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DEGA-Bericht FNB komplett.pdf

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GALABAU<br />

1. Juli 2011<br />

7<br />

DAS MAGAZIN FÜR DEN GARTEN- UND LANDSCHAFTSBAU<br />

PFLASTERBAU<br />

Optik und Wohlbehagen<br />

sind bei Belägen Trend<br />

BETRIEBSPORTRÄT <strong>FNB</strong> in Lehrberg<br />

PFLANZENVERWENDUNG Gestalten mit Fackellilien<br />

www.ulmer-galabau.de<br />

J<br />

www.gruener-stellenmarkt.de


<strong>FNB</strong> IN LEHRBERG-UNTERHESSBACH<br />

Überzeugungstäter<br />

in Sachen Innovation<br />

Johann und Markus Stoll führen ein Unternehmen, das sich durch eigene Entwicklungen eine<br />

besondere Marktposition erobert hat. Gemeinsam mit Ko-Geschäftsführer Bernd Göß haben<br />

die Straßenbauer den Betrieb in den GaLaBau und das Privatkundengeschäft geführt.<br />

<strong>DEGA</strong> GALABAU hat die Unternehmer im fänkischen Lehrberg besucht.<br />

Man könnte Johann Stoll einen Erfinder<br />

nennen. Auf jeden Fall verkörpert<br />

der gelernte Straßenbauer<br />

die gute alte Ingenieurstugend: Probleme<br />

erkennen und so lange daran herumtüfteln,<br />

bis eine serienreife Lösung entsteht<br />

– mit vollem Einsatz und bis in die letzte<br />

Konsequenz. Und hätte der Mittelfranke<br />

einen Konzern im Rücken, der die Entwicklungen<br />

und die Fehlschläge bezahlt, wer<br />

weiß, der 61-Jährige wäre wahrscheinlich<br />

schon ein gemachter Mann, wie man so<br />

schön sagt.<br />

Aber fangen wir vorne an, bei den<br />

Pflastersteinen. Johann Stoll hat bei einem<br />

Straßenbaubetrieb in seiner Region das<br />

Pflastern von der Pieke auf gelernt, arbeitete<br />

danach eine Weile im Schwarzdeckenbau,<br />

bevor er wieder in seinen Lehrbetrieb<br />

zurückging. Für den wickelte er im Zuge von<br />

Altstadtsanierungen auch Aufträge für die<br />

Stadt Ansbach ab. Und weil er dort als kluger<br />

Kopf auffiel, bot ihm das Tiefbauamt der<br />

Bezirkshauptstadt einen Job im Büro an. Für<br />

Stoll, der gerade einen Bandscheibenvorfall<br />

auszukurieren hatte, ein spannender Perspektivenwechsel.<br />

Sieben Jahre saß er auf<br />

der anderen Seite des Schreibtischs; bis die<br />

Aufgaben sich veränderten. „Die Mittel<br />

waren knapper geworden und ich musste<br />

alle möglichen Sachen machen, die mich<br />

nicht mehr befriedigt haben“, erzählt der<br />

Süddeutsche rückblickend. Schließlich zog<br />

er aus der Erfahrung „was da draußen alles<br />

rumpflastert“ 1992 mit 42 Jahren die Konsequenz<br />

und gründete zusammen mit einem<br />

57-jährigen Kollegen vom Bauhof den „Fachbetrieb<br />

für Natur- und Betonsteinpflaster“,<br />

kurz „<strong>FNB</strong>“. „Ursprünglich wollten wir zwei,<br />

drei Mann, eine Rüttelplatte, ein Auto und<br />

mehr nicht“, sagt Stoll schmunzelnd. „Und<br />

wir wollten nur Pflastern.“<br />

Soweit der Plan. Doch Stoll und sein<br />

Kompagnon leisteten gute Arbeit. Das<br />

