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Macher - WirtschaftsEcho

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<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 <strong>Macher</strong> & Märkte 8<br />

VON ACHIM PREU<br />

Der Blick aus dem Fenster<br />

des Besprechungszimmers<br />

führt in die Irre. Er<br />

fällt an diesem sonnigen Nachmittag<br />

Ende März nämlich direkt auf<br />

Weinberge.Idyllisch –und entlarvend?<br />

Wasser predigen und dann<br />

lieber Wein trinken, wie in der Politik<br />

oder der Kirche. „Nein“, sagt<br />

Ronald Schork (55) und lächelt,<br />

die sind verpachtet. Und auch keine<br />

Liefermengen vereinbart. Bislang<br />

jedenfalls, so Andreas<br />

Schmidt (42), vonHaus aus Jurist<br />

und durch diese Nachfrage wohl<br />

auf eine Idee gekommen. Kurz<br />

nach dem Ortsende von Heppenheim<br />

Richtung Laudenbach dreht<br />

sich nämlich alles nur um Wasser.<br />

Konkret, um Mineralwasser und<br />

mit Fruchtzusätzen versehene<br />

Ableger der über 75 Jahre alten<br />

Odenwald-Quelle.Und das um einiges<br />

intensiver als zuletzt. Denn<br />

der Vertriebschef Schork und der<br />

Mannheimer Anwalt Schmidt, sie<br />

haben das Unternehmen aus dem<br />

inzwischen aufgespaltenen Getränkekonzern<br />

Actris des SAP-<br />

Mitbegründers Dietmar Hopp herausgekauft.Management-Buy-<br />

out (MBO) wirddas genannt. Milliardär<br />

Hopp, unternehmerisch<br />

weiter vorallem in der Biotechnologie<br />

unterwegs, hat nämlich seine<br />

Brauerei-Beteiligungen – darunter<br />

Eichbaum –jüngst als Betriebsunfall<br />

bezeichnet. Und zu<br />

Actris, heute nur noch Immobilien-Sammelstelle,<br />

gehörte eben<br />

auch die Odenwald-Quelle sowie<br />

die dazugehörige Finkenbach-<br />

Quelle.<br />

Ausstieg vonHopp<br />

dauert Jahre<br />

Der Ausstieg nach neunjährigem<br />

Engagement zog sich über drei<br />

Jahre hin, es gab auch andere Interessenten:<br />

Wettbewerber, nur<br />

an der Marke, nicht am Standort<br />

Heppenheim interessiert, wie es<br />

heißt. „Das hat für uns gesprochen“,<br />

so Schmidt. Nach achtmonatigen<br />

Verhandlungen aufgrund<br />

der komplexen Materie war die<br />

Sache endlich perfekt. Aus Beschäftigten<br />

waren Bosse geworden.<br />

Kaufpreis? Kein Kommentar.<br />

Dass es deutlich weniger sind als<br />

die im Jahr 2000 gezahlten 30 Millionen<br />

Mark von Hopp an die damalige<br />

Eigentümerfamilie<br />

Strauch, liegt auf der Hand. Im<br />

eigenen Namen und auf eigene<br />

Rechnung sei man aktiv geworden,<br />

so das neue Führungsduo,<br />

das auch schon mal kurz vor 23<br />

Uhr in der Produktion auftaucht,<br />

mal Hand anlegt trotz Anzugs,<br />

wenn was imWeg rumliegt oder<br />

es klemmt. In den Feierabend strebende<br />

Mitarbeiter während unseres<br />

Rundgangs werden namentlich<br />

verabschiedet. Geben sich so<br />

Strohmänner?<br />

Die beiden kennen sich seit<br />

acht Jahren, duzen und ergänzen<br />

sich trefflich. So unser Eindruck.<br />

So ihreEinschätzung. Nach zwölf<br />

Jahren als Anwalt, die Hälfte davonals<br />

Partner einer Kanzlei, reizte<br />

Schmidt das Neue.Und Schork,<br />

im Vertrieb auch für Actris tätig<br />

und 16 Jahre bei der Odenwald-<br />

Quelle, will nun sein Know-how<br />

unternehmerisch nutzen. Aber in<br />

einer Branche,inder die Produkte<br />

