Musikalienshop mit über 370'000 Titeln! - Zürcher Hochschule der ...
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Z hdk<br />
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<strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste<br />
<strong>Zürcher</strong> Fachhochschule<br />
Zett 2–11<br />
Das Magazin <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste<br />
Nummer 2, August 2011<br />
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10<br />
Mehr Qualität dank Feedbackkultur<br />
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14<br />
Gen<strong>der</strong>orientierte Designmethoden<br />
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20<br />
22 Linsen in Istanbul<br />
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02<br />
zett 2–11<br />
Zum Coverbild:<br />
Geschlossene Gesellschaft, nach Jean-Paul Sartre<br />
Regieprojekt, Master of Arts in Theater, Theater <strong>der</strong> Künste<br />
Bild (von links): Dora Balog, Anna Schinz und Nikolai Bosshardt, Master<br />
Theater, Vertiefung Schauspiel.<br />
Drei Menschen treffen aufeinan<strong>der</strong>, sie sind tot, also in einem verfehlten Dasein<br />
gefangen. Immer müssen sie sich anschauen, Zweisamkeit ist ausgeschlossen,<br />
denn <strong>der</strong> Blick des Dritten enttarnt immer. Sie klammern sich aneinan<strong>der</strong>, wüten,<br />
reden um ihre Leben, die längst verloren sind, und doch kreisen sie ewig<br />
um ihre verpassten Möglichkeiten, ihre Ich-Lügen – und sich zu erlösen, ist<br />
ausgeschlossen. Neben <strong>der</strong> von Angst und Gottlosigkeit geprägten Welt Sartres<br />
formatiert sich noch eine an<strong>der</strong>e Welt, in <strong>der</strong> man sich jenseits von gesprochener<br />
Sprache in einem Mit- und nicht Gegeneinan<strong>der</strong> begegnet.<br />
Regie: Nele Jahnke Bühne: Yassu Yabara Dramaturgie: Christian Müller<br />
Kostüme: Vivien Waneck Musik: Adrian Pfisterer Himmel: Nina Schmalz und<br />
Lukas Baumberger. Weitere SpielerInnen: Menschen vom Wagerenhof Uster<br />
<strong>Hochschule</strong> I<br />
04 Hoffentlich wird das Toni-Areal nicht zur<br />
«Kreativwirtschaftsfabrik»!<br />
Sechs Studierendenporträts. Adriana Bognar<br />
07 «Im Toni-Areal werden wir tausend Räume<br />
bewirtschaften»<br />
Ein Gespräch <strong>mit</strong> Alessandra Zanotelli, Projektleiterin<br />
ZHdK fürs Toni-Areal. Heike Pohl<br />
10 Mehr Qualität dank Feedbackkultur<br />
Interview zum Qualitätsmanagement <strong>mit</strong> Jacqueline<br />
Otten und Patrick Bianco. Adriana Bognar<br />
12 Facettenreiche ZHdK<br />
Impressionen Diplomausstellung und Festival <strong>der</strong><br />
Künste 2011. Tommy de Monaco, Stefan Kreysler<br />
Design<br />
14 Gen<strong>der</strong>orientierte Designmethoden<br />
Gen<strong>der</strong> Codes und Wahrnehmung. Michael Krohn<br />
Darstellende Künste und Film<br />
16 Ein Internat für junge TanzschülerInnen<br />
Betreutes Wohnen für 12–18-Jährige. Sandra Nussberger,<br />
Judith Hunger<br />
17 Im Beruf angekommen<br />
Erfolgreiche FilmabsolventInnen. Nicole Greuter<br />
18 Es liegt etwas in <strong>der</strong> Luft …<br />
Ein Studierenden-Statement. Neue Dringlichkeit<br />
Kunst & Medien<br />
20 22 Linsen in Istanbul<br />
Ein Reisebericht von Fotografie-Studierenden. Michael<br />
Etzensperger, Dominik Zietlow<br />
23 Ein Labor des Aneignens und Erprobens<br />
Master Fine Artes Degree Show: Eröffnungsrede Giaco<br />
Schiesser<br />
24 Affaire de famille – Familiensache<br />
Wenn Geschwister zeitgleich studieren. Barbara Draeyer<br />
25 Tourist Art<br />
Reflexionen zu glokalen Prozessen. Annemarie Bucher,<br />
Dominique Lämmli<br />
Musik<br />
26 Die Innenwelt <strong>der</strong> Aussenwelt <strong>der</strong> Stimme<br />
Entkörperlichte Stimmen: ein Forschungsprojekt.<br />
Ingo Starz, Germán Toro Pérez<br />
27 Laudes Organi – ein Orgelfest<br />
Internationales Symposium. Beat Schäfer<br />
28 Viel effektiver als eine normale Musik-Masterclass<br />
Jazzstudierende und Komponist Guillermo Klein.<br />
Tom Gsteiger, Christian Merki<br />
29 Musikalisches Als-ob für Orchester<br />
Die Orchesterakademie in <strong>der</strong> Tonhalle.<br />
Michael Eidenbenz<br />
inhalts<strong>über</strong>sicht
editorial<br />
Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
30 inside | outside – low | high<br />
High Art und Low Culture: eine Diskussion.<br />
Kuratorium Z+<br />
32 Dabei sein ist nicht alles<br />
Performancekunst bewahren und <strong>über</strong>liefern.<br />
Irene Müller<br />
33 Komplexe Fragen – kluge Lösungen<br />
Diplomausstellung «Opening Scene». Heinrich L<strong>über</strong><br />
34 Sperrgebiet auf! Auch fürs Mitdenken?<br />
Visionen für den Flugplatz Dübendorf. Thom Held,<br />
Jürg Minsch, Patrick Müller, Basil Rogger<br />
Museum<br />
35 Die Wolken kratzen<br />
Ausstellung «Hochhaus – Wunsch und Wirklichkeit.»<br />
Andres Janser<br />
36 François Berthoud – Accidents provoqués<br />
Modeillustrator <strong>mit</strong> unverkennbarer Handschrift.<br />
Christian Brändle<br />
<strong>Hochschule</strong> II<br />
37 Mentoringprogramm<br />
«Frauen für Führungspositionen»<br />
Zwei Mentees berichten. Stefanie Graf,<br />
Maria Angela Algar<br />
38 Interne Weiterbildung<br />
För<strong>der</strong>ung von Dozierenden und Mitarbeitenden.<br />
Ursula Akmann<br />
39 Kommunikation auf Augenhöhe<br />
Zweites «Gipfelitreffen» des Personalrats <strong>mit</strong> dem<br />
Rektor. Barbara Berger, Tobias Strebel<br />
Leute<br />
41 Alumni<br />
Texas – Jalisco – Zürich. Christian Le<strong>der</strong>mann im<br />
Gespräch <strong>mit</strong> Mara Montoya<br />
42 Who is Who<br />
Sammlungen Museum für Gestaltung Zürich.<br />
Eva Brüllmann<br />
44 Nachruf Eva Afuhs<br />
45 Neu an <strong>der</strong> ZHdK / Neu im Forschungsrat<br />
Kurzmeldungen<br />
46 Auszeichnungen<br />
48 Veranstaltungen<br />
50 Publikationen<br />
50 Korrigenda<br />
50 Impressum<br />
51 Carte blanche<br />
Zürich West.<br />
Türme, Tram und Toni<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
In zwei Jahren, so <strong>der</strong> Plan, im September 2013 also, beginnen<br />
die ersten ZHdK-Studentinnen und Studenten im neuen<br />
Hochschulcampus Toni-Areal zu arbeiten. Bis dann soll die<br />
ganze <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste, die heute auf rund 35<br />
Standorte in Zürich und Winterthur verteilt ist, in den neuen<br />
Campus in Zürich West eingezogen sein.<br />
Wer heute nach Zürich West schaut, sieht einen lebendigen<br />
Stadtteil im Auf- und Umbruch. Das frühere Industriequartier<br />
westlich vom Escher-Wyss-Platz, wo einst Schiffe, Motoren<br />
und Turbinen gebaut wurden, entwickelt sich zu einem attraktiven<br />
Kultur-, Arbeits-, Wohn- und Hochschulquartier.<br />
5000 Studierende und Dozierende werden künftig im Toni-<br />
Areal ein- und ausgehen; neben den Angehörigen <strong>der</strong> ZHdK<br />
sind dies auch angehende Psychologinnen und Sozialarbeiter<br />
<strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> für Angewandte Wissenschaften<br />
(ZHAW).<br />
Spannend an Zürich West ist auch die Skyline. Es ist ein<br />
Hochhaus-Boom ausgebrochen. Bereits in den 1970er-Jahren<br />
baute die Migros das Hochhaus Her<strong>der</strong>n schräg gegen<strong>über</strong><br />
dem Toni-Areal. Später entstand <strong>der</strong> heutige Swisscom Tower.<br />
Erst kürzlich wurde <strong>mit</strong> dem Prime Tower beim Bahnhof<br />
Hardbrücke das <strong>mit</strong> 126 Metern höchste Gebäude <strong>der</strong> Schweiz<br />
vollendet. Sechs weitere Hochhäuser sind zurzeit im ganzen<br />
Kreis 5 im Bau o<strong>der</strong> in Planung, so <strong>der</strong> Büro- und Wohnturm<br />
des Toni-Areals (75 m), das Hochhaus Hard Turm Park (80 m)<br />
direkt nebenan und <strong>der</strong> Mobimo Tower (81 m). Etwas weiter<br />
Richtung City entstehen das Löwenbräu-Areal (70 m), die<br />
Escher-Terrassen (60 m) und das 110 Meter hohe Swissmill<br />
Getreidesilo.<br />
Ab Ende Jahr lässt sich diese rege Bautätigkeit auch von oben<br />
betrachten, dann nämlich eröffnet das Restaurant «Clouds»<br />
<strong>mit</strong> Bar und Lounge im 35. Stock des Prime Tower – ein Ort<br />
<strong>mit</strong> einer spektakulären Sicht auf Zürich, den See und die<br />
Alpen. Wer nicht so lange warten mag, geniesst die Aussicht<br />
auf Zürich West schon heute aus <strong>der</strong> Nietturm Bar auf dem<br />
Dach des Schiffbaus.<br />
Wo so viel Wohn-, Arbeits- und Lebensraum geschaffen wird,<br />
rüstet sich auch <strong>der</strong> öffentliche Verkehr: Bereits Anfang Dezember<br />
2011 weiht die VBZ Züri-Linie die neue Tramlinie 4<br />
ein, das zukünftige «Haustram» <strong>der</strong> ZHdK. Die 4 fährt neu<br />
ab Escher-Wyss-Platz unter <strong>der</strong> Hardbrücke zum Schiffbau,<br />
biegt dann in die Pfingstweidstrasse ein, hält am Technopark,<br />
an <strong>der</strong> neuen Haltestelle «Toni-Areal», am Hardturm-Areal<br />
und fährt bis Bahnhof Altstetten. Der Bahnhof Hardbrücke<br />
wird ebenfalls ausgebaut. Bis 2015 soll ein Bahnhof für rund<br />
80‘000 Passagiere täglich entstehen, <strong>mit</strong> einer grosszügigen<br />
Eingangshalle, einer Ladenpassage und einem städtischen<br />
Boulevard .<br />
Es sieht so aus, als ob die Reise zum Toni-Areal plötzlich ganz<br />
einfach würde. Und richtig urban.<br />
Heike Pohl, Leiterin Hochschulkommunikation ZHdK<br />
Mehr Infos zu den Entwicklungen und Projekten in Zürich West:<br />
www.stadt-zuerich.ch/zuerich-west<br />
zett 2–11 03
hoffentlich wird<br />
das toni-areal<br />
nicht zur riesigen«kreativwirtschaftsfabrik»!<br />
Keine Sorge, fabrikmässige<br />
Fliessbandarbeit ist das Letzte,<br />
was die ZHdK <strong>der</strong>einst im<br />
Toni-Areal produzieren wird.<br />
Die «Zett»-Studierendenporträts<br />
– darunter übrigens drei<br />
Geschwis ter – zeigen es einmal<br />
mehr: Hier studieren Persönlichkeiten,<br />
die sich in kein Schema<br />
pressen lassen. Adriana Bognar,<br />
Fotos: Regula Bearth<br />
Madlaina Janett, Sulgen / TG, wohnt in<br />
Zürich. Departement Kulturanalysen<br />
und Ver<strong>mit</strong>tlung, MA Art Education,<br />
ausstellen & ver<strong>mit</strong>teln.<br />
(Abschluss Bachelor Visuelle Kommunikation,<br />
<strong>Hochschule</strong> Luzern). Aktuelles<br />
Projekt: An <strong>der</strong> Master-Thesis rumstudieren<br />
und nebenbei Brötchen verdienen <strong>mit</strong><br />
Grafik und Musik (o<strong>der</strong> umgekehrt). Freud<br />
und Leid im Studium. FREUD: Immer wie<strong>der</strong><br />
<strong>über</strong> Neues und Überraschendes stolpern;<br />
<strong>der</strong> Austausch <strong>mit</strong> Mitstudenten<br />
verschiedenster (beruflicher) Herkunft;<br />
das Café im Museum für Gestaltung. LEID:<br />
Die nervtötende kollektive Jagd nach den<br />
ECTS-Punkten; dass man aus Zeitgründen<br />
viele Themen meist nur antippen<br />
kann. Drei Wünsche an die gute Fee: Mittagsschlaf,<br />
Cervelats und reiche Eltern für<br />
alle! Zum Toni-Areal: Dass es nicht zu einer<br />
riesigen «Kreativwirtschaftsfabrik» wird.<br />
Cristina Janett, Heimatort Tschlin im<br />
Engadin, aufgewachsen in Sulgen, Thurgau,<br />
wohnt in Zürich. Departement<br />
Musik, MA Music Performance,<br />
Konzert, Violoncello, Zeitgenössische<br />
Musik (Abschluss Master<br />
Musikpädagogik ZHdK). Aktuelle Projekte:<br />
Herbst 2011: Konzerte <strong>mit</strong> Streichtrio in<br />
Zürich, Sent, Leutmerken, Schwanden;<br />
Tournee <strong>mit</strong> GIODIM – EIN RUMAN-<br />
TSCHER LIEDERABEND und Band<br />
(C’est si) B.O.N. Freud und Leid im Studium.<br />
FREUD: Das riesige Angebot an <strong>der</strong> ZHdK;<br />
nette Menschen aus <strong>der</strong> ganzen Welt<br />
kennenzulernen; Kontakte zu knüpfen;<br />
die Stadt Zürich. LEID: Das riesige Angebot<br />
an <strong>der</strong> ZHdK; ich kann mich kaum<br />
entscheiden und will alles ausprobieren.<br />
Sowieso mache ich immer zu viel, bin am<br />
Unterrichten, spiele in verschiedenen<br />
Projekten, bin viel unterwegs und habe<br />
oft zu wenig Zeit und Ruhe zum Üben.<br />
Drei Wünsche an die gute Fee: Dass ich 1. Flügelhorn<br />
und <strong>über</strong>haupt ganz viele blechige<br />
Instrumente, 2. Akkordeon, 3. Kontrabass<br />
spielen kann. Zum Toni-Areal: Viel gutes Essen<br />
– zum Beispiel den Sternen-Grill ins<br />
Toni-Areal verpflanzen.
Niculin Janett, Tschlin GR, wohnt in<br />
Zürich. Departement Musik, MA<br />
Musikpädagogik, Jazz, Saxofon<br />
(Abschluss Bachelor Musik, Instrument/Gesang/Jazz,<br />
ZHdK). Aktuelles Projekt:<br />
Dreimonatiger Aufenthalt in NYC:<br />
Privatunterricht bei Rich Perry u. a.,<br />
Jazzszene durchleuchten, Inspirationen<br />
sammeln, <strong>mit</strong> dem Trio proben bis zum<br />
bitteren Ende. Freud und Leid im Studium.<br />
FREUD: Die kleine und darum sehr familiäre<br />
Jazzabteilung; <strong>der</strong> Musikklub Mehrspur;<br />
<strong>der</strong> Pingpong-Tisch im Innenhof.<br />
LEID: Die Trägheit eines Riesendings,<br />
genannt ZHdK; die omnipräsente Raumnot;<br />
die z. T. eher verwirrliche Kommunikation/Organisation.<br />
Drei Wünsche an die<br />
gute Fee: Jazzmusik wird massentauglich<br />
(bleibt aber Jazzmusik); eine staatlich<br />
verordnete Humorinfusion für gewisse<br />
Politiker; ein Leben voller Freude, Liebe<br />
und Gelassenheit. Zum Toni-Areal: Tatsächliche<br />
Fertigstellung innerhalb <strong>der</strong><br />
nächsten 25 Jahre; natürlich einen schönen<br />
Jazzclub; grenzenlosen Kontakt und<br />
Austausch <strong>mit</strong> allen Kunstrichtungen.<br />
Marvin Miles Ferrante, Bern/Italien,<br />
wohnt in Bern. Departement<br />
Kunst & Medien, BA Medien<br />
& Kunst, Vertiefung Fotografie<br />
(Abschluss HF Bildende Kunst).<br />
Aktuelle Projekte: Mit einem Fuss in <strong>der</strong><br />
Abschlusspräsentation des Erasmus-<br />
Aufenthaltes in London, <strong>mit</strong> dem an<strong>der</strong>en<br />
in den Vorbereitungen für das<br />
Kooperationsprojekt «Common Stage»<br />
in Peking. Freud und Leid im Studium. FREUD:<br />
Die verschiedenen Facetten des Studiengangs,<br />
das vielfältige Angebot sowie<br />
die Strukturierung des Studiums. LEID:<br />
Li<strong>mit</strong>e <strong>der</strong> 35 ECTS-Punkte erhöhen; in<br />
jedem Semester die Möglichkeit haben,<br />
transdisziplinäre Seminare zu absolvieren.<br />
Drei Wünsche an die gute Fee: Den Master<br />
in Fine Arts in Zürich, den Dive Master in<br />
Thailand and last but not least: ein paar<br />
Around-the-World-Tickets. Zum Toni-Areal:<br />
Kreative Zerstörung, auf Unbekanntes<br />
zugehen und permanentes Neuerfinden.
Mehmet Atesci, Berlin, wohnt in Zürich.<br />
Departement Darstellende<br />
Künste und Film, BA Theater,<br />
Vertiefung Schauspiel. Aktuelles Projekt:<br />
Bachelor-Abschlussproduktion «Der<br />
Blaue Vogel» von Maurice Maeterlinck<br />
unter <strong>der</strong> Regie von Christina Friedrich;<br />
da<strong>mit</strong> fahren wir zum Schauspielschultreffen<br />
nach Hamburg. Freud und<br />
Leid im Studium. FREUD: Studentenrabatte;<br />
spielen dürfen, LEID: Nicht zu wissen, wo<br />
man spielen wird später und vor allem<br />
wie viel. Drei Wünsche an die gute Fee: Eine<br />
beruflich sichere Zukunft; eine beruflich<br />
unsichere Zukunft; Bedenkzeit, bis ich<br />
mehr weiss <strong>über</strong> mein Leben, um meine<br />
zwei verbleibenden Wünsche festzulegen.<br />
Zum Toni-Areal: Es soll bitte nicht ein<br />
riesiger universitärer Komplex werden,<br />
son<strong>der</strong>n in seiner Grösse Platz für Identitäten<br />
lassen und den Charme <strong>der</strong> einzelnen<br />
Departemente und Vertiefungen<br />
nicht vernichten. Eine zentrale Präsentationsstelle<br />
wäre aber auch nett. So ’ne<br />
Art Amphitheater.<br />
Gabriella Höfler, Graz, Österreich,<br />
wohnt in Zollikerberg. Departement<br />
Design, BA Design, Vertiefung<br />
Visuelle Kommunikation. Aktuelle<br />
Projekte: Soeben abgeschlossen: Layout-<br />
Modul; Ausgangslage waren zwei Bücher.<br />
Daraus wurden jeweils eigens ausgewählte<br />
Aspekte definiert und zu einem<br />
neuen Buch vereint. Aktuell: Infografik.<br />
Zukünftig: Comic Zürich Versicherung.<br />
Freud und Leid im Studium: FREUD. Das Studium<br />
an sich. LEID: Die kurze Umsetzungszeit<br />
für Projekte in den Modulen.<br />
Drei Wünsche an die gute Fee: Ein Sofa im<br />
Klassenzimmer, vier Hände, Atelier in<br />
NY. Zum Toni-Areal: Grosse Räume, super<br />
Drucker und Scanner, ein Kino.
«im toni-areal<br />
werden wir gut<br />
tausend räume<br />
bewirtschaften»<br />
Alessandra Zanotelli ist Projektleiterin <strong>der</strong> ZHdK<br />
für das Toni-Areal und Leiterin Facility Management<br />
<strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong>. Im Toni-Projekt stellt sie<br />
die Interessen <strong>der</strong> ZHdK-Angehörigen sicher. Ein<br />
Gespräch <strong>mit</strong> Heike Pohl <strong>über</strong> die Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />
viele verschiedene Interessen unter einen<br />
Hut zu bringen. Foto: Betty Fleck<br />
Sie sind seit Januar 2008 an <strong>der</strong> ZHdK tätig als Leiterin Facility<br />
Management. Wie sind Sie zu diesem Job gekommen?<br />
Als gelernte Hochbauzeichnerin habe ich zuerst in mehreren<br />
Architekturbüros gearbeitet. Nach einem zweijährigen<br />
«Ausflug» ins Marketing war ich zehn Jahre als Beraterin bei<br />
einer Facility Management Firma tätig. Daneben studierte ich<br />
Immobilienökonomie an <strong>der</strong> Fachhochschule St. Gallen. Dabei<br />
geht es um den ganzen Lebenszyklus einer Immobilie, von <strong>der</strong><br />
Planung <strong>über</strong> den Unterhalt bis zum Rückbau inklusive aller<br />
wirtschaftlichen Faktoren. Hier konnte ich auch mein früher<br />
erworbenes Praxiswissen optimal einsetzen. Die Stelle bei<br />
<strong>der</strong> ZHdK und die Herausfor<strong>der</strong>ung, <strong>mit</strong> meinen Kenntnissen<br />
und Erfahrungen die Zukunft im Toni-Areal <strong>mit</strong>gestalten<br />
zu können, haben mich deshalb gereizt. Mich interessiert,<br />
wie wir die Prozesse für den künftigen Betrieb bereits in <strong>der</strong><br />
Bauphase optimal anlegen können, und ich diskutiere gerne<br />
<strong>über</strong> Methoden, wie man dies tun kann.<br />
Facility Management an <strong>der</strong> ZHdK: Was gehört dazu?<br />
Dazu zählen die Bereiche Hausdienst und Sicherheit, Reinigung<br />
und Betrieb sowie Raum / Bau und die Leitung des Projektes<br />
Toni-Areal. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt seit<br />
2008 in <strong>der</strong> Konzeption und im Aufbau eines professionellen<br />
Facility Management fürs Toni-Areal und <strong>der</strong> Begleitung des<br />
Bauprojektes. Wir werden dort rund tausend Räume bewirtschaften.<br />
Was beinhaltet Ihre Aufgabe als Projektleiterin Toni-Areal <strong>der</strong><br />
ZHdK?<br />
Innerhalb <strong>der</strong> offiziellen Projektorganisation bin ich Nutzervertreterin<br />
<strong>der</strong> ZHdK. In dieser Funktion sitze ich dem<br />
obersten Steuerungsgremium bei, dem Projektausschuss,<br />
in dem die ZHdK durch meinen Vorgesetzten, den Verwaltungsdirektor<br />
Daniel Waeber, repräsentiert wird. Als stimmberechtigtes<br />
Mitglied bin ich Teil des Projektteams, das sich<br />
aus Vertretern <strong>der</strong> kantonalen Bau- und Bildungsdirektion<br />
und <strong>der</strong> ZHAW zusammensetzt. ZHdK-intern arbeite ich im<br />
Toni-Support-Team <strong>mit</strong> einigen meiner Mitarbeitenden sowie<br />
<strong>mit</strong> verschiedenen Arbeitsgruppen zu den Themen Verpflegung,<br />
Arbeitsplätze, Werkstätten usw., ich nehme also eine<br />
Schnittstellen-Funktion ein.<br />
hochschule I/ zett 2–11 7<br />
An welchen Themen arbeiten Sie und ihr Team aktuell?<br />
Zurzeit laufen parallel ganz verschiedene Projekte, die einen<br />
beziehen sich auf die Bauphase und an<strong>der</strong>e auf die Betriebsplanung.<br />
Die Facility Management Organisation ist bereits weit<br />
entwickelt, einzelne Teilkonzepte werden finalisiert. Auch<br />
die Raumorganisation im Toni-Areal ist ein grosses Thema.<br />
Zusammen <strong>mit</strong> den Informatikabteilungen <strong>der</strong> ZHdK, ITZ<br />
und dem BAP, entwickeln wir gerade ein entsprechendes Tool.<br />
Ausserdem durchdenken wir Abläufe und organisatorische<br />
Fragen: Wie funktioniert <strong>der</strong> Empfang? Wo wird geraucht?<br />
Wer reinigt was und wie oft? Wer bezahlt wie viel für welche<br />
Leistung und aus welcher Kasse? Alle betrieblichen Fragen<br />
müssen auch <strong>mit</strong> unserer Mitmieterin ZHAW, welche <strong>mit</strong> den<br />
beiden Departementen Soziale Arbeit und Angewandte Psychologie<br />
ins Toni-Areal einziehen wird, abgestimmt werden<br />
und natürlich auch <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Eigentümerin Allreal.<br />
Ein Wunsch ist ja <strong>der</strong> 24-Stunden-Betrieb ...<br />
Wir planen das Toni-Areal <strong>mit</strong> einem 24-Stunden Betrieb,<br />
was natürlich Auswirkungen auf die Organisation hat. Die<br />
Zutrittsberechtigungen müssen entsprechend geplant werden,<br />
die Sicherheit muss darauf ausgerichtet werden, und es wird<br />
Hausregeln brauchen, da<strong>mit</strong> diese Leistung funktioniert.<br />
Wir haben es geschafft,<br />
mehr ganzheitliches Denken in die<br />
Arbeitsgruppen zu bringen.<br />
Wo steht das Gastronomie-Konzept?<br />
Für die Gastronomie im Toni-Areal wurde im Rahmen eines<br />
Ausschreibungsverfahrens <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Frauenverein ZFV<br />
ausgewählt. Er führt beispielsweise die Mensen <strong>der</strong> Universitäten<br />
Zürich und Bern und das Restaurant Zürichberg. Er<br />
betreibt auch die Mensa am Sihlquai, und ich habe bis anhin<br />
die Zusammenarbeit immer als sehr angenehm und konstruktiv<br />
empfunden.<br />
Wer kümmert sich um die zukünftigen Arbeitsplätze von Studierenden<br />
und Dozierenden o<strong>der</strong> um Werkstätten? Und wer<br />
um die IT-Infrastruktur?<br />
Hier sind seit Jahren verschiedene Arbeitsgruppen am Werk.<br />
Sie haben den Mieterausbau definiert, <strong>der</strong> <strong>mit</strong>tlerweile steht.<br />
Im Moment beschäftigen wir uns <strong>mit</strong> <strong>der</strong> dazugehörenden<br />
Ausstattung und dem Spezialausbau. Die Experten aus den<br />
Arbeitsgruppen werden dann einbezogen, wenn es um nutzerspezifische<br />
Bedürfnisse und Abläufe geht wie Arbeitsplätze<br />
Studierende, Arbeitsplätze Dozierende, Unterrichtsräume<br />
und Hörsäle, Werkstätten, Verpflegung und Gastronomie,<br />
Bibliothek und Medien, Produktion und Events, Musik,<br />
Ton und Film, Tanz und Theater. Ausserdem gibt es die vier<br />
Querschnittsgruppen Informations-Technologie, Facility<br />
Management / Infrastruktur, Umzug und Audio-Video, die<br />
bei fast allen Räumen <strong>mit</strong>reden.
