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NR. 41 · JANUAR 2008 - DWA Landesverband Sachsen/Thüringen

NR. 41 · JANUAR 2008 - DWA Landesverband Sachsen/Thüringen

NR. 41 · JANUAR 2008 - DWA Landesverband Sachsen/Thüringen

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gewässer-info<br />

MAGAZIN ZUR GEWÄSSERUNTERHALTUNG UND GEWÄSSERENTWICKLUNG<br />

<strong>NR</strong>. <strong>41</strong> <strong>·</strong> <strong>JANUAR</strong> <strong>2008</strong><br />

393<br />

Entschärfung des Sackgasseneffekts durch die<br />

unerwünschte Leitströmungswirkung von Mühlgräben<br />

gegenüber Ausleitungsstrecken durch<br />

diffuse Wasserrückführung – erste Ergebnisse<br />

396<br />

Zeitschrift der<br />

Der Einsatz von Sohlenrechen<br />

zur Stabilisierung und Anhebung der<br />

Gewässersohle in kleinen Fließgewässern


gewässer-info Nr. <strong>41</strong> – Januar <strong>2008</strong><br />

gewässer - info<br />

392<br />

Magazin zur Gewässerunterhaltung<br />

und Gewässerentwicklung<br />

Inhalt Januar <strong>2008</strong><br />

Das Diffuser-Prinzip könnte helfen, unzählige „neuralgische<br />

Punkte“ an Ausleitungs-Wasserkraftwerken in<br />

kleinen und mittelgroßen Gewässern auf ausgesprochen<br />

kostengünstige und einfache Weise hydraulisch zu<br />

entschärfen.<br />

(Foto: J. Schneider)<br />

Das gewässer-info erscheint jeweils im Januar,<br />

Mai und September eines jeden Jahres.<br />

Für <strong>DWA</strong>-Mitglieder wird es der Korrespondenz<br />

Wasserwirtschaft als Beilage zugelegt.<br />

Herausgeber:<br />

<strong>DWA</strong><br />

Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />

Abwasser und Abfall e. V.<br />

Postfach 11 65, D-53758 Hennef,<br />

Telefon (02242) 872-210<br />

Telefax (02242) 872-135<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Geogr. Georg J. A. Schrenk,<br />

Abteilungsleiter Wasserwirtschaft, Abfall und<br />

Boden, <strong>DWA</strong>, Hennef<br />

Impressum<br />

Der Fachbeitrag<br />

Entschärfung des Sackgasseneffekts durch<br />

die unerwünschte Leitströmungswirkung von<br />

Mühlgräben gegenüber Ausleitungsstrecken<br />

durch diffuse Wasserrückführung –<br />

erste Ergebnisse 393<br />

Der Einsatz von Sohlenrechen zur<br />

Stabilisierung und Anhebung der<br />

Gewässersohle in kleinen Fließgewässern 396<br />

Gewässer-Nachbarschaften /<br />

Regionaler Erfahrungsaustausch<br />

15 Jahre Gewässer – Nachbarschaft Sieg 398<br />

Agenda 21 am Erlbach Genmeinde Weichs,<br />

Lkr. Dachau 399<br />

Aktuelles<br />

Neues Naturschutz-Info mit dem Schwerpunktthema<br />

Klimawandel und Naturschutz 401<br />

Veröffentlichungen<br />

Redaktionsbeirat:<br />

Dipl.-Ing. Hubertus Brückner,<br />

Verbandsgeschäftsführer, Gewässerverband<br />

„Kleine Elster - Pulsnitz“, Sonnewalde<br />

Dipl.-Forsting. Thorsten Kowalke,<br />

Geschäftsführer, WBW Fortbildungs gesellschaft<br />

für Gewässerentwicklung mbH, Heidelberg<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Heinz Patt,<br />

Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft,<br />

Universität Duisburg-Essen, Essen<br />

Dr. Thomas Paulus,<br />

Geschäftsführer, Gemeinnützige<br />

Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft<br />

und Landschaftsentwicklung (GFG) mbH, Mainz<br />

Faltblatt und Kalenderposter<br />

„Durchgängigkeit von Fließgewässern“ 402<br />

Verlag: <strong>DWA</strong><br />

Bezugspreis:<br />

Im Bezugspreis der Korrespondenz Wasserwirtschaft<br />

für <strong>DWA</strong>-Mitglieder enthalten.<br />

Nur Jahresabonnement:<br />

18,– € incl. MWSt. zzgl Versandkosten.<br />

Abonnement-Kündigung nur jeweils zum Ende<br />

des Kalender-Jahres, acht Wochen vorher beim<br />

Herausgeber eingehend.<br />

Einsendungen erbeten an die Redaktion.


