Netzwerk Südbaden - August 2015
Augustausgabe 2015
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Märkte<br />
zug generiert man über gute Bildungs-, Betreuungs-<br />
sowie Freizeitangebote vor Ort.<br />
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
siedeln viele Menschen immer höher an,<br />
auch in akademischen Berufsfeldern. Dafür<br />
muss man Antworten parat haben. Die<br />
Verkehrsinfrastruktur muss für Unternehmen<br />
wie für Arbeitskräfte passen. Ein guter<br />
ÖPNV ersetzt für Familien oft die Kosten<br />
für das Zweitauto. Unternehmen wollen<br />
auch nach einer Ansiedlung umfassend<br />
betreut werden. Eine regelmäßige und offene<br />
Kommunikation mit der Verwaltung<br />
wird erwartet und schafft Vertrauen. Interessanterweise<br />
sind diese Rahmenbedingungen<br />
für die Unternehmen wichtiger als<br />
zum Beispiel 10 Euro/ m² Differenz beim<br />
Grunderwerb. Ein Beispiel dafür sind die<br />
wesentlich billigeren Grundstückspreise in<br />
Frankreich und trotzdem findet deswegen<br />
keine Flucht der Firmen über die Grenze<br />
statt.<br />
netzwerk südbaden: Beobachtet man die<br />
Wünsche von Bürgern, Verbänden, Initiativen,<br />
Parteien, so bekommt man den Eindruck,<br />
dass eine große Spalte klafft zwischen<br />
dem, was die Regierten wünschen und dem,<br />
was die Regierenden zu tun in der Lage sind<br />
– beispielsweise wegen gesetzlicher Vorgaben.<br />
Wo liegen denn aus Ihrer Erfahrung die größten<br />
Missverständnisse zwischen Bürgern und<br />
Amtsträgern?<br />
Joachim Schuster: Der Blickwinkel der<br />
Öffentlichkeit für Gemeinwohlthemen<br />
und -aufgaben hat sich verengt. Solange<br />
Entscheidungen den Bürger nicht unmittelbar<br />
betreffen, schiebt man Betroffenheiten<br />
und Beteiligungen weit von sich. Je<br />
näher die Einschläge durch Entwicklungen<br />
und politische Entscheidungen kommen,<br />
wachsen die Widerstände. Menschlich<br />
verständlich für das Gemeinwohl – aber<br />
„Die gute Unterbringung<br />
von Flüchltlingen macht<br />
uns große Sorgen“<br />
zunehmend bedenklich. Deswegen würde<br />
ich nicht von Missverständnissen reden<br />
wollen, sondern eher von Befindlichkeiten<br />
und zunehmender mangelnder Solidarität<br />
in unserer Gesellschaft. In Neuenburg<br />
machen wir seit vielen Jahren Zukunftswerkstätten<br />
zu wichtigen kommunalpolitischen<br />
Themen, zwischenzeitlich zwölf an<br />
der Zahl. Die aktiven Mitstreiter umfassen<br />
dabei zwischen 30 und 60 Personen bei nahezu<br />
10.000 Wahlberechtigten. Es scheint<br />
fast so zu sein, dass die Bürgerschaft sich<br />
nur noch bei polarisierenden Themen<br />
mobilisieren lässt. Das ist allerdings keine<br />
neue Erkenntnis, das galt so in der politischen<br />
Arbeit schon immer. Zugegebener<br />
Maßen sind heute die Themen komplexer<br />
und in der Tiefe schwieriger geworden. Auf<br />
der anderen Seite sind Gemeinderäte und<br />
Verwaltungen deshalb mehr denn je gefordert,<br />
ihre Entscheidungswege transparenter<br />
zu machen; dies aber auch nicht im<br />
Sinne einer Entmündigung der Gremien.<br />
Bürgerwille nach dem Motto „Was willst<br />
du?“ zu realisieren, wäre falsch verstanden.<br />
Entscheidungswege erläutern und erklären<br />
sind die Grundlagen, dem müssen aber<br />
dann auch klare Entscheidungen in den<br />
Gremien und die Umsetzung der Ergebnisse<br />
folgen, damit Missverständnisse vermieden<br />
werden.<br />
netzwerk südbaden: Welche Aufgaben müssen<br />
Sie, zusammen mit dem Gemeinderat, in<br />
der näheren Zukunft angehen?<br />
Joachim Schuster: Wie allen anderen Institutionen<br />
auch, machen uns die menschenwürdige<br />
Unterbringung von Flüchtlingen<br />
große Sorgen. Die bisher einmalige Solidarität<br />
von Ehrenamtlichen bei der Unterstützung<br />
der Betreuung von Flüchtlingen droht<br />
auf Grund der schieren Anzahl von weiteren<br />
Flüchtlingen zur Überforderung des Ehrenamtes<br />
zu führen. Hier ist die weitere Unterstützung<br />
aus der Bürgerschaft erforderlich.<br />
Wir haben in Neuenburg durch verschiedene<br />
Aufrufe bereits eine ordentliche Zahl<br />
an privatem Wohnraum für Asylsuchende<br />
vermitteln können. Die Schaffung von bezahlbarem<br />
Mietwohnungsbau haben wir<br />
auf der Agenda sowie die Stadtentwicklung<br />
Ortsmitte 3 und die Planung der Landesgartenschau<br />
2022. Der zeitnahe Ausbau der<br />
Breitbandversorgung und der Betreuungsangebote<br />
für Kinder stehen oben an. Neue<br />
Wohnbauflächen werden auf der Gemarkung<br />
erforderlich und der Haushaltsentwurf<br />
2016 wartet ab September auf Verwaltung<br />
und Gremien. <br />
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