Ausgabe 1 | 2012 - VNG Verbundnetz Gas AG
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<strong>Ausgabe</strong> 1 | <strong>2012</strong><br />
SchWERPUNKT: Dezentrale Energiesysteme<br />
→ KWK-Förderung<br />
Neuer Zuschuss für erdgas-<br />
betriebene Mini-KWK-Anlagen<br />
Seite 17<br />
→ Forschung<br />
Das „Regionale Virtuelle Kraftwerk“<br />
der TU Dresden<br />
Seite 24<br />
→ Pilotprojekt „ÖkoEnergie“<br />
Mit Mini-KWK-Anlagen mehr<br />
Energieeffizienz an der Ostseeküste<br />
Seite 30
Inhalt<br />
Foto: Michael Fahrig<br />
AKTUEll<br />
2<br />
4 VnG-Gruppe<br />
5 Energiewirtschaft<br />
6 Energiepolitik<br />
MARKT<br />
8 Kundenporträt<br />
Saubere Energie für den Spreewald<br />
Die Stadt- und Überlandwerke Gmbh<br />
luckau-lübbenau versorgen Städte und<br />
Gemeinden mit Strom und Wärme.<br />
12 neugründung der VnG <strong>Gas</strong>speicher Gmbh<br />
Mit bewährter Qualität im Speichermarkt<br />
medium gas im Gespräch mit den<br />
Geschäftsführern Dr. Volker Busack und<br />
Bernd Protze.<br />
14 VnG-Gruppe<br />
Wir wissen, wie Erdgas geht.<br />
Die Erdgasexperten der VnG-Gruppe.<br />
Impressum<br />
Foto: Dirk Brzoska<br />
16 Fakten<br />
Praktisch, diese Brennstoffzelle<br />
Das Callux-Projekt im Faktencheck.<br />
17 KWK-Förderung<br />
Neuer Zuschuss für Mini-KWK-Anlagen<br />
Die förderfähigen Geräte im Überblick.<br />
SchWERPUNKT<br />
18 Dezentrale Energiesysteme<br />
Mikro-BhKW sorgen für eine effiziente<br />
Wärme- und Stromversorgung.<br />
20 Bestandsaufnahme<br />
Ganz real am virtuellen Kraftwerk<br />
Wie die dezentrale Energieversorgung<br />
Gestalt annimmt.<br />
24 Forschung<br />
Die Zukunft beginnt im labor<br />
Im „Regionalen Virtuellen Kraftwerk“<br />
wird die dezentrale Energieversorgung<br />
mittels Mikro-BhKW-anlagen erforscht.<br />
Foto: Dirk Brzoska<br />
26 Interview<br />
„Wir verzahnen Wärme- und<br />
Elektrotechnik.“<br />
Dr. Joachim Seifert über die Einzigartigkeit<br />
des Forschungsprojektes.<br />
27 Interview<br />
„Erdgastechnologien erobern den<br />
heizungsmarkt.“<br />
VnG-KWK-Experte Dr. Jörg hartan über<br />
die Zukunft von Erdgastechnologien im<br />
heizungsmarkt.<br />
28 <strong>Gas</strong>tbeitrag<br />
Stadtwerke sind die Treiber der<br />
Energiewende vor Ort<br />
hans-Joachim Reck (VKU) schildert den<br />
Übergang zu einem dezentralen Energiesystem<br />
in Deutschland.<br />
30 Pilotprojekt „ÖkoEnergie“<br />
Energieeffizienz am Ostseestrand<br />
Im Ostseebad Kühlungsborn wird der<br />
Einsatz von Mini-KWK-anlagen vorangetrieben.<br />
medium gas Das Magazin für die Kunden und Partner der VnG-Gruppe | 20. Jahrgang | ausgabe 1 | Mai <strong>2012</strong> | VnG – <strong>Verbundnetz</strong> <strong>Gas</strong> aktiengesellschaft | Braun-<br />
straße 7 | 04347 leipzig | Postfach 24 12 63 | 04332 leipzig | tel. +49 341 443-0 | Fax +49 341 443-2770 | www.vng.de | Redaktion Unternehmenskommunikation | Verantwortlicher<br />
Redakteur Mandy nickel | tel. +49 341 443-2045 | mandy.nickel@vng.de | Redaktionsbeirat Birgit Binder, Dr. Ralf Borschinsky (OntRaS), Mike<br />
Diekmann, tino Falley (OntRaS), helge andrä (ECG), andreas Franke, Stephanie Flinth, Janina Fuchs, Mathias Jilo, Bernhard Kaltefleiter, Siegbert Ketelhut, Kerstin<br />
Kietzke, Dr. Stephan Krein, heinz Möller (VnG <strong>Gas</strong>speicher Gmbh), Marco Penzhorn, Marek Preißner, heiko Rüdiger, lydia Schuster, Peter Siegert, Dr. Peter Stoll, Peggy<br />
tettenborn | Auflage 4.300 | Gestaltung, Herstellung Militzer & Kollegen Gmbh | Reproduktion Dirk Brzoska | Druck Werbe- & Sofortdruck Gmbh, leipzig | Fotos wenn<br />
nicht anders angegeben VnG
UMSchAU<br />
32 technik und Innovation<br />
Neuartiger Schnellverschlussantrieb für<br />
l- bis XXl-Kugelhahn<br />
medium gas zeigt, was die innovative<br />
antriebstechnik so einzigartig macht.<br />
34 Das VnG-hauptstadtgespräch<br />
„Die Energiewende ist eine riesige<br />
chance für Deutschland.“<br />
medium gas im Gespräch mit dem<br />
Bundestagsabgeordneten und Energieexperten<br />
Oliver Krischer.<br />
FEATURE<br />
37 termine im nächsten Quartal<br />
38 Olympia <strong>2012</strong><br />
Auf dem Weg nach london<br />
medium gas begleitet drei athleten bei<br />
den Vorbereitungen auf die Olympischen<br />
Sommerspiele.<br />
Unser Titelmotiv<br />
Beim von VnG initiierten Forschungsprojekt „Regionales<br />
Virtuelles Kraftwerk“ wird der Zusammenschluss<br />
von Mikro-Blockheizkraftwerken<br />
modelliert. Foto: Dirk Brzoska<br />
Foto: Rolf Kosecki<br />
liebe leserinnen und leser,<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
vor rund einem Jahr beschloss die<br />
Bundesregierung den frühzeitigen<br />
atomausstieg. Seither ist die Energiewende<br />
in den Fokus politischer<br />
und gesellschaftlicher Diskussionen<br />
gerückt. Die Ideen, wie diese „Energiewende“<br />
geschafft werden kann, sind<br />
sehr unterschiedlich: für viele gilt der<br />
ausbau von Solaranlagen als allheilmittel,<br />
andere wiederum favorisieren Bernhard Kaltefleiter,<br />
Windanlagen im norden oder Biogas- Leiter Unternehmenskommunikation<br />
anlagen. Einig sind sich alle Experten<br />
einzig beim thema Energieeffizienz. Sie wird als Schlüsselfaktor für die Energiewende<br />
gesehen, nach dem Motto: die beste Energie ist jene, die nicht verbraucht wird.<br />
Eine der effizientesten Formen der Energieerzeugung sind moderne Mini-Blockheizkraftwerke.<br />
Der Vorteil: Die Geräte erzeugen gleichzeitig Strom und Wärme,<br />
sie sind technisch erprobt, sehr schnell an- und abschaltbar, sie können auf ein<br />
bestehendes System aufgesetzt werden und funktionieren mit Erdgas und Bioerdgas.<br />
Die Bundesregierung setzt seit april wieder verstärkt auf diese KWK-technologie<br />
und fördert den Geräteeinbau als Mittel zur Energieeffizienzsteigerung. medium<br />
gas gibt Ihnen einen Überblick über die förderfähigen anlagen.<br />
Im Schwerpunkt dieser ausgabe werfen wir einen Blick hinter die Kulissen von<br />
sogenannten virtuellen Kraftwerken – also der Verbindung von dezentralen Energieerzeugern,<br />
Speichern und Energieverbrauchern. Im Fokus steht die Vernetzung<br />
von Mini-BhKW, die im heimischen Keller Platz finden. Die tU Dresden erforscht<br />
auf Initiative von VnG in einem „Regionalen Virtuellen Kraftwerk“ diese anlagenvernetzung.<br />
Im Interview schildern der Projektleiter Dr. Joachim Seifert und unser<br />
KWK-Experte Dr. Jörg hartan die Vorteile eines solchen netzwerks.<br />
auch im Ostseebad Kühlungsborn werden Energieeffizienzpotenziale durch den<br />
Einsatz von kleinen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen optimal genutzt. Mit dem Pilotprojekt<br />
„ÖkoEnergie“ unterstützen die Stadtwerke Rostock aG, Vaillant und VnG den<br />
austausch von alten heizgeräten durch moderne KWK-anlagen. In dieser ausgabe<br />
lesen Sie, wieso sich gerade in Kühlungsborn eine Menge Energie sparen lässt. Die<br />
Entwicklung hin zur dezentralen Energieversorgung zeigt, dass Stadtwerke die treiber<br />
der Energiewende vor Ort sind. Das betont auch der VKU-hauptgeschäftsführer<br />
hans-Joachim Reck in einem <strong>Gas</strong>tbeitrag.<br />
Damit auch die Sportfans unter Ihnen auf Ihre Kosten kommen, begleiten wir in<br />
dieser und den kommenden ausgaben drei athleten auf dem Weg zu den Olympischen<br />
Spielen in london.<br />
Ich wünsche Ihnen eine anregende und spannende lektüre.<br />
Ihr Bernhard Kaltefleiter<br />
3
aKtUEll<br />
<strong>VNG</strong>-Gruppe<br />
4<br />
Foto: Dirk Brzoska<br />
MBG startet Einspeiseprojekt<br />
für Bioerdgas<br />
Im sächsischen Oschatz hat die MBG<br />
Mitteldeutsche Biogasgesellschaft mbh<br />
(MBG), ein tochterunternehmen der<br />
BalanCE VnG Bioenergie Gmbh, eine<br />
neue Biogasanlage in Betrieb genommen.<br />
In der Biogasanlage werden in einem<br />
mehrstufigen Verfahren etwa 50.000 t<br />
nachwachsende Rohstoffe pro Jahr vergoren.<br />
Bis zu 700 m3 Bioerdgas werden pro<br />
Stunde über eine Verdichteranlage in das<br />
Erdgasleitungsnetz eingespeist. Zusätzlich<br />
wird am Standort ein Blockheizkraftwerk<br />
mit einer elektrischen leistung von<br />
600 kW zur Verstromung von Biogas betrieben.<br />
Die Rohstoffe für die Produktion<br />
des Bioerdgases kommen aus der Region.<br />
Sie werden von landwirtschaftsbetrieben<br />
auf Basis langfristiger Verträge geliefert.<br />
„Mit der Einspeisung von Bioerdgas am<br />
Standort Oschatz setzen wir unser Engagement<br />
für erneuerbare Energien konsequent<br />
fort und machen uns damit für<br />
eine nachhaltige und zukunftsorientierte<br />
Energieversorgung stark“, so Uwe Barthel,<br />
VnG-Vorstandsmitglied.<br />
www.balance-vng.de<br />
Foto: Dirk Brzoska<br />
Gründung von europäischer<br />
transportkapazitätsplattform<br />
Sechzehn der führenden europäischen<br />
Fernleitungsnetzbetreiber, darunter<br />
auch die VnG-tochter OntRaS, gründen<br />
eine gemeinsame europäische Kapazitätsplattform.<br />
Die Initiative bringt<br />
fünf wichtige regionale europäische<br />
<strong>Gas</strong>märkte zusammen und eröffnet so<br />
neue Möglichkeiten für den grenzüberschreitenden<br />
<strong>Gas</strong>transport. Zudem ist<br />
der Zusammenschluss ein wichtiger<br />
Schritt hin zu einem integrierten europäischen<br />
<strong>Gas</strong>markt, wie es im 3. EU-<br />
Energiebinnenmarktpaket vorgesehen<br />
ist. transportunternehmen können dann<br />
erstmalig Kapazitäten an europäischen<br />
netzpunkten über eine einzige Plattform<br />
buchen. Die Plattform wird aber nicht nur<br />
in der lage sein, unterschiedliche Kapazitätsprodukte<br />
anzubieten und Versteigerungen<br />
durchzuführen, sondern wird<br />
auch die anbindung der verschiedenen<br />
Systeme der beteiligten Unternehmen<br />
gewährleisten.<br />
www.ontras.com<br />
Foto: Christian Schneider<br />
ECG Erdgas-Consult Gmbh<br />
weiter auf Erfolgskurs<br />
auf den Erfolgen der Vorjahre aufbauend,<br />
erzielte die ECG Erdgas-Consult Gmbh<br />
(ECG), ein Unternehmen der VnG-Gruppe,<br />
im Jahr 2011 einen Rekordumsatz<br />
von 16,1 Mio. Euro und realisierte eine<br />
deutliche Steigerung von 21,9 Prozent<br />
gegenüber dem Vorjahr. ECG bestätigte<br />
damit bereits im 11. Jahr in Folge ihre<br />
außerordentlich positive wirtschaftliche<br />
Entwicklung, untersetzt mit der<br />
Schaffung von über 130 arbeitsplätzen<br />
in diesem Zeitraum. Wesentliche<br />
Wachstumstreiber waren das erfolgreiche<br />
Projektgeschäft bei langjährigen<br />
Bestandskunden sowie zahlreiche neu<br />
gewonnene Kunden, darunter auch Unternehmen<br />
im europäischen ausland.<br />
Insbesondere im transportbereich entwickelte<br />
ECG im Geschäftsjahr 2011<br />
neue Produkte, welche unter dem Einfluss<br />
der regulierungsbedingten Veränderungen<br />
des Energiemarktes standen.<br />
www.ecg-leipzig.de
Energiewirtschaft<br />
Verkauf von Erdgasfahrzeugen<br />
steigt um 19 Prozent<br />
Die Zulassungszahlen des Kraftfahrtbundesamtes<br />
(KBa) belegen die wachsende<br />
Beliebtheit von Erdgasfahrzeugen. So<br />
wurden 2011 rund 19 Prozent mehr Erdgasfahrzeuge<br />
angemeldet als noch im<br />
Jahr zuvor. Das beliebteste Erdgasfahrzeug<br />
2011 war der VW Caddy mit 2.682<br />
verkauften Exemplaren. Unter den top 5<br />
sind außerdem VW touran, VW Passat,<br />
Opel Zafira und die Mercedes-Benz E-<br />
Klasse zu finden. Insgesamt wurden im<br />
vergangenen Jahr mehr als 7.500 Pkw<br />
und leichte nutzfahrzeuge mit Erdgasantrieb<br />
zugelassen. hinzu kommen rund<br />
200 schwere nutzfahrzeuge und Busse.<br />
Damit nimmt Erdgas den Spitzenplatz<br />
unter den alternativen antrieben ein.<br />
Für <strong>2012</strong> wird in Deutschland weiterhin<br />
mit einer verstärkten nachfrage nach<br />
Erdgasfahrzeugen gerechnet.<br />
Foto: Dirk Brzoska<br />
www.erdgas-mobil.de<br />
Zwei Milliarden Euro für<br />
<strong>Gas</strong>netzausbau nötig<br />
Die zwölf Fernleitungsnetzbetreiber ha-<br />
ben ihren Entwurf für die Entwicklung<br />
des deutschen <strong>Gas</strong>fernleitungsnetzes<br />
im Zeitraum 2013 bis 2022 vorgelegt. In<br />
den kommenden zehn Jahren sind Investitionen<br />
von rund zwei Milliarden Euro<br />
nötig. Im netzentwicklungsplan werden<br />
die <strong>Gas</strong>flüsse im deutschen <strong>Gas</strong>netz für<br />
die nächsten zehn Jahre modelliert, um<br />
den Bedarf für den ausbau zu ermitteln.<br />
In einem mittleren Szenario – dieses<br />
legt einen um elf Prozent geringeren<br />
<strong>Gas</strong>bedarf als noch 2009 zugrunde –<br />
ist nun ein ausbaubedarf bis 2015 von<br />
200 Kilometern vorgesehen sowie eine<br />
zusätzliche Verdichterleistung von 90<br />
Megawatt. Bis 2022 sind danach sogar<br />
730 Kilometer an neuen leitungen und<br />
eine zusätzliche Verdichterleistung von<br />
360 Megawatt nötig.<br />
www.netzentwicklungsplan-gas.de<br />
Foto: Dirk Brzoska<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
thüringen und hessen bauen<br />
Power-to-<strong>Gas</strong>-anlage<br />
Die Bundesländer hessen und thüringen<br />
forschen gemeinsam mit dem<br />
Fraunhofer Institut für Windenergie und<br />