Der Fachbeitrag<br />

gewässer-info Nr. <strong>41</strong> – Januar <strong>2008</strong><br />

Entschärfung des Sackgasseneffekts durch die unerwünschte<br />

Leitströmungswirkung von Mühlgräben gegenüber Ausleitungsstrecken<br />

durch diffuse Wasserrückführung – erste Ergebnisse<br />

Einleitung<br />

Die Funktionsfähigkeit von Fischaufstiegsanlagen<br />

(FAA) ist von den beiden Faktoren<br />

Passierbarkeit und Auffi ndbarkeit abhängig.<br />

Im Falle von Ausleitungskraftwerken, die<br />

den häufi gsten Typ bei Kleinwasserkraftanlagen<br />

darstellen, kommt der zur Verfügung<br />

stehenden Mindestwassermenge in<br />

Abhängigkeit der hydromorphologischen<br />

und hydraulischen Rahmenbedingungen<br />

eine besondere Bedeutung zu. Meist wird die<br />

Mindestwassermenge vor dem Hintergrund<br />

der Passierbarkeit des Migrationskorridors<br />

(Ausleitungsstrecke) und der FAA diskutiert.<br />

Bisher weniger Beachtung gefunden hat die<br />

Tatsache, dass das Verhältnis Ausleitungswassermenge<br />

zu Restwasser im Hauptgewässer<br />

bereits am Wiedereintrittspunkt des<br />

ausgeleiteten Wassers einen entscheidenden<br />

Faktor hinsichtlich der Auffi ndbarkeit einer<br />

FAA bildet und somit die Funktionsfähigkeit<br />

der – oft in einiger Entfernung gelegenen<br />

FAA -maßgeblich beeinfl usst. Rheophile Fische<br />

folgen bei einer gezielten Aufwärtswanderung<br />

im Allgemeinen der Leitströmung<br />

des abfl ießenden Wassers. Die Orientierung<br />

erfolgt im Wesentlichen durch das Seitenlinienorgan.<br />

Wasserkraftwerke (WKA) mit<br />

Ausleitungsstrecken werfen dabei häufi g<br />

das Problem auf, dass aufsteigende Fische<br />

am unteren Ende der Ausleitungsstrecke der<br />

„irreführenden“ Leitströmung in Mühlengräben<br />

folgen und selbst kurze Unterwassergräben<br />

durch den Sackgasseneffekt als<br />

Migrationsfalle wirken. Die Leitströmung<br />

aus Mühlgräben ist bei niedrigen bis mittleren<br />

Wasserständen meist deutlich ausgeprägter<br />

als in der Ausleitungsstrecke, weil<br />

das Wasser über einen engeren Querschnitt<br />

und - wegen des Düseneffekts - mit wesentlich<br />

höherer Strömungsgeschwindigkeit<br />

eingeleitet wird (Bild. 1). Die wesentliche<br />

Folge der Sackgassenwirkung von Mühlengräben<br />

ist, dass aufstiegswillige<br />

Fische die FAA nicht ohne negative Beeinfl<br />

ussung ihres Zeitbudgets erreichen und<br />

passieren. Neben zeitlichen Verzögerungen<br />

oder Unterbrechungen der Migration<br />

ist auch der Abbruch der Migration und/<br />

oder Not laichungen in Mühlgräben oder<br />

im Unterwasser von Ausleitungsstrecken<br />

beschrieben. Durch die genannten Schwierigkeiten<br />

beim Auffi nden der FAA am eigentlichen<br />

Querbauwerk ist entsprechend<br />

die Funktionsfähigkeit einer FAA auch dann<br />

eingeschränkt, wenn alle Anforderungen an<br />

Anordnung und Positionierung sowie die<br />

Einhaltung aller gültigen hydraulischen<br />

und geometrischen Vorgaben entsprechend<br />

DVWK-Merkblatt 232/1996„Fischaufstiegsanlagen<br />

- Bemessung, Gestaltung,<br />

Funktionskontrolle“ gewährleistet sind.<br />

Eine wirkungsvolle, jedoch kostenintensive<br />

und nicht überall realisierbare Maßnahme<br />

ist der Einbau einer zusätzlichen Fischaufstiegsanlage<br />

am oberen Ende des Unterwassergrabens<br />

an der Wasserkraftanlage.<br />

Als weitere Lösungsmöglichkeit wurde<br />

in der Vergangenheit die Absperrung des<br />

Mühlgrabenauslaufs durch Gitter propagiert.<br />

Diese Variante hat jedoch zwei entscheidende<br />

Nachteile:<br />

a) Das eigentliche Problem der „irreführenden“<br />

Leitströmung wird nicht aufgehoben<br />

bzw. lediglich auf den Bereich<br />

vor dem Gitter verlagert, da die Fische<br />

wegen der nach wie vor ungünstigen<br />

Strömungsverhältnisse weiterhin versuchen<br />

werden, in den Mühlgraben<br />

vorzudringen.<br />

b) Bei längeren Unterwassergräben entstünden<br />

erhebliche Wartungsprobleme<br />

durch<br />

Laub- und Geschwemmseleintrag(insbesondere<br />

zur Migrationszeit<br />

der<br />

Salmoniden im<br />

Herbst), wobei<br />

sich die Gitter<br />

schnell zusetzen;<br />

damit verknüpft<br />

wäre ein<br />

Rückstaueffekt<br />

im Unterwassergraben<br />

und<br />

entsprechend<br />

eine Leistungs-<br />

einschränkung<br />

der WKA.<br />

Wirkungsprinzip Diffuser<br />

Bei einem Diffuser wird an Stelle der punktuellen<br />

Rückführung des Wassers am Mühlgrabenauslauf<br />

prinzipiell die sukzessive<br />

Rückführung an einer Vielzahl von Einzelpunkten<br />

angestrebt. Die diffuse Rückleitung<br />

kann durch verschiedene Konstruktionstypen<br />

erreicht werden und funktioniert prinzipiell<br />

wie folgt:<br />

Durch eine am Eintrittsbereich des Mühlgrabens<br />

beginnende, für Fische nicht passierbare,<br />

parallel zur Hauptströmung führende<br />

Aneinanderreihung von Störelementen<br />

(Steinblöcke, Palisaden, Lamellen) wird die<br />

eintretende „irreführende“ Leitströmung<br />

gebrochen und das Wasser aus dem Kraftwerkskanal<br />

wird sukzessive (diffus) über<br />

eine hohe Zahl an Lücken in das Hauptgewässer<br />

eingeleitet. Da sich die Konstruktion<br />

auf das Hauptgewässer beschränkt und<br />

nicht in die hydraulischen Verhältnisse im<br />

Mühlgraben eingreift, ist im Allgemeinen<br />

keine Genehmigung des Betreibers der WKA<br />

notwendig; dennoch sollte eine frühzeitige<br />

Einbindung aller Betroffenen angestrebt<br />

werden. Eine entsprechende Konstruktion<br />

mit Pilotcharakter wird nachfolgend<br />

vorgestellt.<br />

Grundsätzlich kann eine großfl ächige Verteilung<br />

des rückgeführten Wassers auch<br />

mittels Palisaden, Lamellen oder Rohren<br />

