Cruiser September 2015
Alles über die Wahlen!
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SEPTEMBER <strong>2015</strong> CHF 7.50<br />
SPECIAL:<br />
ALLES ÜBER DIE WAHLEN.<br />
WER FÜR WAS WIE EINSTEHT.<br />
REPORTAGE:<br />
STARK, SPORTLICH & SCHÖN<br />
WIE GESUND SIND WIR EIGENTLICH?<br />
GEWINNEN!<br />
Der grosse<br />
<strong>Cruiser</strong>-Wettbewerb<br />
EXKLUSIV!<br />
SVP-Kantonsrat Hans-Ueli Vogt<br />
im grossen Interview<br />
WERDINSEL<br />
Eine Plakataktion soll<br />
die Wogen glätten
Ständerat<br />
Vogt<br />
Hans-Ueli<br />
Der brillante Kopf für Zürich.
EDITORIAL<br />
3<br />
Lieber Leser<br />
Eigentlich wollten wir die <strong>Cruiser</strong>-Sommerpause nutzen, um diversen administrativen<br />
Kram zu erledigen. Aber: Da ausser dem stv. Chefredaktor Dani & mir irgendwie immer<br />
alle irgendwo waren, wurde das mit der Administration nichts. Bötschi lümmelte beispielsweise in Berlin<br />
rum, Michi Rüegg hatte auch immer was zu tun, Alain Sorel seufzte per Mail und versuchte eine «Koalition<br />
der meteorologisch Willigen (KMW) gegen das menschenverachtende Kalifat der Hitze» zu bilden. Borgmann<br />
gab sich einigermassen friedlich – er hockte im Tessin – war sich aber nie sicher, wann denn nun stautechnisch<br />
der beste Zeitpunkt sei, um nach Hause zu fahren. Da machte es Lektorin Mme. Thüler besser: Die<br />
schipperte mit ihrem Hausboot auf diversen Kanälen in Europa rum, ziemlich stau- und stressfrei.<br />
Das mit der Administration blieb also ein frommer Wunsch: Genau so wie die geplante Sommerdiät, die sich<br />
einige von uns auf der <strong>Cruiser</strong>-Redaktion vorgenommen hatten. Autorin Weissberg weiss in ihrer Kolumne<br />
auch, warum das mit der Diät gar nicht funktionieren kann!<br />
Immerhin: Nach der Hitze waren – schwupp! – alle sehr fleissig. Dani führte exklusiv mit Hans-Ueli Vogt von<br />
der SVP ein Inti; Martin Ender zog sich in die Berge zurück und tippte dort wacker einen Wahlüberblick. Sein<br />
Dossier bringt Licht ins Wahldünkel äh …-dunkel. Apropos dunkel: Pink Cross hat in dieser Bischof-Huonder-Geschichte<br />
ja wirklich grossartige Arbeit geleistet! Entsprechend ist dies ein direkter indirekter Themenschwerpunkt<br />
in der aktuellen Ausgabe. Passend zum Thema «Huonder» geht Peter Thommen – neu bei<br />
uns auf der Redaktion- auf eben diese Geschichte ein. Und weil manchmal wirklich immer alles sehr ernst<br />
ist, haben wir kurzerhand ein Gewinnspiel kreiert. Viel Spass also mit dem neuen <strong>Cruiser</strong>!<br />
INHALT<br />
Herzlich, Haymo Empl<br />
CHEFREDAKTOR<br />
AB SEITE 4<br />
SIND WIR GESUND?<br />
04 THEMA GESUNDHEIT<br />
08 INTERVIEW HANS-UELI VOGT, SVP<br />
10 SERIE MANNSBILD – BERUFSBILD<br />
DIE FEINMECHANIKERIN<br />
12 KOLUMNE BÖTSCHI KLATSCHT<br />
14 NEWS INTERNATIONAL<br />
16 SERIE PERSÖNLICHKEITEN<br />
18 AKTUELL PROMIS<br />
20 HOMOSEXUALITÄT IN GESCHCHTE<br />
UND LITERATUR: SCHWULE<br />
POLITIKER UND STAATSMÄNNER<br />
22 NEWS NATIONAL<br />
24 KULTUR SCHWEIZ<br />
26 KOLUMNE MICHI RÜEGG<br />
28 KOLUMNE PIA SPATZ<br />
30 RATGEBER AIDS-HILFE DR. GAY<br />
31 KOLUMNE PETER THOMMEN<br />
32 THEMA WERDINSEL IM ZWIESPALT<br />
34 WAHLEN <strong>2015</strong> MITMACHEN<br />
IST ALLES<br />
38 FOTOSTORY<br />
CRUISER LIEGT AUF<br />
42 KOLUMNE WEISSBERGS<br />
WARME WEISSHEITEN<br />
FOTO UMSCHLAG: FOTOLIA-ELNARIZ, FOTOLIA-GVS<br />
IMPRESSUM<br />
CRUISER MAGAZIN PRINT<br />
Herausgeber & Verleger: Haymo Empl, empl.media<br />
Infos an die Redaktion: redaktion@cruiser.ch<br />
Chefredaktor Haymo Empl<br />
Stv. Chefredaktor Daniel Diriwächter<br />
Bildredaktion Haymo Empl, Daniel Diriwächter<br />
Art Direktion Ana Lewisch<br />
Redaktion Print Daniel Diriwächter, Martin Ender, Andreas Faessler, René Gerber,<br />
Alain Sorel, Thomas Borgmann, Bruno Bötschi, Michi Rüegg,<br />
Marianne Weissberg, Pia Spatz, Vinicio Albani, Moel Maphy,<br />
Andreas Empl, Peter Thommen<br />
Lektorat<br />
Ursula Thüler<br />
Anzeigen Said Ramini, Telefon 043 300 68 28<br />
anzeigen@cruisermagazin.ch<br />
Auflage<br />
Druck<br />
12 000 Exemplare, 10 Ausgaben jährlich<br />
Druckerei Konstanz GmbH<br />
Wasserloses Druckverfahren<br />
REDAKTION UND VERLAGSADRESSE<br />
empl.media, Haymo Empl<br />
Welchogasse 6, Postfach 5539, 8050 Zürich<br />
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Telefon 043 300 68 28, Telefax 043 300 68 21<br />
CRUISER MAGAZIN ONLINE<br />
Herausgeber & Verleger: Haymo Empl, empl.media<br />
Infos an die Online-Redaktion: redaktion@cruisermagazin.ch<br />
Chefredaktor Online: Daniel Diriwächter<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
4<br />
THEMA<br />
GESUNDHEIT<br />
WIE GESUND<br />
SIND WIR EIGENTLICH?<br />
Schwule zeigen sich gerne fit, stark und gesund.<br />
Oft reduziert sich dieser Anspruch aber auf die Optik.<br />
Die psychische Gesundheit bleibt dabei aussen vor.<br />
VON HAYMO EMPL<br />
In der 1980er- und 1990er-Jahren<br />
dominierte das Thema HIV/AIDS in<br />
der Gayszene. International solidarisierte<br />
man sich mit den kranken Kollegen.<br />
AIDS war das Schreckgespenst<br />
vergangener Dekaden und allgegenwärtig<br />
in der Szene. Unvergesslich,<br />
wie in den frühen 1990ern die ersten<br />
Kranken sich in die Badi Tiefenbrunnen<br />
wagten, teilweise sichtbar mit<br />
den verräterischen Flecken übersät:<br />
dem Kaposi-Sarkom. Manche tauchten<br />
plötzlich nicht mehr auf und blieben<br />
«verschwunden». Für das einzelne<br />
gesunde (Gay-)Individuum blieb<br />
wenig Zeit, sich um seine persönliche<br />
Gesundheit zu kümmern, denn man<br />
war damit beschäftigt, nicht krank<br />
zu werden und die erkrankten Kollegen<br />
zu pflegen. Die Zeiten haben sich<br />
geändert; neue Medikamente ermöglichen<br />
es, nicht mehr an AIDS zu erkranken.<br />
Nach jahrzehntelangem Kampf gegen<br />
die Krankheit scheint jetzt plötzlich<br />
eine Art Vakuum entstanden zu<br />
sein. Homosexuelle können sich nun<br />
um Kinkerlitzchen kümmern; wie die<br />
Heteros das auch (schon lange) tun.<br />
War eine Grippe früher ein Alarmzeichen<br />
für eine mögliche HIV-Infektion,<br />
ist es nun ziemlich sicher<br />
einfach eine Grippe. AIDS scheint in<br />
den Köpfen langsam zu verschwinden<br />
– man hat nun die Möglichkeit,<br />
alt zu werden. Und das scheint für<br />
viele beunruhigend zu sein. Wie wird<br />
man denn schwul alt? In einer Szene,<br />
EIN SCHÖNER KÖRPER UND<br />
EIN KRANKER GEIST?<br />
VIELE HOMOSEXUELLE SIND<br />
PSYCHISCH WENIG STABIL.
FOTOS: PD, FOTOLIA-ASJACK (1)<br />
in welcher der Jugendkult zelebriert<br />
wird wie sonst nirgends? Man kümmert<br />
sich um die eigene Gesundheit;<br />
oft unter dem Aspekt des «Nicht-<br />
Alt-Werden-Dürfens». Dies nimmt<br />
teilweise bizarre Formen an, das<br />
schwule Showbusiness macht es uns<br />
vor. Da wäre beispielsweise Modezar<br />
und Home-Shopping-König Harald<br />
Glööckler, sein Gesicht ist eine Maske.<br />
Botox, Filler, Fettabsaugungen …<br />
die Liste ist endlos. Glööckler wurde<br />
eine Karikatur seiner selbst. Und in<br />
jedem Interview versichert Harald,<br />
wie gesund er leben würde. Jean Paul<br />
Gaultier trainierte sich Muskeln an –<br />
so sehr, dass er mit Popeye verglichen<br />
wurde. Und Karl Lagerfeld hungerte<br />
TATSÄCHLICH IST ES SO,<br />
DASS DIE GAYS OFT<br />
EIN ÄUSSERST PARADOXES<br />
VERHÄLTNIS ZUM<br />
EIGENEN KÖRPER UND<br />
DER GESUNDHEIT HABEN.<br />
sich über 40 Kilo runter, trinkt nur<br />
und nonstop Cola Light und versucht<br />
zu demonstrieren, wie gesund er lebt.<br />
Tatsächlich ist es so, dass die Gays<br />
oft ein äusserst paradoxes Verhältnis<br />
zum eigenen Körper und der Gesundheit<br />
haben. Das Credo «Stark &<br />
gesund» kann teilweise absonderliche<br />
Formen annehmen, etwa dann, wenn<br />
vor lauter «gesund leben» die Gesundheit<br />
ernsten Schaden nimmt, wenn<br />
kurzerhand für eine tolle Badifigur<br />
nichts mehr gegessen und zusätzlich<br />
(dank Amphetaminen) täglich Sport<br />
getrieben wird. Ein ehemaliger <strong>Cruiser</strong>-Mitarbeiter<br />
ist deswegen auf der<br />
Redaktion zusammengebrochen und<br />
musste notfallmässig ins Spital eingeliefert<br />
werden. Kein schöner Anblick.<br />
Überhaupt scheint der Körperkult<br />
– insbesondere der Muskelaufbau –<br />
bei den Gays besonders ausgeprägt<br />
zu sein. Dabei haben Muskeln in der<br />
Schwulenszene, historisch gesehen,<br />
eigentlich einen tragischen Hintergrund.<br />
Zur Zeit der Aidswelle wollten<br />
die Nichterkrankten demonstrieren,<br />
dass sie eben «gesund» sind. Daher<br />
rasierte man sich die Brusthaare ab<br />
(um zu zeigen, dass man frei von ver-<br />
räterischen Kaposi-Syndrom-Flecken<br />
war) und trainierte sich Muskeln an<br />
(um zu zeigen, dass man kein AZT<br />
nahm, eines der ersten HIV-Medikamente).<br />
Die körperliche Gesundheit<br />
ist ein Aspekt. Die geistige Gesundheit<br />
ein anderer. Und hier scheinen viele<br />
Mühe zu haben.<br />
Das Buch «Psychopathia Sexualis»<br />
von 1886 war seinerzeit eines<br />
der ersten wissenschaftlichen Werke,<br />
welches sich mit den unterschiedlichen<br />
Arten der Sexualität auseinandersetzte.<br />
Ein medizinisches Kompendium<br />
mit einem vernichtenden<br />
Urteil über die Homosexualität. Der<br />
Autor Richard von Kraft-Ebbing beschreibt<br />
Homosexualität als «degenerative»<br />
psychiatrische Abweichung.<br />
Der Autor war sich sicher, dass einzelne<br />
Menschen mit einer biologischen<br />
Prädisposition für Homosexualität<br />
geboren wurden. Für ihn war<br />
Homosexualität eine angeborene<br />
Krankheit. Das mit der Krankheit<br />
hielt sich dann hartnäckig über Dekaden.<br />
Die Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) definierte Homosexualität<br />
bis 1992 als psychische Erkrankung,<br />
zu diesem Zeitpunkt war Homosexualität<br />
auch in vielen europäischen<br />
Ländern noch eine Straftat (die in<br />
der Praxis allerdings kaum geahndet<br />
wurde). 1942 war Homosexualität in<br />
der Schweiz mehr oder minder legal,<br />
aber in Deutschland beispielsweise<br />
konnte man sich bis 1992 strafbar<br />
machen. Wir wissen auch, dass Homosexualität<br />
seit Jahrhunderten von<br />
der Kirche für moralisch bedenklich<br />
gehalten wird. Huonder hat das ja<br />
eindrücklich demonstriert. Bei so viel<br />
«Ballast» fällt es den einzelnen Individuen<br />
schwer, geistig gesund zu bleiben.<br />
Wie auch? Wenn ein Coming-out<br />
heute noch Titelthema der Boulevardzeitungen<br />
ist? Auf der einen Seite<br />
steht bei vielen ein ewig währender<br />
innerer Konflikt mit der eigenen sexuellen<br />
Identität, auf der anderen<br />
Seite die ständige Angst vor dem Coming-out<br />
und den damit verbundenen<br />
Konsequenzen. Ob diese positiv oder<br />
negativ sind, entscheidet in der Regel<br />
das Umfeld. Und dieses Umfeld kann<br />
krank machen. Psychisch.<br />
Auf Grund von negativen Stigmatisierungen,<br />
Vorurteilen und Diskriminierung<br />
ist besonders die Psyche jener<br />
Menschen gefährdet, die in der Öffentlichkeit<br />
stehen. Zu diesem Schluss<br />
MODEZAR HARALD GLÖÖKLER<br />
BEZEICHNET SICH SELBST<br />
ALS «GESUND». UND<br />
VERKOMMT DABEI ZU EINER<br />
KARIKATUR SEINER SELBST.<br />
kommt der Autor René Martholdt in<br />
seiner Schrift «Homosexualität im<br />
Profisport und der Einfluss auf die Gesundheit».<br />
Öffentlichkeit heisst aber<br />
nicht einfach «Promi». Mit Öffentlichkeit<br />
ist ein Umfeld gemeint, welches<br />
nicht ausschliesslich aus Homosexuellen<br />
besteht. Ergo stehen wir (fast)<br />
alle irgendwie in der «Öffentlichkeit».<br />
René Martholdt stellt weiter fest:<br />
«Homosexuelle Sportler beispielsweise<br />
müssen eigene Strategien entwickeln,<br />
um ihre sexuelle Orientierung<br />
vor den Mitspielern, dem Trainer<br />
und den Fans zu verbergen oder zu<br />
leugnen». Bei so viel Lüge bleibt die<br />
eigene (psychische) Gesundheit wohl<br />
zwangsläufig auf der Strecke.<br />
«Könnten sich homosexuelle Sportler<br />
öffentlich outen, sich mit ihren<br />
Partnern in der Öffentlichkeit und bei<br />
Fussballspielen zeigen und somit freier<br />
mit ihrer eigenen sexuellen Orientierung<br />
umgehen, so würde sich dies<br />
positiv auf die psychische Gesundheit<br />
auswirken und zur Entwicklung<br />
eines besseren und authentischeren<br />
Selbstwertgefühls beitragen», so<br />
René Martholdt. Wie ungesund das<br />
Verdrängen der eigenen Sexualität<br />
sein kann, hat der Rugby-Profi Keegan<br />
Hirst letzten Monat den Medien<br />
erklärt. Er ist der erste geoutete bri-<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
Foto: Froodmat/photocase.de<br />
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RUGBY-STAR KEEGAN HIRST<br />
HAT SICH GEOUTET. SEINE<br />
HOMOSEXUALITÄT HAT IHN<br />
«INNERLICH ZERFRESSEN».<br />
tische Spieler: «Meine Frau hat absolut<br />
nichts geahnt. Wir haben beide<br />
viel geweint. Unseren Kindern wollen<br />
wir zunächst nichts sagen, sie sind<br />
noch zu jung», sagte Hirst in einem<br />
Interview mit der englischen Zeitung<br />
«Sunday Mirror». Und «20 Minuten»<br />
ergänzt, seine Frau habe sich<br />
viele Vorwürfe gemacht, als sie sich<br />
getrennt hatten. «Dabei hat sie gar<br />
nichts falsch gemacht. Ich konnte es<br />
nicht mehr ertragen, dass sie nicht<br />
wusste, weshalb ich sie verliess. Es<br />
frass mich auf.»<br />
Bei so viel Drama verwundert es<br />
wenig, dass letztendlich auch die<br />
körperliche Gesundheit leidet. Schon<br />
alleine die Phrase «es frass mich<br />
auf» sagt alles. Autor René Martholdt<br />
dazu: «Es kann davon ausgegangen<br />
werden, dass Homosexuelle stärker<br />
von Suchtmittelmissbrauch betroffen<br />
sind als heterosexuelle Frauen<br />
und Männer. So kann als Folge der<br />
psychischen Dauerbelastung eine<br />
Abhängigkeit von Alkohol, illegalen<br />
Substanzen oder Medikamenten entstehen.<br />
Auf Grund der Abhängigkeit<br />
von diesen bewusstseinsbeeinflussenden<br />
Substanzen kommt es unweigerlich<br />
zu weiteren Folgeerkrankungen<br />
wie Fettleber, Alkoholhepatitis, Leberzirrhose<br />
oder Gastritis.» Das sind<br />
harte Worte. Es stellt sich nun die<br />
Frage: Wenn Homosexualität effektiv<br />
gesellschaftlich akzeptiert würde (und<br />
nicht einfach nur scheinheilig und<br />
vordergründig) – würde es uns besser<br />
gehen? Oder geht es uns schon so gut,<br />
dass wir zu viel Zeit haben, um über<br />
uns selbst nachzudenken?<br />
LITERATUR<br />
René Marholdt: «Homosexualität im<br />
Profisport und der Einfluss auf die Gesundheit».<br />
Studienarbeit.<br />
R. von Kraft-Ebbing: «Psychopathia<br />
sexualis : with especial reference to the<br />
antipathic sexual instinct : a medicoforensic<br />
study». Überarbeitete Auflage.<br />
«Homosexuelle: Wann das Coming-out<br />
besonders glücklich macht». Artikel im<br />
Spiegel, online zugänglich.<br />
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Z.B. bei der Heirat, mit Kindern, bei den Sozialversicherungen<br />
oder bei der Anerkennung als Fluchtgrund.<br />
Das sind für mich zentrale politische Anliegen.<br />
GRÜNE<br />
LISTE 5
8<br />
HANS-UELI VOGT<br />
EIN MANN DER STUNDE<br />
VON DANIEL DIRIWÄCHTER<br />
Der Wahlkampf hat begonnen –<br />
am 18. Oktober werden Wählerinnen<br />
und Wähler über die<br />
zukünftige Zusammensetzung von<br />
National- und Ständerat entscheiden.<br />
Es sind wichtige Wahlen, die auch in<br />
der LGBT-Community mit Argusaugen<br />
verfolgt werden. Eine Partei, zumindest<br />
oberflächlich, erfüllt nicht die<br />
Erwartungen eben dieser Gemeinde:<br />
Es ist die Schweizerische Volkspartei,<br />
kurz SVP, ihres Zeichens auch wählerstärkste<br />
Partei der Schweiz. Das ist<br />
nicht verwunderlich. Die SVP legt mit<br />
ihren Hardlinern der Gleichberechtigung<br />
diverse Steine in den Weg.<br />
Die Ständeratskandidatur des SVP-Politikers wirbelt<br />
in der Gay-Szene viel Staub auf. Ein frischer Wind, den<br />
nicht alle verstehen. Während die Elite der Partei musikalisch<br />
ihren Willy hochleben lässt, punktet Hans-Ueli<br />
Vogt mit dezentem Auftreten. Wir haben den Professor<br />
und Rechtsanwalt getroffen, um einige Fragen zu klären.<br />
Wie jede andere Partei – und auch<br />
jede Community – ist die SVP aber<br />
auch heterogen und besitzt bei fast<br />
30 Prozent Wähleranteil viele unterschiedliche<br />
Ansichten. Die Stimme des<br />
«kleinen Mannes» will nun auch diejenige<br />
des weltgewandten, intelligenten<br />
Mannes pflegen. Einer, der genau<br />
das verkörpert, ist Hans-Ueli Vogt,<br />
SVP-Kantonsrat, Rechtsanwalt und<br />
Professor für Wirtschaftsrecht (44).<br />
Die Zürcher SVP nominierte ihn,<br />
um im Herbst das Stöckli zu stürmen.<br />
Mit seinem beachtlichen Leistungsausweis<br />
ist er prädestiniert für dieses<br />
