zumindest, daß ein wesentliches Transportgut ausfallt und insofern<br />

nicht mehr als Potential für die Binnenschaffahrt ins Feld geführt werden kann. Dabei ist auf eine Besonderheit<br />

der Braunkohle hinzuweisen: es ist in der Regel nicht lohnend, die Braunkohle über weite Strekken<br />

zu transportieren. Vielmehr ist die Orientierung derart, daß die Braunkohle in der Regel im Grundlastbereich<br />

bei der Stromerzeugung eingesetzt wird und die Kraftwerke, die Braunkohle verströmen, direkt


an den jeweiligen Tagebauen gelegen sind, sodaß die Transportwege kurz sind. Damit entfallt ein weiterer<br />

wesentlicher Teil der in früheren Gutachten erwarteten Transportvolumina; dies gilt auch für die Ergebnisse<br />

der Kessel+Partner Zahlen für diese Bereiche.<br />

Zur Sicherung des Braunkohletagebaus wurde z.T. mit Unterstützung der Länder der Bau eines Kraftwerkes<br />

gefordert, das anstelle eines ursprünglich geplanten Importsteinkohlekraftwerkes tritt. Der Verkauf<br />

der MIBRAG an ein englisch amerikanisches Konsortium wurde auch dadurch gesichert, daß die VEAG<br />

gemeinsam mit der Bayernwerk AG und der Badenwerk AG einen Liefervertrag für Braunkohle über<br />

einen Zeitraum von 40 Jahren für das Kraftwerk in Lippendorf und für das Kraftwerk in Schkopau<br />

abgeschlossen hat.<br />

Die Betreiber dieser Kraftwerke wollen bis zu 16 Mio t. Kohle im Jahr abnehmen. 8* Dies bedeutet, daß<br />

die Großkraftwerke in Sachsen-Anhalt weiterhin im wesentlichen mit Braunkohle betrieben werden. Wie<br />

erwähnt, befinden sich die Braunkohlekraftwerke aufgrund der Transportkostensensibilität der Braunkohle<br />

nahe den Tagebauen. Dies hat dann aber auch zur Konsequenz, daß ein wesentliches Potential für<br />

die Binnenschiffahrt nicht mehr erschließbar ist, welches sie im Falle der Steinkohlenutzung hätte.<br />

4.5 Schlußfolgerungen für die Binnenschiffahrt<br />

Die Planungen der Gebietskörperschaften gehen von einem Ausbau der <strong>Saa</strong>le bis zum Hafen Halle-<br />

Trotha aus; dieser ist auch der einzige vorgesehene Hafen. In den Planungen der westsächsischen Region<br />

um Leipzig ist, wie dargelegt, kein Ausbau eines Wasserstraßenanschlusses vorgesehen, da auch in dieser<br />

Region die Grundstoffindustrien und der Bergbau den Standortbedingungen der Bundesrepublik nicht<br />

bzw. nur begrenzt angemessen sind und von daher in der Bedeutung stark abnehmen werden. Die<br />

Planungen der Stadt bzw. der Region orientieren sich von daher auf solche Wirtschaftsbranchen, die am<br />

Standort Bundesrepublik eher eine Zukunft haben.<br />

In den Kreisen der Region ist insgesamt ein starker Rückgang der Betriebe und der Beschäftigung zu<br />

vermelden. Die einzigen sich positiv entwickelnden Branchen sind das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe<br />

sowie das Dienstleistungsgewerbe. Die letzteren wurden hier außer acht gelassen, da sie keine Relevanz<br />

für die Binnenschiffahrt haben.<br />

Die für die Binnenschiffahrt und für die <strong>Saa</strong>le-Region maßgeblichen Grundstoffindustrien sind in der<br />

überwiegenden Zahl entweder in ihrer Produktion stark verkleinert oder aber stillgelegt worden. Die<br />

Beschäftigtenzahlen sind insbesondere im Bergbau (wobei die Braunkohle bislang im wesentlichen von<br />

Treuhandanstalt (1994): Informationen Ausgabe 20, Januar 1994 S.14<br />

65


66<br />

der Bahn transportiert wurde) und der Grundstoffindustrie teilweise um über die Hälfte zurückgegangen.<br />

Einzig wachsender Bereich im Transport und in der Verarbeitung sind die Baustoffe und Abfallprodukte<br />

aus der Bauindustrie.<br />

Die Braunkohlenbranche beliefert zudem nur in der Nähe befindliche Kraftwerke, die Chemieindustrie<br />

setzt auf petrochemische Grundstoffe und wird per Pipeline beliefert und, wie bereits ausgeführt, hat nach<br />

eigenen Aussagen keine Orientierung auf Transporte per Binnenschiff. Eine zentrale Branche für binnenschiffaffine<br />

Güter stellt demnach die Bauindustrie dar, deren Entwicklungschancen sich in mittelfristiger<br />

Perspektive eher begrenzt darstellen.<br />

Die Ausrichtung der Wirtschaft(-spolitik) auf nicht-grundstoffintensive Industrien ist dabei die einzige<br />

Alternative, die bei der derzeitigen und möglichen weiteren Entwicklung zukunftsfahig erscheint. Die von<br />

Kessel+Partner prognostizierten Aufkommenswerte für den Güterverkehr per Binnenschiff erscheinen vor<br />

diesem Hintergrund als zu hoch.<br />

Hafenumschlag<br />

Magdeburg:<br />

Nach den deutlichen Reduktionen der Güter, die in den Häfen der neuen Bundesländer umgeschlagen<br />

wurden, nimmt der Güterumschlag wieder zu. Im Hafen Magdeburg sind deutliche Zugewinne zu verzeichnen,<br />

wobei allerdings darauf hinzuweisen ist, daß dieser Hafenstandort 'optimale 1 Bedingungen<br />

erfüllt, da er als zentraler Hafen in den neuen Bundesländern bezeichnet werden kann. Insbeosndere die<br />

Anknüpfimg an ein Güterverkehrszentrum verdeutlicht diese Position. Im Jahre 1993 winden 2,028 Mio t<br />

Güter über den Wasserweg umgeschlagen: d.h. Zuwachsrate von über 35% gegenüber dem Vorjahr geht<br />

auf die Hauptumschlaggüter Schrott, Öl, Benzin, Brennstoffe, Getreide, Eisen und Stahlerzeugnisse,<br />

Düngemittel und chemische Erzeugnisse zurück.<br />

Die Häfen von Dresden, Riesa und Torgau 1993 konnten insgesamt 1,2 Mio t umschlagen, d.h erstmals<br />

seit 1990 wurde die 1 Mio t Marke wieder überschritten.im folgenden dargestellten Ergebnisse verdeutlichen<br />

dies. In der Statistik der Häfen in Sachsen-Anhalt wird der Hafen Halle Trotha sowohl in der<br />

Landesstatistik als auch in der Bundesstatistik nicht erwähnt.<br />

Allein die Statistik des Bundes verdeutlicht, daß auf der <strong>Saa</strong>le überhaupt Verkehre stattgefunden haben,<br />

wenn auch nur in sehr geringem Umfang. Demnach wurden auf der <strong>Saa</strong>le 1991 1.100 t im Empfang und<br />

5.4001 im Versand befördert und 1992 8.7001 im Versand in andere Richtungen und kein Empfang von<br />

Gütern transportiert. Die mittlere Transportweite betrug dabei 86,2 km. Diese Transportmenge ist insofern


fast nicht mehr darstellbar und konkurriert in der Statistik um den letzten Platz mit dem Breitling Mösersee.<br />

82 (Zahlen aus der Binnenschiffahrtsstatistik Fachserie 8)<br />

Binnenschiffahrtsstatistk<br />

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68<br />

5 Die Nutzen-Kosten-Analyse<br />

5.1 Die Nutzen-Kosten-Analyse zur <strong>Bewertung</strong> von Verkehrswegeinvestitionen<br />

Mit dem Instrument der Nutzen-Kosten-Analyse sollen die positiven und negativen Auswirkungen<br />

staatlicher Investitionsmaßnahmen ermittelt und den damit verbundenen Kosten gegenübergestellt werden,<br />

um so ihre Auswirkungen auf die gesellschaftliche Wohlfahrt zu überprüfen; dabei werden bei der<br />

letztendlichen <strong>Bewertung</strong> von Projekten mit diesem Instrument nur diejenigen Auswirkungen berücksichtigt,<br />

die sich monetarisieren lassen. Aus den ermittelten Nutzen und Kosten wird das Nutzen-Kosten-<br />

Verhältnis errechnet; es gibt an, wieviel Nutzen pro Kosteneinheit erreicht wird. 83<br />

Bevor die eigentliche Nutzen-Kosten-Analyse durchgeführt werden kann, muß zunächst der Untersuchungsrahmen<br />

festgelegt werden. Hierzu werden im Rahmen der Bundesverkehrswegeplanung (BVWP)<br />

"den aus dem Zielsystem der koordinierten Verkehrspolitik des Bundes abgeleiteten Strukturzielen konkretisierte<br />

Leistungsziele zugeordnet". 84 Für den Bundesverkehrswegeplan 1992 werden folgende Struktur-<br />

und Leistungsziele angegeben: 85<br />

Struktur- und Leistungsziele der Bundesverkehrswegeplanung<br />

Strukturziele<br />

Verbilligung der Beförderungsprozesse<br />

Verkürzung von Fahrtdauern<br />

Erhöhung der Sicherheit<br />

Verbesserungen der Raumordnung<br />

Entlastung der Umwelt<br />

Schonung von Natur und Landschaft<br />

Vorteile aus verkehrsfremden Funktionen<br />

vgl. zur Nutzen-Kosten-Analyse allegemein: Hanusch 1987; Pearce 1986<br />

8 4 Der Bundesminister für Verkehr 1993, S.4<br />

85 Der Bundesminister für Verkehr 1993, S.5<br />

Leistungsziele<br />

Senkung von Kosten der Fahrzeugvorhaltung und des Fahrzeugbetriebs<br />

Beschleunigung von Fahrten; Verkürzung von Fahrtrouten<br />

Verminderung von Tötungen, Verletzungen und Sachschäden<br />

im Verkehr<br />

Verbesserung der Erreichbarkeit; Verbesserung des Arbeitsplatzangebotes<br />

in strukturschwachen Regionen<br />

Verminderung von Lärm, Luftverschmutzung und Trennwirkungen<br />

des Verkehrs<br />

Einsparung am Verbrauch alternativ nutzbarer Bodenflächen;<br />

Vermeidung von Gefährdungen der Wasserqualität sowie<br />

von Flora und Fauna<br />

z.B. Erhöhung des Erholungs- und Freizeitwertes von Landschaften;<br />

Nutzung von Binnenwasserstraßen für die Wasserüberführung


In der Formulierung dieser Zielfunktionen manifestiert sich letztlich die Verkehrspolitik, da die Zielfunktionen<br />

auch die Wertvorstellungen der Politik zum Ausdruck bringen. Beispiel hierfür ist, daß z.B.<br />

Auswirkungen, die sich aus der Steigerung des Verkehrsaufkommens ergeben, nicht untersucht werden.<br />

Dies ist insbesondere im Zusammenhang mit den Umweltauswirkungen von Bedeutung. So werden<br />

insgesamt ansteigende Umweltbelastungen in der NKA nicht erfaßt. Im Gegenteil: ein Mehr an Verkehr<br />

bringt sogar im untersuchten Umweltbereich positive Effekte. Bis zur Kapazitätsgrenze bringt ein höheres<br />

Verkehrsaufkommen auch einen höheren Gesamtautzen, da einige der Nutzen direkt von der Höhe des<br />

Verkehrsaufkommens abhängig sind.<br />

Dies resultiert vor allem aus dem sogenannten »With and without Prinzip«. Danach werden die Auswirkungen<br />

eines vorher festgelegten Veikehrsvolumens einmal für den Fall untersucht, daß die projektierte<br />

Maßnahme durchgeführt wird (Planungsfall), und einmal für den Fall, daß sie nicht durchgeführt wird<br />

(Vergleichsfall). Aus der Differenz der aufsummierten Auswirkungen der beiden Zustände, untersucht<br />

nach den genannten Zielfunktionen, wird dann die <strong>Bewertung</strong> für das geplante Vorhaben abgeleitet. Im<br />

Fall von Neu- oder Ausbauten von Wasserstraßen bedeutet dies, daß ein bestimmtes Transportvolumen<br />

im Jahr X prognostiziert wird. Nim wird untersucht, wie hoch bei dieser Transportmenge z.B. die<br />

Transportkosten im Planungsfall und im Vergleichsfall wären. Ein wesentlicher Einflußfaktor sind hier<br />

z.B. die jeweils einsetzbaren Schiffsgrößen. Je größer die Schiffe sind, desto weniger Einheiten müssen<br />

eingesetzt werden, um das vorgegebene Transportvolumen zu transportieren. Dadurch werden die<br />

Transportkosten pro transportierter Tonne im Planungsfall geringer sein als im Vergleichsfall. Die Differenz<br />

zwischen diesen beiden Größen wird dann dem Planungsfall als Nutzen, d.h. als positive Auswirkung<br />

"gutgeschrieben".<br />

Kriterien für die gesamtwirtschaftliche <strong>Bewertung</strong><br />

Neben den Zielfunktionen und den in die Nutzen-Kosten-Analyse eingehenden Daten stellen die verwendeten<br />

<strong>Bewertung</strong>skriterien und ihre Definition den entscheidenden Teil einer Nutzen-Kosten-Analyse<br />

dar. Mit ihrer Definiton wird festgelegt, welche Auswirkungen des Projektes, bezogen auf die jeweiligen<br />

Zielfunktionen, in die gesamtwirtschaftliche <strong>Bewertung</strong> eingehen. Das spätere Ergebnis einer Nutzen-<br />

Kosten-Analyse trifft daher nur eine Aussage über die Wirtschaftlichkeit des Projektes innerhalb dieses<br />

Rahmens. Alle anderen Auswirkungen des Projektes, die sich nicht monetarisieren lassen bzw. deren<br />

Monetarisierung nicht unternommen wird, gehen dementsprechend nicht in das Ergebnis der Nutzen-<br />

Kosten-Analyse ein.<br />

69


70<br />

Arten der Nutzen<br />

Um die verschiedenartigen Wirkungen eines Projektes ermitteln zu können, müssen die Nutzen kategorisiert<br />

werden. Die hierzu verwendeten Kategorien können mit den drei Begriffspaaren "direkt<br />

- indirekt", "tangibel - intangibel" und "real - pekuniär" angegeben werden. 86<br />

Direkte Wirkungen: Sie sind unmittelbar mit dem Projekt verbunden. Es handelt sich bei den direkten<br />

Nutzen um jene Auswirkungen der Maßnahme, um derentwillen die Durchführung der Maßnahme in<br />

erster Linie erwogen wird.<br />

Indirekte Wirkungen: Sie gehen über das enge Projektziel hinaus. Indirekte Wirkungen können z.B. bei<br />

einem Staudammprojekt in der Veränderung von Menge und Qualität des Fischbestandes, in der Zerstörung<br />

der natürlichen Landschaft oder in der Umlenkung von Touristenströmen bestehen.<br />

Reale Effekte: Sie rufen gesamtwirtschaftlich eine Veränderung der Versorgung mit Gütern hervor<br />

- unmittelbar oder mittelbar über eine Verbesserung der Produktionsbedingungen.<br />

Pekuniäre Effekte: Sie bestehen in Preisveränderungen, die das Projekt durch Nachfrageverschiebungen<br />

nach komplementären oder substitutiven Gütern auslöst. Sie stellen Transfers von Renten durch Veränderung<br />

der relativen Preise, hingegen keine realen Kosten oder Nutzen dar. Werden sie dennoch berücksichtigt,<br />

kommt es zu einer Doppelzählung.<br />

Tangible und intangible Wirkungen: Als tangible Wirkungen eines Projektes werden alle diejenigen<br />

bezeichnet, die meßbar sind. Eine tangible Wirkung stellt z.B. die Kostenersparnis durch verringerte<br />

Transportzeiten dar. Intangibel sind dagegen all jene Wirkungen, die sich der Quantifizierung und<br />

(ökonomischen) <strong>Bewertung</strong> entziehen. Eine solche Wirkung ist z.B. in der Zerstörung eines Landschaftsbildes<br />

zu sehen.<br />

Die intangiblen Effekte werden in andere Untersuchungen wie die ökologische Risikoanalyse<br />

"abgeschoben". Damit ist aber die Gefahr gegeben, daß das Nutzen-Kosten-Verhältais als ökonomisches<br />

Kriterium die letztliche Entscheidung dominiert, da es als ein vermeintlich "härteres" Entscheidungskriterium<br />

angesehen wird. Hier soll weder gefordert werden, alle (Umwelt-) Effekte unbedingt zu monetarisieren,<br />

noch behauptet werden, daß dies möglich ist. Umgekehrt stellt sich aber die Frage, wie die politischen<br />