Bild 1: Diffuser bei ca. 2 MNQ (Eintritt Mühlgraben von<br />

rechts, Eintrittswinkel ca. 80°) (Foto: J. Schneider)<br />

393


gewässer-info Nr. <strong>41</strong> – Januar <strong>2008</strong><br />

erfolgen. Allen Typen ist gemein, dass sie<br />

das natürliche Verhalten der aufwandernden<br />

Fische, nämlich der Hauptströmung zu<br />

folgen, als Wirkungsprinzip nutzen. Aufsteigende<br />

Fische suchen nicht vor einem<br />

Gitter auf eine Einschwimmgelegenheit in<br />

den Mühlgraben, sondern sie nehmen die<br />

„irreführende“ Leitströmung gar nicht erst<br />

wahr. Unterstützt wird dieser Effekt dadurch,<br />

dass ein Großteil der Wassermenge bereits<br />

oberhalb des „Entscheidungspunktes“ für<br />

die Migrationsrichtung des Fisches diffus<br />

über die Lücken (oder Rohre) eingeleitet<br />

wird. Für parallel zur Gewässerachse angelegte<br />

Störelemente kann bei ausreichender<br />

Zahl an Einzelelementen am untersten<br />

Element („Entscheidungspunkt“) bereits<br />

mehr als 90% des ursprünglich ausgeleiteten<br />

Wassers wieder im Hauptgewässer<br />

fl ießen. Ein ähnlicher Effekt der hydraulischen<br />

Entschärfung der irreführenden<br />

Leitströmung besteht bei der Panfl öten-<br />

Anordnung von großen Rohren, wenn diese<br />

über eine längere Gewässerstrecke bzw.<br />

eine große Fläche angelegt sind. Hier sind<br />

jedoch Wartungsprobleme und Veränderungen<br />

des Abluss querschnittes im Hauptgewässer<br />

nicht auszuschließen.<br />

Pilotanlage Heimersheim<br />

an der Ahr<br />

Eine erste Pilotanlage (Steinreihentyp) wurde<br />

im September 2006 an der Ahr an der<br />

WKA Greener Mühle in Heimersheim realisiert<br />

(Bilder 2 + 3). Die Ahr als Wasserrahmenrichtlinien-Gewässer<br />

und Projektgewässer<br />

des rheinland-pfälzischen Programms<br />

„Lachs 2020“ ist bereits nahezu<br />

vollständig durchgängig gestaltet. Das Wehr<br />

der WKA Heimersheim wurde im Jahr 2000<br />

in eine naturnahe Sohlengleite umgebaut.<br />

Im Rahmen von Rückkehrer-Kontrollbefi -<br />

schungen (Lachs und Meerforelle) wurden<br />

jedoch im rund 500 m langen Unterlauf des<br />

Mühlgrabens („Mühlenteich“) wiederholt<br />

„verirrte“ adulte Lachse und Meerforellen<br />

registriert und auch Notlaichungen dokumentiert.<br />

394<br />

Kenngrößen Diffuser Ahr:<br />

Bauzeitraum: September 2006<br />

Durchführung: SGD Nord, RegionalstelleWasserwirtschaft<br />

Koblenz<br />

Bauausführung: Firma Natursteinwerk<br />

Peter Engels (Plaidt)<br />

Biologische<br />

Beratung:<br />

Büro für fi sch- und<br />

gewässerökologische<br />

Studien – BFS Frankfurt<br />

Baukosten: knapp 5.000 €<br />

Bauzeit: 5 Stunden<br />

Material: 85 Tonnen Basaltblocksteine,Kantenlänge<br />

1,50–1,70 m<br />

Lückenbreite: ca. 5 cm zwischen<br />

den Einzelsteinen,<br />

insgesamt knapp 1 m<br />

Der angesetzte Diffuser hat eine Länge von<br />

rund 58 m und besteht aus 18 Einzelsteinen.<br />

Um den Austrag von Treibgut zu gewährleisten,<br />

wurde die Steinreihe ausschließlich<br />

parallel zur Gewässerachse gesetzt und<br />

unten nicht zum Ufer hin abgeschlossen<br />

(Bild. 1).<br />

Erfolgskontrollen<br />

Strömungsmessungen (rund 25 cm über<br />

Grund, Wassertiefe 40-50 cm; Abfl uss 2,8<br />

m 3 /s) am 17.11.2006 haben ergeben, dass an<br />

jenem Punkt, an dem sich die Aufwanderer<br />

für eine Migrationsrichtung entscheiden<br />

(„Entscheidungspunkt“; hier: unteres Ende<br />

der Steinreihe) die vormals konkurrierende,<br />

irreführende Leitströmung rund 20 mal<br />

geringer ist als die Strömung im Hauptfl uss<br />

(Bilder 6 + 7). Damit<br />

dürfte die vormals<br />

gegebene „hydraulischeAttraktivität“<br />

des Mühlgrabens<br />

gegenüber der<br />

FAA<br />

WKA<br />

Ausleitungsstrecke weitestgehend aufgehoben<br />

sein. Die annähernd kontinuierliche<br />

Verringerung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

im Mühlenteich (im Bereich des Diffusers)<br />

mit der Fließrichtung ist darauf zurückzuführen,<br />

dass zwischen jeder Lücke<br />

bereits eine Rückführung einer Teilmenge<br />

des Rückleitungswassers in die Ahr erfolgt<br />

(sukkzessive Rückleitung).<br />

Kontrollbefi schungen mittels Elektrofi scherei<br />

im Mühlgraben erfolgten im November<br />

2006 und im Juli 2007; beide Monate sind<br />

typische Migrationszeiträume der anadromen<br />

Salmoniden Lachs und Meerforelle.<br />

Die Befi schungen zeigten, dass erstmals seit<br />

Jahren keine Lachse und wahrscheinlich keine<br />

Meerforellen „falsch abgebogen“ sind.<br />

Im November 2006 wurde eine Meerforelle<br />

gefangen (die möglicherweise jedoch<br />

bereits vor Baubeginn eingeschwommen<br />

ist), Lachse wurden nicht nachgewiesen.<br />

Die Meerforelle wurde markiert, in die<br />

Ahr kurz oberhalb des Diffusers umgesetzt<br />

und wenige Tage später in einer Kontrollreuse<br />

rund 400 m oberhalb des Diffusers<br />

registriert. Laichgruben wurden im Herbst<br />

2006 ebenfalls nicht vorgefunden.<br />

Im Juli 2007 wurden am Eintrittsbereich<br />

des Diffusers in die Ahr in einer Auskolkung<br />

zwei Barben (um 45 cm) gefangen.<br />

Adulte Meerforellen und Lachse wurden<br />

nicht registriert. Das Fehlen von Großsalmoniden<br />

muss dabei auch vor dem Hintergrund<br />

interpretiert werden, dass bis zum<br />

Befi schungstag eine relativ hohe Anzahl an<br />

Rückkehrern in verschiedenen nahe gelegenen<br />

Rheinzufl üssen verzeichnet wurde<br />

(Sieg, Kontrollstation Buisdorf: 25 Lachse,<br />

30 Meerforellen; Saynbach: 7 Meerforellen;<br />

Mosel: 25 Meerforellen). Auch<br />

Bild 2: Prinzipskizze Diffuser<br />

(Bautyp Steinreihenanordnung) Bild 3: Setzen der Einzelsteine (Foto: J. Groß)


