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44 - Buchreport

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<strong>44</strong><br />

buchreport.magazin März 2011<br />

HANDEL KiBuLa positioniert sich als Schulbuch-Großhändler und Logistiker.<br />

Dienstleistungspakete sollen auch komplexe Aufträge beherrschbar machen.<br />

Thees Wullkopf sucht weitere 100 Standortbuchhandlungen als Partner.<br />

Der Schulbuch-Anpacker<br />

Standort Soester Börde:<br />

KiBuLa-Chef Thees<br />

Wullkopf (Foto rechts)<br />

hat in Geseke ein Domizil<br />

mit Lager- und Büroräumen<br />

nahe der Autobahn<br />

A <strong>44</strong> (Dortmund –<br />

Kassel) gefunden.<br />

Im Winter ist die 1400 qm große Lagerhalle<br />

im Gewerbegebiet in Geseke-<br />

Langeneicke kalt und ziemlich leer. Die<br />

meisten blauen Wannen stehen säuberlich<br />

gestapelt am Rand hinterm Packtisch neben<br />

Wellpapprollen und noch unaufgefalteten<br />

Kartons. Zwar werden hier auch ganzjährig<br />

Schulbuchaufträge abgewickelt, aber die<br />

Hochsaison ist nun mal im Sommer. Jetzt<br />

ist Tüftel- und Strategiezeit.<br />

Thees Wullkopf (47) ist Tüftler und Stratege.<br />

Seinen Weg in die große Schulbuchhalle<br />

kann man durchaus gradlinig finden. Er ist<br />

Lehrer am Berufskolleg, Ehefrau Alexandra<br />

Wullkopf Buchhändlerin. Da ist das Thema<br />

Schulbuch schnell mit auf dem Tapet. Die<br />

damit verbundenen Herausforderungen von<br />

Ausschreibungen über Logistik bis knappe<br />

Margen lassen dem Diplom-Kaufmann, der<br />

Wirtschafts- und Organisationswissenschaft<br />

studiert hat und Wirtschaftsinformatik<br />

unterrichtet, keine Ruhe. Ab 2006 wächst<br />

so unter dem Namen von Wullkopfs Lippstädter<br />

Buchhandlung KiBuLa aus kleinen<br />

Anfängen über das eigene Schulbuchgeschäft<br />

hinaus ein spezialisierter Großhandel<br />

mit angedockten Dienstleistungen.<br />

Verschiedene Dienstleistungspakete<br />

Mittlerweile hat sich Thees Wullkopf von der<br />

Schule beurlauben lassen, um ein großes<br />

Rad zu drehen. Bruder Henning Wullkopf<br />

(51), ein Maschinenbau-Ingenieur, ist als Co-<br />

Geschäftsführer eingestiegen und soll Verpackungstechnik<br />

und Logistik optimieren.<br />

Und bereits zum vierten Mal in fünf Jahren<br />

ist das KiBuLa-Unternehmen in eine größere<br />

Halle gezogen und auch diesmal soll es<br />

das nicht unbedingt gewesen sein. 2010<br />

habe der Umsatz im „oberen siebenstelligen<br />

Bereich“ gelegen. Spätestens 2015 soll<br />

der Umsatz eine achtstellige Größenordnung<br />

erreicht haben.<br />

Das Geschäft soll dabei auf vier Säulen aus<br />

Handels- und Dienstleistungen stehen, mit<br />

allerlei Synergien, die mit der Gründung<br />

eines zweiten Unternehmens, der Handels-<br />

Dienstleistungen Ha.Se GmbH, auch übers<br />

Schulbuchgeschäft hinausweisen:<br />

� Der Schulbuchausliefer: KiBuLa bewirbt<br />

sich wie gehabt auf alle europaweiten Schulbuchausschreibungen,<br />