Entscheidungsinstanzen eine Wertung zwischen einer solchen ökonomischen Kennzahl und den<br />

qualitativen Beschreibungen intangibler Effekte - insbesondere in Anbetracht einer hohen Wirtschaftlichkeit<br />

- vornehmen. Weiter unten soll dieser Gedanke der <strong>Bewertung</strong> intangibler Effekte im Rahmen des<br />

Ansatzes der Naturschutzökonomie noch einmal aufgenommen werden.<br />

86 Brümmerhoff 1992, S. 156 f


Nutzen und Kosten des <strong>Saa</strong>leausbaus<br />

real<br />

direkt tangibel<br />

Nutzen<br />

Veränderung der Transportkosten<br />

der Binnenschiffahrt<br />

direkt intangibel verbesserte Standortbedingungen<br />

indirekt tangibel<br />

Kosten<br />

Investitionskosten,<br />

laufende Kosten<br />

Veränderung der<br />

hydrologischen Situation<br />

indirekt intangibel Auswirkungen auf<br />

Naturlandschaft,<br />

Artenvorkommen etc.<br />

pekuniär<br />

Transportkosten<br />

5.2 Kriterienraster der Nutzen-Kosten-Analysen für den BVWP<br />

Das folgende Kriterienraster 87 liegt den derzeitig durchgeführten Nutzen-Kosten-Analysen für die<br />

Bundesvetkehrswegeplanung zugrunde. Sie sind damit auch die Grundlage für die von PLANCO durchgeführte<br />

Nutzen-Kosten-Analyse der einzelnen Wasserstraßenproj ekte in den neuen Bundesländern.<br />

Allerdings wurden für die Nutzen-Kosten-Analysen im Rahmen des gesamtdeutschen Bundesverkehrswegeplans<br />

die <strong>Bewertung</strong>smethoden für einige Nutzenelemente abgestimmt und anhand neuerer Forschungsergebnisse<br />

aktualisiert- 88 Die angegebenen Abkürzungen stehen für die im jeweiligen Bereich<br />

ermittelten Einzelnutzen.<br />

1. Projektnutzen<br />

1.1 Verbilligung von Beförderungsvorgängen NB1, NB2, NB3<br />

1.2 Erhaltung der Verkehrswege NW1.NW2<br />

1.3 Erhöhung der Verkehrssicherheit NS<br />

1.4 Verbesserung der Erreichbarkeit von Fahrtzielen NE<br />

1.5 Räumliche Vorteile NR1, NR2, NR3, NR4<br />

87 Bundesminister für Verkehr (Hg.) 1993, S. 8<br />

88 PLANCO 1991: Methoden zur Modernisierung des BVWP; In diesem Gutachten werden die veränderten <strong>Bewertung</strong>smethoden<br />

zu den Bereichen Beforderungsqualität der Verkehrsträger, regionale Effekte, Geräuschbelastungen und Abgasbelastungen<br />

erläutert.<br />

71


72<br />

1.6 Entlastung der Umwelt<br />

NU1, NU2, NU3<br />

1.7 Erfüllung von verkehrsfremden Funktionen<br />

Summe der Projektnutzen<br />

NF<br />

2. Investitionskosten K<br />

3. Zusammenfassung<br />

Nutzen/Kosten-Verhältais N/K<br />

Im folgenden werden diejenigen Kriterien der Nutzen-Kosten-Analyse näher erläutert, für die in der<br />

PLANCO-Studie Nutzenwerte ermittelt wurden. Es wurden aber nicht für alle Kriterien Nutzenwerte<br />

ermittelt: PLANCO geht davon aus, daß durch die hier behandelten Projekte in den Bereichen "Beiträge<br />

zur Verkehrssicherheit", "Verbesserung der Erreichbarkeit" und "verkehrsfremde Funktionen" keine<br />

Nutzen infolge der Baumaßnahmen anfallen. Die Aufstellung gibt zunächst einen Überblick über die von<br />

PLANCO ermittelten Nutzen und die vom Bundesministerium für Verkehr vorgegebenen Kosten (jeweils<br />

in ihren Barwerten). Im folgenden soll hier nur auf die Nutzen Entlastung der Umwelt (NU) eingegangen<br />

werden, da sie als ein wesentlicher und in unserem Zusammenhang relevanter Schwachpunkt angesehen<br />

werden. Für die Definition und genauere Erläuterung der übrigen Nutzen sei hier auf die Schriftenreihe 72<br />

Gesamtwirtschaftliche <strong>Bewertung</strong> von Verkehrswegeinvestitionen. <strong>Bewertung</strong>sverfahren für den Bundesverkehrswegeplan<br />

1992 und ein Gutachten über das Verkehrsprojekt 17 Deutsche Einheit verwiesen. 89<br />

Entlastung der Umwelt (NU)<br />

Unter dem Punkt "Entlastung der Umwelt" soll eine monetäre <strong>Bewertung</strong> der Beiträge zum Umweltschutz<br />

vorgenommen werden. Sie wird anhand der folgenden vier Kriterien vorgenommen:<br />

NU] Verminderung von Lärm<br />

NU2 Verminderung von Abgasbelästigung<br />

NU3 Verminderung von verkehrsbedingten Trennwirkungen<br />

NU4 Verminderung von Beeinträchtigungen der<br />

Wohnqualität und der Kommunikation<br />

Die <strong>Bewertung</strong>smetaoden für die Nutzen NU] und NU2 sind in dem schon erwähnten Gutachten über<br />

die Modernisierung der <strong>Bewertung</strong>smon gegenüber dem BVWP 1985 weiter verfeinert worden. Dies führt<br />

dazu, daß bei den jetzigen <strong>Bewertung</strong>en die Nutzen aus der Umweltentlastung durch vermiedenen Lärm<br />

oder Abgase höher bewertet werden als bei den Nutzen-Kosten-Analysen für den BVWP 1985. In den<br />

Bundesminister für Verkehr 1993; Petschow, Meyerhoff 1993, Kap. 8


Nutzen-Kosten-Analysen für die Baumaßnahmen an den Wasserstraßen werden lediglich Nutzen der Art<br />

NU2 ermittelt.<br />

NÜ2 Verminderung von Abgasbelastungen<br />

Die Nutzen NU2 ergeben sich daraus, daß durch die Ausbaumaßnahmen eine effizientere Kraftstoffnutzung<br />

ermöglicht wird; hierdurch kommt es zu einer Verringerung der Emissionen. Die Verminderung der<br />

Abgasbelastung wird also nur über den Einsatz größerer Schiffseinheiten erreicht, die bei den unterstellten<br />

Transportvolumen einen geringeren spezifischen Kraftstoffverbrauch haben als im Planungsfall.<br />

5.3 Umweltbelange in der Nutzen-Kosten-Analyse für den Bundesverkehrswegeplan<br />

Viel entscheidender für die Umweltauswirkungen der geplanten Verkehrswege als die oben im Zusammenhang<br />

mit den Nutzen NU2 erwähnten modernisierten <strong>Bewertung</strong>smethoden ist die Frage, ob die<br />

im Rahmen der Nutzen-Kosten-Analysen erfaßten Umweltwirkungen für eine Entscheidung über gesamtwirtschaftliche<br />

Vor- und Nachteile eines Projektes hinreichend sind. Denn sie beziehen sich - bis auf<br />

Trennwirkungen 90, die aber vor allem im Bereich des Straßenbaus relevant sind - ausschließlich auf in<br />

Betrieb befindliche Fahrzeuge. Die Auswirkungen des Ausbaus der Verkehrsinfrastruktur finden nur über<br />

die Ausgleichsmaßnahmen, die in den Investitionskosten mit berücksichtigt sein sollen, Eingang in die<br />

Nutzen-Kosten-Analyse. Gerade diese stellen aber die entscheidenden Umweltwirkungen des Verkehrsträgers<br />

Binnenwasserstraße dar. Während die ökologischen Folgekosten des Binnenschiffs im Fahrbetrieb<br />

unter denen von Bahn und Straße hegen, so haben Ausbaumaßnahmen an Binnenwasserstraßen oft<br />

erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt (siehe im Fall der <strong>Saa</strong>le Kapitel 1).<br />

Es ist daher relativ unbedeutend, die verminderte Luftbelastung verschiedener Binnenschiffstypen innerhalb<br />

der Nutzen-Kosten-Analyse miteinander zu vergleichen, um anhand dieses Vergleichs Aussagen<br />

über die Umweltrelevanz machen zu können, während die viel relevanteren ökologischen Auswirkungen<br />

durch den Bau bzw. Ausbau der Infrastruktur allenfalls im Rahmen der Investitionskosten berücksichtigt<br />

werden. Da die für das Projekt veranschlagten Kosten nicht differenziert werden, ist nicht einmal ersichtlich,<br />

welche Summe für die Ausgleichsmaßnahmen angesetzt wurde. Dies würde aber Rückschlüsse auf<br />

die vom Bundesministerium für Verkehr angenommenen Ausgleichsmaßnahmen erlauben und gleichzeitig<br />

zeigen, welche ökologischen Folgen erwartet werden und wie sie in Kosten bewertet werden.<br />

Mit Trennwirkungen werden im wesentlichen die infolge von stark belasteten Ortsdurchfahrten Schwierigkeiten<br />

personeller Kommunikation verstanden (Bundesministerium für Verkehr 1986, S. 54).<br />

73


74<br />

Als Begründung für die über die Ausgleichsmaßnahmen nicht hinausgehende Berücksichtigung der<br />

Umweltauswirkungen in der Nutzen-Kosten-Analyse wird in den Erläuterungen der <strong>Bewertung</strong>sverfahren<br />

für den Bundesverkehrswegeplan folgendes angegeben: "Ebenso stellt die Schonung unberührter Naturräume<br />

für die Gesellschaft einen Wert dar, der grundsätzlich bezifferbar ist. Jedoch mangelt es noch an<br />

Erkenntnissen, die eine wissenschaftlich unanfechtbare <strong>Bewertung</strong> in geeigneten Preisen möglich machen.<br />

Eine <strong>Bewertung</strong> aller Projektwirkungen in geeigneten Preisen läßt sich also nicht durchführen.<br />

Vielmehr bleiben ergänzende <strong>Bewertung</strong>en in nicht-monetären Skalen erforderlich, die in die abschließende<br />

Investitionsentscheidung ebenfalls einfließen11. 91<br />

In den Erläuterungen für die <strong>Bewertung</strong>sverfahren zum BVWP 92 heißt es dazu an entsprechender<br />

Stelle: " Be- und Entlastungen von Natur und Landschaft können Bedingungen der menschlichen Wohlfahrt<br />

beeinflussen. Insofern stellen sie ebenfalls Mehrkosten bzw. Kostenersparnisse dar. Allerdings ist<br />

auf Basis des einschlägigen Forschungsstandes eine vollständige Einbeziehung der ökologischen Wirkungen<br />

in das allokative <strong>Bewertung</strong>ssystem noch nicht möglich". 92<br />

Anhand dieser beiden Aussagen wird deutlich, daß sich aus der Sicht von PLANCO noch nichts an den<br />

ökonomischen Aussagen zum Natur- und Landschaftsschutz geändert hat. Zwar ist der Aussage zuzustimmen,<br />

daß eine vollständige Einbeziehung der ökologischen Wirkungen in das allokative <strong>Bewertung</strong>ssystem<br />

nicht möglich ist; dies wird wahrscheinlich nie möglich sein, und es ist auch fraglich, ob dies<br />

überhaupt wünschenswert ist. Auf der anderen Seite ist der Stand der "Forschung" in diesem Bereich aber<br />

schon bedeutend weiter, als dies durch die Aussage von PLANCO zum Ausdruck kommt. Im Rahmen der<br />

Naturschutzökonomie, die erst seit den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum Verbreitung findet,<br />

wurden für die Beantwortung dieser <strong>Bewertung</strong>sfragen Methoden entwickelt. Einen Einblick in diesen<br />

Bereich soll der folgende Abschnitt vermitteln. Zunächst soll aber noch die Kritik an den <strong>Bewertung</strong>sverfahren<br />

genannt werden, wie sie von Gorißen und Schmitz vorgebracht wird. Für sie ist sowohl die<br />

Berücksichtigung der Umwelt im alten als auch im modernisierten <strong>Bewertung</strong>sverfahren unzureichend.<br />

Dies läßt sich im wesentlichen auf folgende Punkte stützen:<br />

- Nach dem modernisierten Verfahren werden Abgasbelastungen über ein CO-Äquivalent vereinheitlicht<br />

und jeweils mit einem Toxizitätsfaktor versehen, der aussagen soll, in welchem Umfang das Gefahrdungspotential<br />

je Schadstoffeinheit höher ausfallt als das Gefahrdungspotential von Kohlenmonoxid.<br />

Die Anwendung dieses Toxizitätsfaktors sei aber äußerst fragwürdig, da durch ihn unterschiedliche<br />

Schadstoffwirkungen auf die Umweltmedien Boden, Wasser und Luft sowie auf Lebewesen unzulässig<br />

vereinheitlicht würden.<br />

91 Bundesministerium für Verkehr 1986, S. 7; eigene Hervorhebung<br />

92 Bundesminister für Verkehr 1993, S. 17<br />

9 3 Gorißen, Schmitz 1992, S. 201 f.


- Die verwendeten Kostenansätze seien umstritten. Die den <strong>Bewertung</strong>sverfahren für den BYWP'92<br />

zugrundeliegenden Kostenansätze lägen eher am unteren Rand der in der umweltökonomischen Literatur<br />

genannten externen Kosten des Verkehrs. Der Höhe der Kostenansätze komme aber entscheidender<br />

Einfluß auf das Ergebnis der Nutzen-Kosten-Analyse zu.<br />

Faktoren wie Flächenverbrauch, Boden- und Gewässerbelastungen sowie Ozonbildungspotential und<br />

C02-Emissionen sind nicht miteinbezogen.<br />

- Auch im modernisierten Verfahren gehe die innerörtliche Umweltsituation immer noch zu stark in die<br />

<strong>Bewertung</strong> mit ein. Durch den gewählten Ansatz könne auch dann noch ein monetärer Nutzen ermittelt<br />

werden, wenn innerörtliche Entlastungen durch außerörtliche zusätzliche Belastungen erheblich<br />

überkompensiert würden.<br />

- Auf der Ebene des gesamten Verkehrswegeplanes werde die verkehrsinduzierende Wirkung neuer und<br />

besserer Erreichbarkeiten nicht berücksichtigt.<br />

5.4 Naturschutz-Ökonomie<br />

Betrachtet man die Wirtschaftlichkeitsrechnungen für die hier untersuchten Wasserstraßenprojekte,<br />

dann entsteht der Eindruck, daß ihre Realisierung bei einem Nutzen-Kosten-Verhältnis von über Eins<br />

zwangsläufig positive ökonomische Resultate haben wird. Doch muß berücksichtigt werden, daß die<br />

Eingriffe in den Naturhaushalt und die Landschaft nicht nach ökonomischen Kriterien - Kosten oder<br />

Nutzen - bemessen werden, sondern lediglich qualitativ untersucht werden. Ein Ansatzpunkt der Naturschutzökonomie<br />

liegt nun darin, daß eine solche ökonomische <strong>Bewertung</strong> sehr wohl geboten ist, da auch<br />

im Fall der Realisierung der Vorhaben über die Investitionskosten hinausgehende Kosten entstehen. Diese<br />

Kosten eentstehen dadurch, daß andere Formen der Nutzung ausgeschlossen werden. Wenn es gegenüber<br />

der Natur bzw. einer Landschaft mehrere Nutzungsansprüche gibt, die sich gegenseitig ausschließen, dann<br />

ist Natur zu einem knappen Gut geworden. Knappheit bedeutet wiederum aus ökonomischer Sicht, daß<br />

das entsprechende Gut einer Bewirtschaftung bedarf, also einer Zuweisung an diejenige Nutzung, die den<br />

höchsten Nutzen stiftet.<br />

Die beiden unterschiedlichen Nutzungsinteressen an der Natur lassen sich vereinfacht durch folgende<br />

zwei Grundpositionen beschreiben, die sich gegenseitig ausschließen 94:<br />

1) Auf der einen Seite stehen die Nutzer bzw. die Nutzungsinteressierten. Sie haben ein wirtschaftliches<br />

Nutzungsinteresse an der Umwelt (hier Ausbau der Wasserstraßen) und verwenden die Umwelt als<br />

privaten, marktfähigen Produktionsfaktor (Transport mit Binnenschiffen)<br />

94 vgl. Blöchliger 1992, S. 8ff.<br />

75


76<br />

2) Auf der anderen Seite befinden sich die Schützer bzw. die Schutzinteressierten. Sie sind an einer<br />

möglichst naturnahen Bewahrung des Umweltgutes in seinem ursprünglichen Zustand interessiert<br />

(hier: Nicht-Ausbau der Wasserstraßen). Für sie stehen die verschiedenen konsumtiven und nichtkonsumtiven<br />