Bild 4: Diffuser bei ca. 2 MNQ (Foto: J. Schneider)<br />

im Juli fanden sich keine Belege für eine<br />

Notablaichung von Lachsen aus der vergangenen<br />

Saison.<br />

Wartungsbedarf: Der postulierte Vorteil<br />

der Konstruktion gegenüber Absperrungen<br />

mit Gittern am Auslauf des Mühlgrabens,<br />

weitgehend wartungsfrei zu sein, hat sich<br />

grundsätzlich bestätigt. Bisher sind bei<br />

allen Kontrollgängen keine Wartungsnotwendigkeiten<br />

aufgetreten. Wie erwartet,<br />

wird bei höherer Wasserführung die<br />

Steinreihe überspült und Treibgut ausgetragen<br />

(siehe „untergetauchte“ Steinreihe<br />

bei ca. 0,5 MHQ; Abb. 7). Auch bei der<br />

bislang letzten Kontrolle im Juli 2007 (nach<br />

den Frühjahrs- und Sommerhochwässern),<br />

also nach 10 Monaten Betriebszeit, wurde<br />

an keiner der Lücken eine Ablagerung von<br />

Treibgut verzeichnet und die Anlage war<br />

uneingeschränkt funktionsfähig.<br />

Fazit<br />

Das Diffuser-Prinzip könnte helfen, unzählige<br />

„neuralgische Punkte“ an Ausleitungs-<br />

Wasserkraftwerken in kleinen und mittel-<br />

großen Gewässern auf ausgesprochen kostengünstige<br />

und einfache Weise hydraulisch<br />

zu entschärfen. Es wird erwartet, dass durch<br />

den Einbau von Diffusern durch Aufhebung<br />

der Sackgassenwirkung des Unterwasserkanals<br />

die Funktionsfähigkeit von FAA auch<br />

bei suboptimaler Mindestwasserdotierung<br />

wesentlich verbessert werden kann. Damit<br />

würde – im Falle nachgewiesener Funktionsfähigkeit<br />

– der Einbau einer weiteren<br />

Fischaufstiegsanlage im Unterwassergraben<br />

vor der Turbine entbehrlich. Um mehr Erfahrungen<br />

hinsichtlich der Funktionsfähigkeit<br />

von Diffusern zu gewinnen, wird hiermit<br />

angeregt, auch andernorts vergleichbare<br />

Konstruktionen vorzunehmen und einem<br />

Funktionstest zu unterziehen. Dabei erscheint<br />

es sinnvoll, über fi schereibiologische<br />

Erfassungsmethoden (vorzugsweise<br />

Elektrofi scherei, weil Reusen bei geringer<br />

Strömung eine Barrierewirkung bei rheophilen<br />

Arten haben) die Einschwimmhäufi gkeit<br />

vor und nach dem Einbau zu dokumentieren<br />

und die Ergebnisse der Fachöffentlichkeit<br />

zugängig zu machen.<br />

gewässer-info Nr. <strong>41</strong> – Januar <strong>2008</strong><br />

Strömungsgeschwindigkeiten in der Ahr und in der Verlängerung<br />

Mühlgraben ("Mühlenteich") 17.11.2006<br />

0,18<br />

0,16<br />

0,14<br />

0,12<br />

0,10<br />

m/s<br />

0,08<br />

0,06<br />

0,04<br />

0,02<br />

0,00<br />

0<br />

4<br />

8<br />

12<br />

16<br />

20<br />

Fließrichtung<br />

------------><br />

24<br />

28<br />

32<br />

36<br />

m ab Beginn Steinriegel<br />

40<br />

44<br />

Wirkungsbereich<br />

Leitströmung<br />

Die Kosten der vorgestellten Konstruktion<br />

beliefen sich auf knapp 5.000 Euro; die Bauzeit<br />

betrug fünf Stunden. Eine detaillierte<br />

Planung war nicht notwendig – die genaue<br />

Setzung der (unterschiedlich dimensionierten)<br />

Einzelsteine wurden vor Ort gemäß<br />

der Strömungsverhältnisse an den Lücken<br />

angepasst. Die Standsicherheit ist nach<br />

bisherigem Kenntnisstand sehr hoch, weil<br />

die Senksteine großzügig dimensioniert<br />

sind (Einzelgewicht rd. 3 to) und in Fließrichtung<br />

(mit partiellem Kontakt, aber eben<br />

nicht bündig) hintereinander stehen,.<br />

48<br />

Mühlenteich (mittig)<br />

Ahr (1m neben<br />

der Steinreihe)<br />

Dr. Jörg Schneider<br />

Büro für fi sch- und<br />

gewasserökologische Studien – BFS,<br />

Frankfurt am Main<br />

Dipl-Ing. Josef Groß<br />

Struktur- und<br />

Genehmigungsdirektion Nord,<br />

Regionalstelle Wasserwirtschaft,<br />

Koblenz<br />

52<br />

56<br />

Öffnung<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 Öffnung<br />

Mühlenteich 0,15 0,14 0,11 0,10 0,11 0,09 0,07 0,05 0,05 0,04 0,03 0,05 0,04 0,05 0,04 0,04 0,05 0,06 0,04 0,06 0,06 0,03 0,02 0,02 0,01 0,01 0,01 0,005 0,005 0,005<br />

Ahr 0,16 0,17 0,09 0,15 0,11 0,14 0,12 0,08 0,14 0,15 0,16 0,14 0,15 0,14 0,15 0,13 0,13 0,13 0,12 0,12 0,10 0,12 0,11 0,10 0,10 0,09 0,09 0,14 0,10 0,09<br />

Bild 5: Strömungsgeschwindigkeiten im Bereich des<br />

Diffusers bei ca. 2 MNQ (Daten: BFS)<br />

Bild 6: Diffuser bei ca. 0,7 MQ (Foto: J. Groß) Bild 7: Diffuser bei ca. 0,5 MHQ (Foto: J. Schneider)<br />