Energiesystemtechnik an einem Powerto-<strong>Gas</strong>-Verfahren,<br />
bei dem das für die Methanisierung<br />
von Wind- und Solarstrom<br />
erforderliche CO aus Biogas gewonnen<br />
2<br />
wird. Dafür wird in den kommenden zwei<br />
Jahren eine Methanisierungsanlage im<br />
Biogasforschungszentrum in Bad hersfeld<br />
getestet. Durch dieses Verfahren<br />
wird die leistungsfähigkeit an der Erdgas-Einspeisestelle<br />
nahezu verdoppelt,<br />
da jedes CO -teilchen aus dem Biogas<br />
2<br />
durch ein Methanteilchen ersetzt wird.<br />
Dieses Methan kann dann wiederum direkt<br />
in das vorhandene Erdgasnetz eingespeist<br />
werden.<br />
Foto: EnERtRaG<br />
www.iwes.fraunhofer.de<br />
5
aKtUEll<br />
Energiepolitik<br />
6<br />
Foto: Christoph Busse<br />
EU-Parlament stimmt über<br />
Bericht zur Energieeffizienz-<br />
Richtlinie ab<br />
Der zuständige EU-abgeordnete Claude<br />
turmes hat dem Energieausschuss<br />
des EU-Parlaments seinen Bericht zum<br />
Kommissionsvorschlag einer EU-Energieeffizienz-Richtlinie<br />
zur abstimmung<br />
vorgelegt. Der Bericht wurde mit einigen<br />
zuvor zwischen den Fraktionen ausverhandelten<br />
Kompromissen angenommen.<br />
Die dänische Ratspräsidentschaft möchte<br />
noch bis Ende Juni <strong>2012</strong> eine politische<br />
Einigung zur Energieeffizienz-Richtlinie<br />
herbeiführen. Einer der nach wie vor umstrittensten<br />
Punkte bleibt die geplante<br />
Verpflichtung der Energieunternehmen,<br />
jedes Jahr 1,5 Prozent ihres vorjährigen<br />
Energieabsatzes an Endkunden einzusparen.<br />
Die Richtlinie sieht Maßnahmen<br />
für eine effiziente Energienutzung in<br />
sämtlichen Bereichen der Energiewertschöpfungskette<br />
vor – von der Energieumwandlung<br />
über die -verteilung bis zum<br />
-verbrauch.<br />
www.europarl.europa.eu<br />
Foto: thomas Koehler/photothek/BMU<br />
Bundesregierung legt Bericht<br />
zum Energiekonzept vor<br />
Die Bundesregierung hat einen Bericht<br />
zur Umsetzung des 10-Punkte-Sofortprogramms<br />
zum Energiekonzept beschlossen<br />
und dem Bundestag vorgelegt. Wie<br />
aus dem Papier hervorgeht, sind die im<br />
letzten Jahr formulierten Vorhaben teilweise<br />
bereits umgesetzt worden. Dies<br />
gilt für die anpassung der Seeanlagen-<br />
Verordnung, das 5 Mrd. Euro-Kreditprogramm<br />
„Offshore-Windenergie“, die<br />
Einrichtung einer netzplattform für den<br />
Dialog mit den wichtigsten akteuren sowie<br />
die Ermöglichung der Clusteranbindung<br />
von Offshore-Parks in nord- und<br />
Ostsee. andere Punkte des Sofortprogramms<br />
– wie die deutschlandweite<br />
netzausbauplanung und die Förderung<br />
neuer Stromspeicher – werden noch realisiert.<br />
aus dem Bericht geht ebenfalls<br />
hervor, dass der anteil von Ökostrom an<br />
der deutschen Stromerzeugung erstmals<br />
auf 20 Prozent gestiegen ist.<br />
www.bmu.de<br />
Foto: Christoph Busse/EEX<br />
Gesetzentwurf für mehr<br />
transparenz bei Energiegroßhandel<br />
vorgelegt<br />
Das Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und technologie hat den Entwurf für<br />
ein Gesetz zur Einrichtung einer Markttransparenzstelle<br />
für den Großhandel<br />
mit Strom und <strong>Gas</strong> vorgelegt. Die<br />
Markttransparenzstelle wird beim Bundeskartellamt<br />
eingerichtet. Sie soll eine<br />
transparente und wettbewerbskonforme<br />
Preisbildung bei der Vermarktung und<br />
beim handel mit Elektrizität und <strong>Gas</strong><br />
auf der Großhandelsstufe sicherstellen.<br />
Die arbeit der Markttransparenzstelle<br />
erfolgt in Zusammenarbeit mit der Bundesnetzagentur.<br />
„Mit der Einrichtung der<br />
Markttransparenzstelle schaffen wir eine<br />
zentrale Stelle, die durch eine laufende<br />
auswertung aller relevanten Daten dazu<br />
beitragen wird, dass eine mögliche unzulässige<br />
Preisbeeinflussung auf diesen<br />
Märkten künftig schneller und effektiver<br />
aufgedeckt werden kann“, so Bundeswirtschaftsminister<br />
Dr. Phillip Rösler.<br />
www.bmwi.de
CDU-Energieexperte:<br />
Power-to-<strong>Gas</strong> ist wichtige<br />
Zukunftstechnologie<br />
In der zweiten Sitzung der Initiative<br />
Speichertechnologien der CDU/CSU-<br />
Bundestagsfraktion haben Vertreter<br />
aus Ministerien und Fraktion mit verschiedenen<br />
Speicherunternehmen über<br />
Möglichkeiten diskutiert, wie Power-to-<br />
<strong>Gas</strong>-technologien in den Energiemarkt<br />
integriert werden können. auch mögliche<br />
Änderungen des Rechtsrahmens wurden<br />
von Unternehmen präsentiert und diskutiert.<br />
Dazu erklärte thomas Bareiß,<br />
Koordinator für Energiepolitik der CDU/<br />
CSU-Bundestagsfraktion: „Die vorgestellten<br />
Power-to-<strong>Gas</strong>-technologien sind<br />
vielversprechend und zeigen deutlich die<br />
starke Rolle deutscher Unternehmen auf<br />
diesem Markt. Mit hilfe von Power-to-<strong>Gas</strong><br />
kann Strom aus erneuerbaren Energien<br />
in Wasserstoff oder synthetisches Erdgas<br />
umgewandelt und im Erdgasnetz gespeichert<br />
werden oder in der Mobilität zum<br />
Einsatz kommen. Somit ist Power-to-<strong>Gas</strong><br />
eine äußerst vielversprechende Speichertechnologie.“<br />
Foto: Michael Fahrig<br />
www.cducsu.de<br />
Bundeswirtschaftsministerium<br />
richtet Speicher-Referat ein<br />
Das thema Energiespeicherung erfährt<br />
zukünftig mehr politische aufmerksamkeit.<br />
Das Bundeswirtschaftsministerium<br />
richtet gegenwärtig ein eigenes Referat<br />
ein, das nur für Fragen der Energiespeicherung<br />
zuständig ist. „Mit dem Speicher-Referat<br />
spiegelt sich die Bedeutung<br />
dieses themas auch in der Organisationsstruktur<br />
des Ministeriums wider“, so eine<br />
Ministeriumssprecherin gegenüber dem<br />
Brancheninformationsdienst „energate“.<br />
Das Referat ist der Energie-abteilung des<br />
Ministeriums zugeordnet. Die Fachleute<br />
sollen eine nationale Speicherstrategie<br />
entwickeln und auch die europäischen<br />
und internationalen aspekte des themas<br />
bearbeiten. Wann das Referat arbeitsfähig<br />
ist und wie stark es personell ausgestattet<br />
wird, ist noch nicht abschließend<br />
geklärt.<br />
Foto: Beek100<br />
www.bmwi.de<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
VKU fordert Bundesministerium<br />
für Energie<br />
Der Verband kommunaler Unternehmen<br />
(VKU) fordert von der Bundesregierung<br />
ein effektives Management bei der Umsetzung<br />
der Energiewende. So sei ein<br />
professionelles Monitoring der über 100<br />
geplanten Einzelmaßnahmen unerlässlich<br />
für den erfolgreichen Umbau des<br />
Energiesystems. „Wenn wir nicht rasch<br />
eine Energiepolitik aus einem Guss<br />
bekommen, wird der Konsens über die<br />
Energiewende Risse bekommen“, so<br />
VKU-Präsident Stephan Weil. Vor allem<br />
die energiepolitischen Kompetenzen des<br />
Umwelt- und Wirtschaftsministeriums<br />
sollten aus VKU-Sicht stärker gebündelt<br />
werden. „Wie wir aktuell sehen, ist es<br />
eher kontraproduktiv, die energiepolitischen<br />
Kompetenzen auf zwei Ministerien<br />
zu verteilen. Was wir deshalb brauchen,<br />
ist ein Energieministerium, um hier ein<br />
koordiniertes Vorgehen zu ermöglichen“,<br />
ergänzt Weil.<br />
Foto: Stadt hannover<br />
www.vku.de<br />
7
MaRKt<br />
Kundenporträt<br />
Saubere Energie für den Spreewald<br />
Die Stadt- und Überlandwerke Gmbh luckau-lübbenau versorgt Städte und Gemeinden im bedeutendsten<br />
Naturschutzgebiet Brandenburgs – Erdgas ist hier die Basis für Strom, Wärme und Fernwärme.<br />
8
Richtung<br />
Berlin<br />
Golßen<br />
A13<br />
Luckau<br />
Königswusterhausen<br />
A13<br />
Groß Leuthen<br />
Schlepzig<br />
Lübben<br />
Calau<br />
< Richtung<br />
Dresden<br />
SPREEWALD<br />
Lübbenau<br />
Lehde<br />
Leipe<br />
Raddusch<br />
Vetschau<br />
Goyatz<br />
Straupitz<br />
Burg<br />
A15<br />
Lieberose<br />
Cottbus<br />
Peitz<br />
Text thomas Bielig, freier Redakteur<br />
Fotos Michael Fahrig<br />
Richtung ><br />
Forst (Lausitz)<br />
Christoph Kalz ist durch und durch ein<br />
techniker. Und ein Mann klarer Worte:<br />
„Wenn Energietechnik ökonomisch und<br />
ökologisch sinnvoll ist, dann investiere<br />
ich dort gern. aber volkswirtschaftlichen<br />
Unfug, den mache ich nicht mit!“ Kalz,<br />
der gelernte Maschinenbauingenieur und<br />
Geschäftsführer der Stadt- und Überlandwerke<br />
Gmbh luckau-lübbenau (SÜll),<br />
meint damit den in den letzten Jahren in<br />
seinem netzgebiet boomenden Zubau an<br />
Windparks und Freiflächen-Solaranlagen<br />
von anonymen Kapitalgebern, und weiß,<br />
dass er auf vermintem Gelände unterwegs<br />
ist. „Solange die Erneuerbaren völlig losgelöst<br />
vom regionalen Verbrauch in die<br />
landschaft gepflanzt werden, kann ich<br />
nur politisch vernünftige Regeln fordern“,<br />
meint er – und zeigt auf den mit Solarmodulen<br />
vollgestellten alten Militärflughafen<br />
bei luckau.<br />
Dabei sind Kalz wie auch die Bürgermeister<br />
der Städte und Gemeinden am Westrand<br />
des idyllischen Spreewaldes alles andere<br />
als skeptisch, was die nutzung erneuerbarer<br />
Energiequellen betrifft. Zwar betreiben<br />
die SÜll selbst bislang weder eigene<br />
Wind- noch Solaranlagen, doch werde der<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
Einsatz alternativer Stromerzeugungsanlagen<br />
– im vernünftigen Rahmen und für<br />
Standorte im netzgebiet – geprüft. „Entscheidend<br />
dafür ist, ob die hier erzeugte<br />
Energie am Ort verbraucht und dann auch<br />
noch rentabel erzeugt werden kann“, sagt<br />
der Stadtwerke-Chef, den die in den letzten<br />
Jahren kräftig angestiegenen Umlagen für<br />
den netzausbau Sorgen bereiten. Derzeit<br />
werde die soziale Komponente der Energiepreise<br />
von der Politik und den Medien<br />
völlig verdrängt.<br />
Fragt man Christoph Kalz, was er unter<br />
einer zukunftsfähigen Energieversorgung<br />
versteht, dann kommt er bald auf das thema<br />
Erdgas zu sprechen. „Wir haben in den<br />
zwanzig Jahren, die unsere Überlandwerke<br />
bestehen, rund 30 Millionen Euro in ein<br />
leistungsfähiges netz investiert. Unser<br />
neues <strong>Gas</strong>netz ist rund 500 Kilometer<br />
lang. Das ist schon ein richtiger kleiner<br />
Energiespeicher, weil wir auch hochdruckleitungen<br />
betreiben“, berichtet er voller<br />
Stolz. Ein <strong>Gas</strong>netz erfordere in einem<br />
Gebiet mit einer ausdehnung von 40 mal<br />
60 Kilometern zwar zunächst hohe Investitionen,<br />
zumal auch viele Wasserläufe<br />
gequert werden müssen. Doch wo naturschutz<br />
zum alltag gehört und das Wasser<br />
der zahllosen Flüsse in manchen Gehöften<br />
fast bis zur türschwelle reicht, gibt<br />
9
MaRKt<br />
Christoph Kalz ist bereits seit Jahren von Erdgas als Kraftstoff überzeugt. Bürgermeister Helmut Wenzel mit Christoph Kalz<br />
es von vornherein kaum eine alternative.<br />
10<br />
Weil jedes Wort nur theorie und Kalz ein<br />
sehr praktischer Mensch ist, zeigt er lie-<br />
ber an Ort und Stelle, wie er die Stadtwer-<br />
ke in zwei Jahrzehnten mit geprägt hat. Im<br />
Betriebshof steht eine ganze Erdgasflotte<br />
vom kleinen Fiat bis hin zum transporter.<br />
„Wir haben inzwischen 13 eigene<br />
Fahrzeuge aller typen und Größen. Wir<br />
betreiben auch drei eigene Erdgastankstellen,<br />
die natürlich von der Öffentlichkeit<br />
genutzt werden können“, berichtet<br />
er. Wer hier tankt, spart nicht nur viel<br />
Geld, sondern er schont auch die Umwelt.<br />
Immerhin, so argumentiert Kalz, mischen<br />
die Stadtwerke bislang rund 28 Prozent<br />
Bioerdgas zu, im späten Frühjahr sollen<br />
es dann sogar 100 Prozent Bio werden.<br />
„Wir sind dann klimaneutral unterwegs,<br />
für fünf Euro können wir mehr als 100 Kilometer<br />
fahren“, so der Stadtwerke-Chef,<br />
der mit seinem Erdgas-Passat die besten<br />
Erfahrungen gemacht hat.<br />
„Ich bin von Kindesbeinen an mit dieser<br />
Gegend verwurzelt und wohne seit vielen<br />
Jahren in luckau“, erzählt Christoph Kalz<br />
und schwärmt vom fast mittelalterlichen<br />
Stadtkern der fast 750 Jahre alten Stadt in<br />
der niederlausitz. handwerker haben die<br />
Renaissance- und Barockgiebel restauriert.<br />
Zuletzt wurde auch das ehemalige<br />
Dominikaner-Kloster auf Vordermann gebracht<br />
– unter anderem zogen das Kreisarchiv<br />
und das niederlausitzmuseum ein.<br />
Wenn Christoph Kalz hier über den Markt<br />
geht, wird er gegrüßt, mitunter auch direkt<br />
angesprochen – er ist einer von hier.<br />
Beim Stadtfest im letzten Jahr hat er sich<br />
zusammen mit dem Bürgermeister vom<br />
hausmannsturm abgeseilt.<br />
In der nachbarstadt lübbenau hat Kalz<br />
einen termin bei helmut Wenzel, dem<br />
Bürgermeister und zugleich aufsichtsratsvorsitzenden<br />
des Versorgers. Die<br />
Stadt am Eingang zum Spreewald hat einen<br />
dramatischen Wandel durchlebt. Wo<br />
bis anfang der 1990er eines der größten<br />
Braunkohlekraftwerke Europas stand, betreibt<br />
jetzt auf einer teilfläche ein großer<br />
Discounter ein Zentrallager. Kohle spielt<br />
zwar in der lausitz noch immer eine große<br />
Rolle, doch nicht in lübbenau, das inzwischen<br />