Nutzen der natürlichen Umwelt im Vordergrund.<br />

Es ist daher die Frage zu klären, welche Form der Verwendung einen höheren Nutzen stiftet, um dadurch<br />

das knappe Gut der effizientesten Nutzung zuweisen zu können. Während die Nutzungsinteressen<br />

in der Nutzen-Kosten-Analyse erfaßt werden (geringere Transportkosten etc.), finden die Schutzinteressen<br />

hierin keine Berücksichtigung. Dies liegt vor allem daran, daß es sich bei Natur um ein öffentliches Gut<br />

handelt: Ein solches Gut ist dadurch gekennzeichnet, daß niemand vom Konsum ausgeschlossen werden<br />

kann und auch keine Rivalität im Konsum besteht. Jemand, der eine Landschaft besucht oder der sich<br />

allein schon daran erfreut, daß er um ihre Existenz weiß, kann weder von dieser Nutzung ausgeschlossen<br />

werden, noch konkurriert er mit anderen Individuen im Konsum.<br />

Doch anders als bei privaten Gütern, für die der Konsument seine Zahlungsbereitschaft äußern muß,<br />

wenn er in ihren Besitz kommen und einen Nutzen aus ihnen ziehen will, besteht bei den öffentlichen<br />

Gütern kein Anreiz für die Individuen, ihre Wertschätzung für diese Güter entsprechend zu äußern. Es<br />

kann davon ausgegangen werden, daß eine Nachfrage - nach Umwelt im naturnahen Zustand - besteht,<br />

sich diese aber nicht artikuliert bzw. artikulieren kann. Ansatz der Naturschutzökonomie ist es daher, die<br />

Präferenzen der Individuen zu ermitteln, um den Umfang der Nachfrage nach Natur zu ermitteln und ihn<br />

als Nutzen aus dem Schutz der Landschaft dem Nutzen aus der wirtschaftlichen Nutzung gegenüberzustellen.<br />

Maßgebend für die <strong>Bewertung</strong> der Nutzen sollen, gemäß neoklassischer Theorie, die individuellen<br />

Wertschätzungen sein. Wertschätzungen für Natur- und Landschaftsschutz können nach den folgenden<br />

Kategorien, verstanden als Zahlungsmotive der Individuen, ermittelt werden 95. Sie sollen hier kurz<br />

beschrieben werden; auf die Methoden zur Ermittimg entsprechender Größen für die Nachfrage und ihre<br />

jeweiligen Probleme soll hier nicht näher eingegangen werden. 96:<br />

Erlebniswert: Der Erlebniswert resultiert daraus, daß die Natur (z.B. im Fall der <strong>Saa</strong>le eine bestimmte<br />

Auenlandschaft) den Individuen als "Konsumgut" dient. Sie ziehen für sich selbst einen Nutzen daraus,<br />

diese Landschaft betreten zu können, Tiere- und Pflanzen darin beobachten zu können etc.<br />

Existenz- und Vermächtniswert: Diese beiden Werte resultieren nicht aus dem Interesse, aus der Natur<br />

direkt einen Nutzen ziehen zu wollen wie dies beim Erlebniswert der Fall ist. Hier liegt das Zahlungsmotiv<br />

vielmehr darin begründet, daß die alleinige Existenz bestimmter Natur- und Landschaftsgüter als<br />

Nutzen zu werten ist. Ein Beispiel hierfür ist, daß sich Individuen und Naturschutzverbände für den Erhalt<br />

9 5 vgl. Blöchinger 1992, S.<br />

vgl. hierzu u.a. Hanley/Spash 1993


von Walen einsetzen, obwohl wahrscheinlich die meisten nie Wale selber zu Gesicht bekommen werden.<br />

Ein weiterer Aspekt, der mit dem Vermächtniswert angesprochen wird, ist die Erhaltung der unter dem<br />

Erlebniswert genannten Konsummöglichkeiten für spätere Generationen.<br />

Optionswert hn Falle des Optionswertes resultiert die Zahlungsbereitschaft aus dem Motiv, sich selber<br />

die spätere Nutzung offenzuhalten. Das Individuum ist sich selbst im unklaren darüber, ob und wann es<br />

die Konsummöglichkeit nutzen will. Das Motiv hegt in diesem Fall darin, sich aufgrund der Unsicherheit<br />

die Option auf eine zukünftige Nutzung zu erhalten.<br />

Aus diesen verschiedenen Werten setzt sich das gesamte Zahlungsmotiv der Individuen zusammen. Die<br />

hierfür ermittelten Zahlungsbereitschaften können dann als der Umfang an Nachfrage angesehen werden,<br />

die entstehen würde, wenn das Gut Natur- und Landschaftsschutz über Märkte angeboten würde. Da dies<br />

aber bei einem öffentlichen Gut nicht der Fall ist und Märkte auch in den meisten Fällen nicht eingerichtet<br />

werden können, kann der Umfang der Zahlungsbereitschaft als Aufforderung an den Staat angesehen<br />

werden, das Gut in diesem Umfang zur Verfügung zu stellen. Die Ermittlung dieser Zahlungsbereitschaften<br />

macht zumindest deutlich, in welcher Größenordnung Kosten entstehen würden, wenn diese Interessen<br />

nicht berücksichtigt würden.<br />

In der Bundesrepublik ist eine solche Zahlungsbereitschaftsanalyse einmal generell für den Arten- und<br />

Biotopschutz durchgeführt worden 97. Diese Studie kommt zu dem Ergebnis, daß die Spannbreite für die<br />

gesamte Zahlungsbereitschaft der Bevölkerung (ehemalige Bundesrepublik), bei Berücksichtigung methodisch<br />

kritischer Punkte, vorsichtig zwischen 3 bis 7,5 Mrd. DM anzusetzen ist. Gleichzeitig wurden in<br />

dieser Studie die Kosten für ein Naturschutzprogramm ermittelt. Werden die dafür ermittelten Kosten der<br />

Zahlungsbereitschaft gegenübergestellt, so übersteigt die niedrigste Schätzung der Zahlungsbereitschaft<br />

die höchste Schätzung der Kosten um das Doppelte. 98 Ergebnis dieser Untersuchung ist somit, daß die<br />

Kosten für den Arten- und Biotopschutz wesentlich geringer sind als die dafür bestehende Zahlungsbereitschaft<br />

bei der Bevölkerung. Oder umgekehrt: Würde dieses Programm zum Arten- und Biotopschutz nicht<br />

verwirklicht, würden viel höhere Kosten entstehen - nämlich in Höhe der Zahlungsbereitschaft, da diese<br />

einen entgangenen Nutzen darstellt.<br />

Für den Fall von Infrastrukturprojekten wie dem Bau bzw. Ausbau von Wasserstraßen wurde solch eine<br />

Untersuchung in der Bundesrepublik noch nicht durchgeführt. Gerade im Zusammenhang mit dem<br />

Bundesverkehrswegeplan, der ja als Entscheidungsgrundlage u.a. Nutzen-Kosten-Analysen nutzt, erscheint<br />

die Ermittlung solcher Kosten aber geboten. Denn wie hier versucht wurde darzustellen, werden<br />

mit dem bisherigen Vorgehen relevante Kostengrößen nicht erfaßt.<br />

9 7 Hampicke et.al. 1991<br />

9 8 vgl. Hampicke 1991, S. 555<br />

77


78<br />

Eine der bekanntesten Nutzen-Kosten-Untersuchungen auf diesem Gebiet wurde in den USA von<br />

Krutilla und Fischer durchgeführt. Sie schätzten den Nutzen des Heils Canyon, einer wenig berührten<br />

Naturlandschaft im Nordosten der USA, anhand der Besucherfrequenz dieser Landschaft. Der Heils<br />

Canyon sollte mit dem Bau eines Wasserkraftwerks wirtschaftlich genutzt werden. Eine Nutzen-Kosten-<br />

Analyse unter Einbezug der Aufwandsmethode kam zu Beginn der 70er Jahre zu dem Schluß, daß das<br />

Gebiet im ungenutzten Zustand einen größeren Wert besaß (vgl. Krutilla, Fisher 1985).<br />

Im Auftrag der Volksstimme (Magdeburg) wurde im August/September 1993 bei den Bewohnern<br />

Sachsen-Anhalts von Infas eine Umfrage zum Stellenwert der Umweltpolitik 99 durchgeführt. Darin war<br />

auch eine Frage nach der Einstellung zur Flußregulierung von Elbe und <strong>Saa</strong>le enthalten. 74% der Bevölkerung<br />

sprachen sich darin gegen einen Ausbau von Elbe und <strong>Saa</strong>le aus, lediglich 22% waren dafür. Von<br />

dem Teil der Bevölkerung, die sich gegen den Ausbau aussprach, waren selbst dann noch 44% dagegen,<br />

wenn mit dem Ausbau wirtschaftliche Aufschwungperspektiven für die Region verbunden sind. Die<br />

Ergebnisse der Umfrage deuten darauf hin, daß es eine deutliche Nachfrage nach Naturschutz gibt. Zwar<br />

lassen sich hieraus keine Angaben über die Höhe der Zahlungsbereitschaft ableiten - dies wäre einer<br />

genaueren Untersuchimg vorbehalten. Das Ergebnis verdeutlicht aber, welche empirische Relevanz die<br />

oben geschilderten Überlegungen der Naturschutz-Ökonomie haben.<br />

Wie weiter oben schon bemerkt wurde, soll hier nicht behauptet werden, daß durch die Anwendung<br />

dieser und anderer ökonomischer Methoden alle die Wohlfahrt betreffenden Einflüsse auf die Umwelt<br />

erfaßt werden können. Es geht hier in erster Linie um eine Verringerung der Verzerrung der Nutzen-<br />

Kosten-Ergebnisse, wie sie von der Bundesregierung für die Entscheidung über die Realisierung von<br />

Verkehrswegeinvestitionen genutzt werden.<br />

Eine Kleine Anfrage der Gruppe Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag, die die Bundesregierung<br />

zur Stellungnahme zu einem Gutachten über das Verkehrsprojekt 17 aufforderte, enthielt u.a.<br />

auch eine Frage zum Stand der verwendeten <strong>Bewertung</strong>sverfahren. Gefragt wurde danach, wie die<br />

Bundesregierung die bisherige Erhebung der externen Kosten durch die von ihr beauftragten Gutachter im<br />

Vergleich zum letzten Stand der Monetarisierungstechniken beurteilt. Die lapidare Antwort darauf lautet:<br />

"Die Bundesregierung beurteilt die bisherige Schätzung der Nutzen und Kosten als sachgerecht und dem<br />

neuesten Stand der gesamtwirtschaftlichen <strong>Bewertung</strong>smethodik entsprechend". 100 Eine inhaltliche<br />

Auseinandersetzung mit der in dem Gutachten angeführten Kritik oder Punkten, wie sie von Gorißen/Schmitz<br />

vorgebracht werden, findet nicht statt.<br />

y y Volksstimme vom 21. September 1993: Die meisten sagen: Elbe und <strong>Saa</strong>le sollen nicht durch Staustufen reguliert werden.<br />

Antwort auf die Kleien Anfrage der Abgeordneten Dr. Klaus-Dieter Feige, Werner Schulz (Berlin) und der Gruppe<br />

Bündnis 90/Die Grünen betreffend "Nutzen und Kosten des Ausbaus der Wasserwege von Magdeburg nach Berlin<br />

(Drucksache 12/6548, S. 4


5.5 Die Nutzen-Kosten-Berechnung zum Ausbau der <strong>Saa</strong>le<br />

In diesem Abschnitt werden die Nutzen-Kosten-Berechnungen für die Ausbauvariaten der <strong>Saa</strong>le und<br />

den Streckenabschnitt zwischen Magdeburg und der <strong>Saa</strong>lemündung dargestellt und bewertet. Der Ausbau<br />

der Elbe auf diesem Abschnitt ist im Zusammenhang mit dem Ausbau der <strong>Saa</strong>le daher von Interesse, weil<br />

die Wirtschaftlichkeit der Ausbauten an der <strong>Saa</strong>le wesentlich von den Schiffahrtsverhältnissen auf der<br />

Elbe abhängt. Nur wenn diese ausreichende Bedingungen für die Schiffahrt bietet, können auch die<br />

beabsichtigten Abladetiefen auf der <strong>Saa</strong>le ausgenutzt werden.<br />

Grundsätzlich sind für das Verständnis der Nutzen-Kosten-Analysen für den Bundesverkehrswegeplan<br />

noch folgende Angaben zu machen: Die Nutzen und Kosten werden einheitlich mit einer Diskontrate von<br />

3% abdiskontiert, d.h. die zu unterschiedlichen Zeiten anfallenden Nutzen und Kosten werden dadurch<br />

auf einen gemeinsamen Zeitpunkt bezogen. 101 Ausbaumaßnahmen, die ein Nutzen-Kosten-Verhältnis<br />

von 3 oder höher aufweisen, werden im BVWP als vordringlicher Bedarf eingestuft. Der Zeitraum, in<br />

dem ein Nutzenertrag aus den Baumaßnahmen erwartet wird, beträgt für die Wasserstraßenprojekte ca. 85<br />

Jahre. Mit den indisponiblen Ersatzanteilen werden Investitionen bezeichnet, die auch im Vergleichsfall<br />

zur Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit der Wasserstraßen bzw. Bauwerke erforderlich sind.<br />

Ausbauvariante I: Strombaumaßnahmen an der <strong>Saa</strong>le (Abladetiefe 2m)<br />

Für den Ausbau auf eine Abladetiefe von 2 m sind gezielte Vertiefungen an einzelnen Abschnitten und<br />

ein Durchstich bei Trabitz geplant. Hierdurch könnte für die Schiffahrt auf der <strong>Saa</strong>le zwischen Halle und<br />

der Mündung in die Elbe eine Abladetiefe von 2 m gewährleistet werden. Die Bauzeit wird mit vier<br />

Jahren angesetzt.<br />

101 Für nähere Erläuterungen zum Problem der Diskontierung siehe u.a. Hanley/Spash 1993; Pearce, Barbier, Markandya<br />

1990<br />

79


80<br />

Erwartetes Transportaufkommen (in Mio t)<br />

Hauptverkehrsrichtung<br />

Nebenverkehrsrichtung<br />

Projektnutzen<br />

(jeweils in Barwerten)<br />

in Mio. DM in %<br />

Transportkostensenkung (NB1 + NB2)<br />

Regionale Effekte (NR)<br />

Umwelteffekte (NU2)<br />

Summe der Projektnutzen<br />

97,7<br />

48,2<br />

0,7<br />

146,5<br />

Investitionskosten 11,2<br />

66,7<br />

32,9<br />

0,48<br />

100,0<br />

Zusammenfassung<br />

Nutzen/Kosten-Verhältnis 13,1<br />

Von den 94 Mio. DM Investitionskosten wurden 82 Mio. DM indisponible Ersatzanteile abgezogen.<br />

Dadurch gehen in die Nutzen-Kosten-Untersuchung nur 12 Mio DM (Barwert 11,2 Mio DM) als Kosten<br />

ein. Diese hohen indisponiblen Ersatzanteile haben einen starken Einfluß auf das Nutzen-Kosten-Verhältnis.<br />

Bei den Nutzen dominieren diejenigen aus der Transportkostensenkung infolge der Ausbaumaßnahmen;<br />

sie machen über 66% der gesamten Nutzen aus. Die regionalen Effekte haben einen Anteil von 33%,<br />

wogegen die Nutzen aus Umwelteffekten mit 0,5% nahezu bedeutungslos sind.<br />

Ausbauvariante II: Staustufe Klein Rosenburg (Abladetiefe 2,5m)<br />

Auch bei dieser Variante soll der beschriebene Streckenausbau vorgenommen werden. Zusätzlich soll<br />

bei Klein Rosenburg eine Schleuse gebaut werden. Hierdurch würde sich die Abladetiefe nach Angaben<br />

von PLANCO auf konstant 2,5 m verbessern lassen 102. Auch bei dieser Variante wird eine Bauzeit von<br />

vier Jahren angenommen.<br />

102 PLANCO 1992, S. 4.49<br />

1,5<br />

1,4


Erwartetes Transportaufkommen (in Mio t)<br />

Hauptverkehrsrichtung<br />

Nebenverkehrsrichtung<br />

Projektnutzen<br />

(jeweils in Barwerten)<br />

Transportkostensenkung (NBj +NB2)<br />

Kosten der Wegehaltung (NW\ + NW2)<br />

Regionale Effekte (NR)<br />

Umwelteffekte (NU2)<br />

Summe der Projektnutzen<br />

in Mio. DM in %<br />

505.4<br />

-13,4<br />

170.5<br />

3,9<br />

666,4<br />

74,3<br />

25,1<br />

0,6<br />

100,0<br />

(Die Prozentangaben beziehen sich auf die Summe der positiven Nutzen, die in diesem Fall 679,8 Mio.<br />

