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Musikalienshop mit über 370'000 Titeln! - Zürcher Hochschule der ...

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Z hdk<br />

—<br />

<strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste<br />

<strong>Zürcher</strong> Fachhochschule<br />

Zett 2–11<br />

Das Magazin <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste<br />

Nummer 2, August 2011<br />

—<br />

—<br />

10<br />

Mehr Qualität dank Feedbackkultur<br />

—<br />

14<br />

Gen<strong>der</strong>orientierte Designmethoden<br />

—<br />

20<br />

22 Linsen in Istanbul<br />


02<br />

zett 2–11<br />

Zum Coverbild:<br />

Geschlossene Gesellschaft, nach Jean-Paul Sartre<br />

Regieprojekt, Master of Arts in Theater, Theater <strong>der</strong> Künste<br />

Bild (von links): Dora Balog, Anna Schinz und Nikolai Bosshardt, Master<br />

Theater, Vertiefung Schauspiel.<br />

Drei Menschen treffen aufeinan<strong>der</strong>, sie sind tot, also in einem verfehlten Dasein<br />

gefangen. Immer müssen sie sich anschauen, Zweisamkeit ist ausgeschlossen,<br />

denn <strong>der</strong> Blick des Dritten enttarnt immer. Sie klammern sich aneinan<strong>der</strong>, wüten,<br />

reden um ihre Leben, die längst verloren sind, und doch kreisen sie ewig<br />

um ihre verpassten Möglichkeiten, ihre Ich-Lügen – und sich zu erlösen, ist<br />

ausgeschlossen. Neben <strong>der</strong> von Angst und Gottlosigkeit geprägten Welt Sartres<br />

formatiert sich noch eine an<strong>der</strong>e Welt, in <strong>der</strong> man sich jenseits von gesprochener<br />

Sprache in einem Mit- und nicht Gegeneinan<strong>der</strong> begegnet.<br />

Regie: Nele Jahnke Bühne: Yassu Yabara Dramaturgie: Christian Müller<br />

Kostüme: Vivien Waneck Musik: Adrian Pfisterer Himmel: Nina Schmalz und<br />

Lukas Baumberger. Weitere SpielerInnen: Menschen vom Wagerenhof Uster<br />

<strong>Hochschule</strong> I<br />

04 Hoffentlich wird das Toni-Areal nicht zur<br />

«Kreativwirtschaftsfabrik»!<br />

Sechs Studierendenporträts. Adriana Bognar<br />

07 «Im Toni-Areal werden wir tausend Räume<br />

bewirtschaften»<br />

Ein Gespräch <strong>mit</strong> Alessandra Zanotelli, Projektleiterin<br />

ZHdK fürs Toni-Areal. Heike Pohl<br />

10 Mehr Qualität dank Feedbackkultur<br />

Interview zum Qualitätsmanagement <strong>mit</strong> Jacqueline<br />

Otten und Patrick Bianco. Adriana Bognar<br />

12 Facettenreiche ZHdK<br />

Impressionen Diplomausstellung und Festival <strong>der</strong><br />

Künste 2011. Tommy de Monaco, Stefan Kreysler<br />

Design<br />

14 Gen<strong>der</strong>orientierte Designmethoden<br />

Gen<strong>der</strong> Codes und Wahrnehmung. Michael Krohn<br />

Darstellende Künste und Film<br />

16 Ein Internat für junge TanzschülerInnen<br />

Betreutes Wohnen für 12–18-Jährige. Sandra Nussberger,<br />

Judith Hunger<br />

17 Im Beruf angekommen<br />

Erfolgreiche FilmabsolventInnen. Nicole Greuter<br />

18 Es liegt etwas in <strong>der</strong> Luft …<br />

Ein Studierenden-Statement. Neue Dringlichkeit<br />

Kunst & Medien<br />

20 22 Linsen in Istanbul<br />

Ein Reisebericht von Fotografie-Studierenden. Michael<br />

Etzensperger, Dominik Zietlow<br />

23 Ein Labor des Aneignens und Erprobens<br />

Master Fine Artes Degree Show: Eröffnungsrede Giaco<br />

Schiesser<br />

24 Affaire de famille – Familiensache<br />

Wenn Geschwister zeitgleich studieren. Barbara Draeyer<br />

25 Tourist Art<br />

Reflexionen zu glokalen Prozessen. Annemarie Bucher,<br />

Dominique Lämmli<br />

Musik<br />

26 Die Innenwelt <strong>der</strong> Aussenwelt <strong>der</strong> Stimme<br />

Entkörperlichte Stimmen: ein Forschungsprojekt.<br />

Ingo Starz, Germán Toro Pérez<br />

27 Laudes Organi – ein Orgelfest<br />

Internationales Symposium. Beat Schäfer<br />

28 Viel effektiver als eine normale Musik-Masterclass<br />

Jazzstudierende und Komponist Guillermo Klein.<br />

Tom Gsteiger, Christian Merki<br />

29 Musikalisches Als-ob für Orchester<br />

Die Orchesterakademie in <strong>der</strong> Tonhalle.<br />

Michael Eidenbenz<br />

inhalts<strong>über</strong>sicht


editorial<br />

Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung<br />

30 inside | outside – low | high<br />

High Art und Low Culture: eine Diskussion.<br />

Kuratorium Z+<br />

32 Dabei sein ist nicht alles<br />

Performancekunst bewahren und <strong>über</strong>liefern.<br />

Irene Müller<br />

33 Komplexe Fragen – kluge Lösungen<br />

Diplomausstellung «Opening Scene». Heinrich L<strong>über</strong><br />

34 Sperrgebiet auf! Auch fürs Mitdenken?<br />

Visionen für den Flugplatz Dübendorf. Thom Held,<br />

Jürg Minsch, Patrick Müller, Basil Rogger<br />

Museum<br />

35 Die Wolken kratzen<br />

Ausstellung «Hochhaus – Wunsch und Wirklichkeit.»<br />

Andres Janser<br />

36 François Berthoud – Accidents provoqués<br />

Modeillustrator <strong>mit</strong> unverkennbarer Handschrift.<br />

Christian Brändle<br />

<strong>Hochschule</strong> II<br />

37 Mentoringprogramm<br />

«Frauen für Führungspositionen»<br />

Zwei Mentees berichten. Stefanie Graf,<br />

Maria Angela Algar<br />

38 Interne Weiterbildung<br />

För<strong>der</strong>ung von Dozierenden und Mitarbeitenden.<br />

Ursula Akmann<br />

39 Kommunikation auf Augenhöhe<br />

Zweites «Gipfelitreffen» des Personalrats <strong>mit</strong> dem<br />

Rektor. Barbara Berger, Tobias Strebel<br />

Leute<br />

41 Alumni<br />

Texas – Jalisco – Zürich. Christian Le<strong>der</strong>mann im<br />

Gespräch <strong>mit</strong> Mara Montoya<br />

42 Who is Who<br />

Sammlungen Museum für Gestaltung Zürich.<br />

Eva Brüllmann<br />

44 Nachruf Eva Afuhs<br />

45 Neu an <strong>der</strong> ZHdK / Neu im Forschungsrat<br />

Kurzmeldungen<br />

46 Auszeichnungen<br />

48 Veranstaltungen<br />

50 Publikationen<br />

50 Korrigenda<br />

50 Impressum<br />

51 Carte blanche<br />

Zürich West.<br />

Türme, Tram und Toni<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

In zwei Jahren, so <strong>der</strong> Plan, im September 2013 also, beginnen<br />

die ersten ZHdK-Studentinnen und Studenten im neuen<br />

Hochschulcampus Toni-Areal zu arbeiten. Bis dann soll die<br />

ganze <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste, die heute auf rund 35<br />

Standorte in Zürich und Winterthur verteilt ist, in den neuen<br />

Campus in Zürich West eingezogen sein.<br />

Wer heute nach Zürich West schaut, sieht einen lebendigen<br />

Stadtteil im Auf- und Umbruch. Das frühere Industriequartier<br />

westlich vom Escher-Wyss-Platz, wo einst Schiffe, Motoren<br />

und Turbinen gebaut wurden, entwickelt sich zu einem attraktiven<br />

Kultur-, Arbeits-, Wohn- und Hochschulquartier.<br />

5000 Studierende und Dozierende werden künftig im Toni-<br />

Areal ein- und ausgehen; neben den Angehörigen <strong>der</strong> ZHdK<br />

sind dies auch angehende Psychologinnen und Sozialarbeiter<br />

<strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> für Angewandte Wissenschaften<br />

(ZHAW).<br />

Spannend an Zürich West ist auch die Skyline. Es ist ein<br />

Hochhaus-Boom ausgebrochen. Bereits in den 1970er-Jahren<br />

baute die Migros das Hochhaus Her<strong>der</strong>n schräg gegen<strong>über</strong><br />

dem Toni-Areal. Später entstand <strong>der</strong> heutige Swisscom Tower.<br />

Erst kürzlich wurde <strong>mit</strong> dem Prime Tower beim Bahnhof<br />

Hardbrücke das <strong>mit</strong> 126 Metern höchste Gebäude <strong>der</strong> Schweiz<br />

vollendet. Sechs weitere Hochhäuser sind zurzeit im ganzen<br />

Kreis 5 im Bau o<strong>der</strong> in Planung, so <strong>der</strong> Büro- und Wohnturm<br />

des Toni-Areals (75 m), das Hochhaus Hard Turm Park (80 m)<br />

direkt nebenan und <strong>der</strong> Mobimo Tower (81 m). Etwas weiter<br />

Richtung City entstehen das Löwenbräu-Areal (70 m), die<br />

Escher-Terrassen (60 m) und das 110 Meter hohe Swissmill<br />

Getreidesilo.<br />

Ab Ende Jahr lässt sich diese rege Bautätigkeit auch von oben<br />

betrachten, dann nämlich eröffnet das Restaurant «Clouds»<br />

<strong>mit</strong> Bar und Lounge im 35. Stock des Prime Tower – ein Ort<br />

<strong>mit</strong> einer spektakulären Sicht auf Zürich, den See und die<br />

Alpen. Wer nicht so lange warten mag, geniesst die Aussicht<br />

auf Zürich West schon heute aus <strong>der</strong> Nietturm Bar auf dem<br />

Dach des Schiffbaus.<br />

Wo so viel Wohn-, Arbeits- und Lebensraum geschaffen wird,<br />

rüstet sich auch <strong>der</strong> öffentliche Verkehr: Bereits Anfang Dezember<br />

2011 weiht die VBZ Züri-Linie die neue Tramlinie 4<br />

ein, das zukünftige «Haustram» <strong>der</strong> ZHdK. Die 4 fährt neu<br />

ab Escher-Wyss-Platz unter <strong>der</strong> Hardbrücke zum Schiffbau,<br />

biegt dann in die Pfingstweidstrasse ein, hält am Technopark,<br />

an <strong>der</strong> neuen Haltestelle «Toni-Areal», am Hardturm-Areal<br />

und fährt bis Bahnhof Altstetten. Der Bahnhof Hardbrücke<br />

wird ebenfalls ausgebaut. Bis 2015 soll ein Bahnhof für rund<br />

80‘000 Passagiere täglich entstehen, <strong>mit</strong> einer grosszügigen<br />

Eingangshalle, einer Ladenpassage und einem städtischen<br />

Boulevard .<br />

Es sieht so aus, als ob die Reise zum Toni-Areal plötzlich ganz<br />

einfach würde. Und richtig urban.<br />

Heike Pohl, Leiterin Hochschulkommunikation ZHdK<br />

Mehr Infos zu den Entwicklungen und Projekten in Zürich West:<br />

www.stadt-zuerich.ch/zuerich-west<br />

zett 2–11 03


hoffentlich wird<br />

das toni-areal<br />

nicht zur riesigen«kreativwirtschaftsfabrik»!<br />

Keine Sorge, fabrikmässige<br />

Fliessbandarbeit ist das Letzte,<br />

was die ZHdK <strong>der</strong>einst im<br />

Toni-Areal produzieren wird.<br />

Die «Zett»-Studierendenporträts<br />

– darunter übrigens drei<br />

Geschwis ter – zeigen es einmal<br />

mehr: Hier studieren Persönlichkeiten,<br />

die sich in kein Schema<br />

pressen lassen. Adriana Bognar,<br />

Fotos: Regula Bearth<br />

Madlaina Janett, Sulgen / TG, wohnt in<br />

Zürich. Departement Kulturanalysen<br />

und Ver<strong>mit</strong>tlung, MA Art Education,<br />

ausstellen & ver<strong>mit</strong>teln.<br />

(Abschluss Bachelor Visuelle Kommunikation,<br />

<strong>Hochschule</strong> Luzern). Aktuelles<br />

Projekt: An <strong>der</strong> Master-Thesis rumstudieren<br />

und nebenbei Brötchen verdienen <strong>mit</strong><br />

Grafik und Musik (o<strong>der</strong> umgekehrt). Freud<br />

und Leid im Studium. FREUD: Immer wie<strong>der</strong><br />

<strong>über</strong> Neues und Überraschendes stolpern;<br />

<strong>der</strong> Austausch <strong>mit</strong> Mitstudenten<br />

verschiedenster (beruflicher) Herkunft;<br />

das Café im Museum für Gestaltung. LEID:<br />

Die nervtötende kollektive Jagd nach den<br />

ECTS-Punkten; dass man aus Zeitgründen<br />

viele Themen meist nur antippen<br />

kann. Drei Wünsche an die gute Fee: Mittagsschlaf,<br />

Cervelats und reiche Eltern für<br />

alle! Zum Toni-Areal: Dass es nicht zu einer<br />

riesigen «Kreativwirtschaftsfabrik» wird.<br />

Cristina Janett, Heimatort Tschlin im<br />

Engadin, aufgewachsen in Sulgen, Thurgau,<br />

wohnt in Zürich. Departement<br />

Musik, MA Music Performance,<br />

Konzert, Violoncello, Zeitgenössische<br />

Musik (Abschluss Master<br />

Musikpädagogik ZHdK). Aktuelle Projekte:<br />

Herbst 2011: Konzerte <strong>mit</strong> Streichtrio in<br />

Zürich, Sent, Leutmerken, Schwanden;<br />

Tournee <strong>mit</strong> GIODIM – EIN RUMAN-<br />

TSCHER LIEDERABEND und Band<br />

(C’est si) B.O.N. Freud und Leid im Studium.<br />

FREUD: Das riesige Angebot an <strong>der</strong> ZHdK;<br />

nette Menschen aus <strong>der</strong> ganzen Welt<br />

kennenzulernen; Kontakte zu knüpfen;<br />

die Stadt Zürich. LEID: Das riesige Angebot<br />

an <strong>der</strong> ZHdK; ich kann mich kaum<br />

entscheiden und will alles ausprobieren.<br />

Sowieso mache ich immer zu viel, bin am<br />

Unterrichten, spiele in verschiedenen<br />

Projekten, bin viel unterwegs und habe<br />

oft zu wenig Zeit und Ruhe zum Üben.<br />

Drei Wünsche an die gute Fee: Dass ich 1. Flügelhorn<br />

und <strong>über</strong>haupt ganz viele blechige<br />

Instrumente, 2. Akkordeon, 3. Kontrabass<br />

spielen kann. Zum Toni-Areal: Viel gutes Essen<br />

– zum Beispiel den Sternen-Grill ins<br />

Toni-Areal verpflanzen.


Niculin Janett, Tschlin GR, wohnt in<br />

Zürich. Departement Musik, MA<br />

Musikpädagogik, Jazz, Saxofon<br />

(Abschluss Bachelor Musik, Instrument/Gesang/Jazz,<br />

ZHdK). Aktuelles Projekt:<br />

Dreimonatiger Aufenthalt in NYC:<br />

Privatunterricht bei Rich Perry u. a.,<br />

Jazzszene durchleuchten, Inspirationen<br />

sammeln, <strong>mit</strong> dem Trio proben bis zum<br />

bitteren Ende. Freud und Leid im Studium.<br />

FREUD: Die kleine und darum sehr familiäre<br />

Jazzabteilung; <strong>der</strong> Musikklub Mehrspur;<br />

<strong>der</strong> Pingpong-Tisch im Innenhof.<br />

LEID: Die Trägheit eines Riesendings,<br />

genannt ZHdK; die omnipräsente Raumnot;<br />

die z. T. eher verwirrliche Kommunikation/Organisation.<br />

Drei Wünsche an die<br />

gute Fee: Jazzmusik wird massentauglich<br />

(bleibt aber Jazzmusik); eine staatlich<br />

verordnete Humorinfusion für gewisse<br />

Politiker; ein Leben voller Freude, Liebe<br />

und Gelassenheit. Zum Toni-Areal: Tatsächliche<br />

Fertigstellung innerhalb <strong>der</strong><br />

nächsten 25 Jahre; natürlich einen schönen<br />

Jazzclub; grenzenlosen Kontakt und<br />

Austausch <strong>mit</strong> allen Kunstrichtungen.<br />

Marvin Miles Ferrante, Bern/Italien,<br />

wohnt in Bern. Departement<br />

Kunst & Medien, BA Medien<br />

& Kunst, Vertiefung Fotografie<br />

(Abschluss HF Bildende Kunst).<br />

Aktuelle Projekte: Mit einem Fuss in <strong>der</strong><br />

Abschlusspräsentation des Erasmus-<br />

Aufenthaltes in London, <strong>mit</strong> dem an<strong>der</strong>en<br />

in den Vorbereitungen für das<br />

Kooperationsprojekt «Common Stage»<br />

in Peking. Freud und Leid im Studium. FREUD:<br />

Die verschiedenen Facetten des Studiengangs,<br />

das vielfältige Angebot sowie<br />

die Strukturierung des Studiums. LEID:<br />

Li<strong>mit</strong>e <strong>der</strong> 35 ECTS-Punkte erhöhen; in<br />

jedem Semester die Möglichkeit haben,<br />

transdisziplinäre Seminare zu absolvieren.<br />

Drei Wünsche an die gute Fee: Den Master<br />

in Fine Arts in Zürich, den Dive Master in<br />

Thailand and last but not least: ein paar<br />

Around-the-World-Tickets. Zum Toni-Areal:<br />

Kreative Zerstörung, auf Unbekanntes<br />

zugehen und permanentes Neuerfinden.


Mehmet Atesci, Berlin, wohnt in Zürich.<br />

Departement Darstellende<br />

Künste und Film, BA Theater,<br />

Vertiefung Schauspiel. Aktuelles Projekt:<br />

Bachelor-Abschlussproduktion «Der<br />

Blaue Vogel» von Maurice Maeterlinck<br />

unter <strong>der</strong> Regie von Christina Friedrich;<br />

da<strong>mit</strong> fahren wir zum Schauspielschultreffen<br />

nach Hamburg. Freud und<br />

Leid im Studium. FREUD: Studentenrabatte;<br />

spielen dürfen, LEID: Nicht zu wissen, wo<br />

man spielen wird später und vor allem<br />

wie viel. Drei Wünsche an die gute Fee: Eine<br />

beruflich sichere Zukunft; eine beruflich<br />

unsichere Zukunft; Bedenkzeit, bis ich<br />

mehr weiss <strong>über</strong> mein Leben, um meine<br />

zwei verbleibenden Wünsche festzulegen.<br />

Zum Toni-Areal: Es soll bitte nicht ein<br />

riesiger universitärer Komplex werden,<br />

son<strong>der</strong>n in seiner Grösse Platz für Identitäten<br />

lassen und den Charme <strong>der</strong> einzelnen<br />

Departemente und Vertiefungen<br />

nicht vernichten. Eine zentrale Präsentationsstelle<br />

wäre aber auch nett. So ’ne<br />

Art Amphitheater.<br />

Gabriella Höfler, Graz, Österreich,<br />

wohnt in Zollikerberg. Departement<br />

Design, BA Design, Vertiefung<br />

Visuelle Kommunikation. Aktuelle<br />

Projekte: Soeben abgeschlossen: Layout-<br />

Modul; Ausgangslage waren zwei Bücher.<br />

Daraus wurden jeweils eigens ausgewählte<br />

Aspekte definiert und zu einem<br />

neuen Buch vereint. Aktuell: Infografik.<br />

Zukünftig: Comic Zürich Versicherung.<br />

Freud und Leid im Studium: FREUD. Das Studium<br />

an sich. LEID: Die kurze Umsetzungszeit<br />

für Projekte in den Modulen.<br />

Drei Wünsche an die gute Fee: Ein Sofa im<br />

Klassenzimmer, vier Hände, Atelier in<br />

NY. Zum Toni-Areal: Grosse Räume, super<br />

Drucker und Scanner, ein Kino.


«im toni-areal<br />

werden wir gut<br />

tausend räume<br />

bewirtschaften»<br />

Alessandra Zanotelli ist Projektleiterin <strong>der</strong> ZHdK<br />

für das Toni-Areal und Leiterin Facility Management<br />

<strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong>. Im Toni-Projekt stellt sie<br />

die Interessen <strong>der</strong> ZHdK-Angehörigen sicher. Ein<br />

Gespräch <strong>mit</strong> Heike Pohl <strong>über</strong> die Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

viele verschiedene Interessen unter einen<br />

Hut zu bringen. Foto: Betty Fleck<br />

Sie sind seit Januar 2008 an <strong>der</strong> ZHdK tätig als Leiterin Facility<br />

Management. Wie sind Sie zu diesem Job gekommen?<br />

Als gelernte Hochbauzeichnerin habe ich zuerst in mehreren<br />

Architekturbüros gearbeitet. Nach einem zweijährigen<br />

«Ausflug» ins Marketing war ich zehn Jahre als Beraterin bei<br />

einer Facility Management Firma tätig. Daneben studierte ich<br />

Immobilienökonomie an <strong>der</strong> Fachhochschule St. Gallen. Dabei<br />

geht es um den ganzen Lebenszyklus einer Immobilie, von <strong>der</strong><br />

Planung <strong>über</strong> den Unterhalt bis zum Rückbau inklusive aller<br />

wirtschaftlichen Faktoren. Hier konnte ich auch mein früher<br />

erworbenes Praxiswissen optimal einsetzen. Die Stelle bei<br />

<strong>der</strong> ZHdK und die Herausfor<strong>der</strong>ung, <strong>mit</strong> meinen Kenntnissen<br />

und Erfahrungen die Zukunft im Toni-Areal <strong>mit</strong>gestalten<br />

zu können, haben mich deshalb gereizt. Mich interessiert,<br />

wie wir die Prozesse für den künftigen Betrieb bereits in <strong>der</strong><br />

Bauphase optimal anlegen können, und ich diskutiere gerne<br />

<strong>über</strong> Methoden, wie man dies tun kann.<br />

Facility Management an <strong>der</strong> ZHdK: Was gehört dazu?<br />

Dazu zählen die Bereiche Hausdienst und Sicherheit, Reinigung<br />

und Betrieb sowie Raum / Bau und die Leitung des Projektes<br />

Toni-Areal. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt seit<br />

2008 in <strong>der</strong> Konzeption und im Aufbau eines professionellen<br />

Facility Management fürs Toni-Areal und <strong>der</strong> Begleitung des<br />

Bauprojektes. Wir werden dort rund tausend Räume bewirtschaften.<br />

Was beinhaltet Ihre Aufgabe als Projektleiterin Toni-Areal <strong>der</strong><br />

ZHdK?<br />

Innerhalb <strong>der</strong> offiziellen Projektorganisation bin ich Nutzervertreterin<br />

<strong>der</strong> ZHdK. In dieser Funktion sitze ich dem<br />

obersten Steuerungsgremium bei, dem Projektausschuss,<br />

in dem die ZHdK durch meinen Vorgesetzten, den Verwaltungsdirektor<br />

Daniel Waeber, repräsentiert wird. Als stimmberechtigtes<br />

Mitglied bin ich Teil des Projektteams, das sich<br />

aus Vertretern <strong>der</strong> kantonalen Bau- und Bildungsdirektion<br />

und <strong>der</strong> ZHAW zusammensetzt. ZHdK-intern arbeite ich im<br />

Toni-Support-Team <strong>mit</strong> einigen meiner Mitarbeitenden sowie<br />

<strong>mit</strong> verschiedenen Arbeitsgruppen zu den Themen Verpflegung,<br />

Arbeitsplätze, Werkstätten usw., ich nehme also eine<br />

Schnittstellen-Funktion ein.<br />

hochschule I/ zett 2–11 7<br />

An welchen Themen arbeiten Sie und ihr Team aktuell?<br />

Zurzeit laufen parallel ganz verschiedene Projekte, die einen<br />

beziehen sich auf die Bauphase und an<strong>der</strong>e auf die Betriebsplanung.<br />

Die Facility Management Organisation ist bereits weit<br />

entwickelt, einzelne Teilkonzepte werden finalisiert. Auch<br />

die Raumorganisation im Toni-Areal ist ein grosses Thema.<br />

Zusammen <strong>mit</strong> den Informatikabteilungen <strong>der</strong> ZHdK, ITZ<br />

und dem BAP, entwickeln wir gerade ein entsprechendes Tool.<br />

Ausserdem durchdenken wir Abläufe und organisatorische<br />

Fragen: Wie funktioniert <strong>der</strong> Empfang? Wo wird geraucht?<br />

Wer reinigt was und wie oft? Wer bezahlt wie viel für welche<br />

Leistung und aus welcher Kasse? Alle betrieblichen Fragen<br />

müssen auch <strong>mit</strong> unserer Mitmieterin ZHAW, welche <strong>mit</strong> den<br />

beiden Departementen Soziale Arbeit und Angewandte Psychologie<br />

ins Toni-Areal einziehen wird, abgestimmt werden<br />

und natürlich auch <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Eigentümerin Allreal.<br />

Ein Wunsch ist ja <strong>der</strong> 24-Stunden-Betrieb ...<br />

Wir planen das Toni-Areal <strong>mit</strong> einem 24-Stunden Betrieb,<br />

was natürlich Auswirkungen auf die Organisation hat. Die<br />

Zutrittsberechtigungen müssen entsprechend geplant werden,<br />

die Sicherheit muss darauf ausgerichtet werden, und es wird<br />

Hausregeln brauchen, da<strong>mit</strong> diese Leistung funktioniert.<br />

Wir haben es geschafft,<br />

mehr ganzheitliches Denken in die<br />

Arbeitsgruppen zu bringen.<br />

Wo steht das Gastronomie-Konzept?<br />

Für die Gastronomie im Toni-Areal wurde im Rahmen eines<br />

Ausschreibungsverfahrens <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Frauenverein ZFV<br />

ausgewählt. Er führt beispielsweise die Mensen <strong>der</strong> Universitäten<br />

Zürich und Bern und das Restaurant Zürichberg. Er<br />

betreibt auch die Mensa am Sihlquai, und ich habe bis anhin<br />

die Zusammenarbeit immer als sehr angenehm und konstruktiv<br />

empfunden.<br />

Wer kümmert sich um die zukünftigen Arbeitsplätze von Studierenden<br />

und Dozierenden o<strong>der</strong> um Werkstätten? Und wer<br />

um die IT-Infrastruktur?<br />

Hier sind seit Jahren verschiedene Arbeitsgruppen am Werk.<br />

Sie haben den Mieterausbau definiert, <strong>der</strong> <strong>mit</strong>tlerweile steht.<br />

Im Moment beschäftigen wir uns <strong>mit</strong> <strong>der</strong> dazugehörenden<br />

Ausstattung und dem Spezialausbau. Die Experten aus den<br />

Arbeitsgruppen werden dann einbezogen, wenn es um nutzerspezifische<br />

Bedürfnisse und Abläufe geht wie Arbeitsplätze<br />

Studierende, Arbeitsplätze Dozierende, Unterrichtsräume<br />

und Hörsäle, Werkstätten, Verpflegung und Gastronomie,<br />

Bibliothek und Medien, Produktion und Events, Musik,<br />

Ton und Film, Tanz und Theater. Ausserdem gibt es die vier<br />

Querschnittsgruppen Informations-Technologie, Facility<br />

Management / Infrastruktur, Umzug und Audio-Video, die<br />

bei fast allen Räumen <strong>mit</strong>reden.


8<br />

zett 2–11 /hochschule I<br />

Wie wissen Sie, was die ZHdK-Angehörigen morgen und <strong>über</strong>morgen<br />

im Toni-Areal brauchen?<br />

Ein grosser Teil <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen lässt sich gut <strong>über</strong> die Flächen<br />

herausfinden. Wir haben jede Fläche einer Arbeitsgruppe<br />

zugeteilt, da<strong>mit</strong> nichts vergessen geht. Als Basis nehmen wir<br />

den Zustand von heute, dann analysieren wir, was gut und was<br />

schlecht ist, und wir sprechen <strong>über</strong> neue Möglichkeiten im<br />

Toni-Areal. In Brainstormings versuchen wir herauszufinden,<br />

was in den Räumen passieren könnte und welche Leistungen<br />

dort erbracht werden sollen. Wenn diese Anfor<strong>der</strong>ungen stehen,<br />

können wir daraus die konkreten Bedürfnisse ableiten.<br />

Dieses Vorgehen hat sich bewährt. Erfreulicherweise haben<br />

wir es auch geschafft, mehr ganzheitliches Denken in die Arbeitsgruppen<br />

zu bringen. Viel eher als früher stellen die Leute<br />

sich nun die Frage, ob sie den Rolls-Royce beantragen sollen,<br />

<strong>der</strong> dann eh gestrichen wird, o<strong>der</strong> lieber gleich den Ford,<br />

<strong>der</strong> eigentlich ihrem Bedürfnis entspricht. Dieses Umdenken<br />

brauchte viel Zeit, funktioniert nun aber sehr gut. Natürlich<br />

gibt es immer Einzelne, die noch an<strong>der</strong>s denken. Grundsätzlich<br />

habe ich aber grosses Vertrauen in die Leute, in unsere Arbeit<br />

und in die Resultate.<br />

Ich möchte selber unbedingt im<br />

Sommer 2013 ins Toni-Areal einziehen.<br />

Deshalb bin ich froh um jeden Schritt,<br />

<strong>der</strong> uns diesem Ziel näherbringt.<br />

Was sind die nächsten Schritte <strong>mit</strong> Blick auf den Umzug?<br />

Wir müssen zusammen <strong>mit</strong> den Arbeitsgruppen die Ausstattung<br />

aller rund tausend Räume auf den neuen Planungsstand<br />

bringen und detaillieren. Dafür schaffen wir eine Master-<br />

Raumdatenbank, die zeigt, in welchem Raum welche Möbel<br />

stehen, <strong>mit</strong> welchen Massen und zu welchem Preis. Für den<br />

Umzug wird das ganze bestehende Mobiliar inventarisiert<br />

und ein Möblierungskonzept erstellt. Wir sollten möglichst<br />

viel zügeln und wenig neu kaufen müssen. Und am Schluss<br />

muss alles in unser Budget passen – das ist ein Riesenaufwand.<br />

Wir haben <strong>mit</strong> den organisatorischen Vorbereitungen für den<br />

Umzug begonnen, <strong>der</strong> durch Caroline Gürber aus <strong>der</strong> Abteilung<br />

Raum / Bau geleitet wird. Sie hat bereits in vorgängigen<br />

Umzügen an <strong>der</strong> ZHdK Nerven aus Stahl bewiesen, und ich<br />

bin <strong>über</strong>zeugt, dass sie uns wohlbehütet <strong>über</strong>siedeln wird. Der<br />

Umzug wird zusammen <strong>mit</strong> einer externen Firma durchgeführt,<br />

im Herbst findet dazu eine interne Info-Veranstaltung<br />

statt.<br />

Wer sind Ihre wichtigsten Ansprechpersonen innerhalb <strong>der</strong><br />

ZHdK?<br />

Oft tausche ich mich <strong>mit</strong> meinem Vorgesetzten Daniel Waeber<br />

aus. Im Kernteam <strong>mit</strong> Marco Castellano, Peter Eberhard und<br />

Claudia Isler diskutieren wir den baulichen Fortschritt und<br />

unsere Pendenzen. Auch <strong>mit</strong> den einzelnen Arbeitsgruppen<br />

habe ich regelmässig zu tun. Einen Rieseneinsatz leisten unsere<br />

Planungsexperten für den Spezialausbau Marcello Rosenberger,<br />

Mike Honegger, Alex Stierli und Peter Färber. In<br />

den Hochschulleitungs-Sitzungen bin ich häufig zu Gast, weil<br />

gewisse Arbeitsschritte dort genehmigt werden müssen, so<br />

beispielsweise die Ausschreibungen für den Gastro-Betrieb,<br />

für die Kin<strong>der</strong>betreuung o<strong>der</strong> aktuell für den Bau <strong>der</strong> Orgel<br />

im kleinen Konzertsaal. Mit dem Rechtsdienst habe ich öfter<br />

zu tun wegen Verträgen, <strong>mit</strong> Hansuli Matter bezüglich Projekt<br />

«ODI – Orte des Informellen» und <strong>mit</strong> dem Gremium Toni-<br />

Kommunikation diskutiere ich die Projektkommunikation.<br />

Wie motivieren Sie sich, um alle Anfor<strong>der</strong>ungen unter einen<br />