395


gewässer-info Nr. <strong>41</strong> – Januar <strong>2008</strong><br />

Der Einsatz von Sohlenrechen zur Stabilisierung und Anhebung der<br />

Gewässersohle in kleinen Fließgewässern<br />

Einleitung<br />

Fast alle Fließgewässer haben von Natur<br />

aus ein fl aches Bett. Ausbaumaßnahmen<br />

und eine teilweise schon Jahrhunderte andauernde<br />

stetige Gewässerunterhaltung<br />

haben jedoch dazu geführt, dass das Gewässerbett<br />

zahlreicher Fließgewässer unnatürlich<br />

tief geworden ist. Die Ablagerung<br />

von Totholz, die eine Stabilisierung<br />

und Wiederanhebung der Gewässersohle<br />

durch Breitenerosion und Verlagerung eines<br />

Fließgewässerbettes initiieren kann,<br />

und die Breitenerosion selbst als der natürliche<br />

Gegenspieler der Tiefenerosion<br />

wurden in der Vergangenheit durch Unterhaltungsmaßnahmen<br />

weitgehend ausgeschaltet.<br />

Baumaßnahmen zur Stabilisierung und<br />

Wiederanhebung der Sohle eines Fließgewässers<br />

sind insbesondere in der landwirtschaftlichen<br />

Flur oder in Waldgebieten oft<br />

mit erheblichen Kosten und mit Eingriffen<br />

in den Lebensraum Fließgewässer und<br />

Aue verbunden. Zum Einbau von Grundschwellen<br />

aus Steinschüttungen oder fl ächendeckenden<br />

Steinschüttungen müssen<br />

die Gewässerufer oder gar das Gewässer<br />

selbst mit schweren Baugeräten befahren<br />

werden. Durch die Einrichtung von Baustraßen<br />

kommt es zudem oft zu erheblichen<br />

Flurschäden im Auen- und Uferbereich der<br />

Gewässer.<br />

Um derartige Schäden zu vermeiden, wurde<br />

in einem Projekt zur Renaturierung der<br />

Pfi effe, einem Fließgewässer zweiter Ord-<br />

Bild 1: Sohlrechen in der Pfi effe etwa 3 Wochen nach dem<br />

Einbau (Foto: W. Haaß)<br />

396<br />

nung mit einer Sohlenbreite von etwa 5 bis<br />

7 m, in der Stadt Spangenberg (Nordhessen)<br />

nach einer alternativen Möglichkeit<br />

zur Stabilisierung und Anhebung der Gewässersohle<br />

und damit auch des Wasserspiegels<br />

gesucht. Zielsetzung war es, zur<br />

Reaktivierung der natürlichen Auenfunktionen<br />

eine frühzeitigere Ausuferung von<br />

Hochwässern in die Auenfl ächen hinein<br />

aus dem bis zu etwa 2,0 m tiefen Flussbett<br />

zu erreichen. Die Baumaßnahme sollte<br />

– insbesondere im Vergleich zu den im<br />

naturnahen Wasserbau häufi gen Sohlensicherungen<br />

mit Hilfe von Steinschüttungen<br />

– möglichst kostengünstig sein. Flurschäden<br />

durch die Herstellung von Baustraßen<br />

oder das Befahren der als Grünland<br />

genutzten, zum Teil feuchten Auenwiesen<br />

sollten vermieden werden.<br />

Sohlenstabilisierung<br />

und Anhebung der Sohle<br />

durch Sohlenrechen<br />

Um die genannten Zielvorgaben zu erreichen,<br />

wurden im Jahr 2004 innerhalb eines<br />

etwa 50 bis 60 m langen Fließabschnittes<br />

der Pfi effe insgesamt 5 „Sohlenrechen“<br />

eingebaut. Schon BEGEMANN & SCHIECHTL<br />

(1986) verweisen auf derartige Rechen als<br />

einfachste Bauelemente zur Herstellung<br />

einfacher Sohlenstufen. Sie beschreiben<br />

die Rechen als Querreihe von Stahlnägeln<br />

mit etwa 20 mm Durchmesser und 80 bis<br />

100 cm Länge, die mit einem Abstand, der<br />

etwa 5 cm geringer ist als die größte Korngröße<br />

des Geschiebes, quer oder schräg<br />

zur Fließrichtung in die Sohle eingebaut<br />

werden und zum Teil aus der Sohle herausragen.<br />

Hinter diesen Rechen sollen grobe<br />

Geschiebesteine hängen bleiben, die wiederum<br />

kleines Gestein aufhalten bis zum<br />

Sand und Kies.<br />

Im Rahmen der Baumaßnahme an der Pfi effe<br />

wurde die Korngröße des Geschiebes<br />

abweichend von diesem Verfahren bei der<br />

Herstellung der Sohlenrechen nicht berücksichtigt.<br />

Vielmehr wurde davon ausgegangen,<br />

dass die Funktion des Geschiebes in<br />

diesem Gewässer, das in weiten Bereichen<br />

einen Bestand an alten Ufergehölzen aufweist,<br />

schnell und umfassend von im Gewässer<br />

verdriftetem Totholz übernommen<br />

werden kann. Als Material wurden einfache<br />

Betonstabstähle mit einem Durchmesser<br />

von 16 mm und einer Länge von 2,0 m<br />

verwendet, die in einem Abstand von etwa<br />

40 bis 50 cm in die Sohle eingeschlagen<br />

wurden (Bild 1).<br />

Zielsetzung der Maßnahme war eine Anhebung<br />

der Sohle um bis zu etwa 60 cm. Beim<br />

Einbau eines einzelnen Rechens mit dieser<br />

Höhe über der bestehenden Sohle bestünde<br />

jedoch die Gefahr, dass sich ein ebenso hoher<br />

abrupter Sohlenabsturz entwickelt, der<br />

für die Fischfauna und Makro zoobenthosorganismen<br />

nicht oder nur eingeschränkt<br />

überwindbar ist. Aufgrund dessen wurden<br />

mehrere Sohlenrechen mit einem Abstand<br />

von etwa 8 bis 10 m in Fließrichtung mit<br />

einer abgestuften Höhe über der Sohle eingebaut<br />

(Bild 2).<br />

Bild 2: Um größere Abstürze zu vermeiden, wurden<br />

mehrere Sohlrechen hintereinander eingebaut.<br />

(Foto: W. Haaß)