DM betragen.)<br />

Investitionskosten 126,4<br />

Zusammenfassung<br />

Nutzen/Kosten-Verhältnis 5,3<br />

Von den 218 Mio DM Investitionskosten wurden 82 Mio. DM indisponible Ersatzanteile abgezogen.<br />

Danach gehen in die Nutzen-Kosten-Untersuchung 136 Mio DM (Barwert 126,4 Mio DM) ein. Auch hier<br />

kommt dem indisponiblen Ersatzanteil noch ein wesentlicher Einfluß auf das Nutzen-Kosten-Verhältnis<br />

zu.<br />

Bei den Nutzen dominieren diejenigen aus der Transportkostensenkung infolge der Ausbaumaßnahmen;<br />

sie machen über 75% der gesamten Nutzen aus. Kosten der Wegeerhaltung, regionale Effekte und<br />

Umwelteffekte haben einen wesentlich geringeren Einfluß auf das Ergebnis.<br />

Staustufen Elbe Magdeburg -<strong>Saa</strong>lemündung<br />

PLANCO rechnet in dem Gutachten auch den Bau von Staustufen in der gesamten Elbe durch. Dabei<br />

wird angenommen, daß 30 neue Staustufen gebaut werden müßten, um auf der Elbe eine Tauchtiefe von<br />

2,8 m ganzjährig zu erreichen. Unterteilt wird die Elbe dabei in drei Abschnitte: CSFR - <strong>Saa</strong>lemündung;<br />

<strong>Saa</strong>lemündung - Magdeburg; Magdeburg - Geesthacht. Der im Zusammenhang mit der <strong>Saa</strong>le besonders<br />

relevante Abschnitt ist der zwischen der <strong>Saa</strong>lemündung und Magdeburg. Durch ihn würde eine vollschiffige<br />

Anbindung der <strong>Saa</strong>le an das westdeutsche Wasserstraßennetz entstehen. Notwendig wäre dazu der<br />

2,8<br />

1,4<br />

81


82<br />

Bau von drei Staustufen in diesem Abschnitt, der zum Zeitpunkt der Begutachtung mit 1,5 Mrd DM<br />

Investitionskosten angesetzt winde. Es wird von einer Bauzeit von 10 Jahren ausgegangen.<br />

Projektnutzen in Mio DM in %<br />

(jeweils in Barwerten)<br />

Transportkostensenkung (NB 1+NB2) 304,1 54,8<br />

Kosten der Wegehaltung (NW1 + NW2) -112,7<br />

Regionale Effekte 246,8 44,5<br />

Umwelteffekte 4,0 0,7<br />

Summe der Projektnutzen 442,2 100,0<br />

(Die Prozentangaben beziehen sich auf die Summe der positiven Nutzen, die in diesem Fall 554,9 Mio<br />

DM betragen.)<br />

Investitionskosten 1279,5<br />

Zusammenfassung<br />

Nutzen/Kosten-Verhältnis 0,35<br />

Von den 1,5 Mrd DM werden keine indisponiblen Ersatzanteile abgezogen, sie gehen vollständig in die<br />

Nutzen-Kosten-Untersuchung ein (Barwert ca. 1,3 Mrd DM). Bei den Nutzen haben sowohl die Nutzen<br />

aus den Transportkostensenkungen als auch die Nutzen aus den regionalen Vorteilen bedeutenden Anteil<br />

an den gesamten Nutzen. Die Kosten der Wegeerhaltung steigen infolge der Baumaßnahmen stark an und<br />

fuhren so zu einer Verminderung der gesamten Nutzensumme 103. Die Umweltenüastungseffekte haben<br />

auch bei diesem Projekt einen unbedeutenden Anteil an den Nutzen.<br />

5.6 Anmerkungen zu den Nutzen-Kosten-Analysen von PLANCO<br />

1) Verlagerungseffekte<br />

Als wesentliches Argument für die Binnenschiffahrt wird ihre Umweltfreundlichkeit angeführt. Daher sei<br />

sie dafür prädestiniert, Transporte von Bahn und Straße zu übernehmen und würde dadurch zu einer<br />

Verbesserung bzw. Entlastung der Umwelt beitragen. Dies wird in den Nutzen-Kosten-Analysen aber<br />

103 PLANCO rechnet die gestiegenen Kosten fiür die Wegeerhaltung als negative Nutzen mit in die NKA ein. Systematisch<br />

müßten (?) sie aber den Kosten zugeschlagen werden.


nicht berücksichtigt. Hier wird lediglich untersucht, welche Umweltentlastung sich ergeben würde, wenn<br />

infolge eines Ausbaus größere Schiffseinheiten eingesetzt werden könnten. Die Umweltentlastung ist also<br />

eine, die auf dem Unterschied zwischen Planungs- und Vergleichsfall beruht. Über Effekte, die von einer<br />

Verlagerung von Bahn und LKW auf das Binnenschiff ausgehen könnten, wird in diesen Untersuchungen<br />

keine Aussage gemacht. Inwieweit hier die Ausbaumaßnahmen tatsächlich in den untersuchten Bereichen<br />

Entlastungseffekte bringen, ist damit nicht Gegenstand der Untersuchimg.<br />

Weiterhin ist das Konkurrenzverhältnis von Bahn und Binnschiffahrt nicht berücksichtigt. In den Erläuterungen<br />

zur gesamtwirtschaftlichen <strong>Bewertung</strong> von Verkehrswegeinvestitionen für den BVWP 1985<br />

wird aufgeführt, daß die Beeinflussung der Wettbewerbsfähigkeit insbesondere der Deutschen Bundesbahn<br />

bei der <strong>Bewertung</strong> von verkehrlichen Infrastrukturmaßnahmen zu berücksichtigen ist. Nicht nur ein<br />

Neubau von Kanälen, sondern auch ein Ausbau von Wasserstraßen könne die Aufteilung der auf die<br />

Binnenschiffahrt und die Eisenbahn entfallenden Nachfrage nach Leistungen der Güterbeförderung zu<br />

Lasten der Schiene beeinflussen. Dadurch verschlechtere sich die betriebswirtschaftliche Lage der<br />

Eisenbahn 104. In den Erläuterungen für den BVWP 1992 wird auf das Verhältnis von Bahn und Binnenschiffahrt<br />

nicht mehr eingegangen. Entsprechend werden auch in den Nutzen-Kosten-Analysen von<br />

PLANCO dazu keine Angaben gemacht.<br />

In der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage zum Ausbau der <strong>Saa</strong>le 105 wurde nach dem<br />

Wettbewerbsverhältnis zwischen Bahn und Binnenschiff in Bezug auf den Ausbau der <strong>Saa</strong>le gefragt. Es<br />

wird aber lediglich darauf hingewiesen, daß in der gesamtwirtschaftlichen <strong>Bewertung</strong>, soweit möglich,<br />

alle quantifizierbaren Auswirkungen erfaßt werden sollen. Ansonsten wird noch auf den Unterschied<br />

zwischen Kosten und Tarifen verwiesen, auf die eigentliche Frage aber wird nicht eingegangen. Somit<br />

wird weder in dem Gutachten von PLANCO noch in der Antwort der Bundesregierung über konkurrierende<br />

Kapazitäten zwischen Bahn und Binnenschiff eine Aussage getroffen. Dies ist aber insbesondere<br />

vor dem Hintergrund unverständlich, daß von der Verkehrspolitik immer wieder betont wird, wesentliche<br />

Aufgabe sei in Zukunft die Förderung der Kooperation zwischen den Verkehrsträgern. Wenn dies auf der<br />

einen Seite das Ziel der Verkehrspolitik ist, dann müßte es doch zumindest auch explizit Gegenstand der<br />

Untersuchungen sein. Nur so könnten Aussagen darüber gemacht werden, ob durch die Ausbaumaßnahmen<br />

nicht im Gegenteil eine Verschärfung der Konkurrenz anstatt einer Kooperation gefordert wird.<br />

2) Indisponible Ersatzanteile<br />

Die indisponiblen Ersatzanteile werden als Investitionen bezeichnet, die auch im Vergleichsfall für die<br />

Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit der Wasserstraßen bzw. Bauwerke notwendig sind. Bei der<br />

Ausbauvariante I machen diese indisponiblen Anteile 77% und bei der Ausbauvariante II 38% der gesam-<br />

1 0 4 Bundesminister für Verkehr 1986, S. 23 f.<br />

1 0 5 Bundestagsdrucksache Nr.12/4806<br />

83


84<br />

ten Investitionskosten aus. Erhaltung der Leistungsfähigkeit bedeutet nun, dem derzeit möglichen Umfang<br />

an Schiffsverkehr auch weiterhin entsprechende Verhältnisse zu bieten. Der technisch mögliche Umfang<br />

an Schiffsverkehr muß aber nicht mit dem tatsächlich stattfindenden Verkehr übereinstimmen. Betrachtet<br />

man die derzeitigen Transportmengen auf der <strong>Saa</strong>le, dann befinden sich diese in einer Größenordnung von<br />

einigen tausend Tonnen. Da aber ohne einen Ausbau der <strong>Saa</strong>le auch nicht mit einem wesentlichen Anstieg<br />

der Verkehrsmengen bei gegebenem Stand der Leistungsfähigkeit auszugehen ist, werden also 82 Mio<br />

DM Investitionen angesetzt, um eine unbedeutende Menge an Transporten weiterhin zu ermöglichen.<br />

Umgekehrt formuliert: Was würde passieren, wenn diese 82 Mio DM nicht investiert würden? Könnten<br />

dann die derzeit stattfindenden Verkehre nicht mehr durchgeführt werden? Da die indisponiblen Ersatzanteile<br />

einen großen Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit haben - sie werden von den gesamten Investitionskosten<br />

abgezogen, bevor diese in die NKA eingestellt werden -, erscheint insbesondere im Fall der <strong>Saa</strong>le<br />

eine detaillierte Begründung für diese Ersatzanteile geboten. Es erscheint unter ökonomischen Gesichtspunkten<br />

eher fraglich, warum mit diesen Investitionen die gegebene Leistungsfähigkeit der <strong>Saa</strong>le aufrechterhalten<br />

werden soll. Durch die verkehrliche Nutzung allein sind diese Ausgaben nicht begründbar.<br />

3) Sensitivitätsanalysen<br />

Die Begründung für die Durchführung von Sensitivitätsanalysen ist, daß über zukünftige Entwicklungen<br />

Unsicherheit besteht. Ob die den Untersuchungen zugrundegelegten Annahmen auch tatsächlich jemals so<br />

eintreten werden, ist zum Zeitpunkt der Begutachtung unsicher. Diese prinzipielle Unsicherheit von<br />

Prognosen läßt sich in der NKA nur dadurch auffangen, daß die Eingangsdaten innerhalb eines bestimmten<br />

Spektrums variiert werden, um so Aussagen über die Wirkung möglicher Änderungen dieser Daten<br />

auf die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen zu bekommen. "In all ex ante cases of CBA, the analyst must<br />

make predictions on concerning future physicla flows (for example, traffic movements) and future relative<br />

values (for example, the price of fuel). None of these predictions is made with perfect foresight. Therefor,<br />

an essential final stage of any ex ante CBA is to conduct sensitivity analysis. This means recalculating<br />

NPV when the values of certain key parameters are changed". 106 Zu den Eingangsdaten, die variiert<br />

werden sollten, zählen u.a.<br />

- die Diskontrate,<br />

- die Annahmen über die zugrundegelegten Mengen (hier vor allem die Verkehrsmengen),<br />

- die Lebensdauer des Projektes.<br />

Ziel der Sensitivitätsanalyse ist es, diejenigen Eingangsgrößen ausfindig zu machen, auf deren Änderung<br />

die Wirtschaftlichkeit am stärksten reagiert. "The intention is to discover to which parameters the<br />

1 0 6 Hanley/Spash 1993, S.19


NPV (Net present value) outcome is most sensitive". 107 Für die Entscheidung, ob ein Projekt umgesetzt<br />

werden soll, ist die Kenntnis dieser möglichen Schwankungen von großer Bedeutung: Für die hier betrachteten<br />

Nutzen-Kosten-Analysen ist eine wesentliche Größe das angenommene Verkehrsaufkommen.<br />

Das NK-Verhältnis reagiert in der Regel am stärksten auf Veränderungen dieser Größe. Zum anderen ist<br />

die Kenntnis der sensiblen Größen dann wesentlich, wenn sie Gegenstand von Politik sein können bzw.<br />

sind. So kann es durchaus sein, daß die prognostizierten Verkehrsmengen aufgrund anderer Beschränkungen<br />

nicht erwünscht bzw. unzulässig sind, wie dies z.B. bei den Umweltauswirkungen des Verkehrs der<br />

Fall ist.<br />

In dem Gutachten von PLANCO werden für sämtliche Projekte keine Sensitivitätsanalysen durchgeführt.<br />

Lediglich für das Projekt 17 sind Angaben zu den Auswirkungen auf das Nutzen-Kosten-Verhältnis<br />

für den Fall gemacht worden, daß sich die Baukosten erhöhen. Ansonsten wird davon ausgegangen, daß<br />

sich die gewählten Eingangsdaten nicht ändern werden. Allein schon die Mitteilung des Bundesverkehrsministeriums<br />

über die Verteuerungen der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit 108 hat gezeigt, daß<br />

sich die Eingangsdaten schon jetzt verändert haben. Auch für das prognostizierte Verkehrsaufkommen ist<br />

mit Abweichungen von den Prognosewerten zu rechnen; die Prognosen beziehen sich z.T. auf eine völlig<br />

überholte Ausgangsbasis. Durchgeführte Sensitivitätsanalysen hätten es möglich gemacht, sich schon im<br />

voraus über die Auswirkungen solcher Veränderungen auf die Wirtschaftlichkeit der Projekte Klarheit zu<br />

verschaffen, anstatt eine einzige Zahl als letztendliches Ergebnis darzustellen.<br />

5.7 Zusammenhang zwischen dem Ausbau der <strong>Saa</strong>le und dem der Elbe<br />

Auf der <strong>Saa</strong>le werden die Abladeverhältnisse nach PLANCO zur Zeit vom Wasserstand des freifließenden<br />

Abschnitts Schleuse Calbe - Mündimg in die Elbe bestimmt. Im Vergleich zur Tauchtiefenstrecke<br />

V der Elbe (<strong>Saa</strong>lemündung bis Niegripp), so PLANCO, ergibt sich hier eine im langjährigen Durchschnitt<br />

um knapp 10 cm geringere Tauchtiefe. 109 Daher wird von PLANCO als Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit<br />

der <strong>Saa</strong>leausbauten zugrundegelegt, daß Strombaumaßnahmen an der Elbe durchgeführt<br />

werden, die eine Erhöhung der Tauchtiefen um 20 cm bringen würden.<br />

Die Elbe bietet zumindest in ihrem derzeitigen Zustand nur in wenigen Monaten eine Tauchtiefe von<br />

2 m (Pegel Magdeburg). Nach Angaben von Knoll hatte der Pegel Magdeburg 1991 eine Durchschnittstauchtiefe<br />

von 200 cm nur im Januar, die nächstbesten Monate seien dann mit 160 cm der März<br />

1 0 7 Hanley/Spash, S. 20<br />

1 0 8 Bundesministerium für Verkehr: Verkehrsprojekte Deutsche Einheit. Bonn, Dezember 1993. Für das Projekt 17 wird<br />

hierin ein Investitonsvolumen von 4,5 Mrd angegeben, 500 Mio mehr als ursprünglich angesetzt.<br />

109 PLANCO 1992, S.<br />

85


86<br />

und 150 cm der April gewesen. Alle anderen Monate hätten zum Teil weit darunter gelegen 110. Eine<br />

Erhöhung der Tauchtiefen um 20 cm, wie sie PLANCO voraussetzt, würde nach diesen Angaben also<br />

nicht einmal einen weiteren Monat bringen, in dem die Binnenschiffahrt die auf der <strong>Saa</strong>le hergestellte<br />

Tauchtiefe von 2,5 m bei der Ausbauvariante II voll ausnutzen könnte. Es muß allerdings beachtet<br />

werden, daß 1991 ein Jahr mit überdurchschnittlich schlechten Wasserverhältnissen war.<br />

Tauchtiefenunterschreitungstage, Jahresreihe 1976 - 85<br />

Bereich Unterschreitungstage (kumulativ) pro Jahr<br />


Die Hamburg Port Consulting GmbH macht in ihrem 1990 veröffentlichten Gutachten Verkehrswirtschaftliche<br />

Bedeutung einer modernen Elbwasserstraße folgende Angaben zu den Wasserständen auf der<br />

Elbe: Im Jahr 1988 gab es auf der Strecke von Usti bis Magdeburg an 223 Tagen Tauchtiefen von weniger<br />

als 200 cm, an 188 Tagen davon war die Tauchtiefe geringer als 150 cm und davon wiederum sogar an 51<br />

Tagen geringer als 120 cm. Dabei sei das Jahr 1989 hinsichtilich der Wasserverhältnisse ein mittleres Jahr<br />

gewesen. Die Wasser- und Schiffahrtsdirektion macht in ihrem Jahresbericht 1992 die Angabe, daß<br />