8<br />
zett 2–11 /hochschule I<br />
Wie wissen Sie, was die ZHdK-Angehörigen morgen und <strong>über</strong>morgen<br />
im Toni-Areal brauchen?<br />
Ein grosser Teil <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen lässt sich gut <strong>über</strong> die Flächen<br />
herausfinden. Wir haben jede Fläche einer Arbeitsgruppe<br />
zugeteilt, da<strong>mit</strong> nichts vergessen geht. Als Basis nehmen wir<br />
den Zustand von heute, dann analysieren wir, was gut und was<br />
schlecht ist, und wir sprechen <strong>über</strong> neue Möglichkeiten im<br />
Toni-Areal. In Brainstormings versuchen wir herauszufinden,<br />
was in den Räumen passieren könnte und welche Leistungen<br />
dort erbracht werden sollen. Wenn diese Anfor<strong>der</strong>ungen stehen,<br />
können wir daraus die konkreten Bedürfnisse ableiten.<br />
Dieses Vorgehen hat sich bewährt. Erfreulicherweise haben<br />
wir es auch geschafft, mehr ganzheitliches Denken in die Arbeitsgruppen<br />
zu bringen. Viel eher als früher stellen die Leute<br />
sich nun die Frage, ob sie den Rolls-Royce beantragen sollen,<br />
<strong>der</strong> dann eh gestrichen wird, o<strong>der</strong> lieber gleich den Ford,<br />
<strong>der</strong> eigentlich ihrem Bedürfnis entspricht. Dieses Umdenken<br />
brauchte viel Zeit, funktioniert nun aber sehr gut. Natürlich<br />
gibt es immer Einzelne, die noch an<strong>der</strong>s denken. Grundsätzlich<br />
habe ich aber grosses Vertrauen in die Leute, in unsere Arbeit<br />
und in die Resultate.<br />
Ich möchte selber unbedingt im<br />
Sommer 2013 ins Toni-Areal einziehen.<br />
Deshalb bin ich froh um jeden Schritt,<br />
<strong>der</strong> uns diesem Ziel näherbringt.<br />
Was sind die nächsten Schritte <strong>mit</strong> Blick auf den Umzug?<br />
Wir müssen zusammen <strong>mit</strong> den Arbeitsgruppen die Ausstattung<br />
aller rund tausend Räume auf den neuen Planungsstand<br />
bringen und detaillieren. Dafür schaffen wir eine Master-<br />
Raumdatenbank, die zeigt, in welchem Raum welche Möbel<br />
stehen, <strong>mit</strong> welchen Massen und zu welchem Preis. Für den<br />
Umzug wird das ganze bestehende Mobiliar inventarisiert<br />
und ein Möblierungskonzept erstellt. Wir sollten möglichst<br />
viel zügeln und wenig neu kaufen müssen. Und am Schluss<br />
muss alles in unser Budget passen – das ist ein Riesenaufwand.<br />
Wir haben <strong>mit</strong> den organisatorischen Vorbereitungen für den<br />
Umzug begonnen, <strong>der</strong> durch Caroline Gürber aus <strong>der</strong> Abteilung<br />
Raum / Bau geleitet wird. Sie hat bereits in vorgängigen<br />
Umzügen an <strong>der</strong> ZHdK Nerven aus Stahl bewiesen, und ich<br />
bin <strong>über</strong>zeugt, dass sie uns wohlbehütet <strong>über</strong>siedeln wird. Der<br />
Umzug wird zusammen <strong>mit</strong> einer externen Firma durchgeführt,<br />
im Herbst findet dazu eine interne Info-Veranstaltung<br />
statt.<br />
Wer sind Ihre wichtigsten Ansprechpersonen innerhalb <strong>der</strong><br />
ZHdK?<br />
Oft tausche ich mich <strong>mit</strong> meinem Vorgesetzten Daniel Waeber<br />
aus. Im Kernteam <strong>mit</strong> Marco Castellano, Peter Eberhard und<br />
Claudia Isler diskutieren wir den baulichen Fortschritt und<br />
unsere Pendenzen. Auch <strong>mit</strong> den einzelnen Arbeitsgruppen<br />
habe ich regelmässig zu tun. Einen Rieseneinsatz leisten unsere<br />
Planungsexperten für den Spezialausbau Marcello Rosenberger,<br />
Mike Honegger, Alex Stierli und Peter Färber. In<br />
den Hochschulleitungs-Sitzungen bin ich häufig zu Gast, weil<br />
gewisse Arbeitsschritte dort genehmigt werden müssen, so<br />
beispielsweise die Ausschreibungen für den Gastro-Betrieb,<br />
für die Kin<strong>der</strong>betreuung o<strong>der</strong> aktuell für den Bau <strong>der</strong> Orgel<br />
im kleinen Konzertsaal. Mit dem Rechtsdienst habe ich öfter<br />
zu tun wegen Verträgen, <strong>mit</strong> Hansuli Matter bezüglich Projekt<br />
«ODI – Orte des Informellen» und <strong>mit</strong> dem Gremium Toni-<br />
Kommunikation diskutiere ich die Projektkommunikation.<br />
Wie motivieren Sie sich, um alle Anfor<strong>der</strong>ungen unter einen<br />
Hut zu bringen?<br />
Ich muss mich nicht motivieren, ich bin motiviert. Ich möchte<br />
selber unbedingt im Sommer 2013 ins Toni-Areal einziehen.<br />
Deshalb bin ich froh um jeden Schritt, <strong>der</strong> uns diesem Ziel<br />
näherbringt. Da kann es allerdings schon mal ein Dämpfer<br />
sein, wenn eine Person wie<strong>der</strong> etwas hinterfragt, was bereits<br />
vor langer Zeit entschieden wurde.<br />
Was würden Sie als bisher grössten Erfolg im Toni-Projekt<br />
bezeichnen?<br />
Ein wichtiger Schritt für die ganze ZHdK war die Umplanung<br />
im Herbst 2009, die zu einer Bereinigung <strong>der</strong> Flächenverteilung<br />
geführt hat. Dies ist natürlich nicht allein mein Verdienst,<br />
son<strong>der</strong>n eine Teamarbeit. Ein Problem wurde als Chance gesehen<br />
und angepackt. Wir teilten in mehreren Workshops die<br />
bestehenden Flächen neu auf und simulierten zur Bestätigung<br />
die neue Flächenverteilung. Diese Umplanung hat viel Unbehagen<br />
besänftigt. Es ist mein ausdrückliches Ziel, dass ich alle<br />
an ihrem Plätzchen im Toni-Areal unterbringen kann und dass<br />
die Flächen möglichst gerecht verteilt sind. Ich möchte, dass<br />
alle zufrieden sind und gut funktionieren können.<br />
Wie gehen Sie <strong>mit</strong> dem von Männern dominierten Bau-Umfeld<br />
um?<br />
Das fällt mir nicht auf. Ich hatte noch nie das Gefühl, ich hätte<br />
dadurch einen Vor- o<strong>der</strong> Nachteil. Seit meiner Lehre im Baugewerbe<br />
bin ich es gewohnt, häufig die einzige Frau zu sein. Eine<br />
Zeit lang habe ich auf dem Bau gearbeitet und bin dort halt<br />
viermal gelaufen, um etwas zu tragen statt nur zweimal wie die<br />
Männer. Da fand ich dann allerdings: Es bringt nichts, etwas<br />
zu tun, wofür man doppelt so lange braucht wie ein Mann.<br />
Nach Plan sollen wir im Sommer 2013 ins Toni-Areal einziehen.<br />
Ab wann wird <strong>der</strong> Betrieb dort rund laufen?<br />
Ich werde alles daran setzen, dass wir vom Facility Management<br />
so früh wie möglich Fuss fassen im Toni-Areal. Mein<br />
Team soll sich im Haus auskennen und soll alle ZHdK-Angehörigen<br />
in Empfang nehmen, einführen und begleiten können.<br />
Das erste Jahr, bis alles einmal durchgespielt ist und alle Kin<strong>der</strong>krankheiten<br />
<strong>über</strong>standen sind, wird vermutlich schwierig<br />
werden. Aber nach einem Jahr sollte es rund laufen. Dann<br />
heisst es optimieren.<br />
Was sind Ihre Pläne für 2015, wenn das Projekt beendet ist?<br />
Die Arbeit wird uns nicht ausgehen! Die ZHdK wird sich weiter<br />
verän<strong>der</strong>n, und wir vom Facility Management müssen auf<br />
diese Verän<strong>der</strong>ungen reagieren. Es wäre schön, dann einen<br />
kontinuierlichen Betrieb aufzubauen.<br />
Sowohl im Toni-Areal als auch bei privaten Bauprojekten: Alessandra Zanotelli<br />
fügt Stein um Stein aneinan<strong>der</strong>, bis ein grosses Ganzes entsteht.<br />
Foto: Betty Fleck
hochschule/ zett 2–11 9
10<br />
zett 2–11 /hochschule I<br />
mehr qualität dank<br />
feedbackkultur<br />
Ab dieser Nummer erscheint im «Zett» ein<br />
Artikel zu einem <strong>der</strong> sechs Dossiers, in denen<br />
Querschnittaufgaben <strong>der</strong> ZHdK bearbeitet<br />
und koordiniert werden. In diesem Heft ein<br />
Gespräch zum Dossier Qualitätsmanagement <strong>mit</strong><br />
<strong>der</strong> Dossierverantwortlichen Jacqueline Otten,<br />
Direktorin Departement Design, und dem Leiter<br />
<strong>der</strong> Fachstelle, Patrick Bianco. Die Fragen stellte<br />
Adriana Bognar *<br />
Was bedeutet Qualitätsmanagement für die ZHdK?<br />
Jacqueline Otten: Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung<br />
sind wichtige Themen für die ganze ZHdK. Es ist die Pflicht je<strong>der</strong><br />
<strong>Hochschule</strong>, alles daranzusetzen, dass in Lehre, Forschung<br />
und den zentralen Diensten in hoher Qualität gearbeitet werden<br />
kann. Man spürt in den Departementen, bei den Services<br />
«Unser Qualitätsmanagement hat das Ziel, <strong>mit</strong>tels<br />
kreativer Ansätze Qualität zu erhalten und zu<br />
entwickeln, ohne sie zu verwalten.»<br />
Martina Bovet, Departement Musik<br />
sowie im Rektorat, wie alle bestrebt und motiviert sind, noch<br />
besser zu werden und dem Anspruch einer führenden <strong>Hochschule</strong><br />
zu genügen. Diese Bestrebungen wollen wir ordnen und<br />
die gesamte ZHdK auf ein hohes Niveau bringen. Das macht<br />
das Dossier so ausserordentlich spannend. Qualitätsmanagement<br />
ist nicht ein Projekt <strong>mit</strong> einem Anfang und einem Ende,<br />
son<strong>der</strong>n ein kontinuierlicher Prozess.<br />
Patrick Bianco: Aus meiner Sicht bedeutet Qualitätsmanagement<br />
an <strong>der</strong> ZHdK zudem, die Fähigkeiten aller so einzusetzen,<br />
dass sie dauerhaft herausragende Leistungen erzielen und die<br />
Erwartungen aller Interessengruppen erfüllen – o<strong>der</strong> sogar<br />
<strong>über</strong>treffen können.<br />
«Qualitätsmanagement hat oft den Gout von<br />
Leidensdruck. Ziel ist es, Lust auf Entwicklung<br />
zu wecken, die nicht dem mechanischen, betrieblichen<br />
Kalkül entstammt, son<strong>der</strong>n dem Bedürfnis<br />
nach gegenseitigem Lernen in einer Sphäre von<br />
Vertrauen und konstruktiver Kritik.»<br />
Stefan Kreysler, Rektorat<br />
Welche Ziele verfolgt die Qualitätsmanagement-Kommission?<br />
Otten: Unser langfristiges Ziel ist ein adäquates Qualitätsmanagementsystem,<br />
das den spezifischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
einer <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste entspricht. Wir können nicht<br />
irgendein System <strong>über</strong>nehmen, son<strong>der</strong>n müssen darauf achten,<br />
dass es zu uns passt, und uns die Frage stellen: Können wir<br />
an <strong>der</strong> ZHdK da<strong>mit</strong> arbeiten? Macht es für uns Sinn, dieses<br />
System zu entwickeln und den Hochschulangehörigen zur<br />
Verfügung zu stellen?<br />
Die Kommission Qualitätsmanagement: Von links, vorne: Jacqueline Otten,<br />
Patrick Bianco, Maria Angela Algar, Nicole von Salis, Martina Bovet,<br />
hinten: Christoph Brunner, Stefan Kreysler, Christine Weidmann.<br />
Foto: Johannes Dietschi<br />
Welche Aufgaben packt ihr zuerst an?<br />
Otten: Die Hochschulleitung hat Aufträge für das Qualitätsmanagement<br />
formuliert und da<strong>mit</strong> Prioritäten gesetzt. Es<br />
geht darum, Konzepte zu entwickeln, wie Qualitätsmanagement<br />
in <strong>der</strong> Lehre umgesetzt werden könnte. Diese liegen<br />
bis September 2011 vor. Dazu gehört als wichtige Vorarbeit,<br />
die Hochschulleitung dar<strong>über</strong> zu informieren, was an Erfahrungen<br />
an <strong>der</strong> ZHdK vorhanden ist. In einem ersten Schritt<br />
haben wir eine Auslegeordnung und Bestandsaufnahme vorgenommen.<br />
Die Daten dafür hat Patrick Bianco gesammelt.<br />
Nun liegt eine ausführliche Ist-Analyse vor, auf <strong>der</strong> man sieht,<br />
welche Qualitätsmanagementmethoden und -erkenntnisse<br />
an <strong>der</strong> ZHdK bereits existieren. Diese «Ausgrabungen» von<br />
bestehenden Konzepten, Qualitätsbestrebungen und weiterem<br />
Gedankengut integrieren wir in die nachfolgenden Aktivitäten.<br />
Wir haben zudem ein Projekt- und Evaluationsportfolio 2011<br />
erstellt, das <strong>der</strong> Sichtbarmachung von Schnittstellenthemen<br />
dienen soll. Es wird uns die Grundlagen liefern, um geeignete<br />
Verbesserungs- und Umsetzungsmassnahmen zu definieren.<br />
Wie sehen die konkreten Massnahmen aus?<br />
Bianco: Bis zum Frühling 2012 soll eine systematische und flächendeckende<br />
Unterrichts-Evaluationssystematik als Standard<br />
etabliert sowie eine Studierendenbefragung erstellt<br />
werden, welche Eingangs- und Abschlussbefragung von<br />
Bachelor- und Master-Studierenden zu Themen wie soziale
«Qualitätsmanagement versteht sich als<br />
Instrument einer lernenden Organisation.<br />
Dieses Instrument soll helfen zu zeigen,<br />
wo wir gut sind, wo nicht und ob<br />
Verbesserungsmassnahmen wirken.»<br />
Matthias Walter, Departement Darstellende Künste und Film<br />
Verhältnisse, Vorbildung, Eingangskompetenzen, Motivation,<br />
Ausbildungserwartungen, Studienfortschritt, Karriereverlauf,<br />
Weiterbildungsbedürfnisse liefern soll. Dies könnte meiner<br />
Meinung nach zum Beispiel in Form eines Pilotprojekts in<br />
einem einzigen Departement geschehen.<br />
Wo besteht ansonsten Handlungsbedarf?<br />
Otten: Es gibt gewisse Auflagen, denen die ZHdK nachkommen<br />
muss, zum Beispiel bei <strong>der</strong> Akkreditierung eines Studiengangs.<br />
Eine Akkreditierungskommission will von uns wissen, welches<br />
System wir in <strong>der</strong> Qualitätssicherung o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Studierendenbefragung<br />
haben und wie <strong>der</strong> Studiengang seine Feedbackschleife<br />
schaltet. Das ist eine Auflage im Rahmen von Bologna.<br />
Bei den neueren Studiengängen ist diese Feedbackschleife<br />
noch nicht <strong>über</strong>all installiert und systematisch implementiert.<br />
«Qualitätsmanagement ist Teil einer<br />
Arbeitskultur. Sie zu leben heisst Schnittstellen<br />
optimieren, Leistungen messen und sich<br />
kontinuierlich verbessern.»<br />
Nicole von Salis, Departement Design<br />
Wie ist Qualitätsmanagement an <strong>der</strong> ZHdK verankert?<br />
Otten: Es gibt zurzeit noch sehr unterschiedliche Bedingungen<br />
und Positionen, <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Entwicklung ist nicht <strong>über</strong>all<br />
gleich. Das Thema muss gemeinsam wachsen und angegangen<br />
werden. Das Departement Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
zum Beispiel wurde bereits im Jahr 2010 <strong>mit</strong> dem Label «Com<strong>mit</strong>ted<br />
to Excellence» nach dem EFQM-System für seinen<br />
Studiengang ausgezeichnet. Es dient da<strong>mit</strong> als Vorbild für die<br />
ZHdK insgesamt und ist eine grosse Hilfe, um prototypisch<br />
den ganzen Prozess nachzuvollziehen.<br />
Bianco: Qualitätsmanagement, so auch meine Erfahrung, wird<br />
an <strong>der</strong> ZHdK sehr heterogen behandelt. Von einer Verankerung<br />
kann noch nicht gesprochen werden. Gute Qualität entsteht<br />
aber auch ohne strukturierte Vorgehensweise. Sie ist<br />
mancherorts einfach nicht benenn- o<strong>der</strong> ausweisbar.<br />
Wird das Toni-Areal unser Qualitätsdenken und -handeln<br />
begünstigen?<br />
Otten: Oh ja, ganz gewiss! Im Moment ist es für uns alle ein<br />
schwieriges Arbeiten wegen <strong>der</strong> vielen verschiedenen Stand-<br />
hochschule I/ zett 2–11 11<br />
«Qualität steht vor Management. Um strategische<br />
Projekte systematisch umzusetzen und<br />
einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />
einzuleiten, startete unser Departement<br />
<strong>mit</strong> dem EFQM-System, das die Studiengänge<br />
2010 <strong>mit</strong> dem Label Com<strong>mit</strong>ted to Excellence»<br />
ausgezeichnet hat.»<br />
Janine Schiller, Departement Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
«Das Qualitätsmanagement unseres<br />
Departementes muss den Spezifika einer<br />
künstlerischen Ausbildung gerecht werden,<br />
daher legen wir beson<strong>der</strong>en Wert auf<br />
schriftliche und mündliche Formate.»<br />
Christoph Brunner, Departement Kunst & Medien<br />
«Qualität in den Services bedeutet, Querschnittsaufgaben<br />
für die <strong>Hochschule</strong> effizient und effektiv<br />
wahrzunehmen. Dies ist ein stetiger Vorgang,<br />
<strong>der</strong> laufend Prozesse, Schnittstellen und Ergebnisse<br />
<strong>über</strong>prüft und zu verbessern sucht.»<br />
Maria Angela Algar, Services<br />
orte, auf die die ZHdK verteilt ist. Im Toni-Areal dagegen werden<br />
die Wege kurz sein. Das stärkt den direkten Austausch<br />
und lässt das Zusammengehörigkeitsgefühl wachsen. Dies<br />
wird die Qualitätskultur in hohem Masse begünstigen, davon<br />
bin ich <strong>über</strong>zeugt.<br />
Bianco: Gerade im Hinblick auf das Toni-Areal sehe ich ein<br />
grosses Potenzial darin, jetzt zu definieren, was wir wollen<br />
und wohin wir wollen. Bis zum Einzug im Jahr 2013, so hoffe<br />
ich, hat sich an <strong>der</strong> ZHdK eine Qualitäts- und Feedback-Kultur<br />
etabliert, die uns den Start am neuen Ort erleichtern wird.<br />
* Adriana Bognar ist Projektleiterin Hochschulkommunikation im Rektorat<br />
(adriana.bognar@zhdk.ch).<br />
Wozu dienen die Dossiers an <strong>der</strong> ZHdK?<br />
Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hochschulleitung betreuen neben ihren Aufgaben als<br />
Departementsleitende auch sogenannte Dossiers. Bestimmte Querschnittaufgaben<br />
<strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> werden darin bearbeitet und koordiniert. Es existieren<br />
folgende sechs Dossiers: Lehre, Forschung, Vorbildung, Weiterbildung, Qualitätsmanagement<br />
und Internationales. Die Dossierverantwortlichen arbeiten<br />
<strong>mit</strong> einer Kommission und teilweise <strong>mit</strong> Fachstellen zusammen. Die Kommissionen<br />
setzen sich aus Delegierten <strong>der</strong> Departemente, fallweise aus solchen <strong>der</strong><br />
zentralen Dienste sowie aus weiteren Fachpersonen zusammen.<br />
Mitarbeitende Dossier Qualitätsmanagement<br />
Leitung Dossier: Prof. Dr. Jacqueline Otten, Direktorin Departement Design<br />
Fachstelle: Patrick Bianco<br />
Kommission: Maria Angela Algar, Services; Martina Bovet, Musik; Christoph<br />
Brunner, Kunst & Medien; Stefan Kreysler, Rektorat; Nicole von Salis, Design;<br />
Janine Schiller, Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung; Matthias Walter, Darstellende<br />
Künste und Film; Christine Weidmann, Gleichstellung (Beisitz).
die vielen facetten<br />
<strong>der</strong> zürcher hochschule<br />
<strong>der</strong> künste<br />
Impressionen von <strong>der</strong> Diplomausstellung und dem<br />
Festival <strong>der</strong> Künste 2011. Tommy De Monaco, Stefan<br />
Kreysler. Fotos: Regula Bearth, Johannes Dietschi,<br />
Betty Fleck<br />
Etwa 300 Studierende <strong>der</strong> Departemente Design, Kunst & Medien<br />
sowie Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung zeigten vom 10. bis 18. Juni<br />
2011 an <strong>der</strong> grossen, jährlich stattfindenden Diplomausstellung,<br />
die heuer auch Teil des Festivals <strong>der</strong> Künste war, ihre Abschlussarbeiten.<br />
Wie erwartet, wurde die Ausstellung rege besucht –<br />
unzählige Bekannte und Verwandte <strong>der</strong> Studierenden wie auch<br />
Ehemalige und FestivalbesucherInnen fanden sich ein, um die<br />
Qualität und die Vielfalt <strong>der</strong> Bachelor- und Master-Arbeiten zu<br />
bestaunen und sich inspirieren zu lassen.<br />
Die rund 2000 Besucherinnen und Besucher des 4. Festivals <strong>der</strong><br />
Künste, das am 17. und 18. Juni 2011 erfolgte, liessen sich nicht vom<br />
schlechten Wetter abhalten. Sie tauchten ein in die bunte Welt<br />
<strong>der</strong> jungen MusikerInnen, Theatermenschen, KünstlerInnen<br />
und Kreativen und genossen spannende und abwechslungsreiche<br />
Stunden. Das Festival, das bisher alle zwei Jahre stattfand, wartete<br />
<strong>mit</strong> <strong>über</strong> 50 Programmpunkten aus Musik, Film, Theater,<br />
Kunst, Design und Ver<strong>mit</strong>tlung auf. An die 360 Studierenden<br />
präsentierten sich und ihre Arbeiten im Theater <strong>der</strong> Künste an<br />
<strong>der</strong> Gessnerallee und in den Räumlichkeiten an <strong>der</strong> Ausstellungsstrasse<br />
60.
14<br />
zett 2–11 /design<br />
gen<strong>der</strong>orientierte<br />
designmethoden<br />
Das Spiel <strong>mit</strong> dem Geschlecht beziehungsweise<br />
<strong>der</strong> geschlechtlichen Wahrnehmung machen<br />
viele Dinge für das Design erst interessant. Ein<br />
Forschungsprojekt befasst sich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Entwicklung<br />
eines Gen<strong>der</strong>moduls für die Designausbildung<br />
an Fachhochschulen. Mehr dazu von<br />
Michael Krohn *<br />
Heute kommt dem Design die Aufgabe zu, die gegenständliche<br />
Erscheinung von Produkten, Informationen und Räumen<br />
zu definieren. Meist sind die Ergebnisse hinsichtlich <strong>der</strong><br />
geschlechtlichen Erscheinung eher «neutral», sieht man von<br />
gen<strong>der</strong>bestimmten Objekten wie Rasierapparat o<strong>der</strong> Bügeleisen<br />
ab. Natürlich könnte man die Meinung vertreten, in einer<br />
(fast) emanzipierten Gesellschaft soll, ja darf es keine gen<strong>der</strong>spezifisch<br />
gestalteten Objekte mehr geben.<br />
Tatsache ist aber, dass Frauen und Männer einen geschlechterspezifisch<br />
geprägten Zugang zur Wahrnehmung und<br />
Interpretation von Gegenständen haben. Dies ist für die<br />
«Orientierung» im Alltag durchaus nützlich und wichtig.<br />
So konnotieren wir formale Zusammenhänge und Erscheinungen<br />
oft zuallererst unter dem Gen<strong>der</strong>aspekt. Dasselbe<br />
gilt auch für Farben. Um «Weiblichkeit» o<strong>der</strong> «Männlichkeit»<br />
zu symbolisieren, werden häufig bipolare Gegensätze herangezogen.<br />
Dunkle, harte, eckige o<strong>der</strong> funktional anmutende<br />
Zeichen und Gegenstände werden in unserem Kulturkreis<br />
eher <strong>mit</strong> «männlich» assoziiert, helle, weiche, runde o<strong>der</strong><br />
dekorativ anmutende Formen eher <strong>mit</strong> «weiblich». Diese geschlechtlich<br />
orientierte Wahrnehmung wird in <strong>der</strong> Gestaltung<br />
von Produkten immer wie<strong>der</strong> von Neuem bedient und da<strong>mit</strong><br />
weiter gefestigt. Aber stimmen diese Werte in <strong>der</strong> heutigen<br />
Zeit noch immer?<br />
Bedürfnisse und Projektionen<br />
Wir wissen: Frauen und Männer haben aus unterschiedlichen<br />
Bedürfnissen, Fähigkeiten, Interpretationen und Wahrnehmungen<br />
ihre eigenen Ansprüche an die dingliche Welt. Und<br />
da<strong>mit</strong> meinen wir nicht nur die Funktion, also die Nutzung<br />
und Bedienung eines Objekts, son<strong>der</strong>n ebenso die formale<br />
und semantische Erscheinung, die Wertigkeit und den Status.<br />
Es fällt auf, dass im Designunterricht oft die Funktion, die<br />
Form o<strong>der</strong> die Farbe in den Vor<strong>der</strong>grund rückt. Gen<strong>der</strong> wird,<br />
wenn <strong>über</strong>haupt, in Fächern wie «Ergonomie» o<strong>der</strong> «Wahrnehmungslehre»<br />
− meist reduziert auf den rein biologischen<br />
Aspekt − behandelt.<br />
Heute sind 50 Prozent <strong>der</strong> Studierenden in Designstudiengängen<br />
Frauen. Von dieser Tatsache ausgehend, entstand an <strong>der</strong><br />
ZHdK zusammen <strong>mit</strong> den Designabteilungen <strong>der</strong> Scuola universitaria<br />
professionale della Svizzera italiana (SUPSI) und <strong>der</strong><br />
Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) ein Forschungsprojekt<br />
<strong>mit</strong> <strong>der</strong> zentralen Frage: Kann man Formen einem<br />
bestimmten Geschlecht zuordnen? Auch das Bundesamt für<br />
Berufsbildung und Technologie (BBT) interessierte sich für<br />
die Frage des gen<strong>der</strong>spezifischen Designunterrichts im Zuge<br />
<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gleichstellung an Fachhochschulen und<br />
unterstützte das Projekt finanziell.<br />
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Studierende bei<strong>der</strong> Geschlechter<br />
erfahren und erleben zu lassen, dass eine Gestaltungsform<br />
immer auch eine Aussage hinsichtlich <strong>der</strong> Orientierung für<br />
die Geschlechter hat. Dies kann intendiert o<strong>der</strong> unreflektiert<br />
geschehen. Neben viel möglicher Theorie fehlten uns dabei die<br />
pragmatischen, kreativen und durchaus lustvollen Methoden<br />
und Zugänge, frei von Dogmen.
Betrachtet man Produkte, so gehen heute viele Unternehmen<br />
spielerisch, ja oft schon provokativ <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong><br />
Geschlechter um. Dies ist nichts an<strong>der</strong>es als das Abbild des<br />
realen Zustands <strong>der</strong> Gesellschaft. Da gibt es zum Beispiel die<br />
speziell für Frauen gestalteten Heimwerkergeräte. Von <strong>der</strong><br />
Kategorie des Gegenstands her also eher typisch männlich,<br />
die Gestaltung des Objekts ist hingegen sehr weiblich. Wir<br />
bemerkten auch, dass gerade das Spiel <strong>mit</strong> dem Geschlecht<br />
beziehungsweise <strong>der</strong> geschlechtlichen Wahrnehmung viele<br />
Dinge für das Design erst interessant machen.<br />
Gen<strong>der</strong> Codes und Wahrnehmung<br />
Ob und wie die Wahrnehmung von Gen<strong>der</strong> Codes <strong>mit</strong> persönlichen<br />
Erfahrungen, Einstellungen und dem kulturellen<br />
«Wissen» <strong>der</strong> Rezipientinnen und Rezipienten zusammenhängt,<br />
wurde von uns untersucht und soll den Entwurfsprozess<br />
beeinflussen. Am besten anhand <strong>der</strong> eigenen Betrachtung<br />
und Wertung. Sind Gen<strong>der</strong> Codes klar und da<strong>mit</strong> einfach zu<br />
erkennen? O<strong>der</strong> sind die Zeichen dichter und subtiler, unterschwellig,<br />
schwieriger wahrnehmbar? In jedem Fall galt es,<br />
anhand von realen Beispielen zu analysieren, wie Kodierungen<br />
genutzt und verän<strong>der</strong>t werden. Dies führte zu einem Archiv<br />
von rund 2000 Bil<strong>der</strong>n, die wir anhand eines Rasters auf ihre<br />
Gen<strong>der</strong>bedeutung hin untersuchten.<br />
Ein interessantes Beispiel für die Gen<strong>der</strong>kodierung sind die<br />
Nassrasierer für Mann und Frau. Technisch wohl sehr ähnlich,<br />
sind die Rasierer auffallend unterschiedlich gestaltet.<br />
Das männliche Exemplar («Mach3») ist stark strukturiert <strong>mit</strong><br />
aufgesetzten, sich wie<strong>der</strong>holenden formalen Elementen. Die<br />
Farben sind dunkel und silbrig, durchbrochen <strong>mit</strong> Akzentfarben.<br />
Die Semantik erinnert an Flugzeuge, Rennautos o<strong>der</strong><br />
Waffen. Die weiblichen Rasierer («Venus») scheinen organisch<br />
und weich. Die Formen sind eher ausladend und breit, die Farben<br />
hell und transparent. Die Objekte sprechen von Hygiene,<br />
erinnern auch etwas an Schmuck.<br />
design/ zett 2–11 15<br />
Raster zur Beurteilung <strong>der</strong> Gen<strong>der</strong>-Bedeutung von ausgewählten Objekten.<br />
Foto: Stefan Schneller<br />
Das Ausbildungsmodul<br />
Bei den Designaufgaben arbeiteten die Studierenden in gemischt-<br />
o<strong>der</strong> gleichgeschlechtlichen Zweiergruppen. Dies<br />
ermöglichte Diskussionen und regen Austausch: Die Frauen<br />
mussten beispielsweise den Männern die Wirkung von Formen<br />
und Farben von Produkten auf sich selbst und, vermutet,<br />
auf das an<strong>der</strong>e Geschlecht erklären. In einem zweiten Teil<br />
ging es darum, ein konkretes Produkt für eine Gen<strong>der</strong>gruppe<br />
zu entwerfen. Und dies für einmal nur hinsichtlich <strong>der</strong><br />
Gen<strong>der</strong>wirkung. Genau hier, und da<strong>mit</strong> kommen wir auf die<br />
Kurven, wurde experimentiert, welche Formen welche Wirkung<br />
haben.<br />
Hatten wir zu Beginn die Befürchtung, die Studierenden<br />
würden diese Übung als zu «theoretisch» und «dogmatisch»<br />
betrachten, so war dieses Spiel <strong>mit</strong> Form und Geschlecht ausserordentlich<br />
spannungsreich und attraktiv. Da<strong>mit</strong> schufen<br />
sich die Studierenden einen neuen, ungekannten Zugang zum<br />
Design, <strong>der</strong> <strong>mit</strong> Sicherheit in vielen zukünftigen Projekten ihr<br />
Entwurfs- und Formenvokabular erweitern wird.<br />
* Prof. Michael Krohn ist Leiter des Studiengangs Master of Arts in Design,<br />
Departement Design (michael.krohn@zhdk.ch).<br />
Weiterführende Literatur: John Berger, Ways of Seeing, Pinguin Books,<br />
London 1972.<br />
Folgende Personen sind am Projekt beteiligt:<br />
ZHdK: Prof. Michael Krohn, Christine Weidmann, Stefan Schneller<br />
SUPSI: Dr. Fred Voorhorst, Cecilia Liveriero, Olivia Blum<br />
FHNW: Catherine Sokoloff, Nicole Schnei<strong>der</strong>
16<br />
zett 2–11 /darstellende künste und film<br />
ein internat für<br />
junge Tänzerinnen<br />
und Tänzer<br />
Pionierarbeit in <strong>der</strong> Schweiz: das Internat <strong>der</strong><br />
Tanz Akademie Zürich für begabte Tanzschüler-<br />
Innen ab zwölf Jahren. Was in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />
seit Jahrzehnten Usus ist, wurde <strong>mit</strong> viel persönlichem<br />
Einsatz auch in Zürich Realität. Sandra<br />
Nussberger, Judith Hunger *<br />
Die Tanz Akademie Zürich (taZ) ist Teil des Departements<br />
Darstellende Künste und Film und bietet die Ausbildung zum<br />
professionellen Bühnentanz <strong>mit</strong> EFZ-Abschluss an. Die <strong>mit</strong><br />
dem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis verbundene Anerkennung<br />
des Bühnentanzberufs ist ein Meilenstein in <strong>der</strong> Schweizer<br />
Tanzgeschichte. Braucht es jetzt auch noch ein Internat?<br />
Ja, jetzt erst recht, meinen wir.<br />
Wer sich die Programmhefte von namhaften Tanzkompanien<br />
genau durchliest, merkt schnell, dass sich diese aus einem<br />
internationalen Potpourri von 18- bis höchstens 40-jährigen<br />
Tänzerinnen und Tänzern zusammensetzen. Im Gegensatz<br />
zu den meisten an<strong>der</strong>en Künsten fängt die Karriere <strong>der</strong> BühnentänzerInnen<br />
früh an und ist zeitlich li<strong>mit</strong>iert. Um eine auf<br />
die Bedürfnisse des klassischen Tanzes abgestimmte künstlerische<br />
Ausbildung anbieten zu können, muss diese im Alter<br />
von 10 bis 12 Jahren beginnen. Da liegt es auf <strong>der</strong> Hand, dass<br />
ein professionell geführtes Internat unabdingbar ist. Wer aus<br />
dem Tessin, aus Graubünden, aus dem Wallis o<strong>der</strong> aus einem<br />
an<strong>der</strong>en Kanton würde sein 12-jähriges Kind nach Zürich in<br />
die Tanzausbildung schicken, wenn es we<strong>der</strong> Wohnmöglichkeit<br />
noch professionelle Betreuung gäbe? Ein Einstieg in die<br />
Berufsausbildung im Alter von 15 o<strong>der</strong> 16 Jahren erweist sich<br />
meist als zu spät, die Vorbildung – das Grundstudium – legt<br />
ein wichtiges und notwendiges Fundament für das technisch<br />
sehr anspruchsvolle Curriculum während <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />
– ähnlich wie in <strong>der</strong> Musik.<br />
Das Internat <strong>der</strong> taZ beherbergt BewohnerInnen zwischen<br />
11 und 18 Jahren aus den unterschiedlichsten Regionen des<br />
In- und Auslands. Die Jüngsten unter ihnen (11- bis 15-jährig)<br />
sind noch schulpflichtig und besuchen neben dem intensiven<br />
Training den Unterricht auf Sekundarschulstufe. Diese<br />
Jugendlichen fahren, wenn immer möglich, <strong>über</strong>s Wochenende<br />
nach Hause zu ihren Familien. Diejenigen, welche die<br />
Berufsausbildung absolvieren, sind ganztägig an <strong>der</strong> taZ und<br />
wohnen zum Teil das ganze Jahr <strong>über</strong> im Internat, wenn die<br />
Distanz zum Elternhaus zu gross ist.<br />
Haus-Meeting im Aufenthaltsraum. Abendessen vorbereiten in <strong>der</strong> Internatsküche. Fotos: Betty Fleck<br />
Das Team des Internats besteht ausschliesslich aus Fachpersonen<br />
sozialer Berufe. Die Internatsleiterin Karin Bachmann<br />
und ihr Team arbeiten eng <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Tanz Akademie Zürich,<br />
<strong>der</strong> SportClinic Zürich, den Sekundarschulen und den Eltern<br />
zusammen. Eine weitere Stelle, die <strong>mit</strong> einer Ernährungsfachperson<br />
besetzt werden soll, ist in Planung. So<strong>mit</strong> ist eine<br />
rundum stimmige Betreuung gewährleistet.<br />
Mit dem taZ-Internat und <strong>der</strong> taZ wird so<strong>mit</strong> eine optimale<br />
Ausbildungsstruktur geschaffen, gerade auch für den Schweizer<br />
Nachwuchs. Diesen zu betreuen und ihm die Ausbildung<br />
zu ermöglichen, ist erklärtes Ziel <strong>der</strong> taZ. Wir bleiben dran!<br />
Das Internat <strong>der</strong> taZ öffnet seine Türen am Samstag, 17. März<br />
2012 allen Interessierten, die reinschauen und reinschnuppern<br />
wollen.<br />
* Sandra Nussberger ist Mitglied des Leitungsteams <strong>der</strong> taZ (sandra.nussberger@zhdk.ch),<br />
Judith Hunger ist administrative Assistentin <strong>der</strong> Departementsleitung<br />
und verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit<br />
(judith.hunger@zhdk.ch).