Bild 3: Bereits drei Wochen nach dem Einbau kommt es zu<br />

ersten Ablagerungen von Totholz und Laub.<br />

(Foto: W. Haaß)<br />

Der untere und der obere Sohlenrechen<br />

wurde mit einer Höhe von etwa 0,20 m<br />

über der Sohle eingebaut, die nach innen<br />

sich anschließenden Rechen mit einer Höhe<br />

von etwa 0,40 m und der mittlere Rechen<br />

mit einer Höhe von etwa 0,50 bis 0,60 m.<br />

Auf diese Weise sollte die eigendynamische<br />

Entstehung einer für die gesamte Fließgewässerfauna<br />

überwindbaren naturnahen<br />

Sohlenrampe (Riegelrampe) iniitiert<br />

werden.<br />

Seitlich wurden die Rechen in die Uferböschungen<br />

eingebunden, um die Entstehung<br />

von Umläufen durch eine Seitenerosion und<br />

damit auch eine Tiefenerosion im Bereich<br />

der Umläufe zu vermeiden.<br />

Baukosten<br />

Die Baukosten für den Einbau der insgesamt<br />

fünf Rechen lag bei 900,00 Euro zusätzlich<br />

der Mehrwertssteuer. Hinzu zu<br />

rechnen sind in der Regel geringe Kosten<br />

für die Baustelleneinrichtung, die jedoch<br />

erheblich unter den Kosten für Baumaßnahmen<br />

an Gewässern liegen dürften, die<br />

den Einsatz von Baumaschinen erforderlich<br />

machen.<br />

Entwicklung/Erfolgskontrolle<br />

Die Sohlenrechen wurden im August 2004<br />

fertiggestellt. Im September 2004 waren<br />

erste Ablagerungen von Totholz festzustellen<br />

(Bild 3); die einzelnen Stäbe ragten<br />

jedoch noch relativ weit aus der Sohle hervor.<br />

Bereits im März 2005, also ca. sieben<br />

Monate nach Fertigstellung der Rechen<br />

repräsentierten diese sich als fl ach über-<br />

strömte, sowohl im Interstitial als auch<br />

für die Fischfauna leicht überwindbare<br />

Schwellen (Bild 4). Dieser Zustand wurde<br />

– nur leicht verändert durch die Dynamik<br />

des Gewässers – im Jahr 2006 durchgehend<br />

beibehalten; es erfolgte keine Freispülung<br />

der Rechen (Bild 5)<br />

Variationsmöglichkeiten<br />

Im vorliegenden Fall wurden die Rechen<br />

geradlinig quer zur Fließrichtung des Gewässers<br />

eingebaut. Durch davon abweichende<br />

Formgebungen der Rechen können<br />

sehr unterschiedliche, auf das Gewässer<br />

abgestimmte Rechen hergestellt<br />

gewässer-info Nr. <strong>41</strong> – Januar <strong>2008</strong><br />

Bild 4: Sohlrechen, etwa sieben Monate nach dem Einbau.<br />

Durch die Ablagerung von Totholz und Detritus vor<br />

dem Rechen sind fl ach überströmte Schwellen<br />

entstanden. (Foto: W. Haaß)<br />

werden. So können zum Schutz der Ufer<br />

in Strömungsrichtung nach oben gebogene<br />

Rechen eingebaut werden. Ein mäandrierendes<br />

Niedrig- oder Mittelwasserbett<br />

kann durch Halbrechen erzeugt werden.<br />

Unregelmäßig geformte Rechen können<br />

vielfältige Strömungsbilder und damit<br />

Kleinlebensräume erzeugen.<br />

Dipl.-Ing. Werner Haaß<br />

Büro für Ingenieurbiologie<br />

und Landschaftsplanung,<br />

Witzenhausen<br />

Bild 5: Sohlrechen im Sommer 2006. Die Rechen wurden nicht freigespült und<br />

bilden ähnlich einer rauen Rampe in Riegelbauweise ein für die Gewässerfauna<br />

leicht überwindbares Bauwerk. (Foto: W. Haaß)<br />

397


gewässer-info Nr. <strong>41</strong> – Januar <strong>2008</strong><br />

Gewässer-Nachbarschaften /<br />

Regionaler Erfahrungsaustausch<br />

15 Jahre Gewässer – Nachbarschaft Sieg<br />

Die Gewässer - Nachbarschaft Sieg wurde<br />

1992 vom DVWK – Deutscher Verband<br />

für Wasserwirtschaft und Kulturbau –<br />

( Vorgänger der heutigen <strong>DWA</strong> – Deutsche<br />

Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />

Abwasser und Abfall ) als 1. Gewässer-<br />

Nachbarschaft in <strong>NR</strong>W ins Leben gerufen.<br />

Wie fortschrittlich die neue Gewässer-Nachbarschaft<br />

bereits 1992 war, kann man daran<br />

sehen, dass man sich bei der Festlegung<br />

des Tätigkeitsbereichs nicht an den politischen<br />

Grenzen orientiert hatte, sondern<br />

am Einzugsgebiet. Zu diesem Zeitpunkt<br />

war von der EG – Wasserrahmenrichtlinie<br />

noch nicht die Rede.<br />

Heute ist de Gewässer-Nachbarschaft Sieg<br />

eine feste Einrichtung für die Fortbildung,<br />

Weiterbildung und zum Erfahrungsaustausch<br />

vor Ort geworden. Die behandelten<br />

Themen spiegeln die ganze Palette der aktuellen<br />

Probleme der Wasserwirtschaft und<br />

insbesondere der Gewässerunterhaltung und<br />

–entwicklung wider.<br />

Rund 60 Teilnehmer aus Verwaltungen,<br />

Verbänden, Ingenieurbüros, Hochschulen<br />

aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland<br />

– Pfalz folgten am 30. Oktober 2007 im<br />

Bild 2: Kontroll- und Fangstation für Fische<br />

398<br />

Bild 1: Gratulanten zum 15jährigen Bestehen der Gewässer-Nachbarschaft Sieg<br />

(von links nach rechts) Landrat Kühn, Dipl.-Ing. Städtler, Bürgermeister<br />

Pipke, Prof. Patt, Dipl.-Ing. Lüthje, Dr. Baumgart<br />

Bürgerhaus Hennef–Stoßdorf den Autoren<br />

und Mitautoren bei der Vorstellung aktueller<br />

Fachliteratur zu den Themen Gewässerunterhaltung,<br />

Gewässerpfl ege und Gewässerentwicklung.<br />

Dabei ging es um das<br />

„Handbuch Querbauwerke <strong>NR</strong>W“, die Broschüre<br />

„Maifi sch, Fisch des Jahres 2005“,<br />

die Broschüre „Strukturelle Verbesserungen<br />

von Fließgewässern für Fische“, das<br />

„Handbuch zum Ausbildungsberuf Wasserbauer“,<br />

das Fachbuch „Fließgewässer- und<br />

Auenentwicklung“ und um das Technische<br />

Regelwerk der <strong>DWA</strong>.<br />

Zur Würdigung des 15jährigen Bestehens<br />

der Gewässer-Nachbarschaft Sieg hielten Dr.<br />

Heinz-Christian Baumgart, Vorsitzender des<br />

<strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>es Nordrhein-Westfalen<br />