Amt. Die Neue Zürcher Zeitung bezeichnete<br />
ihn bereits als neuen Kopf<br />
der «SVP-Intelligenzia»; einer der<br />
nicht verschwitzt aufs Podium steht<br />
und Bundesräte beschimpft, sondern<br />
bedacht und mit gewissenhaften Argumenten<br />
seinen Standpunkt vertritt.<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
WAHLEN<br />
HANS-UELI VOGT, SVP<br />
9<br />
Das ist so anders als die «Willy-Nummer»,<br />
das Wahlkampflied der<br />
SVP-Elite, und erfrischend einladend<br />
im Angesicht der Vorurteile gegenüber<br />
der SVP. Dort der putzige Hund<br />
für das gemeine Volk, auf der anderen<br />
Seite der Denker – wie geschaffen<br />
für Zürich. Doch das hört sich<br />
beinahe respektlos an, wenn wir von<br />
«ES WAR EINE SIMPLE<br />
FRAGE DES JOURNALISTEN<br />
UND ICH WOLLTE EHRLICH<br />
SEIN»<br />
Hans-Ueli Vogt sprechen. Der Mann<br />
ist beliebt. Einer seiner früheren Studenten<br />
lobt ihn noch heute für seine<br />
spannenden Vorlesungen. Trotzdem<br />
müssen sein Gesicht und seine Positionen<br />
und Werte noch bekannter werden.<br />
In der LGBT-Community hat er<br />
immerhin einen Heimvorteil: Hans-<br />
Ueli-Vogt ist schwul.<br />
EIN ZURÜCKHALTENDES<br />
COMING-OUT<br />
Mit seinem öffentlichen Coming-out<br />
im Frühling geriet Hans-Ueli Vogt<br />
in die Schlagzeilen. Nicht, dass er<br />
medienwirksam seine sexuelle Orientierung<br />
zur Schau gestellte hätte.<br />
«Es war eine simple Frage des Journalisten<br />
und ich wollte ehrlich sein»,<br />
so Hans-Ueli Vogt. Was innerhalb<br />
der Szene für Verwunderung sorgte,<br />
war in der SVP längst bekannt.<br />
Vogt verzichtete in der Folge auf ein<br />
Breittreten der Geschichte, blieb ganz<br />
Gentleman und konzentrierte sich auf<br />
seine Aufgaben. Er bestätigt aber im<br />
Nachhinein, dass sich das Coming-out<br />
in den Medien so anfühlte, als hätte er<br />
in aller Öffentlichkeit etwas ganz Persönliches<br />
preisgegeben.<br />
Natürlich habe er auch negative<br />
Zuschriften erhalten, etwa von wenigen<br />
Wählern und vereinzelt auch<br />
innerhalb der SVP selbst. Viel eher<br />
erstaunt es Hans-Ueli Vogt, dass<br />
einzelne Kritiker aus der Gay-Szene<br />
selbst stammen. Der Tenor lautet<br />
dabei: Wie kann ein schwuler und intelligenter<br />
Mann für die SVP als Ständeratskandidat<br />
antreten? «Solche<br />
Stimmen zeigen mir, dass die ansonsten<br />
geforderte Akzeptanz offenbar<br />
Grenzen hat», so sein Fazit. Er weiss<br />
aber auch, dass das Image der SVP<br />
bei Schwulen und Lesben nicht das<br />
Beste ist. Dennoch ist es die Partei, in<br />
der er sich zuhause fühlt.<br />
DIE LUST AUF BERN<br />
Die SVP unterstützt ihn bei den Ständeratswahlen<br />
in jeder Hinsicht. Sein<br />
aufwendiger Wahlkampf begann relativ<br />
früh; bereits im Mai waren flächendeckend<br />
Poster oder Inserate<br />
zu sehen, die den noch etwas unbekannten<br />
Politiker bekannter machen<br />
sollen. «Ich trete gegen bekannte<br />
Zürcher Persönlichkeiten an. Da war<br />
es abgebracht, mit der Werbung ein<br />
wenig früher zu beginnen», lächelt<br />
Hans-Ueli Vogt.<br />
Mit seiner Präsenz kokettiert<br />
Hans-Ueli Vogt nicht im Geringsten.<br />
Der Wahlkampf, so scheint es, ist ein<br />
notwendiges Übel. Anders als andere<br />
Alphatiere, die sich gnadenlos in<br />
der Presse inszenieren, bleibt er der<br />
HANS-UELI VOGT<br />
Der Ständeratskandidat, geboren 1969,<br />
verbrachte seine Kindheit im Zürcher<br />
Oberland. Heute ist Hans-Ueli Vogt<br />
ordentlicher Professor für Privat- und Wirtschaftsrecht<br />
an der Universität Zürich. Er<br />
unterrichtet Gesellschafts-, Vertrags- und<br />
Bankenrecht. Er hat Bücher, Buchbeiträge<br />
und Artikel veröffentlicht und stand der<br />
Bundesverwaltung, parlamentarischen<br />
Kommissionen und internationalen Organisationen<br />
als Experte zur Verfügung. Weiter<br />
ist Hans-Ueli Vogt Mitherausgeber der<br />
Schweizerischen Zeitschrift für Gesellschafts-<br />
und Kapitalmarktrecht. In seiner<br />
Karriere als Anwalt war er Mitarbeiter der<br />
Anwaltskanzlei Sullivan & Cromwell in New<br />
York, auch hat er Berufserfahrung in grossen<br />
Zürcher Anwaltskanzleien gesammelt.<br />
Insbesondere war er während fast fünf<br />
Jahren Konsulent der Anwaltskanzlei Homburger.<br />
Heute berät er als unabhängiger<br />
Anwalt Unternehmen und Private in allen<br />
Bereichen des Privat- und Wirtschaftsrechts.<br />
Seit dem Frühling 2011 gehört<br />
Hans-Ueli Vogt für die Schweizerische<br />
Volkspartei (SVP) dem Zürcher Kantonsrat<br />
an. Er ist Mitglied der kantonsrätlichen<br />
Kommission für Wirtschaft und Abgaben<br />
(WAK) und Vorsitzender der Redaktionskommission<br />
des Kantonsrates.<br />
Mann, der zwecks Wahlen im Fokus<br />
der Öffentlichkeit steht. Hans-Ueli<br />
Vogt will Politik machen und nicht der<br />
Platzhirsch sein. Ein Sitz im Ständerat<br />
wäre sein grosser Wunsch. Seine<br />
Lust auf Bern ist ansteckend – das offenbart<br />
sich beim Gespräch.<br />
DIE «EHE FÜR ALLE»<br />
SOLL MÖGLICH SEIN<br />
Seine politischen Ansichten sind nicht<br />
immer ganz auf der bekannten Linie<br />
der SVP, bleiben dieser jedoch treu.<br />
Und er kann polarisieren. Als Vater<br />
der Selbstbestimmungsinitiative, welche<br />
von keiner anderen Partei unterstützt<br />
wird als der SVP, will er, dass<br />
das Schweizer Recht nicht dem Europäischen<br />
Recht unterzuordnen sei.<br />
In diesem Bereich hat Hans-Ueli Vogt<br />
den Durchblick: Als Rechtsanwalt, der<br />
auch über eine Zulassung in New York<br />
verfügt und die Welt viele Male bereist<br />
hat, kann er das Schweizer Recht in<br />
der Tat auf das Podest stellen.<br />
Die erleichterte Einbürgerung<br />
für schwule Lebenspartner aus dem<br />
Ausland lehnt er ab. «Nicht wegen<br />
der Homosexualität, sondern, weil<br />
die Einbürgerung damit wiederum<br />
leichter gemacht wird», so Hans-Ueli<br />
Vogt. Aber, und dies dürfte einige<br />
erstaunen, hält er die «Ehe für alle»<br />
sowie die Adoption für homosexuelle<br />
Paare als durchaus machbar. «In<br />
der Schweiz sollen alle Menschen<br />
die gleichen Rechte haben.» Ob diese<br />
«Ehe für alle» allerdings als «Ehe» im<br />
Sinne der Bezeichnung zu betiteln ist,<br />
da ist er sich nicht sicher. Die Adoption<br />
hingegen für Schwule und Lesben<br />
solle zulässig sein. Entscheidend sei,<br />
dass ein Kind gute Eltern bekomme,<br />
und das könnten auch zwei Personen<br />
des gleichen Geschlechts sein.<br />
Nun geht der Wahlkampf in die<br />
heisse Phase. Der Terminkalender<br />
von Hans-Ueli Vigt ist randvoll. Eines<br />
ist klar: Schönreden wird er nichts,<br />
verteufeln aber auch nicht.<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
10<br />
SERIE<br />
MANNSBILD – BERUFSBILD<br />
DIE FEIN-<br />
MECHANIKERIN<br />
Seit zwanzig Jahren arbeitet Katharina als Feinmechanikerin in der Werkstatt eines<br />
Instituts für Physikalische Chemie. In diesem Beruf sind Frauen noch immer in<br />
der Minderheit. Bis 2009 bestätigte auch Katharina diese Statistik. Da hiess sie<br />
noch Thomas und wurde in der Personalakte als männlich geführt. Dann machte<br />
sie ihre Transsexualität an ihrer Arbeitsstelle öffentlich und nahm eine Geschlechtsangleichung<br />
vor. Positive Reaktionen erhielt sie vor allem von ihren Kolleginnen.<br />
VON THOMAS BORGMANN<br />
Dass sie anders war als die anderen<br />
Jungen, spürte Katharina<br />
schon in ihrer Kindheit. Doch<br />
was das genau war, blieb ihr lange<br />
unklar. Ein Gendefekt sei Ursache<br />
dafür, dass sie ihren Schulkameraden<br />
in der physischen Entwicklung<br />
immer ein bisschen hinterher hinke,<br />
hiess es. Vor allem beim Sport fühlte<br />
sie sich benachteiligt. Ihre Jugend<br />
ist kompliziert. Nach der Öffnung der<br />
innerdeutschen Grenze zieht sie mit<br />
ihren Eltern 1990 von Dresden nach<br />
Würzburg, da ist sie 17 Jahre alt.<br />
Bühnentechniker ist ihr Wunschberuf,<br />
doch als Neubürger im Westen<br />
mit der fehlenden Erfahrung, sich<br />
ohne staatliche Lenkung im Wettbewerb<br />
behaupten zu müssen, erscheint<br />
vor allem ihren Eltern dieser Beruf zu<br />
unsicher.<br />
Thomas beginnt eine Lehre als Industriemechaniker,<br />
bricht sie aber<br />
vorzeitig ab. Die anschliessende Ausbildung<br />
zum Feinmechaniker zieht er<br />
durch. Er macht sogar die Meisterprüfung<br />
und findet gleich einen Job<br />
am Institut für Physikalische Chemie<br />
an der Uni. Beruflich erfolgreich und<br />
zufrieden, verläuft eigentlich alles in<br />
geordneten Bahnen, nur das Unbehagen<br />
bleibt. Das diffuse und kaum<br />
aussprechbare Gefühl, sich mit dem<br />
männlichen Geschlecht nicht identifizieren<br />
zu können, vernebelt sich in<br />
IHRE IDENTITÄT ALS FRAU<br />
WURDE KATHARINA NICHT<br />
GESCHENKT, SIE HAT SIE SICH<br />
SCHWER ERKÄMPFEN MÜSSEN.<br />
einer immer dunkler werdenden Depression.<br />
Ein versuchter Suizid bringt<br />
Thomas für ein Dreivierteljahr in die<br />
Psychiatrie. Nach langem innerem<br />
Kampf offenbart er schliesslich seinem<br />
Arzt seine Ahnung, transsexuell<br />
zu sein. Der lächelt nur und geht mit<br />
keinem Wort darauf ein. «Multiple<br />
Persönlichkeit» und «narzisstische<br />
Persönlichkeitsstörung» lautet stattdessen<br />
die Diagnose in der Krankenakte.<br />
Thomas verstummt und will nie<br />
wieder sprechen über sein Leiden,<br />
dass sein Körper nicht der gefühlten<br />
Identität entspricht.<br />
TABLETTEN<br />
GEGEN DIE MÄNNLICHKEIT<br />
Bei der ambulanten Folgetherapie<br />
nach der Entlassung aus der Psychiatrie<br />
hat er mehr Glück. Er findet endlich<br />
einen Therapeuten, bei dem er<br />
seinen Konflikt mit der Geschlechtsidentität<br />
erneut ansprechen kann und<br />
der die entsprechende Behandlung<br />
einleitet. Nach langen psychotherapeutischen<br />
Gesprächen, bei denen<br />
sich Thomas über seine Erwartungen<br />
an die neue Geschlechtsrolle und die<br />
Lebbarkeit seines Wunsches einer<br />
Geschlechtsangleichung klar werden<br />
soll, bekommt er gegengeschlechtliche<br />
Hormone statt Antidepressiva.<br />
Seine Welt wird heller. Nicht nur der<br />
Körper wird weiblicher, auch seine<br />
Psyche verändert sich. Der Therapeut<br />
schlägt vor, auch die Eltern in<br />
den Prozess einzubeziehen. Doch die<br />
lehnen den eingeschlagenen Weg ab.<br />
Seinem Vater, selbst Arzt, scheint die<br />
klinische Diagnose glaubwürdiger<br />
und eher akzeptabel zu sein als die<br />
angestrebte Geschlechtsangleichung.<br />
Der Kontakt zur Familie bricht fast<br />
vollständig ab, als sich Thomas zur<br />
Operation entschliesst, dem ultimativen<br />
Schritt zur körperlichen Angleichung<br />
seiner Identität als Frau.<br />
FOTOS: THOMAS BORGMANN<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
11<br />
Ein Jahr dauert der Prozess, der<br />
aus Thomas auch äusserlich Katharina<br />
macht. Drei Operationen und dann<br />
einige Monate, in denen sich nicht nur<br />
sein Körper von den schweren Eingriffen<br />
erholen muss. Nach der neunstündigen<br />
ersten Operation bricht Katharina<br />
in Tränen aus – vor Erschöpfung<br />
und Anspannung, vor allem aber vor<br />
Gglück über ihren weiblichen Körper.<br />
Von dem Mann, der sie war, ist nahezu<br />
nichts übrig geblieben. Wie bei<br />
fast allen Transgendern ist das alte<br />
Geschlecht nicht ganz unsichtbar,<br />
manchmal schimmert noch etwas<br />
Maskulines durch. Mit 1,96 Meter<br />
war schon ihr männlicher Körper auffallend<br />
gross, und auch ihre Stimme<br />
bleibt tief. «Am Telefon werde ich oft<br />
noch für einen Mann gehalten», erläutert<br />
sie, «und manchmal spricht man<br />
mich auch darauf an, dass ich für eine<br />
Frau doch ungewöhnlich gross geraten<br />
bin. Am wenigsten Blicke ernte ich<br />
in der Sauna, wenn mein Körper keinen<br />
Zweifel mehr daran lässt, dass ich<br />
eine Frau bin.»<br />
KATHARINA IST DERZEIT DIE EIN-<br />
ZIGE FRAU IN DER WERKSTATT<br />
DES PHYSIKALISCH-CHEMI-<br />
SCHEN INSTITUTS. SIE ARBEITET<br />
HIER ALS FEINMECHANIKERIN.<br />
DANN KAM<br />
DIE KOLLEGIN KATHARINA<br />
Schliesslich folgt der schwierige Weg<br />
zurück an die Arbeitsstelle und zu<br />
den Kollegen, die sie als Mann kennen<br />
gelernt haben, von denen sie<br />
aber nun als Frau akzeptiert und angesprochen<br />
werden will. Die Kolleginnen<br />
freuen sich über die Verstärkung<br />
durch eine weitere Frau am Institut,<br />
aber manche Männer tun sich damit<br />
schwer – und die haben in ihrem<br />
unmittelbaren Arbeitsumfeld in der<br />
Werkstatt des Instituts die Überhand.<br />
Katharina ist hier die einzige Frau. .<br />
AM TELEFON WERDE<br />
ICH OFT NOCH FÜR<br />
EINEN MANN GEHALTEN<br />
Manche Kollegen sind erst dann dazu<br />
bereit, sie mit ihrem weiblichen Vornamen<br />
anzusprechen, als sie durch<br />
die volle juristische Anerkennung<br />
ihres weiblichen Geschlechts durch<br />
die sogenannte Personenstandsänderung<br />
dazu verpflichtet sind. Das<br />
führt anfangs immer wieder zu der<br />
für sie unangenehmen Situation, dass<br />
sie in Gegenwart von wissenschaftlichen<br />
Mitarbeitern oder Studierenden<br />
des Instituts von den Kolleginnen als<br />
Frau, von den Kollegen aber mitunter<br />
als Mann angeredet wird. Inzwischen<br />
ist aber auch das kein Thema<br />
mehr. Türschild, E-Mail-Adresse, die<br />
Personalakte und das Telefonverzeichnis<br />
enthalten schon lange ihren<br />
weiblichen Vornamen und alle am<br />
Institut sprechen sie vorbehaltlos als<br />
Frau an, neue Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter sowieso. Manche der Kollegen,<br />
die sie jahrelang als Thomas<br />
kannten, brauchten wohl einfach ein<br />
bisschen Zeit, um diesen Wechsel zu<br />
vollziehen. Katharina lebt ihre weibliche<br />
Geschlechtsidentität offen in<br />
allen Bereichen des Lebens voll aus,<br />
auch ihre Sexualität. Sie ist lesbisch<br />
und seit Mai dieses Jahres mit Chrizzy<br />
verpartnert, die sie nach ihrer Geschlechtsangleichung<br />
kennen gelernt<br />
hat.<br />
Dass die Akzeptanz ihrer Geschlechtsangleichung<br />
in ihrem universitären<br />
Arbeitsbereich sicherlich<br />
grösser ist als in manchem anderen<br />
beruflichen Umfeld, sieht Katharina<br />
als grosses Plus in ihrem Job. «Auch<br />
wenn ich woanders vielleicht mehr<br />
verdienen könnte, sind mir das gute<br />
Verhältnis zu den Menschen an meinem<br />
Arbeitsplatz und die Akzeptanz<br />
als Transgender wichtiger», erklärt<br />
die heute 42-jährige. Sie liebt an ihrer<br />
Arbeit vor allem, dass sie «mit verschiedenen<br />
Materialien wie Gold, Platin<br />
oder Titan kreativ arbeiten kann,<br />
mit denen man sonst wohl kaum in<br />
Berührung kommt». In der Werkstatt<br />
fertigt sie in erster Linie Bauteile<br />
und Apparaturen, wie beispielsweise<br />
Messgeräte, die die wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiter des Instituts für ihr<br />
jeweiliges Forschungsgebiet in Auftrag<br />
geben. Und dass das Werkstattteam<br />
jetzt keine reine Männer-Domäne<br />
mehr ist, sieht inzwischen das<br />
ganze Institut als eine Bereicherung.<br />
«Man kommt nicht als Frau zur Welt,<br />
man wird dazu gemacht», hat Simone<br />
de Beauvoir einmal gesagt. Katharina<br />
hat sich ihre Rolle hart erkämpft.<br />
BERUFSBILD<br />
<strong>Cruiser</strong> zeigt Männer und Frauen im Berufsalltag.<br />
Dass Sexualität nichts mit der<br />
Berufswahl zu tun haben muss, beweisen<br />
unsere gestandenen Männer und aktuell<br />
auch Frauen. Bisher portraitiert: Schiffbauingenieur,<br />
Maschinenbauer, Seelsorger,<br />
Farben- und Lackkaufmann, Elektroniker.<br />
Hast du einen spannenden Beruf?<br />
Mail uns: redaktion@cruisermagazin.ch<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
12<br />
KOLUMNE<br />
BÖTSCHI KLATSCHT<br />
TIL SCHWEIGERS BACKPFEIFE UND<br />
EIN PUTZSKLAVE<br />
Momoll, es war ein ausgesprochen heisser Sommer –<br />
auch für mich als Klatschkolumnist. In Berlin<br />
rannte ich mit dem Bösewicht aus dem Bond-Film<br />
«Quantum of Solace» aufs Tram, Wochen später<br />
traf ich in Zürich einen Putzsklaven.<br />
VON BRUNO BÖTSCHI<br />
Normal kann so einer nicht sein,<br />
denke ich. Zuerst gewinnt Til<br />
Schweiger die grösste Auszeichnung<br />
seines Lebens: Bei der<br />
diesjährigen Verleihung des Deutschen<br />
Filmpreises in Berlin wurde er<br />
zum ersten Mal mit einer Lola ausgezeichnet<br />
– für den Film «Honig im<br />
Kopf». Nur Stunden später stieg ihm<br />
der Erfolg in den Kopf: Im Restaurant<br />
Borchardt verpasste er Schauspielkollege<br />
Elyas M. Barek eine Backpfeife<br />
– und das vor den Augen seiner ältesten<br />
Tochter Luna. Es heisst, Til sei im<br />
«Borchardt» ziemlich blau gewesen.<br />
Meine Berliner Freunde behaupten,<br />
dass sei nicht aussergewöhnlich.<br />
Warum ich an dieser Stelle über<br />