sprach sich schnell herum und überforderte<br />

die kleine Firma. „Wir mussten so viel absagen,<br />

dass die Leute gesagt haben, zu<br />

denen braucht ihr gar nicht gehen“, erklärt<br />

der Unternehmer das darauf folgende<br />

Wachstum. Da habe es gar keinen anderen<br />

Weg gegeben, als laufend Leute einzustellen.<br />

1998 platzte der kleine Betriebshof in<br />

Wernsbach aus allen Nähten, da waren es<br />

schon 14 Mitarbeiter, und als 2002 sein ehemaliger<br />

Lehrbetrieb in die Insolvenz ging,<br />

nahm Stoll etliche der ehemaligen Kollegen<br />

mit an Bord. Zum Zehnjährigen hatte die<br />

<strong>FNB</strong> – da schon eine Weile am neuen Platz<br />

in Unterhessbach – bereits 35 Leute unter<br />

Vertrag. „Das war Wahnsinn, wenn ich das<br />

überlege“, meint der Unternehmer. „Ich war<br />

mit 35 Leuten und einer Halbtagskraft allein<br />

im Büro“.<br />

1 2<br />

26 7/2011


SCHWERPUNKT<br />

BETRIEB + MANAGEMENT<br />

STANDORT<br />

Lehrberg<br />

3<br />

1 GaLaBau-Meister Thomas Schuh<br />

kümmert sich bei der <strong>FNB</strong> um das<br />

Thema „Pflanze“.<br />

2 Teure Schauanlage: Im „Nürminger<br />

Handwerkerzentrum“ haben die<br />

Stolls in einen Mustergarten<br />

investiert.<br />

3 Führen die Geschäfte der <strong>FNB</strong>:<br />

Markus und Johann Stoll sowie<br />

Gärtnermeister Bernd Göß.<br />

4 Mit einer 9 000 e teuren Mischanlage<br />

hat sich die Firma vom Betonwerk<br />

unabhängig gemacht.<br />

5 Der Lagerplatz bietet auch anderen<br />

Betrieben die Möglichkeit, Steine<br />

und Schüttgüter einzukaufen.<br />

6 Ein gut ausgestatteter und<br />

moderner Fuhrpark sorgt bei den<br />

Franken für die nötige Mobilität<br />

BETRIEBSDATEN<br />

<strong>FNB</strong>/Der Stein<br />

· Firmengründung: 1992<br />

· Gesellschaftsform: GmbH<br />

·Geschäftsführer/Gesellschafter:<br />

Johann und Markus Stoll, Bernd Göß<br />

· Umsatz: 2,1 Mio. e (2009/2010)<br />

· Gewinn: 0,056 Mio. e (2009/2010)<br />

· Materialkostenanteil: 42 %<br />

· Betriebsmittellohn: 12,57 e<br />

· Kalkulator. Stundenlohn: 48 e<br />

· durchschn. Verrechnungssatz: 44 e<br />

· Mitarbeiter: 28, davon, 1 Techniker,<br />

4 Meister, 5 Gesellen, 3 Azubis, 12<br />

Ungelernte, 3 Verwaltungsangestellte<br />

· Mitarbeiter im Büro: 4<br />

· Bauleiter: 3<br />

· Baustellenleiter: 5<br />

· Kolonnen: 6<br />

· Fuhrpark/Maschinen: 3 Pkw, 9 Lkw,<br />

3 Bagger/Minibagger, 6 Radlader,<br />

1 Raupe, weitere Besonderheiten:<br />

Steinfräse, Betonmischanlage<br />

· Auftraggeberstruktur: Privat (50%),<br />

Gewerbe (20%), öffentliche Hand/<br />

Submission (30%)<br />

· Tätigkeitsfelder: Landschaftsbau<br />

(25%), Pflaster- und Straßenbau (75%)<br />

· Zertifikate: Qualitätsinitiative Bauen<br />

mit Innungs-Qualität e. V.<br />

(www.bauen-mit-iq.de)<br />

· EDV-Lösungen: BRZ (www.brz.de)<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7/2011<br />

