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Cruiser September 2015

Alles über die Wahlen!

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SEPTEMBER <strong>2015</strong> CHF 7.50<br />

SPECIAL:<br />

ALLES ÜBER DIE WAHLEN.<br />

WER FÜR WAS WIE EINSTEHT.<br />

REPORTAGE:<br />

STARK, SPORTLICH & SCHÖN<br />

WIE GESUND SIND WIR EIGENTLICH?<br />

GEWINNEN!<br />

Der grosse<br />

<strong>Cruiser</strong>-Wettbewerb<br />

EXKLUSIV!<br />

SVP-Kantonsrat Hans-Ueli Vogt<br />

im grossen Interview<br />

WERDINSEL<br />

Eine Plakataktion soll<br />

die Wogen glätten


Ständerat<br />

Vogt<br />

Hans-Ueli<br />

Der brillante Kopf für Zürich.


EDITORIAL<br />

3<br />

Lieber Leser<br />

Eigentlich wollten wir die <strong>Cruiser</strong>-Sommerpause nutzen, um diversen administrativen<br />

Kram zu erledigen. Aber: Da ausser dem stv. Chefredaktor Dani & mir irgendwie immer<br />

alle irgendwo waren, wurde das mit der Administration nichts. Bötschi lümmelte beispielsweise in Berlin<br />

rum, Michi Rüegg hatte auch immer was zu tun, Alain Sorel seufzte per Mail und versuchte eine «Koalition<br />

der meteorologisch Willigen (KMW) gegen das menschenverachtende Kalifat der Hitze» zu bilden. Borgmann<br />

gab sich einigermassen friedlich – er hockte im Tessin – war sich aber nie sicher, wann denn nun stautechnisch<br />

der beste Zeitpunkt sei, um nach Hause zu fahren. Da machte es Lektorin Mme. Thüler besser: Die<br />

schipperte mit ihrem Hausboot auf diversen Kanälen in Europa rum, ziemlich stau- und stressfrei.<br />

Das mit der Administration blieb also ein frommer Wunsch: Genau so wie die geplante Sommerdiät, die sich<br />

einige von uns auf der <strong>Cruiser</strong>-Redaktion vorgenommen hatten. Autorin Weissberg weiss in ihrer Kolumne<br />

auch, warum das mit der Diät gar nicht funktionieren kann!<br />

Immerhin: Nach der Hitze waren – schwupp! – alle sehr fleissig. Dani führte exklusiv mit Hans-Ueli Vogt von<br />

der SVP ein Inti; Martin Ender zog sich in die Berge zurück und tippte dort wacker einen Wahlüberblick. Sein<br />

Dossier bringt Licht ins Wahldünkel äh …-dunkel. Apropos dunkel: Pink Cross hat in dieser Bischof-Huonder-Geschichte<br />

ja wirklich grossartige Arbeit geleistet! Entsprechend ist dies ein direkter indirekter Themenschwerpunkt<br />

in der aktuellen Ausgabe. Passend zum Thema «Huonder» geht Peter Thommen – neu bei<br />

uns auf der Redaktion- auf eben diese Geschichte ein. Und weil manchmal wirklich immer alles sehr ernst<br />

ist, haben wir kurzerhand ein Gewinnspiel kreiert. Viel Spass also mit dem neuen <strong>Cruiser</strong>!<br />

INHALT<br />

Herzlich, Haymo Empl<br />

CHEFREDAKTOR<br />

AB SEITE 4<br />

SIND WIR GESUND?<br />

04 THEMA GESUNDHEIT<br />

08 INTERVIEW HANS-UELI VOGT, SVP<br />

10 SERIE MANNSBILD – BERUFSBILD<br />

DIE FEINMECHANIKERIN<br />

12 KOLUMNE BÖTSCHI KLATSCHT<br />

14 NEWS INTERNATIONAL<br />

16 SERIE PERSÖNLICHKEITEN<br />

18 AKTUELL PROMIS<br />

20 HOMOSEXUALITÄT IN GESCHCHTE<br />

UND LITERATUR: SCHWULE<br />

POLITIKER UND STAATSMÄNNER<br />

22 NEWS NATIONAL<br />

24 KULTUR SCHWEIZ<br />

26 KOLUMNE MICHI RÜEGG<br />

28 KOLUMNE PIA SPATZ<br />

30 RATGEBER AIDS-HILFE DR. GAY<br />

31 KOLUMNE PETER THOMMEN<br />

32 THEMA WERDINSEL IM ZWIESPALT<br />

34 WAHLEN <strong>2015</strong> MITMACHEN<br />

IST ALLES<br />

38 FOTOSTORY<br />

CRUISER LIEGT AUF<br />

42 KOLUMNE WEISSBERGS<br />

WARME WEISSHEITEN<br />

FOTO UMSCHLAG: FOTOLIA-ELNARIZ, FOTOLIA-GVS<br />

IMPRESSUM<br />

CRUISER MAGAZIN PRINT<br />

Herausgeber & Verleger: Haymo Empl, empl.media<br />

Infos an die Redaktion: redaktion@cruiser.ch<br />

Chefredaktor Haymo Empl<br />

Stv. Chefredaktor Daniel Diriwächter<br />

Bildredaktion Haymo Empl, Daniel Diriwächter<br />

Art Direktion Ana Lewisch<br />

Redaktion Print Daniel Diriwächter, Martin Ender, Andreas Faessler, René Gerber,<br />

Alain Sorel, Thomas Borgmann, Bruno Bötschi, Michi Rüegg,<br />

Marianne Weissberg, Pia Spatz, Vinicio Albani, Moel Maphy,<br />

Andreas Empl, Peter Thommen<br />

Lektorat<br />

Ursula Thüler<br />

Anzeigen Said Ramini, Telefon 043 300 68 28<br />

anzeigen@cruisermagazin.ch<br />

Auflage<br />

Druck<br />

12 000 Exemplare, 10 Ausgaben jährlich<br />

Druckerei Konstanz GmbH<br />

Wasserloses Druckverfahren<br />

REDAKTION UND VERLAGSADRESSE<br />

empl.media, Haymo Empl<br />

Welchogasse 6, Postfach 5539, 8050 Zürich<br />

redaktion@cruisermagazin.ch<br />

Telefon 043 300 68 28, Telefax 043 300 68 21<br />

CRUISER MAGAZIN ONLINE<br />

Herausgeber & Verleger: Haymo Empl, empl.media<br />

Infos an die Online-Redaktion: redaktion@cruisermagazin.ch<br />

Chefredaktor Online: Daniel Diriwächter<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


4<br />

THEMA<br />

GESUNDHEIT<br />

WIE GESUND<br />

SIND WIR EIGENTLICH?<br />

Schwule zeigen sich gerne fit, stark und gesund.<br />

Oft reduziert sich dieser Anspruch aber auf die Optik.<br />

Die psychische Gesundheit bleibt dabei aussen vor.<br />

VON HAYMO EMPL<br />

In der 1980er- und 1990er-Jahren<br />

dominierte das Thema HIV/AIDS in<br />

der Gayszene. International solidarisierte<br />

man sich mit den kranken Kollegen.<br />

AIDS war das Schreckgespenst<br />

vergangener Dekaden und allgegenwärtig<br />

in der Szene. Unvergesslich,<br />

wie in den frühen 1990ern die ersten<br />

Kranken sich in die Badi Tiefenbrunnen<br />

wagten, teilweise sichtbar mit<br />

den verräterischen Flecken übersät:<br />

dem Kaposi-Sarkom. Manche tauchten<br />

plötzlich nicht mehr auf und blieben<br />

«verschwunden». Für das einzelne<br />

gesunde (Gay-)Individuum blieb<br />

wenig Zeit, sich um seine persönliche<br />

Gesundheit zu kümmern, denn man<br />

war damit beschäftigt, nicht krank<br />

zu werden und die erkrankten Kollegen<br />

zu pflegen. Die Zeiten haben sich<br />

geändert; neue Medikamente ermöglichen<br />

es, nicht mehr an AIDS zu erkranken.<br />

Nach jahrzehntelangem Kampf gegen<br />

die Krankheit scheint jetzt plötzlich<br />

eine Art Vakuum entstanden zu<br />

sein. Homosexuelle können sich nun<br />

um Kinkerlitzchen kümmern; wie die<br />

Heteros das auch (schon lange) tun.<br />

War eine Grippe früher ein Alarmzeichen<br />

für eine mögliche HIV-Infektion,<br />

ist es nun ziemlich sicher<br />

einfach eine Grippe. AIDS scheint in<br />

den Köpfen langsam zu verschwinden<br />

– man hat nun die Möglichkeit,<br />

alt zu werden. Und das scheint für<br />

viele beunruhigend zu sein. Wie wird<br />

man denn schwul alt? In einer Szene,<br />

EIN SCHÖNER KÖRPER UND<br />

EIN KRANKER GEIST?<br />

VIELE HOMOSEXUELLE SIND<br />

PSYCHISCH WENIG STABIL.


FOTOS: PD, FOTOLIA-ASJACK (1)<br />

in welcher der Jugendkult zelebriert<br />

wird wie sonst nirgends? Man kümmert<br />

sich um die eigene Gesundheit;<br />

oft unter dem Aspekt des «Nicht-<br />

Alt-Werden-Dürfens». Dies nimmt<br />

teilweise bizarre Formen an, das<br />

schwule Showbusiness macht es uns<br />

vor. Da wäre beispielsweise Modezar<br />

und Home-Shopping-König Harald<br />

Glööckler, sein Gesicht ist eine Maske.<br />

Botox, Filler, Fettabsaugungen …<br />

die Liste ist endlos. Glööckler wurde<br />

eine Karikatur seiner selbst. Und in<br />

jedem Interview versichert Harald,<br />

wie gesund er leben würde. Jean Paul<br />

Gaultier trainierte sich Muskeln an –<br />

so sehr, dass er mit Popeye verglichen<br />

wurde. Und Karl Lagerfeld hungerte<br />

TATSÄCHLICH IST ES SO,<br />

DASS DIE GAYS OFT<br />

EIN ÄUSSERST PARADOXES<br />

VERHÄLTNIS ZUM<br />

EIGENEN KÖRPER UND<br />

DER GESUNDHEIT HABEN.<br />

sich über 40 Kilo runter, trinkt nur<br />

und nonstop Cola Light und versucht<br />

zu demonstrieren, wie gesund er lebt.<br />

Tatsächlich ist es so, dass die Gays<br />

oft ein äusserst paradoxes Verhältnis<br />

zum eigenen Körper und der Gesundheit<br />

haben. Das Credo «Stark &<br />

gesund» kann teilweise absonderliche<br />

Formen annehmen, etwa dann, wenn<br />

vor lauter «gesund leben» die Gesundheit<br />

ernsten Schaden nimmt, wenn<br />

kurzerhand für eine tolle Badifigur<br />

nichts mehr gegessen und zusätzlich<br />

(dank Amphetaminen) täglich Sport<br />

getrieben wird. Ein ehemaliger <strong>Cruiser</strong>-Mitarbeiter<br />

ist deswegen auf der<br />

Redaktion zusammengebrochen und<br />

musste notfallmässig ins Spital eingeliefert<br />

werden. Kein schöner Anblick.<br />

Überhaupt scheint der Körperkult<br />

– insbesondere der Muskelaufbau –<br />

bei den Gays besonders ausgeprägt<br />

zu sein. Dabei haben Muskeln in der<br />

Schwulenszene, historisch gesehen,<br />

eigentlich einen tragischen Hintergrund.<br />

Zur Zeit der Aidswelle wollten<br />

die Nichterkrankten demonstrieren,<br />

dass sie eben «gesund» sind. Daher<br />

rasierte man sich die Brusthaare ab<br />

(um zu zeigen, dass man frei von ver-<br />

räterischen Kaposi-Syndrom-Flecken<br />

war) und trainierte sich Muskeln an<br />

(um zu zeigen, dass man kein AZT<br />

nahm, eines der ersten HIV-Medikamente).<br />

Die körperliche Gesundheit<br />

ist ein Aspekt. Die geistige Gesundheit<br />

ein anderer. Und hier scheinen viele<br />

Mühe zu haben.<br />

Das Buch «Psychopathia Sexualis»<br />

von 1886 war seinerzeit eines<br />

der ersten wissenschaftlichen Werke,<br />

welches sich mit den unterschiedlichen<br />

Arten der Sexualität auseinandersetzte.<br />

Ein medizinisches Kompendium<br />

mit einem vernichtenden<br />

Urteil über die Homosexualität. Der<br />

Autor Richard von Kraft-Ebbing beschreibt<br />

Homosexualität als «degenerative»<br />

psychiatrische Abweichung.<br />

Der Autor war sich sicher, dass einzelne<br />

Menschen mit einer biologischen<br />

Prädisposition für Homosexualität<br />

geboren wurden. Für ihn war<br />

Homosexualität eine angeborene<br />

Krankheit. Das mit der Krankheit<br />

hielt sich dann hartnäckig über Dekaden.<br />

Die Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) definierte Homosexualität<br />

bis 1992 als psychische Erkrankung,<br />

zu diesem Zeitpunkt war Homosexualität<br />

auch in vielen europäischen<br />

Ländern noch eine Straftat (die in<br />

der Praxis allerdings kaum geahndet<br />

wurde). 1942 war Homosexualität in<br />

der Schweiz mehr oder minder legal,<br />

aber in Deutschland beispielsweise<br />

konnte man sich bis 1992 strafbar<br />

machen. Wir wissen auch, dass Homosexualität<br />

seit Jahrhunderten von<br />

der Kirche für moralisch bedenklich<br />

gehalten wird. Huonder hat das ja<br />

eindrücklich demonstriert. Bei so viel<br />

«Ballast» fällt es den einzelnen Individuen<br />

schwer, geistig gesund zu bleiben.<br />

Wie auch? Wenn ein Coming-out<br />

heute noch Titelthema der Boulevardzeitungen<br />

ist? Auf der einen Seite<br />

steht bei vielen ein ewig währender<br />

innerer Konflikt mit der eigenen sexuellen<br />

Identität, auf der anderen<br />

Seite die ständige Angst vor dem Coming-out<br />

und den damit verbundenen<br />

Konsequenzen. Ob diese positiv oder<br />

negativ sind, entscheidet in der Regel<br />

das Umfeld. Und dieses Umfeld kann<br />

krank machen. Psychisch.<br />

Auf Grund von negativen Stigmatisierungen,<br />

Vorurteilen und Diskriminierung<br />

ist besonders die Psyche jener<br />

Menschen gefährdet, die in der Öffentlichkeit<br />

stehen. Zu diesem Schluss<br />

MODEZAR HARALD GLÖÖKLER<br />

BEZEICHNET SICH SELBST<br />

ALS «GESUND». UND<br />

VERKOMMT DABEI ZU EINER<br />

KARIKATUR SEINER SELBST.<br />

kommt der Autor René Martholdt in<br />

seiner Schrift «Homosexualität im<br />

Profisport und der Einfluss auf die Gesundheit».<br />

Öffentlichkeit heisst aber<br />

nicht einfach «Promi». Mit Öffentlichkeit<br />

ist ein Umfeld gemeint, welches<br />

nicht ausschliesslich aus Homosexuellen<br />

besteht. Ergo stehen wir (fast)<br />

alle irgendwie in der «Öffentlichkeit».<br />

René Martholdt stellt weiter fest:<br />

«Homosexuelle Sportler beispielsweise<br />

müssen eigene Strategien entwickeln,<br />

um ihre sexuelle Orientierung<br />

vor den Mitspielern, dem Trainer<br />

und den Fans zu verbergen oder zu<br />

leugnen». Bei so viel Lüge bleibt die<br />

eigene (psychische) Gesundheit wohl<br />

zwangsläufig auf der Strecke.<br />

«Könnten sich homosexuelle Sportler<br />

öffentlich outen, sich mit ihren<br />

Partnern in der Öffentlichkeit und bei<br />

Fussballspielen zeigen und somit freier<br />

mit ihrer eigenen sexuellen Orientierung<br />

umgehen, so würde sich dies<br />

positiv auf die psychische Gesundheit<br />

auswirken und zur Entwicklung<br />

eines besseren und authentischeren<br />

Selbstwertgefühls beitragen», so<br />

René Martholdt. Wie ungesund das<br />

Verdrängen der eigenen Sexualität<br />

sein kann, hat der Rugby-Profi Keegan<br />

Hirst letzten Monat den Medien<br />

erklärt. Er ist der erste geoutete bri-<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


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7<br />

RUGBY-STAR KEEGAN HIRST<br />

HAT SICH GEOUTET. SEINE<br />

HOMOSEXUALITÄT HAT IHN<br />

«INNERLICH ZERFRESSEN».<br />

tische Spieler: «Meine Frau hat absolut<br />

nichts geahnt. Wir haben beide<br />

viel geweint. Unseren Kindern wollen<br />

wir zunächst nichts sagen, sie sind<br />

noch zu jung», sagte Hirst in einem<br />

Interview mit der englischen Zeitung<br />

«Sunday Mirror». Und «20 Minuten»<br />

ergänzt, seine Frau habe sich<br />

viele Vorwürfe gemacht, als sie sich<br />

getrennt hatten. «Dabei hat sie gar<br />

nichts falsch gemacht. Ich konnte es<br />

nicht mehr ertragen, dass sie nicht<br />

wusste, weshalb ich sie verliess. Es<br />

frass mich auf.»<br />

Bei so viel Drama verwundert es<br />

wenig, dass letztendlich auch die<br />

körperliche Gesundheit leidet. Schon<br />

alleine die Phrase «es frass mich<br />

auf» sagt alles. Autor René Martholdt<br />

dazu: «Es kann davon ausgegangen<br />

werden, dass Homosexuelle stärker<br />

von Suchtmittelmissbrauch betroffen<br />

sind als heterosexuelle Frauen<br />

und Männer. So kann als Folge der<br />

psychischen Dauerbelastung eine<br />

Abhängigkeit von Alkohol, illegalen<br />

Substanzen oder Medikamenten entstehen.<br />

Auf Grund der Abhängigkeit<br />

von diesen bewusstseinsbeeinflussenden<br />

Substanzen kommt es unweigerlich<br />

zu weiteren Folgeerkrankungen<br />

wie Fettleber, Alkoholhepatitis, Leberzirrhose<br />

oder Gastritis.» Das sind<br />

harte Worte. Es stellt sich nun die<br />

Frage: Wenn Homosexualität effektiv<br />

gesellschaftlich akzeptiert würde (und<br />

nicht einfach nur scheinheilig und<br />

vordergründig) – würde es uns besser<br />

gehen? Oder geht es uns schon so gut,<br />

dass wir zu viel Zeit haben, um über<br />

uns selbst nachzudenken?<br />

LITERATUR<br />

René Marholdt: «Homosexualität im<br />

Profisport und der Einfluss auf die Gesundheit».<br />

Studienarbeit.<br />

R. von Kraft-Ebbing: «Psychopathia<br />

sexualis : with especial reference to the<br />

antipathic sexual instinct : a medicoforensic<br />

study». Überarbeitete Auflage.<br />

«Homosexuelle: Wann das Coming-out<br />

besonders glücklich macht». Artikel im<br />

Spiegel, online zugänglich.<br />

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oder bei der Anerkennung als Fluchtgrund.<br />