Schweigers Prügel- und Saufkünste<br />
berichte? Ich verbrachte den ersten<br />
Teil des Hitzesommers <strong>2015</strong><br />
in der deutschen Hauptstadt. Im<br />
«Borchardt» war ich auch, an einem<br />
anderen Abend allerdings. Ich<br />
mag den Laden. Ich war auch schon<br />
betrunken dort drinnen. Sehr sogar.<br />
Geschlagen habe ich trotzdem<br />
keinen, anderswo in Berlin übrigens<br />
auch nicht. Nicht Schauspieler<br />
Daniel Brühl («Rush – alles für<br />
den Sieg», «Lila, Lila»), der neben<br />
mir Kaffee trank. Und auch nicht<br />
Mathieu Amalric, Bösewicht im<br />
Bond-Film «Quantum of Solace» von<br />
Marc Forster, als er mit mir aufs<br />
Tram rannte.<br />
Derart weltstadterprobt flog ich<br />
nach Hause zurück und erlebte ... die<br />
nächste Überraschung. Ohne Promi,<br />
aber mit Servelat. Aber schön lang-<br />
«VOR MIR PLÖTZLICH EIN<br />
NACKTER MANN MIT<br />
EINEM LEDERHALSBAND»<br />
sam und alles der Reihe nach: Angefangen<br />
hat die Geschichte mit dem<br />
Entrümpeln meines Kellerabteils. Ich<br />
ziehe demnächst um. Weggeschmissen<br />
habe ich ... ach, egal, nur so viel<br />
sei erwähnt: Ich fand auch alte Fotos.<br />
Ich meine richtige Fotos. Also solche,<br />
die noch auf Papier ausgedruckt wurden<br />
und nicht nur irgendwo im Handy<br />
oder einer Wolke drin stecken.<br />
Einige besonders hübsche Fotos<br />
habe ich während einer Party aufgenommen,<br />
die vor einigen Jahren<br />
in der Labor-Bar stattfand. Ja, der<br />
«Aeschbi» – Kurt Aeschbacher – ist<br />
auch auf zwei, drei Fotos drauf. Das<br />
ist aber eine andere Geschichte. Geknipst<br />
habe ich auch Melchior Burch<br />
und Pius Knecht von der «Männerzone».<br />
Du meine Güte, waren wir an<br />
diesem Abend alle hübsch kostümiert.<br />
Und noch so jung.<br />
Weil ich nett sein wollte, brachte<br />
ich das Foto dem Melchior im Laden<br />
vorbei. Ich dachte wirklich nichts<br />
Böses, als ich an jenem stickig heissen<br />
Freitagnachmittag die Türe zur<br />
«Männerzone» aufdrückte und vor<br />
mir plötzlich ein nackter Mann mit<br />
einem Lederhalsband und e....... Penis<br />
stand. Uiuiui! Ich gebe zu, eine<br />
Viertausendstelsekunde war ich schockiert,<br />
als ich dann zum Glück Melchiors<br />
beruhigende Stimme im Hintergrund<br />
hörte: «Keine Angst, das ist nur<br />
unser Putzsklave.»<br />
Ist ja schon gut, mehr verrate ich<br />
nicht. Mehr gäbe es allerdings auch<br />
nicht zu erzählen. Ich überreichte<br />
Melchior das Foto und stapfte mit<br />
errötetem Haupt von dannen – unsereins,<br />
das unverdorbene Landei.<br />
Die Berliner mögen scheinbar<br />
Landeier – jedenfalls waren in der<br />
deutschen Hauptstadt alle nett mit<br />
mir, alle Taxifahrer, alle Türsteher<br />
(sogar der gefürchtete Sven Marquardt<br />
vom «Berghain»). Und was mir noch<br />
aufgefallen ist: In Berlin schert sich in<br />
den Clubs kein Mensch darum, dass<br />
eigentlich Rauchverbot herrschen<br />
täte. Ich als Fast-immer-Nichtraucher<br />
finde das cool. Warum? Mein Motto<br />
lautet: Besser Tabak als Schweiss!<br />
Und was lese ich da gerade? Luna,<br />
Til Schweigers Tochter, soll sich geprügelt<br />
haben. Sie feierte auf der<br />
Hamburger Reeperbahn. Als sie einen<br />
Club verliess, blieb ihre Tasche<br />
zurück. Als sie diese holen wollte,<br />
verlangten die Türsteher ihren Ausweis<br />
– der in der Tasche war. Es kam<br />
zum Streit. Luna soll geschlagen und<br />
getreten haben. – Ach Til!<br />
www.brunoboetschi.ch<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
14<br />
NEWS<br />
INTERNATIONAL<br />
INTERNATIONALE<br />
NEWS<br />
DAS LEBEN<br />
VON JIM OBERGEFELL<br />
ALS FILM<br />
Hollywood will den Kampf um<br />
die Ehe-Öffnung in den Staaten<br />
ins Kino bringen.<br />
USA<br />
«STONEWALL»-<br />
TRAILER VERURSACHT<br />
KONTROVERSE<br />
Amerikanische LGBT-Verbände<br />
fordern zum Boykott des Films<br />
von Roland Emmerich auf.<br />
Es ist das Herzensprojekt von Roland<br />
Emmerich: «Stonewall». Der schwule<br />
Regisseur, bekannt für Blockbuster<br />
wie «Independance Day» oder<br />
«2012», verfilmte die Geschichte des<br />
Aufstandes in New York 1969, bei<br />
dem sich Homosexuelle gegen die<br />
Unterdrückung der Polizei zu wehren<br />
versuchten. Der erste Trailer wurde<br />
im August veröffentlicht und rief die<br />
Kritik von LGBT-Verbänden auf den<br />
Plan. Da der Film keine Dokumentation<br />
ist, wurde ein fiktiver Protagonist<br />
erfunden, der als roter Faden durch<br />
die Geschichte führt. Dieser wird von<br />
Jeremy Irvine gespielt und ist offensichtlich<br />
ein weisser Mann. Genug für<br />
die erwähnten Verbände – sie rufen<br />
mittels einer Petition zum Boykott des<br />
Films auf. Sie befürchten, dass die<br />
wirklichen Helden wie Sylvia Riviera,<br />
Ray Castro oder Marsha P. Johnson<br />
im Spektakel untergehen werden.<br />
Emmerich reagierte mit einem umfassenden<br />
Facebook-Beitrag und schrieb<br />
u. a.: «Das Publikum wird sehen, dass<br />
der Film die wirklichen Aktivisten von<br />
damals mit gebührender Ehre behandelt.»<br />
so der Regisseur.<br />
SCHWULE<br />
PFADFINDER SIND<br />
WILLKOMMEN<br />
In den Staaten werden<br />
Schwule nicht mehr von den<br />
Pfadfindern ausgeschlossen.<br />
Die US-Pfadfinder, bekannt als Boy<br />
Scouts of America (BSA), haben<br />
eine lange Tradition in den Staaten.<br />
Die Organisation verfügt über rund<br />
2,5 Millionen Mitglieder und etwa<br />
eine Million erwachsene Freiwillige.<br />
Kirchliche Gruppen, die meisten<br />
davon Mormonen, betreiben fast 70<br />
Prozent der Abteilungen. Es verwundert<br />
daher nicht, dass offen lebende<br />
Homosexuelle in der Gemeinschaft<br />
bisher nicht willkommen waren. Das<br />
hat sich im Juli geändert: Ein 80-köpfiges<br />
Führungsgremium hat mit einer<br />
Mehrheit von 78 Prozent entschieden,<br />
dass ab sofort auch schwule Gruppenführer<br />
erlaubt sind. Die Aufhebung<br />
des Verbotes gilt allerdings nur<br />
allgemein: Während seit 2014 junge<br />
Schwule als Mitglieder überall erlaubt<br />
sind, dürfen einzelne Abteilungen der<br />
Boy Scouts weiterhin einen schwulen<br />
Teamleiter aus religiösen Gründen<br />
ablehnen.<br />
Wie das Branchenblatt «Hollywood<br />
Reporter» berichtete, sicherte sich das<br />
Hollywood-Studio «Fox» die Rechte<br />
der Lebensgeschichte von Jim Obergefell.<br />
Der Leidensweg von Obergefell<br />
verspricht anspruchsvolle Unterhaltung,<br />
basiert doch die Ehe-Öffnung<br />
für Schwule und Lesben in den Staaten<br />
auch auf seiner Initiative. Obergefell<br />
heiratete 2013 seinen kranken<br />
Partner John Arthur in Maryland, da<br />
in seinem Staat Ohio eine solche Ehe<br />
ungültig war. Als Arthur nur wenige<br />
Monate nach dem Jawort an der Nervenkrankheit<br />
ALS verstarb, kämpfte<br />
der Witwer um die Anerkennung seiner<br />
Ehe in Ohio. Was folgte, war ein<br />
Kampf durch sämtliche Instanzen, bis<br />
der Oberste Gerichtshof in Washington<br />
Ende Juni mit fünf zu vier Stimmen<br />
das Verbot der gleichgeschlechtlichen<br />
Ehe für nichtig erklärte.<br />
ISRAEL<br />
TOD<br />
AN DER GAY-PRIDE<br />
Die junge Frau, die an der<br />
Gay-Pride in Jerusalem angegriffen<br />
wurde, erlag ihren<br />
Verletzungen.<br />
Bei einem Angriff eines ultra-orthodoxen<br />
Juden, der im Juli mit einem Messer<br />
bewaffnet auf die Teilnehmer der<br />
FOTOS: ZVG (3)<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
15<br />
«Schwulen und lesbischen Paaren<br />
wird geraten, öffentliches<br />
Zurschaustellen von Zuneigung<br />
zu vermeiden und Zimmer<br />
mit Einzelbetten statt Doppelbetten<br />
zu buchen.»<br />
Die offizielle Webseite des weissrussischen Tourismus-Büros in ihrer<br />
Charmeoffensive gegenüber homosexuellen Besuchern (Quelle: Queer.de)<br />
CSD-Pride losgegangen ist, wurden<br />
sechs Menschen verwundet. Darunter<br />
auch die 16-jährige Shira Banki, die<br />
nun im August ihren schweren Verletzungen<br />
im Krankenhaus erlag. Die<br />
Familie äusserte sich mit einem Statement<br />
laut Queer.de: «Unsere magische<br />
Shira wurde ermordet, weil sie<br />
eine glückliche 16-Jährige und voller<br />
Leben und Liebe war, die gekommen<br />
war, um ihre Unterstützung für das<br />
Recht ihrer Freunde zu zeigen, so zu<br />
leben wie sie wollen.» Der Täter, der<br />
bereit vor zehn Jahren einen ähnlichen<br />
Angriff verübt hatte, sitzt in Untersuchungshaft.<br />
NIEDERLANDE<br />
ALLES NEU<br />
BEI PLANETROMEO<br />
1,8 Millionen User<br />
müssen bald Abschied von den<br />
«blauen Seiten» nehmen.<br />
PlanetRomeo, dessen Sitz in Amsterdam<br />
liegt, wird in nächster Zeit seine<br />
User mit einer Totalüberholung überraschen.<br />
Die Webseite, die einst den<br />
schwulen Chat revolutionierte, bekam<br />
in jüngster Zeit enorme Konkurrenz<br />
und handelte: Im August ging die BE-<br />
TA-Version von PlanetRomeo online.<br />
Noch immer sind die gleichen Möglichkeiten<br />
vorhanden, doch das Design<br />
wich einer neuen, topmodernen<br />
Bildfläche, die für sämtliche Desktops<br />
oder Smartphones funktionieren soll.<br />
Man habe alles gegeben für das neue<br />
Portal, wie es in einer Pressemitteilung<br />
heisst. Bislang haben nur Plus-<br />
User Zugang auf die neue Seite, die<br />
gewohnten «blauen Seiten» sind aber<br />
nach wie vor online. Sukzessive werden<br />
alle User Zugang zur BETA-Version<br />
erhalten. Ende des Jahres soll der<br />
Prozess abgeschlossen sein.<br />
ROM<br />
PETITION GEGEN<br />
SCHWULE UND LESBEN<br />
Konservative Katholiken bitten<br />
den Papst um weniger Toleranz.<br />
Mittels einer «Ergebenen Bitte an seine<br />
Heiligkeit Papst Franziskus über<br />
die Zukunft der Familie» wollen mehr<br />
als 470 000 Katholiken, dass die vermeintliche<br />
Toleranz des Vatikans<br />
gegenüber Homosexuellen ein Ende<br />
nimmt. Diese würde die «Existenz<br />
der Familie» bedrohen, so das Credo<br />
der Petition. In zehn Sprachen ist<br />
dort laut Queer.de zu lesen, dass die<br />
«Finsternis» vertrieben werden müsse,<br />
zudem wird eine «abartige Gendertheorie»<br />
hervorgehoben. Die Petition<br />
soll im Vorfeld der für Oktober<br />
angesetzten Familiensynode Druck<br />
auf die Kirche ausüben.<br />
ÖSTERREICH<br />
EHE FÜR ALLE<br />
IN ÖSTERREICH?<br />
LGBT-Aktivisten machen Druck<br />
auf die Bundesregierung<br />
Eine Bürgerinitiative namens «Ehe<br />
gleich» hat Mitte August eine Petition<br />
mit 14 431 Unterschriften für die<br />
Ehe für Alle an die Parlamentsdirektion<br />
in Wien übergeben. Weitere Unterschriften<br />
werden derzeit auf der<br />
Homepage des nationalen Parlaments<br />
gesammelt. Sollten 100 000 Österreicher<br />
unterschreiben, muss die Homo-Ehe<br />
im Plenum des Nationalrats<br />
debattiert werden.<br />
INTERNATIONAL<br />
UN NIMMT SICH DER<br />
IS-SCHWULENMORDE AN.<br />
Ein informelles Treffen des Sicherheitsrats<br />
thematisierte ein<br />
wichtiges Anliegen.<br />
Die USA und Chile initiierten ein<br />
UN-Gremium über das Schicksal von<br />
Homo-, Bi- und Transsexuellen, die<br />
den Angriffen der Terrormiliz «Islamischer<br />
Staat» (IS) ausgesetzt sind.<br />
Das erste Treffen fand am 24. August<br />
in New York statt. Im Vorfeld wurden<br />
alle 193 Mitgliedsstaaten eingeladen,<br />
die Interesse am Schicksal von<br />
LGBT-Personen haben. Samantha Power,<br />
die US-Botschafterin bei der UN,<br />
sprach von einem «historischen Treffen».<br />
Der IS hat in den letzten Monaten<br />
immer wieder Bilder und Videos<br />
veröffentlicht, auf denen Homosexuelle<br />
hingerichtet wurden. (DD)
16<br />
SERIE<br />
PERSÖNLICHKEITEN<br />
IKONEN VON DAMALS<br />
C.C. CATCH<br />
In unserer Serie stellen wir Ikonen aus vergangenen Dekaden vor, berichten<br />
über gefallene Helden und hoffnungsvolle Skandalsternchen aus<br />
längst vergangenen (Gay-)Tagen. Dieses Mal: Discoqueen C.C. Catch piepst<br />
sich durch die 1980er-Jahre.<br />
VON HAYMO EMPL<br />
C.C. CATCH: EIN DIETER-BOHLEN-POP-PRODUKT AUS DEN 80ER-JAHREN.<br />
EIGENTLICH CAROLINE CATHARINA MÜLLER AUS RÖDINGHAUSEN.<br />
Die Erfolge von C.C. Catch: 8 Top-<br />
20-Hits in drei Jahren. Zwischen<br />
1985 und 1988 kam man<br />
in den einschlägigen Clubs (also im<br />
T & M) kaum an C.C. Catch vorbei.<br />
Produziert wurde die Sängerin von<br />
Dieter Bohlen, der damals mit «Modern<br />
Talking» erfolgreich unterwegs<br />
war. C.C. Catchs Outfit war zu der<br />
Zeit irgendwie wahnsinnig international,<br />
ihre Attitüde ebenfalls – und<br />
hätte man es nicht besser gewusst,<br />
hätte man gedacht, C.C. Catch sei ein<br />
Glamourgirl aus den USA. Oder wenigstens<br />
aus Grossbritannien. Hinter<br />
dem Produkt C.C. Catch steckte aber<br />
nichts anderes als typisches Dieter-Bohlen-Kalkül.<br />
Als Hitschreiber<br />
am Fliessband und musikalischer<br />
Kern von Modern Talking hatte Bohlen<br />
damals einen derart hohen Output,<br />
dass es für die eigene Hausband<br />
«Modern Talking» unmöglich war,<br />
sämtliche von ihm komponierten<br />
Lieder einzuspielen. Der Markt wäre<br />
schlicht überschwemmt worden.<br />
Also war Bohlen auf der Suche nach<br />
jemandem, der seine Lieder singen<br />
konnte. «Resteverwertung» nannte er<br />
das wenig schmeichelhaft. In seinem<br />
Buch «Nichts als die Wahrheit» erinnert<br />
sich der Hit-Produzent an C.C.<br />
Catch und die «Resteverwertung»:<br />
«Wer hätte sich für die Verwertung<br />
(der Lieder) besser geeignet als die<br />
bis dato völlig unbekannte Caroline<br />
Müller aus Rödinghausen, die au-<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
17<br />
«FAHR MAL HÜBSCH<br />
NACH HAUSE, FÄRB DICH<br />
UM UND LERNE DEINE<br />
TEXTE. DANN KANNST DU<br />
WIEDER KOMMEN.»<br />
sser einer abgebrochenen Lehre als<br />
Schneiderin und einem eher mittelmässigen<br />
Stimmchen nur noch einen<br />
voll gruseligen Namen mitbrachte.»<br />
Aus Caroline Catharina Müller<br />
machte Dieter Bohlen also C.C. Catch.<br />
Die Songs von Dieter lagen bereits fixfertig<br />
in der Schublade und warteten<br />
nur darauf, eingesungen zu werden.<br />
Die Hits eingespielt, fehlte nur noch<br />
ein entsprechender Look für Caroline<br />
Catharina Müller. Dieter Bohlen dazu:<br />
«Viel schwarzes Leder, Nieten, kurzes<br />
Top, 1A gestylt à la Suzie Quatro<br />
– vier Wochen, nachdem wir uns kennen<br />
gelernt haben, jumpte Caro mit<br />
‹I Can Lose My Heart Tonight› auf<br />
Platz 13 der Charts.» Über Nacht war<br />
der Erfolg da. «Mensch, Dieter», jubilierte<br />
Caroline überschwänglich,<br />
CAROLINE CATHARINA MÜLLER<br />
AUS RÖDINGSHAUSEN –<br />
KURZ VOR IHREM KARRIERE-<br />
RÜCKTRITT 2012<br />
«ohne dich hätte ich das niiiiie geschafft!<br />
Das werde ich dir niiiiiiie vergessen!»<br />
«Niiiiiiie dauerte exakt vier Jahre»,<br />
resümiert Dieter Bohlen weiter.<br />
Und: «Nach drei Top-Ten-Hits in Folge<br />
und zwölf weiteren Titeln in den<br />
Top-Twenty kriegte Caroline akute<br />
Alzheimer, gepaart mit Grössenwahn.<br />
Plötzlich hatte sie keine Erinnerungen<br />
mehr. Sie färbte mal eben die Haare<br />
weissblond, obwohl wir gerade erst<br />
ein Video in Brünett gedreht hatten<br />
und die ganze Marketingstrategie auf<br />
diesen Look abzielte. Ausserdem hielt<br />
sie es nicht mehr für nötig, sich vorzubereiten.<br />
Das sechste Album stand an.<br />
Sie erschien völlig unbeleckt und jungfräulich,<br />
was die Texte anging, dafür<br />
aber mit viel Töfftöff zu den Plattenaufnahmen<br />
im Studio. ‹Nix hier Weltstar!›,<br />
meinte ich. ‹Fahr mal hübsch<br />
nach Hause, färb dich um und lerne<br />
deine Texte. Dann kannst du wieder<br />
kommen.› Sie kam nicht wieder.»<br />
Bohlen räumte CC Catch keine<br />
grossartige (musikalische) Zukunft<br />
ein. Und so war es denn auch. Was<br />
danach passierte, weiss niemand so<br />
genau, ausser Wikipedia: «C. C. Catch<br />
zog daraufhin nach England und arbeitete<br />
mit verschiedenen Produzenten,<br />
darunter mit dem ehemaligen<br />
Gitarristen von Duran Duran, Andy<br />
Taylor, zusammen.» Wir wiederum<br />
wissen, dass aus dieser Zusammenarbeit<br />
keine Hits resultierten. Immerhin:<br />
Frau Müller tingelte recht erfolgreich<br />
mit ihren alten Bohlen-Kompositionen<br />
durch Russland – dort waren<br />
ihre 1980er-Revival-Auftritte halbwegs<br />
beliebt. 2004 versuchte sich<br />
C.C. Catch dann in der Pro 7-Show<br />
«Come-back – die grosse Chance».<br />
Und plötzlich wurde einem Millionenpublikum<br />
klar, wie dünn und limitiert<br />
Caroline Müllers Stimme aus Rödinghausen<br />
live wirklich war: C.C. Catch<br />
scheiterte damals in der Show grandios.<br />
Entsprechend blieben weitere<br />
Erfolge aus. 2012 kündigte CC Catch<br />
schliesslich an, ihre musikalische Kariere<br />
endgültig zu beenden. Was sie<br />
offenbar auch getan hat, denn die<br />