27


7<br />

8 9 10<br />

7 Mit der patentierten Maschine<br />

Marke Eigenbau fertigt die Firma<br />

ihre Produkte aus Stein.<br />

8 Der „Lapis perfectus“ sitzt im<br />

unteren Bereich fast knirsch und<br />

lässt sich wie Betonstein verlegen.<br />

9 Auch die Steine für die Flächenheizung<br />

lassen sich auf der<br />

Maschine fertigen.<br />

10 Eine neue Variante des Systems<br />

Gabo-Flex ist die mit Sand und<br />

Lava gefüllte Lärmschutzwand.<br />

Doch Stoll hat Glück. Sein Sohn Markus<br />

(31) fand die Arbeit des Vaters spannend<br />

und trat in seine Fußstapfen. Als er 2003 die<br />

Meisterschule beendet hatte, sprang er dem<br />

Vater in der Firma bei. Zusammen mit dem<br />

Gärtnermeister Bernd Göß leiten die beiden<br />

heute das Unternehmen.<br />

VOM PFLASTERHANDWERK<br />

IN DEN GALABAU<br />

In den ersten zehn Jahren wickelte Stoll in<br />

erster Linie öffentliche Aufträge ab. 70 bis<br />

80 % der Aufträge kamen von Städten und<br />

Gemeinden aus der Umgebung für Arbeiten<br />

im Straßen- und Pflasterbau; vorwiegend<br />

Natursteinpflasterungen im Rahmen der<br />

Altstadtsanierungen und Dorferneuerungen.<br />

Doch als die Preise in den Keller gingen,<br />

wendete sich das Unternehmen den Privaten<br />

zu: „Im Privatbereich hätten wir mit<br />

Pflasterbau alleine den Umsatz nie erzielen<br />

können“, meint Stoll. Also habe man zugesehen,<br />

dass man noch in anderen Bereichen<br />

den Fuß in die Tür bekommt, etwa beim Bau<br />

und der Wartung von Kleinkläranlagen, von<br />

denen <strong>FNB</strong> mittlerweile rund 50 Stück betreut,<br />

aber eben auch im GaLaBau. „Wir<br />

haben die Gartenbauleistung, die die vielen<br />

Ein-Mann-Betriebe sowieso gemacht haben,<br />

nie mit anbieten können“, ergänzt sein<br />

Sohn. Das sei der Hauptgrund gewesen, eine<br />

„grüne Abteilung“ aufzubauen. Im Jahr 2000<br />

stieß deshalb Bernd Göß dazu. Der Gärtnermeister<br />

hatte in Veitshöchheim seinen Abschluss<br />

gemacht, war bei einem Betrieb in<br />

der Gegend beschäftigt und wollte sich beruflich<br />

verändern – für die <strong>FNB</strong> die Chance<br />

zu diversifizieren. Unter dem Signet „grünconcept“<br />

bieten jetzt sechs Leute Gärten<br />

von der Planung bis zur Umsetzung. Göß<br />

bildet eigene Landschaftsgärtner aus; Landschaftsgärtner,<br />

die auch richtig pflastern<br />

können. Denn selbst die „grüne Abteilung“<br />

bestreitet einen großen Teil ihrer Arbeitskraft<br />

mit Belagsarbeiten und Mauerbau.<br />

Qualität bei den Pflasterarbeiten sieht<br />

Johann Stoll denn auch als eines der Abgrenzungskriterien<br />

zur Konkurrenz: „Unsere<br />

Pflasterflächen sind Pflasterflächen nach<br />

Straßenbau-Grundprinzipien“, sagt der Unternehmer.<br />

Das sehe man schon an den<br />

Gerätschaften. „Während bei uns ein 8 000er-<br />

Rüttler steht, steht bei vielen Firmen nur ein<br />

Gerät, das man mit zwei Mann hochheben<br />

kann“, hat er beobachtet. „Wir bauen eine<br />

Garageneinfahrt mit 40 cm Koffertiefe. Wenn<br />

ich so durch die Gegend fahre, sehe ich, dass<br />

viele mit 20 cm arbeiten“, hat der Senior<br />

festgestellt. Die positive Folge: Die Zahl der<br />

Reklamationen liegt nach eigenen Angaben<br />