bei denen wegen der<br />

Preisbindung und festgeschriebenen Rabattstaffeln<br />

allein das Los entscheidet. Bei<br />

insgesamt gut 100 Ausschreibungen fällt<br />

mal mehr, mal weniger viel für die Bewerber<br />

ab. Wullkopf zufolge ist es ein tendenziell<br />

rückläufiges Geschäft, weil Schulträger<br />

zunehmend wieder lokal einkauften.<br />

� Der Großhändler: Buchhändler, die selbst<br />

Schulbuchauftrag erhalten, können die Ware<br />

über KiBuLa beziehen, erhalten 20% Rabatt<br />

auf alle Schulbücher abzüglich gestaffelter<br />

Lieferpauschale von maximal 2%, bei konfektionierter<br />

Lieferung bis in die Schule.<br />

Davon haben zuletzt laut Wullkopf 100 Buchhandlungen<br />

Gebrauch gemacht, überwiegend<br />

Mitglieder der eBuch-Genossenschaft.<br />

Abgewickelt werden Aufträge mit einem Auftragswert<br />

ab 1000 Euro aufwärts mit Servicepaketen<br />

je nach Schulbuchumsätzen ab<br />

8000, ab 20 000 oder über 50 000 Euro.<br />

� Der Schul-Dienstleister: Die Schulträger<br />

suchen zum Teil bei lokalen Buchhändlern,<br />

zum Teil unabhängig von der reinen Belieferung<br />

separat zu kalkulierende Leistungen<br />

wie Sortierung, Registrierung, Etikettierung.<br />

Was immer ein Schulträger fordere,<br />

verspricht KiBuLa auch seinen Buchhandelspartnern<br />

als Dienstleistung zu liefern.<br />

� Der Handels-Dienstleister: Über die Dienstleistungsangebote<br />

für Schulen dient sich<br />

das gerade gegründete Schwesterunternehmen<br />

Ha.Se auch als barsortimentsunabhängiger<br />

Dienstleister für Buchhandlungen an<br />

mit Web-Hosting über Warenwirtschaft bis


Foto: buchreport/TW<br />

buchreport.magazin März 2011 45<br />

Zur Person<br />

Thees Wullkopf<br />

1963 in Hamburg geboren, studiert<br />

während seiner Offizierslaufbahn<br />

bei der Bundeswehr<br />

(1982–1993) an der Bundeswehr-Uni<br />

Hamburg Wirtschafts-<br />

und Organisationswissenschaften<br />

und anschließend<br />

von 1993 bis 1996 Pädagogik<br />

an der Fernuni Hagen, anschließend<br />

auch noch ev. Religion.<br />

Über seine Tätigkeit als<br />

Lehrer und die Buchhandlungen<br />

seiner Frau Alexandra Wullkopf<br />

(u.a. KiBuLa in Lippstadt)<br />

beschäftigt sich Wullkopf seit<br />

2005 intensiv mit der Buchbranche<br />

und speziell dem<br />

Schulbuchgeschäft. 2009 gründet<br />

er zusammen mit seinem<br />

Bruder Henning Wullkopf,<br />

einem Bergbau-Ingenieur, die<br />

KiBuLa GmbH in Geseke, die<br />

als Schulbuch-Großhändler und<br />

Dienstleister auftritt. 2010 lässt<br />

sich Thees Wullkopf als Oberstudienrat<br />

beurlauben, und<br />

die Wullkopf-Brüder gründen<br />

Anfang 2011 die Handels-<br />

Dienstleistungen Ha.Se GmbH<br />

als weiteres Unternehmen.


46<br />

KiBuLa<br />

Buchhandlung KiBuLa GmbH<br />

59590 Geseke-Langeneicke<br />

Wickenfeld 5<br />

Tel.: 0800-02941-00<br />

Fax: 0800-02941-01<br />

Info@KiBuLa-Lippstadt.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Dipl.-Ing. Henning Wullkopf<br />