<strong>Cruiser</strong>-Anfrage ans C.C. Catch-Management<br />
blieb unbeantwortet.<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
18<br />
AKTUELL<br />
PROMIS<br />
SOMMER-<br />
NACHWEHEN<br />
JARED LETO<br />
Man durfte bis anhin annehmen, dass<br />
wenn ein Mann besonders gut bestückt<br />
ist, er dies mit der Welt teilen<br />
möchte. So schmunzelt etwa Michael<br />
Fassbender wie ein Fuchs, wenn<br />
George Clooney öffentlich gesteht, er<br />
würde gerne einmal mit dessen Penis<br />
Golf spielen. Und Lenny Krawitz sorgte<br />
ebenfalls für Aufsehen, als ihm im<br />
August bei einem Konzert die Lederhose<br />
platze, und sein stolzes Gemächt<br />
hin und her wippte. Das sieht Jared<br />
«Ich sehe aus<br />
wie bei einer<br />
Trümmer-<br />
Transen-Show!»<br />
Désirée Nick, Entertainerin, bei<br />
ihrem Einzug in den Keller vom<br />
Promi-Big-Brother-Haus auf Sat1.<br />
Leto anders. Leto, der einen Oscar als<br />
HIV-positive Transe in «Dallas Buyers<br />
Club» abstaubte, mag ein schlimmer<br />
Finger sein, alles unter der Gürtellinie<br />
ist aber verbotene Zone. Stein des<br />
Anstosses war ein Artikel auf dem<br />
Onlineportal «Lipstick Alley», der<br />
anhand einer Konzertaufnahme die<br />
Beule von Leto über den grünen Klee<br />
lobte. Es folgten zahlreiche Kommentare<br />
und eine Unterlassungsklage der<br />
Anwälte des so Gebeutelten. Für die<br />
Klatschspalten war dies eine Sommergurke,<br />
wie sie im Buche steht. Genutzt<br />
hat die Aufbietung juristischer<br />
Kräfte allerdings nichts – das Portal<br />
sowie seine User dürfen weiterhin<br />
über das beste Stück von Leto diskutieren.<br />
SAMANTHA FOX<br />
Sie war einst ein Sex-Symbol und<br />
erfolgreiche Sängerin: Samantha<br />
Fox. Sie erlangte in den frühen<br />
1980er-Jahren Bekanntheit als wohl<br />
populärstes «Seite-3-Girl» Englands.<br />
Gekonnt setzte sie ihren Busen ein,<br />
um danach eine beachtliche Musik-<br />
FOTOS: SRF, ZVG, SAT1<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
19<br />
karriere zu starten. Und sie machte<br />
aus ihrer Zuneigung zu Frauen seit<br />
2003 keinen Hehl. Heute trauert Fox<br />
um ihre Partnerin Myra Stratton. Mit<br />
60 Jahren verlor die Managerin von<br />
Fox den Kampf gegen Krebs. Seit<br />
2003 waren beide Frauen ein unzertrennliches<br />
Duo, geschäftlich wie privat.<br />
Die Sängerin veröffentlichte nach<br />
deren Tod ein Foto auf Instagram mit<br />
den Worten: «Bye Bye, Baby, kein<br />
Leiden mehr, ich werde dich immer<br />
lieben und du wirst für immer in meinen<br />
Herzen bleiben, deine Sammy.»<br />
ANDI KNOLL<br />
Die Sendung hatte ein simples Konzept<br />
und sollte durch das Sommerloch<br />
bei SRF helfen: «Trumpf Buur<br />
– Ein Österreicher lernt Jassen». Nun<br />
könnte man durchaus behaupten,<br />
eine solche Show sei der Albtraum<br />
aller Billag-Gegner, wenn nicht der<br />
Protagonist Andi Knoll gewesen wäre.<br />
Der smarte Ösi, mit 44 Jahren noch<br />
ein Bub, ist in seinem Heimatland<br />
längst die dortige Allzweckwaffe des<br />
ORF. Als Moderator bei Radio und<br />
TV ist niemand vor seiner Schlagfertigkeit<br />
gefeit, aber Knoll tut dies<br />
mit Selbstironie und viel österreichischem<br />
Charme. Legendär sein Spruch<br />
zum Sieg von Conchita Wurst: «Jetzt<br />
hat uns die den Schaas gwonnen!»<br />
Hierzulande kennt man ihn als Stimme<br />
des Eurovision Song Contest – eingefleischte<br />
ESC-Fans wissen, dass die<br />
Übertragung des Nachbarn in Sachen<br />
Wortgewandtheit nicht zu übertreffen<br />
ist. Potential, um auch Herr und Frau<br />
Schweizer um den Finger zu wickeln.<br />
Also lernte Knoll den Sommer über<br />
das Jassen. Allerdings war dies nur<br />
ein Vorwand, um den Innsbrucker<br />
in hiesige Traditionen einzuführen.<br />
Erstaunlich bieder, aber ebenso amüsant<br />
war dieses sommerliche Nichts,<br />
das wir serviert bekommen haben.<br />
Über den privaten Andi Knoll ist indes<br />
soviel bekannt wie über die Duschgewohnheiten<br />
der Queen. Immerhin,<br />
er sei seit 14 Jahren in einer festen<br />
Beziehung, so Knoll im Interview mit<br />
OE24. (DD)<br />
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20<br />
SERIE<br />
HOMOSEXUALITÄT IN GESCHCHTE<br />
UND LITERATUR<br />
EIN VOGT ALS<br />
PROVOKATION<br />
VON ALAIN SOREL<br />
Einst waren sie Vögte und sassen auf ihrer Burg.<br />
Heute strebt einer, der Vogt heisst, unter die<br />
Bundeshauskuppel. Der Ständeratskandidat<br />
hat ein Merkmal, das er mit früheren oder auch<br />
noch amtierenden Würdenträgern teilt.<br />
Einige Funktionen aus dem Mittelalter<br />
und der frühen Neuzeit<br />
haben sich als Familiennamen<br />
bis heute erhalten: Meier, Schultheiss<br />
oder auch – Vogt. Der Vogt war in einem<br />
umschriebenen Gebietskreis der<br />
Statthalter eines Königs oder sonst<br />
einer übergeordneten Macht und regierte,<br />
verwaltete und richtete in deren<br />
Namen. Berühmt-berüchtigt ist<br />
hierzulande immer noch der Landvogt<br />
Gessler, der Bösewicht vom Dienst,<br />
mit seiner Anordnung, den Hut zu<br />
grüssen und dem unmenschlichen Befehl<br />
an Vater Tell, den Apfel vom Kopf<br />
des Sohnes zu schiessen. Der Gessler<br />
ist als Sinnbild von Unterdrückung<br />
und Tyrannei nicht aus dem Mythos<br />
wegzudenken, der die Gründung der<br />
Eidgenossenschaft umgibt.<br />
Die Schweiz hat ihr Feudalsystem mit<br />
den Vögten, die dazu gehörten, längst<br />
überwunden. Aber ein «Vogt» drängt<br />
jetzt wieder nach Befugnissen, nach<br />
Mitgestaltung – innerhalb unseres<br />
demokratischen Bundesstaats. Der<br />
SVP-Politiker Hans-Ueli Vogt nämlich,<br />
der nicht Regierungsstatthalter<br />
werden möchte, was vielleicht noch<br />
am ehesten dem Posten eines früheren<br />
Vogtes entspräche, sondern ab<br />
18. Oktober in Bern gern den Kanton<br />
Zürich im Ständerat vertreten würde.<br />
Beruflich gesehen hat er durchaus<br />
gewisse Verbindungen zur seinerzeitigen<br />
Position eines Vogtes. Das Wort<br />
«Vogt» ist letztlich entlehnt aus dem<br />
lateinischen «advocatus» – der Hinzu-,<br />
der Herbeigerufene, vertrauter<br />
gesagt: «Rechtsbeistand», «Verteidiger».<br />
Hinzu-, herbeigerufen werden<br />
möchte Vogt nun bei den Parlamentswahlen<br />
vom Zürcher Souverän. Und<br />
er ist Rechtsanwalt und Professor für<br />
Wirtschaftsrecht – das sind vögtische<br />
Domänen, wenn man so will. Aber<br />
das heisst nicht, dass sich «der Vogt»,<br />
wie er in seinem Kollegen- und Freundeskreis<br />
sicher gelegentlich genannt<br />
wird, im Falle einer Wahl auch automatisch<br />
auf den Gebieten der Justiz<br />
profilieren möchte oder müsste. Der<br />
Milizcharakter unseres Staatswesens<br />
bietet jedem Parlamentarier, jeder<br />
Parlamentarierin die Möglichkeit,<br />
das Spektrum eigener Kompetenzen<br />
durch den Vorstoss in neue Bereiche<br />
zu erweitern.<br />
MENSCHEN MIT ZIVILCOURAGE<br />
Hans-Ueli Vogt hat mit den langjährigen<br />
Bürgermeistern von Berlin und<br />
von Paris, Klaus Wowereit und Bertrand<br />
Delanoë, deren Ausstrahlungskraft<br />
weit über ihre Städte hinausreichte,<br />
etwas gemeinsam: Er ist, wie<br />
sie, schwul, und er hat, wie sie, sein<br />
öffentliches Coming-out vor der Wahl<br />
gemacht. Genauso wie Stadtpräsidentin<br />
Corine Mauch in Zürich. Das<br />
brauchte und braucht noch immer Zivilcourage.<br />
In der Mythologie, in der Literatur,<br />
in Malerei, Bildhauerei und im Film<br />
wurde Homosexualität als ein stetes<br />
Spannungsfeld zum ständigen Thema;<br />
gelegentlich haben sich die künstlerischen<br />
Ausdrucksformen gegenseitig<br />
inspiriert und durchdrungen. Hier<br />
nun kommt der Landvogt Gessler wieder<br />
ins Spiel: Mike Eschmann zeigt<br />
ihn in seiner von der Kritik verrissenen<br />
Filmkomödie «Tell» als einen<br />
Mann, der sich sehr für Frisuren interessiert.<br />
Nun ja, so weit hergeholt war<br />
dieser Gedanke des Regisseurs vielleicht<br />
nicht, bevorzugte der Landvogt<br />
in der Sage doch tatsächlich den Blick<br />
auf den Bereich über der Stirn eines<br />
Menschen … Bezeichnenderweise<br />
hat Eschmann die Rolle aber mit dem<br />
deutschen Hollywood-Schauspieler<br />
Udo Kier besetzt, der selber gay ist.<br />
FILMKOMÖDIE «TELL»<br />
VON MIKE ESCHMANN<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
21<br />
DEMOKRATIE IST DER<br />
GEEIGNETE RAHMEN FÜR<br />
DEN MITEINBEZUG VON<br />
MINDERHEITEN.<br />
FOTOS: FOTOLIA/SERHIIBOBYK, ZVG (2)<br />
KNAPPEN, KNECHTE, KRIEGER:<br />
MONARCHEN WIE EDUARD TRAFEN<br />
IHRE MÄNNLICHEN GELIEBTEN IN<br />
DEN FLUCHTEN IHRER PALÄSTE<br />
Gessler, verkörpert von einem Homosexuellen:<br />
ein Vogt als Provokation.<br />
Dass er mit seinem Schritt ins Rennen<br />
um den Ständeratssitz von etlichen<br />
auch als eine solche aufgefasst wird,<br />
muss der Hans-Ueli in Kauf nehmen.<br />
Der Eros der Minderheit widerspiegelt<br />
sich in Kunst und Kultur. Und<br />
wie andere Autoren, Maler oder Filmschaffende<br />
in ihrer Zeit wollte auch<br />
Eschmann mit dem «Tell» Politik und<br />
Gesellschaft unserer Gegenwart ein<br />
wenig aufrütteln, in der die Homosexualität<br />
immer noch Wellen schlägt,<br />
auch wenn sie langsam verebben. In<br />
der das schwule und lesbische Leben<br />
seinen Standort sucht – aber auch<br />
findet. Dieses Leben hat, was seine<br />
Zukunft anbelangt, ein Wörtchen<br />
mitzureden, auch und gerade durch<br />
seine Bereitschaft, selber in diesem<br />
Staat und für diesen Staat Verantwortung<br />
zu übernehmen. Allerdings ist<br />
ganzheitliche Verantwortung gefragt,<br />
nicht etwa Gärtchendenken.<br />
HEINRICH VON BRENTANO<br />
IDEOLOGISCH HETEROGENE<br />
HOMOSEXUELLE<br />
Eine auf Öffentlichkeit ausgerichtete<br />
Demokratie bietet den geeigneten<br />
Rahmen für den Miteinbezug von<br />
Minderheiten. Die Kandidatur schwuler<br />
und lesbischer Politiker ist allein<br />
dieser Aspekte wegen schon mal gut.<br />
Homosexuelle gelangen in Regierungskabinette<br />
oder Abgeordnetenkammern,<br />
wo sie keine Berührungsängste<br />
gegenüber heterosexuellen<br />
Männern und Frauen haben, und diese<br />
wiederum keine Beisshemmung in<br />
Bezug auf Schwule und Lesben zeigen<br />
(diese Feststellungen sind selbstverständlich<br />
nicht allzu wortwörtlich zu<br />
verstehen). Und die homosexuelle Gemeinde<br />
in diversen Ländern pflegt die<br />
heterogene ideologische Zugehörigkeit.<br />
Früher mochten sich Gay-People<br />
vor allem bei den Linken am besten<br />
aufgehoben fühlen, die sich als<br />
Gralshüter aller Minderheitenfragen<br />
empfanden. Heute ist das politische<br />
Spektrum offen, Homosexuelle gehören<br />
durchaus auch einer nationalkonservativen<br />
Partei an oder den Liberalen,<br />
wie der seinerzeitige deutsche<br />
Aussenminister Guido Westerwelle.<br />
Es sei bei dieser Gelegenheit eines<br />
Vorgängers von Westerwelle gedacht:<br />
Der schwule Heinrich von Brentano<br />
war bundesdeutscher Aussenminister<br />
– von 1955 bis 1961, bei der<br />
CDU. Man stelle sich das vor: in den<br />
schlimmen bigotten Fünfzigerjahren,<br />
bei den Christdemokraten! Aber sein<br />
Chef, Bundeskanzler Konrad Adenauer,<br />
ebenfalls CDU, stand zu ihm. Darauf<br />
angesprochen, dass sein Aussenminister<br />
homosexuell sei, antwortete<br />
der über 70-jährige Adenauer gemäss<br />
Quellen entweder «Dat ist mir ejal, solange<br />
er mich nit anpackt» oder «Bei<br />
mir hat ers jedenfalls noch nicht probiert».<br />
Wenn es nicht wahr ist, ist es<br />
gut – und vor allem aufschlussreich<br />
– erfunden. Diese damals noch sehr<br />
junge Bundesrepublik Deutschland<br />
liess den Willen zur Integration erkennen<br />
und entfernte sich mit mentalen<br />
Riesenschritten vom noch gar<br />
nicht weit zurückliegenden Ungeist<br />
der Nazizeit, in der Homosexuelle<br />
wegen ihrer Veranlagung ins KZ gesperrt<br />
und getötet worden waren.<br />
Zu allen Zeiten gab es hohe und<br />
höchste gleichgeschlechtlich ausgerichtete<br />
Würdenträger. Nicht nur<br />
Minister oder Bürgermeister. Römische<br />
Kaiser wie Hadrian, ein französischer<br />
König wie Heinrich III. oder<br />
ein englischer Monarch wie Eduard<br />
II. trafen ihre männlichen Geliebten<br />
in den Fluchten ihrer Paläste. Es ist<br />
leicht vorstellbar, dass sich im Mittelalter<br />
auch auf den Burgen, auf denen<br />
Vögte sassen, etliches tat in dieser<br />
Beziehung, schliesslich gab es dort<br />
Knappen, Knechte, Krieger. Macht<br />
wurde ausgekostet bis zur Neige. Im<br />
Unterschied zu absolutistischen Regierungsformen<br />
bietet eine Demokratie<br />
die beste Gewähr, Missbrauch<br />
und Ausbeutung gerecht zu ahnden<br />
und danach zu trachten, sie zu verhindern.<br />
Die sexuelle Selbstbestimmung<br />
und freie Wahl zu sichern. Für<br />
Hetero- und für Homosexuelle, ganz<br />
gleich, ob sie Kaiser, König, Vogt oder<br />
sonstwie heissen.<br />
Den Landvogt gibt es nicht mehr,<br />
die Umkehrung des Wortes, Vogtland<br />
im deutsch-tschechischen Grenzgebiet,<br />
sehr wohl, und das erinnert natürlich<br />
an die Vögte dort. Vogts Gegner<br />
werden alles daran setzen, damit<br />
der Kanton Zürich am 18. Oktober<br />
nicht «Vogtland» wird. Kein Vogt sitzt<br />
mehr auf einer Burg in der Schweiz,<br />
und als Hochburg seines Gedankenguts<br />
hat Hans-Ueli Vogt den Kanton<br />
Zürich noch lange nicht auf Nummer<br />
sicher. <br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
22<br />
NEWS<br />
NATIONAL<br />
NATIONALE<br />
NEWS<br />
SCHWEIZ<br />
DER FALL HUONDER<br />
Mehr als der Skandal des<br />
Sommers: Die Luft wird dünn<br />
für Bischof Vitus Huonder.<br />
Der Churer Bischof Vitus Huonder<br />
stach in ein Wespennetz, als er Ende<br />
Juli bei einem Vortrag in Fulda jene<br />
Bibelstelle aus dem Alten Testament<br />
zitierte, welche die Todesstrafe für<br />
homosexuelle Handlungen fordert.<br />
Die Reaktionen darauf liessen das<br />
Bistum in seinen Grundfesten erschüttern.<br />
Während Pink Cross mit<br />
der Unterstützung von LOS eine Strafanzeige<br />
wegen öffentlicher Aufforderung<br />
zu Verbrechen und Gewalttätigkeit<br />
einreichte, verhielt sich Huonder<br />
vorerst still. Erst Mitte August äusserte<br />
sich der Bischof mit einem Brief<br />
über die «bedauerliche Angelegenheit».<br />
Darin entschuldigte er sich bei<br />
allen Menschen, die sich durch seinen<br />
Vortrag verletzt gefühlt haben, «insbesondere<br />
homosexuell empfindende<br />
Menschen». Huonder machte in seinem<br />
Statement deutlich, dass er nicht<br />
für eine alttestamentliche Forderung<br />
nach der Todesstrafe eintritt und dass<br />
die erwähnte Bibelstelle keinesfalls<br />
als Anleitung zu verstehen sei, sondern<br />
eine theologische Reflexion erfordere.<br />
Aber mittlerweile wurde die<br />
Kritik an seiner Person stärker, selbst<br />
die NZZ schrieb von «Huonders Hetze<br />
gegen Schwule» und CVP-Chef Christophe<br />
Darbellay fühlte sich gar selbst<br />
beleidigt. In den eigenen Reihen wird<br />
der Bischof nun auch angegriffen:<br />
So wurde bekannt, dass der Vortrag<br />
in Fulda nie dem Bischofssprecher<br />
Giuseppe Garcia vorgelegt wurde.<br />
Dieser äusserte sich auf Radio SRF<br />
«schockiert» über das öffentliche Zitat.<br />
Weiter meldeten sich die Zürcher<br />
Katholiken per Communiqué zu Wort<br />
und baten öffentlich für die Aussagen<br />
Huonders um Entschuldigung. Die<br />
Schelte, die der Gottesmann nun über<br />
sich ergehen lassen muss, täuscht<br />
aber nicht über ein weiteres Problem<br />
hinweg. Um nochmals auf den Ausgangspunkt<br />
in Fulda zurückzukommen:<br />
Rund 1000 Personen applaudierten<br />
damals dem Bischof für seine,<br />
bzw. die Worte der Bibel!<br />
HEIDI HAPPY BESINGT<br />
DIE EHE FÜR ALLE<br />
Die Sängerin begleitete<br />
den «Summer of Love» der<br />
Operation Libero.<br />
Die «Operation Libero» steht für einen<br />
Umbruch in der hiesigen Politlandschaft<br />
und engagiert sich für eine<br />
Schweiz, in welcher sie das Chancenland<br />
des 21. Jahrhunderts sieht. Zusammen<br />
mit wichtigen LGBT-Organisationen<br />
lancierte sie den «Summer of<br />
Love». Die Botschaft: Alle Menschen,<br />
egal welcher sexuellen Orientierung<br />
oder Geschlechtsidentität, sollen in<br />
der Schweiz heiraten dürfen. Untermalt<br />
wurde die Aktion von Heidi Happy.<br />
Die bekannte Luzerner Sängerin<br />
schrieb dafür extra den Song «Marry<br />
Me».<br />
ZÜRICH<br />
NEUE ENTWICKLUNGEN<br />
RUND UM HIV<br />
«Checkpoint im Gespräch» über<br />
Trends und Perspektiven der<br />
IAS-Konferenz in Vancouver.<br />
Laut der UNO soll Aids bis 2030 besiegt<br />
sein. Eine erfreuliche Botschaft,<br />
die viele Fragen aufwirft: Kann das<br />
Ziel der UNO erreicht werden? Welche<br />
innovativen Entwicklungen zeichnen<br />
sich ab? Fragen, die auch diesen<br />