Tauchtiefen von 2m und darüber im langjährigen Durchschnitt nur an 40 bis 50% der Tage im Jahr<br />

erreicht wird.<br />

Naumann hat 1990 eine Studie mit dem Titel Die Wasserstraßen im Elbegebiet angefertigt, die sich<br />

ausführlich mit dem Zustand und den Entwicklungsmöglichkeiten der Wasserstraßen beschäftigt. Darin<br />

behandelt er auch die zulässigen Tauchtiefen auf der Elbe. Für den Tauchtiefenabschnitt V <strong>Saa</strong>lemündung<br />

bis Niegripp gibt Naumann folgende Werte für die Tauchtiefen an.<br />

Häufigkeit geringer Tauchtiefen im Abschnitt V<br />

(Unterschreitung in Tagen pro Jahr)<br />

Tauchtiefe Trockenes Jahr Nonnales Jahr<br />

1.5 m 167 75<br />

1.6 m 182 111<br />

1.7 m 193 149<br />

1.8 m 201 163<br />

1.9 m 206 188<br />

2,0 m 217 222<br />

2,5 m 365 356<br />

Die Tabelle zeigt recht deutlich, wie eingeschränkt die Schiffahrt im Abschnitt zwischen der <strong>Saa</strong>lemündung<br />

und Niegripp ist. "2m tiefgehende Schiffe können [in trockenen Jahren d.V.\ nur etwa 4,5<br />

Monate verkehren, Europaschiffe mit 2,5 m Tiefgang überhaupt nicht". ^<br />

Betrachtet man diese verschiedenen Angaben zu den möglichen Tauchtiefen auf der Elbe, dann entstehen<br />

erhebliche Zweifel an den Annahmen des Bundesverkehrsministeriums, nach denen ein Ausbau der<br />

<strong>Saa</strong>le bei einer freifließenden Elbe sinnvoll ist. Ein Ausbau der <strong>Saa</strong>le auf eine Abladetiefe von 2,5 m<br />

erscheint unbegründet, denn die Binnenschiffahrt könnte diese Abladetiefe, wenn überhaupt, nur an<br />

wenigen Tagen voll ausnutzen. Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums sollen die Schiffahrtsverhältnisse<br />

auf der <strong>Saa</strong>le durch deren Ausbau den Verhältnissen der freifließenden Elbe angepaßt werden.<br />

Die Schiffahrtsverhältnisse seien auf der Elbe deutlich besser als auf der <strong>Saa</strong>le.<br />

1 1 2 Naumann 1990, S. 26<br />

87


88<br />

Angesichts der ungünstigen Tauchtiefen auf der Elbe erscheint es aber äußerst ungewiß, ob selbst bei<br />

im Durchschnitt um 20 cm verbesserten Tauchtiefen ein bedeutender Schiffverkehr auf der Elbe entstehen<br />

wird. Denn es muß berücksichtigt werden, daß hier von durchschnittlichen Tauchtiefen auszugehen ist.<br />

Starke Schwankungen können eine kontinuierliche Schiffahrt aber schon unmöglich machen. Dies dürfte<br />

erhebliche Einflüsse auf die Chancen der Binnenschiffahrt auf den Transportmärkten haben. Weiterhin<br />

muß es als unklar angesehen werden, ob die Strombaumaßnahmen tatsächlich den erwarteten Erfolg<br />

haben werden. Auch wenn dies in den ersten Jahren der Fall sein sollte, so ist doch eine Konstanz der<br />

höheren Tauchtiefen im Zeitablauf zu bezweifeln - für die Maßnahmen wird in der Nutzen-Kosten-<br />

Analyse immerhin eine "Lebensdauer" von über 80 Jahren zugrundegelegt.<br />

Knoll kommt denn auch zu dem Ergebnis, daß ohne eine Stauregulierung der Elbe ein Ausbau der<br />

<strong>Saa</strong>le nicht sinnvoll ist, da die <strong>Saa</strong>le ohne solch einen Ausbau nicht angelaufen werden würde. 113 Dabei<br />

muß berücksichtigt werden, daß die Binnenschiffahrt überhaupt erst einmal Transporte in nennenswertem<br />

Umfang akquirieren müßte, denn ihre Ausgangsbasis hegt bei ca. 7.000 t in 1991. Die Binnenschiffahrt<br />

müßte also so gute Voraussetzungen vorfinden, um sich im Wettbewerb mit Bahn und Straße ein Aufkommen<br />

von mehreren Millionen Tonnen sichern zu können. Die geplanten Ausbaumaßnahmen scheinen<br />

hierzu keine ausreichende Grundlage zu bieten.<br />

Stauregulierung der Elbe?<br />

Ein Ausbau der Elbe mit Staustufen zwischen Magdeburg und der <strong>Saa</strong>lemündung hegt aber jenseits<br />

jeglicher ökonomischer Rationalität. Wird er zur Bedingung für einen rentablen Ausbau der <strong>Saa</strong>le, dann<br />

sind auch die Baumaßnahmen an der <strong>Saa</strong>le - unabhängig davon, ob Variante I oder II verwirklicht würde -<br />

nicht vertretbar. Durch den Bau der Staustufen an der Elbe würde sich nach PLANCO bei Investitionskosten<br />

von 1,5 Mrd DM ein jährlicher Gesamtnutzen von 13,8 Mio DM ergeben. "Allerdings reicht auch<br />

dieser Nutzenbetrag bei weitem nicht aus, um den hierfür erforderlichen Gesamtaufwand zu kompensieren.<br />

Das Nutzen-Kosten-Verhältnis beträgt 0,35 und hegt somit deutlich unter Eins. In langfristiger<br />

Betrachtung ergeben sich für diesen Elbabschnitt im Falle der Verwirklichung eines <strong>Saa</strong>le-Ausbaus bzw.<br />

des Stichkanals nach Leipzig aufgrund positiver Maßnahmeinterdependenzen möglicherweise positivere<br />

Perspektiven". 114<br />

Fazit: Der Ausbau der Elbe mit drei Staustufen zwischen der <strong>Saa</strong>lemündung und Magdeburg muß nach<br />

ökonomischen Kriterien als unwirtschaftlich angesehen werden. Die Berechnungen von PLANCO weisen<br />

für dieses Teilstück ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 0,35 aus. Dabei muß berücksichtigt werden, daß in<br />

113 Knoll 1993, S. 18f.<br />

114 PLANCO 1992, S. 4.43; eigene Hervorhebung


diesen Berechnungen keinerlei ökologische Folgekosten, die beim Bau von Staustufen gravierend sein<br />

dürften, berücksichtigt wurden, für die Baukosten noch Erhöhungen zu erwarten sind und nach unserer<br />

Einschätzung die erwarteten Verkehrsmengen deutlich zu hoch angesetzt sind. Eine Einbeziehung dieser<br />

Faktoren würde also zu einer Verringerung des NKV führen. Allerdings ist diese Maßnahme die einzige,<br />

mit der Vollschiffigkeit auf der Elbe erreicht werden könnte.<br />

Für den Fall der Strombaumaßnahmen setzt PLANCO selbst für den Ausbau der <strong>Saa</strong>le als Voraussetzung<br />

eine Erhöhung der Tauchtiefen von 20 cm an. Die Ausfürungen weiter oben haben gezeigt, daß die<br />

Erfolgsaussichten für höhere Tauchtiefen sehr unterschiedlich beurteilt werden. Eine Untersuchimg über<br />

den Ausbau der <strong>Saa</strong>le, der nur in Abhängigkeit von den Fahrmöglichkeiten auf der Elbe zu beurteilen ist,<br />

könnte demnach erst dann sinnvoll vorgenommen werden, wenn die Strombaumaßnahmen abgeschlossen<br />

sind und eine Verbesserung der Tauchtiefen über mehrere Jahre beobachtet werden konnte.<br />

89


90<br />

6. Wirtschaftlichkeit der Ausbaumaßnahme -<br />

Prognosen des Güteraufkommens auf der <strong>Saa</strong>le<br />

Im Rahmen der Güterverkehrsprognose werden zum einen Annahmen darüber gemacht, wie sich das<br />

Verkehrsaufkommen bzw. das Güteraufkommen generell entwickelt, welche Gutarten transportiert<br />

werden und welche Verkehrsverknüpfungen zwischen den 161 Verkehrsregionen existieren. Diese<br />

Überlegungen werden auf einem hohen Abstraktionsniveau durchgeführt und können Anhaltspunkte für<br />

die Entwicklung in einem Gesamtraum, z.B. der Bundesrepublik, und einen groben Überblick über<br />

mögliche Verkehrsströme geben.<br />

Je konkreter allerdings die Untersuchungen in bestimmte Regionen hineingehen, desto unschärfer werden<br />

die Aussagen zu den Verkehrsströmen. Nach den modellhaften Überlegungen gibt es zwar Darstellungen<br />

darüber, wie sich die Verkehrsströme letztlich auf die Region verteilen. Es erscheint allerdings<br />

höchst problematisch, aus einem Makromodell Daten für einzelne Regionen ableiten zu wollen. Dies gilt<br />

insbesondere für Regionen wie die neuen Bundesländer, in denen der wirtschaftliche Strukturbruch bis<br />

heute andauert und die Konturen der künftigen wirtschaftlichen Strukturen sich erst langsam entwickeln.<br />

Von einem derartigen Modell, welches im Jahre 1990 fertiggestellt wurde nun zu erwarten, eindeutige<br />

Voraussagen über die Transportrelationen in einem eng umgrenzten Raum für das Jahr 2010 machen<br />

zu können, ist wohl kaum möglich. Als Rahmen über die grundsätzlichen Entwicklungen mögen diese<br />

Modelle geeignet sein, als Begründung für den Ausbau eines Flusses, dessen Endpunkt Halle-Trotha sein<br />

wird und für den die regionalen Strukturen von außerordentlicher Bedeutung sind, ist dies aber nicht<br />

möglich. Notwendig für eine solche Analyse wäre es, und auch dies ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt<br />

schwer möglich, ausgehend von der Analyse der bestehenden Strukturen der Wirtschaft und den möglichen<br />

Entwicklungstendenzen die künftigen Transportnotwendigkeiten und Strukturen in der Region "von<br />

unten" abzuschätzen. Dies müßte mittels Marktanalysen der Transportmärkte geschehen, die an den<br />

bestehenden Strukturen orientiert sind. Entsprechende Analysen liegen bislang nicht vor. Doch ist es<br />

letztlich immer eine <strong>Bewertung</strong>sfrage, welche Einschätzungen hinsichtlich der Konkurrenzfähigkeit der<br />

j eweiligen Verkehrsträger vorgezogen werden.<br />

Im folgenden wird für die Ausbauvariante II eine Sensitivitätsanalyse vorgenommen, die zum einen<br />

von einem veränderten Transportaufkommen und zum anderen von gestiegenen Baukosten ausgeht. Sie<br />

soll zeigen, welche Auswirkungen sich dadurch auf das Nutzen-Kosten-Verhältnis ergeben können. Das<br />

von PLANCO errechnete Nutzen-Kosten-Verhältnis von 5,2 für die Ausbauvariante II hängt von ganz<br />

spezifischen Rahmenbedingungen bzw. -daten ab: Vor allem die Summe der Transportkostenersparnisse<br />

(Nutzen NBl und NB2), die direkt vom tatsächlichen Transportaufkommen abhängt, hat wesentlichen<br />

Einfluß auf das Nutzen-Kosten-Verhältnis.


Da die von PLANCO verwendeten Eingangsdaten in die Nutzen-Kosten-Anaiysen nicht veröffentlicht<br />

werden (z.B. die betriebswirtschaftlichen Daten der Binnenschiffahrt), kann auf diese Daten nicht zurückgegriffen<br />

werden und es war insofern notwendig, die Berechnungen mit einigen vereinfachten Annahmen<br />

durchzufuhren, indem bestimmte Verhältnisse der NKA von Planco nachgebildet werden. Wie bereits<br />

festgestellt werden konnte, lassen sich mit diesem Verfahren aber gute Näherungswerte erreichen. Diese<br />

betreffen vor allem die Nutzenkategorien NR und NW2. Bei den Nutzen NB1 und NB2 liegt die Einschränkung<br />

lediglich darin, daß mit durchschnittlichen Transportkostenersparnissen gerechnet wurde;<br />

d.h., relationsspezifische Berechnungen waren hier nicht möglich. Trotzdem zeigen diese Berechnungen<br />

Größenordnungen auf, die sich bei der Veränderung der zugrundegelegten Daten ergeben.<br />

Berechnungsverfahren am Beispiel Ausbauvariante II<br />

Die durchschnittlichen Transportkostenersparnisse lassen sich mit den von PLANCO angegebenen Nutzen<br />

NB1 und NB2 wie folgt bestimmen: Bei einem angenommenen Tiansportaufkommen von 4,2 Mio t.<br />

ergeben sich insgesamt für den Nutzen NB1 10,4 Mio. DM pro Jahr; dies sind ca. 2,48 DM pro transportierter<br />

Tonne. Analog dazu ergeben sich insgesamt 8,4 Mio DM Nutzen NB2 pro Jahr, dies ergibt 2 DM<br />

pro transportierter Tonne. Addiert ergeben diese beiden Werte die gesamtwirtschaftliche Transportkostenersparnis<br />

pro Tonne, d.h. 4,48 DM. Ein verringertes Transportaufkommen wird derart umgesetzt, daß die<br />

Nutzen NB1 und NB2 entsprechend um die Anzahl der Tonnen mal Transportkostenersparnis je Tonne<br />

reduziert werden.<br />

Bei den Nutzen NW1 und NW2 wurden keine Veränderungen angenommen, da sie nicht vom Transportauflkommen<br />

abhängen. Sie fallen immer als Nutzen an, wenn das Projekt realisiert würde. Die Nutzen NR<br />

und NU2 wurden linear zum Transportaufkommen verändert. Die in der PLANCO Studie angegebenen<br />

Werte für ein Jahr wurden bei dem angenommenen Aufkommen als Wert pro Tonne berechnet; diese<br />

spezifischen Werte wurden dann wieder mit den Werten der revidierten Prognose des Transportaufkommens<br />

multipliziert.<br />

Diese Beziehung kann zumindest für den Nutzen NU2 als gegeben angesehen werden, da die Nutzen aus<br />

der angenommenen Entlastung nur entstehen können, wenn Schiffe fahren. Bei den Nutzen aus den<br />

räumlichen Vorteilen wurde der Nutzen NR1 in keiner der Berechnungen verändert. Da er sich aus Nutzen<br />

während der Bauphase ergibt, sind die hierdurch entstehenden Nutzenwerte nicht vom Transportaufkommen<br />

abhängig. Die Nutzen NR2 , NR3 und NR4 hängen wieder vom jeweiligen Transportaufkommen<br />

ab und werden hier entsprechend dem oben genannten Verfahren als spezifischer Wert für jede einzelne<br />

Tonne berechnet, um sie dann mit den revidierten Aufkommenswerten zu multiplizieren.<br />

Im Falle von angenommenen Kostensteigerungen wurden diese auf der Grundlage der Neuinvestitionen -<br />

d.h. ohne die indisponiblen Ersatzanteile - berechnet.<br />

Mit einem solchen "top down" - Verfahren läßt sich nicht beanspruchen, exakte Berechnungen durchführen<br />

zu können. Da aber die Primärdaten nicht zugänglich sind, bleibt nur dieser Weg, um überhaupt Aussagen<br />

über die Sensitivität der Nutzen-Kosten-Berechnungen machen zu können.<br />

91


92<br />

Transportaufkommen auf der <strong>Saa</strong>le im Jahre 2010<br />

Ausgehend von der Güterverkehrsprognose 2010 war nach Auskunft des Bundesverkehrsntinisteriums<br />

für die <strong>Saa</strong>le im Jahr 2010 ein jährliches Verkehrsaufkommen von 9,6 Mio t prognostiziert, davon 5,1 in<br />

der Hauptverkehrsrichtung. Da aber die wirtschaftliche Entwicklung in den neuen Bundesländern aufgrund<br />

der wirtschaftlichen Strukturbrüche mit großen Unsicherheiten behaftet ist, wurden diese Aufkommenswerte<br />

nach Plausibilitätsüberlegungen derart verändert, daß Relationen, auf denen kein eindeutiger<br />

Preisvorteil für die Binnenschiffahrt besteht, aus der prognostizierten Menge abgezogen wurden. Dies<br />

trifft vor allem für die Relationen zu, auf denen ein Transport durch die Binnenschiffahrt gebrochenen<br />

Verkehr bedeuten würde. Ergebnis dieser Korrekturen von Planco war für die Ausbauvariante I ein<br />

Gesamtaufkommen von 2,9 Mio t, davon 1,5 Mio t in der Hauptverkehrsrichtung. Für die Ausbauvariante<br />

II wurde ein Transportaufkommen von 4,2 Mio t angenommen, davon 2,8 Mio t in der<br />

Hauptverkehrsrichtung. Als Begründung für diese Herangehensweise wurde genannt, daß PLANCO und<br />

das BMV sich auf der sicheren Seite der Abschätzungen bewegen wollten, um dem Ergebnis eine stabile<br />

Grundlage zu geben. Dies mag zwar eine Begründung sein, allerdings erscheinen die Ursprungswerte<br />

extrem hoch und dürften eher auf Schwächen der Modellannahmen hinweisen, die sich kaum mit<br />

'Vorsicht' der Planer' hinreichend auflieben lassen.<br />

Für die Ermittlung von Aufkommenswerten für die Sensitivitätsanalyse wird wie folgt vorgegangen.<br />

Aus der Verflechtungsmatrix für die Binnenschiffehrt 115 von Kessel + Partner werden für die Verkehrsregion<br />

92 (Halle) die Werte für den Empfang und den Versand per Binnenschiff ermittelt. Abweichungen<br />

zwischen den hier ermittelten Werten und denen des Bundesverkehrsministeriums, welches ursprünglich<br />

von 9,6 Mio t ausgegangen war, lassen sich darauf zurückführen, daß zum einen die Aufkommenswerte<br />

für die Binnenschiffahrt in den DIW Binnenschiffahrtsmatrizen bereits deutlich geringer waren (über die<br />

ganze Bundesrepublik wird mit einer um 30% geringeren Menge gerechnet, insofern sind die Differenzen<br />

in diesem Fall eher begrenzt), zum anderen in diesen 9,6 Mio t auch noch Transportaufkommen für die<br />

Binnenschiffahrt auf der <strong>Saa</strong>le aus benachbarten Verkehrsregionen enthalten ist. Die Werte für die Region<br />

Halle sind danach folgende (in 1.0001):<br />

Quelle: Die Matrix ist die von Kessel + Partner, wie sie für die Güterverkehrsprognose 2010 benutzt wurde. Das DIW hat<br />

auf diesen Matrizen eigene Berechnungen für folgendes Gutachten vorgenommen: Verminderung der Luft- und Lärmbelastungen<br />

im Güterfernverkehr 2000/2010. FuE Vorhaben des Umweltbundesamtes Nr. 10405962. Bearb.: DIW (Berlin),<br />

IVU (Berlin), IFEU (Heidelberg).