den titel „Staatlich anerkannter<br />
Erholungsort“ trägt. Die luft, früher im<br />
Winter vom Ruß aus Kraftwerk und hausschornsteinen<br />
oft gelblich eingefärbt, ist<br />
klar. Die ehemaligen tagebaue im Umkreis<br />
füllen sich mit Wasser und werden<br />
dem Spreewaldtourismus eine zusätzliche<br />
Facette verleihen.<br />
helmut Wenzel will heute mit Christoph<br />
Kalz über das Großprojekt „Energiefeld“<br />
und den Stadtumbau sprechen. Weil die<br />
Stadt viele Einwohner verlor, wurden<br />
bereits rund 1.000 Plattenwohnungen<br />
abgerissen, jetzt wird ein weiterer abschnitt<br />
umgebaut. Die häuser werden<br />
auf zwei, drei Etagen reduziert und natürlich<br />
auch energetisch saniert. „Für uns ist<br />
das schwierig, weil der Fernwärmebedarf<br />
sinkt“, sagt Kalz. Mit tourismus und attraktiven<br />
lebensbedingungen will Wenzel<br />
gegensteuern. Das Projekt „Energiepfad“<br />
steht dafür: Die grüne Verbindungsachse<br />
wird die durch die Bahnstrecke nach Ber-
Steven Schwerdtner vom Spreewelten-Bad im Gespräch mit Christoph Kalz. Wettschwimmen mit den Pinguinen<br />
lin getrennten Stadthälften erschließen.<br />
Die Wärme für lübbenau kommt auch<br />
heute noch vom alten Kraftwerksgelän-<br />
de. Ein Klinkerbau hat hier den großen<br />
abbruch überdauert. „Wir betreiben zwei<br />
gasbetriebene BhKW mit zwei Megawatt<br />
elektrischer leistung“, erklärt Kalz. Die<br />
abwärme speist als Grundlast das Fernwärmenetz;<br />
für die Winterzeit sind noch<br />
weitere große Spitzenlastkessel installiert.<br />
Der Betrieb läuft vollautomatisch, beinahe<br />
8.000 Stunden pro Jahr. Die gute auslastung<br />
rentiert sich für den Spreewalder Energieversorger.<br />
auch Bürgermeister helmut<br />
Wenzel ist zufrieden: „Wir profitieren alle<br />
davon, dass die anlagen sehr effizient sind<br />
und auch der <strong>Gas</strong>preis, anders als etwa<br />
bei Öl, nicht durch die Decke gegangen<br />
ist.“ Kalz hat schon seit längerem Pläne<br />
für weitere BhKW in der Schublade, doch<br />
bisher ist die politische Energiewende in<br />
Berlin noch nicht soweit. „Gegenwärtig behindern<br />
die Sonderbelastungen aus der<br />
Stromsteuer neue BhKW so stark, dass wir<br />
auf Änderungen warten“, sagt er.<br />
lübbenau hat nicht nur große Miets-<br />
Wohnhäuser sondern auch ein als nobelherberge<br />
genutztes stattliches Schloss,<br />
die kleinste Brauerei Brandenburgs, einen<br />
Wal-Kiefer sowie jede Menge holzkähne.<br />
Und natürlich Wasser. nicht nur in den<br />
Spreearmen, die inzwischen hotels, Pensionen<br />
und <strong>Gas</strong>thäuser in Mengen haben<br />
sprießen lassen – „den besten Zander<br />
in ganz Deutschland bietet übrigens der<br />
Wirt in der Kaupen nr. 6“, versichert Kalz.<br />
Viel Wasser, wenn auch ganz anderer<br />
art, erwartet die Besucher im „Spreewelten-Bad“.<br />
Wer nicht gerade in einer der<br />
zahlreichen Saunen entspannt oder im<br />
Wellenbad seinen Spaß genießt, kann<br />
hier mit richtigen Pinguinen um die Wette<br />
schwimmen und tauchen. Steven Schwerdtner,<br />
Marketingchef des vor drei Jahren<br />
von der Stadt übernommenen Bades, weiß<br />
um den Reiz der befrackten Vögel: „Gibt´s<br />
echt in keinem anderen Bad!“<br />
Mit Christoph Kalz will Schwerdtner heute<br />
nur schnell ein paar Details besprechen.<br />
Das Bad besitzt selbst ein kleines heiz-<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
kraftwerk, bezieht aber Erdgas bislang von<br />
einem anderen Versorger. „Wir haben den<br />
Kunden aber jetzt bei uns, der liefervertrag<br />
ist schon unterzeichnet“, freut sich<br />
der Stadtwerke-Chef über einen erst vor<br />
kurzem erzielten Erfolg, der für ihn schwerer<br />
wiegt, als ein ganzer Wohnblock.<br />
Überhaupt, auch wenn die Einwohnerzahl<br />
in lübbenau und luckau oder den<br />
zahlreichen Dörfern ringsum sinkt: die<br />
SÜll werden in den nächsten Jahren<br />
deutlich aufstocken. Denn endlich geht<br />
die ausschreibung der leitungskonzessionen<br />
für Strom in lübbenau in die heiße<br />
Phase. Die bereits abgeschlossenen neuen<br />
Strom-Konzessionsverträge mit den<br />
Gemeinden Drahnsdorf und heideblick<br />
sowie der Stadt luckau sind Grundlage,<br />
das Stromnetzgebiet deutlich zu vergrößern.<br />
Für die SÜll würde sich damit die<br />
Zahl der Stromnetz-Kunden nahezu verdoppeln.<br />
Christoph Kalz mag es kaum erwarten:<br />
„Ich freue mich schon sehr darauf,<br />
dann geht es bei uns wieder einen großen<br />
Schritt voran.<br />
Foto: Spreewelten-Bad lübbenau<br />
11
MaRKt<br />
Neugründung der <strong>VNG</strong> <strong>Gas</strong>speicher Gmbh<br />
Mit bewährter Qualität im<br />
Speichermarkt<br />
Im April <strong>2012</strong> startete die <strong>VNG</strong>-Gruppe mit eigener Speichergesellschaft ins neue Speicherjahr.<br />
medium gas sprach mit den beiden Geschäftsführern Bernd Protze und Dr. Volker Busack über die<br />
Neugründung, die aktuellen herausforderungen am Markt und die Speicherprojekte, die das Unternehmen<br />
verfolgt.<br />
In der neuen <strong>VNG</strong> <strong>Gas</strong>speicher Gmbh sind sowohl die Untergrundgasspeicher<br />
als auch deren Vermarktung vereint. Was<br />
heißt das für die Arbeitsweise des Unternehmens?<br />
Dr. Busack: Die bisherigen Bereiche Speicherbetrieb und Vermarktung<br />
haben bereits vor der Umsetzung des 3. EBMP intensiv<br />
zusammengearbeitet. Wir rücken jetzt einfach noch enger<br />
zusammen, weil wir in einer Gesellschaft zusammenarbeiten<br />
und eine gemeinsame Identität haben. Fest steht: nur mit einem<br />
zuverlässig funktionierenden Speicherbetrieb können wir<br />
unsere Speicherkapazitäten auch erfolgreich vermarkten.<br />
Wird sich etwas für Ihre Kunden ändern?<br />
Bernd Protze: Die sichtbarsten Änderungen für unsere Kunden<br />
sind natürlich der neue name unserer<br />
Speichergesellschaft sowie einige neue<br />
beziehungsweise angepasste Prozesse.<br />
Dazu gehört unsere Website www.vnggasspeicher.de.<br />
an der bewährten Qualität<br />
ändert sich aber nichts. Wir sind weiterhin ein zuverlässiger<br />
Vertragspartner für unsere Kunden und bieten ihnen innovative<br />
Produkte und Dienstleistungen an.<br />
Was hat die <strong>VNG</strong> <strong>Gas</strong>speicher Gmbh, was andere Speicherunternehmen<br />
nicht haben?<br />
Protze: Wir vermarkten unsere Speicherkapazitäten seit sieben<br />
Jahren und sind damit die anbieter mit der längsten Erfahrung<br />
12<br />
Unsere Onlinebuchung ist<br />
auf Tempo und<br />
Flexibilität ausgelegt.<br />
am Markt. außerdem bieten wir alle leistungen in der Wertschöpfungskette<br />
der <strong>Gas</strong>speicherung quasi aus einer hand an.<br />
Unser Unternehmen entwickelt Speicher, teilweise in Kooperation<br />
mit anderen Unternehmen, wir betreiben eigene anlagen,<br />
entwickeln innovative und flexible Speicherprodukte, vermarkten<br />
Speicherkapazitäten und übernehmen die komplette abwicklung,<br />
vom Vertragsmanagement bis zur abrechnung. hier<br />
heben wir uns deutlich von unseren Mitbewerbern ab.<br />
Seit einem Jahr können Ihre Kunden Speicherkapazitäten online<br />
buchen. Wie hat sich das neue Angebot bewährt?<br />
Protze: Die Plattform ist gut angelaufen. Ein Grund ist sicherlich,<br />
dass unsere Onlinebuchung im Kundenportal „Mein Speicher“<br />
auf tempo und Flexibilität ausgelegt ist. hier<br />
bieten wir die Möglichkeit, Kapazitäten für die<br />
nächsten zwei Speicherjahre per Mausklick<br />
zu buchen und innerhalb von nur wenigen<br />
Stunden zu nutzen.<br />
Ähnlich „jung“ wie die Onlinebuchung ist das Produkt „Mikro<br />
Speicher“. Wie ist das Produkt bisher bei Ihren Kunden<br />
angekommen?<br />
Protze: Unsere „Mikro Speicher“ haben sich am Markt sehr<br />
gut etabliert und werden vor allem von kleineren Unternehmen<br />
sowie zum ausgleich von Verbrauchsspitzen genutzt. Wir<br />
haben die Vermarktung der „Mikro Speicher“ jetzt übrigens
Die Geschäftsführer der <strong>VNG</strong> <strong>Gas</strong>speicher GmbH Bernd Protze und Dr. Volker Busack (v. l.)<br />
auch auf unser Onlineportal umgestellt. Dort kann er jeden<br />
Donnerstag im Zeitraum von 9 bis 17 Uhr für die Folgewoche<br />
gebucht werden.<br />
Warum die Umstellung? Vereinfacht das die<br />
Abwicklung?<br />
Protze: Ja, für unsere Speicherkunden ist es jetzt einfacher, weil<br />
die Buchungsabwicklung automatisch erfolgt. Wer allerdings<br />
besondere Buchungsanfragen hat, kann sie natürlich auch<br />
weiterhin per E-Mail schicken oder unseren Speicheranfrageassistenten<br />
nutzen.<br />
Zum neuen Speicherjahr bieten Sie ein sogenanntes Kombiprodukt<br />
„BioErdgas Speicher“ an. Was steckt dahinter?<br />
Protze: Unser „BioErdgas Speicher“ richtet sich an Bioerdgashändler.<br />
Je nach Bedarf können diese Kunden ihre Speicherkapazitäten<br />
sowohl für Erdgas als auch für Bioerdgas nutzen. So<br />
erhöht sich die Flexibilität ihres Bioerdgas-Bilanzkreises.<br />
Wie kann der Kunde sicher sein, dass er tatsächlich Bioerdgas<br />
speichert?<br />
Protze: Der nachweis wird mit einem sogenannten „Shippercode“<br />
erbracht, also einer festen absendernummer für die<br />
nominierung. Damit ist die Dokumentation des Bioerdgases<br />
lückenlos nachvollziehbar. Für unsere Kunden erfüllen wir damit<br />
alle anforderungen der <strong>Gas</strong>netzzugangsverordnung.<br />
Foto: Dirk Brzoska<br />
Alle Projekte laufen<br />
planmäßig.<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
Was gibt es Neues von Ihren Speicherneubauprojekten in Etzel,<br />
Jemgum und Bad lauchstädt zu berichten?<br />
Dr. Busack: alle Projekte laufen planmäßig.<br />
ab diesem Jahr gehen erste Kapazitäten aus<br />
den Projekten stufenweise in Betrieb. am<br />
Standort Etzel können die ersten Speicherkapazitäten<br />
bereits in der zweiten Jahreshälfte <strong>2012</strong> genutzt<br />
werden, die Vermarktung für unser Produkt „3-Phasen Speicher“<br />
startet in den nächsten tagen.<br />
herzlichen Dank für das Gespräch.<br />
Zu den Personen<br />
Dr. Volker Busack<br />
ab 1976 bei VnG, u. a. am Standort des Untergrundspeichers Kirchheilingen<br />
tätig | ab 1994 leiter des gesamten technischen Betriebes der<br />
VnG aG | ab 2011 Direktor Speicherbetrieb | seit <strong>2012</strong> Geschäftsführer<br />
der VnG <strong>Gas</strong>speicher Gmbh<br />
Bernd Protze<br />
ab 1995 bei VnG in verschiedenen leitenden Funktionen tätig, u. a.<br />
als Direktor <strong>Gas</strong>speicherung | seit <strong>2012</strong> Geschäftsführer der VnG<br />
<strong>Gas</strong>speicher Gmbh<br />
13<br />
Foto: Christian Schneider<br />
Foto: Dirk Brzoska
MaRKt<br />
<strong>VNG</strong>-Gruppe<br />
Wir wissen,<br />
wie Erdgas geht.<br />
„Der Erdgasspezialist“ lautet der Unternehmensanspruch, der das Geschäft<br />
von <strong>VNG</strong> auf den Punkt bringt. medium gas stellt Mitarbeiter der <strong>VNG</strong>-Gruppe vor,<br />
die Spezialisten auf ihrem Gebiet sind.<br />
Ute Scholz | hauptreferentin Energiedienstleistungen/<strong>Gas</strong>an-<br />
wendungstechnik bei der <strong>VNG</strong> <strong>AG</strong><br />
Ute Scholz unterstützt die Kunden von VnG in Industrie und Gewerbe<br />
dabei, die richtige Erdgastechnologie zu finden und die<br />
Energieeffizienz durch modernste anlagentechnik zu fördern.<br />
Dafür sucht sie nach individuellen lösungen, damit die Unternehmen<br />
ihre Produkte so kostengünstig und umweltschonend wie<br />
möglich auf den Markt bringen können. Darüber hinaus betreut<br />
sie zahlreiche Feldtests von Mikro-KWK-anlagen in Zusammenarbeit<br />
mit herstellern und VnG-Kunden.<br />
Ulrike Fritzsche | Referentin für Produktentwicklung bei der <strong>VNG</strong><br />
<strong>Gas</strong>speicher Gmbh<br />
als Mathematikerin ist Ulrike Fritzsche vor allem für die neu- und<br />
Weiterentwicklung von Speicherprodukten zuständig. Dafür stellt<br />
sie mitunter Szenarien auf, die das Für und Wider eines Produktes<br />
deutlich machen. Es geht dabei aber nicht nur um die reine<br />
Wirtschaftlichkeit, sondern auch darum, wie sich die Änderungen<br />
in den It-Systemen darstellen lassen. Gleichzeitig muss sie immer<br />
im auge behalten, wie sich veränderte Kapazitäten in den<br />
Kavernen oder verbesserte leistungszahlen der Speicher optimal<br />
vermarkten lassen.<br />
Alexander Wunderlich | Fachverantwortlicher Exploration & Re-<br />
servoirentwicklung bei der <strong>VNG</strong> <strong>AG</strong><br />
als Geologe bewertet alexander Wunderlich Explorations-, Ent-<br />
wicklungs- und Produktionsprojekte auf dem norwegischen<br />
Kontinentalschelf nach geowissenschaftlichen und technischen<br />
Gesichtspunkten. Er analysiert, wo Erdgas und Erdöl liegen könnten<br />
und wie eine lagerstätte nach erfolgreicher Erkundung am<br />
effektivsten ausgebeutet werden kann. Dabei ist er allerdings nur<br />
ein teil im E&P-Puzzle, denn ob und wie die Explorations- und<br />
Produktionsaktivitäten ausgestaltet werden, wird im interdisziplinären<br />
team entschieden.<br />
14<br />
AlEXANDER WUNDERlIch<br />
WEISS, WIE MAN ERDGAS IN DER NORDSEE<br />
Foto: Dirk Brzoska<br />
Foto: Dirk Brzoska<br />
FINDET UND FÖRDERT.