„im Promillebereich“ und 70 % der Aufträge<br />

kommen über Empfehlungen zustande.<br />

Etwa 25 bis 30 % des <strong>FNB</strong>-Umsatzes erwirtschaftet<br />

der GaLaBau – oder wegen der<br />

vielen Steinarbeiten besser: der private Bereich.<br />

Das ist nicht der zentrale Umsatzbringer,<br />

aber ein gutes Stück Sicherheit. Das<br />

zeigt sich gerade in diesem Jahr, in dem die<br />

Firma noch keinen einzigen öffentlichen<br />

Auftrag akquiriert hat; dafür aber viele Privataufträge,<br />

mit zum Teil für die Gegend<br />

ungewöhnlich hohem Umsatz und dem Einsatz<br />

selbst entwickelter Produkte.<br />

EINE EIGENE FIRMA FÜR DIE<br />

ERFINDUNGEN<br />

Von denen hat Johann Stoll mittlerweile<br />

mehrere an den Start gebracht. Die erste<br />

Erfindung war eine Betonsteinpflasterlinie,<br />

die der Süddeutsche an ein Oberpfälzer Betonwerk<br />

verkauft hat. Vom Erlös hat er sich<br />

seinerzeit ein Wohnmobil geleistet – obwohl<br />

28 7/2011


SCHWERPUNKT<br />

BETRIEB + MANAGEMENT<br />

er zum Herumfahren eigentlich gar keine<br />

Zeit hat – und eigentlich auch gar keine Lust,<br />

wenn man es richtig betrachtet. Denn Stoll<br />

lebt seine Arbeit und geht in seinen Aufgaben<br />

auf. Nacheinander erfand er ein besonderes<br />

Gabionensystem, einen „perfekten“<br />

Natursteinbelag und eine energiesparende<br />

Flächenheizung; um nur die Produkte zu<br />

nennen, die sich derzeit am vielversprechendsten<br />

zeigen und über die eigene Firma<br />

„Der Stein“ vermarktet werden. Da ist zum<br />

Beispiel der „Lapis perfectus“: ein Natursteinprodukt,<br />

das dank einer speziellen Bearbeitung<br />

mit einer eigens konstruierten und<br />

zum Patent angemeldeten Fräsmaschine die<br />

Herstellung nahezu perfekter Natursteinbeläge<br />

erlaubt (siehe Kasten auf Seite 30). Stoll<br />

kann die Natursteine in seiner Halle für jedes<br />

Projekt individuell aus jedem vom Bauherrn<br />

gewünschten Material herstellen lassen.<br />

„Die Entwicklung kommt daher, weil wir seit<br />

den 80er-Jahren in Natursteinpflasterflächen<br />

enorme Probleme mit den Fugen haben“,<br />

sagt der Unternehmer. „Lose und leere Fugen<br />

oder wackelnde Steine hat man in der<br />

alten Pflasterbauweise nicht gekannt.“ Der<br />

Lapis perfectus sei eigentlich eine Reaktion<br />

auf eine falsche DIN, meint Stoll. Denn die<br />

bestehende DIN sei für Betonsteine ausgelegt<br />

und werde dem Naturstein nicht gerecht.<br />

„Man kann unser System eigentlich<br />

nur mit einer gebundenen Bauweise vergleichen“,<br />

erklärt der Pflasterprofi. Es habe fast<br />

die gleiche Stabilität. „Und dann habe ich<br />

noch den ganz großen Vorteil: Ich bewege<br />

mich damit in der Regelbauweise.“<br />

Die zweite große Erfindung, die Flächenheizung<br />

ist eigentlich eine Ableitung aus der<br />

Lapis-Entwicklung. Dieselbe Maschine fräst<br />

2,5 cm unter der Oberkante jedes beliebigen<br />

Belagsteins eine Nut in das Material, in<br />

die später die Kabel der Heizung verlegt<br />

werden. Während früher Heizungen unter<br />

dem Belag verlegt wurden und deshalb mit<br />

viel Energie und erheblicher Trägheit ein<br />

großes Volumen erwärmen mussten, kommen<br />

Stolls Heizungen mit deutlich weniger<br />