Versand aus Region 92 (Verkehrsregion Halle)<br />

Auswertung der DIW Matrizen<br />

landwirtschaftliche Erzeug. 22.451<br />

Nahrungsmittel 121.474<br />

Kohle 637.025<br />

Rohöl 0<br />

Mineralölerzeugnisse 532.127<br />

Eisenerz 0<br />

NE-Erze, Schrott 73.732<br />

Eisen, Stahl 72.809<br />

Steine, Erden 1.166.681<br />

Chem. Erzeug. 1.285.845<br />

Investitionsgüter 29.771<br />

Verbrauchsgüter 110.912<br />

Gesamt 4.052.827<br />

Empfang in Region 92<br />

landwirtschaftliche Erzeugnisse 39.049<br />

Nahrungsmittel 231.525<br />

Kohle 433.034<br />

Rohöl 1.310<br />

Mineralölerzeugnisse 1.068.859<br />

Eisenerz 0<br />

NE Erze, Schrott 116.617<br />

Eisen, Stahl 116.617<br />

Steine, Erden 1.113.280<br />

Chemische Erzeugnisse 1.141.650<br />

Investitionsgüter 26.831<br />

Verbrauchsgüter 151.695<br />

Gesamt 4.440.467<br />

Gesamtsumme 8.493.303<br />

Für den Empfang und den Versand der einzelnen Gütergruppen wurden dann jeweils die einzelnen<br />

Relationen betrachtet. Im ersten Schritt werden Korrekturen an den Mengen vorgenommen, die im<br />

wesentlichen durch die Wettbewerbsverhältnisse auf dem Transportgütermarkt bedingt sind. Die Revision<br />

der Güteraufkommenswerte aus den Binnenschiffahrtsmatrizen des DIW wurde dabei wie folgt vorgenommen:<br />

- Anhand von Plausibilitätsüberlegungen, vor dem Hintergrund der Kostenstrukturen, wurden diejenigen<br />

Relationen herausgenommen, auf denen für die Binnenschiffahrt gebrochene Verkehre bzw. sehr<br />

große Umwege notwendig wären.<br />

93


94<br />

- Ferner wurden die Aufkommenswerte für die Gütergruppen Investitions- und Verbrauchsgüter<br />

herausgenommen, da die Affinität bei diesen Gütern zur Binnenschiffahrt auf der <strong>Saa</strong>le als nicht gegeben<br />

angenommen werden kann, denn die Region Halle ist insgesamt sehr gut durch die anderen<br />

beiden Verkehrsträger Bahn und Straße erschlossen.<br />

- Schließlich wurden noch die Werte, die ausschließlich innerhalb der Region 92 verlaufen, aus den<br />

Aufkommenswerten herausgenommen. Nach diesen Korrekturen ergeben sich folgende Werte:<br />

Versand aus Region 92<br />

landwirtschaftliche Erzeug. 9.409<br />

Nahrungsmittel 45.506<br />

Kohle 318.657<br />

Rohöl 0<br />

Mineralölerzeugnisse 311.170<br />

Eisenerz 0<br />

NE-Erze, Schrott 30.970<br />

Eisen, Stahl 38.675<br />

Steine, Erden 505.523<br />

Chemische Erzeugnisse 515.776<br />

Gesamt 1.775.686<br />

Empfang in Region 92<br />

landwirtschaftliche Erzeugnisse 13.032<br />

Nahrungsmittel 74.443<br />

Kohle 222.529<br />

Rohöl 0<br />

Mineralölerzeugnisse 450.765<br />

Eisenerz 0<br />

NE Erze, Schrott 75.929<br />

Eisen, Stahl 49.425<br />

Steine, Erden 387.892<br />

Chemische Erzeugnisse 446.723<br />

Gesamt 1.720.738<br />

Gesamtsumme 3.496.424


Auswertung der DIW Matrizen<br />

Versand aus Region 92 (Verkehrsregion Halle)<br />

Verbrauchsgiiter<br />

Investitionsgüter<br />

Chem. Erzeugn.<br />

Steine, Erden<br />

Eisen, Stahl<br />

NE-Erze, Schrott<br />

Eisenerz<br />

Mineralölerzeugnisse<br />

Rohöl<br />

Kohle<br />

Nahrungsmittel<br />

landw. Erzeugn.<br />

Empfang in Region 92<br />

Verbrauchsgüter<br />

Investitionsgüter<br />

Chem. Erzeugn.<br />

Steine, Erden<br />

Eisen, Stahl<br />

NE-Erze, Schrott<br />

Eisenerz<br />

Mineralölerzeugnisse<br />

Rohöl<br />

Kohle<br />

Nahrungsmittel<br />

landw. Erzeugn.<br />

100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300<br />

100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200


96<br />

Aufkommenswerte nach IÖW-Korrekturen<br />

Versand aus Region 92 (Verkehrsregion Halle)<br />

Chem. Erzeugii.<br />

Steine, Erden<br />

Eisen, Stahl<br />

NE-Erze, Schrott<br />

Eisenerz<br />

Mineralölerzeugnisse<br />

Rohöl<br />

Kohle<br />

Nahrungsmittel<br />

landw. Erzeugn.<br />

Empfang in Region 92<br />

Chem. Erzeugn.<br />

Steine, Erden<br />

Eisen, Stahl<br />

NE-Erze, Schrott<br />

Eisenerz<br />

Mincralölerzeugnisse<br />

Rohöl<br />

Kohle<br />

Nahrungsmittel<br />

landw. Erzeugn.<br />

-+- -+- H<br />

100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300<br />

-+- H<br />

100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200


Korrekturen an den Aufkommenswerten<br />

Wie bereits beschrieben, bestehen erhebliche Bedenken hinsichtlich der Nutzung der Daten der Binnenschiffahrtsmatrizen<br />

zur Begründung folgenreicher hifrastrukturmaßnahmen. Trotz dieser grundsätzlichen<br />

Bedenken sollen dennoch die Daten aus den Binnenschiffahrtsmatrizen der Analyse zugrundegelegt<br />

werden. In einem zweiten Schritt sollen die besonderen Bedingungen der Region und der Fahrverhältnisse<br />

der Elbe und deren Auswirkungen auf die Gütertransportmengen berücksichtigt werden. Dabei wird nicht<br />

mehr differenziert nach Güterarten, sondern nur noch nach der Gesamtmenge. Es spielen insbesondere<br />

zwei Faktoren eine Rolle:<br />

- Die regionalen Wirtschaftsstrukturen haben sich massiv verändert seit Erstellung dieser Binnenschiffahrtsmatrizen.<br />

Diese reflektieren insofern nur begrenzt die tatsächlich gegebenen Verhältnisse<br />

und berücksichtigen insbesondere auch nicht die Planungen der regionalen Akteure, die wesentliche<br />

Teile ihrer Planung nicht auf die Binnenwasserstraßen ausgerichtet haben (vgl. dazu den Fall der Stadt<br />

Leipzig).<br />

- Die Tauchtiefen sind bestimmend für die Angebotsverhältnisse der Binnenschiffahrt insbesondere im<br />

Bereich der Massengüter. Eine verringerte Tauchtiefe bedeutet auch höhere Kosten. Dies ist in diesem<br />

Zusammenhang wichtig aufgrund der begrenzten Tauchtiefe auf der Elbe, die über lange Zeit des Jahres<br />

bestimmend auch für die <strong>Saa</strong>le sein werden.<br />

Hierzu ein Beispiel 1 1 6: Nach den Kostenkalkulationen des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschiffahrt<br />

wird auf den Schiffstyp Gustav Koenigs zurückgegriffen. Die Binnenschiffahrt besitze selbst<br />

bei einer Abladetiefe von 1,45 m, d.h. der durchschnittlichen Tauchtiefe auf der Elbe, einen Preisvorteil<br />

gegenüber der Eisenbahn bei der Beförderung von trockenem Massengut. Recherchen ergaben, daß in der<br />

Bundesrepublik Eisenbahnfirachten vereinbart werden, die 25 - 30 % unter dem Deutschen Eisenbahngütertarif<br />

hegen. Überträgt man diesen Preisabschlag auf die betrachteten Eisenbahntarife, so hegen diese<br />

modifizierten Transportpreise unter dem Transportpreisniveau der Binnenschiffahrt bei einer Abladetiefe<br />

von 1,45 m.<br />

Da die Elbe weiterhin den begrenzenden Faktor darstellt, bedeutet dies, daß die Binnenschiffahrt auch<br />

bei klassischen binnenschiffaffinen Gütern unter erheblichem Konkurrenzdruck steht. Insofern ist es eher<br />

fraglich, inwieweit die Binnenschiffahrt hier überhaupt konkurrenzfähig sein kann. Wir erwarten aufgrund<br />

der Schiffahrtsverhältnisse auf der Elbe enorme Schwierigkeiten für die Binnenschiffahrt, sich hier in<br />

einem durch verschärften Wettbewerb gekennzeichneten Güterverkehrsmarkt Ladung zu erschließen. Sie<br />

kann den Verladern keine kontinuierlichen Lieferungen über das Jahr verteilt garantieren und muß gegen<br />

Bahn und Straße bestehen, die beide nach unserer Einschätzung noch über bedeutende Kapazitätsreserven<br />

verfügen und mit einem verschärften Preis- und Qualitätswettbewerb versuchen werden, ihre Marktanteile<br />

vgl. Hamburg Port Consult Verkehrswirtschaftliche Bedeutung einer modernene Elbwasserstraße (1990) S. 33<br />

97


98<br />

zu halten bzw. auszubauen. Dazu kommt noch eine Verkehrspolitik, die zur Zeit die Wettbewerbsposition<br />

von Bahn und Binnenschiffahrt weiter verschlechtert, indem sie weiterhin den Straßengüterverkehr stärkt.<br />

Unter der Berücksichtigung beider Faktoren gehen wir davon aus, daß es der Binnenschiffahrt auch bei<br />

Ausbau der <strong>Saa</strong>le maximal gelingen wird, etwa die Hälfte der mit Hilfe der korrigierten Matrizen ermittelten<br />

Aufkommenswerte realisieren zu können. Damit würde sich das Aufkommen zwischen 1,7 bis 1,9<br />

Mio t bewegen. Aber wie schon betont wäre bereits diese Gütermenge eine außerordentliche Steigerung<br />

gegenüber dem gegenwärtigen Zustand hinsichtlich der Verkehre auf der <strong>Saa</strong>le und müßte überhaupt erst<br />

einmal akquiriert werden.<br />

Werden diese korrigierten Werte (1,8 Mio t.im Jahr) in die NKA eingegeben und wird zusätzlich davon<br />

ausgegangen, daß sich die Baukosten um 20% (163,2 Mio DM) erhöhen werden, so ergibt sich daraus ein<br />

NKA Verhältnis von 1,88. Der Ausbau der <strong>Saa</strong>lestaustufe wäre insofern nicht in den vordringlichen<br />

Bedarf im Rahmen der Bundesverkehrswegeplanung mit aufzunehmen. In diesen Nutzen-Kosten-Analysen<br />

sind die ökologischen Folgekosten des Ausbaus nicht enthalten und somit auch nicht in die <strong>Bewertung</strong><br />

miteinbezogen.<br />

7.1 Der Stichkanal nach Leipzig<br />

Die erwogene Vollendung des in den 40er Jahren abgebrochenen Projektes, mit dem Leipzig an das<br />

Wasserstraßennetz angeschlossen werden soll, erfordert neben dem Streckenaus- und -neubau am<br />

Leipziger Kanal den Neubau von fünf Schleusen (Halle-Stadt, Halle-Trotha, Planena, Merseburg, Wüsteneutzsch).<br />

Durch die Baumaßnahmen soll ein Richtungsverkehr mit 2,5 m Abladetiefe möglich werden.<br />

PLANCO verweist in der Studie zum BVWP darauf, daß die gesamtwirtschaftliche <strong>Bewertung</strong> der<br />

Vollendung des Leipziger Kanals mit erheblichen Unsicherheiten verbunden ist 117. Es wird bei der <strong>Bewertung</strong><br />

von Investitionskosten in Höhe von 420 Mio. DM ausgegangen, von denen 20 Mio DM als<br />

indisponibler Ersatzanteil eingestuft werden. Als Aufkommenswerte werden für den Vergleichsfall 0,44<br />

Mio t und für den Planungsfall 1,47 Mio t angenommen. Da für den Vergleichsfall keine Werte vorliegen,<br />

werden aus der Rahmenprognose der Erwartungswert für den Vergleichsfall und für den Planungsfell der<br />

obere Grenzwert der Rahmenprognose angenommen. PLANCO weist daraufhin, daß hier detailliertere<br />

Sonderuntersuchungen erforderlich sind, die aber im Rahmen der Arbeiten zum BVWP 92 aus Zeit- und<br />

Aufwandsgründen nicht durchgeführt wurden.<br />

117 PLANCO 92, S. 4.55


Aufbauend auf dieser unsicheren Datenbasis kommt PLANCO zu einem Nutzen-Kosten-Verhältnis von<br />

1,2. Es wird vorgeschlagen, die Anbindung Leipzigs an das Wasserstraßennetz daher in die Kategorie<br />

"Planung" des BVWP aufzunehmen, d.h., der Stichkanal nach Leipzig ist keine Maßnahme, die im Rahmen<br />

des Bundesverkehrswegeplans 1992 verwirklicht werden soll.<br />

Projektnutzen in Mio. DM in %<br />

(jeweils in Barwerten)<br />

Transportkostensenkung (NB 1+NB2) 373,6 71,5<br />

Wegehaltungskosten (NW1 + NW2) -75,4<br />

Regionale Effekte (NR) 149,2 28,5<br />

Summe der Projektnutzen 447,4 100,0<br />

(Die Prozentangaben beziehen sich auf die Summe der positiven Nutzen, die hier 522,8 Mio. DM beträgt.)<br />

Investitionskosten<br />

Summe Investitionskosten 420 Mio DM<br />

davon indisponible Ersatzanteile 20 Mio DM<br />

Barwert der Investitionskosten 361 Mio DM<br />

Zusammenfassung<br />

Nutzen-Kosten-Verhältnis 1,2<br />

Auch bei dieser Maßnahme würde durch die Senkung der Transportkosten der größte Anteil der Nutzen<br />

auftreten (71,5%). Die Wegehaltungskosten würden sich erwartungsgemäß erhöhen, die regionalen<br />

Effekte schlagen mit 28,5% Anteil an den Nutzen zu Buche. Für den Stichkanal werden von PLANCO<br />

keine Veränderungen der Umweltsituation erwartet, Nutzen aus der Entlastung entstehen also nicht.<br />

Stadt Leipzig<br />

Obwohl die <strong>Saa</strong>le ab dem Hafen Halle-Trotha bis zur ehemaligen Einmündung des <strong>Saa</strong>le-Elster-Kanals<br />