UTE SchOlZ<br />
WEISS, WIE MINI-KRAFTWERKE MIT ERDGAS<br />
hOch EFFIZIENT BETRIEBEN WERDEN.<br />
UlRIKE FRITZSchE<br />
WEISS, WIE SPEIchERPRODUKTE MODEllIERT WERDEN.<br />
Foto: Dirk Brzoska<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
15
MaRKt<br />
Fakten<br />
Praktisch,<br />
diese Brennstoffzelle<br />
Was macht eigentlich das callux-Projekt, das die Markteinführung<br />
erdgasbetriebener Brennstoffzellen-heizgeräte gezielt vorantreibt?<br />
medium gas macht den Faktencheck.<br />
16<br />
2008<br />
startete die Kampagne in Deutschland.<br />
1.000.000 Std.<br />
Betriebserfahrungen wurden bis jetzt gesammelt.<br />
232 Anlagen<br />
sind derzeit in Betrieb.<br />
30 Prozent<br />
CO 2 -Ersparnis erzielt die Brennstoffzelle im Vergleich zu<br />
600.000 kWh<br />
elektrische Energie wurden seit 2008 produziert.<br />
Online im Keller<br />
herkömmlichen heizungsanlagen im Durchschnitt.<br />
Mit der neuen Callux-Box lassen sich Messdaten verschiedener<br />
Brennstoffzellenmodelle über ein einheitliches<br />
Kommunikationsprotokoll übertragen.<br />
Lars Winkler<br />
ist der Callux-ansprechpartner in der VnG-Gruppe<br />
Telefon +49 341 443-2615 | Fax +49 341 443-2345<br />
lars.winkler@vng-gasspeicher.de<br />
Callux<br />
ist ein Wortspiel aus den lateinischen Begriffen „calor“ für<br />
Wärme und „lux“ für licht und meint die für KWK-anlagen<br />
typische Kombination aus Wärme- und Stromproduktion.<br />
800 Geräte<br />
werden bis zum Jahr 2016 installiert.<br />
86 Mio. Euro<br />
Gesamtinvestitionen stehen für Callux zur Verfügung.<br />
Im Bild: Brennstoffzellen-Heizgerät von BAXI INNOTECH
KWK-Förderung<br />
neuer Zuschuss für<br />
Mini-KWK-anlagen<br />
Seit 1. April <strong>2012</strong> hat das Bundesumweltministerium die<br />
Förderung für Mini-KWK-Anlagen mit einer leistung bis<br />
20 kW wieder aufgenommen. medium gas gibt einen<br />
el<br />
Überblick über die wichtigsten Fragen.<br />
Wieso wird gefördert?<br />
Die Förderung soll einen Beitrag zur Erhöhung der<br />
Stromerzeugung aus Kraft-Wärme-Kopplung leisten.<br />
Durch die gekoppelte Erzeugung von Strom und<br />
Wärme in einer KWK-anlage wird der eingesetzte<br />
Brennstoff sehr viel effizienter genutzt als bei der<br />
herkömmlichen Produktion in getrennten anlagen.<br />
Dies führt zu einer erheblichen Reduktion des<br />
CO -ausstoßes.<br />
2<br />
Was wird gefördert?<br />
neue Blockheizkraftwerke bis 20 kW in Bestands-<br />
el<br />
bauten erhalten einen einmaligen Investitionszuschuss,<br />
der nach der elektrischen leistung der<br />
anlagen gestaffelt ist. Die anlagen dürfen nicht<br />
in einem Gebiet mit einem anschluss- und Benutzungsgebot<br />
für Fernwärme liegen und müssen sowohl<br />
mit einem Wartungsvertrag betreut werden<br />
als auch anspruchsvolle Effizienzanforderungen<br />
erfüllen. Fördervoraussetzung ist zudem, dass die<br />
KWK-anlagen in der liste der förderfähigen anlagen<br />
des Bundesamtes für Wirtschaft und ausfuhrkontrolle<br />
(BaFa) enthalten sind.<br />
Wie hoch ist die Förderung?<br />
Für Ein- und Zweifamilienhäuser besonders geeignete<br />
anlagen mit einer leistung von 1 kW erhalten<br />
el<br />
eine Förderung von 1.500 Euro, große anlagen mit<br />
19 kW sogar 3.450 Euro.<br />
el<br />
Welche Geräte werden gefördert? (Stand 02.04.<strong>2012</strong>)<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
Bosch KWK Systeme Gmbh Buderus loganova En20<br />
EAW Energieanlagenbau Westenfeld Gmbh EWF 17 S<br />
Ec Power A/S XRGI 20 G-tO<br />
Efficient home Energy S. l. WisperGen EU 1 DE<br />
Energiewerkstatt Gmbh & co KG aSV 14/32 | aSV 15/34 | aSV 20/43<br />
ETZ Gmbh & co. KG Muscetier nG10 | Muscetier nG15<br />
Kraftwerk Gmbh Mephisto G20+<br />
KW Energie Gmbh & co KG 12G–4aP | 12G–4SPn | 20G–4aP | 20G–4SPn<br />
7,5G–3aP | 7,5G–3SPn<br />
proenvis Gmbh & co. KG primus 1.4 n | primus 1.4 l<br />
sanevo home energy Gmbh & co. KG/2G-home Gmbh WisperGen EU 1 Systemanlage<br />
Steinecke Wärme-Kraft-Kopplung elcon 15<br />
Vaillant Gmbh ecoPower 1.0 VnC 28+1 | 3.0 VnC 88+3 | 4.7 VnC 138+5<br />
Volkswagen <strong>AG</strong> EcoBlue 2.0 Gen. 1<br />
Kirsch Gmbh Kirsch micro BhKW l4.12<br />
simple-Energie Gmbh SE-12/28<br />
OT<strong>AG</strong> Vertriebs Gmbh & co. KG lion – powerblock gas<br />
Viessmann Werke Allendorf Gmbh Vitotwin 300-W<br />
Kuntschar u. Schlüter Gmbh GtK 7<br />
SenerTec Kraft-Wärme-Energiesysteme Gmbh Dachs Stirling SE | Dachs F5.5<br />
Dachs G5.0 lownOx | Dachs G5.5<br />
Giese Gmbh GB4-8 | GB6-12 | GB7,5-15 | GB20-45 | hB7,5-15<br />
cleanergy AB C9G System<br />
Ec Power A/S XRGI 15 G-tO<br />
RMB Energie Gmbh neotower 5.0 | neotower 7.2 | neotower 11.0<br />
Weitere Informationen erhalten Sie beim BaFa unter www.bafa.de<br />
17<br />
Foto: Christian Schneider
SChWERPUnKt<br />
Ein virtuelles Kraftwerk ist die Verbindung von dezentralen<br />
Energieerzeugungsanlagen, Speichern und steuerbaren<br />
Energieverbrauchern mit einer Kommunikationszentrale.<br />
18<br />
Mikro-BhKW<br />
haushalt<br />
GuD Kraftwerk<br />
haushalt<br />
Wasserkraft<br />
Photovoltaik<br />
BhKW
Windkraft<br />
Kommunikationszentrale<br />
Biogasanlage<br />
Speicher<br />
Foto: hendrik Schwartz - Fotolia.com<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
Dezentrale<br />
Energiesysteme<br />
Mikro-BhKW sorgen für eine<br />
effiziente Wärme- und<br />
Stromversorgung<br />
Keine Technik der Welt wird die Sonne immer und über-<br />
all scheinen lassen, Regen vom himmel prasseln lassen<br />
oder für Wind sorgen, wenn er gerade nicht weht. Rege-<br />
nerative Energien werden damit im Tages- und Jahres-<br />
verlauf immer starken Schwankungen unterliegen. Weil<br />
sie aber zukünftig einen noch wichtigeren Beitrag zur<br />
Energieversorgung leisten werden, braucht es im Umkehrschluss<br />
eine Technik, die eben jene Schwankungen<br />
ausgleicht und Energie hochflexibel und kontinuierlich<br />
zur Verfügung stellt.<br />
Der Technik-„Königsweg“ könnte die Vernetzung von<br />
vielen kleinen, dezentralen Energieerzeugungsanlagen,<br />
Speichern und steuerbaren Energieverbrauchern zu<br />
einem virtuellen Kraftwerk sein.<br />
Kleine und große Kraftwerke werden in dieser „virtuellen<br />
Welt“ eine besondere Rolle spielen, denn<br />
BhKW sind technisch erprobt, sehr schnell an- und<br />
abschaltbar und verbinden effizient die Wärme- mit der<br />
Stromerzeugung. Und: sie funktionieren mit Erdgas und<br />
Bioerdgas, sind damit immer und überall verfügbar.<br />
medium gas wirft einen Blick hinter die virtuelle Welt<br />
und geht der Frage nach, was die vernetzten Kraftwerke<br />
heute schon in der lage sind zu leisten.<br />
19
SChWERPUnKt<br />
Bestandsaufnahme<br />
Ganz real am<br />
virtuellen Kraftwerk<br />
In Deutschland sprießen virtuelle Kraftwerksprojekte zwar noch nicht<br />
wie Pilze aus dem Boden, dennoch beschäftigen sich zahlreiche Unternehmen<br />
mit der Frage, wie die dezentrale Energieversorgung mit<br />
solchen Vernetzungen Gestalt annehmen kann.<br />
Text Martin hainbucher, freier Redakteur<br />
Unna am Ostrand des Ruhrgebietes gilt heute zu Recht als ein<br />
Energiewende-Pionier: Vor mehr als einem Jahrzehnt, da tauchten<br />
gerade die ersten Windräder auf, wurde hier der Gedanke<br />
geboren, mehrere Kleinkraftwerke zentral zu steuern. Das erste<br />
virtuelle Kraftwerk war ein Versuch, um bei einer erwarteten<br />
(aber nicht realisierten) Flut von Brennstoffzellen ein effizientes<br />
Regelungsmanagement aufzubauen. „Wir wussten, dass die damals<br />
bereits diskutierte dezentrale Energieerzeugung virtuelle<br />
Kraftwerke als Grundlast-Basis haben müsste und dass man<br />
die Verfügbarkeit solcher Kapazitäten nicht einfach dem Zufall<br />
überlassen müsste“, erinnert sich Dietmar Biermann, hauptabteilungsleiter<br />
Energiemanagement der Stadtwerke Unna.<br />
Schon seit 2004 werden Blockheizkraftwerke der Stadt nicht<br />
mehr einzeln betrieben. „Wir fahren heute zwei BhKW mit je drei<br />
Modulen und einer elektrischen leistung von 4,8 MW zentral“,<br />
berichtet Biermann. „am anfang wurden wir damit fast überall<br />
belächelt, inzwischen wird das thema Smart Grid der netze<br />
viel diskutiert“, sagt Biermann. Der aufwand für die Steuerung<br />
rechnet sich, zumal die anlagen nicht nur nach dem Strompreis<br />
geführt werden, sondern auch hinsichtlich des <strong>Gas</strong>preises. Ein<br />
eigener <strong>Gas</strong>speicher macht das möglich. Die Chance, auch Mikro-BhKW<br />
einzubeziehen, sehen die Stadtwerke jedoch erst,<br />
wenn deren Zahl bei einigen hundert liegt. „Der technische,<br />
20<br />
Foto: andreas teich<br />
auch der organisatorische aufwand ist sehr hoch, der nutzen pro<br />
anlage aber mit wenigen Kilowatt begrenzt“, so der techniker.<br />
„Ein virtuelles Kraftwerk ist nicht nur etwas, was sich auf den<br />
Festplatten von Computern befindet“, scherzt lars lorenz, der<br />
als Projektleiter bei Vattenfall Europe seit 2010 damit beschäftigt<br />
ist, einen ganzen Schwarm an gasbetriebenen Blockheizkraftwerken,<br />
Wärmespeichern und Energieverbrauchern zusammenzukoppeln.<br />
Die Idee ist ebenso einfach wie faszinierend, weil sie<br />
zumindest einen teil des Problems mit dem unsteten anfall von<br />
Wind- und Sonnenstrom lösen könnte: Stehen die Windräder<br />
still, werden in Köpenick, neukölln und Wannsee oder auch in<br />
hamburg-Schnelsen per Mausklick BhKW angeworfen.<br />
„Wir haben dabei Geräte verschiedener hersteller und Größenklassen<br />
von fünf bis 600 kW“, berichtet lorenz. Der dezen tral<br />
eingespeiste Strom entlastet dann das netz und gleicht das<br />
knappe angebot mit aus. Zugleich liefern die Kraftmaschinen<br />
Wärme, die sich speichern lässt und mittlerweile gut 100.000<br />
Wohnungen beliefert. Ist hingegen reichlich Sonnen- oder Windstrom<br />
im netz, können von der gleichen Warte aus zusätzliche<br />
Verbraucher wie etwa Wärmepumpen oder im Sommer Kälteanlagen<br />
zugeschaltet werden. alles läuft über ein ausgeklügeltes<br />
elektronisches System: Das virtuelle Kraftwerk kennt den Zustand<br />
der Wärmespeicher, die Prognosen der Wetterfrösche und<br />
den Bedarf der Stromkunden ebenso wie die netzkapazitäten.<br />
Der Rest ist Programmierung.
Schaltzentrale des Virtuellen Kraftwerkes von Vattenfall in Berlin<br />
Inzwischen sprießen virtuelle Projekte überall aus dem Boden<br />
Wie hoch die Branche das Potenzial der virtuellen Kraftwerke<br />
als netzpuffer einschätzt, zeigen die immer neuen Projekte<br />
und Studien. Siemens und RWE wollen <strong>2012</strong> bereits 20 MW am<br />
netz haben, der Energieversorger lichtblick will private Kleinkraftwerke<br />
in Privathäusern zusammenschalten und auch VnG<br />
beteiligt sich an einem auf drei Jahre ausgelegten Projekt mit<br />
Mikro-BhKW, das an der tU Dresden und der tU Bergakademie<br />
Freiberg stattfindet.<br />
Die Energiebranche hat guten Grund, den ausbau virtueller<br />
Kraftwerke weiter voranzutreiben. Zum einen, weil Strom nicht<br />
mehr nur zentral in großen Kraftwerken produziert und ins<br />
netz eingespeist wird, sondern auch Stadtwerke, Industrie und<br />
Gewerbetreibende Strom über Blockheizkraftwerke erzeugen.<br />
Sogar hausbesitzer haben in zunehmender Zahl ein privates<br />
Kleinstkraftwerk im Keller stehen, mit dem sie Strom ins netz<br />
einspeisen können. Für eine stabile Stromplanung müssen diese<br />
Einspeisungen koordiniert werden. Zum anderen, soll der<br />
Zuwachs bei den erneuerbaren Energien laut Bundesumweltministerium<br />
weiter beschleunigt werden: Bei der Photovoltaik<br />
werden bis 2030 installierte leistungen von 60 Gigawatt, bei<br />
der Windkraft von 65 Gigawatt in Deutschland prognostiziert.<br />
Das wäre mehr, als die heutigen konventionellen Kraftwerke<br />
leisten, die allerdings überwiegend grundlastfähig sind. Bei<br />
Wind- und Sonnenstrom hingegen, hat das Fraunhofer-Institut<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) errechnet,<br />
steigen die so genannten Gradienten steil an: Die Kennlinie, die<br />
im tagesgang die in das netz abgegebene leistung zeigt, ist<br />
von wilden Zacken geprägt. Bei Flaute und Dunkelheit kommt<br />
so gut wie nichts ins netz, zu anderen Zeiten wird der Bedarf<br />
an Strom deutlich überstiegen.<br />
In Deutschland laufen derzeit zahlreiche Versuche mit virtuellen<br />
Kraftwerken im Mikro-KWK-Bereich und mit großen anlagen.<br />
Bei Kleinanlagen mit elektrischen leistungen von unter 2 kW<br />
– sie stehen überwiegend in privat genutzten häusern – ist<br />
derzeit noch unklar, wie groß die Bereitschaft der Eigentümer<br />
zu einer art „Fremdbestimmung“ über ihr „Zuhausekraftwerk“<br />
ist. Versuche mit zahlreichen größeren anlagen sind dagegen<br />
wesentlich unproblematischer. Sehr zuversichtlich etwa äußert<br />
sich RWE über ein gemeinsam mit Siemens betriebenes<br />
Projekt, bei dem nicht nur große BhKW mit insgesamt sechs<br />
Megawatt, sondern auch noch Wasserkraftwerke, Windanlagen<br />
und Photovoltaik an verschiedenen Standorten im Sauerland<br />
zentral aus Dortmund gesteuert werden. Das hirn der anlage<br />
ist das Energiemanagement-System DEMS von der Siemens aG.<br />
Es reagiert auf die Prognosen für Wind- und Sonnenstrom und<br />
der Strom wird über die Energiebörse EEX in leipzig vermarktet.<br />
Wenn <strong>2012</strong> erfolgreich verlaufen sollte, will RWE das virtuelle<br />
Kraftwerk rasch mit neuen Modulen ausbauen. Rund 200 MW<br />
seien nach RWE-angaben in wenigen Jahren erreichbar.<br />
21
SChWERPUnKt<br />
Zubaupotenzial für kleine BhKW bis 50 kW el<br />
(kumuliert)<br />
Quelle: aSUE<br />
Stadtwerke koppeln ihre <strong>Gas</strong>kraftwerke profitabel<br />
Cord Müller, Geschäftsführer der Stadtwerke aalen, ist ebenfalls<br />
ein Verfechter der virtuellen Idee. „Wir betreiben ein solches<br />
Kraftwerk mit zunächst zwei BhKW, werden aber aufgrund der<br />
guten Erfahrungen weitere anlagen aufschalten, sobald die wirtschaftlichen<br />
hemmnisse beseitigt sind“, sagt Müller. Problematisch<br />
ist insbesondere die Stromsteuerdurchführungsverordnung,<br />
die den Einsatz von Kraftwärme-anlagen derzeit wenig rentabel<br />
macht und auch den dringend erforderlichen neubau von großen<br />
GuD-Kraftwerken vielerorts blockiert.<br />
In aalen wird knallhart gerechnet. Das Signal zum anfahren<br />