im beruf<br />
angekommen<br />
Gleich mehrere Filmabsolventinnen<br />
und -absolventen besetzen<br />
diesen Sommer wichtige<br />
Positionen in Spielfilmproduktionen<br />
für das Schweizer Radio<br />
und Fernsehen. Zum Beispiel<br />
Barbara Kulcsar. Nicole Greuter *<br />
Sie haben ein Filmdiplom <strong>der</strong> ZHdK in <strong>der</strong> Tasche und<br />
arbeiten fest angestellt o<strong>der</strong> selbstständig für das Schweizer<br />
Fernsehen: Jonas Projer als Auslandkorrespondent in Brüssel,<br />
Sabine Boss als Fernsehfilm-Regisseurin und Barbara Seiler als<br />
Autorin von «Kulturplatz»-Beiträgen. Zwar ist das Fernsehen<br />
nicht wie in Deutschland <strong>der</strong> bedeutendste Arbeitgeber für<br />
Absolventinnen und Absolventen von Filmhochschulen, aber<br />
ein interessantes Arbeitsfeld für die freien Filmschaffenden.<br />
Von Sabine Boss, <strong>der</strong>en Filmografie neben Kino- und Theaterarbeiten<br />
bereits mehr als ein halbes Dutzend Fernsehfilme<br />
aufweist, wird im Herbst «Mord hinterm Vorhang» ausgestrahlt.<br />
Weitere Pläne <strong>der</strong> Zusammenarbeit <strong>mit</strong> dem Schweizer<br />
Fernsehen sind vorhanden.<br />
Diesen Sommer besetzen gleich mehrere Filmabsolventinnen<br />
und -absolventen Schlüsselfunktionen in Spielfilmproduktionen.<br />
Unter ihnen Thomas Gerber, <strong>der</strong> sich bisher als Regisseur<br />
von Werbe- und Imagefilmen hervorgetan hat und bei<br />
Spielfilmen als Editor beteiligt war. Demnächst beginnen die<br />
Dreharbeiten für seinen ersten 90-Minüter «Rache ist süss».<br />
Und in <strong>der</strong> Tragikomödie «Der Patient», die <strong>der</strong>zeit im Luzerner<br />
Hinterland gedreht wird, arbeiten sogar drei ehemalige<br />
<strong>Zürcher</strong> Filmstudierende in leitenden Positionen: Regie führt<br />
Barbara Kulcsar, Director of Photography ist Pierre Mennel<br />
und Editor Gion-Reto Killias.<br />
In einer Drehpause am Telefon meint Barbara Kulcsar, die<br />
starke Vertretung von <strong>Zürcher</strong> Absolventinnen und Absolventen<br />
sei wohl eher Zufall. Ausschlaggebend für die Besetzung<br />
des Stabs sei die Qualität. Sie hält Gion-Reto Killias, Editor<br />
von «Der letzte Weynfeldt», für den besten Cutter. Mit ihm<br />
hat sie studiert. Man kennt sich und hat schon zusammengearbeitet.<br />
Mit Pierre Mennel, <strong>der</strong> sein Studium abschloss, als sie<br />
ihres begann, hat sie hingegen noch nie gedreht. Für ihn hat sie<br />
sich wegen seines Stils entschieden, «<strong>der</strong> zu den Bil<strong>der</strong>n passt,<br />
die ich mir vorgestellt habe». Zu den jüngsten Kameraarbeiten<br />
Mennels gehören «Die Standesbeamtin» und «Hugo Koblet –<br />
Pédaleur de charme». Seit einigen Jahren unterrichtet Pierre<br />
Mennel auch an <strong>der</strong> ZHdK.<br />
1999 schloss die damals 28-jährige Barbara Kulcsar ihr Studium<br />
ab. Ihr Kurzspielfilm «Blush» wurde im darauffolgenden<br />
Jahr für den Schweizer Filmpreis nominiert. Zehn Jahre später<br />
darstellende künste und film/ zett 2–11 17<br />
Bei den Dreharbeiten zu «Der Patient», SF Schweizer Film, (v.l.n.r.) : Barbara Kulcsar<br />
(Regie), Pierre Mennel (DOP), Sami Khouri (2. Kameraassistent, Clapper, Loa<strong>der</strong>),<br />
Peter Demmer (Chefbeleuchter), Orit Teply (1. Kameraassistent), Roger Schweizer<br />
(1. Regieassistent), Jean Cotter (Maske). Foto: SRF / Thomi Studhalter<br />
feierte «Zu Zweit», ihr erster langer Spielfilm, am Zurich Film<br />
Festival Premiere. Die Geschichte <strong>über</strong> das Zusammen- und<br />
Nebeneinan<strong>der</strong>leben eines Ehepaars erhielt im Herbst 2010<br />
den <strong>Zürcher</strong> Filmpreis, und Linda Olsansky wurde Anfang<br />
2011 für ihre Rolle <strong>der</strong> Ehefrau als Beste Darstellerin für den<br />
Schweizer Filmpreis nominiert. Zwischen «Blush» und «Zu<br />
Zweit» liegen Erfahrungen im Werbefilm und im Schreiben<br />
von Drehbüchern. Und <strong>der</strong> Wunsch, etwas Eigenes zu machen.<br />
Gut möglich, dass «Zu Zweit» dazu beigetragen hat, dass Barbara<br />
Kulcsar für die Regie des Fernsehfilms «Der Patient»<br />
angefragt wurde. Jedenfalls fand sie das Drehbuch, das ihr die<br />
ausführende Produktionsfirma Zodiac Pictures vorlegte, so<br />
gut, dass sie es gewissermassen «zu meinem eigenen» gemacht<br />
hat. «Der Patient» erzählt die Geschichte einer Bauernfamilie,<br />
die durch die Alzheimer-Erkrankung des Grossvaters aus dem<br />
Gleichgewicht gerät.<br />
Welche Bedeutung die Fernseharbeit für ihre Laufbahn habe,<br />
wollten wir von <strong>der</strong> Regisseurin wissen. Ein Karrieresprung,<br />
meint sie, sei es insofern, als sie stärker wahrgenommen werde<br />
und dies möglicherweise dazu führe, dass sie schneller einen<br />
weiteren Film realisieren könne. Die Arbeit mache jedenfalls<br />
extrem Spass. Einfach loslegen zu können, Regie zu führen,<br />
ohne sich um alles an<strong>der</strong>e auch noch zu kümmern, <strong>mit</strong> guten<br />
Schauspielern zusammenzuarbeiten, «nicht drauflegen zu<br />
müssen», das sei toll. Im Vergleich zu ihrem Film «Zu Zweit»,<br />
den sie ohne För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong> und dank <strong>der</strong> Gratisarbeit aller<br />
Beteiligten realisiert hat, sei dies ein an<strong>der</strong>es Gefühl von Schaffen,<br />
es habe eine handwerklichere Komponente. «Der Patient»<br />
sei ein Auftrag <strong>mit</strong> einem Anfang und einem Ende. Ohne ewige<br />
Entwicklungszeit. Im Januar habe man sie angefragt, im Juni<br />
sei gedreht worden. Sie habe nun das Gefühl, in ihrem Beruf<br />
angekommen zu sein.<br />
«Der Patient» wird 2012 im Sonntagabendprogramm des Schweizer Fernsehens<br />
ausgestrahlt. Der genaue Termin ist noch offen.<br />
* Nicole Greuter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin <strong>der</strong> Fachrichtung Film,<br />
Departement Darstellende Künste und Film (nicole.greuter@zhdk.ch).
18<br />
zett 2–11 /darstellende künste und film<br />
Links: «Sheep», rechts: «Meeting»,<br />
Neue Dringlichkeit<br />
es liegt etwas in <strong>der</strong><br />
luft …<br />
… das nur schwer in Schrift zu fassen ist. Es ist da<br />
– bei den Treffen, bei den Aktionen, beim gemeinsamen<br />
Essen. Es ist ein Gefühl, eine Stimmung,<br />
etwas, das ausserhalb von Text stattfindet. Hier<br />
ein Versuch, Unbeschreibliches zu erklären, vor<br />
allem, weil wir uns freuen würden, wenn Du <strong>mit</strong>machst.<br />
Neue Dringlichkeit – ein Statement von<br />
Studierenden *<br />
Entstanden ist die neue Dringlichkeit (nD) am 3. Dezember<br />
2010. Auf <strong>der</strong> Bühne A fand ein «Spontanfestival gegen die<br />
Fremdenfeindlichkeit <strong>der</strong> Schweiz» statt. Innerhalb weniger<br />
Tage kam ein buntes Programm aus Performances, Videos,<br />
Lie<strong>der</strong>n und Reden zusammen. Im Anschluss an das Festival<br />
gab es ein Gespräch, im Rahmen dessen ein Student den entscheidenden<br />
Anstoss gab, indem er den Begriff «Neue Dringlichkeit»<br />
in den Raum warf. Was aber macht die (nD) aus?<br />
Was ist unser Anliegen? Was suchen wir? Kurz darauf entstand<br />
<strong>der</strong> Blog <strong>der</strong> (nD) * *, ein erstes Treffen fand statt: Es wurde<br />
hitzig diskutiert, und Aktionen im öffentlichen Raum wurden<br />
geplant. In Folge rannten ein paar Verrückte im Schafskostüm<br />
durch das weihnachtliche Nie<strong>der</strong>dörfli o<strong>der</strong> sangen in <strong>der</strong><br />
Tram Lie<strong>der</strong> gegen Rassismus. Ein Stein war ins Rollen geraten.<br />
Viele Leute haben ein paar Zeilen / Zeichen an den Blog<br />
geschickt. Die folgende Textfläche ist ein Zusammenschnitt<br />
dieser Schnipsel (am besten laut lesen und Musik dabei hören):<br />
«Es liegt etwas in <strong>der</strong> Luft. Menschen gehen auf die Straße.<br />
Stuttgart. Kairo. Madrid. Zynismus und Resignation bringen<br />
uns nicht weiter. Wir müssen wie<strong>der</strong> an uns glauben. Wir<br />
können etwas verän<strong>der</strong>n. Wir müssen es versuchen. Weil ich<br />
etwas verän<strong>der</strong>n will und das <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en zusammen besser<br />
geht. Weil ich mich zu weit aus dem Fenster lehnen möchte.<br />
Weil das Gespenst des Heuchlers <strong>über</strong>all lauert. Die (nD)<br />
ist für mich <strong>der</strong> Versuch, ein Forum zu schaffen, um sich innerhalb<br />
<strong>der</strong> stressigen und zeitraubenden Ausbildung und<br />
dem Leben einen Platz zu schaffen und immer wie<strong>der</strong> neu<br />
<strong>über</strong> die Frage ‹Was ist meine Dringlichkeit?› nachzudenken<br />
und ‹Wie setze ich meine Dringlichkeit in Aktion um?›. Die<br />
gegenwärtige Situation ist oftmals nicht auszuhalten. Ihre<br />
Folgen werden nicht auszuhalten sein. Sozial. Ökologisch. Philosophisch.<br />
Der Drang zu einer gemeinsamen Verän<strong>der</strong>ung!
Nichts annehmen, weil es so ist, o<strong>der</strong> immer so war – Mut,<br />
uns den undurchsichtigen Ereignissen zu stellen, die uns als<br />
ausserhalb unserer Einflussnahme und als unverän<strong>der</strong>lich<br />
erscheinen. Was heutzutage Politik ist, verdient seinen Namen<br />
nicht. An<strong>der</strong>es hat keinen Platz. Anstelle <strong>der</strong> Ohnmacht<br />
gegen<strong>über</strong> <strong>der</strong> Welt eine neue Dringlichkeit zulassen. Lust,<br />
einen Nerv <strong>der</strong> Zeit zu treffen. Sich selber in einem globalen<br />
Netzwerk begreifen. Der inneren Notwendigkeit Ausdruck<br />
verleihen. Sinnlich sein. Die Menschen auffor<strong>der</strong>n, <strong>über</strong> den<br />
eigenen Standpunkt zu reflektieren. Eine Bewegung, die die<br />
Welt als verän<strong>der</strong>bar begreift und versucht, dem herrschenden<br />
Zynismus, <strong>der</strong> jegliches Aktionspotenzial hemmt, etwas entgegenzusetzen.<br />
Je<strong>der</strong> Einzelne trägt eine Verantwortung<br />
gegen<strong>über</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft. Gemeinsam versuchen wir, uns<br />
vor <strong>der</strong> sogenannten Ohnmacht <strong>der</strong> Generation zu lösen und<br />
aktionsgerichtet Stellung zu aktuellen Themen zu beziehen.<br />
Ich möchte die Welt lieben, in <strong>der</strong> ich lebe, dafür muss ich<br />
versuchen, gegen die herrschende Ungerechtigkeit etwas zu<br />
unternehmen. Die (nD) ist die geeignete Plattform dafür. Ein<br />
WIR aus vielen ICHs. Ich will mich nicht ausruhen auf meiner<br />
Ohnmacht. Ich will mich verhalten zur Welt, <strong>mit</strong> meiner<br />
Sprache Theater <strong>über</strong> das Theater hinaus. Weil, diese Welt ist<br />
auch meine Welt. Ich muss das. Ich will das. Mut haben zur<br />
Utopie. Wild hinterfragen und dann weiter. Labor. Aktion.<br />
Weiter. Für mich als Theaterschaffende ist es notwendig, sich<br />
seiner Verantwortung gegen<strong>über</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft bewusst zu<br />
sein. Es ist an <strong>der</strong> Zeit, sich von <strong>der</strong> Selbstreferenz zu lösen<br />
und gemeinsam an einem Strick zu ziehen. Ich will wie<strong>der</strong><br />
JA sagen zur Welt!»<br />
Nachdem wir die weihnachtliche Innenstadt Zürichs verunsichert<br />
hatten, stellten sich ein junger Mann und eine junge Frau<br />
nackt auf den Bundesplatz, um sich öffentlich zu schämen.<br />
darstellende künste und film/ zett 2–11 19<br />
Bald danach unterstützten wir eine Aktion am Stauffacher, um<br />
auf die Situation abgewiesener Asylsuchen<strong>der</strong> aufmerksam zu<br />
machen. Als <strong>der</strong> arabische Frühling aufflammte, tranken wir<br />
gemeinsam Tee und redeten <strong>über</strong> die Entwicklungen in <strong>der</strong> Region<br />
und <strong>über</strong> Möglichkeiten, <strong>mit</strong>zuwirken. Eine davon ist das<br />
Projekt «Camera Directa», welches versucht, die Geschichte<br />
<strong>der</strong> ägyptischen Revolution <strong>mit</strong> Bil<strong>der</strong>n zu erzählen, die von<br />
Menschen vor Ort stammen und nicht von Pressefotografen.<br />
Eine Möglichkeit, sich frisch und persönlich <strong>mit</strong> dem Thema<br />
Fremdenfeindlichkeit auseinan<strong>der</strong>zusetzen, bietet das «Büro<br />
für Xenophobie»: Auf BfX-blog.org gibt es viele lustige Videos.<br />
Weitere Projekte folgen!<br />
Momentan existiert die (nD) vor allem innerhalb <strong>der</strong> Fachrichtung<br />
Theater des Departements Darstellende Künste und<br />
Film. Das liegt aber nur daran, dass sie hier geboren wurde.<br />
Wir bedauern unsere Theaterlastigkeit und sehnen uns nach<br />
an<strong>der</strong>en Mitwirkenden. Lasst uns die leere Worthülse Transzdisziplinarität<br />
<strong>mit</strong> einem Inhalt füllen: Lasst uns quer durch<br />
alle Künste und Nichtkünste danach suchen, wie wir die Gesellschaft<br />
<strong>mit</strong>gestalten können! Wir haben einen Auftrag!<br />
* neue Dringlichkeit, Studierende Fachrichtung Theater<br />
(dringlichkeit@systemausfall.org)<br />
* * Der offene Blog. Der Blog ist einerseits eine Art Zeitung <strong>der</strong> (nD) – ein Ort,<br />
wo Gedanken und Denkanstösse veröffentlicht werden. An<strong>der</strong>erseits ist er eine<br />
Organisationsplattform, auf <strong>der</strong> beispielsweise Treffen und Aktionen angekündigt,<br />
geplant und dokumentiert werden. Ausserdem gibt es Videos, Fotos und<br />
Texte <strong>der</strong> Aktionen. Es ist ein offener Blog, je<strong>der</strong> kann posten. Die Anleitung<br />
dazu ist auf dem Blog gleich oben rechts. Die Adresse ist: nD-blog.org<br />
Der E-Mail-Newsletter. Über den E-Mail-Newsletter werden zirka alle zwei<br />
Wochen wichtige Meldungen und Vorhaben <strong>der</strong> (nD) angekündigt.<br />
Wer in den Newsletter rein will, schreibt bitte eine Mail an:<br />
dringlichkeit@systemausfall.org
20<br />
zett 2–11 /kunst & medien<br />
22 linsen in istanbul<br />
Von einer nicht alltäglichen Exkursion<br />
<strong>der</strong> Vertiefung Fotografie berichten<br />
Michael Etzensperger und Dominik Zietlow *.<br />
Vom 3. bis 7. Mai 2011 unternahmen 22 Studierende <strong>der</strong> Vertiefung<br />
Fotografie eine Studienreise nach Istanbul. Zweck <strong>der</strong><br />
Reise war es, sich vertieft <strong>mit</strong> den städtebaulichen Eigenheiten<br />
<strong>der</strong> türkischen Metropole auseinan<strong>der</strong>zusetzen sowie Istanbul<br />
als Kunst- und Kulturstadt kennenzulernen. Begleitet wurden<br />
wir von <strong>der</strong> Dozentin Marianne Mueller und von <strong>der</strong> Unterrichtsassistentin<br />
Veronika Spierenburg.<br />
Während einer Peripherieführung auf dem asiatischen Teil <strong>der</strong><br />
Stadt sahen wir, wo in Istanbul gewohnt, gearbeitet und gependelt<br />
wird. Wir besuchten Trabantenstädte, Orte, an denen<br />
Shopping Malls den einzigen öffentlichen Raum darstellen,<br />
anarchisch gewachsene Stadtstrukturen, Gated Communities<br />
und den Grüngürtel, <strong>der</strong> Istanbuls Luft einigermassen erträglich<br />
macht. Bei einer Wan<strong>der</strong>ung entlang <strong>der</strong> byzantinischen<br />
Stadtmauer entdeckten wir Romaviertel wie Sulukkule, die<br />
sich an die Mauer schmiegen und dem massiven Verdrängungsdruck<br />
<strong>der</strong> Immobilienspekulation zu trotzen versuchen.<br />
Wir lernten die Rolle <strong>der</strong> Mauer aber auch als urbanen Mikrokosmos<br />
von Lebens-, Arbeits- und Gewerberaum kennen.<br />
Anlässlich des Besuchs bei <strong>der</strong> Künstlerin Banu Cennetoglu,<br />
einer Eigenverlags-Pionierin, hatten wir die Gelegenheit, in<br />
ihrer Printed-Matter-Sammlung / Bibliothek zu schmökern.<br />
Natürlich blieb trotz des dichten Programms auch Zeit, in<br />
Galerien, Hamams und Moscheen zu gehen o<strong>der</strong> sich für<br />
wenig Geld einen schlechten Haarschnitt verpassen zu lassen.<br />
Daneben frönten wir <strong>der</strong> Völlerei o<strong>der</strong> testeten Istanbuls<br />
Nachtleben. Auch hiefür standen uns einheimische Experten<br />
zur Verfügung, die sich aufs Rührendste selbst um die Bedürfnisse<br />
<strong>der</strong> durstigsten Studierenden kümmerten.<br />
* Michael Etzensperger und Dominik Zietlow studieren im Bachelor of Arts<br />
in Medien & Kunst, Vertiefung Fotografie (michael.etzensperger@zhdk.ch,<br />
dominik.zietlow@zhdk.ch).
kunst & medien/ zett 2–11 21
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ein labor des<br />
aneignens und<br />
erprobens<br />
Mit <strong>der</strong> Master Fine Arts Degree Show<br />
präsentierte die ZHdK vom 7. bis 19. Juni 2011<br />
die Abschlussarbeiten des 2008 geschaffenen<br />
Studiengangs Master of Arts in Fine Arts (MFA).<br />
Nachfolgend die Ansprache des Direktors des<br />
Departements Kunst & Medien, Giaco Schiesser,<br />
anlässlich <strong>der</strong> Vernissage vom 6. Juni 2011.<br />
Sehr verehrte Anwesende,<br />
liebe Diplomandinnen und Diplomanden.<br />
Mit dem heutigen Tag schliessen Sie – sofern Sie die noch<br />
ausstehenden Diplomprüfungen in den nächsten Tagen<br />
bestehen – als erster o<strong>der</strong> als zweiter Studienjahrgang des<br />
Masters of Fine Arts an <strong>der</strong> ZHdK Ihre Ausbildung auf dem<br />
Spiel- und Experimentierfeld <strong>Hochschule</strong> ab. Vor Ihnen steht<br />
<strong>der</strong> Übertritt auf ein an<strong>der</strong>es Spiel- und Experimentierfeld:<br />
in die Arbeitswelt – in eine Arbeitswelt, die sich in grossem<br />
Umbruch befindet und die immer mehr nach schneller und<br />
ein-fältiger Verwertung gerade auch von KunsthochschulabsolventInnen,<br />
gerade auch aus den Fine Arts, verlangt. Die<br />
heutige Creative Industry, die viele prekäre, manche 0815- und<br />
einige spektakuläre Möglichkeiten bereithält, und <strong>der</strong> Staat,<br />
<strong>der</strong> sich neuerdings rührend Sorge darum macht, ob denn die<br />
Kunstdiplomierten auch von ihrem Tun werden leben können<br />
– eine Frage, die an die Philosophie-, Geschichts- o<strong>der</strong><br />
GermanistikabsolventInnen nicht gestellt wird, zu Recht nicht<br />
gestellt wird – sind die Stichworte dazu. (Und, en passant:<br />
Unsere AbsolventInnen können von ihrem Tun leben, und<br />
das seit vielen Jahren.)<br />
Wir haben Ihnen ein Curriculum angeboten, das Ihnen<br />
ermöglichen sollte und von Ihnen abverlangt hat, eigensinnige<br />
und scharfsinnige AutorInnen zu werden, eigene Haltungen<br />
zu entwickeln zu Fragen, die Sie, und zu Fragen, die die Gesellschaft<br />
heute umtreiben.<br />
Es waren schöne und turbulente Zeiten <strong>mit</strong> Ihnen.<br />
Sie haben uns oft erfreut und manchmal genervt. Wir DozentInnen<br />
haben Sie vermutlich öfter genervt – und manchmal<br />
vielleicht, hoffentlich erfreut. Sie haben Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
gesucht, sind daran gewachsen, <strong>mit</strong>unter gescheitert, haben sie<br />
manchmal unterlaufen, sind immer wie<strong>der</strong> in Krisen geraten.<br />
Stets aber haben Sie weitergemacht. Sie waren hartnäckig –<br />
wir waren hartnäckig. Sie waren eigensinnig – wir Dozierende<br />
waren es auch.<br />
Kurz, Sie sind bestens vorbereitet auf ein Leben nach <strong>der</strong><br />
<strong>Hochschule</strong>. Dies nicht nur und vielleicht nicht einmal in<br />
erster Linie, weil Sie das Labor des Masters of Fine Arts als<br />
«dichten Raum», als Labor des Aneignens und Erprobens genutzt<br />
haben, son<strong>der</strong>n weil Sie immer schon, auch während<br />
kunst & medien/ zett 2–11 23<br />
Installation vom Künstlerkollektiv U5 2009 – 2011, Mixed media, Dimensions variable<br />
Marco Nicolas Heinzen: The Return Of Eternal Beauty II. – Work cycle, Visual Porn and the<br />
Return of Eternal Beauty, 2010 – 2011, Oil and mixed media on paper, 100×70 cm each<br />
Fotos: Gunnar Meier<br />
Ihres Studiums, in <strong>der</strong> Gesellschaft draussen unterwegs waren,<br />
im In- und Ausland, in Garagen und Galerien, in Kirchen und<br />
Kellern, in Off-Spaces und In-Places.<br />
Ich gratuliere – zur diesjährigen Diplomausstellung 2011, die<br />
Sie, ganz dem Master-Profil entsprechend, eigenständig und<br />
unter Walten <strong>der</strong> unsichtbaren Hand des Kollegen Thomas<br />
Müllenbach geplant und realisiert haben.<br />
Ich danke – dass Sie uns, die Dozierenden, ausgehalten haben.<br />
Ob es <strong>der</strong> Mühe wert war, müssen Sie selber und werden die<br />
BesucherInnen und RezensentInnen <strong>der</strong> Degree Show 2011<br />
hier in <strong>der</strong> Shedhalle entscheiden.<br />
Ich wünsche – dass Sie eigensinnig und erfahrungshungrig,<br />
hellwach und hartnäckig bleiben und manchmal, eher öfter:<br />
witziger, verspielter, poetischer und zugleich bissiger, ironischer,<br />
böser werden. Denn ohne all dies geht es für Autor-<br />
Innen, geht es in den Künsten nicht.<br />
Ich hoffe – dass die Gesellschaft, also auch die heute hier Anwesenden,<br />
in Zukunft weiterhin von Ihnen hören werden, so<br />
o<strong>der</strong> so: als KünstlerInnen, als MedienautorInnen, als TheoretikerInnen,<br />
als KulturarbeiterInnen.<br />
Wenn nicht, hätte es sich nicht gelohnt, dass Sie uns und wir<br />
Sie ausgehalten, dass wir <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> gestritten, gelernt und<br />
gefeiert haben.<br />
Ich danke Ihnen.
24<br />
zett 2–11 /kunst & medien<br />
Omar und Leylah Fra<br />
affaire de famille –<br />
familiensache<br />
Leylah und Omar sind unzertrennlich. Sie studieren<br />
beide gleichzeitig in ganz unterschiedlichen<br />
Departementen <strong>der</strong> ZHdK – und ergänzen<br />
sich aufs Beste. Was verbindet o<strong>der</strong> trennt zwei<br />
Geschwister, die zur selben Zeit an <strong>der</strong>selben<br />
<strong>Hochschule</strong> studieren? Ein Gespräch von Barbara<br />
Draeyer *, Foto: Johannes Dietschi.<br />
Was könnt ihr mir <strong>über</strong> eure Herkunft, eure Familie erzählen?<br />
Omar: In unserer Familie <strong>mit</strong> ihren türkisch-italienischen Wurzeln<br />
spielte Musik immer eine sehr grosse Rolle. Seien es die<br />
Instrumente <strong>der</strong> beiden Grossväter – <strong>der</strong> eine spielte türkische<br />
Volksmusik auf <strong>der</strong> Oud (Laute), <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e italienische Lie<strong>der</strong><br />
auf dem Akkordeon – o<strong>der</strong> das Musizieren <strong>der</strong> Eltern (unser<br />
Vater komponierte u. a. die Rockoper «Hyde» nach <strong>der</strong><br />
Novelle von Stevensons «The Strange Case of Dr. Jekyll and<br />
Mr. Hyde»). Musik verbindet die Familie Fra laufend in verschiedenen<br />
Projekten, so auch uns beide in <strong>der</strong> Band Death<br />
of a Cheerlea<strong>der</strong>.<br />
Was hat eure Wahl des Studienfachs beeinflusst?<br />
Leylah: Eigentlich wollte ich zuerst Musik studieren o<strong>der</strong> Architektur.<br />
Ich lernte früh Querflöte spielen. Aber ich wollte<br />
auch etwas Künstlerisch-kreatives machen, und so fiel mein<br />
Entscheid nach dem Vorkurs auf die Fotografie, ein Studium,<br />
das eine ideale Verbindung zwischen Kreativität und Technik<br />
darstellt. Während meines Fotografiestudiums habe ich<br />
in unserer Band Bass gespielt, habe dies allerdings nie gross<br />
publik gemacht.<br />
Omar: Bei mir war es gerade umgekehrt. Nach meiner Matura-<br />
Arbeit (einer Fotoarbeit), wollte ich Fotografie studieren. Aber<br />
im tiefsten Innern bin ich Musiker. Alles an<strong>der</strong>e, zum Beispiel<br />
Fotografie o<strong>der</strong> bildende Kunst, ist für mich in erster Linie<br />
ein «Ausprobieren». Mein Instrument ist die Gitarre, aber ich<br />
spiele auch viel Klavier. Ich schreibe und singe die Songs für<br />
unsere Band. An <strong>der</strong> ZHdK studierte ich Gitarre, Songwriting<br />
und Producing und sehe mich deshalb nicht primär als<br />
Instrumentalisten.<br />
Habt ihr euch gegenseitig beeinflusst o<strong>der</strong> konkurrenziert?<br />
Beide: Beeinflusst haben wir einan<strong>der</strong> auf jeden Fall – konkurrenziert<br />
nie! Wenn man zusammen aufwächst und auch heute<br />
noch zusammen wohnt, ist <strong>der</strong> Austausch quasi permanent.<br />
Wir beraten uns gegenseitig und besprechen immer alles. So<br />
ist <strong>der</strong> eine immer auch im Projekt des an<strong>der</strong>en <strong>mit</strong> drin und<br />
möchte natürlich, dass dieses möglichst gut wird. Das schliesst<br />
Konkurrenz aus.<br />
Ihr schliesst euer Studium beide dieses Jahr ab – seid ihr denn<br />
Zwillinge?<br />
Leylah lacht: Das meinen viele, und wir werden immer wie<strong>der</strong> darauf<br />
angesprochen, aber nein, unsere verschiedenen Schullaufbahnen<br />
haben uns einfach gleichzeitig an die ZHdK gebracht.<br />
Wie und wann ist Death of a Cheerlea<strong>der</strong> (DOAC) denn entstanden?<br />
Omar: Das war eigentlich zuerst ein Soloprojekt von mir. Nachdem<br />
Clubs DOAC plötzlich buchen wollten, habe ich die Musiker<br />
zusammengeholt, und dann sind wir aufgetreten.<br />
Leylah: So richtig <strong>mit</strong> Konzerten ging es Ende 2008, Anfang<br />
2009 los. Zur Kerngruppe von DOAC gehören vier Personen,<br />
bei Live-Auftritten sind wir jeweils sechs.<br />
Wer gibt den Ton an?<br />
Leylah: Omar ist die tragende Figur <strong>der</strong> Band. Er schreibt die<br />
Songs, macht das Booking und organisiert die Touren. Das<br />
Artwork besprechen wir gemeinsam. Omar singt, und ich<br />
spiele Bass – die Fertigkeit dazu habe ich mir selbst angeeignet<br />
(Augenzwinkern), aber Omar hat mir damals das erste<br />
Stück beigebracht.<br />
Was sind eure Pläne nach dem Studium?<br />
Leylah: Wir konzentrieren uns in nächster Zeit voll auf das<br />
Album, das wir soeben in Stockholm aufgenommen haben,<br />
das heisst, wir suchen ein Label für Produktion und Vertrieb.<br />
Gerne würden wir auch auf Tournee gehen.<br />
Was war für euch ein herausragendes Erlebnis an <strong>der</strong> ZHdK?<br />
Beide: Unsere Teilnahmen am Projekt «Common Stage» – das<br />
war etwas vom Schönsten! Die Reisen nach China, die Kontakte<br />
dort <strong>mit</strong> den Studierenden aller Disziplinen, von Game<br />
Design <strong>über</strong> Regie zu Musik und Theater, die Erlebnisse –<br />
einfach super.<br />
Leylah Fra besucht den Bachelor-Studiengang Medien & Kunst, Vertiefung<br />
Fotografie, Abschluss 2011.<br />
Omar Fra besucht den Master-Studiengang Musikpädagogik, Pop, Abschluss<br />
2011.<br />
Infos zu Death of a Cheerlea<strong>der</strong> unter: www.deathofacheerlea<strong>der</strong>.net<br />
* Barbara Draeyer ist administrative Assistentin und Kommunikationsverantwortliche<br />
im Departement Kunst & Medien (barbara.draeyer@zhdk.ch).
tourist art<br />
Die Holzbildhauerei in Brienz zwischen Contemporary<br />
und Tourist Art – Bachelor-Studierende<br />
des Departements Kunst & Medien reflektieren<br />
glokale Prozesse im Modul «Wozu Kunst?».<br />
Annemarie Bucher und Dominique Lämmli *<br />
Seit rund zwei Jahrzehnten hat <strong>der</strong> Katalog <strong>der</strong> Kunstbegriffe<br />
eine interessante Erweiterung erfahren: Tourist Art. Da<strong>mit</strong><br />
werden «Kunstprodukte» bezeichnet, die vorwiegend an<br />
Touristinnen und Touristen verkauft werden. Ehemals lokale<br />
künstlerische Tätigkeiten haben sich unter dem Einfluss des<br />
globalen Tourismus strukturell verän<strong>der</strong>t und sich <strong>der</strong> Nachfrage<br />
angepasst. Die Kunstethnologie hat für diese glokalen<br />
Phänomene den Begriff <strong>der</strong> Tourist Art geprägt.<br />
Lokale Kunst wird kommerzialisiert und globalisiert<br />
…<br />
Reisende besuchen Orte und kaufen als Erinnerungsstück<br />
massenhaft Souvenirs. Eigenständige Märkte entstehen. Diese<br />
liegen häufig an Verkehrslinien und Flughäfen. Bezüglich<br />
Material und Form nehmen die Artefakte scheinbar Bezug auf<br />
regionale und lokale Gestaltungstraditionen. Die Kaufenden<br />
beeinflussen jedoch das Angebot massgeblich <strong>mit</strong> ihrem<br />
Kaufverhalten, ihren Vorstellungen und Wünschen. Tourist<br />
Art ist deshalb nicht unabhängig vom Gebrauchskontext und<br />
den kulturellen Vorstellungen <strong>der</strong> Reisenden und <strong>der</strong>en Herkunftsland.<br />
Die aus «fremden Län<strong>der</strong>n» im Reisegepäck <strong>mit</strong>gebrachten<br />
Tourist-Art-Stücke zieren meist private Räume und<br />
zeugen von einer weltweiten Mobilität. Es sind vermeintlich<br />
authentische kulturelle Produktionen, die jedoch hinter dem<br />
Exotischen und Fremden in erster Linie die Kultur und die<br />
Lebens- und Vorstellungswelt <strong>der</strong> Touristinnen und Touristen<br />
offenbaren.<br />
… auch im Berner Oberland<br />
Tourist Art ist so<strong>mit</strong> ein Resultat von Kommerzialisierungsprozessen,<br />
bedingt durch eine verstärkte Nachfrage vor<strong>der</strong>gründig<br />
authentischer, das heisst originaler lokaler Erzeugnisse.<br />
Derartige Produktionsbedingungen sind weltweit<br />
feststellbar. Zu den wichtigsten Phänomenen <strong>der</strong> Schweizer<br />
Tourist Art gehört die Berner Oberlän<strong>der</strong> Holzschnitzerei <strong>mit</strong><br />
Brienz als Zentrum. In dieser Region begann dieser Prozess<br />
<strong>mit</strong> dem aufkommenden Massentourismus im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />
Der ästhetische Blick auf die «bildgewaltige» Alpenlandschaft<br />
zog Reisende aus ganz Europa an, was nicht nur eine<br />
neue Verkehrsinfrastruktur <strong>mit</strong> Bergbahnen und Hotels bedingte,<br />
son<strong>der</strong>n auch die Souvenir-Industrie und da<strong>mit</strong> lokale<br />
kunstgewerbliche und künstlerische Produktion beeinflusste.<br />
Die Mitbringsel aus dem Berner Oberland reichten von geschnitzten<br />
Kochlöffeln <strong>über</strong> Murmeltiere, Bären und Gämse<br />
bis zu Miniatur-Chalets und Wilhelm-Tell-Statuen. Dieser sich<br />
daraus entwickelnde Markt besteht bis heute, wird aber selten<br />
bis gar nicht im zeitgenössischen Kunstdiskurs verhandelt.<br />
Denn die Ein- und Ausschlusskriterien <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Kunst<br />
(die sich auf Innovation und Originalität stützen) haben die<br />
Erzeugnisse <strong>der</strong> Tourist Art als kunstvolle Sammlungsstücke<br />
von vornherein ausgeschlossen. Die gegenwärtig zu beobach-<br />
Ausstellungsraum Schule für Holzbildhauerei in Brienz. Foto: foa-flux<br />
kunst & medien/ zett 2–11 25<br />
tende Auflösung <strong>der</strong> Dominanz des mo<strong>der</strong>nen/postmo<strong>der</strong>nen<br />
Kunstbezugsystems und die neue Aufmerksamkeit für<br />
traditionsbezogene, hybride Kunstwerke im internationalen<br />
Ausstellungskontext sind Grund genug, die Erzeugnisse <strong>der</strong><br />
Tourist Art neu zu sichten.<br />
Tourist Art im Kontext zeitgenössischer Kunst<br />
Die Unterrichtsmodule zum Thema «Wozu Kunst?» befassen<br />
sich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Debatte verschiedener Kunstverständnisse und<br />
Werkbegriffe, die das globalisierte Feld <strong>der</strong> Kunst abstecken.<br />
Studierende <strong>der</strong> ZHdK haben das Museum und die Schule<br />
für Holzbildhauerei in Brienz besucht und <strong>über</strong> künstlerische<br />
Selbstverständnisse diskutiert. Obwohl die Holzskulpturen als<br />
schweizerische Repräsentationsgegenstände weltweit im Umlauf<br />
sind (u. a. an <strong>der</strong> Weltausstellung in Shanghai), tauchen<br />
sie im zeitgenössischen Kunstkontext kaum auf. In Brienz hat<br />
sich den Studierenden eine fremde Welt und gleichzeitig eine<br />
beziehungsreiche Geschichte erschlossen, <strong>der</strong>en Reflexion ein<br />
neues Licht auf die zeitgenössischen künstlerischen Produktionsbedingungen<br />
wirft.<br />
Modulangaben<br />
Die Module «Wozu Kunst?» werden von Annemarie Bucher und Dominique<br />
Lämmli an <strong>der</strong> ZHdK seit Herbstsemester 2009 angeboten.<br />
* Dr. Annemarie Bucher und Dominique Lämmli sind Dozentinnen im<br />
Departement Kunst & Medien und Betreiberinnen von foa-flux.net (annemarie.<br />
bucher@zhdk.ch, dominique.laemmli@zhdk.ch).