Das sind für mich zentrale politische Anliegen.<br />

GRÜNE<br />

LISTE 5


8<br />

HANS-UELI VOGT<br />

EIN MANN DER STUNDE<br />

VON DANIEL DIRIWÄCHTER<br />

Der Wahlkampf hat begonnen –<br />

am 18. Oktober werden Wählerinnen<br />

und Wähler über die<br />

zukünftige Zusammensetzung von<br />

National- und Ständerat entscheiden.<br />

Es sind wichtige Wahlen, die auch in<br />

der LGBT-Community mit Argusaugen<br />

verfolgt werden. Eine Partei, zumindest<br />

oberflächlich, erfüllt nicht die<br />

Erwartungen eben dieser Gemeinde:<br />

Es ist die Schweizerische Volkspartei,<br />

kurz SVP, ihres Zeichens auch wählerstärkste<br />

Partei der Schweiz. Das ist<br />

nicht verwunderlich. Die SVP legt mit<br />

ihren Hardlinern der Gleichberechtigung<br />

diverse Steine in den Weg.<br />

Die Ständeratskandidatur des SVP-Politikers wirbelt<br />

in der Gay-Szene viel Staub auf. Ein frischer Wind, den<br />

nicht alle verstehen. Während die Elite der Partei musikalisch<br />

ihren Willy hochleben lässt, punktet Hans-Ueli<br />

Vogt mit dezentem Auftreten. Wir haben den Professor<br />

und Rechtsanwalt getroffen, um einige Fragen zu klären.<br />

Wie jede andere Partei – und auch<br />

jede Community – ist die SVP aber<br />

auch heterogen und besitzt bei fast<br />

30 Prozent Wähleranteil viele unterschiedliche<br />

Ansichten. Die Stimme des<br />

«kleinen Mannes» will nun auch diejenige<br />

des weltgewandten, intelligenten<br />

Mannes pflegen. Einer, der genau<br />

das verkörpert, ist Hans-Ueli Vogt,<br />

SVP-Kantonsrat, Rechtsanwalt und<br />

Professor für Wirtschaftsrecht (44).<br />

Die Zürcher SVP nominierte ihn,<br />

um im Herbst das Stöckli zu stürmen.<br />

Mit seinem beachtlichen Leistungsausweis<br />

ist er prädestiniert für dieses<br />

Amt. Die Neue Zürcher Zeitung bezeichnete<br />

ihn bereits als neuen Kopf<br />

der «SVP-Intelligenzia»; einer der<br />

nicht verschwitzt aufs Podium steht<br />

und Bundesräte beschimpft, sondern<br />

bedacht und mit gewissenhaften Argumenten<br />

seinen Standpunkt vertritt.<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


WAHLEN<br />

HANS-UELI VOGT, SVP<br />

9<br />

Das ist so anders als die «Willy-Nummer»,<br />

das Wahlkampflied der<br />

SVP-Elite, und erfrischend einladend<br />

im Angesicht der Vorurteile gegenüber<br />

der SVP. Dort der putzige Hund<br />

für das gemeine Volk, auf der anderen<br />

Seite der Denker – wie geschaffen<br />

für Zürich. Doch das hört sich<br />

beinahe respektlos an, wenn wir von<br />

«ES WAR EINE SIMPLE<br />

FRAGE DES JOURNALISTEN<br />

UND ICH WOLLTE EHRLICH<br />

SEIN»<br />

Hans-Ueli Vogt sprechen. Der Mann<br />

ist beliebt. Einer seiner früheren Studenten<br />

lobt ihn noch heute für seine<br />

spannenden Vorlesungen. Trotzdem<br />

müssen sein Gesicht und seine Positionen<br />

und Werte noch bekannter werden.<br />

In der LGBT-Community hat er<br />

immerhin einen Heimvorteil: Hans-<br />

Ueli-Vogt ist schwul.<br />

EIN ZURÜCKHALTENDES<br />

COMING-OUT<br />

Mit seinem öffentlichen Coming-out<br />

im Frühling geriet Hans-Ueli Vogt<br />

in die Schlagzeilen. Nicht, dass er<br />

medienwirksam seine sexuelle Orientierung<br />

zur Schau gestellte hätte.<br />

«Es war eine simple Frage des Journalisten<br />

und ich wollte ehrlich sein»,<br />

so Hans-Ueli Vogt. Was innerhalb<br />

der Szene für Verwunderung sorgte,<br />

war in der SVP längst bekannt.<br />

Vogt verzichtete in der Folge auf ein<br />

Breittreten der Geschichte, blieb ganz<br />

Gentleman und konzentrierte sich auf<br />

seine Aufgaben. Er bestätigt aber im<br />

Nachhinein, dass sich das Coming-out<br />

in den Medien so anfühlte, als hätte er<br />

in aller Öffentlichkeit etwas ganz Persönliches<br />

preisgegeben.<br />

Natürlich habe er auch negative<br />

Zuschriften erhalten, etwa von wenigen<br />

Wählern und vereinzelt auch<br />

innerhalb der SVP selbst. Viel eher<br />

erstaunt es Hans-Ueli Vogt, dass<br />

einzelne Kritiker aus der Gay-Szene<br />

selbst stammen. Der Tenor lautet<br />

dabei: Wie kann ein schwuler und intelligenter<br />

Mann für die SVP als Ständeratskandidat<br />

antreten? «Solche<br />

Stimmen zeigen mir, dass die ansonsten<br />

geforderte Akzeptanz offenbar<br />

Grenzen hat», so sein Fazit. Er weiss<br />

aber auch, dass das Image der SVP<br />

bei Schwulen und Lesben nicht das<br />

Beste ist. Dennoch ist es die Partei, in<br />

der er sich zuhause fühlt.<br />

DIE LUST AUF BERN<br />

Die SVP unterstützt ihn bei den Ständeratswahlen<br />

in jeder Hinsicht. Sein<br />

aufwendiger Wahlkampf begann relativ<br />

früh; bereits im Mai waren flächendeckend<br />

Poster oder Inserate<br />

zu sehen, die den noch etwas unbekannten<br />

Politiker bekannter machen<br />

sollen. «Ich trete gegen bekannte<br />

Zürcher Persönlichkeiten an. Da war<br />

es abgebracht, mit der Werbung ein<br />

wenig früher zu beginnen», lächelt<br />

Hans-Ueli Vogt.<br />

Mit seiner Präsenz kokettiert<br />

Hans-Ueli Vogt nicht im Geringsten.<br />

Der Wahlkampf, so scheint es, ist ein<br />

notwendiges Übel. Anders als andere<br />

Alphatiere, die sich gnadenlos in<br />

der Presse inszenieren, bleibt er der<br />

HANS-UELI VOGT<br />

Der Ständeratskandidat, geboren 1969,<br />

verbrachte seine Kindheit im Zürcher<br />

Oberland. Heute ist Hans-Ueli Vogt<br />

ordentlicher Professor für Privat- und Wirtschaftsrecht<br />

an der Universität Zürich. Er<br />

unterrichtet Gesellschafts-, Vertrags- und<br />

Bankenrecht. Er hat Bücher, Buchbeiträge<br />

und Artikel veröffentlicht und stand der<br />

Bundesverwaltung, parlamentarischen<br />

Kommissionen und internationalen Organisationen<br />

als Experte zur Verfügung. Weiter<br />

ist Hans-Ueli Vogt Mitherausgeber der<br />

Schweizerischen Zeitschrift für Gesellschafts-<br />

und Kapitalmarktrecht. In seiner<br />

Karriere als Anwalt war er Mitarbeiter der<br />

Anwaltskanzlei Sullivan & Cromwell in New<br />

York, auch hat er Berufserfahrung in grossen<br />

Zürcher Anwaltskanzleien gesammelt.<br />

Insbesondere war er während fast fünf<br />

Jahren Konsulent der Anwaltskanzlei Homburger.<br />

Heute berät er als unabhängiger<br />

Anwalt Unternehmen und Private in allen<br />

Bereichen des Privat- und Wirtschaftsrechts.<br />

Seit dem Frühling 2011 gehört<br />

Hans-Ueli Vogt für die Schweizerische<br />

Volkspartei (SVP) dem Zürcher Kantonsrat<br />

an. Er ist Mitglied der kantonsrätlichen<br />

Kommission für Wirtschaft und Abgaben<br />

(WAK) und Vorsitzender der Redaktionskommission<br />

des Kantonsrates.<br />

Mann, der zwecks Wahlen im Fokus<br />

der Öffentlichkeit steht. Hans-Ueli<br />

Vogt will Politik machen und nicht der<br />

Platzhirsch sein. Ein Sitz im Ständerat<br />

wäre sein grosser Wunsch. Seine<br />

Lust auf Bern ist ansteckend – das offenbart<br />

sich beim Gespräch.<br />

DIE «EHE FÜR ALLE»<br />

SOLL MÖGLICH SEIN<br />

Seine politischen Ansichten sind nicht<br />

immer ganz auf der bekannten Linie<br />

der SVP, bleiben dieser jedoch treu.<br />

Und er kann polarisieren. Als Vater<br />

der Selbstbestimmungsinitiative, welche<br />

von keiner anderen Partei unterstützt<br />

wird als der SVP, will er, dass<br />

das Schweizer Recht nicht dem Europäischen<br />

Recht unterzuordnen sei.<br />

In diesem Bereich hat Hans-Ueli Vogt<br />

den Durchblick: Als Rechtsanwalt, der<br />

auch über eine Zulassung in New York<br />

verfügt und die Welt viele Male bereist<br />

hat, kann er das Schweizer Recht in<br />

der Tat auf das Podest stellen.<br />

Die erleichterte Einbürgerung<br />

für schwule Lebenspartner aus dem<br />

Ausland lehnt er ab. «Nicht wegen<br />

der Homosexualität, sondern, weil<br />

die Einbürgerung damit wiederum<br />

leichter gemacht wird», so Hans-Ueli<br />

Vogt. Aber, und dies dürfte einige<br />

erstaunen, hält er die «Ehe für alle»<br />

sowie die Adoption für homosexuelle<br />

Paare als durchaus machbar. «In<br />

der Schweiz sollen alle Menschen<br />

die gleichen Rechte haben.» Ob diese<br />

«Ehe für alle» allerdings als «Ehe» im<br />

Sinne der Bezeichnung zu betiteln ist,<br />

da ist er sich nicht sicher. Die Adoption<br />

hingegen für Schwule und Lesben<br />

solle zulässig sein. Entscheidend sei,<br />

dass ein Kind gute Eltern bekomme,<br />

und das könnten auch zwei Personen<br />

des gleichen Geschlechts sein.<br />

Nun geht der Wahlkampf in die<br />

heisse Phase. Der Terminkalender<br />

von Hans-Ueli Vigt ist randvoll. Eines<br />

ist klar: Schönreden wird er nichts,<br />

verteufeln aber auch nicht.<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


10<br />

SERIE<br />

MANNSBILD – BERUFSBILD<br />

DIE FEIN-<br />

MECHANIKERIN<br />

Seit zwanzig Jahren arbeitet Katharina als Feinmechanikerin in der Werkstatt eines<br />

Instituts für Physikalische Chemie. In diesem Beruf sind Frauen noch immer in<br />

der Minderheit. Bis 2009 bestätigte auch Katharina diese Statistik. Da hiess sie<br />

noch Thomas und wurde in der Personalakte als männlich geführt. Dann machte<br />

sie ihre Transsexualität an ihrer Arbeitsstelle öffentlich und nahm eine Geschlechtsangleichung<br />

vor. Positive Reaktionen erhielt sie vor allem von ihren Kolleginnen.<br />

VON THOMAS BORGMANN<br />

Dass sie anders war als die anderen<br />

Jungen, spürte Katharina<br />

schon in ihrer Kindheit. Doch<br />

was das genau war, blieb ihr lange<br />

unklar. Ein Gendefekt sei Ursache<br />

dafür, dass sie ihren Schulkameraden<br />

in der physischen Entwicklung<br />

immer ein bisschen hinterher hinke,<br />

hiess es. Vor allem beim Sport fühlte<br />

sie sich benachteiligt. Ihre Jugend<br />

ist kompliziert. Nach der Öffnung der<br />

innerdeutschen Grenze zieht sie mit<br />

ihren Eltern 1990 von Dresden nach<br />

Würzburg, da ist sie 17 Jahre alt.<br />

Bühnentechniker ist ihr Wunschberuf,<br />

doch als Neubürger im Westen<br />

mit der fehlenden Erfahrung, sich<br />

ohne staatliche Lenkung im Wettbewerb<br />

behaupten zu müssen, erscheint<br />

vor allem ihren Eltern dieser Beruf zu<br />

unsicher.<br />

Thomas beginnt eine Lehre als Industriemechaniker,<br />

bricht sie aber<br />

vorzeitig ab. Die anschliessende Ausbildung<br />

zum Feinmechaniker zieht er<br />

durch. Er macht sogar die Meisterprüfung<br />

und findet gleich einen Job<br />

am Institut für Physikalische Chemie<br />

an der Uni. Beruflich erfolgreich und<br />

zufrieden, verläuft eigentlich alles in<br />

geordneten Bahnen, nur das Unbehagen<br />

bleibt. Das diffuse und kaum<br />

aussprechbare Gefühl, sich mit dem<br />

männlichen Geschlecht nicht identifizieren<br />

zu können, vernebelt sich in<br />

IHRE IDENTITÄT ALS FRAU<br />

WURDE KATHARINA NICHT<br />

GESCHENKT, SIE HAT SIE SICH<br />

SCHWER ERKÄMPFEN MÜSSEN.<br />

einer immer dunkler werdenden Depression.<br />

Ein versuchter Suizid bringt<br />

Thomas für ein Dreivierteljahr in die<br />

Psychiatrie. Nach langem innerem<br />

Kampf offenbart er schliesslich seinem<br />

Arzt seine Ahnung, transsexuell<br />

zu sein. Der lächelt nur und geht mit<br />

keinem Wort darauf ein. «Multiple<br />

Persönlichkeit» und «narzisstische<br />

Persönlichkeitsstörung» lautet stattdessen<br />

die Diagnose in der Krankenakte.<br />

Thomas verstummt und will nie<br />

wieder sprechen über sein Leiden,<br />

dass sein Körper nicht der gefühlten<br />

Identität entspricht.<br />

TABLETTEN<br />

GEGEN DIE MÄNNLICHKEIT<br />

Bei der ambulanten Folgetherapie<br />

nach der Entlassung aus der Psychiatrie<br />

hat er mehr Glück. Er findet endlich<br />

einen Therapeuten, bei dem er<br />

seinen Konflikt mit der Geschlechtsidentität<br />

erneut ansprechen kann und<br />

der die entsprechende Behandlung<br />

einleitet. Nach langen psychotherapeutischen<br />

Gesprächen, bei denen<br />

sich Thomas über seine Erwartungen<br />

an die neue Geschlechtsrolle und die<br />

Lebbarkeit seines Wunsches einer<br />

Geschlechtsangleichung klar werden<br />

soll, bekommt er gegengeschlechtliche<br />

Hormone statt Antidepressiva.<br />

Seine Welt wird heller. Nicht nur der<br />

Körper wird weiblicher, auch seine<br />

Psyche verändert sich. Der Therapeut<br />

schlägt vor, auch die Eltern in<br />

den Prozess einzubeziehen. Doch die<br />

lehnen den eingeschlagenen Weg ab.<br />

Seinem Vater, selbst Arzt, scheint die<br />

klinische Diagnose glaubwürdiger<br />

und eher akzeptabel zu sein als die<br />

angestrebte Geschlechtsangleichung.<br />

Der Kontakt zur Familie bricht fast<br />

vollständig ab, als sich Thomas zur<br />

Operation entschliesst, dem ultimativen<br />

Schritt zur körperlichen Angleichung<br />

seiner Identität als Frau.<br />

FOTOS: THOMAS BORGMANN<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


11<br />

Ein Jahr dauert der Prozess, der<br />

aus Thomas auch äusserlich Katharina<br />

macht. Drei Operationen und dann<br />

einige Monate, in denen sich nicht nur<br />

sein Körper von den schweren Eingriffen<br />

erholen muss. Nach der neunstündigen<br />

ersten Operation bricht Katharina<br />

in Tränen aus – vor Erschöpfung<br />

und Anspannung, vor allem aber vor<br />

Gglück über ihren weiblichen Körper.<br />

Von dem Mann, der sie war, ist nahezu<br />

nichts übrig geblieben. Wie bei<br />

fast allen Transgendern ist das alte<br />

Geschlecht nicht ganz unsichtbar,<br />

manchmal schimmert noch etwas<br />

Maskulines durch. Mit 1,96 Meter<br />

war schon ihr männlicher Körper auffallend<br />

gross, und auch ihre Stimme<br />

bleibt tief. «Am Telefon werde ich oft<br />

noch für einen Mann gehalten», erläutert<br />

sie, «und manchmal spricht man<br />

mich auch darauf an, dass ich für eine<br />

Frau doch ungewöhnlich gross geraten<br />

bin. Am wenigsten Blicke ernte ich<br />

in der Sauna, wenn mein Körper keinen<br />

Zweifel mehr daran lässt, dass ich<br />

eine Frau bin.»<br />

KATHARINA IST DERZEIT DIE EIN-<br />

ZIGE FRAU IN DER WERKSTATT<br />

DES PHYSIKALISCH-CHEMI-<br />

SCHEN INSTITUTS. SIE ARBEITET<br />

HIER ALS FEINMECHANIKERIN.<br />

DANN KAM<br />

DIE KOLLEGIN KATHARINA<br />

Schliesslich folgt der schwierige Weg<br />

zurück an die Arbeitsstelle und zu<br />

den Kollegen, die sie als Mann kennen<br />

gelernt haben, von denen sie<br />

aber nun als Frau akzeptiert und angesprochen<br />

werden will. Die Kolleginnen<br />

freuen sich über die Verstärkung<br />

durch eine weitere Frau am Institut,<br />

aber manche Männer tun sich damit<br />

schwer – und die haben in ihrem<br />

unmittelbaren Arbeitsumfeld in der<br />

Werkstatt des Instituts die Überhand.<br />

Katharina ist hier die einzige Frau. .<br />

AM TELEFON WERDE<br />

ICH OFT NOCH FÜR<br />

EINEN MANN GEHALTEN<br />

Manche Kollegen sind erst dann dazu<br />

bereit, sie mit ihrem weiblichen Vornamen<br />

anzusprechen, als sie durch<br />

die volle juristische Anerkennung<br />

ihres weiblichen Geschlechts durch<br />

die sogenannte Personenstandsänderung<br />

dazu verpflichtet sind. Das<br />

führt anfangs immer wieder zu der<br />

für sie unangenehmen Situation, dass<br />

sie in Gegenwart von wissenschaftlichen<br />

Mitarbeitern oder Studierenden<br />

des Instituts von den Kolleginnen als<br />

Frau, von den Kollegen aber mitunter<br />

als Mann angeredet wird. Inzwischen<br />

ist aber auch das kein Thema<br />

mehr. Türschild, E-Mail-Adresse, die<br />

Personalakte und das Telefonverzeichnis<br />

enthalten schon lange ihren<br />

weiblichen Vornamen und alle am<br />

Institut sprechen sie vorbehaltlos als<br />

Frau an, neue Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter sowieso. Manche der Kollegen,<br />

die sie jahrelang als Thomas<br />

kannten, brauchten wohl einfach ein<br />

bisschen Zeit, um diesen Wechsel zu<br />

vollziehen. Katharina lebt ihre weibliche<br />

Geschlechtsidentität offen in<br />

allen Bereichen des Lebens voll aus,<br />

auch ihre Sexualität. Sie ist lesbisch<br />

und seit Mai dieses Jahres mit Chrizzy<br />

verpartnert, die sie nach ihrer Geschlechtsangleichung<br />

kennen gelernt<br />

hat.<br />

Dass die Akzeptanz ihrer Geschlechtsangleichung<br />

in ihrem universitären<br />

Arbeitsbereich sicherlich<br />

grösser ist als in manchem anderen<br />

beruflichen Umfeld, sieht Katharina<br />

als grosses Plus in ihrem Job. «Auch<br />

wenn ich woanders vielleicht mehr<br />

verdienen könnte, sind mir das gute<br />

Verhältnis zu den Menschen an meinem<br />

Arbeitsplatz und die Akzeptanz<br />

als Transgender wichtiger», erklärt<br />

die heute 42-jährige. Sie liebt an ihrer<br />

Arbeit vor allem, dass sie «mit verschiedenen<br />

Materialien wie Gold, Platin<br />

oder Titan kreativ arbeiten kann,<br />

mit denen man sonst wohl kaum in<br />

Berührung kommt». In der Werkstatt<br />

fertigt sie in erster Linie Bauteile<br />

und Apparaturen, wie beispielsweise<br />

Messgeräte, die die wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter des Instituts für ihr<br />

jeweiliges Forschungsgebiet in Auftrag<br />

geben. Und dass das Werkstattteam<br />

jetzt keine reine Männer-Domäne<br />

mehr ist, sieht inzwischen das<br />

ganze Institut als eine Bereicherung.<br />

«Man kommt nicht als Frau zur Welt,<br />

man wird dazu gemacht», hat Simone<br />

de Beauvoir einmal gesagt. Katharina<br />

hat sich ihre Rolle hart erkämpft.<br />

BERUFSBILD<br />

<strong>Cruiser</strong> zeigt Männer und Frauen im Berufsalltag.<br />

Dass Sexualität nichts mit der<br />

Berufswahl zu tun haben muss, beweisen<br />

unsere gestandenen Männer und aktuell<br />

auch Frauen. Bisher portraitiert: Schiffbauingenieur,<br />

Maschinenbauer, Seelsorger,<br />

Farben- und Lackkaufmann, Elektroniker.<br />

Hast du einen spannenden Beruf?<br />

Mail uns: redaktion@cruisermagazin.ch<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