und Dipl.-Ing. Sven Lüthje, Vorsitzender<br />

des <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>es Hessen/<br />

Rheinland-Pfalz/Saarland eine Rückblick<br />

auf die Aktivitäten der Gewässer-Nachbarschaft.<br />

Grußworte wurden von Herrn Kühn, Landrat<br />

des Rhein–Sieg–Kreises und Herrn Pipke,<br />

Bürgermeister der Stadt Hennef, übermittelt<br />

(Bild 1)<br />

Im Rahmen der Exkursion am Nachmittag<br />

wurde die gemeinsam vom Land <strong>NR</strong>W<br />

und dem Land Rheinland–Pfalz betriebene<br />

Kontroll- und Fangstation für Fische durch<br />

Herrn Dipl. Biologen Nemitz vom Rheinischen<br />

Fischereiverband <strong>NR</strong>W erläutert (Bild<br />

2). Hier konnten die Teilnehmer live und


hautnah die Laichwanderung der Lachse<br />

erleben. An diesem Tag konnte die bisher<br />

größte Zahl von 50 Lachsen seit Bestehen<br />

der Station im Jahr 2000 gezählt werden.<br />

Ein besonderes Erlebnis waren die zu<br />

beobachtenden Lachse, die versuchten<br />

das Wehr bei der Laichwanderung springend<br />

zu überwinden. Um das Naturschauspiel<br />

noch vollständiger zu machen, konnte<br />

der größte bisher gefangene männliche<br />

Lachs mit 1,11 m gemessen werden<br />

(Bild 3).<br />

Die Exkursion hat gezeigt, dass an der Sieg<br />

schon viel erreicht wurde, um aber die ehrgeizigen<br />

Ziele der Europäische Wasserrahmenrichtlinie<br />

zu erreichen, bedarf es noch<br />

weiterer Anstrengungen, die in den nächsten<br />

Jahren zu vollziehen sind.<br />

Agenda 21 am Erlbach Gemeinde Weichs, Lkr. Dachau<br />

Beteiligte<br />

Gemeinde Weichs<br />

Agenda 21 Gruppe der<br />

Gemeinde Weichs<br />

Landschaftspfl egeverband<br />

Dachau<br />

Daten zum Gewässer<br />

Erlbach, Gew. III (Ae = 4 km²)<br />

Art der Maßnahme<br />

Renaturierung, 200 lfm, 2,5 ha<br />

Erdarbeiten<br />

Pfl anzarbeiten<br />

Umsetzung<br />

Sommer 2003<br />

Kosten<br />

Baukosten: 2000.-€<br />

Grundbereitstellung:<br />

Gemeinde Weichs<br />

Beschreibung<br />

Den Erlbach wieder zum „Erlbach“ machen.<br />

Unter diesem Motto hat 2003 die<br />

Agenda 21 Gruppe der Gemeinde Weichs<br />

und die Gemeinde die Renaturierung angegangen.<br />

Der begradigte Erlbach sollte auf einer<br />

Länge von über 200m wieder ein für diese<br />

gewässer-info Nr. <strong>41</strong> – Januar <strong>2008</strong><br />

Besonderer Dank gilt der Gemeinnützigen<br />

Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft<br />

und Landschaftsentwicklung GFG<br />

in Mainz, der Bezirksregierung Köln und<br />

dem Bürgerverein Stoßdorf bei Planung und<br />

Durchführung der Veranstaltung.<br />

Dipl.-Geogr. Georg Schrenk<br />

<strong>DWA</strong>, Hennef<br />

Dipl.-Ing. Eberhard Städtler<br />

Obmann der<br />

Gewässer-Nachbarschaft Sieg<br />

Bild 3: Der größte bisher gefangene<br />

männliche Lachs mit 111 cm an<br />

der Kontroll- und Fangstation<br />

Gegend typischer, sich im Wiesengrund<br />

schlängelnder Bach mit naturnahen Prall-<br />

und Gleitufern und mit einem Erlengehölzsaum<br />

werden.<br />

Seltene und bedrohte Tier- und Pfl anzenarten<br />

sollten einen neuen Lebensraum erhalten.<br />

Legende:<br />

Erlbach Bestand<br />

Erbach neu<br />

Ökologische Umgestaltung<br />

eines Erlbachteilstücks am<br />

„Rückhaltebecken“<br />

Lageplan - Planung<br />

M 1:1000 Datum: 08.02.2003<br />

Entwurfsverfasser: Thomas Atzenhofer<br />

Freiherrnstraße 2<br />

85258 Weichs<br />

Tel: 08136/9488<br />

Straßendamm<br />

Gemeindegrund<br />

Einfach gehaltene Wasserrechtsunterlagen waren die Basis für eine<br />

unkomplizierte Umsetzung.<br />

Lageplan<br />

399


gewässer-info Nr. <strong>41</strong> – Januar <strong>2008</strong><br />

Bild 1: Vor der Renaturierung: Blick nach Oberstrom Bild 2: Soll informieren und zum Nachmachen anregen:<br />