26<br />
zett 2–11 /forschung<br />
Performance von Dave Phillips im «The Lab»,<br />
San Francisco, 2010. Foto: © Randy Yau/23five Inc.<br />
die innenwelt<br />
<strong>der</strong> aussenwelt<br />
<strong>der</strong> stimme<br />
Transzendenz <strong>mit</strong>tels Technik — «Disembodied<br />
Voice» macht’s möglich. Wie man eine Stimme<br />
entkörperlicht, beschreibt das ZHdK-Forscherteam<br />
Ingo Starz * und Germán Toro Pérez *.<br />
Das Institute for the Performing Arts and Film (ipf ) und das<br />
Institute for Computer Music and Sound Technology (ICST)<br />
<strong>der</strong> ZHdK unterhalten <strong>der</strong>zeit ein vielstimmiges Laboratorium:<br />
In dem vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten<br />
DORE-Projekt «Disembodied Voice. Stimme / Körper / Technik»<br />
werden Phänomene <strong>der</strong> technischen Manipulation <strong>der</strong><br />
Stimme und <strong>der</strong>en Nutzbarmachung für das Theater untersucht.<br />
Im Zeitraum von 16 Monaten werden die Potenziale<br />
<strong>der</strong> elektroakustischen Transformation <strong>der</strong> Stimme und <strong>der</strong><br />
dreidimensionalen Klangprojektion <strong>mit</strong> Ambisonics für die<br />
Theaterpraxis erforscht. In Zusammenarbeit <strong>mit</strong> dem Master-<br />
Studiengang Theater wird im Frühjahr 2012 eine Modellinszenierung<br />
realisiert, die Lehre und Forschung zusammenführt.<br />
Theaterwissenschaft, Elektroakustik und Bühne treten in<br />
einen interdisziplinären Dialog.<br />
Entwicklung <strong>der</strong> stimmlichen Präsenz<br />
im Theaterraum<br />
Das Forschungsprojekt gründet auf <strong>der</strong> Beobachtung, dass<br />
sich die Bedingungen und das Selbstverständnis von Stimme<br />
als performativen Akt durch neue Technologien und Medien<br />
im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t grundlegend verän<strong>der</strong>t haben. Die Ausstellung<br />
«Phonorama. Eine Kulturgeschichte <strong>der</strong> Stimme als<br />
Medium» (Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe,<br />
2004/05), um nur ein Beispiel angewandter Forschung<br />
zu nennen, legte die Entwicklungslinien <strong>der</strong> mediatisierten<br />
Stimme seit den Anfängen <strong>der</strong> Tonaufzeichnung offen.<br />
Nebenbei inszenierte sie in unterschiedlichen Settings die<br />
Stimme im Raum. «Disembodied Voice» nutzt gegenwärtige<br />
technologische Möglichkeiten und entwickelt Strategien für<br />
den Umgang <strong>mit</strong> <strong>der</strong> mediatisierten Stimme im Theaterraum:<br />
Wie (de-)konstruiert die Stimme den Raum? Wie verhalten<br />
sich dabei SprecherIn und Stimme zueinan<strong>der</strong>?<br />
In den Anfängen <strong>der</strong> Tonaufzeichnung stand die Stimme im<br />
Zentrum <strong>der</strong> Theateraufführung: Wenn man Aufnahmen von<br />
Alexan<strong>der</strong> Moissi o<strong>der</strong> Tilla Durieux hört, erlebt man beinahe<br />
musikalisch gestaltete Monologe. Die klangliche Opulenz<br />
solcher Aufnahmen dient als Ausgangspunkt für die Suche<br />
nach einer Terminologie stimmlicher Eigenschaften, die ebenso<br />
akustische wie performative Qualitäten kommunizierbar<br />
macht. Die den Forschungsprozess begleitende Dokumentation<br />
nimmt beides in den Fokus: die Stimme als solche und das<br />
Hören von Stimmen. Wissenschaftler und Expertinnen aus<br />
<strong>der</strong> Praxis sind regelmässig Zuhörerinnen und Diskutanten im<br />
Laboratorium: Der Arbeitsprozess <strong>mit</strong> SprecherInnen wird so<br />
einer eingehenden Analyse unterzogen. Dass sich im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Modellinszenierung Studierende des Master-Studiengangs<br />
<strong>mit</strong> Fragen und Methoden <strong>der</strong> Forschung auseinan<strong>der</strong>setzen,<br />
schafft interessante Perspektiven für die künstlerische Forschung<br />
an <strong>der</strong> ZHdK.<br />
Interdisziplinäres Zusammenspiel von<br />
Theaterwissenschaft, Soundtechnologie<br />
und Theaterpraxis<br />
Das Projekt wirft Fragen auf, die eine Erweiterung <strong>der</strong> bisher<br />
im Kontext elektroakustischer Musik gesammelten<br />
Erfahrungen und verfügbaren Techniken im Umgang <strong>mit</strong><br />
<strong>der</strong> Stimme for<strong>der</strong>n. Deshalb werden technische Werkzeuge<br />
eigens dazu entwickelt, um eine Erfassung von Merkmalen <strong>der</strong><br />
gesprochenen Stimme als Ausgangspunkt für Interaktion und<br />
Klangtransformation im dreidimensionalen Raum und in <strong>der</strong><br />
Zeit zu ermöglichen. Rückflüsse auf die Konzerte und Musiktheaterpraxis<br />
werden dabei ebenso erwartet. Im Vor<strong>der</strong>grund<br />
steht jedoch die Entwicklung einer gemeinsamen Forschungskultur<br />
zwischen Musik und Theater auf <strong>der</strong> Basis eines Dialogs<br />
zwischen Wissenschaft und künstlerischer Praxis.<br />
* Ingo Starz ist Projektleiter von «Disembodied Voice» und Mitarbeiter des ipf<br />
<strong>der</strong> ZHdK (ingo.starz@zhdk.ch), Germán Toro Pérez leitet das ICST <strong>der</strong> ZHdK<br />
(german.toro-perez@zhdk.ch).
Orgel in <strong>der</strong> Predigerkirche, Zürich<br />
laudes organi –<br />
ein orgelfest<br />
Das internationale Symposium «Orgel Orgue<br />
Organo Organ 2011» findet vom 8. bis 11. September<br />
in Zürich statt und hat die Bedeutung und<br />
Zukunft <strong>der</strong> Orgel zum Thema. Beat Schäfer *<br />
Das Tauflied, von <strong>der</strong> Gemeinde gesungen, Mendelssohns<br />
Hochzeitsmarsch bei <strong>der</strong> kirchlichen Trauung, Johann Sebastian<br />
Bachs «Befiehl Du Deine Wege» bei <strong>der</strong> Abdankung:<br />
Die Orgel begleitet viele – auch nicht kirchliche – Menschen<br />
durch die wichtigen Stationen ihres Lebens o<strong>der</strong> des Lebens<br />
ihnen nahestehen<strong>der</strong> Personen. Über ihre jahrhun<strong>der</strong>tealte<br />
Funktion in <strong>der</strong> christlichen Liturgie hinaus ist die Orgel die<br />
vielfältig rauschende «Königin <strong>der</strong> Instrumente» in Konzertsaal<br />
und Kirchenkonzert. Nicht immer war ihre Popularität<br />
jedoch gleich gross, und sie ist es auch heute nicht <strong>über</strong>all.<br />
Manchenorts wird sie durch an<strong>der</strong>e Instrumente, Musikkonserven<br />
o<strong>der</strong> kirchliches Desinteresse aus dem Bewusstsein<br />
gedrängt.<br />
Kooperation von Musikhochschulen<br />
Und manchenorts erlebt sie ein Revival: Vom 8. bis 11. September<br />
2011 veranstaltet die ZHdK zusammen <strong>mit</strong> den Musikhochschulen<br />
Basel, Bern, Luzern, <strong>der</strong> Universität Zürich, dem<br />
internationalen Studiengang OrganExpert und <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Unterstützung<br />
von Kirchen sowie weiteren in- und ausländischen<br />
Verbänden das grosse internationale Symposium «Orgel Orgue<br />
Organo Organ 2011» in den Räumen des Konservatoriums und<br />
in acht Kirchen <strong>der</strong> Stadt Zürich.<br />
Das Symposium vereint sowohl Fachleute <strong>der</strong> Bereiche Orgelbau,<br />
Orgelspiel, Lehre (Dozierende, Studierende) und Musikmanagement<br />
aus ganz Europa als auch Verantwortungsträger<br />
aus Kirche, Kultur und Politik sowie ein breites Publikum. Angeboten<br />
werden <strong>über</strong> 20 Referate, Podiumsdiskussionen und<br />
Workshops zu Themenbereichen wie «Die Rolle <strong>der</strong> Orgel in<br />
Konzert, Gottesdienst, Kirche und Gesellschaft», «Neuerungen<br />
im Orgelbau», «Denkmalpflegerische Normen in Orgelbau und<br />
-restaurierung», «Strömungen und Entwicklungen im Orgelbau»,<br />
«Tendenzen und Entwicklungen des Berufsfeldes <strong>der</strong><br />
Organistinnen und Organisten» o<strong>der</strong> «Nachwuchsför<strong>der</strong>ung».<br />
Orgel im Grossmünster, Zürich. Fotos: Simon Reich<br />
Uraufführungen von ZHdK-Dozierenden<br />
Dazu kommen Orgelkonzerte, Orgelpräsentationen, eine ganze<br />
Nacht lang Musik im Halbstundentakt in <strong>der</strong> bekannten <strong>Zürcher</strong><br />
Orgelnacht im St. Jakob, Gottesdienste <strong>mit</strong> zahlreichen<br />
Aufführungen von Orgelmusik <strong>der</strong> letzten 400 Jahre, darunter<br />
auch Uraufführungen neuer Werke namhafter Komponisten<br />
wie Germán Toro-Pérez, Mathias Steinauer und Burkhard<br />
Kinzler (allesamt ZHdK-Dozierende), ein Jazz-Konzert <strong>mit</strong><br />
Hammond-Orgeln B-300 (Marcel Thomi, Roland Köppel) und<br />
schliesslich ein Orgelkonzert <strong>mit</strong> Orchester in <strong>der</strong> Tonhalle.<br />
Berichte zur Orgelsituation aus allen Län<strong>der</strong>n Europas, eine<br />
Son<strong>der</strong>ausstellung in <strong>der</strong> Zentralbibliothek, die Verabschiedung<br />
einer Orgel-Resolution, eine Notenausstellung sowie<br />
Präsentationen einer Vierteltonorgel, <strong>der</strong> winddynamischen<br />
Forschungsprojektorgel und vieles mehr sind weitere ergänzende<br />
Angebote.<br />
Orgelspaziergang und Angebote für Kin<strong>der</strong><br />
Die Veranstaltungen wollen aber nicht nur Expertenkreise<br />
und ein fachlich informiertes Publikum bedienen, son<strong>der</strong>n<br />
richten sich auch an eine breite Öffentlichkeit und da<strong>mit</strong> an<br />
den potenziellen Nachwuchs. Kin<strong>der</strong> und ihre Eltern können<br />
Orgelmärchen hören, Orgeln begehen und erhalten Gratisunterricht.<br />
Jugendliche bauen ihre eigenen Orgelpfeifen, und<br />
die Familien sind beim Orgelspaziergang durch vier grosse<br />
Altstadtkirchen willkommen.<br />
Zudem wird ein Preis verliehen: Nach einer ersten Tagung in<br />
Bern haben <strong>über</strong> 60 Orgelstudierende <strong>der</strong> Schweizer Musikhochschulen<br />
Orgelpräsentationen für Kin<strong>der</strong> kreiert, durchgeführt<br />
und aufgezeichnet. Die beste Idee wird vom Departement<br />
Musik <strong>der</strong> ZHdK prämiert.<br />
Detaillierte Informationen zum Symposium unter: www.orgel2011.ch<br />
* Beat Schäfer ist Leiter des Profils Kirchenmusik, Departement Musik,<br />
und Präsident des Vereins Orgel 2011 sowie Projektleiter des Symposiums<br />
(beat.schaefer@zhdk.ch).<br />
musik/ zett 2–11 27
28<br />
zett 2–11 /musik<br />
«viel effektiver als<br />
eine normale musikmasterclass»<br />
Schweizer Jazzstudierende gemeinsam auf einer<br />
CD <strong>mit</strong> dem argentinischen Star-Jazzkomponisten<br />
Guillermo Klein: Hans Peter Künzle und<br />
Hämi Hämmerli haben als Leiter <strong>der</strong> Jazzabteilungen<br />
in Zürich und Luzern das ungewöhnliche<br />
Album angestossen. Ein Gespräch von Tom<br />
Gsteiger und Christoph Merki *<br />
Kein Geringerer als Gary Burton, <strong>der</strong> weltberühmte amerikanische<br />
Vibrafonist, darf als Entdecker Guillermo Kleins gelten.<br />
Burton hörte ein Tape <strong>mit</strong> Stücken von Klein. Und flugs hatte<br />
er für den Jungspund ein Stipendium am Berklee College of<br />
Music organisiert. Seither hat sich Klein, heute 41-jährig, als<br />
unorthodoxer Musikschreiber einen Namen gemacht. Hans<br />
Peter Künzle und Hämi Hämmerli, die beide in <strong>der</strong> Direktoren-Konferenz<br />
Schweizerischer Jazzschulen (DKSJ) Einsitz<br />
haben, holten Klein also für fünf Konzerte <strong>mit</strong> Jazzstudierenden<br />
in die Schweiz. Eines <strong>der</strong> Konzerte, im <strong>Zürcher</strong> Musikklub<br />
Mehrspur, erscheint nun auf CD.<br />
Hämi Hämmerli und Hans Peter Künzle, Sie haben den Live-<br />
Mitschnitt von <strong>der</strong> Tournee Guillermo Kleins <strong>mit</strong> Schweizer<br />
Jazzstudierenden angeregt. Was macht Klein so interessant<br />
für Sie?<br />
Hans Peter Künzle: Klein bewegt sich <strong>mit</strong> seiner Musik in Grenzbereichen,<br />
die weit entfernt sind vom traditionellen Bigbandsound.<br />
Wir wollten die Studierenden <strong>mit</strong> einer eigenwilligen<br />
Persönlichkeit konfrontieren und ihnen so neue Horizonte<br />
eröffnen.<br />
Hämi Hämmerli: Obwohl Klein in Berklee studierte und einige<br />
Jahre in New York lebte, ist er kein typischer New-York-Hardcore-Jazz-Purist.<br />
Seit 2007 führt die DKSJ die All-Star-Projekte <strong>mit</strong> Studierenden<br />
aus Basel, Bern, Lausanne, Luzern und Zürich durch:<br />
2009 also unter <strong>der</strong> Leitung von Guillermo Klein, vorher etwa<br />
unter <strong>der</strong>jenigen von Alexan<strong>der</strong> von Schlippenbach, einem legendären<br />
Free-Jazz-Urgestein. Wie muss man sich den Ablauf<br />
dieser Projekte konkret vorstellen?<br />
Hämmerli: Die Bandlea<strong>der</strong> geben in einem ersten Schritt ihre<br />
Besetzungswünsche bekannt. Dann sucht man an den fünf<br />
<strong>Hochschule</strong>n passende Leute. Nach drei Probetagen geht die<br />
Band auf Tournee und gibt Konzerte an den fünf Hochschulstandorten.<br />
Künzle: Diese Projekte sind viel effektiver als die normalen<br />
Masterclasses. Da wird wirklich gemeinsam auf ein Ziel hin<br />
gearbeitet, und man erlebt ein echtes Tournee-Feeling.<br />
Hämmerli: Durch diese Projekte entsteht auch ein Netzwerk<br />
zwischen den Jazzabteilungen, und zwar <strong>über</strong> den Röstigraben<br />
hinweg. Die <strong>Hochschule</strong>n <strong>über</strong>nehmen ja immer mehr<br />
die Funktion, die früher Clubs wie zum Beispiel das legendäre<br />
Minton’s Playhouse in Harlem hatten – sie sind ein wichtiger<br />
Treffpunkt für den Austausch frischer Ideen.<br />
Komponist und Bandlea<strong>der</strong> Guillermo Klein aus Buenos Aires, Argentinien, bei<br />
<strong>der</strong> Probearbeit <strong>mit</strong> Schweizer Jazzstudierenden. Foto: Bernhard Ley<br />
Warum erscheint das Projekt <strong>mit</strong> Klein auf CD?<br />
Künzle: In Zürich betreibt die Jazzabteilung <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>der</strong> Künste <strong>mit</strong> dem Mehrspur einen eigenen Club <strong>mit</strong> eingebautem<br />
Aufnahmestudio, und wir führen auch eine Tonmeisterausbildung<br />
durch. So können wir von Synergien profitieren.<br />
Bei den Aufnahmen <strong>der</strong> von Klein geleiteten Band<br />
hatten wir das Gefühl, dass dies ein gutes Dokument ist, um<br />
ein einzigartiges Projekt breiter bekannt zu machen.<br />
Hämmerli: Man spürt, dass da sehr viel Herzblut investiert<br />
wurde.<br />
Künzle: Es war von Anfang an das Bestreben <strong>der</strong> DKSJ, dem<br />
Jazz hierzulande zu mehr Anerkennung zu verhelfen. Bei <strong>der</strong><br />
Ausbildung ist uns dies sicherlich gelungen. Wir haben fünf<br />
Jazzabteilungen, die fest in <strong>der</strong> Hochschullandschaft verankert<br />
sind. Jetzt geht es darum, vermehrt in die Öffentlichkeit<br />
zu treten. Das All-Star-Projekt eignet sich bestens dafür.<br />
Man hat das Gefühl, dass in <strong>der</strong> Schweiz viel Geld in die Ausbildung<br />
von Jazzmusikerinnen und -musikern investiert, aber<br />
die För<strong>der</strong>ung von Jazzprofis sehr stiefmütterlich behandelt<br />
wird.<br />
Künzle: Das stimmt natürlich. Man kann aber an<strong>der</strong>erseits auch<br />
sagen: Die Leute, die an unseren Jazzschulen ausgebildet werden,<br />
leisten nachher Basisarbeit für den Jazz. Es landen ja<br />
zwischen 80 und 90 Prozent <strong>mit</strong> einem zusätzlichen Standbein<br />
im Lehrerberuf.<br />
Guillermo Klein & Swiss Exchange: Live at Mehrspur (ZHdK Records /<br />
Phonag). Die CD ist ab 15, Okt, 2011 für CHF 30.– beim Online Shop des ZHdK<br />
Labels erhältlich: http://zhdkrecords.zhdk.ch<br />
* Christoph Merki ist Dozent für Jazzgeschichte und Ensembles im Departement<br />
Musik und Journalist (christoph.merki@zhdk.ch), Tom Gsteiger ist<br />
Jazz-Journalist.
musikalisches als-ob<br />
für orchester<br />
Die Orchesterakademie <strong>der</strong> ZHdK präsentiert im<br />
Herbst ein nicht alltägliches Programm, in dem<br />
das Mögliche zum Wirklichen wird. Von Michael<br />
Eidenbenz *<br />
Manchmal gerät näher an die Wahrheit, wer nur so tut, als ob.<br />
Verkleidung, Spiel <strong>mit</strong> Möglichkeiten, Imagination, Hypothesen,<br />
zwischenmenschliche Versuchsanordnungen, Doppelsinn<br />
und Fantasie: Darauf bauen Geschichten <strong>der</strong> Künste auf. Sie<br />
vermeiden die nackte Wirklichkeit und entkleiden sie dann<br />
durch Kostümierung. Hamlet hat Schauspieler gebraucht, um<br />
die Wahrheit eines Königsmords ans Licht zu bringen. Und<br />
<strong>der</strong> junge D<strong>mit</strong>ri Schostakowitsch hat tief in die Trickkiste <strong>der</strong><br />
avantgardistischen Klangfantasien seiner Zeit gegriffen, als er<br />
1932 seine Bühnenmusik zu «Hamlet» schrieb. Doppeldeutige<br />
Märsche, kapriziöse Flirrklänge, aufgedrehte Galoppaden und<br />
dramatische Aufzüge füttern die Spiellust eines Orchesters<br />
ebenso wie die Vorstellungskraft des stimulierten Publikums.<br />
Gut fünfzig Jahre später entfesselte ein an<strong>der</strong>er Russe sein<br />
Spiel <strong>mit</strong> dem Möglichen. In seinem ersten «Concerto grosso»<br />
verhält sich Alfred Schnittke exzessiv, als ob: Als ob er ein<br />
Barockkomponist wäre beispielsweise, indem er nicht nur die<br />
alte Konzertform verwendet, son<strong>der</strong>n Passagen schreibt, die<br />
wie ein entgleisen<strong>der</strong> Vivaldi hoch drei klingen. O<strong>der</strong> indem er<br />
diese in ein stilistisches Kaleidoskop wirft, wo Tango, Walzer,<br />
Cluster, Streichgeräusche durcheinan<strong>der</strong>wirbeln. Und manchmal<br />
hält plötzlich alles still, zwei verlorene Cembalo-Töne<br />
bleiben, und <strong>der</strong> erschreckte Zuhörer glaubt, einen Moment<br />
in ein leeres Jenseits zu blicken …<br />
Schliesslich aber wird das Spiel auch ganz wörtlich genommen,<br />
und zwar dort, wo das Als-ob im Sinne des Bluffs zentral<br />
ist und sich oft genug gleichzeitig <strong>mit</strong> elementarem Lebensernst<br />
verbindet: Poker ist gemeint! Igor Strawinsky hatte die<br />
verblüffende Idee, ein Ballett <strong>der</strong> Spielkarten zu komponieren,<br />
bei dem <strong>der</strong> treulose Joker eine Hauptfigur darstellt. Am<br />
Ende wird er als Kopf einer Pique-Strasse vom Herz-Flush<br />
geschlagen.<br />
Alles zusammen ist in <strong>der</strong> Herbst-Orchesterakademie <strong>der</strong><br />
ZHdK zu erleben, Marc Kissóczy dirigiert. Herzliche Einladung!<br />
* Prof. Michael Eidenbenz ist Direktor des Departements Musik<br />
Orchesterakademie - (Russland)<br />
Sonntag, 9. Oktober 2011, Tonhalle Zürich<br />
18.30 Uhr, Kleiner Saal: Einführung Dominik Sackmann<br />
19.30 Uhr, Grosser Saal: Konzert<br />
Orchester <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste; Marc Kissóczy, Leitung<br />
Igor Strawinsky (1882–1971): Jeu de cartes (1936)<br />
Alfred Schnittke (1934–1998): Concerto grosso Nr. 1, d-Moll (1977)<br />
D<strong>mit</strong>ri Schostakowitsch (1906–1975): Hamlet-Suite op. 32a (1932)<br />
Eintrittsmodalitäten: +41 44 206 34 34, übliche Vorverkaufsstellen<br />
(www.tonhalle.ch)<br />
StreicherInnen Orchester <strong>der</strong> ZHdK. Fotos: Daniela Huser<br />
musik/ zett 2–11 29
30<br />
zett 2–11 /kulturanalysen und ver<strong>mit</strong>tlung<br />
Syntharp, ein Instrument das elektronische Daten <strong>über</strong>setzen und wahrnehmbar<br />
machen kann. Foto: Martin Benz © Syntharp Instruments AG, 2010<br />
inside | outside –<br />
low | high<br />
Wie situieren sich die einzelnen Künste heute<br />
zwischen High Art und Low Culture, und wie<br />
generiert sich dabei das Gefühl, «in» o<strong>der</strong> «out»<br />
zu sein? Z+, die Plattform für transdisziplinäre<br />
Lehre, Forschung und Veranstaltungen <strong>der</strong> ZHdK<br />
stellt das Thema «inside | outside – low | high»<br />
zur Diskussion. Kuratorium Z+ *<br />
Die Problematik von High Art und Low Culture ist in allen<br />
Künsten und im Design virulent, wenngleich in unterschiedlicher<br />
Weise. Die Musikindustrie hat um 1900 offiziell eine bis<br />
heute gültige Scheidung zwischen dem U- und dem E-Bereich<br />
vollzogen, doch in <strong>der</strong> alltäglichen Musikpraxis sieht es gar<br />
nicht so eindeutig aus; in den visuellen Künsten wurde <strong>der</strong><br />
Einfluss <strong>der</strong> Low Culture bereits um 1850 als Gefahr debattiert,<br />
bevor ihr Einbezug im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t für ein neues<br />
Kunstverständnis (Beuys, Warhol u. a.) geradezu konstitutiv<br />
wurde. Für das Theater stellen die Popkultur und <strong>mit</strong> ihr auch<br />
die elektronischen Medien seit den 1990er-Jahren eine zentrale<br />
Bezugsgrösse dar, die Auseinan<strong>der</strong>setzung <strong>mit</strong> diesen<br />
Medien ist dabei weitgehend an die Stelle <strong>der</strong> Interpretation<br />
des klassischen Kanons getreten. Das Kino, das ja gemeinhin<br />
als industrielle Massenkunst gilt, stellt im Rahmen von<br />
«high | low» einen Son<strong>der</strong>fall dar. Und das Design verknüpft<br />
«Mode und Modetheorie arbeiten und argumentieren<br />
notorisch im Souterrain des Designs. Die<br />
Diskussion <strong>über</strong> Bedingungen und Konstruktionen<br />
von «inside | outside» ist deshalb für uns<br />
nicht nur verlockend und verführerisch, son<strong>der</strong>n<br />
macht sie aus unserer sozusagen myzelartigen<br />
Perspektive zur Notwendigkeit.»<br />
Anna-Brigitte Schlittler, Dozentin Theorie, Kunst und Design,<br />
Departemente Design und Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
Nicole Steiner, Style & Design: Ein einfacher Schlüsselring wird zum Schmuckstück.<br />
Foto: Betty Fleck<br />
durch seine Geschichte als angewandte Kunst gleichsam von<br />
vornherein Kunst und Alltag.<br />
Nachträglich und rückblickend lassen sich in <strong>der</strong> Geschichte<br />
<strong>der</strong> Künste mannigfache Verhältnisse zwischen «high» und<br />
«low» neu rekonstruieren, wobei vor allem die entsprechenden<br />
Umwertungen ins Auge fallen: Wie wird eine «nie<strong>der</strong>e» Kunst<br />
– wie etwa <strong>der</strong> Jazz, <strong>der</strong> jahrzehntelang als anrüchig galt und<br />
dann aber nach 1970 auch Eingang in die akademische Lehre<br />
fand – in High Art transformiert? Und wie wird umgekehrt<br />
ein Kunstobjekt, das heute noch <strong>der</strong> Hochkultur zugewiesen<br />
wird, morgen schon zum Kultgegenstand <strong>der</strong> Alltags- und<br />
Massenkultur?<br />
Bei diesen Umwertungen geht es nicht nur um Geld, es geht<br />
nicht nur um die Zugehörigkeit zur Elite bzw. zur Masse o<strong>der</strong><br />
um Tradition und Popularisierung, son<strong>der</strong>n wesentlich immer<br />
auch um Ausschluss- und Integrationsverfahren. Gerade mediale<br />
Hybridformate zwischen «high und low» spielen hierbei<br />
eine zentrale Rolle: Was zum Beispiel bedeutet «in» und «out»,<br />
«Die Dialektik von Innen und Aussen ist eine<br />
Konstitutionsbedingung <strong>der</strong> Kunst in ihrem<br />
Sagen, dass die Alltagswirklichkeit ihrer Stimme<br />
bedarf. Wie kann ihr das gelingen? Vielleicht als<br />
Arbeit an <strong>der</strong> Differenz, an <strong>der</strong> die Kunst ihre<br />
Argumente immer neu verhandeln kann.»<br />
Oliver W. Villiger, Student Master Transdisziplinarität,<br />
Departement Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung
«Je mehr wir uns als Musiker spezialisieren, zu<br />
Insi<strong>der</strong>n unserer Disziplin machen, desto wichtiger<br />
ist es für uns, in fremde Bereiche Einblick<br />
zu bekommen, in denen wir also Outsi<strong>der</strong> sind: in<br />
unbekannte Musik sowie in Denkweisen an<strong>der</strong>er<br />
Kunstdisziplinen, um neue kreative Gedankengänge<br />
wie<strong>der</strong> in unser künstlerisches Tun zu<br />
integrieren.»<br />
Benjamin Lang, Dozent Musiktheorie, Departement Musik<br />
Josina Schiff, Style & Design: Aufwertung durch neues Logo.<br />
Foto: Betty Fleck<br />
wenn <strong>der</strong> Popsong im Theater dröhnt o<strong>der</strong> wenn Stardesigner<br />
für H&M entwerfen?<br />
Muss man nur selber definieren, ob man «low» o<strong>der</strong> «high» ist,<br />
und wäre man dann <strong>mit</strong> einer solchen Selbstzuschreibung automatisch<br />
drin, weil man sich zugehörig fühlt? Wer bestimmt<br />
denn eigentlich schon, was das Drinnen ist? Und: Was ist zu<br />
tun, wenn für Dozierende nicht dasselbe «in» und «out» ist<br />
wie für Studierende?<br />
Mit <strong>der</strong> Profilierung dieser gemeinsamen thematischen Referenz<br />
sucht Z+ die Künste, das Design und die Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
gezielt <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> ins Gespräch zu bringen. An verschiedenen<br />
Departementen bestehen bereits Projekte (Ausstellung,<br />
Forschung, Lehre), die sich unter dem Aspekt «inside | outside<br />
– low | high» diskutieren lassen; im Rahmen des Forums<br />
(Agentur Z) 1 werden diese Projekte nebeneinan<strong>der</strong>gestellt und<br />
vergleichend diskutiert. Ausserdem sollen Unterrichtsprojekte<br />
(Z-Module) 2 sowie weitere Arbeiten zum Thema gezielt<br />
ini tiiert und unterstützt werden (Unterstützungsbeiträge <strong>der</strong><br />
Agentur Z) 3 .<br />
«Innerhalb <strong>der</strong> Künste ist die Fotografie geradezu<br />
das Paradebeispiel für ein grenz<strong>über</strong>schreitendes<br />
Medium, bei dem die Kategorien ‹inside | outside<br />
und low | high› stets im Fluss waren. Heute laufen<br />
die Linien quer durch alle Anwendungsbereiche,<br />
wie etwa bei William Eggleston o<strong>der</strong> Jürgen<br />
Teller.»<br />
Thilo Koenig, Dozent Fotografiegeschichte und -theorie,<br />
Departement Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
kulturanalysen und ver<strong>mit</strong>tlung/ zett 2–11 31<br />
Flowspace ist eine interaktive audio-visuelle Installation. Foto: Daniel Bisig,<br />
Institute for Computer Music und Sound Technology.<br />
*Kuratorium Z+<br />
Prof. Dr. Corina Caduff ist Kulturwissenschaftlerin und Leiterin Z+,<br />
Dept. Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung.<br />
Prof. Felix Baumann ist Leiter Komposition / Theorie, Dept. Musik.<br />
Dr. Jochen Kiefer lehrt in <strong>der</strong> Fachrichtung Theater,<br />
Dept. Darstellende Künste und Film.<br />
Prof. Patrick Müller ist Leiter Master of Arts in Transdisziplinarität,<br />
Dept. Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung.<br />
Marianne Müller lehrt in <strong>der</strong> Vertiefung Fotografie, Dept. Kunst & Medien.<br />
Prof. Katharina Tietze ist Leiterin <strong>der</strong> Vertiefung Style & Design, Dept. Design.<br />
E-Mails: vorname.name@zhdk.ch<br />
1 Forum (Agentur Z)<br />
Im Herbstsemester 2011/12 greift die Agentur Z bestehende ZHdK-Projekte<br />
«inside | outside – low | high» auf und stellt sie vergleichend zur Diskussion.<br />
Gezeigt und besprochen werden u. a. eine Arbeit von Sarah Owens zum Thema<br />
Laiendesign, das neue Filmprojekt zwischen Dokumentar- und Spielfilm von<br />
Maurizius Staerkle-Drux, das Glossar zum Begriff «Material» von Andrea Gleiniger<br />
sowie ein Jazzstück <strong>mit</strong> Chris Wiesendanger.<br />
Termine (sofern nicht an<strong>der</strong>s vermerkt) jeweils um 19 h, Bühne A, Theater <strong>der</strong><br />
Künste): 29. September / 13. Oktober; im Museum Bellerive: 18. November; um<br />
19.30 h im Rahmen <strong>der</strong> Master-Tagung «Regie heute»: 1. Dezember /<br />
12. Januar 2012.<br />
Der Schriftsteller Perikles Monioudis, <strong>der</strong> im Herbstsemester 2011/12 als<br />
«Observer-in-Residence» regelmässig Veranstaltungen <strong>der</strong> ZHdK besprechen<br />
wird, nimmt zudem als Diskutant an sämtlichen Forumsveranstaltungen teil<br />
(siehe Kurzportrait Seite 45).<br />
2 Teilthema <strong>der</strong> Z-Module<br />
«inside | outside – low | high» ist 2012 Teilthema <strong>der</strong> Z-Module.<br />
Informationen unter: http://z-module.zhdk.ch/<br />
3 Unterstützungsbeiträge <strong>der</strong> Agentur Z<br />
Unterstützungsbeiträge werden im September 2011 schwerpunktmässig an<br />
Projekte vergeben, die einen Bezug zum Thema aufweisen.<br />
Informationen unter: http://www.zhdk.ch/index.php?id=18481
32<br />
zett 2–11 /forschung<br />
dabei sein<br />
ist nicht alles<br />
Wie kann Performancekunst bewahrt und <strong>über</strong>liefert<br />
werden? Welche Rolle kommt dabei den<br />
Dokumenten und Artefakten zu, die <strong>mit</strong> dem<br />
Live-Moment in Verbindung stehen? Diesen<br />
Fragen geht das Forschungsprojekt «archiv<br />
performativ» am Institute for Cultural Studies<br />
in the Arts (ICS) nach. Irene Müller *<br />
Das Szenario ist bekannt: Man hat eine Performance nicht<br />
erlebt und greift bei <strong>der</strong> Recherche auf Fotos, Pressetexte o<strong>der</strong><br />
Videos zurück, lässt sich Gesehenes und Erlebtes von den Anwesenden<br />
