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Z13/14 Leseprobe :: Gehört er nun zu uns, oder? Was man über den Islam wissen sollte ...

Diese Doppelausgabe des Magazin Z bringt umfassende Hintergrundinformation über den Islam. Angst vor Islamisierung oder deren Ignoranz hat meist mit Informationsmangel zu tun. Mit dieser Ausgabe kann der Mangel behoben werden.

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Leitthema<br />

v<strong>er</strong>bale Form von „<strong>Islam</strong>“. D<strong>er</strong> Mensch, d<strong>er</strong> sein<br />

völliges Angewiesensein auf Allah <strong>er</strong>kennt – d<strong>er</strong><br />

rechtgläubige Muslim –, wendet in V<strong>er</strong>ehrung<br />

und Anbetung das Selbst ganz auf Allah. Denn<br />

<strong>er</strong> weiß, dass es auß<strong>er</strong> diesem keine eigenständige<br />

Kraft gibt; und indem <strong>er</strong> dies bezeugt, unt<strong>er</strong>drückt<br />

<strong>er</strong> jede Vorstellung von selbstständigen<br />

Kräften neben Allah, jede „Beigesellung“, wie d<strong>er</strong><br />

Muslim sagt. „Beigesellung“ ist die schlimmste<br />

V<strong>er</strong>fehlung, die d<strong>er</strong> Mensch begehen kann.<br />

Die islamische<br />

Weltsicht<br />

bietet dah<strong>er</strong><br />

eine alle<br />

Regungen des<br />

Menschen<br />

<strong>er</strong>fassende<br />

Daseinsord<strong>nun</strong>g.<br />

Abu Hamid Muhammad ibn<br />

Muhammad al Ghazali,<br />

p<strong>er</strong>sisch<strong>er</strong> <strong>Islam</strong>gelehrt<strong>er</strong><br />

unmittelbar von Allah abhängig und wird in allen<br />

Regungen durch ihn genau so und nicht and<strong>er</strong>s<br />

festgelegt. Da das ganze Diesseits mit all seinen<br />

Gegenstän<strong>den</strong> und Lebewesen in jedem Augenblick<br />

unmittelbar auf Allah bezogen ist, muss es<br />

als die beste all<strong>er</strong> Welten aufgefasst w<strong>er</strong><strong>den</strong>, so<br />

lehrte es d<strong>er</strong> Theologe al-Gazali (gest. 1111).<br />

D<strong>er</strong> <strong>er</strong>ste Satz d<strong>er</strong> zweigliedrigen Formel<br />

weist somit auf die unendliche Kluft zwischen<br />

dem gänzlich unabhängigen Allah und dem Diesseits<br />

hin, das vollkommen abhängig ist von Allahs<br />

un<strong>er</strong>gründlichem Bestimmen und Schöpfungshandeln.<br />

In d<strong>er</strong> islamischen Theologie ist dies<strong>er</strong><br />

Abstand oft die unumgängliche, wesensbedingte<br />

Konsequenz des unüb<strong>er</strong>windlichen Unt<strong>er</strong>schiedes<br />

zwischen dem, dem allein V<strong>er</strong>ehrung und Anbetung<br />

gebühren, und d<strong>er</strong> Kreatur, die unv<strong>er</strong>wandt<br />

Allah <strong>zu</strong> v<strong>er</strong>ehren und an<strong>zu</strong>beten hat.<br />

Dies<strong>er</strong> Unt<strong>er</strong>schied und seine Folgen für <strong>den</strong><br />

Menschen (d<strong>er</strong> als einziges Geschöpf mit V<strong>er</strong>stand<br />

begnadet ist) kommen in dem Begriff<br />

„<strong>Islam</strong>“ <strong>zu</strong>m Ausdruck: Nie<strong>man</strong>d kann eine trefflich<strong>er</strong>e<br />

Daseinsord<strong>nun</strong>g haben als d<strong>er</strong>jenige,<br />

d<strong>er</strong> „das Gesicht“ – eine Metaph<strong>er</strong> für die P<strong>er</strong>son<br />

– „ganz Allah preisgibt“, heißt es beispielsweise<br />

in Sure 4, V<strong>er</strong>s 125; „preisgeben“ ist eine<br />

Woh<strong>er</strong> weiß <strong>nun</strong> d<strong>er</strong> Mensch, dass <strong>er</strong> einzig<br />

<strong>den</strong> einen Allah <strong>zu</strong> v<strong>er</strong>ehren hat, <strong>den</strong> in u<strong>nun</strong>t<strong>er</strong>brochenem<br />

Schöpfungshandeln Begriffenen?<br />

Hi<strong>er</strong> kommt Mohammed ins Spiel. Ihm allein, dem<br />

durch Allah aus<strong>er</strong>wählten Gesandten, v<strong>er</strong>dankt es<br />

d<strong>er</strong> Muslim auch, dass <strong>er</strong> weiß, wie <strong>er</strong> dies <strong>zu</strong> tun<br />

hat. Zudem weiß <strong>er</strong>, dass sein Dasein vollkommen<br />

durch Allah bestimmt wird – wie auch die Welt,<br />

in d<strong>er</strong> alles nach Allahs Willen abläuft –; deshalb<br />

gibt es für ihn (and<strong>er</strong>s als für <strong>den</strong> Christen) keine<br />

Grenze zwischen profanem Alltag und sakralen<br />

Handlungen.<br />

Die islamische Weltsicht bietet dah<strong>er</strong> eine alle<br />

Regungen des Menschen <strong>er</strong>fassende Daseinsord<strong>nun</strong>g.<br />

D<strong>er</strong>en Einzelheiten können im Koran<br />

nachgelesen und daraus abgeleitet w<strong>er</strong><strong>den</strong>,<br />

also aus d<strong>er</strong> unmittelbaren Rede Allahs, sowie<br />

aus dem Hadith, <strong>den</strong> Üb<strong>er</strong>lief<strong>er</strong>ungen vom göttlich<br />

inspiri<strong>er</strong>ten Re<strong>den</strong> und Handeln Mohammeds.<br />

Das Resultat ist die Scharia – d<strong>er</strong> nach<br />

islamisch<strong>er</strong> Vorstellung imm<strong>er</strong> und ausnahmslos<br />

alles <strong>zu</strong> unt<strong>er</strong>w<strong>er</strong>fen ist: die H<strong>er</strong>rschaft und das<br />

Gemeinwesen, die Gesellschaft sowie das Denken,<br />

Re<strong>den</strong> und Tun des Einzelnen. Schließlich<br />

unt<strong>er</strong>liegt das gesamte Diesseits sowieso dem<br />

fortwähren<strong>den</strong> Bestimmen und Schaffen Allahs.<br />

D<strong>er</strong> Geltungsb<strong>er</strong>eich d<strong>er</strong> Scharia wird entsprechend<br />

als unbegrenzt aufgefasst. Es gibt Schriften,<br />

die dem Muslim <strong>er</strong>läut<strong>er</strong>n, wie <strong>er</strong> auch die<br />

banalsten V<strong>er</strong>richtungen Scharia-g<strong>er</strong>echt aus<strong>zu</strong>führen<br />

und <strong>zu</strong> gestalten habe als Ausdruck<br />

ein<strong>er</strong> u<strong>nun</strong>t<strong>er</strong>brochenen V<strong>er</strong>ehrung und Anbetung<br />

Allahs. Das Fetwa-Wesen unt<strong>er</strong>stützt ihn bei<br />

diesen Bemühungen. So v<strong>er</strong>wirklicht sich, was<br />

8 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de

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