12<br />

KOLUMNE<br />

BÖTSCHI KLATSCHT<br />

TIL SCHWEIGERS BACKPFEIFE UND<br />

EIN PUTZSKLAVE<br />

Momoll, es war ein ausgesprochen heisser Sommer –<br />

auch für mich als Klatschkolumnist. In Berlin<br />

rannte ich mit dem Bösewicht aus dem Bond-Film<br />

«Quantum of Solace» aufs Tram, Wochen später<br />

traf ich in Zürich einen Putzsklaven.<br />

VON BRUNO BÖTSCHI<br />

Normal kann so einer nicht sein,<br />

denke ich. Zuerst gewinnt Til<br />

Schweiger die grösste Auszeichnung<br />

seines Lebens: Bei der<br />

diesjährigen Verleihung des Deutschen<br />

Filmpreises in Berlin wurde er<br />

zum ersten Mal mit einer Lola ausgezeichnet<br />

– für den Film «Honig im<br />

Kopf». Nur Stunden später stieg ihm<br />

der Erfolg in den Kopf: Im Restaurant<br />

Borchardt verpasste er Schauspielkollege<br />

Elyas M. Barek eine Backpfeife<br />

– und das vor den Augen seiner ältesten<br />

Tochter Luna. Es heisst, Til sei im<br />

«Borchardt» ziemlich blau gewesen.<br />

Meine Berliner Freunde behaupten,<br />

dass sei nicht aussergewöhnlich.<br />

Warum ich an dieser Stelle über<br />

Schweigers Prügel- und Saufkünste<br />

berichte? Ich verbrachte den ersten<br />

Teil des Hitzesommers <strong>2015</strong><br />

in der deutschen Hauptstadt. Im<br />

«Borchardt» war ich auch, an einem<br />

anderen Abend allerdings. Ich<br />

mag den Laden. Ich war auch schon<br />

betrunken dort drinnen. Sehr sogar.<br />

Geschlagen habe ich trotzdem<br />

keinen, anderswo in Berlin übrigens<br />

auch nicht. Nicht Schauspieler<br />

Daniel Brühl («Rush – alles für<br />

den Sieg», «Lila, Lila»), der neben<br />

mir Kaffee trank. Und auch nicht<br />

Mathieu Amalric, Bösewicht im<br />

Bond-Film «Quantum of Solace» von<br />

Marc Forster, als er mit mir aufs<br />

Tram rannte.<br />

Derart weltstadterprobt flog ich<br />

nach Hause zurück und erlebte ... die<br />

nächste Überraschung. Ohne Promi,<br />

aber mit Servelat. Aber schön lang-<br />

«VOR MIR PLÖTZLICH EIN<br />

NACKTER MANN MIT<br />

EINEM LEDERHALSBAND»<br />

sam und alles der Reihe nach: Angefangen<br />

hat die Geschichte mit dem<br />

Entrümpeln meines Kellerabteils. Ich<br />

ziehe demnächst um. Weggeschmissen<br />

habe ich ... ach, egal, nur so viel<br />

sei erwähnt: Ich fand auch alte Fotos.<br />

Ich meine richtige Fotos. Also solche,<br />

die noch auf Papier ausgedruckt wurden<br />

und nicht nur irgendwo im Handy<br />

oder einer Wolke drin stecken.<br />

Einige besonders hübsche Fotos<br />

habe ich während einer Party aufgenommen,<br />

die vor einigen Jahren<br />

in der Labor-Bar stattfand. Ja, der<br />

«Aeschbi» – Kurt Aeschbacher – ist<br />

auch auf zwei, drei Fotos drauf. Das<br />

ist aber eine andere Geschichte. Geknipst<br />

habe ich auch Melchior Burch<br />

und Pius Knecht von der «Männerzone».<br />

Du meine Güte, waren wir an<br />

diesem Abend alle hübsch kostümiert.<br />

Und noch so jung.<br />

Weil ich nett sein wollte, brachte<br />

ich das Foto dem Melchior im Laden<br />

vorbei. Ich dachte wirklich nichts<br />

Böses, als ich an jenem stickig heissen<br />

Freitagnachmittag die Türe zur<br />

«Männerzone» aufdrückte und vor<br />

mir plötzlich ein nackter Mann mit<br />

einem Lederhalsband und e....... Penis<br />

stand. Uiuiui! Ich gebe zu, eine<br />

Viertausendstelsekunde war ich schockiert,<br />

als ich dann zum Glück Melchiors<br />

beruhigende Stimme im Hintergrund<br />

hörte: «Keine Angst, das ist nur<br />

unser Putzsklave.»<br />

Ist ja schon gut, mehr verrate ich<br />

nicht. Mehr gäbe es allerdings auch<br />

nicht zu erzählen. Ich überreichte<br />

Melchior das Foto und stapfte mit<br />

errötetem Haupt von dannen – unsereins,<br />

das unverdorbene Landei.<br />

Die Berliner mögen scheinbar<br />

Landeier – jedenfalls waren in der<br />

deutschen Hauptstadt alle nett mit<br />

mir, alle Taxifahrer, alle Türsteher<br />

(sogar der gefürchtete Sven Marquardt<br />

vom «Berghain»). Und was mir noch<br />

aufgefallen ist: In Berlin schert sich in<br />

den Clubs kein Mensch darum, dass<br />

eigentlich Rauchverbot herrschen<br />

täte. Ich als Fast-immer-Nichtraucher<br />

finde das cool. Warum? Mein Motto<br />

lautet: Besser Tabak als Schweiss!<br />

Und was lese ich da gerade? Luna,<br />

Til Schweigers Tochter, soll sich geprügelt<br />

haben. Sie feierte auf der<br />

Hamburger Reeperbahn. Als sie einen<br />

Club verliess, blieb ihre Tasche<br />

zurück. Als sie diese holen wollte,<br />

verlangten die Türsteher ihren Ausweis<br />

– der in der Tasche war. Es kam<br />

zum Streit. Luna soll geschlagen und<br />

getreten haben. – Ach Til!<br />

www.brunoboetschi.ch<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


14<br />

NEWS<br />

INTERNATIONAL<br />

INTERNATIONALE<br />

NEWS<br />

DAS LEBEN<br />

VON JIM OBERGEFELL<br />

ALS FILM<br />

Hollywood will den Kampf um<br />

die Ehe-Öffnung in den Staaten<br />

ins Kino bringen.<br />

USA<br />

«STONEWALL»-<br />

TRAILER VERURSACHT<br />

KONTROVERSE<br />

Amerikanische LGBT-Verbände<br />

fordern zum Boykott des Films<br />

von Roland Emmerich auf.<br />

Es ist das Herzensprojekt von Roland<br />

Emmerich: «Stonewall». Der schwule<br />

Regisseur, bekannt für Blockbuster<br />

wie «Independance Day» oder<br />

«2012», verfilmte die Geschichte des<br />

Aufstandes in New York 1969, bei<br />

dem sich Homosexuelle gegen die<br />

Unterdrückung der Polizei zu wehren<br />

versuchten. Der erste Trailer wurde<br />

im August veröffentlicht und rief die<br />

Kritik von LGBT-Verbänden auf den<br />

Plan. Da der Film keine Dokumentation<br />

ist, wurde ein fiktiver Protagonist<br />

erfunden, der als roter Faden durch<br />

die Geschichte führt. Dieser wird von<br />

Jeremy Irvine gespielt und ist offensichtlich<br />

ein weisser Mann. Genug für<br />

die erwähnten Verbände – sie rufen<br />

mittels einer Petition zum Boykott des<br />

Films auf. Sie befürchten, dass die<br />

wirklichen Helden wie Sylvia Riviera,<br />

Ray Castro oder Marsha P. Johnson<br />

im Spektakel untergehen werden.<br />

Emmerich reagierte mit einem umfassenden<br />

Facebook-Beitrag und schrieb<br />

u. a.: «Das Publikum wird sehen, dass<br />

der Film die wirklichen Aktivisten von<br />

damals mit gebührender Ehre behandelt.»<br />

so der Regisseur.<br />

SCHWULE<br />

PFADFINDER SIND<br />

WILLKOMMEN<br />

In den Staaten werden<br />

Schwule nicht mehr von den<br />

Pfadfindern ausgeschlossen.<br />

Die US-Pfadfinder, bekannt als Boy<br />

Scouts of America (BSA), haben<br />

eine lange Tradition in den Staaten.<br />

Die Organisation verfügt über rund<br />

2,5 Millionen Mitglieder und etwa<br />

eine Million erwachsene Freiwillige.<br />

Kirchliche Gruppen, die meisten<br />

davon Mormonen, betreiben fast 70<br />

Prozent der Abteilungen. Es verwundert<br />

daher nicht, dass offen lebende<br />

Homosexuelle in der Gemeinschaft<br />

bisher nicht willkommen waren. Das<br />

hat sich im Juli geändert: Ein 80-köpfiges<br />

Führungsgremium hat mit einer<br />

Mehrheit von 78 Prozent entschieden,<br />

dass ab sofort auch schwule Gruppenführer<br />

erlaubt sind. Die Aufhebung<br />

des Verbotes gilt allerdings nur<br />

allgemein: Während seit 2014 junge<br />

Schwule als Mitglieder überall erlaubt<br />

sind, dürfen einzelne Abteilungen der<br />

Boy Scouts weiterhin einen schwulen<br />

Teamleiter aus religiösen Gründen<br />

ablehnen.<br />

Wie das Branchenblatt «Hollywood<br />

Reporter» berichtete, sicherte sich das<br />

Hollywood-Studio «Fox» die Rechte<br />

der Lebensgeschichte von Jim Obergefell.<br />

Der Leidensweg von Obergefell<br />

verspricht anspruchsvolle Unterhaltung,<br />

basiert doch die Ehe-Öffnung<br />

für Schwule und Lesben in den Staaten<br />

auch auf seiner Initiative. Obergefell<br />

heiratete 2013 seinen kranken<br />

Partner John Arthur in Maryland, da<br />

in seinem Staat Ohio eine solche Ehe<br />

ungültig war. Als Arthur nur wenige<br />

Monate nach dem Jawort an der Nervenkrankheit<br />

ALS verstarb, kämpfte<br />

der Witwer um die Anerkennung seiner<br />

Ehe in Ohio. Was folgte, war ein<br />

Kampf durch sämtliche Instanzen, bis<br />

der Oberste Gerichtshof in Washington<br />

Ende Juni mit fünf zu vier Stimmen<br />

das Verbot der gleichgeschlechtlichen<br />

Ehe für nichtig erklärte.<br />

ISRAEL<br />

TOD<br />

AN DER GAY-PRIDE<br />

Die junge Frau, die an der<br />

Gay-Pride in Jerusalem angegriffen<br />

wurde, erlag ihren<br />

Verletzungen.<br />

Bei einem Angriff eines ultra-orthodoxen<br />

Juden, der im Juli mit einem Messer<br />

bewaffnet auf die Teilnehmer der<br />

FOTOS: ZVG (3)<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


15<br />

«Schwulen und lesbischen Paaren<br />

wird geraten, öffentliches<br />

Zurschaustellen von Zuneigung<br />

zu vermeiden und Zimmer<br />

mit Einzelbetten statt Doppelbetten<br />

zu buchen.»<br />

Die offizielle Webseite des weissrussischen Tourismus-Büros in ihrer<br />

Charmeoffensive gegenüber homosexuellen Besuchern (Quelle: Queer.de)<br />

CSD-Pride losgegangen ist, wurden<br />

sechs Menschen verwundet. Darunter<br />

auch die 16-jährige Shira Banki, die<br />

nun im August ihren schweren Verletzungen<br />

im Krankenhaus erlag. Die<br />

Familie äusserte sich mit einem Statement<br />

laut Queer.de: «Unsere magische<br />

Shira wurde ermordet, weil sie<br />

eine glückliche 16-Jährige und voller<br />

Leben und Liebe war, die gekommen<br />

war, um ihre Unterstützung für das<br />

Recht ihrer Freunde zu zeigen, so zu<br />

leben wie sie wollen.» Der Täter, der<br />

bereit vor zehn Jahren einen ähnlichen<br />

Angriff verübt hatte, sitzt in Untersuchungshaft.<br />

NIEDERLANDE<br />

ALLES NEU<br />

BEI PLANETROMEO<br />

1,8 Millionen User<br />

müssen bald Abschied von den<br />

«blauen Seiten» nehmen.<br />

PlanetRomeo, dessen Sitz in Amsterdam<br />

liegt, wird in nächster Zeit seine<br />

User mit einer Totalüberholung überraschen.<br />

Die Webseite, die einst den<br />

schwulen Chat revolutionierte, bekam<br />

in jüngster Zeit enorme Konkurrenz<br />

und handelte: Im August ging die BE-<br />

TA-Version von PlanetRomeo online.<br />

Noch immer sind die gleichen Möglichkeiten<br />

vorhanden, doch das Design<br />

wich einer neuen, topmodernen<br />

Bildfläche, die für sämtliche Desktops<br />

oder Smartphones funktionieren soll.<br />

Man habe alles gegeben für das neue<br />

Portal, wie es in einer Pressemitteilung<br />

heisst. Bislang haben nur Plus-<br />

User Zugang auf die neue Seite, die<br />

gewohnten «blauen Seiten» sind aber<br />

nach wie vor online. Sukzessive werden<br />

alle User Zugang zur BETA-Version<br />

erhalten. Ende des Jahres soll der<br />

Prozess abgeschlossen sein.<br />

ROM<br />

PETITION GEGEN<br />

SCHWULE UND LESBEN<br />

Konservative Katholiken bitten<br />

den Papst um weniger Toleranz.<br />

Mittels einer «Ergebenen Bitte an seine<br />

Heiligkeit Papst Franziskus über<br />

die Zukunft der Familie» wollen mehr<br />

als 470 000 Katholiken, dass die vermeintliche<br />

Toleranz des Vatikans<br />

gegenüber Homosexuellen ein Ende<br />

nimmt. Diese würde die «Existenz<br />

der Familie» bedrohen, so das Credo<br />

der Petition. In zehn Sprachen ist<br />

dort laut Queer.de zu lesen, dass die<br />

«Finsternis» vertrieben werden müsse,<br />

zudem wird eine «abartige Gendertheorie»<br />

hervorgehoben. Die Petition<br />

soll im Vorfeld der für Oktober<br />

angesetzten Familiensynode Druck<br />

auf die Kirche ausüben.<br />

ÖSTERREICH<br />

EHE FÜR ALLE<br />

IN ÖSTERREICH?<br />

LGBT-Aktivisten machen Druck<br />

auf die Bundesregierung<br />

Eine Bürgerinitiative namens «Ehe<br />

gleich» hat Mitte August eine Petition<br />

mit 14 431 Unterschriften für die<br />

Ehe für Alle an die Parlamentsdirektion<br />

in Wien übergeben. Weitere Unterschriften<br />

werden derzeit auf der<br />

Homepage des nationalen Parlaments<br />

gesammelt. Sollten 100 000 Österreicher<br />

unterschreiben, muss die Homo-Ehe<br />

im Plenum des Nationalrats<br />

debattiert werden.<br />

INTERNATIONAL<br />

UN NIMMT SICH DER<br />

IS-SCHWULENMORDE AN.<br />

Ein informelles Treffen des Sicherheitsrats<br />

thematisierte ein<br />

wichtiges Anliegen.<br />

Die USA und Chile initiierten ein<br />

UN-Gremium über das Schicksal von<br />

Homo-, Bi- und Transsexuellen, die<br />

den Angriffen der Terrormiliz «Islamischer<br />

Staat» (IS) ausgesetzt sind.<br />

Das erste Treffen fand am 24. August<br />

in New York statt. Im Vorfeld wurden<br />

alle 193 Mitgliedsstaaten eingeladen,<br />

die Interesse am Schicksal von<br />

LGBT-Personen haben. Samantha Power,<br />

die US-Botschafterin bei der UN,<br />

sprach von einem «historischen Treffen».<br />

Der IS hat in den letzten Monaten<br />

immer wieder Bilder und Videos<br />

veröffentlicht, auf denen Homosexuelle<br />

hingerichtet wurden. (DD)


16<br />

SERIE<br />

PERSÖNLICHKEITEN<br />

IKONEN VON DAMALS<br />

C.C. CATCH<br />

In unserer Serie stellen wir Ikonen aus vergangenen Dekaden vor, berichten<br />

über gefallene Helden und hoffnungsvolle Skandalsternchen aus<br />

längst vergangenen (Gay-)Tagen. Dieses Mal: Discoqueen C.C. Catch piepst<br />

sich durch die 1980er-Jahre.<br />

VON HAYMO EMPL<br />

C.C. CATCH: EIN DIETER-BOHLEN-POP-PRODUKT AUS DEN 80ER-JAHREN.<br />

EIGENTLICH CAROLINE CATHARINA MÜLLER AUS RÖDINGHAUSEN.<br />

Die Erfolge von C.C. Catch: 8 Top-<br />

20-Hits in drei Jahren. Zwischen<br />

1985 und 1988 kam man<br />

in den einschlägigen Clubs (also im<br />

T & M) kaum an C.C. Catch vorbei.<br />

Produziert wurde die Sängerin von<br />

Dieter Bohlen, der damals mit «Modern<br />

Talking» erfolgreich unterwegs<br />

war. C.C. Catchs Outfit war zu der<br />

Zeit irgendwie wahnsinnig international,<br />

ihre Attitüde ebenfalls – und<br />

hätte man es nicht besser gewusst,<br />

hätte man gedacht, C.C. Catch sei ein<br />

Glamourgirl aus den USA. Oder wenigstens<br />

aus Grossbritannien. Hinter<br />

dem Produkt C.C. Catch steckte aber<br />

nichts anderes als typisches Dieter-Bohlen-Kalkül.<br />

Als Hitschreiber<br />

am Fliessband und musikalischer<br />

Kern von Modern Talking hatte Bohlen<br />

damals einen derart hohen Output,<br />

dass es für die eigene Hausband<br />

«Modern Talking» unmöglich war,<br />

sämtliche von ihm komponierten<br />

Lieder einzuspielen. Der Markt wäre<br />

schlicht überschwemmt worden.<br />

Also war Bohlen auf der Suche nach<br />

jemandem, der seine Lieder singen<br />

konnte. «Resteverwertung» nannte er<br />

das wenig schmeichelhaft. In seinem<br />

Buch «Nichts als die Wahrheit» erinnert<br />

sich der Hit-Produzent an C.C.<br />

Catch und die «Resteverwertung»:<br />

«Wer hätte sich für die Verwertung<br />

(der Lieder) besser geeignet als die<br />

bis dato völlig unbekannte Caroline<br />

Müller aus Rödinghausen, die au-<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