schil<strong>der</strong>n. Alle dabei gewonnenen Informationen<br />
und <strong>über</strong><strong>mit</strong>telten Eindrücke verdichten sich zu einem Bild<br />
dessen, was während des Live-Moments stattgefunden haben<br />
könnte. In vielen Fällen stellen (an-)gesammelte Materialien<br />
in Festival- o<strong>der</strong> Institutionsarchiven o<strong>der</strong> für das Internet<br />
aufbereitete Dokumente den ersten Anknüpfungspunkt dar,<br />
da<strong>mit</strong> man sich <strong>der</strong> «Leerstelle», die das vergangene Ereignis<br />
hinterliess, annähern kann. Doch wie verhält es sich <strong>mit</strong> den<br />
blinden Flecken dieser Archive, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Überlieferungsleistung<br />
<strong>der</strong> konsultierten Videos, Fotos und Texte? Um diesen<br />
Fragen nachzugehen, wurden einerseits VertreterInnen <strong>der</strong><br />
oft unerschlossenen Materialsammlungen zu ihrem Selbstverständnis<br />
und ihrer Arbeitspraxis befragt. An<strong>der</strong>erseits wollte<br />
man von den potenziellen NutzerInnen solcher Materialien<br />
mehr <strong>über</strong> ihren spezifischen Umgang, ihre Vorlieben und Erfahrungen<br />
lernen. Dabei machte die Frage nach <strong>der</strong> «Leistung»<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Artefakte den Dreh- und Angelpunkt <strong>der</strong><br />
Gespräche aus.<br />
Aufzeichnung und Erinnerung<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Interviews können die Kriterien, die für die<br />
Produktion, Rezeption und Beurteilung <strong>der</strong> Artefakte und<br />
Dokumente als wichtig erachtet werden, jetzt klarer gefasst<br />
und ergänzt werden. So ist das Bewusstsein, dass wirklich<br />
hinter jedem Dokument, auch hinter einer scheinbar objektivdokumentarischen<br />
Videoaufzeichnung, ein Autor o<strong>der</strong> eine<br />
Autorin steht, ausschlaggebend für die Bewertung und Nutzung<br />
<strong>der</strong> Unterlagen. Wir konnten auch eruieren, dass dem<br />
individuellen, persönlich gefärbten Zeugnis, wie es in mündlichen<br />
Erzählungen, (aufgezeichneten) Augenzeugenberichten<br />
o<strong>der</strong> subjektiv formulierten Texten vorliegt, ein grosses<br />
Überlieferungspotenzial zugestanden wird – ein Umstand,<br />
<strong>der</strong> unseren Blick verstärkt auf den Aspekt einer sprachlichen<br />
«Wie<strong>der</strong>gabe» respektive einer Weiterschreibung von Performance<br />
gerichtet hat. Den technischen Aufzeichnungen<br />
wie Fotografie o<strong>der</strong> Video kommt nach wie vor ein wichtiger<br />
Stellenwert zu, obschon <strong>der</strong> an sie gestellte Anspruch auf<br />
«Wirklichkeitstreue» und vollständige Wie<strong>der</strong>gabe des Live-<br />
Moments durchaus zu relativieren ist.<br />
An<strong>der</strong>e Zugänge erproben<br />
Mit «archiv performativ: ein Modell» werden die bisher gewonnenen<br />
Erkenntnisse und Annahmen nun in einem modellhaften<br />
Arbeitsumfeld <strong>über</strong>prüft. In Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> Julia Wolf (Studentin ZHdK, MA Art Education, ausstellen<br />
& ver<strong>mit</strong>teln) und dem Künstlerduo Michael Meier /<br />
Christoph Franz entsteht <strong>der</strong>zeit für den Ausstellungsraum<br />
Klingental in Basel, ein Ausstellungs- und Ver<strong>mit</strong>tlungskonzept.<br />
Die Ausstellung ist einerseits öffentlich zugänglicher<br />
Präsentationsort ausgewählter Materialien aus dem Archiv des<br />
Kaskadenkondensators Basel, an<strong>der</strong>erseits dient sie den eingeladenen<br />
Gästen, KünstlerInnen, KuratorInnen, Forschenden,<br />
Dozierenden und ihren Studierenden als Experimentierfeld,<br />
Forschungsstation und Aufenthaltsraum. Zentraler Aspekt<br />
dieser Anlage ist es, unterschiedliche methodische Zugänge<br />
und theoretische Ansätze im gegenseitigen Austausch <strong>der</strong> verschiedenen<br />
wissenschaftlichen und künstlerischen Fel<strong>der</strong> zu<br />
erproben, zu diskutieren und in öffentlichen Veranstaltungen<br />
zu präsentieren – in gewisser Weise Forschung auch als performativen<br />
Vorgang zu betreiben.<br />
* Irene Müller ist Mitarbeiterin beim SNF/DORE-Forschungsprojekt «archiv<br />
performativ» am Institute for Cultural Studies in the Arts, Departement Kulturanalysen<br />
und Ver<strong>mit</strong>tlung (irene.mueller@zhdk.ch).<br />
«archiv performativ: ein Modell»<br />
Ausstellungsraum Klingental, Basel: bis 11. September 2011<br />
Öffnungszeiten: Di–Fr 15–18 h, Sa und So 11–17 h<br />
Öffentliche Präsentationen und Veranstaltungen:<br />
Freitag, 2. September und 9. September, jeweils um 18 h<br />
«Recollecting the Act. Zur Tradierung von Performancekunst»<br />
Eine Tagung <strong>mit</strong> Live-Performances, Präsentationen und Vorträgen zur<br />
Überlieferung und Weiterschreibung von Performancekunst.<br />
Kaserne Basel, 6. bis 8. Oktober 2011<br />
ics.zhdk.ch/ics/deutsch/forschungsprojekte/archiv-performativ/
Diplomausstellung Opening Scene 2010. Foto: Stefan Hunziker<br />
komplexe fragen –<br />
kluge lösungen<br />
Wie ver<strong>mit</strong>teln wir Ver<strong>mit</strong>teln? Und wie zeigen<br />
wir Transdisziplinarität? Diesen Fragen<br />
versuchten die beiden Master-Studiengänge in<br />
Transdisziplinarität und in Art Education auf<br />
die Spur zu kommen. Unter dem Titel «Opening<br />
Scene» stellten sie ihre Master-Arbeiten vor und<br />
präsentierten kluge Lösungen. Heinrich L<strong>über</strong> *<br />
Opening Scene bezeichnet in <strong>der</strong> Regel die Eröffnungsszene<br />
eines Films. Gewisse Meister ihres Faches schafften es, in dieser<br />
kurzen Sequenz die ganze Geschichte vorwegzunehmen,<br />
ohne dass man sie bereits im vollen Umfang verstanden hat.<br />
So zeigte zum Beispiel Alfred Hitchcock in «Rear Window»<br />
in einer komplexen Kamerabewegung, die nur einzelne Fragmente<br />
sichtbar machte, einen Mann <strong>mit</strong> Gips am Fenster, eine<br />
Balletttänzerin, ein Paar, das streitet, einen Hund, einen Pianisten,<br />
eine kaputte Kamera, Fotomagazine und ein Bild eines<br />
Autounfalls. Hitchcock beschrieb gleich zu Beginn den durch<br />
einen Unfall an den Stuhl gefesselten Fotografen und seine Situation.<br />
Das hätte er auch an<strong>der</strong>s leisten können, zum Beispiel<br />
durch ein inszeniertes Gespräch. Er wollte die Geschichte<br />
aber subtiler angehen. Das Potenzial seiner Eröffnungsszene<br />
ist also <strong>mit</strong>unter darin zu sehen, dass auf einfache Weise das<br />
Setting <strong>der</strong> Geschichte, also die Bedingungen <strong>der</strong> Möglichkeiten,<br />
offengelegt wird.<br />
Unter dem Titel «Opening Scene» stellten 2010 und 2011 im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Diplomausstellungen ZHdK Studierende <strong>der</strong> Studiengänge<br />
Master of Arts in Transdisziplinarität und Master of<br />
Arts in Art Education ihre Master-Arbeiten vor. In kurzen Videoporträts<br />
veranschaulichten sie noch vor <strong>der</strong> Fertigstellung<br />
ihrer Projekte zentrale Fragestellungen und Herangehenswei-<br />
Diplomausstellung Opening Scene 2011. Foto: Katja Gläss<br />
kulturanalysen und ver<strong>mit</strong>tlung/ zett 2–11 33<br />
sen, um einen Einblick in ihren Arbeitsprozess zu gewähren.<br />
Diese Aufgabe führte, auf für sie ungewohnte Weise, zu Fragen<br />
nach Inszenierung, Schnitt und Dramaturgie.<br />
Dieses Konzept soll Schnittstellen <strong>der</strong> beiden Studiengänge in<br />
Bezug auf Methoden und Prinzipien aufzeigen: sei es dadurch,<br />
dass das eine im an<strong>der</strong>en erzählt wird o<strong>der</strong> dass Reibungen<br />
zwischen verschiedenen Disziplinen erzeugt werden. Daraus<br />
ergaben sich Fragen wie: Wie ver<strong>mit</strong>teln wir Ver<strong>mit</strong>teln? Wie<br />
stellen wir Ausstellen aus? Wie können wir Beschreiben beschreiben?<br />
Und schliesslich: Was können wir zeigen, wenn<br />
wir Transdisziplinarität zeigen möchten?<br />
Richtige Antworten gibt es nicht – aber eines ist klar: Nur<br />
wenn an festen Grössen wie Kunst, Disziplin, Autorschaft,<br />
Werkbegriff und natürlich auch an Ver<strong>mit</strong>tlung und Transdisziplinarität<br />
gerüttelt wird, gibt es kluge Lösungen.<br />
* Heinrich L<strong>über</strong> ist Leiter bilden & ver<strong>mit</strong>teln im Master of Arts in Art<br />
Education, Departement Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung,<br />
(heinrich.lueber@zhdk.ch).<br />
Alle Videos und weitere Informationen sind zu finden unter: http://openingscene.ch
34<br />
zett 2–11 /kulturanalysen und ver<strong>mit</strong>tlung<br />
Bisherige Ideen auf die Seite räumen. Neue Visionen entwickeln.<br />
(Bild: © Weiss-heiten Design)<br />
sperrgebiet auf!<br />
auch fürs<br />
<strong>mit</strong>denken?<br />
Wer hat welche Visionen für die Umnutzung<br />
einer Brache von 2,5 Millionen Quadratmetern<br />
im Herzen des Metropolitanraums von Zürich?<br />
Was sind Alternativen zur Zerstückelung des<br />
Flugplatzes Dübendorf aufgrund partikulärer<br />
wirtschaftlicher und politischer Interessen? Eine<br />
Ausstellung und Veranstaltungen auf <strong>der</strong> Bühne A<br />
des Theaters <strong>der</strong> Künste schaffen Perspektiven<br />
für die Zukunft. Thom Held, Jürg Minsch,<br />
Patrick Müller, Basil Rogger *<br />
Noch ist <strong>der</strong> Flugplatz Dübendorf militärisches Gelände,<br />
Sperrgebiet also. Nach dem voraussichtlichen Rückzug <strong>der</strong><br />
Armee um das Jahr 2014 wird es – nur kurzzeitig? – zur riesenhaften<br />
Brache. Pläne, was <strong>mit</strong> dem Gebiet im Anschluss<br />
geschehen könnte, bestehen einige: Es soll neues Zentrum<br />
einer verdichtet gebauten «Grossstadt Glattal» werden, wie<br />
die <strong>Zürcher</strong> Architektengruppe Krokodil vorschlug. O<strong>der</strong> das<br />
aus allen Nähten platzende <strong>Zürcher</strong> Universitätsspital könnte<br />
dort seinen neuen Standort finden. O<strong>der</strong> aber es soll sich ein<br />
«Swiss Innovation Park» ansiedeln, ergänzt durch eine Innovationsplattform<br />
«I2», und so Innovation – auch <strong>mit</strong> ästhetischen<br />
Mitteln – in den breiten öffentlichen Diskurs tragen.<br />
Diesen Vorschlag hat Iris Pinkepank, Absolventin des Master<br />
in Transdisziplinarität, in ihrem Diplom-Projekt ausgearbeitet.<br />
Aufruf zum Wettbewerb<br />
Doch wer hat hier eigentlich das Sagen? Der Bund? Der Kanton?<br />
Die Standortgemeinden? Meistbietende? Politikerinnen?<br />
Wirtschaftsführer? Raumplaner? Wie kann man das Gelände<br />
zukunftsweisend nutzen, anstatt es gleich zu filettieren und<br />
zu <strong>über</strong>bauen? Wie wird <strong>über</strong>haupt Zukunft entworfen? Dies<br />
fragt sich die Denk-Allmend, eine Art Themenerkundungsfenster<br />
<strong>der</strong> Zivilgesellschaft, ein unabhängiger Thinktank <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit. Und es stellt sich auch die Frage, ob Demokratie<br />
von heute noch in <strong>der</strong> Lage ist, etwas Grosses zu schaffen,<br />
etwas, das die Menschen bewegt. Im Frühjahr 2011 hat die<br />
Denk-Allmend öffentlich zu einem Wettbewerb aufgerufen<br />
<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung, alle bisherigen Ideen <strong>mit</strong> Respekt auf<br />
die Seite zu räumen und neue zu entwickeln. Eingegangen sind<br />
mehr als fünfzig Vorschläge, Schweizer Ideen und solche aus<br />
dem Ausland, natürlich von ArchitektInnen und Stadt- und<br />
RaumplanerInnen, aber auch von KünstlerInnen, Kunsthochschulen<br />
und Privatpersonen. Eine hochkarätige Jury, <strong>der</strong> auch<br />
Mitglie<strong>der</strong> des Leitungsteams des MA in Transdisziplinarität<br />
angehören, diskutiert die Entwürfe und zeichnet die besten<br />
aus.<br />
Ideen und Meinungen ausstellen<br />
Zwischen dem 10. und dem 16. Oktober 2011 werden die eingegangenen<br />
Vorschläge auf <strong>der</strong> Bühne A des Theaters <strong>der</strong> Künste<br />
präsentiert. Die Denk-Allmend, <strong>der</strong> Bereich Szenografie des<br />
Departements Darstellende Künste und Film sowie <strong>der</strong> MA<br />
in Transdisziplinarität | Z+ schaffen dabei einen diskursiven<br />
Denkraum. Die Umnutzung des Flugplatzes Dübendorf trifft<br />
auf die erweiterte Nutzbarmachung eines Theaterraums für<br />
alle Künste und <strong>über</strong> die Künste hinaus. Neben Vernissage,<br />
Prämierung <strong>der</strong> besten Ideen gemäss Wettbewerbsjury und<br />
Präsentation <strong>der</strong> eingegangen Projekte finden auch eine Reihe<br />
von Workshops, Diskussions- und Denkveranstaltungen statt.<br />
Sind wir nicht alle «Easy Ri<strong>der</strong> <strong>der</strong> Demokratie», <strong>mit</strong> einem<br />
Drang zur Mitgestaltung, zur Freiheit nicht nur des Denkens,<br />
zur Tat? Und was können künstlerische und ästhetische Strategien<br />
dazu beitragen, vielfach umstellte Fel<strong>der</strong> <strong>mit</strong> ihrem<br />
Eigensinn aufzubrechen und in neue Perspektiven zu führen?<br />
Gelingt es, neue «Raumwerte» zu schaffen, die gesellschaftlich,<br />
kulturell und wirtschaftlich impulsgebend sind, auf die<br />
wir stolz sein können?<br />
* Thom Held (VIVA!campus) und Dr. Jürg Minsch (minsch sustainability<br />
affairs) sind Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Denk-Allmend für den Flugplatz Dübendorf (www.<br />
denkallmend.ch).<br />
Prof. Patrick Müller und Basil Rogger gehören dem Leitungsteam des MA in<br />
Transdisziplinarität, Departement Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung an (patrick.<br />
mueller@zhdk.ch, basil.rogger@zhdk.ch).<br />
Weitere Informationen: www.denkallmend.ch/flugplatz, http://trans.zhdk.ch
die wolken kratzen<br />
Das Hochhaus ist en vogue wie schon lange nicht<br />
mehr und un<strong>über</strong>sehbarer Ausdruck heutiger Urbanität.<br />
Das Museum für Gestaltung Zürich zeigt<br />
herausragende Gebäude und Hochhaus-Alltag<br />
aus Zürich, London, New York, Dubai, Hongkong<br />
und Shanghai. Andres Janser *<br />
Etwa die Hälfte <strong>der</strong> Hochhäuser, die in den Städten dieser<br />
Welt stehen, wurde seit <strong>der</strong> Jahrtausendwende gebaut. Die<br />
Gründe für den aktuellen Bauboom, <strong>der</strong> auch architektonische<br />
Innovation begünstigt, sind mannigfaltig. In den rasant wachsenden<br />
Grossstädten Asiens hilft das Hochhaus, das Problem<br />
massenhaft fehlen<strong>der</strong> Wohnungen zu lösen. In Europa ist es<br />
eher eine zahlungskräftige Min<strong>der</strong>heit, für die Wohnen an erhöhter<br />
(Aussichts-)Lage zu einem mo<strong>der</strong>nen Lifestyle gehört.<br />
Und immer wie<strong>der</strong> hegen Repräsentanten von Firmen, Städten,<br />
ja ganzer Län<strong>der</strong> den Wunsch nach einer symbolischen<br />
Verkörperung ihrer wirtschaftlichen o<strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />
Stellung – sei es durch extreme Höhe, eine expressive Form<br />
o<strong>der</strong> neuerdings auch durch eine ökologische Konzeption. All<br />
dies führt zu baulicher Verdichtung, wo<strong>mit</strong> bei sorgfältiger<br />
Planung auch ein nachhaltiger Städtebau entsteht.<br />
Zürichs diskrete Urbanität<br />
Jede Stadt hat ihr eigenes Verhältnis zum Hochhaus. An<strong>der</strong>s<br />
als bei manchen grossen Metropolen ist das Stadtbild<br />
von Zürich nicht von Hochhäusern geprägt – und das soll im<br />
Grundsatz so bleiben. Doch wird das Thema auch hier eifrig<br />
verhandelt, und es sind grössere Investitionen in einige solche<br />
Bauprojekte zu verzeichnen. So wird dieses Jahr das <strong>mit</strong><br />
126 Metern zurzeit höchste Gebäude <strong>der</strong> Schweiz, <strong>der</strong> Prime<br />
Tower, fertiggestellt. Und unsere <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong><br />
kulturanalysen und ver<strong>mit</strong>tlung/ museum/ zett 2–11 35<br />
Prime Tower, im Hintergrund Hardau (links) und Mobimo Tower (rechts).<br />
Gigon/Guyer Architekten. Foto: © Swiss Prime Site AG / Ralph Bensberg 2011<br />
Wettbewerb: Lade bis 30. September 2011 Dein Foto des <strong>Zürcher</strong> Prime<br />
Tower auf die Homepage des Museums, und es wird in <strong>der</strong> Ausstellung<br />
«Hochhaus» gezeigt! Die Jury wählt zudem die drei besten Bil<strong>der</strong> aus – auf die<br />
GewinnerInnen warten tolle Preise! Mehr Infos: www.museum-gestaltung.ch<br />
Künste wird zukünftig durch eine markante Aufstockung ihres<br />
neuen Heims im Toni-Areal in ihrer Sichtbarkeit bestärkt.<br />
Superhohe Bauten <strong>mit</strong> <strong>über</strong> 200 o<strong>der</strong> gar 300 Metern dürfte<br />
es hierzulande hingegen auf viele Jahre hinaus kaum geben.<br />
Das Hochhaus, künstlerisch betrachtet<br />
Das Hochhaus verkörpert vielleicht mehr als je zuvor den<br />
Zeitgeist unserer Epoche. Im Blick zeitgenössischer Künstler<br />
und Künstlerinnen ist dieser mehr als blosser Ausdruck<br />
einer Faszination für gewaltige, von Menschenhand errichtete<br />
Strukturen. Er ist auch eine kritische Auseinan<strong>der</strong>setzung <strong>mit</strong><br />
einer heroischen Geschichte, in welcher <strong>der</strong> Wolkenkratzer<br />
lange als Inbegriff und Indiz für Fortschritt und Zukunftsoptimismus<br />
galt. So bilden die künstlerischen, vor allem fotografischen<br />
Positionen zum Hochhaus, die in <strong>der</strong> Ausstellung<br />
neben zahlreichen Abbildungen, Plänen und Modellen von<br />
<strong>über</strong> zwei Dutzend Bauten und Projekten zu betrachten sind,<br />
zugleich Kommentare zu einer zusehends globalisierten und<br />
urbanisierten Welt.<br />
* Andres Janser ist Kurator am Museum für Gestaltung Zürich (andres.janser@<br />
zhdk.ch).<br />
Ausstellung «Hochhaus − Wunsch und Wirklichkeit»: 31. August 2011 bis<br />
2. Januar 2012, Museum für Gestaltung Zürich, Halle, Ausstellungsstrasse 60,<br />
Di–So 10–17 h, Mi 10–20 h<br />
Vernissage: 30. August 2011, 19 Uhr<br />
Publikation: Hochhaus – Wunsch und Wirklichkeit (D), High-Rise – Idea and<br />
Reality (E), Museum für Gestaltung Zürich (Hg.), Hatje Cantz
36<br />
zett 2–11 /museum<br />
françois<br />
berthoud –<br />
accidents<br />
provoqués<br />
Ohne Computer läuft in <strong>der</strong> visuellen<br />
Kommunikation heute gar nichts<br />
mehr. Und doch sind die Quellen für<br />
die berauschend schönen Illustrationen<br />
von François Berthoud analog:<br />
«Denn was <strong>der</strong> Computer nicht leisten<br />
kann, ist <strong>der</strong> Unfall – das Wohlkalkulierte,<br />
aber Ungeplante» so <strong>der</strong><br />
Künstler. Christian Brändle *<br />
Der Schweizer François Berthoud zählt zu den<br />
herausragenden Modeillustratoren unserer<br />
Zeit. Ab 1982 in Mailand tätig, entwickelte<br />
er früh eine unverkennbare Handschrift und<br />
erlangte <strong>mit</strong> Illustrationen für Magazine wie<br />
«Vanity» o<strong>der</strong> «Vogue» Weltruhm. Seine expressiven,<br />
hochästhetischen Linolschnitte und<br />
Drippings geben Modehäusern – etwa Yves<br />
Saint Laurent, Givenchy o<strong>der</strong> Shiseido – und<br />
<strong>der</strong>en Kampagnen ihr Gesicht. Berthouds<br />
Werk vereint Kunst, Mode und Kommunikation.<br />
Es ver<strong>mit</strong>telt die Facetten visueller Verführung<br />
in doppeltem Sinn: Sowohl in <strong>der</strong> Mode<br />
wie auch in <strong>der</strong>en illustrativer Interpretation<br />
dreht sich alles um Andeutung, Prägnanz und<br />
Ästhetik. Die Ausstellung, die zurzeit im Museum<br />
für Gestaltung Zürich gezeigt wird, führt<br />
1 Flowerbomb, Werbung für Viktor & Rolf<br />
Parfüm, Dia, gemischte Techniken, 2008<br />
2 Panties, Mode von Dior / veröffentlicht in<br />
Numero, Linolschnitt, Monotype, 2002<br />
3 Calzedonia Tights, Verpackung für<br />
Calzedonia, Linolschnitt, Monotype, 2002<br />
4 Allure, veröffentlicht in Rebel, Dripping,<br />
Lackfarbe auf Papier, 2001<br />
5 Girl Sitting, veröffentlicht in Flair,<br />
Dripping, Lackfarbe auf Papier, 2001<br />
1 2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
<strong>über</strong> Vorstudien und Zwischenschritte an die<br />
finalen Werke François Berthouds heran und<br />
ver<strong>mit</strong>telt so den Entstehungsprozess dieser<br />
suggestiven Bildwelt.<br />
Linolschnitte<br />
Seit Jahrzehnten arbeitet Berthoud intensiv<br />
<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Technik des Linolschnitts. Mit mehreren<br />
Skizzen wird die Linienzeichnung verdichtet,<br />
diese <strong>über</strong>trägt <strong>der</strong> Künstler auf die Linolplatte,<br />
die anschliessend geschnitten wird.<br />
Die entstandene Druckvorlage wird nun unterschiedlich<br />
eingefärbt: Über die Farbdichte,<br />
die <strong>mit</strong> partiellem Reinigen <strong>der</strong> Linolplatte<br />
variiert wird, sowie <strong>mit</strong>tels Einsatz transparenter<br />
Farbe werden Licht und Schatten in die<br />
Arbeiten eingeführt.<br />
Dripping<br />
Beim Dripping lässt Berthoud dickflüssige Farbe<br />
auf ein Stück Acetat tropfen und zeichnet<br />
so die darunterliegende Vorlage nach, ohne<br />
<strong>mit</strong> dem Pinsel die Oberfläche zu berühren.<br />
Die Acetatfolie bildet nun die Druckvorlage<br />
für wenige Monotypien, die abgezogen werden<br />
können.<br />
Dia<br />
François Berthouds jüngste Technik sind die<br />
<strong>der</strong> Dias: Mit weisser Gouachefarbe malt er auf<br />
einen transparenten Bildträger. Durch mehrfachen<br />
Farbauftrag unterschiedlich pastöser<br />
Farbqualitäten entsteht eine Vorzeichnung,<br />
die ausser dem Umriss keine wesentlichen<br />
visuellen Informationen zu beinhalten scheint.<br />
Ein komplexer weisser Fleck ist das Resultat.<br />
Erst das Einlesen <strong>mit</strong> einem Durchlichtscanner<br />
macht das Bild sichtbar − je dichter <strong>der</strong><br />
Farbauftrag in <strong>der</strong> Vorzeichnung, desto intensiver<br />
das farbige Abbild.<br />
Abgerundet wird die Ausstellung durch einen<br />
Film von Eric Stitzel, <strong>der</strong> einen Werkprozess<br />
von A bis Z nachvollziehen lässt. Diese erste<br />
Einzelausstellung von Berthoud in einem Museum<br />
zeigt sein Werk im Spannungsfeld von<br />
Mode, Accessoires und subtiler Erotik.<br />
* Christian Brändle ist Direktor des Museum für Gestaltung<br />
Zürich und Kurator dieser Ausstellung (christian.<br />
brändle@zhdk.ch).<br />
Ausstellung «François Berthoud − Die Kunst <strong>der</strong> Modeillustration»:<br />
bis 9. Oktober 2011, Museum für Gestaltung<br />
Zürich, Galerie, Ausstellungsstrasse 60, Di–So 10–17 h, Mi<br />
10–20 h<br />
Publikation<br />
François Berthoud Studio<br />
Mit einem Interview <strong>mit</strong> François Berthoud und einem<br />
Essay von Jeroen van Rooijen<br />
Museum für Gestaltung Zürich (Hg.), D/E, Hatje Cantz,<br />
CHF 47.–
mentoringprogramm<br />
«frauen<br />
für führungspositionen»<br />
Zwei Mentees berichten von ihrer Studienreise<br />
nach Boston, die den Abschluss des hochschul<strong>über</strong>greifenden<br />
Mentoringprogramms <strong>der</strong> ZFH<br />
bildete. Stefanie Graf und Maria Angela Algar *<br />
Die <strong>Zürcher</strong> Fachhochschule (ZFH) startete im Mai 2010 die<br />
erste Durchführung des Mentoringprogramms «Frauen für<br />
Führungspositionen (fff )». Ziel des Programms ist es, Frauen<br />
auf dem Weg in leitende Positionen zu unterstützen. Insgesamt<br />
nahmen am einjährigen Programm rund dreissig Mentorinnen<br />
und Mentees <strong>der</strong> ZHdK, <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong><br />
für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und <strong>der</strong> Pädagogischen<br />
<strong>Hochschule</strong> Zürich (PHZH) teil. Während zweimal<br />
sechs Monaten tauschten sich hochschul<strong>über</strong>greifende Tandems<br />
<strong>über</strong> Führungserfahrungen und -fragestellungen aus. Als<br />
Abschluss des Programms unternahmen die Teilnehmerinnen<br />
eine gemeinsame Studienreise nach Boston (USA), von <strong>der</strong><br />
nun die Rede sein wird:<br />
In Boston setzten wir Mentees und Mentorinnen uns intensiv<br />
<strong>mit</strong> den Themen Führung und Gen<strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong> und<br />
verbanden dies <strong>mit</strong> dem Besuch mehrerer amerikanischer<br />
<strong>Hochschule</strong>n. Unterstützt wurden wir durch swissnex Boston,<br />
die konsularische Vertretung <strong>der</strong> Schweiz, die <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />
Beziehungspflege in Wissenschaft, Bildung und Innovation<br />
beauftragt ist.<br />
Den Auftakt <strong>der</strong> Studienwoche bildete die Teilnahme an <strong>der</strong><br />
Simmons Lea<strong>der</strong>ship Conference, die das Simmons College alljährlich<br />
organisiert. Das Simmons College wurde 1899 <strong>mit</strong> dem<br />
Ziel gegründet, Frauen Zugang zu höherer Bildung zu ermöglichen.<br />
Sein heutiges Renommee basiert insbeson<strong>der</strong>e auf den<br />
Ausbildungs- und Forschungsprogrammen im Bereich Management<br />
und Gen<strong>der</strong>. An <strong>der</strong> Konferenz nahmen 3000 Frauen<br />
teil, es sprachen weibliche Führungspersonen amerikanischer<br />
Top-Unternehmen wie Anne Mulcahy (ehemalige CEO von<br />
Xerox) und Marilyn Carlson Nelson (Verwaltungsratspräsi-<br />
hochschule II/ zett 2–11 37<br />
Das Bild zeigt die Gruppe vor dem Sea port World<br />
Trade Center Boston, dem Kongresszentrum des<br />
Simmons Lea<strong>der</strong>ship Conference. Stefanie Graf:<br />
5. v. rechts, vord. Reihe. Maria Angela Algar:<br />
7. v. rechts, vord. Reihe<br />
dentin von Carlson Companies) sowie Persönlichkeiten aus<br />
den Cultural Industries wie Judith Jamison (künstlerische<br />
Leiterin des Alvin Ailey American Dance Theater) o<strong>der</strong> Donna<br />
Karan (Modedesignerin). Während <strong>der</strong> folgenden Tage<br />
nahmen wir an einem Workshop am Simmons College teil. Im<br />
Zentrum stand die Analyse <strong>der</strong> Führungsqualitäten und -potenziale<br />
<strong>der</strong> Mentees: Eine im Vorfeld abgegebene Beurteilung<br />
durch mehrere Observers (Vorgesetzte, Kolleginnen / Kollegen,<br />
Untergebene) mündete in einen kritisch-konstruktiven<br />
Bericht in Form eines 360-Grad-Feedbacks, <strong>der</strong> sowohl <strong>mit</strong><br />
einer dortigen Dozentin als auch <strong>mit</strong> einer Peer-Mentorin<br />
reflektiert wurde und aus dem ein Action Plan für die weitere<br />
Karriereplanung resultierte.<br />
Im zweiten Teil <strong>der</strong> Studienwoche lernten wir das Hochschulwesen<br />
<strong>der</strong> USA näher kennen. Anlässlich unseres Besuchs des<br />
140-jährigen Wellesley Colleges <strong>mit</strong> wun<strong>der</strong>schönem Campus<br />
erhielten wir Einblick in den Studienalltag einer amerikanischen<br />
Eliteuniversität. An <strong>der</strong> Harvard University staunten<br />
wir <strong>über</strong> die Infrastruktur und die zahlreichen Anekdoten<br />
rund um die namhafteste <strong>Hochschule</strong> des Landes. Weitere<br />
Stationen waren das Massachusetts Institute of Technology<br />
(MIT), das Fraunhofer Center for Sustainable Energy und das<br />
Cambridge Innovation Center, wo wir uns <strong>mit</strong> engagierten<br />
Jungunternehmerinnen austauschten.<br />
Während <strong>der</strong> Studienwoche knüpften wir eifrig Kontakte zu<br />
den Kolleginnen <strong>der</strong> ZHAW und <strong>der</strong> PHZH. Diesen hochschul<strong>über</strong>greifenden<br />
Austausch erlebten wir als grosse Bereicherung.<br />
Um unser neues Netzwerk zu festigen und für unsere<br />
<strong>Hochschule</strong>n nachhaltig zu machen, gründeten wir im Juni<br />
2011 einen Verein, den Liberty Club (benannt nach unserem<br />
Hotel in Boston, welches früher ein Gefängnis war). Dass eine<br />
stärkere Vertretung von Frauen in den Führungsetagen ein<br />
ernsthaftes Anliegen <strong>der</strong> drei <strong>Hochschule</strong>n ist, bezeugt die<br />
Tatsache, dass an <strong>der</strong> Schlussveranstaltung des Programms<br />
die jeweiligen Rektoren in einem Podium das Thema diskutierten<br />
und sich den Fragen <strong>der</strong> Mentees und Mentorinnen<br />
stellten. Das Mentoringprogramm findet voraussichtlich eine<br />
Fortsetzung.<br />
* Stefanie Graf ist Assistentin im Generalsekretariat <strong>der</strong> ZHdK (stefanie.graf@<br />
zhdk.ch), Maria Angela Algar ist Assistentin in <strong>der</strong> Verwaltungsdirektion<br />
(maria.algar@zhdk.ch).<br />
Als Mentorinnen seitens <strong>der</strong> ZHdK wirkten Ursula Akmann, Barbara Berger,<br />
Elisabeth Danuser und Alessandra Zanotelli <strong>mit</strong>. Die Leitung des Programms<br />
hat Ursula Bolli-Schaffner (ZHAW) inne.