Strom aus und reagieren zugleich schneller.<br />

„Generell geht eine Freiflächenheizung mit<br />

300 W/m² los und geht bis 500 W/m². Wir<br />

verlegen gerade mal 160 W/m²“, beschreibt<br />

der Franke das Verhältnis. Mehr als<br />

230 W/m² bringe man da gar nicht rein.<br />

Ein Schaltkasten in der Garage und Fühler<br />

im Freien schalten die Heizung an, wenn<br />

ein bestimmtes Wetterereignis eintritt.<br />

Ruckzuck ist der Weg zum Haus schneefrei;<br />

gerade die letzten beiden Wintern haben<br />

die Nachfrage kräftig angekurbelt. Dafür<br />

fährt die Firma auch schon mal nach Bad<br />

Schwartau an der Ostsee oder nach Dresden,<br />

um Beläge mit integrierter Flächenheizung<br />

zu verlegen.<br />

Der dritte Streich war ein schmales Gabionensystem<br />

namens Gabo-Flex, das bei<br />

nur 27 cm Korbbreite eine Hinterfüllung bis<br />

2 m Höhe erlaubt. In die Körbe eingehängte<br />

Gitter wirken als Erdanker und Widerlager<br />

für den Bodendruck. <strong>FNB</strong> baut aus den Gabionen<br />

Erdkeller, Saunen, fängt Kellerlöcher<br />

ab und grenzt Gärten ein. Mit einer kleinen<br />

Modifikation erlaubt das Material den Bau<br />

einer gigantischen Lärmschutzwand, die<br />

sich nicht nur jeder Biegung ohne Keilfugen<br />

anpassen lässt, sondern dank eines Sandkerns<br />

und einer speziellen Lavafüllung als<br />

hochabsorbierend gilt.<br />

IMMER EIN STÜCK VORAUS<br />

Auch bei den Abläufen hat sich der Senior<br />

als Tüftler erwiesen. Schon 2001 kaufte die<br />

DIN 18318<br />

Das Kreuz mit der<br />

Pflasternorm<br />

„Mit der Einführung der harten Tragschicht<br />

und der Veränderung der Kornzusammensetzung<br />

hat sich die Pflasterbauweise<br />

verändert“, sagt Johann Stoll und<br />

meint damit zum Negativen. Der Wechsel<br />

von den bindigen, weichen Materialien in<br />

Bettung und Fuge zu harten, „frostsicheren“<br />

Baustoffen sei mit Blick auf den Betonstein<br />

vorgenommen worden und habe<br />

der Natursteinpflasterung einen Bärendienst<br />

erwiesen. „Wir bräuchten eine<br />

zweite DIN. Wir bräuchten eine DIN für<br />

den Naturstein“, ist der Unternehmer<br />

überzeugt. „Ein Betonsteinpflaster verhält<br />

sich ganz anders als ein Natursteinpflaster.<br />

Da hat man die frostsicheren Materialien<br />

gebraucht. Und die mag der Naturstein<br />

nicht“, sagt der 61-Jährige im <strong>DEGA</strong>-<br />

Interview. Der fühle sich allseits in Bettung<br />

eingehüllt viel wohler, meint Stoll:<br />

„Deswegen heißt es ja auch Bettung.“<br />

WWW.<br />

<strong>DEGA</strong>-GALABAU.DE<br />

Weitere spannende Betriebsporträts aus<br />

dem Bereich Pflasterbau und Fachbeiträge<br />

wie das Intro zum letztjährigen<br />

Schwerpunktheft „Gib mir den Pflasterer<br />

zurück“, lesen Sie, wenn Sie den<br />

Webcode dega2139 oben links in die<br />

Suchmaske auf www.dega-galabau.de<br />

eingeben und auf „ok“ tippen.<br />

tw<br />

www.steineundgarten.de<br />

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7/2011<br />

29


BETRIEB + MANAGEMENT<br />

SCHWERPUNKT<br />

LAPIS PERFECTUS<br />

Naturstein<br />

in Betonsteinqualität<br />

Weil die Pflasternorm den Anforderungen<br />

des Natursteins nicht gerecht wird (siehe<br />