17<br />

«FAHR MAL HÜBSCH<br />

NACH HAUSE, FÄRB DICH<br />

UM UND LERNE DEINE<br />

TEXTE. DANN KANNST DU<br />

WIEDER KOMMEN.»<br />

sser einer abgebrochenen Lehre als<br />

Schneiderin und einem eher mittelmässigen<br />

Stimmchen nur noch einen<br />

voll gruseligen Namen mitbrachte.»<br />

Aus Caroline Catharina Müller<br />

machte Dieter Bohlen also C.C. Catch.<br />

Die Songs von Dieter lagen bereits fixfertig<br />

in der Schublade und warteten<br />

nur darauf, eingesungen zu werden.<br />

Die Hits eingespielt, fehlte nur noch<br />

ein entsprechender Look für Caroline<br />

Catharina Müller. Dieter Bohlen dazu:<br />

«Viel schwarzes Leder, Nieten, kurzes<br />

Top, 1A gestylt à la Suzie Quatro<br />

– vier Wochen, nachdem wir uns kennen<br />

gelernt haben, jumpte Caro mit<br />

‹I Can Lose My Heart Tonight› auf<br />

Platz 13 der Charts.» Über Nacht war<br />

der Erfolg da. «Mensch, Dieter», jubilierte<br />

Caroline überschwänglich,<br />

CAROLINE CATHARINA MÜLLER<br />

AUS RÖDINGSHAUSEN –<br />

KURZ VOR IHREM KARRIERE-<br />

RÜCKTRITT 2012<br />

«ohne dich hätte ich das niiiiie geschafft!<br />

Das werde ich dir niiiiiiie vergessen!»<br />

«Niiiiiiie dauerte exakt vier Jahre»,<br />

resümiert Dieter Bohlen weiter.<br />

Und: «Nach drei Top-Ten-Hits in Folge<br />

und zwölf weiteren Titeln in den<br />

Top-Twenty kriegte Caroline akute<br />

Alzheimer, gepaart mit Grössenwahn.<br />

Plötzlich hatte sie keine Erinnerungen<br />

mehr. Sie färbte mal eben die Haare<br />

weissblond, obwohl wir gerade erst<br />

ein Video in Brünett gedreht hatten<br />

und die ganze Marketingstrategie auf<br />

diesen Look abzielte. Ausserdem hielt<br />

sie es nicht mehr für nötig, sich vorzubereiten.<br />

Das sechste Album stand an.<br />

Sie erschien völlig unbeleckt und jungfräulich,<br />

was die Texte anging, dafür<br />

aber mit viel Töfftöff zu den Plattenaufnahmen<br />

im Studio. ‹Nix hier Weltstar!›,<br />

meinte ich. ‹Fahr mal hübsch<br />

nach Hause, färb dich um und lerne<br />

deine Texte. Dann kannst du wieder<br />

kommen.› Sie kam nicht wieder.»<br />

Bohlen räumte CC Catch keine<br />

grossartige (musikalische) Zukunft<br />

ein. Und so war es denn auch. Was<br />

danach passierte, weiss niemand so<br />

genau, ausser Wikipedia: «C. C. Catch<br />

zog daraufhin nach England und arbeitete<br />

mit verschiedenen Produzenten,<br />

darunter mit dem ehemaligen<br />

Gitarristen von Duran Duran, Andy<br />

Taylor, zusammen.» Wir wiederum<br />

wissen, dass aus dieser Zusammenarbeit<br />

keine Hits resultierten. Immerhin:<br />

Frau Müller tingelte recht erfolgreich<br />

mit ihren alten Bohlen-Kompositionen<br />

durch Russland – dort waren<br />

ihre 1980er-Revival-Auftritte halbwegs<br />

beliebt. 2004 versuchte sich<br />

C.C. Catch dann in der Pro 7-Show<br />

«Come-back – die grosse Chance».<br />

Und plötzlich wurde einem Millionenpublikum<br />

klar, wie dünn und limitiert<br />

Caroline Müllers Stimme aus Rödinghausen<br />

live wirklich war: C.C. Catch<br />

scheiterte damals in der Show grandios.<br />

Entsprechend blieben weitere<br />

Erfolge aus. 2012 kündigte CC Catch<br />

schliesslich an, ihre musikalische Kariere<br />

endgültig zu beenden. Was sie<br />

offenbar auch getan hat, denn die<br />

<strong>Cruiser</strong>-Anfrage ans C.C. Catch-Management<br />

blieb unbeantwortet.<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


18<br />

AKTUELL<br />

PROMIS<br />

SOMMER-<br />

NACHWEHEN<br />

JARED LETO<br />

Man durfte bis anhin annehmen, dass<br />

wenn ein Mann besonders gut bestückt<br />

ist, er dies mit der Welt teilen<br />

möchte. So schmunzelt etwa Michael<br />

Fassbender wie ein Fuchs, wenn<br />

George Clooney öffentlich gesteht, er<br />

würde gerne einmal mit dessen Penis<br />

Golf spielen. Und Lenny Krawitz sorgte<br />

ebenfalls für Aufsehen, als ihm im<br />

August bei einem Konzert die Lederhose<br />

platze, und sein stolzes Gemächt<br />

hin und her wippte. Das sieht Jared<br />

«Ich sehe aus<br />

wie bei einer<br />

Trümmer-<br />

Transen-Show!»<br />

Désirée Nick, Entertainerin, bei<br />

ihrem Einzug in den Keller vom<br />

Promi-Big-Brother-Haus auf Sat1.<br />

Leto anders. Leto, der einen Oscar als<br />

HIV-positive Transe in «Dallas Buyers<br />

Club» abstaubte, mag ein schlimmer<br />

Finger sein, alles unter der Gürtellinie<br />

ist aber verbotene Zone. Stein des<br />

Anstosses war ein Artikel auf dem<br />

Onlineportal «Lipstick Alley», der<br />

anhand einer Konzertaufnahme die<br />

Beule von Leto über den grünen Klee<br />

lobte. Es folgten zahlreiche Kommentare<br />

und eine Unterlassungsklage der<br />

Anwälte des so Gebeutelten. Für die<br />

Klatschspalten war dies eine Sommergurke,<br />

wie sie im Buche steht. Genutzt<br />

hat die Aufbietung juristischer<br />

Kräfte allerdings nichts – das Portal<br />

sowie seine User dürfen weiterhin<br />

über das beste Stück von Leto diskutieren.<br />

SAMANTHA FOX<br />

Sie war einst ein Sex-Symbol und<br />

erfolgreiche Sängerin: Samantha<br />

Fox. Sie erlangte in den frühen<br />

1980er-Jahren Bekanntheit als wohl<br />

populärstes «Seite-3-Girl» Englands.<br />

Gekonnt setzte sie ihren Busen ein,<br />

um danach eine beachtliche Musik-<br />

FOTOS: SRF, ZVG, SAT1<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


19<br />

karriere zu starten. Und sie machte<br />

aus ihrer Zuneigung zu Frauen seit<br />

2003 keinen Hehl. Heute trauert Fox<br />

um ihre Partnerin Myra Stratton. Mit<br />

60 Jahren verlor die Managerin von<br />

Fox den Kampf gegen Krebs. Seit<br />

2003 waren beide Frauen ein unzertrennliches<br />

Duo, geschäftlich wie privat.<br />

Die Sängerin veröffentlichte nach<br />

deren Tod ein Foto auf Instagram mit<br />

den Worten: «Bye Bye, Baby, kein<br />

Leiden mehr, ich werde dich immer<br />

lieben und du wirst für immer in meinen<br />

Herzen bleiben, deine Sammy.»<br />

ANDI KNOLL<br />

Die Sendung hatte ein simples Konzept<br />

und sollte durch das Sommerloch<br />

bei SRF helfen: «Trumpf Buur<br />

– Ein Österreicher lernt Jassen». Nun<br />

könnte man durchaus behaupten,<br />

eine solche Show sei der Albtraum<br />

aller Billag-Gegner, wenn nicht der<br />

Protagonist Andi Knoll gewesen wäre.<br />

Der smarte Ösi, mit 44 Jahren noch<br />

ein Bub, ist in seinem Heimatland<br />

längst die dortige Allzweckwaffe des<br />

ORF. Als Moderator bei Radio und<br />

TV ist niemand vor seiner Schlagfertigkeit<br />

gefeit, aber Knoll tut dies<br />

mit Selbstironie und viel österreichischem<br />

Charme. Legendär sein Spruch<br />

zum Sieg von Conchita Wurst: «Jetzt<br />

hat uns die den Schaas gwonnen!»<br />

Hierzulande kennt man ihn als Stimme<br />

des Eurovision Song Contest – eingefleischte<br />

ESC-Fans wissen, dass die<br />

Übertragung des Nachbarn in Sachen<br />

Wortgewandtheit nicht zu übertreffen<br />

ist. Potential, um auch Herr und Frau<br />

Schweizer um den Finger zu wickeln.<br />

Also lernte Knoll den Sommer über<br />

das Jassen. Allerdings war dies nur<br />

ein Vorwand, um den Innsbrucker<br />

in hiesige Traditionen einzuführen.<br />

Erstaunlich bieder, aber ebenso amüsant<br />

war dieses sommerliche Nichts,<br />

das wir serviert bekommen haben.<br />

Über den privaten Andi Knoll ist indes<br />

soviel bekannt wie über die Duschgewohnheiten<br />

der Queen. Immerhin,<br />

er sei seit 14 Jahren in einer festen<br />

Beziehung, so Knoll im Interview mit<br />

OE24. (DD)<br />

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20<br />

SERIE<br />

HOMOSEXUALITÄT IN GESCHCHTE<br />

UND LITERATUR<br />

EIN VOGT ALS<br />

PROVOKATION<br />

VON ALAIN SOREL<br />

Einst waren sie Vögte und sassen auf ihrer Burg.<br />

Heute strebt einer, der Vogt heisst, unter die<br />

Bundeshauskuppel. Der Ständeratskandidat<br />

hat ein Merkmal, das er mit früheren oder auch<br />

noch amtierenden Würdenträgern teilt.<br />

Einige Funktionen aus dem Mittelalter<br />

und der frühen Neuzeit<br />

haben sich als Familiennamen<br />

bis heute erhalten: Meier, Schultheiss<br />

oder auch – Vogt. Der Vogt war in einem<br />

umschriebenen Gebietskreis der<br />

Statthalter eines Königs oder sonst<br />

einer übergeordneten Macht und regierte,<br />

verwaltete und richtete in deren<br />

Namen. Berühmt-berüchtigt ist<br />

hierzulande immer noch der Landvogt<br />

Gessler, der Bösewicht vom Dienst,<br />

mit seiner Anordnung, den Hut zu<br />

grüssen und dem unmenschlichen Befehl<br />

an Vater Tell, den Apfel vom Kopf<br />

des Sohnes zu schiessen. Der Gessler<br />

ist als Sinnbild von Unterdrückung<br />

und Tyrannei nicht aus dem Mythos<br />

wegzudenken, der die Gründung der<br />

Eidgenossenschaft umgibt.<br />

Die Schweiz hat ihr Feudalsystem mit<br />

den Vögten, die dazu gehörten, längst<br />

überwunden. Aber ein «Vogt» drängt<br />

jetzt wieder nach Befugnissen, nach<br />

Mitgestaltung – innerhalb unseres<br />

demokratischen Bundesstaats. Der<br />

SVP-Politiker Hans-Ueli Vogt nämlich,<br />

der nicht Regierungsstatthalter<br />

werden möchte, was vielleicht noch<br />

am ehesten dem Posten eines früheren<br />

Vogtes entspräche, sondern ab<br />

18. Oktober in Bern gern den Kanton<br />

Zürich im Ständerat vertreten würde.<br />

Beruflich gesehen hat er durchaus<br />

gewisse Verbindungen zur seinerzeitigen<br />

Position eines Vogtes. Das Wort<br />

«Vogt» ist letztlich entlehnt aus dem<br />

lateinischen «advocatus» – der Hinzu-,<br />

der Herbeigerufene, vertrauter<br />

gesagt: «Rechtsbeistand», «Verteidiger».<br />

Hinzu-, herbeigerufen werden<br />

möchte Vogt nun bei den Parlamentswahlen<br />

vom Zürcher Souverän. Und<br />

er ist Rechtsanwalt und Professor für<br />

Wirtschaftsrecht – das sind vögtische<br />

Domänen, wenn man so will. Aber<br />

das heisst nicht, dass sich «der Vogt»,<br />

wie er in seinem Kollegen- und Freundeskreis<br />

sicher gelegentlich genannt<br />

wird, im Falle einer Wahl auch automatisch<br />

auf den Gebieten der Justiz<br />

profilieren möchte oder müsste. Der<br />

Milizcharakter unseres Staatswesens<br />

bietet jedem Parlamentarier, jeder<br />

Parlamentarierin die Möglichkeit,<br />

das Spektrum eigener Kompetenzen<br />

durch den Vorstoss in neue Bereiche<br />

zu erweitern.<br />

MENSCHEN MIT ZIVILCOURAGE<br />

Hans-Ueli Vogt hat mit den langjährigen<br />

Bürgermeistern von Berlin und<br />

von Paris, Klaus Wowereit und Bertrand<br />

Delanoë, deren Ausstrahlungskraft<br />

weit über ihre Städte hinausreichte,<br />

etwas gemeinsam: Er ist, wie<br />

sie, schwul, und er hat, wie sie, sein<br />

öffentliches Coming-out vor der Wahl<br />

gemacht. Genauso wie Stadtpräsidentin<br />

Corine Mauch in Zürich. Das<br />

brauchte und braucht noch immer Zivilcourage.<br />

In der Mythologie, in der Literatur,<br />

in Malerei, Bildhauerei und im Film<br />

wurde Homosexualität als ein stetes<br />

Spannungsfeld zum ständigen Thema;<br />

gelegentlich haben sich die künstlerischen<br />

Ausdrucksformen gegenseitig<br />

inspiriert und durchdrungen. Hier<br />

nun kommt der Landvogt Gessler wieder<br />

ins Spiel: Mike Eschmann zeigt<br />

ihn in seiner von der Kritik verrissenen<br />

Filmkomödie «Tell» als einen<br />

Mann, der sich sehr für Frisuren interessiert.<br />

Nun ja, so weit hergeholt war<br />

dieser Gedanke des Regisseurs vielleicht<br />

nicht, bevorzugte der Landvogt<br />

in der Sage doch tatsächlich den Blick<br />

auf den Bereich über der Stirn eines<br />

Menschen … Bezeichnenderweise<br />

hat Eschmann die Rolle aber mit dem<br />

deutschen Hollywood-Schauspieler<br />

Udo Kier besetzt, der selber gay ist.<br />

FILMKOMÖDIE «TELL»<br />

VON MIKE ESCHMANN<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


21<br />

DEMOKRATIE IST DER<br />

GEEIGNETE RAHMEN FÜR<br />

DEN MITEINBEZUG VON<br />

MINDERHEITEN.<br />

FOTOS: FOTOLIA/SERHIIBOBYK, ZVG (2)<br />

KNAPPEN, KNECHTE, KRIEGER:<br />

MONARCHEN WIE EDUARD TRAFEN<br />

IHRE MÄNNLICHEN GELIEBTEN IN<br />

DEN FLUCHTEN IHRER PALÄSTE<br />

Gessler, verkörpert von einem Homosexuellen:<br />

ein Vogt als Provokation.<br />

Dass er mit seinem Schritt ins Rennen<br />

um den Ständeratssitz von etlichen<br />

auch als eine solche aufgefasst wird,<br />

muss der Hans-Ueli in Kauf nehmen.<br />

Der Eros der Minderheit widerspiegelt<br />

sich in Kunst und Kultur. Und<br />

wie andere Autoren, Maler oder Filmschaffende<br />

in ihrer Zeit wollte auch<br />

Eschmann mit dem «Tell» Politik und<br />

Gesellschaft unserer Gegenwart ein<br />

wenig aufrütteln, in der die Homosexualität<br />

immer noch Wellen schlägt,<br />

auch wenn sie langsam verebben. In<br />

der das schwule und lesbische Leben<br />

seinen Standort sucht – aber auch<br />

findet. Dieses Leben hat, was seine<br />

Zukunft anbelangt, ein Wörtchen<br />

mitzureden, auch und gerade durch<br />

seine Bereitschaft, selber in diesem<br />

Staat und für diesen Staat Verantwortung<br />

zu übernehmen. Allerdings ist<br />

ganzheitliche Verantwortung gefragt,<br />

nicht etwa Gärtchendenken.<br />

HEINRICH VON BRENTANO<br />

IDEOLOGISCH HETEROGENE<br />

HOMOSEXUELLE<br />

Eine auf Öffentlichkeit ausgerichtete<br />

Demokratie bietet den geeigneten<br />

Rahmen für den Miteinbezug von<br />

Minderheiten. Die Kandidatur schwuler<br />

und lesbischer Politiker ist allein<br />

dieser Aspekte wegen schon mal gut.<br />

Homosexuelle gelangen in Regierungskabinette<br />

oder Abgeordnetenkammern,<br />

wo sie keine Berührungsängste<br />

gegenüber heterosexuellen<br />

Männern und Frauen haben, und diese<br />

wiederum keine Beisshemmung in<br />

Bezug auf Schwule und Lesben zeigen<br />

(diese Feststellungen sind selbstverständlich<br />

nicht allzu wortwörtlich zu<br />

verstehen). Und die homosexuelle Gemeinde<br />

in diversen Ländern pflegt die<br />

heterogene ideologische Zugehörigkeit.<br />

Früher mochten sich Gay-People<br />

vor allem bei den Linken am besten<br />

aufgehoben fühlen, die sich als<br />

Gralshüter aller Minderheitenfragen<br />

empfanden. Heute ist das politische<br />

Spektrum offen, Homosexuelle gehören<br />

durchaus auch einer nationalkonservativen<br />

Partei an oder den Liberalen,<br />

wie der seinerzeitige deutsche<br />

Aussenminister Guido Westerwelle.<br />

Es sei bei dieser Gelegenheit eines<br />

Vorgängers von Westerwelle gedacht:<br />

Der schwule Heinrich von Brentano<br />

war bundesdeutscher Aussenminister<br />

– von 1955 bis 1961, bei der<br />

CDU. Man stelle sich das vor: in den<br />

schlimmen bigotten Fünfzigerjahren,<br />

bei den Christdemokraten! Aber sein<br />

Chef, Bundeskanzler Konrad Adenauer,<br />

ebenfalls CDU, stand zu ihm. Darauf<br />

angesprochen, dass sein Aussenminister<br />

homosexuell sei, antwortete<br />

der über 70-jährige Adenauer gemäss<br />

Quellen entweder «Dat ist mir ejal, solange<br />

er mich nit anpackt» oder «Bei<br />

mir hat ers jedenfalls noch nicht probiert».<br />

Wenn es nicht wahr ist, ist es<br />

gut – und vor allem aufschlussreich<br />

– erfunden. Diese damals noch sehr<br />

junge Bundesrepublik Deutschland<br />

liess den Willen zur Integration erkennen<br />

und entfernte sich mit mentalen<br />

Riesenschritten vom noch gar<br />

nicht weit zurückliegenden Ungeist<br />

der Nazizeit, in der Homosexuelle<br />

wegen ihrer Veranlagung ins KZ gesperrt<br />

und getötet worden waren.<br />

Zu allen Zeiten gab es hohe und<br />

höchste gleichgeschlechtlich ausgerichtete<br />

Würdenträger. Nicht nur<br />

Minister oder Bürgermeister. Römische<br />

Kaiser wie Hadrian, ein französischer<br />

König wie Heinrich III. oder<br />

ein englischer Monarch wie Eduard<br />

II. trafen ihre männlichen Geliebten<br />

in den Fluchten ihrer Paläste. Es ist<br />

leicht vorstellbar, dass sich im Mittelalter<br />

auch auf den Burgen, auf denen<br />

Vögte sassen, etliches tat in dieser<br />

Beziehung, schliesslich gab es dort<br />

Knappen, Knechte, Krieger. Macht<br />

wurde ausgekostet bis zur Neige. Im<br />

Unterschied zu absolutistischen Regierungsformen<br />

bietet eine Demokratie<br />