38<br />
zett 2–11 /hochschule II<br />
«Mit Weiterbildung ist es bei mir immer<br />
dasselbe: Ich melde mich <strong>mit</strong> Freude an und<br />
verfluche dies kurz vor dem Termin,<br />
weil ich zu viel um die Ohren habe. Nach den<br />
Anlässen bin ich aber praktisch immer<br />
sehr zufrieden: Denn ich habe Neues entdeckt,<br />
Bekanntes reflektiert und bin inhaltlich<br />
bereichert. Zudem gibt mir eine Weiterbildung<br />
Sicherheit und Rückhalt im eigenen Tun.»<br />
Christian Brändle, Direktor Museum für Gestaltung Zürich<br />
«Am Seminar Sitzungsleitung erhielt ich<br />
nützliche Tipps, die sofort umsetzbar sind.<br />
Die Kursleiterin <strong>über</strong>zeugte <strong>mit</strong> klaren<br />
Aussagen und grosser Erfahrung.»<br />
Pia Perolini, Leiterin Hochschuladministration<br />
Das neue Programm <strong>der</strong> hochschulinternen<br />
Weiterbildung ist erschienen. Es enthält zahlreiche<br />
Angebote für Dozierende, Führungsverantwortliche<br />
und Mitarbeitende, die sich weiterqualifizieren<br />
möchten. Da<strong>mit</strong> för<strong>der</strong>t die ZHdK<br />
nicht nur die persönliche Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />
Hochschulangehörigen, son<strong>der</strong>n sie trägt auch<br />
zur Entwicklung <strong>der</strong> Organisation bei. Ursula<br />
Akmann *<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Vision und Strategie <strong>der</strong> ZHdK wurde die<br />
Relevanz von hoch qualifizierten Dozierenden als zentrales<br />
Element für die Qualität <strong>der</strong> Lehre und Forschung betont.<br />
Neben den selbstredend vorausgesetzten hohen fachlichen<br />
Kompetenzen sind auch funktionsbezogene Qualifikationen<br />
von Bedeutung, beispielsweise im Bereich Hochschuldidaktik<br />
und Führung. Ebenso benötigen die Leitungsverantwortlichen<br />
<strong>der</strong> zentralen Dienste entsprechende Schlüsselkompetenzen.<br />
Das Programm <strong>der</strong> internen Weiterbildung umfasst zahlreiche<br />
Angebote zur Weiterqualifizierung und richtet sich an Dozierende,<br />
Personen <strong>mit</strong> Führungsverantwortung und punktuell<br />
an Mittelbauangehörige und Mitarbeitende.<br />
Persönlichkeits- und Institutionsentwicklung<br />
Individuelle Weiterbildungen haben persönliche und institutionelle<br />
Wirkungen. Sie sind im Kontext von Persönlichkeits-,<br />
Personal- und Institutionsentwicklung zu verstehen. Zum<br />
einen soll die Weiterentwicklung des Selbstverständnisses <strong>der</strong><br />
Lehrenden, zum an<strong>der</strong>en die Führungskultur und da<strong>mit</strong> die<br />
Identität <strong>der</strong> noch jungen ZHdK gefestigt werden. Es gilt zu-<br />
«Im Seminar Mitarbeiterführung<br />
beeindruckte mich bei <strong>der</strong> Analyse von<br />
hausinternen Fallstudien das<br />
intelligente, engagierte und äusserst<br />
differenzierte Feedback seitens<br />
<strong>der</strong> Teilnehmenden.»<br />
Cecilia Hausheer, Vorsitzende Kommission Weiterbildung, Weiterbildungsbeauftragte<br />
Dept. Darstellende Künste und Film<br />
«Mit <strong>der</strong> Englischklasse alle zwei Wochen in die<br />
Sprache eintauchen, kleine o<strong>der</strong> grosse Themen<br />
des beruflichen und privaten Alltags diskutieren<br />
und sich dabei ebenso vom Humor wie von <strong>der</strong><br />
sprachlichen Differenziertheit des Kursleiters<br />
anstecken lassen: Practice makes perfect!»<br />
Ruth Frischknecht, Dozentin und Studienleiterin Schulmusik I und II<br />
«Eine Recherchespezialistin ver<strong>mit</strong>telt im Kurs Wissenschaftliche Literaturrecherche nicht nur, welche<br />
Fallstricke bei <strong>der</strong> Literaturbeschaffung vorhanden, son<strong>der</strong>n wie sie vor allem vermeidbar sind.<br />
Sie stellt insbeson<strong>der</strong>e die Zugriffs- und Nutzungsmöglichkeiten für eine Vielzahl von internationalen<br />
Datenbanken sowie Fach- und elektronischen Publikationen dar, in denen wissenschaftliche Literatur<br />
bibliografiert und zum Teil sogar direkt online verfügbar ist. Der Kurs lohnt sich für alle, die von den<br />
zahlreichen Vorteilen des internet- und programmgestützten Forschens profitieren und praxistaugliche<br />
Verfahren für das effiziente Quellenstudium kennenlernen möchten.»<br />
Margarete von Lupin, Journalistin, Dozentin<br />
interne weiterbildung an <strong>der</strong> zhdk<br />
dem, den Nachwuchs sowohl in Lehre und Forschung als auch<br />
in <strong>der</strong> Führung <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> zu för<strong>der</strong>n. Im Weiteren bietet<br />
das Programm den ZHdK-Angehörigen eine Möglichkeit, ihre<br />
Position am Arbeitsmarkt zu festigen und zu entwickeln. Es<br />
unterstreicht insofern auch das Selbstverständnis <strong>der</strong> ZHdK<br />
als attraktive Arbeitgeberin.<br />
Neue Angebote<br />
Mitte Mai ist das Programm interne Weiterbildung für das<br />
Studienjahr 2011/ 12 erschienen. Es enthält zahlreiche neue<br />
Angebote. So wurden in <strong>der</strong> Sparte Führung & Selbstmanagement<br />
Seminare zu Themen wie Gesprächsführung, Konfliktmanagement<br />
und Work-Life-Balance programmiert. Die bisher<br />
erfolgreich durchgeführten Seminare Mitarbeiterführung,<br />
Sitzungsleitung und Selbstmanagement werden fortgesetzt,<br />
wobei Selbstmanagement neu auch speziell für Nichtführungskräfte<br />
ausgeschrieben wird.<br />
In <strong>der</strong> Sparte Forschung & Methoden bietet das Medien- und<br />
Informationszentrum verschiedene bewährte Recherchekurse<br />
zur Erhöhung <strong>der</strong> Informationskompetenz an. In Erarbeitung<br />
ist zudem ein Angebot für wissenschaftliches Schreiben, das<br />
zu einem späteren Zeitpunkt ausgeschrieben wird.<br />
Die Sparte ZHdK & Umfeld umfasst den Einführungstag für<br />
neue Mitarbeitende und Dozierende, <strong>der</strong> im März 2011 erstmals<br />
<strong>mit</strong> Erfolg durchgeführt wurde und künftig regelmässig<br />
halbjährlich stattfinden soll. Die Veranstaltung ist als einzige<br />
obligatorisch, und zwar für alle neu an <strong>der</strong> ZHdK angestellten<br />
Personen <strong>mit</strong> einem Beschäftigungsgrad ab 30 Prozent. Ziel ist
«Das Sprichwort sagt: ‹Einem geschenktem Gaul<br />
schaut man nicht ins Maul›, und die ZHdK-Weiterbildung<br />
für Dozierende und Angehörige des<br />
Mittelbaus ist so ein geschenktes Vehikel, dem<br />
man vorschnell einen gewissen Mundgeruch attestiert.<br />
In Wirklichkeit ist es eine Investition, <strong>der</strong><br />
man entspannt auch tief in den Rachen blicken<br />
kann. Nicht weil bahnbrechende Erkenntnisse<br />
ver<strong>mit</strong>telt o<strong>der</strong> Formeln für die perfekte Handhabe<br />
in Selbstmanagement, Sitzungsleitung o<strong>der</strong><br />
Mitarbeiterführung gelehrt würden, son<strong>der</strong>n weil<br />
einem Zeit und Runde geschenkt werden, <strong>mit</strong> erfahrenen<br />
Fachkräften und KollegInnen die eigene<br />
Sachkenntnis (und Routine) zu <strong>über</strong>prüfen und<br />
weiterzuentwickeln. Diese Programme helfen so<br />
auch ZHdK-weit, sinnvolle Standards zu etablieren.»<br />
Anton Rey, Leiter Institute for the Performing Arts and Film<br />
«Meine Erfahrungen <strong>mit</strong> den Seminaren Selbstmanagement<br />
und Mitarbeiterführung sind durchweg<br />
positiv. Durch eine gelungene Mischung aus<br />
thematischen Inputs, Kleingruppenarbeit und<br />
Fallbeispielen habe ich Werkzeuge an die Hand<br />
bekommen, die von <strong>der</strong> Dozentin getestet und<br />
<strong>mit</strong> Beispielen aus <strong>der</strong> Praxis <strong>über</strong>zeugend belegt<br />
worden sind. Die geschützte Atmosphäre, die<br />
Begegnung und Auseinan<strong>der</strong>setzung <strong>mit</strong> KollegInnen<br />
aus an<strong>der</strong>en Arbeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> ZHdK<br />
tragen dazu bei, dass ich gerne wie<strong>der</strong> Angebote<br />
<strong>der</strong> internen Weiterbildung wahrnehme.»<br />
Maria Rapp, Leiterin Master Musikpädagogik<br />
es, die ZHdK als Arbeitgeberin kennenzulernen. Der Rektor<br />
präsentiert die <strong>Hochschule</strong>, und die neuen Mitarbeitenden<br />
besuchen einzelne Standorte und Studiengänge. Das Seminar<br />
Kontextwissen, das <strong>über</strong> rechtliche, politische und finanzielle<br />
Grundlagen <strong>der</strong> ZHdK informiert und bisher einmal durchgeführt<br />
wurde, wird <strong>über</strong>arbeitet.<br />
Teaching & Learning<br />
Neu aufgebaut wurde die Sparte Teaching & Learning <strong>mit</strong><br />
den sogenannten Faculty Visits, die von <strong>der</strong> Kommission Teaching<br />
& Learning entwickelt wurden. Daran beteiligt sind Ulrich<br />
Görlich (DKM), Wanja Kröger (DDK), Jürg Lanfranconi<br />
(DMU), Sarah Owens (DDE) und Anna Schürch (DKV). Die<br />
Projektleitung und Verantwortung für die Durchführung liegt<br />
bei Manfred Künzel, einem Hochschuldidaktiker <strong>mit</strong> Mandaten<br />
an verschiedenen <strong>Hochschule</strong>n und grosser Erfahrung<br />
in den Bereichen Kunst, Design und Ver<strong>mit</strong>tlung. Mit den<br />
Faculty Visits lanciert die ZHdK erstmals ein eigenes, speziell<br />
auf ihre Bedürfnisse als Kunsthochschule abgestimmtes Programm<br />
<strong>mit</strong> dem Ziel, entsprechende Kompetenzen weiterzuentwickeln<br />
und durch den Austausch <strong>der</strong> Dozierenden <strong>über</strong><br />
ihre Lehre einen Beitrag an die Entwicklung <strong>der</strong> Hochschulkultur<br />
zu leisten. Zurzeit wird zudem abgeklärt, inwiefern<br />
die Teilnahme an den Faculty Visits an das Portfolioverfahren<br />
für den Nachweis <strong>der</strong> didaktischen Qualifikation angerechnet<br />
werden kann.<br />
* Dr. Ursula Akmann ist Leiterin des Generalsekretariats und verantwortlich<br />
für die interne Weiterbildung (ursula.akmann@zhdk.ch).<br />
Die Angebote <strong>der</strong> internen Weiterbildung sind auch auf <strong>der</strong> Website www.zhdk.<br />
ch > Weiterbildung > Interne Weiterbildung publiziert.<br />
hochschule II/ zett 2–11 39<br />
Tobias Strebel, Thomas D. Meier und Barbara Berger diskutieren am zweiten<br />
«Gipfelitreffen».<br />
kommunikation<br />
auf augenhöhe: das<br />
«gipfelitreffen» des<br />
personalrats<br />
Um die Fronten zwischen «oben» und «unten»<br />
produktiv aufeinan<strong>der</strong>prallen zu lassen, organisierte<br />
<strong>der</strong> Personalrat (PR) <strong>der</strong> ZHdK das zweite<br />
«Gipfelitreffen» <strong>mit</strong> Rektor Thomas D. Meier.<br />
Dar<strong>über</strong> berichten Barbara Berger * und Tobias<br />
Strebel *<br />
Angelockt vom vielschichtigen Diskussionsthema «Hochschul-Betriebskultur»,<br />
kamen etwa sechzig Angehörige <strong>der</strong><br />
ZHdK am 7. April ins Podium an die Gessnerallee. Zwei Traktanden<br />
standen auf dem Programm: Einerseits informierte<br />
PR-Präsidentin Barbara Berger <strong>über</strong> die laufenden Geschäfte,<br />
an<strong>der</strong>erseits gab <strong>der</strong> Rektor Auskunft <strong>über</strong> die Grundschwingungen<br />
<strong>der</strong> ZHdK-Politik.<br />
In einer ausführlichen Rückschau sprach Barbara Berger<br />
<strong>über</strong> die Situation des administrativ-technischen Personals<br />
und <strong>über</strong> die Aktivitäten des Personalrats an <strong>der</strong> ZHdK: Das<br />
Personal ist im Grossen und Ganzen zufrieden <strong>mit</strong> den Arbeitsbedingungen<br />
und hat grosses Interesse an <strong>der</strong> Hochschul-<br />
und Bildungspolitik. In einigen Punkten ist es aber doch eher<br />
unzufrieden.<br />
Zum Beispiel sind die Führungskräfte bei Fragen <strong>der</strong> Personalführung<br />
oft weiterbildungsbedürftig. Im Frühling 2011 veröffentlichte<br />
das Rektorat ein umfangreiches Weiterbildungsprogramm.<br />
Wenn alle leitenden Angestellten diese Angebote<br />
rege nutzen würden, wären wir einen grossen Schritt weiter.<br />
Gleichzeitig bleibt das Weiterbildungsangebot für Mitarbeitende<br />
ohne Leitungsfunktion ausbaufähig – dass beispielswei-
40<br />
zett 2–11 /hochschule II<br />
se Konfliktmanagement o<strong>der</strong> Work-Life-Balance Chefsache<br />
sein sollen, leuchtet nicht ein. Die Empfehlung des PR: Wer als<br />
normale/r MitarbeiterIn Interesse an einem solchen Angebot<br />
<strong>der</strong> internen Weiterbildung hat, soll sich einfach trotzdem<br />
anmelden und schauen, was passiert.<br />
Ein weiterer wun<strong>der</strong> Punkt sind die Mitarbeitergespräche,<br />
welche unabdingbar für eine Beför<strong>der</strong>ung sind. Sie werden<br />
nicht von allen Vorgesetzten konsequent durchgeführt. Die<br />
Personalabteilung müsste in solchen Fällen die Betreffenden<br />
zur Durchführung ermahnen. Immerhin wurde durch Intervention<br />
des Personalrats durchgesetzt, dass die Feedbacks<br />
<strong>der</strong> Mitarbeitenden zu ihren direkten Vorgesetzten an <strong>der</strong>en<br />
Vorgesetzte weitergeleitet werden. Dies war bislang nicht <strong>der</strong><br />
Fall und muss auch jetzt noch durch Ankreuzen auf dem MAG-<br />
Bogen ausdrücklich verlangt werden.<br />
Der Rektor gibt Auskunft<br />
Im zweiten Teil des Treffens stand <strong>der</strong> Rektor Thomas<br />
D. Meier Rede und Antwort. Erfreulich entwickelte sich die<br />
<strong>Hochschule</strong> aus seiner Sicht in Bezug auf die Transparenz<br />
<strong>der</strong> Kommunikation. Das wirke sich auf die Gesprächs- und<br />
Betriebskultur sehr positiv aus. Erfreuliche Entwicklungen<br />
des vergangenen Jahres waren für ihn auch die Einführung<br />
des neuen, transparenten Ressourcenmodells (zur Verteilung<br />
<strong>der</strong> Mittel >> siehe auch Zett 3–10), <strong>der</strong> gute Rechnungsabschluss,<br />
<strong>der</strong> es ermöglicht, gewisse Reserven anzulegen, sowie<br />
die Genehmigung <strong>der</strong> Institute durch den Fachhochschulrat.<br />
Unerfreulicher war die Abschaffung <strong>der</strong> gestalterischen Weiterbildungskurse.<br />
Immerhin konnte die <strong>Hochschule</strong> <strong>mit</strong>helfen,<br />
diese Angebote in an<strong>der</strong>er Form neu zu lancieren. Die Tatsache,<br />
dass <strong>der</strong> Bachelor Tanz noch keine und <strong>der</strong> Master Film<br />
keine definitive Bewilligung erhalten haben, zählte ebenfalls<br />
zu den unerfreulichen Ereignissen.<br />
Für 2011 hat <strong>der</strong> Rektor in Bezug auf das Personal einiges vor:<br />
In erster Priorität sollen die Arbeitsverhältnisse des Mittelbaus<br />
verbessert und ein Personalentwicklungskonzept erarbeitet<br />
werden. Ein entsprechendes Reglement liegt inzwischen<br />
vor und steht vor <strong>der</strong> Umsetzung. Der PR hofft, dass danach<br />
Gleiches für das administrativ-technische Personal in Angriff<br />
genommen wird, und bleibt am Thema dran. Ebenso will <strong>der</strong><br />
Rektor eine Studie hinsichtlich <strong>der</strong> Zufriedenheit des Personals<br />
ins Auge fassen. Abgeklärt wird, ob da allenfalls ein<br />
Koordinationsbedarf <strong>mit</strong> dem Kanton besteht. Mit grossem<br />
Applaus unterstützte das Publikum die Hochschulleitung in<br />
ihrer Absicht, die Sache voranzutreiben.<br />
Zu guter Letzt wurde <strong>über</strong> die Betriebskultur an <strong>der</strong> ZHdK<br />
diskutiert. Eine konkrete Aussage dazu ist nicht einfach zu machen,<br />
weil jedes Departement seine eigene Betriebskultur lebt.<br />
Aus Sicht des Rektors ist allen Departementen gemeinsam,<br />
dass sie sich nach wir vor stark auf sich selber konzentrieren.<br />
Das ist von den Aufgaben her, die sie erfüllen, durchaus verständlich.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wird es künftig wichtig sein,<br />
eine departements<strong>über</strong>greifende Sichtweise zu stärken, nicht<br />
zuletzt auch im Hinblick auf die gesellschaftliche Relevanz<br />
dessen, was wir als <strong>Hochschule</strong> tun.<br />
Aus <strong>der</strong> Sicht des administrativ-technischen Personals ist<br />
mancherorts mangelnde Wertschätzung zu beklagen. Die<br />
Kultur des Umgangs <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> ist gerade zwischen Dozierenden,<br />
Studierenden und administrativem Personal in den<br />
letzten Jahren zu kurz gekommen. Nach Rektor Meier wird<br />
die Hochschulleitung das ihr Mögliche unternehmen, um einen<br />
respektvollen Umgang zu kultivieren. Der Personalrat<br />
hat im Anschluss an die Veranstaltung die gesamte ZHdK <strong>mit</strong><br />
einer Plakataktion zur «DÜNKELFREIEN ZONE» erklärt.<br />
Der Rektor meinte dazu, auch er sei noch nie ein Freund dünkelhaften<br />
Verhaltens gewesen. (Die PDF-Vorlage des Plakats<br />
für die Bezeichnung <strong>der</strong> dünkelfreien Zonen kann unter<br />
www.zhdk.ch/?personalrat heruntergeladen werden.)<br />
Ein Fazit <strong>der</strong> Diskussion um die Betriebskultur ist, dass ein Teil<br />
<strong>der</strong> Probleme auf Sprachdifferenzen zurückzuführen ist und<br />
dass es sich lohnen würde, den Austausch von Dozierenden,<br />
Studierenden und Forschenden <strong>mit</strong> den übrigen Mitarbeitenden<br />
<strong>der</strong> ZHdK zu för<strong>der</strong>n. Da<strong>mit</strong> das gelingt, müsste eine<br />
gemeinsame Sprache gefunden werden. Davon würden alle<br />
Seiten profitieren, und das administrativ-technische Personal<br />
könnte seine vielfältigen Erfahrungen und Kompetenzen<br />
besser einbringen.<br />
Zum Schluss kam die Frage auf, wo die ZHdK in fünf Jahren<br />
stehen wird, wenn sie sich im Toni-Areal eingerichtet hat. Der<br />
Rektor will den Stand <strong>der</strong> Angebote beibehalten, ein Ausbau<br />
ist – abgesehen von <strong>der</strong> Einführung des Bachelors Tanz – nicht<br />
das Ziel. Wichtiger sind die Konsolidierung zugunsten <strong>der</strong><br />
Qualitätsentwicklung sowie die Sicherung <strong>der</strong> hohen Attraktivität<br />
<strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> für die talentiertesten Studierenden. Gerüchte<br />
<strong>über</strong> geplante grosse Einsparungen durch Entlassungen<br />
von administrativ-technischem Personal in allen Bereichen<br />
dementierte <strong>der</strong> Rektor.<br />
Fazit: Die Begegnung zwischen «oben» und «unten» verlief auf<br />
Augenhöhe. Der Rektor stellte sich den Fragen <strong>der</strong> Mitarbeitenden<br />
und nahm <strong>der</strong>en Anliegen ernst. Nach <strong>der</strong> Podiumsdiskussion<br />
konnten die Probleme und die passenden Lösungsansätze<br />
dann auch <strong>mit</strong> <strong>der</strong> wohlverdienten Unterstützung durch<br />
Kaffee und Gipfeli weiterverhandelt werden.<br />
* Barbara Berger ist Leiterin des Informationstechnologie-Zentrums und Präsidentin<br />
des Personalrats <strong>der</strong> ZHdK (barbara.berger@zhdk.ch). Tobias Strebel<br />
ist visueller Gestalter Hochschulkommunikation und Vorstands<strong>mit</strong>glied im<br />
Personalrat (tobias.strebel@zhdk.ch).
texas –<br />
jalisco –zürich<br />
Mara Montoya, in Houston / Texas aufgewachsen,<br />
zog <strong>mit</strong> acht Jahren nach Mexiko, wo sie die<br />
Deutsche Schule besuchte. 2002 kam sie nach<br />
Zürich an den Vorkurs <strong>der</strong> HGKZ. An <strong>der</strong> ZHdK<br />
erwarb sie 2008 das Diplom in <strong>der</strong> Vertiefung<br />
Neue Medien des Studiengangs Medien & Kunst.<br />
Das folgende Interview ist ein Ausschnitt aus<br />
einem längeren Gespräch. Der ganze Text befindet<br />
sich auf www.netzhdk.ch. Von Christian<br />
Le<strong>der</strong>mann *<br />
Du hast in Hamburg und Zürich studiert, aber beson<strong>der</strong>s<br />
wichtig war für dich auch ein Aufenthalt in Brüssel?<br />
Ja, ein Austauschsemester an <strong>der</strong> Kunsthochschule Sint-Lukas.<br />
Das war extrem toll. Brüssel ist sehr lebendig, ein bisschen<br />
dreckig, chaotisch, man weiss nie genau, was passieren wird.<br />
Das kulturelle Verhältnis zwischen Wallonen und Flamen<br />
ist äusserst spannend. Ich war in einer flämischen Schule,<br />
und wenn du da rausgehst, ist alles französisch. Sie ist wie<br />
ein kleines Pünktchen in <strong>der</strong> Stadt, und viele junge Leute aus<br />
dem flämischen Teil Brüssels studieren dort.<br />
Ich belegte das Fach Dokumentarfilm. Die Schule ist ziemlich<br />
alt und hierarchisch. Der Umgang zwischen ProfessorInnen<br />
und Studierenden ist einerseits formell, an<strong>der</strong>erseits nehmen<br />
die ProfessorInnen ihre Verantwortung gegen<strong>über</strong> den Studierenden<br />
sehr ernst. Sie wollen das Beste aus den Studierenden<br />
herausholen. Sie pushen dich und nehmen dich an <strong>der</strong> Hand.<br />
Ist das Verhältnis zwischen Studierenden und Dozierenden<br />
an<strong>der</strong>s als an <strong>der</strong> ZHdK?<br />
Ja, in Zürich ist es nicht so hierarchisch. Man duzt sich, das<br />
Verhältnis ist weniger eng, man ist stärker für sich selber verantwortlich.<br />
Was ich hier erlebt habe, war unverbindlicher.<br />
Man wird auch nicht so gepusht.<br />
Was arbeitest du jetzt?<br />
Ich bin seit einem Jahr bei <strong>der</strong> Videokünstlerin Ursula Biemann<br />
tätig. Die Arbeit <strong>mit</strong> ihr prägt mich stark. Sie eröffnet mir<br />
eine neue künstlerische Perspektive. Ich lerne sehr viel von ihr,<br />
kann in manchem, was ich mir vorher irgendwie vorgestellt<br />
habe, zum ersten Mal Erfahrungen sammeln, zum Beispiel,<br />
wie man von den eigenen Projekten leben kann – oft sind ja<br />
die Budgets ziemlich niedrig. Man muss einfach intensiv dranbleiben,<br />
hartnäckig sein.<br />
Jetzt ist unsere Zusammenarbeit lockerer geworden, und<br />
sie ist Ende Juli 2011 zu Ende, weil ich im September mein<br />
Bachelor-Studium an <strong>der</strong> Uni St. Gallen anfangen werde, in<br />
Law & Economics. Ich sehe mich zwar in Zukunft nicht in<br />
diesem Bereich, aber das Studium bietet mir das Allgemeinwissen<br />
für meine Tätigkeiten. Da<strong>mit</strong> lerne ich eine an<strong>der</strong>e Art<br />
von Denken zu verstehen, die in meine Praxis einfliessen soll.<br />
Was ist deine Muttersprache?<br />
Zu Hause sprachen wir Spanisch. Englisch hatte ich im Kin<strong>der</strong>garten.<br />
Bis 18 dachte ich immer auf Englisch. Es war die<br />
Fotos: Johannes Dietschi<br />
leute/alumni/ zett 2–11 41<br />
erste Sprache, die ich schreiben konnte. Später, in Mexiko,<br />
las ich natürlich Literatur auf Spanisch. Mit zwölf fing ich an,<br />
Deutsch zu lernen. Ich fühle mich sehr wohl in dieser Sprache,<br />
mache zwar noch viele Fehler, kann es aber recht gut sprechen<br />
und verstehen. Als ich hierherkam, habe ich mir vorgenommen,<br />
Schweizerdeutsch zu lernen. Denn wenn man an einen<br />
neuen Ort geht, muss man sich anstrengen, um es gut zu machen.<br />
Das war mein erster Vorsatz: Wenn ich in die Schweiz<br />
gehe, will ich Schweizer Freunde haben.<br />
Meine Arbeiten sind auf Englisch, weil ich das besser schreiben<br />
und da<strong>mit</strong> mehr Menschen erreichen kann.<br />
Erzähl uns etwas von deinem aktuellen Projekt.<br />
Vor Kurzem bin ich auf einen spannenden Text <strong>über</strong> die Nazca-Linien<br />
in Peru gestossen, die zum Teil mehr als 2500 Jahre<br />
alt sind. Das hat mich sehr angesprochen als Idee für ein neues<br />
Projekt. Schon in <strong>der</strong> altperuanischen Kultur war Wasser die<br />
wichtigste Lebensessenz, ein immer knappes Gut. Ich versuche,<br />
dieses Phänomen <strong>mit</strong> unserer heutigen Zeit und Gesellschaft<br />
in Verbindung zu bringen in einem Videoessay, <strong>der</strong> die<br />
Linien aus ästhetischer Perspektive sowie hinsichtlich ihrer<br />
damaligen Funktion untersucht und zeigt, was wir von diesem<br />
früheren Denken lernen können.<br />
Wie lange dauert die Gedankenphase bei dir?<br />
Ich bin sehr langsam, recherchiere <strong>über</strong>aus gerne, lese viel,<br />
sehe viel, gehe in Archive, setze mich wirklich <strong>mit</strong> dem Thema<br />
auseinan<strong>der</strong>, um dann langsam die Story aufzubauen. Die<br />
Recherchephase dauert etwa ein Jahr, das Projekt insgesamt<br />
vielleicht zwei Jahre.<br />
Ich wünsche mir, dass meine Werke einen Denkraum schaffen.<br />
Soziopolitische Themen interessieren mich. Meine Arbeiten<br />
sollen zum Diskutieren und Nachdenken anregen. Bei <strong>der</strong><br />
Betrachterin / beim Betrachter soll etwas zurückbleiben. Ich<br />
möchte, dass meine Stimme gehört wird. Doch ich bin nur das<br />
Medium für etwas Grösseres.<br />
* Christian Le<strong>der</strong>mann leitet die Geschäftsstelle von netzhdk, <strong>der</strong> Alumni-<br />
Organisation <strong>der</strong> ZHdK (christian.le<strong>der</strong>mann@zhdk.ch).