Sommer an der Konferenz der International<br />
Aids Society (IAS) in Vancouver<br />
im Raum standen. Diskutiert<br />
wurde etwa die Idee der Therapie als<br />
Prävention, also die Verhinderung<br />
von Neuinfektionen, indem möglichst<br />
viele HIV-positive Menschen möglichst<br />
früh einer wirksamen Therapie<br />
zugeführt werden. Dr. med. Barbara<br />
Bertisch, Oberärztin am «Checkpoint<br />
Zürich», fasste die wichtigsten Neuigkeiten<br />
aus Vancouver zusammen und<br />
präsentiert diese im «Checkpoint im<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
23<br />
tabuisiert werden sollte. Dabei richten<br />
sich mehr als 25 Workshops und<br />
Vorträge in erster Linie an Transmenschen,<br />
aber darüber hinaus auch an<br />
alle Personen, die sich für die Transthematik<br />
interessieren, insbesondere<br />
die Angehörigen von Transmenschen.<br />
Information, Vernetzung und<br />
der Austausch über gesellschaftliche,<br />
politische, juristische und medizinische<br />
Belange sind das Hauptziel der<br />
Tagung. Zum ersten Mal wird auch<br />
das Thema Intersexualität in den Fokus<br />
gerückt. Einige Workshops werden<br />
zudem von und für Lesben und<br />
Schwule angeboten. Etwa der Workshop<br />
«Trans schön schwul». Die Tagung<br />
findet am 5. und 6. <strong>September</strong><br />
in der Villa Stucki in Bern statt.<br />
FOTOS: JANNEKE VAN DER HAGEN / HEIDI HAPPY, SVEN SCHELKER ALS RÖBI RAPP / ZVG, PD<br />
«Wenn ich schwul wäre, würde ich<br />
Bischof Huonder auch anzeigen.<br />
Ich hoffe, dass bald eine Transe<br />
Bundesrat wird. Die hätte Verständnis<br />
für beide Seiten.»<br />
Polo Hofer, Mundartrock-Legende im Blick-Interview<br />
Gespräch» am Donnerstag, 17. <strong>September</strong>,<br />
um 18 Uhr, im Restaurant<br />
«Bubbles».<br />
HEAVEN AND HEALTH<br />
Informierte Jungs und Männer<br />
kommen in den Himmel.<br />
Der «Checkpoint Zürich» hat mit<br />
«Heaven & Health» seit Sommer ein<br />
neues Projekt am Start: Immer am<br />
letzten Freitag im Monat stehen die<br />
Checkpoint-Mitarbeiter Pascal, Dani<br />
und Alex für allerlei Fragen im Zürcher<br />
«Heaven Club» bereit. Die Himmelsbesucher<br />
können ab der Geisterstunde<br />
die Spezialisten vom Zürcher<br />
«Checkpoint» mit Gedanken zum<br />
Coming-out, zu Sex, sexuell übertragbaren<br />
Infektionen, HIV oder psychischen<br />
Problemen auf Trab halten.<br />
BERN<br />
DRITTE SCHWEIZER<br />
TRANSTAGUNG<br />
«Transgender Network Switzerland»<br />
organisiert eine weitere<br />
Tagung in der Villa Stucki.<br />
Das diesjährige Motto nennt sich «So<br />
Trans – So What» und spielt darauf<br />
an, dass das Trans-Sein in der Gesellschaft<br />
weder pathologisiert noch<br />
BASEL<br />
SCHELKER ERGATTERT<br />
ROLLE IN «HOMELAND».<br />
Der vielgelobte «Kreis»-Darsteller<br />
spielt an der Seite von<br />
Claire Danes.<br />
Mit «Der Kreis» schnellte der Bekanntheitsgrad<br />
des Baslers Sven<br />
Schelker in die Höhe. Nicht nur, dass<br />
der Film weltweit diverse Auszeichnungen<br />
gewann, Schelker wurde<br />
auch für seine Rolle als Travestiekünstler<br />
Röbi Rapp mit dem Schweizer<br />
Filmpreis bedacht. Nun wurde<br />
bekannt, dass der 25-Jährige sich<br />
eine Rolle in der neuen Staffel von<br />
«Homeland» ergatterte. Bislang sind<br />
weitere Details nicht bekannt, jedoch<br />
sollen seine Szenen schon im Kasten<br />
sein. Und weil einige der neuen Folgen<br />
mit Hauptdarstellerin Claire Danes<br />
in Berlin gedreht wurden, musste<br />
Schelker wohl gar nicht erst über den<br />
grossen Teich reisen, um nach Hollywood<br />
zu gelangen. (DD, HE)<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
24<br />
KULTUR<br />
SCHWEIZ<br />
VORHANG AUF<br />
FÜR DIE NEUE SAISON!<br />
Der Sommer ist vorbei und eine neue Kultur-Ära<br />
beginnt – der Start könnte fulminanter nicht sein.<br />
Fantasiewelten liegen vor uns, berührende<br />
Stimmen sowie die Untiefen der Seele – alles mit<br />
gebührendem Abstand, versteht sich.<br />
DIE WELT<br />
VON ARVEN<br />
Fantasy ist schwer in Mode. Entsprechende<br />
Bücher verkaufen sich<br />
millionenfach, Kinofilme vermelden<br />
Rekord-Einspielergebnisse und<br />
TV-Serien verwandeln die heimische<br />
Stube in fremde Welten. Aber aus<br />
Schweizer Sicht, so scheint es, hat<br />
Fantasy einen schweren Stand – nur<br />
wenige neue Geschichten stammen<br />
aus heimischen Gefilden. Raphael<br />
Sommer, Kino- und Filmmusikkomponist,<br />
will das ändern. Mit „Die<br />
Welt von Arven“ schuf er ein solches<br />
Spektakel made in Helvetia. Er gilt<br />
als jüngster seiner Zunft und spezialisierte<br />
sich auf die grossen Werke, die<br />
eine Leinwand zum Glühen bringen.<br />
Bei ihm war die Melodie der Schlüssel<br />
zu „Arven“, so komponierte er bereits<br />
vor vier Jahren die dazugehörige<br />
Musik, im Hinterkopf die ganz eigene<br />
Geschichte - am 5. <strong>September</strong> ist es<br />
nun soweit und die Tore zu seinem<br />
Fantasy-Epos öffnen sich.<br />
„Die Welt von Arven“ erscheint vorerst<br />
als Kino im Kopf, sprich als Hörspiel,<br />
aber mit enormem Aufwand inszeniert.<br />
Sommer setzt auch auf das<br />
Visuelle. „Arven“ wird im Stil eines<br />
Films beworben; die Sprecherinnen<br />
und Sprecher mussten sich verpflichten,<br />
zumindest einmal im Kostüm vor<br />
die Kamera zu treten. Ein geschickter<br />
Schachzug. Dabei sind Hörspiele<br />
schon längst salonfähig, denkt man<br />
an John Sinclair oder etwa Inspektor<br />
Maloney. „Aber gerade eine Geschichte<br />
wie diese ist in der Schweiz quasi<br />
Neuland“, erklärt der Meister.<br />
Und der Plot hat es in sich: In der fiktiven<br />
Welt Arven herrschen zwei Königinnen<br />
über Menschen, Elben und<br />
Zwerge, die sich um die Herrschaft<br />
der Urkräfte gegenseitig bekämpfen.<br />
Jede ist um ihren Vorteil bedacht,<br />
die Unterscheidung zwischen gut und<br />
böse ist schwer. Also wird der Zuhörer<br />
auf seiner Reise durch Arven immer<br />
wieder Zweifel haben, ob die erscheinende<br />
Figur bei aller Sympathie<br />
nicht einen hinterlistigen Plan hegt.<br />
Figuren, die von namhaften Persönlichkeiten<br />
gesprochen wurden. „Ich<br />
wollte ‚Die Welt von Arven mit meinen<br />
engsten Freunden produzieren<br />
und der Spass stand im Vordergrund.<br />
Die Rollen habe ich Ihnen auf den<br />
Leib geschrieben“, so Sommer über<br />
seine illustre Banden. Walter Andreas<br />
Müller, Natacha oder Nadia Brönimann<br />
schlüpfen in klingende Rollen<br />
wie die eines gefallen Zwergenkönigs,<br />
einer Schneekönigin oder einer<br />
Zauberin. Als Erzähler tritt Christoph<br />
Schwegler in Erschienung. Der erste<br />
Teil von „Die Welt von Arven“ erscheint<br />
exklusiv am 5. <strong>September</strong> auf<br />
dem Fair-Trade Musikportal iGroove.<br />
Der zweite Teil ist für Dezember geplant<br />
und schlussendlich soll eine Trilogie<br />
vorliegen, deren Kapitel jeweils<br />
30 Minuten dauern.<br />
www.dieweltvonarven.ch<br />
Ab 5. <strong>September</strong> auf iGroove als<br />
Download verfügbar<br />
HÄRTE<br />
Dem deutschen Regisseur Rosa von<br />
Praunheim kann man vieles vorwerfen,<br />
aber nicht, dass er vor kontroversen<br />
Themen Halt macht. Das Schlüsselwerk<br />
seiner Karriere, «Nicht der<br />
Homosexuelle ist pervers, sondern<br />
die Situation, in der er lebt», hat noch<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
25<br />
Seite steht Produzent Maury Pozzi; das<br />
Resultat bietet abwechslungsreiche<br />
Unterhaltung mit Chansons, die – zum<br />
grossen Teil mit deutschen Texten –<br />
auch Ausflüge zur Popmusik, Einflüsse<br />
aus der Countrymusik, oder Anklänge<br />
der Volksmusik zulassen. Ende <strong>September</strong><br />
<strong>2015</strong> geht Michael von der<br />
Heide mit «Bellevue» auf Tour.<br />
schliesst sie aus? Karin Henkel darf<br />
die Antworten in der Schiffbauhalle<br />
geben, jenem Ort, an dem die Regisseurin<br />
bereits «Elektra» in ein furioses<br />
Tarantino-Spektakel verwandelte.<br />
In ihren «Zehn Geboten» entstanden<br />
verschiedene Räume, Erzählformen<br />
und Spielanordnungen in einer Stadt<br />
der Lebenden und der Toten.<br />
FILMSZENE AUS «HÄRTE» MIT KATY<br />
KARRENBAUER UND HANNO KOFFLER<br />
Michael von der Heide, Bellevue<br />
Ab 4. <strong>September</strong> im Handel<br />
Die zehn Gebote,<br />
Schiffbauhalle Zürich<br />
Premiere: 23. <strong>September</strong><br />
FOTOS: FOTOLIA-SOLARIS, PATRICK METTRAUX, COPYRIGHT BILDER ARVEN; ROMAN RIGGER/FOTO SOMMER; NENAD BERIC,<br />
ZVG – FILMSZENE AUS «HÄRTE» ROMAN RIEGGER, ZVG – DIE LANGE NACHT DER MUSEEN<br />
heute Bestand, und in diesem Sinne<br />
machte Praunheim weiter. Sein neustes<br />
Werk «Härte», das dieser Tage in<br />
ausgewählten Kinos startet, ist eine<br />
kompromisslose Offenlegung menschlicher<br />
Abgründe.<br />
In der Doku-Fiktion wird das Leben<br />
von Andreas Marquardt seziert, einstiger<br />
Karate-Champion und später berüchtigter<br />
Zuhälter, der schlussendlich<br />
im Knast landet. Doch da beginnt<br />
erst die eigentliche Geschichte, denn<br />
die Vergangenheit holt Marquardt<br />
gnadenlos ein: Als kleiner Junge wurde<br />
er jahrelang von seiner Mutter<br />
missbraucht. Praunheim drehte seinen<br />
Film mit herausragenden Darstellern,<br />
allen voran Katy Karrenbauer als<br />
Mutter, deren Nacktszenen bereits im<br />
Vorfeld für Schlagzeilen sorgten. Aber<br />
es ist das Tabuthema des Missbrauchs<br />
durch eine Mutter, das schockiert. So<br />
ist «Härte» der ungeschminkte Bericht<br />
über eine gestohlene Kindheit<br />
und eine schwierige Rückkehr in eine<br />
bürgerliche Existenz.<br />
Härte, Filmcoopi AG<br />
Ab 3. <strong>September</strong> im Kino<br />
BELLEVUE<br />
Mit seinem zehnten Album «Bellevue»<br />
meldet sich Michael von der Heide<br />
wieder zurück. Nicht, dass er in den<br />
letzten Jahren untätig gewesen wäre,<br />
so hat er sich u. a. als Schauspieler<br />
unter den Fittichen von Christoph<br />
Marthaler behauptet. Aber schliesslich<br />
ist die Musik sein Steckenpferd. Und<br />
diesmal entführt er seine Zuhörer auf<br />
eine spannende musikalische Reise<br />
und zeigt mit modern interpretierten<br />
Melodien und vielschichtigen Texten<br />
alle Facetten seines Könnens. Ihm zu<br />
DIE ZEHN GEBOTE<br />
Mit «Die zehn Gebote» nach dem<br />
Filmzyklus «Dekalog» von Krzysztof<br />
Kieślowski und Krzysztof Piesiewicz,<br />
ist eine der ersten Theaterpremieren<br />
der Saison auf der Höhe der Zeit.<br />
Denn: Welche Gebote und Verbote<br />
bestimmen unser Leben? Auf welche<br />
Werte und Tabus gründet unsere Gesellschaft?<br />
Wen schliesst sie ein, wen<br />
DIE LANGE NACHT UND IHRE BESUCHER<br />
LANGE NACHT DER<br />
ZÜRCHER MUSEEN<br />
Manche Nächte sind schöner als viele<br />
Tage. Besonders dann, wenn Geschichte,<br />
Kunst und Kultur ohne Hürden<br />
zu entdecken sind. Der Verein<br />
der Zürcher Museen organisiert auch<br />
in diesem Jahr die «Lange Nacht».<br />
47 Zürcher Museen sorgen für ein<br />
buntes, unterhaltsames aber auch<br />
anspruchsvolles Programm. So wird<br />
die variantenreiche Palette von Dauer-<br />
und Sonderausstellungen ergänzt<br />
durch ein spannendes Rahmenprogramm<br />
mit Führungen, Performances,<br />
Konzerten, Lesungen usw. Auch<br />
das leibliche Wohl kommt nicht zu<br />
kurz: Eine Vielzahl der Museen versteht<br />
es, mit kulinarischen Trouvaillen<br />
zu überraschen. (DD)<br />
Die lange Nacht<br />
der Zürcher Museen<br />
Zürich, 5. <strong>September</strong><br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
26<br />
KOLUMNE<br />
MICHI RÜEGG<br />
WIE GOTT<br />
UNS SCHUF<br />
ICH BIN KEIN BIBEL-<br />
KENNER, ABER ICH WAGE<br />
ZU BEHAUPTEN, DASS<br />
DORT NIRGENDWO<br />
ZU LESEN IST: «GEHET HIN<br />
UND KAUFET BADE-<br />
HOSEN!»<br />
VON MICHI RÜEGG<br />
Allmächtiger Herr, lass Gnade für<br />
uns Menschen hienieden walten<br />
und ruf dein schwärzestes<br />
Schaf zur Unterredung zu dir! Bestimmt<br />
wird Bischof Huonder aus der<br />
Churer Kurie entzückt sein, wenn du<br />
ihm diese Ehre erweist. Bei der Gelegenheit<br />
könntest du ihm ja gleich die<br />
Bedeutung des Neuen Testaments aus<br />
der Sicht des Schöpfers näher bringen.<br />
Ich bin mir sicher, der alte Knabe<br />
kann von einem solchen divinösen<br />
Frontalunterricht nur profitieren.<br />
Und allenfalls findest du gewiss Verwendung<br />
für seine Exzellenz, damit<br />
er die strapaziöse Rückreise auf die<br />
Erde nicht antreten muss. Er könnte<br />
beispielsweise den himmlischen<br />
Heerscharen bei der Pflege ihrer<br />
Ausrüstung behilflich sein. Oder die<br />
göttlichen Waschräume von exkrementiertem<br />
Ambrosia befreien, das<br />
an den herrlichen Schüsseln kleben<br />
bleibt, wenn die Erzengel wieder einmal<br />
unter Verstopfung leiden.<br />
Wie dem auch sei, o Herr, bitte erlöse<br />
uns von dem Bischof und vergib<br />
uns unsere Impertinenz, Kritik an<br />
deinem Personal auf Erden zu üben.<br />
Sie ist nicht gegen dich gerichtet, sondern<br />
gegen ihn und die Puppenspieler<br />
in seinem Umfeld, die seinen Unterkiefer<br />
auf- und abbewegen.»<br />
Ich bin nicht besonders religiös.<br />
Nun, ich bin etwa so religiös wie ein<br />
Käsesandwich. Aber auch ich bin einmal<br />
ohne meine Zustimmung getauft<br />
worden, ergo besinne ich mich in<br />
O HERR, BITTE ERLÖSE<br />
UNS VON DEM BISCHOF<br />
UND VERGIB UNS UNSERE<br />
IMPERTINENZ, KRITIK<br />
AN DEINEM PERSONAL<br />
AUF ERDEN ZU ÜBEN.<br />
Zeiten grösster Not meiner einstigen<br />
Konfession und lasse – religiösen Blähungen<br />
gleich – Stossgebete fahren.<br />
Solche wie oben.<br />
Ansonsten verwende ich den Namen<br />
des Herrn immer dann, wenn es<br />
meiner Meinung nach die Situation<br />
erfordert. Das kann angebracht oder<br />
unangebracht wirken. Meist Letzteres.<br />
Aber es zeugt davon, dass ich tief<br />
in mir drin doch zu vermuten scheine,<br />
dass es IHN gibt, sonst würde ich ihn<br />
gopfertami nicht so oft erwähnen.<br />
Der Allmächtige fiel mir auch neulich<br />
ein, als ich am Strand lag. Ich lag<br />
dort ohne Badehöschen, also so, wie<br />
ER mich erschaffen hatte. Das fand<br />
ich nicht nur besonders natürlich, ich<br />
war auch der Meinung, ich sei in dem<br />
Moment ein fantastischer Christ, da<br />
ich mich als Schöpfung gänzlich so<br />
akzeptierte, wie ER mich mal angedacht<br />
hatte. Ich bin kein Bibelkenner,<br />
aber ich wage zu behaupten, dass<br />
dort nirgendwo zu lesen ist: «Gehet<br />
hin und kaufet Badehosen!» Man<br />
könnte den Gedanken weiterspinnen<br />
und das Tragen von Badebekleidung<br />
gar als Gotteslästerung empfinden,<br />
weil es den ursprünglichen Willen des<br />
Herrn negiert.<br />
Lästig ist sie alleweil, die Badehose.<br />
Erst klebt sie an unserem Hintern<br />
und macht das Badetuch unangenehm<br />
feucht. Dann verhindert sie,<br />
dass unsere Fudis und Penisse eine<br />
schöne Farbe annehmen. Und zuletzt<br />
vergessen wir sie in der Sporttasche<br />
und verhelfen damit diversen Schimmelpilzsporen<br />
zur Blüte. Ich sehe<br />
schlichtweg keinen Grund, weshalb<br />
das Tragen von Badehosen irgendeinen<br />
Nutzen haben soll.<br />
Mit dieser Meinung bin ich heutzutage<br />
in der Minderheit. Leider sogar<br />
an sogenannten FKK-Stränden. Gerade<br />
in der Hochsaison zeigen sich<br />
an Gay Nude Beaches viele Herren in<br />
Textil. Ich frage mich: Warum tun sie<br />
das? Hat nicht ein jeder von uns so<br />
viele Geschlechtsteile gesehen, dass<br />
es auf ein paar Dutzend mehr oder<br />
weniger nun wirklich nicht mehr ankommt?<br />
Darauf angesprochen, sagen mir<br />
textiltragende Mitbadegäste gerne:<br />
Es sind ja eh nur immer diejenigen<br />
nackt, die man nicht so sehen will. Na<br />
herrlich, was ist denn das wieder für<br />
ein Argument? Dem fehlt es an jeglicher<br />
innerer Logik. Was mich betrifft:<br />
Wenn jemand hässlich wie die Nacht<br />
ist, macht ein kleines Stück Stoff nun<br />
wirklich keinen grossen Unterschied<br />
mehr. Es ist ja nicht so, als ob man im<br />
direkten Vergleich denkt: «Oh, dieser<br />
fette, behaarte Typ mit der Knollennase<br />
ist aber ein ziemlicher Schuss»<br />
– und sobald er die Badehose ausgezogen<br />
hat: «Iggit, pfui, wüescht».<br />
Mein Aufruf deshalb an alle unter<br />
euch: Achtet Gottes Willen, lasst eure<br />
Höschen in der Tasche. Meine Toleranz<br />
geht so weit, dass ich mein Badetuch<br />
sogar neben den nackten Bischof<br />
Huonder legen würde. Vorausgesetzt,<br />
er widersetzt sich dem natürlichen<br />
priesterlichen Reflex, mich anzumachen.<br />
Wenigstens könnte er mir nicht<br />
an die Wäsche gehen, denn ich trage<br />
ja keine.<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
Ich suche nicht irgendwen,<br />
daher suche ich auch nicht irgendwo.
