denkanstösse zur überwindung der finanzkrise - Cross-Border ...
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Der für die Kommunen nach <strong>der</strong> Finanzverfassung naheliegende Weg, eine<br />
ausreichende Finanzausstattung beim Land o<strong>der</strong> beim Bund einzufor<strong>der</strong>n, stößt<br />
gegenwärtig auf erhebliche faktische Schwierigkeiten, da neben den kommunalen<br />
Haushalten auch die Etats des Bundes und des Landes NRW in eine prekäre<br />
Schieflage geraten sind.<br />
Der von den Partnern <strong>der</strong> neuen Bundesregierung ausgehandelte Koalitionsvertrag<br />
und die dazu geführte lebhafte Diskussion haben die dramatische Etatsituation des<br />
Bundes in voller Breite in das öffentliche Bewusstsein gerückt.<br />
Dass auch das Land NRW erhebliche Probleme mit seiner Haushalts- und Finanzlage<br />
hat, wurde spätestens mit <strong>der</strong> Regierungserklärung von Ministerpräsident Jürgen<br />
Rüttgers im Juli 2005 deutlich, in welcher das bisherige Ausgabeverhalten des Landes<br />
einschließlich <strong>der</strong> Schuldenpolitik ausdrücklich als „verfassungswidrig“ bezeichnet<br />
worden ist. 3 Die von Rüttgers berufene hochkarätig besetzte Expertenkommission<br />
hat in ihrem im November 2005 vorgelegten Abschlussbericht ungeschminkt<br />
dargestellt, dass das Land NRW im Jahr 2004 „mit 12,8 % des Haushaltsvolumens<br />
das höchste Defizit unter den westdeutschen Flächenlän<strong>der</strong>n hatte“ und „die<br />
Lasten <strong>der</strong> Vergangenheit jede Zukunftschance blockieren“, so dass „unmittelbar,<br />
umfassend und nachhaltig gegengesteuert werden muss“. 4<br />
Die Expertenkommission bewertet die bisherige Haushalts- und Finanzpolitik des<br />
Landes NRW als „völlig inakzeptabel“, eine Fortführung „käme ... einem quasi<br />
institutionalisierten, dauerhaften Bruch <strong>der</strong> Landesverfassung gleich, weil die<br />
Defizite in jedem Jahr die Investitionen deutlich übersteigen.“ 5 Die Experten folgern<br />
weiter: „Sollte NRW genauso vorgehen wie Bremen, das Saarland o<strong>der</strong> Berlin, wäre<br />
schnell das fö<strong>der</strong>ale Gesamtgefüge in Deutschland bedroht, da die dann für NRW<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Finanzmittel jede handhabbare Dimension sprengen würden. Überdies<br />
hätte ein solcher Kreditausfall selbstverständlich auch massive Auswirkungen auf den<br />
(ohnehin bereits angeschlagenen) Bundeshaushalt und auf die Bonität Deutschlands<br />
an den internationalen Kreditmärkten.“ 6 Die Kommission sieht<br />
Sanierungsmöglichkeiten von jährlich rund 8 Mrd. €, die in einer gemeinsamen<br />
Kraftanstrengung von Landtag und Regierung bis 2010 realisiert werden können:<br />
insbeson<strong>der</strong>e rund 2 Mrd. € Ausgabenkürzungen bei Sachausgaben und Investitionen,<br />
3 Vgl. Regierungserklärung von Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers vom 13. Juli 2005, Abschn. II.<br />
4 Vgl. Abschlussbericht „Kommission zu Situation und Perspektive des Landeshaushalts NRW“ vom 25.<br />
Oktober 2005, S. 1 ff.<br />
5 Abschlussbericht wie vor, S. 3.<br />
6 Abschlussbericht wie vor, S. 4.<br />
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