die beste Gewähr, Missbrauch<br />

und Ausbeutung gerecht zu ahnden<br />

und danach zu trachten, sie zu verhindern.<br />

Die sexuelle Selbstbestimmung<br />

und freie Wahl zu sichern. Für<br />

Hetero- und für Homosexuelle, ganz<br />

gleich, ob sie Kaiser, König, Vogt oder<br />

sonstwie heissen.<br />

Den Landvogt gibt es nicht mehr,<br />

die Umkehrung des Wortes, Vogtland<br />

im deutsch-tschechischen Grenzgebiet,<br />

sehr wohl, und das erinnert natürlich<br />

an die Vögte dort. Vogts Gegner<br />

werden alles daran setzen, damit<br />

der Kanton Zürich am 18. Oktober<br />

nicht «Vogtland» wird. Kein Vogt sitzt<br />

mehr auf einer Burg in der Schweiz,<br />

und als Hochburg seines Gedankenguts<br />

hat Hans-Ueli Vogt den Kanton<br />

Zürich noch lange nicht auf Nummer<br />

sicher. <br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


22<br />

NEWS<br />

NATIONAL<br />

NATIONALE<br />

NEWS<br />

SCHWEIZ<br />

DER FALL HUONDER<br />

Mehr als der Skandal des<br />

Sommers: Die Luft wird dünn<br />

für Bischof Vitus Huonder.<br />

Der Churer Bischof Vitus Huonder<br />

stach in ein Wespennetz, als er Ende<br />

Juli bei einem Vortrag in Fulda jene<br />

Bibelstelle aus dem Alten Testament<br />

zitierte, welche die Todesstrafe für<br />

homosexuelle Handlungen fordert.<br />

Die Reaktionen darauf liessen das<br />

Bistum in seinen Grundfesten erschüttern.<br />

Während Pink Cross mit<br />

der Unterstützung von LOS eine Strafanzeige<br />

wegen öffentlicher Aufforderung<br />

zu Verbrechen und Gewalttätigkeit<br />

einreichte, verhielt sich Huonder<br />

vorerst still. Erst Mitte August äusserte<br />

sich der Bischof mit einem Brief<br />

über die «bedauerliche Angelegenheit».<br />

Darin entschuldigte er sich bei<br />

allen Menschen, die sich durch seinen<br />

Vortrag verletzt gefühlt haben, «insbesondere<br />

homosexuell empfindende<br />

Menschen». Huonder machte in seinem<br />

Statement deutlich, dass er nicht<br />

für eine alttestamentliche Forderung<br />

nach der Todesstrafe eintritt und dass<br />

die erwähnte Bibelstelle keinesfalls<br />

als Anleitung zu verstehen sei, sondern<br />

eine theologische Reflexion erfordere.<br />

Aber mittlerweile wurde die<br />

Kritik an seiner Person stärker, selbst<br />

die NZZ schrieb von «Huonders Hetze<br />

gegen Schwule» und CVP-Chef Christophe<br />

Darbellay fühlte sich gar selbst<br />

beleidigt. In den eigenen Reihen wird<br />

der Bischof nun auch angegriffen:<br />

So wurde bekannt, dass der Vortrag<br />

in Fulda nie dem Bischofssprecher<br />

Giuseppe Garcia vorgelegt wurde.<br />

Dieser äusserte sich auf Radio SRF<br />

«schockiert» über das öffentliche Zitat.<br />

Weiter meldeten sich die Zürcher<br />

Katholiken per Communiqué zu Wort<br />

und baten öffentlich für die Aussagen<br />

Huonders um Entschuldigung. Die<br />

Schelte, die der Gottesmann nun über<br />

sich ergehen lassen muss, täuscht<br />

aber nicht über ein weiteres Problem<br />

hinweg. Um nochmals auf den Ausgangspunkt<br />

in Fulda zurückzukommen:<br />

Rund 1000 Personen applaudierten<br />

damals dem Bischof für seine,<br />

bzw. die Worte der Bibel!<br />

HEIDI HAPPY BESINGT<br />

DIE EHE FÜR ALLE<br />

Die Sängerin begleitete<br />

den «Summer of Love» der<br />

Operation Libero.<br />

Die «Operation Libero» steht für einen<br />

Umbruch in der hiesigen Politlandschaft<br />

und engagiert sich für eine<br />

Schweiz, in welcher sie das Chancenland<br />

des 21. Jahrhunderts sieht. Zusammen<br />

mit wichtigen LGBT-Organisationen<br />

lancierte sie den «Summer of<br />

Love». Die Botschaft: Alle Menschen,<br />

egal welcher sexuellen Orientierung<br />

oder Geschlechtsidentität, sollen in<br />

der Schweiz heiraten dürfen. Untermalt<br />

wurde die Aktion von Heidi Happy.<br />

Die bekannte Luzerner Sängerin<br />

schrieb dafür extra den Song «Marry<br />

Me».<br />

ZÜRICH<br />

NEUE ENTWICKLUNGEN<br />

RUND UM HIV<br />

«Checkpoint im Gespräch» über<br />

Trends und Perspektiven der<br />

IAS-Konferenz in Vancouver.<br />

Laut der UNO soll Aids bis 2030 besiegt<br />

sein. Eine erfreuliche Botschaft,<br />

die viele Fragen aufwirft: Kann das<br />

Ziel der UNO erreicht werden? Welche<br />

innovativen Entwicklungen zeichnen<br />

sich ab? Fragen, die auch diesen<br />

Sommer an der Konferenz der International<br />

Aids Society (IAS) in Vancouver<br />

im Raum standen. Diskutiert<br />

wurde etwa die Idee der Therapie als<br />

Prävention, also die Verhinderung<br />

von Neuinfektionen, indem möglichst<br />

viele HIV-positive Menschen möglichst<br />

früh einer wirksamen Therapie<br />

zugeführt werden. Dr. med. Barbara<br />

Bertisch, Oberärztin am «Checkpoint<br />

Zürich», fasste die wichtigsten Neuigkeiten<br />

aus Vancouver zusammen und<br />

präsentiert diese im «Checkpoint im<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


23<br />

tabuisiert werden sollte. Dabei richten<br />

sich mehr als 25 Workshops und<br />

Vorträge in erster Linie an Transmenschen,<br />

aber darüber hinaus auch an<br />

alle Personen, die sich für die Transthematik<br />

interessieren, insbesondere<br />

die Angehörigen von Transmenschen.<br />

Information, Vernetzung und<br />

der Austausch über gesellschaftliche,<br />

politische, juristische und medizinische<br />

Belange sind das Hauptziel der<br />

Tagung. Zum ersten Mal wird auch<br />

das Thema Intersexualität in den Fokus<br />

gerückt. Einige Workshops werden<br />

zudem von und für Lesben und<br />

Schwule angeboten. Etwa der Workshop<br />

«Trans schön schwul». Die Tagung<br />

findet am 5. und 6. <strong>September</strong><br />

in der Villa Stucki in Bern statt.<br />

FOTOS: JANNEKE VAN DER HAGEN / HEIDI HAPPY, SVEN SCHELKER ALS RÖBI RAPP / ZVG, PD<br />

«Wenn ich schwul wäre, würde ich<br />

Bischof Huonder auch anzeigen.<br />

Ich hoffe, dass bald eine Transe<br />

Bundesrat wird. Die hätte Verständnis<br />

für beide Seiten.»<br />

Polo Hofer, Mundartrock-Legende im Blick-Interview<br />

Gespräch» am Donnerstag, 17. <strong>September</strong>,<br />

um 18 Uhr, im Restaurant<br />

«Bubbles».<br />

HEAVEN AND HEALTH<br />

Informierte Jungs und Männer<br />

kommen in den Himmel.<br />

Der «Checkpoint Zürich» hat mit<br />

«Heaven & Health» seit Sommer ein<br />

neues Projekt am Start: Immer am<br />

letzten Freitag im Monat stehen die<br />

Checkpoint-Mitarbeiter Pascal, Dani<br />

und Alex für allerlei Fragen im Zürcher<br />

«Heaven Club» bereit. Die Himmelsbesucher<br />

können ab der Geisterstunde<br />

die Spezialisten vom Zürcher<br />

«Checkpoint» mit Gedanken zum<br />

Coming-out, zu Sex, sexuell übertragbaren<br />

Infektionen, HIV oder psychischen<br />

Problemen auf Trab halten.<br />

BERN<br />

DRITTE SCHWEIZER<br />

TRANSTAGUNG<br />

«Transgender Network Switzerland»<br />

organisiert eine weitere<br />

Tagung in der Villa Stucki.<br />

Das diesjährige Motto nennt sich «So<br />

Trans – So What» und spielt darauf<br />

an, dass das Trans-Sein in der Gesellschaft<br />

weder pathologisiert noch<br />

BASEL<br />

SCHELKER ERGATTERT<br />

ROLLE IN «HOMELAND».<br />

Der vielgelobte «Kreis»-Darsteller<br />

spielt an der Seite von<br />

Claire Danes.<br />

Mit «Der Kreis» schnellte der Bekanntheitsgrad<br />

des Baslers Sven<br />

Schelker in die Höhe. Nicht nur, dass<br />

der Film weltweit diverse Auszeichnungen<br />

gewann, Schelker wurde<br />

auch für seine Rolle als Travestiekünstler<br />

Röbi Rapp mit dem Schweizer<br />

Filmpreis bedacht. Nun wurde<br />

bekannt, dass der 25-Jährige sich<br />

eine Rolle in der neuen Staffel von<br />

«Homeland» ergatterte. Bislang sind<br />

weitere Details nicht bekannt, jedoch<br />

sollen seine Szenen schon im Kasten<br />

sein. Und weil einige der neuen Folgen<br />

mit Hauptdarstellerin Claire Danes<br />

in Berlin gedreht wurden, musste<br />

Schelker wohl gar nicht erst über den<br />

grossen Teich reisen, um nach Hollywood<br />

zu gelangen. (DD, HE)<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


24<br />

KULTUR<br />

SCHWEIZ<br />

VORHANG AUF<br />

FÜR DIE NEUE SAISON!<br />

Der Sommer ist vorbei und eine neue Kultur-Ära<br />

beginnt – der Start könnte fulminanter nicht sein.<br />

Fantasiewelten liegen vor uns, berührende<br />

Stimmen sowie die Untiefen der Seele – alles mit<br />

gebührendem Abstand, versteht sich.<br />

DIE WELT<br />

VON ARVEN<br />

Fantasy ist schwer in Mode. Entsprechende<br />

Bücher verkaufen sich<br />

millionenfach, Kinofilme vermelden<br />

Rekord-Einspielergebnisse und<br />

TV-Serien verwandeln die heimische<br />

Stube in fremde Welten. Aber aus<br />

Schweizer Sicht, so scheint es, hat<br />

Fantasy einen schweren Stand – nur<br />

wenige neue Geschichten stammen<br />

aus heimischen Gefilden. Raphael<br />

Sommer, Kino- und Filmmusikkomponist,<br />

will das ändern. Mit „Die<br />

Welt von Arven“ schuf er ein solches<br />

Spektakel made in Helvetia. Er gilt<br />

als jüngster seiner Zunft und spezialisierte<br />

sich auf die grossen Werke, die<br />

eine Leinwand zum Glühen bringen.<br />

Bei ihm war die Melodie der Schlüssel<br />

zu „Arven“, so komponierte er bereits<br />

vor vier Jahren die dazugehörige<br />

Musik, im Hinterkopf die ganz eigene<br />

Geschichte - am 5. <strong>September</strong> ist es<br />

nun soweit und die Tore zu seinem<br />

Fantasy-Epos öffnen sich.<br />

„Die Welt von Arven“ erscheint vorerst<br />

als Kino im Kopf, sprich als Hörspiel,<br />

aber mit enormem Aufwand inszeniert.<br />

Sommer setzt auch auf das<br />

Visuelle. „Arven“ wird im Stil eines<br />

Films beworben; die Sprecherinnen<br />

und Sprecher mussten sich verpflichten,<br />

zumindest einmal im Kostüm vor<br />

die Kamera zu treten. Ein geschickter<br />

Schachzug. Dabei sind Hörspiele<br />

schon längst salonfähig, denkt man<br />

an John Sinclair oder etwa Inspektor<br />

Maloney. „Aber gerade eine Geschichte<br />

wie diese ist in der Schweiz quasi<br />

Neuland“, erklärt der Meister.<br />

Und der Plot hat es in sich: In der fiktiven<br />

Welt Arven herrschen zwei Königinnen<br />

über Menschen, Elben und<br />

Zwerge, die sich um die Herrschaft<br />

der Urkräfte gegenseitig bekämpfen.<br />

Jede ist um ihren Vorteil bedacht,<br />

die Unterscheidung zwischen gut und<br />

böse ist schwer. Also wird der Zuhörer<br />

auf seiner Reise durch Arven immer<br />

wieder Zweifel haben, ob die erscheinende<br />

Figur bei aller Sympathie<br />

nicht einen hinterlistigen Plan hegt.<br />

Figuren, die von namhaften Persönlichkeiten<br />

gesprochen wurden. „Ich<br />

wollte ‚Die Welt von Arven mit meinen<br />

engsten Freunden produzieren<br />

und der Spass stand im Vordergrund.<br />

Die Rollen habe ich Ihnen auf den<br />

Leib geschrieben“, so Sommer über<br />

seine illustre Banden. Walter Andreas<br />

Müller, Natacha oder Nadia Brönimann<br />

schlüpfen in klingende Rollen<br />

wie die eines gefallen Zwergenkönigs,<br />

einer Schneekönigin oder einer<br />

Zauberin. Als Erzähler tritt Christoph<br />

Schwegler in Erschienung. Der erste<br />

Teil von „Die Welt von Arven“ erscheint<br />

exklusiv am 5. <strong>September</strong> auf<br />

dem Fair-Trade Musikportal iGroove.<br />

Der zweite Teil ist für Dezember geplant<br />

und schlussendlich soll eine Trilogie<br />

vorliegen, deren Kapitel jeweils<br />

30 Minuten dauern.<br />

www.dieweltvonarven.ch<br />

Ab 5. <strong>September</strong> auf iGroove als<br />

Download verfügbar<br />

HÄRTE<br />

Dem deutschen Regisseur Rosa von<br />

Praunheim kann man vieles vorwerfen,<br />

aber nicht, dass er vor kontroversen<br />

Themen Halt macht. Das Schlüsselwerk<br />

seiner Karriere, «Nicht der<br />

Homosexuelle ist pervers, sondern<br />

die Situation, in der er lebt», hat noch<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


25<br />

Seite steht Produzent Maury Pozzi; das<br />

Resultat bietet abwechslungsreiche<br />

Unterhaltung mit Chansons, die – zum<br />

grossen Teil mit deutschen Texten –<br />

auch Ausflüge zur Popmusik, Einflüsse<br />

aus der Countrymusik, oder Anklänge<br />

der Volksmusik zulassen. Ende <strong>September</strong><br />

<strong>2015</strong> geht Michael von der<br />

Heide mit «Bellevue» auf Tour.<br />

schliesst sie aus? Karin Henkel darf<br />

die Antworten in der Schiffbauhalle<br />

geben, jenem Ort, an dem die Regisseurin<br />

bereits «Elektra» in ein furioses<br />

Tarantino-Spektakel verwandelte.<br />

In ihren «Zehn Geboten» entstanden<br />

verschiedene Räume, Erzählformen<br />

und Spielanordnungen in einer Stadt<br />

der Lebenden und der Toten.<br />

FILMSZENE AUS «HÄRTE» MIT KATY<br />

KARRENBAUER UND HANNO KOFFLER<br />

Michael von der Heide, Bellevue<br />

Ab 4. <strong>September</strong> im Handel<br />

Die zehn Gebote,<br />

Schiffbauhalle Zürich<br />

Premiere: 23. <strong>September</strong><br />

FOTOS: FOTOLIA-SOLARIS, PATRICK METTRAUX, COPYRIGHT BILDER ARVEN; ROMAN RIGGER/FOTO SOMMER; NENAD BERIC,<br />

ZVG – FILMSZENE AUS «HÄRTE» ROMAN RIEGGER, ZVG – DIE LANGE NACHT DER MUSEEN<br />

heute Bestand, und in diesem Sinne<br />

machte Praunheim weiter. Sein neustes<br />

Werk «Härte», das dieser Tage in<br />

ausgewählten Kinos startet, ist eine<br />

kompromisslose Offenlegung menschlicher<br />

Abgründe.<br />

In der Doku-Fiktion wird das Leben<br />

von Andreas Marquardt seziert, einstiger<br />

Karate-Champion und später berüchtigter<br />

Zuhälter, der schlussendlich<br />

im Knast landet. Doch da beginnt<br />

erst die eigentliche Geschichte, denn<br />

die Vergangenheit holt Marquardt<br />

gnadenlos ein: Als kleiner Junge wurde<br />

er jahrelang von seiner Mutter<br />

missbraucht. Praunheim drehte seinen<br />

Film mit herausragenden Darstellern,<br />

allen voran Katy Karrenbauer als<br />

Mutter, deren Nacktszenen bereits im<br />

Vorfeld für Schlagzeilen sorgten. Aber<br />

es ist das Tabuthema des Missbrauchs<br />

durch eine Mutter, das schockiert. So<br />

ist «Härte» der ungeschminkte Bericht<br />

über eine gestohlene Kindheit<br />

und eine schwierige Rückkehr in eine<br />

bürgerliche Existenz.<br />

Härte, Filmcoopi AG<br />

Ab 3. <strong>September</strong> im Kino<br />

BELLEVUE<br />

Mit seinem zehnten Album «Bellevue»<br />

meldet sich Michael von der Heide<br />

wieder zurück. Nicht, dass er in den<br />

letzten Jahren untätig gewesen wäre,<br />

so hat er sich u. a. als Schauspieler<br />

unter den Fittichen von Christoph<br />

Marthaler behauptet. Aber schliesslich<br />

ist die Musik sein Steckenpferd. Und<br />

diesmal entführt er seine Zuhörer auf<br />

eine spannende musikalische Reise<br />

und zeigt mit modern interpretierten<br />

Melodien und vielschichtigen Texten<br />

alle Facetten seines Könnens. Ihm zu<br />

DIE ZEHN GEBOTE<br />

Mit «Die zehn Gebote» nach dem<br />

Filmzyklus «Dekalog» von Krzysztof<br />

Kieślowski und Krzysztof Piesiewicz,<br />

ist eine der ersten Theaterpremieren<br />

der Saison auf der Höhe der Zeit.<br />

Denn: Welche Gebote und Verbote<br />

bestimmen unser Leben? Auf welche<br />

Werte und Tabus gründet unsere Gesellschaft?<br />

Wen schliesst sie ein, wen<br />

DIE LANGE NACHT UND IHRE BESUCHER<br />

LANGE NACHT DER<br />

ZÜRCHER MUSEEN<br />

Manche Nächte sind schöner als viele<br />

Tage. Besonders dann, wenn Geschichte,<br />

Kunst und Kultur ohne Hürden<br />

zu entdecken sind. Der Verein<br />

der Zürcher Museen organisiert auch<br />

in diesem Jahr die «Lange Nacht».<br />

47 Zürcher Museen sorgen für ein<br />

buntes, unterhaltsames aber auch<br />

anspruchsvolles Programm. So wird<br />

die variantenreiche Palette von Dauer-<br />

und Sonderausstellungen ergänzt<br />

durch ein spannendes Rahmenprogramm<br />

mit Führungen, Performances,<br />

Konzerten, Lesungen usw. Auch<br />

das leibliche Wohl kommt nicht zu<br />

kurz: Eine Vielzahl der Museen versteht<br />

es, mit kulinarischen Trouvaillen<br />

zu überraschen. (DD)<br />

Die lange Nacht<br />

der Zürcher Museen<br />

Zürich, 5. <strong>September</strong><br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


