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inforetica_0409 1 - Rhätische Bahn

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Die Schneeräumungsfahrzeuge der Berninabahn<br />

Von Gian Brüngger<br />

<strong>Rhätische</strong> <strong>Bahn</strong> InfoRetica, Nr. 4 / 2009<br />

In der Herbstnummer 2009 habe ich eine kurze Abhandlung<br />

über den Winterbetrieb bei der Berninabahn<br />

geschrieben. Nun möchte ich noch die verschiedenen<br />

Schneeräumungsfahrzeuge präsentieren.<br />

Schon auf die Eröffnung der Linien Poschiavo–Tirano<br />

und Pontresina–Morteratsch im Jahre 1908 beschaffte<br />

die Berninabahn einen grösseren, von einem Triebwagen<br />

zu schiebenden Schneepflug. Dieser in Pontresina stationierte<br />

Schneepflug mit der Nummer R 1001 diente bei<br />

Schneefällen oder Schneesturm von mehr als 30 cm<br />

Höhe, dann wenn die Schneepflüge der Triebwagen<br />

nicht mehr genügten. Seine Funktionsweise wich kaum<br />

ab von derjenigen der kleinen Triebwagenpflüge, indem<br />

er den Schnee seitlich von der Fahrbahn schob. Die dabei<br />

entstehenden Bordwälle liessen sich nur durch<br />

Muskelkraft abtragen. Daher bestellte die Berninabahn<br />

im Jahre 1909, als der durchgehende Winterbetrieb<br />

noch nicht einmal eine Zustimmung durch die Verantwortlichen<br />

hatte, bei der Schweizerischen Lokomotiv-<br />

und Maschinenfabrik (SLM) in Winterthur eine selbstfahrende<br />

Dampfschneeschleuder. Diese musste im<br />

Winter den Betrieb bis Alp Grüm aufrecht erhalten. Sie<br />

gelangte als R 1051 im Herbst 1910, kurz vor Wintereinbruch<br />

in Betrieb und konnte bereits im ersten Winter<br />

ihre Tauglichkeit unter Beweis stellen. Die guten Erfahrungen<br />

mit der Dampfschneeschleuder bestärkten die<br />

Befürworter für den Ganzjahresbetrieb, diesen so rasch<br />

wie möglich umzusetzen. Eine sichere Offenhaltung des<br />

Passes liess sich nach der Vorstellung der Verantwortlichen<br />

nur erfüllen, wenn die Räumung gleichzeitig von<br />

beiden Seiten mit einer Dampfschneeschleuder erfolgte.<br />

Aus diesem Grund bestellte die Berninabahn bei der<br />

SLM im Jahre 1911 eine weitere Dampfschneeschleuder,<br />

welche im Jahre 1912 zur Ablieferung gelangte.<br />

9215 mit 9920 im Einsatz Lago Bianco BB R 1051 Poschiavo<br />

Für die Aufrechterhaltung des Betriebes ist der Abschnitt<br />

zwischen Bernina Häuser, heute Bernina Suot und Cavaglia<br />

der schwierigste. Am schlimmsten behindern die<br />

Schneeverfrachtungen bei starkem Wind den Zugsverkehr.<br />

Um bei starkem Wind einen Zug sicher über den<br />

Pass zu fahren, musste unmittelbar vor dem Zug eine<br />

Räumfahrt erfolgen. Nach dem Vorbild der <strong>Rhätische</strong>n<br />

<strong>Bahn</strong>, welche bereits seit 1906 sogenannte Spurpflüge<br />

einsetzte um die Schienenköpfe freizulegen damit der<br />

Spurkranz der Fahrzeuge sauber an den Schienenkopf<br />

fuhr und nicht auf den gepressten Schnee auflief. Ausser<br />

dem Widerstand der durch den Schnee entsteht,<br />

kann durch das Auflaufen der Spurkränze auf dem<br />

Schnee eine Verschlechterung der Adhäsion entstehen<br />

und die Haftung zwischen Rad und Schiene verschmälern.<br />

Diese relativ einfach konstruierten Spurpflüge liessen<br />

sich durch die Schwerkraft mittels einer langen Hebelstange<br />

zwischen den Schienenköpfen senken. Kleine<br />

Rollen führten die den über dem Schienenkopf ausgelassenen<br />

Pflug in der Spur. Ein Fahren über Weichen<br />

und Fangschienen war hingegen nicht möglich, weshalb<br />

der Pflug von Hand (meistens durch zwei Arbeiter)<br />

gehoben werden musste. Die Werkstätte Poschiavo konstruierte<br />

nach den Vorgaben der RhB die Einrichtung,<br />

um diese im Herbst an einem offenen Güterwagen zu<br />

montieren und im Frühling wieder zu entfernen. Bei zu<br />

erwartendem starkem Wind oder Sturm ordnete der<br />

<strong>Bahn</strong>meister eine Spurpflugfahrt an oder setzte den<br />

Wagen vor den Triebwagen eines Zuges. Insgesamt standen<br />

drei Spurpflüge und ein etwas schwerer Pflug, ein<br />

Zwischending zwischen einem Spurpflug und dem Keilpflug<br />

R 1001, zur Verfügung.<br />

Dank den beiden Dampfschneeschleudermaschinen blieb<br />

die Linie nur an wenigen, stürmischen Tagen geschlossen.

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