der beiden BhKW kommt von einem Schaltpult, wo auch der<br />
Stromhandel angesiedelt ist – der Preis an der Strombörse EEX<br />
in leipzig muss nur hoch genug sein, dann sind die aggregate<br />
minutenschnell mit voller leistung am netz und erzeugen Strom,<br />
Wärme – und Geld für die Kasse der Stadtwerke. „Wenn wir unser<br />
Kraftwerk wie geplant erweitern können, werden wir die anlagen<br />
je nach Wirtschaftlichkeit einzeln ansteuern. Die ganz kleinen<br />
rechnen sich erst bei etwa zehn Cent pro Kilowattstunde, sehr<br />
große schaffen es auch schon bei vier bis fünf Cent“, sagt Müller.<br />
Je komplexer ein System, desto schwieriger ist dessen Steuerung,<br />
das weiß auch der Stadtwerkschef, der auch von den Erfahrungen<br />
der inzwischen rund 20 anderen Betreiber virtueller<br />
Kraftwerke profitiert. „Wünschenswert ist natürlich ein sehr breites<br />
netz dezentraler anlagen“, sagt er. Doch das individuelle Verbrau-<br />
22<br />
<strong>2012</strong> 2014 2016 2018<br />
2020<br />
500 MW<br />
400 MW<br />
300 MW<br />
200 MW<br />
100 MW<br />
Foto: Dirk Brzoska<br />
Schaltkreis eines virtuellen Kraftwerkes<br />
cherverhalten ist ebenso schwierig zu planen, wie Wetterprognosen<br />
verlässlich sind. „Wir haben uns daher zu einer Steuerung<br />
entschieden, die den Ist-Betriebszustand jeder anlage erfasst,<br />
insbesondere die freie Wärmespeicherkapazität“, erklärt Müller.<br />
Dort, wo Wärme nur in geringem Maße abgerufen wird, schaltet<br />
die Zentrale das BhKW möglichst frühzeitig ab, um später, wenn<br />
Strom teuer verkauft werden kann, auch diese Kapazitäten wieder<br />
frei zu haben. Freilich hat dieses System im Sommer längere Vorlaufzeiten<br />
als im Winter, wo die heizungen große Wärmemengen<br />
verlangen. aber auch die netzstabilität, so Müller, beeinflusst die<br />
Fahrweise. Ist regional die last gering, müssen die BhKW vom<br />
netz – unabhängig vom Strompreis an der Börse.<br />
Großzügig dimensionierte Wärmespeicher, die moderate Mehrkosten<br />
bei der Investition erfordern, können das System der virtuellen<br />
Kraftwerke ebenso rentabler machen wie auch zusätzliche<br />
Wärmeverbraucher im Sommer. Sobald sich gewerbliche nutzer<br />
oder Klimaanlagen mit einbinden lassen, schließt sich das<br />
„Sommerloch“ leichter, der „Flaschenhals Wärmeabsatz“ wird<br />
geweitet.<br />
Die Vernetzung aller Erzeuger ist technisch lösbar<br />
Virtuellen Kraftwerken gehört die Zukunft, dessen ist sich Dr. Kurt<br />
Rohrig, stellvertretender Direktor des Fraunhofer Institutes IWES<br />
in Kassel, ganz sicher. auch wenn ihre Entwicklung teilweise noch<br />
in den Kinderschuhen steckt, misst Rohrig ihnen eine künftig ganz
e-Telligence EWE aG<br />
Schwarmstrom lichtblick<br />
MiniVersum Senertec EnVersum<br />
ProViPP RWE<br />
Virtuelles Kraftwerk SW Unna<br />
E-DeMa RWE<br />
Smart Watts StaWaG<br />
VK Rheinland-Pfalz Fh Bingen/tSB<br />
Regelenergiepool MVV<br />
Modellstadt Mannheim MVV<br />
MeRegio EnBW<br />
Rheinland-<br />
Pfalz<br />
Saarland<br />
Virtuelle Kraftwerks-Projekte in Deutschland<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
Bremen<br />
Hessen<br />
Baden-<br />
Württemberg<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
Niedersachsen<br />
entscheidende Rolle bei dem Umbau des Energienetzes zu. Um<br />
das netz zu stabilisieren, dürfen die Einzelanlagen nicht ungeregelt<br />
voneinander betrieben werden. „Wir simulieren auf unseren<br />
Rechnern verschiedene ausbauszenarien, um die notwendige<br />
netzintegration der Erneuerbaren möglich zu machen“, sagt Rohrig.<br />
Um flächendeckend eine gesicherte Versorgung jenseits von<br />
Kohle und Kernkraft zu ermöglichen, gehe es nicht ohne Vernetzung<br />
der anderen Erzeuger. So wird jetzt mit dem auf drei Jahre<br />
ausgelegten Forschungsprojekt „Kombikraftwerk 2“ untersucht,<br />
wie sich ein virtuelles Kraftwerk auch dann sicher fahren lässt,<br />
wenn Sonnen-, Biogas und Windenergie direkt in die Steuerung<br />
mit einbezogen wird.<br />
„technisch ist das lösbar, bisher fehlt es aber noch an weiteren<br />
ökonomischen anreizen, auch wenn inzwischen Marktprämien<br />
gezahlt werden“, meint der Wissenschaftler mit Blick auf ein<br />
ganzheitliches Stromkonzept. letztlich puffern die virtuellen<br />
Kraftwerke die Spitzen von angebot und nachfrage, sind eine<br />
Form der Kurzzeit-Energiespeicher. Ergänzend benötigt werden<br />
Hamburg<br />
Thüringen<br />
Sachsen-<br />
Anhalt<br />
Bayern<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Berlin<br />
Brandenburg<br />
Sachsen<br />
Stichwort Blockheizkraftwerk<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
Virtuelles Kraftwerk Vattenfall<br />
RegModharz E.On<br />
Energiepark clausthal<br />
tU Clausthal<br />
Regionales Virtuelles Kraftwerk<br />
VnG, tU Dresden,<br />
tU Bergakademie Freiberg<br />
Virtuelles Kraftwerk Mainova<br />
VPP Stadtwerke aalen<br />
EVF-Stromerzeugung Filstal<br />
AlpEnergy allgäuer Überlandwerk<br />
Quelle: BDEW<br />
außerdem Pumpspeicherwerke, Druckluftspeicher oder Batterien<br />
für den tagesbereich und langanhaltende Energiespeicher, die<br />
auf elektrochemischem Weg synthetisches Erdgas aus überschüssigem<br />
Strom erzeugen.<br />
Die in der Regel mit Erdgas und Bioerdgas betriebenen Blockheizkraftwerke<br />
gibt es heute für den kommerziellen Einsatz im Bereich Einfamilienhäuser<br />
(bis 2 kW elektrische leistung), in Mehrfamilienhäusern<br />
(bis 10 kW) und für die Versorgung von Wärme-Inseln und gewerblichen<br />
Objekten. In letzterem Fall können elektrische leistungswerte von bis<br />
zu einem Megawatt erreicht werden. Im weiteren Sinne gehören auch<br />
industrielle Kraftwerke mit (Fern-) Wärmeauskopplung, etwa die <strong>Gas</strong>-<br />
und Dampfturbinen-Kraftwerke, in die Klasse der Blockheizkraftwerke.<br />
BhKW erreichen einen Gesamtwirkungsgrad von teilweise 90 Prozent.<br />
Bis zum Jahr 2020 soll nach dem Fahrplan der Bundesregierung der<br />
anteil der Kraft-Wärmekopplung mindestens 25 Prozent an der Stromwirtschaft<br />
erreichen.<br />
23
SChWERPUnKt<br />
Forschung<br />
Die Zukunft beginnt im labor<br />
Im Dreiergespann untersuchen die TU Dresden (TUD), die TU Bergakademie Freiberg und <strong>VNG</strong> die Vernetzung<br />
von Erdgas-Mikro-BhKW. medium gas stellt das kürzlich gestartete Forschungsprojekt vor und wirft<br />
einen Blick hinter die Kulissen des Dresdner Techniklabors.<br />
Text andré Deichsel, freier Redakteur | Fotos Dirk Brzoska<br />
Eng geht es zu im Forschungslabor des Dresdner Instituts für<br />
Energietechnik. Kein Wunder, wenn Kabel und Rohre den Raum<br />
durchziehen, etliche Mikro-BhKW aufgebaut sind, dazu meterhohe<br />
Wärmespeicher und zusätzlich noch Computer und Monitore<br />
angeschlossen wurden. Platz zum arbeiten haben die<br />
Wissenschaftler des Institutes trotzdem. Ihr auftrag: Wie kann<br />
die dezentrale Energieversorgung realisiert werden und wie kann<br />
sie mithelfen, um die Volatilität der erneuerbaren Energien auszugleichen?<br />
Virtuell im labor<br />
Was im Keller des Merkel-Baus der tU Dresden als Forschungslabor<br />
aufgebaut wurde, ist teil des Projektes „Regionales Virtuelles<br />
Kraftwerk“, das die tU Dresden, die tU Bergakademie<br />
Freiberg und die leipziger VnG im vergangenen Jahr gemeinsam<br />
initiiert haben. Die Experten wollen in den kommenden drei<br />
Jahren untersuchen, wie erdgasbetriebene Mikro-BhKW vernetzt<br />
werden können. Projektleiter Dr. Joachim Seifert konkretisiert:<br />
„Wir interessieren uns vor allem für die auswirkungen auf das<br />
regionale Stromnetz bei individueller Stromeinspeisung durch<br />
die Privathaushalte.“ Dr. Seifert ist der Bereichsleiter für Gebäudeenergietechnik<br />
an der Professur für Gebäudeenergietechnik<br />
und Wärmeversorgung an der tUD und somit ein ausgewiesener<br />
KWK-Experte.<br />
24<br />
Wissenschaftler vom Institut für Energietechnik (TU Dresden).
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
Das Herzstück und die Schaltzentrale des „Regionalen Virtuellen Kraftwerks“ steht im Keller des sogenannten Merkel-Baus der TU Dresden – benannt nach<br />
dem Physiker Leopold Carl Friedrich Merkel. Im Bild: Dr. Jörg Hartan (<strong>VNG</strong> <strong>Gas</strong>speicher GmbH) (2. v. l.) mit dem Forscherteam aus Dresden und Freiberg.<br />
Mikro-BhKW als Erzeugungsreserve<br />
Das Projekt basiert auf der Idee, viele kleine Mikro-BhKW in<br />
den heimischen Kellern zu einem größeren Kraftwerk zusammenzuschalten<br />
– und damit einen Stromlieferanten zu haben,<br />
falls Windkraft- und Solaranlagen witterungsbedingt ausfallen.<br />
Dr. Seifert macht die einfache Rechnung auf: „Jeder haushalt<br />
mit einem Mikro-BhKW kann Wärme und Strom produzieren<br />
und überschüssigen Strom in das netz einspeisen. Würden wir<br />
10 Millionen erdgasbetriebene Mikro-BhKW in privaten Kellern<br />
mit einer leistung von 4 kW verbinden, hätten wir in Summe eine<br />
leistung von 40 Gigawatt. Das entspricht in etwa der leistung<br />
aller deutschen Steinkohlekraftwerke.“ Mit einem solchen virtuellen<br />
Kraftwerk wäre eine relativ kostengünstige Erzeugungsreserve<br />
geschaffen, die bei Windstille und wenig Sonne für die<br />
nötige Energie sorgen könnte.<br />
Forschungsprojekt beginnt mit Grundlagenarbeit<br />
Bevor die Wissenschaftler konkrete aussagen zur Vernetzung von<br />
Mikro-BhKW treffen können, müssen sie jedoch umfangreiche<br />
Untersuchungen an den Mikro-BhKW vornehmen. Derzeit analysieren<br />
sie im labor zwei Mikro-BhKW der Unternehmen Kirsch<br />
und Viessmann. anlagen weiterer hersteller folgen in Kürze. „Ziel<br />
ist die Klassifizierung aller auf dem Markt verfügbaren Geräte<br />
hinsichtlich ihrer Regelleistung. Dazu betrachten wir die anlagen<br />
in unterschiedlichen Phasen, um aussagen über den Gesamtwirkungsgrad<br />
treffen zu können“, so Seifert.<br />
Auch Praxiswerte aus dem heimischen Keller sind wichtig<br />
neben den laborwerten beziehen die Wissenschaftler auch<br />
Messwerte aus der praktischen Geräteanwendung in ihre Untersuchungen<br />
ein. hier kommt VnG ins Spiel. Der leipziger Erdgasspezialist<br />
beteiligt sich derzeit mit über 150 Feldtests in<br />
Deutschland, der Schweiz und den niederlanden an der Entwicklung<br />
innovativer <strong>Gas</strong>anwendungstechnologien. Im „Regionalen<br />
Virtuellen Kraftwerk“ werden einige dieser Feldtests genutzt, um<br />
die laborergebnisse in der Praxis zu überprüfen. Erst kürzlich<br />
besuchten die Dresdner Wissenschaftler mehrere Berliner Familien,<br />
die an einem gemeinsamen Feldtest von GaSaG, VnG und<br />
Kirsch teilnehmen. „Wir haben uns vor Ort die Verbrauchsdaten<br />
der letzten Jahre angesehen, dazu die anlagendaten ausgewertet<br />
und die jeweilige Bausubstanz der Einfamilienhäuser betrachtet“,<br />
betont Dr. Jörg hartan. Der Elektroingenieur ist bei VnG<br />
einer der KWK-Experten und begleitet das Forschungsprojekt<br />
sehr intensiv. Joachim Seifert ergänzt: „Die in Berlin gewonnenen<br />
Daten fließen in eine numerische Simulation ein. Für jedes<br />
reale Gebäude wird dazu ein digitales Modell gebaut und eine<br />
Jahressimulation durchgeführt.“<br />
Dr. Seifert und Dr. hartan sind übrigens optimistisch, dass sie<br />
in drei Jahren eine umfassende und repräsentative auswertung<br />
auf dem tisch haben und danach die Funktionstüchtigkeit eines<br />
dezentralen, erdgasbasierten KWK-Verbundes gut abschätzen<br />
können.<br />
25
SChWERPUnKt<br />
herr Dr. Seifert, welches hauptziel ver-<br />
folgt das Forschungsprojekt?<br />
hauptziel ist der nachweis der Funktionsfähigkeit<br />
eines regionalen Verbundes<br />
von Erdgas-Mikro-BhKW. Wir wollen<br />
Kleinst-KWK-anlagen so vernetzen, dass<br />
durch die Interaktion ein möglichst großer<br />
Mehrwert für den anlagenbetreiber<br />
generiert wird. Dabei müssen die anlagen<br />
so gesteuert werden, dass sie genügend<br />
Wärme und Strom produzieren, aber<br />
trotzdem geordnet zusammenarbeiten,<br />
d. h. keine kritischen Betriebszustände<br />
für das elektrische niederspannungsnetz<br />
entstehen.<br />
Können Sie kurz den Projektablauf beschreiben?<br />
Zunächst untersuchen wir im labor eine<br />
ganze Reihe von aggregaten. Die Ergebnisse<br />
übertragen wir in ein numerisches<br />
Computermodell, um erste Erkenntnisse<br />
zu gewinnen. Dabei interessiert uns vor allem<br />
das Zusammenspiel von haus, Gerät<br />
und nutzerverhalten. Danach simulieren<br />
wir die Verbindung mehrerer Geräte in einem<br />
niederspannungsnetz und schauen,<br />
26<br />
Interview<br />
„Wir verzahnen Wärme- und<br />
Elektrotechnik.“<br />
Dr. Joachim Seifert, TU Dresden<br />
was in diesem netz passiert, wenn Strom<br />
eingespeist wird. In der zweiten Projektphase<br />
übertragen wir die theoretischen<br />
Ergebnisse in die Praxis. Dabei wollen wir<br />
im mitteldeutschen Raum ein „reales, virtuelles<br />
Kraftwerk“ aufbauen.<br />
In wie weit hebt sich die Mikro-BhKW-<br />
Technologie von anderen heizungssystemen<br />
ab?<br />
Die gleichzeitige Wärme- und Stromproduktion<br />
im heimischen Keller ist die eigentliche<br />
Innovation. Das hat natürlich<br />
enorme Vorteile gegenüber der getrennten<br />
Erzeugung von Wärme und Strom. Vor<br />
allem führt es zu primärenergetischen<br />
Einsparungen und einer erheblichen CO - 2<br />
Reduktion im Vergleich zu herkömmlichen<br />
anlagen.<br />
In Deutschland wird an verschiedenen<br />
Stellen zum Thema Energiesystemvernetzung<br />
geforscht. Was macht das „Regionale<br />
Virtuelle Kraftwerk“ so einzigartig?<br />
Wir gehen erstmals in den Gebäudebereich<br />
und konkret in das Ein- und Zweifamilienhaus.<br />
Im Speziellen beschäftigen<br />
wir uns mit den thermischen auswirkungen<br />
aber auch den benötigten Informations-<br />
und Kommunikationswegen, um<br />
solche Systeme ansteuern und in einem<br />
Verbund im regionalen niederspannungsnetz<br />
betreiben zu können. Die Schwierigkeit<br />
besteht darin, den elektrischen<br />
Output der Mikro-BhKW so zu steuern,<br />
dass der hausbewohner stets Wärme im<br />
haus hat.<br />
Was kann die TU Dresden (TUD) in diesem<br />
Projekt beisteuern, was andere hochschulen<br />
nicht können?<br />
Wir verzahnen die Forschung auf dem<br />
Gebiet der Wärme- und der Elektrotechnik.<br />
Bisher wurden die Bereiche immer<br />