Hut zu bringen?<br />

Ich muss mich nicht motivieren, ich bin motiviert. Ich möchte<br />

selber unbedingt im Sommer 2013 ins Toni-Areal einziehen.<br />

Deshalb bin ich froh um jeden Schritt, <strong>der</strong> uns diesem Ziel<br />

näherbringt. Da kann es allerdings schon mal ein Dämpfer<br />

sein, wenn eine Person wie<strong>der</strong> etwas hinterfragt, was bereits<br />

vor langer Zeit entschieden wurde.<br />

Was würden Sie als bisher grössten Erfolg im Toni-Projekt<br />

bezeichnen?<br />

Ein wichtiger Schritt für die ganze ZHdK war die Umplanung<br />

im Herbst 2009, die zu einer Bereinigung <strong>der</strong> Flächenverteilung<br />

geführt hat. Dies ist natürlich nicht allein mein Verdienst,<br />

son<strong>der</strong>n eine Teamarbeit. Ein Problem wurde als Chance gesehen<br />

und angepackt. Wir teilten in mehreren Workshops die<br />

bestehenden Flächen neu auf und simulierten zur Bestätigung<br />

die neue Flächenverteilung. Diese Umplanung hat viel Unbehagen<br />

besänftigt. Es ist mein ausdrückliches Ziel, dass ich alle<br />

an ihrem Plätzchen im Toni-Areal unterbringen kann und dass<br />

die Flächen möglichst gerecht verteilt sind. Ich möchte, dass<br />

alle zufrieden sind und gut funktionieren können.<br />

Wie gehen Sie <strong>mit</strong> dem von Männern dominierten Bau-Umfeld<br />

um?<br />

Das fällt mir nicht auf. Ich hatte noch nie das Gefühl, ich hätte<br />

dadurch einen Vor- o<strong>der</strong> Nachteil. Seit meiner Lehre im Baugewerbe<br />

bin ich es gewohnt, häufig die einzige Frau zu sein. Eine<br />

Zeit lang habe ich auf dem Bau gearbeitet und bin dort halt<br />

viermal gelaufen, um etwas zu tragen statt nur zweimal wie die<br />

Männer. Da fand ich dann allerdings: Es bringt nichts, etwas<br />

zu tun, wofür man doppelt so lange braucht wie ein Mann.<br />

Nach Plan sollen wir im Sommer 2013 ins Toni-Areal einziehen.<br />

Ab wann wird <strong>der</strong> Betrieb dort rund laufen?<br />

Ich werde alles daran setzen, dass wir vom Facility Management<br />

so früh wie möglich Fuss fassen im Toni-Areal. Mein<br />

Team soll sich im Haus auskennen und soll alle ZHdK-Angehörigen<br />

in Empfang nehmen, einführen und begleiten können.<br />

Das erste Jahr, bis alles einmal durchgespielt ist und alle Kin<strong>der</strong>krankheiten<br />

<strong>über</strong>standen sind, wird vermutlich schwierig<br />

werden. Aber nach einem Jahr sollte es rund laufen. Dann<br />

heisst es optimieren.<br />

Was sind Ihre Pläne für 2015, wenn das Projekt beendet ist?<br />

Die Arbeit wird uns nicht ausgehen! Die ZHdK wird sich weiter<br />

verän<strong>der</strong>n, und wir vom Facility Management müssen auf<br />

diese Verän<strong>der</strong>ungen reagieren. Es wäre schön, dann einen<br />

kontinuierlichen Betrieb aufzubauen.<br />

Sowohl im Toni-Areal als auch bei privaten Bauprojekten: Alessandra Zanotelli<br />

fügt Stein um Stein aneinan<strong>der</strong>, bis ein grosses Ganzes entsteht.<br />

Foto: Betty Fleck


hochschule/ zett 2–11 9


10<br />

zett 2–11 /hochschule I<br />

mehr qualität dank<br />

feedbackkultur<br />

Ab dieser Nummer erscheint im «Zett» ein<br />

Artikel zu einem <strong>der</strong> sechs Dossiers, in denen<br />

Querschnittaufgaben <strong>der</strong> ZHdK bearbeitet<br />

und koordiniert werden. In diesem Heft ein<br />

Gespräch zum Dossier Qualitätsmanagement <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Dossierverantwortlichen Jacqueline Otten,<br />

Direktorin Departement Design, und dem Leiter<br />

<strong>der</strong> Fachstelle, Patrick Bianco. Die Fragen stellte<br />

Adriana Bognar *<br />

Was bedeutet Qualitätsmanagement für die ZHdK?<br />

Jacqueline Otten: Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung<br />

sind wichtige Themen für die ganze ZHdK. Es ist die Pflicht je<strong>der</strong><br />

<strong>Hochschule</strong>, alles daranzusetzen, dass in Lehre, Forschung<br />

und den zentralen Diensten in hoher Qualität gearbeitet werden<br />

kann. Man spürt in den Departementen, bei den Services<br />

«Unser Qualitätsmanagement hat das Ziel, <strong>mit</strong>tels<br />

kreativer Ansätze Qualität zu erhalten und zu<br />

entwickeln, ohne sie zu verwalten.»<br />

Martina Bovet, Departement Musik<br />

sowie im Rektorat, wie alle bestrebt und motiviert sind, noch<br />

besser zu werden und dem Anspruch einer führenden <strong>Hochschule</strong><br />

zu genügen. Diese Bestrebungen wollen wir ordnen und<br />

die gesamte ZHdK auf ein hohes Niveau bringen. Das macht<br />

das Dossier so ausserordentlich spannend. Qualitätsmanagement<br />

ist nicht ein Projekt <strong>mit</strong> einem Anfang und einem Ende,<br />

son<strong>der</strong>n ein kontinuierlicher Prozess.<br />

Patrick Bianco: Aus meiner Sicht bedeutet Qualitätsmanagement<br />

an <strong>der</strong> ZHdK zudem, die Fähigkeiten aller so einzusetzen,<br />

dass sie dauerhaft herausragende Leistungen erzielen und die<br />

Erwartungen aller Interessengruppen erfüllen – o<strong>der</strong> sogar<br />

<strong>über</strong>treffen können.<br />

«Qualitätsmanagement hat oft den Gout von<br />

Leidensdruck. Ziel ist es, Lust auf Entwicklung<br />

zu wecken, die nicht dem mechanischen, betrieblichen<br />

Kalkül entstammt, son<strong>der</strong>n dem Bedürfnis<br />

nach gegenseitigem Lernen in einer Sphäre von<br />

Vertrauen und konstruktiver Kritik.»<br />

Stefan Kreysler, Rektorat<br />

Welche Ziele verfolgt die Qualitätsmanagement-Kommission?<br />

Otten: Unser langfristiges Ziel ist ein adäquates Qualitätsmanagementsystem,<br />

das den spezifischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

einer <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste entspricht. Wir können nicht<br />

irgendein System <strong>über</strong>nehmen, son<strong>der</strong>n müssen darauf achten,<br />

dass es zu uns passt, und uns die Frage stellen: Können wir<br />

an <strong>der</strong> ZHdK da<strong>mit</strong> arbeiten? Macht es für uns Sinn, dieses<br />

System zu entwickeln und den Hochschulangehörigen zur<br />

Verfügung zu stellen?<br />

Die Kommission Qualitätsmanagement: Von links, vorne: Jacqueline Otten,<br />

Patrick Bianco, Maria Angela Algar, Nicole von Salis, Martina Bovet,<br />

hinten: Christoph Brunner, Stefan Kreysler, Christine Weidmann.<br />

Foto: Johannes Dietschi<br />

Welche Aufgaben packt ihr zuerst an?<br />

Otten: Die Hochschulleitung hat Aufträge für das Qualitätsmanagement<br />

formuliert und da<strong>mit</strong> Prioritäten gesetzt. Es<br />

geht darum, Konzepte zu entwickeln, wie Qualitätsmanagement<br />

in <strong>der</strong> Lehre umgesetzt werden könnte. Diese liegen<br />

bis September 2011 vor. Dazu gehört als wichtige Vorarbeit,<br />

die Hochschulleitung dar<strong>über</strong> zu informieren, was an Erfahrungen<br />

an <strong>der</strong> ZHdK vorhanden ist. In einem ersten Schritt<br />

haben wir eine Auslegeordnung und Bestandsaufnahme vorgenommen.<br />

Die Daten dafür hat Patrick Bianco gesammelt.<br />

Nun liegt eine ausführliche Ist-Analyse vor, auf <strong>der</strong> man sieht,<br />

welche Qualitätsmanagementmethoden und -erkenntnisse<br />

an <strong>der</strong> ZHdK bereits existieren. Diese «Ausgrabungen» von<br />

bestehenden Konzepten, Qualitätsbestrebungen und weiterem<br />

Gedankengut integrieren wir in die nachfolgenden Aktivitäten.<br />

Wir haben zudem ein Projekt- und Evaluationsportfolio 2011<br />

erstellt, das <strong>der</strong> Sichtbarmachung von Schnittstellenthemen<br />

dienen soll. Es wird uns die Grundlagen liefern, um geeignete<br />

Verbesserungs- und Umsetzungsmassnahmen zu definieren.<br />

Wie sehen die konkreten Massnahmen aus?<br />

Bianco: Bis zum Frühling 2012 soll eine systematische und flächendeckende<br />

Unterrichts-Evaluationssystematik als Standard<br />

etabliert sowie eine Studierendenbefragung erstellt<br />

werden, welche Eingangs- und Abschlussbefragung von<br />

Bachelor- und Master-Studierenden zu Themen wie soziale


«Qualitätsmanagement versteht sich als<br />

Instrument einer lernenden Organisation.<br />

Dieses Instrument soll helfen zu zeigen,<br />

wo wir gut sind, wo nicht und ob<br />

Verbesserungsmassnahmen wirken.»<br />

Matthias Walter, Departement Darstellende Künste und Film<br />

Verhältnisse, Vorbildung, Eingangskompetenzen, Motivation,<br />

Ausbildungserwartungen, Studienfortschritt, Karriereverlauf,<br />

Weiterbildungsbedürfnisse liefern soll. Dies könnte meiner<br />

Meinung nach zum Beispiel in Form eines Pilotprojekts in<br />

einem einzigen Departement geschehen.<br />

Wo besteht ansonsten Handlungsbedarf?<br />

Otten: Es gibt gewisse Auflagen, denen die ZHdK nachkommen<br />

muss, zum Beispiel bei <strong>der</strong> Akkreditierung eines Studiengangs.<br />

Eine Akkreditierungskommission will von uns wissen, welches<br />

System wir in <strong>der</strong> Qualitätssicherung o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Studierendenbefragung<br />

haben und wie <strong>der</strong> Studiengang seine Feedbackschleife<br />

schaltet. Das ist eine Auflage im Rahmen von Bologna.<br />

Bei den neueren Studiengängen ist diese Feedbackschleife<br />

noch nicht <strong>über</strong>all installiert und systematisch implementiert.<br />

«Qualitätsmanagement ist Teil einer<br />

Arbeitskultur. Sie zu leben heisst Schnittstellen<br />

optimieren, Leistungen messen und sich<br />

kontinuierlich verbessern.»<br />

Nicole von Salis, Departement Design<br />

Wie ist Qualitätsmanagement an <strong>der</strong> ZHdK verankert?<br />

Otten: Es gibt zurzeit noch sehr unterschiedliche Bedingungen<br />

und Positionen, <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Entwicklung ist nicht <strong>über</strong>all<br />

gleich. Das Thema muss gemeinsam wachsen und angegangen<br />

werden. Das Departement Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung<br />

zum Beispiel wurde bereits im Jahr 2010 <strong>mit</strong> dem Label «Com<strong>mit</strong>ted<br />

to Excellence» nach dem EFQM-System für seinen<br />

Studiengang ausgezeichnet. Es dient da<strong>mit</strong> als Vorbild für die<br />

ZHdK insgesamt und ist eine grosse Hilfe, um prototypisch<br />

den ganzen Prozess nachzuvollziehen.<br />

Bianco: Qualitätsmanagement, so auch meine Erfahrung, wird<br />

an <strong>der</strong> ZHdK sehr heterogen behandelt. Von einer Verankerung<br />

kann noch nicht gesprochen werden. Gute Qualität entsteht<br />

aber auch ohne strukturierte Vorgehensweise. Sie ist<br />

mancherorts einfach nicht benenn- o<strong>der</strong> ausweisbar.<br />

Wird das Toni-Areal unser Qualitätsdenken und -handeln<br />

begünstigen?<br />

Otten: Oh ja, ganz gewiss! Im Moment ist es für uns alle ein<br />

schwieriges Arbeiten wegen <strong>der</strong> vielen verschiedenen Stand-<br />

hochschule I/ zett 2–11 11<br />

«Qualität steht vor Management. Um strategische<br />

Projekte systematisch umzusetzen und<br />

einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />

einzuleiten, startete unser Departement<br />

<strong>mit</strong> dem EFQM-System, das die Studiengänge<br />

2010 <strong>mit</strong> dem Label Com<strong>mit</strong>ted to Excellence»<br />

ausgezeichnet hat.»<br />

Janine Schiller, Departement Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung<br />

«Das Qualitätsmanagement unseres<br />

Departementes muss den Spezifika einer<br />

künstlerischen Ausbildung gerecht werden,<br />

daher legen wir beson<strong>der</strong>en Wert auf<br />

schriftliche und mündliche Formate.»<br />

Christoph Brunner, Departement Kunst & Medien<br />

«Qualität in den Services bedeutet, Querschnittsaufgaben<br />

für die <strong>Hochschule</strong> effizient und effektiv<br />

wahrzunehmen. Dies ist ein stetiger Vorgang,<br />

<strong>der</strong> laufend Prozesse, Schnittstellen und Ergebnisse<br />

<strong>über</strong>prüft und zu verbessern sucht.»<br />

Maria Angela Algar, Services<br />

orte, auf die die ZHdK verteilt ist. Im Toni-Areal dagegen werden<br />

die Wege kurz sein. Das stärkt den direkten Austausch<br />

und lässt das Zusammengehörigkeitsgefühl wachsen. Dies<br />

wird die Qualitätskultur in hohem Masse begünstigen, davon<br />

bin ich <strong>über</strong>zeugt.<br />

Bianco: Gerade im Hinblick auf das Toni-Areal sehe ich ein<br />

grosses Potenzial darin, jetzt zu definieren, was wir wollen<br />

und wohin wir wollen. Bis zum Einzug im Jahr 2013, so hoffe<br />

ich, hat sich an <strong>der</strong> ZHdK eine Qualitäts- und Feedback-Kultur<br />

etabliert, die uns den Start am neuen Ort erleichtern wird.<br />

* Adriana Bognar ist Projektleiterin Hochschulkommunikation im Rektorat<br />

(adriana.bognar@zhdk.ch).<br />

Wozu dienen die Dossiers an <strong>der</strong> ZHdK?<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hochschulleitung betreuen neben ihren Aufgaben als<br />

Departementsleitende auch sogenannte Dossiers. Bestimmte Querschnittaufgaben<br />

<strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> werden darin bearbeitet und koordiniert. Es existieren<br />

folgende sechs Dossiers: Lehre, Forschung, Vorbildung, Weiterbildung, Qualitätsmanagement<br />

und Internationales. Die Dossierverantwortlichen arbeiten<br />

<strong>mit</strong> einer Kommission und teilweise <strong>mit</strong> Fachstellen zusammen. Die Kommissionen<br />

setzen sich aus Delegierten <strong>der</strong> Departemente, fallweise aus solchen <strong>der</strong><br />

zentralen Dienste sowie aus weiteren Fachpersonen zusammen.<br />

Mitarbeitende Dossier Qualitätsmanagement<br />

Leitung Dossier: Prof. Dr. Jacqueline Otten, Direktorin Departement Design<br />

Fachstelle: Patrick Bianco<br />

Kommission: Maria Angela Algar, Services; Martina Bovet, Musik; Christoph<br />

Brunner, Kunst & Medien; Stefan Kreysler, Rektorat; Nicole von Salis, Design;<br />

Janine Schiller, Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung; Matthias Walter, Darstellende<br />

Künste und Film; Christine Weidmann, Gleichstellung (Beisitz).


die vielen facetten<br />

<strong>der</strong> zürcher hochschule<br />

<strong>der</strong> künste<br />

Impressionen von <strong>der</strong> Diplomausstellung und dem<br />

Festival <strong>der</strong> Künste 2011. Tommy De Monaco, Stefan<br />

Kreysler. Fotos: Regula Bearth, Johannes Dietschi,<br />

Betty Fleck<br />

Etwa 300 Studierende <strong>der</strong> Departemente Design, Kunst & Medien<br />

sowie Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung zeigten vom 10. bis 18. Juni<br />

2011 an <strong>der</strong> grossen, jährlich stattfindenden Diplomausstellung,<br />

die heuer auch Teil des Festivals <strong>der</strong> Künste war, ihre Abschlussarbeiten.<br />

Wie erwartet, wurde die Ausstellung rege besucht –<br />

unzählige Bekannte und Verwandte <strong>der</strong> Studierenden wie auch<br />

Ehemalige und FestivalbesucherInnen fanden sich ein, um die<br />

Qualität und die Vielfalt <strong>der</strong> Bachelor- und Master-Arbeiten zu<br />

bestaunen und sich inspirieren zu lassen.<br />

Die rund 2000 Besucherinnen und Besucher des 4. Festivals <strong>der</strong><br />

Künste, das am 17. und 18. Juni 2011 erfolgte, liessen sich nicht vom<br />

schlechten Wetter abhalten. Sie tauchten ein in die bunte Welt<br />

<strong>der</strong> jungen MusikerInnen, Theatermenschen, KünstlerInnen<br />

und Kreativen und genossen spannende und abwechslungsreiche<br />

Stunden. Das Festival, das bisher alle zwei Jahre stattfand, wartete<br />

<strong>mit</strong> <strong>über</strong> 50 Programmpunkten aus Musik, Film, Theater,<br />

Kunst, Design und Ver<strong>mit</strong>tlung auf. An die 360 Studierenden<br />

präsentierten sich und ihre Arbeiten im Theater <strong>der</strong> Künste an<br />

<strong>der</strong> Gessnerallee und in den Räumlichkeiten an <strong>der</strong> Ausstellungsstrasse<br />

60.


14<br />

zett 2–11 /design<br />

gen<strong>der</strong>orientierte<br />

designmethoden<br />

Das Spiel <strong>mit</strong> dem Geschlecht beziehungsweise<br />

<strong>der</strong> geschlechtlichen Wahrnehmung machen<br />

viele Dinge für das Design erst interessant. Ein<br />

Forschungsprojekt befasst sich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Entwicklung<br />

eines Gen<strong>der</strong>moduls für die Designausbildung<br />

an Fachhochschulen. Mehr dazu von<br />

Michael Krohn *<br />

Heute kommt dem Design die Aufgabe zu, die gegenständliche<br />

Erscheinung von Produkten, Informationen und Räumen<br />

zu definieren. Meist sind die Ergebnisse hinsichtlich <strong>der</strong><br />

geschlechtlichen Erscheinung eher «neutral», sieht man von<br />

gen<strong>der</strong>bestimmten Objekten wie Rasierapparat o<strong>der</strong> Bügeleisen<br />

ab. Natürlich könnte man die Meinung vertreten, in einer<br />

(fast) emanzipierten Gesellschaft soll, ja darf es keine gen<strong>der</strong>spezifisch<br />

gestalteten Objekte mehr geben.<br />

Tatsache ist aber, dass Frauen und Männer einen geschlechterspezifisch<br />

geprägten Zugang zur Wahrnehmung und<br />

Interpretation von Gegenständen haben. Dies ist für die<br />

«Orientierung» im Alltag durchaus nützlich und wichtig.<br />

So konnotieren wir formale Zusammenhänge und Erscheinungen<br />

oft zuallererst unter dem Gen<strong>der</strong>aspekt. Dasselbe<br />

gilt auch für Farben. Um «Weiblichkeit» o<strong>der</strong> «Männlichkeit»<br />

zu symbolisieren, werden häufig bipolare Gegensätze herangezogen.<br />

Dunkle, harte, eckige o<strong>der</strong> funktional anmutende<br />

Zeichen und Gegenstände werden in unserem Kulturkreis<br />

eher <strong>mit</strong> «männlich» assoziiert, helle, weiche, runde o<strong>der</strong><br />

dekorativ anmutende Formen eher <strong>mit</strong> «weiblich». Diese geschlechtlich<br />

orientierte Wahrnehmung wird in <strong>der</strong> Gestaltung<br />

von Produkten immer wie<strong>der</strong> von Neuem bedient und da<strong>mit</strong><br />

weiter gefestigt. Aber stimmen diese Werte in <strong>der</strong> heutigen<br />

Zeit noch immer?<br />

Bedürfnisse und Projektionen<br />

Wir wissen: Frauen und Männer haben aus unterschiedlichen<br />

Bedürfnissen, Fähigkeiten, Interpretationen und Wahrnehmungen<br />

ihre eigenen Ansprüche an die dingliche Welt. Und<br />

da<strong>mit</strong> meinen wir nicht nur die Funktion, also die Nutzung<br />

und Bedienung eines Objekts, son<strong>der</strong>n ebenso die formale<br />

und semantische Erscheinung, die Wertigkeit und den Status.<br />

Es fällt auf, dass im Designunterricht oft die Funktion, die<br />

Form o<strong>der</strong> die Farbe in den Vor<strong>der</strong>grund rückt. Gen<strong>der</strong> wird,<br />

wenn <strong>über</strong>haupt, in Fächern wie «Ergonomie» o<strong>der</strong> «Wahrnehmungslehre»<br />

− meist reduziert auf den rein biologischen<br />

Aspekt − behandelt.<br />

Heute sind 50 Prozent <strong>der</strong> Studierenden in Designstudiengängen<br />

Frauen. Von dieser Tatsache ausgehend, entstand an <strong>der</strong><br />

ZHdK zusammen <strong>mit</strong> den Designabteilungen <strong>der</strong> Scuola universitaria<br />

professionale della Svizzera italiana (SUPSI) und <strong>der</strong><br />

Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) ein Forschungsprojekt<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> zentralen Frage: Kann man Formen einem<br />

bestimmten Geschlecht zuordnen? Auch das Bundesamt für<br />

Berufsbildung und Technologie (BBT) interessierte sich für<br />

die Frage des gen<strong>der</strong>spezifischen Designunterrichts im Zuge<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gleichstellung an Fachhochschulen und<br />

unterstützte das Projekt finanziell.<br />

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Studierende bei<strong>der</strong> Geschlechter<br />

erfahren und erleben zu lassen, dass eine Gestaltungsform<br />

immer auch eine Aussage hinsichtlich <strong>der</strong> Orientierung für<br />

die Geschlechter hat. Dies kann intendiert o<strong>der</strong> unreflektiert<br />

geschehen. Neben viel möglicher Theorie fehlten uns dabei die<br />

pragmatischen, kreativen und durchaus lustvollen Methoden<br />

und Zugänge, frei von Dogmen.


Betrachtet man Produkte, so gehen heute viele Unternehmen<br />

spielerisch, ja oft schon provokativ <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong><br />

Geschlechter um. Dies ist nichts an<strong>der</strong>es als das Abbild des<br />

realen Zustands <strong>der</strong> Gesellschaft. Da gibt es zum Beispiel die<br />

speziell für Frauen gestalteten Heimwerkergeräte. Von <strong>der</strong><br />

Kategorie des Gegenstands her also eher typisch männlich,<br />

die Gestaltung des Objekts ist hingegen sehr weiblich. Wir<br />

bemerkten auch, dass gerade das Spiel <strong>mit</strong> dem Geschlecht<br />

beziehungsweise <strong>der</strong> geschlechtlichen Wahrnehmung viele<br />

Dinge für das Design erst interessant machen.<br />

Gen<strong>der</strong> Codes und Wahrnehmung<br />

Ob und wie die Wahrnehmung von Gen<strong>der</strong> Codes <strong>mit</strong> persönlichen<br />

Erfahrungen, Einstellungen und dem kulturellen<br />

«Wissen» <strong>der</strong> Rezipientinnen und Rezipienten zusammenhängt,<br />

wurde von uns untersucht und soll den Entwurfsprozess<br />

beeinflussen. Am besten anhand <strong>der</strong> eigenen Betrachtung<br />

und Wertung. Sind Gen<strong>der</strong> Codes klar und da<strong>mit</strong> einfach zu<br />

erkennen? O<strong>der</strong> sind die Zeichen dichter und subtiler, unterschwellig,<br />

schwieriger wahrnehmbar? In jedem Fall galt es,<br />

anhand von realen Beispielen zu analysieren, wie Kodierungen<br />

genutzt und verän<strong>der</strong>t werden. Dies führte zu einem Archiv<br />

von rund 2000 Bil<strong>der</strong>n, die wir anhand eines Rasters auf ihre<br />

Gen<strong>der</strong>bedeutung hin untersuchten.<br />

Ein interessantes Beispiel für die Gen<strong>der</strong>kodierung sind die<br />

Nassrasierer für Mann und Frau. Technisch wohl sehr ähnlich,<br />

sind die Rasierer auffallend unterschiedlich gestaltet.<br />

Das männliche Exemplar («Mach3») ist stark strukturiert <strong>mit</strong><br />

aufgesetzten, sich wie<strong>der</strong>holenden formalen Elementen. Die<br />

Farben sind dunkel und silbrig, durchbrochen <strong>mit</strong> Akzentfarben.<br />

Die Semantik erinnert an Flugzeuge, Rennautos o<strong>der</strong><br />

Waffen. Die weiblichen Rasierer («Venus») scheinen organisch<br />

und weich. Die Formen sind eher ausladend und breit, die Farben<br />

hell und transparent. Die Objekte sprechen von Hygiene,<br />

erinnern auch etwas an Schmuck.<br />

design/ zett 2–11 15<br />

Raster zur Beurteilung <strong>der</strong> Gen<strong>der</strong>-Bedeutung von ausgewählten Objekten.<br />

Foto: Stefan Schneller<br />

Das Ausbildungsmodul<br />

Bei den Designaufgaben arbeiteten die Studierenden in gemischt-<br />

o<strong>der</strong> gleichgeschlechtlichen Zweiergruppen. Dies<br />

ermöglichte Diskussionen und regen Austausch: Die Frauen<br />

mussten beispielsweise den Männern die Wirkung von Formen<br />

und Farben von Produkten auf sich selbst und, vermutet,<br />

auf das an<strong>der</strong>e Geschlecht erklären. In einem zweiten Teil<br />

ging es darum, ein konkretes Produkt für eine Gen<strong>der</strong>gruppe<br />

zu entwerfen. Und dies für einmal nur hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Gen<strong>der</strong>wirkung. Genau hier, und da<strong>mit</strong> kommen wir auf die<br />

Kurven, wurde experimentiert, welche Formen welche Wirkung<br />

haben.<br />

Hatten wir zu Beginn die Befürchtung, die Studierenden<br />

würden diese Übung als zu «theoretisch» und «dogmatisch»<br />

betrachten, so war dieses Spiel <strong>mit</strong> Form und Geschlecht ausserordentlich<br />

spannungsreich und attraktiv. Da<strong>mit</strong> schufen<br />

sich die Studierenden einen neuen, ungekannten Zugang zum<br />

Design, <strong>der</strong> <strong>mit</strong> Sicherheit in vielen zukünftigen Projekten ihr<br />

Entwurfs- und Formenvokabular erweitern wird.<br />

* Prof. Michael Krohn ist Leiter des Studiengangs Master of Arts in Design,<br />

Departement Design (michael.krohn@zhdk.ch).<br />

Weiterführende Literatur: John Berger, Ways of Seeing, Pinguin Books,<br />

London 1972.<br />

Folgende Personen sind am Projekt beteiligt:<br />

ZHdK: Prof. Michael Krohn, Christine Weidmann, Stefan Schneller<br />

SUPSI: Dr. Fred Voorhorst, Cecilia Liveriero, Olivia Blum<br />

FHNW: Catherine Sokoloff, Nicole Schnei<strong>der</strong>


16<br />

zett 2–11 /darstellende künste und film<br />

ein internat für<br />

junge Tänzerinnen<br />

und Tänzer<br />

Pionierarbeit in <strong>der</strong> Schweiz: das Internat <strong>der</strong><br />

Tanz Akademie Zürich für begabte Tanzschüler-<br />

Innen ab zwölf Jahren. Was in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />

seit Jahrzehnten Usus ist, wurde <strong>mit</strong> viel persönlichem<br />

Einsatz auch in Zürich Realität. Sandra<br />

Nussberger, Judith Hunger *<br />

Die Tanz Akademie Zürich (taZ) ist Teil des Departements<br />

Darstellende Künste und Film und bietet die Ausbildung zum<br />

professionellen Bühnentanz <strong>mit</strong> EFZ-Abschluss an. Die <strong>mit</strong><br />

dem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis verbundene Anerkennung<br />

des Bühnentanzberufs ist ein Meilenstein in <strong>der</strong> Schweizer<br />

Tanzgeschichte. Braucht es jetzt auch noch ein Internat?<br />

Ja, jetzt erst recht, meinen wir.<br />

Wer sich die Programmhefte von namhaften Tanzkompanien<br />

genau durchliest, merkt schnell, dass sich diese aus einem<br />

internationalen Potpourri von 18- bis höchstens 40-jährigen<br />

Tänzerinnen und Tänzern zusammensetzen. Im Gegensatz<br />

zu den meisten an<strong>der</strong>en Künsten fängt die Karriere <strong>der</strong> BühnentänzerInnen<br />

früh an und ist zeitlich li<strong>mit</strong>iert. Um eine auf<br />

die Bedürfnisse des klassischen Tanzes abgestimmte künstlerische<br />

Ausbildung anbieten zu können, muss diese im Alter<br />

von 10 bis 12 Jahren beginnen. Da liegt es auf <strong>der</strong> Hand, dass<br />

ein professionell geführtes Internat unabdingbar ist. Wer aus<br />

dem Tessin, aus Graubünden, aus dem Wallis o<strong>der</strong> aus einem<br />

an<strong>der</strong>en Kanton würde sein 12-jähriges Kind nach Zürich in<br />

die Tanzausbildung schicken, wenn es we<strong>der</strong> Wohnmöglichkeit<br />

noch professionelle Betreuung gäbe? Ein Einstieg in die<br />

Berufsausbildung im Alter von 15 o<strong>der</strong> 16 Jahren erweist sich<br />

meist als zu spät, die Vorbildung – das Grundstudium – legt<br />

ein wichtiges und notwendiges Fundament für das technisch<br />

sehr anspruchsvolle Curriculum während <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />

– ähnlich wie in <strong>der</strong> Musik.<br />

Das Internat <strong>der</strong> taZ beherbergt BewohnerInnen zwischen<br />

11 und 18 Jahren aus den unterschiedlichsten Regionen des<br />

In- und Auslands. Die Jüngsten unter ihnen (11- bis 15-jährig)<br />

sind noch schulpflichtig und besuchen neben dem intensiven<br />

Training den Unterricht auf Sekundarschulstufe. Diese<br />

Jugendlichen fahren, wenn immer möglich, <strong>über</strong>s Wochenende<br />

nach Hause zu ihren Familien. Diejenigen, welche die<br />

Berufsausbildung absolvieren, sind ganztägig an <strong>der</strong> taZ und<br />

wohnen zum Teil das ganze Jahr <strong>über</strong> im Internat, wenn die<br />

Distanz zum Elternhaus zu gross ist.<br />

Haus-Meeting im Aufenthaltsraum. Abendessen vorbereiten in <strong>der</strong> Internatsküche. Fotos: Betty Fleck<br />

Das Team des Internats besteht ausschliesslich aus Fachpersonen<br />

sozialer Berufe. Die Internatsleiterin Karin Bachmann<br />

und ihr Team arbeiten eng <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Tanz Akademie Zürich,<br />

<strong>der</strong> SportClinic Zürich, den Sekundarschulen und den Eltern<br />

zusammen. Eine weitere Stelle, die <strong>mit</strong> einer Ernährungsfachperson<br />

besetzt werden soll, ist in Planung. So<strong>mit</strong> ist eine<br />

rundum stimmige Betreuung gewährleistet.<br />

Mit dem taZ-Internat und <strong>der</strong> taZ wird so<strong>mit</strong> eine optimale<br />

Ausbildungsstruktur geschaffen, gerade auch für den Schweizer<br />

Nachwuchs. Diesen zu betreuen und ihm die Ausbildung<br />

zu ermöglichen, ist erklärtes Ziel <strong>der</strong> taZ. Wir bleiben dran!<br />

Das Internat <strong>der</strong> taZ öffnet seine Türen am Samstag, 17. März<br />

2012 allen Interessierten, die reinschauen und reinschnuppern<br />

wollen.<br />

* Sandra Nussberger ist Mitglied des Leitungsteams <strong>der</strong> taZ (sandra.nussberger@zhdk.ch),<br />

Judith Hunger ist administrative Assistentin <strong>der</strong> Departementsleitung<br />

und verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit<br />

(judith.hunger@zhdk.ch).


im beruf<br />

angekommen<br />

Gleich mehrere Filmabsolventinnen<br />

und -absolventen besetzen<br />

diesen Sommer wichtige<br />

Positionen in Spielfilmproduktionen<br />

für das Schweizer Radio<br />

und Fernsehen. Zum Beispiel<br />

Barbara Kulcsar. Nicole Greuter *<br />

Sie haben ein Filmdiplom <strong>der</strong> ZHdK in <strong>der</strong> Tasche und<br />

arbeiten fest angestellt o<strong>der</strong> selbstständig für das Schweizer<br />