Info-Tafel der Agenda 21 Gruppe.<br />

Planung<br />

Als Pilotprojekt für künftige Vorhaben<br />

hat sich ein, durch einen Straßendamm<br />

begrenzter Rückstaubereich angeboten.<br />

Die knapp gehaltene Entwurfsplanung<br />

für das Wasserrechtsverfahren wurde<br />

der Gemeinde durch die Agenda Arbeits-<br />

Bild 3: Nach der Renaturierung: Blick nach Oberstrom<br />

400<br />

gruppe zu Verfügung gestellt. Das Wasserwirtschaftsamt<br />

München konnte fachlich<br />

beraten.<br />

Wasserrecht<br />

Der Erlbach wurde auf Grundlage einer<br />

Plangenehmigung ohne Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

renaturiert.<br />

Grundbereitstellung<br />

Die Grundstücksfl ächen befi nden sich im<br />

Eigentum der Gemeinde Weichs die im


Zuge der „Ländlichen Neuordnung“ für<br />

ein ungesteuertes Rückhaltebecken erworben<br />

wurden.<br />

Umsetzung<br />

Die Erdarbeiten wurden durch einen Bagger<br />

ausgeführt. Einweisung und Anleitung<br />

erfolgte durch den Planer der Maßnahme.<br />

Die Pfl anzarbeiten übernahmen Mitglieder<br />

des Arbeitskreises Naturschutz der kommunalen<br />

Agenda 21.<br />

Zum einen wurden innerhalb der neuen<br />

Gewässerschleifen typische Ufergehölze<br />

(aus Baumschulen) gepfl anzt; zum anderen<br />

wurden im Abstand von 5 bis 10 m wild<br />

aufwachsende Erlen unmittelbar an den<br />

Uferbereich umgepfl anzt.<br />

Aktuelles<br />

Kosten / Finanzierung<br />

Die Maßnahme mit Kosten in Höhe von<br />

cirka 2000 € wurde zu 70 % über den Landschaftspfl<br />

egeverband Dachau fi nanziert und<br />

von der EU bezuschusst.<br />

Pfl ege<br />

Die renaturierten Bereiche bleiben nach der<br />

Umgestaltung und Bepfl anzung der natürlichen<br />

Entwicklung überlassen.<br />

Tipps aus der Praxis<br />

Mit der Regievergabe der Baggerarbeiten<br />

wurden sehr gute Erfahrungen gemacht.<br />

Der Baggerfahrer sollte allerdings Erfahrung<br />

im Bau von Biotopen aufweisen.<br />

Eine Besichtigung von vergleichbaren<br />

Maßnahmen vor Beginn der Arbeiten<br />

ist hilfreich.<br />

Die Verpflanzung von wild aufwachsenden<br />

Erlen an das unmittelbare Ufer<br />

Neues Naturschutz-Info mit dem Schwerpunktthema<br />

Klimawandel und Naturschutz<br />

Das Naturschutz-Info 2/2007 stellt ausführlich<br />

den derzeitigen Stand der Klimaforschung<br />

mit Wirkungen der Klimaveränderungen<br />

auf Natur und Umwelt dar, zeigt<br />

regionale Klimaszenarien auf und gibt Denkanstöße<br />

zum Thema Klimawandel. Außerdem<br />

ist eine umfangreiche Stoffsamm lung<br />

zum Schwerpunktthema enthalten.<br />

Weitere Themen sind u. a.:<br />

Neue LIFE + -Verordnung in Kraft,<br />

Fünf Fragen zum Aktionsplan zur<br />

Sicherung der Biodiversität,<br />

Ergebnisse des Workshops Biotopverbund,<br />

Neues zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen,<br />

Umweltschadensgesetz und Änderungen<br />

des BNatSchG treten in Kraft,<br />

Umweltrechtsbehelfsgesetz in Kraft<br />

getreten<br />

84 Seiten; LUBW Landesanstalt für Umwelt,<br />

Messungen und Naturschutz Baden-<br />

Württemberg, Karlsruhe 2007<br />

Heftbeilagen:<br />

Merkblatt: „Pferdebeweidung in der Biotoppfl<br />

ege“; 13 Seiten; Karlsruhe 2007<br />

Faltblätter: „Ach Du Dicke Trespe!“ und<br />

„Feuerwehrprogramme – Erste Hilfe für<br />

bedrohte Arten“<br />

Bezug:<br />

Verlagsauslieferung der Naturschutzverwaltung<br />

BW bei der JVA Mannheim<br />

Herzogenriedstr. 111,<br />

68169 Mannheim,<br />

gewässer-info Nr. <strong>41</strong> – Januar <strong>2008</strong><br />

des Baches hat sich ausgesprochen gut<br />

bewährt.<br />

Wichtig: Die Erlen sollten unten am Gewässer,<br />

im dauerfeuchten Bereich des<br />

Ufers gepfl anzt werden.<br />

Im Gegensatz zu den Pfl anzungen auf<br />

den Böschungen hatten die Erlen schon<br />

in der ersten Vegetationsperiode erhebliches<br />

Wachstum zu verzeichnen.<br />

Ausblick<br />

Die Bachrenaturierung geht einher mit der<br />

Wiederherstellung der Fließgewässerdurchgängigkeit<br />

und der Pfl anzung eines Erlensaums<br />

entlang des restlichen Erlbachs.<br />

Ansprechpartner<br />

Dipl.-Ing. Raimund Schoberer<br />

Regierung der Oberpfalz,<br />

Regensburg<br />

raimund.schoberer@reg-opf.bayern.de<br />

Fax: 0621/398-370,<br />

E-Mail: bibliothek@lubw.bwl.de<br />

Preis:<br />

Jahresabonnement: 12,00 € inkl. Porto<br />

Einzelpreis: 3,00 € + 3,00 € Versandkostenpauschale<br />

Das Naturschutz-Info ist ein zeitnahes Informationsmedium<br />

der Naturschutzverwaltung<br />

Baden-Württemberg, das 3mal im Jahr Hinweise<br />

zu aktuellen Themen, Veranstaltungen,<br />

Aufsätzen und zur Rechtsprechung gibt,<br />

aktuelle fachliche Entwicklungen aufzeigt<br />

und kurzgefasste Ergebnisse von vorliegenden<br />

Untersuchungen darlegt.<br />

LUBW Landesanstalt für Umwelt,<br />

Messungen und Naturschutz<br />

Baden-Württemberg<br />

Postfach 10 01 63<br />

76231 Karlsruhe<br />

Telefon: +49 (0) 7 21 / 56 00-0<br />

Telefax: +49 (0) 7 21 / 56 00-14 56<br />

E-Mail: poststelle@lubw.bwl.de<br />

Internet: www.lubw.baden-wuerttemberg.de<br />

401


gewässer-info Nr. <strong>41</strong> – Januar <strong>2008</strong><br />

Veröffentlichungen<br />

Faltblatt und Kalenderposter „Durchgängigkeit von Fließgewässern“<br />

Die Durchgängigkeit von Fließgewässern<br />

hat eine herausragende Bedeutung für die<br />

Erhaltung und Wiederherstellung von natürlichen<br />

Fließgewässern mit artenreichen<br />

und gewässertypischen Lebensgemeinschaften.<br />

Während natürliche Hindernisse die<br />

Durchgängigkeit nicht völlig unterbinden,<br />

sind vom Menschen geschaffene Barrieren<br />

für die Gewässerorganismen in der Regel<br />

unüberwindbar. Antwort auf die Fragen<br />

warum dies so ist und wie hier beispielsweise<br />

mit der Errichtung von Fischaufstiegsanlagen<br />

Abhilfe geschaffen werden<br />

kann, geben Faltblatt und Kalenderposter<br />

<strong>2008</strong> zum Thema „Durchgängigkeit von<br />

Fließgewässern“.<br />

Faltblatt „Durchgängigkeit<br />

von Fließgewässern“:<br />

– ökologische Bedeutung der Durchgängigkeit<br />

von Fließgewässern und deren<br />

Beeinträchtigung<br />

– Möglichkeiten zur Wiederherstellung<br />

der Durchgängigkeit (Rückbau<br />

402<br />

von Querbauwerken<br />

oder Längsverbauungen<br />

in bzw.<br />

an Gewässern, Umbau<br />

eines Querbauwerkes<br />

in eine Raue<br />

Rampe oder Sohlgleite,<br />

Anlage einesUmgehungsgewässers,<br />

Errichtung<br />

becken- oder gerinneartigerFischaufstiegsanlagen)<br />

– Gestaltung von<br />

Durchlässen – Minimierung<br />

der Einschränkungen<br />

der<br />

Gewässerdurchgängigkeit<br />

bei Neubau<br />

oder Sanierung<br />

Kalenderposter <strong>2008</strong><br />

„Durchgängigkeit von<br />

Fließgewässern –<br />

Fischaufstiegsanlagen“:<br />

– Möglichkeiten zur<br />

Wiederherstellung<br />

der Durchgängigkeit<br />

(Rückbau oder Umwandlung in Raue<br />

Rampen/Sohlgleiten, Errichtung von<br />

Fischaufstiegsanlagen an Querbauwerken)<br />

– Faktoren für die Funktionsfähigkeit<br />

von Fischaufstiegsanlagen (Lage, Bemessung,<br />

etc.)<br />

– Wartung und Unterhaltung von Fischaufstiegsanlagen<br />

Die Inhalte von Faltblatt und Kalenderposter<br />

richten sich sowohl an Gewässerunterhaltungspfl<br />

ichtige und Wasserwirtschaftsverwaltungen<br />

als auch an Gewässeranlieger<br />

und interessierte Bürger, die sich über Maßnahmen<br />

zur Wiederherstellung der Gewässerdurchgängigkeit<br />

und deren ökologische<br />

Bedeutung, informieren möchten.<br />

Weitere Themenfaltblätter<br />

„Gewässer in der Ortslage“, „Ingenieurbiologische<br />

Bauweisen“, „Gehölze an<br />

Fließgewässern Teil I und II“, „Neophyten<br />

an Fließgewässern“ sind bereits erschienen.<br />

Faltblatt<br />

Stückpreis 0,20 EUR (Mindestbestellmenge<br />

5 Stück)<br />

Ab 50 Stück 0,16 EUR<br />

Ab 100 Stück 0,11 EUR<br />

Ab 500 Stück 0,05 EUR<br />

Kalenderposter<br />

DIN A1 (84,1 x 59,4 cm),<br />

Preis: 2,00 EUR<br />

(Preise zzgl. Porto- und Versandkostenpauschale)<br />

Bezug<br />

<strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong><br />

<strong>Sachsen</strong>/<strong>Thüringen</strong><br />

Niedersedlitzer Platz 13,<br />

01259 Dresden<br />

Telefon 0351/203 20 25,<br />

Telefax 0351/203 20 26,<br />

E-Mail: info@dwa-st.de<br />

Internet: www.dwa-st.de / Menüpunkt<br />

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