Dipl.-Kfm. Thees Wullkopf<br />

Leipziger Buchmessestand:<br />

Halle 5/E508<br />

zur Buchführung im Datev-Standard mit<br />

papierlosem Dokumentenmanagement.<br />

Derzeit laufe bereits ein Test mit drei Buchhandlungen<br />

als Referenzkunden.<br />

Einmal in Schwung, ist Unternehmensgründer<br />

Thees Wullkopf kaum zu bremsen,<br />

spricht von technischen Details und über die<br />

aus eigener Praxiserfahrung gewonnenen<br />

Antworten. Etwa für die Anforderung, im<br />

Zuge von Schulbuchaufträgen eine Hotline<br />

mit 0800-Telefonnummer vorzuhalten. Ki-<br />

BuLa vermietet 0800-Nummern, so dass<br />

auch kleinere Buchhandlungen nicht an derartigen<br />

Hürden scheitern. Ähnliches gelte für<br />

ausschreibungsgerechte Web-Bestellportale.<br />

Wullkopf legt Wert darauf, dass das angebotene<br />

Hosting und andere Dienstleistungen<br />

für Händler, die formalen Voraussetzungen<br />

für die Beteiligung an öffentlichen Ausschreibungen<br />

zu erfüllen, unabhängig von Bezugsmodellen<br />

und Bestellwegen ist. Sie sei nicht<br />

mit dem Einkauf über KiBuLa verbunden.<br />

Etikettieren, sortieren, zusammenstellen<br />

Die Chancen für die eigentlichen Schulbuchdienstleistungen<br />

sieht Wullkopf durch drei<br />

ausgemachte Entwicklungen steigen:<br />

� Schulbücher würden häufiger wieder lokal<br />

eingekauft, weil statt des europaweit ausschreibepflichtigen<br />

Zentraleinkaufs die zugehörigen<br />

Budgets wieder häufiger direkt bei<br />

den einzelnen Schulen angedockt werden.<br />

� Im Rahmen budgetierter Schulen würden<br />

Bücher anders als beim Einkauf über die<br />

Stadt nicht mehr „auf Verdacht“ zu einem<br />

einzigen Termin eingekauft, sondern stärker<br />

nach Bedarf, so dass sich das Geschäft zeitlich<br />

stärker verteilt; ein Liefer- und Serviceangebot<br />

ist nicht mehr nur punktuell, sondern<br />

als eher lokal verankerte Leistung gefragt.<br />

� Dienstleistungen wie Sortieren, Etikettieren<br />

und Bestandserfassung spielen im<br />

Schulbucheinkauf eine zunehmende Rolle.<br />

Solche Leistungen können, müssen aber<br />

nicht mit der Beschaffung von Schulbüchern<br />

gekoppelt werden: Stolz wedelt Thees Wullkopf<br />

mit einem Zeugnis der Stadt Mainz, das<br />

KiBuLa bescheinigt, für rund 30 000 Euro<br />

die von verschiedenen Buchhandlungen<br />

gelieferten 47 000 Bücher vor Ort etikettiert,<br />

sortiert, zu 5600 Schulbuchpaketen gepackt<br />

und termingerecht in die Klassenräume an<br />

20 Schulstandorten verbracht zu haben.<br />

„Wir sind davon überzeugt, dass örtliche<br />

Dienstleistungen, wie etwa Etikettierung und<br />

Erfassung in den konkreten Schulbestand bis<br />

hin zur Bestandsverwaltung aller Medien,<br />

zukünftig an Bedeutung gewinnen werden“,<br />

sagt Wullkopf. Weil je nach Bundesland und<br />

Schule viele verschiedene Systeme im Rennen<br />

sind, verspricht sich KiBuLa als spezialisierter<br />

Dienstleister für Buchhandlungen<br />

positionieren zu können, für die sich der Einstieg<br />

in unterschiedliche Etikettierungsverfahren<br />

und -maschinen selbst nicht rechnet.<br />

Wullkopf: „Durch unser Angebot schaffen<br />

wir Chancengerechtigkeit für kleinere Buchhandlungen<br />

und ermöglichen erst die lokale<br />

Umsetzung der Schulträgerinteressen.“<br />

Direkte Bestückung der Wannen<br />

Auf der Leipziger Buchmesse wird KiBuLa<br />

einen eigenen Stand aufbauen, um seine<br />

Angebotspakete zu präsentieren und um,<br />

wie Wullkopf selbstbewusst sagt, „den Vorsprung<br />

nach draußen sichtbar zu machen“.<br />

Eine Präsentation zeigt etwa den Workflow<br />

mit der im Wareneingang elektronisch gesteuerten,<br />

kundenbezogenen „Zerlegung“<br />

der Verlagslieferung ohne Zwischenlagerung<br />

direkt in die bereitstehenden Kundenwannen<br />

für den Warenausgang. Das Reibungslose<br />

soll den Sortimentern imponieren,<br />

die selbst jeden Sommer mit viel Improvisation<br />

den Kraftakt Schulbuch angehen.<br />

Entscheidend für das Ziel, die Zahl der<br />

Partnerbuchhandlungen auf 200 zu verdoppeln,<br />

wird aber die Kalkulation sein. KiBuLa<br />

zufolge soll sich der Warenbezug und die<br />

Dienstleistung auch für Buchhändler lohnen,<br />

die bisher selbst mit Aushilfspersonal und<br />

angemieteten Lagern in die sommerliche<br />

Schulbuchschlacht ziehen. Gelockt wird<br />

auch mit einer Risikominimierung:<br />

� Fehllieferung und Remissionen ließen<br />

sich im KiBuLa-Gesamtvolumen häufig<br />

ohne Streit um Schuldfragen auffangen.<br />

� Ist eine Schule oder ein Schulträger mit<br />

der Zahlung im Rückstand, werde das Zahlungsziel<br />

verlängert, sodass die Auftragsfinanzierung<br />

gesichert sei.<br />

Vision vom Rundumversorger<br />

Thees Wullkopf, der umtriebige Schulbuch-<br />

Anpacker, denkt weiter, sucht auch Kontakt<br />

etwa zu Lieferanten elektronischer Tafeln und<br />

zu anderen Schulausstattern. Da reift in der<br />

Lagerhalle in Geseke die Vision einer Rundumversorgung<br />

von Schulen, bei der Dauerkontakt<br />

vor Ort durch Buchhandlungen ein<br />

wichtiger Entscheidungsfaktor ist.<br />

Thomas Wilking, wilking@buchreport.de<br />

buchreport.magazin März 2011

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