28<br />
KOLUMNE<br />
PIA SPATZ<br />
MIT 18 LÖCHERN<br />
IN DEN HERBST<br />
Pia litt unter den Sommerhitze – ist sie doch<br />
eine Kreatur der Nacht und verbündet sich lieber<br />
mit Engeln und Bengeln.<br />
VON PIA SPATZ<br />
Ihr Lieben, nach gefühlten 47 Hitzewellen<br />
bin ich jetzt soweit, den<br />
Herbst gebührend und mit offenen<br />
Armen zu empfangen. Es war<br />
ein Sommer wie in den Wechseljahren:<br />
stickig, schwitzig und laut. Nun<br />
gut, ich werde niemals die klassische<br />
Sonnenanbeterin sein, dafür bin ich<br />
zu sehr ein Nachtschattengewächs.<br />
Aber natürlich war auch ich nahe<br />
dran, mich sämtlicher Kleider zu entledigen<br />
– und das sind nicht wenige!<br />
Auf einem kleinen Eiland im Strom<br />
liesse sich das auch problemlos machen<br />
– auf dem Zürcher Werdinseli.<br />
ES WAR EIN SOMMER<br />
WIE IN DEN WECHSEL-<br />
JAHREN: STICKIG,<br />
SCHWITZIG UND LAUT.<br />
Der einstige Geheimtipp läuft aber in<br />
Sachen Freizeittourismus zusehends<br />
dem Uetliberg Rang und Namen ab.<br />
Was kreucht und fleucht, wie etwa<br />
alteingesessene Zweibeiner oder<br />
postmoderne quietschfidele Fortpflanzungsgenerationen,<br />
sie alle treten<br />
sich mittlerweile gegenseitig auf<br />
die Füsse – das ist unschön und kann<br />
Fusspilz verursachen.<br />
Auch spreche ich hier nicht über<br />
stöhnende Büsche, sondern über den<br />
friedvollen Umgang miteinander.<br />
Egal ob Stinkbändel oder Wasserpistole.<br />
Und ehrlich gesagt: Unsereins<br />
APROPOS ANLEITUNG –<br />
NICHT NUR ÄUSSERLICH<br />
MUSSTEN WIR DIE<br />
LETZTEN WOCHEN DURCH<br />
DAS TAL DES TODES<br />
LAUFEN, SONDERN AUCH<br />
INNERLICH.<br />
hat keine Lust, einen Aufstand à la<br />
Stonewall auf der Werdinsel zu inszenieren.<br />
Leben und lassen lautete<br />
die Devise. Glücklicherweise haben<br />
«Grün Stadt Zürich», der «Checkpoint<br />
Zürich» sowie die HAZ eine super Lösung<br />
in petto: Ab Ende August gibts<br />
eine Art Anleitung für die grüne Idylle,<br />
welche nicht zu übersehen sein<br />
wird – eine, die das «Blüttle» auch<br />
weiterhin hochleben lässt.<br />
Apropos Anleitung – nicht nur<br />
äusserlich mussten wir die letzten<br />
Wochen durch das Tal des Todes<br />
laufen, sondern auch innerlich. Man<br />
könnte es auch ein Höllenfeuer nennen<br />
– dies lassen zumindest die Hiobsbotschaften<br />
aus dem Bistum Chur<br />
vermuten. Das Buch der Bücher gilt<br />
als Anleitung zum Leben (und Stoff<br />
für so manchen Blockbuster) – aber<br />
aus dem Kontext gerissene Stellen<br />
verursachen eben einen Tsunami der<br />
Entrüstung. Ich gestehe, ich kann<br />
noch so viel Make-up auftragen wie<br />
ich will – mein Schock ist gegen Camouflage<br />
immun. Bodenpersonal,<br />
kann ich da nur sagen. Da lobe ich<br />
mir doch meine Bengel vom «Checkpoint»,<br />
die als irdische Engel den unterirdischen<br />
Himmel stürmen: Pascal,<br />
Dani und Alex sind noch immer am<br />
letzten Freitag im Montag ab Mitternacht<br />
im Club «Heaven» anwesend,<br />
um sich der Sorgen, Nöten aber auch<br />
Freuden der Besucher anzunehmen –<br />
wer nicht fragt, der nicht gewinnt!<br />
Es gilt optimistisch in den Herbst<br />
zu blicken. Gute Nachrichten bringt<br />
der erste «Checkpoint im Gespräch»<br />
nach der Sommerpause. Jüngsten Informationen<br />
der UN zufolge soll Aids<br />
bis 2030 besiegt sein. Wie das gehen<br />
soll, erfahren geneigte Besucher am<br />
17. <strong>September</strong>. Gänzliche Unbekümmertheit<br />
garantiere ich aber an meinem<br />
Rosa-Minigolfturnier am 6. <strong>September</strong><br />
in Arth. Ich biete 18 Löcher<br />
– wer kann da schon mithalten? <br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
PUBLIREPORTAGE<br />
SYPHILIS-TESTWOCHEN<br />
29<br />
NATIONALE SYPHILIS-<br />
TESTWOCHEN IM OKTOBER <strong>2015</strong><br />
Syphilis gilt als die klassische Geschlechtskrankheit. Sie ist seit Jahrhunderten bekannt<br />
und wurde gefürchtet, endete sie doch vor der Erfindung des Penicillin<br />
meist tödlich. Das hat sich glücklicherweise geändert. Syphilis ist heute eine sexuell<br />
übertragbare Krankheit, die gut behandelt werden kann. Die Schwierigkeit liegt<br />
aber darin, sie zu erkennen, denn die Symptome können leicht mit anderen Krankheiten<br />
verwechselt und fehlgedeutet werden. Manchmal kommen die Symptome<br />
auch einfach so schwach vor, dass sie nicht bemerkt werden. Für sexuell<br />
aktive Menschen mit wechselnden Partnern ist es daher wichtig, sich ein- bis zweimal<br />
pro Jahr testen zu lassen, auch wenn keine Symptome vorliegen.<br />
Im Oktober haben Männer, die Sex mit Männer haben (MSM) erneut die Gelegenheit,<br />
sich gratis testen zu lassen.<br />
Nach wie vor sind Schwule und<br />
andere Männer, die Sex mit<br />
Männern haben (MSM), die<br />
am stärksten von Syphilis betroffene<br />
Gruppe in der Schweiz. Sie machen<br />
mehr als die Hälfte der gemeldeten<br />
Fälle aus. Zwar wurden 2014 leicht<br />
weniger Syphilis-Fälle gemeldet als in<br />
den Vorjahren, sie verharren aber auf<br />
einem hohen Niveau. Über 80% der<br />
MSM waren 2014 zum Zeitpunkt der<br />
Diagnose im frühen Stadium. In dieser<br />
Zeit ist das Übertragungsrisiko besonders<br />
hoch. Dies zeigt, wie wichtig es<br />
ist, immer möglichst alle Sexpartner<br />
des Patienten mitzubehandeln, selbst<br />
wenn bei diesen keine Symptome auftreten.<br />
Diese Massnahme verhindert<br />
eine Weiterverbreitung oder eine sich<br />
wiederholende gegenseitige Ansteckung<br />
unter den Sexpartnern (den sogenannten<br />
Ping-Pong-Effekt).<br />
WIE WIRD SYPHILIS<br />
ÜBERTRAGEN?<br />
Syphilis wird durch das Bakterium<br />
Treponema pallidum übertragen. Es<br />
dringt durch die Schleimhaut oder<br />
auch durch kleinste Verletzungen der<br />
Haut ein. Dann beginnt eine langsam<br />
fortschreitende Erkrankung des ganzen<br />
Körpers, die sich in verschiede-<br />
«EIN SYPHILIS-TEST IST SCHNELL<br />
UND UNKOMPLIZIERT, DENN<br />
SYMPTOME ÜBERSIEHT MAN LEICHT»,<br />
MEINT WUDDRI RIM, BERATER<br />
BEIM «CHECKPOINT BERN»<br />
nen Stadien zeigt. Die Inkubationszeit<br />
liegt bei durchschnittlich 21 Tagen.<br />
Sie kann aber auch stark variieren.<br />
Eine Ansteckung findet in der Regel<br />
bei direktem Kontakt mit einem Syphilis-Geschwür<br />
statt, was bei sämtlichen<br />
Sexpraktiken vorkommen kann.<br />
Safer Sex bietet einen gewissen, aber<br />
leider keinen zuverlässigen Schutz.<br />
Wer viele verschiedene Sexpartner<br />
SYPHILIS-TESTWOCHEN<br />
IN DER SCHWEIZ<br />
Vom 1.–31. Oktober <strong>2015</strong> finden die<br />
natio-nale Testwochen für Männer, die Sex<br />
mit Männern haben, statt. Ausgewählte<br />
Teststellen bieten gratis einen Test an:<br />
Den Schnelltest für die Männer, die noch<br />
nie eine Syphilis hatten, sowie einen aufwendigeren<br />
Labortest für Männer, die<br />
bereits eine Syphilis hatten. Die Adressen<br />
der Teststellen und die Angaben, welche<br />
davon auch einen Labortest anbieten, finden<br />
sich auf der Webseite www.drgay.ch.<br />
Männer, lasst euch im Oktober<br />
gratis auf Syphilis testen!<br />
Weitere Informationen und die<br />
teilnehmenden Teststellen findest du unter<br />
www.drgay.ch<br />
hat, schützt sich und seine Partner<br />
dadurch, indem er sich regelmässig<br />
testen lässt. Die beste Gelegenheit dafür<br />
sind die nationalen Syphilis-Testwochen<br />
im Oktober. Sie finden in spezialisierten<br />
Teststellen statt und sind<br />
dazu auch noch gratis. <br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
30 RATGEBER AIDS-HILFE<br />
DR.GAY<br />
Dr. Gay<br />
FAKE-PROFIL ALS FRAU<br />
Ich wusste schon sehr früh, dass ich<br />
schwul bin, habe aber gemerkt, dass<br />
das Schwulsein viele Probleme mit sich<br />
bringt. Irgendwann habe ich angefangen,<br />
Fake-Profile auf Chat-Plattformen<br />
für Heterosexuelle zu erstellen. Darin<br />
gebe ich vor, eine Frau zu sein. Wenn<br />
ich dann Bilder von den Jungs und Männern<br />
bbekomme, frage ich sie nach ihren<br />
sexuellen Erfahrungen mit Mädchen und<br />
was sie alles mit mir machen möchten.<br />
Danach fühle ich mich schlecht und<br />
schäme mich irgendwie. Ich wünschte,<br />
ich wäre heterosexuell. Irgendwie komme<br />
ich damit nicht klar. Weisst du einen<br />
Rat? Chris (19)<br />
ANZEIGE<br />
«Ein wuchtiger Film, der im Gedächtnis bleibt.»<br />
Epd-Film<br />
Hallo Chris<br />
Die Anonymität des Internets verleitet<br />
Menschen manchmal dazu, sich als<br />
jemanden auszugeben, der sie nicht<br />
sind. Dies geschieht unabhängig vom<br />
Geschlecht oder der sexueller Orientierung.<br />
Abgesehen davon, dass solches<br />
Verhalten unfair ist, solltest du<br />
dich fragen, was du damit erreichen<br />
willst. Denn am Ende des Tages bist<br />
du so wieder alleine, frustriert und<br />
fühlst dich eben schlecht. Glaube an<br />
dich, sei authentisch und möglichst<br />
ehrlich zu dir und anderen. Wenn<br />
du zu dir stehst, wirkst du am besten<br />
auf die Menschen. Ich bin sicher, ein<br />
«echtes» Profil von dir wird dich auf<br />
lange Sicht zufriedener und glücklicher<br />
machen. Wenn du weiter Probleme<br />
mit deinem Schwulsein hast<br />
oder Hilfe beim Coming-out brauchst,<br />
empfehle ich dir das kostenlose Beratungsangebot<br />
«Du bist du». Weitere<br />
Informationen dazu findest du auf der<br />
Webseite www.du-bist-du.ch.<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
HABE ICH MICH<br />
ANGESTECKT?<br />
Vor kurzem habe ich erfahren, dass ein<br />
Mann, mit dem ich Sex hatte, HIV-positiv<br />
ist. Jetzt mache ich mir grosse<br />
Sorgen, mich angesteckt zu haben. Er<br />
hat mich ohne Kondom sehr intensiv<br />
geblasen, geleckt und an meiner Eichel<br />
gesaugt. Danach habe ich meinen Penis<br />
an seiner Rosette gerieben. Ich mache<br />
mich völlig verrückt deswegen. Ich weiss<br />
ja nicht, ob er zum Beispiel im Mund<br />
geblutet hat. Bitte sag mir die Wahrheit,<br />
war das ein HIV-Risiko für mich?<br />
Luca (28)<br />
Hallo Luca<br />
Sich blasen lassen und das Berühren<br />
des Afters mit dem Penis bedeuten<br />
kein HIV-Risiko. Selbst wenn dein Sexpartner<br />
im Mund geblutet hätte, wäre<br />
das Blut durch den Speichel zu verdünnt<br />
für eine Ansteckung. Nur weil<br />
du jetzt weisst, dass dein Sexpartner<br />
HIV-positiv ist, ändert das nichts. Bestimmt<br />
hattest du früher auch schon<br />
Sex mit HIV-positiven Männern, ohne<br />
es zu wissen. Halte dich einfach an<br />
die Safer-Sex-Regeln: Analverkehr<br />
nur mit Kondom, kein Sperma in den<br />
Mund oder schlucken. Dann musst du<br />
dir über HIV schon mal keine Sorgen<br />
machen. Andere sexuell übertragbare<br />
Infektionen (STI) wie z. B. Tripper,<br />
Chlamydien oder Syphilis sind allerdings<br />
einfacher übertragbar als HIV.<br />
Lass dich darum unbedingt gegen Hepatitis<br />
A und B impfen und informiere<br />
dich im Sex-Wiki meiner Webseite<br />
www.drgay.ch über die verschiedenen<br />
STI. Bei Juckreiz, Brennen oder<br />
Ausfluss im Genitalbereich geh sofort<br />
zum Arzt. Weil STI manchmal auch<br />
symptomlos auftreten können, solltest<br />
du dir überlegen, ob eine jährliche<br />
Routinekontrolle der wichtigsten<br />
STI Sinn für dich macht.<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
Nomination Bester Darsteller: Hanno Koffler<br />
HÄRTE<br />
Ein Film von ROSA VON PRAUNHEIM<br />
Ab 3. <strong>September</strong> im Kino<br />
DR. GAY<br />
Dr. Gay ist eine Dienstleistung der Aids-<br />
Hilfe Schweiz. Die Fragen werden online<br />
auf www.drgay.ch gestellt. Die Redaktion<br />
druckt die Fragen genau so ab, wie sie<br />
online gestellt werden.<br />
*haerte_InsD_89x127_cruiser.indd 1 10.08.15 11:39
KOLUMNE<br />
THOMMEN MEINT<br />
31<br />
BISCHOF HUONDER<br />
GEHT ES ZU SCHNELL<br />
... oder warum wir irgendwie nicht mehr zu<br />
stoppen sind.<br />
FOTOS: ZVG, FOTOLIA/IVONNE WIERINK<br />
VON PETER THOMMEN<br />
Seit der schwungvollen Kür von<br />
Conchita Wurst am ESC 2014<br />
und staatlichen «Ehe-Öffnungen»<br />
in der westlichen Kultur scheint<br />
es für gleichgeschlechtliche Paare nur<br />
noch wenige Hürden zu geben. Sind<br />
wir nicht mehr zu stoppen?<br />
Es macht den Anschein, dass es<br />
überall «Lobbyisten» gibt, die uns<br />
den Teppich ausrollen! Und wer kann<br />
denn noch etwas gegen «härzige»<br />
junge oder ältere Schwulenpärchen<br />
haben? Dieser Eindruck täuscht! In<br />
den Köpfen der meisten Hetero/as<br />
sind noch ganz andere Bilder gespeichert,<br />
über die keiner öffentlich redet<br />
– ausser Bischof Huonder vielleicht ...<br />
Es macht den Anschein, als ob die<br />
«Emanzipation» schon in der Zielgeraden<br />
sei! Doch erst vor zwanzig<br />
Jahren hatte der Begriff «widernatürlich»<br />
seinen Platz im Strafgesetzbuch,<br />
nach abgesessenen 50 Jahren, aufgeben<br />
müssen. Seit 2004 sind gleichgeschlechtliche<br />
Beziehungen staatlich<br />
anerkannt. Aber in dem Gesetz steht<br />
nirgendwo etwas darüber, wie ein<br />
Mann bei einem Mann liegen solle,<br />
ohne dass es dem Staat ein Gräuel sei.<br />
Und nun stehen wir vor der «Eheöffnung»?<br />
Ich bin überzeugt davon,<br />
dass die wenigsten je im Leben einen<br />
Gesetzestext über die Regelungen in<br />
der Ehe gelesen haben. Denn darin<br />
DIE «HOMOSEXUELLEN<br />
ARBEITSGRUPPEN» SIND<br />
LÄNGST AUFGEGEBEN<br />
WORDEN. IHRE ARBEIT<br />
NENNT SICH HEUTE<br />
«THERAPIE».<br />
wird die Ungleichheit von Mann und<br />
Frau staatlich anerkannt. Wie aber<br />
kann der Staat die Ungleichheit von<br />
Mann und Mann anerkennen? By the<br />
way: Auch die Ungleichheit der Frau<br />
ändert sich nicht, nur weil zwei Frauen<br />
einander heiraten!<br />
Es ist noch nicht lange her, dass<br />
die Selbstmordtendenzen von schwulen<br />
und bisexuellen Männern öffentlich<br />
beklagt wurden. Diese sind auch<br />
bei solchen in eingetragenen Partnerschaften<br />
zu finden! Appelle wie «Es<br />
wird besser» werden nicht viel ändern!<br />
Denn: zuhause müsste anfangen,<br />
was leuchten soll im Vaterland<br />
– und von mir aus auch im Mutterland.<br />
Und von zuhause nehmen wir<br />
die ganzen Heterobilder mit, die uns<br />
zu Neurotikern machen – und viele<br />
«Normale» dazu. Die Schwulenbewegung<br />
hatte das erkannt und als Thema<br />
aufgenommen. Sie hat 1983 die<br />
bürgerliche Familie anlässlich eines<br />
CSDs in Luzern im See symbolisch begraben.<br />
Kein Schwuler und kein Bisexueller<br />
entkommt diesen so leicht!<br />
Die «Homosexuellen Arbeitsgruppen»<br />
sind längst aufgegeben worden.<br />
Ihre Arbeit nennt sich heute «Therapie».<br />
Aber diese Therapie findet grossenteils<br />