26<br />

KOLUMNE<br />

MICHI RÜEGG<br />

WIE GOTT<br />

UNS SCHUF<br />

ICH BIN KEIN BIBEL-<br />

KENNER, ABER ICH WAGE<br />

ZU BEHAUPTEN, DASS<br />

DORT NIRGENDWO<br />

ZU LESEN IST: «GEHET HIN<br />

UND KAUFET BADE-<br />

HOSEN!»<br />

VON MICHI RÜEGG<br />

Allmächtiger Herr, lass Gnade für<br />

uns Menschen hienieden walten<br />

und ruf dein schwärzestes<br />

Schaf zur Unterredung zu dir! Bestimmt<br />

wird Bischof Huonder aus der<br />

Churer Kurie entzückt sein, wenn du<br />

ihm diese Ehre erweist. Bei der Gelegenheit<br />

könntest du ihm ja gleich die<br />

Bedeutung des Neuen Testaments aus<br />

der Sicht des Schöpfers näher bringen.<br />

Ich bin mir sicher, der alte Knabe<br />

kann von einem solchen divinösen<br />

Frontalunterricht nur profitieren.<br />

Und allenfalls findest du gewiss Verwendung<br />

für seine Exzellenz, damit<br />

er die strapaziöse Rückreise auf die<br />

Erde nicht antreten muss. Er könnte<br />

beispielsweise den himmlischen<br />

Heerscharen bei der Pflege ihrer<br />

Ausrüstung behilflich sein. Oder die<br />

göttlichen Waschräume von exkrementiertem<br />

Ambrosia befreien, das<br />

an den herrlichen Schüsseln kleben<br />

bleibt, wenn die Erzengel wieder einmal<br />

unter Verstopfung leiden.<br />

Wie dem auch sei, o Herr, bitte erlöse<br />

uns von dem Bischof und vergib<br />

uns unsere Impertinenz, Kritik an<br />

deinem Personal auf Erden zu üben.<br />

Sie ist nicht gegen dich gerichtet, sondern<br />

gegen ihn und die Puppenspieler<br />

in seinem Umfeld, die seinen Unterkiefer<br />

auf- und abbewegen.»<br />

Ich bin nicht besonders religiös.<br />

Nun, ich bin etwa so religiös wie ein<br />

Käsesandwich. Aber auch ich bin einmal<br />

ohne meine Zustimmung getauft<br />

worden, ergo besinne ich mich in<br />

O HERR, BITTE ERLÖSE<br />

UNS VON DEM BISCHOF<br />

UND VERGIB UNS UNSERE<br />

IMPERTINENZ, KRITIK<br />

AN DEINEM PERSONAL<br />

AUF ERDEN ZU ÜBEN.<br />

Zeiten grösster Not meiner einstigen<br />

Konfession und lasse – religiösen Blähungen<br />

gleich – Stossgebete fahren.<br />

Solche wie oben.<br />

Ansonsten verwende ich den Namen<br />

des Herrn immer dann, wenn es<br />

meiner Meinung nach die Situation<br />

erfordert. Das kann angebracht oder<br />

unangebracht wirken. Meist Letzteres.<br />

Aber es zeugt davon, dass ich tief<br />

in mir drin doch zu vermuten scheine,<br />

dass es IHN gibt, sonst würde ich ihn<br />

gopfertami nicht so oft erwähnen.<br />

Der Allmächtige fiel mir auch neulich<br />

ein, als ich am Strand lag. Ich lag<br />

dort ohne Badehöschen, also so, wie<br />

ER mich erschaffen hatte. Das fand<br />

ich nicht nur besonders natürlich, ich<br />

war auch der Meinung, ich sei in dem<br />

Moment ein fantastischer Christ, da<br />

ich mich als Schöpfung gänzlich so<br />

akzeptierte, wie ER mich mal angedacht<br />

hatte. Ich bin kein Bibelkenner,<br />

aber ich wage zu behaupten, dass<br />

dort nirgendwo zu lesen ist: «Gehet<br />

hin und kaufet Badehosen!» Man<br />

könnte den Gedanken weiterspinnen<br />

und das Tragen von Badebekleidung<br />

gar als Gotteslästerung empfinden,<br />

weil es den ursprünglichen Willen des<br />

Herrn negiert.<br />

Lästig ist sie alleweil, die Badehose.<br />

Erst klebt sie an unserem Hintern<br />

und macht das Badetuch unangenehm<br />

feucht. Dann verhindert sie,<br />

dass unsere Fudis und Penisse eine<br />

schöne Farbe annehmen. Und zuletzt<br />

vergessen wir sie in der Sporttasche<br />

und verhelfen damit diversen Schimmelpilzsporen<br />

zur Blüte. Ich sehe<br />

schlichtweg keinen Grund, weshalb<br />

das Tragen von Badehosen irgendeinen<br />

Nutzen haben soll.<br />

Mit dieser Meinung bin ich heutzutage<br />

in der Minderheit. Leider sogar<br />

an sogenannten FKK-Stränden. Gerade<br />

in der Hochsaison zeigen sich<br />

an Gay Nude Beaches viele Herren in<br />

Textil. Ich frage mich: Warum tun sie<br />

das? Hat nicht ein jeder von uns so<br />

viele Geschlechtsteile gesehen, dass<br />

es auf ein paar Dutzend mehr oder<br />

weniger nun wirklich nicht mehr ankommt?<br />

Darauf angesprochen, sagen mir<br />

textiltragende Mitbadegäste gerne:<br />

Es sind ja eh nur immer diejenigen<br />

nackt, die man nicht so sehen will. Na<br />

herrlich, was ist denn das wieder für<br />

ein Argument? Dem fehlt es an jeglicher<br />

innerer Logik. Was mich betrifft:<br />

Wenn jemand hässlich wie die Nacht<br />

ist, macht ein kleines Stück Stoff nun<br />

wirklich keinen grossen Unterschied<br />

mehr. Es ist ja nicht so, als ob man im<br />

direkten Vergleich denkt: «Oh, dieser<br />

fette, behaarte Typ mit der Knollennase<br />

ist aber ein ziemlicher Schuss»<br />

– und sobald er die Badehose ausgezogen<br />

hat: «Iggit, pfui, wüescht».<br />

Mein Aufruf deshalb an alle unter<br />

euch: Achtet Gottes Willen, lasst eure<br />

Höschen in der Tasche. Meine Toleranz<br />

geht so weit, dass ich mein Badetuch<br />

sogar neben den nackten Bischof<br />

Huonder legen würde. Vorausgesetzt,<br />

er widersetzt sich dem natürlichen<br />

priesterlichen Reflex, mich anzumachen.<br />

Wenigstens könnte er mir nicht<br />

an die Wäsche gehen, denn ich trage<br />

ja keine.<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


Ich suche nicht irgendwen,<br />

daher suche ich auch nicht irgendwo.


28<br />

KOLUMNE<br />

PIA SPATZ<br />

MIT 18 LÖCHERN<br />

IN DEN HERBST<br />

Pia litt unter den Sommerhitze – ist sie doch<br />

eine Kreatur der Nacht und verbündet sich lieber<br />

mit Engeln und Bengeln.<br />

VON PIA SPATZ<br />

Ihr Lieben, nach gefühlten 47 Hitzewellen<br />

bin ich jetzt soweit, den<br />

Herbst gebührend und mit offenen<br />

Armen zu empfangen. Es war<br />

ein Sommer wie in den Wechseljahren:<br />

stickig, schwitzig und laut. Nun<br />

gut, ich werde niemals die klassische<br />

Sonnenanbeterin sein, dafür bin ich<br />

zu sehr ein Nachtschattengewächs.<br />

Aber natürlich war auch ich nahe<br />

dran, mich sämtlicher Kleider zu entledigen<br />

– und das sind nicht wenige!<br />

Auf einem kleinen Eiland im Strom<br />

liesse sich das auch problemlos machen<br />

– auf dem Zürcher Werdinseli.<br />

ES WAR EIN SOMMER<br />

WIE IN DEN WECHSEL-<br />

JAHREN: STICKIG,<br />

SCHWITZIG UND LAUT.<br />

Der einstige Geheimtipp läuft aber in<br />

Sachen Freizeittourismus zusehends<br />

dem Uetliberg Rang und Namen ab.<br />

Was kreucht und fleucht, wie etwa<br />

alteingesessene Zweibeiner oder<br />

postmoderne quietschfidele Fortpflanzungsgenerationen,<br />

sie alle treten<br />

sich mittlerweile gegenseitig auf<br />

die Füsse – das ist unschön und kann<br />

Fusspilz verursachen.<br />

Auch spreche ich hier nicht über<br />

stöhnende Büsche, sondern über den<br />

friedvollen Umgang miteinander.<br />

Egal ob Stinkbändel oder Wasserpistole.<br />

Und ehrlich gesagt: Unsereins<br />

APROPOS ANLEITUNG –<br />

NICHT NUR ÄUSSERLICH<br />

MUSSTEN WIR DIE<br />

LETZTEN WOCHEN DURCH<br />

DAS TAL DES TODES<br />

LAUFEN, SONDERN AUCH<br />

INNERLICH.<br />

hat keine Lust, einen Aufstand à la<br />

Stonewall auf der Werdinsel zu inszenieren.<br />

Leben und lassen lautete<br />

die Devise. Glücklicherweise haben<br />

«Grün Stadt Zürich», der «Checkpoint<br />

Zürich» sowie die HAZ eine super Lösung<br />

in petto: Ab Ende August gibts<br />

eine Art Anleitung für die grüne Idylle,<br />

welche nicht zu übersehen sein<br />

wird – eine, die das «Blüttle» auch<br />

weiterhin hochleben lässt.<br />

Apropos Anleitung – nicht nur<br />

äusserlich mussten wir die letzten<br />

Wochen durch das Tal des Todes<br />

laufen, sondern auch innerlich. Man<br />

könnte es auch ein Höllenfeuer nennen<br />

– dies lassen zumindest die Hiobsbotschaften<br />

aus dem Bistum Chur<br />

vermuten. Das Buch der Bücher gilt<br />

als Anleitung zum Leben (und Stoff<br />

für so manchen Blockbuster) – aber<br />

aus dem Kontext gerissene Stellen<br />

verursachen eben einen Tsunami der<br />

Entrüstung. Ich gestehe, ich kann<br />

noch so viel Make-up auftragen wie<br />

ich will – mein Schock ist gegen Camouflage<br />

immun. Bodenpersonal,<br />

kann ich da nur sagen. Da lobe ich<br />

mir doch meine Bengel vom «Checkpoint»,<br />

die als irdische Engel den unterirdischen<br />

Himmel stürmen: Pascal,<br />

Dani und Alex sind noch immer am<br />

letzten Freitag im Montag ab Mitternacht<br />

im Club «Heaven» anwesend,<br />

um sich der Sorgen, Nöten aber auch<br />

Freuden der Besucher anzunehmen –<br />

wer nicht fragt, der nicht gewinnt!<br />

Es gilt optimistisch in den Herbst<br />

zu blicken. Gute Nachrichten bringt<br />

der erste «Checkpoint im Gespräch»<br />

nach der Sommerpause. Jüngsten Informationen<br />

der UN zufolge soll Aids<br />

bis 2030 besiegt sein. Wie das gehen<br />

soll, erfahren geneigte Besucher am<br />

17. <strong>September</strong>. Gänzliche Unbekümmertheit<br />

garantiere ich aber an meinem<br />

Rosa-Minigolfturnier am 6. <strong>September</strong><br />

in Arth. Ich biete 18 Löcher<br />

– wer kann da schon mithalten? <br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


PUBLIREPORTAGE<br />

SYPHILIS-TESTWOCHEN<br />

29<br />

NATIONALE SYPHILIS-<br />

TESTWOCHEN IM OKTOBER <strong>2015</strong><br />

Syphilis gilt als die klassische Geschlechtskrankheit. Sie ist seit Jahrhunderten bekannt<br />

und wurde gefürchtet, endete sie doch vor der Erfindung des Penicillin<br />

meist tödlich. Das hat sich glücklicherweise geändert. Syphilis ist heute eine sexuell<br />

übertragbare Krankheit, die gut behandelt werden kann. Die Schwierigkeit liegt<br />

aber darin, sie zu erkennen, denn die Symptome können leicht mit anderen Krankheiten<br />

verwechselt und fehlgedeutet werden. Manchmal kommen die Symptome<br />

auch einfach so schwach vor, dass sie nicht bemerkt werden. Für sexuell<br />

aktive Menschen mit wechselnden Partnern ist es daher wichtig, sich ein- bis zweimal<br />

pro Jahr testen zu lassen, auch wenn keine Symptome vorliegen.<br />

Im Oktober haben Männer, die Sex mit Männer haben (MSM) erneut die Gelegenheit,<br />