Kasten auf S. 29), hat Johann Stoll einen<br />

Naturstein entwickelt, der funktioniert<br />

wie ein Betonpflasterstein, der also ganz<br />

kleine Fugen übrig lässt, überall gleich<br />

stark ist und auf ein abgezogenes Splittbett<br />

verlegt werden kann. „Jeder Betonstein<br />

hat einen Abstandhalter, der die<br />

Mindestfuge vorgibt“, erklärt der Unternehmer.<br />

„Bei Natursteinen geht das<br />

nicht.“<br />

„Das hat uns auf den Gedanken gebracht,<br />

im oberen Bereich diese Rückfräsung zu<br />

machen, sodass die Steine im unteren Bereich<br />

– also im Lastabtragungsbereich –<br />

fast knirsch aneinanderliegen“, führt er<br />

aus. Die Fuge werde dann so breit gefräst,<br />

wie der Kunde das will und werde zweilagig<br />

gefüllt: Im unteren Bereich ist feuergetrockneten<br />

Quarzzsand 0 bis 0,7 mm,<br />

in die obere verbleibende Fugentasche<br />

kommt ein Material von 0 bis zu einem<br />

Größtkorn entsprechend Fugenbreite.<br />

So würde man fast die gleiche Stabilität<br />

erzielen, wie bei der gebundenen Bauweise,<br />

habe aber zugleich den großen Vorteil,<br />

sich in der Regelbauweise zu bewegen.<br />

„Ich kann die Fläche sofort wieder belasten.<br />

Bei einer gebundenen Bauweise<br />

muss ich einfach mal vier Wochen warten,<br />

bis ich da Verkehr drauflassen kann, wenn<br />

ich Gewährleistung übernehmen soll“, beschreibt<br />

Stoll den Vorteil.<br />

Die Mehrkosten gegenüber einem bearbeiteten,<br />

ungefrästen Stein lägen bei etwa<br />

30 e/m², bei vierseitiger Bearbeitung.<br />

Aber 50 % der Mehrkosten seien bei der<br />

Verlegung schon wieder zu sparen. „Und<br />

dann habe ich ja eine ganz andere Flächenqualität“,<br />

gibt der Unternehmer zu<br />

bedenken.<br />

Bis das Geschäft richtig anläuft, will Stoll<br />

die Steine projektbezogen aus beliebigen<br />

Rohlingen auf der eigenen Maschine produzieren.<br />

Stoll hatte anfangs Partner im<br />

Bayerwald gesucht, bei denen aber im<br />

wahrsten Sinne des Wortes auf Granit gebissen.<br />

„Bua, da musst auf China gehen.<br />

So was mache mir net“, hatte ihm einer<br />

der lokalen Natursteinfürsten zugerufen.<br />

Nun kommt der Lapis perfectus ganz „made<br />

in Germany“ aus Lehrberg in Mittelfranken.<br />

tw<br />

Firma 7 000 m² Acker in Sichtweite des Betriebshofs,<br />

um darauf eine Halle und einen<br />

großen Lagerplatz zu errichten. Zwei Jahre<br />

später erwarb Stoll weitere 4 000 m² dazu.<br />

Platz genug, Dinge auszuprobieren, zu werkeln,<br />

Produkte vorzuführen und Abläufe zu<br />

optimieren. 2006 zum Beispiel ließen sich<br />

die Unternehmer auf dem insgesamt 1,1 ha<br />

großen Gelände eine Bauschuttrecyclinganlage<br />

genehmigen. „Der Ursprung war der,<br />

dass die ganzen öffentlichen Kippen um vier<br />

Uhr zumachen. Und wir arbeiten bis 16:30,<br />

17:00 Uhr“, sagt Stoll schmunzelnd. „Da<br />

haben wir gesagt, her mir auf, da schütten<br />

wir das Zeig do her“, ergänzt er in fränkischer<br />

Mundart. Statt selbst 10 e/t zu zahlen,<br />

ermuntert er jetzt andere Unternehmer aus<br />

der Region Bauschutt anzuliefern. Die zahlen<br />

bei der <strong>FNB</strong> etwa 8 e – für den Kubikmeter!<br />

Einmal im Jahr kommt der mobile<br />