an Parties und mit Drogenkonsum<br />
statt. Daher kann ich nicht<br />
verstehen, dass es den Schwulenlobbyisten<br />
nicht schnell genug gehen<br />
kann, bis alle pärchenweise verheiratet<br />
und wieder da gelandet sind, wo<br />
sie einmal hergekommen. <br />
PETER THOMMEN<br />
Peter Thommen (65) von Jugend an ausgeprägt<br />
gleichgeschlechtlich und späterhin<br />
eine Art Dokumentarist der schwulen<br />
Szene in Basel und anderswo, hat einen<br />
rosa Blick auf Geschichte und Tagesaktualitäten.<br />
Er hat im letzten Jahrhundert<br />
auch schwule Radiosendungen produziert.<br />
Trotzdem er im Kopf immer mal den<br />
Briefkasten mit dem Papierkorb verwechselt,<br />
hat er sich fleissig durchs schwule<br />
Leben geschrieben und findet auch in<br />
alten Büchern immer wieder überraschend<br />
Aktuelles.<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
32<br />
THEMA<br />
WERDINSEL IM ZWIESPALT<br />
OBEN VS. UNTEN:<br />
EINE INSEL IM ZWIESPALT<br />
Die Zürcher Werdinsel wird von Menschenmengen überflutet. Unliebsame<br />
Begegnungen und Streitereien waren die Folge. «Grün Stadt Zürich» lanciert<br />
nun mit der HAZ sowie dem «Checkpoint Zürich» versuchsweise<br />
neue Handlungsempfehlungen, die den Frieden wieder herstellen sollen.<br />
VON DANIEL DIRIWÄCHTER<br />
Sie gilt seit Jahren als eines der<br />
letzten Paradiese der Stadt, die<br />
Zürcher Werdinsel, die dank<br />
dem Kraftwerk Höngg einst künstlich<br />
geschaffen wurde. Seither wurde das<br />
Eiland immer beliebter. Während der<br />
obere Teil fast wie ein Park anmutet,<br />
gilt der untere Teil als wild und verschwiegen<br />
– ein Ort, der sich schnell<br />
in der Gayszene etablierte. An dieser<br />
Spitze der Werdinsel wird seit mehr<br />
als 50 Jahren auch nackt gebadet –<br />
der einzige offizielle FKK-Strand der<br />
Stadt.<br />
Jahrelang kam man sich nicht in die<br />
Quere und die Werdinsel galt als Zuflucht<br />
vor dem Grosstadtleben. Aber<br />
wie jeder Geheimtipp wurde auch sie<br />
mit der Zeit zum «Place to be» und<br />
jeder beansprucht heute seinen Teil<br />
der Insel. Eine Situation, die Konflikte<br />
SEX AUF<br />
ÖFFENTLICHEM GRUND<br />
IST IN ZÜRICH<br />
NICHT VERBOTEN.<br />
heraufbeschwört, besonders wenn es<br />
um nackte Tatsachen geht. Aber auch<br />
die Situation, dass einige gerne ihrer<br />
Sexualität in den Büschen freien Lauf<br />
lassen, sorgt für erhitzte Gemüter –<br />
DIE VERSCHIEDENEN<br />
NUTZERGRUPPEN SOLLEN<br />
DARAUF HINGEWIESEN<br />
WERDEN, DASS ALLE<br />
LEUTE DAS GLEICHE<br />
RECHT HABEN, DIE INSEL<br />
ZU BENUTZEN – AUF<br />
IHRE WEISE.<br />
doch: Sex auf öffentlichem Grund ist<br />
in Zürich nicht verboten.<br />
Unliebsame Begegnungen zwischen<br />
den Besuchern beider «Welten»<br />
führten bereits 2006 dazu, dass<br />
die Stadtverwaltung das Projekt<br />
«SISA» (Sicherheit und Sauberkeit) in<br />
Zusammenarbeit mit der Polizei, der<br />
Zürcher Aids-Hilfe sowie dem Sozialdepartement<br />
ins Leben rief, um die<br />
friedliche Koexistenz zu bewahren.<br />
Plakate mit Sprüchen wie «Auf der<br />
Werdinsel gibt es keinen öffentlichen<br />
Verkehr» waren jedoch an Biederkeit<br />
nicht zu überbieten und verhallten<br />
im Wind. Vielleicht ist das ein Grund,<br />
weshalb die erwähnten Strukturen<br />
heute nicht mehr existieren?<br />
Die Situation hat sich seither auf<br />
der Werdinsel nicht verbessert. Im<br />
Gegenteil: Des Öfteren wird die Polizei<br />
aufgeboten, um im «Sexspiel-Wäldchen»<br />
nach dem Rechten zu sehen. In<br />
diesem Sommer waren gar an zwölf<br />
Wochenenden Doppelpatrouillen unterwegs.<br />
Adrian Feubli, Sprecher der<br />
Stadtpolizei Zürich, teilte im Juni gegenüber<br />
«20 Minuten» mit, dass man<br />
natürlich nicht hinter jedes Gebüsch<br />
schaue. Trotzdem, die Fronten zwischen<br />
oben und unten, zwischen Familie<br />
und Freigeistern und zwischen<br />
Homo- und Heterosexuellen haben<br />
sich verhärtet.<br />
EIN POSTULAT<br />
UND SEIN RESULTAT<br />
Alan David Sangines (SP), Gemeindrat,<br />
reichte schon im April 2014 ein Postulat<br />
ein, in welchem er den Stadtrat um<br />
die Kennzeichnung des FKK-Bereichs<br />
auf der Werdinsel auffordert. Es dürfe<br />
nicht sein, dass der einzige öffentliche<br />
FKK-Badeort kritisiert oder gar verboten<br />
werde. Auch wenn damals Martin<br />
Bürlimann von der SVP die traditionellen<br />
Badegewohnheiten an der<br />
Werdinselspitze als «eigentümlich»<br />
beschrieb, reagiert nun «Grün Stadt<br />
Zürich» mit einer temporären Signalisation<br />
des Nacktbadebereichs auf der<br />
Werdinsel.<br />
Entsprechende Schilder wurden<br />
in Kooperation mit den Homosexuellen<br />
Arbeitsgruppen (HAZ) sowie<br />
dem «Checkpoint Zürich» entwickelt.<br />
Sie sollen aufzeigen, in welchem Bereich<br />
mit Nacktbadenden zur rechnen<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
33<br />
DIE ZÜRCHER WERDINSEL:<br />
DIE FRONTEN ZWISCHEN<br />
HETEROS, HOMOS UND<br />
ÜBERHAUPT ALLEN VER-<br />
HÄRTEN SICH ZUNEHMEND.<br />
FOTO: PD<br />
ist, und wo das Tragen von Kleidung<br />
erwünscht ist. Es handle sich dabei<br />
nicht um neue Vorschriften, sondern<br />
um Verantwortung, sagt Hans Peter<br />
Waltisberg, Leiter Präventionsprojekte<br />
beim «Checkpoint». «Die verschiedenen<br />
Nutzergruppen sollen darauf<br />
hingewiesen werden, dass alle Leute<br />
das gleiche Recht haben, die Insel zu<br />
benutzen – auf ihre Weise.»<br />
Die Stadt legt damit quasi ihre<br />
schützende Hand auf den – meist<br />
schwulen – FKK-Bereich. Sie ging<br />
zudem aktiv auf die HAZ sowie den<br />
«Checkpoint» zu. «Für uns war es<br />
zwingend, dass die neuen (bekleideten)<br />
Besucher wissen müssen, dass<br />
sie einen jahrzehntealten Nacktbereich<br />
betreten», führt Waltisberg aus.<br />
Die Beschilderung soll klar machen,<br />
dass diese Tradition von der Werdinsel<br />
nicht wegzudenken sei. Dieser<br />
Meinung ist auch Marc Werlen, Leiter<br />
Kommunikation von «Grün Stadt<br />
Zürich»: «Es geht nicht um eine Provokation,<br />
aber ein Gleichgewicht auf<br />
der Insel muss wieder hergestellt<br />
werden.»<br />
Sechs Wochen wird nun getestet,<br />
ob sich die Beschilderung bewährt,<br />
etwas spät, denn der Sommer verabschiedet<br />
sich langsam. Dies soll die<br />
Resultate nicht beeinträchtigen, so<br />
Werlen. Da die Insel im Hochsommer<br />
aus allen Nähten platze, sei nun die<br />
Zeit ideal, um zuverlässige Informationen<br />
zu erhalten, ohne einen Ansturm<br />
von Besuchern zu erwarten.<br />
Wie dies vonstatten geht, will er nicht<br />
verraten, es könnte die Auswertung<br />
verwässern. Die definitiven Resultate<br />
sollen später in das neue Nutzungskonzept<br />
für die Werdinsel einfliessen.<br />
Aber aufgrund der vielen heterogenen<br />
Anspruchsgruppen ist es laut Werlen<br />
noch nicht abzusehen, wann entsprechende<br />
Ergebnisse vorliegen. <br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
34 WAHLEN<br />
<strong>2015</strong><br />
DER BUND<br />
KURZ ERKLÄRT <strong>2015</strong><br />
SCHWUL<br />
WÄHLEN<br />
Witzige Youtube-Clips, provokante Plakate und biedere Inserate überfluten<br />
uns mit grossen Versprechen. Aber wer kann die politischen LGBT-Anliegen<br />
wirklich vertreten? Panaschieren, kumulieren, resignieren? Wählen!<br />
Die <strong>Cruiser</strong>-Übersetzungshilfe für Parteiparolen bringt Licht in den Dschungel<br />
der schönen Worte. Der Rest ist direkte Demokratie.<br />
VON MARTIN ENDER & RENÉ GERBER<br />
Die Parteien reden seit dem<br />
Sommer von «entscheidenden<br />
Richtungswahlen». Gesetzt<br />
sind dabei Themen wie Zuwanderung,<br />
Verhältnis zur EU, Asylwesen<br />
und Energiewende. Themen, die den<br />
Wahlkampf und die Legislaturperiode<br />
2016 bis Ende 2019 beherrschen<br />
werden. Diese grossen Diskussionsbrocken<br />
werden Zeit beanspruchen.<br />
Wieweit das neue Parlament Zeit und<br />
vor allem Interesse haben wird, auch<br />
schwul-lesbische Anliegen von der<br />
Adoption bis hin zur vollwertigen Homo-Ehe<br />
zu beraten und Gesetze auszuarbeiten,<br />
hängt stark von der neuen<br />
Zusammensetzung ab.<br />
Noch ist die Gay-Community im<br />
Parlament untervertreten und es sind<br />
längst nicht alle Forderungen erfüllt.<br />
Die Schweiz ist zwar ein Land,<br />
in dem Homosexualität früh (bereits<br />
1942) völlig legal war. Mit dem im<br />
Jahr 2007 in Kraft getretenem Partnerschaftsgesetz<br />
waren wir weiter<br />
auf fortschrittlichem Kurs, begannen<br />
aber danach zunehmend, anderen<br />
europäischen Staaten in Sachen Homo-Ehe<br />
hinterherzuhinken. Betreffend<br />
LGBT-Gleichberechtigung belegt<br />
die Schweiz heute von 49 europäischen<br />
Ländern Platz 31 und erfüllt<br />
nur 28 % der Kriterien zur vollständigen<br />
Gleichstellung, wie eine aktuelle<br />
Bilanz der ILGA Europe zeigt.<br />
PERSONEN ODER PARTEIEN?<br />
Mit andern Worten: Es gibt hierzulande<br />
noch viel zu tun in der Schwulenpolitik.<br />
Wie kommen wir aber in<br />
dieser Angelegenheit besser voran?<br />
Müssen wir auf Biegen und Brechen<br />
jeden Schwulen, der sich zur Verfügung<br />
stellt, vorbehaltlos nach Bern<br />
schicken? Schwierig auch die Frage,<br />
welche Partei die Interessen am besten<br />
vertreten kann. Da es sich um<br />
ein stark personenbezogenes Thema<br />
handelt, sind innerhalb der Parteien<br />
die Haltungen gegenüber Gay-Issues<br />
teilweise sehr unterschiedlich. Das<br />
allgemeine Parteiprogramm kann<br />
aber mit Blick auf vergangenes Engagement<br />
und aktuelle Meinungstendenzen<br />
immerhin eine Leitlinie für<br />
die Wahlentscheidung geben.<br />
Hoch im Kurs standen bei Schwulen<br />
und Lesben bisher hauptsächlich<br />
die SP, die mit wertvoller Netzwerkarbeit<br />
in Bern politische Anliegen<br />
der Community stets aktiv vorantrieb,<br />
und die FDP, die im Sinne ihres<br />
liberalen gesellschaftspolitischen<br />
Leitbildes nie Einwände gegen eine<br />
Gleichstellung erhob. Gespaltener<br />
war in der Vergangenheit die Haltung<br />
der CVP. Mit Ruth Metzler holte<br />
ausgerechnet eine Vertreterin der<br />
eher konservativen Familienpartei<br />
das Dossier zum Partnerschaftsgesetz<br />
aus der Schublade ihres Vorgängers,<br />
doch jüngst verärgerte man die Gays<br />
mit der Initiative «Für Ehe und Familie<br />
– gegen die Heiratsstrafe», welche<br />
die Ehe als eine «Gemeinschaft aus<br />
Mann und Frau» in der Verfassung<br />
verankern wollte. Dass Parteipräsident<br />
Darbellay Bischof Huonders<br />
Zitate als menschenverachtend bezeichnete<br />
und sich gleichzeitig vehement<br />
gegen das Adoptionsrecht<br />
gleichgeschlechtlicher Paare einsetzt,<br />
macht die Position der Mitte-Partei<br />
noch verschwommener. Die SVP, bis<br />
dato für die LGBT-Gemeinde mit ihrem<br />
konservativen Familienbild kaum<br />
wählbar, äussert sich derzeit sehr zurückhaltend,<br />
ist, wie scheinbar fast<br />
alle Parteien, offener geworden und<br />
schickt mit Hans-Ueli Vogt sogar einen<br />
schwulen Kandidaten ins Rennen<br />
um den Zürcher Ständeratssitz.<br />
Ein Sonderfall Zürich oder eine<br />
Trendwende der SVP Schweiz? (Siehe<br />
dazu Artikel auf Seite 8 in dieser<br />
Ausgabe.)<br />
Wie also wählen? Möglichst viele<br />
Schwule und Lesben? Möglichst viele<br />
Vertreter aus homofreundlichen<br />
Parteien? Oder einfach Personen, die<br />
(auch) in anderen wichtigen Themen<br />
gleicher Meinung sind? Smartvote.ch<br />
bietet eine gute Wahlhilfe, allerdings<br />
geht es da nur bei einer von 75 Fragen<br />
um Schwulenpolitik. Pink Cross<br />
wird nach Bekanntgabe der definitiven<br />
Listen ebenfalls wertvolle Empfehlungen<br />
machen.<br />
Hauptsache aber: Überhaupt wählen!<br />
Wir entscheiden, wer in Bundesbern<br />
in den kommenden vier Jahren<br />
eine Stimme hat. Und sollten wir uns<br />
nicht gut vertreten fühlen, haben wir<br />
auch weiterhin das Privileg und die<br />
Pflicht, selbst laut zu werden. <br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
35<br />
FOTO: FOTOLIA-VIOREL SIMA<br />
DIE GROSSEN PARTEIEN DER<br />
SCHWEIZ – WIE SIE SICH<br />
SELBST SEHEN UND WAS SIE<br />
UNS DAMIT SAGEN WOLLEN<br />
SVP<br />
FREI BLEIBEN!<br />
Die SVP setzt sich für eine unabhängige und<br />
neutrale Schweiz und gegen den schleichenden<br />
Beitritt in die EU ein. Die SVP vertritt<br />
liberal-konservative Werte. Sie kämpft für<br />
die Pflege der schweizerischen Eigenart,<br />
für Meinungsvielfalt und direkte Demokratie,<br />
für die Freiheit und die Verantwortung<br />
des Einzelnen sowie für das Miteinander von<br />
Frau und Mann und der Generationen. Kein<br />
schleichender EU-Beitritt, selbständige<br />
Steuerung der Zuwanderung, tiefe Steuern<br />
für alle!<br />
CRUISER-ÜBERSETZUNG: Solange dein<br />
rechtschaffener Liebhaber bei Linda Fäh<br />
mitsingt und nicht bei Rihanna, und Rösti<br />
lieber mag als Cevapcici, bleibt die Idylle<br />
gewährt. Aber lass das Private privat sein<br />
und lach weiterhin über Bortoluzzis Stammtischsprüche!<br />
SP<br />
FÜR ALLE STATT FÜR WENIGE<br />
An diesem Leitsatz orientiert sich die Politik<br />
der SP Schweiz seit 125 Jahren: Ohne SP<br />
gäbe es keine AHV, keine Mutterschaftsversicherung<br />
und kein Frauenstimmrecht. Die<br />
SP steht für eine offene, solidarische und<br />
gerechte Schweiz. Hinter unseren Forderungen<br />
für sichere Renten, höhere Löhne,<br />
Gleichstellung oder bezahlbaren Wohnraum<br />
stehen nicht die Sonderinteressen einer Elite.<br />
Deshalb setzt sich die SP für eine Gesellschaft<br />
ein, in der sich jede und jeder frei<br />
entfalten kann.<br />
CRUISER-ÜBERSETZUNG: Ja, du darfst!<br />
Nackt sein, schwul sein, anders sein. Aber<br />
störe bitte alle anderen nicht, die auch anders<br />
sind und beschwere dich nie wieder<br />
über eine zu hohe Steuerrechnung!<br />
FDP<br />
MIT FREIHEIT, GEMEINSINN<br />
UND FORTSCHRITT<br />
FÜR EINE LIBERALE SCHWEIZ<br />
Die FDP ist eine Volkspartei, die sich lösungsorientiert<br />
für eine erfolgreiche, freiheitliche,<br />
eigenständige und fortschrittliche<br />
Schweiz einsetzt.<br />
Freiheit heisst, unser Leben selbstbestimmt<br />
und eigenverantwortlich leben zu können;<br />
Gemeinsinn hält unsere Gesellschaft zusammen<br />
und verbindet Kulturen, Sprachen und<br />
Regionen; Fortschritt bedeutet Offenheit gegenüber<br />
Neuem, dem Schlüssel zum Wohlstand<br />
von morgen.<br />
CRUISER-ÜBERSETZUNG: Gays sind jederzeit<br />
willkommen in unserer liberalen<br />
Gesellschaft! «Gays», das sind doch diese<br />
erfolgreichen, gutverdienenden jungen Männer,<br />
die den Staat nicht belasten und stets<br />
innovative Ideen haben, nicht?<br />
CVP<br />