Fernsehen: Jonas Projer als Auslandkorrespondent in Brüssel,<br />

Sabine Boss als Fernsehfilm-Regisseurin und Barbara Seiler als<br />

Autorin von «Kulturplatz»-Beiträgen. Zwar ist das Fernsehen<br />

nicht wie in Deutschland <strong>der</strong> bedeutendste Arbeitgeber für<br />

Absolventinnen und Absolventen von Filmhochschulen, aber<br />

ein interessantes Arbeitsfeld für die freien Filmschaffenden.<br />

Von Sabine Boss, <strong>der</strong>en Filmografie neben Kino- und Theaterarbeiten<br />

bereits mehr als ein halbes Dutzend Fernsehfilme<br />

aufweist, wird im Herbst «Mord hinterm Vorhang» ausgestrahlt.<br />

Weitere Pläne <strong>der</strong> Zusammenarbeit <strong>mit</strong> dem Schweizer<br />

Fernsehen sind vorhanden.<br />

Diesen Sommer besetzen gleich mehrere Filmabsolventinnen<br />

und -absolventen Schlüsselfunktionen in Spielfilmproduktionen.<br />

Unter ihnen Thomas Gerber, <strong>der</strong> sich bisher als Regisseur<br />

von Werbe- und Imagefilmen hervorgetan hat und bei<br />

Spielfilmen als Editor beteiligt war. Demnächst beginnen die<br />

Dreharbeiten für seinen ersten 90-Minüter «Rache ist süss».<br />

Und in <strong>der</strong> Tragikomödie «Der Patient», die <strong>der</strong>zeit im Luzerner<br />

Hinterland gedreht wird, arbeiten sogar drei ehemalige<br />

<strong>Zürcher</strong> Filmstudierende in leitenden Positionen: Regie führt<br />

Barbara Kulcsar, Director of Photography ist Pierre Mennel<br />

und Editor Gion-Reto Killias.<br />

In einer Drehpause am Telefon meint Barbara Kulcsar, die<br />

starke Vertretung von <strong>Zürcher</strong> Absolventinnen und Absolventen<br />

sei wohl eher Zufall. Ausschlaggebend für die Besetzung<br />

des Stabs sei die Qualität. Sie hält Gion-Reto Killias, Editor<br />

von «Der letzte Weynfeldt», für den besten Cutter. Mit ihm<br />

hat sie studiert. Man kennt sich und hat schon zusammengearbeitet.<br />

Mit Pierre Mennel, <strong>der</strong> sein Studium abschloss, als sie<br />

ihres begann, hat sie hingegen noch nie gedreht. Für ihn hat sie<br />

sich wegen seines Stils entschieden, «<strong>der</strong> zu den Bil<strong>der</strong>n passt,<br />

die ich mir vorgestellt habe». Zu den jüngsten Kameraarbeiten<br />

Mennels gehören «Die Standesbeamtin» und «Hugo Koblet –<br />

Pédaleur de charme». Seit einigen Jahren unterrichtet Pierre<br />

Mennel auch an <strong>der</strong> ZHdK.<br />

1999 schloss die damals 28-jährige Barbara Kulcsar ihr Studium<br />

ab. Ihr Kurzspielfilm «Blush» wurde im darauffolgenden<br />

Jahr für den Schweizer Filmpreis nominiert. Zehn Jahre später<br />

darstellende künste und film/ zett 2–11 17<br />

Bei den Dreharbeiten zu «Der Patient», SF Schweizer Film, (v.l.n.r.) : Barbara Kulcsar<br />

(Regie), Pierre Mennel (DOP), Sami Khouri (2. Kameraassistent, Clapper, Loa<strong>der</strong>),<br />

Peter Demmer (Chefbeleuchter), Orit Teply (1. Kameraassistent), Roger Schweizer<br />

(1. Regieassistent), Jean Cotter (Maske). Foto: SRF / Thomi Studhalter<br />

feierte «Zu Zweit», ihr erster langer Spielfilm, am Zurich Film<br />

Festival Premiere. Die Geschichte <strong>über</strong> das Zusammen- und<br />

Nebeneinan<strong>der</strong>leben eines Ehepaars erhielt im Herbst 2010<br />

den <strong>Zürcher</strong> Filmpreis, und Linda Olsansky wurde Anfang<br />

2011 für ihre Rolle <strong>der</strong> Ehefrau als Beste Darstellerin für den<br />

Schweizer Filmpreis nominiert. Zwischen «Blush» und «Zu<br />

Zweit» liegen Erfahrungen im Werbefilm und im Schreiben<br />

von Drehbüchern. Und <strong>der</strong> Wunsch, etwas Eigenes zu machen.<br />

Gut möglich, dass «Zu Zweit» dazu beigetragen hat, dass Barbara<br />

Kulcsar für die Regie des Fernsehfilms «Der Patient»<br />

angefragt wurde. Jedenfalls fand sie das Drehbuch, das ihr die<br />

ausführende Produktionsfirma Zodiac Pictures vorlegte, so<br />

gut, dass sie es gewissermassen «zu meinem eigenen» gemacht<br />

hat. «Der Patient» erzählt die Geschichte einer Bauernfamilie,<br />

die durch die Alzheimer-Erkrankung des Grossvaters aus dem<br />

Gleichgewicht gerät.<br />

Welche Bedeutung die Fernseharbeit für ihre Laufbahn habe,<br />

wollten wir von <strong>der</strong> Regisseurin wissen. Ein Karrieresprung,<br />

meint sie, sei es insofern, als sie stärker wahrgenommen werde<br />

und dies möglicherweise dazu führe, dass sie schneller einen<br />

weiteren Film realisieren könne. Die Arbeit mache jedenfalls<br />

extrem Spass. Einfach loslegen zu können, Regie zu führen,<br />

ohne sich um alles an<strong>der</strong>e auch noch zu kümmern, <strong>mit</strong> guten<br />

Schauspielern zusammenzuarbeiten, «nicht drauflegen zu<br />

müssen», das sei toll. Im Vergleich zu ihrem Film «Zu Zweit»,<br />

den sie ohne För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong> und dank <strong>der</strong> Gratisarbeit aller<br />

Beteiligten realisiert hat, sei dies ein an<strong>der</strong>es Gefühl von Schaffen,<br />

es habe eine handwerklichere Komponente. «Der Patient»<br />

sei ein Auftrag <strong>mit</strong> einem Anfang und einem Ende. Ohne ewige<br />

Entwicklungszeit. Im Januar habe man sie angefragt, im Juni<br />

sei gedreht worden. Sie habe nun das Gefühl, in ihrem Beruf<br />

angekommen zu sein.<br />

«Der Patient» wird 2012 im Sonntagabendprogramm des Schweizer Fernsehens<br />

ausgestrahlt. Der genaue Termin ist noch offen.<br />

* Nicole Greuter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin <strong>der</strong> Fachrichtung Film,<br />

Departement Darstellende Künste und Film (nicole.greuter@zhdk.ch).


18<br />

zett 2–11 /darstellende künste und film<br />

Links: «Sheep», rechts: «Meeting»,<br />

Neue Dringlichkeit<br />

es liegt etwas in <strong>der</strong><br />

luft …<br />

… das nur schwer in Schrift zu fassen ist. Es ist da<br />

– bei den Treffen, bei den Aktionen, beim gemeinsamen<br />

Essen. Es ist ein Gefühl, eine Stimmung,<br />

etwas, das ausserhalb von Text stattfindet. Hier<br />

ein Versuch, Unbeschreibliches zu erklären, vor<br />

allem, weil wir uns freuen würden, wenn Du <strong>mit</strong>machst.<br />

Neue Dringlichkeit – ein Statement von<br />

Studierenden *<br />

Entstanden ist die neue Dringlichkeit (nD) am 3. Dezember<br />

2010. Auf <strong>der</strong> Bühne A fand ein «Spontanfestival gegen die<br />

Fremdenfeindlichkeit <strong>der</strong> Schweiz» statt. Innerhalb weniger<br />

Tage kam ein buntes Programm aus Performances, Videos,<br />

Lie<strong>der</strong>n und Reden zusammen. Im Anschluss an das Festival<br />

gab es ein Gespräch, im Rahmen dessen ein Student den entscheidenden<br />

Anstoss gab, indem er den Begriff «Neue Dringlichkeit»<br />

in den Raum warf. Was aber macht die (nD) aus?<br />

Was ist unser Anliegen? Was suchen wir? Kurz darauf entstand<br />

<strong>der</strong> Blog <strong>der</strong> (nD) * *, ein erstes Treffen fand statt: Es wurde<br />

hitzig diskutiert, und Aktionen im öffentlichen Raum wurden<br />

geplant. In Folge rannten ein paar Verrückte im Schafskostüm<br />

durch das weihnachtliche Nie<strong>der</strong>dörfli o<strong>der</strong> sangen in <strong>der</strong><br />

Tram Lie<strong>der</strong> gegen Rassismus. Ein Stein war ins Rollen geraten.<br />

Viele Leute haben ein paar Zeilen / Zeichen an den Blog<br />

geschickt. Die folgende Textfläche ist ein Zusammenschnitt<br />

dieser Schnipsel (am besten laut lesen und Musik dabei hören):<br />

«Es liegt etwas in <strong>der</strong> Luft. Menschen gehen auf die Straße.<br />

Stuttgart. Kairo. Madrid. Zynismus und Resignation bringen<br />

uns nicht weiter. Wir müssen wie<strong>der</strong> an uns glauben. Wir<br />

können etwas verän<strong>der</strong>n. Wir müssen es versuchen. Weil ich<br />

etwas verän<strong>der</strong>n will und das <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en zusammen besser<br />

geht. Weil ich mich zu weit aus dem Fenster lehnen möchte.<br />

Weil das Gespenst des Heuchlers <strong>über</strong>all lauert. Die (nD)<br />

ist für mich <strong>der</strong> Versuch, ein Forum zu schaffen, um sich innerhalb<br />

<strong>der</strong> stressigen und zeitraubenden Ausbildung und<br />

dem Leben einen Platz zu schaffen und immer wie<strong>der</strong> neu<br />

<strong>über</strong> die Frage ‹Was ist meine Dringlichkeit?› nachzudenken<br />

und ‹Wie setze ich meine Dringlichkeit in Aktion um?›. Die<br />

gegenwärtige Situation ist oftmals nicht auszuhalten. Ihre<br />

Folgen werden nicht auszuhalten sein. Sozial. Ökologisch. Philosophisch.<br />

Der Drang zu einer gemeinsamen Verän<strong>der</strong>ung!


Nichts annehmen, weil es so ist, o<strong>der</strong> immer so war – Mut,<br />

uns den undurchsichtigen Ereignissen zu stellen, die uns als<br />

ausserhalb unserer Einflussnahme und als unverän<strong>der</strong>lich<br />

erscheinen. Was heutzutage Politik ist, verdient seinen Namen<br />

nicht. An<strong>der</strong>es hat keinen Platz. Anstelle <strong>der</strong> Ohnmacht<br />

gegen<strong>über</strong> <strong>der</strong> Welt eine neue Dringlichkeit zulassen. Lust,<br />

einen Nerv <strong>der</strong> Zeit zu treffen. Sich selber in einem globalen<br />

Netzwerk begreifen. Der inneren Notwendigkeit Ausdruck<br />

verleihen. Sinnlich sein. Die Menschen auffor<strong>der</strong>n, <strong>über</strong> den<br />

eigenen Standpunkt zu reflektieren. Eine Bewegung, die die<br />

Welt als verän<strong>der</strong>bar begreift und versucht, dem herrschenden<br />

Zynismus, <strong>der</strong> jegliches Aktionspotenzial hemmt, etwas entgegenzusetzen.<br />

Je<strong>der</strong> Einzelne trägt eine Verantwortung<br />

gegen<strong>über</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft. Gemeinsam versuchen wir, uns<br />

vor <strong>der</strong> sogenannten Ohnmacht <strong>der</strong> Generation zu lösen und<br />

aktionsgerichtet Stellung zu aktuellen Themen zu beziehen.<br />

Ich möchte die Welt lieben, in <strong>der</strong> ich lebe, dafür muss ich<br />

versuchen, gegen die herrschende Ungerechtigkeit etwas zu<br />

unternehmen. Die (nD) ist die geeignete Plattform dafür. Ein<br />

WIR aus vielen ICHs. Ich will mich nicht ausruhen auf meiner<br />

Ohnmacht. Ich will mich verhalten zur Welt, <strong>mit</strong> meiner<br />

Sprache Theater <strong>über</strong> das Theater hinaus. Weil, diese Welt ist<br />

auch meine Welt. Ich muss das. Ich will das. Mut haben zur<br />

Utopie. Wild hinterfragen und dann weiter. Labor. Aktion.<br />

Weiter. Für mich als Theaterschaffende ist es notwendig, sich<br />

seiner Verantwortung gegen<strong>über</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft bewusst zu<br />

sein. Es ist an <strong>der</strong> Zeit, sich von <strong>der</strong> Selbstreferenz zu lösen<br />

und gemeinsam an einem Strick zu ziehen. Ich will wie<strong>der</strong><br />

JA sagen zur Welt!»<br />

Nachdem wir die weihnachtliche Innenstadt Zürichs verunsichert<br />

hatten, stellten sich ein junger Mann und eine junge Frau<br />

nackt auf den Bundesplatz, um sich öffentlich zu schämen.<br />

darstellende künste und film/ zett 2–11 19<br />

Bald danach unterstützten wir eine Aktion am Stauffacher, um<br />

auf die Situation abgewiesener Asylsuchen<strong>der</strong> aufmerksam zu<br />

machen. Als <strong>der</strong> arabische Frühling aufflammte, tranken wir<br />

gemeinsam Tee und redeten <strong>über</strong> die Entwicklungen in <strong>der</strong> Region<br />

und <strong>über</strong> Möglichkeiten, <strong>mit</strong>zuwirken. Eine davon ist das<br />

Projekt «Camera Directa», welches versucht, die Geschichte<br />

<strong>der</strong> ägyptischen Revolution <strong>mit</strong> Bil<strong>der</strong>n zu erzählen, die von<br />

Menschen vor Ort stammen und nicht von Pressefotografen.<br />

Eine Möglichkeit, sich frisch und persönlich <strong>mit</strong> dem Thema<br />

Fremdenfeindlichkeit auseinan<strong>der</strong>zusetzen, bietet das «Büro<br />

für Xenophobie»: Auf BfX-blog.org gibt es viele lustige Videos.<br />

Weitere Projekte folgen!<br />

Momentan existiert die (nD) vor allem innerhalb <strong>der</strong> Fachrichtung<br />

Theater des Departements Darstellende Künste und<br />

Film. Das liegt aber nur daran, dass sie hier geboren wurde.<br />

Wir bedauern unsere Theaterlastigkeit und sehnen uns nach<br />

an<strong>der</strong>en Mitwirkenden. Lasst uns die leere Worthülse Transzdisziplinarität<br />

<strong>mit</strong> einem Inhalt füllen: Lasst uns quer durch<br />

alle Künste und Nichtkünste danach suchen, wie wir die Gesellschaft<br />

<strong>mit</strong>gestalten können! Wir haben einen Auftrag!<br />

* neue Dringlichkeit, Studierende Fachrichtung Theater<br />

(dringlichkeit@systemausfall.org)<br />

* * Der offene Blog. Der Blog ist einerseits eine Art Zeitung <strong>der</strong> (nD) – ein Ort,<br />

wo Gedanken und Denkanstösse veröffentlicht werden. An<strong>der</strong>erseits ist er eine<br />

Organisationsplattform, auf <strong>der</strong> beispielsweise Treffen und Aktionen angekündigt,<br />

geplant und dokumentiert werden. Ausserdem gibt es Videos, Fotos und<br />

Texte <strong>der</strong> Aktionen. Es ist ein offener Blog, je<strong>der</strong> kann posten. Die Anleitung<br />

dazu ist auf dem Blog gleich oben rechts. Die Adresse ist: nD-blog.org<br />

Der E-Mail-Newsletter. Über den E-Mail-Newsletter werden zirka alle zwei<br />

Wochen wichtige Meldungen und Vorhaben <strong>der</strong> (nD) angekündigt.<br />

Wer in den Newsletter rein will, schreibt bitte eine Mail an:<br />

dringlichkeit@systemausfall.org


20<br />

zett 2–11 /kunst & medien<br />

22 linsen in istanbul<br />

Von einer nicht alltäglichen Exkursion<br />

<strong>der</strong> Vertiefung Fotografie berichten<br />

Michael Etzensperger und Dominik Zietlow *.<br />

Vom 3. bis 7. Mai 2011 unternahmen 22 Studierende <strong>der</strong> Vertiefung<br />

Fotografie eine Studienreise nach Istanbul. Zweck <strong>der</strong><br />

Reise war es, sich vertieft <strong>mit</strong> den städtebaulichen Eigenheiten<br />

<strong>der</strong> türkischen Metropole auseinan<strong>der</strong>zusetzen sowie Istanbul<br />

als Kunst- und Kulturstadt kennenzulernen. Begleitet wurden<br />

wir von <strong>der</strong> Dozentin Marianne Mueller und von <strong>der</strong> Unterrichtsassistentin<br />

Veronika Spierenburg.<br />

Während einer Peripherieführung auf dem asiatischen Teil <strong>der</strong><br />

Stadt sahen wir, wo in Istanbul gewohnt, gearbeitet und gependelt<br />

wird. Wir besuchten Trabantenstädte, Orte, an denen<br />

Shopping Malls den einzigen öffentlichen Raum darstellen,<br />

anarchisch gewachsene Stadtstrukturen, Gated Communities<br />

und den Grüngürtel, <strong>der</strong> Istanbuls Luft einigermassen erträglich<br />

macht. Bei einer Wan<strong>der</strong>ung entlang <strong>der</strong> byzantinischen<br />

Stadtmauer entdeckten wir Romaviertel wie Sulukkule, die<br />

sich an die Mauer schmiegen und dem massiven Verdrängungsdruck<br />

<strong>der</strong> Immobilienspekulation zu trotzen versuchen.<br />

Wir lernten die Rolle <strong>der</strong> Mauer aber auch als urbanen Mikrokosmos<br />

von Lebens-, Arbeits- und Gewerberaum kennen.<br />

Anlässlich des Besuchs bei <strong>der</strong> Künstlerin Banu Cennetoglu,<br />

einer Eigenverlags-Pionierin, hatten wir die Gelegenheit, in<br />

ihrer Printed-Matter-Sammlung / Bibliothek zu schmökern.<br />

Natürlich blieb trotz des dichten Programms auch Zeit, in<br />

Galerien, Hamams und Moscheen zu gehen o<strong>der</strong> sich für<br />

wenig Geld einen schlechten Haarschnitt verpassen zu lassen.<br />

Daneben frönten wir <strong>der</strong> Völlerei o<strong>der</strong> testeten Istanbuls<br />

Nachtleben. Auch hiefür standen uns einheimische Experten<br />

zur Verfügung, die sich aufs Rührendste selbst um die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> durstigsten Studierenden kümmerten.<br />

* Michael Etzensperger und Dominik Zietlow studieren im Bachelor of Arts<br />

in Medien & Kunst, Vertiefung Fotografie (michael.etzensperger@zhdk.ch,<br />

dominik.zietlow@zhdk.ch).


kunst & medien/ zett 2–11 21


22<br />

zett 2–11<br />

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ein labor des<br />

aneignens und<br />

erprobens<br />

Mit <strong>der</strong> Master Fine Arts Degree Show<br />

präsentierte die ZHdK vom 7. bis 19. Juni 2011<br />

die Abschlussarbeiten des 2008 geschaffenen<br />

Studiengangs Master of Arts in Fine Arts (MFA).<br />

Nachfolgend die Ansprache des Direktors des<br />

Departements Kunst & Medien, Giaco Schiesser,<br />

anlässlich <strong>der</strong> Vernissage vom 6. Juni 2011.<br />

Sehr verehrte Anwesende,<br />

liebe Diplomandinnen und Diplomanden.<br />

Mit dem heutigen Tag schliessen Sie – sofern Sie die noch<br />

ausstehenden Diplomprüfungen in den nächsten Tagen<br />

bestehen – als erster o<strong>der</strong> als zweiter Studienjahrgang des<br />

Masters of Fine Arts an <strong>der</strong> ZHdK Ihre Ausbildung auf dem<br />

Spiel- und Experimentierfeld <strong>Hochschule</strong> ab. Vor Ihnen steht<br />

<strong>der</strong> Übertritt auf ein an<strong>der</strong>es Spiel- und Experimentierfeld:<br />

in die Arbeitswelt – in eine Arbeitswelt, die sich in grossem<br />

Umbruch befindet und die immer mehr nach schneller und<br />

ein-fältiger Verwertung gerade auch von KunsthochschulabsolventInnen,<br />

gerade auch aus den Fine Arts, verlangt. Die<br />

heutige Creative Industry, die viele prekäre, manche 0815- und<br />

einige spektakuläre Möglichkeiten bereithält, und <strong>der</strong> Staat,<br />

<strong>der</strong> sich neuerdings rührend Sorge darum macht, ob denn die<br />

Kunstdiplomierten auch von ihrem Tun werden leben können<br />

– eine Frage, die an die Philosophie-, Geschichts- o<strong>der</strong><br />

GermanistikabsolventInnen nicht gestellt wird, zu Recht nicht<br />

gestellt wird – sind die Stichworte dazu. (Und, en passant:<br />

Unsere AbsolventInnen können von ihrem Tun leben, und<br />

das seit vielen Jahren.)<br />

Wir haben Ihnen ein Curriculum angeboten, das Ihnen<br />

ermöglichen sollte und von Ihnen abverlangt hat, eigensinnige<br />

und scharfsinnige AutorInnen zu werden, eigene Haltungen<br />

zu entwickeln zu Fragen, die Sie, und zu Fragen, die die Gesellschaft<br />

heute umtreiben.<br />

Es waren schöne und turbulente Zeiten <strong>mit</strong> Ihnen.<br />

Sie haben uns oft erfreut und manchmal genervt. Wir DozentInnen<br />

haben Sie vermutlich öfter genervt – und manchmal<br />

vielleicht, hoffentlich erfreut. Sie haben Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

gesucht, sind daran gewachsen, <strong>mit</strong>unter gescheitert, haben sie<br />

manchmal unterlaufen, sind immer wie<strong>der</strong> in Krisen geraten.<br />

Stets aber haben Sie weitergemacht. Sie waren hartnäckig –<br />

wir waren hartnäckig. Sie waren eigensinnig – wir Dozierende<br />

waren es auch.<br />

Kurz, Sie sind bestens vorbereitet auf ein Leben nach <strong>der</strong><br />

<strong>Hochschule</strong>. Dies nicht nur und vielleicht nicht einmal in<br />

erster Linie, weil Sie das Labor des Masters of Fine Arts als<br />

«dichten Raum», als Labor des Aneignens und Erprobens genutzt<br />

haben, son<strong>der</strong>n weil Sie immer schon, auch während<br />

kunst & medien/ zett 2–11 23<br />

Installation vom Künstlerkollektiv U5 2009 – 2011, Mixed media, Dimensions variable<br />

Marco Nicolas Heinzen: The Return Of Eternal Beauty II. – Work cycle, Visual Porn and the<br />

Return of Eternal Beauty, 2010 – 2011, Oil and mixed media on paper, 100×70 cm each<br />

Fotos: Gunnar Meier<br />

Ihres Studiums, in <strong>der</strong> Gesellschaft draussen unterwegs waren,<br />

im In- und Ausland, in Garagen und Galerien, in Kirchen und<br />

Kellern, in Off-Spaces und In-Places.<br />

Ich gratuliere – zur diesjährigen Diplomausstellung 2011, die<br />

Sie, ganz dem Master-Profil entsprechend, eigenständig und<br />

unter Walten <strong>der</strong> unsichtbaren Hand des Kollegen Thomas<br />

Müllenbach geplant und realisiert haben.<br />

Ich danke – dass Sie uns, die Dozierenden, ausgehalten haben.<br />

Ob es <strong>der</strong> Mühe wert war, müssen Sie selber und werden die<br />

BesucherInnen und RezensentInnen <strong>der</strong> Degree Show 2011<br />

hier in <strong>der</strong> Shedhalle entscheiden.<br />

Ich wünsche – dass Sie eigensinnig und erfahrungshungrig,<br />

hellwach und hartnäckig bleiben und manchmal, eher öfter:<br />

witziger, verspielter, poetischer und zugleich bissiger, ironischer,<br />

böser werden. Denn ohne all dies geht es für Autor-<br />

Innen, geht es in den Künsten nicht.<br />

Ich hoffe – dass die Gesellschaft, also auch die heute hier Anwesenden,<br />

in Zukunft weiterhin von Ihnen hören werden, so<br />

o<strong>der</strong> so: als KünstlerInnen, als MedienautorInnen, als TheoretikerInnen,<br />

als KulturarbeiterInnen.<br />

Wenn nicht, hätte es sich nicht gelohnt, dass Sie uns und wir<br />

Sie ausgehalten, dass wir <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> gestritten, gelernt und<br />

gefeiert haben.<br />

Ich danke Ihnen.


24<br />

zett 2–11 /kunst & medien<br />

Omar und Leylah Fra<br />

affaire de famille –<br />

familiensache<br />

Leylah und Omar sind unzertrennlich. Sie studieren<br />

beide gleichzeitig in ganz unterschiedlichen<br />

Departementen <strong>der</strong> ZHdK – und ergänzen<br />

sich aufs Beste. Was verbindet o<strong>der</strong> trennt zwei<br />

Geschwister, die zur selben Zeit an <strong>der</strong>selben<br />

<strong>Hochschule</strong> studieren? Ein Gespräch von Barbara<br />

Draeyer *, Foto: Johannes Dietschi.<br />

Was könnt ihr mir <strong>über</strong> eure Herkunft, eure Familie erzählen?<br />

Omar: In unserer Familie <strong>mit</strong> ihren türkisch-italienischen Wurzeln<br />

spielte Musik immer eine sehr grosse Rolle. Seien es die<br />

Instrumente <strong>der</strong> beiden Grossväter – <strong>der</strong> eine spielte türkische<br />

Volksmusik auf <strong>der</strong> Oud (Laute), <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e italienische Lie<strong>der</strong><br />

auf dem Akkordeon – o<strong>der</strong> das Musizieren <strong>der</strong> Eltern (unser<br />

Vater komponierte u. a. die Rockoper «Hyde» nach <strong>der</strong><br />

Novelle von Stevensons «The Strange Case of Dr. Jekyll and<br />

Mr. Hyde»). Musik verbindet die Familie Fra laufend in verschiedenen<br />

Projekten, so auch uns beide in <strong>der</strong> Band Death<br />

of a Cheerlea<strong>der</strong>.<br />

Was hat eure Wahl des Studienfachs beeinflusst?<br />

Leylah: Eigentlich wollte ich zuerst Musik studieren o<strong>der</strong> Architektur.<br />

Ich lernte früh Querflöte spielen. Aber ich wollte<br />

auch etwas Künstlerisch-kreatives machen, und so fiel mein<br />

Entscheid nach dem Vorkurs auf die Fotografie, ein Studium,<br />

das eine ideale Verbindung zwischen Kreativität und Technik<br />

darstellt. Während meines Fotografiestudiums habe ich<br />

in unserer Band Bass gespielt, habe dies allerdings nie gross<br />

publik gemacht.<br />

Omar: Bei mir war es gerade umgekehrt. Nach meiner Matura-<br />

Arbeit (einer Fotoarbeit), wollte ich Fotografie studieren. Aber<br />

im tiefsten Innern bin ich Musiker. Alles an<strong>der</strong>e, zum Beispiel<br />

Fotografie o<strong>der</strong> bildende Kunst, ist für mich in erster Linie<br />

ein «Ausprobieren». Mein Instrument ist die Gitarre, aber ich<br />

spiele auch viel Klavier. Ich schreibe und singe die Songs für<br />

unsere Band. An <strong>der</strong> ZHdK studierte ich Gitarre, Songwriting<br />

und Producing und sehe mich deshalb nicht primär als<br />

Instrumentalisten.<br />

Habt ihr euch gegenseitig beeinflusst o<strong>der</strong> konkurrenziert?<br />

Beide: Beeinflusst haben wir einan<strong>der</strong> auf jeden Fall – konkurrenziert<br />

nie! Wenn man zusammen aufwächst und auch heute<br />

noch zusammen wohnt, ist <strong>der</strong> Austausch quasi permanent.<br />

Wir beraten uns gegenseitig und besprechen immer alles. So<br />

ist <strong>der</strong> eine immer auch im Projekt des an<strong>der</strong>en <strong>mit</strong> drin und<br />

möchte natürlich, dass dieses möglichst gut wird. Das schliesst<br />

Konkurrenz aus.<br />

Ihr schliesst euer Studium beide dieses Jahr ab – seid ihr denn<br />

Zwillinge?<br />

Leylah lacht: Das meinen viele, und wir werden immer wie<strong>der</strong> darauf<br />

angesprochen, aber nein, unsere verschiedenen Schullaufbahnen<br />

haben uns einfach gleichzeitig an die ZHdK gebracht.<br />

Wie und wann ist Death of a Cheerlea<strong>der</strong> (DOAC) denn entstanden?<br />

Omar: Das war eigentlich zuerst ein Soloprojekt von mir. Nachdem<br />

Clubs DOAC plötzlich buchen wollten, habe ich die Musiker<br />

zusammengeholt, und dann sind wir aufgetreten.<br />

Leylah: So richtig <strong>mit</strong> Konzerten ging es Ende 2008, Anfang<br />

2009 los. Zur Kerngruppe von DOAC gehören vier Personen,<br />

bei Live-Auftritten sind wir jeweils sechs.<br />

Wer gibt den Ton an?<br />

Leylah: Omar ist die tragende Figur <strong>der</strong> Band. Er schreibt die<br />

Songs, macht das Booking und organisiert die Touren. Das<br />

Artwork besprechen wir gemeinsam. Omar singt, und ich<br />

spiele Bass – die Fertigkeit dazu habe ich mir selbst angeeignet<br />

(Augenzwinkern), aber Omar hat mir damals das erste<br />

Stück beigebracht.<br />

Was sind eure Pläne nach dem Studium?<br />

Leylah: Wir konzentrieren uns in nächster Zeit voll auf das<br />

Album, das wir soeben in Stockholm aufgenommen haben,<br />

das heisst, wir suchen ein Label für Produktion und Vertrieb.<br />

Gerne würden wir auch auf Tournee gehen.<br />

Was war für euch ein herausragendes Erlebnis an <strong>der</strong> ZHdK?<br />

Beide: Unsere Teilnahmen am Projekt «Common Stage» – das<br />

war etwas vom Schönsten! Die Reisen nach China, die Kontakte<br />

dort <strong>mit</strong> den Studierenden aller Disziplinen, von Game<br />

Design <strong>über</strong> Regie zu Musik und Theater, die Erlebnisse –<br />

einfach super.<br />

Leylah Fra besucht den Bachelor-Studiengang Medien & Kunst, Vertiefung<br />

Fotografie, Abschluss 2011.<br />

Omar Fra besucht den Master-Studiengang Musikpädagogik, Pop, Abschluss<br />

2011.<br />

Infos zu Death of a Cheerlea<strong>der</strong> unter: www.deathofacheerlea<strong>der</strong>.net<br />

* Barbara Draeyer ist administrative Assistentin und Kommunikationsverantwortliche<br />

im Departement Kunst & Medien (barbara.draeyer@zhdk.ch).


tourist art<br />

Die Holzbildhauerei in Brienz zwischen Contemporary<br />

und Tourist Art – Bachelor-Studierende<br />

des Departements Kunst & Medien reflektieren<br />

glokale Prozesse im Modul «Wozu Kunst?».<br />

Annemarie Bucher und Dominique Lämmli *<br />

Seit rund zwei Jahrzehnten hat <strong>der</strong> Katalog <strong>der</strong> Kunstbegriffe<br />

eine interessante Erweiterung erfahren: Tourist Art. Da<strong>mit</strong><br />

werden «Kunstprodukte» bezeichnet, die vorwiegend an<br />

Touristinnen und Touristen verkauft werden. Ehemals lokale<br />

künstlerische Tätigkeiten haben sich unter dem Einfluss des<br />

globalen Tourismus strukturell verän<strong>der</strong>t und sich <strong>der</strong> Nachfrage<br />

angepasst. Die Kunstethnologie hat für diese glokalen<br />

Phänomene den Begriff <strong>der</strong> Tourist Art geprägt.<br />

Lokale Kunst wird kommerzialisiert und globalisiert<br />

…<br />

Reisende besuchen Orte und kaufen als Erinnerungsstück<br />

massenhaft Souvenirs. Eigenständige Märkte entstehen. Diese<br />

liegen häufig an Verkehrslinien und Flughäfen. Bezüglich<br />

Material und Form nehmen die Artefakte scheinbar Bezug auf<br />

regionale und lokale Gestaltungstraditionen. Die Kaufenden<br />

beeinflussen jedoch das Angebot massgeblich <strong>mit</strong> ihrem<br />

Kaufverhalten, ihren Vorstellungen und Wünschen. Tourist<br />

Art ist deshalb nicht unabhängig vom Gebrauchskontext und<br />

den kulturellen Vorstellungen <strong>der</strong> Reisenden und <strong>der</strong>en Herkunftsland.<br />

Die aus «fremden Län<strong>der</strong>n» im Reisegepäck <strong>mit</strong>gebrachten<br />

Tourist-Art-Stücke zieren meist private Räume und<br />

zeugen von einer weltweiten Mobilität. Es sind vermeintlich<br />

authentische kulturelle Produktionen, die jedoch hinter dem<br />

Exotischen und Fremden in erster Linie die Kultur und die<br />

Lebens- und Vorstellungswelt <strong>der</strong> Touristinnen und Touristen<br />

offenbaren.<br />

… auch im Berner Oberland<br />

Tourist Art ist so<strong>mit</strong> ein Resultat von Kommerzialisierungsprozessen,<br />

bedingt durch eine verstärkte Nachfrage vor<strong>der</strong>gründig<br />

authentischer, das heisst originaler lokaler Erzeugnisse.<br />

Derartige Produktionsbedingungen sind weltweit<br />

feststellbar. Zu den wichtigsten Phänomenen <strong>der</strong> Schweizer<br />

Tourist Art gehört die Berner Oberlän<strong>der</strong> Holzschnitzerei <strong>mit</strong><br />

Brienz als Zentrum. In dieser Region begann dieser Prozess<br />

<strong>mit</strong> dem aufkommenden Massentourismus im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Der ästhetische Blick auf die «bildgewaltige» Alpenlandschaft<br />

zog Reisende aus ganz Europa an, was nicht nur eine<br />

neue Verkehrsinfrastruktur <strong>mit</strong> Bergbahnen und Hotels bedingte,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Souvenir-Industrie und da<strong>mit</strong> lokale<br />

kunstgewerbliche und künstlerische Produktion beeinflusste.<br />

Die Mitbringsel aus dem Berner Oberland reichten von geschnitzten<br />

Kochlöffeln <strong>über</strong> Murmeltiere, Bären und Gämse<br />

bis zu Miniatur-Chalets und Wilhelm-Tell-Statuen. Dieser sich<br />

daraus entwickelnde Markt besteht bis heute, wird aber selten<br />

bis gar nicht im zeitgenössischen Kunstdiskurs verhandelt.<br />

Denn die Ein- und Ausschlusskriterien <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Kunst<br />

(die sich auf Innovation und Originalität stützen) haben die<br />

Erzeugnisse <strong>der</strong> Tourist Art als kunstvolle Sammlungsstücke<br />

von vornherein ausgeschlossen. Die gegenwärtig zu beobach-<br />

Ausstellungsraum Schule für Holzbildhauerei in Brienz. Foto: foa-flux<br />

kunst & medien/ zett 2–11 25<br />

tende Auflösung <strong>der</strong> Dominanz des mo<strong>der</strong>nen/postmo<strong>der</strong>nen<br />

Kunstbezugsystems und die neue Aufmerksamkeit für<br />

traditionsbezogene, hybride Kunstwerke im internationalen<br />

Ausstellungskontext sind Grund genug, die Erzeugnisse <strong>der</strong><br />

Tourist Art neu zu sichten.<br />

Tourist Art im Kontext zeitgenössischer Kunst<br />

Die Unterrichtsmodule zum Thema «Wozu Kunst?» befassen<br />

sich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Debatte verschiedener Kunstverständnisse und<br />

Werkbegriffe, die das globalisierte Feld <strong>der</strong> Kunst abstecken.<br />

Studierende <strong>der</strong> ZHdK haben das Museum und die Schule<br />

für Holzbildhauerei in Brienz besucht und <strong>über</strong> künstlerische<br />

Selbstverständnisse diskutiert. Obwohl die Holzskulpturen als<br />

schweizerische Repräsentationsgegenstände weltweit im Umlauf<br />

sind (u. a. an <strong>der</strong> Weltausstellung in Shanghai), tauchen<br />

sie im zeitgenössischen Kunstkontext kaum auf. In Brienz hat<br />

sich den Studierenden eine fremde Welt und gleichzeitig eine<br />

beziehungsreiche Geschichte erschlossen, <strong>der</strong>en Reflexion ein<br />

neues Licht auf die zeitgenössischen künstlerischen Produktionsbedingungen<br />

wirft.<br />

Modulangaben<br />

Die Module «Wozu Kunst?» werden von Annemarie Bucher und Dominique<br />

Lämmli an <strong>der</strong> ZHdK seit Herbstsemester 2009 angeboten.<br />

* Dr. Annemarie Bucher und Dominique Lämmli sind Dozentinnen im<br />

Departement Kunst & Medien und Betreiberinnen von foa-flux.net (annemarie.<br />

bucher@zhdk.ch, dominique.laemmli@zhdk.ch).