Brecher und macht aus dem Abbruch Mineralgemisch,<br />

der bei <strong>FNB</strong> besonders in<br />

Hinterfüllungen oder als Tragschicht unter<br />

privaten Pflasterungen verschwindet.<br />

Ebenfalls ins Auge fällt ein 8 m hoher<br />

Siloturm einer Betonmischanlage. Die haben<br />

die Stolls letztes Jahr gebraucht für knapp<br />

9 000 e in Bozen gekauft. Statt mit fünf Mann<br />

in der Pritsche ins Betonwerk zu fahren, um<br />

eine halbe Stunde auf das Beladen zu warten,<br />

macht der russische Lagerverwalter<br />

den Beton im eigenen Mischwerk so fertig,<br />

dass er pünktlich zu Abfahrt zur Verfügung<br />

steht. „Und wenn der Beton 200 e kosten<br />

würde – das spielt überhaupt keine Rolle<br />

gegenüber den Lohnkosten“, sagt der Junior<br />

in Hinblick auf die Zeitersparnis. „Wir hatten<br />

uns eine Mischschaufel für den Radlader<br />

gekauft. Da haben wir die Kleinmengen selber<br />

gemacht“, erzählt er. Das sei aber zu<br />

umständlich gewesen.<br />

Ganz nebenbei entwickelt sich der Lagerplatz<br />

auch zur Handelsplattform. Denn<br />

in der Gegend hat sich rumgesprochen, dass<br />

der <strong>FNB</strong> viele Schüttgüter wie den guten<br />

alten Kalkbrechsand für die Fugen und weitere<br />

Baustoffe auf Vorrat vorhält. So mancher<br />

Landschaftsgärtner aus der Gegend<br />

kauft deshalb bei Stoll Materialien; so lohnen<br />

sich auch die Naturstein-Direktimporte von<br />

Blockstufen, Pflaster und Mauersteinen, die<br />

die Firma auf eigene Rechnung abwickelt.<br />

GLÜCK MIT DEM<br />

ZAHLENMENSCH<br />

So mancher Betriebswirtschaftler würde<br />

wahrscheinlich den Kopf schütteln, angesichts<br />

der Lager- und Entwicklungskosten,<br />

die die <strong>FNB</strong> jährlich abschreiben muss. Geld,<br />

das einerseits festliegt, andererseits aber<br />

auch Einsparungen und Gewinne in der Zukunft<br />

ermöglicht. Aber natürlich war nicht<br />

jede Investition ein Erfolg. Einen großen<br />

Mustergarten, ein gutes Stück Autofahrt<br />

vom Betriebssitz entfernt, sehen Vater und<br />

Sohn heute eher als Fehlinvestition.<br />

120000 e hat die aufwendige Anlage gekostet,<br />

die trotz regelmäßiger Beratungstermine<br />

von Bernd Göß vor Ort nicht auf die erwartete<br />

Resonanz stößt; Auch weil der<br />

Handwerkerzusammenschluss in dessen<br />

Rahmen die Anlage entstand, nicht so funktioniert<br />

hat, wie gewünscht.<br />

Doch trotz der einen oder anderen Fehlinvestition:<br />

In zwei Jahren wollen die Stolls<br />

von den Banken unabhängig sein und alle<br />

Kredite abgezahlt haben. Geholfen hat dabei<br />

unter anderem 2010 die „IQ-Zertifizierung“,<br />

die dem Unternehmen „Bauen mit Innungsqualität“<br />

bescheinigt. Da seien viele Prozesse<br />

auf den Prüfstand gekommen und<br />

viele Abläufe optimiert worden. Besonders<br />

geholfen aber auch ein Freund von Markus<br />

Stoll, der zusammen mit seiner Frau in Ansbach<br />

BWL studiert hat. Der hatte aufgrund<br />

eines geplanten Jobwechsels etwas Zeit und<br />

hat auf Wunsch des Juniors die Bücher<br />

geprüft; und zwar mit solcher Begeisterung,<br />

dass er nicht den neuen Job annahm,<br />

sondern als Berater in der Region blieb und<br />

nun wöchentlich die Finanzen der <strong>FNB</strong> kontrolliert.<br />