sich gratis testen zu lassen.<br />

Nach wie vor sind Schwule und<br />

andere Männer, die Sex mit<br />

Männern haben (MSM), die<br />

am stärksten von Syphilis betroffene<br />

Gruppe in der Schweiz. Sie machen<br />

mehr als die Hälfte der gemeldeten<br />

Fälle aus. Zwar wurden 2014 leicht<br />

weniger Syphilis-Fälle gemeldet als in<br />

den Vorjahren, sie verharren aber auf<br />

einem hohen Niveau. Über 80% der<br />

MSM waren 2014 zum Zeitpunkt der<br />

Diagnose im frühen Stadium. In dieser<br />

Zeit ist das Übertragungsrisiko besonders<br />

hoch. Dies zeigt, wie wichtig es<br />

ist, immer möglichst alle Sexpartner<br />

des Patienten mitzubehandeln, selbst<br />

wenn bei diesen keine Symptome auftreten.<br />

Diese Massnahme verhindert<br />

eine Weiterverbreitung oder eine sich<br />

wiederholende gegenseitige Ansteckung<br />

unter den Sexpartnern (den sogenannten<br />

Ping-Pong-Effekt).<br />

WIE WIRD SYPHILIS<br />

ÜBERTRAGEN?<br />

Syphilis wird durch das Bakterium<br />

Treponema pallidum übertragen. Es<br />

dringt durch die Schleimhaut oder<br />

auch durch kleinste Verletzungen der<br />

Haut ein. Dann beginnt eine langsam<br />

fortschreitende Erkrankung des ganzen<br />

Körpers, die sich in verschiede-<br />

«EIN SYPHILIS-TEST IST SCHNELL<br />

UND UNKOMPLIZIERT, DENN<br />

SYMPTOME ÜBERSIEHT MAN LEICHT»,<br />

MEINT WUDDRI RIM, BERATER<br />

BEIM «CHECKPOINT BERN»<br />

nen Stadien zeigt. Die Inkubationszeit<br />

liegt bei durchschnittlich 21 Tagen.<br />

Sie kann aber auch stark variieren.<br />

Eine Ansteckung findet in der Regel<br />

bei direktem Kontakt mit einem Syphilis-Geschwür<br />

statt, was bei sämtlichen<br />

Sexpraktiken vorkommen kann.<br />

Safer Sex bietet einen gewissen, aber<br />

leider keinen zuverlässigen Schutz.<br />

Wer viele verschiedene Sexpartner<br />

SYPHILIS-TESTWOCHEN<br />

IN DER SCHWEIZ<br />

Vom 1.–31. Oktober <strong>2015</strong> finden die<br />

natio-nale Testwochen für Männer, die Sex<br />

mit Männern haben, statt. Ausgewählte<br />

Teststellen bieten gratis einen Test an:<br />

Den Schnelltest für die Männer, die noch<br />

nie eine Syphilis hatten, sowie einen aufwendigeren<br />

Labortest für Männer, die<br />

bereits eine Syphilis hatten. Die Adressen<br />

der Teststellen und die Angaben, welche<br />

davon auch einen Labortest anbieten, finden<br />

sich auf der Webseite www.drgay.ch.<br />

Männer, lasst euch im Oktober<br />

gratis auf Syphilis testen!<br />

Weitere Informationen und die<br />

teilnehmenden Teststellen findest du unter<br />

www.drgay.ch<br />

hat, schützt sich und seine Partner<br />

dadurch, indem er sich regelmässig<br />

testen lässt. Die beste Gelegenheit dafür<br />

sind die nationalen Syphilis-Testwochen<br />

im Oktober. Sie finden in spezialisierten<br />

Teststellen statt und sind<br />

dazu auch noch gratis. <br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


30 RATGEBER AIDS-HILFE<br />

DR.GAY<br />

Dr. Gay<br />

FAKE-PROFIL ALS FRAU<br />

Ich wusste schon sehr früh, dass ich<br />

schwul bin, habe aber gemerkt, dass<br />

das Schwulsein viele Probleme mit sich<br />

bringt. Irgendwann habe ich angefangen,<br />

Fake-Profile auf Chat-Plattformen<br />

für Heterosexuelle zu erstellen. Darin<br />

gebe ich vor, eine Frau zu sein. Wenn<br />

ich dann Bilder von den Jungs und Männern<br />

bbekomme, frage ich sie nach ihren<br />

sexuellen Erfahrungen mit Mädchen und<br />

was sie alles mit mir machen möchten.<br />

Danach fühle ich mich schlecht und<br />

schäme mich irgendwie. Ich wünschte,<br />

ich wäre heterosexuell. Irgendwie komme<br />

ich damit nicht klar. Weisst du einen<br />

Rat? Chris (19)<br />

ANZEIGE<br />

«Ein wuchtiger Film, der im Gedächtnis bleibt.»<br />

Epd-Film<br />

Hallo Chris<br />

Die Anonymität des Internets verleitet<br />

Menschen manchmal dazu, sich als<br />

jemanden auszugeben, der sie nicht<br />

sind. Dies geschieht unabhängig vom<br />

Geschlecht oder der sexueller Orientierung.<br />

Abgesehen davon, dass solches<br />

Verhalten unfair ist, solltest du<br />

dich fragen, was du damit erreichen<br />

willst. Denn am Ende des Tages bist<br />

du so wieder alleine, frustriert und<br />

fühlst dich eben schlecht. Glaube an<br />

dich, sei authentisch und möglichst<br />

ehrlich zu dir und anderen. Wenn<br />

du zu dir stehst, wirkst du am besten<br />

auf die Menschen. Ich bin sicher, ein<br />

«echtes» Profil von dir wird dich auf<br />

lange Sicht zufriedener und glücklicher<br />

machen. Wenn du weiter Probleme<br />

mit deinem Schwulsein hast<br />

oder Hilfe beim Coming-out brauchst,<br />

empfehle ich dir das kostenlose Beratungsangebot<br />

«Du bist du». Weitere<br />

Informationen dazu findest du auf der<br />

Webseite www.du-bist-du.ch.<br />

Alles Gute, Dr. Gay<br />

HABE ICH MICH<br />

ANGESTECKT?<br />

Vor kurzem habe ich erfahren, dass ein<br />

Mann, mit dem ich Sex hatte, HIV-positiv<br />

ist. Jetzt mache ich mir grosse<br />

Sorgen, mich angesteckt zu haben. Er<br />

hat mich ohne Kondom sehr intensiv<br />

geblasen, geleckt und an meiner Eichel<br />

gesaugt. Danach habe ich meinen Penis<br />

an seiner Rosette gerieben. Ich mache<br />

mich völlig verrückt deswegen. Ich weiss<br />

ja nicht, ob er zum Beispiel im Mund<br />

geblutet hat. Bitte sag mir die Wahrheit,<br />

war das ein HIV-Risiko für mich?<br />

Luca (28)<br />

Hallo Luca<br />

Sich blasen lassen und das Berühren<br />

des Afters mit dem Penis bedeuten<br />

kein HIV-Risiko. Selbst wenn dein Sexpartner<br />

im Mund geblutet hätte, wäre<br />

das Blut durch den Speichel zu verdünnt<br />

für eine Ansteckung. Nur weil<br />

du jetzt weisst, dass dein Sexpartner<br />

HIV-positiv ist, ändert das nichts. Bestimmt<br />

hattest du früher auch schon<br />

Sex mit HIV-positiven Männern, ohne<br />

es zu wissen. Halte dich einfach an<br />

die Safer-Sex-Regeln: Analverkehr<br />

nur mit Kondom, kein Sperma in den<br />

Mund oder schlucken. Dann musst du<br />

dir über HIV schon mal keine Sorgen<br />

machen. Andere sexuell übertragbare<br />

Infektionen (STI) wie z. B. Tripper,<br />

Chlamydien oder Syphilis sind allerdings<br />

einfacher übertragbar als HIV.<br />

Lass dich darum unbedingt gegen Hepatitis<br />

A und B impfen und informiere<br />

dich im Sex-Wiki meiner Webseite<br />

www.drgay.ch über die verschiedenen<br />

STI. Bei Juckreiz, Brennen oder<br />

Ausfluss im Genitalbereich geh sofort<br />

zum Arzt. Weil STI manchmal auch<br />

symptomlos auftreten können, solltest<br />

du dir überlegen, ob eine jährliche<br />

Routinekontrolle der wichtigsten<br />

STI Sinn für dich macht.<br />

Alles Gute, Dr. Gay<br />

Nomination Bester Darsteller: Hanno Koffler<br />

HÄRTE<br />

Ein Film von ROSA VON PRAUNHEIM<br />

Ab 3. <strong>September</strong> im Kino<br />

DR. GAY<br />

Dr. Gay ist eine Dienstleistung der Aids-<br />

Hilfe Schweiz. Die Fragen werden online<br />

auf www.drgay.ch gestellt. Die Redaktion<br />

druckt die Fragen genau so ab, wie sie<br />

online gestellt werden.<br />

*haerte_InsD_89x127_cruiser.indd 1 10.08.15 11:39


KOLUMNE<br />

THOMMEN MEINT<br />

31<br />

BISCHOF HUONDER<br />

GEHT ES ZU SCHNELL<br />

... oder warum wir irgendwie nicht mehr zu<br />

stoppen sind.<br />

FOTOS: ZVG, FOTOLIA/IVONNE WIERINK<br />

VON PETER THOMMEN<br />

Seit der schwungvollen Kür von<br />

Conchita Wurst am ESC 2014<br />

und staatlichen «Ehe-Öffnungen»<br />

in der westlichen Kultur scheint<br />

es für gleichgeschlechtliche Paare nur<br />

noch wenige Hürden zu geben. Sind<br />

wir nicht mehr zu stoppen?<br />

Es macht den Anschein, dass es<br />

überall «Lobbyisten» gibt, die uns<br />

den Teppich ausrollen! Und wer kann<br />

denn noch etwas gegen «härzige»<br />

junge oder ältere Schwulenpärchen<br />

haben? Dieser Eindruck täuscht! In<br />

den Köpfen der meisten Hetero/as<br />

sind noch ganz andere Bilder gespeichert,<br />

über die keiner öffentlich redet<br />

– ausser Bischof Huonder vielleicht ...<br />

Es macht den Anschein, als ob die<br />

«Emanzipation» schon in der Zielgeraden<br />

sei! Doch erst vor zwanzig<br />

Jahren hatte der Begriff «widernatürlich»<br />

seinen Platz im Strafgesetzbuch,<br />

nach abgesessenen 50 Jahren, aufgeben<br />

müssen. Seit 2004 sind gleichgeschlechtliche<br />

Beziehungen staatlich<br />

anerkannt. Aber in dem Gesetz steht<br />

nirgendwo etwas darüber, wie ein<br />

Mann bei einem Mann liegen solle,<br />

ohne dass es dem Staat ein Gräuel sei.<br />

Und nun stehen wir vor der «Eheöffnung»?<br />

Ich bin überzeugt davon,<br />

dass die wenigsten je im Leben einen<br />

Gesetzestext über die Regelungen in<br />

der Ehe gelesen haben. Denn darin<br />

DIE «HOMOSEXUELLEN<br />

ARBEITSGRUPPEN» SIND<br />

LÄNGST AUFGEGEBEN<br />

WORDEN. IHRE ARBEIT<br />

NENNT SICH HEUTE<br />

«THERAPIE».<br />

wird die Ungleichheit von Mann und<br />

Frau staatlich anerkannt. Wie aber<br />

kann der Staat die Ungleichheit von<br />

Mann und Mann anerkennen? By the<br />

way: Auch die Ungleichheit der Frau<br />

ändert sich nicht, nur weil zwei Frauen<br />

einander heiraten!<br />

Es ist noch nicht lange her, dass<br />

die Selbstmordtendenzen von schwulen<br />

und bisexuellen Männern öffentlich<br />

beklagt wurden. Diese sind auch<br />

bei solchen in eingetragenen Partnerschaften<br />

zu finden! Appelle wie «Es<br />

wird besser» werden nicht viel ändern!<br />

Denn: zuhause müsste anfangen,<br />

was leuchten soll im Vaterland<br />

– und von mir aus auch im Mutterland.<br />

Und von zuhause nehmen wir<br />

die ganzen Heterobilder mit, die uns<br />

zu Neurotikern machen – und viele<br />

«Normale» dazu. Die Schwulenbewegung<br />

hatte das erkannt und als Thema<br />

aufgenommen. Sie hat 1983 die<br />

bürgerliche Familie anlässlich eines<br />

CSDs in Luzern im See symbolisch begraben.<br />

Kein Schwuler und kein Bisexueller<br />

entkommt diesen so leicht!<br />

Die «Homosexuellen Arbeitsgruppen»<br />

sind längst aufgegeben worden.<br />

Ihre Arbeit nennt sich heute «Therapie».<br />

Aber diese Therapie findet grossenteils<br />

an Parties und mit Drogenkonsum<br />

statt. Daher kann ich nicht<br />

verstehen, dass es den Schwulenlobbyisten<br />

nicht schnell genug gehen<br />

kann, bis alle pärchenweise verheiratet<br />

und wieder da gelandet sind, wo<br />

sie einmal hergekommen. <br />

PETER THOMMEN<br />

Peter Thommen (65) von Jugend an ausgeprägt<br />

gleichgeschlechtlich und späterhin<br />

eine Art Dokumentarist der schwulen<br />

Szene in Basel und anderswo, hat einen<br />

rosa Blick auf Geschichte und Tagesaktualitäten.<br />

Er hat im letzten Jahrhundert<br />

auch schwule Radiosendungen produziert.<br />

Trotzdem er im Kopf immer mal den<br />

Briefkasten mit dem Papierkorb verwechselt,<br />

hat er sich fleissig durchs schwule<br />

Leben geschrieben und findet auch in<br />

alten Büchern immer wieder überraschend<br />

Aktuelles.<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


32<br />

THEMA<br />

WERDINSEL IM ZWIESPALT<br />

OBEN VS. UNTEN:<br />

EINE INSEL IM ZWIESPALT<br />

Die Zürcher Werdinsel wird von Menschenmengen überflutet. Unliebsame<br />

Begegnungen und Streitereien waren die Folge. «Grün Stadt Zürich» lanciert<br />

nun mit der HAZ sowie dem «Checkpoint Zürich» versuchsweise<br />

neue Handlungsempfehlungen, die den Frieden wieder herstellen sollen.<br />

VON DANIEL DIRIWÄCHTER<br />

Sie gilt seit Jahren als eines der<br />

letzten Paradiese der Stadt, die<br />

Zürcher Werdinsel, die dank<br />

dem Kraftwerk Höngg einst künstlich<br />

geschaffen wurde. Seither wurde das<br />

Eiland immer beliebter. Während der<br />

obere Teil fast wie ein Park anmutet,<br />

gilt der untere Teil als wild und verschwiegen<br />

– ein Ort, der sich schnell<br />

in der Gayszene etablierte. An dieser<br />

Spitze der Werdinsel wird seit mehr<br />

als 50 Jahren auch nackt gebadet –<br />

der einzige offizielle FKK-Strand der<br />

Stadt.<br />

Jahrelang kam man sich nicht in die<br />

Quere und die Werdinsel galt als Zuflucht<br />

vor dem Grosstadtleben. Aber<br />

wie jeder Geheimtipp wurde auch sie<br />

mit der Zeit zum «Place to be» und<br />

jeder beansprucht heute seinen Teil<br />

der Insel. Eine Situation, die Konflikte<br />

SEX AUF<br />

ÖFFENTLICHEM GRUND<br />

IST IN ZÜRICH<br />

NICHT VERBOTEN.<br />

heraufbeschwört, besonders wenn es<br />

um nackte Tatsachen geht. Aber auch<br />

die Situation, dass einige gerne ihrer<br />

Sexualität in den Büschen freien Lauf<br />

lassen, sorgt für erhitzte Gemüter –<br />

DIE VERSCHIEDENEN<br />

NUTZERGRUPPEN SOLLEN<br />

DARAUF HINGEWIESEN<br />

WERDEN, DASS ALLE<br />

LEUTE DAS GLEICHE<br />

RECHT HABEN, DIE INSEL<br />

ZU BENUTZEN – AUF<br />

IHRE WEISE.<br />

doch: Sex auf öffentlichem Grund ist<br />

in Zürich nicht verboten.<br />

Unliebsame Begegnungen zwischen<br />

den Besuchern beider «Welten»<br />

führten bereits 2006 dazu, dass<br />

die Stadtverwaltung das Projekt<br />

«SISA» (Sicherheit und Sauberkeit) in<br />

Zusammenarbeit mit der Polizei, der<br />

Zürcher Aids-Hilfe sowie dem Sozialdepartement<br />

ins Leben rief, um die<br />

friedliche Koexistenz zu bewahren.<br />

Plakate mit Sprüchen wie «Auf der<br />

Werdinsel gibt es keinen öffentlichen<br />

Verkehr» waren jedoch an Biederkeit<br />

nicht zu überbieten und verhallten<br />

im Wind. Vielleicht ist das ein Grund,<br />

weshalb die erwähnten Strukturen<br />

heute nicht mehr existieren?<br />

Die Situation hat sich seither auf<br />

der Werdinsel nicht verbessert. Im<br />

Gegenteil: Des Öfteren wird die Polizei<br />

aufgeboten, um im «Sexspiel-Wäldchen»<br />

nach dem Rechten zu sehen. In<br />

diesem Sommer waren gar an zwölf<br />

Wochenenden Doppelpatrouillen unterwegs.<br />

Adrian Feubli, Sprecher der<br />

Stadtpolizei Zürich, teilte im Juni gegenüber<br />

«20 Minuten» mit, dass man<br />

natürlich nicht hinter jedes Gebüsch<br />

schaue. Trotzdem, die Fronten zwischen<br />

oben und unten, zwischen Familie<br />

und Freigeistern und zwischen<br />

Homo- und Heterosexuellen haben<br />

sich verhärtet.<br />

EIN POSTULAT<br />

UND SEIN RESULTAT<br />

Alan David Sangines (SP), Gemeindrat,<br />

reichte schon im April 2014 ein Postulat<br />

ein, in welchem er den Stadtrat um<br />

die Kennzeichnung des FKK-Bereichs<br />

auf der Werdinsel auffordert. Es dürfe<br />

nicht sein, dass der einzige öffentliche<br />

FKK-Badeort kritisiert oder gar verboten<br />

werde. Auch wenn damals Martin<br />

Bürlimann von der SVP die traditionellen<br />

Badegewohnheiten an der<br />

Werdinselspitze als «eigentümlich»<br />

beschrieb, reagiert nun «Grün Stadt<br />

Zürich» mit einer temporären Signalisation<br />

des Nacktbadebereichs auf der<br />

Werdinsel.<br />

Entsprechende Schilder wurden<br />

in Kooperation mit den Homosexuellen<br />

Arbeitsgruppen (HAZ) sowie<br />

dem «Checkpoint Zürich» entwickelt.<br />

Sie sollen aufzeigen, in welchem Bereich<br />

mit Nacktbadenden zur rechnen<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


33<br />

DIE ZÜRCHER WERDINSEL:<br />

DIE FRONTEN ZWISCHEN<br />

HETEROS, HOMOS UND<br />

ÜBERHAUPT ALLEN VER-<br />

HÄRTEN SICH ZUNEHMEND.<br />

FOTO: PD<br />

ist, und wo das Tragen von Kleidung<br />

erwünscht ist. Es handle sich dabei<br />

nicht um neue Vorschriften, sondern<br />

um Verantwortung, sagt Hans Peter<br />

Waltisberg, Leiter Präventionsprojekte<br />

beim «Checkpoint». «Die verschiedenen<br />

Nutzergruppen sollen darauf<br />

hingewiesen werden, dass alle Leute<br />

das gleiche Recht haben, die Insel zu<br />

benutzen – auf ihre Weise.»<br />

Die Stadt legt damit quasi ihre<br />

schützende Hand auf den – meist<br />

schwulen – FKK-Bereich. Sie ging<br />

zudem aktiv auf die HAZ sowie den<br />

«Checkpoint» zu. «Für uns war es<br />

zwingend, dass die neuen (bekleideten)<br />

Besucher wissen müssen, dass<br />

sie einen jahrzehntealten Nacktbereich<br />

betreten», führt Waltisberg aus.<br />

Die Beschilderung soll klar machen,<br />

dass diese Tradition von der Werdinsel<br />

nicht wegzudenken sei. Dieser<br />

Meinung ist auch Marc Werlen, Leiter<br />

Kommunikation von «Grün Stadt<br />

Zürich»: «Es geht nicht um eine Provokation,<br />

aber ein Gleichgewicht auf<br />

der Insel muss wieder hergestellt<br />

werden.»<br />

Sechs Wochen wird nun getestet,<br />

ob sich die Beschilderung bewährt,<br />

etwas spät, denn der Sommer verabschiedet<br />

sich langsam. Dies soll die<br />

Resultate nicht beeinträchtigen, so<br />

Werlen. Da die Insel im Hochsommer<br />

aus allen Nähten platze, sei nun die<br />

Zeit ideal, um zuverlässige Informationen<br />

zu erhalten, ohne einen Ansturm<br />

von Besuchern zu erwarten.<br />

Wie dies vonstatten geht, will er nicht<br />

verraten, es könnte die Auswertung<br />

verwässern. Die definitiven Resultate<br />

sollen später in das neue Nutzungskonzept<br />

für die Werdinsel einfliessen.<br />

Aber aufgrund der vielen heterogenen<br />

Anspruchsgruppen ist es laut Werlen<br />

noch nicht abzusehen, wann entsprechende<br />

Ergebnisse vorliegen. <br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


34 WAHLEN<br />

<strong>2015</strong><br />

DER BUND<br />

KURZ ERKLÄRT <strong>2015</strong><br />

SCHWUL<br />

WÄHLEN<br />

Witzige Youtube-Clips, provokante Plakate und biedere Inserate überfluten<br />

uns mit grossen Versprechen. Aber wer kann die politischen LGBT-Anliegen<br />

wirklich vertreten? Panaschieren, kumulieren, resignieren? Wählen!<br />

Die <strong>Cruiser</strong>-Übersetzungshilfe für Parteiparolen bringt Licht in den Dschungel<br />

der schönen Worte. Der Rest ist direkte Demokratie.<br />

VON MARTIN ENDER & RENÉ GERBER<br />

Die Parteien reden seit dem<br />

Sommer von «entscheidenden<br />

Richtungswahlen». Gesetzt<br />

sind dabei Themen wie Zuwanderung,<br />

Verhältnis zur EU, Asylwesen<br />

und Energiewende. Themen, die den<br />

Wahlkampf und die Legislaturperiode<br />

2016 bis Ende 2019 beherrschen<br />

werden. Diese grossen Diskussionsbrocken<br />

werden Zeit beanspruchen.<br />

Wieweit das neue Parlament Zeit und<br />

vor allem Interesse haben wird, auch<br />

schwul-lesbische Anliegen von der<br />

Adoption bis hin zur vollwertigen Homo-Ehe<br />

zu beraten und Gesetze auszuarbeiten,<br />

hängt stark von der neuen<br />

Zusammensetzung ab.<br />

Noch ist die Gay-Community im<br />

Parlament untervertreten und es sind<br />

längst nicht alle Forderungen erfüllt.<br />

Die Schweiz ist zwar ein Land,<br />

in dem Homosexualität früh (bereits<br />

1942) völlig legal war. Mit dem im<br />

Jahr 2007 in Kraft getretenem Partnerschaftsgesetz<br />

waren wir weiter<br />

auf fortschrittlichem Kurs, begannen<br />

aber danach zunehmend, anderen<br />

europäischen Staaten in Sachen Homo-Ehe<br />

hinterherzuhinken. Betreffend<br />

LGBT-Gleichberechtigung belegt<br />

die Schweiz heute von 49 europäischen<br />

Ländern Platz 31 und erfüllt<br />

nur 28 % der Kriterien zur vollständigen<br />

Gleichstellung, wie eine aktuelle<br />

Bilanz der ILGA Europe zeigt.<br />

PERSONEN ODER PARTEIEN?<br />

Mit andern Worten: Es gibt hierzulande<br />

noch viel zu tun in der Schwulenpolitik.<br />

Wie kommen wir aber in<br />

dieser Angelegenheit besser voran?<br />

Müssen wir auf Biegen und Brechen<br />

jeden Schwulen, der sich zur Verfügung<br />

stellt, vorbehaltlos nach Bern<br />

schicken? Schwierig auch die Frage,<br />

welche Partei die Interessen am besten<br />

vertreten kann. Da es sich um<br />

ein stark personenbezogenes Thema<br />

handelt, sind innerhalb der Parteien<br />

die Haltungen gegenüber Gay-Issues<br />

teilweise sehr unterschiedlich. Das<br />

allgemeine Parteiprogramm kann<br />

aber mit Blick auf vergangenes Engagement<br />

und aktuelle Meinungstendenzen<br />

immerhin eine Leitlinie für<br />

die Wahlentscheidung geben.<br />

Hoch im Kurs standen bei Schwulen<br />

und Lesben bisher hauptsächlich<br />

die SP, die mit wertvoller Netzwerkarbeit<br />

in Bern politische Anliegen<br />

der Community stets aktiv vorantrieb,<br />

und die FDP, die im Sinne ihres<br />

liberalen gesellschaftspolitischen<br />

Leitbildes nie Einwände gegen eine<br />

Gleichstellung erhob. Gespaltener<br />

war in der Vergangenheit die Haltung<br />

der CVP. Mit Ruth Metzler holte<br />

ausgerechnet eine Vertreterin der<br />

eher konservativen Familienpartei<br />

das Dossier zum Partnerschaftsgesetz<br />

aus der Schublade ihres Vorgängers,<br />

doch jüngst verärgerte man die Gays<br />

mit der Initiative «Für Ehe und Familie<br />

– gegen die Heiratsstrafe», welche<br />

die Ehe als eine «Gemeinschaft aus<br />

Mann und Frau» in der Verfassung<br />

verankern wollte. Dass Parteipräsident<br />

Darbellay Bischof Huonders<br />

Zitate als menschenverachtend bezeichnete<br />

und sich gleichzeitig vehement<br />

gegen das Adoptionsrecht<br />

gleichgeschlechtlicher Paare einsetzt,<br />

macht die Position der Mitte-Partei<br />

noch verschwommener. Die SVP, bis<br />

dato für die LGBT-Gemeinde mit ihrem<br />

konservativen Familienbild kaum<br />

wählbar, äussert sich derzeit sehr zurückhaltend,<br />

ist, wie scheinbar fast<br />

alle Parteien, offener geworden und<br />

schickt mit Hans-Ueli Vogt sogar einen<br />

schwulen Kandidaten ins Rennen<br />

um den Zürcher Ständeratssitz.<br />

Ein Sonderfall Zürich oder eine<br />

Trendwende der SVP Schweiz? (Siehe<br />

dazu Artikel auf Seite 8 in dieser<br />

Ausgabe.)<br />

Wie also wählen? Möglichst viele<br />

Schwule und Lesben? Möglichst viele<br />

Vertreter aus homofreundlichen<br />

Parteien? Oder einfach Personen, die<br />

(auch) in anderen wichtigen Themen<br />

gleicher Meinung sind? Smartvote.ch<br />

bietet eine gute Wahlhilfe, allerdings<br />

geht es da nur bei einer von 75 Fragen<br />

um Schwulenpolitik. Pink Cross<br />

wird nach Bekanntgabe der definitiven<br />

Listen ebenfalls wertvolle Empfehlungen<br />

machen.<br />

Hauptsache aber: Überhaupt wählen!<br />

Wir entscheiden, wer in Bundesbern<br />

in den kommenden vier Jahren<br />

eine Stimme hat. Und sollten wir uns<br />

nicht gut vertreten fühlen, haben wir<br />

auch weiterhin das Privileg und die<br />

Pflicht, selbst laut zu werden. <br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