26<br />

zett 2–11 /forschung<br />

Performance von Dave Phillips im «The Lab»,<br />

San Francisco, 2010. Foto: © Randy Yau/23five Inc.<br />

die innenwelt<br />

<strong>der</strong> aussenwelt<br />

<strong>der</strong> stimme<br />

Transzendenz <strong>mit</strong>tels Technik — «Disembodied<br />

Voice» macht’s möglich. Wie man eine Stimme<br />

entkörperlicht, beschreibt das ZHdK-Forscherteam<br />

Ingo Starz * und Germán Toro Pérez *.<br />

Das Institute for the Performing Arts and Film (ipf ) und das<br />

Institute for Computer Music and Sound Technology (ICST)<br />

<strong>der</strong> ZHdK unterhalten <strong>der</strong>zeit ein vielstimmiges Laboratorium:<br />

In dem vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten<br />

DORE-Projekt «Disembodied Voice. Stimme / Körper / Technik»<br />

werden Phänomene <strong>der</strong> technischen Manipulation <strong>der</strong><br />

Stimme und <strong>der</strong>en Nutzbarmachung für das Theater untersucht.<br />

Im Zeitraum von 16 Monaten werden die Potenziale<br />

<strong>der</strong> elektroakustischen Transformation <strong>der</strong> Stimme und <strong>der</strong><br />

dreidimensionalen Klangprojektion <strong>mit</strong> Ambisonics für die<br />

Theaterpraxis erforscht. In Zusammenarbeit <strong>mit</strong> dem Master-<br />

Studiengang Theater wird im Frühjahr 2012 eine Modellinszenierung<br />

realisiert, die Lehre und Forschung zusammenführt.<br />

Theaterwissenschaft, Elektroakustik und Bühne treten in<br />

einen interdisziplinären Dialog.<br />

Entwicklung <strong>der</strong> stimmlichen Präsenz<br />

im Theaterraum<br />

Das Forschungsprojekt gründet auf <strong>der</strong> Beobachtung, dass<br />

sich die Bedingungen und das Selbstverständnis von Stimme<br />

als performativen Akt durch neue Technologien und Medien<br />

im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t grundlegend verän<strong>der</strong>t haben. Die Ausstellung<br />

«Phonorama. Eine Kulturgeschichte <strong>der</strong> Stimme als<br />

Medium» (Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe,<br />

2004/05), um nur ein Beispiel angewandter Forschung<br />

zu nennen, legte die Entwicklungslinien <strong>der</strong> mediatisierten<br />

Stimme seit den Anfängen <strong>der</strong> Tonaufzeichnung offen.<br />

Nebenbei inszenierte sie in unterschiedlichen Settings die<br />

Stimme im Raum. «Disembodied Voice» nutzt gegenwärtige<br />

technologische Möglichkeiten und entwickelt Strategien für<br />

den Umgang <strong>mit</strong> <strong>der</strong> mediatisierten Stimme im Theaterraum:<br />

Wie (de-)konstruiert die Stimme den Raum? Wie verhalten<br />

sich dabei SprecherIn und Stimme zueinan<strong>der</strong>?<br />

In den Anfängen <strong>der</strong> Tonaufzeichnung stand die Stimme im<br />

Zentrum <strong>der</strong> Theateraufführung: Wenn man Aufnahmen von<br />

Alexan<strong>der</strong> Moissi o<strong>der</strong> Tilla Durieux hört, erlebt man beinahe<br />

musikalisch gestaltete Monologe. Die klangliche Opulenz<br />

solcher Aufnahmen dient als Ausgangspunkt für die Suche<br />

nach einer Terminologie stimmlicher Eigenschaften, die ebenso<br />

akustische wie performative Qualitäten kommunizierbar<br />

macht. Die den Forschungsprozess begleitende Dokumentation<br />

nimmt beides in den Fokus: die Stimme als solche und das<br />

Hören von Stimmen. Wissenschaftler und Expertinnen aus<br />

<strong>der</strong> Praxis sind regelmässig Zuhörerinnen und Diskutanten im<br />

Laboratorium: Der Arbeitsprozess <strong>mit</strong> SprecherInnen wird so<br />

einer eingehenden Analyse unterzogen. Dass sich im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Modellinszenierung Studierende des Master-Studiengangs<br />

<strong>mit</strong> Fragen und Methoden <strong>der</strong> Forschung auseinan<strong>der</strong>setzen,<br />

schafft interessante Perspektiven für die künstlerische Forschung<br />

an <strong>der</strong> ZHdK.<br />

Interdisziplinäres Zusammenspiel von<br />

Theaterwissenschaft, Soundtechnologie<br />

und Theaterpraxis<br />

Das Projekt wirft Fragen auf, die eine Erweiterung <strong>der</strong> bisher<br />

im Kontext elektroakustischer Musik gesammelten<br />

Erfahrungen und verfügbaren Techniken im Umgang <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Stimme for<strong>der</strong>n. Deshalb werden technische Werkzeuge<br />

eigens dazu entwickelt, um eine Erfassung von Merkmalen <strong>der</strong><br />

gesprochenen Stimme als Ausgangspunkt für Interaktion und<br />

Klangtransformation im dreidimensionalen Raum und in <strong>der</strong><br />

Zeit zu ermöglichen. Rückflüsse auf die Konzerte und Musiktheaterpraxis<br />

werden dabei ebenso erwartet. Im Vor<strong>der</strong>grund<br />

steht jedoch die Entwicklung einer gemeinsamen Forschungskultur<br />

zwischen Musik und Theater auf <strong>der</strong> Basis eines Dialogs<br />

zwischen Wissenschaft und künstlerischer Praxis.<br />

* Ingo Starz ist Projektleiter von «Disembodied Voice» und Mitarbeiter des ipf<br />

<strong>der</strong> ZHdK (ingo.starz@zhdk.ch), Germán Toro Pérez leitet das ICST <strong>der</strong> ZHdK<br />

(german.toro-perez@zhdk.ch).


Orgel in <strong>der</strong> Predigerkirche, Zürich<br />

laudes organi –<br />

ein orgelfest<br />

Das internationale Symposium «Orgel Orgue<br />

Organo Organ 2011» findet vom 8. bis 11. September<br />

in Zürich statt und hat die Bedeutung und<br />

Zukunft <strong>der</strong> Orgel zum Thema. Beat Schäfer *<br />

Das Tauflied, von <strong>der</strong> Gemeinde gesungen, Mendelssohns<br />

Hochzeitsmarsch bei <strong>der</strong> kirchlichen Trauung, Johann Sebastian<br />

Bachs «Befiehl Du Deine Wege» bei <strong>der</strong> Abdankung:<br />

Die Orgel begleitet viele – auch nicht kirchliche – Menschen<br />

durch die wichtigen Stationen ihres Lebens o<strong>der</strong> des Lebens<br />

ihnen nahestehen<strong>der</strong> Personen. Über ihre jahrhun<strong>der</strong>tealte<br />

Funktion in <strong>der</strong> christlichen Liturgie hinaus ist die Orgel die<br />

vielfältig rauschende «Königin <strong>der</strong> Instrumente» in Konzertsaal<br />

und Kirchenkonzert. Nicht immer war ihre Popularität<br />

jedoch gleich gross, und sie ist es auch heute nicht <strong>über</strong>all.<br />

Manchenorts wird sie durch an<strong>der</strong>e Instrumente, Musikkonserven<br />

o<strong>der</strong> kirchliches Desinteresse aus dem Bewusstsein<br />

gedrängt.<br />

Kooperation von Musikhochschulen<br />

Und manchenorts erlebt sie ein Revival: Vom 8. bis 11. September<br />

2011 veranstaltet die ZHdK zusammen <strong>mit</strong> den Musikhochschulen<br />

Basel, Bern, Luzern, <strong>der</strong> Universität Zürich, dem<br />

internationalen Studiengang OrganExpert und <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Unterstützung<br />

von Kirchen sowie weiteren in- und ausländischen<br />

Verbänden das grosse internationale Symposium «Orgel Orgue<br />

Organo Organ 2011» in den Räumen des Konservatoriums und<br />

in acht Kirchen <strong>der</strong> Stadt Zürich.<br />

Das Symposium vereint sowohl Fachleute <strong>der</strong> Bereiche Orgelbau,<br />

Orgelspiel, Lehre (Dozierende, Studierende) und Musikmanagement<br />

aus ganz Europa als auch Verantwortungsträger<br />

aus Kirche, Kultur und Politik sowie ein breites Publikum. Angeboten<br />

werden <strong>über</strong> 20 Referate, Podiumsdiskussionen und<br />

Workshops zu Themenbereichen wie «Die Rolle <strong>der</strong> Orgel in<br />

Konzert, Gottesdienst, Kirche und Gesellschaft», «Neuerungen<br />

im Orgelbau», «Denkmalpflegerische Normen in Orgelbau und<br />

-restaurierung», «Strömungen und Entwicklungen im Orgelbau»,<br />

«Tendenzen und Entwicklungen des Berufsfeldes <strong>der</strong><br />

Organistinnen und Organisten» o<strong>der</strong> «Nachwuchsför<strong>der</strong>ung».<br />

Orgel im Grossmünster, Zürich. Fotos: Simon Reich<br />

Uraufführungen von ZHdK-Dozierenden<br />

Dazu kommen Orgelkonzerte, Orgelpräsentationen, eine ganze<br />

Nacht lang Musik im Halbstundentakt in <strong>der</strong> bekannten <strong>Zürcher</strong><br />

Orgelnacht im St. Jakob, Gottesdienste <strong>mit</strong> zahlreichen<br />

Aufführungen von Orgelmusik <strong>der</strong> letzten 400 Jahre, darunter<br />

auch Uraufführungen neuer Werke namhafter Komponisten<br />

wie Germán Toro-Pérez, Mathias Steinauer und Burkhard<br />

Kinzler (allesamt ZHdK-Dozierende), ein Jazz-Konzert <strong>mit</strong><br />

Hammond-Orgeln B-300 (Marcel Thomi, Roland Köppel) und<br />

schliesslich ein Orgelkonzert <strong>mit</strong> Orchester in <strong>der</strong> Tonhalle.<br />

Berichte zur Orgelsituation aus allen Län<strong>der</strong>n Europas, eine<br />

Son<strong>der</strong>ausstellung in <strong>der</strong> Zentralbibliothek, die Verabschiedung<br />

einer Orgel-Resolution, eine Notenausstellung sowie<br />

Präsentationen einer Vierteltonorgel, <strong>der</strong> winddynamischen<br />

Forschungsprojektorgel und vieles mehr sind weitere ergänzende<br />

Angebote.<br />

Orgelspaziergang und Angebote für Kin<strong>der</strong><br />

Die Veranstaltungen wollen aber nicht nur Expertenkreise<br />

und ein fachlich informiertes Publikum bedienen, son<strong>der</strong>n<br />

richten sich auch an eine breite Öffentlichkeit und da<strong>mit</strong> an<br />

den potenziellen Nachwuchs. Kin<strong>der</strong> und ihre Eltern können<br />

Orgelmärchen hören, Orgeln begehen und erhalten Gratisunterricht.<br />

Jugendliche bauen ihre eigenen Orgelpfeifen, und<br />

die Familien sind beim Orgelspaziergang durch vier grosse<br />

Altstadtkirchen willkommen.<br />

Zudem wird ein Preis verliehen: Nach einer ersten Tagung in<br />

Bern haben <strong>über</strong> 60 Orgelstudierende <strong>der</strong> Schweizer Musikhochschulen<br />

Orgelpräsentationen für Kin<strong>der</strong> kreiert, durchgeführt<br />

und aufgezeichnet. Die beste Idee wird vom Departement<br />

Musik <strong>der</strong> ZHdK prämiert.<br />

Detaillierte Informationen zum Symposium unter: www.orgel2011.ch<br />

* Beat Schäfer ist Leiter des Profils Kirchenmusik, Departement Musik,<br />

und Präsident des Vereins Orgel 2011 sowie Projektleiter des Symposiums<br />

(beat.schaefer@zhdk.ch).<br />

musik/ zett 2–11 27


28<br />

zett 2–11 /musik<br />

«viel effektiver als<br />

eine normale musikmasterclass»<br />

Schweizer Jazzstudierende gemeinsam auf einer<br />

CD <strong>mit</strong> dem argentinischen Star-Jazzkomponisten<br />

Guillermo Klein: Hans Peter Künzle und<br />

Hämi Hämmerli haben als Leiter <strong>der</strong> Jazzabteilungen<br />

in Zürich und Luzern das ungewöhnliche<br />

Album angestossen. Ein Gespräch von Tom<br />

Gsteiger und Christoph Merki *<br />

Kein Geringerer als Gary Burton, <strong>der</strong> weltberühmte amerikanische<br />

Vibrafonist, darf als Entdecker Guillermo Kleins gelten.<br />

Burton hörte ein Tape <strong>mit</strong> Stücken von Klein. Und flugs hatte<br />

er für den Jungspund ein Stipendium am Berklee College of<br />

Music organisiert. Seither hat sich Klein, heute 41-jährig, als<br />

unorthodoxer Musikschreiber einen Namen gemacht. Hans<br />

Peter Künzle und Hämi Hämmerli, die beide in <strong>der</strong> Direktoren-Konferenz<br />

Schweizerischer Jazzschulen (DKSJ) Einsitz<br />

haben, holten Klein also für fünf Konzerte <strong>mit</strong> Jazzstudierenden<br />

in die Schweiz. Eines <strong>der</strong> Konzerte, im <strong>Zürcher</strong> Musikklub<br />

Mehrspur, erscheint nun auf CD.<br />

Hämi Hämmerli und Hans Peter Künzle, Sie haben den Live-<br />

Mitschnitt von <strong>der</strong> Tournee Guillermo Kleins <strong>mit</strong> Schweizer<br />

Jazzstudierenden angeregt. Was macht Klein so interessant<br />

für Sie?<br />

Hans Peter Künzle: Klein bewegt sich <strong>mit</strong> seiner Musik in Grenzbereichen,<br />

die weit entfernt sind vom traditionellen Bigbandsound.<br />

Wir wollten die Studierenden <strong>mit</strong> einer eigenwilligen<br />

Persönlichkeit konfrontieren und ihnen so neue Horizonte<br />

eröffnen.<br />

Hämi Hämmerli: Obwohl Klein in Berklee studierte und einige<br />

Jahre in New York lebte, ist er kein typischer New-York-Hardcore-Jazz-Purist.<br />

Seit 2007 führt die DKSJ die All-Star-Projekte <strong>mit</strong> Studierenden<br />

aus Basel, Bern, Lausanne, Luzern und Zürich durch:<br />

2009 also unter <strong>der</strong> Leitung von Guillermo Klein, vorher etwa<br />

unter <strong>der</strong>jenigen von Alexan<strong>der</strong> von Schlippenbach, einem legendären<br />

Free-Jazz-Urgestein. Wie muss man sich den Ablauf<br />

dieser Projekte konkret vorstellen?<br />

Hämmerli: Die Bandlea<strong>der</strong> geben in einem ersten Schritt ihre<br />

Besetzungswünsche bekannt. Dann sucht man an den fünf<br />

<strong>Hochschule</strong>n passende Leute. Nach drei Probetagen geht die<br />

Band auf Tournee und gibt Konzerte an den fünf Hochschulstandorten.<br />

Künzle: Diese Projekte sind viel effektiver als die normalen<br />

Masterclasses. Da wird wirklich gemeinsam auf ein Ziel hin<br />

gearbeitet, und man erlebt ein echtes Tournee-Feeling.<br />

Hämmerli: Durch diese Projekte entsteht auch ein Netzwerk<br />

zwischen den Jazzabteilungen, und zwar <strong>über</strong> den Röstigraben<br />

hinweg. Die <strong>Hochschule</strong>n <strong>über</strong>nehmen ja immer mehr<br />

die Funktion, die früher Clubs wie zum Beispiel das legendäre<br />

Minton’s Playhouse in Harlem hatten – sie sind ein wichtiger<br />

Treffpunkt für den Austausch frischer Ideen.<br />

Komponist und Bandlea<strong>der</strong> Guillermo Klein aus Buenos Aires, Argentinien, bei<br />

<strong>der</strong> Probearbeit <strong>mit</strong> Schweizer Jazzstudierenden. Foto: Bernhard Ley<br />

Warum erscheint das Projekt <strong>mit</strong> Klein auf CD?<br />

Künzle: In Zürich betreibt die Jazzabteilung <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong><br />

<strong>der</strong> Künste <strong>mit</strong> dem Mehrspur einen eigenen Club <strong>mit</strong> eingebautem<br />

Aufnahmestudio, und wir führen auch eine Tonmeisterausbildung<br />

durch. So können wir von Synergien profitieren.<br />

Bei den Aufnahmen <strong>der</strong> von Klein geleiteten Band<br />

hatten wir das Gefühl, dass dies ein gutes Dokument ist, um<br />

ein einzigartiges Projekt breiter bekannt zu machen.<br />

Hämmerli: Man spürt, dass da sehr viel Herzblut investiert<br />

wurde.<br />

Künzle: Es war von Anfang an das Bestreben <strong>der</strong> DKSJ, dem<br />

Jazz hierzulande zu mehr Anerkennung zu verhelfen. Bei <strong>der</strong><br />

Ausbildung ist uns dies sicherlich gelungen. Wir haben fünf<br />

Jazzabteilungen, die fest in <strong>der</strong> Hochschullandschaft verankert<br />

sind. Jetzt geht es darum, vermehrt in die Öffentlichkeit<br />

zu treten. Das All-Star-Projekt eignet sich bestens dafür.<br />

Man hat das Gefühl, dass in <strong>der</strong> Schweiz viel Geld in die Ausbildung<br />

von Jazzmusikerinnen und -musikern investiert, aber<br />

die För<strong>der</strong>ung von Jazzprofis sehr stiefmütterlich behandelt<br />

wird.<br />

Künzle: Das stimmt natürlich. Man kann aber an<strong>der</strong>erseits auch<br />

sagen: Die Leute, die an unseren Jazzschulen ausgebildet werden,<br />

leisten nachher Basisarbeit für den Jazz. Es landen ja<br />

zwischen 80 und 90 Prozent <strong>mit</strong> einem zusätzlichen Standbein<br />

im Lehrerberuf.<br />

Guillermo Klein & Swiss Exchange: Live at Mehrspur (ZHdK Records /<br />

Phonag). Die CD ist ab 15, Okt, 2011 für CHF 30.– beim Online Shop des ZHdK<br />

Labels erhältlich: http://zhdkrecords.zhdk.ch<br />

* Christoph Merki ist Dozent für Jazzgeschichte und Ensembles im Departement<br />

Musik und Journalist (christoph.merki@zhdk.ch), Tom Gsteiger ist<br />

Jazz-Journalist.


musikalisches als-ob<br />

für orchester<br />

Die Orchesterakademie <strong>der</strong> ZHdK präsentiert im<br />

Herbst ein nicht alltägliches Programm, in dem<br />

das Mögliche zum Wirklichen wird. Von Michael<br />

Eidenbenz *<br />

Manchmal gerät näher an die Wahrheit, wer nur so tut, als ob.<br />

Verkleidung, Spiel <strong>mit</strong> Möglichkeiten, Imagination, Hypothesen,<br />

zwischenmenschliche Versuchsanordnungen, Doppelsinn<br />

und Fantasie: Darauf bauen Geschichten <strong>der</strong> Künste auf. Sie<br />

vermeiden die nackte Wirklichkeit und entkleiden sie dann<br />

durch Kostümierung. Hamlet hat Schauspieler gebraucht, um<br />

die Wahrheit eines Königsmords ans Licht zu bringen. Und<br />

<strong>der</strong> junge D<strong>mit</strong>ri Schostakowitsch hat tief in die Trickkiste <strong>der</strong><br />

avantgardistischen Klangfantasien seiner Zeit gegriffen, als er<br />

1932 seine Bühnenmusik zu «Hamlet» schrieb. Doppeldeutige<br />

Märsche, kapriziöse Flirrklänge, aufgedrehte Galoppaden und<br />

dramatische Aufzüge füttern die Spiellust eines Orchesters<br />

ebenso wie die Vorstellungskraft des stimulierten Publikums.<br />

Gut fünfzig Jahre später entfesselte ein an<strong>der</strong>er Russe sein<br />

Spiel <strong>mit</strong> dem Möglichen. In seinem ersten «Concerto grosso»<br />

verhält sich Alfred Schnittke exzessiv, als ob: Als ob er ein<br />

Barockkomponist wäre beispielsweise, indem er nicht nur die<br />

alte Konzertform verwendet, son<strong>der</strong>n Passagen schreibt, die<br />

wie ein entgleisen<strong>der</strong> Vivaldi hoch drei klingen. O<strong>der</strong> indem er<br />

diese in ein stilistisches Kaleidoskop wirft, wo Tango, Walzer,<br />

Cluster, Streichgeräusche durcheinan<strong>der</strong>wirbeln. Und manchmal<br />

hält plötzlich alles still, zwei verlorene Cembalo-Töne<br />

bleiben, und <strong>der</strong> erschreckte Zuhörer glaubt, einen Moment<br />

in ein leeres Jenseits zu blicken …<br />

Schliesslich aber wird das Spiel auch ganz wörtlich genommen,<br />

und zwar dort, wo das Als-ob im Sinne des Bluffs zentral<br />

ist und sich oft genug gleichzeitig <strong>mit</strong> elementarem Lebensernst<br />

verbindet: Poker ist gemeint! Igor Strawinsky hatte die<br />

verblüffende Idee, ein Ballett <strong>der</strong> Spielkarten zu komponieren,<br />

bei dem <strong>der</strong> treulose Joker eine Hauptfigur darstellt. Am<br />

Ende wird er als Kopf einer Pique-Strasse vom Herz-Flush<br />

geschlagen.<br />

Alles zusammen ist in <strong>der</strong> Herbst-Orchesterakademie <strong>der</strong><br />

ZHdK zu erleben, Marc Kissóczy dirigiert. Herzliche Einladung!<br />

* Prof. Michael Eidenbenz ist Direktor des Departements Musik<br />

Orchesterakademie - (Russland)<br />

Sonntag, 9. Oktober 2011, Tonhalle Zürich<br />

18.30 Uhr, Kleiner Saal: Einführung Dominik Sackmann<br />

19.30 Uhr, Grosser Saal: Konzert<br />

Orchester <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste; Marc Kissóczy, Leitung<br />

Igor Strawinsky (1882–1971): Jeu de cartes (1936)<br />

Alfred Schnittke (1934–1998): Concerto grosso Nr. 1, d-Moll (1977)<br />

D<strong>mit</strong>ri Schostakowitsch (1906–1975): Hamlet-Suite op. 32a (1932)<br />

Eintrittsmodalitäten: +41 44 206 34 34, übliche Vorverkaufsstellen<br />

(www.tonhalle.ch)<br />

StreicherInnen Orchester <strong>der</strong> ZHdK. Fotos: Daniela Huser<br />

musik/ zett 2–11 29


30<br />

zett 2–11 /kulturanalysen und ver<strong>mit</strong>tlung<br />

Syntharp, ein Instrument das elektronische Daten <strong>über</strong>setzen und wahrnehmbar<br />

machen kann. Foto: Martin Benz © Syntharp Instruments AG, 2010<br />

inside | outside –<br />

low | high<br />

Wie situieren sich die einzelnen Künste heute<br />

zwischen High Art und Low Culture, und wie<br />

generiert sich dabei das Gefühl, «in» o<strong>der</strong> «out»<br />

zu sein? Z+, die Plattform für transdisziplinäre<br />

Lehre, Forschung und Veranstaltungen <strong>der</strong> ZHdK<br />

stellt das Thema «inside | outside – low | high»<br />

zur Diskussion. Kuratorium Z+ *<br />

Die Problematik von High Art und Low Culture ist in allen<br />

Künsten und im Design virulent, wenngleich in unterschiedlicher<br />

Weise. Die Musikindustrie hat um 1900 offiziell eine bis<br />

heute gültige Scheidung zwischen dem U- und dem E-Bereich<br />

vollzogen, doch in <strong>der</strong> alltäglichen Musikpraxis sieht es gar<br />

nicht so eindeutig aus; in den visuellen Künsten wurde <strong>der</strong><br />

Einfluss <strong>der</strong> Low Culture bereits um 1850 als Gefahr debattiert,<br />

bevor ihr Einbezug im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t für ein neues<br />

Kunstverständnis (Beuys, Warhol u. a.) geradezu konstitutiv<br />

wurde. Für das Theater stellen die Popkultur und <strong>mit</strong> ihr auch<br />

die elektronischen Medien seit den 1990er-Jahren eine zentrale<br />

Bezugsgrösse dar, die Auseinan<strong>der</strong>setzung <strong>mit</strong> diesen<br />

Medien ist dabei weitgehend an die Stelle <strong>der</strong> Interpretation<br />

des klassischen Kanons getreten. Das Kino, das ja gemeinhin<br />

als industrielle Massenkunst gilt, stellt im Rahmen von<br />

«high | low» einen Son<strong>der</strong>fall dar. Und das Design verknüpft<br />

«Mode und Modetheorie arbeiten und argumentieren<br />

notorisch im Souterrain des Designs. Die<br />

Diskussion <strong>über</strong> Bedingungen und Konstruktionen<br />

von «inside | outside» ist deshalb für uns<br />

nicht nur verlockend und verführerisch, son<strong>der</strong>n<br />

macht sie aus unserer sozusagen myzelartigen<br />

Perspektive zur Notwendigkeit.»<br />

Anna-Brigitte Schlittler, Dozentin Theorie, Kunst und Design,<br />

Departemente Design und Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung<br />

Nicole Steiner, Style & Design: Ein einfacher Schlüsselring wird zum Schmuckstück.<br />

Foto: Betty Fleck<br />

durch seine Geschichte als angewandte Kunst gleichsam von<br />

vornherein Kunst und Alltag.<br />

Nachträglich und rückblickend lassen sich in <strong>der</strong> Geschichte<br />

<strong>der</strong> Künste mannigfache Verhältnisse zwischen «high» und<br />

«low» neu rekonstruieren, wobei vor allem die entsprechenden<br />

Umwertungen ins Auge fallen: Wie wird eine «nie<strong>der</strong>e» Kunst<br />

– wie etwa <strong>der</strong> Jazz, <strong>der</strong> jahrzehntelang als anrüchig galt und<br />

dann aber nach 1970 auch Eingang in die akademische Lehre<br />

fand – in High Art transformiert? Und wie wird umgekehrt<br />

ein Kunstobjekt, das heute noch <strong>der</strong> Hochkultur zugewiesen<br />

wird, morgen schon zum Kultgegenstand <strong>der</strong> Alltags- und<br />

Massenkultur?<br />

Bei diesen Umwertungen geht es nicht nur um Geld, es geht<br />

nicht nur um die Zugehörigkeit zur Elite bzw. zur Masse o<strong>der</strong><br />

um Tradition und Popularisierung, son<strong>der</strong>n wesentlich immer<br />

auch um Ausschluss- und Integrationsverfahren. Gerade mediale<br />

Hybridformate zwischen «high und low» spielen hierbei<br />

eine zentrale Rolle: Was zum Beispiel bedeutet «in» und «out»,<br />

«Die Dialektik von Innen und Aussen ist eine<br />

Konstitutionsbedingung <strong>der</strong> Kunst in ihrem<br />

Sagen, dass die Alltagswirklichkeit ihrer Stimme<br />

bedarf. Wie kann ihr das gelingen? Vielleicht als<br />

Arbeit an <strong>der</strong> Differenz, an <strong>der</strong> die Kunst ihre<br />

Argumente immer neu verhandeln kann.»<br />

Oliver W. Villiger, Student Master Transdisziplinarität,<br />

Departement Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung


«Je mehr wir uns als Musiker spezialisieren, zu<br />

Insi<strong>der</strong>n unserer Disziplin machen, desto wichtiger<br />

ist es für uns, in fremde Bereiche Einblick<br />

zu bekommen, in denen wir also Outsi<strong>der</strong> sind: in<br />

unbekannte Musik sowie in Denkweisen an<strong>der</strong>er<br />

Kunstdisziplinen, um neue kreative Gedankengänge<br />

wie<strong>der</strong> in unser künstlerisches Tun zu<br />

integrieren.»<br />

Benjamin Lang, Dozent Musiktheorie, Departement Musik<br />

Josina Schiff, Style & Design: Aufwertung durch neues Logo.<br />

Foto: Betty Fleck<br />

wenn <strong>der</strong> Popsong im Theater dröhnt o<strong>der</strong> wenn Stardesigner<br />

für H&M entwerfen?<br />

Muss man nur selber definieren, ob man «low» o<strong>der</strong> «high» ist,<br />

und wäre man dann <strong>mit</strong> einer solchen Selbstzuschreibung automatisch<br />

drin, weil man sich zugehörig fühlt? Wer bestimmt<br />

denn eigentlich schon, was das Drinnen ist? Und: Was ist zu<br />

tun, wenn für Dozierende nicht dasselbe «in» und «out» ist<br />

wie für Studierende?<br />

Mit <strong>der</strong> Profilierung dieser gemeinsamen thematischen Referenz<br />

sucht Z+ die Künste, das Design und die Ver<strong>mit</strong>tlung<br />

gezielt <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> ins Gespräch zu bringen. An verschiedenen<br />