verramscht werden, der Preisverfall<br />

immens ist, ebenso wie der<br />

Wettbewerb? Die Antworten kommen<br />

rasch. Aggressive Harddiscounter<br />

werden nicht beliefert.<br />

Die Preisstellung im Getränkefachgroßhandel<br />

und der Gastronomie<br />

sei eine andere. Eine gehobene.<br />

Als Marktführer in der<br />

Rhein-Main-Neckar-Region, als<br />

Vollsortimenter, als starkes Label<br />

sieht man gute Perspektiven.<br />

Denn, so der nicht unkritische<br />

Blick zurück, das Unternehmen<br />

In Heppenheim<br />

sprudeln neue Ideen<br />

Odenwald-Quelle –<br />

Ronald Schork und Andreas Schmidt haben<br />

nach dem Management-Buy-out viel vor –<br />

Gute Perspektiven für den regionalen<br />

Mineralwasser-Marktführer<br />

PET-Rohling:<br />

Aussolchen „Reagenzgläsern“<br />

werden in Sekundenschnelle<br />

Kunststoff-Flaschen.<br />

sei zuletzt „suboptimal“ geführt<br />

worden. Konkret: Einiges ist liegen<br />

geblieben. Beispielsweise im<br />

Einkauf. Reichlich Potenzial hat<br />

die Due Diligence zu Tage gefördert.<br />

Also die sorgfältige,systematische<br />

und detaillierte Prüfung inklusiveeiner<br />

Stärken- und Schwächenanalyse<br />

des Übernahmeobjektes.<br />

Und auch die teuren und ökologisch<br />

unsinnigen 6000 Shuttles<br />

pro Jahr ins angemietete Zwischenlager<br />

nach Viernheim sollen<br />

bald der Vergangenheit angehören.<br />

Denn auf der anderen Straßenseite<br />

der B3 am Stammsitz<br />

wird ein seit langem geplantes,<br />

aber auf Eis gelegtes Logistikzentrum<br />

jetzt in Angriff genommen.<br />

Spatenstich soll spätestens 2011<br />

sein. Etwa vier Millionen kostet<br />

das Ganze, was sich innerhalb<br />

vonvier Jahren amortisieren dürfte.<br />

Professionell umgeplant aber<br />

muss werden. Denn Optimierung<br />

steht bei Schork/Schmidt obenan.<br />

Ausder Region für die<br />

Region ist das Motto<br />

Dabei liegt der unternehmerische<br />

Fokus weiter auf der Region, 60<br />

Kilometer im engeren und 90 Kilometer<br />

im erweiterten Markt.<br />

Distribution bis zur Nordsee mache<br />

keinen Sinn. Eine bessere<br />

Marktpenetration, wertigerer Auftritt,<br />

neue Geschmacksrichtun-<br />

Andreas Schmidt und Ronald Schork<br />

Ronald Schork stammt aus Sulzbach,<br />

einem Stadtteil vonWeinheim, ist verheiratet<br />

und hat zwei Söhne (27 und<br />

32). Der Älterearbeitet im Vertrieb bei<br />

der Odenwald-Quelle,woder neue geschäftsführende<br />

Gesellschafter seit<br />

1994 tätig ist. Fünf Jahre Eichbaum-<br />

Brauerei und seit 2006 Tätigkeiten bei<br />

der Actris hat der Verkaufsprofi ebenfalls<br />

im Lebenslauf stehen. Ausgebildet<br />

zum Verwaltungskaufmann wurde<br />

[Personen]<br />

der begeisterte Rennradfahrer bei der<br />

Stadt Weinheim.<br />

Andreas Schmidt hat seine berufliche<br />

Karrieremit einer Ausbildung zum<br />

Bankkaufmann bei der Deutschen<br />

Bank begonnen. Danach studierte er in<br />

seiner Geburts- und Wohnstadt Mannheim<br />

sowie in Denver Jura. Seit 2003<br />

warerPartner einer Kanzlei. Schmidt,<br />

verheiratet und ebenfalls Vater zweiter<br />

wenngleich jüngerer Söhne (drei und<br />

fünf) fährt gerne Rad und im Winter<br />

Ski alpin.<br />

Prost Odenwald-Quelle: Andreas Schmidt (links) und Ronald Schork. FOTOS: ALEXANDER HEIMANN

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