42<br />
zett 2–11 /leute<br />
Who is Who<br />
Die Würfel sind gefallen –<br />
alle Sammlungen des Museum<br />
für Gestaltung Zürich werden<br />
im Toni-Areal zusammengelegt;<br />
es sind dies die Design-, die<br />
Grafik-, die Kunstgewerbe- und<br />
die Plakatsammlung. Nach folgend<br />
stellen sich <strong>der</strong>en Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter vor.<br />
Eva Brüllmann, Bild: Betty Fleck<br />
1 Franziska Müller-Reissmann<br />
Mitarbeiterin Kunstgewerbesammlung. Ausbildung/Beruf:<br />
Tischlerin, Kunsthistorikerin.<br />
An <strong>der</strong> ZHdK seit: Anfang 2008. Ausserberufliche<br />
Interessen: bauen, spielen, tanzen. Was mir an<br />
<strong>der</strong> ZHdK gefällt: die verschiedenen Ebenen<br />
des Kreativen. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: weniger<br />
Formulare. Was ich mir für das Toni-Areal<br />
wünsche: neue Wege.<br />
2 Liana Bähler<br />
Assistentin Designsammlung. Ausbildung/<br />
Beruf: Lehre Innenausbau, Gestalterische<br />
BMS, KME, Studium Germanistik und<br />
Kunstgeschichte. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1989. Ausserberufliche<br />
Interessen: Literatur, Musik, mich<br />
treiben lassen … Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:<br />
die vielseitige Arbeit, neue Impulse durch<br />
die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den unterschiedlichsten<br />
Menschen. Was ich verän<strong>der</strong>n würde:<br />
die oft verstrickten Wege entflechten, um<br />
den Inhalten mehr Raum zu geben. Was ich<br />
mir für das Toni-Areal wünsche: einen kreativen<br />
Ort für freie Geister.<br />
3 Sabine Flaschberger<br />
Kuratorin ad Interim Kunstgewerbesammlung,<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin Plakatsammlung.<br />
Ausbildung/Beruf: lic. phil. An <strong>der</strong><br />
ZHdK seit: Januar 2008. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK<br />
gefällt: die Vielfalt an Menschen und Themen.<br />
Ausserberufliche Interessen: Gardening, Agglowan<strong>der</strong>n,<br />
Nähen. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: die<br />
administrative Flutwelle. Was ich mir für das<br />
Toni-Areal wünsche: nette Begegnungen bei<br />
leckerer Verpflegung.<br />
4 Sonja Gutknecht<br />
Mitarbeiterin The Museum System (TMS),<br />
Fotoarchiv. Ausbildung/Beruf: Werk- und<br />
Gestaltungslehrerin. An <strong>der</strong> ZHdK seit:<br />
1. Juli 2007. Ausserberufliche Interessen: Kino,<br />
Lesen, Wan<strong>der</strong>n. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:<br />
die Vielfältigkeit. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: die<br />
tägliche Mailflut. Was ich mir für das Toni-Areal<br />
wünsche: –.<br />
5 Balthasar Zimmermann<br />
Dokumentar Plakatsammlung. Ausbildung/<br />
Beruf: Dramaturg. An <strong>der</strong> ZHdK seit: Januar<br />
2008. Ausserberufliche Interessen: vieles,<br />
alles; in <strong>der</strong> Aufzählung wird das Einzelne<br />
banal o<strong>der</strong> unangenehm exquisit. Was mir an<br />
<strong>der</strong> ZHdK gefällt: das Gebäude an <strong>der</strong> Ausstellungstrasse<br />
60 samt Park. Was ich verän<strong>der</strong>n<br />
würde: manchmal mich selbst, manchmal die<br />
an<strong>der</strong>en. Was ich mir für das Toni-Areal wünsche:<br />
dass es um die Sache geht und nicht ums<br />
Prestige.<br />
6 Bettina Richter<br />
Kuratorin Plakatsammlung. Ausbildung/Beruf:<br />
Kunsthistorikerin, Dr. phil. An <strong>der</strong> ZHdK seit:<br />
1997. Ausserberufliche Interessen: Lesen, Klavierspielen,<br />
Fahrradfahren, Kino, Theater,<br />
1 2 3 4<br />
11<br />
Kunst. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: Abwechslungsreichtum,<br />
ständiger Wandel – vielleicht<br />
nicht immer nur zum Besten, aber<br />
immerhin wird die Arbeit nie zur Routine.<br />
Was ich verän<strong>der</strong>n würde: weniger Bürokratie,<br />
mehr inhaltlicher Austausch. Was ich mir für<br />
das Toni-Areal wünsche: Synergien, wo’s Sinn<br />
macht – Autonomie, wo’s Sinn macht.<br />
7 Barbara Junod<br />
Kuratorin Grafiksammlung. Ausbildung/Beruf:<br />
Kunst- und Architekturgeschichte lic. phil.<br />
<strong>mit</strong> Nachdiplom MAS in Museologie. An <strong>der</strong><br />
ZHdK seit: 1. Mai 2004. Ausserberufliche Interessen:<br />
Wan<strong>der</strong>n, Tanzen, Reisen, Freunde treffen.<br />
Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: viele Kontakte,<br />
abwechslungsreiche Arbeit. Was ich verän<strong>der</strong>n<br />
würde: wenn ich könnte: den Bürokram. Was
5 6 7 8 9 10<br />
12 13 14 15<br />
ich mir für das Toni-Areal wünsche: einen regen<br />
Austausch, eine Bombenstimmung und ein<br />
tolles Sammlungszentrum.<br />
8 Renate Menzi<br />
Kuratorin Designsammlung. Ausbildung/Beruf:<br />
Gestalterin / Diplom Theorie <strong>der</strong> Gestaltung<br />
und Kunst ZHdK, BA of Fine Arts Bezalel<br />
Academy of Arts and Design Jerusalem. An<br />
<strong>der</strong> ZHdK seit: 2000. Ausserberufliche Interessen:<br />
Kochen, Lesen, Rennen, Legospielen (oft <strong>mit</strong><br />
Sohn). Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: das Zusammentreffen<br />
unterschiedlicher Menschen <strong>mit</strong><br />
ähnlichen Interessen. Was ich verän<strong>der</strong>n würde:<br />
gute Ideen unbürokratisch umsetzen. Was<br />
ich mir für das Toni-Areal wünsche: eine Schausammlung<br />
von internationaler Bedeutung.<br />
9 Alessia Contin<br />
Registrarin Plakatsammlung. Ausbildung/Beruf:<br />
Diplomierte Übersetzerin Dolmetscherschule<br />
Zürich. An <strong>der</strong> ZHdK seit: Januar 1999.<br />
Ausserberufliche Interessen: meine drei Kin<strong>der</strong>,<br />
Lesen, Schwimmen, dies und das. Was mir an<br />
<strong>der</strong> ZHdK gefällt: die gute Mischung. Was ich<br />
verän<strong>der</strong>n würde: alles, was zu sehr zur Routine<br />
wird. Was ich mir für das Toni-Areal wünsche:<br />
gute Zusammenarbeit untereinan<strong>der</strong> und<br />
Einblicke in die an<strong>der</strong>en Departemente.<br />
10 Kirstin Haefele<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Kunstgewerbesammlung.<br />
Ausbildung/Beruf: lic. phil.<br />
Kunsthistorikerin. An <strong>der</strong> ZHdK seit: Juni 2004.<br />
Ausserberufliche Interessen: Familie, Garten<br />
und kulturelle Höhenflüge. Was mir an <strong>der</strong><br />
ZHdK gefällt: die Menschen, das Potenzial<br />
und natürlich die Schätze <strong>der</strong> Kunstgewerbesammlung.<br />
Was ich verän<strong>der</strong>n würde: die<br />
Bürokratie, die einem effizienten Arbeiten<br />
im Wege steht. Was ich mir für das Toni-Areal<br />
wünsche: Lichtblicke für die Sammlungen.<br />
11 Umberto Ro<strong>mit</strong>o<br />
Fotograf. Ausbildung/Beruf: Fotograf, Konservator.<br />
An <strong>der</strong> ZHdK seit: 2007. Ausserberufliche<br />
Interessen: Lesen, Jazz, Harleyfahren, Reisen.<br />
Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: mein Team. Was ich<br />
verän<strong>der</strong>n würde: das Fotoatelier (zu klein). Was<br />
ich mir für das Toni-Areal wünsche: Ich möchte<br />
ein grösseres Fotoatelier!<br />
12 Gabriela Dietrich<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Design- und
44 zett 2–11 who is who<br />
Grafiksammlung. Ausbildung/Beruf: lic. phil.,<br />
MAS Museologie. An <strong>der</strong> ZHdK seit: Mai 2005.<br />
Ausserberufliche Interessen: abhängig von Jahreszeit<br />
und Tagesform. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK<br />
gefällt: die Vielfalt. Was ich verän<strong>der</strong>n würde:<br />
die Kommunikation. Was ich mir für das Toni-<br />
Areal wünsche: bessere Kommunikation durch<br />
Zusammenlegen <strong>der</strong> Sammlungen.<br />
13 Nico Lazúla Baur<br />
Dokumentarin. Ausbildung/Beruf: Szenografin<br />
MAS / Künstlerin. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 2002. Ausserberufliche<br />
Interessen: Raumtheorien, Klangforschung,<br />
Kunst und öffentlicher Raum,<br />
Bewegung in vielen Formen, Kampfkunst.<br />
Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: die Vielschichtigkeit<br />
und Buntheit des Betriebs. Was ich verän<strong>der</strong>n<br />
würde: das Neue zu denken, ist mir nun präsenter.<br />
Aber hier und an<strong>der</strong>swo: Lohntransparenz<br />
schaffen. Was ich mir für das Toni-Areal<br />
wünsche: einen lebendigen Austausch <strong>über</strong><br />
Disziplinen und Departemente hinweg.<br />
14 Franz Xaver Jaggy<br />
Fotograf Sammlungen. Ausbildung/Beruf: Lehre<br />
als Fachfotograf. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1. April 1990.<br />
Ausserberufliche Interessen: ein Buch, gute Musik<br />
und ein Glas Wein. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:<br />
die Sammlungen. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: –. Was<br />
ich mir für das Toni-Areal wünsche: ein schönes,<br />
grosses Fotostudio.<br />
15 Susanne Giezendanner<br />
Dokumentarin Plakatsammlung. Ausbildung/<br />
Beruf: Informations- und Dokumentationsspezialistin<br />
FH. An <strong>der</strong> ZHdK seit: August 2004.<br />
Ausserberufliche Interessen: Musik, Fotografie,<br />
Literatur, Natur, reisen … Was mir an <strong>der</strong> ZHdK<br />
gefällt: <strong>der</strong> kreative Geist <strong>der</strong> jungen Leute.<br />
Was ich verän<strong>der</strong>n würde: die langen «Amtswege».<br />
Was ich mir für das Toni-Areal wünsche:<br />
genug Platz für alle.<br />
Nicht im Bild:<br />
Tuija Toivanen<br />
Restauratorin Plakatsammlung. Ausbildung/<br />
Beruf: Konservatorin/Restauratorin, University<br />
Professional (UP) Papierkuratorin.<br />
An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1. Mai 1999. Ausserberufliche<br />
Interessen: Natur, ostasiatische Malerei und<br />
Tanzen. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: die Vielfältigkeit.<br />
Was ich verän<strong>der</strong>n würde: –. Was ich<br />
mir für das Toni-Areal wünsche: gut funktionierendes<br />
Restaurierungsatelier, interessante<br />
Begegnungen.<br />
Vanessa Gendre<br />
Dokumentaristin TMS. Ausbildung/Beruf:<br />
Kunsthistorikerin Universität Zürich M.A.<br />
An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1. April 2008. Ausserberufliche<br />
Interessen: Lesen, Freunde treffen, Familie.<br />
Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: das inspirierende<br />
Umfeld und die Vielfalt. Was ich verän<strong>der</strong>n<br />
würde: schlankere Strukturen. Was ich mir<br />
für das Toni-Areal wünsche: mehr Platz für die<br />
Sammlungsobjekte.<br />
Pascale Schuoler<br />
Archivarin TMS. Ausbildung/Beruf: Archivarin,<br />
Nachdiplomstudien: Information<br />
und Dokumentation, Kulturmanagement,<br />
Papierkuratorin. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 2002.<br />
Ausserberufliche Interessen: Ästhetik, Musik,<br />
Bewegung (ausser Pendeln). Was mir an <strong>der</strong><br />
ZHdK gefällt: kreativ-inspirativer Pool. Was<br />
ich verän<strong>der</strong>n würde: Professionalisierung des<br />
Projektmanagements. Was ich mir für das Toni-<br />
Areal wünsche: schön gestaltetes und gleichzeitig<br />
multifunktionales Gebäude; Nähe zu<br />
an<strong>der</strong>en Bereichen.<br />
Abschied von<br />
Eva Afuhs<br />
Die traurige Nachricht erreichte uns alle<br />
unver<strong>mit</strong>telt und lässt uns tief betroffen<br />
zurück: Eva Afuhs, die leitende Kuratorin des<br />
Museum Bellerive, ist am 8. April 2011 am<br />
Limmatplatz tödlich verunfallt. Da<strong>mit</strong> verliert<br />
die <strong>Zürcher</strong> Kultur eine Persönlichkeit, die<br />
viele Begabungen in sich vereinte und für ihr<br />
Umfeld fruchtbar machte: Als leitende Kuratorin,<br />
als Künstlerin, als Mentorin, Motivatorin<br />
und Freundin hat sie das Leben unzähliger<br />
Menschen bereichert. Die 1954 geborene<br />
Eva Afuhs stammte aus Wien, wo sie an <strong>der</strong><br />
<strong>Hochschule</strong> für angewandte Kunst Metallge-<br />
Eva Afuhs war leitende Kuratorin am Museum Bellerive. Foto: Marcel Meili<br />
staltung studierte und in <strong>der</strong> Meisterklasse<br />
für Bildhauerei unterrichtete. Danach begann<br />
eine intensive künstlerische Tätigkeit <strong>mit</strong><br />
Installationen, Skulpturen, Fotoarbeiten,<br />
aber auch Videokunst. Ihre Arbeit und die<br />
Partnerschaft <strong>mit</strong> dem Architekten Marcel<br />
Meili führten sie nach Zürich. 1998 folgte<br />
<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Ausstellung «Dialog im Dunkeln»<br />
ein erstes Engagement für das Museum für<br />
Gestaltung Zürich. Danach leitete Eva Afuhs<br />
an <strong>der</strong> Expo.02 die Abteilung Ausstellungen<br />
unter Martin Heller. Ab 2004 <strong>über</strong>nahm<br />
sie die Leitung des Museum Bellerive, in<br />
just dem Augenblick, als <strong>der</strong> Regierungsrat<br />
<strong>der</strong> damaligen HGKZ dessen Schliessung<br />
nahegelegt hatte. Mit Beharrlichkeit, Begeisterungsfähigkeit,<br />
einem ausgezeichneten<br />
Netzwerk und einer Vielzahl hervorragen<strong>der</strong><br />
Ausstellungsprojekte gelang es Eva Afuhs,<br />
dem Museum neue Stabilität zu verleihen.<br />
Auf ihre erste Ausstellung «Magische Fäden»<br />
folgten 18 Ausstellungen und Publikationen,<br />
etwa <strong>über</strong> Sophie Taeuber-Arp, Jugendstil,<br />
Hermann Obrist o<strong>der</strong> Kronleuchter, die das<br />
Kunstgewerbe geschickt als zeitgenössisches<br />
Phänomen positionierten. Dies gilt auch für<br />
ihre letzte Ausstellung «Neue Masche». Nebst<br />
Ihrer Ausstellungsarbeit hat Eva Afuhs die<br />
Sammlungen des Museum für Gestaltung,<br />
allen voran die Kunstgewerbesammlung,<br />
neu positioniert.<br />
Eva Afuhs wurde <strong>mit</strong>ten aus ihrem Berufsleben<br />
und Umfeld gerissen. Sie hatte viele<br />
Ideen und freute sich auf Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />
Wir trauern um eine engagierte, kompetente,<br />
humorvolle und <strong>über</strong>aus warmherzige Persönlichkeit.<br />
Wir vermissen sie sehr.<br />
Christian Brändle, Direktor Museum für<br />
Gestaltung Zürich
leute<br />
Neuer Leiter Forschungsschwerpunkt<br />
Transdisziplinarität<br />
Die Hochschulleitung <strong>der</strong> ZHdK hat<br />
Dr. Florian Dombois aufgrund seiner erfolgreichen<br />
künstlerischen Praxis und seiner<br />
theoretischen Fundierung zum Leiter des<br />
Forschungsschwerpunkts Transdisziplinarität<br />
ernannt. Der Forschungsschwerpunkt ist Teil<br />
<strong>der</strong> disziplinen<strong>über</strong>greifenden Plattform Z+.<br />
Er wird seine Arbeit <strong>mit</strong> Beginn des Herbstsemesters<br />
2011/ 12 aufnehmen.<br />
Florian Dombois ist freischaffen<strong>der</strong> Künstler<br />
und seit 2003 Leiter des Y-Instituts für<br />
Transdisziplinarität an <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>der</strong> Künste Bern. Er hat als Künstler Geophysik<br />
und Philosophie studiert und 1998<br />
in Kulturwissenschaft promoviert («Was<br />
ist ein Erdbeben?», Humboldt-Universität<br />
zu Berlin). Heute beschäftigt er sich <strong>mit</strong><br />
Landformen, Labilitäten, Seismik sowie <strong>mit</strong><br />
wissenschaftlichen und technischen Fiktionen<br />
in unterschiedlichen Darstellungs- und<br />
Publikationsformaten.<br />
Die künstlerische Arbeit setzte Florian<br />
Dombois während seiner Leitungstätigkeit<br />
am Y fort. Ausserdem war er Fellow<br />
an wissenschaftlichen und künstlerischen<br />
Institutionen (2008 am Zentrum für Literatur-<br />
und Kulturforschung Berlin, 2010 /11 an<br />
<strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> für Musik / Gutenberg-Forschungskolleg<br />
<strong>der</strong> Universität Mainz). 2010<br />
erhielt er den Deutschen Klangkunst-Preis.<br />
Florian Dombois gründete 2003 das Institut<br />
Y – Kunst als Forschung und betrieb dort den<br />
Auf- und Ausbau von transdisziplinären Forschungsprojekten<br />
und Lehrveranstaltungen.<br />
Dabei engagierte er sich beson<strong>der</strong>s für die<br />
künstlerische Produktion als ein zu den<br />
Wissenschaften alternatives Forschungsformat.<br />
Er ist Mitinitiator des internationalen<br />
«Journal for Artistic Research» und weltweit<br />
sehr gut vernetzt.<br />
Neuer Fundraising-<br />
Verantwortlicher<br />
Im Februar 2011 hat die Hochschulleitung<br />
dem Aufbau eines professionellen<br />
Hochschul-Fundraisings an <strong>der</strong> ZHdK und<br />
<strong>der</strong> Besetzung einer neuen Stelle, die bei<br />
<strong>der</strong> Hochschulkommunikation angesiedelt<br />
ist, zugestimmt. Der neue Fundraising-<br />
Verantwortliche heisst Philipp Kotsopoulos.<br />
Er begann seine Arbeit am 1. August 2011 <strong>mit</strong><br />
einem Pensum von 80 Prozent. Seine Aufgabe<br />
wird es sein, zusammen <strong>mit</strong> Vertreterinnen<br />
und Vertretern <strong>der</strong> ZHdK ein Konzept für<br />
die Gewinnung von Dritt<strong>mit</strong>teln in allen<br />
Bereichen <strong>der</strong> ZHdK zu erarbeiten und<br />
umzusetzen. Dazu gehören beispielsweise<br />
die Identifikation von geeigneten För<strong>der</strong>projekten<br />
innerhalb <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> sowie<br />
<strong>der</strong> Aufbau und die Pflege von Kontakten<br />
zu För<strong>der</strong>institutionen. Philipp Kotsopoulos<br />
hat an <strong>der</strong> Universität St. Gallen (HSG)<br />
studiert und leitete danach während vier<br />
Jahren als Geschäftsführer die HSG-Alumni-<br />
Organisation. In den letzten beiden Jahren<br />
war er als Verantwortlicher für Business<br />
Development bei Condor Films tätig. (hpo)<br />
Neu im Forschungsrat<br />
Der Stiftungsrat des Schweizerischen Nationalfonds<br />
(SNF) hat Corina Caduff als<br />
Mitglied in den Nationalen Forschungsrat<br />
des SNF, Abteilung I (Geistes- und Sozialwissenschaften),<br />
gewählt. Als Mitglied des<br />
Forschungsrats wird sie für den Bereich<br />
«Künste» zuständig sein. Das Mandat tritt<br />
per 1. Oktober 2011 in Kraft. Die Wahl erfolgte<br />
im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung<br />
des SNF.<br />
Corina Caduff ist Kultur- und Literaturwissenschaftlerin<br />
und Leiterin von Z+, <strong>der</strong> Plattform für<br />
transdisziplinäre Lehre, Forschung und Veranstaltungen<br />
am Departement Kulturanalysen und<br />
Ver<strong>mit</strong>tlung (siehe Seite 30, Z+).<br />
Observer in<br />
Residence<br />
Der Schriftsteller Perikles Monioudis wird<br />
während des Herbstsemesters 2011/ 12 im<br />
Auftrag von Z+, <strong>der</strong> Plattform für Transdisziplinarität,<br />
ausgewählte Veranstaltungen<br />
<strong>der</strong> ZHdK besuchen und dar<strong>über</strong><br />
schriftlich reflektieren. Seine Eindrücke<br />
als «Observer in Residence» sollen zur<br />
Diskussion anregen und dabei insbeson<strong>der</strong>e<br />
disziplinen<strong>über</strong>greifende Aspekte<br />
berücksichtigen. Seine Texte werden auf<br />
<strong>der</strong> Website von Z+ veröffentlicht und<br />
können online diskutiert werden. Zudem<br />
wird Perikles Monioudis im Herbstsemester<br />
als Gast an verschiedenen Forumsveranstaltungen<br />
zum Thema von Z+ «inside |<br />
outside – low | high» teilnehmen.<br />
(www.zhdk.ch/index.php?id=18751)<br />
Perikles Monioudis (geb. 1966) hat <strong>über</strong><br />
ein Dutzend Romane und Erzählbände<br />
geschrieben. Er stand und steht in regem<br />
Austausch <strong>mit</strong> verschiedenen Künsten und<br />
wissenschaftlichen Institutionen. 2005 war<br />
er «Writer in Residence» und Gastprofessor<br />
am Massachusetts Institute of Technology<br />
(MIT), wo er eine Poetikvorlesung zum<br />
Verhältnis von Wissenschaft und Dichtung<br />
hielt (erschienen 2005 unter dem Titel «Im<br />
Äther»). Publikationen (Auswahl): Land,<br />
Roman, Ammann Verlag, Zürich 2007; Die<br />
Stadt an den Golfen, Notate, Rimbau Verlag,<br />
Aachen 2004. (www.monioudis.ch/)<br />
zett 2–11 45
46 zett 2–11 auszeichnungen<br />
Auszeichnungen Musik<br />
Wettbewerbe<br />
Das Trio Rafale <strong>mit</strong> Daniel Meller, Violine,<br />
Flurin Cuonz, Cello, und Maki Wie<strong>der</strong>kehr,<br />
Klavier, gewann am Melbourne International<br />
Chamber Music Competition 2011 am<br />
16. Juli den 1. Preis in <strong>der</strong> Kategorie Klaviertrio.<br />
Alle drei studieren Kammermusik<br />
bei Eckart Heiligers. Der Wettbewerb in<br />
Melbourne, <strong>der</strong> alle vier Jahre stattfindet,<br />
gehört zu den weltweit renommiertesten<br />
Kammermusikwettbewerben. Sämtliche<br />
Vorführungen wurden durch ABC-Radio<br />
Australien-weit live <strong>über</strong>tragen und waren<br />
restlos ausverkauft.<br />
Clint Haycraft, MA Komposition bei Isabel<br />
Mundry, erhält ein Stipendium für ein vierjähriges<br />
Doktoratsstudium in Buffalo, USA, sowie<br />
eine Assistenz-Dozentur. Fabian Künzli, MA<br />
Theorie bei Burkhard Kinzler und Andreas<br />
Nick, bekommt ein hochdotiertes Stipendium<br />
für ein Semester in London, gestiftet von Landis<br />
+ Gyr. Elvira Garifzyanova, MA Theorie<br />
bei Felix Baumann und Burkhard Kinzler,<br />
wurde ein einjähriger Studienaufenthalt<br />
am renommierten Institut de Recherche et<br />
Coordination Acoustique / Musique (Ircam)<br />
in Paris zugesprochen.<br />
Nachdem er am diesjährigen ZHdK-Wettbewerb<br />
für zeitgenössische Musik nicht<br />
teilnehmen konnte, flitzte Querflötist Rafal<br />
Zolkos (Klasse Philippe Racine) noch<br />
am selben Tag ins italienische Sogliano al<br />
Rubicone und holte dort beim 9°Concorso<br />
Internazionale per Giovani Musicisti «Luigi<br />
Zanuccoli» den 1. Preis.<br />
Oboistin Lisa Gross, Studentin bei Louise<br />
Pellerin, hat am 30. April 2011 in Lausanne<br />
die Schweizer Ausscheidung des vom Lions<br />
Clubs International organisierten 21. Europäischen<br />
Musikwettbewerb 2011 gewonnen.<br />
Sie wird die Schweiz im Herbst 2011 am<br />
Europa Forum in Maastricht (NL) vertreten.<br />
Am 7. Internationalen Kammermusikwettbewerb<br />
in Lyon platzierten sich zwei Klaviertrio-Formationen<br />
auf den besten Plätzen: Das<br />
Van Baerle Trio <strong>mit</strong> dem Cellisten Gideon<br />
den Her<strong>der</strong> (Klasse Thomas Grossenbacher),<br />
dem Pianisten Hannes Minnaar und <strong>der</strong><br />
Violonistin Maria Milstein hatte gleich<br />
mehrfachen Erfolg <strong>mit</strong> dem 1. Preis, dem<br />
Publikumspreis und zwei Spezialpreisen.<br />
Den 2. Preis erspielte sich das Trio Rafale<br />
<strong>mit</strong> Studierenden <strong>der</strong> Kammermusikklasse<br />
Eckart Heiligers: Violonist Daniel Meller,<br />
Cellist Flurin Cuonz und Pianistin Maki<br />
Wie<strong>der</strong>kehr.<br />
Arta Arnicane. Foto: Andreas Zihler<br />
Pianistin Arta Arnicane, Studentin von<br />
Homero Francesch, hat erneut die gesamte<br />
internationale Konkurrenz hinter sich gelassen<br />
und den Wettbewerb des Prager Frühlings<br />
2011 gewonnen. Ein 1. Preis wurde,<br />
wie bereits oft geschehen, nicht vergeben;<br />
Arta Arnicane hat jedoch zusätzlich zum<br />
2. auch alle an<strong>der</strong>en Preise eingespielt:<br />
den Czech Music Fund Foundation Prize<br />
für die beste Interpretation einer für den<br />
Wettbewerb kreierten Komposition, den City<br />
of Prague Prize, den Rudolf Firkusny Prize<br />
und den Pro Harmonia Mundi Foundation<br />
Prize. Arta Arnicane ist seit Studienbeginn<br />
2008 Stipendiatin an <strong>der</strong> ZHdK. Ihren 2010<br />
erworbenen Master Specialized Music Performance<br />
ermöglichte ihr das Schweizer<br />
Bundesstipendium (Eskas). Ihr <strong>der</strong>zeitiges<br />
Studium zum Zweitmaster Musikpädagogik<br />
wird vom För<strong>der</strong>preis <strong>der</strong> Marguerite<br />
Meister Stiftung getragen. Mehr Infos:<br />
www.artaarnicane.com.<br />
Am Internationalen Andrea-Postacchini-<br />
Wettbewerb in Italien erlangte Robert<br />
Lakatos den 2. Preis. Der Pianist Akihito<br />
Okuda, Student von Homero Francesch, hat<br />
am 23. Internationalen Klavierwettbewerb<br />
in Épinal (F) den 3. Preis sowie den Preis<br />
für die beste Interpretation eines mo<strong>der</strong>nen<br />
Werkes erhalten.Im November 2010 wurde<br />
ihm am Isang-Yun-Wettbewerb im koreanischen<br />
Tongyeong den Spezialpreis für die<br />
beste Interpretation von Yuns «Interludium<br />
A» verliehen.<br />
Folgende MusikerInnen haben ein Friedl-<br />
Wald-Stipendium erhalten: Manuel Beyeler,<br />
Fagott, Klasse Giorgio Mandolesi; Seraphina<br />
Rufer, Violoncello, Klasse Thomas Grossenbacher;<br />
Seraina Perrenoud und Michaela<br />
Unsinn, Gesang, beide Klasse Lina Maria<br />
Åkerlund.<br />
Orchesterstellen<br />
Die Dirigierklasse von Johannes Schlaefli<br />
wartet gleich <strong>mit</strong> einem dreifachen Erfolg<br />
auf: Mirga Grazinyte gewann das Auswahlverfahren<br />
zur 2. Kapellmeisterin an<br />
<strong>der</strong> Oper in Heidelberg. Gordon Bragg<br />
ging bei <strong>der</strong> Ausscheidung für den «Royal<br />
Scottish Academy‘s Fellow in Conducting<br />
and Assistant Conductor of the BBC Scottish<br />
Symphony Orchestra» als Sieger hervor. Ciaran<br />
McAuley wurde beim Auswahldirigieren<br />
ins För<strong>der</strong>programm des Dirigentenforums<br />
des Deutschen Musikrates aufgenommen.<br />
Bei den Probespielen für das Musikkollegium<br />
Winterthur behaupteten sich zwei<br />
Violonistinnen <strong>der</strong> Klasse Rudolf Koelmann:<br />
Margarete Benkova tritt die 1. Geige tutti an,<br />
und Silvia Savova bekam einen Zeitvertrag<br />
für ein Jahr. Die Stelle des Solobratschisten<br />
im Symphonieorchester Basel hat sich Veit<br />
Hertenstein, Student von Nicolas Corti,<br />
erspielt. (dhu/abo)<br />
För<strong>der</strong>preise <strong>der</strong><br />
ZHdK für Bachelor-<br />
AbsolventInnen<br />
Die ZHdK vergibt den Absolventinnen und<br />
Absolventen <strong>der</strong> Bachelor-Studiengänge<br />
einen För<strong>der</strong>preis, dotiert <strong>mit</strong> 5000 Franken<br />
je Studiengang. Die Auszeichnung soll<br />
die PreisträgerInnen im weiteren Studium<br />
unterstützen und herausragende Arbeiten<br />
sichtbar machen. Die diesjährigen Preisträgerinnen<br />
und Preisträger sind:<br />
Bachelor in Design:<br />
«Meditative Moments» von Milos Savic.<br />
Milos Savic, Vertiefung Cast, für das Projekt<br />
«Meditative Moments». Darin lässt er die<br />
Kamera auf Menschen ruhen, die sich ganz<br />
<strong>der</strong> meditativen Spiritualität verschrieben<br />
haben. Die Interviewstatements wirken<br />
stark und sind entsprechend ätherisch<br />
montiert. Sie lassen sich auf einer monothematischen<br />
Website auswählen und ersetzen<br />
den Zwischensprecher eines Dokufilms<br />
durch die eigene Auswahl des Mauszeigers<br />
und optional einer Zwischenrecherche im
för<strong>der</strong>preise<br />
Netz (Text nach einer Rezension auf www.<br />
heise.de). Die Arbeit ist für den För<strong>der</strong>preis<br />
deshalb exemplarisch, weil die medialen<br />
Mittel kompromisslos dem Inhalt dienen und<br />
die Möglichkeiten <strong>der</strong> neuen konvergenten<br />
Technologien ausloten.<br />
www.meditativemoments.org, cast.zhdk.ch/home/<br />
aktuell/bachelorprojekte-2011/<br />
meditative-moments-von-milos-savic/<br />
Bachelor in Film:<br />
Filmstill aus «Korpus» von Sebastian Weber und<br />
Florian Baumann.<br />
Sebastian Weber und Florian Baumann<br />
für den Film «Korpus», in dem das Porträt<br />
eines älteren Mannes gezeigt wird, <strong>der</strong> versucht,<br />
seine demente Frau in den eigenen<br />
vier Wänden zu behalten. Mehr und mehr<br />
<strong>über</strong>for<strong>der</strong>t von <strong>der</strong> Situation, kommen ihm<br />
Zweifel an seinem Vorhaben. Nimmt sie ihn<br />
noch wahr? Möchte sie denn wirklich zu<br />
Hause bleiben? Ist sie <strong>über</strong>haupt noch da?<br />