Departementen bestehen bereits Projekte (Ausstellung,<br />

Forschung, Lehre), die sich unter dem Aspekt «inside | outside<br />

– low | high» diskutieren lassen; im Rahmen des Forums<br />

(Agentur Z) 1 werden diese Projekte nebeneinan<strong>der</strong>gestellt und<br />

vergleichend diskutiert. Ausserdem sollen Unterrichtsprojekte<br />

(Z-Module) 2 sowie weitere Arbeiten zum Thema gezielt<br />

ini tiiert und unterstützt werden (Unterstützungsbeiträge <strong>der</strong><br />

Agentur Z) 3 .<br />

«Innerhalb <strong>der</strong> Künste ist die Fotografie geradezu<br />

das Paradebeispiel für ein grenz<strong>über</strong>schreitendes<br />

Medium, bei dem die Kategorien ‹inside | outside<br />

und low | high› stets im Fluss waren. Heute laufen<br />

die Linien quer durch alle Anwendungsbereiche,<br />

wie etwa bei William Eggleston o<strong>der</strong> Jürgen<br />

Teller.»<br />

Thilo Koenig, Dozent Fotografiegeschichte und -theorie,<br />

Departement Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung<br />

kulturanalysen und ver<strong>mit</strong>tlung/ zett 2–11 31<br />

Flowspace ist eine interaktive audio-visuelle Installation. Foto: Daniel Bisig,<br />

Institute for Computer Music und Sound Technology.<br />

*Kuratorium Z+<br />

Prof. Dr. Corina Caduff ist Kulturwissenschaftlerin und Leiterin Z+,<br />

Dept. Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung.<br />

Prof. Felix Baumann ist Leiter Komposition / Theorie, Dept. Musik.<br />

Dr. Jochen Kiefer lehrt in <strong>der</strong> Fachrichtung Theater,<br />

Dept. Darstellende Künste und Film.<br />

Prof. Patrick Müller ist Leiter Master of Arts in Transdisziplinarität,<br />

Dept. Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung.<br />

Marianne Müller lehrt in <strong>der</strong> Vertiefung Fotografie, Dept. Kunst & Medien.<br />

Prof. Katharina Tietze ist Leiterin <strong>der</strong> Vertiefung Style & Design, Dept. Design.<br />

E-Mails: vorname.name@zhdk.ch<br />

1 Forum (Agentur Z)<br />

Im Herbstsemester 2011/12 greift die Agentur Z bestehende ZHdK-Projekte<br />

«inside | outside – low | high» auf und stellt sie vergleichend zur Diskussion.<br />

Gezeigt und besprochen werden u. a. eine Arbeit von Sarah Owens zum Thema<br />

Laiendesign, das neue Filmprojekt zwischen Dokumentar- und Spielfilm von<br />

Maurizius Staerkle-Drux, das Glossar zum Begriff «Material» von Andrea Gleiniger<br />

sowie ein Jazzstück <strong>mit</strong> Chris Wiesendanger.<br />

Termine (sofern nicht an<strong>der</strong>s vermerkt) jeweils um 19 h, Bühne A, Theater <strong>der</strong><br />

Künste): 29. September / 13. Oktober; im Museum Bellerive: 18. November; um<br />

19.30 h im Rahmen <strong>der</strong> Master-Tagung «Regie heute»: 1. Dezember /<br />

12. Januar 2012.<br />

Der Schriftsteller Perikles Monioudis, <strong>der</strong> im Herbstsemester 2011/12 als<br />

«Observer-in-Residence» regelmässig Veranstaltungen <strong>der</strong> ZHdK besprechen<br />

wird, nimmt zudem als Diskutant an sämtlichen Forumsveranstaltungen teil<br />

(siehe Kurzportrait Seite 45).<br />

2 Teilthema <strong>der</strong> Z-Module<br />

«inside | outside – low | high» ist 2012 Teilthema <strong>der</strong> Z-Module.<br />

Informationen unter: http://z-module.zhdk.ch/<br />

3 Unterstützungsbeiträge <strong>der</strong> Agentur Z<br />

Unterstützungsbeiträge werden im September 2011 schwerpunktmässig an<br />

Projekte vergeben, die einen Bezug zum Thema aufweisen.<br />

Informationen unter: http://www.zhdk.ch/index.php?id=18481


32<br />

zett 2–11 /forschung<br />

dabei sein<br />

ist nicht alles<br />

Wie kann Performancekunst bewahrt und <strong>über</strong>liefert<br />

werden? Welche Rolle kommt dabei den<br />

Dokumenten und Artefakten zu, die <strong>mit</strong> dem<br />

Live-Moment in Verbindung stehen? Diesen<br />

Fragen geht das Forschungsprojekt «archiv<br />

performativ» am Institute for Cultural Studies<br />

in the Arts (ICS) nach. Irene Müller *<br />

Das Szenario ist bekannt: Man hat eine Performance nicht<br />

erlebt und greift bei <strong>der</strong> Recherche auf Fotos, Pressetexte o<strong>der</strong><br />

Videos zurück, lässt sich Gesehenes und Erlebtes von den Anwesenden<br />

schil<strong>der</strong>n. Alle dabei gewonnenen Informationen<br />

und <strong>über</strong><strong>mit</strong>telten Eindrücke verdichten sich zu einem Bild<br />

dessen, was während des Live-Moments stattgefunden haben<br />

könnte. In vielen Fällen stellen (an-)gesammelte Materialien<br />

in Festival- o<strong>der</strong> Institutionsarchiven o<strong>der</strong> für das Internet<br />

aufbereitete Dokumente den ersten Anknüpfungspunkt dar,<br />

da<strong>mit</strong> man sich <strong>der</strong> «Leerstelle», die das vergangene Ereignis<br />

hinterliess, annähern kann. Doch wie verhält es sich <strong>mit</strong> den<br />

blinden Flecken dieser Archive, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Überlieferungsleistung<br />

<strong>der</strong> konsultierten Videos, Fotos und Texte? Um diesen<br />

Fragen nachzugehen, wurden einerseits VertreterInnen <strong>der</strong><br />

oft unerschlossenen Materialsammlungen zu ihrem Selbstverständnis<br />

und ihrer Arbeitspraxis befragt. An<strong>der</strong>erseits wollte<br />

man von den potenziellen NutzerInnen solcher Materialien<br />

mehr <strong>über</strong> ihren spezifischen Umgang, ihre Vorlieben und Erfahrungen<br />

lernen. Dabei machte die Frage nach <strong>der</strong> «Leistung»<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Artefakte den Dreh- und Angelpunkt <strong>der</strong><br />

Gespräche aus.<br />

Aufzeichnung und Erinnerung<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Interviews können die Kriterien, die für die<br />

Produktion, Rezeption und Beurteilung <strong>der</strong> Artefakte und<br />

Dokumente als wichtig erachtet werden, jetzt klarer gefasst<br />

und ergänzt werden. So ist das Bewusstsein, dass wirklich<br />

hinter jedem Dokument, auch hinter einer scheinbar objektivdokumentarischen<br />

Videoaufzeichnung, ein Autor o<strong>der</strong> eine<br />

Autorin steht, ausschlaggebend für die Bewertung und Nutzung<br />

<strong>der</strong> Unterlagen. Wir konnten auch eruieren, dass dem<br />

individuellen, persönlich gefärbten Zeugnis, wie es in mündlichen<br />

Erzählungen, (aufgezeichneten) Augenzeugenberichten<br />

o<strong>der</strong> subjektiv formulierten Texten vorliegt, ein grosses<br />

Überlieferungspotenzial zugestanden wird – ein Umstand,<br />

<strong>der</strong> unseren Blick verstärkt auf den Aspekt einer sprachlichen<br />

«Wie<strong>der</strong>gabe» respektive einer Weiterschreibung von Performance<br />

gerichtet hat. Den technischen Aufzeichnungen<br />

wie Fotografie o<strong>der</strong> Video kommt nach wie vor ein wichtiger<br />

Stellenwert zu, obschon <strong>der</strong> an sie gestellte Anspruch auf<br />

«Wirklichkeitstreue» und vollständige Wie<strong>der</strong>gabe des Live-<br />

Moments durchaus zu relativieren ist.<br />

An<strong>der</strong>e Zugänge erproben<br />

Mit «archiv performativ: ein Modell» werden die bisher gewonnenen<br />

Erkenntnisse und Annahmen nun in einem modellhaften<br />

Arbeitsumfeld <strong>über</strong>prüft. In Zusammenarbeit<br />

<strong>mit</strong> Julia Wolf (Studentin ZHdK, MA Art Education, ausstellen<br />

& ver<strong>mit</strong>teln) und dem Künstlerduo Michael Meier /<br />

Christoph Franz entsteht <strong>der</strong>zeit für den Ausstellungsraum<br />

Klingental in Basel, ein Ausstellungs- und Ver<strong>mit</strong>tlungskonzept.<br />

Die Ausstellung ist einerseits öffentlich zugänglicher<br />

Präsentationsort ausgewählter Materialien aus dem Archiv des<br />

Kaskadenkondensators Basel, an<strong>der</strong>erseits dient sie den eingeladenen<br />

Gästen, KünstlerInnen, KuratorInnen, Forschenden,<br />

Dozierenden und ihren Studierenden als Experimentierfeld,<br />

Forschungsstation und Aufenthaltsraum. Zentraler Aspekt<br />

dieser Anlage ist es, unterschiedliche methodische Zugänge<br />

und theoretische Ansätze im gegenseitigen Austausch <strong>der</strong> verschiedenen<br />

wissenschaftlichen und künstlerischen Fel<strong>der</strong> zu<br />

erproben, zu diskutieren und in öffentlichen Veranstaltungen<br />

zu präsentieren – in gewisser Weise Forschung auch als performativen<br />

Vorgang zu betreiben.<br />

* Irene Müller ist Mitarbeiterin beim SNF/DORE-Forschungsprojekt «archiv<br />

performativ» am Institute for Cultural Studies in the Arts, Departement Kulturanalysen<br />

und Ver<strong>mit</strong>tlung (irene.mueller@zhdk.ch).<br />

«archiv performativ: ein Modell»<br />

Ausstellungsraum Klingental, Basel: bis 11. September 2011<br />

Öffnungszeiten: Di–Fr 15–18 h, Sa und So 11–17 h<br />

Öffentliche Präsentationen und Veranstaltungen:<br />

Freitag, 2. September und 9. September, jeweils um 18 h<br />

«Recollecting the Act. Zur Tradierung von Performancekunst»<br />

Eine Tagung <strong>mit</strong> Live-Performances, Präsentationen und Vorträgen zur<br />

Überlieferung und Weiterschreibung von Performancekunst.<br />

Kaserne Basel, 6. bis 8. Oktober 2011<br />

ics.zhdk.ch/ics/deutsch/forschungsprojekte/archiv-performativ/


Diplomausstellung Opening Scene 2010. Foto: Stefan Hunziker<br />

komplexe fragen –<br />

kluge lösungen<br />

Wie ver<strong>mit</strong>teln wir Ver<strong>mit</strong>teln? Und wie zeigen<br />

wir Transdisziplinarität? Diesen Fragen<br />

versuchten die beiden Master-Studiengänge in<br />

Transdisziplinarität und in Art Education auf<br />

die Spur zu kommen. Unter dem Titel «Opening<br />

Scene» stellten sie ihre Master-Arbeiten vor und<br />

präsentierten kluge Lösungen. Heinrich L<strong>über</strong> *<br />

Opening Scene bezeichnet in <strong>der</strong> Regel die Eröffnungsszene<br />

eines Films. Gewisse Meister ihres Faches schafften es, in dieser<br />

kurzen Sequenz die ganze Geschichte vorwegzunehmen,<br />

ohne dass man sie bereits im vollen Umfang verstanden hat.<br />

So zeigte zum Beispiel Alfred Hitchcock in «Rear Window»<br />

in einer komplexen Kamerabewegung, die nur einzelne Fragmente<br />

sichtbar machte, einen Mann <strong>mit</strong> Gips am Fenster, eine<br />

Balletttänzerin, ein Paar, das streitet, einen Hund, einen Pianisten,<br />

eine kaputte Kamera, Fotomagazine und ein Bild eines<br />

Autounfalls. Hitchcock beschrieb gleich zu Beginn den durch<br />

einen Unfall an den Stuhl gefesselten Fotografen und seine Situation.<br />

Das hätte er auch an<strong>der</strong>s leisten können, zum Beispiel<br />

durch ein inszeniertes Gespräch. Er wollte die Geschichte<br />

aber subtiler angehen. Das Potenzial seiner Eröffnungsszene<br />

ist also <strong>mit</strong>unter darin zu sehen, dass auf einfache Weise das<br />

Setting <strong>der</strong> Geschichte, also die Bedingungen <strong>der</strong> Möglichkeiten,<br />

offengelegt wird.<br />

Unter dem Titel «Opening Scene» stellten 2010 und 2011 im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Diplomausstellungen ZHdK Studierende <strong>der</strong> Studiengänge<br />

Master of Arts in Transdisziplinarität und Master of<br />

Arts in Art Education ihre Master-Arbeiten vor. In kurzen Videoporträts<br />

veranschaulichten sie noch vor <strong>der</strong> Fertigstellung<br />

ihrer Projekte zentrale Fragestellungen und Herangehenswei-<br />

Diplomausstellung Opening Scene 2011. Foto: Katja Gläss<br />

kulturanalysen und ver<strong>mit</strong>tlung/ zett 2–11 33<br />

sen, um einen Einblick in ihren Arbeitsprozess zu gewähren.<br />

Diese Aufgabe führte, auf für sie ungewohnte Weise, zu Fragen<br />

nach Inszenierung, Schnitt und Dramaturgie.<br />

Dieses Konzept soll Schnittstellen <strong>der</strong> beiden Studiengänge in<br />

Bezug auf Methoden und Prinzipien aufzeigen: sei es dadurch,<br />

dass das eine im an<strong>der</strong>en erzählt wird o<strong>der</strong> dass Reibungen<br />

zwischen verschiedenen Disziplinen erzeugt werden. Daraus<br />

ergaben sich Fragen wie: Wie ver<strong>mit</strong>teln wir Ver<strong>mit</strong>teln? Wie<br />

stellen wir Ausstellen aus? Wie können wir Beschreiben beschreiben?<br />

Und schliesslich: Was können wir zeigen, wenn<br />

wir Transdisziplinarität zeigen möchten?<br />

Richtige Antworten gibt es nicht – aber eines ist klar: Nur<br />

wenn an festen Grössen wie Kunst, Disziplin, Autorschaft,<br />

Werkbegriff und natürlich auch an Ver<strong>mit</strong>tlung und Transdisziplinarität<br />

gerüttelt wird, gibt es kluge Lösungen.<br />

* Heinrich L<strong>über</strong> ist Leiter bilden & ver<strong>mit</strong>teln im Master of Arts in Art<br />

Education, Departement Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung,<br />

(heinrich.lueber@zhdk.ch).<br />

Alle Videos und weitere Informationen sind zu finden unter: http://openingscene.ch


34<br />

zett 2–11 /kulturanalysen und ver<strong>mit</strong>tlung<br />

Bisherige Ideen auf die Seite räumen. Neue Visionen entwickeln.<br />

(Bild: © Weiss-heiten Design)<br />

sperrgebiet auf!<br />

auch fürs<br />

<strong>mit</strong>denken?<br />

Wer hat welche Visionen für die Umnutzung<br />

einer Brache von 2,5 Millionen Quadratmetern<br />

im Herzen des Metropolitanraums von Zürich?<br />

Was sind Alternativen zur Zerstückelung des<br />

Flugplatzes Dübendorf aufgrund partikulärer<br />

wirtschaftlicher und politischer Interessen? Eine<br />

Ausstellung und Veranstaltungen auf <strong>der</strong> Bühne A<br />

des Theaters <strong>der</strong> Künste schaffen Perspektiven<br />

für die Zukunft. Thom Held, Jürg Minsch,<br />

Patrick Müller, Basil Rogger *<br />

Noch ist <strong>der</strong> Flugplatz Dübendorf militärisches Gelände,<br />

Sperrgebiet also. Nach dem voraussichtlichen Rückzug <strong>der</strong><br />

Armee um das Jahr 2014 wird es – nur kurzzeitig? – zur riesenhaften<br />

Brache. Pläne, was <strong>mit</strong> dem Gebiet im Anschluss<br />

geschehen könnte, bestehen einige: Es soll neues Zentrum<br />

einer verdichtet gebauten «Grossstadt Glattal» werden, wie<br />

die <strong>Zürcher</strong> Architektengruppe Krokodil vorschlug. O<strong>der</strong> das<br />

aus allen Nähten platzende <strong>Zürcher</strong> Universitätsspital könnte<br />

dort seinen neuen Standort finden. O<strong>der</strong> aber es soll sich ein<br />

«Swiss Innovation Park» ansiedeln, ergänzt durch eine Innovationsplattform<br />

«I2», und so Innovation – auch <strong>mit</strong> ästhetischen<br />

Mitteln – in den breiten öffentlichen Diskurs tragen.<br />

Diesen Vorschlag hat Iris Pinkepank, Absolventin des Master<br />

in Transdisziplinarität, in ihrem Diplom-Projekt ausgearbeitet.<br />

Aufruf zum Wettbewerb<br />

Doch wer hat hier eigentlich das Sagen? Der Bund? Der Kanton?<br />

Die Standortgemeinden? Meistbietende? Politikerinnen?<br />

Wirtschaftsführer? Raumplaner? Wie kann man das Gelände<br />

zukunftsweisend nutzen, anstatt es gleich zu filettieren und<br />

zu <strong>über</strong>bauen? Wie wird <strong>über</strong>haupt Zukunft entworfen? Dies<br />

fragt sich die Denk-Allmend, eine Art Themenerkundungsfenster<br />

<strong>der</strong> Zivilgesellschaft, ein unabhängiger Thinktank <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit. Und es stellt sich auch die Frage, ob Demokratie<br />

von heute noch in <strong>der</strong> Lage ist, etwas Grosses zu schaffen,<br />

etwas, das die Menschen bewegt. Im Frühjahr 2011 hat die<br />

Denk-Allmend öffentlich zu einem Wettbewerb aufgerufen<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung, alle bisherigen Ideen <strong>mit</strong> Respekt auf<br />

die Seite zu räumen und neue zu entwickeln. Eingegangen sind<br />

mehr als fünfzig Vorschläge, Schweizer Ideen und solche aus<br />

dem Ausland, natürlich von ArchitektInnen und Stadt- und<br />

RaumplanerInnen, aber auch von KünstlerInnen, Kunsthochschulen<br />

und Privatpersonen. Eine hochkarätige Jury, <strong>der</strong> auch<br />

Mitglie<strong>der</strong> des Leitungsteams des MA in Transdisziplinarität<br />

angehören, diskutiert die Entwürfe und zeichnet die besten<br />

aus.<br />

Ideen und Meinungen ausstellen<br />

Zwischen dem 10. und dem 16. Oktober 2011 werden die eingegangenen<br />

Vorschläge auf <strong>der</strong> Bühne A des Theaters <strong>der</strong> Künste<br />

präsentiert. Die Denk-Allmend, <strong>der</strong> Bereich Szenografie des<br />

Departements Darstellende Künste und Film sowie <strong>der</strong> MA<br />

in Transdisziplinarität | Z+ schaffen dabei einen diskursiven<br />

Denkraum. Die Umnutzung des Flugplatzes Dübendorf trifft<br />

auf die erweiterte Nutzbarmachung eines Theaterraums für<br />

alle Künste und <strong>über</strong> die Künste hinaus. Neben Vernissage,<br />

Prämierung <strong>der</strong> besten Ideen gemäss Wettbewerbsjury und<br />

Präsentation <strong>der</strong> eingegangen Projekte finden auch eine Reihe<br />

von Workshops, Diskussions- und Denkveranstaltungen statt.<br />

Sind wir nicht alle «Easy Ri<strong>der</strong> <strong>der</strong> Demokratie», <strong>mit</strong> einem<br />

Drang zur Mitgestaltung, zur Freiheit nicht nur des Denkens,<br />

zur Tat? Und was können künstlerische und ästhetische Strategien<br />

dazu beitragen, vielfach umstellte Fel<strong>der</strong> <strong>mit</strong> ihrem<br />

Eigensinn aufzubrechen und in neue Perspektiven zu führen?<br />

Gelingt es, neue «Raumwerte» zu schaffen, die gesellschaftlich,<br />

kulturell und wirtschaftlich impulsgebend sind, auf die<br />

wir stolz sein können?<br />

* Thom Held (VIVA!campus) und Dr. Jürg Minsch (minsch sustainability<br />

affairs) sind Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Denk-Allmend für den Flugplatz Dübendorf (www.<br />

denkallmend.ch).<br />

Prof. Patrick Müller und Basil Rogger gehören dem Leitungsteam des MA in<br />

Transdisziplinarität, Departement Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung an (patrick.<br />

mueller@zhdk.ch, basil.rogger@zhdk.ch).<br />

Weitere Informationen: www.denkallmend.ch/flugplatz, http://trans.zhdk.ch


die wolken kratzen<br />

Das Hochhaus ist en vogue wie schon lange nicht<br />

mehr und un<strong>über</strong>sehbarer Ausdruck heutiger Urbanität.<br />

Das Museum für Gestaltung Zürich zeigt<br />

herausragende Gebäude und Hochhaus-Alltag<br />

aus Zürich, London, New York, Dubai, Hongkong<br />

und Shanghai. Andres Janser *<br />

Etwa die Hälfte <strong>der</strong> Hochhäuser, die in den Städten dieser<br />

Welt stehen, wurde seit <strong>der</strong> Jahrtausendwende gebaut. Die<br />

Gründe für den aktuellen Bauboom, <strong>der</strong> auch architektonische<br />

Innovation begünstigt, sind mannigfaltig. In den rasant wachsenden<br />

Grossstädten Asiens hilft das Hochhaus, das Problem<br />

massenhaft fehlen<strong>der</strong> Wohnungen zu lösen. In Europa ist es<br />

eher eine zahlungskräftige Min<strong>der</strong>heit, für die Wohnen an erhöhter<br />

(Aussichts-)Lage zu einem mo<strong>der</strong>nen Lifestyle gehört.<br />

Und immer wie<strong>der</strong> hegen Repräsentanten von Firmen, Städten,<br />

ja ganzer Län<strong>der</strong> den Wunsch nach einer symbolischen<br />

Verkörperung ihrer wirtschaftlichen o<strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Stellung – sei es durch extreme Höhe, eine expressive Form<br />

o<strong>der</strong> neuerdings auch durch eine ökologische Konzeption. All<br />

dies führt zu baulicher Verdichtung, wo<strong>mit</strong> bei sorgfältiger<br />

Planung auch ein nachhaltiger Städtebau entsteht.<br />

Zürichs diskrete Urbanität<br />

Jede Stadt hat ihr eigenes Verhältnis zum Hochhaus. An<strong>der</strong>s<br />

als bei manchen grossen Metropolen ist das Stadtbild<br />

von Zürich nicht von Hochhäusern geprägt – und das soll im<br />

Grundsatz so bleiben. Doch wird das Thema auch hier eifrig<br />

verhandelt, und es sind grössere Investitionen in einige solche<br />

Bauprojekte zu verzeichnen. So wird dieses Jahr das <strong>mit</strong><br />

126 Metern zurzeit höchste Gebäude <strong>der</strong> Schweiz, <strong>der</strong> Prime<br />

Tower, fertiggestellt. Und unsere <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong><br />

kulturanalysen und ver<strong>mit</strong>tlung/ museum/ zett 2–11 35<br />

Prime Tower, im Hintergrund Hardau (links) und Mobimo Tower (rechts).<br />

Gigon/Guyer Architekten. Foto: © Swiss Prime Site AG / Ralph Bensberg 2011<br />

Wettbewerb: Lade bis 30. September 2011 Dein Foto des <strong>Zürcher</strong> Prime<br />

Tower auf die Homepage des Museums, und es wird in <strong>der</strong> Ausstellung<br />

«Hochhaus» gezeigt! Die Jury wählt zudem die drei besten Bil<strong>der</strong> aus – auf die<br />

GewinnerInnen warten tolle Preise! Mehr Infos: www.museum-gestaltung.ch<br />

Künste wird zukünftig durch eine markante Aufstockung ihres<br />

neuen Heims im Toni-Areal in ihrer Sichtbarkeit bestärkt.<br />

Superhohe Bauten <strong>mit</strong> <strong>über</strong> 200 o<strong>der</strong> gar 300 Metern dürfte<br />

es hierzulande hingegen auf viele Jahre hinaus kaum geben.<br />

Das Hochhaus, künstlerisch betrachtet<br />

Das Hochhaus verkörpert vielleicht mehr als je zuvor den<br />

Zeitgeist unserer Epoche. Im Blick zeitgenössischer Künstler<br />

und Künstlerinnen ist dieser mehr als blosser Ausdruck<br />

einer Faszination für gewaltige, von Menschenhand errichtete<br />

Strukturen. Er ist auch eine kritische Auseinan<strong>der</strong>setzung <strong>mit</strong><br />

einer heroischen Geschichte, in welcher <strong>der</strong> Wolkenkratzer<br />

lange als Inbegriff und Indiz für Fortschritt und Zukunftsoptimismus<br />

galt. So bilden die künstlerischen, vor allem fotografischen<br />

Positionen zum Hochhaus, die in <strong>der</strong> Ausstellung<br />

neben zahlreichen Abbildungen, Plänen und Modellen von<br />

<strong>über</strong> zwei Dutzend Bauten und Projekten zu betrachten sind,<br />

zugleich Kommentare zu einer zusehends globalisierten und<br />

urbanisierten Welt.<br />

* Andres Janser ist Kurator am Museum für Gestaltung Zürich (andres.janser@<br />

zhdk.ch).<br />

Ausstellung «Hochhaus − Wunsch und Wirklichkeit»: 31. August 2011 bis<br />

2. Januar 2012, Museum für Gestaltung Zürich, Halle, Ausstellungsstrasse 60,<br />

Di–So 10–17 h, Mi 10–20 h<br />

Vernissage: 30. August 2011, 19 Uhr<br />

Publikation: Hochhaus – Wunsch und Wirklichkeit (D), High-Rise – Idea and<br />

Reality (E), Museum für Gestaltung Zürich (Hg.), Hatje Cantz


36<br />

zett 2–11 /museum<br />

françois<br />

berthoud –<br />

accidents<br />

provoqués<br />

Ohne Computer läuft in <strong>der</strong> visuellen<br />

Kommunikation heute gar nichts<br />

mehr. Und doch sind die Quellen für<br />

die berauschend schönen Illustrationen<br />

von François Berthoud analog:<br />

«Denn was <strong>der</strong> Computer nicht leisten<br />

kann, ist <strong>der</strong> Unfall – das Wohlkalkulierte,<br />

aber Ungeplante» so <strong>der</strong><br />

Künstler. Christian Brändle *<br />

Der Schweizer François Berthoud zählt zu den<br />

herausragenden Modeillustratoren unserer<br />

Zeit. Ab 1982 in Mailand tätig, entwickelte<br />

er früh eine unverkennbare Handschrift und<br />

erlangte <strong>mit</strong> Illustrationen für Magazine wie<br />

«Vanity» o<strong>der</strong> «Vogue» Weltruhm. Seine expressiven,<br />

hochästhetischen Linolschnitte und<br />

Drippings geben Modehäusern – etwa Yves<br />

Saint Laurent, Givenchy o<strong>der</strong> Shiseido – und<br />

<strong>der</strong>en Kampagnen ihr Gesicht. Berthouds<br />

Werk vereint Kunst, Mode und Kommunikation.<br />

Es ver<strong>mit</strong>telt die Facetten visueller Verführung<br />

in doppeltem Sinn: Sowohl in <strong>der</strong> Mode<br />

wie auch in <strong>der</strong>en illustrativer Interpretation<br />

dreht sich alles um Andeutung, Prägnanz und<br />

Ästhetik. Die Ausstellung, die zurzeit im Museum<br />

für Gestaltung Zürich gezeigt wird, führt<br />

1 Flowerbomb, Werbung für Viktor & Rolf<br />

Parfüm, Dia, gemischte Techniken, 2008<br />

2 Panties, Mode von Dior / veröffentlicht in<br />

Numero, Linolschnitt, Monotype, 2002<br />

3 Calzedonia Tights, Verpackung für<br />

Calzedonia, Linolschnitt, Monotype, 2002<br />

4 Allure, veröffentlicht in Rebel, Dripping,<br />

Lackfarbe auf Papier, 2001<br />

5 Girl Sitting, veröffentlicht in Flair,<br />

Dripping, Lackfarbe auf Papier, 2001<br />

1 2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

<strong>über</strong> Vorstudien und Zwischenschritte an die<br />

finalen Werke François Berthouds heran und<br />

ver<strong>mit</strong>telt so den Entstehungsprozess dieser<br />

suggestiven Bildwelt.<br />

Linolschnitte<br />

Seit Jahrzehnten arbeitet Berthoud intensiv<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Technik des Linolschnitts. Mit mehreren<br />

Skizzen wird die Linienzeichnung verdichtet,<br />

diese <strong>über</strong>trägt <strong>der</strong> Künstler auf die Linolplatte,<br />

die anschliessend geschnitten wird.<br />

Die entstandene Druckvorlage wird nun unterschiedlich<br />

eingefärbt: Über die Farbdichte,<br />

die <strong>mit</strong> partiellem Reinigen <strong>der</strong> Linolplatte<br />

variiert wird, sowie <strong>mit</strong>tels Einsatz transparenter<br />

Farbe werden Licht und Schatten in die<br />

Arbeiten eingeführt.<br />

Dripping<br />

Beim Dripping lässt Berthoud dickflüssige Farbe<br />

auf ein Stück Acetat tropfen und zeichnet<br />

so die darunterliegende Vorlage nach, ohne<br />

<strong>mit</strong> dem Pinsel die Oberfläche zu berühren.<br />

Die Acetatfolie bildet nun die Druckvorlage<br />

für wenige Monotypien, die abgezogen werden<br />

können.<br />

Dia<br />

François Berthouds jüngste Technik sind die<br />

<strong>der</strong> Dias: Mit weisser Gouachefarbe malt er auf<br />

einen transparenten Bildträger. Durch mehrfachen<br />

Farbauftrag unterschiedlich pastöser<br />

Farbqualitäten entsteht eine Vorzeichnung,<br />

die ausser dem Umriss keine wesentlichen<br />

visuellen Informationen zu beinhalten scheint.<br />

Ein komplexer weisser Fleck ist das Resultat.<br />

Erst das Einlesen <strong>mit</strong> einem Durchlichtscanner<br />

macht das Bild sichtbar − je dichter <strong>der</strong><br />

Farbauftrag in <strong>der</strong> Vorzeichnung, desto intensiver<br />

das farbige Abbild.<br />

Abgerundet wird die Ausstellung durch einen<br />

Film von Eric Stitzel, <strong>der</strong> einen Werkprozess<br />

von A bis Z nachvollziehen lässt. Diese erste<br />

Einzelausstellung von Berthoud in einem Museum<br />

zeigt sein Werk im Spannungsfeld von<br />

Mode, Accessoires und subtiler Erotik.<br />

* Christian Brändle ist Direktor des Museum für Gestaltung<br />

Zürich und Kurator dieser Ausstellung (christian.<br />

brändle@zhdk.ch).<br />

Ausstellung «François Berthoud − Die Kunst <strong>der</strong> Modeillustration»:<br />

bis 9. Oktober 2011, Museum für Gestaltung<br />

Zürich, Galerie, Ausstellungsstrasse 60, Di–So 10–17 h, Mi<br />

10–20 h<br />

Publikation<br />

François Berthoud Studio<br />

Mit einem Interview <strong>mit</strong> François Berthoud und einem<br />

Essay von Jeroen van Rooijen<br />

Museum für Gestaltung Zürich (Hg.), D/E, Hatje Cantz,<br />

CHF 47.–


mentoringprogramm<br />

«frauen<br />

für führungspositionen»<br />

Zwei Mentees berichten von ihrer Studienreise<br />

nach Boston, die den Abschluss des hochschul<strong>über</strong>greifenden<br />

Mentoringprogramms <strong>der</strong> ZFH<br />

bildete. Stefanie Graf und Maria Angela Algar *<br />

Die <strong>Zürcher</strong> Fachhochschule (ZFH) startete im Mai 2010 die<br />

erste Durchführung des Mentoringprogramms «Frauen für<br />

Führungspositionen (fff )». Ziel des Programms ist es, Frauen<br />

auf dem Weg in leitende Positionen zu unterstützen. Insgesamt<br />

nahmen am einjährigen Programm rund dreissig Mentorinnen<br />

und Mentees <strong>der</strong> ZHdK, <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong><br />

für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und <strong>der</strong> Pädagogischen<br />

<strong>Hochschule</strong> Zürich (PHZH) teil. Während zweimal<br />

sechs Monaten tauschten sich hochschul<strong>über</strong>greifende Tandems<br />

<strong>über</strong> Führungserfahrungen und -fragestellungen aus. Als<br />

Abschluss des Programms unternahmen die Teilnehmerinnen<br />

eine gemeinsame Studienreise nach Boston (USA), von <strong>der</strong><br />

nun die Rede sein wird:<br />

In Boston setzten wir Mentees und Mentorinnen uns intensiv<br />

<strong>mit</strong> den Themen Führung und Gen<strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong> und<br />

verbanden dies <strong>mit</strong> dem Besuch mehrerer amerikanischer<br />

<strong>Hochschule</strong>n. Unterstützt wurden wir durch swissnex Boston,<br />

die konsularische Vertretung <strong>der</strong> Schweiz, die <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Beziehungspflege in Wissenschaft, Bildung und Innovation<br />

beauftragt ist.<br />

Den Auftakt <strong>der</strong> Studienwoche bildete die Teilnahme an <strong>der</strong><br />