(Stichkanal nach Leipzig) als Nebenwasserstraße klassifiziert ist, kommt der Ausbau in den Planungen<br />

Leipzigs nicht vor: das ist aus mehreren Quellen ersichtlich. Zum einen ist der <strong>Saa</strong>le-Elster-Kanal nicht in<br />

den raumbedeutsamen Planungen der Stadt Leipzig (mit Stand vom 20.8.1991) vorhanden, zum anderen<br />

sind in unmittelbarer Nähe des Kanals keine Industrie- und Gewerbegebiete im Flächennutzungsplan<br />

vorhanden, die einen Ausbau sinnvoll werden ließen. Die angebotenen Gewerbestandorte Westsachsens<br />

99


100<br />

liegen in der Region Leipzig insbesondere nordöstlich der Stadt an der Autobahn Halle-Dresden, nordwestlich<br />

am Autobahnkreuz und Flughafen Schkeuditz sowie südöstlich zwischen Markranstädt und<br />

Markleeberg. Insgesamt ist in der Planung der Gewerbestandorte eine deutliche Orientierung auf Fernstraßen<br />

zu erkennen, wobei die stadtnahe Lage und die ausgewiesenen Größen auf große Handelsstandorte<br />

schließen lassen, weniger auf Produktionsstandorte, (vgl. CORNELSEN u.a. 1992, 179).<br />

Der <strong>Saa</strong>le-Elster-Kanal, der von der <strong>Saa</strong>le nach Osten in Richtung Leipzig abzweigt, ist auf zehn Kilometern<br />

aufgrund von Braunkohletagebaugruben nicht mehr vorhanden bzw. wurde nicht fertiggestellt.<br />

Auf den östlich daran anschließenden ca. 15 Kilometern bis Leipzig ist dieser Kanal als Wasserfläche in<br />

den Kartenwerken verzeichnet. Ein Ausbau dieses Kanals erscheint auch aufgrund der topographischen<br />

Begebenheiten als sehr kostspielig, da zum einen die <strong>Saa</strong>le-Schleusen zwischen Trotha und dem Abzweig<br />

des Kanals grundlegend saniert werden müßten, zum anderen müßten von der Basis der <strong>Saa</strong>le bis zum<br />

Leipziger Hafen zusätzlich rund 25 Höhenmeter mit Schleusen überwunden werden. Die Nutzen-Kosten-<br />

Analyse des PLANCO-Gutachtens kommt nur auf einen Wert von 1,2; ein im Vergleich zu anderen<br />

Strecken sehr niedriger Wert.<br />

Als Ursache für die Nichtverfolgung des Wasserstraßenanschlusses seitens Leipzig können die<br />

Wachstumsfelder herangezogen werden, die die Stadtverwaltung für die weitere Entwicklung ihrer Stadt<br />

anstrebt. Diese liegen ausschließlich in Branchen, für die ein Wasserstraßenanschluß von ihrer Produktions-<br />

und Absatzstruktur her unwichtig ist: Die vorhandenen Mittel sollen auf die Entwicklung Leipzigs<br />

zum Medienstandort, zum Standort für Elektrotechnik und als Kreuzungspunkt von Hochleistungsverkehrssystemen<br />

konzentriert werden.<br />

Betrachtet man einige konkrete Entwicklungen bzw. Planungen, dann wird deutlich, daß diese nicht<br />

mit den Aufkommenswerten der Nutzen-Kosten-Rechnungen im Einklang stehen. So wird z.B. im Raum<br />

Leipzig ein GVZ geplant, das ohne eine Anbindung an das Wasserstraßennetz bleiben wird. Der Stichkanal,<br />

der nach Empfehlimg von PLANCO in die weitere Planung eingestellt werden soll, findet in den<br />

regionalen Entwicklungsplänen keinerlei Berücksichtigung. Weder liegen an diesem Kanal irgendwelche<br />

Industrien, die davon profitieren könnten, noch sind dort Gewerbegebiete ausgewiesen noch wird das<br />

geplante GVZ in der Nähe des Kanals liegen. Es kann also davon ausgegangen werden, daß ein Kristallisationspunkt<br />

der verkehrlichen Entwicklung (das GVZ) in diesem Raum abseits der <strong>Saa</strong>le liegen wird.<br />

Damit ist aber gerade die für die Verknüpfung der Verkehrsträger gegebene Voraussetzung nicht vorhanden.<br />

Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß der Bau eines Stichkanals nach Leipzig aus zwei Gründen<br />

nicht sinnvoll erscheint, zum einen aufgrund des zu geringen Nutzen-Kosten-Verhältnisses und zum<br />

anderen aufgrund der Planungen Leipzigs, die eine Orientierung der wirtschaftlichen Entwicklung in


Richtung Dienstleistungsstandort vorsehen und der bereits realisierten güterverkehrlichen Verknüpfungen,<br />

die nicht auf den Einbezug der Binnenschiffahrt ausgerichtet sind.<br />

7.2 <strong>Seiten</strong>kanal zwischen Schönebeck und der Schleuse Calbe<br />

Die im folgenden dargestellte Variante geht auf einen Vorschlag von Naumann zurück, der diesen im<br />

Rahmen einer Studie "Die Wasserstraßen im Elbegebiet. Zustand und Entwickungsmöglichkeiten" 1990<br />

im Auftrag des Vereins zur Förderung des Elbstromgebietes dargelegt hat.<br />

Nach Naumann kann die Vollschiffigkeit der Elbe nur durch eine Kanalisierung, d.h. den Ausbau mit<br />

Staustufen, oder einen <strong>Seiten</strong>kanal parallel zur Elbe erreicht werden. Beide Lösungen seien aber ein<br />

langwieriger Prozeß. Daher schlägt er alternativ den Bau einer Zufahrt zur <strong>Saa</strong>le vor, der abgekoppelt<br />

vom Ausbau der Elbe durchgeführt werden könnte. Grundlage bleibt aber der Bau einer Staustufe bei<br />

Magdeburg.<br />

Der vorgeschlagene <strong>Seiten</strong>kanal soll ostwärts der Stadt Schönebeck aus der Elbe abzweigen und nach 2<br />

km über eine Schleuse mit etwa 9m Gefalle auf NN + 52 ansteigen. Die Kanaltrasse soll dann zunächst in<br />

südöstlicher, dann südlicher Richtung zwischen der Ortschaft Pömmelte und der Stadt Barby verlaufen<br />

und dann die <strong>Saa</strong>le östlich der Ortschaft Tornitz erreichen. Die Gesamtlänge des Kanals würde bei diesem<br />

Modell etwa 16 km betragen. Naumann weist daraufhin, daß es nicht sicher ist, ob der Staubereich der<br />

von ihm vorausgesetzten Staustufe Magdeburg bis zum Abzweig des Kanals bei Schönebeck ausreicht,<br />

um dort jederzeit Vollschiffigkeit zu gewährleisten. Sollte dies nicht der Fall sein, dann könnte seiner<br />

Meinung nach das Stauziel Magdeburg entsprechend angehoben werden. Nach seinem Modell würde<br />

damit zwei Staustufen auf der Elbe und die <strong>Saa</strong>lestaustufe bei Klein Rosenburg eingespart werden.<br />

Wasserbautechnisch und bezüglich der Landeskultur hält Naumann diesen Kanal für bedeutend weniger<br />

problematisch als den Bau von Staustufen in der Elbe 118.<br />

Der Bau eines <strong>Seiten</strong>kanals von Schönebeck und Calbe ohne die Einbeziehung einer Staustufe bei<br />

Magdeburg wurde in der aktuellen Diskussion vorgeschlagen mit dem Ziel, die Staustufe bei Klein Rosenberg<br />

mit den beschriebenen ökologischen Auswirkungen zu vermeiden. Aktuell wird vom Landesministerium<br />

für Wirtschaft und Verkehr eine Studie erarbeitet, die die Möglichkeiten und Grenzen ausloten<br />

soll. Allerdings ist es nach der Realisierung der wasserstandsunabhängigen Überquerung der Elbe bei<br />

Magdeburg mittels einer Kanalbrücke unklar, inwieweit solch eine Lösung ohne die entsprechende<br />

Staustufe überhaupt technisch möglich wäre. Denn der Wasserstand der Elbe wird damit nicht die von<br />

118 Naumann 1990, S.72<br />

101


102<br />

Naumann vorausgesetzten Wasserstände erreichen. Angaben zu den Kosten für solche eine Kanallösung<br />

macht Naumann nicht. Er mutmaßt lediglich, daß der Bau wahrscheinlich kostengünstiger wäre als die<br />

ansonsten notwendigen drei Staustufen.<br />

Die WSD Ost hat im Rahmen der Voruntersuchungen diese Lösung auch geprüft, ist allerdings nach<br />

eigenen Angaben zu dem Ergebnis gekommen, daß diese Lösung erheblich teurer sei als die nun favorisierte.<br />

Gegenwärtig liegen keine exakten Daten hinsichtlich dieses Kanals vor. Allerdings gibt es eine<br />

Grobschätzung der WSD, die davon ausgeht, daß diese Lösung etwa dreimal so teuer sei wie die Lösung<br />

'Staustufe bei Klein Rosenberg'.<br />

Um abschätzen zu können, wie die Nutzen-Kosten-Relationen für einen solchen Kanal aussehen würden,<br />

sind wir von einer Investitionssumme von 408 Mio DM ausgegangen, die unter sonst unveränderten<br />

Bedingungen in die NKA eingegeben wurden. Da auch in diesem Falle unklar ist, wie die Tauchtiefen auf<br />

der Elbe die möglichen Abladetiefen und damit auch die Kostenrelationen und die tarnsportierten Mengen<br />

beeinflussen (können), haben wir in die NKA den außerordenlich optimistischen Güteraufkommenswert<br />

von Planco eingesetzt, also eine transportierte Menge von 4,2 Mio t je Jahr.<br />

Als Ergebnis läßt sich festhalten, daß das Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKV) bei einem Güterverkehrsaufkommen<br />

von 4,2 Mio t und Investitionskosten in Höhe von 408 Mio. DM und sonst unveränderten<br />

Annahmen sich ein NKV von 1,85 ergibt. Bei Reduktion der Verkehrsmenge in der Größenordnung, wie<br />

wir sie mit Plausibilitätsannahmen im Falle der Staustufe bei Klein Rosenberg vorgenommen haben,<br />

würde sich das NKV noch einmal deutlich verschlechtem. Insofern ist festzuhalten, daß unter diesen<br />

Gesichtspunkten der Kanal nicht den Kriterien zur Einstufung in den vordringlichen Bedarf genügt bzw.<br />

unter der Zugrundelegung eines geringeren Güteraufkommens (vgl. dazu die Überlegungen zur Revision<br />

der von Planco vorgegebenen Werte) sogar unwirtschaftlich werden könnte.<br />

Allein interessant und von daher untersuchenswert wäre es allerdings, die beiden Varianten Staustufe<br />

Klein Rosenberg ökologische Dimension erweiterten NKA zu vergleichen. Damit werden zwar die Werte<br />

der herkömmlichen NKA nicht verbessert, d.h. die Wirtschaftlichkeit erhöht sich in beiden Fällen nicht,<br />

allerdings dürften sich beide Lösungen annähern in dem Sinne, als die ökologischen Folgekosten des<br />

Kanals niedriger sind als bei der Staustufe Klein Rosenberg und sich insofern eben unter Einbeziehung<br />

der ökologischen Kosten die Differenz zwischen beiden Lösungen verringert.


Schluß<br />

Wie aus den Darlegungen deutlich wird, sind die Projekte für den Ausbau der Wasserstraße <strong>Saa</strong>le unter<br />

ökonomischen Gesichtspunkten gemäß der Kriterien des BVWP in Frage zu stellen. Eindeutig ist dies im<br />

Falle des Stichkanals nach Leipzig und der Verbindung Schönebeck/Calbe. Hinsichtlich der Ausbaumaßnahmen<br />

der <strong>Saa</strong>le und insbesondere der Staustufe bei Klein Rosenberg erscheinen die erwarteten Güteraufkommen<br />

für die <strong>Saa</strong>le als zu hoch, wobei Kritik insbesondere an der Form der Planung zu üben ist, die<br />

versucht, über ein globales Aufkommensmodell das Güterverkehrsaufkommen einer Region abzuschätzen.<br />

Dies ist insbesondere für den Raum Halle zu problematisieren, da es sich hier um einen 'Kopf-Hafen<br />

handelt, dessen Transportaufkommen entscheidend von den wirtschaftlichen Strukturen der Region<br />

geprägt ist. Da sich in diesem Raum die wirtschaftlichen Strukturen grundlegend geändert haben, erscheint<br />

die Revision der Aufkommenswerte, wie sie auch von PLANCO durchgeführt wurde, nicht<br />

ausreichend, da allein die Kostenstrukturen der Binnenschiffahrt in den gebrochenen Verkehren als<br />

Korrekturgrundlage genommen wurden.<br />

Es erscheint erforderlich, die Diskussion um den Ausbau der <strong>Saa</strong>le dahingehend zu konkretisieren, daß<br />

eine Analyse des regionalen Transportmarktes durchgeführt werden sollte, bei der eine realistische<br />

Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Situation unternommen wird: welche Transportvolumina werden in<br />

der Region gegenwärtig transportiert, welche Gütermengen würden grundsätzlich für die Binnenschiffahrt<br />

und welche Gütermengen unter den gegebenen Kostenstrukturen und dem Verladeverhalten der Unternehmen<br />

der Region in Frage kommen? Diese Basiswerte, die sich aus der Bestandsaufnahme der Region<br />

ergeben, sollten dann vorsichtig extrapoliert werden, wobei allerdings nicht in erster Linie Maßnahmen<br />

des Ausbaus von Verkehrsin&astrukturen im Vordergrund stehen sollten, sondern eine Orientierung auf<br />

Verkehrsvermeidung im Vordergrund stehen sollte. Zudem ist es dringend erforderlich, das Instrumentarium<br />

der NKA im Rahmen der Bundesverkehrswegeplanung tun die ökologischen Folgekosten des<br />

Ausbaus von Verkehrswegen zu erweitern. Ein solcher Einbezug der ökologischen Folgekosten dürfte<br />

insbesondere für den Ausbau der <strong>Saa</strong>le von erheblicher Bedeutung sein, da die ökologischen Gefahrdungspotentiale<br />

hier hoch sind.<br />

103


104<br />

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PLANCO CONSULTING GMBH 1992: <strong>Bewertung</strong> vordringlicher Wasserstraßenprojekte in den neuen<br />

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STATISTISCHES BUNDESAMT 1993: Statistisches Jahrbuch 1993 für die Bundesrepublik Deutschland,<br />

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Anlage 1; PLANCO NKA für <strong>Saa</strong>leausbau (Staustufe Klein Rosenberg)<br />

PLANCO - Nutzen-Kesten-Berechnung für den Ausbau der <strong>Saa</strong>le - 2,5m Abiadetiefe<br />

NKA-Vertiältnis 5,25<br />

Transportaufkommen 4,20<br />

Jahr Kosten Barwert NB1 N82 NW1 NW2 NR NU2 Gesamtnutze Barwert<br />

1993 34,00 33,01 3,70 3,70 3,59<br />

1994 34,00 32,05 3,70 3,70 3,49<br />

1995 34,00 31.11 3,70 3,70 3,39<br />

1996 34,00 30,21 3,70 3,70 3,29<br />

1997 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24.20 20,88<br />

1998 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24.20 20,27<br />

1999 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0.10 24.20 19,68<br />

2000 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 19,10<br />

2001 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 18,55<br />

2002 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0.10 24,20 18.01<br />

2003 0.00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 17,48<br />

2004 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 16,97<br />

2005 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 16,48<br />

2006 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 •0,50 5,80 0,10 24,20 16,00<br />

2007 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 15,53<br />

2008 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 15,08<br />

2009 0,00 0.00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 14,64<br />

2010 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5.80 0,10 24,20 14,21<br />

2011 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 13,80<br />

2012 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 13,40<br />

2013 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 13,01<br />

2014 0,00 o,op 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 12,63<br />

2015 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 •0.50 5,80 0,10 24,20 12,26<br />

2016 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 11,90<br />

2017 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 11,56<br />

2018 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 •0,50 5,80 0,10 24,20 11,22<br />

2019 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 10,89<br />

2020 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 10,58<br />

2021 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 10,27<br />

2022 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 9,97<br />

2023 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 9,68<br />

2024 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 9,40<br />

2025 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 9,12<br />

2026 0,00 0.00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 8,86<br />

2027 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 •0,50 5,80 0,10 24,20 8,60<br />

2028 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 8,35<br />

2029 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 8,11<br />

2030 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 7,87<br />

2031 0.00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 7,64<br />

2032 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 7,42<br />

2033 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 7,20<br />

2034 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24.20 6,99<br />

2035 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 6,79<br />

2036 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 •0,50 5,80 0,10 24,20 6,59<br />