Ein sensibel inszeniertes Beziehungsdrama,<br />
das vor allem durch Bildsprache und Montage<br />
<strong>über</strong>zeugt.<br />
Bachelor in Medien & Kunst:<br />
«Max Dätwyler» von Patrick Kull.<br />
Patrick Kull, Vertiefung Mediale Künste, für<br />
seine Arbeit «Max Daetwyler», einer historischen<br />
Fiktion, in <strong>der</strong> die Grenzen zwischen<br />
Dokumentarischem und Fiktionalem fliessend<br />
sind. Mit wenigen Ausnahmen verän<strong>der</strong>t<br />
Kull das historische Material und konstruiert<br />
aufgrund von Tatsachen und Möglichkeiten<br />
neue, fiktive Situationen. Die Arbeit ist<br />
getragen von einem subtilen Humor, sowohl<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> historischen Imagination<br />
wie auch <strong>der</strong> formalen Umsetzung.<br />
Bachelor in Musik:<br />
Simon Mantel <strong>mit</strong> Zeichenstift und Oboe<br />
Simon Mantel, Vertiefung Instrument /<br />
Gesang – Klassik, Oboe, <strong>der</strong> auf einer Konzerttournee<br />
durch Argentinien Zeichnungen<br />
von Gebäuden und Plätzen angefertigt hat,<br />
die ihn beeindruckt haben. Im Rahmen des<br />
Bachelor-Projekts stellte er diese Zeichnungen<br />
aus und gestaltete eine komplexe<br />
Raum-Klanginstallation. Dazu schuf er<br />
Musik, welche die Atmosphäre <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Orte transformiert. Es ist ihm<br />
gelungen, intensive Stimmungen zu erzeugen.<br />
Das Resultat ist eine hinreissende Musikalisierung<br />
von urbanen Raumeindrücken. Das<br />
Resultat ist eine hinreissende Musikalisierung<br />
von urbanen Raumeindrücken.<br />
Weitere Informationen: http://esbozo.suona.ch<br />
Bachelor in<br />
Musik und Bewegung:<br />
Nina Tshomba für das Projekt «Scheine Trügen<br />
– Fäden Reissen: Ach, ist es nicht wun<strong>der</strong>bar,<br />
wie alles so schön ... so wun<strong>der</strong>schön<br />
und gut ist ...?». Die siebenminütige Performance,<br />
zu <strong>der</strong> auch eine eigens geschaffene<br />
Komposition für Bratsche, Klavier, Schlagzeug<br />
und Marimbafon gehört, wurde zweimal<br />
im Theater am Gleis Winterthur aufgeführt.<br />
Dabei vermochten Inszenierung, Musik,<br />
Bewegung, ästhetisches Experiment und<br />
professionelle Selbstreflexion ein künstlerisch<br />
gültiges Ganzes zu bilden, das rundum<br />
<strong>über</strong>zeugte.<br />
Bachelor in Theater:<br />
Projekt «Auf in die Stadt!» in Bülach.<br />
Nathalie Brunner, Anja Lina Egli, Daniel<br />
Korber, Silvan Kuhl, Loris Mazzocco, Saskia<br />
Neuthe, Fjolla Rizvanolli und Léonie<br />
Süess im Kollektiv für das Projekt «Auf in die<br />
Stadt!». Gemeinsam in einer von Studierenden<br />
<strong>der</strong> Vertiefung Dramaturgie entwickelten<br />
Projektarbeit ist es den AbsolventInnen <strong>der</strong><br />
Szenografie und Theaterpädagogik gelungen,<br />
anlässlich <strong>der</strong> 1200-Jahr-Feier <strong>der</strong><br />
Stadt Bülach unter aktiver Beteiligung <strong>der</strong><br />
Bevölkerung Geschichten und Gesichter <strong>der</strong><br />
Stadt in Inszenierungen, Installationen und<br />
Audio-Touren auf unkonventionelle Weise<br />
in eindrücklichen szenischen Porträts zu<br />
verdichten.<br />
Bachelor in Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
von Kunst und Design:<br />
Nina Tshomba während ihrer Performance Projekt «Bühnen – Miniaturen <strong>der</strong> Ver<strong>mit</strong>tlung»<br />
an <strong>der</strong> Diplomausstellung 2011<br />
Chelsea Bi<strong>der</strong>, Nicole Eichholzer, Corina<br />
Hänger, Diana Khuu, Simona Nussbaumer,<br />
Alex Ochsner, Marc Ochsner und Michael<br />
Rauch zeichnen verantwortlich für das Projekt<br />
«Bühnen – Miniaturen <strong>der</strong> Ver<strong>mit</strong>tlung».<br />
Darin stellen Konzept und Umsetzung auf<br />
bemerkenswerte Art die Kernkompetenz<br />
des Studiengangs in den Vor<strong>der</strong>grund:<br />
die Ver<strong>mit</strong>tlung. Partizipative Zugänge,<br />
Video- und Audioinstallationen zeigen die<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen mo<strong>der</strong>ner Ver<strong>mit</strong>tlungsarbeit<br />
auf und weisen <strong>der</strong> Besucherin / dem<br />
Besucher konsequent eine aktive Rolle zu,<br />
die das Setting erst komplettiert. Die Jury<br />
erachtet den Zugang für die Positionierung<br />
des Studiengangs als zukunftsversprechend.<br />
zett 2–11 47
48 zett 2–11 auszeichnungen<br />
Auszeichnungen<br />
Design<br />
Originelle Töpfe<br />
«Paso Doble», Pete Bürgy<br />
Im Rahmen eines Unterrichtsmoduls entwarfen<br />
Studierende <strong>der</strong> Vertiefung Industrial<br />
Design unter <strong>der</strong> Leitung von Nicole Kind<br />
innovative Pflanzengefässe für die Firma<br />
Grütter Kunststoff + Formen AG, die für ihre<br />
Kollektion auf <strong>der</strong> Suche nach inspirierenden,<br />
neuen Formen war. Das Gefäss sollte im<br />
Rotations-Molding-Verfahren herstellbar<br />
sein, den Produktionsstandort Schweiz<br />
rechtfertigen und so<strong>mit</strong> mehr als nur ein<br />
herkömmliches Pflanzengefäss sein.<br />
Die Durchführung <strong>der</strong> Aufgabe erfolgte<br />
im Rahmen des 50-Jahre-Jubiläums <strong>der</strong><br />
Firma. Für die Studierenden wurde eine<br />
Wettbewerbssituation geschaffen <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />
Option, den Entwurf <strong>der</strong> Gewinnerin o<strong>der</strong><br />
des Gewinners durch die Firma herstellen zu<br />
lassen. Die Jury, bestehend aus den DesignerInnen<br />
Susanne Marti, Christophe Marchand<br />
und Nicole Kind, Johannes Mac und Reto<br />
Grütter (Grütter Kunststoff + Formen AG)<br />
sowie Bernhard Schmid (Gartenbauingenieur<br />
FH), urteilte auf den Ebenen Design, Produktion<br />
/ Umsetzung und Markt / Bepflanzung.<br />
Auf <strong>der</strong> ganzen Linie <strong>über</strong>zeugt haben<br />
schliesslich die Objekte von Pete Bürgy<br />
(1. Platz, Arbeitstitel: «Paso Doble»), Ivo<br />
Mauch (2. Platz, Arbeitstitel: «Bamboule»)<br />
und Fiona Sartori (3. Platz, Arbeitstitel:<br />
«Bolero»). Alle drei Gefässe weisen ihren<br />
jeweils eigenen Mehrwert auf; so besteht<br />
zum Beispiel bei einem die Möglichkeit,<br />
Kletterpflanzen o<strong>der</strong> einen platzsparenden<br />
und schicken Bambus-Sichtschutz darin zu<br />
ziehen, und bei einem an<strong>der</strong>en, die Sommerlektüre<br />
und den passenden Drink darauf zu<br />
deponieren. (Cyril Kennel)<br />
Akkuschrauberrennen in<br />
Hildesheim<br />
Fahrer Pablo Lunin <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Curvetta.<br />
Foto: Pablo Lunin, Reto Togni<br />
Bereits zum sechsten Mal fand im Mai 2011<br />
im deutschen Hildesheim das publikumswirksame<br />
Akkuschrauberrennen statt. Das<br />
Spezielle daran: Die Teams, bestehend aus<br />
Studierenden technischer und gestalterischer<br />
<strong>Hochschule</strong>n, bauen ihr Gefährt selber, und<br />
als Antrieb dient ein herkömmlicher Akku-<br />
Bohrschrauber. Auch eine fünfköpfige Gruppe<br />
<strong>der</strong> Studienvertiefung Industrial Design<br />
<strong>der</strong> ZHdK unter <strong>der</strong> Leitung von Dozent<br />
Hanspeter Wirth trat zum Wettrennen<br />
an. Während eines vierwöchigen Unterrichtprojekts<br />
und etlicher Abendstunden<br />
hatten die vier Jungdesigner Pablo Lunin,<br />
Lorenz Wipf, Reto Togni, Alex Jenter und<br />
die Jungdesignerin Franziska Marxer ihr<br />
eigenes Gefährt namens Curvetta für das<br />
Rennen entwickelt. Beson<strong>der</strong>es Augenmerk<br />
galt dabei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Lenkung und<br />
dem Kettenantrieb. Zudem musste <strong>der</strong> selbst<br />
gestellte Fahrer, Pablo Lunin, ziemlich genau<br />
70 Kilogramm auf die Waage bringen, um<br />
am Rennen nicht <strong>mit</strong> zusätzlichem Ballast<br />
ausgestattet werden zu müssen.<br />
Der Aufwand hat sich gelohnt: Gleich in<br />
mehreren Kategorien war das <strong>Zürcher</strong> Team<br />
erfolgreich: In <strong>der</strong> Kategorie Geschwindigkeit<br />
erreichte es den 2. Rang (1 Stunde<br />
17 Minuten), beim Publikumspreis den<br />
3. Platz. (Cyril Kennel)<br />
Auszeichnungen Tanz<br />
Migros-Studienpreis Tanz 2011<br />
Fabienne Wäger, Till Brechbühl und Benoît<br />
Favre wurden <strong>mit</strong> dem Studienpreises Tanz<br />
2011, welcher vom Migros-Kulturprozent<br />
vergeben wird, ausgezeichnet. Der alljährlich<br />
wie<strong>der</strong>kehrende Tanzwettbewerb fand am<br />
2. und 3. Juli 2011 im Tanzhaus Zürich statt.<br />
(Sabine Albrecht)<br />
Internationaler Ballettwettbewerb<br />
Solothurn<br />
Am Wochenende vom 14. und 15. Mai 2011<br />
fand <strong>der</strong> alljährlich wie<strong>der</strong>kehrende Internationale<br />
Ballettwettbewerb Solothurn für<br />
Jugendliche <strong>der</strong> Jahrgänge 1994 bis 1999 im<br />
Konzertsaal Solothurn statt. SchülerInnen<br />
und Studierende <strong>der</strong> Tanz Akademie Zürich<br />
wurden <strong>mit</strong> insgesamt sechs Medaillen<br />
ausgezeichnet, drei Mädchen und ein Junge<br />
erreichten das Finale.<br />
In <strong>der</strong> Altersgruppe 1 <strong>mit</strong> Teilnehmenden<br />
<strong>der</strong> Jahrgänge 1999/98 gewann Nastasia<br />
Vlahovic die Silbermedaille. In <strong>der</strong> Kategorie<br />
<strong>der</strong> Jahrgänge 1997/96 errangen Lou<br />
Spichtig die Gold- und Laura Fernandez die<br />
Silbermedaille. In <strong>der</strong> Altersgruppe 3 <strong>der</strong><br />
Jahrgänge 1995/94 wurden Yuiko Adachi <strong>mit</strong><br />
Von links nach rechts: Roberta Inghilterra,<br />
Laura Fernandez, Dominique Larose, Lou Spichtig,<br />
Yuiko Adachi, Nastasia Vlahovic<br />
<strong>der</strong> Goldmedaille, Dominique Larose <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />
Silbermedaille und Roberta Inghilterra <strong>mit</strong><br />
<strong>der</strong> Bronzemedaille ausgezeichnet. Selina<br />
Peterhans, Fabienne Wäger, Julia Winnips<br />
und Patrick Bruppacher gingen als Finalisten<br />
hervor. Der taZ-Pianist Robert Ashby<br />
begleitete die Wettbewerbsaustragungen,<br />
wie auch viele Jahre zuvor, auf dem Flügel.<br />
(Sabine Albrecht)<br />
Veranstaltungen<br />
ZHdK-Eröffnungsfeier<br />
Studienjahr 2011 / 12<br />
Die traditionelle Eröffnungsfeier des Studienjahrs<br />
2011 / 12 findet am Montag, 19. September<br />
2011, um 11 Uhr im grossen Saal des<br />
Departements Musik an <strong>der</strong> Florhofgasse 6<br />
statt. Neben <strong>der</strong> offiziellen Begrüssung<br />
<strong>der</strong> Neustudierenden und Neudozierenden<br />
durch Thomas D. Meier, Rektor <strong>der</strong> ZHdK,<br />
und den Hausherrn Michael Eidenbenz,<br />
Direktor Departement Musik, wird ein<br />
musikalisches Rahmenprogramm geboten.<br />
Ein Apéro beschliesst die Feier. Studierende,<br />
Dozierende und Mitarbeitende <strong>der</strong> ZHdK<br />
sind herzlich willkommen. (Stefan Kreysler)<br />
Montag, 19. September 2011, 11 Uhr, grosser Saal,<br />
Florhofgasse 6, 8001 Zürich
veranstaltungen<br />
Lange Nacht <strong>der</strong><br />
<strong>Zürcher</strong> Museen 2011<br />
Die Vorfreude auf die diesjährige Lange<br />
Nacht <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Museen am Wochenende<br />
vom 3./4. September 2011 wächst. Zum Programm<br />
gehört natürlich die Nachtschicht <strong>mit</strong><br />
Führungen durch die aktuellen Ausstellungen<br />
im Museum für Gestaltung Zürich und im<br />
Museum Bellerive. Kurzfilme – thematisch<br />
zur laufenden Ausstellung «Hochhaus»<br />
gehörend – verführen zum Pausieren und<br />
Entspannen im Vortragssaal des Museum für<br />
Gestaltung Zürich. Keine feste Bühne unter<br />
den Füssen wird die Band haben: Sie spielt<br />
an verschiedenen Orten im Museum, dessen<br />
Innengestaltung für diesen Abend ebenfalls<br />
dem Thema «Hochhaus» verpflichtet ist.<br />
Den grossen und kleinen Hunger stillt Faro<br />
Catering <strong>mit</strong> Köstlichkeiten aus Thailand.<br />
Im Museum Bellerive schwebt in schwindelerregen<strong>der</strong><br />
Höhe die Akrobatin Giovanna mal<br />
wild und schnell, mal graziös und anmutig<br />
in <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Lüfte. Dazwischen ver-rückt<br />
die Theaterperformance <strong>mit</strong> Linaz die Zeit.<br />
Nicht zu vergessen sind die kulinarischen<br />
Leckerbissen aus den kunterbunten Töpfen,<br />
die zu verschiedenen Geschmackserlebnissen<br />
einladen. (lve)<br />
Lange Nacht <strong>der</strong> Museen: 3./4. September 2011,<br />
19 bis 2 Uhr, Museum für Gestaltung Zürich, Ausstellungsstrasse<br />
60; Museum Bellerive, Höschgasse 3<br />
Detailliertes Programm unter: www.langenacht.ch<br />
Interdisziplinäres Design-<br />
Modul «Tablet & Tokio»<br />
Mehr als hun<strong>der</strong>t Designstudierende aus dem<br />
4. Semester und aus allen Designvertiefungen<br />
arbeiteten im Frühlingssemester 2011 vier<br />
Wochen lang in kleinen Projektgruppen<br />
zusammen. Hauptthema war «The future of<br />
magazines on the tablet» – wo<strong>mit</strong> das Thema<br />
des diesjährigen Designsymposiums fortgesetzt<br />
wurde. Konkret haben 18 gemischte<br />
Projektgruppen <strong>über</strong> die Zukunft des Genres<br />
«Frauenzeitschrift» nachgedacht. Projektpartner<br />
dieses Moduls und des Symposiums<br />
war Europas grösstes Zeitschriftenhaus<br />
Gruner & Jahr. G-&-J-Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong><br />
Bernd Buchholz reiste aus Hamburg an,<br />
um <strong>mit</strong> den Designstudierenden und acht<br />
Dozierenden einen Nach<strong>mit</strong>tag lang <strong>über</strong><br />
iPad & Co zu diskutieren und ihre Visionen<br />
zu hören und zu sehen. Die «Brigitte»-<br />
Geschäftsführung und die Chefredaktion<br />
gaben ebenfalls ein professionelles Feedback<br />
zu den Einzelergebnissen.<br />
Drei Gruppen widmeten sich abseits des<br />
Hauptthemas einer aktuellen Katastrophe:<br />
Nach einem Hilferuf aus Japan von Andreas<br />
Schnei<strong>der</strong>, Institut für Informationsdesign in<br />
Tokio, wurden einfach verständliche Visua-<br />
lisierungs- und Ver<strong>mit</strong>tlungskonzepte zum<br />
Thema «radioaktive Strahlung» entwickelt.<br />
(Martin Zimper)<br />
Tagung «Mode und Bewegung»,<br />
22.– 24. September 2011<br />
Mode bewegt: Klei<strong>der</strong> erfüllen ihre Bestimmung<br />
erst in Bewegung, und die Mode selbst<br />
ist als flüchtiges Phänomen dynamisch. Tanz,<br />
Theater, Film, Ritual und Defilee sind ohne<br />
bewegte textile Hüllen kaum vorstellbar. Wie<br />
gerät das Kleid durch den Körper in Bewegung,<br />
wie wirkt diese Bewegung ihrerseits<br />
auf den Körper, und welche Bedeutungen<br />
werden da<strong>mit</strong> generiert?<br />
Diesen und an<strong>der</strong>en Fragen geht die von<br />
Anna-Brigitte Schlittler und Prof. Katharina<br />
Tietze konzipierte und organisierte Tagung<br />
«Mode und Bewegung» im Vortragssaal <strong>der</strong><br />
ZHdK nach. Etablierte Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler sowie Nachwuchskräfte<br />
werden an <strong>der</strong> international besetzten Veranstaltung<br />
neueste Forschungsergebnisse aus<br />
diversen akademischen und gestalterischen<br />
Disziplinen vorstellen und diskutieren.<br />
Ein medialer Parcous – erdacht und umgesetzt<br />
von Studierenden <strong>der</strong> Vertiefung<br />
Style & Design unter <strong>der</strong> Leitung von Eva<br />
Wandeler – begleitet, reflektiert und erweitert<br />
die Tagung visuell.<br />
Das detaillierte Programm sowie weitere Informationen<br />
sind unter www.modeundbewegung.ch zu finden.<br />
Alle Interessierten sind herzlich willkommen!<br />
(Katharina Tietze / Anna-Brigitte Schlittler)<br />
Showcase III –<br />
ausstellen & ver<strong>mit</strong>teln<br />
Die letzte Ausstellung <strong>der</strong> dreiteiligen<br />
Reihe «Showcase» findet <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Vertiefung<br />
ausstellen & ver<strong>mit</strong>teln des Studiengangs<br />
Master of Arts in Art Education (MAE)<br />
einen erfrischenden Abschluss. Im Ausstellungskonzept<br />
«I love Trash» gehen die<br />
drei Studentinnen Ludovica Cadario, Laura<br />
Hilti und Stefanie Löser dem Phänomen<br />
<strong>der</strong> Mainstream-Kultur nach. Im Zentrum<br />
stehen zeitgenössische Künstlerinnen und<br />
Künstler, die <strong>mit</strong> Formaten und Inhalten<br />
aus <strong>der</strong> Populär- und Trivialkultur arbeiten<br />
und diese durch Neukontextualisierungen<br />
<strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en Bedeutungen versehen. Die<br />
KünstlerInnen haben für die Präsentation<br />
ihrer Werke jeweils zwei Container zur<br />
Verfügung, die im <strong>Zürcher</strong> Nie<strong>der</strong>dorf positioniert<br />
sind. In <strong>der</strong> modellhaften Ausstellung<br />
«Showcase III – ausstellen & ver<strong>mit</strong>teln»<br />
werden an <strong>der</strong> Vestibülwand entsprechend<br />
dem Konzept <strong>der</strong> Container-Parcours die<br />
verschiedenen künstlerischen Positionen<br />
sowie ein Film gezeigt.<br />
Das Museum für Gestaltung Zürich hat 2009<br />
die Ausstellungsreihe «Showcase» <strong>mit</strong> dem<br />
Ziel lanciert, ausgewählte Arbeiten von<br />
Studierenden einem öffentlichen Publikum<br />
vorzustellen. Ein grosser Dank gebührt dem<br />
ehemaligen För<strong>der</strong>verein hgkz/MfGZ, <strong>der</strong><br />
diese Ausstellungsreihe ermöglicht hat.<br />
(Simone Wildhaber)<br />
Ausstellung «Showcase III – ausstellen & ver<strong>mit</strong>teln»:<br />
18. Oktober – 6. November 2011, Museum für<br />
Gestaltung Zürich, Vestibül (vor dem Vortragssaal)<br />
Vernissage: Dienstag, 18. Oktober 2011, 18 h<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.museum-gestaltung.ch<br />
«Instant Muve» – neues Modul<br />
im BA Musik und Bewegung<br />
Ein Studium im Profil Musik und Bewegung<br />
<strong>der</strong> ZHdK zeichnet sich vor allem durch seine<br />
Heterogenität aus – es oszilliert zwischen<br />
den Spannungsfel<strong>der</strong>n Musik und Bewegung<br />
sowie zwischen Kunst und Pädagogik. Mit<br />
entsprechend unterschiedlichen Erfahrungen<br />
und Präferenzen treten die Neustudierenden<br />
jeweils ihr Studium an. Diese Kompetenzen<br />
gilt es nun bestmöglich zu för<strong>der</strong>n.<br />
Bühnenerfahrenen Studierenden im BA<br />
Musik und Bewegung bietet sich heuer<br />
<strong>mit</strong> dem neu geschaffenen Modul «Instant<br />
Muve» die Möglichkeit, ihre bereits erworbenen<br />
Fähigkeiten zu erweitern und gezielt<br />
weiterzuentwickeln. Der junge Performancepool<br />
steht allen Profilstufen offen und lotet<br />
lustvoll die Transdisziplinarität von Musik<br />
und Bewegung aus: Die Studierenden tanzen<br />
und musizieren simultan o<strong>der</strong> begleiten sich<br />
gegenseitig. «Instant Muve» untersucht nun<br />
die dieser bipolaren künstlerischen Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
immanenten Spezifika und<br />
eröffnet neue Betätigungsfel<strong>der</strong>. Dies ermöglicht<br />
es performancestarken Studierenden,<br />
ihre Ideen und Visionen zu kanalisieren und<br />
zur Bühnenreife zu bringen. (dhu)<br />
Cartier Time Art<br />
Mit «Cartier Time Art» präsentiert das Museum<br />
Bellerive eine weitere Erfolgsgeschichte<br />
aus <strong>der</strong> Welt des Kunsthandwerks. Louis-<br />
François Cartier gründete das Unternehmen<br />
1847 und erkannte schnell, dass neben den<br />
zett 2–11 49
50 zett 2–11 publikationen<br />
Juwelen auch Uhren eine grosse Zukunft<br />
für das Haus versprachen. Das Streben nach<br />
Höchstleistungen in <strong>der</strong> Fertigung <strong>der</strong> Zeitmesser,<br />
gepaart <strong>mit</strong> einem visionären Design,<br />
bescherte Cartier sehr rasch einen Platz im<br />
Kreis <strong>der</strong> weltbesten Uhrenhersteller.<br />
Die Ausstellung, die nach Zürich eine<br />
internationale Reise antreten wird, vereint<br />
die grösste Anzahl von Cartier-Uhren, die<br />
jemals <strong>der</strong> Öffentlichkeit gezeigt wurden.<br />
Die Exponate folgen einem hohen künstlerischen<br />
Anspruch. Zu sehen sind <strong>über</strong><br />
hun<strong>der</strong>t verschiedene historische Uhren und<br />
zwanzig exklusive aktuelle Modelle wie die<br />
Konzeptuhr Cartier ID One, die noch einen<br />
Schritt weiter geht und die Besucherinnen<br />
und Besucher einen Blick in die Zukunft <strong>der</strong><br />
Uhrmacherkunst bei Cartier werfen lässt …<br />
Ausstellung «Cartier Time Art»: 26. August bis<br />
6. November 2011, Museum Bellerive, Höschgasse 3,<br />
Di–So 10–17 h, Do 10–20 h<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.museum-bellerive.ch<br />
Neuerscheinung<br />
in <strong>der</strong> Reihe<br />
«Poster Collection»<br />
Band 23 <strong>der</strong> «Poster Collection», In Series,<br />
präsentiert die Serie als kreatives Gestaltungskonzept.<br />
Plakate eignen sich hervorragend<br />
dafür, seriell zu erscheinen.<br />
Wie<strong>der</strong>erkennungseffekte unterstützen die<br />
Ver<strong>mit</strong>tlung einer Botschaft, die Identität des<br />
Auftraggebers gewinnt an Präsenz, komplexe<br />
Inhalte, die das Einzelplakat <strong>über</strong>frachten,<br />
werden in <strong>der</strong> Variation anschaulicher. Das<br />
Prinzip ist offen und beliebig fortsetzbar. Die<br />
Balance liegt in einer subtilen Erinnerung,<br />
einem gewissen Zugang, <strong>der</strong> jedes Plakat<br />
frisch erscheinen lässt und dem Publikum<br />
doch vertraut vorkommt.<br />
Nicht nur <strong>der</strong> grosse Bestand an Schweizer<br />
Plakaten in <strong>der</strong> Plakatsammlung, auch eine<br />
hohe Affinität hiesiger Gestaltung zur Serie<br />
erklären die Dominanz schweizerischer Plakate<br />
in dieser Auswahl unterschiedlichster<br />
serieller Ansätze. (Christina Reble)<br />
In Series, Museum für Gestaltung Zürich, Bettina<br />
Richter (Hg.), Essay von Fabian Wurm, Statements<br />
von CYAN, Max Küng, Anette Lenz / Vincent<br />
Perrottet, Giorgio Pesce, Georg Staehelin, Ruedi<br />
Wyss, Lars Müller Publishers, CHF 36. Erhältlich ab<br />
Oktober 2011.<br />
Buchpräsentation: 10. November 2011, 19 h, Museum<br />
für Gestaltung Zürich, Plakatraum<br />
Ausstellung «Gleich und an<strong>der</strong>s – Serie im<br />
Plakat»: 10.–27. November 2011, Museum für<br />
Gestaltung Zürich, Vestibül und Bibliotheksgang<br />
Der «Formfächer»<br />
erscheint in China<br />
«Formfächer» – <strong>der</strong> etwas an<strong>der</strong>e Duden für<br />
Kreative – erschien 2010 im AV-Verlag und<br />
soll die präzise sprachliche Ver<strong>mit</strong>tlung von<br />
Formbegriffen im Designbereich för<strong>der</strong>n.<br />
Entstanden ist er aus einer Zusammenarbeit<br />
zwischen <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong><br />
Künste und <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> für Kunst und<br />
Design Halle (DE) zum Forschungsprojekt<br />
«Begriffe – begreifen».<br />
Nach einem erfolgreichen Start in Europa<br />
wird <strong>der</strong> «Formfächer» im bestehenden<br />
Layout spätestens 2012 in einer<br />
chinesisch-englischen Version erscheinen.<br />
Er soll chinesischen Designstudierenden<br />
die professionelle Designsprache, speziell<br />
in <strong>der</strong> Übersetzung ins Englische,<br />
näherbringen. Der «Formfächer» wird<br />
von Fachautoren <strong>über</strong>setzt und in chinesischen<br />
Buchhandlungen erhältlich sein.<br />
(Cyril Kennel)<br />
<strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste, Burg Giebichenstein<br />
u. a., Formfächer. Design – Begriffe – Begreifen,<br />
AV Edition 2009, ISBN: 978-3-89986-121-1 (Preis:<br />
CHF 34.90, Än<strong>der</strong>ungen vorbehalten)<br />
Im Reich <strong>der</strong> Töne –<br />
eine Spurensuche<br />
Seit <strong>über</strong> die Wirkung von Musik nachgedacht<br />
wird, interessieren ihre Elemente<br />
o<strong>der</strong> Teile den hörenden und spielenden<br />
Menschen. Das kürzlich im Reichert Verlag<br />
in Wiesbaden erschienene Buch «Der Wirkung<br />
von Musik auf <strong>der</strong> Spur» <strong>der</strong> ZHdK-<br />
Dozierenden Fritz Hegi und Maja Rüdisüli<br />
möchte dem Geheimnis <strong>der</strong> Wirkungsfel<strong>der</strong><br />
von Tönen auf die Spur kommen – in <strong>der</strong><br />
Musiktherapie sowie im musikalischen<br />
Alltag.<br />
Das Buch enthält die theoretischen Erkenntnisse<br />
aus den Vorgängerbüchern von Fritz<br />
Hegi, eine therapie<strong>über</strong>greifende Betrachtung<br />
<strong>der</strong> Improvisation als Kommunikation<br />
und soziales Modell sowie die von<br />
Maja Rüdisüli durchgeführte Erforschung<br />
<strong>der</strong> Komponentenlehre. Theorie und Forschungsresultate<br />
zeigen <strong>über</strong>raschende<br />
Entsprechungen und erfreuliche Ergebnisse.<br />
Zusammen ergibt dies ein Lehrbuch des<br />
Zuhörens und <strong>der</strong> Anwendung von Improvisation<br />
im therapeutischen, pädagogischen<br />
und spielerischen Feld. Die Komponenten<br />
zeigen sich als theoriegeleitete Metamethode,<br />
unabhängig von Vorlieben, Musikgattungen<br />
o<strong>der</strong> Kulturen, eine Vision <strong>der</strong> Sprache von<br />
Musik hinter den Worten. (dhu)<br />
Fritz Hegi, Maja Rüdisüli, Der Wirkung von Musik<br />
auf <strong>der</strong> Spur, 213 Seiten, ISBN 978-3-89500-736-1,<br />
Reichert Verlag, Wiesbaden 2011, Reihe zeitpunkt<br />
musik<br />
Korrigenda<br />
«Zett» 1–11<br />
Im Artikel «als krönung die klangverwirbelungsmaschine»,<br />
Seite 27, blieb bei<br />
<strong>der</strong> Autorenangabe im Lead <strong>der</strong> Name<br />
von Dominik Landwehr, Migros-Kulturprozent,<br />
lei<strong>der</strong> unerwähnt. Zudem<br />
wurde seine E-Mail-Adresse falsch<br />
geschrieben. Hier die korrekte Adresse:<br />
dominik.landwehr@mgb.ch.<br />
Die «Zett»-Redaktion entschuldigt sich.<br />
Impressum<br />
«Zett»: Das Magazin <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong><br />
Künste. Erscheint dreimal jährlich. Herausgeberin:<br />
<strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste, <strong>Zürcher</strong> Fachhochschule.<br />
Redaktion: Heike Pohl (hpo) (Leitung), Adriana<br />
Bognar (abo). Externe re daktionelle Mitarbeit:<br />
Chantal Frey (Textredaktion, Lektorat), Dela Hüttner<br />
(Korrektorat). Redaktionsteam: Eva Brüllmann<br />
(ebr), Services, Barbara Draeyer (bdr), Kunst &<br />
Medien, Daniela Huser (dhu), Musik, Elisabeth<br />
Krüsi (ekr), Design, Bernadette Mock (bmo), Leona<br />
Veronesi (lve), Museum für Gestaltung Zürich,<br />
Judith Hunger (jhu), Darstellende Künste und Film,<br />
Janine Schiller (jsc), Kulturanalysen und Ver<strong>mit</strong>tlung,<br />
Stefan Schöbi (ssc), Hochschulkommunikation,<br />
Marilena Abt (SturZ).<br />
Die von den Autorinnen und Autoren in diesem<br />
Heft geäusserten Ansichten decken sich nicht<br />
un bedingt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Meinung <strong>der</strong> Redaktion.<br />
Gestaltung und Produktion: Moritz Wolf,<br />
Regula Bearth, Betty Fleck<br />
Druck: Ropress Genossenschaft Zürich.<br />
Papier: Reprint FSC 90 g/m2 , BVS glänzend 170 g/<br />
m2 ; Schriften: Neue Helvetica, Bernard, Mercury;<br />
Auflage: 5000<br />
Copyright: Der Nachdruck von Artikeln ist un ter<br />
Quellenangabe gestattet. Belegexemplare erwünscht.«Zett»<br />
ist auch digital als PDF-Datei<br />
erhältlich: http://cc.zhdk.ch<br />
Redaktionsschluss: 14. Oktober 2011<br />
Feedback und<br />
Anregungen zu Zett:<br />
heike.pohl@zhdk.ch<br />
adriana.bognar@zhdk.ch
carte blanche<br />
Dreaming of you I., 2010, zwei im Computer zusammengesetzte Filzstiftzeichnungen von Dominika Lehocka,<br />
Bachelor Medien & Kunst, Bildende Kunst, studiert ab September 2011 im Master of Fine Arts.<br />
zett 2–11 51