Simmons Lea<strong>der</strong>ship Conference, die das Simmons College alljährlich<br />

organisiert. Das Simmons College wurde 1899 <strong>mit</strong> dem<br />

Ziel gegründet, Frauen Zugang zu höherer Bildung zu ermöglichen.<br />

Sein heutiges Renommee basiert insbeson<strong>der</strong>e auf den<br />

Ausbildungs- und Forschungsprogrammen im Bereich Management<br />

und Gen<strong>der</strong>. An <strong>der</strong> Konferenz nahmen 3000 Frauen<br />

teil, es sprachen weibliche Führungspersonen amerikanischer<br />

Top-Unternehmen wie Anne Mulcahy (ehemalige CEO von<br />

Xerox) und Marilyn Carlson Nelson (Verwaltungsratspräsi-<br />

hochschule II/ zett 2–11 37<br />

Das Bild zeigt die Gruppe vor dem Sea port World<br />

Trade Center Boston, dem Kongresszentrum des<br />

Simmons Lea<strong>der</strong>ship Conference. Stefanie Graf:<br />

5. v. rechts, vord. Reihe. Maria Angela Algar:<br />

7. v. rechts, vord. Reihe<br />

dentin von Carlson Companies) sowie Persönlichkeiten aus<br />

den Cultural Industries wie Judith Jamison (künstlerische<br />

Leiterin des Alvin Ailey American Dance Theater) o<strong>der</strong> Donna<br />

Karan (Modedesignerin). Während <strong>der</strong> folgenden Tage<br />

nahmen wir an einem Workshop am Simmons College teil. Im<br />

Zentrum stand die Analyse <strong>der</strong> Führungsqualitäten und -potenziale<br />

<strong>der</strong> Mentees: Eine im Vorfeld abgegebene Beurteilung<br />

durch mehrere Observers (Vorgesetzte, Kolleginnen / Kollegen,<br />

Untergebene) mündete in einen kritisch-konstruktiven<br />

Bericht in Form eines 360-Grad-Feedbacks, <strong>der</strong> sowohl <strong>mit</strong><br />

einer dortigen Dozentin als auch <strong>mit</strong> einer Peer-Mentorin<br />

reflektiert wurde und aus dem ein Action Plan für die weitere<br />

Karriereplanung resultierte.<br />

Im zweiten Teil <strong>der</strong> Studienwoche lernten wir das Hochschulwesen<br />

<strong>der</strong> USA näher kennen. Anlässlich unseres Besuchs des<br />

140-jährigen Wellesley Colleges <strong>mit</strong> wun<strong>der</strong>schönem Campus<br />

erhielten wir Einblick in den Studienalltag einer amerikanischen<br />

Eliteuniversität. An <strong>der</strong> Harvard University staunten<br />

wir <strong>über</strong> die Infrastruktur und die zahlreichen Anekdoten<br />

rund um die namhafteste <strong>Hochschule</strong> des Landes. Weitere<br />

Stationen waren das Massachusetts Institute of Technology<br />

(MIT), das Fraunhofer Center for Sustainable Energy und das<br />

Cambridge Innovation Center, wo wir uns <strong>mit</strong> engagierten<br />

Jungunternehmerinnen austauschten.<br />

Während <strong>der</strong> Studienwoche knüpften wir eifrig Kontakte zu<br />

den Kolleginnen <strong>der</strong> ZHAW und <strong>der</strong> PHZH. Diesen hochschul<strong>über</strong>greifenden<br />

Austausch erlebten wir als grosse Bereicherung.<br />

Um unser neues Netzwerk zu festigen und für unsere<br />

<strong>Hochschule</strong>n nachhaltig zu machen, gründeten wir im Juni<br />

2011 einen Verein, den Liberty Club (benannt nach unserem<br />

Hotel in Boston, welches früher ein Gefängnis war). Dass eine<br />

stärkere Vertretung von Frauen in den Führungsetagen ein<br />

ernsthaftes Anliegen <strong>der</strong> drei <strong>Hochschule</strong>n ist, bezeugt die<br />

Tatsache, dass an <strong>der</strong> Schlussveranstaltung des Programms<br />

die jeweiligen Rektoren in einem Podium das Thema diskutierten<br />

und sich den Fragen <strong>der</strong> Mentees und Mentorinnen<br />

stellten. Das Mentoringprogramm findet voraussichtlich eine<br />

Fortsetzung.<br />

* Stefanie Graf ist Assistentin im Generalsekretariat <strong>der</strong> ZHdK (stefanie.graf@<br />

zhdk.ch), Maria Angela Algar ist Assistentin in <strong>der</strong> Verwaltungsdirektion<br />

(maria.algar@zhdk.ch).<br />

Als Mentorinnen seitens <strong>der</strong> ZHdK wirkten Ursula Akmann, Barbara Berger,<br />

Elisabeth Danuser und Alessandra Zanotelli <strong>mit</strong>. Die Leitung des Programms<br />

hat Ursula Bolli-Schaffner (ZHAW) inne.


38<br />

zett 2–11 /hochschule II<br />

«Mit Weiterbildung ist es bei mir immer<br />

dasselbe: Ich melde mich <strong>mit</strong> Freude an und<br />

verfluche dies kurz vor dem Termin,<br />

weil ich zu viel um die Ohren habe. Nach den<br />

Anlässen bin ich aber praktisch immer<br />

sehr zufrieden: Denn ich habe Neues entdeckt,<br />

Bekanntes reflektiert und bin inhaltlich<br />

bereichert. Zudem gibt mir eine Weiterbildung<br />

Sicherheit und Rückhalt im eigenen Tun.»<br />

Christian Brändle, Direktor Museum für Gestaltung Zürich<br />

«Am Seminar Sitzungsleitung erhielt ich<br />

nützliche Tipps, die sofort umsetzbar sind.<br />

Die Kursleiterin <strong>über</strong>zeugte <strong>mit</strong> klaren<br />

Aussagen und grosser Erfahrung.»<br />

Pia Perolini, Leiterin Hochschuladministration<br />

Das neue Programm <strong>der</strong> hochschulinternen<br />

Weiterbildung ist erschienen. Es enthält zahlreiche<br />

Angebote für Dozierende, Führungsverantwortliche<br />

und Mitarbeitende, die sich weiterqualifizieren<br />

möchten. Da<strong>mit</strong> för<strong>der</strong>t die ZHdK<br />

nicht nur die persönliche Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

Hochschulangehörigen, son<strong>der</strong>n sie trägt auch<br />

zur Entwicklung <strong>der</strong> Organisation bei. Ursula<br />

Akmann *<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Vision und Strategie <strong>der</strong> ZHdK wurde die<br />

Relevanz von hoch qualifizierten Dozierenden als zentrales<br />

Element für die Qualität <strong>der</strong> Lehre und Forschung betont.<br />

Neben den selbstredend vorausgesetzten hohen fachlichen<br />

Kompetenzen sind auch funktionsbezogene Qualifikationen<br />

von Bedeutung, beispielsweise im Bereich Hochschuldidaktik<br />

und Führung. Ebenso benötigen die Leitungsverantwortlichen<br />

<strong>der</strong> zentralen Dienste entsprechende Schlüsselkompetenzen.<br />

Das Programm <strong>der</strong> internen Weiterbildung umfasst zahlreiche<br />

Angebote zur Weiterqualifizierung und richtet sich an Dozierende,<br />

Personen <strong>mit</strong> Führungsverantwortung und punktuell<br />

an Mittelbauangehörige und Mitarbeitende.<br />

Persönlichkeits- und Institutionsentwicklung<br />

Individuelle Weiterbildungen haben persönliche und institutionelle<br />

Wirkungen. Sie sind im Kontext von Persönlichkeits-,<br />

Personal- und Institutionsentwicklung zu verstehen. Zum<br />

einen soll die Weiterentwicklung des Selbstverständnisses <strong>der</strong><br />

Lehrenden, zum an<strong>der</strong>en die Führungskultur und da<strong>mit</strong> die<br />

Identität <strong>der</strong> noch jungen ZHdK gefestigt werden. Es gilt zu-<br />

«Im Seminar Mitarbeiterführung<br />

beeindruckte mich bei <strong>der</strong> Analyse von<br />

hausinternen Fallstudien das<br />

intelligente, engagierte und äusserst<br />

differenzierte Feedback seitens<br />

<strong>der</strong> Teilnehmenden.»<br />

Cecilia Hausheer, Vorsitzende Kommission Weiterbildung, Weiterbildungsbeauftragte<br />

Dept. Darstellende Künste und Film<br />

«Mit <strong>der</strong> Englischklasse alle zwei Wochen in die<br />

Sprache eintauchen, kleine o<strong>der</strong> grosse Themen<br />

des beruflichen und privaten Alltags diskutieren<br />

und sich dabei ebenso vom Humor wie von <strong>der</strong><br />

sprachlichen Differenziertheit des Kursleiters<br />

anstecken lassen: Practice makes perfect!»<br />

Ruth Frischknecht, Dozentin und Studienleiterin Schulmusik I und II<br />

«Eine Recherchespezialistin ver<strong>mit</strong>telt im Kurs Wissenschaftliche Literaturrecherche nicht nur, welche<br />

Fallstricke bei <strong>der</strong> Literaturbeschaffung vorhanden, son<strong>der</strong>n wie sie vor allem vermeidbar sind.<br />

Sie stellt insbeson<strong>der</strong>e die Zugriffs- und Nutzungsmöglichkeiten für eine Vielzahl von internationalen<br />

Datenbanken sowie Fach- und elektronischen Publikationen dar, in denen wissenschaftliche Literatur<br />

bibliografiert und zum Teil sogar direkt online verfügbar ist. Der Kurs lohnt sich für alle, die von den<br />

zahlreichen Vorteilen des internet- und programmgestützten Forschens profitieren und praxistaugliche<br />

Verfahren für das effiziente Quellenstudium kennenlernen möchten.»<br />

Margarete von Lupin, Journalistin, Dozentin<br />

interne weiterbildung an <strong>der</strong> zhdk<br />

dem, den Nachwuchs sowohl in Lehre und Forschung als auch<br />

in <strong>der</strong> Führung <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> zu för<strong>der</strong>n. Im Weiteren bietet<br />

das Programm den ZHdK-Angehörigen eine Möglichkeit, ihre<br />

Position am Arbeitsmarkt zu festigen und zu entwickeln. Es<br />

unterstreicht insofern auch das Selbstverständnis <strong>der</strong> ZHdK<br />

als attraktive Arbeitgeberin.<br />

Neue Angebote<br />

Mitte Mai ist das Programm interne Weiterbildung für das<br />

Studienjahr 2011/ 12 erschienen. Es enthält zahlreiche neue<br />

Angebote. So wurden in <strong>der</strong> Sparte Führung & Selbstmanagement<br />

Seminare zu Themen wie Gesprächsführung, Konfliktmanagement<br />

und Work-Life-Balance programmiert. Die bisher<br />

erfolgreich durchgeführten Seminare Mitarbeiterführung,<br />

Sitzungsleitung und Selbstmanagement werden fortgesetzt,<br />

wobei Selbstmanagement neu auch speziell für Nichtführungskräfte<br />

ausgeschrieben wird.<br />

In <strong>der</strong> Sparte Forschung & Methoden bietet das Medien- und<br />

Informationszentrum verschiedene bewährte Recherchekurse<br />

zur Erhöhung <strong>der</strong> Informationskompetenz an. In Erarbeitung<br />

ist zudem ein Angebot für wissenschaftliches Schreiben, das<br />

zu einem späteren Zeitpunkt ausgeschrieben wird.<br />

Die Sparte ZHdK & Umfeld umfasst den Einführungstag für<br />

neue Mitarbeitende und Dozierende, <strong>der</strong> im März 2011 erstmals<br />

<strong>mit</strong> Erfolg durchgeführt wurde und künftig regelmässig<br />

halbjährlich stattfinden soll. Die Veranstaltung ist als einzige<br />

obligatorisch, und zwar für alle neu an <strong>der</strong> ZHdK angestellten<br />

Personen <strong>mit</strong> einem Beschäftigungsgrad ab 30 Prozent. Ziel ist


«Das Sprichwort sagt: ‹Einem geschenktem Gaul<br />

schaut man nicht ins Maul›, und die ZHdK-Weiterbildung<br />

für Dozierende und Angehörige des<br />

Mittelbaus ist so ein geschenktes Vehikel, dem<br />

man vorschnell einen gewissen Mundgeruch attestiert.<br />

In Wirklichkeit ist es eine Investition, <strong>der</strong><br />

man entspannt auch tief in den Rachen blicken<br />

kann. Nicht weil bahnbrechende Erkenntnisse<br />

ver<strong>mit</strong>telt o<strong>der</strong> Formeln für die perfekte Handhabe<br />

in Selbstmanagement, Sitzungsleitung o<strong>der</strong><br />

Mitarbeiterführung gelehrt würden, son<strong>der</strong>n weil<br />

einem Zeit und Runde geschenkt werden, <strong>mit</strong> erfahrenen<br />

Fachkräften und KollegInnen die eigene<br />

Sachkenntnis (und Routine) zu <strong>über</strong>prüfen und<br />

weiterzuentwickeln. Diese Programme helfen so<br />

auch ZHdK-weit, sinnvolle Standards zu etablieren.»<br />

Anton Rey, Leiter Institute for the Performing Arts and Film<br />

«Meine Erfahrungen <strong>mit</strong> den Seminaren Selbstmanagement<br />

und Mitarbeiterführung sind durchweg<br />

positiv. Durch eine gelungene Mischung aus<br />

thematischen Inputs, Kleingruppenarbeit und<br />

Fallbeispielen habe ich Werkzeuge an die Hand<br />

bekommen, die von <strong>der</strong> Dozentin getestet und<br />

<strong>mit</strong> Beispielen aus <strong>der</strong> Praxis <strong>über</strong>zeugend belegt<br />

worden sind. Die geschützte Atmosphäre, die<br />

Begegnung und Auseinan<strong>der</strong>setzung <strong>mit</strong> KollegInnen<br />

aus an<strong>der</strong>en Arbeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> ZHdK<br />

tragen dazu bei, dass ich gerne wie<strong>der</strong> Angebote<br />

<strong>der</strong> internen Weiterbildung wahrnehme.»<br />

Maria Rapp, Leiterin Master Musikpädagogik<br />

es, die ZHdK als Arbeitgeberin kennenzulernen. Der Rektor<br />

präsentiert die <strong>Hochschule</strong>, und die neuen Mitarbeitenden<br />

besuchen einzelne Standorte und Studiengänge. Das Seminar<br />

Kontextwissen, das <strong>über</strong> rechtliche, politische und finanzielle<br />

Grundlagen <strong>der</strong> ZHdK informiert und bisher einmal durchgeführt<br />

wurde, wird <strong>über</strong>arbeitet.<br />

Teaching & Learning<br />

Neu aufgebaut wurde die Sparte Teaching & Learning <strong>mit</strong><br />

den sogenannten Faculty Visits, die von <strong>der</strong> Kommission Teaching<br />

& Learning entwickelt wurden. Daran beteiligt sind Ulrich<br />

Görlich (DKM), Wanja Kröger (DDK), Jürg Lanfranconi<br />

(DMU), Sarah Owens (DDE) und Anna Schürch (DKV). Die<br />

Projektleitung und Verantwortung für die Durchführung liegt<br />

bei Manfred Künzel, einem Hochschuldidaktiker <strong>mit</strong> Mandaten<br />

an verschiedenen <strong>Hochschule</strong>n und grosser Erfahrung<br />

in den Bereichen Kunst, Design und Ver<strong>mit</strong>tlung. Mit den<br />

Faculty Visits lanciert die ZHdK erstmals ein eigenes, speziell<br />

auf ihre Bedürfnisse als Kunsthochschule abgestimmtes Programm<br />

<strong>mit</strong> dem Ziel, entsprechende Kompetenzen weiterzuentwickeln<br />

und durch den Austausch <strong>der</strong> Dozierenden <strong>über</strong><br />

ihre Lehre einen Beitrag an die Entwicklung <strong>der</strong> Hochschulkultur<br />

zu leisten. Zurzeit wird zudem abgeklärt, inwiefern<br />

die Teilnahme an den Faculty Visits an das Portfolioverfahren<br />

für den Nachweis <strong>der</strong> didaktischen Qualifikation angerechnet<br />

werden kann.<br />

* Dr. Ursula Akmann ist Leiterin des Generalsekretariats und verantwortlich<br />

für die interne Weiterbildung (ursula.akmann@zhdk.ch).<br />

Die Angebote <strong>der</strong> internen Weiterbildung sind auch auf <strong>der</strong> Website www.zhdk.<br />

ch > Weiterbildung > Interne Weiterbildung publiziert.<br />

hochschule II/ zett 2–11 39<br />

Tobias Strebel, Thomas D. Meier und Barbara Berger diskutieren am zweiten<br />

«Gipfelitreffen».<br />

kommunikation<br />

auf augenhöhe: das<br />

«gipfelitreffen» des<br />

personalrats<br />

Um die Fronten zwischen «oben» und «unten»<br />

produktiv aufeinan<strong>der</strong>prallen zu lassen, organisierte<br />

<strong>der</strong> Personalrat (PR) <strong>der</strong> ZHdK das zweite<br />

«Gipfelitreffen» <strong>mit</strong> Rektor Thomas D. Meier.<br />

Dar<strong>über</strong> berichten Barbara Berger * und Tobias<br />

Strebel *<br />

Angelockt vom vielschichtigen Diskussionsthema «Hochschul-Betriebskultur»,<br />

kamen etwa sechzig Angehörige <strong>der</strong><br />

ZHdK am 7. April ins Podium an die Gessnerallee. Zwei Traktanden<br />

standen auf dem Programm: Einerseits informierte<br />

PR-Präsidentin Barbara Berger <strong>über</strong> die laufenden Geschäfte,<br />

an<strong>der</strong>erseits gab <strong>der</strong> Rektor Auskunft <strong>über</strong> die Grundschwingungen<br />

<strong>der</strong> ZHdK-Politik.<br />

In einer ausführlichen Rückschau sprach Barbara Berger<br />

<strong>über</strong> die Situation des administrativ-technischen Personals<br />

und <strong>über</strong> die Aktivitäten des Personalrats an <strong>der</strong> ZHdK: Das<br />

Personal ist im Grossen und Ganzen zufrieden <strong>mit</strong> den Arbeitsbedingungen<br />

und hat grosses Interesse an <strong>der</strong> Hochschul-<br />

und Bildungspolitik. In einigen Punkten ist es aber doch eher<br />

unzufrieden.<br />

Zum Beispiel sind die Führungskräfte bei Fragen <strong>der</strong> Personalführung<br />

oft weiterbildungsbedürftig. Im Frühling 2011 veröffentlichte<br />

das Rektorat ein umfangreiches Weiterbildungsprogramm.<br />

Wenn alle leitenden Angestellten diese Angebote<br />

rege nutzen würden, wären wir einen grossen Schritt weiter.<br />

Gleichzeitig bleibt das Weiterbildungsangebot für Mitarbeitende<br />

ohne Leitungsfunktion ausbaufähig – dass beispielswei-


40<br />

zett 2–11 /hochschule II<br />

se Konfliktmanagement o<strong>der</strong> Work-Life-Balance Chefsache<br />

sein sollen, leuchtet nicht ein. Die Empfehlung des PR: Wer als<br />

normale/r MitarbeiterIn Interesse an einem solchen Angebot<br />

<strong>der</strong> internen Weiterbildung hat, soll sich einfach trotzdem<br />

anmelden und schauen, was passiert.<br />

Ein weiterer wun<strong>der</strong> Punkt sind die Mitarbeitergespräche,<br />

welche unabdingbar für eine Beför<strong>der</strong>ung sind. Sie werden<br />

nicht von allen Vorgesetzten konsequent durchgeführt. Die<br />

Personalabteilung müsste in solchen Fällen die Betreffenden<br />

zur Durchführung ermahnen. Immerhin wurde durch Intervention<br />

des Personalrats durchgesetzt, dass die Feedbacks<br />

<strong>der</strong> Mitarbeitenden zu ihren direkten Vorgesetzten an <strong>der</strong>en<br />

Vorgesetzte weitergeleitet werden. Dies war bislang nicht <strong>der</strong><br />

Fall und muss auch jetzt noch durch Ankreuzen auf dem MAG-<br />

Bogen ausdrücklich verlangt werden.<br />

Der Rektor gibt Auskunft<br />

Im zweiten Teil des Treffens stand <strong>der</strong> Rektor Thomas<br />

D. Meier Rede und Antwort. Erfreulich entwickelte sich die<br />

<strong>Hochschule</strong> aus seiner Sicht in Bezug auf die Transparenz<br />

<strong>der</strong> Kommunikation. Das wirke sich auf die Gesprächs- und<br />

Betriebskultur sehr positiv aus. Erfreuliche Entwicklungen<br />

des vergangenen Jahres waren für ihn auch die Einführung<br />

des neuen, transparenten Ressourcenmodells (zur Verteilung<br />

<strong>der</strong> Mittel >> siehe auch Zett 3–10), <strong>der</strong> gute Rechnungsabschluss,<br />

<strong>der</strong> es ermöglicht, gewisse Reserven anzulegen, sowie<br />

die Genehmigung <strong>der</strong> Institute durch den Fachhochschulrat.<br />

Unerfreulicher war die Abschaffung <strong>der</strong> gestalterischen Weiterbildungskurse.<br />

Immerhin konnte die <strong>Hochschule</strong> <strong>mit</strong>helfen,<br />

diese Angebote in an<strong>der</strong>er Form neu zu lancieren. Die Tatsache,<br />

dass <strong>der</strong> Bachelor Tanz noch keine und <strong>der</strong> Master Film<br />

keine definitive Bewilligung erhalten haben, zählte ebenfalls<br />

zu den unerfreulichen Ereignissen.<br />

Für 2011 hat <strong>der</strong> Rektor in Bezug auf das Personal einiges vor:<br />

In erster Priorität sollen die Arbeitsverhältnisse des Mittelbaus<br />

verbessert und ein Personalentwicklungskonzept erarbeitet<br />

werden. Ein entsprechendes Reglement liegt inzwischen<br />

vor und steht vor <strong>der</strong> Umsetzung. Der PR hofft, dass danach<br />

Gleiches für das administrativ-technische Personal in Angriff<br />

genommen wird, und bleibt am Thema dran. Ebenso will <strong>der</strong><br />

Rektor eine Studie hinsichtlich <strong>der</strong> Zufriedenheit des Personals<br />

ins Auge fassen. Abgeklärt wird, ob da allenfalls ein<br />

Koordinationsbedarf <strong>mit</strong> dem Kanton besteht. Mit grossem<br />

Applaus unterstützte das Publikum die Hochschulleitung in<br />

ihrer Absicht, die Sache voranzutreiben.<br />

Zu guter Letzt wurde <strong>über</strong> die Betriebskultur an <strong>der</strong> ZHdK<br />

diskutiert. Eine konkrete Aussage dazu ist nicht einfach zu machen,<br />

weil jedes Departement seine eigene Betriebskultur lebt.<br />

Aus Sicht des Rektors ist allen Departementen gemeinsam,<br />

dass sie sich nach wir vor stark auf sich selber konzentrieren.<br />

Das ist von den Aufgaben her, die sie erfüllen, durchaus verständlich.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wird es künftig wichtig sein,<br />

eine departements<strong>über</strong>greifende Sichtweise zu stärken, nicht<br />

zuletzt auch im Hinblick auf die gesellschaftliche Relevanz<br />

dessen, was wir als <strong>Hochschule</strong> tun.<br />

Aus <strong>der</strong> Sicht des administrativ-technischen Personals ist<br />

mancherorts mangelnde Wertschätzung zu beklagen. Die<br />

Kultur des Umgangs <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> ist gerade zwischen Dozierenden,<br />

Studierenden und administrativem Personal in den<br />

letzten Jahren zu kurz gekommen. Nach Rektor Meier wird<br />

die Hochschulleitung das ihr Mögliche unternehmen, um einen<br />

respektvollen Umgang zu kultivieren. Der Personalrat<br />

hat im Anschluss an die Veranstaltung die gesamte ZHdK <strong>mit</strong><br />

einer Plakataktion zur «DÜNKELFREIEN ZONE» erklärt.<br />

Der Rektor meinte dazu, auch er sei noch nie ein Freund dünkelhaften<br />

Verhaltens gewesen. (Die PDF-Vorlage des Plakats<br />

für die Bezeichnung <strong>der</strong> dünkelfreien Zonen kann unter<br />

www.zhdk.ch/?personalrat heruntergeladen werden.)<br />

Ein Fazit <strong>der</strong> Diskussion um die Betriebskultur ist, dass ein Teil<br />

<strong>der</strong> Probleme auf Sprachdifferenzen zurückzuführen ist und<br />

dass es sich lohnen würde, den Austausch von Dozierenden,<br />

Studierenden und Forschenden <strong>mit</strong> den übrigen Mitarbeitenden<br />

<strong>der</strong> ZHdK zu för<strong>der</strong>n. Da<strong>mit</strong> das gelingt, müsste eine<br />

gemeinsame Sprache gefunden werden. Davon würden alle<br />

Seiten profitieren, und das administrativ-technische Personal<br />

könnte seine vielfältigen Erfahrungen und Kompetenzen<br />

besser einbringen.<br />

Zum Schluss kam die Frage auf, wo die ZHdK in fünf Jahren<br />

stehen wird, wenn sie sich im Toni-Areal eingerichtet hat. Der<br />

Rektor will den Stand <strong>der</strong> Angebote beibehalten, ein Ausbau<br />

ist – abgesehen von <strong>der</strong> Einführung des Bachelors Tanz – nicht<br />

das Ziel. Wichtiger sind die Konsolidierung zugunsten <strong>der</strong><br />

Qualitätsentwicklung sowie die Sicherung <strong>der</strong> hohen Attraktivität<br />

<strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> für die talentiertesten Studierenden. Gerüchte<br />

<strong>über</strong> geplante grosse Einsparungen durch Entlassungen<br />

von administrativ-technischem Personal in allen Bereichen<br />

dementierte <strong>der</strong> Rektor.<br />

Fazit: Die Begegnung zwischen «oben» und «unten» verlief auf<br />

Augenhöhe. Der Rektor stellte sich den Fragen <strong>der</strong> Mitarbeitenden<br />

und nahm <strong>der</strong>en Anliegen ernst. Nach <strong>der</strong> Podiumsdiskussion<br />

konnten die Probleme und die passenden Lösungsansätze<br />

dann auch <strong>mit</strong> <strong>der</strong> wohlverdienten Unterstützung durch<br />

Kaffee und Gipfeli weiterverhandelt werden.<br />

* Barbara Berger ist Leiterin des Informationstechnologie-Zentrums und Präsidentin<br />

des Personalrats <strong>der</strong> ZHdK (barbara.berger@zhdk.ch). Tobias Strebel<br />

ist visueller Gestalter Hochschulkommunikation und Vorstands<strong>mit</strong>glied im<br />

Personalrat (tobias.strebel@zhdk.ch).


texas –<br />

jalisco –zürich<br />

Mara Montoya, in Houston / Texas aufgewachsen,<br />

zog <strong>mit</strong> acht Jahren nach Mexiko, wo sie die<br />

Deutsche Schule besuchte. 2002 kam sie nach<br />

Zürich an den Vorkurs <strong>der</strong> HGKZ. An <strong>der</strong> ZHdK<br />

erwarb sie 2008 das Diplom in <strong>der</strong> Vertiefung<br />

Neue Medien des Studiengangs Medien & Kunst.<br />

Das folgende Interview ist ein Ausschnitt aus<br />

einem längeren Gespräch. Der ganze Text befindet<br />

sich auf www.netzhdk.ch. Von Christian<br />

Le<strong>der</strong>mann *<br />

Du hast in Hamburg und Zürich studiert, aber beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig war für dich auch ein Aufenthalt in Brüssel?<br />

Ja, ein Austauschsemester an <strong>der</strong> Kunsthochschule Sint-Lukas.<br />

Das war extrem toll. Brüssel ist sehr lebendig, ein bisschen<br />

dreckig, chaotisch, man weiss nie genau, was passieren wird.<br />

Das kulturelle Verhältnis zwischen Wallonen und Flamen<br />

ist äusserst spannend. Ich war in einer flämischen Schule,<br />

und wenn du da rausgehst, ist alles französisch. Sie ist wie<br />

ein kleines Pünktchen in <strong>der</strong> Stadt, und viele junge Leute aus<br />

dem flämischen Teil Brüssels studieren dort.<br />

Ich belegte das Fach Dokumentarfilm. Die Schule ist ziemlich<br />

alt und hierarchisch. Der Umgang zwischen ProfessorInnen<br />

und Studierenden ist einerseits formell, an<strong>der</strong>erseits nehmen<br />

die ProfessorInnen ihre Verantwortung gegen<strong>über</strong> den Studierenden<br />

sehr ernst. Sie wollen das Beste aus den Studierenden<br />

herausholen. Sie pushen dich und nehmen dich an <strong>der</strong> Hand.<br />

Ist das Verhältnis zwischen Studierenden und Dozierenden<br />

an<strong>der</strong>s als an <strong>der</strong> ZHdK?<br />

Ja, in Zürich ist es nicht so hierarchisch. Man duzt sich, das<br />

Verhältnis ist weniger eng, man ist stärker für sich selber verantwortlich.<br />

Was ich hier erlebt habe, war unverbindlicher.<br />

Man wird auch nicht so gepusht.<br />

Was arbeitest du jetzt?<br />

Ich bin seit einem Jahr bei <strong>der</strong> Videokünstlerin Ursula Biemann<br />

tätig. Die Arbeit <strong>mit</strong> ihr prägt mich stark. Sie eröffnet mir<br />

eine neue künstlerische Perspektive. Ich lerne sehr viel von ihr,<br />

kann in manchem, was ich mir vorher irgendwie vorgestellt<br />

habe, zum ersten Mal Erfahrungen sammeln, zum Beispiel,<br />

wie man von den eigenen Projekten leben kann – oft sind ja<br />

die Budgets ziemlich niedrig. Man muss einfach intensiv dranbleiben,<br />

hartnäckig sein.<br />

Jetzt ist unsere Zusammenarbeit lockerer geworden, und<br />

sie ist Ende Juli 2011 zu Ende, weil ich im September mein<br />

Bachelor-Studium an <strong>der</strong> Uni St. Gallen anfangen werde, in<br />

Law & Economics. Ich sehe mich zwar in Zukunft nicht in<br />

diesem Bereich, aber das Studium bietet mir das Allgemeinwissen<br />

für meine Tätigkeiten. Da<strong>mit</strong> lerne ich eine an<strong>der</strong>e Art<br />

von Denken zu verstehen, die in meine Praxis einfliessen soll.<br />

Was ist deine Muttersprache?<br />

Zu Hause sprachen wir Spanisch. Englisch hatte ich im Kin<strong>der</strong>garten.<br />

Bis 18 dachte ich immer auf Englisch. Es war die<br />

Fotos: Johannes Dietschi<br />

leute/alumni/ zett 2–11 41<br />

erste Sprache, die ich schreiben konnte. Später, in Mexiko,<br />

las ich natürlich Literatur auf Spanisch. Mit zwölf fing ich an,<br />

Deutsch zu lernen. Ich fühle mich sehr wohl in dieser Sprache,<br />

mache zwar noch viele Fehler, kann es aber recht gut sprechen<br />

und verstehen. Als ich hierherkam, habe ich mir vorgenommen,<br />

Schweizerdeutsch zu lernen. Denn wenn man an einen<br />

neuen Ort geht, muss man sich anstrengen, um es gut zu machen.<br />

Das war mein erster Vorsatz: Wenn ich in die Schweiz<br />

gehe, will ich Schweizer Freunde haben.<br />

Meine Arbeiten sind auf Englisch, weil ich das besser schreiben<br />

und da<strong>mit</strong> mehr Menschen erreichen kann.<br />

Erzähl uns etwas von deinem aktuellen Projekt.<br />

Vor Kurzem bin ich auf einen spannenden Text <strong>über</strong> die Nazca-Linien<br />

in Peru gestossen, die zum Teil mehr als 2500 Jahre<br />

alt sind. Das hat mich sehr angesprochen als Idee für ein neues<br />

Projekt. Schon in <strong>der</strong> altperuanischen Kultur war Wasser die<br />

wichtigste Lebensessenz, ein immer knappes Gut. Ich versuche,<br />

dieses Phänomen <strong>mit</strong> unserer heutigen Zeit und Gesellschaft<br />

in Verbindung zu bringen in einem Videoessay, <strong>der</strong> die<br />

Linien aus ästhetischer Perspektive sowie hinsichtlich ihrer<br />

damaligen Funktion untersucht und zeigt, was wir von diesem<br />

früheren Denken lernen können.<br />

Wie lange dauert die Gedankenphase bei dir?<br />

Ich bin sehr langsam, recherchiere <strong>über</strong>aus gerne, lese viel,<br />

sehe viel, gehe in Archive, setze mich wirklich <strong>mit</strong> dem Thema<br />

auseinan<strong>der</strong>, um dann langsam die Story aufzubauen. Die<br />

Recherchephase dauert etwa ein Jahr, das Projekt insgesamt<br />

vielleicht zwei Jahre.<br />

Ich wünsche mir, dass meine Werke einen Denkraum schaffen.<br />

Soziopolitische Themen interessieren mich. Meine Arbeiten<br />

sollen zum Diskutieren und Nachdenken anregen. Bei <strong>der</strong><br />

Betrachterin / beim Betrachter soll etwas zurückbleiben. Ich<br />

möchte, dass meine Stimme gehört wird. Doch ich bin nur das<br />

Medium für etwas Grösseres.<br />

* Christian Le<strong>der</strong>mann leitet die Geschäftsstelle von netzhdk, <strong>der</strong> Alumni-<br />

Organisation <strong>der</strong> ZHdK (christian.le<strong>der</strong>mann@zhdk.ch).


