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Karlheinz Gerlach Die friderizianische Armee und die Freimaurerei ...

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Person <strong>und</strong> einer Gruppe. Im Jahre 1777 wechselte Alexander Friedrich Freiherr v.<br />

Knobelsdorff, 27 ein von Friedrich dem Großen geschätzter, gebildeter Offizier, nachdem er das<br />

Stendaler Infanterieregiment Nr. 27 erhalten hatte, von der Loge Zur weißen Taube in Neisse zur<br />

Goldenen Krone in seinem neuen Stationierungsort; sein Name steht in den Listen beider Logen.<br />

<strong>Die</strong> Stendaler wählten den Generalmajor 1780 zum Logenmeister, in welcher Funktion er,<br />

obwohl beruflich angespannt <strong>und</strong> bald amtsmüde, bis 1786 ausharrte. Knobelsdorff gelang es, <strong>die</strong><br />

zerstrittenen Gemüter der bürgerlich-zivilen <strong>und</strong> adlig-militärischen Mitglieder, <strong>die</strong> zudem durch<br />

den Logenkrieg erhitzt waren, zu beruhigen. 28 Auch initiierte er gemeinsam mit seiner Gattin<br />

Dorothea Ulrike Charlotte (1748-1822), einer Tochter des Präsidenten der Pommerschen<br />

Regierung (Justiz), <strong>die</strong> schon erwähnte Damenloge.<br />

Das zweite Beispiel ist das der Loge Minerva in Potsdam, anfangs eine Gesellschaft der<br />

Gardeoffiziere. Der Loge traten mehrere, meist Schweizer Offiziere des Bataillons zu Fuß de<br />

Rosiére 29 bei, <strong>die</strong> künftige Besatzung der noch im Bau befindlichen Festung Silberberg 30 im<br />

schlesischen Eulengebirge. <strong>Die</strong> Minerva gründete mit ihnen <strong>die</strong> ihr inkorporierte Loge Herkules<br />

vom Silberberg. 31 Das Festungsbataillon erhielt 1772 den Marschbefehl nach Schlesien <strong>und</strong> bezog<br />

sein Standquartier in Reichenbach, wohin man <strong>die</strong> Loge Herkules mitnahm. 32 <strong>Die</strong> Namen <strong>die</strong>ser<br />

Mitglieder stehen also in den Listen der Logen Minerva <strong>und</strong> Herkules, werden aber nur einmal<br />

erfasst.<br />

<strong>Die</strong> Logen in Brandenburg-Preußen organisierten, bezogen auf den Logeneintritt oder <strong>die</strong><br />

Erstnennung, 2202 aktive Offiziere (mit Angabe des Regiments oder Bataillons), <strong>und</strong> zwar 1957<br />

Offiziere der Ober- <strong>und</strong> 245 der Unterstäbe (Auditeure, Quartiermeister, Feldprediger,<br />

Feldschere). Außerdem traten mehrere zivile Logenmitglieder in den aktiven Militär<strong>die</strong>nst, sodass<br />

sich <strong>die</strong> Zahl der aktiven Offiziere auf 2237 erhöht. In <strong>die</strong>ser Zahl sind nicht <strong>die</strong> 19 Offiziere der<br />

Königlichen Suite (Generalstab) enthalten, <strong>die</strong> unter ihrem ursprünglichen militärischen Rang<br />

erfasst sind, auch nicht <strong>die</strong> Lehrer, Gouverneure usw. des Adligen Kadettenkorps (53) <strong>und</strong> der<br />

Garnisonschulen (17), das Personal der Lazarette (20) sowie <strong>die</strong> verabschiedeten Offiziere (155).<br />

<strong>Die</strong> 2237 Offiziere machten 19,5 Prozent aller im Untersuchungszeitraum organisierten<br />

Freimaurer aus. Jeder fünfte Freimaurer in Brandenburg-Preußen war ein Offizier. Das Militär<br />

stellte nächst den Behördenbeamten <strong>und</strong> noch vor den Kaufleuten <strong>die</strong> zweitgrößte<br />

Mitgliedergruppe der altpreußischen <strong>Freimaurerei</strong>.<br />

Des Weiteren sind 82 Grena<strong>die</strong>re, Füsiliere, Dragoner, Husaren <strong>und</strong> Kanoniere sowie<br />

Militärmusiker (<strong>die</strong>se in den Unterstäben) ermittelt (32,3 Prozent aller 220 <strong>Die</strong>nenden Brüder).<br />

Andererseits nahm mancher Offizier seinen Abschied, ließ sich als Gutsbesitzer auf dem Lande<br />

nieder oder wurde im höheren Staats<strong>die</strong>nst versorgt, so invalide Offiziere als Postmeister. 33 Einer<br />

27 Kurt v. Priesdorff, Soldatisches Führertum, Hamburg 1937, T. 3, Nr. 626, S. 108.<br />

28 Georg Wilke, Geschichte der Loge „Zur goldenen Krone“ in Stendal, Stendal 1912, S. 8-10, 34.<br />

29 Franz Ludwig de Rosière (1710-1778), trat 1765 aus sardinischen in preußische <strong>Die</strong>nste <strong>und</strong><br />

erhielt im Range eines Obersten das künftige Silberberger Bataillon zu Fuß (1773<br />

Infanterieregiment Nr. 50), 1771 Generalmajor, 1773 auch Kommandant von Silberberg, Vgl.<br />

Priesdorff, Soldatisches Führertum (wie Fn 27), T. 3, Nr. 601, S. 76; Curt Jany, Geschichte der<br />

Preußischen <strong>Armee</strong> vom 15. Jahrh<strong>und</strong>ert bis 1914. 2., ergänzte Aufl. hrsg. von Eberhard Jany,<br />

Ndr. Osnabrück 1967, Bd. 3, S. 18, 141.<br />

30 Udo v. Bonin, Geschichte des Ingenieurkorps <strong>und</strong> der Pioniere in Preußen. T. 1 Bis zum<br />

Abschluss der Reorganisation von 1808-1812, Berlin 1877, S. 97-100.<br />

31 <strong>Die</strong> Loge Herkules in Schweidnitz während des ersten Jahrh<strong>und</strong>erts ihres Bestehens.<br />

Gedenkblätter zur ersten Säcularfeier derselben, zusammengestellt vom Logenmeister Br. Julius<br />

Schmidt, in: Schlesisches Logenblatt, 1882, Nr. 27, S. 130.<br />

32 GStA PK (wie Fn 18), Freimaurer, 5.2. P 20 Nr. 104 Protokoll 3.1.1773.<br />

33 Vgl. Otto Büsch, Militärsystem <strong>und</strong> Sozialleben im alten Preußen 1713-1807. <strong>Die</strong> Anfänge der<br />

sozialen Militarisierung der preußisch-deutschen Gesellschaft, Berlin 1962, in der<br />

Taschebuchausgabe als Ullstein-Buch, Frankfurt a. M./Berlin/Wien 1981, S. 139-143; Rolf

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