denkanstösse zur überwindung der finanzkrise - Cross-Border ...
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Fällen trifft <strong>der</strong> Mitarbeiter im Außendienst oft zwar auf einen Briefkasten, <strong>der</strong><br />
Betroffene wohnt jedoch nicht dort, son<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>swo, kassiert aber zusätzlich Hilfe<br />
für die Wohnungskosten. Eine große Überraschung erlebte Ende 2005 die unter dem<br />
Dach <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit eingerichtete Familienkasse in Solingen, nachdem<br />
sie ihren Zuständigkeitsbereich auch auf die Nachbarstädte Wuppertal, Remscheid,<br />
Velbert, Heiligenhaus und Wülfrath ausgedehnt hatte. Als man die 55.000<br />
hinzugekommenen Kin<strong>der</strong>geldempfänger mit einem Schreiben von <strong>der</strong> Fusion<br />
informieren wollte, kamen etwa 12.000 Briefe wie<strong>der</strong> <strong>zur</strong>ück. Fast jede 4. Adresse<br />
stellte sich als falsch heraus. Allein 3.500 € an Nachporto wurden fällig. Viel wichtiger<br />
war jedoch die Frage, ob und in welchem Umfang und für welche Dauer Kin<strong>der</strong>geld zu<br />
Unrecht ausgezahlt worden war. 31<br />
Die Kommunen gehen wegen solcher Erfahrungen vermehrt dazu über, durch<br />
kommunale Kontrollgruppen beim Ordnungsamt intensiver „draußen“ zu prüfen.<br />
Oft erfolgen gemeinsame Aktionen mit dem <strong>zur</strong> Bekämpfung von Schwarzarbeit<br />
zuständigen Hauptzollamt. Diese Prüfungstätigkeit ist sehr effektiv und sollte in den<br />
Städten allgemein verstärkt werden.<br />
Auch übertriebener Datenschutz kann dazu führen, dass in ungezählten Fällen<br />
Leistungen zu Unrecht begehrt und bewilligt werden, was massive Kostenfolgen<br />
auslösen kann. Hier hat sich offenbar inzwischen eine beachtliche Grauzone<br />
aufgetan, die – wenn auch nicht gewollt – mittelbar den Schutz des Rechtsstaats<br />
erfährt. Das ist z. B. <strong>der</strong> Fall, wenn sich ein Antragsteller vor dem Sozialgericht bei<br />
dem Verdacht eines ungerechtfertigten Leistungsbezugs erfolgreich auf den<br />
Datenschutz berufen kann. Problematisch – und für den Staat teuer – wird es, wenn<br />
das Sozialgericht z. B. für die Prüfung <strong>der</strong> Anspruchsberechtigung einen Hausbesuch<br />
ablehnt, wie das vom Hessischen Landessozialgericht (LSG) im Januar 2006<br />
entschieden worden ist. 32 Auch vom Grunde her wirken die Sozialgerichte immer<br />
stärker bei <strong>der</strong> Bemessung von Leistungen mit. So sind wegen <strong>der</strong><br />
Arbeitsmarktreform allein im Jahr 2005 mehr als 52.000 Verfahren – darunter mehr als<br />
15.000 in NRW – bei den Gerichten eröffnet worden, in denen es um Grund und Höhe<br />
von Ansprüchen ging. Nach Aussage des Präsidenten des Bundessozialgerichts<br />
(BSG) Kassel hat noch nie eine neue Gesetzgebung einen <strong>der</strong>artigen Klageboom<br />
30 Vgl. Süddeutsche Zeitung, 05.04.2006, S. 6, und DIE WELT, 05.04.2006, S. 1.<br />
31 Vgl. Bericht <strong>der</strong> Tageszeitung Westdeutsche Zeitung, Ausgabe Wuppertal, vom 11.02.06.<br />
32 LSG Hessen, Beschluss vom 30.01.2006.<br />
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