separat betrachtet. Dazu haben wir eine<br />
interdisziplinäre Projektgruppe gegründet,<br />
die aus Mitarbeitern des Institutes für<br />
Energietechnik und Mitarbeitern des Institutes<br />
für Elektrische Energieversorgung<br />
und hochspannungstechnik besteht.<br />
Jetzt wird es uns gelingen, gemeinsame<br />
lösungsvorschläge für den Wärme- und<br />
Strombereich aufzuzeigen. Zudem kümmern<br />
sich unsere Freiberger Kollegen um<br />
die automatisierungstechnik, also das<br />
übergeordnete Regelregime.<br />
Wie viele Wissenschaftler sind in das Projekt<br />
involviert?<br />
In Dresden arbeiten vier nachwuchsforscher<br />
am Forschungsprojekt. Durch die<br />
Einbindung von Studenten, wissenschaftlichen<br />
Mitarbeitern und hochschullehrern<br />
sichern wir eine enorme wissenschaftliche<br />
Breite ab. Gleiches gilt für die tU Bergakademie<br />
Freiberg. natürlich haben wir ein<br />
großes Eigeninteresse, in diesem Projekt<br />
eine wissenschaftlich sehr hochkarätige<br />
arbeit zu leisten.<br />
Dr.-Ing. habil. Joachim Seifert<br />
Privatdozent für heizungs- und Raumlufttechnik<br />
am Institut für Energietechnik der<br />
tUD | Studium an der Fakultät Maschinenwesen<br />
der tUD (Studiengang technische<br />
Gebäudeausrüstung) | wissenschaftl. Mitarbeiter<br />
am Institut für thermodynamik<br />
und technische Gebäudeausrüstung | 2005<br />
Promotion | mehrere Forschungsaufenthalte<br />
an der University of hong Kong (SaR)<br />
2009 habilitation | seit 2010 Bereichsleiter<br />
Gebäudeenergietechnik an der Professur Gebäudeenergietechnik<br />
und Wärmeversorgung<br />
der tUD | joachim.seifert@tu-dresden.de
herr Dr. hartan, seit wann beteiligt sich<br />
<strong>VNG</strong> an der Entwicklung von wärme- und<br />
stromerzeugenden heizungen?<br />
Seit rund 15 Jahren beschäftigen wir uns<br />
intensiv mit dem thema Kraft-Wärme-<br />
Kopplung und der Entwicklung von anlagen<br />
für den heimischen Keller. Wir haben<br />
die Geräte auch schon immer Mikro-BhKW<br />
genannt, weil sie eben klein sind und dennoch<br />
funktionieren wie ein großes Blockheizkraftwerk.<br />
Wieso sind Mikro-BhKW für <strong>VNG</strong> so interessant?<br />
Durch die doppelte nutzung des eingesetzten<br />
Erdgases – also der Produktion von<br />
Wärme und Strom – werden Ressourcen<br />
auf effizienteste art genutzt. anders gesagt,<br />
aus 100 Prozent Erdgas werden nahezu<br />
75 Prozent Wärme und rund 25 Prozent<br />
Strom. Diesen hohen Gesamtwirkungsgrad<br />
bietet keine andere heizungstechnik. Mit<br />
dem Einsatz unseres regenerativen Bioerdgases<br />
als Primärenergieträger können wir<br />
beim Einsatz in der Mikro-KWK-technologie<br />
in Punkto Klimaschutz sogar eine art<br />
Königsweg beschreiten.<br />
Gehört dieser Technologie somit die Zukunft<br />
im heizungsmarkt?<br />
Ja, die Dynamik im Wärmemarkt ist deutlich<br />
spürbar. neben Mikro-BhKW werden<br />
aber auch <strong>Gas</strong>wärmepumpen, Geräte mit<br />
Erdgasbrennwerttechnik und die Brennstoffzelle<br />
den heizungsmarkt erobern. Im<br />
Verbund mit Solarthermie und Bioerdgas<br />
ebnen diese Erdgastechnologien zusammen<br />
den Weg zur nachhaltigen und intelligenten<br />
Energieversorgung der Zukunft.<br />
Wieso initiiert <strong>VNG</strong> das Forschungsprojekt<br />
„Regionales Virtuelles Kraftwerk“?<br />
Uns bewegt die Frage, welche zusätzlichen<br />
Vorteile sich aus der nutzung einer<br />
Vielzahl von Mikro-BhKW ergeben. Wir<br />
denken dabei konkret an das Zusammenschalten<br />
sehr vieler anlagen, um dadurch<br />
insgesamt eine große Erzeugungsreserve,<br />
also letztlich große Kraftwerke, ersetzen<br />
zu können. Wichtig ist, dass man die Geräte<br />
nicht mit einer herkömmlichen heizung<br />
verwechselt. Bei Mikro-BhKW handelt es<br />
sich eher um kleine, sehr effiziente und<br />
flexible Kraftwerke mit hoher Komplexität.<br />
Und diese Komplexität soll untersucht<br />
werden?<br />
Richtig. Wir gehen fest davon aus, dass<br />
eine große Zahl von alten heizungsanlagen<br />
in den nächsten Jahren durch moderne<br />
Mikro-BhKW ersetzt wird. Wenn eine<br />
gewisse anlagenanzahl erreicht ist, jeder<br />
haushalt aber individuell Wärme produziert<br />
und dabei Strom ins netz einspeist,<br />
gibt es unter Umständen ein kleines Chaos<br />
im regionalen niederspannungsnetz.<br />
Daher ist es enorm wichtig, die Wärmeund<br />
Stromproduktion mehrerer anlagen<br />
bedarfsgerecht in Einklang zu bringen.<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
„Erdgastechnologien erobern<br />
den Heizungsmarkt.“<br />
Dr. Jörg hartan, <strong>VNG</strong> <strong>Gas</strong>speicher Gmbh<br />
Wie wahrscheinlich ist es denn, dass –<br />
wie im Beitrag beschrieben – 10 Millionen<br />
Kleinkraftwerke im heimischen<br />
Keller virtuell vernetzt werden können?<br />
Rein technisch ist das mittels moderner<br />
Internettechnologien sicher kein Problem.<br />
Die entscheidende Frage besteht<br />
vielmehr darin, wie kann sich die Mikro-<br />
KWK im Vergleich zur klassischen heizung<br />
unter wirtschaftlichen und funktionalen<br />
Kriterien etablieren. Das numerische Potenzial<br />
ist zweifelsfrei vorhanden.<br />
Wie kam der Kontakt mit Dresden und<br />
Freiberg zustande?<br />
Es ist ja kein Geheimnis, dass beide<br />
hochschulen auf den Gebieten der Wärme-,<br />
Elektro- und Informationstechnik<br />
exzellent aufgestellt sind. In der Vergangenheit<br />
haben wir bereits sehr gut mit<br />
den Wissenschaftlern der tU Dresden<br />
zusammengearbeitet – unter anderem<br />
bei einem Demonstrationsprojekt mit<br />
15 Mikro-BhKW im Jahr 2009. auch die<br />
Forscher der tU Bergakademie Freiberg<br />
unterstützen uns seit einiger Zeit durch<br />
die Entwicklung eines Monitoringsystems<br />
bei der Datenauswertung unserer Feldtestanlagen.<br />
Dr.-Ing. Jörg hartan<br />
Fachgruppenverantwortlicher automatisierungs-<br />
u. Prozessleittechnik bei der VnG <strong>Gas</strong>speicher<br />
Gmbh | Studium an der damaligen<br />
th leipzig, Sektion automatisierungstechnik<br />
wissenschaftl. assistent | 1985 Promotion auf<br />
dem Gebiet der Regelungs- und Steuerungstechnik<br />
| seit 1991 Mitarbeiter in der VnG-<br />
Gruppe | joerg.hartan@vng-gasspeicher.de<br />
27
SChWERPUnKt<br />
<strong>Gas</strong>tbeitrag<br />
Stadtwerke<br />
sind die treiber der<br />
Energiewende vor Ort<br />
hans-Joachim Reck, hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU),<br />
schildert den Übergang von der zentralen Energieversorgung zu einem dezentralen Energiesystem<br />
in Deutschland.<br />
noch vor einigen Jahren dominierten wenige<br />
zentral orientierte Erzeugungsanlagen<br />
die Energielandschaft in Deutschland.<br />
Die vier großen Energieversorgungsunternehmen<br />
agierten dabei in einem nahezu<br />
monopolistischen Markt und kontrollierten<br />
damit nicht nur die Versorgungsstrukturen,<br />
sondern auch die Preise.<br />
Doch dieses Bild hat sich seit Ende<br />
2000, mit Beginn der ersten Rekommunalisierungswelle,<br />
gewandelt. Diese führte<br />
dazu, dass Stadtwerke vermehrt Konzessionen<br />
zurückgewannen und sich die Erzeugungsstruktur<br />
schrittweise von einem<br />
zentral ausgerichteten Energiesystem zu<br />
dezentralen Strukturen entwickelte. Mit<br />
dem ausstiegsbeschluss aus der atomenergie<br />
im Frühjahr 2011 und den im Sommer<br />
2011 eilig eingebrachten Gesetzen<br />
zur Energiewende wurde schließlich das<br />
rechtliche Fundament für den vollständigen<br />
Umbau des Energiesystems gelegt.<br />
Zugleich wurde damit auch der weitere<br />
Weg für den ausbau der dezentralen Erzeugung<br />
geebnet.<br />
Gleichzeitig mit der abschaltung von<br />
acht atomkraftwerken im Zuge des Moratoriums<br />
sind 8.000 Megawatt leistung<br />
vom netz gegangen. Diese konnten gut<br />
durch eine bessere ausnutzung von fossilen<br />
Kraftwerken, aber auch durch den<br />
28<br />
verstärkten ausbau erneuerbarer Energien,<br />
abgefangen werden. So sind allein<br />
2011 Photovoltaikanlagen mit einer leistung<br />
von 7,5 Gigawatt installiert worden<br />
und konnten bereits einen Großteil der<br />
fehlenden Energie ersetzen. Geplant war<br />
laut Bundesregierung gerade einmal ein<br />
Zubau von drei Gigawatt.<br />
Die erneuerbaren Energien haben damit<br />
in kürzester Zeit ihren anteil an der<br />
Stromversorgung in Deutschland auf fast<br />
20 Prozent erhöht und erstmals die Kernkraft<br />
überholt. Insofern sind die Ziele der<br />
Bundesregierung, ihren anteil bis 2020<br />
auf 35 Prozent zu erhöhen, zwar ambitioniert,<br />
aber durchaus realistisch.<br />
Beim Umbau des Energiesystems kommt<br />
den rund 900 Stadtwerken in Deutschland<br />
eine Schlüsselrolle zu. Sie unterstützen<br />
die Energiewende mit innovativen Konzepten<br />
für eine effiziente Energieverwendung<br />
– und das nicht erst seit den<br />
politischen Entscheidungen von 2011 –<br />
sowie Investitionen in eine nachhaltige<br />
und auf erneuerbaren Energien basierende<br />
Versorgung. Derzeit bauen sie schon<br />
für über acht Milliarden Euro dezentrale<br />
Erzeugungskapazitäten, wovon weit über<br />
50 Prozent in erneuerbare Energien oder<br />
effiziente und hochflexible anlagen zur<br />
Kraft-Wärme-Kopplung gehen. Wenn die<br />
ordnungs- und wirtschaftspolitischen<br />
Rahmenbedingungen stimmen, können<br />
die Stadtwerke in den nächsten Jahren<br />
weitere Milliarden Euro zusätzlich aufwenden.<br />
Gegenwärtig versorgen kommunale Unternehmen<br />
über 50 Prozent der Bürger<br />
mit Strom, erzeugen aber gerade einmal<br />
knapp zehn Prozent. Für einen echten<br />
Wettbewerb ist dies jedoch deutlich zu<br />
wenig. Das Ziel ist deshalb, den anteil<br />
der Stadtwerke an der Stromerzeugung<br />
innerhalb den nächsten zehn Jahre auf<br />
20 Prozent zu erhöhen. hierzu setzen wir<br />
neben den Erneuerbaren auf flexible und<br />
hocheffiziente Kraftwerke, zum Beispiel<br />
GuD-anlagen.<br />
Im Gegensatz zu konventionellen Kraftwerken<br />
sind die erneuerbaren Energien<br />
aufgrund ihrer volatilen Einspeisemenge<br />
jedoch nicht dazu geeignet, die Grundlast<br />
abzudecken. Zudem wird der Großteil der<br />
Energie aus Wind und Sonne im norden<br />
erzeugt, die großen Verbraucherzentren<br />
liegen jedoch weiter im Süden, was ganz<br />
neue herausforderungen an die netzinfrastruktur<br />
erzeugt. Deshalb brauchen wir<br />
neben den großen Übertragungsnetzen<br />
einen deutlichen ausbau der Verteilnetze.<br />
Bereits heute werden 97 Prozent<br />
der erneuerbaren Energien über die
Verteilnetzebene eingespeist. Bei ho-<br />
hem Windaufkommen kann es jedoch<br />
passieren, dass Windräder abgeschaltet<br />
werden, um eine Überlastung des netzes<br />
zu vermeiden. Die dafür notwendigen<br />
ausbaukosten im netzbereich liegen bis<br />
2030 nach unseren hochrechnungen bei<br />
25 Milliarden Euro. Darin noch nicht enthalten<br />
sind die Kosten für den Umbau hin<br />
zu intelligenten netzen.<br />
neben dem notwendigen netzausbau<br />
bedarf es auch der nutzung von Energiespeichern,<br />
um die energiepolitischen<br />
Ziele wirtschaftlich und nachhaltig zu<br />
realisieren. Für die Unterstützung einer<br />
sicheren und nachhaltigen Energieversorgung<br />
können beispielsweise mit „Powerto-<strong>Gas</strong>“<br />
verlässlich und bedarfsgerecht<br />
Überschüsse aus der lokalen Windenergieproduktion<br />
eingesetzt werden, die<br />
sonst durch abregelung verloren gingen.<br />
Das kann helfen, den ansonsten notwendigen<br />
netzausbau zu vermeiden beziehungsweise<br />
zu optimieren. Kommunalen<br />
Betreibern der <strong>Gas</strong>verteilnetze fällt mit<br />
„Power-to-<strong>Gas</strong>“ die Rolle des Systemintegrators<br />
volatiler und nicht planbarerer<br />
Energie zu. Daneben stellt es für sie ein<br />
Konzept dar, ihre vorhandenen <strong>Gas</strong>netze<br />
vor dem hintergrund einer auf Klimaschutz<br />
und Energieeinsparung ausgerichteten<br />
Politik und bei tendenziell rückläufigen<br />
<strong>Gas</strong>verbräuchen zu nutzen.<br />
neben den netzen und den Erneuerbaren<br />
müssen wir noch mehr auf die Effi zienz<br />
setzen. anders formuliert: „Die beste<br />
Energie ist die, die wir nicht verbrauchen.“<br />
Um die Energiewende zu vollziehen, werden<br />
durch die angestrebten Maßnahmen<br />
die Energiepreise vorübergehend moderat<br />
steigen. Diesen Preisanstieg können wir<br />
durch Energieeffizienzmaßnahmen, auch<br />
durch die Verbraucher selber, deutlich<br />
abmildern. Zudem fangen der vermehrte<br />
neubau von <strong>Gas</strong>kraftwerken und die damit<br />
einhergehenden Effizienzgewinne die<br />
Preissteigerung mittelfristig wieder auf.<br />
Die Energiewende bietet die Chance,<br />
die Vorreiterrolle Deutschlands auf dem<br />
Weg zu einem hocheffizienten, erneuerbaren<br />
Energiesystem zu festigen und den<br />
dringend notwendigen Wettbewerb auf<br />
dem Erzeugungsmarkt anzuschieben.<br />
Genauso wie die Ethikkommission vor gut<br />
einem Jahr proklamiert hat, sind wir überzeugt,<br />
dass auch ohne Kernenergie eine<br />
sichere und bezahlbare Energieversorgung<br />
möglich ist – ohne abstriche beim<br />
Klimaschutz und mit einem Zugewinn an<br />
arbeitsplätzen.<br />
Wir teilen die Zuversicht der Bundesregierung,<br />
dass die Wettbewerbsfähig-<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
keit Deutschlands durch den Umstieg<br />
auf regenerative Energien gestärkt wird.<br />
Eines steht fest: Das Energiesystem der<br />
Zukunft wird deutlich weniger auf zentralen<br />
Strukturen beruhen, sondern auf vielen<br />
dezentralen Erzeugungsanlagen. Die<br />
Kommunalwirtschaft ist hier originärer<br />
Partner der Politik, da sie die erforderliche<br />
dezentrale Energieerzeugung vor Ort<br />
ausbaut und die Verteilnetze betreibt.<br />
Die kommunalen Unternehmen sind Garant,<br />
dass der Weg in eine klimaschonende<br />
und zuverlässige Energieversorgung<br />
sicher gestaltet werden kann und in der<br />
Bevölkerung die notwendige akzeptanz<br />
findet.<br />
hans-Joachim Reck<br />
Reck ist hauptgeschäftsführer des Verbandes<br />
kommunaler Unternehmen (VKU) | Der VKU vertritt<br />
über 1.400 kommunalwirtschaftliche Unternehmen<br />
in den Bereichen Energie, Wasser/<br />
abwasser und abfallwirtschaft | Mit 236.000<br />