42<br />

zett 2–11 /leute<br />

Who is Who<br />

Die Würfel sind gefallen –<br />

alle Sammlungen des Museum<br />

für Gestaltung Zürich werden<br />

im Toni-Areal zusammengelegt;<br />

es sind dies die Design-, die<br />

Grafik-, die Kunstgewerbe- und<br />

die Plakatsammlung. Nach folgend<br />

stellen sich <strong>der</strong>en Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter vor.<br />

Eva Brüllmann, Bild: Betty Fleck<br />

1 Franziska Müller-Reissmann<br />

Mitarbeiterin Kunstgewerbesammlung. Ausbildung/Beruf:<br />

Tischlerin, Kunsthistorikerin.<br />

An <strong>der</strong> ZHdK seit: Anfang 2008. Ausserberufliche<br />

Interessen: bauen, spielen, tanzen. Was mir an<br />

<strong>der</strong> ZHdK gefällt: die verschiedenen Ebenen<br />

des Kreativen. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: weniger<br />

Formulare. Was ich mir für das Toni-Areal<br />

wünsche: neue Wege.<br />

2 Liana Bähler<br />

Assistentin Designsammlung. Ausbildung/<br />

Beruf: Lehre Innenausbau, Gestalterische<br />

BMS, KME, Studium Germanistik und<br />

Kunstgeschichte. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1989. Ausserberufliche<br />

Interessen: Literatur, Musik, mich<br />

treiben lassen … Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:<br />

die vielseitige Arbeit, neue Impulse durch<br />

die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den unterschiedlichsten<br />

Menschen. Was ich verän<strong>der</strong>n würde:<br />

die oft verstrickten Wege entflechten, um<br />

den Inhalten mehr Raum zu geben. Was ich<br />

mir für das Toni-Areal wünsche: einen kreativen<br />

Ort für freie Geister.<br />

3 Sabine Flaschberger<br />

Kuratorin ad Interim Kunstgewerbesammlung,<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin Plakatsammlung.<br />

Ausbildung/Beruf: lic. phil. An <strong>der</strong><br />

ZHdK seit: Januar 2008. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK<br />

gefällt: die Vielfalt an Menschen und Themen.<br />

Ausserberufliche Interessen: Gardening, Agglowan<strong>der</strong>n,<br />

Nähen. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: die<br />

administrative Flutwelle. Was ich mir für das<br />

Toni-Areal wünsche: nette Begegnungen bei<br />

leckerer Verpflegung.<br />

4 Sonja Gutknecht<br />

Mitarbeiterin The Museum System (TMS),<br />

Fotoarchiv. Ausbildung/Beruf: Werk- und<br />

Gestaltungslehrerin. An <strong>der</strong> ZHdK seit:<br />

1. Juli 2007. Ausserberufliche Interessen: Kino,<br />

Lesen, Wan<strong>der</strong>n. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:<br />

die Vielfältigkeit. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: die<br />

tägliche Mailflut. Was ich mir für das Toni-Areal<br />

wünsche: –.<br />

5 Balthasar Zimmermann<br />

Dokumentar Plakatsammlung. Ausbildung/<br />

Beruf: Dramaturg. An <strong>der</strong> ZHdK seit: Januar<br />

2008. Ausserberufliche Interessen: vieles,<br />

alles; in <strong>der</strong> Aufzählung wird das Einzelne<br />

banal o<strong>der</strong> unangenehm exquisit. Was mir an<br />

<strong>der</strong> ZHdK gefällt: das Gebäude an <strong>der</strong> Ausstellungstrasse<br />

60 samt Park. Was ich verän<strong>der</strong>n<br />

würde: manchmal mich selbst, manchmal die<br />

an<strong>der</strong>en. Was ich mir für das Toni-Areal wünsche:<br />

dass es um die Sache geht und nicht ums<br />

Prestige.<br />

6 Bettina Richter<br />

Kuratorin Plakatsammlung. Ausbildung/Beruf:<br />

Kunsthistorikerin, Dr. phil. An <strong>der</strong> ZHdK seit:<br />

1997. Ausserberufliche Interessen: Lesen, Klavierspielen,<br />

Fahrradfahren, Kino, Theater,<br />

1 2 3 4<br />

11<br />

Kunst. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: Abwechslungsreichtum,<br />

ständiger Wandel – vielleicht<br />

nicht immer nur zum Besten, aber<br />

immerhin wird die Arbeit nie zur Routine.<br />

Was ich verän<strong>der</strong>n würde: weniger Bürokratie,<br />

mehr inhaltlicher Austausch. Was ich mir für<br />

das Toni-Areal wünsche: Synergien, wo’s Sinn<br />

macht – Autonomie, wo’s Sinn macht.<br />

7 Barbara Junod<br />

Kuratorin Grafiksammlung. Ausbildung/Beruf:<br />

Kunst- und Architekturgeschichte lic. phil.<br />

<strong>mit</strong> Nachdiplom MAS in Museologie. An <strong>der</strong><br />

ZHdK seit: 1. Mai 2004. Ausserberufliche Interessen:<br />

Wan<strong>der</strong>n, Tanzen, Reisen, Freunde treffen.<br />

Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: viele Kontakte,<br />

abwechslungsreiche Arbeit. Was ich verän<strong>der</strong>n<br />

würde: wenn ich könnte: den Bürokram. Was


5 6 7 8 9 10<br />

12 13 14 15<br />

ich mir für das Toni-Areal wünsche: einen regen<br />

Austausch, eine Bombenstimmung und ein<br />

tolles Sammlungszentrum.<br />

8 Renate Menzi<br />

Kuratorin Designsammlung. Ausbildung/Beruf:<br />

Gestalterin / Diplom Theorie <strong>der</strong> Gestaltung<br />

und Kunst ZHdK, BA of Fine Arts Bezalel<br />

Academy of Arts and Design Jerusalem. An<br />

<strong>der</strong> ZHdK seit: 2000. Ausserberufliche Interessen:<br />

Kochen, Lesen, Rennen, Legospielen (oft <strong>mit</strong><br />

Sohn). Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: das Zusammentreffen<br />

unterschiedlicher Menschen <strong>mit</strong><br />

ähnlichen Interessen. Was ich verän<strong>der</strong>n würde:<br />

gute Ideen unbürokratisch umsetzen. Was<br />

ich mir für das Toni-Areal wünsche: eine Schausammlung<br />

von internationaler Bedeutung.<br />

9 Alessia Contin<br />

Registrarin Plakatsammlung. Ausbildung/Beruf:<br />

Diplomierte Übersetzerin Dolmetscherschule<br />

Zürich. An <strong>der</strong> ZHdK seit: Januar 1999.<br />

Ausserberufliche Interessen: meine drei Kin<strong>der</strong>,<br />

Lesen, Schwimmen, dies und das. Was mir an<br />

<strong>der</strong> ZHdK gefällt: die gute Mischung. Was ich<br />

verän<strong>der</strong>n würde: alles, was zu sehr zur Routine<br />

wird. Was ich mir für das Toni-Areal wünsche:<br />

gute Zusammenarbeit untereinan<strong>der</strong> und<br />

Einblicke in die an<strong>der</strong>en Departemente.<br />

10 Kirstin Haefele<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Kunstgewerbesammlung.<br />

Ausbildung/Beruf: lic. phil.<br />

Kunsthistorikerin. An <strong>der</strong> ZHdK seit: Juni 2004.<br />

Ausserberufliche Interessen: Familie, Garten<br />

und kulturelle Höhenflüge. Was mir an <strong>der</strong><br />

ZHdK gefällt: die Menschen, das Potenzial<br />

und natürlich die Schätze <strong>der</strong> Kunstgewerbesammlung.<br />

Was ich verän<strong>der</strong>n würde: die<br />

Bürokratie, die einem effizienten Arbeiten<br />

im Wege steht. Was ich mir für das Toni-Areal<br />

wünsche: Lichtblicke für die Sammlungen.<br />

11 Umberto Ro<strong>mit</strong>o<br />

Fotograf. Ausbildung/Beruf: Fotograf, Konservator.<br />

An <strong>der</strong> ZHdK seit: 2007. Ausserberufliche<br />

Interessen: Lesen, Jazz, Harleyfahren, Reisen.<br />

Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: mein Team. Was ich<br />

verän<strong>der</strong>n würde: das Fotoatelier (zu klein). Was<br />

ich mir für das Toni-Areal wünsche: Ich möchte<br />

ein grösseres Fotoatelier!<br />

12 Gabriela Dietrich<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Design- und


44 zett 2–11 who is who<br />

Grafiksammlung. Ausbildung/Beruf: lic. phil.,<br />

MAS Museologie. An <strong>der</strong> ZHdK seit: Mai 2005.<br />

Ausserberufliche Interessen: abhängig von Jahreszeit<br />

und Tagesform. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK<br />

gefällt: die Vielfalt. Was ich verän<strong>der</strong>n würde:<br />

die Kommunikation. Was ich mir für das Toni-<br />

Areal wünsche: bessere Kommunikation durch<br />

Zusammenlegen <strong>der</strong> Sammlungen.<br />

13 Nico Lazúla Baur<br />

Dokumentarin. Ausbildung/Beruf: Szenografin<br />

MAS / Künstlerin. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 2002. Ausserberufliche<br />

Interessen: Raumtheorien, Klangforschung,<br />

Kunst und öffentlicher Raum,<br />

Bewegung in vielen Formen, Kampfkunst.<br />

Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: die Vielschichtigkeit<br />

und Buntheit des Betriebs. Was ich verän<strong>der</strong>n<br />

würde: das Neue zu denken, ist mir nun präsenter.<br />

Aber hier und an<strong>der</strong>swo: Lohntransparenz<br />

schaffen. Was ich mir für das Toni-Areal<br />

wünsche: einen lebendigen Austausch <strong>über</strong><br />

Disziplinen und Departemente hinweg.<br />

14 Franz Xaver Jaggy<br />

Fotograf Sammlungen. Ausbildung/Beruf: Lehre<br />

als Fachfotograf. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1. April 1990.<br />

Ausserberufliche Interessen: ein Buch, gute Musik<br />

und ein Glas Wein. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:<br />

die Sammlungen. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: –. Was<br />

ich mir für das Toni-Areal wünsche: ein schönes,<br />

grosses Fotostudio.<br />

15 Susanne Giezendanner<br />

Dokumentarin Plakatsammlung. Ausbildung/<br />

Beruf: Informations- und Dokumentationsspezialistin<br />

FH. An <strong>der</strong> ZHdK seit: August 2004.<br />

Ausserberufliche Interessen: Musik, Fotografie,<br />

Literatur, Natur, reisen … Was mir an <strong>der</strong> ZHdK<br />

gefällt: <strong>der</strong> kreative Geist <strong>der</strong> jungen Leute.<br />

Was ich verän<strong>der</strong>n würde: die langen «Amtswege».<br />

Was ich mir für das Toni-Areal wünsche:<br />

genug Platz für alle.<br />

Nicht im Bild:<br />

Tuija Toivanen<br />

Restauratorin Plakatsammlung. Ausbildung/<br />

Beruf: Konservatorin/Restauratorin, University<br />

Professional (UP) Papierkuratorin.<br />

An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1. Mai 1999. Ausserberufliche<br />

Interessen: Natur, ostasiatische Malerei und<br />

Tanzen. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: die Vielfältigkeit.<br />

Was ich verän<strong>der</strong>n würde: –. Was ich<br />

mir für das Toni-Areal wünsche: gut funktionierendes<br />

Restaurierungsatelier, interessante<br />

Begegnungen.<br />

Vanessa Gendre<br />

Dokumentaristin TMS. Ausbildung/Beruf:<br />

Kunsthistorikerin Universität Zürich M.A.<br />

An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1. April 2008. Ausserberufliche<br />

Interessen: Lesen, Freunde treffen, Familie.<br />

Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: das inspirierende<br />

Umfeld und die Vielfalt. Was ich verän<strong>der</strong>n<br />

würde: schlankere Strukturen. Was ich mir<br />

für das Toni-Areal wünsche: mehr Platz für die<br />

Sammlungsobjekte.<br />

Pascale Schuoler<br />

Archivarin TMS. Ausbildung/Beruf: Archivarin,<br />

Nachdiplomstudien: Information<br />

und Dokumentation, Kulturmanagement,<br />

Papierkuratorin. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 2002.<br />

Ausserberufliche Interessen: Ästhetik, Musik,<br />

Bewegung (ausser Pendeln). Was mir an <strong>der</strong><br />

ZHdK gefällt: kreativ-inspirativer Pool. Was<br />

ich verän<strong>der</strong>n würde: Professionalisierung des<br />

Projektmanagements. Was ich mir für das Toni-<br />

Areal wünsche: schön gestaltetes und gleichzeitig<br />

multifunktionales Gebäude; Nähe zu<br />

an<strong>der</strong>en Bereichen.<br />

Abschied von<br />

Eva Afuhs<br />

Die traurige Nachricht erreichte uns alle<br />

unver<strong>mit</strong>telt und lässt uns tief betroffen<br />

zurück: Eva Afuhs, die leitende Kuratorin des<br />

Museum Bellerive, ist am 8. April 2011 am<br />

Limmatplatz tödlich verunfallt. Da<strong>mit</strong> verliert<br />

die <strong>Zürcher</strong> Kultur eine Persönlichkeit, die<br />

viele Begabungen in sich vereinte und für ihr<br />

Umfeld fruchtbar machte: Als leitende Kuratorin,<br />

als Künstlerin, als Mentorin, Motivatorin<br />

und Freundin hat sie das Leben unzähliger<br />

Menschen bereichert. Die 1954 geborene<br />

Eva Afuhs stammte aus Wien, wo sie an <strong>der</strong><br />

<strong>Hochschule</strong> für angewandte Kunst Metallge-<br />

Eva Afuhs war leitende Kuratorin am Museum Bellerive. Foto: Marcel Meili<br />

staltung studierte und in <strong>der</strong> Meisterklasse<br />

für Bildhauerei unterrichtete. Danach begann<br />

eine intensive künstlerische Tätigkeit <strong>mit</strong><br />

Installationen, Skulpturen, Fotoarbeiten,<br />

aber auch Videokunst. Ihre Arbeit und die<br />

Partnerschaft <strong>mit</strong> dem Architekten Marcel<br />

Meili führten sie nach Zürich. 1998 folgte<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Ausstellung «Dialog im Dunkeln»<br />

ein erstes Engagement für das Museum für<br />

Gestaltung Zürich. Danach leitete Eva Afuhs<br />

an <strong>der</strong> Expo.02 die Abteilung Ausstellungen<br />

unter Martin Heller. Ab 2004 <strong>über</strong>nahm<br />

sie die Leitung des Museum Bellerive, in<br />

just dem Augenblick, als <strong>der</strong> Regierungsrat<br />

<strong>der</strong> damaligen HGKZ dessen Schliessung<br />

nahegelegt hatte. Mit Beharrlichkeit, Begeisterungsfähigkeit,<br />

einem ausgezeichneten<br />

Netzwerk und einer Vielzahl hervorragen<strong>der</strong><br />

Ausstellungsprojekte gelang es Eva Afuhs,<br />

dem Museum neue Stabilität zu verleihen.<br />

Auf ihre erste Ausstellung «Magische Fäden»<br />

folgten 18 Ausstellungen und Publikationen,<br />

etwa <strong>über</strong> Sophie Taeuber-Arp, Jugendstil,<br />

Hermann Obrist o<strong>der</strong> Kronleuchter, die das<br />

Kunstgewerbe geschickt als zeitgenössisches<br />

Phänomen positionierten. Dies gilt auch für<br />

ihre letzte Ausstellung «Neue Masche». Nebst<br />

Ihrer Ausstellungsarbeit hat Eva Afuhs die<br />

Sammlungen des Museum für Gestaltung,<br />

allen voran die Kunstgewerbesammlung,<br />

neu positioniert.<br />

Eva Afuhs wurde <strong>mit</strong>ten aus ihrem Berufsleben<br />

und Umfeld gerissen. Sie hatte viele<br />

Ideen und freute sich auf Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Wir trauern um eine engagierte, kompetente,<br />

humorvolle und <strong>über</strong>aus warmherzige Persönlichkeit.<br />

Wir vermissen sie sehr.<br />

Christian Brändle, Direktor Museum für<br />

Gestaltung Zürich


leute<br />

Neuer Leiter Forschungsschwerpunkt<br />

Transdisziplinarität<br />

Die Hochschulleitung <strong>der</strong> ZHdK hat<br />

Dr. Florian Dombois aufgrund seiner erfolgreichen<br />

künstlerischen Praxis und seiner<br />

theoretischen Fundierung zum Leiter des<br />

Forschungsschwerpunkts Transdisziplinarität<br />

ernannt. Der Forschungsschwerpunkt ist Teil<br />

<strong>der</strong> disziplinen<strong>über</strong>greifenden Plattform Z+.<br />

Er wird seine Arbeit <strong>mit</strong> Beginn des Herbstsemesters<br />

2011/ 12 aufnehmen.<br />

Florian Dombois ist freischaffen<strong>der</strong> Künstler<br />

und seit 2003 Leiter des Y-Instituts für<br />

Transdisziplinarität an <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong><br />

<strong>der</strong> Künste Bern. Er hat als Künstler Geophysik<br />

und Philosophie studiert und 1998<br />

in Kulturwissenschaft promoviert («Was<br />

ist ein Erdbeben?», Humboldt-Universität<br />

zu Berlin). Heute beschäftigt er sich <strong>mit</strong><br />

Landformen, Labilitäten, Seismik sowie <strong>mit</strong><br />

wissenschaftlichen und technischen Fiktionen<br />

in unterschiedlichen Darstellungs- und<br />

Publikationsformaten.<br />

Die künstlerische Arbeit setzte Florian<br />

Dombois während seiner Leitungstätigkeit<br />

am Y fort. Ausserdem war er Fellow<br />

an wissenschaftlichen und künstlerischen<br />

Institutionen (2008 am Zentrum für Literatur-<br />

und Kulturforschung Berlin, 2010 /11 an<br />

<strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> für Musik / Gutenberg-Forschungskolleg<br />

<strong>der</strong> Universität Mainz). 2010<br />

erhielt er den Deutschen Klangkunst-Preis.<br />

Florian Dombois gründete 2003 das Institut<br />

Y – Kunst als Forschung und betrieb dort den<br />

Auf- und Ausbau von transdisziplinären Forschungsprojekten<br />

und Lehrveranstaltungen.<br />

Dabei engagierte er sich beson<strong>der</strong>s für die<br />

künstlerische Produktion als ein zu den<br />

Wissenschaften alternatives Forschungsformat.<br />

Er ist Mitinitiator des internationalen<br />

«Journal for Artistic Research» und weltweit<br />

sehr gut vernetzt.<br />

Neuer Fundraising-<br />

Verantwortlicher<br />

Im Februar 2011 hat die Hochschulleitung<br />

dem Aufbau eines professionellen<br />

Hochschul-Fundraisings an <strong>der</strong> ZHdK und<br />

<strong>der</strong> Besetzung einer neuen Stelle, die bei<br />

<strong>der</strong> Hochschulkommunikation angesiedelt<br />

ist, zugestimmt. Der neue Fundraising-<br />

Verantwortliche heisst Philipp Kotsopoulos.<br />

Er begann seine Arbeit am 1. August 2011 <strong>mit</strong><br />

einem Pensum von 80 Prozent. Seine Aufgabe<br />

wird es sein, zusammen <strong>mit</strong> Vertreterinnen<br />

und Vertretern <strong>der</strong> ZHdK ein Konzept für<br />

die Gewinnung von Dritt<strong>mit</strong>teln in allen<br />

Bereichen <strong>der</strong> ZHdK zu erarbeiten und<br />

umzusetzen. Dazu gehören beispielsweise<br />

die Identifikation von geeigneten För<strong>der</strong>projekten<br />

innerhalb <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> sowie<br />

<strong>der</strong> Aufbau und die Pflege von Kontakten<br />

zu För<strong>der</strong>institutionen. Philipp Kotsopoulos<br />

hat an <strong>der</strong> Universität St. Gallen (HSG)<br />

studiert und leitete danach während vier<br />

Jahren als Geschäftsführer die HSG-Alumni-<br />

Organisation. In den letzten beiden Jahren<br />

war er als Verantwortlicher für Business<br />

Development bei Condor Films tätig. (hpo)<br />

Neu im Forschungsrat<br />

Der Stiftungsrat des Schweizerischen Nationalfonds<br />

(SNF) hat Corina Caduff als<br />

Mitglied in den Nationalen Forschungsrat<br />

des SNF, Abteilung I (Geistes- und Sozialwissenschaften),<br />

gewählt. Als Mitglied des<br />

Forschungsrats wird sie für den Bereich<br />

«Künste» zuständig sein. Das Mandat tritt<br />

per 1. Oktober 2011 in Kraft. Die Wahl erfolgte<br />

im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung<br />

des SNF.<br />

Corina Caduff ist Kultur- und Literaturwissenschaftlerin<br />

und Leiterin von Z+, <strong>der</strong> Plattform für<br />

transdisziplinäre Lehre, Forschung und Veranstaltungen<br />

am Departement Kulturanalysen und<br />

Ver<strong>mit</strong>tlung (siehe Seite 30, Z+).<br />

Observer in<br />

Residence<br />

Der Schriftsteller Perikles Monioudis wird<br />

während des Herbstsemesters 2011/ 12 im<br />

Auftrag von Z+, <strong>der</strong> Plattform für Transdisziplinarität,<br />

ausgewählte Veranstaltungen<br />

<strong>der</strong> ZHdK besuchen und dar<strong>über</strong><br />

schriftlich reflektieren. Seine Eindrücke<br />

als «Observer in Residence» sollen zur<br />

Diskussion anregen und dabei insbeson<strong>der</strong>e<br />

disziplinen<strong>über</strong>greifende Aspekte<br />

berücksichtigen. Seine Texte werden auf<br />

<strong>der</strong> Website von Z+ veröffentlicht und<br />

können online diskutiert werden. Zudem<br />

wird Perikles Monioudis im Herbstsemester<br />

als Gast an verschiedenen Forumsveranstaltungen<br />

zum Thema von Z+ «inside |<br />

outside – low | high» teilnehmen.<br />

(www.zhdk.ch/index.php?id=18751)<br />

Perikles Monioudis (geb. 1966) hat <strong>über</strong><br />

ein Dutzend Romane und Erzählbände<br />

geschrieben. Er stand und steht in regem<br />

Austausch <strong>mit</strong> verschiedenen Künsten und<br />

wissenschaftlichen Institutionen. 2005 war<br />

er «Writer in Residence» und Gastprofessor<br />

am Massachusetts Institute of Technology<br />

(MIT), wo er eine Poetikvorlesung zum<br />

Verhältnis von Wissenschaft und Dichtung<br />

hielt (erschienen 2005 unter dem Titel «Im<br />

Äther»). Publikationen (Auswahl): Land,<br />

Roman, Ammann Verlag, Zürich 2007; Die<br />

Stadt an den Golfen, Notate, Rimbau Verlag,<br />

Aachen 2004. (www.monioudis.ch/)<br />

zett 2–11 45


46 zett 2–11 auszeichnungen<br />

Auszeichnungen Musik<br />

Wettbewerbe<br />

Das Trio Rafale <strong>mit</strong> Daniel Meller, Violine,<br />

Flurin Cuonz, Cello, und Maki Wie<strong>der</strong>kehr,<br />

Klavier, gewann am Melbourne International<br />

Chamber Music Competition 2011 am<br />

16. Juli den 1. Preis in <strong>der</strong> Kategorie Klaviertrio.<br />

Alle drei studieren Kammermusik<br />

bei Eckart Heiligers. Der Wettbewerb in<br />

Melbourne, <strong>der</strong> alle vier Jahre stattfindet,<br />

gehört zu den weltweit renommiertesten<br />

Kammermusikwettbewerben. Sämtliche<br />

Vorführungen wurden durch ABC-Radio<br />

Australien-weit live <strong>über</strong>tragen und waren<br />

restlos ausverkauft.<br />

Clint Haycraft, MA Komposition bei Isabel<br />

Mundry, erhält ein Stipendium für ein vierjähriges<br />

Doktoratsstudium in Buffalo, USA, sowie<br />

eine Assistenz-Dozentur. Fabian Künzli, MA<br />

Theorie bei Burkhard Kinzler und Andreas<br />

Nick, bekommt ein hochdotiertes Stipendium<br />

für ein Semester in London, gestiftet von Landis<br />

+ Gyr. Elvira Garifzyanova, MA Theorie<br />

bei Felix Baumann und Burkhard Kinzler,<br />

wurde ein einjähriger Studienaufenthalt<br />

am renommierten Institut de Recherche et<br />

Coordination Acoustique / Musique (Ircam)<br />

in Paris zugesprochen.<br />

Nachdem er am diesjährigen ZHdK-Wettbewerb<br />

für zeitgenössische Musik nicht<br />

teilnehmen konnte, flitzte Querflötist Rafal<br />

Zolkos (Klasse Philippe Racine) noch<br />

am selben Tag ins italienische Sogliano al<br />

Rubicone und holte dort beim 9°Concorso<br />

Internazionale per Giovani Musicisti «Luigi<br />

Zanuccoli» den 1. Preis.<br />

Oboistin Lisa Gross, Studentin bei Louise<br />

Pellerin, hat am 30. April 2011 in Lausanne<br />

die Schweizer Ausscheidung des vom Lions<br />

Clubs International organisierten 21. Europäischen<br />

Musikwettbewerb 2011 gewonnen.<br />

Sie wird die Schweiz im Herbst 2011 am<br />

Europa Forum in Maastricht (NL) vertreten.<br />

Am 7. Internationalen Kammermusikwettbewerb<br />

in Lyon platzierten sich zwei Klaviertrio-Formationen<br />

auf den besten Plätzen: Das<br />

Van Baerle Trio <strong>mit</strong> dem Cellisten Gideon<br />

den Her<strong>der</strong> (Klasse Thomas Grossenbacher),<br />

dem Pianisten Hannes Minnaar und <strong>der</strong><br />

Violonistin Maria Milstein hatte gleich<br />

mehrfachen Erfolg <strong>mit</strong> dem 1. Preis, dem<br />

Publikumspreis und zwei Spezialpreisen.<br />

Den 2. Preis erspielte sich das Trio Rafale<br />

<strong>mit</strong> Studierenden <strong>der</strong> Kammermusikklasse<br />

Eckart Heiligers: Violonist Daniel Meller,<br />

Cellist Flurin Cuonz und Pianistin Maki<br />

Wie<strong>der</strong>kehr.<br />

Arta Arnicane. Foto: Andreas Zihler<br />

Pianistin Arta Arnicane, Studentin von<br />

Homero Francesch, hat erneut die gesamte<br />

internationale Konkurrenz hinter sich gelassen<br />

und den Wettbewerb des Prager Frühlings<br />

2011 gewonnen. Ein 1. Preis wurde,<br />

wie bereits oft geschehen, nicht vergeben;<br />

Arta Arnicane hat jedoch zusätzlich zum<br />

2. auch alle an<strong>der</strong>en Preise eingespielt:<br />

den Czech Music Fund Foundation Prize<br />

für die beste Interpretation einer für den<br />

Wettbewerb kreierten Komposition, den City<br />

of Prague Prize, den Rudolf Firkusny Prize<br />

und den Pro Harmonia Mundi Foundation<br />

Prize. Arta Arnicane ist seit Studienbeginn<br />

2008 Stipendiatin an <strong>der</strong> ZHdK. Ihren 2010<br />

erworbenen Master Specialized Music Performance<br />

ermöglichte ihr das Schweizer<br />

Bundesstipendium (Eskas). Ihr <strong>der</strong>zeitiges<br />

Studium zum Zweitmaster Musikpädagogik<br />

wird vom För<strong>der</strong>preis <strong>der</strong> Marguerite<br />

Meister Stiftung getragen. Mehr Infos:<br />

www.artaarnicane.com.<br />

Am Internationalen Andrea-Postacchini-<br />

Wettbewerb in Italien erlangte Robert<br />

Lakatos den 2. Preis. Der Pianist Akihito<br />

Okuda, Student von Homero Francesch, hat<br />

am 23. Internationalen Klavierwettbewerb<br />

in Épinal (F) den 3. Preis sowie den Preis<br />

für die beste Interpretation eines mo<strong>der</strong>nen<br />

Werkes erhalten.Im November 2010 wurde<br />

ihm am Isang-Yun-Wettbewerb im koreanischen<br />

Tongyeong den Spezialpreis für die<br />

beste Interpretation von Yuns «Interludium<br />

A» verliehen.<br />

Folgende MusikerInnen haben ein Friedl-<br />

Wald-Stipendium erhalten: Manuel Beyeler,<br />

Fagott, Klasse Giorgio Mandolesi; Seraphina<br />

Rufer, Violoncello, Klasse Thomas Grossenbacher;<br />

Seraina Perrenoud und Michaela<br />

Unsinn, Gesang, beide Klasse Lina Maria<br />

Åkerlund.<br />

Orchesterstellen<br />

Die Dirigierklasse von Johannes Schlaefli<br />

wartet gleich <strong>mit</strong> einem dreifachen Erfolg<br />

auf: Mirga Grazinyte gewann das Auswahlverfahren<br />

zur 2. Kapellmeisterin an<br />

<strong>der</strong> Oper in Heidelberg. Gordon Bragg<br />

ging bei <strong>der</strong> Ausscheidung für den «Royal<br />

Scottish Academy‘s Fellow in Conducting<br />

and Assistant Conductor of the BBC Scottish<br />

Symphony Orchestra» als Sieger hervor. Ciaran<br />

McAuley wurde beim Auswahldirigieren<br />

ins För<strong>der</strong>programm des Dirigentenforums<br />

des Deutschen Musikrates aufgenommen.<br />

Bei den Probespielen für das Musikkollegium<br />

Winterthur behaupteten sich zwei<br />

Violonistinnen <strong>der</strong> Klasse Rudolf Koelmann:<br />

Margarete Benkova tritt die 1. Geige tutti an,<br />

und Silvia Savova bekam einen Zeitvertrag<br />

für ein Jahr. Die Stelle des Solobratschisten<br />

im Symphonieorchester Basel hat sich Veit<br />

Hertenstein, Student von Nicolas Corti,<br />

erspielt. (dhu/abo)<br />

För<strong>der</strong>preise <strong>der</strong><br />

ZHdK für Bachelor-<br />

AbsolventInnen<br />

Die ZHdK vergibt den Absolventinnen und<br />

Absolventen <strong>der</strong> Bachelor-Studiengänge<br />

einen För<strong>der</strong>preis, dotiert <strong>mit</strong> 5000 Franken<br />

je Studiengang. Die Auszeichnung soll<br />

die PreisträgerInnen im weiteren Studium<br />

unterstützen und herausragende Arbeiten<br />

sichtbar machen. Die diesjährigen Preisträgerinnen<br />

und Preisträger sind:<br />

Bachelor in Design:<br />

«Meditative Moments» von Milos Savic.<br />

Milos Savic, Vertiefung Cast, für das Projekt<br />

«Meditative Moments». Darin lässt er die<br />

Kamera auf Menschen ruhen, die sich ganz<br />

<strong>der</strong> meditativen Spiritualität verschrieben<br />

haben. Die Interviewstatements wirken<br />

stark und sind entsprechend ätherisch<br />

montiert. Sie lassen sich auf einer monothematischen<br />

Website auswählen und ersetzen<br />

den Zwischensprecher eines Dokufilms<br />

durch die eigene Auswahl des Mauszeigers<br />

und optional einer Zwischenrecherche im


för<strong>der</strong>preise<br />

Netz (Text nach einer Rezension auf www.<br />

heise.de). Die Arbeit ist für den För<strong>der</strong>preis<br />

deshalb exemplarisch, weil die medialen<br />

Mittel kompromisslos dem Inhalt dienen und<br />

die Möglichkeiten <strong>der</strong> neuen konvergenten<br />

Technologien ausloten.<br />

www.meditativemoments.org, cast.zhdk.ch/home/<br />

aktuell/bachelorprojekte-2011/<br />

meditative-moments-von-milos-savic/<br />

Bachelor in Film:<br />

Filmstill aus «Korpus» von Sebastian Weber und<br />

Florian Baumann.<br />

Sebastian Weber und Florian Baumann<br />

für den Film «Korpus», in dem das Porträt<br />

eines älteren Mannes gezeigt wird, <strong>der</strong> versucht,<br />

seine demente Frau in den eigenen<br />

vier Wänden zu behalten. Mehr und mehr<br />

<strong>über</strong>for<strong>der</strong>t von <strong>der</strong> Situation, kommen ihm<br />