„Der macht unsere Zahlen und wir<br />

haben den Kopf <strong>komplett</strong> frei. Jetzt läuft<br />

aber auch nichts mehr ohne ihn“, erzählt<br />

Markus Stoll. „Aber, Du hast die Banker los.<br />

Das war ja für uns Horror“, fügt sein Vater<br />

an. Als Betriebswirtschaftler habe der ein<br />

ganzes anderes Auftreten gegenüber den<br />

Bankern.<br />

So einig, wie in Bezug auf die Banken<br />

sind sich Vater und Sohn vielleicht nicht in<br />

jeder Hinsicht. Aber das Team funktioniert<br />

und der Senior ist sichtlich stolz und glücklich,<br />

dass sein Filius Spaß an der Firma hat<br />

und das Unternehmen weiterführt. Und<br />

wenn Not am Mann ist, greift der Firmengründer<br />

ebenso wie der Rest der Belegschaft<br />

auch am Wochenende zum Pflasterhammer,<br />

um ein Projekt pünktlich zu Ende<br />

zu bringen. „Wir klatschen auch schon mal<br />

150 m² Natursteinpflaster an einem Samstag<br />

rein; mit der ganzen Mannschaft“, erzählt<br />

Johann Stoll grinsend. Das käme erstens bei<br />

der Kundschaft gut an und zweitens fänden<br />

es auch die Mitarbeiter toll, wenn „der Alte“<br />

30 7/2011


+++ KO NTA K T<br />

11<br />

12<br />

11 Der dieses Jahr vollendete Klosterhof<br />

in Heilsbrunn ist eine Referenz<br />

der <strong>FNB</strong><br />

12 Die Auffahrt eines Privathauses in<br />

Cadolzburg ist mit einer<br />

Flächenheizung versehen<br />

mitmacht. Das steigert das Wir-Gefühl in<br />

einem Unternehmen. Ganz besonders angetan<br />

sind übrigens die vielen russisch<br />

stämmigen Mitarbeiter im Team, von denen<br />

<strong>FNB</strong> etliche beschäftigt. Sie haben sich als<br />

schnell lernfähig, fleißig und flexibel erwiesen.<br />

Für Stoll ein Weg, mit dem Fachkräftemangel<br />

umzugehen, der sich im ländlichen<br />

Mittelfranken schon seit längerer Zeit<br />

abzeichnet. Auch da waren die Unternehmer<br />

also so pfiffig, für ihre Probleme gemeinsam<br />

eine schnelle Lösung auszutüfteln.<br />

Nur in einem Bezug müssten Stoll & Stoll<br />

noch nachbessern: an dem Mut zur Selbstdarstellung<br />

und zur blumigen Verpackung.<br />

Wenn sie nämlich nur halb so gut im Vermarkten<br />

ihrer Produkte wären, wie im Entwickeln,<br />

wäre Johann Stolls Vision schon<br />

lange Wirklichkeit geworden: nämlich, dass<br />

sie von ihren Erfindungen allein schon leben<br />

können.<br />

TEXT und BILDER: Tjards Wendebourg,<br />

Redaktion <strong>DEGA</strong> GALABAU<br />

<strong>FNB</strong> Pflaster- & Gartenbau GmbH<br />

DER STEIN<br />

Unterheßbach 24, D-91611 Lehrberg<br />

Telefon 0 98 20/9 18 56-0, Fax -120<br />

Telefon 0 98 20/9 18 56-30, Fax -39<br />

info@fnb-pflasterbau.de,<br />

info@derstein.eu,<br />

www.fnb-pflasterbau.de,<br />

www.derstein.eu<br />

Fugenvergussmörtel für besondere Beanspruchung<br />

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ACOSIM<br />

MÖRTEL<br />

SYSTEME<br />

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Rietbrunnen 22a<br />

CH-8808 Pfäffikon SZ<br />

Telefon +41 (0)55 420 11 52<br />

Telefax +41 (0)55 420 11 55<br />

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www.acosim.ch<br />

7/2011<br />

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