DIE SCHWEIZ – UNSERE FAMILIE!<br />
Die CVP setzt sich für einen starken Mittelstand<br />
und starke Familien ein: Sie sind das<br />
Fundament unserer Gesellschaft. Sie versteht<br />
sich als Wirtschaftspartei mit liberalsozialer<br />
Ausrichtung. Was zählt, ist ein fairer<br />
Ausgleich zwischen Einzelinteressen und<br />
Gemeinschaft. Die CVP ist überkonfessionell<br />
ausgerichtet und lehnt jede vereinfachende<br />
Ideologie ab. Sie verteidigt grundlegende<br />
Werte, Freiheits- und Menschenrechte. Ziel<br />
ist die Entpolarisierung der Schweiz. Die<br />
CVP ist Brückenbauer, nicht Sprengmeister.<br />
CRUISER-ÜBERSETZUNG: Homosexuelle<br />
sollen toleriert werden und ihren Platz in der<br />
Gesellschaft finden. Aber wenn zwei Männer<br />
plötzlich eine Familie sind und ein Kind adoptieren,<br />
geht das doch zu weit. Schliesslich<br />
muss die Kirche im Dorf bleiben!<br />
GRÜNE<br />
ZUKUNFT GESTALTEN –<br />
GRÜN WÄHLEN!<br />
Die Grünen fordern Spielregeln und Anreize<br />
für eine umweltfreundliche Wirtschaft zum<br />
Schutz der Natur und der begrenzten Ressourcen.<br />
Grüne Politik ist aber immer auch<br />
soziale Politik. Denn nur wer faire Chancen<br />
hat, kann sein Leben selber in die Hand<br />
nehmen. Die Gleichstellung von Frauen und<br />
Männern sowie eine moderne Familienpolitik<br />
sind den Grünen besonders wichtig. Als<br />
international vernetzte Partei stehen die<br />
Grünen auch für Weltoffenheit und globale<br />
Verantwortung.<br />
CRUISER-ÜBERSETZUNG: Reduziere deinen<br />
ökologischen Fussabdruck und wir maximieren<br />
die Gleichberechtigung! Einfach<br />
mal mit dem Velo in den Darkroom, dann<br />
geht dir bei uns als cooler Schwuler ein warmes<br />
Solarstrom-Licht auf!<br />
GLP<br />
FÜR EINE INTAKTE UMWELT UND<br />
EINE LIBERALE WIRTSCHAFT<br />
UND GESELLSCHAFT<br />
Die glp setzt sich für eine nachhaltige Entwicklung<br />
ein, wobei soziale, wirtschaftliche<br />
und ökologische Ziele gleichermassen<br />
berücksichtigt werden sollen. Grundlage<br />
dafür sind eine innovative und nachhaltig<br />
ausgerichtete Marktwirtschaft, eine lebendige<br />
Demokratie, ein sorgsamer Umgang mit<br />
unserer Umwelt sowie eine tolerante und<br />
solidarische Gesellschaft. Grünliberale Politik<br />
ist sachorientiert. Die Lösung ist höher<br />
zu werten als die Parteipolitik im veralteten<br />
Links-Rechts-Schema.<br />
CRUISER-ÜBERSETZUNG: Wirtschaft ist<br />
o.k., Sozialstaat ist o.k., Schwulsein sowieso<br />
und umweltfreundlich sein ist auch gerade<br />
im Trend. Wir setzen uns für dich ein, egal<br />
wie du lebst. Und auch für alle andern, die<br />
uns gerade wählen.<br />
BDP<br />
ENGAGEMENT FÜR EINE<br />
MODERNE UND LÖSUNGS-<br />
ORIENTIERTE SACHPOLITIK<br />
Die Bürgerlich-Demokratische Partei trägt<br />
den gesellschaftlichen Entwicklungen und<br />
den ökologischen Herausforderungen Rechnung,<br />
ohne dabei ihre konservativen Grundwerte<br />
über Bord zu werfen. Als lösungsorientierte<br />
Mitte-Partei konzentriert sich die BDP<br />
auf eine konstruktive Gestaltung der Zukunft<br />
einer modernen und erfolgreichen Schweiz.<br />
Sie setzt sich sachlich und nüchtern mit den<br />
Herausforderungen der Schweiz auseinander.<br />
Im Vordergrund stehen mehrheitsfähige<br />
Lösungen und nicht ein stures Verharren auf<br />
Forderungen und Positionen.<br />
CRUISER-ÜBERSETZUNG: Wir sind konservativ,<br />
aber viel anständiger als die SVP.<br />
Schwulen gegenüber sind wir liberal eingestellt,<br />
und sollten ihre Forderungen mal<br />
zu weit gehen, klopfen wir keine Sprüche,<br />
sondern sagen ganz anständig deutlich nein.<br />
EVP<br />
WIR SETZEN UNS EIN!<br />
Auf der Basis christlicher Werte wie Verantwortung,<br />
Gerechtigkeit oder Nachhaltigkeit<br />
betreibt die EVP als Mitte-Partei eine sachbezogene<br />
und lösungsorientierte Politik, die<br />
dem Wohl aller Menschen dient. Die EVP will<br />
Familien unterstützen, die Schöpfung erhalten,<br />
Schulden abbauen und die Sozialwerke<br />
sichern. Sie fordert eine Wirtschaft, die fair<br />
mit Menschen und Ressourcen umgeht, Solidarität<br />
mit benachteiligten Menschen und<br />
den Schutz des menschlichen Lebens<br />
CRUISER-ÜBERSETZUNG: Die Schöpfung<br />
hat auch Menschen mit sexuellen Orientierungsschwierigkeiten<br />
hervorgebracht. Wir<br />
begegnen ihnen mit einem Lächeln und<br />
schliessen sie in unsere Gebete ein.<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
36<br />
PUBLIREPORTAGE<br />
«LES GARÇONS» FEIERT<br />
«LES GARÇONS» FEIERT…<br />
UND DER CRUISER FEIERT MIT!<br />
Was vor zwei Jahren eher unscheinbar begann, hat sich längst zum Szenetipp<br />
gemausert. Im neuen «Bermudadreieck» rund um die Langstrasse trifft<br />
Hipster auf Normalo, Bär auf Trulla und der Schönling auf den Macker.<br />
Fixer Treffpunkt in der trendigen Ausgehmeile ist das «Les Garçons» – das Team<br />
rund um Geschäftsführer Rashid weiss, wie man es richtig krachen lässt.<br />
Am 26. <strong>September</strong> dann so richtig: Denn es wird gefeiert!<br />
VON HAYMO EMPL<br />
Die Crew des angesagten Lokals<br />
hat die Sommerpause genutzt,<br />
in die Hände gespuckt und kurzerhand<br />
umgebaut. Im vorderen Teil<br />
bleibt alles wie gehabt; weiter hinten<br />
aber – drücken wir es vornehm aus<br />
– kann man sich mehr oder weniger<br />
ungestört zurückziehen. Und damit<br />
das vielleicht etwas leichter fällt, gibts<br />
zum zweijährigen Jubiläum für alle<br />
einen gratis Welcomedrink und ein<br />
schon beinahe spektakuläres DJ-Set:<br />
ZWEI JAHRE LES GARÇONS: NOCH<br />
IST ALLES RUHIG … BIS ES DANN<br />
AM 26. SEPTEMBER SO RICHTIG<br />
JUBILÄUMSMÄSSIG KRACHEN WIRD.<br />
Die beiden DJs Le Mec und DJ Glitzerhaus<br />
werden am Jubiläumstag für<br />
Stimmung sorgen. <br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
CRUISER-<br />
GEWINN-<br />
SPIEL<br />
37<br />
GEWINNE<br />
GRATISDRINKS<br />
FÜRS<br />
«LE GARÇONS»-<br />
JUBILÄUM<br />
Übrigens: <strong>Cruiser</strong> verlost im Rahmen<br />
des grossen Gewinnspiels zusätzlich Gratisdrinks<br />
fürs «Le Garçons»-Jubiläum.<br />
Einfach unter www.cruisermagazin.ch deinen<br />
Gewinncode (siehe Umschlagseite) eingeben.<br />
Die Jubiläumsparty am 26. <strong>September</strong><br />
beginnt ab 18.30 Uhr.<br />
Les Garçons, Kernstrasse 60, 8004 Zürich<br />
ANZEIGE<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
38<br />
FOTOSTORY<br />
CRUISER LIEGT AUF<br />
WO DER CRUISER<br />
SONST NOCH SO AUFLIEGEN KÖNNTE<br />
<strong>Cruiser</strong> ist stark, stolz und politisch. Nur wissen das<br />
leider – auch nach 20 Jahren – noch immer nicht alle.<br />
Statt auf den Holzhammer setzen wir auf sanfte<br />
Revolution: An den folgenden Orten wäre der <strong>Cruiser</strong><br />
eine (kulturelle) Bereicherung. Finden wir.<br />
VON HAYMO & ANDREAS EMPL<br />
IM FUSSBALLSTATION. UND ZWAR NICHT FÜR DIE FUSSBALLER – DIE WERDEN JA SCHON VON DER FIFA MIT DEM CRUISER<br />
BELIEFERT (SIEHE BILD FIFA). NEIN, FÜR DIE ZUSCHAUER. DENN 90 PROZENT DER ZUSCHAUER SIND MÄNNLICH.<br />
HÖCHSTE ZEIT ALSO, DASS DER CRUISER AUCH VON HETEROS MIT HOOLIGANATTITÜDEN GELESEN WIRD, DENN DER<br />
CRUISER HAT MANCHMAL JA AUCH EINEN PÄDAGOGISCHEN AUFTRAG.<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
BEI DEN BVB. (DAS SIND DIE BASLER VERKEHRSBETRIEBE,<br />
LIEBE ZÜRCHER). DENN DIE VERKEHRSBETRIEBE BASEL-LAND<br />
(BLT) WOLLTEN KEINE PLAKATE MIT KÜSSENDEN GAYS/<br />
LESBEN AUFHÄNGEN. ALSO KÖNNTE DER CRUISER WENIGS-<br />
TENS IN BASEL-STADT IN DEN TRAMS AUFLIEGEN. DAMIT<br />
WÜRDE BASEL-STADT BASEL-LAND AUCH GRAD NOCH EINS<br />
AUSWISCHEN, EIN NACH WIE VOR SEHR BELIEBTER<br />
SPORT IN BASEL.<br />
BEI DER FIFA. DENN DIE FIFA IST EIN<br />
ALTHERRENVERBAND, DER VON GAR<br />
NICHTS EINE AHNUNG HAT. WENN SCHON<br />
SO VIELE HERREN AUFEINANDER-<br />
HOCKEN, DANN WENIGSTENS RICHTIG.<br />
CRUISER WÜRDE ZEIGEN, WIES GEHT.<br />
ZUDEM WÜRDE CRUISER DEN FUSSBALLERN<br />
WERTVOLLE COMING-OUT-TIPPS GEBEN,<br />
DAMIT ES NICHT IMMER SO EIN KAMPF UND<br />
CHRAMPF WIE BEI HITZLSPERGER WIRD.
40<br />
FOTOSTORY<br />
CRUISER LIEGT AUF<br />
BEIM MILITÄR. HIER HÄTTEN WIR DEN CRUISER-STAPEL GERNE VOR DER KASERNE<br />
DEPONIERT UND FOTOGRAFIERT, DAS DURFTEN WIR ABER NICHT, WIE DER MANN IM<br />
WACHHÄUSCHEN UNS KLAR MACHTE. SYMBOLISCH DAHER VOR DEM WEGWEISER «KA-<br />
SERNE». DENN CRUISER WÜRDE BESTIMMT MANCHEM REKRUTEN DEN WEG WEISEN …<br />
IN ODER VOR DER KIRCHE. DIE<br />
KIRCHE HIER AUF DEM BILD IST WAHRLICH<br />
POMPÖS. DER CRUISER-STAPEL IST<br />
KAUM ZU SEHEN, SO GIGANTISCH IST SIE!<br />
UND DOCH: WIE DIE JÜNGSTE ENT-<br />
WICKLUNG ZEIGT, KÄMPFT DAVID ZIEM-<br />
LICH ERFOLGREICH GEGEN GOLIATH.<br />
DAS WÄRE VOR ZEHN JAHREN NOCH<br />
UNDENKBAR GEWESEN. CRUISER UNTER-<br />
STÜTZT DIE ENTSPRECHENDEN BEMÜHUN-<br />
GEN DER COMMUNITY NACH KRÄFTEN.<br />
IM PARK. BESONDERS IN BASEL. DENN DER SCHÜTZENMATTPARK IST NACH<br />
WIE VOR EIN BELIEBTER TREFFPUNKT FÜR GAYS. WAS SIE DORT GENAU TREIBEN,<br />
WISSEN WIR AUCH NICHT IM DETAIL. ABER WIR WISSEN, DASS ES IMMER WIEDER<br />
ZU ÜBERGRIFFEN KOMMT. CRUISER WÜRDE DEN HETEROS ERKLÄREN, WAS GAYS<br />
SONST NOCH SO ALLES DRAUF HABEN, AUSSER IM PARK BZW. VOR DEM DORTI-<br />
GEN KLO RUMZUSTRIELEN.<br />
BEI DER EVP-ZENTRALE. DENN DIE<br />
EVANGELISCHE VOLKSPARTEI SAGT:<br />
«WIR STEHEN FÜR CHRISTLICHE WERTE<br />
WIE NÄCHSTENLIEBE, SOLIDARITÄT UND<br />
WAHRHAFTIGKEIT.» DIE NÄCHSTENLIEBE<br />
ENDET ABER BEKANNTLICH BEIM<br />
THEMA LGBT. CRUISER WÜRDE ZEIGEN,<br />
DASS WIR GAR NICHT GAR SO<br />
SCHRÖCKLICH SIND, WIE DIE EVP MEINT.<br />
CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>
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EditionVOLLREIF – das Literatur-Label mit Charme & Chutzpe<br />
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wünscht Ihnen einen lustigen Lesesommer mit den Büchern von Marianne Weissberg!<br />
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HuBer<br />
EditionVOLLREIF – das Literatur-Label mit Charme & Chutzpe<br />
wünscht SP: ScHon Ihnen einen lustigen iMMer Lesesommer für mit unSere den Büchern von recHte!<br />
Marianne Weissberg!<br />
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deshalb am 18. oktober liste 2 wählen<br />
und in Zürich Daniel Jositsch in den Ständerat<br />
für alle<br />
Statt<br />
für wenige
42<br />
KOLUMNE<br />
WEISSBERGS WARME WEISSHEITEN<br />
IST DAS SCHLARAFFENLAND EINE<br />
SCHWULE ERFINDUNG?<br />
Obwohl neuerdings korrekt essen zur neuen Religion<br />
erhoben wird, macht sich Kolumnistin Marianne<br />
Weissberg trotzig auf die Suche nach dem Schlaraffenland.<br />
Wird sie noch fündig – und bei wem?<br />
VON MARIANNE WEISSBERG<br />
Ich esse ALLES! Schnabulieren geht<br />
ja übers Studieren. Ich bin auch<br />
gegen nichts allergisch, äh, doch<br />
gegen Tierhaare. Trotzdem hatte ich<br />
stets Haustiere, es gibt schliesslich<br />
feines Cortison. Und während mein<br />
modernes Umfeld nichts mehr essen<br />
darf, mampfe ich mich genüsslich<br />
durch Fleischiges, Süsses & Scharfes.<br />
Kombiniere auf dem Teller so, wie<br />
man es früher gelernt hat, von tüchtig<br />
in den Pfannen rührenden und in<br />
die Teller hauenden Moms & Omas<br />
mit wogenden Oberweiten. Denn von<br />
nichts kommt nichts! Und nein, ich<br />
falle nach der Völlerei nicht tot um, so<br />
wie sich das neuerdings (fast) alle einbilden.<br />
Die schwören auf vegan/raw/<br />
glutenfreie/etcetc-Lebensmittelzufuhr<br />
und -abfuhr. Gut essen & schön<br />
scheissen kann man das nicht mehr<br />
nennen. Wetten, sogar der Stuhlgang<br />
UND NEIN, ICH FALLE<br />
NACH DER VÖLLEREI<br />
NICHT TOT UM.<br />
riecht bei denen wie im Korrektposten-Lädeli.<br />
Wo man noch Haar unter<br />
dem Arm trägt, ist ja vegan.<br />
Und all diese Meschuggenen im Migros,<br />
die beim Posten wie hypnotisiert<br />
auf die Zutatenlisten starren und uns<br />
Food-VerbrecherInnen ungefragt die<br />
Todesgefahren des Essens erklären,<br />
die haben zu wenig Sex und zu viel<br />
Langeweile. Ersteres habe ich auch,<br />
zweites manchmal. Doch da ich jüdisch<br />
bin und drum ganz normal ge-<br />
OMAS OPULENT-MANDELTORTE BE-<br />
FÖRDERT FRAU WEISSBERG SCHWUPPS<br />
NACH SCHLARAFFIA!<br />
nüsslich gestört, macht mir das wenig<br />
aus, es fördert nur meinen Appetit.<br />
Der ist ein sensibles Pflänzli, er muss<br />
gefüttert werden. Sonst streikt er und<br />
dann sehe ich aus wie eine dürre Züriberg-Trulla,<br />
die den Darm wöchentlich<br />
detoxt. Ihhhh!!!!<br />
Wann kam dieser Seich eigentlich<br />
auf, dass man sich durch moralischkorrekt<br />
essen heilig sprechen darf?<br />
Parallel dazu die böseböse Restwelt<br />
verurteilen, bloss weil die ein saftiges<br />
Kotlett mit einem ordentlichen Klacks<br />
Kräuterbutter liebt, so wie ich. Wenn<br />
ich auf dem Sterbebett liege, will ich<br />
so eins mit einer RIESIGEN Portion<br />
Pommes Frites. Und zum Dessert<br />
Omas Mandeltorte mit dreissig Eiern.<br />
Oh, ich merke, ich freue mich schon<br />
sehr aufs Sterben.<br />
Aber jetzt komme ich zu meinen<br />
liebsten schwulen Männern: Die fressen<br />
auch sehr gerne. GOTTSEIDANK!<br />
Beispiel: Als ich meinen einen Bestschwulfriend<br />
fragte, ob ich für unser<br />
Lunch-Date Kalorienarmes oder Braten<br />
mit allem Drumunddran servieren<br />
solle, kam postwendend zurück:<br />
GANZ VIEL BRATEN! Ich habe mir<br />
Mühe gegeben, denn ich weiss, dass<br />
schwule Jungs (meist) liebe Mamis<br />
haben, und mit denen muss ich konkurrieren,<br />
will heissen, genauso gut<br />
kochen. Sonst habe ich kein Brot.<br />
Mein anderer BSCHF bekommt bei<br />
mir meine weltbeste Wähe, natürlich<br />
packe ich noch ein GROSSES Stück<br />
für seinen Mann ein. Und wenn ich<br />
ihn besuche, gibt’s Buttercremetorte.<br />
Schwules Schlaraffenland, ich komme!<br />
Hier meine warme Weissheit: Wäre<br />
die Welt schlaraffig schwuler, wäre<br />
sie wesentlich normaler. Man könnte<br />
schlemmen, was man möchte! Mmhh.<br />
Und sich drum genussvoll auf die<br />
wichtigen Themen konzentrieren. Die<br />
da wären…. äh, sind mir grad entfallen<br />
– ich habe HUNGER; da kann man<br />
nicht denken!<br />
P.S. Es gibt sicher auch Fitnessfreaks<br />
& Fastende in der Nonhetero-Abteilung,<br />
das muss korrekterweise<br />
gesagt sein, aber so Genussfeinde<br />
kenne ich gottlob nicht. <br />
MARIANNE WEISSBERG<br />
Ist Historikerin, Autorin & Inhaberin<br />
des Literaturlabels Edition VOLLREIF<br />
(www.vollreif.ch).<br />
Ihre Werke u. a. «Das letzte Zipfelchen<br />
der Macht» oder die Kolumnenkollektion<br />
«Tränen ins Tiramisu» sind mittlerweile<br />
schon fast Kult.<br />
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