Zweifel an seinem Vorhaben. Nimmt sie ihn<br />

noch wahr? Möchte sie denn wirklich zu<br />

Hause bleiben? Ist sie <strong>über</strong>haupt noch da?<br />

Ein sensibel inszeniertes Beziehungsdrama,<br />

das vor allem durch Bildsprache und Montage<br />

<strong>über</strong>zeugt.<br />

Bachelor in Medien & Kunst:<br />

«Max Dätwyler» von Patrick Kull.<br />

Patrick Kull, Vertiefung Mediale Künste, für<br />

seine Arbeit «Max Daetwyler», einer historischen<br />

Fiktion, in <strong>der</strong> die Grenzen zwischen<br />

Dokumentarischem und Fiktionalem fliessend<br />

sind. Mit wenigen Ausnahmen verän<strong>der</strong>t<br />

Kull das historische Material und konstruiert<br />

aufgrund von Tatsachen und Möglichkeiten<br />

neue, fiktive Situationen. Die Arbeit ist<br />

getragen von einem subtilen Humor, sowohl<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> historischen Imagination<br />

wie auch <strong>der</strong> formalen Umsetzung.<br />

Bachelor in Musik:<br />

Simon Mantel <strong>mit</strong> Zeichenstift und Oboe<br />

Simon Mantel, Vertiefung Instrument /<br />

Gesang – Klassik, Oboe, <strong>der</strong> auf einer Konzerttournee<br />

durch Argentinien Zeichnungen<br />

von Gebäuden und Plätzen angefertigt hat,<br />

die ihn beeindruckt haben. Im Rahmen des<br />

Bachelor-Projekts stellte er diese Zeichnungen<br />

aus und gestaltete eine komplexe<br />

Raum-Klanginstallation. Dazu schuf er<br />

Musik, welche die Atmosphäre <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Orte transformiert. Es ist ihm<br />

gelungen, intensive Stimmungen zu erzeugen.<br />

Das Resultat ist eine hinreissende Musikalisierung<br />

von urbanen Raumeindrücken. Das<br />

Resultat ist eine hinreissende Musikalisierung<br />

von urbanen Raumeindrücken.<br />

Weitere Informationen: http://esbozo.suona.ch<br />

Bachelor in<br />

Musik und Bewegung:<br />

Nina Tshomba für das Projekt «Scheine Trügen<br />

– Fäden Reissen: Ach, ist es nicht wun<strong>der</strong>bar,<br />

wie alles so schön ... so wun<strong>der</strong>schön<br />

und gut ist ...?». Die siebenminütige Performance,<br />

zu <strong>der</strong> auch eine eigens geschaffene<br />

Komposition für Bratsche, Klavier, Schlagzeug<br />

und Marimbafon gehört, wurde zweimal<br />

im Theater am Gleis Winterthur aufgeführt.<br />

Dabei vermochten Inszenierung, Musik,<br />

Bewegung, ästhetisches Experiment und<br />

professionelle Selbstreflexion ein künstlerisch<br />

gültiges Ganzes zu bilden, das rundum<br />

<strong>über</strong>zeugte.<br />

Bachelor in Theater:<br />

Projekt «Auf in die Stadt!» in Bülach.<br />

Nathalie Brunner, Anja Lina Egli, Daniel<br />

Korber, Silvan Kuhl, Loris Mazzocco, Saskia<br />

Neuthe, Fjolla Rizvanolli und Léonie<br />

Süess im Kollektiv für das Projekt «Auf in die<br />

Stadt!». Gemeinsam in einer von Studierenden<br />

<strong>der</strong> Vertiefung Dramaturgie entwickelten<br />

Projektarbeit ist es den AbsolventInnen <strong>der</strong><br />

Szenografie und Theaterpädagogik gelungen,<br />

anlässlich <strong>der</strong> 1200-Jahr-Feier <strong>der</strong><br />

Stadt Bülach unter aktiver Beteiligung <strong>der</strong><br />

Bevölkerung Geschichten und Gesichter <strong>der</strong><br />

Stadt in Inszenierungen, Installationen und<br />

Audio-Touren auf unkonventionelle Weise<br />

in eindrücklichen szenischen Porträts zu<br />

verdichten.<br />

Bachelor in Ver<strong>mit</strong>tlung<br />

von Kunst und Design:<br />

Nina Tshomba während ihrer Performance Projekt «Bühnen – Miniaturen <strong>der</strong> Ver<strong>mit</strong>tlung»<br />

an <strong>der</strong> Diplomausstellung 2011<br />

Chelsea Bi<strong>der</strong>, Nicole Eichholzer, Corina<br />

Hänger, Diana Khuu, Simona Nussbaumer,<br />

Alex Ochsner, Marc Ochsner und Michael<br />

Rauch zeichnen verantwortlich für das Projekt<br />

«Bühnen – Miniaturen <strong>der</strong> Ver<strong>mit</strong>tlung».<br />

Darin stellen Konzept und Umsetzung auf<br />

bemerkenswerte Art die Kernkompetenz<br />

des Studiengangs in den Vor<strong>der</strong>grund:<br />

die Ver<strong>mit</strong>tlung. Partizipative Zugänge,<br />

Video- und Audioinstallationen zeigen die<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen mo<strong>der</strong>ner Ver<strong>mit</strong>tlungsarbeit<br />

auf und weisen <strong>der</strong> Besucherin / dem<br />

Besucher konsequent eine aktive Rolle zu,<br />

die das Setting erst komplettiert. Die Jury<br />

erachtet den Zugang für die Positionierung<br />

des Studiengangs als zukunftsversprechend.<br />

zett 2–11 47


48 zett 2–11 auszeichnungen<br />

Auszeichnungen<br />

Design<br />

Originelle Töpfe<br />

«Paso Doble», Pete Bürgy<br />

Im Rahmen eines Unterrichtsmoduls entwarfen<br />

Studierende <strong>der</strong> Vertiefung Industrial<br />

Design unter <strong>der</strong> Leitung von Nicole Kind<br />

innovative Pflanzengefässe für die Firma<br />

Grütter Kunststoff + Formen AG, die für ihre<br />

Kollektion auf <strong>der</strong> Suche nach inspirierenden,<br />

neuen Formen war. Das Gefäss sollte im<br />

Rotations-Molding-Verfahren herstellbar<br />

sein, den Produktionsstandort Schweiz<br />

rechtfertigen und so<strong>mit</strong> mehr als nur ein<br />

herkömmliches Pflanzengefäss sein.<br />

Die Durchführung <strong>der</strong> Aufgabe erfolgte<br />

im Rahmen des 50-Jahre-Jubiläums <strong>der</strong><br />

Firma. Für die Studierenden wurde eine<br />

Wettbewerbssituation geschaffen <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Option, den Entwurf <strong>der</strong> Gewinnerin o<strong>der</strong><br />

des Gewinners durch die Firma herstellen zu<br />

lassen. Die Jury, bestehend aus den DesignerInnen<br />

Susanne Marti, Christophe Marchand<br />

und Nicole Kind, Johannes Mac und Reto<br />

Grütter (Grütter Kunststoff + Formen AG)<br />

sowie Bernhard Schmid (Gartenbauingenieur<br />

FH), urteilte auf den Ebenen Design, Produktion<br />

/ Umsetzung und Markt / Bepflanzung.<br />

Auf <strong>der</strong> ganzen Linie <strong>über</strong>zeugt haben<br />

schliesslich die Objekte von Pete Bürgy<br />

(1. Platz, Arbeitstitel: «Paso Doble»), Ivo<br />

Mauch (2. Platz, Arbeitstitel: «Bamboule»)<br />

und Fiona Sartori (3. Platz, Arbeitstitel:<br />

«Bolero»). Alle drei Gefässe weisen ihren<br />

jeweils eigenen Mehrwert auf; so besteht<br />

zum Beispiel bei einem die Möglichkeit,<br />

Kletterpflanzen o<strong>der</strong> einen platzsparenden<br />

und schicken Bambus-Sichtschutz darin zu<br />

ziehen, und bei einem an<strong>der</strong>en, die Sommerlektüre<br />

und den passenden Drink darauf zu<br />

deponieren. (Cyril Kennel)<br />

Akkuschrauberrennen in<br />

Hildesheim<br />

Fahrer Pablo Lunin <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Curvetta.<br />

Foto: Pablo Lunin, Reto Togni<br />

Bereits zum sechsten Mal fand im Mai 2011<br />

im deutschen Hildesheim das publikumswirksame<br />

Akkuschrauberrennen statt. Das<br />

Spezielle daran: Die Teams, bestehend aus<br />

Studierenden technischer und gestalterischer<br />

<strong>Hochschule</strong>n, bauen ihr Gefährt selber, und<br />

als Antrieb dient ein herkömmlicher Akku-<br />

Bohrschrauber. Auch eine fünfköpfige Gruppe<br />

<strong>der</strong> Studienvertiefung Industrial Design<br />

<strong>der</strong> ZHdK unter <strong>der</strong> Leitung von Dozent<br />

Hanspeter Wirth trat zum Wettrennen<br />

an. Während eines vierwöchigen Unterrichtprojekts<br />

und etlicher Abendstunden<br />

hatten die vier Jungdesigner Pablo Lunin,<br />

Lorenz Wipf, Reto Togni, Alex Jenter und<br />

die Jungdesignerin Franziska Marxer ihr<br />

eigenes Gefährt namens Curvetta für das<br />

Rennen entwickelt. Beson<strong>der</strong>es Augenmerk<br />

galt dabei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Lenkung und<br />

dem Kettenantrieb. Zudem musste <strong>der</strong> selbst<br />

gestellte Fahrer, Pablo Lunin, ziemlich genau<br />

70 Kilogramm auf die Waage bringen, um<br />

am Rennen nicht <strong>mit</strong> zusätzlichem Ballast<br />

ausgestattet werden zu müssen.<br />

Der Aufwand hat sich gelohnt: Gleich in<br />

mehreren Kategorien war das <strong>Zürcher</strong> Team<br />

erfolgreich: In <strong>der</strong> Kategorie Geschwindigkeit<br />

erreichte es den 2. Rang (1 Stunde<br />

17 Minuten), beim Publikumspreis den<br />

3. Platz. (Cyril Kennel)<br />

Auszeichnungen Tanz<br />

Migros-Studienpreis Tanz 2011<br />

Fabienne Wäger, Till Brechbühl und Benoît<br />

Favre wurden <strong>mit</strong> dem Studienpreises Tanz<br />

2011, welcher vom Migros-Kulturprozent<br />

vergeben wird, ausgezeichnet. Der alljährlich<br />

wie<strong>der</strong>kehrende Tanzwettbewerb fand am<br />

2. und 3. Juli 2011 im Tanzhaus Zürich statt.<br />

(Sabine Albrecht)<br />

Internationaler Ballettwettbewerb<br />

Solothurn<br />

Am Wochenende vom 14. und 15. Mai 2011<br />

fand <strong>der</strong> alljährlich wie<strong>der</strong>kehrende Internationale<br />

Ballettwettbewerb Solothurn für<br />

Jugendliche <strong>der</strong> Jahrgänge 1994 bis 1999 im<br />

Konzertsaal Solothurn statt. SchülerInnen<br />

und Studierende <strong>der</strong> Tanz Akademie Zürich<br />

wurden <strong>mit</strong> insgesamt sechs Medaillen<br />

ausgezeichnet, drei Mädchen und ein Junge<br />

erreichten das Finale.<br />

In <strong>der</strong> Altersgruppe 1 <strong>mit</strong> Teilnehmenden<br />

<strong>der</strong> Jahrgänge 1999/98 gewann Nastasia<br />

Vlahovic die Silbermedaille. In <strong>der</strong> Kategorie<br />

<strong>der</strong> Jahrgänge 1997/96 errangen Lou<br />

Spichtig die Gold- und Laura Fernandez die<br />

Silbermedaille. In <strong>der</strong> Altersgruppe 3 <strong>der</strong><br />

Jahrgänge 1995/94 wurden Yuiko Adachi <strong>mit</strong><br />

Von links nach rechts: Roberta Inghilterra,<br />

Laura Fernandez, Dominique Larose, Lou Spichtig,<br />

Yuiko Adachi, Nastasia Vlahovic<br />

<strong>der</strong> Goldmedaille, Dominique Larose <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Silbermedaille und Roberta Inghilterra <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Bronzemedaille ausgezeichnet. Selina<br />

Peterhans, Fabienne Wäger, Julia Winnips<br />

und Patrick Bruppacher gingen als Finalisten<br />

hervor. Der taZ-Pianist Robert Ashby<br />

begleitete die Wettbewerbsaustragungen,<br />

wie auch viele Jahre zuvor, auf dem Flügel.<br />

(Sabine Albrecht)<br />

Veranstaltungen<br />

ZHdK-Eröffnungsfeier<br />

Studienjahr 2011 / 12<br />

Die traditionelle Eröffnungsfeier des Studienjahrs<br />

2011 / 12 findet am Montag, 19. September<br />

2011, um 11 Uhr im grossen Saal des<br />

Departements Musik an <strong>der</strong> Florhofgasse 6<br />

statt. Neben <strong>der</strong> offiziellen Begrüssung<br />

<strong>der</strong> Neustudierenden und Neudozierenden<br />

durch Thomas D. Meier, Rektor <strong>der</strong> ZHdK,<br />

und den Hausherrn Michael Eidenbenz,<br />

Direktor Departement Musik, wird ein<br />

musikalisches Rahmenprogramm geboten.<br />

Ein Apéro beschliesst die Feier. Studierende,<br />

Dozierende und Mitarbeitende <strong>der</strong> ZHdK<br />

sind herzlich willkommen. (Stefan Kreysler)<br />

Montag, 19. September 2011, 11 Uhr, grosser Saal,<br />

Florhofgasse 6, 8001 Zürich


veranstaltungen<br />

Lange Nacht <strong>der</strong><br />

<strong>Zürcher</strong> Museen 2011<br />

Die Vorfreude auf die diesjährige Lange<br />

Nacht <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Museen am Wochenende<br />

vom 3./4. September 2011 wächst. Zum Programm<br />

gehört natürlich die Nachtschicht <strong>mit</strong><br />

Führungen durch die aktuellen Ausstellungen<br />

im Museum für Gestaltung Zürich und im<br />

Museum Bellerive. Kurzfilme – thematisch<br />

zur laufenden Ausstellung «Hochhaus»<br />

gehörend – verführen zum Pausieren und<br />

Entspannen im Vortragssaal des Museum für<br />

Gestaltung Zürich. Keine feste Bühne unter<br />

den Füssen wird die Band haben: Sie spielt<br />

an verschiedenen Orten im Museum, dessen<br />

Innengestaltung für diesen Abend ebenfalls<br />

dem Thema «Hochhaus» verpflichtet ist.<br />

Den grossen und kleinen Hunger stillt Faro<br />

Catering <strong>mit</strong> Köstlichkeiten aus Thailand.<br />

Im Museum Bellerive schwebt in schwindelerregen<strong>der</strong><br />

Höhe die Akrobatin Giovanna mal<br />

wild und schnell, mal graziös und anmutig<br />

in <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Lüfte. Dazwischen ver-rückt<br />

die Theaterperformance <strong>mit</strong> Linaz die Zeit.<br />

Nicht zu vergessen sind die kulinarischen<br />

Leckerbissen aus den kunterbunten Töpfen,<br />

die zu verschiedenen Geschmackserlebnissen<br />

einladen. (lve)<br />

Lange Nacht <strong>der</strong> Museen: 3./4. September 2011,<br />

19 bis 2 Uhr, Museum für Gestaltung Zürich, Ausstellungsstrasse<br />

60; Museum Bellerive, Höschgasse 3<br />

Detailliertes Programm unter: www.langenacht.ch<br />

Interdisziplinäres Design-<br />

Modul «Tablet & Tokio»<br />

Mehr als hun<strong>der</strong>t Designstudierende aus dem<br />

4. Semester und aus allen Designvertiefungen<br />

arbeiteten im Frühlingssemester 2011 vier<br />

Wochen lang in kleinen Projektgruppen<br />

zusammen. Hauptthema war «The future of<br />

magazines on the tablet» – wo<strong>mit</strong> das Thema<br />

des diesjährigen Designsymposiums fortgesetzt<br />

wurde. Konkret haben 18 gemischte<br />

Projektgruppen <strong>über</strong> die Zukunft des Genres<br />

«Frauenzeitschrift» nachgedacht. Projektpartner<br />

dieses Moduls und des Symposiums<br />

war Europas grösstes Zeitschriftenhaus<br />

Gruner & Jahr. G-&-J-Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong><br />

Bernd Buchholz reiste aus Hamburg an,<br />

um <strong>mit</strong> den Designstudierenden und acht<br />

Dozierenden einen Nach<strong>mit</strong>tag lang <strong>über</strong><br />

iPad & Co zu diskutieren und ihre Visionen<br />

zu hören und zu sehen. Die «Brigitte»-<br />

Geschäftsführung und die Chefredaktion<br />

gaben ebenfalls ein professionelles Feedback<br />

zu den Einzelergebnissen.<br />

Drei Gruppen widmeten sich abseits des<br />

Hauptthemas einer aktuellen Katastrophe:<br />

Nach einem Hilferuf aus Japan von Andreas<br />

Schnei<strong>der</strong>, Institut für Informationsdesign in<br />

Tokio, wurden einfach verständliche Visua-<br />

lisierungs- und Ver<strong>mit</strong>tlungskonzepte zum<br />

Thema «radioaktive Strahlung» entwickelt.<br />

(Martin Zimper)<br />

Tagung «Mode und Bewegung»,<br />

22.– 24. September 2011<br />

Mode bewegt: Klei<strong>der</strong> erfüllen ihre Bestimmung<br />

erst in Bewegung, und die Mode selbst<br />

ist als flüchtiges Phänomen dynamisch. Tanz,<br />

Theater, Film, Ritual und Defilee sind ohne<br />

bewegte textile Hüllen kaum vorstellbar. Wie<br />

gerät das Kleid durch den Körper in Bewegung,<br />

wie wirkt diese Bewegung ihrerseits<br />

auf den Körper, und welche Bedeutungen<br />

werden da<strong>mit</strong> generiert?<br />

Diesen und an<strong>der</strong>en Fragen geht die von<br />

Anna-Brigitte Schlittler und Prof. Katharina<br />

Tietze konzipierte und organisierte Tagung<br />

«Mode und Bewegung» im Vortragssaal <strong>der</strong><br />

ZHdK nach. Etablierte Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler sowie Nachwuchskräfte<br />

werden an <strong>der</strong> international besetzten Veranstaltung<br />

neueste Forschungsergebnisse aus<br />

diversen akademischen und gestalterischen<br />

Disziplinen vorstellen und diskutieren.<br />

Ein medialer Parcous – erdacht und umgesetzt<br />

von Studierenden <strong>der</strong> Vertiefung<br />

Style & Design unter <strong>der</strong> Leitung von Eva<br />

Wandeler – begleitet, reflektiert und erweitert<br />

die Tagung visuell.<br />

Das detaillierte Programm sowie weitere Informationen<br />

sind unter www.modeundbewegung.ch zu finden.<br />

Alle Interessierten sind herzlich willkommen!<br />

(Katharina Tietze / Anna-Brigitte Schlittler)<br />

Showcase III –<br />

ausstellen & ver<strong>mit</strong>teln<br />

Die letzte Ausstellung <strong>der</strong> dreiteiligen<br />

Reihe «Showcase» findet <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Vertiefung<br />

ausstellen & ver<strong>mit</strong>teln des Studiengangs<br />

Master of Arts in Art Education (MAE)<br />

einen erfrischenden Abschluss. Im Ausstellungskonzept<br />

«I love Trash» gehen die<br />

drei Studentinnen Ludovica Cadario, Laura<br />

Hilti und Stefanie Löser dem Phänomen<br />

<strong>der</strong> Mainstream-Kultur nach. Im Zentrum<br />

stehen zeitgenössische Künstlerinnen und<br />

Künstler, die <strong>mit</strong> Formaten und Inhalten<br />

aus <strong>der</strong> Populär- und Trivialkultur arbeiten<br />

und diese durch Neukontextualisierungen<br />

<strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en Bedeutungen versehen. Die<br />

KünstlerInnen haben für die Präsentation<br />

ihrer Werke jeweils zwei Container zur<br />

Verfügung, die im <strong>Zürcher</strong> Nie<strong>der</strong>dorf positioniert<br />

sind. In <strong>der</strong> modellhaften Ausstellung<br />

«Showcase III – ausstellen & ver<strong>mit</strong>teln»<br />

werden an <strong>der</strong> Vestibülwand entsprechend<br />

dem Konzept <strong>der</strong> Container-Parcours die<br />

verschiedenen künstlerischen Positionen<br />

sowie ein Film gezeigt.<br />

Das Museum für Gestaltung Zürich hat 2009<br />

die Ausstellungsreihe «Showcase» <strong>mit</strong> dem<br />

Ziel lanciert, ausgewählte Arbeiten von<br />

Studierenden einem öffentlichen Publikum<br />

vorzustellen. Ein grosser Dank gebührt dem<br />

ehemaligen För<strong>der</strong>verein hgkz/MfGZ, <strong>der</strong><br />

diese Ausstellungsreihe ermöglicht hat.<br />

(Simone Wildhaber)<br />

Ausstellung «Showcase III – ausstellen & ver<strong>mit</strong>teln»:<br />

18. Oktober – 6. November 2011, Museum für<br />

Gestaltung Zürich, Vestibül (vor dem Vortragssaal)<br />

Vernissage: Dienstag, 18. Oktober 2011, 18 h<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.museum-gestaltung.ch<br />

«Instant Muve» – neues Modul<br />

im BA Musik und Bewegung<br />

Ein Studium im Profil Musik und Bewegung<br />

<strong>der</strong> ZHdK zeichnet sich vor allem durch seine<br />

Heterogenität aus – es oszilliert zwischen<br />

den Spannungsfel<strong>der</strong>n Musik und Bewegung<br />

sowie zwischen Kunst und Pädagogik. Mit<br />

entsprechend unterschiedlichen Erfahrungen<br />

und Präferenzen treten die Neustudierenden<br />

jeweils ihr Studium an. Diese Kompetenzen<br />

gilt es nun bestmöglich zu för<strong>der</strong>n.<br />

Bühnenerfahrenen Studierenden im BA<br />

Musik und Bewegung bietet sich heuer<br />

<strong>mit</strong> dem neu geschaffenen Modul «Instant<br />

Muve» die Möglichkeit, ihre bereits erworbenen<br />

Fähigkeiten zu erweitern und gezielt<br />

weiterzuentwickeln. Der junge Performancepool<br />

steht allen Profilstufen offen und lotet<br />

lustvoll die Transdisziplinarität von Musik<br />

und Bewegung aus: Die Studierenden tanzen<br />

und musizieren simultan o<strong>der</strong> begleiten sich<br />

gegenseitig. «Instant Muve» untersucht nun<br />

die dieser bipolaren künstlerischen Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

immanenten Spezifika und<br />

eröffnet neue Betätigungsfel<strong>der</strong>. Dies ermöglicht<br />

es performancestarken Studierenden,<br />

ihre Ideen und Visionen zu kanalisieren und<br />

zur Bühnenreife zu bringen. (dhu)<br />

Cartier Time Art<br />

Mit «Cartier Time Art» präsentiert das Museum<br />

Bellerive eine weitere Erfolgsgeschichte<br />

aus <strong>der</strong> Welt des Kunsthandwerks. Louis-<br />

François Cartier gründete das Unternehmen<br />

1847 und erkannte schnell, dass neben den<br />

zett 2–11 49


50 zett 2–11 publikationen<br />

Juwelen auch Uhren eine grosse Zukunft<br />

für das Haus versprachen. Das Streben nach<br />

Höchstleistungen in <strong>der</strong> Fertigung <strong>der</strong> Zeitmesser,<br />

gepaart <strong>mit</strong> einem visionären Design,<br />

bescherte Cartier sehr rasch einen Platz im<br />

Kreis <strong>der</strong> weltbesten Uhrenhersteller.<br />

Die Ausstellung, die nach Zürich eine<br />

internationale Reise antreten wird, vereint<br />

die grösste Anzahl von Cartier-Uhren, die<br />

jemals <strong>der</strong> Öffentlichkeit gezeigt wurden.<br />

Die Exponate folgen einem hohen künstlerischen<br />

Anspruch. Zu sehen sind <strong>über</strong><br />

hun<strong>der</strong>t verschiedene historische Uhren und<br />

zwanzig exklusive aktuelle Modelle wie die<br />

Konzeptuhr Cartier ID One, die noch einen<br />

Schritt weiter geht und die Besucherinnen<br />

und Besucher einen Blick in die Zukunft <strong>der</strong><br />

Uhrmacherkunst bei Cartier werfen lässt …<br />

Ausstellung «Cartier Time Art»: 26. August bis<br />

6. November 2011, Museum Bellerive, Höschgasse 3,<br />

Di–So 10–17 h, Do 10–20 h<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.museum-bellerive.ch<br />

Neuerscheinung<br />

in <strong>der</strong> Reihe<br />

«Poster Collection»<br />

Band 23 <strong>der</strong> «Poster Collection», In Series,<br />

präsentiert die Serie als kreatives Gestaltungskonzept.<br />

Plakate eignen sich hervorragend<br />

dafür, seriell zu erscheinen.<br />

Wie<strong>der</strong>erkennungseffekte unterstützen die<br />

Ver<strong>mit</strong>tlung einer Botschaft, die Identität des<br />

Auftraggebers gewinnt an Präsenz, komplexe<br />

Inhalte, die das Einzelplakat <strong>über</strong>frachten,<br />

werden in <strong>der</strong> Variation anschaulicher. Das<br />

Prinzip ist offen und beliebig fortsetzbar. Die<br />

Balance liegt in einer subtilen Erinnerung,<br />

einem gewissen Zugang, <strong>der</strong> jedes Plakat<br />

frisch erscheinen lässt und dem Publikum<br />

doch vertraut vorkommt.<br />

Nicht nur <strong>der</strong> grosse Bestand an Schweizer<br />

Plakaten in <strong>der</strong> Plakatsammlung, auch eine<br />

hohe Affinität hiesiger Gestaltung zur Serie<br />

erklären die Dominanz schweizerischer Plakate<br />

in dieser Auswahl unterschiedlichster<br />

serieller Ansätze. (Christina Reble)<br />

In Series, Museum für Gestaltung Zürich, Bettina<br />

Richter (Hg.), Essay von Fabian Wurm, Statements<br />

von CYAN, Max Küng, Anette Lenz / Vincent<br />

Perrottet, Giorgio Pesce, Georg Staehelin, Ruedi<br />

Wyss, Lars Müller Publishers, CHF 36. Erhältlich ab<br />

Oktober 2011.<br />

Buchpräsentation: 10. November 2011, 19 h, Museum<br />

für Gestaltung Zürich, Plakatraum<br />

Ausstellung «Gleich und an<strong>der</strong>s – Serie im<br />

Plakat»: 10.–27. November 2011, Museum für<br />

Gestaltung Zürich, Vestibül und Bibliotheksgang<br />

Der «Formfächer»<br />

erscheint in China<br />

«Formfächer» – <strong>der</strong> etwas an<strong>der</strong>e Duden für<br />

Kreative – erschien 2010 im AV-Verlag und<br />

soll die präzise sprachliche Ver<strong>mit</strong>tlung von<br />

Formbegriffen im Designbereich för<strong>der</strong>n.<br />

Entstanden ist er aus einer Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong><br />

Künste und <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> für Kunst und<br />

Design Halle (DE) zum Forschungsprojekt<br />

«Begriffe – begreifen».<br />

Nach einem erfolgreichen Start in Europa<br />

wird <strong>der</strong> «Formfächer» im bestehenden<br />

Layout spätestens 2012 in einer<br />

chinesisch-englischen Version erscheinen.<br />

Er soll chinesischen Designstudierenden<br />

die professionelle Designsprache, speziell<br />

in <strong>der</strong> Übersetzung ins Englische,<br />

näherbringen. Der «Formfächer» wird<br />

von Fachautoren <strong>über</strong>setzt und in chinesischen<br />

Buchhandlungen erhältlich sein.<br />

(Cyril Kennel)<br />

<strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste, Burg Giebichenstein<br />

u. a., Formfächer. Design – Begriffe – Begreifen,<br />

AV Edition 2009, ISBN: 978-3-89986-121-1 (Preis:<br />

CHF 34.90, Än<strong>der</strong>ungen vorbehalten)<br />

Im Reich <strong>der</strong> Töne –<br />

eine Spurensuche<br />

Seit <strong>über</strong> die Wirkung von Musik nachgedacht<br />

wird, interessieren ihre Elemente<br />

o<strong>der</strong> Teile den hörenden und spielenden<br />

Menschen. Das kürzlich im Reichert Verlag<br />

in Wiesbaden erschienene Buch «Der Wirkung<br />

von Musik auf <strong>der</strong> Spur» <strong>der</strong> ZHdK-<br />

Dozierenden Fritz Hegi und Maja Rüdisüli<br />

möchte dem Geheimnis <strong>der</strong> Wirkungsfel<strong>der</strong><br />

von Tönen auf die Spur kommen – in <strong>der</strong><br />

Musiktherapie sowie im musikalischen<br />

Alltag.<br />

Das Buch enthält die theoretischen Erkenntnisse<br />

aus den Vorgängerbüchern von Fritz<br />

Hegi, eine therapie<strong>über</strong>greifende Betrachtung<br />

<strong>der</strong> Improvisation als Kommunikation<br />

und soziales Modell sowie die von<br />

Maja Rüdisüli durchgeführte Erforschung<br />

<strong>der</strong> Komponentenlehre. Theorie und Forschungsresultate<br />

zeigen <strong>über</strong>raschende<br />

Entsprechungen und erfreuliche Ergebnisse.<br />

Zusammen ergibt dies ein Lehrbuch des<br />

Zuhörens und <strong>der</strong> Anwendung von Improvisation<br />

im therapeutischen, pädagogischen<br />

und spielerischen Feld. Die Komponenten<br />

zeigen sich als theoriegeleitete Metamethode,<br />

unabhängig von Vorlieben, Musikgattungen<br />

o<strong>der</strong> Kulturen, eine Vision <strong>der</strong> Sprache von<br />

Musik hinter den Worten. (dhu)<br />

Fritz Hegi, Maja Rüdisüli, Der Wirkung von Musik<br />

auf <strong>der</strong> Spur, 213 Seiten, ISBN 978-3-89500-736-1,<br />

Reichert Verlag, Wiesbaden 2011, Reihe zeitpunkt<br />

musik<br />

Korrigenda<br />

«Zett» 1–11<br />

Im Artikel «als krönung die klangverwirbelungsmaschine»,<br />

Seite 27, blieb bei<br />

<strong>der</strong> Autorenangabe im Lead <strong>der</strong> Name<br />

von Dominik Landwehr, Migros-Kulturprozent,<br />

lei<strong>der</strong> unerwähnt. Zudem<br />

wurde seine E-Mail-Adresse falsch<br />

geschrieben. Hier die korrekte Adresse:<br />

dominik.landwehr@mgb.ch.<br />

Die «Zett»-Redaktion entschuldigt sich.<br />

Impressum<br />

«Zett»: Das Magazin <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong><br />

Künste. Erscheint dreimal jährlich. Herausgeberin:<br />

<strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste, <strong>Zürcher</strong> Fachhochschule.<br />

Redaktion: Heike Pohl (hpo) (Leitung), Adriana<br />

Bognar (abo). Externe re daktionelle Mitarbeit:<br />

Chantal Frey (Textredaktion, Lektorat), Dela Hüttner<br />

(Korrektorat). Redaktionsteam: Eva Brüllmann<br />

(ebr), Services, Barbara Draeyer (bdr), Kunst &<br />

Medien, Daniela Huser (dhu), Musik, Elisabeth<br />

Krüsi (ekr), Design, Bernadette Mock (bmo), Leona<br />

Veronesi (lve), Museum für Gestaltung Zürich,<br />

Judith Hunger (jhu), Darstellende Künste und Film,<br />

Janine Schiller (jsc), Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung,<br />

Stefan Schöbi (ssc), Hochschulkommunikation,<br />

Marilena Abt (SturZ).<br />

Die von den Autorinnen und Autoren in diesem<br />

Heft geäusserten Ansichten decken sich nicht<br />

un bedingt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Meinung <strong>der</strong> Redaktion.<br />

Gestaltung und Produktion: Moritz Wolf,<br />

Regula Bearth, Betty Fleck<br />

Druck: Ropress Genossenschaft Zürich.<br />

Papier: Reprint FSC 90 g/m2 , BVS glänzend 170 g/<br />

m2 ; Schriften: Neue Helvetica, Bernard, Mercury;<br />

Auflage: 5000<br />

Copyright: Der Nachdruck von Artikeln ist un ter<br />

Quellenangabe gestattet. Belegexemplare erwünscht.«Zett»<br />

ist auch digital als PDF-Datei<br />

erhältlich: http://cc.zhdk.ch<br />

Redaktionsschluss: 14. Oktober 2011<br />

Feedback und<br />

Anregungen zu Zett:<br />

heike.pohl@zhdk.ch<br />

adriana.bognar@zhdk.ch


carte blanche<br />

Dreaming of you I., 2010, zwei im Computer zusammengesetzte Filzstiftzeichnungen von Dominika Lehocka,<br />

Bachelor Medien & Kunst, Bildende Kunst, studiert ab September 2011 im Master of Fine Arts.<br />

zett 2–11 51

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