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Bologna - Deutscher Berufsverband für Tanzpädagogik

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Hanky Panky<br />

mit Sylphiden in<br />

Netzstrümpfen<br />

Die Mannheimer Akademie<br />

des Tanzes beherrscht alle Stile<br />

Von Angela Reinhardt<br />

Anders als bei vielen Hochschulen zur Zeit üblich, wollte sich die<br />

Akademie des Tanzes bei ihrer Schulaufführung nicht auf wenige<br />

große Werke und damit auf eine Auswahl aus dem gelernten<br />

Repertoire beschränken. Beim alljährlichen Gastspiel der Mannheimer<br />

im Stuttgarter Züblin-Haus präsentierte Direktorin Birgit<br />

Keil ihre Akademieklassen in Ausschnitten aus allen Stilarten:<br />

Klassik, Folklore, Jazz und Modern.<br />

Wiederum fiel dabei auf, wie viel Wert in Mannheim auf die<br />

Ports de bras’ gelegt wird – in Ausschnitten aus Fokines »Les<br />

Sylphides« zeigten die vier Solistinnen nicht nur Stilsicherheit und<br />

saubere Fußarbeit, sondern sie charakterisierten die ätherischen<br />

Luftgeister vor allem durch ihre zarten Arme und Hände. Elisiane<br />

Büchele wiederholte den hervorragenden Eindruck im »Dornröschen«-Pas-de-deux,<br />

wenngleich ihr hier ein wenig die Frische,<br />

das Strahlen der glücklichen Prinzessin fehlte. Yi Han war ihr ein<br />

sicherer Partner (die drei »Fische« glückten mühelos), er zeigte<br />

gelungene Sprünge und eine schöne Manège, nur leider verriet<br />

seine Mimik wenig außer großer Nervosität.<br />

Keils Stellvertreterin Rosemary Helliwell hatte ein virtuoses,<br />

schwungvolles Mädchen-Solo und einen empfindsamen Pas de<br />

deux zu einer Mozart-Ariette choreographiert. Mit dem 27-jährigen<br />

Italiener David Nicolas Russo scheint Birgit Keil wieder einen<br />

hoffnungsvollen jungen Choreographen entdeckt zu haben.<br />

Sein Solo »ERstaunt« <strong>für</strong> den schmalen, drahtigen Yao Xuan Mei<br />

und die Ensemblechoreographie »Æternum« bewiesen Sinn <strong>für</strong><br />

die Struktur und Dynamik eines Stücks. Russo choreographiert<br />

ausdrucksvoll und hat augenscheinlich auch intensiv mit den Tänzern<br />

gearbeitet; vielleicht greift er mit den Bezügen auf Kant und<br />

Dante rein philosophisch etwas hoch, aber andererseits lassen<br />

seine Choreographien einen festen künstlerischen Willen erkennen,<br />

ohne Herumtändeln oder ideenloses Nur-Arrangieren.<br />

Yao.Xuan.Mei.in.der.Choreographie.»ERstaunt«.von.dem.erst.27-jährigen.<br />

David.Nicolas.Russo<br />

Einen.Ausschnitt.aus.Fokines.»Les.Sylphides«<br />

Wie viel Spaß die Ausbildung in den Charaktertänzen machen<br />

kann, führten vier Paare in einer Berjoska und einer Troika von<br />

Peter Vondruska vor – waren sie in ersterer noch auf Sicherheit<br />

bedacht, zündete in der zweiten dann das russische Feuer, und<br />

sie warfen sich voll Übermut in die artistischen Einlagen. Auch<br />

der Flamenco »Caña« von Christine Neumeyer glühte nur so vor<br />

spanischem Stolz. Der Knüller des Abends und eine brillante<br />

Idee war die Showtanz-Choreographie »Hanky Panky« zum<br />

gleichnamigen Madonna-Song, von Rosemary Néri-Calheiros<br />

<strong>für</strong> vier langbeinige Girls und zwei verführerische Boys entworfen.<br />

Obwohl es das diametrale Gegenteil zu den Sylphiden<br />

war, die die Mädchen anfangs getanzt hatten, hatten sie größten<br />

Spaß an ihrem Auftritt im Bob-Fosse-Stil und trafen sowohl die<br />

Schnelligkeit wie auch den exaltierten, sinnlichen Stil des Broadway.<br />

Dem tollen Rai Kirchner wollte man danach spontan die<br />

Starkarriere im Showtanz oder beim Musical nahe legen, so<br />

unglaublich viel Rhythmus hat er im Blut. Bei den Herren bestach<br />

auch Johann Hebert durch sichere Hebungen, er ist außerdem<br />

ein exzellenter Flamenco-Tänzer inklusive flammender Augen.<br />

Mit seiner großen Ausdruckskraft könnte man sich ihn zum Beispiel<br />

gut bei Martin Schläpfer in Mainz vorstellen. Bei den Mädchen<br />

gefielen neben den Brasilianerinnen Elisiane Büchele und<br />

Bruna Andrade die beiden Australierinnen Blythe Newman und<br />

Christina Langton. ■<br />

Ralph.Freys.Choreographie.»Zu.Zweit«<br />

. (Fotos:.Akademie.des.Tanzes,.Mannheim)<br />

Ballett Intern 4/2006 15

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