Beschäftigten wurden 2009 Umsatzerlöse von<br />
rund 94 Mrd. Euro erwirtschaftet und etwa<br />
8 Mrd. Euro investiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen<br />
haben im Endkundensegment<br />
einen Marktanteil von 54,2 Prozent in der<br />
Strom-, 67,7 % in der Erdgas-, 76,3 % in der<br />
trinkwasser-, 58,2 % in der Wärmeversorgung<br />
und 12,8 % in der abwasserentsorgung.<br />
29<br />
Foto: VKU/Schüring-photo.com
SChWERPUnKt<br />
Energieeffizienz<br />
am Ostseestrand<br />
Mehr Energieeffizienz im Wärmebereich steht im<br />
Mittelpunkt des Pilotprojekts „ÖkoEnergie“, das<br />
von der Stadtwerke Rostock <strong>AG</strong>, dem Gerätehersteller<br />
Vaillant und <strong>VNG</strong> initiiert wurde. Gemeinsam<br />
setzen die Kooperationspartner auf den Einsatz<br />
von Mikro-KWK-Anlagen in hotels und Pensionen<br />
im Ostseebad Kühlungsborn und entlang der mecklenburgischen<br />
Ostseeküste. medium gas war beim<br />
Projektstart in Kühlungsborn dabei.<br />
Text Mandy nickel, VnG<br />
Dass an der Küste meist eine steife Brise<br />
weht, gilt als allgemein bekannt. Folglich<br />
sollten Windräder in Wassernähe eine<br />
hohe attraktivität besitzen. Doch was<br />
in der theorie logisch klingt, stößt in<br />
von tourismus geprägten Küstenregionen<br />
auf breiten Widerstand. Fest steht:<br />
trotz Skepsis bei der Errichtung von<br />
Windparks in Küstennähe ist das Umweltbewusstsein<br />
bei den hoteliers der<br />
Ostseeregion besonders groß; schließlich<br />
achten auch Urlauber zunehmend<br />
auf klimafreundliches Reisen.<br />
30<br />
Eine grüne Küste mittels Mikro-BhKW<br />
Mit dem Projekt „ÖkoEnergie“ setzen die<br />
Stadtwerke Rostock aG, VnG und der Gerätehersteller<br />
Vaillant auf das Umweltbewusstsein<br />
in Kühlungsborn sowie den<br />
umliegenden Ostseebädern der mecklenburgischen<br />
Küste und engagieren sich für<br />
die Verbesserung der Energieeffizienz in<br />
hotels, Pensionen und sonstigen touristischen<br />
Einrichtungen. Gelingen soll dies<br />
mit dem austausch alter heizungsanlagen<br />
und dem Einbau moderner und hocheffizienter<br />
Mikro-Blockheizkraftwerke<br />
auf Erdgas- oder Bioerdgasbasis. Der<br />
Vorteil: KWK-anlagen für den heimischen<br />
Keller produzieren Wärme und Strom. Da<br />
die abgabe von ungenutzter abwärme an<br />
die Umwelt weitgehend vermieden wird,<br />
erreichen die anlagen einen Wirkungsgrad<br />
von über 90 Prozent. Der produzierte<br />
Strom kann neben der vergüteten Einspeisung<br />
ins Stromnetz natürlich auch zum<br />
Eigenverbrauch genutzt werden. Somit<br />
schonen Mikro-BhKW den Geldbeutel und<br />
tragen durch den wesentlich geringeren<br />
CO -ausstoß zum Klimaschutz bei.<br />
2<br />
In Kühlungsborn befinden sich rund 60<br />
hotels, Pensionen und appartementhäuser<br />
sowie über 2.000 private Ferienwohnungen.<br />
Da viele dieser häuser anfang<br />
der 1990er Jahre saniert oder neugebaut<br />
wurden, ist der Modernisierungsbedarf
der heiztechnik besonders groß. Durch<br />
die Sanierung im Gebäudebereich und<br />
den austausch von alten heizungsanlagen<br />
mit modernen KWK-anlagen werden<br />
auf schnellstem Wege Effizienzpotenziale<br />
geschaffen, die über den Einsatz von<br />
anderen Energieerzeugungsanlagen<br />
nicht erreicht werden können.<br />
Das Rundum-Sorglos-Paket<br />
hier setzen die Projektpartner an und haben<br />
mit „ÖkoEnergie“ für Interessierte ein<br />
komplettes Servicepaket, von der Beratung<br />
im Vorfeld bis zur Evaluierung der tatsächlichen<br />
Energieersparnis entwickelt.<br />
Um im Vorfeld abschätzen zu können, ob<br />
sich für den hotelier der Einsatz eines<br />
Mikro-BhKW auch rechnet, übernimmt<br />
VnG die komplette Wirtschaftlichkeitsbe-<br />
trachtung. Vaillant stellt anschließend ein<br />
individuelles technikpaket zusammen.<br />
Mit dem markt erprobten BhKW ecoPO-<br />
WER kann Vaillant je nach Größe des<br />
Gebäudes Geräte von 1 kW bis 20 kW el el<br />
bereitstellen. Der Einbau erfolgt durch<br />
lokale Fachhandwerkspartner. Die Stadtwerke<br />
Rostock aG fungieren als direkter<br />
ansprechpartner, liefern das benötigte<br />
Erdgas und kümmern sich um notwendige<br />
Förderanträge. Das anlagen-Monitoring<br />
– quasi die auswertungs- und Entscheidungsgrundlage<br />
für Energieeinsparungen<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
– wird wiederum von VnG durchgeführt.<br />
neben dem umfassenden Servicepaket<br />
warten auf die Kunden neben der KWK-Förderung<br />
durch das Bundesumweltministerium<br />
(siehe Seite 17) auch Bonuszahlungen<br />
von bis zu 2.500 Euro, die von der Stadtwerke<br />
Rostock aG und Vaillant bereitgestellt<br />
werden.<br />
Fazit: „ÖkoEnergie“ wirkt nicht nur nachhaltig,<br />
kosteneffizient und ökologisch<br />
sinnvoll, sondern es unterstreicht auch<br />
das Image Mecklenburg-Vorpommerns<br />
als tourismusland mit umweltfreundlichen<br />
Energiekonzepten und als Standort<br />
innovativer Zukunftstechnologien.<br />
www.ökoenergie-mv.de<br />
31<br />
Foto: Matthias v. d. Elbe
UMSChaU<br />
Technik und Innovation<br />
neuartiger<br />
Schnell verschlussantrieb<br />
für l- bis XXl-Kugelhahn<br />
QEMETA – Quick Electric Motor Emergency Turn Actuator – so der<br />
Name einer Antriebslösung für schnellschließende Armaturen. Seit<br />
Dezember 2011 wird die Weltneuheit auf dem Untergrundgasspeicher<br />
Bernburg eingesetzt.<br />
Text andré Deichsel, freier Redakteur | Fotos Dirk Brzoska<br />
„Ohne funktionierende Kavernenkopfsteuerung keine zuverlässige<br />
<strong>Gas</strong>speicherung“, sagt Joachim Piepkorn, leiter auf dem<br />
Untergrundgasspeicher Bernburg. Sichtlich stolz zeigt er auf<br />
die auffallend blaue armatur am Kavernenkopf von <strong>Gas</strong>kaverne<br />
Bb130 in Bernburg, hier hat die Entwicklung der einzigartigen<br />
technik ihren Ursprung.<br />
Kurz zur Vorgeschichte<br />
auf allen Speicheranlagen der VnG <strong>Gas</strong>speicher Gmbh werden<br />
die antriebe für die Kavernenkopfsteuerung – also den oberirdischen<br />
Verschluss einer <strong>Gas</strong>kaverne – pneumatisch oder elektrohydraulisch<br />
betrieben. Das ist übrigens auch bei vielen anderen<br />
Speicherunternehmen der Fall. Dabei führt der Einsatz von Druckluft<br />
oder hydraulikflüssigkeit zur Schließ- oder Öffnungsbewegung<br />
des Kugelhahns, der die <strong>Gas</strong>kaverne öffnet und schließt.<br />
Diese antriebsformen haben sich seit Jahren bewährt, besitzen<br />
aber auch einige nachteile: Die Wartung und Instandhaltung ist<br />
sehr aufwendig und der Geräuschpegel hoch. Joachim Piepkorn<br />
machte sich auf die Suche nach alternativen.<br />
Die Idee<br />
Einfache elektromechanische antriebe mit Federenergiespeicher.<br />
nach intensiver Recherche stand fest, dass es den ge-<br />
32<br />
Der Sicherheitsstellantrieb hebt sich durch die<br />
blaue Einfärbung deutlich vom Kugelhahn der<br />
<strong>Gas</strong>kaverne ab.<br />
wünschten Kugelhahnantrieb bisher nicht auf dem Weltmarkt<br />
gibt. „Mit der Führer Engineering KG und den Ingenieuren der<br />
Prämab Gmbh habe ich dann sogar Experten aus der Region<br />
gefunden, die aus meinen ursprünglichen Papierskizzen einen<br />
Prototyp entwickelten“, so Piepkorn. Geboren war der<br />
kompakte, rein elektrische, explosionsgeschützte Stellantrieb<br />
für 90 Grad-armaturen mit Sicherheitsabsperrfunktion – kurz:<br />
QEMEta.<br />
Doch was genau verbirgt sich hinter der blauen Armatur?<br />
„Das Innere ähnelt dem Modell eines Sonnensystems. auf<br />
einer art Sonnenrad befinden sich mehrere Planetenräder.<br />
Darin wiederum befinden sich Federn, die über einen Motor<br />
(Planetengetriebe) aufgezogen werden. Die Vorspannung<br />
erfolgt elektromotorisch und das halten der Vorspannung<br />
elektromagnetisch. Beim Öffnen der Kaverne und somit dem<br />
Öffnen des Kugelhahns erfolgt gleichzeitig das Spannen der<br />
Federn. Wenn die Endlage des antriebes erreicht ist, schaltet<br />
die Motorspannung ab, daraufhin wird eine Bremse eingelegt.<br />
Die Bremse hält über die Getriebekonstruktion die gesamte<br />
Federkraft“, erklärt Joachim Piepkorn. Würde es nun zu einer<br />
not-auslösung kommen, löst sich die Bremse und es kommt<br />
zur Entspannung der Federn. Der antrieb bringt den Verschluss<br />
blitzschnell in die Endlage, womit die Sicherheitsstellung am<br />
Kavernenkopf erreicht ist.
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
Konstrukteur Michael Führer (Führer Engineering KG), Ideengeber Joachim Piepkorn (<strong>VNG</strong> <strong>Gas</strong>speicher GmbH) und Geschäftsführer Erhard Berge (PRÄMAB<br />
Maschienenbau) (v. l.) bei der Besichtigung des ersten QEMETA-Serienmodells an einer Bernburger <strong>Gas</strong>kaverne.<br />
Das Besondere<br />
Durch QEMEta fährt die armatur ohne zusätzliche hilfsenergie<br />
bei einer anlagenstörung mit Energieausfall selbstständig in<br />
die geforderte notstellung. Zudem arbeitet die anlage selbst<br />
beim theoretisch möglichen ausfall der Steuerspannung autark.<br />
Durch den Verzicht auf hilfsenergiesysteme ist QEMEta<br />
nahezu wartungsfrei, ressourcenschonend und somit wirtschaftlicher<br />
als bestehende lösungen.<br />
nach ausgiebigen und erfolgreichen tests des armaturprototyps<br />
ging im Dezember 2011 der erste zertifizierte Serientyp in<br />
Bernburg in Betrieb. In den kommenden Jahren wird QEMEta<br />
auch an den anderen Bernburger Kavernenköpfen zum Einsatz<br />
kommen.<br />
Ihr Ansprechpartner<br />
Joachim Piepkorn, leiter UGS Bernburg<br />
VnG <strong>Gas</strong>speicher Gmbh<br />
joachim.piepkorn@vng-gasspeicher.de<br />
Glossar<br />
Elektromechanik Erzeugung mechanischer Vorgänge mit hilfe elektrischer<br />
antriebe<br />
<strong>Gas</strong>kaverne größerer natürlicher oder künstlich geschaffener unterirdischer<br />
hohlraum zur Erdgasspeicherung<br />
hydraulik Übertragung von Kräften mit hilfe einer volumenbeständigen<br />
Flüssigkeit<br />
Kavernenkopf obertägiger abschluss einer Bohrung von Sonden und Kavernen<br />
Kugelhahn armatur mit einer durchbohrten Kugel als absperrkörper, charakteristisch<br />
ist das vollständige schließen innerhalb einer 90° Drehung.<br />
Planetengetriebe Zahnradgetriebe, die neben gestellfesten auch achsen<br />
besitzen, die selbst auf Kreisbahnen im Gestell umlaufen.<br />
Pneumatik Übertragung von Kräften mit hilfe von Druckluft<br />
33
UMSChaU<br />
Das <strong>VNG</strong>-hauptstadtgespräch<br />
„Die Energiewende ist eine<br />
riesige Chance für Deutschland.“<br />
Seit einem Jahr steht das Thema „Energiewende“ ganz oben auf der politischen Agenda. Im 3. Teil des <strong>VNG</strong>hauptstadtgesprächs<br />
spricht medium gas mit Oliver Krischer, Mitglied des Deutschen Bundestages und<br />
Sprecher für Energie- und Ressourceneffizienz der Bundestagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN über<br />
die notwendigen Maßnahmen im Nach-Atomzeitalter und die Vorbildfunktion Deutschlands in der Welt.<br />
Fotos Michael Fahrig<br />
herr Krischer, vor rund einem Jahr ebnete die Bundesregierung<br />
mit dem vorzeitigen Atomausstieg den Weg in Richtung<br />
Energiewende. Wie fällt Ihr Fazit über das bisher Erreichte aus?<br />
Eine Energiewende haben wir im Grunde seit mehr als zehn<br />
Jahren. nach abschaltung der acht atomkraftwerke im letzten<br />
Jahr ist aber faktisch nichts mehr passiert. Dabei gibt es nun<br />
hunderte kleine Baustellen, an denen gearbeitet werden muss.<br />
Das heißt: Wir können nicht länger warten, sondern müssen<br />
gerade jetzt handeln. Es müssen anreize geschaffen werden, um<br />
Speichertechnologien zu entwickeln, transportnetze zu modernisieren<br />
und Investitionen in <strong>Gas</strong>kraftwerke aber auch bei der<br />
KWK-technologie zu erleichtern. Ich weiß, das ist alles nicht so<br />
spektakulär, wie die abschaltung von atomkraftwerken. Dennoch<br />
ist es die Kernarbeit, die nach Beschluss der Energiewende<br />
notwendig ist. aber daran hapert es im Moment, weil das Bundeswirtschaftsministerium<br />
und das Bundesumweltministerium<br />
in Sachfragen zerstritten sind und sich gegenseitig blockieren.<br />
Die Energiewende findet auch in Europa statt. Mit der Energieeffizienzrichtlinie<br />
will die EU-Kommission verbindliche Effizienzziele<br />
für die Mitgliedstaaten festlegen. Die Bundesregierung<br />
erwägt nun, der Richtlinie nicht zuzustimmen, da man sich den<br />
Weg der Zielerreichung nicht vorschreiben lassen möchte. Ist<br />
dieses handeln konsistent?<br />
Das, was in Europa stattfindet, gleicht einem Stück aus dem<br />
tollhaus. Die Bundesregierung selbst hat im Jahr 2007 die Effizi-<br />
34<br />
enzsteigerung von 20 Prozent bis 2020 auf europäischer Ebene<br />
durchgesetzt. Jetzt, wenn es darum geht, konkrete Maßnahmen<br />
umzusetzen, zieht man sich zurück und scheut verbindliche<br />
Zusagen. Ich mache seit mehr als 20 Jahren Energiepolitik.<br />
Dabei habe ich gelernt, dass die Energieeffizienzsteigerung das<br />
wichtigste energiepolitische Ziel ist. Jede Kilowattstunde, die<br />
wir nicht verbrauchen, trägt zur Klimaverbesserung bei. Daher<br />
müssen wir alles dafür tun, um in Zukunft nicht mehr, sondern<br />
weniger Energie zu verbrauchen.<br />
Die Senkung des Energieverbrauchs steht auch im Mittelpunkt<br />
des Gesetzes zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich<br />
(EEWärmeG) . Welche konkreten Maßnahmen sind hier<br />
besonders wichtig?<br />
Völlig klar ist, dass wir bei der Gebäudesanierung etwas tun<br />
müssen. Um den öffentlichen Gebäudebestand einmal komplett<br />
zu sanieren, braucht es eine jährliche Sanierungsrate von drei<br />
Prozent. Das ist für mich eine der größten herausforderungen<br />
der kommenden Jahrzehnte. Zudem kann es nicht sein, dass<br />
es in einem hochindustrieland heute noch Gebäude gibt, in<br />
denen heizkessel aus den 1970er Jahren installiert sind. hier<br />
muss dringend etwas passieren. Unser Ziel ist es, die Bereiche<br />
Gebäudesanierung und heizungsmodernisierung zusammenzubringen<br />
und auf beiden Ebenen das Maximale herauszuholen.<br />
Das heißt aber nicht, dass wir aus dem kompletten Gebäudebestand<br />
Passivhäuser machen möchten. Das wäre illusorisch.<br />
Entscheidend ist, vorhandene Effizienzsteigerungspotenziale zu<br />
nutzen, ohne Kommunen und Privathaushalte zu überfordern.