35<br />

FOTO: FOTOLIA-VIOREL SIMA<br />

DIE GROSSEN PARTEIEN DER<br />

SCHWEIZ – WIE SIE SICH<br />

SELBST SEHEN UND WAS SIE<br />

UNS DAMIT SAGEN WOLLEN<br />

SVP<br />

FREI BLEIBEN!<br />

Die SVP setzt sich für eine unabhängige und<br />

neutrale Schweiz und gegen den schleichenden<br />

Beitritt in die EU ein. Die SVP vertritt<br />

liberal-konservative Werte. Sie kämpft für<br />

die Pflege der schweizerischen Eigenart,<br />

für Meinungsvielfalt und direkte Demokratie,<br />

für die Freiheit und die Verantwortung<br />

des Einzelnen sowie für das Miteinander von<br />

Frau und Mann und der Generationen. Kein<br />

schleichender EU-Beitritt, selbständige<br />

Steuerung der Zuwanderung, tiefe Steuern<br />

für alle!<br />

CRUISER-ÜBERSETZUNG: Solange dein<br />

rechtschaffener Liebhaber bei Linda Fäh<br />

mitsingt und nicht bei Rihanna, und Rösti<br />

lieber mag als Cevapcici, bleibt die Idylle<br />

gewährt. Aber lass das Private privat sein<br />

und lach weiterhin über Bortoluzzis Stammtischsprüche!<br />

SP<br />

FÜR ALLE STATT FÜR WENIGE<br />

An diesem Leitsatz orientiert sich die Politik<br />

der SP Schweiz seit 125 Jahren: Ohne SP<br />

gäbe es keine AHV, keine Mutterschaftsversicherung<br />

und kein Frauenstimmrecht. Die<br />

SP steht für eine offene, solidarische und<br />

gerechte Schweiz. Hinter unseren Forderungen<br />

für sichere Renten, höhere Löhne,<br />

Gleichstellung oder bezahlbaren Wohnraum<br />

stehen nicht die Sonderinteressen einer Elite.<br />

Deshalb setzt sich die SP für eine Gesellschaft<br />

ein, in der sich jede und jeder frei<br />

entfalten kann.<br />

CRUISER-ÜBERSETZUNG: Ja, du darfst!<br />

Nackt sein, schwul sein, anders sein. Aber<br />

störe bitte alle anderen nicht, die auch anders<br />

sind und beschwere dich nie wieder<br />

über eine zu hohe Steuerrechnung!<br />

FDP<br />

MIT FREIHEIT, GEMEINSINN<br />

UND FORTSCHRITT<br />

FÜR EINE LIBERALE SCHWEIZ<br />

Die FDP ist eine Volkspartei, die sich lösungsorientiert<br />

für eine erfolgreiche, freiheitliche,<br />

eigenständige und fortschrittliche<br />

Schweiz einsetzt.<br />

Freiheit heisst, unser Leben selbstbestimmt<br />

und eigenverantwortlich leben zu können;<br />

Gemeinsinn hält unsere Gesellschaft zusammen<br />

und verbindet Kulturen, Sprachen und<br />

Regionen; Fortschritt bedeutet Offenheit gegenüber<br />

Neuem, dem Schlüssel zum Wohlstand<br />

von morgen.<br />

CRUISER-ÜBERSETZUNG: Gays sind jederzeit<br />

willkommen in unserer liberalen<br />

Gesellschaft! «Gays», das sind doch diese<br />

erfolgreichen, gutverdienenden jungen Männer,<br />

die den Staat nicht belasten und stets<br />

innovative Ideen haben, nicht?<br />

CVP<br />

DIE SCHWEIZ – UNSERE FAMILIE!<br />

Die CVP setzt sich für einen starken Mittelstand<br />

und starke Familien ein: Sie sind das<br />

Fundament unserer Gesellschaft. Sie versteht<br />

sich als Wirtschaftspartei mit liberalsozialer<br />

Ausrichtung. Was zählt, ist ein fairer<br />

Ausgleich zwischen Einzelinteressen und<br />

Gemeinschaft. Die CVP ist überkonfessionell<br />

ausgerichtet und lehnt jede vereinfachende<br />

Ideologie ab. Sie verteidigt grundlegende<br />

Werte, Freiheits- und Menschenrechte. Ziel<br />

ist die Entpolarisierung der Schweiz. Die<br />

CVP ist Brückenbauer, nicht Sprengmeister.<br />

CRUISER-ÜBERSETZUNG: Homosexuelle<br />

sollen toleriert werden und ihren Platz in der<br />

Gesellschaft finden. Aber wenn zwei Männer<br />

plötzlich eine Familie sind und ein Kind adoptieren,<br />

geht das doch zu weit. Schliesslich<br />

muss die Kirche im Dorf bleiben!<br />

GRÜNE<br />

ZUKUNFT GESTALTEN –<br />

GRÜN WÄHLEN!<br />

Die Grünen fordern Spielregeln und Anreize<br />

für eine umweltfreundliche Wirtschaft zum<br />

Schutz der Natur und der begrenzten Ressourcen.<br />

Grüne Politik ist aber immer auch<br />

soziale Politik. Denn nur wer faire Chancen<br />

hat, kann sein Leben selber in die Hand<br />

nehmen. Die Gleichstellung von Frauen und<br />

Männern sowie eine moderne Familienpolitik<br />

sind den Grünen besonders wichtig. Als<br />

international vernetzte Partei stehen die<br />

Grünen auch für Weltoffenheit und globale<br />

Verantwortung.<br />

CRUISER-ÜBERSETZUNG: Reduziere deinen<br />

ökologischen Fussabdruck und wir maximieren<br />

die Gleichberechtigung! Einfach<br />

mal mit dem Velo in den Darkroom, dann<br />

geht dir bei uns als cooler Schwuler ein warmes<br />

Solarstrom-Licht auf!<br />

GLP<br />

FÜR EINE INTAKTE UMWELT UND<br />

EINE LIBERALE WIRTSCHAFT<br />

UND GESELLSCHAFT<br />

Die glp setzt sich für eine nachhaltige Entwicklung<br />

ein, wobei soziale, wirtschaftliche<br />

und ökologische Ziele gleichermassen<br />

berücksichtigt werden sollen. Grundlage<br />

dafür sind eine innovative und nachhaltig<br />

ausgerichtete Marktwirtschaft, eine lebendige<br />

Demokratie, ein sorgsamer Umgang mit<br />

unserer Umwelt sowie eine tolerante und<br />

solidarische Gesellschaft. Grünliberale Politik<br />

ist sachorientiert. Die Lösung ist höher<br />

zu werten als die Parteipolitik im veralteten<br />

Links-Rechts-Schema.<br />

CRUISER-ÜBERSETZUNG: Wirtschaft ist<br />

o.k., Sozialstaat ist o.k., Schwulsein sowieso<br />

und umweltfreundlich sein ist auch gerade<br />

im Trend. Wir setzen uns für dich ein, egal<br />

wie du lebst. Und auch für alle andern, die<br />

uns gerade wählen.<br />

BDP<br />

ENGAGEMENT FÜR EINE<br />

MODERNE UND LÖSUNGS-<br />

ORIENTIERTE SACHPOLITIK<br />

Die Bürgerlich-Demokratische Partei trägt<br />

den gesellschaftlichen Entwicklungen und<br />

den ökologischen Herausforderungen Rechnung,<br />

ohne dabei ihre konservativen Grundwerte<br />

über Bord zu werfen. Als lösungsorientierte<br />

Mitte-Partei konzentriert sich die BDP<br />

auf eine konstruktive Gestaltung der Zukunft<br />

einer modernen und erfolgreichen Schweiz.<br />

Sie setzt sich sachlich und nüchtern mit den<br />

Herausforderungen der Schweiz auseinander.<br />

Im Vordergrund stehen mehrheitsfähige<br />

Lösungen und nicht ein stures Verharren auf<br />

Forderungen und Positionen.<br />

CRUISER-ÜBERSETZUNG: Wir sind konservativ,<br />

aber viel anständiger als die SVP.<br />

Schwulen gegenüber sind wir liberal eingestellt,<br />

und sollten ihre Forderungen mal<br />

zu weit gehen, klopfen wir keine Sprüche,<br />

sondern sagen ganz anständig deutlich nein.<br />

EVP<br />

WIR SETZEN UNS EIN!<br />

Auf der Basis christlicher Werte wie Verantwortung,<br />

Gerechtigkeit oder Nachhaltigkeit<br />

betreibt die EVP als Mitte-Partei eine sachbezogene<br />

und lösungsorientierte Politik, die<br />

dem Wohl aller Menschen dient. Die EVP will<br />

Familien unterstützen, die Schöpfung erhalten,<br />

Schulden abbauen und die Sozialwerke<br />

sichern. Sie fordert eine Wirtschaft, die fair<br />

mit Menschen und Ressourcen umgeht, Solidarität<br />

mit benachteiligten Menschen und<br />

den Schutz des menschlichen Lebens<br />

CRUISER-ÜBERSETZUNG: Die Schöpfung<br />

hat auch Menschen mit sexuellen Orientierungsschwierigkeiten<br />

hervorgebracht. Wir<br />

begegnen ihnen mit einem Lächeln und<br />

schliessen sie in unsere Gebete ein.<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


36<br />

PUBLIREPORTAGE<br />

«LES GARÇONS» FEIERT<br />

«LES GARÇONS» FEIERT…<br />

UND DER CRUISER FEIERT MIT!<br />

Was vor zwei Jahren eher unscheinbar begann, hat sich längst zum Szenetipp<br />

gemausert. Im neuen «Bermudadreieck» rund um die Langstrasse trifft<br />

Hipster auf Normalo, Bär auf Trulla und der Schönling auf den Macker.<br />

Fixer Treffpunkt in der trendigen Ausgehmeile ist das «Les Garçons» – das Team<br />

rund um Geschäftsführer Rashid weiss, wie man es richtig krachen lässt.<br />

Am 26. <strong>September</strong> dann so richtig: Denn es wird gefeiert!<br />

VON HAYMO EMPL<br />

Die Crew des angesagten Lokals<br />

hat die Sommerpause genutzt,<br />

in die Hände gespuckt und kurzerhand<br />

umgebaut. Im vorderen Teil<br />

bleibt alles wie gehabt; weiter hinten<br />

aber – drücken wir es vornehm aus<br />

– kann man sich mehr oder weniger<br />

ungestört zurückziehen. Und damit<br />

das vielleicht etwas leichter fällt, gibts<br />

zum zweijährigen Jubiläum für alle<br />

einen gratis Welcomedrink und ein<br />

schon beinahe spektakuläres DJ-Set:<br />

ZWEI JAHRE LES GARÇONS: NOCH<br />

IST ALLES RUHIG … BIS ES DANN<br />

AM 26. SEPTEMBER SO RICHTIG<br />

JUBILÄUMSMÄSSIG KRACHEN WIRD.<br />

Die beiden DJs Le Mec und DJ Glitzerhaus<br />

werden am Jubiläumstag für<br />

Stimmung sorgen. <br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


CRUISER-<br />

GEWINN-<br />

SPIEL<br />

37<br />

GEWINNE<br />

GRATISDRINKS<br />

FÜRS<br />

«LE GARÇONS»-<br />

JUBILÄUM<br />

Übrigens: <strong>Cruiser</strong> verlost im Rahmen<br />

des grossen Gewinnspiels zusätzlich Gratisdrinks<br />

fürs «Le Garçons»-Jubiläum.<br />

Einfach unter www.cruisermagazin.ch deinen<br />

Gewinncode (siehe Umschlagseite) eingeben.<br />

Die Jubiläumsparty am 26. <strong>September</strong><br />

beginnt ab 18.30 Uhr.<br />

Les Garçons, Kernstrasse 60, 8004 Zürich<br />

ANZEIGE<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


38<br />

FOTOSTORY<br />

CRUISER LIEGT AUF<br />

WO DER CRUISER<br />

SONST NOCH SO AUFLIEGEN KÖNNTE<br />

<strong>Cruiser</strong> ist stark, stolz und politisch. Nur wissen das<br />

leider – auch nach 20 Jahren – noch immer nicht alle.<br />

Statt auf den Holzhammer setzen wir auf sanfte<br />

Revolution: An den folgenden Orten wäre der <strong>Cruiser</strong><br />

eine (kulturelle) Bereicherung. Finden wir.<br />

VON HAYMO & ANDREAS EMPL<br />

IM FUSSBALLSTATION. UND ZWAR NICHT FÜR DIE FUSSBALLER – DIE WERDEN JA SCHON VON DER FIFA MIT DEM CRUISER<br />

BELIEFERT (SIEHE BILD FIFA). NEIN, FÜR DIE ZUSCHAUER. DENN 90 PROZENT DER ZUSCHAUER SIND MÄNNLICH.<br />

HÖCHSTE ZEIT ALSO, DASS DER CRUISER AUCH VON HETEROS MIT HOOLIGANATTITÜDEN GELESEN WIRD, DENN DER<br />

CRUISER HAT MANCHMAL JA AUCH EINEN PÄDAGOGISCHEN AUFTRAG.<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


BEI DEN BVB. (DAS SIND DIE BASLER VERKEHRSBETRIEBE,<br />

LIEBE ZÜRCHER). DENN DIE VERKEHRSBETRIEBE BASEL-LAND<br />

(BLT) WOLLTEN KEINE PLAKATE MIT KÜSSENDEN GAYS/<br />

LESBEN AUFHÄNGEN. ALSO KÖNNTE DER CRUISER WENIGS-<br />

TENS IN BASEL-STADT IN DEN TRAMS AUFLIEGEN. DAMIT<br />

WÜRDE BASEL-STADT BASEL-LAND AUCH GRAD NOCH EINS<br />

AUSWISCHEN, EIN NACH WIE VOR SEHR BELIEBTER<br />

SPORT IN BASEL.<br />

BEI DER FIFA. DENN DIE FIFA IST EIN<br />

ALTHERRENVERBAND, DER VON GAR<br />

NICHTS EINE AHNUNG HAT. WENN SCHON<br />

SO VIELE HERREN AUFEINANDER-<br />

HOCKEN, DANN WENIGSTENS RICHTIG.<br />

CRUISER WÜRDE ZEIGEN, WIES GEHT.<br />

ZUDEM WÜRDE CRUISER DEN FUSSBALLERN<br />

WERTVOLLE COMING-OUT-TIPPS GEBEN,<br />

DAMIT ES NICHT IMMER SO EIN KAMPF UND<br />

CHRAMPF WIE BEI HITZLSPERGER WIRD.


40<br />

FOTOSTORY<br />

CRUISER LIEGT AUF<br />

BEIM MILITÄR. HIER HÄTTEN WIR DEN CRUISER-STAPEL GERNE VOR DER KASERNE<br />

DEPONIERT UND FOTOGRAFIERT, DAS DURFTEN WIR ABER NICHT, WIE DER MANN IM<br />

WACHHÄUSCHEN UNS KLAR MACHTE. SYMBOLISCH DAHER VOR DEM WEGWEISER «KA-<br />

SERNE». DENN CRUISER WÜRDE BESTIMMT MANCHEM REKRUTEN DEN WEG WEISEN …<br />

IN ODER VOR DER KIRCHE. DIE<br />

KIRCHE HIER AUF DEM BILD IST WAHRLICH<br />

POMPÖS. DER CRUISER-STAPEL IST<br />

KAUM ZU SEHEN, SO GIGANTISCH IST SIE!<br />

UND DOCH: WIE DIE JÜNGSTE ENT-<br />

WICKLUNG ZEIGT, KÄMPFT DAVID ZIEM-<br />

LICH ERFOLGREICH GEGEN GOLIATH.<br />

DAS WÄRE VOR ZEHN JAHREN NOCH<br />

UNDENKBAR GEWESEN. CRUISER UNTER-<br />

STÜTZT DIE ENTSPRECHENDEN BEMÜHUN-<br />

GEN DER COMMUNITY NACH KRÄFTEN.<br />

IM PARK. BESONDERS IN BASEL. DENN DER SCHÜTZENMATTPARK IST NACH<br />

WIE VOR EIN BELIEBTER TREFFPUNKT FÜR GAYS. WAS SIE DORT GENAU TREIBEN,<br />

WISSEN WIR AUCH NICHT IM DETAIL. ABER WIR WISSEN, DASS ES IMMER WIEDER<br />

ZU ÜBERGRIFFEN KOMMT. CRUISER WÜRDE DEN HETEROS ERKLÄREN, WAS GAYS<br />

SONST NOCH SO ALLES DRAUF HABEN, AUSSER IM PARK BZW. VOR DEM DORTI-<br />

GEN KLO RUMZUSTRIELEN.<br />

BEI DER EVP-ZENTRALE. DENN DIE<br />

EVANGELISCHE VOLKSPARTEI SAGT:<br />

«WIR STEHEN FÜR CHRISTLICHE WERTE<br />

WIE NÄCHSTENLIEBE, SOLIDARITÄT UND<br />

WAHRHAFTIGKEIT.» DIE NÄCHSTENLIEBE<br />

ENDET ABER BEKANNTLICH BEIM<br />

THEMA LGBT. CRUISER WÜRDE ZEIGEN,<br />

DASS WIR GAR NICHT GAR SO<br />

SCHRÖCKLICH SIND, WIE DIE EVP MEINT.<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


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wünscht Ihnen einen lustigen Lesesommer mit den Büchern von Marianne Weissberg!<br />

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HuBer<br />

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wünscht SP: ScHon Ihnen einen lustigen iMMer Lesesommer für mit unSere den Büchern von recHte!<br />

Marianne Weissberg!<br />

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deshalb am 18. oktober liste 2 wählen<br />

und in Zürich Daniel Jositsch in den Ständerat<br />

für alle<br />

Statt<br />

für wenige


42<br />

KOLUMNE<br />

WEISSBERGS WARME WEISSHEITEN<br />

IST DAS SCHLARAFFENLAND EINE<br />

SCHWULE ERFINDUNG?<br />

Obwohl neuerdings korrekt essen zur neuen Religion<br />

erhoben wird, macht sich Kolumnistin Marianne<br />

Weissberg trotzig auf die Suche nach dem Schlaraffenland.<br />

Wird sie noch fündig – und bei wem?<br />

VON MARIANNE WEISSBERG<br />

Ich esse ALLES! Schnabulieren geht<br />

ja übers Studieren. Ich bin auch<br />

gegen nichts allergisch, äh, doch<br />

gegen Tierhaare. Trotzdem hatte ich<br />

stets Haustiere, es gibt schliesslich<br />

feines Cortison. Und während mein<br />

modernes Umfeld nichts mehr essen<br />

darf, mampfe ich mich genüsslich<br />

durch Fleischiges, Süsses & Scharfes.<br />

Kombiniere auf dem Teller so, wie<br />

man es früher gelernt hat, von tüchtig<br />

in den Pfannen rührenden und in<br />

die Teller hauenden Moms & Omas<br />

mit wogenden Oberweiten. Denn von<br />

nichts kommt nichts! Und nein, ich<br />

falle nach der Völlerei nicht tot um, so<br />

wie sich das neuerdings (fast) alle einbilden.<br />

Die schwören auf vegan/raw/<br />

glutenfreie/etcetc-Lebensmittelzufuhr<br />

und -abfuhr. Gut essen & schön<br />

scheissen kann man das nicht mehr<br />

nennen. Wetten, sogar der Stuhlgang<br />

UND NEIN, ICH FALLE<br />

NACH DER VÖLLEREI<br />

NICHT TOT UM.<br />

riecht bei denen wie im Korrektposten-Lädeli.<br />

Wo man noch Haar unter<br />

dem Arm trägt, ist ja vegan.<br />

Und all diese Meschuggenen im Migros,<br />

die beim Posten wie hypnotisiert<br />

auf die Zutatenlisten starren und uns<br />

Food-VerbrecherInnen ungefragt die<br />

Todesgefahren des Essens erklären,<br />

die haben zu wenig Sex und zu viel<br />

Langeweile. Ersteres habe ich auch,<br />

zweites manchmal. Doch da ich jüdisch<br />

bin und drum ganz normal ge-<br />

OMAS OPULENT-MANDELTORTE BE-<br />

FÖRDERT FRAU WEISSBERG SCHWUPPS<br />

NACH SCHLARAFFIA!<br />

nüsslich gestört, macht mir das wenig<br />

aus, es fördert nur meinen Appetit.<br />

Der ist ein sensibles Pflänzli, er muss<br />

gefüttert werden. Sonst streikt er und<br />

dann sehe ich aus wie eine dürre Züriberg-Trulla,<br />

die den Darm wöchentlich<br />

detoxt. Ihhhh!!!!<br />

Wann kam dieser Seich eigentlich<br />

auf, dass man sich durch moralischkorrekt<br />

essen heilig sprechen darf?<br />

Parallel dazu die böseböse Restwelt<br />

verurteilen, bloss weil die ein saftiges<br />

Kotlett mit einem ordentlichen Klacks<br />

Kräuterbutter liebt, so wie ich. Wenn<br />

ich auf dem Sterbebett liege, will ich<br />

so eins mit einer RIESIGEN Portion<br />

Pommes Frites. Und zum Dessert<br />

Omas Mandeltorte mit dreissig Eiern.<br />

Oh, ich merke, ich freue mich schon<br />

sehr aufs Sterben.<br />

Aber jetzt komme ich zu meinen<br />

liebsten schwulen Männern: Die fressen<br />

auch sehr gerne. GOTTSEIDANK!<br />

Beispiel: Als ich meinen einen Bestschwulfriend<br />

fragte, ob ich für unser<br />

Lunch-Date Kalorienarmes oder Braten<br />

mit allem Drumunddran servieren<br />

solle, kam postwendend zurück:<br />

GANZ VIEL BRATEN! Ich habe mir<br />

Mühe gegeben, denn ich weiss, dass<br />

schwule Jungs (meist) liebe Mamis<br />

haben, und mit denen muss ich konkurrieren,<br />

will heissen, genauso gut<br />

kochen. Sonst habe ich kein Brot.<br />

Mein anderer BSCHF bekommt bei<br />

mir meine weltbeste Wähe, natürlich<br />

packe ich noch ein GROSSES Stück<br />

für seinen Mann ein. Und wenn ich<br />

ihn besuche, gibt’s Buttercremetorte.<br />

Schwules Schlaraffenland, ich komme!<br />

Hier meine warme Weissheit: Wäre<br />

die Welt schlaraffig schwuler, wäre<br />

sie wesentlich normaler. Man könnte<br />

schlemmen, was man möchte! Mmhh.<br />

Und sich drum genussvoll auf die<br />

wichtigen Themen konzentrieren. Die<br />

da wären…. äh, sind mir grad entfallen<br />

– ich habe HUNGER; da kann man<br />

nicht denken!<br />

P.S. Es gibt sicher auch Fitnessfreaks<br />

& Fastende in der Nonhetero-Abteilung,<br />

das muss korrekterweise<br />

gesagt sein, aber so Genussfeinde<br />

kenne ich gottlob nicht. <br />

MARIANNE WEISSBERG<br />

Ist Historikerin, Autorin & Inhaberin<br />

des Literaturlabels Edition VOLLREIF<br />

(www.vollreif.ch).<br />

Ihre Werke u. a. «Das letzte Zipfelchen<br />

der Macht» oder die Kolumnenkollektion<br />

«Tränen ins Tiramisu» sind mittlerweile<br />

schon fast Kult.<br />

CRUISER SEPTEMBER <strong>2015</strong>


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