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Stabile Architektur für Europa - Sachverständigenrat zur ...

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Euro-Krise im dritten Jahr: Bislang noch wenige Lichtblicke 79<br />

Kasten 7<br />

Zusammenhang zwischen der Refinanzierung durch die EZB und den TARGET2-Salden<br />

Die länderspezifischen Salden im Zahlungsverrechnungssystem der Europäischen Währungsunion<br />

(TARGET2), die mit Ausbruch der Finanzkrise erheblich gestiegen sind, haben im<br />

Jahr 2012 weiter zugenommen (Schaubild 29, rechts).<br />

Während die Verbindlichkeiten im Fall Griechenlands und Portugals im vergangenen Jahr allerdings<br />

nahezu konstant geblieben und in Irland sogar merklich <strong>zur</strong>ückgegangen sind, zeigt sich<br />

<strong>für</strong> Spanien und Italien ein weiterer Aufbau von Verbindlichkeiten. Dieser steht in direktem Zusammenhang<br />

mit den beiden Refinanzierungsgeschäften der EZB mit dreijähriger Laufzeit, bei<br />

denen sich vor allem Banken aus diesen beiden Ländern mit Liquidität versorgt haben (Schaubild<br />

29, links). Gleichzeitig haben aber die Banken in anderen Ländern von diesem Angebot der<br />

Notenbank Gebrauch gemacht, wenngleich in einem geringeren Umfang.<br />

Schaubild 29<br />

Refinanzierungsgeschäfte und TARGET2-Salden ausgewählter Zentralbanken im Euro-Raum<br />

Mrd Euro<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Deutschland Griechenland Italien Irland Portugal Spanien<br />

Refinanzierungsgeschäfte 1)<br />

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

TARGET2-Salden 2)<br />

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

1) Forderungen aus geldpolitischen Operationen an Kreditinstitute im Euro-Raum.– 2) Trans-European Automated Real-time Gross settlement<br />

Express Transfer system.<br />

Quellen: Nationale Zentralbanken<br />

© <strong>Sachverständigenrat</strong><br />

Mrd Euro<br />

800<br />

Trotz der immer weiter divergierenden Salden stellt sich die Frage nach den Alternativen. Es<br />

wurde vorgeschlagen, den Mechanismus des Saldenausgleichs im US-amerikanischen Fedwire-<br />

System auf den Euro-Raum zu übertragen (Sinn und Wollmershäuser, 2011), da in den Vereinigten<br />

Staaten die Salden einmal im Jahr durch eine Verschiebung der Aktiva zwischen den einzelnen<br />

Distriktbanken ausgeglichen werden müssen. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich allerdings,<br />

dass dieser Ausgleichsmechanismus rein bilanzieller Natur und somit nicht dazu geeignet<br />

ist, die Salden a priori zu begrenzen (Klose und Weigert, 2012a). Zudem ist der Mechanismus in<br />

der momentanen Situation, in der die Notfallfinanzierung durch nationale Notenbanken (Emergency<br />

Liquidity Assistance, ELA, Ziffer 141) einen wichtigen Refinanzierungskanal darstellt, nicht<br />

ohne Weiteres auf alle Notenbanken im Euro-Raum übertragbar. Dies liegt an der im Gegensatz<br />

zu den Vereinigten Staaten fehlenden Unterlegung mit werthaltigen Aktiva aufgrund der ELA.<br />

Eine Limitierung der TARGET2-Salden über eine Begrenzung der Refinanzierungsmöglichkeiten<br />

des Bankensystems eines Mitgliedstaats im Euro-Raum wäre ebenfalls keine Lösung. Im Extremfall<br />

müssten dann Überweisungen zwischen Mitgliedstaaten gestoppt werden. Das wäre<br />

nicht nur inkompatibel mit der Freiheit des Kapitalverkehrs innerhalb eines Währungsraums, es<br />

wäre zugleich das Ende des Euro.<br />

600<br />

400<br />

200<br />

-200<br />

-400<br />

-600<br />

<strong>Sachverständigenrat</strong> - Jahresgutachten 2012/13<br />

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