Können Mikro-KWK-Anlagen dazu beitragen, dieses Effizienzpotenzial<br />
zu maximieren?<br />
Ja, davon bin ich überzeugt. Um KWK-anlagen im heimischen<br />
Keller eine realistische Perspektive zu eröffnen, müssen eine<br />
Reihe von bürokratischen hürden abgebaut werden. Momentan<br />
werden Privathaushalte mit zahlreichen undurchsichtigen<br />
Vorschriften und Formularen konfrontiert. Das schreckt ab<br />
und blockiert den KWK-ausbau. KWK-anlagen sind aber eine<br />
ideale Ergänzung für die erneuerbaren Energien. Unser Ziel<br />
muss es daher sein, eine Vielzahl von alten heizungen durch<br />
Mikro-BhKW zu ersetzen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die<br />
anlagenförderung ähnlich einfach gestaltet werden, wie wir sie<br />
derzeit bei der Photovoltaik vorfinden. Dann würde sich so mancher<br />
Kraftwerksneubau schon deswegen erübrigen, weil eine<br />
Vielzahl Mikro-BhKW für die nötige Stromversorgung sorgt.<br />
Die Energiespeicherung ist ein zentrales Thema für die Realisierung<br />
der Energiewende. Wie kann es gelingen, die Entwicklung<br />
von Speicheranlagen zu beschleunigen?<br />
Wir brauchen politische anreize, um Investitionen in Speichertechnologien<br />
zu erleichtern. Diese anreize fehlen bisher vollständig.<br />
Bei der Power-to-<strong>Gas</strong>-technologie gibt es eine Reihe<br />
von aktivitäten bei der Forschung und Entwicklung. Das ist gut,<br />
auch wenn man fragen kann, ob hier nicht noch mehr möglich<br />
ist. Fest steht: Wir werden es in Zukunft mit einer zunehmend<br />
schwankenden Stromerzeugung zu tun haben, die es auszugleichen<br />
gilt. Im Kern brauchen wir daher ein klares politisches<br />
Signal, dass Speichertechnologien im zukünftigen Strommarkt<br />
Oliver Krischer im sog. Lampenladen, dem Restaurant im Paul-Löbe-Haus.<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
dringend notwendig sind. Wie die Förderung im Detail aussehen<br />
kann, lässt sich gegenwärtig noch nicht sagen.<br />
Welche Rolle spielt Bioerdgas im Strom- und Wärmebereich?<br />
Die anzahl von Biogasanlagen wird weiter zunehmen. also wird<br />
auch das thema Bioerdgas bei der Strom- und Wärmeerzeugung<br />
immer wichtiger. Bioerdgas hebt sich ja vor allem wegen seiner<br />
planbaren Produktion und Speicherfähigkeit deutlich von<br />
anderen Erneuerbaren ab. Ich kann mir auch vorstellen, dass<br />
insbesondere die transportfähigkeit von Bioerdgas stärker in<br />
den Fokus rückt. Vor allem durch das vorhandene Erdgasnetz<br />
ist es ja sehr einfach, Bioerdgas an Orte zu transportieren, wo<br />
es schwer ist, andere erneuerbare Energien zu nutzen.<br />
Derzeit wird viel über den Sinn der Umweltzonen und die Förderung<br />
von Elektrofahrzeugen diskutiert. Es häufen sich Stimmen,<br />
die sagen, Elektrofahrzeuge seien nur ein kleines Element im zukünftigen<br />
Mobilitätsbereich. Wie sehen Sie diese Entwicklung?<br />
Ich glaube, es wird vieles auf das thema Elektromobilität zulaufen.<br />
allerdings muss auch klar sein, dass bei insgesamt<br />
Oliver Krischer<br />
geboren am 26. Juli 1969 in Zülpich (nRW) | Biologie-Studium an der<br />
RWth aachen | seit 1989 Mitglied von BÜnDnIS 90/DIE GRÜnEn | 1997–<br />
2002 Mitarbeiter von Michaele hustedt, MdB a. D. | 2002–2009 wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter der GRÜnEn-landtagsfraktion nRW | seit 2009<br />
Mitglied des Deutschen Bundestages, Mitglied im ausschuss für Umwelt,<br />
naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
35
UMSChaU<br />
Seit 1999 ist das Berliner Reichstagsgebäude der Sitz des Deutschen Bundestages.<br />
30 Millionen Fahrzeugen in Deutschland eine Million Elektro-<br />
autos nur ein tropfen auf den heißen Stein sind. Das heißt,<br />
Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor werden auch in Zukunft die<br />
deutschen Straßen dominieren. Daher ist wichtig, dass die hersteller<br />
in die Effizienzsteigerung solcher Motoren investieren.<br />
auch der Einsatz von Erdgasmotoren ist hier absolut sinnvoll.<br />
Denn diese produzieren nahezu keinen Feinstaub und weit<br />
weniger CO als herkömmliche antriebe.<br />
2<br />
Aber wieso ist die Politik so einseitig auf den Ausbau von Elektromobilität<br />
fixiert, wenn wir doch bereits heute Technologien<br />
existieren, die klimafreundlicher und effizienter sind als herkömmliche<br />
Benzin- oder Dieselfahrzeuge?<br />
nun, wir sollten uns nicht das französische Modell der absatzförderung<br />
bestimmter technologien zum Vorbild nehmen. Bei<br />
der Verbreitung von Erdgasfahrzeugen setzen wir aufgrund der<br />
enormen Klimavorteile weiter auf Steuererleichterungen. Das<br />
hauptproblem sehe ich in der Vermarktung alternativer antriebe.<br />
Für die hersteller stehen derzeit die klassischen Benziner im<br />
Vordergrund. Erdgasfahrzeuge bekommt man wenn überhaupt<br />
erst auf nachfrage genannt. hier sind also vor allem die automobilhersteller<br />
selbst gefragt, das thema voranzubringen. Die<br />
Erweiterung der Erdgasmodellpalette bei VW, audi oder Opel<br />
macht doch aber deutlich, dass die hersteller verstärkt auf den<br />
klimafreundlichen Erdgasantrieb setzen.<br />
Deutschland besitzt in Sachen energiepolitischer Zielstellung<br />
eine Vorreiterposition. Wie können wir andere Nationen dazu<br />
36<br />
bewegen, uns bei der Klima- und Energiepolitik zu folgen?<br />
Die Entwicklungen hierzulande werden in der Welt sehr aufmerksam<br />
verfolgt. Wenn wir es schaffen, die Energieversorgung<br />
effizient und nachhaltig zu gestalten, ohne auf Kohle- und atomkraftwerke<br />
zu setzen, wird das auch zum nachahmen anregen.<br />
Belgien, die Schweiz und Italien werden aus der atomkraft<br />
aussteigen, auch die Franzosen sind zunehmend skeptisch. Die<br />
Welt verändert sich also. Wir müssen nun alles dafür tun, dass<br />
wir mit unseren technologien an der Spitze dieser Bewegung<br />
stehen. Das ist eine riesige Chance für Deutschland und eine<br />
wunderbare Zukunftsperspektive.<br />
Dennoch entsteht derzeit eine Bewegung in Deutschland, die<br />
Stein- und Braunkohle als Brückentechnologie für die Erneuerbaren<br />
sieht.<br />
Diese Entwicklung bewerte ich sehr kritisch. Es gibt keine klimaschädlichere<br />
Energieerzeugung als die mit Kohle. Das ändert<br />
sich auch mit verbesserter Kraftwerkstechnologie kaum. Den<br />
Glauben, man könne Kohlekraftwerke irgendwann so flexibel<br />
und klimafreundlich gestalten wie moderne <strong>Gas</strong>kraftwerke, halte<br />
ich für ein nicht einlösbares Zukunftsversprechen. Wenn wir<br />
Kohlekraftwerke, die teils aus den 1950iger Jahren stammen,<br />
weiter am leben halten, können wir doch gleichzeitig keinem<br />
hausbesitzer ernsthaft erklären, dass er sich dringend eine<br />
moderne heizungsanlage anschaffen soll. Die Energiewende mit<br />
Kohle zu meistern, kann und darf daher nicht unser Ziel sein.<br />
herzlichen Dank für das Gespräch.
Terminübersicht<br />
02.06.–10.06.<strong>2012</strong><br />
Auto Mobil International (AMI)<br />
leipzig<br />
www.ami-leipzig.de<br />
06.06.<strong>2012</strong><br />
BDEW Erdgasforum<br />
leipzig<br />
www.bdew.de<br />
25.06.–29.06.<strong>2012</strong><br />
NEFTEGAZ <strong>2012</strong><br />
Moskau<br />
www.neftegaz-online.com<br />
26.06.–28.06.<strong>2012</strong><br />
BDEW Kongress <strong>2012</strong><br />
Berlin | www.bdew.de<br />
27.08.–29.08.<strong>2012</strong><br />
3. handelsblatt-Jahrestagung<br />
Erneuerbare Energien <strong>2012</strong><br />
Berlin<br />
www.erneuerbare-energientagung.de<br />
28.08.–31.08.<strong>2012</strong><br />
ONS <strong>2012</strong><br />
Stavanger | www.ons.no TERMInE<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
BDEW Kongress <strong>2012</strong><br />
Der BDEW Kongress <strong>2012</strong> steht unter dem Motto „Märkte von<br />
morgen – zwischen Wettbewerb und Regulierung“. Die Veranstaltung<br />
findet vom 26. bis 28. Juni in Berlin statt. VnG präsentiert<br />
sich mit Produkten und Dienstleistungen im Rahmen<br />
der Fachausstellung.<br />
3. handelsblatt-Jahrestagung Erneuerbare Energien <strong>2012</strong><br />
Die handelsblatt-Jahrestagung Erneuerbare Energien <strong>2012</strong><br />
findet vom 27. bis 29. august in Berlin statt. Inhaltlich widmet<br />
sich die Veranstaltung dem regenerativen Umbau der Energieversorgung<br />
in Deutschland und den Konsequenzen der deutschen<br />
Energiewende im europäischen Kontext.<br />
Foto: EUROFORUM/Dietmar Gust<br />
IM näCHSTEn QuARTAL<br />
37
Foto: Bryn lennon<br />
FEatURE<br />
RISTInA<br />
ogeL<br />
<strong>VNG</strong> unterstützt über das <strong>Verbundnetz</strong> für den<br />
Sport junge Talente in Ostdeutschland – auch in<br />
ihrer Vorbereitung auf die olympischen Sommerspiele<br />
in london. medium gas begleitet in dieser<br />
und in den kommenden <strong>Ausgabe</strong>n drei Athleten –<br />
und kann dann vielleicht sogar vom großen Goldregen<br />
berichten.<br />
Auf dem Weg nAch London …<br />
Wie sind Sie zum Radfahren gekommen?<br />
In meiner Grundschule hing ein Plakat: „E.t. nach hause radeln“.<br />
Ich hatte damals E.t. noch nicht gesehen, fand es aber lustig und<br />
habe mich einfach mal gemeldet.<br />
Was fasziniert Sie an der Sprintdisziplin besonders?<br />
am meisten fasziniert mich der direkte Kampf mit dem Gegenüber.<br />
In anderen Sportarten ist es oft „nur“ die Zeit, die entscheidet.<br />
Im Sprint geht es dagegen um taktieren und um das<br />
„Spielen“ mit dem Gegner. Der, der es schafft, dem Gegner seine<br />
taktik aufzuerlegen, der gewinnt!<br />
Kristina Vogel Patrick hausding<br />
Sportart Radsport | Disziplin Sprint | Stützpunkt<br />
OSP thüringen | Alter 22 Jahre | Beruf Bundespolizeimeisteranwärterin<br />
| Bisherige Erfolge 2011<br />
Deutsche Meisterin Sprint, DM-Silber 500 m;<br />
2010 Vize-Europameisterin Sprint, EM-Bronze<br />
teamsprint<br />
38<br />
Sportart turmspringen | Disziplin 3 m, turm,<br />
Synchron | Stützpunkt OSP Berlin | Alter 23 Jahre<br />
| Beruf Sportsoldat | Bisherige Erfolge diverse<br />
Meistertitel bei Deutschen Meisterschaften und<br />
Europameisterschaften, 2011 WM-Silber im 10 m<br />
Synchronspringen<br />
Wie sieht Ihre Olympiavorbereitung aus?<br />
Erstmal steht jetzt für mich die WM an, für die trainiere ich gerade<br />
sehr intensiv. Erst danach geht die Vorbereitung für Olympia los.<br />
Ihr Ziel für london <strong>2012</strong>?<br />
Klar, als leistungssportler fährt man immer zu einem Wettkampf<br />
und will gewinnen! Folglich wäre ein Olympia-Gold die Erfüllung<br />
aller träume. Ich will es aber lieber etwas leichter sehen, vor<br />
allem, weil es meine ersten Olympischen Spiele sind. Ich sehe<br />
es also etwas realistischer, traue mich nicht so richtig an den<br />
Medaillenwunsch.<br />
Sebastian Brendel<br />
Sportart Kanu | Disziplin Canadier | Stützpunkt<br />
OSP Brandenburg – Potsdam | Alter 24 Jahre | Beruf<br />
Bundespolizist | Bisherige Erfolge u. a. 2011<br />
Europameister und Deutscher Meister im Einer,<br />
2010 WM-Bronze im Einer
Wie sind Sie zum Wasserspringen gekommen?<br />
Ich bin mit 6 Jahren in meiner damaligen Grundschule durch<br />
eine art „Scouting“ von nachwuchstrainern entdeckt worden. Ich<br />
bekam einen Flyer zum Probetraining und bin dabei geblieben.<br />
Was fasziniert Sie am Wasserspringen besonders?<br />
Wasserspringen ist anspruchsvoll: Kraft, Geschick, Ästhetik und<br />
Mut finden zueinander und werden in spektakulären Sprüngen<br />
demonstriert.<br />
Wie sieht Ihre Olympiavorbereitung aus?<br />
Momentan befinde ich mich in einer Wettkampfphase mit einigen<br />
Wettkämpfen, um mich international oft zu zeigen und Zeichen für<br />
Olympia zu setzen. Im Juni findet die Quali für die Olympischen<br />
Spiele statt. Meine Vorbereitung dorthin läuft soweit nach Plan.<br />
Ihr Ziel für london <strong>2012</strong>?<br />
Eine Medaille! Farbe: egal, aber am liebsten Gold!<br />
Wie sind Sie zum Kanufahren gekommen?<br />
Ich habe viele Sportarten ausprobiert: Fußball,Karate und leichtathletik<br />
und beim Kanu bin ich am Ende hängen geblieben. Das<br />
abwechslungsreiche training hat mir dabei besonders gefallen.<br />
Was fasziniert Sie am Kanufahren besonders?<br />
Das schönste am Kanusport ist, dass man sehr viel an der frischen<br />
luft ist und man an verschiedensten Orten trainieren darf.<br />
Diesen Winter haben wir hauptsächlich in Florida und Italien<br />
verbracht.<br />
Wie sieht Ihre Olympiavorbereitung aus?<br />
Wir befinden uns kurz vor den nationalen Qualifikationen, die<br />
schon eine gute Standortbestimmung sind. Das training findet<br />
jetzt zu 80 Prozent auf dem Wasser statt. Wir haben das Grundlagentraining<br />
abgeschlossen und versuchen uns jetzt an die<br />
Wettkampfgeschwindigkeiten zu gewöhnen.<br />
Ihr Ziel für london <strong>2012</strong>?<br />
Falls ich dabei bin, werde ich meine beste leistung anbieten.<br />
Eine Medaille in der Königsdisziplin wäre natürlich ein traum.<br />
medium gas 1 | <strong>2012</strong><br />
PATRIcK<br />
hAuSdIng<br />
SebASTIAn<br />
bRendeL<br />
39<br />
Foto: Rolf Kosecki Foto: Patrick hausding
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medium gas | 20. Jahrgang | ausgabe 1 | Mai <strong>2012</strong><br />
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