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11. - KOPS

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Interview<br />

daß jetzt - ähnlich wie früher - die Meditation wieder an Bedeutung<br />

gewinnt.<br />

Wenn also Meditatiol1smeister aus Asien kommen, so ist das sehr zu<br />

begrüßen. Die Meditation gehört schließlich zum Buddhismus und dieser<br />

bekommt damit einen enormen Auftrieb. Und so erklärt sich unter<br />

anderem auch der Zulauf zum Buddhismus in den siebziger Jahren,<br />

wonach Sie mich gefragt haben.<br />

Man wird jedoch bei vielen jungen Menschen den Verdacht nicht<br />

los, daß das exotische Beiwerk auch eine Rolle spielt, vergleichen Sie<br />

Zen und den tibetischen Buddhismus. Tatsächlich gehören aber mystische<br />

Gebräuche und Riten und das Haften daran keineswegs zum Buddhismus<br />

- so faszinierend das alles auch sein mag. Man muß eben die<br />

Päli-Texte studieren und deren Inhalte 'praktizieren', dann praktiziert<br />

man auch die Lehre des Buddha. Überdies hat der Buddha ganz eindeutig<br />

erklärt, daß das Haften an Riten ein Hindernis auf dem Heilsweg sei.<br />

Ich gestehe, daß ich, der in protestantischem Umfeld aufgewachsen ist,<br />

mich erst an den Duft von Weihrauch - mit oder ohne Myrrhe - gewöhnen<br />

mußte.<br />

Es ist erstaunlich, wie schnell eifrige Meditationsschüler zum Meditationslehrer<br />

aufsteigen. Wenn ich zu einem Meister der Herzchirurgie<br />

gehe, dann kann ich ziemlich sicher sein, daß der eine lange Ausbildung<br />

hinter sich hat. Dabei handelt es sich doch 'bloß' um die 'materialistische<br />

Schulmedizin'! Die spirituelle Meisterschaft ist doch viel feingliedriger.<br />

Außerdem kann man ziemlich sicher sein, daß der Herzchirurg 'voll' ausgebildet<br />

ist - nicht nur in Herzchirurgie. ich brauche nicht vorher zu prüfen,<br />

wo und von welchem Meister er ausgebildet worden ist. In der<br />

Naturwissenschaft gibt es eben strenge Kriterien, von denen sich die<br />

Schulweisheit der GeisteswissenschaftleI' nichts hat träumen lassen! Aber<br />

die Medizin ist ja keine reine Naturwissenschaft und in Abwandlung<br />

eines Ausspruchs von Lichtenberg in seinen berühmten 'Sudelbüchern'<br />

möchte ich sagen, daß die exakteste Operation die Gebete am Krankenbett<br />

nicht überflüssig macht. In dieser Beziehung paßt auch der Grundsatz<br />

mancher Buddhisten "Doppelt genäht hält besser!" Er paßt zu der<br />

diffizilen Gefäßnaht des Chirurgen, wobei die Gebete der 'Geistheiler'<br />

doch nicht ganz überflüssig sind. Der Spruch paßt aber nicht zu den<br />

ängstlichen Rückversicherern unter den Buddhisten, die gleichzeitig<br />

katholisch bleiben wollen, weil sie auf das Sakrament der letzten Ölung<br />

nicht verzichten wollen.<br />

Aber, wie gesagt, es gibt genug echte Meditationsmeister; das ist<br />

unbestritten.<br />

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