2037 0,00 0.00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 6,40<br />

2038 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 6,21<br />

2039 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 6,03<br />

2040 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 5,86<br />

2041 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 5,69<br />

2042 0,00 0,00 10,40 8,40 0.00 -0,50 5,80 0,10 24.20 5,52<br />

2043 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0.10 24.20 5,36<br />

2044 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 5,20<br />

2045 0,00 0,00 10,40 8,40 0.00 -0,50 5,80 0,10 24,20 5,05<br />

2046 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 4,90<br />

2047 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 4,76<br />

2048 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 4,62<br />

2049 0,00 0.00 10,40 8,40 0.00 -0,50 5,80 0,10 24,20 4,49<br />

2050 0,00 0,00 10,40 8.40 0.00 -0,50 5,80 0,10 24,20 4,36<br />

2051 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 4,23<br />

2052 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 4,11<br />

2053 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 3,99<br />

2054 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 3,87<br />

2055 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 3,76<br />

2056 0,00 0.00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 3,65<br />

2057 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 3.54<br />

2058 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 3,44<br />

2059 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 3,34<br />

2060 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 3,24<br />

2061 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 3,15<br />

2062 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24.20 3,06<br />

2063 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,97<br />

2064 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,88<br />

2065 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,80<br />

2066 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5;80 0,10 24,20 2,72<br />

2067 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,64<br />

2068 0,00 0.00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,56<br />

2069 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,49<br />

2070 0,00 0,00 10,40 8.40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2.41<br />

2<strong>071</strong> 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 •0,50 5,80 0,10 24,20 2,34<br />

2072 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,27<br />

2073 0.00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,21<br />

2074 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,14<br />

2075 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,08<br />

2076 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,02<br />

2077<br />

136,00 126,38 832,00 672,00 0,00 -40,00 478,80 8,00 1950,80 663,11


age 2: NKA des IÖM bei revidierten Werten<br />

Nutzen-Kosten-Serechnung für den Ausbau der <strong>Saa</strong>le - 2,5 m<br />

20% höhere Baukosten, 1,8 Mio t Transportaufkommen<br />

NKA-Verhältnis 1,88<br />

Transportaufkommen (in Mio t| 1,80<br />

Jahr Kosten Barwett NB1 N62 NW1 NW2 NR NU2 Gesamtnutz« Barwert<br />

1993 40,80 39,61 3,70 3,70 3,59<br />

1994 40,80 38,46 3,70 3,70 3,49<br />

1995 40,80 37.34 3,70 3,70 3,39<br />

1996 40,80 36,25 3,70 3,70 3,29<br />

1997 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0.50 2,49 0,04 10.09 8,70<br />

1998 0,00 0,00 4,46 3,60 0.00 -0,50 2,49 0,04 10,09 8,45<br />

1999 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2.49 0,04 10.09 8,20<br />

2000 0,00 0,00 4,46 3,60 0.00 -0,50 2,49 0.04 10,09 7,96<br />

2001 0,00 0,00 4,46 3,60 0.00 -0,50 2,49 0.04 10,09 7,73<br />

2002 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 7,50<br />

2003 0.00 0,00 4,46 3,60 0.00 -0,50 2,49 0.04 10,09 7,29<br />

2004 0.00 0,00 4,46 3.60 0.00 -0,50 2,49 0.04 10,09 7,07<br />

2005 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 •0,50 2.49 0.04 10,09 6,87<br />

2006 0.00 0.00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0.04 10,09 6,67<br />

2007 0,00 0,00 4,46 3,60 0.00 -0,50 2,49 0,04 10,09 6,47<br />

2008 0,00 0,00 4,46 3,60 0.00 -0,50 2,49 0.04 10,09 6,29<br />

2009 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 6,10<br />

2010 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0.04 10,09 5,92<br />

2011 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 5,75<br />

2012 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0.50 2,49 0,04 10,09 5,58<br />

2013 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 5,42<br />

2014 0,00 0.00 4,46 3,60 0.00 -0,50 2,49 0.04 10.09 5,26<br />

2015 0,00 0,00 4,46 3.60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 5,11<br />

2016 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 4,96<br />

2017 0,00 0.00 4,46 3,60 0,00 -0,50 Z49 0,04 10,09 4,82<br />

2018 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 4,68<br />

2019 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2.49 0,04 10,09 4,54<br />

2020 0,00 0.x 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 4,41<br />

2021 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 4,28<br />

2022 0,00 0,00 4,46 3,60 0.00 •0,50 2,49 0,04 10,09 4,16<br />

2023 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 4,03<br />

2024 0,00 0,00 4,46 3,60 0.00 -0,50 2,49 0,04 . 10,09 3,92<br />

2025 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 3,80<br />

2026 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 3,69<br />

2027 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 ,-0,50 2,49 0,04 10,09 3,58<br />

2028 0.00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0.04 10.09 3,48<br />

2029 0,00 0,00 4,46 3,60 0.00 -0,50 2,49 0,04 10,09 3,38<br />

2030 0,00 0,00 4,46 3,60 0.00 -0,50 2,49 0,04 10,09 3,28<br />

2031 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 3,18<br />

2032 0,00 0,00 4,46 3,60 0.00 -0,50 2,49 0,04 10,09 3,09<br />

2033 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0.04 10,09 3,00<br />

2034 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0.50 2,49 0,04 10,09 2,91<br />

2035 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 2,83<br />

2036 0,00 0,00 4,46 3,60 0.00 -0,50 2,49 0,04 10.09 2,75<br />

2037 0.00 0,00 4,46 3.60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10.09 2,67<br />

2038 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 •0,50 2,49 0,04 10,09 2,59<br />

2039 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 ' 10.09 2,51<br />

204Ó 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 2,44<br />

2041 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 2,37<br />

2042 0,00 0,00 4,46 3,60 0.00 -0,50 2.49 0,04 10,09 2,30<br />

2043 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 2,23<br />

2044 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 43.50 2.49 0,04 10,09 2,17<br />

2045 0,00 0,00 4,46 3.60 0,00 -0,50 2,49 0.04 10,09 2,11<br />

2046 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 •0,50 2,49 0,04 10,09 2,04<br />

2047 0,00 0,00 4,46 3.60 0.00 -0,50 2,49 0,04 10,09 1,98<br />

2048 0,00 0.00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2.49 0,04 10.09 1,93<br />

2048 0,00 0.00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2.49 0,04 10,09 1,87<br />

2050 0,00 0,00 4,46 3,60 0.00 -0,50 2,49 0,04 10,09 1,82<br />

2051 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 •0,50 2,49 0,04 10,09 1,76<br />

2052 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 1,71<br />

2053 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 •0,50 2,49 0.04 10,09 1,66<br />

2054 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 1,61<br />

2055 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 1,57<br />

2056 0.00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 1,52<br />

2057 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10.09 1.48<br />

2058 0,00 0,00 4,46 3,60 0.00 -0,50 2,49 0,04 10,09 1,43<br />

2059 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 •0,50 2,49 0,04 10,09 1,39<br />

2060 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10.09 1,35<br />

2061 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 1.31<br />

2062 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 •0.50 2,49 0,04 10,09 1.27<br />

2063 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10.09 1,24<br />

2064 0,00 0,00 ' 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 1,20<br />

2065 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0.04 10,09 1,17<br />

2066 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 1,13<br />

2067 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 •0,50 2,49 0,04 10,09 1,10<br />

2068 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 •0,50 2,49 0,04 10,09 1,07<br />

2069 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0.04 10,09 1,04<br />

2070 0,00 0,00 4.46 3,60 0,00 -0,50 2,48 0,04 10,09 1,01<br />

2<strong>071</strong> 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 0,98<br />

2072 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10,09 0,95<br />

2073 0,00 0,00 4,46 3,60 0.00 •0,50 2,49 0,04 10,09 0,92<br />

2074 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 249 0,04 10,09 0,89<br />

2075 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0.04 10,09 0,87<br />

2076 0,00 0,00 4,46 3,60 0,00 -0,50 2,49 0,04 10.09 0,84<br />

2077<br />

163,20 151,66 356,57 288,00 0,00 -40,00 213,66 3,43 821,66


Anlage 3: NKA für Kanal Schönebeck /Calbe<br />

Nutzen-Kosten-Berechnung für den <strong>Seiten</strong>kanal Schönbeck -Calbe<br />

NKA-Vertiältnis 1.S5<br />

Transportaufkommen 4,20<br />

Jahr Kosten Barwert NB1 NB2 NW1 NW2 NR NU2 Gesamtnutzt Barwert<br />

1993 51,00 49,51 3,70 3,70 3,59<br />

1994 51,00 48,07 3,70 3,70 3,49<br />

1995 51.00 46,67 3,70 3,70 3,39<br />

1996 51.00 45,31 3,70 3,70 3,29<br />

1997 51.00 43,99 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 20,88<br />

1998 51.00 42,71 10.40 8,40 0,00 •0,50 5,80 0,10 24,20 20,27<br />

1999 51,00 41,47 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 19,68<br />

2000 51,00 40,26 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 19,10<br />

2001 0.00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 18,55<br />

2002 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 18,01<br />

2003 0.00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0.50 5,80 0,10 24,20 17,48<br />

2004 0.00 0.00 10.40 8,40 0,00 •0,50 5,80 0.10 24,20 16,97<br />

2005 0.00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 16.48<br />

2006 0,00 0,00 10,40 8.40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 16,00<br />

2007 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 15,53<br />

2008 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 •0.50 5,80 0,10 24,20 15,08<br />

2009 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 14,64<br />

2010 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0.50 5,80 0,10 24,20 14,21<br />

2011 0,00 0.00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 13,80<br />

2012 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 13,40<br />

2013 0,00 0.00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 13,01<br />

2014 0.00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 12,63<br />

2015 0.00 0.00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 12,26<br />

2016 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 11,90<br />

2017 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 11,56<br />

2018 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 11,22<br />

2019 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 10,89<br />

2020 0.00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 10,58<br />

2021 0.00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 10,27<br />

2022 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 9,97<br />

2023 0.00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 9,68<br />

2024 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 9,40<br />

2025 0,00 0.00 10,40 8,40 0,00 •0,50 5,80 0,10 24,20 9,12<br />

2026 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 8,86<br />

2027 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 8,60<br />

2028 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 •0,50 5,80 0,10 24,20 8,35<br />

2029 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 8,11<br />

2030 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 7,87<br />

2031 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 7,64<br />

2032 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 7,42<br />

2033 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 •0,50 5,80 0,10 24,20 7,20<br />

2034 0,00 0,00 10 40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 6,99<br />

2035 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 6,79<br />

2036 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 6,59<br />

2037 0.00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 6,40<br />

2038 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 6,21<br />

2039 0.00 0.00 1040 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 6,03<br />

2040 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 5,86<br />

2041 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 5,69<br />

2042 0,00 0,00 1040 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 5,52<br />

2043 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 5,36<br />

2044 0,00 0.00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 5,20<br />

2045 0,00 0.00 10.40 8.40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 5,05<br />

2046 0,00 0,00 10,40 8.40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 4,90<br />

2047 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 4,76<br />

2048 0.00 0,00 10,40 8,40 0,00 •0,50 5,80 0,10 24,20 4,62<br />

2049 0.00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 4,49<br />

2050 0.00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 4,36<br />

2051 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 4,23<br />

2052 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 4,11<br />

2053 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 3,99<br />

2054 0,00 0,00 10,40 8,40 0.00 •0,50 5,80 0,10 24,20 3,87<br />

2055 0.00 0,00 10,40 8,40 0,00 •0,50 5.80 0,10 24,20 3,76<br />

2056 0.00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 3,65<br />

2057 0.00 0,00 10,40 8,40 0,00 •0,50 5,80 0,10 24,20 3,54<br />

2058 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 •0,50 5,80 0,10 24,20 3,44<br />

2059 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 3,34<br />

2060 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 •0,50 5,80 0,10 24,20 3,24<br />

2061 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 3,15<br />

2062 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 3,06<br />

2063 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0.50 5,80 0,10 24,20 2,97<br />

2064 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,88<br />

2065 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,80<br />

2066 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,72<br />

2067 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,64<br />

2068 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,56<br />

2069 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,49<br />

2070 0,00 0,00 10,40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,41<br />

2<strong>071</strong> 0,00 0,00 1040 8,40 0,00 -0,50 5,80 0.10 24,20 2,34<br />

2072 0.00 0.00 10.40 8,40 0,00 -0.50 5,80 0,10 24,20 2,27<br />

2073 0,00 0,00 1040 8,40 0,00 •0,50 5,80 0,10 24,20 2,21<br />

2074 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,14<br />

2075 0,00 0,00 10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0,10 24,20 2,08<br />

2076 0,00 0,00 .10.40 8,40 0,00 -0,50 5,80 0.10 24,20 2,02<br />

2077 0,00<br />

2078<br />

2079<br />

408,00 358,00 832.00 672,00 0,00 -40,00 478,80 8,00 1950,80 663,11


Ablagerungsstellen in Sachsen Anhalt<br />

, Weiterzubetreibende Ablagerungsstellen<br />

in der Übergangsphase in Sachsen-Anhalt


Oberzentrum<br />

•' u ini^Tctruktur des Raumes Halle<br />

Anlage 4: VerkehrsmfrastruKtur u<br />

Sachsen-Anhalt-Zentrale Orte und ausgewählte Infrastruktur<br />

Mittelzentrum<br />

mit Teilfunktion eines Oberzentrums<br />

Mittelzentrum<br />

Grundzentrum<br />

mit Teilfunktion eines Mittelzentrums<br />

Bestand Planung<br />

Haupteisenbahn -<br />

strecke<br />

===== Autobahn<br />

» Die Trassen für die geplanten Verkehrswege<br />

liegen zum Teil noch nicht »est<br />

Internationaler Flughafen<br />

Bedeutende Bundeswasserstraße<br />

Fluß<br />

r * * * Kanal<br />

Quelle: Landesentwicklungsprogramm 1992


Publikationen des Instituts für ökologische<br />

Wirtschaftsforschung<br />

Das IÖW veröffentlicht die Ergebnisse seiner Forschungstätigkeit in einer Schriftenreihe, in Diskussionspapieren<br />

sowie in Broschüren und Büchern. Des Weiteren ist das IÖW Mitherausgeber der Fachzeitschrift<br />

„Ökologisches Wirtschaften“, die allvierteljährlich im oekom-Verlag erscheint, und veröffentlicht<br />

den IÖW-Newsletter, der regelmäßig per Email über Neuigkeiten aus dem Institut informiert.<br />

Schriftenreihe/Diskussionspapiere<br />

Seit 1985, als das IÖW mit seiner ersten Schriftenreihe „Auswege aus dem<br />

industriellen Wachstumsdilemma“ suchte, veröffentlicht das Institut im Eigenverlag<br />

seine Forschungstätigkeit in Schriftenreihen. Sie sind direkt beim IÖW zu<br />

bestellen und auch online als PDF-Dateien verfügbar. Neben den Schriftenreihen<br />

veröffentlicht das IÖW seine Forschungsergebnisse in Diskussionspapieren<br />

– 1990 wurde im ersten Papier „Die volkswirtschaftliche Theorie der Firma“<br />

diskutiert. Auch die Diskussionspapiere können direkt über das IÖW bezogen<br />

werden. Informationen unter www.ioew.de/schriftenreihe_diskussionspapiere.<br />

Fachzeitschrift „Ökologisches Wirtschaften“<br />

Ausgabe 2/2010<br />

IÖW-Newsletter<br />

Das IÖW gibt gemeinsam mit der Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung<br />

(VÖW) das Journal „Ökologisches Wirtschaften“ heraus, das in vier<br />

Ausgaben pro Jahr im oekom-Verlag erscheint. Das interdisziplinäre Magazin<br />

stellt neue Forschungsansätze in Beziehung zu praktischen Erfahrungen aus<br />

Politik und Wirtschaft. Im Spannungsfeld von Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft<br />

stellt die Zeitschrift neue Ideen für ein zukunftsfähiges, nachhaltiges<br />

Wirtschaften vor. Zusätzlich bietet „Ökologisches Wirtschaften online“ als Open<br />

Access Portal Zugang zu allen Fachartikeln seit der Gründung der Zeitschrift<br />

1986. In diesem reichen Wissensfundus können Sie über 1.000 Artikeln durchsuchen<br />

und herunterladen. Die Ausgaben der letzten zwei Jahre stehen exklusiv<br />

für Abonnent/innen zur Verfügung. Abonnement unter: www.oekom.de.<br />

Der IÖW-Newsletter informiert rund vier Mal im Jahr über Neuigkeiten aus dem Institut. Stets über<br />

Projektergebnisse und Veröffentlichungen informiert sowie die aktuellen Termine im Blick –<br />

Abonnement des Newsletters unter www.ioew.de/service/newsletter.<br />

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Weitere Informationen erhalten Sie unter www.ioew.de oder Sie kontaktieren die<br />

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